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277.TIROL - November 2022

277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022

277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022

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QUO VADIS, GEMEINDE?

Die Zukunft der Tiroler Gemeinden

INTERKOMMUNALE

ZUSAMMENARBEIT

IN VORARLBERG

Interview mit Andrea Kaufmann,

Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbandes

AUSGABE 8 | NOVEMBER 2022

CHANCENGERECHTIGKEIT ALS

CHANCE FÜR ALLE

Kinderschutz und Gewaltprävention


Zusammenfinden

Unternehmen benötigen geeignete Standorte und Gemeinden sind

auf wirtschaftlich gesunde Betriebe angewiesen.

EISENKIES Immobilien und Projektentwicklung GmbH hat als

Gewerbe-Projektentwickler die Anforderungen des anzusiedelnden

Unternehmens mit den Vorstellungen der jeweiligen Gemeinde in

Einklang zu bringen und zusammenzuführen.

STANDORTKONZEPT

NUTZUNGSKONZEPT

PROJEKTENTWICKLUNG

IMMOBILIENVERWERTUNG

Ein Unternehmen der EISENKIES GRUPPE

eisenkies-immobilien.at


4 GemNova.inside

GemNova.inside

5

Wir alle sind

Gemeinde!

Unter diesen Slogan haben wir vor zwei Jahren unser Unternehmen gestellt.

Es soll eine Botschaft nach innen, aber auch nach außen sein. Es

soll heißen, dass wir alle Teil einer Gemeinde und damit einer Gemeinschaft

sind. Es soll heißen, dass wir alle unser Tun auf einen gesellschaftlichen

Mehrwert ausrichten sollten. Wir sollten bei all unserem

Handeln stets überlegen: Welchen Beitrag kann ich in meiner Gemeinde

leisten, wie kann ich meine Mitmenschen unterstützen und den kommunalen

Lebensraum mitgestalten?

Weg von der Ich-Bezogenheit, hin zu

einem Miteinander und Füreinander. Der

große Hype um die Ich-AG und ähnliche

Bewegungen hat uns zusehends in Sackgassen

manövriert und war unserer Überzeugung

nach eine falsche Entwicklung.

Nur noch sich in den Mittelpunkt zu stellen,

mag kurzfristig für die ein oder anderen

erfolgreich sein, führt aber langfristig

dazu, dass die Zahl der Verlierer*innen

steigt und dass die Rücksichtnahme auf

andere sinkt. Diese Sichtweise fördert

Narzissmus und damit Selbsterhöhung:

„Ich bin gut, alle anderen sind schlecht.“

Diese Sichtweise fördert aber auch mangelnde

Selbstreflexionsfähigkeit: „Wenn

es mir nicht gut geht, sind alle anderen

Schuld. An mir kann es nicht liegen.“

Auch der politische und gesellschaftliche

Diskurs ist zwischenzeitlich stark davon

geprägt und verändert unsere Gesellschaft

nachhaltig. Wir denken nicht, dass

dies die Zukunft sein kann.

Deshalb stellen wir das Miteinander

in den Fokus unserer Arbeit und auch

in den Mittelpunkt dieser Ausgabe von

277.TIROL. Dabei versuchen wir den Themenkomplex

aus vielen Blickrichtungen

zu analysieren und darzustellen. Gerade

im kommunalen Umfeld wird es immer

wichtiger miteinander zu arbeiten. Sei es

über die Gemeindegrenzen hinweg mit

anderen Gemeinden. Sei es, indem man

die Bürger*innen mehr in Entscheidungsprozesse

involviert. Oder sei es natürlich

auch, indem man die vorhandenen Strukturen

einer „zweiten Ebene“, wie es die

GemNova für die Gemeinden ist, intensiver

nutzt.

Wir freuen uns über mehr Zusammenarbeit

und Gemeinschaftssinn und freuen

uns auch über Ihre Meinung dazu!

Alois Rathgeb

Niki Kraak


INHALT

GemNova.inside

04 Wir alle sind Gemeinde!

DOSSIER

08 Quo vadis, Gemeinde?

14 Gemeinsam die Zukunft

verwalten

16 Interkommunale Zusammen

arbeit in Vorarlberg

28 Langsam wird es kälter

20 Gemeinsam erfolgreich

bauen

22 Planungsverband Innsbruck

und Umgebung

26 Bürger*innenbeteiligung

tirol.digital

28 Mit sauberen Daten bares

Geld sparen

30 Weniger verwalten mehr

betreuen mit Sokrates KiB

tirol.modern und innovativ

32 Veränderung braucht Zielsetzung

und Management

34 Aufbauorganisation

36 Multilokalität

tirol.hat Recht

38 Beschaffung von „sauberen“

Straßenfahrzeugen

40 Haftungsfalle Gemeinde

tirol.politik

42 Jetzt ist Zusammenarbeit

gefragt

44 Junge, frische Gesichter

tirol.ist schön

49 Gemeinschaft leben

tirol.kulturell

57 Reformen, Innovationen,

Änderungen Ja...

58 Tirol im Herbst 2022: Ein

kleiner Marktführer

60 Annäherung an Ezra Pound

62 Empfehlungen für den

Bücherherbst

tirol.denkt weiter

67 Schon gehört?

68 Die Tiroler Gemeinden bekommen

Unterstützung im

Bereich Kreislaufwirtschaft

tirol.wissen

70 Wasser hat viele Gesichter

im Defereggental

72 Ein Frosch erforscht das

Wasser

tirol.sportlich und gesund

76 Der Nabel der Bergwelt

tirol.bildet

78 Vom EINzelnen Gedanken

zu GEMeinsam Ferien

80 Chancengerechtigkeit als

Chance für Alle

83 Mehr Raum für Entfaltung

84 ... und zur Preisverleihung

ging‘s nach Italien

tirol.bunt und vielfältig

86 Müssen wir wirklich so viel

über mich reden?

92 Hillary ist das große Vorbild

GemNova.Menschen

94 Der rote Faden

96 Vereinbarkeit betrifft uns

alle

MOBILITÄT

WOHNRAUM

KINDERBETREUUNG

TEUERUNG

GESUNDHEIT

BÜROKRATIE

BÜROKRATIE

FINANZIERUNG

GESUNDHEIT

ROHSTOFFE

KRISEN

PERSONALMANGEL

PFLEGE

PFLE

KRIEG

TEUERUNG

PERSONALMANG

TEUERUNG

DOSSIER

Herausforderungen GEMEINSAM meistern


8 DOSSIER

DOSSIER

9

uo vadis?

Quo vadis,

Gemeinde?

Die Tiroler Gemeinden stehen am Scheideweg. Die Welt hat sich gerade in den

letzten Jahren merklich verändert. Dieser Wandel wird an Geschwindigkeit noch

zunehmen. Für die Tiroler Gemeinden bedeutet das, Lösungen und Antworten zu

finden – nicht nur für den Moment, sondern für die kommenden Jahre.

Alois Rathgeb, Unternehmensverantwortlicher der GemNova, im Interview zu

Kooperationen, Zusammenarbeit auf verschiedensten Gebieten, Personal, Finanzen

und generell zum Thema Zukunft der Tiroler Gemeinden.

Jan Schäfer: Alois, generell gefragt:

Was ist für dich Zukunft?

Alois Rathgeb: Nun, Zukunft ist etwas, was

es noch nicht gibt. Sie ist eine Vorstellung

in unserem Kopf, die wir aufgrund unseres

Wissens und unserer Erfahrungen heute

erzeugen. Zukunft beinhaltet Veränderung

und ist ständig in Bewegung, weil

sie sich nicht fixieren lässt. Daher bietet

sie Chancen und Möglichkeiten, die es zu

nutzen gilt.

Was bedeutet das für unsere Gemeinden

in Tirol?

In den letzten Jahren haben wir viele

Erfahrungen gesammelt – nicht zuletzt

durch den Prozess der „Agenda 2030“.

Dadurch sind wir in der Lage abzuschätzen,

wohin die Reise der Gemeinden geht.

Fakt ist, die Rahmenbedingungen verändern

sich massiv und leider nicht zugunsten

der Gemeinden. Allerdings besteht

jetzt noch die Chance aktiv einzugreifen.

Wird diese Chance vertan, ist die Gefahr

groß, dass Gemeinden ihre Eigenständigkeit

verlieren. Das heißt: Keine eigenen

Entscheidungen mehr zu treffen, sondern

diese durch „irgendwen anders“ treffen

zu lassen. Das kann nicht im Interesse

und im Verständnis der Gemeindeautonomie

sein.

Das sind finstere Aussichten. Aber ist

das wirklich so dramatisch und keine

Schwarzmalerei?

Nein, leider nicht. Wir bekommen das

durch viele Gespräche und durch unsere

tägliche Arbeit in den Gemeinden bei

diversen Projekten mit. Es spitzt sich

immer mehr zu und der Druck wächst. Es

ist nur eine Frage der Zeit, bis es irgendwo

„knackt“.

Was heißt das konkret? Kannst du

Beispiele nennen?

Die Herausforderungen, vor denen die

Gemeinden stehen, lassen sich in vier

Themenbereiche unterteilen. Ein sehr

zentrales Thema wird die Personalfrage

sein. Finden wir überhaupt noch Personal

und wie können wir dieses an die

Gemeinde binden? Hier wird es wichtig,

dass sich Gemeinden mit ihren Organisationsstrukturen,

mit Eigenorganisation

und Themen des „New Work“ auseinandersetzen.

Letztens wurde bei einem Vortrag

von der „kreativen Bürokratie“ gesprochen.

Das gefällt mir sehr gut, darüber

sollte man nachdenken, was das heißen

kann, damit beschäftigen wir uns viel. Es

benötigt sicherlich neben Kreativität

auch Mut, Dinge neu zu denken, bis zu

einem gewissen Grad radikal neu zu denken.

Auch die Ausbildung muss sich hier

den künftigen Anforderungen anpassen,

da Berufseinsteigerinnen und -einsteiger

schon heute nicht mehr bis zur Pension

im Amt bleiben. Damit einhergehend stellen

sich einige Fragen: Wie kann Wissen

dokumentiert werden? Wie kann es weitergegeben

werden und wie verhindern

wir den sogenannten „Brain Drain“? Wir

alle sind mobiler geworden, wechseln häufiger,

haben vielschichtige Interessen, die

sich ebenfalls verändern. Dem muss auch

die Verwaltung künftig Rechnung tragen.

Die kreative

Bürokratie

Kommunale Zukunft

denken

Es gibt viele Menschen in Politik

und Verwaltung, die sich

der Herausforderungen der

Gemeinden bewusst sind. Wir

laden Sie ein mit uns gemeinsam

an dieser Zukunft zu

arbeiten. Im Zuge des KI-Lab

– Kommunales Innovationslabor

– werden wir uns diesen

Herausforderungen widmen

und stellen. Wenn Sie Interesse

haben, Teil davon zu werden,

melden Sie sich bei mir

unter a.rathgeb@gemnova.at


OOPERATION

Der nächste Punkt ist der stetig zunehmende

Berg an Aufgaben, die Gemeinden zu

erfüllen haben. Als Beispiele seien die Kinderbetreuung,

Gesundheitsthemen, sozialer

Friede sowie die Freizeitwohnsitz- und die

Leerstandsabgabe genannt. Und, wie es

unser Kollege Georg Keuschnigg nennt, das

Ad-hoc-Management von Krisen wie Corona.

Das waren vor 25 Jahren noch keine

Themen. Sieht man das positiv, so werden

die Gemeinden in Zukunft besonders hier

eine Schlüsselrolle spielen. Diese Zunahme

an Aufgaben führt aber automatisch zu

mehr Ressourcennotwendigkeit und das

spießt sich mit vielen Themen, sei es eben

mit dem Thema Personal aber natürlich

auch dem Finanzthema.

Damit wären wir schon beim nächsten Thema:

die Gemeindefinanzen. Unser Präsident,

Ernst Schöpf, formuliert es sehr treffend:

„Der Bund wälzt immer mehr Aufgaben an

die Gemeinden ab. Er vergisst nur vielfach

das notwendige Geld dafür mitzuschicken.“

Besser kann man es nicht auf den Punkt

bringen. Die Aufgaben steigen, die Finanzen

halten nicht Schritt. Wir haben in den

nächsten Jahren riesige Investitionen in der

Sanierung von Wasser- und Abwasserleitungen

zu erwarten und die künftigen Herausforderungen,

z. B. in der Kinderbetreuung,

verlangen von den Gemeinden hohe Investitionen

in die Sanierung, die Errichtung und

Erhaltung von Infrastruktur.

In diesem gesamten Zusammenhang ist

der vierte Aspekt „Recht“ zu erwähnen.

Nicht nur weil es immer mehr Gesetze

und Verordnungen gibt (siehe z. B. Freizeitwohnsitzabgabe

und Leerstand), sondern

die Bürgerinnen und Bürger sich bei rechtlichen

Fragestellungen zunehmend besser

zu helfen wissen. Sie informieren sich, was

ihr Recht ist, und infolgedessen kommt es

vermehrt zu Rechtsstreitigkeiten. Für die

Gemeinden geht es dabei um Haftungsfragen,

Rechtssicherheit und um Geld.

Die Breite der betreffenden Rechtsmaterien

ist dabei fachlich auf kommunaler

Ebene nicht mehr bewältigbar und spießt

sich selbstverständlich wiederum mit der

Personal- und Finanzproblematik.

Du hast die Aufgaben der Gemeinde

angesprochen. Ist die Aufgabenteilung

in den Gemeinden mit Blick auf

die Zukunft zu überdenken?

Ja. Wenn man sich die Arbeit der Bürgermeisterinnen

und Bürgermeister sowie

der Verwaltung anschaut, so erledigen

Erstere immer mehr Verwaltungsarbeit.

In der Verwaltung selbst bestimmt die

Kleinteiligkeit den Alltag. Das belastet

so, dass kaum noch Ressourcen für die

eigentliche Arbeit – also strategische,

zukunftsgerichtete Gemeindeentwicklung

– übrig bleiben. Bildlich gesprochen:

Ein Finanzverwalter ist beispielsweise

nicht der Oberbuchhalter einer Gemeinde,

stattdessen sollte er sich um die Finanzen

kümmern, Budgets erstellen, Finanzierungsmodelle

aufstellen und natürlich

die Bürgermeisterin beraten, damit Raum

zum Gestalten und nicht nur zum Verwalten

bleibt. Aber in genau die umgekehrte

Richtung laufen wir seit Jahren und das

wird sich aufgrund von fehlendem Personal

noch steigern. Auf der anderen Seite

sind die Gemeinden ein immer wichtiger

werdender Dreh- und Angelpunkt, um die

gesellschaftlichen Herausforderungen

zu meistern. Genau die Gemeinden sind

es, die nach der Familie die wichtigste

Ebene der Gesellschaft darstellen. Das ist

auch mit ein Grund, wieso ich kein großer

Verfechter von Fusionen bin. Genau die

„Kleingliedrigkeit“ der Gemeinde spannt

das Netzwerk für viele künftige Themen.

Und damit bin ich aus dieser Analyse heraus

beim wichtigsten Punkt. Die Gemeinde

muss sich künftig wieder mehr als

politische Gemeinde und nicht als Verwaltungsgemeinde

verstehen. Wenn ich

politisch meine, dann meine ich nicht nur

die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister

oder den Gemeinderat, sondern auch

die Verwaltung. Diese muss wieder mehr

Zeit finden, sich wirklich um die Anliegen

der Bürgerinnen und Bürger sowie

die Weiterentwicklung der Gemeinde zu

kümmern, anstatt Zettel zwischen Bauamt

und Finanzverwaltung hin- und herzutragen,

weil beide eine andere Software

haben.


Der Sturm wird

immer stärker.

10 DOSSIER

DOSSIER

Macht

nichts,

ich auch.

Pippi Langstrumpf

Also stehen Gemeinden am Scheideweg?

Was wäre zu tun, damit Gemeinden

aus dieser Spirale, die sich

unweigerlich in Richtung Verlust

der Autonomie zu drehen scheint,

herauskommen?

Zunächst muss ein Problembewusstsein

für das, was kommt, entwickelt werden,

denn das wird enorme Auswirkungen

haben – eben dieser von dir angesprochene

Verlust von Autonomie. Vielen Gemeinden

ist noch nicht klar, dass sie sich auf

bestem Weg dorthin befinden. Auf dieser

Basis muss Gemeinde neu gedacht und

entsprechend ausgerichtet werden. Wir

müssen auch ein Out-of-the-box-Denken

zulassen und – wie ich oben schon

erwähnt habe – mutig sein und eine kreative

Bürokratie werden. Daraus folgt

das Handeln, das sich für mich in zwei

wesentliche Punkte unterteilt.

Erstens: Alles, was routinemäßig erfolgt

und automatisierbar ist, sollte unbedingt

digitalisiert werden. Das reduziert Arbeit,

setzt Ressourcen frei und spart Geld. Ferner

werden damit durchgehende Qualität

und freie Spielräume geschaffen. Ich habe

schon öfters von der echten und der sinnvollen

Digitalisierung gesprochen, da sind

wir teilweise noch weit davon entfernt. Mit

den bestehenden Systemen ist das kaum

bis gar nicht zu machen. Nehmen wir nur

wieder die oben angeführte Leerstandsabgabe.

Das wird ein sehr großer bürokratischer

Aufwand werden, wenn das

nicht sauber digital abgewickelt wird.

