procontra Ausgabe 05-2022 Preview
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Oktober / November 2022 – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €
Folgen der Inflation | ESG-Regulierung | Psychotest in der PKV | Waldbrandversicherung | Maklers Lieblinge | Bestandsübertragung | Kleinleins letztes Interview | Förderungen für Immobilien #05 | 2022
Oktober / November 2022
BaFin-Irrsinn
Wie die Aufsicht ESG-Fonds
regulieren will und dabei den
Standort schwächt
PKV-Test
Welche Versicherer psychische
Vorerkrankungen kategorisch
ausschließen
Das freie Finanzmagazin
Maklers Lieblinge
Mit wem der freie Vertrieb
am liebsten in die Beratungsgespräche
geht
ALLIANZ KÖRPERSCHUTZPOLICE
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Leistungen bei schwerer Depression oder schweren psychischen
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Expertenservice, 05/2022
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EDITORIAL
Inflation wird
Versorgungsniveau
verschlechtern
pro Auch wenn sich die Inflationsraten ab 2024 wieder normalisieren
sollten, die Folgen für Absicherung und Vorsorge werden dramatisch sein.
Bis die Löhne und Einkommen nachziehen und den Preissprung der vergangenen
Monate ausgleichen können, werden noch Jahre vergehen. Bis dahin
werden Privathaushalte an ihre Budgetlimits getrieben und „überflüssige“
Ausgaben infrage gestellt. Leider fallen diesen Überlegungen auch immer
Sparbeiträge und Versicherungsprämien zum Opfer. Zu abstrakt scheint ihr
Nutzen, zu greifbar das kurzfristige Einsparpotenzial. Ziehen die Versicherer
noch ihre an Preisindizes gekoppelten Prämien nach, brechen viele Absicherungskonzepte
zusammen und Unterversicherung wird die Regel. Auch für
viele Gewerbekunden, wo Experten die Situation in der Gebäude-, Inhaltsund
Haftpflichtversicherung als „besonders alarmierend“ einschätzen.
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ein-leben-lang
contra Natürlich leiden Verbraucher und Gewerbetreibende unter den
Preissteigerungen der vergangenen Monate. Doch die hohe Inflaton muss
nicht zwangläufig in der Aufgabe von Vorsorgebemühungen oder einer generellen
Unterversicherung in der privaten und gewerblichen Sachversicherung
münden. Im Leben-Bereich sind die Produkte flexibel genug, um beispielsweise
mit Beitragspausen auf finanzielle Engpässe zu reagieren und eine Kündigung
zu vermeiden. In der Sachsparte braucht es die Makler. Sie müssen
vor allem ihren Gewerbekunden erklären, welche Verträge von Anpassungen
an Preisindizes betroffen sind, und prüfen, ob die Versicherungssummen den
tatsächlichen Wiederbeschaffungswert noch abbilden. Wer hier proaktiv auf
Kunden zugeht, kann Kurzschlussreaktionen und Unterversicherung vermeiden
und Absicherungskonzpete sicher durch die Krise begleiten.
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Matthias Hundt
Chefredakteur
procontra 05 | 22
Dialog Lebensversicherung-AG
Stadtberger Str. 99, 86157 Augsburg
procontra Inhaltsverzeichnis
INHALT
18
Inflation als Vorbote
Unterversicherung und Prämienexplosionen
sind Folgen der
Rekordinflation.
64
Maklers
Lieblinge
Der freie
Vertrieb wählte
wieder seine
Favoriten
unter den
Assekuranzen.
»Psychos« ohne jede Chance
Psychische Erkrankung und PKV-
Wechsel passen nicht zusammen
– zeigt der große procontra-Test.
44
58
Bestände richtig loslassen
Wie Vermittler ihr Lebenswerk
übergeben und jetzt noch wertsteigernd
optimieren können.
4 procontra 05 | 22
Inhaltsverzeichnis procontra
PANORAMA
13 Zeitenwende Hans-Jörg Naumer
über die Katalysatoren der
Deglobalisierung
INVESTMENTFONDS
24 Buschfunk
26 »Kein aktiver Vertrieb von Fonds
mit Kernkraft« Volker Weber vom
Forum Nachhaltige Geldanlagen
(FNG) über die EU-Entscheidung,
Gas und Atomkraft als nachhaltig zu
deklarieren
VERSICHERUNGEN
40 Buschfunk
42 »Maklerbetreuer werden zum
Coach der Vertriebspartner«
Alte-Leiziger-Vorstand Frank Kettnaker
über Maklerbetreuung der
Zukunft und den Servicebedarf von
Vermittlern
30 Mehr Struktur im Depot Infrastrukturinvestments
stabilisieren
nicht nur das Portfolio, sondern
können es auch mit der Inflation
aufnehmen.
14 Panorama Fakten für Vertrieb
und Stammtisch
16 Leserbriefe
TITEL
18 Inflation als Vorbote Die Preissteigerungen
liegen auf Rekordniveau
und sind in aller Munde.
Doch die Risiken, die jetzt entstehen,
betreffen Versicherte auch
dann noch, wenn sich die Inflation
längst wieder normalisiert hat.
»Die Inflation treibt
die durchschnittliche
Schadenshöhe weiter
nach oben.«
THOMAS SEPP
Allianz-Industrieversicherer AGCS
32 Comeback der Rentenfonds Die
Zinswende rückt Anleihen wieder in
ein attraktives Licht für Investoren.
Was diese nun beachten müssen
36 Bärendienst für Fondsstandort
Die BaFin meint es gut mit ihrem
Alleingang bei der Regulierung
nachhaltiger Fonds - und schwächt
damit den Standort Deutschland.
44 »Psychos« ohne jede Chance
PKV-Versicherer lehnen Anfragen
mit psychischen Vorerkrankungen
fast kategorisch ab. Das zeigt der
procontra-Test, der einige Anbieter
zum Umdenken bewegte.
48 Forst mit heißem Risiko Zunehmende
Dürreperioden erhöhen den
Absicherungsbedarf für Waldbesitzer.
50 Bankrott zurückgelassen?! Die
Absicherung von Hinterbliebenen
offenbart in vielen Rentenverträgen
Schwächen und liefert somit Beratungsansätze.
52 Akku-Risiken entladen E-Autos
fahren mit erhöhtem Feuerrisiko.
Mit Prävention und Tarifoptimierung
können Vermittler für eine sichere
Fahrt sorgen.
procontra 05 | 22
5
procontra Inhaltsverzeichnis
BERATER
54 Buschfunk
56 »Ich sehe Vermittler nicht als
Gegner« Mit Axel Kleinlein verlässt
einer der schärfsten Kritiker die
Verbraucherschutzbühne.
procontra gab er noch ein resümierendes
Interview.
SACHWERTE
72 Buschfunk
74 »Spürbare Abschwächung zu
erwarten« Jens Tolckmitt vom Verband
deutscher Pfandbriefbanken
über den Wohnimmobilienmarkt und
Probleme für Schwellenhaushalte
76 Fördertöpfe: auftun, aufzeigen,
ausschöpfen Wenn die Finanzierung
von Wohneigentum immer
schwieriger wird, helfen Förderungen.
Welche Vermittler ihren
bauwilligen Kunden nahelegen
sollten
RUBRIKEN
3 Editorial
8 Firmen- und
Personenverzeichnis
8 Impressum
82 Privat gefragt
Steckbrief von Karoline Viktoria
Mielken, Geschäftsführerin der
Nettowelt GmbH
58 Bestände richtig loslassen Was
Vermittler bei und im Vorfeld der Bestandsübergabe
beachten sollten,
damit das Lebenswerk wirklich
vergoldet werden kann
62 pro & contra: Geht den FinTechs
jetzt das Geld aus? Die Zinswende
verteuert Finanzierungen, und
Investoren bieten sich nun wieder
Alternativen. Werden FinTechs
darunter leiden? Zwei konträre
Meinungen dazu
80 Am Puls der Zeit?! Sachwerte
liegen im Trend – nicht nur bei hoher
Inflation. Doch sind Luxusuhren ein
lohnendes Investment oder doch
nur was fürs Handgelenk?
»Nettotarife sind
sinnvoll – für Kunden
und Vermittler.«
KAROLINE VIKTORIA MIELKEN
Nettowelt GmbH
64 Die Lieblinge der Makler Rekordteilnahme
bei der jährlichen
Umfrage zu den Favoriten im freien
Vertrieb. Mit Rückkehrern, Dauerbrennern
und einigen Überraschungen
6 procontra 05 | 22
Eric Bussert
Vorstand Vertrieb und Marketing
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SERVICE Firmen- und Personenverzeichnis
FIRMENVERZEICHNIS
A
Accenture........................................................................... 62
AGCS.......................................................................................20
Alliance Bernstein.........................................................25
Allianz..........................................17, 20, 37, 46, 53, 65
Alte Leipziger....................................................... 42 f., 65
Amazon.................................................................................. 41
Ammerländer..................................................................... 41
Ampega................................................................................25
Amundi..................................................................................25
AnaCap..................................................................................73
Aon...........................................................................................55
Apple......................................................................................80
Arag.........................................................................................45
Axa..............................................................................45 f., 48
B
Bain Capital........................................................................59
Barmenia......................................................................... 45 f.
Bayerische Beamtenkrankenkasse...............45
BCA...........................................................................................60
BGV..............................................................................................17
BNP Paribas...................................................................... 24
Breitling.................................................................................80
BVT............................................................................................73
C
Capinside..............................................................................31
Colognewatch...................................................................81
Corestate..............................................................................73
D
Degussa Bank.................................................................55
Deka.......................................................................26, 37, 73
Deutsche Bank...............................................................33
DKV..........................................................................................45
Dr. Klein...................................................................................77
DWS.............................................................................30 f., 37
E
Element..............................................................................62 f.
Engel & Völkers................................................................72
Erfinderdienst...................................................................26
Ergo.....................................................................................14, 41
F
Fidelity...................................................................................25
Finanzinvest Consulting..........................................33
Finlex........................................................................................ 41
Fonds Finanz..................................................55, 59, 65
Freo...........................................................................................73
G
Galcap....................................................................................73
Global Service..................................................................55
Goldman Sachs..............................................................25
Gossler, Gobert & Wolters.........................................21
Gothaer...................................................................... 41, 48 f.
Great West Lifeco..........................................................59
GVO........................................................................................... 49
H
Hallesche...................................................................46, 65
Hannover Rück........................................................19, 40
Hans John..........................................................................55
Hansainvest.......................................................................73
HanseMerkur...................................................................45
HDI........................................................................................ 50 f.
HG Capital...................................................................59, 65
Horando................................................................................80
I, J
Ideal.........................................................................................50
Inter.........................................................................................45
InterRisk..................................................................................17
Itzehoer...................................................................................17
JDC...........................................................................................59
L
Lazard....................................................................................30
LKH...........................................................................................45
M
M.M.Warburg.....................................................................33
Mama......................................................................................26
MFS IM...................................................................................33
Montagu...............................................................................25
Morgen & Morgen............................................................17
Munich Re....................................................................19, 40
N
Netfonds.......................................................................19, 25
Nettowelt.............................................................................82
Nixdorf Kapital..................................................................26
Nürnberger.......................................................................... 41
NV................................................................................................17
O
Omega...................................................................................80
Oppenfield...........................................................................73
Ostangler................................................................................17
P
Patek Philippe..................................................................80
PIB Group.............................................................................55
Pier Investment...............................................................73
Pimco.....................................................................................34
Policen Direkt...................................................................59
Prinas Montan.................................................................55
Protectoplus......................................................................53
INDEX
R
R+V...........................................................................................46
Refinitiv................................................................................. 24
Resultate Institut...........................................................59
Robeco..................................................................................25
Roland...................................................................................... 41
Rolex................................................................................... 80 f.
S
S.L.P..........................................................................................55
Savills......................................................................................73
Schad......................................................................................78
Scope..................................................................................... 24
Scor......................................................................................52 f.
SDK............................................................................................41
Seiko.......................................................................................80
SHB.............................................................................................17
Signal Iduna......................................................................45
Silvertip..................................................................................73
SMR............................................................................................21
SparkassenVersicherung......................................52
Swiss Re.........................................................................19, 41
Swisscanto.........................................................................26
T
Talanx.....................................................................................25
TCW-Gruppe......................................................................25
U
Union Investment...............................................31, 37 f.
Universal Investment.................................................25
V
Vanguard.............................................................................34
vdp Research....................................................................74
Vema.......................................................................................65
Versicherungsforen Leipzig..................................... 41
Versicherungskammer Bayern..........................45
VHV..........................................................................................53
Volkswagen.......................................................................52
Volkswohl Bund......................................................... 22 f.
W
Wellinvest............................................................................34
WestLB...................................................................................26
Willis Towers Watson....................................................21
Württembergische.......................................................45
PERSONENVERZEICHNIS
A
Anne, Benoit.....................................................................33
Asmussen, Jörg...............................................................12
B, C
Bachmeier, Peter...........................................................53
Bauer, Christian...............................................................73
Bauermeister, Anja.......................................................38
Beenken, Matthias.......................................................59
Beier, Nils............................................................................. 62
Biden, Joe.............................................................................31
Bock, Frank ........................................................................37
Bollhorst, Janine............................................................53
Branson, Mark..................................................................37
Briones-Schulz, Katja.................................................. 41
Brückner, Michael..................................................... 80 f.
Cliquet, Bertrand........................................................ 30 f.
D
Danner, Christian...........................................................45
David-Spickermann, Florian.................................52
Dilg, Martin..........................................................................25
Dreyer, Aljoscha.............................................................. 49
Droll, Jan.......................................................................... 48 f.
E, F
Eich, Stefan.........................................................................37
Emde, Nico...........................................................................21
Finger, Marcus.................................................................80
G
Glorius, Anja.......................................................40, 44 ff.
Görler, Andreas...............................................................34
Grabmaier, Sebastian................................................59
Grimm, Andreas..............................................................59
H
Happacher, Maximilian............................................. 29
Haukje, Thomas............................................................. 22
Heidekamp, Bert............................................................50
J, K
Janssen, Onno...............................................................55
Kampmeyer, Stefan......................................................25
Kanschik, Philipp...........................................................59
Kantak, Ralf......................................................................... 41
Kettnaker, Frank................................................ 42 f., 65
Kieper, Oliver.......................................................................19
Klein, Frank..........................................................................77
Kleinlein, Axel................................................................56 f.
Klude, Carsten..............................................................33 f.
Koch, Kathryn..................................................................25
Kräker, Holger...................................................................55
Kretschmann, Winfried...............................................12
Kretschmer, Michael.....................................................12
L
Lauterbach, Karl...............................................................14
Leiss, Felix............................................................................72
Lippman, David...............................................................25
Losing-Malota, Olga.......................................................21
Lücke, Justus.................................................................... 41
Lüer, Thomas......................................................................51
M
Macht, Christian.........................................................62 f.
Mann, Thomas................................................................25
Mattner, Andreas...........................................................73
Mayer, Brigitte..................................................................50
Mehta, Kunal.....................................................................34
Mielken, Karoline Viktoria.........................................82
Mitzlaff, Ulrich.................................................................... 41
N
Nagel, Joachim.......................................................12, 33
Naumer, Hans-Jörg.......................................................13
P
Pickel, Michael.................................................................40
Ploemacher, Harry.......................................................25
Porazik, Norbert.............................................................65
Preininger, Alexander.................................................25
R
Rehmke, Stephen...........................................................57
Rietow, Jana.......................................................................31
Rosenberger, Harald..................................................... 41
Rudolph, Stephan..........................................................73
S, T
Sack, Markus...................................................................33
Schad, Marcus.................................................................78
Schleicher, Sven............................................................55
Schmidt, Dagmar..........................................................54
Schmidt, Harald................................................................13
Schneider, Semira..........................................................73
Schürmann, Rolf............................................................60
Schütz, Cedric..................................................................73
Schwegat, Stephan.................................................52 f.
Sepp, Thomas.................................................................20
Sharma, Vinay...................................................................31
Solomon, Honor..............................................................25
Steinmeyer, Martin.......................................................25
Stephan, Ulrich...............................................................33
Tolckmitt, Jens............................................................. 74 f.
V
Veit, Konstantin...............................................................34
von Laufenberg, Henri.................................................81
W
Weber, Volker...................................................... 26 ff., 37
Wiese, Andreas.......................................................... 48 f.
Wirth, Norman........................................................20, 55
Wollmershäuser, Timo.................................................19
Z
Zekri, Dianoush................................................................73
Zielke, Carsten.................................................................40
Zimmermann, Carsten................................................76
VERLAG UND REDAKTION
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LEKTORAT
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TEXTBEITRÄGE
Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Carla Fritz, Heike
Gorres, Matthias Hundt, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah
Petersohn, Imke Reiher, Uwe Schmidt-Kasparek, Stefan
Terliesner, Martin Thaler, Jan Wagner, Anne Mareile Walter
COVERILLUSTRATION
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n.pruewer@alsterspree.de
+49 (0)40 6 07 71 29 24
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AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.
Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen
in Europa e. V.
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8 procontra 05 | 22
SOLIDARITÄT MIT DER UKRAINE –
PROTEST GEGEN DEN KRIEG
FRIEDEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN!
Die ÖKOWORLD steht in ihrem Denken und Fühlen seit Gründung
für den Frieden. Selbstverständlich sind Waffen und Rüstung aus
allen Investments ausgeschlossen.
KEINE BLUTIGE RENDITE. KEIN BLUTIGES GELD.
Fassungslos beobachten wir das Kriegstreiben, das Wladimir Putin
kaltblütig und ohne jeden Verstand und ohne jegliche menschliche
Regung vollzieht.
Die ÖKOWORLD verurteilt das Verhalten
der russischen Regierung auf das
Allerschärfste! Wir investieren nicht in
Aktien von russischen Unternehmen!
Es wird Krieg geführt, mitten in Europa.
Hunderttausende Menschen, darunter viele
Frauen und Kinder, fliehen vor dem Blutvergießen
und der brutalen Gewalt in ihrem Land.
Sie werden gnadenlos vertrieben aus ihrer Heimat.
Unser Mitgefühl ist bei allen Menschen, den Familien aus der
Ukraine, die nun in Furcht und Angst leben.
Wir hoffen auf eine baldige Entspannung in der Ukraine.
ÖKOWORLD AG
Itterpark 1, 40724 Hilden, Telefon: 02103 | 28 41-0, E-Mail: Info@oekoworld.com, www.oekoworld.com
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PANORAMA Notiert
PANORAMA
ELEMENTARSCHUTZ:
TREND ZUR PFLICHT?!
Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal berichteten wir vor
einem Jahr über Ansätze, um die Abdeckungsquote
beim Elementarschutz zu erhöhen. Braucht es einen
Versicherungszwang oder soll der Staat in den Hochwasserschutz
investieren? Zu dieser Frage haben sich
damals viele Diskussionen entsponnen.
Ein Jahr später ist die Debatte ein kleines Stück weiter
vorangekommen. Neben Baden-Württembergs Ministerpräsident
Winfried Kretschmann (Grüne) und Sachsens
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) machte
sich kürzlich auch das für Verbraucherschutz zuständige
Bundesumweltministerium für eine verpflichtende
Versicherung stark. Verfassungsrechtlich ist eine
Pflichtversicherung, wie eine Stellungnahme der Justizministerkonferenz
zeigt, nicht ausgeschlossen.
»Von der neutralen
Rate sind wir
noch ein ganzes
Stück weg.«
Bundesbank-Präsident
Joachim Nagel hält den
aktuellen Straffungskurs
der EZB für nicht ausreichend.
Man sei noch
weit von einem Zinsniveau
entfernt, mit dem
die Wirtschaft weder
angeschoben noch gebremst
wird. Daher seien
weitere Zinserhöhungen
nötig.
CYBER-
VERSICHERER
RUTSCHEN
IN DIE ROTEN
ZAHLEN
Die deutschen Versicherer fuhren im vergangenen Jahr mit Cyberpolicen
erstmals einen Verlust ein. Nach einer Branchenauswertung
des GDV betrug die Schadenkostenquote fast 124 Prozent – ein Jahr
zuvor waren es noch 65 Prozent gewesen. Somit kamen auf jeden
eingenommenen Euro Ausgaben für Schäden und Verwaltung in
Höhe von 1,24 Euro. Zwar stiegen die Beiträge 2021 insgesamt um
49 Prozent auf 178 Millionen Euro an, doch: „Einzelne Cyberattacken
hatten schwerwiegende Folgen und führten jeweils zu Kosten
im oberen einstelligen Millionenbereich“, erläutert GDV-Hauptgeschäftsführer
Jörg Asmussen.
12 Foto l.u.: Frank Rumpenhorst
Notiert PANORAMA
Zeitenwende
DR. HANS-JÖRG NAUMER
leitet Global Capital Markets & Thematic Research
von Allianz Global Investors
HARALD SCHMIDTS ZWEIFEL-
HAFTER RENTENBESCHEID
Auf diesem schmalen Finanzpolster wird sich Harald Schmidt
wohl nicht lange ausruhen: 272 Euro – diesen spärlichen
Betrag weist der gesetzliche Rentenbescheid des TV-Entertainers
auf. „Die kassier ich auch knallhart. Ich hab ja einbezahlt,
das steht mir zu“, so Schmidt, der kürzlich seinen 65. Geburtstag
feierte. Er sei zwar die meiste Zeit Freiberufler gewesen
und ist das auch immer noch – aber er habe „15 Jahre voll
eingezahlt“, was ihn zu dieser Minirente berechtige.
Das „Rentenschicksal“ des Moderators nahm der Bundesverband
der Rentenberater zum Anlass und rechnete noch einmal
nach. Mit dem Ergebnis: In die Berechnung schlich sich offenbar
der Fehlerteufel ein. Sofern Schmidt „voll eingezahlt“ habe,
sollten ihm 1.080,60 Euro zustehen. Für einen auskömmlichen
Lebensabend dürfte die Late-Night-Ikone wohl ohnehin nicht
auf einen korrekten Bescheid angewiesen sein.
Zeitenwende überall. Geopolitisch strukturiert sich
die Welt neu. Die „Deglobalisierung“ nimmt Gestalt an.
Demografisch wächst die Welt zwar weiter, wird dabei
aber älter und die Zuwachsraten nehmen ab. Die Babyboomer
verabschieden sich in die Rente. Bereits seit 2013
scheiden in den Industriestaaten mehr Menschen aus dem
Arbeitsleben aus, als neue hinzutreten. Die Verlierer und
Gewinner des Dekarbonisierungstrends sortieren sich bereits
jetzt. Für die Umstellung auf die treibhausgasneutrale
Weltwirtschaft sind der Krieg gegen die Ukraine und die
damit verbundenen Lieferengpässe bei Gas geradezu ein
Katalysator. Ein Katalysator auch für die Deglobalisierung.
Wurde diese schon von der Digitalisierung (welche Roboterarbeitsplätze
im Inland gegenüber Arbeitsplätzen in
Übersee preiswerter werden lässt) und der Brüchigkeit der
Lieferketten beschleunigt, so kommen die geopolitischen
Spannungen jetzt noch dazu. Die Inflation – ein lange für
tot geglaubtes Gespenst – meldet sich mit lautem Gepolter
zurück und zwingt die Zentralbanken der Welt zum Handeln.
Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Auch das
eine Zeitenwende. Bei niedrigen Nominal- und tiefroten Realrenditen
ist es für die Kapitalanlage keine leichte Aufgabe,
zumindest die Kaufkraft des Vermögens zu verteidigen.
Ohne risikoreichere Anlageformen wie Aktien wird es nicht
gehen. Diese haben sich in der Vergangenheit gegenüber
der Inflation gut geschlagen. Zu mehr Rendite gehört aber
immer auch mehr Risiko. Und die Risiken haben nicht abgenommen:
Die Konjunktur bewegt sich auf abschüssigen
Pfaden, die Zentralbanken kämpfen gegen die Inflation und
dürften, von Ausnahmen wie China abgesehen, die Zinsen
weiter anheben. Und natürlich immer wieder die Geopolitik.
Dies ist eine gute Zeit, die mittel-/längerfristige Zusammensetzung
der Kapitalanlage zu überdenken und auf die
Segmente zu setzen, die von der Zeitenwende profitieren.
7.626
... Beschwerden gingen zwischen Januar und
Juli dieses Jahres bei der Schlichtungsstelle
des Versicherungsombudsmanns ein. Damit
sank das Beschwerdeaufkommen im Vergleich
zum Vorjahr deutlich: So registrierte die Schlichtungsstelle
im gleichen Zeitraum 2021 insgesamt
9.293 Meldungen.
procontra 05 | 22
13
PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch
Immer älter,
immer teurer
In vielen Bundesländern wird die
Überalterung der Gesellschaft in absehbarer
Zeit finanziell erheblich zu
Buche schlagen. Dies geht aus einer
vom GDV in Auftrag gegebenen Studie
hervor. Bis 2040 würden gerade
die wirtschaftsstarken Bundesländer
Bayern und Baden-Württemberg
finanziell ins Hintertreffen geraten,
heißt es darin. In den nächsten Jahrzehnten
vollziehe sich dort die gesellschaftliche
Alterung, die anderswo
bereits weiter vorangeschritten
ist. Nur in Berlin und Hamburg würden
die altersabhängigen Einnahmen
die Ausgaben übersteigen.
Vertrauen in
Versicherungen
Auch in der aktuellen Krisenzeit von
Rekordinflation und steigenden Energiepreisen
büßen Versicherungen bei
Anlegern offenbar kein Vertrauen ein.
Nach dem Risiko-Report der Ergo legt
der Großteil der Befragten sein Geld
in Lebensversicherungen, Riester-
Renten oder einer betrieblichen
Altersvorsorge an. An zweiter Stelle des Geldanlage-Rankings
stehen Immobilien und Aktien. Gold und andere Rohstoffe bilden
mit 10 Prozent das Schlusslicht. Jeder fünfte Deutsche legt
überhaupt kein Geld an.
Die Zukunft der
Gesundheit
Die Deutschen haben in Bezug auf ihre gesundheitliche Zukunft
offenbar große Sorgen. Nach dem aktuellen Risiko-Report
der Ergo glauben 37 Prozent, dass sich ihr Gesundheitszustand
in den nächsten zehn Jahren gegenüber dem heutigen
verschlechtern wird. Dabei sind Geringverdienende am pessimistischsten,
was die eigene Gesundheitserwartung betrifft.
Auf die Frage, was die Studienteilnehmer im Alter am meisten
fürchten, landet die Sorge vor Krankheit auf dem Spitzenplatz
mit 64 Prozent. Das Thema Altersarmut sehen 41 Prozent als
Problem. Besonders bei Frauen ist diese Angst ausgeprägt:
Für 46 Prozent von ihnen ist Armut ein Angstfaktor – bei den
Männern gaben das 36 Prozent an.
Immer längeres Arbeiten
Immer mehr Männer und Frauen gehen nach dem 60. Lebensjahr
einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nach. Nach
Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren zum Jahresende
2021 noch über drei Millionen ältere Beschäftigte registriert
– im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung
von etwas mehr als 7 Prozent. Und laut dem Statistischen
Bundesamt hat die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen
innerhalb des vergangenen Jahrzehnts so stark zugenommen
wie in keiner ande- ren Altersgruppe – von 41
Prozent (2010) auf 61 Prozent (2020).
MEHR PFLEGEPERSONAL
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Krankenhäuser zu
einer ausreichenden Zahl an Pflegekräften verpflichten. Nach aktuellen
Gesetzesplänen soll dafür auf den Stationen eine Methode zur Personalbemessung
eingeführt werden, die ab 2025 verpflichtend wird. Ab 1. Januar
2023 ist eine schrittweise Einführung zunächst mit einer Erprobung in
ausgewählten Kliniken vorgesehen. Auf dieser Basis soll schließlich eine
Verordnung mit Vorgaben für die Personalbemessung erarbeitet werden.
14 procontra 05 | 22
Was er jetzt noch nicht weiß:
Mit 32 Jahren umsegelt er die Welt.
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PANORAMA Leserbriefe
KOMMENTIERT
»Telematik: Fluch oder Segen?«
Umfrage: Von 1.000 Autofahrern sind 45
Prozent einverstanden, wenn die Fahrdaten
nach einem Unfall automatisch an den Kfz-
Versicherer gesendet werden.
Wenn die Befragten allesamt wüssten, was
dem Versicherer damit an Regress/Quotelung/Ablehnung
eröffnet wird, dann würden
sie gegebenenfalls noch mal anders entscheiden.
Ich werde meinen Kunden definitiv
nicht zu einem Telematiktarif raten.
CLAUDE BURGARD
via Facebook
WER SCHAFFT’S JETZT NOCH IN DIE PKV?
Der Bund hat die Versicherungspflichtgrenze für die PKV empfindlich hochgeschraubt.
»Nur noch 4 Krankenkassen«
Selten war die Motivation zum Kostensparen
so allgegenwärtig. Einer unserer Leser sieht
offenbar bei den gesetzlichen Krankenkassen
einen großen Hebel.
Wann fängt man an, darüber nachzudenken,
die Anzahl der Krankenkassen zu reduzieren?
Bei der gesetzlichen Rentenversicherung
besteht eine Hauptstelle und in einigen
Großstädten einige Beratungszentren. Bei
der PKV gibt es oft eine zentrale Stelle,
wo die Leistungen bearbeitet werden. Im
Zuge der Onlineberatungen fahren wenige
Personen zu den Krankenkassen und
bei Abwicklungen von Leistungen über
EDV spart man Zeit und Kosten. Es ist an
der Zeit, die Kassen zu reduzieren und zu
verstaatlichen. Zuletzt gab es 11 Allgemeine
Ortskrankenkassen plus Zweigstellen, 77
Betriebskrankenkassen und 14 sonstige. Jede
Krankenkasse hat einen Vorstand, Aufsichtsrat
und Sekretärinnen. Jede Krankenkasse
hat ein Gebäude, welches Miete, Büromöbel
kostet, außerdem der laufende Unterhalt wie
Gas und Strom sowie Reparaturen. Die Werbungen
der Kassen („Kommen Sie zu uns,
wir sind die Besten“) verschlingen Millionen.
Ebenso die Internetpräsenz. Vielleicht
wäre eine räumliche Aufteilung nach Nord,
West, Ost, Süd der erste Schritt. In jeder
eine Krankenkasse. Es würden Milliarden
an Kosten gespart. Zugunsten der Beitragszahler
und zur Vereinfachung des Systems.
Der Arzt braucht dann nur mit einer Kasse
abzurechnen. Vielleicht sollte darüber mal
eine Diskussion ins Leben gerufen werden.
WERNER HELMHOLZ-MALLINOVSKY
via E-Mail
1
2
3
4
5
TOP 5 DER AUSGABE
+++KLICKVERDÄCHTIG+++
Die beliebtesten Artikel auf procontra-online
PKV-RATING
Nur 6 Anbieter stehen finanziell ausgezeichnet da
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PKV-BESCHWERDEQUOTEN
Diese 7 Krankenversicherer haben die höchsten
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VORZEITIGE ÜBERSCHUSSAUSZAHLUNG
Warum die Axa dies ihren Kunden anbietet
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VERWALTUNGSKOSTENQUOTEN
Diese Lebensversicherer haben die niedrigsten
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PLÄNE FÜR GERINGERE RÜCKLAGEN
Krankenkassen warnen vor Insolvenz
www.procontra-online.de/gkv-insolvenz
»Es geht darum, nicht pleitezugehen«
Die Zinsen für Immobilienkredite steigen. Automatisch
schließen wieder mehr Menschen
Bausparverträge ab, um sich für die Zukunft
verhältnismäßig niedrige Kreditzinsen zu
sichern. Doch Verbraucherschützer machen
wenig Hoffnung, dass dieser Plan aufgeht.
Zu oft schon hätten in der Vergangenheit
Bausparkassen Altverträge aus verschiedensten
Gründen gekündigt, wenn sie ihnen
zu wenig Gewinn brachten.
Was mir am „Verbraucherschutz“ gefällt,
ist, dass dessen Aussagen so leicht zu widerlegen
sind. Guckt man sich die Geschäftsberichte
an, sieht man, dass hier keine BSK
übermäßige Gewinne macht. Also hat das
nix mit „Die machen, was sie wollen“ zu
tun, sondern mit notwendigen Entscheidungen,
um nicht pleitezugehen. Hier macht
es wieder den Eindruck: „Hmm, was bringt
mir im Moment die höchste Aufmerksamkeit
– das bespiele ich mal.“ Ätzend. Denn
der Name Verbraucherschutz impliziert
doch irgendwie, dass da jemand neutral an
der Seite eines Verbrauchers steht.
TIM WOLFF DVAG
via Facebook
16 Illustration: Jakob Bettin
Leserbriefe PANORAMA
»6 von 221 fallen durch«
Die Ratingagentur Morgen & Morgen hat
kürzlich Wohngebäudeversicherungen
getestet. Im Vergleich befanden sich 221
Produkte, von denen sechs die schlechteste
Gesamtnote im Test erhielten. Dabei
handelt es sich um die Tarife „Basis“ (BGV),
„L“ (InterRisk), „Basis“ (Itzehoer), „WohnhausSpar
2.0“ (NV), „Standard“ (Ostangler)
und „Klassik“ (SHB). Mit dieser Auswahl auf
den hinteren Plätzen zeigten sich auch die
procontra-Leser einverstanden.
Die Tarife, die durchgefallen sind, verkauft
auch kein respektabler Makler.
FLORIAN REX
via Facebook
»Alkohol- und Tabaksteuer verzehnfachen«
Im Jahr 2023 wird das finanzielle Defizit in
der gesetzlichen Krankenversicherung etwa
23 Milliarden Euro betragen. Um es teilweise
zu tilgen, schlagen die Innungskrankenkassen
vor, man könne die GKV an den
Einnahmen aus der Alkohol- und Tabaksteu-
er beteiligen. Schließlich verursache der
übermäßige Genuss von Alkohol und Tabak
immense Folgekosten für das Gesundheitssystem.
Die Steuern für Alkohol und Tabak müssten
zehn Mal so hoch sein und schwups, regelt
sich alles von alleine. Ich glaube, eine höhere
»Da muss wohl dann
eine Umlage her.
Was bei Gas geht, geht
auch bei der GKV.«
ANDRE KELLERT, VIA FACEBOOK, ZUM GKV-FINANZDEFIZIT
Steuer hätte auch durchaus positive Auswirkung
auf die Bevölkerung. Mittelfristig
wird der übermäßige Konsum sinken, der
Zigarettenkonsum hat sich durch die Preise
schon extrem eingeschränkt. Mir geht’s um
das unkontrollierte Konsumverhalten, weil
die Verfügbarkeit immer gegeben ist. In
Singapur funktioniert das super.
MARK FÖRSTER
via Facebook
»Klare Absage an den Außendienst«
Die Allianz will ihr Kundenportal „Meine Allianz“
für Makler öffnen. Zukünftig sollen dessen
Nutzer, die mindestens einen Vertrag in
der Betreuung eines Maklers haben, diesen
Vermittler als ihren bevorzugten Ansprechpartner
hinterlegen können – bislang war
dies nur für Allianz-Vertreter möglich.
Die Kolleginnen und Kollegen der Allianz
können einem leidtun! Eine klare Absage an
den Außendienst.
