syndicom magazin Nr. 31
Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.
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syndicom
Nr. 31 September-Oktober 2022
magazin
Wir
müssen
über Geld
reden
Anzeige
Wir fordern: Lohnerhöhung für alle,
damit trotz Teuerung und Kranken kassen-
Prämienschock noch etwas im
Portemonnaie bleibt!
Inhalt
4 Teamporträt
5 Kurz und bündig
6 Die andere Seite
7 Gastautor
8 Inflation unter der Lupe
16 Arbeitswelt
22 Klimafonds
24 Konzernverantwortung
25 Recht so!
26 Freizeit
27 1000 Worte
28 Bisch im Bild
30 Aus dem Leben von ...
31 Kreuzworträtsel
32 Inter-aktiv
Liebe Leserinnen und Leser
Viele Berufstätige in der Schweiz haben schon
länger keine Lohnerhöhung mehr erhalten.
Betroffen sind meist langjährige Mitarbeitende,
auch Berufstätige ohne Kaderfunktion. Dazu
kommt nun die Teuerung. Sie lag im August
bei 3,5 Prozent. Wenn die Löhne jetzt nicht
endlich erhöht werden, bleibt immer weniger
Geld zum Leben. Denn nicht nur die Preise, auch
die Krankenkassenprämien steigen.
Das Geld für die Lohnerhöhung ist da. Die
Schweizer Wirtschaft hat sich beeindruckend
schnell von der Corona-Krise erholt. Die Unternehmen
haben ein sehr gutes erstes Halbjahr
hinter sich, die Kassen sind bereits gut gefüllt.
In einer Umfrage der Konjunkturforschungsstelle
der ETH bezeichneten die Firmen ihre
aktuelle Geschäftslage mehrheitlich als gut.
Arbeitskräfte sind gesucht wie lange nicht.
Die SGB-Verbände fordern darum 4 bis 5 Prozent
mehr Lohn. Möglichst generell. Ohne
generelle Lohnerhöhungen werden zahlreiche
Arbeitnehmende zu kurz kommen.
Diese Lohnforderung setzt sich aus drei Teilen
zusammen: Erstens braucht es den Ausgleich
der Teuerung von 3 bis 3,5 Prozent, je nachdem,
ob die Jahres- oder Monatsteuerung zugrunde
gelegt wird. Zweitens müssen die Reallöhne
gemäss dem Wachstum der Produktivität von
rund 1 Prozent pro Jahr erhöht werden. Drittens
Nachholbedarf. Weil die Löhne in den letzten
Jahren für viele viel zu wenig erhöht wurden.
4
8
24
Daniel Lampart
Chefökonom SGB
4
Teamporträt
Team GAV-Vollzug bei syndicom:
«Wir wollen Rückfalltäter abschrecken»
Simone Biland (links): Als eidg. diplomierte
Leiterin Hotellerie-Restauration
zuerst im Gastgewerbe tätig, hat sie –
über Anstellungen bei einer Arbeitslosenkasse
und im Bereich Verwaltung/
Logistik – vor zwei Jahren zur GAV-
Vollzugsstelle von syndicom gefunden.
Sara Gerussi: Nach einem EFZ als Kauffrau
arbeitete sie mehrere Jahre bei
der Unia (Gewerkschaft und ALK) und
sieben Jahre für die Arbeitslosenkasse
syndicom. Sie ist seit 2019 Fachsekretärin
im GAV-Vollzug bei syndicom.
Pascal Kaegi (Mitte): Mit einer Ausbildung
als Historiker schloss er sich 2010
einer Gewerkschaft an, wo er in der
Mitgliederwerbung tätig war und in
paritätischen Kommissionen Einsitz
hatte. Seit 2017 ist Pascal Leiter der
GAV-Vollzugsstelle bei syndicom.
Daniel Mathys: Der NPO-Ökonom und
Personalfachmann arbeitete seit 2003
als Gewerkschaftssekretär, später in
der Pharma und im Baugewerbe. Seit
2021 ist er Teil der GAV-Vollzugsstelle
und baut den Bereich der Kontrolle von
entsandten Arbeitnehmenden auf.
Text: Giovanni Valerio
Bild: Sandro Mahler
«Ein allgemeinverbindlicher
GAV ist quasi ein
Bundesgesetz»
Uns gibt es erst seit 2017. Seither
sind wir aber die am raschesten
wachsende Abteilung von syndicom.
Pascal, der Leiter der GAV-Vollzugsstelle,
startete mit einem Vollzeitpensum
ohne Mitarbeitende, heute
benötigen wir schon 400 Stellenprozente.
Der Grund, weshalb es uns gibt,
ist einfach: das Gesetz. Mit der Allgemein
verbind lich erklärung der beiden
Gesamtarbeitsverträge für die
Netzinfrastruktur- und die Contactund
Callcenter-Branche im Jahr 2018
musste die Kontrollarbeit für beide
bei syndicom von Gesetzes wegen
deutlich ausgeweitet und professionalisiert
werden.
Im Gegensatz zu Firmen- oder
auch Branchen-GAV müssen allgemeinverbindliche
Gesamtarbeitsverträge
nach Inkraftsetzung wie ein
Bundesgesetz von allen Betrieben
einer Branche umgesetzt werden.
Die Durchsetzung und Kontrolle der
Bestimmungen wird entsprechend
vom Bund verlangt.
Unsere Arbeit besteht hauptsächlich
darin, dass wir für Betriebe, die
einem dieser GAV unterstellt sind,
überprüfen, ob sie die ausgehandelten
Gesamtarbeitsverträge auch
wirklich einhalten. Auf Basis der vorliegenden
Informationen ermitteln
wir Übereinstimmung oder Verfehlungen
und erstellen Vorschläge für
Kontrollbeschlüsse.
Diese legen wir der Paritätischen
Kommission zur Beschlussfassung
vor, d. h. jenem Gremium aus Delegierten
von syndicom sowie der Arbeitgeberverbände,
in dessen Auftrag
wir alle Kontroll arbeit erledigen.
Wenn Abweichungen gefunden
werden, büsst die Paritätische Kommission
den Betrieb mit einer Konventionalstrafe,
die im Verhältnis zur
Verfehlung festgelegt wird und den
Betrieb davon abschrecken soll, in
Zukunft erneut vom Gesamtarbeitsvertrag
abzuweichen.
Aktuell verteilen wir uns unsere
Aufgaben wie folgt: Sara und Simone
sind – in Zusammenarbeit mit Pascal
– je hauptsächlich für einen der beiden
Gesamtarbeitsverträge zuständig,
d. h. sie erarbeiten die meisten
Kon troll berichte. Daniel befasst sich
mit der Kontrolle der ausländischen
Dienstleister in beiden Branchen.
Kurz und
bündig
Kostenloser «Leak-Checker» prüft Mailadressen \ Post sucht
IT-Leute in Portugal \ PostCom erneuert Verfügung zu Uber
Eats \ Wer darf «TX Group» heissen? \ Bundesrat will Quellenschutz
beschädigen \ Verhandlungstipps für Journalist:innen
5
Wurden meine Daten
schon verkauft?
Das Hasso-Plattner-Institut, ein Teil der
Uni Potsdam, hat ein Tool entwickelt,
das Klarheit verschafft: Der Dienst «HPI
Identity Leak Checker» prüft, ob Ihre
E-Mail-Adresse zusammen mit persönlichen
Daten wie Telefonnummer, Adresse
oder Geburtstag online veröffentlicht
und in einer Leak-Datenbank gefunden
wurde. Die Antwort wird umgehend an
die geprüfte Mailadresse geschickt, und
sie fällt im besten Fall negativ aus. Hier
der Link (zum HPI): syndicom.ch/3tyyq
Schweizer Post
geht nach Lissabon
Die Post findet in der Schweiz nicht
mehr genug IT-Entwickler:innen und
gründet deshalb eine Tochtergesellschaft
in Portugal. syndicom zeigt ein
gewisses Verständnis für das Vorgehen
und erwartet, dass auch in Portugal die
Gewerkschaftsrechte garantiert werden.
Gleichzeitig benötige der geschwächte
Werkplatz Schweiz vermehrt Investitionen
und bildungspolitische Bemühungen
für die MINT-Berufe. Derlei Ableger im
Ausland dürfen – gerade im Service
public – nicht zur Regel werden. Die
Grundversorgung muss im Ernstfall
in der Schweiz sichergestellt werden
können.
PostCom: Uber Eats
ist wirklich ein Postdienst
Die PostCom bleibt dabei: Auch ein
Pizza karton ist ein Paket, und ein Dienst,
der solche zustellt, ist ein Postlieferdienst
und fällt unter die Meldepflicht
des Postgesetzes. Uber hatte dies nicht
glauben wollen und gegen die Verfügung
der PostCom vor Bundesverwaltungs
gericht Beschwerde eingelegt.
Dieses reichte den Fall an die PostCom
zurück, und die PostCom bleibt bei
ihrer Einschätzung, wie sie jetzt mitteilte.
Wird Uber nochmals Beschwerde
einlegen? Rechtlich möglich ist das
jedenfalls.
«TX»: David gegen Goliath
Am 20. Dezember 2019 liess das
Medien haus Tamedia beim Handelsregisteramt
Zürich den Namen «TX
Group» eintragen und heisst seither
so. Doch einen Tag früher hatte ein
Solarfliesen-Hersteller aus Rapperswil
den gleichen Namen in St. Gallen registriert.
2021 machten die Rapperswiler
in Bern geltend, der Name TX Group
stehe nur ihnen zu, und nun kommt
die Sache vor das Bundesverwaltungsgericht.
Es wird entscheiden, wer den
Namen behalten darf: die Baufirma
oder das Medienhaus.
Kein Journalismus
ohne Quellenschutz!
Wer einer Journalistin vertrauliche
Informationen zukommen lässt, mit
denen er nicht in Verbindung gebracht
werden kann, ohne schwere Nachteile
zu gewärtigen, ist eine «Quelle». Der
«Quellenschutz» ist die Garantie der
Vertraulichkeit durch das Presseorgan,
analog zum Arztgeheimnis, und eines
der obersten Prinzipien im Journalismus.
Kein Nachrichtendienst darf den
Quellenschutz schwächen, Medienleute
überwachen und abhören, so wie es
der Bundesrat im neuen Nachrichtendienstgesetz
möchte. syndicom wehrt
sich für die Pressefreiheit.
Mehr Geld: Verhandlungs-Ratgeber
von JJS und syndicom
Gerade für junge Journalist:innen sind
Gespräche über mehr Lohn, Einstiegslohn
oder Freientarife schwierig, unter
Kolleg:innen ist es peinlich, als Forderung
an Arbeitgeber oder Kundin
höchst unangenehm. Hilfestellungen
aus der Praxis kommen mit dem kleinen
Kompendium «Tipps für Lohnverhandlungen»
von syndicom und den
Jungen Journalistinnen und Journalisten
Schweiz. Das Merkblatt ist für die
Mitglieder der Branche Presse ab sofort
verfügbar auf my.syndicom.ch.
Agenda
Oktober
ab sofort bis 24. 2. 2023
Umweltverantwortungs-
Initiative unterzeichnen
«Wirtschaftliche Tätigkeiten dürfen nur
so viele Ressourcen verbrauchen und
Schadstoffe freisetzen, dass die natürlichen
Lebensgrundlagen erhalten
bleiben.» Logisch? Dann hinein in die
Verfassung damit.
umweltverantwortung.ch
28. 10.
*Gute* Zukunft für
Freischaffende
«Hire and Fire» ist das Thema der Berner
Tagung der IG Freischaffende in
diesem Herbst. Die IG Freischaffende
arbeitet branchenübergreifend, sie
wird geleitet von Christof Berger und
Regula Stämpfli. Anmeldung über my.
syndicom.ch, Programm: syndicom.ch/
gom0v (es ist eine Null in dem Link!).
November
5. 11.
Konferenz Sektor Medien
Angesichts der besorgniserregenden
Situation in seinen Branchen trifft sich
der Sektor Medien im Jahr 2022 zum
zweiten Mal in Biel. Ziel ist, dem Sektor
die Strukturen zu geben, die er benötigt,
um seine Arbeit und die Interaktion
mit den Mitgliedern besser zu
organisieren. Anmeldung noch bis
23. 10. auf my.syndicom.ch.
25. 11.–10. 12.
16 Tage gegen Gewalt
an Frauen
Die Kampagne 16 Tage Aktivismus
gegen geschlechtsspezifische Gewalt
ist eine internationale Veranstaltung,
die am 25. November, dem Internationalen
Tag zur Beseitigung von Gewalt
gegen Frauen, beginnt und bis zum
10. Dezember, dem Menschenrechtstag,
andauert. Programm für die Schweiz:
16tage.ch
syndicom.ch/agenda
6 Die andere
IMS, die Immobilientochter der Post, hat einen neuen GAV
Seite
abgeschlossen, der 2023 in Kraft tritt. Wir sprachen mit
Anja Piller, HR-Geschäftspartnerin, Mitglied der Geschäftsleitung
IMS, und René Heiz, Leiter Compensation und Sozialversicherungen
Schweizerische Post.
1
Mehrere Monate lang wurde über
den neuen GAV IMS verhandelt.
Wie beurteilen Sie die Ergebnisse?
Wir sind sehr zufrieden. Der heutige
GAV ist bereits ein fortschrittliches
Vertragswerk mit sehr guten Konditionen.
Anliegen von IMS war es, mit
dem neuen GAV unsere Attraktivität
als moderne Arbeitgeberin weiter zu
steigern und für unsere Mitarbeitenden
einen Mehrwert zu generieren.
Dank der sehr guten Sozialpartnerschaft
zwischen IMS und syndicom
konnte ein attraktiver GAV auch für
die Zukunft erarbeitet werden.
2
Denken Sie, dass die Meinung und
die Erwartungen der Angestellten in
diesen Verhandlungen berücksichtigt
werden konnten?
Wir denken, dass uns das gut gelungen
ist. Wir haben über die HR-Beratenden
und Linienvertreter:innen in
Erfahrung gebracht, worin die hauptsächlichen
Anliegen der Mitarbeitenden
bestehen, wo im aktuellen GAV
Handlungsbedarf besteht. Wir hatten
auch in der Delegation Führungspersonen
aus der Fläche, die sehr nahe
an den Mitarbeitenden sind und
deren Bedürfnissen kennen.
