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vsao Journal Nr. 5 - Oktober 2022

Form - Rechnen, fliegen, gestalten Politik - Gesperrte Betten – Handeln tut not Diabetes - Neue Therapieformen Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus

Form - Rechnen, fliegen, gestalten
Politik - Gesperrte Betten – Handeln tut not
Diabetes - Neue Therapieformen
Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus

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vsao

Nr. 5, Oktober 2022

Journal

Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte

Form

Rechnen, fliegen, gestalten

Seite 16

Politik

Gesperrte Betten – Handeln

tut not

Seite 6

Diabetes

Neue Therapieformen

Seite 30

Vitamine/Mineralstoffe

Ernährung bei

Diabetes mellitus

Seite 39


Inhalt

Form

Rechnen, fliegen, gestalten

Coverbild: Stephan Schmitz

Editorial

5 Formeln und Formationen

Politik

6 Der Pflegenotstand verschärft sich

9 Auf den Punkt gebracht

vsao

10 Neues aus den Sektionen

12 vsao-Inside

13 vsao-Rechtsberatung

Fokus: Form

16 Tänzer der Lüfte

18 Letzte Formen finden

20 Formen in der Luft

23 Mehr als eine computer generierte

Augenweide

26 Cat Circles

28 Habe ich dich verstanden? Logo.

Perspektiven

30 Aus der «Therapeutischen

Umschau» – Übersichtsarbeit:

Update: Neue Therapieformen

des Diabetes mellitus Typ 2

39 Aus der «Therapeutischen

Umschau» – Übersichtsarbeit:

Ernährung bei Diabetes mellitus

51 Im Einsatz für das Rote Kreuz

mediservice

52 Briefkasten

54 Auto-Finanzierung:

Leasing oder Kredit?

56 Kochen für Gaumen und Gesundheit

Fisch mit herbstlicher Begleitung

58 Impressum

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Vertrauen

CH-3860 Meiringen

Telefon +41 33 972 81 11

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Ein Unternehmen der Michel Gruppe

Ärztliche Leitung:

Prof. Dr. med. Thomas J. Müller

Wo Patienten auch Gäste sind.

vsao /asmac Journal 5/22 3


Allgemeine

Innere Medizin

16. – 19.11.2022 Zürich

32 h

24. – 28.01.2023 Basel

40 h

Innere Medizin

06. – 10.12.2022 Zürich

40 h

Allergologie

14. – 15.11.2022 Zürich

13 h

Diabetes

03. – 05.11.2022 Zürich

21 Credits SGAIM

18 Credits SVDE

21 Credits SSED SGED

EKG

25. – 28.10.2022 Zürich

28 Credits SGAIM

32 Credits SGNOR

Gynäkologie

Kardiologie

04. – 05.11.2022 Zürich

15 Credits SGK

12 Credits SGAIM

Pädiatrie

24. – 26.10.2022 Zürich

24 Credits SGP

24 Credits SGAIM

Psychiatrie und

Psychotherapie

24. – 26.11.2022 Zürich

21 h

Psychologie

Update Refresher

24. – 26.11.2022 Zürich

30.11. – 03.12.22 Zürich

24 h

28 h

Information / Anmeldung

Tel.: 041 567 29 80 | info@fomf.ch

www.fomf.ch

Hybrid: Teilnahme vor Ort oder via Livestream

Rechtsschutz für Ärzte und

Medizinalpersonen

Bei Ihrer Tätigkeit als

medizinischer Leistungserbringer

steht für Sie der Mensch im

Mittelpunkt. Damit Sie sich

sorglos um Ihre Patientinnen und

Patienten kümmern können,

kümmern wir uns um die

Paragraphen. Wir sind vor einem

Rechtsstreit für Sie da und

unterstützen Sie, wenn es doch

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Editorial

Formeln und

Formationen

Catherine Aeschbacher

Chefredaktorin vsao Journal

Die perfekte Form ist der Kreis beziehungsweise die Kugel.

Davon waren bereits antike Denker überzeugt. Daran hat

sich bis heute nichts geändert. Weil die Kugel im Vergleich

zum vorgegebenen Volumen die kleinste Oberfläche hat,

ist sie von allen Körpern am stabilsten. Könnten Körper ihre Form

wählen, würden sie alle zu Kugeln, da sie nach Stabilität streben.

Das lehrt die Physik.

In unserem Schwerpunkt «Form» streben wir aber weder nach Stabilität

noch nach dem Ideal, deshalb lassen wir die Kugeln aussen vor.

Wir beschäftigen uns mit vergänglichen Formen, natürlichen wie dem

Vogelschwarm oder menschengemachten wie den Wasserurnen.

Dann tauchen wir in die Tiefen der Mathematik ein und geben uns mit

Fraktalen ab. Dies sind selbstähnliche Objekte, die mathematisch

gesehen erstaunliche Eigenschaften haben und uns im Alltag in jedem

Gemüseregal in Form von Broccoli oder Romanesco begegnen. Nicht

unbedingt stabil, aber langwährend und möglichst unverwechselbar

sollte ein Logo sein. Wie man Produkte oder Institutionen in Form

setzt, steht ebenfalls in unserem Schwerpunkt. Schliesslich spüren wir

der eigentümlichen Vorliebe von Katzen zu geometrischen Formen

nach.

Überfüllte Notfallstationen und geschlossene Betten: Dieses Bild

zeigt sich derzeit vielerorts, und zwar vom Universitätsspital bis zum

Regionalspital. Die letzten zwei Jahre haben eine Situation verschärft,

die sich bereits zuvor abzuzeichnen begann: ein grassierender Personalmangel,

speziell bei der Pflege. Die Pandemie akzentuierte diesen,

indem viele Pflegende ans Ende ihrer Kraft gelangten und ihren

Beruf aufgaben. Wie prekär die Lage heute ist, zeigt eine vom vsao

durch geführte Umfrage bei den Sektionen. Sollte es im Winter zu

einer weiteren Corona-Welle kommen, wird die Spirale weiterdrehen.

Die angestossene Ausbildungsinitiative wird erst in einigen Jahren

Früchte tragen. Der vsao fordert daher Sofortmassnahmen. Die Details

dazu sind im Politikteil nachzulesen. Mit diesem Artikel hält Philipp

Thüler, der neue Leiter Politik und Kommunikation vsao, seinen

Einstand im vsao Journal. Mehr zu seiner Person findet sich ebenfalls

im Politikteil.

Noch etwas in eigener Sache: Momentan läuft die Umfrage zum

vsao Journal. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich fünf Minuten Zeit

nähmen und uns ein Zeugnis ausstellen würden. Ihre Meinung ist

uns wichtig:

https://findmind.ch/c/aXys-PDkb

vsao /asmac Journal 5/22 5


Politik

Der Pflegenotstand

verschärft sich

In den Schweizer Spitälern sind konstant Betten gesperrt,

fast immer wegen mangelnden Personals vor allem bei den Pflegefachkräften.

Der vsao hat in einer Umfrage der Situation in den einzelnen Kantonen

nachgespürt. Es braucht nun schnell umsetzbare Massnahmen, um dringend

nötige Verbesserungen zu erreichen.

Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao

In vielen Spitälern sind fünf bis zehn Prozent der Betten gesperrt, weil es an Pflegefachpersonal fehlt.

Es braucht Massnahmen, um die Arbeitsbedingungen schnell zu verbessern.

Während der Corona-Pandemie

waren die überlasteten

Notfall- und Intensivstationen

ein Dauerthema

in den Schweizer Medien. Im Frühling –

nach Aufhebung der Anti-Covid-Massnahmen

auf Bundesebene – wurde es vorübergehend

ruhiger, die Lage schien sich zu

entspannen. Im Sommer allerdings häuften

sich die Berichte wieder. Die Notfallstationen

seien voll, Operationen müssten

verschoben werden, die Spitäler seien am

Anschlag, war in verschiedenen Zeitungen

zu lesen.

Verantwortlich dafür war nicht die

Corona-Sommerwelle, sondern in erster

Linie der Mangel an Arbeitskräften, insbesondere

im Pflegebereich. «Uns steht weniger

Pflegefachpersonal zur Verfügung»,

liess sich Hans-Christoph Mewes im Juli

in der Zeitung «Der Bund» zitieren. Er ist

verantwortlich für die Pflege in der Medizinischen

Klinik, der Intensivstation, der

Anästhesie und den Notfallstationen der

beiden Spitäler in Burgdorf und Langnau,

die im ersten Halbjahr 14 stationäre Behandlungsplätze

abbauen mussten. «Das

Problem wird dadurch verschärft, dass

diese Personen nicht an andere Spitäler

wechseln, sondern den Beruf verlassen»,

ergänzte er.

Dass die Situation tatsächlich problematisch

ist und dass nicht Covid direkt

dafür verantwortlich ist, bestätigte sich

auch an der Augustsitzung des Geschäftsausschusses

(GA) des vsao, an der das Thema

traktandiert war. Der vsao wollte es

genauer wissen und startete eine Umfrage

unter den Sektionen, um einen Überblick

über die gesamtschweizerische Situation

zu erhalten.

Nur eine Sektion gibt Entwarnung

Die Resultate bestätigen die Befürchtungen

und das allgemeine Bild. Von 16 Sektionen

haben neun geantwortet, nur eine

meldete, dass es in ihrer Region zurzeit

keine gesperrten Betten gebe. Alle anderen

berichteten von fünf bis zehn Prozent gesperrten

Betten. Im Kanton St. Gallen gibt

es sogar eine offizielle Antwort der Regierung

auf eine Interpellation der SP-Fraktion.

«Derzeit verfügen viele Schweizer Spitäler

nicht über genügend Fachkräfte, um

Bild: Adobe Stock

6

5/22 vsao /asmac Journal


Politik

Bild: zvg

alle Betten betreiben zu können. Davon

sind auch die St. Galler Spitalverbunde betroffen»,

heisst es in der Antwort. Es folgen

konkrete Zahlen, die ein Bild ermöglichen.

Im Mai 2022 standen im Kantonsspital

St. Gallen 66 Betten – was rund zehn Prozent

entspricht – nicht zur Verfügung. In

Grabs konnte ein geplanter Ausbau um

20 Betten nicht umgesetzt werden. In Altstätten

konnte der Ausbau um fünf Betten

nicht erfolgen. Der Grund war in allen Fällen

derselbe: Personalmangel. Auch in anderen

Kantonen ist das Bild genau gleich

und immer ist der Personalmangel das

Problem. Bei den einen wird nur das fehlende

Pflegepersonal genannt, bei anderen

scheinen aber auch fehlende Ärztinnen

und Ärzte Teil des Problems zu sein. In Bezug

auf die weitere Entwicklung sind die

meisten nicht sehr optimistisch. Es deute

nichts darauf hin, dass sich der Fachkräftemangel

im Gesundheitswesen entspannen

werde, heisst es aus mehreren Kantonen.

Vielfältige Probleme

Es geht nicht nur um unbesetzte Stellen,

sondern auch um die komplexen Fälle, die

aufgrund des medizinischen Fortschritts

aufwändiger sind und mehr Personal

brauchen. Dazu kommt ein vermehrter

Zulauf an Patientinnen und Patienten

schlicht aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums.

Mehrere Stimmen

nennen auch die Tarife als Problem, die

gerade für die aufwändigen Patientinnen

und Patienten nicht kostendeckend seien,

weshalb nicht noch zusätzliches Personal

angestellt werden kann.

Das Hauptproblem sind aber fast

überall die Stellen, die nicht besetzt werden

können und die Abwanderung des

Pflegefachpersonals in andere Berufe. Das

wirkt sich zunehmend auch auf Assistenzärztinnen

und -ärzte aus, die vor allem in

den Notfallstationen auffangen müssen,

was normalerweise durch Pflegende erledigt

würde. Die Gründe, die für den Personalmangel

genannt werden, sind die

Löhne, die nicht steigen, Überlastung, fehlende

Wertschätzung, generell unattraktive

Arbeitsbedingungen, die auch die

Work Life Balance schwierig machen. Der

Berufsalltag entferne sich aber auch immer

weiter von der ursprünglichen Berufsvorstellung:

Die Arbeit wird unpersönlicher,

die einzelnen Tätigkeiten werden

zunehmend auf mehrere Spezialistinnen

und Spezialisten verteilt.

Teilweise werden auch Themen angesprochen,

die man Nachholeffekte der

Pandemie nennen könnte: Die dauernde

Überlastung während der Pandemie in

Verbindung mit der Angst vor einer Ansteckung

und/oder dem «Impfdruck» führe

bei vielen zu einer inneren Kündigung, die

nun verspätet vollzogen wird.

Insgesamt ist die Situation besorgniserregend,

das zeigen auch nackte Zahlen

wie jene des Obsan, die zeigen, dass

36 Prozent der Pflegefachpersonen bereits

in den ersten fünf Jahren nach dem Einstieg

den Betrieb bereits wieder verlassen,

oder die im Vergleich zu 2019 beinahe

doppelt so hohe Zahl an offenen Stellen

für Pflegefachkräfte (gemäss Jobradar).

Nun muss gehandelt werden, denn

die Situation wird sich nicht von alleine

lösen. Es droht im Gegenteil ein Teufelskreis,

denn durch das fehlende Personal

steigt der Druck auf die verbliebenen zusätzlich.

Zudem steigt der Kostendruck

weiterhin und die Zahl der Patientinnen

und Patienten wird im Herbst und Winter

auch eher grösser, zum Beispiel aufgrund

einer neuen Corona-Welle.

Schnell handeln

Zumindest ein Teil der Lösung liegt auf

der Hand. Die Schweizer Bevölkerung hat

sich mit der deutlichen Annahme der

Pflegeinitiative im vergangenen Herbst

klar für ein qualitativ hochstehendes

Gesundheitssystem ausgesprochen. Die

Umsetzung braucht aber Zeit. Die entsprechenden

Gesetze werden zurzeit im

Par lament diskutiert, bis sie ihre Wirkung

entfalten, dauert es Jahre. Gefragt sind

deshalb Sofortmassnahmen durch Kantone

oder auch einzelne Spitäler. Es gibt

positive Beispiele, die den Weg weisen:

Die Siloah-Gruppe zum Beispiel hat für

Pflegefachpersonen die Wochenarbeitszeit

von 42 auf 40 Stunden reduziert. Noch

weiter ging das GZO Wetzikon, wo die Pflegenden

seit Juni pro Woche 37,8 Stunden

statt 42 Stunden arbeiten – bei gleichbleibendem

Lohn. Das Problem dabei ist die

Unsicherheit, ob die durch die Massnahme

nötigen neuen Stellen besetzt werden

können. Deshalb setzen andere Spitäler

wie zum Beispiel das Spitalzentrum Biel

auf höhere Löhne und Zuschläge für Wochenend-

und Nachtdienste.

Unabhängig davon, für welchen Ansatz

sich die einzelnen Spitäler entscheiden

– wichtig ist, dass gehandelt wird. Der

vsao bleibt auf jeden Fall an dem Thema

dran, das letztlich einen engen Zusammenhang

hat mit unserer Forderung der

42-Stunden-PLUS-Woche.

Mehr zum Thema unter

vsao.ch/arbeitsbedingungen/

arbeitsrecht/#arbeitszeiten

@vsaoasmac

Neuer Leiter Politik und

Kommunikation

Philipp Thüler

Seit Anfang August

arbeitet Philipp Thüler

im vsao-Zentralsekretariat

als Leiter der

Abteilung Politik und

Kommunikation. Nach

dem Studium in Geschichte,

Politik- und Medienwissenschaft

arbeitete er als Kommunikationsfachmann

und -leiter für verschiedene

Organisationen. Aus früheren Tätigkeiten

ist er mit der Verbandsarbeit wie

auch mit dem Gesundheitswesen vertraut.

Er löst Marcel Marti ab, der bis

Ende Juli für den vsao tätig war.

Medifuture:

Jetzt anmelden!

Am 5. November findet die nächste

Ausgabe von medifuture statt, unserem

jährlichen Laufbahnkongress mit mediservice

vsao-asmac. Veranstaltungsort

ist wieder das Stadion Wankdorf in

Bern. Anmeldungen sind ab sofort

möglich, dies auf der neu gestalteten

Website: www.medifuture.ch.

Achtung:

Sektionswechsel und

Reduktionsgesuche

frühzeitig einreichen

Im Februar versendet das vsao-Zentralsekretariat

jeweils die Jahresrechnungen

für die Mitgliederbeiträge. Die

Sektionszugehörigkeit und allfällige

Beitragsreduktionen haben einen

Einfluss auf den Rechnungsbetrag.

Deshalb müssen allfällige Sektionswechsel

oder Reduktionsgesuche

für das Jahr 2023 bis spätestens am

31. Januar 2023 beim vsao-Zentralsekretariat

eingereicht werden. Später

eingereichte Gesuche oder Sektionswechsel

können nur noch in begründeten

Härtefällen für das Rechnungsjahr

2023 berücksichtigt werden.

Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!

vsao /asmac Journal 5/22 7


Publireportage

Neue Antibiotika für die Behandlung von ABSSSI:

eine Chance zur Entlastung der Krankenhäuser

Akute bakterielle Haut- und Hautstrukturinfektionen

(ABSSSI) weisen ein hohes Risiko

für schwere klinische Verläufe auf. Um nosokomiale

Begleitinfektionen zu vermeiden

und Spitalkapazitäten zu schonen, rücken

beim ABSSSI-Management Optionen in den

Fokus, welche Anzahl Spitaleinweisungen

und Hospitalisationsdauer reduzieren und

eine ambulante (Weiter-)Behandlung ermöglichen.

Ein von A. Menarini organisiertes

Symposiums am European Congress of

Clinical Microbiology & Infectious Diseases

(ECCMID) 2022 in Lissabon befasste sich

mit neuen Antibiotika, einerseits mit neuen

Fluorchinolonen sowie mit langwirksamen

Glycopeptiden, die eine bessere Verträglichkeit

im Vergleich zu bisherigen Therapien

aufweisen und gleichzeitig die Compliance

sicherstellen.

Akute bakterielle Haut- und Hautstrukturinfektionen

(ABSSSI) sind eine wichtige

Untergruppe sogenannter komplizierter

Haut- und Weichteilinfektionen (cSSTIs).

Wie Prof. Alex Soriano, Universitätsspital

Barcelona, erläuterte, hat sich die Häufigkeit

von ABSSSI – und dabei vor allem

durch S. aureus-Stämme verursachte

Formen – in den letzten 15 Jahren stark

erhöht. 1 ABSSSI stehen zudem für eine

markante Zunahme von Hospitalisierungen

bzw. Spitaltagen. 2

«Viele von den auf Notfallstationen behandelten

ABSSSI-Patienten benötigen eigentlich

keine stationäre Aufnahme. Aber

die bisherigen oralen Therapiemöglichkeiten

wie z. B. Sulfonamide, Cephalosporine

der ersten Generation oder Tetracycline

haben ihre Limitationen und erschweren

eine Weiterbehandlung zu Hause, insbesondere

bei Patienten mit geringer

Compliance. Die Wahrscheinlichkeit des

Versagen einer ABSSSI-Therapie ist vor

allem bei Patienten mit Risikofaktoren wie

fortgeschrittenes Alter, Ödeme, Diabetes,

Adipositas und periphere Gefässerkrankungen

besonders hoch 3 ».

Wir brauchen für die Behandlung von

ABSSSI dringend neue, d. h. besser verträgliche

und besser wirksame Therapieoptionen»,

fordert Prof. Soriano. Neue

langwirksame Lipoglycopeptide und neue

Fluorchinolone hätten laut dem Experten

das Potenzial, nicht nur die Behandlungs-

Outcomes der antibiotischen Therapie bei

ABSSSI zu erhöhen, sondern auch das

Compliance-Problem bei den Patienten

zu umgehen oder zu verringern.

Stellenwert von Oritavancin und Delafloxacin

bei der Behandlung von ABSSSI

Wie Prof. Maddalena Gianella, Infektiologin

an der Universität Bologna, erläuterte, wurden

unter der besonderen Berücksichtigung

der hohen Prävalenz multiresistenter

Methicillin-resistenter S. aureus-Stämme

(MRSA) und Vancomycin-resistenter Enterokokken

(VRE) in den letzten Jahren neue

langwirksame Antibiotika entwickelt, die

einmal wöchentlich oder, wie im Fall von

Oritavancin, nur einmalig verabreicht werden

müssen.

Oritavancin ist ein neues, lang wirksames

Lipoglykopeptid mit drei verschiedenen

Wirkmechanismen und starker bakterizider

Wirkung gegen grampositive Bakterien

einschliesslich Vancomycin-resistenter Enterokokken.

Das langwirksame Lipoglycopeptid

ist in den USA und der EU auf Basis

der Phase-3-Studien SOLO I und SOLO II,

welche die Nichtunterlegenheit einer einmaligen

Verabreichung von Oritavancin

1200 mg gegenüber 2× täglichem Vancomycin

für 7–10 Tage bei Patienten mit Hautund

Weichteilinfektionen gezeigt haben, für

die Behandlung von ABSSSI bei Erwachsenen

zugelassen. 4,5,8,9 Die gepoolten Sicherheitsdaten

der beiden Studien haben

gezeigt, dass die Langzeitwirksamkeit von

Oritavancin keinen negativen Einfluss auf

die Sicherheit hat. 6

«Grampositive Erreger sind jedoch nicht

die einzigen relevanten Keime bei ABSS-

SI», betonte Prof. Thomas Lodise vom Albany

College of Pharmacy and Health Sciences

in Albany/New York im Hinblick auf

polymikrobielle bzw. «gemischte» Hautund

Hautstrukturinfektionen. Im Gegensatz

zu Oritavancin deckt das anionische

Fluorchinolon Delafloxacin, das sowohl

als orale wie auch als intravenöse Formulierung

vorliegt, ein breites Spektrum

an grampositiven und an gramnegativen

Bakterien einschliesslich P. aeruginosa

und Anaerobier ab. 7, 8

Take-home Message

Oritavancin mit seiner langen terminalen

Halbwertszeit von 245 Stunden und Delafloxacin,

das in oraler als auch in intravenöser

Formulierung erhältlich ist, sind

zwei neue Antibiotika mit nachgewiesener

Wirksamkeit und gutem Sicherheitsprofil

bei der Behandlung von Patienten mit

ABSSSI. 4-9 Beide Wirkstoffe haben den

Referenten des ECCMID-Symposiums

zufolge das Potenzial, die Behandlung von

Patienten mit ABSSSI vom stationären in

den ambulanten Bereich zu verlagern und

die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen

zu minimieren.

Referenzen

1. Sader HS et al. Frequency and antimicrobial susceptibility of bacterial

isolates from patients hospitalised with community-acquired skin

and skin-structure infection in Europe, Asia and Latin America. J Glob

Antimicrob Resist. 2019 Jun;17:103-108.

2. Berger A et al. Initial treatment failure in patients with complicated

skin and skin structure infections. Surg Infect (Larchmt). 2013

Jun;14(3):304-12

3. Eron LJ et al. Managing skin and soft tissue infections: expert

panel recommendations on key decision points. J Antimicrob Chemother.

2003 Nov;52 Suppl 1:i3-17.

4. Corey GR et al. Single-dose oritavancin in the treatment of acute

bacterial skin infections. N Engl J Med. 2014 Jun 5;370(23):2180-90.

5. Corey GR et al. Single-dose oritavancin versus 7-10 days of vancomycin

in the treatment of gram-positive acute bacterial skin and skin

structure infections: the SOLO II noninferiority study. Clin Infect Dis.

2015 Jan 15;60(2):254-62.

6. Corey GR et al. Single Intravenous Dose of Oritavancin for Treatment

of Acute Skin and Skin Structure Infections Caused by Gram-Positive

Bacteria: Summary of Safety Analysis from the Phase 3 SOLO Studies.

Antimicrob Agents Chemother. 2018 Mar 27;62(4):e01919-17.

7. Hoover R et al. Safety, Tolerability, and Pharmacokinetic Properties

of Intravenous Delafloxacin After Single and Multiple Doses in Healthy

Volunteers. Clin Ther. 2016 Jan 1;38(1):53-65.

8. Fachinformation Quofenix, www.swissmedicinfo.ch, 12/2021

9. Fachinformation Tenkasi, www.swissmedicinfo.ch, 08/2021

Die Kurzfachinformation zu Tenkasi ® finden Sie auf Seite 2.

Unterlagen und Referenzen können bei A. Menarini GmbH,

Thurgauerstrasse 36/38, 8050 Zürich angefordert werden.

