vsao Journal Nr. 5 - Oktober 2022
Form - Rechnen, fliegen, gestalten Politik - Gesperrte Betten – Handeln tut not Diabetes - Neue Therapieformen Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus
Form - Rechnen, fliegen, gestalten
Politik - Gesperrte Betten – Handeln tut not
Diabetes - Neue Therapieformen
Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus
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vsao
Nr. 5, Oktober 2022
Journal
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Form
Rechnen, fliegen, gestalten
Seite 16
Politik
Gesperrte Betten – Handeln
tut not
Seite 6
Diabetes
Neue Therapieformen
Seite 30
Vitamine/Mineralstoffe
Ernährung bei
Diabetes mellitus
Seite 39
Inhalt
Form
Rechnen, fliegen, gestalten
Coverbild: Stephan Schmitz
Editorial
5 Formeln und Formationen
Politik
6 Der Pflegenotstand verschärft sich
9 Auf den Punkt gebracht
vsao
10 Neues aus den Sektionen
12 vsao-Inside
13 vsao-Rechtsberatung
Fokus: Form
16 Tänzer der Lüfte
18 Letzte Formen finden
20 Formen in der Luft
23 Mehr als eine computer generierte
Augenweide
26 Cat Circles
28 Habe ich dich verstanden? Logo.
Perspektiven
30 Aus der «Therapeutischen
Umschau» – Übersichtsarbeit:
Update: Neue Therapieformen
des Diabetes mellitus Typ 2
39 Aus der «Therapeutischen
Umschau» – Übersichtsarbeit:
Ernährung bei Diabetes mellitus
51 Im Einsatz für das Rote Kreuz
mediservice
52 Briefkasten
54 Auto-Finanzierung:
Leasing oder Kredit?
56 Kochen für Gaumen und Gesundheit
Fisch mit herbstlicher Begleitung
58 Impressum
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Telefon +41 33 972 81 11
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Ärztliche Leitung:
Prof. Dr. med. Thomas J. Müller
Wo Patienten auch Gäste sind.
vsao /asmac Journal 5/22 3
Allgemeine
Innere Medizin
16. – 19.11.2022 Zürich
32 h
24. – 28.01.2023 Basel
40 h
Innere Medizin
06. – 10.12.2022 Zürich
40 h
Allergologie
14. – 15.11.2022 Zürich
13 h
Diabetes
03. – 05.11.2022 Zürich
21 Credits SGAIM
18 Credits SVDE
21 Credits SSED SGED
EKG
25. – 28.10.2022 Zürich
28 Credits SGAIM
32 Credits SGNOR
Gynäkologie
Kardiologie
04. – 05.11.2022 Zürich
15 Credits SGK
12 Credits SGAIM
Pädiatrie
24. – 26.10.2022 Zürich
24 Credits SGP
24 Credits SGAIM
Psychiatrie und
Psychotherapie
24. – 26.11.2022 Zürich
21 h
Psychologie
Update Refresher
24. – 26.11.2022 Zürich
30.11. – 03.12.22 Zürich
24 h
28 h
Information / Anmeldung
Tel.: 041 567 29 80 | info@fomf.ch
www.fomf.ch
Hybrid: Teilnahme vor Ort oder via Livestream
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Editorial
Formeln und
Formationen
Catherine Aeschbacher
Chefredaktorin vsao Journal
Die perfekte Form ist der Kreis beziehungsweise die Kugel.
Davon waren bereits antike Denker überzeugt. Daran hat
sich bis heute nichts geändert. Weil die Kugel im Vergleich
zum vorgegebenen Volumen die kleinste Oberfläche hat,
ist sie von allen Körpern am stabilsten. Könnten Körper ihre Form
wählen, würden sie alle zu Kugeln, da sie nach Stabilität streben.
Das lehrt die Physik.
In unserem Schwerpunkt «Form» streben wir aber weder nach Stabilität
noch nach dem Ideal, deshalb lassen wir die Kugeln aussen vor.
Wir beschäftigen uns mit vergänglichen Formen, natürlichen wie dem
Vogelschwarm oder menschengemachten wie den Wasserurnen.
Dann tauchen wir in die Tiefen der Mathematik ein und geben uns mit
Fraktalen ab. Dies sind selbstähnliche Objekte, die mathematisch
gesehen erstaunliche Eigenschaften haben und uns im Alltag in jedem
Gemüseregal in Form von Broccoli oder Romanesco begegnen. Nicht
unbedingt stabil, aber langwährend und möglichst unverwechselbar
sollte ein Logo sein. Wie man Produkte oder Institutionen in Form
setzt, steht ebenfalls in unserem Schwerpunkt. Schliesslich spüren wir
der eigentümlichen Vorliebe von Katzen zu geometrischen Formen
nach.
Überfüllte Notfallstationen und geschlossene Betten: Dieses Bild
zeigt sich derzeit vielerorts, und zwar vom Universitätsspital bis zum
Regionalspital. Die letzten zwei Jahre haben eine Situation verschärft,
die sich bereits zuvor abzuzeichnen begann: ein grassierender Personalmangel,
speziell bei der Pflege. Die Pandemie akzentuierte diesen,
indem viele Pflegende ans Ende ihrer Kraft gelangten und ihren
Beruf aufgaben. Wie prekär die Lage heute ist, zeigt eine vom vsao
durch geführte Umfrage bei den Sektionen. Sollte es im Winter zu
einer weiteren Corona-Welle kommen, wird die Spirale weiterdrehen.
Die angestossene Ausbildungsinitiative wird erst in einigen Jahren
Früchte tragen. Der vsao fordert daher Sofortmassnahmen. Die Details
dazu sind im Politikteil nachzulesen. Mit diesem Artikel hält Philipp
Thüler, der neue Leiter Politik und Kommunikation vsao, seinen
Einstand im vsao Journal. Mehr zu seiner Person findet sich ebenfalls
im Politikteil.
Noch etwas in eigener Sache: Momentan läuft die Umfrage zum
vsao Journal. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich fünf Minuten Zeit
nähmen und uns ein Zeugnis ausstellen würden. Ihre Meinung ist
uns wichtig:
https://findmind.ch/c/aXys-PDkb
vsao /asmac Journal 5/22 5
Politik
Der Pflegenotstand
verschärft sich
In den Schweizer Spitälern sind konstant Betten gesperrt,
fast immer wegen mangelnden Personals vor allem bei den Pflegefachkräften.
Der vsao hat in einer Umfrage der Situation in den einzelnen Kantonen
nachgespürt. Es braucht nun schnell umsetzbare Massnahmen, um dringend
nötige Verbesserungen zu erreichen.
Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
In vielen Spitälern sind fünf bis zehn Prozent der Betten gesperrt, weil es an Pflegefachpersonal fehlt.
Es braucht Massnahmen, um die Arbeitsbedingungen schnell zu verbessern.
Während der Corona-Pandemie
waren die überlasteten
Notfall- und Intensivstationen
ein Dauerthema
in den Schweizer Medien. Im Frühling –
nach Aufhebung der Anti-Covid-Massnahmen
auf Bundesebene – wurde es vorübergehend
ruhiger, die Lage schien sich zu
entspannen. Im Sommer allerdings häuften
sich die Berichte wieder. Die Notfallstationen
seien voll, Operationen müssten
verschoben werden, die Spitäler seien am
Anschlag, war in verschiedenen Zeitungen
zu lesen.
Verantwortlich dafür war nicht die
Corona-Sommerwelle, sondern in erster
Linie der Mangel an Arbeitskräften, insbesondere
im Pflegebereich. «Uns steht weniger
Pflegefachpersonal zur Verfügung»,
liess sich Hans-Christoph Mewes im Juli
in der Zeitung «Der Bund» zitieren. Er ist
verantwortlich für die Pflege in der Medizinischen
Klinik, der Intensivstation, der
Anästhesie und den Notfallstationen der
beiden Spitäler in Burgdorf und Langnau,
die im ersten Halbjahr 14 stationäre Behandlungsplätze
abbauen mussten. «Das
Problem wird dadurch verschärft, dass
diese Personen nicht an andere Spitäler
wechseln, sondern den Beruf verlassen»,
ergänzte er.
Dass die Situation tatsächlich problematisch
ist und dass nicht Covid direkt
dafür verantwortlich ist, bestätigte sich
auch an der Augustsitzung des Geschäftsausschusses
(GA) des vsao, an der das Thema
traktandiert war. Der vsao wollte es
genauer wissen und startete eine Umfrage
unter den Sektionen, um einen Überblick
über die gesamtschweizerische Situation
zu erhalten.
Nur eine Sektion gibt Entwarnung
Die Resultate bestätigen die Befürchtungen
und das allgemeine Bild. Von 16 Sektionen
haben neun geantwortet, nur eine
meldete, dass es in ihrer Region zurzeit
keine gesperrten Betten gebe. Alle anderen
berichteten von fünf bis zehn Prozent gesperrten
Betten. Im Kanton St. Gallen gibt
es sogar eine offizielle Antwort der Regierung
auf eine Interpellation der SP-Fraktion.
«Derzeit verfügen viele Schweizer Spitäler
nicht über genügend Fachkräfte, um
Bild: Adobe Stock
6
5/22 vsao /asmac Journal
Politik
Bild: zvg
alle Betten betreiben zu können. Davon
sind auch die St. Galler Spitalverbunde betroffen»,
heisst es in der Antwort. Es folgen
konkrete Zahlen, die ein Bild ermöglichen.
Im Mai 2022 standen im Kantonsspital
St. Gallen 66 Betten – was rund zehn Prozent
entspricht – nicht zur Verfügung. In
Grabs konnte ein geplanter Ausbau um
20 Betten nicht umgesetzt werden. In Altstätten
konnte der Ausbau um fünf Betten
nicht erfolgen. Der Grund war in allen Fällen
derselbe: Personalmangel. Auch in anderen
Kantonen ist das Bild genau gleich
und immer ist der Personalmangel das
Problem. Bei den einen wird nur das fehlende
Pflegepersonal genannt, bei anderen
scheinen aber auch fehlende Ärztinnen
und Ärzte Teil des Problems zu sein. In Bezug
auf die weitere Entwicklung sind die
meisten nicht sehr optimistisch. Es deute
nichts darauf hin, dass sich der Fachkräftemangel
im Gesundheitswesen entspannen
werde, heisst es aus mehreren Kantonen.
Vielfältige Probleme
Es geht nicht nur um unbesetzte Stellen,
sondern auch um die komplexen Fälle, die
aufgrund des medizinischen Fortschritts
aufwändiger sind und mehr Personal
brauchen. Dazu kommt ein vermehrter
Zulauf an Patientinnen und Patienten
schlicht aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums.
Mehrere Stimmen
nennen auch die Tarife als Problem, die
gerade für die aufwändigen Patientinnen
und Patienten nicht kostendeckend seien,
weshalb nicht noch zusätzliches Personal
angestellt werden kann.
Das Hauptproblem sind aber fast
überall die Stellen, die nicht besetzt werden
können und die Abwanderung des
Pflegefachpersonals in andere Berufe. Das
wirkt sich zunehmend auch auf Assistenzärztinnen
und -ärzte aus, die vor allem in
den Notfallstationen auffangen müssen,
was normalerweise durch Pflegende erledigt
würde. Die Gründe, die für den Personalmangel
genannt werden, sind die
Löhne, die nicht steigen, Überlastung, fehlende
Wertschätzung, generell unattraktive
Arbeitsbedingungen, die auch die
Work Life Balance schwierig machen. Der
Berufsalltag entferne sich aber auch immer
weiter von der ursprünglichen Berufsvorstellung:
Die Arbeit wird unpersönlicher,
die einzelnen Tätigkeiten werden
zunehmend auf mehrere Spezialistinnen
und Spezialisten verteilt.
Teilweise werden auch Themen angesprochen,
die man Nachholeffekte der
Pandemie nennen könnte: Die dauernde
Überlastung während der Pandemie in
Verbindung mit der Angst vor einer Ansteckung
und/oder dem «Impfdruck» führe
bei vielen zu einer inneren Kündigung, die
nun verspätet vollzogen wird.
Insgesamt ist die Situation besorgniserregend,
das zeigen auch nackte Zahlen
wie jene des Obsan, die zeigen, dass
36 Prozent der Pflegefachpersonen bereits
in den ersten fünf Jahren nach dem Einstieg
den Betrieb bereits wieder verlassen,
oder die im Vergleich zu 2019 beinahe
doppelt so hohe Zahl an offenen Stellen
für Pflegefachkräfte (gemäss Jobradar).
Nun muss gehandelt werden, denn
die Situation wird sich nicht von alleine
lösen. Es droht im Gegenteil ein Teufelskreis,
denn durch das fehlende Personal
steigt der Druck auf die verbliebenen zusätzlich.
Zudem steigt der Kostendruck
weiterhin und die Zahl der Patientinnen
und Patienten wird im Herbst und Winter
auch eher grösser, zum Beispiel aufgrund
einer neuen Corona-Welle.
Schnell handeln
Zumindest ein Teil der Lösung liegt auf
der Hand. Die Schweizer Bevölkerung hat
sich mit der deutlichen Annahme der
Pflegeinitiative im vergangenen Herbst
klar für ein qualitativ hochstehendes
Gesundheitssystem ausgesprochen. Die
Umsetzung braucht aber Zeit. Die entsprechenden
Gesetze werden zurzeit im
Par lament diskutiert, bis sie ihre Wirkung
entfalten, dauert es Jahre. Gefragt sind
deshalb Sofortmassnahmen durch Kantone
oder auch einzelne Spitäler. Es gibt
positive Beispiele, die den Weg weisen:
Die Siloah-Gruppe zum Beispiel hat für
Pflegefachpersonen die Wochenarbeitszeit
von 42 auf 40 Stunden reduziert. Noch
weiter ging das GZO Wetzikon, wo die Pflegenden
seit Juni pro Woche 37,8 Stunden
statt 42 Stunden arbeiten – bei gleichbleibendem
Lohn. Das Problem dabei ist die
Unsicherheit, ob die durch die Massnahme
nötigen neuen Stellen besetzt werden
können. Deshalb setzen andere Spitäler
wie zum Beispiel das Spitalzentrum Biel
auf höhere Löhne und Zuschläge für Wochenend-
und Nachtdienste.
Unabhängig davon, für welchen Ansatz
sich die einzelnen Spitäler entscheiden
– wichtig ist, dass gehandelt wird. Der
vsao bleibt auf jeden Fall an dem Thema
dran, das letztlich einen engen Zusammenhang
hat mit unserer Forderung der
42-Stunden-PLUS-Woche.
Mehr zum Thema unter
vsao.ch/arbeitsbedingungen/
arbeitsrecht/#arbeitszeiten
@vsaoasmac
Neuer Leiter Politik und
Kommunikation
Philipp Thüler
Seit Anfang August
arbeitet Philipp Thüler
im vsao-Zentralsekretariat
als Leiter der
Abteilung Politik und
Kommunikation. Nach
dem Studium in Geschichte,
Politik- und Medienwissenschaft
arbeitete er als Kommunikationsfachmann
und -leiter für verschiedene
Organisationen. Aus früheren Tätigkeiten
ist er mit der Verbandsarbeit wie
auch mit dem Gesundheitswesen vertraut.
Er löst Marcel Marti ab, der bis
Ende Juli für den vsao tätig war.
Medifuture:
Jetzt anmelden!
Am 5. November findet die nächste
Ausgabe von medifuture statt, unserem
jährlichen Laufbahnkongress mit mediservice
vsao-asmac. Veranstaltungsort
ist wieder das Stadion Wankdorf in
Bern. Anmeldungen sind ab sofort
möglich, dies auf der neu gestalteten
Website: www.medifuture.ch.
Achtung:
Sektionswechsel und
Reduktionsgesuche
frühzeitig einreichen
Im Februar versendet das vsao-Zentralsekretariat
jeweils die Jahresrechnungen
für die Mitgliederbeiträge. Die
Sektionszugehörigkeit und allfällige
Beitragsreduktionen haben einen
Einfluss auf den Rechnungsbetrag.
Deshalb müssen allfällige Sektionswechsel
oder Reduktionsgesuche
für das Jahr 2023 bis spätestens am
31. Januar 2023 beim vsao-Zentralsekretariat
eingereicht werden. Später
eingereichte Gesuche oder Sektionswechsel
können nur noch in begründeten
Härtefällen für das Rechnungsjahr
2023 berücksichtigt werden.
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!
vsao /asmac Journal 5/22 7
Publireportage
Neue Antibiotika für die Behandlung von ABSSSI:
eine Chance zur Entlastung der Krankenhäuser
Akute bakterielle Haut- und Hautstrukturinfektionen
(ABSSSI) weisen ein hohes Risiko
für schwere klinische Verläufe auf. Um nosokomiale
Begleitinfektionen zu vermeiden
und Spitalkapazitäten zu schonen, rücken
beim ABSSSI-Management Optionen in den
Fokus, welche Anzahl Spitaleinweisungen
und Hospitalisationsdauer reduzieren und
eine ambulante (Weiter-)Behandlung ermöglichen.
Ein von A. Menarini organisiertes
Symposiums am European Congress of
Clinical Microbiology & Infectious Diseases
(ECCMID) 2022 in Lissabon befasste sich
mit neuen Antibiotika, einerseits mit neuen
Fluorchinolonen sowie mit langwirksamen
Glycopeptiden, die eine bessere Verträglichkeit
im Vergleich zu bisherigen Therapien
aufweisen und gleichzeitig die Compliance
sicherstellen.
Akute bakterielle Haut- und Hautstrukturinfektionen
(ABSSSI) sind eine wichtige
Untergruppe sogenannter komplizierter
Haut- und Weichteilinfektionen (cSSTIs).
Wie Prof. Alex Soriano, Universitätsspital
Barcelona, erläuterte, hat sich die Häufigkeit
von ABSSSI – und dabei vor allem
durch S. aureus-Stämme verursachte
Formen – in den letzten 15 Jahren stark
erhöht. 1 ABSSSI stehen zudem für eine
markante Zunahme von Hospitalisierungen
bzw. Spitaltagen. 2
«Viele von den auf Notfallstationen behandelten
ABSSSI-Patienten benötigen eigentlich
keine stationäre Aufnahme. Aber
die bisherigen oralen Therapiemöglichkeiten
wie z. B. Sulfonamide, Cephalosporine
der ersten Generation oder Tetracycline
haben ihre Limitationen und erschweren
eine Weiterbehandlung zu Hause, insbesondere
bei Patienten mit geringer
Compliance. Die Wahrscheinlichkeit des
Versagen einer ABSSSI-Therapie ist vor
allem bei Patienten mit Risikofaktoren wie
fortgeschrittenes Alter, Ödeme, Diabetes,
Adipositas und periphere Gefässerkrankungen
besonders hoch 3 ».
Wir brauchen für die Behandlung von
ABSSSI dringend neue, d. h. besser verträgliche
und besser wirksame Therapieoptionen»,
fordert Prof. Soriano. Neue
langwirksame Lipoglycopeptide und neue
Fluorchinolone hätten laut dem Experten
das Potenzial, nicht nur die Behandlungs-
Outcomes der antibiotischen Therapie bei
ABSSSI zu erhöhen, sondern auch das
Compliance-Problem bei den Patienten
zu umgehen oder zu verringern.
Stellenwert von Oritavancin und Delafloxacin
bei der Behandlung von ABSSSI
Wie Prof. Maddalena Gianella, Infektiologin
an der Universität Bologna, erläuterte, wurden
unter der besonderen Berücksichtigung
der hohen Prävalenz multiresistenter
Methicillin-resistenter S. aureus-Stämme
(MRSA) und Vancomycin-resistenter Enterokokken
(VRE) in den letzten Jahren neue
langwirksame Antibiotika entwickelt, die
einmal wöchentlich oder, wie im Fall von
Oritavancin, nur einmalig verabreicht werden
müssen.
Oritavancin ist ein neues, lang wirksames
Lipoglykopeptid mit drei verschiedenen
Wirkmechanismen und starker bakterizider
Wirkung gegen grampositive Bakterien
einschliesslich Vancomycin-resistenter Enterokokken.
Das langwirksame Lipoglycopeptid
ist in den USA und der EU auf Basis
der Phase-3-Studien SOLO I und SOLO II,
welche die Nichtunterlegenheit einer einmaligen
Verabreichung von Oritavancin
1200 mg gegenüber 2× täglichem Vancomycin
für 7–10 Tage bei Patienten mit Hautund
Weichteilinfektionen gezeigt haben, für
die Behandlung von ABSSSI bei Erwachsenen
zugelassen. 4,5,8,9 Die gepoolten Sicherheitsdaten
der beiden Studien haben
gezeigt, dass die Langzeitwirksamkeit von
Oritavancin keinen negativen Einfluss auf
die Sicherheit hat. 6
«Grampositive Erreger sind jedoch nicht
die einzigen relevanten Keime bei ABSS-
SI», betonte Prof. Thomas Lodise vom Albany
College of Pharmacy and Health Sciences
in Albany/New York im Hinblick auf
polymikrobielle bzw. «gemischte» Hautund
Hautstrukturinfektionen. Im Gegensatz
zu Oritavancin deckt das anionische
Fluorchinolon Delafloxacin, das sowohl
als orale wie auch als intravenöse Formulierung
vorliegt, ein breites Spektrum
an grampositiven und an gramnegativen
Bakterien einschliesslich P. aeruginosa
und Anaerobier ab. 7, 8
Take-home Message
Oritavancin mit seiner langen terminalen
Halbwertszeit von 245 Stunden und Delafloxacin,
das in oraler als auch in intravenöser
Formulierung erhältlich ist, sind
zwei neue Antibiotika mit nachgewiesener
Wirksamkeit und gutem Sicherheitsprofil
bei der Behandlung von Patienten mit
ABSSSI. 4-9 Beide Wirkstoffe haben den
Referenten des ECCMID-Symposiums
zufolge das Potenzial, die Behandlung von
Patienten mit ABSSSI vom stationären in
den ambulanten Bereich zu verlagern und
die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen
zu minimieren.
Referenzen
1. Sader HS et al. Frequency and antimicrobial susceptibility of bacterial
isolates from patients hospitalised with community-acquired skin
and skin-structure infection in Europe, Asia and Latin America. J Glob
Antimicrob Resist. 2019 Jun;17:103-108.
2. Berger A et al. Initial treatment failure in patients with complicated
skin and skin structure infections. Surg Infect (Larchmt). 2013
Jun;14(3):304-12
3. Eron LJ et al. Managing skin and soft tissue infections: expert
panel recommendations on key decision points. J Antimicrob Chemother.
2003 Nov;52 Suppl 1:i3-17.
4. Corey GR et al. Single-dose oritavancin in the treatment of acute
bacterial skin infections. N Engl J Med. 2014 Jun 5;370(23):2180-90.
5. Corey GR et al. Single-dose oritavancin versus 7-10 days of vancomycin
in the treatment of gram-positive acute bacterial skin and skin
structure infections: the SOLO II noninferiority study. Clin Infect Dis.
2015 Jan 15;60(2):254-62.
6. Corey GR et al. Single Intravenous Dose of Oritavancin for Treatment
of Acute Skin and Skin Structure Infections Caused by Gram-Positive
Bacteria: Summary of Safety Analysis from the Phase 3 SOLO Studies.
Antimicrob Agents Chemother. 2018 Mar 27;62(4):e01919-17.
7. Hoover R et al. Safety, Tolerability, and Pharmacokinetic Properties
of Intravenous Delafloxacin After Single and Multiple Doses in Healthy
Volunteers. Clin Ther. 2016 Jan 1;38(1):53-65.
8. Fachinformation Quofenix, www.swissmedicinfo.ch, 12/2021
9. Fachinformation Tenkasi, www.swissmedicinfo.ch, 08/2021
Die Kurzfachinformation zu Tenkasi ® finden Sie auf Seite 2.
Unterlagen und Referenzen können bei A. Menarini GmbH,
Thurgauerstrasse 36/38, 8050 Zürich angefordert werden.
