Unterwegs - Westfälisch-Lippischer LandFrauenverband e.V.
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<strong>Unterwegs</strong> ...<br />
Liebe LandFrauen,<br />
sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Unterwegs</strong> zu neuen Chancen!“ – unter diesem<br />
Motto stehen die ersten deutschlandweiten<br />
Aktionstage aller LandFrauenverbände.<br />
Ich freue mich über die tolle Beteiligung aus<br />
Westfalen-Lippe. Es gibt fast keinen Ortsverband,<br />
der nicht durch eine Veranstaltung auch<br />
die Stiftung „Eine Chance für Kinder“ unterstützt.<br />
Wir LandFrauen zeigen damit einmal<br />
mehr, dass wir eine starke Gemeinschaft sind.<br />
Im Miteinander bringen wir vieles in Bewegung<br />
und bewegen dabei viel!<br />
Das Motto „<strong>Unterwegs</strong> zu neuen Chancen“<br />
bleibt für uns aber keineswegs auf die Aktion<br />
beschränkt. Für uns LandFrauen heißt<br />
„Machen Sie mit! Gestalten Sie mit uns<br />
den Weg in die Zukunft!“<br />
unterwegs sein auch neue Wege beschreiten,<br />
Herausforderungen suchen und Chancen nutzen.<br />
Das beginnt bei Veranstaltungsthemen<br />
und hört bei Weiterbildungsaktivitäten noch<br />
lange nicht auf. Wir engagieren uns für die<br />
Inhalt<br />
Schlaglichter ..................................................... 2<br />
Grußwort ......................................................... 3<br />
Inhaltsverzeichnis ............................................. 3<br />
Eine reiche Gemeinschaft ................................ 4<br />
Verliebt in Indien ............................................. 6<br />
Nichts gegen Männer, aber ... .......................... 7<br />
Nicht so schicksig ............................................. 8<br />
Total verrückt – aber irgendwie auch cool ........10<br />
Vollzeit in der Familie ......................................11<br />
Die Holländerinnen mit im Boot .....................12<br />
Glücklich unter LandFrauen ............................13<br />
Region, in der wir leben. Wir sind Sprachrohr<br />
im ländlichen Raum und wir bilden eine große<br />
Gemeinschaft, ein tragfähiges Netzwerk!<br />
Auch in Zukunft werden wir an Verände-<br />
rungsprozessen mitwirken.<br />
Was uns im Verband eint – trotz unterschied-<br />
lichster Berufe, Lebensentwürfe und Interessen<br />
– ist die Vorstellung, ein gutes Leben in einer<br />
intakten ländlichen Gemeinschaft zu führen.<br />
Dafür machen wir uns auch zukünftig stark!<br />
„<strong>Unterwegs</strong> zu neuen Chancen“ ist auch unser<br />
diesjähriges LandFrauenForum am 24. September<br />
überschrieben. Hierzu lade ich Sie herzlich<br />
ein und freue mich, Sie in Rietberg zu treffen!<br />
Nun wünsche Ihnen eine anregende Lektüre<br />
und viel Freude an den Geschichten und Informationen<br />
aus unserem <strong>LandFrauenverband</strong>!<br />
Ihre<br />
Präsidentin<br />
Gerti Engels,<br />
Präsidentin des wllv<br />
<strong>Unterwegs</strong> zu neuen Chancen… ......................14<br />
… im Münsterland ...........................................14<br />
… in Südwestfalen ............................................15<br />
… in Ostwestfalen ............................................16<br />
Frauen unterwegs zu neuen Chancen ... ...........17<br />
100 Jahre Internationaler Weltfrauentag ..........17<br />
Rätsel ................................................................18<br />
LandFrauenForum ...........................................19<br />
Rezept: Gestürzter Apfelkuchen ......................19<br />
Wussten Sie schon? ..........................................20<br />
Impressum ........................................................20<br />
WLLV die Zeitung 3
Frauenvielfalt<br />
Eine reiche Gemeinschaft<br />
Wie Frauen sich gegenseitig bereichern<br />
Wie ist sie, die LandFrau von heute, haben<br />
wir Menschen auf der Straße gefragt. Was<br />
macht sie, wie lebt sie? Herausgekommen<br />
ist ein buntes Bild, das „Klischee von heute“<br />
– nachzulesen auf den Seiten acht und<br />
neun. Spiegelt es die Wirklichkeit der im<br />
<strong>LandFrauenverband</strong> zusammengeschlossenen<br />
Frauen tatsächlich wider? Wie vielfältig ist<br />
LandFrauenleben heute?<br />
Wir haben stellvertretend fünf LandFrauen<br />
besucht und stellen sie auf den folgenden<br />
Seiten vor. Die Frauen berichten von Höhen<br />
und Tiefen in ihrem Leben und wie sie diese<br />
durchlebt und gemeistert haben – jede auf<br />
ihre Weise.<br />
Die klassische LandFrau<br />
Frauenleben sind heute ganz vielfältig und<br />
verschieden. So ist es auch bei den Land-<br />
Frauen. Es gibt sie nicht, die klassische<br />
LandFrau, die Bäuerin früherer Zeiten, die<br />
sich ausschließlich um Haus, Hof und Familie<br />
kümmerte. Wobei man auch hier fragen<br />
darf: Hat es sie je gegeben – angesichts ganz<br />
unterschiedlicher familiärer und betrieblicher<br />
Strukturen?<br />
Heute haben die einen Kinder und managen<br />
mit ihrer ganzen Kraft ihr „kleines Familienunternehmen“.<br />
Andere sind neben der Familienarbeit<br />
erwerbstätig oder bewirtschaften<br />
mit ihren Familien einen landwirtschaft-<br />
lichen Betrieb im Haupt- oder Nebenerwerb.<br />
Wieder andere leben alleine, sind vielleicht<br />
verwitwet oder geschieden. Vielleicht unterstützen<br />
sie als Altenteilerinnen die nachfolgende<br />
Generation oder engagieren sich<br />
ehrenamtlich für eine gemeinsame Sache. So<br />
lebt der <strong>LandFrauenverband</strong> von der Vielfalt<br />
der in ihm zusammengeschlossenen Frauen.<br />
Die andere kann Recht haben<br />
Vielfältig und manchmal gegensätzlich sind<br />
auch die Interessen der Mitglieder. Die einen<br />
wollen zum Beispiel einen Maststall oder<br />
eine Biogasanlage bauen, um die Existenz zu<br />
sichern, die anderen fürchten die Emissionen.<br />
Die einen wollen für ihre Kinder Betreuungsangebote,<br />
um wieder in den Beruf einzusteigen,<br />
die anderen favorisieren das Modell der Familienfrau,<br />
die nicht erwerbstätig ist.<br />
Spaltet das nicht den Verband? Wie gelingt<br />
das Miteinander, der Zusammenhalt trotzdem?<br />
Oder bereichern solche gegensätzlichen Interessen<br />
gar die Gemeinschaft? Wie schaffen die<br />
Frauen im Verband genau diesen Weg? „Gespräche<br />
sind alles. Man muss auf alle zugehen,<br />
auch auf die Kritischen, damit man erfährt, was<br />
in den anderen vorgeht. Die andere kann ja<br />
auch Recht haben. Denn alle sollen sich in der<br />
Gruppe und im Verband wohlfühlen“, ist das<br />
Erfolgsrezept von Ursula Sieverding aus fast<br />
40 Jahren LandFrauenarbeit. Wie Gespräche<br />
– nicht nur im <strong>LandFrauenverband</strong> – gelingen<br />
können, lesen Sie im Kasten auf Seite 5.<br />
Damit alle kommen können<br />
Ein weiteres Erfolgsgeheimnis für gelungenes<br />
Miteinander im Verband nennt Bärbel<br />
Waßmuth, Ortsvorsitzende in Warburg-<br />
Herlinghausen: „Schon bei der Planung von<br />
Veranstaltungen und Reisen versuche ich, alle<br />
zu berücksichtigen und die Mitglieder mit<br />
ins Boot zu nehmen.“ Obwohl sie selbst nicht<br />
erwerbstätig ist, nimmt sie bei der Terminplanung<br />
in ihrem Ortsverein selbstverständlich<br />
Rücksicht auf die berufstätigen Frauen und<br />