METEN5045_22.08

Quofenix ® . Z: Delafloxacin Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung – jede Durchstechflasche zur einmaligen Anwendung enthält 300mg Delafloxacin oder 450mg Delafloxacin Tablette I: Behandlung

von akuten bakteriellen Haut- und Hautstrukturinfektionen bei Erwachsenen D: empfohlenes Dosierungsschema für Quofenix ist 300 mg i.v. alle 12 Stunden mit einer Infusionsdauer von 60 Minuten über eine Gesamtdauer

von 5 bis 14 Tagen. Umstellung auf Quofenix 450 mg Tabletten oral alle 12 Stunden ist nach Ermessen des Arztes nach 6 Dosen i.v. möglich. Niereninsuffizienz: IV Anwendung: keine Dosisanpassung bei leicht bis mässig

eingeschränkter Nierenfunktion ( CrCl ≥30 ml/min). Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (CrCl


Politik

Das Verbindende nutzen,

anstatt das Trennende

zu suchen

In den letzten Jahren, insbesondere seit der Corona-

Pandemie, hat sich in meiner Wahrnehmung der Umgang

vieler Menschen untereinander stark verändert, und zwar

nicht zum Positiven. Die Menschen sind ungeduldiger,

fordernder, beleidigender geworden. Selbstverständlich muss

meine subjektive Wahrnehmung nicht der Realität entsprechen,

aber die Stimmung an der Coop-Kasse ist doch regelmässig

gereizt, genauso im Strassenverkehr. Aber auch in

der Praxis scheinen die Patient_innen ungeduldiger,

fordernder und sogar schneller

ausfällig zu werden als früher. Im politischen

Umfeld ist dies sogar objektivierbar:

In den sozialen Netzwerken,

in Kom men taren, aber auch in persönlichen

Zuschriften oder bei Diskussionen

nehmen Beleidigungen,

Hass reden, Drohungen bis hin zu

physischen Angriffen gegen Anders

denkende zu. Dies geschieht

nicht nur bei den grossen Grundsatzdiskussionen,

die aggressive

Stimmung und die Gewaltbereitschaft

scheinen auch bei Kleinigkeiten

zugenommen zu haben.

Das finde ich alarmierend und traurig zugleich.

Was ist los mit uns? Auch wenn eine gewisse Tendenz

schon vorher bestand, scheinen die Pandemie, der

Ukrainekrieg, Klimakatastrophen, steigende Energiepreise und

mögliche Energiekrisen in nächster Zukunft in vielen von uns

eine Angstreaktion auszulösen. In dieser Grundstimmung, in

diesem Gefühl, auf so vieles verzichten zu müssen, scheinen wir

unsere Mitmenschen als Feinde wahrzunehmen. Als jemanden,

der uns etwas wegnimmt oder verwehrt. Und deshalb scheinen

einige von uns sich auch legitimiert zu fühlen, andere angreifen

zu dürfen, auf welcher Ebene auch immer.

Auf den

Punkt

gebracht

suchen, um gemeinsame Lösungen zu finden. Nicht indem

wir die Unterschiede als feindlich und bedrohend wahrnehmen

und das Trennende zelebrieren, sondern indem wir bescheiden

anerkennen, dass der einzelne Mensch ohne die anderen keinen

Schritt weiterkommt. Dies gilt für mich in der Politik, in der

Medizin, in der Standespolitik, im Privatleben und in der

Freizeit. Und ehrlich gesagt, ohne die Mitmenschen würde

es mir als Teamplayer auch gar keinen Spass

machen …

Ja klar, ich gebe es zu, es ist nicht immer

ganz leicht! Es gibt Situationen, in

denen auch ich andere angreife, zu

heftig oder unfair reagiere. Manchmal

weil eine tatsächliche Bedrohung

besteht, manchmal bloss aus

Angst vor einem Gesichtsverlust

oder aus einem Impuls heraus.

Wenn ich aber das Gemeinsame

ins Zentrum stelle, schenkt mir das

eine neue Perspektive, und die

persönlichen Probleme und Befindlichkeiten

werden relativiert.

Nach wie vor bin ich überzeugt, dass

wir als Einzelne und als Gesellschaft

wieder lernen müssen, mehr unsere Gemeinsamkeiten

und das Verbindende zu sehen und

die Unterschiede zwischen uns als Gewinn und nicht

als Bedrohung zu erkennen. Anstatt andere zu beschimpfen,

gegen sie zu hetzen oder sie für Negatives in unserem Leben

verantwortlich zu machen, müssen wir einsehen, dass wir alle

unsere Probleme und Herausforderungen haben und sie nur

gemeinsam meistern können. In der Medizin, in der Politik

und im Privatleben.

Bild: zvg

Ich sehe das anders. Grosse Probleme und Herausforderungen

lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Jeder Mensch bringt

eine eigene Persönlichkeit, Ideen, Erfahrungen und Wissen mit.

Ich muss anderen Menschen zuhören, mich auf Augenhöhe

mit ihnen austauschen, um neue Erkenntnisse und Perspektiven

zu gewinnen, und indem ich mich einbringe, kommen

wir gemeinsam einen Schritt weiter. Es braucht verschiedene

Menschen mit ihren Unterschieden, die etwas Verbindendes

Angelo Barrile,

Präsident vsao

vsao /asmac Journal 5/22 9


vsao

Neues aus

den Sektionen

Bern

Save the Date!

Wir werden im Herbst zwei spannende

Veranstaltungen durchführen und freuen

uns sehr, wenn Sie an den Anlässen dabei

sind!

Dienstplanworkshop

Brüten Sie oft stundenlang nach Feierabend

über dem Dienstplan der Abteilung

und sehen am Schluss nur noch PEP-Symbole,

die vor Ihren Augen im Kreis tanzen?

Möchten Sie wissen, wie Teilzeitarbeit

sinnvoll in den Dienstplan integriert werden

kann? Sind Sie manchmal unsicher,

wie die Stolpersteine bei der Planung und

korrekten Umsetzung des Arbeitsgesetzes

umgangen werden können? Interessiert es

Sie, wie ein korrekter Dienstplan aussehen

könnte? Dann sind Sie am kostenlosen

Dienstplanworkshop des VSAO Bern genau

richtig.

Simon Schneider (Rechtsanwalt und

stellvertretender Geschäftsführer VSAO

Bern), Dr. med. Philipp Rahm (Dienstplanberater

vsao) und Susanne Nüesch (Spitalfachärztin

UNZ Inselspital, Verantwortliche

Dienstplanung der Assistenzärztinnen

und -ärzte) sorgen für ein spannendes Programm

und stehen selbstverständlich für

Fragen sehr gerne zur Verfügung.

Datum:

Mittwoch, 26. Oktober, 14 bis 16.30 Uhr,

mit Pausenverpflegung

Durchführungsort:

Sitzungszimmer vsao, Bollwerk 10,

3011 Bern (direkt beim Bahnhof Bern)

Anmeldung bis am 19. Oktober 2022 an

info@vsao-bern.ch. Wir benötigen den

Vor- und Nachnamen und den Arbeitsort

und sind dankbar für allfällige Hinweise

zu spezifischen Fragestellungen und Anliegen.

Herausforderung Generation Z

Erstmals finden sich vier Generationen

gleichzeitig in den Spitälern. Die jüngste

davon ist die Generation Z (nach 1995 Geborene),

die gerade in der Spitalwelt eintreffende

Generation. Es entsteht der Eindruck,

dass diese Generation mit neuen

Bedürfnissen und Erwartungen an den

Beruf aufwartet.

Was macht eine Generation aus, und

weshalb entsteht der Eindruck, dass bei

Menschen unterschiedlicher Generationen

unterschiedliche Welten aufeinandertreffen

können? Die Vorstellungen, Wünsche

und Ziele einer jeden Generation

werden von den politischen und wirtschaftlichen

Ereignissen sowie sozialen

Einflüssen geprägt, welche in den Jugendjahren

besonders stark einwirken. Die

Generation Z ist die erste vollständig im

digitalen Zeitalter aufwachsende Generation,

deren soziales Umfeld von ständiger

Interaktion und von Feedback geprägt ist.

Am Donnerstag, den 10. November,

veranstalten wir in Bern ab 19 Uhr einen

kostenlosen Anlass zu diesem Thema, beleuchten

einerseits die Ausgangslage und

diskutieren andererseits die damit verbundenen

Herausforderungen im Arbeitsalltag.

Anschliessend wird es Raum

für einen Apéro und Austausch geben.

Details zur Veranstaltung finden Sie

auf unserer Website und in den sozialen

Medien.

Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern

Bild: zvg

10

5/22 vsao /asmac Journal


vsao

Zürich /

Schaffhausen

VSAO Zürich fordert bessere

Arbeitsbedingungen

Die herausfordernden Arbeitsbedingungen

für Ärztinnen und Ärzte sind uns

nicht erst seit dem Fall Einsiedeln bekannt.

Unsere Sektion hat sich in den vergangenen

Wochen nochmals verstärkt

auch in der Politik dafür eingesetzt, dass

sich daran endlich etwas ändert. Und zwar

nicht nur im Rahmen des Hearings in der

Kommission für soziale Sicherheit und

Gesundheit (KSSG) des Kantonsrates Zürich

zum Gesetz über das Universitätsspital

Zürich (USZG) im August, sondern

auch im Rahmen eines Austausches der

Personalverbände mit dem Gesamtregierungsrat

Mitte September.

Taten braucht es jetzt!

Die Attraktivität des Arztberufs ist massiv

gesunken, nicht erst in Zeiten von Corona

und Homeoffice. Der Grossteil der Ärzteschaft

arbeitet über der Höchstarbeitszeit

von 50 Stunden pro Woche, gemäss unseren

Umfragen oft zwischen 50 und

70 Stunden pro Woche. Dies bedeutet

unbezahlte Überzeit, fehlende Vereinbarkeit

von Beruf und Privatleben und – in

Kombination mit ungesunder Schichtarbeit

– auch ein erhöhtes Risiko für körperliche

und psychische Erkrankungen.

Die zunehmende Ökonomisierung

und der stetige Kostendruck führen des

Weiteren dazu, dass die Weiter- und Fortbildungen

zu Gunsten der Dienstleistung

an Patientinnen und Patienten zunehmend

vernachlässigt werden, was die Patientenversorgung

langfristig gefährdet.

Die überbordende Administration sorgt

dafür, dass die ursprüngliche Tätigkeit eines

Arztes oder einer Ärztin – nämlich der

Patientenkontakt und die Patientenversorgung

am Bett – umdefiniert wird in einen

Bürojob. Hinzu kommt die oft fehlende

Wertschätzung inklusive Bashing

durch Öffentlichkeit und Politik sowie die

Einschränkung des freien Arztberufes

durch die Zulassungssteuerung.

Diese Themen betreffen jeden Einzelnen

von uns, auch als Patientin oder Patient.

Jetzt oder in ein paar Jahren, denn zu

einem Arzt muss jeder einmal.

Forderung nach kantonalem GAV

Die Arbeitsbedingungen müssen sich deshalb

rasch verbessern. Wir fordern u.a.

konkret, dass den Kliniken im Rahmen des

Leistungsauftrages klar vorgeschrieben

werden muss, die strukturierte Weiterbildungszeit

getrennt von der Arbeitszeit

(Dienstleistungszeit im Sinne der Patientenversorgung)

zu erfassen. Nur so kann

eine Überprüfung der gesetzlich festgehaltenen

Weiterbildungspflicht stattfinden.

Es gibt nämlich zahlreiche Hinweise, dass

die Assistentinnen und Assistenten trotz

kantonalem Finanzierungsbeitrag nur ungenügende

Weiterbildung erhalten. Eine

hochstehende Weiterbildung stellt aber

klar ein Qualitätskriterium für die Sicherstellung

der zukünftigen medizinischen

Gesundheitsversorgung dar. Entsprechend

ist es im öffentlichen Interesse, dass die

kantonale Finanzierung effektiv hierfür

verwendet wird.

Attraktivere Arbeitsbedingungen würden

für gleich lange Spiesse und zur Beruhigung

der Situation beitragen, damit die

Negativspirale des Personalmangels endlich

gebremst wird. Wir bleiben an diesen

Themen dran und setzen uns auch in der

Politik dafür ein, dass sich das Blatt endlich

wendet!

Dominique Iseppi, Kommunikationsassistentin,

VSAO Zürich

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Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

Kathrin Grüneis

vsao /asmac Journal 5/22 11


vsao

vsao-Inside

Yvonne Stadler

Wohnort: Muri bei Bern

Beim vsao seit: Mai 2022

Der vsao für Dich in Kürze:

Dynamisch, lösungsorientiert,

konstruktiv

Seit dem 1. Mai 2022 arbeitet

Yvonne Stadler als Leiterin

Recht und stv. Geschäftsführerin

im Zentralsekretariat des

vsao. Wobei: Ihren ersten Arbeitstag hatte

sie bereits am 30. April, anlässlich der

Sitzung des Zentralvorstands. Ein intensiver

Start für die 41-Jährige: «Am Abend

ging ich mit einem von all den neuen

Eindrücken brummenden Kopf, einem

Rucksack voll mit positiven Erinnerungen

und – das wohl Wichtigste – voller

Vorfreude auf meine neue Tätigkeit beim

vsao nach Hause», sagt sie rückblickend.

Ihr Aufgabengebiet beim vsao ist

breit gefächert. «Vor allem beschäftigen

mich arbeits- und gesundheitsrechtliche

Fragestellungen. Zudem begleite ich Projekte

zu allgemeinen Rechtsthemen und

ich bin für die Meldestelle zuständig, bei

der junge Ärztinnen und Ärzte Probleme

am Arbeitsplatz melden können.» Nicht

zuletzt ist sie als juristische Sekretärin

der Standeskommission und der Schlichtungsstelle

auch für die standesrechtlichen

Verfahren im vsao zuständig.

Das alles reicht Yvonne Stadler aber

noch nicht. Nebst ihrer Tätigkeit für den

vsao ist sie in einer Berner Anwaltskanzlei

als selbständige Anwältin aktiv, wobei

sie sich auch da schwergewichtig mit dem

Arbeits- und Gesundheitsrecht beschäftigt.

Der Gesundheitsbereich begleitet sie

ohnehin schon seit längerer Zeit. Nach

ihrem Rechtsstudium in Fribourg und

dem Anwaltspatent in St. Gallen arbeitete

sie zuerst für eine Rechtsschutzversicherung

und dann mehrere Jahre in der

Rechtsabteilung eines Universitätsspitals.

Zudem unterrichtete sie an verschiedenen

höheren Fachschulen Pflegefachpersonen

in Rechtsfragen.

Beim vsao möchte Yvonne Stadler

sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen

der Mitarbeitenden in

Spitälern und Arztpraxen einsetzen.

«Diese leisten tagtäglich Grossartiges.

Damit dies so bleibt, ist es unerlässlich,

die dafür nötigen Rahmenbedingungen

zu schaffen», sagt sie. Und was macht

Yvonne Stadler, wenn sie nicht arbeitet?

«Das Wichtigste ist meine Familie.

Mit zwei Kindern im Schulalter ist immer

viel los. Wenn ich Zeit für mich habe,

dann nehme ich es gemütlich – sei es

beim Joggen an der Aare, bei einem

feinen Znacht mit Freunden oder beim

Wandern in den Bündner Bergen.»

Bild: zvg

12

5/22 vsao /asmac Journal


vsao

vsao-Rechtsberatung

Arbeitsunfähigkeit bei

Vertragsantritt

Ein Assistenzarzt ist ein paar

Tage vor dem Ende eines

befristeten Arbeitsvertrages

mit dem Spital X verunfallt

und kann die Arbeit beim neuen Arbeitgeber,

Spital Y, erst 20 Tage später

als geplant antreten. Welche Folgen hat

das? Welcher Arbeitgeber muss Lohnfortzahlungen

leisten? Hat dies Einfluss

auf den Arbeitsvertrag mit dem

Spital Y?

Bilder: Adobe Stock; zvg

Der Unfall ereignete sich während der

Anstellung beim Spital X. Entsprechend

muss die Unfallversicherung des Arbeitgebers

X den Fall anerkennen und Taggelder

ausrichten. Die Taggelder sind

auch über das Ende des Arbeitsverhältnisses

hinaus geschuldet. Die Arbeitsunfähigkeit

und die Folgen davon sind

bei dem neuen Arbeitgeber nicht versichert,

weil das auslösende Ereignis vor

Stellenantritt stattfand.

Der Arbeitgeber Y hat den Assistenzarzt

nach dessen Mitteilung bezüglich

seiner Arbeitsunfähigkeit aufgefordert,

einen neuen Arbeitsvertrag mit späterem

Beginn zu unterzeichnen. Dies ist nicht

nötig, aber während der Dauer der

Arbeitsunfähigkeit ist keine Lohnfortzahlung

durch den Arbeitgeber Y geschuldet.

Zudem wird eine allfällige Probezeit

um die Dauer der effektiven Verkürzung

verlängert, weil ansonsten der Zweck

der Probezeit nicht erfüllt werden kann.

Es besteht bei länger dauernden Abwesenheiten

zudem die Gefahr, dass das

Arbeitsverhältnis noch während der

Probezeit aufgelöst wird, da man keinen

Sperrfristenschutz aufgrund von Krankheit,

Unfall oder Mutterschaft hat.

Nicht zu vernachlässigen sind bei

Vertragsanpassungen und Abwesenheiten

auch die Regelungen zur Anrechnung

der Weiterbildungsperiode gestützt auf

Art. 31 der Weiterbildungsordnung. Das

dazugehörige Merkblatt des SIWF hilft,

bei der Frage den Überblick zu behalten.

Als Faustregel gilt, dass unverschuldete

Absenzen von bis zu acht Wochen pro

Jahr nicht nachgeholt werden müssen

und die Weiterbildungsperiode voll

angerechnet wird.

Diese Konstellation macht deutlich,

dass die befristeten Verträge bei Arbeitsunfähigkeiten

Risiken bieten, deren man

sich bewusst sein muss. Zudem lohnt es

sich bei Pausen zwischen zwei Arbeitsstellen

die Versicherungssituation genau

anzuschauen. Die Unfallversicherung

gewährleistet eine Nachdeckung von

30 Tagen, anschliessend kann für eine

Dauer von bis zu 180 Tagen eine Abredeversicherung

abgeschlossen werden,

bevor das Unfallrisiko bei der Krankenkasse

eingeschlossen werden muss. Die

Krankentaggeldversicherung hingegen

gewährleistet keine Nachdeckung, und es

gibt nur die Option des Übertritts in die

Einzelversicherung.

Janine Junker,

Geschäftsführerin und

Juristin VSAO Bern

vsao /asmac Journal 5/22 13


PUBLIREPORTAGE

Versorgungssicherheit

hat Priorität

iz und seit 2011 Teil

a Schweiz AG gehören

kamarkt. Das Unterrkten

zusammen über

el, Medizinprodukte

Kein pharmazeutisches Unternehmen verkauft in der Schweiz so viele Arzneimittel-

Verpackungen wie Mepha Schweiz. Im vergangenen Jahr waren es 18.4 Millionen

Packungen. 1

ologie. Das breite

, selbstdispensierende

Schon seit einigen Jahren ist es auch in

der Schweiz keine Selbstverständlichkeit

mehr, dass jedes Medikament jederzeit

lieferbar ist. Die Pandemie und der Krieg

in der Ukraine haben Lieferprobleme generell

verschärft. Vor diesen ist auch die in

Basel ansässige Mepha Schweiz nicht gefeit,

die von allen Anbietern in der Schweiz

am meisten 1 Medikamenten-Packungen verkauft.

Andrej Salát, der am 1. Juni die Leitung

von Mepha Schweiz übernommen

hat, ist sich der grossen Verantwortung

bewusst, die der Erfolg des Unternehmens

mit sich bringt. Er sagt: «Unser oberstes

Ziel ist es, die Bevölkerung in der Schweiz

auch in diesen schwierigen Zeiten mit

guten Medikamenten zu fairen Preisen zu

versorgen». Seit 2011 ist Mepha Schweiz,

zu der die Vertriebsgesellschaften Mepha

Pharma und Teva Pharma gehören, Teil der

global tätigen Teva Pharmaceuticals. Die

Anbindung an ein weltweit tätiges Unternehmen

mit einem ausgeklügelten Supply

Chain Netzwerk und die Tatsache, dass

rund 80 Prozent der in der Schweiz verkauften

Produkte aus europäischer Produktion

stammen, tragen zu einer hohen

Lieferbereitschaft bei. 2

80 Prozent der

rodukte von

Schweiz stammen

s europäischer

roduktion. 2

el /31.12.2021 MAT

. Herkunft Bulk-Hersteller mit aktiven

14 –2022. Basel: Mepha Schweiz AG, 2022

zienzbeitrag der Generika, Berichtsjahr

. https://www.intergenerika.ch/wp-

2022/02/Effizienzbeitrag-der-Generika-

.02.15.pdf, zuletzt aufgerufen am

g Resilience Report 2020

age erhältlich.

Wissenswertes über Generika

Andrej Salát

besitzt einen Master-

Abschluss in Management.

Der gebürtige Slowake

ist Vater zweier Teenager

und fährt leidenschaftlich

gerne Ski.

Herausforderndes Umfeld

Die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung

von Arzneimitteln sind komplexer

geworden. Gleichzeitig hat der Preisdruck

bei Generika in der Schweiz weiter zugenommen.

Mepha Schweiz profitiert von

der Anbindung an Teva Pharmaceuticals in

vielerlei Hinsicht. So stellt das global tätige

Unternehmen, das vor 121 Jahren gegründet

wurde, zum Beispiel über 300 Wirkstoffe

in eigenen Produktionsstätten her.

Andrej Salát erklärt: «Dank der Zugehörigkeit

zu einem grösseren Unternehmen

Generika enthalten die gleichen Wirkstoffe wie Originale. Sie sind qualitativ

gleichwertig und gleich sicher wie Originalpräparate. Einzig bezüglich der

Hilfsstoffe dürfen sie sich unterscheiden.

Generika sind zwischen 20 bis 70 Prozent günstiger als Originalmedikamente.

Generika entlasten die Gesundheitskosten um 450 Millionen Franken pro

Jahr. Durch einen konsequenten Einsatz wären weitere Einsparungen von

220 Millionen Franken jährlich möglich. 3 Um vom Sparpotenzial maximal

zu profitieren, lohnt es sich, insbesondere Patientinnen und Patienten mit

chronischen Erkrankungen von Anfang an auf Generika einzustellen.

Generika können zusätzliche Vorteile für Patientinnen und Patienten gegenüber

dem Original haben, zum Beispiel leichter teilbar oder lactose- bzw.

glutenfrei sein.

haben Mepha und Teva Zugang zu einer

attraktiven Pipeline. Für ein Unternehmen

ohne internationale Anbindung wäre es

kaum möglich, so viele Produkte nur für

den schweizerischen Markt zu entwickeln,

herzustellen und zu vertreiben».

Teva Pharmaceuticals ist stark in der Entwicklung

und Herstellung neuer Medikamente

und eigener Wirkstoffe. Das Unternehmen

investiert auch in eigene Originalpräparate

sowie in den Bereich Biologika.

In Ulm baut Teva Pharmaceuticals derzeit

ein hochmodernes Produktionszentrum für

monoklonale Antikörper. Insgesamt verfügt

Teva weltweit über 60 Forschungs- und

Entwicklungszentren, davon 31 in Europa. 4

Andrej Salát weiss: «Diese Möglichkeiten

haben nur grosse Konzerne. Letztlich profitieren

davon viele kleinere Märkte wie

auch die Schweiz».

Ein breites Generika-Sortiment

Teva Pharmaceuticals bietet weltweit ein

sehr breites Sortiment mit rund 3’500 Produkten.

Täglich werden weltweit 200 Millionen

Menschen mit Medikamenten des

Teva Konzerns behandelt. Neben Generika

produziert Teva diverse Produkte, zum

Beispiel für die Indikationen Onkologie,

Neurologie und Pneumologie.


PUBLIREPORTAGE

Fakten zu Mepha Schweiz AG

Die Mepha Schweiz AG, mit Sitz in Basel, ist eines der führenden Pharmaunternehmen in der Schweiz und seit 2011 Teil

der internationalen Teva Gruppe, einer der weltweit führenden Firmen im Generikamarkt. Zur Mepha Schweiz AG gehören

die Vertriebsgesellschaften Teva Pharma AG sowie Mepha Pharma AG, Leaderin im Schweizer Generikamarkt. Das Unternehmen

beschäftigt derzeit rund 160 Mitarbeitende. Mepha Pharma AG und Teva Pharma AG vermarkten zusammen über

300 Produkte, davon über 250 Generika sowie rezeptfreie Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel, Medizinprodukte

und Originale, letztere in den Bereichen zentrales Nervensystem, Atemwegserkrankungen und Onkologie. Das breite

Produkteportfolio deckt insgesamt 18 medizinische Indikationsgebiete ab und wird über Apotheken, selbstdispensierende

Ärzte, Drogerien und Spitäler vertrieben.

www.mepha.ch

www.tevapharma.ch

Auch in der Schweiz ist das Sortiment sehr

breit und tief. Insgesamt verkauft das Unternehmen

unter der Marke Mepha über

250 Generika, viele davon mit Vorteilen, die

die Therapie im Vergleich zum Original erleichtern.

1 Neben Generika bieten Mepha

Pharma und Teva Pharma Biologika, Specialty-,

OTC- und Medizinprodukte an. Auch

in diesen Bereichen plant das Unternehmen,

das Sortiment in Zukunft weiter zu

vergrössern.

