Marokko-Königreich des Lichtes
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MAROKKO
Eine Reise ins Königreich des Lichts
1
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Königreich Marokko war schon immer ein beliebtes Reiseziel. Gründe
hat es stets mehr als genug gegeben: die jahrtausendealte Kultur, die
überlieferten Traditionen, die weltberühmte Gastronomie, die legendäre
Gastfreundschaft der Marokkaner und die unvergleichliche Vielfalt der
Landschaften. So haben sich 2019 mehr als 13 Millionen Touristen aller
Nationen für einen Aufenthalt in Marokko entschieden und das Land zum
führenden Reiseziel in Afrika gemacht.
Marokko konnte immer allen Wünschen entsprechen: ob für Alleinreisende,
die dem Alltag entfliehen und Abenteuer erleben wollen, Paare, die
völlig abschalten und gleichzeitig in eine neue Welt eintauchen wollen
oder Familien, die in einem spannenden, aber sicheren Reiseland ihren
Urlaub verbringen möchten – Marokko ist immer die richtige Wahl. Und
noch etwas: Marokko besticht nicht nur durch sein abwechslungsreiches
Angebot. Vielmehr können Sie auf eins besonders zählen: auf die Leidenschaft
der Menschen in der Tourismusbranche, die stets nur für Sie da sein
werden.
Mit diesem Magazin möchten wir Ihnen einen Vorgeschmack auf Marokko
geben und Ihnen die verschiedenen Facetten dieses einzigartigen Reiseziels
vor den Toren Europas vorstellen!
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise nach Marokko und freuen
uns bereits jetzt darauf, Sie im Königreich des Lichts begrüßen zu dürfen.
Ihr Team des Marokkanischen Fremdenverkehrsamtes
2
INHALT
Marokko – Eine Reise ins Königreich des Lichts
IMPRESSIONEN AUS SÜDMAROKKO
Unser Himmel über der Wüste ..................................... 6
Bei den Töpfern von Tamegroute ................................. 8
Erkundung von AÏt Benhaddou ................................... 10
Durch die Oasen des Drâa-Tals .................................. 12
In den Sanddünen des Erg Chegaga .......................... 14
Unser kleines Camp in der Wüste .............................. 16
Chillout in Marrakesch .............................................. 18
TANGER UND DER NORDEN
Tanger is back! .......................................................... 22
Asilah ......................................................................... 28
Chefchaouen .............................................................. 29
El Jebha ..................................................................... 32
Al Hoceima und Saidia ............................................. 35
FES UND DER MITTLERE ATLAS
Fes, das Tor zum Mittelalter ....................................... 38
Meknes ....................................................................... 44
Mittlerer Atlas ............................................................ 46
STRASSE DER 1000 KASBAHS
AÏt Benhaddou ........................................................... 50
Tal der Rosen, Ouarzazate, Telouet .......................... 52
Dades-Tal, Dades-Schlucht, Hochland ..................... 54
Tinerhir und Todra-Schlucht .................................... 56
Merzouga und Erg Chebbi ........................................ 58
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS
Marrakesch, die rote Stadt ......................................... 64
Ausflüge und Exkursionen in den Hohen Atlas ........... 74
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS
Agadir: Was willst Du Meer? .................................... 104
Taghazout ................................................................. 108
Paradise Valley .......................................................... 114
Antiatlas ................................................................... 116
DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN
Dakhla: Zur Südsee immer geradeaus! ..................... 118
Mirleft und Legzira .................................................. 120
Laâyoune und Guelmim ............................................ 122
EXKURSE
Beatniks in der Medina von Tanger .......................... 27
Streifzug durch die marokkanische Küche ............... 36
Die Stadt, die Rom mit Öl versorgte ........................ 45
Wein aus Marokko? ................................................... 48
Der Stoff aus dem die Träume sind ........................... 62
Über den Dächern von Marrakesch .......................... 78
Urlaub im Gartenhaus .............................................. 102
INFOS MAROKKO
Karte Marokko ......................................................... 124
Steckbrief ................................................................. 125
Klima und Reisezeit ................................................. 126
An- und Einreise / Reisen im Land .......................... 127
Die wichtigsten Veranstaltungen .............................. 128
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE
Rabat und die Perlen am Atlantik ............................ 80
Casablanca ................................................................ 86
El Jadida ................................................................... 90
Oualidia ..................................................................... 94
Essaouira .................................................................. 98
RUBRIKEN
Editorial ....................................................................... 2
Impressum, Fotovermerke ........................................... 5
Die Tour durch das Königreich des Lichts ................ 20
3
INHALT
64 MARRAKESCH
Zwischen Wüste und Küste
befindet sich eine Stadt, die
seit jeher Besucher aus aller
Welt in ihren Bann zieht:
Marrakesch – ein urbanes
Märchen zwischen Tradition
und Moderne
22 TANGER UND DER NORDEN
Atlantik trifft auf Mittelmeer
und Afrika auf Europa.
Hier mischen sich Kulturen
und Sprachen. Tanger ist
heute spannender denn je
118 DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN
In Dakhla reichen die Dünen
der Sahara bis ans Meer: einer
der wohl außergewöhnlichsten
Orte Marokkos!
50 DIE STRASSE DER 1000
KASBAHS
Im Süden Marokkos
bietet sich eine Tour der
Extraklasse an. Für viele
Reisende ist sie schlichtweg
ein Traum: die Straße
der 1000 Kasbahs
38 FES UND DER MITTLERE ATLAS
Fes und Meknes sind
Marokkos Königsstädte
im Mittleren Atlas. Den
Besucher erwartet ein
Feuerwerk an Eindrücken
80 RABAT UND DIE PERLEN AM
ATLANTIK
Die Atlantikküste hat
wahre Schätze zu bieten:
Rabat, Casablanca,
El Jadida, Oualidia und
natürlich Essaouira
104 AGADIR UND DIE SÜDKÜSTE
Mit 300 Sonnentagen hat
Agadir ganzjährig Saison.
Das berühmte Seebad mit
seiner eleganten Badezone
lässt keine Wünsche offen
4
IMPRESSUM
Marokko – Eine Reise ins Königreich des Lichts
Fotovermerke
(nach Seiten, Anordnung im Layout: l.: links, r.: rechts, M.:
Mitte, o.: oben, u.: unten)
Titel: TomStahl/iStockphoto
Editorial+51: Eldar_V/iStockphoto
Impressum: Maïenga
Impressionen aus Südmarokko: 6-19: Klaus Kopelkert.
Tanger und der Norden: 22-23: issam elhafti/iStockphoto;
24-25: Wirestock Creators/stock.adobe.com;
26 o.+27: redouane.damoun/stock.adobe.com; 26: u.l.:
rayints/stock.adobe.com, u.r.: Amine Bouzidi Idrissi/
iStockphoto; 28 o.: Eduardo 1961/iStockphoto, u.l.:
LIFEismorocco.com, u.r.: olenatur/stock.adobe.com; 29:
kotangens/iStockphoto; 30-31: dinozzaver/stock.adobe.
com; 32-35: Klaus Kopelkert; 36: fazeful /stock.adobe.
com; 37: tbralnina/iStockphoto.
Fes und der Mittlere Atlas: 38-39: Gatsi/iStockphoto;
40 l.: Bioris Stroujko/StockAdobe, M.: Maurizio De
Mattei/stock.adobe.com; 41: Adam Smigielski/iStockphoto;
42: Klaus Kopelkert; 43 o.: Palais Faraj Fes, u.: age/
Mauritius; 44 o.: Jan Wlodarczyk/Mauritius, u.: nyiragongo/stock.adobe.com;
45: Ondrej Bucek/stock.adobe.com;
46 o.: Kotangens/stock.adobe.com, u.: Nicole Regez und
Pit Horstink; 47: JulianSchaldach/iStockphoto; 48-49: La
Ferme Rouge/Jean-Yves Gabriel.
Straße der Kasbahs: 50-51: Starcevic/iStockphoto;
52: Leonid Andronov/stock.adobe.com; 53 o.: saiko3p/
iStockphoto; 54: Frank Charton; 55: Klaus Kopelkert; 56:
Astalor/iStockphoto; 57 o.: AlbertoLoyo/iStockphoto, u.:
Klaus Kopelkert; 58: todamo/iStockphoto; 59 o.: lightkey/
iStockphoto, u.: MaRabelo/iStockphoto; 60: CIMBALY/
MDS2021@FranckODDOUX; 61 o.: MAIENGA/MichaelTubiana,
u.: MAIENGA/Nicolas Jahan; 62: uisapuccini/
iStockphoto; 63 o.: Radka Danailova/iStockphoto, u.:
victoria p./stock.adobe.com.
Marrakesch und der Hohe Atlas: 64-65: ONMT; 66:
Astalor/iStockphoto; 67: Jose Ignacio Soto/Stock.adobe.
com; 68-69: robertharding/Mauritius; 70-71: Fairmont
Royal Palm Golf Club & Country Club; 72: Yann Canari/
Fotolia; 73: caroloscastilla/iStockphoto; 74-75: Lukas/
stock.adobe.com; 76: Abderrahim Elouihssani/iStockphoto;
77 o.: David Gonthier/UTAT, u. Klaus Kopelkert;
78: Olena Znak/stock.adobe.com; 79: Balate Dorin/
StockAdobe.
Die mittlere Atlantikküste: 80-81: zodebala/iStockphoto;
82: Klaus Kopelkert; 83: Gatsi/stock.adobe.com;
84: olenatur/stock.adobe.com; 85: walid Moujanni/iStockphoto;
86-87: Rattham/iStockphoto; 88: Martinelli73/
iStockphoto; 89: Oleksii Hlembotskyi/iStockphoto; 90:
Kirill/stock.adobe.com, u.l.: Klaus Kopelkert, u.r.: Peter
Giovannini/Mauritius; 92-93: Klaus Kopelkert; 94-95
o.: La Sultana Oualidia, u.: masar1920/stock.adobe.
com; 96-97: La Sultana Oualidia; 98 o.: Klaus Kopelkert,
u.l.: Pavliha/iStockphoto, u.r.: Balate Dorin/stock.adobe.
com; 100: Karim Tibari; 101: Klaus Kopelkert; 102: Riad
Yasmine Marrakech: @un_fold_ed / Sophia van den Hoek
from Studio Unfolded; 103: Lucy Mason @goinghomebroke
(instagram).
Agadir, Taghazout und der Antiatlas: 104-105:
Danialand; 106 o.+u.: Adam Smigielski/iStockphoto; 107
u.: GinaKoch/stock.adobe.com; 108-113: Klaus Kopelkert;
114: panosud360/stock.adobe.com; 115: Heather Cooper;
116: nicolamargaret/iStockphoto; 117 o. Klaus Kopelkert,
u. Uwalthie Pic Project/Adobe Stock.
Dakhla und der große Süden: 118-119: ONMT/Hope
Production; 120-121 o.: Alan van Gysen; 120 u. Klaus
Kopelkert; 121 u.: Una Baufala/Pixabay; 122 + 123 u.:
ONMT/Hope Production; 123 o. Margaret Cornfield.
Infos Marokko: 124 Karte: Stephan Hauf; 125 o.: Leonid
Andronov/stock.adobe.com; 126 o.: fafou/iStockphoto,
u.+127 o.: Klaus Kopelkert, u.: L’Heure Bleue.
Veranstaltungen: Bildrechte bei den jeweiligen Veranstaltern.
HERAUSGEBER
Staatlich Marokkanisches Fremdenverkehrsamt
www.visitmorocco.com
KONZEPT, LAYOUT, REDAKTION, BILDREDAKTION, HERSTELLUNG
ADIEU TRISTESSE Verlag, Berlin
REDAKTION / LEKTORAT
Corinne Vastel (V.i.S.d.P.)
Klaus Kopelkert (Fotografie)
Willy Vlodaceck
Sven Kämmerer
Nachdruck, Übersetzungen und Auszüge nur mit ausdrücklicher Genehmigung
des Verlages und mit voller Quellenangabe. Alle Rechte vorbehalten.
© by ADIEU TRISTESSE Verlag Berlin.
Gerichtsstand: Berlin.
5
6
IMPRESSIONEN AUS SÜDMAROKKO
UNSER
HIMMEL
ÜBER DER
WÜSTE
Auf dem Programm stand Südmarokko: Giovanni und Katrin hatten eine
ganz besondere Tour ausgearbeitet. Sie führte über die Straße der 1000
Kasbahs durch abgelegene Dörfer im Hohen Atlas zum Erg Chebbi. In der
Wüstenstadt Rissani schlenderten sie durch die Souks, durchstreiften die
umliegenden Oasen und brachen in die Wüste auf.
7
8
BEI DEN TÖPFERN VON TAMEGROUTE
Südlich von Zagora leben Handwerkerfamilien, die ihre Fertigungskunst über Generationen
weitergeben. Es sind klassische Scheibentöpfer. Giovanni hat versucht, einen
Tajine-Topf herzustellen: Der Tonklumpen wird durch die schnelle Drehung einer Töpferscheibe
mit den Händen zu einem Gefäß ausgezogen. Im Anschluss werden die Tonprodukte
zum Trocknen in die Sonne gestellt und danach noch in den mit Holzkohle
befeuerten Ofen geschoben. Die Öfen müssen eine Temperatur von 1000 °C erreichen.
Hier im Drâa-Tal werden die Waren der Töpfer grüne Keramik genannt, da sie durch das
Erhitzen im Ofen grün werden. Nach dem Erkalten werden Mängel beseitigt. Die Keramik
wird geschliffen, poliert und mit natürlichen Farben bemalt.
9
10
ERKUNDUNG VON AÏT BENHADDOU
Nördlich von Ouarzazate befindet sich die wohl interessanteste aller Kasbahs: Aït
Benhaddou. Die exzentrische Wohnburg mit ihren hoch aufragenden Türmen gehört
heute zum Weltkulturerbe. Berühmt wurde Aït Benhaddou als spektakuläre Filmkulisse
in etlichen Hollywoodfilmen wie „Gladiator” und „Die letzte Versuchung Christi“. Für
die Filme „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ und „Lawrence von Arabien“ wurden
eigens neue Türme aus Pappe gebaut. Die neuen Teile der Filmstadt sind so täuschend
echt, dass sie sich perfekt ins Landschaftsbild einfügen.
11
DURCH DIE OASEN DES DRÂA-TALS
Auf dem Weg nach Zagora führt die Strecke durch eine
biblisch anmutende Gegend, die sich der Fluss Drâa selbst
geschaffen hat. Im Norden hat er mächtige Schluchten in
den Berg gegraben, um dann in einem 200 Kilometer langen,
wunderschönen Tal auszulaufen. Im Drâa-Tal, das sich
hinunter bis in die Wüste zieht, versorgt der Fluss unzählige
Oasen, in denen Palmen, Feigen- und Granatapfelbäume
gedeihen. In Verbindung mit den traditionellen Lehmbauten
der Dörfer offenbaren sich dem Reisenden immer wieder
fantastische Panoramen.
12
13
IN DEN SANDDÜNEN DES ERG CHEGAGA
In M‘Hamid verlassen wir den Asphalt und tauchen in den Sand der Sahara
ein. Bis zu den großen Dünen des Erg Chegaga sind es gut drei Stunden
Fahrt. Ganz in der Nähe haben Nomaden ihre Zelte aufgeschlagen. Wir
schauen uns das Lager aus der Nähe an und versuchen uns mit spontanem
Kamel-Trekking. Wir werden ebenfalls hier unser Lager aufschlagen.
14
15
UNSER KLEINES CAMP IN DER WÜSTE
Wir haben uns ein Außenlager aufgebaut. Die Polster nach draußen, Laken drüber,
Kissen raus, fertig! Es stimmt, dass es in der Wüste frisch wird, aber es ist noch angenehm.
Später entfachen wir noch ein schönes Lagerfeuer und ziehen eine gute Flasche
marokkanischen Wein auf. Bis tief in die Nacht liegen wir unter dem Sternenhimmel
und lauschen einfach nur der Stille.
16
17
CHILLOUT IN MARRAKESCH
Nördlich von Marrakesch befindet sich der zehn Kilometer lange Oasengürtel La
Palmeraie. Inmitten dieser biblisch anmutenden Szenerie entstanden in den letzten
Jahren sogenannte „Boutique-Hotels“: kleine, aber feine Gästehäuser. Sie haben nur
wenige Zimmer, die dafür umso luxuriöser ausgestattet sind. Hier wird dem Gast jeder
Wunsch von den Lippen abgelesen. Manche Gäste fühlen sich in den charmanten Boutique-Hotels
so wohl, dass sie auf einen Abstecher in die Medina verzichten und nur
eins tun: im Hotel relaxen. Und genau das haben wir auch gemacht!
18
19
Die Tour durch das
Königreich des Lichts
Tanger und der Norden
1.
Rabat und die Perlen am Atlantik
Tanger und der Norden
5.
6.
Agadir, Taghazout und der Antiatlas
Laâyoune
Dakhla und der große Süden
7.
Dakhla
Lagouira
20
Tanger
RABAT
Asilah
El Jebha
Chefchaouen
Fes
Al Hoceima
Saidia
Oujda
El Jadida
Casablanca
Meknes
Oualidia
Essaouira
Marrakesch
Agadir
Taroudant
Aït Benhaddou
Ouarzazate
Zagora
Rissani
Erfoud
Merzouga
2.
Legzira
Sidi Ifni
Tafraoute
M‘Hamid
Fes und der Mittlere Atlas
Guelmin
Smara
3.
4.
Die Strasse der 1000 Kasbahs
Marrakesch und der Hohe Atlas
Strasse der Kasbahs
21
TANGER
is back!
Keine Stadt am westlichen Mittelmeer ist derzeit so spannend wie
Tanger. Der städtebauliche Umbruch soll Tanger aus dem Schatten von
Marrakesch herausführen und an die glorreichen Zeiten, als Tanger
noch den „Tangerine Dream“ verkörperte, anknüpfen.
22
TANGER UND DER NORDEN
23
TANGER UND DER NORDEN
Die Corniche von Tanger schlängelt sich elegant
am Mittelmeer entlang. Fünf Kilometer mineralisches
Weiß. Transparente Aufzüge bringen
Menschen aus den unterirdischen Parkhäusern
an die Oberfläche. Bei Sonnenuntergang kommen
die Bewohner von Tanger mit ihren Familien hierher, um
die frische Meeresbrise vor der 14 km entfernten spanischen
Küste zu genießen. Das war nicht immer so. Noch
bis vor wenigen Jahren war dieser Ort für seine Restaurants
und Kabaretts mit Nachtleben bekannt. Nicht weit
von hier entfernt wurden die uralten Stadtmauern der Kasbah
restauriert. Noch heute schützen sie die von Touristen
durchwanderte Altstadt mit ihren antiken weißen Gebäuden
und den schmalen Gassen vor den Fluten des Mittelmeers.
Tanger, eine mythische Stadt, die von zahlreichen
Schriftstellern und Malern beschrieben wurde, erlebt eine
Renaissance. Unterhalb des Hotels Continental, wo einst
Paul Bowles und viele Künstler wohnten und Teile des
Wüstenepos „Himmel über der Wüste“ gedreht wurden,
hatte sich der viel zu klein gewordene und in die Jahre gekommene
Hafen immer weiter in die Stadt hineingeschoben.
Damit ist jetzt Schluss. Der alte Hafen wurde zu einem
Freizeitzentrum umgebaut. Am Fuße des Königlichen
Yachthafens gibt es heute eine schöne Marina und einen
Fischerhafen. Die schwere Containerindustrie wurde ganz
aus der Stadt verbannt. Knapp 50 Kilometer nordöstlich
von Tanger entstand der neue, große Hafen, Tanger Med.
In der strategisch bedeutenden Meerenge von Gibraltar hat
Marokko somit den größten Containerhafen Afrikas am
Mittelmeer geschaffen. Autobahnen und Bahnlinien haben
ihn mit den Zentren des Landes verbunden. Der wirtschaftliche
Aufschwung der Stadt – es wurden Zehntau-
24
TANGER UND DER NORDEN
sende von Arbeitsplätzen geschaffen – zog die Menschen
wie ein Magnet an. Heute leben im Stadtgebiet von Tanger
1,1 Millionen Menschen aus verschiedenen Teilen des
Landes (1950 waren es noch 150 000). Die Stadtentwicklung
ist beeindruckend. Überall ragen im Bau befindliche
Hochhäuser in den Himmel. Allein im beliebten Stadtteil
Beni Makada leben über 500 000 Menschen. Und die Stadt
dehnt sich weiterhin rasant aus. Auf den Hügeln am Stadtrand
vermitteln die Siedlungen aus roten Ziegelsteinhäusern
eine Vorstellung von dem Eldorado, das die Stadt im
Norden für viele Marokkaner geworden ist. Ein Stück weiter
sind es hell getönte, gediegenere Wohnblocks, die inmitten
der Felder wachsen. In Beni Makada glänzen die
gerade erst geteerten Straßen, Sportplätze und Kindertagesstätten.