METEN5045_22.08
Quofenix ® . Z: Delafloxacin Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung – jede Durchstechflasche zur einmaligen Anwendung enthält 300mg Delafloxacin oder 450mg Delafloxacin Tablette I: Behandlung
von akuten bakteriellen Haut- und Hautstrukturinfektionen bei Erwachsenen D: empfohlenes Dosierungsschema für Quofenix ist 300 mg i.v. alle 12 Stunden mit einer Infusionsdauer von 60 Minuten über eine Gesamtdauer
von 5 bis 14 Tagen. Umstellung auf Quofenix 450 mg Tabletten oral alle 12 Stunden ist nach Ermessen des Arztes nach 6 Dosen i.v. möglich. Niereninsuffizienz: IV Anwendung: keine Dosisanpassung bei leicht bis mässig
eingeschränkter Nierenfunktion ( CrCl ≥30 ml/min). Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (CrCl
Politik
Das Verbindende nutzen,
anstatt das Trennende
zu suchen
In den letzten Jahren, insbesondere seit der Corona-
Pandemie, hat sich in meiner Wahrnehmung der Umgang
vieler Menschen untereinander stark verändert, und zwar
nicht zum Positiven. Die Menschen sind ungeduldiger,
fordernder, beleidigender geworden. Selbstverständlich muss
meine subjektive Wahrnehmung nicht der Realität entsprechen,
aber die Stimmung an der Coop-Kasse ist doch regelmässig
gereizt, genauso im Strassenverkehr. Aber auch in
der Praxis scheinen die Patient_innen ungeduldiger,
fordernder und sogar schneller
ausfällig zu werden als früher. Im politischen
Umfeld ist dies sogar objektivierbar:
In den sozialen Netzwerken,
in Kom men taren, aber auch in persönlichen
Zuschriften oder bei Diskussionen
nehmen Beleidigungen,
Hass reden, Drohungen bis hin zu
physischen Angriffen gegen Anders
denkende zu. Dies geschieht
nicht nur bei den grossen Grundsatzdiskussionen,
die aggressive
Stimmung und die Gewaltbereitschaft
scheinen auch bei Kleinigkeiten
zugenommen zu haben.
Das finde ich alarmierend und traurig zugleich.
Was ist los mit uns? Auch wenn eine gewisse Tendenz
schon vorher bestand, scheinen die Pandemie, der
Ukrainekrieg, Klimakatastrophen, steigende Energiepreise und
mögliche Energiekrisen in nächster Zukunft in vielen von uns
eine Angstreaktion auszulösen. In dieser Grundstimmung, in
diesem Gefühl, auf so vieles verzichten zu müssen, scheinen wir
unsere Mitmenschen als Feinde wahrzunehmen. Als jemanden,
der uns etwas wegnimmt oder verwehrt. Und deshalb scheinen
einige von uns sich auch legitimiert zu fühlen, andere angreifen
zu dürfen, auf welcher Ebene auch immer.
Auf den
Punkt
gebracht
suchen, um gemeinsame Lösungen zu finden. Nicht indem
wir die Unterschiede als feindlich und bedrohend wahrnehmen
und das Trennende zelebrieren, sondern indem wir bescheiden
anerkennen, dass der einzelne Mensch ohne die anderen keinen
Schritt weiterkommt. Dies gilt für mich in der Politik, in der
Medizin, in der Standespolitik, im Privatleben und in der
Freizeit. Und ehrlich gesagt, ohne die Mitmenschen würde
es mir als Teamplayer auch gar keinen Spass
machen …
Ja klar, ich gebe es zu, es ist nicht immer
ganz leicht! Es gibt Situationen, in
denen auch ich andere angreife, zu
heftig oder unfair reagiere. Manchmal
weil eine tatsächliche Bedrohung
besteht, manchmal bloss aus
Angst vor einem Gesichtsverlust
oder aus einem Impuls heraus.
Wenn ich aber das Gemeinsame
ins Zentrum stelle, schenkt mir das
eine neue Perspektive, und die
persönlichen Probleme und Befindlichkeiten
werden relativiert.
Nach wie vor bin ich überzeugt, dass
wir als Einzelne und als Gesellschaft
wieder lernen müssen, mehr unsere Gemeinsamkeiten
und das Verbindende zu sehen und
die Unterschiede zwischen uns als Gewinn und nicht
als Bedrohung zu erkennen. Anstatt andere zu beschimpfen,
gegen sie zu hetzen oder sie für Negatives in unserem Leben
verantwortlich zu machen, müssen wir einsehen, dass wir alle
unsere Probleme und Herausforderungen haben und sie nur
gemeinsam meistern können. In der Medizin, in der Politik
und im Privatleben.
Bild: zvg
Ich sehe das anders. Grosse Probleme und Herausforderungen
lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Jeder Mensch bringt
eine eigene Persönlichkeit, Ideen, Erfahrungen und Wissen mit.
Ich muss anderen Menschen zuhören, mich auf Augenhöhe
mit ihnen austauschen, um neue Erkenntnisse und Perspektiven
zu gewinnen, und indem ich mich einbringe, kommen
wir gemeinsam einen Schritt weiter. Es braucht verschiedene
Menschen mit ihren Unterschieden, die etwas Verbindendes
Angelo Barrile,
Präsident vsao
vsao /asmac Journal 5/22 9
vsao
Neues aus
den Sektionen
Bern
Save the Date!
Wir werden im Herbst zwei spannende
Veranstaltungen durchführen und freuen
uns sehr, wenn Sie an den Anlässen dabei
sind!
Dienstplanworkshop
Brüten Sie oft stundenlang nach Feierabend
über dem Dienstplan der Abteilung
und sehen am Schluss nur noch PEP-Symbole,
die vor Ihren Augen im Kreis tanzen?
Möchten Sie wissen, wie Teilzeitarbeit
sinnvoll in den Dienstplan integriert werden
kann? Sind Sie manchmal unsicher,
wie die Stolpersteine bei der Planung und
korrekten Umsetzung des Arbeitsgesetzes
umgangen werden können? Interessiert es
Sie, wie ein korrekter Dienstplan aussehen
könnte? Dann sind Sie am kostenlosen
Dienstplanworkshop des VSAO Bern genau
richtig.
Simon Schneider (Rechtsanwalt und
stellvertretender Geschäftsführer VSAO
Bern), Dr. med. Philipp Rahm (Dienstplanberater
vsao) und Susanne Nüesch (Spitalfachärztin
UNZ Inselspital, Verantwortliche
Dienstplanung der Assistenzärztinnen
und -ärzte) sorgen für ein spannendes Programm
und stehen selbstverständlich für
Fragen sehr gerne zur Verfügung.
Datum:
Mittwoch, 26. Oktober, 14 bis 16.30 Uhr,
mit Pausenverpflegung
Durchführungsort:
Sitzungszimmer vsao, Bollwerk 10,
3011 Bern (direkt beim Bahnhof Bern)
Anmeldung bis am 19. Oktober 2022 an
info@vsao-bern.ch. Wir benötigen den
Vor- und Nachnamen und den Arbeitsort
und sind dankbar für allfällige Hinweise
zu spezifischen Fragestellungen und Anliegen.
Herausforderung Generation Z
Erstmals finden sich vier Generationen
gleichzeitig in den Spitälern. Die jüngste
davon ist die Generation Z (nach 1995 Geborene),
die gerade in der Spitalwelt eintreffende
Generation. Es entsteht der Eindruck,
dass diese Generation mit neuen
Bedürfnissen und Erwartungen an den
Beruf aufwartet.
Was macht eine Generation aus, und
weshalb entsteht der Eindruck, dass bei
Menschen unterschiedlicher Generationen
unterschiedliche Welten aufeinandertreffen
können? Die Vorstellungen, Wünsche
und Ziele einer jeden Generation
werden von den politischen und wirtschaftlichen
Ereignissen sowie sozialen
Einflüssen geprägt, welche in den Jugendjahren
besonders stark einwirken. Die
Generation Z ist die erste vollständig im
digitalen Zeitalter aufwachsende Generation,
deren soziales Umfeld von ständiger
Interaktion und von Feedback geprägt ist.
Am Donnerstag, den 10. November,
veranstalten wir in Bern ab 19 Uhr einen
kostenlosen Anlass zu diesem Thema, beleuchten
einerseits die Ausgangslage und
diskutieren andererseits die damit verbundenen
Herausforderungen im Arbeitsalltag.
Anschliessend wird es Raum
für einen Apéro und Austausch geben.
Details zur Veranstaltung finden Sie
auf unserer Website und in den sozialen
Medien.
Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern
Bild: zvg
10
5/22 vsao /asmac Journal
vsao
Zürich /
Schaffhausen
VSAO Zürich fordert bessere
Arbeitsbedingungen
Die herausfordernden Arbeitsbedingungen
für Ärztinnen und Ärzte sind uns
nicht erst seit dem Fall Einsiedeln bekannt.
Unsere Sektion hat sich in den vergangenen
Wochen nochmals verstärkt
auch in der Politik dafür eingesetzt, dass
sich daran endlich etwas ändert. Und zwar
nicht nur im Rahmen des Hearings in der
Kommission für soziale Sicherheit und
Gesundheit (KSSG) des Kantonsrates Zürich
zum Gesetz über das Universitätsspital
Zürich (USZG) im August, sondern
auch im Rahmen eines Austausches der
Personalverbände mit dem Gesamtregierungsrat
Mitte September.
Taten braucht es jetzt!
Die Attraktivität des Arztberufs ist massiv
gesunken, nicht erst in Zeiten von Corona
und Homeoffice. Der Grossteil der Ärzteschaft
arbeitet über der Höchstarbeitszeit
von 50 Stunden pro Woche, gemäss unseren
Umfragen oft zwischen 50 und
70 Stunden pro Woche. Dies bedeutet
unbezahlte Überzeit, fehlende Vereinbarkeit
von Beruf und Privatleben und – in
Kombination mit ungesunder Schichtarbeit
– auch ein erhöhtes Risiko für körperliche
und psychische Erkrankungen.
Die zunehmende Ökonomisierung
und der stetige Kostendruck führen des
Weiteren dazu, dass die Weiter- und Fortbildungen
zu Gunsten der Dienstleistung
an Patientinnen und Patienten zunehmend
vernachlässigt werden, was die Patientenversorgung
langfristig gefährdet.
Die überbordende Administration sorgt
dafür, dass die ursprüngliche Tätigkeit eines
Arztes oder einer Ärztin – nämlich der
Patientenkontakt und die Patientenversorgung
am Bett – umdefiniert wird in einen
Bürojob. Hinzu kommt die oft fehlende
Wertschätzung inklusive Bashing
durch Öffentlichkeit und Politik sowie die
Einschränkung des freien Arztberufes
durch die Zulassungssteuerung.
Diese Themen betreffen jeden Einzelnen
von uns, auch als Patientin oder Patient.
Jetzt oder in ein paar Jahren, denn zu
einem Arzt muss jeder einmal.
Forderung nach kantonalem GAV
Die Arbeitsbedingungen müssen sich deshalb
rasch verbessern. Wir fordern u.a.
konkret, dass den Kliniken im Rahmen des
Leistungsauftrages klar vorgeschrieben
werden muss, die strukturierte Weiterbildungszeit
getrennt von der Arbeitszeit
(Dienstleistungszeit im Sinne der Patientenversorgung)
zu erfassen. Nur so kann
eine Überprüfung der gesetzlich festgehaltenen
Weiterbildungspflicht stattfinden.
Es gibt nämlich zahlreiche Hinweise, dass
die Assistentinnen und Assistenten trotz
kantonalem Finanzierungsbeitrag nur ungenügende
Weiterbildung erhalten. Eine
hochstehende Weiterbildung stellt aber
klar ein Qualitätskriterium für die Sicherstellung
der zukünftigen medizinischen
Gesundheitsversorgung dar. Entsprechend
ist es im öffentlichen Interesse, dass die
kantonale Finanzierung effektiv hierfür
verwendet wird.
Attraktivere Arbeitsbedingungen würden
für gleich lange Spiesse und zur Beruhigung
der Situation beitragen, damit die
Negativspirale des Personalmangels endlich
gebremst wird. Wir bleiben an diesen
Themen dran und setzen uns auch in der
Politik dafür ein, dass sich das Blatt endlich
wendet!
Dominique Iseppi, Kommunikationsassistentin,
VSAO Zürich
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Wir freuen uns auf Ihren Anruf.
Kathrin Grüneis
vsao /asmac Journal 5/22 11
vsao
vsao-Inside
Yvonne Stadler
Wohnort: Muri bei Bern
Beim vsao seit: Mai 2022
Der vsao für Dich in Kürze:
Dynamisch, lösungsorientiert,
konstruktiv
Seit dem 1. Mai 2022 arbeitet
Yvonne Stadler als Leiterin
Recht und stv. Geschäftsführerin
im Zentralsekretariat des
vsao. Wobei: Ihren ersten Arbeitstag hatte
sie bereits am 30. April, anlässlich der
Sitzung des Zentralvorstands. Ein intensiver
Start für die 41-Jährige: «Am Abend
ging ich mit einem von all den neuen
Eindrücken brummenden Kopf, einem
Rucksack voll mit positiven Erinnerungen
und – das wohl Wichtigste – voller
Vorfreude auf meine neue Tätigkeit beim
vsao nach Hause», sagt sie rückblickend.
Ihr Aufgabengebiet beim vsao ist
breit gefächert. «Vor allem beschäftigen
mich arbeits- und gesundheitsrechtliche
Fragestellungen. Zudem begleite ich Projekte
zu allgemeinen Rechtsthemen und
ich bin für die Meldestelle zuständig, bei
der junge Ärztinnen und Ärzte Probleme
am Arbeitsplatz melden können.» Nicht
zuletzt ist sie als juristische Sekretärin
der Standeskommission und der Schlichtungsstelle
auch für die standesrechtlichen
Verfahren im vsao zuständig.
Das alles reicht Yvonne Stadler aber
noch nicht. Nebst ihrer Tätigkeit für den
vsao ist sie in einer Berner Anwaltskanzlei
als selbständige Anwältin aktiv, wobei
sie sich auch da schwergewichtig mit dem
Arbeits- und Gesundheitsrecht beschäftigt.
Der Gesundheitsbereich begleitet sie
ohnehin schon seit längerer Zeit. Nach
ihrem Rechtsstudium in Fribourg und
dem Anwaltspatent in St. Gallen arbeitete
sie zuerst für eine Rechtsschutzversicherung
und dann mehrere Jahre in der
Rechtsabteilung eines Universitätsspitals.
Zudem unterrichtete sie an verschiedenen
höheren Fachschulen Pflegefachpersonen
in Rechtsfragen.
Beim vsao möchte Yvonne Stadler
sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen
der Mitarbeitenden in
Spitälern und Arztpraxen einsetzen.
«Diese leisten tagtäglich Grossartiges.
Damit dies so bleibt, ist es unerlässlich,
die dafür nötigen Rahmenbedingungen
zu schaffen», sagt sie. Und was macht
Yvonne Stadler, wenn sie nicht arbeitet?
«Das Wichtigste ist meine Familie.
Mit zwei Kindern im Schulalter ist immer
viel los. Wenn ich Zeit für mich habe,
dann nehme ich es gemütlich – sei es
beim Joggen an der Aare, bei einem
feinen Znacht mit Freunden oder beim
Wandern in den Bündner Bergen.»
Bild: zvg
12
5/22 vsao /asmac Journal
vsao
vsao-Rechtsberatung
Arbeitsunfähigkeit bei
Vertragsantritt
Ein Assistenzarzt ist ein paar
Tage vor dem Ende eines
befristeten Arbeitsvertrages
mit dem Spital X verunfallt
und kann die Arbeit beim neuen Arbeitgeber,
Spital Y, erst 20 Tage später
als geplant antreten. Welche Folgen hat
das? Welcher Arbeitgeber muss Lohnfortzahlungen
leisten? Hat dies Einfluss
auf den Arbeitsvertrag mit dem
Spital Y?
Bilder: Adobe Stock; zvg
Der Unfall ereignete sich während der
Anstellung beim Spital X. Entsprechend
muss die Unfallversicherung des Arbeitgebers
X den Fall anerkennen und Taggelder
ausrichten. Die Taggelder sind
auch über das Ende des Arbeitsverhältnisses
hinaus geschuldet. Die Arbeitsunfähigkeit
und die Folgen davon sind
bei dem neuen Arbeitgeber nicht versichert,
weil das auslösende Ereignis vor
Stellenantritt stattfand.
Der Arbeitgeber Y hat den Assistenzarzt
nach dessen Mitteilung bezüglich
seiner Arbeitsunfähigkeit aufgefordert,
einen neuen Arbeitsvertrag mit späterem
Beginn zu unterzeichnen. Dies ist nicht
nötig, aber während der Dauer der
Arbeitsunfähigkeit ist keine Lohnfortzahlung
durch den Arbeitgeber Y geschuldet.
Zudem wird eine allfällige Probezeit
um die Dauer der effektiven Verkürzung
verlängert, weil ansonsten der Zweck
der Probezeit nicht erfüllt werden kann.
Es besteht bei länger dauernden Abwesenheiten
zudem die Gefahr, dass das
Arbeitsverhältnis noch während der
Probezeit aufgelöst wird, da man keinen
Sperrfristenschutz aufgrund von Krankheit,
Unfall oder Mutterschaft hat.
Nicht zu vernachlässigen sind bei
Vertragsanpassungen und Abwesenheiten
auch die Regelungen zur Anrechnung
der Weiterbildungsperiode gestützt auf
Art. 31 der Weiterbildungsordnung. Das
dazugehörige Merkblatt des SIWF hilft,
bei der Frage den Überblick zu behalten.
Als Faustregel gilt, dass unverschuldete
Absenzen von bis zu acht Wochen pro
Jahr nicht nachgeholt werden müssen
und die Weiterbildungsperiode voll
angerechnet wird.
Diese Konstellation macht deutlich,
dass die befristeten Verträge bei Arbeitsunfähigkeiten
Risiken bieten, deren man
sich bewusst sein muss. Zudem lohnt es
sich bei Pausen zwischen zwei Arbeitsstellen
die Versicherungssituation genau
anzuschauen. Die Unfallversicherung
gewährleistet eine Nachdeckung von
30 Tagen, anschliessend kann für eine
Dauer von bis zu 180 Tagen eine Abredeversicherung
abgeschlossen werden,
bevor das Unfallrisiko bei der Krankenkasse
eingeschlossen werden muss. Die
Krankentaggeldversicherung hingegen
gewährleistet keine Nachdeckung, und es
gibt nur die Option des Übertritts in die
Einzelversicherung.
Janine Junker,
Geschäftsführerin und
Juristin VSAO Bern
vsao /asmac Journal 5/22 13
PUBLIREPORTAGE
Versorgungssicherheit
hat Priorität
iz und seit 2011 Teil
a Schweiz AG gehören
kamarkt. Das Unterrkten
zusammen über
el, Medizinprodukte
Kein pharmazeutisches Unternehmen verkauft in der Schweiz so viele Arzneimittel-
Verpackungen wie Mepha Schweiz. Im vergangenen Jahr waren es 18.4 Millionen
Packungen. 1
ologie. Das breite
, selbstdispensierende
Schon seit einigen Jahren ist es auch in
der Schweiz keine Selbstverständlichkeit
mehr, dass jedes Medikament jederzeit
lieferbar ist. Die Pandemie und der Krieg
in der Ukraine haben Lieferprobleme generell
verschärft. Vor diesen ist auch die in
Basel ansässige Mepha Schweiz nicht gefeit,
die von allen Anbietern in der Schweiz
am meisten 1 Medikamenten-Packungen verkauft.
Andrej Salát, der am 1. Juni die Leitung
von Mepha Schweiz übernommen
hat, ist sich der grossen Verantwortung
bewusst, die der Erfolg des Unternehmens
mit sich bringt. Er sagt: «Unser oberstes
Ziel ist es, die Bevölkerung in der Schweiz
auch in diesen schwierigen Zeiten mit
guten Medikamenten zu fairen Preisen zu
versorgen». Seit 2011 ist Mepha Schweiz,
zu der die Vertriebsgesellschaften Mepha
Pharma und Teva Pharma gehören, Teil der
global tätigen Teva Pharmaceuticals. Die
Anbindung an ein weltweit tätiges Unternehmen
mit einem ausgeklügelten Supply
Chain Netzwerk und die Tatsache, dass
rund 80 Prozent der in der Schweiz verkauften
Produkte aus europäischer Produktion
stammen, tragen zu einer hohen
Lieferbereitschaft bei. 2
80 Prozent der
rodukte von
Schweiz stammen
s europäischer
roduktion. 2
el /31.12.2021 MAT
. Herkunft Bulk-Hersteller mit aktiven
14 –2022. Basel: Mepha Schweiz AG, 2022
zienzbeitrag der Generika, Berichtsjahr
. https://www.intergenerika.ch/wp-
2022/02/Effizienzbeitrag-der-Generika-
.02.15.pdf, zuletzt aufgerufen am
g Resilience Report 2020
age erhältlich.
Wissenswertes über Generika
Andrej Salát
besitzt einen Master-
Abschluss in Management.
Der gebürtige Slowake
ist Vater zweier Teenager
und fährt leidenschaftlich
gerne Ski.
Herausforderndes Umfeld
Die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung
von Arzneimitteln sind komplexer
geworden. Gleichzeitig hat der Preisdruck
bei Generika in der Schweiz weiter zugenommen.
Mepha Schweiz profitiert von
der Anbindung an Teva Pharmaceuticals in
vielerlei Hinsicht. So stellt das global tätige
Unternehmen, das vor 121 Jahren gegründet
wurde, zum Beispiel über 300 Wirkstoffe
in eigenen Produktionsstätten her.
Andrej Salát erklärt: «Dank der Zugehörigkeit
zu einem grösseren Unternehmen
Generika enthalten die gleichen Wirkstoffe wie Originale. Sie sind qualitativ
gleichwertig und gleich sicher wie Originalpräparate. Einzig bezüglich der
Hilfsstoffe dürfen sie sich unterscheiden.
Generika sind zwischen 20 bis 70 Prozent günstiger als Originalmedikamente.
Generika entlasten die Gesundheitskosten um 450 Millionen Franken pro
Jahr. Durch einen konsequenten Einsatz wären weitere Einsparungen von
220 Millionen Franken jährlich möglich. 3 Um vom Sparpotenzial maximal
zu profitieren, lohnt es sich, insbesondere Patientinnen und Patienten mit
chronischen Erkrankungen von Anfang an auf Generika einzustellen.
Generika können zusätzliche Vorteile für Patientinnen und Patienten gegenüber
dem Original haben, zum Beispiel leichter teilbar oder lactose- bzw.
glutenfrei sein.
haben Mepha und Teva Zugang zu einer
attraktiven Pipeline. Für ein Unternehmen
ohne internationale Anbindung wäre es
kaum möglich, so viele Produkte nur für
den schweizerischen Markt zu entwickeln,
herzustellen und zu vertreiben».
Teva Pharmaceuticals ist stark in der Entwicklung
und Herstellung neuer Medikamente
und eigener Wirkstoffe. Das Unternehmen
investiert auch in eigene Originalpräparate
sowie in den Bereich Biologika.
In Ulm baut Teva Pharmaceuticals derzeit
ein hochmodernes Produktionszentrum für
monoklonale Antikörper. Insgesamt verfügt
Teva weltweit über 60 Forschungs- und
Entwicklungszentren, davon 31 in Europa. 4
Andrej Salát weiss: «Diese Möglichkeiten
haben nur grosse Konzerne. Letztlich profitieren
davon viele kleinere Märkte wie
auch die Schweiz».
Ein breites Generika-Sortiment
Teva Pharmaceuticals bietet weltweit ein
sehr breites Sortiment mit rund 3’500 Produkten.
Täglich werden weltweit 200 Millionen
Menschen mit Medikamenten des
Teva Konzerns behandelt. Neben Generika
produziert Teva diverse Produkte, zum
Beispiel für die Indikationen Onkologie,
Neurologie und Pneumologie.
PUBLIREPORTAGE
Fakten zu Mepha Schweiz AG
Die Mepha Schweiz AG, mit Sitz in Basel, ist eines der führenden Pharmaunternehmen in der Schweiz und seit 2011 Teil
der internationalen Teva Gruppe, einer der weltweit führenden Firmen im Generikamarkt. Zur Mepha Schweiz AG gehören
die Vertriebsgesellschaften Teva Pharma AG sowie Mepha Pharma AG, Leaderin im Schweizer Generikamarkt. Das Unternehmen
beschäftigt derzeit rund 160 Mitarbeitende. Mepha Pharma AG und Teva Pharma AG vermarkten zusammen über
300 Produkte, davon über 250 Generika sowie rezeptfreie Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Medizinprodukte
und Originale, letztere in den Bereichen zentrales Nervensystem, Atemwegserkrankungen und Onkologie. Das breite
Produkteportfolio deckt insgesamt 18 medizinische Indikationsgebiete ab und wird über Apotheken, selbstdispensierende
Ärzte, Drogerien und Spitäler vertrieben.
www.mepha.ch
www.tevapharma.ch
Auch in der Schweiz ist das Sortiment sehr
breit und tief. Insgesamt verkauft das Unternehmen
unter der Marke Mepha über
250 Generika, viele davon mit Vorteilen, die
die Therapie im Vergleich zum Original erleichtern.