Dazu benötigen wir moderne Softwarelösungen,

die das umsetzen können. Klar,

hier kommt wiederum unser Kommunalverwaltungsprodukt

„GeOrg“ ins Spiel.

Damit geht das durchgängig, ohne händisch

eingreifen zu müssen und somit

echt und sinnvoll.

Zweitens: Kooperieren in der Region, aber

auch Kooperation durch Auslagern. Die

Tiroler Gemeinden sind ja in der glücklichen

Lage mit der GemNova als ihr eigenes

Unternehmen genau diese Möglichkeit

zu haben.

11


12 DOSSIER

Die GemNova

ist das größte

Kooperationsprojekt,

das es

in Tirol gibt,

und wir haben

in vielen Bereichen

genau diese

Expertise,

um Auslagerung

und Kooperation

möglich zu

machen.

Die GemNova ist das größte Kooperationsprojekt,

das es in Tirol gibt, und wir haben

in vielen Bereichen genau diese Expertise,

um Auslagerung und Kooperation möglich

zu machen. Unser Konzept des Gemeinde-

Service-Centers in den Regionen baut auf

dieser zweiten Ebene der Verwaltung auf.

Dort sollten Themen abgearbeitet werden,

welche die Gemeinden vor Ort nicht

mehr schaffen bzw. welche man auch aus

organisatorischer, rechtlicher und finanzieller

Sicht besser zentraler steuert. Damit

gewinnen Gemeinden wieder Raum für

echte politische Gemeindearbeit. Eines

ist klar. Die Herausforderungen können

wir nur gemeinsam lösen, die Zeiten der

Einzelkämpferinnen und -kämpfer sind

vorbei. Das ist für das Überleben absolut

notwendig und wichtig. Miteinander denken,

miteinander Lösungen erarbeiten und

umsetzen. Ohne Angst vor Machtverlust

oder ähnlichem.

DAS BEDEUTET DEMNACH, GEMEINDEN

MÜSSEN STRATEGISCH DENKEN – UND DAS

IN EINEM GRÖSSEREN, ÜBERGEORDNETEN

KONTEXT. BEISPIELE DAFÜR WÄREN DIE

KINDERBETREUUNG, PFLEGE ODER INFRA-

STRUKTUR, ABER AUCH DIE BUCHHALTUNG,

LOHNVERRECHNUNG UND VIELES MEHR.

Ja, aber dafür muss eben das Bewusstsein

da sein. Die Strategie „a bissl von

eppas“ ist zu wenig. Das funktioniert nicht

mehr. Es nützt nichts, Dinge zu beschönigen

oder wegzuschauen, denn die angesprochenen

Themen werden immer ernster.

Sie werden den Gemeinden die Luft

nehmen, wenn diese jetzt nicht reagieren.

Aber wir brauchen

die Gemeinden als

funktionierende

Ökosysteme, um die

vielen Themen der

Gegenwart und

Zukunft gemeinsam

zu lösen.

UKUNFT

Aber wir brauchen die Gemeinden als

funktionierende Ökosysteme, um die vielen

Themen der Gegenwart und Zukunft

gemeinsam zu lösen. Wir brauchen die

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,

die Gemeinderätinnen und -räte und die

Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter.

Die entscheidende Frage ist nur:

Haben diese Menschen noch die Zeit, die

Ressourcen, sich um die zentralen Fragen

der Zukunft zu kümmern?

Danke für das Gespräch und den Blick

in die Zukunft. Die Gemeinden haben

diese SOMIT selbst in der Hand!

Gemeinde-

Service-

Center

Das Gemeinde-Service-Center

ist eine „zweite Verwaltungsebene“.

Gemeinden lagern

dorthin Tätigkeiten aus, die

sie selbst aus unterschiedlichen

Gründen nicht erbringen

können. Sei es auf Grund fehlender

Ressourcen oder auch

zum Beispiel aus fachlicher

Sicht. Die Politik und die Verwaltung

können sich damit auf

ihre Kernaufgaben konzentrieren

und sichern die Eigenständigkeit

für die Zukunft ab.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE

JAN SCHÄFER

Jan Schäfer ist Experte für Marketing

und Kommunikation. Er unterstützt seit

2020 die GemNova als Gemeindebetreuer

in Osttirol und war zuletzt

maßgeblich an der Entstehung des

Gemeinde ABC’s beteiligt.

Kontakt: j.schaefer@gemnova.at

Wir

vertrauen

einander.

Wir

bleiben wir

selbst.

WIR ALLE SIND GEMEINDE.

Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen

Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen

Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und

Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren

Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,

kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert

handeln und dabei individuelle Wege wählen.


14 DOSSIER

DOSSIER

15

Gemeinsam

die Zukunft

Verwalten

ZUM AUTOR

MAG. MARTIN WEX

Martin Wex ist seit 2019 bei der

GemNova im Bereich Digitalisierung

tätig. Darüber hinaus ist er Landtagsabgeordneter

und Vizebürgermeister von

Schwaz.

Welchen Beitrag zur

Zusammenarbeit kann

die fortschreitende

Digitalisierung in der

Verwaltung leisten?

Manche sehen in der Fähigkeit zur

Zusammenarbeit den Erfolg der

menschlichen Spezies. Ohne Teamwork

wäre ein Mammut nicht gejagt und der

Mond nie betreten worden. Bücher über

Kooperation und Zusammenarbeit, als

Lösungsansatz komplexer Probleme,

und Teams, als flache, selbstverantwortliche

Organisationseinheiten, in

denen alles effizienter, schneller und

innovativer erledigt wird, füllen die

Regale der Managementliteratur. Die

Erfahrung lehrt oft etwas anderes. Wer

sich an Gruppenarbeiten an der Schule

oder während des Studiums erinnert,

weiß um die ungleiche Verteilung der

Aufgaben. Eine Zusammenarbeit (in

Teams) funktioniert daher nur dann,

wenn alles Tun zielgerichtet ist und

auf gemeinsamen Werten, Spielregeln

und sehr viel Disziplin aufbaut. Zusammenarbeit

ist schwierig und eben auch

Arbeit – vor allem in so einem komplexen

System wie der öffentlichen Verwaltung.

Was kann also die Digitalisierung

für die Zusammenarbeit in der

Verwaltung tun?

Historisch gewachsen ist die Verwaltung

immer noch ein sehr statisches und vor

allem hierarchisch gegliedertes System.

Auf dem Weg vom „Vater Staat“ zum

„Partner Staat“ nimmt die digitale

Transformation der Verwaltung daher

eine zentrale Rolle ein. Zurecht ist sie

auch ein zentraler Baustein des „digitalen

Aktionsplans Austria“. Erwartet man sich

durch mehr digitale Services doch auch

mehr Effizienz in den Verfahren, höhere

Nutzungsfreundlichkeit und geringere

Kosten.

Single Sign-On & Once-Only-Prinzip

Mehr noch als in der realen Welt gilt es

bei der Digitalisierung die Spielregeln

der Zusammenarbeit zu beachten. Überhastete

und nicht durchdachte Projekte

enden im Chaos. Einigkeit unter den

Akteuren des eGovernments besteht

jedenfalls bei den übergeordneten Zielen.

Dienste der Verwaltung sollen vorzugsweise

digital und damit 24/7 zur

Verfügung stehen. Alle Angebote sollen

dabei über eine zentrale Stelle zugänglich

gemacht (Single Sign-On) und die Daten

der Nutzer*innen nur einmal erfasst

(Once-Only-Prinzip) werden. Schwieriger

wird es auf den darunterliegenden Ebenen.

Hunderte verschiedene Softwarelösungen,

Zuständigkeiten und Schnittstellen

sind zu standardisieren und in

Einklang zu bringen. Auf Bundesebene

wurden dazu in allen Ministerien eigene

Chief Digital Officers (CDO) eingerichtet.

Eine Funktion, die im „Masterplan

Digitalisierung für Tirols Gemeinden“,

insbesondere für die Zusammenarbeit

unter den Gemeinden und mit dem Land,

für Digitalisierungsfragen vorgeschlagen

wird.

ID Austria

Den Kern (das zeigt der Masterplan ganz

genau) einer effizienten digitalen Verwaltung

bilden „saubere“, d. h. richtige, eindeutige

und vollständige Daten, die in zentralen

Datenbanken (Registern) verwaltet

werden. Der interne Zugriff darauf ermöglicht

es der Verwaltung über Abteilungen

und Hierarchien hinweg, auf denselben

Akt zuzugreifen und ihn zu bearbeiten.

Stichwort: Digitaler Akt. Konsequent weitergedacht

müssen die „Kund*innen“, also

die Bürger*innen und Unternehmen, in

diesen Prozess aktiv miteingebunden werden

und ihnen muss der Online-Zugriff

auf ihre eigenen Daten ermöglicht werden.

Diesbezüglich erweitert das Land

Tirol derzeit seine Plattform portal.tirol.

gv.at unter dem Begriff „SEPL – Service

Plattform Tirol“ konsequent in Richtung

Bürgerportal. Dabei geht es nicht mehr

nur um die Weitergabe von Informationen

wie derzeit über die Land Tirol App, sondern

um den Zugriff auf ganz persönliche

Daten. Voraussetzung dafür wiederum ist

die digitale Identität, die eine eindeutige

und sichere Identifikation der Nutzer*innen

sicherstellt. Die rasche und beinahe

vollständige Verbreitung der ID Austria

muss daher nicht nur im Sinne der Verwaltung,

sondern jedes Einzelnen sein.

Zusammenfassend kann die Digitalisierung

dazu beitragen, Prozesse zu vereinfachen,

zu automatisieren und zu

beschleunigen. Sowohl auf technischer

als auch auf Seiten der Mitarbeiter*innen

und Nutzer*innen bedarf es dazu jedoch

klarer Regeln und das Bewusstsein, dass

die Digitalisierung mehr Chancen als Risiken

bietet.

m.wex@gemnova.at


16 DOSSIER

DOSSIER

17

Interkommunale Zusammenarbeit in Vorarlberg:

„2023 planen wir

einen Masterplan für

Gemeindekooperationen“

Interkommunale

Zusammenarbeit

in Vorarlberg

In der Daseinsvorsorge arbeiten

die Vorarlberger Gemeinden

ähnlich wie die Tiroler in

einer großen Zahl von Gemeindeverbänden

zusammen. Im

Bereich der Gemeindeverwaltung

hat sich in den vergangenen

Jahren viel getan: Die Personalverwaltung

wird von neun

Gemeinden im Dienstleistungsweg

für 79 Gemeinden

(82 %) durchgeführt, acht Baurechtsverwaltungen

betreuen

59 Gemeinden (61 %), sieben

Finanzverwaltungen betreuen

49 Gemeinden (51 %).

Ein Interview mit Bürgermeisterin Andrea

Kaufmann, Präsidentin des Vorarlberger

Gemeindeverbandes

Georg Keuschnigg: Frau Präsidentin, die

Vorarlberger Gemeinden sind bei der

interkommunalen Zusammenarbeit, insbesondere

im Verwaltungsbereich, weiter

als andere Bundesländer. Was wird

konkret umgesetzt?

Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann: Der Vorarlberger

Gemeindeverband ist im Bereich der

interkommunalen Zusammenarbeit schon

seit längerer Zeit aktiv. Seit dem Jahr 2009

ist eine Person mit 50 % für diesen Aufgabenbereich

angestellt. Der Vorarlberger

Gemeindeverband sieht sich dabei in der

Rolle des Anstoßers, des Organisators, er

koordiniert und fördert Kooperationsprojekte.

Ziel ist es, dass die Kooperationen aus

den Regionen herauswachsen. Als zentrale

Zielsetzungen der einzelnen Projekte werden

überwiegend die Rechts- und Vertretungssicherheit

sowie die Steigerung der

Qualität definiert.

Welche Rechtsformen kommen zum Einsatz?

Im Bereich der Kooperationen bieten sich

alle Rechtsformen an. Dies kann von der

Vereinsstruktur über die GmbH bis hin

zum Gemeindeverband reichen. In der Vergangenheit

wurde das Hauptaugenmerk

sehr stark auf Verwaltungsgemeinschaften

gelegt.

Was sind die Stärken und Schwächen

dieser Organisationsmodelle?

Jede Rechtsform hat ihre Stärken und

Schwächen. Ein zentrales Thema ist

aktuell die vorherrschende Rechtsunsicherheit

in Bezug auf die Umsatzsteuerpflicht.

Ein weiteres Thema

zeichnet sich in der Verbindlichkeit

ab. Hier hat sich als die geeignetste

Rechtsform der Gemeindeverband

herauskristallisiert.

Worauf kommt es bei diesen Veränderungsprozessen

Ihrer Meinung

nach an?

In Vorarlberg haben wir sehr gute

Erfahrungen gemacht, die Prozesse

in zwei Phasen aufzuteilen. Phase

I zeichnet sich durch die Ideenfindung

und die Einbindung aller

Anspruchsgruppen aus. Hier wird

der Entwicklungsprozess erarbeitet.

Anschließend werden die Ideen und

Überlegungen als Umsetzungsprojekt

mit konkreten Angaben zu den Kosten

etc. den Gremien zur Beschlussfassung

vorgelegt. Aus dem Entwicklungsprojekt

heraus entsteht in der

Phase II das Umsetzungsprojekt.

© Stadt Dornbirn

Vorarlberger

Gemeinden in

Zahlen

bis

1.000

Einwohner*innen

Ist die Entwicklung dem Grunde nach

abgeschlossen oder gibt es bereits

nächste Projekte?

Der Vorarlberger Gemeindeverband hat

einen Strategieprozess abgeschlossen

und für sich sechs strategische Stoßrichtungen

festgelegt. Eine der Stoßrichtungen

bildet die interkommunale

Zusammenarbeit. Für das Jahr 2023 ist

ein Prozess geplant, der die Entwicklung

eines Zukunftsbildes der Gemeindeverwaltungen

inklusive eines Masterplans

für Kooperationen für das ganze Land vorsieht.

Die Gemeindeautonomie soll erhalten

bleiben und Kleinstgemeinden sollen

auch zukünftig überlebensfähig sein. Dies

wird insbesondere durch Kooperationen

gewährleistet. Gleichzeitig soll zukünftig

verstärkt darauf geachtet werden, bestehende

Kooperationen zu optimieren und

nach Möglichkeit zu standardisieren.

Durch verstärkte und effiziente Kooperationen

sollen zudem auch Freiräume

für die Bürgermeister*innen geschaffen

werden.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE

GEORG KEUSCHNIGG

1.000

bis 2.000

Einwohner*innen

96 Gemeinden

32 Gemeinden 18 Gemeinden 15 Gemeinden

Dipl.-Vw.

Andrea

Kaufmann

Präsidentin des Vorarlberger

Gemeindeverbandes und Bürgermeisterin

der Stadt Dornbirn

1969 in Dornbirn geboren.

Start der politischen Laufbahn

1990. Ab 1995 Stadträtin in

Dornbirn. 2009 bis 2013 Landesrätin

in der Vorarlberger

Landesregierung. Seit 2013

Bürgermeisterin der Stadt

Dornbirn. Seit 2020 Präsidentin

des Vorarlberger Gemeindeverbandes

und seit 2022

Vizepräsidentin des Österreichischen

Gemeindebundes.

2.000

bis 3.000

Einwohner*innen

Zwei Drittel der

Gemeinden verfügen

über weniger als 3.000

Hauptwohnsitze.

In 10 %

der Gemeinden

wohnen mehr als 50 %

der Vorarlberger

Bevölkerung.


18 DOSSIER

DOSSIER

19

Langsam wird

es kälter

Immer mehr Menschen in Tirol sind auf Hilfe angewiesen. Corona, der Krieg in der

Ukraine, die massiven Preissteigerungen. Die Zahl der Bedürftigen steigt massiv

an, langsam wird es in unserer Gesellschaft kalt, noch kälter. Der gemeinnützige

Verein „Netzwerk Tirol hilft“ bietet seit Jahren finanzielle Unterstützung. Geholfen

wird ausschließlich jenen Menschen, die es bitter nötig haben. Die „Gießkanne“

kommt hier nicht zum Einsatz.

Seit 2010 ist Herbert Peer das Herz,

die Seele, der Kopf von „Netzwerk

Tirol hilft“. Er ist in Pension, arbeitet

ehrenamtlich und mit großem

Engagement. (© Netzwerk Tirol hilft)

„„Noch will ich keine Hilfe in

Anspruch nehmen, will nicht zur

Bittstellerin werden. Auch, weil

es mir um die Würde der Person

geht. Aber der Winter steht erst

vor der Tür. Vielleicht brauche

dann auch ich Hilfe.“

Barbara

ZUM AUTOR

MAG. REINHOLD OBLAK

Aufgewachsen in Kärnten studierte

er an den Universitäten Wien und

Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,

Konzernsprecher, Vorstand und

Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der

GemNova in der Unternehmenskommunikation

tätig.