3
Was sind für Sie die wichtigsten
Verbesserungen im neuen GAV?
Im Vordergrund stehen für uns die
Regelungen rund um die Gleichstellung
und die Vereinbarkeit von Beruf
und Privatleben. So wurden sehr
attraktive Leistungen für werdende
Väter und Mütter oder das Recht auf
Nichterreichbarkeit verankert. Wir
haben den Gleichstellungsartikel
erweitert und die Lohngleichheit im
GAV verankert. Und wir belohnen
die Treue zu IMS für langjährige Mitarbeitende
ab 20 Dienstjahren mit
neu 2 Wochen resp. 3000 Franken.
4
Die Forderung von syndicom nach
einem Sozialplan für IMS wurde heiss
diskutiert. Was hat IMS letztlich bewogen,
darauf einzutreten und einem
Sozialplan zuzustimmen?
Wir konnten die Forderung nachvollziehen.
Auch uns war es und ist es
laufend ein wichtiges Anliegen, unsere
Mitarbeitenden im Falle eines Stellenverlustes
möglichst gut zu begleiten,
zu unterstützen und vertretbare
Lösungen zu finden. Die frühere Sozialvereinbarung
haben wir nun mit
Unterstützungsmassnahmen ergänzt
und sind so ebenfalls überzeugt, für
unsere Mitarbeitenden einen wesentlichen
Fortschritt erzielt zu haben.
5
Welches sind in den nächsten
Monaten die wichtigsten Herausforderungen
und Arbeiten für
die Sozialpartnerschaft?
Zuerst gilt es nun, den neuen GAV zu
installieren und dessen Vollzug zu
gewährleisten. Dies kann nur in Zusammenarbeit
und auf Basis einer
starken Sozialpartnerschaft erfolgen.
Auch die nächsten Lohnverhandlungen
stehen bald an. Darüber hinaus
ist es unser erklärtes Ziel, im Rahmen
von ordentlichen Gefässen wie den
FAKOs, aber auch bei Bedarf im
Rahmen von zusätzlichen Terminen
aktuelle Themen zu besprechen und
so im Austausch zu bleiben.
6
Die Teuerung trifft die Kaufkraft
Ihrer Angestellten mit voller Wucht.
Welche Lösungen bietet der neue
GAV in diesem Zusammenhang?
Wir haben im GAV eine jährliche
Lohnverhandlungsrunde verankert.
Wir sind überzeugt, dass wir damit
und auf Basis einer guten Sozialpartnerschaft
auch in anspruchsvollen
Zeiten sinnvolle und wirtschaftlich
vertretbare Lösungen für unsere
Mitarbeitenden finden werden.
Fragen: Robin Moret
Bild: Sam Buchli
Gastautor
Seit der Entdeckung von 51 Pegasi b
im Jahr 1995 wissen auch wir: Es gibt dort oben
Milliarden von Planeten, die um Sterne kreisen.
Was geschähe, wenn wir dank einer noch zu erfindenden
Technologie dorthin reisen könnten?
Darauf gibt es sicher ebenso viele verschiedene
Antworten wie mögliche Destinationen.
Aber diese Antworten werfen mehr Fragen
auf: Wer würde dorthin gehen und weshalb?
Niemand verlässt ohne Hoffnung auf Rückkehr
sein Zuhause, seine Familie, Freunde oder seine
Lebensweise, wenn er nicht schreckliche Gründe
hat. Meine Romane erzählen nicht von einer
Eroberung, sondern von einem Exodus. Meine
Figuren sind nicht Auserwählte, sondern Verlierer.
Sie fliehen von einem sterbenden Planeten.
In dieser Dystopie ist der Zusammenbruch
unserer Zivilisation natürlich gesellschaftlich
und ökologisch, vor allem aber wirtschaftlich.
Denn Wirtschaft ist die Verknüpfung zwischen
der Ressourcenausbeutung und der Gesellschaft,
die sich aus dem Verbrauch dieser Ressourcen
ergibt. Die Ökonomen, aber nicht nur
sie, haben die Realität nach und nach durch ihre
Modelle ersetzt. In einer Wirtschaft, die stets
ein Modell im Rückstand und weitgehend dereguliert
ist, bildet die Inflation nur den sichtbaren
Teil eines riesigen Eisbergs. Der Verlust von
Lebens grundlagen und die verzweifelte, hitzige
Suche nach Ersatz führen die Menschheit nur
immer zu denselben Lösungen. Wenn wir unsere
Umwelt aufgebraucht haben, müssen wir woanders
hingehen. Wir werden nicht mehr von
einem Ende der Savanne an das andere ziehen,
sondern vielleicht von einem Planeten zum
nächsten. Meine Romane zeigen vor allem, dass
es nirgends eine zweite Erde gibt, auch wenn es
so scheinen mag. Und dass es nicht darum geht,
diese Welten so umzugestalten, dass sie der
Erde ähneln, sondern dass sich vielmehr unsere
Spezies wandeln muss, um sich an diese anzupassen.
Diese Demut ist nötig und wird vielleicht
der Schlüssel zu unserem Überleben sein.
Nein, es gibt keine
«zweite Erde»
Der Autor Bernard Fischli wurde 1958 in
Lausanne geboren. Der Wettlauf zum
Mond hat seine Kindheit begleitet. Im
Juli 1969 verbrachte er eine schlaflose
Nacht vor dem Familienfernseher. Kurze
Zeit später entdeckte er «2001: Odyssee
im Weltraum» von Arthur C. Clarke.
Im Lauf der Jahre wurde er Zeuge
des traurigen Rückzugs der Menschheit
auf ihren eigenen Planeten, während er
weiterhin von fernen Welten träumte.
Fischli schloss 1987 sein Studium
der Literaturwissenschaft mit einer
Diplomarbeit ab, in die er eine Science-
Fiction-Kurzgeschichte integrierte.
Seine erste Veröffentlichung erfolgte
1992 im Rahmen eines Wettbewerbs des
Science-Fiction-Museums in Yverdon.
Seit vielen Jahren unterrichtet er an einem
Gymnasium oberhalb von Lausanne.
Bernard Fischlis Romanzyklus
«Voyages sans retour» (Reisen ohne
Rückkehr) ist bei Hélice Hélas in Vevey
erschienen. Er umfasst die drei Bände
«Esmeralda» (2018), «Donoma» (2019)
und «Océania» (2020).
7
10 Die Inflation ist zurück. Die Menschen haben Angst, die Konzerne zocken.
13 Ist zu viel Geld im Umlauf? Mitnichten.
14 Der automatische Teuerungsausgleich sitzt wieder am Verhandlungstisch
15 Inflation in Zahlen und Figuren
Dossier 9
Die Spirale
der Profite
und Preise
10 Dossier
Woher kommt die Inflation
und wie besiegt man sie?
Dreissig Jahre lang war Inflation kein Thema.
Doch nun bedrohen steigende Preise viele
Menschen mit Verarmung und Not. Europa ist
im Aufruhr. Das wird ein heisser Herbst.
Text: Oliver Fahrni
Bilder: Reto Crameri
Streiks und Proteste zwangen die neue britische Premierministerin
Liz Truss schon am zweiten Tag in die Knie: In
völligem Widerspruch zu ihrem Programm musste sie ein
staatliches 150-Milliarden-Paket aufgleisen, um den drohenden
Aufstand abzuwenden. In Frankreich streiken
Dutzende von Belegschaften für den Teuerungsausgleich.
Die Gewerkschaften mobilisieren und die Linke bläst zum
nationalen Marsch für tiefere Lebenskosten im Oktober.
Deutschlands Koalitionsregierung schaut derweil bang
auf die Teuerungsproteste und hofft, daraus werde keine
Gelbwesten-Bewegung. In Italien drohen 140 000 Unternehmen
wegen der Energiepreise mit Schliessung.
Die Inflation ist zurück. Mit rund 10 Prozent in der EU,
Tendenz steigend. Ein brutaler Schock.
Im Vergleich zur Teuerung in den USA, in Grossbritannien
und in der EU scheint die Inflationsrate in der
Schweiz mit 3,5 Prozent (Stand August) relativ tief. Das
liegt einerseits daran, dass hierzulande manche Preise
«administriert» sind, also einer gewissen Kontrolle der
öffentlichen Hand unterliegen.
Zum Beispiel der Strompreis in der «Grundversorgung».
Zum andern hilft der überbewertete Franken. Die
Schweiz importiert einen starken Teil ihrer Konsumgüter.
Mussten wir für ein Produkt aus Deutschland, das 100
Euro kostet, vor kurzem noch 115 Franken aufwenden,
kostet es heute wegen des besseren Wechselkurses nur
noch 97 Franken. Doch der Vorteil schwindet schnell:
Künftig wird die deutsche Ware wegen der hohen Inflation
beim Nachbarn nicht mehr 100, sondern 115 Euro
kosten.
Handkehrum hat der harte Franken auch entscheidende
Nachteile: Er belastet die Schweizer Exportindustrie
(Maschinen, Uhren, Tourismus etc.), die für mehr als einen
Drittel unseres Wohlstands sorgt.
Die wirkliche Höhe der Inflation
Tatsächlich sollten bei 3,5 Prozent Teuerung alle Alarmglocken
schrillen. Erstens täuscht die Zahl. Auf Haushalte
mit kleinen oder mittleren Einkommen, also auf die überwiegende
Mehrheit, drückt in Wahrheit eine deutlich höhere
Teuerung. Für Löhne bis 4300 Franken beträgt sie
mindestens 4,2, eher an die 5 Prozent (s. Grafiken S. 15).
Warum? Diese Haushalte müssen eben einen höheren
Teil ihres Einkommens für Miete, Energie, Lebensmittel,
Transport, Krankenkasse ausgeben als Gutverdienende
(ab 7000 Franken netto). Also ausgerechnet für jene unverzichtbaren
Dinge, die schockartig teurer geworden sind.
Zweitens steht gerade beim Grundbedarf eine Preisexplosion
an. Die Krankenkasse wird im Schnitt um 6,6 Prozent
teurer. Der Strompreis steigt 2023 um 27 Prozent – in
manchen Bereichen sogar bis 28o Prozent. Was wiederum
viele andere Produkte und Dienstleistungen verteuert.
Weil die Zinsen steigen, werden auch die Mieten teurer.
Bald kommt das schwierige Monats ende schon Mitte
des Monats. Bereits heute sind in der Schweiz 1,3 Millionen
Menschen armutsgefährdet. Ihnen droht der Absturz,
vor allem Alleinerziehenden und Pensionären, aber auch
Familien mit mehr als einem Kind. Dennoch finden viele
bürgerliche Kommentatoren die Forderung des Gewerkschaftsbundes
nach einem Teuerungsausgleich von 4 bis
5 Prozent unverschämt.
In einer Umfrage der KOF-ETH im Frühjahr gaben Unternehmen
an, die Löhne 2022 nur um 1,6 Prozent wachsen
zu lassen. Konkret wäre das ein Lohnraub. Denn sind
die Lohnsteigerungen geringer als die Preissteigerung,
bedeuten sie in Wahrheit eine Senkung der Reallöhne –
die Kaufkraft der Haushalte schwindet.
Was auch volkswirtschaftlich purer Irrsinn wäre, weil
der private Konsum die Wirtschaft trägt. Das Seco rechnet
in der jüngsten Prognose mit einem BIP-Wachstum von
2 Prozent. Das ist optimistisch und baut einerseits auf
die (gefährdeten) Exporte, andererseits auf die Inlandnachfrage.
Der private Konsum soll es mit einem Plus von
4 Prozent reissen. Wird die Teuerung aber nicht mit erhöhten
Löhnen ausgeglichen, ist die Prognose das Papier
nicht wert, auf dem sie steht. Dann droht spätestens 2023
eine Rezession. Also die Vernichtung von Stellen, wachsende
Arbeitslosigkeit, noch stärker sinkende Kaufkraft.
Eine Abwärtsspirale.
Was die Gewerkschaften verlangen, ist also eine Minimalforderung.
Sie gleicht gerade die Inflation aus, vorausgesetzt,
diese steigt nicht noch stärker, was OECD, Weltbank
und EZB durchaus für möglich halten. Die Reallöhne
zu sichern und dafür die Nominallöhne um 4 bis 5 Prozent
zu erhöhen, ist gerecht, ökonomisch sinnvoll und oftmals
gut zu stemmen, wie die satten Gewinne belegen.
Bis in die 1990er-Jahre war in den meisten Gesamtarbeitsverträgen
ein automatischer Teuerungsausgleich
eingebaut (siehe S. 14 «Die grosse Abwesende»). Den hatten
die Gewerkschaften mit hartnäckigen Kämpfen in den
Inflationsjahren nach 1970 durchgesetzt. In anderen kapitalistischen
Ländern waren die Neoliberalen erfolgreicher.
Das zeigt sich an der überall massiv gesunkenen
«Lohnquote», die ausweist, welcher Teil des erwirtschafte-
54 Prozent
der Inflation
sind dem
Profithunger
der Konzerne
geschuldet.
ten Wohlstandes zu den Arbeitenden geht, und umgekehrt,
welchen Teil des Kuchens das Kapital abgreift. So
wurde etwa Deutschland nach den Gegenreformen der
Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder zu einem
europäischen Tieflohnland. In Frankreich steht der gesetzliche
Mindestlohn, der oft unterschritten wird, bei
1329 Euro netto für ein Vollpensum. 70 Prozent der italienischen
Arbeitenden bekommen 9 Euro die Stunde oder
weniger, die Löhne sind seit 1990 massiv geschrumpft.
In der Schweiz haben aktive Gewerkschaften und die
Möglichkeiten der direkten Demokratie (Referendum,
Initiative) diese Talfahrt bisher verhindert. Doch auch
hier ist die Lohnquote gesunken, rechnet man die Boni-
Abzocker in Banken, Versicherungen und Chemie heraus.
Und die Neoliberalen machen weiter Druck auf die Löhne.
Dieser Tage zeigte sich das etwa im Vorschlag der Postregulierungsbehörde
PostCom, einen Mindestlohn von 19
Franken die Stunde festzulegen – der liegt unter den tiefsten
Mindestlöhnen in sämtlichen Kantonen und ist gemessen
am schweizerischen Preisniveau ein Hungerlohn.
Das Märchen von der Lohn-Preis-Spirale
So wird das Vorhaben der Gewerkschaften, die Inflation
abzufangen, ein rauer Ritt. In den vergangenen dreissig
Jahren ist es den Arbeitgebern gelungen, den automatischen
Teuerungsausgleich aus fast allen GAV zu kippen.