Die Marke mit dem Regenbogen geniesst

einen hohen Bekanntheitsgrad und das

Vertrauen der Fachpersonen sowie Patientinnen

und Patienten. Andrej Salát ist überzeugt,

dass das Vertrauen Mepha jedoch

nicht geschenkt wurde: «Wir mussten es

uns verdienen: Es basiert auf langjähriger

Erfahrung, hoher Qualität und einem guten

Service». Als General Manager der führenden

Generika-Anbieterin in der Schweiz

wolle er sich aber nicht auf den Lorbeeren

ausruhen, sondern sich täglich neu beweisen,

um die hohen Erwartungen an

die Marke zu erfüllen. So wird sich Mepha

Schweiz auch unter seiner Leitung zum

Beispiel für die Fortbildung von Ärztinnen

und Ärzten engagieren – durch die Organisation

von Symposien und durch Sponsorings

wie etwa die Unterstützung des

IHAS-Kongresses.

Letztes Jahr wurden dank Generika insgesamt

rund 450 Millionen Franken eingespart.

Der konsequente Einsatz würde

weitere Einsparungen von 220 Millionen

Franken ermöglichen. 3

Im Team zum Erfolg

Andrej Salát setzt als General Manager der

Mepha Schweiz AG auf Kontinuität und

eine gute Teamarbeit. Neben der Versorgungssicherheit,

die für ihn oberste Priorität

hat, wird er sich zudem für die Digitalisierung

im Gesundheitswesen engagieren.

Als besonders befriedigend in

seinem Job empfindet er die Mission, die

Mepha und Teva in der Schweiz verfolgen.

Er sagt: «Wir setzen uns täglich für die Gesundheit

der Menschen ein und ermöglichen

den Zugang zu einer guten medizinischen

Versorgung. Zwar sind unsere Medikamente

nicht in der Lage, jede Krank heit

zu heilen, aber sie können dazu beitragen,

dass es Patientinnen und Patienten besser

geht und ihre Lebensqualität sich durch die

Behandlung erhöht. Das ist das Besondere

an meinem Job».

Rund 80 Prozent der

Produkte von

Mepha Schweiz stammen

aus europäischer

Produktion. 2

Referenzen

1 IQVIA Pharma Panel /31.12.2021 MAT

2 Mepha Schweiz AG. Herkunft Bulk-Hersteller mit aktiven

Produkten von 2014 –2022. Basel: Mepha Schweiz AG, 2022

3 Intergenerika. Effizienzbeitrag der Generika, Berichtsjahr

2021, Edition 2022. https://www.intergenerika.ch/wpcontent/uploads/2022/02/Effizienzbeitrag-der-Generika-

2021_Stand_2022.02.15.pdf, zuletzt aufgerufen am

05.09.2022

4 Teva Manufacturing Resilience Report 2020

Referenzen auf Anfrage erhältlich.

Einsparungen bei den Gesundheitskosten

Mepha Schweiz hat sich in über 70 Jahren

einen Namen gemacht. Im vergangenen

Jahr konnte das Unternehmen seinen Anteil

am Generikamarkt auf 43 Prozent ausbauen.

1 Damit trägt die Marke mit dem

Regenbogen wesentlich zu Einsparungen

im Schweizer Gesundheitswesen bei.


Fokus

Die sogenannten Murmurations der Stare sind nicht nur ein atemberaubendes Schauspiel, sondern auch eine Herausforderung

für Forscher unterschiedlichster Fachrichtungen.

Tänzer der Lüfte

Schwärme bieten Schutz, helfen auf dem Weg über die Kontinente,

ermöglichen soziale Nähe und sparen Energie. Wie es die Vögel

aber schaffen, blitzschnell die Richtung zu wechseln und verschiedenste

Formationen zu bilden, beschäftigt unterschiedliche

Forschungsrichtungen bis heute.

Prof. Barbara Helm, Leiterin des Ressorts Vogelzug, Schweizerische Vogelwarte Sempach

Bild: Adobe Stock

16

5/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Der Zug der Vögel und weitere

Flugbewegungen dieser Luftakrobaten

faszinieren Menschen,

solange wir zurückdenken

können. Vögel, die sich in Formationen

bewegen, sind besonders auffällig.

Sie wurden beispielsweise von römischen

Autoren als «Jagdschiffe» am Himmel beschrieben.

Dennoch stellen sie nur einen

kleinen Teil der Zieher dar: Die meisten

Vögel ziehen nachts und dann oft allein

oder in lockeren Gruppen.

Es sind vor allem hochsoziale Arten,

die sich kollektiv bewegen. Im Schwarm

oder in einer Formation pendeln sie zwischen

Brut- und Winterquartier und oft

auch zwischen gemeinsamen Schlaf- und

Futterstellen. Auffällige, koordinierte

Flugbewegungen gibt es aber auch in anderen

sozialen Kontexten. So etwa zeigen

Greifvögel beim Paarungsverhalten atemberaubende

gemeinsame Luftspiele, die

sich ähnlich auch im Spielverhalten von

Kolkraben finden. Hierbei gibt es Figuren,

die in bestimmten Anordnungen erfolgen

können, vielleicht vergleichbar mit Tanz

im dreidimensionalen Raum. Andere soziale

Arten, zum Beispiel Mauersegler,

jagen gemeinsam in Hochgeschwindigkeit

durch Siedlungsgebiete, ein Verhalten,

das möglicherweise zur Gruppenformation

dient.

Dabei können Formationen ein weites

Spektrum überspannen. Dies beginnt mit

dem anscheinend losen Verband, in dem

Vögel jedoch blitzschnell gemeinsam die

Richtung wechseln (Beispiel Alpenstrandläufer).

Solche losen Schwärme können

sich ähnlich schnell kontraktieren oder expandieren,

besonders, wenn ein Angreifer

in der Nähe ist, das herausragendste Beispiel

hierfür sind Stare, deren «Murmurations»

wie Luftschauspiele wirken. Wie

diese Koordination so schnell erfolgen

kann, beschäftigt Ornithologen, Modellierer

und auch Ökonomen. Gemeinsam versuchen

sie, mit modernster Technik die

Gruppenbewegungen zu dekodieren.

Präzision ist alles

Sicher ist jedoch, dass der Flug im Verband

grosse Vorteile bringt, einerseits als

Schutz vor Prädatoren und andererseits

zum Informationsaustausch und zur Wegfindung

(Stichwort Schwarmintelligenz).

Der lose Gruppenflug hat neben den genannten

Vorteilen auch Nachteile, da die

Vögel sehr präzise und energieaufwändige

Flugmanöver durchführen müssen. Kollisionen

gibt es dabei jedoch äusserst selten,

und vor allem dann, wenn ein

Schwarm von einem angreifenden Greif

oder auch durch nächtliche Lichtverschmutzung

aus dem Konzept gerät.

Geordnetere Formen finden sich in

vielen Variationen. So fliegen Möwen z.B.

häufig in Reihen nebeneinander, und

auch Kettenflüge in einer geraden Reihe

lassen sich bei einigen Arten beobachten.

Die vermutlich klassischste Formation

beim Vogelflug ist jedoch der klar strukturierte

Keilflug (auch V-Formation genannt):

Ein Leitvogel führt den Keil, ihm

folgen links und rechts jeweils in einer

v-förmig versetzten Linie weitere Vögel.

Dabei können die Tiere im perfekten oder

asymmetrischen Keil fliegen, und bisweilen

auch in nur einer versetzten Linie.

Diese Flugform findet sich bei vielen

Grossvögeln. Dazu gehören z.B. Gänse

verschiedener Arten, die in Familienverbänden

fliegen und ihre kollektiven

Flugbewegungen auch akustisch durch

permanenten Vokalisationen koordinieren.

Zu weiteren Arten, die in Formationen

fliegen, gehören z.B. Ibisse, Kormorane,

Störche, Kraniche, grosse Limikolen

und Seevögel.

Der Keilformationsflug bietet neben

den oben genannten allgemeinen Vorteilen

des Gruppenflugs vor allem aerodynamisch

ganz erhebliche Vorzüge. Wenn die

Vögel sich präzise zueinander positionieren,

muss nur der Leitvogel die volle energetische

Last des Fluges tragen. Alle anderen

Vögel nutzen den Windschatten,

um deutlich Energie zu sparen. Daher sind

Leitvögel nicht nur erfahren im Aufsuchen

von Zielorten, sondern auch in besonders

gutem körperlichen Zustand.

Dennoch lassen sich die Leitvögel nach

einer Weile meist auswechseln und fliegen

dann hinter einem anderen Vogel. Bei

Gänsen wird ein solcher Wechsel bisweilen

wiederum durch Vokalisierungen

angekündigt.

Aerodynamische Vorteile der Keilformation

waren schon lange vermutet worden.

Berechnungen ergaben vermutete

Einsparungen von ca. 10 bis 20 Prozent der

Energie für den Flug. Solche Einsparungen

wurden zunächst in Windkanälen experimentell

nachgewiesen. Nun konnten

sie aber mit neuen Technologien auch an

freifliegenden Vögeln belegt werden. Dass

die Folgevögel Energie sparen, wurde

durch physiologische Aufzeichnungen an

freifliegenden Rosapelikanen (Pelecanus

onocrotalus) gezeigt. Im Vergleich zum

Leitvogel hatten die Folgevögel dabei

deutlich niedrigere Herzschlagfrequenzen

und sparten somit kräftig Energie.

Manövrieren im Raum

Um eine solche Ersparnis zu erzielen,

müssen die Bewegungen der Vögel allerdings

präzise aufeinander abgestimmt

sein. Unlängst untersuchte eine vielbeachtete

Studie eine heimische Ibisart,

den Waldrapp (Geronticus eremita), bei

freiem Flug in der Gruppe. Die Waldrappe

trugen dabei Minicomputer, die über

GPS-Loka tion und Inertialsensoren verfügten.

Zusätzlich wurden die Tiere, die

Teil eines Wiederansiedlungsprogramms

waren, von «mitfliegenden» Forschern aus

Leichtflugzeugen gefilmt. So wurden sowohl

Zugweg als auch das Verhalten jedes

einzelnen Tieres simultan aufgezeichnet.

Die Forscher beobachteten, dass sich

die in V-Formation folgenden Vögel präzise

zum Vorflieger positionierten. Sie

hielten mit ihren Flügelspitzen genau die

Phase des Vorfliegers ein und flogen so mit

synchronem Flügelschlag. Damit konnten

sie die vom Vorflieger generierten Aufwinde

optimal nutzen und den Abwinden

entgehen. Flogen Waldrappe in direkter

Linie hintereinander, gab es diese Phasensynchronisation

nicht. Die Vögel führen

also gezielt hochkomplexe räumliche Manöver

aus, um von der Formation zu profitieren.

Es ist immer wieder aufs Neue beeindruckend,

wie erfinderisch Zugvögel

auf ihren grossen Reisen sind.

vsao /asmac Journal 5/22 17


Fokus

Letzte Formen

finden

Vergänglich wie das Leben selbst sind die Gegenstände,

die Nathalie Heid in ihrem Atelier herstellt. Ihre Urnen erlauben

eine besondere Form des Abschiednehmens.

Bianca Molnar, Redaktorin vsao Journal. Bilder: Christine Strub / Trinipix.

Als wir uns zum ersten Mal begegnen,

steht Nathalie Heid

im hinteren Raum ihres Ateliers.

Sie fragt, ob ich auch einen

Kaffee möchte. Ihrer dünnen, braunen

Stoffhose sieht man an, dass sie sich

mehr als einmal genüsslich die porzellanverschmierte

Hand daran abgewischt haben

muss. Damit und mit den wie in Eile

hochgesteckten Haaren steht sie im Atelier

wie inmitten eines Bildes, das ohne

Worte viel über sie sagt: Nathalie Heid ist

Keramikerin und stellt Urnen her, die ein

anderes Abschiedsritual ermöglichen.

Oder mit ihren Worten:

Sie sind letzte Hüllen, der Träger der

Asche. Was die Wasserurne kann, ist, sich

während der Zeremonie, also innert dreissig

bis sechzig oder neunzig Minuten, aufzulösen.

Man sieht zu, wie sie vergeht und

wie sie im Wasser, zum Beispiel in einem

Fluss, weiterfliesst.

Im vorderen Teil ihres Ladens in der

Länggasse in Bern kann man diese Gefässe

sehen, verschiedene weisse, matte Formen,

mit Deckeln, die fast in den Konturen

der Urnen verschwinden. Eine hat ei­

18

5/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Gefässe, geschaffen, um langsam zu verschwinden: Wasserurnen sind Symbole für die Vergänglichkeit.

nen abgerundeten Boden, Nathalie Heid

tippt sie an und lässt sie leicht wackeln:

«Die gefällt mir, weil sie immer wieder ihre

Mitte findet.» Ich kann mir nicht verkneifen,

es ihr nachzutun.

Alle Gefässe verbindet eine Mischung

aus Gewicht und Leichtigkeit, alle sind

frei von der sonst damit verbundenen

Schwere. Neben den weissen Urnen gibt es

solche, die Steinen nachempfunden sind.

Dafür mischt Nathalie Heid verschiedene

Tonfarben, um die Oberflächenstruktur

möglichst naturgetreu nachzubilden.

Die Konzeption und Herstellung der

Wasserurnen ist das Ergebnis einer längeren

beruflichen und persönlichen Entwicklung.

Auf den gestalterischen Vorkurs

in Olten folgte eine Lehre zur Keramikmalerin

in einem Industriebetrieb, «mit

Stempelkarte und nach Vorlage», wie sie

sagt, und anschliessend die Ausbildung

zur Keramikdesignerin an der Schule für

Gestaltung Bern.

Für ihre Diplomarbeit fertigte sie eine

Duschskulptur in der Form eines Walfischskeletts

an. Ihr war es wichtig, etwas

zu schaffen, das auch praktisch genutzt

werden kann.

Ich habe die Arbeit «embrasser» genannt,

die Umarmung, die aber nicht einengt.

Man steht draussen, sieht das Grün

zwischen den Rippen, aber man ist geschützt.

Das finde ich im Nachhinein spannend,

weil in dieser Form, im Skelett, der

Tod irgendwie auch drin ist. Die Skulptur

wirkt aber nicht makaber, sondern wunderschön.

Man merkt Nathalie Heid an, dass sie

eine Suchende ist, die die Reichweite der

ihr gestellten Fragen ausdehnt und sie als

Ausgangspunkt nimmt, um die grossen

Dimensionen des Menschseins zu erkunden.

Sie denkt laut, sondiert nach Antworten,

die sie dann als Möglichkeiten hinstellt,

oft eingeleitet durch ein «Vielleicht».

Die Thematik, die mich immer wieder

begleitet hat, ist die Endlichkeit und die Fragen

nach Sinn und Tod. Und Krisen, die mich

geprägt haben, haben vielleicht auch dazu

geführt, dass ich mich damit beschäftige.

Nach der Entstehung der Idee zur

Wasserurne gefragt, erzählt sie sehr offen

über den Verlust eines nahen Freundes,

der sich vor mehreren Jahren das Leben

genommen hat:

Beim Abschiednehmen vor der Kremation

kamen ganz viele Freunde zusammen,

und wir sprachen auch über die Urne. Alle

Nullachtfünfzehn-Urnen passten überhaupt

nicht zu ihm. Dann fiel der Blick auf

mich und es hiess: «Hey, du bist doch Keramikerin,

warum machst du nicht eine stimmige

Form?» Das war an einem Freitag,

und die Zeremonie fand in der folgenden

Woche statt. Abdrehen, trocknen, brennen,

dafür brauche ich zwei Wochen. Diese Zeit

hatten wir nicht. So kam die Idee: Ich brenne

sie einfach nicht. Sie braucht Wasser,

dann vergeht sie, wir stellen sie einfach in

die Aare. Es riss sich auch niemand darum,

die Asche auszustreuen, damit war die

nächste Frage gelöst. So stellten wir das Gefäss

ins Wasser und haben zugesehen, wie

es sich langsam auflöste. Während dieser

Zeit haben wir am Ufer Wein getrunken,

Musik gemacht, all die schönen Dinge, die

wir sonst mit ihm geteilt hatten. Und als

wir gingen, war die Urne ebenfalls weg. Das

war so stimmig ...

Beim Zuhören entsteht der Eindruck,

dieses schmerzhafte Ereignis habe mehrere

lose Fäden, Themen und Fragen, die

Nathalie Heid immer schon begleitet haben,

gebündelt und in eine fruchtbare

Richtung gebracht.

Sein Tod führte zur Geburt der Idee,

die ich nicht in meinem Kopf suchte, mit

Fragen wie: «Womit könnte ich Geld verdienen,

was gibt es noch nicht auf dem Markt?»

Es fühlte sich wie ein Geschenk von ihm an,

selbst wenn der Verlust traurig war. Dann

kamen Anfragen von den Leuten, die dabei

gewesen waren und vielleicht ein Jahr später

jemanden verloren hatten. So hatte ich

den Mut, mein Projekt bei der Berner Designstiftung

einzureichen, um einen Förderbeitrag

zu erhalten.

Sie sehe viele Kleinigkeiten gelassener,

sagt Nathalie Heid, weil ihr die Kostbarkeit

des Moments durch ihre Arbeit

bewusster geworden sei, auch durch den

Kontakt zu ihren Kunden. Einige, die ihre

eigene Urne selbst herstellen wollen, begleitet

sie in ihrem Atelier.

Was mir nahegeht, ist, wenn jemand

sterbenskrank ist, das annimmt, weiss,

dass die Zeit begrenzt ist, und diese Urne

noch selbst machen möchte, mit den eigenen

Händen.

So habe sich eine krebskranke Frau

für eine selbstgefertigte Urne in der Form

eines Suppentopfs entschieden, als Symbol

für die schönen Momente mit Familie

und Freunden. Auch Wunschanfertigungen

kommen vor, so zum Beispiel die Urne

in Form eines Eglis für einen Fischer, der

im Neuenburgersee beigesetzt wurde.

Es ist mir ganz wichtig, dass es um die

Person geht und die Geschichten, die ihr Leben

schrieb, und dass das, solange die Urne

während der Trauerfeier vorne in der Kirche

steht, sichtbar ist.

Ebenfalls wichtig findet sie, auch

nicht unmittelbar Betroffene zum Gespräch

über Fragen rund um den Tod anzuregen.

Am Ende unseres Gespräches ist es

draussen schon dunkel. Nathalie Heid

verpackt ein paar unfertige Urnen in Zeitungspapier

und löscht das Licht im

Schaufenster. Auf ihrem grossen Arbeitstisch

lugt aus einer unspektakulären Tüte

eine helle, mit teerfarbenen Partikeln

durchsetzte Tonplatte hervor. Wer weiss,

was daraus wird?

vsao /asmac Journal 5/22 19


Fokus

Die Abstände zwischen den einzelnen

Flugzeugen des PC-7-Teams beträgt nur

rund drei Meter. Um solche Kunststücke zu

meistern, sind Vertrauen und fliegerisches

Können ebenso wichtig wie Kritikfähigkeit

und ruhiges Blut.

Formen in

der Luft

Wenn Flugzeuge am Himmel ein Ballett tanzen,

braucht es mehr als fliegerisches Können. Die Piloten müssen sich

praktisch blind aufeinander verlassen können. Und es muss

eine offene Fehlerkultur geben, damit die Ideen und Zweifel aller

gleichermassen gehört werden.

Hauptmann Andreas Menk, Kampfjetpilot, Leader des PC-7 TEAMs

Zu Beginn ist es schon gewöhnungsbedürftig,

umringt von

acht anderen Flugzeugen im

Abstand von rund drei Metern

Loopings und andere Flugmanöver zu

fliegen. Doch nach nur drei Wochen Ausbildung

wird aus einem Kampfjetpiloten

ein Mitglied des PC-7 TEAMs. Als offizielles

Vorführelement der Schweizer Luftwaffe

zeigen wir mit neun Propellerflugzeugen

des Typs PC-7 ein 25-minütiges

Ballett in der Luft. Unsere Choreografie

beginnt mit raschen Formationswechseln

des gesamten Flugzeugverbandes. Wir

bilden also bei einer Geschwindigkeit von

rund 500 Kilometern pro Stunde unterschiedliche

Geometrien in der Luft. Aus

einem Rhombus wird rasch ein Dreieck

und daraus wiederum ein Stern, wobei

wir diese Formen dem Publikum mal im

Geradeausflug, mal in einer Kurve oder in

einem Looping präsentieren. Der Flugweg

kommt dank des weissen Rauchs unserer

Flugzeuge schön zum Ausdruck, und das

Ganze wird untermalt durch das Brummen

unserer Propellerturbinen. Im Verlaufe

des Flugprogramms splittet sich der

Bilder: zvg

20

5/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Verband in kleinere Unterverbände und

Einzelflugzeuge auf. Die Flugmanöver

werden dynamischer. Sieben Flugzeuge

bilden beispielsweise in einer Figur einen

Tunnel, welcher von zwei weiteren Flugzeugen

durchflogen wird. Oder wir zeichnen

für unsere Zuschauer ein Herz, einen

Wasserfall oder ein Kreuz an den Himmel.

Vertrauen ist alles

Doch was braucht es, damit eine Gruppe

Menschen neun Flugzeuge so steuern

kann, damit für den Betrachter am Boden

alles so aussieht, als seien die Flugzeuge

zu einer einzigen Form verbunden? Wer

orchestriert das Flugprogramm, und woran

orientiert sich jeder einzelne Pilot,

damit die Figuren symmetrisch wirken?

Das Fundament unser Arbeit im PC-7

TEAM bildet das gegenseitige Vertrauen.

Jeder Pilot muss sich darauf verlassen

können, dass sein Wingman mit voller

Konzentration bei der Sache ist und minutiös

dem Ablauf des Flugprogramms folgt.

Eine Unachtsamkeit bei der Steuerführung

oder ein falsch durchgeführter Formationswechsel

kann sofort zum Touchieren

zweier Flugzeuge führen. Und da unsere

Flugzeuge nicht mit Schleudersitzen ausgerüstet

sind, würde sich in einem solchen

Worst-Case-Szenario wohl auch eine medizinische

Versorgung erübrigen.

Um sicherzustellen, dass dieses Vertrauen

im Team gewährleistet ist, wählen

wir Piloten unsere Neuzugänge ins PC-7

TEAM selbst aus. Unsere Vorgesetzten

sind nicht ins Auswahlverfahren involviert,

und jeder im Team kann – ohne sich

erklären zu müssen – sein Veto einlegen.

Als Kandi datenpool dient das F/A-18 ­

Pilotenkorps der Schweizer Luftwaffe.

Alle unsere Piloten fliegen nämlich hauptberuflich

Kampfjets – die Flugvorführungen

sind eine Zusatzaufgabe.

Umgang mit Fehlern und Zweifeln

Als weiteren Erfolgsfaktor sehe ich unsere

Kultur beim Umgang mit Risiken und

Fehlern. Dies beginnt bereits im Briefing

vor der Mission. Neben harten Fakten wie

dem geplanten Flugprogramm fokussieren

wir vor allem auf mögliche Risiken.

Wir einigen uns auf Massnahmen, um

Letztere zu minimieren und definieren

Verfahren, welche zur Anwendung kommen,

wenn ein Risiko plötzlich zur Realität

wird. Ziel des Briefings ist es, im Flug

nie überrascht zu werden und alle Piloten

mental auf den Flug einzustimmen. Als

Leader leite ich das Briefing gemäss einer

Checkliste. Haben wir die aktuellsten

Wetterinformationen? Gibt es Hindernisse

im Vorführraum? Und besonders wichtig:

Wie fühlen sich die Piloten? Welche

Inputs haben sie? Denn nur wenn jeder

Pilot ohne den geringsten Zweifel ins

Cockpit steigt, kann er sich optimal auf

seine Aufgabe konzentrieren. Und als

Leader gibt es mir ein gutes Gefühl, wenn

ich nach dem Briefing davon ausgehen

kann, dass nicht nur mein Hirn, sondern

mindestens acht weitere Köpfe die anstehende

Aufgabe mental durchgegangen

sind. Das essentielle Ziel unserer Kultur

ist es, dass weder der jüngste Pilot noch

die Flugzeugmechanikerin oder der Wart

Anzeige

« Der schöne Park ist ideal

für Sprechstunden unter

freiem Himmel.»

Elena Frei, Assistenzärztin

Das Psychiatriezentrum Münsingen gehört zu den

grössten psychiatrischen Kliniken in der Schweiz.

Jährlich werden über 3100 psychisch erkrankte

Erwachsene behandelt. Die Therapieschwer punkte

liegen in den Fachgebieten Depression und Angst,

Psychose und Abhängigkeit sowie Alters- und

Neuropsychiatrie. Am Spitalzentrum Biel betreibt

das PZM die Psychiatrie Biel/Bienne, welche die

psychiatrische Versorgung der Bevölkerung in der

Region Biel-Berner Seeland-Jura verantwortet.