1 Neben Generika bieten Mepha
Pharma und Teva Pharma Biologika, Specialty-,
OTC- und Medizinprodukte an. Auch
in diesen Bereichen plant das Unternehmen,
das Sortiment in Zukunft weiter zu
vergrössern.
Die Marke mit dem Regenbogen geniesst
einen hohen Bekanntheitsgrad und das
Vertrauen der Fachpersonen sowie Patientinnen
und Patienten. Andrej Salát ist überzeugt,
dass das Vertrauen Mepha jedoch
nicht geschenkt wurde: «Wir mussten es
uns verdienen: Es basiert auf langjähriger
Erfahrung, hoher Qualität und einem guten
Service». Als General Manager der führenden
Generika-Anbieterin in der Schweiz
wolle er sich aber nicht auf den Lorbeeren
ausruhen, sondern sich täglich neu beweisen,
um die hohen Erwartungen an
die Marke zu erfüllen. So wird sich Mepha
Schweiz auch unter seiner Leitung zum
Beispiel für die Fortbildung von Ärztinnen
und Ärzten engagieren – durch die Organisation
von Symposien und durch Sponsorings
wie etwa die Unterstützung des
IHAS-Kongresses.
Letztes Jahr wurden dank Generika insgesamt
rund 450 Millionen Franken eingespart.
Der konsequente Einsatz würde
weitere Einsparungen von 220 Millionen
Franken ermöglichen. 3
Im Team zum Erfolg
Andrej Salát setzt als General Manager der
Mepha Schweiz AG auf Kontinuität und
eine gute Teamarbeit. Neben der Versorgungssicherheit,
die für ihn oberste Priorität
hat, wird er sich zudem für die Digitalisierung
im Gesundheitswesen engagieren.
Als besonders befriedigend in
seinem Job empfindet er die Mission, die
Mepha und Teva in der Schweiz verfolgen.
Er sagt: «Wir setzen uns täglich für die Gesundheit
der Menschen ein und ermöglichen
den Zugang zu einer guten medizinischen
Versorgung. Zwar sind unsere Medikamente
nicht in der Lage, jede Krank heit
zu heilen, aber sie können dazu beitragen,
dass es Patientinnen und Patienten besser
geht und ihre Lebensqualität sich durch die
Behandlung erhöht. Das ist das Besondere
an meinem Job».
Rund 80 Prozent der
Produkte von
Mepha Schweiz stammen
aus europäischer
Produktion. 2
Referenzen
1 IQVIA Pharma Panel /31.12.2021 MAT
2 Mepha Schweiz AG. Herkunft Bulk-Hersteller mit aktiven
Produkten von 2014 –2022. Basel: Mepha Schweiz AG, 2022
3 Intergenerika. Effizienzbeitrag der Generika, Berichtsjahr
2021, Edition 2022. https://www.intergenerika.ch/wpcontent/uploads/2022/02/Effizienzbeitrag-der-Generika-
2021_Stand_2022.02.15.pdf, zuletzt aufgerufen am
05.09.2022
4 Teva Manufacturing Resilience Report 2020
Referenzen auf Anfrage erhältlich.
Einsparungen bei den Gesundheitskosten
Mepha Schweiz hat sich in über 70 Jahren
einen Namen gemacht. Im vergangenen
Jahr konnte das Unternehmen seinen Anteil
am Generikamarkt auf 43 Prozent ausbauen.
1 Damit trägt die Marke mit dem
Regenbogen wesentlich zu Einsparungen
im Schweizer Gesundheitswesen bei.
Fokus
Die sogenannten Murmurations der Stare sind nicht nur ein atemberaubendes Schauspiel, sondern auch eine Herausforderung
für Forscher unterschiedlichster Fachrichtungen.
Tänzer der Lüfte
Schwärme bieten Schutz, helfen auf dem Weg über die Kontinente,
ermöglichen soziale Nähe und sparen Energie. Wie es die Vögel
aber schaffen, blitzschnell die Richtung zu wechseln und verschiedenste
Formationen zu bilden, beschäftigt unterschiedliche
Forschungsrichtungen bis heute.
Prof. Barbara Helm, Leiterin des Ressorts Vogelzug, Schweizerische Vogelwarte Sempach
Bild: Adobe Stock
16
5/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Der Zug der Vögel und weitere
Flugbewegungen dieser Luftakrobaten
faszinieren Menschen,
solange wir zurückdenken
können. Vögel, die sich in Formationen
bewegen, sind besonders auffällig.
Sie wurden beispielsweise von römischen
Autoren als «Jagdschiffe» am Himmel beschrieben.
Dennoch stellen sie nur einen
kleinen Teil der Zieher dar: Die meisten
Vögel ziehen nachts und dann oft allein
oder in lockeren Gruppen.
Es sind vor allem hochsoziale Arten,
die sich kollektiv bewegen. Im Schwarm
oder in einer Formation pendeln sie zwischen
Brut- und Winterquartier und oft
auch zwischen gemeinsamen Schlaf- und
Futterstellen. Auffällige, koordinierte
Flugbewegungen gibt es aber auch in anderen
sozialen Kontexten. So etwa zeigen
Greifvögel beim Paarungsverhalten atemberaubende
gemeinsame Luftspiele, die
sich ähnlich auch im Spielverhalten von
Kolkraben finden. Hierbei gibt es Figuren,
die in bestimmten Anordnungen erfolgen
können, vielleicht vergleichbar mit Tanz
im dreidimensionalen Raum. Andere soziale
Arten, zum Beispiel Mauersegler,
jagen gemeinsam in Hochgeschwindigkeit
durch Siedlungsgebiete, ein Verhalten,
das möglicherweise zur Gruppenformation
dient.
Dabei können Formationen ein weites
Spektrum überspannen. Dies beginnt mit
dem anscheinend losen Verband, in dem
Vögel jedoch blitzschnell gemeinsam die
Richtung wechseln (Beispiel Alpenstrandläufer).
Solche losen Schwärme können
sich ähnlich schnell kontraktieren oder expandieren,
besonders, wenn ein Angreifer
in der Nähe ist, das herausragendste Beispiel
hierfür sind Stare, deren «Murmurations»
wie Luftschauspiele wirken. Wie
diese Koordination so schnell erfolgen
kann, beschäftigt Ornithologen, Modellierer
und auch Ökonomen. Gemeinsam versuchen
sie, mit modernster Technik die
Gruppenbewegungen zu dekodieren.
Präzision ist alles
Sicher ist jedoch, dass der Flug im Verband
grosse Vorteile bringt, einerseits als
Schutz vor Prädatoren und andererseits
zum Informationsaustausch und zur Wegfindung
(Stichwort Schwarmintelligenz).
Der lose Gruppenflug hat neben den genannten
Vorteilen auch Nachteile, da die
Vögel sehr präzise und energieaufwändige
Flugmanöver durchführen müssen. Kollisionen
gibt es dabei jedoch äusserst selten,
und vor allem dann, wenn ein
Schwarm von einem angreifenden Greif
oder auch durch nächtliche Lichtverschmutzung
aus dem Konzept gerät.
Geordnetere Formen finden sich in
vielen Variationen. So fliegen Möwen z.B.
häufig in Reihen nebeneinander, und
auch Kettenflüge in einer geraden Reihe
lassen sich bei einigen Arten beobachten.
Die vermutlich klassischste Formation
beim Vogelflug ist jedoch der klar strukturierte
Keilflug (auch V-Formation genannt):
Ein Leitvogel führt den Keil, ihm
folgen links und rechts jeweils in einer
v-förmig versetzten Linie weitere Vögel.
Dabei können die Tiere im perfekten oder
asymmetrischen Keil fliegen, und bisweilen
auch in nur einer versetzten Linie.
Diese Flugform findet sich bei vielen
Grossvögeln. Dazu gehören z.B. Gänse
verschiedener Arten, die in Familienverbänden
fliegen und ihre kollektiven
Flugbewegungen auch akustisch durch
permanenten Vokalisationen koordinieren.
Zu weiteren Arten, die in Formationen
fliegen, gehören z.B. Ibisse, Kormorane,
Störche, Kraniche, grosse Limikolen
und Seevögel.
Der Keilformationsflug bietet neben
den oben genannten allgemeinen Vorteilen
des Gruppenflugs vor allem aerodynamisch
ganz erhebliche Vorzüge. Wenn die
Vögel sich präzise zueinander positionieren,
muss nur der Leitvogel die volle energetische
Last des Fluges tragen. Alle anderen
Vögel nutzen den Windschatten,
um deutlich Energie zu sparen. Daher sind
Leitvögel nicht nur erfahren im Aufsuchen
von Zielorten, sondern auch in besonders
gutem körperlichen Zustand.
Dennoch lassen sich die Leitvögel nach
einer Weile meist auswechseln und fliegen
dann hinter einem anderen Vogel. Bei
Gänsen wird ein solcher Wechsel bisweilen
wiederum durch Vokalisierungen
angekündigt.
Aerodynamische Vorteile der Keilformation
waren schon lange vermutet worden.
Berechnungen ergaben vermutete
Einsparungen von ca. 10 bis 20 Prozent der
Energie für den Flug. Solche Einsparungen
wurden zunächst in Windkanälen experimentell
nachgewiesen. Nun konnten
sie aber mit neuen Technologien auch an
freifliegenden Vögeln belegt werden. Dass
die Folgevögel Energie sparen, wurde
durch physiologische Aufzeichnungen an
freifliegenden Rosapelikanen (Pelecanus
onocrotalus) gezeigt. Im Vergleich zum
Leitvogel hatten die Folgevögel dabei
deutlich niedrigere Herzschlagfrequenzen
und sparten somit kräftig Energie.
Manövrieren im Raum
Um eine solche Ersparnis zu erzielen,
müssen die Bewegungen der Vögel allerdings
präzise aufeinander abgestimmt
sein. Unlängst untersuchte eine vielbeachtete
Studie eine heimische Ibisart,
den Waldrapp (Geronticus eremita), bei
freiem Flug in der Gruppe. Die Waldrappe
trugen dabei Minicomputer, die über
GPS-Loka tion und Inertialsensoren verfügten.
Zusätzlich wurden die Tiere, die
Teil eines Wiederansiedlungsprogramms
waren, von «mitfliegenden» Forschern aus
Leichtflugzeugen gefilmt. So wurden sowohl
Zugweg als auch das Verhalten jedes
einzelnen Tieres simultan aufgezeichnet.
Die Forscher beobachteten, dass sich
die in V-Formation folgenden Vögel präzise
zum Vorflieger positionierten. Sie
hielten mit ihren Flügelspitzen genau die
Phase des Vorfliegers ein und flogen so mit
synchronem Flügelschlag. Damit konnten
sie die vom Vorflieger generierten Aufwinde
optimal nutzen und den Abwinden
entgehen. Flogen Waldrappe in direkter
Linie hintereinander, gab es diese Phasensynchronisation
nicht. Die Vögel führen
also gezielt hochkomplexe räumliche Manöver
aus, um von der Formation zu profitieren.
Es ist immer wieder aufs Neue beeindruckend,
wie erfinderisch Zugvögel
auf ihren grossen Reisen sind.
vsao /asmac Journal 5/22 17
Fokus
Letzte Formen
finden
Vergänglich wie das Leben selbst sind die Gegenstände,
die Nathalie Heid in ihrem Atelier herstellt. Ihre Urnen erlauben
eine besondere Form des Abschiednehmens.
Bianca Molnar, Redaktorin vsao Journal. Bilder: Christine Strub / Trinipix.
Als wir uns zum ersten Mal begegnen,
steht Nathalie Heid
im hinteren Raum ihres Ateliers.
Sie fragt, ob ich auch einen
Kaffee möchte. Ihrer dünnen, braunen
Stoffhose sieht man an, dass sie sich
mehr als einmal genüsslich die porzellanverschmierte
Hand daran abgewischt haben
muss. Damit und mit den wie in Eile
hochgesteckten Haaren steht sie im Atelier
wie inmitten eines Bildes, das ohne
Worte viel über sie sagt: Nathalie Heid ist
Keramikerin und stellt Urnen her, die ein
anderes Abschiedsritual ermöglichen.
Oder mit ihren Worten:
Sie sind letzte Hüllen, der Träger der
Asche. Was die Wasserurne kann, ist, sich
während der Zeremonie, also innert dreissig
bis sechzig oder neunzig Minuten, aufzulösen.
Man sieht zu, wie sie vergeht und
wie sie im Wasser, zum Beispiel in einem
Fluss, weiterfliesst.
Im vorderen Teil ihres Ladens in der
Länggasse in Bern kann man diese Gefässe
sehen, verschiedene weisse, matte Formen,
mit Deckeln, die fast in den Konturen
der Urnen verschwinden. Eine hat ei
18
5/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Gefässe, geschaffen, um langsam zu verschwinden: Wasserurnen sind Symbole für die Vergänglichkeit.
nen abgerundeten Boden, Nathalie Heid
tippt sie an und lässt sie leicht wackeln:
«Die gefällt mir, weil sie immer wieder ihre
Mitte findet.» Ich kann mir nicht verkneifen,
es ihr nachzutun.
Alle Gefässe verbindet eine Mischung
aus Gewicht und Leichtigkeit, alle sind
frei von der sonst damit verbundenen
Schwere. Neben den weissen Urnen gibt es
solche, die Steinen nachempfunden sind.
Dafür mischt Nathalie Heid verschiedene
Tonfarben, um die Oberflächenstruktur
möglichst naturgetreu nachzubilden.
Die Konzeption und Herstellung der
Wasserurnen ist das Ergebnis einer längeren
beruflichen und persönlichen Entwicklung.
Auf den gestalterischen Vorkurs
in Olten folgte eine Lehre zur Keramikmalerin
in einem Industriebetrieb, «mit
Stempelkarte und nach Vorlage», wie sie
sagt, und anschliessend die Ausbildung
zur Keramikdesignerin an der Schule für
Gestaltung Bern.
Für ihre Diplomarbeit fertigte sie eine
Duschskulptur in der Form eines Walfischskeletts
an. Ihr war es wichtig, etwas
zu schaffen, das auch praktisch genutzt
werden kann.
Ich habe die Arbeit «embrasser» genannt,
die Umarmung, die aber nicht einengt.
Man steht draussen, sieht das Grün
zwischen den Rippen, aber man ist geschützt.
Das finde ich im Nachhinein spannend,
weil in dieser Form, im Skelett, der
Tod irgendwie auch drin ist. Die Skulptur
wirkt aber nicht makaber, sondern wunderschön.
Man merkt Nathalie Heid an, dass sie
eine Suchende ist, die die Reichweite der
ihr gestellten Fragen ausdehnt und sie als
Ausgangspunkt nimmt, um die grossen
Dimensionen des Menschseins zu erkunden.
Sie denkt laut, sondiert nach Antworten,
die sie dann als Möglichkeiten hinstellt,
oft eingeleitet durch ein «Vielleicht».
Die Thematik, die mich immer wieder
begleitet hat, ist die Endlichkeit und die Fragen
nach Sinn und Tod. Und Krisen, die mich
geprägt haben, haben vielleicht auch dazu
geführt, dass ich mich damit beschäftige.
Nach der Entstehung der Idee zur
Wasserurne gefragt, erzählt sie sehr offen
über den Verlust eines nahen Freundes,
der sich vor mehreren Jahren das Leben
genommen hat:
Beim Abschiednehmen vor der Kremation
kamen ganz viele Freunde zusammen,
und wir sprachen auch über die Urne. Alle
Nullachtfünfzehn-Urnen passten überhaupt
nicht zu ihm. Dann fiel der Blick auf
mich und es hiess: «Hey, du bist doch Keramikerin,
warum machst du nicht eine stimmige
Form?» Das war an einem Freitag,
und die Zeremonie fand in der folgenden
Woche statt. Abdrehen, trocknen, brennen,
dafür brauche ich zwei Wochen. Diese Zeit
hatten wir nicht. So kam die Idee: Ich brenne
sie einfach nicht. Sie braucht Wasser,
dann vergeht sie, wir stellen sie einfach in
die Aare. Es riss sich auch niemand darum,
die Asche auszustreuen, damit war die
nächste Frage gelöst. So stellten wir das Gefäss
ins Wasser und haben zugesehen, wie
es sich langsam auflöste. Während dieser
Zeit haben wir am Ufer Wein getrunken,
Musik gemacht, all die schönen Dinge, die
wir sonst mit ihm geteilt hatten. Und als
wir gingen, war die Urne ebenfalls weg. Das
war so stimmig ...
Beim Zuhören entsteht der Eindruck,
dieses schmerzhafte Ereignis habe mehrere
lose Fäden, Themen und Fragen, die
Nathalie Heid immer schon begleitet haben,
gebündelt und in eine fruchtbare
Richtung gebracht.
Sein Tod führte zur Geburt der Idee,
die ich nicht in meinem Kopf suchte, mit
Fragen wie: «Womit könnte ich Geld verdienen,
was gibt es noch nicht auf dem Markt?»
Es fühlte sich wie ein Geschenk von ihm an,
selbst wenn der Verlust traurig war. Dann
kamen Anfragen von den Leuten, die dabei
gewesen waren und vielleicht ein Jahr später
jemanden verloren hatten. So hatte ich
den Mut, mein Projekt bei der Berner Designstiftung
einzureichen, um einen Förderbeitrag
zu erhalten.
Sie sehe viele Kleinigkeiten gelassener,
sagt Nathalie Heid, weil ihr die Kostbarkeit
des Moments durch ihre Arbeit
bewusster geworden sei, auch durch den
Kontakt zu ihren Kunden. Einige, die ihre
eigene Urne selbst herstellen wollen, begleitet
sie in ihrem Atelier.
Was mir nahegeht, ist, wenn jemand
sterbenskrank ist, das annimmt, weiss,
dass die Zeit begrenzt ist, und diese Urne
noch selbst machen möchte, mit den eigenen
Händen.
So habe sich eine krebskranke Frau
für eine selbstgefertigte Urne in der Form
eines Suppentopfs entschieden, als Symbol
für die schönen Momente mit Familie
und Freunden. Auch Wunschanfertigungen
kommen vor, so zum Beispiel die Urne
in Form eines Eglis für einen Fischer, der
im Neuenburgersee beigesetzt wurde.
Es ist mir ganz wichtig, dass es um die
Person geht und die Geschichten, die ihr Leben
schrieb, und dass das, solange die Urne
während der Trauerfeier vorne in der Kirche
steht, sichtbar ist.
Ebenfalls wichtig findet sie, auch
nicht unmittelbar Betroffene zum Gespräch
über Fragen rund um den Tod anzuregen.
Am Ende unseres Gespräches ist es
draussen schon dunkel. Nathalie Heid
verpackt ein paar unfertige Urnen in Zeitungspapier
und löscht das Licht im
Schaufenster. Auf ihrem grossen Arbeitstisch
lugt aus einer unspektakulären Tüte
eine helle, mit teerfarbenen Partikeln
durchsetzte Tonplatte hervor. Wer weiss,
was daraus wird?
vsao /asmac Journal 5/22 19
Fokus
Die Abstände zwischen den einzelnen
Flugzeugen des PC-7-Teams beträgt nur
rund drei Meter. Um solche Kunststücke zu
meistern, sind Vertrauen und fliegerisches
Können ebenso wichtig wie Kritikfähigkeit
und ruhiges Blut.
Formen in
der Luft
Wenn Flugzeuge am Himmel ein Ballett tanzen,
braucht es mehr als fliegerisches Können. Die Piloten müssen sich
praktisch blind aufeinander verlassen können. Und es muss
eine offene Fehlerkultur geben, damit die Ideen und Zweifel aller
gleichermassen gehört werden.
Hauptmann Andreas Menk, Kampfjetpilot, Leader des PC-7 TEAMs
Zu Beginn ist es schon gewöhnungsbedürftig,
umringt von
acht anderen Flugzeugen im
Abstand von rund drei Metern
Loopings und andere Flugmanöver zu
fliegen. Doch nach nur drei Wochen Ausbildung
wird aus einem Kampfjetpiloten
ein Mitglied des PC-7 TEAMs. Als offizielles
Vorführelement der Schweizer Luftwaffe
zeigen wir mit neun Propellerflugzeugen
des Typs PC-7 ein 25-minütiges
Ballett in der Luft. Unsere Choreografie
beginnt mit raschen Formationswechseln
des gesamten Flugzeugverbandes. Wir
bilden also bei einer Geschwindigkeit von
rund 500 Kilometern pro Stunde unterschiedliche
Geometrien in der Luft. Aus
einem Rhombus wird rasch ein Dreieck
und daraus wiederum ein Stern, wobei
wir diese Formen dem Publikum mal im
Geradeausflug, mal in einer Kurve oder in
einem Looping präsentieren. Der Flugweg
kommt dank des weissen Rauchs unserer
Flugzeuge schön zum Ausdruck, und das
Ganze wird untermalt durch das Brummen
unserer Propellerturbinen. Im Verlaufe
des Flugprogramms splittet sich der
Bilder: zvg
20
5/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Verband in kleinere Unterverbände und
Einzelflugzeuge auf. Die Flugmanöver
werden dynamischer. Sieben Flugzeuge
bilden beispielsweise in einer Figur einen
Tunnel, welcher von zwei weiteren Flugzeugen
durchflogen wird. Oder wir zeichnen
für unsere Zuschauer ein Herz, einen
Wasserfall oder ein Kreuz an den Himmel.
Vertrauen ist alles
Doch was braucht es, damit eine Gruppe
Menschen neun Flugzeuge so steuern
kann, damit für den Betrachter am Boden
alles so aussieht, als seien die Flugzeuge
zu einer einzigen Form verbunden? Wer
orchestriert das Flugprogramm, und woran
orientiert sich jeder einzelne Pilot,
damit die Figuren symmetrisch wirken?
Das Fundament unser Arbeit im PC-7
TEAM bildet das gegenseitige Vertrauen.
Jeder Pilot muss sich darauf verlassen
können, dass sein Wingman mit voller
Konzentration bei der Sache ist und minutiös
dem Ablauf des Flugprogramms folgt.
Eine Unachtsamkeit bei der Steuerführung
oder ein falsch durchgeführter Formationswechsel
kann sofort zum Touchieren
zweier Flugzeuge führen. Und da unsere
Flugzeuge nicht mit Schleudersitzen ausgerüstet
sind, würde sich in einem solchen
Worst-Case-Szenario wohl auch eine medizinische
Versorgung erübrigen.
Um sicherzustellen, dass dieses Vertrauen
im Team gewährleistet ist, wählen
wir Piloten unsere Neuzugänge ins PC-7
TEAM selbst aus. Unsere Vorgesetzten
sind nicht ins Auswahlverfahren involviert,
und jeder im Team kann – ohne sich
erklären zu müssen – sein Veto einlegen.
Als Kandi datenpool dient das F/A-18
Pilotenkorps der Schweizer Luftwaffe.
Alle unsere Piloten fliegen nämlich hauptberuflich
Kampfjets – die Flugvorführungen
sind eine Zusatzaufgabe.
Umgang mit Fehlern und Zweifeln
Als weiteren Erfolgsfaktor sehe ich unsere
Kultur beim Umgang mit Risiken und
Fehlern. Dies beginnt bereits im Briefing
vor der Mission. Neben harten Fakten wie
dem geplanten Flugprogramm fokussieren
wir vor allem auf mögliche Risiken.
Wir einigen uns auf Massnahmen, um
Letztere zu minimieren und definieren
Verfahren, welche zur Anwendung kommen,
wenn ein Risiko plötzlich zur Realität
wird. Ziel des Briefings ist es, im Flug
nie überrascht zu werden und alle Piloten
mental auf den Flug einzustimmen. Als
Leader leite ich das Briefing gemäss einer
Checkliste. Haben wir die aktuellsten
Wetterinformationen? Gibt es Hindernisse
im Vorführraum? Und besonders wichtig:
Wie fühlen sich die Piloten? Welche
Inputs haben sie? Denn nur wenn jeder
Pilot ohne den geringsten Zweifel ins
Cockpit steigt, kann er sich optimal auf
seine Aufgabe konzentrieren. Und als
Leader gibt es mir ein gutes Gefühl, wenn
ich nach dem Briefing davon ausgehen
kann, dass nicht nur mein Hirn, sondern
mindestens acht weitere Köpfe die anstehende
Aufgabe mental durchgegangen
sind. Das essentielle Ziel unserer Kultur
ist es, dass weder der jüngste Pilot noch
die Flugzeugmechanikerin oder der Wart
Anzeige
« Der schöne Park ist ideal
für Sprechstunden unter
freiem Himmel.»
Elena Frei, Assistenzärztin
Das Psychiatriezentrum Münsingen gehört zu den
grössten psychiatrischen Kliniken in der Schweiz.
