NewHealthGuide Magazin 01 2022
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newhealth.guide #1
newhealth.guide #1
Eine Operation bedeutet
oft Stress. Vielen Patienten
bereitet der chirurgische
Eingriff Sorgen, besonders
beim Stichwort Narkose:
Sind die Anästhetika gefährlich?
Was passiert bei frühzeitigem
Erwachen? Ein Vorgespräch im
Vorfeld jeder Operation klärt diese
Fragen. Und um das so angenehm
wie möglich zu gestalten, bietet
das Helios Klinikum Berlin-Buch
seit Februar 2021 eine telemedizinische
Lösung: Dank Anästhesie-Videosprechstunde
müssen
Patienten und Patientinnen nicht
extra ins Krankenhaus – das spart
Zeit und verhindert, dass ihnen die
ungewohnte Umgebung Krankenhaus
zusätzlich zu schaffen macht.
Rechtliche Hürden
Mirjam Stolzenburg ist Oberärztin
und verantwortlich für die Implementierung
des Aufklärungsgesprächs
per Videotelefonie. „Das
Neue an der Anästhesie-Sprechstunde
ist, dass sie im Vorfeld einer
ambulanten oder stationären
Aufnahme in ein Krankenhaus der
Maximalversorgung wie hier in Berlin-Buch
stattfindet“, sagt Stolzenburg.
Das bringe spezielle Hürden
mit sich: „Es gibt Rechtliches zu
Telemedizin auf dem Vormarsch
Aufklärung per
Videosprechstunde
Digitalisierung, wo es sinnvoll ist: Das ist das Motto
von Oberärztin Mirjam Stolzenburg. Am Helios Klinikum Berlin-Buch
entwickelte sie ein Konzept für die Umsetzung einer
telemedizinischen Anästhesie-Sprechstunde. Diese entlastet die
Klinik und ist ein besonderer Service für Patienten
Text
Martin Haase
ILLUSTRATION: GOLDEN COSMOS/2 AGENTEN;
FOTO: THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN
beachten, auch die Anbindung in
den sehr inhomogenen Ablauf vor
einer Operation ist eine Herausforderung.“
Daher hat die Oberärztin
eng mit der Rechtsabteilung zusammengearbeitet.
„Es ist wichtig, dass die Patienten
aufgeklärt sind und das auch nachvollzogen
werden kann. Die Unterlagen
müssen sauber geführt, die
Dokumente unterschrieben sein“,
erklärt Stolzenburg. Außerdem darf
es nach dem Aufklärungsgespräch
keine weiteren Untersuchungen
geben: „Deswegen kommt das Angebot
auch nur für junge Patienten
und Patientinnen ohne Vorerkrankungen
infrage.“ Diese Pilotgruppe
findet sich hauptsächlich in vier
Fachbereichen: Patienten aus der
Kinderchirurgie, Unfallchirurgie und
Orthopädie, die zum Beispiel nach
einem Sportunfall operiert werden
müssen, und Schwangere. Das
Angebot noch breiter zu streuen,
ist nicht geplant. Laut Stolzenburg
wäre das auch nicht im Sinne der
Patienten, denn: „Wenn Untersuchungen
notwendig werden, müssen
sie ins Krankenhaus oder zu
niedergelassenen Ärzten. Das verlängert
den Prozess.“
Positive Resonanz
Die Rückmeldung ihrer Kollegen
und Kolleginnen sei „überraschend
gut“, sagt Stolzenburg. Neue Ideen
führen oft zu neuen Anforderungen,
an welche Ärzte und Pflegekräfte
denken müssen: „Eine Änderung
im Prozess wird eigentlich nicht beklatscht.
Deshalb hat es mich überrascht,
von Anfang an auf diese
Bereitschaft zu stoßen.“ Für die Mitarbeitenden
im Krankenhaus ändere
sich nicht viel: „Wir haben den
Terminplan nun in digitaler Form,
die Zeiten für die Vorgespräche
müssen wir sowieso einräumen.“ In
Berlin-Buch wird für die Anästhesie-Videosprechstunden
ein Spätdienst
beauftragt, der auch für
andere Tätigkeiten zwischen den
Terminen zur Verfügung steht. „Das
entlastet die Ambulanz an mehreren
Stellen“, sagt Stolzenburg, „es
ist ein Service, den wir anbieten.“
Sie betont: „Den größten Vorteil haben
die Patienten.“ Auch sie nehmen
die Videosprechstunde positiv
wahr: „Die Patienten finden das
spannend. Sie haben ihren Spaß
und sind immer sehr entspannt.“
Teure Ausrüstung braucht es nicht.
Ein digitales Endgerät mit Webcam
und Mikrofon, ein Smartphone also,
reicht: „Man muss nur die Unterlagen
auf dem kleinen Bildschirm lesen
können.“ Und diese bekommen
die Patienten vorher zugeschickt.
Technische Probleme können auch
auftreten: „Dafür gibt es eine Rückfallversicherung“,
sagt Stolzenburg:
„Dann werden die Patienten direkt
vor der OP aufgeklärt.“
Sinnhaftigkeit von IT-Projekten
Für die Zukunft gibt es noch mehr
Ideen. „Wir haben noch einiges
vor“, erklärt Stolzenburg, die Teil einer
Digitalisierungs-Arbeitsgruppe
ist. Dort laufen Erfahrungen aus anderen
Helios-Häusern zusammen.
Die Arbeitsgruppe bewertet IT-Projekte
und diskutiert deren Sinnhaftigkeit.
Denn: „Grundsätzlich ist die
Haltung bei uns: Digitalisierung?
Ja! Aber nur, wenn sie sinnvoll ist,
Prozesse strafft und optimiert.“ Die
Anästhesie-Videosprechstunde
hat sich dahingehend schon mal
bewährt – für alle Beteiligten.
Mirjam Stolzenburg
ist Oberärztin im Fachbereich
Anästhesie und
perioperative Medizin am
Helios Klinikum Berlin-Buch
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