procontra Ausgabe 05-2022 Preview
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Oktober / November <strong>2022</strong> – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />
Folgen der Inflation | ESG-Regulierung | Psychotest in der PKV | Waldbrandversicherung | Maklers Lieblinge | Bestandsübertragung | Kleinleins letztes Interview | Förderungen für Immobilien #<strong>05</strong> | <strong>2022</strong><br />
Oktober / November <strong>2022</strong><br />
BaFin-Irrsinn<br />
Wie die Aufsicht ESG-Fonds<br />
regulieren will und dabei den<br />
Standort schwächt<br />
PKV-Test<br />
Welche Versicherer psychische<br />
Vorerkrankungen kategorisch<br />
ausschließen<br />
Das freie Finanzmagazin<br />
Maklers Lieblinge<br />
Mit wem der freie Vertrieb<br />
am liebsten in die Beratungsgespräche<br />
geht
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EDITORIAL<br />
Inflation wird<br />
Versorgungsniveau<br />
verschlechtern<br />
pro Auch wenn sich die Inflationsraten ab 2024 wieder normalisieren<br />
sollten, die Folgen für Absicherung und Vorsorge werden dramatisch sein.<br />
Bis die Löhne und Einkommen nachziehen und den Preissprung der vergangenen<br />
Monate ausgleichen können, werden noch Jahre vergehen. Bis dahin<br />
werden Privathaushalte an ihre Budgetlimits getrieben und „überflüssige“<br />
<strong>Ausgabe</strong>n infrage gestellt. Leider fallen diesen Überlegungen auch immer<br />
Sparbeiträge und Versicherungsprämien zum Opfer. Zu abstrakt scheint ihr<br />
Nutzen, zu greifbar das kurzfristige Einsparpotenzial. Ziehen die Versicherer<br />
noch ihre an Preisindizes gekoppelten Prämien nach, brechen viele Absicherungskonzepte<br />
zusammen und Unterversicherung wird die Regel. Auch für<br />
viele Gewerbekunden, wo Experten die Situation in der Gebäude-, Inhaltsund<br />
Haftpflichtversicherung als „besonders alarmierend“ einschätzen.<br />
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contra Natürlich leiden Verbraucher und Gewerbetreibende unter den<br />
Preissteigerungen der vergangenen Monate. Doch die hohe Inflaton muss<br />
nicht zwangläufig in der Aufgabe von Vorsorgebemühungen oder einer generellen<br />
Unterversicherung in der privaten und gewerblichen Sachversicherung<br />
münden. Im Leben-Bereich sind die Produkte flexibel genug, um beispielsweise<br />
mit Beitragspausen auf finanzielle Engpässe zu reagieren und eine Kündigung<br />
zu vermeiden. In der Sachsparte braucht es die Makler. Sie müssen<br />
vor allem ihren Gewerbekunden erklären, welche Verträge von Anpassungen<br />
an Preisindizes betroffen sind, und prüfen, ob die Versicherungssummen den<br />
tatsächlichen Wiederbeschaffungswert noch abbilden. Wer hier proaktiv auf<br />
Kunden zugeht, kann Kurzschlussreaktionen und Unterversicherung vermeiden<br />
und Absicherungskonzpete sicher durch die Krise begleiten.<br />
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LIEBE MAKLER, LIEBE LESER,<br />
die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />
eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />
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@<strong>procontra</strong>online<br />
facebook.com/<strong>procontra</strong><br />
Matthias Hundt<br />
Chefredakteur<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
Dialog Lebensversicherung-AG<br />
Stadtberger Str. 99, 86157 Augsburg
<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
INHALT<br />
18<br />
Inflation als Vorbote<br />
Unterversicherung und Prämienexplosionen<br />
sind Folgen der<br />
Rekordinflation.<br />
64<br />
Maklers<br />
Lieblinge<br />
Der freie<br />
Vertrieb wählte<br />
wieder seine<br />
Favoriten<br />
unter den<br />
Assekuranzen.<br />
»Psychos« ohne jede Chance<br />
Psychische Erkrankung und PKV-<br />
Wechsel passen nicht zusammen<br />
– zeigt der große <strong>procontra</strong>-Test.<br />
44<br />
58<br />
Bestände richtig loslassen<br />
Wie Vermittler ihr Lebenswerk<br />
übergeben und jetzt noch wertsteigernd<br />
optimieren können.<br />
4 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Inhaltsverzeichnis <strong>procontra</strong><br />
PANORAMA<br />
13 Zeitenwende Hans-Jörg Naumer<br />
über die Katalysatoren der<br />
Deglobalisierung<br />
INVESTMENTFONDS<br />
24 Buschfunk<br />
26 »Kein aktiver Vertrieb von Fonds<br />
mit Kernkraft« Volker Weber vom<br />
Forum Nachhaltige Geldanlagen<br />
(FNG) über die EU-Entscheidung,<br />
Gas und Atomkraft als nachhaltig zu<br />
deklarieren<br />
VERSICHERUNGEN<br />
40 Buschfunk<br />
42 »Maklerbetreuer werden zum<br />
Coach der Vertriebspartner«<br />
Alte-Leiziger-Vorstand Frank Kettnaker<br />
über Maklerbetreuung der<br />
Zukunft und den Servicebedarf von<br />
Vermittlern<br />
30 Mehr Struktur im Depot Infrastrukturinvestments<br />
stabilisieren<br />
nicht nur das Portfolio, sondern<br />
können es auch mit der Inflation<br />
aufnehmen.<br />
14 Panorama Fakten für Vertrieb<br />
und Stammtisch<br />
16 Leserbriefe<br />
TITEL<br />
18 Inflation als Vorbote Die Preissteigerungen<br />
liegen auf Rekordniveau<br />
und sind in aller Munde.<br />
Doch die Risiken, die jetzt entstehen,<br />
betreffen Versicherte auch<br />
dann noch, wenn sich die Inflation<br />
längst wieder normalisiert hat.<br />
»Die Inflation treibt<br />
die durchschnittliche<br />
Schadenshöhe weiter<br />
nach oben.«<br />
THOMAS SEPP<br />
Allianz-Industrieversicherer AGCS<br />
32 Comeback der Rentenfonds Die<br />
Zinswende rückt Anleihen wieder in<br />
ein attraktives Licht für Investoren.<br />
Was diese nun beachten müssen<br />
36 Bärendienst für Fondsstandort<br />
Die BaFin meint es gut mit ihrem<br />
Alleingang bei der Regulierung<br />
nachhaltiger Fonds - und schwächt<br />
damit den Standort Deutschland.<br />
44 »Psychos« ohne jede Chance<br />
PKV-Versicherer lehnen Anfragen<br />
mit psychischen Vorerkrankungen<br />
fast kategorisch ab. Das zeigt der<br />
<strong>procontra</strong>-Test, der einige Anbieter<br />
zum Umdenken bewegte.<br />
48 Forst mit heißem Risiko Zunehmende<br />
Dürreperioden erhöhen den<br />
Absicherungsbedarf für Waldbesitzer.<br />
50 Bankrott zurückgelassen?! Die<br />
Absicherung von Hinterbliebenen<br />
offenbart in vielen Rentenverträgen<br />
Schwächen und liefert somit Beratungsansätze.<br />
52 Akku-Risiken entladen E-Autos<br />
fahren mit erhöhtem Feuerrisiko.<br />
Mit Prävention und Tarifoptimierung<br />
können Vermittler für eine sichere<br />
Fahrt sorgen.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
5
<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
BERATER<br />
54 Buschfunk<br />
56 »Ich sehe Vermittler nicht als<br />
Gegner« Mit Axel Kleinlein verlässt<br />
einer der schärfsten Kritiker die<br />
Verbraucherschutzbühne.<br />
<strong>procontra</strong> gab er noch ein resümierendes<br />
Interview.<br />
SACHWERTE<br />
72 Buschfunk<br />
74 »Spürbare Abschwächung zu<br />
erwarten« Jens Tolckmitt vom Verband<br />
deutscher Pfandbriefbanken<br />
über den Wohnimmobilienmarkt und<br />
Probleme für Schwellenhaushalte<br />
76 Fördertöpfe: auftun, aufzeigen,<br />
ausschöpfen Wenn die Finanzierung<br />
von Wohneigentum immer<br />
schwieriger wird, helfen Förderungen.<br />
Welche Vermittler ihren<br />
bauwilligen Kunden nahelegen<br />
sollten<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
8 Firmen- und<br />
Personenverzeichnis<br />
8 Impressum<br />
82 Privat gefragt<br />
Steckbrief von Karoline Viktoria<br />
Mielken, Geschäftsführerin der<br />
Nettowelt GmbH<br />
58 Bestände richtig loslassen Was<br />
Vermittler bei und im Vorfeld der Bestandsübergabe<br />
beachten sollten,<br />
damit das Lebenswerk wirklich<br />
vergoldet werden kann<br />
62 pro & contra: Geht den FinTechs<br />
jetzt das Geld aus? Die Zinswende<br />
verteuert Finanzierungen, und<br />
Investoren bieten sich nun wieder<br />
Alternativen. Werden FinTechs<br />
darunter leiden? Zwei konträre<br />
Meinungen dazu<br />
80 Am Puls der Zeit?! Sachwerte<br />
liegen im Trend – nicht nur bei hoher<br />
Inflation. Doch sind Luxusuhren ein<br />
lohnendes Investment oder doch<br />
nur was fürs Handgelenk?<br />
»Nettotarife sind<br />
sinnvoll – für Kunden<br />
und Vermittler.«<br />
KAROLINE VIKTORIA MIELKEN<br />
Nettowelt GmbH<br />
64 Die Lieblinge der Makler Rekordteilnahme<br />
bei der jährlichen<br />
Umfrage zu den Favoriten im freien<br />
Vertrieb. Mit Rückkehrern, Dauerbrennern<br />
und einigen Überraschungen<br />
6 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
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FIRMENVERZEICHNIS<br />
A<br />
Accenture........................................................................... 62<br />
AGCS.......................................................................................20<br />
Alliance Bernstein.........................................................25<br />
Allianz..........................................17, 20, 37, 46, 53, 65<br />
Alte Leipziger....................................................... 42 f., 65<br />
Amazon.................................................................................. 41<br />
Ammerländer..................................................................... 41<br />
Ampega................................................................................25<br />
Amundi..................................................................................25<br />
AnaCap..................................................................................73<br />
Aon...........................................................................................55<br />
Apple......................................................................................80<br />
Arag.........................................................................................45<br />
Axa..............................................................................45 f., 48<br />
B<br />
Bain Capital........................................................................59<br />
Barmenia......................................................................... 45 f.<br />
Bayerische Beamtenkrankenkasse...............45<br />
BCA...........................................................................................60<br />
BGV..............................................................................................17<br />
BNP Paribas...................................................................... 24<br />
Breitling.................................................................................80<br />
BVT............................................................................................73<br />
C<br />
Capinside..............................................................................31<br />
Colognewatch...................................................................81<br />
Corestate..............................................................................73<br />
D<br />
Degussa Bank.................................................................55<br />
Deka.......................................................................26, 37, 73<br />
Deutsche Bank...............................................................33<br />
DKV..........................................................................................45<br />
Dr. Klein...................................................................................77<br />
DWS.............................................................................30 f., 37<br />
E<br />
Element..............................................................................62 f.<br />
Engel & Völkers................................................................72<br />
Erfinderdienst...................................................................26<br />
Ergo.....................................................................................14, 41<br />
F<br />
Fidelity...................................................................................25<br />
Finanzinvest Consulting..........................................33<br />
Finlex........................................................................................ 41<br />
Fonds Finanz..................................................55, 59, 65<br />
Freo...........................................................................................73<br />
G<br />
Galcap....................................................................................73<br />
Global Service..................................................................55<br />
Goldman Sachs..............................................................25<br />
Gossler, Gobert & Wolters.........................................21<br />
Gothaer...................................................................... 41, 48 f.<br />
Great West Lifeco..........................................................59<br />
GVO........................................................................................... 49<br />
H<br />
Hallesche...................................................................46, 65<br />
Hannover Rück........................................................19, 40<br />
Hans John..........................................................................55<br />
Hansainvest.......................................................................73<br />
HanseMerkur...................................................................45<br />
HDI........................................................................................ 50 f.<br />
HG Capital...................................................................59, 65<br />
Horando................................................................................80<br />
I, J<br />
Ideal.........................................................................................50<br />
Inter.........................................................................................45<br />
InterRisk..................................................................................17<br />
Itzehoer...................................................................................17<br />
JDC...........................................................................................59<br />
L<br />
Lazard....................................................................................30<br />
LKH...........................................................................................45<br />
M<br />
M.M.Warburg.....................................................................33<br />
Mama......................................................................................26<br />
MFS IM...................................................................................33<br />
Montagu...............................................................................25<br />
Morgen & Morgen............................................................17<br />
Munich Re....................................................................19, 40<br />
N<br />
Netfonds.......................................................................19, 25<br />
Nettowelt.............................................................................82<br />
Nixdorf Kapital..................................................................26<br />
Nürnberger.......................................................................... 41<br />
NV................................................................................................17<br />
O<br />
Omega...................................................................................80<br />
Oppenfield...........................................................................73<br />
Ostangler................................................................................17<br />
P<br />
Patek Philippe..................................................................80<br />
PIB Group.............................................................................55<br />
Pier Investment...............................................................73<br />
Pimco.....................................................................................34<br />
Policen Direkt...................................................................59<br />
Prinas Montan.................................................................55<br />
Protectoplus......................................................................53<br />
INDEX<br />
R<br />
R+V...........................................................................................46<br />
Refinitiv................................................................................. 24<br />
Resultate Institut...........................................................59<br />
Robeco..................................................................................25<br />
Roland...................................................................................... 41<br />
Rolex................................................................................... 80 f.<br />
S<br />
S.L.P..........................................................................................55<br />
Savills......................................................................................73<br />
Schad......................................................................................78<br />
Scope..................................................................................... 24<br />
Scor......................................................................................52 f.<br />
SDK............................................................................................41<br />
Seiko.......................................................................................80<br />
SHB.............................................................................................17<br />
Signal Iduna......................................................................45<br />
Silvertip..................................................................................73<br />
SMR............................................................................................21<br />
SparkassenVersicherung......................................52<br />
Swiss Re.........................................................................19, 41<br />
Swisscanto.........................................................................26<br />
T<br />
Talanx.....................................................................................25<br />
TCW-Gruppe......................................................................25<br />
U<br />
Union Investment...............................................31, 37 f.<br />
Universal Investment.................................................25<br />
V<br />
Vanguard.............................................................................34<br />
vdp Research....................................................................74<br />
Vema.......................................................................................65<br />
Versicherungsforen Leipzig..................................... 41<br />
Versicherungskammer Bayern..........................45<br />
VHV..........................................................................................53<br />
Volkswagen.......................................................................52<br />
Volkswohl Bund......................................................... 22 f.<br />
W<br />
Wellinvest............................................................................34<br />
WestLB...................................................................................26<br />
Willis Towers Watson....................................................21<br />
Württembergische.......................................................45<br />
PERSONENVERZEICHNIS<br />
A<br />
Anne, Benoit.....................................................................33<br />
Asmussen, Jörg...............................................................12<br />
B, C<br />
Bachmeier, Peter...........................................................53<br />
Bauer, Christian...............................................................73<br />
Bauermeister, Anja.......................................................38<br />
Beenken, Matthias.......................................................59<br />
Beier, Nils............................................................................. 62<br />
Biden, Joe.............................................................................31<br />
Bock, Frank ........................................................................37<br />
Bollhorst, Janine............................................................53<br />
Branson, Mark..................................................................37<br />
Briones-Schulz, Katja.................................................. 41<br />
Brückner, Michael..................................................... 80 f.<br />
Cliquet, Bertrand........................................................ 30 f.<br />
D<br />
Danner, Christian...........................................................45<br />
David-Spickermann, Florian.................................52<br />
Dilg, Martin..........................................................................25<br />
Dreyer, Aljoscha.............................................................. 49<br />
Droll, Jan.......................................................................... 48 f.<br />
E, F<br />
Eich, Stefan.........................................................................37<br />
Emde, Nico...........................................................................21<br />
Finger, Marcus.................................................................80<br />
G<br />
Glorius, Anja.......................................................40, 44 ff.<br />
Görler, Andreas...............................................................34<br />
Grabmaier, Sebastian................................................59<br />
Grimm, Andreas..............................................................59<br />
H<br />
Happacher, Maximilian............................................. 29<br />
Haukje, Thomas............................................................. 22<br />
Heidekamp, Bert............................................................50<br />
J, K<br />
Janssen, Onno...............................................................55<br />
Kampmeyer, Stefan......................................................25<br />
Kanschik, Philipp...........................................................59<br />
Kantak, Ralf......................................................................... 41<br />
Kettnaker, Frank................................................ 42 f., 65<br />
Kieper, Oliver.......................................................................19<br />
Klein, Frank..........................................................................77<br />
Kleinlein, Axel................................................................56 f.<br />
Klude, Carsten..............................................................33 f.<br />
Koch, Kathryn..................................................................25<br />
Kräker, Holger...................................................................55<br />
Kretschmann, Winfried...............................................12<br />
Kretschmer, Michael.....................................................12<br />
L<br />
Lauterbach, Karl...............................................................14<br />
Leiss, Felix............................................................................72<br />
Lippman, David...............................................................25<br />
Losing-Malota, Olga.......................................................21<br />
Lücke, Justus.................................................................... 41<br />
Lüer, Thomas......................................................................51<br />
M<br />
Macht, Christian.........................................................62 f.<br />
Mann, Thomas................................................................25<br />
Mattner, Andreas...........................................................73<br />
Mayer, Brigitte..................................................................50<br />
Mehta, Kunal.....................................................................34<br />
Mielken, Karoline Viktoria.........................................82<br />
Mitzlaff, Ulrich.................................................................... 41<br />
N<br />
Nagel, Joachim.......................................................12, 33<br />
Naumer, Hans-Jörg.......................................................13<br />
P<br />
Pickel, Michael.................................................................40<br />
Ploemacher, Harry.......................................................25<br />
Porazik, Norbert.............................................................65<br />
Preininger, Alexander.................................................25<br />
R<br />
Rehmke, Stephen...........................................................57<br />
Rietow, Jana.......................................................................31<br />
Rosenberger, Harald..................................................... 41<br />
Rudolph, Stephan..........................................................73<br />
S, T<br />
Sack, Markus...................................................................33<br />
Schad, Marcus.................................................................78<br />
Schleicher, Sven............................................................55<br />
Schmidt, Dagmar..........................................................54<br />
Schmidt, Harald................................................................13<br />
Schneider, Semira..........................................................73<br />
Schürmann, Rolf............................................................60<br />
Schütz, Cedric..................................................................73<br />
Schwegat, Stephan.................................................52 f.<br />
Sepp, Thomas.................................................................20<br />
Sharma, Vinay...................................................................31<br />
Solomon, Honor..............................................................25<br />
Steinmeyer, Martin.......................................................25<br />
Stephan, Ulrich...............................................................33<br />
Tolckmitt, Jens............................................................. 74 f.<br />
V<br />
Veit, Konstantin...............................................................34<br />
von Laufenberg, Henri.................................................81<br />
W<br />
Weber, Volker...................................................... 26 ff., 37<br />
Wiese, Andreas.......................................................... 48 f.<br />
Wirth, Norman........................................................20, 55<br />
Wollmershäuser, Timo.................................................19<br />
Z<br />
Zekri, Dianoush................................................................73<br />
Zielke, Carsten.................................................................40<br />
Zimmermann, Carsten................................................76<br />
VERLAG UND REDAKTION<br />
Alsterspree Verlag GmbH<br />
Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg<br />
Postanschrift: Kurfürstendamm 173 / 174, 10707 Berlin<br />
Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />
Fax: +49 (0)30 232 56 27 49<br />
Web: www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />
HERAUSGEBER<br />
Philipp B. Siebert<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Matthias Hundt<br />
ART DIRECTOR<br />
Niels Flender<br />
LAYOUT UND INFOGRAFIK<br />
Sabine Müller<br />
BILDREDAKTION<br />
Roman Kulon, Eleonora Mavromati, Jakob Bettin<br />
LEKTORAT<br />
TextSchleiferei.de<br />
TEXTBEITRÄGE<br />
Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Carla Fritz, Heike<br />
Gorres, Matthias Hundt, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah<br />
Petersohn, Imke Reiher, Uwe Schmidt-Kasparek, Stefan<br />
Terliesner, Martin Thaler, Jan Wagner, Anne Mareile Walter<br />
COVERILLUSTRATION<br />
Eleonora Mavromati<br />
ANZEIGENBERATUNG<br />
Nadin Prüwer<br />
n.pruewer@alsterspree.de<br />
+49 (0)40 6 07 71 29 24<br />
ANZEIGENDISPOSITION<br />
Marcel Berno<br />
m.berno@alsterspree.de<br />
Verlagsgeschäftsführer: Philipp B. Siebert,<br />
Tilman J. Freyenhagen<br />
Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i. S. d. P.:<br />
Matthias Hundt<br />
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schriftlicher Genehmigung des Verlags.<br />
Hinweis: Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />
und Diagrammen liegen Informationen zugrunde, die<br />
die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />
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gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und<br />
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Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />
ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />
AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />
Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
in Europa e. V.<br />
Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />
8 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
SOLIDARITÄT MIT DER UKRAINE –<br />
PROTEST GEGEN DEN KRIEG<br />
FRIEDEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN!<br />
Die ÖKOWORLD steht in ihrem Denken und Fühlen seit Gründung<br />
für den Frieden. Selbstverständlich sind Waffen und Rüstung aus<br />
allen Investments ausgeschlossen.<br />
KEINE BLUTIGE RENDITE. KEIN BLUTIGES GELD.<br />
Fassungslos beobachten wir das Kriegstreiben, das Wladimir Putin<br />
kaltblütig und ohne jeden Verstand und ohne jegliche menschliche<br />
Regung vollzieht.<br />
Die ÖKOWORLD verurteilt das Verhalten<br />
der russischen Regierung auf das<br />
Allerschärfste! Wir investieren nicht in<br />
Aktien von russischen Unternehmen!<br />
Es wird Krieg geführt, mitten in Europa.<br />
Hunderttausende Menschen, darunter viele<br />
Frauen und Kinder, fliehen vor dem Blutvergießen<br />
und der brutalen Gewalt in ihrem Land.<br />
Sie werden gnadenlos vertrieben aus ihrer Heimat.<br />
Unser Mitgefühl ist bei allen Menschen, den Familien aus der<br />
Ukraine, die nun in Furcht und Angst leben.<br />
Wir hoffen auf eine baldige Entspannung in der Ukraine.<br />
ÖKOWORLD AG<br />
Itterpark 1, 40724 Hilden, Telefon: 02103 | 28 41-0, E-Mail: Info@oekoworld.com, www.oekoworld.com
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PANORAMA Notiert<br />
PANORAMA<br />
ELEMENTARSCHUTZ:<br />
TREND ZUR PFLICHT?!<br />
Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal berichteten wir vor<br />
einem Jahr über Ansätze, um die Abdeckungsquote<br />
beim Elementarschutz zu erhöhen. Braucht es einen<br />
Versicherungszwang oder soll der Staat in den Hochwasserschutz<br />
investieren? Zu dieser Frage haben sich<br />
damals viele Diskussionen entsponnen.<br />
Ein Jahr später ist die Debatte ein kleines Stück weiter<br />
vorangekommen. Neben Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />
Winfried Kretschmann (Grüne) und Sachsens<br />
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) machte<br />
sich kürzlich auch das für Verbraucherschutz zuständige<br />
Bundesumweltministerium für eine verpflichtende<br />
Versicherung stark. Verfassungsrechtlich ist eine<br />
Pflichtversicherung, wie eine Stellungnahme der Justizministerkonferenz<br />
zeigt, nicht ausgeschlossen.<br />
»Von der neutralen<br />
Rate sind wir<br />
noch ein ganzes<br />
Stück weg.«<br />
Bundesbank-Präsident<br />
Joachim Nagel hält den<br />
aktuellen Straffungskurs<br />
der EZB für nicht ausreichend.<br />
Man sei noch<br />
weit von einem Zinsniveau<br />
entfernt, mit dem<br />
die Wirtschaft weder<br />
angeschoben noch gebremst<br />
wird. Daher seien<br />
weitere Zinserhöhungen<br />
nötig.<br />
CYBER-<br />
VERSICHERER<br />
RUTSCHEN<br />
IN DIE ROTEN<br />
ZAHLEN<br />
Die deutschen Versicherer fuhren im vergangenen Jahr mit Cyberpolicen<br />
erstmals einen Verlust ein. Nach einer Branchenauswertung<br />
des GDV betrug die Schadenkostenquote fast 124 Prozent – ein Jahr<br />
zuvor waren es noch 65 Prozent gewesen. Somit kamen auf jeden<br />
eingenommenen Euro <strong>Ausgabe</strong>n für Schäden und Verwaltung in<br />
Höhe von 1,24 Euro. Zwar stiegen die Beiträge 2021 insgesamt um<br />
49 Prozent auf 178 Millionen Euro an, doch: „Einzelne Cyberattacken<br />
hatten schwerwiegende Folgen und führten jeweils zu Kosten<br />
im oberen einstelligen Millionenbereich“, erläutert GDV-Hauptgeschäftsführer<br />
Jörg Asmussen.<br />
12 Foto l.u.: Frank Rumpenhorst
Notiert PANORAMA<br />
Zeitenwende<br />
DR. HANS-JÖRG NAUMER<br />
leitet Global Capital Markets & Thematic Research<br />
von Allianz Global Investors<br />
HARALD SCHMIDTS ZWEIFEL-<br />
HAFTER RENTENBESCHEID<br />
Auf diesem schmalen Finanzpolster wird sich Harald Schmidt<br />
wohl nicht lange ausruhen: 272 Euro – diesen spärlichen<br />
Betrag weist der gesetzliche Rentenbescheid des TV-Entertainers<br />
auf. „Die kassier ich auch knallhart. Ich hab ja einbezahlt,<br />
das steht mir zu“, so Schmidt, der kürzlich seinen 65. Geburtstag<br />
feierte. Er sei zwar die meiste Zeit Freiberufler gewesen<br />
und ist das auch immer noch – aber er habe „15 Jahre voll<br />
eingezahlt“, was ihn zu dieser Minirente berechtige.<br />
Das „Rentenschicksal“ des Moderators nahm der Bundesverband<br />
der Rentenberater zum Anlass und rechnete noch einmal<br />
nach. Mit dem Ergebnis: In die Berechnung schlich sich offenbar<br />
der Fehlerteufel ein. Sofern Schmidt „voll eingezahlt“ habe,<br />
sollten ihm 1.080,60 Euro zustehen. Für einen auskömmlichen<br />
Lebensabend dürfte die Late-Night-Ikone wohl ohnehin nicht<br />
auf einen korrekten Bescheid angewiesen sein.<br />
Zeitenwende überall. Geopolitisch strukturiert sich<br />
die Welt neu. Die „Deglobalisierung“ nimmt Gestalt an.<br />
Demografisch wächst die Welt zwar weiter, wird dabei<br />
aber älter und die Zuwachsraten nehmen ab. Die Babyboomer<br />
verabschieden sich in die Rente. Bereits seit 2013<br />
scheiden in den Industriestaaten mehr Menschen aus dem<br />
Arbeitsleben aus, als neue hinzutreten. Die Verlierer und<br />
Gewinner des Dekarbonisierungstrends sortieren sich bereits<br />
jetzt. Für die Umstellung auf die treibhausgasneutrale<br />
Weltwirtschaft sind der Krieg gegen die Ukraine und die<br />
damit verbundenen Lieferengpässe bei Gas geradezu ein<br />
Katalysator. Ein Katalysator auch für die Deglobalisierung.<br />
Wurde diese schon von der Digitalisierung (welche Roboterarbeitsplätze<br />
im Inland gegenüber Arbeitsplätzen in<br />
Übersee preiswerter werden lässt) und der Brüchigkeit der<br />
Lieferketten beschleunigt, so kommen die geopolitischen<br />
Spannungen jetzt noch dazu. Die Inflation – ein lange für<br />
tot geglaubtes Gespenst – meldet sich mit lautem Gepolter<br />
zurück und zwingt die Zentralbanken der Welt zum Handeln.<br />
Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Auch das<br />
eine Zeitenwende. Bei niedrigen Nominal- und tiefroten Realrenditen<br />
ist es für die Kapitalanlage keine leichte Aufgabe,<br />
zumindest die Kaufkraft des Vermögens zu verteidigen.<br />