Jährlich werden über 3100 psychisch erkrankte
Erwachsene behandelt. Die Therapieschwer punkte
liegen in den Fachgebieten Depression und Angst,
Psychose und Abhängigkeit sowie Alters- und
Neuropsychiatrie. Am Spitalzentrum Biel betreibt
das PZM die Psychiatrie Biel/Bienne, welche die
psychiatrische Versorgung der Bevölkerung in der
Region Biel-Berner Seeland-Jura verantwortet.
Wir suchen Ärztinnen und
Ärzte, die ihre Ideen
aktiv einbringen und eine
multidisziplinäre
Zusammenarbeit schätzen.
Auskunft:
PZM Psychiatriezentrum Münsingen AG
Beat Ryter • Stv. Leiter Human Resources
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031 720 86 20 • beat.ryter@pzmag.ch
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung:
Unsere offenen Stellen finden Sie unter:
www.pzmag.ch/jobs
* Deutsch- und/oder Französischkenntnisse sind Voraussetzung
unserer Flugausrüstung jemals zögert,
einen Punkt anzusprechen.
Fürs Debriefing wird jeder Flug vom
Boden aus gefilmt. Dieses Filmmaterial
studieren wir nach dem Flug jeweils minutiös
und beurteilen die einzelnen Flugfiguren.
Abgeschlossen werden die Besprechungen
mit dem eigentlich wichtigsten
Aspekt: den Lessons learnt. Jeder Pilot
fasst seine eigene Leistung zusammen
und erläutert, welche Anpassungen er im
nächsten Flug treffen will, damit die Leistung
des PC-7 TEAMs für den Zuschauer
am Boden noch attraktiver wirkt.
Was wir Ihnen bieten
• Unterstützung bei der
Ausbildung zur Fachärztin
oder zum Facharzt
Psychiatrie und Psychotherapie
• Fort- und Weiterbildungen
inklusive finanzieller
Unterstützung
• Intensiven fachlichen
Austausch
• Beschäftigung in Volloder
Teilzeit
• Kita-Plätze und Personalhaus
gemeinsam lösungen finden.
vsao /asmac Journal 5/22 21
Fokus
Solide Handarbeit
Und natürlich versteht sich von selbst,
dass zum Gelingen unserer Arbeit jeder
Pilot das nötige Wissen und gewisse fliegerischen
Fähigkeiten mitbringen muss.
Bezüglich Letzterem ist zu erwähnen, dass
der Formationsflug ein reines Handwerk
ist. Es gibt keine Systeme oder Instrumente,
welche den Piloten dabei unterstützen.
Der Pilot fliegt das gesamte Programm von
Hand und korrigiert Ablagen von der angestrebten
«Soll»-Position im Flugzeugverband
rasch und mit feinen Inputs. Dies
bedarf einer guten Augen-Hand-Fuss
Koordination, räumlichen Vorstellungsvermögens
und natürlich viel Übung. Ein
künftiges Teammitglied beginnt mit Trainingsflügen
im Zweierverband. Erst später
fliegt es im Gesamtverband mit allen
neun Flugzeugen.
Für die Flugwegwahl des Gesamtverbandes
bin ich als Leader verantwortlich.
Ich teile Kurven, Loopings etc. so ein,
dass diese ideal vor dem Publikum platziert
sind und dabei Minimalabstände oder -höhen
eingehalten werden. Denn die Sicherheit
geht immer vor. Meine acht Wingmen
folgen mir quasi blind. Nur der Leader konzentriert
sich auf die Topo grafie und hat
überhaupt die Kapazität, Kollisionen mit
dem Gelände zu verhindern. Die Flügelmänner
sind dafür verantwortlich, dass es
keine ungewollten Annäherungen zwischen
den einzelnen Flugzeugen gibt.
Die Piloten der Flugzeuge unmittelbar
neben oder hinter mir kontrollieren ständig
zwei visuelle Fixpunkte an meinem Flugzeug.
Einer definiert den korrekten Winkel,
der andere den angestrebten Abstand. Diese
Fixpunkte können je nach geflogener
Formation unterschiedlich sein. Stellt ein
Pilot Abweichungen bezüglich eines Fixpunktes
fest, korrigiert er diese mit feinen
Inputs am Steuerknüppel, den Fusspedalen
oder dem Leistungshebel. Möglichst fein
müssen die Positionskorrekturen vor allem
deshalb sein, weil oft mehrere Flugzeuge
hinter- oder nebeneinander eine Form in
der Luft bilden. Der Pilot zuhinterst hat es
entsprechend am schwierigsten. Er muss
nicht nur die eigenen Abweichungen ständig
korrigieren, sondern auch diejenigen
der Piloten vor ihm.
Den richtigen Winkel finden
Eine weitere Schwierigkeit beim Formationsflug
vor Zuschauern am Boden stellt
der optische Effekt der sogenannten
«Parallaxe» dar. Aufgrund der sich ständig
ändernden Position der Flugzeuge im
Raum vor dem Publikum ändert auch der
Blickwinkel des Zuschauers auf unsere
Flugzeuge. Durchdurch kann die Form des
Verbandes vom Boden aus betrachtet
asymmetrisch wirken, obwohl aus Pilotensicht
alles korrekt aussieht. Um den Effekt
der Parallaxe zu korrigieren, müssen wir
also auch ständig unsere Fixpunkte anpassen.
Was dann vom Cockpit aus falsch aussehen
mag, wirkt fürs Publikum oder auf
dem Video während des Debriefings stimmig.
Die Parallaxe spielt übrigens auch
beim Ablesen von Zeigerinstrumenten
(z.B. einem Blutdruckmessgerät älterer
Bauart) eine Rolle. Abhängig vom Ablesewinkel
auf das Instrument wird ein anderer
Messwert abgelesen.
Zusammengefasst scheint mir wichtig,
dass die Faktoren zum erfolgreichen
Präsentieren von Formen und Figuren in
der Luft dreifaltig sind. Es braucht «Skill»
(fliegerisches Handwerk), «Knowledge»
(Wissen und Erfahrung) sowie vor allem
die passende «Attitude» aller Beteiligter
(Kultur und persönliche Einstellung).
Es freut mich natürlich, wenn auch Assistenz-
und Oberärztinnen und -ärzte der
Arbeit des PC-7 TEAMs zuschauen. Auf
unserer Website befindet sich eine entsprechende
Agenda: www.pc7-team.ch.
Bild: zvg
22
5/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Mehr als eine
computer generierte
Augenweide
1982 erschien das Buch «The Fractal Geometry of Nature» von
Benoît Mandelbrot. Damit fanden die bereits viel länger bekannten
Fraktale auch bei Nichtmathematikern Beachtung.
Dank faszinierenden Computerbildern und -animationen wurden
sie danach einem breiten Publikum zu einem Begriff.
Dr. Joël Adler, Dozent für Mathematik, Pädagogische Hochschule Bern
Bild: Adobe Stock
Abbildung 1: Das Apfelmännchen.
vsao /asmac Journal 5/22 23
Fokus
Der polnisch-französische Mathematiker
Benoît Mandelbrot
(1924–2015) führte 1975
den Begriff «Fraktal» ein. Dieser
Begriff ist nicht mathematisch formal
definiert, sondern die Beschreibung eines
Phänomens. Er bezeichnet, etwas verkürzt
ausgedrückt, selbstähnliche geometrische
Objekte. Auf selbstähnliche Strukturen
war Mandelbrot zuerst in seinen
Arbeiten zu Strömungsmechanik und Informationstheorie
sowie in Untersuchungen
von Preisschwankungen der Finanzmärkte
in den 1950er- und 1960er-Jahren
gestossen. In den 70er-Jahren wandte er
sich dem Studium fraktaler mathematischer
Objekte zu.
Weder Linie noch Fläche
Der schwedische Mathematiker Helge von
Koch (1870–1924) beschrieb 1904 als erster
formal ein fraktales Objekt – die berühmte
Koch-Kurve – die er als Beispiel einer stetigen,
aber nirgends differenzierbaren
Kurve eingeführt hatte, also einer Kurve,
die ohne Absetzen des Bleistifts gezeichnet
werden kann, jedoch nirgends eine
Tangente besitzt. Sie ist die Grenzkurve,
die entsteht, indem man bei einer Anfangsstrecke
das mittlere Drittel durch die
beiden Schenkel des gleichseitigen Dreiecks
ersetzt, dessen Basis das ersetzte
Drittel ist, und dieses Vorgehen mit jedem
Abschnitt des entstehenden Streckenzugs
wiederholt. In Abbildung 2 sind die ersten
vier Wiederholungsschritte dargestellt.
Die Länge der Grenzkurve ist nicht endlich,
denn jede Wiederholung vergrössert
die Länge mit dem Faktor .
1918 definierte der deutsche Mathematiker
Felix Hausdorff (1868–1942) die
E 0
E 1
nach ihm benannte Hausdorff-Dimension.
Diese ordnet Kurven eine Zahl zu, die
angibt, wie stark eine Kurve die Umgebungen
um die Kurvenpunkte ausfüllt. Die
Hausdorff-Dimension der Koch-Kurve beträgt
≈1,261, damit ist die Koch-Kurve
also weder eine Linie noch eine Fläche.
Das bedeutet, dass der übliche Dimensionsbegriff,
nach dem Strecken und Geraden
die Dimension 1, Quadrate und Ebenen
die Dimension 2, Würfel und der
Raum die Dimension 3 haben, nicht fein
genug ist, um fraktale Objekte zu charakterisieren.
Die Hausdorff-Dimension ist auch für
Teilmengen des Raumes definiert, was für
die Anwendungen von Fraktalen in Medizin
und Technik von Bedeutung ist.
Beschränkte Flächen mit unendlich
langem Rand
Gleich wie die Koch-Kurve wird die Grenzkurve
der Wiederholung von Abbildung 3
definiert. Bei der Minkowski-Kurve werden
die beiden mittleren Viertel einer
E 0
E 1
E 2
E 3
Strecke durch drei Seiten der zugehörigen
Quadrate ersetzt. Ihre Hausdorff-Dimension
beträgt 1,5, das heisst, dass sie die
Umgebungen ihrer Punkte stärker ausfüllt
als die Koch-Kurve.
Abbildung 4: Die Koch-Schneeflocke
(Bild: Heiner Rohner)
Ersetzt man in einem gleichseitigen
Dreieck jede Seite durch die zugehörige
Koch-Kurve, entsteht die sogenannte
«Schneeflocke». Ihr Flächeninhalt ist endlich
– das 1,6-Fache des Flächeninhalts des
Startdreiecks – aber die Länge ihres Randes
ist
3
unendlich!
Kurve wird zur Fläche
Berühmt wurde Mandelbrot durch das in
Abbildung 1 dargestellte «Apfelmännchen»,
welches unendlich viele Verkleinerungen
von sich enthält, was mit Selbstähnlichkeit
bezeichnet wird. Für jeden Punkt C des Koordinatensystems
wird durch eine einfache
Vorschrift – eine von C abhängige quadratische
Funktion – eine Folge von Punkten
C 0
,C 1
,C 2
,… mit Startwert C 0
=(0,0) berechnet.
Bleibt diese Folge im Innern des Kreises mit
Zentrum (0, 0) und Radius 2, wird er schwarz
gefärbt. Andernfalls wird C in Abhängigkeit
des Zeitpunkts des Verlassens dieses Kreises
gefärbt.
Wie die Schneeflocke besitzt auch das
Apfelmännchen eine Begrenzungskurve
unendlicher Länge. Die Begrenzungskurve
mäandert so stark, dass ihre Hausdorff-Dimension
2, also die Dimension einer
Fläche, beträgt!
Abbildung 2: Die Koch-Kurve
(Bild: Heiner Rohner)
E 2
E 3
.
K
Abbildung 3: Die Minkowski-Kurve
(Bild: Heiner Rohner)
.
M
Fraktale in Natur und Technik
In der Natur sind fraktale Strukturen weit
verbreitet. Als Beispiele seien Farne, Flussläufe
oder Bäume (Abbildung 5) genannt.
Da es sich dabei um endliche Objekte handelt,
sind sie nur Annäherungen an Fraktale.
Das zeigt die Koch-Kurve. Deren Hausdorff-Dimension
beträgt bei jeder, nach
endlich vielen Wiederholungen erhaltenen,
Kurve 1, also gleich viel wie bei der
Startstrecke. Erst die Grenzkurve hat eine
höhere Dimension als 1.
24
2
5/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Abbildung 5: Bäume weisen eine fraktale Struktur auf.
Bild: Adobe Stock
Dem Blattwerk eines Baumes und der
Lunge gemeinsam ist der effiziente Gasaustausch,
der durch eine fraktale Anordnung
der für den Gasaustausch verantwortlichen
Zellen erreicht wird. Die Lunge
hat die Struktur eines um 180° gedrehten
Baumes. Die Lungenoberfläche beträgt
50 bis 100 m 2 bei einem Volumen von 4 bis
6 Litern! Die Verzweigungstiefe von der
Luftröhre bis zu den Alveolen beträgt 11.
Dank der fraktalen Geometrie erreicht
die Lunge bei einem bescheidenen Volumen
eine grosse Oberfläche. Dasselbe
Prinzip wird in der Technik angewendet.
Computer werden immer leistungsfähiger
und kleiner. Ein Problem bei deren Betrieb
ist die produzierte Wärme. Für eine effiziente
Verteilung von Kühlflüssigkeit haben
Ingenieure der Universität Oregon eine
fraktale Struktur in Chips geätzt. Antennen
für mobile Kommunikation weisen
ebenfalls eine fraktale Struktur auf, was
das platzsparende Bedienen vieler Frequenzen
ermöglicht.
Anwendungen von Fraktalen in der
Medizin
Es gibt vielversprechende Ansätze, mit dem
Bestimmen der fraktalen Dimension von
Organen, Geweben und Gefässen krankheitsbedingte
Veränderungen frühzeitig zu
erkennen. Das unkontrollierte Zellwachstum
von Tumoren geht oft mit der Neubildung
von Blutgefässen einher, was sich in
einer Erhöhung der fraktalen Dimension
des Tumors niederschlägt. Die fraktale Dimension
des Tumors kann sich auch ohne
sein sichtbares Wachstum verändern und
damit erst durch Bestimmen der fraktalen
Dimension erkennbar werden.
So wurde die fraktale Dimension der
Blutgefässe der Netzhaut von zehn Patienten
mit diabetesbedingter Retinopathie
und zehn Personen einer Kontrollgruppe
verglichen und eine signifikante Erhöhung
gegenüber der Kontrollgruppe festgestellt
[1].
Lohnend zu sein scheint auch die
Möglichkeit des Diagnostizierens von Lungenemphysemen
aufgrund der fraktalen
Dimension der Lunge. Gesunde Lungen
weisen eine tiefere fraktale Dimension auf.
Weiterführende
Literatur und Beispiele
[1] Applications of Fractals in
Medicine, K. L. Uahabi, M. Atounti. Annals
of the University of Craiova, Mathematics
and Computer Science Series Volume 42(1),
2015, 167–174.
Wunderbares Video zur Mandelbrots
Apfelmännchen: https://www.youtube.com/
watch?v=b005iHf8Z3g
(aufgerufen am 27.7.2022)
Fractals in physiology and medicine,
A. L. Goldberger, B. J. West. Yale J Biol Med,
1987 Sep–Oct; 60(5): 421–35.
The Fractal Geometry of Nature, Benoît
Mandelbrot, UK, 1982
vsao /asmac Journal 5/22 25
Fokus
Neugier, Revierverhalten, Sicherheit – es gibt
unterschiedliche Gründe, warum Katzen von
geometrischen Formen angezogen werden.
Cat Circles
Ein Kuriosum macht im Internet immer wieder Furore:
Katzen, die sich in Vierecke oder Kreise setzen. Katzenbesitzer wissen,
dass sich ihre Haustiere mit Vorliebe auf eine am Boden liegende
Zeitung setzen. Haben unsere pelzigen Mitbewohner wirklich einen
besonderen Bezug zu geometrischen Formen?
Regina Röttgen, freie Journalistin mit Spezialgebiet Tiere und Natur
Katzenvideos sind beliebt. Ein
Phänomen begeistert viele
Katzenbesitzer besonders: Bilder
und Videos, in denen gezeigt
wird, wie Katzen scheinbar magisch
von geometrischen Formen angezogen
werden. Platziert man beispielsweise mittels
Kreide, Seil, Tape oder eines Handtuchs
ein Quadrat oder einen Kreis auf
den Boden, dauert es nicht lange, bis sich
das miauende Familienmitglied hineinsetzt.
So zumindest das gängige Narrativ.
In der Tat setzen sich manche Katzen
relativ rasch in eine auf dem Boden ausgelegte
Form, sagt Katrin Held. Mögliche
Gründe dafür gibt es laut der Verhaltensund
Ernährungsberaterin für Katzen viele.
«Das in den sozialen Medien oft vermutete
Territorialverhalten gehört allerdings
nicht dazu. Die aufgemalten Formen befinden
sich ja bereits im Territorium der
Katze.» Sitzt die Katze bereits im Quadrat
oder Kreis drin, käme ihre Individualdistanz
ins Spiel. «Wenn es so scheint, als
ob die Katze ihr geometrisches Territorium
verteidigt, dann möchte sie eigentlich nur,
dass ihre Individualdistanz respektiert
wird. Denn die Form ist grundsätzlich etwas
kleiner als der persönliche Raum der
Katze, die sich hineingesetzt hat.»
Einen weiteren möglichen Grund
sieht die Katzenexpertin in der Neugierde
der Samtpfoten. «Katzen beobachten ihren
Menschen gerne. Dabei ist es ihnen
egal, ob der gerade die Zeitung liest, einen
Beistelltisch zusammenschraubt oder ein
Bilder: Adobe Stock
26
5/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Band auf den Boden klebt.» Der Mensch
schenke dem Kreis oder Quadrat auf dem
Boden offenbar viel Aufmerksamkeit. Das
wecke die Neugierde der Tiere. «Die Katze
möchte dann erkunden, was ihr Mensch
da gerade gemacht hat.»
Formen geben Sicherheit
Für am wahrscheinlichsten hält Held,
dass sich die Katzen aufgrund ihres Sicherheitsbedürfnisses
in aufgezeichnete
geometrische Formen setzen. «Formen
rahmen die Katzen ein, bieten ihnen eine
Rückzugsmöglichkeit. Das gibt ihnen das
Gefühl von Sicherheit.» Dies könnte ein
Relikt aus der Kätzchenzeit sein. Das Kuscheln
an Mutters Seite mit den Geschwistern
vermittelt dem jungen Kätzchen Wärme
und Sicherheit. Später geben schon
Flächen, die nur minimal grösser sind als
sie selbst, der Katze Sicherheit.
Selbst illusorische Formen werden
von Katzen angenommen. Dies fand vor
Kurzem eine Forschergruppe um die
Verhaltensbiologin Gabriella Smith vom
Hunter College in New York heraus. Für
den Versuchsablauf legten 30 Katzenbesitzer
in ihren Wohnräumen ein sogenanntes
Kanizsa-Viereck aus. Hierfür
werden mittels vier an Pac-Man erinnernde
Scheiben die äusseren Ecken
eines unsichtbaren Quadrats markiert.
Die Kanizsa Illusion ist eine optische
Täuschung, die auf der Wahrnehmung
unsichtbarer Konturen beruht, denn nur
die Ecken einer Form sind sichtbar. Um
die Katzen nicht zu beeinflussen, trugen
die Katzenhalter Sonnenbrillen und konzentrierten
sich ausschliesslich auf das
Filmen des Versuches. Rund ein Drittel
der felinen Probanden setzte sich in den
ersten fünf Minuten in die Kanizsa-Form.
Freigänger sind weniger interessiert
Doch nicht alle Katzen begeistern sich für
ausgelegte Formen. Gerade deshalb sollten
solche Videos und Bilder im Internet
mit Vorsicht genossen werden, gibt die
Katzenexpertin Katharina Aeschimann zu
bedenken. «In den Videos sind vermehrt
nur solche Katzen zu sehen, die sich in die
Formen hineinsetzen, und nur selten solche,
die sich dafür nicht interessieren.»
Etwas anderes würde laut der diplomierten
tierpsychologischen Beraterin I.E.T.
auch keine Klicks generieren. Allgemeines
Katzenverhalten spiegelten solche Aufnahmen
daher nicht wider. In ihrem eigenen
Feldversuch interessierte sich sogar
die Mehrzahl der Katzen dreier Mehrkatzenhaushalte
mit Garten nicht für die ausgelegten
oder geklebten Formen. Die Expertin
vermutet deshalb, dass neben der
individuellen Vorliebe auch die Haltungsweise
der Katze ausschlaggebend sein
könnte. «Da es sich in unseren Feldversuchen
ausschliesslich um Freigänger handelte,
kann es gut sein, dass diese draussen
ausreichend Beschäftigung finden und
daher kein Interesse an den Formen zeigen.»
Reine Wohnungskatzen hingegen
könnten die Quadrate und Kreise auf dem
Boden sehr wohl spannend finden, da sie
sich generell über neue Reize freuen. «Sie
kennen ja schon jede Stelle in der Wohnung.»
Weitaus allgemeingültiger ist die Begeisterung
unserer Samtpfoten für ausgefüllte
Formen. Ein Buch auf dem Tisch,
ein gefaltetes Handtuch auf dem Bett
oder ein auf dem Boden liegendes Blatt
Papier – kaum hat die Katze es entdeckt,
sitzt sie auch schon drauf. Die Katzenfachfrauen
sind sich sicher: Hierbei handelt
es sich um Revierverhalten. Alles, was
auf dem Boden liegt, sei interessant, so
Aeschimann. «Es ist neu ins Revier gekommen
und muss geprüft werden. Das
ist eine Art von Markieren.» Für den Katzenhalter
jedoch sieht es so aus, als ob sich
das feline Familienmitglied als Unterlage
stets eine geometrische Form aussucht.
Katzen bilden
geometrische Formen
Mehrere Katzen sitzen gerne im Halbkreis
oder Kreis. Katzenexpertin
Katrin Held weiss warum: «Für Katzen
ist es vorteilhaft, sich in eine Form
anstatt in eine Reihe zu setzen. So
haben sie keinen potenziellen Feind
im Rücken.» Sichtkontakt zu den
Artgenossen zu haben, sei für Katzen
vorrangig. «Wenn keine von mehreren
Katzen einer anderen den Rücken
zudrehen will, kommt es in der Sitzanordnung
zwangsläufig zu einer
geometrischen Form.» Drei Katzen
sitzen daher auch gerne mal im Dreieck
und vier Katzen im Viereck.
vsao /asmac Journal 5/22 27
Fokus
Habe ich dich
verstanden? Logo.
Bei der Entwicklung von Logos denkt man an Designer,
die nächtelang über ihre Pulte gebeugt an der perfekten Form feilen.
Das ist falsch. In erster Linie hören sie zu.
Denise Delémont, Markenspezialistin bei der Branding- und Designagentur Scholtysik
Weltweit auf den ersten Blick erkennbar, selbst wenn der Schriftzug in einer anderen Sprache ist:
Coca-Cola hat einen Markenauftritt, der alle Anforderungen erfüllt.
Früher musste man sich einen
Namen machen – heute braucht
man ein Logo. Kaum ein Unternehmen,
welches darauf verzichten
mag. Ein neues Projekt? Ein Logo
muss her. Egal ob Firma, Produkt oder Initiative
– immer mit Logo. Man kann sich
Logos mittlerweile für wenig Geld auf einschlägigen
Plattformen im Netz beschaffen.
Für jedermann zugänglich und teilweise
durchaus mit handwerklichem
Können gefertigt, werden Logos in beliebigen
Formen und Farben feilgeboten. Eine
logische Entwicklung, wenn man sich
vergegenwärtigt, was Logos zu leisten imstande
sind: Sie schaffen Orientierung,
mit der Zeit Vertrauen und im besten Fall
sogar Treue. Manche reden sogar von
Love-Brands.
Funktion bestimmt Form
In einer Welt, die an Reizen nicht arm ist,
und bei einem Produkt- und Dienstleistungsangebot,
das sich zunehmend nivel
Bild: Adobe Stock
28
5/22 vsao /asmac Journal
Fokus
liert, gibt ein Logo Halt. Man erkennt es
wieder, erinnert sich und weiss: Hier bin
ich richtig, das kenne ich, da gehöre ich
hin. Ein Teil der Wirkung eines Logos liegt
also alleine darin, dass es existiert. Und
dies über eine längere Zeitspanne. Dazu
braucht es noch keine Designerinnen und
Designer – das erledigt schon der Erdenlauf.
Der wichtigere Teil der Wirkung liegt
aber darin, dass es das richtige Logo ist.
Bloss, was ist richtig? Und was hat das mit
Design zu tun? Hier lohnt eine kurze Begriffsklärung.