Wir suchen Ärztinnen und

Ärzte, die ihre Ideen

aktiv einbringen und eine

multidisziplinäre

Zusammenarbeit schätzen.

Auskunft:

PZM Psychiatriezentrum Münsingen AG

Beat Ryter • Stv. Leiter Human Resources

Hunzigenallee 1 • 3110 Münsingen

031 720 86 20 • beat.ryter@pzmag.ch

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung:

Unsere offenen Stellen finden Sie unter:

www.pzmag.ch/jobs

* Deutsch- und/oder Französischkenntnisse sind Voraussetzung

unserer Flugausrüstung jemals zögert,

einen Punkt anzusprechen.

Fürs Debriefing wird jeder Flug vom

Boden aus gefilmt. Dieses Filmmaterial

studieren wir nach dem Flug jeweils minutiös

und beurteilen die einzelnen Flugfiguren.

Abgeschlossen werden die Besprechungen

mit dem eigentlich wichtigsten

Aspekt: den Lessons learnt. Jeder Pilot

fasst seine eigene Leistung zusammen

und erläutert, welche Anpassungen er im

nächsten Flug treffen will, damit die Leistung

des PC-7 TEAMs für den Zuschauer

am Boden noch attraktiver wirkt.

Was wir Ihnen bieten

• Unterstützung bei der

Ausbildung zur Fachärztin

oder zum Facharzt

Psychiatrie und Psychotherapie

• Fort- und Weiterbildungen

inklusive finanzieller

Unterstützung

• Intensiven fachlichen

Austausch

• Beschäftigung in Volloder

Teilzeit

• Kita-Plätze und Personalhaus

gemeinsam lösungen finden.

vsao /asmac Journal 5/22 21


Fokus

Solide Handarbeit

Und natürlich versteht sich von selbst,

dass zum Gelingen unserer Arbeit jeder

Pilot das nötige Wissen und gewisse fliegerischen

Fähigkeiten mitbringen muss.

Bezüglich Letzterem ist zu erwähnen, dass

der Formationsflug ein reines Handwerk

ist. Es gibt keine Systeme oder Instrumente,

welche den Piloten dabei unterstützen.

Der Pilot fliegt das gesamte Programm von

Hand und korrigiert Ablagen von der angestrebten

«Soll»-Position im Flugzeugverband

rasch und mit feinen Inputs. Dies

bedarf einer guten Augen-Hand-Fuss­

Koordination, räumlichen Vorstellungsvermögens

und natürlich viel Übung. Ein

künftiges Teammitglied beginnt mit Trainingsflügen

im Zweierverband. Erst später

fliegt es im Gesamtverband mit allen

neun Flugzeugen.

Für die Flugwegwahl des Gesamtverbandes

bin ich als Leader verantwortlich.

Ich teile Kurven, Loopings etc. so ein,

dass diese ideal vor dem Publikum platziert

sind und dabei Minimalabstände oder -höhen

eingehalten werden. Denn die Sicherheit

geht immer vor. Meine acht Wingmen

folgen mir quasi blind. Nur der Leader konzentriert

sich auf die Topo grafie und hat

überhaupt die Kapazität, Kollisionen mit

dem Gelände zu verhindern. Die Flügelmänner

sind dafür verantwortlich, dass es

keine ungewollten Annäherungen zwischen

den einzelnen Flugzeugen gibt.

Die Piloten der Flugzeuge unmittelbar

neben oder hinter mir kontrollieren ständig

zwei visuelle Fixpunkte an meinem Flugzeug.

Einer definiert den korrekten Winkel,

der andere den angestrebten Abstand. Diese

Fixpunkte können je nach geflogener

Formation unterschiedlich sein. Stellt ein

Pilot Abweichungen bezüglich eines Fixpunktes

fest, korrigiert er diese mit feinen

Inputs am Steuerknüppel, den Fusspedalen

oder dem Leistungshebel. Möglichst fein

müssen die Positionskorrekturen vor allem

deshalb sein, weil oft mehrere Flugzeuge

hinter- oder nebeneinander eine Form in

der Luft bilden. Der Pilot zuhinterst hat es

entsprechend am schwierigsten. Er muss

nicht nur die eigenen Abweichungen ständig

korrigieren, sondern auch diejenigen

der Piloten vor ihm.

Den richtigen Winkel finden

Eine weitere Schwierigkeit beim Formationsflug

vor Zuschauern am Boden stellt

der optische Effekt der sogenannten

«Parallaxe» dar. Aufgrund der sich ständig

ändernden Position der Flugzeuge im

Raum vor dem Publikum ändert auch der

Blickwinkel des Zuschauers auf unsere

Flugzeuge. Durchdurch kann die Form des

Verbandes vom Boden aus betrachtet

asymmetrisch wirken, obwohl aus Pilotensicht

alles korrekt aussieht. Um den Effekt

der Parallaxe zu korrigieren, müssen wir

also auch ständig unsere Fixpunkte anpassen.

Was dann vom Cockpit aus falsch aussehen

mag, wirkt fürs Publikum oder auf

dem Video während des Debriefings stimmig.

Die Parallaxe spielt übrigens auch

beim Ablesen von Zeigerinstrumenten

(z.B. einem Blutdruckmessgerät älterer

Bauart) eine Rolle. Abhängig vom Ablesewinkel

auf das Instrument wird ein anderer

Messwert abgelesen.

Zusammengefasst scheint mir wichtig,

dass die Faktoren zum erfolgreichen

Präsentieren von Formen und Figuren in

der Luft dreifaltig sind. Es braucht «Skill»

(fliegerisches Handwerk), «Knowledge»

(Wissen und Erfahrung) sowie vor allem

die passende «Attitude» aller Beteiligter

(Kultur und persönliche Einstellung).

Es freut mich natürlich, wenn auch Assistenz-

und Oberärztinnen und -ärzte der

Arbeit des PC-7 TEAMs zuschauen. Auf

unserer Website befindet sich eine entsprechende

Agenda: www.pc7-team.ch.

Bild: zvg

22

5/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Mehr als eine

computer generierte

Augenweide

1982 erschien das Buch «The Fractal Geometry of Nature» von

Benoît Mandelbrot. Damit fanden die bereits viel länger bekannten

Fraktale auch bei Nichtmathematikern Beachtung.

Dank faszinierenden Computerbildern und -animationen wurden

sie danach einem breiten Publikum zu einem Begriff.

Dr. Joël Adler, Dozent für Mathematik, Pädagogische Hochschule Bern

Bild: Adobe Stock

Abbildung 1: Das Apfelmännchen.

vsao /asmac Journal 5/22 23


Fokus

Der polnisch-französische Mathematiker

Benoît Mandelbrot

(1924–2015) führte 1975

den Begriff «Fraktal» ein. Dieser

Begriff ist nicht mathematisch formal

definiert, sondern die Beschreibung eines

Phänomens. Er bezeichnet, etwas verkürzt

ausgedrückt, selbstähnliche geometrische

Objekte. Auf selbstähnliche Strukturen

war Mandelbrot zuerst in seinen

Arbeiten zu Strömungsmechanik und Informationstheorie

sowie in Untersuchungen

von Preisschwankungen der Finanzmärkte

in den 1950er- und 1960er-Jahren

gestossen. In den 70er-Jahren wandte er

sich dem Studium fraktaler mathematischer

Objekte zu.

Weder Linie noch Fläche

Der schwedische Mathematiker Helge von

Koch (1870–1924) beschrieb 1904 als erster

formal ein fraktales Objekt – die berühmte

Koch-Kurve – die er als Beispiel einer stetigen,

aber nirgends differenzierbaren

Kurve eingeführt hatte, also einer Kurve,

die ohne Absetzen des Bleistifts gezeichnet

werden kann, jedoch nirgends eine

Tangente besitzt. Sie ist die Grenzkurve,

die entsteht, indem man bei einer Anfangsstrecke

das mittlere Drittel durch die

beiden Schenkel des gleichseitigen Dreiecks

ersetzt, dessen Basis das ersetzte

Drittel ist, und dieses Vorgehen mit jedem

Abschnitt des entstehenden Streckenzugs

wiederholt. In Abbildung 2 sind die ersten

vier Wiederholungsschritte dargestellt.

Die Länge der Grenzkurve ist nicht endlich,

denn jede Wiederholung vergrössert

die Länge mit dem Faktor .

1918 definierte der deutsche Mathematiker

Felix Hausdorff (1868–1942) die

E 0

E 1

nach ihm benannte Hausdorff-Dimension.

Diese ordnet Kurven eine Zahl zu, die

angibt, wie stark eine Kurve die Umgebungen

um die Kurvenpunkte ausfüllt. Die

Hausdorff-Dimension der Koch-Kurve beträgt

≈1,261, damit ist die Koch-Kurve

also weder eine Linie noch eine Fläche.

Das bedeutet, dass der übliche Dimensionsbegriff,

nach dem Strecken und Geraden

die Dimension 1, Quadrate und Ebenen

die Dimension 2, Würfel und der

Raum die Dimension 3 haben, nicht fein

genug ist, um fraktale Objekte zu charakterisieren.

Die Hausdorff-Dimension ist auch für

Teilmengen des Raumes definiert, was für

die Anwendungen von Fraktalen in Medizin

und Technik von Bedeutung ist.

Beschränkte Flächen mit unendlich

langem Rand

Gleich wie die Koch-Kurve wird die Grenzkurve

der Wiederholung von Abbildung 3

definiert. Bei der Minkowski-Kurve werden

die beiden mittleren Viertel einer

E 0

E 1

E 2

E 3

Strecke durch drei Seiten der zugehörigen

Quadrate ersetzt. Ihre Hausdorff-Dimension

beträgt 1,5, das heisst, dass sie die

Umgebungen ihrer Punkte stärker ausfüllt

als die Koch-Kurve.

Abbildung 4: Die Koch-Schneeflocke

(Bild: Heiner Rohner)

Ersetzt man in einem gleichseitigen

Dreieck jede Seite durch die zugehörige

Koch-Kurve, entsteht die sogenannte

«Schneeflocke». Ihr Flächeninhalt ist endlich

– das 1,6-Fache des Flächeninhalts des

Startdreiecks – aber die Länge ihres Randes

ist

3

unendlich!

Kurve wird zur Fläche

Berühmt wurde Mandelbrot durch das in

Abbildung 1 dargestellte «Apfelmännchen»,

welches unendlich viele Verkleinerungen

von sich enthält, was mit Selbstähnlichkeit

bezeichnet wird. Für jeden Punkt C des Koordinatensystems

wird durch eine einfache

Vorschrift – eine von C abhängige quadratische

Funktion – eine Folge von Punkten

C 0

,C 1

,C 2

,… mit Startwert C 0

=(0,0) berechnet.

Bleibt diese Folge im Innern des Kreises mit

Zentrum (0, 0) und Radius 2, wird er schwarz

gefärbt. Andernfalls wird C in Abhängigkeit

des Zeitpunkts des Verlassens dieses Kreises

gefärbt.

Wie die Schneeflocke besitzt auch das

Apfelmännchen eine Begrenzungskurve

unendlicher Länge. Die Begrenzungskurve

mäandert so stark, dass ihre Hausdorff-Dimension

2, also die Dimension einer

Fläche, beträgt!

Abbildung 2: Die Koch-Kurve

(Bild: Heiner Rohner)

E 2

E 3

.

K

Abbildung 3: Die Minkowski-Kurve

(Bild: Heiner Rohner)

.

M

Fraktale in Natur und Technik

In der Natur sind fraktale Strukturen weit

verbreitet. Als Beispiele seien Farne, Flussläufe

oder Bäume (Abbildung 5) genannt.

Da es sich dabei um endliche Objekte handelt,

sind sie nur Annäherungen an Fraktale.

Das zeigt die Koch-Kurve. Deren Hausdorff-Dimension

beträgt bei jeder, nach

endlich vielen Wiederholungen erhaltenen,

Kurve 1, also gleich viel wie bei der

Startstrecke. Erst die Grenzkurve hat eine

höhere Dimension als 1.

24

2

5/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Abbildung 5: Bäume weisen eine fraktale Struktur auf.

Bild: Adobe Stock

Dem Blattwerk eines Baumes und der

Lunge gemeinsam ist der effiziente Gasaustausch,

der durch eine fraktale Anordnung

der für den Gasaustausch verantwortlichen

Zellen erreicht wird. Die Lunge

hat die Struktur eines um 180° gedrehten

Baumes. Die Lungenoberfläche beträgt

50 bis 100 m 2 bei einem Volumen von 4 bis

6 Litern! Die Verzweigungstiefe von der

Luftröhre bis zu den Alveolen beträgt 11.

Dank der fraktalen Geometrie erreicht

die Lunge bei einem bescheidenen Volumen

eine grosse Oberfläche. Dasselbe

Prinzip wird in der Technik angewendet.

Computer werden immer leistungsfähiger

und kleiner. Ein Problem bei deren Betrieb

ist die produzierte Wärme. Für eine effiziente

Verteilung von Kühlflüssigkeit haben

Ingenieure der Universität Oregon eine

fraktale Struktur in Chips geätzt. Antennen

für mobile Kommunikation weisen

ebenfalls eine fraktale Struktur auf, was

das platzsparende Bedienen vieler Frequenzen

ermöglicht.

Anwendungen von Fraktalen in der

Medizin

Es gibt vielversprechende Ansätze, mit dem

Bestimmen der fraktalen Dimension von

Organen, Geweben und Gefässen krankheitsbedingte

Veränderungen frühzeitig zu

erkennen. Das unkontrollierte Zellwachstum

von Tumoren geht oft mit der Neubildung

von Blutgefässen einher, was sich in

einer Erhöhung der fraktalen Dimension

des Tumors niederschlägt. Die fraktale Dimension

des Tumors kann sich auch ohne

sein sichtbares Wachstum verändern und

damit erst durch Bestimmen der fraktalen

Dimension erkennbar werden.

So wurde die fraktale Dimension der

Blutgefässe der Netzhaut von zehn Patienten

mit diabetesbedingter Retinopathie

und zehn Personen einer Kontrollgruppe

verglichen und eine signifikante Erhöhung

gegenüber der Kontrollgruppe festgestellt

[1].

Lohnend zu sein scheint auch die

Möglichkeit des Diagnostizierens von Lungenemphysemen

aufgrund der fraktalen

Dimension der Lunge. Gesunde Lungen

weisen eine tiefere fraktale Dimension auf.

Weiterführende

Literatur und Beispiele

[1] Applications of Fractals in

Medicine, K. L. Uahabi, M. Atounti. Annals

of the University of Craiova, Mathematics

and Computer Science Series Volume 42(1),

2015, 167–174.

Wunderbares Video zur Mandelbrots

Apfelmännchen: https://www.youtube.com/

watch?v=b005iHf8Z3g

(aufgerufen am 27.7.2022)

Fractals in physiology and medicine,

A. L. Goldberger, B. J. West. Yale J Biol Med,

1987 Sep–Oct; 60(5): 421–35.

The Fractal Geometry of Nature, Benoît

Mandelbrot, UK, 1982

vsao /asmac Journal 5/22 25


Fokus

Neugier, Revierverhalten, Sicherheit – es gibt

unterschiedliche Gründe, warum Katzen von

geometrischen Formen angezogen werden.

Cat Circles

Ein Kuriosum macht im Internet immer wieder Furore:

Katzen, die sich in Vierecke oder Kreise setzen. Katzenbesitzer wissen,

dass sich ihre Haustiere mit Vorliebe auf eine am Boden liegende

Zeitung setzen. Haben unsere pelzigen Mitbewohner wirklich einen

besonderen Bezug zu geometrischen Formen?

Regina Röttgen, freie Journalistin mit Spezialgebiet Tiere und Natur

Katzenvideos sind beliebt. Ein

Phänomen begeistert viele

Katzenbesitzer besonders: Bilder

und Videos, in denen gezeigt

wird, wie Katzen scheinbar magisch

von geometrischen Formen angezogen

werden. Platziert man beispielsweise mittels

Kreide, Seil, Tape oder eines Handtuchs

ein Quadrat oder einen Kreis auf

den Boden, dauert es nicht lange, bis sich

das miauende Familienmitglied hineinsetzt.

So zumindest das gängige Narrativ.

In der Tat setzen sich manche Katzen

relativ rasch in eine auf dem Boden ausgelegte

Form, sagt Katrin Held. Mögliche

Gründe dafür gibt es laut der Verhaltensund

Ernährungsberaterin für Katzen viele.

«Das in den sozialen Medien oft vermutete

Territorialverhalten gehört allerdings

nicht dazu. Die aufgemalten Formen befinden

sich ja bereits im Territorium der

Katze.» Sitzt die Katze bereits im Quadrat

oder Kreis drin, käme ihre Individualdistanz

ins Spiel. «Wenn es so scheint, als

ob die Katze ihr geometrisches Territorium

verteidigt, dann möchte sie eigentlich nur,

dass ihre Individualdistanz respektiert

wird. Denn die Form ist grundsätzlich etwas

kleiner als der persönliche Raum der

Katze, die sich hineingesetzt hat.»

Einen weiteren möglichen Grund

sieht die Katzenexpertin in der Neugierde

der Samtpfoten. «Katzen beobachten ihren

Menschen gerne. Dabei ist es ihnen

egal, ob der gerade die Zeitung liest, einen

Beistelltisch zusammenschraubt oder ein

Bilder: Adobe Stock

26

5/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Band auf den Boden klebt.» Der Mensch

schenke dem Kreis oder Quadrat auf dem

Boden offenbar viel Aufmerksamkeit. Das

wecke die Neugierde der Tiere. «Die Katze

möchte dann erkunden, was ihr Mensch

da gerade gemacht hat.»

Formen geben Sicherheit

Für am wahrscheinlichsten hält Held,

dass sich die Katzen aufgrund ihres Sicherheitsbedürfnisses

in aufgezeichnete

geometrische Formen setzen. «Formen

rahmen die Katzen ein, bieten ihnen eine

Rückzugsmöglichkeit. Das gibt ihnen das

Gefühl von Sicherheit.» Dies könnte ein

Relikt aus der Kätzchenzeit sein. Das Kuscheln

an Mutters Seite mit den Geschwistern

vermittelt dem jungen Kätzchen Wärme

und Sicherheit. Später geben schon

Flächen, die nur minimal grösser sind als

sie selbst, der Katze Sicherheit.

Selbst illusorische Formen werden

von Katzen angenommen. Dies fand vor

Kurzem eine Forschergruppe um die

Verhaltensbiologin Gabriella Smith vom

Hunter College in New York heraus. Für

den Versuchsablauf legten 30 Katzenbesitzer

in ihren Wohnräumen ein sogenanntes

Kanizsa-Viereck aus. Hierfür

werden mittels vier an Pac-Man erinnernde

Scheiben die äusseren Ecken

eines unsichtbaren Quadrats markiert.

Die Kanizsa­ Illusion ist eine optische

Täuschung, die auf der Wahrnehmung

unsichtbarer Konturen beruht, denn nur

die Ecken einer Form sind sichtbar. Um

die Katzen nicht zu beeinflussen, trugen

die Katzenhalter Sonnenbrillen und konzentrierten

sich ausschliesslich auf das

Filmen des Versuches. Rund ein Drittel

der felinen Probanden setzte sich in den

ersten fünf Minuten in die Kanizsa-Form.

Freigänger sind weniger interessiert

Doch nicht alle Katzen begeistern sich für

ausgelegte Formen. Gerade deshalb sollten

solche Videos und Bilder im Internet

mit Vorsicht genossen werden, gibt die

Katzenexpertin Katharina Aeschimann zu

bedenken. «In den Videos sind vermehrt

nur solche Katzen zu sehen, die sich in die

Formen hineinsetzen, und nur selten solche,

die sich dafür nicht interessieren.»

Etwas anderes würde laut der diplomierten

tierpsychologischen Beraterin I.E.T.

auch keine Klicks generieren. Allgemeines

Katzenverhalten spiegelten solche Aufnahmen

daher nicht wider. In ihrem eigenen

Feldversuch interessierte sich sogar

die Mehrzahl der Katzen dreier Mehrkatzenhaushalte

mit Garten nicht für die ausgelegten

oder geklebten Formen. Die Expertin

vermutet deshalb, dass neben der

individuellen Vorliebe auch die Haltungsweise

der Katze ausschlaggebend sein

könnte. «Da es sich in unseren Feldversuchen

ausschliesslich um Freigänger handelte,

kann es gut sein, dass diese draussen

ausreichend Beschäftigung finden und

daher kein Interesse an den Formen zeigen.»

Reine Wohnungskatzen hingegen

könnten die Quadrate und Kreise auf dem

Boden sehr wohl spannend finden, da sie

sich generell über neue Reize freuen. «Sie

kennen ja schon jede Stelle in der Wohnung.»

Weitaus allgemeingültiger ist die Begeisterung

unserer Samtpfoten für ausgefüllte

Formen. Ein Buch auf dem Tisch,

ein gefaltetes Handtuch auf dem Bett

oder ein auf dem Boden liegendes Blatt

Papier – kaum hat die Katze es entdeckt,

sitzt sie auch schon drauf. Die Katzenfachfrauen

sind sich sicher: Hierbei handelt

es sich um Revierverhalten. Alles, was

auf dem Boden liegt, sei interessant, so

Aeschimann. «Es ist neu ins Revier gekommen

und muss geprüft werden. Das

ist eine Art von Markieren.» Für den Katzenhalter

jedoch sieht es so aus, als ob sich

das feline Familienmitglied als Unterlage

stets eine geometrische Form aussucht.

Katzen bilden

geometrische Formen

Mehrere Katzen sitzen gerne im Halbkreis

oder Kreis. Katzenexpertin

Katrin Held weiss warum: «Für Katzen

ist es vorteilhaft, sich in eine Form

anstatt in eine Reihe zu setzen. So

haben sie keinen potenziellen Feind

im Rücken.» Sichtkontakt zu den

Artgenossen zu haben, sei für Katzen

vorrangig. «Wenn keine von mehreren

Katzen einer anderen den Rücken

zudrehen will, kommt es in der Sitzanordnung

zwangsläufig zu einer

geometrischen Form.» Drei Katzen

sitzen daher auch gerne mal im Dreieck

und vier Katzen im Viereck.

vsao /asmac Journal 5/22 27


Fokus

Habe ich dich

verstanden? Logo.

Bei der Entwicklung von Logos denkt man an Designer,

die nächtelang über ihre Pulte gebeugt an der perfekten Form feilen.

Das ist falsch. In erster Linie hören sie zu.

Denise Delémont, Markenspezialistin bei der Branding- und Designagentur Scholtysik

Weltweit auf den ersten Blick erkennbar, selbst wenn der Schriftzug in einer anderen Sprache ist:

Coca-Cola hat einen Markenauftritt, der alle Anforderungen erfüllt.

Früher musste man sich einen

Namen machen – heute braucht

man ein Logo. Kaum ein Unternehmen,

welches darauf verzichten

mag. Ein neues Projekt? Ein Logo

muss her. Egal ob Firma, Produkt oder Initiative

– immer mit Logo. Man kann sich

Logos mittlerweile für wenig Geld auf einschlägigen

Plattformen im Netz beschaffen.

Für jedermann zugänglich und teilweise

durchaus mit handwerklichem

Können gefertigt, werden Logos in beliebigen

Formen und Farben feilgeboten. Eine

logische Entwicklung, wenn man sich

vergegenwärtigt, was Logos zu leisten imstande

sind: Sie schaffen Orientierung,

mit der Zeit Vertrauen und im besten Fall

sogar Treue. Manche reden sogar von

Love-Brands.

Funktion bestimmt Form

In einer Welt, die an Reizen nicht arm ist,

und bei einem Produkt- und Dienstleistungsangebot,

das sich zunehmend nivel­

Bild: Adobe Stock

28

5/22 vsao /asmac Journal


Fokus

liert, gibt ein Logo Halt. Man erkennt es

wieder, erinnert sich und weiss: Hier bin

ich richtig, das kenne ich, da gehöre ich

hin. Ein Teil der Wirkung eines Logos liegt

also alleine darin, dass es existiert. Und

dies über eine längere Zeitspanne. Dazu

braucht es noch keine Designerinnen und

Designer – das erledigt schon der Erdenlauf.

Der wichtigere Teil der Wirkung liegt

aber darin, dass es das richtige Logo ist.

Bloss, was ist richtig? Und was hat das mit

Design zu tun? Hier lohnt eine kurze Begriffsklärung.

Der bekannte Designer Dieter

Rams formulierte in den 1970er Jahren

seine wegweisenden Thesen für gutes

Design, die noch heute Gültigkeit haben.

Kurz zusammengefasst: Gutes Design ist

nicht Zufall oder Willkür, die Form wird

von der Funktion bestimmt. Dementsprechend

wird ein Logo-Design nicht daran

gemessen, wie es gefällt, sondern daran,

wie gut es zur Marke passt und ob es die

richtige Wirkung auf die Betrachtenden

hat. Bevor sich Gestalterinnen und Gestalter

der Form zuwenden, müssen sie also

erst ergründen, mit welchem Inhalt sie es

zu tun haben.