Heute legen sie eine alte Leier auf, das Märchen von der
«Lohn-Preis-Spirale». Will heissen: Der Teuerungsausgleich
heize die Inflation weiter an, wie etwa die Arbeitgeber
der Maschinen- und Metallindustrie (Swissmem)
schon im Frühjahr faselten.
Ökonomisch ist das blanker Unsinn. In vielen Branchen
machen nicht die Herstellungskosten die Preise,
sondern die sogenannte «Pricing Power», also die Macht
der Unternehmen, den Preis für ihre Produkte unabhängig
von den Kosten festzusetzen. Diese Macht war noch
nie so hoch wie heute, stellte die Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) kürzlich fest.
Die Welt ist
gefangen in einer
Profit-Preis-Spirale.
Der Bau eines iPhone kostet, alles inklusive, weniger
als einen Drittel seines Ladenpreises, die Herstellung
einer Swatch nicht einmal einen Fünftel ihres Preises.
Zudem sinkt in vielen Branchen (abgesehen von den personenbezogenen
Dienstleistungen und der Gastronomie)
der Anteil der Löhne an den Kosten stetig.
Da drängt sich eine kleine Rechnung auf: Selbst bei einem
Lohnkostenanteil von 20 Prozent erhöht ein fünfprozentiger
Teuerungsausgleich die Herstellungskosten gerade
um 1 kleines Prozent, macht also höchstens ein paar
Promille des Endpreises aus. Viel weniger als die Finanzierungskosten.
Dabei würde allein schon die gestiegene
Arbeitsproduktivität (also die Senkung der Stückkosten)
Reallohnerhöhungen längst rechtfertigen.
Nun hat das US-amerikanische Economic Policy Institute
herausgefunden: Mehr als die Hälfte der Inflation
(54 Prozent) ist dem steigenden Profithunger der Konzerne
geschuldet, 36 Prozent wurden durch Schwierigkeiten
mit den globalen Lieferketten ausgelöst. Arbeitskosten
hingegen schlugen kaum zu Buche.
Besonders brutal wirkt sich diese Pricing Power aus
bei den Rohstoffen, bei Öl, Gas und Strom, bei Medikamenten,
Versicherungen und Bankdienstleistungen. In
diesen Bereichen macht eine Handvoll globalisierter Konzerne
das Geschäft. Darum sind dort die Preise besonders
heftig explodiert – und mit ihnen die Profite. Sechs der
neun umsatzstärksten Schweizer Unternehmen sind heute
Rohstoff- und Ölhändler, dazu gesellen sich Nestlé,
Roche und Novartis. Global wird die Hälfte wichtiger
Agrar produkte wie Getreide über die Schweiz gehandelt,
12 Dossier
35 Prozent des Öls, 60 Prozent der Metalle. Hier sitzen die
Kriegsgewinnler und Inflationstreiber.
Die Zuger Glencore, am Umsatz gemessen die Nummer
1 im Lande, hat ihren Profit im ersten Halbjahr 2022
um 846 Prozent (!) gesteigert. Hoch rentabel war der Rohstoffmulti
schon lange, aber so etwas gab es noch nie.
Historische Gewinne fahren auch alle anderen Rohstoffdealer
ein. Öl-, Gas- und Stromhändler lassen es krachen,
Exxon, BP, Shell, Total feiern Supergewinne, von der saudischen
Aramco gar nicht erst zu reden. Sogar die biederen
Schweizer Stromversorger Axpo, Alpiq und BKW, die
mit einer impliziten Staatsgarantie arbeiten, wie der Fall
Axpo zeigt, melden dreistellige Millionengewinne. Bei der
Pharma herrscht schon seit Covid Partystimmung. Wie
immer sind auch die Banken beim Gelddrucken vorne mit
dabei. Da wollen sich andere Branchen wie die Lebensmittelindustrie
nicht lumpen lassen, als Inflations-Trittbrettfahrerinnen
nutzen sie die Lage.
Was sich in gigantischen Ausschüttungen an die Besitzenden,
die Aktionäre niederschlägt. Dieses Jahr wohl an
die 2 Billionen Dollar. Nach fünfzehn Jahren kapitalistischer
Dauerkrise rast die Umverteilung von unten nach
oben.
Woher die Inflation kommt? Die Fakten liegen auf dem
Tisch: Wer seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann,
ist Opfer einer immer rascher drehenden Profit-Preis-
Spirale.
Wladimir Putins Aggressionskrieg gegen die Ukraine
kann man alles zuschreiben, auch die extremen Preissteigerungen.
Der Russe dreht am Gashahn. Doch die Preistreiberei
lief bereits im Sommer 2021 heiss, acht Monate
vor Kriegsbeginn. Damals schwamm die Welt noch in Öl
und Gas. Doch die Energie-Konzerne verknappten sie
künstlich, um im Aufschwung nach der Covid-Epidemie
kräftig zu verdienen. Ganze Tankerflotten dümpelten
randvoll wartend auf den Weltmeeren.
Was wir als Krisen erleiden, dient dem Kapital. Exorbitante
Vermögen werden angehäuft und die Arbeitenden
3,5 Prozent? Auf die
Einkommen bis 5400
Franken drückt eine
höhere Inflation.
schärfer diszipliniert. Das Kapital wird konzentriert, Fusionen
und Übernahmen jagen sich. Als 2019 fehlende Investitionen
und der Wirtschaftskrieg der USA gegen China
das System erschütterten, kam die rettende Covid-Pandemie.
Das Kapital nutzte sie dazu, den Staat zum Kassenschrank
der Konzerne zu machen. Und im Schatten von
Lockdown und gebrochenen Lieferketten, die viele Menschen
in Panik vor Versorgungsengpässen stürzte, wuchsen
Schiffstransporteure wie die Marseiller CMA zu rentablen
Giganten.
Sogar die ökologische Krise machen die Besitzenden
zum Zahltag. Derzeit geht das Gerede von möglichen Engpässen
beim Strom. Frankreichs AKW, die den halben
Kontinent mit Strom versorgten, können nicht mehr liefern.
Teils weil Sicherheitsprobleme marode Atommeiler
stilllegen. Vor allem aber, weil Klimaerwärmung und Trockenheit
die Kühlung vieler AKW unterbindet.
Norwegen, der andere grosse Stromexporteur, musste
seine Lieferungen drosseln, weil der Wasserstand in Stauseen
und Flüssen sank. Dramatisch, aber für die Stromversorger
Anlass für Spekulationsgewinne: Auf dem neoliberal
deregulierten europäischen Strommarkt stieg der
Preis für Lieferungen im ersten Quartal 2023 von 50 Euro
bis auf 1700 Euro. Der Klimakatastrophe und Putin sei
Dank.
Da ist ein bisschen Teuerungsausgleich das Mindeste,
was Gewerkschaften durchsetzen sollten.
Dossier
Preise deckeln, Löhne rauf,
Kriegsgewinne besteuern
13
Irre Spekulations-Profite befeuern die
Inflation und die Zentralbanken treiben ein
brandgefährliches Spiel. Was tun?
Text: Oliver Fahrni
Wie drückt man am besten die Löhne und zerstört den
Wohlstand? Wie provoziert man einen globalen Finanzcrash
und heizt nebenbei noch die ökologische Katastrophe
an? Genau so! Was Zentralbanken, Konzerne und Regierende
derzeit tun (und unterlassen), wirkt wie aus dem
Kochbuch für das grosse Desaster.
Nur ein Beispiel: Der Energiekonzern Total schüttete
im Herbst 2620 Millionen Euro als «Sonderdividende»
aus, schnell, schnell, bevor eine Steuer auf Krisengewinne
den exorbitanten Extraprofit aus Krieg, Gas und Öl abschöpft.
Für diesen Trick lobte sich die Konzernleitung
ungeniert selbst. Dazu wirbt Total, ein grüner Energiekonzern
zu sein, doch in erneuerbare Energien investiert
er 2022 nicht einmal halb so viel, wie er an Dividenden unter
die Reichen streut.
Verrückt ist, dass sie genau wissen, wohin das führt.
Ökonomen, die Weltbank, der Internationale Währungsfonds
und die grossen Wirtschaftsblätter sind derzeit in
heller Panik. Täglich warnen sie vor den Folgen «perverser
Profitgier». Doch im nächsten Satz sagen sie: Wir wollen
noch mehr davon.
Die Weltbank wies dieser Tage nach, dass die Zinserhöhungen
der Zentralbanken die Wirtschaft gerade in
eine globale Krise stürzen. Aber die «Banken der Banken»
kündigen unter Druck der US-FED weitere Zinserhöhungen
an. So wird jeder Kredit teurer und Investitionen werden
abgewürgt, etwa die in klimafreundliche Techniken.
Die Rechtfertigung, so die Teuerung zu bekämpfen,
beruht auf der Theorie, es sei zu viel Geld im Umlauf, was
die Nachfrage erhöhe und so die Preise hochtreibe. «Überhitzung»
nennen sie das. In Wahrheit stagniert die Weltwirtschaft.
Die Geldmenge aber hat sich seit 15 Jahren so
schwindelerregend erhöht, dass sie nicht einmal mehr
vernünftig gemessen werden kann. Wäre die Geld-Theorie
richtig, hätten wir seit 10 Jahren Hyperinflation.
Es kommt eben darauf an, wer über das irre Geld verfügt
– und wer die Macht hat, die Preise festzulegen. Tatsächlich
dienen die Zinserhöhungen allein dem Kapital.
Und aus ser dem Klima «überhitzt» allein die Spekulation.
Was tun?
Olivier Blanchard, Ökonom (Harvard etc.), schrieb
kürzlich, der Kampf gegen die Inflation verlange die Zerstörung
von Arbeitsplätzen. Blanchard sagte natürlich
nicht: Wenn wir die falschen Spielregeln nicht ändern. Er
verschwieg, dass es andere, gezielte Möglichkeiten gibt,
der profitgetriebenen Inflation beizukommen:
• Das Mindeste ist ein voller Teuerungsausgleich auf Löhnen,
Renten und sozialen Leistungen. Volkswirtschaftlich
ist das eine Notwendigkeit und ökonomisch gut
machbar. In die GAV muss wieder ein automatischer
Teuerungsausgleich eingeschrieben werden.
• Die Preise deckeln. Energie und Wasser sind Gemeingüter.
Sie müssen der Spekulation entzogen werden. Der
Grundbedarf bis zu einem gewissen Verbrauch sollte
billig, besser noch gratis sein. Derzeit wird in diversen
Ländern mit Preisobergrenzen experimentiert.
• Unerträglich sind Situationen wie bei der Axpo: Der
Stromriese macht einen dreistelligen Millionengewinn.
Gleichzeitig musste der Bundesrat ihm eine Milliardengarantie
geben, weil die Axpo sich mit Termingeschäften
an der Strombörse verzockt hat. Die Strommarkt-
Liberalisierung muss zurückgenommen werden. Für
Gas und Öl sollte die EU einen Höchstpreis dekretieren
– bei der Nachfragemacht von 450 Millionen Menschen
könnten sich die Produzenten dem kaum entziehen.
• Konzerne, die vom Bund Unterstützung bekommen,
dürfen weder Dividenden auszahlen noch Leute entlassen.
Die Lasten der Krise müssen gerecht verteilt sein.
• Die Finanzierung von Preisdeckeln und arbeitsplatzrettenden
Massnahmen ist kein Problem: Es genügt, die
Kriegsgewinne der Energiekonzerne mit einer Profitsteuer
zu belegen, etwa wie Italien mit 25 Prozent.
• Höchste Zeit schliesslich, die Profite endlich in eine
Industrieoffensive für den ökologischen Umbau zu stecken.
Das Programm dafür haben die Gewerkschaften
entworfen und durchgerechnet. Vor 16 Jahren.
14
Dossier
Inflation – die grosse Abwesende
ist zurück am Verhandlungstisch
Gesamtarbeitsverträge und Teuerungs-
Ausgleich bei den Löhnen in der Schweiz.
Text: Mattia Lento
In der Schweiz sind 700 000 Menschen armutsbetroffen.
Darunter sind auch Arbeitnehmer:innen, die so genannten
Working Poor. 2020 galten gemäss dem Bundesamt
für Statistik 8,2 Prozent aller Erwerbstätigen als arm –
über 300 000 Personen. Eine Studie von Olivier Hümbelin
der Berner Fachhochschule zeigt, dass der Anteil der armutsbetroffenen
Personen mit der aktuellen Inflation
noch steigen könnte: auf 9,3 %, also um 80 000 Menschen.
In der Schweiz ist die Teuerung zwar weniger dramatisch
als im europäischen Durchschnitt (dort +9,1 % im
August). Sie hat aber bereits 3,5 % erreicht und dürfte in
den kommenden Monaten noch zunehmen. Immer mehr
droht die Gefahr, dass eine Arbeit keine Garantie für ein
würdiges Leben ist. Haushalte mit tieferen Einkommen
trifft die Teuerung besonders: Sie geben einen höheren
Anteil ihres Einkommens für Energie und Nahrungsmittel
aus, deren Preise weit stärker gestiegen sind.
Nicht erstaunlich also, dass der Gewerkschaftsbund
jetzt generelle Lohnerhöhungen von 4 bis 5 Prozent verlangt.
Die Forderung ist angesichts der guten wirtschaftlichen
Situation realistisch und in Anbetracht der oben
genannten Zahlen vor allem notwendig.
Die Teuerungsklauseln wurden ausradiert
Befänden wir uns in der Schweiz der Nachkriegszeit,
könnten sich die Arbeitnehmer:innen auf die Mechanismen
für den Teuerungsausgleich verlassen, die in vielen
Gesamtarbeitsverträgen etabliert waren. In den 1950er-
Jahren wurde dies erstmals in GAV verankert. Bis zu den
90er-Jahren nahm dieser Anteil zu. Noch 1991 enthielten
gemäss einer Studie von Daniel Oesch von 2001 zwei Drittel
der Schweizer GAV Teuerungsklauseln. Ein Viertel der
GAV in der Schweiz sah sogar einen automatischen Teuerungsausgleich
vor. Ein Schutz gegen die Inflation, der in
nur wenigen Jahren aus fast allen Verträgen verschwand
und 1996 in nur noch 0,3 % der GAV erwähnt wurde.