lädt oft abends zu Veranstaltungen ein, damit<br />
alle kommen können. Die älteren LandFrauen<br />
in ihrem Ortsverein treffen sich zwar lieber<br />
nachmittags zu Vorträgen und Diskussionen<br />
Gesprächsführung<br />
erfordert genauso<br />
wie Lesen und Rechnen<br />
ganz spezifische<br />
Kompetenzen. Maria<br />
Rennefeld (Referentin<br />
der Landwirtschaftskammer<br />
NRW) hat<br />
Strategien und Tipps<br />
zusammengestellt, wie Sie erfolgreich Gespräche<br />
führen. Wählen Sie einfach diejenigen aus,<br />
die am besten zu Ihnen passen, denn jede hat<br />
eine andere Art zu kommunizieren.<br />
Das unsichtbare Fundament des Gesprächs:<br />
Mit welcher Grundeinstellung treten Sie<br />
Ihren Gesprächspartnern gegenüber? Sehen<br />
Sie in ihm eher den Gegner? Fühlen Sie sich<br />
im Recht oder überlegen? Diese Einstellung<br />
beeinflusst stark unser Handeln. Unsere<br />
Körpersprache sendet unbewusst Signale.<br />
Sehen Sie den Gesprächspartner unbedingt<br />
als gleich-be-rechtigt.<br />
„Ich“ statt „du“:<br />
Sätze wie „Du musst doch einsehen, dass…“<br />
oder „Du siehst das falsch“ werden vom Gesprächspartner<br />
als Vorwurf oder Angriff erlebt<br />
und provozieren, dass er sich verteidigt. Sogenannte<br />
Ich-Botschaften öffnen die Tür zum<br />
Anderen, z. B. „Ich habe den Eindruck“ oder<br />
„Ich persönlich bin da anderer Meinung“ oder<br />
„Da muss ich mich unklar ausgedrückt haben“.<br />
Erst verstehen, dann verstanden werden:<br />
Verstehen heißt, sich hineindenken, die Sichtweisen<br />
des Gesprächspartners akzeptieren<br />
und bringen dann auch gerne selbst gebackenen<br />
Kuchen mit, aber sie kommen schon<br />
aus Solidarität mit den Berufstätigen und<br />
den Jüngeren auch abends – eben eine echte<br />
Gemeinschaft. (kw)<br />
4 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 5<br />
!<br />
!<br />
!<br />
WLLV<br />
Gespräche sind alles!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
und respektieren. Interessiert Sie wirklich,<br />
was er sagt? Oder wollen Sie Ihre eigenen<br />
Argumente loswerden? Versuchen Sie herauszufinden,<br />
was Ihren Gesprächspartner<br />
wirklich bewegt, indem Sie das Gehörte<br />
mit eigenen Worten zusammenfassen, z. B.<br />
„Habe ich dich richtig verstanden…“ Erst<br />
dann erklären Sie den eigenen Standpunkt.<br />
Erst wenn Ihr Gesprächspartner das Gefühl<br />
hat, dass er verstanden wurde, ist die Wahrscheinlichkeit<br />
groß, dass auch Sie gehört<br />
werden.<br />
Auf Vor-Urteile achten:<br />
Es gibt Menschen, die immer meinen, alles<br />
besser wissen zu müssen. Manchmal sind<br />
sie damit im Unrecht und manchmal haben<br />
sie damit auch Recht. Also stellen Sie<br />
gezielt offene Fragen (W-Fragen): z. B.<br />
„Wieso glaubst du das? Wie meinst du das<br />
genau? Welche Konsequenzen hätte das?“<br />
Widerspruch würdigen:<br />
Jeder Gesprächspartner hat eigene Motive<br />
und aus Angst argumentiert er oft gegen<br />
etwas – falsch sind seine Ansichten deshalb<br />
nicht. Uns selber können abweichende<br />
Meinungen wertvolle Hinweise für Fehlentwicklungen<br />
geben, denn Konflikte sind<br />
immer auch Informationsquellen.<br />
Sach- und Beziehungsebene trennen:<br />
In der Sache uneins sein zu sein und trotzdem<br />
ein konstruktives und respektvolles<br />
Miteinander zu pflegen ist möglich!<br />
Machen Sie das deutlich indem Sie z. B.<br />
widerspiegeln: „Gut, dass wir die Sache so<br />
offen besprechen konnten“.
Frauenbilder<br />
Verliebt<br />
in Indien<br />
Wie ein heimlicher Wunsch das Leben<br />
von Maria Kauling verändert hat<br />
Sie ist 62 Jahre alt, Erzieherin von Beruf, hat<br />
drei erwachsene Kinder und sechs Enkelkinder<br />
und wohnt mit ihrem Mann am Ortsrand<br />
von Ochtrup-Langenhorst im Kreis Steinfurt.<br />
Handarbeiten und Basteln ist eine Leidenschaft<br />
von ihr. Die Schwiegereltern hatten eine kleine<br />
Landwirtschaft. So gehört zu dem umgebauten<br />
Bauernhaus ein großes idyllisch angelegtes<br />
Grundstück mit Gemüsebeet, Buchsbaumreihen,<br />
Staudenbeeten, Sandspielplatz, Gänse-,<br />
Hühner- und Damwildhaltung – ein Paradies<br />
für die Enkelkinder und Großeltern gleichermaßen.<br />
Die Pflege des Grundstücks übernimmt<br />
vor allem ihr Mann Werner, der von<br />
Beruf Gärtner ist.<br />
Auf den ersten Blick ist das alles nicht ungewöhnlich<br />
für eine LandFrau. Und doch ist<br />
da etwas Besonderes. Wer sie kennt, der weiß<br />
es: Maria Kauling brennt für die Menschen in<br />
Indien. Vor allem die Ärmsten dort liegen ihr<br />
am Herzen.<br />
So nutzt sie jede Gelegenheit, zu helfen<br />
und ist dabei sehr erfinderisch. In ihrer Küche<br />
steht immer das Sparschwein bereit und sie<br />
hat es beim Seniorenkaffee ebenso dabei wie<br />
bei der Jahreshauptversammlung der Land-<br />
Frauen. Den Schlüssel dafür hat nur die Bank,<br />
bei der es regelmäßig geleert wird, um das<br />
Geld auf das indische Spendenkonto einzuzahlen.<br />
Auch das Geld aus der Erntedanktombola<br />
des örtlichen LandFrauenvereins geht<br />
inzwischen nach Indien.<br />
Doch damit nicht genug, nächte- und<br />
tagelang näht und stickt Maria Kauling und<br />
häkelt feinste weiße Spitzen. Unter anderem<br />
entstehen dabei Taufkleidchen mit eingestick-<br />
6 WLLV die Zeitung<br />
Mehr als zehn soziale<br />
Projekte unterstützen<br />
Maria Kauling und ihre<br />
Mitstreiter in Indien.<br />
Maria Kauling mit ihrem Enkel Cornelius<br />
tem Namen und Geburtsdatum des Kindes,<br />
die Maria Kauling gegen eine Spende individuell<br />
anfertigt. Sie macht damit die Familien<br />
der Täuflinge, die Menschen in Indien und<br />
auch sich selber glücklich. Wenn sie davon<br />
erzählt, spürt man förmlich, wie sehr sie diese<br />
Arbeit erfüllt.<br />
Dabei hat das Ganze so gar nicht glücklich<br />
begonnen. Vor acht Jahren lag Maria<br />
Kauling mit Brustkrebs im Krankenhaus.<br />
„Da fragt man sich schon, was dieses begrenzte<br />
Leben noch bringen soll“, erinnert sie sich.<br />
Ihre Tochter Sandra kannte den heimlichen<br />
Wunsch der Mutter. Sie arbeitet im Pfarrbüro<br />
in Borghorst und hatte immer wieder von<br />
Pater Josey aus Indien erzählt. Dabei sah sie<br />
das Leuchten in den Augen der Mutter, die<br />
dazu gelegentlich sagte: „Da würde ich gerne<br />
„Sie können sich über die kleinsten Kleinigkeiten<br />
unendlich freuen.“<br />
mal hinfliegen.“ So überraschte sie ihre Mutter<br />
noch im Krankenhaus mit einer Anmeldung<br />
zu einer dreiwöchigen Indienreise der Borg-<br />
horster Nikomedesgemeinde. Einige Monate<br />
später saß Maria Kauling mit 14 Mitreisenden<br />
im Flieger nach Indien. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
war Maria Kauling noch nie geflogen<br />
und auch noch nie irgendwo länger alleine.<br />
Überdies kann sie kein Englisch. Doch mit<br />
der Endlichkeit des Lebens konfrontiert hat<br />
sie allen Mut zusammen genommen und es<br />
gewagt. „Ich war auf mich selber ganz stolz“,<br />
beschreibt sie ihr Gefühl, das geschafft zu haben.<br />
„Es hat mich verändert. Ich hatte danach<br />
insgesamt mehr Mut für neue Aufgaben, wie<br />
zum Beispiel den Vorsitz im LandFrauenortsverein<br />
Langenhorst-Welbergen“, hat sie<br />