Hier setzt unsere Arbeit als Logo­

Designer an. Wir hören zu und stellen sehr

viele Fragen, auch unbequeme. Gleichzeitig

analysieren wir unvoreingenommen

aus der neutralen Perspektive eines

Aussenstehenden. Darauf aufbauend entwickeln

wir gemeinsam mit unseren Auftraggeberinnen

und Auftraggebern eine

Strategie für ihre Marke: die gewünschte

Positionierung im Markt und eine gewinnende

Grundidee, welche die Marke von

anderen differenziert und ihr Relevanz

verleiht. Diese Idee formulieren wir in

Form von Markenversprechen und einer

Markenpersönlichkeit. Man nennt es in

feinstem Marketing-Denglisch auch «Marken-DNA».

Und erst wenn diese inhaltliche

Beschreibung feststeht, wenn wir

wirklich in jede Ecke geleuchtet haben

und uns sicher sein können, dass wir unser

Gegenüber mit seinem Angebot, seinem

Markt und seinem Publikum richtig

verstanden haben, machen wir uns an die

Gestaltung der Form.

Unverwechselbar, eingängig und

anpassungsfähig

Jetzt geht es darum, ein Logo zu entwickeln,

das der Markenstrategie ideal entspricht.

Weckt es Assoziationen, die zur

Marken-DNA passen? Verorte ich es in der

korrekten Branche? Ist es eigenständig genug

oder könnte ich es mit anderen verwechseln?

Dazu muss man sich natürlich

auch die Logos der Wettbewerber anschauen.

Obendrein sind mitunter umfangreiche

rechtliche Abklärungen notwendig.

Denn Verwechslungsgefahr mit

anderen geschützten Markenzeichen erschwert

nicht nur den Schutz der eigenen

Marke, sondern birgt ganz akutes Konfliktpotenzial.

Das kann sehr unangenehm

werden.

Wir müssen uns also von der romantischen

Vorstellung verabschieden, die Gestaltung

eines Logos sei ein von profanen

Überlegungen unbeflecktes Kunsthandwerk.

Aber trotzdem gilt es eine Menge

handwerklicher Kriterien zu beachten:

Kann ich die Form schnell erfassen und

den Namen gut lesen? Auch auf grosse

Entfernung oder stark verkleinert auf einem

Bleistift? Funktioniert es als kreisrundes

Profilbild in sozialen Medien? Sind

die gewählten Farben barrierefrei im Web

zu gebrauchen? Kann ich es auch in reinem

Schwarz-Weiss reproduzieren? Und

vor allem: Ist die Form einfach genug? Als

ultimativer Test dient uns hier ein einfaches

gedankliches Experiment: Könnte

ich das Logo mit dem grossen Zeh in den

Sand zeichnen? Bei vielen der erfolgreichsten

Marken geht das tatsächlich.

Man denke an die olympischen Ringe, das

geschwungene M von Mc Donald’s, den

Mercedes-Stern, das Roche-Hexagon, den

Nike-Swoosh oder die gekreuzten C von

Chanel.

Der kreative Prozess ist im Logo­

Design nicht anders als in der Architektur,

im Möbeldesign oder in der Mode: entwerfen,

verwerfen, verfeinern. Von Hand und

computergestützt. In einer Realität, die

immer mehr im virtuellen Raum stattfindet,

selbstredend auch animiert und

immer öfter mit einem markentypischen

akustischen Signal dazu.

Für die Auftraggeberinnen und Auftraggeber

ist dieser Prozess der schrittweisen

Annäherung meist intensiv und

manchmal auch sehr emotional. Gerade

weil wir so nah an der Marken-DNA operieren,

geht es schnell an die Substanz.

Darum ist es wichtig, dass die relevanten

Personen in den kreativen Prozess eingebunden

sind, und dass man ihnen die

Möglichkeit gibt, nicht nur aufgrund ihres

persönlichen Geschmacks, sondern auch

anhand rationaler und objektivierbarer

Kriterien zu urteilen. Idealerweise werden

Logo-Entwürfe im realen Umfeld betrachtet.

Auf einer Website. Als Profilbild bei

Twitter. Als Fotomontage auf einer Verpackung

oder einer Gebäudefassade. Gerade

so, wie es die jeweilige Aufgabe erfordert.

Perfekte Form gefunden?

Wenn das Logo dann seine endgültige

Form gefunden hat, verlangt dessen Einführung

erneut Fingerspitzengefühl. Mitarbeitende,

die das Logo mit Stolz tragen

und die Marke repräsentieren sollen,

möchten die Idee dahinter kennen. Kunden,

Geschäftspartner und Öffentlichkeit

wollen mit der Marke vertraut gemacht

werden und wissen, wofür sie steht. Das

braucht nicht nur gute Leistungen, sondern

auch geschickte Kommunikation

und Ausdauer.

Ob man mit seinem neuen Logo Erfolg

hat, kann man mittels Marktforschung

herausfinden. Regelmässige Messungen

im Ein- oder Zweijahresrhythmus

zeigen, wie sich Bekanntheit, Vertrautheit

und die Zuschreibung gewünschter Qualitäten

mit der Zeit entwickeln. Sogar der

finanzielle Wert einer Marke ist messbar.

Zuletzt wurde Coca-Cola mit über 50 Milliarden

Dollar bewertet, Apple sogar mit

über 400 Milliarden. Diese astronomischen

Summen beziehen sich natürlich

nicht allein auf das Logo, aber was wäre

Apple ohne sein Apfel-Logo? Die Investition

in eine perfekte Form hat sich auf jeden

Fall gelohnt.

vsao /asmac Journal 5/22 29


Perspektiven

Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit

Update:

Neue Therapieformen des

Diabetes mellitus Typ 2

Stefan Fischli, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung, Kantonsspital Luzern

Die Behandlung des Diabetes

mellitus Typ 2 hat in den

letzten Jahren fundamentale

Neuerungen erfahren: Schritt ­

weise haben sich antidiabetische Medikamente

mit neuen Wirkprinzipien etabliert.

Diese Stoffklassen haben den Vorteil,

dass sie frei von den «üblichen»

Nebenwirkungen antidiabetischer Medikamente

wie Hypoglykämie oder Gewichtszunahme

sind. Eines der wichtigsten

Charakteristika der neuen Antidiabetika

wie GLP-1-Rezeptoragonisten oder

SGLT-2-Hemmer ist ihr positiver Einfluss

auf die kardiovaskuläre Morbidität und

Mortalität sowie auf assoziierte diabetische

Komorbiditäten (z. B. Nephropathie).

Diese Erkenntnisse stützen sich auf inzwischen

zahlreich vorhandene Daten

aus kardiovaskulären bzw. renalen Endpunkt-Studien.

Einer der Paradigmenwechsel

in der modernen Diabetesbehandlung

stellt die Tatsache dar, dass bei

kardiovaskulären Vorerkrankungen (koronare

Herzkrankheit, Herzinsuffizienz)

bzw. entsprechender Hochrisikosituation

primär Präparate eingesetzt werden sollen,

die in den Studien eine Risikoreduktion

gezeigt haben.

Für den Praktiker ist die Anzahl verfügbarer

Medikamente und möglicher

Kombinationen bisweilen schwer überschaubar,

zumal gewisse Therapieregimes

noch nicht kassenzulässig sind. Der

vorliegende Artikel orientiert sich an den

neuen nationalen und internationalen

* Der Artikel erschien ursprünglich in der

«Therapeutischen Umschau» (2020), 77(7),

319–327. mediservice vsao-Mitglieder können

die «Therapeutische Umschau» zu äusserst

günstigen Konditionen abonnieren. Details

s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.

Guide lines [1, 2], gibt zuerst einen aktuellen

Überblick über die «neuesten» Antidiabetika

(DPP-IV-Hemmer, GLP-1-Rezeptoragonisten

und SGLT-2-Hemmer) und

leitet dann zu praktischen Aspekten der

Diabetesbehandlung über.

Übersicht über neuere Antidiabetika

Inkretinbasierte Therapien (vgl. Abb. 1)

Unter diesem Begriff werden Behandlungen

zusammengefasst, die am Inkretinsystem

des Körpers angreifen. Inkretine

(z. B. glucagon-like peptide 1, GLP-1 oder

glucose-dependent insulinotropic peptide,

GIP) sind Darm­ Hormone, die als Reaktion

auf eine perorale Kohlenhydratbzw.

Glukose-Zufuhr ausgeschüttet werden

und die prandiale Insulinsekretion

stimulieren. Dieser als sog. «Inkretineffekt»

bezeichnete Mechanismus ist bei

Typ-2-Diabetikern gestört bzw. reduziert

[3], die pathophysiologischen Grundlagen

dafür sind nicht restlos geklärt [4, 5].

Therapeutisch kann der Inkretineffekt

zweifach beeinflusst werden: Einerseits

kann der Abbau der zirkulierenden,

endogenen Inkretine durch Hemmung

des metabolisierenden Enzyms – der Dipeptidyl-Peptidase-IV

– gehemmt und

damit die Inkretinspiegel erhöht werden

(DPP-IV-Hemmer). Andererseits können

dem körpereigenen GLP-1-ähnliche

Substanzen, sog. GLP-1-Analoga oder

GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) eingesetzt

werden, um die Inkretinwirkung

zu potenzieren. Neben Differenzen in

Bezug auf Wirkstärke (HbA1c-Reduktion)

und Gewichtsverlauf unterscheiden sich

DPP-IV-Hemmer und GLP-1-RA substanziell

in ihren Effekten auf die kardiovaskuläre

Morbidität und Mortalität.

DPP-IV-Hemmer (Gliptine)

DPP-IV-Hemmer wirken mässig blutzuckersenkend

(HbA1c-Reduktion um 1 %)

und sind gewichtsneutral. Das Nebenwirkungsprofil

ist günstig: Im Gegensatz zu

den GLP-1-Agonisten fehlen gastrointestinale

Nebenwirkungen. DPP-IV-Hemmer

weisen, wie GLP-1-RA, kein intrinsisches

Hypoglykämierisiko auf. Eine klare Assoziation

mit dem Auftreten von Pankreatitiden

konnte sowohl für GLP-1-RA als auch

für DPP-IV-Hemmer bisher nicht belegt

werden [6, 7]. Jedoch sollten beide Stoffklassen

bei Patienten mit stattgehabter

oder Risikofaktoren für eine Pankreatitis

gestoppt bzw. der Einsatz kritisch hinterfragt

werden.

DPP-IV-Hemmer werden nach wie

vor sehr häufig und meist in Kombination

mit Metformin eingesetzt. Zu betonen ist

jedoch, dass keines der Präparate einen

protektiven kardiovaskulären Effekt zeigen

konnte (vgl. Tab. 1). Zusätzlich besteht

möglicherweise ein erhöhtes Risiko für eine

Herzinsuffizienz unter gewissen DPP-

IV-Hemmern [8]. DPP-IV-Hemmer können

prinzipiell mit allen oralen Antidiabetika

oder mit Basalinsulin kombiniert

werden. Eine Kombination von DPP-IV-

Hemmern mit GLP-1-RA ist jedoch nicht

zugelassen, und es kann damit keine additive

HbA1c-Senkung erreicht werden [9].

GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA)

Im Gegensatz zur Behandlung mit DPP-

IV-Hemmern kommt es beim Einsatz von

GLP-1-RA zu einer deutlicheren Verstärkung

des Inkretineffektes. Klinisch schlägt

sich dies in einer grösseren HbA1c-Senkung

und einem gewichtsreduzierenden

Effekt nieder. Jedoch gehen die Wirkungen

auch mit einer erhöhten gastrointesti­

30

5/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

nalen Nebenwirkungsrate (Übelkeit, Inappetenz)

einher. Die Nebenwirkungen sind

jedoch meist nur passager am Anfang der

Behandlung vorhanden und können

durch schrittweise Dosistitration abgeschwächt

bzw. verhindert werden.

Neben den Wirkungen auf die endokrine

Pankreasfunktion hemmen die GLP-

1-RA die Magenentleerung und wirken

im Gehirn direkt auf Appetit- und Sättigungszentren

[10]. Die GLP-1-RA sind momentan

die Antidiabetika mit dem stärksten

Effekt auf die Gewichtsreduktion. Im

Zellmodell und im Tierversuch hat GLP-1

einen trophischen Effekt auf die Betazelle

und verhindert die Apoptose bzw. stimuliert

deren Proliferation.

In der Schweiz sind verschiedene

GLP-1-RA zugelassen, entweder als Monosubstanz

oder als Kombinationspräparat

zusammen mit Insulin (vgl. Abb. 2).

Die Substanzen unterscheiden sich primär

durch die Halbwertszeit bzw. die

damit verbundene Applikationsfrequenz

(täglich vs. 1× / Woche). Die Halbwertszeit

des Agonisten bzw. die Dauer der

GLP-1-Rezeptoraktivierung spielt dabei

eine Rolle, ob eher postprandiale (durch

Hemmung der Magenentleerung) oder

Nüchtern-Blutzuckerwerte beeinflusst

werden [11]. Als erste orale GLP-1-RA-Formulierung

ist Semaglutid (Rybelsus®) seit

Kurzem in der Schweiz zugelassen.

Verschiedene GLP-1-RA haben eine

Reduktion kardiovaskulärer Endpunkte

bzw. eine Mortalitätsreduktion gezeigt

(vgl. Tab. 1). GLP-1-RA wirken sich ebenfalls

positiv auf den Verlauf einer diabetischen

Nephropathie aus. Sie verhindern

primär die Progression der Albuminurie

und die Entwicklung bzw. das Neu-Auftreten

einer Makroalbuminurie. Anzumerken

ist jedoch, dass es sich bei der

überwiegenden Mehrheit der Daten um

sekundäre Endpunkte aus den kardiovaskulären

Endpunktstudien handelt.

GLP-1-RA können mit allen oralen Antidiabetika

(ausser DPP-IV-Hemmern, siehe

oben) und Insulin kombiniert werden.

SGLT-2-Hemmer können ebenfalls zusammen

mit GLP-1-RA gegeben werden.

Die Kombination ist zum jetzigen Zeitpunkt

jedoch nicht kassenzulässig, d. h.

eine vorgängige Kostengutsprache beim

Versicherer ist notwendig.

SGLT-2-Hemmer (Gliflozine) (vgl. Abb. 3)

Die neueste antidiabetische Stoffklasse,

die SGLT-2-Hemmer, vermindern im proximalen

Tubulus die Rückresorption von

Glukose durch Hemmung des Natrium-Glukose-Symporters

(sodium dependent

glucose transporter, SGLT). Die daraus

resultierende Glukosurie schlägt sich

in einer HbA1c-Senkung mit Gewichtsreduktion

nieder. Neben ihrer blutzucker-senkenden

Wirkungen weisen die

SGLT-2-Hemmer aber auch kardio- und

nephroprotektive Effekte auf. Die genauen,

dafür verantwortlichen Mechanismen

sind noch nicht allesamt geklärt. Auf kardialer

Seite führen verschiedene Faktoren

Abbildung 1. Inkretinbasierte Therapie: Übersicht über Ansatzpunkte und Wirkungen.

vsao /asmac Journal 5/22 31


Perspektiven

Tabelle 1. Kohlenhydrate für Diabetes-Patienten: Alternativen zu ungünstigen Quellen.

Substanz

(Markenname)

3-P-MACE 1

Kardiovaskuläre

Mortalität

Gesamt-

Mortalität

Nicht-fataler

CVI

Nicht- fataler

Myokardinfarkt

Herz -

insuffizienz

Nephropathie

DPP-IV-Hemmer

Saxaglipitin

(Onglyza®)

Aloglipitin

(Vipida®)

Sitagliptin

(Januvia®)

Linaglipitin

(Trajenta®)

Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Erhöht Reduziert 2

Neutral Neutral Neutral N. E. Neutral Erhöht N. E.

Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral

Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 2

GLP-1-Rezeptoragonisten

Lixisenatid

(Lyxumia®)

Liraglutid

(Victoza®)

Semaglutid s.c.

(Ozempic®)

Semaglutid p.o.

(Rybelsus®)

Dulaglutid

(Trulicity ®)

Exenatid ER

(Bydureon®)

Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 3

Reduziert Reduziert Reduziert Neutral Neutral Neutral Reduziert 3

Reduziert Neutral Neutral Reduziert Neutral Neutral Reduziert 3

Neutral Reduziert Neutral Neutral Neutral Neutral N. E.

Reduziert Neutral Neutral Reduziert Neutral Neutral Reduziert 3

Neutral Neutral Reduziert 4 Neutral Neutral Neutral Reduziert

SGLT-2-Inhibitoren

Empagliflozin

(Jardiance®)

Canagliflozin

(Invokana®

Dapagliflozin

(Forxiga®)

Reduziert Reduziert Reduziert Neutral Neutral Reduziert Reduziert

Reduziert Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert 4 Reduziert

Neutral Neutral Neutral Neutral Neutral Reduziert Reduziert

Anmerkungen: N. E.: nicht evaluiert; 1 3-P-MACE: 3-Point Major Adverse Cardiovascular Event: kombinierter Endpunkt in kardiovaskulären Endpunktstudien

beinhaltet kardiovaskulärer Tod, nicht-fataler Myokardinfarkt, nicht-fataler stroke; 2 v. a. Progression der Albuminurie; 3 v. a. Entwicklung einer

Makroalbuminurie; 4 explorativer Endpunkt.

wie Vor- und Nachlastsenkung, zunehmende

Hämokonzentrierung, der durch

osmotische Phänomene vermittelte diuretische

Effekt, ein möglicherweise verändertes

Nährstoffangebot (z. B. Ketonkörper)

an das Myokard und die Hemmung

des Natrium-Hydrogen-Exchangers zu

den dokumentierten protektiven Effekten

bei Pat. mit KHK und einer Herzinsuffizienz

[12]. In Bezug auf die Nephroprotektion

ist einer der zentralen Mechanismen

die Abnahme des glomerulären Filtrationsdruckes

und der Hyperfiltration durch

Beeinflussung des tubulo-glomerulären

Feedbacks [13]. Dadurch kommt es zu einer

verzögerten Progression der diabetischen

Nephropathie. In Studien konnte

gezeigt werden, dass unter Behandlung

mit SGLT-2-Hemmern die Nieren-spezifischen

Endpunkte wie Einleiten eines Nierenersatzverfahrens

oder renaler Tod seltener

auftreten [14, 15]. Die bisher einzige

Studie, die den Einfluss eines SGLT-2-

Hemmers (Canagliflozin) auf die diabetische

Nephropathie als primären Endpunkt

untersucht hat, war das CREDEN­

CE-trial [15]. Die positive Beeinflussung

dieses sog. «kardio-renalen Systems»

scheint denn auch ein zentraler Aspekt

der Morbiditäts- und Mortalitätsreduktion

unter SGLT-2-Hemmerbehandlung zu

sein [16 – 18] (vgl. Tab. 1).

Obwohl die SGLT-2-Hemmer, neben

den GLP-1-RA, einen Meilenstein der modernen

Diabetestherapie darstellen, ist

das pleiotrope Wirkspektrum auch mit

Nebenwirkungen assoziiert. Die seltene

euglykäme diabetische Ketoazidose (eD­

KA) ist als metabolische Azidose mit meist

nur gering erhöhten Plasmaglukosewerten

charakterisiert. Die Bestätigung der

Verdachtsdiagnose erfordert immer eine

32

5/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Täglich applizierbare Präparate

Generischer Name Exenatid Liraglutid Lixisenatid

Markennanme Byetta® Victoza® Lyxumia®

Zulassung (CH) 2006 2009 2017

Grundstruktur Exendin-4 GLP-1 Exendin-4

Molekulargewicht (Da) 4186.6 3751.2 4909.5

Halbwertszeit + ++ +

Senkung Nüchtern-BZ + ++ +

Senkung pp-BZ ++ + ++

Applikation 2x tgl. 1x tgl. 1x tgl. zur Hauptmahlzeit

Kombination mit Basalinsulin (gem. SL) Ja Ja 1 Ja 2

Wöchentlich applizierbare Präparate

Generischer Name Exenatid LAR 3 Dulaglutid Semaglutid

Markennanme Bydureon® Trulicity® Ozempic®

Zulassung (CH) 2012 2015 2019

Grundstruktur Exendin-4 GLP-1 GLP-1

Molekulargewicht (Da) 4186.6 59669.81 4113.64

Halbwertszeit +++ +++ +++

Senkung Nüchtern-BZ ++ ++ ++

Senkung pp-BZ + + +

Applikation 1x wöchentlich 1x wöchentlich 1x wöchentlich

Kombination mit Basalinsulin (gem. SL) Nein Nein Ja

Abbildung 2. GLP-1-Rezeptoragonisten: Übersicht über s.c.-applizierbare Präparate. 1 Fixkombination Liraglutid / Insulin degludec (Xultophy®) erhältlich;

2 Fixkombination Lixisenatid / Insulin glargin (Suliqua®) erhältlich; 3 Exenatid in Mikrosphären vorliegend (führt zur verzögerten Freisetzung).

BZ: Blutzucker; gem. SL: Indikation zugelassen gem. Spezialitätenliste; Da: Dalton.

Blutgasanalyse, ansonsten wird die Übersäuerung

verpasst und der Verlauf kann

fatal enden. Analog zur Metformin-assoziierten

Laktatazidose ist die eDKA eine

meist vorhersehbare und abwendbare

Komplikation, wenn grundlegende Vorsichtsmassnahmen

(vgl. Kasten 1) strikte

befolgt werden. Das Risiko für urogenitale

Infekte (meist Mykosen) ist unter

SGLT-2-Hemmer-Behandlung erhöht. Unklar

ist zum jetzigen Zeitpunkt die Frage,

ob auch komplizierte Harnwegsinfekte

bzw. Pyelonephri tiden oder Formen der

urogenitalen, nekrotisierenden Fasziitis

(Fournier-Gangrän) einen Zusammenhang

mit der SGLT-2-Hemmerbehandlung

haben. Auch ist bis jetzt noch nicht

klar, ob das Amputationsrisiko (v. a. an der

unteren Extremität) unter den Gliflozinen

erhöht ist. Vorsicht ist geboten bei Patienten

mit diabetischem Fuss syndrom, fortgeschrittener

Neuropathie und kritischer

Blutversorg ung bzw. Kompromittierung

derselben durch eine zusätzliche Volu­

vsao /asmac Journal 5/22 33


Perspektiven

Kasten 1. Vorsichtsmassnahmen unter Behandlung mit SGLT-2-Hemmern.

Risikopersonen / Risikosituationen für Komplikationen

(Infekte / Ketoazidose) identifizieren

• Gehäufte urogenitale Infekte, Prädisposition

für Infekte z. B. schwere obstruktive Uropathie

• Nicht-erkannter Typ-1-Diabetes

• Akute Erkrankungen, z. B. mit Dehydratation

(Gastroenteritis)

• Chirurgische Eingriffe

• Stoppen / ausgeprägte Dosisreduktion von Insulin

• Fortgeschrittene Niereninsuffizienz bzw. rasche

Verschlechterung der Nierenfunktion

• Patienten mit «kritischer» PAVK, St. n. Amputation,

Polyneuropathie, diabetisches Fusssyndrom

• Patienten mit grossem Sturzrisiko

• Therapien mit Risiko für Volumendepletion

(Schleifendiuretika)

Massnahmen

• Auf Ausführliche Information des Patienten über Nebenwirkungen,

Symptome des Infektes bzw. der Ketoazidose,

unbedingte Notwendigkeit des Stoppens bei akuter

Erkrankung / Operation

• Stoppen von SGLT-2-Hemmern bei Patienten mit akuter

Erkrankung / hospitalisierten Patienten

• Regelmässige Fusskontrollen bei Patienten mit diabetischem

Fusssyndrom bzw. bekannter PAVK, Behandlung

einer klinisch relevanten PAVK

• Keine Verordnung von SGLT-2-Hemmern bei Patienten

mit Typ-1-Diabetes (keine zugelassene Indikation)

• Kennen der Symptome einer Ketoazidose und im Zweifelsfall

immer Ausschluss einer Azidose mittels Blutgasanalyse

dem entsprechenden Medikament gesenkt

werden kann. Dabei ist zu beachten,

dass bei hohen HbA1c-Ausgangswerten

die Senkung des glykierten Hämoglobins

immer deutlicher ausfallen wird. Bei anfänglichen

HbA1c-Werten über 9 % kann

der Beginn einer dualen Therapie (z. B.

Metformin in Kombination mit einem

zweiten Antidiabetikum) von Anfang

an evaluiert werden, um eine raschere

HbA1c-Senkung zu erreichen [19]. Das

Therapieansprechen sollte mit regelmässigen

HbA1c-Messungen (alle 3 – 6 Monate)

kontrolliert werden und bei Nichterreichen

der HbA1c-Ziele eine kontinuierliche

Anpassung der Behandlung erfolgen.

Abbildung 3. SGLT-2-Inhibitoren: Wirkungen auf Blutzuckerstoffwechsel und auf kardiale / renale

Physiologie (NHE: sodium-hydrogen exchanger).

mendepletion (z. B. durch additive Gabe

von Schleifendiuretika).

