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QUO VADIS, GEMEINDE?
Die Zukunft der Tiroler Gemeinden
INTERKOMMUNALE
ZUSAMMENARBEIT
IN VORARLBERG
Interview mit Andrea Kaufmann,
Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbandes
AUSGABE 8 | NOVEMBER 2022
CHANCENGERECHTIGKEIT ALS
CHANCE FÜR ALLE
Kinderschutz und Gewaltprävention
Zusammenfinden
Unternehmen benötigen geeignete Standorte und Gemeinden sind
auf wirtschaftlich gesunde Betriebe angewiesen.
EISENKIES Immobilien und Projektentwicklung GmbH hat als
Gewerbe-Projektentwickler die Anforderungen des anzusiedelnden
Unternehmens mit den Vorstellungen der jeweiligen Gemeinde in
Einklang zu bringen und zusammenzuführen.
STANDORTKONZEPT
NUTZUNGSKONZEPT
PROJEKTENTWICKLUNG
IMMOBILIENVERWERTUNG
Ein Unternehmen der EISENKIES GRUPPE
eisenkies-immobilien.at
4 GemNova.inside
GemNova.inside
5
Wir alle sind
Gemeinde!
Unter diesen Slogan haben wir vor zwei Jahren unser Unternehmen gestellt.
Es soll eine Botschaft nach innen, aber auch nach außen sein. Es
soll heißen, dass wir alle Teil einer Gemeinde und damit einer Gemeinschaft
sind. Es soll heißen, dass wir alle unser Tun auf einen gesellschaftlichen
Mehrwert ausrichten sollten. Wir sollten bei all unserem
Handeln stets überlegen: Welchen Beitrag kann ich in meiner Gemeinde
leisten, wie kann ich meine Mitmenschen unterstützen und den kommunalen
Lebensraum mitgestalten?
Weg von der Ich-Bezogenheit, hin zu
einem Miteinander und Füreinander. Der
große Hype um die Ich-AG und ähnliche
Bewegungen hat uns zusehends in Sackgassen
manövriert und war unserer Überzeugung
nach eine falsche Entwicklung.
Nur noch sich in den Mittelpunkt zu stellen,
mag kurzfristig für die ein oder anderen
erfolgreich sein, führt aber langfristig
dazu, dass die Zahl der Verlierer*innen
steigt und dass die Rücksichtnahme auf
andere sinkt. Diese Sichtweise fördert
Narzissmus und damit Selbsterhöhung:
„Ich bin gut, alle anderen sind schlecht.“
Diese Sichtweise fördert aber auch mangelnde
Selbstreflexionsfähigkeit: „Wenn
es mir nicht gut geht, sind alle anderen
Schuld. An mir kann es nicht liegen.“
Auch der politische und gesellschaftliche
Diskurs ist zwischenzeitlich stark davon
geprägt und verändert unsere Gesellschaft
nachhaltig. Wir denken nicht, dass
dies die Zukunft sein kann.
Deshalb stellen wir das Miteinander
in den Fokus unserer Arbeit und auch
in den Mittelpunkt dieser Ausgabe von
277.TIROL. Dabei versuchen wir den Themenkomplex
aus vielen Blickrichtungen
zu analysieren und darzustellen. Gerade
im kommunalen Umfeld wird es immer
wichtiger miteinander zu arbeiten. Sei es
über die Gemeindegrenzen hinweg mit
anderen Gemeinden. Sei es, indem man
die Bürger*innen mehr in Entscheidungsprozesse
involviert. Oder sei es natürlich
auch, indem man die vorhandenen Strukturen
einer „zweiten Ebene“, wie es die
GemNova für die Gemeinden ist, intensiver
nutzt.
Wir freuen uns über mehr Zusammenarbeit
und Gemeinschaftssinn und freuen
uns auch über Ihre Meinung dazu!
Alois Rathgeb
Niki Kraak
INHALT
GemNova.inside
04 Wir alle sind Gemeinde!
DOSSIER
08 Quo vadis, Gemeinde?
14 Gemeinsam die Zukunft
verwalten
16 Interkommunale Zusammen
arbeit in Vorarlberg
28 Langsam wird es kälter
20 Gemeinsam erfolgreich
bauen
22 Planungsverband Innsbruck
und Umgebung
26 Bürger*innenbeteiligung
tirol.digital
28 Mit sauberen Daten bares
Geld sparen
30 Weniger verwalten mehr
betreuen mit Sokrates KiB
tirol.modern und innovativ
32 Veränderung braucht Zielsetzung
und Management
34 Aufbauorganisation
36 Multilokalität
tirol.hat Recht
38 Beschaffung von „sauberen“
Straßenfahrzeugen
40 Haftungsfalle Gemeinde
tirol.politik
42 Jetzt ist Zusammenarbeit
gefragt
44 Junge, frische Gesichter
tirol.ist schön
49 Gemeinschaft leben
tirol.kulturell
57 Reformen, Innovationen,
Änderungen Ja...
58 Tirol im Herbst 2022: Ein
kleiner Marktführer
60 Annäherung an Ezra Pound
62 Empfehlungen für den
Bücherherbst
tirol.denkt weiter
67 Schon gehört?
68 Die Tiroler Gemeinden bekommen
Unterstützung im
Bereich Kreislaufwirtschaft
tirol.wissen
70 Wasser hat viele Gesichter
im Defereggental
72 Ein Frosch erforscht das
Wasser
tirol.sportlich und gesund
76 Der Nabel der Bergwelt
tirol.bildet
78 Vom EINzelnen Gedanken
zu GEMeinsam Ferien
80 Chancengerechtigkeit als
Chance für Alle
83 Mehr Raum für Entfaltung
84 ... und zur Preisverleihung
ging‘s nach Italien
tirol.bunt und vielfältig
86 Müssen wir wirklich so viel
über mich reden?
92 Hillary ist das große Vorbild
GemNova.Menschen
94 Der rote Faden
96 Vereinbarkeit betrifft uns
alle
MOBILITÄT
WOHNRAUM
KINDERBETREUUNG
TEUERUNG
GESUNDHEIT
BÜROKRATIE
BÜROKRATIE
FINANZIERUNG
GESUNDHEIT
ROHSTOFFE
KRISEN
PERSONALMANGEL
PFLEGE
PFLE
KRIEG
TEUERUNG
PERSONALMANG
TEUERUNG
DOSSIER
Herausforderungen GEMEINSAM meistern
8 DOSSIER
DOSSIER
9
uo vadis?
Quo vadis,
Gemeinde?
Die Tiroler Gemeinden stehen am Scheideweg. Die Welt hat sich gerade in den
letzten Jahren merklich verändert. Dieser Wandel wird an Geschwindigkeit noch
zunehmen. Für die Tiroler Gemeinden bedeutet das, Lösungen und Antworten zu
finden – nicht nur für den Moment, sondern für die kommenden Jahre.
Alois Rathgeb, Unternehmensverantwortlicher der GemNova, im Interview zu
Kooperationen, Zusammenarbeit auf verschiedensten Gebieten, Personal, Finanzen
und generell zum Thema Zukunft der Tiroler Gemeinden.
Jan Schäfer: Alois, generell gefragt:
Was ist für dich Zukunft?
Alois Rathgeb: Nun, Zukunft ist etwas, was
es noch nicht gibt. Sie ist eine Vorstellung
in unserem Kopf, die wir aufgrund unseres
Wissens und unserer Erfahrungen heute
erzeugen. Zukunft beinhaltet Veränderung
und ist ständig in Bewegung, weil
sie sich nicht fixieren lässt. Daher bietet
sie Chancen und Möglichkeiten, die es zu
nutzen gilt.
Was bedeutet das für unsere Gemeinden
in Tirol?
In den letzten Jahren haben wir viele
Erfahrungen gesammelt – nicht zuletzt
durch den Prozess der „Agenda 2030“.
Dadurch sind wir in der Lage abzuschätzen,
wohin die Reise der Gemeinden geht.
Fakt ist, die Rahmenbedingungen verändern
sich massiv und leider nicht zugunsten
der Gemeinden. Allerdings besteht
jetzt noch die Chance aktiv einzugreifen.
Wird diese Chance vertan, ist die Gefahr
groß, dass Gemeinden ihre Eigenständigkeit
verlieren. Das heißt: Keine eigenen
Entscheidungen mehr zu treffen, sondern
diese durch „irgendwen anders“ treffen
zu lassen. Das kann nicht im Interesse
und im Verständnis der Gemeindeautonomie
sein.
Das sind finstere Aussichten. Aber ist
das wirklich so dramatisch und keine
Schwarzmalerei?
Nein, leider nicht. Wir bekommen das
durch viele Gespräche und durch unsere
tägliche Arbeit in den Gemeinden bei
diversen Projekten mit. Es spitzt sich
immer mehr zu und der Druck wächst. Es
ist nur eine Frage der Zeit, bis es irgendwo
„knackt“.
Was heißt das konkret? Kannst du
Beispiele nennen?
Die Herausforderungen, vor denen die
Gemeinden stehen, lassen sich in vier
Themenbereiche unterteilen. Ein sehr
zentrales Thema wird die Personalfrage
sein. Finden wir überhaupt noch Personal
und wie können wir dieses an die
Gemeinde binden? Hier wird es wichtig,
dass sich Gemeinden mit ihren Organisationsstrukturen,
mit Eigenorganisation
und Themen des „New Work“ auseinandersetzen.
Letztens wurde bei einem Vortrag
von der „kreativen Bürokratie“ gesprochen.
Das gefällt mir sehr gut, darüber
sollte man nachdenken, was das heißen
kann, damit beschäftigen wir uns viel. Es
benötigt sicherlich neben Kreativität
auch Mut, Dinge neu zu denken, bis zu
einem gewissen Grad radikal neu zu denken.
Auch die Ausbildung muss sich hier
den künftigen Anforderungen anpassen,
da Berufseinsteigerinnen und -einsteiger
schon heute nicht mehr bis zur Pension
im Amt bleiben. Damit einhergehend stellen
sich einige Fragen: Wie kann Wissen
dokumentiert werden? Wie kann es weitergegeben
werden und wie verhindern
wir den sogenannten „Brain Drain“? Wir
alle sind mobiler geworden, wechseln häufiger,
haben vielschichtige Interessen, die
sich ebenfalls verändern. Dem muss auch
die Verwaltung künftig Rechnung tragen.
Die kreative
Bürokratie
Kommunale Zukunft
denken
Es gibt viele Menschen in Politik
und Verwaltung, die sich
der Herausforderungen der
Gemeinden bewusst sind. Wir
laden Sie ein mit uns gemeinsam
an dieser Zukunft zu
arbeiten. Im Zuge des KI-Lab
– Kommunales Innovationslabor
– werden wir uns diesen
Herausforderungen widmen
und stellen. Wenn Sie Interesse
haben, Teil davon zu werden,
melden Sie sich bei mir
unter a.rathgeb@gemnova.at
OOPERATION
Der nächste Punkt ist der stetig zunehmende
Berg an Aufgaben, die Gemeinden zu
erfüllen haben. Als Beispiele seien die Kinderbetreuung,
Gesundheitsthemen, sozialer
Friede sowie die Freizeitwohnsitz- und die
Leerstandsabgabe genannt. Und, wie es
unser Kollege Georg Keuschnigg nennt, das
Ad-hoc-Management von Krisen wie Corona.
Das waren vor 25 Jahren noch keine
Themen. Sieht man das positiv, so werden
die Gemeinden in Zukunft besonders hier
eine Schlüsselrolle spielen. Diese Zunahme
an Aufgaben führt aber automatisch zu
mehr Ressourcennotwendigkeit und das
spießt sich mit vielen Themen, sei es eben
mit dem Thema Personal aber natürlich
auch dem Finanzthema.
Damit wären wir schon beim nächsten Thema:
die Gemeindefinanzen. Unser Präsident,
Ernst Schöpf, formuliert es sehr treffend:
„Der Bund wälzt immer mehr Aufgaben an
die Gemeinden ab. Er vergisst nur vielfach
das notwendige Geld dafür mitzuschicken.“
Besser kann man es nicht auf den Punkt
bringen. Die Aufgaben steigen, die Finanzen
halten nicht Schritt. Wir haben in den
nächsten Jahren riesige Investitionen in der
Sanierung von Wasser- und Abwasserleitungen
zu erwarten und die künftigen Herausforderungen,
z. B. in der Kinderbetreuung,
verlangen von den Gemeinden hohe Investitionen
in die Sanierung, die Errichtung und
Erhaltung von Infrastruktur.
In diesem gesamten Zusammenhang ist
der vierte Aspekt „Recht“ zu erwähnen.
Nicht nur weil es immer mehr Gesetze
und Verordnungen gibt (siehe z. B. Freizeitwohnsitzabgabe
und Leerstand), sondern
die Bürgerinnen und Bürger sich bei rechtlichen
Fragestellungen zunehmend besser
zu helfen wissen. Sie informieren sich, was
ihr Recht ist, und infolgedessen kommt es
vermehrt zu Rechtsstreitigkeiten. Für die
Gemeinden geht es dabei um Haftungsfragen,
Rechtssicherheit und um Geld.
Die Breite der betreffenden Rechtsmaterien
ist dabei fachlich auf kommunaler
Ebene nicht mehr bewältigbar und spießt
sich selbstverständlich wiederum mit der
Personal- und Finanzproblematik.
Du hast die Aufgaben der Gemeinde
angesprochen. Ist die Aufgabenteilung
in den Gemeinden mit Blick auf
die Zukunft zu überdenken?
Ja. Wenn man sich die Arbeit der Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister sowie
der Verwaltung anschaut, so erledigen
Erstere immer mehr Verwaltungsarbeit.
In der Verwaltung selbst bestimmt die
Kleinteiligkeit den Alltag. Das belastet
so, dass kaum noch Ressourcen für die
eigentliche Arbeit – also strategische,
zukunftsgerichtete Gemeindeentwicklung
– übrig bleiben. Bildlich gesprochen:
Ein Finanzverwalter ist beispielsweise
nicht der Oberbuchhalter einer Gemeinde,
stattdessen sollte er sich um die Finanzen
kümmern, Budgets erstellen, Finanzierungsmodelle
aufstellen und natürlich
die Bürgermeisterin beraten, damit Raum
zum Gestalten und nicht nur zum Verwalten
bleibt. Aber in genau die umgekehrte
Richtung laufen wir seit Jahren und das
wird sich aufgrund von fehlendem Personal
noch steigern. Auf der anderen Seite
sind die Gemeinden ein immer wichtiger
werdender Dreh- und Angelpunkt, um die
gesellschaftlichen Herausforderungen
zu meistern. Genau die Gemeinden sind
es, die nach der Familie die wichtigste
Ebene der Gesellschaft darstellen. Das ist
auch mit ein Grund, wieso ich kein großer
Verfechter von Fusionen bin. Genau die
„Kleingliedrigkeit“ der Gemeinde spannt
das Netzwerk für viele künftige Themen.
Und damit bin ich aus dieser Analyse heraus
beim wichtigsten Punkt. Die Gemeinde
muss sich künftig wieder mehr als
politische Gemeinde und nicht als Verwaltungsgemeinde
verstehen. Wenn ich
politisch meine, dann meine ich nicht nur
die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister
oder den Gemeinderat, sondern auch
die Verwaltung. Diese muss wieder mehr
Zeit finden, sich wirklich um die Anliegen
der Bürgerinnen und Bürger sowie
die Weiterentwicklung der Gemeinde zu
kümmern, anstatt Zettel zwischen Bauamt
und Finanzverwaltung hin- und herzutragen,
weil beide eine andere Software
haben.
„
Der Sturm wird
immer stärker.
10 DOSSIER
DOSSIER
Macht
nichts,
ich auch.
Pippi Langstrumpf
Also stehen Gemeinden am Scheideweg?
Was wäre zu tun, damit Gemeinden
aus dieser Spirale, die sich
unweigerlich in Richtung Verlust
der Autonomie zu drehen scheint,
herauskommen?
Zunächst muss ein Problembewusstsein
für das, was kommt, entwickelt werden,
denn das wird enorme Auswirkungen
haben – eben dieser von dir angesprochene
Verlust von Autonomie. Vielen Gemeinden
ist noch nicht klar, dass sie sich auf
bestem Weg dorthin befinden. Auf dieser
Basis muss Gemeinde neu gedacht und
entsprechend ausgerichtet werden. Wir
müssen auch ein Out-of-the-box-Denken
zulassen und – wie ich oben schon
erwähnt habe – mutig sein und eine kreative
Bürokratie werden. Daraus folgt
das Handeln, das sich für mich in zwei
wesentliche Punkte unterteilt.
Erstens: Alles, was routinemäßig erfolgt
und automatisierbar ist, sollte unbedingt
digitalisiert werden. Das reduziert Arbeit,
setzt Ressourcen frei und spart Geld. Ferner
werden damit durchgehende Qualität
und freie Spielräume geschaffen. Ich habe
schon öfters von der echten und der sinnvollen
Digitalisierung gesprochen, da sind
wir teilweise noch weit davon entfernt. Mit
den bestehenden Systemen ist das kaum
bis gar nicht zu machen. Nehmen wir nur
wieder die oben angeführte Leerstandsabgabe.
Das wird ein sehr großer bürokratischer
Aufwand werden, wenn das
nicht sauber digital abgewickelt wird.
Dazu benötigen wir moderne Softwarelösungen,
die das umsetzen können. Klar,
hier kommt wiederum unser Kommunalverwaltungsprodukt
„GeOrg“ ins Spiel.
Damit geht das durchgängig, ohne händisch
eingreifen zu müssen und somit
echt und sinnvoll.
Zweitens: Kooperieren in der Region, aber
auch Kooperation durch Auslagern. Die
Tiroler Gemeinden sind ja in der glücklichen
Lage mit der GemNova als ihr eigenes
Unternehmen genau diese Möglichkeit
zu haben.
11
12 DOSSIER
Die GemNova
ist das größte
Kooperationsprojekt,
das es
in Tirol gibt,
und wir haben
in vielen Bereichen
genau diese
Expertise,
um Auslagerung
und Kooperation
möglich zu
machen.
Die GemNova ist das größte Kooperationsprojekt,
das es in Tirol gibt, und wir haben
in vielen Bereichen genau diese Expertise,
um Auslagerung und Kooperation möglich
zu machen. Unser Konzept des Gemeinde-
Service-Centers in den Regionen baut auf
dieser zweiten Ebene der Verwaltung auf.
Dort sollten Themen abgearbeitet werden,
welche die Gemeinden vor Ort nicht
mehr schaffen bzw. welche man auch aus
organisatorischer, rechtlicher und finanzieller
Sicht besser zentraler steuert. Damit
gewinnen Gemeinden wieder Raum für
echte politische Gemeindearbeit. Eines
ist klar. Die Herausforderungen können
wir nur gemeinsam lösen, die Zeiten der
Einzelkämpferinnen und -kämpfer sind
vorbei. Das ist für das Überleben absolut
notwendig und wichtig. Miteinander denken,
miteinander Lösungen erarbeiten und
umsetzen. Ohne Angst vor Machtverlust
oder ähnlichem.
DAS BEDEUTET DEMNACH, GEMEINDEN
MÜSSEN STRATEGISCH DENKEN – UND DAS
IN EINEM GRÖSSEREN, ÜBERGEORDNETEN
KONTEXT. BEISPIELE DAFÜR WÄREN DIE
KINDERBETREUUNG, PFLEGE ODER INFRA-
STRUKTUR, ABER AUCH DIE BUCHHALTUNG,
LOHNVERRECHNUNG UND VIELES MEHR.
Ja, aber dafür muss eben das Bewusstsein
da sein. Die Strategie „a bissl von
eppas“ ist zu wenig. Das funktioniert nicht
mehr. Es nützt nichts, Dinge zu beschönigen
oder wegzuschauen, denn die angesprochenen
Themen werden immer ernster.
Sie werden den Gemeinden die Luft
nehmen, wenn diese jetzt nicht reagieren.
Aber wir brauchen
die Gemeinden als
funktionierende
Ökosysteme, um die
vielen Themen der
Gegenwart und
Zukunft gemeinsam
zu lösen.
UKUNFT
Aber wir brauchen die Gemeinden als
funktionierende Ökosysteme, um die vielen
Themen der Gegenwart und Zukunft
gemeinsam zu lösen. Wir brauchen die
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
die Gemeinderätinnen und -räte und die
Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.
Die entscheidende Frage ist nur:
Haben diese Menschen noch die Zeit, die
Ressourcen, sich um die zentralen Fragen
der Zukunft zu kümmern?
Danke für das Gespräch und den Blick
in die Zukunft. Die Gemeinden haben
diese SOMIT selbst in der Hand!
Gemeinde-
Service-
Center
Das Gemeinde-Service-Center
ist eine „zweite Verwaltungsebene“.
Gemeinden lagern
dorthin Tätigkeiten aus, die
sie selbst aus unterschiedlichen
Gründen nicht erbringen
können. Sei es auf Grund fehlender
Ressourcen oder auch
zum Beispiel aus fachlicher
Sicht. Die Politik und die Verwaltung
können sich damit auf
ihre Kernaufgaben konzentrieren
und sichern die Eigenständigkeit
für die Zukunft ab.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
JAN SCHÄFER
Jan Schäfer ist Experte für Marketing
und Kommunikation. Er unterstützt seit
2020 die GemNova als Gemeindebetreuer
in Osttirol und war zuletzt
maßgeblich an der Entstehung des
Gemeinde ABC’s beteiligt.
Kontakt: j.schaefer@gemnova.at
Wir
vertrauen
einander.
Wir
bleiben wir
selbst.
WIR ALLE SIND GEMEINDE.
Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen
Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen
Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und
Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren
Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,
kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert
handeln und dabei individuelle Wege wählen.
14 DOSSIER
DOSSIER
15
Gemeinsam
die Zukunft
Verwalten
ZUM AUTOR
MAG. MARTIN WEX
Martin Wex ist seit 2019 bei der
GemNova im Bereich Digitalisierung
tätig. Darüber hinaus ist er Landtagsabgeordneter
und Vizebürgermeister von
Schwaz.
Welchen Beitrag zur
Zusammenarbeit kann
die fortschreitende
Digitalisierung in der
Verwaltung leisten?
Manche sehen in der Fähigkeit zur
Zusammenarbeit den Erfolg der
menschlichen Spezies. Ohne Teamwork
wäre ein Mammut nicht gejagt und der
Mond nie betreten worden. Bücher über
Kooperation und Zusammenarbeit, als
Lösungsansatz komplexer Probleme,
und Teams, als flache, selbstverantwortliche
Organisationseinheiten, in
denen alles effizienter, schneller und
innovativer erledigt wird, füllen die
Regale der Managementliteratur. Die
Erfahrung lehrt oft etwas anderes. Wer
sich an Gruppenarbeiten an der Schule
oder während des Studiums erinnert,
weiß um die ungleiche Verteilung der
Aufgaben. Eine Zusammenarbeit (in
Teams) funktioniert daher nur dann,
wenn alles Tun zielgerichtet ist und
auf gemeinsamen Werten, Spielregeln
und sehr viel Disziplin aufbaut. Zusammenarbeit
ist schwierig und eben auch
Arbeit – vor allem in so einem komplexen
System wie der öffentlichen Verwaltung.
Was kann also die Digitalisierung
für die Zusammenarbeit in der
Verwaltung tun?
Historisch gewachsen ist die Verwaltung
immer noch ein sehr statisches und vor
allem hierarchisch gegliedertes System.
Auf dem Weg vom „Vater Staat“ zum
„Partner Staat“ nimmt die digitale
Transformation der Verwaltung daher
eine zentrale Rolle ein. Zurecht ist sie
auch ein zentraler Baustein des „digitalen
Aktionsplans Austria“. Erwartet man sich
durch mehr digitale Services doch auch
mehr Effizienz in den Verfahren, höhere
Nutzungsfreundlichkeit und geringere
Kosten.
Single Sign-On & Once-Only-Prinzip
Mehr noch als in der realen Welt gilt es
bei der Digitalisierung die Spielregeln
der Zusammenarbeit zu beachten. Überhastete
und nicht durchdachte Projekte
enden im Chaos. Einigkeit unter den
Akteuren des eGovernments besteht
jedenfalls bei den übergeordneten Zielen.
Dienste der Verwaltung sollen vorzugsweise
digital und damit 24/7 zur
Verfügung stehen. Alle Angebote sollen
dabei über eine zentrale Stelle zugänglich
gemacht (Single Sign-On) und die Daten
der Nutzer*innen nur einmal erfasst
(Once-Only-Prinzip) werden. Schwieriger
wird es auf den darunterliegenden Ebenen.
Hunderte verschiedene Softwarelösungen,
Zuständigkeiten und Schnittstellen
sind zu standardisieren und in
Einklang zu bringen. Auf Bundesebene
wurden dazu in allen Ministerien eigene
Chief Digital Officers (CDO) eingerichtet.
Eine Funktion, die im „Masterplan
Digitalisierung für Tirols Gemeinden“,
insbesondere für die Zusammenarbeit
unter den Gemeinden und mit dem Land,
für Digitalisierungsfragen vorgeschlagen
wird.
ID Austria
Den Kern (das zeigt der Masterplan ganz
genau) einer effizienten digitalen Verwaltung
bilden „saubere“, d. h. richtige, eindeutige
und vollständige Daten, die in zentralen
Datenbanken (Registern) verwaltet
werden. Der interne Zugriff darauf ermöglicht
es der Verwaltung über Abteilungen
und Hierarchien hinweg, auf denselben
Akt zuzugreifen und ihn zu bearbeiten.
Stichwort: Digitaler Akt. Konsequent weitergedacht
müssen die „Kund*innen“, also
die Bürger*innen und Unternehmen, in
diesen Prozess aktiv miteingebunden werden
und ihnen muss der Online-Zugriff
auf ihre eigenen Daten ermöglicht werden.
Diesbezüglich erweitert das Land
Tirol derzeit seine Plattform portal.tirol.
gv.at unter dem Begriff „SEPL – Service
Plattform Tirol“ konsequent in Richtung
Bürgerportal. Dabei geht es nicht mehr
nur um die Weitergabe von Informationen
wie derzeit über die Land Tirol App, sondern
um den Zugriff auf ganz persönliche
Daten. Voraussetzung dafür wiederum ist
die digitale Identität, die eine eindeutige
und sichere Identifikation der Nutzer*innen
sicherstellt. Die rasche und beinahe
vollständige Verbreitung der ID Austria
muss daher nicht nur im Sinne der Verwaltung,
sondern jedes Einzelnen sein.
Zusammenfassend kann die Digitalisierung
dazu beitragen, Prozesse zu vereinfachen,
zu automatisieren und zu
beschleunigen. Sowohl auf technischer
als auch auf Seiten der Mitarbeiter*innen
und Nutzer*innen bedarf es dazu jedoch
klarer Regeln und das Bewusstsein, dass
die Digitalisierung mehr Chancen als Risiken
bietet.
m.wex@gemnova.at
16 DOSSIER
DOSSIER
17
Interkommunale Zusammenarbeit in Vorarlberg:
„2023 planen wir
einen Masterplan für
Gemeindekooperationen“
Interkommunale
Zusammenarbeit
in Vorarlberg
In der Daseinsvorsorge arbeiten
die Vorarlberger Gemeinden
ähnlich wie die Tiroler in
einer großen Zahl von Gemeindeverbänden
zusammen. Im
Bereich der Gemeindeverwaltung
hat sich in den vergangenen
Jahren viel getan: Die Personalverwaltung
wird von neun
Gemeinden im Dienstleistungsweg
für 79 Gemeinden
(82 %) durchgeführt, acht Baurechtsverwaltungen
betreuen
59 Gemeinden (61 %), sieben
Finanzverwaltungen betreuen
49 Gemeinden (51 %).
Ein Interview mit Bürgermeisterin Andrea
Kaufmann, Präsidentin des Vorarlberger
Gemeindeverbandes
Georg Keuschnigg: Frau Präsidentin, die
Vorarlberger Gemeinden sind bei der
interkommunalen Zusammenarbeit, insbesondere
im Verwaltungsbereich, weiter
als andere Bundesländer. Was wird
konkret umgesetzt?
Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann: Der Vorarlberger
Gemeindeverband ist im Bereich der
interkommunalen Zusammenarbeit schon
seit längerer Zeit aktiv. Seit dem Jahr 2009
ist eine Person mit 50 % für diesen Aufgabenbereich
angestellt. Der Vorarlberger
Gemeindeverband sieht sich dabei in der
Rolle des Anstoßers, des Organisators, er
koordiniert und fördert Kooperationsprojekte.
Ziel ist es, dass die Kooperationen aus
den Regionen herauswachsen. Als zentrale
Zielsetzungen der einzelnen Projekte werden
überwiegend die Rechts- und Vertretungssicherheit
sowie die Steigerung der
Qualität definiert.
Welche Rechtsformen kommen zum Einsatz?
Im Bereich der Kooperationen bieten sich
alle Rechtsformen an. Dies kann von der
Vereinsstruktur über die GmbH bis hin
zum Gemeindeverband reichen. In der Vergangenheit
wurde das Hauptaugenmerk
sehr stark auf Verwaltungsgemeinschaften
gelegt.
Was sind die Stärken und Schwächen
dieser Organisationsmodelle?
Jede Rechtsform hat ihre Stärken und
Schwächen. Ein zentrales Thema ist
aktuell die vorherrschende Rechtsunsicherheit
in Bezug auf die Umsatzsteuerpflicht.
Ein weiteres Thema
zeichnet sich in der Verbindlichkeit
ab. Hier hat sich als die geeignetste
Rechtsform der Gemeindeverband
herauskristallisiert.
Worauf kommt es bei diesen Veränderungsprozessen
Ihrer Meinung
nach an?
In Vorarlberg haben wir sehr gute
Erfahrungen gemacht, die Prozesse
in zwei Phasen aufzuteilen. Phase
I zeichnet sich durch die Ideenfindung
und die Einbindung aller
Anspruchsgruppen aus. Hier wird
der Entwicklungsprozess erarbeitet.
Anschließend werden die Ideen und
Überlegungen als Umsetzungsprojekt
mit konkreten Angaben zu den Kosten
etc. den Gremien zur Beschlussfassung
vorgelegt. Aus dem Entwicklungsprojekt
heraus entsteht in der
Phase II das Umsetzungsprojekt.
© Stadt Dornbirn
Vorarlberger
Gemeinden in
Zahlen
bis
1.000
Einwohner*innen
Ist die Entwicklung dem Grunde nach
abgeschlossen oder gibt es bereits
nächste Projekte?
Der Vorarlberger Gemeindeverband hat
einen Strategieprozess abgeschlossen
und für sich sechs strategische Stoßrichtungen
festgelegt. Eine der Stoßrichtungen
bildet die interkommunale
Zusammenarbeit. Für das Jahr 2023 ist
ein Prozess geplant, der die Entwicklung
eines Zukunftsbildes der Gemeindeverwaltungen
inklusive eines Masterplans
für Kooperationen für das ganze Land vorsieht.
Die Gemeindeautonomie soll erhalten
bleiben und Kleinstgemeinden sollen
auch zukünftig überlebensfähig sein. Dies
wird insbesondere durch Kooperationen
gewährleistet. Gleichzeitig soll zukünftig
verstärkt darauf geachtet werden, bestehende
Kooperationen zu optimieren und
nach Möglichkeit zu standardisieren.
Durch verstärkte und effiziente Kooperationen
sollen zudem auch Freiräume
für die Bürgermeister*innen geschaffen
werden.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
GEORG KEUSCHNIGG
1.000
bis 2.000
Einwohner*innen
96 Gemeinden
32 Gemeinden 18 Gemeinden 15 Gemeinden
Dipl.-Vw.
Andrea
Kaufmann
Präsidentin des Vorarlberger
Gemeindeverbandes und Bürgermeisterin
der Stadt Dornbirn
1969 in Dornbirn geboren.
Start der politischen Laufbahn
1990. Ab 1995 Stadträtin in
Dornbirn. 2009 bis 2013 Landesrätin
in der Vorarlberger
Landesregierung. Seit 2013
Bürgermeisterin der Stadt
Dornbirn. Seit 2020 Präsidentin
des Vorarlberger Gemeindeverbandes
und seit 2022
Vizepräsidentin des Österreichischen
Gemeindebundes.
2.000
bis 3.000
Einwohner*innen
Zwei Drittel der
Gemeinden verfügen
über weniger als 3.000
Hauptwohnsitze.
In 10 %
der Gemeinden
wohnen mehr als 50 %
der Vorarlberger
Bevölkerung.