dabei viel gewonnen. Auch gesundheitlich ist<br />
seither alles gut. Und sie hat sich in Indien<br />
verliebt: „Das Land ist der Wahnsinn. Alles ist<br />
ganz bunt. Die Menschen haben wunderbare,<br />
braune Augen und schwarze Haare, da träumt<br />
man nur von. Und sie strahlen irgendwie fast<br />
immer und können sich über die kleinsten<br />
Kleinigkeiten unendlich freuen.“ Dabei hat<br />
Maria Kauling auch große Not gesehen. Ein<br />
verkrüppelter Junge auf der Straße, der ohne<br />
eine Operation nie laufen gelernt hätte, gab<br />
den Anstoß. Spontan versprach die Reisegruppe<br />
dem Vater des Kindes zu helfen. Und<br />
sie hielten ihr Versprechen. Da in Indien<br />
häufig behinderte Kinder von ihren Familien<br />
ausgesetzt werden, wurde mit Spendengeld<br />
bald darauf das erste Projekt, ein Kinderheim<br />
für 17 behinderte Kinder, begründet. Über<br />
zehn weitere soziale Projekte folgten. Maria<br />
Kauling war im letzten Jahr zum zweiten Mal<br />
in Indien. Wieder allein „und garantiert nicht<br />
das letzte Mal“, sagt sie. „Denn ich habe mein<br />
Herz in Indien verloren.“ (kw)<br />
Nichts gegen Männer, aber ...<br />
Die passionierte Gärtnerin und<br />
LandFrau Dr. Renate Sommer<br />
vertritt als Europaabgeordnete<br />
das Ruhrgebiet in Brüssel und<br />
Straßburg. Wir haben mit der<br />
Diplom-Agraringenieurin über<br />
ihren Werdegang gesprochen.<br />
Frau Dr. Sommer, wie wird man eigentlich<br />
Europaabgeordnete? Wie war Ihr Weg?<br />
Vor 13 Jahren hat mich der CDU-Kreisvorsitzende<br />
von Herne einfach vorgeschlagen. Bis<br />
dahin war ich sehr aktiv in der Kommunalpolitik<br />
tätig, und innerhalb der Partei habe ich<br />
europäische Themen zur Agrar- und Umweltpolitik<br />
bearbeitet. Ich habe der Kandidatur erst<br />
zugestimmt, als mein Mann Jürgen, freiberuflicher<br />
Rechtsanwalt, versprach, sich im Falle<br />
der Wahl mehr um unsere damals fünfjährige<br />
Tochter zu kümmern. Das hat er gemacht.<br />
Und wir haben eine Haushaltshilfe eingestellt.<br />
So ein Politikerleben ist eine große Herausforderung.<br />
Woraus schöpfen Sie die Kraft dafür?<br />
Meine 70-Stunden-Woche, inklusive Reisezeit,<br />
merke ich nicht, weil ich es gerne mache. Meine<br />
Kraftquelle sind meine Familie und mein<br />
Garten. Ich muss immer etwas Grünes sehen.<br />
Wenn ich im Garten etwas mache, ist das für<br />
mich wie Meditation. Da reicht oft schon eine<br />
halbe Stunde. Ich kann dabei den Gedanken<br />
nachhängen oder denke manchmal auch gar<br />
nichts. Das ist sehr erholsam!<br />
Was raten Sie Frauen, die in der Politik Ähnliches<br />
erreichen wollen wie Sie?<br />
Sie müssen hingehen und selbstbewusst sagen,<br />
was sie denken. Frauen sind oft zu zurückhaltend.<br />
Man darf keine Hemmungen haben,<br />
und man muss Netzwerke knüpfen. So kommen<br />
Männer oft an die Posten. Nichts gegen<br />
Männer, aber sie sind nicht besser als Frauen.<br />
Fotos: Wiedemann<br />
Und doch ist es schwierig, als Frau in der Politik<br />
entsprechende Posten zu besetzen, vor allem in<br />
ländlichen Gebieten. Mir hat auch das Quorum<br />
geholfen, in meinem Fall die Regelung, dass bei<br />
Kandidaturen mindestens 30 Prozent der Listenplätze<br />
in meiner Partei an Frauen gehen müssen.<br />
Ich wollte ursprünglich keine „Quotenfrau“ sein.<br />
Doch ich habe dazu gelernt und finde solche<br />
Vereinbarungen inzwischen richtig und wichtig,<br />
denn Politik wird eben immer noch von Männern<br />
dominiert. Ich weiß, dass ich gut bin, aber<br />
ohne die Quotenregelung wäre ich sicher nicht<br />
ins Parlament gekommen.<br />
Sie selber sind bereits seit Ihrem 14. Lebensjahr<br />
politisch aktiv. Wie können Frauen sich auch ohne<br />
langjährige Erfahrung politisch einbringen?<br />
Heute hat man als „Quereinsteiger“ gute Chancen,<br />
denn zunehmend werden engagierte Mitstreiterinnen<br />
geradezu gesucht. Wichtig ist, sich auf einen<br />
oder mehrere Themenbereiche zu spezialisieren<br />
– ganz nach persönlichem Interesse. Rhetorikseminare<br />
können sehr hilfreich sein. Hat man sein<br />
Gegenüber erst einmal von der eigenen Kompetenz<br />
überzeugt, fällt es relativ leicht, Unterstützer<br />
zu finden. Und dann darf man sich durchaus trauen,<br />
um Unterstützung zu bitten, denn sonst weiß<br />
ja niemand, dass man weiterkommen will! Wenn<br />
man dann Anderen in ähnlicher Weise hilft, kann<br />
man sich nach und nach ein Netzwerk aufbauen.<br />
Das Wichtigste ist: Zeigen Sie, dass man sich auf<br />
Sie verlassen kann. Seien Sie diskussions- und<br />
kompromissbereit, aber trauen Sie sich eine eigene<br />
Meinung zu - auch wenn Sie dafür kämpfen müssen!<br />
WLLV die Zeitung 7
Stimmen der Straße<br />
Nicht so schicksig<br />
Wie werden LandFrauen in der Öffentlichkeit gesehen?<br />
An was denken Menschen von der Straße beim Stichwort LandFrau? Wie<br />
sehen die Klischees von heute aus? Wir haben Menschen auf der Straße<br />
nach ihrem Bild von LandFrauen gefragt. Lesen Sie hier die Antworten.<br />
Erica Wendt, 70, Rentnerin, mit ihrem Hund Kurtchen, Münster<br />
„LandFrauen können Platt, sehen frisch aus und sind äußerst<br />
freundlich, zuvorkommend und ehrlich. Sie kochen unheimlich<br />
gerne und gut, und sie haben meist noch eine normale, gesunde und<br />
gute Kindererziehung, nicht so anspruchsvoll, eher artgerecht.“<br />
Ellen Vosseberg, 41, Diplomkauffrau, Hiltrup<br />
„Für mich sind LandFrauen Bäuerinnen oder zumindest Frauen, die ländlich<br />
wohnen und eine Affinität zur Landwirtschaft haben. Sie sehen kernig aus<br />
und managen zupackend Familie, Haushalt und Personal auf dem Hof.<br />
In ihrer Freizeit sind sie sehr kreativ und malen, töpfern oder handarbeiten<br />
gerne. Ich denke da zum Beispiel an Klöppeln, Häkeln und Lochstickerei.<br />
Je nach Alter sind sie auch sportlich aktiv.“<br />
Bernd Mönig, 56, Dachdecker und Tochter Kim-Franziska, 19,<br />
Auszubildende Biologisch-Technische Assistentin, Schmallenberg-Nordenau<br />
„Wenn wir nicht auf einem Biohof wohnen würden, würden wir von<br />
LandFrauen nicht viel mitbekommen. Wir meinen, LandFrauen haben<br />
mehr Kinder als Stadtfrauen, kochen gut und gesünder und sind<br />
familienfreundlicher. Sie arbeiten viel in Haushalt, Stall und Garten.<br />
Meist sind sie sehr gut ausgebildet, viele haben heute Abitur.“<br />
Sebastian Paulus, 28, Produktions- und Abteilungsleiter, Ochtrup<br />
„In meiner Vorstellung sehen LandFrauen heute zeitgemäß aus, so dass<br />
nach außen kein Unterschied mehr zu anderen erkennbar ist. Sie haben<br />
keinen Dutt mehr und laufen auch nicht mehr im langen Kleid und<br />
mit Stoffschirmchen herum. Es sind meist ältere Frauen, in der Regel<br />
Mütter, die gut backen können und im Dorf altes Brauchtum pflegen.“<br />
Katharina Sachert, 21, Sportstudentin, Oberhausen<br />
„Beim Stichwort LandFrau assoziiere ich Kühe,<br />
Landwirtschaft und Anbau von Gemüse. Ich<br />
denke an familienorientierte und eher konservative<br />
Frauen, die auf jeden Fall nicht aufs Geld aus sind.<br />
Sie sind meiner Meinung nach politisch eher grün<br />
einzuordnen, können gut organisieren, arbeiten<br />
körperlich schwer – Stall ausmisten ist eine anstrengende<br />