Im schicken Stadtteil Boubana, in den Hügeln
von Tanger, gibt es ein Zentrum für autistische Kinder und
eines für Waisenkinder. Für die Realisierung des Plans
„Tanger métropole“ wurden enorme Investitionen getätigt.
Von der Modernisierung waren alle Bereiche betroffen,
vom Bau des großen Parks Perdicaris über die Sportstadt
bis hin zu einem Krankenhaus für Onkologie. Das visionäre
Projekt wird nicht nur Tanger, sondern ganz Marokko
verändern. Die Hafenstadt ist auf dem besten Wege, sich
zu einer Top-Reisedestination zu entwickeln. Und sie kann
mit einigem aufwarten: das milde, mediterrane Klima, die
langen Strände, das Flair der „nouvelle ville“, sowie die
charmante Medina mit den unzähligen pittoresken Gassen
und Plätzen. Tanger als wirtschaftliches Zentrum wurde
bereits neu erfunden. Tanger, die Künstlerstadt, beginnt es
auch zu werden. Im Stadtzentrum auf dem Place du 9 Avril
wurde das Kino „Cinéma Rif“ im Art-Déco-Look neu
eröffnet. Es ist längst zur kulturellen Lunge der Stadt
25
avanciert und zu einem Ort der Geselligkeit. Das 1938 gegründete
Kino war bereits der Zerstörung geweiht, als es
2005 von der französisch-marokkanischen Fotografin Yto
Barrada gekauft wurde. Nach zweijähriger Bauzeit wurde
die Cinémathèque de Tanger eingeweiht: zwei Säle mit 50
und 300 Plätzen, eines der wenigen Arthouse-Kinos in
Marokko, in dem so unterschiedliche Filme wie Fassbinders
Lili Marleen oder französische Komödien gezeigt
werden. Tanger hat sich nicht nur städtebaulich, sondern
auch kulturell neu erfunden. Bei Städtereisenden ist das
neue Tanger längst angesagt und kein Geheimtipp mehr.
Schon bald könnte Tanger dem hippen Marrakesch als
Lifestyle-Destination ebenbürtig werden. Der Schriftsteller
Paul Bowles wird das neue Tanger nicht mehr kennenlernen
können. Er starb 1999 in seiner Wahlheimat mit 88
Jahren. Bis zu seinem Tod hatte er als fleißiger Chronist
der Stadt gewirkt. Nun muss die Geschichte Tangers um
ein wichtiges Kapitel ergänzt werden. Das neue Tanger
wird die Geschichte der Beatniks hinter sich lassen und
eine ganz andere Art von jungen Künstlern inspirieren.
TANGER
Oben: Früher Containerhafen, heute
Stadtpark. Die alten Mauern wurden
vollständig restauriert. Der neu gestaltete
Platz lädt zum Flanieren ein
Links: Cap Spartel: Spektakulärer
Aussichtspunkt mit Blick auf die
Straße von Gilbraltar
Rechts: Die Architektur ist keineswegs
einheitlich: Belle Epoque,
Renaissance, Klassizismus
26
Beatniks in der Medina von Tanger
Exkurs: Stadtgeschichte
Der in New York lebende Literat Paul Bowles äußert 1931 den Wunsch nach einem interessanten, besonderen
Urlaubsort. Die Schriftstellerin Gertrude Stein empfiehlt ihm das liberale und preisgünstige Tanger. Gemeinsam mit
seinem Freund und Lehrer, dem Komponisten Aaron Copland, nimmt Bowles den zwischen Manhattan und Tanger
verkehrenden Ozeandampfer. Es wird mehr als nur ein Urlaub. Paul Bowles wird wiederkommen und den Rest seines
Lebens in seiner Wahlheimat Tanger verbringen.
In den 50er- und 60er-Jahren kommen die Literaten
der amerikanischen Beat-Generation nach Tanger.
Jack Kerouac wird durch den Kult-Roman „On the
Road“ weltberühmt. Sein Kollege, William Burroughs,
wird in Tanger sein literarisches Hauptwerk „The
Naked Lunch“ verfassen. Die jungen Literaten frönen in
Tanger dem lasziven Leben.
Wer länger bleibt, hält Angestellte.
Es kommen immer
mehr Künstler, die in Europa
und in den USA den spießbürgerlichen
Vorstellungen
nicht folgen wollen. Tanger
war zu diesem Zeitpunkt ein
Fluchtort und Sammelbecken
für alle, die aus dem gewohnten
Trott ausbrechen
wollten. In Tanger mischen
sich die Kulturen. Man
spricht englisch, französisch
und spanisch. Arabische
Märkte und die engen Gassen
der Altstadt sind exotisch
genug, um die Sorgen von
kleinbürgerlichen Lebensentwürfen
zu vergessen. Die
Liste der aus diesem Grund
immer gerne wiederkehrenden
Gäste liest sich dann
auch wie ein Who is Who der
intellektuellen Querdenker
des Westens: die Schriftsteller
Paul Bowles, Jean Genet
und Truman Capote, Tennessee
Williams und Allen Ginsberg, der Filmregisseur Pierre
Paolo Pasolini und der Philosoph Michel Foucault
sowie die Millionärin Barbara Hutton und der Verleger
Malcolm Forbes zählen zu den bekanntesten. In Tanger
machen sie die Nacht zum Tage. An Möglichkeiten mangelt
es nicht. In den vom großen Souk abgehenden Nebenstraßen
gibt es Bars, die bis in die Morgenstunden geöffnet
sind. Die Fangemeinde der Beatniks pilgert noch
heute nach Tanger. Ihr Ziel ist die dem Hotel El Munira
angegliederte Bar Tanger Inn, wo Fotos der Schriftsteller
und Lebenskünstler hängen. Sehnsüchte und alternativentschleunigte
Lebensentwürfe
sind dann immer ein
großes Thema. Für viele
„Neo-Beatniks“ wird Tanger
zur Lebensetappe auf der
ganz privaten Sinnsuche, wie
einst Paul Bowles. Einer seiner
Lieblingsorte war die
Terrasse des Hotels Continental
mit ihrem freien Blick
auf den Hafen. Diesen Hafen
gibt es jedoch nicht mehr.
Seit einigen Jahren erlebt
Tanger nämlich eine bemerkenswerte
Metamorphose:
Tanger macht sich fein. Das
berühmte Hotel aus dem
Jahr 1865 mit dem unvergleichlichen
Blick auf den
Hafen hat heute noch Kultstatus.
Im zweiten Weltkrieg
fungierte es als Versteck für
Spione, später avancierte es
zum Mittelpunkt des kosmopolitischen
und kulturellen
Lebens der Stadt. Interieur
und Mobiliar – die majestätische
Treppe, das alte Klavier,
die tiefen Sessel, das Grammophon sowie die vielen
alten Fotografien – erinnern heute noch an die magischen
Zeiten der Vergangenheit. Dennoch ist das Hotel Continental
kein Museum, vielmehr ist es ein Stück marokkanische
Zeitgeschichte.
27
Hinter jeder zweiten Straße verbirgt sich eine
kleine Überraschung, sei es eine Malerei oder
irgendein Kunstobjekt. Graffitis entdeckt man
an jeder Ecke. Es ist unmöglich, sich dem
besonderen Charme der pittoresken Hafenstadt zu
entziehen. Asilah wird wegen seiner Künstler, die hier und
in der Umgebung leben, mit Essaouira verglichen. Wie in
der südlichen Schwesterstadt findet auch in Asilah
alljährlich ein renommiertes, internationales Kulturfestival
statt, das inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus
bekannt ist. Schriftsteller, Musiker, Maler und Bildhauer
pilgern dann für einen Monat, im August, nach Asilah und
lassen sich von der einmaligen Atmosphäre, die dann dort
herrscht, inspirieren. Asilah ist angesagt! Dabei wurde die
Festungsstadt in den 1980er- Jahren in den Reiseführern
als Kuriosität erwähnt. Davor interessierten sich allenfalls
Seefahrer für den Ort: Die Phönizier errichteten hier um
1500 v. Chr. einen Handelsstützpunkt, genau wie die
Portugiesen 3000 Jahre später. Aus dieser Zeit stammt
auch die für Asilah typische Festungsmauer, die direkt auf
die Felsklippen gebaut wurde. Wegen der schneeweiß
getünchten Häuser mit den blauen Türen und Fensterläden
hat Asilah einen andalusischen Charakter und erinnert an
Chefchaouen im Rifgebirge.
ASILAH
Oben und unten rechts: Da
die Festung quadratisch ist,
kann man sich in den Gassen
nicht verlaufen. Man findet
immer wieder auf den Hauptweg
zurück und kommt stets
an der Mauer an
Links: Die Graffitis wechseln
jedes Jahr. Während des Festivals
malen die Künstler einfach
neue Graffitis auf die alten
28
CHEFCHAOUEN
29
CHEFCHAOUEN
Die hübsche Stadt Chefchaouen inmitten der
Rif-Berge birgt ein mysteriöses Geheimnis:
Warum werden die ursprünglich weißen Häuser
zunehmend blau angemalt? Das Phänomen
lockt immer mehr Künstler und neugierige Touristen
nach Chefchaouen. Die Stadt erinnert an einen zauberhaften
Ort aus einem schönen Märchenbuch, voller Düfte und
Farben, mit Tausenden verschiedenen Blautönen. Chefchaouen
gehört zu jenen Städten, die ein Reisender in einem
Tag erkunden kann, wo man aber gern zwei, drei
Tage länger bleibt. Chefchaouen ist bei Weitem nicht so
populär wie Marrakesch oder Fes, aber viel entspannter.
Die wichtigste Sehenswürdigkeit: die mysteriösen blauen
Häuser. Die etwa 70 000 Einwohner zählende Stadt wurde
30
im 15. Jahrhundert zur Zufluchtsstätte für Muslime aus
Andalusien. Aus dieser Zeit stammt auch die gut erhaltene
Altstadt mit ihren weiß getünchten Giebelhäusern. Chefchaouen
hat deshalb ein ausgesprochen andalusisches
Flair. Der Zutritt zur Stadt war bis 1920, als die Spanier
die Stadt eroberten, für Nichtmuslime verboten. Auch
heute noch gilt Chefchaouen als heilige Stadt. Wegen der
malerischen Gassen und schönen exponierten Lage inmitten
der Berge gehört die Stadt zu den eindrucksvollsten
Orten Marokkos. Übrigens: Für das mysteriöse Geheimnis
gibt es eine profane, aber einleuchtende Erklärung:
Wenn im Sommer das gleißende Sonnenlicht von den weißen
Häusern reflektiert wird, kann das für die Augen sehr
anstrengend sein. Das Blau ist viel angenehmer.
31
32
EL JEBHA
33
EL JEBHA
34
AL HOCEIMA
Wer die von vielen noch unentdeckte Mittelmeerküste
Marokkos erkunden möchte,
seien drei Orte empfohlen: El Jebha, Al
Hoceima und Saidia. Ein pittoreskes Fischerdorf,
ein idyllischer Urlaubsfleck und ein ursprünglicher
Badeort. An einer Bucht an der Küste zwischen Tetouan
und Al Hoceima liegt der beschauliche Fischerort El
Jebha. Beeindruckende Steilklippen säumen die Meeresbucht.
Im Ortszentrum finden sich kleine Cafés und Restaurants.
Die Küste ist mit etlichen sehenswerten Kraterbuchten
gesäumt. Dafür ist zuvor aber Wandern angesagt.
Denn über die Küstenstraße gelangt man ins Dorf, nicht zu
den Kraterbuchten. Die sind gut versteckt. Der Fußmarsch
ist beschwerlich – aber der Ausblick entschädigt für die
Mühe. Al Hoceima zählt wegen der traumhaften Lage zu
den attraktivsten Badeorten Marokkos. Die Strände und
Buchten eignen sich hervorragend zum Surfen, Tauchen
und Wasserskifahren. Ausrüstung kann vor Ort geliehen
werden. Vom Ortszentrum im spanischen Stil mit seinen
Cafés, Hotels und Gärten eröffnet sich ein grandioser
Blick auf die benachbarte Meeresbucht. Sehenswert ist der
Hafen: Hier kann man den Fischern bei der Arbeit zuschauen
und mit ihnen aufs Meer fahren! Der Badeort Saidia
liegt etwa 70 Kilometer östlich von Nador. An seinen
wunderschönen kilometerlangen Stränden finden sich
traumhaft gelegene Campingplätze und Ferienhäuser. Das
touristische Zentrum ist die „Mediterranea Saidia“: Ein
700 Hektar großes Küstengelände, das mit Villen, Hotels,
luxuriösen Appartements, Golfplätzen, einem Yachthafen,
Boutiquen und Clubs aufwarten kann.
Linke Seite: Mit den Fischern von
El Jebha kann man die Felsküste
entlang fahren und zahlreiche,
versteckte Grotten und spektakuläre
Kraterbuchten entdecken
SAIDIA
Oben: Der Cala Bonita Strand in
Al Hoceima zählt zu den schönsten
Stränden Marokkos
Links und rechts: Das beliebte
Seebad Saidia wird wegen seines
hellblauen Wassers auch „Blaue
Perle“ genannt. Saidia hat mit 14
km den längsten Strand an der
marokkanischen Mittelmeerküste
35
36
Exkurs: Marokkanische Küche
Streifzug durch die marokkanische Küche
Ein marokkanisches Mahl ist eine alle Sinne weckende Erfahrung. Die marokkanische Küche gehört
zu den besten der Welt. Jede Region offenbart ihre eigenen Spezialitäten. Hier ein kleiner Vorgeschmack
auf das, was Sie in Marokko erwartet.
Beginnen wir den Tag auf der Dachterrasse eines
Riads – mit einem perfekten marokkanischen
Frühstück: frisch gepresster Orangensaft,
dazu Croissants, Joghurt, Pfannkuchen,
frische Konfitüre und köstlicher Honig. Der Kaffee wird
schwarz, mit Milch oder als Milchkaffee serviert, selbstverständlich
bekommt man auch Minztee. Derart gestärkt,
kann der kulinarische Rundgang beginnen. Die Restaurants
in der Medina, auch die mobilen Garküchen auf dem
Platz Djemaa el Fna in Marrakesch,
sind ein gutes Revier, um
die Klassiker der marokkanischen
Küche kennenzulernen. Dazu
zählen besonders die „Tajines“, in
Olivenöl geschmorte Eintopfgerichte.
Unwiderstehlich! Diese
Fleisch-, Geflügel- oder Fischragouts
werden mit diversen Gemüsebeilagen,
gelegentlich auch mit
Datteln, Mandeln oder Pflaumen
gereicht. Traditionell wird die Tajine
in einem Tongefäß mit konischem
Deckel zubereitet, das dem
Gericht seinen Namen gab. Die
tönernen Schmortöpfe werden in
vielen Regionen Marokkos in
Handarbeit hergestellt. Sie sind
nahezu unverwüstlich und extrem
hitzebeständig. Das müssen sie
auch sein, denn ein Tajinegericht
köchelt stundenlang, meist auf offenem
Holzkohlefeuer. Der Topf
besteht aus einem flachen Teller
mit erhöhtem Rand sowie einem Deckel, der konisch nach
oben zuläuft. An der Spitze dieses Deckels befindet sich
außen eine Mulde, die während des Kochvorgangs mit
kaltem Wasser gefüllt wird. Das bewirkt beim Kochen
eine Abkühlung des Deckels. Der im Gefäß aufsteigende
Wasserdampf kühlt ebenfalls ab, kondensiert und fließt an
den Innenseiten des Deckels wieder zurück in den Sud.
Die Zutaten können somit ohne große Hitze gegart werden.
Nährstoffe und Aromen bleiben erhalten – Tajine, das
ist der perfekte Schmortopf schlechthin! Couscous ist das
vielleicht bekanntestete marokkanische Gericht. Hauptbestandteile
sind Hirse- oder Hartweizengrieß. Charakteristisch
ist die feine Ausgewogenheit von Gewürzen und
Fleisch- und Gemüsemischungen. Couscous gibt es in unzähligen
wohlschmeckenden Varianten. Deshalb sollte es
auch eigentlich die Couscous heißen, derart viele gibt es
davon, je nach Jahreszeit und Region. „Brochettes“,
Fleischspießchen, sind ein weiterer Gastro-Klassiker,
ebenso „Kefta“, in Olivenöl gebratene
Hackfleischbällchen. Wer
einen „Méchoui“, ein geröstetes
Lamm am Spieß, kosten möchte,
muss diesen meist vorbestellen.
In kleineren Etablissements stehen
oft frische Salate, Fischteller,
kross gebratenes Geflügel, Eierspeisen
und „Harira“, eine kräftige
Suppe mit Linsen, Bohnen
oder Erbsen, oft mit Fleischeinlage,
auf der Karte. Das Schmuckstück
der marokkanischen Küche
ist die Pastilla. Eine Blätterteigpastete,
gefüllt mit einer Mischung
aus fein geschnittener
Taubenbrust, hart gekochtem Ei,
Mandeln, Honig und Petersilie,
das Ganze mit Puderzucker und
etwas Zimt bestäubt. Ein regelrechtes
Fest der Sinne! Diese
Blätterteigkunst findet man in den
mit Hackfleisch, Hühnerklein
oder Fisch gefüllten Briouats
(Teigtaschen) wieder. Zum Abschluss marokkanisches
Gebäck: Crêpes mit Honig und Sesamkörnern, Mandelkuchen,
Rosinenkuchen, usw. Dazu natürlich den traditionellen
Minztee. Die marokkanische Haute Cuisine vereinigt
arabisch-andalusische, berberische sowie französische
Einflüsse; dazu gehören feine Oliven- und Arganöle sowie
virtuos abgestimmte Gewürzmischungen. Wer auf seiner
Marokkoreise ein paar Pfunde zugelegt hat, der ist offensichtlich
auf seine Art im Land angekommen.
37
Das Tor zum
FES
Mittelalter
In vielen Städten und Regionen
Marokkos hält die Moderne Einzug.
Wie sieht es in Fes, im spirituellen
Herzen des Landes aus?
Ihre Medina – die größte und am
besten erhaltene der Welt – liefert
den Besuchern ein Feuerwerk
an Eindrücken.
38
FES UND DER MITTLERE ATLAS
39
FES UND DER MITTLERE ATLAS
Im Gerberviertel von Fes el-Bali
werden noch auf traditionelle
Weise Felle bearbeitet und
Lederwaren aller Art hergestellt.
Wer den Gerbern bei ihrer
schweißtreibenden Arbeit zuschauen
möchte, sollte allerdings
nicht zimperlich sein. Über den
Farbbottichen entfaltet sich ein
Geruch, der für die Nasen der
Besucher eine Herausforderung
ist. Für die Touristen gibt es eine
einfache Lösung: Minzzweige, die
man sich vor die Nase hält
Youssef scheint sich da ganz sicher zu sein:
„Zwanzigtausend Kilometer garantiert!“ Er
lobt nicht den in Tanger produzierten Neuwagen.
Nein, er verkauft gerade ein einfaches
Paar belghas – Pantoffeln aus Leder. Er weiß, dass er das
Spiel fast gewonnen hat, wenn ihm der Tourist ein Lächeln
schenkt. Immerhin ist es ihm gelungen, das Interesse des
Mannes so weit zu wecken, dass dieser ihm bis auf die Terrasse
seines Ladens folgt. Von dort genießt man einen
sagenhaften Blick auf die Chouara Gerbereien. Sie sind
älter als 900 Jahre, erstrecken sich über 7000 Quadratmeter
und beschäftigen rund 400 Mitarbeiter. Ihre Restaurierung
vor einigen Jahren hat dem einzigartigen mittelalterlichen
Flair nicht geschadet. „Die Show muss weitergehen“,
meint Youssef und überreicht „seinem“ Touristen einen
frischen Minzstrauß. Er soll den strengen Geruch überdecken,
der aus den tiefen Becken hochsteigt. Die Tierhäute
werden zunächst in ein Kalkbad getaucht und anschließend
in eine Bio-Lake aus tierischen Exkrementen gelegt.
„Siehst du, jetzt kommen sie in die Waschmaschine“, sagt
der junge Mann, der seinem Gast jeden Arbeitsgang präzise
erklärt. Bei der „Waschmaschine“ handelt es sich um
eine große Holztrommel, in der die Häute immer und
immer wieder gewaschen und geschleudert werden. Der
gesamte Arbeitsprozess erstreckt sich über gut 30 Tage.
