der gemeinderat September 2022
Unsere Themen der September-Ausgabe: Datenschutz, Recycling, Krisenkommunikation
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Umwelt & Verkehr<br />
Abwasser<br />
Umwelt & Verkehr<br />
Es ist dringend erfor<strong>der</strong>lich, sich einen<br />
belastbaren Überblick über Zustand,<br />
Wert und konkrete Reparaturerfor<strong>der</strong>nisse<br />
von Abwassersystem zu verschaffen,<br />
so Robert Stein.<br />
DER AUTOR<br />
Dr.-Ing. Robert Stein ist Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> Stein Infrastructure Management<br />
GmbH. Dort entwickelt er seit 1998<br />
innovative Ansätze zur Optimierung von<br />
Investitions- und Instandhaltungsstrategien<br />
für Wasserver- und Abwasserentsorgungssysteme.<br />
Asset Management<br />
Beurteilung <strong>der</strong><br />
baulichen Substanz<br />
Rohrsysteme liegen in vielerlei Hinsicht im Dunkeln. Man könnte aber mehr erkennen,<br />
als es aktuell meist <strong>der</strong> Fall ist, sagt Robert Stein – und Geld sparen<br />
sowie Gebühren optimieren. Der Ingenieur erklärt, worauf es ankommt.<br />
Im Asset Management von Abwasserinfrastruktursystemen<br />
hat sich in<br />
Deutschland in den letzten 17 Jahren<br />
ein Paradigmenwechsel vollzogen. Ausgangslage<br />
war die Erkenntnis, dass wesentliche<br />
technische und kaufmännische<br />
Daten, die als Grundlage für ein Asset<br />
Management nach wie vor genutzt werden,<br />
nicht ausreichend sind. Diese Qualitätsdefizite<br />
betreffen im Bereich <strong>der</strong> technischen<br />
Daten vor allem Schadens- und<br />
Zustandsklassen und im Bereich <strong>der</strong><br />
kaufmännischen Daten die Buch- und<br />
Restbuchwerte.<br />
Die Buch- respektive Restbuchwerte<br />
sind als Managementinformation für die<br />
Optimierung von Investitionsentscheidungen<br />
nur bedingt hilfreich. Die Abschreibungsdauer,<br />
die den Buchwerten<br />
zugrunde liegt, ist oftmals eine geschätzte,<br />
politische Größe. Im Idealfall<br />
repräsentiert die Abschreibungsdauer<br />
den tatsächlichen Mittelwert <strong>der</strong> technischen<br />
Nutzungsdauer von Anlageelementen<br />
innerhalb des Netzes. Das bedeutet,<br />
dass selbst in diesem Idealfall viele Netzobjekte<br />
nicht so lange nutzbar sind, sodass<br />
Abschreibungsverluste eintreten<br />
werden. An<strong>der</strong>erseits sind sie länger<br />
nutzbar, ohne Einnahmen in Form von<br />
Gebühren generieren zu können. Eine<br />
realistische Ableitung von objektspezifischen<br />
Nutzungsdauern ist also nicht<br />
möglich.<br />
Foto: Adobe Stock/Mul<strong>der</strong>photo<br />
NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />
Effiziente Filtertechnik<br />
Für die Stadtwerke Solms kam die Frage<br />
auf, bestehende Hochbehälteranlagen, die<br />
für die Versorgung von rund 3000 Haushalten<br />
zuständig waren, zu sanieren o<strong>der</strong><br />
eine Neuanlage bauen zu lassen. Man entschied<br />
sich für einen rund 600 Quadratmeter<br />
großen Neubau, um die drei Altanlagen<br />
zu ersetzen. Die Firma Grünbeck<br />
Wasseraufbereitung konzipierte die gesamte<br />
Wasseraufbereitungsanlage.<br />
In <strong>der</strong> unternehmenseigenen Fertigung<br />
wurde die Anlage komplett vormontiert.<br />
Die Vormontage umfasste die Installation<br />
(Wasser und Luft), die Verkabelung sowie<br />
die Parametrierung aller Messgeräte. Da<br />
auch die anlageninterne Verrohrung bereits<br />
maßgenau vorgefertigt wurde,<br />
konnte die Montage in nur zwei Wochen<br />
umgesetzt werden.<br />
Die Wasseraufbereitungsanlage besteht<br />
aus einer Kombination von zweistraßiger<br />
Ultrafiltrationsanlage und UV-<br />
Desinfektionsanlage, die bei Wasserdargeboten<br />
dieser Art vorgeschrieben ist. In<br />
Solms werden zukünftig zwei Brunnen<br />
Foto: Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH<br />
Das Problem bei den Schadens- und Zustandsklassen<br />
ist, dass die Schadensfeststellung<br />
in einem Entwässerungssystem<br />
mithilfe <strong>der</strong> TV-Inspektion über einen<br />
längeren Zeitraum erfolgt. Bis ein Entwässerungssystem<br />
vollständig inspiziert<br />
ist, können 15 und mehr Jahre vergehen.<br />
Das gilt auch für die Wie<strong>der</strong>holungsinspektionen,<br />