JENS-RAINER BOHLSEN
via Facebook
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procontra 05 | 22
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17
TITEL Folgen der Inflation
INFLATION ALS VORBOTE
Die hohe Teuerungsrate vernichtet nicht nur Ersparnisse,
sondern hat auch gravierende Folgen für die Sachversicherung: vielfach droht
Unterversicherung, und dann rollt auch noch ein Prämien-Tsunami heran.
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
18 procontra 05 | 22
Folgen der Inflation TITEL
Sind Makler bald systemrelevant? Eine
kühne Frage. Immerhin wird ihre Rolle als
Finanzberater an der Seite ihrer Kunden
„in nächster Zeit wohl noch wichtiger werden“,
betont Maximilian Happacher, stellvertretender
Vorstandsvorsitzender der einflussreichen
Deutschen Aktuarvereinigung,
im Interview mit procontra (siehe Seite 20).
Tatsächlich war das Thema Finanzplanung
für einen Großteil der privaten Haushalte
und Gewerbetreibende noch nie so drängend
wie heute. „Unsere Berater haben alle
Hände voll zu tun“, sagt auch Oliver Kieper,
Vorstand bei Netfonds. Auf Anfrage
von procontra bei zehn Maklerpools berichten
die meisten von einem immer stärkeren
Beratungsbedarf der Kunden.
Angesichts rasant steigender Preise selbst
für Güter des täglichen Bedarfs wie Brot,
Butter und Energie überlegen sich immer
mehr Menschen genau, wofür sie ihr Geld
ausgeben. „Die realen Einkommen und die
Ersparnisse der privaten Haushalte schmelzen
dahin“, schreibt das ifo Institut in seiner
Konjunkturprognose Herbst 2022. Das
Schlimmste stehe den Menschen noch bevor.
Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt
um 0,3 Prozent schrumpfen
und die Inflationsrate auf 9,3 Prozent
steigen. Ihren Höhepunkt werde die Geldentwertung
voraussichtlich im ersten Quartal
2023 mit etwa 11 Prozent erreichen.
„Erst 2024 erwarten wir eine Normalisierung
mit 1,8 Prozent Wachstum und 2,4
Prozent Inflation“, berichtet Timo Wollmershäuser,
Leiter Konjunkturprognosen
beim ifo Institut (siehe Grafik). Das klingt
nach Entspannung – ist es aber nicht. Das
absolute Preisniveau wird hoch bleiben,
lediglich die Preissteigerung zum Vorjahr
(dann von 2024 zu 2023) fällt geringer aus
und schmälert die Inflationsrate. Ziehen die
Einkommen und Löhne nicht entsprechend
nach, bleibt die Haushaltsbelastung weiterhin
hoch und steigt weiter.
UNTERVERSICHERUNG UND
PRÄMIENANPASSUNGEN
Die steigenden Preise strahlen mehr oder
weniger auch stark auf die Deckungen
und Prämien in der Sachversicherung aus.
Versichert sind fast immer die Neuwerte,
Wiederbeschaffungswerte oder Unterarten
davon wie zum Beispiel gleitender Neuwert.
All diese Werte sind von der aktuellen
Preisentwicklung direkt betroffen. Sofern
die Inflationsrate zu schnell klettert, liegen
10
8
6
4
2
0
Angaben in %
INFLATIONSRATE IN DEUTSCHLAND
Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahr
1,5 1,8
die versicherten Werte über der festgelegten
Versicherungssumme – Unterversicherung
droht. Zwar beinhalten viele Policen tariflich
vereinbarte Anpassungen der Versicherungssumme
und Beiträge, diese greife aber
immer erst im Folgejahr. Durch die Kopplung
der Versicherungssumme an diverse
»Die realen Einkommen
und die
Ersparnisse der
privaten Haushalte
schmelzen dahin.«
IFO INSTITUT, KONJUNKTURPROGNOSE HERBST 2022
Preisindizes soll Unterversicherung vermieden
werden (siehe Grafik auf Seite 21).
Normalerweise gelingt das, aber die Zeiten
sind nicht mehr normal. Im Privatbereich
könnten sich Absicherungslücken vor allem
in der Wohngebäude-, Hausrat- und Kfz-
Versicherung ergeben, im Gewerbesegment
insbesondere in der Gebäude-, Inhalts- und
Haftpflichtversicherung.
Was die Beiträge betrifft, zeichnet sich
eine Erhöhungsrunde ab. Viele Bestandsverträge
enthalten eine Beitragsanpassungsklausel,
die die Produktgeber nun
umsetzen. Wie stark ein Versicherer an
der Preisschraube dreht, hängt vom Wettbewerb
sowie der eigenen Strategie und
1,4
0,5
2017 2018 2019 2020 2021 2022e 2023e 2024e
3,1
8,1
9,3
2,4
Quelle: Statistisches Bundesamt, Prognose vom ifo Institut
Bilanzstärke ab. Noch halten sich die Versicherer
auf Anfrage von procontra bedeckt
– auch mit Verweis auf kartellrechtliche
Gründe. „Wir können keine Option ausschließen“,
heißt es lapidar. Oder: „Aktuariell
wird sich das in künftigen Prämien niederschlagen.“
Pool-Vorstand Kieper hat bei
Wohngebäudepolicen bereits Aufschläge
„von 10 bis 25 Prozent“ gesehen, und das
Ende sei noch nicht absehbar. Ursachlich
dafür seien „explodierende Handwerkskosten“
sowie die Schäden der Hochwasserkatastrophe
2021.
Wie hoch der Prämien-Tsunami sein
wird, lassen auch Äußerungen von Rückversicherern
auf dem Branchentreffen im
Fürstentum Monte Carlo im September
erahnen. Medienvertreter vor Ort berichten,
dass die führenden Spieler der Szene –
Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück
– ihre Kunden, also die Erstversicherer, auf
prozentual zweistellige Preissteigerungen
vorbereiten. Ein Großteil der Verteuerung
dürfte beim Endkunden ankommen, also
der Klientel der Makler.
KÜHLEN KOPF BEWAHREN
Wie werden Privathaushalte und Unternehmen
darauf reagieren? Das ist die entscheidende
Frage. Fest steht: In dieser Situation
gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren
und an der richtigen Stelle zu sparen, also
eben nicht überstürzt der Prämienerhöhung
zu widersprechen oder sogar die Police zu
kündigen. Statt mehr Prämie zu zahlen,
kann ein Kunde einen höheren Selbstbehalt
vereinbaren. Auch ein Tarifwechsel ist
vielleicht sinnvoll. Solche Alternativen
procontra 05 | 22
19
TITEL Folgen der Inflation
aufzuzeigen ist der Job von Maklern.
Vor allem eine Unterversicherung gilt es zu
vermeiden. Im Schadensfall käme es sonst
zu einer bösen Überraschung. Anders als in
der Altersvorsorge geht es in der Sachsparte
oft um die Deckung existenzieller Risiken,
denn Schäden am eigenen Haus oder Betrieb
zahlt niemand mal eben aus der Portokasse.
Hier gegenzuhalten und aufzuklären, ist
eine wichtige Aufgabe von Maklern (siehe:
„Checkliste gegen Unterversicherung“ auf
Seite 22). Zwar gibt es für Vermittler angesichts
der Krise keine Pflicht, jetzt die Verträge
zu optimieren, sagt Norman Wirth,
Rechtsanwalt und Vorstand beim AfW
– Bundesverband Finanzdienstleistungen.
Dennoch sollten Vermittler, allein schon
aus dem Servicegedanken heraus, proaktiv
auf ihre Kunden zugehen und mit ihnen zusammen
eine mögliche Veränderung ihrer
finanziellen Lage analysieren. So ließen sich
Kurzschlussreaktionen der Versicherungsnehmer
verhindern. Insofern könnten Makler
für ihre Kunden Helfer in der Not sein.
GALOPPIERENDE INFLATION IM GEWERBE
Besonders brenzlig ist die Situation bei Gewerbekunden.
Die für die Summenanpassung
und die Kalkulation der Versicherer
relevanten Indizes wie zum Beispiel der
Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte
entwickeln sich „besonders alarmierend“,
meint Thomas Sepp, Vorstand beim Allianz-Industrieversicherer
AGCS. Tatsächlich
offenbart ein Blick auf die jüngste
Entwicklung des Index eine galoppierende
Inflation. Laut Statistischem Bundesamt
verteuerten sich gewerbliche Produkte im
August gegenüber dem Vorjahresmonat um
45,8 Prozent. Seit einem Jahr ist die Rate
jeden Monat prozentual zweistellig (siehe
Grafik rechts).
In einem Interview auf einer AGCS-
Internetseite schildert Sepp die Lage: „Die
»Vermittler werden nun noch wichtiger«
DR. MAXIMILIAN HAPPACHER, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Deutsche Aktuarvereinigung
procontra: Die Inflation rennt, wie stark werden
Versicherer jetzt ihre Prämien erhöhen?
Maximilian Happacher: Umfang und Geschwindigkeit
von Preisanpassungen sind stark unternehmens-
und spartenindividuell. Unterschiede
ergeben sich in erster Linie aus der Zusammensetzung
der Versicherungsportfolios. So sind
Sach- und Kraftfahrtversicherungen stärker
betroffen als zum Beispiel Unfallversicherungen.
procontra: Wie kann ein Makler erkennen, welcher
Sachversicherer eher die Prämien erhöhen
wird?
Happacher: Es gibt verschiedene Faktoren, die
die Wahrscheinlichkeit einer Prämienanpassung
beeinflussen können. Dazu gehört zum einen
die Höhe der Schadenrückstellungen eines Versicherers.
Zum anderen steigt die Wahrscheinlichkeit
einer Prämienanpassung mit hohen
Schadensummen.
procontra: Was sind die Treiber für höhere
Beiträge?
Happacher: Die Gebäudeversicherung ist vom
starken Anstieg der Baukosten betroffen.
Die Schäden in der Kfz-Haftpflicht werden
durch den Anstieg der Ersatzteil- und
Mietwagenkosten deutlich teurer. Vertraglich
sind Prämienanpassungen häufig auch an
Indizes gekoppelt, die in der Regel zeitverzögert
zu Prämienanpassungen führen.
Rein theoretisch könnte es auch sein, dass
wir schnellere Prämienanpassungen durch
Änderungskündigungen sehen.
procontra: Was meinen Sie mit Änderungskündigungen?
Happacher: Im Gegensatz zu Lebens- und
privaten Krankenversicherungen werden
Verträge im Bereich der Schaden-/Unfallversicherung
in der Regel mit einer Laufzeit
von einem Jahr abgeschlossen. Versicherer
haben also prinzipiell die Möglichkeit, etwa
Verträge in der Wohngebäudeversicherung zu
kündigen und auf diese Weise höhere Prämien
zu erzielen.
proconta: Welche Möglichkeiten haben Versicherer,
eine Prämienerhöhung zu vermeiden?
Happacher: Für den Bestand im Kompositbereich
hat der Versicherer wenig Möglichkeiten,
hier ist er im Wesentlichen von der Entwicklung
der Schadenhäufigkeit und der Schadenkosten
abhängig. Allerdings kann sowohl für den Bestand
als auch für das Neugeschäft Versicherungsschutz
mit Prävention gekoppelt werden,
um so Schäden zu vermeiden oder zumindest
früher zu erkennen. Dies reduziert wiederum
die Schadenaufwendungen und entlastet den
Druck auf die Prämien. Letztlich ist auch das
Underwriting eine Stellschraube, um das Risiko
zu begrenzen.
procontra: Dann würde der Markt ein Stück weit
intransparenter. Auf Vermittler kommt deutlich
mehr Arbeit zu, oder?
Happacher: Die Risikobewertung individueller
Versicherter ist immer eine Herausforderung.
Individuelle Risiken müssen sorgfältig bewertet
und abgesichert werden, um eine Unterversicherung
zu vermeiden. Die erste Instanz, um
diese vorzunehmen und passende Produkte zu
empfehlen, sind Vermittler. Deren Rolle wird in
der nächsten Zeit wohl noch wichtiger werden.
20 procontra 05 | 22
Folgen der Inflation TITEL
Materialen sind nicht nur teuer, sondern
aufgrund von Engpässen (…) nicht oder
zumindest nicht zügig verfügbar.“ Zudem
treibe die Inflation die durchschnittliche
Schadenshöhe nach oben, die Schäden
würden also teurer. Er schildert ein Beispiel:
Nach Ausbruch der Pandemie hätten
viele Unternehmen ihre Läger mit Vorräten
besonders voll wieder aufgefüllt. Einige
Vorräte wie Holz, Stahl, Baumaterialien,
bestimmte Rohstoffe und Computerchips
seien nun viel mehr wert als vor einem Jahr.
„Daher sind sowohl der Sachschaden als
auch der Betriebsunterbrechungsschaden
wahrscheinlich wesentlich höher.“
WERTE MÜSSEN AKTUALISIERT WERDEN
Sein Ratschlag in dieser Situation lautet:
„Die Ermittlung und Aktualisierung der
Versicherungswerte ist ein dringendes Anliegen
für alle; Versicherer, Makler und die
Versicherten.“ Es sei wichtig, dass Unternehmen
den Wert von Vermögenswerten
sowie die Auswirkungen auf Kosten für
Wiederbeschaffung oder Betriebsunterbrechung
regelmäßig überprüfen und anpassen,
um sicherzustellen, dass sie nach einem
Schaden vollständig entschädigt werden.
Bei einem Schadensfall in den USA für eine
gewerbliche Immobilie, die bei einem Brand
zerstört worden sei, sei der Wiederbeschaffungswert
fast doppelt so hoch wie der vom
Versicherten angegebene Wert, schildert er
ein weiteres Beispiel. Die Lücke sei auf eine
Kombination aus Inflation, Nachfragewelle
und Unterversicherung zurückzuführen.
Auch Nico Emde, Mitglied der Geschäftsleitung
bei Gossler, Gobert & Wolters
Assekuranz-Makler, weist auf die
Notwendigkeit einer Wertprüfung hin. Die
Wahrscheinlichkeit, dass der Lagerbestand
im Fall eines Schadens unterversichert ist,
sei aktuell sehr hoch. Viele Gewerbekunden
würden ihren Makler lediglich einmal
im Jahr, oft im Zuge der Jahresgespräche,
über Veränderungen informieren. Dann sei
es für einen Ratschlag oft bereits zu spät.
Gerade unter den aktuellen Bedingungen
sollten Unternehmer ihren Makler rechtzeitig
informieren, damit dieser den Schutz
prüfen könne.
HAFTZEITEN AN NEUE LAGE ANPASSEN
Mit Blick auf die Deckung eines möglichen
Ertragsausfalls sieht Emde ebenfalls Anpassungsbedarf.
Aktuell sei wegen gestörter
Lieferketten und Knappheiten die Beschaf-
50
40
30
20
10
0
-10
WICHTIGE PREISINDIZES IN DER SACHVERSICHERUNG
Beispielhafte Preisentwicklung für den Gewerbe- und Privatbereich
3,1 4,4 4,3
2,4 2,9 1,2 -1,7
2017 2018 2019 2020 2021 2022
Erzeugerpreisindex gewerbliche Produkte (Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in %)
Baupreisindex für Wohngebäude (Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal in %)
WOHN-
GEBÄUDE-
VERSICHERUNG
Baupreisindex
zu 80 Prozent
Tariflohnindex
für das Baugewerbe
zu 20 Prozent
Versicherungssummen sind oft an Preisindizes gebunden
HAUSRAT-
VERSICHERUNG
(dynamische)
Verbraucher preisindex
(VPI)
fung von Material stark verzögert, sodass
die ursprünglich festgelegten Haftzeiten
mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr
ausreichten. Es sei möglich, Haftzeiten bis
auf 36 Monate auszuweiten, berichtet er
in einem Fachartikel auf einer Internetseite
des Kooperationspartners SMR Strategische
Management- und Risikoberatung.
Die Gefahr einer Unterversicherung jedenfalls
ist real. Zwar enthalten die meisten
Policen eine Wertzuschlagsklausel, um die
Versicherungssumme automatisch anzupassen.
„Aufgrund der starken Inflation ist
jedoch nicht mehr sichergestellt, dass die
Klauseln die Erhöhung der Versicherungswerte
ausreichend abbilden“, erläutert Olga
1,6
GEWERBLICHE
GEBÄUDE-
VERSICHERUNG
Preisindex
für gewerbliche
Betriebsgebäude
9,1
45,8
9,5 14,3 17,3
Quelle: Statistisches Bundesamt
GEWERBLICHE
INHALTS -
VERSICHERUNG
Erzeugerpreisindex
gewerbliche Produkte
(Summenanpassung)
Preisindex
für gewerbliche Arbeitsmaschinen
(Wertzuschlag)
Quelle: Inter Versicherungsgruppe; eigene Ergänzungen
Losing-Malota von der Unternehmensberatung
Willis Towers Watson. Und weiter:
„Wir empfehlen daher auch die Wertzuschläge
zu überprüfen.“ Wie procontra
erfahren hat, wird im Versicherungsmarkt
auch diskutiert, ob spezielle Klauseln, die
das Risiko einer Unterversicherung berücksichtigen,
wieder in die Policen aufgenommen
werden sollen, sofern in der Gewerbesparte
auf breiter Front eine Aktualisierung
der Vermögenswerte ausbleibt.
Die Lage in der industriellen Sachversicherung
ist auch deshalb angespannt, weil
das Jahr 2021 mit einer Schadenkostenquote
von über 170 Prozent im Markt endete.
Klimaveränderungsbedingt höhere
procontra 05 | 22
21
TITEL Folgen der Inflation
CHECKLISTE
GEGEN UNTERVERSICHERUNG
Was Makler jetzt für ihre Kunden tun können:
Bei Kunden das Bewusstsein für eine
mögliche Unterversicherung stärken
Kunden auf unterschiedlich steigende
Beiträge der Versicherer vorbereiten
Kunden sollten Beitragserhöhungen
nicht widersprechen
Alternativen bei Beitragserhöhung
aufzeigen: Selbstbehalt, Tarifwechsel usw.
Versicherungssumme prüfen und
gegebenenfalls im Tarif anpassen
Tarife um Klausel zum Unterversicherungsverzicht
erweitern; sonst nur anteilige
Leistung
Liquiditätsbeschaffung durch Optimierung
bestehender Finanzverträge
Ratenzahlungen durch jährliche
Zahlweise reduzieren
Bei der Wahl der Produktgeber auf
Bilanzqualität und Schadenrück
stellungen achten
Zusätzlich bei Gewerbekunden:
Wertzuschlagsklausel für jährliche
Anpassung der Versicherungssumme
vereinbaren
Prüfen, ob Anpassung der Versicherungssumme
über Wertzuschläge hinaus
notwendig ist
Prüfen, ob für das Gewerbe eine (inkludierte)
Vorsorgeversicherung sinnvoll ist
Die für die jeweilige Branche relevanten
Preisindizes anschauen/beobachten
Wertüberprüfung durchführen; eventuell
gemeinsam mit einem Dienstleister
Dauer einer möglichen Betriebsunterbrechung
prüfen und eventuell im Tarif
anpassen
Bei hoher Inflation von Unternehmen
deklarierte Werte unterjährig aktualisieren
Im Rahmen einer Risikoanalyse prüfen,
ob Firma kleine Risiken nicht selbst
tragen kann
Quelle: procontra
Schadenaufwendungen spielen hier
auch eine Rolle. Vor diesem Hintergrund
rechnet Thomas Haukje, Präsident des
Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler
(BDVM), für 2023 mit Preissteigerungen
von 5 bis 10 Prozent. Normalerweise
würden höhere Preise mehr Kapazitäten
der Versicherer nach sich ziehen. Doch
auch das sei nicht mehr automatisch der
Fall. „Unsere Kunden müssen lernen, dass
sie nicht immer den Versicherungsschutz
bekommen, den sie sich wünschen“, sagte
Haukje eigenen Angaben zufolge im September
auf der Jahrestagung des BDVM in
Hamburg.
DECKUNGSLÜCKEN AUCH BEI PRIVATPOLICEN
Auch in der privaten Sachversicherung drohen
Unterversicherung und höhere Beiträge.
„Privatkunden werden 2023 erschrocken
sein, wenn sie ihren Brief mit der Rechnung
für die Gebäude- und Hausratversicherung
öffnen“, so der BDVM-Präsident.
Mehrbeitrag aufgrund von Wertzuschlägen
und gleitenden Neuwerten, höhere Schadenzahlungen
durch Wetterereignisse und
inflationsbedingt teurere Reparaturen würden
ihre Schatten vorauswerfen. „Das wird
mit den Energierechnungen für einen lauten
Aufschrei in den Haushalten sorgen“,
fürchtet Haukje.
Und erneut schlägt die Stunde der Makler.
Von allen Spartipps, die in der Öffentlichkeit
die Runde machen, schaufelt ein
Finanz-Check in vielen Haushalten die
meis te Liquidität frei (siehe Kasten „10
Spartipps“).
Im Privatbereich wird die Versicherungssumme
in der Regel ebenfalls an die Entwicklung
der Inflation angepasst – sofern
der jeweilige Vertrag die entsprechende
Klausel enthält, was insbesondere bei Altverträgen
zu prüfen wäre. Zum Beispiel
erfolgt die Anpassung in der Wohngebäudeversicherung
anhand des Baupreis- und
Tariflohnindex, wobei die Baupreise mit
einem Gewicht von 80 Prozent in die Berechnung
einfließen. Im zweiten Quartal
2022 sind die Baupreise um 17,6 Prozent
im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen,
berichtet das Statistische Bundesamt;
auch das ist happig.
VERZICHT HILFT NICHT BEI TOTALSCHADEN
„Für Versicherungsnehmer besteht die
Gefahr, unterversichert zu sein“, gibt der
Versicherer Volkswohl Bund zu bedenken.
Zwar hätten viele Verbraucher einen Unterversicherungsversicht
vereinbart. Die
Klausel helfe aber nicht bei einem Totalschaden,
wenn ein neues Haus oder die
Wiederbeschaffung des gesamten Hausrats
und die versicherten Kosten höher sind als
die vereinbarte Versicherungssumme. „Die
Obergrenze der Versicherungsleistung ist
immer die vereinbarte Versicherungssumme“,
heißt es aus der Fachabteilung des
Versicherers. Das muss man einem Makler
nicht erklären. Wichtig ist, dass er bei
seinen Kunden prüft, ob der jeweilige Tarif
überhaupt einen Unterversicherungsverzicht
beinhaltet und ob die Versicherungssumme
angepasst werden muss.
Die Versicherungssumme sollte immer
dem Versicherungswert entsprechen, in der
Hausratversicherung also der Wiederbeschaffungspreis
zum Neuwert und in der
Wohngebäudeversicherung der gleitende
Neuwert. Letzterer ist bekanntlich der Betrag,
der aufzuwenden ist, um ein neues
Haus nach den heute geltenden Vorschriften
wiederherzustellen. Solange das Preisniveau
nicht oder nur wenig steigt, ist alles
gut. Diese Zeiten sind aber erst einmal
vorbei. In der Sachversicherung gilt daher:
Wenn jetzt durch Inflation der Versiche-
10 SPARTIPPS
So trotzen Kunden der Inflation:
Finanzverträge optimieren
Kfz-Versicherung überprüfen
(Stichtag: 30.11.)
Haushaltsbuch führen,
Sparmöglichkeiten entdecken
Tarife wechseln: Handy, Telefon,
Internet, Streaming
Autofahren immer
im höchstmöglichen Gang
Kostenloses Girokonto und Depot nutzen
Günstigeren Strom- und
Gasanbieter wählen
Teuren Kredit umschulden
(ohne Restschuldpolice)
Handwerker gemeinsam
mit Nachbarn beauftragen
Bewusster konsumieren
Quelle: Finanztip, BHW, Sparkassen
22 procontra 05 | 22
Folgen der Inflation TITEL
»Privatkunden
werden über ihre
Rechnung für die
Gebäude- und Hausratversicherung
erschrocken sein.«
THOMAS HAUKJE, PRÄSIDENT BDVM
rungswert steigt, reicht die Versicherungssumme
möglicherweise nicht mehr aus und
es liegt eine Unterversicherung vor. „Für
kleine und mittlere Schäden hilft dagegen
ein Unterversicherungsverzicht. Bei großen
Schäden oder Totalschäden nicht“, stellen
die Experten vom Volkswohl Bund klar.
Die Folgen einer Unterversicherung zeigt
die Beispielrechnung rechts.
MAKLER WICHTIGER DENN JE
Fazit: Auf Makler kommt eine Menge
Arbeit zu. Die hohen Inflationsraten wirbeln
das Deckungs- und Preisgefüge in der
Sachversicherung durcheinander. Mit einer
Verzögerung von ein, zwei Jahren dürften
viele Produktgeber ihre Prämien deutlich
anheben, insbesondere bei Gewerbeversicherungen.
Gleichzeitig droht vielen Privatkunden
und Unternehmen eine Unterversicherung
– und zwar akut und trotz häufig bestehender
tariflicher Anpassungsmechanismen
wie Kopplung der Versicherungssumme an
die Entwicklung von Preisindizes. Makler
mit entsprechendem Mandat sollten jetzt
proaktiv auf ihre Kunden zugehen und sich
als Helfer in der Not erweisen. Bei der Gelegenheit
können sie gleich die gesamten
Finanzen optimieren und vielfach dringend
benötigte Liquidität beschaffen. Makler
sind vielleicht nicht systemrelevant, aber
aktuell wird ihre Dienstleistung dringender
denn je benötigt.
FOLGEN EINER UNTERVERSICHERUNG
Ist die Versicherungssumme zum Zeitpunkt
eines Schadens niedriger als der Versicherungswert,
zahlt der Versicherer den Schaden
nur anteilig und der Versicherungsnehmer
den Rest. Beispiel:
ANGENOMMENE ECKDATEN
vereinbarte Versicherungssumme: 30.000 €
reeller Versicherungswert: 50.000 €
entstandener Schaden: 6.000 €
BERECHNUNG
Schadensbetrag x Versicherungssumme /
Versicherungswert = Entschädigung
Für das genannte Beispiel heißt das:
6.000 x 30.000 / 50.000 = 3.600 €
ERGEBNIS
Die Versicherung zahlt eine Entschädigung
von 3.600 €. Aufgrund der bestehenden
Unterversicherung müsste der Versicherungsnehmer
in diesem Beispiel 2.400 €
selbst zahlen.
Quelle: Allianz, eigene Ergänzungen
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23
BUSCHFUNK Investmentfonds
INVESTMENTFONDS
MEHR ENGAGEMENT IN AKTIVEN ETFS
Europäische Investoren setzen auf das Fondssegment.
Foto: Whyframestudio
Einer Umfrage der Ratingagentur Scope zufolge wird das Engagement in aktiv gemanagten
ETFs zunehmen: Demnach wollen 71 Prozent der europäischen Investoren ihr Engagement in
dieser Fondsgruppe in den kommenden zwölf Monaten erweitern. Das Gesamtvolumen der
aktiven ETFs belief sich in Deutschland Ende Juli auf rund 18 Milliarden Euro – 1,5 Billionen
Euro steckten in den insgesamt 1.954 verfügbaren ETFs. Das Segment wachse kräftig, so
die Scope-Analysten. In den USA habe die Produktgattung bereits einen „beeindruckenden
Zuwachs“ erlebt. „Europa könnte diesem Trend folgen“, so die Ratingagentur. Viele Produkte
auf dem Markt der aktiven ETFs seien relativ neu, sodass ihre langfristige Leistung schwer
zu beurteilen ist. Knapp 40 Prozent der von Scope analysierten Fonds waren weniger als drei
Jahre alt.
SPAC-BOOM GEHT ZU ENDE
Infolge von Inflation und Krieg nimmt das Interesse
von Investoren immer weiter ab.
Der Markt für Spacs liegt aktuell am Boden: Als Folge von Rezessionsängsten,
Inflation und Ukraine-Krieg ist der Markt für Börsengänge
in Europa beinahe zum Erliegen gekommen – fast alle Spacs
dotieren im Minus, an neuen Vehikeln haben Investoren kaum mehr
Interesse. Nach Zahlen des Analysehauses Refinitiv gab es im dritten
Quartal dieses Jahres nur noch 16 Spac-IPOs gegenüber 313 auf dem
Höhepunkt des Hypes im ersten Quartal 2021. Die Zahl der Fusionen
von Spacs mit Zielunternehmen fiel von 104 auf jetzt nur noch 31.
Foto: Cemagraphics
DEMOGRAFIE PRÄGT ANLAGEVERHALTEN
Effekte einer alternden Gesellschaft
Foto: Shapecharge
Der demografische Wandel macht auch vor Investitionsentscheidungen nicht halt. Nach einer
aktuellen Befragung des Vermögensverwalters BNP Paribas Asset unter 135 institutionellen
Investoren und Finanzanlagenvermittlern in Europa, Asien und USA sagen drei Viertel (74
Prozent) der Investoren, dass diese Entwicklung in den vergangenen drei Jahren Einfluss
auf Investitionsfragen genommen habe. So nennen 95 Prozent der europäischen Investoren
den Gesundheitssektor als einen der attraktivsten Anlagebereiche, während Technologie
auf dem zweiten Platz rangiert (81 Prozent). Zudem gaben die Befragten an, dass angesichts
des demografischen Wandels vor allem Aktien (52 Prozent) und Immobilien (50 Prozent) von
erhöhten Zuflüssen profitieren würden.
24
procontra 05 | 22
Investmentfonds BUSCHFUNK
Ampega: Wechsel in der Geschäftsführung
Ampega Asset Management GmbH, ein Tochterunternehmen
der Talanx, verabschiedet mit Harry Ploemacher
zum Jahresende ihren langjährigen CEO in den Ruhestand.
Sprecher der Geschäftsführung wird ab Januar
2023 Dr. Thomas Mann (Foto), der seit 2009 als Chief
Investment Officer der Ampega-Geschäftsführung angehört.
Ebenfalls ab Januar 2023 wird Stefan Kampmeyer
Mitglied der Geschäftsführung.
ESG: chaotisch &
chancenreich!
MARTIN STEINMEYER
Vorstandsvorsitzender Netfonds AG
Universal Investment: Neuer Anteilseigner
Die Universal Investment Gruppe erhält neben dem
bestehenden Hauptanteilseigner Montagu einen weiteren
Anteilseigner: Das Canada Pension Plan Investment Board
(CPP Investments) beteiligt sich mit einem signifikanten
Investment. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt
der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden.
Goldman Sachs AM: Aktienchefin geht
Kathryn Koch verlässt Goldman Sachs und wechselt zur
TCW-Gruppe. Bei dem globalen unabhängigen US-Vermögensverwalter
wird sie Präsidentin und Hauptgeschäftsführerin.
Sie verantwortet dann alle Aspekte der Führung
und des Managements von TCW. Der derzeitige Präsident
und CEO David Lippman wird sich Ende des Jahres 2022
aus der TCW-Gruppe zurückziehen.
Fidelity International: Thematische ETF-Reihe
Fidelity International erweitert ihr ETF-Angebot und legt
eine Themen-ETF-Reihe auf, die zunächst aus fünf neuen
Produkten besteht. Die ETFs bilden die thematischen
Indizes von Fidelity nach. Die fünf Themen beinhalten
saubere Energie, digitale Gesundheit, Metaversum, Cloud
Computing sowie Elektrofahrzeuge und Verkehr der
Zukunft.
Robeco: Sales-Profi kehrt zurück
Nach etwa einem Jahr kehrt Alexander Preininger zu
Robeco zurück. Ab dem 1. November wird er neuer globaler
Vertriebs- und Marketingleiter sowie Mitglied des Exekutivkomitees.
Preininger kommt von Amundi, wo er Global
Head of Institutional Coverage war.
Alliance Bernstein: Vertriebschef geht
Martin Dilg (Foto), Leiter des Privat- und Großkundengeschäfts
Zentral- und Osteuropa, wird Alliance Bernstein
zum Jahresende verlassen. Er geht auf eigenen Wunsch
und trennt sich im Guten. Bis ein neuer Vertriebschef gefunden
ist, wird Honor Solomon den Großkundenvertrieb
in der DACH-Region und Osteuropa leiten.
Foto: deepblue4you
Als ich die Dimension der ESG-Regulierung
verstanden hatte, war ich beeindruckt, was sich
unsere europäischen Politiker getraut haben
und welchen Einfluss dies auf die globalen Wirtschafts-
und Finanzmärkte hat. Diese Regulierung
ist zwar für viele Unternehmen mit einem
erheblichen Aufwand verbunden, hat aber die
Chance, Geldflüsse in die Nachhaltigkeit zu
steuern. Das Sprichwort „Geld regiert die Welt“
wird seine positive Seite zeigen. Eindrucksvoll
hat der Markt bereits die Ernsthaftigkeit bewiesen
- „Greenwashing“ wird nicht geduldet. Ich
denke, wir alle sind uns einig, dass wir dringend
„echte“ Maßnahmen benötigen, um unsere
Umwelt und unsere Gesellschaft wieder „in die
Spur zu bringen“.
Bedauerlich ist, dass dieses absolut sinnvolle
und große Projekt schlecht koordiniert ist. Berater
müssen ihre Kunden nach deren Nachhaltigkeitspräferenzen
befragen, obwohl die Daten
erst von den wenigsten Gesellschaften geliefert
werden (müssen). In der Folge müsste das gesamte
Portfolio veräußert werden. Berater sind
aktuell praktisch gezwungen, das Thema ESG
dem Kunden so vorzustellen, wie es ist: ein praktisches
Chaos. Hoffentlich stimmt das Sprichwort
„Der erste Eindruck zählt“ bei Beratern und
Kunden an dieser Stelle nicht!
Fakt ist, dass die wenigsten Menschen (gleich
welcher Bildungsschicht) die Dimension der
ESG-Maßnahmen kennen. Anleger können durch
ihre individuellen Präferenzen Gelder steuern,
und Firmen werden „gezwungen“ sich nachhaltig
aufzustellen.
Es ist Ihr Job und Ihre Chance, Ihren Kunden diese
Hintergründe zu erläutern. Eine tolle Chance,
Aufgabe und Positionierung für uns alle!
procontra 05 | 22
25
INVESTMENTFONDS Investmenttalk
»Kein aktiver Vertrieb
von Fonds mit Kernkraft«
Atomkraft und fossiles Gas gelten laut EU nun als nachhaltig.
Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG),
über die Folgen für die Finanzbranche, Vertriebe und Anleger
– TEXT: HEIKE GORRES –
procontra: Das EU-Parlament hat die Entscheidung
der EU-Kommission, Atomkraft
und fossiles Gas als „nachhaltig“ einzustufen,
im Juli abgesegnet. Was bedeutet das
für das Forum Nachhaltige Geldanlagen?
Volker Weber: Diese Entscheidung ändert
unsere Position nicht. Wir haben uns
bereits im Sommer vergangenen Jahres zu
dem Thema positioniert: Wir sprechen uns
gegen die Klassifizierung von Atom und
Gas als nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten
VOLKER WEBER hat seit 2007
den Vorstandsvorsitz des
Forums Nachhaltige Geldanlagen
e. V. inne und ist seit 2015
Mitglied des Board of Directors
des Verbands European
Sustainable Investment Forum,
kurz Eurosif. Seit 2019 ist
Weber außerdem Vorstand der
Nixdorf Kapital AG. Zu weiteren
Stationen zählen das Dienstleistungsunternehmen
Mama
Sustainable Incubation AG, die
Beratungsgesellschaft Erfinderdienst
und die Swisscanto
Fondsleitung AG, ebenso wie
die Dekabank, der WestLB-
Konzern und die Deutsche
Bundesbank. Insgesamt ist
Weber seit mehr als
20 Jahren im Bereich nachhaltiges
Finanzwesen engagiert.