„Die Leute aus Europa“, so Youssef, „finden die Färbung
des Leders am interessantesten – all die bunten Farben.“
Youssef listet die Produkte auf, die dafür zum Einsatz
kommen: „Mohnpulver für das Rot, Henna für das
40
FES
41
42 FES
FES UND DER MITTLERE ATLAS
Orange, Indigo für das Blau und die Safranblume – die
teuerste Zutat – für das Gelb.“ Heutzutage werden hier
10 000 Häute pro Tag behandelt. „Dbagh Dar Dar Dhab“,
lautet ein Sprichwort in Fes: „Die Gerberei ist eine
Goldgrube!“ Oder wie Youssef einfach formuliert: „Fes
hat Leder im Blut!“ In der Medina von Fes arbeiten schätzungsweise
immer noch 30 000 Handwerker, obwohl die
Töpfer, die Zellig-Handwerker und die Blechschmiede im
Osten der Stadt einquartiert wurden. Dennoch halten auf
dem Platz Seffarine immer noch viele Handwerksbetriebe
die Stellung, wie zum Beispiel die Blechschmiede. Der
Duft von Zedernholz – kennzeichnend für die Schreinereien
– schwebt immer noch in der Luft, wenn man durch den
Nejjarine Souk schlendert. An anderen Stellen befinden
sich kleine Schneider-Ateliers, Stickereien, Schuhmacher
und etliche andere auf Weiterverarbeitung spezialisierte
Fachbetriebe. „Aber den Brokat-Meister Haj Ouazzani
wird man nur mit ortskundiger Hilfe finden können“,
meint Mouhib Brahim, ein junger Designer aus Fes und
ergänzt: „Die große Kunst besteht in Fes darin, ein
Geheimnis zu hüten!” Mouhib weiß den unermesslichen
Schatz, den Fes mit seinem enormen Arsenal an
begnadeten und spezialisierten Handwerkern aufbieten
kann, richtig zu bewerten: „Unsere Handwerker können
alles, sie sind sogar in der Lage, die historischen
Denkmäler materialgerecht zu restaurieren.“ „Fes ist ein
lebendiges Museum“, meint Chakib Kabbaj, Präsident der
autorisierten Stadtführer in Fes. So wurde 2009 ein
Schulungs- und Qualifizierungszentrum für Kunsthandwerk
ins Leben gerufen. 2015 haben 450 Schüler eine
Ausbildung in 25 verschiedenen Berufen absolviert. „Wir
haben als Meister die besten Handwerker von Fes genommen”,
ergänzt dessen Direktor Aboujaafar Ahmed
stolz. „Die Selektion ist streng, aber im Anschluss können
wir viel Arbeit garantieren”. Fes wurde 1981 von der
UNESCO zum Welterbe der Menschheit ernannt. Die
Stadt ist in der Tat eine ewige Baustelle. In den vergangenen
Jahren wurde die Sanierung von über 50 historischen
Denkmälern durchgeführt, resümiert Serrhini Fouad,
Direktor der Agentur für Entwicklung und Rehabilitation
der Medina. Auf der Liste steht auch die berühmte
Medersa Seffarine, wo junge Theologiestudenten aus der
nahe gelegenen Moschee Karaouine beherbergt sind.
Diese bekamen – das muss man sich mal vorstellen –
neben einer Kantine und Duschen auch Fernsehen und
WLAN. Wer also dachte, Fes verharre auf ewig in seiner
Vergangenheit, der irrt. Vielmehr spürt man allerorten,
dass Fes mehr ist als die Summe seiner Handwerker. Man
möchte den legendären Ruf als avantgardistische Stadt,
der Fes jahrhundertelang vorauseilte, wiederbeleben. Eben
wie im Jahre 859, als ein gewisser Sylvester II., der später
Papst wurde, und der jüdische Philosoph Maimonides die
Karaouine-Universität, die älteste der Welt, besuchten.
Oben: Nach den Erkundungen in der
größten Medina der Welt können die
Besucher in einem der zahlreichen, erstklassigen
Hotels herrlich entspannen
Links: Werkstatt und Verkaufsraum in
einem – auf engstem Raum. Fes ist für
seine Handwerker bekannt. Bei uns ist
der Beruf des Scherenschleifers schon
lange ausgestorben
Unten: Die Medersa Attarine ist eine
ehemalige Koranschule. Sie wurde 1323
erbaut. Sie gehört zur Medina, die 1981
von der UNESCO als Weltkulturerbe
anerkannt wurde
FES
43
MEKNES
Oben: Das imposante Tor Bab al Khemis. Es
wurde im 17. Jahrhundert nach den Plänen
von Moulay Ismaïl erbaut
Unten: Knapp 25 Kilometer nördlich gelangt
man zur heiligen Stadt Moulay Idriss. Hier befindet
sich auch die Grabstätte des gleichnamigen
Herrschers des ersten marokkanischen Reiches.
Die Stadt gilt als einer der bedeutendsten
Wallfahrtsorte Marokkos für Muslime
Meknes wurde 1996 von der UNESCO zum
Weltkulturerbe erklärt. Die in 550 m Höhe
gelegene Stadt mit ihren 500 000 Einwohnern
gehört neben Fes, Marrakesch
und Rabat zu den vier Königsstädten Marokkos. Moulay
Ismail, der Gründer der Alaouiten-Dynastie war ambitioniert
und visionär. Er verwandelte ein bedeutungsloses
Städtchen in ein „marokkanisches Versailles“. Innerhalb
der hohen Mauern der Stadt erschufen seine Arbeiter einen
prächtigen Palast, Moscheen, Medersen, Gärten und Wasserwerke,
die durch ihre Vielfalt und architektonische Einheit
heute noch beeindrucken. Entsprechend lang ist die
Liste der Sehenswürdigkeiten: das prachtvolle Mausoleum
von Moulay Ismail, die riesigen Stallungen des Heri Souani,
das imposante Stadttor Bab el Mansour oder – 30 Kilometer
von Meknes entfernt – der Wallfahrtsort Moulay
Idriss. Meknes hat kein Spektakel wie Marrakesch zu bieten.
Auch erfährt der Besucher keine Zeitreise ins Mittelalter,
wie das in Fes der Fall ist. Wer bereit ist, sich auf den
besonderen Charme einer Königsstadt mit einst atemberaubender
Architektur einzulassen, wird eine unvergessliche,
hinreißende Entdeckungsreise erleben abseits der
Touristenströme. In gewisser Hinsicht ist der Besuch von
Meknes ein echter Geheimtipp.
44
Die Stadt, die Rom mit Öl versorgte
Exkurs: Zeitreise
Vor über 2000 Jahren verblüfften die Römer mit ihren Innovationen nicht nur einen gallischen Hinkelsteinproduzenten,
der von ihren „irren“ Ideen gar nichts wissen wollte. Zu Unrecht. Denn dort, wo sich die Römer niederließen,
haben sie beeindruckende Städte gegründet – futuristische Megacities der Antike. Eine davon war Volubilis.
Die ehemalige Hauptstadt der römischen Afrikaprovinz
Mauretania ist heute die bedeutendste
Ruinenstadt Marokkos. Reisende bekommen
bei einem Rundgang durch dieses
beeindruckende Freilichtmuseum eine gute Vorstellung
vom damaligen Leben der
Römer in Marokko. Volubilis,
Weltkulturerbe der
UNESCO, liegt 40 Kilometer
nördlich der alten
Königsstadt Meknes, einem
Gebiet mit äußerst
fruchtbarem Boden. Volubilis
war seinerzeit einer
der größten Produzenten
von Olivenöl. Mehr als 40
Hektar Olivenbaumhaine
befanden sich in der Umgebung
der Stadt. Ein gut
ausgebauter Handelsweg
ins heutige Tanger sicherte
den Export und den
Wohlstand von über
10000 Menschen, die in
Volubilis gelebt haben.
Die Ausgrabungen brachten
nicht nur spektakuläre
Mosaike zutage. Vielmehr
belegen sie, dass
hier auf marokkanischem
Territorium eine völlig
neue Stadtplanung umgesetzt
wurde: Stadtmauer,
Forum, Kapitol, Basilika
sowie die mächtigen Triumphbögen.
Außerdem
legten die Römer ein neuartiges
Straßennetz an,
das die einzelnen Stadtviertel verbunden hat. Noch im 7.
Jahrhundert, als die Römer längst Marokko verlassen hatten
und die Araber kamen, sprachen die Bewohner Latein.
Das Gelände ist täglich von 8:30 Uhr bis eine Stunde vor
Sonnenuntergang zugänglich. Der Ort kann allein oder in
Begleitung eines Führers besichtigt werden. Mehrere offizielle
Führer befinden sich am Eingang des Geländes (Reservierung
für einen persönlichen Besuch möglich). Vorher
besser den Preis für die Besichtigung festmachen!
Eine individuelle Besichtigung
dauert etwa zwei
bis drei Stunden, aber
man kann dort den ganzen
Tag schlendern, wenn
man sich alles en Details
ansehen möchte. Die
wichtigsten Monumente
sind mit Tafeln gekennzeichnet.
Das Museum
zeigt auf zwei Etagen
Fundstücke und dokumentiert
die Ausgrabungen
des 42 Hektar großen
Geländes. Darüber hinaus
wird die historische
Bedeutung der archäologischen
Ausgrabungstätte
erklärt. Die meisten Informationen
sind in Arabisch,
Französisch und
Englisch verfügbar. Die
Ausstellungsstücke umfassen
hauptsächlich Keramiken,
Marmorstauen,
Bronzen und Mosaike.
Einige Ausgrabungsfunde
aus Volubilis sind auch
im archäologischen Museum
in Rabat ausgestellt.
Im Sommer kann
es in dieser Gegend sehr
heiß werden! Man sollte
unbedingt einen Hut tragen und eine Wasserflasche mitnehmen,
auf dem Gelände ist kaum Schatten. Am besten
für den eigenen Besuch sind die kühleren und ruhigeren
Stunden des Morgens sowie der späte Abend.
45
MITTLERER ATLAS
Oben: Die sanft hügelige und grüne Landschaft
bei Ifrane im Mittleren Atlas
Rechts: Die Oum er Rbia-Quellen im Nationalpark
von Aguelmam Azigza. Sie sind besonders in
der heißen Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.
Auf dem Weg dorthin kann man die Zedernwälder
des Mittleren Atlas besuchen und mit etwas
Glück die hier lebenden Berberaffen sehen
Links: Spektakuläre Fahrt durch die enge
Schlucht des Cirque de Jaffar
Der Mittlere Atlas findet bei vielen Reisenden
nur wenig Beachtung. Leider zu Unrecht. Keine
Region in Marokko ist derart vielfältig:
Am Cirque de Jaffar, im Südosten der Region,
begegnen sich der Mittlere und der Hohe Atlas, durchschnitten
von einer gerade mal zwei Meter breiten
Schlucht. Ein spektakulärer Ort für Offroad-Exkursionen.
Auch eine Trekkingtour durch die Schlucht dürfte unvergessen
bleiben. Diese Location kontrastiert die topographische
Vielfältigkeit des Mittleren Atlas besonders: Hier,
bei Midelt, die aride Bergregion. Auf der anderen Seite, im
Westen des Mittleren Atlas befindet sich der regenreichste
Landschaftsteil Marokkos. Südlich von Meknes eignet
sich der Boden sogar zum sensiblen Weinanbau, da der
Lehm-Kalk-Boden das Wasser gut aufnehmen und hervorragende
Weine hervorbringen kann. Das Klima ist
nicht minder abwechslungsreich: Im Winter fallen hier die
Temperaturen auf unter Null Grad Celsius, es kann durchaus
bis in den April hinein Frost geben. Charakteristisch
ist aber auch der Chergui, ein äußerst warmer Wind, der
sich im Hochsommer so anfühlt, als würde man die Tür
eines Backofens öffnen. Die Temperatur steigt dann auf
bis zu 40 Grad Celsius. Die für die Region typischen Olivenbäume
und Zypressen spenden dann Schatten. Sie verwandeln
mitunter das Bild des Mittleren Atlas in eine pittoreske
Toskana- oder Provencelandschaft.
46
47
Exkurs: Weinland Marokko
Wein aus Marokko?
48
50 Millionen Flaschen Wein werden jährlich in Marokko
produziert. Das überrascht? Dann probieren
Sie erst mal einen marokkanischen Wein aus!
Wer schon mal, vermutlich im
Urlaub, einen marokkanischen
Wein verkostet hat, wird festgestellt
haben, dass dieses sonnenverwöhnte
Land hervorragende Weine hervorbringt.
Das ist kein Zufall, Marokko hat eine
über 2000 Jahre alte Tradition im Weinanbau,
die bis zu den Phöniziern zurückreicht. Auch
nach dem Eintreffen der Araber im Jahr 681
wurde die Weinproduktion nie ganz unterbrochen.
Heute kommen viele Winzer aus dem
Bordelais oder Châteauneuf-du-Pape und produzieren
nun in den Weinregionen um Meknes,
Casablanca und Essaouira Spitzengewächse.
Dort können die lehm- und kalkhaltigen Böden
bei 300 bis 400 mm Regen im Jahr das Wasser
gut halten und bleiben fruchtbar. Die Aufzucht
der Reben muss hingegen dem Klima angepasst
werden. Die Winzer können nicht so dicht
pflanzen wie in Europa, das würde die Rebe zu
sehr „stressen“. Stattdessen brauchen sie eine
dichte Belaubung, die Schatten spendet und vor
Sonnenbrand schützt. Auch müssen die Trauben
aufgrund der klimatischen Bedingungen
früher geerntet werden als in Europa, also bereits
Anfang August, während in Europa die
Ernte erst im September, manchmal sogar im
Oktober beginnt. Alles in allem ermöglichen
die marokkanischen Bedingungen gute Weinproduktionen:
Die Rotweine sind mit bis zu 14
Prozent Alkoholgehalt schwer und haben starke,
kräftige Aromen. Die guten Weißweine sind
fruchtig und leicht zu trinken, sofern sie nicht
im Barrique ausgebaut werden. In den vergangenen
Jahren hat sich zudem in Marokko die
Luxushotellerie eindrucksvoll entwickelt. Nirgendwo
im Mittelmeerraum gibt es solch eine
Dichte an Fünfsterne-Hotels und erstklassigen
Restaurants wie hier. Eine Herausforderung für
die marokkanischen Winzer, die mit viel Hingabe
einheimische Spitzengewächse kreieren.
Die marokkanischen Grand Crus brauchen sich
vor den europäischen Weinen nicht zu verstecken.
Viele dieser Spitzenweine sind für besondere
Anlässe hervorragend geeignet, wie beispielsweise
der „Orian Blanc“, ein trockener
Wein mit einem süßen, likörartigen Geschmack,
kräftigen Aromen und einem langen Abgang.
Ein echter Luxuswein, der in Marokko einzigartig
ist. Auch die Spitzenweine der anderen
Weingüter haben es in sich.
49
Die Straße
KasbahS
der 1000
Im Süden Marokkos bietet sich eine Tour der Extraklasse an.
Auf dem Weg in die Wüste führt sie entlang der schneebedeckten
Berge des Hohen Atlas und vorbei an den größten
Canyons Nordafrikas. Für viele Reisende ist sie schlichtweg
ein Traum: die Straße der 1000 Kasbahs.
STRASSE DER 1000 KASBAHS
STRASSE DER 1000 KASBAHS
TAL DER ROSEN
52
STRASSE DER 1000 KASBAHS
OUARZAZATE
Oben: Die im 17. Jhd. erbaute
Taourirt Kasbah im Stadtzentrum
von Ouarzazate
Rechts: Von den Fenstern
der Kasbah Telouet hat man
einen herrlichen Blick auf
Telouet und auf die umliegenden
Landschaften
Links: Die Ruine einer alten
Kasbah im Tal der Rosen, am
Fuße des M‘Goun-Massivs
TELOUET
Eine Tour auf der Straße der 1000 Kasbahs startet man am
besten in Marrakesch. Der Gebirgsparcours windet sich
zunächst in zahllosen Serpentinen auf den 2260 Meter
hohen Gebirgspass Tizi n’ Tichka. Ein Geländewagen ist
nicht erforderlich, die Straße ist asphaltiert und gut ausgebaut. Das
erste Etappenziel hält ein echtes Highlight bereit: Nördlich von
Ouarzazate befindet sich die wohl interessanteste aller Kasbahs: Aït
Benhaddou. Die exzentrische Wohnburg mit ihren herausragenden
Türmen gehört heute zum Weltkulturerbe. Berühmt wurde Aït
Benhaddou als spektakuläre Filmkulisse in etlichen Hollywoodfilmen
wie „Gladiator“ und „Die letzte Versuchung Christi“.
Für die Filme „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ und
„Lawrence von Arabien“ wurden eigens neue Türme aus Pappe
gebaut. Die neuen Teile der Filmstadt sind so täuschend echt, dass
53
STRASSE DER 1000 KASBAHS
DADES-TAL
54
STRASSE DER 1000 KASBAHS
DADES-SCHLUCHT
Oben: Das Hochland nördlich
der Dades-Schlucht bietet
atemberaubende Ausblicke
Links: Die eindrucksvolle
Kasbah Tamnalt inmitten des
Dades-Tals wurde im Einklang
mit der Natur erbaut
Rechts: Von Boulmane du
Dades führt eine spektakuläre
Serpentinen-Straße durch die
gleichnamige Schlucht
sie sich perfekt ins Landschaftsbild einfügen. An der Filmstadt
Ouarzazate vorbei gelangt man schließlich auf die berühmte Straße
der Kasbahs. Unzählige Kasbahs, jene für Marokko typischen
Lehmburgen, die früher vielen Hundert Menschen als Wohnstatt
dienten und in Kriegszeiten Schutz geboten haben, werden passiert.
Auf dieser Strecke gehören die atemberaubenden Schluchten
„Gorges du Todra“ und „Gorges du Dades“ zum Pflichtprogramm.
Es sind die größten Canyons in Nordafrika. Die Tour führt nun
entlang des Hohen Atlas. Man hat die eindrucksvolle Bergkulisse
links stets im Blick. Etwa 20 Kilometer westlich der Todra-Schlucht
erreicht man die Oase Tinerhir. Der auf Terrassen angelegte Ort in
landschaftlich wunderschönem Ambiente am Fuße eines dichten
Palmenhains besitzt sehenswerte Bauwerke. Die Kasbah überragt
die Stadt, den Palmenhain und das ganze Land. Auf keinen Fall
55
STRASSE DER 1000 KASBAHS
TODRA-SCHLUCHT
56
STRASSE DER 1000 KASBAHS
TINERHIR
Oben: Die Oasenstadt
Tinerhir am Fuße der Todra-
Schlucht ist der Hauptort
der Region
Links und rechts: Tradition
und Wandel in der Todra-
Schlucht: Diese Frau kommt
mit ihrem Esel aus dem
Norden und macht hier
Rast – wie die Touristen im
Reisebus, die den größten
Canyon Nordafrikas entdecken
möchten
darf man den Abstecher in die Todra-Schlucht versäumen. Ein
unbeschreibliches Erlebnis. Die Schlucht ist an den engsten Stellen
gerade einmal zehn Meter breit. Neben der Straße plätschert das
Wasser des Oued Todra, das die Dattelpalmen und Mandelbaumfelder
bewässert. Weiter geht es in Richtung Wüste. Auf dem Weg zum
Erg Chebbi, Marokkos Sanddünengebiet im Südosten, steuern aus
dem Norden kommende Reisende zunächst die Oasenstadt Rissani
an. Diese Region, am Rande der Sahara, Tafilalet genannt, wurde
einst von der mächtigen Karawanenstadt Sijilmassa beherrscht. Das
sagenhaft reiche Handelszentrum war ein Verkehrsknotenpunkt.
Heute versanden die Ruinen der einst mächtigen Stadt. Den Karawanenhandel
ersetzt nun der Tourismus. In dem kleinen Wüstenort
Merzouga, 40 Kilometer weiter südlich, können Reisende Abenteuerluft
schnuppern – ohne Expeditionsausrüstung. War Merzouga
noch vor zwei Jahrzehnten ein Dorf mit wenigen Lehmbauten und
57
STRASSE DER 1000 KASBAHS
58
STRASSE DER 1000 KASBAHS
Oben und links: Merzouga
bietet eine ideale Basis,
um ein Camp in den Dünen
aufzuschlagen und gänzlich
unter freiem Himmel
zu nächtigen
Rechts: Die Herbergen
rund um den Erg Chebbi
bieten auch in der Wüste
viel Komfort
ERG CHEBBI
nur über eine Wellblechpiste zu erreichen, führt heute eine
Teerstraße direkt zu Hotels, die an den Dünen liegen. Die Hoteliers
organisieren Kamelausritte in zusammengestellten Karawanen. Die
Zeiten ändern sich eben. In Merzougas Wüstenherbergen lässt sich
herrlich abschalten. Die einstöckigen Lehmbauten sind weiträumig
angelegt. Inmitten der charmanten Hotels im Kasbah-Stil befinden
sich mehrere Gärten, Terrassen und schattige Plätze. In den komfortablen,
großen Zimmern fühlt man sich wie ein Fürst. Die Räume
sind mit Teppichen ausgelegt und mit Details verziert. Das Essen
wird liebevoll zubereitet. Die Atmosphäre ist familiär. Von den
rückseitigen Terrassen, wo man selbst im Januar im T-Shirt frühstücken
kann, gelangt man direkt in die Dünen. Was will man
mehr? Vielleicht die Wüste in einem Sportwettbewerb kennenlernen?