Was geschah in diesen Jahren? Damals erreichte der
angloamerikanische Neoliberalismus die Schweiz. Die
GAV gerieten seitens der Arbeitgeber unter zunehmenden
Druck, sodass die Gewerkschaften Kompromisse eingehen
mussten, und immer mehr Mühe hatten, den Teuerungsausgleich
zu erhalten. Zudem herrschte tiefe Rezession.
Die Angst um den Job wog viel schwerer als die
Furcht, einen Kaufkraftverlust zu erleiden. Die Rezession
brachte einen Rückgang der Lebenshaltungskosten mit
sich, sodass auch die Bedeutung des Ausgleichs der Inflation
sank. So wurde die Inflation zur grossen Abwesenden
in den Gesamtarbeitsverträgen. Es gibt heute kaum noch
GAV mit vollem Teuerungsausgleich.
Die Debatte ist zurück
Nur in einigen Branchen sieht ein kleiner Teil der Verträge
noch einen Automatismus vor, wenn auch beschränkt.
Auch in der ICT-Branche, wie Daniel Hügli, Leiter des Sektors
bei syndicom, bestätigt: «Die Lebenshaltungskosten
sind eines der im GAV berücksichtigten Kriterien.» Für
Matteo Antonini, Zentralsekretär Logistik bei syndicom,
ist «die Teuerung ein Element in den Lohnverhandlungen
mit der Schweizerischen Post».
Die Frage des Teuerungsausgleichs ist heute in der
natio nalen Debatte zurück. Für liberale Ökonom:innen
ist das anachronistisch. Der Wirtschaftsprofessor Sergio
Rossi sieht es anders: «Die Nominallöhne sollten an die
Preisentwicklung gebunden werden, um die Kaufkraft der
Lohnempfänger:innen zu erhalten. So könnte die Gefahr
verringert werden, dass die Gesamtwirtschaft wegen der
ungenügenden Nachfrage auf dem Gütermarkt in eine
Rezession rutscht. Die Indexierung sollte jedoch nur
dann zum Tragen kommen, wenn die Unternehmen ausreichende
Gewinnmargen haben, um die Löhne der Arbeitnehmer:innen
zu erhöhen.»
Die Lohnforderungen 2023 in unseren Branchen
(wird laufend ergänzt)
Die Illustrationen
Unser Illustrator Reto Crameri stammt ursprünglich aus
Bern, lebt aber seit 20 Jahren in Genf. Zurzeit stellt er sein
erstes Kinderbuch fertig, «Alula», das im nächsten Frühjahr
im Kunstanstifter Verlag erscheinen wird. Tuschezeichnungen
und Keramiken mit Illustrationen aus dem Album wurden
dieses Jahr in der Ausstellung «Bolo Klub» auf dem Fumetto-
Festival gezeigt. Sein Buch «Les notes du concierge», das
2018 im Eigenverlag erschien, erhielt das Stipendium von
Kanton und Stadt Genf zur Förderung der Buchillustration.
Für das Magazin von syndicom, wo er Mitglied ist, hat Reto
eine Reihe von lebhaften Illustrationen geschaffen, die die
Elemente der Krise, die die Menschen erschüttert, signethaft
veranschaulichen.
Seine Arbeit ist zu entdecken auf retocrameri.com
Die kommende soziale Krise
Steigende Preise, real sinkende Löhne, riesige Profite für die Aktionäre: Die kombinierte
Krise Klima/Covid/Ukraine verschärft die Ungleichheit und stürzt viele Schweizer Familien
in Not. Nur Preiskontrollen und massive Lohnerhöhungen können das verhindern.
Wo die Teuerung galoppiert
Drei Jahrzehnte lang schien die Inflation
in den reichen Ländern ein Problem der
Vergangenheit. Stabile Preise waren
überall ein zentrales Ziel der Wirtschaftspolitik.
Die EZB hält eine leichte Inflation
von 2% für ideal. Im Aufschwung nach
Covid begannen die Preise plötzlich
überraschend scharf anzuziehen.
Grossbritannien
Spanien
Niederlande
9,9 %
Frankreich
10,5 %
Deutschland
13,7 %
6,6 %
8,8 %
9,1 %
Schweiz
3,5%
11,2 %
Estland
25,2 %
Russland
16,7 %
Türkei
80 %
Quellen: Seco, OECD, EZB (Zahlen August 2022, Vergleich zum August 2021)
Inflation erhöht die Ungleichheit
Steigen die Preise, trifft dies tiefere Einkommen
stärker. Für die am schlechtesten
Entlöhnten beträgt die Inflation nicht 3,5 %,
wie die Statistik behauptet, sondern 4,2 %.
Leute mit geringen Löhnen verlieren mehr
Kaufkraft als höhere Einkommen. Der Grund:
Tieflohn-Haushalte müssen einen grösseren
Teil ihres Einkommens für Wohnen, Energie
und Lebensmittel ausgeben – und genau
diese Preise sind am stärksten gestiegen.
4,2 %
3,8 %
3,9 %
3,7 %
3,6 %
3,5 %
3,5 %
3,3 %
3,3 %
3,1 %
untere Einkommen mittlere Einkommen obere Einkommen
Quellen: BfS, Hans Baumann in work
Quellen: Elcom, EEX
27 %
Strompreissteigerung
2023
Unter Strom
Das ist ein Durchschnittswert, manche
Stromversorger schlagen gar nicht auf, andere
um mehr als 250 %. Wer wissen will, wie es
2023 in der eigenen Gemeinde aussieht, findet
hier alle Details: www.strompreis.elcom.admin.
ch. Die grossen Stromversorger Axpo, Alpiq
und BKW erhöhen ihre Preise, obschon sie
2021 alle dreistellige Millionengewinne
gemacht haben und für 2022 noch sattere
Rekordprofite erwarten.
Mit Strom wird seit
der neoliberalen
Deregulierung in
Europa spekuliert:
Im Sommer 2022
stieg der Preis für
Lieferungen 2023
zwischenzeitlich um
3400 %
Big Oil – Big Gas
Knausrige Unternehmen
Explodierende Profite einiger Öl- und Gaskonzerne.
2. Quartal 2021 2. Quartal 2022
17,9 Mrd.
11,6 Mrd. 11,5 Mrd.
9,3 Mrd.
Bei einer Umfrage der
Konjunkturforschungsstelle
der ETH gaben
die Unternehmen an,
für 2022 mit Lohnanpassungen
von
durchschnittlich nur
1,6% zu rechnen. Das
würde massive
Reallohnverluste
bedeuten.
4,7 Mrd.
5,5 Mrd.
5,7 Mrd.
3,1 Mrd.
3,1 Mrd.
3,5 Mrd.
Exxon Chevron Shell BP Total
1,6%
Quelle: Financial Times
16
Eine bessere
Arbeitswelt
Sprüche, Berührungen, Witzchen
und Machtmissbrauch
syndicom hat ein neues Merkblatt zum Umgang mit Sexismus in
Redaktionen lanciert. Warum das notwendig war und welche
Schritte die Redaktionen gehen müssen, erklärt die Journalistin
Sarah Serafini im Gespräch.
Immer mehr Frauen in Redaktionen berichten über unerwünschte Annäherungen. (© syndicom/Stock.Adobe)
Rund drei Jahre nach #MediaToo und
dem nationalen Frauenstreik von
2019, zwei Jahre nach dem offenen
Brief der Tamedia-Redaktorinnen an
das Medienhaus und nur wenige Monate
nach dem Skandal um Bild-Chefredaktor
Julian Reichelt, der wegen
zahlreicher Beziehungen zu ihm unterstellten
Frauen schlussendlich das
Medienhaus verlassen musste: Es
scheint sich immer noch wenig am
oftmals frauenfeindlichen, sexistischen
und übergriffigen Klima in vielen
Redaktionen geändert zu haben.
Immer wieder berichten Frauen von
unangemessenen Sprüchen, ungewollten
Berührungen, abschätzigen
Kommentaren oder, wie etwa im Fall
von Julian Reichelt, von Machtmissbrauch.
Sarah Serafini, Redaktorin bei
Watson.ch und eine der Initiantinnen
des Medienfrauenstreiks von 2019,
ver ortet das Sexismusproblem der Medienbranche
auf mehreren Ebenen:
«Zum einen arbeiten bis heute weniger
Frauen als Männer in den Redaktionen,
vor allem in den Chefetagen.
Es kann schwieriger sein, sich durchzusetzen,
wenn du als Frau allein an
einer Sitzung mit lauter Männern bist,
es kommt eher zu einem sexistischen
Klima und dummen Sprüchen bis hin
zu Belästigung», sagt Serafini.
Über die Hälfte der Medienfrauen
haben Übergriffe erlebt
Laut einer Seco-Studie aus dem Jahr
2008 berichteten schweizweit 28 Prozent
der Frauen branchenübergreifend
von Belästigung am Arbeitsplatz.
Gemäss einer nicht repräsen tativen
Tamedia-Umfrage von 2019 waren es
aber ganze 53 Prozent der 458 befragten
weiblichen Medienschaffenden.
Besonders gefährdet sind demnach
Berufseinsteigerinnen.
Rund drei Vier tel der Befragten gaben
in der genannten Studie an, ihre
Erfahrungen mit dem Thema Belästigung
unter 35 und knapp die Hälfte
gab an, solche gar mit unter 30 gemacht
zu haben.
Sarah Serafini überraschen diese
Zahlen nicht. Als weiterer Faktor komme
die Exponiertheit hinzu, der sich
Journalistinnen im Gegensatz zu vielen
anderen Berufsgruppen stellen
müssen: «Als Journalistin ist man viel
und oft allein unterwegs. Bei Interviews
oder während Reportagen kann
es so ebenfalls zu sexistischen Sprüchen
oder Übergriffen kommen», sagt
Serafini, und: «Als Frau wird man vom
Gegenüber nicht selten per se weniger
ernst genommen.»
Ein Klima schaffen, das
Gespräche darüber zulässt
Tatsächlich berichteten laut der genannten
Tamedia-Umfrage 40 % der
befragten weiblichen Medienschaffenden
von Übergriffen durch externe
Personen wie etwa Interviewpartner.
«Ich glaube, ganz schützen kann
man etwa die Frauen, die ins Feld gehen,
nicht, aber es muss ein Klima
geschaffen werden, in dem Zwischenfälle
extern wie intern thematisiert
werden können», sagt Sarah Serafini.
Sie halte es für zentral, dass eine Unternehmenskultur
gelebt wird, in der
eine Nulltoleranz gegenüber Sexismus
gilt. Doch das allein reicht nicht
aus: «Es braucht Anlaufstellen oder
Vertrauenspersonen und geschultes
Personal, das sensibel reagiert. Insbesondere
Teamleiterinnen und Chefinnen
brauchen professionelle Weiterbildungen
im Umgang mit Sexismus.»
Natalia Widla
Was tun? Das Merkblatt mit
Handlungsempfehlungen
«Die Solidarität der Freiburger Angestellten hat geholfen,
den Alltag der Kolleg:innen national zu verbessern.» Robin Moret
17
Wenn Solidarität Früchte trägt
Eine Mobilisierung der Angestellten des Contactcenters der Post
in Freiburg hat dazu geführt, dass schweizweite Managementfehler
im GAV-Vollzug aufgedeckt wurden. Die Schritte, die mit
der Chefetage eingeleitet wurden, sind ermutigend.
Die Angestellten der Post-Contactcenter fühlten sich gestresst und überwacht. (© Keystone-SDA)
Anfang Februar 2022. Ein aktives Mitglied,
tätig im Contactcenter der Post
in Freiburg, berichtet der Gewerkschaft
von einer gewissen allgemeinen
Unzufriedenheit, nachdem ein
Programm zum Aufzeichnen von Anrufen
eingeführt wurde. Das Arbeitsklima
scheint angespannt. Es fehlt an
Personal, und bei der Bearbeitung der
pendenten Fälle werden die Minuten
gezählt.
«Die Kolleginnen und Kollegen erzählten
uns vom Druck, den sie verspürten,
und dass sie sich ganz allgemein
überwacht fühlten. Im Laufe der
Gespräche wurde uns klar, dass das
Problem eher in der Planung der
Arbeits zeiten und insbesondere der
Über stunden liegt», sagt Nicolas Irus,
Regionalsekretär Logistik.
Alles in 24 Minuten
Der eigentliche Kern des Problems
sind das Arbeitszeitmodell und die
Verwaltung der Überstunden: Die tägliche
Arbeitszeit beträgt 8 Stunden
und 24 Minuten. Diese 24 Minuten
sind vorgesehen für die Inbetriebnahme
des Systems, für Unvorhergesehenes
und kleine tägliche Aufgaben. Das
Management fügt dem noch die Verwaltung
der pendenten Fälle hinzu.
Ergebnis? Immer mehr Überstunden,
einige werden am Samstag geleistet.
Dabei sieht gerade der GAV Post
ein Arbeitszeitmodell mit klarer Planung
der Überstunden vor. Der Einsatzplan
wird monatlich erstellt und
jede Änderung, die 14 Tage nach der
Veröffentlichung dieses Plans erfolgt,
erfordert die Zustimmung der Mitarbeitenden.
GAV oder Sondermodell?
Es stellte sich jedoch heraus, dass der
GAV in allen Contactcentern in der
Schweiz schlecht umgesetzt wurde.
«Wenn die Contactcenter ein Sondermodell
anwenden wollen, dann muss
dies mit syndicom im Rahmen der
GAV-Verhandlungen diskutiert werden»,
so Nicolas Irus. Dank eines Austauschs
auf nationaler Ebene kommt
nun ab dem 1. Oktober das im GAV
vorgesehene Modell zur Arbeitszeitplanung
zur Anwendung.
Die grosse Solidarität der Angestellten
in Freiburg hat dazu beigetragen,
den Alltag der Kolleginnen und
Kollegen national zu verbessern. Die
Gespräche mit der Geschäftsleitung
entwickelten sich zu einem fruchtbaren
Dialog. Sie hat sich verpflichtet,
die Probleme anzugehen, insbesondere
die Unterbesetzung. Zudem soll
eine Personalkommission eingesetzt
werden, um die Probleme anzusprechen
und in einer friedlichen Atmosphäre
Lösungen zu finden. In Freiburg,
wie überall, hat sich die
Mobilisierung einmal mehr ausgezahlt.