Arbeit – haben mehr Kinder als Stadtfrauen<br />
und erziehen diese so, dass sie auch mithelfen und<br />
später den Familienbetrieb übernehmen.“<br />
Alexander Fobian, 21, Koch, Ochtrup<br />
„Ich kenne keine LandFrau, aber ich stelle mir darunter eine Bäuerin auf<br />
einem Hof mit Tieren vor. Sie ist eher ungeschminkt, natürlich, nicht<br />
großartig aufgetakelt, einfach nicht so schicksig, aber auch nicht hinterwäldlerisch.<br />
Sie kocht gerne die althergebrachte Küche und bringt ihren<br />
Kinder die Natur und die Tiere nahe.“<br />
Nico Scherf, 14, Schüler, Breuna-Wettesingen<br />
„Ich habe im letzten Jahr drei Wochen lang zusammen mit anderen<br />
Jugendlichen und LandFrauen den Festwagen für den Karnevalsumzug<br />
gebaut. Wir hatten viel Spass dabei und die Verpflegung war natürlich<br />
super. So weiß ich, dass die LandFrauen oft Feste veranstalten und zeigen,<br />
wie es früher so war in der Landwirtschaft. Es sind meist ältere Frauen,<br />
die ganz normal arbeiten. Aussehen tun sie wie alle anderen Frauen.“<br />
Dr. Klaus Balke, 67, Landarzt, Bünde<br />
„In meiner Praxis hatte ich viel mit Land-<br />
Frauen zu tun. Das sind heute moderne<br />
Frauen, die sich zum Beispiel in der<br />
Gemeindearbeit engagieren. Sie singen im<br />
Chor und sind auch sonst kulturell sehr interessiert.<br />
Sie haben oft mit Landwirtschaft<br />
nichts mehr zu tun. So überlegt auch meine<br />
Frau Barbara, dem Ortsverein in Bünde<br />
beizutreten, weil hier die LandFrauen sehr<br />
viel anbieten und unternehmen.“<br />
(kw)<br />
8 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 9
Frauenbilder<br />
Total verrückt<br />
– aber irgendwie auch cool<br />
Direkt aus der Stadt ins hügelige Sauerland. Kirsten Backhausen-Hesse<br />
hat den Schritt gewagt und nichts bereut. Sie hat auf einen Bauernhof<br />
mit 120 Milchkühen in Referinghausen bei Medebach im Hochsauerland<br />
eingeheiratet. Die 34-jährige hat für uns zur Feder gegriffen und beschreibt<br />
hier ihre Erfahrungen.<br />
„Sechs Jahre ist es her, als ich mit<br />
meinem Mann vor dem Traualtar<br />
stand. Sechs Jahre ist es her, dass ich<br />
mich als Stadtkind für ein Leben<br />
auf dem Land in einem Dorf mit<br />
knapp 250 Einwohnern entschieden habe,<br />
für ein Leben mit vielen Kühen, für ein<br />
Leben als Landwirts-Ehefrau. Ob ich es bereue?<br />
Nein, aber mit der Bauer-sucht-Frau-<br />
Romantik aus dem Fernsehen hat das Ganze<br />
hier wenig zu tun.<br />
Als mein Mann und ich uns vor elf Jahren<br />
kennen lernten, war ich gerade aus Budapest<br />
gekommen, wo ich die ersten zwei Semester<br />
meines Tiermedizinstudiums absolviert hatte,<br />
aber nun in Deutschland weiter studieren<br />
wollte. Unsere „Hofwochen“ waren eher<br />
„Hoftage“ und auf romantische Kutschfahrten<br />
oder ein Picknick im Grünen warte ich<br />
bis heute. Ich war von Anfang an voll mit<br />
dabei – Kühe melken, füttern, alles was dazu<br />
gehört. Ich muss sagen, es hat mir gefallen,<br />
obwohl wir von Anfang an wenig Zeit füreinander<br />
hatten. Und doch ist es wichtig, sich<br />
Zeit füreinander zu nehmen. Auch heute<br />
merken wir schnell, wenn der Arbeitsalltag<br />
uns wieder einholt und wir unser Routineprogramm<br />
täglich abspulen, um abends todmüde<br />
ins Bett zu fallen. Da bleibt kaum Zeit für<br />
Zweisamkeit. Da muss man hart an sich und<br />
der Beziehung arbeiten, sonst bleibt diese auf<br />
der Strecke.<br />
Während meine Freundinnen nach der<br />
letzten Examensprüfung 2005 feierten oder<br />
in den wohlverdienten Urlaub fuhren, fuhr<br />
ich zu meiner Mutter, packte meine Sachen<br />
und zog zu meinem Mann. Ich stürzte mich<br />
sofort in die Arbeit auf dem Hof und bekam<br />
auch einen kleinen Job in der Tierarztpraxis,<br />
die unseren Betrieb betreute. Um diesen<br />
Job und die Stallarbeit meistern zu können,<br />
passten wir die Melkzeiten morgens meiner<br />
Arbeit in der Praxis an. Bis heute ist das kein<br />
Problem. Denn ich bin ein Morgenmensch<br />
und stehe gern früh auf.<br />
Im April 2005 feierten wir eine typische<br />
Bauernhochzeit mit über 200 Gästen in<br />
der Schützenhalle. Fast das ganze Dorf war<br />
eingeladen, die meisten kannte ich bis dahin<br />
noch gar nicht. Es war wirklich einer der<br />
schönsten Tage meines Lebens, und als wir<br />
morgens um halb fünf die Hallentür abgeschlossen<br />
hatten, tauschte ich zuhause mein<br />
Brautkleid gegen die Stallhose und wir gingen<br />
unsere Kühe melken. Total verrückt – aber<br />
irgendwie auch cool. Von Romantik dennoch<br />
wieder keine Spur …<br />
Wie viele Paare träumten auch wir von<br />
einem Familienleben mit eigenen Kindern.<br />
Doch dieser Traum wurde Ende 2006 von<br />
einer Diagnose meiner Ärztin zerstört. Inzwischen<br />
sind wir trotz allem stolze Eltern und<br />
haben das beste Kind, das man sich vorstellen<br />
kann, auch wenn es nicht unser leibliches ist.<br />
„Die Dinge so nehmen, wie sie kommen.“<br />
Ende 2007 wurde bei meiner Mutter eine<br />
Demenz diagnostiziert. Bis dahin hatte ich<br />
die Nähe zur Stadt nicht vermisst. Ich war<br />
gerne zum Landei geworden, brauchte den<br />
Rummel nicht. Aber nun trennten mich<br />
knapp 200 km von meiner kranken Mutter<br />
in Köln. Als Einzelkind musste ich leider alle<br />
Entscheidungen alleine treffen. Mein Vater<br />
hatte, als ich fünf Jahre alt war, den Kampf<br />
gegen den Krebs verloren. Und viele aus<br />
meiner Umgebung hatten sich abgewandt.<br />
So nahm ich mehr oder weniger alleine den<br />
Kampf mit der Demenz auf. Der Umgang mit<br />
den Betroffenen ist nicht einfach. Oft stieg<br />
ich in Köln heulend ins Auto. Es hat lange<br />
gedauert, aber jetzt weiß ich damit umzugehen.<br />
Mitte 2010 war klar, dass meine Mutter<br />
nicht weiter alleine zurechtkommen würde.<br />
Sie zu uns zu nehmen, kam für mich nicht in<br />
Frage. Zu schwierig war der Umgang mit ihr,<br />
und wir hatten gerade unsere kleine Familie<br />
gegründet. Nun ist sie in einer Demenz-WG<br />
in meiner Nähe gut aufgehoben.<br />
In all den Jahren habe ich gelernt, die<br />
Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Man<br />
muss den Tatsachen ins Auge sehen, sich die<br />
Dinge schön zu reden, bringt nichts. So bin<br />
ich stärker geworden und habe gelernt, meine<br />
Meinung zu vertreten. Ich bin durch eine harte<br />
Schule gegangen und es hat verdammt viele<br />
Vollzeit in der Familie<br />
„Ich hatte vor 30 Jahren noch die Wahlfreiheit<br />
und konnte mich von vornherein ganz bewusst<br />
dafür entscheiden, dass ich mit der Geburt des<br />
ersten Kindes zuhause blieb und meinen Beruf<br />
als Drogistin aufgab. Heute geht das oft schon<br />
allein wegen des Einkommens nicht mehr“,<br />
beneidet Bärbel Waßmuth die jungen Familien<br />
von heute nicht um ihre Situation.<br />
Aber beneidenswert war die Situation von<br />
Bärbel Waßmuth und ihrem Mann Herbert<br />
aus Warburg-Herlinghausen auch nicht immer.<br />
Ihr jüngster Sohn Sebastian ist als Autist stark<br />
behindert. Er kann nicht reden, nicht hören,<br />
schläft nachts nur einige Stunden und braucht<br />
fast immer Betreuung. Die ersten fünf Jahre<br />
bis die Diagnose endlich feststand sind die<br />