Ohne risikoreichere Anlageformen wie Aktien wird es nicht<br />
gehen. Diese haben sich in der Vergangenheit gegenüber<br />
der Inflation gut geschlagen. Zu mehr Rendite gehört aber<br />
immer auch mehr Risiko. Und die Risiken haben nicht abgenommen:<br />
Die Konjunktur bewegt sich auf abschüssigen<br />
Pfaden, die Zentralbanken kämpfen gegen die Inflation und<br />
dürften, von Ausnahmen wie China abgesehen, die Zinsen<br />
weiter anheben. Und natürlich immer wieder die Geopolitik.<br />
Dies ist eine gute Zeit, die mittel-/längerfristige Zusammensetzung<br />
der Kapitalanlage zu überdenken und auf die<br />
Segmente zu setzen, die von der Zeitenwende profitieren.<br />
7.626<br />
... Beschwerden gingen zwischen Januar und<br />
Juli dieses Jahres bei der Schlichtungsstelle<br />
des Versicherungsombudsmanns ein. Damit<br />
sank das Beschwerdeaufkommen im Vergleich<br />
zum Vorjahr deutlich: So registrierte die Schlichtungsstelle<br />
im gleichen Zeitraum 2021 insgesamt<br />
9.293 Meldungen.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
13
PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />
Immer älter,<br />
immer teurer<br />
In vielen Bundesländern wird die<br />
Überalterung der Gesellschaft in absehbarer<br />
Zeit finanziell erheblich zu<br />
Buche schlagen. Dies geht aus einer<br />
vom GDV in Auftrag gegebenen Studie<br />
hervor. Bis 2040 würden gerade<br />
die wirtschaftsstarken Bundesländer<br />
Bayern und Baden-Württemberg<br />
finanziell ins Hintertreffen geraten,<br />
heißt es darin. In den nächsten Jahrzehnten<br />
vollziehe sich dort die gesellschaftliche<br />
Alterung, die anderswo<br />
bereits weiter vorangeschritten<br />
ist. Nur in Berlin und Hamburg würden<br />
die altersabhängigen Einnahmen<br />
die <strong>Ausgabe</strong>n übersteigen.<br />
Vertrauen in<br />
Versicherungen<br />
Auch in der aktuellen Krisenzeit von<br />
Rekordinflation und steigenden Energiepreisen<br />
büßen Versicherungen bei<br />
Anlegern offenbar kein Vertrauen ein.<br />
Nach dem Risiko-Report der Ergo legt<br />
der Großteil der Befragten sein Geld<br />
in Lebensversicherungen, Riester-<br />
Renten oder einer betrieblichen<br />
Altersvorsorge an. An zweiter Stelle des Geldanlage-Rankings<br />
stehen Immobilien und Aktien. Gold und andere Rohstoffe bilden<br />
mit 10 Prozent das Schlusslicht. Jeder fünfte Deutsche legt<br />
überhaupt kein Geld an.<br />
Die Zukunft der<br />
Gesundheit<br />
Die Deutschen haben in Bezug auf ihre gesundheitliche Zukunft<br />
offenbar große Sorgen. Nach dem aktuellen Risiko-Report<br />
der Ergo glauben 37 Prozent, dass sich ihr Gesundheitszustand<br />
in den nächsten zehn Jahren gegenüber dem heutigen<br />
verschlechtern wird. Dabei sind Geringverdienende am pessimistischsten,<br />
was die eigene Gesundheitserwartung betrifft.<br />
Auf die Frage, was die Studienteilnehmer im Alter am meisten<br />
fürchten, landet die Sorge vor Krankheit auf dem Spitzenplatz<br />
mit 64 Prozent. Das Thema Altersarmut sehen 41 Prozent als<br />
Problem. Besonders bei Frauen ist diese Angst ausgeprägt:<br />
Für 46 Prozent von ihnen ist Armut ein Angstfaktor – bei den<br />
Männern gaben das 36 Prozent an.<br />
Immer längeres Arbeiten<br />
Immer mehr Männer und Frauen gehen nach dem 60. Lebensjahr<br />
einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nach. Nach<br />
Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren zum Jahresende<br />
2021 noch über drei Millionen ältere Beschäftigte registriert<br />
– im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung<br />
von etwas mehr als 7 Prozent. Und laut dem Statistischen<br />
Bundesamt hat die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen<br />
innerhalb des vergangenen Jahrzehnts so stark zugenommen<br />
wie in keiner ande- ren Altersgruppe – von 41<br />
Prozent (2010) auf 61 Prozent (2020).<br />
MEHR PFLEGEPERSONAL<br />
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Krankenhäuser zu<br />
einer ausreichenden Zahl an Pflegekräften verpflichten. Nach aktuellen<br />
Gesetzesplänen soll dafür auf den Stationen eine Methode zur Personalbemessung<br />
eingeführt werden, die ab 2025 verpflichtend wird. Ab 1. Januar<br />
2023 ist eine schrittweise Einführung zunächst mit einer Erprobung in<br />
ausgewählten Kliniken vorgesehen. Auf dieser Basis soll schließlich eine<br />
Verordnung mit Vorgaben für die Personalbemessung erarbeitet werden.<br />
14 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Was er jetzt noch nicht weiß:<br />
Mit 32 Jahren umsegelt er die Welt.<br />
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PANORAMA Leserbriefe<br />
KOMMENTIERT<br />
»Telematik: Fluch oder Segen?«<br />
Umfrage: Von 1.000 Autofahrern sind 45<br />
Prozent einverstanden, wenn die Fahrdaten<br />
nach einem Unfall automatisch an den Kfz-<br />
Versicherer gesendet werden.<br />
Wenn die Befragten allesamt wüssten, was<br />
dem Versicherer damit an Regress/Quotelung/Ablehnung<br />
eröffnet wird, dann würden<br />
sie gegebenenfalls noch mal anders entscheiden.<br />
Ich werde meinen Kunden definitiv<br />
nicht zu einem Telematiktarif raten.<br />
CLAUDE BURGARD<br />
via Facebook<br />
WER SCHAFFT’S JETZT NOCH IN DIE PKV?<br />
Der Bund hat die Versicherungspflichtgrenze für die PKV empfindlich hochgeschraubt.<br />
»Nur noch 4 Krankenkassen«<br />
Selten war die Motivation zum Kostensparen<br />
so allgegenwärtig. Einer unserer Leser sieht<br />
offenbar bei den gesetzlichen Krankenkassen<br />
einen großen Hebel.<br />
Wann fängt man an, darüber nachzudenken,<br />
die Anzahl der Krankenkassen zu reduzieren?<br />
Bei der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
besteht eine Hauptstelle und in einigen<br />
Großstädten einige Beratungszentren. Bei<br />
der PKV gibt es oft eine zentrale Stelle,<br />
wo die Leistungen bearbeitet werden. Im<br />
Zuge der Onlineberatungen fahren wenige<br />
Personen zu den Krankenkassen und<br />
bei Abwicklungen von Leistungen über<br />
EDV spart man Zeit und Kosten. Es ist an<br />
der Zeit, die Kassen zu reduzieren und zu<br />
verstaatlichen. Zuletzt gab es 11 Allgemeine<br />
Ortskrankenkassen plus Zweigstellen, 77<br />
Betriebskrankenkassen und 14 sonstige. Jede<br />
Krankenkasse hat einen Vorstand, Aufsichtsrat<br />
und Sekretärinnen. Jede Krankenkasse<br />
hat ein Gebäude, welches Miete, Büromöbel<br />
kostet, außerdem der laufende Unterhalt wie<br />
Gas und Strom sowie Reparaturen. Die Werbungen<br />
der Kassen („Kommen Sie zu uns,<br />
wir sind die Besten“) verschlingen Millionen.<br />
Ebenso die Internetpräsenz. Vielleicht<br />
wäre eine räumliche Aufteilung nach Nord,<br />
West, Ost, Süd der erste Schritt. In jeder<br />
eine Krankenkasse. Es würden Milliarden<br />
an Kosten gespart. Zugunsten der Beitragszahler<br />
und zur Vereinfachung des Systems.<br />
Der Arzt braucht dann nur mit einer Kasse<br />
abzurechnen. Vielleicht sollte darüber mal<br />
eine Diskussion ins Leben gerufen werden.<br />
WERNER HELMHOLZ-MALLINOVSKY<br />
via E-Mail<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
TOP 5 DER AUSGABE<br />
+++KLICKVERDÄCHTIG+++<br />
Die beliebtesten Artikel auf <strong>procontra</strong>-online<br />
PKV-RATING<br />
Nur 6 Anbieter stehen finanziell ausgezeichnet da<br />
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PLÄNE FÜR GERINGERE RÜCKLAGEN<br />
Krankenkassen warnen vor Insolvenz<br />
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»Es geht darum, nicht pleitezugehen«<br />
Die Zinsen für Immobilienkredite steigen. Automatisch<br />
schließen wieder mehr Menschen<br />
Bausparverträge ab, um sich für die Zukunft<br />
verhältnismäßig niedrige Kreditzinsen zu<br />
sichern. Doch Verbraucherschützer machen<br />
wenig Hoffnung, dass dieser Plan aufgeht.<br />
Zu oft schon hätten in der Vergangenheit<br />
Bausparkassen Altverträge aus verschiedensten<br />
Gründen gekündigt, wenn sie ihnen<br />
zu wenig Gewinn brachten.<br />
Was mir am „Verbraucherschutz“ gefällt,<br />
ist, dass dessen Aussagen so leicht zu widerlegen<br />
sind. Guckt man sich die Geschäftsberichte<br />
an, sieht man, dass hier keine BSK<br />
übermäßige Gewinne macht. Also hat das<br />
nix mit „Die machen, was sie wollen“ zu<br />
tun, sondern mit notwendigen Entscheidungen,<br />
um nicht pleitezugehen. Hier macht<br />
es wieder den Eindruck: „Hmm, was bringt<br />
mir im Moment die höchste Aufmerksamkeit<br />
– das bespiele ich mal.“ Ätzend. Denn<br />
der Name Verbraucherschutz impliziert<br />
doch irgendwie, dass da jemand neutral an<br />
der Seite eines Verbrauchers steht.<br />
TIM WOLFF DVAG<br />
via Facebook<br />
16 Illustration: Jakob Bettin
Leserbriefe PANORAMA<br />
»6 von 221 fallen durch«<br />
Die Ratingagentur Morgen & Morgen hat<br />
kürzlich Wohngebäudeversicherungen<br />
getestet. Im Vergleich befanden sich 221<br />
Produkte, von denen sechs die schlechteste<br />
Gesamtnote im Test erhielten. Dabei<br />
handelt es sich um die Tarife „Basis“ (BGV),<br />
„L“ (InterRisk), „Basis“ (Itzehoer), „WohnhausSpar<br />
2.0“ (NV), „Standard“ (Ostangler)<br />
und „Klassik“ (SHB). Mit dieser Auswahl auf<br />
den hinteren Plätzen zeigten sich auch die<br />
<strong>procontra</strong>-Leser einverstanden.<br />
Die Tarife, die durchgefallen sind, verkauft<br />
auch kein respektabler Makler.<br />
FLORIAN REX<br />
via Facebook<br />
»Alkohol- und Tabaksteuer verzehnfachen«<br />
Im Jahr 2023 wird das finanzielle Defizit in<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung etwa<br />
23 Milliarden Euro betragen. Um es teilweise<br />
zu tilgen, schlagen die Innungskrankenkassen<br />
vor, man könne die GKV an den<br />
Einnahmen aus der Alkohol- und Tabaksteu-<br />
er beteiligen. Schließlich verursache der<br />
übermäßige Genuss von Alkohol und Tabak<br />
immense Folgekosten für das Gesundheitssystem.<br />
Die Steuern für Alkohol und Tabak müssten<br />
zehn Mal so hoch sein und schwups, regelt<br />
sich alles von alleine. Ich glaube, eine höhere<br />
»Da muss wohl dann<br />
eine Umlage her.<br />
Was bei Gas geht, geht<br />
auch bei der GKV.«<br />
ANDRE KELLERT, VIA FACEBOOK, ZUM GKV-FINANZDEFIZIT<br />
Steuer hätte auch durchaus positive Auswirkung<br />
auf die Bevölkerung. Mittelfristig<br />
wird der übermäßige Konsum sinken, der<br />
Zigarettenkonsum hat sich durch die Preise<br />
schon extrem eingeschränkt. Mir geht’s um<br />
das unkontrollierte Konsumverhalten, weil<br />
die Verfügbarkeit immer gegeben ist. In<br />
Singapur funktioniert das super.<br />
MARK FÖRSTER<br />
via Facebook<br />
»Klare Absage an den Außendienst«<br />
Die Allianz will ihr Kundenportal „Meine Allianz“<br />
für Makler öffnen. Zukünftig sollen dessen<br />
Nutzer, die mindestens einen Vertrag in<br />
der Betreuung eines Maklers haben, diesen<br />
Vermittler als ihren bevorzugten Ansprechpartner<br />
hinterlegen können – bislang war<br />
dies nur für Allianz-Vertreter möglich.<br />
Die Kolleginnen und Kollegen der Allianz<br />
können einem leidtun! Eine klare Absage an<br />
den Außendienst.<br />
JENS-RAINER BOHLSEN<br />
via Facebook<br />
Rendite plus Garantie?<br />
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und ein einfaches Prinzip: Ihre Kunden müssen sich nur für ein Portfolio<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
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17
TITEL Folgen der Inflation<br />
INFLATION ALS VORBOTE<br />
Die hohe Teuerungsrate vernichtet nicht nur Ersparnisse,<br />
sondern hat auch gravierende Folgen für die Sachversicherung: vielfach droht<br />
Unterversicherung, und dann rollt auch noch ein Prämien-Tsunami heran.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
18 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Folgen der Inflation TITEL<br />
Sind Makler bald systemrelevant? Eine<br />
kühne Frage. Immerhin wird ihre Rolle als<br />
Finanzberater an der Seite ihrer Kunden<br />
„in nächster Zeit wohl noch wichtiger werden“,<br />
betont Maximilian Happacher, stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender der einflussreichen<br />
Deutschen Aktuarvereinigung,<br />
im Interview mit <strong>procontra</strong> (siehe Seite 20).<br />
Tatsächlich war das Thema Finanzplanung<br />
für einen Großteil der privaten Haushalte<br />
und Gewerbetreibende noch nie so drängend<br />
wie heute. „Unsere Berater haben alle<br />
Hände voll zu tun“, sagt auch Oliver Kieper,<br />
Vorstand bei Netfonds. Auf Anfrage<br />
von <strong>procontra</strong> bei zehn Maklerpools berichten<br />
die meisten von einem immer stärkeren<br />
Beratungsbedarf der Kunden.<br />
Angesichts rasant steigender Preise selbst<br />
für Güter des täglichen Bedarfs wie Brot,<br />
Butter und Energie überlegen sich immer<br />
mehr Menschen genau, wofür sie ihr Geld<br />
ausgeben. „Die realen Einkommen und die<br />
Ersparnisse der privaten Haushalte schmelzen<br />
dahin“, schreibt das ifo Institut in seiner<br />
Konjunkturprognose Herbst <strong>2022</strong>. Das<br />
Schlimmste stehe den Menschen noch bevor.<br />
Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt<br />
um 0,3 Prozent schrumpfen<br />
und die Inflationsrate auf 9,3 Prozent<br />
steigen. Ihren Höhepunkt werde die Geldentwertung<br />
voraussichtlich im ersten Quartal<br />
2023 mit etwa 11 Prozent erreichen.<br />
„Erst 2024 erwarten wir eine Normalisierung<br />
mit 1,8 Prozent Wachstum und 2,4<br />
Prozent Inflation“, berichtet Timo Wollmershäuser,<br />
Leiter Konjunkturprognosen<br />
beim ifo Institut (siehe Grafik). Das klingt<br />
nach Entspannung – ist es aber nicht. Das<br />
absolute Preisniveau wird hoch bleiben,<br />
lediglich die Preissteigerung zum Vorjahr<br />
(dann von 2024 zu 2023) fällt geringer aus<br />
und schmälert die Inflationsrate. Ziehen die<br />
Einkommen und Löhne nicht entsprechend<br />
nach, bleibt die Haushaltsbelastung weiterhin<br />
hoch und steigt weiter.<br />
UNTERVERSICHERUNG UND<br />
PRÄMIENANPASSUNGEN<br />
Die steigenden Preise strahlen mehr oder<br />
weniger auch stark auf die Deckungen<br />
und Prämien in der Sachversicherung aus.<br />
Versichert sind fast immer die Neuwerte,<br />
Wiederbeschaffungswerte oder Unterarten<br />
davon wie zum Beispiel gleitender Neuwert.<br />
All diese Werte sind von der aktuellen<br />
Preisentwicklung direkt betroffen. Sofern<br />
die Inflationsrate zu schnell klettert, liegen<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Angaben in %<br />
INFLATIONSRATE IN DEUTSCHLAND<br />
Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahr<br />
1,5 1,8<br />
die versicherten Werte über der festgelegten<br />
Versicherungssumme – Unterversicherung<br />
droht. Zwar beinhalten viele Policen tariflich<br />
vereinbarte Anpassungen der Versicherungssumme<br />
und Beiträge, diese greife aber<br />
immer erst im Folgejahr. Durch die Kopplung<br />
der Versicherungssumme an diverse<br />
»Die realen Einkommen<br />
und die<br />
Ersparnisse der<br />
privaten Haushalte<br />
schmelzen dahin.«<br />
IFO INSTITUT, KONJUNKTURPROGNOSE HERBST <strong>2022</strong><br />
Preisindizes soll Unterversicherung vermieden<br />
werden (siehe Grafik auf Seite 21).<br />
Normalerweise gelingt das, aber die Zeiten<br />
sind nicht mehr normal. Im Privatbereich<br />
könnten sich Absicherungslücken vor allem<br />
in der Wohngebäude-, Hausrat- und Kfz-<br />
Versicherung ergeben, im Gewerbesegment<br />
insbesondere in der Gebäude-, Inhalts- und<br />
Haftpflichtversicherung.<br />
Was die Beiträge betrifft, zeichnet sich<br />
eine Erhöhungsrunde ab. Viele Bestandsverträge<br />
enthalten eine Beitragsanpassungsklausel,<br />
die die Produktgeber nun<br />
umsetzen. Wie stark ein Versicherer an<br />
der Preisschraube dreht, hängt vom Wettbewerb<br />
sowie der eigenen Strategie und<br />
1,4<br />
0,5<br />
2017 2018 2019 2020 2021 <strong>2022</strong>e 2023e 2024e<br />
3,1<br />
8,1<br />
9,3<br />
2,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Prognose vom ifo Institut<br />
Bilanzstärke ab. Noch halten sich die Versicherer<br />
auf Anfrage von <strong>procontra</strong> bedeckt<br />
– auch mit Verweis auf kartellrechtliche<br />
Gründe. „Wir können keine Option ausschließen“,<br />
heißt es lapidar. Oder: „Aktuariell<br />
wird sich das in künftigen Prämien niederschlagen.“<br />
Pool-Vorstand Kieper hat bei<br />
Wohngebäudepolicen bereits Aufschläge<br />
„von 10 bis 25 Prozent“ gesehen, und das<br />
Ende sei noch nicht absehbar. Ursachlich<br />
dafür seien „explodierende Handwerkskosten“<br />
sowie die Schäden der Hochwasserkatastrophe<br />
2021.<br />
Wie hoch der Prämien-Tsunami sein<br />
wird, lassen auch Äußerungen von Rückversicherern<br />
auf dem Branchentreffen im<br />
Fürstentum Monte Carlo im September<br />
erahnen. Medienvertreter vor Ort berichten,<br />
dass die führenden Spieler der Szene –<br />
Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück<br />
– ihre Kunden, also die Erstversicherer, auf<br />
prozentual zweistellige Preissteigerungen<br />
vorbereiten. Ein Großteil der Verteuerung<br />
dürfte beim Endkunden ankommen, also<br />
der Klientel der Makler.<br />
KÜHLEN KOPF BEWAHREN<br />
Wie werden Privathaushalte und Unternehmen<br />
darauf reagieren? Das ist die entscheidende<br />
Frage. Fest steht: In dieser Situation<br />
gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren<br />
und an der richtigen Stelle zu sparen, also<br />
eben nicht überstürzt der Prämienerhöhung<br />
zu widersprechen oder sogar die Police zu<br />
kündigen. Statt mehr Prämie zu zahlen,<br />
kann ein Kunde einen höheren Selbstbehalt<br />
vereinbaren. Auch ein Tarifwechsel ist<br />
vielleicht sinnvoll. Solche Alternativen<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
19
TITEL Folgen der Inflation<br />
aufzuzeigen ist der Job von Maklern.<br />
Vor allem eine Unterversicherung gilt es zu<br />
vermeiden. Im Schadensfall käme es sonst<br />
zu einer bösen Überraschung. Anders als in<br />
der Altersvorsorge geht es in der Sachsparte<br />
oft um die Deckung existenzieller Risiken,<br />
denn Schäden am eigenen Haus oder Betrieb<br />
zahlt niemand mal eben aus der Portokasse.<br />
Hier gegenzuhalten und aufzuklären, ist<br />
eine wichtige Aufgabe von Maklern (siehe:<br />
„Checkliste gegen Unterversicherung“ auf<br />
Seite 22). Zwar gibt es für Vermittler angesichts<br />
der Krise keine Pflicht, jetzt die Verträge<br />
zu optimieren, sagt Norman Wirth,<br />
Rechtsanwalt und Vorstand beim AfW<br />
– Bundesverband Finanzdienstleistungen.<br />
Dennoch sollten Vermittler, allein schon<br />
aus dem Servicegedanken heraus, proaktiv<br />
auf ihre Kunden zugehen und mit ihnen zusammen<br />
eine mögliche Veränderung ihrer<br />
finanziellen Lage analysieren. So ließen sich<br />
Kurzschlussreaktionen der Versicherungsnehmer<br />
verhindern. Insofern könnten Makler<br />
für ihre Kunden Helfer in der Not sein.<br />
GALOPPIERENDE INFLATION IM GEWERBE<br />
Besonders brenzlig ist die Situation bei Gewerbekunden.<br />
Die für die Summenanpassung<br />
und die Kalkulation der Versicherer<br />
relevanten Indizes wie zum Beispiel der<br />
Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte<br />
entwickeln sich „besonders alarmierend“,<br />
meint Thomas Sepp, Vorstand beim Allianz-Industrieversicherer<br />
AGCS. Tatsächlich<br />
offenbart ein Blick auf die jüngste<br />
Entwicklung des Index eine galoppierende<br />
Inflation. Laut Statistischem Bundesamt<br />
verteuerten sich gewerbliche Produkte im<br />
August gegenüber dem Vorjahresmonat um<br />
45,8 Prozent. Seit einem Jahr ist die Rate<br />
jeden Monat prozentual zweistellig (siehe<br />
Grafik rechts).<br />
In einem Interview auf einer AGCS-<br />
Internetseite schildert Sepp die Lage: „Die<br />
»Vermittler werden nun noch wichtiger«<br />
DR. MAXIMILIAN HAPPACHER, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Deutsche Aktuarvereinigung<br />
<strong>procontra</strong>: Die Inflation rennt, wie stark werden<br />
Versicherer jetzt ihre Prämien erhöhen?<br />
Maximilian Happacher: Umfang und Geschwindigkeit<br />
von Preisanpassungen sind stark unternehmens-<br />
und spartenindividuell. Unterschiede<br />
ergeben sich in erster Linie aus der Zusammensetzung<br />
der Versicherungsportfolios. So sind<br />
Sach- und Kraftfahrtversicherungen stärker<br />
betroffen als zum Beispiel Unfallversicherungen.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie kann ein Makler erkennen, welcher<br />
Sachversicherer eher die Prämien erhöhen<br />
wird?<br />
Happacher: Es gibt verschiedene Faktoren, die<br />
die Wahrscheinlichkeit einer Prämienanpassung<br />
beeinflussen können. Dazu gehört zum einen<br />
die Höhe der Schadenrückstellungen eines Versicherers.<br />
Zum anderen steigt die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Prämienanpassung mit hohen<br />
Schadensummen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind die Treiber für höhere<br />
Beiträge?<br />
Happacher: Die Gebäudeversicherung ist vom<br />
starken Anstieg der Baukosten betroffen.<br />
Die Schäden in der Kfz-Haftpflicht werden<br />
durch den Anstieg der Ersatzteil- und<br />
Mietwagenkosten deutlich teurer. Vertraglich<br />
sind Prämienanpassungen häufig auch an<br />
Indizes gekoppelt, die in der Regel zeitverzögert<br />
zu Prämienanpassungen führen.<br />
Rein theoretisch könnte es auch sein, dass<br />
wir schnellere Prämienanpassungen durch<br />
Änderungskündigungen sehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was meinen Sie mit Änderungskündigungen?<br />
Happacher: Im Gegensatz zu Lebens- und<br />
privaten Krankenversicherungen werden<br />
Verträge im Bereich der Schaden-/Unfallversicherung<br />
in der Regel mit einer Laufzeit<br />
von einem Jahr abgeschlossen. Versicherer<br />
haben also prinzipiell die Möglichkeit, etwa<br />
Verträge in der Wohngebäudeversicherung zu<br />
kündigen und auf diese Weise höhere Prämien<br />
zu erzielen.<br />
proconta: Welche Möglichkeiten haben Versicherer,<br />
eine Prämienerhöhung zu vermeiden?<br />
Happacher: Für den Bestand im Kompositbereich<br />
hat der Versicherer wenig Möglichkeiten,<br />
hier ist er im Wesentlichen von der Entwicklung<br />
der Schadenhäufigkeit und der Schadenkosten<br />
abhängig. Allerdings kann sowohl für den Bestand<br />
als auch für das Neugeschäft Versicherungsschutz<br />
mit Prävention gekoppelt werden,<br />
um so Schäden zu vermeiden oder zumindest<br />
früher zu erkennen. Dies reduziert wiederum<br />
die Schadenaufwendungen und entlastet den<br />
Druck auf die Prämien. Letztlich ist auch das<br />
Underwriting eine Stellschraube, um das Risiko<br />
zu begrenzen.<br />
<strong>procontra</strong>: Dann würde der Markt ein Stück weit<br />
intransparenter. Auf Vermittler kommt deutlich<br />
mehr Arbeit zu, oder?<br />
Happacher: Die Risikobewertung individueller<br />
Versicherter ist immer eine Herausforderung.<br />
Individuelle Risiken müssen sorgfältig bewertet<br />
und abgesichert werden, um eine Unterversicherung<br />
zu vermeiden. Die erste Instanz, um<br />
diese vorzunehmen und passende Produkte zu<br />
empfehlen, sind Vermittler. Deren Rolle wird in<br />
der nächsten Zeit wohl noch wichtiger werden.<br />
20 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Folgen der Inflation TITEL<br />
Materialen sind nicht nur teuer, sondern<br />
aufgrund von Engpässen (…) nicht oder<br />
zumindest nicht zügig verfügbar.“ Zudem<br />
treibe die Inflation die durchschnittliche<br />
Schadenshöhe nach oben, die Schäden<br />
würden also teurer. Er schildert ein Beispiel:<br />
Nach Ausbruch der Pandemie hätten<br />
viele Unternehmen ihre Läger mit Vorräten<br />
besonders voll wieder aufgefüllt. Einige<br />
Vorräte wie Holz, Stahl, Baumaterialien,<br />
bestimmte Rohstoffe und Computerchips<br />
seien nun viel mehr wert als vor einem Jahr.<br />
„Daher sind sowohl der Sachschaden als<br />
auch der Betriebsunterbrechungsschaden<br />
wahrscheinlich wesentlich höher.“<br />
WERTE MÜSSEN AKTUALISIERT WERDEN<br />
Sein Ratschlag in dieser Situation lautet:<br />
„Die Ermittlung und Aktualisierung der<br />
Versicherungswerte ist ein dringendes Anliegen<br />
für alle; Versicherer, Makler und die<br />
Versicherten.“ Es sei wichtig, dass Unternehmen<br />
den Wert von Vermögenswerten<br />
sowie die Auswirkungen auf Kosten für<br />
Wiederbeschaffung oder Betriebsunterbrechung<br />
regelmäßig überprüfen und anpassen,<br />
um sicherzustellen, dass sie nach einem<br />
Schaden vollständig entschädigt werden.<br />
Bei einem Schadensfall in den USA für eine<br />
gewerbliche Immobilie, die bei einem Brand<br />
zerstört worden sei, sei der Wiederbeschaffungswert<br />
fast doppelt so hoch wie der vom<br />
Versicherten angegebene Wert, schildert er<br />
ein weiteres Beispiel. Die Lücke sei auf eine<br />
Kombination aus Inflation, Nachfragewelle<br />
und Unterversicherung zurückzuführen.<br />
Auch Nico Emde, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
bei Gossler, Gobert & Wolters<br />
Assekuranz-Makler, weist auf die<br />
Notwendigkeit einer Wertprüfung hin. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass der Lagerbestand<br />
im Fall eines Schadens unterversichert ist,<br />
sei aktuell sehr hoch. Viele Gewerbekunden<br />
würden ihren Makler lediglich einmal<br />
im Jahr, oft im Zuge der Jahresgespräche,<br />
über Veränderungen informieren. Dann sei<br />
es für einen Ratschlag oft bereits zu spät.<br />
Gerade unter den aktuellen Bedingungen<br />
sollten Unternehmer ihren Makler rechtzeitig<br />
informieren, damit dieser den Schutz<br />
prüfen könne.<br />
HAFTZEITEN AN NEUE LAGE ANPASSEN<br />
Mit Blick auf die Deckung eines möglichen<br />
Ertragsausfalls sieht Emde ebenfalls Anpassungsbedarf.<br />
Aktuell sei wegen gestörter<br />
Lieferketten und Knappheiten die Beschaf-<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
WICHTIGE PREISINDIZES IN DER SACHVERSICHERUNG<br />
Beispielhafte Preisentwicklung für den Gewerbe- und Privatbereich<br />
3,1 4,4 4,3<br />
2,4 2,9 1,2 -1,7<br />
2017 2018 2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />
Erzeugerpreisindex gewerbliche Produkte (Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in %)<br />
Baupreisindex für Wohngebäude (Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal in %)<br />
WOHN-<br />
GEBÄUDE-<br />
VERSICHERUNG<br />
Baupreisindex<br />
zu 80 Prozent<br />
Tariflohnindex<br />
für das Baugewerbe<br />
zu 20 Prozent<br />
Versicherungssummen sind oft an Preisindizes gebunden<br />
HAUSRAT-<br />
VERSICHERUNG<br />
(dynamische)<br />
Verbraucher preisindex<br />
(VPI)<br />
fung von Material stark verzögert, sodass<br />
die ursprünglich festgelegten Haftzeiten<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr<br />
ausreichten. Es sei möglich, Haftzeiten bis<br />
auf 36 Monate auszuweiten, berichtet er<br />
in einem Fachartikel auf einer Internetseite<br />
des Kooperationspartners SMR Strategische<br />
Management- und Risikoberatung.<br />
Die Gefahr einer Unterversicherung jedenfalls<br />
ist real. Zwar enthalten die meisten<br />
Policen eine Wertzuschlagsklausel, um die<br />
Versicherungssumme automatisch anzupassen.<br />
„Aufgrund der starken Inflation ist<br />
jedoch nicht mehr sichergestellt, dass die<br />
Klauseln die Erhöhung der Versicherungswerte<br />
ausreichend abbilden“, erläutert Olga<br />
1,6<br />
GEWERBLICHE<br />
GEBÄUDE-<br />
VERSICHERUNG<br />
Preisindex<br />
für gewerbliche<br />
Betriebsgebäude<br />
9,1<br />
45,8<br />
9,5 14,3 17,3<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
GEWERBLICHE<br />
INHALTS -<br />
VERSICHERUNG<br />
Erzeugerpreisindex<br />
gewerbliche Produkte<br />
(Summenanpassung)<br />
Preisindex<br />
für gewerbliche Arbeitsmaschinen<br />
(Wertzuschlag)<br />
Quelle: Inter Versicherungsgruppe; eigene Ergänzungen<br />
Losing-Malota von der Unternehmensberatung<br />
Willis Towers Watson. Und weiter:<br />
„Wir empfehlen daher auch die Wertzuschläge<br />
zu überprüfen.“ Wie <strong>procontra</strong><br />
erfahren hat, wird im Versicherungsmarkt<br />
auch diskutiert, ob spezielle Klauseln, die<br />
das Risiko einer Unterversicherung berücksichtigen,<br />
wieder in die Policen aufgenommen<br />
werden sollen, sofern in der Gewerbesparte<br />
auf breiter Front eine Aktualisierung<br />
der Vermögenswerte ausbleibt.<br />
Die Lage in der industriellen Sachversicherung<br />
ist auch deshalb angespannt, weil<br />
das Jahr 2021 mit einer Schadenkostenquote<br />
von über 170 Prozent im Markt endete.<br />
Klimaveränderungsbedingt höhere<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
21
TITEL Folgen der Inflation<br />
CHECKLISTE<br />
GEGEN UNTERVERSICHERUNG<br />
Was Makler jetzt für ihre Kunden tun können:<br />
Bei Kunden das Bewusstsein für eine<br />
mögliche Unterversicherung stärken<br />
Kunden auf unterschiedlich steigende<br />
Beiträge der Versicherer vorbereiten<br />
Kunden sollten Beitragserhöhungen<br />
nicht widersprechen<br />
Alternativen bei Beitragserhöhung<br />
aufzeigen: Selbstbehalt, Tarifwechsel usw.<br />
Versicherungssumme prüfen und<br />
gegebenenfalls im Tarif anpassen<br />
Tarife um Klausel zum Unterversicherungsverzicht<br />
erweitern; sonst nur anteilige<br />
Leistung<br />
Liquiditätsbeschaffung durch Optimierung<br />
bestehender Finanzverträge<br />
Ratenzahlungen durch jährliche<br />
Zahlweise reduzieren<br />
Bei der Wahl der Produktgeber auf<br />
Bilanzqualität und Schadenrück <br />
stellungen achten<br />
Zusätzlich bei Gewerbekunden:<br />
Wertzuschlagsklausel für jährliche<br />
Anpassung der Versicherungssumme<br />
vereinbaren<br />
Prüfen, ob Anpassung der Versicherungssumme<br />
über Wertzuschläge hinaus<br />
notwendig ist<br />
Prüfen, ob für das Gewerbe eine (inkludierte)<br />
Vorsorgeversicherung sinnvoll ist<br />
Die für die jeweilige Branche relevanten<br />
Preisindizes anschauen/beobachten<br />
Wertüberprüfung durchführen; eventuell<br />
gemeinsam mit einem Dienstleister<br />
Dauer einer möglichen Betriebsunterbrechung<br />
prüfen und eventuell im Tarif<br />
anpassen<br />
Bei hoher Inflation von Unternehmen<br />
deklarierte Werte unterjährig aktualisieren<br />
Im Rahmen einer Risikoanalyse prüfen,<br />
ob Firma kleine Risiken nicht selbst<br />
tragen kann<br />
Quelle: <strong>procontra</strong><br />
Schadenaufwendungen spielen hier<br />
auch eine Rolle. Vor diesem Hintergrund<br />
rechnet Thomas Haukje, Präsident des<br />
Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler<br />
(BDVM), für 2023 mit Preissteigerungen<br />
von 5 bis 10 Prozent. Normalerweise<br />
würden höhere Preise mehr Kapazitäten<br />
der Versicherer nach sich ziehen. Doch<br />
auch das sei nicht mehr automatisch der<br />
Fall. „Unsere Kunden müssen lernen, dass<br />
sie nicht immer den Versicherungsschutz<br />
bekommen, den sie sich wünschen“, sagte<br />
Haukje eigenen Angaben zufolge im September<br />
auf der Jahrestagung des BDVM in<br />
Hamburg.<br />
DECKUNGSLÜCKEN AUCH BEI PRIVATPOLICEN<br />
Auch in der privaten Sachversicherung drohen<br />
Unterversicherung und höhere Beiträge.<br />
„Privatkunden werden 2023 erschrocken<br />
sein, wenn sie ihren Brief mit der Rechnung<br />
für die Gebäude- und Hausratversicherung<br />
öffnen“, so der BDVM-Präsident.<br />
Mehrbeitrag aufgrund von Wertzuschlägen<br />
und gleitenden Neuwerten, höhere Schadenzahlungen<br />
durch Wetterereignisse und<br />
inflationsbedingt teurere Reparaturen würden<br />
ihre Schatten vorauswerfen. „Das wird<br />
mit den Energierechnungen für einen lauten<br />
Aufschrei in den Haushalten sorgen“,<br />
fürchtet Haukje.<br />
Und erneut schlägt die Stunde der Makler.<br />
Von allen Spartipps, die in der Öffentlichkeit<br />
die Runde machen, schaufelt ein<br />
Finanz-Check in vielen Haushalten die<br />
meis te Liquidität frei (siehe Kasten „10<br />
Spartipps“).<br />
Im Privatbereich wird die Versicherungssumme<br />
in der Regel ebenfalls an die Entwicklung<br />
der Inflation angepasst – sofern<br />
der jeweilige Vertrag die entsprechende<br />
Klausel enthält, was insbesondere bei Altverträgen<br />
zu prüfen wäre. Zum Beispiel<br />
erfolgt die Anpassung in der Wohngebäudeversicherung<br />
anhand des Baupreis- und<br />
Tariflohnindex, wobei die Baupreise mit<br />
einem Gewicht von 80 Prozent in die Berechnung<br />
einfließen. Im zweiten Quartal<br />
<strong>2022</strong> sind die Baupreise um 17,6 Prozent<br />
im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen,<br />
berichtet das Statistische Bundesamt;<br />
auch das ist happig.<br />
VERZICHT HILFT NICHT BEI TOTALSCHADEN<br />
„Für Versicherungsnehmer besteht die<br />
Gefahr, unterversichert zu sein“, gibt der<br />
Versicherer Volkswohl Bund zu bedenken.<br />
Zwar hätten viele Verbraucher einen Unterversicherungsversicht<br />
vereinbart. Die<br />
Klausel helfe aber nicht bei einem Totalschaden,<br />
wenn ein neues Haus oder die<br />
Wiederbeschaffung des gesamten Hausrats<br />
und die versicherten Kosten höher sind als<br />
die vereinbarte Versicherungssumme. „Die<br />
Obergrenze der Versicherungsleistung ist<br />
immer die vereinbarte Versicherungssumme“,<br />
heißt es aus der Fachabteilung des<br />
Versicherers. Das muss man einem Makler<br />
nicht erklären. Wichtig ist, dass er bei<br />
seinen Kunden prüft, ob der jeweilige Tarif<br />
überhaupt einen Unterversicherungsverzicht<br />
beinhaltet und ob die Versicherungssumme<br />
angepasst werden muss.<br />
Die Versicherungssumme sollte immer<br />
dem Versicherungswert entsprechen, in der<br />
Hausratversicherung also der Wiederbeschaffungspreis<br />
zum Neuwert und in der<br />
Wohngebäudeversicherung der gleitende<br />
Neuwert. Letzterer ist bekanntlich der Betrag,<br />
der aufzuwenden ist, um ein neues<br />
Haus nach den heute geltenden Vorschriften<br />
wiederherzustellen. Solange das Preisniveau<br />
nicht oder nur wenig steigt, ist alles<br />
gut. Diese Zeiten sind aber erst einmal<br />
vorbei. In der Sachversicherung gilt daher:<br />
Wenn jetzt durch Inflation der Versiche-<br />
10 SPARTIPPS<br />
So trotzen Kunden der Inflation:<br />
Finanzverträge optimieren<br />
Kfz-Versicherung überprüfen<br />
(Stichtag: 30.11.)<br />
Haushaltsbuch führen,<br />
Sparmöglichkeiten entdecken<br />
Tarife wechseln: Handy, Telefon,<br />
Internet, Streaming<br />
Autofahren immer<br />
im höchstmöglichen Gang<br />
Kostenloses Girokonto und Depot nutzen<br />
Günstigeren Strom- und<br />
Gasanbieter wählen<br />
Teuren Kredit umschulden<br />
(ohne Restschuldpolice)<br />
Handwerker gemeinsam<br />
mit Nachbarn beauftragen<br />
Bewusster konsumieren<br />
Quelle: Finanztip, BHW, Sparkassen<br />
22 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Folgen der Inflation TITEL<br />
»Privatkunden<br />
werden über ihre<br />
Rechnung für die<br />
Gebäude- und Hausratversicherung<br />
erschrocken sein.«<br />
THOMAS HAUKJE, PRÄSIDENT BDVM<br />
rungswert steigt, reicht die Versicherungssumme<br />
möglicherweise nicht mehr aus und<br />
es liegt eine Unterversicherung vor. „Für<br />
kleine und mittlere Schäden hilft dagegen<br />
ein Unterversicherungsverzicht. Bei großen<br />
Schäden oder Totalschäden nicht“, stellen<br />
die Experten vom Volkswohl Bund klar.<br />
Die Folgen einer Unterversicherung zeigt<br />
die Beispielrechnung rechts.<br />
MAKLER WICHTIGER DENN JE<br />
Fazit: Auf Makler kommt eine Menge<br />
Arbeit zu. Die hohen Inflationsraten wirbeln<br />
das Deckungs- und Preisgefüge in der<br />
Sachversicherung durcheinander. Mit einer<br />
Verzögerung von ein, zwei Jahren dürften<br />
viele Produktgeber ihre Prämien deutlich<br />
anheben, insbesondere bei Gewerbeversicherungen.<br />