Robin Moret
Auf gehts zum neuen
GAV der Callcenter
Teresa Dos Santos Lima-Matteo,
Zentralsekretärin Sektor ICT
Zurzeit laufen in unserer Gewerkschaft
die Vorbereitungen für die Gesamtarbeitsvertrags-Verhandlungen
der Contact- und Callcenterbranche.
Die GAV-Verhandlungen starten im
Frühjar 2023. Die Vorbereitungen
sind bereits voll im Gange. In den
nächsten Wochen wird eine Umfrage
bei den Arbeitnehmenden in den GAV-
Betrieben durchgeführt.
Lohn – Zeit – Schutz
Die Hauptthemen sind: Lohn – Zeit –
Schutz. In der Branche ist ebenfalls
ein Fachkräftemangel zu verzeichnen,
die Betriebe suchen qualifiziertes
Personal. Die Arbeitgeber müssen die
bestehen den Arbeitskonditionen verbessern
und attraktivere Arbeitsbedingungen
anbieten.
Deshalb drängt es sich auf, dass
unter anderem die Lohnzulagen verbessert
werden, die Arbeitszeit reduziert
und die Krankentaggeldversicherung
angepasst wird.
Dieser Gesamtarbeitsvertrag gilt für
alle in der Branche
Der aktuelle GAV ist vom Bundesrat
allgemeinverbindlich erklärt worden
und bis Ende 2023 gültig. In der Branche
sind rund 3500 Arbeitnehmende
beschäftigt.
18 Arbeitswelt
«Das Lohnniveau liegt deutlich über dem PostCom-Minimum,
aber es gibt noch ein anderes Problem.» Urs Zbinden
Die Lohnfrage in den
Subunternehmen
Eine syndicom-Umfrage erhob die Lohnstruktur in den Subunternehmen
der KEP-und-Mail-Branche. Es tauchten Zahlen auf,
hinter denen sich extreme Arbeitsbedingungen verbergen.
Nur von hoch oben sehen die Arbeitsbedingungen der Fahrer:innen gleich aus. (© Keystone/Alexander Dietz)
In der Logistik-Branche wird seit November
2021 über einen Gesamtarbeitsvertrag
verhandelt. Auch in diesen
Verhandlungen spielen die Löhne
eine wichtige Rolle. Auf den ersten
Blick scheint in der Branche Klarheit
zu herrschen: Die Regulierungsbehörde
PostCom hat die Verhältnisse vermessen
und im Juni eine Studie zu den
branchenüblichen Arbeitsbedingungen
publiziert. In der Kategorie «Zustellung
und Abholung mit Kundenkontakt»
bewegen sich die Löhne
gemäss der Studie zwischen 4749 und
6474 Franken. Doch dieses Resultat
hat einen Haken. Es erfasst nämlich
nicht die Subunternehmen – die bei
Betrieben wie DPD und DHL eine grosse
Rolle spielen.
Mythos vs. Umfrage
Für die gewerkschaftliche Verhandlung
des Mindestlohns ist es entscheidend,
zu wissen, ob sich das Lohnniveau
in den Subunternehmen auf dem
von der PostCom definierten Mindestlohn
von 3500 Franken befindet oder
ob die Löhne sich doch eher in dem
von der Studie erfassten Rahmen bewegen.
Um diese Wissenslücke zu füllen,
führte syndicom in den Betrieben
eine Umfrage zu den Löhnen durch.
Mit den Resultaten wird insbesondere
der von Unternehmensseite immer
wieder bemühte Mythos widerlegt, die
Löhne bei den Subunternehmen lägen
auf einem Niveau von 3500 Franken.
Zwar erreichen die Löhne nicht
ganz die Zahlen der PostCom-Studie,
doch liegen sie bei DPD zwischen 4000
und 4300 Franken und bei DHL zwischen
4300 und 4600 Franken. Wir
sprechen hier noch immer von tiefen
Löhnen im Vergleich mit anderen
Branchen. Trotzdem muss sich die
Diskussion um Mindestlöhne klar am
Rahmen der PostCom-Studie orientieren
– statt am momentan geltenden
Mindestlohn von 3500 Franken.
Unmenschliche Arbeitszeiten
Die vielen Gespräche mit Zusteller:innen
in den Depots haben syndicom
noch einen anderen Aspekt der Frage
aufgezeigt: Eine Angestellte eines Subunternehmens
mag zwar zuweilen bis
zu 4500 Franken verdienen. Sind dafür
aber zwischen 50 und 60 Stunden Arbeitsleistung
pro Woche nötig, reduziert
sich der Wert dieses Lohns massiv.
Denn viele Zusteller:innen haben
angemerkt, dass für sie das Problem
bei den langen Arbeitstagen liegt. Mit
den steigenden Paketvolumen im
Herbst wird diese Frage noch drängender.
Urs Zbinden
19 Franken sind
der ganz falsche Weg
Matteo Antonini, Leiter Sektor Logistik und
Mitglied der Geschäftsleitung
Einmal mehr schlägt die PostCom den
schweizweit niedrigsten Mindestlohn
vor und setzt damit ihren traurigen
Rekord fort. Tatsächlich sind die
19 Franken, die ab Juli 2023 gelten
sollen, inflationsbereinigt (2018–
2022) noch tiefer als der heutige Satz
von 18,27 Franken. Mit einem so niedrigen
Referenzlohn wird der Vielfalt
der Postberufe und ihrer Angestellten,
den Kompetenzen und Anforderungen
nicht Rechnung getragen. Die
PostCom ebnet hier den Weg für Arbeitsmodelle,
die Auslagerung und
Prekarität begünstigen. Ganz zu
schweigen von den offensichtlichen
Imageschäden.
Zu behaupten, ein Lohn von 19
Franken in der Zustellung sei korrekt
und mit dem Gesetz vereinbar, setzt
ein falsches Signal in einer Zeit, da
in allen Branchen Personalmangel
herrscht. syndicom hat die PostCom
rechtzeitig gewarnt und auf diese kritischen
Punkte hingewiesen.
Als Gewerkschaft müssen wir uns
auf die Gesamt arbeitsverträge konzentrieren
und eine Ausweitung der
höheren Löhne zum Schutz der Arbeitnehmenden
erreichen. Diesen Weg
verfolgt syndicom seit vielen Jahren,
hat ihn mit den 2021 begonnenen
Branchenverhandlungen konkretisiert
und verfolgt ihn weiter. Auch deshalb,
weil er die Einführung von Kontrollen
ermöglichen wird, die es in
einem immer stärker zersplitterten
Arbeitsmarkt braucht, der auch für
multinationale Konzerne wie Amazon
und Uber attraktiv geworden ist.
«Ziel dieser Treffen ist es, uns bei allen Mitarbeitenden
bekannt zu machen.» Adriano Troiano
19
Die syndicom-Grilltour
Ostermundigen, ein Spätsommernachmittag. Vor dem Post-
Logistics-Zentrum geht Ungewöhnliches vor: Jemand baut einen
Grill auf. Alles wird ausgepackt, Gasflasche, Würste, Brot, Senf.
Eine weitere Etappe der «syndicom-Grilltour».
Genau richtig gebratene Würste von der Gewerkschaft, dazu Gespräche und Infos. (© syndicom)
Seit mehreren Jahren organisiert das
Team von syndicom Bern diese Grills.
«Es ist eine Chance, mit den Arbeitenden
in einer entspannten Atmosphäre
etwas länger zu reden. Und das ist mit
einer Wurst bequem zu machen»,
scherzt Adriano Troiano, Leiter des
Sekretariats Bern/Oberwallis. «Wir
planen im Sommer zwei Besuche pro
Woche, ausser in den Ferien. Es gibt
etwa dreissig Termine, vom Emmental
bis ins Oberland, von Biel bis ins
Oberwallis.» Derweil treffen die Post-
Mitarbeitenden in Scharen ein. Viele
haben noch die Uniform an, sie haben
gerade ihre Schicht beendet. Händeschütteln,
Lächeln, Plaudern. Sie reden
über Fussball und Urlaub. Man
spürt, dass es gut ist, sich nach der
Pandemiezeit wiederzusehen.
Am Grill entscheidet das fachkundige
Auge von Marco With, Vizepräsident
der Berner Sektion Postpersonal
und Mitglied der PeKo PostLogistics
Ostermundigen, wann die Wurst genau
richtig gebraten ist. Alle stellen
sich an.
«Unsere Mitglieder», sagt Troiano,
«freuen sich das ganze Jahr über, dass
wir sie besuchen und für sie grillieren.
Ziel dieser Treffen ist es, uns bei allen
Mitarbeitenden bekannt zu machen.
Wir verteilen Flugblätter, wir haben
eine analoge ‹Power-Point›-Präsentation
auf Papier, die unsere Kampagnen
und die aktuellen Probleme zeigt. Wir
fördern die Diskussion. Wir lernen potenzielle
neue Mitglieder kennen: Wir
führen eine Liste, damit wir später mit
Interessierten Kontakt aufnehmen
können. Wir rekrutieren mindestens
ein Mitglied pro Grillanlass, direkt vor
Ort. Den Impact unserer Tour kann
man gar nicht überschätzen!»
Es ist wichtig, dass die Arbeitnehmenden
zusammenkommen, sich
austauschen und über die Arbeitsbedingungen
reden. Es gibt unterschiedliche
Arbeitszeiten, viele machen Pausen
im Freien. In solchen Momenten
können sich die Menschen kennen
lernen. Und sie machen Werbung für
syndicom.
«Gerade heute habe ich von einem
Mitarbeiter der Post gehört, er findet
es positiv, dass syndicom so präsent
ist. Ich denke, unsere Grilltour trägt
dazu bei», so Troiano. Aus den Lautsprechern
tönt derweil «We are the
Champions» von Queen. Die Leute singen
mit und lächeln. Ja, wir sind die
Champions!
Giovanni Valerio
Höchste Zeit für
Lohnerhöhungen
Angelo Zanetti, Zentralsekretär Sektor Medien
In den Medienunternehmen sind generelle
Lohnerhöhungen seit Jahren ein
Tabu. Lohnverhandlungen werden immer
wieder abgelehnt, ganz gleich, wie
die Konjunktur aussieht. In den letzten
zehn Jahren, als die Teuerung moderat
war, haben die Löhne der etablierten
Medienschaffenden stagniert. Bei den
Honoraren der Freelancer:innen und
den Einstiegslöhnen haben die Verlage
ständig weiter nach unten gedrückt.
Mit der heutigen drastischen Inflation
von 3,5 % droht die Medienbranche
wegen den Löhnen an Attraktivität
zu verlieren. Redaktionen beklagen einen
Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden
und ernsthafte Nachwuchsprobleme.
Es ist höchste Zeit, zu reagieren
und gemeinsam generelle Lohnanpassungen
für alle durchzusetzen.
syndicom hat Empfehlungen und
ein komplettes Argumentarium für die
Personalkommissionen der Medien
ausgearbeitet. Als Mitglied kannst du
es bei uns beziehen. Diese Empfehlungen
richten sich auch an die Kolleg:innen
der grafischen Industrie. Die wirtschaftliche
Lage macht auch in dieser
Branche – wie für Millionen von Arbeitnehmenden
in der Schweiz – Lohnerhöhungen
unerlässlich. Denn die Löhne
stagnieren seit Jahren und in der
grafischen Industrie haben die Betriebe
ebenfalls Mühe, Mitarbeitende zu
finden. Es braucht deshalb betriebliche
Verhandlungen über die Löhne.
Die Buchhändler:innen dürfen auf
einen automatischen Teuerungsausgleich
zählen, der im GAV vorgesehen
ist (jedoch max. 2 % der Mindestlöhne).
Ein Schritt in die richtige Richtung,
der nach weiteren, stärkeren
Massnahmen ruft! syndicom setzt sich
an der Seite ihrer Mitglieder dafür ein,
dass angesichts des besorgniserregenden
Verlusts an Kaufkraft alle notwendigen
Lohnanpassungen vorgenommen
werden.
20 Arbeitswelt
«Ein gewaltiger Schritt hin zu konsequent gleichen Rechten
für die Beschäftigten von IMS innerhalb der Post.» Manuel Wyss
1000 Leute mehr
unter dem gelben Dach
Der lange Weg zum neuen Gesamtarbeitsvertrag IMS kam
Ende August zu einem gelungenen Abschluss.
Auch das Immobilien-Management der Post sitzt jetzt unter dem Dach-GAV. (© Keystone/Anthony Anex)
Die «Post Immobilien Management
und Services AG», kurz IMS, ist die Liegenschaftsverwaltung
der Post. Fast
1000 Angestellte bewirtschaften über
2000 Objekte schweizweit. Bei IMS arbeiten
so unterschiedliche Berufsgattungen
wie Gebäudetechnikerinnen,
Reiniger oder Immobilienverwalter.
Der Vorlauf zum neuen Gesamtarbeitsvertrag
ab 2023 war lang: Bereits
über den Jahreswechsel 21/22 führte
syndicom bei ihrer Mitgliedschaft
eine Umfrage zu den Anforderungen
an einen neuen Vertrag durch. Das
häufigste Anliegen war mit 25 % Nennung:
mehr Kündigungsschutz und
ein echter Sozialplan – dicht gefolgt
von besseren Löhnen und Zuschlägen.
Die Evaluierungen ergaben viel Verbesserungspotenzial
und einen langen
Forderungskatalog.
7 Verhandlungsrunden zwischen
Februar und Anfang Juni waren nötig,
bis der Firmen-GAV IMS unterschriftsreif
war. An zwei Konferenzen Ende
August stimmten die syndicom-Mitglieder
dem Ergebnis zu. Zu Recht,
denn der neue Vertrag bringt nur Verbesserungen
mit sich.
Der Schutz bei Kündigungen wird
ausgebaut: neu gibt es einen eigenen
Sozialplan für IMS. Er basiert zu grossen
Teilen auf dem Sozialplan Post.
Neu besteht damit etwa die Möglichkeit
zur Frühpensionierung ab 62. Die
Befristung von Verträgen wird reduziert
– von max. 24 auf 18 Monate. Für
Leihpersonal gilt ein Arbeitsvertragsrecht,
der Anspruch wird neu ab einem
Einsatz von 16 Monaten bei IMS
erworben.