Waßmuths von Arzt zu Arzt und von Therapie<br />
zu Therapie gelaufen. Heute ist Sebastian 23<br />
Jahre alt und wohnt seit über zwei Jahren in<br />
einem heilpädagogischen Zentrum. „Das war<br />
ein schwerer Weg, ihn wegzugeben. Aber ich<br />
konnte nicht mehr. Ich war am Ende mit meinen<br />
Kräften“, sagt Bärbel Waßmuth und weiß,<br />
dass es richtig war. Inzwischen fühlt sich Sebastian<br />
in der Einrichtung sehr wohl und kommt<br />
regelmäßig zu Besuch nach Hause.<br />
Auch der älteste der drei Söhne, Matthias,<br />
29, ist längst ausgezogen. Er arbeitet als Studienrat.<br />
Nur Sohn Andreas, 25, gehört noch zum<br />
elterlichen Haushalt. Er studiert in Kassel.<br />
Es ist also ruhiger geworden im Hause Waßmuth.<br />
Doch Langeweile kommt nach wie vor<br />
tiefe Löcher gegeben. Doch ich habe mich<br />
durchgekämpft. Heute arbeite ich regelmäßig<br />
halbe Tage in der Tierarztpraxis. Denn ich<br />
will in meinem Job drin bleiben. Es ist neben<br />
dem Hofalltag eine Gelegenheit, mal raus zu<br />
kommen. Es macht mir genauso viel Spaß<br />
wie die vielen verschiedenen Tiere, die ich auf<br />
unserem Hof hobbymäßig halte.<br />
Das Angebot im LandFrauenverein bietet<br />
für uns Frauen eine gute Gelegenheit, dem<br />
Arbeitsalltag zu entfliehen und abzuschalten.<br />
Dies ist ganz wichtig, um nicht auf der<br />
Strecke zu bleiben. Ob als Bäuerin, Hausfrau<br />
oder erwerbstätige Mutter, wir sind eben alle<br />
Managerinnen eines „kleinen“ erfolgreichen<br />
Familienunternehmens.“ (kw)<br />
Bärbel Waßmuth war gerne Drogistin und hat trotzdem mit<br />
der Geburt des ersten Kindes ihren Beruf aufgegeben.<br />
Wie sie zu dieser Entscheidung steht, berichtet sie hier.<br />
nicht auf. Vor zwei Jahren erkrankte Bärbel<br />
Waßmuths Mutter, die bis dahin noch allein<br />
auf ihrem Hof wohnte. „Ich habe alles für sie<br />
gemacht, Arztbesuche, Wäsche, den Umzug<br />
ins Pflegeheim und so weiter, bis meine Mutter<br />
Ende letzten Jahres gestorben ist. So bin ich<br />
immer für alle da. Immer konnte ich überall<br />
helfen, mich bei meinen<br />
Söhnen in der Schule<br />
engagieren, kistenweise<br />
basteln für Aktionen oder<br />
Kuchen backen für allerlei<br />
Feste – ich kann gut bakken<br />
und mache das auch<br />
gerne.“<br />
Bärbel Waßmuth hat<br />
sich ganz bewusst und<br />
gerne für diesen Weg entschieden.<br />
Sie wollte ihre<br />
ganze Kraft für die Familie<br />
einsetzen. „Ich hatte gar<br />
keine Zeit noch erwerbstätig<br />
zu sein“, sagt sie augenzwinkernd.<br />
„Und ich würde<br />
es sofort wieder so machen. Für die Umgestaltung ihres<br />
Meine Söhne wertschätzen Gartens hat Bärbel Waßmuth<br />
viele neue Ideen.<br />
auch im Nachhinein, dass<br />
mittags immer ein leckeres<br />
Essen auf dem Tisch stand<br />
und ich da war zum Reden“, ist sie mit ihrer<br />
Entscheidung auch heute noch sehr zufrieden.<br />
„Jetzt habe ich erst mal viel nachzuholen. Als<br />
10 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 11<br />
Fotos: Wiedemann
Frauenbilder<br />
Sebastian noch hier gewohnt hat, ist viel<br />
liegen geblieben.“ Sie will am liebsten das<br />
über 100 Jahre alte Fachwerkhaus, in dem<br />
sie wohnen – es ist das Elternhaus ihres<br />
Mannes – renovieren und den großen Garten<br />
umkrempeln. Sie liest gerne Bücher und<br />
will handarbeiten und reisen – vielleicht eine<br />
Freundin in Paris besuchen oder mit ihren<br />
Freundinnen nach Griechenland fliegen. Ihr<br />
Beruf als Drogistin reizt die selbstbewusste<br />
52-jährige nicht mehr, auch wenn sie die Arbeit<br />
früher gerne gemacht hat. „Wieder arbeiten<br />
gehen will ich nur, wenn etwas kommt,<br />
wozu ich Lust habe. Wenn sich nichts ergibt,<br />
ist das auch in Ordnung. Natürlich, wenn ich<br />
wegen des Geldes putzen müsste, würde ich<br />
das auch tun – aber nicht, um rauszukommen.“<br />
Da engagiert sie sich lieber ehrenamtlich<br />
im Sportverein, im Schützenverein, im<br />
Vorstand des heilpädagogischen Zentrums,<br />
in dem Sebastian wohnt, und als erste Vor-<br />
Bei Ursula Sieverding begann alles ganz<br />
klassisch: Sie heiratete als Meisterin der<br />
ländlichen Hauswirtschaft vor 40 Jahren auf<br />
den Schweinemast- und Ackerbaubetrieb<br />
ihres Mannes in Rhede-Vardingholt im<br />
Kreis Borken ein. „Selbstverständlich wurde<br />
ich damals auch gleich Mitglied im Land-<br />
Frauenverband“, sagt sie rückblickend. Nur<br />
zwei Jahre später, das erste Kind war gerade<br />
geboren, wurde die junge Bäuerin eher unfreiwillig<br />
und auf Drängen anderer LandFrauen<br />
Ortsvorsitzende im LandFrauenortsverein<br />
Rhede-Vardingholt. In ihrer zupackenden Art<br />
hat sie die Ärmel hochgekrempelt und die<br />
Herausforderung angenommen.<br />
Erfolgsgeheimnis Netzwerk<br />
Nach und nach engagierte sie sich auch auf<br />
Kreisebene und im Kreisvorstand Borken<br />
und gründete vor 18 Jahren zusammen mit<br />
anderen LandFrauen den Agrarpolitischen<br />
Arbeitskreis. Mit dem LandFrauenverein<br />
Aechterhoek jenseits der holländischen Grenze<br />
organisierten sie Betriebsbesichtigungen,<br />
12 WLLV die Zeitung<br />
sitzende im LandFrauenortsverein Warburg-<br />
Herlinghausen. „Da ist immer irgendwo eine<br />
Versammlung. So komme ich genug unter<br />
Leute und habe Spass.“ Das will sie auf keinen<br />
Fall zurückschrauben.<br />
Sie geht jede Woche zur Gymnastik und<br />
zum Nordic Walking und pflegt ihren Freundeskreis.<br />
Ihren Haushalt stemmt sie nach wie<br />
vor alleine: „Mein Mann hat einen anstrengenden<br />
Job und ist viel am Wochenende und<br />
abends unterwegs“, ist er in Sachen Hausarbeit<br />
komplett entschuldigt. „Ich freue mich,<br />
dass er inzwischen zum Mittagessen nach<br />
Hause kommt.“ So haben Bärbel Waßmuth<br />
und ihr Mann eine klare Aufgabenteilung<br />
und sind damit glücklich. Und wer weiß, was<br />
sich für die engagierte LandFrau noch ergibt.<br />
„Denn eigentlich wäre ich damals am liebsten<br />
Hauswirtschaftslehrerin geworden“, gesteht<br />
sie dann doch noch einen heimlichen Wunsch<br />
in Sachen Erwerbstätigkeit. (kw)<br />
Die Holländerinnen mit im Boot<br />
Wer sie trifft, merkt sofort: Ursula Sieverding sprüht förmlich vor<br />
Energie und neuen Ideen. Mit ihrer mitreißenden Art steckt sie alle<br />
an und ist oft die treibende Kraft. Seit fast 40 Jahren engagiert sie<br />
sich im <strong>LandFrauenverband</strong>.<br />
sie luden zu Vorträgen zu landwirtschaftlichen<br />
Steuerfragen, Hofübergabe oder Erbfolge<br />
ein und sie diskutierten mit Experten<br />
aktuelle agrarpolitische Entwicklungen. Aus<br />
dem ganzen Kreisverband strömten viele<br />
Frauen zu den Veranstaltungen. „Denn wir<br />
hatten ein Netzwerk von LandFrauen in den<br />
Orten, die andere LandFrauen ansprachen. So<br />
nahm die eine die andere mit und gemeinsam<br />
fuhren die Frauen zu unseren Veranstaltungen<br />
los“, verrät Ursula Sieverding ein Erfolgsgeheimnis<br />
ihres Agrarpolitischen Arbeitskreises.<br />
Inzwischen hat sie dort das Ruder an Jüngere<br />
abgegeben und dafür vor sechs Jahren mit<br />
„LandFrauen 55plus“ einen Neustart gewagt.<br />
Mit den Enkelkindern zur Wallfahrt<br />
Und Ursula Sieverding ganz privat? „Mein<br />