26 Foto: FNG
Investmenttalk INVESTMENTFONDS
aus. Kurz vor der Abstimmung im EU-Parlament
haben wir dies auch nochmals in
einem Anschreiben gegenüber ausgewählten
Mitgliedern des Europaparlaments
dargelegt. Hinzu kommt: Atomenergie ist
eines der häufigsten Ausschlusskriterien
bei Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland!
Wir halten die Entscheidung insgesamt
für kontraproduktiv, die nun gerade bei
Anlegern, aber auch bei Finanzmarktteilnehmern
für große Verwirrung sorgt.
procontra: Könnte das Forum Nachhaltige
Geldanlagen nicht indirekt vom Markt
oder von Produktanbietern dazu gedrängt
werden, diese Einstufung bei der Bewertung
der Nachhaltigkeit von Fonds zu
übernehmen?
Weber: Viele unserer Mitglieder haben den
offenen Brief zum Ausschluss von Atomkraft
als nachhaltige Wirtschaftsaktivität
unter der EU-Taxonomie-Verordnung
unterzeichnet. Außerdem haben einige
große Asset-Manager bereits angekündigt,
dass sie ihre Nachhaltigkeitsfilter
diesbezüglich nicht anpassen werden. Bei
der Nachhaltigkeitsbewertung beziehen
Sie sich vermutlich auf das FNG-Siegel.
Hier ist klar zwischen dem FNG und der
„Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger
Geldanlagen“ QNG zu trennen, die
die operative Gesamtverantwortung für
das FNG-Siegel trägt. Das FNG war 2015
Initiator, hat aber keinen Einfluss auf die
weitere Ausgestaltung der Kriterien, um
die Unabhängigkeit des Siegels zu garantieren.
Prüfer des Siegels ist die Sustainable
Finance Research Group der Universität
Hamburg, die auch Research erstellt und
mit der QNG für die Weiterentwicklung
der Methodik des FNG-Siegels verantwortlich
ist.
procontra: Wie könnten andere Bewertungsanbieter
für die Nachhaltigkeit von
Fonds nun mit der Einstufung von Atom
und Gas umgehen?
Weber: Generell ist Transparenz wichtig!
Sowohl institutionelle Investoren als auch
die Privatanlegerseite sollten sich schnell
und einfach informieren können, in was
ihr Geld investiert wird.
procontra: Einige Fondsanbieter wollen
womöglich beiden Gruppierungen etwas
anbieten.
Weber: Dafür gibt es im Grunde seit 2019
die Offenlegungs-Verordnung. Diese Verordnung
regelt die Offenlegungspflichten
von Finanzdienstleistungen bezüglich der
Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen
in ihren Strategien, Prozessen
und Produkten. Zusammen mit unseren
Partnern beim Europäischen Forum für
Nachhaltige Investitionen Eurosif engagieren
wir uns schon lange in diesem Bereich:
Seit 2008 haben wir den europäischen
Transparenzkodex, nach dem als „nachhaltig“
bezeichnete Produkte sehr genau
ihre Nachhaltigkeitsstrategien beschreiben
müssen. Wenn es bei einem Fonds zum
Beispiel heißt, dass er einen breit angelegten
Ansatz verfolgt, die Transformation
zu einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung,
wie sie die EU anstrebt, unterstützen will
und hierfür in Kernkraft oder fossile Energieträger
investieren kann, dann ist das
»Atomenergie ist
eines der häufigsten
Ausschlusskriterien
bei Nachhaltigkeitsfonds
in
Deutschland.«
transparent dokumentiert. Die Entscheidung,
in den Fonds zu investieren, liegt
dann bei den Verbrauchern. Wichtig ist,
dass Anbieter das Anlagekonzept transparent
machen.
procontra: Anleger sollten sich also nicht
nur schlaumachen über die Ansätze von
Nachhaltigkeitsfonds, sondern auch eine
klare Meinung haben zu den unterschiedlichen
Energieträgern.
Weber: Letztlich ist es immer in der Verantwortung
jedes Investors zu wissen, in
was er investiert. Verbraucher müssen sich
schon zu einem gewissen Grad damit beschäftigen
und Grundsatzentscheidungen
treffen. Dazu zählt auch das Thema, ob
jemand Atomkraft im Fonds haben möchte
oder nicht.
procontra: Einige als nachhaltig angebotene
Fonds enthalten hohe Anteile an Staatsanleihen
von Ländern, die auf Atomkraft
setzen, zum Beispiel Frankreich. Anleger
müssen also sehr genau hinschauen.
Weber: ESG-Kriterien für die Berücksichtigung
von Ökologie, Sozialem und
guter Unternehmensführung zum Beispiel
können Fondsanbieter natürlich auch auf
Staaten anwenden. Wenn sich ein Staat
nach einem ESG-Filterprozess eines Fonds
für ein Investment qualifiziert, können
auch Anleihen dieses Staates gekauft
werden. Es ist nur wichtig, dass Kunden
vor ihrer Kaufentscheidung wissen, wie
der Nachhaltigkeitsansatz aussieht. Darauf
zielt auch die Taxonomie und vor allem
die Offenlegungs-Verordnung der EU ab.
procontra: Vermuten oder beobachten Sie
bereits, dass Fondsanbieter sich umstellen
und Atomkraft und/oder fossiles Gas nun
als nachhaltig einstufen?
Weber: Unsere Mitglieder ändern ihre Position
wie gesagt nicht. Darunter sind auch
große deutsche Fondsanbieter, die international
tätig sind. Wie es mit ausländischen
Anbietern aussieht, die europaweit ihre
Produkte vertreiben, ist schwerlich abzuschätzen.
Einige der großen europäischen
Gesellschaften haben mitgeteilt, dass sie
ihre Politik überdenken wollen. Hierbei
dürfte auch die Überlegung wichtig sein,
ob sie auf dem deutschen Markt signifikant
eine Rolle spielen wollen oder nicht.
Denn von den Vertrieben bekomme ich
gespiegelt, dass sie keine Produkte aktiv
als Nachhaltigkeitsinvestment vertreiben
werden, in denen Kernkraft enthalten ist.
procontra: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BaFin hat ihre
Richtlinie, mit der Investmentfonds als
nachhaltig eingestuft werden sollen, auf
unbestimmte Zeit verschoben. Sie will allerdings
Produkte nach den Vorgaben der
Konsultationsfassung der geplanten Richtlinie
einstufen. Wie ist Ihre Einschätzung
zur geplanten Richtlinie und zu diesem
Vorgehen der BaFin?
Weber: Ich bin kein großer Fan von einem
deutschen Sonderweg! Das stärkt nicht
den Finanzplatz Deutschland. Wer nun
einen Nachhaltigkeitsfonds auflegen möchte,
wird vermutlich auf andere Fondsplätze
wie Luxemburg oder Liechtenstein
ausweichen. Mit dem europäischen Pass
kann der Fonds dann auch in Deutschland
angeboten werden. Ein solches Regularium
sollte man, wenn überhaupt, europaweit
abstimmen, um allen gleiche Wettbewerbsbedingungen
zu gewährleisten.
procontra: Zahlreiche Kritiker dieses Vorgehens
der BaFin bemängeln eine fehlende
Rechtssicherheit.
Weber: Wir haben unsere Mitglieder
procontra 05 | 22
27
INVESTMENTFONDS Investmenttalk
AUSSCHLÜSSE
ESG-INTEGRATION
ENGAGEMENT
NORMBASIERTES SCREENING
STIMMRECHTSAUSÜBUNG
BEST-IN-CLASS
NACHHALTIGE THEMENFONDS
IMPACT INVESTMENT
Schweiz Österreich Deutschland
Angaben in % nach Volumen nachhaltiger Assets
NACHHALTIGE ANLAGESTRATEGIEN
in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2021
für die Erhebung zum Marktbericht
„Nachhaltige Geldanlagen 2022“ auch zur
Umsetzung der BaFin-Richtlinie befragt.
Fast die Hälfte der Befragten hält die
Sachlage für unklar. Das trägt nicht zu
ruhigen Fahrwassern am Markt bei. Hinzu
kommt, dass heute erst zwei Umweltziele
der Taxonomie-Verordnung aktiv sind:
„Klimaschutz“ sowie „Anpassung an den
Klimawandel“. Trotzdem sollen sich die
Portfolios laut der Finanzaufsicht bereits
jetzt auf die komplette Verordnung
beziehen. Das ist schlichtweg unmöglich!
So vorzugehen, halte ich für stark verfrüht
und einengend.
5
7
7
10
10
12
11
29
42
48
54
59
60
65
65
67
73
71
Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen, Swiss Sustainable Finance
»Wichtig ist,
dass Kunden vor
ihrer Kaufentscheidung
wissen, wie
der Nachhaltigkeitsansatz
aussieht.«
80
82
82
84
96
99
procontra: Diese Unklarheit müsste der
Finanzaufsicht ebenfalls bewusst gewesen
sein. Trotzdem hat sie so entschieden.
Weber: Ein Faktor ist womöglich, dass
sie einen deutlichen Punkt setzen wollte.
Früher hat die BaFin lange nur zugesehen.
Die EU hat zum Beispiel 2018 den
Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen
Wachstums“ erarbeitet. Erst 2019 jedoch
kam ein BaFin-Merkblatt zum Thema
Nachhaltigkeitsziele heraus. Sie hat zwar
richtig entschieden, die Richtlinie erst
einmal auszusetzen. Aber das war nur
eine halbherzige Aussetzung, da nun die
Konsultationsfassung der Richtlinie gelten
soll. Besser wäre gewesen, sie komplett
zurückzuziehen und sich mit der Branche
zusammenzusetzen, um zu sehen, was man
gegen Greenwashing tun kann. Die Taxonomie-
und Offenlegungs-Verordnung
selbst verhindern kein Greenwashing und
sind kein Qualitätsmerkmal für Nachhaltigkeit.
procontra: Was würden Sie zum Thema
Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage noch
ergänzen, falls überhaupt?
Weber: Der Regulator hat die Endkunden
zuletzt etwas überfordert. Viele wissen
zum Beispiel wahrscheinlich nicht, was es
mit dem Begriff „Nachhaltigkeitspräferenz“
auf sich hat, nach der Vertriebe ihre
Kunden nun fragen müssen. Wichtig ist
daher, dass Anleger erkennen, dass nachhaltige
Geldanlagen einen Beitrag leisten
können zu ökologischen und sozialen Themen
und zu einer guten Unternehmensführung
– und dass die Ermittlung ihrer
Nachhaltigkeitspräferenz hier sehr helfen
kann. Wichtig ist auch, die Vermittler zu
schulen, damit sie mit den Kunden diese
Punkte herausarbeiten und beschreiben
können. Wir selbst stellen eine verstärkte
Nachfrage nach Schulungen fest, die
Buchungszahlen für Aus- und Weiterbildung
in dem Bereich steigen deutlich an.
Zusätzlich haben wir gemeinsam mit dem
Deutschen Netzwerk für Wirtschaftsethik
DNWE einen aktualisierten Leitfaden zur
Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen
gemäß der zweiten europäischen Finanzmarktrichtlinie
MiFID II veröffentlicht.
Er bietet Beraterinnen und Beratern eine
Orientierungshilfe bei der Einordnung
dieser Präferenzen ihrer Kundinnen und
Kunden. Das Thema Weiterbildung dürfte
uns auch in den kommenden Jahren stark
beschäftigen.
28 procontra 05 | 22
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INVESTMENTFONDS Infrastrukturfonds
MEHR STRUKTUR IM DEPOT
Investments in Infrastruktur trotzen der Krise und bringen Eigenschaften mit,
die der anhaltenden Inflation stabil entgegenstehen.
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
Es gibt eine Aktiengattung, die sich allen
aktuellen Krisen zum Trotz performancemäßig
gut schlägt: börsennotierte Infrastrukturwerte.
„Sie hatten ein sehr starkes
Jahr 2021, und auch im bisherigen Jahresverlauf
schnitten sie deutlich besser ab als
die breiteren globalen Aktienmärkte“, sagt
Bertrand Cliquet, Analyst im Fondsmanagement-Team
des Lazard Global Listed
Infrastructur Equity Fund, der für die letzten
zwölf Monaten eine Rendite von rund
10 Prozent aufweist.
BESSER ALS DIE INDIZES
Selbst in diesem Jahr, in dem großen Aktienindizes
wie der US-amerikanische Dow
Jones und der deutsche DAX mit 10 Prozent
bzw. 16 Prozent im Minus liegen,
schafft der Lazard-Fonds ein Plus von gut
3 Prozent. Andere Infrastrukturfonds zeigen
eine noch beeindruckendere Wertentwicklung.
So legte der DWS Invest Global
Infrastructure seit Januar um mehr als
14 Prozent zu. Ein Grund: In unsicheren
Zeiten würden sich die Anleger defensiven
Anlagen zuwenden, „insbesondere solchen,
die einen gewissen Inflationsschutz bieten
können“, erklärt Cliquet die Entwicklung.
Beide Vorzüge – defensive Anlage und
Inflationsschutz – müssen erklärt werden.
Zunächst einmal gelten Infrastruktur-
Investments als defensiv, weil es sich um
Produkte handelt, die stets gebraucht werden.
Unter die Kategorie fallen die Bereiche
Ener gie, Wasser, Gesundheit, Verkehr,
Kommunikation und Bildung. Entsprechend
vielfältig sind die konkreten Anlage-
30 Illustration: Roman Kulon
Infrastrukturfonds INVESTMENTFONDS
ziele: Stromnetze, Gasleitungen, Wasserversorger,
Abwasserentsorger, Krankenhäuser,
Kliniken, Mautstraßen, Flughäfen, Schienenwege,
Mobilfunkmasten, Glasfasernetze
sowie Schulen und Universitäten. „Es
handelt sich also um Dienste, die essenziell
für die Gesellschaft sind“, betont auch Vinay
Sharma, Portfoliomanager von Union
Investment.
SCHUTZ VOR INFLATION
„Gleichzeitig sind Infrastrukturanlagen in
einem von Inflation geprägten Marktumfeld
besonders gefragt“, ergänzt Jana Rietow,
Produktspezialistin beim Fondsanbieter
DWS. Ihre Begründung: „Die Erträge
dieser Unternehmen sind oftmals an die
Inflation gekoppelt. Staatliche Konzessionen
oder Leasingverträge erlauben es den
Besitzern und Betreibern, die zusätzlichen
Kosten, die durch die Inflation entstanden
sind, in Form von Preiserhöhungen weiterzugeben,
um somit ihre Erträge sicherzustellen.“
Allerdings schützt nicht jede Infrastrukturanlage
automatisch vor Inflation.
Hierauf weist Cliquet hin. „Von den rund
400 börsennotierten Aktien, die es auf den
Infrastrukturmärkten weltweit gibt, bieten
weniger als 25 Prozent einen Inflationsschutz.“
Die Auswahl sei daher von entscheidender
Bedeutung.
Die Attraktivität von Investments in Infrastruktur
hat in den vergangenen Jahren
mehrere Fondsanbieter dazu bewogen,
neue Produkte aufzulegen. Union Investment
zum Beispiel hat am 1. Juni einen Infrastrukturfonds
für Privatanleger auf den
Markt gebracht, den UniNachhaltig Aktien
Infrastruktur. Bisher hatte das genossenschaftliche
Fondshaus nur entsprechende
Anlagevehikel für institutionelle Investoren
wie Banken, Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen.
Eigenen Angaben
zufolge schätzen diese Profi-Anleger die stabilen
Erträge und hohen Ausschüttungen
von Infrastrukturunternehmen, denn oft
sind diese in einem geschützten Markt tätig
oder gar ein regionaler Monopolist. Bespiele
dafür seien Versorger.
RIESIGER INVESTITIONSBEDARF
Der weltweite Investitionsbedarf in die Infrastruktur
ist riesig. Bis 2040 schätzt der
Global Infrastructure Hub das Volumen
auf 94 Billionen US-Dollar – nur für die 56
Staaten, für die ausreichend Daten vorliegen.
Erst Ende Juni haben die G7-Staaten
Infrastruktur-Investitionen im Umfang von
insgesamt 600 Milliarden Euro bis 2027
angestoßen. Mit dem Programm „Partnerschaft
für Globale Infrastruktur“ sollen
Investitionen etwa für Klimaschutz, im
Energiesektor und im Gesundheitswesen
ermöglicht werden. US-Präsident Joe Biden
»Die Erträge von
Infrastrukturunternehmen
sind
oftmals an die
Inflation gekoppelt.«
JANA RIETOW, DWS
habe diese Initiative angestoßen, hieß es bei
deren Vorstellung auf dem Gipfel in Schloss
Elmau in Bayern.
Eine Zeit lang können Regierungen den
Ausbau oder die Sanierung der Infrastruktur
vernachlässigen. Zugunsten von Wahlversprechen
und Sozialausgaben neigen
Politiker aller Parteien dazu. Hierauf weisen
Ökonomen immer wieder hin. Aber
irgendwann würden das Wachstum und
die Steuereinnahmen beeinträchtigt. Dann
müsse wieder investiert werden. An diesem
Punkt seien Deutschland sowie etliche andere
westliche Demokratien angekommen.
Tatsächlich denkt man beim Stichwort Investitionsstau
in Deutschland unweigerlich
IN INFRASTRUKTUR INVESTIEREN
FONDSNAME ISIN RENDITE in % LFD.
LFD. JAHR
Auswahl; Ranking jeweils gemäß Performance 1 Jahr, *thesaurierend, **ausschüttend
1 JAHR
3 JAHRE
p. a.
5 JAHRE
p. a.
KOSTEN
p. a. in %
iShares Global Infrastructure
UCITS ETF USD ** IE00B1FZS467 16,2 24,6 11,2 11,6 0,65
DWS Invest Global
Infrastructure ** LU0363470237 14,2 22,9 11,1 10,2 1,59
Credit Suisse Infrastructure
Equity Fund B USD * LU1692116392 8,6 14,0 12,3 11,5 1,88
Lazard Global Listed
Infrastructure Equity Fund GBP * IE00B5NXD345 3,2 10,1 10,2 7,6 1,00
Stand: 22.8.2022, Quelle: Morningstar
an all die maroden Straßen und Brücken,
die Schulen in schlechtem Zustand und die
langsame Internetverbindung in vielen Regionen.
Wer mit der Deutschen Bahn reist,
weiß, was solch eine Vernachlässigung für
Folgen hat. Und wie Capinside berichtet,
ist hierzulande inzwischen ein Drittel aller
Autobahnbrücken sanierungsbedürftig, nur
um ein weiteres Beispiel zu nennen.
SCHUB DURCH NACHHALTIGKEIT
Auch die zahlreichen globalen Nachhaltigkeitsinitiativen
zielen auf Infrastrukturvorhaben
wie den Ausbau erneuerbarer
Energien ab. Die EU will im Rahmen ihres
Green Deals gewaltige Geldströme in nachhaltige
Investitionen lenken. Ein Großteil
des Kapitals dürfte in erneuerbare Energien
wie Solarparks, Windkraftanlagen und
Wasserstofferzeugung und -distribution
fließen – eben in Infrastruktur. Ähnliches
planen die USA. Erst Anfang August hat
das US-Repräsentantenhaus ein 750 Milliarden
Dollar schweres Klimagesetz verabschiedet.
Es zielt unter anderem darauf ab,
bis 2030 die CO 2
-Emissionen in den Vereinigten
Staaten um 40 Prozent unter den
Stand von 2005 zu drücken.
Fazit: Der Investitionsbedarf in Infrastruktur
bleibt gewaltig. Ohne Beteiligung
privater Investoren lassen sich die ehrgeizigen
Auf-, Ausbau- und Modernisierungsprogramme
nicht stemmen. Mit Infrastrukturfonds
stellen Anleger indirekt Geld zur
Verfügung und haben im Gegenzug die
Chance auf langfristig attraktive Renditen.
Selbst in den aktuell schwierigen Zeiten
performt die Aktiengattung gut.
procontra 05 | 22
31
INVESTMENTFONDS Anleihen
COMEBACK DER RENTENFONDS
Für Staatsanleihen gibt es wieder 2 bis 4 Prozent. Ist damit die Zeit gekommen,
um sich Rentenfonds ins Depot zu legen? Immer mehr Anlageprofis meinen: ja.
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
32 Illustration: Eleonora Mavromati
Anleihen INVESTMENTFONDS
An den Rentenmärkten erleben Investoren
eine denkwürdige Entwicklung. Im ersten
Halbjahr brachen die Kurse von Bundesanleihen
und US-Treasuries mit einer Restlaufzeit
von zehn Jahren um fast 20 Prozent
ein. Für Staatstitel, die für Stabilität
und Sicherheit stehen, ist das ein Blutbad.
Angerichtet haben es die Zentralbanken
in den USA und der Eurozone mit ihrer
Zinswende. „Die Geldpolitik crasht den
Rentenmarkt“, kommentierte Carsten Klude,
Chefvolkswirt der M.M. Warburg, die
Entwicklung. Niemals zuvor sei es zu einem
derartigen Absturz bei den Anleihekursen
gekommen – zumindest so weit, wie die
Daten der Privatbank zurückreichten.
EZB NIMMT DEN KAMPF AN
Parallel zu den Kursverlusten schnellten
die Zinsen für neue Papiere in die Höhe,
bei zehnjährigen Bundesanleihen von minus
0,2 auf plus 1,7 Prozent. Im Juli folgte
die kurze Phase einer Gegenbewegung mit
Kurserholung respektive Zinsrückgang.
Der Grund waren aufkommende Rezessionsbefürchtungen.
Da dennoch die Inflationsraten
in Europa und den USA stramm
auf zweistellige Prozentsätze zusteuern,
musste auch die Europäische Zentralbank
(EZB) ein deutliches Zeichen der Inflationsbekämpfung
setzen: Anfang September
erhöhte sie den Leitzins um 75 Basispunkte
auf 1,25 Prozent. Es war die kräftigste
Zins erhöhung in ihrer Geschichte.
Seitdem zahlt der deutsche Staat auf neu
begebene zehnjährige Bundesanleihen wieder
rund 1,7 Prozent. Die Entwicklung in
den USA verlief ähnlich. Dort werfen zehnjährige
US-Staatsanleihen sogar 3,3 Prozent
ab. An diese Zahlen muss man sich erst einmal
gewöhnen: Erstmals seit vielen Jahren
gibt es für Zinspapiere wieder ansatzweise
das, was im Namen steht: Zinsen! Anleger,
die Italien Geld leihen, bekommen aktuell
sogar 4,1 Prozent, um ein weiteres Beispiel
zu nennen. Das sind Sphären, von denen
Anleger seit Jahren nur träumen konnten.
ERWARTUNGEN SIND ENTSCHEIDEND
Die Zinswende ist nicht auf Deutschland
und die USA beschränkt, sondern hat zahlreiche
Länder rund um den Globus erfasst.
„Im gesamten Anleiheuniversum“, betont
Benoit Anne, Anlageexperte bei MFS Investment
Management, „sind die Renditen
seit Jahresbeginn stark gestiegen – bei High
Yield um über 400, bei Emerging Market-
RENTENFONDS MIT KURZER LAUFZEIT
Die Anlagevehikel dürften bald ihren Boden finden
und dann wieder an Wert gewinnen.
NAME ISIN VOLUMEN in
Mio. €
Staatsanleihen um etwa 350 und bei Investmentgrade-Titeln
je nach Region um 235
bis 245 Basispunkte.“
Für Anleger stellen sich vor diesem Hintergrund
wichtige Fragen: Ist bereits die
Zeit, mithilfe eines Rentenfonds in gut verzinste
Staats- und/oder Unternehmensanleihen
zu investieren? Und lohnen sich Anleihen
bei einer Geldentwertung von aktuell
fast 8 Prozent überhaupt? Zieht man die
Inflation von den aktuell möglichen Zinsen
»Im gesamten
Anleiheuniversum
sind die Renditen
seit Jahresbeginn
stark gestiegen.«
BENOIT ANNE, MFS INVESTMENT MANAGEMENT
halbwegs solider Anleihen ab, ergibt sich
schließlich immer noch ein realer Verlust.
„Entscheidend ist nicht die aktuelle Inflationsrate.
Vielmehr zählt die Inflationserwartung“,
meint Markus Sack von Finanzinvest
Consulting.
WEITERE ZINSERHÖHUNGEN WAHRSCHEINLICH
Kurzfristig könnte der Preisauftrieb noch
zunehmen. Bundesbankpräsident Joa chim
Nagel hält im Herbst eine Rate von 10
Prozent für möglich. Eine längere Perspektive
nehmen die Fachleute der EZB ein.
RENDITE
1 Jahr in %
LAUFENDE
KOSTEN p. a.
Allianz Euro Bond Short Term EUR LU1221649186 140 - 2,6 0,46
Amundi S.F. Short Term Bond I EUR LU1706854400 1.347 -3,2 0,42
Lloyd Fonds Assets Defensive Opportunities DE000A1H72N5 110 - 3,2 0,57
Vontobel Fund Euro Short Term Bond LU1650589689 188 - 4,6 0,20
Oddo BHF Euro Short Term Bond FT-CR-EUR DE0008478124 51 - 5,0 0,52
Quelle: Morningstar, Stand: 9/2022
Eigenen Angaben zufolge rechnen sie mit
durchschnittlichen Inflationsraten von 8,1
Prozent für 2022, 5,5 Prozent für 2023 und
2,3 Prozent für 2024. Insofern sind die aktuellen
Anleiherenditen zwar okay, aber für
eine positive Realrendite noch nicht hoch
genug.
Die Inflationserwartungen können sich
aber ändern; und natürlich auch die gezahlten
Zinsen. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege
bei der Deutschen Bank, geht
fest davon aus, dass „auf den verbleibenden
Sitzungen der EZB in diesem Jahr weitere
kräftige Leizinsanhebungen folgen werden“.
Danach aber könnte die Phase steigender
Zinsen schon wieder vorbei sein.
Nicht wenige Marktteilnehmer rechnen damit,
dass das Ende der Zinssteigerungen in
Sichtweite kommt. Der Grund: Inzwischen
sei eine Rezession in der Eurozone so gut
wie sicher.
REZESSION SCHEINT UNAUSWEICHLICH
Auch für die USA und Großbritannien
deute alles auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung
hin. Ein in der Vergangenheit
stets zuverlässiger Indikator dafür sei
die invertierte Zinskurve in den beiden
Ländern. In diesem Fall liegen die kurzfristigen
Zinsen höher als die langfristigen;
normal ist der umgekehrte Verlauf. Weiter
gehen Beobachter davon aus, dass die EZB
auch deshalb so rasch und kräftig ihren
Leitzins erhöht, um sich Munition für eine
Rezession zu beschaffen – also bei Bedarf
die Zinsen überhaupt erst wieder senken zu
können.
Wegen dieser Konstellation mehren sich
die Stimmen, die den Kauf von Anlei-
procontra 05 | 22
33
INVESTMENTFONDS Anleihen
»Wir bleiben weiterhin vorsichtig«
KUNAL MEHTA, Head of Fixed Income Product Specialism bei Vanguard
hen für attraktiv halten. Um das Risiko
von Einzelanlagen zu vermeiden, empfiehlt
Andreas Görler, Senior Manager beim Vermögensverwalter
Wellinvest, den Erwerb
von Anteilen an einem aktiv verwalteten
Rentenfonds. „Als Privatinvestor kann
man im Euroraum bleiben und Staatsund
Unternehmensanleihen mit mittlerer
bis guter Bonität und kürzeren Laufzeiten
vorziehen.“ Zwar fielen auch bei Anleihen
mit kürzeren Laufzeiten die Kurse, wenn
die Zinsen zunächst noch steigen. Aber bei
Weitem nicht so stark wie bei langfristigen
Papieren. Und unterstelle man eine Rückprocontra:
Die Rezessionsrisiken nehmen zu.
Was bedeutet das für Rentenfonds?
Kunal Mehta: Bei festverzinslichen Krediten deutet
das steigende Rezessionsrisiko auf höhere
Renditen und breitere Spreads hin. Und während
jeweils die Leitzinsen der G7-Zentralbanken
weiter steigen und die Bilanzen der Zentralbanken
in den kommenden Monaten zu schrumpfen
beginnen, wird es einen Punkt geben, an dem
Kernanleihen anfangen, risikoreiche festverzinsliche
Wertpapiere zu unterstützen. Denn sobald
sich eine Rezession abzeichnet, werden die
Märkte und schließlich auch die Zentralbanken
darangehen, die Zinssätze zu senken. Dann
steigen die Kurse umlaufender Anleihen.
procontra: Das spricht für einen Anleihekauf,
kurz bevor der Zinstrend
kippt. Andererseits dürften in
einer Rezession die Ausfallraten
steigen. Wie gehen Sie mit
diesem Risiko um?
Mehta: Das Credit-Research-
Team von Vanguard deckt
über 80 Prozent des globalen
Kreditmarktes ab. Durch die
Analyse und das Engagement
bei den Emittenten
können wir das Ausfallrisiko
bei Fonds steuern. Unternehmensanleihen
unterhalb der
Investment-Grade-Kategorie
sind ein sehr vielfältiger
Marktbereich, in dem eine
Wertanalyse aktiven Anlegern
helfen kann, die besten
Chancen zu erkennen und die
gefährlichsten Fallstricke zu
vermeiden.
procontra: Die EZB hat weitere
Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Wie
lange wird der Zinserhöhungszyklus andauern?
Mehta: Der Markt geht derzeit von einem Leitzins
von 2,5 Prozent aus, der etwa im Sommer 2023
erreicht werden soll. Dem schließen wir uns an.
procontra: Eingangs haben Sie erwähnt, dass
die Notenbanken demnächst damit begönnen,
ihre aufgeblähten Bilanzen zu verkürzen. Wann
erwarten Sie den Beginn dieser Maßnahme?
Mehta: Wahrscheinlich ab Anfang 2023. Der
Markt sieht sich also sowohl mit einem Anstieg
der Geldkosten als auch mit einer Schrumpfung
der Geldmenge konfrontiert.
procontra: Als der Leitzins noch negativ war,
mussten Anleger zunehmend zu langfristigen
Anleihen mit geringerer Qualität greifen, um
überhaupt noch eine positive Rendite zu erwirtschaften.
Bekommen Fondsmanager jetzt eine
angemessenere Entschädigung für das Risiko?
Mehta: Wegen der ungewissen Prognosen
bleiben wir vorsichtig. Angesichts der hohen
Volatilität könnte die Auswahl von Wertpapieren
zunehmen, die nicht mit unverhältnismäßig
hohen Verlustrisiken behaftet sind, sobald
die Kurse weiter auseinanderdriften. Beispiel
Investment-Grade-Unternehmensanleihen: Hier
könnten die Risikoaufschläge zwar noch weiter
steigen, doch sind die Renditen bereits jetzt
attraktiv; Pharmawerte, Versorger, Real Estate
Investment Trusts sowie Finanzwerte sind aus
unserer Sicht besonders günstig.
zahlung zu 100 Prozent, störten die Kursschwankungen
nicht so sehr.
Ähnlich äußert sich Konstantin Veit, Leiter
für Euro-Staatsanleihen beim weltgrößten
Anlagemanager Pimco: „Jetzt ist ein guter
Zeitpunkt für Investments in europäische
Märkte für Anleihen mit kurzer Laufzeit.“
Chefvolkswirt Klude ist allerdings noch
nicht ganz überzeugt: Erst wenn der Zinserhöhungszyklus
seinen Zenit erreicht hat,
sei der Rentenmarkt wieder attraktiv. Bis
dahin sollte man warten. Fazit: Anleger
müssen auf Sicht fahren und sich informieren.
JETZT IN ANLEIHEN INVESTIEREN?
PRO
Zinserhöhungszyklus
könnte bald
enden
Inflationserwartungen
gehen ab
2023 zurück
Als Portfoliobaustein
sinnvoll
CONTRA
Zinsen steigen
weiter, Bestandskurse
fallen dann
Reale Verzinsung
bleibt noch lange
negativ
Rezession würde
Ausfallraten erhöhen
34 procontra 05 | 22
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INVESTMENTFONDS ESG-Regulierung
BÄRENDIENST
FÜR FONDSSTANDORT
Obwohl die EU das Thema erledigt hatte, fährt die BaFin einen Alleingang
bei der Regulierung nachhaltiger Fonds. Dessen Mehrwert ist fraglich,
eine Schwächung des Fondsstandorts schon jetzt spürbar.
– TEXT: JAN F. WAGNER –
Um die Überregulierung zu verstehen, muss
man auf den Spätsommer 2021 zurückblicken.
Damals erfuhr die Branche, dass die
BaFin die Offenlegungs-Verordnung verschärft
hat. Die EU-Verordnung schreibt
Anbietern von Fonds mit einer nachhaltigen
Strategie (als „Artikel 8“ klassifiziert)
hat, argumentiert die BaFin, dass sie die
Anleger nicht ausreichend vor möglichem
„Greenwashing“ schütze. Laut BaFin garantiert
die Offenlegungs-Verordnung
nicht, dass der Fonds auch in der Praxis
nachhaltig investiert. Auf Anfrage teilt die
Behörde mit: „Anlagebedingungen von inund
Impact-Fonds („Artikel 9“) vor, im
Prospekt genau zu beschreiben, wie mit
dem Thema Nachhaltigkeit, oder im Fachjargon:
„ESG“, umgegangen wird.
Obwohl diese Berichtspflicht den Regulierern
anderer EU-Fondsstandorte wie beispielsweise
Luxemburg oder Irland gereicht
36 Illustration: Roman Kulon
ESG-Regulierung INVESTMENTFONDS
ländischen Investmentvermögen unterliegen
gemäß § 163 Abs. 1 Satz 1 KAGB einer
Genehmigungspflicht durch die BaFin. Die
Bezeichnung eines Investmentvermögens
darf nach § 4 Abs. 1 KAGB nicht irreführen.“
QUOTE FÜR DEUTSCHE ESG-FONDS
Vor diesem Hintergrund beschloss die Ba-
Fin, dass Artikel-8- und -9-Fonds, die in
Deutschland aufgelegt werden, mindestens
75 Prozent nachhaltige Investments
beinhalten müssen. Dabei kann man die
Haltung der BaFin auch als Unterstellung
auffassen: Immerhin vertrauen die anderen
EU-Regulierer einfach darauf, dass der
Fonds die nachhaltige Strategie umsetzt, die
im Prospekt angegeben wird. Ein nachgewiesener
Fall von entsprechendem Greenwashing.
Erwartungsgemäß stieß die Quote auf
heftige Kritik in der Fondsbranche. Aus einer
Mitteilung vom Anfang September hieß
es: „Der BVI kritisiert, dass ein BaFin-Standard,
der ausschließlich für hierzulande
aufgelegte Fonds gilt, dem Fondsstandort
Deutschland im Wettbewerb mit anderen
Auflagestandorten wie Luxemburg und Irland
schwer schadet. Ausländische Fonds
könnten per EU-Pass im deutschen Markt
als nachhaltig vertrieben werden, ohne die
Vorgaben der BaFin erfüllen zu müssen.“
Obwohl der BVI für eine Rücknahme der
Quote plädierte, blieb die BaFin bei ihrer
Linie. Im weiteren Verlauf wird die Geschichte
etwas verwirrend: Auf einer Pressekonferenz
im Mai erklärte BaFin-Präsident
Mark Branson, dass die Richtlinie für
die Quote wegen des schwierigen Marktumfelds
– sprich des Ukraine-Krieges – ausgesetzt
wurde. Gleichzeitig aber machte
Branson klar, dass die BaFin auch ohne die
entsprechende rechtliche Basis die Quote
nach wie vor anwende.