Kontakt: r.oblak@gemnova.at

Barbara ist Ende dreißig. Sie lebt in einer

kleinen Gemeinde in der Nähe von Innsbruck,

arbeitet halbtags, ist alleinerziehende Mutter

einer Tochter. „In den vergangenen Monaten

ist alles teurer geworden. Die Lebensmittel,

Benzin, meine Miete wird wohl auch erhöht

werden. Langsam weiß ich nicht mehr, wie

ich all das bezahlen soll. Und der Winter

steht ja erst vor der Tür.“

Franz und Claudia sind schon über vierzig

Jahre verheiratet, ihre drei Kinder aus

dem Haus. Franz arbeitete sein ganzes

Berufsleben in der Gastronomie – lange

Arbeitszeiten, auch am Wochenende,

mäßige Bezahlung. Claudia war Mutter,

organisierte den Haushalt, hielt das Geld

zusammen. Sie wohnen in einer kleinen

Wohnung im Bezirk Kufstein, nett eingerichtet.

Die Pension von Franz ist recht dürr,

noch kommt man damit über die Runden.

„Wir fürchten uns vor dem Winter, vor der

Heizperiode. Und auch beim Hofer wird

alles teurer – Obst, Gemüse, das Brot, die

Milch. Schau einfach in die Gesichter der

Leute bei der Kassa, dann weißt du, wie

es aussieht. Wir haben ja keine hohen

Ansprüche, aber wenn das so weitergeht,

geht uns bald das Geld aus“, sagt Claudia.

Und dann ist da noch Kateryna, wohl noch

keine zwanzig, aus einer mittelgroßen Stadt

in der Ukraine. Vor einem halben Jahr ist sie

vor dem Krieg nach Österreich geflüchtet,

fand in Tirol eine Unterkunft. Sie flüchtete

alleine, ihr Vater kam bei einem russischen

Raketenangriff ums Leben, ebenso ihre Mutter.

Sie ist verzweifelt, weiß nicht weiter, ist

gerade dabei, besser Deutsch zu lernen. Ein

Schicksal von vielen.

Die Verzweiflung steigt

Bereits im Frühjahr 2010 wurde der

gemeinnützige Verein „Netzwerk Tirol

hilft“ gegründet. Mit dem erklärten Ziel,

notleidende Menschen in Tirol zu unterstützen,

ihnen rasch und unbürokratisch

zu helfen. Herbert Peer ist von Anfang an

dabei, als Koordinator, als Ansprechpartner,

als Herz, Seele und Kopf des Vereins. „Die

Idee ist einfach: Wir sammeln Spenden

und geben diese dann an die Menschen

hier in Tirol weiter. Im ersten Jahr gab

es 240 Ansuchen, 2018 waren es schon

1 800, im vergangenen Jahr bereits 2 500.

Und heuer werden es noch mehr, noch viel

mehr werden.“

Herbert Peer kennt sich in diesem Umfeld

sehr gut aus, war davor zwölf Jahre lang

beim ORF Tirol für „Licht ins Dunkel“

zuständig. Heute ist er in Pension, übernimmt

diese Aufgabe ehrenamtlich. „Ich

will einfach meinen Teil dazu beitragen,

Not zu lindern, schnell zu helfen.“ Rund

300.000 € werden pro Jahr an die Bedürftigen

ausbezahlt, jeder einzelne Spenden-

Cent kommt unmittelbar an. Personalkosten

gibt es im Verein keine, Sauberkeit und

Transparenz stehen dafür ganz oben.

„Besonders die Teuerungen machen den

Menschen hier in Tirol schwer zu schaffen.

Auch der sogenannte Mittelstand

ist immer stärker davon betroffen. Das

merken wir auch bei den Ansuchen, die

Verzweiflung steigt.“ Unterstützt werden

ausschließlich Personen und Familien,

die hier in Tirol leben, gemeldet sind, hier

ihren Wohnsitz haben. In einer eigenen

Aktion wurden auch Kriegsflüchtlinge aus

der Ukraine unterstützt, Armut kennt eben

keinen Reisepass.

Zum Glück, so Peer, ist die Spendenbereitschaft

in Tirol sehr hoch. Private wollen

ebenso helfen wie viele Unternehmen, wie

Vereine, Charity Clubs. Außerdem gibt es

immer wieder Veranstaltungen, bei denen

für „Netzwerk Tirol hilft“ gesammelt wird.

All diese Spenden sind steuerlich absetzbar,

doch dies ist nicht der entscheidende

Grund, warum so viele so gerne helfen. Der

Zusammenhalt einer Gesellschaft zeigt

sich eben vor allem darin, wie mit den

Schwächeren umgegangen wird.

Die Würde des Einzelnen

Barbara will derzeit noch keine Hilfe in

Anspruch nehmen, auch weil sie nicht zur

„Bittstellerin“ werden will. Aus dem gleichen

Grund ist sie auch noch in keinem „Sozialmarkt“

gewesen, wo sie Lebensmittel zu

einem stark reduzierten Preis erhalten könnte.

„Da geht’s bei mir sehr stark um Selbstbewusstsein,

um die Würde der Person. Vielleicht

auch, weil ich noch jene Bilder im Kopf

habe, als ein ehemaliger Landeshauptmann

in Gutsherrenmanier Gutscheine verteilt hat.

Und sich dabei als der große Gönner fotografieren

ließ. Da mache ich nicht mit, dazu

lasse ich mich nicht missbrauchen.“

Für Herbert Peer ist diese Argumentation

verständlich, nachvollziehbar. „Unsere Spenderinnen

und Spender können außerdem

entscheiden, an wen konkret sie ihre Spende

geben wollen. Nur an Alleinerzieherinnen,

nur an Familien, nur an ukrainische Flüchtlinge,

nur an Bedürftige in einem bestimmten

Bezirk. Diese Zweckgebundenheit der Spende

ist für einige recht wichtig.“

Was Peer ebenso wichtig ist: den Zugang

zu den Hilfen möglichst niederschwellig zu

halten, den Stolz, die Würde des Einzelnen

nicht zu verletzen. „Es gibt immer wieder

Menschen, die sich einfach nicht trauen,

sich an uns zu wenden. Darum meine Bitte

an die Nachbarn, insbesondere auch an die

Gemeinden: Meldet euch bei uns, wenn ihr

seht, dass jemand Hilfe braucht. Wir leben in

einem reichen Land, hier sollte niemand in

Not leben müssen.“

Franz und Claudia werden sich wohl bald

melden. Die Pandemie, der Krieg, die Teuerungen

– langsam wird ihnen alles zu viel.

Kateryna hingegen hat noch ganz andere

Probleme: Der Verlust ihrer Eltern, das fremde

Land, die fremde Kultur, die fremde Sprache.

Gleichzeitig ist sie glücklich, dem Krieg

entronnen zu sein, hier in Tirol sein zu dürfen.

Jedes einzelne Schicksal ist eben einzigartig.

So wie auch jeder einzelne Mensch.

Netzwerk Tirol hilft

Das „Netzwerk Tirol hilft“ will rasch

und unbürokratisch jenen Menschen

helfen, die in Tirol leben. Wer

Hilfe braucht, wer jemanden kennt,

der Unterstützung benötigt, wendet

sich am besten direkt an:

netzwerk@tirol.gv.at

+43 512 508 2014


20 DOSSIER

DOSSIER

21

Gemeinsam

erfolgreich Bauen

In den vergangenen acht Jahren wurden,

begleitet von der GemNova, rund 50

Bauvorhaben abgeschlossen, gleichzeitig

weit über 1 000 Vergabeverfahren

bei Infrastrukturprojekten abgewickelt.

Aktuell betreut das GemNova Infrastruktur-Team

etwa 30 Bauvorhaben

in unterschiedlichen Projektstadien.

In einem neu gestalteten Bildband präsentieren

wir ausgewählte Infrastrukturprojekte

der letzten acht Jahre. All diese

Projekte wurden von der GemNova umfassend

begleitet, wobei von den Kommunen

hauptsächlich folgende Dienstleistungen

in Anspruch genommen wurden: Analysen,

Studien, Kostenschätzungen, Finanzierungskonzepte,

Vergabeverfahren, Planungsbegleitung,

Förderungsabwicklung

und Umsetzungsbegleitung.

Die Agenden im Bereich des Hochbaus

einer Gemeinde können als überaus vielfältig

und in Hinblick auf die Einhaltung

umfassender Vorgaben und Rahmenbedingungen

auch als durchwegs komplex

bezeichnet werden. Für nahezu alle

Lebensabschnitte der Bevölkerung, von

der Wiege bis zur Bahre, benötigt es Räume

in einer Gemeinde. Angefangen bei

Einrichtungen der Kinderbetreuung wie

Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen,

Orte des gesellschaftlichen Lebens

(Gemeinde- und Mehrzweckzentren) über

Gebäude der öffentlichen Sicherheit, wie

zum Beispiel Feuerwehrgerätehäuser,

bis hin zu Einrichtungen der Pflege. Jedes

Gebäude ist einzigartig und so ist auch

eine individuell abgestimmte Herangehensweise

bei sämtlichen Projekten erforderlich.

Die immense Vielfalt und der unglaubliche

gesellschaftliche Wert jedes einzelnen

Projektes war Antrieb für die Gestaltung

dieses Buches und der Grund dafür, all

jene Tiroler Gemeinden vor den Vorhang

zu holen, welche wir in den letzten Jahren

begleiten durften.

ZUM AUTOR

DI ALEXANDER

GOSTNER

Alexander Gostner ist seit 2016 bei

der GemNova und verantwortet den

Bereich Infrastruktur & Recht.

Kontakt: a.gostner@gemnova.at


22 DOSSIER

DOSSIER

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Kinderbetreuungsgeld:

Vergleich und Benchmark

Planungsverband Innsbruck und Umgebung

Kräfte bündeln, Synergien nutzen

In der Ausgabe 5 von 277.TIROL hat

Mag. (FH) Mag. Christian Drechsler

(Planungsverbandskoordinator, Amt

der Tiroler Landesregierung) über die

rechtlichen Rahmenbedingungen und

Aufgaben der Planungsverbände im

Allgemeinen berichtet. Als einer der

Koordinatoren des Planungsverbandes

Innsbruck und Umgebung (PIU) möchte

ich nun einerseits einen vertiefenden

Einblick in unsere Aufgaben und

andererseits einen Überblick über die

laufenden Projekte geben.

VON NORBERT PFLEGER

Der PIU ist der Planungsverband Nummer

37 und setzt sich aus der Stadt Innsbruck

und allen Gemeinden der Planungsverbände

14 bis 19 zusammen. Er wurde 2007

gebildet. Im Dezember 2020 übernahm

Thomas Öfner, Bürgermeister von Zirl,

die Obmannschaft. Die Stellvertretung

mit Christian Härting, Bürgermeister von

Telfs, blieb gleich. Der Sitz des Verbandes

ist die Gemeinde Zirl.

Die Koordination des Verbandes übernahm

2019 die „ARGE GemNova & beratung

krismer“. Die Gemeinden profitieren

durch diese Kooperation von einem breiten

Wissens- und Erfahrungsspektrum

der handelnden Personen und dem starken

Background der beiden Firmen.

Die administrativen Aufgaben der

Geschäftsstelle sind vielfältig – von laufenden

Verwaltungsangelegenheiten über

Organisationsaufgaben, das Sitzungsmanagement

für die Verbandsorgane, die

Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur Haushaltsführung

und dem Rechnungswesen.

Noch wichtiger sehen wir die Aufgaben im

Rahmen des Projektmanagements: Projektinitiierung,

-vorbereitung, -entwicklung,

-koordination, -umsetzung, und -controlling.

Wir begleiten Projekte von der Idee

bis zum Abschluss.

Wir nehmen auch regelmäßig an Sitzungen

der Planungsverbände 14 – 19 teil,

unterstützen sie und versuchen ähnlich

gelagerte Themen und Aufgaben auf der

Ebene des PIU zusammenzuführen. Es

ist wichtig, gemeindeübergreifende Themen

zu erkennen, zum Thema zu machen

und auf eine breitere Basis zu stellen.

Nicht immer sind die Themen bzw. die

daraus entstehenden Projekte für alle

unsere unterschiedlichen Gemeinden

relevant. Trotzdem besteht hier eine Kultur

der gegenseitigen Wertschätzung und

Unterstützung. Jegliche Projekte werden

gemeinsam getragen.

Die Gemeinde- bzw. die planungsverbandsübergreifende

Koordination,

Abstimmung und Zusammenarbeit ist

das Wesen des PIU. Damit kann die Selbständigkeit

und Authentizität der einzelnen

Kommunen in einem gemeinsamen

Großen bestehen und sie können sich dennoch

weiterentwickeln. Ein wesentlicher

Kostenvorteil stellt sich dadurch ein, dass

nicht alle einzeln das Gleiche bzw. Ähnliches

entwickeln und umsetzen.

LEADER Innsbruck Land

Im Frühjahr 2021 übernahm der

PIU den Auftrag, die Vorbereitung

und die Gründung des

„Regionalmanagement Innsbruck

Land“ im Rahmen des

Europäischen LEADER-Programms

zu begleiten. LEADER

ist ein Förderprogramm der Europäischen

Union, um ländlichen Raum zu

stärken, die regionale Wirtschaft zu fördern

und die Lebensqualität in den Regionen

zu steigern. Die regionale Entwicklungsstrategie

(LES) wurde von „regio3“

und „beratung krismer“ in einem schlanken

Beteiligungsprozess erarbeitet.

Im Frühjahr 2022 fand dieses

Projekt mit der Vereinsgründung,

der Abgabe der

Bewerbung und der Nominierung

des Regionalmanagers

seinen Abschluss.

Die enge Zusammenarbeit

zwischen PIU und

Regionalmanagement ist

durch diese intensive Einbindung im

Entstehungsprozess sichergestellt.

Hinter diesem Titel verbirgt sich eine

umfassende Datenerfassung in allen 42

Mitgliedsgemeinden. Einerseits sollen die

Elterntarife und andererseits das Angebot

und die Kosten der Elementarpädagogik

in jeder einzelnen Gemeinde erfasst

werden. Anfang Oktober wird dies abgeschlossen

sein.

Ziel ist es, Grundlagen für zukünftige Entscheidungen

für die Bürgermeister*innen

und für den Gemeinderat zur Verfügung

zu stellen. Die Gemeinden sollen sich

nicht nur wie bisher mit ihren Nachbarn

abstimmen, sondern auch die Möglichkeit

haben, sich mit Kommunen gleicher

Größe und selbem Angebot vergleichen zu

können. Weiters werden bereits bestehende

kreative und innovative Ideen bei der

Zusammenarbeit von Gemeinden aufgezeigt

und können so als Ideenbringer für

andere dienen.

Auf Basis der Zahlen 2021 sehen die

Gemeinden, was sie ein Kinderbetreuungsplatz

abzüglich der gewährten Förderungen

tatsächlich kostet. Durch die

Novelle des Kinderbildungs und

-betreuungsgesetzes des Landes

werden die Förderungen nun

entsprechend erhöht, um

auch das Angebot in den

Gemeinden zu erhöhen.

Die Gemeinden können

dabei selbst entscheiden, welche

Schritte sie setzen wollen

und können, um die zu erwartenden

Kosten auf kommunaler

Ebene besser zu kalkulieren.

Anschließend daran

können sie auf der erstellten

Berechnungsbasis die

Ergebnisse der für die

Gemeinden angefallenen

Kosten wieder überprüfen.


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Abfallwirtschaft

MOBIL 2050

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Derzeit überlegen mehrere Gemeinden

im Bezirk Innsbruck Land unter anderem

ihre Recyclinghöfe zu modernisieren oder

Wertstoffinseln zu installieren. Aus diesem

Grund wurde entschieden, ein Vorprojekt

zu starten, im Zuge dessen die

Tarife, Öffnungszeiten und ähnliche Daten

erhoben wurden, um darauf basierend

den Bedarf eines (digitalen) Zutrittssystems

abzuleiten.

In diesem Zusammenhang stand auch

immer das Thema „Bürgerkarte“ im

Raum, das bei der Entwicklung einer

Digitalisierungsstrategie immer mitgedacht

werden muss. Neben der Erfassung

oben erwähnter Daten wurde deshalb

im Rahmen des Vorprojekts der

Ist-Stand, bereits getroffene Entscheidungen,

Umsetzungsvorstellungen

und Wünsche innerhalb

der nächsten fünf Jahre

bezüglich einer Bürgerkarte

abgefragt.

Die Daten der 36 Recyclinghöfe liegen

jetzt vor und zeigen ein sehr

heterogenes Bild. Sie werden bei den kommenden

Planungsverbandssitzungen präsentiert.

Auf dieser Basis können nun die

Gemeinden bzw. Planungsverbände ihre

Planungen machen, sich untereinander

abstimmen, Anpassungen und Umsetzungen

durchführen.

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Schon bei den Gesprächen während der

Erfassung wurden sehr interessante Themen

diskutiert:

• Braucht es so viele vollwertige Recyclinghöfe?

• Macht ein gemeindeübergreifendes

Konzept Sinn?

• Wie können Fahrten auf Grund von

Müllentsorgung vermieden werden?

• Wie können Kosten für die Infrastruktur

und laufende Kosten eingespart

werden?

Die Harmonisierung der Tarife könnte der

erste und leichteste Schritt sein. So kann

zukünftig Mülltourismus aufgrund eventueller

Preisvorteile in anderen Gemeinden

vermieden werden. Entsprechend unserem

Step-by-Step-Vorgehen werden wir in

den nächsten Monaten prüfen, inwieweit

weitere Projektziele definiert werden, beispielsweise

die vertiefte, kluge, logistische

Planung, den Verkehr und die Kosten zu

minimieren, samt der Frage, wie

dies mit Hilfe der Digitalisierung

umsetzbar ist.