Davon gibt es einige. Die bekanntesten sind Aïcha des Gazelles,
59
STRASSE DER 1000 KASBAHS
60
STRASSE DER 1000 KASBAHS
Oben und rechts: Gefährliche
Dünenabfahrt bei der Ralley
Aïcha des Gazelles. Wer mit
dem Fahrzeug einsandet, muss
es freischaufeln. Eine schweißtreibende
Angelenheit
Links: Wer im Frühling zufällig
nichts Besseres zu tun haben
sollte, könnte doch beim Marathon
des Sables mitmachen!
ERG CHEBBI
eine internationale Wüstenrallye nur für Frauen und der Marathon
des Sables. Bei „Aïcha“ besteht das Konzept darin, vom Start zum
Ziel auf dem kürzesten Weg zu gelangen. Wer am Ende die
wenigsten Kilometer auf dem Tacho hat, gewinnt – selbst wenn man
als Letzte das Ziel erreicht! Ohne Karte, Kompass und GPS. Der
jährlich ausgetragene Marathon des Sables erstreckt sich über rund
250 Kilometer in sechs Etappen. Austragungsort ist der Erg Chebbi.
Laufuntergründe sind Sand, Geröll, Stein, Fels. Die Organisation
erlaubt lediglich neun Liter Wasser pro Teilnehmer am Tag. Die
gesamte Verpflegung für die Woche, Kleidung, Schlafsack, Isomatte
und Pflichtgegenstände, sind vom Teilnehmer selbst zu tragen. Zu
anstrengend? Dann machen Sie doch einfach nur Urlaub und
schauen den Teilnehmern zu.
61
Der Stoff aus dem die Träume sind
In Marokko wird eines der kostbarsten Bestandteile von Parfums und Wellness-Produkten hergestellt: das Rosenöl.
Die Herstellung hat es in sich. Im Frühjahr werden unzählige Rosenblüten von Hand geerntet und verarbeitet.
Wer sich das anschauen möchte, muss in eine der abgelegensten Regionen des Landes reisen: ins Tal der Rosen.
Der Legende nach brachten Pilger aus Mekka
die Rosa damascena − eine von weltweit über
200 Rosenarten − bereits im 10. oder 11. Jahrhundert
nach Marokko. Nachgewiesen ist der
Anbau im berühmten Tal der Rosen jedoch erst zu Beginn
des 20. Jahrhunderts zur Zeit des französischen Protektorats,
gefördert durch französische Parfumeure, deren Interesse
speziell der Rosa damascena galt. Ihr Markenzeichen:
Ein starker Duft und ein hoher Gehalt an ätherischen
Ölen. Beste Eigenschaften für die Herstellung des kostbaren
Rosenöls, dessen Produktion extrem aufwendig ist und
das bei Parfumeuren in aller Welt hoch geschätzt wird.
Seine Verwendung ist schon im antiken Griechenland bekannt.
Dort wurde das Öl durch Extraktion mittels Sesamöl
gewonnen und als Parfum sowie als Aroma für Speisen
verwendet. Das moderne, auch heute noch gebräuchliche
Verfahren der Wasserdampfdestillation stammt ursprünglich
aus Persien. Es verbreitete sich um 1000 n.Chr. in
Europa und Nordafrika. Auch in Marokko wird Rosenöl
vermutlich schon lange mittels traditioneller Verfahren
hergestellt. Seit 1938 wird es in den Destillerien von El-
Kelâa M’Gouna, das im Tal der Rosen liegt, in größeren
Mengen produziert und von dort in alle Welt exportiert.
Das Tal der Rosen liegt rund 300 Kilometer von Marrakesch
entfernt, am Fuße des Hohen Atlas. Es ist im berühmten
Dades-Tal beheimatet, auf etwa 1500 Meter
62
Exkurs: Tal der Rosen
Höhe, und wird durch den Fluss
Assif M’Goun, der im Hohen
Atlas entspringt, bewässert. Das
Klima ist semiarid: beste Voraussetzungen
für die Rosa damascena
und die Rosa centifolia,
die hier angebaut und in
El-Kelâa M’Gouna, der marokkanischen
Rosenstadt, verarbeitet
werden. Marokko gehört zu
den weltweit größten Produzenten
dieser Rosenarten. Jährlich
werden im Tal der Rosen etwa
2000 Tonnen Rosenblüten geerntet
und zu einer Vielzahl an
verschiedenen Produkten verarbeitet
– ein enorm wichtiger
Wirtschaftsfaktor für die Region,
der großes Wachstumspotenzial
hat. Vor Sonnenaufgang beginnen
die Rosenpflückerinnen,
die Rosenknospen und -blüten von Hand zu ernten und in
Körben und Säcken zu sammeln. Zu dieser frühen Tageszeit
ist der Gehalt an ätherischem Öl am höchsten. Dem
Sammeln folgt die Auslese. Danach werden die Blüten
entweder gleich in der Destillerie verarbeitet oder auf den
Lehmdächern der Kasbahs getrocknet. Aus den Blütenblättern
wird durch Wasserdampfdestillation das wertvolle
Rosenöl gewonnen. Die Ausbeute ist allerdings extrem gering:
Für einen Liter Rosenöl
werden 5000 Rosenblüten benötigt,
das sind in etwa drei Tonnen.
Rosenöl ist eines der kostbarsten
ätherischen Öle, die
unter anderem für die Herstellung
hochwertiger Parfums verwendet
werden: Drei Milliliter
kosten derzeit etwa 150 Euro.
Das sogenannte Rosenwasser,
ein begehrtes Wellnessprodukt,
fällt bei der Destillation als Nebenprodukt
an. Rosenöl wird
heute allerdings auch künstlich
hergestellt: Die synthetische Variante
erreicht zwar nicht die
edle Qualität des Originals, kostet jedoch auch nur einen
Bruchteil davon. Rosenöl ist Bestandteil zahlreicher Parfums
und wird zu diesem Zweck in alle Welt exportiert.
Darüber hinaus ist es schon seit Jahrhunderten für seine
heilende, insbesondere entzündungshemmende Wirkung
bekannt. 2013 wurde die Rosa damascena vom ‚Verein zur
Förderung der naturgemäßen
Heilweise‘ sogar zur Heilpflanze
des Jahres gewählt, sie wirke
„krampflösend und fiebersenkend“.
Im Supermarktregal finden
sich denn auch unzählige
Wellness-Produkte, denen Rosenöl
oder Rosenwasser beigefügt
ist: vom Duschbad über
Körperlotionen und Cremes bis
hin zu Massageölen und Gesichtswässern.
Rosenwasser ist
zudem ein beliebtes Mittel zur
Hautpflege. In der arabischen
Welt ist Rosenwasser traditionell
auch in der Küche unverzichtbar.
Wer schon einmal in
Marokko war, wird ihm zumeist
schon bei der Ankunft im Riad
oder zur Begrüßung in einem
Geschäft oder einem marokkanischen
Haushalt begegnen. Denn zu dem landestypischen
Minztee wird Gebäck gereicht, dem oft etwas Rosenwasser
beigemischt wird und ihm ein unverwechselbares Aroma
verleiht. Nicht zu vergessen: Rosenwasser ist oftmals
Bestandteil von Marzipan, das schon lange den Weg nach
Europa gefunden hat. Die beste Gelegenheit, die überwältigende
Schönheit des Tales der Rosen zu erleben, bietet
sich im Frühjahr. Dann stehen die Rosen in voller Blüte.
Anfang Mai findet seit 1960 zudem
alljährlich das viertägige
Rosenfest in El-Kelâa M’Gouna
statt. Hier wird alles aufgefahren,
was die Region zu bieten
hat. Auf Märkten bieten lokale
Hersteller alle erdenklichen Produkte
rund um die Rose an. Auf
Führungen durch die Produktionsstätten
heimischer Kooperativen
kann man die Produktion
von Rosenöl hautnah miterleben.
Es gibt Diskussionsrunden,
Bühnen, auf denen Musik gespielt
wird, eine Pferdeschau
und viele weitere Events, deren
krönender Abschluss die Wahl der Rosenkönigin ist: Ein
buntes Spektakel, ein rauschendes Fest zu Ehren der Rosa
damascena, die für diese abgelegene Region Marokkos
eine große wirtschaftliche Bedeutung hat. Das Tal der Rosen
ist eine Station, die auf keiner Marokko-Rundreise
fehlen sollte.
63
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS
DIE ROTE STADT
Die aufregendste Bergoase der Welt
MARRAKESCH
64
Am Fuße der schneebedeckten Berge des Hohen
Atlas, auf halbem Weg zwischen Wüste und Küste,
befindet sich eine Stadt, die seit jeher Besucher aus
aller Welt in ihren Bann zieht: Marrakesch – ein
urbanes Märchen zwischen Tradition und Moderne.
65
66
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS
Als eine der vier Königsstädte
und ehemalige Hauptstadt des
Landes verfügt die rote Stadt
mit dem wohl berühmtesten
Marktplatz der Welt, dem Djemaa El Fna,
über ein entsprechend reiches architektonisches
Erbe. Zahl reiche Denkmäler aus dem
12. und 16. Jahrhundert, als Marrakesch
kulturelle Blütezeiten erlebte, sind erhalten:
eindrucksvolle Sakralbauten, bedeutende
Koranschulen und Museen, prächtige Palastanlagen
und Nekropolen sowie die imposante
Koutoubia-Moschee, das Wahrzeichen
der Stadt. Aus gutem Grund wurde
die Medina von Marrakesch 1985 von der
UNESCO auf die Weltkulturerbeliste gesetzt.
Wer zum ersten Mal Marrakesch besucht,
entdeckt hinter der mächtigen Stadtmauer
ein exotisches Universum, das weltweit
einzigartig und voller Überraschungen ist:
die Medina. Sie lockt mit leuchtenden Farben
und betörenden Gerüchen. Es heißt,
wer die Medina von Marrakesch nicht mit
allen Sinnen wahrgenommen hat, der ist
nie wirklich in Marokko gewesen. Eine
Entdeckungstour in der Medina der heutigen
Millionenstadt ist spektakulär, unfassbar,
einmalig und voller Kontraste. Schlendert
man durch die engen Gassen,
passierbar nur für Fußgänger, Mopeds und
Eselskarren, führt der Weg entlang uralter
Fassaden mit rissigem Verputz und bröckelndem
Gebälk unweigerlich in die
Souks. Hier schlägt das Herz von Marrakesch:
Winzige, kaum schrankgroße Läden,
elegante Boutiquen und weiträumige
Kontore wechseln einander ab. Ein paar
Schritte weiter sind Gewürze zu Pyramiden
aufgeschichtet, unzählige Olivensorten
appetitlich drapiert warten auf Käufer. Dazwischen
winzige Garküchen. Rauchschwaden,
Duftfahnen, unbekannte Aromen
würzen die Luft. In den unzähligen
Souks finden Touristen alles, was die marokkanische
Basarökonomie an Souvenirs
aufbietet, und die „Marrakchi“, was sie für
den Alltag brauchen. Hier gibt es nichts,
was es nicht gibt: Safran, Arganöl, eine
komplette Wohnzimmereinrichtung ... Beeindruckend
ist die perfekte Versorgungslogistik:
Kurze Einkaufs- und Vertriebswege,
ein nach Branchen aufgefächertes
Warensortiment, Recyclingkreisläufe eines
nachhaltigen Wirtschaftens und noch dazu
Fachwerkstätten en masse – die Kunst des
Reparierens beschäftigt hier immer noch
ein Heer von Spezialisten.
Zwischen Medina und Neustadt gelegen,
markiert der Djemaa El Fna, Afrikas berühmtester
Platz, das pulsierende Zentrum
Marrakeschs. Aus gutem Grund hat die
UNESCO diesen Platz 2001 auf die Liste
des immateriellen Kulturerbes der Menschheit
gesetzt: Nicht ein Ensemble aus historischen
Baudenkmälern macht diesen Platz
so einzigartig, sondern eine Art soziale
Skulptur, die sich hier tagtäglich aus jenen
Akteuren formt, die das Gelände bevölkern.
Theater und Arena, Markt- und Rummelplatz,
anarchische Heiterkeit und geschäftstüchtige
Schläue – dieser Platz
Links: Hier gibt es nichts, was es
nicht gibt: Safran, Arganöl oder
handgefertigte Lampen
Unten: Das 77 Meter hohe Wahrzeichen
der Stadt, die Koutoubia-
Moschee, befindet sich am Rand
des Djemaa el Fna. Das abends
angestrahlte Minarett der 1150
erbauten Koutoubia ist aus 25 Kilometern
Entfernung zu sehen
Nächste Seite: Der Djemaa El Fna.
Das verwinkelte Gelände ist stets
von Einheimischen und Touristen
bevölkert, die sich unterhalten
lassen und – mit der Dämmerung,
wenn die zahlreichen mobilen Garküchen
aufgebaut werden – unter
freiem Himmel zu Abend essen. Im
Hintergrund ragt eindrucksvoll die
Koutoubia-Moschee empor
67
68
69
70
71
72
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS
präsentiert dies alles in flirrender Gleichzeitigkeit.
Schlangenbeschwörer, Akrobaten,
Possenreißer, Märchenerzähler, Wunderheiler,
Feuerschlucker und Wahrsager
sind hier zugange, Wasserverkäufer und
Gnaoua-Musiker machen ihre Aufwartung,
Heilkräuter und Amulette werden feilgeboten,
die öffentlichen Schreiber bieten ihre
Dienste an – für die, die nicht lesen und
schreiben können … Wahrhaftig ein „immaterielles“
Kulturgut – überwältigend und
schwer zu fassen. Wer jedoch glaubt, in
ganz Marrakesch sei die Zeit seit Jahrhunderten
stehen geblieben, irrt. Die Oasenmetropole
pendelt wie kaum eine andere
Stadt zwischen den Welten: Marrakesch
kann auch modern. Und wie!
Es ist Samstagnacht. Luxuslimousinen,
edle Roben, die Herren in Schwarz. Großer
Aufgalopp vor den Clubs. Stelldichein der
Schönen und Reichen. Wir sind nicht in
Monte Carlo, sondern in Marrakesch. Der
internationale Jetset fliegt übers Wochenende
ein: Multimillionäre, Filmstars,
Show- und Sportgrößen, Models und Politiker
– Marrakesch ist in, hip, trendy. In den
Hotel-Diskotheken und Sky-Lounges legen
die angesagtesten DJs auf, die den Vergleich
mit ihren Kollegen aus Ibiza nicht
scheuen müssen. Die edel spiegelverkleideten
Cocktailbars im Stadtteil Guéliz haben
selbst die ausgefallensten Drinks vorrätig.
Darüber hinaus haben sich dort Kaffeehaus-,
Club- und Lounge-Szenen entwickelt.
Der Beach-Club am Circuit de la Palmeraie
wird als „coolest place on earth“
gepriesen. Das Konzept: Pool-Landschaft,
Club, Bar und Restaurant in einem. Es wurde
in Miami, Saint-Tropez und Marbella
erprobt und dann nach Marrakesch importiert.
Im Kontext einer uralten Königsstadt
wirkt die Location wie ein Raumschiff von
einem fernen Planeten. Szenenwechsel. Im
eleganten Ortsteil Hivernage finden sich
spätabends zu Liveacts wie den „Orientalischen
Nächten“ wohlhabende Gäste ein.
Die Läden sind voll. Marrakesch ist eben
ein Sehnsuchtsort – nicht nur für Touristen.
Wenn sich allabendlich die Hotel-Lounges,
Straßencafés, Bars und Brasserien mit Publikum
füllen, beginnt das Sehen und Gesehenwerden
– nicht selten in einem der angesagten,
feinen Gourmet-Tempel, deren
Angebot besonders auf die marokkanische,
französische oder italienisch-mediterrane
Küche konzentriert ist. Ausgehen hat in
Marrakesch auch eine kulturelle Komponente.
Die Mode- und Design-Metropole,
Kongress- und Konferenzstadt wird als
Festivalstadt zunehmend bedeutend. Im
Juli findet das „Festival National des Arts
Populaires“ statt, im Dezember das renommierte
Internationale Filmfestival. Ganzjährig
finden Kinogänger im „Cinema Colisée“
in Guéliz ein exzellentes Programm.
und im „Théâtre Royal“ an der Place de
l’Empereur werden Dramenklassiker der
Moderne inszeniert. Marrakesch hat eben
viele Facetten: in der Historie verwurzelt,
der Zukunft zugewandt.
Seiten 70-71: Marrakesch entwickelt
sich zunehmend zu einer Spitzendestination
für ambitionierte Golfer. Wegen
der konstanten klimatischen Verhältnisse
und der Nähe zu Europa ist es ein
ideales Land für das Wintertraining.
Fairways und Greens befinden sich in
einem perfekten Pflegezustand
Links: 1980 kauften Yves Saint-Laurent
und Pierre Bergé den Garten des
Malers Majorelle. Heute erblüht er in
alter Pracht und verzaubert Besucher
aus aller Welt
Unten: Etwas außerhalb der Medina
befindet sich der Menara-Garten, eine
schöne Anlage mit Obstplantagen und
Olivenhainen. Der schöne Pavillon
stammt aus dem 19. Jahrhundert. Von
seiner Terrasse hat man eine überwältigende
Aussicht auf die schneebedeckten
Gipfelketten des Hohen Atlas
73
AUSFLÜGE UND EXKURSIONEN
IN DEN HOHEN ATLAS
74
75
76
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS
Seiten 74-75:
Schneebedeckte Horizonte, Landschaften
aus Fels und Eis, Leere und Weite
bestimmen die Szenerie des Hohen
Atlas. In diesem Revier kann man tagelang
unterwegs sein, übernachtet in
Schutzhütten, kocht über offenem Feuer
und genießt den weiten, sternenklaren
Himmel über dem Hohen Atlas
Rechts: Manche Bergrennen haben
hohe Anspruchsprofile und zugleich
schöne Landschaften zu bieten. Andere
führen auf Wegen, wo Himmel und
Bergspitzen zu einer Einheit verschmelzen.
Die UTAT verbindet alles und sogar
noch mehr! Der Streckenverlauf ist
atemberaubend!
Das grandiose Panorama des
schneebedeckten Hohen Atlas
ist in Marrakesch zum Greifen
nah. Die Oasen, Schluchten
und Wasserfälle des Gebirges sind nur 60
Kilometer entfernt. Ein Eldorado für Trekking-Aktivisten
und Ausflügler.
Einmal das Dach Marokkos besteigen, zu
Fuß die hinreißenden Täler erwandern, per
Mountainbike oder mit dem Mietwagen die
Umgebung entdecken – von Marrakesch
aus ist alles machbar. Kaum 30 Minuten
unterwegs – und der Fahrtwind trägt unbekannte
Düfte ins Wageninnere, Prisen
eines würzigen Geruchs, draußen rauscht
Gewässer, kleine terrassierte Felder beidseits
der Straße, von Mäuerchen begrenzt,
Obstplantagen, Nuss- und Mandelbäume,
im Licht schimmernde Farben – eine idyllische
Landschaft, die die hektische Betriebsamkeit
der Metropole vergessen lässt.
Das Ourika-Tal bietet sich für eine Art
Landpartie von Marrakesch aus an. In Setti
Fatma, wo die Teerstraße endet, locken
mehrere Wasserfälle; man kann wandern,
baden, picknicken, auf Maultieren ausreiten,
Trekkingtouren starten. Ein schöner
Tagesausflug und pure Erholung. Aber es
geht auch sportiver: Wenn durchtrainierte
Mittvierziger, drahtige Pensionäre und junge
Sportler anspruchsvolle Trekkingtouren
planen, treffen sie sich am Djemaa el Fna.
Hier werden Kontakte geknüpft, Bergführer
vermittelt, Details besprochen. Die
Wege sind unterschiedlich, das Ziel ist dasselbe:
das Toubkal-Massiv. Als höchste Erhebung
Marokkos beherrscht der 4167 Meter
hohe Djebel Toubkal den Atlas.
Schneebedeckte Horizonte, Landschaften
aus Fels und Eis, Leere und Weite bestimmen
die Szenerie. In diesem Revier kann
man tagelang unterwegs sein. Wer möchte
da noch nach Marrakesch zurück?
Links: Das Naturwunder von Ouzoud.
Ein Tagesausflug zu den Wasserfällen
gehört zum Pflichtprogramm eines
Marrakesch-Aufenthaltes
Unten: Im Ourika-Tal kann man
wandern, baden, picknicken, auf
Maultieren ausreiten oder diverse
Trekkingtouren starten. Ein schöner
Tagesausflug und pure Erholung!