18 DOSSIER
DOSSIER
19
Langsam wird
es kälter
Immer mehr Menschen in Tirol sind auf Hilfe angewiesen. Corona, der Krieg in der
Ukraine, die massiven Preissteigerungen. Die Zahl der Bedürftigen steigt massiv
an, langsam wird es in unserer Gesellschaft kalt, noch kälter. Der gemeinnützige
Verein „Netzwerk Tirol hilft“ bietet seit Jahren finanzielle Unterstützung. Geholfen
wird ausschließlich jenen Menschen, die es bitter nötig haben. Die „Gießkanne“
kommt hier nicht zum Einsatz.
Seit 2010 ist Herbert Peer das Herz,
die Seele, der Kopf von „Netzwerk
Tirol hilft“. Er ist in Pension, arbeitet
ehrenamtlich und mit großem
Engagement. (© Netzwerk Tirol hilft)
„„Noch will ich keine Hilfe in
Anspruch nehmen, will nicht zur
Bittstellerin werden. Auch, weil
es mir um die Würde der Person
geht. Aber der Winter steht erst
vor der Tür. Vielleicht brauche
dann auch ich Hilfe.“
Barbara
ZUM AUTOR
MAG. REINHOLD OBLAK
Aufgewachsen in Kärnten studierte
er an den Universitäten Wien und
Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,
Konzernsprecher, Vorstand und
Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der
GemNova in der Unternehmenskommunikation
tätig.
Kontakt: r.oblak@gemnova.at
Barbara ist Ende dreißig. Sie lebt in einer
kleinen Gemeinde in der Nähe von Innsbruck,
arbeitet halbtags, ist alleinerziehende Mutter
einer Tochter. „In den vergangenen Monaten
ist alles teurer geworden. Die Lebensmittel,
Benzin, meine Miete wird wohl auch erhöht
werden. Langsam weiß ich nicht mehr, wie
ich all das bezahlen soll. Und der Winter
steht ja erst vor der Tür.“
Franz und Claudia sind schon über vierzig
Jahre verheiratet, ihre drei Kinder aus
dem Haus. Franz arbeitete sein ganzes
Berufsleben in der Gastronomie – lange
Arbeitszeiten, auch am Wochenende,
mäßige Bezahlung. Claudia war Mutter,
organisierte den Haushalt, hielt das Geld
zusammen. Sie wohnen in einer kleinen
Wohnung im Bezirk Kufstein, nett eingerichtet.
Die Pension von Franz ist recht dürr,
noch kommt man damit über die Runden.
„Wir fürchten uns vor dem Winter, vor der
Heizperiode. Und auch beim Hofer wird
alles teurer – Obst, Gemüse, das Brot, die
Milch. Schau einfach in die Gesichter der
Leute bei der Kassa, dann weißt du, wie
es aussieht. Wir haben ja keine hohen
Ansprüche, aber wenn das so weitergeht,
geht uns bald das Geld aus“, sagt Claudia.
Und dann ist da noch Kateryna, wohl noch
keine zwanzig, aus einer mittelgroßen Stadt
in der Ukraine. Vor einem halben Jahr ist sie
vor dem Krieg nach Österreich geflüchtet,
fand in Tirol eine Unterkunft. Sie flüchtete
alleine, ihr Vater kam bei einem russischen
Raketenangriff ums Leben, ebenso ihre Mutter.
Sie ist verzweifelt, weiß nicht weiter, ist
gerade dabei, besser Deutsch zu lernen. Ein
Schicksal von vielen.
Die Verzweiflung steigt
Bereits im Frühjahr 2010 wurde der
gemeinnützige Verein „Netzwerk Tirol
hilft“ gegründet. Mit dem erklärten Ziel,
notleidende Menschen in Tirol zu unterstützen,
ihnen rasch und unbürokratisch
zu helfen. Herbert Peer ist von Anfang an
dabei, als Koordinator, als Ansprechpartner,
als Herz, Seele und Kopf des Vereins. „Die
Idee ist einfach: Wir sammeln Spenden
und geben diese dann an die Menschen
hier in Tirol weiter. Im ersten Jahr gab
es 240 Ansuchen, 2018 waren es schon
1 800, im vergangenen Jahr bereits 2 500.
Und heuer werden es noch mehr, noch viel
mehr werden.“
Herbert Peer kennt sich in diesem Umfeld
sehr gut aus, war davor zwölf Jahre lang
beim ORF Tirol für „Licht ins Dunkel“
zuständig. Heute ist er in Pension, übernimmt
diese Aufgabe ehrenamtlich. „Ich
will einfach meinen Teil dazu beitragen,
Not zu lindern, schnell zu helfen.“ Rund
300.000 € werden pro Jahr an die Bedürftigen
ausbezahlt, jeder einzelne Spenden-
Cent kommt unmittelbar an. Personalkosten
gibt es im Verein keine, Sauberkeit und
Transparenz stehen dafür ganz oben.
„Besonders die Teuerungen machen den
Menschen hier in Tirol schwer zu schaffen.
Auch der sogenannte Mittelstand
ist immer stärker davon betroffen. Das
merken wir auch bei den Ansuchen, die
Verzweiflung steigt.“ Unterstützt werden
ausschließlich Personen und Familien,
die hier in Tirol leben, gemeldet sind, hier
ihren Wohnsitz haben. In einer eigenen
Aktion wurden auch Kriegsflüchtlinge aus
der Ukraine unterstützt, Armut kennt eben
keinen Reisepass.
Zum Glück, so Peer, ist die Spendenbereitschaft
in Tirol sehr hoch. Private wollen
ebenso helfen wie viele Unternehmen, wie
Vereine, Charity Clubs. Außerdem gibt es
immer wieder Veranstaltungen, bei denen
für „Netzwerk Tirol hilft“ gesammelt wird.
All diese Spenden sind steuerlich absetzbar,
doch dies ist nicht der entscheidende
Grund, warum so viele so gerne helfen. Der
Zusammenhalt einer Gesellschaft zeigt
sich eben vor allem darin, wie mit den
Schwächeren umgegangen wird.
Die Würde des Einzelnen
Barbara will derzeit noch keine Hilfe in
Anspruch nehmen, auch weil sie nicht zur
„Bittstellerin“ werden will. Aus dem gleichen
Grund ist sie auch noch in keinem „Sozialmarkt“
gewesen, wo sie Lebensmittel zu
einem stark reduzierten Preis erhalten könnte.
„Da geht’s bei mir sehr stark um Selbstbewusstsein,
um die Würde der Person. Vielleicht
auch, weil ich noch jene Bilder im Kopf
habe, als ein ehemaliger Landeshauptmann
in Gutsherrenmanier Gutscheine verteilt hat.
Und sich dabei als der große Gönner fotografieren
ließ. Da mache ich nicht mit, dazu
lasse ich mich nicht missbrauchen.“
Für Herbert Peer ist diese Argumentation
verständlich, nachvollziehbar. „Unsere Spenderinnen
und Spender können außerdem
entscheiden, an wen konkret sie ihre Spende
geben wollen. Nur an Alleinerzieherinnen,
nur an Familien, nur an ukrainische Flüchtlinge,
nur an Bedürftige in einem bestimmten
Bezirk. Diese Zweckgebundenheit der Spende
ist für einige recht wichtig.“
Was Peer ebenso wichtig ist: den Zugang
zu den Hilfen möglichst niederschwellig zu
halten, den Stolz, die Würde des Einzelnen
nicht zu verletzen. „Es gibt immer wieder
Menschen, die sich einfach nicht trauen,
sich an uns zu wenden. Darum meine Bitte
an die Nachbarn, insbesondere auch an die
Gemeinden: Meldet euch bei uns, wenn ihr
seht, dass jemand Hilfe braucht. Wir leben in
einem reichen Land, hier sollte niemand in
Not leben müssen.“
Franz und Claudia werden sich wohl bald
melden. Die Pandemie, der Krieg, die Teuerungen
– langsam wird ihnen alles zu viel.
Kateryna hingegen hat noch ganz andere
Probleme: Der Verlust ihrer Eltern, das fremde
Land, die fremde Kultur, die fremde Sprache.
Gleichzeitig ist sie glücklich, dem Krieg
entronnen zu sein, hier in Tirol sein zu dürfen.
Jedes einzelne Schicksal ist eben einzigartig.
So wie auch jeder einzelne Mensch.
Netzwerk Tirol hilft
Das „Netzwerk Tirol hilft“ will rasch
und unbürokratisch jenen Menschen
helfen, die in Tirol leben. Wer
Hilfe braucht, wer jemanden kennt,
der Unterstützung benötigt, wendet
sich am besten direkt an:
netzwerk@tirol.gv.at
+43 512 508 2014
20 DOSSIER
DOSSIER
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Gemeinsam
erfolgreich Bauen
In den vergangenen acht Jahren wurden,
begleitet von der GemNova, rund 50
Bauvorhaben abgeschlossen, gleichzeitig
weit über 1 000 Vergabeverfahren
bei Infrastrukturprojekten abgewickelt.
Aktuell betreut das GemNova Infrastruktur-Team
etwa 30 Bauvorhaben
in unterschiedlichen Projektstadien.
In einem neu gestalteten Bildband präsentieren
wir ausgewählte Infrastrukturprojekte
der letzten acht Jahre. All diese
Projekte wurden von der GemNova umfassend
begleitet, wobei von den Kommunen
hauptsächlich folgende Dienstleistungen
in Anspruch genommen wurden: Analysen,
Studien, Kostenschätzungen, Finanzierungskonzepte,
Vergabeverfahren, Planungsbegleitung,
Förderungsabwicklung
und Umsetzungsbegleitung.
Die Agenden im Bereich des Hochbaus
einer Gemeinde können als überaus vielfältig
und in Hinblick auf die Einhaltung
umfassender Vorgaben und Rahmenbedingungen
auch als durchwegs komplex
bezeichnet werden. Für nahezu alle
Lebensabschnitte der Bevölkerung, von
der Wiege bis zur Bahre, benötigt es Räume
in einer Gemeinde. Angefangen bei
Einrichtungen der Kinderbetreuung wie
Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen,
Orte des gesellschaftlichen Lebens
(Gemeinde- und Mehrzweckzentren) über
Gebäude der öffentlichen Sicherheit, wie
zum Beispiel Feuerwehrgerätehäuser,
bis hin zu Einrichtungen der Pflege. Jedes
Gebäude ist einzigartig und so ist auch
eine individuell abgestimmte Herangehensweise
bei sämtlichen Projekten erforderlich.
Die immense Vielfalt und der unglaubliche
gesellschaftliche Wert jedes einzelnen
Projektes war Antrieb für die Gestaltung
dieses Buches und der Grund dafür, all
jene Tiroler Gemeinden vor den Vorhang
zu holen, welche wir in den letzten Jahren
begleiten durften.
ZUM AUTOR
DI ALEXANDER
GOSTNER
Alexander Gostner ist seit 2016 bei
der GemNova und verantwortet den
Bereich Infrastruktur & Recht.
Kontakt: a.gostner@gemnova.at
22 DOSSIER
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Kinderbetreuungsgeld:
Vergleich und Benchmark
Planungsverband Innsbruck und Umgebung
Kräfte bündeln, Synergien nutzen
In der Ausgabe 5 von 277.TIROL hat
Mag. (FH) Mag. Christian Drechsler
(Planungsverbandskoordinator, Amt
der Tiroler Landesregierung) über die
rechtlichen Rahmenbedingungen und
Aufgaben der Planungsverbände im
Allgemeinen berichtet. Als einer der
Koordinatoren des Planungsverbandes
Innsbruck und Umgebung (PIU) möchte
ich nun einerseits einen vertiefenden
Einblick in unsere Aufgaben und
andererseits einen Überblick über die
laufenden Projekte geben.
VON NORBERT PFLEGER
Der PIU ist der Planungsverband Nummer
37 und setzt sich aus der Stadt Innsbruck
und allen Gemeinden der Planungsverbände
14 bis 19 zusammen. Er wurde 2007
gebildet. Im Dezember 2020 übernahm
Thomas Öfner, Bürgermeister von Zirl,
die Obmannschaft. Die Stellvertretung
mit Christian Härting, Bürgermeister von
Telfs, blieb gleich. Der Sitz des Verbandes
ist die Gemeinde Zirl.
Die Koordination des Verbandes übernahm
2019 die „ARGE GemNova & beratung
krismer“. Die Gemeinden profitieren
durch diese Kooperation von einem breiten
Wissens- und Erfahrungsspektrum
der handelnden Personen und dem starken
Background der beiden Firmen.
Die administrativen Aufgaben der
Geschäftsstelle sind vielfältig – von laufenden
Verwaltungsangelegenheiten über
Organisationsaufgaben, das Sitzungsmanagement
für die Verbandsorgane, die
Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Haushaltsführung
und dem Rechnungswesen.
Noch wichtiger sehen wir die Aufgaben im
Rahmen des Projektmanagements: Projektinitiierung,
-vorbereitung, -entwicklung,
-koordination, -umsetzung, und -controlling.
Wir begleiten Projekte von der Idee
bis zum Abschluss.
Wir nehmen auch regelmäßig an Sitzungen
der Planungsverbände 14 – 19 teil,
unterstützen sie und versuchen ähnlich
gelagerte Themen und Aufgaben auf der
Ebene des PIU zusammenzuführen. Es
ist wichtig, gemeindeübergreifende Themen
zu erkennen, zum Thema zu machen
und auf eine breitere Basis zu stellen.
Nicht immer sind die Themen bzw. die
daraus entstehenden Projekte für alle
unsere unterschiedlichen Gemeinden
relevant. Trotzdem besteht hier eine Kultur
der gegenseitigen Wertschätzung und
Unterstützung. Jegliche Projekte werden
gemeinsam getragen.
Die Gemeinde- bzw. die planungsverbandsübergreifende
Koordination,
Abstimmung und Zusammenarbeit ist
das Wesen des PIU. Damit kann die Selbständigkeit
und Authentizität der einzelnen
Kommunen in einem gemeinsamen
Großen bestehen und sie können sich dennoch
weiterentwickeln. Ein wesentlicher
Kostenvorteil stellt sich dadurch ein, dass
nicht alle einzeln das Gleiche bzw. Ähnliches
entwickeln und umsetzen.
LEADER Innsbruck Land
Im Frühjahr 2021 übernahm der
PIU den Auftrag, die Vorbereitung
und die Gründung des
„Regionalmanagement Innsbruck
Land“ im Rahmen des
Europäischen LEADER-Programms
zu begleiten. LEADER
ist ein Förderprogramm der Europäischen
Union, um ländlichen Raum zu
stärken, die regionale Wirtschaft zu fördern
und die Lebensqualität in den Regionen
zu steigern. Die regionale Entwicklungsstrategie
(LES) wurde von „regio3“
und „beratung krismer“ in einem schlanken
Beteiligungsprozess erarbeitet.
Im Frühjahr 2022 fand dieses
Projekt mit der Vereinsgründung,
der Abgabe der
Bewerbung und der Nominierung
des Regionalmanagers
seinen Abschluss.
Die enge Zusammenarbeit
zwischen PIU und
Regionalmanagement ist
durch diese intensive Einbindung im
Entstehungsprozess sichergestellt.
Hinter diesem Titel verbirgt sich eine
umfassende Datenerfassung in allen 42
Mitgliedsgemeinden. Einerseits sollen die
Elterntarife und andererseits das Angebot
und die Kosten der Elementarpädagogik
in jeder einzelnen Gemeinde erfasst
werden. Anfang Oktober wird dies abgeschlossen
sein.
Ziel ist es, Grundlagen für zukünftige Entscheidungen
für die Bürgermeister*innen
und für den Gemeinderat zur Verfügung
zu stellen. Die Gemeinden sollen sich
nicht nur wie bisher mit ihren Nachbarn
abstimmen, sondern auch die Möglichkeit
haben, sich mit Kommunen gleicher
Größe und selbem Angebot vergleichen zu
können. Weiters werden bereits bestehende
kreative und innovative Ideen bei der
Zusammenarbeit von Gemeinden aufgezeigt
und können so als Ideenbringer für
andere dienen.
Auf Basis der Zahlen 2021 sehen die
Gemeinden, was sie ein Kinderbetreuungsplatz
abzüglich der gewährten Förderungen
tatsächlich kostet. Durch die
Novelle des Kinderbildungs und
-betreuungsgesetzes des Landes
werden die Förderungen nun
entsprechend erhöht, um
auch das Angebot in den
Gemeinden zu erhöhen.
Die Gemeinden können
dabei selbst entscheiden, welche
Schritte sie setzen wollen
und können, um die zu erwartenden
Kosten auf kommunaler
Ebene besser zu kalkulieren.
Anschließend daran
können sie auf der erstellten
Berechnungsbasis die
Ergebnisse der für die
Gemeinden angefallenen
Kosten wieder überprüfen.
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Abfallwirtschaft
MOBIL 2050
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Derzeit überlegen mehrere Gemeinden
im Bezirk Innsbruck Land unter anderem
ihre Recyclinghöfe zu modernisieren oder
Wertstoffinseln zu installieren. Aus diesem
Grund wurde entschieden, ein Vorprojekt
zu starten, im Zuge dessen die
Tarife, Öffnungszeiten und ähnliche Daten
erhoben wurden, um darauf basierend
den Bedarf eines (digitalen) Zutrittssystems
abzuleiten.
In diesem Zusammenhang stand auch
immer das Thema „Bürgerkarte“ im
Raum, das bei der Entwicklung einer
Digitalisierungsstrategie immer mitgedacht
werden muss. Neben der Erfassung
oben erwähnter Daten wurde deshalb
im Rahmen des Vorprojekts der
Ist-Stand, bereits getroffene Entscheidungen,
Umsetzungsvorstellungen
und Wünsche innerhalb
der nächsten fünf Jahre
bezüglich einer Bürgerkarte
abgefragt.
Die Daten der 36 Recyclinghöfe liegen
jetzt vor und zeigen ein sehr
heterogenes Bild. Sie werden bei den kommenden
Planungsverbandssitzungen präsentiert.
Auf dieser Basis können nun die
Gemeinden bzw. Planungsverbände ihre
Planungen machen, sich untereinander
abstimmen, Anpassungen und Umsetzungen
durchführen.
P14
P14
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P16
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Schon bei den Gesprächen während der
Erfassung wurden sehr interessante Themen
diskutiert:
• Braucht es so viele vollwertige Recyclinghöfe?
• Macht ein gemeindeübergreifendes
Konzept Sinn?
• Wie können Fahrten auf Grund von
Müllentsorgung vermieden werden?
• Wie können Kosten für die Infrastruktur
und laufende Kosten eingespart
werden?
Die Harmonisierung der Tarife könnte der
erste und leichteste Schritt sein. So kann
zukünftig Mülltourismus aufgrund eventueller
Preisvorteile in anderen Gemeinden
vermieden werden. Entsprechend unserem
Step-by-Step-Vorgehen werden wir in
den nächsten Monaten prüfen, inwieweit
weitere Projektziele definiert werden, beispielsweise
die vertiefte, kluge, logistische
Planung, den Verkehr und die Kosten zu
minimieren, samt der Frage, wie
dies mit Hilfe der Digitalisierung
umsetzbar ist.
Singletrails
Ausgangssituation ist die auch in den
Medien immer wieder stark diskutierte
illegale Nutzung der Wälder rund um
Innsbruck durch Mountainbiker*innen,
speziell im Downhill-Bereich. Dass diese
Situation nur gemeindeübergreifend
gelöst werden kann, ist allen Beteiligten
klar. Es braucht einerseits zusätzliche
Angebote für Mountainbiker*innen
im Rahmen eines Gesamtkonzeptes
– unter Einbindung der
Grundeigentümer*innen und aller
anderen Interessensgruppen und
Konfliktparteien – und gleichzeitig
Maßnahmen zur Lenkung und Steuerung
sowie Maßnahmen betreffend der
Rechtssicherheit der Waldbesitzer*innen.
Aus diesem Grund hat der PIU, gemeinsam
mit „Bergwelt Tirol – Miteinander
Erleben“ vom Land Tirol, Abteilung
Forstorganisation, im ersten Halbjahr
2022 eine Workshopreihe mit externer
Moderation (Ingenieurbüro LechtAlps)
durchgeführt, die zum Ziel hatte,
eine Gesprächsbasis herzustellen
und Lösungswege
sowie notwendige Schritte zu
identifizieren.
Diese Ziele wurden erreicht
und nun wird zielorientiert weitergearbeitet:
Unter anderem wurde
eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich aus
Vertreter*innen aller Interessengruppen
zusammensetzt. In den nächsten Monaten
werden weitere Workshops sowohl
in kleineren Gruppen als auch in der
Gesamtarbeitsgruppe abgehalten, um
gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Die
Moderation obliegt direkt dem PIU. So
viel kann schon mal verraten werden: Das
Engagement der Mitwirkenden ist groß!
Nächster Milestone ist es, die Weiterentwicklung
weiter voranzutreiben, um einen
Projektantrag im Leader-Programm zu
erstellen.
Mit dem Projekt MOBIL 2050, welches
2021 gestartet wurde, unterstützt das
Land Tirol und der PIU die Gemeinden
gezielt bei der Vorbereitung und Planung
von überörtlichen Radwegen. Das Land
Tirol finanziert das Projekt, um
seine bestehenden Konzepte mit
den Gemeinden abgestimmt
zur Umsetzung zu bringen. Der
Schwerpunkt liegt auf dem Alltagsradverkehr.
Die erstellte Broschüre
mit den zahlreichen Fördermöglichkeiten
und vielen Good-Practice-Beispielen
wurde von der Abteilung Mobilitätsplanung
des Landes Tirol an alle
Gemeinden versandt. Sie kann beim
PIU bezogen werden und steht auf der
unten angeführten Verbandshomepage
zum Download bereit. Mit einem vertieften
Beratungsangebot und gezielten regionalen
Radwege-Workshops wurden und
werden Radverbindungen zwischen
den Gemeinden erarbeitet.
Das Projekt wird mit
Ende 2022 abgeschlossen
– der Endbericht wird
Anfang kommenden Jahres
auf www.piu.gv.at zu
finden sein.
ZUM AUTOR
MAG. (FH)
NORBERT PFLEGER
Norbert Pfleger ist seit 2021
Planungsverbandskoordinator bei der
GemNova für den Planungsverband
Innsbruck und Umgebung.
Kontakt:
n.pfleger@gemnova.at
26 DOSSIER
DOSSIER
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Was hat
Bürger*innenbeteiligung
mit Gesundheitsförderung
zu tun?
Das Einbeziehen von Bürger*innen kann auf verschiedenste Art und Weise und in
unterschiedlichen Ausprägungen erfolgen. Dies reicht vom Einbringen von Wissen
und Erfahrungen bis hin zur Planung und Umsetzung von konkreten Aktivitäten.
Zwei der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen einer Beteiligung sind
allerdings der Wunsch der Bürger*innen an politischen Entscheidungen teilzuhaben
sowie eine ergebnisoffene und positive Erwartungshaltung der kommunalpolitischen
Entscheidungsträger*innen. Ist dies gegeben, ist eine neutral moderierte
Bürger*innenbeteiligung meist ein Erfolgserlebnis für alle.
Vorteile der Bürger*innenbeteiligung
in der kommunalen
Gesundheitsförderung
Gerade die Gesundheitspolitik hat häufig
weitreichende Folgen für die Bevölkerung
und daher möchten auch immer mehr
Menschen stärker in diesem Bereich einbezogen
werden. Die WHO definiert mit
der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung
1986 die Selbstbestimmung der
Bürger*innen als Kern der Gesundheitsförderung
und auch Erkenntnisse aus der Gesundheitswissenschaft
belegen die Effektivität
der aktiven Bürger*innenbeteiligung
für nachhaltige Veränderungen sowie die
zentrale Rolle der Gemeinde als Lebenswelt
auf die Gesundheit der Bürger*innen.
Viele Menschen achten nicht ausreichend
auf ihre Gesundheit, dies hat nicht nur Einfluss
auf ihr eigenes Leben, sondern natürlich
auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen,
die das Gesundheitssystem und
die Gemeinden belasten. Einige Gemeinden
möchten daher mehr Verantwortung
übernehmen, wenn es um die Gesundheit
ihrer Bürger*innen geht. Die Menschen
sollen besonders vor vermeidbaren Krankheiten
bewahrt werden und sich so lange
wie möglich gesund und fit halten. Es bedarf
allerdings gezielter Maßnahmen zur
Vorsorge und zur Förderung der individuellen
und öffentlichen Gesundheit.
Wie kann es eine Gemeinde nun über
Bürger*innenbeteiligung bewerkstelligen,
das Gesundheitsbewusstsein zu
stärken, die Gesundheitskompetenz zu
erhöhen und Maßnahmen zu setzen, die
von den Bürger*innen auch angenommen
werden?
Dazu ein Blick in die Praxis. Seit 2021 haben
Tiroler Gemeinden die Möglichkeit, unter
Begleitung der ARGE Gesunde Gemeinde
Tirol eine „Gesunde Gemeinde“ zu werden.
Kernidee ist es, die Gesundheit der Menschen
dort zu fördern, wo sie wohnen, arbeiten
und leben. Nach dem Gemeinderatsbeschluss
zur „Gesunden Gemeinde“ beginnt
der Prozess der Bürger*innenbeteiligung
mit dem Startworkshop direkt in der Gemeinde.
Die Grundidee ist, dass dieser für
alle Gemeindebürger*innen zugänglich ist.
Dazu soll er als öffentliche Veranstaltung
in der Gemeinde beworben werden. Um ein
vielfältiges Bild zu bekommen ist es ratsam,
Vertreter*innen verschiedener Berufs- und
Altersgruppen gezielt einzuladen.
In einer Gemeinde im Tiroler Unterland
nahmen über 30 Bürger*innen die Einladung
zum Workshop an. Es zeigte sich
dabei ein repräsentatives Bild der Bevölkerung.
Menschen aus verschiedensten
Berufsgruppen waren dabei, darunter ein
Physiotherapeut, eine Krankenpflegerin,
eine Hausfrau, eine Zahngesundheitserzieherin,
ein Baumeister, eine Bankangestellte,
eine Psychologin und ein Pensionist.
Sie alle setzten sich intensiv mit der
kommunalen Gesundheitsförderung in
ihrer Gemeinde auseinander, sie haben
mitgeredet und wollen mitgestalten. Um
Kontinuität in die Gesundheitsförderung
zu bringen, wurde zudem ein interdisziplinärer
ehrenamtlicher Arbeitskreis, zusammengesetzt
aus Bürger*innen der
Gemeinde, gegründet und vom Team
„Gesunde Gemeinde“ dabei begleitet,
gesundheitsfördernde Maßnahmen und
Strukturen zu entwickeln.
Wichtig ist, dass die individuellen Bedürfnisse
der Gemeinde und der Bürger*innen
im Mittelpunkt stehen und
bestehende Strukturen miteinbezogen
werden. Durch einen stärkeren Sinn für
das gemeinsame Engagement im Gesundheitssystem
soll mehr Solidarität
und Zusammenhalt erzielt werden.
• Die Möglichkeit an politischer Teilhabe fördert
eine lebendige Demokratie und die demokratische
Kompetenz der Bürger*innen.
• Bedürfnisse und Probleme können durch die
Nähe zu den Bürger*innen identifiziert werden.
• Ressourcen in der Gemeinde werden sichtbar.
• Beteiligungsprozesse sind gemeinsame Lernprozesse
und stärken so die Bewusstseinsbildung
für die individuelle und die öffentliche
Gesundheit.
• Transparente Entscheidungsprozesse und die
Möglichkeit mitzureden, wirken sich positiv auf
das Verständnis der Bürger*innen für den vielseitigen
politischen Prozess sowie die Legitimität
politischer Entscheidungen aus.
• Das Gespräch zwischen unterschiedlichen
Interes sengruppen oder unterschiedlich informierten
Gruppen wird gefördert.
• Die Beteiligung an der Entwicklung von gesundheitsfördernden
Maßnahmen erhöht die Wahrscheinlichkeit,
dass diese den Bedürfnissen der
Bürger*innen entsprechen und somit auch in
Anspruch genommen werden.
• Das Vertrauensverhältnis zwischen den
Bürger*innen und der Gemeindepolitik wird
gestärkt.
Beim Startworkshop zur „Gesunden Gemeinde“ in Münster hat
sich rasch gezeigt, welche Themen den Bürger*innen am Herzen
liegen und welche gesundheitsfördernden Maßnahmen sie umsetzen
wollen. (© GemNova)
ZUR AUTORIN
ANGELA SEMRAJC, MA
Angela Semrajc ist in der GemNova
für den Unternehmensbereich Gesundheit
verantwortlich. Im Zuge dessen
koordiniert sie die Projekte „Gesunde
Gemeinde Tirol“ und „Modellregion
Bewegtes Tirol“.
Kontakt: a.semrajc@gemnova.at
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tirol.digital 29
Mit sauberen Daten
bares Geld sparen
VON MARGARETH FEICHTER
Im Adress-Gebäude-Wohnungsregister (AGWR) erfassen alle Gemeinden auf Rechtsbasis des GWR-Gesetzes seit 2004
ihre Bauvorhaben und pflegen gleichzeitig die dort erfassten Daten. Einige der Daten beziehen sich auf die Art der Nutzung
wie Wohnungen oder sonstige Nutzungen (z. B. Arztpraxen, Handelsflächen etc.) und die damit verbundenen Nutzflächen.
Seit 01.01.2013 (Novelle des GWR-Gesetzes, BGBl. I Nr. 125/2009) ist das Adress-Gebäude-Wohnungsregister (AGWR)
das Register, aus welchem die Daten zur Einheitsbewertung und in weiterer Folge zur Berechnung der Grundsteuer herangezogen
werden.
Helmut Margreiter, Bürgermeister von
Steinberg am Rofan mit Gemeindemitarbeiterin
Barbara Moser
Maria Lugger, Verwaltungsmitarbeiterin
der Gemeinde
Obertilliach
Bei der „Leerstandsabgabe“, welche kürzlich durch die Tiroler Landesregierung beschlossen wurde, sind die (Wohn-)Nutzflächen
maßgebliche Bemessungsgrundlagen für die Abgabenhöhen. Sind diese Daten nun nicht oder unrichtig erfasst, können der Gemeinde
über Jahre hinweg hohe Einnahmen entgehen. Ein sauber geführtes AGWR ist damit unerlässlich. Durch die Datenanalyse der
GemNova kann der aktuelle Datenstand Ihrer Gemeinde evaluiert und Ihre Mitarbeiter*innen in der Folge dahingehend geschult
werden, dass künftig Daten richtig ins AGWR eingegeben bzw. nacherfasst werden. Mit der Datenanalyse und Datenbereinigung
wird dem Grundsatz der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit Rechnung getragen. Nicht zuletzt bringen korrekte
Daten Rechtssicherheit für die zukünftig ergehenden Bescheide.
Datenanalyseund
bereinigung
Die Datenanalyse und -bereinigung dient der
Verbesserung von digitalen Prozessen und
der opti-mierten Nutzung des AGWR. In einem
ersten Schritt analysieren unsere Expertinnen
und Experten die vorhan¬denen Daten,
welche dann in Form eines Ergebnisberichts
präsentiert werden. Im zweiten Schritt werden
die Daten auf Basis der Datenanalyse
bereinigt und das Verwaltungspersonal hinsichtlich
laufender Datenhygiene geschult.