Gleichzeitig droht vielen Privatkunden<br />
und Unternehmen eine Unterversicherung<br />
– und zwar akut und trotz häufig bestehender<br />
tariflicher Anpassungsmechanismen<br />
wie Kopplung der Versicherungssumme an<br />
die Entwicklung von Preisindizes. Makler<br />
mit entsprechendem Mandat sollten jetzt<br />
proaktiv auf ihre Kunden zugehen und sich<br />
als Helfer in der Not erweisen. Bei der Gelegenheit<br />
können sie gleich die gesamten<br />
Finanzen optimieren und vielfach dringend<br />
benötigte Liquidität beschaffen. Makler<br />
sind vielleicht nicht systemrelevant, aber<br />
aktuell wird ihre Dienstleistung dringender<br />
denn je benötigt.<br />
FOLGEN EINER UNTERVERSICHERUNG<br />
Ist die Versicherungssumme zum Zeitpunkt<br />
eines Schadens niedriger als der Versicherungswert,<br />
zahlt der Versicherer den Schaden<br />
nur anteilig und der Versicherungsnehmer<br />
den Rest. Beispiel:<br />
ANGENOMMENE ECKDATEN<br />
vereinbarte Versicherungssumme: 30.000 €<br />
reeller Versicherungswert: 50.000 €<br />
entstandener Schaden: 6.000 €<br />
BERECHNUNG<br />
Schadensbetrag x Versicherungssumme /<br />
Versicherungswert = Entschädigung<br />
Für das genannte Beispiel heißt das:<br />
6.000 x 30.000 / 50.000 = 3.600 €<br />
ERGEBNIS<br />
Die Versicherung zahlt eine Entschädigung<br />
von 3.600 €. Aufgrund der bestehenden<br />
Unterversicherung müsste der Versicherungsnehmer<br />
in diesem Beispiel 2.400 €<br />
selbst zahlen.<br />
Quelle: Allianz, eigene Ergänzungen<br />
NEU: BikeMobil-Option<br />
Jetzt lohnt sich Abhängen doppelt!<br />
Neuer Hausrattarif mit vielen Verbesserungen!<br />
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der InterRisk:<br />
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Diebstahl von Fahrrädern einschließlich<br />
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weltweit bis 5.000 € versichert<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
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23
BUSCHFUNK Investmentfonds<br />
INVESTMENTFONDS<br />
MEHR ENGAGEMENT IN AKTIVEN ETFS<br />
Europäische Investoren setzen auf das Fondssegment.<br />
Foto: Whyframestudio<br />
Einer Umfrage der Ratingagentur Scope zufolge wird das Engagement in aktiv gemanagten<br />
ETFs zunehmen: Demnach wollen 71 Prozent der europäischen Investoren ihr Engagement in<br />
dieser Fondsgruppe in den kommenden zwölf Monaten erweitern. Das Gesamtvolumen der<br />
aktiven ETFs belief sich in Deutschland Ende Juli auf rund 18 Milliarden Euro – 1,5 Billionen<br />
Euro steckten in den insgesamt 1.954 verfügbaren ETFs. Das Segment wachse kräftig, so<br />
die Scope-Analysten. In den USA habe die Produktgattung bereits einen „beeindruckenden<br />
Zuwachs“ erlebt. „Europa könnte diesem Trend folgen“, so die Ratingagentur. Viele Produkte<br />
auf dem Markt der aktiven ETFs seien relativ neu, sodass ihre langfristige Leistung schwer<br />
zu beurteilen ist. Knapp 40 Prozent der von Scope analysierten Fonds waren weniger als drei<br />
Jahre alt.<br />
SPAC-BOOM GEHT ZU ENDE<br />
Infolge von Inflation und Krieg nimmt das Interesse<br />
von Investoren immer weiter ab.<br />
Der Markt für Spacs liegt aktuell am Boden: Als Folge von Rezessionsängsten,<br />
Inflation und Ukraine-Krieg ist der Markt für Börsengänge<br />
in Europa beinahe zum Erliegen gekommen – fast alle Spacs<br />
dotieren im Minus, an neuen Vehikeln haben Investoren kaum mehr<br />
Interesse. Nach Zahlen des Analysehauses Refinitiv gab es im dritten<br />
Quartal dieses Jahres nur noch 16 Spac-IPOs gegenüber 313 auf dem<br />
Höhepunkt des Hypes im ersten Quartal 2021. Die Zahl der Fusionen<br />
von Spacs mit Zielunternehmen fiel von 104 auf jetzt nur noch 31.<br />
Foto: Cemagraphics<br />
DEMOGRAFIE PRÄGT ANLAGEVERHALTEN<br />
Effekte einer alternden Gesellschaft<br />
Foto: Shapecharge<br />
Der demografische Wandel macht auch vor Investitionsentscheidungen nicht halt. Nach einer<br />
aktuellen Befragung des Vermögensverwalters BNP Paribas Asset unter 135 institutionellen<br />
Investoren und Finanzanlagenvermittlern in Europa, Asien und USA sagen drei Viertel (74<br />
Prozent) der Investoren, dass diese Entwicklung in den vergangenen drei Jahren Einfluss<br />
auf Investitionsfragen genommen habe. So nennen 95 Prozent der europäischen Investoren<br />
den Gesundheitssektor als einen der attraktivsten Anlagebereiche, während Technologie<br />
auf dem zweiten Platz rangiert (81 Prozent). Zudem gaben die Befragten an, dass angesichts<br />
des demografischen Wandels vor allem Aktien (52 Prozent) und Immobilien (50 Prozent) von<br />
erhöhten Zuflüssen profitieren würden.<br />
24<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Investmentfonds BUSCHFUNK<br />
Ampega: Wechsel in der Geschäftsführung<br />
Ampega Asset Management GmbH, ein Tochterunternehmen<br />
der Talanx, verabschiedet mit Harry Ploemacher<br />
zum Jahresende ihren langjährigen CEO in den Ruhestand.<br />
Sprecher der Geschäftsführung wird ab Januar<br />
2023 Dr. Thomas Mann (Foto), der seit 2009 als Chief<br />
Investment Officer der Ampega-Geschäftsführung angehört.<br />
Ebenfalls ab Januar 2023 wird Stefan Kampmeyer<br />
Mitglied der Geschäftsführung.<br />
ESG: chaotisch &<br />
chancenreich!<br />
MARTIN STEINMEYER<br />
Vorstandsvorsitzender Netfonds AG<br />
Universal Investment: Neuer Anteilseigner<br />
Die Universal Investment Gruppe erhält neben dem<br />
bestehenden Hauptanteilseigner Montagu einen weiteren<br />
Anteilseigner: Das Canada Pension Plan Investment Board<br />
(CPP Investments) beteiligt sich mit einem signifikanten<br />
Investment. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt<br />
der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden.<br />
Goldman Sachs AM: Aktienchefin geht<br />
Kathryn Koch verlässt Goldman Sachs und wechselt zur<br />
TCW-Gruppe. Bei dem globalen unabhängigen US-Vermögensverwalter<br />
wird sie Präsidentin und Hauptgeschäftsführerin.<br />
Sie verantwortet dann alle Aspekte der Führung<br />
und des Managements von TCW. Der derzeitige Präsident<br />
und CEO David Lippman wird sich Ende des Jahres <strong>2022</strong><br />
aus der TCW-Gruppe zurückziehen.<br />
Fidelity International: Thematische ETF-Reihe<br />
Fidelity International erweitert ihr ETF-Angebot und legt<br />
eine Themen-ETF-Reihe auf, die zunächst aus fünf neuen<br />
Produkten besteht. Die ETFs bilden die thematischen<br />
Indizes von Fidelity nach. Die fünf Themen beinhalten<br />
saubere Energie, digitale Gesundheit, Metaversum, Cloud<br />
Computing sowie Elektrofahrzeuge und Verkehr der<br />
Zukunft.<br />
Robeco: Sales-Profi kehrt zurück<br />
Nach etwa einem Jahr kehrt Alexander Preininger zu<br />
Robeco zurück. Ab dem 1. November wird er neuer globaler<br />
Vertriebs- und Marketingleiter sowie Mitglied des Exekutivkomitees.<br />
Preininger kommt von Amundi, wo er Global<br />
Head of Institutional Coverage war.<br />
Alliance Bernstein: Vertriebschef geht<br />
Martin Dilg (Foto), Leiter des Privat- und Großkundengeschäfts<br />
Zentral- und Osteuropa, wird Alliance Bernstein<br />
zum Jahresende verlassen. Er geht auf eigenen Wunsch<br />
und trennt sich im Guten. Bis ein neuer Vertriebschef gefunden<br />
ist, wird Honor Solomon den Großkundenvertrieb<br />
in der DACH-Region und Osteuropa leiten.<br />
Foto: deepblue4you<br />
Als ich die Dimension der ESG-Regulierung<br />
verstanden hatte, war ich beeindruckt, was sich<br />
unsere europäischen Politiker getraut haben<br />
und welchen Einfluss dies auf die globalen Wirtschafts-<br />
und Finanzmärkte hat. Diese Regulierung<br />
ist zwar für viele Unternehmen mit einem<br />
erheblichen Aufwand verbunden, hat aber die<br />
Chance, Geldflüsse in die Nachhaltigkeit zu<br />
steuern. Das Sprichwort „Geld regiert die Welt“<br />
wird seine positive Seite zeigen. Eindrucksvoll<br />
hat der Markt bereits die Ernsthaftigkeit bewiesen<br />
- „Greenwashing“ wird nicht geduldet. Ich<br />
denke, wir alle sind uns einig, dass wir dringend<br />
„echte“ Maßnahmen benötigen, um unsere<br />
Umwelt und unsere Gesellschaft wieder „in die<br />
Spur zu bringen“.<br />
Bedauerlich ist, dass dieses absolut sinnvolle<br />
und große Projekt schlecht koordiniert ist. Berater<br />
müssen ihre Kunden nach deren Nachhaltigkeitspräferenzen<br />
befragen, obwohl die Daten<br />
erst von den wenigsten Gesellschaften geliefert<br />
werden (müssen). In der Folge müsste das gesamte<br />
Portfolio veräußert werden. Berater sind<br />
aktuell praktisch gezwungen, das Thema ESG<br />
dem Kunden so vorzustellen, wie es ist: ein praktisches<br />
Chaos. Hoffentlich stimmt das Sprichwort<br />
„Der erste Eindruck zählt“ bei Beratern und<br />
Kunden an dieser Stelle nicht!<br />
Fakt ist, dass die wenigsten Menschen (gleich<br />
welcher Bildungsschicht) die Dimension der<br />
ESG-Maßnahmen kennen. Anleger können durch<br />
ihre individuellen Präferenzen Gelder steuern,<br />
und Firmen werden „gezwungen“ sich nachhaltig<br />
aufzustellen.<br />
Es ist Ihr Job und Ihre Chance, Ihren Kunden diese<br />
Hintergründe zu erläutern. Eine tolle Chance,<br />
Aufgabe und Positionierung für uns alle!<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
25
INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
»Kein aktiver Vertrieb<br />
von Fonds mit Kernkraft«<br />
Atomkraft und fossiles Gas gelten laut EU nun als nachhaltig.<br />
Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG),<br />
über die Folgen für die Finanzbranche, Vertriebe und Anleger<br />
– TEXT: HEIKE GORRES –<br />
<strong>procontra</strong>: Das EU-Parlament hat die Entscheidung<br />
der EU-Kommission, Atomkraft<br />
und fossiles Gas als „nachhaltig“ einzustufen,<br />
im Juli abgesegnet. Was bedeutet das<br />
für das Forum Nachhaltige Geldanlagen?<br />
Volker Weber: Diese Entscheidung ändert<br />
unsere Position nicht. Wir haben uns<br />
bereits im Sommer vergangenen Jahres zu<br />
dem Thema positioniert: Wir sprechen uns<br />
gegen die Klassifizierung von Atom und<br />
Gas als nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten<br />
VOLKER WEBER hat seit 2007<br />
den Vorstandsvorsitz des<br />
Forums Nachhaltige Geldanlagen<br />
e. V. inne und ist seit 2015<br />
Mitglied des Board of Directors<br />
des Verbands European<br />
Sustainable Investment Forum,<br />
kurz Eurosif. Seit 2019 ist<br />
Weber außerdem Vorstand der<br />
Nixdorf Kapital AG. Zu weiteren<br />
Stationen zählen das Dienstleistungsunternehmen<br />
Mama<br />
Sustainable Incubation AG, die<br />
Beratungsgesellschaft Erfinderdienst<br />
und die Swisscanto<br />
Fondsleitung AG, ebenso wie<br />
die Dekabank, der WestLB-<br />
Konzern und die Deutsche<br />
Bundesbank. Insgesamt ist<br />
Weber seit mehr als<br />
20 Jahren im Bereich nachhaltiges<br />
Finanzwesen engagiert.<br />
26 Foto: FNG
Investmenttalk INVESTMENTFONDS<br />
aus. Kurz vor der Abstimmung im EU-Parlament<br />
haben wir dies auch nochmals in<br />
einem Anschreiben gegenüber ausgewählten<br />
Mitgliedern des Europaparlaments<br />
dargelegt. Hinzu kommt: Atomenergie ist<br />
eines der häufigsten Ausschlusskriterien<br />
bei Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland!<br />
Wir halten die Entscheidung insgesamt<br />
für kontraproduktiv, die nun gerade bei<br />
Anlegern, aber auch bei Finanzmarktteilnehmern<br />
für große Verwirrung sorgt.<br />
<strong>procontra</strong>: Könnte das Forum Nachhaltige<br />
Geldanlagen nicht indirekt vom Markt<br />
oder von Produktanbietern dazu gedrängt<br />
werden, diese Einstufung bei der Bewertung<br />
der Nachhaltigkeit von Fonds zu<br />
übernehmen?<br />
Weber: Viele unserer Mitglieder haben den<br />
offenen Brief zum Ausschluss von Atomkraft<br />
als nachhaltige Wirtschaftsaktivität<br />
unter der EU-Taxonomie-Verordnung<br />
unterzeichnet. Außerdem haben einige<br />
große Asset-Manager bereits angekündigt,<br />
dass sie ihre Nachhaltigkeitsfilter<br />
diesbezüglich nicht anpassen werden. Bei<br />
der Nachhaltigkeitsbewertung beziehen<br />
Sie sich vermutlich auf das FNG-Siegel.<br />
Hier ist klar zwischen dem FNG und der<br />
„Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger<br />
Geldanlagen“ QNG zu trennen, die<br />
die operative Gesamtverantwortung für<br />
das FNG-Siegel trägt. Das FNG war 2015<br />
Initiator, hat aber keinen Einfluss auf die<br />
weitere Ausgestaltung der Kriterien, um<br />
die Unabhängigkeit des Siegels zu garantieren.<br />
Prüfer des Siegels ist die Sustainable<br />
Finance Research Group der Universität<br />
Hamburg, die auch Research erstellt und<br />
mit der QNG für die Weiterentwicklung<br />
der Methodik des FNG-Siegels verantwortlich<br />
ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie könnten andere Bewertungsanbieter<br />
für die Nachhaltigkeit von<br />
Fonds nun mit der Einstufung von Atom<br />
und Gas umgehen?<br />
Weber: Generell ist Transparenz wichtig!<br />
Sowohl institutionelle Investoren als auch<br />
die Privatanlegerseite sollten sich schnell<br />
und einfach informieren können, in was<br />
ihr Geld investiert wird.<br />
<strong>procontra</strong>: Einige Fondsanbieter wollen<br />
womöglich beiden Gruppierungen etwas<br />
anbieten.<br />
Weber: Dafür gibt es im Grunde seit 2019<br />
die Offenlegungs-Verordnung. Diese Verordnung<br />
regelt die Offenlegungspflichten<br />
von Finanzdienstleistungen bezüglich der<br />
Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen<br />
in ihren Strategien, Prozessen<br />
und Produkten. Zusammen mit unseren<br />
Partnern beim Europäischen Forum für<br />
Nachhaltige Investitionen Eurosif engagieren<br />
wir uns schon lange in diesem Bereich:<br />
Seit 2008 haben wir den europäischen<br />
Transparenzkodex, nach dem als „nachhaltig“<br />
bezeichnete Produkte sehr genau<br />
ihre Nachhaltigkeitsstrategien beschreiben<br />
müssen. Wenn es bei einem Fonds zum<br />
Beispiel heißt, dass er einen breit angelegten<br />
Ansatz verfolgt, die Transformation<br />
zu einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung,<br />
wie sie die EU anstrebt, unterstützen will<br />
und hierfür in Kernkraft oder fossile Energieträger<br />
investieren kann, dann ist das<br />
»Atomenergie ist<br />
eines der häufigsten<br />
Ausschlusskriterien<br />
bei Nachhaltigkeitsfonds<br />
in<br />
Deutschland.«<br />
transparent dokumentiert. Die Entscheidung,<br />
in den Fonds zu investieren, liegt<br />
dann bei den Verbrauchern. Wichtig ist,<br />
dass Anbieter das Anlagekonzept transparent<br />
machen.<br />
<strong>procontra</strong>: Anleger sollten sich also nicht<br />
nur schlaumachen über die Ansätze von<br />
Nachhaltigkeitsfonds, sondern auch eine<br />
klare Meinung haben zu den unterschiedlichen<br />
Energieträgern.<br />
Weber: Letztlich ist es immer in der Verantwortung<br />
jedes Investors zu wissen, in<br />
was er investiert. Verbraucher müssen sich<br />
schon zu einem gewissen Grad damit beschäftigen<br />
und Grundsatzentscheidungen<br />
treffen. Dazu zählt auch das Thema, ob<br />
jemand Atomkraft im Fonds haben möchte<br />
oder nicht.<br />
<strong>procontra</strong>: Einige als nachhaltig angebotene<br />
Fonds enthalten hohe Anteile an Staatsanleihen<br />
von Ländern, die auf Atomkraft<br />
setzen, zum Beispiel Frankreich. Anleger<br />
müssen also sehr genau hinschauen.<br />
Weber: ESG-Kriterien für die Berücksichtigung<br />
von Ökologie, Sozialem und<br />
guter Unternehmensführung zum Beispiel<br />
können Fondsanbieter natürlich auch auf<br />
Staaten anwenden. Wenn sich ein Staat<br />
nach einem ESG-Filterprozess eines Fonds<br />
für ein Investment qualifiziert, können<br />
auch Anleihen dieses Staates gekauft<br />
werden. Es ist nur wichtig, dass Kunden<br />
vor ihrer Kaufentscheidung wissen, wie<br />
der Nachhaltigkeitsansatz aussieht. Darauf<br />
zielt auch die Taxonomie und vor allem<br />
die Offenlegungs-Verordnung der EU ab.<br />
<strong>procontra</strong>: Vermuten oder beobachten Sie<br />
bereits, dass Fondsanbieter sich umstellen<br />
und Atomkraft und/oder fossiles Gas nun<br />
als nachhaltig einstufen?<br />
Weber: Unsere Mitglieder ändern ihre Position<br />
wie gesagt nicht. Darunter sind auch<br />
große deutsche Fondsanbieter, die international<br />
tätig sind. Wie es mit ausländischen<br />
Anbietern aussieht, die europaweit ihre<br />
Produkte vertreiben, ist schwerlich abzuschätzen.<br />
Einige der großen europäischen<br />
Gesellschaften haben mitgeteilt, dass sie<br />
ihre Politik überdenken wollen. Hierbei<br />
dürfte auch die Überlegung wichtig sein,<br />
ob sie auf dem deutschen Markt signifikant<br />
eine Rolle spielen wollen oder nicht.<br />
Denn von den Vertrieben bekomme ich<br />
gespiegelt, dass sie keine Produkte aktiv<br />
als Nachhaltigkeitsinvestment vertreiben<br />
werden, in denen Kernkraft enthalten ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
BaFin hat ihre<br />
Richtlinie, mit der Investmentfonds als<br />
nachhaltig eingestuft werden sollen, auf<br />
unbestimmte Zeit verschoben. Sie will allerdings<br />
Produkte nach den Vorgaben der<br />
Konsultationsfassung der geplanten Richtlinie<br />
einstufen. Wie ist Ihre Einschätzung<br />
zur geplanten Richtlinie und zu diesem<br />
Vorgehen der BaFin?<br />
Weber: Ich bin kein großer Fan von einem<br />
deutschen Sonderweg! Das stärkt nicht<br />
den Finanzplatz Deutschland. Wer nun<br />
einen Nachhaltigkeitsfonds auflegen möchte,<br />
wird vermutlich auf andere Fondsplätze<br />
wie Luxemburg oder Liechtenstein<br />
ausweichen. Mit dem europäischen Pass<br />
kann der Fonds dann auch in Deutschland<br />
angeboten werden. Ein solches Regularium<br />
sollte man, wenn überhaupt, europaweit<br />
abstimmen, um allen gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
zu gewährleisten.<br />
<strong>procontra</strong>: Zahlreiche Kritiker dieses Vorgehens<br />
der BaFin bemängeln eine fehlende<br />
Rechtssicherheit.<br />
Weber: Wir haben unsere Mitglieder<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
27
INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />
AUSSCHLÜSSE<br />
ESG-INTEGRATION<br />
ENGAGEMENT<br />
NORMBASIERTES SCREENING<br />
STIMMRECHTSAUSÜBUNG<br />
BEST-IN-CLASS<br />
NACHHALTIGE THEMENFONDS<br />
IMPACT INVESTMENT<br />
Schweiz Österreich Deutschland<br />
Angaben in % nach Volumen nachhaltiger Assets <br />
NACHHALTIGE ANLAGESTRATEGIEN<br />
in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2021<br />
für die Erhebung zum Marktbericht<br />
„Nachhaltige Geldanlagen <strong>2022</strong>“ auch zur<br />
Umsetzung der BaFin-Richtlinie befragt.<br />
Fast die Hälfte der Befragten hält die<br />
Sachlage für unklar. Das trägt nicht zu<br />
ruhigen Fahrwassern am Markt bei. Hinzu<br />
kommt, dass heute erst zwei Umweltziele<br />
der Taxonomie-Verordnung aktiv sind:<br />
„Klimaschutz“ sowie „Anpassung an den<br />
Klimawandel“. Trotzdem sollen sich die<br />
Portfolios laut der Finanzaufsicht bereits<br />
jetzt auf die komplette Verordnung<br />
beziehen. Das ist schlichtweg unmöglich!<br />
So vorzugehen, halte ich für stark verfrüht<br />
und einengend.<br />
5<br />
7<br />
7<br />
10<br />
10<br />
12<br />
11<br />
29<br />
42<br />
48<br />
54<br />
59<br />
60<br />
65<br />
65<br />
67<br />
73<br />
71<br />
Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen, Swiss Sustainable Finance<br />
»Wichtig ist,<br />
dass Kunden vor<br />
ihrer Kaufentscheidung<br />
wissen, wie<br />
der Nachhaltigkeitsansatz<br />
aussieht.«<br />
80<br />
82<br />
82<br />
84<br />
96<br />
99<br />
<strong>procontra</strong>: Diese Unklarheit müsste der<br />
Finanzaufsicht ebenfalls bewusst gewesen<br />
sein. Trotzdem hat sie so entschieden.<br />
Weber: Ein Faktor ist womöglich, dass<br />
sie einen deutlichen Punkt setzen wollte.<br />
Früher hat die BaFin lange nur zugesehen.<br />
Die EU hat zum Beispiel 2018 den<br />
Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen<br />
Wachstums“ erarbeitet. Erst 2019 jedoch<br />
kam ein BaFin-Merkblatt zum Thema<br />
Nachhaltigkeitsziele heraus. Sie hat zwar<br />
richtig entschieden, die Richtlinie erst<br />
einmal auszusetzen. Aber das war nur<br />
eine halbherzige Aussetzung, da nun die<br />
Konsultationsfassung der Richtlinie gelten<br />
soll. Besser wäre gewesen, sie komplett<br />
zurückzuziehen und sich mit der Branche<br />
zusammenzusetzen, um zu sehen, was man<br />
gegen Greenwashing tun kann. Die Taxonomie-<br />
und Offenlegungs-Verordnung<br />
selbst verhindern kein Greenwashing und<br />
sind kein Qualitätsmerkmal für Nachhaltigkeit.<br />
<strong>procontra</strong>: Was würden Sie zum Thema<br />
Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage noch<br />
ergänzen, falls überhaupt?<br />
Weber: Der Regulator hat die Endkunden<br />
zuletzt etwas überfordert. Viele wissen<br />
zum Beispiel wahrscheinlich nicht, was es<br />
mit dem Begriff „Nachhaltigkeitspräferenz“<br />
auf sich hat, nach der Vertriebe ihre<br />
Kunden nun fragen müssen. Wichtig ist<br />
daher, dass Anleger erkennen, dass nachhaltige<br />
Geldanlagen einen Beitrag leisten<br />
können zu ökologischen und sozialen Themen<br />
und zu einer guten Unternehmensführung<br />
– und dass die Ermittlung ihrer<br />
Nachhaltigkeitspräferenz hier sehr helfen<br />
kann. Wichtig ist auch, die Vermittler zu<br />
schulen, damit sie mit den Kunden diese<br />
Punkte herausarbeiten und beschreiben<br />
können. Wir selbst stellen eine verstärkte<br />
Nachfrage nach Schulungen fest, die<br />
Buchungszahlen für Aus- und Weiterbildung<br />
in dem Bereich steigen deutlich an.<br />
Zusätzlich haben wir gemeinsam mit dem<br />
Deutschen Netzwerk für Wirtschaftsethik<br />
DNWE einen aktualisierten Leitfaden zur<br />
Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen<br />
gemäß der zweiten europäischen Finanzmarktrichtlinie<br />
MiFID II veröffentlicht.<br />
Er bietet Beraterinnen und Beratern eine<br />
Orientierungshilfe bei der Einordnung<br />
dieser Präferenzen ihrer Kundinnen und<br />
Kunden. Das Thema Weiterbildung dürfte<br />
uns auch in den kommenden Jahren stark<br />
beschäftigen.<br />
28 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
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INVESTMENTFONDS Infrastrukturfonds<br />
MEHR STRUKTUR IM DEPOT<br />
Investments in Infrastruktur trotzen der Krise und bringen Eigenschaften mit,<br />
die der anhaltenden Inflation stabil entgegenstehen.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
Es gibt eine Aktiengattung, die sich allen<br />
aktuellen Krisen zum Trotz performancemäßig<br />
gut schlägt: börsennotierte Infrastrukturwerte.<br />
„Sie hatten ein sehr starkes<br />
Jahr 2021, und auch im bisherigen Jahresverlauf<br />
schnitten sie deutlich besser ab als<br />
die breiteren globalen Aktienmärkte“, sagt<br />
Bertrand Cliquet, Analyst im Fondsmanagement-Team<br />
des Lazard Global Listed<br />
Infrastructur Equity Fund, der für die letzten<br />
zwölf Monaten eine Rendite von rund<br />
10 Prozent aufweist.<br />
BESSER ALS DIE INDIZES<br />
Selbst in diesem Jahr, in dem großen Aktienindizes<br />
wie der US-amerikanische Dow<br />
Jones und der deutsche DAX mit 10 Prozent<br />
bzw. 16 Prozent im Minus liegen,<br />
schafft der Lazard-Fonds ein Plus von gut<br />
3 Prozent. Andere Infrastrukturfonds zeigen<br />
eine noch beeindruckendere Wertentwicklung.<br />
So legte der DWS Invest Global<br />
Infrastructure seit Januar um mehr als<br />
14 Prozent zu. Ein Grund: In unsicheren<br />
Zeiten würden sich die Anleger defensiven<br />
Anlagen zuwenden, „insbesondere solchen,<br />
die einen gewissen Inflationsschutz bieten<br />
können“, erklärt Cliquet die Entwicklung.<br />
Beide Vorzüge – defensive Anlage und<br />
Inflationsschutz – müssen erklärt werden.<br />
Zunächst einmal gelten Infrastruktur-<br />
Investments als defensiv, weil es sich um<br />
Produkte handelt, die stets gebraucht werden.<br />
Unter die Kategorie fallen die Bereiche<br />
Ener gie, Wasser, Gesundheit, Verkehr,<br />
Kommunikation und Bildung. Entsprechend<br />
vielfältig sind die konkreten Anlage-<br />
30 Illustration: Roman Kulon
Infrastrukturfonds INVESTMENTFONDS<br />
ziele: Stromnetze, Gasleitungen, Wasserversorger,<br />
Abwasserentsorger, Krankenhäuser,<br />
Kliniken, Mautstraßen, Flughäfen, Schienenwege,<br />
Mobilfunkmasten, Glasfasernetze<br />
sowie Schulen und Universitäten. „Es<br />
handelt sich also um Dienste, die essenziell<br />
für die Gesellschaft sind“, betont auch Vinay<br />
Sharma, Portfoliomanager von Union<br />
Investment.<br />
SCHUTZ VOR INFLATION<br />
„Gleichzeitig sind Infrastrukturanlagen in<br />
einem von Inflation geprägten Marktumfeld<br />
besonders gefragt“, ergänzt Jana Rietow,<br />
Produktspezialistin beim Fondsanbieter<br />
DWS. Ihre Begründung: „Die Erträge<br />
dieser Unternehmen sind oftmals an die<br />
Inflation gekoppelt. Staatliche Konzessionen<br />
oder Leasingverträge erlauben es den<br />
Besitzern und Betreibern, die zusätzlichen<br />
Kosten, die durch die Inflation entstanden<br />
sind, in Form von Preiserhöhungen weiterzugeben,<br />
um somit ihre Erträge sicherzustellen.“<br />
Allerdings schützt nicht jede Infrastrukturanlage<br />
automatisch vor Inflation.<br />
Hierauf weist Cliquet hin. „Von den rund<br />
400 börsennotierten Aktien, die es auf den<br />
Infrastrukturmärkten weltweit gibt, bieten<br />
weniger als 25 Prozent einen Inflationsschutz.“<br />
Die Auswahl sei daher von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Die Attraktivität von Investments in Infrastruktur<br />
hat in den vergangenen Jahren<br />
mehrere Fondsanbieter dazu bewogen,<br />
neue Produkte aufzulegen. Union Investment<br />
zum Beispiel hat am 1. Juni einen Infrastrukturfonds<br />
für Privatanleger auf den<br />
Markt gebracht, den UniNachhaltig Aktien<br />
Infrastruktur. Bisher hatte das genossenschaftliche<br />
Fondshaus nur entsprechende<br />
Anlagevehikel für institutionelle Investoren<br />
wie Banken, Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen.<br />
Eigenen Angaben<br />
zufolge schätzen diese Profi-Anleger die stabilen<br />
Erträge und hohen Ausschüttungen<br />
von Infrastrukturunternehmen, denn oft<br />
sind diese in einem geschützten Markt tätig<br />
oder gar ein regionaler Monopolist. Bespiele<br />
dafür seien Versorger.<br />
RIESIGER INVESTITIONSBEDARF<br />
Der weltweite Investitionsbedarf in die Infrastruktur<br />
ist riesig. Bis 2040 schätzt der<br />
Global Infrastructure Hub das Volumen<br />
auf 94 Billionen US-Dollar – nur für die 56<br />
Staaten, für die ausreichend Daten vorliegen.<br />
Erst Ende Juni haben die G7-Staaten<br />
Infrastruktur-Investitionen im Umfang von<br />
insgesamt 600 Milliarden Euro bis 2027<br />
angestoßen. Mit dem Programm „Partnerschaft<br />
für Globale Infrastruktur“ sollen<br />
Investitionen etwa für Klimaschutz, im<br />
Energiesektor und im Gesundheitswesen<br />
ermöglicht werden. US-Präsident Joe Biden<br />
»Die Erträge von<br />
Infrastrukturunternehmen<br />
sind<br />
oftmals an die<br />
Inflation gekoppelt.«<br />
JANA RIETOW, DWS<br />
habe diese Initiative angestoßen, hieß es bei<br />
deren Vorstellung auf dem Gipfel in Schloss<br />
Elmau in Bayern.<br />
Eine Zeit lang können Regierungen den<br />
Ausbau oder die Sanierung der Infrastruktur<br />
vernachlässigen. Zugunsten von Wahlversprechen<br />
und Sozialausgaben neigen<br />
Politiker aller Parteien dazu. Hierauf weisen<br />
Ökonomen immer wieder hin. Aber<br />
irgendwann würden das Wachstum und<br />
die Steuereinnahmen beeinträchtigt. Dann<br />
müsse wieder investiert werden. An diesem<br />
Punkt seien Deutschland sowie etliche andere<br />
westliche Demokratien angekommen.<br />
Tatsächlich denkt man beim Stichwort Investitionsstau<br />
in Deutschland unweigerlich<br />
IN INFRASTRUKTUR INVESTIEREN<br />
FONDSNAME ISIN RENDITE in % LFD.<br />
LFD. JAHR<br />
Auswahl; Ranking jeweils gemäß Performance 1 Jahr, *thesaurierend, **ausschüttend <br />
1 JAHR<br />
3 JAHRE<br />
p. a.<br />
5 JAHRE<br />
p. a.<br />
KOSTEN<br />
p. a. in %<br />
iShares Global Infrastructure<br />
UCITS ETF USD ** IE00B1FZS467 16,2 24,6 11,2 11,6 0,65<br />
DWS Invest Global<br />
Infrastructure ** LU0363470237 14,2 22,9 11,1 10,2 1,59<br />
Credit Suisse Infrastructure<br />
Equity Fund B USD * LU1692116392 8,6 14,0 12,3 11,5 1,88<br />
Lazard Global Listed<br />
Infrastructure Equity Fund GBP * IE00B5NXD345 3,2 10,1 10,2 7,6 1,00<br />
Stand: 22.8.<strong>2022</strong>, Quelle: Morningstar<br />
an all die maroden Straßen und Brücken,<br />
die Schulen in schlechtem Zustand und die<br />
langsame Internetverbindung in vielen Regionen.<br />
Wer mit der Deutschen Bahn reist,<br />
weiß, was solch eine Vernachlässigung für<br />
Folgen hat. Und wie Capinside berichtet,<br />
ist hierzulande inzwischen ein Drittel aller<br />
Autobahnbrücken sanierungsbedürftig, nur<br />
um ein weiteres Beispiel zu nennen.<br />
SCHUB DURCH NACHHALTIGKEIT<br />
Auch die zahlreichen globalen Nachhaltigkeitsinitiativen<br />
zielen auf Infrastrukturvorhaben<br />
wie den Ausbau erneuerbarer<br />
Energien ab. Die EU will im Rahmen ihres<br />
Green Deals gewaltige Geldströme in nachhaltige<br />
Investitionen lenken. Ein Großteil<br />
des Kapitals dürfte in erneuerbare Energien<br />
wie Solarparks, Windkraftanlagen und<br />
Wasserstofferzeugung und -distribution<br />
fließen – eben in Infrastruktur. Ähnliches<br />
planen die USA. Erst Anfang August hat<br />
das US-Repräsentantenhaus ein 750 Milliarden<br />
Dollar schweres Klimagesetz verabschiedet.<br />
Es zielt unter anderem darauf ab,<br />
bis 2030 die CO 2<br />
-Emissionen in den Vereinigten<br />
Staaten um 40 Prozent unter den<br />
Stand von 20<strong>05</strong> zu drücken.<br />
Fazit: Der Investitionsbedarf in Infrastruktur<br />
bleibt gewaltig. Ohne Beteiligung<br />
privater Investoren lassen sich die ehrgeizigen<br />
Auf-, Ausbau- und Modernisierungsprogramme<br />
nicht stemmen. Mit Infrastrukturfonds<br />
stellen Anleger indirekt Geld zur<br />
Verfügung und haben im Gegenzug die<br />
Chance auf langfristig attraktive Renditen.<br />
Selbst in den aktuell schwierigen Zeiten<br />
performt die Aktiengattung gut.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
31
INVESTMENTFONDS Anleihen<br />
COMEBACK DER RENTENFONDS<br />
Für Staatsanleihen gibt es wieder 2 bis 4 Prozent. Ist damit die Zeit gekommen,<br />
um sich Rentenfonds ins Depot zu legen? Immer mehr Anlageprofis meinen: ja.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
32 Illustration: Eleonora Mavromati
Anleihen INVESTMENTFONDS<br />
An den Rentenmärkten erleben Investoren<br />
eine denkwürdige Entwicklung. Im ersten<br />
Halbjahr brachen die Kurse von Bundesanleihen<br />
und US-Treasuries mit einer Restlaufzeit<br />
von zehn Jahren um fast 20 Prozent<br />
ein. Für Staatstitel, die für Stabilität<br />
und Sicherheit stehen, ist das ein Blutbad.<br />
Angerichtet haben es die Zentralbanken<br />
in den USA und der Eurozone mit ihrer<br />
Zinswende. „Die Geldpolitik crasht den<br />
Rentenmarkt“, kommentierte Carsten Klude,<br />
Chefvolkswirt der M.M. Warburg, die<br />
Entwicklung. Niemals zuvor sei es zu einem<br />
derartigen Absturz bei den Anleihekursen<br />
gekommen – zumindest so weit, wie die<br />
Daten der Privatbank zurückreichten.<br />
EZB NIMMT DEN KAMPF AN<br />
Parallel zu den Kursverlusten schnellten<br />
die Zinsen für neue Papiere in die Höhe,<br />
bei zehnjährigen Bundesanleihen von minus<br />
0,2 auf plus 1,7 Prozent. Im Juli folgte<br />
die kurze Phase einer Gegenbewegung mit<br />
Kurserholung respektive Zinsrückgang.<br />
Der Grund waren aufkommende Rezessionsbefürchtungen.<br />
Da dennoch die Inflationsraten<br />
in Europa und den USA stramm<br />
auf zweistellige Prozentsätze zusteuern,<br />
musste auch die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) ein deutliches Zeichen der Inflationsbekämpfung<br />
setzen: Anfang September<br />
erhöhte sie den Leitzins um 75 Basispunkte<br />
auf 1,25 Prozent. Es war die kräftigste<br />
Zins erhöhung in ihrer Geschichte.<br />
Seitdem zahlt der deutsche Staat auf neu<br />
begebene zehnjährige Bundesanleihen wieder<br />
rund 1,7 Prozent. Die Entwicklung in<br />
den USA verlief ähnlich. Dort werfen zehnjährige<br />
US-Staatsanleihen sogar 3,3 Prozent<br />
ab. An diese Zahlen muss man sich erst einmal<br />
gewöhnen: Erstmals seit vielen Jahren<br />
gibt es für Zinspapiere wieder ansatzweise<br />
das, was im Namen steht: Zinsen! Anleger,<br />
die Italien Geld leihen, bekommen aktuell<br />
sogar 4,1 Prozent, um ein weiteres Beispiel<br />
zu nennen. Das sind Sphären, von denen<br />
Anleger seit Jahren nur träumen konnten.<br />
ERWARTUNGEN SIND ENTSCHEIDEND<br />
Die Zinswende ist nicht auf Deutschland<br />
und die USA beschränkt, sondern hat zahlreiche<br />
Länder rund um den Globus erfasst.<br />
„Im gesamten Anleiheuniversum“, betont<br />
Benoit Anne, Anlageexperte bei MFS Investment<br />
Management, „sind die Renditen<br />
seit Jahresbeginn stark gestiegen – bei High<br />
Yield um über 400, bei Emerging Market-<br />
RENTENFONDS MIT KURZER LAUFZEIT<br />
Die Anlagevehikel dürften bald ihren Boden finden<br />
und dann wieder an Wert gewinnen.<br />
NAME ISIN VOLUMEN in<br />
Mio. €<br />
Staatsanleihen um etwa 350 und bei Investmentgrade-Titeln<br />
je nach Region um 235<br />
bis 245 Basispunkte.“<br />
Für Anleger stellen sich vor diesem Hintergrund<br />
wichtige Fragen: Ist bereits die<br />
Zeit, mithilfe eines Rentenfonds in gut verzinste<br />
Staats- und/oder Unternehmensanleihen<br />
zu investieren? Und lohnen sich Anleihen<br />
bei einer Geldentwertung von aktuell<br />
fast 8 Prozent überhaupt? Zieht man die<br />
Inflation von den aktuell möglichen Zinsen<br />
»Im gesamten<br />
Anleiheuniversum<br />
sind die Renditen<br />
seit Jahresbeginn<br />
stark gestiegen.«<br />
BENOIT ANNE, MFS INVESTMENT MANAGEMENT<br />
halbwegs solider Anleihen ab, ergibt sich<br />
schließlich immer noch ein realer Verlust.<br />
„Entscheidend ist nicht die aktuelle Inflationsrate.<br />
Vielmehr zählt die Inflationserwartung“,<br />
meint Markus Sack von Finanzinvest<br />
Consulting.<br />
WEITERE ZINSERHÖHUNGEN WAHRSCHEINLICH<br />
Kurzfristig könnte der Preisauftrieb noch<br />
zunehmen. Bundesbankpräsident Joa chim<br />
Nagel hält im Herbst eine Rate von 10<br />
Prozent für möglich. Eine längere Perspektive<br />
nehmen die Fachleute der EZB ein.<br />
RENDITE<br />
1 Jahr in %<br />
LAUFENDE<br />
KOSTEN p. a.<br />
Allianz Euro Bond Short Term EUR LU1221649186 140 - 2,6 0,46<br />
Amundi S.F. Short Term Bond I EUR LU1706854400 1.347 -3,2 0,42<br />
Lloyd Fonds Assets Defensive Opportunities DE000A1H72N5 110 - 3,2 0,57<br />
Vontobel Fund Euro Short Term Bond LU165<strong>05</strong>89689 188 - 4,6 0,20<br />
Oddo BHF Euro Short Term Bond FT-CR-EUR DE0008478124 51 - 5,0 0,52<br />
Quelle: Morningstar, Stand: 9/<strong>2022</strong><br />
Eigenen Angaben zufolge rechnen sie mit<br />
durchschnittlichen Inflationsraten von 8,1<br />
Prozent für <strong>2022</strong>, 5,5 Prozent für 2023 und<br />
2,3 Prozent für 2024. Insofern sind die aktuellen<br />
Anleiherenditen zwar okay, aber für<br />
eine positive Realrendite noch nicht hoch<br />
genug.<br />
Die Inflationserwartungen können sich<br />
aber ändern; und natürlich auch die gezahlten<br />
Zinsen. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege<br />
bei der Deutschen Bank, geht<br />
fest davon aus, dass „auf den verbleibenden<br />
Sitzungen der EZB in diesem Jahr weitere<br />
kräftige Leizinsanhebungen folgen werden“.<br />
Danach aber könnte die Phase steigender<br />