Praktisches Vorgehen

Das primäre Ziel einer effektiven und

nachhaltigen Diabetesbehandlung ist die

Reduktion der kardiovaskulären Morbidität

und Mortalität, die Verhinderung bzw.

die Verlangsamung der mikrovaskulären

Diabeteskomplika tionen (z. B. diabetische

Nephropathie oder Retinopathie) unter

Vermeidung therapiespezifischer Nebenwirkungen

wie Hypoglykämie oder Gewichtszunahme.

Für jeden Patienten soll

individuell ein HbA1c-Zielbereich festgelegt

werden. Dieser fällt bei jüngeren

Diabetikern ohne fortgeschrittene Sekundärerkrankungen

tiefer aus (unter 7 %,

bzw. unter 6.5 % wenn dieses Ziel ohne

Hypoglykämie-verursachende Therapie

erreicht werden kann) als bei Älteren mit

Vorerkrankungen bzw. Personen mit hohem

Hypoglykämierisiko (um 8 %).

Bei der Wahl der Substanzen muss auf

die antidiabe tische Potenz geachtet werden

(vgl. Tab. 2, Spalte HBA1c-Senkung),

d. h. es sollte in etwa abgeschätzt werden,

um wieviel Prozentpunkte das HbA1c mit

Wahl des Antidiabetikums

(vgl. Abb. 4)

Grundlage jeder Behandlung bei Typ-2-Diabetes

stellt das Umsetzen der lebensstiländernden

Massnahmen (Gewichtsreduktion,

Ernährungsumstellung, regelmässige

Bewegung) und die multifaktorielle

Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren

(Statingabe, Blutdruckkontrolle,

Rauchstopp) dar.

Bei der medikamentösen Behandlung

(Erstbehandlung bzw. Ausbau der Therapie)

müssen folgende Fragen gestellt werden:

1. Braucht der Patient Insulin?

2. Liegt eine Nierenfunktionseinschränkung

vor?

3. Hat der Patient ein hohes kardiovaskuläres

Risiko, bestehen kardiovasku läre

Erkrankungen (etablierte KHK oder

Herzinsuffizienz) oder eine fortgeschrittene

diabetische Nephropathie?

34

5/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Tabelle 2. Übersicht über verschiedene Antidiabetika (Adaptiert nach [23 – 29]).

Stoffklasse HbA1c-Reduktion (%) Gewichtsverlauf (kg) Dosierung bei Niereninsuffizienz

Metformin –2 –1.5 GFR 59 – 45 ml / min.: max. 1500 mg / d

GFR 44 – 30 ml / min.: max. 500 – 1000 mg 1

GFR < 30 ml / min.: Stopp

Sulfonylharnstoff

(Gliclazid)

–2 +1 bis 2 In der Regel Stopp bei GFR 30 – 45 ml / min. oder tiefer

DPP-IV-Hemmer –1 0 Gabe bis GFR < 30 ml / min. möglich 2

GLP-1-Rez.-Agonist –1.6 –3 Gabe bis GFR < 30 ml / min. möglich

SGLT-2-Hemmer –1 –2 Bei GFR < 45ml / min.: Stopp 3

Insulin –3.5 +3 Keine Einschränkung 4

Anmerkungen: 1 Kein Neubeginn mit Metformin, regelmässige Kontrollen der Nierenfunktion, sick day rules befolgen; 2 Bei gewissen Substanzen muss

eine Dosisadaptation erfolgen (ausser Linagliptin); 3 Gem. Kompendium (in Studien: sicherer Einsatz bis GFR 30 ml / min. gezeigt), Ausnahme Ertugliflozin

(Stopp bei GFR < 60 ml / min.); 4 Bei schwerer Einschränkung der Nierenfunktion (GFR < 15 – 30 ml / min.) bzw. Dialysepflichtigkeit muss ggf. die Insulindosis

reduziert werden (ggf. erhöhtes Hypoglykämierisiko).

Braucht der Patient Insulin?

Das älteste und potenteste Antidiabetikum,

das Insulin, kommt immer dann

zum Einsatz, wenn die Stoffwechsellage

stark entgleist ist und / oder Hinweise auf

einen Insulinmangel (z. B. bei einem

Typ-1-Diabetes) bzw. auf eine katabole Situation

bestehen (vgl. Kasten 2). In den

meisten Fällen kann mit dem Einsatz eines

Basisinsulins (meist in Kombination

mit anderen Antidiabetika, ausser zusammen

mit Sulfonylharnstoffen) eine rasche

und ausreichende Stoffwechselkontrolle

erreicht werden. Die Basalinsulinbehandlung

stellt – verglichen mit anderen Insulinregimes

(Mischinsuline bzw. Basis-Bolusbehandlung)

die Therapieform mit

dem geringsten Potenzial für Unterzuckerungen

und Gewichtszunahme dar [20].

Liegt eine Nierenfunktionseinschränkung

vor?

Die Prävalenz einer chronischen Nierenerkankung,

definiert durch eine eingeschränkte

glomeruläre Filtrationsrate oder

das Vorliegen einer Albuminurie, beträgt in

grossen Typ-2-Diabetes-Kollektiven über

40 % [21] und ist damit eine sehr häufige

Komorbidität. Eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz

(GFR < 45 ml / min / 1.73 m 2 )

schliesst die Verordnung von einigen Antidiabetika

aus (vgl. Tab. 2). Bei einer GFR

unter 30 ml / min / 1.73 m 2 können weiterhin

GLP-1-Agonisten, Insulin und DPP-IV-

Hemmer eingesetzt werden. Bei letzterer

Substanzklasse ist jedoch bei gewissen Präparaten

eine Anpassung der Dosis erforderlich.

Zusammenfassung

Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 hat in den letzten Jahren grundlegende

Änderungen erfahren. Neue Präparate mit fehlendem Hypoglykämiepotenzial und

gewichtsreduzierendem Effekt wurden zugelassen. In grossen Studien konnten die

protektiven Eigenschaften von GLP-1-Rezeptoragonisten und SGLT-2-Hemmer auf die

kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität gezeigt werden. Die neuen Erkenntnisse

schlagen sich in Änderungen in der Behandlungsstrategie nieder: Typ-2-Diabetiker mit

Herz- / Kreislauf-Erkrankungen oder einem hohen kardiovaskulären Risiko werden

primär mit Substanzen behandelt, die einen Benefit in Bezug auf die Risikoreduktion

gezeigt haben. SGLT-2-Inhibitoren wirken durch direkten Angriff auf die Nierenphysiologie

nephroprotektiv und können den Verlauf einer diabetischen Nephropathie günstig

beeinflussen. Der vorliegende Artikel stellt in einem Überblick Wirkmechanismen und

Charakteristika der neueren Antidiabetika (DPPIV-Hemmer, GLP-1-Rezeptoragonisten,

SGLT-2-Hemmer) vor und leitet dann über zu den praktischen Aspekten bei der Behandlung

von Personen mit Typ-2-Diabetes.

Abstract:

Update: new forms of therapy for type-2-diabetes

In the past few years medical treatment of type-2-diabetes experienced fundamental

changes. New medications were approved which have no intrinsic risk of hypoglycemia

and exert weight loss. Cardiovascular outcome trials demonstrated positive effects on

cardiovascular morbidity and mortality for GLP-1-receptor agonists and SGLT-2-inhibitors,

the latter showing also specific nephroprotective effects. The growing bulk of data

leads to modified therapy strategies: Persons with established cardiovascular disease or

high cardiovascular risk should be treated primary with these medications. This review

starts with an overview on newer antidiabetic substances (DPPIV-inhibitors, GLP-1-receptor

agonists, SGLT-2-inhibitors). Then practical aspects of treatment regimens according

to actual national and international guidelines are discussed.

Hat der Patient ein hohes

kardiovaskuläres Risiko, bestehen

kardiovaskuläre Erkrankungen

(etablierte KHK oder Herzinsuffizienz)

oder eine fortgeschrittene diabetische

Nephropathie?

Bestehen bereits kardiovaskuläre Vorerkrankungen

(z. B. St. n. Myokardinfarkt

bzw. Herzinsuffizienz) oder liegt ein hohes

kardiovaskuläres Risiko (z. B. lange Diabetesdauer,

Endorganschäden in Kombination

mit Vorliegen mehrerer kardiovaskulärer

Risikofaktoren) vor, sollen primär Antidiabetika

gewählt werden, die einen protektiven

Effekt auf diese Erkrankungen

aufweisen (vgl. Tab. 1). D.h. man sollte eine

Metformintherapie primär mit einem

GLP-1-Agonisten oder einem SGLT-2-Hem­

vsao /asmac Journal 5/22 35


Perspektiven

Abbildung 4. Auswahl des Antidiabetikums (CV: kardiovaskulär; MI: Myokardinfarkt).

mer kombinieren. Bei Vorliegen einer fortgeschrittenen

diabetischen Nephro pathie

(Makroalbuminurie / nephrotisches Syndrom)

und bereits bestehender Behandlung

mit einem ACE-Hemmer oder einem

Sartan kann eine SGLT-2-Inhibitor-Therapie

mit Canagliflozin evaluiert werden, das

für diese Indika tion neu zugelassen ist. In

allen anderen Fällen ist man in der Wahl

des zweiten bzw. dritten Antidiabetikums

frei (z. B. DPP-IV-Hemmer) oder richtet

sich nach zusätz lichem Therapienutzen

(z. B. GLP-1-Agonist bei Wunsch nach effektiver

Gewichtsreduk tion).

Beginn einer Injektionstherapie

(vgl. Abb. 5)

Ist die Stoffwechselkontrolle unter 2 – 3

oralen Antidiabe tika ungenügend und das

definierte HbA1c-Ziel nicht erreicht, stellt

der nächste Schritt der Beginn einer Injektionstherapie

dar. In der Vergangenheit

war dieser gleichbedeutend mit dem Einleiten

einer Insulintherapie. Heute wird

jedoch in den meisten Fällen – und bei

fehlenden Indikationen für eine Insulintherapie

(vgl. Kasten 2) – der Beginn einer

Behandlung mit einem GLP-1-Agonisten

empfohlen [21]. Die Vorteile gegenüber

der Insulintherapie sind das fehlende

Hypoglykämierisiko und der positive Effekt

auf den Gewichtsverlauf. Die GLP-1-

Agonisten therapie kann im Verlauf problemlos

mit einem Basisinsulin ergänzt

werden. Der Nutzen der Kombinationstherapie

ist inzwischen gut belegt. Pharmakologisch

wirken beide Substanzen

über verschiedene Mechanismen blutzuckersenkend

und synergistisch. Die Beeinflussung

der zentralen Appetit- und

Sättigungsregulation durch den GLP-1-Rezeptoragonist

hilft jedoch, eine Gewichtszunahme

unter Insulintherapie zu verhindern.

Immer mehr Daten belegen nun

auch den Nutzen einer solchen Kombinationstherapie

hinsichtlich Gewichtsverlauf,

Insulindosis, Stoffwechselkontrolle

und Hypoglykämierisiko [20 – 22].

Dr. med. Stefan Fischli

Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie

und klinische Ernährung

Departement Medizin

Luzerner Kantonsspital

6000 Luzern 16

stefan.fischli@luks.ch

Kasten 2. Indikationen für eine Insulintherapie.

• Akutsituationen (z. B. Herzinfarkt,

Hirnschlag, Operation)

• Schwere Entgleisungen

(Blutzucker > 20 – 25 mmol / l,

HbA1c > 12 %)

• Anabolismus gewünscht

(Ältere, Tumorpatienten)

• Kontraindikationen für orale

Antidiabetika

• Schmerzhafte Polyneuropathie

• Schwere Entgleisung unter

Glukokortikoidtherapie

• Pankreatopriver Diabetes

• Schwangerschaft

• Hinweise auf absoluten Insulinmangel

(Verdacht auf D. mellitus

Typ 1)

– Akuter Beginn

– Gewichtsverlust unabhängig

von Ausgangsgewicht

– Ketonkörper nachweisbar

36

5/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Abbildung 5. Beginn einer Injektionstherapie.

Literatur

[1] Schweizerische Gesellschaft

für Endokrinologie und Diabetologie,

Hrsg. Empfehlungen der

Schweizerischen Gesellschaft für

Endokrinologie und Diabetologie

(SGED / SSED) für die Behandlung

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Perspektiven

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Verweis in Legende zu Tabelle 2

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Perspektiven

Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit

Ernährung bei

Diabetes mellitus

David Fäh, Departement Gesundheit, Ernährung und Diätetik, Berner Fachhochschule,

Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich

1

Im gesamten Beitrag ist mit «Diabetes» Typ 2

Diabetes mellitus gemeint, falls nicht näher

beschrieben.

* Der Artikel erschien ursprünglich in der

«Therapeutischen Umschau» (2020), 77(7),

302–311. mediservice vsao-Mitglieder können

die «Therapeutische Umschau» zu äusserst

günstigen Konditionen abonnieren. Details

s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.

Diabetes 1 nimmt weltweit zu.

Alterung der Bevölkerung

aber auch steigende Adipositas-Raten

sind die Haupttreiber.

Neben der körperlichen Aktivität

ist die Er nährung der bedeutendste beeinflussbare

Faktor. Entsprechend wichtig

wären stringente Ernährungsempfehlungen,

um den Krankheitsverlauf bei Diabetespatienten

möglichst positiv beeinflussen

zu können. Diese sind leider nur

bedingt möglich, da ungenügende wissenschaftliche

Evidenz dafür vorliegt: Die

jeweiligen Effekte sind klein, die Signifikanzniveaus

gering, die Resultate heterogen.

Kommt hinzu, dass im Ernährungsbereich

selbst randomisierte kontrollierte

Versuche nur bedingt geeignet sind um

verlässlichere Resultate mit Kausalitätsnachweis

zu generieren [1, 2]. Deshalb

und weil jeder Mensch unterschiedlich

auf eine Ernährungsumstellung reagiert,

sollten unter Berücksichtigung ernährungsphysiologischer

Grundsätze individuelle

Herangehensweisen verfolgt werden.

Folgender Beitrag soll als Grundlage

dazu dienen, indem er Vor- und Nachteile

der wichtigsten Makronährstoffe Kohlenhydrate,

Fette, Eiweisse und Alkohol

zusammenträgt. Obwohl es auch Evidenz

gibt, die für oder gegen einzelne Lebensmittel

spricht, sollte die Ernährung stets

als Ganzes betrachtet werden. Entsprechend

wichtig sind Untersuchungen zu

den Effekten von Ernährungsmustern auf

das Körpergewicht und Diabetesmanagement.

Dabei scheinen Qualität und Verarbeitung

von Produkten mindestens so

wichtig zu sein wie die absoluten Mengen

oder die Verhältnisse der Makronährstoffe.

Für Personen mit Diabetes gelten zudem

die gleichen Kriterien für eine ausgewogene

Ernährung wie für die Allgemeinbevölkerung,

wobei das Vermeiden einer

positiven Energiebilanz noch stärker im

Vordergrund steht.

Kohlenhydrate und

zugesetzte Süssungsmittel

Auch wenn die Evidenz für eine konkrete

Kohlenhydrat-Empfehlung fehlt, spricht

vieles dafür die Zufuhr im Fenster zwischen

45 und 60 Energieprozent vorzusehen

[3]. Bei einem Tagesbedarf von 2000

kcal bedeutet dies ca. 200 bis 300 g / Tag.

Eine kohlenhydratarme Ernährung führt

zwar meist zu einer Verbesserung der

HbA1c-Werte [4, 5]. Bei der Gewichtsreduktion

hat sie aber keine Vorteile gegenüber

anderen Diäten und ist bei der Nachhaltigkeit

einer mediterranen Ernährungsweise

unterlegen [4 – 9]. Eine zu starke

Einschränkung resultiert in einer

übermässigen Zufuhr an Eiweissen oder

Fett. Beides kann je nach Quelle mit einem

erhöhten Sterberisiko assoziiert sein [10].

Zudem fördert eine Low-Carb-Ernährung

eine ketogene Stoffwechsellage, was für

manche Patienten problematisch sein

kann [11]. Low-Carb-Diäten sollten also

Patienten mit Diabetes nicht routinemässig

empfohlen werden [5, 7]. Neben der

Menge entscheidet auch die Art der Kohlenhydrate

über den Krankheitsverlauf.

Bis anhin wurden der Glykämische Index

(GI: «Geschwindigkeit»)) und die Glykämische

Last (GL: «Masse») als Massstäbe

dafür verwendet wie schnell, in welcher

Menge und über welche Dauer Glukose im

Blut erscheint. Einigermassen robuste

Evidenz zeigt, dass ein Ersatz von

hoch-GI-Lebensmitteln durch solche mit

niedrigerem GI Vorteile bringt bei Glukoseparametern,

Diabetesmanagement und

auch das Herz-Kreislauf(HKL)-Risiko

senkt [12 – 15]. Diese generelle Ansicht

muss jedoch insofern revidiert werden, als

der GI eines Lebensmittels sich von

Mensch zu Mensch erheblich unterscheiden

kann. Der in Tabellen angegebene

Wert mag für die Mehrheit stimmen und

in der Normalverteilung den Medianwert

darstellen. Bei manchen Lebensmitteln ist

diese Verteilung der individuellen Blutzuckerantwort

aber breit, was bedeutet, dass

viele Individuen anders als die «Norm» reagieren.

So gibt es Menschen, die auf Vollkornbrot

mit einem stärkeren Blutzuckeranstieg

reagieren als auf den Verzehr

von Weissbrot [16, 17].

Da Kohlenhydrate selten isoliert konsumiert

werden, muss deren Konsum immer

auch im Kontext betrachtet werden.

Wenn es eine generelle Empfehlung gibt,

dann die, dass die meisten Kohlenhydratquellen

im Sinne der Diabetesprävention

und der Gewichtskontrolle bessere Eigenschaften

haben, wenn sie nur wenig verarbeitet

sind [18, 19]. Alternativen mit weniger

oder weniger schnell verfügbaren Kohlenhydraten

sind in Tabelle 1 ersichtlich.

Auch wenn Unterschiede im Blutzucker-Verlauf

bescheiden anmuten kön-

vsao /asmac Journal 5/22 39


Perspektiven

nen, so haben die faserreichen Alternativen

zusätzliche Vorteile wie bessere Sättigung,

nachhaltigere Gewichtsreduktion

und verringerte Mortalität bei Diabetes-Patienten

[20 – 23]. Hingegen ist unklar,

inwiefern die Bildung von resistenter

Stärke beim Abkühlen von stärkehaltigen

Lebensmitteln zur besseren Blutzuckerkontrolle

bei Diabetespatienten beitragen

kann [24 – 26].

Weltweit sind Getränke eine wichtige

Quelle von zugesetztem Zucker [27]. Regelmässiger

Konsum von zuckergesüssten

Getränken, aber auch von Fruchtsaft ist

mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden

– teilweise unabhängig vom BMI

[28, 29]. Es ist unwahrscheinlich, dass

Fruchtsäfte und künstlich gesüsste Getränke

gesündere Alternativen zu zuckergesüssten

Varianten sind [28], zumal auch

künstlich gesüsste Getränke mit einem

erhöhten Sterberisiko assoziiert sind [30].

Vor- und Nachteile von Kohlenhydraten in

der Diabetesprävention und -therapie sind

in Tabelle 2 zusammengefasst.

Fette

Aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen

Evidenz kann keine Empfehlung für

die Gesamtfettzufuhr gemacht werden.

Tabelle 1. Kohlenhydrate für Diabetes-Patienten: Alternativen zu ungünstigen Quellen.

Für die meisten Diabetes-Patienten ungünstig

Reis

Kartoffeln

Teigwaren

Flakes (Cornflakes, Flakes auf Reisbasis).

Viele «Weizenflakes» bestehen überwiegend aus Reis

Kekse aus Weissmehl

Weissbrot (oder anderes Brot mit Mehl mit

hohem Ausmahlungsgrad)

Fruchtsaft / Gemüsesaft (hat meist Zuckerzusatz)

Entsprechende Alternativen

Reis mit hohem Amylose- und niedrigem Amylopektin-Gehalt;

Vollreis; Reis mit darin verarbeitetem Gemüse oder Nüssen;

Linsen, Kichererbsen, Bohnen, Buchweizen

Süsskartoffeln, Topinambur, Yam, Knollensellerie, Pastinaken,

Petersilienwurzel, Rote Bete (Randen)

«Al dente» kochen, Vollkornvarianten, Teigwaren mit einem Anteil

an Dinkel, Hülsenfrüchten oder Buchweizen

Minimal verarbeitete Getreideflocken, v. a. Haferflocken

Alternativen mit höherem Faser- und einem niedrigeren Zuckeranteil,

aus Hafer oder Dinkel, mit Rosinen oder anderen Trockenfrüchten

zum Süssen

Brot aus Mehl mit niedrigem Ausmahlungsgrad (am hohen Faseranteil

erkennbar) und darin verarbeiteten Nüssen, Kernen und Samen;

Roggenbrot

Unverarbeitete Früchte

Tabelle 2. Vor- und Nachteile von Kohlenhydraten in der Ernährung bei Diabetes mellitus.

Vorteile

+ Der Konsum von komplexen Kohlenhydraten ist mit einem

nied rigeren Krankheitsrisiko assoziiert als der weitgehende

Verzicht darauf.

+ Natürliche Kohlenhydratquellen enthalten Vitamine,

Mineral stoffe, Nahrungsfasern und andere wertvolle Stoffe.

+ Manche Quellen wie Hafer oder Hülsenfrüchte enthalten

Stoffe, die die Zuckeraufnahme und damit die Insulinantwort

verzögern.

+ Insbesondere Glukose und Stärke können von allen Organen

verwertet werden. Sie liefern unter allen Bedingungen optimal

Energie, vor allem beim Sport.

+ In Kombination mit geeigneten Fett- und Eiweissquellen

sorgen Kohlenhydrate für eine gute Sättigung.

Nachteile

– Eine zu hohe Zufuhr an Kohlenhydraten (v. a. raffinierte) ist

mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden.

– Kohlenhydrate kommen oft in flüssiger Form vor, etwa in

Süss getränken oder Fruchtsäften, was eine rasche Kalorieneinnahme

begünstigt. Vor allem in Süssgetränken kommen

Zucker zudem als «leere» Kalorien vor, also ohne Mikronährstoffe.

– Flüssige Kohlenhydrate sättigen schlecht und fördern so

Übergewicht.

– Viele Kohlenhydrate sind stark insulinotrop und fördern die

Lipogenese und eine Insulinresistenz.

– Kohlenhydrate sind oft in Produkten «versteckt» in denen sie

nicht erwartet werden und tragen häufig kryptische Namen.

Quintessenz Kohlenhydrate

• Etwa die Hälfte des Energiebedarfs sollte mit Kohlenhydraten gedeckt werden.

• Verschiedene Kohlenhydratquellen haben einen höchst unterschiedlichen Einfluss auf die Blutzuckerregulation.

Dieser Effekt scheint individuell stark zu variieren.

• Generell sind faserreiche, wenig verarbeitete Kohlenhydratquellen raffinierten Produkten vorzuziehen.

• Nicht nur von zuckergesüssten Getränken sollte abgeraten werden. Süss schmeckende Getränke scheinen generell

problematisch, selbst dann, wenn sie keine Kalorien enthalten.

40

5/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Ähnlich wie bei den Kohlenhydraten sprechen

Studien, die die HKL-Risiken untersucht

haben, jedoch dafür, die Zufuhr zwischen

20 und 35 Energieprozent zu halten.

Eine zu starke Einschränkung der Fettzufuhr

geht meist mit einer Erhöhung der

Kohlenhydrateinnahme einher, was sich

wiederum negativ auf die Blutfette auswirken

kann [31, 32]. Die ungenügende

Evidenzlage erlaubt es auch nicht, Diabetespatienten

eine Empfehlung für gesättigte

Fette abzugeben. Aber auch hier

spricht einiges dafür, den Anteil an gesättigten

Fetten zugunsten ungesättigter auf

10 Energieprozent oder weniger zu reduzieren

[31]. Diese Beschränkung macht

mehr Sinn, wenn das Fett von Fleisch und

Fleischprodukten stammt, weniger, wenn

es von Milchprodukten (v. a. Joghurt)

stammt [32, 33]. Eine Metaanalyse von

RCTs zeigte bei einer Allgemeinbevölke -

rung eine Reduktion des HKL-Risikos von

17 %, wenn die Zufuhr von gesättigten Fetten

von ca. 17 auf 9 Energieprozent verringert

wurde [32]. Entscheidend für den Effekt

einer Reduktion von gesättigten Fetten

ist, womit deren Energie ersetzt wird.

Der stärkste positive Effekt kann erwartet

werden, wenn gesättigte Fette durch einoder

mehrfach ungesättigte Fette ersetzt

werden [34 – 36].