77
Exkurs: Abenteuer Marrakesch
Über den Dächern von Marrakesch
In keiner anderen Metropole gibt es eine derarte Dachterrassenkultur wie in Marrakesch. Hier kann man eine kurze
Auszeit vom atemberaubenden „Kulturbetrieb“ nehmen. Denn in den Souks entdeckt der Reisende ein einzigartiges,
exotisches Universum voller Überraschungen. Sven Kämmerer war auf den Dachterrassen von Marrakesch unterwegs.
Die Sonne erobert langsam den Djemaa el Fna,
der um diese Uhrzeit noch nicht richtig ausgeschlafen
hat. Der Himmel ist stahlblau. Es
scheint wieder ein wunderbarer Tag zu werden.
Ich habe schon einige hundert Meter zurückgelegt –
Morgensport – und bin auf dem Weg zu meinem „Theater“.
Heute frühstücke ich nicht im Riad, sondern im Café
de France. Es befindet sich direkt am Djemaa el Fna und
ist eine Institution. Es gehört zu Marrakesch wie das Café
de Flore zu Saint-Germain-des-Près in Paris. Dabei ist das
Café de France keine Szenelocation, kein aufgehübschtes
Latte- Macchiato-Café mit durchdesigntem Interieur. Im
Gegenteil. Mit dem schlichten Mobiliar und seinem morbiden
Charme ist es so bescheiden zeitlos, dass es niemals
78
trendy werden kann. Auf der netten Terrasse haben sich
schon ein paar Gäste eingefunden, wohl auch Frühaufsteher.
Dort sitzen sie in meinem „Theater“, im Parkett, erste
Reihe und gehören gewissermaßen als lebendes Inventar
zur Bühne. Gelebtes Theater in Marrakesch. Berthold
Brecht hätte sicher seine wahre Freude. Wenn ich in Marrakesch
bin, zieht es mich immer wieder hierhin, und zwar
nach ganz oben auf die Dachterrasse. Sie ist zwar Sonne
und Wind schutzlos ausgesetzt, aber der Ausblick entschädigt
für alles. Gerade bekomme ich meinen café crème.
Essen wird auf dem Dach nicht serviert, vermutlich ist den
Kellnern der Service über
die steile Treppe zu anstrengend.
Das macht gar
nichts. Ich wusste das, bin
dementsprechend präpariert
und habe mir ein
kleines Lunchpaket mitgebracht.
Auf dem Hinweg
konnte ich noch einen
kleinen Schlenker über die
„Pâtisserie des Princes“
machen. Sie liegt ebenfalls
ganz in der Nähe des
Djemaa el Fna und gehört
zu den besten der Stadt.
Wer eine Vorliebe für delikate
Pâtisserie hat, sollte
hier auf keinen Fall vorbeigehen.
Mir gelingt das
nie. Eigentlich wollte ich
nur ein Croissant kaufen,
dann aber sah ich unter
dem gläsernen Tresen die
Objekte der Begierde:
„pain au lait“, „tarte au citron“,
„forêt noire“ sowie
raffinierte Kreationen mit
Blätterteig und Cremetörtchen
bis hin zum primitiven
Fettgebäck. Ich war
wie hypnotisiert. Die wirklich ernste Gefahr lauerte aber
hinter meinem Rücken. Dort steht der Vitrinenschrank. Er
ist riesig, reicht vom Boden bis unter die Decke und erstreckt
sich über die gesamte Wand. Darin: die berühmten
gâteaux secs, hausgemachte Kekse, feinste Pralinen und
Schlimmeres. Alles, was Sie jemals über feine Pâtisserie
zu erfahren versuchten, aber nie danach zu fragen wagten
– hier können Sie es: „Das sieht ja gut aus. Wie sind denn
die tartes aux fraises?“ „Elles sont excellentes, Monsieur!“
„Und das hier, die tarte au citron?“ „Aussi!“ Ich
zeige auf eine Schokoladentorte, die wohl nur aus Schokolade
besteht, genau kann ich es aber nicht erkennen. Ich
frage lieber nochmal nach. „Ist die Torte ganz aus Schokolade?“
„Bien sûr, Monsieur!“ Ich lasse mir einen kleinen
Karton zusammenstellen. Mein Croissant hab ich
auch gekauft. Ich denke, nach meinem Spaziergang hab
ich mir das verdient. Marrakesch hat dem Gast unendlich
viel zu bieten, fordert ihn aber auch. Denn all die neuen
Eindrücke wollen erst einmal verarbeitet werden. Bei einem
Bummel durch die Souks erscheinen dem Besucher
Orte wie das Café de France wie eine Oase in der Wüste.
In einer Stadt, die den Reisenden
jede Sekunde zu
vereinnahmen weiß, sind
solche Terrassen wichtige
Rückzugsorte. Man kann
nach Bedarf Abstand von
all der Exotik gewinnen,
zur Ruhe kommen und
sich die zahlreichen Theaterdarbietungen
von der
Loge aus anschauen. In
den Souks von Marrakesch
gibt es viele solcher
Inseln der Ruhe, wie zum
Beispiel die zahlreichen
Cafés auf dem Marché aux
épices, auf dessen Terrassen
sich die Touristen jederzeit
dem intensiven
Kulturbetrieb entziehen
können. Ich kann so einen
ganzen Tag verbummeln:
Mal einen café crème auf
der einen Terrasse hier,
mal einen frisch gepressten
Orangensaft auf dem
anderen Dach dort. Aber
wie lange wird das so noch
möglich sein? Wie ein großes
Nachrichtenmagazin
berichtete, hat eine amerikanische Fast-Food-Kette ein
Angebot zum Kauf des Café de France abgegeben. Es
wurde abgelehnt. Während ich darüber nachdenke, wie
lange sich der Besitzer solchen Offerten noch wird entziehen
können, wird mir klar, dass bald wieder Showtime ist.
Die Sonne ist schon fast untergegangen und auf dem Djemaa
el Fna werden bereits die ersten Garküchen aufgebaut.
Ich muss jetzt unbedingt los. In meinem Theater beginnt
nämlich gleich die nächste Vorstellung. Und die will
ich auf keinen Fall verpassen.
79
R ABAT
und die
PERLEN
am
ATLANTIK
80
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE
Die Königsstadt und Hauptstadt Rabat ist berühmt für ihre historischen
Hinterlassenschaften Kasbah des Oudayas und Chellah.
Nicht weniger aufregend ist eine Zeitreise in die jüngere Geschichte
der Hauptstadt. Im Quartier de l‘ Océan und im Viertel Bab Al
Bahr zeigt sich Rabat von seiner modernen und besonders charmanten
Seite. Rabat ist sicherlich nicht die bekannteste, aber die
vielseitigste aller Königsstädte.
81
82
Links: In der Kasbah des Oudayas verleihen die bunten Straßen der alten
Festung eine wunderschöne, mediterrane Milde. In den kleinen Cafés
kann man herrlich relaxen
Oben: Die rebellisch anmutende Festung mit den zahlreichen verwinkelten
Gassen und kleinen Wegen liegt auf einer Klippe an der Mündung
des Bouregreg und erstreckt sich über eine Fläche von vier Hektar
Federleicht schwebt die neue
Straßenbahn über die nagelneue
Brücke Hassan II.
Sie überspannt den Fluss
Bouregreg, der die Ufer der Schwesterstädte
Rabat und Salé trennt. Wer
hinunterschaut, entdeckt Dutzende
neue, kleine dreistöckige Gebäude,
die inmitten einer einst versandeten
Flussmündung emporragen. Hier befindet
sich das neu gebaute, moderne
und elegante Viertel Bab Al Bahr,
zweifellos eine architektonische Bereicherung
für die Hauptstadt. Für
den Besucher besonders interessant
ist vor allem, dass dieses Viertel mitten
in die Symbole des Königreiches
hineingebaut wurde: Würde man von
dort aus eine Panoramaaufnahme
machen, so dürfte sich dem Betrachter
von rechts nach links ein ziemlich
majestätisches Ensemble bieten: die
Kasbah des Oudayas – eine eindrucksvolle
Festung und die Wiege
von Rabat. Dann die andalusische
Mauer der Medina. Links davon die
Rudimente des Hassan-Turms aus
dem 13. Jahrhundert. Daneben das
prächtige Mausoleum aus weißem
Marmor von König Mohammed V.,
und schließlich die Chellah, eine von
Meriniden-Sultanen auf den Ruinen
einer römischen Stadt gebauten Nekropole,
die sich hinter der Biegung
des Flusses versteckt. Dieses Bild
hätte man vor gar nicht allzu langer
Zeit so nicht aufnehmen können. Die
beiden Schwesterstädte Rabat und
Salé hatten sich nämlich längst von
ihrer jeweiligen Küste entfernt. Die
Zeit, als die Korsaren mit ihren
Schiffen von den Häfen aus Rabat
und Salé bis zu den Küsten von Cornwall
segelten und die Flotten der katholischen
Könige angriffen, war ohnehin
lange vorbei. Meer und Stadt
haben sich im Laufe der Jahrhunderte
immer weiter auseinandergelebt.
Die endgültige Trennung wurde dann
in den 1970er Jahren besiegelt. In
dieser Zeit verlor der Hafen von Rabat
gegenüber seinem südlichen
Konkurrenten in Casablanca endgültig
an Bedeutung. Mehr noch: Er hatte
schlichtweg keine Funktion mehr,
versandete zunehmend und wurde
letztendlich überflüssig. Das sollte
sich ändern. Jahrzehntelang hatte
man sich mit einem Plan beschäftigt,
der das Meer seinen Anwohnern zurückgeben
sollte. König Mohammed
VI. rief schließlich 2003 das Ausbauprojekt
der Mündungsufer des Bouregreg
ins Leben. Sowohl die Stadt
als auch das Land nahmen dafür
richtig Geld in die Hand: Drei Milliarden
Dirham (ca. 300 Millionen
Euro) wurden für die Entwässerung
des Flusses, den Bau von zwei Yachtund
Fischerhäfen, einer Brücke, einer
Straßenbahn und von einem Tunnel
mobilisiert. Die Straßenbahn allein
hatte umgerechnet etwa 50 Millionen
Euro gekostet, die neue Brücke Hassan
II 120 Millionen Euro. Um den
Rest zu finanzieren, setzte man auf
den lukrativen Verkauf der neuen
Immobilien im Viertel Bab Al Bahr.
Für ihre Konzeption zeichneten sich
zwei marokkanische Architekturbüros
verantwortlich, aber auch inter-
83
84
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE
national renommierte Architekten
wurden mit eingebunden, wie z.B.
Norman Foster, in Deutschland bestens
bekannt als jener Architekt, der
den Reichstag in Berlin neu gestaltet
und umgebaut hat. Von Anfang an
hat man bei diesem Großprojekt die
Bevölkerung buchstäblich mit ins
Boot geholt. So wurden nämlich die
77 „barcassiers“ – so nennt man in
Rabat die Besitzer kleiner Boote –,
die vor dem Bau der Hassan II-Brücke
für die Überquerung des Flusses
von Ufer zu Ufer dienten, während
der zweijährigen Bauarbeiten angemessen
entschädigt. Mittlerweile
sind sie wieder zurück. Ihre kleinen
Boote, die im Zuge der städtischen
Umbaumaßnahmen auch frische Anstriche
bekommen haben, dienen
heute als charmante Ausflugsschiffe
auf dem Fluss. An den Ufern wurden
die Felsen durch Kais ersetzt, kleine
Cafés haben dort eröffnet, und an jedem
schönen Abend gehen hier nun
die Bewohner der benachbarten Medina
spazieren. Im Bab Al Bahr-Viertel,
wo sich die Hauptstadt täglich
neu erfindet, ist die Metamorphose
noch lange nicht abgeschlossen.
Nicht minder interessant ist der Besuch
des „Quartier de l’Océan“, eines
Stadtviertels zwischen Strandpromenade
und Medina. Dort, auf der anderen
Seite der Mauer, scheint die
Zeit stehen geblieben zu sein. Wie
früher sitzen hier Familien mit ihren
Sonnenschirmen am Strand. Die alten
Gebäude aus den Vierzigerjahren
sind umsäumt von kleinen Feigen-
und Granatapfelbäumen. In den
1960er-Jahren zogen viele reiche, alt
eingesessene Familien aus anderen
Vierteln Rabats hierher, um in den
kleinen Restaurants in der Rue Napoli
und Rue Addis Abeba leckere Tapas
zu essen oder in der Rue London
auf dem Gemüsemarkt einzukaufen.
Heute ist dieser Teil von Rabat längst
ein Szeneviertel, vergleichbar mit
den in Paris als „Bobo“ (für Bourgeois
Bohème) bezeichneten Quartiers
oder dem Prenzlauer Berg in
Berlin. Egal welche Prioritäten man
bei einem Besuch von Rabat macht:
Ob in der Kasbah, der Chellah im
Bab Al Bahr oder im Quartier de
l’Océan – in der Hauptstadt können
Besucher überall eine spannende
Zeitreise erleben.
Links: Blick aus dem Mausoleum von Mohammed V. Das Mausoleum
wird rund um die Uhr von Soldaten in altmaghrebinischen Uniformen
bewacht. Gegenüber das Wahrzeichen Rabats: der Hassan-Turm. Der
reich verzierte Turm konnte baulich nie vollendet werden. Die Überreste
des Turms und der Säulen sind dennoch äußerst sehenswert
Unten: Die Autobahnumgehung von Rabat über den Oued Bouregreg
führt über die 950 Meter lange Mohammed VI-Schrägseilbrücke. Das
ästhetisch außergewöhnliche Bauwerk ist die längste Brücke ihrer Art
in Afrika. Sie wurde in Form eines Bogens entworfen, der die neuen
Tore der Städte Rabat und Salé symbolisiert
85
86
CASABLANCA
87
88
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE
Links und rechts: Nicht weniger als 60% der Spitzenunternehmen Marokkos
und die meisten Banken sind in Casablanca angesiedelt. In der Wirtschaftsmetropole
finden das ganze Jahr über Seminare und Kongresse statt
Seiten 86-87: Die Moschee Hassan II wurde zum Teil auf dem Wasser gebaut.
Sie besteht im Erdgeschoss aus einem rechteckigen Gebetssaal, der von achtundsiebzig
Säulen gestützt wird
Zur blauen Stunde, wenn
Casablanca früh erwacht,
schlängeln sich die „petits
Taxi“ am Fuß der ultramodernen
Gebäude der weißen Stadt
vorbei. Man spürt sofort die Energie
und die Dynamik, die von dieser Metropole
ausgehen. Casablanca, das
Wirtschaftszentrum Marokkos lebt
ein zügelloses Tempo vor. Warum
finden so viele Künstler hier ihre Inspirationsquelle?
Vielleicht fühlen
sie sich durch die kontrastierten Kurven
der Art-Déco-Gebäude angezogen?
Oder liegt es am kosmopolitischen
Flair einer Stadt, wo sich alle
Nationalitäten über den Weg laufen?
Jedenfalls zeigt sie dem Besucher unzählige
faszinierende Facetten. Casablanca
ist mit über vier Millionen
Einwohnern die mit Abstand größte
Stadt Marokkos. Die wirtschaftliche
Hauptstadt verfügt über den größten
Hafen und Flughafen des Landes.
Das Stadtbild ist geprägt von Hochhäusern
und breiten Boulevards. An
der stets lebhaften Küstenstraße reihen
sich Cafés, Restaurants, Eiscafés,
Luxushotels, Einkaufszentren,
Spielplätze, Diskotheken, Kinos und
Bürokomplexe aneinander. Erlebnisbäder
wurden hier ins Meer hineingebaut.
Nicht weit entfernt, im Villenviertel
Anfa, dem marokkanischen
Beverly Hills, lassen sich spektakuläre
Architekturstile entdecken. Dennoch
ist den meisten Besuchern vor
allem ein Bauwerk der Superlative
bekannt, und das ist unbedingt einen
Besuch wert: die Moschee Hassan II,
nach der Moschee von Mekka die
zweitgrößte der Welt. Die Ausmaße
des gigantischen Sakralbaus, der auf
einer erdbebensicheren Plattform ins
Meer hinein gebaut wurde, übersteigt
alle Dimensionen. Allein der Gebetssaal
fasst 25 000 Gläubige. 90 Ingenieure
und 30 000 marokkanische
Handwerker arbeiteten sieben Jahre
lang an der Errichtung des Monumentalbaus
am Ufer des Atlantiks.
Die Moschee Hassan II verbindet Religiosität
und Weltoffenheit, traditionelles
Kunsthandwerk und modernste
Technik. Als einzige Moschee in
Marokko steht sie auch Nicht-Muslimen
offen.
89
EL JADIDA
Die Besucher stehen staunend
an der Festungsmauer.
Immer wieder
blicken sie abwechselnd
nach unten ins Meer und zu dem marokkanischen
Jungen, der auf der hohen
Mauer hin und her läuft. „Das
dürften gute 15 Meter sein“, meint
einer der Touristen zu seiner Frau.
„Er wird doch jetzt nicht da runterspringen?“
Die eindrucksvolle Festung
aus dem frühen 16. Jahrhundert
lockt jedes Jahr Besucher aus aller
Welt an. Die halbstarken Jugendlichen,
die sich hier bei schönem Wetter
in den Atlantik stürzen, gehören
gewissermaßen zum lebenden Inventar
der Cité Portugaise, deren imposante
Mauern exakt 14 Meter aus
dem Meer emporragen. Sie haben die
Jahrhunderte nahezu unversehrt
überstanden. Die Verteidigungsanlage
mit ihren fünf Türmen, von denen
drei in Richtung Küste, die anderen
zum Meer ausgerichtet sind, hat die
Form eines Kleeblattes und eine
wahrhaft turbulente Vergangenheit
hinter sich. Darauf lassen nicht zuletzt
die unzähligen Schießscharten
schließen. Die Festung war nämlich
schon vor Ankunft der Urlauber bei
Franzosen, Maltesern, Sarden, Spaniern,
Deutschen, Engländern, Italienern
und Portugiesen äußerst beliebt,
wenngleich die „Besucher“ aus vergangenen
Tagen gänzlich andere Interessen
verfolgten. Für phönizische,
karthagische und römische Seefahrer
war die sichere Reede wegen ihrer
strategischen Lage am Atlantik bereits
in vorchristlicher Zeit ein Lieblingsort
für einen Zwischenhalt. Als
die Portugiesen hier vor über 500
Jahren eine Festungsstadt errichteten,
nannten sie sie „Mazagao“ (heute
Mazagan). Die Küstenstadt entwickelte
sich schnell zur wichtigsten
portugiesischen Handelsniederlassung
in Marokko. Über Mazagan
wurde jahrhundertelang das internationale
Seegeschäft mit Indien abgewickelt.
Als sich die Portugiesen aus
Marokko zurückzogen, sprengten sie
weite Teile der Hafenstadt. Eben an
diesen Stellen wurde später El Jadida
(„Die Neue“) errichtet. Andere Stadtteile
von Mazagan haben glückli-
90
Oben und unten: Jeden Sommer das gleiche Spektakel und gelebte Tradition in der Cité Portugaise: Die Jugendlichen, die im Sommer von der Festungsmauer springen, haben sich
das von den Größeren abgeschaut. Die Besucher kommen vor allem wegen der berühmten Zisterne (unten). Sie befindet sich in einem unterirdisch gelegenen quadratischen Raum.
Er hat eine Seitenlänge von 34 Metern, die Gewölbe ruhen auf 25 Säulen. Die Zisterne, die erst im 20. Jahrhundert entdeckt wurde, hatte die Festungsstadt, die immer wieder langen
Belagerungen standhalten musste, mit Wasser versorgt. Ein drei mal drei Meter großer Lichtschacht lässt im Halbdunkel einmalige Lichtspiele entstehen. Der Architekt dieser Zisterne
hat sich bei der Gestaltung sowohl von Moscheen als auch von Kirchen inspirieren lassen. Eher ungewollt hat er hier ein eindrucksvolles Kunstwerk geschaffen
91
92
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE
cherweise die Zeit unbeschadet überstanden.
Heute sind sie besonders
sehenswert, wie die Cité Portugaise,
die 2004 auf die Liste des UNESCO
Weltkulturerbes gesetzt wurde. Wer
den einzigartigen Hauch der Geschichte
dieser Stadt spüren möchte,
sollte die Cité Portugaise besuchen.
Hauptattraktion ist sicherlich die
mysteriöse und faszinierende Zisterne
mit einem geradezu kunstvoll gearbeiteten
Kreuzgewölbe. Sie diente
als Kulisse großer Filme (z.B.
„Othello“). Trotz der großen Berühmtheit
dieser Zisterne und der
Touristen, die aus aller Welt hier herkommen,
um sie zu sehen, ist die Cité
Portugaise kein Freilichtmuseum
und sehr authentisch geblieben. In
der Cité Portugaise, leben immer
noch viele marokkanische Familien.