Der bekannte Designer Dieter
Rams formulierte in den 1970er Jahren
seine wegweisenden Thesen für gutes
Design, die noch heute Gültigkeit haben.
Kurz zusammengefasst: Gutes Design ist
nicht Zufall oder Willkür, die Form wird
von der Funktion bestimmt. Dementsprechend
wird ein Logo-Design nicht daran
gemessen, wie es gefällt, sondern daran,
wie gut es zur Marke passt und ob es die
richtige Wirkung auf die Betrachtenden
hat. Bevor sich Gestalterinnen und Gestalter
der Form zuwenden, müssen sie also
erst ergründen, mit welchem Inhalt sie es
zu tun haben.
Hier setzt unsere Arbeit als Logo
Designer an. Wir hören zu und stellen sehr
viele Fragen, auch unbequeme. Gleichzeitig
analysieren wir unvoreingenommen
aus der neutralen Perspektive eines
Aussenstehenden. Darauf aufbauend entwickeln
wir gemeinsam mit unseren Auftraggeberinnen
und Auftraggebern eine
Strategie für ihre Marke: die gewünschte
Positionierung im Markt und eine gewinnende
Grundidee, welche die Marke von
anderen differenziert und ihr Relevanz
verleiht. Diese Idee formulieren wir in
Form von Markenversprechen und einer
Markenpersönlichkeit. Man nennt es in
feinstem Marketing-Denglisch auch «Marken-DNA».
Und erst wenn diese inhaltliche
Beschreibung feststeht, wenn wir
wirklich in jede Ecke geleuchtet haben
und uns sicher sein können, dass wir unser
Gegenüber mit seinem Angebot, seinem
Markt und seinem Publikum richtig
verstanden haben, machen wir uns an die
Gestaltung der Form.
Unverwechselbar, eingängig und
anpassungsfähig
Jetzt geht es darum, ein Logo zu entwickeln,
das der Markenstrategie ideal entspricht.
Weckt es Assoziationen, die zur
Marken-DNA passen? Verorte ich es in der
korrekten Branche? Ist es eigenständig genug
oder könnte ich es mit anderen verwechseln?
Dazu muss man sich natürlich
auch die Logos der Wettbewerber anschauen.
Obendrein sind mitunter umfangreiche
rechtliche Abklärungen notwendig.
Denn Verwechslungsgefahr mit
anderen geschützten Markenzeichen erschwert
nicht nur den Schutz der eigenen
Marke, sondern birgt ganz akutes Konfliktpotenzial.
Das kann sehr unangenehm
werden.
Wir müssen uns also von der romantischen
Vorstellung verabschieden, die Gestaltung
eines Logos sei ein von profanen
Überlegungen unbeflecktes Kunsthandwerk.
Aber trotzdem gilt es eine Menge
handwerklicher Kriterien zu beachten:
Kann ich die Form schnell erfassen und
den Namen gut lesen? Auch auf grosse
Entfernung oder stark verkleinert auf einem
Bleistift? Funktioniert es als kreisrundes
Profilbild in sozialen Medien? Sind
die gewählten Farben barrierefrei im Web
zu gebrauchen? Kann ich es auch in reinem
Schwarz-Weiss reproduzieren? Und
vor allem: Ist die Form einfach genug? Als
ultimativer Test dient uns hier ein einfaches
gedankliches Experiment: Könnte
ich das Logo mit dem grossen Zeh in den
Sand zeichnen? Bei vielen der erfolgreichsten
Marken geht das tatsächlich.
Man denke an die olympischen Ringe, das
geschwungene M von Mc Donald’s, den
Mercedes-Stern, das Roche-Hexagon, den
Nike-Swoosh oder die gekreuzten C von
Chanel.
Der kreative Prozess ist im Logo
Design nicht anders als in der Architektur,
im Möbeldesign oder in der Mode: entwerfen,
verwerfen, verfeinern. Von Hand und
computergestützt. In einer Realität, die
immer mehr im virtuellen Raum stattfindet,
selbstredend auch animiert und
immer öfter mit einem markentypischen
akustischen Signal dazu.
Für die Auftraggeberinnen und Auftraggeber
ist dieser Prozess der schrittweisen
Annäherung meist intensiv und
manchmal auch sehr emotional. Gerade
weil wir so nah an der Marken-DNA operieren,
geht es schnell an die Substanz.
Darum ist es wichtig, dass die relevanten
Personen in den kreativen Prozess eingebunden
sind, und dass man ihnen die
Möglichkeit gibt, nicht nur aufgrund ihres
persönlichen Geschmacks, sondern auch
anhand rationaler und objektivierbarer
Kriterien zu urteilen. Idealerweise werden
Logo-Entwürfe im realen Umfeld betrachtet.
Auf einer Website. Als Profilbild bei
Twitter. Als Fotomontage auf einer Verpackung
oder einer Gebäudefassade. Gerade
so, wie es die jeweilige Aufgabe erfordert.
Perfekte Form gefunden?
Wenn das Logo dann seine endgültige
Form gefunden hat, verlangt dessen Einführung
erneut Fingerspitzengefühl. Mitarbeitende,
die das Logo mit Stolz tragen
und die Marke repräsentieren sollen,
möchten die Idee dahinter kennen. Kunden,
Geschäftspartner und Öffentlichkeit
wollen mit der Marke vertraut gemacht
werden und wissen, wofür sie steht. Das
braucht nicht nur gute Leistungen, sondern
auch geschickte Kommunikation
und Ausdauer.
Ob man mit seinem neuen Logo Erfolg
hat, kann man mittels Marktforschung
herausfinden. Regelmässige Messungen
im Ein- oder Zweijahresrhythmus
zeigen, wie sich Bekanntheit, Vertrautheit
und die Zuschreibung gewünschter Qualitäten
mit der Zeit entwickeln. Sogar der
finanzielle Wert einer Marke ist messbar.
Zuletzt wurde Coca-Cola mit über 50 Milliarden
Dollar bewertet, Apple sogar mit
über 400 Milliarden. Diese astronomischen
Summen beziehen sich natürlich
nicht allein auf das Logo, aber was wäre
Apple ohne sein Apfel-Logo? Die Investition
in eine perfekte Form hat sich auf jeden
Fall gelohnt.
vsao /asmac Journal 5/22 29
Perspektiven
Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit
Update:
Neue Therapieformen des
Diabetes mellitus Typ 2
Stefan Fischli, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung, Kantonsspital Luzern
Die Behandlung des Diabetes
mellitus Typ 2 hat in den
letzten Jahren fundamentale
Neuerungen erfahren: Schritt
weise haben sich antidiabetische Medikamente
mit neuen Wirkprinzipien etabliert.
Diese Stoffklassen haben den Vorteil,
dass sie frei von den «üblichen»
Nebenwirkungen antidiabetischer Medikamente
wie Hypoglykämie oder Gewichtszunahme
sind. Eines der wichtigsten
Charakteristika der neuen Antidiabetika
wie GLP-1-Rezeptoragonisten oder
SGLT-2-Hemmer ist ihr positiver Einfluss
auf die kardiovaskuläre Morbidität und
Mortalität sowie auf assoziierte diabetische
Komorbiditäten (z. B. Nephropathie).
Diese Erkenntnisse stützen sich auf inzwischen
zahlreich vorhandene Daten
aus kardiovaskulären bzw. renalen Endpunkt-Studien.
Einer der Paradigmenwechsel
in der modernen Diabetesbehandlung
stellt die Tatsache dar, dass bei
kardiovaskulären Vorerkrankungen (koronare
Herzkrankheit, Herzinsuffizienz)
bzw. entsprechender Hochrisikosituation
primär Präparate eingesetzt werden sollen,
die in den Studien eine Risikoreduktion
gezeigt haben.
Für den Praktiker ist die Anzahl verfügbarer
Medikamente und möglicher
Kombinationen bisweilen schwer überschaubar,
zumal gewisse Therapieregimes
noch nicht kassenzulässig sind. Der
vorliegende Artikel orientiert sich an den
neuen nationalen und internationalen
* Der Artikel erschien ursprünglich in der
«Therapeutischen Umschau» (2020), 77(7),
319–327. mediservice vsao-Mitglieder können
die «Therapeutische Umschau» zu äusserst
günstigen Konditionen abonnieren. Details
s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.
Guide lines [1, 2], gibt zuerst einen aktuellen
Überblick über die «neuesten» Antidiabetika
(DPP-IV-Hemmer, GLP-1-Rezeptoragonisten
und SGLT-2-Hemmer) und
leitet dann zu praktischen Aspekten der
Diabetesbehandlung über.
Übersicht über neuere Antidiabetika
Inkretinbasierte Therapien (vgl. Abb. 1)
Unter diesem Begriff werden Behandlungen
zusammengefasst, die am Inkretinsystem
des Körpers angreifen. Inkretine
(z. B. glucagon-like peptide 1, GLP-1 oder
glucose-dependent insulinotropic peptide,
GIP) sind Darm Hormone, die als Reaktion
auf eine perorale Kohlenhydratbzw.
Glukose-Zufuhr ausgeschüttet werden
und die prandiale Insulinsekretion
stimulieren. Dieser als sog. «Inkretineffekt»
bezeichnete Mechanismus ist bei
Typ-2-Diabetikern gestört bzw. reduziert
[3], die pathophysiologischen Grundlagen
dafür sind nicht restlos geklärt [4, 5].
Therapeutisch kann der Inkretineffekt
zweifach beeinflusst werden: Einerseits
kann der Abbau der zirkulierenden,
endogenen Inkretine durch Hemmung
des metabolisierenden Enzyms – der Dipeptidyl-Peptidase-IV
– gehemmt und
damit die Inkretinspiegel erhöht werden
(DPP-IV-Hemmer). Andererseits können
dem körpereigenen GLP-1-ähnliche
Substanzen, sog. GLP-1-Analoga oder
GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) eingesetzt
werden, um die Inkretinwirkung
zu potenzieren. Neben Differenzen in
Bezug auf Wirkstärke (HbA1c-Reduktion)
und Gewichtsverlauf unterscheiden sich
DPP-IV-Hemmer und GLP-1-RA substanziell
in ihren Effekten auf die kardiovaskuläre
Morbidität und Mortalität.
DPP-IV-Hemmer (Gliptine)
DPP-IV-Hemmer wirken mässig blutzuckersenkend
(HbA1c-Reduktion um 1 %)
und sind gewichtsneutral. Das Nebenwirkungsprofil
ist günstig: Im Gegensatz zu
den GLP-1-Agonisten fehlen gastrointestinale
Nebenwirkungen. DPP-IV-Hemmer
weisen, wie GLP-1-RA, kein intrinsisches
Hypoglykämierisiko auf. Eine klare Assoziation
mit dem Auftreten von Pankreatitiden
konnte sowohl für GLP-1-RA als auch
für DPP-IV-Hemmer bisher nicht belegt
werden [6, 7]. Jedoch sollten beide Stoffklassen
bei Patienten mit stattgehabter
oder Risikofaktoren für eine Pankreatitis
gestoppt bzw. der Einsatz kritisch hinterfragt
werden.
DPP-IV-Hemmer werden nach wie
vor sehr häufig und meist in Kombination
mit Metformin eingesetzt. Zu betonen ist
jedoch, dass keines der Präparate einen
protektiven kardiovaskulären Effekt zeigen
konnte (vgl. Tab. 1). Zusätzlich besteht
möglicherweise ein erhöhtes Risiko für eine
Herzinsuffizienz unter gewissen DPP-
IV-Hemmern [8]. DPP-IV-Hemmer können
prinzipiell mit allen oralen Antidiabetika
oder mit Basalinsulin kombiniert
werden. Eine Kombination von DPP-IV-
Hemmern mit GLP-1-RA ist jedoch nicht
zugelassen, und es kann damit keine additive
HbA1c-Senkung erreicht werden [9].
GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA)
Im Gegensatz zur Behandlung mit DPP-
IV-Hemmern kommt es beim Einsatz von
GLP-1-RA zu einer deutlicheren Verstärkung
des Inkretineffektes. Klinisch schlägt
sich dies in einer grösseren HbA1c-Senkung
und einem gewichtsreduzierenden
Effekt nieder. Jedoch gehen die Wirkungen
auch mit einer erhöhten gastrointesti
30
5/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
nalen Nebenwirkungsrate (Übelkeit, Inappetenz)
einher. Die Nebenwirkungen sind
jedoch meist nur passager am Anfang der
Behandlung vorhanden und können
durch schrittweise Dosistitration abgeschwächt
bzw. verhindert werden.
Neben den Wirkungen auf die endokrine
Pankreasfunktion hemmen die GLP-
1-RA die Magenentleerung und wirken
im Gehirn direkt auf Appetit- und Sättigungszentren
[10]. Die GLP-1-RA sind momentan
die Antidiabetika mit dem stärksten
Effekt auf die Gewichtsreduktion. Im
Zellmodell und im Tierversuch hat GLP-1
einen trophischen Effekt auf die Betazelle
und verhindert die Apoptose bzw. stimuliert
deren Proliferation.
In der Schweiz sind verschiedene
GLP-1-RA zugelassen, entweder als Monosubstanz
oder als Kombinationspräparat
zusammen mit Insulin (vgl. Abb. 2).
Die Substanzen unterscheiden sich primär
durch die Halbwertszeit bzw. die
damit verbundene Applikationsfrequenz
(täglich vs. 1× / Woche). Die Halbwertszeit
des Agonisten bzw. die Dauer der
GLP-1-Rezeptoraktivierung spielt dabei
eine Rolle, ob eher postprandiale (durch
Hemmung der Magenentleerung) oder
Nüchtern-Blutzuckerwerte beeinflusst
werden [11]. Als erste orale GLP-1-RA-Formulierung
ist Semaglutid (Rybelsus®) seit
Kurzem in der Schweiz zugelassen.
Verschiedene GLP-1-RA haben eine
Reduktion kardiovaskulärer Endpunkte
bzw. eine Mortalitätsreduktion gezeigt
(vgl. Tab. 1). GLP-1-RA wirken sich ebenfalls
positiv auf den Verlauf einer diabetischen
Nephropathie aus. Sie verhindern
primär die Progression der Albuminurie
und die Entwicklung bzw. das Neu-Auftreten
einer Makroalbuminurie. Anzumerken
ist jedoch, dass es sich bei der
überwiegenden Mehrheit der Daten um
sekundäre Endpunkte aus den kardiovaskulären
Endpunktstudien handelt.
GLP-1-RA können mit allen oralen Antidiabetika
(ausser DPP-IV-Hemmern, siehe
oben) und Insulin kombiniert werden.
SGLT-2-Hemmer können ebenfalls zusammen
mit GLP-1-RA gegeben werden.
Die Kombination ist zum jetzigen Zeitpunkt
jedoch nicht kassenzulässig, d. h.
eine vorgängige Kostengutsprache beim
Versicherer ist notwendig.
SGLT-2-Hemmer (Gliflozine) (vgl. Abb. 3)
Die neueste antidiabetische Stoffklasse,
die SGLT-2-Hemmer, vermindern im proximalen
Tubulus die Rückresorption von
Glukose durch Hemmung des Natrium-Glukose-Symporters
(sodium dependent
glucose transporter, SGLT). Die daraus
resultierende Glukosurie schlägt sich
in einer HbA1c-Senkung mit Gewichtsreduktion
nieder. Neben ihrer blutzucker-senkenden
Wirkungen weisen die
SGLT-2-Hemmer aber auch kardio- und
nephroprotektive Effekte auf. Die genauen,
dafür verantwortlichen Mechanismen
sind noch nicht allesamt geklärt. Auf kardialer
Seite führen verschiedene Faktoren
Abbildung 1. Inkretinbasierte Therapie: Übersicht über Ansatzpunkte und Wirkungen.
vsao /asmac Journal 5/22 31
Perspektiven
Tabelle 1. Kohlenhydrate für Diabetes-Patienten: Alternativen zu ungünstigen Quellen.
Substanz
(Markenname)
3-P-MACE 1
Kardiovaskuläre
Mortalität
Gesamt-
Mortalität
Nicht-fataler
CVI
Nicht- fataler
Myokardinfarkt
Herz -
insuffizienz
Nephropathie
DPP-IV-Hemmer
Saxaglipitin
(Onglyza®)
Aloglipitin
(Vipida®)
Sitagliptin
(Januvia®)
Linaglipitin
(Trajenta®)
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Erhöht Reduziert 2
Neutral Neutral Neutral N. E. Neutral Erhöht N. E.
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 2
GLP-1-Rezeptoragonisten
Lixisenatid
(Lyxumia®)
Liraglutid
(Victoza®)
Semaglutid s.c.
(Ozempic®)
Semaglutid p.o.
(Rybelsus®)
Dulaglutid
(Trulicity ®)
Exenatid ER
(Bydureon®)
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 3
Reduziert Reduziert Reduziert Neutral Neutral Neutral Reduziert 3
Reduziert Neutral Neutral Reduziert Neutral Neutral Reduziert 3
Neutral Reduziert Neutral Neutral Neutral Neutral N. E.
Reduziert Neutral Neutral Reduziert Neutral Neutral Reduziert 3
Neutral Neutral Reduziert 4 Neutral Neutral Neutral Reduziert
SGLT-2-Inhibitoren
Empagliflozin
(Jardiance®)
Canagliflozin
(Invokana®
Dapagliflozin
(Forxiga®)
Reduziert Reduziert Reduziert Neutral Neutral Reduziert Reduziert
Reduziert Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 4 Reduziert
Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert Reduziert
Anmerkungen: N. E.: nicht evaluiert; 1 3-P-MACE: 3-Point Major Adverse Cardiovascular Event: kombinierter Endpunkt in kardiovaskulären Endpunktstudien
beinhaltet kardiovaskulärer Tod, nicht-fataler Myokardinfarkt, nicht-fataler stroke; 2 v. a. Progression der Albuminurie; 3 v. a. Entwicklung einer
Makroalbuminurie; 4 explorativer Endpunkt.
wie Vor- und Nachlastsenkung, zunehmende
Hämokonzentrierung, der durch
osmotische Phänomene vermittelte diuretische
Effekt, ein möglicherweise verändertes
Nährstoffangebot (z. B. Ketonkörper)
an das Myokard und die Hemmung
des Natrium-Hydrogen-Exchangers zu
den dokumentierten protektiven Effekten
bei Pat. mit KHK und einer Herzinsuffizienz
[12]. In Bezug auf die Nephroprotektion
ist einer der zentralen Mechanismen
die Abnahme des glomerulären Filtrationsdruckes
und der Hyperfiltration durch
Beeinflussung des tubulo-glomerulären
Feedbacks [13]. Dadurch kommt es zu einer
verzögerten Progression der diabetischen
Nephropathie. In Studien konnte
gezeigt werden, dass unter Behandlung
mit SGLT-2-Hemmern die Nieren-spezifischen
Endpunkte wie Einleiten eines Nierenersatzverfahrens
oder renaler Tod seltener
auftreten [14, 15]. Die bisher einzige
Studie, die den Einfluss eines SGLT-2-
Hemmers (Canagliflozin) auf die diabetische
Nephropathie als primären Endpunkt
untersucht hat, war das CREDEN
CE-trial [15]. Die positive Beeinflussung
dieses sog. «kardio-renalen Systems»
scheint denn auch ein zentraler Aspekt
der Morbiditäts- und Mortalitätsreduktion
unter SGLT-2-Hemmerbehandlung zu
sein [16 – 18] (vgl. Tab. 1).
Obwohl die SGLT-2-Hemmer, neben
den GLP-1-RA, einen Meilenstein der modernen
Diabetestherapie darstellen, ist
das pleiotrope Wirkspektrum auch mit
Nebenwirkungen assoziiert. Die seltene
euglykäme diabetische Ketoazidose (eD
KA) ist als metabolische Azidose mit meist
nur gering erhöhten Plasmaglukosewerten
charakterisiert. Die Bestätigung der
Verdachtsdiagnose erfordert immer eine
32
5/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Täglich applizierbare Präparate
Generischer Name Exenatid Liraglutid Lixisenatid
Markennanme Byetta® Victoza® Lyxumia®
Zulassung (CH) 2006 2009 2017
Grundstruktur Exendin-4 GLP-1 Exendin-4
Molekulargewicht (Da) 4186.6 3751.2 4909.5
Halbwertszeit + ++ +
Senkung Nüchtern-BZ + ++ +
Senkung pp-BZ ++ + ++
Applikation 2x tgl. 1x tgl. 1x tgl. zur Hauptmahlzeit
Kombination mit Basalinsulin (gem. SL) Ja Ja 1 Ja 2
Wöchentlich applizierbare Präparate
Generischer Name Exenatid LAR 3 Dulaglutid Semaglutid
Markennanme Bydureon® Trulicity® Ozempic®
Zulassung (CH) 2012 2015 2019
Grundstruktur Exendin-4 GLP-1 GLP-1
Molekulargewicht (Da) 4186.6 59669.81 4113.64
Halbwertszeit +++ +++ +++
Senkung Nüchtern-BZ ++ ++ ++
Senkung pp-BZ + + +
Applikation 1x wöchentlich 1x wöchentlich 1x wöchentlich
Kombination mit Basalinsulin (gem. SL) Nein Nein Ja
Abbildung 2. GLP-1-Rezeptoragonisten: Übersicht über s.c.-applizierbare Präparate. 1 Fixkombination Liraglutid / Insulin degludec (Xultophy®) erhältlich;
2 Fixkombination Lixisenatid / Insulin glargin (Suliqua®) erhältlich; 3 Exenatid in Mikrosphären vorliegend (führt zur verzögerten Freisetzung).
BZ: Blutzucker; gem. SL: Indikation zugelassen gem. Spezialitätenliste; Da: Dalton.
Blutgasanalyse, ansonsten wird die Übersäuerung
verpasst und der Verlauf kann
fatal enden. Analog zur Metformin-assoziierten
Laktatazidose ist die eDKA eine
meist vorhersehbare und abwendbare
Komplikation, wenn grundlegende Vorsichtsmassnahmen
(vgl. Kasten 1) strikte
befolgt werden. Das Risiko für urogenitale
Infekte (meist Mykosen) ist unter
SGLT-2-Hemmer-Behandlung erhöht. Unklar
ist zum jetzigen Zeitpunkt die Frage,
ob auch komplizierte Harnwegsinfekte
bzw. Pyelonephri tiden oder Formen der
urogenitalen, nekrotisierenden Fasziitis
(Fournier-Gangrän) einen Zusammenhang
mit der SGLT-2-Hemmerbehandlung
haben. Auch ist bis jetzt noch nicht
klar, ob das Amputationsrisiko (v. a. an der
unteren Extremität) unter den Gliflozinen
erhöht ist. Vorsicht ist geboten bei Patienten
mit diabetischem Fuss syndrom, fortgeschrittener
Neuropathie und kritischer
Blutversorg ung bzw. Kompromittierung
derselben durch eine zusätzliche Volu
vsao /asmac Journal 5/22 33
Perspektiven
Kasten 1. Vorsichtsmassnahmen unter Behandlung mit SGLT-2-Hemmern.
Risikopersonen / Risikosituationen für Komplikationen
(Infekte / Ketoazidose) identifizieren
• Gehäufte urogenitale Infekte, Prädisposition
für Infekte z. B. schwere obstruktive Uropathie
• Nicht-erkannter Typ-1-Diabetes
• Akute Erkrankungen, z. B. mit Dehydratation
(Gastroenteritis)
• Chirurgische Eingriffe
• Stoppen / ausgeprägte Dosisreduktion von Insulin
• Fortgeschrittene Niereninsuffizienz bzw. rasche
Verschlechterung der Nierenfunktion
• Patienten mit «kritischer» PAVK, St. n. Amputation,
Polyneuropathie, diabetisches Fusssyndrom
• Patienten mit grossem Sturzrisiko
• Therapien mit Risiko für Volumendepletion
(Schleifendiuretika)
Massnahmen
• Auf Ausführliche Information des Patienten über Nebenwirkungen,
Symptome des Infektes bzw. der Ketoazidose,
unbedingte Notwendigkeit des Stoppens bei akuter
Erkrankung / Operation
• Stoppen von SGLT-2-Hemmern bei Patienten mit akuter
Erkrankung / hospitalisierten Patienten
• Regelmässige Fusskontrollen bei Patienten mit diabetischem
Fusssyndrom bzw. bekannter PAVK, Behandlung
einer klinisch relevanten PAVK
• Keine Verordnung von SGLT-2-Hemmern bei Patienten
mit Typ-1-Diabetes (keine zugelassene Indikation)
• Kennen der Symptome einer Ketoazidose und im Zweifelsfall
immer Ausschluss einer Azidose mittels Blutgasanalyse
dem entsprechenden Medikament gesenkt
werden kann. Dabei ist zu beachten,
dass bei hohen HbA1c-Ausgangswerten
die Senkung des glykierten Hämoglobins
immer deutlicher ausfallen wird. Bei anfänglichen
HbA1c-Werten über 9 % kann
der Beginn einer dualen Therapie (z. B.