Alle Mindestlöhne werden deutlich
erhöht. In der Funktionsstufe der
Reiniger:innen um 50 bis 400 Franken
je nach Lohnregion. In allen anderen
Funktionsstufen um 1 Prozent. Neu
wurde eine Treueprämie ab 20 Dienstjahren
eingeführt, die alle fünf Jahre
2 Wochen Ferien oder 3000 Franken
beträgt. Dies sind nur einige Punkte
von der Liste der materiellen Verbesserungen
im neuen GAV.
Alles Gelbe unter einem Dach
Und das gesamte Regelwerk rückt näher
an den Firmen-GAV von Post CH.
Wie die Firmen-GAV von Post CH oder
PostFinance steht der GAV IMS zudem
neu unter dem «Dach-GAV», der die
Beziehungen zwischen den Vertragsparteien
regelt und damit die Gewerkschaftsrechte
definiert. Er behandelt
so u. a. die Lohnverhandlungen
oder die Konfliktlösungsmechanismen.
Zusammen mit den sozialpolitischen
Fortschritten im neuen GAV sehen
wir einen gewaltigen Schritt hin
zu konsequent gleichen Rechten für
die Beschäftigten von IMS innerhalb
der Post.
Manuel Wyss
IMS bei syndicom:
Folge dem QR-Code.
Grosser Frauen*streik
2023
Patrizia Mordini, Leiterin Gleichstellung und
Mitglied der Geschäftsleitung
Der Frauen*streik 2023 am 14. Juni
2023 wird wieder gross! Weil die
Schweiz in der Gleichstellung nicht
vorwärts kommt, weil Politik und
Wirtschaft, das Parlament und die Arbeitgeber
die in der Verfassung verankerten
Rechte von Frauen* immer weiter
auf die lange Bank schieben, hat
der Frauenkongress des SGB beschlossen,
dass nächstes Jahr erneut ein unüberseh-
und unüberhörbares violettes
Beben durch die Schweiz gehen
muss. Wie 1991 und 2019.
Die syndicom-Delegierten haben
an der Versammlung vom 18. Juni
2022 enthusiastisch die Mitwirkung
beschlossen und ein Budget bereitgestellt.
Nun beginnen die Vorbereitungsarbeiten
auf zwei Ebenen:
Gemein sam mit den Gewerkschaftsbünden
und Frauenstreik*-Kollektiven
in den Regionen planen wir die
Kundgebungen in den Städten. Und
syndicom nutzt die Kraft des Frauen*-
streiks für Aktionen zur Förderung der
Gleichstellung in ausgewählten Betrieben.
Die Forderungen der Gleichstellung
wie mehr Zeit für die Betreuungsund
Familienarbeit, faire Renten und
Lohngleichheit, Nulltoleranz gegen
sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz
stehen im Vordergrund. Ebenso Verbesserungen,
die wir in den letzten
Jahren in den GAV verankert haben.
Gemeinsam sorgen wir alle für das
Gelingen des Frauen*streiks! Wir suchen
Vertrauenspersonen, die sich
engagie ren möchten – melde dich bei
gleichstellung@syndicom.ch!
«Derzeit arbeitet Thomas Burger an Ideen für noch mehr
Partizipationsmöglichkeiten für ältere Mitglieder.» Franz Schori
21
Dolce vita Pension? Weit gefehlt!
Vorbei sind die Zeiten spärlicher und zittriger Jahre nach der
Pensionierung. Die meisten Pensionierten wollen heute mehr als
nur das Leben geniessen, etliche engagieren sich bei syndicom.
Die Erfahrung der Pensionierten im Dienst der Arbeitenden und der Gewerkschaft. (Keystone/Josep Rovirosa)
Am 27. April 2017 treffen sich 10 Swisscom-Mitarbeitende
in Olten zu einem
«Erfa-Austausch 58+». Sie diskutieren
Möglichkeiten, wie das Potenzial von
älteren syndicom-Mitgliedern genutzt
werden kann. Flipcharts werden gefüllt,
Ideen gewälzt, vertieft, verworfen
oder weiterverfolgt. Was an diesem
27. April angestossen wird, entfaltet
nachhaltige Wirkung.
Die Pensionierungsberatung entsteht
Bereits im Sommer 2017 beginnt
Hansruedi Schläppi damit, ältere syndicom-Mitglieder
bei Swisscom zu beraten.
Daraus entsteht nach und nach
die Pensionierungsberatung von syndicom,
zu Beginn nur für Mitglieder
bei Swisscom in der Deutschschweiz.
Heute, fünf Jahre später, berät die
10-köpfige Fachkommission Pensionierungsberatung
unter der Leitung
von Edith Annaheim Mitglieder in allen
Sprachregionen, allen Branchen
und unabhängig vom Arbeitgeber.
Ende 2018 kommt der Kommunikationsexperte
Mark Herbst mit der
Idee auf den Sektor ICT zu, Pensionierte
bei der Mitgliederwerbung
einzusetzen. Rasch erkennen wir an
ersten Workshops, dass die Werbung
schwierig ist – weil Pensionierte keinen
Zugang mehr zum Arbeitsplatz
haben. Also wenden wir uns der Mitgliederbindung
zu. So führen die Mitglieder
der neu gebildeten Organisation
Plus seit mehr als zwei Jahren
erfolgreich Rückgewinnungs-, Feedback-
und Treuegespräche.
Mitgliederbindung durch
die Organisation Plus
Durch die Rückgewinnungsgespräche
konnten Dutzende von Mitgliedern
zurückgewonnen werden, die bei syndicom
austreten wollten. Feedbackgespräche
führen wir mit Mitgliedern
nach dem 18. Beitrittsmonat, um von
ihnen zu erfahren, ob sie sich bei syndicom
wohlfühlen. Treue-Gespräche
führen die Mitglieder der Organisation
Plus mit Mitgliedern ab 58. Die Geschäftsleitung
hat kürzlich beschlossen,
die Treue-Gespräche auf die
ganze Mitgliedschaft auszudehnen.
Beraten und Telefonieren sind
zwei Möglichkeiten der Partizipation.
Dazu gibt es Verteilaktionen, sei es bei
Abstimmungen wie «AHV21» oder
kürzlich bei der Wahl zum comPlan-
Stiftungsrat.
Noch mehr Partizipation
Mit dabei am Workshop vom 27. April
2017 war auch Thomas Burger, heutiger
Präsident der Pensionierten syndicom.
Und woran arbeitet er derzeit mit
grossem Elan? Ihr ahnt es: An noch
mehr Partizipationsmöglichkeiten für
ältere syndicom-Mitglieder, z. B. am
Aufbau einer sozialpolitischen Arbeitsgruppe.
Interessiert? Melde dich per E-Mail
bei participation@syndicom.ch.
Franz Schori
5G – Mensch und
Technologie
Daniel Hügli, Leiter Sektor ICT, Mitglied der GL
Wenn neue Technologien eingeführt
werden, weckt dies bei Menschen häufig
Ängste. So ist es auch bei der 5. Generation
im Mobilfunk. Menschen
reagie ren verschieden auf die nichtioni
sie rende Strahlung (NIS) von Antennen
– auch wenn sie weit unter den
internationalen Grenzwerten liegt,
die vor wissenschaftlich anerkannten
Gesundheitsschäden schützen sollen.
Im Auftrag des Bundesamts für
Umwelt ist der erste Jahresbericht zu
den NIS-Messungen erschienen. Die
Ergebnisse zeigen, dass in öffentlich
zugänglichen Bereichen Feldstärken
von maximal 15 % des Grenzwerts gemessen
wurden – in den allermeisten
Fällen jedoch lagen sie im tiefen einstelligen
Prozentbereich des Grenzwerts,
auch in Privatwohnungen.
Dass trotz zunehmendem Datenverkehr
die Werte stabil sind, könnte
an den Sendetechnologien liegen: 4G
und 5G sind effizienter, da sich die
Sendeleistung dem Bedarf anpasst.
Die adaptiven 5G-Antennen strahlen
zudem gezielt auf das Mobilfunkgerät.
Damit gilt mit 5G umso mehr: Die
höchste Strahlung geht vom eigenen
Gerät aus. Und je grösser die Antennendichte,
desto weniger strahlt es.
Dank 5G soll künftig in der Netzinfrastruktur,
aber auch mit energieeffizienten
Anwendungen der CO2-Fussabdruck
reduziert werden können,
wie eine Studie der Uni Zürich und der
Empa zeigt. Dazu müssen die Mobilfunk-Unternehmen
jedoch mehr in
die Forschung, das Monitoring und
die Aufklärung zu 5G investieren. Dies
gilt auch für den Bund, der gemeinsam
mit den Gemeinden und Kantonen
den 5G-Ausbau endlich zügig
deblockieren muss.
22 Politik
Green New Deal für
Klima, Arbeit, Zukunft
Wird das Klima gerade aus der politischen Debatte verdrängt,
ersetzt durch Krieg, Energiekrise und Inflation? Alle hängen
eng zusammen, erinnert uns Margot Chauderna, Co-Präsidentin
der Jungen Grünen Schweiz. SP, Grüne und Gewerkschaften
haben zwei neue Initiativen lanciert: die eine schafft einen
Klima-Fonds, um den Energiewandel zu stützen. Die zweite
nimmt den Schutz der Lebensumwelt in die Verfassungsziele
auf. Wir haben uns mit Margot Chauderna, frischgebackene
Absolventin der Biologie und der Soziologie, zu einem Gespräch
getroffen.
Text: Federico Franchini
Bilder: Keystone-SDA, Junge Grüne CH (Porträt)
Margot Chauderna, die Befürworter:innen
der Initiative wollen jedes
Jahr Milliarden in die Energiewende
investieren. Woher soll dieses Geld
kommen?
Die Initiative verlangt, dass der
Bund ein halbes bis 1 Prozent seines
BIP, also 3,5 bis 7 Milliarden Franken,
in die ökologische Wende investiert.
Diese Finanzierung soll
möglichst sozialverträglich vom
Staat übernommen werden; deshalb
wollen wir keine neue Steuer. Der
Bund soll Geld, das er bereits hat,
für den Kampf gegen die Klimaaufheizung
und zur Erhaltung der
Biodiversität einsetzen. – Andere,
weitaus umstrittenere Bereiche
erhalten mehr staatliche Unterstützung.
Was genau wollen Sie mit diesem
Geld tun?
Wir wollen unter anderem die Sanierung
des Gebäudebestands vorantreiben,
Energiesparprogramme
fördern, in Anlagen zur Produktion
von erneuerbaren Energien investieren
und den öffentlichen Verkehr
ausbauen. Die doppelte Krise von
Klima und Biodiversität verschärft
sich stetig und bedroht unsere Gesundheit
und die des Planeten. Deshalb
muss rasch gehandelt werden.
Unsere Initiative zielt darauf, die
nötigen Mittel für den Schutz des
Klimas und der Biodiversität bereitzustellen,
um den Übergang zu einer
kohlenstofffreien Gesellschaft
so rasch wie möglich zu finanzieren.
Mit den bisherigen Massnahmen
wird die Schweiz bis 2050 nicht
einmal ihr Netto-Null-Ziel erreichen
können. Wir sind Lichtjahre entfernt
davon, die Verpflichtung zu
erfüllen, die der Bund mit der Ratifizierung
des Pariser Klima-Abkommens
eingegangen ist: einen gerechten
Beitrag zur Erreichung des
1,5-Grad-Ziels zu leisten. Wir liegen
weit zurück und müssen nun rasch
und mit erheblichen finanziellen
Mitteln handeln, wenn wir diese
Ziele umsetzen wollen.
Dekarbonisierung
von Wirtschaft und
Gesellschaft soll
Service public sein.
«Mit der Umweltverantwortungs-Initiative
wollen wir den Schutz der Umwelt als oberste
Priorität in der Verfassung verankern. Die
Schweiz soll so produzieren und importieren,
dass die Lebensgrundlagen erhalten bleiben.»
23
Margot Chauderna, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz
Die Lancierung der Initiative fällt in
eine Zeit der Energiekrise. Ist das
der richtige Zeitpunkt? Befürchten
Sie, dass die Menschen nun eher damit
beschäftigt sind, ihre Häuser zu
heizen, als den Planeten zu retten?
Diese Themen hängen eng zusammen!
Unser Konsum von fossilen
Brennstoffen trägt nicht nur zur
globalen Erwärmung und zum Zusammenbruch
der Artenvielfalt bei,
sondern gefährdet auch Frieden,
Menschenrechte und Demokratie,
weil er den Machtanspruch und die
Kriegsbereitschaft von autoritä ren
Regimes fördert. Das hat ganz
konkrete Auswirkungen auf unser
Leben. Die aktuelle Energiekrise,
die durch Russlands Militäroffensive
gegen die Ukraine angeheizt
wird, macht das deutlich.
Die Klimaschutzinitiative will
die Entwicklung erneuerbarer Energien
verzehnfachen, unseren Energieverbrauch
drosseln und die Dekarbonisierung
vorantreiben. Sie
stärkt unsere Unabhängigkeit von
Öl und Gas – und damit von autokratischen
Staaten wie Russland –
und sichert unsere Versorgung.
Deshalb ist genau jetzt der richtige
Zeitpunkt: Was in der Ukraine passiert,
ist ein Argument für die Energiewende
und den Ausstieg aus fossiler
Energie. Die Bürger:innen
interessieren sich mehr denn je für
Wärmepumpen und Sonnenkollektoren.
Mit den richtigen Investitionen
können wir das Risiko einer
Energieknappheit im nächsten Jahrzehnt
begrenzen und gleichzeitig
unsere CO2-Emissionen senken.
Wird sich der neue Klimafonds auch
auf die Arbeitsplätze in der Schweiz
auswirken?
Ja! Der Initiativtext verlangt, dass
Aus- und Weiterbildungen und Umschulungen
für die Arbeitsplätze
von morgen konzipiert werden. Wir
müssen Menschen in neuen Berufen
ausbilden, die wir zur Dekarbonisierung
der Wirtschaft brauchen
werden. Solarenergie ist zum Beispiel
hoch im Kurs, aber wir haben
nicht genügend Fachpersonen, die
Wir sind Lichtjahre
von den
Paris-Zielen
entfernt.
Panels montieren können. Investitionen
in diesen Bereichen werden
also zweifellos positive Auswirkungen
auf die Beschäftigung haben.
Positiv wird auch sein, dass
durch die Förderung einer stärkeren
Energieunabhängigkeit Milliarden
von Franken, die die Schweiz jedes
Jahr für den Import von fossilen
Energieträgern aus problematischen
Ländern ausgibt, wieder im
Inland eingesetzt werden können.