Bei Diabetes-Patienten kann neben

einem verringerten HKL-Risiko auch eine

verbesserte Blutzucker-Kontrolle / Insulinsensitivität

erwartet werden, wenn der

Anteil an ein- und mehrfach ungesättigter

Fettsäuren in der Ernährung zunimmt [36,

37]. Der Typ der ungesättigten Fettsäuren,

die mit der Nahrung aufgenommen werden,

spielt dabei eine untergeordnete Rolle

[33]. Dies sollte jedoch über eine ausgewogene

Ernährung geschehen und nicht

durch Supplemente. Das Supplementieren

mit ungesättigten Fettsäuren pflanzlichen

oder tierischen Ursprungs brachte keine

Vorteile bezüglich Diabetesprävention

oder -therapie und Glukoseparametern,

wie eine RCT-Metaanalyse gezeigt hat.

Fisch öl in hoher Dosierung (> 4.4 g / Tag)

verschlechterte gar den Glukosestoffwechsel

[38]. Auch fehlen Hinweise für

Vorteile bezüglich HKL-Prävention bei

Diabetespatienten durch Fischöl-Supplemente

gegenüber Olivenöl [39, 40]. Wann

und wie der Einsatz von Nahrungsfett im

Management von Diabetes Sinn macht, ist

in Tabelle 3 zusammengestellt.

Eiweisse

Proteine sind vielleicht die zurzeit am

kontroversesten diskutierten Stoffgruppe.

Das mag daran liegen, dass Eiweisse vor

allem kurz- und mittelfristig Vorteile beim

Diabetes- und Adipositasmanagement

bieten, anderseits Organe belasten und

das Erkrankungs- und Sterberisiko erhöhen

könnten. Dies gilt in erster Linie für

eine hohe Zufuhr über Fleisch und Fleischprodukte

[41, 42]. Da auch hier aufgrund

fehlender Evidenz für die optimale Proteinzufuhr

für Diabetespatienten keine

allgemeinen Richtlinien existieren, muss

eine individuelle Herangehensweise gewählt

werden. Für Diabetes-Patienten ohne

Nephro pathie kann eine Zufuhr von

1 – 1.5 g Eiweiss pro Kilo Körpergewicht

(g / kg / d) Sinn machen. Damit decken Eiweisse

ca. 15 – 20 % des Energiebedarfs.

Generell geht der Trend hin zu höheren

Zufuhr-Empfehlungen (1.2 – 1.6 g / kg / d)

mit dem Argument, dies beeinflusse Körperfettanteil

und -verteilung, die glykämische

Kontrolle, postprandiale Thermogenese

und Energiebereitstellung positiv

[43]. Selbst bei diabetischer Nephropathie

wird eine Reduktion unter 0.8 g / kg / d

nicht empfohlen [31, 44, 45]. Allein aufgrund

ihres Alters haben viele Diabetespatienten

ein höheres Risiko für Protein-

Mangelernährung, Sarkopenie und Frailty

(Gebrechlichkeit), welches durch eine zu

starke Eiweisseinschränkung verschärft

wird [46]. Zudem hat eine Reduktion der

Zufuhr unter 0.8 g /kg / d keine Vorteile bezüglich

Glukoseparameter, HKL-Risiko

und Verlauf der glomerulären Filtrationsrate

[31, 44]. Das Beschränken auf diese

Menge konnte bei Diabetespatienten mit

Nephro pathie indes eine vorzeitige termi-

Tabelle 3. Vor- und Nachteile von Fetten in der Ernährung bei Diabetes mellitus.

Vorteile

+ Lange Magenverweildauer. Verbessert dadurch Sättigungseigenschaften

und verzögert die Glukose- und Insulinantwort

im Blut von stärkereichen Mahlzeiten.

+ Alleine genossen, lässt Fett den Insulinspiegel praktisch

unbeeinflusst.

+ Viele fettreiche Produkte wie Milchprodukte oder Nüsse sind

auch gute Eiweissquellen.

+ V.a. ungesättigte Fette haben einen geringeren Einfluss auf

Blutfett- und -zuckerwerte als Kohlenhydrate.

+ Gewisse pflanzliche Öle wie Olivenöl enthalten Stoffe, die

sättigen, die postprandiale Fettoxidation und die Thermogenese

fördern.

Nachteile

– Hohe Kaloriendichte, geringes Volumen, keine Nahrungsfasern,

niedriger Wasseranteil in fettreichen Lebensmitteln.

Sehr fette Speisen sättigen deshalb im Verhältnis zu den

enthaltenen Kalorien nur mässig.

– Fette kommen oft versteckt vor. Vor allem minderwertige

Fette sind billig und häufig in verarbeiteten Produkten wie

Frittiertem und Paniertem zu finden.

– Der Körper kann Fette komplett verwerten und gut speichern.

Geringste Thermogenese unter den Makronährstoffen.

Quintessenz Fette

• Einschränkung bei der Zufuhr: Fettqualität ist wichtiger als Fettmenge.

• Ersatz von gesättigten durch ein- oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren bringt Vorteile bei Blutzuckerkontrolle und HKL-Risiko.

• Bei gesättigten Fetten tierischen Ursprungs macht es mehr Sinn, bei Fetten aus Fleisch(-produkten) zu reduzieren als bei Fetten

aus Milchprodukten.

• Transfettsäuren kommen in verarbeiteten Produkten per Gesetz nur noch in geringen Mengen vor (< 2 g / 100 g Fett).

Sie können aber beim Zubereiten entstehen.

• Für das Meiden von Omega-6 Fettsäure-Quellen zugunsten von Omega-3 fehlt die Evidenz.

• Omega-3-Fettsäure-Supplemente tierischen oder pflanzlichen Ursprungs bringen keine Vorteile.

vsao /asmac Journal 5/22 41


Perspektiven

nale Niereninsuffizienz hinauszögern und

die Mortalität verringern [42], sowie Albuminurie

und HbA1c verbessern [47].

Eiweisse sind bezüglich ihrer Wirkung

wahrscheinlich noch heterogener

als die anderen Makronährstoffe. Dies

betrifft neben dem Effekt auf Mortalität

und Morbidität auch die unmittelbare

Insulinausschüttung nach Ein nahme, die

30 % und mehr der von Glukose entsprechen

kann [43]. Auch die postprandiale

Thermoge nese und Ausschüttung von

Sättigungshormonen, die Magenentleerungsrate

sowie die Stimulation der

Muskelproteinsyn these hängt von der

Zusammensetzung der Aminosäuren ab.

Eine besondere Rolle scheint hierbei der

Gehalt an Leucin zu spielen, welches in

Molke (Whey) in höchster Konzentration

vorkommt. Leucin fungiert als «Triggersubstanz»

für viele der postulierten Mechanismen

[43, 48]. Eine Zusammenfassung

der Vor- und Nachteile von Eiweiss

in Diabetesprävention und -therapie

bietet Tabelle 4.

Alkohol

Obwohl moderater Alkoholkonsum mit einem

niedrigeren Diabetes-Risiko verbunden

ist, muss die Einnahme stets gut abgewogen

und kontrolliert werden, zumal der

Zusammenhang J-förmig ist, mit einem

Anstieg des Risikos ab ca. 30 g Alkohol

/ Tag. Selbst geringer Konsum (1 – 2 Getränke

täglich à 10 g Alkohol) birgt Gesundheitsrisiken

und bringt unter dem

Zusammenfassung

Was für die Allgemeinbevölkerung als ausgewogene Ernährung angeschaut wird, gilt im

Grundsatz auch für Personen mit Diabetes. Die dürftige wissenschaftliche Evidenzlage

rechtfertigt keine dogmatische Haltung mit strikten Ge- und Verboten von Nährstoffen

oder Lebensmitteln. Vielmehr sind in einer ausgewogenen Ernährung alle Makronährstoffgruppen

vertreten, wobei eine Reduktion der Kalorienzufuhr gleichermassen erfolgreich

über Kohlenhydrate oder Fette passieren kann. Ideal sind Produkte hoher Qualität

sowie mit geringer und schonender Verarbeitung wie faserreiche Stärkeprodukte und

kaltgepresste pflanzliche Öle. Der Nutzen einer erhöhten Proteinzufuhr bezüglich Diabetesmanagement

und Gewichtskontrolle kristallisiert sich zunehmend. Als Quellen sollten

jedoch eher pflanzliche oder Milchprodukte herangezogen werden als rotes oder

verarbeitetes Fleisch. Die mediterrane Ernährungsweise und Konzepte mit vergleichbarem

wissenschaftlichem Fundament erfüllen am ehesten die Kriterien einer «geeigneten»

Ernährung für Diabetespatienten. Obwohl Alkohol dicht ist an leeren Kalorien,

spricht nichts dagegen, den Genuss darin eingebettet zu tolerieren. Angesichts der individuell

unterschiedlichen Stoffwechselreaktion auf gleiche Lebensmittel und unter

Berücksichtigung der dürftigen Beweislage ist eine personalisierte Herangehensweise

angebrachter denn je.

Abstract: Which diet is appropriate for patients with

diabetes mellitus?

What is considered a balanced diet for the general population is in principle also true

for people with diabetes. The scarce scientific evidence does not justify a dogmatic

attitude with strict rules and bans on nutrients or foods. Rather, all macronutrient

groups are represented in a balanced diet, whereby a reduction in calorie intake can be

equally successful via carbohydrates or fats. Ideal are products of high quality and with

low and gentle processing, such as starch products rich in fibre and cold-pressed vegetable

oils. The benefits of increased protein intake in terms of diabetes management and

weight control are becoming increasingly clear. However, plant-based or dairy products

should be used as sources rather than red or processed meat. The Mediterranean diet

and concepts with a comparable scientific basis are most likely to meet the criteria of a

“suitable” diet for diabetes patients. Although alcohol is dense with empty calories,

there is no reason not to tolerate the consumption embedded in such a diet. In view of

the individually different metabolic reactions to the same foods and taking into account

the scarce evidence, a personalised approach is more appropriate than ever.

Tabelle 4. Vor- und Nachteile von Eiweiss in der Ernährung bei Diabetes mellitus.

Vorteile

+ Eiweisszufuhr durch pflanzliche Quellen und teilweise

auch über Milchprodukte und weisses Fleisch und Fisch ist

tendenziell mit einem reduzierten Sterberisiko verbunden

+ Eiweisse bewirken einen deutlich geringeren Insulinanstieg

als Kohlenhydrate und schneiden auch bezüglich Thermogenese,

Sättigungsparameter, Gewichtskontrolle, NAFLD / NASH besser ab

+ V.a. Molkeprotein eignet sich gut um – zusammen mit

Widerstandstraining – den Verlust von Muskelmasse zu verlangsamen

+ Ein Teil der Energie aus Eiweissen geht in Form von Harnstoff

mit dem Urin «verloren»

+ Umwandlung in Glukose und Fett ist aufwändig und ineffizient

Nachteile

– Mögliche Erhöhung des Diabetesrisikos und der

Mortalität, v. a. bei Zufuhr an rotem Fleisch und

daraus hergestellten Produkten.

– Rein tierische Quellen liefern keine Fasern

– Stickstoff kann bei Vulnerablen Leber und Nieren

belasten

– Insulinotrope Wirkung muss je nach Quelle

berücksichtigt werden

Quintessenz Eiweisse

• Die Zufuhr sollte 0.8 g / kg / d nicht unterschreiten, selbst bei Vorliegen einer Nephropathie.

• Hinweise für Vorteile einer höheren Zufuhr (1.2 – 1.6 g / kg / d) bei normaler Nierenfunktion verdichten sich.

• Rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch sollten gemieden werden zugunsten von wenig verarbeiteten pflanzlichen Quellen

(Hülsenfrüchte inkl. Soja, Nüsse, Samen, Kerne, eiweissreiche Stärkebeilagen) und ungesüssten Milchprodukten.

• Leucin-reiche Eiweissquellen wie Molke und andere Milchprodukte haben besondere positive Eigenschaften bezüglich

Gewichtskontrolle und Muskelerhalt, beeinflussen den Insulinspiegel aber auch stärker.

42

5/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Strich keine Vorteile bei der Gesamtmortalität

[49 – 52]. Alkohol erzeugt über den

Energieüberschuss eine Hemmung der

Glukoneogenese und verbessert aufgrund

vermehrter Ausschüttung von Adiponektin

die Insulinsensitivität [51]. Dadurch

kann bei moderater Einnahme (1 Getränk

für Frauen, 2 für Männer) mit geringfügig

verbesserten Nüchternblutzucker- und

HbA1c-Werten gerechnet werden [53, 54].

Allerdings birgt Alkoholkonsum bei Diabetespatienten

auch das Risiko von verzögerten

Hypoglykämien [53, 55, 56]. Die

gleichzeitige Einnahme einer Mahlzeit

verringert dieses Risiko und zudem auch

die Wahrscheinlichkeit, dass der Alkoholkonsum

mit dem metabolischen Syndrom

assoziiert ist [57, 58]. Weitere Hin weise,

wie das Risiko von Alkoholkonsum bei

Diabetes-Pat ienten minimiert werden

kann, stehen in Kasten 1. Weinkonsum

war mit einer doppelt so starken Reduktion

der Diabetesinzidenz verbunden und

korrelierte auch weniger mit dem metabolischen

Syndrom verglichen mit Bierkonsum.

Ob der Getränketyp aber tatsächlich

einen kausalen Effekt auf das Risiko hat

oder lediglich eine Folge von bias und residual

confounding ist, bleibt ungeklärt [52,

58]. Argumente, die für und gegen das Tolerieren

von Alkoholkonsum sprechen,

sind in Tabelle 5 aufgelistet.

Ausgesuchte Lebensmittel

Die Untersuchung des Effekts von einzelnen

Lebensmitteln auf Risiko und Verlauf

von Diabetes ist grundsätzlich problematisch,

da Menschen stets eine Kombination

davon konsumieren. Kommt hinzu,

dass die Evidenzlage lückenhaft und

schwach ist. Deshalb sollten Empfehlungen

für oder gegen ein Lebensmittel mit

entsprechenden Alternativen individuell

und vorsichtig formuliert werden. Die Tabelle

6 soll dabei helfen.

Ernährungsweisen

Die Autoren einer Studie, die die Effizienz

unterschiedlicher Ernährungsansätze

Tabelle 5. Vor- und Nachteile von Alkohol in der Ernährung bei Diabetes mellitus.

Vorteile

+ Eiweisszufuhr Moderater Konsum ist mit einem geringeren

Risiko für Herzinfarkt und Diabetes verbunden

+ Erhöht das HDL-Cholesterin und Adiponektin und verringert

Gerinnungsneigung über die Hemmung von Fibrinogen

+ Moderater Konsum kann Blutzucker und HbA1c geringfügig

senken

Nachteile

– Hat eine hohe Dichte an Kalorien (rund 7 kcal / g)

– Viele alkoholische Getränke enthalten auch Zucker

– Kann Appetit anregen und Essverhalten verschlechtern

und erhöht damit das Risiko für Übergewicht

– Beeinflusst Blutzuckerspiegel. Risiko für Hypoglykämien

v. a. bei Typ 1 Diabetes und unter Einnahme gewisser oraler

Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Inkretine)

– Kann eine Fettleber verstärken

– Erhöht ab ca. 2 Standardgetränken am Tag den Blutdruck

– Erhöht das Risiko für Hirnschlag, manche Krebsarten,

psychiatrische Erkrankungen

– Entwässert

– Verschlechtert Compliance and Adhärenz an positive

Lebensstilveränderungen

Quintessenz Alkohol

• Selbst bei moderatem Konsum bleibt die Einnahme von Alkohol eine Risikoabwägung.

• Bei sonst unauffälligem Risikoprofil kann moderater Konsum aufgrund möglicher positiver Eigenschaften toleriert werden.

• Dann sollten alkoholische Getränke zusammen mit einer ausgewogenen Mahlzeit konsumiert werden.

• Getränke enthalten viele schlecht sättigende Kalorien und erhöhen dadurch das Adipositasrisiko.

• Ob Wein tatsächlich Vorteile gegenüber Bier und Spirituosen hat, kann nicht restlos bestätigt werden.

Kasten 1. Hinweise und Tipps, um alkoholbedingte Risiken bei Patienten mit Diabetes mellitus zu minimieren.

• Menge limitieren auf 1 Standardgetränk für Frauen

und 2 für Männer.

• Nur innerhalb von ausgewogenen Hauptmahlzeiten

konsumieren, nicht nüchtern. Langsamer Konsum.

• Vorsicht mit Alkoholkonsum bei Problemen mit

Hypoglykämien.

• Auf Alkohol-Medikamenten-Interaktionen achten.

• Wasser zu alkoholischen Getränken trinken, um die Trinkmenge

zu senken und Dehydratation vorzubeugen.

• Schorlegetränke und «gespritzte» Getränke vorziehen.

• Auf Zuckergehalt von alkoholischen Getränken achten.

Herstellerangaben wie «Extra Dry», «Brut» oder «Sec» bei

(Schaum)wein sind irreführend, da solche Getränke immer

noch beträchtliche Mengen an Zucker enthalten können.

Hersteller müssen keine Angaben zum Zuckergehalt

machen, weshalb Interessierte im Internet danach suchen

müssen.

• Varianten mit tiefem Alkoholgehalt (z. B. alkoholarmes

/-freies Bier, Clairette) enthalten oft sehr viel Zucker.

• Bei Alternativen wie alkoholfreien Sekt oder alkoholfreies

Bier auf den Zucker- und Kaloriengehalt achten. Bei

Nichtangabe des Herstellers sind die Information oft im

Internet auffindbar.

vsao /asmac Journal 5/22 43


Perspektiven

Tabelle 6. Zusammenhang zwischen dem Konsum ausgesuchter Lebensmittel und Risiko / Verlauf von Diabetes mit entsprechenden Implikationen.

Lebensmittel Eigenschaften / Evidenz Implikation für Diabetes Ref.

Kaffee

Koffein erhöht akut den Nüchtern- und

postprandialen Blutzucker. Längerfristig sind

die Effekte aber eher positiv. Kaffeekonsum ist

dosisabhängig mit einem erniedrigten

Diabetesrisiko verbunden.

Der Konsum von 4 – 5 Tassen Kaffee

am Tag hat wahrscheinlich eher

Vor- als Nachteile.

[59 – 62]

Früchte & Gemüse

Früchte- und Gemüsekonsum ist mit einem

geringfügig kleineren Diabetesrisiko assoziiert.

Beim Gemüse ist der Zusammenhang + / –

linear, bei Früchten U-förmig mit dem

niedrigsten Risiko bei ca. 2 Portionen / Tag.

Empfehlung für täglichen Konsum

von 3 Portionen Gemüse und 2

Portionen Früchte.

[63, 64]

Nüsse & Hülsenfrüchte

Nusskonsum ist teilweise mit einem erniedrigten

Diabetesrisiko verbunden, für Hülsenfrüchte

ist die Evidenz schwächer. Für beide

ist die Studienlage inkonsistent.

Täglich eine Portion (30 g) unverarbeitete

Nüsse auch für Personen

mit Übergewicht, da die Evidenz

für eine Senkung des HKL-Risikos

eher gegeben ist.

[65 – 67]

Fasern / Vollkornprodukte

Einnahme von Nahrungsfasern ist mit einer

geringeren Diabetesinzidenz und bei Diabetespatienten

mit niedriger Mortalität verbunden.

Der Effekt auf Blutzuckerparameter ist aber

gering und inkonsistent.

Personen mit Diabetesrisiko und

Diabetespatienten sollten wenn

immer möglich die Vollkornalternative

wählen.

[21, 68 – 70]

Brot

Brotkonsum ist nicht mit einem erhöhten

Diabetes risiko assoziiert. Sauerteig-/Roggenbrot

und manche Vollkornvarianten bieten

möglicherweise Vorteile bez. Blutzuckerantwort

gegenüber Weissbrot.

Keine generelle Einschränkung

beim Brot nötig. Roggen- / Vollkornbrot

vorziehen.

[71 – 73]

Reis

Konsum von weissem Reis korreliert mit

einem erhöhten Diabetesrisiko. Ersatz von

weissem durch braunen Reis mit Risikosenkung

verbunden.

Einsatz von Alternativen zu

weissem Reis (z. B. brauner Reis,

Quinoa, Buchweizen, Linsen)

macht wahrscheinlich Sinn.

[74 – 77]

Pasta

Pastakonsum hat bei Personen mit und ohne

Diabetes signifikant geringeren Blutzuckeranstieg

zur Folge als der Konsum von Kartoffeln

oder Brot und ist mit geringerem Adipositasrisiko

verbunden.

Es gibt keinen Grund vom Pastakonsum

abzuraten, solange die

Kohlenhydrat zufuhr die Empfehlung

nicht übersteigt.

[78 – 81]

Kartoffeln

Verzehr ist konsistent mit erheblich erhöhtem

Diabetesrisiko verbunden (v. a. Pommes

Frites). Ersatz von Kartoffeln durch Vollkornprodukte

senkt Risiko.

Von häufigem Konsum (fast täglich)

von Kartoffeln sollte eher abgeraten

werden (v. a. von Pommes Frites).

Faserreiche Stärkeprodukte

vorziehen.

[82 – 84]

(Low-Fat, Vegetarisch, Mediterran, High-

Protein, Moderate-Carb, Low-Carb, Control,

Low GI / GL, Paleo) bei Diabetespatienten

miteinander verglich, kam zum

Schluss, dass die mediterrane Ernährungsweise

am besten geeignet ist um den

Blutzucker zu kontrollieren [106]. Es ist

aber davon auszugehen, dass Ernährungsweisen,

die ähnlich aufgebaut sind

wie diese, wie z. B. DASH, vergleichbar gut

geeignet sind [31, 107, 108]. Mithilfe der

mediterranen Ernährungsweise konnte

auch eine nachhaltigere Gewichtsreduktion

erzielt werden als mit einer Low-Carb

oder einer Low-Fat-Diät [9]. Die Adhärenz

an eine mediterrane Ernährungsweise

kann relativ einfach mit einem validierten

Schnellfragebogen erfasst werden

[109]. Ein entsprechendes Tellermodell

für eine möglichst praxisnahe Verwendung

ist ebenfalls verfügbar [110]. Als potenziell

vielversprechend, um das Körpergewicht,

Glukose- und Insulinparameter

bei Allgemeinbevölkerungen positiv zu

beeinflussen hat sich das Intervallfasten

(intermittierendes Fasten) erwiesen [111].

Für eine breite Anwendung bei Diabetes-Patienten

fehlen allerdings noch aussagekräftige

Studien [112].

Prof. Dr. med. David Fäh, MPH

Berner Fachhochschule

Departement Gesundheit

Ernährung und Diätetik

Finkenhubelweg 11

3008 Bern

david.faeh@bfh.ch

44

5/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Lebensmittel Eigenschaften / Evidenz Implikation für Diabetes Ref.

Milch & Milchprodukte

Erhöhung des Konsums ist mit einer Senkung

des Diabetesrisikos verbunden. Einige Studien

fanden Vorteile von Joghurt und fettreduzierten

Produkten, manche keinen oder einen

negativen Effekt von anderen Milchprodukten

wie Milch oder Käse.

Der regelmässige Konsum von

zucker armen Milchprodukten wie

Nature- Joghurt kann empfohlen

werden.

[85 – 89]

Fleisch

Konsum von rotem und v. a. verarbeitetem

Fleisch, teilweise aber auch von Poulet und

Fisch ist mit einem erhöhten Diabetesrisiko

assoziiert.

Starke Konsumenten von rotem

/ verarbeitetem Fleisch sollten

ihren Protein bedarf teilweise durch

pflanzliche Quellen und Milchprodukte

decken.

[90 – 93]

Vitamin- & andere

Supplemente

Es gibt keine überzeugende Evidenz für

Gesundheitsvorteile bei Diabetespatienten

durch Supplementierung mit Chrom, Magnesium,

Zink, Vitamin D sowie durch Zimt und

ähnliche Produkte.

Mit Ausnahme von spezifischen

Situationen (z. B. Zöliakie, Schwangerschaft,

Veganismus, Metformintherapie)

ist eine Supplementierung

nicht angebracht. Von längerfristiger

Supplementierung mit

Vitamin E und A / Betacarotin sollte

abgeraten werden.

[31,

94 – 102]

Salz

Hohe, aber auch niedrige Urin-Natriumausscheidung

war bei Diabetespatienten mit

erhöhter (HKL-)mortalität verbunden.

Die aktuelle Evidenzlage erlaubt

keine Schlussfolgerung / Empfehlung.

[103 – 105]

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Perspektiven

Im Einsatz für das Rote Kreuz

Katastrophen, Not

und Wunder

Isabelle Güss, Praxispädiaterin Schaffhausen

Bild: zvg

Schon seit meiner Schulzeit

wollte ich für das Rote Kreuz

arbeiten. Nach meiner Facharztausbildung

in Pädiatrie

bewarb ich mich 2004 beim Internationalen

Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)

und war 15 Monate als Pädiaterin im

Südsudan im Einsatz. Immer wieder

kam es zu Unruhen oder Explosionen,

so dass wir uns im Spital oder in der

Unterkunft in Sicherheit bringen mussten.