Metformin in Kombination mit einem
zweiten Antidiabetikum) von Anfang
an evaluiert werden, um eine raschere
HbA1c-Senkung zu erreichen [19]. Das
Therapieansprechen sollte mit regelmässigen
HbA1c-Messungen (alle 3 – 6 Monate)
kontrolliert werden und bei Nichterreichen
der HbA1c-Ziele eine kontinuierliche
Anpassung der Behandlung erfolgen.
Abbildung 3. SGLT-2-Inhibitoren: Wirkungen auf Blutzuckerstoffwechsel und auf kardiale / renale
Physiologie (NHE: sodium-hydrogen exchanger).
mendepletion (z. B. durch additive Gabe
von Schleifendiuretika).
Praktisches Vorgehen
Das primäre Ziel einer effektiven und
nachhaltigen Diabetesbehandlung ist die
Reduktion der kardiovaskulären Morbidität
und Mortalität, die Verhinderung bzw.
die Verlangsamung der mikrovaskulären
Diabeteskomplika tionen (z. B. diabetische
Nephropathie oder Retinopathie) unter
Vermeidung therapiespezifischer Nebenwirkungen
wie Hypoglykämie oder Gewichtszunahme.
Für jeden Patienten soll
individuell ein HbA1c-Zielbereich festgelegt
werden. Dieser fällt bei jüngeren
Diabetikern ohne fortgeschrittene Sekundärerkrankungen
tiefer aus (unter 7 %,
bzw. unter 6.5 % wenn dieses Ziel ohne
Hypoglykämie-verursachende Therapie
erreicht werden kann) als bei Älteren mit
Vorerkrankungen bzw. Personen mit hohem
Hypoglykämierisiko (um 8 %).
Bei der Wahl der Substanzen muss auf
die antidiabe tische Potenz geachtet werden
(vgl. Tab. 2, Spalte HBA1c-Senkung),
d. h. es sollte in etwa abgeschätzt werden,
um wieviel Prozentpunkte das HbA1c mit
Wahl des Antidiabetikums
(vgl. Abb. 4)
Grundlage jeder Behandlung bei Typ-2-Diabetes
stellt das Umsetzen der lebensstiländernden
Massnahmen (Gewichtsreduktion,
Ernährungsumstellung, regelmässige
Bewegung) und die multifaktorielle
Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren
(Statingabe, Blutdruckkontrolle,
Rauchstopp) dar.
Bei der medikamentösen Behandlung
(Erstbehandlung bzw. Ausbau der Therapie)
müssen folgende Fragen gestellt werden:
1. Braucht der Patient Insulin?
2. Liegt eine Nierenfunktionseinschränkung
vor?
3. Hat der Patient ein hohes kardiovaskuläres
Risiko, bestehen kardiovasku läre
Erkrankungen (etablierte KHK oder
Herzinsuffizienz) oder eine fortgeschrittene
diabetische Nephropathie?
34
5/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Tabelle 2. Übersicht über verschiedene Antidiabetika (Adaptiert nach [23 – 29]).
Stoffklasse HbA1c-Reduktion (%) Gewichtsverlauf (kg) Dosierung bei Niereninsuffizienz
Metformin –2 –1.5 GFR 59 – 45 ml / min.: max. 1500 mg / d
GFR 44 – 30 ml / min.: max. 500 – 1000 mg 1
GFR < 30 ml / min.: Stopp
Sulfonylharnstoff
(Gliclazid)
–2 +1 bis 2 In der Regel Stopp bei GFR 30 – 45 ml / min. oder tiefer
DPP-IV-Hemmer –1 0 Gabe bis GFR < 30 ml / min. möglich 2
GLP-1-Rez.-Agonist –1.6 –3 Gabe bis GFR < 30 ml / min. möglich
SGLT-2-Hemmer –1 –2 Bei GFR < 45ml / min.: Stopp 3
Insulin –3.5 +3 Keine Einschränkung 4
Anmerkungen: 1 Kein Neubeginn mit Metformin, regelmässige Kontrollen der Nierenfunktion, sick day rules befolgen; 2 Bei gewissen Substanzen muss
eine Dosisadaptation erfolgen (ausser Linagliptin); 3 Gem. Kompendium (in Studien: sicherer Einsatz bis GFR 30 ml / min. gezeigt), Ausnahme Ertugliflozin
(Stopp bei GFR < 60 ml / min.); 4 Bei schwerer Einschränkung der Nierenfunktion (GFR < 15 – 30 ml / min.) bzw. Dialysepflichtigkeit muss ggf. die Insulindosis
reduziert werden (ggf. erhöhtes Hypoglykämierisiko).
Braucht der Patient Insulin?
Das älteste und potenteste Antidiabetikum,
das Insulin, kommt immer dann
zum Einsatz, wenn die Stoffwechsellage
stark entgleist ist und / oder Hinweise auf
einen Insulinmangel (z. B. bei einem
Typ-1-Diabetes) bzw. auf eine katabole Situation
bestehen (vgl. Kasten 2). In den
meisten Fällen kann mit dem Einsatz eines
Basisinsulins (meist in Kombination
mit anderen Antidiabetika, ausser zusammen
mit Sulfonylharnstoffen) eine rasche
und ausreichende Stoffwechselkontrolle
erreicht werden. Die Basalinsulinbehandlung
stellt – verglichen mit anderen Insulinregimes
(Mischinsuline bzw. Basis-Bolusbehandlung)
die Therapieform mit
dem geringsten Potenzial für Unterzuckerungen
und Gewichtszunahme dar [20].
Liegt eine Nierenfunktionseinschränkung
vor?
Die Prävalenz einer chronischen Nierenerkankung,
definiert durch eine eingeschränkte
glomeruläre Filtrationsrate oder
das Vorliegen einer Albuminurie, beträgt in
grossen Typ-2-Diabetes-Kollektiven über
40 % [21] und ist damit eine sehr häufige
Komorbidität. Eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz
(GFR < 45 ml / min / 1.73 m 2 )
schliesst die Verordnung von einigen Antidiabetika
aus (vgl. Tab. 2). Bei einer GFR
unter 30 ml / min / 1.73 m 2 können weiterhin
GLP-1-Agonisten, Insulin und DPP-IV-
Hemmer eingesetzt werden. Bei letzterer
Substanzklasse ist jedoch bei gewissen Präparaten
eine Anpassung der Dosis erforderlich.
Zusammenfassung
Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 hat in den letzten Jahren grundlegende
Änderungen erfahren. Neue Präparate mit fehlendem Hypoglykämiepotenzial und
gewichtsreduzierendem Effekt wurden zugelassen. In grossen Studien konnten die
protektiven Eigenschaften von GLP-1-Rezeptoragonisten und SGLT-2-Hemmer auf die
kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität gezeigt werden. Die neuen Erkenntnisse
schlagen sich in Änderungen in der Behandlungsstrategie nieder: Typ-2-Diabetiker mit
Herz- / Kreislauf-Erkrankungen oder einem hohen kardiovaskulären Risiko werden
primär mit Substanzen behandelt, die einen Benefit in Bezug auf die Risikoreduktion
gezeigt haben. SGLT-2-Inhibitoren wirken durch direkten Angriff auf die Nierenphysiologie
nephroprotektiv und können den Verlauf einer diabetischen Nephropathie günstig
beeinflussen. Der vorliegende Artikel stellt in einem Überblick Wirkmechanismen und
Charakteristika der neueren Antidiabetika (DPPIV-Hemmer, GLP-1-Rezeptoragonisten,
SGLT-2-Hemmer) vor und leitet dann über zu den praktischen Aspekten bei der Behandlung
von Personen mit Typ-2-Diabetes.
Abstract:
Update: new forms of therapy for type-2-diabetes
In the past few years medical treatment of type-2-diabetes experienced fundamental
changes. New medications were approved which have no intrinsic risk of hypoglycemia
and exert weight loss. Cardiovascular outcome trials demonstrated positive effects on
cardiovascular morbidity and mortality for GLP-1-receptor agonists and SGLT-2-inhibitors,
the latter showing also specific nephroprotective effects. The growing bulk of data
leads to modified therapy strategies: Persons with established cardiovascular disease or
high cardiovascular risk should be treated primary with these medications. This review
starts with an overview on newer antidiabetic substances (DPPIV-inhibitors, GLP-1-receptor
agonists, SGLT-2-inhibitors). Then practical aspects of treatment regimens according
to actual national and international guidelines are discussed.
Hat der Patient ein hohes
kardiovaskuläres Risiko, bestehen
kardiovaskuläre Erkrankungen
(etablierte KHK oder Herzinsuffizienz)
oder eine fortgeschrittene diabetische
Nephropathie?
Bestehen bereits kardiovaskuläre Vorerkrankungen
(z. B. St. n. Myokardinfarkt
bzw. Herzinsuffizienz) oder liegt ein hohes
kardiovaskuläres Risiko (z. B. lange Diabetesdauer,
Endorganschäden in Kombination
mit Vorliegen mehrerer kardiovaskulärer
Risikofaktoren) vor, sollen primär Antidiabetika
gewählt werden, die einen protektiven
Effekt auf diese Erkrankungen
aufweisen (vgl. Tab. 1). D.h. man sollte eine
Metformintherapie primär mit einem
GLP-1-Agonisten oder einem SGLT-2-Hem
vsao /asmac Journal 5/22 35
Perspektiven
Abbildung 4. Auswahl des Antidiabetikums (CV: kardiovaskulär; MI: Myokardinfarkt).
mer kombinieren. Bei Vorliegen einer fortgeschrittenen
diabetischen Nephro pathie
(Makroalbuminurie / nephrotisches Syndrom)
und bereits bestehender Behandlung
mit einem ACE-Hemmer oder einem
Sartan kann eine SGLT-2-Inhibitor-Therapie
mit Canagliflozin evaluiert werden, das
für diese Indika tion neu zugelassen ist. In
allen anderen Fällen ist man in der Wahl
des zweiten bzw. dritten Antidiabetikums
frei (z. B. DPP-IV-Hemmer) oder richtet
sich nach zusätz lichem Therapienutzen
(z. B. GLP-1-Agonist bei Wunsch nach effektiver
Gewichtsreduk tion).
Beginn einer Injektionstherapie
(vgl. Abb. 5)
Ist die Stoffwechselkontrolle unter 2 – 3
oralen Antidiabe tika ungenügend und das
definierte HbA1c-Ziel nicht erreicht, stellt
der nächste Schritt der Beginn einer Injektionstherapie
dar. In der Vergangenheit
war dieser gleichbedeutend mit dem Einleiten
einer Insulintherapie. Heute wird
jedoch in den meisten Fällen – und bei
fehlenden Indikationen für eine Insulintherapie
(vgl. Kasten 2) – der Beginn einer
Behandlung mit einem GLP-1-Agonisten
empfohlen [21]. Die Vorteile gegenüber
der Insulintherapie sind das fehlende
Hypoglykämierisiko und der positive Effekt
auf den Gewichtsverlauf. Die GLP-1-
Agonisten therapie kann im Verlauf problemlos
mit einem Basisinsulin ergänzt
werden. Der Nutzen der Kombinationstherapie
ist inzwischen gut belegt. Pharmakologisch
wirken beide Substanzen
über verschiedene Mechanismen blutzuckersenkend
und synergistisch. Die Beeinflussung
der zentralen Appetit- und
Sättigungsregulation durch den GLP-1-Rezeptoragonist
hilft jedoch, eine Gewichtszunahme
unter Insulintherapie zu verhindern.
Immer mehr Daten belegen nun
auch den Nutzen einer solchen Kombinationstherapie
hinsichtlich Gewichtsverlauf,
Insulindosis, Stoffwechselkontrolle
und Hypoglykämierisiko [20 – 22].
Dr. med. Stefan Fischli
Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie
und klinische Ernährung
Departement Medizin
Luzerner Kantonsspital
6000 Luzern 16
stefan.fischli@luks.ch
Kasten 2. Indikationen für eine Insulintherapie.
• Akutsituationen (z. B. Herzinfarkt,
Hirnschlag, Operation)
• Schwere Entgleisungen
(Blutzucker > 20 – 25 mmol / l,
HbA1c > 12 %)
• Anabolismus gewünscht
(Ältere, Tumorpatienten)
• Kontraindikationen für orale
Antidiabetika
• Schmerzhafte Polyneuropathie
• Schwere Entgleisung unter
Glukokortikoidtherapie
• Pankreatopriver Diabetes
• Schwangerschaft
• Hinweise auf absoluten Insulinmangel
(Verdacht auf D. mellitus
Typ 1)
– Akuter Beginn
– Gewichtsverlust unabhängig
von Ausgangsgewicht
– Ketonkörper nachweisbar
36
5/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Abbildung 5. Beginn einer Injektionstherapie.
Literatur
[1] Schweizerische Gesellschaft
für Endokrinologie und Diabetologie,
Hrsg. Empfehlungen der
Schweizerischen Gesellschaft für
Endokrinologie und Diabetologie
(SGED / SSED) für die Behandlung
von Diabetes mellitus Typ 2 (2020)
[Internet]. Baden: SGED SSED; 28.
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inhibitors for type 2 diabetes: a systematic
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Verweis in Legende zu Tabelle 2
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Versicherten ein ganzes Leben lang.
Perspektiven
Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit
Ernährung bei
Diabetes mellitus
David Fäh, Departement Gesundheit, Ernährung und Diätetik, Berner Fachhochschule,
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich
1
Im gesamten Beitrag ist mit «Diabetes» Typ 2
Diabetes mellitus gemeint, falls nicht näher
beschrieben.
* Der Artikel erschien ursprünglich in der
«Therapeutischen Umschau» (2020), 77(7),
302–311. mediservice vsao-Mitglieder können
die «Therapeutische Umschau» zu äusserst
günstigen Konditionen abonnieren. Details
s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.
Diabetes 1 nimmt weltweit zu.
Alterung der Bevölkerung
aber auch steigende Adipositas-Raten
sind die Haupttreiber.
Neben der körperlichen Aktivität
ist die Er nährung der bedeutendste beeinflussbare
Faktor. Entsprechend wichtig
wären stringente Ernährungsempfehlungen,
um den Krankheitsverlauf bei Diabetespatienten
möglichst positiv beeinflussen
zu können. Diese sind leider nur
bedingt möglich, da ungenügende wissenschaftliche
Evidenz dafür vorliegt: Die
jeweiligen Effekte sind klein, die Signifikanzniveaus
gering, die Resultate heterogen.
Kommt hinzu, dass im Ernährungsbereich
selbst randomisierte kontrollierte
Versuche nur bedingt geeignet sind um
verlässlichere Resultate mit Kausalitätsnachweis
zu generieren [1, 2]. Deshalb
und weil jeder Mensch unterschiedlich
auf eine Ernährungsumstellung reagiert,
sollten unter Berücksichtigung ernährungsphysiologischer
Grundsätze individuelle
Herangehensweisen verfolgt werden.
Folgender Beitrag soll als Grundlage
dazu dienen, indem er Vor- und Nachteile
der wichtigsten Makronährstoffe Kohlenhydrate,
Fette, Eiweisse und Alkohol
zusammenträgt. Obwohl es auch Evidenz
gibt, die für oder gegen einzelne Lebensmittel
spricht, sollte die Ernährung stets
als Ganzes betrachtet werden. Entsprechend
wichtig sind Untersuchungen zu
den Effekten von Ernährungsmustern auf
das Körpergewicht und Diabetesmanagement.
Dabei scheinen Qualität und Verarbeitung
von Produkten mindestens so
wichtig zu sein wie die absoluten Mengen
oder die Verhältnisse der Makronährstoffe.
Für Personen mit Diabetes gelten zudem
die gleichen Kriterien für eine ausgewogene
Ernährung wie für die Allgemeinbevölkerung,
wobei das Vermeiden einer
positiven Energiebilanz noch stärker im
Vordergrund steht.
Kohlenhydrate und
zugesetzte Süssungsmittel
Auch wenn die Evidenz für eine konkrete
Kohlenhydrat-Empfehlung fehlt, spricht
vieles dafür die Zufuhr im Fenster zwischen
45 und 60 Energieprozent vorzusehen
[3]. Bei einem Tagesbedarf von 2000
kcal bedeutet dies ca. 200 bis 300 g / Tag.
Eine kohlenhydratarme Ernährung führt
zwar meist zu einer Verbesserung der
HbA1c-Werte [4, 5]. Bei der Gewichtsreduktion
hat sie aber keine Vorteile gegenüber
anderen Diäten und ist bei der Nachhaltigkeit
einer mediterranen Ernährungsweise
unterlegen [4 – 9]. Eine zu starke
Einschränkung resultiert in einer
übermässigen Zufuhr an Eiweissen oder
Fett. Beides kann je nach Quelle mit einem
erhöhten Sterberisiko assoziiert sein [10].
Zudem fördert eine Low-Carb-Ernährung
eine ketogene Stoffwechsellage, was für
manche Patienten problematisch sein
kann [11]. Low-Carb-Diäten sollten also
Patienten mit Diabetes nicht routinemässig
empfohlen werden [5, 7]. Neben der
Menge entscheidet auch die Art der Kohlenhydrate
über den Krankheitsverlauf.
Bis anhin wurden der Glykämische Index
(GI: «Geschwindigkeit»)) und die Glykämische
Last (GL: «Masse») als Massstäbe
dafür verwendet wie schnell, in welcher
Menge und über welche Dauer Glukose im
Blut erscheint. Einigermassen robuste
Evidenz zeigt, dass ein Ersatz von
hoch-GI-Lebensmitteln durch solche mit
niedrigerem GI Vorteile bringt bei Glukoseparametern,
Diabetesmanagement und
auch das Herz-Kreislauf(HKL)-Risiko
senkt [12 – 15]. Diese generelle Ansicht
muss jedoch insofern revidiert werden, als
der GI eines Lebensmittels sich von
Mensch zu Mensch erheblich unterscheiden
kann. Der in Tabellen angegebene
Wert mag für die Mehrheit stimmen und
in der Normalverteilung den Medianwert
darstellen. Bei manchen Lebensmitteln ist
diese Verteilung der individuellen Blutzuckerantwort
aber breit, was bedeutet, dass
viele Individuen anders als die «Norm» reagieren.
So gibt es Menschen, die auf Vollkornbrot
mit einem stärkeren Blutzuckeranstieg
reagieren als auf den Verzehr
von Weissbrot [16, 17].
Da Kohlenhydrate selten isoliert konsumiert
werden, muss deren Konsum immer
auch im Kontext betrachtet werden.
Wenn es eine generelle Empfehlung gibt,
dann die, dass die meisten Kohlenhydratquellen
im Sinne der Diabetesprävention
und der Gewichtskontrolle bessere Eigenschaften
haben, wenn sie nur wenig verarbeitet
sind [18, 19]. Alternativen mit weniger
oder weniger schnell verfügbaren Kohlenhydraten
sind in Tabelle 1 ersichtlich.
Auch wenn Unterschiede im Blutzucker-Verlauf
bescheiden anmuten kön-
vsao /asmac Journal 5/22 39
Perspektiven
nen, so haben die faserreichen Alternativen
zusätzliche Vorteile wie bessere Sättigung,
nachhaltigere Gewichtsreduktion
und verringerte Mortalität bei Diabetes-Patienten
[20 – 23]. Hingegen ist unklar,
inwiefern die Bildung von resistenter
Stärke beim Abkühlen von stärkehaltigen
Lebensmitteln zur besseren Blutzuckerkontrolle
bei Diabetespatienten beitragen
kann [24 – 26].
Weltweit sind Getränke eine wichtige
Quelle von zugesetztem Zucker [27]. Regelmässiger
Konsum von zuckergesüssten
Getränken, aber auch von Fruchtsaft ist
mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden
– teilweise unabhängig vom BMI
[28, 29]. Es ist unwahrscheinlich, dass
Fruchtsäfte und künstlich gesüsste Getränke
gesündere Alternativen zu zuckergesüssten
Varianten sind [28], zumal auch
künstlich gesüsste Getränke mit einem
erhöhten Sterberisiko assoziiert sind [30].
Vor- und Nachteile von Kohlenhydraten in
der Diabetesprävention und -therapie sind
in Tabelle 2 zusammengefasst.
Fette
Aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen
Evidenz kann keine Empfehlung für
die Gesamtfettzufuhr gemacht werden.
Tabelle 1. Kohlenhydrate für Diabetes-Patienten: Alternativen zu ungünstigen Quellen.
Für die meisten Diabetes-Patienten ungünstig
Reis
Kartoffeln
Teigwaren
Flakes (Cornflakes, Flakes auf Reisbasis).
Viele «Weizenflakes» bestehen überwiegend aus Reis
Kekse aus Weissmehl
Weissbrot (oder anderes Brot mit Mehl mit
hohem Ausmahlungsgrad)
Fruchtsaft / Gemüsesaft (hat meist Zuckerzusatz)
Entsprechende Alternativen
Reis mit hohem Amylose- und niedrigem Amylopektin-Gehalt;
Vollreis; Reis mit darin verarbeitetem Gemüse oder Nüssen;
Linsen, Kichererbsen, Bohnen, Buchweizen
Süsskartoffeln, Topinambur, Yam, Knollensellerie, Pastinaken,
Petersilienwurzel, Rote Bete (Randen)
«Al dente» kochen, Vollkornvarianten, Teigwaren mit einem Anteil
an Dinkel, Hülsenfrüchten oder Buchweizen
Minimal verarbeitete Getreideflocken, v. a. Haferflocken
Alternativen mit höherem Faser- und einem niedrigeren Zuckeranteil,
aus Hafer oder Dinkel, mit Rosinen oder anderen Trockenfrüchten
zum Süssen
Brot aus Mehl mit niedrigem Ausmahlungsgrad (am hohen Faseranteil
erkennbar) und darin verarbeiteten Nüssen, Kernen und Samen;
Roggenbrot
Unverarbeitete Früchte
Tabelle 2. Vor- und Nachteile von Kohlenhydraten in der Ernährung bei Diabetes mellitus.
Vorteile
+ Der Konsum von komplexen Kohlenhydraten ist mit einem
nied rigeren Krankheitsrisiko assoziiert als der weitgehende
Verzicht darauf.
+ Natürliche Kohlenhydratquellen enthalten Vitamine,
Mineral stoffe, Nahrungsfasern und andere wertvolle Stoffe.
+ Manche Quellen wie Hafer oder Hülsenfrüchte enthalten
Stoffe, die die Zuckeraufnahme und damit die Insulinantwort
verzögern.
+ Insbesondere Glukose und Stärke können von allen Organen
verwertet werden. Sie liefern unter allen Bedingungen optimal
Energie, vor allem beim Sport.
+ In Kombination mit geeigneten Fett- und Eiweissquellen
sorgen Kohlenhydrate für eine gute Sättigung.
Nachteile
– Eine zu hohe Zufuhr an Kohlenhydraten (v. a. raffinierte) ist
mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden.
– Kohlenhydrate kommen oft in flüssiger Form vor, etwa in
Süss getränken oder Fruchtsäften, was eine rasche Kalorieneinnahme
begünstigt. Vor allem in Süssgetränken kommen
Zucker zudem als «leere» Kalorien vor, also ohne Mikronährstoffe.
– Flüssige Kohlenhydrate sättigen schlecht und fördern so
Übergewicht.
– Viele Kohlenhydrate sind stark insulinotrop und fördern die
Lipogenese und eine Insulinresistenz.
– Kohlenhydrate sind oft in Produkten «versteckt» in denen sie
nicht erwartet werden und tragen häufig kryptische Namen.
Quintessenz Kohlenhydrate
• Etwa die Hälfte des Energiebedarfs sollte mit Kohlenhydraten gedeckt werden.
• Verschiedene Kohlenhydratquellen haben einen höchst unterschiedlichen Einfluss auf die Blutzuckerregulation.
Dieser Effekt scheint individuell stark zu variieren.
• Generell sind faserreiche, wenig verarbeitete Kohlenhydratquellen raffinierten Produkten vorzuziehen.
• Nicht nur von zuckergesüssten Getränken sollte abgeraten werden. Süss schmeckende Getränke scheinen generell
problematisch, selbst dann, wenn sie keine Kalorien enthalten.
40
5/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Ähnlich wie bei den Kohlenhydraten sprechen
Studien, die die HKL-Risiken untersucht
haben, jedoch dafür, die Zufuhr zwischen
20 und 35 Energieprozent zu halten.