Singletrails

Ausgangssituation ist die auch in den

Medien immer wieder stark diskutierte

illegale Nutzung der Wälder rund um

Innsbruck durch Mountainbiker*innen,

speziell im Downhill-Bereich. Dass diese

Situation nur gemeindeübergreifend

gelöst werden kann, ist allen Beteiligten

klar. Es braucht einerseits zusätzliche

Angebote für Mountainbiker*innen

im Rahmen eines Gesamtkonzeptes

– unter Einbindung der

Grundeigentümer*innen und aller

anderen Interessensgruppen und

Konfliktparteien – und gleichzeitig

Maßnahmen zur Lenkung und Steuerung

sowie Maßnahmen betreffend der

Rechtssicherheit der Waldbesitzer*innen.

Aus diesem Grund hat der PIU, gemeinsam

mit „Bergwelt Tirol – Miteinander

Erleben“ vom Land Tirol, Abteilung

Forstorganisation, im ersten Halbjahr

2022 eine Workshopreihe mit externer

Moderation (Ingenieurbüro LechtAlps)

durchgeführt, die zum Ziel hatte,

eine Gesprächsbasis herzustellen

und Lösungswege

sowie notwendige Schritte zu

identifizieren.

Diese Ziele wurden erreicht

und nun wird zielorientiert weitergearbeitet:

Unter anderem wurde

eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich aus

Vertreter*innen aller Interessengruppen

zusammensetzt. In den nächsten Monaten

werden weitere Workshops sowohl

in kleineren Gruppen als auch in der

Gesamtarbeitsgruppe abgehalten, um

gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Die

Moderation obliegt direkt dem PIU. So

viel kann schon mal verraten werden: Das

Engagement der Mitwirkenden ist groß!

Nächster Milestone ist es, die Weiterentwicklung

weiter voranzutreiben, um einen

Projektantrag im Leader-Programm zu

erstellen.

Mit dem Projekt MOBIL 2050, welches

2021 gestartet wurde, unterstützt das

Land Tirol und der PIU die Gemeinden

gezielt bei der Vorbereitung und Planung

von überörtlichen Radwegen. Das Land

Tirol finanziert das Projekt, um

seine bestehenden Konzepte mit

den Gemeinden abgestimmt

zur Umsetzung zu bringen. Der

Schwerpunkt liegt auf dem Alltagsradverkehr.

Die erstellte Broschüre

mit den zahlreichen Fördermöglichkeiten

und vielen Good-Practice-Beispielen

wurde von der Abteilung Mobilitätsplanung

des Landes Tirol an alle

Gemeinden versandt. Sie kann beim

PIU bezogen werden und steht auf der

unten angeführten Verbandshomepage

zum Download bereit. Mit einem vertieften

Beratungsangebot und gezielten regionalen

Radwege-Workshops wurden und

werden Radverbindungen zwischen

den Gemeinden erarbeitet.

Das Projekt wird mit

Ende 2022 abgeschlossen

– der Endbericht wird

Anfang kommenden Jahres

auf www.piu.gv.at zu

finden sein.

ZUM AUTOR

MAG. (FH)

NORBERT PFLEGER

Norbert Pfleger ist seit 2021

Planungsverbandskoordinator bei der

GemNova für den Planungsverband

Innsbruck und Umgebung.

Kontakt:

n.pfleger@gemnova.at


26 DOSSIER

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Was hat

Bürger*innenbeteiligung

mit Gesundheitsförderung

zu tun?

Das Einbeziehen von Bürger*innen kann auf verschiedenste Art und Weise und in

unterschiedlichen Ausprägungen erfolgen. Dies reicht vom Einbringen von Wissen

und Erfahrungen bis hin zur Planung und Umsetzung von konkreten Aktivitäten.

Zwei der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen einer Beteiligung sind

allerdings der Wunsch der Bürger*innen an politischen Entscheidungen teilzuhaben

sowie eine ergebnisoffene und positive Erwartungshaltung der kommunalpolitischen

Entscheidungsträger*innen. Ist dies gegeben, ist eine neutral moderierte

Bürger*innenbeteiligung meist ein Erfolgserlebnis für alle.

Vorteile der Bürger*innenbeteiligung

in der kommunalen

Gesundheitsförderung

Gerade die Gesundheitspolitik hat häufig

weitreichende Folgen für die Bevölkerung

und daher möchten auch immer mehr

Menschen stärker in diesem Bereich einbezogen

werden. Die WHO definiert mit

der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung

1986 die Selbstbestimmung der

Bürger*innen als Kern der Gesundheitsförderung

und auch Erkenntnisse aus der Gesundheitswissenschaft

belegen die Effektivität

der aktiven Bürger*innenbeteiligung

für nachhaltige Veränderungen sowie die

zentrale Rolle der Gemeinde als Lebenswelt

auf die Gesundheit der Bürger*innen.

Viele Menschen achten nicht ausreichend

auf ihre Gesundheit, dies hat nicht nur Einfluss

auf ihr eigenes Leben, sondern natürlich

auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen,

die das Gesundheitssystem und

die Gemeinden belasten. Einige Gemeinden

möchten daher mehr Verantwortung

übernehmen, wenn es um die Gesundheit

ihrer Bürger*innen geht. Die Menschen

sollen besonders vor vermeidbaren Krankheiten

bewahrt werden und sich so lange

wie möglich gesund und fit halten. Es bedarf

allerdings gezielter Maßnahmen zur

Vorsorge und zur Förderung der individuellen

und öffentlichen Gesundheit.

Wie kann es eine Gemeinde nun über

Bürger*innenbeteiligung bewerkstelligen,

das Gesundheitsbewusstsein zu

stärken, die Gesundheitskompetenz zu

erhöhen und Maßnahmen zu setzen, die

von den Bürger*innen auch angenommen

werden?

Dazu ein Blick in die Praxis. Seit 2021 haben

Tiroler Gemeinden die Möglichkeit, unter

Begleitung der ARGE Gesunde Gemeinde

Tirol eine „Gesunde Gemeinde“ zu werden.

Kernidee ist es, die Gesundheit der Menschen

dort zu fördern, wo sie wohnen, arbeiten

und leben. Nach dem Gemeinderatsbeschluss

zur „Gesunden Gemeinde“ beginnt

der Prozess der Bürger*innenbeteiligung

mit dem Startworkshop direkt in der Gemeinde.

Die Grundidee ist, dass dieser für

alle Gemeindebürger*innen zugänglich ist.

Dazu soll er als öffentliche Veranstaltung

in der Gemeinde beworben werden. Um ein

vielfältiges Bild zu bekommen ist es ratsam,

Vertreter*innen verschiedener Berufs- und

Altersgruppen gezielt einzuladen.

In einer Gemeinde im Tiroler Unterland

nahmen über 30 Bürger*innen die Einladung

zum Workshop an. Es zeigte sich

dabei ein repräsentatives Bild der Bevölkerung.

Menschen aus verschiedensten

Berufsgruppen waren dabei, darunter ein

Physiotherapeut, eine Krankenpflegerin,

eine Hausfrau, eine Zahngesundheitserzieherin,

ein Baumeister, eine Bankangestellte,

eine Psychologin und ein Pensionist.

Sie alle setzten sich intensiv mit der

kommunalen Gesundheitsförderung in

ihrer Gemeinde auseinander, sie haben

mitgeredet und wollen mitgestalten. Um

Kontinuität in die Gesundheitsförderung

zu bringen, wurde zudem ein interdisziplinärer

ehrenamtlicher Arbeitskreis, zusammengesetzt

aus Bürger*innen der

Gemeinde, gegründet und vom Team

„Gesunde Gemeinde“ dabei begleitet,

gesundheitsfördernde Maßnahmen und

Strukturen zu entwickeln.

Wichtig ist, dass die individuellen Bedürfnisse

der Gemeinde und der Bürger*innen

im Mittelpunkt stehen und

bestehende Strukturen miteinbezogen

werden. Durch einen stärkeren Sinn für

das gemeinsame Engagement im Gesundheitssystem

soll mehr Solidarität

und Zusammenhalt erzielt werden.

• Die Möglichkeit an politischer Teilhabe fördert

eine lebendige Demokratie und die demokratische

Kompetenz der Bürger*innen.

• Bedürfnisse und Probleme können durch die

Nähe zu den Bürger*innen identifiziert werden.

• Ressourcen in der Gemeinde werden sichtbar.

• Beteiligungsprozesse sind gemeinsame Lernprozesse

und stärken so die Bewusstseinsbildung

für die individuelle und die öffentliche

Gesundheit.

• Transparente Entscheidungsprozesse und die

Möglichkeit mitzureden, wirken sich positiv auf

das Verständnis der Bürger*innen für den vielseitigen

politischen Prozess sowie die Legitimität

politischer Entscheidungen aus.

• Das Gespräch zwischen unterschiedlichen

Interes sengruppen oder unterschiedlich informierten

Gruppen wird gefördert.

• Die Beteiligung an der Entwicklung von gesundheitsfördernden

Maßnahmen erhöht die Wahrscheinlichkeit,

dass diese den Bedürfnissen der

Bürger*innen entsprechen und somit auch in

Anspruch genommen werden.

• Das Vertrauensverhältnis zwischen den

Bürger*innen und der Gemeindepolitik wird

gestärkt.

Beim Startworkshop zur „Gesunden Gemeinde“ in Münster hat

sich rasch gezeigt, welche Themen den Bürger*innen am Herzen

liegen und welche gesundheitsfördernden Maßnahmen sie umsetzen

wollen. (© GemNova)

ZUR AUTORIN

ANGELA SEMRAJC, MA

Angela Semrajc ist in der GemNova

für den Unternehmensbereich Gesundheit

verantwortlich. Im Zuge dessen

koordiniert sie die Projekte „Gesunde

Gemeinde Tirol“ und „Modellregion

Bewegtes Tirol“.

Kontakt: a.semrajc@gemnova.at


28 tirol.digital

tirol.digital 29

Mit sauberen Daten

bares Geld sparen

VON MARGARETH FEICHTER

Im Adress-Gebäude-Wohnungsregister (AGWR) erfassen alle Gemeinden auf Rechtsbasis des GWR-Gesetzes seit 2004

ihre Bauvorhaben und pflegen gleichzeitig die dort erfassten Daten. Einige der Daten beziehen sich auf die Art der Nutzung

wie Wohnungen oder sonstige Nutzungen (z. B. Arztpraxen, Handelsflächen etc.) und die damit verbundenen Nutzflächen.

Seit 01.01.2013 (Novelle des GWR-Gesetzes, BGBl. I Nr. 125/2009) ist das Adress-Gebäude-Wohnungsregister (AGWR)

das Register, aus welchem die Daten zur Einheitsbewertung und in weiterer Folge zur Berechnung der Grundsteuer herangezogen

werden.

Helmut Margreiter, Bürgermeister von

Steinberg am Rofan mit Gemeindemitarbeiterin

Barbara Moser

Maria Lugger, Verwaltungsmitarbeiterin

der Gemeinde

Obertilliach

Bei der „Leerstandsabgabe“, welche kürzlich durch die Tiroler Landesregierung beschlossen wurde, sind die (Wohn-)Nutzflächen

maßgebliche Bemessungsgrundlagen für die Abgabenhöhen. Sind diese Daten nun nicht oder unrichtig erfasst, können der Gemeinde

über Jahre hinweg hohe Einnahmen entgehen. Ein sauber geführtes AGWR ist damit unerlässlich. Durch die Datenanalyse der

GemNova kann der aktuelle Datenstand Ihrer Gemeinde evaluiert und Ihre Mitarbeiter*innen in der Folge dahingehend geschult

werden, dass künftig Daten richtig ins AGWR eingegeben bzw. nacherfasst werden. Mit der Datenanalyse und Datenbereinigung

wird dem Grundsatz der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit Rechnung getragen. Nicht zuletzt bringen korrekte

Daten Rechtssicherheit für die zukünftig ergehenden Bescheide.

Datenanalyseund

bereinigung

Die Datenanalyse und -bereinigung dient der

Verbesserung von digitalen Prozessen und

der opti-mierten Nutzung des AGWR. In einem

ersten Schritt analysieren unsere Expertinnen

und Experten die vorhan¬denen Daten,

welche dann in Form eines Ergebnisberichts

präsentiert werden. Im zweiten Schritt werden

die Daten auf Basis der Datenanalyse

bereinigt und das Verwaltungspersonal hinsichtlich

laufender Datenhygiene geschult.

Für Rückfragen melden Sie sich gerne

bei unseren Kollegen:

Steinberg am Rofan

Einige Gemeinden in Tirol haben die Möglichkeit

der Datenanalyse bereits genutzt,

wie zum Beispiel die Gemeinde Steinberg

am Rofan. Bürgermeister Helmut Margreiter

ist begeistert: „Durch ein vollständig

und korrekt befülltes AGWR erhalten wir

nun Grundsteuerbescheide, die gesetzeskonform

erstellt sind und Rechtssicherheit

für die Grund- bzw. Hauseigentümer und

-eigentümerinnen sowie für die Gemeinde

bieten. Das AGWR kann nun vielfältig

genutzt werden. Die aktualisierten AGWR-

Daten dienen als Grundlage für die verschiedensten

Informationen und auch

für Gemeindevorschreibungen (Freizeitwohnsitzabgabe,

Müllabgabe, etc.).“ Auch

in Hinblick auf die Abwicklung der neuen

Leerstandsabgabe zeigen sich der Bürgermeister

und die Gemeindemitarbeiterin

Barbara Moser zuversichtlich: „Das

nun bereinigte AGWR liefert uns sichere

Daten zu den einzelnen Gebäuden, ohne

dass zusätzliche Erhebungsarbeiten notwendig

sind. Mit dem bereinigten AGWR

sparen wir uns in Zukunft viele Arbeitsstunden,

weil wir auf Knopfdruck aus dem

AGWR die gewünschten Daten und Informationen

bekommen.“

Obertilliach

Eine Vielzahl an Systemen auf Bundes-,

Landes- und Gemeindeebene verarbeiten

große Mengen an Daten. Durch die Migrationen

aus verschiedensten Datenquellen

(Gebäude- und Wohnungszählung vom

15.05.2001, Wohnbaustatistik, Zentrales

Melderegister, Grundstücksdatenbank,

etc.) befinden sich häufig noch Altdaten

im AGWR, die es zu bereinigen gilt. Um

genau das zu machen, hat sich auch die

Gemeinde Obertilliach intensiv mit diesem

Thema beschäftigt. Maria Lugger,

Verwaltungsmitarbeiterin in der Gemeinde

Obertilliach dazu: „Anhand von alten

Bauakten wurde uns erst bewusst, wie

viel Arbeit da auf uns zukommt und wie

wichtig es ist, die Daten vollständig ins

AGWR eingepflegt zu haben, wirkt sich

doch ein gut gepflegtes AGWR auch positiv

auf die Gemeindekasse aus.“

Kartitsch

Mit der zunehmenden Digitalisierung

sind Daten ein immer wichtiger werdendes

Gut. Oft fehlen in den Gemeinden

allerdings die Ressourcen, um die Datenqualität

nachhaltig aufrecht erhalten zu

können. Um effizient, rechtssicher und

erlösoptimiert arbeiten zu können, ist

es jedoch notwendig, eine hohe Datenqualität

sicherzustellen. Georg Klammer

und Annemarie Niedermairer aus der

Gemeinde Kartitsch sind sich dieser Problematik

bewusst: „Das AGWR-Programm

und die damit verbundene Eingabeflut an

Daten ist umfangreich, kompliziert und

zeitraubend. Da auf das AGWR zukünftig

nicht nur das Finanzamt, sondern auch

das neue LMR (Meldewesen) zugreift und

eine Anmeldung von Personen nur mehr

auf ein im AGWR angelegtes Gebäude

möglich ist, muss eine zeitnahe Erfassung

erfolgen. Darüber hinaus kommen ständig

Neu-, Zu- und Umbauten von Gebäuden

hinzu, welche ebenso erfasst werden

müssen. Nur durch die Unterstützung der

GemNova konnten wir drei Gebäude neu

erfassen und somit für saubere Daten

sorgen.“

Mag. Christian Lechner:

c.lechner@gemnova.at, +43 699 14224570

Dr. Klaus Kandler:

k.kandler@gemnova.at, +43 6644137398

Georg Klammer und Annemarie

Niedermairer aus der Gemeinde

Kartitsch


30 tirol.digital

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Weniger verwalten

mehr betreuen

mit SOKRATES KiB

Erleichterung, Transparenz und höchste

Datenqualität auf allen Ebenen für

Träger und Einrichtungen – das soll

eine smarte Verwaltungssoftware für

Kinderbetreuungseinrichtungen bieten.

Genau so eine smarte Lösung sehen

wir uns heute an.

ZUM AUTOR

FLORIAN NEURAUTER

Florian Neurauter ist seit 2021

bei der GemNova und Experte für

Digitalisierungsprojekte.

Kontakt: f.neurauter@gemnova.at

Effiziente Abläufe sind sowohl in der

Gemeindeverwaltung als auch in angrenzenden

Verwaltungsbereichen sehr wichtig.

Auch eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie

endet nicht an der Türe

des Gemeindeamts, sondern umfasst

auch kommunale Betriebe, wie zum Beispiel

Einrichtungen der Kinderbetreuung.