Für Rückfragen melden Sie sich gerne
bei unseren Kollegen:
Steinberg am Rofan
Einige Gemeinden in Tirol haben die Möglichkeit
der Datenanalyse bereits genutzt,
wie zum Beispiel die Gemeinde Steinberg
am Rofan. Bürgermeister Helmut Margreiter
ist begeistert: „Durch ein vollständig
und korrekt befülltes AGWR erhalten wir
nun Grundsteuerbescheide, die gesetzeskonform
erstellt sind und Rechtssicherheit
für die Grund- bzw. Hauseigentümer und
-eigentümerinnen sowie für die Gemeinde
bieten. Das AGWR kann nun vielfältig
genutzt werden. Die aktualisierten AGWR-
Daten dienen als Grundlage für die verschiedensten
Informationen und auch
für Gemeindevorschreibungen (Freizeitwohnsitzabgabe,
Müllabgabe, etc.).“ Auch
in Hinblick auf die Abwicklung der neuen
Leerstandsabgabe zeigen sich der Bürgermeister
und die Gemeindemitarbeiterin
Barbara Moser zuversichtlich: „Das
nun bereinigte AGWR liefert uns sichere
Daten zu den einzelnen Gebäuden, ohne
dass zusätzliche Erhebungsarbeiten notwendig
sind. Mit dem bereinigten AGWR
sparen wir uns in Zukunft viele Arbeitsstunden,
weil wir auf Knopfdruck aus dem
AGWR die gewünschten Daten und Informationen
bekommen.“
Obertilliach
Eine Vielzahl an Systemen auf Bundes-,
Landes- und Gemeindeebene verarbeiten
große Mengen an Daten. Durch die Migrationen
aus verschiedensten Datenquellen
(Gebäude- und Wohnungszählung vom
15.05.2001, Wohnbaustatistik, Zentrales
Melderegister, Grundstücksdatenbank,
etc.) befinden sich häufig noch Altdaten
im AGWR, die es zu bereinigen gilt. Um
genau das zu machen, hat sich auch die
Gemeinde Obertilliach intensiv mit diesem
Thema beschäftigt. Maria Lugger,
Verwaltungsmitarbeiterin in der Gemeinde
Obertilliach dazu: „Anhand von alten
Bauakten wurde uns erst bewusst, wie
viel Arbeit da auf uns zukommt und wie
wichtig es ist, die Daten vollständig ins
AGWR eingepflegt zu haben, wirkt sich
doch ein gut gepflegtes AGWR auch positiv
auf die Gemeindekasse aus.“
Kartitsch
Mit der zunehmenden Digitalisierung
sind Daten ein immer wichtiger werdendes
Gut. Oft fehlen in den Gemeinden
allerdings die Ressourcen, um die Datenqualität
nachhaltig aufrecht erhalten zu
können. Um effizient, rechtssicher und
erlösoptimiert arbeiten zu können, ist
es jedoch notwendig, eine hohe Datenqualität
sicherzustellen. Georg Klammer
und Annemarie Niedermairer aus der
Gemeinde Kartitsch sind sich dieser Problematik
bewusst: „Das AGWR-Programm
und die damit verbundene Eingabeflut an
Daten ist umfangreich, kompliziert und
zeitraubend. Da auf das AGWR zukünftig
nicht nur das Finanzamt, sondern auch
das neue LMR (Meldewesen) zugreift und
eine Anmeldung von Personen nur mehr
auf ein im AGWR angelegtes Gebäude
möglich ist, muss eine zeitnahe Erfassung
erfolgen. Darüber hinaus kommen ständig
Neu-, Zu- und Umbauten von Gebäuden
hinzu, welche ebenso erfasst werden
müssen. Nur durch die Unterstützung der
GemNova konnten wir drei Gebäude neu
erfassen und somit für saubere Daten
sorgen.“
Mag. Christian Lechner:
c.lechner@gemnova.at, +43 699 14224570
Dr. Klaus Kandler:
k.kandler@gemnova.at, +43 6644137398
Georg Klammer und Annemarie
Niedermairer aus der Gemeinde
Kartitsch
30 tirol.digital
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
Weniger verwalten
mehr betreuen
mit SOKRATES KiB
Erleichterung, Transparenz und höchste
Datenqualität auf allen Ebenen für
Träger und Einrichtungen – das soll
eine smarte Verwaltungssoftware für
Kinderbetreuungseinrichtungen bieten.
Genau so eine smarte Lösung sehen
wir uns heute an.
ZUM AUTOR
FLORIAN NEURAUTER
Florian Neurauter ist seit 2021
bei der GemNova und Experte für
Digitalisierungsprojekte.
Kontakt: f.neurauter@gemnova.at
Effiziente Abläufe sind sowohl in der
Gemeindeverwaltung als auch in angrenzenden
Verwaltungsbereichen sehr wichtig.
Auch eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie
endet nicht an der Türe
des Gemeindeamts, sondern umfasst
auch kommunale Betriebe, wie zum Beispiel
Einrichtungen der Kinderbetreuung.
Egal ob Kinderkrippe, Kindergarten oder
schulische Tagesbetreuung, in all diesen
Einrichtungen ist es das Ziel, unsere Kinder
bestmöglich zu betreuen. Dabei fallen
auch administrative Aufgaben an, die
gebündelt, gut strukturiert, digitalisiert
und automatisiert, kurz gesagt, effizient
erledigt werden sollten.
Schluss mit der Zettelwirtschaft
Um von handschriftlichen Formularen
und Listen oder schwer zu bändigenden
Excel-Tabellen loszukommen und den Verwaltungsaufwand
zu minimieren, helfen
digitale Lösungen wie „SOKRATES KiB“
(Kinderbetreuung) dabei, rechtssicher und
effizient zu arbeiten. SOKRATES KiB ist
eine webbasierte und ortsunabhängige
Anwendung, mit der die Pflege der Daten
von Kindern, Eltern und Personal standardisiert
wird. Durch eine flexible Organisation
lassen sich Gruppen, Module und
Zeiten individuell steuern.
Mehr Zeit für das Wesentliche
Die einheitliche Datenbasis ermöglicht
eine übersichtliche und transparente
Dokumentation, die zudem auch Rechtssicherheit
mitbringt. Mit Tablets oder
Smartphones können An- und Abwesenheiten
von den Fachkräften direkt in
den Betreuungsgruppen erledigt werden
– ohne Medienbruch oder zusätzlicher
Dateneingabe.
Einfacheres Reporting
Durch Schnittstellen reduziert sich ebenso
der Aufwand für die Eröffnungsmeldungen
an das KIBET des Landes Tirol
sowie für die Leistungsabrechnung mit
der Verwaltungssoftware der Gemeinde.
Ein strukturiertes und unkompliziertes
Reporting unterstützt die Leitung
und auch die Träger, einen Überblick zu
den jeweiligen Einrichtungen zu erhalten.
Durch ein homogenes System können Kinder
durchgängig vom ersten Betreuungstag
bis zum Schulende verwaltet werden.
Die Daten werden einfach jeweils an die
nächste Betreuungseinrichtung weitergegeben.
Die Lösung „SOKRATES KiB“ ist
ein Produkt der bit media education
solutions GmbH, die bereits
in den Tiroler Volksschulen mit
„SOKRATES Schulverwaltung“
ihr Know-how und ihre Expertise
unter Beweis stellen. Die
GemNova unterstützt auch Ihre
Gemeinde bei der Einführung
von SOKRATES KiB, bereitet die
Datenübernahme vor und führt die
Schulungen der Mitarbeiter*innen
durch.
Jährliche Lizenzgebühr ab
€ 360,00 (für eine Betreuungseinrichtung
mit einer Gruppe)
Energieversorgung mit Gas
Die für Tirol relevanten Gasflüsse aus
Deutschland stammen aktuell zu rund
90 % aus nichtrussischen Quellen.
Die TIGAS ist ein im Kerngeschäft
Gas agierendes Energiedienstleistungsunternehmen,
das zudem auf die
Geschäftsfelder Fernwärme und Biogas
setzt. TIGAS betreibt ein rund 3.900 km
langes modernes, hocheffizientes Gasnetz
in Tirol und versorgt damit ihre
Kunden mit Erdgas und zunehmend mit
aus biogenen Wertstoffen gewonnenem
Biogas aus heimischer Produktion.
Zudem betreibt TIGAS in Kooperation
mit Partnern eine Fernwärmetransportschiene
im Großraum Innsbruck und
Fernwärmenetze in Volders, Mils, Neu-
Rum, Innsbruck und Völs.
Teil des europäischen Gasverbundsystems
Das Tiroler Gasnetz ist über eine Leitung
in Kiefersfelden in das europäische
Gasverbundsystem eingegliedert,
das von Nordafrika bis zur Nordsee und
vom Atlantik bis nach Osteuropa reicht.
TIGAS beschafft Erdgas im deutschen
Marktgebiet THE und liefert es von dort
zu ihren Kunden nach Tirol, Vorarlberg
und Südtirol. Die Kunden im Osten
Österreichs werden über das Marktgebiet
Central European Gas Hub AG
(CEGH) beliefert.
Gasspeicher in Österreich
Aufgrund bilateraler Abkommen kann
Tirol über das deutsche Gasnetz neben
den deutschen auch auf die österreichischen
Gasspeicher zugreifen. Mit einer
Gesamtspeicherkapazität von ca. 93
TWh, das entspricht in etwa dem österreichischen
Gesamtgasverbrauch eines
Jahres, dienen die acht in Österreich
befindlichen Gasspeicher als Rückgrat
der heimischen Energieversorgung.
Neben der Strategischen Gasreserve
von ca. 20 TWh können die Gasspeicher
des Bundes und die eigenen zusätzlichen
Vorkehrungen einen erheblichen
Teil des Gesamtbedarfs an Gas insbesondere
für unsere „geschützten“ Kunden
abdecken.
Herkunft von Gas in Tirol
Gas lässt sich vielseitig verwenden und
deckt so einen wichtigen Teil der Energienachfrage
ab. Mit einem Anteil von
ca. 22 % am Gesamtenergieverbrauch
leistet Gas einen bedeutenden Beitrag
zur Energieversorgung Österreichs. Der
Anteil der Haushalte am Gesamtgasverbrauch
liegt in Österreich zwischen
15 % und 18 %. Das in Tirol eingesetzte
Erdgas stammt zu rund 70 % aus
Europa, rund 10 % aus Russland und
der Rest wird aus anderen Herkunftsländern
(USA etc.) z.B. mit LNG-Schiffen
transportiert.
Nähere Infos unter der kostenfreien
Serviceline 0800 / 828 829 oder
auf www.tigas.at
32 tirol.modern und innovativ
Veränderung braucht
Zielsetzung und Management
VON JAN SCHÄFER
Hand aufs Herz: Wenn sich im privaten Leben etwas Einschneidendes oder Gravierendes verändert, überlegt man sehr gut,
wie darauf am besten zu reagieren ist – sprich, wie man sich anpasst. Einfach soll diese Veränderung vonstatten gehen,
schließlich will man sich nicht belasten. Ohne sich dessen bewusst zu sein, setzt man einen Changemanagement- oder
Organisationsentwicklungsprozess in Gang.
Der Großglockner, das
Wahrzeichen von Kals
(© Jan Schäfer)
Ähnlich sieht es in der Wirtschaft oder
im öffentlichen Leben aus. Nur sind hier
die Bewusstseinsbildung und die Wege
wesentlich behäbiger und die Entscheidungen
für Veränderungen häufig komplexer.
Anders als im privaten Bereich
betreffen solche Prozesse in Institutionen
oder Organisationen etliche Menschen,
haben interne wie externe Auswirkungen
und sind mit Zeit, Widerständen und
Geld verbunden. Allein aus den letzten
drei Gründen werden zwar erforderliche,
aber tiefgreifende Veränderungen
oft bis zu einem Zeitpunkt aufgeschoben,
an dem vieles schon außer Kontrolle
geraten ist. Um dem vorzubeugen
und fit für die Zukunft zu sein, haben viele
Unternehmen ein Changemanagement
fest installiert. Changemanagement oder
auch Veränderungsmanagement umfasst
alle Projekte, Aktivitäten, Maßnahmen und
Aufgaben, die eine weitreichende Veränderung
in Organisationen bewirken sollen.
Kals auf dem Weg zur modernen Bürger*innengemeinde
Immer mehr Tiroler Gemeinden befassen
sich mit der Thematik „Veränderung“ und
entschließen sich, ein Changemanagement
oder eine Organisationsentwicklung
zu implementieren. Dabei ist dieses
Thema nicht nur etwas für große Gemeinden,
sondern ebenfalls für kleine,
wie das Beispiel der rund 1.200 Ein-
wohner*innen zählenden Gemeinde Kals
am Großglockner in Osttirol zeigt. „Es gab
eigentlich keinen fixen Zeitpunkt, an dem
wir uns entschlossen haben, notwendige
Veränderungen strukturiert anzugehen.
Es war ein fließender Prozess, der vor gut
20 Jahren durch eigene Beobachtungen
begann und langsam seinen Lauf nahm“,
erinnert sich Bürgermeisterin Erika Rogl,
die in der Verwaltung der Gemeinde arbeitete,
bevor sie Bürgermeisterin wurde.
Der damalige Amtsleiter hatte sein
System – und es hatte sich über 30 Jahre
lang bewährt. Doch nicht zuletzt dank
ihrer Ausbildung in der Handelsakademie
bemerkte Erika Rogl: Der Zeitpunkt für die
Anpassung von Abläufen ist gekommen.
Die Arbeit in der Verwaltung hat sich verändert,
die EDV hielt Einzug, zudem mussten
die immer vielfältiger und komplexer
werden Aufgaben immer schneller und
effizienter erledigt werden.
Auch bei Erika Rogl selbst änderte sich
der Blick auf die Verwaltung und deren
Herausforderungen. Vor ihrer Wahl zur
Bürgermeisterin 2016 war sie Amtsleiterin,
was sie auch nach der Wahl noch
blieb. Durch diese Doppelfunktion wurde
ihr noch bewusster, was die tägliche Arbeitsbelastung
für ihre kleine Verwaltung
bedeutet. „Besonders durch das altersbedingte
Ausscheiden und den Wechsel
Bürgermeisterin Erika Rogl: „So, wie das Leben sich
verändert, unterliegt auch die Gemeinde dem Wandel.“
(© Gemeinde Kals / Wir für Kals)
des Personals im gesamten Verwaltungsbereich
wurde klar, dass wir uns verändern.
Damit kamen aber auch Fragen auf:
Wie gelingt es, Wissen in der Gemeinde
zu behalten? Wie wollen wir die künftigen
Aufgaben lösen? Welche unterstützende
Rolle spielt die IT dabei und wer deckt mit
welchen Kompetenzen welche Aufgaben
ab? Kurz gesagt: Wie kommen wir vom
Verwalten zum Gestalten der Zukunft
der Gemeinde?“, so die Kalser Bürgermeisterin.
Um zu erfahren, wie Veränderungsprozesse
aussehen können, schaute
sich die Gemeinde Best-Practice-Beispiele
an. Zunächst versuchten sie mit Hilfe von
Checklisten diese Fragen selbst zu strukturieren.
Doch schon bald kamen sie zu
der Erkenntnis, dass externe Hilfe und der
Blick von außen notwendig sind, um hier
professionell zu agieren.
Organisationsmanagement – der erste
Schritt in Richtung Zukunft
„Damit der Weg in Richtung Zukunft und
Entwicklung der Gemeinde strukturiert
mit entsprechenden Ergebnissen und
Handlungsempfehlungen erfolgt, holten
wir uns Unterstützung bei der GemNova.
Sie begleitete uns durch den Prozess der
Organisationsentwicklung. Das war zur
Eruierung der verschiedenen Wissensstände
und Kompetenzen wichtig, auch,
um alle Mitarbeiter*innen auf diesem
Weg mitzunehmen, ohne dass es weder
zu rasch oder zu langsam voran ging.
Wir wollten den kleinsten gemeinsamen
Nenner finden, auf dem man aufbauen
kann. Außerdem war dieser Schritt notwendig,
da ich nicht mehr Amtsleiterin
und Bürgermeisterin in Personalunion
bleiben wollte. Die Verwaltung musste
also neu ausgerichtet werden“, erklärt
Erika Rogl. Im Gegensatz zum Changemanagement,
das auf das aktive Management
von Veränderungen abzielt, richtet
sich die Organisationsentwicklung nach
„innen“, also in Richtung Mitarbeiter*innen
und Arbeitsstrukturen bzw. -prozesse.
Ein Changemanagement kann auf diesen
Strukturen aufbauen.
„Früher hatte ich den Eindruck, wenn man
sich einmal in der Gemeinde situiert hat,
war’s das. Das stimmt aber nicht. So wie
das Leben sich verändert, so unterliegt
auch die Gemeinde dem Wandel. Veränderung
ist eine Chance, die in der ersten
Phase Aufwand bedeutet. Aber
dann profitiert man vom Lernprozess,
der heute von moderner
Technik unterstützt wird. Schließlich
gilt es, durch Veränderungen
auch den Weg für die nachfolgenden
Generationen in der Verwaltung
zu ebnen und zu erleichtern.
Das ist unter anderem meine Motivation
– mich für die Gemeinde
Kals und ihre Zukunft einzusetzen“,
resümiert Bürgermeisterin
Erika Rogl.
Kals am Großglockner mit
Blick vom Kals-Matreier-Törl Richtung
Schober Gruppe (© Jan Schäfer)
Organisationsentwicklung ist ganzheitlich ausgerichtet und umfasst die Organisationsstruktur, die Unternehmenskultur
sowie das individuelle Verhalten von Mitarbeiter*innen und Führungskräften. Gemeinden als Organisationen sind von Grund
auf eher statisch aufgebaut, dennoch müssen sie sich aufgrund stetiger Veränderungen im Umfeld und wegen steigender
Ansprüche der interessierten Parteien (z. B. Mitarbeiter*innen) anpassen und beispielsweise bestehende Hierarchien
flacher gestalten oder Mitarbeiter*innen mehr Eigenverantwortung geben. Ohne das Wissen über die Grundlagen einer
Aufbauorganisation wird die Gestaltung eines solchen Veränderungsprozesses allerdings schwer möglich sein. Ein kleiner
Einblick wird im Folgenden gegeben.
Von der Aufgabenanalyse zum Organigramm
Die sogenannte Aufbauorganisation ist das hierarchische
Grundgerüst einer Organisation, das im Organigramm abgebildet
ist. Im Organigramm werden die Rahmenbedingungen
für die Verteilung von Aufgaben und Befugnissen innerhalb der
Organisation definiert. Wer übernimmt die Führung und Verantwortung?
Welche Abteilungen gibt es? Wie sind die Aufgaben
unter den Mitarbeiter*innen verteilt? Das sind die hier zu beantwortenden
Fragen.
Ein Organigramm erstellt man durch eine Aufgabenanalyse in
Verbindung mit der anschließenden Aufgabensynthese. In der
Aufgabenanalyse werden die einzelnen organisatorischen Einheiten
voneinander abgegrenzt und in der Aufgabensynthese
logisch angeordnet. Die so entstandene Aufbauorganisation
kann in der Folge in einem Organigramm dargestellt werden.
Ok, nochmal einen Schritt zurück! Was wird bei der
Aufgabenanalyse gemacht?
Im ersten Schritt müssen alle Aufgaben analysiert werden.
Dabei werden die Hauptaufgaben zur Erfüllung des Unternehmenszieles
identifiziert und anschließend in relevante Teilaufgaben
zerlegt. Diese Aufgliederung kann anhand verschiedener
Kriterien erfolgen, wie z. B. nach:
• Objekt: Fertigprodukte, Halbfabrikate, Rohstoffe usw.
• Funktion/Verrichtung: Vertrieb, Produktion, Einkauf usw.
• Phase: Planung, Durchführung, Kontrolle usw.
Im kommunalen Umfeld wird bei der Gliederung der Aufgaben
zwischen dem eigenen und dem übertragenen Wirkungsbereich
der Gemeinde unterschieden. Die Aufgaben des eigenen
Wirkungsbereiches werden wiederum in die freiwilligen
und die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben unterteilt. Eine
mögliche Abfolge der Analyseschritte könnte beispielsweise
wie folgt aussehen:
• Hauptaufgabe: Bürgerservice
• Teilaufgabe: Friedhofswesen
• Elementaraufgabe: Friedhofs- und Gräberverwaltung
Nächster Schritt: Die Aufgabensynthese
Bei der Aufgabensynthese müssen die in der Aufgabenanalyse
zerlegten Haupt- und Teilaufgaben zueinander in
Beziehung gebracht und logisch angeordnet werden. Hier
geht es darum, die einzelnen Aufgaben zu Stellen, Einheiten
oder Abteilungen zu gruppieren. Im Rahmen der Aufgabensynthese
können die Aufgaben nach folgenden Systemen
zusammengefasst werden:
Funktionale Aufbauorganisation: Bei dieser Organisationsform
kommt es zu einer verrichtungsorientierten Struktur,
bei welcher die Einheiten und Abteilungen nach Tätigkeiten
und Funktionen aufgeteilt sind.
Divisionale Aufbauorganisation: Bei der divisionalen
Struktur kommt zunächst das Objekt, welches auf der
nächsten Ebene nach verschiedenen Funktionen wie Einkauf
oder Produktion aufgeteilt wird. Diese Organisation
nach Geschäftsbereichen oder Produkten wird auch als
Spartenorganisation bezeichnet.
Matrixorganisation: Bei der Matrixorganisation kommt
es zu einer Überschneidung von funktionalen Bereichen
und Produktbereichen des Unternehmens. Ein Fachbereich
arbeitet hier beispielsweise für mehrere Sparten oder Produkte.
Und welche Aufbauorganisation eignet sich nun für
Gemeinden?
Für Gemeinden ist die funktionale Organisation am besten
geeignet, da die Aufgaben der Gemeinden klar definiert sind
und das Umfeld von Gemeinden relativ stabil ist. Daher ist
eine Gemeinde anhand der anfallenden Aufgaben gegliedert.
Der Unternehmensleitung kommt in dieser Struktur die Aufgabe
zu, diese unterschiedlichen Bereiche zu koordinieren.
Das Hauptmerkmal der Funktionalorganisation ist die Gliederung
des Organigramms nach Funktionen auf der zweiten,
also der direkt der Unternehmensleitung unterstellten
Ebene. Typische Abteilungen in einer Gemeinde sind die Finanzverwaltung,
das Bauamt und das Bürgerservice. Je nach
Größe der Gemeinde gibt es weitere Unterteilungen.
Was sind die Vorteile einer funktionalen Organisation?
• Einfachheit und Übersichtlichkeit
• Hohe Transparenz
• Eindeutigkeit der Befugnisse durch Abgrenzung der Aufgaben-
und Verantwortungsbereiche
• Eindeutige Dienstwege
• Direkte Weisungs- und Informationswege
• Hohe Fachkompetenz und Spezialisierung durch exakt definierte
Arbeitsbereiche
Was sind mögliche Nachteile?
• Hoher Koordinationsaufwand (Überlastung der Führungskräfte)
• Schwierigkeit, den Gesamtüberblick zu behalten
• Mangelnder Informationsaustausch
• Fehlendes Verständnis für andere Funktionsbereiche
• Lange Informations- und Weisungswege, was lange Entscheidungsprozesse
bedeutet
„
„Bis heute kämpfen Organisationen um den
richtigen Fit zwischen Struktur, Strategie
und Situation.“
34 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
Aufbauorganisation
Wer hat das Sagen?
M. Grote, Professor für allgemeine BWL
Mit der Zeit gehen und dem Wandel ins Gesicht blicken
Aktuell steht die gesamte Gesellschaft vor Veränderungen,
die es bestmöglich zu bewältigen gilt. Auch vor den Türen
der Gemeinden werden die Zeit und der Wandel nicht halt
machen. Immer mehr Aufgaben werden auf die kommunale
Ebene verschoben, zudem verändern und erhöhen sich
die Ansprüche der interessierten Parteien (Bürger*innen,
Betriebe, Mitarbeiter*innen, Behörden, etc.). Dadurch steigt
der Koordinationsaufwand und es wird für die Gemeindeführung
immer schwieriger, den Überblick zu bewahren
und richtig zu führen. Es kann zu Konflikten und Missverständnissen
kommen, weil der Informationsfluss auch aufgrund
der langen Informationswege nicht reibungslos läuft
und die einzelnen Bereiche nicht genügend über die Handlungen
der anderen Bescheid wissen.
Diese Herausforderungen können durch eine gezielte Organisationsentwicklung
bewältigt werden. Von einer guten
Organisationsentwicklung profitieren stets alle Beteiligten,
sowohl die Gemeinde als auch die Mitarbeiter*innen.
Wir stehen Ihnen gerne zur Seite.
ZUM AUTOR
DR. KLAUS KANDLER,
MBA (MCI)
Klaus Kandler war 16 Jahre lang Amtsleiter
in der Marktgemeinde Rum und
ist Experte für Gemeinde- und Verwaltungsentwicklung.
Seit Jänner 2022
ist er in der GemNova verantwortlich
für diesen Bereich.
Kontakt: k.kandler@gemnova.at
35
36 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
37
Multilokalität im
ländlichen Raum
Herausforderung und Chance zugleich
ZUR AUTORIN
MAG. (FH)
MARTINA RIZZO
Martina Rizzo hat bereits etliche
Tiroler Gemeinden als Prozessbegleiterin
in unterschiedlichsten
Prozessen unterstützt und ist
Expertin für Bürger*innenbeteiligung.
Multilokalität oder Mehrörtigkeit ist
ein weltweit zunehmendes Phänomen.
Es bezeichnet das Leben an mehreren
Orten, wofür es ganz unterschiedliche
Gründe geben kann: Familie, Beziehungen,
Freundeskreis, Arbeit, Ausbildung,
Freizeit oder jegliche Kombinationen
davon. Ein sich abwechselndes Da-sein
und Fort-sein eint alle Multilokalen.
Das zunehmende Tempo in der Mobilität
und der damit verbundene kulturelle Austausch
führen zu immer mehr Veränderungen
in unserer modernen Gesellschaft:
„Das Zusammenspiel aus Modernisierungs-
und Individualisierungsprozessen,
der Restrukturierung der Erwerbsarbeit
und des Wandels des Mobilitätsverhaltens
bewirkt, dass individuelle Lebensmuster
und partnerschaftliche/familiale
Beziehungen zunehmend weniger an starre
Haushaltsgrenzen gebunden sind“, so
das Fazit des Forschungsberichts „Multilokale
Lebensführungen und räumliche
Entwicklungen“ der Akademie für Raumentwicklung
in der Leibniz-Gemeinschaft.
Für Gemeinden, den ländlichen Raum allgemein
und die multilokal lebenden Personen
selbst entstehen demnach ganz
spezifische Herausforderungen – aber
auch Chancen.
Während in Tirol das multilokale Leben
eher negativ behaftet ist (Zweitwohnsitze,
Ferienwohnsitze usw.), steht man der
mehrörtigen Lebensweise in den anderen
Bundesländern teilweise positiver gegenüber.
Sie wird oft als Bereicherung für die
Dorfgemeinschaft und als Weiterentwicklungsmöglichkeit
gesehen – insbesondere,
weil viele Gemeinden an den Folgen
des spürbaren, seit Jahren stattfindenden
Wegzugs der jungen Gemeindebürger*innen
leiden.
Als Herausforderung betrachtet wird in
Tirol die Multilokalität auch deswegen,
weil bebaubare Fläche einfach knapp ist,
was räumliche Entwicklungsmöglichkeiten
einschränkt. Der Anteil der Bevölkerung,
der multilokal lebt, ist hier momentan
noch gering. Eine Debatte über moderne
Lebensformen im Wandel der Gesellschaft,
über Transformationen in der
Arbeitswelt und die damit verbundenen
raumplanerischen Überlegungen sollte
dennoch geführt werden.
Um die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten
im Kontext Multilokalität und
ländlicher Raum besser fassen zu können,
arbeitet die GemNova zurzeit gemeinsam
mit der TU Wien an einem Forschungsprojekt
zu Fragen wie „Welche
Herausforderungen und Potenziale rund
um Multilokalität zeigen sich und welche
Handlungsmöglichkeiten/-erfordernisse
gibt es im ländlichen Raum?“ Damit die
Unterschiede in Österreichs ländlichen
Räumen abgebildet werden können, wurden
vier Untersuchungsgebiete ausgewählt:
das Innviertel, das Gesäuse, der
Lungau und das Seefelder Plateau.
Um die Erfahrungen mit der Thematik
sowie die Sichtweise von Gestalter*innen
des ländlichen Raumes in das Projekt zu
integrieren, wurden im ersten Schritt des
empirischen Teils Bürgermeister*innen,
Regionalmanager*innen, Tourismusverbände
usw. aus den betreffenden Gebieten
befragt. Im zweiten Schritt finden
aktuell Befragungen mit Fokusgruppen,
bestehend aus multilokal lebenden Personen
aus den jeweiligen Regionen, statt.
Im Zentrum des Interesses stehen dabei
das Alltagsleben als Multilokale*r in der
Region, die Frage nach bestehenden
Angeboten bzw. Lücken und der Bedarf
an Unterstützung.
Das Projekt läuft noch ca. ein Jahr.
Ziel ist es, Handlungsmöglichkeiten
bzw. -erfordernisse aufzuzeigen, Best-
Practice-Beispiele zu sammeln, Lücken
zu identifizieren und Informationen bzw.
Kommunikationstools zum Thema zur
Verfügung zu stellen.
Ansprechpartner bei der GemNova ist
DI Alois Ilmer (a.ilmer@gemnova.at).
TlROLER
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Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge
inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.
Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,
Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung
Neuerungen:
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000
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aufgenommen werden
Unser Spezialisten-Team erreichen
Sie unter 0512 5313-1701 oder per
mail@tiroler.at.
38 tirol.hat Recht
tirol.hat Recht
39
Beschaffung von
„sauberen“ Straßenfahrzeugen
ZUM AUTOR
RA MAG.
SEVERIN PLATTNER
Severin Plattner ist Rechtsanwalt
bei Heid & Partner Rechtsanwälte
und Experte für Corporate,
Immobilienprojekte und Baurecht.
Im Jahr 2021 ist das Straßenfahrzeugbeschaffungsgesetz
(SFBG) in Kraft
getreten. Im Zuge dessen wird vom
Bund mit dem Förderprogramm EBIN
(Emissionsfreie Busse und In frastruktur)
ein Betrag von 250 Mio. € für
die Beschaffung und Umrüstung des
öffentlichen Busverkehrs bereitgestellt.
Die Dekarbonisierung im Verkehrsbereich
im Sinne des European
Green Deal soll dadurch vorangetrieben
werden. Diese Fördermittel stehen
durch EU-Mittel der Recovery and
Resilience Facility (zur Abfederung der
wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen
der Corona-Pandemie) bis zum
Jahr 2026 zur Verfügung.
Regelungen im Straßenfahrzeugbeschaffungsgesetz
Das SFBG gilt für sämtliche Vergabeverfahren
nach dem 2.8.2021 sowohl bei der
Beschaffung von Straßenfahrzeugen an
sich und beim Nachrüsten als auch beim
Einsatz bzw. Einkauf von Verkehrsdiensten
(Personenbeförderung, Bedarfspersonenabholung,
Paketbeförderung, Postzustellung
etc.).
„Saubere“ Fahrzeuge
„Sauber“ ist ein Straßenfahrzeug dann,
wenn es emissionsarm bzw. emissionsfrei
ist. Weiters wird zwischen „leichten“
und „schweren“ Straßenfahrzeugen unterschieden.
Leichte, saubere Straßenfahrzeuge der
Klassen M1, M2 oder N1 dürfen bis zum
31.12.2025 maximal 50 g CO2 / km ausstoßen
und den Emissionsgrenzwert an
Luftschadstoffen von 80 % nicht überschreiten
bzw. müssen sie ab 1.1.2026
0 g CO2 / km (Nullemissionsfahrzeuge)
aufweisen. Daher darf ein leichtes, sauberes
Straßenfahrzeug ab dem 1.1.2026 gar
keine CO2-Emissionen mehr ausstoßen.
Schwere, saubere Straßenfahrzeuge sind
alternativ betriebene Fahrzeuge ohne
Verbrennungsmotor oder mit einem Verbrennungsmotor
mit einem Ausstoß von
weniger als 1 g CO2 / kWh. Als „alternative
Kraftstoffe“ gelten insbesondere
Elektrizität, Wasserstoff, Biokraftstoffe,
synthetische und paraffinhaltige Kraftstoffe,
Erdgas (einschließlich Biomethan)
und Flüssiggas. Hingegen ist Dieseltreibstoff
mit bis zu 7 % Biodiesel kein „alternativer
Kraftstoff“.
Ausnahmen
Das SFBG sieht ausdrücklich Ausnahmen
vor, die weder bei der Berechnung der
Gesamtanzahl noch bei der Berechnung
des Mindestanteils zu berücksichtigen
sind. Dies gilt sowohl für die „Beschaffung“
als auch den „Einsatz“.
Ausgenommen sind gepanzerte Fahrzeuge,
Krankenwägen, Leichenwägen sowie
mobile Kräne; weiters Fahrzeuge für den
Katastrophenschutz, die (freiwillige) Feuerwehr
und für die Aufrechterhaltung der
öffentlichen Ordnung. Ebenso Fahrzeuge
mit eigenem, speziell für die Verrichtung
von Arbeiten konstruiertem und gebautem
Antrieb, die bauartbedingt nicht zur
Beförderung von Personen oder Gütern
geeignet sind (z. B. Straßeninstandhaltungsfahrzeuge).