größtes Hobby sind meine vier Enkelkinder<br />
von fünf bis elf Jahren“, sagt sie und streicht<br />
ihrem jüngsten Enkel Bernhard liebevoll über<br />
den Kopf. „Ich genieße die Zeit mit den Kindern<br />
und bin mit ihnen viel unterwegs, mal<br />
für zwei Tage nach Münster in den Zoo oder<br />
auch zur herbstlichen Wallfahrt mit abendlicher<br />
Lichterprozession nach Kevelaer. Oder<br />
ich überrasche sie mit einem Kurztrip in<br />
große Städte wie Berlin und Hamburg.“<br />
Elf Auszubildende<br />
Ursula Sieverding ist eine leidenschaftliche<br />
Rosenfreundin. Dennoch hat sie davon nur<br />
noch wenige im Garten. „Die vielen Rosen<br />
machten einfach zu viel Arbeit. Deshalb<br />
mussten sie weg“, stößt Ursula Sieverding an<br />
ihre Grenzen. Denn zusätzlich zur Landwirtschaft<br />
betreibt sie mit ihrem Mann seit<br />
20 Jahren einen Gewerbebetrieb im Immobilienbereich.<br />
Und in der Küche hat sie den<br />
Ehrgeiz, immer alles frisch zu zubereiten.<br />
Denn sie möchte, dass ihre Auszubildende<br />
in der ländlichen Hauswirtschaft alles von<br />
der Pike auf lernt. Doch dieses Kapitel wird<br />
die 64-jährige bald zuschlagen. Wenn die<br />
derzeitige Auszubildende fertig ist, wird sie<br />
nach elf Lehrlingen die Lehrstelle nicht mehr<br />
anbieten.<br />
Gemeinsam sind sie im <strong>LandFrauenverband</strong><br />
älter geworden: Gertrud<br />
Wolfering-Hagemann aus Südlohn,<br />
Marianne Oenning aus Velen und<br />
Ursula Sieverding aus Rhede.<br />
Sie alle waren Ortsvorsitzende in ihren<br />
Verbänden und arbeiteten auf Kreisebene zusammen.<br />
Mit dem Älterwerden hat sich bei<br />
den Dreien die persönliche Lebenssituation<br />
geändert: Sie haben Verantwortung in ihren<br />
Betrieben an die junge Generation abgegeben.<br />
„Wir haben heute mehr Zeit und Muße für<br />
Freizeitaktivitäten und Kultur“, betont Gertrud<br />
Wolfering-Hagemann. So hat das Dreierteam<br />
vor sechs Jahren speziell für LandFrauen in der<br />
Lebensmitte, insbesondere für Alleinstehende,<br />
auf Kreisebene die Gruppe „LandFrauen<br />
55plus“ gegründet. Sie laden die LandFrauen<br />
im Kreis Borken vier Mal im Jahr zu Unternehmungen<br />
und Veranstaltungen ein und<br />
pflegen damit auch auf Kreisebene den Zusammenhalt<br />
und die Gemeinschaft untereinander.<br />
Über 100 ehemalige Bäuerinnen und<br />
Frauen vom Land nehmen das vielseitige Angebot<br />
gerne an. Sie fahren zusammen Fahrrad<br />
oder ins Theater, singen zusammen, tauschen<br />
sich aus, lauschen Buchautoren, beschäftigen<br />
sich in Seminaren mit Gesundheitsfragen oder<br />
unternehmen zusammen mit den Männern<br />
Das Alter im Blick<br />
Und was soll die Zukunft für Ursula Sieverding<br />
bringen? „Gesundheit ist das Wichtigste,<br />
wenn man älter wird“, hat sie bei allem Unternehmungsgeist<br />
das Alter im Blick. Trotzdem<br />
kann man sich kaum vorstellen, dass die<br />
agile LandFrau bald das „offizielle“ Renteneintrittsalter<br />
erreicht. (kw)<br />
Ursula Sieverding, Marianne Oenning und Gertrud<br />
Wolfering-Hagemann (v. l.) gründeten den AK 55plus.<br />
Glücklich unter LandFrauen – der AK 55plus<br />
eine Tagestour. „Kulinarische Überraschungen<br />
dürfen dabei natürlich nicht fehlen. So<br />
zaubern wir bei einer angekündigten Toilettenpause<br />
schon mal zur Verwunderung der<br />
Teilnehmerinnen ein opulentes Picknick mit<br />
Stehtischen, Bänken, Obst, Lachs und allerlei<br />
Leckereien aus dem Bus“, berichtet Ursula<br />
Sieverding schmunzelnd, während man ahnt,<br />
dass sie bereits an den nächsten Ideen feilt.<br />
Denn Weihnachten ist näher als man<br />
denkt und damit naht der in diesem Jahr<br />
anvisierte Besuch im weihnachtlich dekorierten<br />
kleinen Schloss Middachten in Holland<br />
und das adventliche Frühstück unterwegs.<br />
Denn das Dreierteam hat alte Kontakte zur<br />
LandFrauengruppe in Aechterhoek in den<br />
Niederlanden aufgefrischt und pflegt so das<br />
Miteinander auch über die Staatsgrenze hinweg.<br />
„Wir sind neugierig, wie die Menschen<br />
jenseits der Grenze leben“, betont Marianne<br />
Oenning. „Uns fällt besonders die Herzlichkeit<br />
der Niederländer auf. Die Mentalität ist anders<br />
als bei uns. Aber auch die Esskultur und die<br />
Betriebe unterscheiden sich von dem, was wir<br />
aus Deutschland kennen.“<br />
Woher nehmen die drei LandFrauen die<br />
Power für dieses ehrenamtliche Engagement?<br />
„Wir sind ein tolles Team“, sagt Ursula Sieverding<br />
dazu. „Und wenn wir unter LandFrauen<br />
sind, dann sind wir glücklich.“ (kw)<br />
WLLV die Zeitung 13<br />
Foto: Wiedemann
<strong>Unterwegs</strong> ...<br />
Foto: B. Laarmann/Landw.<br />
Wochenblatt Westfalen-Lippe<br />
Von Mai bis Ende September sind LandFrauen<br />
in ganz Deutschland unterwegs, um in der<br />
Begegnung mit anderen die Gemeinschaft zu<br />
erleben, Erfahrungen auszutauschen und neue<br />
Ideen für die Verbesserung der Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum zu<br />
entwickeln.<br />
Werkzeuge pflegen<br />
„Ein Mensch, der zu beschäftigt ist, sich um seine Gesundheit zu<br />
kümmern, ist wie ein Handwerker, der keine Zeit hat, seine Werkzeuge<br />
zu pflegen.“ Dieses spanische Sprichwort war Motto beim<br />
1. Gemeinsamen Aktionslauf der LandFrauen im Kreisverband Coesfeld.<br />
Eigentlich ist es eine simple Idee, sich gemeinschaftlich<br />
auf den Weg zu machen und<br />
dabei eine malerische Landschaft zu genießen.<br />
Und doch war der erste gemeinsame<br />
Aktionslauf der Coesfelder LandFrauen etwas<br />
Besonderes, eine Premiere der ganz anderen<br />
Art. Denn jede Teilnehmerin konnte sich<br />
frei entscheiden, ob sie wandern, walken oder<br />
joggen wollte. Die meisten entschieden sich<br />
für die Walkingstöcke und so konnte Jede<br />
in ihrem eigenen Tempo den 250 ha großen<br />
Dülmener Wildpark mit seinem freilaufenden<br />
Wild erschließen – während das Damwild<br />
direkt vor den Augen der Frauen äste.<br />
Allein unterwegs war trotzdem keine der 50<br />
Frauen. Sie nutzen die Gelegenheit, sich auszutauschen<br />
und miteinander ins Gespräch zu<br />
Gemeinsam aktiv: LandFrauen aus dem<br />
Kreis Coesfeld.<br />
Wir berichten über Aktionen aus dem Münsterland,<br />
aus Südwestfalen und aus Ostwestfalen-Lippe.<br />
Mit jedem zurückgelegten Weg, bei jedem<br />
Zusammentreffen und Erfahrungsaustausch<br />
mit anderen wird das LandFrauen-Netzwerk<br />
dichter und stärker!<br />
kommen. Quasi im Vorbeigehen wurden alte<br />
Bekanntschaften aufgefrischt, neue Kontakte<br />
geknüpft und über die Ortsverbandsgrenzen<br />
hinaus neue Netzwerke entwickelt. Dass der<br />
Lauf dazu eine besondere Gelegenheit bot,<br />
unterstrich Christa Ermann, Kreisvorsitzende<br />
in Coesfeld: „Es war prima, mit ganz unterschiedlichen<br />
Frauen ins Gespräch zu kommen.<br />
Wenn man gemeinsam in Bewegung ist, ist<br />
das einfacher als bei einer Vortragsveranstaltung.<br />
Ich konnte mich mit verschiedenen<br />
Mitläuferinnen intensiv austauschen, Ideen<br />
und Anregungen sammeln und gleichzeitig<br />
etwas für meine Gesundheit tun.“ So kommen<br />
Netzwerke im wahrsten Sinn des Wortes in<br />
Bewegung. Dass die Frauen mit den Aktivitäten<br />