Zinsen schon wieder vorbei sein.<br />
Nicht wenige Marktteilnehmer rechnen damit,<br />
dass das Ende der Zinssteigerungen in<br />
Sichtweite kommt. Der Grund: Inzwischen<br />
sei eine Rezession in der Eurozone so gut<br />
wie sicher.<br />
REZESSION SCHEINT UNAUSWEICHLICH<br />
Auch für die USA und Großbritannien<br />
deute alles auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung<br />
hin. Ein in der Vergangenheit<br />
stets zuverlässiger Indikator dafür sei<br />
die invertierte Zinskurve in den beiden<br />
Ländern. In diesem Fall liegen die kurzfristigen<br />
Zinsen höher als die langfristigen;<br />
normal ist der umgekehrte Verlauf. Weiter<br />
gehen Beobachter davon aus, dass die EZB<br />
auch deshalb so rasch und kräftig ihren<br />
Leitzins erhöht, um sich Munition für eine<br />
Rezession zu beschaffen – also bei Bedarf<br />
die Zinsen überhaupt erst wieder senken zu<br />
können.<br />
Wegen dieser Konstellation mehren sich<br />
die Stimmen, die den Kauf von Anlei-<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
33
INVESTMENTFONDS Anleihen<br />
»Wir bleiben weiterhin vorsichtig«<br />
KUNAL MEHTA, Head of Fixed Income Product Specialism bei Vanguard<br />
hen für attraktiv halten. Um das Risiko<br />
von Einzelanlagen zu vermeiden, empfiehlt<br />
Andreas Görler, Senior Manager beim Vermögensverwalter<br />
Wellinvest, den Erwerb<br />
von Anteilen an einem aktiv verwalteten<br />
Rentenfonds. „Als Privatinvestor kann<br />
man im Euroraum bleiben und Staatsund<br />
Unternehmensanleihen mit mittlerer<br />
bis guter Bonität und kürzeren Laufzeiten<br />
vorziehen.“ Zwar fielen auch bei Anleihen<br />
mit kürzeren Laufzeiten die Kurse, wenn<br />
die Zinsen zunächst noch steigen. Aber bei<br />
Weitem nicht so stark wie bei langfristigen<br />
Papieren. Und unterstelle man eine Rück<strong>procontra</strong>:<br />
Die Rezessionsrisiken nehmen zu.<br />
Was bedeutet das für Rentenfonds?<br />
Kunal Mehta: Bei festverzinslichen Krediten deutet<br />
das steigende Rezessionsrisiko auf höhere<br />
Renditen und breitere Spreads hin. Und während<br />
jeweils die Leitzinsen der G7-Zentralbanken<br />
weiter steigen und die Bilanzen der Zentralbanken<br />
in den kommenden Monaten zu schrumpfen<br />
beginnen, wird es einen Punkt geben, an dem<br />
Kernanleihen anfangen, risikoreiche festverzinsliche<br />
Wertpapiere zu unterstützen. Denn sobald<br />
sich eine Rezession abzeichnet, werden die<br />
Märkte und schließlich auch die Zentralbanken<br />
darangehen, die Zinssätze zu senken. Dann<br />
steigen die Kurse umlaufender Anleihen.<br />
<strong>procontra</strong>: Das spricht für einen Anleihekauf,<br />
kurz bevor der Zinstrend<br />
kippt. Andererseits dürften in<br />
einer Rezession die Ausfallraten<br />
steigen. Wie gehen Sie mit<br />
diesem Risiko um?<br />
Mehta: Das Credit-Research-<br />
Team von Vanguard deckt<br />
über 80 Prozent des globalen<br />
Kreditmarktes ab. Durch die<br />
Analyse und das Engagement<br />
bei den Emittenten<br />
können wir das Ausfallrisiko<br />
bei Fonds steuern. Unternehmensanleihen<br />
unterhalb der<br />
Investment-Grade-Kategorie<br />
sind ein sehr vielfältiger<br />
Marktbereich, in dem eine<br />
Wertanalyse aktiven Anlegern<br />
helfen kann, die besten<br />
Chancen zu erkennen und die<br />
gefährlichsten Fallstricke zu<br />
vermeiden.<br />
<strong>procontra</strong>: Die EZB hat weitere<br />
Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Wie<br />
lange wird der Zinserhöhungszyklus andauern?<br />
Mehta: Der Markt geht derzeit von einem Leitzins<br />
von 2,5 Prozent aus, der etwa im Sommer 2023<br />
erreicht werden soll. Dem schließen wir uns an.<br />
<strong>procontra</strong>: Eingangs haben Sie erwähnt, dass<br />
die Notenbanken demnächst damit begönnen,<br />
ihre aufgeblähten Bilanzen zu verkürzen. Wann<br />
erwarten Sie den Beginn dieser Maßnahme?<br />
Mehta: Wahrscheinlich ab Anfang 2023. Der<br />
Markt sieht sich also sowohl mit einem Anstieg<br />
der Geldkosten als auch mit einer Schrumpfung<br />
der Geldmenge konfrontiert.<br />
<strong>procontra</strong>: Als der Leitzins noch negativ war,<br />
mussten Anleger zunehmend zu langfristigen<br />
Anleihen mit geringerer Qualität greifen, um<br />
überhaupt noch eine positive Rendite zu erwirtschaften.<br />
Bekommen Fondsmanager jetzt eine<br />
angemessenere Entschädigung für das Risiko?<br />
Mehta: Wegen der ungewissen Prognosen<br />
bleiben wir vorsichtig. Angesichts der hohen<br />
Volatilität könnte die Auswahl von Wertpapieren<br />
zunehmen, die nicht mit unverhältnismäßig<br />
hohen Verlustrisiken behaftet sind, sobald<br />
die Kurse weiter auseinanderdriften. Beispiel<br />
Investment-Grade-Unternehmensanleihen: Hier<br />
könnten die Risikoaufschläge zwar noch weiter<br />
steigen, doch sind die Renditen bereits jetzt<br />
attraktiv; Pharmawerte, Versorger, Real Estate<br />
Investment Trusts sowie Finanzwerte sind aus<br />
unserer Sicht besonders günstig.<br />
zahlung zu 100 Prozent, störten die Kursschwankungen<br />
nicht so sehr.<br />
Ähnlich äußert sich Konstantin Veit, Leiter<br />
für Euro-Staatsanleihen beim weltgrößten<br />
Anlagemanager Pimco: „Jetzt ist ein guter<br />
Zeitpunkt für Investments in europäische<br />
Märkte für Anleihen mit kurzer Laufzeit.“<br />
Chefvolkswirt Klude ist allerdings noch<br />
nicht ganz überzeugt: Erst wenn der Zinserhöhungszyklus<br />
seinen Zenit erreicht hat,<br />
sei der Rentenmarkt wieder attraktiv. Bis<br />
dahin sollte man warten. Fazit: Anleger<br />
müssen auf Sicht fahren und sich informieren.<br />
JETZT IN ANLEIHEN INVESTIEREN?<br />
PRO<br />
Zinserhöhungszyklus<br />
könnte bald<br />
enden<br />
Inflationserwartungen<br />
gehen ab<br />
2023 zurück<br />
Als Portfoliobaustein<br />
sinnvoll<br />
CONTRA<br />
Zinsen steigen<br />
weiter, Bestandskurse<br />
fallen dann<br />
Reale Verzinsung<br />
bleibt noch lange<br />
negativ<br />
Rezession würde<br />
Ausfallraten erhöhen<br />
34 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
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INVESTMENTFONDS ESG-Regulierung<br />
BÄRENDIENST<br />
FÜR FONDSSTANDORT<br />
Obwohl die EU das Thema erledigt hatte, fährt die BaFin einen Alleingang<br />
bei der Regulierung nachhaltiger Fonds. Dessen Mehrwert ist fraglich,<br />
eine Schwächung des Fondsstandorts schon jetzt spürbar.<br />
– TEXT: JAN F. WAGNER –<br />
Um die Überregulierung zu verstehen, muss<br />
man auf den Spätsommer 2021 zurückblicken.<br />
Damals erfuhr die Branche, dass die<br />
BaFin die Offenlegungs-Verordnung verschärft<br />
hat. Die EU-Verordnung schreibt<br />
Anbietern von Fonds mit einer nachhaltigen<br />
Strategie (als „Artikel 8“ klassifiziert)<br />
hat, argumentiert die BaFin, dass sie die<br />
Anleger nicht ausreichend vor möglichem<br />
„Greenwashing“ schütze. Laut BaFin garantiert<br />
die Offenlegungs-Verordnung<br />
nicht, dass der Fonds auch in der Praxis<br />
nachhaltig investiert. Auf Anfrage teilt die<br />
Behörde mit: „Anlagebedingungen von inund<br />
Impact-Fonds („Artikel 9“) vor, im<br />
Prospekt genau zu beschreiben, wie mit<br />
dem Thema Nachhaltigkeit, oder im Fachjargon:<br />
„ESG“, umgegangen wird.<br />
Obwohl diese Berichtspflicht den Regulierern<br />
anderer EU-Fondsstandorte wie beispielsweise<br />
Luxemburg oder Irland gereicht<br />
36 Illustration: Roman Kulon
ESG-Regulierung INVESTMENTFONDS<br />
ländischen Investmentvermögen unterliegen<br />
gemäß § 163 Abs. 1 Satz 1 KAGB einer<br />
Genehmigungspflicht durch die BaFin. Die<br />
Bezeichnung eines Investmentvermögens<br />
darf nach § 4 Abs. 1 KAGB nicht irreführen.“<br />
QUOTE FÜR DEUTSCHE ESG-FONDS<br />
Vor diesem Hintergrund beschloss die Ba-<br />
Fin, dass Artikel-8- und -9-Fonds, die in<br />
Deutschland aufgelegt werden, mindestens<br />
75 Prozent nachhaltige Investments<br />
beinhalten müssen. Dabei kann man die<br />
Haltung der BaFin auch als Unterstellung<br />
auffassen: Immerhin vertrauen die anderen<br />
EU-Regulierer einfach darauf, dass der<br />
Fonds die nachhaltige Strategie umsetzt, die<br />
im Prospekt angegeben wird. Ein nachgewiesener<br />
Fall von entsprechendem Greenwashing.<br />
Erwartungsgemäß stieß die Quote auf<br />
heftige Kritik in der Fondsbranche. Aus einer<br />
Mitteilung vom Anfang September hieß<br />
es: „Der BVI kritisiert, dass ein BaFin-Standard,<br />
der ausschließlich für hierzulande<br />
aufgelegte Fonds gilt, dem Fondsstandort<br />
Deutschland im Wettbewerb mit anderen<br />
Auflagestandorten wie Luxemburg und Irland<br />
schwer schadet. Ausländische Fonds<br />
könnten per EU-Pass im deutschen Markt<br />
als nachhaltig vertrieben werden, ohne die<br />
Vorgaben der BaFin erfüllen zu müssen.“<br />
Obwohl der BVI für eine Rücknahme der<br />
Quote plädierte, blieb die BaFin bei ihrer<br />
Linie. Im weiteren Verlauf wird die Geschichte<br />
etwas verwirrend: Auf einer Pressekonferenz<br />
im Mai erklärte BaFin-Präsident<br />
Mark Branson, dass die Richtlinie für<br />
die Quote wegen des schwierigen Marktumfelds<br />
– sprich des Ukraine-Krieges – ausgesetzt<br />
wurde. Gleichzeitig aber machte<br />
Branson klar, dass die BaFin auch ohne die<br />
entsprechende rechtliche Basis die Quote<br />
nach wie vor anwende.<br />
FONDSSTANDORT GESCHWÄCHT<br />
Seitdem warnen Branchenvertreter erneut,<br />
dass die Quote dem heimischen Standort<br />
schaden könnte – auch weil deutsche Fondsanbieter<br />
nach Luxemburg ausweichen dürften.<br />
Im Interview mit <strong>procontra</strong> sagte zum<br />
Beispiel Volker Weber, Vorstandsvorsitzender<br />
des Forums Nachhaltige Geldanlagen<br />
(FNG): „Wer nun einen Nachhaltigkeitsfonds<br />
auflegen möchte, wird vermutlich auf<br />
andere Fondsplätze wie Luxemburg oder<br />
Liechtenstein ausweichen.“ Weber verwies<br />
Publikumsfonds<br />
313<br />
136<br />
VERMÖGEN VON FONDS MIT NACHHALTIGKEITSMERKMALEN<br />
GEMÄSS EU-OFFENLEGUNGS-VERORDNUNG<br />
Spezialfonds<br />
344<br />
Stichtag jeweils Quartalsende. Angaben in Mrd. €<br />
zudem auf eine Umfrage des FNG, wonach<br />
fast die Hälfte der FNG-Mitglieder die<br />
Sachlage für unklar hält (siehe dazu Interview<br />
auf Seite 26 dieser <strong>Ausgabe</strong>).<br />
Haben sich aber die Befürchtungen hinsichtlich<br />
der Quote bewahrheitet? Das lässt<br />
sich bislang nicht eindeutig sagen. Denn<br />
was die Fondsbranche bei all ihrer Kritik<br />
nicht erwähnt: Luxemburg wurde auch bereits<br />
vor der neuen Regulierung in Sachen<br />
Nachhaltigkeit von deutschen Fondshäusern<br />
wie Deka, DWS, Union Investment<br />
und Allianz Global Investors (AGI) gern als<br />
Auflegungsland bevorzugt. Dank des EU-<br />
Passes sind Luxemburger Fonds automatisch<br />
für den deutschen Vertrieb zugelassen,<br />
was wiederum die Versorgung von Finanzberatern<br />
mit den entsprechenden Produkten<br />
sichert. Wegen des finanzplatzfreundlichen<br />
Luxemburg sieht sich der deutsche Fondsstandort<br />
also bereits heute einem hohen<br />
Wettbewerbsdruck ausgesetzt.<br />
Mit der Quote könnte der Druck größer<br />
werden. Eine Recherche von <strong>procontra</strong> hat<br />
ergeben, dass die Quote für den deutschen<br />
Standort zumindest nicht förderlich war.<br />
Die Union Investment sagt, dass zwei von<br />
drei ESG-Fonds, die seit Herbst 2021 aufgelegt<br />
wurden, ihre Heimat in Luxemburg<br />
haben (siehe Interview). Ob dieser Trend<br />
sich fortsetzt, bleibt abzuwarten. 17 von<br />
30 nachhaltigen Fonds der Union sind in<br />
Luxemburg beheimatet, die restlichen 13 in<br />
Deutschland.<br />
Auch Stefan Eich, Leiter Strategisches<br />
Produktmanagement bei der Deka, sagt,<br />
er beobachte eine gewisse Vorliebe für<br />
141<br />
374<br />
143<br />
Q1 2021 Q2 2021 Q3 2021 Q4 2021 Q1 <strong>2022</strong> Q2 <strong>2022</strong><br />
495<br />
159<br />
563<br />
575<br />
143<br />
Quelle: BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V.)<br />
Luxemburg bei neu aufgelegten ESG-<br />
Fonds. Eich sagt aber auch: „Es gibt durchaus<br />
Auflagen nachhaltiger Investmentvermögen<br />
in Deutschland, auch die Deka wird<br />
den Fondsstandort Deutschland für die<br />
Auflage von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen<br />
nutzen.“ Allianz Global Investors<br />
(AGI) kann derweil mit der Quote gut<br />
leben und nennt einen Vorteil, der damit<br />
zusammenhängt: „Wir sehen (bei der Quotenerfüllung)<br />
keine kritische Einengung des<br />
Anlageuniversums. Wir denken vielmehr,<br />
dass die Etikettentreue wichtig ist. Dies erleichtert<br />
den Beratern bei der Abfrage das<br />
Leben, weil sie so relativ zuverlässige Angaben<br />
haben“, sagt ein AGI-Sprecher. Die<br />
Frage nach der Standortpräferenz ließ die<br />
AGI unbeantwortet.<br />
WENIGER (ESG-)FONDS AUFGELEGT<br />
Und was meint der BVI zu den Auswirkungen<br />
der Quote? Auf Anfrage teilte<br />
der Verband mit, dass der Anteil von in<br />
Deutschland aufgelegten ESG-Fonds im<br />
Verhältnis zu allen neu aufgelegten ESG-<br />
Fonds deutscher Anbieter von 33 Prozent<br />
im Gesamtjahr 2021 auf 27 Prozent im ersten<br />
Halbjahr <strong>2022</strong> zurückging. Inwieweit<br />
die „BaFin-Quote“ für diesen Rückgang<br />
verantwortlich war, ist laut BVI jedoch unklar.<br />
Dessen Sprecher Frank Bock sagt, die<br />
Marktturbulenzen seit dem Ukraine-Krieg<br />
hätten zu einer generellen Zurückhaltung<br />
bei der Auflage geführt. 2021 wurden rund<br />
700 Publikumsfonds bzw. Anteilscheinklassen<br />
in Deutschland aufgelegt. Im ersten<br />
Halbjahr <strong>2022</strong> waren es nur 280.<br />
151<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
37
INVESTMENTFONDS ESG-Regulierung<br />
»Eine Anpassung<br />
wäre zu begrüßen«<br />
ANJA BAUERMEISTER, Abteilungsleiterin Publikumsfonds bei Union Investment<br />
<strong>procontra</strong>: Frau Bauermeister, hat die Quote<br />
der BaFin dazu geführt, dass Ihr Unternehmen<br />
den Standort Luxemburg verstärkt nutzt, um<br />
nachhaltige Fonds zu lancieren?<br />
Anja Bauermeister: Wir würden uns natürlich<br />
wünschen, dass die Vorgaben der europäischen<br />
Regulierung in den EU-Mitgliedsstaaten<br />
einheitlich umgesetzt werden. Der Alleingang<br />
der BaFin sorgt dafür, dass die Regelungen in<br />
den Verkaufsprospekten bzw. Anlagebedingungen<br />
für unsere nachhaltigen Produkte an<br />
einigen Stellen unterschiedlich sind. Das ist für<br />
Kunden kaum nachvollziehbar. Für uns erhöht<br />
es den Aufwand. Von den drei seit Herbst 2021<br />
neu aufgelegten Publikumsfonds für Privatkunden<br />
fiel die Wahl bei einem auf Deutschland,<br />
bei den zwei anderen auf Luxemburg.<br />
<strong>procontra</strong>: Ist die Quote von 75 Prozent nachhaltiger<br />
Investments in den entsprechenden<br />
Fonds überhaupt darstellbar? Sind solche<br />
Fonds ausreichend diversifiziert?<br />
Bauermeister: Die Quote ist darstellbar. Wo<br />
Nachhaltigkeit draufsteht, soll auch Nachhaltigkeit<br />
drin sein. Allerdings kommt es entscheidend<br />
auf die Umsetzung an. Leider bezieht<br />
sich die Quote nämlich nicht auf die Wertpapiere,<br />
in die ein Fonds investiert, sondern<br />
auf den gesamten Fonds. Das kann für die<br />
Steuerung der Portfolios in extremen Marktsituationen<br />
problematisch sein, da nur bis zu<br />
25 Prozent Kassenbestände<br />
aufgebaut<br />
werden können. Diese<br />
Einschränkung dient<br />
nicht der Nachhaltigkeit.<br />
Eine Anpassung<br />
wäre daher zu begrüßen.<br />
Klumpenrisiken<br />
drohen nur, wenn man<br />
den Begriff „nachhaltige<br />
Investments“ zu<br />
eng interpretiert, indem<br />
man zu viele braune<br />
Geschäftsfelder ausschließt<br />
und sich auf zu<br />
wenige grüne Gewinner<br />
konzentriert. Hier kommt es also auf das<br />
Portfoliomanagement an. Unsere Portfolios<br />
sind ausbalanciert, weil wir in alle Geschäftsfelder<br />
investieren, die sich transformieren<br />
können, und dort in die Unternehmen, die sich<br />
glaubwürdig transformieren.<br />
<strong>procontra</strong>: Wenn die Quote vor Etikettenschwindel<br />
bei den Fonds schützen soll und<br />
auch darstellbar ist, könnte sie sich zu einem<br />
Qualitätsmerkmal entwickeln?<br />
Bauermeister: Die Quote führt einen strengeren<br />
Maßstab ein und versucht so, Qualität zu<br />
fördern. Strenge führt aber nicht notwendigerweise<br />
zur Qualität. Und Qualität bedeutet mehr<br />
als Nachhaltigkeit: Auch Sicherheit, Liquidität<br />
und Rendite, die wir aus dem magischen<br />
Dreieck der Geldanlage kennen, sind wichtige<br />
Zielgrößen für Anleger.<br />
<strong>procontra</strong>: Derzeit fehlt die rechtliche Basis<br />
für die Quote. Hat die BaFin Ihnen signalisiert,<br />
dass die entsprechende Richtlinie kommen<br />
wird?<br />
Bauermeister: Die Rechtsgrundlage der aktuellen<br />
Verwaltungspraxis ist derzeit unklar. Eine<br />
Klärung dieser Frage könnte Rahmenbedingungen<br />
vereinheitlichen und damit Orientierung<br />
stiften. Mehr Transparenz wäre hier<br />
wünschenswert und passt gut zum Thema<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Nur weil die Quote nicht zu einem<br />
Exodus nachhaltiger Fonds aus Deutschland<br />
geführt hat, heißt das nicht im Umkehrschluss,<br />
dass sie für die deutsche<br />
nachhaltige Investmentindustrie gut ist. Im<br />
Gegenteil: Deutsche Fondsanbieter können<br />
immer nach Luxemburg ausweichen, wenn<br />
sie der Meinung sind, die Quote hindere sie<br />
daran, eine maximale Diversifikation zu erzielen.<br />
Diese Entscheidung wäre auch legitim,<br />
weil ihre Produkte es einfacher hätten,<br />
Klumpenrisiken zu vermeiden – wie zum<br />
Beispiel eine Übergewichtung zugunsten<br />
des Sektors grüne Technik. Dasselbe gilt<br />
für ausländische Asset-Manager, die ESG-<br />
Fonds in Deutschland anbieten wollen.<br />
Auch die Befürchtung, dass etwa der<br />
Luxemburger Regulierer mit einer fehlenden<br />
Quote Greenwashing fördern<br />
könnte, ist unbegründet. Das liegt an den<br />
Transparenzpflichten unter der Offenlegungs-Verordnung.<br />
Damit können Berater<br />
und Anleger nachvollziehen, ob die im<br />
Fondsprospekt angegebene nachhaltige<br />
Strategie wirklich umgesetzt wird. Angesichts<br />
dieser hohen Transparenz und damit<br />
des großen Reputationsrisikos wäre es für<br />
den Anbieter höchst risikoreich, wenn er<br />
Greenwashing betriebe.<br />
Für die Aufsicht stellt die Quote jedenfalls<br />
kein Hindernis in Sachen Diversifikation<br />
dar. Eine Sprecherin begründet: „ESG<br />
bezieht sich nicht nur auf ‚Environment‘,<br />
sondern auch auf ‚Social‘ und ‚Governance‘.<br />
Zudem bietet die BaFin-Verwaltungspraxis<br />
Flexibilität. Investmentvermögen dürfen<br />
sich auch dann als nachhaltig bezeichnen,<br />
wenn sie eine nachhaltige Anlagestrategie<br />
verfolgen und bestimmte Mindestausschlüsse<br />
einhalten.“ Sollte die Quote aber<br />
letztlich doch zu einem Exodus nachhaltiger<br />
Fonds aus Deutschland führen, würde<br />
es für die BaFin schwierig, in der Frage hart<br />
zu bleiben.<br />
PRO<br />
BAFIN-QUOTE FÜR ESG-FONDS?<br />
Schutz vor<br />
„Greenwashing ”<br />
Mögliches<br />
Qualitätsmerkmal<br />
Hilfreich für Berater<br />
CONTRA<br />
Erschwert die<br />
Diversifikation<br />
Gefahr für den<br />
Fondsstandort<br />
Durch EU-Regelung<br />
eigentlich unnötig<br />
38 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Swiss Life ANZEIGE<br />
Swiss Life vergünstigt ihre BU<br />
für über 800 Berufe<br />
Neben vielen qualitativen Optimierungen hat Swiss Life im aktuellen BU-Update über 800 Berufe preislich<br />
deutlich günstiger gestaltet. Dazu zählen akademische Berufe, Studierende und Berufe aus der<br />
Human- und Zahnmedizin sowie gewerbliche und handwerkliche Berufe.<br />
die BU-Jahresrente innerhalb der ersten fünf<br />
Jahre einmalig bis auf 60.000 Euro erhöht<br />
werden, wenn eines von insgesamt fünf klar<br />
definierten Ereignissen eintritt. So ist zum<br />
Beispiel für eine junge HNO-Fachärztin, die<br />
in einer Fachklinik angestellt war und nun<br />
die eigene Praxis eröffnet, die Erhöhung<br />
ihrer bisherigen BU-Jahresrente von 30.000<br />
Euro auf maximal 60.000 Euro möglich,<br />
sofern bei Antragstellung ein ärztliches<br />
Zeugnis vorgelegt wurde.<br />
Insbesondere profitieren akademische<br />
Berufe aus den Bereichen Wirtschaftsingenieurswesen,<br />
Informatik sowie Diplom-<br />
Betriebswirte von diesen Maßnahmen.<br />
Aber auch für viele handwerkliche Berufe<br />
und solche mit einem hohen Anteil an körperlichen<br />
Tätigkeiten, wie zum Beispiel bei<br />
Mitarbeitenden in der Produktion, der Pflege<br />
oder im Lager, werden die Tarife günstiger.<br />
„Mit dem aktuellen Update unterstreicht<br />
Swiss Life ihre Position als eine der führenden<br />
BU-Anbieterinnen am deutschen<br />
Versicherungsmarkt sowie ihre federführende<br />
Rolle als Konsortialführerin in den<br />
Branchenlösungen, die allein für über 17<br />
Millionen Erwerbstätige und deren Familienangehörige<br />
direkt Angebote unterbreiten.<br />
Damit leisten wir einen unmittelbaren Beitrag<br />
zur finanziellen Selbstbestimmung und<br />
Sicherheit unserer Kundschaft“, sagt Stefan<br />
Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und<br />
Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life<br />
Deutschland.<br />
Zu den relevanten Berufen aus den beiden<br />
Branchenlösungen MetallRente und<br />
Chemie Rente, die von attraktiveren Konditionen<br />
profitieren, zählen zum Beispiel<br />
Mechatroniker/-in, Maschinenbauingenieur/-in,<br />
IT-Berater/-in, Flugzeugmechaniker/-in,<br />
aber auch Controller/-in, Chemiker/-<br />
in, Projektmanager/-in, Industriemeister/-in<br />
und Angestellte von Ver- und Entsorgungsunternehmen.<br />
Mediziner/-innen und medizinisches<br />
Fachpersonal profitieren besonders<br />
Günstigere Beiträge gelten insbesondere<br />
für Berufe der Human- und Zahnmedizin<br />
sowie viele Berufe im Gesundheitswesen,<br />
darunter Chef- und Oberärztinnen und<br />
-ärzte, Fachärztinnen und -ärzte, Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte, (Zahn-)Medizinische<br />
Fachangestellte und Krankenschwestern<br />
sowie Krankenpfleger. Damit spricht Swiss<br />
Life eine große Anzahl an Berufen an, die<br />
sich über das Versorgungswerk KlinikRente<br />
absichern können.<br />
Erweiterte Nachversicherungsgarantie<br />
für die Ärzteschaft bis auf 60.000 Euro<br />
BU-Jahresrente<br />
Eine Besonderheit speziell für Human- und<br />
Zahnmediziner/-innen ist die erweiterte<br />
Nachversicherungsgarantie. Durch sie kann<br />
Studierende deutlich bessergestellt<br />
Insbesondere Studierende profitieren<br />
von den aktuellen Beitragsanpassungen,<br />
da hinsichtlich der Prämienhöhe und der<br />
maximal versicherbaren BU-Rentenhöhe<br />
nicht mehr zwischen Master- und Bachelor-<br />
Studierenden unterschieden wird. Bei vielen<br />
Bachelor-Studierenden führt dies zu einer<br />
Beitragsreduktion von knapp 30 Prozent.<br />
Qualitativ noch attraktiver<br />
und leistungsstärker<br />
Außerdem hat Swiss Life zahlreiche qualitative<br />
Optimierungen vorgenommen: Dazu<br />
zählen Erweiterungen bei der Nachversicherungsgarantie<br />
(NVG), eine verbesserte<br />
Verlängerungsgarantie und der nachträgliche<br />
Einschluss der care-Option und AU-<br />
Rente ohne erneute Gesundheitsprüfung im<br />
Rahmen der NVG. Zukünftig können zudem<br />
die Wiedereingliederungs- und die Umschulungshilfe<br />
mehrfach in Anspruch genommen<br />
werden.<br />
Weitere Infos zur Swiss Life BU unter<br />
www.swisslife.de<br />
Tel. +49 89 38109-2222<br />
Mail: Direktservice@swisslife.de<br />
Swiss Life Deutschland,<br />
Zeppelinstraße 1, 85748 Garching b. München<br />
39
BUSCHFUNK Versicherungen<br />
VERSICHERUNGEN<br />
VERSICHERUNGSSCHUTZ WIRD TEURER<br />
Rückversicherer erwarten bald steigende Prämien.<br />
Versicherungsschutz dürfte künftig teurer werden. Wegen der hohen Inflationsraten gehen<br />
große Rückversicherer von steigenden Preisen in der Schaden- und Unfallversicherung<br />
aus. Werden die Verträge mit den Erstversicherern erhöht, seien risikoadjustierte Ratenerhöhungen<br />
unvermeidbar, teilte die Hannover Rück gegenüber dpa mit. Auch die Munich Re<br />
kündigte wegen der Inflation ein wachsendes Prämienvolumen an. In der Wohngebäudeversicherung<br />
werden Aufschläge von bis zu 15 Prozent erwartet. Ein Grund dafür seien die stark<br />
gestiegenen Baukosten und Immobilienwerte. Laut Michael Pickel, Vorstandsmitglied der<br />
Hannover Rück, müssten die Prämien in der Kfz-Versicherung 2023 um 10 Prozent steigen –<br />
nur um die Kosten für die Inflation zu decken. Mehr zu den Inflationsfolgen im Titel ab Seite 18.<br />
VERBESSERTE FINANZKRAFT<br />
Deutsche Lebensversicherer stehen besser da.<br />
Die Solvenzsituation der deutschen Lebensversicherer hat sich im<br />
Vorjahresvergleich deutlich entspannt. Das zeigt eine Untersuchung,<br />
die der Bund der Versicherten (BdV) zusammen mit dem Analysten<br />
Carsten Zielke vorgenommen hat. Nur noch 13 statt 23 Unternehmen<br />
wurden angezählt. Darunter versteht der BdV Unternehmen mit negativer<br />
Gewinnerwartung oder solche, die ausreichende Solvenz nur<br />
unter Zuhilfenahme von Übergangsmaßnahmen erreichen. Zudem<br />
hat sich fast jeder Lebensversicherer solvenztechnisch verbessert.<br />
PSYCHOTHERAPIEN ALS HINDERNIS<br />
<strong>procontra</strong>-Test belegt erschwerten PKV-Zugang.<br />
Wer in der Vergangenheit eine Psychotherapie in Anspruch genommen hat, hat kaum mehr<br />
Chancen, in die PKV zu wechseln: Von vielen privaten Krankenversicherern wird die Behandlung<br />
als hohes Risiko eingestuft. Das ist das Ergebnis einer Recherche, die <strong>procontra</strong><br />
zusammen mit der PKV-Spezialistin Anja Glorius durchgeführt hat. Dafür wurden Voranfragen<br />
für Musterkunden mit unterschiedlichen therapeutischen Behandlungen an die Versicherer<br />
geschickt. „Die Reaktionen der Versicherer sind bei dem Thema nicht mehr zeitgemäß“,<br />
zieht Maklerin Glorius ein Fazit. Die Reaktionen führten dazu, dass „Menschen nichts für ihre<br />
Psyche tun“. Vermittler sollten Ablehnungen daher hinterfragen und auf eine individuellere<br />
Prüfung pochen. Lesen Sie mehr über den <strong>procontra</strong>-Test auf Seite 44.<br />
40<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Versicherungen BUSCHFUNK<br />
Gothaer: Vorsorge für Kinder<br />
Die Gothaer hat ihr Produktportfolio im Bereich der Kindervorsorge<br />
erweitert. Der Fähigkeitenschutz Kids bietet nicht<br />
nur Versicherungsschutz gegen den Verlust, sondern<br />
auch das Nichtlernen von Fähigkeiten ab dem sechsten<br />
Lebensmonat. Parallel zur Entwicklung des Kindes wächst<br />
auch der Versicherungsschutz mit.<br />
Foto: Rawpixel<br />
Kann Vertrieb<br />
auch Krise?<br />
JUSTUS LÜCKE<br />
Geschäftsführer der Versicherungsforen<br />
Leipzig und Aktuar DAV<br />
SDK: Wechsel an der Spitze<br />
Im Vorstand der Süddeutschen Krankenversicherung a. G.<br />
(SDK) steht ein Wechsel an. Vorbehaltlich der Zustimmung<br />
der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, wird<br />
Dr. Ulrich Mitzlaff, Sprecher des Vorstands, zum 1. Januar<br />
2023 Teil der Vorstandsriege. Er folgt Dr. Ralf Kantak nach.<br />
Finlex: Zwei neue Versicherungsprodukte<br />
Finlex startet ein digitales Versicherungsangebot für<br />
verkammerte Berufe: Mit der „D&O für Kanzleimanager“<br />
werden Rechtsanwälte, Steuerberater und Patentanwälte<br />
von der persönlichen Haftung als Leitungsorgane<br />
entlastet. Die „Vermögensschaden-Haftpflicht Objektversicherung<br />
für Insolvenz- & Sanierungsverfahren“ sichert<br />
das persönliche Risiko der in Insolvenz- und Sanierungsverfahren<br />
Tätigen ab.<br />
Nürnberger: Vervollständigung Führungsriege<br />
Katja Briones-Schulz verantwortet künftig die Geschäfte<br />
der Nürnberger-Personenversicherer. Sie folgt auf Harald<br />
Rosenberger, der nach der ordentlichen Hauptversammlung<br />
2023 neuer Vorstandsvorsitzender der Nürnberger<br />
wird. Briones-Schulz kommt von der Swiss Re, wo sie<br />
unter anderem für den deutschen Markt zuständig war.<br />
AV & Roland: Erweiterung Fahrradschutz<br />
Die Ammerländer Versicherung (AV) und Roland Schutzbrief<br />
haben ihren Versicherungsschutz für Fahrräder<br />
erweitert. So hat die AV den Roland Schutzbrief in die Produkte<br />
„Exclusiv“ und „Excellent“ integriert und bietet neue<br />
Leistungen. Dazu zählen zum Beispiel psychologische<br />
Ersthilfe nach einem Verkehrsunfall oder eine telefonische<br />
rechtliche Erstberatung.<br />
Ergo: Versicherungen über Amazon<br />
Ergo bietet ein umfassendes Angebot an Geräte- und<br />
Warenschutzversicherungen für Elektro- und Haushaltsgeräte<br />
sowie andere Geräte des täglichen Gebrauchs auf<br />
den Amazon-Marktplätzen Italien und Spanien an. Die<br />
Policen werden als sogenannte Annex-Versicherungen<br />
angeboten, also als Versicherungen ergänzend zum Kauf<br />
eines Sachwerts oder einer Dienstleistung.<br />
Foto: Media Raw Stock<br />
Foto: Tomm L.<br />
Foto: Brizmaker<br />
Nach der Krise ist vor der Krise. Oder doch mittendrin?<br />
Schon in der Vergangenheit haben insbesondere<br />
die Krisen von weltweitem Ausmaß unser Leben<br />
und unsere Gesellschaft geprägt, zum Beispiel<br />
„9/11“ oder die „Subprime-Krise“ 2008. Doch gefühlt<br />
waren wir noch nie so lange im „Krisenmodus“<br />
wie jetzt. Seit Anfang 2020 gleiten wir quasi von<br />
einer Krise in die nächste: Corona, Ukraine-Krieg,<br />
Klimakatastrophen, Inflation etc. Das Positive<br />
daran: Bisher haben wir es immer wieder geschafft,<br />
gestärkt aus solchen Krisen hervorzugehen. Nicht<br />
nur wir als Gesellschaft, sondern auch die Versicherungswirtschaft<br />
und insbesondere der Vertrieb.<br />
Die Versicherungsbranche ist eigentlich prädestiniert<br />
für Krisen, denn sie bietet Sicherheit und<br />
Beständigkeit. Und so kann man sagen, dass die<br />
Branche beispielsweise die ersten Corona-Monate<br />
verhältnismäßig unbeschadet überstanden hat. Wer<br />
die neuen Gegebenheiten und technischen Möglichkeiten<br />
für sich genutzt hat, konnte sogar einen<br />
großen (Umsatz-)Sprung nach vorne machen. Doch<br />
wie lange geht diese Entwicklung weiter? Hier sehe<br />
ich doch langsam ein paar Wolken am Horizont. Die<br />
Zeiten explodierender Inflation gehen an Versicherungen<br />
nicht spurlos vorbei und werden unweigerlich<br />
zu Preisanpassungen führen. Steigende Zinsen<br />
bringen zwar Entlastung für die Bilanzen, setzen<br />
aber die Börsen unter Druck und lassen das „Tafelsilber“<br />
stille Reserven schwinden. Und wenn man<br />
insbesondere das untere Einkommensdrittel der<br />
Bevölkerung fragt, ob sie lieber für ihr Alter vorsorgen<br />
oder ihre Wohnung heizen, dann ist die Antwort<br />
vermutlich klar. Doch nicht nur die Umsatzentwicklung<br />
gerät unter Druck – der Fachkräftemangel wird<br />
auch die (Personal-)Kosten in ungeahnte Höhen<br />
treiben. In dieser Gemengelage wird sich vermutlich<br />
in den nächsten Monaten und Jahren die Spreu vom<br />
Weizen trennen und sich zeigen, wer tatsächlich<br />
Krise kann.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
41
VERSICHERUNGEN Maklerbetreuung<br />
»Maklerbetreuer als<br />
Coach der Vermittler«<br />
Die freien Vermittler sprechen der Alte Leipziger die beste Maklerbetreuung zu. Woran das<br />
liegt, erklärt Frank Kettnaker, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der ALH Gruppe.<br />
– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />
<strong>procontra</strong>: Herzlichen Glückwunsch zum<br />
ersten Platz in unserer Königskategorie.<br />
Warum, glauben Sie, haben die Makler Sie<br />
zum Versicherer mit der besten Maklerbetreuung<br />
gekürt?<br />
Frank Kettnaker: Vielen Dank, das freut<br />
uns sehr und ist Anerkennung für den<br />
unermüdlichen Einsatz unserer Kollegen<br />
im Innen- und Außendienst. Die Mischung<br />
aus hoher Fachlichkeit und gezielter vertrieblicher<br />
Unterstützung unseres angestellten<br />
Außendienstes und unserer Backoffice-<br />
Mitarbeiter ist hier sicherlich die Basis für<br />
unsere gutes Abschneiden. Der persönliche<br />
Kontakt ist unser Erfolgsfaktor in der<br />
Maklerbetreuung.<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind derzeit die größten<br />
Herausforderungen für Makler?<br />
Kettnaker: Durch die derzeitigen Rahmenbedingungen<br />
spüren die Makler beim Kunden<br />
eine verstärkte Kaufzurückhaltung.<br />
Gerade in diesen Zeiten ist die Optimierung<br />
des individuellen Versicherungsschutzes<br />
jedoch wichtiger als je zuvor.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie können Makler vorgehen,<br />
um die notwendige Vorsorge bei ihren<br />
Kunden auch in diesen Tagen zu platzieren?<br />
Kettnaker: Makler können die aktuelle<br />
Risikosituation der Kunden überprüfen<br />
und sie auf diese ansprechen. Es geht um<br />
eine bedarfsgerechte Beratung. Mit einer<br />
solchen können Kunden auch in einem<br />
zurückhaltenden Konsumklima überzeugt<br />
werden. Demografie und Kapitalmarktumfeld<br />
haben heute einen großen Einfluss<br />
auf optimale Versorgungslösungen. Die<br />
Kunden brauchen jemanden, der mit ihnen<br />
über diese Herausforderungen und Möglichkeiten<br />
spricht.<br />
FRANK KETTNAKER ist Vorstand für Vertrieb und<br />
Marketing bei der Alte Leipziger – Hallesche<br />
Versicherungsgruppe.<br />
42 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Maklerbetreuung VERSICHERUNGEN<br />
<strong>procontra</strong>: Was tut die Alte Leipziger, um<br />
die unabhängigen Vermittler dabei zu<br />
unterstützen?<br />
Kettnaker: Es klingt banal: Besonders<br />
wichtig ist es, für unsere Makler erreichbar<br />
zu sein. Eine schnelle, lösungsorientierte<br />
und vor allem kompetente Unterstützung<br />
ist für uns die Grundlage unserer täglichen<br />
Arbeit. Der Maklerbetreuer wird immer<br />
mehr zum Coach der Vertriebspartner.<br />
Tools zur Onlineberatung, Unterstützung<br />
bei der Erstellung kurzer Vertriebsvideos<br />
über einen Videogenerator und Zugang<br />
zur Onlineabwicklung der Arbeitnehmerberatung<br />
sind Beispiele aus unserer Praxis.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie hat sich die Maklerbetreuung<br />
in der Vergangenheit verändert?<br />
Kettnaker: In der Vergangenheit stand<br />
der Vermittlerbesuch im Vordergrund der<br />
Tätigkeit. Heute ist der Maklerbetreuer<br />
Rat- und Impulsgeber. Jeder Vermittlertyp<br />
hat einen individuellen Servicebedarf.<br />
Darauf ist unsere zukünftige Betreuung<br />
ausgerichtet.<br />
<strong>procontra</strong>: Können Sie die neue Tätigkeit<br />
als Rat- und Impulsgeber an einem konkreten<br />
Beispiel beschreiben?<br />
Kettnaker: Ein konkretes Beispiel ist die<br />
personalisierte Videokommunikation. Sich<br />
über Videos und Clips zu informieren, ist<br />
heute für die Nutzer Standard. Aber es<br />
ist nicht für jeden Vermittler Standard,<br />
Videos zu erstellen. Dabei helfen wir. Der<br />
Videogenerator der ALH Gruppe ist ein<br />
Tool für die Onlineberatung. Bestehende<br />
Produkt- und Erklärfilme können mit<br />
Kontaktdaten, Foto und Logo individualisiert<br />
werden. Oder Vermittler nehmen<br />
über einen Handyvideo-Generator eigene<br />
Grußbotschaften auf, die in einen professionellen<br />
Rahmen gesetzt werden. Wir<br />
zeigen den Vermittlern, wie das geht, und<br />
sind bei Fragen für sie da. Das ist eine<br />
tolle kostenlose Möglichkeit, mit der wir<br />
Vertriebsimpulse setzen.<br />