Einzuhaltende Mindestquoten
Künftig ist eine bestimmte Mindestquote
an sauberen Straßenfahrzeugen je Zeitraum
(Bezugszeitraum) und je Fahrzeugklasse
einzuhalten. Der erste Bezugszeitraum
läuft von 3.8.2021 bis 31.12.2025, der
zweite Bezugszeitraum von 1.1.2026 bis
31.12.2030, danach bestehen fortlaufende
Bezugszeiträume von fünf Jahren. Für diese
Bezugszeiträume sind unterschiedliche
Mindestquoten zu erfüllen, wobei sich der
zweite Bezugszeitraum mitsamt seinen
Quoten ex lege automatisch wiederholt.
Für leichte Straßenfahrzeuge der Klassen
M1, M2 und N1 (PKW) gelten in jedem
Bezugszeitraum Mindestanteile von
38,5 %, wobei ab dem zweiten Bezugszeitraum
nur mehr Nullemissionsfahrzeuge
als „sauber“ gelten. Für schwere Straßenfahrzeuge
der Klasse M3 (Busse) gilt im
ersten Bezugszeitraum ein Mindestanteil
von 45 % und in jedem weiteren von 65 %;
die Hälfte des Mindestanteils ist mit Nullemissionsfahrzeugen
zu erreichen. Für
schwere Straßenfahrzeuge der Klassen
N2 und N3 (LKW) gilt im ersten Bezugszeitraum
eine Mindestquote von 10 % und
in jedem weiteren von 15 %.
Die Mindestquote an sauberen Straßenfahrzeugen,
die am Ende des jeweiligen
Bezugszeitraumes erfüllt sein muss, wird
nur von jener Gesamtanzahl an Fahrzeugen
berechnet, die in den zeitlichen, persönlichen
und sachlichen Anwendungsbereich
des SFBG fallen. Wann genau
im jeweiligen Bezugsraum der Auftraggeber
die Mindestanteile schlussendlich
erreicht, ist ihm selbst überlassen. Unterliegen
Fahrzeuge den Ausnahmen, so
sind diese weder bei der Berechnung der
Gesamtanzahl noch bei der daraus abgeleiteten
Mindestquote zu berücksichtigen.
Welche Strafen drohen?
Die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde
hat wirksame, angemessene und
abschreckende Geldbußen zu verhängen,
wenn die Mindestanteile nicht erreicht
werden. Es handelt sich aber um keine
Verwaltungsstrafe im eigentlichen Sinn,
sodass das Verfahren auch kein Verwaltungsstrafverfahren
darstellt. Die
verschuldensunabhängige Geldbuße hat
den wirtschaftlichen Vorteil, der durch
die Nichtbeachtung der Mindestanteile
an sauberen Straßenfahrzeugen erzielt
wird, auszugleichen. Die Höchstgrenzen
betragen 25.000 € für jedes „nicht saubere“
leichte Straßenfahrzeug, 125.000 €
für jedes „nicht saubere“ schwere Straßenfahrzeug
sowie 225.000 € für jedes
„nicht saubere“ emissionsfreie schwere
Straßenfahrzeug.
Förderungen
Mit der Förderung „Emissionsfreie Busse
und Infrastruktur“ soll die Flottenumstellung
und die Angebotserweiterung
auf emissionsfreie Busse erheblich
beschleunigt werden. Die Förderung wird
in einem wettbewerblichen Verfahren
gewährt. Dabei werden als quantitative
Bewertungskriterien die Anzahl der
beschafften emissionsfreien Busse nach
Größenklassen, die voraussichtlich jährliche
Fahrleistung in Nutzwagenkilometer
der emissionsfreien Busse, die aus den
jährlich geleisteten Nutzwagenkilometer
resultierende Reduktion der CO2-Emissionen
und die aus den jährlich geleisteten
Nutzwagenkilometern resultierende wirtschaftliche
Nachhaltigkeit herangezogen.
Für die Bewertung der Fördergewährung
im Auswahl- und Entscheidungsverfahren
wird etwa auf den Nutzen und die Verwertung
und auf die Relevanz des Förderansuchens
abgestellt.
Mit den Fördermitteln werden die
Anschaffung von emissionsfreien Bussen
sowie die Errichtung der im unmittelbaren
räumlichen und technischen Zusammenhang
mit der Anschaffung von Bussen
verbundenen notwendigen Infrastruktur
für emissionsfreie Busflotten im Personenverkehr
gefördert. Ebenfalls werden
Vorhaben für Servicierung, Wartung und
Garagierung und Schulungen des entsprechenden
Personals gefördert. Nicht gefördert
werden jedoch Infrastrukturerrichtungen
ohne die zugehörige Beschaffung
von „sauberen“ Fahrzeugen.
40 tirol.hat Recht
Haftungsfalle Gemeinde
Veranstaltung „Die rechtssichere Gemeinde“ in Telfs
VON MAG. NIKOLAUS KRAAK
Nachdem das Gemeinde ABC ein voller Erfolg war und die Gemeinden
hier ein übersichtliches Nachschlagewerk erhalten haben, hat
es sich die GemNova zum Ziel gesetzt, über landesweite Veranstaltungen
die für die Gemeinden wichtigen Themen weiter zu
vertiefen und das Bewusstsein zu schärfen.
Mit der Gemeindearbeit sind speziell für
die Bürgermeister*innen viele verschiedene
Risiken verbunden. Welche Risiken das
sind und wie man damit am besten umgehen
kann, war Inhalt der ersten Informationsveranstaltung
„Die rechtssichere
Gemeinde“ in der Marktgemeinde Telfs.
In ca. drei Stunden wurden die rechtlichen
Grundlagen, die öffentliche Auftragsvergabe,
der rechtssichere Gebäudebetrieb
sowie mögliche Maßnahmen der Risikominimierung
den interessierten Zuhörer*innen
nähergebracht.
Dr. Klaus Kandler erläuterte im ersten Teil
den Haftungsbegriff und die Haftungsgrundlagen
im Straf-, Zivil- und Verwaltungsstrafrecht.
Anhand mehrerer
Beispiele wurde im Anschluss versucht,
Lösungsansätze zu finden bzw. Graubereiche
zu diskutieren.
Im Anschluss gab Mag. Alexander Sporer
einen Überblick über die Welt des
Vergaberechts. Das magische Dreieck
bestehend aus den Einflussfaktoren
Zeit, Kosten und Qualität spielt hier eine
wesentliche Rolle, denn die der Vergabe
zugrundeliegenden Projekte sollte man
nachhaltig angehen und im Bereich des
Bauwesens insbesondere den Lebenszyklus
der Anlagen im Fokus haben. Mit
rechtssicheren Zuschlagskriterien kann
man zusätzlich noch die Regionalität stärken.
Im dritten Teil erläuterte DI Armin Muggendorfer
anhand vieler Beispiele, dass
die Eigentümer*innen eines Gebäudes
eine Vielzahl an Verkehrssicherungsund
Sorgfaltspflichten treffen und eine
professionelle Gebäudebewirtschaftung
das Haftungsrisiko reduziert.
Nach einer kurzen Pause skizzierte Dr.
Klaus Kandler verschiedene Maßnahmen
der Risikominimierung, die von der Aufgabenübertragung
bis zu einem systemorientierten
Managementsystem reichten.
Allen Anwesenden war nach den Vorträgen
bewusst, dass Versicherungen zwar
die Haftungsauswirkungen reduzieren
können, aber kein Allheilmittel darstellen.
Man darf sich jedoch nicht vom Risiko
einer Haftung unterkriegen lassen, es gibt
Methoden und Werkzeuge zur rechtssicheren
Bewältigung der mannigfaltigen
Aufgaben einer Gemeinde.
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Unsere Experten stehen Ihnen
gerne für Rückfragen zum
Thema Rechtssicherheit zur
Verfügung:
Dr. Klaus Kandler, MBA (MCI)
k.kandler@gemnova.at
Mag. Alexander Sporer
a.sporer@gemnova.at
Mag. Alexander Sporer (GemNova), Dr. Klaus Kandler
(GemNova) und DI Armin Muggendorfer (Bundesimmobiliengesellschaft)
teilten ihre Expertise zum Thema
Rechtssicherheit in Gemeinden. (© GemNova)
DI (FH) Armin Muggendorfer
armin.muggendorfer@big.at
www.ghs-wohnbau.com
42 tirol.politik tirol.politik
43
JETZT IST
ZUSAMMENARBEIT GEFRAGT
DAS BEDEUTET, AUFEINANDER EINZUGEHEN,
ROLLEN UND AUFGABEN ABZUSTIMMEN,
GEGENSEITIG ZU UNTERSTÜTZEN UND
VERBUNDEN DURCH EIN GEMEINSAMES
ZIEL EFFEKTIV ZU ARBEITEN.
© Land Tirol / Cammerlander
Zusammenarbeit als
Weg zum Erfolg
Miteinander mehr erreichen – das gilt
für alle Lebensbereiche und insbesondere
für Gemeinden. Vom Leben in der
Gemeinde über gemeindeübergreifende
Projekte bis hin zu Gemeindefusionen:
Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit
auf Gemeindeebene sind vielfältig und
wichtig.
Der US-Amerikanische Automobilhersteller
Henry Ford sagte einmal:
„Zusammenkommen ist ein Beginn,
Zusammenbleiben ein Fortschritt,
Zusammenarbeiten ein Erfolg.“
Was banal oder gar abgedroschen klingen
mag, ist doch eine unverzichtbare Grundlage
unseres Zusammenlebens.
Und dieses Zusammenleben beginnt in
den Gemeinden: Gemeinden sind weit
mehr als eine bloße Ansammlung von
Gebäuden. Der wahre Wert der Gemeinde
– als Ort des Zusammenlebens –
entspringt der Gemeinschaft und sollte
dementsprechend auch vielfältig gefördert
werden. Maßgeblich sind hierbei sowohl
die Unterstützung des Vereinswesens als
zentrale Säule des Miteinanders als auch
die räumliche Gestaltung der Gemeinden
selbst. Schließlich entsteht Gemeinschaft
und damit Zusammenarbeit erst durch
Begegnungen und Begegnungsräume.
Statt Zersiedelung zuzulassen, gilt es, die
Ortszentren wieder mit Leben zu füllen.
Im Rahmen der sogenannten Ortskernrevitalisierung
werden daher von Seiten des
Landes zahlreiche Projekte gefördert, um
etwa Dorfplätze aufzuwerten oder alte
Baustrukturen in den Ortskernen wieder
bewohnbar zu machen.
Zusammenarbeit muss jedoch nicht
an der Gemeindegrenze enden: Vom
gemeinsamen Umweltschutz über die
Zusammenarbeit bei der Pflegeversorgung
bis hin zu gemeindeübergreifenden
Sportstätten – die Möglichkeiten
zur Kooperation unter Gemeinden sind
ebenso vielfältig wie erfolgreich. Viele
Projekte wären für eine Gemeinde alleine
nicht zu bewältigen, durch die Bündelung
von Ressourcen können die Gemeinden
jedoch unterschiedlichste Vorhaben
gemeinsam verwirklichen. Um solche
Projekte vor den Vorhang zu holen und
mit Best-Practice-Beispielen zu demonstrieren,
welche Vorteile Kooperationen
mit sich bringen, vergeben das Land
Tirol, der Tiroler Gemeindeverband und
die GemNova jährlich den GEKO – den
Tiroler Gemeindekooperationspreis.
Auch diesen Herbst werden dabei wieder
zukunftsweisende, gemeindeübergreifende
Projekte ausgezeichnet. Im Rahmen
der insgesamt 37 Planungsverbände in
Tirol haben die Gemeinden zudem eine
institutionalisierte Form der Zusammenarbeit
– in Folge derer sie voneinander
profitieren und miteinander auf effiziente
Art und Weise die Zukunft planen können.
Die höchste Form der Kooperation zwischen
Gemeinden ist schließlich die
Gemeindefusion. Dabei eines vorweg: Als
Gemeindelandesrat ist es mir ein großes
Anliegen, dass Gemeindefusionen – also
die Zusammenlegung der Verwaltungsstrukturen
mehrerer Gemeinden – stets
auf freiwilliger Basis verwirklicht werden
muss. Steht die Bevölkerung hinter einer
Fusion, so können – wie etwa das Beispiel
der Zusammenlegung von Matrei
am Brenner, Mühlbachl und Pfons gezeigt
hat – wichtige Synergieeffekte entstehen
und damit effizientere und günstigere
Abläufe etabliert werden.
Ihr LR Mag. Johannes Tratter
© Julia Moll
Wir dürfen keine
Inseln sein.
Was haben wir dieses Jahr gekämpft
– wahlgekämpft. Auf Gemeinde- und
Landesebene haben die Parteien ihre
Standpunkte klar gemacht, ihre Positionen
dargelegt und sich dabei, wie soll
es anders sein, mit mehr oder weniger
scharfem Ton von allen anderen politischen
Mitstreitern und Mitstreiterinnen
abgegrenzt – wie Inseln im Meer. Das ist
auch gut so. Im Wettstreit um die meisten
Wählerstimmen können gern mal die
sogenannten Fetzen fliegen und schließlich
ist es wichtig, sich von den anderen
deutlich abzuheben, um den Wählerinnen
und Wählern eine klare Grundlage für
ihre Entscheidung zu bieten.
Jetzt, nach den Wahlkämpfen und Wahlen,
heißt es, gemeinsam Bestehendes
zu optimieren und Neues zu schaffen.
Das geht nur mit Zusammenarbeit, mit
der bemerkenswerten menschlichen
Fähigkeit zur Kooperation. Das bedeutet,
aufeinander einzugehen, Rollen und
Aufgaben abzustimmen, gegenseitig zu
unterstützen und verbunden durch ein
gemeinsames Ziel effektiv zu arbeiten.
Das gilt für die regierende Fraktion bzw.
die Koalitionspartner ebenso wie für die
Opposition. Alle haben eine bestimmte
Rolle, die einen regieren, die anderen
kontrollieren und beide Funktionen sind
gleich wichtig. Alle müssen gehört und
respektiert werden. Fügt man sich als
Politiker, als Politikerin oder Partei nicht
in dieses kooperative demokratische System
ein und arbeitet lieber im Alleingang,
bekommt man schnell ein Problem. Man
wird zur Insel und als Insel gilt man allgemein
als nicht regierungsfähig.
Es geht jedoch nicht nur darum, innerhalb
des politischen Systems zu kooperieren.
Auch nach außen hin – zu Unternehmen,
Institutionen wie die Wirtschafts- oder
Arbeiterkammer, zu Universitäten, Verbänden
und diversen anderen Stakeholdern
– muss eine stabile Basis für die
Zusammenarbeit bestehen. Nehmen
wir zum Beispiel kleine Gemeinden. Wie
könnte eine kleine Gemeinde überleben,
wenn sie bei den hunderten Aufgaben,
die sie zu bewältigen hat, allein dastünde?
Sie müsste alle Anschaffungen und
Investitionen – vom Preisvergleich bis
zur rechtlich vorgeschriebenen Abwicklung
von Vergabeverfahren – selbst
organisieren. Sie müsste notwendige
Infrastrukturprojekte, z. B. den Ausbau
der Volksschule oder die Sanierung des
Wohn- und Pflegeheims, auf eigene Faust
umsetzen. Sie müsste sich selbst mit
Energie versorgen, sich um die Wasserver-
und Abwas serentsorgung kümmern
und sicherstellen, dass der Zugang zur
digitalen Amtstafel auf der Homepage
der Gemeinde wie gesetzlich vorgeschrieben
barrierefrei ist. Die Gemeinde
bräuchte hunderte Angestellte und
sehr sehr viel Geld, wenn sie das allein
stemmen müsste. Umso wichtiger ist
es, sich in Verbänden zu organisieren,
mit anderen Gemeinden, mit Unternehmen
sowie Experten und Expertinnen
zusammenzuarbeiten. So, wie Parteien
Kooperationskompetenz zeigen müssen,
um regierungsfähig zu sein, so brauchen
diese Kompetenz auch Gemeinden, um
bestands- und zukunftsfähig zu sein.
Arbeiten Sie also zusammen, strecken
Sie ihre Hände in alle Richtungen aus. Sie
können nur profitieren!
Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf
Junge, frische Gesichter
VON REINHOLD OBLAK
Die Bürgermeister-Direktwahl in Wenns
im heurigen Frühjahr war nichts für
schwache Nerven. Beim ersten Wahlgang
lag Patrick Holzknecht um mickrige zwei
Stimmen hinter Robert Rundl zurück, bei
der entscheidenden Stichwahl erhielten
beide Kandidaten jeweils 631 Stimmen.
Zum Glück ist nicht nur die österreichische
Bundesverfassung schön, sondern
auch die Tiroler Gemeindewahlordnung.
Diese sieht nämlich bei Stimmengleichheit
vor, dass jener Kandidat Bürgermeister
wird, dessen Liste die meisten Stimmen
erhält. In Wenns war dies ganz klar
die Holzknecht-Liste, womit der 29-Jährige
als zweitjüngster Bürgermeister Tirols
angelobt wurde.
„Ich bin ein Vereinsmensch, hab mich
schon früh in der Fasnacht, auch bei den
Schützen organisiert. Ich rede einfach
gerne mit den Leuten, versuche, verschiedene
Interessen zu verbinden“, sagt
Holzknecht. Politik hat ihn schon immer
interessiert, liegt auch in der Familie.
Nein, nicht bei seinen Eltern, die politisch
nie aktiv waren, vielmehr bei seinen beiden
Großvätern. Der eine war Gemeinderat
in Arzl, der andere in Wenns, sogar 18
Jahre lang.
Bei der Wahl 2016, im Alter von 23 Jahren,
wurde Holzknecht erstmals in den
Gemeinderat gewählt. Damals gab es
nur zwei Listen und einen Bürgermeister-Kandidaten,
heuer waren es sechs
und deren drei. Vielfalt ist eben besser
als Einfalt. Beruflich ist der zweitjüngste
Bürgermeister Tirols übrigens seit
über zehn Jahren im Landesdienst tätig.
In Tirol bewegt sich etwas. Auf Landesebene brechen alte, verkrustete Strukturen
„
auf, in den Gemeinderäten
sieht man immer mehr junge, frische Gesichter. Bürgermeister*innen werden jünger, selbstbewusster,
haben Lust zu gestalten. Patrick Holzknecht in Wenns etwa, Daniela Kampfl in Mils oder Ingo Hafele im
Osttiroler St. Jakob. Eine Bestandsaufnahme.
„Das hat meine Lust an der Politik sicher
auch nochmal gefördert.“ Bemerkenswert
dann jener Schritt, den Holzknecht
gleich nach seiner Wahl zum Bürgermeister
gesetzt hat. Um für die Leute in
Wenns sprichwörtlich greifbar zu sein,
reduzierte er seinen Job in Innsbruck auf
neun Stunden, somit auf einen einzigen
Tag. „Außer Dienstag bin ich immer im
Dorf erreichbar. Ich verstehe mich als
Vermittler, als Ansprechpartner, auch als
Problemlöser.“
Holzknecht steht auch für Veränderung:
So hat er gleich mehrere neue Ausschüsse
gegründet, setzt ganz bewusst
auf Zusammenarbeit und Kooperation.
Und auf moderne Ansätze wie etwa
Teambuilding und positive Motivation.
Klar, unter den 13 Gemeinderäten
und -rätinnen finden sich elf neue
Gesichter, darunter vier Frauen. Ein
wichtiges Credo des neuen Bürgermeisters:
„Gemeinsam ist besser als
einsam.“
Patrick Holzknecht (29), Bürgermeister
von Wenns (© Wenns gestalten)
„ Zusammenarbeit und
Kooperation. Moderne
Ansätze wie Teambuilding
und positive Motivation.
Das ist mir wichtig“
Patrick Holzknecht,
Bürgermeister Wenns
Daniela Kampfl (49),
Bürgermeisterin von Mils
(© Daniel Zangerl)
Eine von zwanzig
In Tirol gibt es 277 Gemeinden. In 257
davon sind Männer Bürgermeister, in nur
zwanzig gibt es Bürgermeisterinnen. Die
Jüngste davon ist die 31-jährige Victoria
Weber in Schwaz, doch über sie konnten
wir schon in der vergangenen Ausgabe
dieses Magazins berichten. Bleiben also
noch 19 Bürgermeisterinnen, womit die
Auswahl überschaubar wird.
Daniela Kampfl, Jahrgang 1973 und damit
eine der jüngsten Bürgermeisterinnen
Tirols, übt dieses Amt seit Mai 2021 in
Mils aus. Bei der Direktwahl im heurigen
Frühjahr wurde sie mit beeindruckenden
59 Prozent – bei fünf Gegenkandidaten –
gleich im ersten Wahlgang gewählt. Das
waren um satte 18 Prozent mehr, als ihre
Liste erhielt.
Bemerkenswert, um nicht zu sagen
höchst amüsant, auch der Weg, wie sie
in die Politik kam. „2006 bin ich über das
Inserat einer Non-Profit-Organisation gestolpert.
Es wurde eine Frau gesucht, aus
dem urbanen Raum, mit Organisationstalent
und Engagement. Das hat mir gefallen,
weil ich wollte schon immer etwas
„
45
44 tirol.politik
tirol.politik
„Beworben hab ich mich bei
einer Non-Profit-Organisation.
Letztendlich war es dann aber
die Tiroler Volkspartei.“
Daniela Kampfl
Bürgermeisterin Mils
verändern. Nach meiner Bewerbung stellte
sich freilich heraus, dass diese Non-
Profit-Organisation die Tiroler Volkspartei
war. So hat alles angefangen.“ Kampfl
lacht noch immer, wenn sie diese Geschichte
erzählt, auch deshalb, weil sie
davor politisch in keiner Weise aktiv war.
Und weil es wohl auch ihr Motto unterstreicht:
„Es gibt für alles den richtigen
Zeitpunkt.“
2016 wurde sie erstmals in den Gemeinderat
von Mils gewählt, beruflich zur Geschäftsführerin
des Wirtschaftsbundes
bestellt, in jenen Job also, den sie auch
heute noch ausübt. Politik ist für die
zweifache Mutter wesentlicher Bestandteil
ihres Lebens, als Bürgermeisterin
sieht sie sich am richtigen Platz. „Ich
kann sehr gut planen, bin ein ausgesprochener
Teamplayer, treffe gerne Entscheidungen,
mag etwas bewegen.“ Mal
schauen, wohin es die engagierte Frau,
die so gerne Veränderungen vorantreibt,
noch verschlägt.
„
46 tirol.politik
„Ich hab damals meinen Job im
Tourismusbüro gekündigt. Das
Risiko, nach sechs Jahren ohne
Job dazustehen, hab ich einfach
auf mich genommen.“
Ingo Hafele
Bürgermeister St. Jakob im
Defereggen
Jüngster Bürgermeister Osttirols
Es war doch eine ziemliche Überraschung,
damals, im Frühjahr 2016, in
St. Jakob in Defereggen. Der gerade mal
26-jährige Ingo Hafele katapultierte den
langjährigen Amtsinhaber Gerald Hauser
in der Bürgermeister-Stichwahl hochkant
aus dem Amt. Bei einer bemerkenswert
hohen Wahlbeteiligung von 94 Prozent
setzte sich der junge Mann mit knapp
62 Prozent der Stimmen eindrucksvoll
durch. Hafele wurde damit auch zum
jüngsten Bürgermeister Osttirols gewählt.
Bei den heurigen Gemeinderatswahlen
wurde er eindrucksvoll im Amt
bestätigt – mit knapp 70 Prozent an Zustimmung.
Selbst seine Liste erhielt die
absolute Mehrheit – das hatte es in St.
Jakob schon lange nicht mehr gegeben.
Mit Politik hatte Hafele davor nichts zu
tun. Er arbeitete im Tourismusbüro in
Lienz, war damit recht zufrieden. „Ich
war kein politischer Mensch, nur was
da in St. Jakob abgelaufen ist, hat mir
nicht wirklich getaugt. Mit einigen jungen
Freunden hatten wir dann die Idee,
mit einer eigenen Liste anzutreten. Konkrete
Pläne hatten wir keine, wir wollten
einfach mal in den Gemeinderat reinschnuppern,
hatten auch keinen eigenen
Bürgermeisterkandidaten“, erinnert er
Ingo Hafele (32), Bürgermeister
von St. Jakob im Defreggen
(© Osttirol Journal)
sich an den Anfang. Bei den Krampustagen
mehrten sich dann freilich in dieser
Gruppe die Stimmen, Hafele sollte
doch als Bürgermeisterkandidat antreten.
„Das hat mich aber überhaupt nicht
interessiert, ich wollte das einfach nicht.“
Das war im Dezember 2015, zwei Monate
vor der Wahl.
Nach vielen Gesprächen ließ sich der
damals 26-Jährige umstimmen, „doch
wirklich überzeugt war ich nicht.“ Bei der
Wahl erhielt seine neue Liste gleich die
meisten Stimmen, er selbst wurde „zur
größten Überraschung von mir“ tatsächlich
zum Bürgermeister gewählt. Seine
erste Tat: Er kündigte beim Tourismusbüro,
wollte voll und ganz für die Gemeinde
da sein. „Das Risiko, nach sechs
Jahren ohne Job dazustehen, hab ich einfach
auf mich genommen. Weil wenn ich
etwas mache, mache ich es gescheit.“
Die ersten Jahre waren herausfordernd.
„Wir waren da gleich mit sehr schwierigen
Situationen konfrontiert. Die vielen
Starkregen-, auch Starkschnee-Ereignisse,
St. Jakob war zehn Tage ohne Strom,
dazu die vielen Straßensperren. Ich bin
da wirklich in mein Amt hineingewachsen,
hab viel lernen können.“ Auch heute
noch ist der mittlerweile 32-Jährige
täglich acht Stunden auf der Gemeinde.
„Mir taugt‘s total, mir wird auch nicht
langweilig. Zu tun gibt‘s immer genug.“
Ach ja, noch ein interessantes Detail
am Rande. Für die Gemeinderatswahl
dieses Frühjahr gab‘s von Hafeles Liste
kein Wahlprogramm. Der Grund: „Wir
wollten nichts ankündigen, weil das sind
meist nur leere Versprechungen. Die
Leute hier wissen, dass wir nicht groß
reden, sondern arbeiten und umsetzen.“
Der junge Mann scheint vieles richtig zu
machen.
Auf der sicheren Seite:
Winterdienst mit dem Maschinenring
Seit 25 Jahren zählt der Winterdienst zu den
zentralen Dienstleistungen, die der Maschinenring
anbietet. Erfahrene Mitarbeiter, die die
Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Kunden
genau kennen und das Netzwerk Maschinenring
stellen sicher, dass jede noch so große
Herausforderung zur Zufriedenheit der Kunden
bewältigt wird, und so freuen sich die Verantwortlichen,
dass mehr als 100 Tiroler Gemeinden
auf diese Dienstleistung setzen.
„In erster Linie geht es beim Winterdienst
darum, Gefahren, die Schnee und Eis mit sich
bringen zu beseitigen und damit die Sicherheit
auf Verkehrsflächen wiederherzustellen. Das
umfasst natürlich nicht nur die Schneeräumung,
sondern auch die Streuung, eventuell
notwendigen Schnee-Transport und vieles
mehr“, so Maschinenring-Geschäftsführer
Hannes Ziegler. Sicherheit bedeutet hier nicht
nur Verkehrssicherheit, sondern vor allem
auch Rechtssicherheit:
Eigentümer oder Wegehalter haften für den
ordnungsgemäßen Zustand der Fahrbahnen
und Plätze – gerade in diesem Punkt ist es für
Kommunen ein großes Plus, auf den Maschinenring
zu setzten: „Mit der Beauftragung
übernehmen wir auch die rechtliche Verantwortung“,
so Ziegler weiter.
Die „Winterdienstler“ verfügen neben der entsprechenden
Technik – vom direkten Zugriff auf
die detaillierte Wetterprognosen bis zu den entsprechenden
Räumgeräten – über das fachliche
Knowhow und sind flexibel zur Stelle.
Natürlich ist der Maschinenring-Winterdienst
immer am aktuellsten Stand der Technik: Wo
notwendig bzw. gewünscht werden alle Fahrten
via GPS-Aufzeichnungen getrackt und auch
Lieferscheine werden vom Maschinenring zum
großen Teil via App elektronisch verarbeitet. „Für
uns ist es wichtig, die Abwicklung für Kunden
und Dienstleister gleichermaßen effizient zu
organisieren, und hierfür setzen wir stets auf
die aktuellste Technik. Auch die verpflichtende,
jährliche Fortbildung für alle unsere Dienstleister
ist selbstverständlich“, so Hubert Hotter, der für
die Disposition zuständig ist.
Der Winter beginnt im Sommer
Im Maschinenring kümmern sich die Verantwortlichen
frühzeitig um die Sicherstellung
personeller und technischer Ressourcen,
Schnee ablageplätze werden fixiert und Streumittel-Lager
befüllt: „Natürlich sind auch wir
von den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen
betroffen. Um für die Kunden
vernünftige Lösungen anbieten zu können,
haben wir beispielsweise mit der Salzeinlagerung
heuer schon so früh wie nie zuvor
begonnen“, so Hotter.
Gerade bei Starkschnee-Ereignissen wie vor
zwei Jahren in Osttirol kann der Maschinenring
auf seine Vernetzung setzen – auch das
kommt den Kunden zugute: „Auch wenn schon
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
alle verfügbaren Mannschaften im Schneeeinsatz
sind – mit unseren mehr als 7.000
Mitgliedern allein in Tirol und der Möglichkeit
der überregionalen, österreichweiten Zusammenarbeit
können auch hier kurzfristig Kräfte
mobili siert werden. Das ist eine unserer Stärken“,
so Hannes Ziegler.
Unternehmen, die auf den Maschinenring als
Winterdienstleister setzen, sichern regionale
Wertschöpfung. „Die Arbeit als Winterdienstleister
ermöglicht Landwirten ein zusätzliches
Einkommen. Wer den Maschinenring beauftragt,
entscheidet sich so nicht nur für einen
sicheren und verlässlichen Winterdienst sondern
sorgt zusätzlich dafür, dass Wertschöpfung
und Kaufkraft in der Region bleibt – in
diesen Zeiten sicher ein besonders wichtiges
Argument“, so Maschinenring-Geschäftsführer
Hannes Ziegler abschließend.
www.maschinenring.tirol
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
tirol.ist schön
49
Mit LED-Beleuchtung der IKB klimafit werden
Die IKB hat in ganz Innsbruck bereits die öffentliche Beleuchtung auf LED umgestellt, um wertvolle Energie zu sparen.
Diese Erfahrung und ihr Fachwissen bietet sie auch anderen Gemeinden an.
Die Straßenbeleuchtung in Weer, die Radwegbeleuchtung
in Kaltenbach und die Skipiste
am Patscherkofel – die IKB hat bereits
zahlreiche Orte in Tirol dabei unterstützt,
auf die effiziente Beleuchtung umzurüsten.
Von der Planung bis zur leuchtenden Lampe
bringt sie ihre Expertise ein und erledigt die
gesamte Umsetzung für die Gemeinden.
Alles aus einer Hand. Das macht sie zur
regionalen Expertin für umweltfreundliche
und energiesparende Außenbeleuchtung.
In den Jahren 2015 bis 2020 hat die IKB die
gesamte öffentliche Beleuchtung der Stadt
Innsbruck auf LED-Technologie umgestellt.
Neben Straßenbeleuchtungen, Platz- und
Sportstättenbeleuchtungen wurden auch
Objektanstrahlungen sowie Effekt- und
Winterbeleuchtungen auf ein neues Effizienzlevel
gehoben. Die vielen Vorteile
sowie Kosteneinsparungen übertreffen die
Gesamtkosten der LED-Umstellung um ein
Vielfaches.
Unschlagbare Vorteile der LED-Umrüstung
Die neue Technologie ist zukunftsweisend
und bringt echten Mehrwert für die Stadt.
So hat sich der Energieverbrauch, der
öffentlichen Beleuchtung nahezu halbiert
Darüber hinaus haben sich die Farbwiedergabe
durch weißes LED-Licht erheblich
verbessert, der Wartungsaufwand
beträchtlich reduziert und die Lebensdauer
deutlich erhöht. Durch die individuelle
Programmierung der Vorschaltgeräte sind
nun nahezu alle Straßen Innsbrucks normgerecht
ausgeleuchtet.
Ihr Weg zur energieeffizienten LED-
Außenbeleuchtung
Planung und Inbetriebnahme aus einer
Hand, inklusive 10-Jahres Garantie und
Mithilfe bei Förderabwicklungen: Kontaktieren
Sie noch heute die Expertinnen
und Experten der IKB, wenn es darum
geht, eine moderne und wirtschaftliche
Beleuchtung zu implementieren und damit
Energie- und Betriebskosten zu sparen.