Egal ob Kinderkrippe, Kindergarten oder

schulische Tagesbetreuung, in all diesen

Einrichtungen ist es das Ziel, unsere Kinder

bestmöglich zu betreuen. Dabei fallen

auch administrative Aufgaben an, die

gebündelt, gut strukturiert, digitalisiert

und automatisiert, kurz gesagt, effizient

erledigt werden sollten.

Schluss mit der Zettelwirtschaft

Um von handschriftlichen Formularen

und Listen oder schwer zu bändigenden

Excel-Tabellen loszukommen und den Verwaltungsaufwand

zu minimieren, helfen

digitale Lösungen wie „SOKRATES KiB“

(Kinderbetreuung) dabei, rechtssicher und

effizient zu arbeiten. SOKRATES KiB ist

eine webbasierte und ortsunabhängige

Anwendung, mit der die Pflege der Daten

von Kindern, Eltern und Personal standardisiert

wird. Durch eine flexible Organisation

lassen sich Gruppen, Module und

Zeiten individuell steuern.

Mehr Zeit für das Wesentliche

Die einheitliche Datenbasis ermöglicht

eine übersichtliche und transparente

Dokumentation, die zudem auch Rechtssicherheit

mitbringt. Mit Tablets oder

Smartphones können An- und Abwesenheiten

von den Fachkräften direkt in

den Betreuungsgruppen erledigt werden

– ohne Medienbruch oder zusätzlicher

Dateneingabe.

Einfacheres Reporting

Durch Schnittstellen reduziert sich ebenso

der Aufwand für die Eröffnungsmeldungen

an das KIBET des Landes Tirol

sowie für die Leistungsabrechnung mit

der Verwaltungssoftware der Gemeinde.

Ein strukturiertes und unkompliziertes

Reporting unterstützt die Leitung

und auch die Träger, einen Überblick zu

den jeweiligen Einrichtungen zu erhalten.

Durch ein homogenes System können Kinder

durchgängig vom ersten Betreuungstag

bis zum Schulende verwaltet werden.

Die Daten werden einfach jeweils an die

nächste Betreuungseinrichtung weitergegeben.

Die Lösung „SOKRATES KiB“ ist

ein Produkt der bit media education

solutions GmbH, die bereits

in den Tiroler Volksschulen mit

„SOKRATES Schulverwaltung“

ihr Know-how und ihre Expertise

unter Beweis stellen. Die

GemNova unterstützt auch Ihre

Gemeinde bei der Einführung

von SOKRATES KiB, bereitet die

Datenübernahme vor und führt die

Schulungen der Mitarbeiter*innen

durch.

Jährliche Lizenzgebühr ab

€ 360,00 (für eine Betreuungseinrichtung

mit einer Gruppe)

Energieversorgung mit Gas

Die für Tirol relevanten Gasflüsse aus

Deutschland stammen aktuell zu rund

90 % aus nichtrussischen Quellen.

Die TIGAS ist ein im Kerngeschäft

Gas agierendes Energiedienstleistungsunternehmen,

das zudem auf die

Geschäftsfelder Fernwärme und Biogas

setzt. TIGAS betreibt ein rund 3.900 km

langes modernes, hocheffizientes Gasnetz

in Tirol und versorgt damit ihre

Kunden mit Erdgas und zunehmend mit

aus biogenen Wertstoffen gewonnenem

Biogas aus heimischer Produktion.

Zudem betreibt TIGAS in Kooperation

mit Partnern eine Fernwärmetransportschiene

im Großraum Innsbruck und

Fernwärmenetze in Volders, Mils, Neu-

Rum, Innsbruck und Völs.

Teil des europäischen Gasverbundsystems

Das Tiroler Gasnetz ist über eine Leitung

in Kiefersfelden in das europäische

Gasverbundsystem eingegliedert,

das von Nordafrika bis zur Nordsee und

vom Atlantik bis nach Osteuropa reicht.

TIGAS beschafft Erdgas im deutschen

Marktgebiet THE und liefert es von dort

zu ihren Kunden nach Tirol, Vorarlberg

und Südtirol. Die Kunden im Osten

Österreichs werden über das Marktgebiet

Central European Gas Hub AG

(CEGH) beliefert.

Gasspeicher in Österreich

Aufgrund bilateraler Abkommen kann

Tirol über das deutsche Gasnetz neben

den deutschen auch auf die österreichischen

Gasspeicher zugreifen. Mit einer

Gesamtspeicherkapazität von ca. 93

TWh, das entspricht in etwa dem österreichischen

Gesamtgasverbrauch eines

Jahres, dienen die acht in Österreich

befindlichen Gasspeicher als Rückgrat

der heimischen Energieversorgung.

Neben der Strategischen Gasreserve

von ca. 20 TWh können die Gasspeicher

des Bundes und die eigenen zusätzlichen

Vorkehrungen einen erheblichen

Teil des Gesamtbedarfs an Gas insbesondere

für unsere „geschützten“ Kunden

abdecken.

Herkunft von Gas in Tirol

Gas lässt sich vielseitig verwenden und

deckt so einen wichtigen Teil der Energienachfrage

ab. Mit einem Anteil von

ca. 22 % am Gesamtenergieverbrauch

leistet Gas einen bedeutenden Beitrag

zur Energieversorgung Österreichs. Der

Anteil der Haushalte am Gesamtgasverbrauch

liegt in Österreich zwischen

15 % und 18 %. Das in Tirol eingesetzte

Erdgas stammt zu rund 70 % aus

Europa, rund 10 % aus Russland und

der Rest wird aus anderen Herkunftsländern

(USA etc.) z.B. mit LNG-Schiffen

transportiert.

Nähere Infos unter der kostenfreien

Serviceline 0800 / 828 829 oder

auf www.tigas.at


32 tirol.modern und innovativ

Veränderung braucht

Zielsetzung und Management

VON JAN SCHÄFER

Hand aufs Herz: Wenn sich im privaten Leben etwas Einschneidendes oder Gravierendes verändert, überlegt man sehr gut,

wie darauf am besten zu reagieren ist – sprich, wie man sich anpasst. Einfach soll diese Veränderung vonstatten gehen,

schließlich will man sich nicht belasten. Ohne sich dessen bewusst zu sein, setzt man einen Changemanagement- oder

Organisationsentwicklungsprozess in Gang.

Der Großglockner, das

Wahrzeichen von Kals

(© Jan Schäfer)

Ähnlich sieht es in der Wirtschaft oder

im öffentlichen Leben aus. Nur sind hier

die Bewusstseinsbildung und die Wege

wesentlich behäbiger und die Entscheidungen

für Veränderungen häufig komplexer.

Anders als im privaten Bereich

betreffen solche Prozesse in Institutionen

oder Organisationen etliche Menschen,

haben interne wie externe Auswirkungen

und sind mit Zeit, Widerständen und

Geld verbunden. Allein aus den letzten

drei Gründen werden zwar erforderliche,

aber tiefgreifende Veränderungen

oft bis zu einem Zeitpunkt aufgeschoben,

an dem vieles schon außer Kontrolle

geraten ist. Um dem vorzubeugen

und fit für die Zukunft zu sein, haben viele

Unternehmen ein Changemanagement

fest installiert. Changemanagement oder

auch Veränderungsmanagement umfasst

alle Projekte, Aktivitäten, Maßnahmen und

Aufgaben, die eine weitreichende Veränderung

in Organisationen bewirken sollen.

Kals auf dem Weg zur modernen Bürger*innengemeinde

Immer mehr Tiroler Gemeinden befassen

sich mit der Thematik „Veränderung“ und

entschließen sich, ein Changemanagement

oder eine Organisationsentwicklung

zu implementieren. Dabei ist dieses

Thema nicht nur etwas für große Gemeinden,

sondern ebenfalls für kleine,

wie das Beispiel der rund 1.200 Ein-

wohner*innen zählenden Gemeinde Kals

am Großglockner in Osttirol zeigt. „Es gab

eigentlich keinen fixen Zeitpunkt, an dem

wir uns entschlossen haben, notwendige

Veränderungen strukturiert anzugehen.

Es war ein fließender Prozess, der vor gut

20 Jahren durch eigene Beobachtungen

begann und langsam seinen Lauf nahm“,

erinnert sich Bürgermeisterin Erika Rogl,

die in der Verwaltung der Gemeinde arbeitete,

bevor sie Bürgermeisterin wurde.

Der damalige Amtsleiter hatte sein

System – und es hatte sich über 30 Jahre

lang bewährt. Doch nicht zuletzt dank

ihrer Ausbildung in der Handelsakademie

bemerkte Erika Rogl: Der Zeitpunkt für die

Anpassung von Abläufen ist gekommen.

Die Arbeit in der Verwaltung hat sich verändert,

die EDV hielt Einzug, zudem mussten

die immer vielfältiger und komplexer

werden Aufgaben immer schneller und

effizienter erledigt werden.

Auch bei Erika Rogl selbst änderte sich

der Blick auf die Verwaltung und deren

Herausforderungen. Vor ihrer Wahl zur

Bürgermeisterin 2016 war sie Amtsleiterin,

was sie auch nach der Wahl noch

blieb. Durch diese Doppelfunktion wurde

ihr noch bewusster, was die tägliche Arbeitsbelastung

für ihre kleine Verwaltung

bedeutet. „Besonders durch das altersbedingte

Ausscheiden und den Wechsel

Bürgermeisterin Erika Rogl: „So, wie das Leben sich

verändert, unterliegt auch die Gemeinde dem Wandel.“

(© Gemeinde Kals / Wir für Kals)

des Personals im gesamten Verwaltungsbereich

wurde klar, dass wir uns verändern.

Damit kamen aber auch Fragen auf:

Wie gelingt es, Wissen in der Gemeinde

zu behalten? Wie wollen wir die künftigen

Aufgaben lösen? Welche unterstützende

Rolle spielt die IT dabei und wer deckt mit

welchen Kompetenzen welche Aufgaben

ab? Kurz gesagt: Wie kommen wir vom

Verwalten zum Gestalten der Zukunft

der Gemeinde?“, so die Kalser Bürgermeisterin.

Um zu erfahren, wie Veränderungsprozesse

aussehen können, schaute

sich die Gemeinde Best-Practice-Beispiele

an. Zunächst versuchten sie mit Hilfe von

Checklisten diese Fragen selbst zu strukturieren.

Doch schon bald kamen sie zu

der Erkenntnis, dass externe Hilfe und der

Blick von außen notwendig sind, um hier

professionell zu agieren.

Organisationsmanagement – der erste

Schritt in Richtung Zukunft

„Damit der Weg in Richtung Zukunft und

Entwicklung der Gemeinde strukturiert

mit entsprechenden Ergebnissen und

Handlungsempfehlungen erfolgt, holten

wir uns Unterstützung bei der GemNova.

Sie begleitete uns durch den Prozess der

Organisationsentwicklung. Das war zur

Eruierung der verschiedenen Wissensstände

und Kompetenzen wichtig, auch,

um alle Mitarbeiter*innen auf diesem

Weg mitzunehmen, ohne dass es weder

zu rasch oder zu langsam voran ging.

Wir wollten den kleinsten gemeinsamen

Nenner finden, auf dem man aufbauen

kann. Außerdem war dieser Schritt notwendig,

da ich nicht mehr Amtsleiterin

und Bürgermeisterin in Personalunion

bleiben wollte. Die Verwaltung musste

also neu ausgerichtet werden“, erklärt

Erika Rogl. Im Gegensatz zum Changemanagement,

das auf das aktive Management

von Veränderungen abzielt, richtet

sich die Organisationsentwicklung nach

„innen“, also in Richtung Mitarbeiter*innen

und Arbeitsstrukturen bzw. -prozesse.

Ein Changemanagement kann auf diesen

Strukturen aufbauen.

„Früher hatte ich den Eindruck, wenn man

sich einmal in der Gemeinde situiert hat,

war’s das. Das stimmt aber nicht. So wie

das Leben sich verändert, so unterliegt

auch die Gemeinde dem Wandel. Veränderung

ist eine Chance, die in der ersten

Phase Aufwand bedeutet. Aber

dann profitiert man vom Lernprozess,

der heute von moderner

Technik unterstützt wird. Schließlich

gilt es, durch Veränderungen

auch den Weg für die nachfolgenden

Generationen in der Verwaltung

zu ebnen und zu erleichtern.

Das ist unter anderem meine Motivation

– mich für die Gemeinde

Kals und ihre Zukunft einzusetzen“,

resümiert Bürgermeisterin

Erika Rogl.

Kals am Großglockner mit

Blick vom Kals-Matreier-Törl Richtung

Schober Gruppe (© Jan Schäfer)


Organisationsentwicklung ist ganzheitlich ausgerichtet und umfasst die Organisationsstruktur, die Unternehmenskultur

sowie das individuelle Verhalten von Mitarbeiter*innen und Führungskräften. Gemeinden als Organisationen sind von Grund

auf eher statisch aufgebaut, dennoch müssen sie sich aufgrund stetiger Veränderungen im Umfeld und wegen steigender

Ansprüche der interessierten Parteien (z. B. Mitarbeiter*innen) anpassen und beispielsweise bestehende Hierarchien

flacher gestalten oder Mitarbeiter*innen mehr Eigenverantwortung geben. Ohne das Wissen über die Grundlagen einer

Aufbauorganisation wird die Gestaltung eines solchen Veränderungsprozesses allerdings schwer möglich sein. Ein kleiner

Einblick wird im Folgenden gegeben.

Von der Aufgabenanalyse zum Organigramm

Die sogenannte Aufbauorganisation ist das hierarchische

Grundgerüst einer Organisation, das im Organigramm abgebildet

ist. Im Organigramm werden die Rahmenbedingungen

für die Verteilung von Aufgaben und Befugnissen innerhalb der

Organisation definiert. Wer übernimmt die Führung und Verantwortung?

Welche Abteilungen gibt es? Wie sind die Aufgaben

unter den Mitarbeiter*innen verteilt? Das sind die hier zu beantwortenden

Fragen.

Ein Organigramm erstellt man durch eine Aufgabenanalyse in

Verbindung mit der anschließenden Aufgabensynthese. In der

Aufgabenanalyse werden die einzelnen organisatorischen Einheiten

voneinander abgegrenzt und in der Aufgabensynthese

logisch angeordnet. Die so entstandene Aufbauorganisation

kann in der Folge in einem Organigramm dargestellt werden.

Ok, nochmal einen Schritt zurück! Was wird bei der

Aufgabenanalyse gemacht?

Im ersten Schritt müssen alle Aufgaben analysiert werden.

Dabei werden die Hauptaufgaben zur Erfüllung des Unternehmenszieles

identifiziert und anschließend in relevante Teilaufgaben

zerlegt. Diese Aufgliederung kann anhand verschiedener

Kriterien erfolgen, wie z. B. nach:

• Objekt: Fertigprodukte, Halbfabrikate, Rohstoffe usw.

• Funktion/Verrichtung: Vertrieb, Produktion, Einkauf usw.

• Phase: Planung, Durchführung, Kontrolle usw.

Im kommunalen Umfeld wird bei der Gliederung der Aufgaben

zwischen dem eigenen und dem übertragenen Wirkungsbereich

der Gemeinde unterschieden. Die Aufgaben des eigenen

Wirkungsbereiches werden wiederum in die freiwilligen

und die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben unterteilt. Eine

mögliche Abfolge der Analyseschritte könnte beispielsweise

wie folgt aussehen:

• Hauptaufgabe: Bürgerservice

• Teilaufgabe: Friedhofswesen

• Elementaraufgabe: Friedhofs- und Gräberverwaltung

Nächster Schritt: Die Aufgabensynthese

Bei der Aufgabensynthese müssen die in der Aufgabenanalyse

zerlegten Haupt- und Teilaufgaben zueinander in

Beziehung gebracht und logisch angeordnet werden. Hier

geht es darum, die einzelnen Aufgaben zu Stellen, Einheiten

oder Abteilungen zu gruppieren. Im Rahmen der Aufgabensynthese

können die Aufgaben nach folgenden Systemen

zusammengefasst werden:

Funktionale Aufbauorganisation: Bei dieser Organisationsform

kommt es zu einer verrichtungsorientierten Struktur,

bei welcher die Einheiten und Abteilungen nach Tätigkeiten

und Funktionen aufgeteilt sind.

Divisionale Aufbauorganisation: Bei der divisionalen

Struktur kommt zunächst das Objekt, welches auf der

nächsten Ebene nach verschiedenen Funktionen wie Einkauf

oder Produktion aufgeteilt wird. Diese Organisation

nach Geschäftsbereichen oder Produkten wird auch als

Spartenorganisation bezeichnet.

Matrixorganisation: Bei der Matrixorganisation kommt

es zu einer Überschneidung von funktionalen Bereichen

und Produktbereichen des Unternehmens. Ein Fachbereich

arbeitet hier beispielsweise für mehrere Sparten oder Produkte.

Und welche Aufbauorganisation eignet sich nun für

Gemeinden?

Für Gemeinden ist die funktionale Organisation am besten

geeignet, da die Aufgaben der Gemeinden klar definiert sind

und das Umfeld von Gemeinden relativ stabil ist. Daher ist

eine Gemeinde anhand der anfallenden Aufgaben gegliedert.

Der Unternehmensleitung kommt in dieser Struktur die Aufgabe

zu, diese unterschiedlichen Bereiche zu koordinieren.

