28.09.2022 Aufrufe

INKLUSIV 03/2022

COVER-STORY: Evelyn Brezina SENSIBILISIERUNGSTAGE im Parlament 60 JAHRE ÖZIV BUNDESVERBAND: Geburtstage und Aktionstag

COVER-STORY: Evelyn Brezina
SENSIBILISIERUNGSTAGE im Parlament
60 JAHRE ÖZIV BUNDESVERBAND: Geburtstage und Aktionstag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ÖZIV // Interview

„ICH BIN OFT ALS SIMULANTIN

ABGESTEMPELT WORDEN“

Nicht alle Behinderungen sind „sichtbar“. Über die Herausforderungen

mit einer unsichtbaren Behinderung zu leben,

sprach Simone Pittl (ÖZIV Tirol) mit Katharina Prohászka.

Sie haben eine sogenannte unsichtbare

Behinderung, die chronische Erkrankung

„idiopathisch generalisierte Epilepsie“.

Welche Erfahrungen haben Sie in Bezug auf

Diskriminierung erlebt?

Man wird schnell raus gedrängt – das ist mir

auch im Schul- und im Arbeitsleben passiert.

Im Bewerbungsgespräch etwa, wenn man

offen mit seiner Behinderung umgeht, dann

heißt es zwar zuerst, dass es damit keine Probleme

gäbe. Aber sobald dann ersichtlich wird,

wie schwer die Auswirkungen sein können,

wird schnell zu einem gesagt: „Es tut uns leid,

aber das können wir nicht mehr tragen.“ Ich

habe so schon einmal die Kündigung präsentiert

bekommen, damals hatte ich noch keinen

Behindertenpass. Da war ich noch bei einem

Grad der Behinderung von 40% und der Arbeitgeber

bekam noch keine Förderung für mich.

Das war dann der ausschlaggebende Punkt, wo

sie gesagt haben, das geht nicht.

Vielen ist auch gar nicht bewusst, dass eine

chronische Erkrankung auch eine Behinderung

ist, obwohl man sie nicht sieht. Es gibt so viele

Menschen mit Epilepsie oder anderen unsichtbaren

Behinderungen wie Diabetes, oder

Rheuma. Außerdem sind sich die meisten nicht

bewusst, was „Behinderung“ wirklich heißt,

auch die Schulen nicht.

Vom Internat wurde ich etwa verwiesen mit der

Begründung, dass ich eine allergische Reaktion

auf mein neues Medikament haben könnte.

Da wusste ich gleich, dass dieser Grund vorgeschoben

war – denn jeder kann ständig einen

allergischen Schock bekommen. Es war halt

eine Ausrede, die Epilepsie war störend. Man

wusste nicht, wie damit umgehen sollte und

anstatt nachzufragen und sich auszutauschen,

war die Reaktion leider der Verweis. Es wird oft

so getan, als würde es Menschen mit Behinderungen

nicht geben – von Inklusion sind wir

meiner Meinung nach noch weit weg. Integration

gibt es vielleicht, aber Inklusion nicht oder

nur in Einzelfällen.

Es hat auch Phasen gegeben, da habe ich mir

gewünscht, dass man mir die Behinderung

ansieht. Dass man von Anfang an sieht, dass

ich eine Behinderung habe und ich nicht

immer aufklären muss und ins Detail gehen

muss. Und damit von Anfang an klar ist, wie

die jeweilige Situation ist, damit es nicht zu

Missverständnissen kommt.

28 INKLUSIV

www.oeziv.org

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!