KURZ UND KNAPP:
Komplette Umstellung der Außenbeleuchtung
in Innsbruck
■
■
■
■
■
■
■
Erhöhung der Sicherheit in Innsbruck
Halbierung der Stromkosten trotz
Erhöhung der Anzahl der Lichtpunkte
Wesentliche Reduzierung der Lichtemissionen
Optimierte Farbwiedergabe durch
weißes LED-Licht
Normgerechte Ausleuchtung bei
reduziertem Energieaufwand
Verringerung vom Wartungsaufwand
Erhöhung der Lebensdauer
Wir beraten Sie gerne jederzeit kostenlos,
wie Sie Ihre Gemeinde auf LED-Beleuchtung
umrüsten können.
Gemeinschaft
leben
Was wäre eine Gemeinde ohne Vereine und ehrenamtliche
Helfer*innen, die sich tagtäglich im Sinne
der Gemeinschaft engagieren?
Martin Angerer
Geschäftsbereich: Energieservices
0512 502-5234
martin.angerer@ikb.at
www.ikb.at
Die meisten der 25 Jugendbetreuer*innen
der Alpenvereinsjugend sind
selbst schon seit ihrer Kindheit im
Verein. Nun geben sie ihren Zugang
zur Natur an die Kinder weiter.
Ein gemeinsames Interesse, ein gemeinschaftliches
Ziel ist oft das, was Menschen in Vereinen
und ehrenamtlichen Organisationen zusammenbringt
und wo Bürger*innen einen essenziellen
Beitrag für das Zusammenleben in einer Gemeinde
leisten. Wir haben uns für diese Fotostrecke
in Zirl umgesehen und das reiche Vereinsleben
der Marktgemeinde dokumentiert. Auf den folgenden
Seiten geben wir einen Einblick in ihre
Aktivitäten.
‚‚
Im Musikverein Zirl wird bereits seit
1822 gemeinsam musiziert. Aktuell
zählt der Verein 60 aktive Mitglieder
zwischen 14 und 73 Jahren.
‚‚
„Unser Musikverein ist
MUsIKVEREIN
tirol.ist schön
ein geselliger Ort,
an dem Gemeinschaft
gefördert wird.“
Mathias Plankensteiner,
Obmann Musikverein
51
Seit 20 Jahren unternimmt die Zirler
Alpenvereinsjugend Innsbruck unter
der Leitung von Ossi Miller spannende
Ausflüge mit berg- und abenteuerlustigen
Kindern ab 9 Jahren.
Alpenvereinsjugend
„Unsere Gemeinde lebt von der Vielfältigkeit
der Vereine und ehrenamtlichen Organisationen.
Ohne all jene Frauen und Männer,
die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren,
wäre auch in Zirl vieles nicht möglich.
Sie sind das Herz einer Gesellschaft,
das stark und kräftig schlägt.“
Mag. Thomas Öfner,
Bürgermeister Marktgemeinde Zirl
Die Musikkapelle hat auch eine starke Beziehung
zur Brauchtumspflege: Was wären Feste
und Veranstaltungen ohne die musikalische
Umrahmung einer Musikkapelle?
52 tirol.ist schön
‚‚
Freiwillige
Feuerwehr
25 freiwillige Pensionist*innen stellen die rund 120 Speisen,
die im 's zenzi in speziellen Warmhaltebehältern
angerichtet werden, mit Unterstützung von Zivildienern
jeden Tag direkt zu.
ESSEN AUF RÄDERN
Seit 1876 leistet die Freiwillige Feuerwehr Zirl Hilfe in Notsituationen.
Aktuell stellen sich 119 Feuerwehrmänner und
Feuerwehrfrauen in den Dienst der guten Sache. Das längst
dienende Mitglied tut dies schon seit dem Jahr 1952.
„Die Kameradschaft unter den Mitgliedern
ist etwas ganz Besonderes. Alle ziehen
an einem Strang, wenn es darum geht,
jemandem in einer Notlage zu helfen.“
Arnold Lanziner,
Kommandant
54 tirol.ist schön tirol.ist schön
55
‚‚
wo etwas herkommt und dies
„Wir wollen mit diesem Garten
wieder den natürlichen
Kreislauf im Jahresverlauf erleben
und voneinander lernen. Es
ist ein gutes Gefühl zu wissen,
auch an die Kinder weitergeben
zu können.“
ZUR FOTOGRAFIN
NATHALIE KIRCHLER
Nathalie Kirchler verstärkt seit 2022 das
Kommunikationsteam der GemNova als
Grafikerin und Fotografin.
Der 1967 gegründete Tennisclub
Zirl zählt aktuell 180 Mitglieder,
wobei die Hälfte davon jünger als
20 Jahre alt ist.
Gemeinschaftsgartl
Seit 2016 gibt es in Zirl für rund 40 Familien
die Möglichkeit des gemeinsamen „gartelns“.
Dabei steht der Austausch von Wissen und
Erfahrungen untereinander im Mittelpunkt.
Tassilo Philippovich,
Obmann Gemeinschaftsgartl
TC ZIRL
tirol.kulturell
57
Reformen,
Innovationen,
Änderungen
ja…
VON GABRIEL CASTAÑEDA
In den Sportvereinen der Gemeinde Zirl entsteht durch die
gemeinsame Bewegung ein Gemeinschaftsgefühl und ein Zusammenhalt.
Wie zum Beispiel im Tenniskindergarten des TC Zirl, wo
bereits die Jüngsten dieses Gemeinschaftsgefühl erleben dürfen.
Im Rahmen dieser Fotostrecke konnten wir nur einen kleinen Teil der Zirler Vereine und Organisationen vorstellen.
Die Marktgemeinde Zirl verfügt über eine Vielzahl weiterer Vereine, welche wir an dieser Stelle gerne erwähnen möchten:
• Alpine Gesellschaft Solstein
• Arbeitskreis Familie und MUKI
• Austrian Vert Skaters (AVS)
• Basketballgruppe Zirl
• Jungbauern Landjugend
• Ortsbauernschaft Zirl
• Zirler Bäuerinnen
• Bergwacht
• Bienenzuchtverein Zirl
• Biogartenverein Zirl
• Chor der Senioren
• Chor Wanja
• Christkindleinzug
• Computer Club Zirl
• Der Cluuuub Zirl
• Dorfgemeinschaft Eigenhofen/Dirschenbach
• Eishockey Hobbygruppe
• Eishockeyclub Gunners Zirl
• Eishockeyverein EC Black Eagles
• Eishockeyverein EC Fragenstein
• Eishockeyverein EC Vikings Zirl
• Eisschützenverein Zirl
• EKIZ Zirl - Eltern Kind Zentrum Zirl
• Elternverein der VS Zirl
• Erwachsenenbildung Zirl
• Faschingsgilde Zirl
• FC Raika Zirl
• Fit4Zirl
• Foto Video Club Zirl
• Fragensteinrosser
• GenerationZ - Generationen Theater Zirl
• Heimat- und Krippenmuseum Zirl
• Hobbykicker Zirl
• Islamische Föderation
• Jugendzentrum JuZe
• Kaiserjäger Zirl
• Kindergarten Sonnensprossen
• Kindergruppe Sonnensprossen
• Kirchenchor Zirl
• Kort.X - Besser lernen durch koordinatives Training
• Krampeler Verein Zirl
• Krippenverein Zirl
• Kulturverein Z(w)irler
• Minigolfclub Nordkette
• MKI - Mobile Kulturinitiative
• Modelleisenbahnklub Zirl
• Museumsverein Zirl
• Musikverein Zirl
• Obst- und Gartenbauverein Zirl
• Organisation Tiroler Landestheater
• Österreichisches Rotes Kreuz
• Pensionistenverband Zirl
• PfadfinderInnen Zirl
• Pfarre Zirl (Jungschar und Ministranten)
• RCC-Zirl (Remote Controllers Club)
• Robin Hood Club
• Schachklub
• Schäferhundeverein Zirl
• Schafzuchtverein Zirl
• Schützengilde Zirl
• Schützenkompanie Zirl
• Schwimmklub Kruder Zirl
• SKITRIZIRL
• Spieleverein Z´samm gspielt
• Taekwondo Team Zirl
• Tamische Damen - Zirler Faschingsfrauen
• Trainerteam Tennisclub Zirl
• Theaterverein Zirl
• Tiroler Seniorenbund
• Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer
• Union Eissportklub Zirl
• Union Sportverein Tischtennis
• Verein Alter Traktoren
• Vinzenzgemeinschaft Zirl
• Volkshochschule Zirl
• Volleyball Hobbygruppe
• Volleyballgruppe Zirl
• „Waldkiebitze - Groß und Klein im Einklang mit der
Natur
• Wasserwacht Zirl
• Ziegenzuchtverein Zirler Goasser
• Zirler helfen Zirlern
• Zirler Türggeler
…aber bitte doch nicht bei mir! Die aktuelle Krise zeigt uns, dass
unser bisheriger Weg in Sachen Energiepolitik, aber auch unsere
Vorstellungen von Produktionsketten und Konsum so nicht haltbar
sein werden. Und natürlich ist jeder (der bei Verstand ist) für den
Ausbau von Wind- und Wasserkraft und für den Bau von großflächigen
Photovoltaik- und Solaranlagen. Aber halt bitte nicht in der
Nähe der eigenen Haustür. Der eigene schöne Wald, der wildromantische
Berggipfel des Hausberges und die sonnendurchfluteten
Hänge hinter den eigenen vier Wänden sollen bitte unberührt
bleiben. Windräder und andere Hässlichkeiten soll man bitte im
Osten aufstellen, weil sind wir uns ehrlich, ab Kiefersfelden ist
eh alles nur mehr schiach. Unser schönes Tirol ist ausnahmslos
für so prachtvolle und geschmacklich einwandfreie Bauten wie
Gipfelkreuze, Skilifte, Flying Foxes und Edelweißarchitektur sowie
Chaletdörfer geeignet, oder? Tja, das wird sich halt auf Dauer
nicht spielen. Es ist wie die Katze, die sich in den Schwanz beißt.
Alle wollen immer und überall 5G-Handyempfang haben, aber
keiner will einen Handymasten auch nur im erweiterten Umfeld
des eigenen Wirkungsbereiches wissen. Beides geht halt nicht.
Und sobald sich die Politik mal etwas mehr mit wissenschaftlichen
Fakten als mit nostalgischen Gefühlen auseinandersetzt,
wird sie wohl erkennen (müssen), dass auch für Tirol kein Weg an
der Zukunft vorbeiführen wird, sofern man eben ein Teil dieser
Zukunft sein will. Denn wir wissen alle: „Wer nicht mit der Zeit
geht, der wird mit der Zeit gehen.“
Gabriel
Castañeda
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www.castaneda.tv
58 tirol.kulturell
tirol.kulturell
59
Tirol im Herbst 2022:
Ein kleiner Marktführer
Kinder, wie die Zeit vergeht. Das Jahr neigt sich schon wieder dem Ende zu.
Man kramt die Winterbettdecke hervor, packt die Wollsocken und Wollpullover
wieder aus und rüstet das Teeregal auf. Auch Weihnachten steht schon quasi
vor der Tür und man macht sich schon die ersten Gedanken, was man denn heuer
verschenken soll. Wer noch keine Idee hat oder wer sich gerne regional und
saisonal kulinarisch verköstigt, dem sei dieser kleine Auszug aus Tirols reicher
und vielfältiger Marktwelt ans Herz gelegt.
Reutte
Landeck
IMST
Innsbruck
Südtirol
Schwaz
Kufstein
Kitzbühel
Lienz
EMPFOHLEN VON
NATALIE NAGL, MA
Natalie Nagl unterstützt die GemNova
Akademie seit 2021 als Deutschtrainerin
und Lektorin. Sie ist eine Auskennerin
der Tiroler Kulturszene und hat
immer einen Veranstaltungstipp parat.
Kontakt:
n.nagl@gemnova.at
Reutte
Kunstmarkt
Sa, 12. November / So, 13. November, 10:00 bis
17:00 Uhr, AK Reutte, Foyer
Laien- und Berufskünstler können ihre Werke
wieder kostenlos beim Kunstmarkt präsentieren.
Kunstinteressierte und Sammler haben gleichzeitig
die Gelegenheit, Talente zu entdecken und
vielleicht ein tolles Exponat zu erwerben. Gezeigt
werden Arbeiten der bildenden Kunst aller Art.
Zams
1. Zammer Herbstmarkt
Sa, 22. Oktober, ab 09:00 Uhr, Musikpavillon Zams
Organisiert von „Inser Ladele“ lädt der 1. Zammer
Herbstmarkt zu Speis und Trank – natürlich alles
regional. Neben dem kulinarischen Vergnügen
darf auch einiges an Kunsthandwerk bestaunt
und natürlich auch gekauft werden.
Bozen
Christkindlmarkt
Fr, 25. November bis Fr, 6. Jänner, Waltherplatz
Bozen
Die Landeshauptstadt Südtirols zeigt sich zur
Weihnachtszeit wieder von ihrer besten Seite.
Hunderte Lichterketten, der Duft von Zimt und
Lebkuchen in der Luft, regionale Schmankerln und
kreative Erzeugnisse aus der Region schmücken
das Zentrum. Das ein oder andere Weihnachtsgeschenk
findet man bestimmt an einem der
80 Stände.
INNSBRUCK
Christkindlmarkt Hungerburg
Fr, 25. November bis Fr, 6. Jänner, Hungerburg
Innsbruck
Markt mit Aussicht gefällig? Dieser Weihnachtsmarkt
besticht nicht nur durch zahlreiche Gaumenfreuden
und weihnachtliche Andenken, es ist
auch der Blick über ganz Innsbruck, der diesen
Markt so besonders macht.
FIEBERBRUNN
Markt Hoangascht
Fr, 21. Oktober (Handwerks-Hoangascht), 18.
November (Advent Hoangascht), 16. Dezember
(Weihnachts-Hoangascht), jeweils 10:00 bis 19:00
Uhr, Dorfplatz
Der Schwerpunkt bei allen Hoangaschts liegt
auf dem kulinarischen Angebot, einem vielfältigen
Unterhaltungs- sowie Musikprogramm
und abwechslungsreichen Workshops. Zudem
bekommt jeder Hoangascht sein eigenes Thema.
Freuen darf man sich jedenfalls auf frisches
regionales Obst und Gemüse, Blumen und Gartenpflanzen
sowie Deko- und Nähartikel.
HALL
Herbstfest des Haller Bauernmarktes
Sa, 22. Oktober, 09:00 bis 13:00 Uhr, Oberer
Stadtplatz
Neben dem traditionellen Bauernmarkt gibt es
zahlreiche weitere landwirtschaftliche Produkte
aus der Region samt Einlagerungsaktionen. Der
Biohof Lumperer bietet obendrein noch einen
sehr speziellen Programmpunkt: das große Sauerkraut-Einschneiden.
Für die Kinderbetreuung ist
gesorgt durch das Zwerglparadies NiMa (10:00
– 13:00 Uhr). Musikalisch wird der Markt von
Tanzig und der Jugendgruppe der Schuhplattler
des Trachtenvereins Inntaler Thaur begleitet. Ein
rundes Programm!
BRIXLEGG
Flohmarkt
Mi, 26. Oktober, 07:00 bis 13:00 Uhr, Innkauf
Schon an zahlreichen Terminen konnten sich die
Brixlegger und Flohmarktfans von außerhalb am
bunten Markttreiben erfreuen. Das Tolle beim
Flohmarktln: Man weiß vorher nie, was es Schönes
geben wird und mit was man eventuell nach
Hause kommt. Auf jeden Fall ist es immer einen
Besuch wert und bevor man etwas neu kauft,
findet man es ja vielleicht gebraucht.
LIENZ
Bauern- & Handwerkermarktl
Jeden Donnerstag, 14:30 bis 18:00 Uhr, Tubris-
Zentrum
Dieser Markt erfüllt wirklich jeden Wunsch:
Fichtenhonig, Kräutersalze, Badedüfte, flauschige
Pantoffeln, Erdäpfel, Kürbisse, Mohnkrapfen,
Tirschtlan, Zirbenschnaps, Wacholderbrand, Käse,
Kirschkuchen, Roggenbrot, Speck, Preiselbeermarmelade
und und und. Ein wahres Feuerwerk
an regionalen Produkten – und das wöchentlich!
Imst
Bauern- und Frischemarkt Insrix
Jeden Samstag, 09:00 bis 13:00 Uhr, Pflegezentrum
Gurgltal
Bei diesem Markt gibt es natürlich die Bauernmarkt-Klassiker
Obst, Gemüse oder diverse
Fleischwaren. Aber auch abseits der Klassiker
finden sich regionale Köstlichkeiten wie Honig,
Schnäpse, Marmeladen oder regional hergestellte
Zirben- oder Naturkosmetikprodukte. Guten
Kaffee gibt es im angrenzenden Café Rosengartl.
Vorbeischauen lohnt sich!
SCHWAZ
Schwazer Handwerksmarkt
Mi, 7. Dezember (10:00 bis 20:00 Uhr), Do, 8.
Dezember (14:00 bis 21:00 Uhr), Fr, 16. Dezember
(15:00 bis 21:00 Uhr), Sa, 17. Dezember 2022
(09:00 bis 12:00 Uhr)
Der Schwazer Handwerksmarkt ist ein Geheimtipp
für Liebhaber kreativer Ideen, denn hier gibt
es viele Dinge zu entdecken: Egal ob Kunst aus
Keramik, Holz oder Papier, hier findet man schöne
Einzelstücke. Der Markt findet abwechselnd in der
Innsbruckerstraße, der Franz-Josef-Straße und der
Fuggergasse statt.
„
„Wenn du die Namen der Dinge vergisst, dann
geht das Wesen dieser Dinge verloren.
Die Sprache ist ein Schatz. Wir sprechen, also
sind wir.“
60 tirol.kulturell
tirol.kulturell
Annäherung an
Ezra Pound
VON REINHOLD OBLAK
Wer den lästigen touristischen Trubel in Dorf Tirol bei Meran hinter sich lässt,
nicht zum viel besuchten und noch öfter fotografierten Schloss Tirol hinüber,
sondern zur deutlich ruhigeren Brunnenburg hinuntersteigt, findet sich in einer
völlig anderen Welt. Hier leben Mary und Siegfried de Rachewiltz, die 97-
jährige Tochter und der 75-jährige Enkel des amerikanischen Dichters Ezra
Pound (1885-1972).
Siegfried de Rachewiltz, der Enkel Ezra Pounds,
auf Schloss Tirol. Die Brunnenburg ist nur ein
paar Steinwürfe entfernt. Pound hatte in Südtirol
mit schweren Depressionen zu kämpfen.
(© Frank Wing)
Siegfried de Rachewiltz,
Enkel des amerikanischen Dichters Ezra Pound
61
„Magst ein Glas Wein, einen Vernatsch,
aus eigener Produktion. Ja, es ist ziemlich
dunkel hier, ich mach gleich die Vorhänge
etwas auf, aber ich hab Probleme
mit meinen Augen.“ Wir sitzen im zweiten
Stock der Brunnenburg, den beeindruckenden
privaten Räumlichkeiten, umgeben
von hunderten Büchern, Dokumenten,
Schriftstücken. Ein völlig überladener
Raum mit einer ganz besonderen Atmosphäre,
ganz still, ruhig, als würde die Zeit
stillstehen. Siegfried de Rachewiltz ist hier
zu Hause, seine Eltern sind vor 75 Jahren
auf die damalige Ruine gestoßen, haben
sie erworben, über viele Jahre hinw eg
bewohnbar gemacht. „Zuerst waren wir in
einem Gasthof gleich in der Nähe untergebracht,
eingezogen sind wir dann 1950,
in ein einziges Zimmer. Sehr spartanisch,
heute eigentlich nicht mehr vorstellbar. In
meiner Kindheit hab ich hier mehr Tiere
als Menschen getroffen.“
Mittlerweile ist die Brunnenburg ein
Ort der Begegnung, Konzerte und
Le sun gen finden hier statt. Im unteren
Teil, besonders in den Kellergewölben,
ist ein beeindruckendes landwirtschaftliches
Museum untergebracht, zwei
Räume im Erdgeschoß sind dem Andenken
an Ezra Pound gewidmet, auch
öffentlich zugänglich. „Schau, ich möchte
dir etwas zeigen“, sagt Siegfried plötzlich.
Er steht auf, geht zu einer Vitrine, greift
hinein, legt mir etwas Kleines, Schweres
auf den Tisch. „Als Pound schon hier auf
der Brunnenburg lebte, kam ein Brief von
Hemingway, dem ein Scheck beigelegt
war. Hemingway wollte seinen Freund
finanziell unterstützen. Pound hat damals
gesagt, dieser Scheck darf nur im Paradies
eingelöst werden, er hat ihn dann
zwischen zwei Glasplatten gepresst und
als Briefbeschwerer verwendet.“
Pound und Hemingway
Wenn Siegfried de Rachewiltz über seinen
Großvater spricht, nennt er ihn ausschließlich
Pound. „Als Kind kannte ich Pound
nicht persönlich, nur von Briefen. Als er
dann im Juli 1958 auf die Brunnenburg
kam, davor war er zwölf Jahre im Irrenhaus
in Amerika interniert, hat er unseren
ganzen Rhythmus über den Haufen
geworfen, alles revolutioniert. Am Anfang
war er ein Wirbelwind, gleichzeitig hat er
immer darauf gewartet, dass uns Hemingway
besuchen kommt. Doch dann ist ihm
die Welt auf den Kopf gefallen, er hat aufgehört
zu reden, nur mehr geschwiegen.
Sein Freund Eliot war ja schon lange tot,
dann hat sich 1961 auch noch Hemingway
das Leben genommen.“
Hemingway, der Literaturnobelpreisträger,
und Pound, zehnmal für den Literaturnobelpreis
nominiert, verband trotz ihrer
ziemlich konträren Lebensentwürfe eine
fürwahr interessante
Freundschaft.
Pound, der
vor und während des
Zweiten Weltkrieges unter
anderem in London, Paris, Venedig
oder in Rapollo, südöstlich von Genua,
lebte, sympathisierte von Anfang an mit
Mussolini. So stellte er sich im faschistischen
Italien auch ganz bewusst in den
Dienst anti-amerikanischer und antisemitischer
Propaganda. 1945 von den
Amerikanern in Italien festgenommen,
wurde er – um wegen Landesverrats der
Todesstrafe zu entgehen – für geisteskrank
erklärt und in Washington in eine
entsprechende Heilanstalt eingesperrt.
Insbesondere Hemingway verdankte es
Pound schließlich, dass er 1958 freigelassen
und zu seiner Tochter Mary und
seinem Enkel Siegfried nach Südtirol, in
die Brunnenburg, übersiedeln durfte.
Hier auf der Brunnenburg erkrankt Ezra
Pound dann Anfang der sechziger Jahre
schwer, verliert jeden Lebenswillen, wird
über Monate in der Privatklinik Martinsbrunn
bei Meran behandelt. Vier Jahre
bleibt er insgesamt auf der Brunnenburg.
Dann, im Herbst 1962, zieht er weiter, gegen
Süden, abermals nach Venedig, nach Rapollo.
„Pound hatte tiefe Depressionen, seine
Schaffensader war erloschen. Er hat
sein Leben als gescheitert angesehen, war
der schärfste
Richter gegen
sich selbst, hat sich
sprichwörtlich ins eigene
Inferno begeben. Er wollte
keine Nahrung mehr zu sich nehmen,
wollte sterben. Letztendlich war es meine
Großmutter Olga, die ihn gezwungen
hat, noch zehn Jahre weiterzuleben. Als
lebendes, als personifiziertes Artefakt,
sozusagen.“
Dreiecksbeziehung
Neben der Literatur waren es vor allem
Frauen, die Pounds Leben bestimmten.
So war er seit 1914 offiziell mit
Dorothy Shakespear verheiratet, gleichzeitig
pflegte er seit Anfang der 20er-
Jahre eine intensive, eine lebenslange,
eine immer wichtiger werdende Beziehung
zur Konzertgeigerin Olga Rudge.
Mit ihr hatte er die gemeinsame Tochter
Mary. Rudge war es auch, die Pound
letztendlich zum Weiterleben trieb. Über
Jahre hinweg lebten Pound, Shakespear
und Rudge immer wieder ganz offiziell
unter einem gemeinsamen Dach. Tochter
Mary, geboren im Sommer 1925, wurde
zu einer Pflegefamilie ins Tauferer
Ahrntal gegeben, wuchs dort an einem
Bauernhof auf. Die heute 97-jährige Mary
de Rachewiltz war es auch, die Pounds
berühmtestes Werk, die Cantos, ins Italienische
übersetzte.
„Meine Mutter ist nach wie vor sehr fit,
auch geistig. Sie ist noch immer gut vernetzt,
unterhält viele Freundschaften,
vor allem über das Internet. Sie ist zwar
schwerhörig, liest aber noch immer sehr
viel. Dabei entdeckt sie Texte neu, die sie
seinerzeit selbst geschrieben hat“, erklärt
Siegfried de Rachewiltz. Um in den zweiten
Stock der Brunnenburg zu gelangen,
muss man über eine steile Wendeltreppe
hinaufsteigen. Da kommen schon einige
Stufen zusammen. Mary, Pounds Tochter,
schafft auch das noch.
Mary sitzt am Balkon, ein Zimmer von
uns entfernt. Sie genießt die warme Sonne,
die Aussicht runter nach Meran, ins
Burggrafenamt. Natürlich schreibt sie mir
auch ein paar Worte in ihr Buch, die Diskretionen,
mit roter Tinte. „Rot war die
Lieblingsfarbe Pounds, er hat immer mit
Rot geschrieben.“
Die Sprache ist ein Schatz
„Wenn du die Namen der Dinge vergisst,
dann geht das Wesen dieser Dinge verloren.
Die Sprache ist ein Schatz. Wir sprechen,
also sind wir.“ Siegfried de Rachewiltz
erinnert sich nicht nur an Pound, der
Ethnologe und Kulturhistoriker hat auf der
Brunnenburg auch ein beeindruckendes
Museum aufgebaut. Unzählige alte landwirtschaftliche
Geräte sind hier ausgestellt,
aus den unterschiedlichsten Talschaften
Südtirols. Eine Art Arche Noah
für all diese alten, nicht mehr gebrauchten
Arbeitsgeräte. „Die alten Stadel wurden
abgerissen, dafür entstanden Pensionen,
Hotels. Der Tourismus brachte viele Menschen
in die Gegend, dafür wurden Betten
gebraucht. All die alten Häuser meiner
Kindheit gibt es schon lange nicht mehr,
hier im Dorf Tirol.“
Doch nochmals zurück zu Ezra Pound. Seit
einiger Zeit schon bearbeitet Siegfried
die Korrespondenz von Pound mit seiner
Tochter Mary. Ein mühsames, gleichsam
spannendes, interessantes Unterfangen.
Eine Familiengeschichte der ganz besonderen
Art. Vier Generationen der Rachewiltz
leben mittlerweile auf der Brunnenburg:
Mary, Siegfried, seine beiden Söhne,
deren Kinder. Pound ist natürlich ebenfalls
anwesend – in Form seiner Bücher, seiner
Briefwechsel, der bemerkenswerten
Skulptur im Eingangsbereich, der beiden
Pound-Räume mit vielen persönlichen
Gegenständen. Außerdem befindet sich
hier das „Ezra Pound Literaturzentrum“,
immer wieder von Menschen aus der ganzen
Welt besucht. Sollten auch Sie mal auf
der Brunnenburg vorbeischauen wollen,
vorab die Adresse: Dorf Tirol, Ezra-Pound-
Straße 3.
62 tirol.kulturell
tirol.kulturell
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Empfehlungen für
den Bücherherbst
Hodder and Stoughton, 2020
10,80 Euro
Rita Hayworth
and Shawshank
Redemption
(dt. Fassung: Die Verurteilten)
Stephen King
Als Andy Dufresne Ende der 1940er ins Shawshank-
Gefängnis gebracht wird, zeichnet sich schnell ab,
dass sein weiteres Leben wohl eher unlustig wird. Ob
schuldig oder nicht, wird nicht hinterfragt, physische
und psychische Tortur stehen an der Tagesordnung.
Dass Andy seinen Weg in Shawshank findet, liegt
auch an seiner Freundschaft zur erzählenden Figur
„Red“ und seinem Finanztalent.
Der Storyteller: Geschichten
aus dem Leben und der Musik
Dave Grohl
Die Bands Dain Bramage und Scream werden wohl den wenigsten bekannt sein. Vielleicht
aber Them Crooked Vultures oder Queens of the Stone Age? Nirvana und Foo
Fighters wohl sicherlich. Alle haben eines gemeinsam: Dave Grohl spielte in all diesen
Bands.
Dave erzählt wahnsinnig gerne Geschichten. Vor allem darüber, wie die Musik sein
Leben beeinflusst und sein Leben Einfluss auf seine Musik nimmt. Der Verlust von
Mitmenschen, die Liebe zu seiner Mutter und seinen Töchtern sowie überraschende
Bekanntschaften sind ständig präsent und formen den Menschen, aber auch den
Musiker Dave Grohl.
Er nimmt uns mit auf die einzigartige Reise seines einzigartigen Lebens. Den roten
Faden sucht man in seiner Biografie vergebens – den sucht er in seinem Leben vermutlich
selbst schon lange nicht mehr. Man muss selbst kein Freund des Rocks sein,
um seine Geschichten voller wahnwitziger Absurditäten und ergreifender Momente
aufzusaugen.
EMPFOHLEN VON
MAG. MICHAEL
MAURER, MA
Michael Maurer ist in der GemNova
Akademie als Deutschtrainer tätig und
für Weiterbildungen und Qualitätsentwicklung
verantwortlich.
Kontakt: m.maurer@gemnova.at
Anders als in Stephen Kings bekannten Horrorgeschichten
präsentiert sich diese spannende Novelle
weniger erschaudernd, trotzdem bietet sie durchgehend
Spannung. Eine Achterbahn aus Hoffnung, Isolation,
Rache und Vertrauen begleitet Andy Dufresne
in seiner jahrzehntelangen Haft, dessen Geschichte
eines der eindrucksvollsten Enden der Literaturhistorie
nimmt.
Ullstein, 2021
22,99 Euro
64 tirol.kulturell tirol.kulturell
65
Der Report
der Magd
Margaret Atwood
In Margaret Atwoods Dystopie steht eine junge Frau
im Mittelpunkt, die in der nahen Zukunft Wege sucht,
um aus ihrem Alptraum zu entkommen. Inmitten der
Vereinigten Staaten ist die theokratische Diktatur
Gilead entstanden, die es sich zur Aufgabe gemacht
hat, Frauen zur Fortpflanzung zu halten, um so den
Fortbestand der Menschheit zu garantieren. Die dort
herrschenden Männer und ihre Ehefrauen sind aufgrund
nicht näher beschriebener Geschehnisse dazu
nicht mehr selbst imstande. Unsere Protagonistin
wird im Laufe des Romans immer mehr zur Heldin,
die gegen ein totalitäres Regime und all seine
Ungerechtigkeit ankämpft.
Margaret Atwoods Roman ist wohl eines der wichtigsten
Werke der Gegenwartsliteratur. Die erschreckend
realistische Geschichte geht unter die Haut und
zeigt aufgrund ihrer Aktualität, wie wichtig heute
gelebter Feminismus ist.
PIPER, 2020
12,00 Euro
Herrn Kukas
Empfehlungen
Radek Knapp
Gott bewahre
John Niven
PIPER, 2001
11,00 Euro
Waldemar ist verwirrt. Hat er doch den Rat seines Nachbarn
Herrn Kukas befolgt und ist von seiner Heimat Polen nach Wien
übersiedelt. Doch dort ist alles anders, als ihm Herrn Kuka
erzählt hatte. Waldemar muss sich nun mit dem Aufeinandertreffen
zweier unterschiedlicher Kulturen arrangieren, um in
seinem neuen Leben im Westen einigermaßen über die Runden
zu kommen. Waldemar erlebt im Westen so einiges und tappt
in so ziemlich jede Falle, die sich auftut – seine Mitbewohner,
Vermieterin und Arbeitgeber tragen ihres dazu bei.