Das Hauptmerkmal der Funktionalorganisation ist die Gliederung

des Organigramms nach Funktionen auf der zweiten,

also der direkt der Unternehmensleitung unterstellten

Ebene. Typische Abteilungen in einer Gemeinde sind die Finanzverwaltung,

das Bauamt und das Bürgerservice. Je nach

Größe der Gemeinde gibt es weitere Unterteilungen.

Was sind die Vorteile einer funktionalen Organisation?

• Einfachheit und Übersichtlichkeit

• Hohe Transparenz

• Eindeutigkeit der Befugnisse durch Abgrenzung der Aufgaben-

und Verantwortungsbereiche

• Eindeutige Dienstwege

• Direkte Weisungs- und Informationswege

• Hohe Fachkompetenz und Spezialisierung durch exakt definierte

Arbeitsbereiche

Was sind mögliche Nachteile?

• Hoher Koordinationsaufwand (Überlastung der Führungskräfte)

• Schwierigkeit, den Gesamtüberblick zu behalten

• Mangelnder Informationsaustausch

• Fehlendes Verständnis für andere Funktionsbereiche

• Lange Informations- und Weisungswege, was lange Entscheidungsprozesse

bedeutet


„Bis heute kämpfen Organisationen um den

richtigen Fit zwischen Struktur, Strategie

und Situation.“

34 tirol.modern und innovativ

tirol.modern und innovativ

Aufbauorganisation

Wer hat das Sagen?

M. Grote, Professor für allgemeine BWL

Mit der Zeit gehen und dem Wandel ins Gesicht blicken

Aktuell steht die gesamte Gesellschaft vor Veränderungen,

die es bestmöglich zu bewältigen gilt. Auch vor den Türen

der Gemeinden werden die Zeit und der Wandel nicht halt

machen. Immer mehr Aufgaben werden auf die kommunale

Ebene verschoben, zudem verändern und erhöhen sich

die Ansprüche der interessierten Parteien (Bürger*innen,

Betriebe, Mitarbeiter*innen, Behörden, etc.). Dadurch steigt

der Koordinationsaufwand und es wird für die Gemeindeführung

immer schwieriger, den Überblick zu bewahren

und richtig zu führen. Es kann zu Konflikten und Missverständnissen

kommen, weil der Informationsfluss auch aufgrund

der langen Informationswege nicht reibungslos läuft

und die einzelnen Bereiche nicht genügend über die Handlungen

der anderen Bescheid wissen.

Diese Herausforderungen können durch eine gezielte Organisationsentwicklung

bewältigt werden. Von einer guten

Organisationsentwicklung profitieren stets alle Beteiligten,

sowohl die Gemeinde als auch die Mitarbeiter*innen.

Wir stehen Ihnen gerne zur Seite.

ZUM AUTOR

DR. KLAUS KANDLER,

MBA (MCI)

Klaus Kandler war 16 Jahre lang Amtsleiter

in der Marktgemeinde Rum und

ist Experte für Gemeinde- und Verwaltungsentwicklung.

Seit Jänner 2022

ist er in der GemNova verantwortlich

für diesen Bereich.

Kontakt: k.kandler@gemnova.at

35


36 tirol.modern und innovativ

tirol.modern und innovativ

37

Multilokalität im

ländlichen Raum

Herausforderung und Chance zugleich

ZUR AUTORIN

MAG. (FH)

MARTINA RIZZO

Martina Rizzo hat bereits etliche

Tiroler Gemeinden als Prozessbegleiterin

in unterschiedlichsten

Prozessen unterstützt und ist

Expertin für Bürger*innenbeteiligung.

Multilokalität oder Mehrörtigkeit ist

ein weltweit zunehmendes Phänomen.

Es bezeichnet das Leben an mehreren

Orten, wofür es ganz unterschiedliche

Gründe geben kann: Familie, Beziehungen,

Freundeskreis, Arbeit, Ausbildung,

Freizeit oder jegliche Kombinationen

davon. Ein sich abwechselndes Da-sein

und Fort-sein eint alle Multilokalen.

Das zunehmende Tempo in der Mobilität

und der damit verbundene kulturelle Austausch

führen zu immer mehr Veränderungen

in unserer modernen Gesellschaft:

„Das Zusammenspiel aus Modernisierungs-

und Individualisierungsprozessen,

der Restrukturierung der Erwerbsarbeit

und des Wandels des Mobilitätsverhaltens

bewirkt, dass individuelle Lebensmuster

und partnerschaftliche/familiale

Beziehungen zunehmend weniger an starre

Haushaltsgrenzen gebunden sind“, so

das Fazit des Forschungsberichts „Multilokale

Lebensführungen und räumliche

Entwicklungen“ der Akademie für Raumentwicklung

in der Leibniz-Gemeinschaft.

Für Gemeinden, den ländlichen Raum allgemein

und die multilokal lebenden Personen

selbst entstehen demnach ganz

spezifische Herausforderungen – aber

auch Chancen.

Während in Tirol das multilokale Leben

eher negativ behaftet ist (Zweitwohnsitze,

Ferienwohnsitze usw.), steht man der

mehrörtigen Lebensweise in den anderen

Bundesländern teilweise positiver gegenüber.

Sie wird oft als Bereicherung für die

Dorfgemeinschaft und als Weiterentwicklungsmöglichkeit

gesehen – insbesondere,

weil viele Gemeinden an den Folgen

des spürbaren, seit Jahren stattfindenden

Wegzugs der jungen Gemeindebürger*innen

leiden.

Als Herausforderung betrachtet wird in

Tirol die Multilokalität auch deswegen,

weil bebaubare Fläche einfach knapp ist,

was räumliche Entwicklungsmöglichkeiten

einschränkt. Der Anteil der Bevölkerung,

der multilokal lebt, ist hier momentan

noch gering. Eine Debatte über moderne

Lebensformen im Wandel der Gesellschaft,

über Transformationen in der

Arbeitswelt und die damit verbundenen

raumplanerischen Überlegungen sollte

dennoch geführt werden.

Um die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten

im Kontext Multilokalität und

ländlicher Raum besser fassen zu können,

arbeitet die GemNova zurzeit gemeinsam

mit der TU Wien an einem Forschungsprojekt

zu Fragen wie „Welche

Herausforderungen und Potenziale rund

um Multilokalität zeigen sich und welche

Handlungsmöglichkeiten/-erfordernisse

gibt es im ländlichen Raum?“ Damit die

Unterschiede in Österreichs ländlichen

Räumen abgebildet werden können, wurden

vier Untersuchungsgebiete ausgewählt:

das Innviertel, das Gesäuse, der

Lungau und das Seefelder Plateau.

Um die Erfahrungen mit der Thematik

sowie die Sichtweise von Gestalter*innen

des ländlichen Raumes in das Projekt zu

integrieren, wurden im ersten Schritt des

empirischen Teils Bürgermeister*innen,

Regionalmanager*innen, Tourismusverbände

usw. aus den betreffenden Gebieten

befragt. Im zweiten Schritt finden

aktuell Befragungen mit Fokusgruppen,

bestehend aus multilokal lebenden Personen

aus den jeweiligen Regionen, statt.

Im Zentrum des Interesses stehen dabei

das Alltagsleben als Multilokale*r in der

Region, die Frage nach bestehenden

Angeboten bzw. Lücken und der Bedarf

an Unterstützung.

Das Projekt läuft noch ca. ein Jahr.

Ziel ist es, Handlungsmöglichkeiten

bzw. -erfordernisse aufzuzeigen, Best-

Practice-Beispiele zu sammeln, Lücken

zu identifizieren und Informationen bzw.

Kommunikationstools zum Thema zur

Verfügung zu stellen.

Ansprechpartner bei der GemNova ist

DI Alois Ilmer (a.ilmer@gemnova.at).

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38 tirol.hat Recht

tirol.hat Recht

39

Beschaffung von

„sauberen“ Straßenfahrzeugen

ZUM AUTOR

RA MAG.

SEVERIN PLATTNER

Severin Plattner ist Rechtsanwalt

bei Heid & Partner Rechtsanwälte

und Experte für Corporate,

Immobilienprojekte und Baurecht.

Im Jahr 2021 ist das Straßenfahrzeugbeschaffungsgesetz

(SFBG) in Kraft

getreten. Im Zuge dessen wird vom

Bund mit dem Förderprogramm EBIN

(Emissionsfreie Busse und In frastruktur)

ein Betrag von 250 Mio. € für

die Beschaffung und Umrüstung des

öffentlichen Busverkehrs bereitgestellt.

Die Dekarbonisierung im Verkehrsbereich

im Sinne des European

Green Deal soll dadurch vorangetrieben

werden. Diese Fördermittel stehen

durch EU-Mittel der Recovery and

Resilience Facility (zur Abfederung der

wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen

der Corona-Pandemie) bis zum

Jahr 2026 zur Verfügung.

Regelungen im Straßenfahrzeugbeschaffungsgesetz

Das SFBG gilt für sämtliche Vergabeverfahren

nach dem 2.8.2021 sowohl bei der

Beschaffung von Straßenfahrzeugen an

sich und beim Nachrüsten als auch beim

Einsatz bzw. Einkauf von Verkehrsdiensten

(Personenbeförderung, Bedarfspersonenabholung,

Paketbeförderung, Postzustellung

etc.).

„Saubere“ Fahrzeuge

„Sauber“ ist ein Straßenfahrzeug dann,

wenn es emissionsarm bzw. emissionsfrei

ist. Weiters wird zwischen „leichten“

und „schweren“ Straßenfahrzeugen unterschieden.

Leichte, saubere Straßenfahrzeuge der

Klassen M1, M2 oder N1 dürfen bis zum

31.12.2025 maximal 50 g CO2 / km ausstoßen

und den Emissionsgrenzwert an

Luftschadstoffen von 80 % nicht überschreiten

bzw. müssen sie ab 1.1.2026

0 g CO2 / km (Nullemissionsfahrzeuge)

aufweisen. Daher darf ein leichtes, sauberes

Straßenfahrzeug ab dem 1.1.2026 gar

keine CO2-Emissionen mehr ausstoßen.

Schwere, saubere Straßenfahrzeuge sind

alternativ betriebene Fahrzeuge ohne

Verbrennungsmotor oder mit einem Verbrennungsmotor

mit einem Ausstoß von

weniger als 1 g CO2 / kWh. Als „alternative

Kraftstoffe“ gelten insbesondere

Elektrizität, Wasserstoff, Biokraftstoffe,

synthetische und paraffinhaltige Kraftstoffe,

Erdgas (einschließlich Biomethan)

und Flüssiggas. Hingegen ist Dieseltreibstoff

mit bis zu 7 % Biodiesel kein „alternativer

Kraftstoff“.

Ausnahmen

Das SFBG sieht ausdrücklich Ausnahmen

vor, die weder bei der Berechnung der

Gesamtanzahl noch bei der Berechnung

des Mindestanteils zu berücksichtigen

sind. Dies gilt sowohl für die „Beschaffung“

als auch den „Einsatz“.

Ausgenommen sind gepanzerte Fahrzeuge,

Krankenwägen, Leichenwägen sowie

mobile Kräne; weiters Fahrzeuge für den

Katastrophenschutz, die (freiwillige) Feuerwehr

und für die Aufrechterhaltung der

öffentlichen Ordnung. Ebenso Fahrzeuge

mit eigenem, speziell für die Verrichtung

von Arbeiten konstruiertem und gebautem

Antrieb, die bauartbedingt nicht zur

Beförderung von Personen oder Gütern

geeignet sind (z. B. Straßeninstandhaltungsfahrzeuge).

Einzuhaltende Mindestquoten

Künftig ist eine bestimmte Mindestquote

an sauberen Straßenfahrzeugen je Zeitraum

(Bezugszeitraum) und je Fahrzeugklasse

einzuhalten. Der erste Bezugszeitraum

läuft von 3.8.2021 bis 31.12.2025, der

zweite Bezugszeitraum von 1.1.2026 bis

31.12.2030, danach bestehen fortlaufende

Bezugszeiträume von fünf Jahren. Für diese

Bezugszeiträume sind unterschiedliche

Mindestquoten zu erfüllen, wobei sich der

zweite Bezugszeitraum mitsamt seinen

Quoten ex lege automatisch wiederholt.

Für leichte Straßenfahrzeuge der Klassen

M1, M2 und N1 (PKW) gelten in jedem

Bezugszeitraum Mindestanteile von

38,5 %, wobei ab dem zweiten Bezugszeitraum

nur mehr Nullemissionsfahrzeuge

als „sauber“ gelten. Für schwere Straßenfahrzeuge

der Klasse M3 (Busse) gilt im

ersten Bezugszeitraum ein Mindestanteil

von 45 % und in jedem weiteren von 65 %;

die Hälfte des Mindestanteils ist mit Nullemissionsfahrzeugen

zu erreichen. Für

schwere Straßenfahrzeuge der Klassen

N2 und N3 (LKW) gilt im ersten Bezugszeitraum

eine Mindestquote von 10 % und

in jedem weiteren von 15 %.

Die Mindestquote an sauberen Straßenfahrzeugen,

die am Ende des jeweiligen

Bezugszeitraumes erfüllt sein muss, wird

nur von jener Gesamtanzahl an Fahrzeugen

berechnet, die in den zeitlichen, persönlichen

und sachlichen Anwendungsbereich

des SFBG fallen. Wann genau

im jeweiligen Bezugsraum der Auftraggeber

die Mindestanteile schlussendlich

erreicht, ist ihm selbst überlassen. Unterliegen

Fahrzeuge den Ausnahmen, so

sind diese weder bei der Berechnung der

Gesamtanzahl noch bei der daraus abgeleiteten

Mindestquote zu berücksichtigen.

Welche Strafen drohen?

Die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde

hat wirksame, angemessene und

abschreckende Geldbußen zu verhängen,

wenn die Mindestanteile nicht erreicht

werden. Es handelt sich aber um keine

Verwaltungsstrafe im eigentlichen Sinn,

sodass das Verfahren auch kein Verwaltungsstrafverfahren

darstellt. Die

verschuldensunabhängige Geldbuße hat

den wirtschaftlichen Vorteil, der durch

die Nichtbeachtung der Mindestanteile

an sauberen Straßenfahrzeugen erzielt

wird, auszugleichen. Die Höchstgrenzen

betragen 25.000 € für jedes „nicht saubere“

leichte Straßenfahrzeug, 125.000 €

für jedes „nicht saubere“ schwere Straßenfahrzeug

sowie 225.000 € für jedes

„nicht saubere“ emissionsfreie schwere

Straßenfahrzeug.

Förderungen

Mit der Förderung „Emissionsfreie Busse

und Infrastruktur“ soll die Flottenumstellung

und die Angebotserweiterung

auf emissionsfreie Busse erheblich

beschleunigt werden. Die Förderung wird

in einem wettbewerblichen Verfahren

gewährt. Dabei werden als quantitative

Bewertungskriterien die Anzahl der

beschafften emissionsfreien Busse nach

Größenklassen, die voraussichtlich jährliche

Fahrleistung in Nutzwagenkilometer

der emissionsfreien Busse, die aus den

jährlich geleisteten Nutzwagenkilometer

resultierende Reduktion der CO2-Emissionen

und die aus den jährlich geleisteten

Nutzwagenkilometern resultierende wirtschaftliche

Nachhaltigkeit herangezogen.

Für die Bewertung der Fördergewährung

im Auswahl- und Entscheidungsverfahren

wird etwa auf den Nutzen und die Verwertung

und auf die Relevanz des Förderansuchens

abgestellt.

Mit den Fördermitteln werden die

Anschaffung von emissionsfreien Bussen

sowie die Errichtung der im unmittelbaren

räumlichen und technischen Zusammenhang

mit der Anschaffung von Bussen

verbundenen notwendigen Infrastruktur

für emissionsfreie Busflotten im Personenverkehr

gefördert. Ebenfalls werden

Vorhaben für Servicierung, Wartung und

Garagierung und Schulungen des entsprechenden

Personals gefördert. Nicht gefördert

werden jedoch Infrastrukturerrichtungen

ohne die zugehörige Beschaffung

von „sauberen“ Fahrzeugen.


40 tirol.hat Recht

Haftungsfalle Gemeinde

Veranstaltung „Die rechtssichere Gemeinde“ in Telfs

VON MAG. NIKOLAUS KRAAK

Nachdem das Gemeinde ABC ein voller Erfolg war und die Gemeinden

hier ein übersichtliches Nachschlagewerk erhalten haben, hat

es sich die GemNova zum Ziel gesetzt, über landesweite Veranstaltungen

die für die Gemeinden wichtigen Themen weiter zu

vertiefen und das Bewusstsein zu schärfen.

Mit der Gemeindearbeit sind speziell für

die Bürgermeister*innen viele verschiedene

Risiken verbunden. Welche Risiken das

sind und wie man damit am besten umgehen

kann, war Inhalt der ersten Informationsveranstaltung

„Die rechtssichere

Gemeinde“ in der Marktgemeinde Telfs.

In ca. drei Stunden wurden die rechtlichen

Grundlagen, die öffentliche Auftragsvergabe,

der rechtssichere Gebäudebetrieb

sowie mögliche Maßnahmen der Risikominimierung

den interessierten Zuhörer*innen

nähergebracht.

Dr. Klaus Kandler erläuterte im ersten Teil

den Haftungsbegriff und die Haftungsgrundlagen

im Straf-, Zivil- und Verwaltungsstrafrecht.