an der frischen Luft ihrem Körper und<br />
Geist etwas Gutes taten, geriet dabei fast zur<br />
Nebensache. Sie waren immerhin ein bis zwei<br />
Stunden unterwegs. „So macht Bewegung<br />
richtig Spaß“, waren die Teilnehmerinnen begeistert<br />
von der Idee des Aktionslaufs.<br />
Auch nach dem Laufen ging es gesund weiter:<br />
bei wunderbar herrlichem Wetter klang die<br />
Veranstaltung im Park mit Getränken und einer<br />
erfrischend fruchtigen Stärkung aus Obstsalat<br />
und Joghurt oder Quark aus. Beeindruckt<br />
und begeistert von der tollen Resonanz schloss<br />
Christa Ermann eine Wiederholung der erfolgreichen<br />
Veranstaltung nicht aus.<br />
Übrigens taten die Frauen beim Lauf<br />
nicht nur etwas für sich: für die Stiftung „Eine<br />
Chance für Kinder“ sammelten sie 128,- Euro!<br />
Gemeinsamer Arbeitsaustausch der LandFrauenreferentinnen des wllv und des rheinischen <strong>LandFrauenverband</strong>es<br />
am 28. Juni in Unna.<br />
Märchenwandern im Wunderland<br />
Unter passionierten Wanderern genießt das Siegerland/Wittgensteiner<br />
Land einen ausgezeichneten Ruf. Mitten im Rothaargebirge bei Bad<br />
Laasphe liegt die zauberhafte Erlebniswelt des „Kleinen Rothaar“ und<br />
seiner Freunde. Die LandFrauen des Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein<br />
entführten Familien in die Welt des Kobolds.<br />
Familie steht für mehr als die Hälfte der<br />
Deutschen in der Werteskala ganz oben. Aber<br />
wie können der Zusammenhalt und das Verständnis<br />
füreinander über die Generationen<br />
hinweg in der Familie tatsächlich gelingen?<br />
Wie können LandFrauen dazu beitragen?<br />
„Mit gemeinschaftlichen Unternehmungen<br />
schaffen Großeltern, Eltern und Kinder<br />
schöne Erinnerungen und Verbindendes zwischen<br />
den Generationen“, ist Annerose Kroh<br />
aus dem Kreisvorstand Siegen-Wittgenstein<br />
überzeugt. „Das gemeinsame Erleben und der<br />
Austausch fördern die Gemeinschaft und das<br />
Verständnis füreinander.“ Deshalb bietet ihr<br />
Kreisverband immer wieder Veranstaltungen<br />
und Aktionen für alle Generationen an.<br />
So hat Annerose Kroh jüngst eine generationenübergreifende<br />
Familienwanderung<br />
begleitet. Elf Kinder und 16 Erwachsene aus<br />
unterschiedlichen Orten des Kreises waren<br />
der Einladung gefolgt. Sie tauchten auf einem<br />
knapp zwei Kilometer langen Rundwanderweg<br />
im Staatsforst bei Bad Laasphe mitten im<br />
Rothaargebirge in die zauberhafte Märchen-<br />
und Erlebniswelt des Kleinen Rothaar ein.<br />
Der Kleine Rothaar ist ein pfiffiger rothaariger<br />
Kobold, der im Wald am Rothaarsteig sein<br />
Zuhause hat. Er kennt sich aus und weiß viel<br />
über die Natur und die Tiere seiner Heimat.<br />
Begleitet wurde die Gruppe dabei auch von<br />
einer Wanderführerin des Landesbetrieb Wald<br />
und Holz NRW.<br />
Mit ihr – und dem kleinen Kobold, der an<br />
einzelnen Stationen als Figur immer wieder<br />
auftaucht – gab es für alle viel zu entdecken:<br />
seltene Pflanzen, kleine und große Tiere,<br />
Wurzeln, Steine, Bäume, die Gesichter haben,<br />
eine Quelle und viel Geheimnisvolles. An der<br />
Station „Ilsequelle“ erzählt der Kleine Rothaar<br />
vom Quellenzauberer und an der „liegenden<br />
Gemeinschaftlich erkundeten Kinder und Land-<br />
Frauen die Erlebniswelt des Kleinen Rothaar.<br />
Linde“ davon, wie die mächtige Linde mit ihren<br />
kleinen Bäumen weiterlebt nachdem sie vom<br />
Sturm zu Boden gedrückt wurde. An anderer<br />
Stelle ist in Büchern aus Holz von Kobolden, die<br />
kranke Tiere gesund pflegen, oder vom Hirsch<br />
Bruno zu lesen.<br />
„Selbst für uns Erwachsene war viel Neues und<br />
Interessantes dabei“, erinnert sich Annerose<br />
Kroh gerne an die Wanderung. Sie fühlte sich<br />
gar in die eigene Kindheit versetzt. Denn zu<br />
ihrer Schulzeit gehörte der Ausflug in den Wald<br />
und zur sagenumwobenen Ilsequelle zum jährlichen<br />
Programm.<br />
So ist sie fest davon überzeugt, dass auch die<br />
Kinder, die an der Wanderung teilgenommen<br />
haben, sich später noch daran erinnern werden:<br />
„Die Kinder waren ganz begeistert, welche<br />
Abenteuer der kleine Kobold im Wald erlebt.<br />
Dabei haben sie viel über das Leben im Wald<br />
gelernt und konnten an den Stationen selber<br />
aktiv werden. Das war Natur- und Heimatkunde<br />
hautnah.“<br />
14 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 15
<strong>Unterwegs</strong> ...<br />
LandFrauen aus dem gesamten Kreisverband Gütersloh waren in Greffen unterwegs zu neuen Chancen.<br />
Verwunschene Ecken und<br />
besondere Geschichten<br />
Das Gute liegt so nahe. Die Gütersloher LandFrauen wissen das<br />
und begeben sich alljährlich auf die Reise durch einen Ort ihres<br />
Kreisverbandes.<br />
Niemand kennt einen Ort besser, als die, die<br />
in ihm wohnen. Und wer vor Ort wohnt, zeigt<br />
gerne anderen seine Heimat. Das gilt ganz<br />
besonders für die LandFrauen, die in ihren<br />
Dörfern traditionell tief verwurzelt und im<br />
Dorfleben meist eine treibende Kraft sind.<br />
Genau das ist beim Kreisverband Gütersloh<br />
Programm. Einmal im Jahr strömen Land-<br />
Frauen aus dem gesamten Kreisgebiet zum<br />
gemeinsamen Abendgang in ein Dorf des<br />
Kreises. Dabei lernen sie ihren Landkreis<br />
und auch sich untereinander näher kennen.<br />
„Wir kommen so ganz zwanglos miteinander<br />
ins Gespräch und tauschen uns über die<br />
Ortsgrenzen hinweg aus“, freut sich Renate<br />
Große-Wietfeld, Vorsitzende im Kreisverband<br />
Gütersloh, dass dabei auch der Zusammenhalt<br />
auf Kreisebene gepflegt wird.<br />
In diesem Jahr erkundeten die Gütersloher<br />
LandFrauen Greffen, einen kleinen Ortsteil,<br />
der zu Harsewinkel gehört. „Natürlich haben<br />
wir alle ein Bild der Orte in unserem Kreis vor<br />
Mit gelben Luftballons machten die<br />
LandFrauen auf die deutschlandweite<br />
Aktion aufmerksam.<br />
16 WLLV die Zeitung<br />
Augen. Aber die verwunschenen Ecken, die<br />
besonderen Geschichten und die Highlights,<br />
die kennen nur diejenigen, die im Ort leben“,<br />
erläutert Renate Große-Wietfeld den besonderen<br />
Reiz der Veranstaltung.<br />
So zeigten die Greffener LandFrauen ihren<br />
Besucherinnen historische Plätze des fast<br />
1.000 Jahre alten Ortes, führten sie zu neuen<br />
Gebäuden und boten den sprichwörtlichen<br />
Blick hinter die Kulisse. Unterstützt wurden<br />
sie dabei vom Stadtführer Heinrich de Byl,<br />
der beim Rundgang die Dorfgeschichte erläuterte.<br />
„Die Highlights kennen nur die, die im Ort leben.“<br />
Mit gelben Luftballons ausgestattet machten<br />
die 64 Teilnehmerinnen lustwandelnd auf<br />
die Aktion „<strong>Unterwegs</strong> zu neuen Chancen“<br />
aufmerksam und spendeten dabei für die Stiftung<br />
„Eine Chance für Kinder“ fast 200 Euro.<br />
Für diese Stiftung sammelt der Deutsche<br />
<strong>LandFrauenverband</strong> im Rahmen der Aktion.<br />
Am Schluss des Rundgangs überraschten die<br />
Gastgeberinnen die Besucherinnen auch noch<br />
kulinarisch, mit Steinofenpizza und Flammkuchen<br />
aus dem historischen Backhaus des<br />
Bürgervereins.<br />
„Wir wussten gar nicht, dass Greffen eine so<br />