Eine zu starke Einschränkung der Fettzufuhr
geht meist mit einer Erhöhung der
Kohlenhydrateinnahme einher, was sich
wiederum negativ auf die Blutfette auswirken
kann [31, 32]. Die ungenügende
Evidenzlage erlaubt es auch nicht, Diabetespatienten
eine Empfehlung für gesättigte
Fette abzugeben. Aber auch hier
spricht einiges dafür, den Anteil an gesättigten
Fetten zugunsten ungesättigter auf
10 Energieprozent oder weniger zu reduzieren
[31]. Diese Beschränkung macht
mehr Sinn, wenn das Fett von Fleisch und
Fleischprodukten stammt, weniger, wenn
es von Milchprodukten (v. a. Joghurt)
stammt [32, 33]. Eine Metaanalyse von
RCTs zeigte bei einer Allgemeinbevölke -
rung eine Reduktion des HKL-Risikos von
17 %, wenn die Zufuhr von gesättigten Fetten
von ca. 17 auf 9 Energieprozent verringert
wurde [32]. Entscheidend für den Effekt
einer Reduktion von gesättigten Fetten
ist, womit deren Energie ersetzt wird.
Der stärkste positive Effekt kann erwartet
werden, wenn gesättigte Fette durch einoder
mehrfach ungesättigte Fette ersetzt
werden [34 – 36].
Bei Diabetes-Patienten kann neben
einem verringerten HKL-Risiko auch eine
verbesserte Blutzucker-Kontrolle / Insulinsensitivität
erwartet werden, wenn der
Anteil an ein- und mehrfach ungesättigter
Fettsäuren in der Ernährung zunimmt [36,
37]. Der Typ der ungesättigten Fettsäuren,
die mit der Nahrung aufgenommen werden,
spielt dabei eine untergeordnete Rolle
[33]. Dies sollte jedoch über eine ausgewogene
Ernährung geschehen und nicht
durch Supplemente. Das Supplementieren
mit ungesättigten Fettsäuren pflanzlichen
oder tierischen Ursprungs brachte keine
Vorteile bezüglich Diabetesprävention
oder -therapie und Glukoseparametern,
wie eine RCT-Metaanalyse gezeigt hat.
Fisch öl in hoher Dosierung (> 4.4 g / Tag)
verschlechterte gar den Glukosestoffwechsel
[38]. Auch fehlen Hinweise für
Vorteile bezüglich HKL-Prävention bei
Diabetespatienten durch Fischöl-Supplemente
gegenüber Olivenöl [39, 40]. Wann
und wie der Einsatz von Nahrungsfett im
Management von Diabetes Sinn macht, ist
in Tabelle 3 zusammengestellt.
Eiweisse
Proteine sind vielleicht die zurzeit am
kontroversesten diskutierten Stoffgruppe.
Das mag daran liegen, dass Eiweisse vor
allem kurz- und mittelfristig Vorteile beim
Diabetes- und Adipositasmanagement
bieten, anderseits Organe belasten und
das Erkrankungs- und Sterberisiko erhöhen
könnten. Dies gilt in erster Linie für
eine hohe Zufuhr über Fleisch und Fleischprodukte
[41, 42]. Da auch hier aufgrund
fehlender Evidenz für die optimale Proteinzufuhr
für Diabetespatienten keine
allgemeinen Richtlinien existieren, muss
eine individuelle Herangehensweise gewählt
werden. Für Diabetes-Patienten ohne
Nephro pathie kann eine Zufuhr von
1 – 1.5 g Eiweiss pro Kilo Körpergewicht
(g / kg / d) Sinn machen. Damit decken Eiweisse
ca. 15 – 20 % des Energiebedarfs.
Generell geht der Trend hin zu höheren
Zufuhr-Empfehlungen (1.2 – 1.6 g / kg / d)
mit dem Argument, dies beeinflusse Körperfettanteil
und -verteilung, die glykämische
Kontrolle, postprandiale Thermogenese
und Energiebereitstellung positiv
[43]. Selbst bei diabetischer Nephropathie
wird eine Reduktion unter 0.8 g / kg / d
nicht empfohlen [31, 44, 45]. Allein aufgrund
ihres Alters haben viele Diabetespatienten
ein höheres Risiko für Protein-
Mangelernährung, Sarkopenie und Frailty
(Gebrechlichkeit), welches durch eine zu
starke Eiweisseinschränkung verschärft
wird [46]. Zudem hat eine Reduktion der
Zufuhr unter 0.8 g /kg / d keine Vorteile bezüglich
Glukoseparameter, HKL-Risiko
und Verlauf der glomerulären Filtrationsrate
[31, 44]. Das Beschränken auf diese
Menge konnte bei Diabetespatienten mit
Nephro pathie indes eine vorzeitige termi-
Tabelle 3. Vor- und Nachteile von Fetten in der Ernährung bei Diabetes mellitus.
Vorteile
+ Lange Magenverweildauer. Verbessert dadurch Sättigungseigenschaften
und verzögert die Glukose- und Insulinantwort
im Blut von stärkereichen Mahlzeiten.
+ Alleine genossen, lässt Fett den Insulinspiegel praktisch
unbeeinflusst.
+ Viele fettreiche Produkte wie Milchprodukte oder Nüsse sind
auch gute Eiweissquellen.
+ V.a. ungesättigte Fette haben einen geringeren Einfluss auf
Blutfett- und -zuckerwerte als Kohlenhydrate.
+ Gewisse pflanzliche Öle wie Olivenöl enthalten Stoffe, die
sättigen, die postprandiale Fettoxidation und die Thermogenese
fördern.
Nachteile
– Hohe Kaloriendichte, geringes Volumen, keine Nahrungsfasern,
niedriger Wasseranteil in fettreichen Lebensmitteln.
Sehr fette Speisen sättigen deshalb im Verhältnis zu den
enthaltenen Kalorien nur mässig.
– Fette kommen oft versteckt vor. Vor allem minderwertige
Fette sind billig und häufig in verarbeiteten Produkten wie
Frittiertem und Paniertem zu finden.
– Der Körper kann Fette komplett verwerten und gut speichern.
Geringste Thermogenese unter den Makronährstoffen.
Quintessenz Fette
• Einschränkung bei der Zufuhr: Fettqualität ist wichtiger als Fettmenge.
• Ersatz von gesättigten durch ein- oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren bringt Vorteile bei Blutzuckerkontrolle und HKL-Risiko.
• Bei gesättigten Fetten tierischen Ursprungs macht es mehr Sinn, bei Fetten aus Fleisch(-produkten) zu reduzieren als bei Fetten
aus Milchprodukten.
• Transfettsäuren kommen in verarbeiteten Produkten per Gesetz nur noch in geringen Mengen vor (< 2 g / 100 g Fett).
Sie können aber beim Zubereiten entstehen.
• Für das Meiden von Omega-6 Fettsäure-Quellen zugunsten von Omega-3 fehlt die Evidenz.
• Omega-3-Fettsäure-Supplemente tierischen oder pflanzlichen Ursprungs bringen keine Vorteile.
vsao /asmac Journal 5/22 41
Perspektiven
nale Niereninsuffizienz hinauszögern und
die Mortalität verringern [42], sowie Albuminurie
und HbA1c verbessern [47].
Eiweisse sind bezüglich ihrer Wirkung
wahrscheinlich noch heterogener
als die anderen Makronährstoffe. Dies
betrifft neben dem Effekt auf Mortalität
und Morbidität auch die unmittelbare
Insulinausschüttung nach Ein nahme, die
30 % und mehr der von Glukose entsprechen
kann [43]. Auch die postprandiale
Thermoge nese und Ausschüttung von
Sättigungshormonen, die Magenentleerungsrate
sowie die Stimulation der
Muskelproteinsyn these hängt von der
Zusammensetzung der Aminosäuren ab.
Eine besondere Rolle scheint hierbei der
Gehalt an Leucin zu spielen, welches in
Molke (Whey) in höchster Konzentration
vorkommt. Leucin fungiert als «Triggersubstanz»
für viele der postulierten Mechanismen
[43, 48]. Eine Zusammenfassung
der Vor- und Nachteile von Eiweiss
in Diabetesprävention und -therapie
bietet Tabelle 4.
Alkohol
Obwohl moderater Alkoholkonsum mit einem
niedrigeren Diabetes-Risiko verbunden
ist, muss die Einnahme stets gut abgewogen
und kontrolliert werden, zumal der
Zusammenhang J-förmig ist, mit einem
Anstieg des Risikos ab ca. 30 g Alkohol
/ Tag. Selbst geringer Konsum (1 – 2 Getränke
täglich à 10 g Alkohol) birgt Gesundheitsrisiken
und bringt unter dem
Zusammenfassung
Was für die Allgemeinbevölkerung als ausgewogene Ernährung angeschaut wird, gilt im
Grundsatz auch für Personen mit Diabetes. Die dürftige wissenschaftliche Evidenzlage
rechtfertigt keine dogmatische Haltung mit strikten Ge- und Verboten von Nährstoffen
oder Lebensmitteln. Vielmehr sind in einer ausgewogenen Ernährung alle Makronährstoffgruppen
vertreten, wobei eine Reduktion der Kalorienzufuhr gleichermassen erfolgreich
über Kohlenhydrate oder Fette passieren kann. Ideal sind Produkte hoher Qualität
sowie mit geringer und schonender Verarbeitung wie faserreiche Stärkeprodukte und
kaltgepresste pflanzliche Öle. Der Nutzen einer erhöhten Proteinzufuhr bezüglich Diabetesmanagement
und Gewichtskontrolle kristallisiert sich zunehmend. Als Quellen sollten
jedoch eher pflanzliche oder Milchprodukte herangezogen werden als rotes oder
verarbeitetes Fleisch. Die mediterrane Ernährungsweise und Konzepte mit vergleichbarem
wissenschaftlichem Fundament erfüllen am ehesten die Kriterien einer «geeigneten»
Ernährung für Diabetespatienten. Obwohl Alkohol dicht ist an leeren Kalorien,
spricht nichts dagegen, den Genuss darin eingebettet zu tolerieren. Angesichts der individuell
unterschiedlichen Stoffwechselreaktion auf gleiche Lebensmittel und unter
Berücksichtigung der dürftigen Beweislage ist eine personalisierte Herangehensweise
angebrachter denn je.
Abstract: Which diet is appropriate for patients with
diabetes mellitus?
What is considered a balanced diet for the general population is in principle also true
for people with diabetes. The scarce scientific evidence does not justify a dogmatic
attitude with strict rules and bans on nutrients or foods. Rather, all macronutrient
groups are represented in a balanced diet, whereby a reduction in calorie intake can be
equally successful via carbohydrates or fats. Ideal are products of high quality and with
low and gentle processing, such as starch products rich in fibre and cold-pressed vegetable
oils. The benefits of increased protein intake in terms of diabetes management and
weight control are becoming increasingly clear. However, plant-based or dairy products
should be used as sources rather than red or processed meat. The Mediterranean diet
and concepts with a comparable scientific basis are most likely to meet the criteria of a
“suitable” diet for diabetes patients. Although alcohol is dense with empty calories,
there is no reason not to tolerate the consumption embedded in such a diet. In view of
the individually different metabolic reactions to the same foods and taking into account
the scarce evidence, a personalised approach is more appropriate than ever.
Tabelle 4. Vor- und Nachteile von Eiweiss in der Ernährung bei Diabetes mellitus.
Vorteile
+ Eiweisszufuhr durch pflanzliche Quellen und teilweise
auch über Milchprodukte und weisses Fleisch und Fisch ist
tendenziell mit einem reduzierten Sterberisiko verbunden
+ Eiweisse bewirken einen deutlich geringeren Insulinanstieg
als Kohlenhydrate und schneiden auch bezüglich Thermogenese,
Sättigungsparameter, Gewichtskontrolle, NAFLD / NASH besser ab
+ V.a. Molkeprotein eignet sich gut um – zusammen mit
Widerstandstraining – den Verlust von Muskelmasse zu verlangsamen
+ Ein Teil der Energie aus Eiweissen geht in Form von Harnstoff
mit dem Urin «verloren»
+ Umwandlung in Glukose und Fett ist aufwändig und ineffizient
Nachteile
– Mögliche Erhöhung des Diabetesrisikos und der
Mortalität, v. a. bei Zufuhr an rotem Fleisch und
daraus hergestellten Produkten.
– Rein tierische Quellen liefern keine Fasern
– Stickstoff kann bei Vulnerablen Leber und Nieren
belasten
– Insulinotrope Wirkung muss je nach Quelle
berücksichtigt werden
Quintessenz Eiweisse
• Die Zufuhr sollte 0.8 g / kg / d nicht unterschreiten, selbst bei Vorliegen einer Nephropathie.
• Hinweise für Vorteile einer höheren Zufuhr (1.2 – 1.6 g / kg / d) bei normaler Nierenfunktion verdichten sich.
• Rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch sollten gemieden werden zugunsten von wenig verarbeiteten pflanzlichen Quellen
(Hülsenfrüchte inkl. Soja, Nüsse, Samen, Kerne, eiweissreiche Stärkebeilagen) und ungesüssten Milchprodukten.
• Leucin-reiche Eiweissquellen wie Molke und andere Milchprodukte haben besondere positive Eigenschaften bezüglich
Gewichtskontrolle und Muskelerhalt, beeinflussen den Insulinspiegel aber auch stärker.
42
5/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Strich keine Vorteile bei der Gesamtmortalität
[49 – 52]. Alkohol erzeugt über den
Energieüberschuss eine Hemmung der
Glukoneogenese und verbessert aufgrund
vermehrter Ausschüttung von Adiponektin
die Insulinsensitivität [51]. Dadurch
kann bei moderater Einnahme (1 Getränk
für Frauen, 2 für Männer) mit geringfügig
verbesserten Nüchternblutzucker- und
HbA1c-Werten gerechnet werden [53, 54].
Allerdings birgt Alkoholkonsum bei Diabetespatienten
auch das Risiko von verzögerten
Hypoglykämien [53, 55, 56]. Die
gleichzeitige Einnahme einer Mahlzeit
verringert dieses Risiko und zudem auch
die Wahrscheinlichkeit, dass der Alkoholkonsum
mit dem metabolischen Syndrom
assoziiert ist [57, 58]. Weitere Hin weise,
wie das Risiko von Alkoholkonsum bei
Diabetes-Pat ienten minimiert werden
kann, stehen in Kasten 1. Weinkonsum
war mit einer doppelt so starken Reduktion
der Diabetesinzidenz verbunden und
korrelierte auch weniger mit dem metabolischen
Syndrom verglichen mit Bierkonsum.
Ob der Getränketyp aber tatsächlich
einen kausalen Effekt auf das Risiko hat
oder lediglich eine Folge von bias und residual
confounding ist, bleibt ungeklärt [52,
58]. Argumente, die für und gegen das Tolerieren
von Alkoholkonsum sprechen,
sind in Tabelle 5 aufgelistet.
Ausgesuchte Lebensmittel
Die Untersuchung des Effekts von einzelnen
Lebensmitteln auf Risiko und Verlauf
von Diabetes ist grundsätzlich problematisch,
da Menschen stets eine Kombination
davon konsumieren. Kommt hinzu,
dass die Evidenzlage lückenhaft und
schwach ist. Deshalb sollten Empfehlungen
für oder gegen ein Lebensmittel mit
entsprechenden Alternativen individuell
und vorsichtig formuliert werden. Die Tabelle
6 soll dabei helfen.
Ernährungsweisen
Die Autoren einer Studie, die die Effizienz
unterschiedlicher Ernährungsansätze
Tabelle 5. Vor- und Nachteile von Alkohol in der Ernährung bei Diabetes mellitus.
Vorteile
+ Eiweisszufuhr Moderater Konsum ist mit einem geringeren
Risiko für Herzinfarkt und Diabetes verbunden
+ Erhöht das HDL-Cholesterin und Adiponektin und verringert
Gerinnungsneigung über die Hemmung von Fibrinogen
+ Moderater Konsum kann Blutzucker und HbA1c geringfügig
senken
Nachteile
– Hat eine hohe Dichte an Kalorien (rund 7 kcal / g)
– Viele alkoholische Getränke enthalten auch Zucker
– Kann Appetit anregen und Essverhalten verschlechtern
und erhöht damit das Risiko für Übergewicht
– Beeinflusst Blutzuckerspiegel. Risiko für Hypoglykämien
v. a. bei Typ 1 Diabetes und unter Einnahme gewisser oraler
Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Inkretine)
– Kann eine Fettleber verstärken
– Erhöht ab ca. 2 Standardgetränken am Tag den Blutdruck
– Erhöht das Risiko für Hirnschlag, manche Krebsarten,
psychiatrische Erkrankungen
– Entwässert
– Verschlechtert Compliance and Adhärenz an positive
Lebensstilveränderungen
Quintessenz Alkohol
• Selbst bei moderatem Konsum bleibt die Einnahme von Alkohol eine Risikoabwägung.
• Bei sonst unauffälligem Risikoprofil kann moderater Konsum aufgrund möglicher positiver Eigenschaften toleriert werden.
• Dann sollten alkoholische Getränke zusammen mit einer ausgewogenen Mahlzeit konsumiert werden.
• Getränke enthalten viele schlecht sättigende Kalorien und erhöhen dadurch das Adipositasrisiko.
• Ob Wein tatsächlich Vorteile gegenüber Bier und Spirituosen hat, kann nicht restlos bestätigt werden.
Kasten 1. Hinweise und Tipps, um alkoholbedingte Risiken bei Patienten mit Diabetes mellitus zu minimieren.
• Menge limitieren auf 1 Standardgetränk für Frauen
und 2 für Männer.
• Nur innerhalb von ausgewogenen Hauptmahlzeiten
konsumieren, nicht nüchtern. Langsamer Konsum.
• Vorsicht mit Alkoholkonsum bei Problemen mit
Hypoglykämien.
• Auf Alkohol-Medikamenten-Interaktionen achten.
• Wasser zu alkoholischen Getränken trinken, um die Trinkmenge
zu senken und Dehydratation vorzubeugen.
• Schorlegetränke und «gespritzte» Getränke vorziehen.
• Auf Zuckergehalt von alkoholischen Getränken achten.
Herstellerangaben wie «Extra Dry», «Brut» oder «Sec» bei
(Schaum)wein sind irreführend, da solche Getränke immer
noch beträchtliche Mengen an Zucker enthalten können.
Hersteller müssen keine Angaben zum Zuckergehalt
machen, weshalb Interessierte im Internet danach suchen
müssen.
• Varianten mit tiefem Alkoholgehalt (z. B. alkoholarmes
/-freies Bier, Clairette) enthalten oft sehr viel Zucker.
• Bei Alternativen wie alkoholfreien Sekt oder alkoholfreies
Bier auf den Zucker- und Kaloriengehalt achten. Bei
Nichtangabe des Herstellers sind die Information oft im
Internet auffindbar.
vsao /asmac Journal 5/22 43
Perspektiven
Tabelle 6. Zusammenhang zwischen dem Konsum ausgesuchter Lebensmittel und Risiko / Verlauf von Diabetes mit entsprechenden Implikationen.
Lebensmittel Eigenschaften / Evidenz Implikation für Diabetes Ref.
Kaffee
Koffein erhöht akut den Nüchtern- und
postprandialen Blutzucker. Längerfristig sind
die Effekte aber eher positiv. Kaffeekonsum ist
dosisabhängig mit einem erniedrigten
Diabetesrisiko verbunden.
Der Konsum von 4 – 5 Tassen Kaffee
am Tag hat wahrscheinlich eher
Vor- als Nachteile.
[59 – 62]
Früchte & Gemüse
Früchte- und Gemüsekonsum ist mit einem
geringfügig kleineren Diabetesrisiko assoziiert.
Beim Gemüse ist der Zusammenhang + / –
linear, bei Früchten U-förmig mit dem
niedrigsten Risiko bei ca. 2 Portionen / Tag.
Empfehlung für täglichen Konsum
von 3 Portionen Gemüse und 2
Portionen Früchte.
[63, 64]
Nüsse & Hülsenfrüchte
Nusskonsum ist teilweise mit einem erniedrigten
Diabetesrisiko verbunden, für Hülsenfrüchte
ist die Evidenz schwächer. Für beide
ist die Studienlage inkonsistent.
Täglich eine Portion (30 g) unverarbeitete
Nüsse auch für Personen
mit Übergewicht, da die Evidenz
für eine Senkung des HKL-Risikos
eher gegeben ist.
[65 – 67]
Fasern / Vollkornprodukte
Einnahme von Nahrungsfasern ist mit einer
geringeren Diabetesinzidenz und bei Diabetespatienten
mit niedriger Mortalität verbunden.
Der Effekt auf Blutzuckerparameter ist aber
gering und inkonsistent.
Personen mit Diabetesrisiko und
Diabetespatienten sollten wenn
immer möglich die Vollkornalternative
wählen.
[21, 68 – 70]
Brot
Brotkonsum ist nicht mit einem erhöhten
Diabetes risiko assoziiert. Sauerteig-/Roggenbrot
und manche Vollkornvarianten bieten
möglicherweise Vorteile bez. Blutzuckerantwort
gegenüber Weissbrot.
Keine generelle Einschränkung
beim Brot nötig. Roggen- / Vollkornbrot
vorziehen.
[71 – 73]
Reis
Konsum von weissem Reis korreliert mit
einem erhöhten Diabetesrisiko. Ersatz von
weissem durch braunen Reis mit Risikosenkung
verbunden.
Einsatz von Alternativen zu
weissem Reis (z. B. brauner Reis,
Quinoa, Buchweizen, Linsen)
macht wahrscheinlich Sinn.
[74 – 77]
Pasta
Pastakonsum hat bei Personen mit und ohne
Diabetes signifikant geringeren Blutzuckeranstieg
zur Folge als der Konsum von Kartoffeln
oder Brot und ist mit geringerem Adipositasrisiko
verbunden.
Es gibt keinen Grund vom Pastakonsum
abzuraten, solange die
Kohlenhydrat zufuhr die Empfehlung
nicht übersteigt.
[78 – 81]
Kartoffeln
Verzehr ist konsistent mit erheblich erhöhtem
Diabetesrisiko verbunden (v. a. Pommes
Frites). Ersatz von Kartoffeln durch Vollkornprodukte
senkt Risiko.
Von häufigem Konsum (fast täglich)
von Kartoffeln sollte eher abgeraten
werden (v. a. von Pommes Frites).
Faserreiche Stärkeprodukte
vorziehen.
[82 – 84]
(Low-Fat, Vegetarisch, Mediterran, High-
Protein, Moderate-Carb, Low-Carb, Control,
Low GI / GL, Paleo) bei Diabetespatienten
miteinander verglich, kam zum
Schluss, dass die mediterrane Ernährungsweise
am besten geeignet ist um den
Blutzucker zu kontrollieren [106]. Es ist
aber davon auszugehen, dass Ernährungsweisen,
die ähnlich aufgebaut sind
wie diese, wie z. B. DASH, vergleichbar gut
geeignet sind [31, 107, 108]. Mithilfe der
mediterranen Ernährungsweise konnte
auch eine nachhaltigere Gewichtsreduktion
erzielt werden als mit einer Low-Carb
oder einer Low-Fat-Diät [9]. Die Adhärenz
an eine mediterrane Ernährungsweise
kann relativ einfach mit einem validierten
Schnellfragebogen erfasst werden
[109]. Ein entsprechendes Tellermodell
für eine möglichst praxisnahe Verwendung
ist ebenfalls verfügbar [110]. Als potenziell
vielversprechend, um das Körpergewicht,
Glukose- und Insulinparameter
bei Allgemeinbevölkerungen positiv zu
beeinflussen hat sich das Intervallfasten
(intermittierendes Fasten) erwiesen [111].
Für eine breite Anwendung bei Diabetes-Patienten
fehlen allerdings noch aussagekräftige
Studien [112].
Prof. Dr. med. David Fäh, MPH
Berner Fachhochschule
Departement Gesundheit
Ernährung und Diätetik
Finkenhubelweg 11
3008 Bern
david.faeh@bfh.ch
44
5/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Lebensmittel Eigenschaften / Evidenz Implikation für Diabetes Ref.
Milch & Milchprodukte
Erhöhung des Konsums ist mit einer Senkung
des Diabetesrisikos verbunden. Einige Studien
fanden Vorteile von Joghurt und fettreduzierten
Produkten, manche keinen oder einen
negativen Effekt von anderen Milchprodukten
wie Milch oder Käse.
Der regelmässige Konsum von
zucker armen Milchprodukten wie
Nature- Joghurt kann empfohlen
werden.
[85 – 89]
Fleisch
Konsum von rotem und v. a. verarbeitetem
Fleisch, teilweise aber auch von Poulet und
Fisch ist mit einem erhöhten Diabetesrisiko
assoziiert.