Statt Autokra tien zu unterstützen,
werden in der Schweiz interessante
Arbeitsplätze geschaffen. Deshalb
unter stützt der Schweizerische Gewerkschaftsbund
diese Initiative zusammen
mit den Grünen und der
Sozialdemokratischen Partei an vorderster
Front.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die
Tatsache, dass der Staat wieder in
den Mittelpunkt des Kampfes gegen
den Klimawandel gestellt werden
soll. Welche Rolle wird der Service
public spielen?
Durch den Klimafonds werden Investitionen
in die Dekarbonisierung
der Gesellschaft und Wirtschaft zu
einer öffentlichen Aufgabe. Während
es in der Schweiz unbestritten
ist, dass Bildung, Infrastruktur und
eine grundlegende Gesundheitsversorgung
staatliche Aufgaben sind
und damit zum Service public gehören,
wird mit Blick auf die Herausforderung
des Jahrhunderts – die
doppelte Krise von Klima und Biodiversität
– geknausert und gegeizt.
Diese Initiative anerkennt, dass der
Kampf für das Klima und die Biodiversität
für das Wohl unserer
Gesellschaft genauso wichtig sind
wie die Gesundheitsversorgung
oder die Bildung. Sie will diese
Anliegen zu einer öffentlichen Aufgabe
machen, die sozial gerecht
gestaltet und finanziert wird, statt
sie auf die Einzelnen abzuwälzen.
Gleichzeitig starten die Jungen Grünen
auch die Umweltverantwortungs-Initiative.
Worum geht es?
Ziel dieser Initiative ist es, den
Schutz unserer Umwelt als Rahmenbedingung
für unsere Wirtschaft
und Gesellschaft in der Verfassung
zu verankern. Dem Schutz der Umwelt
soll oberste Priorität eingeräumt
werden. Die Schweiz soll
so produzieren und importieren,
dass die Lebensgrundlagen erhalten
bleiben (womit auch unser Lebensunterhalt
geschützt wird). Konkret
muss die Umweltbelastung der
Schweiz innerhalb von zehn Jahren
so weit reduziert werden, dass die
planetaren Grenzen der Erde eingehalten
werden.
Die Klimadebatte scheint ein wenig
von der politischen Agenda verschwunden
zu sein. Sollen die
beiden Initiativen dieses wichtige
Thema vor den nächsten Parlamentswahlen
wieder ins Zentrum
rücken?
Genau. Das Klima war bei den letzten
Wahlen ein grosses Thema und
die Lage ist so ernst, dass es auch
bei den nächsten Wahlen Gewicht
haben muss. Die Schweiz spürt die
Auswirkungen der globalen Erwärmung
immer stärker: Im Sommer
folgen sich Hitzewellen, Dürren und
Unwetter, die Gletscher schmelzen;
es gibt kaum noch Schnee. Leider
hat die Ablehnung des CO2-Gesetzes
die Dynamik im Parlament etwas
gebremst. Danach haben der
Krieg in der Ukraine und die Energiekrise
die Klimaproblematik in
den Hintergrund gedrängt. Diese
beiden Initiativen sollen die Menschen
für die Risiken sensibilisieren,
die durch die Abhängigkeit von
fossilen Energieträgern entstehen,
und natürlich die Umwelt wieder in
den Mittelpunkt der kommenden
nationalen Wahlen stellen.
Zu den Initiativen: Klima-Fonds.ch,
Umweltverantwortung.ch
24 Politik
Das einzige Land ohne
Konzern-Verantwortung
Die Schweiz schafft es nicht, die Konzerne für ihre weltweite
Wertschöpfungskette juristisch in die Pflicht zu nehmen.
Zwei Jahre nach der Abstimmung über die Konzernverantwortungs-Initiative
lanciert die federführende Koalition
daher eine grosse Petition, damit auch bei uns endlich ein
starkes und griffiges Gesetz ausgearbeitet wird.
Denn während um uns herum ein neues, EU-weites Lieferkettengesetz
im Entstehen ist, erscheint der 2022 in der
Schweiz in Kraft getretene Gegenvorschlag zur Initiative als
reine Alibiübung.
Text: Robin Moret
Bild: Keystone-SDA
Seit langem sind Schweizer Konzerne
immer wieder in Menschenrechtsverletzungen
oder Umweltverschmutzung
verwickelt. Während in
den Nachbarstaaten und in der EU
wirksame Gesetze und Richtlinien
dagegen erlassen werden, droht
die Schweiz das einzige Land ohne
Konzernverantwortung zu werden.
Die Koalition für Konzernverantwortung
hat deshalb im August eine
Petition für ein griffiges Gesetz lanciert.
Sie fordert den Bundesrat auf,
die Versprechen der Abstimmungskampagne
einzuhalten.
Das Gesetz soll in erster Linie
eine risikoabhängige Prüfung der
Sorgfaltspflicht bezüglich Menschenrechten
und Umweltschutz
gemäss internationalen Standards
umfassen (insbesondere UNO-Leitprinzipien
für Wirtschaft und Menschenrechte
und OECD-Leitsätze für
multinationale Unternehmen).
Zweitens soll eine unabhängige
Aufsichtsbehörde mit umfassenden
Mit dem neuen
EU-Gesetz hat die
Schweiz keine
Ausrede mehr
Kompetenzen nach Vorbild der
EU-Richtlinie geschaffen werden.
Und schliesslich soll es eine
dem Schweizer Recht angepasste
zivil rechtliche Haftung für Verletzungen
der Menschenrechte oder
für Umweltschäden enthalten, die
durch die gebotene Sorgfalt hätten
verhindert werden können.
Nach Deutschland, Norwegen
und Frankreich, die wirksame Gesetze
verabschiedet haben, präsentierte
die EU-Kommission Anfang
Jahr einen Richtlinienentwurf.
Dieser geht teilweise weiter als die
Konzernverantwortungs-Initiative,
über die Ende 2020 in der Schweiz
abgestimmt worden war: Die Haftung
erstreckt sich auch auf Zulieferer,
und eine Aufsichtsbehörde soll
hohe Bussen verhängen dürfen.
Ebenfalls müssen die Konzerne darlegen,
wie sie die Ziele des Pariser
Klimaabkommens umsetzen.
Das Bewusstsein wächst
Zur Erinnerung: In der Abstimmung
vom November 2020 war die Konzernverantwortung
von der Mehrheit
der Kantone (Stände) abgelehnt
worden. 50,7 Prozent der Stimmberechtigten
hatten Ja gesagt. Erforderlich
war ein doppeltes Mehr.
Heute haben laut einer neuen
Umfrage des Instituts Demoscope
über ein Drittel jener, die vor zwei
Jahren Nein gestimmt hatten, angesichts
der europäischen Entwicklungen
ihre Meinung geändert.
Die Koalition möchte diesen
Elan nutzen, um ein klares Zeichen
an Bundesrat und Parlament zu
senden und weiter zu gehen als der
Alibi-Gegenvorschlag. Sie hat sich
zum Ziel gesetzt, in 100 Tagen, d. h.
bis zum 27. November, 100 000 Unterschriften
zu sammeln.
Nicht mehr zögern,
Petition unterzeichnen.
Recht so!
25
Liebe Rechtsberatung
Seit einigen Monaten steigen die Preise für
Benzin, Strom und Gas und Lebensmittel.
Auch mit dem Anstieg der Krankenkassenprämien
ist wieder zu rechnen. Wir hatten
aber im Betrieb seit 2020 weder einen Teuerungsausgleich
noch eine Reallohnerhöhung.
Dies vorwiegend wegen den Covid-
Massnahmen und der daraus resultierenden
Kurzarbeit über mehrere Monate.
Nun befürchte ich, dass der Arbeitgeber
sich auf die herrschende Krise beziehen
wird und erneut nicht einmal einen Teuerungsausgleich
gewähren will. Was für
Möglichkeiten habe ich, um eine Lohnerhöhung
zu bekommen? Ich arbeite in der
grafischen Industrie und bei uns gilt der
Gesamtarbeitsvertrag.
Antwort des syndicom-Rechtsdienstes
Der Arbeitgeber hat den Lohn zu entrichten, der verabredet
oder üblich oder durch Normalarbeitsvertrag oder
Gesamtarbeitsvertrag bestimmt ist (Art. 322 Abs. 1 OR).
Der Lohn kann zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitnehmenden
frei verhandelt werden, darf aber keine Bestimmungen
des Gesetzes, eines Gesamt- oder Normalarbeitsvertrages
verletzen. Es besteht somit keine
gesetzliche Pflicht des Arbeitgebers, den Lohn jährlich
oder regelmässig an die Teuerung anzupassen oder eine
Reallohnerhöhung zu gewähren.
In einem Gesamtarbeitsvertrag können bessere Regelungen
zugunsten der Arbeitnehmenden vereinbart werden.
Beispielsweise kann in einem Gesamtarbeitsvertrag
verankert werden, dass der jährliche Teuerungsausgleich
oder Mindestlöhne gewährt werden müssen.
Was sieht der Gesamtarbeitsvertrag der
grafischen Industrie vor?
In unserem Betrieb haben wir keine Arbeitnehmendenvertretung.
Bis jetzt hat der
Arbeitgeber sich zum Thema auch nicht
geäussert. In den letzten Jahren erhielten
wir einfach eine interne Information Ende
Jahr mit allgemeinen Lohninformationen.
Was kann ich tun, um eine Lohnerhöhung
zu thematisieren und einzufordern?
Im Gesamtarbeitsvertrag der grafischen Industrie sind
einerseits Mindestlöhne ausgehandelt worden, die eingehalten
werden müssen, und anderseits eine Pflicht, über
allgemeine Lohnänderungen einmal jährlich mit der zuständigen
Arbeitnehmendenvertretung zu verhandeln.
Besteht in einem Betrieb keine Arbeitnehmendenvertretung,
dann ist die Lohnverhandlung direkt mit dem Personal
zu führen. Die Pflicht, eine Lohnerhöhung jährlich
oder regelmässig zu gewähren, besteht aber nicht.
Gemeinsam erreicht man immer mehr. Das Thema
beschäftigt sicher nicht nur dich, sondern auch deine
Arbeits kolleg:innen. An einer Betriebsversammlung kann
unter anderem der Lohn kollektiv besprochen werden.
Verfasst gemeinsam ein Schreiben an den Arbeitgeber
und formuliert die Lohnforderung. Reicht diese Lohnforderung
der Geschäftsleitung ein mit der Bitte, eine
Betriebsversammlung zu organisieren, damit das Thema
besprochen und verhandelt werden kann. Du kannst auch
auf individueller Ebene eine Lohnerhöhung verlangen.
Hierfür nimm mit deinem oder deiner direkten Vorgesetzten
Kontakt auf und bitte um ein Gespräch.
Ein kollektives Vorgehen ist aber immer besser, weil
der Arbeitgeber sieht, dass es sich nicht um ein Einzelbedürfnis
handelt, sondern um ein Anliegen der meisten
Arbeitnehmenden. Solltet ihr Fragen oder Unterstützung
brauchen, berät und hilft euch syndicom gerne, beim
kollektiven sowie beim individuellen Prozedere.
syndicom.ch/rechtso
26 Freizeit
Tipps
«Ich verstehe zu wenig
von Wirtschaft»
Zweimal Wirtschafts-Nachhilfe für
Kurzentschlossene! Es hat noch
freie Plätze für die Veranstaltung
«Grundlagen Betriebswirtschaft –
Geschäftsberichte lesen und verstehen»
am 19. und 20. Oktober
im Bieler Hotel City, den Magnus
Meister, der Fachspezialist Unternehmensanalysen
der Unia, anbietet.
Er spricht vor allem Mitarbeitende
von Gewerkschaften, Mitglieder
von Personalvertretungen und Stiftungsräten
und Vertrauensleute an,
die dieses Wissen sehr gut gebrauchen
und bestimmt bald verwerten
können. Bemerkung: Dieser Kurs
kann nicht kostenlos angeboten
werden. Für die Preise der verschiedenen
Kategorien siehe die Movendo-Webseite!
Nur einen Tag später, am 20. und
21. Oktober, ebenfalls mit Übernachtung,
findet im Lenzburger
Hotel Krone der Kurs «Das 1 x 1 der
Wirtschaft für Personalvertretungen»
statt. Dort finden sich ein:
Noémie Zurlinden (Unia), Daniel
Lampart (SGB) und Aude Spang, um
mit vereinten Kräften die Orientierung
im Wirtschaftssystem der
Schweiz, in den öffentlichen Finanzen,
in den Problemen der Einkommensverteilung
und der Care-
Ökonomie zu verbessern und zu
vertiefen. Ausser dem wollen sie
Themen aus der aktuellen Nachrichtenlage
aufgreifen und die Teilnehmenden
befähigen, wissensbasierte
Argumente für die eigene Arbeit in
der PV, als Vertrauensperson oder
als sonst aktives Mitglied abzuleiten.
Diese Veranstaltung ist für Gewerkschaftsmitglieder
kostenlos,
inklusive Kost und Logis. Aber nicht
mehr zuwarten.
(Red.)
© Versus Verlag
Krimi mit sozialpolitischem
Mehrwert
Der kurze, 91-seitige Sozialkrimi
«Graph versus Graf» von Richard
Bisig ist dieses Jahr erschienen und
handelt auch von der Schere zwischen
Arm und Reich. Wie lässt sich
diese Ungerechtigkeit erklären?
Wie lässt sie sich lösen?
Bisig erzählt von der einschneidenden
Begegnung zwischen dem
Täter und Graf, einem kaltschnäuzigen,
vermögenden Rechtspopulisten.
Der Täter, angewidert von Grafs
Arroganz und Gleichgültigkeit, lauert
ihm auf, um ihn während einer
Gartenparty auf seinem Anwesen zu
erschiessen. Während der Täter in
der Hitze auf den richtigen Moment
wartet, um den Abzug zu drücken,
erinnert er sich an die Vorträge einer
Gruppe von Nachbar:innen der
Wüeribach-Siedlung, die sich an ihren
Versammlungen mit sozialpolitischen
Themen auseinandersetzen.
Bis zum Schluss rätseln die Leser:innen,
wer die Tat verübt hat.
Wer einen klassischen Krimi erwartet,
wird aber enttäuscht werden.