lange und bewegte Geschichte und so viele<br />
interessante Gebäude und Plätze hat“, war<br />
am Ende zu hören. „Beim Vorbeifahren wirkt<br />
der Ort ganz unscheinbar.“ So waren sich<br />
die Teilnehmerinnen nach dem Rundgang<br />
einig: „Greffen ist nicht irgendein Ort an der<br />
Straße. Das ganze Dorf ist sehr geschichtsträchtig.<br />
Es gibt viel zu entdecken, und die<br />
dortigen LandFrauen sind eine Wucht.“<br />
<strong>Unterwegs</strong> zu neuen Chancen<br />
„Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen“ hat Kurt Tucholsky 1931 festgestellt.<br />
Für Frauen stellt sich heute mehr denn je die Frage der Vereinbarkeit<br />
von Erwerbsarbeit, Familie und bürgerschaftlichem Engagement.<br />
Mit einem flammenden Appell stritt die französische<br />
Revolutionärin und Schriftstellerin<br />
Olympe de Gouges bereits in der zweiten<br />
Hälfte des 18. Jahrhunderts für die Rechte<br />
der Frauen: „Frauen, wacht auf! Was auch<br />
immer die Hürden sein werden, die man euch<br />
entgegenstellt, es liegt in eurer Macht, sie zu<br />
überwinden. Ihr müsst es nur wollen.“ Heute<br />
scheint dieser Apell nichts an Aktualität eingebüßt<br />
zu haben – auch für LandFrauen. Themen<br />
wie Gleichstellung, Chancengleichheit<br />
und Gendergerechtigkeit wurden in der Öffentlichkeit<br />
vor Jahren nicht von LandFrauen<br />
besetzt. Inzwischen jedoch sind auch sie im<br />
<strong>LandFrauenverband</strong> angekommen.<br />
So sieht Brigitte Scherb, Präsidentin des deutschen<br />
<strong>LandFrauenverband</strong>es, Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Situationen von Frauen<br />
im ländlichen Raum und der Landwirtschaft<br />
dringend geboten. „Es ist kaum zu glauben,<br />
wie viel Unkenntnis es immer noch über<br />
die Lebenswirklichkeit von Frauen auf dem<br />
Lande gibt.“ Sie kritisiert die überwiegend<br />
männlich geprägten politischen, institutio-<br />
nellen und wirtschaftlichen Strukturen des<br />
ländlichen Raumes. Die weibliche Sichtweise<br />
spiele häufig nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Daher sei es nicht verwunderlich, dass viele<br />
Entscheidungen – nicht nur bei Frauen – auf<br />
Unverständnis stoßen.<br />
Um dies zu ändern, stellt sich der dlv dem<br />
Thema „Gendergerechtigkeit“ und will Frauen<br />
ermutigen und fördern, sich mit Kompetenz,<br />
aber auch mit Herz und Weitblick,<br />
einzumischen und die meist hervorragenden<br />
Qualifikationen beruflich einzusetzen. Erschwerend<br />
seien zudem tradierte Rollenbilder,<br />
die Frauen oft in die ZUverdienerrolle und<br />
in schlecht bezahlte frauentypische Berufe<br />
verwiesen. Der erste Gleichstellungsbericht<br />
der Bundesregierung stellt auf Seite 134 gar<br />
eine „volkswirtschaftlich bedenkliche Vergeudung<br />
von Ressourcen“ fest. Gemeint ist, dass<br />
das weibliche Bildungs- und Qualifikationspotenzial<br />
in Deutschland vielfach verschenkt<br />
wird, weil die Rahmenbedingungen einer<br />
gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an<br />
der Erwerbsarbeit sowie den Möglichkeiten<br />
(weiter auf Seite 18)<br />
100 Jahre Internationaler Weltfrauentag<br />
Aus diesem Anlass fand am 10. März im Düsseldorfer Landtag ein Festakt statt. Eingeladen<br />
waren Gleichstellungsbeauftragte, Vertreterinnen von Frauenbüros, von Frauenvereinen und<br />
Verbänden sowie Engagierte, die sich mit dem Thema Gleichstellung von Frau und Mann<br />
beruflich oder im Ehrenamt befassen. Magdalene Garvert (im Bild links unten) nahm für die<br />
LandFrauen an der Podiumsdiskussion teil. Neben ihr diskutierten je eine Vertreterin der<br />
alevitischen Jugend*, der Lesben in NRW, der kommunalen Gleichstellungsstellen, des Vereins<br />
Agisra (Beratungsstelle für Migrantinnen)<br />
und des Netzwerks Frauen<br />
und Geschlechterforschung der Uni<br />
Duisburg-Essen.<br />
Frau Garvert wies auf die Ungleichzeitigkeit<br />
der Emanzipation von<br />
Frauen in Stadt und Land hin. Es<br />
gelang ihr in der Diskussion mit<br />
einem pragmatischen Rollen- und<br />
Frauenbild die Köpfe und Herzen<br />
der 250 Festaktteilnehmerinnen zu<br />
gewinnen.<br />
* Das Alevitentum ist eine humanistische<br />
Glaubenslehre.<br />
Foto: Bernd Henkel /Studio-Henkel.tv<br />
WLLV die Zeitung 17
Rätsel<br />
einer partnerschaftlich geteilten Erwerbs-<br />
und Sorgearbeit im Weg stehen.<br />
Dabei darf nach Uta Meier-Gräwe,<br />
Professorin für Wirtschaftslehre des Privathaushalts<br />
und Familienwissenschaft<br />
an der Universität Gießen und Mitglied<br />
der Sachverständigenkommission, die den<br />
Gleichstellungsbericht verfasst hat, aber<br />
nicht vergessen werden, dass es neben der<br />
Erwerbsarbeit noch andere Formen von<br />
gesellschaftlich notwendiger Arbeit gibt.<br />
Vor allem Sorgearbeit für Kinder und pflegebedürftige<br />
Angehörige oder ehrenamtliche<br />
Aktivitäten müssen in den Lebensverlauf<br />
von Frau und Mann (!) passen. Denn so<br />
Meier-Gräwe: „Ohne Familien- und Beziehungsarbeit<br />
ist eine Gesellschaft auf Dauer<br />
nicht überlebensfähig.“ Sie plädiert dafür,<br />
diese wichtigen Arbeiten nicht länger einseitig<br />
als (unbezahlte) „Arbeit aus Liebe“ den<br />
18 WLLV die Zeitung<br />
Frauen zuzuschreiben, wenn gleichzeitig ihr<br />
Bildungs- und Qualifikationspotential am<br />
Arbeitsmarkt benötigt wird. Eine Lösung aus<br />
ihrer Sicht ist die Professionalisierung personenbezogener<br />
Dienstleistungen. Hierdurch<br />
würden engagierte Eltern unterstützt, Kindern<br />
gute Entwicklungschancen eröffnet und den<br />
Menschen im Alter ein Leben in Würde ermöglicht.<br />
„Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen“ – die<br />
Frage der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit,<br />
Familie und bürgerschaftlichem Engagement<br />
stellt sich für Frauen heute mehr denn je. So<br />
gilt es – gerade auf dem Land, wo Frauen unterschiedlichste<br />
Berufe, Lebensentwürfe und<br />
Interessen haben – die gesellschaftlichen und<br />
politischen Rahmenbedingungen für ein gutes<br />
Leben in einer intakten ländlichen Gemeinschaft<br />
zu schaffen. (ae)<br />
Welche Bilder haben sich hier versteckt?<br />
Mitgemacht.<br />
Rätseln Sie mit. Schicken Sie uns die<br />
richtige Glückszahl und gewinnen Sie<br />
tolle Preise.<br />
Und so einfach geht‘s.<br />
Auf welcher Seite befindet sich<br />
welcher Bildausschnitt? Übertragen<br />
Sie die Seitenzahlen in die Kästchen<br />
und addieren Sie die Zahlen.<br />
Schicken Sie Ihre Glückszahl bis<br />
zum 31. Dezember 2011 an:<br />
<strong>Westfälisch</strong>-<strong>Lippischer</strong><br />
<strong>LandFrauenverband</strong><br />
Nevinghoff 40<br />
48147 Münster<br />
per E-Mail: info@wllv.de<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
1. Preis:<br />
Besuch der Messe „Land & Genuss“<br />
in Frankfurt (01.– 04. 03. ‘12) für zwei<br />
Personen inkl. einer Übernachtung.<br />
Bild 1<br />
+ Bild 2<br />
2. – 5. Preis:<br />
+ Bild 3<br />
Je ein Buch<br />
„Frauen, die die Welt bewegten“<br />
+ Bild 4<br />
= Glückszahl<br />
6. – 8. Preis:<br />
Je ein Polo-Shirt<br />
„management @home –<br />
Familie gewinnt Zukunft“<br />
Lösung aus „die Zeitung“ 2010: Die Glückszahl lautete 45!