<strong>procontra</strong>: Und wie wird sich die Maklerbetreuung<br />
in den nächsten Jahren verändern?<br />
Kettnaker: Das Regionalprinzip, also die<br />
Aufteilung nach Gebieten und Postleitzahl,<br />
ist aus unserer Sicht überholt. Einer auf<br />
Vermittlertypen und deren Bedürfnisse<br />
ausgerichteten Betreuung gehört die Zukunft.<br />
Industriemakler, Vertriebe oder Digitalmakler<br />
haben einen unterschiedlichen<br />
Betreuungsbedarf. Darauf müssen auch die<br />
Anforderungsprofile der Maklerbetreuer<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Technologie machen Sie<br />
sich da zunutze?<br />
Kettnaker: Zu Beginn von Corona haben<br />
wir fast 1.000 Geschäftspartnern das<br />
Onlineberatungstool Flexperto zur Verfügung<br />
gestellt. Auch heute bieten wir den<br />
Zugang noch mit einer Vergünstigung für<br />
unsere Vermittler an. Möglich ist damit ein<br />
vollständig digitaler Prozess ohne Medienbruch.<br />
Von der Terminvereinbarung bis<br />
zur Unterschrift kann alles komplett online<br />
abgewickelt werden. Wir stellen noch<br />
weitere zusätzliche Kommunikationstools<br />
wie MS Teams zur Verfügung.<br />
<strong>procontra</strong>: Viele Versicherer fahren ihre<br />
Maklerbetreuung eher zurück – wie plant<br />
hier die Alte Leipziger?<br />
Kettnaker: Wir stehen klar zu unserem<br />
wichtigsten Vertriebsweg, das ist keine<br />
Frage. Wir werden uns noch stärker auf<br />
unsere wichtigen Vermittler fokussieren.<br />
Die strategische Ausrichtung unseres<br />
Partnervertriebs und die Verknüpfung mit<br />
direkten Vertriebszugängen zu Endkunden<br />
sehe ich als das Zukunftsthema der ALH<br />
Gruppe als Maklerversicherer.<br />
<strong>procontra</strong>: „Auf wichtige Vermittler foder<br />
Zukunft ausgerichtet werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind die Herausforderungen<br />
für einen Versicherer in Bezug auf<br />
die Maklerbetreuung?<br />
Kettnaker: Am Ende geht es um die besten<br />
Produkte, die besten Prozesse und die<br />
besten Serviceleistungen. Dabei spielt<br />
Technologie eine immer größere Rolle, um<br />
Serviceanforderungen von Maklern in der<br />
Betreuung gerecht zu werden.<br />
15,5<br />
Alte<br />
Leipziger<br />
Alle Angaben in %<br />
TOP 5 VERSICHERER<br />
14,4<br />
Allianz<br />
13,0<br />
Volkswohl<br />
Bund<br />
12,4<br />
VHV<br />
11,2<br />
Die<br />
Bayerische<br />
kussieren“ – das heißt, die umsatzstarken<br />
Vermittler können mit einer intensiveren<br />
Betreuung rechnen?<br />
Kettnaker: Wir haben acht Vermittlertypen<br />
definiert, von denen wir uns in den nächsten<br />
Jahren den stärksten Wachstumsschub<br />
erwarten. Bei umsatzstarken Vermittlern<br />
ist der Anspruch auf besten Service besonders<br />
ausgeprägt. Dem wollen wir mit<br />
verschiedenen Leistungen gerecht werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Und „direkte Vertriebszugänge<br />
zu Endkunden“ – wie ist das gemeint?<br />
Kettnaker: Um die Wünsche der Makler zu<br />
verstehen, ist für uns auch das Verhalten<br />
der Endkunden wichtig. Der Zugang zum<br />
Kunden ist ein immer wichtigeres Thema.<br />
Hier können wir über die Gewinnung von<br />
Leads unterstützen.<br />
<strong>procontra</strong>: Stichwort Digitalisierung – was<br />
kann in der Maklerbetreuung digitalisiert<br />
werden und wo braucht es weiterhin den<br />
Betreuer vor Ort?<br />
Kettnaker: Die Anforderungen der verschiedenen<br />
Maklertypen sind ganz unterschiedlich<br />
und unser Außendienst arbeitet<br />
bereits hybrid. Der persönliche Kontakt<br />
ist jedoch aus unserer Sicht nach wie vor<br />
in den meisten Beziehungen zu Maklern<br />
entscheidend und wird in den seltensten<br />
Fällen ganz verschwinden.<br />
<strong>procontra</strong>: Und wie gehen Sie bei der<br />
Alte Leipziger mit dem Spagat zwischen<br />
physischen Maklerbetreuern und digitaler<br />
Betreuung um?<br />
Kettnaker: Hybride Arbeit ist ein entscheidender<br />
Faktor im „New Work“ für uns.<br />
Daher müssen wir unsere Betreuer im<br />
Außen- und Innendienst dazu befähigen,<br />
diesen Spagat zu leisten. Um dies zu gewährleisten,<br />
haben wir bereits in Technologien<br />
und Ausstattung investiert und tun<br />
dies auch weiter. Zudem richten wir unser<br />
Weiterbildungsangebot konsequent an<br />
den neuen Anforderungen aus. Mit dem<br />
ALH Campus haben wir eine Plattform für<br />
Weiterbildung und IDD-Themen eingerichtet.<br />
Dort bieten wir für alle Sparten<br />
digitale Webinare, aber auch Präsenz-<br />
Veranstaltungen. Wie so oft kommt es auf<br />
eine gute Mischung aus digitalem Kontakt<br />
und persönlicher Begegnung an. Empathie<br />
ist nicht digitalisierbar. Aber wie man sich<br />
beim Kunden bestmöglich digital platzieren<br />
kann, das kann man lernen. Gemeinsam<br />
mit unseren Partnern entwickeln wir<br />
uns weiter und finden einen digitalen und<br />
persönlichen Weg.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
43
VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />
»PSYCHOS« OHNE JEDE CHANCE<br />
Psychotherapie und PKV-Wechsel? Das schließt sich fast automatisch aus.<br />
Selbst bei Paartherapien und Coaching wiegeln viele Versicherer kategorisch ab.<br />
<strong>procontra</strong> hat den Test gemacht und konnte einige Anbieter sogar zum Umdenken bewegen.<br />
– TEXT: HANNAH PETERSOHN –<br />
17,8 Millionen Deutsche sind jährlich<br />
von einer psychischen Erkrankung betroffen.<br />
Doch Therapieplätze sind knapp, die<br />
Nachfrage ist massiv gestiegen. Viele Betroffene<br />
warten mitunter monatelang auf<br />
eine Behandlung. Wer dann endlich einen<br />
Platz beim Therapeuten ergattert hat, hofft<br />
auf Hilfe und Heilung. Doch er bekommt<br />
auch einen „Stempel“ aufgedrückt, der<br />
bei der zukünftigen Krankenversicherung<br />
Probleme bereitet. Eine zurückliegende Be-<br />
handlung durch einen Psychotherapeuten<br />
stufen private Krankenversicherer oft als<br />
hohes Risiko ein, viele lehnen Neukunden<br />
mit Therapieerfahrung automatisch ab.<br />
Zusammen mit der PKV-Spezialistin Anja<br />
Glorius hat <strong>procontra</strong> Voranfragen für<br />
Musterkunden mit unterschiedlichen therapeutischen<br />
Behandlungen an die Versicherer<br />
geschickt. Die Reaktionen überraschten<br />
und erlauben die Frage, ob die Gesellschaften<br />
noch zeitgemäß entscheiden.<br />
PSYCHOTHERAPIE ALS KILLERKRITERIUM?<br />
Anna (37), IT-Administratorin, 30 Sitzungen<br />
Verhaltenstherapie vor 5 Jahren,<br />
seitdem behandlungs- und beschwerdefrei,<br />
erst- und einmalig aufgetreten, keine Psychopharmaka-Einnahme<br />
Anna hat bei PKV-Anbietern die schlechtesten<br />
Karten. Sie bekam bei insgesamt 22<br />
Anfragen 16 Ablehnungen. Der Rest forderte<br />
immerhin weitere Informationen wie<br />
ein ärztliches Attest und eine Prognose des<br />
44 Illustration: Roman Kulon
Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN<br />
Therapeuten. „Letztlich würden sie aber<br />
auf jeden Fall ablehnen“, ist Glorius überzeugt.<br />
Auch die DKV lehnte die Voranfrage<br />
ab, obwohl der Versicherer nur fünf Jahre<br />
rückwirkend fragt. Aber weil die Therapie<br />
angegeben wurde, fließt sie in die Risikoberechnung<br />
ein – mit entsprechenden Folgen.<br />
Bei der LKH wurde die Behandlung<br />
beispielsweise nicht genannt. Wäre sie genannt<br />
worden, stünden die Chancen wieder<br />
schlecht, glaubt die Maklerin.<br />
Acht Anbieter fragen rückwirkend fünf<br />
Jahre, ob eine psychotherapeutische Behandlung<br />
in Anspruch genommen wurde,<br />
bei 13 Unternehmen lag der Abfragezeitraum<br />
bei zehn Jahren. Insgesamt beobachtet<br />
Glorius eine Verschlechterung der Situation<br />
und nennt die Axa als Beispiel, die<br />
in einem neuen Tarif nun acht statt vorher<br />
fünf Jahre abfragt. Die Arag begründet<br />
den langen Abfragezeitraum damit, dass<br />
so auch periodisch verlaufende Erkrankungen<br />
wie bipolare Störungen erkannt<br />
werden sollen. Ähnlich argumentiert die<br />
Württembergische: „Bei psychischen Erkrankungen<br />
besteht oft noch einige Jahre<br />
nach Abschluss der Behandlung das Risiko<br />
eines Rezidivs, also Rückfalls.“ Also<br />
einmal krank, immer krank? Und tatsächlich<br />
erklärt auch die Versicherungskammer<br />
Bayern, die Muttergesellschaft der Bayerischen<br />
Beamtenkrankenkasse (BBKK):<br />
„Das Rezidivrisiko nach dem Auftreten einer<br />
psychischen Erkrankung ist leider hoch,<br />
die uns vorliegenden Zahlen sind valide und<br />
lassen keinen Interpretationsspielraum zu.“<br />
Glorius hält diese Einstellung für eine Farce:<br />
„Die glauben immer noch: Wenn jemand<br />
zu einer Therapie geht, dann ist er<br />
für immer angeknackst.“<br />
Maria (37), leitende Bankangestellte, 3 Sitzungen<br />
Psychotherapie vor 2 Jahren wegen<br />
Scheidung vom Ehepartner, seitdem behandlungs-<br />
und beschwerdefrei, erst- und<br />
einmalig aufgetreten<br />
Auch Maria wurde von 13 PKV-Anbietern<br />
abgelehnt. Die Signal Iduna ruderte teilweise<br />
zurück und räumt auf <strong>procontra</strong>-Rückfrage<br />
selbstkritisch ein: „Die Anfrage hätte<br />
im Rahmen einer individuellen Prüfung<br />
aufgrund von aussagekräftigen Berichten<br />
nicht zwingend abgelehnt werden müssen.“<br />
Man wolle den Fehler prüfen. Das<br />
Ergebnis der Voranfrage zeige, an welchen<br />
Stellen man nachjustieren müsse. Andere<br />
Versicherer fordern eine Selbstauskunft,<br />
eine Art psychologischen Fragebogen, den<br />
Glorius meist gemeinsam mit ihren Kunden<br />
ausfüllt. Allerdings weiterhin anonymisiert.<br />
Erst wenn der Versicherer auch nach der<br />
Selbstauskunft sein „Okay“ gibt, stellt die<br />
Maklerin den offiziellen Antrag. Glorius<br />
ist skeptisch. Sie befürchtet, Versicherer<br />
könnten Voranfragen trotz des Datenschutzes<br />
speichern und sich dann untereinander<br />
austauschen. Das würde die Versicherbarkeit<br />
weiter erschweren. Doch unabhängig<br />
davon: Was ist letztlich ausschlaggebend<br />
»Die Reaktionen der<br />
Versicherer sind nicht<br />
mehr zeitgemäß.«<br />
ANJA GLORIUS, MAKLERIN (KVOPTIMAL.DE)<br />
dafür, ob ein PKV-Interessent trotz Therapie<br />
angenommen wird? „Die Wahl des<br />
Therapieverfahrens ist nicht entscheidend<br />
für eine Risikobeurteilung“, erklärt Arag-<br />
Pressesprecher Christian Danner. Auch der<br />
Arag gehe es um das Wiedererkrankungsrisiko.<br />
Die BBKK hingegen unterscheidet<br />
zwischen einer akuten Belastungsreaktion<br />
und einer schweren depressiven Episode,<br />
ähnlich wie die HanseMerkur: „Endogene<br />
Formen, wie bei einer Depression, sind in<br />
der Regel nicht versicherbar, während eine<br />
Versicherbarkeit bei exogenen Formen,<br />
z. B. Trennung vom Ehepartner, nicht ausgeschlossen<br />
ist.“ Ein Vorgehen, das PKV-<br />
Maklerin Glorius begrüßt: „Es ist doch<br />
etwas anderes, ob jemand punktuell eine<br />
schwere Zeit hat oder dauerhaft labil ist.“<br />
Nina (41), Management-Assistentin,<br />
Paartherapie mit Ehepartner zur Stabilisierung<br />
der langjährigen Partnerschaft, 15<br />
Sitzungen vor 3 Jahren<br />
Auch eine Paartherapie wird in der Regel<br />
von einer ausgebildeten Fachkraft vorgenommen.<br />
Wollen Versicherer wissen, ob es<br />
jemals eine Behandlung bei einem Psychotherapeuten<br />
gegeben hat, müssten Antragsteller<br />
die Frage dann bejahen – das reduziert<br />
die Chancen auf eine PKV. „Wenn sich<br />
dann herausstellen sollte, dass die Paartherapie<br />
in Anspruch genommen wurde, weil<br />
die Antragstellerin Angst vor einem Betrug<br />
durch ihren Partner hatte, ist das wieder<br />
ein echtes Problem“, sagt Glorius. Bei Nina<br />
trifft das zwar nicht zu, dennoch wurde sie<br />
von 15 Versicherern abgelehnt. Zwei Versicherer<br />
sind nach <strong>procontra</strong>-Rückfrage<br />
jedoch wieder zurückgerudert: Die Arag<br />
wolle den Fall noch einmal intern prüfen.<br />
Die Axa erklärt die Ablehnung mit „einem<br />
individuellen Fehler“. Die Reaktion entspreche<br />
demnach nicht der üblichen Annahmepolitik.<br />
Die hohe Ablehnungsquote verwundert<br />
auch Glorius. Wovor hat die Branche Angst?<br />
Viele befürchten offenbar, dass sich hinter<br />
der Paartherapie noch eine psychische Erkrankung<br />
verbergen könnte. „Eine Paartherapie<br />
lässt zunächst einmal offen, ob und<br />
bei welchem Partner eine krankhafte Störung<br />
existiert“, so die Barmenia. Bei der Inter<br />
habe man die Erfahrung gemacht, dass<br />
im Rahmen der Paartherapie oft noch eine<br />
psychische Erkrankung festgestellt wird.<br />
Bei der BBKK geht man sogar einen Schritt<br />
weiter: „Insbesondere bei psychischen Erkrankungen<br />
können relevante Vorerkrankungen<br />
hinter ‚sozialverträglichen Ausweichdiagnosen‘<br />
maskiert werden.“ Dass<br />
jemand eine Paartherapie wegen einer psychischen<br />
Erkrankung macht, habe Glorius<br />
in ihren 20 Jahren Berufserfahrung jedoch<br />
noch nie gehört.<br />
Stefan (30), angestellter pharmazeutischer<br />
Leiter, drei Sitzungen berufliches Coaching<br />
vor drei Jahren beim Psychotherapeuten,<br />
ausschließlich zur beruflichen Orientierung,<br />
ohne Beschwerden<br />
Wer bisher dachte, dass ein berufliches<br />
Coaching unverfänglich für den Eintritt<br />
in die PKV sein müsste, irrt. Aufgrund der<br />
hohen Coachingkosten lassen sich Betroffene<br />
oft eine Diagnose vom Arzt ausstellen,<br />
damit die Kosten von der Krankenkasse<br />
Foto: Sebastian Berger<br />
45
VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />
übernommen werden. „Das wird dann<br />
zum Problem“, so Glorius. Die Anbieter<br />
wollen Details wissen, etwa: Bei wem fand<br />
das Coaching statt? War es eine psychotherapeutisch<br />
ausgebildete Fachkraft, verhält<br />
es sich ähnlich wie bei Ninas Paartherapie.<br />
Dennoch hat Stefan bessere Chancen. Er<br />
wurde nur von sechs Anbietern direkt abgelehnt.<br />
Die Hallesche erklärt auf Nachfrage<br />
jedoch, die Risikoprüfung in Zukunft möglicherweise<br />
anpassen zu wollen. Und die<br />
anfragen prüfen würden. Bei den meisten<br />
Anbietern sieben Computerprogramme die<br />
Anfragen durch und generieren Annahme<br />
oder Ablehnung. Das führt dann oft zu<br />
pauschalen Entscheidungen, die die individuelle<br />
Situation nicht einbeziehen.<br />
Das Fazit des <strong>procontra</strong>-Tests: Bei wem<br />
die Psychotherapie nicht lang genug zurückliegt,<br />
der hat kaum eine Chance. „Die<br />
Reaktionen der Versicherer sind nicht mehr<br />
zeitgemäß“, beklagt Glorius. Sie bemän-<br />
Axa korrigiert sich abermals, eine Annahme<br />
wäre entgegen der ersten Einschätzung<br />
„grundsätzlich ohne Ausschlüsse und Risikozuschläge<br />
möglich“. Die Allianz stimmt<br />
einer Annahme zwar zu, allerdings nur<br />
mit einem Risikozuschlag. Barmenia und<br />
R+V würden Stefan „ohne Erschwernis“<br />
versichern. „Ein berufliches Coaching hat<br />
keinen Krankheitswert“, so die Barmenia.<br />
Glorius hebt den Versicherer positiv hervor,<br />
weil dort noch Fachkräfte die Risikovor-<br />
Abfragezeitraum<br />
Anna (37), IT-Administratorin, 30 Sitzungen Verhaltenstherapie<br />
vor 5 Jahren wegen depressiver Episode,<br />
seitdem behandlungs- und beschwerdefrei, erst- und<br />
einmalig aufgetreten, keine Medikamentation<br />
Maria (37), leitende Bankangestellte,<br />
3 Sitzungen Psychotherapie vor 2 Jahren wegen<br />
Scheidung vom Ehepartner, seitdem behandlungs- und<br />
beschwerdefrei, erst- und einmalig aufgetreten<br />
Nina (41), Management-Assistentin, 15 Sitzungen<br />
Paartherapie mit Ehepartner zur Stabilisierung der<br />
langjährigen Partnerschaft vor 3 Jahren<br />
Allianz 5 Jahre (mit Risikozuschlag 18 %) <br />
Alte Oldenburger 10 Jahre Paartherapiebericht erforderlich<br />
Arag 10 Jahre <br />
Axa<br />
5 (Active-<br />
ME: 8<br />
Jahre)<br />
<br />
Abschlussbericht des Psychotherapeuten<br />
und beiliegende Zusatzerklärung erforderlich<br />
<br />
(wollen Fall intern erneut prüfen)<br />
(Reaktion: RVA war ein Fehler, entspreche nicht üblicher<br />
Annahmepolitik; Annahme sei möglich)<br />
Barmenia 10 Jahre Selbstauskunft wegen Vorerkrankung(-en) erforderlich<br />
Bayerische Beamtenkrankenkasse<br />
10 Jahre<br />
Ärztliches Zeugnis über Zustand<br />
nach Verhaltenstherapie erforderlich<br />
Selbstauskunft erforderlich<br />
Attest zur Paartherapie mit Begründung und ob psychosomatische<br />
Erkrankungen vorliegen; Behandlung von<br />
Psychotherapeuten oder Mediator o. Ä. durchgeführt?<br />
Concordia 10 Jahre keine Rückmeldung <br />
Continentale 5 Jahre <br />
DKV 5 Jahre Abschlussbefund und ICD-Code erforderlich <br />
Gothaer 5 Jahre <br />
Hallesche 10 Jahre Ärztliches Zeugnis erforderlich <br />
HanseMerkur 5 Jahre Abschlussbericht erforderlich Paartherapiebericht erforderlich<br />
Inter 10 Jahre <br />
PROCONTRA-TEST: ERGEBNISSE DER VORANFRAGEN<br />
Selbstauskunft „Psychische Erkrankungen“ (Diagnose?)<br />
mit der Angabe der genauen ICD-Diagnose erforderlich;<br />
Behandlung wegen Angststörung oder Trauer?<br />
Selbstauskunft und Abschlussbericht erforderlich<br />
LKH 5 Jahre <br />
Münchener Verein 5 Jahre Abschlussbericht erforderlich <br />
Nürnberger 5 Jahre Ärztliches Attest vom Therapeuten erforderlich Selbstauskunft erforderlich Selbstauskunft erforderlich<br />
ottonova 10 Jahre <br />
R+V 10 Jahre <br />
Ärztliches Attest oder Abschlussbericht mit Angabe der<br />
Diagnose, Beschwerden, Behandlung und Behandlungsdauer,<br />
Folgen und Verlauf bis heute erforderlich<br />
Paartherapiebericht erforderlich<br />
SDK 10 Jahre <br />
Signal Iduna 10 Jahre <br />
(Reaktion: „Hätte nicht zwingend<br />
abgelehnt werden müssen“)<br />
(Reaktion: „Hätte nicht zwingend<br />
abgelehnt werden müssen“)<br />
uniVersa 10 Jahre Ärztliches Attest vom Therapeuten erforderlich <br />
Württembergische 10 Jahre <br />
46 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN<br />
gelt, dass der Präventionsgedanke keine<br />
Rolle spiele: „Viele wollen doch einfach nur<br />
gesund bleiben. Die Reaktionen der Versicherer<br />
führen dazu, dass Menschen nichts<br />
für ihre Psyche tun.“<br />
Der Test zeigt Vermittlern aber auch,<br />
dass es sich lohnen kann, eine Ablehnung<br />
noch einmal zu hinterfragen und auf eine<br />
individuellere Prüfung zu pochen. Der eine<br />
oder andere Versicherer überdenkt seine<br />
Entscheidung dann vielleicht noch mal.<br />
Turteltauben.<br />
Abschluss.<br />
Piepen.<br />
EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />
Wie unsere Paar-Aktion in der Risikolebensversicherung<br />
mit 2 × 25 € Beitragsguthaben * .<br />
Stefan (30), angestellter pharmazeutischer Leiter,<br />
3 Sitzungen berufliches Coaching beim Psychotherapeuten<br />
vor 3 Jahren, seither ohne Beschwerden<br />
(mit Risikozuschlag 19 %)<br />
Behandlungsbericht erforderlich<br />
Abschlussbericht erforderlich<br />
(Reaktion: RVA war ein Fehler, entspreche nicht üblicher<br />
Annahmepolitik; Annahme sei möglich)<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
<br />
Abschlussbericht erforderlich<br />
Abschlussbericht erforderlich<br />
<br />
Abschlussbericht mit ICD-10-Diagnose erforderlich<br />
<br />
<br />
Abschlussbericht erforderlich<br />
Selbstauskunft „Psychische Erkrankungen“<br />
(inkl. Diagnose) mit ICD-Diagnose erforderlich<br />
<br />
Abschlussbericht erforderlich<br />
Selbstauskunft erforderlich<br />
Abschlussbericht erforderlich<br />
<br />
Arztattest erforderlich (Diagnose, Behandlungszeitraum<br />
und -status, Art der Behandlung, Prognose), sämtliche<br />
Facharzt-, Krankenhaus- und OP-Berichte, Selbstauskunft<br />
Befundbericht zur Therapie mit Diagnose, Ursache,<br />
Art und Umfang der Therapie erforderlich<br />
Abschlussbericht erforderlich<br />
<br />
Quelle: <strong>procontra</strong><br />
Sparen im Doppelpack<br />
Jetzt noch bis zum 31.12.<strong>2022</strong> Paare<br />
sparen lassen: Für einen Doppelabschluss<br />
der Risikolebensversicherung erhalten<br />
Ihre Kunden für beide Verträge jeweils<br />
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2 × 25 € *<br />
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Mehr unter 0221 5737-300 oder auf<br />
europa-vertriebspartner.de/paarsparen<br />
* Teilnahmebedingungen: Diese Aktion gilt, wenn zwei Partner<br />
(Ehepartner, unverheiratete Paare, Lebenspartner nach dem<br />
Lebenspartnerschaftsgesetz), die im gleichen Haushalt leben<br />
(identische Postadresse), jeweils eine Risikolebensversicherung<br />
(E-RL, E-RLP, E-VRL) per elektronisch generiertem Antrag beantragen.<br />
Die Anträge müssen gleichzeitig und zusammen mit dem<br />
„Gutschein“, der den Antragsunterlagen beigefügt ist, in der Zeit<br />
vom 01.09.<strong>2022</strong> bis zum 31.12.<strong>2022</strong> bei der EUROPA eingereicht<br />
werden. Jeder Antrag wird dann von uns gesondert geprüft. Jeder<br />
Vertrag erhält bereits ab der ersten Fälligkeit ein Beitragsguthaben<br />
in Höhe von 25 € (15 € für das Kalenderjahr <strong>2022</strong>, 10 € für das<br />
Kalenderjahr 2023). Für die Teilnahme an der Aktion ist die Zahlung<br />
per SEPA-Lastschriftverfahren erforderlich. Der Rechtsweg ist<br />
ausgeschlossen, keine Barauszahlung, Teilnahme ab 18 Jahren,<br />
Ansprüche sind nicht übertragbar.<br />
47
VERSICHERUNGEN Waldversicherung<br />
FORST MIT HEISSEM RISIKO<br />
Brenzlige Situation für den deutschen Wald, wo längst nicht mehr alles im grünen Bereich ist.<br />
Lösungsansatz für Versicherer und somit auch Makler:<br />
mit Prävention und Risikoschutz auf Nachhaltigkeit abzielen<br />
– TEXT: CARLA FRITZ –<br />
Nationalpark Harz und Sächsische Schweiz.<br />
Brandenburg, Bayern, Berlin. Der Wald<br />
brennt, „auch in Regionen, wo das früher<br />
nur sehr selten vorkam – wie beispielsweise<br />
in Hessen oder hier im Bergischen Land“,<br />
kommentiert Diplom-Forstwirt Andreas<br />
Wiese von der Axa das Geschehen quer<br />
durch die Bundesländer.<br />
Das hat bekanntermaßen mit Trockenheit,<br />
Hitze, Wind und dem vielen Totholz<br />
im Wald zu tun, andererseits mit der größeren<br />
Begängnis dort seit der Pandemie.<br />
„Menschen, die früher in der ‚Muckibude‘<br />
waren, erleben jetzt den Wald. Erfreulich“,<br />
so Wiese. Die Kehrseite: Fahrlässigkeit,<br />
wenn Autos mit noch brandheißen Katalysatoren<br />
am Waldrand abgestellt werden,<br />
in der grünen Lunge gegrillt oder geraucht<br />
wird. „Nach wie vor sind die meisten<br />
Waldbrände – circa 95 Prozent – menschengemacht“,<br />
sagt Jan Droll, Produktmanager<br />
Waldversicherung bei der Gothaer. Dazu<br />
gehört auch der Funkenflug von Erntemaschinen<br />
im Wald und auf dem Feld.<br />
KLEINWALDEIGENTÜMER WOLLEN SCHUTZ<br />
Rund 4.200 Hektar fackelten bis Mitte August<br />
dieses Jahres ab, etwa 10 Prozent mehr<br />
als im Hitzerekordjahr 2018 – so die Zahlen<br />
des Europäischen Waldbrand-Informationssystems<br />
(EFFIS) für die Bundesrepublik.<br />
Da nehmen sich die verkohlten circa<br />
150 Hektar aus 2021 fast wie Peanuts aus.<br />
„In normalen Jahren summiert sich die<br />
durch Brand verwüstete Waldfläche auf<br />
rund 600 Hektar“, so Forstassessor Droll.<br />
Dass – wie jüngst in Brandenburg – 600 bis<br />
800 Hektar am Stück brennen, sei schon<br />
außergewöhnlich – und auch dass die Feuer<br />
mehrere Tage lang wüteten. „Im Schnitt<br />
haben wir Flächenbrände von 0,5 bis 0,7<br />
Hektar mit Ausreißern von circa 100 bis<br />
200 Hektar.“ Ein Waldbrand sei normalerweise<br />
innerhalb eines Tages gelöscht. „In<br />
diesem Jahr sah die Welt etwas anders aus.“<br />
Mit Folgen für den Absicherungsbedarf<br />
und -wunsch. Die Gefahr so nah vor Au-<br />
gen, decken sich zunehmend mehr Kleinwald<br />
eigen tümer mit einer Waldbrandversicherung<br />
ein. Davon berichten die Anbieter<br />
unisono. „Wir versichern den Vermögenswert<br />
des Waldes. Also nicht nur den aktu-<br />
48 Illustration: Roman Kulon
Waldversicherung VERSICHERUNGEN<br />
ellen Holzwert, der zum Beispiel bei einem<br />
jungen Fichtenwald gleich null wäre, weil<br />
das Holz noch nicht verwertbar ist“, erklärt<br />
Wiese das auf die jeweilige Region<br />
abgestimmte Konzept. Dabei wächst die<br />
baumartenbezogene Versicherungssumme<br />
pro Hektar mit dem Alter des Waldes mit<br />
– von anfänglich beispielsweise 5.000 Euro<br />
auf 20.000 Euro im Extremfall, wenn ein<br />
Kiefern-Altbestand abbrennt, bei der Eiche<br />
gegebenenfalls auf 35.000 Euro.<br />
»Wir prüfen die<br />
Honorierung von<br />
Brandschutzkonzepten<br />
und Frühwarnsystemen.«<br />
JAN DROLL, GOTHAER<br />
MULTI- STATT MONOKULTUR<br />
„Darin schlägt sich letztlich nieder, womit<br />
der Waldbesitzer sein Geld verdient.“ Fichte,<br />
Eiche oder Edellaubholz werden von daher<br />
anders bewertet als zum Beispiel Birke,<br />
Erle oder sonstiges Weichholz.<br />
Neben diesem monetären Wert dürfte<br />
nach Wieses Überzeugung in Zukunft auch<br />
der ökologische Wert eine Rolle spielen.<br />
„An dieser Bewertung der Ökosystemleistung<br />
des Waldes arbeiten derzeit die Wissenschaft,<br />
die Forstbranche und auch wir<br />
als Versicherer.“ Heißt: Wenn Waldbesitzer<br />
ihre Bestände in Richtung Mischwald<br />
umbauen, klimaresiliente und weniger<br />
waldbrandgefährdete Baumarten wählen,<br />
könnte das künftig auch die Waldbewertung<br />
beeinflussen und sich letztlich auch in<br />
höheren Versicherungssummen oder geringeren<br />
Prämien widerspiegeln. Schon jetzt<br />
sei der ökologisch sinnvollere Mischwald<br />
wesentlich günstiger in der Versicherung.<br />
Mischwald statt Nadelwald-Monokultur.<br />
Dafür vergibt die GVO einen Nachhaltigkeitsrabatt<br />
von 10 Prozent auf die<br />
Prämie. „Er kommt ab zwei Hauptbaumarten<br />
im Bestand zum Tragen. Zum Beispiel<br />
Eiche und Buche oder Kiefer und Buche“,<br />
erläutert Forstexperte Aljoscha Dreyer.<br />
1.600<br />
1.400<br />
1.200<br />
Durchschnitt seit 1993: 1.035<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
FEUERGEFAHR<br />
Zahl der jährlichen Waldbrände in Deutschland<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
MEHR VORSORGE<br />
Wie die Gothaer versichert auch die GVO<br />
die Waldbestände nach einem Pauschalkonzept.<br />
„Mit 4.000 Euro Entschädigung pro<br />
Hektar – egal ob Jungkultur oder hiebsreifer<br />
Bestand – sollte man als Kleinwaldbesitzer<br />
gut hinkommen“, bezieht sich Dreyer<br />
auf das hauseigene Angebot und den statistisch<br />
durchschnittlichen Waldbrandschaden<br />
der letzten 30 Jahre von 2.600 Euro je<br />
Hektar Waldfläche. „Gerade hatten wir –<br />
nach einem Waldbrandschaden – auch eine<br />
Anfrage einer Forstbetriebsgemeinschaft<br />
aus Brandenburg“, so Dreyer. „Teils haben<br />
diese Zweckgemeinschaften lediglich eine<br />
Haftpflichtversicherung.“ Eine Beobachtung,<br />
die er mit Droll teilt.<br />
Ein Umdenken setzt auch bei größeren<br />
Forstbetrieben ab 100 Hektar ein, die Feuerschäden<br />
bisher zumeist finanziell selbst<br />
gestemmt haben. Hier registriert die Gothaer<br />
seit circa zehn Jahren eine „Verschiebung<br />
der Risikopräferenzen hin zu vorsorglicher<br />
Versicherung der Waldbrandgefahr“.<br />
Last Minute – wenn der Nachbarwald in<br />
Reichweite schon brennt – sollte man sich<br />
aber bekanntlich nicht darauf verlassen.<br />
„In Einzelfällen gibt es aktuell eine Wartezeit<br />
von vier Wochen. Außergewöhnlich für<br />
uns, aber für die Risikoprüfung nötig“, so<br />
Droll.<br />
Für ihn durchaus vorstellbar, dass ein sehr<br />
brandgefährdeter Wald künftig nur versichert<br />
wird, sofern der Eigentümer nachweislich<br />
eine Löschwasserentnahmestelle<br />
vor Ort installiert. Solche Möglichkeiten<br />
könnten, für extreme Risikogebiete, dann<br />
auch standardmäßig Eingang in die Tarifwerke<br />
finden – ebenso die Honorierung von<br />
Brandschutzkonzepten und Frühwarnsystemen,<br />
bei denen die Digitalisierung helfen<br />
könne. <br />
LOHNT DER ABSCHLUSS<br />
EINER WALDBRANDVERSICHERUNG?<br />
PRO<br />
Klimawandel/<br />
wachsende Waldbrandgefahr<br />
Ertragsausfall in der<br />
Holzernte abdecken<br />
Wiederbewaldung<br />
vorgeschrieben/kostet<br />
1.708<br />
1.523<br />
CONTRA<br />
Für Kleinwaldbesitzer<br />
überschaubarer<br />
Verlust<br />
Geringes Risiko in<br />
moorigen/feuchten<br />
Gebieten<br />
Eigenes Brandschutzkonzept/<br />
Frühwarnsystem<br />
1.360<br />
Quelle: GDV<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
49
VERSICHERUNGEN Hinterbliebenenabsicherung<br />
BANKROTT ZURÜCKGELASSEN?!<br />
Geld weg, Rente weg. Dumm gelaufen für den, der den anderen überlebt. Trotz neuer Vielfalt<br />
bei der Alters- und Hinterbliebenenvorsorge braucht es Makler, die das Ganze steuern.<br />
– TEXT: CARLA FRITZ –<br />
Eine halbe Million Euro fürs Alter investiert<br />
und trotzdem auf ergänzende Grundsicherung<br />
angewiesen? Gar nicht so weit hergeholt,<br />
dieses Szenario – für ein Paar um die<br />
60, das sich mit dem Geld aus einem Immobilienverkauf<br />
eine private Rente sichern<br />
wollte. Beide vorher selbstständig, beide<br />
mit einer gesetzlichen Rente unterhalb der<br />
Grundsicherung. „Deshalb brauchten sie<br />
in jedem Fall eine Ergänzung – egal, wer<br />
wen überlebt“, so Brigitte Mayer von der<br />
Verbraucherzentrale Hessen. Der Wunsch<br />
waren 1.500 Euro Rente auf verbundene<br />
Leben, das tatsächliche Angebot vom Vermittler<br />
1.350 Euro, „wieder einmal versteckt<br />
in einer Prognoserente – und auch<br />
nicht auf verbundene Leben“. Bei diesem<br />
Modell hätte der Mann als Hinterbliebener<br />
ergänzende Grundsicherung gebraucht,<br />
wenn seine Frau während des Rentenbezugs<br />
gestorben wäre. Denn der Vertrag war<br />
auf sie kalkuliert. 400.000 Euro von der<br />
halben Million wären in ihre private Rente<br />
gegangen, 60.000 Euro in eine Hinterbliebenenabsicherung<br />
respektive Rente für ihn.<br />
GROB UND FEIN<br />
Wie sind die Hinterbliebenen in Altersvorsorgeverträgen<br />
abgesichert? Eine Frage,<br />
die sich einmal mehr stellt, wenn jetzt<br />
die Babyboomer – wie im konkreten Fall<br />
oft als Paar und im statistischen Durchschnitt<br />
auch mit höherer Lebenserwartung<br />
– in den Ruhestand gehen. „Bei manchen<br />
Modellen müsste man tatsächlich sagen:<br />
am besten vor Rentenbeginn das Zeitliche<br />
segnen‘“, überspitzt Mayer. Als „differenzierter<br />
und flexibler, von daher aber auch<br />
unübersichtlicher“ beschreibt Makler Bert<br />
Heidekamp aus Berlin die Angebotssituation.<br />
Ver gleichs programme helfen da nach<br />
seiner Erfahrung nur bedingt weiter. „Regelungen<br />
für die Absicherung der Hinterbliebenen<br />
sind dort oft nur sehr grob gefasst.“<br />
Andererseits: Deutlich längere Rentengarantiezeiten<br />
von bis zu 30 Jahren etwa bei<br />
HDI oder Auflösung des Guthabens noch<br />
bis zum 80. Lebensjahr etwa bei der Ideal,<br />
bevor es verrentet wird – in der neuen<br />
Vielfalt stecken auch neue Möglichkeiten.<br />
Wenn man sie sich denn erschließt.<br />
IM WECHSELSPIEL<br />
Heidekamp nutzt für seine Kundschaft in<br />
bestimmten Konstellationen beispielsweise<br />
die Unterschiede zwischen Anspar- und<br />
Rentenphase: durch unterschiedlichen Rentenbeginn<br />
von zwei oder mehreren Verträgen<br />
– je nach Prämienhöhe. Selbst wenn bei<br />
dem einen Vertrag, der deutlich früher einsetzt,<br />
die Rentengarantiezeit für den Hinterbliebenen<br />
schon überschritten ist, bleibt<br />
dann immer noch der zweite Vertrag. Soweit<br />
noch in der Ansparphase, wird für die<br />
Hinterbliebenen dann typischerweise das<br />
Guthaben fast 100-prozentig ausgekippt, in<br />
der Rentenbezugsphase das Restguthaben,<br />
oder es gibt die Auszahlung entsprechend<br />
der Rentengarantiezeit. „Auch das kann<br />
man je nach Bedarf steuern.“<br />
Dazu sei aber im Vorfeld zu klären:<br />
Kommt der Kunde zu Lebzeiten mit diesem<br />
Splitting überhaupt klar? „Was will<br />
er wirklich – eine klassische Rente oder<br />
50 Illustration: Roman Kulon
Hinterbliebenenabsicherung VERSICHERUNGEN<br />
»Bei manchen Modellen<br />
müsste man tatsächlich<br />
überspitzt sagen: am besten<br />
vor Rentenbeginn das<br />
Zeitliche segnen. «<br />
BRIGITTE MAYER, VERBRAUCHERZENTRALE HESSEN<br />
eventuell einen Teil in Fonds?“ Welches Risiko hat er<br />
und welche Risikoneigung? Aufschlussreich insofern<br />
auch, was Thomas Lüer, im Vorstand von HDI für den<br />
Makler- und Kooperationsvertrieb verantwortlich, in<br />
Bezug auf das hauseigene Angebot feststellt: „Bei rund<br />
80 Prozent derjenigen, deren fondsgebundene Rentenversicherung<br />
fällig zur Auszahlung ist, überwiegt<br />
eindeutig der Wunsch nach einer Kapitalleistung, die<br />
anderen entscheiden sich für die Rentenzahlung.“ Vor<br />
Jahren sei dieses Verhältnis bei Altersvorsorgeprodukten<br />
noch fast ausgeglichen gewesen.<br />
Mayers Fazit: Man sollte durchaus auch über Alternativen<br />
zur klassischen Rentenversicherung nachdenken,<br />
über befristete Renten, Fonds- und Bankentnahmepläne.<br />
Das erwähnte Paar hat sein Geld auf ihren<br />
Rat hin – zunächst kurzfristig – in einen gestaffelten<br />
Bankentnahmeplan angelegt – „wo der Anspruch der<br />
Erben nicht verfallen kann und aus dem sich auch die<br />
gewünschten 1.500 Euro finanzieren lassen“. Das letzte<br />
Wort ist insofern noch nicht gesprochen.<br />
So oder so: eine Grundsatzentscheidung, die erhebliche<br />
Ansprüche an das Beratungsgespräch stellt. <br />
STEREOTYP,<br />
der:<br />
[ʃteʁeoˈtyːp]<br />
PRO<br />
PRIVATRENTE MIT<br />
HINTERBLIEBENENABSICHERUNG?<br />
In Kombi mit lebenslanger<br />
Rente hohe Sicherheit<br />
für Bezieher zu Lebzeiten,<br />
das hießt auch für Partner/<br />
Kinder<br />
Sicherheit für Erben<br />
durch verlängerte Garantiezeiten<br />
(Rentenphase)<br />
Anpassungsfähige<br />
Gestaltung durch flexibles<br />
Eintrittsalter<br />
CONTRA<br />
Kosten für Hinterbliebenenabsicherung<br />
schmälern<br />
Rente<br />
Anspruch der Erben<br />
zeitlich/summenmäßig<br />
begrenzt (Rentenphase)<br />
Je nach Status des<br />
Hinterbliebenen nicht<br />
lebensnotwendig<br />
Kann sich später das<br />
Ferienhaus UND<br />
die Traumanlage leisten.<br />
JETZT INFORMIEREN UNTER<br />
www.lv1871.de/financialfreedom<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
51
VERSICHERUNGEN E-Mobilität<br />
AKKU-RISIKEN ENTLADEN<br />
Akkus sind das Herz jeden elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Doch sie erhöhen auch<br />
deutlich das Feuerrisiko. Vermittler können mit Schadenverhütung und Aktualisierung von<br />
Verträgen die Kunden aufklären und besser schützen.<br />
– TEXT: UWE SCHMIDT-KASPAREK –<br />
„Durch die verbreitete Verwendung von<br />
Lithium-Ionen-Batterien können Fahrzeuge<br />
schneller und heißer in Flammen aufgehen“,<br />
warnt Florian David-Spickermann<br />
vom Rückversicherer Scor. Wenn Fahrzeuge<br />
brennen, kann es bei Hochspannungsbatterien<br />
zu einer Kettenreaktion kommen, die<br />
als thermisches Durchgehen bekannt ist.<br />
Dann entzündet eine Zelle die nächste und<br />
die Temperaturen steigen. „Eine externe<br />
Kühlung ist kaum wirksam, da die Zellen<br />
zur Außenhülle hin zunehmend thermisch<br />
isoliert und in stabile, weitgehend wasserdichte<br />
Gehäuse eingebaut sind, welche<br />
sicher in die Fahrzeugstruktur integriert<br />
sind“, erläutert David-Spickermann.<br />
SCHIFFBRUCH NACH E-FAHRZEUG-BRAND<br />
Spektakuläre Brandfälle zeigen, dass die<br />
Gefahr nicht nur theoretisch ist. So brannte<br />
der Frachter „Felicity Ace“ mit knapp<br />
4.000 Autos der VW-Gruppe und sank<br />
später im Atlantik. Die Brandursache ist<br />