Die Handlung wird immer wieder
unterbrochen von Exkursen, die
mehr an einen Bericht über Klimaund
Sozialpolitik erinnern. Wer sich
aber für die Ursachen von Ungerechtigkeit
interessiert und mehr über
das Zusammenspiel der globalen
sozialen und wirtschaftlichen Faktoren
erfahren möchte, wird nicht
enttäuscht. Ein idealer «Weiterbildungs-Krimi».
Lydia Schebesta
Mäuse im Bundeshaus
© SJW
Besuch im Bundeshaus ist angesagt:
Melissas Klasse hat sich mit ihrem
Geschichtslehrer darauf vorbereitet.
Die Schülerinnen und Schüler wissen,
wie Bürgerinnen und Bürger
am politischen Leben teilhaben
können, und haben über die Abläufe
im Bundeshaus im Unterricht gesprochen.
Nun ist der grosse Tag da!
Melissa, die ihr Haustier, die Maus
Luna, überallhin mitnimmt, versteckt
diese in ihrer Jackentasche.
Doch ausgerechnet im Bundeshaus
büxt Luna aus! Auf der Suche nach
ihrer Maus entdeckt Melissa eine
ihr bisher unbekannte Welt und
taucht tief in die Schweizer Politik
ein.
In dieser reich illustrierten
Abenteuergeschichte von Valentine
Zubler erfahren junge Leser:innen
ab 12 Jahren, wie die einzigartige
Schweizer Politik funktioniert.
Begriffe wie Milizparlamentarier
werden innerhalb der Geschichte
erklärt und Themen wie die Entlöhnung
der Ratsmitglieder erläutert.
Das Buch bewegt sich auf der Höhe
der Zeit und thematisiert auch Fragen
wie die angemessene Vertretung
der Frauen in der Politik. Das
Nachwort haben Philippe Schwab,
General sekretär der Bundesversammlung,
und Christoph Stutz,
Verantwort licher politische Bildung
des Schweizer Parlaments, verfasst.
Schweizerisches
Jugendschriftenwerk
Alle Angebote des gewerkschaftlichen
Bildungsinstituts: Movendo.ch
Richard Bisig, «Graph versus Graf: Ein Sozialkrimi
über die Kluft zwischen Reich und
Arm», Versus Verlag Zürich 2022, Fr. 24.90
Valentine Zubler und Pierre Schilling
(Illustrationen), «Auf ins Bundeshaus»,
SJW, 32 Seiten, Fr. 6.–
1000 Worte
Ruedi Widmer
27
28 Bisch im Bild Die Kundgebungen gegen AHV21 \ Enttäuschung und Wut bei den Frauen
nach Bekanntgabe der Resultate \ Schweizer Meisterschaft der Velokurierinnen
und -kuriere \ Tag der Freien 2022.
1
2
4
3
6
5
1.–2. Enttäuschung, Wut und Stolz der Frauen am Tag nach dem Ergebnis der Abstimmung über die AHV21 (© Patrizia Mordini/syndicom)
3.–5. Einige von Dutzenden Demonstrationen gegen die AHV21 an Arbeitsplätzen in der Schweiz (© syndicom)
6. Azra Ganic (links im Bild), ICT-Regionalsekretärin Region Zürich, besucht Fulfillment-Unternehmen (© syndicom)
7. Die Sieger:innen des syndicom-Wettbewerbs an den Schweizer Meisterschaften Velokurier in Luzern vom 23. bis 25. September (© syndicom)
8. Klara Obermüller, die Grande Dame des Schweizer Journalismus, am Tag der Freien am 10. September in Zürich (© syndicom)
9. Peter Spichtig, Leiter der Region Nordwest- und Zentralschweiz, an den Schweizer Meisterschaften Velokurier (© syndicom)
10. Die Interessengemeinschaft Migration in Zürich am Lauf gegen Rassismus (© Idris Djelid)
7
8
9
10
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30
Aus dem
Leben von ...
Fatima Lee: «Es reicht eben nicht,
nur auf die Bürozeiten hinzuweisen»
Fatima Lee hat in Marokko Rechtswissenschaften
studiert und lebt seit
36 Jahren in der Schweiz. Verheiratet
mit einem Zürcher, zwei erwachsene
Kinder. In der Telecom-Branche tätig.
Sie ist SP-Mitglied und seit 2010 bei
syndicom, Präsidentin der IG Migration
des Kantons Zürich und seit 2017 auch
Co-Präsidentin der Migrations-Kommission
Schweiz (zusammen mit
Augustin Makumba).
Erholung findet Fatima Lee bei Ausflügen
mit ihrem Ehemann. Und es gibt
eine Zeit im Jahr, in der sie im wörtlichen
Sinn den Stecker zieht – in den
Ferien ohne Fernsehen und ohne Telefon,
«da kann ich komplett abschalten».
Text: Suleika Baumgartner
Bild: Patrick Gutenberg
Die IG Migration ist
für alle da
Bereits mit 7 Jahren nahm Fatima
mit Vater und Bruder an einer Demonstration
teil, das war am 1. Mai
1967. Die Gewerkschaft liegt ihr
sozusagen im Blut. Später, in der
Schweiz, wurde die Juristin zuerst
Mitglied in der SP. Als sie eine Kollegin
zum Mitmachen in der SP motivieren
wollte, meinte diese, dass
syndicom ihre Anliegen gerade in
gesellschaftlichen Fragen genauso
gut vertreten würde, wenn nicht
besser. Und so trat Fatima Lee 2010
der Gewerkschaft bei.
Die Themen, die Fatima am Herzen
liegen, sind die Frauenrechte,
die Beseitigung von Diskriminierung
von Ausländer*innen, die Verbesserung
der Situation von Migrant*innen
in der Arbeitswelt. Die IG mischt
sich auch in Abstimmungsdebatten
ein: Sie kämpfte gegen das «Burka-
Verbot» und die Verschärfung des
Polizeigesetzes.
«Während der zwei Corona-Jahre
war unsere IG sehr aktiv», unterstreicht
Fatima, «vor allem die zunehmende
Armut hat uns beschäftigt.»
Kantonal existiert nur in Zürich
eine eigene IG, präsidiert wird sie
von Fatima Lee. «2016 waren in der
IG Migration effektiv nur zwei Personen
aktiv», erinnert sie sich, «ich selber
und mein Sekretär.» Inzwischen
seien es um die 12 Leute, manchmal
kommen weitere mit ihren Ideen
dazu: «Falls eine Person im Kanton
arbeitet, aber nicht hier wohnt, darf
sie trotzdem bei uns mittun.»
Die IG Migration Zürich wächst
also – was ist Fatimas Geheimnis?
Fatima, eine drahtige Frau, die energisch
und konzentriert wirkt, denkt
nach. «Ich mache stets ein Stück
mehr. Und ich suche Themen, die
die Menschen interessieren.» Mit ihrem
juristischen Hintergrund könne
sie in konkreten Fragen weiterhelfen.
«Es reicht nicht, nur auf die Beratung
zu Bürozeiten hinzuweisen»,
sagt sie. Es ist ihr offenbar gelungen,
eine persönliche Beziehung zu den
Mitgliedern aufzubauen. In der Pandemie
wurden die Online-Treffen
wichtig: «Viele Menschen waren sehr
einsam. Wir waren da für sie. Das hat
unsere Gruppe gestärkt.»
Einmal pro Jahr schickt Fatima
allen nicht aktiven syndicom-Mitgliedern
im Kanton Zürich ein Mail und
fragt, ob sie etwas brauchen. Auch zu
den Podien werden branchenübergreifend
alle Zürcher Mitglieder eingeladen.
«Ich wünsche mir, dass es
auch in anderen Kantonen wieder
eine IG Migration gibt», sagt Fatima.
Das könne aber nicht von oben bestimmt
werden. Man könne nicht
warten, bis etwas passiere, man müsse
selber etwas tun. Und sie fügt hinzu:
«Manchmal sehen die Mitglieder
aber auch nicht, was wir tun. Wenn
wir am Kongress einen Antrag präsentieren,
ist es gut möglich, dass
drei bis vier Jahre Arbeit der IG dahinter
stecken!»
«Geben und nehmen», so lautet
denn auch das Motto von Fatima für
ihr gewerkschaftliches Engagement.
Zur Interessengruppe Migration:
https://ig.syndicom.ch
Impressum
Redaktion: Robin Moret und Giovanni Valerio
(Co-Leitung), Rieke Krüger, Lydia Schebesta
Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch
Übersetzungen: Alexandrine Bieri,
Laurence Strasser, Gabriele Alleva
Porträtzeichnungen: Katja Leudolph
Layout und Druck: Stämpfli Kommunikation, Bern
Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung,
Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17
Inserate: priska.zuercher@syndicom.ch
Das Abo ist für Mitglieder kostenlos. Für Nichtmitglieder:
Fr. 35.– (Inland), Fr. 50.– (Ausland)
Abo-Bestellung: info@syndicom.ch
Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft
Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,
Postfach, 3001 Bern
Das syndicom-Magazin erscheint sechsmal im Jahr.
Die Nummer 32 erscheint am 9. Dezember 2022.
31
Das syndicom-Kreuzworträtsel
Edelmetalle gegen die Inflation?
Zu gewinnen gibt es diesmal wieder ein
kleines, aber feines Stück Feinsilber,
gespendet von der Bank Cler.
Das Lösungswort wird in der nächsten
Ausgabe zusammen mit dem Namen
der Gewinnerin oder des Gewinners
veröffentlicht.
Lösungswort und Absender an
admin@syndicom.ch oder per Postkarte
an: syndicom-Magazin, Monbijoustrasse
33, Postfach, 3001 Bern.
Einsendeschluss: 4. 11. 22
Die Gewinnerin
Die Lösung des Kreuzwort rätsels aus
dem syndicom-Magazin Nr. 30 lautet:
PRAEVENTION. Gewonnen hat
Beatrice Locher-Bucher aus Ferenbalm.
Das REKA-Guthaben ist unterwegs.
Wir gratulieren herzlich!
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Jahresgebühr CHF 10.- offeriert
Montliche Rechnungsgebühr CHF 2.50 offeriert
Verlangen Sie Ihren Kartenantrag beim Zentralsekretariat
+41 (0)58 817 18 18 - @syndicom.ch
32 Inter-aktiv
syndicom social
Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze 08.09.2022
Laut einem Bericht der Internationalen Energieagentur
(IEA) arbeiten weltweit fast 40 Millionen Menschen
im Bereich der erneuerbaren Energien. Das entspricht
56 Prozent der Arbeitsplätze in der Energiebranche. Damit
gibt es zum ersten Mal mehr Stellen in den erneuerbaren
Energien als in Produktion, Transport und Endverbrauch
von fossilen Brennstoffen.
www.iea.org/reports/world-energy-employment
Erhöhte Krankenkassenprämien
26.09.2022
Da morgen die neuen Prämien bekanntgegeben
werden, hier ein Quick Reminder für
das richtige Wording: Die Krankenkassenprämien
«steigen» genauso wenig «an» wie die Mieten.
Sie werden angehoben. Die Erhöhung der Lebensunterhaltskosten
ist kein Naturgesetz. bye
@WidlaNatalia
Streik bei Amazon in Deutschland 14.09.2022
Die Amazon-Beschäftigten in Winsen streikten für
bessere Löhne und Arbeitsbedingungen. Amazon
wehrt sich seit langem gegen die Forderungen der
Gewerkschaft ver.di nach einem GAV.
Unterstützung für die Apple-Belegschaft 25.08.2022
Die Apple-Beschäftigten in Australien und überall
auf der Welt haben die volle Unterstützung der
globalen Gewerkschaftsbewegung, um sich gegen
Druckver suche zu wehren.
@Mathias_UNI
Technologie gegen Gewalt 20.08.2022
Der #allianceF Spin-off «Tech against Violence» hat
#withyou gegen #ToxischeBeziehungen & #Häusliche-
Gewalt lanciert! Mit #withyou lernst du, was verschiedene
Formen von Gewalt sind & wo du Hilfe finden kannst.
Jetzt besuchen & #weitersagen: with-you.ch
Verteidigung gegen Online-Angriffe 01.09.2022
Gewalt im Internet bedroht Journalist:innen ständig
und hat schwere Auswirkungen auf die Pressefreiheit.
Eine davon ist Selbstzensur. Von diesen
Angriffen sind vor allem Frauen betroffen.
Die International Women's Media Foundation hat
einen Leitfaden gegen Gewalt im Internet veröffentlicht.
iwmf.org/newsroom-policy-guide
Retraite Branchenvorstand Presse 21.09.2022
Bin auch neu dabei, aber gleich mal Shout Out für
diese solide Gewerkschaft, die wertvolle Arbeit für
uns Journalist:innen leistet. Geht da rein @syndicom_de
& danke für die Einladung @dan_faulhaber
UNI Global und H & M in Peru 08.09.2022
Eine peruanische Gewerkschaft, die Mitglied von UNI Global
ist, hat einen Tarifvertrag mit dem Bekleidungsgiganten H & M
unterzeichnet – den ersten seiner Art in Peru.
Online-News: Zu viel ist zu viel 22.09.2022
Der Jahresbericht des Reuters Institute
in Oxford über den weltweiten Konsum
von Online-Nachrichten zeigt, dass 38 %
der Bevölkerung solche Infos bewusst meiden. 43 % sagen,
sie werden von Informationen überflutet und regelrecht
erschlagen. Ohne Filter, mit dem Nachrichten
ausgewählt werden können, bewirkt diese Flut, dass
gar nichts mehr registriert wird. Zu viel ist dann einfach
zu viel! reutersinstitute.politics.ox.ac.uk
Luzern, Airbnb – es reicht! 19.08.2022
In der Stadt vernichten kommerzielle
Airbnb-Anbieter weiter munter Wohnraum.
Wir haben die Initiative «Wohnraum
schützen - Airbnb regulieren» eingereicht.
Jetzt macht der Stadtrat einen Gegenvorschlag,
der zusätzlich hunderte Wohnungen opfern würde.
Das geht nicht. Deshalb müssen wir uns engagieren.
form.typeform.com/to/Ka7dTyt0
Enttäuschung nach der AHV21 25.09.2022
totocaca65 auf instagram.com/syndicom:
Ich kann nicht verstehen, warum die Frauen
und Männer in der Deutschschweiz für
einen solchen Unsinn stimmen #ahv #ahv21 #ahv21nein
#65cesttoujoursnon @ahv21nein
Folge uns auf allen
gängigen Kanälen!