Die Altstadt bietet bis heute eine
hohe Lebensqualität. Im Sommer ist
die Stadt für die Kinder ganz toll:
Das Wasser ist in unmittelbarer
Nähe, die Kinder können sich erfrischen,
schwimmen gehen oder ins
Wasser springen. Das Leben in der
Stadt wirkt überall entspannt: ob auf
dem Gewürzmarkt oder in der Kissaria
mit ihren winzigen Geschäften,
Boutiquen und den vielen Djellabah-
Schneidern, deren Schicksal es zu
sein scheint, für immer auf abgewetzten
Matten zu hocken. Außerhalb
der Cité Portugaise hat, wie
überall auf der Welt, die Moderne
Einzug gehalten. Die Stadt mit der
glorreichen Vergangenheit zählte vor
400 Jahren nicht mehr als 4000 Einwohner.
Heute sind es etwa 200 000.
El Jadida ist längst eine regionale
Metropole und wächst mit rasanter
Geschwindigkeit. Die Stadt hat ehrgeizige
Pläne. El Jadida schickt sich
an, nach Casablanca zum zweitwichtigsten
Wirtschaftszentrum Marokkos
zu avancieren. Ganz unbegründet
sind diese Erwartungen nicht.
Wegen äußerst verlockender Zuschüsse
siedeln sich immer mehr
multinationale Unternehmen in der
Region an. Die Region Doukkala, hat
neben der Provinz Souss-Massa die
ertragreichste Landwirtschaft Marokkos.
Das war bereits den Portugiesen
nur allzu gut bekannt, als sie
1502 ihre Zelte hier aufschlugen.
Obst und Gemüse gibt es im Überfluss
und ist außerdem sehr günstig.
Dafür ist die Region im ganzen Land
bekannt, genauso wie die Großzügigkeit
der Doukkalas. Man sagt: „Wenn
man bei einem Doukkala zum Essen
eingeladen wird, geht man garantiert
nicht hungrig nach Hause.“
Links: Viele der historischen Gebäude wurden in den letzten 10 Jahren
aufwendig restauriert und zu Cafés, Restaurants und Hotels, teilweise
mit schönen Dachterrassen, ausgebaut
Rechts: 2009 eröffnete ein Luxusresort am Mazagan Beach. Es ist
berühmt für seinen exzellenten Golf-Parcours und seinen sieben
Kilometer langen privaten Sandstrand
93
OUALIDIA
Der Himmel ist bedeckt,
es ist windstill und weder
besonders warm
noch kühl. Die Fischer
schieben ihre Kähne ins Meer hinaus
und kämpfen dabei gegen die mächtigen
Wellen an. Die Krabbenfischer
kontrollieren ihre mit Langusten und
Meeresspinnen gefüllten Netze, die
in den Spalten der porösen Felsen
hängen. Ein Tag wie jeder andere.
Und wie jeden Tag macht auch
Karima am „Grande Plage“, wie sie
den Strand hier an der Atlantikseite
nennen, ihren morgendlichen Spaziergang.
„Ich liebe diesen Strand“,
sagt sie, „diese Stimmung, einmalig!
Mit nichts möchte ich tauschen.
Oualidia ist ein Paradies auf Erden.“
Karima ist nicht von hier. Sie wurde
in Casablanca geboren und wuchs in
Deutschland auf. Heute lebt sie hier.
„Das Klima ist traumhaft, gerade
für mich als Asthmatikerin. Auch
das Umland ist wunderschön“, sagt
sie. Karima hat 26 Jahre im
Rheinland gelebt, zuerst in Düsseldorf,
später in Leverkusen. Ihre
Mutter ist Deutsche, der Vater
Marokkaner. „Meine Eltern hatten
hier 1972 ein Grundstück gekauft
und ein Haus gebaut. Damals war
Oualidia noch ein Dörfchen. Hier
haben wir unsere Sommerferien
verbracht. Das war noch eine andere
Zeit!“, schwärmt sie. Inzwischen hat
sie das Haus geerbt und lebt dort mit
ihrem Mann. Es liegt keine 200
Meter vom Strand entfernt, direkt an
Oualidias Hauptstraße, wo sich heute
etliche Restaurants, Läden und
Hotels befinden. „Aus Casablanca
und Marrakesch kommen viele
Besucher nur der Austern wegen“,
erzählt Karima. Die Austernbänke
liegen am nördlichen Ende der
Lagune. Dort befindet sich auch eine
Saline. „Man kann da mit dem Boot
hinfahren“, sagt sie. „Austern essen
und zurückfahren! Ab und zu muss
man sich das mal gönnen.“ In
Oualidia herrscht ein mediterranes
Klima. Der Temperaturunterschied
ist über das Jahr verteilt gering, die
Winter sind mild. Die Temperaturen
fallen selten unter 12 Grad, die Hitze
ist bei 26 Grad sehr erträglich.
94
Oben: Hier lässt es sich den ganzen Tag aushalten: Angefangen mit einem üppigen Frühstück am Strand,
dann baden, sonnen und faulenzen... Gibt es einen schöneren Ort zum Entspannen und Abschalten?
Unten: Die Lagune von Oualidia. In der Lagune haben sich zahlreiche Hotels und Restaurants angesiedelt.
Schön zu erkennen sind der innere Strand und die außenliegende Küste
95
96
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE
Links und rechts: In Oualidia kann man direkt am Wasser der Lagune essen. Restaurants bieten
alles, was aus dem Meer kommt und natürlich alles frisch! Zu den Spezialitäten gehören
Fisch, Hummer, Meeresspinnen und natürlich Austern – die besten in Marokko
Außerdem bringt der Atlantik stets
eine angenehme Brise in die Lagune,
die den Ort wie ein abschirmendes
Felsband vor Wind und Wetter
schützt. Die Gärten und Salzwiesen
laden zum Spaziergang und zum
Abschalten ein. Es ist diese ganz
besondere Mischung aus erfrischender
Sinnlichkeit und exponierter
Lage, die das Seebad Oualidia von
allen anderen unterscheidet. Zahlreiche
Hoteliers haben sich daher für
Oualidia entschieden. Verständlich,
denn man kann den Gast hier mit
Austern aus der eigenen Zucht
verwöhnen. So verwundert es nicht,
dass es in Oualidia auch eine Super-
Luxus-Herberge gibt. Sie liegt am
Rande der Lagune und erscheint von
weitem wie eine maurischen Festung,
die sich harmonisch im zauberhaften
Ambiente einfügt. Kommt man dem
5-Sterne-Hotel näher, staunt das
Auge über ausgelagerte Strohhütten,
erfreut sich am Türkis des Schwimmbades,
flüchtet sich in die Lagune
und verliert sich im Meer. Sieht so
ein Traumurlaub aus? Sicherlich für
viele. Aber es geht auch anders: Das
Ehepaar Michael und Monika waren
mit ihrem Wohnmobil in Marokko
unterwegs. „In der Lagune“, so
berichtet Michael, „habe ich das
Kajakfahren gelernt. Dort werden
Meerkajaks vermietet. Eine tolle
Sache. Das macht richtig Spaß!“
Die beiden haben ansonsten viel Zeit
mit Erkundungen verbracht. Unweit
der Lagune gibt es viele Höhlen.
„Manche sind so groß, dass zehn
Personen darin Platz finden. Ein
junger Fischer hatte uns dahin
geführt. Vor einer Höhle hatte er
sich auf einem Felsen eine Plattform
gebaut. Dort kocht er für Touristen,
grillt Meeresspinnen über dem
Feuer. Für uns hat der junge Mann
Muscheln und Sardellen zubereitet,
die wir dann an einem Tisch fünf
Meter über dem Meer gegessen
haben. Einmalig!“
97
Oben und unten: Essaouiras Medina ist wie viele marokkanische Städte von einer schweren Festungsmauer umgeben.
Von hier bietet sich ein wunderschöner Blick über die Stadt und den Atlantik bis hin zu den Purpurinseln. Die unzähligen
Gassen der andalusisch anmutenden Altstadt, die kleinen Läden sowie die dreistöckigen weißen Häuser mit ihren
bunten Türen und Fensterrahmen verleihen der Hafenstadt viel Charme und eine ganz besondere Leichtigkeit
98
ESSAOUIRA
Rachid ist voll in seinem
Element. Konzentriert
spricht er laut und deutlich
zu seinen vor ihm
knienden Schülern, die wie Jünger
an den Lippen ihres Meisters kleben.
„Achtet auf eure Balance!“, sagt er
auf englisch. Und weiter: „Lächelt
beim Aufstehen!“ Die Szene ereignet
sich am Strand von Essaouira, kurz
vor Sonnenuntergang. Sie hat etwas
Magisches, fast schon Sakrales an
sich. Man hat den Eindruck, als gäbe
es für diese Gruppe, es sind Surfanfänger,
in diesem Moment nichts
Wichtigeres auf der Welt. Die Lektion
dauert 45 Minuten. Sie ist Teil
eines Einstiegskurses ins Wellenreiten.
Jeder Schüler hat ein Board
dabei und einen Neoprenanzug an.
Die erste Unterrichtsstunde findet
noch nicht im Wasser, sondern am
Strand statt. „Trockenübungen sind
die beste Vorbereitung, so können sie
alle Bewegungen und Griffe in Ruhe
und langsam kennenlernen“, meint
Rachid. Im Sand erklärt er präzise,
wie sich seine Schüler auf das Board
legen und wie sie den richtigen Moment
abpassen sollten, um die perfekte
Welle zu erwischen. Und vor
allem: Wie sie es schaffen, auf dem
Board aufzustehen. Das ist gar nicht
so einfach, vor allem, wenn man dabei
noch lächeln soll. „Smile!“, ruft
Rachid immer wieder. Positives Feeling
ist angesagt. Oder „good vibrations“,
wie es einst die Hippies nannten,
die genau diesen Strand vor 40
Jahren unsicher machten. „Es ist anfangs
nicht einfach, eine gute Balance
zu finden“, doziert Rachid, „gut
gelaunt geht es besser. Die zweite
Stunde findet im Wasser statt. Dann
gilt es nur noch, möglichst lange auf
dem Brett zu bleiben.“ Essaouira gilt
in der Szene als perfekter Ort, um
Surfen zu lernen: Es gibt keine Haie,
keine Felsen, das Surfen ist völlig
ungefährlich. Wind und Wellen sind
konstant, weder zu stark noch zu
hoch. Eine kleine, vor der Küste liegende
Insel fängt die richtig großen
Wellen vom offenen Meer etwas ab.
99
Oben: Seit 1998 lockt das Gnaoua-Musikfestival mit hochrangigen Künstlern Besucher aus aller Welt
an. Die rhythmusbetonte Gnaoua-Musik, die ursprünglich aus dem westlichen Afrika südlich der Sahara
stammt, wird mit traditionellen Instrumenten gespielt und kann sich über Stunden bis zur Ekstase steigern
In Strandnähe sind die Wellen etwa
zwei bis zweieinhalb Meter hoch.
Hervorragende Bedingungen zum
Lernen also. Dabei zieht es keineswegs
nur Anfänger nach Essaouira.
Julia und Johannes beispielsweise,
beide Anfang zwanzig und aus Tirol,
„wollten zwei Wochen lang in
den Sommerferien einen richtigen
Kite-Surf-Urlaub machen“, wie Julia
erzählt. „Ich habe erst heuer im April
angefangen zu kiten, am Neusiedlersee
in Österreich. Da wir immer
schon mal nach Marokko wollten,
fiel die Entscheidung schnell auf Essaouira.“
Das frühere Korsarennest
ist heute gewissermaßen der coole
Kontrapunkt zum quirligen und gehypten
Marrakesch und zieht Surfer
und Künstler aus aller Welt magisch
an. Essaouira hat eben eine ganz besondere
Ausstrahlung: Die Stadt mit
der mächtigen Festungsanlage und
dem malerischen Fischereihafen liegt
auf einer kleinen Halbinsel. Die weite
Bucht, der schöne Sandstrand und
der reizvolle, zentrale Platz Moulay
el Hassan mit etlichen Cafés und
Restaurants machen Essaouira zu
einem der schönsten Orte Marokkos.
Unweit der Scala in der Rue Attarine
hat sich vor einem alten Stadthaus
eine Traube von Touristen gebildet.
Sie bestaunen die Werke eines Künstlers.
Die Bilder hängen an einer
Hauswand. Das Atelier – bestehend
aus Tisch und Stuhl, Malkasten und
Pinsel sowie Blechschere, Hammer
und Nägeln – hat er kurzerhand davor
aufgebaut. Es ist eine Art mobile
Open-Air-Galerie. „Das sind alles
Originale“, sagt er und verweist stolz
auf seine einzigartige Technik. Die
Aquarelle verziert er mit akkurat
ausgeschnittenen, geglätteten Blechtäfelchen,
die er aus Cola-Dosen und
Sardinenbüchsen ausschneidet. Eine
Mischung aus marokkanischer Kunst
und Popart. Nirgendwo in Marokko
befindet sich eine solche Dichte an
Künstlerwerkstätten, Ateliers und
Galerien wie hier. Dass Essaouira ein
Ort mit ganz besonderem Flair ist,
wusste man in Europa und Amerika
100
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE
Oben: Essaouira ist von jeher ein Paradies für Kreative, Aussteiger und Lebenskünstler. Legendäre
Musiker wie Jimi Hendrix, Bob Marley, Jim Morrison und die Rolling Stones ließen sich vom einzigartigen
Flair inspirieren. Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute geben in Essaouira Surfer den Ton an
bereits Ende der 60 er-Jahre. Damals
avancierte die kleine Hafenstadt zum
Zentrum für Hippies, Aussteiger und
Künstler. Legendäre Musiker wie
Jimi Hendrix, Bob Marley, Jim Morrison
und die Rolling Stones ließen
sich vom einzigartigen Flair inspirieren.
Es war Essaouiras erster Touristenboom.
Heute ist Essaouira eines
der beliebtesten Ziele Marokkos. Die
Stadt hat sich entsprechend verändert:
Private Hoteliers renovierten in
liebevoller Kleinarbeit alte, verfallene
Stadtpaläste und verwandelten sie
in komfortable Gästehäuser. Die
Strandpromenade außerhalb der Medina
ist heute gesäumt mit Luxushotels,
Apartmenthäusern und Strandcafés.
Marrakesch ist über die neue,
zweispurige Nationalstraße in weniger
als zwei Stunden erreichbar. Die
charmante Künstlerdestination verfügt
über einen eigenen Flughafen
und hat somit direkten Anschluss an
die große weite Welt. Die Gefahr,
dass Essaouira seinen Charme verlieren
könnte, sieht Rachid nicht.
„Wir in Essaouira haben unsere
ganz eigene Mentalität. Die Menschen
hier sind entspannt. Wenn du
mit jemandem reden willst, bist du
stets willkommen. Wenn du deine
Ruhe willst – OK! Keiner drängt dich
zu irgendetwas. Wir leben in einer
kleinen Stadt, wir teilen gerne, sei es
unser Essen, alles! Wenn junge Leute
aus Marrakesch oder Casablanca
herkommen, sind sie fasziniert, finden
schnell Freunde, machen gemeinsam
Musik. Manche verlieben
sich und heiraten. In anderen Städten
haben die Menschen ein Auto,
ein Haus, sparen Geld. Hier haben
wir diese Probleme nicht. Wir haben
ein gutes Herz, eine positive Mentalität.
Das ist für uns das Wichtigste.
Geld, Autos, Häuser kannst du verlieren.
Freunde verlierst du nie.“ Es
gibt wohl doch noch Wichtigeres als
Surfen – sogar in der Künstlerstadt
Essaouira. Wenn Jimi Hendrix diese
Entwicklung erlebt hätte, wäre er sicher
regelmäßig nach Essaouira wiedergekommen.
101
102
EXKURS: MAROKKANISCHE WOHNKULTUR
Urlaub im Gartenhaus
In Marokko gibt es die weltweit ausgeprägteste Riadkultur. Über 1000 ehemalige
Stadtpaläste wurden hier zu privaten Gästehäusern umgebaut. Das Wohnen in einem
dieser luxuriösen Refugien der Stille wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Die Medina mit ihren Souks und den vielen
Sehenswürdigkeiten lässt sich schwerlich
an nur einem Tag erkunden. Vier Tage sollte
man schon einplanen, optimal wäre eine
Woche. Wer dann auch noch „mittendrin, statt nur dabei“
sein möchte, dem sei als Unterkunft ein Riad mitten in der
Medina empfohlen. In
Marrakesch gibt es die
weltweit ausgeprägteste
Riadkultur. Über 1000
ehemalige Stadtpaläste
wurden hier zu privaten
Gästehäusern umgebaut.
Das Wohnen in einem
dieser luxuriösen Refugien
der Stille wird zu
einem unvergesslichen
Erlebnis. Die etwas ungewöhnliche
Anreise
gehört dazu: Koffer und
Taschen werden in einer
Sackkarre verstaut und
von einem Mitarbeiter
des Riads zielsicher
durch das Gassenlabyrinth
der Medina transportiert.
Wenn die Geräusche
des Djemaa el
Fna verebben, führt der
Weg immer weiter vom
Platz weg. Man passiert
ursprüngliche Gegenden.
Schließlich eine Holztür,
die Farbe abgeblättert,
keine Hausnummer,
eine Luke in einer Wand.
„Hier soll das Domizil
sein? Wahrscheinlich ein Irrtum in der Adresse …“
Der Mitarbeiter klopft an die Tür. Sie wird geöffnet, die
Gäste hereingebeten und nun – das: Im Inneren herrscht
eine vollendete Harmonie aus Licht, Wasser und Pflanzen,
Schnitzwerk und seidenweichem Verputz in gedämpften
Farben. Singvögel zwitschern im Geäst, auf der Oberfläche
des kleinen Pools treiben Seerosenblätter, tiefblauer
Himmel leuchtet über dem nach oben offenen Innenhof.
Ein Springbrunnen plätschert, im Windzug einer Brise
rascheln Palmwedel, Schatten huschen über die farbigen
Wandkacheln. Die Gäste erhalten ein Paar weiche Lederpantoffeln,
auf einem Silbertablett
wird frischer
Minztee mit Gebäck serviert
– die anfängliche
Beklommenheit hat sich
in Wohlbehagen aufgelöst:
Die Adresse, kein
Zweifel, ist korrekt! Die
Gäste beginnen allmählich,
den Unterschied zu
herkömmlichen, auch
noblen Unterkünften zu
erkennen: In einem Riad,
arabisch „Garten“, sind
die Zimmer stets auf
einen zentralen Innenund
Lichthof ausgerichtet.
Verborgener Wohlstand
hinter bröckelnden
Fassaden. Für Touristen
ungewöhnlich, in Marrakesch
aber üblich –
denn ein Riad macht
auf Understatement. In
den letzten Jahren wurden
Hunderte aufwendig
restauriert: Im Arrangement
von Möbeln und
Lampen, Stoffen und
Teppichen, in der Ausgestaltung
der Bäder und
Terrassen betört das ästhetische Gespür marokkanischer
Designer mit ihrem untrüglichen Sinn für Farben, Materialien
und Verarbeitung. Ein echtes Kontrastprogramm zum
genormten Komfort der großen Hotels: Ein Hotel kann
man vergessen, ein Riad sicherlich nicht.
103
WAS WILLST
DU MEER?
104
MAROKKOS STRANDBAD
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS
Direkt vor der Küste Agadirs fließt der Kanarenstrom. Er beschert der Stadt
im Sommer wie im Winter angenehme Temperaturen. Hier wird es nie kalt
und nie sehr heiß. Auch das Meer ist praktisch das ganze Jahr über perfekt
temperiert. Mit 300 Sonnentagen hat Agadir ganzjährig Saison. Das berühmte
Seebad mit seiner modernen und eleganten Badezone lässt keine
Wünsche offen. Von Agadir aus bieten sich eindrucksvolle Exkursionen an.
105
Oben: Agadir ist seit einigen
Jahren um eine Attraktion reicher:
der beschauliche Yachthafen,
die „Marina“. Hier liegen Yachten
und hochklassige Segelboote
vor Anker. Der Hafen lädt zum
Bummeln und Shoppen ein
Links: Agadirs Hauptattraktion
ist der 10 Kilometer lange
Sandstrand. Die 7 km schöne
Strandpromenade wird von zahlreichen
Restaurants, Cafés und
erstklassigen, eleganten Hotels
gesäumt
106
Das Meer hat sich zurückgezogen. Am breiten
Strand nutzen Sportler die Gunst der Stunde.
Überall wird Fußball gespielt, Jogger traben
barfuß durch den feinen Sand, Radfahrer radeln
am Wasser entlang. Liebespaare und Familien genießen
den Sonnenuntergang. Es ist 17 Uhr und noch angenehm
warm, 22 Grad – in Berlin schneit es. Die meisten
Besucher bereiten sich nun auf den Abend vor. In knapp
zwei Stunden geht es zum Buffet: Es warten gegrillter Fisch
und feine Salate, marokkanische und internationale Spezialitäten,
zum Schluss unwiderstehliche, süße Köstlichkeiten.