unklar. Es sollen aber sehr viele E-Autos<br />
an Bord gewesen sein. „Spektakulär waren<br />
zudem Brände in den Busdepots der Stuttgarter<br />
Straßenbahnen (SSB), der Rheinbahn<br />
in Düsseldorf und der Hannoverschen<br />
Verkehrsbetriebe Üstra“, erklärt Stephan<br />
Schwegat, Leiter Gewerbe/Industrie bei der<br />
SV SparkassenVersicherung. Insgesamt verursachten<br />
die Brände hohe zweistellige Millionenschäden.<br />
Die gefährlichen Akkus, die<br />
bei kompakter Bauweise eine hohe Energiedichte<br />
haben, befinden sich aber nicht<br />
nur in Bussen und E-Autos, sondern auch<br />
in E-Bikes, in Scootern und sogar in jedem<br />
Smartphone.<br />
SCHADENFREQUENZ NOCH UNAUFFÄLLIG<br />
Trotzdem ist aktuell die Schadenfrequenz<br />
noch nicht auffällig. Daher bekämpfen Ex-<br />
perten energisch das Vorurteil, Elektroautos<br />
würden öfter brennen als andere Fahrzeuge.<br />
Dafür gibt es nach den Erfahrungen<br />
der Autoversicherer sowie der Feuerwehr<br />
keine Anhaltspunkte. E-Fahrzeuge brennen<br />
nach Erkenntnis der Autoversicherer nicht<br />
häufiger als Fahrzeuge mit herkömmlichem<br />
Verbrennungsantrieb (siehe Tabelle). Da-<br />
her ist nach Meinung der Unfallforscher<br />
ein Verbot von Elektroautos in Tiefgaragen<br />
nicht notwendig. Dies bestätigt auch der<br />
Fachausschuss Vorbeugender Brand- und<br />
Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren.<br />
„Das Sperren einer Garage für alternativ<br />
angetriebene Pkw ist aus brandschutztechnischer<br />
Sicht nicht angezeigt, wenn die<br />
52 Illustration: Roman Kulon
E-Mobilität VERSICHERUNGEN<br />
Garage dem Baurecht entspricht“, erläutert<br />
Peter Bachmeier, Leitender Branddirektor<br />
und Vorsitzender des Fachausschusses.<br />
„Solange der Gesetzgeber ein Parken in<br />
Tiefgaragen nicht verbietet, werden wir<br />
in solchen Fällen den Versicherungsschutz<br />
nicht über unsere Bedingungen einschränken<br />
oder ausschließen“, erläutert Janine<br />
Bollhorst von der VHV.<br />
SCHADENVERHÜTUNG WICHTIG<br />
Spezielle Zuschläge für das „Akku-Risiko“<br />
verlangen derzeit weder die Rück-, noch die<br />
Erstversicherer. Es gibt auch keine besonderen<br />
Pflichten. „Bis auf Weiteres planen<br />
wir keine Änderungen der Bedingungen für<br />
unsere Kunden mit E-Autos“, heißt es bei<br />
der VHV. Und die Allianz rät lediglich, keine<br />
ungeeigneten Ladegeräte zu verwenden.<br />
„Das Laden an üblichen Schutzkontaktsteckdosen<br />
ist zwar grundsätzlich möglich,<br />
diese sind jedoch nicht für eine höhere Dauerbelastung<br />
ausgelegt“, warnt der Gesamtverband<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV). Sicherer, störungsfreier und<br />
schneller beim Laden seien fest installierte<br />
Ladeeinrichtungen, sogenannte Wallboxen.<br />
Der Rückversicherer Scor wünscht sich<br />
schon heute, dass E-Fahrzeuge nicht „unbeaufsichtigt<br />
in der Nacht“ geladen werden.<br />
Denn schon kleine Beschädigungen, falsche<br />
Ladegeräte oder Temperaturunterschiede<br />
»Nach Unfällen oder<br />
Stürzen sollte der<br />
Akku sorgsam<br />
kontrolliert und<br />
notfalls sogar ausgewechselt<br />
werden.«<br />
STEPHAN SCHWEGAT, SV SPARKASSENVERSICHERUNG<br />
könnten Brände verursachen, warnt die<br />
Protectoplus GmbH, ein Anbieter von<br />
Gefahrstofflager-Systemen. Auch eine vollständige<br />
Entladung der Lithiumbatterie<br />
kann durch einen inneren Kurzschluss zu<br />
einem Brand führen. Deshalb sollten die<br />
Batterien stets mit einer Ladeleistung von<br />
40 Prozent gelagert werden. Sehr sinnvoll<br />
BRANDSCHÄDEN AN PKW IN DER VOLL- UND TEILKASKO<br />
Auf Öko-Fahrzeuge entfällt wegen geringer Verbreitung<br />
nur ein Bruchteil aller Fahrzeugbrände.<br />
20.000 250<br />
19.000<br />
18.000 18.200<br />
213<br />
17.800 18.<strong>05</strong>0<br />
200<br />
16.900<br />
16.000 15.900<br />
16.100<br />
16.000<br />
150<br />
15.100<br />
154<br />
14.800<br />
14.000 101<br />
100<br />
66<br />
12.000 56<br />
50<br />
40<br />
46<br />
30<br />
17 22<br />
10.000 0<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
Anzahl der Brände aller Fahrzeuge<br />
<br />
ist es, Gewerbe- und Industriebetriebe über<br />
die Gefahren, die von Akkus ausgehen, umfassend<br />
aufzuklären. Schwegat: „Oft kann<br />
man organisatorisch so eingreifen, dass<br />
die Gefahr minimiert wird.“ So könnten<br />
E-Autos etwa im Freien oder weit von<br />
brandgefährdeten Gebäuden entfernt geparkt<br />
werden. „Nach Unfällen oder Stürzen<br />
sollte der Akku sorgsam kontrolliert<br />
und notfalls sogar ausgewechselt werden“,<br />
mahnt Experte Schwegat. Sogar ein Laptop<br />
oder das Smartphone, das bei den meisten<br />
Menschen in der Nacht geladen wird, sollte<br />
auf einer feuerfesten Unterlage liegen. Wer<br />
solche Ratschläge nicht befolgt, handelt unter<br />
Umständen fahrlässig.<br />
LEISTUNGSKÜRZUNGEN MÖGLICH<br />
Während Haftpflichtschäden, also etwa<br />
wenn ein E-Fahrzeug beim Brand Dritte in<br />
Mitleidenschaft zieht, nur bei Vorsatz nicht<br />
entschädigt werden, gilt dies bei Sachversicherungen<br />
wie der Feuer-, Kasko-, Hausrat-<br />
oder Wohngebäudepolice nicht. Hier<br />
könnte der Versicherer theoretisch „grobe<br />
Fahrlässigkeit“ einwenden und je nach<br />
Schwere des Verschuldens nur einen Teil<br />
des Schadens ersetzen. „Daher ist es sinnvoll,<br />
dass alte Verträge upgedatet werden“,<br />
rät Schwegat. Bei modernen Policen verzichten<br />
viele Versicherer in vollem Umfang<br />
auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit.<br />
Für Vermittler und Makler ist die Aufklärung<br />
und Verbesserung der privaten<br />
Policen ein echter Vertriebsimpuls. Denn<br />
Anzahl der Brandschäden an Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen<br />
bei Gleichverteilung der Schäden (Schätzung)<br />
in der heutigen Zeit ist Schadenverhütung<br />
besonders wichtig, da Ersatzteile kaum beschafft<br />
werden können. „Es geht etwa bei<br />
einem Brand meist nicht um den reinen<br />
Sachschaden, sondern vielmehr um die Betriebsunterbrechung,<br />
die heute sehr lange<br />
ausfallen kann“, warnt Schwegat.<br />
Mit Aufklärung und Vertragsverbesserung<br />
können Vermittler daher bei ihren<br />
Kunden echt punkten, denn die neue Feuergefahr<br />
durch Akkus dürfte noch kaum in<br />
den Köpfen präsent sein. <br />
PRO<br />
AUF DEN GEFAHRENHERD<br />
»AKKU« HINWEISEN<br />
Die Gefahrenhinweise<br />
sind ein neutraler<br />
Anlass für ein<br />
Gespräch.<br />
Entwarnung gibt es<br />
hinsichtlich zusätzlicher<br />
Pflichten vonseiten<br />
der Versicherer<br />
Der Übergang<br />
zum optimalen Versicherungsschutz<br />
ist fließend<br />
Quelle: GDV <strong>2022</strong>, eigene Schätzung<br />
CONTRA<br />
„Aus einer Maus<br />
wird ein Elefant“<br />
gemacht, da die Schadenfrequenz<br />
nicht<br />
steigt<br />
Mit solchen „Tipps“<br />
werden die Kunden<br />
bereits überhäuft<br />
Das Thema<br />
„Fahrlässigkeit“ ist<br />
sehr kompliziert und<br />
aufwendig<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
53
BUSCHFUNK Berater<br />
BERATER<br />
WOHNUNGSEIGENTÜMER HAFTEN GEMEINSAM<br />
BGH fällt Urteil zu Schäden in Eigentümergemeinschaftsanlagen.<br />
Foto: Andrei 310<br />
Muss eine Wohnungseigentümer-Gemeinschaft für Schäden aufkommen, die nur in einer<br />
einzelnen Wohnung auftreten und von der Versicherung nicht übernommen werden? Zu dieser<br />
Frage hat der Bundesgerichtshof nun ein wegweisendes Urteil gefällt und kommt zu dem<br />
Schluss: Der in der Gebäudeversicherung vereinbarte Selbstbehalt ist von allen Eigentümern<br />
gemeinschaftlich zu tragen (AZ: V ZR 69/21). Die Begründung der Richter: Eine höhere Selbstbeteiligung<br />
führe zu niedrigeren Versicherungsbeiträgen – und davon profitieren alle. Daher<br />
müssten auch die Kosten auf alle Schultern gleichermaßen verteilt werden. Geklagt hatte die<br />
Eigentümerin einer Kölner Gewerbefläche. In der Wohnungseigentümer-Gemeinschaft, der<br />
sie angehörte, war es wegen mangelhafter Leitungen in der Vergangenheit immer wieder zu<br />
Leitungswasserschäden gekommen. Die Gewerbeeinheit war stets unversehrt geblieben.<br />
SPARERPAUSCHBETRAG WIRD ERHÖHT<br />
Bundeskabinett beschließt Steuererleichterungen.<br />
Das Bundeskabinett hat eine Erhöhung des Sparerpauschbetrags<br />
beschlossen: Zum Jahresbeginn 2023 sollen die pro Jahr vor der<br />
Abgeltungssteuer geschützten Kapitalerträge von derzeit noch 801<br />
Euro pro Alleinstehenden auf 1.000 Euro angehoben werden. Für<br />
steuerlich gemeinsam veranlagte Ehegatten/Lebenspartner beläuft<br />
sich die Erhöhung entsprechend auf 2.000 Euro. Bereits erteilte<br />
Freistellungsaufträge sollen von den Banken pauschal um den Satz<br />
der Erhöhung – rund 25 Prozent – angepasst werden.<br />
Foto: Rolphus<br />
BUND PLANT SCHUTZSCHIRM FÜR PFLEGEHEIME<br />
SPD kündigt für den Herbst Entlastungspaket an.<br />
Foto: SPD<br />
Um die immer weiter steigenden Eigenanteile für Pflegebedürftige sowie die Folgen von<br />
Rekordinflation und hohen Energiepreisen abzufedern, plant der Bund, im Herbst einen<br />
Schutzschirm für Pflegeheime, soziale Einrichtungen und Krankenhäuser einzurichten:<br />
SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt kündigte kürzlich im Interview mit der „Bild“-Zeitung ein<br />
Entlastungspaket an. Welche Summen die Bundesregierung dafür in die Hand nehmen will<br />
und unter welchen Voraussetzungen ein solches Maßnahmenpaket zum Tragen kommen soll,<br />
sagte sie allerdings nicht. Das Bundesgesundheitsministerium teilte auf <strong>procontra</strong>-Anfrage<br />
mit, dass aktuell noch keine konkreten Planungen zu dem in Aussicht stehenden Maßnahmenpaket<br />
existieren.<br />
54<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Berater BUSCHFUNK<br />
BaFin: Taskforce für Unternehmensprüfung<br />
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) hat eine neue Abteilung gegründet, um Unternehmen<br />
in Verdachtsfällen schnell vor Ort prüfen zu können.<br />
Die Taskforce ist Teil der Neuorganisation der Behörde. Sie<br />
arbeitet Hand in Hand mit den Aufsichtsbereichen und der<br />
neuen Fokusaufsicht der BaFin.<br />
Foto: Amnaj Khetsamtip<br />
Come together,<br />
right now!<br />
NORMAN WIRTH<br />
Geschäftsführender Vorstand des AfW<br />
Fonds Finanz: Neuer Ausbildungsleiter<br />
Der Münchener Maklerpool Fonds Finanz hat mit Holger<br />
Kräker ab Mitte Oktober einen neuen Ausbildungsleiter.<br />
Der 45-jährige Versicherungskaufmann und Betriebswirt<br />
soll die Nachwuchsarbeit bei Fonds Finanz verstärken und<br />
das Angebot der Ausbildung zum geprüften Versicherungsmakler<br />
weiterentwickeln.<br />
PIB Gruppe: Neuer CEO für Europa<br />
Der spezialisierte Versicherungsmakler PIB Group<br />
hat Onno Janssen zum CEO mit Schwerpunkt Europa<br />
ernannt. In der neu geschaffenen Position wird Janssen<br />
verschiedene bestehende Geschäftsbereiche der PIB in<br />
Europa verantworten. Darüber hinaus soll er neue Märkte<br />
erschließen. Janssen stammt ursprünglich aus den Niederlanden<br />
und war 21 Jahre lang bei Aon tätig.<br />
AfW: Aktualisierte Checkliste zur VSH<br />
Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW e. V. hat<br />
seine Checkliste zur Bedarfsüberprüfung in der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung<br />
(VSH) für Finanzdienstleister<br />
überarbeitet. Dazu wurde in gemeinsamer<br />
Arbeit mit dem Fördermitglied Hans John Versicherungsmakler<br />
GmbH Feedback aus der Branche berücksichtigt.<br />
S.L.P.: Neuer Vorstand<br />
Sven Schleicher hat Anfang September das neu geschaffene<br />
Vorstandsressort Marketing und Vertrieb bei der<br />
S.L.P. Vertriebsservice AG übernommen. In seiner Funktion<br />
unterstützt er zentral die einzelnen Vertriebseinheiten der<br />
Gesellschaft und deren Führungskräfte. Die S.L.P. ist seit<br />
über 24 Jahren als Assekuradeur in der Unfall-, Hausratund<br />
Haftpflichtversicherung tätig.<br />
Degussa: Verkauf von Prinas Montan<br />
Die Frankfurter Degussa Bank AG hat ihren Versicherungsvermittler<br />
Prinas Montan veräußert. Käufer ist die<br />
in Köln ansässige Global Service GmbH. Die Transaktion<br />
wurde rückwirkend zum 1. Januar <strong>2022</strong> durchgeführt.<br />
2020 hatte Prinas Montan bei einem Umsatz von knapp<br />
zwölf Millionen Euro einen Gewinn von rund 1,5 Millionen<br />
Euro erzielt.<br />
Foto: Jaco Blund<br />
Foto: Olena Babak<br />
Die Diskussion zum Provisionsdeckel – neuerdings<br />
von der BaFin auch Provisionsrichtwert genannt<br />
– läuft in Deutschland. Getrieben wird sie von der<br />
BaFin, vermeintlichen Verbraucherschützern und<br />
irritierenderweise auch von Branchenteilnehmern,<br />
die meinen, damit den Pools, Vertrieben oder<br />
insgesamt dem Maklermarkt schaden zu können.<br />
Letzteres finde ich besonders ärgerlich. Zudem<br />
wurde auch gerade wieder die Diskussion über die<br />
Abschaffung der Abschlussprovision gestartet.<br />
Auch damit soll wohl weniger den Kunden Gutes<br />
getan als Pfründe gesichert werden. Vor allem<br />
schadet man damit gerade jungen Berufseinsteigern,<br />
die nicht von einer schon aufgebauten<br />
Bestandsprovision leben können und damit in die<br />
Abhängigkeit von Provisionsvorschusszahlungen<br />
von dem einen oder anderen Vertrieb getrieben<br />
werden. Warum schaffen wir es nicht endlich, viel<br />
mehr die Gemeinsamkeiten zu betonen, als mit<br />
dem Finger auf andere Branchenteilnehmer zu<br />
zeigen oder ihnen schaden zu wollen und damit<br />
den tatsächlichen Gegnern einer sozialliberalen<br />
Wirtschaftsordnung den Teppich auszurollen? Ein<br />
weiteres Negativbeispiel war jetzt sicherlich das<br />
Unvermögen der Branche, einen eigenen Standard<br />
zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen<br />
der Kunden hinzubekommen. Das scheiterte,<br />
trotz erheblichen Bemühens einiger, an zu vielen<br />
Partikularinteressen. Mit dem Ergebnis, dass wir<br />
nun doch diverse Ergebnisse haben. Für Verständnis<br />
in der Vermittlerschaft sorgt das nicht<br />
wirklich. Gute Beispiele gibt es ja auch am Markt,<br />
wie die Erweiterung der Träger des DIVA Instituts<br />
neben dem BDV nun auch um die Verbände AfW,<br />
VGA und Votum zeigt. Auch die Neuaufstellung<br />
des Arbeitskreises Beratungsprozesse als e. V.<br />
unter Trägerschaft verschiedener Verbände und<br />
Verbünde ist da zu nennen. Mehr davon!<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
55
BERATER Verbraucherschutz<br />
»Ich sehe Vermittler<br />
nicht als Gegner«<br />
Nach über zehn Jahren legt Deutschlands schärfster Versicherungskritiker seinen Posten als<br />
Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten nieder. Axel Kleinlein über Siege,<br />
Niederlagen und die Zukunft der Altersvorsorge<br />
– TEXT: MARTIN THALER –<br />
<strong>procontra</strong>: Seit 2011 waren Sie mit kurzer<br />
Unterbrechung Vorstandssprecher des<br />
BdV. Stehen die Verbraucher in Versicherungsfragen<br />
Ihrer Meinung nach heute<br />
besser da als damals?<br />
Axel Kleinlein: Das ist eine schwierige Frage,<br />
weil sich die Versicherungswelt in den<br />
vergangenen Jahren stark geändert hat.<br />
Die Gesetzeslage hat sich – insbesondere<br />
im Lebensversicherungsbereich – aus Verbrauchersicht<br />
deutlich verschlechtert. Man<br />
denke nur an das Lebensversicherungsreformgesetz<br />
oder die Zinszusatzreserve. Das<br />
waren bittere Einschläge. Die neue Produktlandschaft<br />
ist sehr intransparent und<br />
bietet nur wenige Vor-, dafür umso mehr<br />
Nachteile für die Kunden. Wir konnten<br />
zwar als Verbraucherschützer den einen<br />
oder anderen positiven Akzent setzen, dennoch<br />
haben wir bei diesem Hase-Igel-Spiel<br />
mit den Lebensversicherern nicht wirklich<br />
Land gewonnen.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche positiven Akzente der<br />
vergangenen Jahre sehen Sie denn als<br />
besonderen Erfolg?<br />
Kleinlein: Ich glaube, dass das Thema Verbraucherschutz<br />
an Bedeutung gewonnen<br />
hat – in der Branche selbst, aber auch in<br />
der Politik gibt es mittlerweile eine größere<br />
Sensibilität für das Thema. Die größten<br />
Duftmarken konnten wir dabei sicherlich<br />
auf europäischer Ebene setzen, beispielsweise<br />
bei der IDD oder Solvency II.<br />
<strong>procontra</strong>: In welcher Hinsicht hätten Sie<br />
gerne mehr erreicht?<br />
Kleinlein: Ich hätte mir auf jeden Fall<br />
einen Kostendeckel gewünscht. Das<br />
56 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Verbraucherschutz BERATER<br />
Gleiche gilt für transparentere Lebensversicherungsprodukte<br />
und einen faireren<br />
Umgang mit den Kunden. Es ist bedauerlich,<br />
dass man, um etwas Positives für<br />
die Verbraucher zu erreichen, immer erst<br />
die Gerichte bemühen muss. Ich wünsche<br />
mir auch weiterhin mehr Nachhaltigkeit<br />
in der Produktlandschaft, insbesondere<br />
bei den Lebensversicherern. Die Produktlandschaft,<br />
wie wir sie heute vorfinden, ist<br />
nichts, was auf Jahrzehnte hinaus Bestand<br />
haben kann. In der Politik heißt es, dass<br />
stets nur auf Vier-Jahres-Sicht geschaut<br />
wird. Bei vielen Versicherungsvorständen<br />
habe ich den Eindruck, dass die Zeiträume<br />
noch kürzer sind.<br />
<strong>procontra</strong>: Worauf spielen Sie an?<br />
Kleinlein: Man denke nur an Produkte wie<br />
eine Mehrtopf-Indexpolice. Die versteht<br />
schon zum Zeitpunkt, zu dem sie verkauft<br />
wird, kaum jemand. Da bin ich mir ziemlich<br />
sicher, dass es in zehn Jahren nicht<br />
mehr genügend Menschen gibt, die diese<br />
Produkte nachvollziehen und entsprechend<br />
auch sauber führen können. Wir haben<br />
in den vergangenen 20 Jahren ein echtes<br />
Feuerwerk an neuen Tarifentwicklungen<br />
erlebt – fast schon im Jahresrhythmus sind<br />
zuletzt neue Tarife aufgelegt worden. Die<br />
Heerscharen an Mathematikern, die es<br />
bräuchte, um diese Tarife zu führen, sehe<br />
ich hingegen nicht. Darum glaube ich, dass<br />
das noch zu einem riesigen Problem für die<br />
Unternehmen werden wird.<br />
<strong>procontra</strong>: Eine gewisse Konstanz hat ja<br />
Ihre Kritik an der Riester-Rente. Warum<br />
ist diese Debatte um die geförderte Altersvorsorge<br />
so ein Dauerbrenner?<br />
Kleinlein: Die Riester-Rente hat zwar mittlerweile<br />
im Neugeschäft keine Bedeutung<br />
mehr, aber sie ist letztlich immer noch ein<br />
politisches Prestigeobjekt. Der Name allein<br />
steht ja schon symbolisch für die damalige<br />
rote-grüne Koalition – entsprechend<br />
tun sich die beteiligten Parteien natürlich<br />
schwer einzugestehen, dass dieses Projekt<br />
letztlich gescheitert ist. Es entsteht bei den<br />
Politikern fast so etwas wie ein pawlowscher<br />
Reflex, sobald es um die Riester-<br />
Rente geht.<br />
<strong>procontra</strong>: Erneut hat die Bundesregierung<br />
in den Koalitionsvertrag geschrieben, sie<br />
wolle prüfen, wie es mit der geförderten<br />
Altersvorsorge weitergehen soll. Auf<br />
welches Ergebnis hoffen Sie?<br />
Kleinlein: Ich würde in erster Linie auf eine<br />
Entscheidung hoffen. Es ist schließlich<br />
nicht die erste Bundesregierung, die sich<br />
einen Prüfauftrag in den Koalitionsvertrag<br />
geschrieben hat. Leider stellt man doch<br />
einen gewissen Entscheidungsunwillen fest,<br />
der damit für alle Beteiligten ein Problem<br />
darstellt: Die Versicherungsbranche weiß<br />
nicht, worauf sie sich einstellen kann, die<br />
Vermittlerschaft weiß auch nicht, wohin<br />
es geht, und auch der Kunde wird, was die<br />
eigene Altersvorsorge angeht, vollkommen<br />
im Nebel gelassen.<br />
<strong>procontra</strong>: Vorschläge für eine Reformierung<br />
der geförderten Altersvorsorge gibt es<br />
ja genug. Welcher wäre es aus Ihrer Sicht<br />
wert, umgesetzt zu werden?<br />
Kleinlein: Ich persönlich denke, dass<br />
die Riester-Rente in ihrer jetzigen Form<br />
gestoppt werden sollte. Wir brauchen ein<br />
»Die Produktlandschaft,<br />
wie wir sie<br />
heute vorfinden,<br />
ist nichts, was auf<br />
Jahrzehnte hinaus<br />
Bestand haben kann.«<br />
Modell mit mehr Flexibilität, wie beispielsweise<br />
die vom BdV vorgeschlagene<br />
Basisdepotvorsorge. Jede Form der Altersvorsorge<br />
kann dann gefördert werden,<br />
keine wird, wie derzeit die Versicherungen,<br />
privilegiert. Bei der Fördersystematik<br />
könnte ich mir auch gut vorstellen, dass<br />
das bisherige Riester-System adaptiert<br />
wird.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie sprechen im Zusammenhang<br />
mit Lebensversicherungen ja gerne vom<br />
legalen Betrug – sprich: Die Versicherer<br />
halten die bestehenden Regeln ein. Muss<br />
man als Verband folglich nicht gegen den<br />
Gesetzgeber stärker vorgehen?<br />
Kleinlein: Es geht nicht darum, gegen die<br />
Regierung zu arbeiten, sondern diese mit<br />
guten Argumenten zu überzeugen. Gute<br />
Lobbyarbeit ist für den Verbraucherschutz<br />
entscheidend. Allerdings fällt es uns<br />
schwer, mit der Lobbyarbeit der Versicherer<br />
mitzuhalten, dafür ist sie viel zu stark<br />
aufgestellt.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie sagen selbst von sich, gerne<br />
zu provozieren. Bei unseren Lesern –<br />
nimmt man die Reaktionen auf Artikel<br />
mit Ihnen zum Maßstab – scheint das zu<br />
funktionieren. Sowohl Verbraucherschützer<br />
als auch Makler stehen allerdings<br />
im Lager des Kunden. Braucht es diese<br />
Konfrontation?<br />
Kleinlein: Ich sehe die Makler bzw. Vermittler<br />
nicht als Gegner. Problematisch<br />
sind aus meiner Sicht im Dreieck aus<br />
Endkunden, Vermittlern und Versicherern<br />
Letztere, die schließlich für die Intransparenz<br />
und schlechten Produkte verantwortlich<br />
sind. Wenn es nur schlechte Produkte<br />
gibt, können die Vermittler auch nur diese<br />
vertreiben. Darum sind wir schon eher bestrebt,<br />
Schnittmengen mit den Vermittlern<br />
zu finden, als einen Konfrontationskurs<br />
einzuschlagen.<br />
<strong>procontra</strong>: In welchem Bereich sehen Sie<br />
die größten Herausforderungen für Ihren<br />
Nachfolger Stephen Rehmke?<br />
Kleinlein: Im Bereich der Lebensversicherungen<br />
sind das sicherlich die Einführung<br />
eines Kostendeckels sowie die Frage, wie<br />
es mit der geförderten Altersvorsorge<br />
weitergehen wird. Im Bereich der Sachversicherung<br />
wird die Frage entscheidend,<br />
wie Elementarschäden künftig versichert<br />
werden können – auch weil die Klimarisiken<br />
weiter zunehmen werden. Und auch<br />
in der privaten Krankenversicherung sehe<br />
ich großen Reformbedarf.<br />
<strong>procontra</strong>: Was meinen Sie genau?<br />
Kleinlein: Hier muss es beispielsweise um<br />
das Thema Beitragsanpassungen gehen.<br />
Auch braucht es aufgrund des steigenden<br />
finanziellen Drucks für viele eine Alternative<br />
für die Basistarife. Neue Lösungen<br />
sind gefragt. Und wir sehen auch, dass die<br />
Versicherer bereit sind, sich zu bewegen.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie selbst wollen sich ja nicht zu<br />
einem Versicherer bewegen, das haben Sie<br />
schon ausgeschlossen. Wo geht Ihre Reise<br />
stattdessen hin?<br />
Kleinlein: Ich möchte zukünftig stärker<br />
inhaltlich und weniger organisatorisch<br />
arbeiten. Ich hatte vor meiner Tätigkeit für<br />
den BdV mit „Math Concepts“ bereits ein<br />
kleines versicherungsmathematisches Büro,<br />
mit dem ich unter anderem die „10 Jahre<br />
Riester“-Studie für die Friedrich-Ebert-<br />
Stiftung erstellt habe. Hier möchte ich<br />
wieder ansetzen. Ich kann aber versprechen,<br />
dass ich meinen kritischen Blick auf<br />
die Branche behalte.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
57
BERATER Bestandsübergabe<br />
BESTÄNDE RICHTIG LOSLASSEN<br />
Obwohl das Interesse von Pools und Investoren an den Lebenswerken<br />
der Makler riesig ist, ist der Verkauf kein Selbstläufer.<br />
Im Gegenteil: Ohne Vorbereitung kommt die böse Überraschung.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
58 Illustration: Roman Kulon
Bestandsübergabe BERATER<br />
Investoren und Pools machen Jagd auf Maklerbestände.<br />
Policen Direkt zum Beispiel fokussiert<br />
Bestände kleinerer und mittelgroßer<br />
Makler und hat in diesem Jahr schon<br />
32 Bestände übernommen. Geschäftsführer<br />
Philipp Kanschik: „Unsere Zielgruppe für<br />
Asset Deals sind selbstständige Makler und<br />
Maklerhäuser mit maximal fünf Mitarbeitern,<br />
deren Fokus auf Privat- und kleineren<br />
Gewerbekunden liegt.“<br />
VIEL KAPITAL IM MARKT<br />
Anders als größere Einheiten mit sieben- bis<br />
achtstelligen Umsätzen finde diese Gruppe<br />
bislang bei Investoren und professionellen<br />
Aufkäufern vergleichsweise wenig Beachtung,<br />
meint Kanschik. Andererseits strömt<br />
über Finanzinvestoren aktuell sehr viel<br />
Kapital in den Markt. Die Firmenkäufer<br />
haben entweder ganze Maklerpools übernommen<br />
oder kooperieren mit großen<br />
Pools. Und alle verfolgen das gleiche Ziel:<br />
möglichst viele lukrative Bestände erbeuten.<br />
HG Capital erwarb dafür die Mehrheit<br />
an Fonds Finanz. Und der Pool JDC Group<br />
verbündete sich gleich mit zwei Investoren,<br />
Bain Capital und Great West Lifeco.<br />
„Angesichts des riesigen Interesses an<br />
Beständen kann ich doch eigentlich einen<br />
hohen Preis für mein Lebenswerk erzielen“,<br />
mag so mancher Makler denken. Das<br />
Problem dabei aus Maklersicht: Auch das<br />
Angebot ist riesig. Im gerade veröffentlichten<br />
Policen-Direkt-Marktbarometer <strong>2022</strong><br />
zeigt sich, „dass eine große Nachfolgewelle<br />
unmittelbar bevorsteht“. Der Grund: Altersbedingt<br />
scheidet in den nächsten drei,<br />
vier Jahren jeder dritte Makler aus dem<br />
Berufsleben aus. Dabei streben 42 Prozent<br />
der 413 befragten Makler eine Verrentung<br />
ihres Bestands an, und gut jeder fünfte<br />
wünscht, dass ihnen jemand den Bestand<br />
abkauft (sieht Grafik).<br />
GUTE VORBEREITUNG NOTWENDIG<br />
Jetzt mal schnell seinen Bestand auf den<br />
Markt werfen, weil die Nachfrage der Käufer<br />
so groß ist, stelle keine gute Idee dar,<br />
meint Matthias Beenken, Professor für Versicherungswirtschaft<br />
an der Fachhochschule<br />
Dortmund. Eben weil Käufer die Wahl<br />
haben, sagt er ziemlich ernüchternd für abgabewillige<br />
Makler: „Bestände verkaufen sich<br />
nur noch schwer, und wenn, dann nur nach<br />
guter Vorbereitung.“ Dabei gehe es nicht<br />
um Wochen oder Monate, sondern Jahre.<br />
„Empfehlenswert ist, mit mindestens fünf,<br />
Sonstige:<br />
Angaben in %<br />
5<br />
Auslaufen<br />
des Bestands:<br />
Verkauf des<br />
Bestands: 21<br />
Unternehmensverkauf: 25<br />
7<br />
besser zehn Jahren Vorlaufzeit zu planen.“<br />
Das bestätigt Andreas Grimm, Geschäftsführer<br />
vom Resultate Institut für Unternehmensanalyse<br />
und Bewertungsverfahren:<br />
„Kurzfristig kann ein Makler am Wert<br />
seines Unternehmens nichts ändern.“ Vielleicht<br />
innerhalb eines Jahres sei es noch<br />
»Bestände verkaufen<br />
sich nur noch schwer,<br />
und wenn, dann<br />
nur nach guter<br />
Vorbereitung.«<br />
MATTHIAS BEENKEN, PROFESSOR FÜR<br />
VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT, FH DORTMUND<br />
machbar, die Übertragbarkeit der Bestände<br />
zu verbessern. Und dass Makler in Verhandlungen<br />
mit Profi-Käufern nicht unbedingt<br />
einen guten Schnitt machen, erklärt<br />
Grimm ebenfalls im Interview.<br />
INVESTOREN SELEKTIEREN IN RUHE<br />
Und so schauen sich die Finanzinvestoren<br />
und mit ihnen kooperierenden Pools die<br />
BELIEBTE NACHFOLGELÖSUNGEN<br />
Verrentung<br />
des Bestands:<br />
42<br />
Quelle: Policen Direkt<br />
Bestände an, die im Markt verfügbar sind<br />
– und selektieren in Ruhe. Auf die Frage,<br />
welche Kriterien ihm als Bestandskäufer<br />
wichtig sind, sagt Sebastian Grabmaier,<br />
Vorstandsvorsitzender der JDC Group:<br />
„Wir sind grundsätzlich an allen Arten<br />
von Beständen interessiert, die Qualität<br />
hat aber entscheidenden Einfluss auf den<br />
Kaufpreis.“ Das kürzlich mit den Finanzinvestoren<br />
gegründete Gemeinschaftsunternehmen<br />
habe bereits erste Anfragen<br />
von Gewerbemaklern mit über einer Million<br />
Euro Umsatz erhalten. Und die eigene<br />
Deutsche Makler Rente ziele auf alle Arten<br />
von Privatbeständen der angebundenen<br />
Makler. „Seit Einführung im Jahr 2015 haben<br />
wir über 50 Bestände, darunter auch<br />
einige Kleinstbestände, gekauft“, verrät<br />
Grabmaier.<br />
Und dann zählt er eine lange Reihe an<br />
Kaufkriterien auf: „Wir bevorzugen eine<br />
hohe Digitalisierungs- und Maklervollmachtsquote,<br />
einen hohen Anteil an Sach-,<br />
Haftpflicht- und Unfallversicherungsgeschäft<br />
bzw. wiederkehrende Personenversicherungs-<br />
und Investmentfondslösungen,<br />
geringe Provisionen in Stornohaftung,<br />
generell gut gepflegte Daten und korrekte<br />
Adressen. Von Vorteil sind auch eine hohe<br />
Vertragsdichte, ein mittleres Kunden- und<br />
Vertragsalter sowie vertretbare Stornoquoten<br />
und Beschwerdeaufkommen.“<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
59
BERATER Bestandsübergabe<br />
»Es zählt, was beim Käufer ankommt«<br />
ANDREAS GRIMM, Geschäftsführer und Inhaber Resultate Institut für Unternehmensanalyse und Bewertungsverfahren<br />
<strong>procontra</strong>: Finanzinvestoren schließen sich mit<br />
Pools zusammen, um Maklern deren Bestände<br />
an Kundenverträgen abzukaufen. Machen die<br />
Verkäufer einen guten Deal?<br />
Andreas Grimm: Das hängt vom Unternehmen<br />
und der Qualität des Bestands ab. Wir stellen<br />
fest, dass mittelständische Makler, die ihr<br />
Unternehmen als Kapitalgesellschaft führen, im<br />
Fokus stehen. Käufer sind in diesem Fall Maklerunternehmen,<br />
die Synergiepotenzial heben<br />
oder regional expandieren wollen. Bei kleineren<br />
Maklerbüros achten die Interessenten vor allem<br />
auf einen hohen Anteil von Bestandscourtagen<br />
am Gesamtumsatz. Bestandskäufer, die<br />
durch Finanzinvestoren finanziert sind, sind an<br />
wiederkehrenden Vergütungen interessiert. Bei<br />
Courtagen aus Neugeschäft ist ihre Zahlungsbereitschaft<br />
gering, da müssen sich Verkäufer<br />
andere, eher regionale Käufer suchen.<br />
<strong>procontra</strong>: Worauf sollten Makler bei den Verhandlungen<br />
achten?<br />
Grimm: Die Profi-Käufer haben klare Renditeerwartungen<br />
und wissen genau, was sie wollen.<br />
Nicht selten knüpfen sie Kaufpreiszusagen an<br />
Garantien und Freistellungen, die der Verkäufer<br />
zu erfüllen hat. Zum Beispiel soll der Makler<br />
zusichern, dass alle oder fast alle zum Zeitpunkt<br />
der Verhandlungen bestehenden Verträge zum<br />
Zeitpunkt der tatsächlichen Übergabe auch<br />
noch bestehen. Auch soll der Makler garantieren,<br />
dass das Guthaben auf seinem Storno-<br />
Reserve-Konto ausreicht, um zu erwartende<br />
Stornierungen auszugleichen – sonst haftet<br />
der Verkäufer für den übersteigenden Betrag.<br />
Während der unerfahrene Verkäufer fast nur<br />
auf den Kaufpreis achtet, bauen erfahrene Unternehmenskäufer<br />
ein für Laien kaum nachvollziehbares<br />
Konstrukt aus Vertragsklauseln auf.<br />
Eben weil Makler es hier mit M&A-Spezialisten<br />
zu tun haben, sollten sie ebenfalls einen Profi in<br />
Sachen Mergers & Acquisitions an ihrer Seite<br />
haben.<br />
<strong>procontra</strong>: Können Makler kurzfristig noch eine<br />
Art „Kaufpreis-Tuning“ vornehmen?<br />
Grimm: Kurzfristig kann man den Wert eines<br />
Unternehmens nicht steigern. Eine gute Verhandlungstaktik<br />
könnte was bringen. Aber das<br />
funktioniert bei Profi-Käufern nicht. Als einzige<br />
Option bleibt, die Übertragbarkeit der Bestände<br />
zu verbessern.<br />
<strong>procontra</strong>: Und wie gelingt Maklern das?<br />
Grimm: Dafür bedarf es insbesondere von jedem<br />
Kunden eines schriftlichen Maklervertrages und<br />
einer Datenschutzerklärung, die die Zustimmung<br />
zur Übertragung an einen Rechtsnachfolger<br />
beinhaltet – auch im Todesfall des Maklers,<br />
damit im Notfall seine Erben nicht leer ausgehen.<br />
Ohne Kundenzustimmung funktioniert<br />
eine direkte Übertragung nicht. Hat eine Makler<br />
seinen Bestand bisher nicht entsprechend<br />
gepflegt, könnte er dies vielleicht innerhalb von<br />
zwölf Monaten nachholen. Also: Nicht die Höhe<br />
des aktuellen Bestands ist entscheidend für<br />
den Kaufpreis. Es zählt, was vom Bestand beim<br />
Käufer ankommt. <br />
DIGITALE DATEN SIND EIN MUSS<br />
Jedes Kriterium ist ein Hebel, den ein Makler<br />
ansetzen kann, um für sein Unternehmen<br />
oder seinen Bestand einen guten Preis<br />
zu erzielen. Sind viele oder alle Merkmale<br />
erfüllt, zahlen Bestandskäufer für übertragene<br />
Jahresumsätze oft das Drei- oder Vierfache,<br />
gelegentlich auch mehr, ist im Markt<br />
zu hören. Es lohnt sich also, das eigene „Lebenswerk“<br />
auch kurz vor dem Ruhestand<br />
dahin gehend noch einmal zu optimieren.<br />
Die einzelnen Kriterien haben für die Käufer<br />
ein unterschiedliches Gewicht. Besonders<br />
wichtig seien die Zusammensetzung des<br />
Bestands und die technische Aufstellung,<br />
erklärt Rolf Schürmann, Vorstandschef des<br />
Maklerpools BCA, der unter anderem mit<br />
seinem Angebot der BCA-Maklerrente auf<br />
Bestandsjagd geht. Und wörtlich: „Sollte<br />
der Vermittler zudem die nötige geschäftliche<br />
Größe im Investmentgeschäft besitzen<br />
und sämtliche Vertragsdaten digital aufbereitet<br />
haben, dann ist dies der Idealfall.“<br />
Fazit: Das Interesse an gut gepflegten<br />
Beständen und professionell aufgestellten<br />
Maklerunternehmen ist riesig. Vor allem<br />
die wiederkehrenden Bestandscourtagen<br />
locken Kapitalgeber an, die im Verbund<br />
mit einem großen Maklerpool auf Beutezug<br />
gehen. Geschenkt bekommen Makler aber<br />
nichts. Wessen Bestand oder Büro technisch<br />
nicht auf der Höhe der Zeit ist – sprich<br />
Bytes statt Papier –, wird sein Lebenswerk<br />
selbst in diesem Umfeld kaum gut verkaufen<br />
können; möglicherweise sogar gar nicht<br />
und er muss es auslaufen lassen.<br />
PRO<br />
BESTAND JETZT NOCH SCHNELL<br />
»AUFHÜBSCHEN«?<br />
Übertragungsquote<br />
höher<br />
Transparenz im<br />
Bestand höher<br />
Chance auf höheren<br />
Kaufpreis<br />
CONTRA<br />
Besser mit langem<br />
Vorlauf planen<br />
Dann Kaufpreis<br />
deutlich höher<br />
Käufer fühlt sich<br />
mitunter getäuscht<br />
60 Foto: Christoph Vohler
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BERATER pro & contra<br />
ZINSWENDE – GEHT DEN FINTECHS<br />
JETZT DAS GELD AUS?<br />
Durch die Zinswende ergeben sich für<br />
Investoren attraktive Alternativen. Dr. Nils<br />
Beier (Managing Director bei Accenture)<br />
und Christian Macht (CEO von Element)<br />
mit kontroversen Ansichten, wie sich das bei<br />
FinTechs niederschlägt<br />
Dr. Nils Beier,<br />
Managing Director bei der<br />
Unternehmensberatung Accenture<br />
Im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren ist es heute deutlich<br />
schwerer für FinTechs, Funding zu bekommen. Dies gilt nicht für<br />
alle FinTechs in gleichem Maße, aber die Zeiten des unbegrenzten<br />
Geldes sind erst mal vorbei.<br />
Die prognostizierten Fundings in Deutschland werden im Jahr<br />
<strong>2022</strong> sehr deutlich unter denen aus 2021 liegen. Das ist ein klares<br />
Zeichen für eine deutliche Abkühlung. Allerdings war 2021 für<br />