Starke Konsumenten von rotem
/ verarbeitetem Fleisch sollten
ihren Protein bedarf teilweise durch
pflanzliche Quellen und Milchprodukte
decken.
[90 – 93]
Vitamin- & andere
Supplemente
Es gibt keine überzeugende Evidenz für
Gesundheitsvorteile bei Diabetespatienten
durch Supplementierung mit Chrom, Magnesium,
Zink, Vitamin D sowie durch Zimt und
ähnliche Produkte.
Mit Ausnahme von spezifischen
Situationen (z. B. Zöliakie, Schwangerschaft,
Veganismus, Metformintherapie)
ist eine Supplementierung
nicht angebracht. Von längerfristiger
Supplementierung mit
Vitamin E und A / Betacarotin sollte
abgeraten werden.
[31,
94 – 102]
Salz
Hohe, aber auch niedrige Urin-Natriumausscheidung
war bei Diabetespatienten mit
erhöhter (HKL-)mortalität verbunden.
Die aktuelle Evidenzlage erlaubt
keine Schlussfolgerung / Empfehlung.
[103 – 105]
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Perspektiven
Im Einsatz für das Rote Kreuz
Katastrophen, Not
und Wunder
Isabelle Güss, Praxispädiaterin Schaffhausen
Bild: zvg
Schon seit meiner Schulzeit
wollte ich für das Rote Kreuz
arbeiten. Nach meiner Facharztausbildung
in Pädiatrie
bewarb ich mich 2004 beim Internationalen
Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)
und war 15 Monate als Pädiaterin im
Südsudan im Einsatz. Immer wieder
kam es zu Unruhen oder Explosionen,
so dass wir uns im Spital oder in der
Unterkunft in Sicherheit bringen mussten.
Das schweisst zusammen, zu einigen
meiner IKRK-Kollegen aus aller Welt
habe ich auch heute noch Kontakt.
Fremde Kulturen kennenzulernen,
mit Kollegen aus unterschiedlichen
Nationen zu arbeiten, verschiedene
Sprachen anzuwenden, faszinierte mich
sehr. Mit einfachen Mitteln Diagnosen
zu stellen, zu impro visieren und sich
immer wieder neuen Situationen anzupassen,
gehört ebenfalls zum Reiz dieser
Einsätze. Deshalb ist eine gute Ausbildung,
möglichst auch in Tropenmedizin,
ebenso eine Voraussetzung wie Sprachkenntnisse.
Da ich in der Schweiz verwurzelt
bleiben wollte, habe ich mich 2006 beim
Schweizerischen Roten Kreuz (SRK)
für den ERU-Gesundheitspool beworben.
Die Emergency Response Units (ERU)
sind standardisierte Hilfseinheiten für
den internationalen Katastropheneinsatz.
Das Material lagert transportfertig vor
Ort und kann inklusive Personal innerhalb
von 72 Stunden am Einsatzort sein.
Die Einsätze dauern vier bis sechs Wochen,
aufgrund der hohen Arbeitsbelastung,
der schwierigen klimatischen Bedingungen
und des hohen Stresslevels
müssen die Teams regelmässig ausgetauscht
werden. Im Schweizer Spitalsystem
ist es jedoch schwierig, kurzfristig
für Nothilfeeinsätze freizubekommen.
Erst als ich 2008 in einer Gemeinschaftspraxis
anfing, konnte ich mich regelmässig
zur Verfügung stellen.
Haiti 2010: Das Miraclebaby wird ins Feldspital eingeliefert,
niemand hatte geglaubt, dass es überlebt.
Meine ersten drei Einsätze
(2008–2011) führten mich nach Haiti.
Ich versorgte Erwachsene und Kinder
nach einem Hurrikan in einer Poliklinik,
arbeitete nach dem grossen Erdbeben Tag
und Nacht als Pädiaterin im Feldspital
und rehydrierte schwerkranke Cholerapatienten
in der Cholerastation. Kein
Einsatz gleicht dem anderen, man weiss
nie, was einen erwartet, die Herausforderungen
sind jedes Mal riesig. Trotzdem
spürt man grosse Freude, wenn es
wieder losgeht.
Die grösste ERU-Einheit ist ein
Feldspital mit 80 Betten. Es wurde 2010
in Haiti und 2017 in Bangladesch eingesetzt.
Ich war sehr beeindruckt, wie im
aufb lasbaren Operationssaal die ganze
Nacht eine Notfallsektio nach der anderen
durchgeführt wurde; im ICU-Zelt
bei 30 Grad trotz Klimaanlage schwer
kranke Patienten überlebten und im Gebärzelt
teilweise drei Frauen gleichzeitig
ihre Kinder zur Welt brachten, auch wenn
es nur eine Liege gab.
Die Mortalität ist in der Pädiatrie
besonders hoch. Das ist sehr belastend
und manchmal kommen Zweifel an den
eigenen Fähigkeiten auf. In meinem letzten
Einsatz in Bangladesch ist in der
ersten Woche jeden Tag mindestens ein
Kind gestorben. Viele Kinder haben nur
durch aufopfernde Pflege und Improvisationstalent
überlebt.
Besonders in Erinnerung geblieben
ist mir das drei Wochen alte Miraclebaby
in Haiti, das unterernährt mit schwerer
Infektion und Apnoen eingeliefert wurde
und im Intensivzelt alle paar Minuten
bebeutelt werden musste, Tag und Nacht.
Nur durch eine intraossäre Infusion
konnten die lebensrettenden Antibiotika
verabreicht werden. Das sind schöne
Momente, wenn solche Kinder das Spital
mit den Eltern verlassen.
Wieder zu Hause freut man sich über
die funktionierende Infrastruktur, das
weiche Bett und die kleinen lösbaren
Probleme in der Praxis. Zunehmend steigt
aber die Sehnsucht nach dem nächsten
Einsatz.
Weitere Informationen zum IKRK
bzw. zum SRK unter:
www.icr.org / www.redcross.ch.
vsao /asmac Journal 5/22 51
mediservice
Briefkasten
Jugendliche und
Alkohol
Je älter Kinder werden, desto
mehr Rechte, aber auch
Pflichten und Verantwortung
haben sie. Auto fahren, von
zuhause ausziehen, heiraten: Das geht
erst ab 18. So weit, so klar. Doch ab
welchem Alter dürfen sie Bier trinken?
Bei Nils, 17, steigt eine Party. Volljährige
Kollegen bringen Ecstasy-Pillen mit und
bieten diese den Gästen an. Mit der
Abgabe von Ecstasy an andere Personen
machen sich die Kollegen von Nils wegen
Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz
strafbar. Dieses stellt nicht nur die
Abgabe beziehungsweise den Verkauf
oder den Besitz von Betäubungsmitteln
unter Strafe, sondern auch ihren Konsum.
Somit machen sich auch alle
Jugendlichen strafbar, die die Pillen
letztlich konsumieren. Abhängig vom
Einzelfall besteht die Möglichkeit, dass
auch Nils sich strafbar macht – indem
sein «Nichteinschreiten» als untergeordneter
Tatbeitrag (sogenannte Gehilfenschaft)
qualifiziert wird oder aber aufgrund
der konkreten Umstände eine
Garantenstellung (Verantwortung von
Nils für andere Personen) angenommen
werden muss. Nils wäre daher gut
beraten, in dieser Situation einen Erwachsenen
beizuziehen und seine
Kollegen aufzufordern, keine Ecstasy-
Pillen an andere Gäste zu verteilen
beziehungsweise die Party zu verlassen.
Allenfalls müssen auch die Rettungsdienste
sowie die Polizei alarmiert
werden – zum Beispiel dann, wenn
bereits Pillen konsumiert wurden.
Marie ist schon 16 und kauft im
Ausgang Bier an der Tankstelle für ihre
15-jährigen Kolleginnen. Der Umstand,
dass Marie ihren jüngeren Kolleginnen
Bier kauft, ist mit Blick auf den Jugendschutz
natürlich problematisch. Sie
macht sich aber nicht notwendigerweise
strafbar. Der Tatbestand «Verabreichung
von gesundheitsgefährdenden Stoffen an
Kinder» stellt das Zurverfügungstellen
von alkoholischen Getränken in einer
gesundheitsgefährdenden Menge unter
Strafe. Handelt es sich um eine sehr
geringe Menge und sehr schwachen
Alkohol (zum Beispiel ein Radler), dürfte
die Handlung eher nicht strafbar sein. Je
grösser die Menge und/oder je stärker der
Alkohol, umso eher ist man jedoch im
strafbaren Bereich.
Machen sich Eltern strafbar, wenn sie
15-Jährigen bei sich zuhause ein Bier
anbieten? Rein juristisch gesehen dürfte
die Handlung unter den Tatbestand
«Verabreichung gesundheitsgefährdender
Stoffe an Kinder» fallen, sofern die
Eltern den Kindern eine ausreichend
grosse Menge Alkohol anbieten, so dass
die Gesundheit gefährdet wird. Das
«Zurverfügungstellen» von kleineren
Mengen (beispielsweise einem Schluck
Bier) ist jedoch nicht strafbar.
Jugendliche und Alkohol
Gemäss Jugendschutz:
– darf kein Alkohol an Kinder und
Jugendliche unter 16 Jahren verkauft
oder ausgeschenkt werden,
– dürfen Bier und Wein nur an über
16-Jährige verkauft oder ausgeschenkt
werden,
– dürfen Spirituosen, Aperitifs und
Alcopops nur an über 18-Jährige
verkauft oder ausgeschenkt werden.
Die Altersgrenzen 16/18 für den Alkoholverkauf
sind im nationalen Gesetz
verankert und gelten damit für die ganze
Schweiz. Einige Kantone haben diese
Regelungen verschärft. Und auch einige
Detailhändler – wie z. B. Coop – verkaufen
Alkohol nur an über 18-Jährige.
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52
5/22 vsao /asmac Journal
Publireportage
Rückkehr der wichtigsten Fachmesse
im Gesundheitswesen
Branchen-Treffpunkt für
Innovation, Information
und Networking
Nach zweimaliger pandemiebedingter
Verschiebung kehrt die IFAS 2022
zurück. Während drei Tagen stehen in
der Messe Zürich die Neuheiten der Aussteller
im Fokus, die im Zuge der digitalen
Transformation in der Healthcare-Branche
und aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen
einen weiteren Innovationsschub
erfahren haben. Auch in ihrer neusten Ausgabe
integriert die Fachmesse ein dreitägiges
Symposium zu brandaktuellen Themen.
Zudem ist sie Schauplatz der IFASinnovation
Challenge sowie Austragungsort der Schweizer
Jobmesse CareFair.
«Die Erfahrungen aus den vergangenen
zweieinhalb Jahren haben gezeigt, wie wichtig
ein gut funktionierendes Gesundheitswesen
für die Gesellschaft ist», sagt Heinz
Salzgeber, langjähriger Messeleiter. «Als
grösster Branchenanlass ist die IFAS seit
jeher ein Ort der Wissensvermittlung und
des Networkings und bietet Fachpersonen
eine einzigartige Plattform, um sich gezielt
über Trends und Produktneuheiten zu informieren».
Dies bestätigt auch die Anzahl
und Vielfalt der angemeldeten Aussteller.
Sowohl führende Anbieter als auch Newcomer
aus den Bereichen Verbrauch & Logistik,
Einrichtung & Ausstattung, Informatik,
Diagnostik & Labortechnik, Medizintechnik
& Elektromedizin, Physiotherapie, Fitness &
Sport und Reha sorgen an der IFAS 2022 für
eine umfassende Branchenpräsenz.
Symposium: Brandaktuelle Themen
Das diesjährige Symposium widmet sich an
jedem der drei Messetage einem Schwerpunktthema,
welche die aktuellen Herausforderungen
im Gesundheitswesen beleuchten.
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik
und Wirtschaft referieren und diskutieren
über hochaktuelle Themen wie dem Datenschutz
und der Informationssicherheit im
Gesundheitswesen, über das New Health
Care Management und die Bedeutung von
Innovation und Vision für die Branche und
diskutieren unter anderem Lösungsansätze,
um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen
entgegenzuwirken.
IFASinnovation Challenge: Sprungbrett
für junge innovative Start-Ups
Nach 2018 bietet die IFAS in Partnerschaft
mit der Initiantin Cosanum AG der Start-Up-
Szene aus dem Schweizer Gesundheitswesen
wiederum eine einzigartige Plattform.
Ziel der IFASinnovation Challenge ist es, die
Innovationskraft der Schweizer Healthcare-Branche
zu fördern und mit disruptiven
Ansätzen und Technologien den Markt zu erneuern.
Die besten 25 Start-Ups aus den eingereichten
Bewerbungen erhalten die Chance,
ihre Innovationen in einer Sonderschau
auf der IFAS zu präsentieren. Dem Sieger der
Challenge wird anlässlich der Preisverleihung
am letzten Messetag der IFASinnovation
Award überreicht.
CareFair: Schweizer Jobmesse für
Gesundheitsberufe
Die Pandemie hat das Gesundheitspersonal
stark gefordert. Umso wichtiger ist es für
Arbeitsgebende, qualifiziertes Gesundheitspersonal
zu finden. Die Schweizer Jobmesse
für Gesundheitsberufe CareFair findet 2022
bereits zum dritten Mal in die IFAS integriert
statt und bietet der Branche eine interessante
Möglichkeit, sich auf dem Arbeitsmarkt
zu positionieren und vakante Stellen
zu besetzen. Sie bietet Jobsuchenden und
Arbeitgebenden die Möglichkeit, an der IFAS
2022 einfach und unkompliziert in Kontakt
zu treten. Über 20 Spitäler, Kliniken und Heime
präsentieren sich an der diesjährigen
CareFair.
Die IFAS 2022,
25. – 27. Oktober 2022, Messe Zürich
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag von
9 bis 17 Uhr
Von der Diagnostik über die Behandlung bis zur
Therapie, Pflege und Administration: Die IFAS
2022 bietet Entscheidungsträgern, Praxisinhabern
und Fachpersonen eine einzigartige Bühne,
um sich über die Innovationen und Neuheiten
der Branche ins Bild zu setzen. Das dreitätige
Symposium ist kostenlos und als offene Veranstaltung
in Halle 6 integriert. Informationen
zu den Ausstellern, das aktuelle Programm zum
Symposium sowie Eintrittsticket kostenlos online
anfordern unter:
ifas-expo.ch
mediservice
Auto-Finanzierung:
Leasing oder Kredit?
Peter braucht ein Auto. Am liebsten würde er einen Plug-in-Hybrid kaufen.
Das Modell, das ihm gefällt, kostet mit Sonderausstattung 49 000 Franken.
Zu viel. Darum überlegt Peter, ob er das Auto leasen oder über einen
Privatkredit kaufen soll. Oder hat er noch andere Möglichkeiten?
Yasmine Suter, Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG
Autoleasing
Beim Leasing macht Peter für eine definierte
Laufzeit und Kilometerleistung eine
Anzahlung. Monatlich wird mit der
Leasingrate der noch offene Betrag für
das Auto inklusive Zins bezahlt. Aktuell
liegen die Leasingraten je nach Angebot
bei 3,9 bis 5,9 Prozent, teilweise auch ohne
Aktionen der Hersteller tiefer. Der Leasingvertrag
regelt die Bedingungen. Peter
ist Besitzer und bezahlt für den Gebrauch,
Eigentümer bleibt die Leasinggesellschaft.
Nach Ablauf der vereinbarten Laufzeit hat
Peter drei Optionen:
1. Autorückgabe
2. Autoübernahme und Restwertbezahlung
3. Vertragsverlängerung zu neuen
Bedingungen
Leasingfahrzeuge brauchen in der Regel
eine Vollkaskoversicherung. Die Leasingraten
sind für Unternehmen steuerlich abzugsfähig,
wenn das Fahrzeug geschäftlich
genutzt wird, für Privatpersonen wie
Peter nicht.
Privatkredit
Finanziert Peter den Kauf über einen Kredit,
so gehört das Auto ihm. Er muss jedoch
der Bank das Geld innerhalb der vertraglich
vereinbarten Laufzeit zurückzahlen,
inklusive Zins. Aktuell liegen die effektiven
Kreditzinsen bei 3,5 bis 9,95 Prozent.
Bilder: Adobe Stock; zvg
54
5/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Die Angebote unterscheiden sich und hängen
von der Kreditfähigkeit (Bonität) ab.
Als Eigentümer kann Peter selbst entscheiden,
ob er eine Vollkaskoversicherung abschliessen
will oder nicht.
Kredit- oder Leasingvertrag: die voraussichtlichen
Kosten können mit einem
Kreditrechner und Leasingrechner bequem
berechnet werden.
Will Peter das Auto behalten, ist die
Kreditfinanzierung häufig attraktiver. Insbesondere,
weil er mit dem kreditfinanzierten
Kauf Steuern sparen kann. Will
Peter das Auto für eine bestimmte Zeit
brauchen oder regelmässig das neuste
Modell fahren, dann ist das Leasing sinnvoll.
Zudem schützt Leasing besser vor
Wertverlust: Bei Elektroautos wichtig,
denn wenn in drei oder vier Jahren kleinere
Batterien doppelt so viel Reichweite
bieten, ist das Modell von heute nicht
mehr viel wert.
Mieten statt kaufen oder leasen
Es gibt auch flexible Alternativen zum
Kredit- oder Leasingvertrag: ein Auto-Miet-
Abonnement beispielsweise von CARIFY.
Im Sommer im luftigen Cabrio und im Winter
im sicheren 4×4 unterwegs: Das Abo ist
flexibler als der Autokauf oder das Autoleasing
und kann nach Ablauf der Mindestlaufzeit
monatlich gekündigt werden.
Leasing:
Vor- und Nachteile
Vorteile
––
Flexibel: 12, 24, 36, 48 oder 60
Monate Laufzeit
––
Einfacher Wechsel auf ein aktuelles
Modell nach Ablauf der Laufzeit
(neuer Vertrag)
––
In der Regel keine grösseren
Reparaturen (Verschleiss) bei
Neuwagenleasing
––
Fester Rückkaufswert, unabhängig
von der Wertentwicklung (kein
Wertverlustrisiko)
Nachteile
––
Autoleasing kann die Bonität und
damit andere Finanzierungen
beeinflussen
––
Das Fahrzeug geht nach Ablauf des
Leasings zurück (oder kann zum
Rückkaufwert gekauft werden)
––
Schäden werden nach der Rückgabe
geregelt, der Kunde trägt nur den
Selbstbehalt
––
Die Kündigung des Leasingvertrages
ist möglich, kostet aber Geld
Privatkredit:
Vor- und Nachteile
Auch für die Kreditfinanzierung hat
sich Peter die wichtigsten Pros und
Contras überlegt und notiert.
Vorteile
––
Flexible Laufzeiten von 12 bis 60
oder mehr Monaten
––
Das Fahrzeug gehört dem Kreditnehmer
––
Je nach Vertrag schneller zurückzahlbar
– verkürzte Vertragslaufzeit
––
Freie Werkstattwahl für Service oder
Reparaturen
Nachteile
– – Autofinanzierung kann die Bonität
und damit andere Finanzierungen
beeinflussen
– – Die Zinsen sind höher als beim
Leasing
– – Teure Reparaturen (Verschleiss)
sind nach ein paar Jahren wahrscheinlich
– – Das Fahrzeug gehört dem Besitzer,
damit trägt er auch das Wertverlustrisiko
– – Fahrzeug muss selbst verkauft
werden
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vsao /asmac Journal 5/22 55
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Bilder: zvg; Adobe Stock
56
5/22 vsao /asmac Journal
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Geräucherte Forelle mit lauwarmem Randen-Apfel-Salat
Rezept für 4 Personen / Zubereitungszeit: etwa 40 Minuten
Zutaten
Forelle und Randen-Apfel-Salat
2 Stück Forellenfilets, geräuchert
2 Stück Randen, roh
2 Stück Äpfel, Golden Delicious
1 Stück Orange
wenig Balsamico Bianco
wenig Olivenöl
wenig Senfkörner
wenig Dill
wenig Brunnenkresse
wenig «Aromat»
«Aromat»
150 g Knollensellerie
250 g Pfälzer Rüben
200 g Salz
15 g Senfpulver
10 g Zwiebelpulver
5 g Knoblauchpulver
1 g Kurkuma
20 g Rohzucker
Und so wirds gemacht
Für das «Aromat»
Knollensellerie und Pfälzer Rüben mit
der Bircherraffel raffeln und mit Salz
mischen, die Mischung im Ofen bei 80 °C
trocknen. Alle anderen Zutaten beigeben
und im Mixer zu einem feinen Gewürzsalz
mixen.
Für die Forelle und den
Randen-Apfel-Salat
Randen im Wasser oder im Dampf weich
garen und etwas auskühlen lassen. Gekochte
Randen schälen und beliebig
zerschneiden. Die geschnittenen Randen
mit Balsamico, Olivenöl, Senfkörnern und
«Aromat» marinieren. Die Äpfel ebenfalls
gleich gross schneiden und beigeben. Die
geräucherten Forellen in vier gleich
grosse Stücke schneiden. Den Salat vor
dem Anrichten nochmals abschmecken
und mit Dill verfeinern.
Mehrfache
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Tipp
Randen können auch bereits gekocht
verwendet werden. Allenfalls kann noch
etwas Meerrettichschaum dazu serviert
werden. Anstatt «Aromat» kann man auch
Salz und Pfeffer zum Würzen nehmen.
Anrichten
Forellenfilet im Teller platzieren.
Den noch lauwarmen Randen-Apfel-Salat
daneben länglich anrichten, etwas
Orangenabrieb über den Salat geben.
Den Salat mit Orangenfilets, Apfelspalten
und Brunnenkresse ausgarnieren.
Die Gesundheitsorganisation SWICA ist Sponsorin der Schweizer Kochnationalmannschaft,
aus deren Repertoire dieses Rezept stammt.
vsao /asmac Journal 5/22 57
Impressum
Kontaktadressen der Sektionen
Nr. 5 • 41. Jahrgang • Oktober 2022
Herausgeber/Verlag
AG
VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
mediservice vsao-asmac
Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern
Telefon 031 350 44 88
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch
www.vsao.ch, www.asmac.ch
Im Auftrag des vsao
Redaktion
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),
Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Bianca Molnar,
Patricia Palten, Léo Pavlopoulos, Lukas
Staub, Anna Wang
Geschäfts ausschuss vsao
Angelo Barrile (Präsident), Nora Bienz
(Vizepräsidentin), Severin Baerlocher,
Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,
Patrizia Kündig, Richard Mansky,
Gert Printzen, Svenja Ravioli, Patrizia Rölli,
Martin Sailer, Jana Siroka, Clara Ehrenzeller
(swimsa)
Druck, Herstellung und Versand
Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,
Wölflistrasse 1, 3001 Bern
Telefon +41 31 300 66 66
info@staempfli.com, www.staempfli.com
BL/BS
VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:
lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,
4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,
sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch
BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,
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FR
ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,
Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,
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GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch
GR
JU
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Auflagen
Druckauflage: 22 500 Expl.
WEMF/KS-Beglaubigung 2022: 21 697 Expl.
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.
Für vsao-Mitglieder im Jahresbeitrag
inbegriffen.
ISSN 1422-2086
Ausgabe Nr. 6/2022 erscheint im
Dezember 2022. Thema: Licht
© 2022 by vsao, 3001 Bern
Printed in Switzerland
VD
VS
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ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,
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Publikation2022
FOKUSSIERT
KOMPETENT
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Gütesiegel Q-Publikation
des Verbandes Schweizer Medien
58
5/22 vsao /asmac Journal
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Beachten Sie alle Indikationen, Kontraindikationen, Warnungen,
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kann dazu führen, dass Sie eine schwere Hypoglykämie (Unterzuckerung)
oder Hyperglykämie (Überzuckerung) nicht erkennen
und/oder eine Behandlungsentscheidung treffen, die negative
Auswirkungen haben kann. Wenn die Warnungen zu Ihren Gewebeglukosewerten
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Symptomen entsprechen, verwenden Sie ein BZMessgerät, um
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Bedienungsanleitung Dexcom G6: Verwendung Ihres G6.
Gebrauchsanweisungen. © 2018 Dexcom, Inc. Alle Rechte
vorbehalten.
1
Gilbert TR et al. Change in Hemoglobin A1c and Quality of Life
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with InsulinTreated Diabetes in the Landmark Study. Diabetes
Technology & Therapeutics 2021; 23(S1): 35–39
2
Beck RW et al. Effect of Continuous Glucose Monitoring on
Glycemic Control in Adults With Type 1 Diabetes Using Insulin
Injections – The DIAMOND Randomized Clinical Trial. JAMA. 2017;
317(4): 371378
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Dexcom CLARITY sind eingetragene Marken von Dexcom, Inc.
in den USA und können in anderen Ländern eingetragen sein.
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