obwohl in Deutschland hierfür<br />
Fristen von zehn Jahren vorgegeben<br />
sind. Bei <strong>der</strong>art langen Zeiträumen än<strong>der</strong>n<br />
sich die normativen Bewertungsund<br />
Klassifizierungssysteme von Schäden,<br />
so dass in <strong>der</strong> Regel keine homogenen<br />
und damit vergleichbaren Bewertungen<br />
in <strong>der</strong> Datenbank vorliegen.<br />
Unabhängig davon repräsentiert nur<br />
eine geringe Menge an Zustandsdaten die<br />
aktuelle bauliche Situation. Hinzu<br />
kommt, dass die Zustandsklasse durch<br />
den schwersten Einzelschaden, <strong>der</strong> in<br />
einer Haltung festgestellt wird, definiert<br />
wird. Dies mag zur Ableitung einer Sanierungspriorität<br />
ausreichend sein, nicht<br />
aber zur Ableitung einer Sanierungsentscheidung<br />
in Bezug auf die Reparatur-,<br />
Renovierungs- o<strong>der</strong> Erneuerungsbedürftigkeit<br />
einer Haltung. Kritisch ist auch,<br />
dass „unpräzise“, nicht-fachgerechte o<strong>der</strong><br />
nicht-regelwerkskonforme Schadensbewertungen<br />
des Inspekteurs bis zu mehreren<br />
Klassenwechseln bei <strong>der</strong> Zustandsklasse<br />
führen können. Die Zustandsklasse<br />
ist somit kein resilientes Kriterium<br />
zur Beurteilung von Haltungsobjekten.<br />
ALTERNATIVES SONDIERUNGSKONZEPT<br />
Für die Prozessanalyse <strong>der</strong> aktuellen<br />
Managementansätze und <strong>der</strong>en Optimierung<br />
müssen Bedingungen, Kriterien<br />
und Grenzen von Interventionsentscheidungen<br />
erfasst werden. Dabei müssen<br />
alle Hintergrund- und Randbedingungen,<br />
die Entscheidungen des Auftraggebers<br />
über die Hauptart <strong>der</strong> Sanierung<br />
(Reparatur, Renovierung, Erneuerung)<br />
und den Zeitpunkt <strong>der</strong> Sanierung beeinflussen,<br />
wi<strong>der</strong>spruchsfrei in ein transparentes<br />
Entscheidungsmodell übertragen<br />
werden. Die Ableitung <strong>der</strong> geeignetsten<br />
Strategie ist ein iterativer Optimierungsprozess.<br />
Die gesamte Grünbeck-Anlage wurde im Werk geplant, vormontiert und anschließend am eigentlichen<br />
Aufstellort in Solms (Foto) installiert.<br />
In <strong>der</strong> Regel formulieren Netzbetreiber<br />
mindestens vier Zielstellungen, die alle<br />
erreicht werden sollen:<br />
_ Reduzierung <strong>der</strong> Risiken im Netz<br />
durch Abbau <strong>der</strong> kritischsten Schäden,<br />
_ Erhalt des Substanzwertes und Minimierung<br />
von Abschreibungsverlusten,<br />
_ Verstetigung <strong>der</strong> Gebühreneinnahmen<br />
und transparente Kommunikation<br />
gegenüber Verwaltungsgremien und<br />
Bürgern,<br />
_ Erhöhung <strong>der</strong> Resilienz bei Mitarbeiterfluktuation<br />
durch Konservierung<br />
und Dokumentation des Best Practice-<br />
Handlungs- und Entschei<strong>der</strong>wissens.<br />
Diese Ziele sind nur mit mo<strong>der</strong>nen Asset<br />
Management-Systemen erreichbar, die<br />
eine realistische, ingenieurmäßige Beurteilung<br />
<strong>der</strong> baulichen Substanz eines<br />
Objektes und <strong>der</strong>en Entwicklung über<br />
die Zeit berechnen und prognostizieren<br />
können. <br />
Robert Stein<br />
und ein Stollen für die Wasserversorgung<br />
<strong>der</strong> Taunusseite eingesetzt. In <strong>der</strong> Summe<br />
werden maximal 65 m³/h die Aufbereitung<br />
durchlaufen, eine Steigerung auf bis<br />
zu zweimal 45 m³/h wäre möglich (mehr<br />
dazu auf www.treffpunkt-kommune.de).<br />
Die Grünbeck-Ultrafiltrationsanlage<br />
wurde konzipiert, um aus gering belasteten<br />
Rohwässern mit gelegentlichen Trübungsspitzen<br />
o<strong>der</strong> mikrobieller Belastung<br />
Wasser zu erzeugen, das <strong>der</strong> Trinkwasserverordnung<br />
entspricht. Aufgrund<br />
ihrer Filtrationseigenschaften eignet sich<br />
eine Ultrafiltrationsanlage insbeson<strong>der</strong>e<br />
zur Abtrennung von Kolloiden, Viren,<br />
Mikroorganismen, Makromolekülen und<br />
ungelösten Kohlenwasserstoffen.<br />
www.gruenbeck.de<br />
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<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 9/22<br />
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