FONDSSTANDORT GESCHWÄCHT
Seitdem warnen Branchenvertreter erneut,
dass die Quote dem heimischen Standort
schaden könnte – auch weil deutsche Fondsanbieter
nach Luxemburg ausweichen dürften.
Im Interview mit procontra sagte zum
Beispiel Volker Weber, Vorstandsvorsitzender
des Forums Nachhaltige Geldanlagen
(FNG): „Wer nun einen Nachhaltigkeitsfonds
auflegen möchte, wird vermutlich auf
andere Fondsplätze wie Luxemburg oder
Liechtenstein ausweichen.“ Weber verwies
Publikumsfonds
313
136
VERMÖGEN VON FONDS MIT NACHHALTIGKEITSMERKMALEN
GEMÄSS EU-OFFENLEGUNGS-VERORDNUNG
Spezialfonds
344
Stichtag jeweils Quartalsende. Angaben in Mrd. €
zudem auf eine Umfrage des FNG, wonach
fast die Hälfte der FNG-Mitglieder die
Sachlage für unklar hält (siehe dazu Interview
auf Seite 26 dieser Ausgabe).
Haben sich aber die Befürchtungen hinsichtlich
der Quote bewahrheitet? Das lässt
sich bislang nicht eindeutig sagen. Denn
was die Fondsbranche bei all ihrer Kritik
nicht erwähnt: Luxemburg wurde auch bereits
vor der neuen Regulierung in Sachen
Nachhaltigkeit von deutschen Fondshäusern
wie Deka, DWS, Union Investment
und Allianz Global Investors (AGI) gern als
Auflegungsland bevorzugt. Dank des EU-
Passes sind Luxemburger Fonds automatisch
für den deutschen Vertrieb zugelassen,
was wiederum die Versorgung von Finanzberatern
mit den entsprechenden Produkten
sichert. Wegen des finanzplatzfreundlichen
Luxemburg sieht sich der deutsche Fondsstandort
also bereits heute einem hohen
Wettbewerbsdruck ausgesetzt.
Mit der Quote könnte der Druck größer
werden. Eine Recherche von procontra hat
ergeben, dass die Quote für den deutschen
Standort zumindest nicht förderlich war.
Die Union Investment sagt, dass zwei von
drei ESG-Fonds, die seit Herbst 2021 aufgelegt
wurden, ihre Heimat in Luxemburg
haben (siehe Interview). Ob dieser Trend
sich fortsetzt, bleibt abzuwarten. 17 von
30 nachhaltigen Fonds der Union sind in
Luxemburg beheimatet, die restlichen 13 in
Deutschland.
Auch Stefan Eich, Leiter Strategisches
Produktmanagement bei der Deka, sagt,
er beobachte eine gewisse Vorliebe für
141
374
143
Q1 2021 Q2 2021 Q3 2021 Q4 2021 Q1 2022 Q2 2022
495
159
563
575
143
Quelle: BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V.)
Luxemburg bei neu aufgelegten ESG-
Fonds. Eich sagt aber auch: „Es gibt durchaus
Auflagen nachhaltiger Investmentvermögen
in Deutschland, auch die Deka wird
den Fondsstandort Deutschland für die
Auflage von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen
nutzen.“ Allianz Global Investors
(AGI) kann derweil mit der Quote gut
leben und nennt einen Vorteil, der damit
zusammenhängt: „Wir sehen (bei der Quotenerfüllung)
keine kritische Einengung des
Anlageuniversums. Wir denken vielmehr,
dass die Etikettentreue wichtig ist. Dies erleichtert
den Beratern bei der Abfrage das
Leben, weil sie so relativ zuverlässige Angaben
haben“, sagt ein AGI-Sprecher. Die
Frage nach der Standortpräferenz ließ die
AGI unbeantwortet.
WENIGER (ESG-)FONDS AUFGELEGT
Und was meint der BVI zu den Auswirkungen
der Quote? Auf Anfrage teilte
der Verband mit, dass der Anteil von in
Deutschland aufgelegten ESG-Fonds im
Verhältnis zu allen neu aufgelegten ESG-
Fonds deutscher Anbieter von 33 Prozent
im Gesamtjahr 2021 auf 27 Prozent im ersten
Halbjahr 2022 zurückging. Inwieweit
die „BaFin-Quote“ für diesen Rückgang
verantwortlich war, ist laut BVI jedoch unklar.
Dessen Sprecher Frank Bock sagt, die
Marktturbulenzen seit dem Ukraine-Krieg
hätten zu einer generellen Zurückhaltung
bei der Auflage geführt. 2021 wurden rund
700 Publikumsfonds bzw. Anteilscheinklassen
in Deutschland aufgelegt. Im ersten
Halbjahr 2022 waren es nur 280.
151
procontra 05 | 22
37
INVESTMENTFONDS ESG-Regulierung
»Eine Anpassung
wäre zu begrüßen«
ANJA BAUERMEISTER, Abteilungsleiterin Publikumsfonds bei Union Investment
procontra: Frau Bauermeister, hat die Quote
der BaFin dazu geführt, dass Ihr Unternehmen
den Standort Luxemburg verstärkt nutzt, um
nachhaltige Fonds zu lancieren?
Anja Bauermeister: Wir würden uns natürlich
wünschen, dass die Vorgaben der europäischen
Regulierung in den EU-Mitgliedsstaaten
einheitlich umgesetzt werden. Der Alleingang
der BaFin sorgt dafür, dass die Regelungen in
den Verkaufsprospekten bzw. Anlagebedingungen
für unsere nachhaltigen Produkte an
einigen Stellen unterschiedlich sind. Das ist für
Kunden kaum nachvollziehbar. Für uns erhöht
es den Aufwand. Von den drei seit Herbst 2021
neu aufgelegten Publikumsfonds für Privatkunden
fiel die Wahl bei einem auf Deutschland,
bei den zwei anderen auf Luxemburg.
procontra: Ist die Quote von 75 Prozent nachhaltiger
Investments in den entsprechenden
Fonds überhaupt darstellbar? Sind solche
Fonds ausreichend diversifiziert?
Bauermeister: Die Quote ist darstellbar. Wo
Nachhaltigkeit draufsteht, soll auch Nachhaltigkeit
drin sein. Allerdings kommt es entscheidend
auf die Umsetzung an. Leider bezieht
sich die Quote nämlich nicht auf die Wertpapiere,
in die ein Fonds investiert, sondern
auf den gesamten Fonds. Das kann für die
Steuerung der Portfolios in extremen Marktsituationen
problematisch sein, da nur bis zu
25 Prozent Kassenbestände
aufgebaut
werden können. Diese
Einschränkung dient
nicht der Nachhaltigkeit.
Eine Anpassung
wäre daher zu begrüßen.
Klumpenrisiken
drohen nur, wenn man
den Begriff „nachhaltige
Investments“ zu
eng interpretiert, indem
man zu viele braune
Geschäftsfelder ausschließt
und sich auf zu
wenige grüne Gewinner
konzentriert. Hier kommt es also auf das
Portfoliomanagement an. Unsere Portfolios
sind ausbalanciert, weil wir in alle Geschäftsfelder
investieren, die sich transformieren
können, und dort in die Unternehmen, die sich
glaubwürdig transformieren.
procontra: Wenn die Quote vor Etikettenschwindel
bei den Fonds schützen soll und
auch darstellbar ist, könnte sie sich zu einem
Qualitätsmerkmal entwickeln?
Bauermeister: Die Quote führt einen strengeren
Maßstab ein und versucht so, Qualität zu
fördern. Strenge führt aber nicht notwendigerweise
zur Qualität. Und Qualität bedeutet mehr
als Nachhaltigkeit: Auch Sicherheit, Liquidität
und Rendite, die wir aus dem magischen
Dreieck der Geldanlage kennen, sind wichtige
Zielgrößen für Anleger.
procontra: Derzeit fehlt die rechtliche Basis
für die Quote. Hat die BaFin Ihnen signalisiert,
dass die entsprechende Richtlinie kommen
wird?
Bauermeister: Die Rechtsgrundlage der aktuellen
Verwaltungspraxis ist derzeit unklar. Eine
Klärung dieser Frage könnte Rahmenbedingungen
vereinheitlichen und damit Orientierung
stiften. Mehr Transparenz wäre hier
wünschenswert und passt gut zum Thema
Nachhaltigkeit.
Nur weil die Quote nicht zu einem
Exodus nachhaltiger Fonds aus Deutschland
geführt hat, heißt das nicht im Umkehrschluss,
dass sie für die deutsche
nachhaltige Investmentindustrie gut ist. Im
Gegenteil: Deutsche Fondsanbieter können
immer nach Luxemburg ausweichen, wenn
sie der Meinung sind, die Quote hindere sie
daran, eine maximale Diversifikation zu erzielen.
Diese Entscheidung wäre auch legitim,
weil ihre Produkte es einfacher hätten,
Klumpenrisiken zu vermeiden – wie zum
Beispiel eine Übergewichtung zugunsten
des Sektors grüne Technik. Dasselbe gilt
für ausländische Asset-Manager, die ESG-
Fonds in Deutschland anbieten wollen.
Auch die Befürchtung, dass etwa der
Luxemburger Regulierer mit einer fehlenden
Quote Greenwashing fördern
könnte, ist unbegründet. Das liegt an den
Transparenzpflichten unter der Offenlegungs-Verordnung.
Damit können Berater
und Anleger nachvollziehen, ob die im
Fondsprospekt angegebene nachhaltige
Strategie wirklich umgesetzt wird. Angesichts
dieser hohen Transparenz und damit
des großen Reputationsrisikos wäre es für
den Anbieter höchst risikoreich, wenn er
Greenwashing betriebe.
Für die Aufsicht stellt die Quote jedenfalls
kein Hindernis in Sachen Diversifikation
dar. Eine Sprecherin begründet: „ESG
bezieht sich nicht nur auf ‚Environment‘,
sondern auch auf ‚Social‘ und ‚Governance‘.
Zudem bietet die BaFin-Verwaltungspraxis
Flexibilität. Investmentvermögen dürfen
sich auch dann als nachhaltig bezeichnen,
wenn sie eine nachhaltige Anlagestrategie
verfolgen und bestimmte Mindestausschlüsse
einhalten.“ Sollte die Quote aber
letztlich doch zu einem Exodus nachhaltiger
Fonds aus Deutschland führen, würde
es für die BaFin schwierig, in der Frage hart
zu bleiben.
PRO
BAFIN-QUOTE FÜR ESG-FONDS?
Schutz vor
„Greenwashing ”
Mögliches
Qualitätsmerkmal
Hilfreich für Berater
CONTRA
Erschwert die
Diversifikation
Gefahr für den
Fondsstandort
Durch EU-Regelung
eigentlich unnötig
38 procontra 05 | 22
Swiss Life ANZEIGE
Swiss Life vergünstigt ihre BU
für über 800 Berufe
Neben vielen qualitativen Optimierungen hat Swiss Life im aktuellen BU-Update über 800 Berufe preislich
deutlich günstiger gestaltet. Dazu zählen akademische Berufe, Studierende und Berufe aus der
Human- und Zahnmedizin sowie gewerbliche und handwerkliche Berufe.
die BU-Jahresrente innerhalb der ersten fünf
Jahre einmalig bis auf 60.000 Euro erhöht
werden, wenn eines von insgesamt fünf klar
definierten Ereignissen eintritt. So ist zum
Beispiel für eine junge HNO-Fachärztin, die
in einer Fachklinik angestellt war und nun
die eigene Praxis eröffnet, die Erhöhung
ihrer bisherigen BU-Jahresrente von 30.000
Euro auf maximal 60.000 Euro möglich,
sofern bei Antragstellung ein ärztliches
Zeugnis vorgelegt wurde.
Insbesondere profitieren akademische
Berufe aus den Bereichen Wirtschaftsingenieurswesen,
Informatik sowie Diplom-
Betriebswirte von diesen Maßnahmen.
Aber auch für viele handwerkliche Berufe
und solche mit einem hohen Anteil an körperlichen
Tätigkeiten, wie zum Beispiel bei
Mitarbeitenden in der Produktion, der Pflege
oder im Lager, werden die Tarife günstiger.
„Mit dem aktuellen Update unterstreicht
Swiss Life ihre Position als eine der führenden
BU-Anbieterinnen am deutschen
Versicherungsmarkt sowie ihre federführende
Rolle als Konsortialführerin in den
Branchenlösungen, die allein für über 17
Millionen Erwerbstätige und deren Familienangehörige
direkt Angebote unterbreiten.
Damit leisten wir einen unmittelbaren Beitrag
zur finanziellen Selbstbestimmung und
Sicherheit unserer Kundschaft“, sagt Stefan
Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und
Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life
Deutschland.
Zu den relevanten Berufen aus den beiden
Branchenlösungen MetallRente und
Chemie Rente, die von attraktiveren Konditionen
profitieren, zählen zum Beispiel
Mechatroniker/-in, Maschinenbauingenieur/-in,
IT-Berater/-in, Flugzeugmechaniker/-in,
aber auch Controller/-in, Chemiker/-
in, Projektmanager/-in, Industriemeister/-in
und Angestellte von Ver- und Entsorgungsunternehmen.
Mediziner/-innen und medizinisches
Fachpersonal profitieren besonders
Günstigere Beiträge gelten insbesondere
für Berufe der Human- und Zahnmedizin
sowie viele Berufe im Gesundheitswesen,
darunter Chef- und Oberärztinnen und
-ärzte, Fachärztinnen und -ärzte, Assistenzärztinnen
und -ärzte, (Zahn-)Medizinische
Fachangestellte und Krankenschwestern
sowie Krankenpfleger. Damit spricht Swiss
Life eine große Anzahl an Berufen an, die
sich über das Versorgungswerk KlinikRente
absichern können.
Erweiterte Nachversicherungsgarantie
für die Ärzteschaft bis auf 60.000 Euro
BU-Jahresrente
Eine Besonderheit speziell für Human- und
Zahnmediziner/-innen ist die erweiterte
Nachversicherungsgarantie. Durch sie kann
Studierende deutlich bessergestellt
Insbesondere Studierende profitieren
von den aktuellen Beitragsanpassungen,
da hinsichtlich der Prämienhöhe und der
maximal versicherbaren BU-Rentenhöhe
nicht mehr zwischen Master- und Bachelor-
Studierenden unterschieden wird. Bei vielen
Bachelor-Studierenden führt dies zu einer
Beitragsreduktion von knapp 30 Prozent.
Qualitativ noch attraktiver
und leistungsstärker
Außerdem hat Swiss Life zahlreiche qualitative
Optimierungen vorgenommen: Dazu
zählen Erweiterungen bei der Nachversicherungsgarantie
(NVG), eine verbesserte
Verlängerungsgarantie und der nachträgliche
Einschluss der care-Option und AU-
Rente ohne erneute Gesundheitsprüfung im
Rahmen der NVG. Zukünftig können zudem
die Wiedereingliederungs- und die Umschulungshilfe
mehrfach in Anspruch genommen
werden.
Weitere Infos zur Swiss Life BU unter
www.swisslife.de
Tel. +49 89 38109-2222
Mail: Direktservice@swisslife.de
Swiss Life Deutschland,
Zeppelinstraße 1, 85748 Garching b. München
39
BUSCHFUNK Versicherungen
VERSICHERUNGEN
VERSICHERUNGSSCHUTZ WIRD TEURER
Rückversicherer erwarten bald steigende Prämien.
Versicherungsschutz dürfte künftig teurer werden. Wegen der hohen Inflationsraten gehen
große Rückversicherer von steigenden Preisen in der Schaden- und Unfallversicherung
aus. Werden die Verträge mit den Erstversicherern erhöht, seien risikoadjustierte Ratenerhöhungen
unvermeidbar, teilte die Hannover Rück gegenüber dpa mit. Auch die Munich Re
kündigte wegen der Inflation ein wachsendes Prämienvolumen an. In der Wohngebäudeversicherung
werden Aufschläge von bis zu 15 Prozent erwartet. Ein Grund dafür seien die stark
gestiegenen Baukosten und Immobilienwerte. Laut Michael Pickel, Vorstandsmitglied der
Hannover Rück, müssten die Prämien in der Kfz-Versicherung 2023 um 10 Prozent steigen –
nur um die Kosten für die Inflation zu decken. Mehr zu den Inflationsfolgen im Titel ab Seite 18.
VERBESSERTE FINANZKRAFT
Deutsche Lebensversicherer stehen besser da.
Die Solvenzsituation der deutschen Lebensversicherer hat sich im
Vorjahresvergleich deutlich entspannt. Das zeigt eine Untersuchung,
die der Bund der Versicherten (BdV) zusammen mit dem Analysten
Carsten Zielke vorgenommen hat. Nur noch 13 statt 23 Unternehmen
wurden angezählt. Darunter versteht der BdV Unternehmen mit negativer
Gewinnerwartung oder solche, die ausreichende Solvenz nur
unter Zuhilfenahme von Übergangsmaßnahmen erreichen. Zudem
hat sich fast jeder Lebensversicherer solvenztechnisch verbessert.
PSYCHOTHERAPIEN ALS HINDERNIS
procontra-Test belegt erschwerten PKV-Zugang.
Wer in der Vergangenheit eine Psychotherapie in Anspruch genommen hat, hat kaum mehr
Chancen, in die PKV zu wechseln: Von vielen privaten Krankenversicherern wird die Behandlung
als hohes Risiko eingestuft. Das ist das Ergebnis einer Recherche, die procontra
zusammen mit der PKV-Spezialistin Anja Glorius durchgeführt hat. Dafür wurden Voranfragen
für Musterkunden mit unterschiedlichen therapeutischen Behandlungen an die Versicherer
geschickt. „Die Reaktionen der Versicherer sind bei dem Thema nicht mehr zeitgemäß“,
zieht Maklerin Glorius ein Fazit. Die Reaktionen führten dazu, dass „Menschen nichts für ihre
Psyche tun“. Vermittler sollten Ablehnungen daher hinterfragen und auf eine individuellere
Prüfung pochen. Lesen Sie mehr über den procontra-Test auf Seite 44.
40
procontra 05 | 22
Versicherungen BUSCHFUNK
Gothaer: Vorsorge für Kinder
Die Gothaer hat ihr Produktportfolio im Bereich der Kindervorsorge
erweitert. Der Fähigkeitenschutz Kids bietet nicht
nur Versicherungsschutz gegen den Verlust, sondern
auch das Nichtlernen von Fähigkeiten ab dem sechsten
Lebensmonat. Parallel zur Entwicklung des Kindes wächst
auch der Versicherungsschutz mit.
Foto: Rawpixel
Kann Vertrieb
auch Krise?
JUSTUS LÜCKE
Geschäftsführer der Versicherungsforen
Leipzig und Aktuar DAV
SDK: Wechsel an der Spitze
Im Vorstand der Süddeutschen Krankenversicherung a. G.
(SDK) steht ein Wechsel an. Vorbehaltlich der Zustimmung
der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, wird
Dr. Ulrich Mitzlaff, Sprecher des Vorstands, zum 1. Januar
2023 Teil der Vorstandsriege. Er folgt Dr. Ralf Kantak nach.
Finlex: Zwei neue Versicherungsprodukte
Finlex startet ein digitales Versicherungsangebot für
verkammerte Berufe: Mit der „D&O für Kanzleimanager“
werden Rechtsanwälte, Steuerberater und Patentanwälte
von der persönlichen Haftung als Leitungsorgane
entlastet. Die „Vermögensschaden-Haftpflicht Objektversicherung
für Insolvenz- & Sanierungsverfahren“ sichert
das persönliche Risiko der in Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Tätigen ab.
Nürnberger: Vervollständigung Führungsriege
Katja Briones-Schulz verantwortet künftig die Geschäfte
der Nürnberger-Personenversicherer. Sie folgt auf Harald
Rosenberger, der nach der ordentlichen Hauptversammlung
2023 neuer Vorstandsvorsitzender der Nürnberger
wird. Briones-Schulz kommt von der Swiss Re, wo sie
unter anderem für den deutschen Markt zuständig war.
AV & Roland: Erweiterung Fahrradschutz
Die Ammerländer Versicherung (AV) und Roland Schutzbrief
haben ihren Versicherungsschutz für Fahrräder
erweitert. So hat die AV den Roland Schutzbrief in die Produkte
„Exclusiv“ und „Excellent“ integriert und bietet neue
Leistungen. Dazu zählen zum Beispiel psychologische
Ersthilfe nach einem Verkehrsunfall oder eine telefonische
rechtliche Erstberatung.
Ergo: Versicherungen über Amazon
Ergo bietet ein umfassendes Angebot an Geräte- und
Warenschutzversicherungen für Elektro- und Haushaltsgeräte
sowie andere Geräte des täglichen Gebrauchs auf
den Amazon-Marktplätzen Italien und Spanien an. Die
Policen werden als sogenannte Annex-Versicherungen
angeboten, also als Versicherungen ergänzend zum Kauf
eines Sachwerts oder einer Dienstleistung.
Foto: Media Raw Stock
Foto: Tomm L.
Foto: Brizmaker
Nach der Krise ist vor der Krise. Oder doch mittendrin?
Schon in der Vergangenheit haben insbesondere
die Krisen von weltweitem Ausmaß unser Leben
und unsere Gesellschaft geprägt, zum Beispiel
„9/11“ oder die „Subprime-Krise“ 2008. Doch gefühlt
waren wir noch nie so lange im „Krisenmodus“
wie jetzt. Seit Anfang 2020 gleiten wir quasi von
einer Krise in die nächste: Corona, Ukraine-Krieg,
Klimakatastrophen, Inflation etc. Das Positive
daran: Bisher haben wir es immer wieder geschafft,
gestärkt aus solchen Krisen hervorzugehen. Nicht
nur wir als Gesellschaft, sondern auch die Versicherungswirtschaft
und insbesondere der Vertrieb.
Die Versicherungsbranche ist eigentlich prädestiniert
für Krisen, denn sie bietet Sicherheit und
Beständigkeit. Und so kann man sagen, dass die
Branche beispielsweise die ersten Corona-Monate
verhältnismäßig unbeschadet überstanden hat. Wer
die neuen Gegebenheiten und technischen Möglichkeiten
für sich genutzt hat, konnte sogar einen
großen (Umsatz-)Sprung nach vorne machen. Doch
wie lange geht diese Entwicklung weiter? Hier sehe
ich doch langsam ein paar Wolken am Horizont. Die
Zeiten explodierender Inflation gehen an Versicherungen
nicht spurlos vorbei und werden unweigerlich
zu Preisanpassungen führen. Steigende Zinsen
bringen zwar Entlastung für die Bilanzen, setzen
aber die Börsen unter Druck und lassen das „Tafelsilber“
stille Reserven schwinden. Und wenn man
insbesondere das untere Einkommensdrittel der
Bevölkerung fragt, ob sie lieber für ihr Alter vorsorgen
oder ihre Wohnung heizen, dann ist die Antwort
vermutlich klar. Doch nicht nur die Umsatzentwicklung
gerät unter Druck – der Fachkräftemangel wird
auch die (Personal-)Kosten in ungeahnte Höhen
treiben. In dieser Gemengelage wird sich vermutlich
in den nächsten Monaten und Jahren die Spreu vom
Weizen trennen und sich zeigen, wer tatsächlich
Krise kann.
procontra 05 | 22
41
VERSICHERUNGEN Maklerbetreuung
»Maklerbetreuer als
Coach der Vermittler«
Die freien Vermittler sprechen der Alte Leipziger die beste Maklerbetreuung zu. Woran das
liegt, erklärt Frank Kettnaker, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der ALH Gruppe.
– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –
procontra: Herzlichen Glückwunsch zum
ersten Platz in unserer Königskategorie.
Warum, glauben Sie, haben die Makler Sie
zum Versicherer mit der besten Maklerbetreuung
gekürt?
Frank Kettnaker: Vielen Dank, das freut
uns sehr und ist Anerkennung für den
unermüdlichen Einsatz unserer Kollegen
im Innen- und Außendienst. Die Mischung
aus hoher Fachlichkeit und gezielter vertrieblicher
Unterstützung unseres angestellten
Außendienstes und unserer Backoffice-
Mitarbeiter ist hier sicherlich die Basis für
unsere gutes Abschneiden. Der persönliche
Kontakt ist unser Erfolgsfaktor in der
Maklerbetreuung.
procontra: Was sind derzeit die größten
Herausforderungen für Makler?
Kettnaker: Durch die derzeitigen Rahmenbedingungen
spüren die Makler beim Kunden
eine verstärkte Kaufzurückhaltung.
Gerade in diesen Zeiten ist die Optimierung
des individuellen Versicherungsschutzes
jedoch wichtiger als je zuvor.
procontra: Wie können Makler vorgehen,
um die notwendige Vorsorge bei ihren
Kunden auch in diesen Tagen zu platzieren?
Kettnaker: Makler können die aktuelle
Risikosituation der Kunden überprüfen
und sie auf diese ansprechen. Es geht um
eine bedarfsgerechte Beratung. Mit einer
solchen können Kunden auch in einem
zurückhaltenden Konsumklima überzeugt
werden. Demografie und Kapitalmarktumfeld
haben heute einen großen Einfluss
auf optimale Versorgungslösungen. Die
Kunden brauchen jemanden, der mit ihnen
über diese Herausforderungen und Möglichkeiten
spricht.
FRANK KETTNAKER ist Vorstand für Vertrieb und
Marketing bei der Alte Leipziger – Hallesche
Versicherungsgruppe.
42 procontra 05 | 22
Maklerbetreuung VERSICHERUNGEN
procontra: Was tut die Alte Leipziger, um
die unabhängigen Vermittler dabei zu
unterstützen?
Kettnaker: Es klingt banal: Besonders
wichtig ist es, für unsere Makler erreichbar
zu sein. Eine schnelle, lösungsorientierte
und vor allem kompetente Unterstützung
ist für uns die Grundlage unserer täglichen
Arbeit. Der Maklerbetreuer wird immer
mehr zum Coach der Vertriebspartner.
Tools zur Onlineberatung, Unterstützung
bei der Erstellung kurzer Vertriebsvideos
über einen Videogenerator und Zugang
zur Onlineabwicklung der Arbeitnehmerberatung
sind Beispiele aus unserer Praxis.
procontra: Wie hat sich die Maklerbetreuung
in der Vergangenheit verändert?
Kettnaker: In der Vergangenheit stand
der Vermittlerbesuch im Vordergrund der
Tätigkeit. Heute ist der Maklerbetreuer
Rat- und Impulsgeber. Jeder Vermittlertyp
hat einen individuellen Servicebedarf.
Darauf ist unsere zukünftige Betreuung
ausgerichtet.
procontra: Können Sie die neue Tätigkeit
als Rat- und Impulsgeber an einem konkreten
Beispiel beschreiben?
Kettnaker: Ein konkretes Beispiel ist die
personalisierte Videokommunikation. Sich
über Videos und Clips zu informieren, ist
heute für die Nutzer Standard. Aber es
ist nicht für jeden Vermittler Standard,
Videos zu erstellen. Dabei helfen wir. Der
Videogenerator der ALH Gruppe ist ein
Tool für die Onlineberatung. Bestehende
Produkt- und Erklärfilme können mit
Kontaktdaten, Foto und Logo individualisiert
werden. Oder Vermittler nehmen
über einen Handyvideo-Generator eigene
Grußbotschaften auf, die in einen professionellen
Rahmen gesetzt werden. Wir
zeigen den Vermittlern, wie das geht, und
sind bei Fragen für sie da. Das ist eine
tolle kostenlose Möglichkeit, mit der wir
Vertriebsimpulse setzen.
procontra: Und wie wird sich die Maklerbetreuung
in den nächsten Jahren verändern?
Kettnaker: Das Regionalprinzip, also die
Aufteilung nach Gebieten und Postleitzahl,
ist aus unserer Sicht überholt. Einer auf
Vermittlertypen und deren Bedürfnisse
ausgerichteten Betreuung gehört die Zukunft.
Industriemakler, Vertriebe oder Digitalmakler
haben einen unterschiedlichen
Betreuungsbedarf. Darauf müssen auch die
Anforderungsprofile der Maklerbetreuer
procontra: Welche Technologie machen Sie
sich da zunutze?
Kettnaker: Zu Beginn von Corona haben
wir fast 1.000 Geschäftspartnern das
Onlineberatungstool Flexperto zur Verfügung
gestellt. Auch heute bieten wir den
Zugang noch mit einer Vergünstigung für
unsere Vermittler an. Möglich ist damit ein
vollständig digitaler Prozess ohne Medienbruch.
Von der Terminvereinbarung bis
zur Unterschrift kann alles komplett online
abgewickelt werden. Wir stellen noch
weitere zusätzliche Kommunikationstools
wie MS Teams zur Verfügung.
procontra: Viele Versicherer fahren ihre
Maklerbetreuung eher zurück – wie plant
hier die Alte Leipziger?
Kettnaker: Wir stehen klar zu unserem
wichtigsten Vertriebsweg, das ist keine
Frage. Wir werden uns noch stärker auf
unsere wichtigen Vermittler fokussieren.
Die strategische Ausrichtung unseres
Partnervertriebs und die Verknüpfung mit
direkten Vertriebszugängen zu Endkunden
sehe ich als das Zukunftsthema der ALH
Gruppe als Maklerversicherer.
procontra: „Auf wichtige Vermittler foder
Zukunft ausgerichtet werden.
procontra: Was sind die Herausforderungen
für einen Versicherer in Bezug auf
die Maklerbetreuung?
Kettnaker: Am Ende geht es um die besten
Produkte, die besten Prozesse und die
besten Serviceleistungen. Dabei spielt
Technologie eine immer größere Rolle, um
Serviceanforderungen von Maklern in der
Betreuung gerecht zu werden.
15,5
Alte
Leipziger
Alle Angaben in %
TOP 5 VERSICHERER
14,4
Allianz
13,0
Volkswohl
Bund
12,4
VHV
11,2
Die
Bayerische
kussieren“ – das heißt, die umsatzstarken
Vermittler können mit einer intensiveren
Betreuung rechnen?
Kettnaker: Wir haben acht Vermittlertypen
definiert, von denen wir uns in den nächsten
Jahren den stärksten Wachstumsschub
erwarten. Bei umsatzstarken Vermittlern
ist der Anspruch auf besten Service besonders
ausgeprägt. Dem wollen wir mit
verschiedenen Leistungen gerecht werden.
procontra: Und „direkte Vertriebszugänge
zu Endkunden“ – wie ist das gemeint?
Kettnaker: Um die Wünsche der Makler zu
verstehen, ist für uns auch das Verhalten
der Endkunden wichtig. Der Zugang zum
Kunden ist ein immer wichtigeres Thema.
Hier können wir über die Gewinnung von
Leads unterstützen.
procontra: Stichwort Digitalisierung – was
kann in der Maklerbetreuung digitalisiert
werden und wo braucht es weiterhin den
Betreuer vor Ort?
Kettnaker: Die Anforderungen der verschiedenen
Maklertypen sind ganz unterschiedlich
und unser Außendienst arbeitet
bereits hybrid. Der persönliche Kontakt
ist jedoch aus unserer Sicht nach wie vor
in den meisten Beziehungen zu Maklern
entscheidend und wird in den seltensten
Fällen ganz verschwinden.
procontra: Und wie gehen Sie bei der
Alte Leipziger mit dem Spagat zwischen
physischen Maklerbetreuern und digitaler
Betreuung um?
Kettnaker: Hybride Arbeit ist ein entscheidender
Faktor im „New Work“ für uns.
Daher müssen wir unsere Betreuer im
Außen- und Innendienst dazu befähigen,
diesen Spagat zu leisten. Um dies zu gewährleisten,
haben wir bereits in Technologien
und Ausstattung investiert und tun
dies auch weiter. Zudem richten wir unser
Weiterbildungsangebot konsequent an
den neuen Anforderungen aus. Mit dem
ALH Campus haben wir eine Plattform für
Weiterbildung und IDD-Themen eingerichtet.
Dort bieten wir für alle Sparten
digitale Webinare, aber auch Präsenz-
Veranstaltungen. Wie so oft kommt es auf
eine gute Mischung aus digitalem Kontakt
und persönlicher Begegnung an. Empathie
ist nicht digitalisierbar. Aber wie man sich
beim Kunden bestmöglich digital platzieren
kann, das kann man lernen. Gemeinsam
mit unseren Partnern entwickeln wir
uns weiter und finden einen digitalen und
persönlichen Weg.
procontra 05 | 22
43
VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung
»PSYCHOS« OHNE JEDE CHANCE
Psychotherapie und PKV-Wechsel? Das schließt sich fast automatisch aus.
Selbst bei Paartherapien und Coaching wiegeln viele Versicherer kategorisch ab.
procontra hat den Test gemacht und konnte einige Anbieter sogar zum Umdenken bewegen.
– TEXT: HANNAH PETERSOHN –
17,8 Millionen Deutsche sind jährlich
von einer psychischen Erkrankung betroffen.
Doch Therapieplätze sind knapp, die
Nachfrage ist massiv gestiegen. Viele Betroffene
warten mitunter monatelang auf
eine Behandlung. Wer dann endlich einen
Platz beim Therapeuten ergattert hat, hofft
auf Hilfe und Heilung. Doch er bekommt
auch einen „Stempel“ aufgedrückt, der
bei der zukünftigen Krankenversicherung
Probleme bereitet. Eine zurückliegende Be-
handlung durch einen Psychotherapeuten
stufen private Krankenversicherer oft als
hohes Risiko ein, viele lehnen Neukunden
mit Therapieerfahrung automatisch ab.
Zusammen mit der PKV-Spezialistin Anja
Glorius hat procontra Voranfragen für
Musterkunden mit unterschiedlichen therapeutischen
Behandlungen an die Versicherer
geschickt. Die Reaktionen überraschten
und erlauben die Frage, ob die Gesellschaften
noch zeitgemäß entscheiden.
PSYCHOTHERAPIE ALS KILLERKRITERIUM?
Anna (37), IT-Administratorin, 30 Sitzungen
Verhaltenstherapie vor 5 Jahren,
seitdem behandlungs- und beschwerdefrei,
erst- und einmalig aufgetreten, keine Psychopharmaka-Einnahme
Anna hat bei PKV-Anbietern die schlechtesten
Karten. Sie bekam bei insgesamt 22
Anfragen 16 Ablehnungen. Der Rest forderte
immerhin weitere Informationen wie
ein ärztliches Attest und eine Prognose des
44 Illustration: Roman Kulon
Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN
Therapeuten. „Letztlich würden sie aber
auf jeden Fall ablehnen“, ist Glorius überzeugt.
Auch die DKV lehnte die Voranfrage
ab, obwohl der Versicherer nur fünf Jahre
rückwirkend fragt. Aber weil die Therapie
angegeben wurde, fließt sie in die Risikoberechnung
ein – mit entsprechenden Folgen.