Wer nicht im Hotel ist, besucht eins der zahlreichen Restaurants
und Cafés. Die meisten von ihnen haben den Tag an
einem der beheizten Pools verbracht: sonnenbaden, lesen,
relaxen. Andere waren Tennis oder Golf spielen, surfen
oder reiten. Im Seebad Agadir kommt jeder auf seine Kosten.
Die Top-Adresse für Badeurlauber hat sich in den letzten
Jahren gewissermaßen neu erfunden und mächtig herausgeputzt.
Luxuriöse Hotels wurden gebaut, erstklassige
Restaurants, trendige Diskotheken, Cafés und Nachtclubs
eröffnet. Elegante Boutiquen laden zum Shoppen ein. Agadir
vermittelt dem Reisenden eine klare Botschaft: „Hier
dreht sich alles nur um Dich!“
Unten: Zehn Kilometer südlich
von Agadir befindet sich das
architektonische Meisterwerk
der Medina Polizzi – eine nachgebaute
Medina. Sie beherbergt
traditionelle Kunsthandwerkstätten
und ein sehenswertes
Freilichtmuseum
107
TAGHAZOUT
108
109
110
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS
Sonne satt, Wellen wie geschaffen zum Gleiten und
ein interessantes Hinterland für Naturwanderungen...
30 Minuten von Agadir entfernt lebt Taghazout
den ganzen Winter über nach der Sommerzeit.
Hier kann man ein Sauerstoffbad nehmen, indem man
Surfen und Yoga mit Bohème-Chic verbindet. Lange Zeit
war Taghazout (ausgesprochen: tarasut) ein gut gehütetes
Geheimnis. Ein Zufluchtsort für Hippies, die Pioniere des
Slow-Life waren, und für Surfer auf der Suche nach der perfekten
Welle in Marokko. Seitdem hat sich die Landschaft
um dieses kleine Fischerdorf nördlich von Agadir im Südwesten
des Landes verändert. An der langen Bucht, die sich
etwas weiter entfernt erstreckt, ist ein luxuriöser Badeort
mit 4 km langer Strandpromenade entstanden: zahlreiche
Hotels großer Marken und ein 18-Loch-Golfplatz prägen
den Hügel südlich des Fischerdorfes. Dennoch hat Taghazout
seine Ursprünglichkeit nicht verloren. Hier teilen sich
Surfbretter und blaue Fischerboote den Ozean und die aktuelle
Garderobe besteht aus bunten Djellabas und Surferkombis.
Der Schmelztiegel der Kulturen mit seinem Zen-
Geist hat völlig neue Szene-Locations hervorgebracht.
Boutique-Hotels, Surf-Camps und kleine Ethno-Chic-Restaurants
ziehen Surfer, Yogis und all diejenigen an, die davon
träumen, im Rhythmus der Natur abzuschalten. Im
Oben: Die coolen Strandcafés
und Restaurants im Bohème-Chic
bilden einen interessanten Kontrast
zu den neuen, luxuriösen Hotels
Links: Taghazout hat seine Seele
nicht verloren. Hier teilen sich Surfbretter
und blaue Fischerboote
den Ozean
Unten: In Taghazout dreht sich die
Welt immer nur um eins
111
Oben: Der lange Sandstrand von
Taghazout. In der Gegend gibt es
über 15 Surf-Spots. Für jeden ist
etwas dabei. Vom Anfänger bis
zum Weltklasse-Rider
Rechts: Welch eine Kulisse!
Abends verschmelzen goldener
Sand und ockerfarbene Felsen
112
Winter formt die Brandung des Atlantiks am Anchor Point
endlose Wellen mit schäumender Gischt. Ein Traum für erfahrene
Surfer! Im Jahr 2020 kamen Champions aus allen
Ozeanen, um sich mit den Weltklasse-Brechern zu messen.
Zum ersten Mal war die Bucht von Taghazout eine der
Schlüsseletappen der World Surf League. In Taghazout
trifft man sowohl auf Surfer mit Surfbrett unter dem Arm
als auch auf Yogis mit ihren Matten. Surfen und Yoga sind
hier die beste Kombination. Rund um Taghazout kann jeder
nach Lust und Laune seinen Strand finden. Im Herzen des
Dorfes nimmt man den Takt des örtlichen Lebens an: Hier
wird seit Urzeiten das Slow Life praktiziert. Bei Ebbe verwandelt
sich der Strand manchmal in einen Spielplatz. Touristen
spielen Fußball oder Volleyball. Wer lieber faulenzt,
wählt ein Plätzchen in der Bucht, in der sich der neue Badeort
ausbreitet. Am Abend, egal für welches Sandplätzchen
man sich entscheidet, hält man Ausschau nach dem Sonnenuntergang
über dem Ozean: orangefarbener Himmel und
rosa Wolken.
Unten: Ein Kamelritt am Strand,
am besten bei Sonnenuntergang.
Für eine Familie ist das ein Muss!
113
PARADISE VALLEY
114
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS
Ein „echtes“ Ausflugsziel im Umland – sowohl
von Agadir als auch von Taghazout aus – sind die
berühmten Wasserfälle von Imouzzer, bekannter
unter dem Namen „Paradise Valley“. Die canyonartige
Schlucht mit Arganien und Olivenbäumen – ein
ausgewiesenes Naturschutzgebiet – ist atemberaubend.
Man erreicht das Paradise Valley nach einer Stunde Fahrt.
Danach ist Wandern angesagt. Man quert kleine Flüsse,
kommt an mehreren kleinen Open-Air-Cafés vorbei, wo
man ‚Amlou‘, eine Paste aus Honig, Mandeln und Arganöl,
das ja aus dieser Region stammt, kaufen kann. Nach und
nach gelangt man immer tiefer in die Schlucht, stets am
Fluss entlang, der durch das ganze Tal fließt. Schließlich
erreicht man mehrere Seen, gewissermaßen natürliche
Swimmingpools. Wer seinen Fußmarsch noch 15 Minuten
fortsetzt, wird reich belohnt, denn der Wanderer erreicht
einen dritten See, der von einem Wasserfall gespeist wird.
Welch ein magischer, traumhafter Ort! Das Paradise Valley
macht seinem Namen wirklich alle Ehre.
Links, oben und unten: Am Ende vom Paradise Valley erreicht
man eine natürliche Poollandschaft, die aus mehreren
Seen besteht. Hier kann man baden, auf den Felsen sitzen
und ins Wasser springen
115
TAL DER AMMELN
116
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS
Knapp 200 Kilometer von Agadir entfernt liegt in
1000 Metern Höhe die fantastische Bergwelt
des Antiatlas mit seinem Hauptort Tafraoute.
Diese Region gehört zu den grandiosesten
Landschaften Marokkos. Ein Leckerbissen für Entdecker
und Abenteurer. In dieser Gegend befinden sich unzählige
bizarre Steinformationen wie zum Beispiel der sogenannte
„Chapeau de Napoléon“, ein Fels, der dem Hut von Napoleon
ähneln soll. Die Strecke nach Tafraoute verläuft über
eindrucksvolle Serpentinenpassagen in manchmal schwindelerregenden
Höhen. Am Ziel angelangt erreicht man das
Tal der Ammeln. Hier ist es den Bewohnern gelungen, dieser
kargen Bergwelt Gärten und Terrassen abzutrotzen. Das
Tal der Ammeln eignet sich perfekt zum Erkunden, Klettern
und Wandern. Tafraoute hat auch Künstler zu eigenwilligen
Kreationen inspiriert. Der für diese Kunstform bekannte
belgische Maler Jean Vérame hat hier die Felsen
bemalt. Über 20 Tonnen Naturfarbe soll er in den Bergen
bei Tafraoute verarbeitet haben. Ein Besuch dieser fantastischen
Region wird garantiert zum Highlight eines Agadir-
Urlaubs.
Oben: Im Nordosten von Tafraoute befindet sich der Agadir
Tasguent. In solchen Speicherburgen horteten die Bewohner
der umliegenden Dörfer ihr ganzes Hab und Gut
Links: Die „rochers bleus“ – eine eindrucksvolle Gegend, ideal
zum Klettern und Wandern
Unten: Die vielen kleinen Dörfer im Tal der Ammeln bilden
einen farbenfrohen Kontrast zur kargen Felswüste des Antiatlas
117
DAKHLA
Zur Südsee immer gerade aus!
118
DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN
Im äußersten Süden Marokkos liegt eine kleine
Halbinsel, die immer mehr Menschen in ihren Bann
zieht: Dakhla – eine Lagune wie aus dem Bilderbuch.
Die Natur hat ihr ein einzigartiges Geschenk
gemacht und eine spektakuläre Lage verliehen.
Dakhla befindet sich nur wenige Kilometer nördlich
des Wendekreises des Krebses – wie Havanna und
Hawaii. Das ganze Jahr über herrscht ein sehr mildes
Klima mit angenehmen Wassertemperaturen.
Eingefangen zwischen den Wellen des Atlantiks
und den Dünen der Sahara hat sich Dakhla zu einer
Hochburg des Kitesurfens entwickelt. Nun entdecken
auch andere Reisende die Halbinsel.
119
MIRLEFT
Oben: Nach Legzira zieht es vor
allem Surfer und Weltenbummler,
die im milden Klima des
südlichen Marokkos überwintern
möchten. Legzira ist von Sidi Ifni
aus auf einem ausgedehnten
Strandspaziergang zu erreichen
Rechts: Die weite Bucht von
Mirleft mit dem großen
Sandstrand
120
LEGZIRA
Südlich von Agadir gibt es sie immer noch, die einsamen
Buchten und die fast menschenleeren Sandstrände.
Der Naturstrand, eine zunehmend vom
Aussterben bedrohte Spezies, hat hier echte Überlebenschancen.
Vielerorts steht er in Marokko gewissermaßen
unter Artenschutz wie in Mirleft oder Legzira. Der
Kies- und Sandstrand von Legzira ist für seine Naturwunder
weltbekannt: riesige, vom Meer ausgehöhlte rote Felsentore.
Starker Wind, mächtige Wellen und große Hitze
haben ihre Spuren hinterlassen und eindrucksvolle Naturdenkmäler
geformt. Riesige Felstore strahlen in der Abendsonne
in starken Farben. Der Anblick ist derart spektakulär,
dass sie in keinem Reiseführer fehlen dürfen.
121
LAÂYOUNE
122
DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN
GUELMIM
DAKHLA
Oben: Guelmim, 200 Kilometer südlich von Agadir, gilt für
Wüstentouristen als das Tor zur Sahara in Marokko
Mitte: Kitesurfer auf der ganzen Welt lieben
die Lagune Dakhla
Links: Laâyoune, der größte Ort im Süden Marokkos,
befindet sich auf halbem Weg zwischen Agadir und Dakhla
Dakhla hat einzigartige Postkartenlandschaften
zu bieten. Knapp 30
Kilometer vor der Stadt erhebt
sich eine riesige Düne aus weißem
Sand. Sie hat die Form eines Halbmondes,
der in der Mitte der Lagune emporragt
und sich bei Flut in eine Insel verwandelt. Die
Strände sind meist menschenleer. Im Ganzen
erstreckt sich die Lagune über 40 Kilometer.
Es fällt nicht schwer, hier zur Ruhe zu kommen
– den Oktober ausgenommen, wenn, wie
jedes Jahr, in Dakhla eine Etappe des Kitesurf-Weltcups
ausgetragen wird. Aber diese
fünf Tage sind schnell vorbei. Dann hat man
die Halbinsel wieder fast ganz für sich allein.
Und zwar rundherum.
123
Portugal
Spanien
MAROKKO INFOS
Madeira
(Port.)
A T L A N T I S C H E R
Kanarische Inseln
(Sp.)
O Z E A N
Tarfaya
Marokko
Tan Tan
Mirleft
Legzira
Sidi Ifni
Guelmim
Tanger
Asilah
Tetouan
Larache Chefchaouen Al Hoceima Nador Saïdia
Ksar el Kebir
Ketama
Ouezzane
Oujda
Kenitra
Taza
Fes
Taourirt
RABAT Meknes
Aïn
Sefrou
Beni
Casablanca
Mathar
Oulmès
El Jadida
Azrou
Oued
Settat
Zem Khenifra
Missour
Oualidia
Safi
Khouribga
Beni Mellal
Midelt
Rich Talsinnt
Douârfa
Marrakesch
Essaouira
Jebel Toubkal
4167 m
Agadir
Taroudant
Tafraoute
Tiznit
A n t i
H o h e r
Akka
Aït Benhaddou
a t l a
Irhil M'Goun
4071 m
Ouarzazate
Agdz
s
M i t
Draatal
Zagora
M'Hamid
R
t l e
A t l a s
i
f
g
r e
e
Errachidia
b
Erfoud
Rissani
Merzouga
El Jebha
i
r
g
s
r A t l a
e
Bouânane
Mittelmeer
Figuig
Laâyoune
Smara
Boujdour
Galtat Zemmour
S A H A R A
Lagouira
Dakhla
Imlili
Tichla
Awserd
200 km
ATLANTISCHER
OZEAN
Qualidia
El Jadida
Settat
Kenitra
Khouribga
Oulmès
Oued
Zem
Safi
Beni Mellal
Ilmichil
Cascade d'Ouzoud
Agoudal
Marrakesch Demnate Gorges du Todra
Essaouira
Gorges du Dades
Tizi-n- Telouet
Tichka
Tinerhir
Jebel Toubkal
Boulmane
4167 m
Dades
Tizi-n-Test
Ait
Benhaddou
Quarzazate
Agadir
Agdz
Taroudant
Tiznit
Irherm
Tafraout
Casablanca
El Ksiba
H o h e r A
A n t i a t l a s
Akka
RABAT
Zagora
M'Hamid
Meknes
M i t t
Draatal
Khenifra
l e r
Fes
e r
Azrou
Rich
Sefrou
A t l a s
Midelt
t l a s
Taza
200 km
Missour
Blaue Quelle
von Meski
Talsinnt
Bouânane
Errachidia
Gorges du Ziz
Erfoud
Rissani Erg Chebbi
Merzouga
Taouz
124
MAROKKO INFOS
DAS LAND
Die wichtigsten Basisinformationen in der Kurzübersicht.
Alles Weitere lernt man am besten beim „Praxistest” vor Ort
in Marokko kennen.
Steckbrief Marokko
Staatsname
Königreich Marokko
Flagge
Lage
Das Königreich Marokko befindet
sich im äußersten Nordwesten des
afrikanischen Kontinents. Marokko
wird im Norden von der Straße von
Gibraltar und dem Mittelmeer begrenzt,
im Süden grenzt Marokko an
Mauretanien, im Osten an Algerien
und im Westen bildet der Atlantik
eine natürliche Grenze.
Fläche
710 850 Quadratkilometer
Hauptstadt
Rabat
Ortszeit
Marokko hat die Umstellung
auf Winterzeit im Oktober 2018
abgeschafft. Im Winter herrscht
Zeitgleichheit mit Deutschland. Im
Sommer beträgt der Zeitunterschied
1 Stunde (Berlin 12 Uhr =
Marrakesch 11 Uhr).
Bevölkerung
36,8 Millionen Einwohner (2022).
Sprachen
Amtssprachen in Marokko: Arabisch
und Amazigh. Gesprochene
Sprachen: arabische und berberische
Dialekte, Französisch, Spanisch und
Englisch.
Religion
Der Islam ist in Marokko Staatsreligion.
98 Prozent sind sunnitische
Moslems.
Staatsform
Marokko ist eine konstitutionelle
Monarchie. Der König ist Staatsoberhaupt.
König von Marokko ist
seit 1999 SM Mohammed VI.
Geld
Für den marokkanischen Dirham
(MAD) gilt ein Wechselkurs von
etwa 1 Euro = 11 MAD.
Fast überall gibt es Bankautomaten,
an denen man mit EC- oder Kreditkarte
Geld abheben kann. Maximal
2000 Dirham dürfen ein- und
ausgeführt werden.
Wichtigste Städte
Casablanca: 3 239 585
Rabat (mit Salé): 1 754 425
Fes: 1 008 782
Marrakesch: 887 192
Agadir: 742 130
Tanger: 730 849
Die Straßenbahn in Casablanca
Feiertage
Die nicht konfessionellen Feiertage
haben ihren Ursprung in der
Geschichte des Landes oder werden
mit anderen Nationen geteilt (1.
Januar und 1. Mai). Die Geschäfte
und Restaurants bleiben an diesen
Feiertagen in Marokko geöffnet.
Die fünf religiösen Feiertage richten
sich nach dem Mondkalender und
fallen in jedem Jahr stets auf einen
anderen Tag: erster Tag des Muharram
(Neujahr), Mouloud (Geburt
des Propheten Mohammed), Aïd
el-Seghir (Ende des Ramadan) und
Aïd el-Kébir (das große Opferfest
im Gedenken an den Propheten
Abraham). Die marokkanischen
Feiertage im Überblick: Tag der
öffentlichen Unabhängigkeitserklärung:
11. Januar; Tag der
Arbeit: 1. Mai; Thronfest: 30. Juli;
Oued-Ed-Dahab-Tag: 14. August;
Tag der Revolution (1953): 20.
August; Geburtstag von König
Mohammed VI: 21. August; Tag des
Grünen Marsches: 6. November. Tag
der Unabhängigkeit: 18 November.
125
MAROKKO INFOS
DAS LAND
Klima und Reisezeit
Marokkos Landschaften sind sehr
vielfältig. Sie lassen sich in drei
Zonen einteilen: Küsten, Berge
und Wüsten. Dementsprechend
unterschiedlich ist das Klima.
Die Küste
Marokkos Küsten liegen am Mittelmeer
und am Atlantik. Im Norden
herrscht ein typisches Mittelmeerklima
mit milden Wintern und sehr
warmen Sommern. Die Temperaturunterschiede
zwischen Sommer
und Winter sind höher als am
Atlantik. Die Temperaturen an der
Atlantikküste sind das ganze Jahr
über sehr mild. Die südliche Küste
ab Agadir lässt sich das ganze Jahr
über hervorragend bereisen. Hier
herrscht zu allen Jahreszeiten ein
ausgesprochen angenehmes Klima.
Die Tagestemperaturen fallen in
dieser Region im Winter nicht unter
20 Grad und steigen im Hochsommer
nur selten über 30 Grad.
Die Berge
Marokko ist ein Land mit vielen
Gebirgen: Rifgebirge, Mittlerer Atlas,
Hoher Atlas und Antiatlas. Alle
Gebirgszüge erstrecken sich diagonal
über das Land. In den Bergen
entdeckt der Reisende die diskrete
Schönheit des Landes abseits
der großen Touristenzentren. Im
Hochgebirge des Hohen Atlas wird
es in den Wintermonaten sehr kalt.
Die Gebirgspässe können kurzzeitig
gesperrt sein. Für Trekking sind die
Monate im Frühling und Herbst optimal.
Den Djebel Toubkal (4167 m)
sollte man im Sommer erklimmen.
Die Städte
Für die Städte innerhalb des Landes
sind die Monate Februar bis Juni,
sowie September bis Dezember
klimatisch optimal. Im Hochsommer,
zwischen Juli und August, kann
es sehr warm werden. Im Winter
werden tagsüber Temperaturen von
20 Grad und nachts von 10 Grad
erreicht.
Die Stadtmauer von Marrakesch vor schneebedecktem Hohen Atlas
Die Wüste-Reisezeit
Marokkos bekannteste Wüstengebiete
liegen bei M’ Hamid und
Merzouga. Dort befinden sich
Marokkos geschlossene Dünenlandschaften,
die bei den
Reisenden ausgesprochen beliebt
sind. Die beste Reisezeit für diese
Regionen im Norden der Sahara
sind Frühling, Herbst und Winter.
Die Wüste-Klima
Im Sommer werden in den
Wüstenregionen Marokkos höchste
Temperaturen gemessen. Das gilt
insbesondere dann, wenn der
Harmatan (Wüstenwind) aufzieht.
In den anderen Jahreszeiten sind die
Temperaturen auch tagsüber durchaus
moderat und im Winter sogar
sehr angenehm.
Die Marina von Agadir
126
MAROKKO INFOS
UNTERWEGS
Mietwagen
In allen größeren Städten und an
Flughäfen lassen sich Mietwagen
problemlos anmieten.
Unterkünfte
Im ganzen Land gibt es Hotels aller
Komfortklassen: wunderschöne,
luxuriös anmutende Hotels im
traditionellen Kasbah-Stil, die
An- und Einreise
Reisepass
Deutsche, österreichische und
schweizerische Staatsbürger benötigen
grundsätzlich einen Reisepass
zur Einreise nach Marokko. Der
Reisepass muss zum Zeitpunkt der
Einreise mindestens für die Dauer
des Aufenthaltes in Marokko gültig
sein. Kinder brauchen entweder
einen Reise- oder einen Kinderpass.