FinTechs auch ein extremes Jahr mit sehr hohen Fundings. Vergleicht<br />
man die Jahre <strong>2022</strong> und 2020, so sieht man einen klaren<br />
Anstieg. Nichtsdestotrotz: FinTechs haben es jetzt schwerer, an<br />
Gelder zu kommen, als vorher.<br />
Hierfür gibt es einen wesentlichen<br />
Grund: die gestiegenen Zinsen.<br />
pro<br />
Der Zinsanstieg führt zu einer Abwertung<br />
der Aktienmärkte. Dies<br />
wirkt sich negativ auf die Bewertungen<br />
der größeren FinTechs aus.<br />
Größere FinTechs lassen<br />
sich recht gut mit<br />
den börsennotierten<br />
„FinTechs“ vergleichen.<br />
Unterschiedliche<br />
Multiples sind nicht<br />
mehr erklärbar. Somit<br />
drohen den Investoren<br />
in diesem Teil ihrer Bestände<br />
deutliche Kurskorrekturen<br />
nach unten.<br />
Dies gilt es zu verhindern. Anders als an den Aktienmärkten,<br />
materialisiert sich eine solche Abwertung aber erst dann, wenn<br />
eine neue Finanzierungsrunde und damit Bewertung ansteht. Deshalb<br />
zögern Investoren die Finanzierung derzeit möglichst lange<br />
hinaus. Der Fokus aller Investoren liegt auf ihren bestehenden<br />
Investments mit dem Ziel, diese schnell zu „profitabilisieren“.<br />
Das bedeutet, ganz klassisch: Kosten runter, Erträge hoch. Mittelfristig<br />
muss zudem ein nachhaltig profitables Geschäftsmodell<br />
vorgezeigt werden, denn die Zinswende wird nicht übermorgen<br />
wieder vorbei sein.<br />
»Das Geld der<br />
Investoren sitzt<br />
nicht mehr so<br />
locker wie vorher.«<br />
DER FOKUS LIEGT KLAR AUF DEN BESTÄNDEN<br />
Wenn sich über kurz oder lang eine Finanzierung nicht vermeiden<br />
lässt, wird „ausgesiebt“. Nur wer klar und nachvollziehbar<br />
aufzeigen kann, wie die Profitabilität zügig erreicht werden kann,<br />
bekommt eine Finanzierung. Die anderen werden zum Beispiel<br />
verkauft oder abgewickelt. Bei wirklich großen FinTechs kann<br />
auch ein „Too big to fail“-Effekt entstehen. Obwohl es keinen<br />
62 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
pro & contra BERATER<br />
klaren Plan gibt, um profitabel zu werden, erhalten diese Mega-<br />
FinTechs weitere Finanzierungen, auch weil schon zu viel Geld<br />
dort gebunden ist.<br />
Der Fokus der Investoren liegt also derzeit klar auf den Beständen.<br />
Aufs Neugeschäft vollständig verzichten derzeit jene<br />
Investoren, die eher Mitläufer sind, zum Beispiel Family Offices.<br />
Professionelle Venture-Capital-Investoren schauen sich neue Investments<br />
natürlich weiterhin an. Es gibt noch immer viel Geld<br />
im Markt, und die Fundraisings waren sowohl in 2021 als auch<br />
<strong>2022</strong> sehr hoch. Aber eben mit deutlich mehr Zeit und ohne den<br />
Druck, den Deal möglichst schnell zuzusagen aus der Angst heraus,<br />
ihn sonst zu verlieren. Das bedeutet aber gerade für kleinere<br />
FinTechs auch, dass das Geld der Investoren nicht mehr „so locker<br />
sitzt“ wie vorher. <br />
Warum den FinTechs im Generellen nicht das Geld ausgehen wird,<br />
liegt meiner Meinung nach an deren Agilität und Innovationsfreude,<br />
aber vor allem auch am Innovationsstau der Finanzindustrie!<br />
Der Gründungsboom von vor 2017 hat sich abgeschwächt,<br />
der Wettbewerb nimmt zu, die Akquisitionskosten an der Kundenschnittstelle<br />
sind hoch und Finanzierungsmittel schwerer zu<br />
beschaffen. Die derzeitige Marktsituation um Krieg, Inflation<br />
und die Erwartung weiter steigender Zinsen übt enormen Druck<br />
auf die FinTechs aus, schneller profitabel zu werden. Wenn man<br />
in diesem Kontext als FinTech dann auch noch Geld braucht, erhöht<br />
sich der Druck durch die Investoren.<br />
DIE FINANZINDUSTRIE STECKT IM INNOVATIONSSTAU<br />
FinTechs verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze, vor allem in<br />
der Wertschöpfungskette. Manche sind im Versicherungssektor<br />
mit innovativen Lösungen im Vertrieb tätig, andere bieten Apps<br />
an, die die finanzielle Situation der Nutzer analysieren, und wieder<br />
andere stellen Banken oder Versicherern IT-Lösungen zur<br />
Verfügung.<br />
Die Finanzindustrie steckt im Innovationsstau, die technologische<br />
Entwicklung schreitet aber weiter voran, daher wird<br />
es zu weiteren Gründungen kommen, die sich als lukrative Geschäftsmodelle<br />
erweisen werden. Die Zukunft wird – wie in anderen<br />
Branchen – durch Schnelligkeit, Flexibilität und Effizienz<br />
entschieden. Essenzielle Vorteile werden das Einbinden von KI-<br />
Mechanismen und Big Data bringen. Viele Neugründungen<br />
fokussierten sich in jüngster Zeit<br />
eher auf B2B. Vorteile sind im Wesentlichen<br />
die Synergieeffekte auf beiden Seiten. Während<br />
FinTechs ihre Agilität und ihr IT-Know-how einbringen,<br />
bringen die Etablierten ihren Zugang<br />
zu den Kunden, ihre großen Datenbestände sowie<br />
regulatorisches Know-how ein. Auch ist der<br />
B2B Approach – wenn die ersten großen Hürden<br />
genommen sind – meist das resilientere Modell.<br />
ETWAS M&A SCHADET DEM MARKT NICHT<br />
Die aktuelle Krise wirkt potenzierend, weil sich<br />
der Markt konsolidiert. Die Geschäftsmodelle,<br />
die nachhaltig sind, werden gestärkt daraus hervorgehen. Investoren<br />
erkennen sehr wohl, welche Start-ups – risikogewichtet<br />
– lukrativ sind, und es wird weiter finanziert und investiert. Investments<br />
werden nicht aufhören. Es wird nur – ich würde fast<br />
behaupten: endlich – genauer geprüft, wer es verdient. Ich gehe<br />
von nicht wenigen Fusionen und Übernahmen aus, aber etwas<br />
M&A schadet dem FinTech-Markt definitiv nicht!<br />
contra<br />
»Investments werden nicht<br />
aufhören. Es wird nur genauer<br />
geprüft, wer es verdient.«<br />
Christian<br />
Macht,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
des Berliner<br />
FinTechs<br />
Element<br />
Nach dem Winter wird der Frühling kommen. Der größte Fehler,<br />
den die Branche jetzt machen kann, ist zu glauben, das FinTechs<br />
verschwinden. Ganz im Gegenteil: FinTechs – ein paar weniger<br />
sicherlich – werden gestärkt aus der Krise hervorgehen. Jetzt ist<br />
der richtige Zeitpunkt, um zu guten Konditionen einzusteigen. <br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
63
BERATER Maklers Lieblinge <strong>2022</strong><br />
DIE LIEBLINGE DER MAKLER<br />
Inflation, Zinswende und Zukunftsängste erhöhen derzeit den Beratungsbedarf.<br />
Auf welche Produktgeber und Partner die freien Vermittler dabei setzen,<br />
hat „Maklers Lieblinge“ ermittelt – und war dabei noch nie so aussagekräftig.<br />
– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />
Mischmodelle offenbar an Bedeutung (13,9<br />
Prozent gegenüber 11,3 Prozent 2021).<br />
Im Durchschnitt können die Umfrageteilnehmer<br />
auf 20 bis 25 Jahre Berufserfahrung<br />
in der Versicherungsbranche zurückblicken.<br />
Zwar arbeiten viele von ihnen (39,3<br />
Prozent) komplett allein, die Mehrheit hat<br />
aber mindestens einen Angestellten. Zusammen<br />
mit diesen betreuen die Vermittler<br />
durchschnittlich etwa 550 Kunden, von<br />
denen jeder etwa vier Verträge bei ihnen<br />
hat. Ihr hauptsächliches Einkommen erzielen<br />
die Vermittler seit diesem Jahr wieder<br />
mit der Lebensversicherung (47,9 Prozent).<br />
Im Vorjahr hatte diese nur den zweiten<br />
Rang hinter SHUK-RS-privat innegehabt,<br />
welches nun an zweiter Stelle kommt (38,7<br />
Prozent). Die Bereiche Gewerbe-Komposit<br />
(7,4 Prozent) und PKV (6,0) stellen nur für<br />
die wenigsten Makler die hauptsächliche<br />
Einkommensquelle dar. Das soll offenbar<br />
auch noch eine ganze Weile so weitergehen.<br />
Denn die Einstellung oder Übergabe des<br />
eigenen Geschäftsbetriebs in der nächsten<br />
Zeit ist aktuell nur für 8,1 Prozent ein Thema.<br />
Was bewegt die Makler, wie sieht ihr Arbeitsalltag<br />
aus und mit welchen Versicherern<br />
arbeiten sie in den verschiedenen<br />
Produktbereichen am liebsten zusammen?<br />
Zum mittlerweile neunten Mal fragte<br />
„Maklers Lieblinge“ danach. Noch nie waren<br />
die gesammelten Antworten dabei so<br />
aussagekräftig wie in diesem Jahr – insgesamt<br />
1.742 Vermittlerinnen und Vermittler<br />
nahmen an der <strong>procontra</strong>-Umfrage teil.<br />
9 von 10 Teilnehmer (90,3 Prozent) sind<br />
als Makler oder Mehrfachagenten unterwegs.<br />
Der Rest teilt sich auf in Honorarberater,<br />
gebundene Vertreter, Versicherungsberater<br />
und angestellte Verkäufer.<br />
Entsprechend verfügen fast alle Teilnehmer<br />
über eine Zulassung als Versicherungsvermittler<br />
gemäß Paragraf 34d GewO (91,6<br />
Prozent). Die meisten Überschneidungen<br />
gibt es demnach mit Immobilienmaklern<br />
gemäß 34c GewO (33,0 Prozent), erst danach<br />
folgen die Finanzanlagenvermittler<br />
gemäß 34f GewO (29,2). Zwar lässt sich<br />
der Großteil der Vermittler seine Dienste<br />
auch weiterhin mit Provision bzw. Courtage<br />
vergüten (83,2 Prozent), jedoch gewinnen<br />
AN MAKLERPOOLS FÜHRT KEIN WEG VORBEI<br />
Als umso wichtiger sehen es die Makler<br />
daher an, sich für einen anspruchsvollen<br />
Wettbewerb zu wappnen. Dabei spielen<br />
Maklerpools, -verbünde und andere Intermediär-Formen<br />
eine wichtige Rolle. Nur<br />
noch 7,8 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />
arbeiten nicht mit einem solchen zusammen,<br />
was auch mit der Teilnahme einiger<br />
gebundener Vertreter zusammenhängen<br />
könnte. Oft genügt hier ein Partner (43,9<br />
Prozent). Knapp jeder Dritte ist an zwei<br />
Intermediäre angebunden (29,0 Prozent),<br />
und jeweils kleinere Gruppen nutzen drei<br />
64 Illustration: Roman Kulon
Maklers Lieblinge <strong>2022</strong> BERATER<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Fonds Finanz<br />
Vema<br />
9,6<br />
blau direkt<br />
Alle Angaben in %<br />
TOP 3 MAKLERPOOLS<br />
11,7<br />
56,6<br />
Pools (11,2 Prozent) oder mehr (8,0). Wer<br />
als Vermittler eine solche Zusammenarbeit<br />
betreibt, schätzt daran vor allem den breiten<br />
Produkt- und Anbieterzugang (76,0<br />
Prozent; Mehrfachnennungen möglich; n =<br />
1.296). Auch die Möglichkeit zur Nutzung<br />
der verschiedenen Vergleichsrechner wird<br />
als sehr wertvoll wahrgenommen (62,8<br />
Prozent). Die Reduzierung ihres administrativen<br />
Aufwands durch die Anbindung<br />
bildet für 51,8 Prozent der Makler den<br />
Hauptgrund für die Zusammenarbeit.<br />
Mit Blick auf die diesjährige Abstimmung<br />
zeigt sich, dass dies erneut der Fonds<br />
Finanz aus München am besten gelingt<br />
(siehe Grafik „Top 3 Maklerpools“). Die<br />
Meldung vom Dezember 2021, dass der<br />
Investor HG Capital 60 Prozent an dem<br />
Maklerpool gekauft hat, hat diesem also<br />
offenbar nicht negativ zugesetzt. „Die erneute<br />
Auszeichnung als Maklers Liebling<br />
<strong>2022</strong> freut mich natürlich sehr und ist eine<br />
großartige Anerkennung unserer Arbeit,<br />
die wir stets im Sinne unserer Makler leisten.<br />
Dieses Resultat zeigt, dass wir als führender<br />
Maklerpool den Finger immer am<br />
Puls der Zeit haben, und spiegelt vor allem<br />
das positive Stimmungsbild der Makler wider.<br />
Daher geht ein großes Dankeschön an<br />
alle Maklerinnen und Makler, die uns dank<br />
der gemeinsamen Zusammenarbeit mit uns<br />
ihr Vertrauen schenken“, kommentierte<br />
Fonds-Finanz-Chef Norbert Porazik das<br />
Ergebnis. Seit 2018 steht sein Pool in dieser<br />
Kategorie immer ganz oben. Nur 2019<br />
wurde er einmalig von der Vema abgelöst.<br />
COMEBACK DER ALTE LEIPZIGER<br />
Einen neuen Sieger gibt es dagegen in der<br />
Kategorie „Beste Maklerbetreuung“. Hier<br />
konnte die Alte Leipziger zum zweiten Mal<br />
(erstmalig 2016) die Herzen der Makler<br />
vollends erobern. ALH-Vertriebsvorstand<br />
Frank Kettnaker sagte: „Ich freue mich<br />
außerordentlich, dass die Makler sagen:<br />
Die beste Betreuung bieten uns Alte Leipziger<br />
und Hallesche. Dieser Platz eins ist<br />
die höchste Form der Anerkennung für<br />
unsere Arbeit. Ich danke allen Maklerinnen<br />
und Maklern, die uns ihre Stimme<br />
gegeben haben, und ich danke insbesondere<br />
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
der ALH Gruppe, die mit Freude und<br />
Elan Tag für Tag diesen ausgezeichneten<br />
Service bieten“ (sie he Interview Seite 42).<br />
Entscheidend für eine gute Maklerbetreuung<br />
sind aus Sicht der Umfrageteilnehmer<br />
gute Erreichbarkeit (87,1 Prozent) und<br />
schnelle Rückmeldungen auf Nachfragen<br />
(84,9). Die Kompetenz speziell der Maklerbetreuer<br />
(67,2 Prozent), aber auch die<br />
Kompetenz aller Beschäftigten im Bereich<br />
Maklerbetreuung (66,6) liegen dabei ziemlich<br />
gleichauf als drittwichtigster Grund.<br />
Auch eine schnelle Antrags- und Schadenbearbeitung<br />
(56,6 Prozent) sowie einen<br />
freundlichen Umgangston (47,0) schätzen<br />
die unabhängigen Vermittler. Wenn diese<br />
Attribute bei einem Versicherer gegeben<br />
sind, spielen die Qualität der Vertriebsunterlagen<br />
(28,8 Prozent) und die Möglichkeit<br />
zur Kommunikation über viele<br />
verschiedene Kanäle (26,2) nur untergeordnete<br />
Rollen. Kaum noch Bedeutung besitzen<br />
dagegen regelmäßige Treffen vor Ort<br />
(13,8 Prozent) sowie generell eine regionale<br />
Abdeckung mit Maklerbetreuern in der<br />
Fläche (13,3).<br />
Natürlich haben wir auch in diesem<br />
Jahr wieder wissen wollen, mit welchen<br />
Versicherern die freien Vermittler in den<br />
vier großen Sparten Lebensversicherung,<br />
private Krankenversicherung, Schaden-/<br />
Unfallversicherung für Privatkunden sowie<br />
Gewerbe-Komposit am liebsten zusammenarbeiten.<br />
Dabei wurden im Vergleich zum<br />
Vorjahr zahlreiche Top-3-Platzierungen innerhalb<br />
der insgesamt 35 abgefragten Produktkategorien<br />
getauscht.<br />
Die meisten ersten Plätze (sieben) gingen<br />
dabei an die Allianz, die in den letzten Jahren<br />
generell in der Gunst der Makler merklich<br />
aufgeholt hat und in der Lebensversicherung<br />
dominiert.<br />
In den anderen Sparten gestalteten sich<br />
die Rennen dagegen offener. Auch manche<br />
Deckungskonzepte von Maklerpools und<br />
Assekuradeuren schafften es auf die vorderen<br />
Plätze. Wer sonst noch gut abschnitt,<br />
können Sie den folgenden Tabellen entnehmen.<br />
Top-Anbieter Komposit Gewerbe<br />
# Gesellschaft %<br />
Betriebshaftpflicht<br />
1 Die Bayerische 10,5<br />
2 VHV 9,4<br />
3 R+V 7,3<br />
Cyber Gewerbe<br />
1 Hiscox 21<br />
2 Cogitanda 12,2<br />
3 Markel 8,7<br />
Betriebsschließung<br />
1 HDI 12,4<br />
2 Allianz 7,8<br />
3 R+V 5,6<br />
D&O<br />
1 Hiscox 23,4<br />
2 Markel 11,5<br />
3 R+V 8<br />
Vermögensschaden-Haftpflicht<br />
1 Hiscox 17,5<br />
2 Ergo, Allianz 10,8<br />
4 R+V 10,1<br />
Kfz-Flotte<br />
1 Kravag 21,7<br />
2 VHV 14<br />
3 R+V 11,2<br />
Betriebsinhalt<br />
1 Die Bayerische 10,1<br />
2 Axa 8<br />
3 R+V, Rhion 6,6<br />
Firmenrechtsschutz<br />
1 Arag 32,2<br />
2 Auxilia 16,4<br />
3 Roland 12,9<br />
Illustration: Roman Kulon<br />
65
BERATER Maklers Lieblinge <strong>2022</strong><br />
Top-Anbieter Private Lebensversicherung<br />
# Gesellschaft %<br />
Privatrente<br />
1 Allianz 21,3<br />
2 Volkswohl Bund 7<br />
3 Die Bayerische 6,7<br />
# Gesellschaft %<br />
Indexpolice<br />
1 Allianz 20,3<br />
2 Volkswohl Bund 10,6<br />
3 LV 1871 5,8<br />
# Gesellschaft %<br />
Grundfähigkeit<br />
1 Canada Life 16,7<br />
2 Nürnberger 12<br />
3 Die Bayerische 9,4<br />
Fondspolice<br />
1 Allianz 9,3<br />
2 LV 1871 8,5<br />
3 Volkswohl Bund 7,8<br />
Rürup / Basisrente<br />
1 Allianz 11,8<br />
2 LV 1871 7,5<br />
3 Canada Life 6,1<br />
Risikoleben<br />
1 Dela, Hannoversche 20,6<br />
3 Dialog 7,9<br />
4 Allianz 7,8<br />
bAV<br />
1 Allianz 19,4<br />
2 Canada Life 7,1<br />
3 Alte Leipziger 7<br />
Berufsunfähigkeit<br />
1 Alte Leipziger 17,2<br />
2 Nürnberger 12,2<br />
3 Die Bayerische 8<br />
Dread Disease<br />
1 Canada Life 38,3<br />
2 Nürnberger 10,1<br />
3 Zurich, die Bayerische 7,9<br />
Riester<br />
1 WWK 17<br />
2 Allianz 10,1<br />
3 Volkswohl Bund 6,4<br />
Erwerbsunfähigkeit<br />
1 Allianz 8,4<br />
2 Canada Life 6,5<br />
3 Nürnberger 6,2<br />
Sterbegeld<br />
1 Dela 15,6<br />
2 Ideal 10,6<br />
3 Monuta 9,4<br />
Top-Anbieter SHUK-RS Privatkunden<br />
# Gesellschaft %<br />
Private Haftpflicht<br />
1 Die Haftpflichtkasse 27,8<br />
2 VHV 17,1<br />
3 Maxpool-Deckungskonzept 7,7<br />
# Gesellschaft %<br />
Rechtsschutz<br />
1 Arag 28,6<br />
2 Auxilia 25,2<br />
3 Itzehoer 8,4<br />
# Gesellschaft %<br />
Unfall<br />
1 InterRisk 14,5<br />
2 Basler 13<br />
3 Die Haftpflichtkasse 12,7<br />
Hausrat<br />
1 Die Haftpflichtkasse 18,9<br />
2 Ammerländer 17<br />
3 VHV 7,4<br />
Tierhalterhaftpflicht<br />
1 Die Haftpflichtkasse 23,4<br />
2 NV 11,7<br />
3 Maxpool-Deckungskonzept 8,3<br />
Kfz<br />
1 VHV 29,2<br />
2 Itzehoer 14,4<br />
3 Kravag 8,4<br />
Wohngebäude<br />
1 Domcura 26,2<br />
2 Konzept & Marketing 7,1<br />
3 VHV 7<br />
Tier-Kranken / Tier-OP<br />
1 Adcuri 14,2<br />
2 Uelzener 14,1<br />
3 Barmenia 10,6<br />
Cyber Privat<br />
1 VHV 6,5<br />
2 HDI 4,3<br />
3 Cogitanda 3,7<br />
66 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|22
Maklers Lieblinge <strong>2022</strong> BERATER<br />
Top-Anbieter Private Krankenversicherung<br />
# Gesellschaft %<br />
Vollversicherung<br />
1 HanseMerkur 14,5<br />
2 Barmenia 14<br />
3 Arag 12,1<br />
# Gesellschaft %<br />
Krankenzusatz ambulant<br />
1 Barmenia 20,9<br />
2 Arag 8,6<br />
3 DKV 6,7<br />
# Gesellschaft %<br />
Pflegezusatz<br />
1 Allianz 20,2<br />
2 Ideal 8,4<br />
3 DFV 7,9<br />
Zahnzusatz<br />
1 Barmenia 23,6<br />
2 Arag 11,6<br />
3 Nürnberger, die Bayerische 8,6<br />
Krankenzusatz stationär<br />
1 Barmenia 14<br />
2 Arag 11,1<br />
3 Hallesche 8,2<br />
bKV<br />
1 Hallesche 15,8<br />
2 Allianz 12,3<br />
3 Nürnberger 9,6<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|22<br />
67
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Vermittlerstudie 2021<br />
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Maklers Lieblinge<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der R+V Versicherungsgruppe<br />
68 Anzeige
R+V Versicherungsgruppe FOKUS<br />
FOKUS<br />
R+V Versicherungsgruppe<br />
Man steigt nie zwei Mal in denselben<br />
Fluss – diese Weisheit gilt auch für<br />
die alljährliche Kfz-Wechselsaison. Wer<br />
als Makler oder Maklerin schon länger<br />
im Geschäft ist, mag zwar in jedem<br />
Herbst gewisse Parallelen erkennen.<br />
Zugleich aber stellt sich die Kfz-Tariflandschaft<br />
immer wieder neu dar, denn<br />
die Produktentwickler in der Assekuranz<br />
ruhen ebenso wenig wie die technische<br />
Entwicklung. Diese hält die Maklerschaft<br />
gleich auf zwei Ebenen auf Trab: Zum einen<br />
verändern sich die Fahrzeuge fortlaufend.<br />
Das gilt im Kleinen, etwa mit besserem<br />
Diebstahlschutz, stetig ausgefeilteren<br />
Sicherheitssystemen und immer teureren<br />
Gadgets, aber vor allem im Großen, wie<br />
bei der breiten Elektrifizierung. Die E-<br />
Mobilitäts-Revolution zieht auch eine tarifliche<br />
Umwälzung nach sich, die gerade<br />
erst begonnen hat. Als Reaktion auf diese<br />
Entwicklungen passen die Versicherer<br />
ihre Tarife kontinuierlich an den Stand<br />
der Technik an. Neben diesem müssen sie<br />
aber auch weitere Faktoren einbeziehen,<br />
etwa den auf Kundenseite wachsenden<br />
Wunsch nach Nachhaltigkeit. Und dann<br />
ist da schließlich auch noch der brancheninterne<br />
Wettbewerb, der genuin<br />
versicherungstechnische Fortschritt also,<br />
Alles neu macht die<br />
Wechselsaison<br />
der immer wieder Tarifinnovationen hervorbringt<br />
und neue Standards setzt. Aus<br />
all dem ergibt sich eine hohe Dynamik im<br />
Kfz-Tarifgefüge.<br />
Zum anderen macht der Fortschritt auch<br />
bei den Beratungs-, Tarifauswahl- und<br />
Abwicklungsprozessen keine Pause. Die<br />
Versicherer arbeiten mit Hochdruck daran,<br />
Maklern und Endkunden mit digitaler<br />
Hilfe das Leben zu erleichtern. Sosehr das<br />
im Einzelnen gelingt, so unübersichtlich<br />
macht die Vielzahl der Lösungen den<br />
Foto: Baona<br />
Markt für Vermittler. Ein „Business as<br />
usual“ mag es im Kfz-Wechselgeschäft<br />
vielleicht vor vielen Jahren gegeben haben,<br />
heute indes muss man am Ball bleiben und<br />
jedes Jahr neue Bewertungen anstellen.<br />
Immerhin auf eines ist dabei Verlass: Die<br />
KRAVAG gehört in die engere Auswahl.<br />
Denn im Kfz-Geschäft liegt die Kernkompetenz<br />
der R+V-Tochter, und das merkt<br />
man den Produkten, Prozessen und Services<br />
an. Mehr dazu lesen Sie im Interview<br />
auf den Folgeseiten.<br />
Die Zukunft der<br />
Mobilität:<br />
Elektrofahrzeuge<br />
verlangen neue<br />
Schwerpunkte in der<br />
Absicherung – ein Treiber<br />
der dynamischen<br />
Entwicklung.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der R+V Versicherungsgruppe<br />
Anzeige<br />
69
FOKUS R+V Versicherungsgruppe<br />
»Wir denken zu 99 Prozent<br />
in Richtung Makler«<br />
Inga Gauer, Filialdirektorin bei der KRAVAG, über die Kfz-Tarife und -Services ihres Hauses,<br />
fortwährende Prozessoptimierung und die Rolle, die Makler dabei spielen<br />
– TEXT: SEBASTIAN WILHELM –<br />
<strong>procontra</strong>: KRAVAG ist als Kfz-Versicherer<br />
seit Jahrzehnten am Markt. Warum sollten<br />
Makler auch heute noch zu einer Absicherung<br />
bei Ihnen raten?<br />
Inga Gauer: Wie Sie erwähnen, gibt es<br />
uns bei der KRAVAG schon sehr lange.<br />
Wir haben einen sehr klaren und starken<br />
Fokus, nämlich auf alles rund um das Thema<br />
Kfz – Privatkunden, Flottengeschäft,<br />
Branchenpolice und, und, und. Durch die<br />
Spezialisierung und unseren klaren Fokus<br />
kennen wir die Sorgen und Nöte und auch<br />
die Herausforderungen, mit denen die<br />
Kunden und unsere Geschäftspartner konfrontiert<br />
sind, und liefern dafür attraktive<br />
Lösungen.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Services bieten Sie Maklern<br />
außerhalb des eigentlichen Versicherungsvorgangs?<br />
Gauer: Da ist die Bandbreite ziemlich<br />
groß. Es fängt an mit den technischen<br />
Anbindungen, das heißt: Wie kommt ein<br />
Geschäftspartner überhaupt zu seinen<br />
Bestandsdaten? Ein Stichwort lautet hier<br />
BiPRO, wie bei anderen Sparten und<br />
Gesellschaften auch. Gerade im Bereich<br />
Kfz sind wir da sehr gut aufgestellt. Es<br />
gibt zudem Geschäftspartner, die kein<br />
eigenes Maklerverwaltungsprogramm<br />
haben. Nicht nur für sie haben wir unser<br />
Maklerportal komplett neu aufgestellt, wo<br />
man alle Daten schnell findet und herunterladen<br />
kann. Dann gibt es aber noch<br />
ganz andere Themen bei der KRAVAG.<br />
Bei der KRAVAG-LOGISTIC, wo auch das<br />
Schwer- und Gütergeschäft abgewickelt<br />
wird, haben wir uns beispielsweise gefragt:<br />
»Die Kunden<br />
schließen jetzt ab<br />
und haben dank der<br />
Beitragsgarantie die<br />
Sicherheit einer<br />
stabilen Prämie im<br />
nächsten Jahr.«<br />
Was passiert eigentlich mit den Lkw, die<br />
an den Raststätten nachts keinen Parkplatz<br />
mehr bekommen? Dafür haben wir<br />
das KRAVAG Truck Parking ins Leben<br />
gerufen, für das Kunden mit großen Höfen<br />
Parkplätze zur Verfügung stellen. Das ist<br />
ein bundesweites Netzwerk, das – Hand<br />
aufs Herz – mit dem eigentlichen Kfz-Tarif<br />
gar nichts zu tun hat, aber eine wertvolle<br />
Hilfestellung für unsere Kunden darstellt.<br />
In diesem Sinne decken wir mit unseren<br />
Services ein sehr breites Spektrum ab, etwa<br />
auch indem wir unsere Kunden bei Aktionen<br />
unterstützen. Wenn beispielsweise ein<br />
Kunde mit einer mittelgroßen Flotte alle<br />
seine Kunden anschreiben möchte, um sie<br />
vor der Urlaubszeit über den Schutzbrief<br />
oder die Fahrerschutz-Zusatzversicherung<br />
zu informieren, dann unterstützen wir das<br />
auf verschiedenen Wegen, ob mit Musteranschreiben<br />
oder mit der Selektion. So<br />
versuchen wir auf alle Bedarfe und Wünsche<br />
rund um Kfz einzugehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Am Ende achten die Kunden<br />
indes jenseits aller Services primär auf die<br />
„harten“ Tarifbedingungen. Mit welchen<br />
Highlights und Alleinstellungsmerkmalen<br />
können Sie hier überzeugen?<br />
Gauer: Im Zuge der Entwicklung des neuen<br />
Kfz-Tarifs haben wir uns nicht nur den<br />
Wettbewerb angeschaut, sondern auch<br />
noch einmal neu Gedanken über die Frage<br />
gemacht: Was braucht eigentlich der Geschäftspartner?<br />
Wir haben zum Beispiel die<br />
Fristen für die Neuwertentschädigung verlängert.<br />
Im letzten Jahr haben wir bereits<br />
für den sogenannten Zusatzfahrer einen<br />
Baustein entwickelt, der insbesondere für<br />
Familien sehr sinnvoll ist, in denen die<br />
Kinder gerade den Führerschein gemacht<br />
haben und das elterliche Auto mit nutzen.<br />
Er wird von den Kunden hervorragend angenommen.<br />
Auch beim Thema E-Mobilität<br />
sind wir sehr gut aufgestellt, wenngleich<br />
hier der Raum nicht ausreicht, um in die<br />
kundenfreundlichen Details einzutauchen.<br />
<strong>procontra</strong>: Der Zusatzfahrer genießt mit<br />
dem entsprechenden Baustein den gleichen<br />
Schutz wie der Hauptfahrer?<br />
Gauer: Genau, für einen festen Betrag pro<br />
Jahr kann der Zusatzfahrer die versicherten<br />
Autos zu gleichen Konditionen<br />
mitnutzen. Ansonsten gibt es ja, auch<br />
bei der KRAVAG, häufig die Regelung,<br />
dass man pro Auto den jüngsten und den<br />
ältesten Fahrer angeben kann. Das ist aber<br />
etwas herausfordernd und gilt manchmal<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der R+V Versicherungsgruppe<br />
70 Anzeige
R+V Versicherungsgruppe FOKUS<br />
nur für einen bestimmten Zeitraum, weil<br />
der Zusatzfahrer irgendwann doch auf ein<br />
eigenes Fahrzeug umsteigt.<br />
<strong>procontra</strong>: In der Kfz-Sparte haben Onlineabschlüsse<br />
einen vergleichsweise hohen<br />
Anteil. Welchen Vorteil haben die Kunden,<br />
wenn sie einen Makler zurate ziehen?<br />
Gauer: Hier ist die Antwort schon ein<br />
bisschen in der Frage enthalten, denn<br />
sie lautet: den Makler. Wer schon mal<br />
versucht hat, sich durch einen Online-<br />
Versicherungsvergleich mit all seinen<br />
Tarifen und Angeboten „durchzuwühlen“,<br />
weiß das. Es gibt so viele Anbieter, so viele<br />
verschiedene Tarifgestaltungen, dass ein<br />
Endkunde kaum überblicken kann, welche<br />
Tarifmerkmale und welche Bausteine für<br />
ihn sinnvoll sein können. Hier kann ein<br />
Makler, der die Kundensituation und den<br />
Bedarf genau kennt, entscheidende Orientierung<br />
geben. Zumal es sich im Schadenfall<br />
auszahlt, wenn der Kunde nicht allein<br />
der Gesellschaft gegenübersteht, sondern<br />
auf die Erfahrung und Hilfe eines Maklers<br />
bauen kann.<br />
<strong>procontra</strong>: Apropos Schadenabwicklung:<br />
Welches Feedback erhält die KRAVAG für<br />
ihre Regulierungspraxis von Maklern?<br />
Gauer: Wir erhalten tatsächlich durch<br />
die Bank sehr gutes Feedback. Allenfalls<br />
bei bundesweiten Kumulschäden, also in<br />
Spitzenzeiten, kommt es vielleicht mal zu<br />
kurzen Wartezeiten an unserer Hotline,<br />
die wir dann aber schnell und gezielt<br />
verstärken. In normalen Zeiten läuft es<br />
schnell und reibungslos, und natürlich<br />
ist auch Kulanz für uns kein Fremdwort,<br />
wenn Grenzfälle auftreten. Bei dieser<br />
Gelegenheit möchte ich auch mal Dank an<br />
die Kollegen in den Schadenabteilungen<br />
aussprechen, von deren exzellenter Arbeit<br />
wir im Vertrieb ja massiv profitieren. Die<br />
hohe Qualität unserer Schadenabwicklung<br />
wird auch in neutralen Umfragen immer<br />
wieder bestätigt. Nichtsdestotrotz arbeiten<br />
wir weiterhin permanent daran, auch<br />
im Bereich Schaden die Prozesse noch<br />
einfacher und schlanker zu machen, damit<br />
es für alle Beteiligten schneller geht. Denn<br />
im Schadenfall zeigt sich schließlich erst,<br />
ob man dem Leistungsversprechen, das<br />
man vielleicht über viele Jahre gegeben<br />
hat, auch gerecht wird. Nehmen wir die<br />
relativ häufig vorkommenden Glasschäden<br />
als Beispiel. Wir versuchen auch hier, einfache,<br />
schlanke Prozesse zu generieren, in<br />
deren Rahmen sich unser Geschäftspartner<br />
nur einmal auf einer Plattform anmelden<br />
muss und danach alles automatisiert im<br />
Hintergrund abläuft und mit dem Kunden<br />
geregelt wird.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie haben auch eine Beitragsgarantie<br />
eingeführt – für welche Tarife gilt<br />
sie?<br />
Gauer: Die Beitragsgarantie gilt für die<br />
KRAVAG Allgemeine und innerhalb unseres<br />
Konzerns auch für die R+V Premium.<br />
Die Kunden schließen jetzt ab und haben<br />
die Sicherheit eines stabilen Beitrags im<br />
nächsten Jahr.<br />
<strong>procontra</strong>: Haben Makler bei der KRA-<br />
VAG persönliche Ansprechpartner bei<br />
Fragen und Problemen?<br />
Gauer: Ja, wir unterhalten ein bundesweites<br />
Netzwerk von Maklerbetreuern,<br />
die ausschließlich für das Thema Kfz<br />
zuständig sind und als die ersten Ansprechpartner<br />
für unsere Makler fungieren<br />
– für alle Fragen, ob zur Beantragung, zu<br />
Sondereinstufungen, Schadenfällen oder<br />
Bestandsumdeckungen. Sie kümmern<br />
sich den ganzen Tag um nichts anderes<br />
als die Belange unserer Partner. Falls der<br />
persönliche Maklerbetreuer mal temporär<br />
nicht erreichbar ist, weil er zum<br />
Beispiel in einem Meeting sitzt, stehen<br />
auch unsere Schaden-Hotline und unser<br />
Servicecenter zur Verfügung, für die wir<br />
auch von Maklern sehr positives Feedback<br />
bekommen. Es gibt also mehrere Kanäle<br />
zwischen der KRAVAG und ihren Maklerpartnern.<br />
Diese spielen bei der Weiterentwicklung<br />
unserer Produkte und Prozesse<br />
immer eine zentrale Rolle, denn sie sind<br />
ja gewissermaßen unsere Kunden. Ob wir<br />
eine BiPRO-Schnittstelle anbinden, ist für<br />
die Endkunden schließlich nicht relevant.<br />
99 Prozent unserer Überlegungen gehen<br />
daher in Richtung Makler. <br />
www.makler.ruv.de/kfz<br />
Anzeige<br />
71
BUSCHFUNK Sachwerte<br />
SACHWERTE<br />
IMMER WENIGER HÄUSLEBAUER<br />
Drastischer Rückgang bei den Baugenehmigungen<br />
Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen und Einfamilienhäuser ist erheblich zurückgegangen.<br />
So wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) von Januar<br />
bis Juli <strong>2022</strong> insgesamt 216.425 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt – dies waren<br />
2,1 Prozent oder 4.690 weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei den Baugenehmigungen für<br />
Einfamilienhäuser war der Rückgang noch drastischer: Von Januar bis Juli <strong>2022</strong> ging die Zahl<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,1 Prozent (9.343) auf 48.613 zurück. Dabei spielt<br />
allerdings auch das Auslaufen des Baukindergeldes 2021 eine Rolle. Familien mit Kindern<br />
konnten die staatliche Fördermaßnahme beantragen, wenn sie eine Baugenehmigung für<br />
selbst genutztes Wohneigentum vorliegen hatten. Am 31. März 2021 endete das Programm.<br />
Foto: Frizzantine<br />
ENERGIEEFFIZIENZ OBERSTE PRIO<br />
Steigende Energiepreise bestimmen Kaufverhalten.<br />
Foto: Imaginima<br />
Durch die hohen Energiepreise wird die Energieeffizienz von Gebäuden<br />
immer mehr zu einem entscheidenden Kaufkriterium. Nach einer<br />
Analyse des Immobilienvermittlers Engel & Völkers werden mangelhaft<br />
isolierte Altbauten und Bestandsobjekte mit weniger modernen<br />
Heizungssystemen zunehmend gemieden. Stattdessen liege der<br />
Fokus von Kaufinteressenten auf Immobilien in energetisch bestem<br />
Zustand – also Neubauten oder kernsanierte Objekte, bei denen in<br />
den kommenden Jahren keine Investitionen erforderlich sind.<br />
BAUBRANCHE STEHT VOR ABSCHWUNG<br />
Historischer Anstieg bei Auftragsstornierungen<br />
Hohe Baukosten und steigende Kreditzinsen sorgen im Wohnungsbau vermehrt für Auftragsstornierungen.<br />
Nach einer aktuellen Umfrage des Münchner ifo Instituts waren im August 11,6<br />
Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,5 Prozent im Vormonat. „Seit<br />
April sehen wir, dass auffällig viele Projekte gestrichen werden“, konstatiert ifo-Forscher Felix<br />
Leiss. Viele Betriebe befürchten Geschäftsrückgänge: Der Erwartungsindikator fiel auf minus<br />
48,3 Punkte und markiert damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Bis vor<br />
wenigen Monaten hätten die Weichen im Wohnungsbau noch auf Wachstum gestanden. Zwar<br />
verfügten die Unternehmen noch immer über prall gefüllte Auftragsbücher. „Aber mit Blick<br />
auf die künftige Entwicklung greift die Angst um sich“, so Leiss.<br />
Foto: Ifo-Institut<br />
72<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Sachwerte BUSCHFUNK<br />
Hansainvest: Langfristiger Mietvertrag mit<br />
flämischer Staatsbehörde<br />
Hansainvest Real Assets hat für das Objekt Kolonien straat<br />
29/31 in der Brüsseler Innenstadt einen neuen Großmieter<br />
gewonnen. Die flämische Regierungsbehörde für Einbürgerungen<br />
bezieht langfristig schrittweise seit 1. September<br />
<strong>2022</strong> insgesamt 3.246 Quadratmeter Bürofläche in der<br />
Liegenschaft.<br />
Foto: Jakub Mazur<br />
MiFID: Mehr<br />
Klarheit, bitte!<br />
DR. ANDREAS MATTNER<br />
Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)<br />
Savills: Mehrfamilienhäuser boomen<br />
Mehr als 27,3 Milliarden Euro wurden laut Savills in der<br />
ersten Jahreshälfte <strong>2022</strong> europaweit in Mehrfamilienhäuser<br />
investiert – das höchste bislang erfasste Halbjahresergebnis.<br />
Während die Transaktionsvolumen in Deutschland,<br />
Irland, den Niederlanden und Schweden im zweiten<br />
Quartal zurückgingen, war in Großbritannien, Dänemark<br />
und Spanien ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.<br />
Deka Immobilien: Verkauf Einzelhandelsobjekt<br />
Die Deka Immobilien hat ein Einzelhandelsobjekt in Paris<br />
aus dem Portfolio des Spezialfonds VA-Domus nach<br />
rund sechs Jahren Haltedauer veräußert. Käufer ist ein<br />
Joint Venture zwischen AnaCap Financial Partners und<br />
Freo Group. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen<br />
vereinbart.<br />
Oppenfield: Neues Joint Venture<br />
Die europaweit operierende Immobilienplattform Oppenfield<br />
hat das Joint Venture Oppenfield Real Estate Investment<br />
Management GmbH (OREIM) gegründet. Mehrheitsgesellschafter<br />
sind Galcap Europe aus Österreich und Pier<br />
Investment Partner aus Deutschland. Hinzu kommen fünf<br />
weitere Gesellschafter aus Belgien, Frankreich, Großbritannien,<br />
den Niederlanden und Spanien.<br />
BVT: 3 Wohnungsbauprojekte in den USA<br />
Die BVT Unternehmensgruppe hat drei weitere Projektentwicklungen<br />
in den US-Bundesstaaten Georgia, Virginia<br />
und Connecticut angebunden. Die Investitionen erfolgten<br />
für den Fonds BVT Residential USA 17 sowie für den Teilfonds<br />
BVT Residential USA 18.<br />
Silvertip Capital: 5 Spezialisten von Corestate<br />
Silvertip Capital vergrößert das Team am Standort<br />
Frankfurt. So wird Stephan Rudolph (MRICS) Senior Vice<br />
President Asset Management. Semira Schneider und Dianoush<br />
Zekri werden Vice Presidents Asset Management.<br />
Christian Bauer startet als Senior Associate im Asset und<br />
Investment Team und Cedric Schütz wird Analyst im Asset<br />
und Investment Team. Alle fünf stammen von Corestate.<br />