Bei der LKH wurde die Behandlung
beispielsweise nicht genannt. Wäre sie genannt
worden, stünden die Chancen wieder
schlecht, glaubt die Maklerin.
Acht Anbieter fragen rückwirkend fünf
Jahre, ob eine psychotherapeutische Behandlung
in Anspruch genommen wurde,
bei 13 Unternehmen lag der Abfragezeitraum
bei zehn Jahren. Insgesamt beobachtet
Glorius eine Verschlechterung der Situation
und nennt die Axa als Beispiel, die
in einem neuen Tarif nun acht statt vorher
fünf Jahre abfragt. Die Arag begründet
den langen Abfragezeitraum damit, dass
so auch periodisch verlaufende Erkrankungen
wie bipolare Störungen erkannt
werden sollen. Ähnlich argumentiert die
Württembergische: „Bei psychischen Erkrankungen
besteht oft noch einige Jahre
nach Abschluss der Behandlung das Risiko
eines Rezidivs, also Rückfalls.“ Also
einmal krank, immer krank? Und tatsächlich
erklärt auch die Versicherungskammer
Bayern, die Muttergesellschaft der Bayerischen
Beamtenkrankenkasse (BBKK):
„Das Rezidivrisiko nach dem Auftreten einer
psychischen Erkrankung ist leider hoch,
die uns vorliegenden Zahlen sind valide und
lassen keinen Interpretationsspielraum zu.“
Glorius hält diese Einstellung für eine Farce:
„Die glauben immer noch: Wenn jemand
zu einer Therapie geht, dann ist er
für immer angeknackst.“
Maria (37), leitende Bankangestellte, 3 Sitzungen
Psychotherapie vor 2 Jahren wegen
Scheidung vom Ehepartner, seitdem behandlungs-
und beschwerdefrei, erst- und
einmalig aufgetreten
Auch Maria wurde von 13 PKV-Anbietern
abgelehnt. Die Signal Iduna ruderte teilweise
zurück und räumt auf procontra-Rückfrage
selbstkritisch ein: „Die Anfrage hätte
im Rahmen einer individuellen Prüfung
aufgrund von aussagekräftigen Berichten
nicht zwingend abgelehnt werden müssen.“
Man wolle den Fehler prüfen. Das
Ergebnis der Voranfrage zeige, an welchen
Stellen man nachjustieren müsse. Andere
Versicherer fordern eine Selbstauskunft,
eine Art psychologischen Fragebogen, den
Glorius meist gemeinsam mit ihren Kunden
ausfüllt. Allerdings weiterhin anonymisiert.
Erst wenn der Versicherer auch nach der
Selbstauskunft sein „Okay“ gibt, stellt die
Maklerin den offiziellen Antrag. Glorius
ist skeptisch. Sie befürchtet, Versicherer
könnten Voranfragen trotz des Datenschutzes
speichern und sich dann untereinander
austauschen. Das würde die Versicherbarkeit
weiter erschweren. Doch unabhängig
davon: Was ist letztlich ausschlaggebend
»Die Reaktionen der
Versicherer sind nicht
mehr zeitgemäß.«
ANJA GLORIUS, MAKLERIN (KVOPTIMAL.DE)
dafür, ob ein PKV-Interessent trotz Therapie
angenommen wird? „Die Wahl des
Therapieverfahrens ist nicht entscheidend
für eine Risikobeurteilung“, erklärt Arag-
Pressesprecher Christian Danner. Auch der
Arag gehe es um das Wiedererkrankungsrisiko.
Die BBKK hingegen unterscheidet
zwischen einer akuten Belastungsreaktion
und einer schweren depressiven Episode,
ähnlich wie die HanseMerkur: „Endogene
Formen, wie bei einer Depression, sind in
der Regel nicht versicherbar, während eine
Versicherbarkeit bei exogenen Formen,
z. B. Trennung vom Ehepartner, nicht ausgeschlossen
ist.“ Ein Vorgehen, das PKV-
Maklerin Glorius begrüßt: „Es ist doch
etwas anderes, ob jemand punktuell eine
schwere Zeit hat oder dauerhaft labil ist.“
Nina (41), Management-Assistentin,
Paartherapie mit Ehepartner zur Stabilisierung
der langjährigen Partnerschaft, 15
Sitzungen vor 3 Jahren
Auch eine Paartherapie wird in der Regel
von einer ausgebildeten Fachkraft vorgenommen.
Wollen Versicherer wissen, ob es
jemals eine Behandlung bei einem Psychotherapeuten
gegeben hat, müssten Antragsteller
die Frage dann bejahen – das reduziert
die Chancen auf eine PKV. „Wenn sich
dann herausstellen sollte, dass die Paartherapie
in Anspruch genommen wurde, weil
die Antragstellerin Angst vor einem Betrug
durch ihren Partner hatte, ist das wieder
ein echtes Problem“, sagt Glorius. Bei Nina
trifft das zwar nicht zu, dennoch wurde sie
von 15 Versicherern abgelehnt. Zwei Versicherer
sind nach procontra-Rückfrage
jedoch wieder zurückgerudert: Die Arag
wolle den Fall noch einmal intern prüfen.
Die Axa erklärt die Ablehnung mit „einem
individuellen Fehler“. Die Reaktion entspreche
demnach nicht der üblichen Annahmepolitik.
Die hohe Ablehnungsquote verwundert
auch Glorius. Wovor hat die Branche Angst?
Viele befürchten offenbar, dass sich hinter
der Paartherapie noch eine psychische Erkrankung
verbergen könnte. „Eine Paartherapie
lässt zunächst einmal offen, ob und
bei welchem Partner eine krankhafte Störung
existiert“, so die Barmenia. Bei der Inter
habe man die Erfahrung gemacht, dass
im Rahmen der Paartherapie oft noch eine
psychische Erkrankung festgestellt wird.
Bei der BBKK geht man sogar einen Schritt
weiter: „Insbesondere bei psychischen Erkrankungen
können relevante Vorerkrankungen
hinter ‚sozialverträglichen Ausweichdiagnosen‘
maskiert werden.“ Dass
jemand eine Paartherapie wegen einer psychischen
Erkrankung macht, habe Glorius
in ihren 20 Jahren Berufserfahrung jedoch
noch nie gehört.
Stefan (30), angestellter pharmazeutischer
Leiter, drei Sitzungen berufliches Coaching
vor drei Jahren beim Psychotherapeuten,
ausschließlich zur beruflichen Orientierung,
ohne Beschwerden
Wer bisher dachte, dass ein berufliches
Coaching unverfänglich für den Eintritt
in die PKV sein müsste, irrt. Aufgrund der
hohen Coachingkosten lassen sich Betroffene
oft eine Diagnose vom Arzt ausstellen,
damit die Kosten von der Krankenkasse
Foto: Sebastian Berger
45
VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung
übernommen werden. „Das wird dann
zum Problem“, so Glorius. Die Anbieter
wollen Details wissen, etwa: Bei wem fand
das Coaching statt? War es eine psychotherapeutisch
ausgebildete Fachkraft, verhält
es sich ähnlich wie bei Ninas Paartherapie.
Dennoch hat Stefan bessere Chancen. Er
wurde nur von sechs Anbietern direkt abgelehnt.
Die Hallesche erklärt auf Nachfrage
jedoch, die Risikoprüfung in Zukunft möglicherweise
anpassen zu wollen. Und die
anfragen prüfen würden. Bei den meisten
Anbietern sieben Computerprogramme die
Anfragen durch und generieren Annahme
oder Ablehnung. Das führt dann oft zu
pauschalen Entscheidungen, die die individuelle
Situation nicht einbeziehen.
Das Fazit des procontra-Tests: Bei wem
die Psychotherapie nicht lang genug zurückliegt,
der hat kaum eine Chance. „Die
Reaktionen der Versicherer sind nicht mehr
zeitgemäß“, beklagt Glorius. Sie bemän-
Axa korrigiert sich abermals, eine Annahme
wäre entgegen der ersten Einschätzung
„grundsätzlich ohne Ausschlüsse und Risikozuschläge
möglich“. Die Allianz stimmt
einer Annahme zwar zu, allerdings nur
mit einem Risikozuschlag. Barmenia und
R+V würden Stefan „ohne Erschwernis“
versichern. „Ein berufliches Coaching hat
keinen Krankheitswert“, so die Barmenia.
Glorius hebt den Versicherer positiv hervor,
weil dort noch Fachkräfte die Risikovor-
Abfragezeitraum
Anna (37), IT-Administratorin, 30 Sitzungen Verhaltenstherapie
vor 5 Jahren wegen depressiver Episode,
seitdem behandlungs- und beschwerdefrei, erst- und
einmalig aufgetreten, keine Medikamentation
Maria (37), leitende Bankangestellte,
3 Sitzungen Psychotherapie vor 2 Jahren wegen
Scheidung vom Ehepartner, seitdem behandlungs- und
beschwerdefrei, erst- und einmalig aufgetreten
Nina (41), Management-Assistentin, 15 Sitzungen
Paartherapie mit Ehepartner zur Stabilisierung der
langjährigen Partnerschaft vor 3 Jahren
Allianz 5 Jahre (mit Risikozuschlag 18 %)
Alte Oldenburger 10 Jahre Paartherapiebericht erforderlich
Arag 10 Jahre
Axa
5 (Active-
ME: 8
Jahre)
Abschlussbericht des Psychotherapeuten
und beiliegende Zusatzerklärung erforderlich
(wollen Fall intern erneut prüfen)
(Reaktion: RVA war ein Fehler, entspreche nicht üblicher
Annahmepolitik; Annahme sei möglich)
Barmenia 10 Jahre Selbstauskunft wegen Vorerkrankung(-en) erforderlich
Bayerische Beamtenkrankenkasse
10 Jahre
Ärztliches Zeugnis über Zustand
nach Verhaltenstherapie erforderlich
Selbstauskunft erforderlich
Attest zur Paartherapie mit Begründung und ob psychosomatische
Erkrankungen vorliegen; Behandlung von
Psychotherapeuten oder Mediator o. Ä. durchgeführt?
Concordia 10 Jahre keine Rückmeldung
Continentale 5 Jahre
DKV 5 Jahre Abschlussbefund und ICD-Code erforderlich
Gothaer 5 Jahre
Hallesche 10 Jahre Ärztliches Zeugnis erforderlich
HanseMerkur 5 Jahre Abschlussbericht erforderlich Paartherapiebericht erforderlich
Inter 10 Jahre
PROCONTRA-TEST: ERGEBNISSE DER VORANFRAGEN
Selbstauskunft „Psychische Erkrankungen“ (Diagnose?)
mit der Angabe der genauen ICD-Diagnose erforderlich;
Behandlung wegen Angststörung oder Trauer?
Selbstauskunft und Abschlussbericht erforderlich
LKH 5 Jahre
Münchener Verein 5 Jahre Abschlussbericht erforderlich
Nürnberger 5 Jahre Ärztliches Attest vom Therapeuten erforderlich Selbstauskunft erforderlich Selbstauskunft erforderlich
ottonova 10 Jahre
R+V 10 Jahre
Ärztliches Attest oder Abschlussbericht mit Angabe der
Diagnose, Beschwerden, Behandlung und Behandlungsdauer,
Folgen und Verlauf bis heute erforderlich
Paartherapiebericht erforderlich
SDK 10 Jahre
Signal Iduna 10 Jahre
(Reaktion: „Hätte nicht zwingend
abgelehnt werden müssen“)
(Reaktion: „Hätte nicht zwingend
abgelehnt werden müssen“)
uniVersa 10 Jahre Ärztliches Attest vom Therapeuten erforderlich
Württembergische 10 Jahre
46 procontra 05 | 22
Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN
gelt, dass der Präventionsgedanke keine
Rolle spiele: „Viele wollen doch einfach nur
gesund bleiben. Die Reaktionen der Versicherer
führen dazu, dass Menschen nichts
für ihre Psyche tun.“
Der Test zeigt Vermittlern aber auch,
dass es sich lohnen kann, eine Ablehnung
noch einmal zu hinterfragen und auf eine
individuellere Prüfung zu pochen. Der eine
oder andere Versicherer überdenkt seine
Entscheidung dann vielleicht noch mal.
Turteltauben.
Abschluss.
Piepen.
EINFACH AUF DEN PUNKT.
Wie unsere Paar-Aktion in der Risikolebensversicherung
mit 2 × 25 € Beitragsguthaben * .
Stefan (30), angestellter pharmazeutischer Leiter,
3 Sitzungen berufliches Coaching beim Psychotherapeuten
vor 3 Jahren, seither ohne Beschwerden
(mit Risikozuschlag 19 %)
Behandlungsbericht erforderlich
Abschlussbericht erforderlich
(Reaktion: RVA war ein Fehler, entspreche nicht üblicher
Annahmepolitik; Annahme sei möglich)
procontra 05 | 22
Abschlussbericht erforderlich
Abschlussbericht erforderlich
Abschlussbericht mit ICD-10-Diagnose erforderlich
Abschlussbericht erforderlich
Selbstauskunft „Psychische Erkrankungen“
(inkl. Diagnose) mit ICD-Diagnose erforderlich
Abschlussbericht erforderlich
Selbstauskunft erforderlich
Abschlussbericht erforderlich
Arztattest erforderlich (Diagnose, Behandlungszeitraum
und -status, Art der Behandlung, Prognose), sämtliche
Facharzt-, Krankenhaus- und OP-Berichte, Selbstauskunft
Befundbericht zur Therapie mit Diagnose, Ursache,
Art und Umfang der Therapie erforderlich
Abschlussbericht erforderlich
Quelle: procontra
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(Ehepartner, unverheiratete Paare, Lebenspartner nach dem
Lebenspartnerschaftsgesetz), die im gleichen Haushalt leben
(identische Postadresse), jeweils eine Risikolebensversicherung
(E-RL, E-RLP, E-VRL) per elektronisch generiertem Antrag beantragen.
Die Anträge müssen gleichzeitig und zusammen mit dem
„Gutschein“, der den Antragsunterlagen beigefügt ist, in der Zeit
vom 01.09.2022 bis zum 31.12.2022 bei der EUROPA eingereicht
werden. Jeder Antrag wird dann von uns gesondert geprüft. Jeder
Vertrag erhält bereits ab der ersten Fälligkeit ein Beitragsguthaben
in Höhe von 25 € (15 € für das Kalenderjahr 2022, 10 € für das
Kalenderjahr 2023). Für die Teilnahme an der Aktion ist die Zahlung
per SEPA-Lastschriftverfahren erforderlich. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen, keine Barauszahlung, Teilnahme ab 18 Jahren,
Ansprüche sind nicht übertragbar.
47
VERSICHERUNGEN Waldversicherung
FORST MIT HEISSEM RISIKO
Brenzlige Situation für den deutschen Wald, wo längst nicht mehr alles im grünen Bereich ist.
Lösungsansatz für Versicherer und somit auch Makler:
mit Prävention und Risikoschutz auf Nachhaltigkeit abzielen
– TEXT: CARLA FRITZ –
Nationalpark Harz und Sächsische Schweiz.
Brandenburg, Bayern, Berlin. Der Wald
brennt, „auch in Regionen, wo das früher
nur sehr selten vorkam – wie beispielsweise
in Hessen oder hier im Bergischen Land“,
kommentiert Diplom-Forstwirt Andreas
Wiese von der Axa das Geschehen quer
durch die Bundesländer.
Das hat bekanntermaßen mit Trockenheit,
Hitze, Wind und dem vielen Totholz
im Wald zu tun, andererseits mit der größeren
Begängnis dort seit der Pandemie.
„Menschen, die früher in der ‚Muckibude‘
waren, erleben jetzt den Wald. Erfreulich“,
so Wiese. Die Kehrseite: Fahrlässigkeit,
wenn Autos mit noch brandheißen Katalysatoren
am Waldrand abgestellt werden,
in der grünen Lunge gegrillt oder geraucht
wird. „Nach wie vor sind die meisten
Waldbrände – circa 95 Prozent – menschengemacht“,
sagt Jan Droll, Produktmanager
Waldversicherung bei der Gothaer. Dazu
gehört auch der Funkenflug von Erntemaschinen
im Wald und auf dem Feld.
KLEINWALDEIGENTÜMER WOLLEN SCHUTZ
Rund 4.200 Hektar fackelten bis Mitte August
dieses Jahres ab, etwa 10 Prozent mehr
als im Hitzerekordjahr 2018 – so die Zahlen
des Europäischen Waldbrand-Informationssystems
(EFFIS) für die Bundesrepublik.
Da nehmen sich die verkohlten circa
150 Hektar aus 2021 fast wie Peanuts aus.
„In normalen Jahren summiert sich die
durch Brand verwüstete Waldfläche auf
rund 600 Hektar“, so Forstassessor Droll.
Dass – wie jüngst in Brandenburg – 600 bis
800 Hektar am Stück brennen, sei schon
außergewöhnlich – und auch dass die Feuer
mehrere Tage lang wüteten. „Im Schnitt
haben wir Flächenbrände von 0,5 bis 0,7
Hektar mit Ausreißern von circa 100 bis
200 Hektar.“ Ein Waldbrand sei normalerweise
innerhalb eines Tages gelöscht. „In
diesem Jahr sah die Welt etwas anders aus.“
Mit Folgen für den Absicherungsbedarf
und -wunsch. Die Gefahr so nah vor Au-
gen, decken sich zunehmend mehr Kleinwald
eigen tümer mit einer Waldbrandversicherung
ein. Davon berichten die Anbieter
unisono. „Wir versichern den Vermögenswert
des Waldes. Also nicht nur den aktu-
48 Illustration: Roman Kulon
Waldversicherung VERSICHERUNGEN
ellen Holzwert, der zum Beispiel bei einem
jungen Fichtenwald gleich null wäre, weil
das Holz noch nicht verwertbar ist“, erklärt
Wiese das auf die jeweilige Region
abgestimmte Konzept. Dabei wächst die
baumartenbezogene Versicherungssumme
pro Hektar mit dem Alter des Waldes mit
– von anfänglich beispielsweise 5.000 Euro
auf 20.000 Euro im Extremfall, wenn ein
Kiefern-Altbestand abbrennt, bei der Eiche
gegebenenfalls auf 35.000 Euro.
»Wir prüfen die
Honorierung von
Brandschutzkonzepten
und Frühwarnsystemen.«
JAN DROLL, GOTHAER
MULTI- STATT MONOKULTUR
„Darin schlägt sich letztlich nieder, womit
der Waldbesitzer sein Geld verdient.“ Fichte,
Eiche oder Edellaubholz werden von daher
anders bewertet als zum Beispiel Birke,
Erle oder sonstiges Weichholz.
Neben diesem monetären Wert dürfte
nach Wieses Überzeugung in Zukunft auch
der ökologische Wert eine Rolle spielen.
„An dieser Bewertung der Ökosystemleistung
des Waldes arbeiten derzeit die Wissenschaft,
die Forstbranche und auch wir
als Versicherer.“ Heißt: Wenn Waldbesitzer
ihre Bestände in Richtung Mischwald
umbauen, klimaresiliente und weniger
waldbrandgefährdete Baumarten wählen,
könnte das künftig auch die Waldbewertung
beeinflussen und sich letztlich auch in
höheren Versicherungssummen oder geringeren
Prämien widerspiegeln. Schon jetzt
sei der ökologisch sinnvollere Mischwald
wesentlich günstiger in der Versicherung.
Mischwald statt Nadelwald-Monokultur.
Dafür vergibt die GVO einen Nachhaltigkeitsrabatt
von 10 Prozent auf die
Prämie. „Er kommt ab zwei Hauptbaumarten
im Bestand zum Tragen. Zum Beispiel
Eiche und Buche oder Kiefer und Buche“,
erläutert Forstexperte Aljoscha Dreyer.
1.600
1.400
1.200
Durchschnitt seit 1993: 1.035
1.000
800
600
400
200
0
FEUERGEFAHR
Zahl der jährlichen Waldbrände in Deutschland
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
MEHR VORSORGE
Wie die Gothaer versichert auch die GVO
die Waldbestände nach einem Pauschalkonzept.
„Mit 4.000 Euro Entschädigung pro
Hektar – egal ob Jungkultur oder hiebsreifer
Bestand – sollte man als Kleinwaldbesitzer
gut hinkommen“, bezieht sich Dreyer
auf das hauseigene Angebot und den statistisch
durchschnittlichen Waldbrandschaden
der letzten 30 Jahre von 2.600 Euro je
Hektar Waldfläche. „Gerade hatten wir –
nach einem Waldbrandschaden – auch eine
Anfrage einer Forstbetriebsgemeinschaft
aus Brandenburg“, so Dreyer. „Teils haben
diese Zweckgemeinschaften lediglich eine
Haftpflichtversicherung.“ Eine Beobachtung,
die er mit Droll teilt.
Ein Umdenken setzt auch bei größeren
Forstbetrieben ab 100 Hektar ein, die Feuerschäden
bisher zumeist finanziell selbst
gestemmt haben. Hier registriert die Gothaer
seit circa zehn Jahren eine „Verschiebung
der Risikopräferenzen hin zu vorsorglicher
Versicherung der Waldbrandgefahr“.
Last Minute – wenn der Nachbarwald in
Reichweite schon brennt – sollte man sich
aber bekanntlich nicht darauf verlassen.
„In Einzelfällen gibt es aktuell eine Wartezeit
von vier Wochen. Außergewöhnlich für
uns, aber für die Risikoprüfung nötig“, so
Droll.
Für ihn durchaus vorstellbar, dass ein sehr
brandgefährdeter Wald künftig nur versichert
wird, sofern der Eigentümer nachweislich
eine Löschwasserentnahmestelle
vor Ort installiert. Solche Möglichkeiten
könnten, für extreme Risikogebiete, dann
auch standardmäßig Eingang in die Tarifwerke
finden – ebenso die Honorierung von
Brandschutzkonzepten und Frühwarnsystemen,
bei denen die Digitalisierung helfen
könne.
LOHNT DER ABSCHLUSS
EINER WALDBRANDVERSICHERUNG?
PRO
Klimawandel/
wachsende Waldbrandgefahr
Ertragsausfall in der
Holzernte abdecken
Wiederbewaldung
vorgeschrieben/kostet
1.708
1.523
CONTRA
Für Kleinwaldbesitzer
überschaubarer
Verlust
Geringes Risiko in
moorigen/feuchten
Gebieten
Eigenes Brandschutzkonzept/
Frühwarnsystem
1.360
Quelle: GDV
procontra 05 | 22
49
VERSICHERUNGEN Hinterbliebenenabsicherung
BANKROTT ZURÜCKGELASSEN?!
Geld weg, Rente weg. Dumm gelaufen für den, der den anderen überlebt. Trotz neuer Vielfalt
bei der Alters- und Hinterbliebenenvorsorge braucht es Makler, die das Ganze steuern.
– TEXT: CARLA FRITZ –
Eine halbe Million Euro fürs Alter investiert
und trotzdem auf ergänzende Grundsicherung
angewiesen? Gar nicht so weit hergeholt,
dieses Szenario – für ein Paar um die
60, das sich mit dem Geld aus einem Immobilienverkauf
eine private Rente sichern
wollte. Beide vorher selbstständig, beide
mit einer gesetzlichen Rente unterhalb der
Grundsicherung. „Deshalb brauchten sie
in jedem Fall eine Ergänzung – egal, wer
wen überlebt“, so Brigitte Mayer von der
Verbraucherzentrale Hessen. Der Wunsch
waren 1.500 Euro Rente auf verbundene
Leben, das tatsächliche Angebot vom Vermittler
1.350 Euro, „wieder einmal versteckt
in einer Prognoserente – und auch
nicht auf verbundene Leben“. Bei diesem
Modell hätte der Mann als Hinterbliebener
ergänzende Grundsicherung gebraucht,
wenn seine Frau während des Rentenbezugs
gestorben wäre. Denn der Vertrag war
auf sie kalkuliert. 400.000 Euro von der
halben Million wären in ihre private Rente
gegangen, 60.000 Euro in eine Hinterbliebenenabsicherung
respektive Rente für ihn.
GROB UND FEIN
Wie sind die Hinterbliebenen in Altersvorsorgeverträgen
abgesichert? Eine Frage,
die sich einmal mehr stellt, wenn jetzt
die Babyboomer – wie im konkreten Fall
oft als Paar und im statistischen Durchschnitt
auch mit höherer Lebenserwartung
– in den Ruhestand gehen. „Bei manchen
Modellen müsste man tatsächlich sagen:
am besten vor Rentenbeginn das Zeitliche
segnen‘“, überspitzt Mayer. Als „differenzierter
und flexibler, von daher aber auch
unübersichtlicher“ beschreibt Makler Bert
Heidekamp aus Berlin die Angebotssituation.
Ver gleichs programme helfen da nach
seiner Erfahrung nur bedingt weiter. „Regelungen
für die Absicherung der Hinterbliebenen
sind dort oft nur sehr grob gefasst.“
Andererseits: Deutlich längere Rentengarantiezeiten
von bis zu 30 Jahren etwa bei
HDI oder Auflösung des Guthabens noch
bis zum 80. Lebensjahr etwa bei der Ideal,
bevor es verrentet wird – in der neuen
Vielfalt stecken auch neue Möglichkeiten.
Wenn man sie sich denn erschließt.
IM WECHSELSPIEL
Heidekamp nutzt für seine Kundschaft in
bestimmten Konstellationen beispielsweise
die Unterschiede zwischen Anspar- und
Rentenphase: durch unterschiedlichen Rentenbeginn
von zwei oder mehreren Verträgen
– je nach Prämienhöhe. Selbst wenn bei
dem einen Vertrag, der deutlich früher einsetzt,
die Rentengarantiezeit für den Hinterbliebenen
schon überschritten ist, bleibt
dann immer noch der zweite Vertrag. Soweit
noch in der Ansparphase, wird für die
Hinterbliebenen dann typischerweise das
Guthaben fast 100-prozentig ausgekippt, in
der Rentenbezugsphase das Restguthaben,
oder es gibt die Auszahlung entsprechend
der Rentengarantiezeit. „Auch das kann
man je nach Bedarf steuern.“
Dazu sei aber im Vorfeld zu klären:
Kommt der Kunde zu Lebzeiten mit diesem
Splitting überhaupt klar? „Was will
er wirklich – eine klassische Rente oder
50 Illustration: Roman Kulon
Hinterbliebenenabsicherung VERSICHERUNGEN
»Bei manchen Modellen
müsste man tatsächlich
überspitzt sagen: am besten
vor Rentenbeginn das
Zeitliche segnen. «
BRIGITTE MAYER, VERBRAUCHERZENTRALE HESSEN
eventuell einen Teil in Fonds?“ Welches Risiko hat er
und welche Risikoneigung? Aufschlussreich insofern
auch, was Thomas Lüer, im Vorstand von HDI für den
Makler- und Kooperationsvertrieb verantwortlich, in
Bezug auf das hauseigene Angebot feststellt: „Bei rund
80 Prozent derjenigen, deren fondsgebundene Rentenversicherung
fällig zur Auszahlung ist, überwiegt
eindeutig der Wunsch nach einer Kapitalleistung, die
anderen entscheiden sich für die Rentenzahlung.“ Vor
Jahren sei dieses Verhältnis bei Altersvorsorgeprodukten
noch fast ausgeglichen gewesen.
Mayers Fazit: Man sollte durchaus auch über Alternativen
zur klassischen Rentenversicherung nachdenken,
über befristete Renten, Fonds- und Bankentnahmepläne.
Das erwähnte Paar hat sein Geld auf ihren
Rat hin – zunächst kurzfristig – in einen gestaffelten
Bankentnahmeplan angelegt – „wo der Anspruch der
Erben nicht verfallen kann und aus dem sich auch die
gewünschten 1.500 Euro finanzieren lassen“. Das letzte
Wort ist insofern noch nicht gesprochen.
So oder so: eine Grundsatzentscheidung, die erhebliche
Ansprüche an das Beratungsgespräch stellt.
STEREOTYP,
der:
[ʃteʁeoˈtyːp]
PRO
PRIVATRENTE MIT
HINTERBLIEBENENABSICHERUNG?
In Kombi mit lebenslanger
Rente hohe Sicherheit
für Bezieher zu Lebzeiten,
das hießt auch für Partner/
Kinder
Sicherheit für Erben
durch verlängerte Garantiezeiten
(Rentenphase)
Anpassungsfähige
Gestaltung durch flexibles
Eintrittsalter
CONTRA
Kosten für Hinterbliebenenabsicherung
schmälern
Rente
Anspruch der Erben
zeitlich/summenmäßig
begrenzt (Rentenphase)
Je nach Status des
Hinterbliebenen nicht
lebensnotwendig
Kann sich später das
Ferienhaus UND
die Traumanlage leisten.
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procontra 05 | 22
51
VERSICHERUNGEN E-Mobilität
AKKU-RISIKEN ENTLADEN
Akkus sind das Herz jeden elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Doch sie erhöhen auch
deutlich das Feuerrisiko. Vermittler können mit Schadenverhütung und Aktualisierung von
Verträgen die Kunden aufklären und besser schützen.
– TEXT: UWE SCHMIDT-KASPAREK –
„Durch die verbreitete Verwendung von
Lithium-Ionen-Batterien können Fahrzeuge
schneller und heißer in Flammen aufgehen“,
warnt Florian David-Spickermann
vom Rückversicherer Scor. Wenn Fahrzeuge
brennen, kann es bei Hochspannungsbatterien
zu einer Kettenreaktion kommen, die
als thermisches Durchgehen bekannt ist.
Dann entzündet eine Zelle die nächste und
die Temperaturen steigen. „Eine externe
Kühlung ist kaum wirksam, da die Zellen
zur Außenhülle hin zunehmend thermisch
isoliert und in stabile, weitgehend wasserdichte
Gehäuse eingebaut sind, welche
sicher in die Fahrzeugstruktur integriert
sind“, erläutert David-Spickermann.
SCHIFFBRUCH NACH E-FAHRZEUG-BRAND
Spektakuläre Brandfälle zeigen, dass die
Gefahr nicht nur theoretisch ist. So brannte
der Frachter „Felicity Ace“ mit knapp
4.000 Autos der VW-Gruppe und sank
später im Atlantik. Die Brandursache ist
unklar. Es sollen aber sehr viele E-Autos
an Bord gewesen sein. „Spektakulär waren
zudem Brände in den Busdepots der Stuttgarter
Straßenbahnen (SSB), der Rheinbahn
in Düsseldorf und der Hannoverschen
Verkehrsbetriebe Üstra“, erklärt Stephan
Schwegat, Leiter Gewerbe/Industrie bei der
SV SparkassenVersicherung. Insgesamt verursachten
die Brände hohe zweistellige Millionenschäden.
Die gefährlichen Akkus, die
bei kompakter Bauweise eine hohe Energiedichte
haben, befinden sich aber nicht
nur in Bussen und E-Autos, sondern auch
in E-Bikes, in Scootern und sogar in jedem
Smartphone.
SCHADENFREQUENZ NOCH UNAUFFÄLLIG
Trotzdem ist aktuell die Schadenfrequenz
noch nicht auffällig. Daher bekämpfen Ex-
perten energisch das Vorurteil, Elektroautos
würden öfter brennen als andere Fahrzeuge.
Dafür gibt es nach den Erfahrungen
der Autoversicherer sowie der Feuerwehr
keine Anhaltspunkte. E-Fahrzeuge brennen
nach Erkenntnis der Autoversicherer nicht
häufiger als Fahrzeuge mit herkömmlichem
Verbrennungsantrieb (siehe Tabelle). Da-
her ist nach Meinung der Unfallforscher
ein Verbot von Elektroautos in Tiefgaragen
nicht notwendig. Dies bestätigt auch der
Fachausschuss Vorbeugender Brand- und
Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren.
„Das Sperren einer Garage für alternativ
angetriebene Pkw ist aus brandschutztechnischer
Sicht nicht angezeigt, wenn die
52 Illustration: Roman Kulon
E-Mobilität VERSICHERUNGEN
Garage dem Baurecht entspricht“, erläutert
Peter Bachmeier, Leitender Branddirektor
und Vorsitzender des Fachausschusses.
„Solange der Gesetzgeber ein Parken in
Tiefgaragen nicht verbietet, werden wir
in solchen Fällen den Versicherungsschutz
nicht über unsere Bedingungen einschränken
oder ausschließen“, erläutert Janine
Bollhorst von der VHV.
SCHADENVERHÜTUNG WICHTIG
Spezielle Zuschläge für das „Akku-Risiko“
verlangen derzeit weder die Rück-, noch die
Erstversicherer. Es gibt auch keine besonderen
Pflichten. „Bis auf Weiteres planen
wir keine Änderungen der Bedingungen für
unsere Kunden mit E-Autos“, heißt es bei
der VHV. Und die Allianz rät lediglich, keine
ungeeigneten Ladegeräte zu verwenden.
„Das Laden an üblichen Schutzkontaktsteckdosen
ist zwar grundsätzlich möglich,
diese sind jedoch nicht für eine höhere Dauerbelastung
ausgelegt“, warnt der Gesamtverband
der Deutschen Versicherungswirtschaft
(GDV). Sicherer, störungsfreier und
schneller beim Laden seien fest installierte
Ladeeinrichtungen, sogenannte Wallboxen.
Der Rückversicherer Scor wünscht sich
schon heute, dass E-Fahrzeuge nicht „unbeaufsichtigt
in der Nacht“ geladen werden.
Denn schon kleine Beschädigungen, falsche
Ladegeräte oder Temperaturunterschiede
»Nach Unfällen oder
Stürzen sollte der
Akku sorgsam
kontrolliert und
notfalls sogar ausgewechselt
werden.«
STEPHAN SCHWEGAT, SV SPARKASSENVERSICHERUNG
könnten Brände verursachen, warnt die
Protectoplus GmbH, ein Anbieter von
Gefahrstofflager-Systemen. Auch eine vollständige
Entladung der Lithiumbatterie
kann durch einen inneren Kurzschluss zu
einem Brand führen. Deshalb sollten die
Batterien stets mit einer Ladeleistung von
40 Prozent gelagert werden. Sehr sinnvoll
BRANDSCHÄDEN AN PKW IN DER VOLL- UND TEILKASKO
Auf Öko-Fahrzeuge entfällt wegen geringer Verbreitung
nur ein Bruchteil aller Fahrzeugbrände.
20.000 250
19.000
18.000 18.200
213
17.800 18.050
200
16.900
16.000 15.900
16.100
16.000
150
15.100
154
14.800
14.000 101
100
66
12.000 56
50
40
46
30
17 22
10.000 0
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Anzahl der Brände aller Fahrzeuge
ist es, Gewerbe- und Industriebetriebe über
die Gefahren, die von Akkus ausgehen, umfassend
aufzuklären. Schwegat: „Oft kann
man organisatorisch so eingreifen, dass
die Gefahr minimiert wird.“ So könnten
E-Autos etwa im Freien oder weit von
brandgefährdeten Gebäuden entfernt geparkt
werden. „Nach Unfällen oder Stürzen
sollte der Akku sorgsam kontrolliert
und notfalls sogar ausgewechselt werden“,
mahnt Experte Schwegat. Sogar ein Laptop
oder das Smartphone, das bei den meisten
Menschen in der Nacht geladen wird, sollte
auf einer feuerfesten Unterlage liegen. Wer
solche Ratschläge nicht befolgt, handelt unter
Umständen fahrlässig.