Radek Knapp spielt in seinem Roman mit allerhand Klischees
und Stereotypen. Mit viel hintergründigem Humor und Ironie
werden Vorurteile sichtbar gemacht, die sich im Laufe von Waldemars
Reifungsprozess aufzulösen scheinen. Knapp, der Ähnliches
selbst erlebte, bringt uns in der Ich-Erzählung mit dem
Eintauchen seines Protagonisten in eine neue, konträre Kultur
auf liebevolle Art zum Schmunzeln.
Heyne, 2011
11,90 Euro
Gott muss nach seinem Urlaub erkennen, dass die Welt den Bach hinunter geht. Die
Menschheit hat es einfach verbockt. Er ergreift die wohl letzte Chance zur Rettung,
indem er seinen Sohn zurück auf die Erde schickt. JC – der gitarrenspielende, rauchende,
offenherzige Sprössling – soll nun seine wichtigste Botschaft „Seid lieb!“ verbreiten. Ein
schwieriges Unterfangen, da die Menschheit nicht wirklich bereit zu sein scheint. Um
sie dennoch zu erreichen und seine Message zu vermitteln, bleibt JC nur noch eines
übrig: die Teilnahme an einer Musik-Castingshow.
Gott bewahre (engl. The Second Coming) ist John Nivens satirische Abrechnung mit
Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Kapitalismus und religiösem Fanatismus. In seiner
bekannt derben Sprache führt uns Niven knallhart die Probleme unserer Gesellschaft
vor Augen, trifft dabei trotz alledem unsere humanistischen Herzen: Seid lieb!
Innovative Hygiene.
tirol.denkt weiter
67
VERNETZTE DESINFEKTION & HYGIENE
Schon Gehört?
im Waschraum
fürs Gebäude
„Wir alle sind Gemeinde – Der Kommunalpodcast“ versteht sich als Fundgrube an kommunalen Informationen und als
Wissensvermittlung in Richtung Gemeinden. In diesem politisch unabhängigen Podcast beschäftigt sich Gastgeber Alois
Rathgeb gemeinsam mit seinen Gästen mit den großen und kleinen Herausforderungen der Gemeinden. Zwei dieser Herausforderungen,
vor allem mit Blick auf aktuelle geopolitische Entwicklungen, sind die Mobilitäts- und die Energiewende.
In diesen zwei Episoden hören Sie, wie Experten die Lage einschätzen und welche Lösungen schon heute zur Verfügung
stehen.
Digitale Spenderdaten
bringen 25 % weniger
Serviceaufwand
und 30 % mehr
Kundenzufriedenheit.
Sorgenfrei-sauberes
Geschirr, 24/7/365
mit einer App.
Reinigungslösungen sowie
VAH-gelistete Desinfektionsmittel
exakt dosieren und
Ressourcen dank digitaler
Auswertbarkeit punktgenau
einsetzen.
Mit einer Dosieranlage
bis zu vier Waschmaschinen
versorgen.
Kommunale E-Mobilität mit Gerhard Dummeldinger
E-Mobilität und Carsharing sind ein fixer Bestandteil der
Mobilitätswende und moderne Gemeinden sind starke
Treiber dieser Entwicklung. Alois Rathgeb und Gerhard
Dummeldinger (Bereichsleiter floMOBIL, Stadtwerke
Wörgl) sprechen darüber, wie ein E-Carsharing-Konzept
funktioniert, wie dieses in einer Gemeinde umgesetzt
werden kann und welche Vorteile es für Gemeinden und
Nutzer*innen bringen kann.
Qr-COde zur episOde:
Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) mit
Lukas Giner & Thomas Vogel
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket (EAG-Paket)
wurde am 07.07.2021 im österreichischen Nationalrat
mit dem Ziel beschlossen, die Stromversorgung des
Landes bis 2030 auf 100 Prozent Strom (bilanziell)
aus erneuerbaren Energieträgern umzustellen und bis
2040 die Klimaneutralität zu erreichen. Nicht zuletzt
aufgrund aktueller Entwicklungen am Energiemarkt
sind deshalb EEG‘s eine Möglichkeit zur Energieautarkie
im kommunalen Umfeld. Im Podcast erklären Thomas
Vogel und Lukas Giner die gesetzlichen Rahmenbedingungen
und zeigen, welche Möglichkeiten es zur
Gründung einer EEG gibt.
in der Küche
für die Wäsche
DIGITALISIERUNG SCHAFFT
EFFIZIENZ UND NACHHALTIGKEIT
Qr-COde zur episOde:
Thomas Vogel (Energie Tirol) und Lukas Giner (IKB) sprechen
mit Alois Rathgeb darüber, was bei der Gründung einer
Erneuerbaren Energiegemeinschaft zu beachten ist.
(© GemNova)
www.hagleitner.com
68 tirol.denkt weiter tirol.denkt weiter
69
die TirOler Gemeinden
bekOmmen Unterstützung im
bereich Kreislaufwirtschaft
noamal Stakeholder-Workshop
(© Klickfisch)
Die Produkte, die wir besitzen, bereiten
uns viel Freude. Leider hinterlassen sie
aber einen großen Fußabdruck in unserer
Umwelt. Durch Wiederverwendung
und Weiterverwendung können wir an
unseren Dingen länger Freude haben
und anderen eine Freude machen.
Re-Use, also die Wiederverwendung, wird
als eine zentrale Säule der Wirtschaft von
morgen angesehen. Dabei steckt viel mehr
hinter dem Begriff, als man
vielleicht denkt. Um dieser
nachhaltigen Zukunft den
Weg zu bereiten, hat sich
die ATM (Abfallwirtschaft
Tirol Mitte) mit den Projektpartnern
IKB und Stadt
Innsbruck zusammengetan
und das Netzwerk „noamol“
gegründet. Dabei wird eng
mit Partnern aus der Sozialwirtschaft
gearbeitet und
das Land Tirol fördert das
Unterfangen. Mit dem Netzwerk
„noamol“ steht den
Gemeinden eine Anlaufstelle
für Reparatur, Wiederverwendung
und Upcycling zur Seite.
Beratungen, Projekte und
Vernetzungsaktivitäten können
über „noamol“ professionell
abgewickelt werden. Ziel
ist es, die Kreislaufwirtschaft
in Tirol, unter Einbindung von
regionalen sozialen Initiativen,
zu fördern. So bleibt in
der Wirtschaft von morgen
niemand zurück.
Oft werden die Endverbraucher
und auch die Gemeinden
in der Kreislaufwirtschaft
nicht mitgedacht.
„Noamol“ findet Lösungen,
um sowohl betriebliche als auch kommunale
Agenden umzusetzen. Hierbei spielt die Vernetzung
zwischen Akteuren und Akteurinnen
und die Ermöglichung von lokalen Aktionen
eine wichtige Rolle. Schlussendlich werden
Arbeitsplätze geschaffen und so die regionale
Wertschöpfung gesteigert, während
der Ressourcenverbrauch in den Regionen
verringert wird.
Willst du geben oder nehmen?
Die kostenfreie Plattform für Akteure und
Akteurinnen im Themenfeld Kreislaufwirtschaft
bietet die Möglichkeit, Initiativen zu
bewerben und Events wie Repair Cafés
und Umweltfeste online zu veröffentlichen.
Zusätzlich bietet sich die Plattform zur Vernetzung
an. Ziel ist es, für die Bevölkerung
ein Informationsportal zu errichten, das alle
wichtigen Informationen zum Themenfeld
beinhaltet.
Alle, die sich für eine Entwicklung in Richtung
Kreislaufwirtschaft interessieren, haben die
Möglichkeit, die Plattform als Informationsportal
zu nutzen. Nach dem Motto „Willst du
geben oder willst du nehmen?“ können die
gesuchten Akteure und Akteurinnen von allen
gefunden werden.
Ein Sammelsystem für Re-Use:
Pilotphase
In den ersten Gemeinden Tirols wird mit
Herbst 2022 die Tiroler Re-Use Box (noamol-Box)
eingeführt. An den Gemeinderecyclinghöfen
gibt es die Möglichkeit die Kartons
mitzunehmen. Diese können dann zuhause
oder direkt vor Ort mit Gegenständen, die in
gutem Zustand sind, gefüllt und an den Recyclinghöfen
wieder zurückgegeben werden.
In Kooperation mit unseren Sozialpartnern
WAMS, Lebenshilfe Tirol und Ho & Ruck werden
die Sachspenden zur Wiederverwendung
vorbereitet und in den Partnerfilialen in Tirol
zu leistbaren Preisen zum Verkauf angeboten.
Das System soll die Sammlung von
funktionstüchtigen Gegenständen, die ihren
Nutzen im Haushalt verloren haben, ermöglichen.
Gesammelt wird Hausrat jeder Art
wie Dekorationsgegenstände, Geschirr oder
auch Werkzeug. Es sind aber auch Freizeitgegenstände
wie Sportartikel, Bücher oder
Spielzeug gern gesehen. Ab Herbst 2023
sollen alle Gemeinden in Tirol die Möglichkeit
haben, über noamol eine Re-Use Box
einzuführen.
Spaß an Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit kann Spaß machen. Die Kreislaufwirtschaft
bietet viele kreative und soziale
Ansätze, die in der Umsetzung die Gemeinschaft
stärken und gerne angenommen
werden. Events wie Repair Cafés und Kleidertauschmärkte
haben sich in Tirol schon
lange etabliert. Gemeinsam mit Partnern
aus dem Bereich können Gemeinden das
Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang
mit Ressourcen stärken.
ZUM AUTOR
MAG. LUKAS BODNER
Beauftragt von der ATM, der IKB und
der Stadt Innsbruck ist Lukas Bodner
der Leiter des Re-Use Netzwerkes
„noamol“ und Ansprechpartner für
alle Belangen zum Thema Kreislaufwirtschaft.
70 tirol.wissen tirol.wissen 71
Wasser hat
viele Gesichter
im Defereggental
Kaum jemand macht sich Gedanken über das Wasser, wenn er oder sie den Wasserhahn
aufdreht. Wir verwenden es zum Trinken, Waschen, Verdünnen oder zum
Bewässern. Dabei ist Wasser die Grundlage des Lebens. Es ist ein Lebensmittel,
eines, das mit am strengsten kontrolliert wird. Und dennoch ist Wasser nicht
gleich Wasser.
VON JAN SCHÄFER
Im Deferegger Heilwasserhaus sind u. a. Aufnahmen
der unterschiedlichen Gesteinsschichten auf dem
Weg zum Ursprung der Quelle zu sehen
(© Deferegger Heilwasserhaus)
Ein wahres Wasserparadies ist das Defereggental
in Osttirol. Von überall fließt
Wasser – tosend, sprudelnd oder sanft
gluckernd von den höchsten Gipfeln in
die vielen Seitentäler, um sich schließlich
in der das Defereggental durchfließenden
Schwarzach zu vereinen. Mal schmeckt es
leicht bitter, mal süßlich oder mineralisch.
Hinzu kommen zahlreiche unterirdische
Quellen. Eine ganz ungewöhnliche, vielleicht
die einzige ihrer Art weltweit, liegt
in St. Jakob. Sie befindet sich in gut 1.850
m Tiefe und ist ein wahrer Schatz. Die
Quelle stammt noch aus den Zeiten des
Urmeeres und ist rund eine Million Jahre
alt. Entdeckt wurde sie 2004 im Rahmen
einer Geothermie-Bohrung.
Heilende Kräfte des Urmeeres
Das komplett abgeschirmte Wasser überraschte
durch seinen hohen Gehalt an
unterschiedlichen Mineralstoffen und
einem Salzgehalt, der höher ist als bei
Meerwasser. Zudem weist es in der Tiefe
eine Temperatur von ca. 65 Grad auf.
Lediglich rund 500 Liter können pro Tag
gefördert werden. Aufgrund der geringen
Schüttung und der einzigartigen Zusammensetzung
ist die Quelle besonders
kostbar. Die vielseitige heilende Wirkung
des Deferegger Heilwassers wurde durch
die jahrelange Anwendung in der Ordination
von Dr. Widemair nachgewiesen.
2011 wurde die Quelle vom Land Tirol und
dem Bezirk Lienz offiziell als „Jodhaltige
Natrium-Chlorid-Sole-Therme“ anerkannt.
Beide betreiben gemeinsam mit den drei
Deferegger Gemeinden St. Jakob, St. Veit
und Hopfgarten sowie etlichen regionalen
Firmen das Unternehmen „Deferegger
Heilwasser“. Das Wasser ist absolut
keimfrei, antibakteriell, antiviral
und wirksam gegen Pilze.
Durch seine heilende Wirkung
kann es bei Hautirritationen
und -erkrankungen oder bei
entzündlichen Erkrankungen
der Gelenke helfen. Auch bei
der Heilung von Entzündungen
der Nasennebenhöhlen und
Bronchien kann es unterstützen.
Im Bereich der Naturkosmetik,
z. B. in pflegenden Hautcremes,
findet das Heilwasser
ebenso Anwendung.
Aus der Quelle direkt in die Flasche
Nur knapp 15 km von St. Jakob entfernt
befindet sich bei Hopfgarten eine weitere
Quelle, deren Wasser von anderer Güte, aber
ebenso besonderer Qualität ist. Es zeichnet
sich im Gegensatz zum Heilwasser durch
niedrige Mineralisierung, aber einzigartige
Reinheit aus. Das Wasser entspringt der
Romisquelle am Fuße des geologischen Mittelpunkts
Osttirols, dem Firstkogel. Schon in
den 1970er-Jahren wurde das Wasser zur
Herstellung von Getränken genutzt. Doch so
richtig Fahrt nahm die Abfüllung des Quellwassers
erst nach einer Klausurtagung
Für Braumeister Bastian Stolz macht die Reinheit
des Wassers der Romisquelle das Geigenseer Bier
unverwechselbar. (© Andreas Wimmer)
von drei Osttiroler Unternehmern auf. 2013
beschlossen sie, die veraltete Abfüllanlage
neu zu errichten. Den drei Osttirolern war
die ausgezeichnete Qualität des Quellwassers
und die ursprüngliche Natur rund um
den Abfüllstandort natürlich bewusst. Daher
sollten Werte wie Nachhaltigkeit, Heimat
und Ressourcenschonung die geplanten
Getränkemarken zusätzlich unterstreichen.
„Das Besondere an der Romisquelle ist,
dass es eigentlich drei Quellen sind: Romis
I, II und III. Außerdem fließt es von selbst
– artesisch – mit vier Litern pro Sekunde
das ganze Jahr über aus dem Berg und hat
dabei nur 6,9 Grad. Daher kommen wir ohne
technische Hilfe wie Pumpen aus. Das Wasser
wird also direkt aus dem Berg in die
Flaschen abgefüllt und erwärmt sich dabei
nur leicht auf gerade mal 7,5 Grad“, erklärt
Michael Gamper, einer der drei Geschäftsführer
der »Getränkewelt«, die auch Eigentümerin
der Quellen ist.
Aus der Romisquelle, die eigentlich aus drei Quellen
besteht, fließt das Wasser für Erfrischungsgetränke,
Mineralwasser und Bier. (© Andreas Wimmer)
Frei von Mikroplastik
Das Quellwasser wird streng kontrolliert,
jedes Jahr wird die hervorragende Qualität
aufs Neue bestätigt. Das Wasser besticht
durch seine Reinheit und ist frei von jeglichem
Mikroplastik. Das sind beste Voraussetzungen,
um als »Romisquelle Quellwasser«
oder als »Rothirsch Limonaden«
abgefüllt zu werden. Aufgrund der Qualität
entschloss man sich 2021 auch ein eigenes
Osttiroler Bier zu brauen – das Geigenseer,
benannt nach dem Geigensee im Einzugsgebiet
der Romisquelle. Wie man das Wasser
aus dem Defereggental auch verwenden
mag, ob äußerlich zur Heilung oder innerlich
zur Erfrischung, zwischen Hochgall und
Regenstein befindet sich ein kostbarer
Schatz, den es zu schützen und schätzen
gilt.
72 tirol.wissen
tirol.wissen
EIN FROSCH
Die Wassermelone besteht zu
97 % aus Wasser und ist somit
die Frucht mit dem höchsten
Wasseranteil.
73
ERFORSCHT
Wassererbe Tirol
ZUR AUTORIN
DIPL.-SOZ.PÄD.
KATHRIN MALINA
Kathrin Malina hat 2016 als
Sprachtrainerin bei der GemNova
begonnen. Seit 2019 ist sie im
GemNova Bildungspool für die Koordination
der Schulassistent*innen und
Freizeitpädagog*innen im Tiroler Unterland
zuständig.
Kontakt: k.malina@gemnova.at
DAS WASSER
Professor Quakimus ist ein Frosch ohne Teich – und die
Hauptfigur der Geschichten und Experimente im „Abenteuer
Express – Unser Wasserschatz“, eine Materialsammlung für
die schulische Nachmittagsbetreuung. Gemeinsam mit ihm
begeben sich im neuen Schuljahr die Schüler*innen auf eine
spannende Reise zur Erforschung des Wassers.
Um die von der Lebensraum Tirol Holding
in Auftrag gegebene Materialsammlung
mit Leben zu füllen, war eine Gruppe von
Freizeitpädagog*innen der GemNova auch
in den Ferien kreativ: Es wurde gebastelt,
gemalt, ausprobiert und so entstanden viele
Materialien für die Gestaltung der Nachmittagsbetreuung.
Im Mittelpunkt des Projekts
steht das Wasser in all seinen Erscheinungsformen,
seinen Eigenschaften und Vorkommen.
Es geht um Wasser in der Natur,
Wasser als Kulturgut und wichtige Basis für
unsere Gesundheit und schließlich auch um
unseren Wasserverbrauch. Denn wir dürfen
nicht vergessen: Ohne diese Ressource ist
kein Leben möglich und doch vergessen wir
manchmal, wie kostbar sie ist. Mit diesem
Abenteuer Express soll das Bewusstsein
der Kinder und Jugendlichen für den Wert
des Wasserschatzes, vor allem hier in Tirol,
gestärkt werden! Wasser kann man sehen,
fühlen, riechen, schmecken und hören – mit
130 Liter täglicher
Wasserverbrauch in
Österreich pro Person
allen Sinnen sollen die Schüler*innen die
Einzigartigkeit des Wassers erleben und so
zu einem nachhaltigen Umgang motiviert
werden.
In der Materialsammlung finden sich dazu
spielerische Übungen und Aufgaben ebenso
wie spannende Experimente, Rezepte zum
Nachkreieren und für die Kleineren Mal- und
Bastelvorlagen. Auch die Feldforschung darf
nicht zu kurz kommen, weshalb auch einige
Exkursionspläne in der Sammlung zu finden
sind. Viele der Materialien und Vorlagen
stehen über QR-Codes online und jederzeit
zum Download zur Verfügung.
Bevor es aber an die konkrete Umsetzung
der Aufgaben in den Schulen geht, werden
die Pädagog*innen in einem Vorbereitungskurs
zum Thema Trinkwasser sensibilisiert
und zur Verwendung der Materialien
geschult.
Besonders in diesem Sommer
2022 war es auffällig, wie oft in
den Medien die Rede war von großen
Dürren, von ausgetrockneten
Bachbetten und Flussläufen sowie
sinkenden Grundwasserspiegeln.
Wer im Süden, etwa in Italien oder
Kroatien, den Urlaub verbracht hat,
konnte diese Phänomene mit eigenen
Augen sehen. Der Po in Italien
führte stellenweise kein Wasser
mehr, ein Riesenschaden für Italiens
Landwirtschaft, man geht von
rund 3 Milliarden € aus. Die Folgen
der Wasserknappheit ziehen
weite Kreise und die Knappheit
selbst hat vielfältige Ursachen,
unter anderem die Klimakrise und
der steigende Wasserverbrauch.
Auch hierzulande dürfen wir uns
bei der Nase nehmen ob unseres
steigenden Verbrauchs. Tirol hat
aber derweil noch nicht mit Wasserknappheit
zu kämpfen, zählt
unser Bundesland mit seinen über
10.000 Quellen und Brunnen doch
zu einem der Wasserschlösser
Europas. Damit das auch so bleibt,
arbeitet die Lebensraum Tirol Holding,
zusammen mit dem Land
Tirol, der GemNova und vielen
Partnern, unter dem Programmtitel
„Wassererbe Tirol“ an zahlreichen
Initiativen zur Aufklärung
und Bewusstseinsbildung. Für die
Jüngsten unter uns wurde der
„Abenteuer Express – Unser Wasserschatz“
gestaltet. Man kann
nicht früh genug lernen, mit unserem
wertvollen Trinkwasser einen
bewussten Umgang zu finden.
Das erste Aquädukt
Roms hieß Aqua
Appia, es wurde 312 v.
Chr. gebaut.
92 SEITEN SPIEL,
SPASS UND LERNEN
Chr. gebaut.
92 SEITEN SPIEL,
Zum Beispiel mit Malvorlagen, passend zu den einzelnen
Themen. Hier kann Quakimus auf seinem Weg ins Weltall
ausgemalt werden. Er geht dort der Frage nach, woher
das ganze Wasser auf der Erde denn überhaupt kommt.
Vielleicht von Kometen?
GemNova.inside
75
AUF GEHT’S.
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77
Der Nabel der Bergwelt
Woran denken Sie, wenn von St. Anton am Arlberg die Rede ist? An den „Weißen Rausch“ und Hannes Schneider? An die
vermeintliche Wiege des Skifahrens? An die entbehrlichen Auswüchse des Skitourismus? Oder – sofern Sie alpinistisch
interessiert sind – vielleicht doch an das Filmfest St. Anton? Lesen Sie einfach weiter.
VON REINHOLD OBLAK
„Kurt Diemberger war schon 1999 bei uns.
Sein Film über den Peuterey-Grat, insbesondere
auch über den K2, war großartig.
Noch früher war Lothar Brandler bei uns,
dann auch Gerhard Baur. Großartige Kletterer,
Alpinisten und Pioniere des Bergfilms.
Diese Leute haben den Bergfilm nach dem
Krieg wieder zum Leben erweckt.“ Wenn
sich Manfred Pascher an die Anfänge des
Filmfests St. Anton zurückerinnert, kommt
er fast ins Schwärmen.
Angefangen hat das Ganze in den frühen
90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die
Idee zum Bergfilmfestival kam von Stefan
König, der ja selbst als Autor, Filmemacher
und Bergexperte tätig ist. Ge- meinsam
mit dem damaligen Tourismusdirektor
Heinrich Wagner
hob er schließlich
Freeriden im Angesicht des Patteriols.
Wer spektakuläre Aufnahmen sehen will,
sollte das Filmfest St. Anton besuchen.
(© Daniel Bear)
1995 das Filmfest St. Anton aus der Taufe
und leitete es satte 18 Jahre lang. Im Ort gab
es ein kleines Kino, dort wurden anfangs vor
allem die alten Fernsehfilme von Luis Trenker
oder Arnold Fanck gezeigt. 180 Leute
hatten damals im Vallugasaal Platz, doch
nachdem das Filmfest eine ganze Woche
lang dauerte, blieben viele Plätze oftmals
leer.
Schnee von gestern
Manfred Pascher kommt aus Innsbruck und
hat die Begeisterung für Filme im Blut. Vor
mittlerweile 25 Jahren, also 1997, heuerte er
beim Filmfest St. Anton an. Seit 10 Jahren
zeichnet er für das Programm verantwortlich,
folgte auch Stefan König als Kopf des
Festivals nach. Gut, so ganz reibungslos
funktionierte
damals der Übergang nicht, wie sich einige
in St. Anton noch erinnern. König hätte
einfach gerne seine Tochter Kathrin als
Nachfolgerin gesehen, als junges, frisches
Gesicht, als Zeichen einer neuen Generation
des Filmfestivals. Doch das ist
Schnee von gestern, mittlerweile
ist wohl genügend Gras über die
seinerzeitigen Unstimmigkeiten gewachsen.
Sagt zumindest Manfred
Pascher.
Die eigentliche Zäsur erfolgte erst später,
nämlich in den Jahren um 2000. Damals
begann das digitale Zeitalter für den Film.
In dieser Zeit haben insbesondere Freerider
und Kletterer begonnen, eigene Filme
zu drehen. Durch die Digitalisierung war
das um Welten günstiger, auch technisch
einfacher. Damit ist ein kleiner Stein mit
unglaublich großer Wirkung ins Rollen gekommen.
Bei den Freeridern war es in
Tirol Harry Putz, der hier filmische Pionierarbeit
leistete, bei den Kletterern Johannes
Mair. Die Devise dieser Pioniere: Learning
by Doing, irgendwie wird es schon gehen.
Und diese neuen Filme, diese ungewohnten
Perspektiven kamen beim bergbegeisterten
Publikum außerordentlich gut an.
Neue Zeiten, neue Filme
„Im frühesten Kletterfilm der neuen Generation,
an den ich mich erinnere, klettert
Kilian Fischhuber aus einer Höhle heraus.
Und viele aus der Tiroler Kletter-Community
kamen zur Premiere nach St. Anton.
Klar, der Darsteller war eben einer von ihnen
und einige waren auch bei den Filmarbeiten
dabei“, erinnert sich Pascher.
Die alten, klassischen Bergsteigerfilme
konnten da nicht mehr mithalten, wurden
vielfach auch belächelt. Neue Zeiten waren
angebrochen, neue Filme, auch eine
neue Sprache. Wohl nicht anders, als auch
in unserer Zeit. Turnen doch die meisten
Kletterbegeisterten heute in Hallen herum,
genießen die vielen Plaisirrouten. An wilden,
ursprünglichen Wänden, an vielen ausgesetzten
Graten gibt es zwar nach wie
vor das große Abenteuer, dieses wird aber
mittlerweile von recht wenigen gesucht.
St. Anton gehört nicht zu den großen
Festivals wie Trient, das weltweit älteste
Bergfilmfestival, oder Banff in
Kanada. Denn was in der kanadischen
Kleinstadt Banff, in Sichtweite zu den
Cascade Mountains, an herausragenden
Berg- und Abenteuerfilmen gezeigt wird,
ist wirklich großes, ganz großes Kino.
Allerdings traten und treten auch in St.
Anton die ganz großen Alpinistinnen,
die ganz bekannten Alpinisten auf.
Heinrich Harrer etwa, einer der Erstbesteiger
der Eiger Nordwand mit
fragwürdiger Vergangenheit. Oder der
„verrückte“ amerikanische Bergsteiger,
Base-Jumper und Highliner Dean Potter,
zu seiner Zeit die Ikone aller Abenteuer-Sportler,
der seine extrem hohe
Risikobereitschaft 2015 im Yosemite
mit dem Leben bezahlte. Die Französin
Catherine Destivelle, der unter anderem
die Solo-Winterbesteigung der drei
bekanntesten Nordwände der Alpen
(Eiger, Grandes Jorasses, Matterhorn)
gelang. Vor zwei Jahren erhielt sie übrigens
als erste Frau überhaupt den Piolet
d’Or, den goldenen Eispickel, für ihr
Lebenswerk. Und, um noch ein paar andere
St. Anton-Filmfestler zu nennen:
Peter Habeler, Wolfi Nairz, Oswald Ölz,
Heinz Zak, Gerlinde Kaltenbrunner, Tamara
Lunger, Angy Eiter, Hansjörg Auer,
Barbara Zangerl oder Anna Stöhr.
Eine vielsagende Geschichte
Zu Heinrich Harrer gibt es übrigens
eine vielsagende Geschichte. 1998 trat
der damals 86-Jährige in St. Anton auf.
In geschliffener Rede hielt er einen
kurzen Vortrag, vielleicht fünf Minuten
lang, danach folgte die Hollywood-Verfilmung
seines Buches „Sieben Jahre in
Tibet“. Ein Bühnengespräch wollte er
nicht führen, Interviews lehnte er ab,
unmittelbar nach dem Film vertschüsste
er sich mit von ihm eingeladenen
Freunden, wie dem etwa gleich alten
Seefelder Skiweltmeister Toni Seelos,
in ein Hotel zum Feiern. Am nächsten
Morgen war er dann auch schon wieder
ohne großen Abschied weg.
2003 übersiedelte das Filmfestival in eine
deutlich größere Location, ins Arlberg
WellCom, welches knapp 700 Personen
Platz bietet. Vier Tage lang werden zwanzig
Kurzfilme gezeigt und prämiert. Rund
400 Leute, hauptsächlich aus dem Raum
von Bregenz bis Innsbruck, so Pascher,
besuchen pro Abend die Veranstaltung.
Wackelfreie Hubschrauberflüge
Die technischen Möglichkeiten beim Filmen
haben sich seit der Jahrtausendwende
enorm weiterentwickelt. Wackelfreie
Hubschrauberflüge gibt es seit rund
zwanzig Jahren, in jüngerer Vergangenheit
sind Helmkameras und Drohnen dazugekommen,
die Kameras wurden kleiner,
preisgünstiger, leistungsfähiger. All das
ermöglicht faszinierende Aufnahmen, die
früher nicht möglich, für kleinere Produktionen
nicht bezahlbar waren. Klar, heute
gibt es vor allem auch durch das Internet
einen Markt, den es zu Zeiten Diembergers
oder Baurs nicht gegeben hat. Der
legendäre Elbsandstein-Kletterer Lothar
Brandler etwa bewegte sich mit seinen
Filmen oft auf dünnem Eis. Gewaltige Aufnahmen,
doch finanziell sehr oft am Rande
des finanziellen Absturzes.
Nachdem die klassischen Vorträge, Workshops
oder Diskussionen beim Publikum
nicht immer gut angekommen sind, hat
sich St. Anton ausschließlich auf Filme
konzentriert. Klettern und Freeriden, das
sind die beiden großen Bereiche. Wobei
Filme über das Freeriden in den vergangenen
Jahren deutlich zugenommen haben.
Ach ja, Manfred Pascher übergibt dieses
Jahr die Leitung des Filmfestivals in jüngere
Hände, an den Innsbrucker Alex Ölberg.
Der prompte, augenzwinkernde Kommentar
des begnadeten Sportkletterers Kilian
Fischhuber dazu: „Endlich wieder jemand
beim Filmfest in St. Anton, der etwas vom
Klettern versteht.“
78 tirol.bildet
tirol.bildet
Vom EINzelnen Gedanken zu
GEMeinsam Ferien
Wie der Verein GEMeinsam Ferien die Tiroler Gemeinden bei der Organisation und Durchführung einer
pädagogisch wertvollen Ferienbetreuung unterstützen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Für immer mehr Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, ist es eine enorme Herausforderung in den Ferien und schulfreien
Zeiten eine Kinderbetreuung zu organisieren. Kein Wunder, sind es doch über das Schuljahr verteilt 14 Wochen, in denen
die Eltern den Beruf und die schulfreien Zeiten der Kinder unter einen Hut bringen müssen. Die Gemeinde hat im Sinne der Familienfreundlichkeit
sowie im Sinne der Chancengerechtigkeit von Kindern dafür Sorge zu tragen, dass adäquate Angebote im Ort
zur Verfügung stehen. Der Verein GEMeinsam Ferien unterstützt bei der Organisation des Betreuungsangebots. Innsbruck (mit
dem Angebot einer integrativen Ferienbetreuung), Kufstein sowie unter anderem Mutters, Radfeld oder Serfaus haben bereits
von der Zusammenarbeit profitiert. Die Gemeinden konnten dabei die gesamte Organisation der Ferienbetreuung an GEMeinsam
Ferien übertragen oder nur einzelne Leistungsmodule buchen. Wie die Module aufgebaut sind und wie der Organisationsprozess
aussieht, erfahren Sie hier.
Bedarfserhebung
Die Gemeinde entschließt sich ein Betreuungsangebot
zu schaffen. Der Verein GEMeinsam Ferien wird mit
der Organisation beauftragt. Im ersten Schritt wird der
individuelle Bedarf in der Gemeinde erhoben und speziell
folgende Fragen geklärt:
• Für welche schulfreien Zeiten soll eine Betreuung
organisiert werden (Herbst-, Weihnachts-, Semester-,
Oster- oder Sommerferien, schulautonome Tage)?
• Ganztägige oder halbtägige Betreuung?
• Wann soll die Betreuung jeweils starten?
• Gibt es Kinder mit besonderen Bedürfnissen, die
zusätzlich Stützkräfte benötigen?
Auswahl des Formats
Auf Basis der Bedarfserhebung kann zwischen zwei Formaten
gewählt werden, wobei auch eine Mischform möglich
ist.
Spiel-mit-mir-Wochen: Die Betreuung findet in der Gemeinde
statt, unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur
(Räumlichkeiten Schule/Kindergarten, Mehrzweckgebäude,
Pausenhof, Sportplatz, Park etc.).