Das schweisst zusammen, zu einigen

meiner IKRK-Kollegen aus aller Welt

habe ich auch heute noch Kontakt.

Fremde Kulturen kennenzulernen,

mit Kollegen aus unterschiedlichen

Nationen zu arbeiten, verschiedene

Sprachen anzuwenden, faszinierte mich

sehr. Mit einfachen Mitteln Diagnosen

zu stellen, zu impro visieren und sich

immer wieder neuen Situationen anzupassen,

gehört ebenfalls zum Reiz dieser

Einsätze. Deshalb ist eine gute Ausbildung,

möglichst auch in Tropenmedizin,

ebenso eine Voraussetzung wie Sprachkenntnisse.

Da ich in der Schweiz verwurzelt

bleiben wollte, habe ich mich 2006 beim

Schweizerischen Roten Kreuz (SRK)

für den ERU-Gesundheitspool beworben.

Die Emergency Response Units (ERU)

sind standardisierte Hilfseinheiten für

den internationalen Katastropheneinsatz.

Das Material lagert transportfertig vor

Ort und kann inklusive Personal innerhalb

von 72 Stunden am Einsatzort sein.

Die Einsätze dauern vier bis sechs Wochen,

aufgrund der hohen Arbeitsbelastung,

der schwierigen klimatischen Bedingungen

und des hohen Stresslevels

müssen die Teams regelmässig ausgetauscht

werden. Im Schweizer Spitalsystem

ist es jedoch schwierig, kurzfristig

für Nothilfeeinsätze freizubekommen.

Erst als ich 2008 in einer Gemeinschaftspraxis

anfing, konnte ich mich regelmässig

zur Verfügung stellen.

Haiti 2010: Das Miraclebaby wird ins Feldspital eingeliefert,

niemand hatte geglaubt, dass es überlebt.

Meine ersten drei Einsätze

(2008–2011) führten mich nach Haiti.

Ich versorgte Erwachsene und Kinder

nach einem Hurrikan in einer Poliklinik,

arbeitete nach dem grossen Erdbeben Tag

und Nacht als Pädiaterin im Feldspital

und rehydrierte schwerkranke Cholerapatienten

in der Cholerastation. Kein

Einsatz gleicht dem anderen, man weiss

nie, was einen erwartet, die Herausforderungen

sind jedes Mal riesig. Trotzdem

spürt man grosse Freude, wenn es

wieder losgeht.

Die grösste ERU-Einheit ist ein

Feldspital mit 80 Betten. Es wurde 2010

in Haiti und 2017 in Bangladesch eingesetzt.

Ich war sehr beeindruckt, wie im

aufb lasbaren Operationssaal die ganze

Nacht eine Notfallsektio nach der anderen

durchgeführt wurde; im ICU-Zelt

bei 30 Grad trotz Klimaanlage schwer

kranke Patienten überlebten und im Gebärzelt

teilweise drei Frauen gleichzeitig

ihre Kinder zur Welt brachten, auch wenn

es nur eine Liege gab.

Die Mortalität ist in der Pädiatrie

besonders hoch. Das ist sehr belastend

und manchmal kommen Zweifel an den

eigenen Fähigkeiten auf. In meinem letzten

Einsatz in Bangladesch ist in der

ersten Woche jeden Tag mindestens ein

Kind gestorben. Viele Kinder haben nur

durch aufopfernde Pflege und Improvisationstalent

überlebt.

Besonders in Erinnerung geblieben

ist mir das drei Wochen alte Miraclebaby

in Haiti, das unterernährt mit schwerer

Infektion und Apnoen eingeliefert wurde

und im Intensivzelt alle paar Minuten

bebeutelt werden musste, Tag und Nacht.

Nur durch eine intraossäre Infusion

konnten die lebensrettenden Antibiotika

verabreicht werden. Das sind schöne

Momente, wenn solche Kinder das Spital

mit den Eltern verlassen.

Wieder zu Hause freut man sich über

die funktionierende Infrastruktur, das

weiche Bett und die kleinen lösbaren

Probleme in der Praxis. Zunehmend steigt

aber die Sehnsucht nach dem nächsten

Einsatz.

Weitere Informationen zum IKRK

bzw. zum SRK unter:

www.icr.org / www.redcross.ch.

vsao /asmac Journal 5/22 51


mediservice

Briefkasten

Jugendliche und

Alkohol

Je älter Kinder werden, desto

mehr Rechte, aber auch

Pflichten und Verantwortung

haben sie. Auto fahren, von

zuhause ausziehen, heiraten: Das geht

erst ab 18. So weit, so klar. Doch ab

welchem Alter dürfen sie Bier trinken?

Bei Nils, 17, steigt eine Party. Volljährige

Kollegen bringen Ecstasy-Pillen mit und

bieten diese den Gästen an. Mit der

Abgabe von Ecstasy an andere Personen

machen sich die Kollegen von Nils wegen

Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz

strafbar. Dieses stellt nicht nur die

Abgabe beziehungsweise den Verkauf

oder den Besitz von Betäubungsmitteln

unter Strafe, sondern auch ihren Konsum.

Somit machen sich auch alle

Jugendlichen strafbar, die die Pillen

letztlich konsumieren. Abhängig vom

Einzelfall besteht die Möglichkeit, dass

auch Nils sich strafbar macht – indem

sein «Nichteinschreiten» als untergeordneter

Tatbeitrag (sogenannte Gehilfenschaft)

qualifiziert wird oder aber aufgrund

der konkreten Umstände eine

Garantenstellung (Verantwortung von

Nils für andere Personen) angenommen

werden muss. Nils wäre daher gut

beraten, in dieser Situation einen Erwachsenen

beizuziehen und seine

Kollegen aufzufordern, keine Ecstasy-

Pillen an andere Gäste zu verteilen

beziehungsweise die Party zu verlassen.

Allenfalls müssen auch die Rettungsdienste

sowie die Polizei alarmiert

werden – zum Beispiel dann, wenn

bereits Pillen konsumiert wurden.

Marie ist schon 16 und kauft im

Ausgang Bier an der Tankstelle für ihre

15-jährigen Kolleginnen. Der Umstand,

dass Marie ihren jüngeren Kolleginnen

Bier kauft, ist mit Blick auf den Jugendschutz

natürlich problematisch. Sie

macht sich aber nicht notwendigerweise

strafbar. Der Tatbestand «Verabreichung

von gesundheitsgefährdenden Stoffen an

Kinder» stellt das Zurverfügungstellen

von alkoholischen Getränken in einer

gesundheitsgefährdenden Menge unter

Strafe. Handelt es sich um eine sehr

geringe Menge und sehr schwachen

Alkohol (zum Beispiel ein Radler), dürfte

die Handlung eher nicht strafbar sein. Je

grösser die Menge und/oder je stärker der

Alkohol, umso eher ist man jedoch im

strafbaren Bereich.

Machen sich Eltern strafbar, wenn sie

15-Jährigen bei sich zuhause ein Bier

anbieten? Rein juristisch gesehen dürfte

die Handlung unter den Tatbestand

«Verabreichung gesundheitsgefährdender

Stoffe an Kinder» fallen, sofern die

Eltern den Kindern eine ausreichend

grosse Menge Alkohol anbieten, so dass

die Gesundheit gefährdet wird. Das

«Zurverfügungstellen» von kleineren

Mengen (beispielsweise einem Schluck

Bier) ist jedoch nicht strafbar.

Jugendliche und Alkohol

Gemäss Jugendschutz:

– darf kein Alkohol an Kinder und

Jugendliche unter 16 Jahren verkauft

oder ausgeschenkt werden,

– dürfen Bier und Wein nur an über

16-Jährige verkauft oder ausgeschenkt

werden,

– dürfen Spirituosen, Aperitifs und

Alcopops nur an über 18-Jährige

verkauft oder ausgeschenkt werden.

Die Altersgrenzen 16/18 für den Alkoholverkauf

sind im nationalen Gesetz

verankert und gelten damit für die ganze

Schweiz. Einige Kantone haben diese

Regelungen verschärft. Und auch einige

Detailhändler – wie z. B. Coop – verkaufen

Alkohol nur an über 18-Jährige.

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Jurist bei der AXA-ARAG,

Experte in den Bereichen

Vertrags-, Erb-, Familienund

Personenrecht

Bild: zvg

52

5/22 vsao /asmac Journal


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Rückkehr der wichtigsten Fachmesse

im Gesundheitswesen

Branchen-Treffpunkt für

Innovation, Information

und Networking

Nach zweimaliger pandemiebedingter

Verschiebung kehrt die IFAS 2022

zurück. Während drei Tagen stehen in

der Messe Zürich die Neuheiten der Aussteller

im Fokus, die im Zuge der digitalen

Transformation in der Healthcare-Branche

und aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen

einen weiteren Innovationsschub

erfahren haben. Auch in ihrer neusten Ausgabe

integriert die Fachmesse ein dreitägiges

Symposium zu brandaktuellen Themen.

Zudem ist sie Schauplatz der IFASinnovation

Challenge sowie Austragungsort der Schweizer

Jobmesse CareFair.

«Die Erfahrungen aus den vergangenen

zweieinhalb Jahren haben gezeigt, wie wichtig

ein gut funktionierendes Gesundheitswesen

für die Gesellschaft ist», sagt Heinz

Salzgeber, langjähriger Messeleiter. «Als

grösster Branchenanlass ist die IFAS seit

jeher ein Ort der Wissensvermittlung und

des Networkings und bietet Fachpersonen

eine einzigartige Plattform, um sich gezielt

über Trends und Produktneuheiten zu informieren».

Dies bestätigt auch die Anzahl

und Vielfalt der angemeldeten Aussteller.

Sowohl führende Anbieter als auch Newcomer

aus den Bereichen Verbrauch & Logistik,

Einrichtung & Ausstattung, Informatik,

Diagnostik & Labortechnik, Medizintechnik

& Elektromedizin, Physiotherapie, Fitness &

Sport und Reha sorgen an der IFAS 2022 für

eine umfassende Branchenpräsenz.

Symposium: Brandaktuelle Themen

Das diesjährige Symposium widmet sich an

jedem der drei Messetage einem Schwerpunktthema,

welche die aktuellen Herausforderungen

im Gesundheitswesen beleuchten.

Vertreterinnen und Vertreter aus Politik

und Wirtschaft referieren und diskutieren

über hochaktuelle Themen wie dem Datenschutz

und der Informationssicherheit im

Gesundheitswesen, über das New Health

Care Management und die Bedeutung von

Innovation und Vision für die Branche und

diskutieren unter anderem Lösungsansätze,

um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

entgegenzuwirken.

IFASinnovation Challenge: Sprungbrett

für junge innovative Start-Ups

Nach 2018 bietet die IFAS in Partnerschaft

mit der Initiantin Cosanum AG der Start-Up-

Szene aus dem Schweizer Gesundheitswesen

wiederum eine einzigartige Plattform.

Ziel der IFASinnovation Challenge ist es, die

Innovationskraft der Schweizer Healthcare-Branche

zu fördern und mit disruptiven

Ansätzen und Technologien den Markt zu erneuern.

Die besten 25 Start-Ups aus den eingereichten

Bewerbungen erhalten die Chance,

ihre Innovationen in einer Sonderschau

auf der IFAS zu präsentieren. Dem Sieger der

Challenge wird anlässlich der Preisverleihung

am letzten Messetag der IFASinnovation

Award überreicht.

CareFair: Schweizer Jobmesse für

Gesundheitsberufe

Die Pandemie hat das Gesundheitspersonal

stark gefordert. Umso wichtiger ist es für

Arbeitsgebende, qualifiziertes Gesundheitspersonal

zu finden. Die Schweizer Jobmesse

für Gesundheitsberufe CareFair findet 2022

bereits zum dritten Mal in die IFAS integriert

statt und bietet der Branche eine interessante

Möglichkeit, sich auf dem Arbeitsmarkt

zu positionieren und vakante Stellen

zu besetzen. Sie bietet Jobsuchenden und

Arbeitgebenden die Möglichkeit, an der IFAS

2022 einfach und unkompliziert in Kontakt

zu treten. Über 20 Spitäler, Kliniken und Heime

präsentieren sich an der diesjährigen

CareFair.

Die IFAS 2022,

25. – 27. Oktober 2022, Messe Zürich

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Donnerstag von

9 bis 17 Uhr

Von der Diagnostik über die Behandlung bis zur

Therapie, Pflege und Administration: Die IFAS

2022 bietet Entscheidungsträgern, Praxisinhabern

und Fachpersonen eine einzigartige Bühne,

um sich über die Innovationen und Neuheiten

der Branche ins Bild zu setzen. Das dreitätige

Symposium ist kostenlos und als offene Veranstaltung

in Halle 6 integriert. Informationen

zu den Ausstellern, das aktuelle Programm zum

Symposium sowie Eintrittsticket kostenlos online

anfordern unter:

ifas-expo.ch


mediservice

Auto-Finanzierung:

Leasing oder Kredit?

Peter braucht ein Auto. Am liebsten würde er einen Plug-in-Hybrid kaufen.

Das Modell, das ihm gefällt, kostet mit Sonderausstattung 49 000 Franken.

Zu viel. Darum überlegt Peter, ob er das Auto leasen oder über einen

Privatkredit kaufen soll. Oder hat er noch andere Möglichkeiten?

Yasmine Suter, Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG

Autoleasing

Beim Leasing macht Peter für eine definierte

Laufzeit und Kilometerleistung eine

Anzahlung. Monatlich wird mit der

Leasingrate der noch offene Betrag für

das Auto inklusive Zins bezahlt. Aktuell

liegen die Leasingraten je nach Angebot

bei 3,9 bis 5,9 Prozent, teilweise auch ohne

Aktionen der Hersteller tiefer. Der Leasingvertrag

regelt die Bedingungen. Peter

ist Besitzer und bezahlt für den Gebrauch,

Eigentümer bleibt die Leasinggesellschaft.

Nach Ablauf der vereinbarten Laufzeit hat

Peter drei Optionen:

1. Autorückgabe

2. Autoübernahme und Restwertbezahlung

3. Vertragsverlängerung zu neuen

Bedingungen

Leasingfahrzeuge brauchen in der Regel

eine Vollkaskoversicherung. Die Leasingraten

sind für Unternehmen steuerlich abzugsfähig,

wenn das Fahrzeug geschäftlich

genutzt wird, für Privatpersonen wie

Peter nicht.

Privatkredit

Finanziert Peter den Kauf über einen Kredit,

so gehört das Auto ihm. Er muss jedoch

der Bank das Geld innerhalb der vertraglich

vereinbarten Laufzeit zurückzahlen,

inklusive Zins. Aktuell liegen die effektiven

Kreditzinsen bei 3,5 bis 9,95 Prozent.

Bilder: Adobe Stock; zvg

54

5/22 vsao /asmac Journal


mediservice

Die Angebote unterscheiden sich und hängen

von der Kreditfähigkeit (Bonität) ab.

Als Eigentümer kann Peter selbst entscheiden,

ob er eine Vollkaskoversicherung abschliessen

will oder nicht.

Kredit- oder Leasingvertrag: die voraussichtlichen

Kosten können mit einem

Kreditrechner und Leasingrechner bequem

berechnet werden.

Will Peter das Auto behalten, ist die

Kreditfinanzierung häufig attraktiver. Insbesondere,

weil er mit dem kreditfinanzierten

Kauf Steuern sparen kann. Will

Peter das Auto für eine bestimmte Zeit

brauchen oder regelmässig das neuste

Modell fahren, dann ist das Leasing sinnvoll.

Zudem schützt Leasing besser vor

Wertverlust: Bei Elektroautos wichtig,

denn wenn in drei oder vier Jahren kleinere

Batterien doppelt so viel Reichweite

bieten, ist das Modell von heute nicht

mehr viel wert.

Mieten statt kaufen oder leasen

Es gibt auch flexible Alternativen zum

Kredit- oder Leasingvertrag: ein Auto-Miet-

Abonnement beispielsweise von CARIFY.

Im Sommer im luftigen Cabrio und im Winter

im sicheren 4×4 unterwegs: Das Abo ist

flexibler als der Autokauf oder das Autoleasing

und kann nach Ablauf der Mindestlaufzeit

monatlich gekündigt werden.

Leasing:

Vor- und Nachteile

Vorteile

––

Flexibel: 12, 24, 36, 48 oder 60

Monate Laufzeit

––

Einfacher Wechsel auf ein aktuelles

Modell nach Ablauf der Laufzeit

(neuer Vertrag)

––

In der Regel keine grösseren

Reparaturen (Verschleiss) bei

Neuwagenleasing

––

Fester Rückkaufswert, unabhängig

von der Wertentwicklung (kein

Wertverlustrisiko)

Nachteile

––

Autoleasing kann die Bonität und

damit andere Finanzierungen

beeinflussen

––

Das Fahrzeug geht nach Ablauf des

Leasings zurück (oder kann zum

Rückkaufwert gekauft werden)

––

Schäden werden nach der Rückgabe

geregelt, der Kunde trägt nur den

Selbstbehalt

––

Die Kündigung des Leasingvertrages

ist möglich, kostet aber Geld

Privatkredit:

Vor- und Nachteile

Auch für die Kreditfinanzierung hat

sich Peter die wichtigsten Pros und

Contras überlegt und notiert.

Vorteile

––

Flexible Laufzeiten von 12 bis 60

oder mehr Monaten

––

Das Fahrzeug gehört dem Kreditnehmer

––

Je nach Vertrag schneller zurückzahlbar

– verkürzte Vertragslaufzeit

––

Freie Werkstattwahl für Service oder

Reparaturen

Nachteile

– – Autofinanzierung kann die Bonität

und damit andere Finanzierungen

beeinflussen

– – Die Zinsen sind höher als beim

Leasing

– – Teure Reparaturen (Verschleiss)

sind nach ein paar Jahren wahrscheinlich

– – Das Fahrzeug gehört dem Besitzer,

damit trägt er auch das Wertverlustrisiko

– – Fahrzeug muss selbst verkauft

werden

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vsao /asmac Journal 5/22 55


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Kochen für Gaumen und Gesundheit

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Martina Novak, Fachspezialistin SWICA Unternehmenskommunikation

Bilder: zvg; Adobe Stock

56

5/22 vsao /asmac Journal


mediservice

Geräucherte Forelle mit lauwarmem Randen-Apfel-Salat

Rezept für 4 Personen / Zubereitungszeit: etwa 40 Minuten

Zutaten

Forelle und Randen-Apfel-Salat

2 Stück Forellenfilets, geräuchert

2 Stück Randen, roh

2 Stück Äpfel, Golden Delicious

1 Stück Orange

wenig Balsamico Bianco

wenig Olivenöl

wenig Senfkörner

wenig Dill

wenig Brunnenkresse

wenig «Aromat»

«Aromat»

150 g Knollensellerie

250 g Pfälzer Rüben

200 g Salz

15 g Senfpulver

10 g Zwiebelpulver

5 g Knoblauchpulver

1 g Kurkuma

20 g Rohzucker

Und so wirds gemacht

Für das «Aromat»

Knollensellerie und Pfälzer Rüben mit

der Bircherraffel raffeln und mit Salz

mischen, die Mischung im Ofen bei 80 °C

trocknen. Alle anderen Zutaten beigeben

und im Mixer zu einem feinen Gewürzsalz

mixen.

Für die Forelle und den

Randen-Apfel-Salat

Randen im Wasser oder im Dampf weich

garen und etwas auskühlen lassen. Gekochte

Randen schälen und beliebig

zerschneiden. Die geschnittenen Randen

mit Balsamico, Olivenöl, Senfkörnern und

«Aromat» marinieren. Die Äpfel ebenfalls

gleich gross schneiden und beigeben. Die

geräucherten Forellen in vier gleich

grosse Stücke schneiden. Den Salat vor

dem Anrichten nochmals abschmecken

und mit Dill verfeinern.

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Tipp

Randen können auch bereits gekocht

verwendet werden. Allenfalls kann noch

etwas Meerrettichschaum dazu serviert

werden. Anstatt «Aromat» kann man auch

Salz und Pfeffer zum Würzen nehmen.

Anrichten

Forellenfilet im Teller platzieren.

Den noch lauwarmen Randen-Apfel-Salat

daneben länglich anrichten, etwas

Orangenabrieb über den Salat geben.

Den Salat mit Orangenfilets, Apfelspalten

und Brunnenkresse ausgarnieren.

Die Gesundheitsorganisation SWICA ist Sponsorin der Schweizer Kochnationalmannschaft,

aus deren Repertoire dieses Rezept stammt.

vsao /asmac Journal 5/22 57


Impressum

Kontaktadressen der Sektionen

Nr. 5 • 41. Jahrgang • Oktober 2022

Herausgeber/Verlag

AG

VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

mediservice vsao-asmac

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern

Telefon 031 350 44 88

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch

www.vsao.ch, www.asmac.ch

Im Auftrag des vsao

Redaktion

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),

Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Bianca Molnar,

Patricia Palten, Léo Pavlopoulos, Lukas

Staub, Anna Wang

Geschäfts ausschuss vsao

Angelo Barrile (Präsident), Nora Bienz

(Vizepräsidentin), Severin Baerlocher,

Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,

Patrizia Kündig, Richard Mansky,

Gert Printzen, Svenja Ravioli, Patrizia Rölli,

Martin Sailer, Jana Siroka, Clara Ehrenzeller

(swimsa)

Druck, Herstellung und Versand

Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,

Wölflistrasse 1, 3001 Bern

Telefon +41 31 300 66 66

info@staempfli.com, www.staempfli.com

BL/BS

VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:

lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,

4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch

BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,

info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch

FR

ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,

Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,

info@gkaufmann.ch

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch

GR

JU

NE

VSAO Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 081 256 55 55, info@vsao-gr.ch,

www.vsao-gr.ch

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,

marie.maulini@h-ju.ch

ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist,

Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,

Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch

SG/AI/AR VSAO Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,

surber@anwaelte44.ch

Layout

Oliver Graf

Titelillustration

Stephan Schmitz

Inserate

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,

Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa

Telefon 044 928 56 53

E-Mail vsao@fachmedien.ch

SO

TI

TG

VSAO Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,

segretariato@asmact.ch

VSAO Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

Auflagen

Druckauflage: 22 500 Expl.

WEMF/KS-Beglaubigung 2022: 21 697 Expl.

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.

Für vsao-Mitglieder im Jahresbeitrag

inbegriffen.

ISSN 1422-2086

Ausgabe Nr. 6/2022 erscheint im

Dezember 2022. Thema: Licht

© 2022 by vsao, 3001 Bern

Printed in Switzerland

VD

VS

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)

VSAO Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

ZH/SH

VSAO ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,

Geschäftsführerin, Nordstrasse 15, 8006 Zürich, Tel. 044 941 46 78,

susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch

Publikation2022

FOKUSSIERT

KOMPETENT

TRANSPARENT

Gütesiegel Q-Publikation

des Verbandes Schweizer Medien

58

5/22 vsao /asmac Journal


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Kontrollwerten auf dem Dexcom G6 nicht Ihren Symptomen oder

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erforderlich. Follower sollten die Messwerte der Dexcom G6­

App oder des Empfängers vor dem Treffen von Behandlungsentscheidungen

immer bestätigen. Verwenden Sie das Dexcom

G6 System immer gemäss den Gebrauchsanweisungen, die Ihrem

Gerät beiliegen und unter www.dexcom.com einsehbar sind.

Beachten Sie alle Indikationen, Kontraindikationen, Warnungen,

Vorsichtsmassnahmen und Hinweise. Eine Nichtbeachtung

kann dazu führen, dass Sie eine schwere Hypoglykämie (Unterzuckerung)

oder Hyperglykämie (Überzuckerung) nicht erkennen

und/oder eine Behandlungsentscheidung treffen, die negative

Auswirkungen haben kann. Wenn die Warnungen zu Ihren Gewebeglukosewerten

und den Kontrollwerten auf dem G6 nicht Ihren

Symptomen entsprechen, verwenden Sie ein BZ­Messgerät, um

Diabetes­Behandlungsentscheidungen zu treffen. Suchen Sie bei

Bedarf ärztlichen Rat und Hilfe, auch bei medizinischen Notfällen.

Bedienungsanleitung Dexcom G6: Verwendung Ihres G6.

Gebrauchsanweisungen. © 2018 Dexcom, Inc. Alle Rechte

vorbehalten.

1

Gilbert TR et al. Change in Hemoglobin A1c and Quality of Life

with Real­Time Continuous Glucose Monitoring Use by People

with Insulin­Treated Diabetes in the Landmark Study. Diabetes

Technology & Therapeutics 2021; 23(S1): 35–39

2

Beck RW et al. Effect of Continuous Glucose Monitoring on

Glycemic Control in Adults With Type 1 Diabetes Using Insulin

Injections – The DIAMOND Randomized Clinical Trial. JAMA. 2017;

317(4): 371­378

Dexcom, Dexcom G6, Dexcom Follow, Dexcom Share sowie

Dexcom CLARITY sind eingetragene Marken von Dexcom, Inc.

in den USA und können in anderen Ländern eingetragen sein.

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