LEISTUNGSKÜRZUNGEN MÖGLICH
Während Haftpflichtschäden, also etwa
wenn ein E-Fahrzeug beim Brand Dritte in
Mitleidenschaft zieht, nur bei Vorsatz nicht
entschädigt werden, gilt dies bei Sachversicherungen
wie der Feuer-, Kasko-, Hausrat-
oder Wohngebäudepolice nicht. Hier
könnte der Versicherer theoretisch „grobe
Fahrlässigkeit“ einwenden und je nach
Schwere des Verschuldens nur einen Teil
des Schadens ersetzen. „Daher ist es sinnvoll,
dass alte Verträge upgedatet werden“,
rät Schwegat. Bei modernen Policen verzichten
viele Versicherer in vollem Umfang
auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit.
Für Vermittler und Makler ist die Aufklärung
und Verbesserung der privaten
Policen ein echter Vertriebsimpuls. Denn
Anzahl der Brandschäden an Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen
bei Gleichverteilung der Schäden (Schätzung)
in der heutigen Zeit ist Schadenverhütung
besonders wichtig, da Ersatzteile kaum beschafft
werden können. „Es geht etwa bei
einem Brand meist nicht um den reinen
Sachschaden, sondern vielmehr um die Betriebsunterbrechung,
die heute sehr lange
ausfallen kann“, warnt Schwegat.
Mit Aufklärung und Vertragsverbesserung
können Vermittler daher bei ihren
Kunden echt punkten, denn die neue Feuergefahr
durch Akkus dürfte noch kaum in
den Köpfen präsent sein.
PRO
AUF DEN GEFAHRENHERD
»AKKU« HINWEISEN
Die Gefahrenhinweise
sind ein neutraler
Anlass für ein
Gespräch.
Entwarnung gibt es
hinsichtlich zusätzlicher
Pflichten vonseiten
der Versicherer
Der Übergang
zum optimalen Versicherungsschutz
ist fließend
Quelle: GDV 2022, eigene Schätzung
CONTRA
„Aus einer Maus
wird ein Elefant“
gemacht, da die Schadenfrequenz
nicht
steigt
Mit solchen „Tipps“
werden die Kunden
bereits überhäuft
Das Thema
„Fahrlässigkeit“ ist
sehr kompliziert und
aufwendig
procontra 05 | 22
53
BUSCHFUNK Berater
BERATER
WOHNUNGSEIGENTÜMER HAFTEN GEMEINSAM
BGH fällt Urteil zu Schäden in Eigentümergemeinschaftsanlagen.
Foto: Andrei 310
Muss eine Wohnungseigentümer-Gemeinschaft für Schäden aufkommen, die nur in einer
einzelnen Wohnung auftreten und von der Versicherung nicht übernommen werden? Zu dieser
Frage hat der Bundesgerichtshof nun ein wegweisendes Urteil gefällt und kommt zu dem
Schluss: Der in der Gebäudeversicherung vereinbarte Selbstbehalt ist von allen Eigentümern
gemeinschaftlich zu tragen (AZ: V ZR 69/21). Die Begründung der Richter: Eine höhere Selbstbeteiligung
führe zu niedrigeren Versicherungsbeiträgen – und davon profitieren alle. Daher
müssten auch die Kosten auf alle Schultern gleichermaßen verteilt werden. Geklagt hatte die
Eigentümerin einer Kölner Gewerbefläche. In der Wohnungseigentümer-Gemeinschaft, der
sie angehörte, war es wegen mangelhafter Leitungen in der Vergangenheit immer wieder zu
Leitungswasserschäden gekommen. Die Gewerbeeinheit war stets unversehrt geblieben.
SPARERPAUSCHBETRAG WIRD ERHÖHT
Bundeskabinett beschließt Steuererleichterungen.
Das Bundeskabinett hat eine Erhöhung des Sparerpauschbetrags
beschlossen: Zum Jahresbeginn 2023 sollen die pro Jahr vor der
Abgeltungssteuer geschützten Kapitalerträge von derzeit noch 801
Euro pro Alleinstehenden auf 1.000 Euro angehoben werden. Für
steuerlich gemeinsam veranlagte Ehegatten/Lebenspartner beläuft
sich die Erhöhung entsprechend auf 2.000 Euro. Bereits erteilte
Freistellungsaufträge sollen von den Banken pauschal um den Satz
der Erhöhung – rund 25 Prozent – angepasst werden.
Foto: Rolphus
BUND PLANT SCHUTZSCHIRM FÜR PFLEGEHEIME
SPD kündigt für den Herbst Entlastungspaket an.
Foto: SPD
Um die immer weiter steigenden Eigenanteile für Pflegebedürftige sowie die Folgen von
Rekordinflation und hohen Energiepreisen abzufedern, plant der Bund, im Herbst einen
Schutzschirm für Pflegeheime, soziale Einrichtungen und Krankenhäuser einzurichten:
SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt kündigte kürzlich im Interview mit der „Bild“-Zeitung ein
Entlastungspaket an. Welche Summen die Bundesregierung dafür in die Hand nehmen will
und unter welchen Voraussetzungen ein solches Maßnahmenpaket zum Tragen kommen soll,
sagte sie allerdings nicht. Das Bundesgesundheitsministerium teilte auf procontra-Anfrage
mit, dass aktuell noch keine konkreten Planungen zu dem in Aussicht stehenden Maßnahmenpaket
existieren.
54
procontra 05 | 22
Berater BUSCHFUNK
BaFin: Taskforce für Unternehmensprüfung
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
(BaFin) hat eine neue Abteilung gegründet, um Unternehmen
in Verdachtsfällen schnell vor Ort prüfen zu können.
Die Taskforce ist Teil der Neuorganisation der Behörde. Sie
arbeitet Hand in Hand mit den Aufsichtsbereichen und der
neuen Fokusaufsicht der BaFin.
Foto: Amnaj Khetsamtip
Come together,
right now!
NORMAN WIRTH
Geschäftsführender Vorstand des AfW
Fonds Finanz: Neuer Ausbildungsleiter
Der Münchener Maklerpool Fonds Finanz hat mit Holger
Kräker ab Mitte Oktober einen neuen Ausbildungsleiter.
Der 45-jährige Versicherungskaufmann und Betriebswirt
soll die Nachwuchsarbeit bei Fonds Finanz verstärken und
das Angebot der Ausbildung zum geprüften Versicherungsmakler
weiterentwickeln.
PIB Gruppe: Neuer CEO für Europa
Der spezialisierte Versicherungsmakler PIB Group
hat Onno Janssen zum CEO mit Schwerpunkt Europa
ernannt. In der neu geschaffenen Position wird Janssen
verschiedene bestehende Geschäftsbereiche der PIB in
Europa verantworten. Darüber hinaus soll er neue Märkte
erschließen. Janssen stammt ursprünglich aus den Niederlanden
und war 21 Jahre lang bei Aon tätig.
AfW: Aktualisierte Checkliste zur VSH
Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW e. V. hat
seine Checkliste zur Bedarfsüberprüfung in der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung
(VSH) für Finanzdienstleister
überarbeitet. Dazu wurde in gemeinsamer
Arbeit mit dem Fördermitglied Hans John Versicherungsmakler
GmbH Feedback aus der Branche berücksichtigt.
S.L.P.: Neuer Vorstand
Sven Schleicher hat Anfang September das neu geschaffene
Vorstandsressort Marketing und Vertrieb bei der
S.L.P. Vertriebsservice AG übernommen. In seiner Funktion
unterstützt er zentral die einzelnen Vertriebseinheiten der
Gesellschaft und deren Führungskräfte. Die S.L.P. ist seit
über 24 Jahren als Assekuradeur in der Unfall-, Hausratund
Haftpflichtversicherung tätig.
Degussa: Verkauf von Prinas Montan
Die Frankfurter Degussa Bank AG hat ihren Versicherungsvermittler
Prinas Montan veräußert. Käufer ist die
in Köln ansässige Global Service GmbH. Die Transaktion
wurde rückwirkend zum 1. Januar 2022 durchgeführt.
2020 hatte Prinas Montan bei einem Umsatz von knapp
zwölf Millionen Euro einen Gewinn von rund 1,5 Millionen
Euro erzielt.
Foto: Jaco Blund
Foto: Olena Babak
Die Diskussion zum Provisionsdeckel – neuerdings
von der BaFin auch Provisionsrichtwert genannt
– läuft in Deutschland. Getrieben wird sie von der
BaFin, vermeintlichen Verbraucherschützern und
irritierenderweise auch von Branchenteilnehmern,
die meinen, damit den Pools, Vertrieben oder
insgesamt dem Maklermarkt schaden zu können.
Letzteres finde ich besonders ärgerlich. Zudem
wurde auch gerade wieder die Diskussion über die
Abschaffung der Abschlussprovision gestartet.
Auch damit soll wohl weniger den Kunden Gutes
getan als Pfründe gesichert werden. Vor allem
schadet man damit gerade jungen Berufseinsteigern,
die nicht von einer schon aufgebauten
Bestandsprovision leben können und damit in die
Abhängigkeit von Provisionsvorschusszahlungen
von dem einen oder anderen Vertrieb getrieben
werden. Warum schaffen wir es nicht endlich, viel
mehr die Gemeinsamkeiten zu betonen, als mit
dem Finger auf andere Branchenteilnehmer zu
zeigen oder ihnen schaden zu wollen und damit
den tatsächlichen Gegnern einer sozialliberalen
Wirtschaftsordnung den Teppich auszurollen? Ein
weiteres Negativbeispiel war jetzt sicherlich das
Unvermögen der Branche, einen eigenen Standard
zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen
der Kunden hinzubekommen. Das scheiterte,
trotz erheblichen Bemühens einiger, an zu vielen
Partikularinteressen. Mit dem Ergebnis, dass wir
nun doch diverse Ergebnisse haben. Für Verständnis
in der Vermittlerschaft sorgt das nicht
wirklich. Gute Beispiele gibt es ja auch am Markt,
wie die Erweiterung der Träger des DIVA Instituts
neben dem BDV nun auch um die Verbände AfW,
VGA und Votum zeigt. Auch die Neuaufstellung
des Arbeitskreises Beratungsprozesse als e. V.
unter Trägerschaft verschiedener Verbände und
Verbünde ist da zu nennen. Mehr davon!
procontra 05 | 22
55
BERATER Verbraucherschutz
»Ich sehe Vermittler
nicht als Gegner«
Nach über zehn Jahren legt Deutschlands schärfster Versicherungskritiker seinen Posten als
Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten nieder. Axel Kleinlein über Siege,
Niederlagen und die Zukunft der Altersvorsorge
– TEXT: MARTIN THALER –
procontra: Seit 2011 waren Sie mit kurzer
Unterbrechung Vorstandssprecher des
BdV. Stehen die Verbraucher in Versicherungsfragen
Ihrer Meinung nach heute
besser da als damals?
Axel Kleinlein: Das ist eine schwierige Frage,
weil sich die Versicherungswelt in den
vergangenen Jahren stark geändert hat.
Die Gesetzeslage hat sich – insbesondere
im Lebensversicherungsbereich – aus Verbrauchersicht
deutlich verschlechtert. Man
denke nur an das Lebensversicherungsreformgesetz
oder die Zinszusatzreserve. Das
waren bittere Einschläge. Die neue Produktlandschaft
ist sehr intransparent und
bietet nur wenige Vor-, dafür umso mehr
Nachteile für die Kunden. Wir konnten
zwar als Verbraucherschützer den einen
oder anderen positiven Akzent setzen, dennoch
haben wir bei diesem Hase-Igel-Spiel
mit den Lebensversicherern nicht wirklich
Land gewonnen.
procontra: Welche positiven Akzente der
vergangenen Jahre sehen Sie denn als
besonderen Erfolg?
Kleinlein: Ich glaube, dass das Thema Verbraucherschutz
an Bedeutung gewonnen
hat – in der Branche selbst, aber auch in
der Politik gibt es mittlerweile eine größere
Sensibilität für das Thema. Die größten
Duftmarken konnten wir dabei sicherlich
auf europäischer Ebene setzen, beispielsweise
bei der IDD oder Solvency II.
procontra: In welcher Hinsicht hätten Sie
gerne mehr erreicht?
Kleinlein: Ich hätte mir auf jeden Fall
einen Kostendeckel gewünscht. Das
56 procontra 05 | 22
Verbraucherschutz BERATER
Gleiche gilt für transparentere Lebensversicherungsprodukte
und einen faireren
Umgang mit den Kunden. Es ist bedauerlich,
dass man, um etwas Positives für
die Verbraucher zu erreichen, immer erst
die Gerichte bemühen muss. Ich wünsche
mir auch weiterhin mehr Nachhaltigkeit
in der Produktlandschaft, insbesondere
bei den Lebensversicherern. Die Produktlandschaft,
wie wir sie heute vorfinden, ist
nichts, was auf Jahrzehnte hinaus Bestand
haben kann. In der Politik heißt es, dass
stets nur auf Vier-Jahres-Sicht geschaut
wird. Bei vielen Versicherungsvorständen
habe ich den Eindruck, dass die Zeiträume
noch kürzer sind.
procontra: Worauf spielen Sie an?
Kleinlein: Man denke nur an Produkte wie
eine Mehrtopf-Indexpolice. Die versteht
schon zum Zeitpunkt, zu dem sie verkauft
wird, kaum jemand. Da bin ich mir ziemlich
sicher, dass es in zehn Jahren nicht
mehr genügend Menschen gibt, die diese
Produkte nachvollziehen und entsprechend
auch sauber führen können. Wir haben
in den vergangenen 20 Jahren ein echtes
Feuerwerk an neuen Tarifentwicklungen
erlebt – fast schon im Jahresrhythmus sind
zuletzt neue Tarife aufgelegt worden. Die
Heerscharen an Mathematikern, die es
bräuchte, um diese Tarife zu führen, sehe
ich hingegen nicht. Darum glaube ich, dass
das noch zu einem riesigen Problem für die
Unternehmen werden wird.
procontra: Eine gewisse Konstanz hat ja
Ihre Kritik an der Riester-Rente. Warum
ist diese Debatte um die geförderte Altersvorsorge
so ein Dauerbrenner?
Kleinlein: Die Riester-Rente hat zwar mittlerweile
im Neugeschäft keine Bedeutung
mehr, aber sie ist letztlich immer noch ein
politisches Prestigeobjekt. Der Name allein
steht ja schon symbolisch für die damalige
rote-grüne Koalition – entsprechend
tun sich die beteiligten Parteien natürlich
schwer einzugestehen, dass dieses Projekt
letztlich gescheitert ist. Es entsteht bei den
Politikern fast so etwas wie ein pawlowscher
Reflex, sobald es um die Riester-
Rente geht.
procontra: Erneut hat die Bundesregierung
in den Koalitionsvertrag geschrieben, sie
wolle prüfen, wie es mit der geförderten
Altersvorsorge weitergehen soll. Auf
welches Ergebnis hoffen Sie?
Kleinlein: Ich würde in erster Linie auf eine
Entscheidung hoffen. Es ist schließlich
nicht die erste Bundesregierung, die sich
einen Prüfauftrag in den Koalitionsvertrag
geschrieben hat. Leider stellt man doch
einen gewissen Entscheidungsunwillen fest,
der damit für alle Beteiligten ein Problem
darstellt: Die Versicherungsbranche weiß
nicht, worauf sie sich einstellen kann, die
Vermittlerschaft weiß auch nicht, wohin
es geht, und auch der Kunde wird, was die
eigene Altersvorsorge angeht, vollkommen
im Nebel gelassen.
procontra: Vorschläge für eine Reformierung
der geförderten Altersvorsorge gibt es
ja genug. Welcher wäre es aus Ihrer Sicht
wert, umgesetzt zu werden?
Kleinlein: Ich persönlich denke, dass
die Riester-Rente in ihrer jetzigen Form
gestoppt werden sollte. Wir brauchen ein
»Die Produktlandschaft,
wie wir sie
heute vorfinden,
ist nichts, was auf
Jahrzehnte hinaus
Bestand haben kann.«
Modell mit mehr Flexibilität, wie beispielsweise
die vom BdV vorgeschlagene
Basisdepotvorsorge. Jede Form der Altersvorsorge
kann dann gefördert werden,
keine wird, wie derzeit die Versicherungen,
privilegiert. Bei der Fördersystematik
könnte ich mir auch gut vorstellen, dass
das bisherige Riester-System adaptiert
wird.
procontra: Sie sprechen im Zusammenhang
mit Lebensversicherungen ja gerne vom
legalen Betrug – sprich: Die Versicherer
halten die bestehenden Regeln ein. Muss
man als Verband folglich nicht gegen den
Gesetzgeber stärker vorgehen?
Kleinlein: Es geht nicht darum, gegen die
Regierung zu arbeiten, sondern diese mit
guten Argumenten zu überzeugen. Gute
Lobbyarbeit ist für den Verbraucherschutz
entscheidend. Allerdings fällt es uns
schwer, mit der Lobbyarbeit der Versicherer
mitzuhalten, dafür ist sie viel zu stark
aufgestellt.
procontra: Sie sagen selbst von sich, gerne
zu provozieren. Bei unseren Lesern –
nimmt man die Reaktionen auf Artikel
mit Ihnen zum Maßstab – scheint das zu
funktionieren. Sowohl Verbraucherschützer
als auch Makler stehen allerdings
im Lager des Kunden. Braucht es diese
Konfrontation?
Kleinlein: Ich sehe die Makler bzw. Vermittler
nicht als Gegner. Problematisch
sind aus meiner Sicht im Dreieck aus
Endkunden, Vermittlern und Versicherern
Letztere, die schließlich für die Intransparenz
und schlechten Produkte verantwortlich
sind. Wenn es nur schlechte Produkte
gibt, können die Vermittler auch nur diese
vertreiben. Darum sind wir schon eher bestrebt,
Schnittmengen mit den Vermittlern
zu finden, als einen Konfrontationskurs
einzuschlagen.
procontra: In welchem Bereich sehen Sie
die größten Herausforderungen für Ihren
Nachfolger Stephen Rehmke?
Kleinlein: Im Bereich der Lebensversicherungen
sind das sicherlich die Einführung
eines Kostendeckels sowie die Frage, wie
es mit der geförderten Altersvorsorge
weitergehen wird. Im Bereich der Sachversicherung
wird die Frage entscheidend,
wie Elementarschäden künftig versichert
werden können – auch weil die Klimarisiken
weiter zunehmen werden. Und auch
in der privaten Krankenversicherung sehe
ich großen Reformbedarf.
procontra: Was meinen Sie genau?
Kleinlein: Hier muss es beispielsweise um
das Thema Beitragsanpassungen gehen.
Auch braucht es aufgrund des steigenden
finanziellen Drucks für viele eine Alternative
für die Basistarife. Neue Lösungen
sind gefragt. Und wir sehen auch, dass die
Versicherer bereit sind, sich zu bewegen.
procontra: Sie selbst wollen sich ja nicht zu
einem Versicherer bewegen, das haben Sie
schon ausgeschlossen. Wo geht Ihre Reise
stattdessen hin?
Kleinlein: Ich möchte zukünftig stärker
inhaltlich und weniger organisatorisch
arbeiten. Ich hatte vor meiner Tätigkeit für
den BdV mit „Math Concepts“ bereits ein
kleines versicherungsmathematisches Büro,
mit dem ich unter anderem die „10 Jahre
Riester“-Studie für die Friedrich-Ebert-
Stiftung erstellt habe. Hier möchte ich
wieder ansetzen. Ich kann aber versprechen,
dass ich meinen kritischen Blick auf
die Branche behalte.
procontra 05 | 22
57
BERATER Bestandsübergabe
BESTÄNDE RICHTIG LOSLASSEN
Obwohl das Interesse von Pools und Investoren an den Lebenswerken
der Makler riesig ist, ist der Verkauf kein Selbstläufer.
Im Gegenteil: Ohne Vorbereitung kommt die böse Überraschung.
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
58 Illustration: Roman Kulon
Bestandsübergabe BERATER
Investoren und Pools machen Jagd auf Maklerbestände.
Policen Direkt zum Beispiel fokussiert
Bestände kleinerer und mittelgroßer
Makler und hat in diesem Jahr schon
32 Bestände übernommen. Geschäftsführer
Philipp Kanschik: „Unsere Zielgruppe für
Asset Deals sind selbstständige Makler und
Maklerhäuser mit maximal fünf Mitarbeitern,
deren Fokus auf Privat- und kleineren
Gewerbekunden liegt.“
VIEL KAPITAL IM MARKT
Anders als größere Einheiten mit sieben- bis
achtstelligen Umsätzen finde diese Gruppe
bislang bei Investoren und professionellen
Aufkäufern vergleichsweise wenig Beachtung,
meint Kanschik. Andererseits strömt
über Finanzinvestoren aktuell sehr viel
Kapital in den Markt. Die Firmenkäufer
haben entweder ganze Maklerpools übernommen
oder kooperieren mit großen
Pools. Und alle verfolgen das gleiche Ziel:
möglichst viele lukrative Bestände erbeuten.
HG Capital erwarb dafür die Mehrheit
an Fonds Finanz. Und der Pool JDC Group
verbündete sich gleich mit zwei Investoren,
Bain Capital und Great West Lifeco.
„Angesichts des riesigen Interesses an
Beständen kann ich doch eigentlich einen
hohen Preis für mein Lebenswerk erzielen“,
mag so mancher Makler denken. Das
Problem dabei aus Maklersicht: Auch das
Angebot ist riesig. Im gerade veröffentlichten
Policen-Direkt-Marktbarometer 2022
zeigt sich, „dass eine große Nachfolgewelle
unmittelbar bevorsteht“. Der Grund: Altersbedingt
scheidet in den nächsten drei,
vier Jahren jeder dritte Makler aus dem
Berufsleben aus. Dabei streben 42 Prozent
der 413 befragten Makler eine Verrentung
ihres Bestands an, und gut jeder fünfte
wünscht, dass ihnen jemand den Bestand
abkauft (sieht Grafik).
GUTE VORBEREITUNG NOTWENDIG
Jetzt mal schnell seinen Bestand auf den
Markt werfen, weil die Nachfrage der Käufer
so groß ist, stelle keine gute Idee dar,
meint Matthias Beenken, Professor für Versicherungswirtschaft
an der Fachhochschule
Dortmund. Eben weil Käufer die Wahl
haben, sagt er ziemlich ernüchternd für abgabewillige
Makler: „Bestände verkaufen sich
nur noch schwer, und wenn, dann nur nach
guter Vorbereitung.“ Dabei gehe es nicht
um Wochen oder Monate, sondern Jahre.
„Empfehlenswert ist, mit mindestens fünf,
Sonstige:
Angaben in %
5
Auslaufen
des Bestands:
Verkauf des
Bestands: 21
Unternehmensverkauf: 25
7
besser zehn Jahren Vorlaufzeit zu planen.“
Das bestätigt Andreas Grimm, Geschäftsführer
vom Resultate Institut für Unternehmensanalyse
und Bewertungsverfahren:
„Kurzfristig kann ein Makler am Wert
seines Unternehmens nichts ändern.“ Vielleicht
innerhalb eines Jahres sei es noch
»Bestände verkaufen
sich nur noch schwer,
und wenn, dann
nur nach guter
Vorbereitung.«
MATTHIAS BEENKEN, PROFESSOR FÜR
VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT, FH DORTMUND
machbar, die Übertragbarkeit der Bestände
zu verbessern. Und dass Makler in Verhandlungen
mit Profi-Käufern nicht unbedingt
einen guten Schnitt machen, erklärt
Grimm ebenfalls im Interview.
INVESTOREN SELEKTIEREN IN RUHE
Und so schauen sich die Finanzinvestoren
und mit ihnen kooperierenden Pools die
BELIEBTE NACHFOLGELÖSUNGEN
Verrentung
des Bestands:
42
Quelle: Policen Direkt
Bestände an, die im Markt verfügbar sind
– und selektieren in Ruhe. Auf die Frage,
welche Kriterien ihm als Bestandskäufer
wichtig sind, sagt Sebastian Grabmaier,
Vorstandsvorsitzender der JDC Group:
„Wir sind grundsätzlich an allen Arten
von Beständen interessiert, die Qualität
hat aber entscheidenden Einfluss auf den
Kaufpreis.“ Das kürzlich mit den Finanzinvestoren
gegründete Gemeinschaftsunternehmen
habe bereits erste Anfragen
von Gewerbemaklern mit über einer Million
Euro Umsatz erhalten. Und die eigene
Deutsche Makler Rente ziele auf alle Arten
von Privatbeständen der angebundenen
Makler. „Seit Einführung im Jahr 2015 haben
wir über 50 Bestände, darunter auch
einige Kleinstbestände, gekauft“, verrät
Grabmaier.
Und dann zählt er eine lange Reihe an
Kaufkriterien auf: „Wir bevorzugen eine
hohe Digitalisierungs- und Maklervollmachtsquote,
einen hohen Anteil an Sach-,
Haftpflicht- und Unfallversicherungsgeschäft
bzw. wiederkehrende Personenversicherungs-
und Investmentfondslösungen,
geringe Provisionen in Stornohaftung,
generell gut gepflegte Daten und korrekte
Adressen. Von Vorteil sind auch eine hohe
Vertragsdichte, ein mittleres Kunden- und
Vertragsalter sowie vertretbare Stornoquoten
und Beschwerdeaufkommen.“
procontra 05 | 22
59
BERATER Bestandsübergabe
»Es zählt, was beim Käufer ankommt«
ANDREAS GRIMM, Geschäftsführer und Inhaber Resultate Institut für Unternehmensanalyse und Bewertungsverfahren
procontra: Finanzinvestoren schließen sich mit
Pools zusammen, um Maklern deren Bestände
an Kundenverträgen abzukaufen. Machen die
Verkäufer einen guten Deal?
Andreas Grimm: Das hängt vom Unternehmen
und der Qualität des Bestands ab. Wir stellen
fest, dass mittelständische Makler, die ihr
Unternehmen als Kapitalgesellschaft führen, im
Fokus stehen. Käufer sind in diesem Fall Maklerunternehmen,
die Synergiepotenzial heben
oder regional expandieren wollen. Bei kleineren
Maklerbüros achten die Interessenten vor allem
auf einen hohen Anteil von Bestandscourtagen
am Gesamtumsatz. Bestandskäufer, die
durch Finanzinvestoren finanziert sind, sind an
wiederkehrenden Vergütungen interessiert. Bei
Courtagen aus Neugeschäft ist ihre Zahlungsbereitschaft
gering, da müssen sich Verkäufer
andere, eher regionale Käufer suchen.
procontra: Worauf sollten Makler bei den Verhandlungen
achten?
Grimm: Die Profi-Käufer haben klare Renditeerwartungen
und wissen genau, was sie wollen.
Nicht selten knüpfen sie Kaufpreiszusagen an
Garantien und Freistellungen, die der Verkäufer
zu erfüllen hat. Zum Beispiel soll der Makler
zusichern, dass alle oder fast alle zum Zeitpunkt
der Verhandlungen bestehenden Verträge zum
Zeitpunkt der tatsächlichen Übergabe auch
noch bestehen. Auch soll der Makler garantieren,
dass das Guthaben auf seinem Storno-
Reserve-Konto ausreicht, um zu erwartende
Stornierungen auszugleichen – sonst haftet
der Verkäufer für den übersteigenden Betrag.
Während der unerfahrene Verkäufer fast nur
auf den Kaufpreis achtet, bauen erfahrene Unternehmenskäufer
ein für Laien kaum nachvollziehbares
Konstrukt aus Vertragsklauseln auf.
Eben weil Makler es hier mit M&A-Spezialisten
zu tun haben, sollten sie ebenfalls einen Profi in
Sachen Mergers & Acquisitions an ihrer Seite
haben.
procontra: Können Makler kurzfristig noch eine
Art „Kaufpreis-Tuning“ vornehmen?
Grimm: Kurzfristig kann man den Wert eines
Unternehmens nicht steigern. Eine gute Verhandlungstaktik
könnte was bringen. Aber das
funktioniert bei Profi-Käufern nicht. Als einzige
Option bleibt, die Übertragbarkeit der Bestände
zu verbessern.
procontra: Und wie gelingt Maklern das?
Grimm: Dafür bedarf es insbesondere von jedem
Kunden eines schriftlichen Maklervertrages und
einer Datenschutzerklärung, die die Zustimmung
zur Übertragung an einen Rechtsnachfolger
beinhaltet – auch im Todesfall des Maklers,
damit im Notfall seine Erben nicht leer ausgehen.
Ohne Kundenzustimmung funktioniert
eine direkte Übertragung nicht. Hat eine Makler
seinen Bestand bisher nicht entsprechend
gepflegt, könnte er dies vielleicht innerhalb von
zwölf Monaten nachholen. Also: Nicht die Höhe
des aktuellen Bestands ist entscheidend für
den Kaufpreis. Es zählt, was vom Bestand beim
Käufer ankommt.
DIGITALE DATEN SIND EIN MUSS
Jedes Kriterium ist ein Hebel, den ein Makler
ansetzen kann, um für sein Unternehmen
oder seinen Bestand einen guten Preis
zu erzielen. Sind viele oder alle Merkmale
erfüllt, zahlen Bestandskäufer für übertragene
Jahresumsätze oft das Drei- oder Vierfache,
gelegentlich auch mehr, ist im Markt
zu hören. Es lohnt sich also, das eigene „Lebenswerk“
auch kurz vor dem Ruhestand
dahin gehend noch einmal zu optimieren.
Die einzelnen Kriterien haben für die Käufer
ein unterschiedliches Gewicht. Besonders
wichtig seien die Zusammensetzung des
Bestands und die technische Aufstellung,
erklärt Rolf Schürmann, Vorstandschef des
Maklerpools BCA, der unter anderem mit
seinem Angebot der BCA-Maklerrente auf
Bestandsjagd geht. Und wörtlich: „Sollte
der Vermittler zudem die nötige geschäftliche
Größe im Investmentgeschäft besitzen
und sämtliche Vertragsdaten digital aufbereitet
haben, dann ist dies der Idealfall.“
Fazit: Das Interesse an gut gepflegten
Beständen und professionell aufgestellten
Maklerunternehmen ist riesig. Vor allem
die wiederkehrenden Bestandscourtagen
locken Kapitalgeber an, die im Verbund
mit einem großen Maklerpool auf Beutezug
gehen. Geschenkt bekommen Makler aber
nichts. Wessen Bestand oder Büro technisch
nicht auf der Höhe der Zeit ist – sprich
Bytes statt Papier –, wird sein Lebenswerk
selbst in diesem Umfeld kaum gut verkaufen
können; möglicherweise sogar gar nicht
und er muss es auslaufen lassen.
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höher
Transparenz im
Bestand höher
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Kaufpreis
CONTRA
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BERATER pro & contra
ZINSWENDE – GEHT DEN FINTECHS
JETZT DAS GELD AUS?
Durch die Zinswende ergeben sich für
Investoren attraktive Alternativen. Dr. Nils
Beier (Managing Director bei Accenture)
und Christian Macht (CEO von Element)
mit kontroversen Ansichten, wie sich das bei
FinTechs niederschlägt
Dr. Nils Beier,
Managing Director bei der
Unternehmensberatung Accenture
Im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren ist es heute deutlich
schwerer für FinTechs, Funding zu bekommen. Dies gilt nicht für
alle FinTechs in gleichem Maße, aber die Zeiten des unbegrenzten
Geldes sind erst mal vorbei.
Die prognostizierten Fundings in Deutschland werden im Jahr
2022 sehr deutlich unter denen aus 2021 liegen. Das ist ein klares
Zeichen für eine deutliche Abkühlung. Allerdings war 2021 für
FinTechs auch ein extremes Jahr mit sehr hohen Fundings. Vergleicht
man die Jahre 2022 und 2020, so sieht man einen klaren
Anstieg. Nichtsdestotrotz: FinTechs haben es jetzt schwerer, an
Gelder zu kommen, als vorher.
Hierfür gibt es einen wesentlichen
Grund: die gestiegenen Zinsen.
pro
Der Zinsanstieg führt zu einer Abwertung
der Aktienmärkte. Dies
wirkt sich negativ auf die Bewertungen
der größeren FinTechs aus.
Größere FinTechs lassen
sich recht gut mit
den börsennotierten
„FinTechs“ vergleichen.
Unterschiedliche
Multiples sind nicht
mehr erklärbar. Somit
drohen den Investoren
in diesem Teil ihrer Bestände
deutliche Kurskorrekturen
nach unten.
Dies gilt es zu verhindern. Anders als an den Aktienmärkten,
materialisiert sich eine solche Abwertung aber erst dann, wenn
eine neue Finanzierungsrunde und damit Bewertung ansteht. Deshalb
zögern Investoren die Finanzierung derzeit möglichst lange
hinaus. Der Fokus aller Investoren liegt auf ihren bestehenden
Investments mit dem Ziel, diese schnell zu „profitabilisieren“.
Das bedeutet, ganz klassisch: Kosten runter, Erträge hoch. Mittelfristig
muss zudem ein nachhaltig profitables Geschäftsmodell
vorgezeigt werden, denn die Zinswende wird nicht übermorgen
wieder vorbei sein.
»Das Geld der
Investoren sitzt
nicht mehr so
locker wie vorher.«
DER FOKUS LIEGT KLAR AUF DEN BESTÄNDEN
Wenn sich über kurz oder lang eine Finanzierung nicht vermeiden
lässt, wird „ausgesiebt“. Nur wer klar und nachvollziehbar
aufzeigen kann, wie die Profitabilität zügig erreicht werden kann,
bekommt eine Finanzierung. Die anderen werden zum Beispiel
verkauft oder abgewickelt. Bei wirklich großen FinTechs kann
auch ein „Too big to fail“-Effekt entstehen. Obwohl es keinen
62 procontra 05 | 22
pro & contra BERATER
klaren Plan gibt, um profitabel zu werden, erhalten diese Mega-
FinTechs weitere Finanzierungen, auch weil schon zu viel Geld
dort gebunden ist.
Der Fokus der Investoren liegt also derzeit klar auf den Beständen.
Aufs Neugeschäft vollständig verzichten derzeit jene
Investoren, die eher Mitläufer sind, zum Beispiel Family Offices.
Professionelle Venture-Capital-Investoren schauen sich neue Investments
natürlich weiterhin an. Es gibt noch immer viel Geld
im Markt, und die Fundraisings waren sowohl in 2021 als auch
2022 sehr hoch. Aber eben mit deutlich mehr Zeit und ohne den
Druck, den Deal möglichst schnell zuzusagen aus der Angst heraus,
ihn sonst zu verlieren. Das bedeutet aber gerade für kleinere
FinTechs auch, dass das Geld der Investoren nicht mehr „so locker
sitzt“ wie vorher.
Warum den FinTechs im Generellen nicht das Geld ausgehen wird,
liegt meiner Meinung nach an deren Agilität und Innovationsfreude,
aber vor allem auch am Innovationsstau der Finanzindustrie!
Der Gründungsboom von vor 2017 hat sich abgeschwächt,
der Wettbewerb nimmt zu, die Akquisitionskosten an der Kundenschnittstelle
sind hoch und Finanzierungsmittel schwerer zu
beschaffen. Die derzeitige Marktsituation um Krieg, Inflation
und die Erwartung weiter steigender Zinsen übt enormen Druck
auf die FinTechs aus, schneller profitabel zu werden. Wenn man
in diesem Kontext als FinTech dann auch noch Geld braucht, erhöht
sich der Druck durch die Investoren.