Ferienexpress: Die Betreuung findet in und außerhalb der
Gemeinde statt. Das Programm ist umfangreich gestaltet
– täglich werden Ausflüge gemacht oder Veranstaltungen
besucht (Wanderungen, Exkursionen zu Fachbetrieben,
Besuche bei Sportvereinen, Schnupperkurse, kulturelle
Events etc.).
Diese Module stehen zur Auswahl:
Fördermanagement
GEMeinsam Ferien unterstützt die Gemeinde
dabei, sämtliche Förderpotenziale bestmöglich zu
nutzen – von der Antragstellung bis zur Endabrechnung
stehen stehen die Expertinnen und Experten
von GEMeinsam Ferien jederzeit beratend zur
Seite.
Personalmanagement
Pädagogisches Konzept
Auf Basis der Bedarfserhebung (Anzahl der Kinder, benötigte Anzahl an Wochen
der Betreuung etc.) wird die Personalplanung vorgenommen. GEMeinsam
Ferien übernimmt dabei den gesamten Rekrutierungsprozess – die Stellenausschreibung,
Vorstellungsgespräche, die Prüfung aller fachlichen Voraussetzungen
der Betreuer*innen, die Anstellung und darüber hinaus die Vertretungsorganisation
bei Ausfällen. Ebenso übernimmt der Verein die Einschulung bzw.
„
Fortbildung der Betreuer*innen bzgl. der Rechte und Pflichten in der Ferienbetreuung
und er ist Ansprechpartner bei allen administrativen und rechtlichen
Fragestellungen zum Dienstverhältnis während der gesamten Ferienbetreuung.
„Die Ferienbetreuung hat heuer, wie auch in den Jahren zuvor, super
funktioniert, und zwar von Anfang an – seien es beratende Gespräche
zur Förderung, die Erstellung des pädagogischen Konzepts oder die
Übermittlung der Informationsschreiben an die Eltern. Vor allem als
Neuling in dieser Materie war es mir wichtig, dass meine Fragen
und Anliegen immer schnell und unkompliziert beantwortet wurden.
David Triendl, Gemeinde Mutters
Stimmen der Kinder:
„Es war total toll, neue
Kinder kennen zu lernen und
Freunde zu finden. Das Programm
war super und hat
richtig viel Spaß gemacht!“
Nach genauer Begutachtung der örtlichen Gegebenheiten und in enger Absprache mit der
Gemeinde wird ein altersgerechtes, pädagogisch durchdachtes und an die Gemeinde angepasstes
Konzept erstellt. Darin sind unter anderem die Programmpunkte festgelegt, der
genaue Ablauf der Betreuung, Rahmenbedingungen wie nutzbare Räumlichkeiten und Ansprechpartner*innen,
ein Kinderschutzkonzept oder Qualitätssicherungsmaßnahmen für die
Betreuer*innen.
„Die Betreuerinnen
sind super nett. Ich
komme gerne wieder
zum Ferienexpress.“
„Wir haben viele neue
Sachen gemacht. Besonders
das Kuchenbacken
hat mir richtig
gut gefallen.“
Organisation und Administration
Dieser Punkt zieht sich durch alle Module und reicht
von der Bewerbung des Angebots über die Abwicklung
des Anmeldevorgangs und die Organisation der
Verpflegung bis hin zur Kommunikation mit den Eltern
(Informationstransfer zum Ablauf, Sammlung spezifischer
Infos wie Allergien etc.) und mit allen weiteren
wichtigen Instanzen (Tagesheimleitung, Direktor*in
etc.) – damit die Ferienbetreuung während der gesamten
Zeit reibungslos verläuft.
Auf geht’s,
lasst uns GEMeinsam
die nächsten Ferien planen!
ZUR AUTORIN
MAG. SANDRA WIMMER
Sandra Wimmer ist seit 2016 Teil des
GemNova-Teams. Seit 2022 koordiniert
sie im Verein GEMeinsam Ferien die
Organisation und Durchführung der
(Ganzjahres-)Ferienbetreuung in den
Gemeinden.
Kontakt:
ferienbetreuung@gemnova.at
79
80 tirol.bildet
Chancengerechtigkeit
als
Chance für ALLe
Der Weg hin zu Bildungschancen führt über den KINDER-
SCHUTZ und die GEWALTPRÄVENTION – was Kinder und Familien
brauchen und wie wir sie als Gemeinde in ihrem Lebensumfeld
unterstützen können.
Das Kindeswohl steht im Rahmen von
Kinderbetreuungsangeboten an oberster
Stelle und muss daher von Erhaltern von
Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen,
Ferienangeboten, Jugendzentren,
Vereinen, die mit Kindern und Jugendlichen
arbeiten (Sportverein, Musikkapelle
etc.), umfassend sichergestellt und laufend
evaluiert werden. Die rechtliche Grundlage
dafür liefert das seit 2011 verankerte Bundesverfassungsgesetz
über die Rechte von
Kindern (BVGKR, BGBI. I 2011/4). Dieses
besagt unter anderem, dass Kinder vor
jeglicher Form von Vernachlässigung und
Missbrauch sowie von körperlicher, seelischer
oder sexualisierter Gewalt geschützt
werden müssen. Die gesetzliche Verankerung
des Kindeswohls in Österreich bietet
zwar die Grundlage für eine gelingende
Praxis, ermöglicht aber noch keinen durchgängigen
und lückenlosen Schutz, weil es
an Wissen, Bewusstsein und Handlungsstrategien
noch fehlt.
Jede Gemeinde hat in ihrer Rolle als Drehscheibe
aller Bildungs- und Sozialeinrichtungen
sowie Vereine die Möglichkeit,
basierend auf den gesetzlichen Vorgaben
ein übergeordnetes Schutzkonzept als
konkreten Handlungsleitfaden zur Gewaltprävention
zu entwickeln. Praxistaugliche
Instrumente für die Kinder- und Jugendarbeit
wie dieses sind beispielsweise in
Deutschland im Rahmen von Förderanträgen
bereits verpflichtend vorzulegen.
Der vorliegende Beitrag soll als letzter der
dreiteiligen Reihe zur Chancengerechtigkeit
von Kindern, zunächst wieder auf
Basis der tirolweiten Bürger*innen-Befragung
von 2020, die aktuelle Ausgangslage
veranschaulichen und im zweiten Schritt
eine Fülle an einfach umsetzbaren Handlungsmöglichkeiten
für Gemeinden aufzeigen,
die dazu führen, dass Kinder und
Jugendliche geschützt aufwachsen und
sich auf ihrem Bildungsweg wie in ihrem
Familienumfeld positiv unterstützt fühlen
können.
Die Vielschichtigkeit an Herausforderungen
erkennen
Gewalt hat unterschiedliche Gesichter und
schließt daher viele Formen von Fehlverhalten
in offenkundiger oder subtiler Ausprägung
ein. Die meisten Fälle sind strafrechtlich
nicht relevant und basieren auf
grenzverletzenden Verhaltensweisen, die
aus Unbewusstheit der handelnden Menschen
in Alltagssituationen geschehen. Ein
Bewusstsein dafür seitens der Gemeinde
als Drehscheibe aller Einrichtungen, die
mit Kindern und Jugendlichen arbeiten,
stellt eine wesentliche Grundlage dar, um
kommunale Angebote der Gewaltprävention
zu installieren. Dabei kann unterschieden
werden zwischen Ansätzen, die
Gewalt grundsätzlich vermeiden bzw. im
Rahmen eines Notfalls weitere Eskalation
verhindern oder nach einer Gewalttat die
Aufarbeitung im Fokus haben.
Die hier berücksichtigten Ergebnisse der
Befragung zeigen aus Sicht der Bürger*innen
den Handlungsbedarf in Bezug auf
notwendige Infrastruktur, Aktionspläne
und allen voran Bewusstseinsbildung auf.
Was fehlt aus Sicht von Bürger*innen
bzw. Familien aktuell im Bereich Bildung,
Begleitung und Betreuung von Kindern
und Jugendlichen?
STRUKTURQUaLITäT
Offene Jugendarbeit, Sozialarbeit
an Schulen/Kindergärten,
Krisenwohnungen
PrOzessqualität
Beteiligungsformen für
Kinder/Jugendliche
Orientierungs -
qualität
Sensibilisierung für Entscheidungsträger*innen,
Kinder/Familien,
Aktionspläne
Im Strategieprozess „Zukunft Gemeinden
– Agenda 2030“ haben Praktiker*innen aus
allen Regionen Tirols die vorhandenen Lücken
im Bereich der Gewaltprävention, die es innerhalb
der Kommunalstrukturen zu schließen
gilt, noch präzisiert: Die Raumplanung sieht
insbesondere im städtischen Raum nur sehr
eingeschränkt Orte vor, wo sich Kinder und
Jugendliche ohne Aufsicht frei bewegen können.
Beengte räumliche Voraussetzungen
in Einrichtungen fördern Stress und Druck
auf Kinder und pädagogisches Personal und
erlauben kein bedürfnisorientiertes Arbeiten.
Betreuungskonzepte basieren mitunter noch
auf Macht und übergriffigem Erziehungsverhalten,
was auf die fehlende Sensibilisierung
von Mitarbeiter*innen zurückzuführen ist.
Alleinerziehende sind durch Erwerbsarbeit,
Erziehung, Haushalt etc. häufig belastet und
erhalten keine Unterstützung in der Gemeinde.
Mit Ausnahme der Offenen Jugendarbeit
fehlen in der Arbeit in Betreuungseinrichtungen
und Vereinen konkrete Vorgaben zur
Qualitätssicherung in Bezug auf Kinder- und
Gewaltschutz, die bestenfalls an finanzielle
Anreize gekoppelt werden.
Ziel in der neuen Arbeitsperiode jedes
Gemeinderats ist es, mutige Schritte zu
gehen, damit die Tiroler Gemeinden in Bezug
auf die Gewaltprävention zukunftsfit werden.
Gewaltprävention braucht optimale Strukturen
Tägliche Herausforderungen an Schulen können
durch die durchgängige Anwesenheit von
Sozialarbeiter*innen bewältigt werden. Der
Planungsverband Zillertal hat mit so einem flächendeckenden
Angebot sichere Orte für alle
Beteiligten geschaffen. Bestenfalls berücksichtigt
die Raumplanung jeder Gemeinde ausreichend
Begegnungsräume wie Jugendzentren
und Treffs für Mobile Jugendarbeit, wo sich
Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen
treffen können.
Im Sinne einer niederschwelligen Anlauf- und
Beratungsstelle stehen optimalerweise in
jeder Gemeinde vertrauliche Ansprechpersonen
für Familien in herausfordernden Si -
tuationen bzw. für betroffene Jugendliche zur
Verfügung.
Orientierungsqualität für eine gewaltfreie
Kultur
Nachhaltigkeit im Rahmen der Gewaltprävention
gelingt in einer Gemeinde nur dann, wenn
in regelmäßigen Abständen Maßnahmen zur
Bewusstseinsbildung wie Infomaterial auf der
Website, Vorträge, Workshops für berufliche
und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der
Betreuung von Kindern und Jugendlichen, für
Erziehungsberechtigte sowie für Kinder selbst
gesetzt werden und so von der gesamten
Gemeinde mitgetragen werden. Auch die sozialpädagogische
Arbeit an Schulen für Schüler*innen,
Lehrpersonen und Familien stellt
einen Grundpfeiler der Gewaltprävention dar.
Prozessqualität vermindert das Gewaltrisiko
Im Sinne des Demokratieverständnisses werden
bei der Raumplanung Jugendliche selbst
beteiligt. Dadurch übernehmen sie auch Verantwortung
für die Nutzung der ihnen zur
Verfügung gestellten Aufenthaltsorte (z. B.
Skatepark), was im Sinne der Gewaltprävention
förderlich ist. Gelingende Praxisbeispiele
dafür gibt es bereits in Landeck oder Kufstein.
Vernetzung von Wissen braucht inner- und
interkommunale Zusammenarbeit
Für eine effiziente Zusammenarbeit unter
kleineren Gemeinden empfiehlt sich ein
„Headquarter“ für schulische Sozialarbeiter*innen
bzw. Sozialpädagog*innen, die in
der Region vormittags bedarfsgerecht eingesetzt
werden können und nachmittags auch in
der Offenen Jugendarbeit zum Einsatz kommen.
Dies führt zum effizienten Einsatz von
Personalressourcen in der gesamten Region.
Auch der enge Austausch zwischen Jugendbeirat
und Vereinen bzw. Schulen ermöglicht
die gemeinsame Durchführung von Gewaltschutzprojekten.
Die GemNova verfügt über die fachliche
Expertise zweier über die POJAT Tirol zertifizierten
Kolleginnen im Bereich Kinderschutz
und Gewaltprävention und kann daher bei der
Prozessbegleitung, bei der Entwicklung von
Schutzkonzepten für Vereine, Betreuungs- und
Freizeiteinrichtungen in Gemeinden Unterstützung
und Beratung leisten.
Aus der Praxis
Eine gelingende Prozessbegleitung
konnte für den „Verein 2gether“ in
Breitenwang gestartet werden, der
unter Beteiligung aller Mitarbeiter*innen,
Kinder und Erziehungsberechtigten
für die Kinderkrippe, den
Kindergarten und Kinderhort ein
umfassendes Schutzkonzept entwickelt.
Der Vereinsvorstand erkennt
in diesem Prozess eine Chance auf
Sensibilisierung aller Beteiligten für
das Thema Gewalt und Gewaltschutz
in jeglicher Form. Der längere
Begleitprozess könne zur Veränderung
der eigenen Haltung führen, die
durch die eigene Erziehung bereits in
der Kindheit geprägt und meist nie
hinterfragt worden wäre. Für einen
Erhalter von Kinderbildungs- und
Betreuungseinrichtungen sei es aus
Sicht der Geschäftsführung jedenfalls
notwendig, auf diesem Wege Gewalt
nicht zu verharmlosen oder zu übersehen,
die gesetzlich verankerten Kinderrechte
nicht zu vernachlässigen
und letztendlich auch eine Vorbildfunktion
für Erziehungsberechtigte
und Familien zu übernehmen.
ZUR AUTORIN
MAG. NINA
REDLICH-ZIMMERMANN,
MA ECED
Nina Redlich-Zimmermann koordiniert bei
der GemNova den Bereich Kinderbildung
und -betreuung und steht für Fragen rund
um den Kinderschutz zur Verfügung.
Kontakt:
n.redlich@gemnova.at
tirol.bildet
83
Mit einem speziellen
Fokus auf die
kommunalen Bedürfnisse
bietet erlebnis.film
leistbare Videoproduktionen
für die
Tiroler Gemeinden.
Mehr Raum für Entfaltung
Der GemNova Bildungsfalter wurde bereits 2018 als Fort- und Weiterbildungsangebot
für elementarpädagogische Einrichtungen in Tirol ins Leben gerufen
und präsentiert sich nun im neuen Kleid. Hier wird altbewährte Kompetenz mit
neuen Möglichkeiten verknüpft.
ZUR AUTORIN
ANDREA
WEBHOFER-FRANK, MED
Andrea Webhofer-Frank ist Elementarpädagogin
und arbeitet im Bereich der Aus-,
Fort- und Weiterbildung für elementarpädagogisches
Personal. Bei der GemNova ist
sie Ansprechperson für den Bildungsfalter
und steht sowohl den Erhaltern als auch
interessierten Kolleg*innen für Fragen zur
Verfügung.
Unsere Kolleg*innen in den Tiroler
KINDERGÄRTEN und KINDER-
KRIPPEN leisten hervorragende
Arbeit, bekommen allerdings
nicht immer die Aufmerksamkeit,
die sie verdienen. Wir vom
GemNova Bildungsfalter rücken die
Anliegen unserer Kolleg*innen in den
Fokus und bieten individuelle Prozessbegleitung
und Supervision ebenso wie
tirolweite Online-Vernetzung an.
Mit unserem Angebot der Teamentwicklung
und Professionalisierung wollen wir
Teams bei Veränderungsprozessen begleiten,
sie bei vielfältigen Fragestellungen
beraten oder bei Herausforderungen unterstützen
– weil gemeinsam vieles leichter
gelingt und eine Veränderung von mehreren
Köpfen gedacht werden sollte. Wir
sind dabei thematisch breit aufgestellt und
bieten unsere Expertise und unsere Erfahrung
im gesamten Bereich der Elementarpädagogik
an.
Ganz neu in der Richtlinie Sprachförderung
gemäß der Vereinbarung nach Art.
15a B-VG über die Elementarpädagogik des
Landes Tirol ist die Supervision zu finden.
Die Supervision bietet den Teams die Möglichkeit,
sich auch mal um das „WIR“, also
Mehr über unsere Teamentwicklungsund
Professionalisierungsprozesse
sowie Vernetzungen erfahren
das Miteinander im Team, zu kümmern.
Durch den entsprechenden Förderantrag
beim Land Tirol können die Kosten für diese
Maßnahme im Idealfall zur Gänze gefördert
werden.
Zusätzlich zu unserer individuellen Prozessbegleitung
für Teams oder auch Einzelpersonen
bieten wir vielfältige Themenschwerpunkte
jahresdurchgängig zur
Online-Vernetzung mit Kolleg*innen aus
ganz Tirol an. Hier haben sowohl Leitungen
als auch pädagogische Fachkräfte, Assistenzkräfte
und Stützkräfte die Möglichkeit,
sich mit Kolleg*innen anderer Institutionen
auszutauschen und ihre persönlichen Erfahrungen
weiterzugeben. Dieses einzigartige
Angebot kann ganz einfach über unsere
Buchungsplattform gebucht werden. Auch
Gemeinden oder private Erhalter haben die
Möglichkeit, ein Veranstaltungskontingent
für Mitarbeit*innen im elementarpädagogischen
Bereich zu buchen und erhalten
zusätzliche Vergünstigungen bereits ab der
fünften Buchung. Außerdem können diese
Stunden auch im Rahmen der gesetzlichen
Verpflichtung zur Fort- und Weiterbildung
angerechnet werden. Reinschauen lohnt
sich deshalb auf alle Fälle.
Kontakt:
bildungsfalter@gemnova.at
84 tirol.bildet
tirol.bildet
85
… und zur Preisverleihung
ging’s nach Italien!
VON KATHRIN MALINA
Ein Projekt der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino
wurde erfolgreich im Rahmen
der Nachmittagsbetreuung der
Volksschule Kufstein/Stadt umgesetzt
und konnte den dritten Platz im Wettbewerb
belegen.
Es wird viel gebastelt in der Nachmittagsbetreuung
an Tirols Schulen und täglich
entstehen große und kleine Kunstwerke,
die dann einen besonderen Platz in der
Schule oder bei den Kindern zu Hause
bekommen. Und manchmal passiert es
sogar, dass die kreative Arbeit zusätzlich
noch mit einem Preis belohnt wird. So
geschehen an der Volksschule Kufstein/
Stadt, wo gemeinsam mit dem Stadtkindergarten
ein Projekt der Euregio gestaltet
und beim Wettbewerb eingereicht
wurde.
Die Aufgabenstellung war es, ein
Bewusstsein zu schaffen für die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit der
drei Landesteile Tirol, Südtirol und Trentino
und deren gemeinsame kulturelle
Verbindung darzustellen. Es wurde also
fleißig geklebt, gemalt und geschrieben.
So entstand schließlich unter Anleitung
unserer GemNova-Kollegin Michaela Mayr
eine tolle Collage, auf der alle Ideen der
Kinder Platz fanden.
53 Schulen aus der Euregio nahmen am
Wettbewerb teil und von insgesamt neun
Gewinnerklassen und -schulen wurden
drei Tiroler Schulen ausgezeichnet –
die Volksschule Kufstein/Stadt, die Mittelschule
Sillian sowie die Mittelschule
Matrei am Brenner.
„Es hat so viel Spaß gemacht, mit den
Schüler*innen am Nachmittag zu werken“,
freut sich Michaela Mayr, „und wir
alle sind natürlich sehr stolz, dass wir
nach Trient fahren durften, um dort den
Preis entgegenzunehmen.“
Und das Beste: Mit dem Gewinnerscheck
in Höhe von 500 Euro wird die Volks schule
Kufstein/Stadt eine ganz besondere schulische
Aktivität für die Kinder veranstalten.
Raum zum Wohlfühlen
Ideal als langfristige oder temporäre Raumlösung
(z.B. Kindergärten und Schulen)
Optimale Wärmedämmung
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tirol.bunt und vielfältig
tirol.bunt und vielfältig
87
„Müssen wir wirklich so
viel über mich reden?
Ein Interview mit Esther Fritsch ist nicht ganz einfach. Sie überlebte als Jüdin den Holocaust
in Polen, ist damit wichtige Zeitzeugin. Knapp 30 Jahre war sie Präsidentin der Israelitischen
Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, gab der kleinen jüdischen Gemeinde ihr Selbstbewusstsein
zurück. Sie war leidenschaftliche Ärztin, möchte gleichzeitig nicht so viel über sich
reden. Ein offenes Gespräch, das in zwei Tagen geführt wurde.
VON REINHOLD OBLAK
Sie sind 1938 geboren, haben den Holocaust
in Polen überlebt.
Meine Mutter, eine unglaublich mutige
Frau, hat mich gerettet. Ihr Vater war
Rabbiner, sie selbst hat aber ausgezeichnet
Polnisch gesprochen, ohne jüdischen
Akzent. Außerdem hat sie nicht jüdisch
ausgesehen. Auch ich war blond, hatte
blaue Augen. Vom Äußeren waren wir also
auf der „arischen Seite“. Aber natürlich
waren wir immer auf der Flucht, wurden
ins Ghetto Radom gesteckt, rund 100 Kilometer
südlich von Warschau. Wir standen
dort schon auf der Deportationsliste, wurden
mit viel Glück gerettet. Dann wieder
Flucht, die vielen Verstecke, Verstecke,
Verstecke.
Sie als kleines Kind im Alter von vier,
fünf, sechs Jahren.
Eine Zeit lang hat uns eine arische polnische
Baronin bei sich zu Hause versteckt.
Ihre Schwiegertochter hatte einen
Gestapo-Liebhaber, die hat uns dann verraten.
Man wollte uns sofort erschießen
– mit Bestechung haben meine Mutter
und ich überlebt. Ich war unter dem Bett
versteckt. Diesen Gestapo-Mann, seinen
Ledermantel, seine Lederstiefel vergesse
ich niemals. An so etwas erinnert sich
wohl jede jüdische Überlebende.
Ihr Vater ...
... und seine gesamte Familie waren zu dieser
Zeit schon tot. Sie wurden in Warschau
entdeckt, deportiert, ermordet. Details weiß
ich keine. Auch die Eltern meiner Mutter und
drei ihrer Geschwister wurden ermordet.
Dass ich überlebt habe, verdanke ich meiner
Mutter. Gegen Ende des Krieges waren
wir in Warschau, die Stadt wurde von den
Deutschen bombardiert. Gemeinsam mit
zwei anderen Jüdinnen wurden wir abermals
von einer Polin versteckt. So haben
wir auch die letzten Tage des Krieges, des
Holocaust überlebt.
Nach Kriegsende gingen Sie nach
Deutschland.
Meine Mutter war von Anfang an Zionistin,
sie wollte immer im heutigen Israel leben.
Mein Stiefvater hatte ein Affidavit für Amerika,
wir hätten also dorthin auswandern
können, aber für meine Mutter war das kein
Thema. Sie wollte nur nach Israel. In Polen
wollten wir nicht bleiben, weil die Kommunisten
kamen. Also gingen wir für zwei Jahre
nach Augsburg. Fremdsprachen lernte ich
sehr schnell. In Augsburg hatte ich einen
Privatlehrer für Hebräisch. Ich sprach schwäbischen
Dialekt. Meine Mutter ermahnte
mich mehrmals Deutsch zu sprechen, weil
sie mein Schwäbisch nicht verstand.
‚‚
„Ich habe Esther Fritsch als
eine liebenswürdige, geistvoll
kämpfende Frau erlebt. Es
war nicht zuletzt ihre Vision,
die jüdische Gemeinde in
Innsbruck wieder aufzubauen.
Die Leidenschaft, mit der sie
dieses Ziel verfolgte, erinnert
mich dankbar an einige biblische
Frauenfiguren.“
- Bischof Hermann Glettler
‚‚© Ingrid
Kollmer
„Frau Dr. Esther Frisch war eine
beliebte und hochgeschätzte
Präsidentin der Israelitischen
Kultusgemeinde. Ich erinnere
mich mit Freude an eine Veranstaltung
in Innsbruck, wo es
ihr gelang, kirchliche, jüdische
und politische Kapazitäten in
einer Vorstellung mit jüdischem
Thema zusammenzubringen.
Nonnen, Priester, Rabbiner
und ‚normales‘ Theaterpublikum
freuten sich gemeinsam.
Großer Applaus – und wir auf
der Bühne applaudierten dem
Publikum!“
© Diözese Innsbruck
Esther Fritsch in der Synagoge. Sie überlebte
als Jüdin den Holocaust in Polen,
war fast dreißig Jahre Präsidentin der
jüdischen Gemeinde. Eine starke, faszinierende
Persönlichkeit. (© GemNova)
Ein Gedenkstein in den Räumen der
Kultusgemeinde: Sich zu erinnern
heißt, nicht zu vergessen.
(© GemNova)
- Topsy Küppers,
Autorin, Schauspielerin,
Theaterleiterin
88 tirol.bunt und vielfältig
tirol.bunt und vielfältig
89
‚‚© Privat
„Ich kenne Esther Fritsch
bereits seit den 80er Jahren.
Erstmals getroffen haben wir
uns beim Bau der Synagoge
in Innsbruck. Sie ist eine
Macherin, weiß, was sie will.
Danach haben wir noch bei
der Errichtung der Jüdischen
Gedenkstätte in Seefeld
zusammengearbeitet. Ich
schätze ihr Engagement und
ihr Wissen. Sie ist eine wirklich
starke Persönlichkeit.“
- Michael Prachensky,
Architekt und Künstler
‚‚
„2007 lernte ich Esther Fritsch
zum ersten Mal persönlich
kennen, diese Begegnung ist
mir in besonders schöner
Erinnerung. Ich recherchierte
damals gerade für mein
Buch ‚Graubart Boulevard‘ und
Esther Fritsch lud mich ein in
die Räumlichkeiten der Kultusgemeinde
in der Sillgasse. Wir
unterhielten uns in entspannter
Atmosphäre lange über
die Familie Graubart – und
für die vielen Hinweise und
Ratschläge, die Esther Fritsch
mir gab, bin ich ihr noch heute
dankbar.“
- Christoph W. Bauer,
Schriftsteller
© Fotowerk Aichnerr
Unmittelbar vor dem Eingang zur Synagoge
wird auf Esther Fritsch verwiesen.
(© GemNova)
Mit zehn Jahren, 1948, emigrierten Sie
schließlich nach Israel. Haben Sie dort
Ihre „Heimat“ gefunden?
(Sehr emotional) Aber natürlich. Ich bin
Israelin, in erster Linie bin ich Israelin.
Israel war und ist das Land, in dem
wir leben wollten. Ich habe dort meinen
zweijährigen Militärdienst geleistet, mich
engagiert, im Kibbuz gearbeitet, bin zu
den hohen Feiertagen in die Synagoge
gegangen. Nach der Matura wollte ich
unbedingt Medizin studieren, erhielt aber
keinen Studienplatz in Jerusalem. Stattdessen
gab es die Möglichkeit, in London,
Zürich oder Wien zu studieren.
Warum dann ausgerechnet Wien?
Weil in Wien schon zwei Kollegen aus Israel
waren. Es gab dort eine kleine israelische
Studentengemeinschaft, auch eine
jüdische Gemeinde, dort hab ich mich
dann gleich recht wohl gefühlt. Und ich
konnte Medizin studieren. Wobei für mich
eines ganz klar war: Nach dem Studium
gehe ich wieder zurück nach Israel.
Doch es kam alles ganz anders. Aus
Jerusalem wurde Innsbruck.
Beim Studium hab ich meinen jetzigen
Mann Peter kennengelernt, einen Goj,
also einen Nichtjuden. Deswegen bin ich
in Wien hängen geblieben. Gemeinsam
haben wir dann auch in den USA, an der
Universität Yale studiert. Das war für mein
Selbstbewusstsein sehr wichtig. Ende
der siebziger Jahre bin ich dann meinem
Mann nach Innsbruck gefolgt, der hier an
die Uni-Klinik gerufen wurde. Für mich war
das ein Kulturschock. Was sollte ich ausgerechnet
in Tirol? Hier gab es nur eine
sehr kleine jüdische Gemeinde, vielleicht
70 Personen, die meisten schon recht
betagt. In der Zollerstraße 1 gab es ein
kleines, bescheidenes Zimmer, das war
unser Betraum. Dort hab ich auch noch
die alte Frau Schindler getroffen. Es war
entwürdigend, eigentlich eine Zumutung.
1987 wurden Sie zur Präsidentin der
Israelitischen Kultusgemeinde gewählt.
Noch immer ohne Synagoge.
Ich wollte das ja überhaupt nicht. Ich
hatte einen herausfordernden Job als
Ärztin an der Klinik, zwei kleine Kinder,
einen Mann, also genug zu tun. Aber
ich erzähle Ihnen die Geschichte dazu.
Schon einige Jahre vorher bin ich zu Jom
Kippur in die Zollerstraße 1 gegangen,
um das Kaddish, das Totengebet für
meinen ermordeten Vater zu sprechen.
Der damalige Präsident Ernst Beschinsky,
über den es ja einiges zu erzählen
gibt, war anwesend, ich bat ihn um ein
Gebetbuch. Als er sah, dass ich die
hebräischsprachigen Seiten aufschlug,
machte er große Augen. Da wusste ich,
ui, jetzt hab ich einen Fehler gemacht.
Warum das?
Weil er mich dann gleich für verschiedene
Tätigkeiten in der jüdischen Gemeinde
heranzog. Für den Religions- oder Hebräischunterricht
zum Beispiel. Wenig später
wurde ich zur Vizepräsidentin gewählt,
nach dem Tod von Ernst Beschinsky zur
Präsidentin. So bin ich da hineingeschlittert.
Im Unterschied zu Bischof Paulus
Rusch, dem antisemitische Töne fürwahr
nicht fremd waren, war Reinhold
Stecher ein großer Förderer, ein Brückenbauer
hin zur jüdischen Religion.
Als ich Bischof Stecher erstmals kennenlernte,
war er sehr krank, war bei uns in
der Klinik. Später hat er seine Fühler in
unsere Richtung ausgestreckt, hat mich
zu einem Gespräch eingeladen. Er wollte
ganz bewusst eine Verbindung zwischen
der jüdischen und christlichen Religion
schaffen. Er war eine starke Persönlichkeit
mit Weitblick, mit offenem Herzen.
Es ist kein Zufall, dass ein Bild von ihm
bei uns in der Kultusgemeinde hängt.
Außerdem wurde er als erster deutschsprachiger
Bischof von Oberrabbiner Lau
in Israel empfangen und ausgezeichnet.
Gut, da hatte auch ich ein wenig meine
Hände im Spiel.
Stecher hat ja auch den Bau der Synagoge
maßgeblich unterstützt.
Ja, er hat uns in vielerlei Hinsicht geholfen.
Er war es auch, der dem unsäglichen
Kult um Anderl von Rinn ein unmissverständliches
Ende setzte. Doch zurück zur
Synagoge. Die alte Synagoge stand in der
Sillgasse, wurde aber in der Reichskristallnacht
im November 1938 zerstört. Stattdessen
gab es hier einen Parkplatz und
einen Gedenkstein, der an die alte Synagoge
erinnern sollte. Als der Architekt
Prachensky den Auftrag erhielt, an dieser
Stelle ein neues Haus zu bauen, rief er
mich an und fragte, wo ich denn gerne
den Gendenkstein hätte. Meine selbstbewusste
Antwort:
„Was heißt
Gedenkstein, ich
will hier eine neue
Synagoge.“
Diese Ihre Antwort ist ja mittlerweile
legendär.
Das weiß ich nicht. Vor allem auch dank
Stecher gab es zu dieser Zeit ein offeneres
Klima. Nach vielen Gesprächen
unterstützten auch der damalige Landeshauptmann
Partl und der damalige
Bürgermeister Niescher den Bau einer
Synagoge. Zur Grundsteinlegung 1991
wurden dann jene Jüdinnen und Juden
eingeladen, die während der NS-Zeit aus
Tirol flüchten konnten. Aus Israel reisten
30 Personen an. Sie alle unterzeichneten
ein Dokument, welches in den Grundstein
eingemauert wurde. Das war nicht nur für
mich ein sehr bewegender Moment.
