vsao Journal Nr. 5 - Oktober 2022
Form - Rechnen, fliegen, gestalten Politik - Gesperrte Betten – Handeln tut not Diabetes - Neue Therapieformen Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus
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Vitamine/Mineralstoffe - Ernährung bei Diabetes mellitus
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Perspektiven<br />
Strich keine Vorteile bei der Gesamtmortalität<br />
[49 – 52]. Alkohol erzeugt über den<br />
Energieüberschuss eine Hemmung der<br />
Glukoneogenese und verbessert aufgrund<br />
vermehrter Ausschüttung von Adiponektin<br />
die Insulinsensitivität [51]. Dadurch<br />
kann bei moderater Einnahme (1 Getränk<br />
für Frauen, 2 für Männer) mit geringfügig<br />
verbesserten Nüchternblutzucker- und<br />
HbA1c-Werten gerechnet werden [53, 54].<br />
Allerdings birgt Alkoholkonsum bei Diabetespatienten<br />
auch das Risiko von verzögerten<br />
Hypoglykämien [53, 55, 56]. Die<br />
gleichzeitige Einnahme einer Mahlzeit<br />
verringert dieses Risiko und zudem auch<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass der Alkoholkonsum<br />
mit dem metabolischen Syndrom<br />
assoziiert ist [57, 58]. Weitere Hin weise,<br />
wie das Risiko von Alkoholkonsum bei<br />
Diabetes-Pat ienten minimiert werden<br />
kann, stehen in Kasten 1. Weinkonsum<br />
war mit einer doppelt so starken Reduktion<br />
der Diabetesinzidenz verbunden und<br />
korrelierte auch weniger mit dem metabolischen<br />
Syndrom verglichen mit Bierkonsum.<br />
Ob der Getränketyp aber tatsächlich<br />
einen kausalen Effekt auf das Risiko hat<br />
oder lediglich eine Folge von bias und residual<br />
confounding ist, bleibt ungeklärt [52,<br />
58]. Argumente, die für und gegen das Tolerieren<br />
von Alkoholkonsum sprechen,<br />
sind in Tabelle 5 aufgelistet.<br />
Ausgesuchte Lebensmittel<br />
Die Untersuchung des Effekts von einzelnen<br />
Lebensmitteln auf Risiko und Verlauf<br />
von Diabetes ist grundsätzlich problematisch,<br />
da Menschen stets eine Kombination<br />
davon konsumieren. Kommt hinzu,<br />
dass die Evidenzlage lückenhaft und<br />
schwach ist. Deshalb sollten Empfehlungen<br />
für oder gegen ein Lebensmittel mit<br />
entsprechenden Alternativen individuell<br />
und vorsichtig formuliert werden. Die Tabelle<br />
6 soll dabei helfen.<br />
Ernährungsweisen<br />
Die Autoren einer Studie, die die Effizienz<br />
unterschiedlicher Ernährungsansätze<br />
Tabelle 5. Vor- und Nachteile von Alkohol in der Ernährung bei Diabetes mellitus.<br />
Vorteile<br />
+ Eiweisszufuhr Moderater Konsum ist mit einem geringeren<br />
Risiko für Herzinfarkt und Diabetes verbunden<br />
+ Erhöht das HDL-Cholesterin und Adiponektin und verringert<br />
Gerinnungsneigung über die Hemmung von Fibrinogen<br />
+ Moderater Konsum kann Blutzucker und HbA1c geringfügig<br />
senken<br />
Nachteile<br />
– Hat eine hohe Dichte an Kalorien (rund 7 kcal / g)<br />
– Viele alkoholische Getränke enthalten auch Zucker<br />
– Kann Appetit anregen und Essverhalten verschlechtern<br />
und erhöht damit das Risiko für Übergewicht<br />
– Beeinflusst Blutzuckerspiegel. Risiko für Hypoglykämien<br />
v. a. bei Typ 1 Diabetes und unter Einnahme gewisser oraler<br />
Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Inkretine)<br />
– Kann eine Fettleber verstärken<br />
– Erhöht ab ca. 2 Standardgetränken am Tag den Blutdruck<br />
– Erhöht das Risiko für Hirnschlag, manche Krebsarten,<br />
psychiatrische Erkrankungen<br />
– Entwässert<br />
– Verschlechtert Compliance and Adhärenz an positive<br />
Lebensstilveränderungen<br />
Quintessenz Alkohol<br />
• Selbst bei moderatem Konsum bleibt die Einnahme von Alkohol eine Risikoabwägung.<br />
• Bei sonst unauffälligem Risikoprofil kann moderater Konsum aufgrund möglicher positiver Eigenschaften toleriert werden.<br />
• Dann sollten alkoholische Getränke zusammen mit einer ausgewogenen Mahlzeit konsumiert werden.<br />
• Getränke enthalten viele schlecht sättigende Kalorien und erhöhen dadurch das Adipositasrisiko.<br />
• Ob Wein tatsächlich Vorteile gegenüber Bier und Spirituosen hat, kann nicht restlos bestätigt werden.<br />
Kasten 1. Hinweise und Tipps, um alkoholbedingte Risiken bei Patienten mit Diabetes mellitus zu minimieren.<br />
• Menge limitieren auf 1 Standardgetränk für Frauen<br />
und 2 für Männer.<br />
• Nur innerhalb von ausgewogenen Hauptmahlzeiten<br />
konsumieren, nicht nüchtern. Langsamer Konsum.<br />
• Vorsicht mit Alkoholkonsum bei Problemen mit<br />
Hypoglykämien.<br />
• Auf Alkohol-Medikamenten-Interaktionen achten.<br />
• Wasser zu alkoholischen Getränken trinken, um die Trinkmenge<br />
zu senken und Dehydratation vorzubeugen.<br />
• Schorlegetränke und «gespritzte» Getränke vorziehen.<br />
• Auf Zuckergehalt von alkoholischen Getränken achten.<br />
Herstellerangaben wie «Extra Dry», «Brut» oder «Sec» bei<br />
(Schaum)wein sind irreführend, da solche Getränke immer<br />
noch beträchtliche Mengen an Zucker enthalten können.<br />
Hersteller müssen keine Angaben zum Zuckergehalt<br />
machen, weshalb Interessierte im Internet danach suchen<br />
müssen.<br />
• Varianten mit tiefem Alkoholgehalt (z. B. alkoholarmes<br />
/-freies Bier, Clairette) enthalten oft sehr viel Zucker.<br />
• Bei Alternativen wie alkoholfreien Sekt oder alkoholfreies<br />
Bier auf den Zucker- und Kaloriengehalt achten. Bei<br />
Nichtangabe des Herstellers sind die Information oft im<br />
Internet auffindbar.<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/22 43