Anhand mehrerer

Beispiele wurde im Anschluss versucht,

Lösungsansätze zu finden bzw. Graubereiche

zu diskutieren.

Im Anschluss gab Mag. Alexander Sporer

einen Überblick über die Welt des

Vergaberechts. Das magische Dreieck

bestehend aus den Einflussfaktoren

Zeit, Kosten und Qualität spielt hier eine

wesentliche Rolle, denn die der Vergabe

zugrundeliegenden Projekte sollte man

nachhaltig angehen und im Bereich des

Bauwesens insbesondere den Lebenszyklus

der Anlagen im Fokus haben. Mit

rechtssicheren Zuschlagskriterien kann

man zusätzlich noch die Regionalität stärken.

Im dritten Teil erläuterte DI Armin Muggendorfer

anhand vieler Beispiele, dass

die Eigentümer*innen eines Gebäudes

eine Vielzahl an Verkehrssicherungsund

Sorgfaltspflichten treffen und eine

professionelle Gebäudebewirtschaftung

das Haftungsrisiko reduziert.

Nach einer kurzen Pause skizzierte Dr.

Klaus Kandler verschiedene Maßnahmen

der Risikominimierung, die von der Aufgabenübertragung

bis zu einem systemorientierten

Managementsystem reichten.

Allen Anwesenden war nach den Vorträgen

bewusst, dass Versicherungen zwar

die Haftungsauswirkungen reduzieren

können, aber kein Allheilmittel darstellen.

Man darf sich jedoch nicht vom Risiko

einer Haftung unterkriegen lassen, es gibt

Methoden und Werkzeuge zur rechtssicheren

Bewältigung der mannigfaltigen

Aufgaben einer Gemeinde.

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Thema Rechtssicherheit zur

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Dr. Klaus Kandler, MBA (MCI)

k.kandler@gemnova.at

Mag. Alexander Sporer

a.sporer@gemnova.at

Mag. Alexander Sporer (GemNova), Dr. Klaus Kandler

(GemNova) und DI Armin Muggendorfer (Bundesimmobiliengesellschaft)

teilten ihre Expertise zum Thema

Rechtssicherheit in Gemeinden. (© GemNova)

DI (FH) Armin Muggendorfer

armin.muggendorfer@big.at

www.ghs-wohnbau.com


42 tirol.politik tirol.politik

43

JETZT IST

ZUSAMMENARBEIT GEFRAGT

DAS BEDEUTET, AUFEINANDER EINZUGEHEN,

ROLLEN UND AUFGABEN ABZUSTIMMEN,

GEGENSEITIG ZU UNTERSTÜTZEN UND

VERBUNDEN DURCH EIN GEMEINSAMES

ZIEL EFFEKTIV ZU ARBEITEN.

© Land Tirol / Cammerlander

Zusammenarbeit als

Weg zum Erfolg

Miteinander mehr erreichen – das gilt

für alle Lebensbereiche und insbesondere

für Gemeinden. Vom Leben in der

Gemeinde über gemeindeübergreifende

Projekte bis hin zu Gemeindefusionen:

Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit

auf Gemeindeebene sind vielfältig und

wichtig.

Der US-Amerikanische Automobilhersteller

Henry Ford sagte einmal:

„Zusammenkommen ist ein Beginn,

Zusammenbleiben ein Fortschritt,

Zusammenarbeiten ein Erfolg.“

Was banal oder gar abgedroschen klingen

mag, ist doch eine unverzichtbare Grundlage

unseres Zusammenlebens.

Und dieses Zusammenleben beginnt in

den Gemeinden: Gemeinden sind weit

mehr als eine bloße Ansammlung von

Gebäuden. Der wahre Wert der Gemeinde

– als Ort des Zusammenlebens –

entspringt der Gemeinschaft und sollte

dementsprechend auch vielfältig gefördert

werden. Maßgeblich sind hierbei sowohl

die Unterstützung des Vereinswesens als

zentrale Säule des Miteinanders als auch

die räumliche Gestaltung der Gemeinden

selbst. Schließlich entsteht Gemeinschaft

und damit Zusammenarbeit erst durch

Begegnungen und Begegnungsräume.

Statt Zersiedelung zuzulassen, gilt es, die

Ortszentren wieder mit Leben zu füllen.

Im Rahmen der sogenannten Ortskernrevitalisierung

werden daher von Seiten des

Landes zahlreiche Projekte gefördert, um

etwa Dorfplätze aufzuwerten oder alte

Baustrukturen in den Ortskernen wieder

bewohnbar zu machen.

Zusammenarbeit muss jedoch nicht

an der Gemeindegrenze enden: Vom

gemeinsamen Umweltschutz über die

Zusammenarbeit bei der Pflegeversorgung

bis hin zu gemeindeübergreifenden

Sportstätten – die Möglichkeiten

zur Kooperation unter Gemeinden sind

ebenso vielfältig wie erfolgreich. Viele

Projekte wären für eine Gemeinde alleine

nicht zu bewältigen, durch die Bündelung

von Ressourcen können die Gemeinden

jedoch unterschiedlichste Vorhaben

gemeinsam verwirklichen. Um solche

Projekte vor den Vorhang zu holen und

mit Best-Practice-Beispielen zu demonstrieren,

welche Vorteile Kooperationen

mit sich bringen, vergeben das Land

Tirol, der Tiroler Gemeindeverband und

die GemNova jährlich den GEKO – den

Tiroler Gemeindekooperationspreis.

Auch diesen Herbst werden dabei wieder

zukunftsweisende, gemeindeübergreifende

Projekte ausgezeichnet. Im Rahmen

der insgesamt 37 Planungsverbände in

Tirol haben die Gemeinden zudem eine

institutionalisierte Form der Zusammenarbeit

– in Folge derer sie voneinander

profitieren und miteinander auf effiziente

Art und Weise die Zukunft planen können.

Die höchste Form der Kooperation zwischen

Gemeinden ist schließlich die

Gemeindefusion. Dabei eines vorweg: Als

Gemeindelandesrat ist es mir ein großes

Anliegen, dass Gemeindefusionen – also

die Zusammenlegung der Verwaltungsstrukturen

mehrerer Gemeinden – stets

auf freiwilliger Basis verwirklicht werden

muss. Steht die Bevölkerung hinter einer

Fusion, so können – wie etwa das Beispiel

der Zusammenlegung von Matrei

am Brenner, Mühlbachl und Pfons gezeigt

hat – wichtige Synergieeffekte entstehen

und damit effizientere und günstigere

Abläufe etabliert werden.

Ihr LR Mag. Johannes Tratter

© Julia Moll

Wir dürfen keine

Inseln sein.

Was haben wir dieses Jahr gekämpft

– wahlgekämpft. Auf Gemeinde- und

Landesebene haben die Parteien ihre

Standpunkte klar gemacht, ihre Positionen

dargelegt und sich dabei, wie soll

es anders sein, mit mehr oder weniger

scharfem Ton von allen anderen politischen

Mitstreitern und Mitstreiterinnen

abgegrenzt – wie Inseln im Meer. Das ist

auch gut so. Im Wettstreit um die meisten

Wählerstimmen können gern mal die

sogenannten Fetzen fliegen und schließlich

ist es wichtig, sich von den anderen

deutlich abzuheben, um den Wählerinnen

und Wählern eine klare Grundlage für

ihre Entscheidung zu bieten.

Jetzt, nach den Wahlkämpfen und Wahlen,

heißt es, gemeinsam Bestehendes

zu optimieren und Neues zu schaffen.

Das geht nur mit Zusammenarbeit, mit

der bemerkenswerten menschlichen

Fähigkeit zur Kooperation. Das bedeutet,

aufeinander einzugehen, Rollen und

Aufgaben abzustimmen, gegenseitig zu

unterstützen und verbunden durch ein

gemeinsames Ziel effektiv zu arbeiten.

Das gilt für die regierende Fraktion bzw.

die Koalitionspartner ebenso wie für die

Opposition. Alle haben eine bestimmte

Rolle, die einen regieren, die anderen

kontrollieren und beide Funktionen sind

gleich wichtig. Alle müssen gehört und

respektiert werden. Fügt man sich als

Politiker, als Politikerin oder Partei nicht

in dieses kooperative demokratische System

ein und arbeitet lieber im Alleingang,

bekommt man schnell ein Problem. Man

wird zur Insel und als Insel gilt man allgemein

als nicht regierungsfähig.

Es geht jedoch nicht nur darum, innerhalb

des politischen Systems zu kooperieren.

Auch nach außen hin – zu Unternehmen,

Institutionen wie die Wirtschafts- oder

Arbeiterkammer, zu Universitäten, Verbänden

und diversen anderen Stakeholdern

– muss eine stabile Basis für die

Zusammenarbeit bestehen. Nehmen

wir zum Beispiel kleine Gemeinden. Wie

könnte eine kleine Gemeinde überleben,

wenn sie bei den hunderten Aufgaben,

die sie zu bewältigen hat, allein dastünde?

Sie müsste alle Anschaffungen und

Investitionen – vom Preisvergleich bis

zur rechtlich vorgeschriebenen Abwicklung

von Vergabeverfahren – selbst

organisieren. Sie müsste notwendige

Infrastrukturprojekte, z. B. den Ausbau

der Volksschule oder die Sanierung des

Wohn- und Pflegeheims, auf eigene Faust

umsetzen. Sie müsste sich selbst mit

Energie versorgen, sich um die Wasserver-

und Abwas serentsorgung kümmern

und sicherstellen, dass der Zugang zur

digitalen Amtstafel auf der Homepage

der Gemeinde wie gesetzlich vorgeschrieben

barrierefrei ist. Die Gemeinde

bräuchte hunderte Angestellte und

sehr sehr viel Geld, wenn sie das allein

stemmen müsste. Umso wichtiger ist

es, sich in Verbänden zu organisieren,

mit anderen Gemeinden, mit Unternehmen

sowie Experten und Expertinnen

zusammenzuarbeiten. So, wie Parteien

Kooperationskompetenz zeigen müssen,

um regierungsfähig zu sein, so brauchen

diese Kompetenz auch Gemeinden, um

bestands- und zukunftsfähig zu sein.

Arbeiten Sie also zusammen, strecken

Sie ihre Hände in alle Richtungen aus. Sie

können nur profitieren!

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf


Junge, frische Gesichter

VON REINHOLD OBLAK

Die Bürgermeister-Direktwahl in Wenns

im heurigen Frühjahr war nichts für

schwache Nerven. Beim ersten Wahlgang

lag Patrick Holzknecht um mickrige zwei

Stimmen hinter Robert Rundl zurück, bei

der entscheidenden Stichwahl erhielten

beide Kandidaten jeweils 631 Stimmen.

Zum Glück ist nicht nur die österreichische

Bundesverfassung schön, sondern

auch die Tiroler Gemeindewahlordnung.

Diese sieht nämlich bei Stimmengleichheit

vor, dass jener Kandidat Bürgermeister

wird, dessen Liste die meisten Stimmen

erhält. In Wenns war dies ganz klar

die Holzknecht-Liste, womit der 29-Jährige

als zweitjüngster Bürgermeister Tirols

angelobt wurde.

„Ich bin ein Vereinsmensch, hab mich

schon früh in der Fasnacht, auch bei den

Schützen organisiert. Ich rede einfach

gerne mit den Leuten, versuche, verschiedene

Interessen zu verbinden“, sagt

Holzknecht. Politik hat ihn schon immer

interessiert, liegt auch in der Familie.

Nein, nicht bei seinen Eltern, die politisch

nie aktiv waren, vielmehr bei seinen beiden

Großvätern. Der eine war Gemeinderat

in Arzl, der andere in Wenns, sogar 18

Jahre lang.

Bei der Wahl 2016, im Alter von 23 Jahren,

wurde Holzknecht erstmals in den

Gemeinderat gewählt. Damals gab es

nur zwei Listen und einen Bürgermeister-Kandidaten,

heuer waren es sechs

und deren drei. Vielfalt ist eben besser

als Einfalt. Beruflich ist der zweitjüngste

Bürgermeister Tirols übrigens seit

über zehn Jahren im Landesdienst tätig.

In Tirol bewegt sich etwas. Auf Landesebene brechen alte, verkrustete Strukturen


auf, in den Gemeinderäten

sieht man immer mehr junge, frische Gesichter. Bürgermeister*innen werden jünger, selbstbewusster,

haben Lust zu gestalten. Patrick Holzknecht in Wenns etwa, Daniela Kampfl in Mils oder Ingo Hafele im

Osttiroler St. Jakob. Eine Bestandsaufnahme.

„Das hat meine Lust an der Politik sicher

auch nochmal gefördert.“ Bemerkenswert

dann jener Schritt, den Holzknecht

gleich nach seiner Wahl zum Bürgermeister

gesetzt hat. Um für die Leute in

Wenns sprichwörtlich greifbar zu sein,

reduzierte er seinen Job in Innsbruck auf

neun Stunden, somit auf einen einzigen

Tag. „Außer Dienstag bin ich immer im

Dorf erreichbar. Ich verstehe mich als

Vermittler, als Ansprechpartner, auch als

Problemlöser.“

Holzknecht steht auch für Veränderung:

So hat er gleich mehrere neue Ausschüsse

gegründet, setzt ganz bewusst

auf Zusammenarbeit und Kooperation.

Und auf moderne Ansätze wie etwa

Teambuilding und positive Motivation.

Klar, unter den 13 Gemeinderäten

und -rätinnen finden sich elf neue

Gesichter, darunter vier Frauen. Ein

wichtiges Credo des neuen Bürgermeisters:

„Gemeinsam ist besser als

einsam.“

Patrick Holzknecht (29), Bürgermeister

von Wenns (© Wenns gestalten)

„ Zusammenarbeit und

Kooperation. Moderne

Ansätze wie Teambuilding

und positive Motivation.

Das ist mir wichtig“

Patrick Holzknecht,

Bürgermeister Wenns

Daniela Kampfl (49),

Bürgermeisterin von Mils

(© Daniel Zangerl)

Eine von zwanzig

In Tirol gibt es 277 Gemeinden. In 257

davon sind Männer Bürgermeister, in nur

zwanzig gibt es Bürgermeisterinnen. Die

Jüngste davon ist die 31-jährige Victoria

Weber in Schwaz, doch über sie konnten

wir schon in der vergangenen Ausgabe

dieses Magazins berichten. Bleiben also

noch 19 Bürgermeisterinnen, womit die

Auswahl überschaubar wird.

Daniela Kampfl, Jahrgang 1973 und damit

eine der jüngsten Bürgermeisterinnen

Tirols, übt dieses Amt seit Mai 2021 in

Mils aus. Bei der Direktwahl im heurigen

Frühjahr wurde sie mit beeindruckenden

59 Prozent – bei fünf Gegenkandidaten –

gleich im ersten Wahlgang gewählt. Das

waren um satte 18 Prozent mehr, als ihre

Liste erhielt.

Bemerkenswert, um nicht zu sagen

höchst amüsant, auch der Weg, wie sie

in die Politik kam. „2006 bin ich über das

Inserat einer Non-Profit-Organisation gestolpert.

Es wurde eine Frau gesucht, aus

dem urbanen Raum, mit Organisationstalent

und Engagement. Das hat mir gefallen,

weil ich wollte schon immer etwas


45

44 tirol.politik

tirol.politik

„Beworben hab ich mich bei

einer Non-Profit-Organisation.

Letztendlich war es dann aber

die Tiroler Volkspartei.“

Daniela Kampfl

Bürgermeisterin Mils

verändern. Nach meiner Bewerbung stellte

sich freilich heraus, dass diese Non-

Profit-Organisation die Tiroler Volkspartei

war. So hat alles angefangen.“ Kampfl

lacht noch immer, wenn sie diese Geschichte

erzählt, auch deshalb, weil sie

davor politisch in keiner Weise aktiv war.

Und weil es wohl auch ihr Motto unterstreicht:

„Es gibt für alles den richtigen

Zeitpunkt.“

2016 wurde sie erstmals in den Gemeinderat

von Mils gewählt, beruflich zur Geschäftsführerin

des Wirtschaftsbundes

bestellt, in jenen Job also, den sie auch

heute noch ausübt. Politik ist für die

zweifache Mutter wesentlicher Bestandteil

ihres Lebens, als Bürgermeisterin

sieht sie sich am richtigen Platz. „Ich

kann sehr gut planen, bin ein ausgesprochener

Teamplayer, treffe gerne Entscheidungen,

mag etwas bewegen.“ Mal

schauen, wohin es die engagierte Frau,

die so gerne Veränderungen vorantreibt,

noch verschlägt.



46 tirol.politik

„Ich hab damals meinen Job im

Tourismusbüro gekündigt. Das

Risiko, nach sechs Jahren ohne

Job dazustehen, hab ich einfach

auf mich genommen.“

Ingo Hafele

Bürgermeister St. Jakob im

Defereggen

Jüngster Bürgermeister Osttirols

Es war doch eine ziemliche Überraschung,

damals, im Frühjahr 2016, in

St. Jakob in Defereggen. Der gerade mal

26-jährige Ingo Hafele katapultierte den

langjährigen Amtsinhaber Gerald Hauser

in der Bürgermeister-Stichwahl hochkant

aus dem Amt. Bei einer bemerkenswert

hohen Wahlbeteiligung von 94 Prozent

setzte sich der junge Mann mit knapp

62 Prozent der Stimmen eindrucksvoll

durch. Hafele wurde damit auch zum

jüngsten Bürgermeister Osttirols gewählt.