Foto: sl-f<br />
Foto: Global P.<br />
Foto: Kruck 20<br />
Die Regeländerung zur Finanzmarktrichtlinie MiFID<br />
erscheint auf den ersten Blick als eine ziemlich<br />
klare Sache: Banken und Sparkassen sind seit<br />
dem vorigen Monat verpflichtet, Kundinnen<br />
und Kunden bei der Anlageberatung nach ihren<br />
Präferenzen in puncto Nachhaltigkeit zu befragen.<br />
Diese Vorlieben müssen dann bei der Auswahl der<br />
Finanzprodukte berücksichtigt werden. MiFID soll<br />
also grünen Finanzprodukten einen Schub geben<br />
und nachhaltige Geldanlagen für breitere Bevölkerungsgruppen<br />
öffnen. Das alles ist sowohl für offene<br />
als auch für geschlossene Immobilienfonds<br />
von großer Bedeutung. Keine Frage: Ein Mehr an<br />
Nachhaltigkeit ist ein Muss. Mancher fühlt sich<br />
da spontan an die alte Pralinen-Werbung erinnert:<br />
„Wer kann dazu schon Nein sagen?“ Der ZIA<br />
jedenfalls ist aus voller Überzeugung dabei. Das<br />
Problem ist nur: Was genau gilt als nachhaltig?<br />
Nicht, dass es hier an Antworten fehlte. Nur, leider<br />
fallen die unterschiedlich aus. Die MiFID-Novelle<br />
ist neben der Taxonomie und der Offenlegungs-<br />
Verordnung einer der zentralen Bausteine des<br />
Sustainable Finance Action Plans der EU. Was<br />
unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist, ist schon in<br />
der Offenlegungs-Verordnung und der Taxonomie<br />
nicht einheitlich geregelt. Durch MiFID zeigt sich<br />
diese Widersprüchlichkeit jetzt noch drastischer.<br />
Denn die Anforderungen an nachhaltige Produkte<br />
im Sinne von MiFID weichen wiederum von der<br />
Offenlegungs-Verordnung ab. Die Gleichung grün<br />
= gut geht also schon deswegen nur begrenzt auf,<br />
weil nicht widerspruchsfrei dargelegt wird, was<br />
„nachhaltig“ ist. Der gewünschte Effekt, auch<br />
Gelder der Privatkunden in nachhaltige Investitionen<br />
zu lenken, droht daher auf der Strecke zu<br />
bleiben. Das allerdings wäre ein provozierend hoher<br />
Preis. Die dringende Bitte also: Mehr Klarheit,<br />
bitte.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
73
SACHWERTE Wohnimmobilien<br />
»Spürbare Abschwächung<br />
zu erwarten«<br />
Die Zeiten rasch steigender Preise für Wohnimmobilien sind bald vorbei.<br />
Warum ein Einbruch aber nicht zu erwarten sei, erläutert Jens Tolckmitt,<br />
Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, im Interview.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Tolckmitt, getragen von<br />
extrem niedrigen Zinsen sind die Preise<br />
für Immobilien jahrelang gestiegen. Jetzt<br />
steigen die Zinsen. Ist der Preisboom im<br />
Wohnsektor vorbei?<br />
Jens Tolckmitt: Nein, die positive Entwicklung<br />
auf dem deutschen Immobilienmarkt<br />
hält bislang weiter an. Im zweiten Quartal<br />
sind die Wohnimmobilienpreise um<br />
10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquar<br />
tal gestiegen, wie unser vdp-Index<br />
zeigt. Die Preise für Wohnimmobilien in<br />
den Top-7-Städten erhöhten sich sogar um<br />
11 Prozent.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie aussagekräftig sind Ihre<br />
Zahlen?<br />
Tolckmitt: Sehr aussagekräftig. Im Gegensatz<br />
zu anderen Preisindizes am Markt, die<br />
rein auf Angebotspreise abstellen, basiert<br />
der vdp-Index auf echten Preisdaten. Unser<br />
Tochterunternehmen vdp Research wertet<br />
quartalsweise die Daten abgeschlossener<br />
Immobilienfinanzierungen von mehr als<br />
700 Kreditinstituten aus. In unseren Index<br />
fließen also nur Preise ein, die tatsächlich<br />
am Markt erzielt worden sind – und zwar<br />
flächendeckend für ganz Deutschland.<br />
<strong>procontra</strong>: Hat Sie die Entwicklung überrascht?<br />
Tolckmitt: Dass der Preisanstieg im zweiten<br />
Quartal noch anhält, war zu erwarten,<br />
die unverändert hohe Steigerungsrate<br />
nicht unbedingt. Hier könnte eine gewisse<br />
Zeitverzögerung zum Tragen kommen:<br />
Von der Finanzierungsanfrage bis zum<br />
endgültigen Abschluss können manchmal<br />
mehrere Monate vergehen, auch quartals-<br />
74 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
Wohnimmobilien SACHWERTE<br />
übergreifend, sodass sich eine geringere<br />
Preisdynamik womöglich erst in den<br />
nächs ten Quartalen zeigen wird. Am positiven<br />
Vorzeichen wird sich unseres Erachtens<br />
aber auch auf absehbare Zeit nichts<br />
ändern. Schließlich ist der Wohnungsmarkt<br />
nach wie vor angespannt, und die Bautätigkeit<br />
fällt weiterhin viel zu gering aus.<br />
<strong>procontra</strong>: Aber Immobilienkredite sind<br />
seit dem Frühjahr im Schnitt dreimal so<br />
teuer wie vorher. Macht sich das bei der<br />
Nachfrage nicht bemerkbar?<br />
Tolckmitt: Die Zinsen für Immobilienkredite<br />
haben sich im ersten Halbjahr deutlich<br />
erhöht, das stimmt, zuletzt hat sich das<br />
Zinsniveau allerdings schon wieder reduziert.<br />
Welche Auswirkungen diese Entwicklung<br />
auf die Nachfrage nach Wohnimmobiliendarlehen<br />
haben wird, werden wir<br />
konkret erst in den nächsten Quartalen<br />
sehen. Denn der Immobilienmarkt läuft<br />
der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung<br />
einige Monate hinterher.<br />
<strong>procontra</strong>: Könnte die Immobilienfinanzierung<br />
dann in Gefahr geraten?<br />
Tolckmitt: Die Finanzierungszahlen der<br />
vdp-Mitgliedsinstitute deuten bereits<br />
darauf hin, dass es speziell für Schwellenhaushalte<br />
zusehends schwieriger wird,<br />
ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen:<br />
Finanzierungen für selbst genutztes<br />
Wohneigentum waren im zweiten Quartal<br />
dieses Jahres schon nicht mehr in dem<br />
Ausmaß gefragt wie zuvor. Für Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser sowie für Eigentumswohnungen<br />
haben Kreditinstitute im<br />
zweiten Quartal <strong>2022</strong> Darlehen mit einem<br />
Volumen von rund 19,4 Milliarden Euro<br />
zugesagt – nach 24 Milliarden Euro im<br />
Vorquartal und 21,6 Milliarden Euro im<br />
zweiten Quartal 2021.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie lautet Ihre Prognose für<br />
die Immobilienpreise in den kommenden<br />
Monaten?<br />
Tolckmitt: Das Umfeld ist aktuell sehr<br />
schwierig. Gleich mehrere Belastungsfaktoren<br />
kommen zusammen: der Angriffskrieg<br />
Russlands auf die Ukraine,<br />
die Energiekrise, die gedämpften Wachstumsaussichten,<br />
die Inflation, die Engpässe<br />
bei Fachkräften und Materialien<br />
und der spürbare Zinsanstieg. Aufgrund<br />
dieser Negativfaktoren ist bei potenziellen<br />
Käufern und Bauherren schon jetzt eine<br />
gewisse Zurückhaltung zu beobachten.<br />
Wir gehen davon aus, dass sich dies zeitverzögert<br />
auch in den Index-Ergebnissen<br />
niederschlagen wird. Mit einer spürbaren<br />
Abschwächung der Preisdynamik ist zu<br />
rechnen. Künftig dürfte sich die Entwicklung<br />
der Wohnimmobilienpreise wieder<br />
stärker an den erzielbaren Mieten orientieren<br />
– zum einen, weil der langjährige<br />
Sonderfaktor, die historisch günstigen<br />
Finanzierungskonditionen, weggefallen ist,<br />
zum anderen, weil die Baukosten spürbar<br />
angestiegen sind.<br />
<strong>procontra</strong>: Bleibt Raum für weitere Preissteigerungen<br />
bei Wohnimmobilien?<br />
Tolckmitt: Ja, durchaus. Der deutsche Immobilienmarkt<br />
wird als „sicherer Hafen“<br />
von Investoren geschätzt – unter anderem<br />
deshalb, weil hierzulande nicht auf Vorrat<br />
gebaut wurde, anders als in anderen<br />
europäischen Ländern vor der Finanzkrise.<br />
»Für Schwellenhaushalte<br />
wird es<br />
zusehends schwieriger,<br />
ihren Traum<br />
vom Eigenheim zu<br />
verwirklichen.«<br />
Am Nachfrageüberhang hat sich zudem<br />
nichts geändert. Und da das ambitionierte<br />
Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue<br />
Wohnungen pro Jahr zu schaffen, nicht zuletzt<br />
aufgrund des Materialengpasses und<br />
deutlich gestiegener Baukosten in weite<br />
Ferne rückt, wird es auf der Angebotsseite<br />
vorerst keine Entspannung geben.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie besorgt sind Sie über die<br />
Zinsentwicklung?<br />
Tolckmitt: Zuletzt sind die Bauzinsen ja<br />
wieder etwas gefallen. Derzeit befinden sie<br />
sich auf dem Niveau von 2012/2013. Das<br />
bedeutet, dass Familien, die damals eine<br />
Finanzierung für zehn Jahre abgeschlossen<br />
haben und nun eine Anschlussfinanzierung<br />
benötigen, zu annähernd gleichen<br />
Zinskonditionen abschließen können. Zu<br />
berücksichtigen ist ferner die in Deutschland<br />
übliche hohe Anfangstilgung bei den<br />
Langfristfinanzierungen. Selbst im Falle<br />
steigender Zinsen könnte die Zins- und<br />
Gesamtbelastung bei Anschlussfinanzie-<br />
rungen somit geringer ausfallen, da bereits<br />
ein bedeutender Betrag getilgt worden ist.<br />
Die lange Zinsbindung in Deutschland<br />
sichert Kreditnehmer also weitgehend ab.<br />
<strong>procontra</strong>: Was müsste passieren, dass die<br />
Preise einbrechen?<br />
Tolckmitt: Spürbare Preisabschläge wären<br />
nur dann denkbar, wenn es zu einem Überangebot<br />
käme, wenn also in größerem Stil<br />
und über eine längere Zeit Notverkäufe<br />
von Immobilien stattfinden würden. Von<br />
diesem Szenario sind wir aktuell weit entfernt.<br />
Aufgrund des anhaltenden Nachfrageüberhangs<br />
sind aus heutiger Sicht keine<br />
Preiseinbrüche zu erwarten. Wohnimmobilien<br />
sind in vielen Regionen Deutschlands<br />
weiterhin knapp.<br />
<strong>procontra</strong>: Immer mehr Ökonomen sagen<br />
eine Rezession für Deutschland voraus.<br />
Wie schätzen Sie die daraus resultierenden<br />
Risiken für den Wohnimmobilienmarkt<br />
ein?<br />
Tolckmitt: Der Wirtschaftseinbruch zu<br />
Beginn der Covid-19-Krise liegt inzwischen<br />
mehr als zwei Jahre zurück. In der<br />
Retrospektive hat er auf den deutschen Immobilienmarkt<br />
nur geringe Auswirkungen<br />
gehabt. Vielmehr ist es so gewesen, dass<br />
die Pandemie bereits zuvor beobachtbare<br />
Tendenzen sogar verstärkte: beispielsweise<br />
die erhöhte Nachfrage nach Wohnimmobilien.<br />
Sollten die aktuellen konjunkturellen<br />
Belastungsfaktoren tatsächlich zu einer Rezession<br />
in Deutschland führen; sollte diese<br />
deutlich länger andauern als zu Beginn<br />
der Pandemie und sich auch spürbar auf<br />
den Arbeitsmarkt auswirken, würde das<br />
natürlich auch am Immobilienmarkt nicht<br />
spurlos vorbeigehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Was bedeutet das konkret?<br />
Tolckmitt: Dann wäre damit zu rechnen,<br />
dass die Nachfrage nach Immobilien sinkt.<br />
Ob sie dann allerdings so weit sinken würde,<br />
dass bei Wohnimmobilien das Angebot<br />
die Nachfrage übersteigt und es somit zu<br />
fallenden Preisen kommt, bleibt abzuwarten.<br />
So robust, wie sich der Immobilienmarkt<br />
in Deutschland in den vergangenen<br />
Jahrzehnten präsentiert hat, wird er auch<br />
die kommende, sicherlich schwierigere<br />
Marktphase mutmaßlich gut überstehen.<br />
Immobilien sind schließlich in jeder<br />
Konjunkturphase ein sinnvolles Investment<br />
und dienen ja auch bei den derzeit hohen<br />
Teuerungsraten als Inflationsschutz. Zudem<br />
bleibt die Anzahl möglicher Anlagealternativen<br />
bislang überschaubar.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
75
SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />
FÖRDERTÖPFE: AUFTUN,<br />
AUFZEIGEN, AUSSCHÖPFEN<br />
Wer baut, kann diverse Fördergelder und Zuschüsse beantragen. Doch das Angebot ist<br />
unübersichtlich und ändert sich laufend. Eine gute Finanzberatung hilft Bauherren,<br />
das Optimum für sich herauszuholen.<br />
– TEXT: IMKE REIHER –<br />
400.000 neue Wohnungen pro Jahr: So lautet<br />
das Ziel der Bundesregierung. Davon ist<br />
sie im Moment noch weit entfernt. Auch<br />
private Bau-Interessenten müssen sich zusehends<br />
von ihren Immobilienplänen verabschieden,<br />
nachdem sich die Bauzinsen auf<br />
Jahressicht mehr als verdreifacht haben.<br />
Dazu kommen die hohe Inflation, steigende<br />
Kosten für Baumaterial und Energie, Liefer<br />
eng pässe sowie ein Mangel an Handwerkern.<br />
Das macht Fördermittel umso wichtiger,<br />
die Bund, Länder und Kommunen zur Verfügung<br />
stellen. Das Problem: Das Angebot<br />
an Krediten, Zuschüssen und Zulagen ist<br />
unübersichtlich und ändert sich mitunter<br />
kurzfristig. So hat die Regierung im Juli<br />
die Fördermittel für energieeffiziente Neubauten<br />
massiv gekürzt und die Förderung<br />
weitgehend auf zinsverbilligte Kredite umgestellt,<br />
während Zuschussvarianten ins<br />
Hintertreffen geraten. Zudem wurden die<br />
Anforderungen bei der Neubauförderung<br />
erhöht. Künftig ist diese an den Standard<br />
„Energiehaus 40“ geknüpft – den ambitioniertesten<br />
von allen – sowie an ein<br />
Zertifikat, das diesen bestätigt. „Statt die<br />
Neubauwirtschaft mit öffentlichen Mitteln<br />
anzukurbeln, wurde sie noch mehr eingedampft“,<br />
sagt Carsten Zimmermann, Vorstandsvorsitzender<br />
beim Bundesverband<br />
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
e. V. (GdW).<br />
76 Illustration: Roman Kulon
Immobilienfinanzierung SACHWERTE<br />
FÖRDERMITTEL IM ÜBERBLICK<br />
ZUSÄTZLICHE FÖRDERUNG REGIONALE FÖRDERUNG BUNDESWEITE FÖRDERUNG<br />
MAKLERS MEINUNG<br />
»Wir schauen auf<br />
regionale Förderung«<br />
FRANK KLEIN, Baufinanzierungsexperte<br />
bei Dr. Klein, Siegen<br />
durch durch durch<br />
Kirchen<br />
Arbeitgeber<br />
BERATER: MÖGLICHE ZUSCHÜSSE AUSLOTEN<br />
Da es keine Übersicht über sämtliche Förderprogramme<br />
für Bauwillige gibt, ist<br />
eine gute Beratung essenziell, um sich im<br />
Fördermittel-Dschungel zurechtzufinden.<br />
Zudem kann ein Berater die richtige Kombination<br />
von Bank- und Förderdarlehen<br />
sowie auch Stolperfallen aufzeigen. Ein<br />
Beispiel: „Es besteht die Gefahr, dass Fördergelder<br />
beantragt, aber nicht ausbezahlt<br />
werden und Bauherren eine Nachfinanzierung<br />
zu deutlich schlechteren Konditionen<br />
stemmen müssen“, weiß Frank Klein, Baufinanzierungsexperte<br />
bei Dr. Klein in Siegen.<br />
Auch deswegen ist es ratsam, die Baufinanzierung<br />
auf mehrere Säulen zu stellen<br />
und unterschiedliche Kreditlaufzeiten zu<br />
wählen, um flexibler zu bleiben. Wichtig zu<br />
wissen: Ein Rechtsanspruch auf Fördermittel<br />
besteht nicht.<br />
STAATLICHE ZUSCHÜSSE<br />
VON KFW, BAFA & CO.<br />
Auf Bundesebene sind die Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt<br />
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />
(BAFA) die zwei wichtigsten Adressen für<br />
Fördermittel beim Hausbau. Während die<br />
KfW zinsgünstige Kredite für „größere“ Aktionen<br />
vergibt, unterstützt das BAFA energieeffiziente<br />
Einzelmaßnahmen. Allerdings<br />
kommen für Bauwillige seit der jüngsten<br />
Rotstift-Aktion nur noch wenige Förderprogramme<br />
für Neubau infrage. Dazu zählen<br />
das Wohneigentumsprogramm der KfW<br />
(124) und einige Förderungen des BAFA.<br />
Allerdings sollte man Letztere besser nicht<br />
in die direkte Finanzierung einbinden, weil<br />
Kommunen<br />
Bundesländer<br />
BAFA<br />
Quelle: Aroundhome<br />
es mitunter länger dauert, bis die Gel der<br />
ausbezahlt werden, rät Bauexperte Klein:<br />
„Besser ist es, die Förderung abzurufen und<br />
als Sondertilgung mit einfließen zu lassen.“<br />
Weitere staatliche Unterstützungsmöglichkeiten<br />
sind zudem über Bausparverträge<br />
(Wohnungsbauprämie, VL-Leistungen, Arbeitnehmersparzulage),<br />
Wohn-Riester und<br />
das Baukindergeld möglich. Sämtliche Zulagen<br />
sind an bestimmte Voraussetzungen<br />
»Statt die Neubauwirtschaft<br />
mit<br />
öffentlichen Mitteln<br />
anzukurbeln, wurde<br />
sie noch mehr<br />
eingedampft.«<br />
CARSTEN ZIMMERMANN, GDW<br />
Wohnriester<br />
(Eigenheimrente)<br />
Darlehen der<br />
KfW-Bank<br />
gekoppelt, wie etwa Einkommensgrenzen.<br />
Die Baukindergeld-Förderung läuft zudem<br />
zum 31. Dezember 2023 aus.<br />
REGIONALE FÖRDERPROGRAMME IM BLICK<br />
Neben den staatlichen Programmen sollten<br />
Berater auch die regionale Bauförderung<br />
im Blick haben, um Finanzierungslücken<br />
zu verkleinern. „Die regionale Förderung<br />
wird wichtiger, aber ist noch nicht so bekannt“,<br />
sagt Klein. Hier lässt sich ein<br />
„In den letzten Monaten wurden die Fördermittel<br />
für den Neubau massiv gekürzt, den<br />
die alte Regierung noch stärker gefördert<br />
hat. Hier wurde eine neue Richtung<br />
eingeschlagen, der Fokus liegt jetzt auf<br />
Bestandsimmobilien. Die Energieeffizienzprogramme<br />
wurden quasi alle gestrichen,<br />
und neuer Standard ist das KfW-40-Haus,<br />
das schon eine hohe Energieeffizienz hat.<br />
Aktuell können private Bauherren bei der<br />
KfW in erster Linie das Wohneigentumsprogramm<br />
124 in Anspruch nehmen. Zudem<br />
kann man auch Einzelförderungen für<br />
den Bereich Wärmeerzeugung beim BAFA<br />
abrufen – theoretisch auch parallel, da<br />
dies nicht als Doppelförderung angesehen<br />
wird. Allerdings kann es da manchmal<br />
länger dauern, bis das Geld kommt, was<br />
Bauherren bei der Planung im Hinterkopf<br />
haben sollten. Insofern sollte dies vielleicht<br />
besser als Sondertilgung verwendet<br />
werden. Weitere Fördermöglichkeiten durch<br />
den Staat gibt es zudem für Teilbereiche,<br />
etwa über das Wohnkindergeld oder die<br />
Grunderwerbssteuer. Wir schauen bei Dr.<br />
Klein auch gezielt auf die regionale Förderung,<br />
die wichtiger wird. Vielen sind diese<br />
Fördermöglichkeiten nicht so bekannt. Hier<br />
können Berater punkten und einen Mehrwert<br />
generieren. Zudem ist es ratsam, auch<br />
auf einen Energieberater zuzugehen, der<br />
alle Fördermöglichkeiten kennt. Allerdings<br />
sind jene aktuell massiv überlastet und<br />
oft schwer zu bekommen. Mein Wunsch<br />
mit Blick auf eine Förderung beim Neubau<br />
wäre, den Fokus hier nicht unbedingt auf<br />
Mehrfamilienhäuser zu legen, weil die Mittel<br />
oft von Bauträgern abgegriffen werden.<br />
Stattdessen sollte die Förderung auf Familien,<br />
erneuerbaren Energien und Heizsystemen<br />
liegen.“<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
77
SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />
»Förderlandschaft unübersichtlich«<br />
MARCUS SCHAD, Geschäftsführer Sozialwissenschaftliches Institut Schad GmbH & Co. KG in Hamburg<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind die zentralen Ergebnisse<br />
der SWI-Finance-Studie?<br />
Marcus Schad: Erstens gehen zwei Drittel der<br />
Befragten davon aus, sich keine Immobilie leisten<br />
zu können. Selbst in der Einkommensgruppe<br />
ab 6.000 Euro Netto-Haushaltseinkommen ist es<br />
fast ein Viertel. Zweitens haben Immobilieninteressenten<br />
in den letzten Jahren hauptsächlich<br />
das Eigenkapital erhöht, um die Rate im Rahmen<br />
zu halten, wobei Schenkungen und Erbschaften<br />
eine zunehmende Rolle spielen. Doch bei<br />
gleichzeitig hohen Preisen und hohen Zinsen<br />
funktioniert das oft nicht mehr.<br />
Das führt drittens zu einer sinkenden Nachfrage<br />
nach Immobilien, die von steigenden Preisen<br />
für Baumaterial, dessen Knappheit und einem<br />
Fachkräftemangel noch befeuert wird.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Fördergelder und Zuschüsse<br />
sind für Bauwillige noch möglich?<br />
Schad: Es gibt eine unübersichtliche Landschaft<br />
von Förderungen, und es muss individuell<br />
geschaut werden, was passt. Besonders<br />
wichtig sind die Kredite und Förderungen der<br />
staatlichen KfW. Sie sind oft abhängig davon,<br />
wie energiesparend der Bau oder die Sanierung<br />
der Immobilie ist. Wenn regenerative Energie ins<br />
Spiel kommt, kommt zusätzlich die BAFA-Förderung<br />
hinzu. Zudem gibt es auf regionaler Ebene<br />
Förderungen, und auch die Altersvorsorge kann<br />
ein Baustein sein, in Form von Wohn-Riester. Die<br />
staatliche Förderung ist für selbst genutztes<br />
Wohneigentum möglich.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie können Finanzberater das Thema<br />
Fördermittel für Bauwillige anbringen?<br />
Schad: Die Aufgabe der Berater ist es, für den<br />
Kunden das beste Gesamtpaket zu schnüren<br />
und dabei Zuschüsse und Förderungen<br />
miteinzubeziehen. Dies sollte dem Kunden aktiv<br />
als Mehrwert in den Gesprächen kommuniziert<br />
werden. Die Zusammenarbeit mit einem Energieberater<br />
kann in der Finanzierungsberatung eine<br />
Möglichkeit sein, sich zu profilieren. Unsere Studie<br />
hat gezeigt, dass eine persönliche Beratung<br />
den Interessenten weiter wichtig bleibt, zumal<br />
die Baufinanzierung ein komplexes Produkt ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Woran hakt es und was sollte sich<br />
Ihrer Meinung nach ändern?<br />
Schad: Das Feld an Zuschüssen und Förderungen<br />
ist sehr weit. Umfangreiche Bedingungen<br />
und Fallstricke führen dazu, dass es oft<br />
nur mit Fachleuten möglich ist, die Beantragung<br />
vorzunehmen. Im Fall von Energieberatern<br />
etwa kann der nächste Termin jedoch weit in<br />
der Zukunft liegen. Hier ist eine Vereinfachung<br />
der Auswahl und der Beantragungsprozesse<br />
anzustreben.<br />
<strong>procontra</strong>: Welchen Rat würden Sie der Regierung<br />
geben, die mehr Neubauwohnungen<br />
anstrebt?<br />
Schad: Bei Investoren und Wohnungsbaugesellschaften<br />
haben sich die ausgesetzten<br />
Förderungen negativ ausgewirkt. Hier ist Verunsicherung<br />
geschaffen worden. Die gestoppten<br />
Projekte lassen sich angesichts gestiegener<br />
Kosten und geänderter Vorgaben auch nicht<br />
einfach wiederaufnehmen. Sollen die Neubauziele<br />
nicht abgeschrieben werden, ist eine<br />
verlässliche Förderung notwendig. Bei den privaten<br />
Bauherren liegen die Herausforderungen<br />
ähnlich. Den Punkt Grunderwerbsteuer hat die<br />
Regierung seit Anfang <strong>2022</strong> ja schon mal auf<br />
der Agenda. <br />
potenzieller Mehrwert gegenüber der<br />
Konkurrenz schaffen, weil man dem Kunden<br />
mehr Möglichkeiten zeigt, finanzielle<br />
Zuschüsse für den Hausbau zu bekommen.<br />
So gibt es beispielsweise das sogenannte<br />
Einheimischen-Modell, bei dem eine Kommune<br />
vergünstigte Grundstücke vergibt.<br />
Die Fördervoraussetzungen variieren bei<br />
den einzelnen Städten und Gemeinden.<br />
Meist müssen die Antragsteller aber schon<br />
fünf Jahre vor Ort leben. Eine Übersicht<br />
über zahlreiche Fördermittel von Städten<br />
und Gemeinden für den Erwerb von Wohneigentum<br />
bietet das Onlineportal „Aktion<br />
Pro Eigenheim“, auf dem sich auch Berater<br />
kundig machen können.<br />
FÖRDERANTRÄGE FRÜHZEITIG STELLEN<br />
In jedem Fall sollten Berater ihre Kunden<br />
darauf hinweisen, dass diese viele Fördermittel<br />
VOR Beginn einer Maßnahme<br />
beantragen müssen und die Bestätigung<br />
abwarten sollten. Wenn bereits ein Liefer-,<br />
Leistungs- oder Kaufvertrag besteht, ist die<br />
Förderung passé.<br />
Um Planungsfehler zu vermeiden und<br />
Fristen einzuhalten, sind Berater für Energieeffizienz<br />
eine gute Adresse, deren Einbinden<br />
mitunter sogar Voraussetzung für eine<br />
Förderung ist – und ebenfalls bezuschusst<br />
wird. Für 2023 hat die Regierung eine Reform<br />
bei der Neubauförderung angekündigt.<br />
Das Thema bleibt also im Fluss.<br />
PRO<br />
BERATUNGSPOTENZIAL<br />
»FÖRDERTÖPFE«?<br />
Klientel mit Cross-<br />
Selling-Potenzial für<br />
zukünftige Geschäfte<br />
Fokus auf regionale<br />
Förderung zum Mehrwert<br />
ausbauen<br />
Einlesen in Fördermittel<br />
pusht Wissen<br />
für andere Bereiche<br />
CONTRA<br />
Einarbeiten ist<br />
zeitaufwendig und<br />
Materie ändert sich<br />
schnell<br />
Aufwand und Ertrag<br />
stehen zunächst im<br />
Missverhältnis<br />
Wissenstand muss<br />
auf dem Laufenden<br />
gehalten werden<br />
78 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
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SACHWERTE Luxusuhren<br />
AM PULS DER ZEIT?!<br />
Marktpreise weit oberhalb des Listenpreises und Modelle, die in kurzer Zeit ihren Wert<br />
verdoppeln. Was ist beim Investment in Luxusuhren zu beachten?<br />
– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />
„Materiell ist keine Luxusuhr auch nur<br />
ansatzweise ihr Geld wert.“ Zu diesem<br />
Fazit kommt Uhrenexperte und YouTube-<br />
Bekanntheit Marcus Finger in einem Videobeitrag,<br />
in dem er seine Follower über das<br />
Wertsteigerungspotenzial von Luxusuhren<br />
aufklärt. Der Wert der hochwertigen Zeitmesser<br />
– so seine weitere Ausführung – sei<br />
ideeller Natur und speise sich aus einer<br />
subjektiven Einschätzung. Der Hype um<br />
Klassiker wie Rolex entstehe durch hohe<br />
Nachfrage und künstliche Verknappung.<br />
Bei etlichen Uhrenmodellen schießen so die<br />
Preise durch die Decke und Käufer können<br />
mit hohen Renditen rechnen.<br />
Eine aktuelle Statistik des Luxusuhren-<br />
Händlers Horando zeigt ebenfalls: Bei einigen<br />
Uhrenmodellen, wie der Patek Philippe<br />
Nautilus, ist in einem Zeitraum von rund<br />
acht Jahren eine Wertsteigerung von mehreren<br />
100 Prozent drin. Im Vergleich mit<br />
den Börsennotierungen international agierender<br />
Großunternehmen werde die Spanne<br />
der Rendite noch deutlicher, heißt es<br />
in der dazugehörigen Pressemitteilung. So<br />
habe Apple zwischen 2014 und <strong>2022</strong> eine<br />
Wertsteigerung von 112 Prozent verzeichnet<br />
– im selben Zeitraum stieg der Wert der<br />
Patek Philippe um 718 Prozent. Ist es demnach<br />
lukrativ, in Zeiten hoher Inflation und<br />
negativer Realverzinsung in das Sachwerte-<br />
Segment Luxusuhren zu investieren?<br />
ANLEGER BRAUCHEN EINE<br />
PERSÖNLICHE AFFINITÄT<br />
Mit Blick auf die Marktpreise kann die<br />
Frage eindeutig mit einem Ja beantwortet<br />
werden. Auch der Uhrenexperte und Fachjournalist<br />
Michael Brückner unterstreicht<br />
die Beobachtung von Horando. In den vergangenen<br />
Jahren hätten die Uhrenpreise<br />
tatsächlich „exorbitant zugelegt“, sagt er,<br />
schränkt aber gleichzeitig ein: Nicht jede<br />
hochwertige Uhr beschere dem Anleger<br />
auch eine saftige Rendite. „Rund 80 Prozent<br />
der Uhren besitzen kein Wertsteigerungspotenzial<br />
und sind als Kapitalanlage<br />
vollkommen ungeeignet“, erklärt Brückner.<br />
Die übrigen 20 Prozent seien bestimmte<br />
Marken und Modelle, die einem Großteil<br />
der Uhrenliebhaber gefallen. Rolex, Omega,<br />
Seiko, Breitling – es sind Markennamen,<br />
die in dem Zusammenhang nicht<br />
überraschend klingen.<br />
80 Illustration: Eleonora Mavromati
Luxusuhren SACHWERTE<br />
Dabei ist ein Investment in Luxusuhren<br />
nicht per se für jeden Anleger geeignet.<br />
„Wer in Luxusuhren investieren will,<br />
braucht eine persönliche Affinität“, sagt<br />
Brückner. Es bringe wenig, die Uhr im Tresor<br />
zu lagern und dann die Wertsteigerung<br />
abzuwarten. „Luxusuhren werfen eben<br />
nicht nur eine normale Rendite ab. Auf die<br />
normale Rendite kommt die emotionale<br />
Rendite obendrauf.“<br />
Sechs oder sieben Jahre – so lange dauere<br />
es im Schnitt, bis eine Uhr langsam im Wert<br />
steigt. Hinzu kommt der Nutzwert. Anders<br />
als andere Sachwerte kann der Anleger sein<br />
Investment am Handgelenk tragen – und<br />
es zeigt die Zeit an. „Luxusuhren sind ein<br />
langfristiges Investment“, erklärt Brückner.<br />
Oft sei es so, dass erst die Kinder oder Enkelkinder<br />
finanziell profitieren. Denn bis<br />
eine Uhr zum begehrten Sammlerobjekt<br />
wird, könnten Jahre oder Jahrzehnte vergehen.<br />
Bei international gefragten Luxusuhren,<br />
wie der Rolex Daytona, seien Renditen<br />
von bis zu 6 Prozent im Jahr möglich.<br />
Zudem müssten Anleger beachten: Nach<br />
rund acht Jahren ist die erste Revision der<br />
Uhr fällig; und diese Verbindlichkeit drückt<br />
die Rendite. Das professionelle Überholen<br />
könne schnell vierstellige Beträge verschlingen,<br />
fügt der Fachmann hinzu.<br />
VINTAGE – EIN GARANT FÜR HOHE RENDITEN?<br />
Anders als bei Gold-Investments müssen<br />
Anleger bei Luxusuhren auch den vorgeschriebenen<br />
Umsatzsteuersatz in Höhe von<br />
19 Prozent mit in ihre Rechnung einbeziehen.<br />
Nach der ein Jahr dauernden Spekulationsfrist<br />
sind die Renditen schließlich<br />
steuerfrei.<br />
Henri von Laufenberg hat für Anleger mit<br />
einem Faible für Luxusuhren eine weitere<br />
»80 Prozent der Uhren<br />
haben kein Wertsteigerungspotenzial<br />
und sind als Kapitalanlage<br />
vollkommen<br />
ungeeignet.«<br />
MICHAEL BRÜCKNER, UHRENEXPERTE UND BUCHAUTOR<br />
PREIS-BOOM NUR BEI WENIGEN MARKEN<br />
Preisentwicklung nach Marken auf dem Markt für Secondhand-Uhren<br />
Patek Philippe<br />
Audemars Piguet<br />
Vacheron Constantin<br />
Rolex<br />
A. Lange & Söhne<br />
Girrad-Perregaux<br />
Cartier<br />
H. Moser & Cie.<br />
Jaeger-LeCoultre<br />
Brequet<br />
Swatch<br />
Breitling<br />
IWC<br />
Omega<br />
Tudor<br />
-1,5<br />
-1,6<br />
-0,3<br />
-4,0<br />
Zeitraum: die letzten 12 Monate; Angaben in % Quelle: Watchcharts<br />
Empfehlung: Aus Sicht des für den Händler<br />
Colognewatch tätigen Uhrenexperten sind<br />
Vintage-Uhren ein Garant für hohe Renditen.<br />
Die Modelle seien in der Regel rar,<br />
dadurch steige der Wert. Wer sich eine Uhr<br />
mit dem Ziel einer Wertanlage anschaffe,<br />
landet laut von Laufenberg in der Regel<br />
bei sieben bis acht Mainstream-Modellen –<br />
Uhren, die in den vergangenen 20 Jahren<br />
die höchsten Wertzuwächse verzeichneten.<br />
Die Preise seien meistens fünfstellig.<br />
MARKT IST EHER VON SAMMLERN GEPRÄGT<br />
„Früher war das Investment Luxusuhr<br />
ein exotisches. Heute hat es einen traditionellen<br />
Charakter bekommen“, sagt von<br />
Laufenberg. Dafür spricht eben auch die<br />
große Nachfrage nach Luxusuhren, die die<br />
Preise zuletzt immer weiter in die Höhe<br />
trieb. Laut von Laufenberg gab es jüngst<br />
jedoch einen Schwenk, die Preise gingen<br />
runter. „Uhren, die sich Sammler noch vor<br />
einem halben Jahr nicht leisten konnten,<br />
sind plötzlich erschwinglich“, führt er aus.<br />
Zuletzt habe der Preisrückgang bei rund 15<br />
Prozent gelegen. Über die Gründe lasse sich<br />
nur spekulieren: Die Sommerflaute könne<br />
eine Ursache sein oder der Corona-Lockdown<br />
in China. Da hätten viele Anleger die<br />
Entscheidung getroffen, zu verkaufen, statt<br />
3,0<br />
2,6<br />
3,8<br />
5,1<br />
7,2<br />
13,1<br />
15,0<br />
ihr Investment zu halten. „Aktuell haben<br />
wir ein Level der Stagnation erreicht“, ist<br />
der Experte überzeugt. Dem Markt, der<br />
eher von Sammlern als von Händlern geprägt<br />
sei, tue das gut.<br />
Wer mit dem Gedanken spielt, sein Geld<br />
in dekorative Zeitmesser anzulegen, könnte<br />
diese Anschaffung jetzt womöglich zu moderaten<br />
Preisen realisieren. Dabei sollte allerdings<br />
eine Maxime vor Augen bleiben:<br />
Wenn am Ende 5 Prozent weniger auf dem<br />
Konto verbleiben, sollten sich dies mit der<br />
Freude an dem Investment aufwiegen lassen.<br />
<br />
PRO<br />
26,1<br />
LUKRATIVE LUXUSUHREN?<br />
Stabiler Werterhalt<br />
Hohe Renditen bei<br />
bestimmten Modellen<br />
möglich<br />
Großer Nutzwert,<br />
emotionale Bedeutung<br />
37,4<br />
CONTRA<br />
46,6<br />
Spezifisches<br />
Know-how nötig<br />
Wertsteigerung<br />
nur bei wenigen<br />
Uhrenmodellen<br />
Oft profitieren erst<br />
die nachfolgenden<br />
Generationen<br />
51,6<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />
81
PRIVAT GEFRAGT Karoline Viktoria Mielken, Geschäftsführerin Nettowelt GmbH<br />
»Nettotarife sind sinnvoll<br />
– für Kunden und<br />
Vermittler«<br />
KAROLINE VIKTORIA MIELKEN<br />
(mein Sohn sagt „dinoalt“, 1986)<br />
Geschäftsführerin Nettowelt GmbH,<br />
verheiratet, 1 Kind<br />
IHRE MEINUNG, FRAU MIELKEN:<br />
Wir brauchen ein Unterrichtsfach<br />
Finanzen & Versicherungen<br />
Digitale Beratung kann mit analogen<br />
Möglichkeiten mithalten<br />
Nettotarife sollten über die Altersvorsorge<br />
hinaus in die Beratung integriert werden<br />
Die Branche braucht ein Provisionsverbot/<br />
den Provisionsdeckel<br />
Die Branche sollte die sozialen Medien<br />
noch stärker nutzen, um ihr Image/die<br />
Außenwirkung zu verbessern<br />
Der Einstieg in das Honorargeschäft sollte<br />
für Vermittler vereinfacht werden<br />
Zum Frühstück gibt es bei mir<br />
Joghurt mit Müsli.<br />
Die Homeoffice-Kultur empfinde ich als<br />
super, denn man arbeitet ungestört und<br />
effektiv. Ganz ohne Büro würde mir aber<br />
doch etwas fehlen.<br />
Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />
(Corona-bedingt) angeeignet:<br />
In Videokonferenzen ein professionelles<br />
Gesicht machen, während im Hintergrund<br />
ein großer Wutausbruch des Sohnes naht –<br />
Gelassenheit.<br />
Meine wahre Leidenschaft sind<br />
Tiere – vom Hund bis zur Ziege. Eine Zoojahreskarte<br />
ist für uns ganz wertvoll.<br />
Meine Freizeit verbringe ich am liebsten<br />
damit,<br />
in der Natur zu sein, gerne ruhiger.<br />
Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />
Verkäuferin im Modegeschäft und Kellnerin.<br />
Deshalb setze ich mich für Nettotarife ein:<br />
weil es einfach Sinn macht – für Kunden<br />
und Vermittler.<br />
Meine aktuelle Serien- oder<br />
Filmempfehlung:<br />
Bei uns mogeln sich die Minions gerne auf<br />
den Bildschirm. Aber sonst: Meiberger – Im<br />
Kopf des Täters mit Fritz Karl.<br />
Am meisten Überwindung kostet es mich,<br />
Fleisch für die Familie zuzubereiten (Vegetarierin).<br />
Selten, mein Mann kocht bei uns.<br />
Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen<br />
mit …, um dann Folgendes zu tun:<br />
Da fallen mir ganz viele Personen ein – zum<br />
Beispiel Adele und mit dieser Stimme ein<br />
Konzert geben.<br />
Wahrer Luxus ist für mich:<br />
Zeit in der Natur zu verbringen, am liebsten<br />
am Meer. Oder ganz profan: in Ruhe ein<br />
Buch zu lesen.<br />
Das ist mein liebstes Reiseziel:<br />
Sylt, und das Schönste waren bisher die<br />
Hamptons und New York.<br />
Meine erste Tat zu Beginn<br />
eines Arbeitstages:<br />
alle wichtigen Portale öffnen. Danach einen<br />
Kaffee holen.<br />
Deshalb verstehen wir uns als Dienstleister<br />
und nicht als Maklerpool:<br />
Wir sind eine Schnittstelle für Vergütungsprozesse,<br />
mit dem Vertrag an sich haben<br />
wir in der Tiefe nichts zu tun.<br />
Der größte Missstand in meiner Branche ist:<br />
Frauen werden immer wieder unterschätzt<br />
und müssen noch immer mehr kämpfen als<br />
Männer.<br />
… so könnte der Missstand behoben werden:<br />
Ich habe schon an ein Schild auf meiner<br />
Stirn gedacht: Punkt 1-5 weiß ich schon, du<br />
kannst gerne bei 6 starten …<br />
Aber im Ernst: indem immer mehr Frauen in<br />
Führungspositionen kommen und andere<br />
Frauen ermutigen.<br />
Eine (unternehmerische) Entscheidung, die<br />
ich gern rückgängig machen würde, war<br />
keine, denn jede Fehlentscheidung hat mich<br />
etwas gelehrt.<br />
Wenn ich einen Tag Kanzlerin wäre,<br />
würde ich Folgendes veranlassen:<br />
Schwierige Frage – ich glaube, ich würde<br />
in Bewegung/Aktivitäten für Kinder und<br />
Jugendliche investieren, um Gewalt vorzubeugen.<br />
Bildungsthemen würde ich auch<br />
vorantreiben wollen (zum Beispiel Startgeld/Wohngeld<br />
für Azubis).<br />
82 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22
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