DIE FINANZINDUSTRIE STECKT IM INNOVATIONSSTAU
FinTechs verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze, vor allem in
der Wertschöpfungskette. Manche sind im Versicherungssektor
mit innovativen Lösungen im Vertrieb tätig, andere bieten Apps
an, die die finanzielle Situation der Nutzer analysieren, und wieder
andere stellen Banken oder Versicherern IT-Lösungen zur
Verfügung.
Die Finanzindustrie steckt im Innovationsstau, die technologische
Entwicklung schreitet aber weiter voran, daher wird
es zu weiteren Gründungen kommen, die sich als lukrative Geschäftsmodelle
erweisen werden. Die Zukunft wird – wie in anderen
Branchen – durch Schnelligkeit, Flexibilität und Effizienz
entschieden. Essenzielle Vorteile werden das Einbinden von KI-
Mechanismen und Big Data bringen. Viele Neugründungen
fokussierten sich in jüngster Zeit
eher auf B2B. Vorteile sind im Wesentlichen
die Synergieeffekte auf beiden Seiten. Während
FinTechs ihre Agilität und ihr IT-Know-how einbringen,
bringen die Etablierten ihren Zugang
zu den Kunden, ihre großen Datenbestände sowie
regulatorisches Know-how ein. Auch ist der
B2B Approach – wenn die ersten großen Hürden
genommen sind – meist das resilientere Modell.
ETWAS M&A SCHADET DEM MARKT NICHT
Die aktuelle Krise wirkt potenzierend, weil sich
der Markt konsolidiert. Die Geschäftsmodelle,
die nachhaltig sind, werden gestärkt daraus hervorgehen. Investoren
erkennen sehr wohl, welche Start-ups – risikogewichtet
– lukrativ sind, und es wird weiter finanziert und investiert. Investments
werden nicht aufhören. Es wird nur – ich würde fast
behaupten: endlich – genauer geprüft, wer es verdient. Ich gehe
von nicht wenigen Fusionen und Übernahmen aus, aber etwas
M&A schadet dem FinTech-Markt definitiv nicht!
contra
»Investments werden nicht
aufhören. Es wird nur genauer
geprüft, wer es verdient.«
Christian
Macht,
Vorstandsvorsitzender
des Berliner
FinTechs
Element
Nach dem Winter wird der Frühling kommen. Der größte Fehler,
den die Branche jetzt machen kann, ist zu glauben, das FinTechs
verschwinden. Ganz im Gegenteil: FinTechs – ein paar weniger
sicherlich – werden gestärkt aus der Krise hervorgehen. Jetzt ist
der richtige Zeitpunkt, um zu guten Konditionen einzusteigen.
procontra 05 | 22
63
BERATER Maklers Lieblinge 2022
DIE LIEBLINGE DER MAKLER
Inflation, Zinswende und Zukunftsängste erhöhen derzeit den Beratungsbedarf.
Auf welche Produktgeber und Partner die freien Vermittler dabei setzen,
hat „Maklers Lieblinge“ ermittelt – und war dabei noch nie so aussagekräftig.
– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –
Mischmodelle offenbar an Bedeutung (13,9
Prozent gegenüber 11,3 Prozent 2021).
Im Durchschnitt können die Umfrageteilnehmer
auf 20 bis 25 Jahre Berufserfahrung
in der Versicherungsbranche zurückblicken.
Zwar arbeiten viele von ihnen (39,3
Prozent) komplett allein, die Mehrheit hat
aber mindestens einen Angestellten. Zusammen
mit diesen betreuen die Vermittler
durchschnittlich etwa 550 Kunden, von
denen jeder etwa vier Verträge bei ihnen
hat. Ihr hauptsächliches Einkommen erzielen
die Vermittler seit diesem Jahr wieder
mit der Lebensversicherung (47,9 Prozent).
Im Vorjahr hatte diese nur den zweiten
Rang hinter SHUK-RS-privat innegehabt,
welches nun an zweiter Stelle kommt (38,7
Prozent). Die Bereiche Gewerbe-Komposit
(7,4 Prozent) und PKV (6,0) stellen nur für
die wenigsten Makler die hauptsächliche
Einkommensquelle dar. Das soll offenbar
auch noch eine ganze Weile so weitergehen.
Denn die Einstellung oder Übergabe des
eigenen Geschäftsbetriebs in der nächsten
Zeit ist aktuell nur für 8,1 Prozent ein Thema.
Was bewegt die Makler, wie sieht ihr Arbeitsalltag
aus und mit welchen Versicherern
arbeiten sie in den verschiedenen
Produktbereichen am liebsten zusammen?
Zum mittlerweile neunten Mal fragte
„Maklers Lieblinge“ danach. Noch nie waren
die gesammelten Antworten dabei so
aussagekräftig wie in diesem Jahr – insgesamt
1.742 Vermittlerinnen und Vermittler
nahmen an der procontra-Umfrage teil.
9 von 10 Teilnehmer (90,3 Prozent) sind
als Makler oder Mehrfachagenten unterwegs.
Der Rest teilt sich auf in Honorarberater,
gebundene Vertreter, Versicherungsberater
und angestellte Verkäufer.
Entsprechend verfügen fast alle Teilnehmer
über eine Zulassung als Versicherungsvermittler
gemäß Paragraf 34d GewO (91,6
Prozent). Die meisten Überschneidungen
gibt es demnach mit Immobilienmaklern
gemäß 34c GewO (33,0 Prozent), erst danach
folgen die Finanzanlagenvermittler
gemäß 34f GewO (29,2). Zwar lässt sich
der Großteil der Vermittler seine Dienste
auch weiterhin mit Provision bzw. Courtage
vergüten (83,2 Prozent), jedoch gewinnen
AN MAKLERPOOLS FÜHRT KEIN WEG VORBEI
Als umso wichtiger sehen es die Makler
daher an, sich für einen anspruchsvollen
Wettbewerb zu wappnen. Dabei spielen
Maklerpools, -verbünde und andere Intermediär-Formen
eine wichtige Rolle. Nur
noch 7,8 Prozent der Umfrageteilnehmer
arbeiten nicht mit einem solchen zusammen,
was auch mit der Teilnahme einiger
gebundener Vertreter zusammenhängen
könnte. Oft genügt hier ein Partner (43,9
Prozent). Knapp jeder Dritte ist an zwei
Intermediäre angebunden (29,0 Prozent),
und jeweils kleinere Gruppen nutzen drei
64 Illustration: Roman Kulon
Maklers Lieblinge 2022 BERATER
1
2
3
Fonds Finanz
Vema
9,6
blau direkt
Alle Angaben in %
TOP 3 MAKLERPOOLS
11,7
56,6
Pools (11,2 Prozent) oder mehr (8,0). Wer
als Vermittler eine solche Zusammenarbeit
betreibt, schätzt daran vor allem den breiten
Produkt- und Anbieterzugang (76,0
Prozent; Mehrfachnennungen möglich; n =
1.296). Auch die Möglichkeit zur Nutzung
der verschiedenen Vergleichsrechner wird
als sehr wertvoll wahrgenommen (62,8
Prozent). Die Reduzierung ihres administrativen
Aufwands durch die Anbindung
bildet für 51,8 Prozent der Makler den
Hauptgrund für die Zusammenarbeit.
Mit Blick auf die diesjährige Abstimmung
zeigt sich, dass dies erneut der Fonds
Finanz aus München am besten gelingt
(siehe Grafik „Top 3 Maklerpools“). Die
Meldung vom Dezember 2021, dass der
Investor HG Capital 60 Prozent an dem
Maklerpool gekauft hat, hat diesem also
offenbar nicht negativ zugesetzt. „Die erneute
Auszeichnung als Maklers Liebling
2022 freut mich natürlich sehr und ist eine
großartige Anerkennung unserer Arbeit,
die wir stets im Sinne unserer Makler leisten.
Dieses Resultat zeigt, dass wir als führender
Maklerpool den Finger immer am
Puls der Zeit haben, und spiegelt vor allem
das positive Stimmungsbild der Makler wider.
Daher geht ein großes Dankeschön an
alle Maklerinnen und Makler, die uns dank
der gemeinsamen Zusammenarbeit mit uns
ihr Vertrauen schenken“, kommentierte
Fonds-Finanz-Chef Norbert Porazik das
Ergebnis. Seit 2018 steht sein Pool in dieser
Kategorie immer ganz oben. Nur 2019
wurde er einmalig von der Vema abgelöst.
COMEBACK DER ALTE LEIPZIGER
Einen neuen Sieger gibt es dagegen in der
Kategorie „Beste Maklerbetreuung“. Hier
konnte die Alte Leipziger zum zweiten Mal
(erstmalig 2016) die Herzen der Makler
vollends erobern. ALH-Vertriebsvorstand
Frank Kettnaker sagte: „Ich freue mich
außerordentlich, dass die Makler sagen:
Die beste Betreuung bieten uns Alte Leipziger
und Hallesche. Dieser Platz eins ist
die höchste Form der Anerkennung für
unsere Arbeit. Ich danke allen Maklerinnen
und Maklern, die uns ihre Stimme
gegeben haben, und ich danke insbesondere
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der ALH Gruppe, die mit Freude und
Elan Tag für Tag diesen ausgezeichneten
Service bieten“ (sie he Interview Seite 42).
Entscheidend für eine gute Maklerbetreuung
sind aus Sicht der Umfrageteilnehmer
gute Erreichbarkeit (87,1 Prozent) und
schnelle Rückmeldungen auf Nachfragen
(84,9). Die Kompetenz speziell der Maklerbetreuer
(67,2 Prozent), aber auch die
Kompetenz aller Beschäftigten im Bereich
Maklerbetreuung (66,6) liegen dabei ziemlich
gleichauf als drittwichtigster Grund.
Auch eine schnelle Antrags- und Schadenbearbeitung
(56,6 Prozent) sowie einen
freundlichen Umgangston (47,0) schätzen
die unabhängigen Vermittler. Wenn diese
Attribute bei einem Versicherer gegeben
sind, spielen die Qualität der Vertriebsunterlagen
(28,8 Prozent) und die Möglichkeit
zur Kommunikation über viele
verschiedene Kanäle (26,2) nur untergeordnete
Rollen. Kaum noch Bedeutung besitzen
dagegen regelmäßige Treffen vor Ort
(13,8 Prozent) sowie generell eine regionale
Abdeckung mit Maklerbetreuern in der
Fläche (13,3).
Natürlich haben wir auch in diesem
Jahr wieder wissen wollen, mit welchen
Versicherern die freien Vermittler in den
vier großen Sparten Lebensversicherung,
private Krankenversicherung, Schaden-/
Unfallversicherung für Privatkunden sowie
Gewerbe-Komposit am liebsten zusammenarbeiten.
Dabei wurden im Vergleich zum
Vorjahr zahlreiche Top-3-Platzierungen innerhalb
der insgesamt 35 abgefragten Produktkategorien
getauscht.
Die meisten ersten Plätze (sieben) gingen
dabei an die Allianz, die in den letzten Jahren
generell in der Gunst der Makler merklich
aufgeholt hat und in der Lebensversicherung
dominiert.
In den anderen Sparten gestalteten sich
die Rennen dagegen offener. Auch manche
Deckungskonzepte von Maklerpools und
Assekuradeuren schafften es auf die vorderen
Plätze. Wer sonst noch gut abschnitt,
können Sie den folgenden Tabellen entnehmen.
Top-Anbieter Komposit Gewerbe
# Gesellschaft %
Betriebshaftpflicht
1 Die Bayerische 10,5
2 VHV 9,4
3 R+V 7,3
Cyber Gewerbe
1 Hiscox 21
2 Cogitanda 12,2
3 Markel 8,7
Betriebsschließung
1 HDI 12,4
2 Allianz 7,8
3 R+V 5,6
D&O
1 Hiscox 23,4
2 Markel 11,5
3 R+V 8
Vermögensschaden-Haftpflicht
1 Hiscox 17,5
2 Ergo, Allianz 10,8
4 R+V 10,1
Kfz-Flotte
1 Kravag 21,7
2 VHV 14
3 R+V 11,2
Betriebsinhalt
1 Die Bayerische 10,1
2 Axa 8
3 R+V, Rhion 6,6
Firmenrechtsschutz
1 Arag 32,2
2 Auxilia 16,4
3 Roland 12,9
Illustration: Roman Kulon
65
BERATER Maklers Lieblinge 2022
Top-Anbieter Private Lebensversicherung
# Gesellschaft %
Privatrente
1 Allianz 21,3
2 Volkswohl Bund 7
3 Die Bayerische 6,7
# Gesellschaft %
Indexpolice
1 Allianz 20,3
2 Volkswohl Bund 10,6
3 LV 1871 5,8
# Gesellschaft %
Grundfähigkeit
1 Canada Life 16,7
2 Nürnberger 12
3 Die Bayerische 9,4
Fondspolice
1 Allianz 9,3
2 LV 1871 8,5
3 Volkswohl Bund 7,8
Rürup / Basisrente
1 Allianz 11,8
2 LV 1871 7,5
3 Canada Life 6,1
Risikoleben
1 Dela, Hannoversche 20,6
3 Dialog 7,9
4 Allianz 7,8
bAV
1 Allianz 19,4
2 Canada Life 7,1
3 Alte Leipziger 7
Berufsunfähigkeit
1 Alte Leipziger 17,2
2 Nürnberger 12,2
3 Die Bayerische 8
Dread Disease
1 Canada Life 38,3
2 Nürnberger 10,1
3 Zurich, die Bayerische 7,9
Riester
1 WWK 17
2 Allianz 10,1
3 Volkswohl Bund 6,4
Erwerbsunfähigkeit
1 Allianz 8,4
2 Canada Life 6,5
3 Nürnberger 6,2
Sterbegeld
1 Dela 15,6
2 Ideal 10,6
3 Monuta 9,4
Top-Anbieter SHUK-RS Privatkunden
# Gesellschaft %
Private Haftpflicht
1 Die Haftpflichtkasse 27,8
2 VHV 17,1
3 Maxpool-Deckungskonzept 7,7
# Gesellschaft %
Rechtsschutz
1 Arag 28,6
2 Auxilia 25,2
3 Itzehoer 8,4
# Gesellschaft %
Unfall
1 InterRisk 14,5
2 Basler 13
3 Die Haftpflichtkasse 12,7
Hausrat
1 Die Haftpflichtkasse 18,9
2 Ammerländer 17
3 VHV 7,4
Tierhalterhaftpflicht
1 Die Haftpflichtkasse 23,4
2 NV 11,7
3 Maxpool-Deckungskonzept 8,3
Kfz
1 VHV 29,2
2 Itzehoer 14,4
3 Kravag 8,4
Wohngebäude
1 Domcura 26,2
2 Konzept & Marketing 7,1
3 VHV 7
Tier-Kranken / Tier-OP
1 Adcuri 14,2
2 Uelzener 14,1
3 Barmenia 10,6
Cyber Privat
1 VHV 6,5
2 HDI 4,3
3 Cogitanda 3,7
66 procontra 05|22
Maklers Lieblinge 2022 BERATER
Top-Anbieter Private Krankenversicherung
# Gesellschaft %
Vollversicherung
1 HanseMerkur 14,5
2 Barmenia 14
3 Arag 12,1
# Gesellschaft %
Krankenzusatz ambulant
1 Barmenia 20,9
2 Arag 8,6
3 DKV 6,7
# Gesellschaft %
Pflegezusatz
1 Allianz 20,2
2 Ideal 8,4
3 DFV 7,9
Zahnzusatz
1 Barmenia 23,6
2 Arag 11,6
3 Nürnberger, die Bayerische 8,6
Krankenzusatz stationär
1 Barmenia 14
2 Arag 11,1
3 Hallesche 8,2
bKV
1 Hallesche 15,8
2 Allianz 12,3
3 Nürnberger 9,6
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67
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Vermittlerstudie 2021
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Maklers Lieblinge
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FOKUS
R+V Versicherungsgruppe
Man steigt nie zwei Mal in denselben
Fluss – diese Weisheit gilt auch für
die alljährliche Kfz-Wechselsaison. Wer
als Makler oder Maklerin schon länger
im Geschäft ist, mag zwar in jedem
Herbst gewisse Parallelen erkennen.
Zugleich aber stellt sich die Kfz-Tariflandschaft
immer wieder neu dar, denn
die Produktentwickler in der Assekuranz
ruhen ebenso wenig wie die technische
Entwicklung. Diese hält die Maklerschaft
gleich auf zwei Ebenen auf Trab: Zum einen
verändern sich die Fahrzeuge fortlaufend.
Das gilt im Kleinen, etwa mit besserem
Diebstahlschutz, stetig ausgefeilteren
Sicherheitssystemen und immer teureren
Gadgets, aber vor allem im Großen, wie
bei der breiten Elektrifizierung. Die E-
Mobilitäts-Revolution zieht auch eine tarifliche
Umwälzung nach sich, die gerade
erst begonnen hat. Als Reaktion auf diese
Entwicklungen passen die Versicherer
ihre Tarife kontinuierlich an den Stand
der Technik an. Neben diesem müssen sie
aber auch weitere Faktoren einbeziehen,
etwa den auf Kundenseite wachsenden
Wunsch nach Nachhaltigkeit. Und dann
ist da schließlich auch noch der brancheninterne
Wettbewerb, der genuin
versicherungstechnische Fortschritt also,
Alles neu macht die
Wechselsaison
der immer wieder Tarifinnovationen hervorbringt
und neue Standards setzt. Aus
all dem ergibt sich eine hohe Dynamik im
Kfz-Tarifgefüge.
Zum anderen macht der Fortschritt auch
bei den Beratungs-, Tarifauswahl- und
Abwicklungsprozessen keine Pause. Die
Versicherer arbeiten mit Hochdruck daran,
Maklern und Endkunden mit digitaler
Hilfe das Leben zu erleichtern. Sosehr das
im Einzelnen gelingt, so unübersichtlich
macht die Vielzahl der Lösungen den
Foto: Baona
Markt für Vermittler. Ein „Business as
usual“ mag es im Kfz-Wechselgeschäft
vielleicht vor vielen Jahren gegeben haben,
heute indes muss man am Ball bleiben und
jedes Jahr neue Bewertungen anstellen.
Immerhin auf eines ist dabei Verlass: Die
KRAVAG gehört in die engere Auswahl.
Denn im Kfz-Geschäft liegt die Kernkompetenz
der R+V-Tochter, und das merkt
man den Produkten, Prozessen und Services
an. Mehr dazu lesen Sie im Interview
auf den Folgeseiten.
Die Zukunft der
Mobilität:
Elektrofahrzeuge
verlangen neue
Schwerpunkte in der
Absicherung – ein Treiber
der dynamischen
Entwicklung.
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit der R+V Versicherungsgruppe
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69
FOKUS R+V Versicherungsgruppe
»Wir denken zu 99 Prozent
in Richtung Makler«
Inga Gauer, Filialdirektorin bei der KRAVAG, über die Kfz-Tarife und -Services ihres Hauses,
fortwährende Prozessoptimierung und die Rolle, die Makler dabei spielen
– TEXT: SEBASTIAN WILHELM –
procontra: KRAVAG ist als Kfz-Versicherer
seit Jahrzehnten am Markt. Warum sollten
Makler auch heute noch zu einer Absicherung
bei Ihnen raten?
Inga Gauer: Wie Sie erwähnen, gibt es
uns bei der KRAVAG schon sehr lange.
Wir haben einen sehr klaren und starken
Fokus, nämlich auf alles rund um das Thema
Kfz – Privatkunden, Flottengeschäft,
Branchenpolice und, und, und. Durch die
Spezialisierung und unseren klaren Fokus
kennen wir die Sorgen und Nöte und auch
die Herausforderungen, mit denen die
Kunden und unsere Geschäftspartner konfrontiert
sind, und liefern dafür attraktive
Lösungen.
procontra: Welche Services bieten Sie Maklern
außerhalb des eigentlichen Versicherungsvorgangs?
Gauer: Da ist die Bandbreite ziemlich
groß. Es fängt an mit den technischen
Anbindungen, das heißt: Wie kommt ein
Geschäftspartner überhaupt zu seinen
Bestandsdaten? Ein Stichwort lautet hier
BiPRO, wie bei anderen Sparten und
Gesellschaften auch. Gerade im Bereich
Kfz sind wir da sehr gut aufgestellt. Es
gibt zudem Geschäftspartner, die kein
eigenes Maklerverwaltungsprogramm
haben. Nicht nur für sie haben wir unser
Maklerportal komplett neu aufgestellt, wo
man alle Daten schnell findet und herunterladen
kann. Dann gibt es aber noch
ganz andere Themen bei der KRAVAG.
Bei der KRAVAG-LOGISTIC, wo auch das
Schwer- und Gütergeschäft abgewickelt
wird, haben wir uns beispielsweise gefragt:
»Die Kunden
schließen jetzt ab
und haben dank der
Beitragsgarantie die
Sicherheit einer
stabilen Prämie im
nächsten Jahr.«
Was passiert eigentlich mit den Lkw, die
an den Raststätten nachts keinen Parkplatz
mehr bekommen? Dafür haben wir
das KRAVAG Truck Parking ins Leben
gerufen, für das Kunden mit großen Höfen
Parkplätze zur Verfügung stellen. Das ist
ein bundesweites Netzwerk, das – Hand
aufs Herz – mit dem eigentlichen Kfz-Tarif
gar nichts zu tun hat, aber eine wertvolle
Hilfestellung für unsere Kunden darstellt.
In diesem Sinne decken wir mit unseren
Services ein sehr breites Spektrum ab, etwa
auch indem wir unsere Kunden bei Aktionen
unterstützen. Wenn beispielsweise ein
Kunde mit einer mittelgroßen Flotte alle
seine Kunden anschreiben möchte, um sie
vor der Urlaubszeit über den Schutzbrief
oder die Fahrerschutz-Zusatzversicherung
zu informieren, dann unterstützen wir das
auf verschiedenen Wegen, ob mit Musteranschreiben
oder mit der Selektion. So
versuchen wir auf alle Bedarfe und Wünsche
rund um Kfz einzugehen.
procontra: Am Ende achten die Kunden
indes jenseits aller Services primär auf die
„harten“ Tarifbedingungen. Mit welchen
Highlights und Alleinstellungsmerkmalen
können Sie hier überzeugen?
Gauer: Im Zuge der Entwicklung des neuen
Kfz-Tarifs haben wir uns nicht nur den
Wettbewerb angeschaut, sondern auch
noch einmal neu Gedanken über die Frage
gemacht: Was braucht eigentlich der Geschäftspartner?
Wir haben zum Beispiel die
Fristen für die Neuwertentschädigung verlängert.
Im letzten Jahr haben wir bereits
für den sogenannten Zusatzfahrer einen
Baustein entwickelt, der insbesondere für
Familien sehr sinnvoll ist, in denen die
Kinder gerade den Führerschein gemacht
haben und das elterliche Auto mit nutzen.
Er wird von den Kunden hervorragend angenommen.
Auch beim Thema E-Mobilität
sind wir sehr gut aufgestellt, wenngleich
hier der Raum nicht ausreicht, um in die
kundenfreundlichen Details einzutauchen.
procontra: Der Zusatzfahrer genießt mit
dem entsprechenden Baustein den gleichen
Schutz wie der Hauptfahrer?
Gauer: Genau, für einen festen Betrag pro
Jahr kann der Zusatzfahrer die versicherten
Autos zu gleichen Konditionen
mitnutzen. Ansonsten gibt es ja, auch
bei der KRAVAG, häufig die Regelung,
dass man pro Auto den jüngsten und den
ältesten Fahrer angeben kann. Das ist aber
etwas herausfordernd und gilt manchmal
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit der R+V Versicherungsgruppe
70 Anzeige
R+V Versicherungsgruppe FOKUS
nur für einen bestimmten Zeitraum, weil
der Zusatzfahrer irgendwann doch auf ein
eigenes Fahrzeug umsteigt.
procontra: In der Kfz-Sparte haben Onlineabschlüsse
einen vergleichsweise hohen
Anteil. Welchen Vorteil haben die Kunden,
wenn sie einen Makler zurate ziehen?
Gauer: Hier ist die Antwort schon ein
bisschen in der Frage enthalten, denn
sie lautet: den Makler. Wer schon mal
versucht hat, sich durch einen Online-
Versicherungsvergleich mit all seinen
Tarifen und Angeboten „durchzuwühlen“,
weiß das. Es gibt so viele Anbieter, so viele
verschiedene Tarifgestaltungen, dass ein
Endkunde kaum überblicken kann, welche
Tarifmerkmale und welche Bausteine für
ihn sinnvoll sein können. Hier kann ein
Makler, der die Kundensituation und den
Bedarf genau kennt, entscheidende Orientierung
geben. Zumal es sich im Schadenfall
auszahlt, wenn der Kunde nicht allein
der Gesellschaft gegenübersteht, sondern
auf die Erfahrung und Hilfe eines Maklers
bauen kann.
procontra: Apropos Schadenabwicklung:
Welches Feedback erhält die KRAVAG für
ihre Regulierungspraxis von Maklern?
Gauer: Wir erhalten tatsächlich durch
die Bank sehr gutes Feedback. Allenfalls
bei bundesweiten Kumulschäden, also in
Spitzenzeiten, kommt es vielleicht mal zu
kurzen Wartezeiten an unserer Hotline,
die wir dann aber schnell und gezielt
verstärken. In normalen Zeiten läuft es
schnell und reibungslos, und natürlich
ist auch Kulanz für uns kein Fremdwort,
wenn Grenzfälle auftreten. Bei dieser
Gelegenheit möchte ich auch mal Dank an
die Kollegen in den Schadenabteilungen
aussprechen, von deren exzellenter Arbeit
wir im Vertrieb ja massiv profitieren. Die
hohe Qualität unserer Schadenabwicklung
wird auch in neutralen Umfragen immer
wieder bestätigt. Nichtsdestotrotz arbeiten
wir weiterhin permanent daran, auch
im Bereich Schaden die Prozesse noch
einfacher und schlanker zu machen, damit
es für alle Beteiligten schneller geht. Denn
im Schadenfall zeigt sich schließlich erst,
ob man dem Leistungsversprechen, das
man vielleicht über viele Jahre gegeben
hat, auch gerecht wird. Nehmen wir die
relativ häufig vorkommenden Glasschäden
als Beispiel. Wir versuchen auch hier, einfache,
schlanke Prozesse zu generieren, in
deren Rahmen sich unser Geschäftspartner
nur einmal auf einer Plattform anmelden
muss und danach alles automatisiert im
Hintergrund abläuft und mit dem Kunden
geregelt wird.
procontra: Sie haben auch eine Beitragsgarantie
eingeführt – für welche Tarife gilt
sie?
Gauer: Die Beitragsgarantie gilt für die
KRAVAG Allgemeine und innerhalb unseres
Konzerns auch für die R+V Premium.
Die Kunden schließen jetzt ab und haben
die Sicherheit eines stabilen Beitrags im
nächsten Jahr.
procontra: Haben Makler bei der KRA-
VAG persönliche Ansprechpartner bei
Fragen und Problemen?
Gauer: Ja, wir unterhalten ein bundesweites
Netzwerk von Maklerbetreuern,
die ausschließlich für das Thema Kfz
zuständig sind und als die ersten Ansprechpartner
für unsere Makler fungieren
– für alle Fragen, ob zur Beantragung, zu
Sondereinstufungen, Schadenfällen oder
Bestandsumdeckungen. Sie kümmern
sich den ganzen Tag um nichts anderes
als die Belange unserer Partner. Falls der
persönliche Maklerbetreuer mal temporär
nicht erreichbar ist, weil er zum
Beispiel in einem Meeting sitzt, stehen
auch unsere Schaden-Hotline und unser
Servicecenter zur Verfügung, für die wir
auch von Maklern sehr positives Feedback
bekommen. Es gibt also mehrere Kanäle
zwischen der KRAVAG und ihren Maklerpartnern.
Diese spielen bei der Weiterentwicklung
unserer Produkte und Prozesse
immer eine zentrale Rolle, denn sie sind
ja gewissermaßen unsere Kunden. Ob wir
eine BiPRO-Schnittstelle anbinden, ist für
die Endkunden schließlich nicht relevant.
99 Prozent unserer Überlegungen gehen
daher in Richtung Makler.
www.makler.ruv.de/kfz
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71
BUSCHFUNK Sachwerte
SACHWERTE
IMMER WENIGER HÄUSLEBAUER
Drastischer Rückgang bei den Baugenehmigungen
Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen und Einfamilienhäuser ist erheblich zurückgegangen.
So wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) von Januar
bis Juli 2022 insgesamt 216.425 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt – dies waren
2,1 Prozent oder 4.690 weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei den Baugenehmigungen für
Einfamilienhäuser war der Rückgang noch drastischer: Von Januar bis Juli 2022 ging die Zahl
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,1 Prozent (9.343) auf 48.613 zurück. Dabei spielt
allerdings auch das Auslaufen des Baukindergeldes 2021 eine Rolle. Familien mit Kindern
konnten die staatliche Fördermaßnahme beantragen, wenn sie eine Baugenehmigung für
selbst genutztes Wohneigentum vorliegen hatten. Am 31. März 2021 endete das Programm.
Foto: Frizzantine
ENERGIEEFFIZIENZ OBERSTE PRIO
Steigende Energiepreise bestimmen Kaufverhalten.
Foto: Imaginima
Durch die hohen Energiepreise wird die Energieeffizienz von Gebäuden
immer mehr zu einem entscheidenden Kaufkriterium. Nach einer
Analyse des Immobilienvermittlers Engel & Völkers werden mangelhaft
isolierte Altbauten und Bestandsobjekte mit weniger modernen
Heizungssystemen zunehmend gemieden. Stattdessen liege der
Fokus von Kaufinteressenten auf Immobilien in energetisch bestem
Zustand – also Neubauten oder kernsanierte Objekte, bei denen in
den kommenden Jahren keine Investitionen erforderlich sind.
BAUBRANCHE STEHT VOR ABSCHWUNG
Historischer Anstieg bei Auftragsstornierungen
Hohe Baukosten und steigende Kreditzinsen sorgen im Wohnungsbau vermehrt für Auftragsstornierungen.
Nach einer aktuellen Umfrage des Münchner ifo Instituts waren im August 11,6
Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,5 Prozent im Vormonat. „Seit
April sehen wir, dass auffällig viele Projekte gestrichen werden“, konstatiert ifo-Forscher Felix
Leiss. Viele Betriebe befürchten Geschäftsrückgänge: Der Erwartungsindikator fiel auf minus
48,3 Punkte und markiert damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Bis vor
wenigen Monaten hätten die Weichen im Wohnungsbau noch auf Wachstum gestanden. Zwar
verfügten die Unternehmen noch immer über prall gefüllte Auftragsbücher. „Aber mit Blick
auf die künftige Entwicklung greift die Angst um sich“, so Leiss.
Foto: Ifo-Institut
72
procontra 05 | 22
Sachwerte BUSCHFUNK
Hansainvest: Langfristiger Mietvertrag mit
flämischer Staatsbehörde
Hansainvest Real Assets hat für das Objekt Kolonien straat
29/31 in der Brüsseler Innenstadt einen neuen Großmieter
gewonnen. Die flämische Regierungsbehörde für Einbürgerungen
bezieht langfristig schrittweise seit 1. September
2022 insgesamt 3.246 Quadratmeter Bürofläche in der
Liegenschaft.
Foto: Jakub Mazur
MiFID: Mehr
Klarheit, bitte!
DR. ANDREAS MATTNER
Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)
Savills: Mehrfamilienhäuser boomen
Mehr als 27,3 Milliarden Euro wurden laut Savills in der
ersten Jahreshälfte 2022 europaweit in Mehrfamilienhäuser
investiert – das höchste bislang erfasste Halbjahresergebnis.
Während die Transaktionsvolumen in Deutschland,
Irland, den Niederlanden und Schweden im zweiten
Quartal zurückgingen, war in Großbritannien, Dänemark
und Spanien ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.
Deka Immobilien: Verkauf Einzelhandelsobjekt
Die Deka Immobilien hat ein Einzelhandelsobjekt in Paris
aus dem Portfolio des Spezialfonds VA-Domus nach
rund sechs Jahren Haltedauer veräußert. Käufer ist ein
Joint Venture zwischen AnaCap Financial Partners und
Freo Group. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen
vereinbart.
Oppenfield: Neues Joint Venture
Die europaweit operierende Immobilienplattform Oppenfield
hat das Joint Venture Oppenfield Real Estate Investment
Management GmbH (OREIM) gegründet. Mehrheitsgesellschafter
sind Galcap Europe aus Österreich und Pier
Investment Partner aus Deutschland. Hinzu kommen fünf
weitere Gesellschafter aus Belgien, Frankreich, Großbritannien,
den Niederlanden und Spanien.
BVT: 3 Wohnungsbauprojekte in den USA
Die BVT Unternehmensgruppe hat drei weitere Projektentwicklungen
in den US-Bundesstaaten Georgia, Virginia
und Connecticut angebunden. Die Investitionen erfolgten
für den Fonds BVT Residential USA 17 sowie für den Teilfonds
BVT Residential USA 18.
Silvertip Capital: 5 Spezialisten von Corestate
Silvertip Capital vergrößert das Team am Standort
Frankfurt. So wird Stephan Rudolph (MRICS) Senior Vice
President Asset Management. Semira Schneider und Dianoush
Zekri werden Vice Presidents Asset Management.
Christian Bauer startet als Senior Associate im Asset und
Investment Team und Cedric Schütz wird Analyst im Asset
und Investment Team. Alle fünf stammen von Corestate.
Foto: sl-f
Foto: Global P.
Foto: Kruck 20
Die Regeländerung zur Finanzmarktrichtlinie MiFID
erscheint auf den ersten Blick als eine ziemlich
klare Sache: Banken und Sparkassen sind seit
dem vorigen Monat verpflichtet, Kundinnen
und Kunden bei der Anlageberatung nach ihren
Präferenzen in puncto Nachhaltigkeit zu befragen.
Diese Vorlieben müssen dann bei der Auswahl der
Finanzprodukte berücksichtigt werden. MiFID soll
also grünen Finanzprodukten einen Schub geben
und nachhaltige Geldanlagen für breitere Bevölkerungsgruppen
öffnen. Das alles ist sowohl für offene
als auch für geschlossene Immobilienfonds
von großer Bedeutung. Keine Frage: Ein Mehr an
Nachhaltigkeit ist ein Muss. Mancher fühlt sich
da spontan an die alte Pralinen-Werbung erinnert:
„Wer kann dazu schon Nein sagen?“ Der ZIA
jedenfalls ist aus voller Überzeugung dabei. Das
Problem ist nur: Was genau gilt als nachhaltig?
Nicht, dass es hier an Antworten fehlte. Nur, leider
fallen die unterschiedlich aus. Die MiFID-Novelle
ist neben der Taxonomie und der Offenlegungs-
Verordnung einer der zentralen Bausteine des
Sustainable Finance Action Plans der EU. Was
unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist, ist schon in
der Offenlegungs-Verordnung und der Taxonomie
nicht einheitlich geregelt. Durch MiFID zeigt sich
diese Widersprüchlichkeit jetzt noch drastischer.