Ein in Polen aufgenommenes Foto von
Chana Weinberg-Winawer, der Mutter
von Esther Fritsch. „Ohne meine Mutter
hätte ich den Holocaust nicht überlebt.“
(© Privat)
© Privat
‚‚
„Esther Fritsch hat der jüdischen
Gemeinde in Tirol und
Vorarlberg ein Gesicht gegeben.
Ihrer Energie und ihrem
politischen Geschick ist zu
verdanken, dass in Innsbruck
– wieder – eine Synagoge
steht. Sie hat erreicht, dass die
Landespolitik das Judentum
nicht bloß als eine Angelegenheit
der Vergangenheit,
sondern auch der Gegenwart
und der Zukunft wahrnimmt,
wahrnehmen muss. Als Ho -
locaust-Überlebende, in Israel
sozialisiert und in Österreich
als Ärztin beruflich erfolgreich,
repräsentiert sie jüdische Tradition
– und jüdische Zukunft.“
- Anton Pelinka,
Politikwissenschafter
90 tirol.bunt und vielfältig
tirol.bunt und vielfältig
91
‚‚© Privat
„Ich kenne Esther Fritsch
seit mehr als 30 Jahren. Viele
Male sind wir gemeinsam an
einem Tisch gesessen und
haben über das Schicksal
unserer jüdischen Gemeinden
diskutiert. Mit ihrem Geschick
gelang es ihr sehr oft, das
umzusetzen, was sie sich
vorgenommen hat. Davon
konnten viele, auch ich, immer
wieder profitieren. Doch nicht
nur auf ‚geschäftlicher‘ Ebene,
auch privat hatten wir immer
wieder Kontakt. Ich wünsche
ihr alles Gute, Gesundheit
und für ‚ihre‘ Gemeinde einen
wachsenden Fortbestand.“
- Hanna Feingold,
Präsidentin der Israelitischen
Kultusgemeinde Salzburg
Vor dem Ersten Weltkrieg gab es auch
in Innsbruck ein recht dynamisches,
jüdisches Leben. Das Kaufhaus Bauer
& Schwarz, die Möbelfabrik Brüll, das
Café Schindler, das Warenkredithaus
der Turteltaubs, das Schuhgeschäft
Pasch – um nur einige Unternehmen zu
nennen. Alles vorbei, unwiederbringlich
verloren?
In dieser Form ja, so ein starkes jüdisches
Leben wird es in Innsbruck wohl nicht
mehr geben. Die meisten dieser Jüdinnen
und Juden waren damals hier verwurzelt,
sind hier aufgewachsen, haben
hier gelebt. Wie auch in Wien – alle hatten
ihre Wurzeln hier. Das ist heute natürlich
ganz anders. Unsere jüdische Gemeinde
wächst zwar wieder, wird auch jünger.
Leute kommen hierher nach Tirol, fahren
dann aber auch wieder weg. Außerdem
gibt es heute, im Unterschied zu damals,
den Staat Israel.
„Wenn ihr wollt, bleibt es nicht ein
Märchen.“ Ein Zitat von Theodor Herzl,
welches für Esther Fritsch eine große
Bedeutung hat.
Sie haben beinahe 30 Jahre die jüdische
Gemeinde stark geprägt. Wie
sieht Ihre Bilanz aus?
Wir haben wieder eine Synagoge, ein sehr
schönes jüdisches Museum in Hohenems.
Zum Gedenken an die Pogromnacht 1938
gibt es die Menora am Landhausplatz in
Innsbruck, außerdem die jüdische Gedenkstätte
in Seefeld, den alten jüdischen
Friedhof bei der Hungerburg in Innsbruck.
Das sind kräftige Zeichen unseres
Selbstbewusstseins, unserer Identität. Es
ist wichtig, nicht versteckt am Rande zu
leben, sondern ganz bewusst am öffentlichen
Leben teilzunehmen. Darum freut
es mich, dass unsere Veranstaltungen
von den unterschiedlichsten Menschen
besucht werden. Die jüdische Kultur hat
in Österreich, natürlich vor allem in Wien,
Herausragendes geleistet. Auch das sollte
nicht vergessen werden.
Eine letzte Frage, Frau Fritsch. Haben
Sie eigentlich nie daran gedacht, eine
Autobiographie zu schreiben?
Nein, keine Sekunde lang. Ich will mein
Privatleben für mich behalten. Und ja, ich
habe als Jüdin den Holocaust überlebt.
Aber Millionen wurden umgebracht.
Zur Person
Esther Fritsch
Esther Fritsch wurde am 11. März 1938 in Danzig, Polen, geboren.
Einen Tag später marschierte Hitlers Armee in Österreich ein
und vollzog unter großem Jubel der Bevölkerung den Anschluss
an das Deutsche Reich. Den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust
überlebte Fritsch als Jüdin in unterschiedlichen Verstecken in
Polen, vor allem dank ihrer Mutter. 1948 emigrierte sie nach
Israel. Medizinstudium in Wien, dann auch in Yale, USA. 1977
Übersiedlung mit ihrem Mann nach Innsbruck. Fachärztin für
Radiologie und Radioonkologie. Von 1987 bis 2016 Präsidentin der
Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg. Esther
Fritsch ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Innsbruck
und in Wien.
„Kein Alter, kein Geschlecht,
kein Stand, keine Nation ist von
den Vorteilen ausgeschlossen,
welche die Spar-Casse jedem
Einlegenden anbietet.“
Auszug aus der Gründungsurkunde der Sparkassen.
Unsere Haltung seit 200 Jahren.
#glaubandich
Beck
‚‚© Lukas
„Ich war ein Jugendlicher, als Esther
Fritsch oft Gast war bei meinen Eltern.
Sie war schon damals eine starke Frau.
Zudem war sie bereits zu einer Zeit eine
selbstbewusste jüdische Stimme, da nicht
wenige Funktionäre der Israelitischen
Kultusgemeinde meinten, es sei besser in
diesem Österreich nur leise aufzutreten
und bloß hinter vorgehaltener Hand für die
Anliegen der eigenen Leute einzutreten.
Esther Fritsch hingegen verleugnete sich
nie – nicht ihren Bezug zu Tirol, nicht den
Bund des Judentums und schon gar nicht
ihre Verbundenheit mit Israel.“
- Doron Rabinovici,
Schriftsteller, Historiker
tirolersparkasse.at
92 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig
93
„Hillary
ist das
große
Vorbild“
Der Innsbrucker Wolfgang Nairz ist der
Spiritus Rector der Nepalhilfe Tirol. Seit
2003 unterstützt dieser Verein ausgewählte
Projekte in Nepal. Im Bereich
Gesundheit, Bildung, dem Schulwesen.
Das große Vorbild dabei ist Edmund Hillary,
der Erstbesteiger des Mount Everest.
Was Nairz und Hillary sonst noch
verbindet, lesen Sie hier.
VON REINHOLD OBLAK
Wer die Wohnung von Wolfgang Nairz in
Innsbruck betritt, wird gleich mal erschlagen.
Nein, nicht mit einem Eispickel wie seinerzeit
Leo Trotzki in Mexiko, rein optisch
natürlich. Es ist einfach die unglaubliche
Vielzahl an Gegenständen aus dem Himalaya,
aus Nepal, die das Auge überfordern.
Fast könnte man meinen, in einem Museum
zu sein. Gezählte 103-mal war Nairz
bisher in Nepal, seiner zweiten Heimat.
„1970 war ich das erste Mal drüben, auch
um Erkundigungen für unsere Manaslu
Expedition zwei Jahre später einzuholen“,
erinnert er sich. Bei jener erreichte Reinhold
Messner im Alleingang den Gipfel,
seine beiden Freunde Franz Jäger und Andi
Schlick kamen in einem Schneesturm ums
Leben. Fünfzig Jahre ist das jetzt genau
her. Tempi passati.
1978 leitete Nairz dann jene Expedition
zum Everest, bei der er selbst als einer der
ersten Österreicher den Gipfel erreichte.
Wenige Tage später gelang dann seinen
Freunden Reinhold Messner und Peter
Habeler die erste Besteigung des Everest
ohne zusätzlichen Sauerstoff. „Beim
Rückweg nach Kathmandu haben wir dann
Edmund Hillary getroffen, den ich aber
schon vorher kannte.“ Hillary war damals
weltberühmt, nutzte seine Bekanntheit
dafür, den Sherpas im Khumbu auf allen
Ebenen zu helfen. So organisierte und
finanzierte er den Bau des Krankenhauses
in Kunde, ließ Schulen, Trinkwasserleitungen
errichten. Damit war ein großer
Stein ins Rollen gekommen.
Nepalhilfe Tirol
„Freunde von mir, natürlich auch ich selbst,
haben immer wieder etwas für Nepal
gemacht. Doch das waren Einzelaktionen.
Unkoordiniert, eher aus dem Bauch heraus.
Also haben Hans Gastl, Manfred Gabrielli
und ich 2003 die Nepalhilfe Tirol gegründet.
Mit dem Ziel, die Kräfte zu bündeln, gemeinsam
mehr zu erreichen. Unser großes Vorbild
dabei war natürlich Ed Hillary. Auch wir
wollten im kleineren Stil die Menschen dort
unterstützen, Krankenhäuser und Schulen
bauen, Hilfe zur Selbsthilfe geben.“
Rund 100.000 € an Spenden kommen
durchschnittlich pro Jahr zusammen. Jetzt,
in diesen wirtschaftlich sehr angespannten
Zeiten, etwas weniger. Wichtig für Nairz und
sein kleines Team: Das Geld soll direkt bei
den Betroffenen ankommen, nicht irgendwo
versickern oder abgezweigt werden. Damit
dies funktioniert, arbeitet er bei seinen Projekten
in Nepal ausschließlich mit staatlich
anerkannten NGO‘s zusammen. Ein verlässlicher
Partner vor Ort ist dabei etwa Tashi
Tenzing, dessen Großvater Tenzing Norgay
erreichte 1953 mit Edmund Hillary erstmals
den Gipfel des Everest.
Hier in Tirol hat die Nepalhilfe ein Zimmer
in der Wohnung von Wolfgang Nairz gefunden.
Die Verwaltungskosten betragen gerade
mal drei Prozent, das meiste geht dabei
für Briefmarken, Folder oder Broschüren
Lachende Gesichter: Die Nepalhilfe Tirol
unterstützt Einheimische vor allem im
Gesundheits- und Bildungsbereich.
(© Nepalhilfe Tirol)
drauf. Jährlich wird der Verein von einem
Wirtschaftstreuhänder bis ins kleinste
Detail geprüft, Voraussetzung dafür, dass
die Nepalhilfe Tirol vom Finanzamt den
„Spendenbegünstigungsbescheid“ erhalten
hat. Damit, und das ist keine Selbstverständlichkeit,
sind alle Spenden steuerlich
absetzbar.
Das Sherpa-Projekt
Bekannt ist Wolfgang Nairz wohl auch für
sein Sherpa-Projekt, welches die Nepalhilfe
Tirol vor knapp 20 Jahren gestartet
hat. Rund 20 Frauen und Männer aus
Nepal können dabei jährlich in Tirol lernen,
wie es ist, eine Hütte zu führen. Da
geht es um Hygiene, um Bevorratung, die
richtige Lagerung, handwerkliche Dinge,
die Küche oder den Kontakt mit den Gästen.
„Leider gibt es dafür in Tirol nur ein
sehr kleines Kontingent, von der Nachfrage
her könnte ich jährlich locker hundert
Nepali unterbringen.“ Wenn Sie also
auf der Franz Senn Hütte, der Amberger
Hütte, dem Taschachhaus oder am Solstein
Haus Beschäftigte aus Nepal sehen,
wissen Sie, dass diese hier Hüttenbewirtschaftung
lernen.
Im Frühjahr 2015 erschütterten mehrere
schwere Erdbeben Nepal. An die 9 000
Menschen starben, zigtausende wurden
teils schwer verletzt, die Sachschäden
und Verwüstungen waren enorm. „Nach
dem Erdbeben haben wir sehr viele Spenden
bekommen, damit konnten wir auch
große Projekte umsetzen“, erinnert sich
Nairz. Gemeinsam mit der Stiftung von
Reinhold Messner und anderen Spender*innen
wurde das fast komplett zerstörte
„Kunde Hospital“ von Ed Hillary neu
aufgebaut – eine Viertel Million Euro floss
dabei in die Region. Ein ähnlich großes
Projekt war der Neubau einer erdbebensicheren
Schule für 350 Kinder nördlich
der Hauptstadt Kathmandu – mit Kosten
von nahezu 200.000 €.
Rasche Hilfe aus Tirol gab es auch in Form
von Hilfspaketen. „Wir haben Lebensmittelpakete
zusammengestellt, wovon eine
Familie einen Monat lang leben kann. Die
rund 100.000 € dafür kamen ausschließlich
aus Spenden von Firmen und Privatpersonen.“
Außerdem wurden viele Kulturdenkmäler
wieder aufgebaut, Klöster etwa
oder Chörten, die in Nepal einfach zum
Leben, zum Alltag dazugehören.
Ed und Peter Hillary
Und was verbindet Hillary und Nairz sonst
noch? Um die Jahrtausendwende begleitete
der Innsbrucker Nairz den Neuseeländer
Edmund Hillary auf einer Vortragsreise
quer durch Österreich. Dabei hatten
die beiden zweifelsohne genügend miteinander
zu besprechen. Deutlich dramatischer
gestaltete sich indes rund 20
Jahre früher, nämlich im Herbst 1979,
das zufällige Zusammentreffen Nairz’
mit Peter Hillary, dem Sohn von Ed, auf
der Ama Dablam. Gemeinsam mit drei
anderen Neuseeländern versuchte Peter
Hillary den für die Sherpas „Heiligen Berg“
über die äußerst schwierige Westwand
zu besteigen, als sich plötzlich eine Eislawine
löste und die Bergsteiger mitriss.
Eine Person kam dabei ums Leben, die
anderen – auch Peter Hillary – wurden
schwer verletzt. Wolfgang Nairz befand
sich damals mit Reinhold Messner und
Oswald Oelz im Basislager und organisierte
sofort eine Rettungsaktion, die ein
letztendlich glückliches Ende nahm.
Heuer im Oktober wird Nairz abermals
das Flugzeug nach Nepal besteigen, das
insgesamt nun 104. Mal. Selbstverständlich
auf eigene Rechnung. Neben einem
kleinen Trekking wird er dabei auch das
jüngste Projekt der Nepalhilfe Tirol besuchen,
das Elderly Care Center im unteren
Khumbu Gebiet, eine Art Seniorenheim
auf Nepalesisch. Erst kürzlich wurde dort
eine Solardusche aufgestellt, finanziert
über Spenden aus Tirol. „Wir konzentrieren
uns ganz bewusst auf Projekte
im Gesundheits- und Sozialbereich, auf
die Hilfe zur Selbsthilfe. Gießkannenartig
etwas zu verteilen, ist nicht unsere
Sache.“
Die Nepalhilfe Tirol
nepalhilfe-tirol.at
Die Nepalhilfe Tirol ist ein Verein
zur Förderung medizinischer und
sozialer Projekte in Nepal. 2003 in
Innsbruck gegründet soll vor allem
Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.
In diesem Sinne tragen sich
einige wichtige Projekt bereits
selbst, andere werden noch mitfinanziert:
die Kaffeefarm, das
Ofenprojekt, ein Aufforstungsprojekt
in Langtang und im Khumbu,
ein Projekt für beeinträchtigte
Menschen, der Bau von Schulen,
die Renovierung von Spitälern,
Covid-Soforthilfe mit Hilfspaketen
oder das Sherpa-Projekt auf
Tiroler Hütten.
Am 10. November findet im Innsbrucker
Metropol Kino die Premiere
zum jüngsten Film von Reinhold
Messner statt. Eine filmische Aufarbeitung
der Manaslu Expedition
vor 50 Jahren. Der Reinerlös
kommt der Nepalhilfe Tirol zugute.
94 GemNova.Menschen
GemNova.Menschen
95
Der rote Faden
VON REINHOLD OBLAK
„Du willst mit mir reden, über mich ein Portrait schreiben? Aber ich hab ja
überhaupt nichts zu sagen, kein besonders spannendes Leben.“ Jeder Mensch
ist einmalig, jede Person hat eine ganz eigene, unverwechselbare Geschichte,
so meine Antwort. Und jede Person ist es wert, näher betrachtet zu werden.
Nachstehend also die Geschichte von Ieva Matiukaite, 31, aus Litauen.
Und die ihres roten Fadens.
Die gebürtige Litauerin Ieva Matiukaite in
Innsbruck: „Ich stehe nun nicht vor, sondern
hinter der Kamera. Aber das passt für mich
auch sehr, sehr gut.“ (© GemNova)
„
„Ich hab zwar Deutsch
studiert, spreche die
Sprache recht gut, doch in
der Wildschönau hab ich fast
nichts verstanden.“
Denken Sie mal kurz nach. Gibt es in
Ihrem Leben einen roten Faden? Also
etwas, von dem Sie bereits als Kind, als
Jugendliche überzeugt waren, es einmal
zu erreichen? Natürlich mit Verzweigungen,
Abbrüchen, mit neuen Wegen, Verzögerungen,
Zwischenfällen.
Ieva Matiukaites roter Faden trägt den
Titel einer Krimiserie: Alarm für Cobra 11.
Als Kind schon, damals noch in Litauen,
im 10.000-Seelen-Städtchen Anyksciai,
bei Mama und Papa zu Hause, konnte sie
es kaum erwarten, diese deutschsprachige
Krimiserie im Fernsehen anzusehen.
Die Handlung: seicht und belanglos, austauschbar,
wie eben bei fast jeder Serie.
Doch Ievas Traum war ein anderer: „Ich
wollte möglichst schnell Deutsch lernen,
dann Schauspielerin werden, nach
Deutschland ziehen, um bei Cobra 11 mitzuspielen.“
Von Vilnius nach Heidelberg
Ieva ist ein Silvesterkind, geboren am 31.
Dezember 1990 in Anyksciai, im Nordosten
von Litauen. Die Mama arbeitet im
örtlichen Standesamt, der Papa besitzt
ein Juweliergeschäft, guter Mittelstand
eben. Bis nach der Matura bleibt Ieva zu
Hause, danach, mit 18 Jahren, zieht sie
zum Studium in die gut 100 km entfernte
Hauptstadt Vilnius. „Ich hab Deutsch
und Pädagogik studiert, wollte möglichst
schnell nach Deutschland.“
Noch während des Studiums öffnet sich
für sie ein Fenster: „Ich durfte für ein Auslandssemester
nach Heidelberg, an die
pädagogische Hochschule. Dort wurde mir
angeboten, im Sommer litauische Landeskunde
zu unterrichten. Natürlich hab ich
sofort ja gesagt.“ Der rote Faden beginnt
plötzlich viel kräftiger zu leuchten.
Unterm Jahr studiert sie in der litauischen
Hauptstadt Vilnius, im Sommer
lebt, unterrichtet, kellnert sie in Heidelberg.
„Ich hatte dort schon einige Freundinnen,
gleichzeitig mein großes Ziel vor
Augen: nach Köln zu kommen, wo Cobra 11
gedreht wird“, fügt sie mit einem Schmunzeln
hinzu. 2015 schließt Ieva ihr Studium
in Litauen ab, um danach nach Heidelberg
zu ziehen.
Ievas roter Faden scheint gut ausgerollt
zu sein. Die eingeschlagene Richtung
stimmt, die ersten Ziele sind bereits
erreicht. Doch wie es im Leben so spielt,
kommt dann plötzlich alles ganz anders,
der Faden verheddert sich, wird zum
Labyrinth.
Von Heidelberg in die Wildschönau
Die Wildschönau ist ein naturbelassenes
Dorf im Osten Tirols. Drei Jahrhunderte
lang wurde hier Silber und Kupfer abgebaut,
erst im 19. Jahrhundert wurde der
Bergbau mangels Rentabilität geschlossen.
1911 wurde durch die Kundler Klamm
eine Straßenverbindung
ins Inntal gebaut
– heute ist diese nur
mehr ein Wander- und Radweg. Und angenehm
kühl, wenn es im Inntal draußen
weit über dreißig Grad hat. Doch was hat
das mit Ieva zu tun?
Auch diese Geschichte beginnt in Litauen,
am Flughafen von Vilnius, im Winter
2017. Ieva wollte von dort nach Frankfurt,
ein junger Mann nach München. Technischer
Probleme wegen hieß es für beide
über Warschau zu fliegen. Und dort auf
den jeweiligen Anschlussflug zu warten.
„Bei dieser Warterei sind wir eben ins
Gespräch gekommen, haben uns näher
kennengelernt.“ Zwei rote Fäden treffen
sich, beginnen sich zu verbinden . . .
Monate später findet sich Ieva an der Seite
von Gerhard mitten in der Wildschönau
wieder. Er lebt hier, sie zieht zu ihm.
„In den ersten Wochen hatte ich richtige
Angst das Haus zu verlassen. Ich hab
zwar Deutsch studiert, spreche diese
Sprache auch recht gut, doch in der Wildschönau
hab ich fast nichts verstanden.
Wenn Gerhard mit seinen Freunden im
Dialekt geredet hat, hab ich ganz wenig
mitbekommen.“
Von der Wildschönau nach Innsbruck
Die Wildschönau ist zwar wunderschön,
recht abgeschieden, aber was soll Ieva
hier den ganzen Tag tun? Den örtlichen
Dialekt zu lernen bringt nicht viel, oder
glauben Sie, dass bei Cobra 11 im Unterländer
Kauderwelsch parliert wird? Ieva
beginnt in Innsbruck Medien- & Kommunikationswissenschaft
zu studieren, pendelt
dafür täglich fast drei Stunden zwischen
den beiden Orten. Im Frühjahr
2020, am Beginn des ersten Corona-
Lockdowns, schließt sie ihr Masterstudium
erfolgreich ab.
In dieser Zeit beginnt sie außerdem ein
Praktikum beim Privatsender Tirol TV,
wird schon wenig später fix angestellt.
Langsam schmeckt sie ins Fernsehen hinein,
gestaltet die ersten Beiträge, lernt den
Job einer Videojournalistin besser kennen,
nimmt ihren roten Faden wieder auf.
Im Sommer 2020 zieht sie von der Wildschönau
nach Arzl, lernt auch ihren neuen
Freund kennen. „Benjamin wohnt in Inzing,
wir wollen unbedingt zusammenziehen.
Aber die Mietpreise sind hier so hoch.“
Tirol war in der Vergangenheit ein besonders
konservatives Land, immer den eigenen
Kirchturm ganz fest im Fokus. Erst in
jüngster Zeit begannen neue Pflänzchen
zu wachsen, auf den unterschiedlichsten
Ebenen. „Am Anfang hab ich mich damit
schon etwas schwer getan, einfach weil
ich selbst eine sehr offene, empathische,
neugierige Frau bin. Ich komme ja aus
Litauen, also aus Osteuropa. Einige hier
in Tirol meinten, ich sei ein Wirtschaftsflüchtling,
aber das ist natürlich ein Blödsinn.
Ich hab eine profunde Ausbildung,
hab hier meinen Freund, meine Freundinnen.
Die Welt ist groß und bunt, ich will
einfach ein Teil davon sein.“
Vor und hinter der Kamera
Seit Anfang des Jahres arbeitet Ieva bei
der erlebnis.film, einem Tochterunternehmen
der GemNova, die Menschen
aus rund dreißig verschiedenen Nationen
beschäftigt. „Dieses weltoffene, internationale
Team, diese Offenheit, diese Kreativität,
diese unbändige Lust von Allen Neues
zu lernen. Eine ganz tolle Atmosphäre, ein
großartiges Klima.“ Ieva bedient nun die
Kamera, macht den Schnitt, organisiert,
plant, arbeitet an Livestreams mit, ist
auch redaktionell tätig, gestaltet Beiträge.
Sie erinnern sich noch an den Anfang
dieser Geschichte, an Ievas roten Faden?
An ihren Wunsch als Schauspielerin bei
Cobra 11 vor der Kamera zu stehen?
Gut, aus Köln wurde Innsbruck. Von der
Lebensqualität her deutlich besser. Cobra
11 findet nach wie vor im Fernsehen statt,
doch mit der Kamera hat Ieva nun tagtäglich
zu tun. „Ich stehe nun nicht vor,
sondern hinter der Kamera.“ Kurze Nachdenkpause.
„Aber das passt für mich auch
sehr, sehr gut.“ Schauspielerin kann sie ja
trotzdem noch werden.
96 GemNova.Menschen
GemNova.Menschen
97
Vereinbarkeit
betrifft uns alle
Die GemNova bietet ihren Kundinnen und
Kunden ein vielseitiges Leistungsangebot.
Genauso vielschichtig sind auch die
Charaktere und Qualitäten der über 600
Menschen im Unternehmen. Dabei bilden
die gemeinsamen Werte das Herz der
GemNova. Die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf spielt hier eine zentrale Rolle.
Aus diesem Grund hat sich die GemNova
für die Zertifizierung „Beruf & Familie“
entschieden. Dabei sollen gemeinsam
erarbeitete Maßnahmen im Unternehmen
verstärkt umgesetzt werden.
VON ANGELIKA RAFETZEDER
Eva-Maria &
Andreas
„GemNova ist ein wunderbarer Arbeitgeber, weil es in der Firma ein großes WIR-Gefühl
gibt. Ich habe schon bei anderen Firmen gearbeitet, aber so war es bisher noch nie. Als
meine Tochter 2021 operiert werden musste, wurden wir von der GemNova unterstützt,
wo es notwendig war; das ist wirklich KEINE Selbstverständlichkeit. Es fühlt sich fast wie
eine Familie an. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist praktisch zu 100 % gegeben.
Gerade in der Freizeitbetreuung und Schulassistenz kann man einem Beruf nachgehen
und sich dann während der Ferien der Familie widmen.“
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
bedeutet für uns nicht nur ausreichend
Zeit mit den Kindern verbringen zu können.
Vielmehr müssen sämtliche familiären
Lebenssituationen berücksichtigt werden,
von der Pflege der Angehörigen bis hin zu
einem ausgewogenen Beziehungsleben. Nur
wer eine Balance zwischen all diesen Bereichen
findet, kann sich mit voller Energie
den beruflichen Aufgaben widmen. Kolleginnen
und Kollegen aus den verschiedensten
Bereichen der GemNova erläutern hier, was
sie an der GemNova schätzen und wie sie
persönlich Beruf und Familie vereinbaren:
„Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt,
dass es mir sehr wichtig ist, wofür ich meine
Ideen und meine Energie einbringe, und als
Bewohner einer Tiroler Gemeinde kann ich
mir schwerlich etwas Besseres vorstellen
als die Tiroler Gemeinden zu unterstützen.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass man
bei der GemNova etwas bewegen kann –
es gibt keine starren Strukturen, sondern
viel Frei- und Spielraum, um sich zu entfalten,
Fragen zu stellen und etwas Neues
zu schaffen. Die technische und organisatorische
Möglichkeit, zwischendurch auch
im Home-Office arbeiten zu können, ist ein
wertvolles Angebot. Meine gesamte tägliche
Pendelzeit beträgt immerhin 1,5 Stunden.
Wenn der Arbeitsplatz gelegentlich nur 10
Schritte entfernt ist, macht das schon einen
großen Unterschied. Ich schätze auch die
relativ freie Zeiteinteilung sehr. Es gibt Tage,
an denen fuchst es einfach, und wenn man
am nächsten Tag nochmal frisch über die
Thematik nachdenkt, löst sich der Knoten
manchmal deutlich leichter.“
Martin
Manuel
Manuel Scheiber,
Koordinator im GemNova Bildungspool
„Als junge Familie (aber vor allem ich als
frisch gebackener Vater) profitierten wir
enorm davon, dass ich die Möglichkeit hatte,
den sogenannten „Papamonat“ zu nehmen
und wir so nicht nur wertvolle Zeit gemeinsam
verbringen, sondern wir uns auch in
dieser neuen Situation zurechtfinden konnten.
Aber auch die Arbeit von zuhause bietet
eine gewisse Flexibilität und lässt mich ein
Stück mehr am Familienleben teilhaben.“
Diana
„Bei der GemNova gefällt mir der wertschätzende
Umgang, die Möglichkeit, eigenverantwortlich
agieren zu können und die
flachen Hierarchien. Man ‚gestaltet mit‘ und
das ist kein Slogan bzw. eine leere Worthülse,
sondern gelebte Wirklichkeit. Bei
uns in der Akademie hat man die Möglichkeit,
die Arbeitszeit bis zu einem gewissen
Maß selbst einzuteilen. Mir persönlich
wird dadurch zum Beispiel ermöglicht, dass
ich meine Nachmittage freihalte. Auch für
familiäre Angelegenheiten hat man stets
Verständnis.“
Monika Kopp, Kurskoordinatorin Tiroler
Unterland bei der GemNova Akademie
„Ich bin Mutter von vier Kindern im Alter
von vier bis zehn Jahren und weiß, dass
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
meist ein schwieriges Thema darstellt.
Da die Arbeitszeit flexibel an den eigenen
Bedürfnissen angepasst werden konnte,
wurde es mir ermöglicht, die notwendige
Zeit für die Familie bereitzustellen.“
Diana Hauser,
Freizeitpädagogin an der VS Flirsch
Monika
Eva-Maria Dainelli und Andreas Dainelli, beide Schulassistenzen in Innsbruck
Martin Schonger,
Jurist im Bereich Infrastruktur & Recht
Neue Heimat für 3 Familien
IMPRESSUM:
Herausgeber, Medieninhaber und
Verleger: GemNova Dienstleistungs
GmbH | Adamgasse 7a, A-6020 Innsbruck,
office@gemnova.at, +43 (0) 50
4711, www.gemnova.at, © 2022. Herstellung
und Druck: Alpina Druck
GmbH, www.alpinadruck.com. Auflage:
12.300 Stück. Anzeigenverkauf:
Mag. Bernhard Müssiggang, www.
bmw-agentur.at. Projektverantwortung:
Angelika Rafetzeder, MA.
Konzept: Mitspieler – Kommunikation
& Gestaltung, www.mitspieler.
at. Gestaltung und Layout: Nathalie
Kirchler, Melanie Hendl-Höller.
Textkorrekturen: Natalie Nagl, MA.
Redaktionsschluss: 21.09.2022.
Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete
Artikel sind bezahlte
Informationen und fallen nicht in die
Verantwortlichkeit der Redaktion. Für
Satz- und Druckfehler übernehmen
wir keine Haftung.
Die GemNova bemüht sich um eine
gendersensible Sprache in all ihren
Texten. Dies umfasst die Ansprache
nicht nur des männlichen und
weiblichen Geschlechts, sondern
auch des dritten Geschlechts. Dies
sind Personen, die sich nicht in das
binäre Geschlechtssystem „männlich“
und „weiblich“ einordnen lassen
(wollen).
Die NEUE HEIMAT TIROL revitalisierte das denkmalgeschützte Widum in
Spiss und errichtete eine Wohnanlage mit 3 Mietwohnungen. Der Heizwärmebedarf
für die Wohnungen beläuft sich lt. Energie ausweis auf
ca. 11,1 kWh/m 2 a.
Die NEUE HEIMAT TIROL dankt dem Land Tirol für die Fördermittel aus
der Wohnbauförderung und der Dorferneuerung, der Regio L für die
Regionalförderung, dem Bundesdenkmalamt und der Gemeinde Spiss
für die ausgesprochen gute Zusammenarbeit und den Planern und
ausführenden Firmen für die hervorragende Arbeit und termingerechte
Fertigstellung.
Wir wünschen den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern viel
Freude und Zufriedenheit in ihrer „Neuen Heimat“.
Finanzierung: Hypo Niederösterreich
Derzeit bauen wir in 21 Gemeinden
St. Johann
Reutte
Wörgl
Jenbach
Ehenbichl
Jochberg
Mieming Innsbruck
Rum
Schönwies Polling
Kematen
Sistrans
Gerlos
Pettneu a. A.
Mutters
Serfaus
Kappl
Sölden Finkenberg
Kaunertal
Wir danken den bauausführenden Firmen
Architektur: DI Harald Kröpfl, Landeck · Bauphysik: Fiby ZTGmbH, Innsbruck · Generalunternehmerarbeiten:
Hilti & Jehle GmbH, Ried im Oberinntal · Planung Elektro: Ing.
Georg Schwienbacher, Landeck · Planung Haustechnik: Ruetz Ingenieurbüro, Grins · Statik:
tragwerk zt GmbH, Zams
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