Gemeindebrief Oktober 2009 / Januar 2010 - Evangelische ...
Gemeindebrief Oktober 2009 / Januar 2010 - Evangelische ...
Gemeindebrief Oktober 2009 / Januar 2010 - Evangelische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wir alle sind angesichts der jüngsten Ereignisse in Japan tief erfüllt von<br />
Schrecken, Fassungslosigkeit und Trauer.<br />
Die zu beklagende Zerstörung von menschlichem, aber auch tierischem und<br />
pflanzlichem Leben ist bereits jetzt, am Tag 6 der Katastrophe, unermesslich<br />
groß.<br />
Und doch möchten wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Allerschlimmste<br />
–der atomare Super-GAU – vielleicht doch noch in letzter Sekunde verhindert<br />
werden kann, und Japan und die Welt an einer atomaren Apokalypse noch so<br />
gerade vorbeischlittern werden.<br />
Schrecken und Fassungslosigkeit treffen religiöse Menschen genauso wie<br />
nichtreligiöse Menschen. Da sitzen alle in einem Boot. Ja, womöglich haben es die<br />
religiösen Menschen sogar noch schwerer. Müssen sie sich nicht die Frage<br />
gefallen lassen: „Wo ist denn nun dein Gott?“ (Psalm 42, 4) Wann greift er ein?<br />
Und so werden wir nicht nur gefragt - nein, wir fragen uns dies ja auch selbst.<br />
Was sagt die Bibel? Da ist es ganz klar: Gott steht immer auf der Seite der<br />
Gedemütigten und Zerschlagenen (Jesaja 57, 15). Und wer an diese Solidarität<br />
Gottes mit den Hilflosen und Schwachen glaubt, der wird alles tun, um Leiden zu<br />
verhindern oder zumindest zu lindern.<br />
Wir müssen uns und anderen jedoch alle Versuche verbieten, das geschehene<br />
Leid in irgendeinen Erklärungszusammenhang mit Gott zu bringen. Die an Gott<br />
gerichtete Frage, wie er das Leid „zulassen“ kann, ist nicht nur unbeantwortbar –<br />
sie ist vor allem gefährlich, wenn sie von den nicht direkt Betroffenen gestellt<br />
wird.<br />
Warum? Weil wir Menschen uns damit nur zu leicht aus der Verantwortung<br />
entlassen, uns entschuldigen!<br />
Gott hat der Menschheit den Auftrag gegeben, die Erde zu bebauen und zu<br />
bewahren (1 Mose 2, 15). Jede und jeder möge sich nun ernsthaft fragen, ob<br />
dieses göttliche Gebot in Einklang gebracht werden kann mit der sogenannten<br />
friedlichen Nutzung der Atomkraft: Ist sie noch ein dem göttlichen<br />
Schöpfungsauftrag gehorsames Tun des Menschen, oder schon ein sündhaftes<br />
Seinwollen wie Gott? Handelt es sich bei ihr noch um eine Nutzung der Gaben<br />
der Schöpfung zum Wohle der Menschheit, oder bereits um ein teuflisches Spiel<br />
mit dem Feuer?<br />
Für mich ist die Antwort eindeutig.<br />
„Wie konnten wir es nur soweit kommen lassen?“ Das ist für mich die<br />
angemessene Frage, und sie richtet sich an uns.<br />
Und so werden mir Worte aus der Bibel wichtig, die von der Umkehr des<br />
Menschen von seinem bösen Wege sprechen: „Erforsche mich, Gott, und erkenne<br />
mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. Und sieh, ob ich auf bösem<br />
Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege“ (Psalm 139, 23f.).<br />
Ja, gebe Gott, dass der Menschheit zu dieser Umkehr noch genügend Zeit bleibt.<br />
Markus Heitkämper<br />
4 <strong>Gemeindebrief</strong> Essen-Kupferdreh April / Mai 2011