Denn die Anforderungen an nachhaltige Produkte
im Sinne von MiFID weichen wiederum von der
Offenlegungs-Verordnung ab. Die Gleichung grün
= gut geht also schon deswegen nur begrenzt auf,
weil nicht widerspruchsfrei dargelegt wird, was
„nachhaltig“ ist. Der gewünschte Effekt, auch
Gelder der Privatkunden in nachhaltige Investitionen
zu lenken, droht daher auf der Strecke zu
bleiben. Das allerdings wäre ein provozierend hoher
Preis. Die dringende Bitte also: Mehr Klarheit,
bitte.
procontra 05 | 22
73
SACHWERTE Wohnimmobilien
»Spürbare Abschwächung
zu erwarten«
Die Zeiten rasch steigender Preise für Wohnimmobilien sind bald vorbei.
Warum ein Einbruch aber nicht zu erwarten sei, erläutert Jens Tolckmitt,
Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, im Interview.
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
procontra: Herr Tolckmitt, getragen von
extrem niedrigen Zinsen sind die Preise
für Immobilien jahrelang gestiegen. Jetzt
steigen die Zinsen. Ist der Preisboom im
Wohnsektor vorbei?
Jens Tolckmitt: Nein, die positive Entwicklung
auf dem deutschen Immobilienmarkt
hält bislang weiter an. Im zweiten Quartal
sind die Wohnimmobilienpreise um
10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquar
tal gestiegen, wie unser vdp-Index
zeigt. Die Preise für Wohnimmobilien in
den Top-7-Städten erhöhten sich sogar um
11 Prozent.
procontra: Wie aussagekräftig sind Ihre
Zahlen?
Tolckmitt: Sehr aussagekräftig. Im Gegensatz
zu anderen Preisindizes am Markt, die
rein auf Angebotspreise abstellen, basiert
der vdp-Index auf echten Preisdaten. Unser
Tochterunternehmen vdp Research wertet
quartalsweise die Daten abgeschlossener
Immobilienfinanzierungen von mehr als
700 Kreditinstituten aus. In unseren Index
fließen also nur Preise ein, die tatsächlich
am Markt erzielt worden sind – und zwar
flächendeckend für ganz Deutschland.
procontra: Hat Sie die Entwicklung überrascht?
Tolckmitt: Dass der Preisanstieg im zweiten
Quartal noch anhält, war zu erwarten,
die unverändert hohe Steigerungsrate
nicht unbedingt. Hier könnte eine gewisse
Zeitverzögerung zum Tragen kommen:
Von der Finanzierungsanfrage bis zum
endgültigen Abschluss können manchmal
mehrere Monate vergehen, auch quartals-
74 procontra 05 | 22
Wohnimmobilien SACHWERTE
übergreifend, sodass sich eine geringere
Preisdynamik womöglich erst in den
nächs ten Quartalen zeigen wird. Am positiven
Vorzeichen wird sich unseres Erachtens
aber auch auf absehbare Zeit nichts
ändern. Schließlich ist der Wohnungsmarkt
nach wie vor angespannt, und die Bautätigkeit
fällt weiterhin viel zu gering aus.
procontra: Aber Immobilienkredite sind
seit dem Frühjahr im Schnitt dreimal so
teuer wie vorher. Macht sich das bei der
Nachfrage nicht bemerkbar?
Tolckmitt: Die Zinsen für Immobilienkredite
haben sich im ersten Halbjahr deutlich
erhöht, das stimmt, zuletzt hat sich das
Zinsniveau allerdings schon wieder reduziert.
Welche Auswirkungen diese Entwicklung
auf die Nachfrage nach Wohnimmobiliendarlehen
haben wird, werden wir
konkret erst in den nächsten Quartalen
sehen. Denn der Immobilienmarkt läuft
der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung
einige Monate hinterher.
procontra: Könnte die Immobilienfinanzierung
dann in Gefahr geraten?
Tolckmitt: Die Finanzierungszahlen der
vdp-Mitgliedsinstitute deuten bereits
darauf hin, dass es speziell für Schwellenhaushalte
zusehends schwieriger wird,
ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen:
Finanzierungen für selbst genutztes
Wohneigentum waren im zweiten Quartal
dieses Jahres schon nicht mehr in dem
Ausmaß gefragt wie zuvor. Für Ein- und
Zweifamilienhäuser sowie für Eigentumswohnungen
haben Kreditinstitute im
zweiten Quartal 2022 Darlehen mit einem
Volumen von rund 19,4 Milliarden Euro
zugesagt – nach 24 Milliarden Euro im
Vorquartal und 21,6 Milliarden Euro im
zweiten Quartal 2021.
procontra: Wie lautet Ihre Prognose für
die Immobilienpreise in den kommenden
Monaten?
Tolckmitt: Das Umfeld ist aktuell sehr
schwierig. Gleich mehrere Belastungsfaktoren
kommen zusammen: der Angriffskrieg
Russlands auf die Ukraine,
die Energiekrise, die gedämpften Wachstumsaussichten,
die Inflation, die Engpässe
bei Fachkräften und Materialien
und der spürbare Zinsanstieg. Aufgrund
dieser Negativfaktoren ist bei potenziellen
Käufern und Bauherren schon jetzt eine
gewisse Zurückhaltung zu beobachten.
Wir gehen davon aus, dass sich dies zeitverzögert
auch in den Index-Ergebnissen
niederschlagen wird. Mit einer spürbaren
Abschwächung der Preisdynamik ist zu
rechnen. Künftig dürfte sich die Entwicklung
der Wohnimmobilienpreise wieder
stärker an den erzielbaren Mieten orientieren
– zum einen, weil der langjährige
Sonderfaktor, die historisch günstigen
Finanzierungskonditionen, weggefallen ist,
zum anderen, weil die Baukosten spürbar
angestiegen sind.
procontra: Bleibt Raum für weitere Preissteigerungen
bei Wohnimmobilien?
Tolckmitt: Ja, durchaus. Der deutsche Immobilienmarkt
wird als „sicherer Hafen“
von Investoren geschätzt – unter anderem
deshalb, weil hierzulande nicht auf Vorrat
gebaut wurde, anders als in anderen
europäischen Ländern vor der Finanzkrise.
»Für Schwellenhaushalte
wird es
zusehends schwieriger,
ihren Traum
vom Eigenheim zu
verwirklichen.«
Am Nachfrageüberhang hat sich zudem
nichts geändert. Und da das ambitionierte
Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue
Wohnungen pro Jahr zu schaffen, nicht zuletzt
aufgrund des Materialengpasses und
deutlich gestiegener Baukosten in weite
Ferne rückt, wird es auf der Angebotsseite
vorerst keine Entspannung geben.
procontra: Wie besorgt sind Sie über die
Zinsentwicklung?
Tolckmitt: Zuletzt sind die Bauzinsen ja
wieder etwas gefallen. Derzeit befinden sie
sich auf dem Niveau von 2012/2013. Das
bedeutet, dass Familien, die damals eine
Finanzierung für zehn Jahre abgeschlossen
haben und nun eine Anschlussfinanzierung
benötigen, zu annähernd gleichen
Zinskonditionen abschließen können. Zu
berücksichtigen ist ferner die in Deutschland
übliche hohe Anfangstilgung bei den
Langfristfinanzierungen. Selbst im Falle
steigender Zinsen könnte die Zins- und
Gesamtbelastung bei Anschlussfinanzie-
rungen somit geringer ausfallen, da bereits
ein bedeutender Betrag getilgt worden ist.
Die lange Zinsbindung in Deutschland
sichert Kreditnehmer also weitgehend ab.
procontra: Was müsste passieren, dass die
Preise einbrechen?
Tolckmitt: Spürbare Preisabschläge wären
nur dann denkbar, wenn es zu einem Überangebot
käme, wenn also in größerem Stil
und über eine längere Zeit Notverkäufe
von Immobilien stattfinden würden. Von
diesem Szenario sind wir aktuell weit entfernt.
Aufgrund des anhaltenden Nachfrageüberhangs
sind aus heutiger Sicht keine
Preiseinbrüche zu erwarten. Wohnimmobilien
sind in vielen Regionen Deutschlands
weiterhin knapp.
procontra: Immer mehr Ökonomen sagen
eine Rezession für Deutschland voraus.
Wie schätzen Sie die daraus resultierenden
Risiken für den Wohnimmobilienmarkt
ein?
Tolckmitt: Der Wirtschaftseinbruch zu
Beginn der Covid-19-Krise liegt inzwischen
mehr als zwei Jahre zurück. In der
Retrospektive hat er auf den deutschen Immobilienmarkt
nur geringe Auswirkungen
gehabt. Vielmehr ist es so gewesen, dass
die Pandemie bereits zuvor beobachtbare
Tendenzen sogar verstärkte: beispielsweise
die erhöhte Nachfrage nach Wohnimmobilien.
Sollten die aktuellen konjunkturellen
Belastungsfaktoren tatsächlich zu einer Rezession
in Deutschland führen; sollte diese
deutlich länger andauern als zu Beginn
der Pandemie und sich auch spürbar auf
den Arbeitsmarkt auswirken, würde das
natürlich auch am Immobilienmarkt nicht
spurlos vorbeigehen.
procontra: Was bedeutet das konkret?
Tolckmitt: Dann wäre damit zu rechnen,
dass die Nachfrage nach Immobilien sinkt.
Ob sie dann allerdings so weit sinken würde,
dass bei Wohnimmobilien das Angebot
die Nachfrage übersteigt und es somit zu
fallenden Preisen kommt, bleibt abzuwarten.
So robust, wie sich der Immobilienmarkt
in Deutschland in den vergangenen
Jahrzehnten präsentiert hat, wird er auch
die kommende, sicherlich schwierigere
Marktphase mutmaßlich gut überstehen.
Immobilien sind schließlich in jeder
Konjunkturphase ein sinnvolles Investment
und dienen ja auch bei den derzeit hohen
Teuerungsraten als Inflationsschutz. Zudem
bleibt die Anzahl möglicher Anlagealternativen
bislang überschaubar.
procontra 05 | 22
75
SACHWERTE Immobilienfinanzierung
FÖRDERTÖPFE: AUFTUN,
AUFZEIGEN, AUSSCHÖPFEN
Wer baut, kann diverse Fördergelder und Zuschüsse beantragen. Doch das Angebot ist
unübersichtlich und ändert sich laufend. Eine gute Finanzberatung hilft Bauherren,
das Optimum für sich herauszuholen.
– TEXT: IMKE REIHER –
400.000 neue Wohnungen pro Jahr: So lautet
das Ziel der Bundesregierung. Davon ist
sie im Moment noch weit entfernt. Auch
private Bau-Interessenten müssen sich zusehends
von ihren Immobilienplänen verabschieden,
nachdem sich die Bauzinsen auf
Jahressicht mehr als verdreifacht haben.
Dazu kommen die hohe Inflation, steigende
Kosten für Baumaterial und Energie, Liefer
eng pässe sowie ein Mangel an Handwerkern.
Das macht Fördermittel umso wichtiger,
die Bund, Länder und Kommunen zur Verfügung
stellen. Das Problem: Das Angebot
an Krediten, Zuschüssen und Zulagen ist
unübersichtlich und ändert sich mitunter
kurzfristig. So hat die Regierung im Juli
die Fördermittel für energieeffiziente Neubauten
massiv gekürzt und die Förderung
weitgehend auf zinsverbilligte Kredite umgestellt,
während Zuschussvarianten ins
Hintertreffen geraten. Zudem wurden die
Anforderungen bei der Neubauförderung
erhöht. Künftig ist diese an den Standard
„Energiehaus 40“ geknüpft – den ambitioniertesten
von allen – sowie an ein
Zertifikat, das diesen bestätigt. „Statt die
Neubauwirtschaft mit öffentlichen Mitteln
anzukurbeln, wurde sie noch mehr eingedampft“,
sagt Carsten Zimmermann, Vorstandsvorsitzender
beim Bundesverband
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
e. V. (GdW).
76 Illustration: Roman Kulon
Immobilienfinanzierung SACHWERTE
FÖRDERMITTEL IM ÜBERBLICK
ZUSÄTZLICHE FÖRDERUNG REGIONALE FÖRDERUNG BUNDESWEITE FÖRDERUNG
MAKLERS MEINUNG
»Wir schauen auf
regionale Förderung«
FRANK KLEIN, Baufinanzierungsexperte
bei Dr. Klein, Siegen
durch durch durch
Kirchen
Arbeitgeber
BERATER: MÖGLICHE ZUSCHÜSSE AUSLOTEN
Da es keine Übersicht über sämtliche Förderprogramme
für Bauwillige gibt, ist
eine gute Beratung essenziell, um sich im
Fördermittel-Dschungel zurechtzufinden.
Zudem kann ein Berater die richtige Kombination
von Bank- und Förderdarlehen
sowie auch Stolperfallen aufzeigen. Ein
Beispiel: „Es besteht die Gefahr, dass Fördergelder
beantragt, aber nicht ausbezahlt
werden und Bauherren eine Nachfinanzierung
zu deutlich schlechteren Konditionen
stemmen müssen“, weiß Frank Klein, Baufinanzierungsexperte
bei Dr. Klein in Siegen.
Auch deswegen ist es ratsam, die Baufinanzierung
auf mehrere Säulen zu stellen
und unterschiedliche Kreditlaufzeiten zu
wählen, um flexibler zu bleiben. Wichtig zu
wissen: Ein Rechtsanspruch auf Fördermittel
besteht nicht.
STAATLICHE ZUSCHÜSSE
VON KFW, BAFA & CO.
Auf Bundesebene sind die Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(BAFA) die zwei wichtigsten Adressen für
Fördermittel beim Hausbau. Während die
KfW zinsgünstige Kredite für „größere“ Aktionen
vergibt, unterstützt das BAFA energieeffiziente
Einzelmaßnahmen. Allerdings
kommen für Bauwillige seit der jüngsten
Rotstift-Aktion nur noch wenige Förderprogramme
für Neubau infrage. Dazu zählen
das Wohneigentumsprogramm der KfW
(124) und einige Förderungen des BAFA.
Allerdings sollte man Letztere besser nicht
in die direkte Finanzierung einbinden, weil
Kommunen
Bundesländer
BAFA
Quelle: Aroundhome
es mitunter länger dauert, bis die Gel der
ausbezahlt werden, rät Bauexperte Klein:
„Besser ist es, die Förderung abzurufen und
als Sondertilgung mit einfließen zu lassen.“
Weitere staatliche Unterstützungsmöglichkeiten
sind zudem über Bausparverträge
(Wohnungsbauprämie, VL-Leistungen, Arbeitnehmersparzulage),
Wohn-Riester und
das Baukindergeld möglich. Sämtliche Zulagen
sind an bestimmte Voraussetzungen
»Statt die Neubauwirtschaft
mit
öffentlichen Mitteln
anzukurbeln, wurde
sie noch mehr
eingedampft.«
CARSTEN ZIMMERMANN, GDW
Wohnriester
(Eigenheimrente)
Darlehen der
KfW-Bank
gekoppelt, wie etwa Einkommensgrenzen.
Die Baukindergeld-Förderung läuft zudem
zum 31. Dezember 2023 aus.
REGIONALE FÖRDERPROGRAMME IM BLICK
Neben den staatlichen Programmen sollten
Berater auch die regionale Bauförderung
im Blick haben, um Finanzierungslücken
zu verkleinern. „Die regionale Förderung
wird wichtiger, aber ist noch nicht so bekannt“,
sagt Klein. Hier lässt sich ein
„In den letzten Monaten wurden die Fördermittel
für den Neubau massiv gekürzt, den
die alte Regierung noch stärker gefördert
hat. Hier wurde eine neue Richtung
eingeschlagen, der Fokus liegt jetzt auf
Bestandsimmobilien. Die Energieeffizienzprogramme
wurden quasi alle gestrichen,
und neuer Standard ist das KfW-40-Haus,
das schon eine hohe Energieeffizienz hat.
Aktuell können private Bauherren bei der
KfW in erster Linie das Wohneigentumsprogramm
124 in Anspruch nehmen. Zudem
kann man auch Einzelförderungen für
den Bereich Wärmeerzeugung beim BAFA
abrufen – theoretisch auch parallel, da
dies nicht als Doppelförderung angesehen
wird. Allerdings kann es da manchmal
länger dauern, bis das Geld kommt, was
Bauherren bei der Planung im Hinterkopf
haben sollten. Insofern sollte dies vielleicht
besser als Sondertilgung verwendet
werden. Weitere Fördermöglichkeiten durch
den Staat gibt es zudem für Teilbereiche,
etwa über das Wohnkindergeld oder die
Grunderwerbssteuer. Wir schauen bei Dr.
Klein auch gezielt auf die regionale Förderung,
die wichtiger wird. Vielen sind diese
Fördermöglichkeiten nicht so bekannt. Hier
können Berater punkten und einen Mehrwert
generieren. Zudem ist es ratsam, auch
auf einen Energieberater zuzugehen, der
alle Fördermöglichkeiten kennt. Allerdings
sind jene aktuell massiv überlastet und
oft schwer zu bekommen. Mein Wunsch
mit Blick auf eine Förderung beim Neubau
wäre, den Fokus hier nicht unbedingt auf
Mehrfamilienhäuser zu legen, weil die Mittel
oft von Bauträgern abgegriffen werden.
Stattdessen sollte die Förderung auf Familien,
erneuerbaren Energien und Heizsystemen
liegen.“
procontra 05 | 22
77
SACHWERTE Immobilienfinanzierung
»Förderlandschaft unübersichtlich«
MARCUS SCHAD, Geschäftsführer Sozialwissenschaftliches Institut Schad GmbH & Co. KG in Hamburg
procontra: Was sind die zentralen Ergebnisse
der SWI-Finance-Studie?
Marcus Schad: Erstens gehen zwei Drittel der
Befragten davon aus, sich keine Immobilie leisten
zu können. Selbst in der Einkommensgruppe
ab 6.000 Euro Netto-Haushaltseinkommen ist es
fast ein Viertel. Zweitens haben Immobilieninteressenten
in den letzten Jahren hauptsächlich
das Eigenkapital erhöht, um die Rate im Rahmen
zu halten, wobei Schenkungen und Erbschaften
eine zunehmende Rolle spielen. Doch bei
gleichzeitig hohen Preisen und hohen Zinsen
funktioniert das oft nicht mehr.
Das führt drittens zu einer sinkenden Nachfrage
nach Immobilien, die von steigenden Preisen
für Baumaterial, dessen Knappheit und einem
Fachkräftemangel noch befeuert wird.
procontra: Welche Fördergelder und Zuschüsse
sind für Bauwillige noch möglich?
Schad: Es gibt eine unübersichtliche Landschaft
von Förderungen, und es muss individuell
geschaut werden, was passt. Besonders
wichtig sind die Kredite und Förderungen der
staatlichen KfW. Sie sind oft abhängig davon,
wie energiesparend der Bau oder die Sanierung
der Immobilie ist. Wenn regenerative Energie ins
Spiel kommt, kommt zusätzlich die BAFA-Förderung
hinzu. Zudem gibt es auf regionaler Ebene
Förderungen, und auch die Altersvorsorge kann
ein Baustein sein, in Form von Wohn-Riester. Die
staatliche Förderung ist für selbst genutztes
Wohneigentum möglich.
procontra: Wie können Finanzberater das Thema
Fördermittel für Bauwillige anbringen?
Schad: Die Aufgabe der Berater ist es, für den
Kunden das beste Gesamtpaket zu schnüren
und dabei Zuschüsse und Förderungen
miteinzubeziehen. Dies sollte dem Kunden aktiv
als Mehrwert in den Gesprächen kommuniziert
werden. Die Zusammenarbeit mit einem Energieberater
kann in der Finanzierungsberatung eine
Möglichkeit sein, sich zu profilieren. Unsere Studie
hat gezeigt, dass eine persönliche Beratung
den Interessenten weiter wichtig bleibt, zumal
die Baufinanzierung ein komplexes Produkt ist.
procontra: Woran hakt es und was sollte sich
Ihrer Meinung nach ändern?
Schad: Das Feld an Zuschüssen und Förderungen
ist sehr weit. Umfangreiche Bedingungen
und Fallstricke führen dazu, dass es oft
nur mit Fachleuten möglich ist, die Beantragung
vorzunehmen. Im Fall von Energieberatern
etwa kann der nächste Termin jedoch weit in
der Zukunft liegen. Hier ist eine Vereinfachung
der Auswahl und der Beantragungsprozesse
anzustreben.
procontra: Welchen Rat würden Sie der Regierung
geben, die mehr Neubauwohnungen
anstrebt?
Schad: Bei Investoren und Wohnungsbaugesellschaften
haben sich die ausgesetzten
Förderungen negativ ausgewirkt. Hier ist Verunsicherung
geschaffen worden. Die gestoppten
Projekte lassen sich angesichts gestiegener
Kosten und geänderter Vorgaben auch nicht
einfach wiederaufnehmen. Sollen die Neubauziele
nicht abgeschrieben werden, ist eine
verlässliche Förderung notwendig. Bei den privaten
Bauherren liegen die Herausforderungen
ähnlich. Den Punkt Grunderwerbsteuer hat die
Regierung seit Anfang 2022 ja schon mal auf
der Agenda.
potenzieller Mehrwert gegenüber der
Konkurrenz schaffen, weil man dem Kunden
mehr Möglichkeiten zeigt, finanzielle
Zuschüsse für den Hausbau zu bekommen.
So gibt es beispielsweise das sogenannte
Einheimischen-Modell, bei dem eine Kommune
vergünstigte Grundstücke vergibt.
Die Fördervoraussetzungen variieren bei
den einzelnen Städten und Gemeinden.
Meist müssen die Antragsteller aber schon
fünf Jahre vor Ort leben. Eine Übersicht
über zahlreiche Fördermittel von Städten
und Gemeinden für den Erwerb von Wohneigentum
bietet das Onlineportal „Aktion
Pro Eigenheim“, auf dem sich auch Berater
kundig machen können.
FÖRDERANTRÄGE FRÜHZEITIG STELLEN
In jedem Fall sollten Berater ihre Kunden
darauf hinweisen, dass diese viele Fördermittel
VOR Beginn einer Maßnahme
beantragen müssen und die Bestätigung
abwarten sollten. Wenn bereits ein Liefer-,
Leistungs- oder Kaufvertrag besteht, ist die
Förderung passé.
Um Planungsfehler zu vermeiden und
Fristen einzuhalten, sind Berater für Energieeffizienz
eine gute Adresse, deren Einbinden
mitunter sogar Voraussetzung für eine
Förderung ist – und ebenfalls bezuschusst
wird. Für 2023 hat die Regierung eine Reform
bei der Neubauförderung angekündigt.
Das Thema bleibt also im Fluss.
PRO
BERATUNGSPOTENZIAL
»FÖRDERTÖPFE«?
Klientel mit Cross-
Selling-Potenzial für
zukünftige Geschäfte
Fokus auf regionale
Förderung zum Mehrwert
ausbauen
Einlesen in Fördermittel
pusht Wissen
für andere Bereiche
CONTRA
Einarbeiten ist
zeitaufwendig und
Materie ändert sich
schnell
Aufwand und Ertrag
stehen zunächst im
Missverhältnis
Wissenstand muss
auf dem Laufenden
gehalten werden
78 procontra 05 | 22
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SACHWERTE Luxusuhren
AM PULS DER ZEIT?!
Marktpreise weit oberhalb des Listenpreises und Modelle, die in kurzer Zeit ihren Wert
verdoppeln. Was ist beim Investment in Luxusuhren zu beachten?
– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –
„Materiell ist keine Luxusuhr auch nur
ansatzweise ihr Geld wert.“ Zu diesem
Fazit kommt Uhrenexperte und YouTube-
Bekanntheit Marcus Finger in einem Videobeitrag,
in dem er seine Follower über das
Wertsteigerungspotenzial von Luxusuhren
aufklärt. Der Wert der hochwertigen Zeitmesser
– so seine weitere Ausführung – sei
ideeller Natur und speise sich aus einer
subjektiven Einschätzung. Der Hype um
Klassiker wie Rolex entstehe durch hohe
Nachfrage und künstliche Verknappung.
Bei etlichen Uhrenmodellen schießen so die
Preise durch die Decke und Käufer können
mit hohen Renditen rechnen.
Eine aktuelle Statistik des Luxusuhren-
Händlers Horando zeigt ebenfalls: Bei einigen
Uhrenmodellen, wie der Patek Philippe
Nautilus, ist in einem Zeitraum von rund
acht Jahren eine Wertsteigerung von mehreren
100 Prozent drin. Im Vergleich mit
den Börsennotierungen international agierender
Großunternehmen werde die Spanne
der Rendite noch deutlicher, heißt es
in der dazugehörigen Pressemitteilung. So
habe Apple zwischen 2014 und 2022 eine
Wertsteigerung von 112 Prozent verzeichnet
– im selben Zeitraum stieg der Wert der
Patek Philippe um 718 Prozent. Ist es demnach
lukrativ, in Zeiten hoher Inflation und
negativer Realverzinsung in das Sachwerte-
Segment Luxusuhren zu investieren?
ANLEGER BRAUCHEN EINE
PERSÖNLICHE AFFINITÄT
Mit Blick auf die Marktpreise kann die
Frage eindeutig mit einem Ja beantwortet
werden. Auch der Uhrenexperte und Fachjournalist
Michael Brückner unterstreicht
die Beobachtung von Horando. In den vergangenen
Jahren hätten die Uhrenpreise
tatsächlich „exorbitant zugelegt“, sagt er,
schränkt aber gleichzeitig ein: Nicht jede
hochwertige Uhr beschere dem Anleger
auch eine saftige Rendite. „Rund 80 Prozent
der Uhren besitzen kein Wertsteigerungspotenzial
und sind als Kapitalanlage
vollkommen ungeeignet“, erklärt Brückner.
Die übrigen 20 Prozent seien bestimmte
Marken und Modelle, die einem Großteil
der Uhrenliebhaber gefallen. Rolex, Omega,
Seiko, Breitling – es sind Markennamen,
die in dem Zusammenhang nicht
überraschend klingen.
80 Illustration: Eleonora Mavromati
Luxusuhren SACHWERTE
Dabei ist ein Investment in Luxusuhren
nicht per se für jeden Anleger geeignet.
„Wer in Luxusuhren investieren will,
braucht eine persönliche Affinität“, sagt
Brückner. Es bringe wenig, die Uhr im Tresor
zu lagern und dann die Wertsteigerung
abzuwarten. „Luxusuhren werfen eben
nicht nur eine normale Rendite ab. Auf die
normale Rendite kommt die emotionale
Rendite obendrauf.“
Sechs oder sieben Jahre – so lange dauere
es im Schnitt, bis eine Uhr langsam im Wert
steigt. Hinzu kommt der Nutzwert. Anders
als andere Sachwerte kann der Anleger sein
Investment am Handgelenk tragen – und
es zeigt die Zeit an. „Luxusuhren sind ein
langfristiges Investment“, erklärt Brückner.
Oft sei es so, dass erst die Kinder oder Enkelkinder
finanziell profitieren. Denn bis
eine Uhr zum begehrten Sammlerobjekt
wird, könnten Jahre oder Jahrzehnte vergehen.
Bei international gefragten Luxusuhren,
wie der Rolex Daytona, seien Renditen
von bis zu 6 Prozent im Jahr möglich.
Zudem müssten Anleger beachten: Nach
rund acht Jahren ist die erste Revision der
Uhr fällig; und diese Verbindlichkeit drückt
die Rendite. Das professionelle Überholen
könne schnell vierstellige Beträge verschlingen,
fügt der Fachmann hinzu.
VINTAGE – EIN GARANT FÜR HOHE RENDITEN?
Anders als bei Gold-Investments müssen
Anleger bei Luxusuhren auch den vorgeschriebenen
Umsatzsteuersatz in Höhe von
19 Prozent mit in ihre Rechnung einbeziehen.
Nach der ein Jahr dauernden Spekulationsfrist
sind die Renditen schließlich
steuerfrei.
Henri von Laufenberg hat für Anleger mit
einem Faible für Luxusuhren eine weitere
»80 Prozent der Uhren
haben kein Wertsteigerungspotenzial
und sind als Kapitalanlage
vollkommen
ungeeignet.«
MICHAEL BRÜCKNER, UHRENEXPERTE UND BUCHAUTOR
PREIS-BOOM NUR BEI WENIGEN MARKEN
Preisentwicklung nach Marken auf dem Markt für Secondhand-Uhren
Patek Philippe
Audemars Piguet
Vacheron Constantin
Rolex
A. Lange & Söhne
Girrad-Perregaux
Cartier
H. Moser & Cie.
Jaeger-LeCoultre
Brequet
Swatch
Breitling
IWC
Omega
Tudor
-1,5
-1,6
-0,3
-4,0
Zeitraum: die letzten 12 Monate; Angaben in % Quelle: Watchcharts
Empfehlung: Aus Sicht des für den Händler
Colognewatch tätigen Uhrenexperten sind
Vintage-Uhren ein Garant für hohe Renditen.
Die Modelle seien in der Regel rar,
dadurch steige der Wert. Wer sich eine Uhr
mit dem Ziel einer Wertanlage anschaffe,
landet laut von Laufenberg in der Regel
bei sieben bis acht Mainstream-Modellen –
Uhren, die in den vergangenen 20 Jahren
die höchsten Wertzuwächse verzeichneten.
Die Preise seien meistens fünfstellig.
MARKT IST EHER VON SAMMLERN GEPRÄGT
„Früher war das Investment Luxusuhr
ein exotisches. Heute hat es einen traditionellen
Charakter bekommen“, sagt von
Laufenberg. Dafür spricht eben auch die
große Nachfrage nach Luxusuhren, die die
Preise zuletzt immer weiter in die Höhe
trieb. Laut von Laufenberg gab es jüngst
jedoch einen Schwenk, die Preise gingen
runter. „Uhren, die sich Sammler noch vor
einem halben Jahr nicht leisten konnten,
sind plötzlich erschwinglich“, führt er aus.
Zuletzt habe der Preisrückgang bei rund 15
Prozent gelegen. Über die Gründe lasse sich
nur spekulieren: Die Sommerflaute könne
eine Ursache sein oder der Corona-Lockdown
in China. Da hätten viele Anleger die
Entscheidung getroffen, zu verkaufen, statt
3,0
2,6
3,8
5,1
7,2
13,1
15,0
ihr Investment zu halten. „Aktuell haben
wir ein Level der Stagnation erreicht“, ist
der Experte überzeugt. Dem Markt, der
eher von Sammlern als von Händlern geprägt
sei, tue das gut.
Wer mit dem Gedanken spielt, sein Geld
in dekorative Zeitmesser anzulegen, könnte
diese Anschaffung jetzt womöglich zu moderaten
Preisen realisieren. Dabei sollte allerdings
eine Maxime vor Augen bleiben:
Wenn am Ende 5 Prozent weniger auf dem
Konto verbleiben, sollten sich dies mit der
Freude an dem Investment aufwiegen lassen.
PRO
26,1
LUKRATIVE LUXUSUHREN?
Stabiler Werterhalt
Hohe Renditen bei
bestimmten Modellen
möglich
Großer Nutzwert,
emotionale Bedeutung
37,4
CONTRA
46,6
Spezifisches
Know-how nötig
Wertsteigerung
nur bei wenigen
Uhrenmodellen
Oft profitieren erst
die nachfolgenden
Generationen
51,6
procontra 05 | 22
81
PRIVAT GEFRAGT Karoline Viktoria Mielken, Geschäftsführerin Nettowelt GmbH
»Nettotarife sind sinnvoll
– für Kunden und
Vermittler«
KAROLINE VIKTORIA MIELKEN
(mein Sohn sagt „dinoalt“, 1986)
Geschäftsführerin Nettowelt GmbH,
verheiratet, 1 Kind
IHRE MEINUNG, FRAU MIELKEN:
Wir brauchen ein Unterrichtsfach
Finanzen & Versicherungen
Digitale Beratung kann mit analogen
Möglichkeiten mithalten
Nettotarife sollten über die Altersvorsorge
hinaus in die Beratung integriert werden
Die Branche braucht ein Provisionsverbot/
den Provisionsdeckel
Die Branche sollte die sozialen Medien
noch stärker nutzen, um ihr Image/die
Außenwirkung zu verbessern
Der Einstieg in das Honorargeschäft sollte
für Vermittler vereinfacht werden
Zum Frühstück gibt es bei mir
Joghurt mit Müsli.
Die Homeoffice-Kultur empfinde ich als
super, denn man arbeitet ungestört und
effektiv. Ganz ohne Büro würde mir aber
doch etwas fehlen.
Diese neue Kompetenz habe ich mir
(Corona-bedingt) angeeignet:
In Videokonferenzen ein professionelles
Gesicht machen, während im Hintergrund
ein großer Wutausbruch des Sohnes naht –
Gelassenheit.
Meine wahre Leidenschaft sind
Tiere – vom Hund bis zur Ziege. Eine Zoojahreskarte
ist für uns ganz wertvoll.
Meine Freizeit verbringe ich am liebsten
damit,
in der Natur zu sein, gerne ruhiger.
Mein erstes Geld habe ich verdient als
Verkäuferin im Modegeschäft und Kellnerin.
Deshalb setze ich mich für Nettotarife ein:
weil es einfach Sinn macht – für Kunden
und Vermittler.
Meine aktuelle Serien- oder
Filmempfehlung:
Bei uns mogeln sich die Minions gerne auf
den Bildschirm. Aber sonst: Meiberger – Im
Kopf des Täters mit Fritz Karl.
Am meisten Überwindung kostet es mich,
Fleisch für die Familie zuzubereiten (Vegetarierin).
Selten, mein Mann kocht bei uns.
Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen
mit …, um dann Folgendes zu tun:
Da fallen mir ganz viele Personen ein – zum
Beispiel Adele und mit dieser Stimme ein
Konzert geben.
Wahrer Luxus ist für mich:
Zeit in der Natur zu verbringen, am liebsten
am Meer. Oder ganz profan: in Ruhe ein
Buch zu lesen.
Das ist mein liebstes Reiseziel:
Sylt, und das Schönste waren bisher die
Hamptons und New York.
Meine erste Tat zu Beginn
eines Arbeitstages:
alle wichtigen Portale öffnen. Danach einen
Kaffee holen.
Deshalb verstehen wir uns als Dienstleister
und nicht als Maklerpool:
Wir sind eine Schnittstelle für Vergütungsprozesse,
mit dem Vertrag an sich haben
wir in der Tiefe nichts zu tun.
Der größte Missstand in meiner Branche ist:
Frauen werden immer wieder unterschätzt
und müssen noch immer mehr kämpfen als
Männer.
… so könnte der Missstand behoben werden:
Ich habe schon an ein Schild auf meiner
Stirn gedacht: Punkt 1-5 weiß ich schon, du
kannst gerne bei 6 starten …
Aber im Ernst: indem immer mehr Frauen in
Führungspositionen kommen und andere
Frauen ermutigen.
Eine (unternehmerische) Entscheidung, die
ich gern rückgängig machen würde, war
keine, denn jede Fehlentscheidung hat mich
etwas gelehrt.
Wenn ich einen Tag Kanzlerin wäre,
würde ich Folgendes veranlassen:
Schwierige Frage – ich glaube, ich würde
in Bewegung/Aktivitäten für Kinder und
Jugendliche investieren, um Gewalt vorzubeugen.
Bildungsthemen würde ich auch
vorantreiben wollen (zum Beispiel Startgeld/Wohngeld
für Azubis).
82 procontra 05 | 22
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