Analyse: Beobachten, untersuchen, beurteilen - Öffentlicher ...
Analyse: Beobachten, untersuchen, beurteilen - Öffentlicher ...
Analyse: Beobachten, untersuchen, beurteilen - Öffentlicher ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Berichte aus der Arbeit<br />
Wie sauber sind Spielplätze in Baden-Württemberg?<br />
Isolde Piechotowski, Stefan Brockmann, Ref. 93<br />
Immer wieder wird die Infektionsgefährdung durch<br />
Mikroorganismen im Spielsand diskutiert. Im Rahmen<br />
der Spielsand-Studie des Landesgesundheitsamtes<br />
(LGA) sollten Einflussfaktoren auf die hygienische<br />
Beschaffenheit von Spielsand ermittelt werden,<br />
um so allgemeine Empfehlungen zur Spielplatzhygiene<br />
ableiten zu können. Die Untersuchung zeigt,<br />
dass sich keine klaren Aussagen bezüglich möglicher<br />
Einflussfaktoren ableiten lassen. Somit muss<br />
die Ableitung von Empfehlungen zur Spielsandhygiene<br />
weiterhin pragmatisch erfolgen.<br />
Hintergrund<br />
Fragen der Hygiene auf Spielplätzen und insbesondere<br />
die Infektionsgefahr durch Mikroorganismen im<br />
Spielsand sind seit vielen Jahren ein Thema des<br />
Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Für die<br />
hygienische Beurteilung von Spielsand gibt es keine<br />
einheitlichen Untersuchungsmethoden oder Bewertungsmaßstäbe.<br />
Zudem stellt die mikrobiologische<br />
Untersuchung nur eine Momentaufnahme der hygienisch-mikrobiologischen<br />
Qualität des Spielsandes<br />
dar. Auch verschiedene Aufbereitungsmaßnahmen<br />
wie thermische Desinfektion oder Reinigung (mechanisch<br />
oder maschinell) können die Keimbelastung<br />
nicht nachhaltig reduzieren. Von vielen Obersten<br />
Landesgesundheitsbehörden wird daher aus rein<br />
pragmatischen Gründen ein jährlicher Sandaustausch<br />
gefordert oder empfohlen.<br />
Im Rahmen der Spielsand-Studie des LGA sollten<br />
mögliche Einflussfaktoren auf die hygienische Beschaffenheit<br />
von Spielsand ermittelt werden, um evtl.<br />
allgemeine Empfehlungen zur Spielplatzhygiene ableiten<br />
zu können.<br />
Studiendesign<br />
Teilnahmebereite Gesundheitsämter in Baden-<br />
Württemberg wurden gebeten, in ihrem Zuständigkeitsbereich<br />
jeweils auf Spielplätzen öffentlicher sowie<br />
privater Träger Spielsandproben zu entnehmen.<br />
Die Vorgehensweise wurde schriftlich eingehend erläutert,<br />
um eine standardisierte Probenahme zu gewährleisten.<br />
Die Materialien zur Probenahme und die<br />
Fragebögen wurden vom LGA zentral zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt / Jahresbericht 2004<br />
Probenahme<br />
Auf öffentlichen Spielplätzen sowie Sandkästen privater<br />
Einrichtungen wurden Spielsandproben aus<br />
10 cm Tiefe von der Mitte und den vier Ecken des<br />
Sandkastens als Mischprobe entnommen. Mit einem<br />
desinfizierten Löffel wurden die Proben in sterile<br />
250 ml Flaschen gefüllt und gekühlt am selben Tag<br />
zum LGA transportiert.<br />
Über ein Probenahmeprotokoll wurden Lage und<br />
Größe, Art des Zugangs, optischer Verschmutzungsgrad<br />
und Art der Verschmutzung sowie Pflege und<br />
Reinigung des Spielplatzes bzw. Sandkastens erfasst.<br />
Untersuchungsmethoden<br />
Die bakteriologische Untersuchung umfasste die<br />
Anzahl der Koloniebildenden Einheiten, KBE (Gesamtkeimzahl),<br />
E. coli, coliforme Keime (nur bei 113<br />
Proben aus dem Jahr 2001) und Fäkalstreptokokken<br />
als Indikatorkeime mit quantitativer Untersuchung.<br />
Salmonellen und Campylobacter (nur bei 113 Proben<br />
aus dem Jahr 2001) sowie Parasiten wurden qualitativ<br />
untersucht. Die Untersuchung auf Parasiten erfolgte<br />
mikroskopisch nach Durchmischung von 1 g<br />
Sand mit MIF-Lösung, Filtration über Gaze, Zufügung<br />
von 1 ml Ethylacetat und anschließender Zentrifugation.<br />
Zur Untersuchung wurde ein Tropfen des<br />
Bodensatzes auf einen Objektträger aufgebracht.<br />
Ergebnisse<br />
Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 148 Spielsandproben<br />
aus 13 Landkreisen untersucht. 104<br />
(71,7 %) Spielplätze lagen in Vororten oder Randlagen,<br />
41 (28,3 %) in dicht besiedelten Gebieten. 93<br />
(62,8 %) Spielplätze waren öffentlich zugänglich, 55<br />
(33 %) befanden sich in Einrichtungen (z. B. Kindergärten)<br />
ohne öffentlichen Zugang.<br />
Die Gesamtkeimzahl lag in einer Probe unter 10 -4 , in<br />
39,2 % der Proben bei 10 -4 bis 9 x 10 -5 und in 60,1 %<br />
der Proben bei 10 -6 bis 9 x 10 -7 . E. coli konnte in<br />
40,5 % der Proben nachgewiesen werden, Coliforme<br />
in 41,6 % und Fäkalstreptokokken in 74,3 %. Die gute<br />
Korrelation der Fäkalindikatoren untereinander zeigt<br />
die Abbildung.<br />
39<br />
<strong>Analyse</strong>: <strong>Beobachten</strong>, <strong>untersuchen</strong>, <strong>beurteilen</strong>