Visum
EU-Staatsangehörige, sowie Schweizer
benötigen für touristische und
geschäftliche Zwecke für eine Dauer
bis zu 90 Tagen kein Visum.
Zoll: Einreise
Ausländische Währungen dürfen in
unbegrenzter Menge ein- und ausgeführt
werden. Bargeld im Wert
von 100 000 MAD (Dirhams) muss
deklariert werden. Medikamente für
den eigenen Gebrauch dürfen nach
Marokko eingeführt werden. Zollfrei
bei der Einreise sind außerdem:
200 gr. Tabakwaren, 1 l Wein , 1 l
Schnaps.150 ml Parfum, 250 ml
Eau de Toilette.
Anreise mit dem Auto
Für Reisende, die viel Zeit mitbringen
und in Marokko oft unterwegs sein
möchten, empfiehlt sich die Anreise
mit dem eigenen Fahrzeug. Berücksichtigt
man, dass die An- und Abreise
schon eine Woche in Anspruch
nimmt, sollten dann mindestens
vier Wochen eingeplant werden.
Das Fahrzeug muss spätestens sechs
Monate nach der Einreise wieder
ausgeführt werden. In Marokko
sind mittlerweile Werkstätten aller
Fahrzeughersteller vertreten.
Fährverbindungen
Die Anreise ist von Spanien, Frankreich
und Italien aus möglich. Nach
Tanger: ab Livorno oder Genua
zweimal wöchentlich, Dauer ca. 48
Stunden. Von Barcelona viermal
wöchentlich. Von Tarifa oder
Algeciras täglich. Von Gibraltar zweimal
wöchentlich, Dauer 2 Stunden.
Nach Nador: von Almeria, Spanien
täglich, Dauer ca. 6 Stunden. Von
Motril, Spanien, täglich, Dauer ca.
3 Stunden. Von Sète, Frankreich,
einmal pro Woche. Nach Al Hoceima:
von Motril, Spanien, dreimal
wöchentlich, Dauer 3 Stunden.
Das Dünenmeer des Erg Chebbi
Reisen im Land
Straßenverkehr
Für das Reisen mit dem Auto
benötigt man den Fahrzeug- und
Führerschein sowie die grüne
Versicherungskarte, die für Marokko
gültig sein muss. Ein Schutzbrief ist
empfehlenswert. Das Straßennetz
ist mittlerweile sehr gut ausgebaut.
Großstädte können über die
kostenpflichtigen (aber preiswerten)
Autobahnen angefahren werden.
Mittlerweile kann man Marokko
bis in den hintersten Winkel ohne
Geländewagen bereisen. Das Tankstellennetz
ist gut ausgebaut. Viele
Städte sind problemlos per Bahn
oder Bus zu erreichen.
Verkehr in der Stadt
Das beste Verkehrsmittel ist das
Stadttaxi (Petit Taxi, mit Taxometern
ausgestattet). Das Linienbusnetz ist
gut ausgebaut und preiswert. Die
Medina ist für Autos gesperrt. Eine
besonders reizvolle Art der Fortbewegung
bieten die Pferdekutschen
(Calèches). In den großen Städten
befinden sich Fernbusbahnhöfe und
Sammeltaxistände.
keineswegs teuer sein müssen. Wer
in der Medina wohnen möchte, dem
sei ein Riad empfohlen. Die Preise
für ein Zimmer in diesen ehemaligen
Stadtpalästen variieren sehr stark. Je
nach Ausstattung, Lage und Saison
findet man Zimmer im gesamten
Preisspektrum.
Notfall
Ist ein Arzt vonnöten, kann sehr
schnell und unkompliziert geholfen
werden. Hotels und Riads verfügen
meist über Adressen von Ärzten, mit
denen sie zusammenarbeiten. Nach
dem Anruf kommt der Arzt in der
Regel in kürzester Zeit ins Haus. Eine
Konsultation kostet etwa 50 Euro.
Der Betrag muss bar bezahlt werden.
In den größeren Städten gibt es
Notdienst-Apotheken, die nachts
geöffnet haben.
Notrufnummern
Polizei: 19
Feuerwehr : 15
Gendarmerie Royale: 177
Ambulanz / Feuerwehr: 150
Ärztliche Notfälle: 141
127
MAROKKO INFOS
DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO
Strände, Berge, Metropolen – Marokko ist für seine Vielseitigkeit
bekannt. Das gilt ausdrücklich auch für den
Veranstaltungskalender.
Januar
März
Festival International
des Nomades
www.nomadsfestival.org
‣ M‘hamid El Ghizlane
Drei Tage lang steht in M‘Hamid die
Kultur im Mittelpunkt. Alle Arten
von Künstlern sind zur Darbietung
eingeladen.
GKA Kiteworld Tour
www.gkakiteworldtour.com
‣ Dakhla
Ausschließlich die besten 100 Rider
und und Riderinnen der Welt nehmen
an diesem Kiteboarding-Event
teil, darunter die größten Champions
der Disziplin. Das Highlight des GKA
Dakhla Kitesurf World Cup ist das
Freestyle. Die Zuschauer dürfen sich
somit auf spektakuläre Figuren und
Sprünge freuen.
Mai
Printemps du Livre et des Arts
de Tanger
www.printempsdulivretanger.org
‣ Tanger
Bei diesem Buch- und Kunstfestival
dreht sich drei Tage lang alles um die
literarische und künstlerische Vitalität
Marokkos. Am Festival nehmen
vor allem marokkanische und
ausländische Schriftsteller, Dichter,
Künstler und Verleger teil.
Rosenfest
‣ El-Kelâa M‘Gouna
Ein farbenprächtiges Folklorefest zur
Rosenernte in der Oasenstadt an der
Straße der Kasbahs. Musik, Tänze
und Darbietungen.
Trophee Hassan II & Coupe Lalla
Meriem de Golf
www.hassan2golftrophy.com
‣ Rabat
Internationales Golfturnier mit
Teilnehmern der Weltelite.
Marathon de Marrakech
www.marathon-marrakech.com
‣ Marrakesch
Am letzten Januarwochenende ist
Marrakesch autofrei! Mehr als 8000
Läufer aus aller Welt nehmen an
dem prestigeträchtigen internationalen
Marathon teil.
Februar
Renault 4L Trophy
www.4ltrophy.com
‣ Quer durch Marokko
Eine 6000 km lange Wüstenrallye
von Frankreich nach Marrakesch mit
Renault 4L. Nur für Studenten!
Rallye Aïcha des Gazelles
www.rallyeaichadesgazelles.com
‣ Quer durch Marokko, Wüste
Internationale Wüstenrallye nur
für Frauen. Das Konzept ist, vom
Start zum Ziel auf dem kürzesten
Weg zu gelangen. Wer am Ende die
wenigsten Kilometer auf dem Tacho
hat, gewinnt – selbst wenn man als
Letzter das Ziel erreicht! Ohne Karte,
Kompass, GPS, festgelegte Routen.
Rallye du Maroc Classic
www.rallye-maroc-classic.com
‣ Quer durch Marokko
Offene Rallye für Oldtimer der Jahre
1930 bis 1980. Eine Rallye der Nostalgie,
die ein wenig von der Eleganz
und dem Charme des damaligen
Rennsports vermittelt.
Rallye Transmarocaine
www.go2events.fr/transmarocaine
‣ Von Essaouira über den Mittleren
Atlas nach Marrakesch
Offene Multi-Sport-Rallye, zu Fuß
sowie mit Mountainbike und Kanu.
April
Marathon des Sables
www.marathondessables.com
‣ Sahara-Wüste
Dieser legendäre, siebentägige
Wüstenmarathon gilt als einer der
härtesten Läufe der Welt. Sechs
extrem anstrengende Etappen mit
insgesamt 250 km sind in sieben
Tagen zu bewältigen. Die Läufer
müssen während des Laufes ihr
eigenes Gepäck tragen und das
Wasser ist rationiert!
Printemps des Alizés
www.printempsmusicaldesalizes.com
‣ Essaouira
Einzigartiges und unvergessliches
musikalisches Erlebnis mit herausragenden
Künstlern.
Festival de Merzouga
www.festivalmerzouga.com
‣ Merzouga
Festival der Wüstenmusik in Merzouga.
In der einzigartigen Dünenlandschaft
des Erg Chebbi finden neben
Musik- und Tanzveranstaltungen
auch Kunsthandwerksausstellungen
statt.
Oriental Legends Pro-Am
‣ Saidia
Das Oriental Legends Pro-Am ist
ein marokkanisches Golfturnier.
Profi- und Amateurgolfer können an
einem Wochenende auf einem der
schönsten Golfplätze der Region zwei
Runden zusammen spielen.
Juni
Meeting International Mohammed
VI d’Athlétisme
https://rabat.diamondleague.com
‣ Rabat
In Rabat findet jedes Jahr das internationale
Leichtathletik-Treffen mit
den besten Athleten der Welt statt.
Das Ereignis steht im Zeichen des
Umweltschutzes und führt Sportbegeisterte
aus aller Welt zusammen.
Festival Gnaoua & Musiques
du Monde
www.festival-gnaoua.net
‣ Essaouira
Das Internationale Festival der
spirituellen Gnaoua-Musik. Vier
Tage lang ist die Stadt Essaouira eine
einzige große Bühne: überall Musik,
belebte Straßen und volle Cafés.
128
MAROKKO INFOS
DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO
Festival de Fès des Musiques
sacrées du Monde
www.fesfestival.com
‣ Fes
Internationales Festival der sakralen
Weltmusik in Fes. Chöre, Orchester,
Tanzgruppen und Solisten aus aller
Welt spielen in den Andalusischen
Gärten im Palais du Batha in Fes-El-
Bali und auf dem Platz Bab Makina
in Fes-El-Jedid.
Festival National des Arts
Populaires
‣ Marrakesch
Ob Tanz, Gesang, Darbietungen
aus dem Zirkus oder der Welt
der Magie – hunderte völlig
verschiedene Künstler treten bei
diesem einzigartigen Festival auf.
Das Festival National des Arts
Populaires ist für alle Künste offen.
International renommierte Größen
und weniger bekannte Künstler
haben ein gemeinsames Ziel: Das
Publikum zu verzaubern. Bei den
Folkloreveranstaltungen werden
die althergebrachten Traditionen
der einzelnen Regionen des Landes
modern interpretiert. Jedes Jahr wird
ein Land als Ehrengast eingeladen.
Juli
Marrakech du Rire
www.marrakechdurire.com
‣ Marrakesch
Jedes Jahr kommt der berühmte
französisch-marokkanische
Comedian Jamel Debbouze nach
Marrakesch, um dieses äußerst
beliebte Comedy-Festival zu veranstalten.
Eine schöne Gelegenheit, alle
Menschen aus der gesamten französischsprachigen
Welt im Zeichen des
Humors zusammenzubringen.
Festival international du Raï
‣ Oujda
Fünf Tage lang wird Oujda zur
Hauptstadt des Raï, der traditionellen
und zeitgenössischen Musik des
Orients. Dieses Festival gilt als das
größte seiner Art. Die Zuschauer dürfen
sich auf Stars aller Generationen
und junge Talente aus Oujda und der
Region freuen.
Festival de la Culture Amazigh
www.festivalamazighfes.com
‣ Fes
Das Festival bietet kulturellen und
künstlerischen Darbietungen der
Amazigh-Kultur eine Bühne. Im
Fokus stehen Musik und Poesie.
Festival Timitar
www.festivaltimitar.ma
‣ Agadir
Das Timitar-Festival ist das vielleicht
bedeutendste Fest der Region. Amazigh-Künstler
treten gemeinsam mit
anderen Künstlern aus aller Welt auf.
An vier Abenden gibt es in Agadir
die Möglichkeit Ausstellungen zu
besuchen, Auftritte zu bewundern,
an Debatten teilzunehmen. Das Ziel:
mit der Musik Brücken zwischen den
verschiedenen Welten zu bauen, um
den zukünftigen Generationen den
Weg zu weisen.
Grand Prix de Marrakech
www.marrakechgrandprix.com
‣ Marrakesch
Der Marrakesch E-Prix ist ein
Automobilrennen der FIA-Formel-
E-Meisterschaft. Im Rahmen der
UN-Klimakonferenz in Marrakesch
2016 wurde der Marrakesch E-Prix
erstmals auf dem Circuit International
Automobile Moulay el Hassan
ausgetragen.
Semaine Nautique de M‘Diq
‣ M‘Diq, Tetouan
Am internationalen Segelwettbewerb
nehmen mehr als 70 Sportler
aus sieben Ländern aus Afrika, Europa
und Asien teil. Der Wettbewerb
zielt darauf ab, den marokkanischen
Sportlern die Möglichkeit zu geben,
von den Erfahrungen hochrangiger
Wettkämpfer zu lernen.
Moussem Moulay Abdellah
Amghar d‘El Jadida
www.moulayabdellah.ma
‣ El Jadida
Zum Moussem in El Jadida kommen
rund 300 000 Menschen zu Ehren
des Moulay Abdellah Amghar, der
im 12. Jahrhundert lebte. Fast 1000
Reiter repräsentieren bei den Fantasia-Reiterspielen
ihre Stämme.
Festival d‘Asilah
‣ Asilah
Das internationale Kulturfestival
ist inzwischen weit über die
Landesgrenzen hinaus bekannt.
Schriftsteller, Musiker, Maler und
Bildhauer pilgern für einen Monat
nach Asilah und lassen sich von der
einmaligen Atmosphäre der vom
Atlantik umspülten Festungsstadt
inspirieren.
Moussem International
Féminin d‘Asilah
‣ Asilah
Frauen-Festival; Kultur und Kunst,
Musik, Tänze und Darbietungen.
August
Festival Karacena
www.karacena.art
‣ Salé
Das Festival ist einzigartig in
Marokko und findet alle zwei
Jahre in Rabat und Salé statt. Bei
diesem Festival lässt sich der ganze
Reichtum der Zirkuswelt entdecken.
Die Darbietungen werden sowohl in
einer Zirkusschule als auch in mehreren
öffentlichen Räumen gezeigt.
Festival d‘Imilchil
‣ Imilchil im Hohen Atlas
Zum Jahresfest des Stammesheiligen
(Marabout) treffen sich tausende
Nomaden am Heiligengrab in
Imilchil im Hohen Atlas. Während
des Festes werden u.a. Ehen der Mitglieder
des Aït Haddidou Stammes
geschlossen.
September
Festival du Film de Femmes
de Salé
www.fiffs.ma
‣ Salé
Das Filmfestival verfolgt das Ziel, von
Frauen gemachte Filme zu fördern
und Frauen im Film hervorzuheben.
Moussem de Tan-Tan
www.fondationalmouggar.org
‣ Tan-Tan
Größtes Festival der Amazigh-Kultur
in Nordafrika. Es wird gesungen und
gedichtet.
TANJAzz in Tanger
www.tanjazz.org
‣ Tanger
Internationales Jazzfestival mit
kostenlosen Konzerten und Animationen
in den Straßen von Tanger.
Oasis Festival
www.intothewild.ma
‣ Dakhla, Marrakesch
Das größte Festival für elektronische
Musik in Marokko. Elektrosounds
werden mit lokaler Musik vermischt.
Tagsüber wird das Festival mit
mehreren Ständen belebt, wie Yoga-
& Henna-Workshops, Massagesitzungen
und Streetfood. Ursprünglich
fand das Festival in Marrakesch
statt. Ab 2022 nahm das Festival
Kurs auf andere Orte wie Dakhla und
Ouarzazate.
129
MAROKKO INFOS
DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO
Bin El Ouidane Swim & Run
‣ Bin El Ouidane
Bei diesem Wettkampf wird Laufen
und Schwimmen kombiniert. Er
findet am wunderschönen See von
Bin El Ouidane in der Provinz Azilal
statt. In Zweierteams müssen die
Teilnehmer zwischen und auf den
Inseln des Sees abwechselnd laufen
und schwimmen, um eine Gesamtstrecke
von 31 km zurückzulegen.
Davon entfallen fünf km auf das
Schwimmen und 26 km auf das
Laufen.
November
Oktober
Salon du Cheval in El Jadida
www.salonducheval.ma
‣ El Jadida
Jedes Jahr strömen mehr als tausend
Pferdeliebhaber aus der ganzen
Welt zur größten internationalen
Pferdemesse auf dem afrikanischen
Kontinent. Sechs Tage lang wechseln
sich Shows, Wettbewerbe und
Konferenzen ab.
Festival des Andalousies
Atlantiques
‣ Essaouira
Das Festival ehrt die jüdisch-arabisch-andalusische
Musik. Marokkos.
Das Ziel ist, das gemeinsame
Erbe Marokkos und Spaniens in den
Vordergrund der Kunst zu stellen.
Morocco Royal Tour
‣ Tetouan, Rabat, El Jadida
www.mrt.ma
Die Morocco Royal Tour, eine internationale
Springreit-Tour, die an drei
Wochenenden in drei verschiedenen
Städten stattfindet, ist eine Pflichtveranstaltung
im internationalen
Reitsportkalender. Der Wettbewerb
besteht aus drei Etappen. Die dritte
Etappe, das große Finale der Tour,
findet während des Salon du Cheval
in El Jadida statt.
Moga Festival
‣ Essaouira
www.mogafestival.com
MOGA ist ein Festival für elektronische
Musik. Das Festival will sich von
den Wellen des Atlantiks inspiriert
fühlen lassen, um die Menschen
aus aller Welt durch Tanz, Musik,
Kunst und Wellness miteinander zu
verbinden.
Festival de la Culture Soufie
‣ Fes
www.festivalculturesoufie.com
Das Festival bietet eine gute Gelegenheit,
die mit dem Sufismus
verbundenen Künste - Malerei,
Kalligraphie, Literatur und Film,
sowie die sufistischen Einflüsse in
der Architektur und im Lebensstil zu
entdecken.
Festival des Contes et Arts
Populaires de Zagora
‣ Zagora
Bei diesem Karnevalsfest im tiefen
Süden Marokkos bietet sich den
Bewohnern von Zagora die schöne
Gelegenheit auf den Straßen zu den
Rhythmen von Musikgruppen zu
feiern. Es gibt Einzel- und Gruppenauftritte
von Geschichtenerzählern,
interessante Kunstabende, spannende
Theaterstücke, Aufführungen
für Kinder sowie Workshops für
Körpersprache.
Raid Courrier Sud
www.raidcourriersud.fr
‣ Atlantikküste, Antiatlas u.a. im
Programm.
Diese Rallye ist eine Kombination
aus sportlichem Wettbewerb und
Entdeckungstour, währenddessen
die Teilnehmer Marokko beim
Mountainbiken und Laufen kennenlernen.
Inspiriert vom ersten Buch
von Saint-Exupéry „Südkurier”, wo er
seine Erfahrungen als Luftpostpilot
während des Ersten Weltkrieges verarbeitete,
ist das Ziel immer Tarfaya
(zur Saint-Exupérys Zeit „Cap Juby”).
Dattel-Fest
‣ Erfoud
Tanz, Musik und Darbietungen zur
Dattelernte in Erfoud (oder Rissani).
Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT)
www.atlas-trail.com
‣ Im Hohen Atlas
Seit mittlerweile 10 Jahren bringt
der Ultra Trail Atlas Toubkal
Läufer aus der ganzen Welt auf dem
wunderschönen Oukaïmeden-Plateau
zusammen. Jedes Jahr finden
sich viele Teilnehmer im Hohen Atlas
ein, um ein einzigartiges Abenteuer
zu erleben. Als idealer Spielplatz für
Outdoor-Sportler bieten die Berge
des Hohen Atlas atemberaubende
Landschaften sowie wilde, technische
und spielerische Pfade.
Festival International du Film
de Marrakech
www.festivalmarrakech.info
‣ Marrakesch
Das internationale Filmfestival lockt
seit Jahren eine beeindruckend
große Zahl von weltbekannten
Stars an.
Concert pour la Tolérance
‣ Agadir
Die Veranstaltung zieht jedes Mal
mehr als 150 000 Zuschauer an
den Strand und an die Corniche von
Agadir, um ein großartiges (und
kostenloses) Spektakel zu erleben.
Das Motto des Konzerts ist
Toleranz. Es treten marokkanische,
französische und andere internationale
Künstler auf, die sich für
die universellen Werte der Toleranz,
des Friedens, des Respekts und des
Dialogs einsetzen.
Dezember
Morocco Swim Trek
www.moroccoswimtrek.com
‣ Dakhla
Der Wettbewerb, der sich über vier
Tage erstreckt, findet in der Lagune
von Dakhla statt. Insgesamt müssen
25 km in vier Etappen zurückgelegt
werden. Gewonnen hat, wer für die
25 km am wenigsten Zeit benötigt.
130
132
www.visitmorocco.com