Bei den heurigen Gemeinderatswahlen

wurde er eindrucksvoll im Amt

bestätigt – mit knapp 70 Prozent an Zustimmung.

Selbst seine Liste erhielt die

absolute Mehrheit – das hatte es in St.

Jakob schon lange nicht mehr gegeben.

Mit Politik hatte Hafele davor nichts zu

tun. Er arbeitete im Tourismusbüro in

Lienz, war damit recht zufrieden. „Ich

war kein politischer Mensch, nur was

da in St. Jakob abgelaufen ist, hat mir

nicht wirklich getaugt. Mit einigen jungen

Freunden hatten wir dann die Idee,

mit einer eigenen Liste anzutreten. Konkrete

Pläne hatten wir keine, wir wollten

einfach mal in den Gemeinderat reinschnuppern,

hatten auch keinen eigenen

Bürgermeisterkandidaten“, erinnert er

Ingo Hafele (32), Bürgermeister

von St. Jakob im Defreggen

(© Osttirol Journal)

sich an den Anfang. Bei den Krampustagen

mehrten sich dann freilich in dieser

Gruppe die Stimmen, Hafele sollte

doch als Bürgermeisterkandidat antreten.

„Das hat mich aber überhaupt nicht

interessiert, ich wollte das einfach nicht.“

Das war im Dezember 2015, zwei Monate

vor der Wahl.

Nach vielen Gesprächen ließ sich der

damals 26-Jährige umstimmen, „doch

wirklich überzeugt war ich nicht.“ Bei der

Wahl erhielt seine neue Liste gleich die

meisten Stimmen, er selbst wurde „zur

größten Überraschung von mir“ tatsächlich

zum Bürgermeister gewählt. Seine

erste Tat: Er kündigte beim Tourismusbüro,

wollte voll und ganz für die Gemeinde

da sein. „Das Risiko, nach sechs

Jahren ohne Job dazustehen, hab ich einfach

auf mich genommen. Weil wenn ich

etwas mache, mache ich es gescheit.“

Die ersten Jahre waren herausfordernd.

„Wir waren da gleich mit sehr schwierigen

Situationen konfrontiert. Die vielen

Starkregen-, auch Starkschnee-Ereignisse,

St. Jakob war zehn Tage ohne Strom,

dazu die vielen Straßensperren. Ich bin

da wirklich in mein Amt hineingewachsen,

hab viel lernen können.“ Auch heute

noch ist der mittlerweile 32-Jährige

täglich acht Stunden auf der Gemeinde.

„Mir taugt‘s total, mir wird auch nicht

langweilig. Zu tun gibt‘s immer genug.“

Ach ja, noch ein interessantes Detail

am Rande. Für die Gemeinderatswahl

dieses Frühjahr gab‘s von Hafeles Liste

kein Wahlprogramm. Der Grund: „Wir

wollten nichts ankündigen, weil das sind

meist nur leere Versprechungen. Die

Leute hier wissen, dass wir nicht groß

reden, sondern arbeiten und umsetzen.“

Der junge Mann scheint vieles richtig zu

machen.

Auf der sicheren Seite:

Winterdienst mit dem Maschinenring

Seit 25 Jahren zählt der Winterdienst zu den

zentralen Dienstleistungen, die der Maschinenring

anbietet. Erfahrene Mitarbeiter, die die

Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Kunden

genau kennen und das Netzwerk Maschinenring

stellen sicher, dass jede noch so große

Herausforderung zur Zufriedenheit der Kunden

bewältigt wird, und so freuen sich die Verantwortlichen,

dass mehr als 100 Tiroler Gemeinden

auf diese Dienstleistung setzen.

„In erster Linie geht es beim Winterdienst

darum, Gefahren, die Schnee und Eis mit sich

bringen zu beseitigen und damit die Sicherheit

auf Verkehrsflächen wiederherzustellen. Das

umfasst natürlich nicht nur die Schneeräumung,

sondern auch die Streuung, eventuell

notwendigen Schnee-Transport und vieles

mehr“, so Maschinenring-Geschäftsführer

Hannes Ziegler. Sicherheit bedeutet hier nicht

nur Verkehrssicherheit, sondern vor allem

auch Rechtssicherheit:

Eigentümer oder Wegehalter haften für den

ordnungsgemäßen Zustand der Fahrbahnen

und Plätze – gerade in diesem Punkt ist es für

Kommunen ein großes Plus, auf den Maschinenring

zu setzten: „Mit der Beauftragung

übernehmen wir auch die rechtliche Verantwortung“,

so Ziegler weiter.

Die „Winterdienstler“ verfügen neben der entsprechenden

Technik – vom direkten Zugriff auf

die detaillierte Wetterprognosen bis zu den entsprechenden

Räumgeräten – über das fachliche

Knowhow und sind flexibel zur Stelle.

Natürlich ist der Maschinenring-Winterdienst

immer am aktuellsten Stand der Technik: Wo

notwendig bzw. gewünscht werden alle Fahrten

via GPS-Aufzeichnungen getrackt und auch

Lieferscheine werden vom Maschinenring zum

großen Teil via App elektronisch verarbeitet. „Für

uns ist es wichtig, die Abwicklung für Kunden

und Dienstleister gleichermaßen effizient zu

organisieren, und hierfür setzen wir stets auf

die aktuellste Technik. Auch die verpflichtende,

jährliche Fortbildung für alle unsere Dienstleister

ist selbstverständlich“, so Hubert Hotter, der für

die Disposition zuständig ist.

Der Winter beginnt im Sommer

Im Maschinenring kümmern sich die Verantwortlichen

frühzeitig um die Sicherstellung

personeller und technischer Ressourcen,

Schnee ablageplätze werden fixiert und Streumittel-Lager

befüllt: „Natürlich sind auch wir

von den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen

betroffen. Um für die Kunden

vernünftige Lösungen anbieten zu können,

haben wir beispielsweise mit der Salzeinlagerung

heuer schon so früh wie nie zuvor

begonnen“, so Hotter.

Gerade bei Starkschnee-Ereignissen wie vor

zwei Jahren in Osttirol kann der Maschinenring

auf seine Vernetzung setzen – auch das

kommt den Kunden zugute: „Auch wenn schon

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

alle verfügbaren Mannschaften im Schneeeinsatz

sind – mit unseren mehr als 7.000

Mitgliedern allein in Tirol und der Möglichkeit

der überregionalen, österreichweiten Zusammenarbeit

können auch hier kurzfristig Kräfte

mobili siert werden. Das ist eine unserer Stärken“,

so Hannes Ziegler.

Unternehmen, die auf den Maschinenring als

Winterdienstleister setzen, sichern regionale

Wertschöpfung. „Die Arbeit als Winterdienstleister

ermöglicht Landwirten ein zusätzliches

Einkommen. Wer den Maschinenring beauftragt,

entscheidet sich so nicht nur für einen

sicheren und verlässlichen Winterdienst sondern

sorgt zusätzlich dafür, dass Wertschöpfung

und Kaufkraft in der Region bleibt – in

diesen Zeiten sicher ein besonders wichtiges

Argument“, so Maschinenring-Geschäftsführer

Hannes Ziegler abschließend.

www.maschinenring.tirol


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

tirol.ist schön

49

Mit LED-Beleuchtung der IKB klimafit werden

Die IKB hat in ganz Innsbruck bereits die öffentliche Beleuchtung auf LED umgestellt, um wertvolle Energie zu sparen.

Diese Erfahrung und ihr Fachwissen bietet sie auch anderen Gemeinden an.

Die Straßenbeleuchtung in Weer, die Radwegbeleuchtung

in Kaltenbach und die Skipiste

am Patscherkofel – die IKB hat bereits

zahlreiche Orte in Tirol dabei unterstützt,

auf die effiziente Beleuchtung umzurüsten.

Von der Planung bis zur leuchtenden Lampe

bringt sie ihre Expertise ein und erledigt die

gesamte Umsetzung für die Gemeinden.

Alles aus einer Hand. Das macht sie zur

regionalen Expertin für umweltfreundliche

und energiesparende Außenbeleuchtung.

In den Jahren 2015 bis 2020 hat die IKB die

gesamte öffentliche Beleuchtung der Stadt

Innsbruck auf LED-Technologie umgestellt.

Neben Straßenbeleuchtungen, Platz- und

Sportstättenbeleuchtungen wurden auch

Objektanstrahlungen sowie Effekt- und

Winterbeleuchtungen auf ein neues Effizienzlevel

gehoben. Die vielen Vorteile

sowie Kosteneinsparungen übertreffen die

Gesamtkosten der LED-Umstellung um ein

Vielfaches.

Unschlagbare Vorteile der LED-Umrüstung

Die neue Technologie ist zukunftsweisend

und bringt echten Mehrwert für die Stadt.

So hat sich der Energieverbrauch, der

öffentlichen Beleuchtung nahezu halbiert

Darüber hinaus haben sich die Farbwiedergabe

durch weißes LED-Licht erheblich

verbessert, der Wartungsaufwand

beträchtlich reduziert und die Lebensdauer

deutlich erhöht. Durch die individuelle

Programmierung der Vorschaltgeräte sind

nun nahezu alle Straßen Innsbrucks normgerecht

ausgeleuchtet.

Ihr Weg zur energieeffizienten LED-

Außenbeleuchtung

Planung und Inbetriebnahme aus einer

Hand, inklusive 10-Jahres Garantie und

Mithilfe bei Förderabwicklungen: Kontaktieren

Sie noch heute die Expertinnen

und Experten der IKB, wenn es darum

geht, eine moderne und wirtschaftliche

Beleuchtung zu implementieren und damit

Energie- und Betriebskosten zu sparen.

KURZ UND KNAPP:

Komplette Umstellung der Außenbeleuchtung

in Innsbruck








Erhöhung der Sicherheit in Innsbruck

Halbierung der Stromkosten trotz

Erhöhung der Anzahl der Lichtpunkte

Wesentliche Reduzierung der Lichtemissionen

Optimierte Farbwiedergabe durch

weißes LED-Licht

Normgerechte Ausleuchtung bei

reduziertem Energieaufwand

Verringerung vom Wartungsaufwand

Erhöhung der Lebensdauer

Wir beraten Sie gerne jederzeit kostenlos,

wie Sie Ihre Gemeinde auf LED-Beleuchtung

umrüsten können.

Gemeinschaft

leben

Was wäre eine Gemeinde ohne Vereine und ehrenamtliche

Helfer*innen, die sich tagtäglich im Sinne

der Gemeinschaft engagieren?

Martin Angerer

Geschäftsbereich: Energieservices

0512 502-5234

martin.angerer@ikb.at

www.ikb.at

Die meisten der 25 Jugendbetreuer*innen

der Alpenvereinsjugend sind

selbst schon seit ihrer Kindheit im

Verein. Nun geben sie ihren Zugang

zur Natur an die Kinder weiter.

Ein gemeinsames Interesse, ein gemeinschaftliches

Ziel ist oft das, was Menschen in Vereinen

und ehrenamtlichen Organisationen zusammenbringt

und wo Bürger*innen einen essenziellen

Beitrag für das Zusammenleben in einer Gemeinde

leisten. Wir haben uns für diese Fotostrecke

in Zirl umgesehen und das reiche Vereinsleben

der Marktgemeinde dokumentiert. Auf den folgenden

Seiten geben wir einen Einblick in ihre

Aktivitäten.


‚‚

Im Musikverein Zirl wird bereits seit

1822 gemeinsam musiziert. Aktuell

zählt der Verein 60 aktive Mitglieder

zwischen 14 und 73 Jahren.

‚‚

„Unser Musikverein ist

MUsIKVEREIN

tirol.ist schön

ein geselliger Ort,

an dem Gemeinschaft

gefördert wird.“

Mathias Plankensteiner,

Obmann Musikverein

51

Seit 20 Jahren unternimmt die Zirler

Alpenvereinsjugend Innsbruck unter

der Leitung von Ossi Miller spannende

Ausflüge mit berg- und abenteuerlustigen

Kindern ab 9 Jahren.

Alpenvereinsjugend

„Unsere Gemeinde lebt von der Vielfältigkeit

der Vereine und ehrenamtlichen Organisationen.

Ohne all jene Frauen und Männer,

die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren,

wäre auch in Zirl vieles nicht möglich.

Sie sind das Herz einer Gesellschaft,

das stark und kräftig schlägt.“

Mag. Thomas Öfner,

Bürgermeister Marktgemeinde Zirl

Die Musikkapelle hat auch eine starke Beziehung

zur Brauchtumspflege: Was wären Feste

und Veranstaltungen ohne die musikalische

Umrahmung einer Musikkapelle?


52 tirol.ist schön

‚‚

Freiwillige

Feuerwehr

25 freiwillige Pensionist*innen stellen die rund 120 Speisen,

die im 's zenzi in speziellen Warmhaltebehältern

angerichtet werden, mit Unterstützung von Zivildienern

jeden Tag direkt zu.

ESSEN AUF RÄDERN

Seit 1876 leistet die Freiwillige Feuerwehr Zirl Hilfe in Notsituationen.

Aktuell stellen sich 119 Feuerwehrmänner und

Feuerwehrfrauen in den Dienst der guten Sache. Das längst

dienende Mitglied tut dies schon seit dem Jahr 1952.

„Die Kameradschaft unter den Mitgliedern

ist etwas ganz Besonderes. Alle ziehen

an einem Strang, wenn es darum geht,

jemandem in einer Notlage zu helfen.“

Arnold Lanziner,

Kommandant


54 tirol.ist schön tirol.ist schön

55

‚‚

wo etwas herkommt und dies

„Wir wollen mit diesem Garten

wieder den natürlichen

Kreislauf im Jahresverlauf erleben

und voneinander lernen. Es

ist ein gutes Gefühl zu wissen,

auch an die Kinder weitergeben

zu können.“

ZUR FOTOGRAFIN

NATHALIE KIRCHLER

Nathalie Kirchler verstärkt seit 2022 das

Kommunikationsteam der GemNova als

Grafikerin und Fotografin.

Der 1967 gegründete Tennisclub

Zirl zählt aktuell 180 Mitglieder,

wobei die Hälfte davon jünger als

20 Jahre alt ist.

Gemeinschaftsgartl

Seit 2016 gibt es in Zirl für rund 40 Familien

die Möglichkeit des gemeinsamen „gartelns“.

Dabei steht der Austausch von Wissen und

Erfahrungen untereinander im Mittelpunkt.

Tassilo Philippovich,

Obmann Gemeinschaftsgartl

TC ZIRL


tirol.kulturell

57

Reformen,

Innovationen,

Änderungen

ja…

VON GABRIEL CASTAÑEDA

In den Sportvereinen der Gemeinde Zirl entsteht durch die

gemeinsame Bewegung ein Gemeinschaftsgefühl und ein Zusammenhalt.

Wie zum Beispiel im Tenniskindergarten des TC Zirl, wo

bereits die Jüngsten dieses Gemeinschaftsgefühl erleben dürfen.

Im Rahmen dieser Fotostrecke konnten wir nur einen kleinen Teil der Zirler Vereine und Organisationen vorstellen.

Die Marktgemeinde Zirl verfügt über eine Vielzahl weiterer Vereine, welche wir an dieser Stelle gerne erwähnen möchten:

• Alpine Gesellschaft Solstein

• Arbeitskreis Familie und MUKI

• Austrian Vert Skaters (AVS)

• Basketballgruppe Zirl

• Jungbauern Landjugend

• Ortsbauernschaft Zirl

• Zirler Bäuerinnen

• Bergwacht

• Bienenzuchtverein Zirl

• Biogartenverein Zirl

• Chor der Senioren

• Chor Wanja

• Christkindleinzug

• Computer Club Zirl

• Der Cluuuub Zirl

• Dorfgemeinschaft Eigenhofen/Dirschenbach

• Eishockey Hobbygruppe

• Eishockeyclub Gunners Zirl

• Eishockeyverein EC Black Eagles

• Eishockeyverein EC Fragenstein

• Eishockeyverein EC Vikings Zirl

• Eisschützenverein Zirl

• EKIZ Zirl - Eltern Kind Zentrum Zirl

• Elternverein der VS Zirl

• Erwachsenenbildung Zirl

• Faschingsgilde Zirl

• FC Raika Zirl

• Fit4Zirl

• Foto Video Club Zirl

• Fragensteinrosser

• GenerationZ - Generationen Theater Zirl

• Heimat- und Krippenmuseum Zirl

• Hobbykicker Zirl

• Islamische Föderation

• Jugendzentrum JuZe

• Kaiserjäger Zirl

• Kindergarten Sonnensprossen

• Kindergruppe Sonnensprossen

• Kirchenchor Zirl

• Kort.X - Besser lernen durch koordinatives Training

• Krampeler Verein Zirl

• Krippenverein Zirl

• Kulturverein Z(w)irler

• Minigolfclub Nordkette

• MKI - Mobile Kulturinitiative

• Modelleisenbahnklub Zirl

• Museumsverein Zirl

• Musikverein Zirl

• Obst- und Gartenbauverein Zirl

• Organisation Tiroler Landestheater

• Österreichisches Rotes Kreuz

• Pensionistenverband Zirl

• PfadfinderInnen Zirl

• Pfarre Zirl (Jungschar und Ministranten)

• RCC-Zirl (Remote Controllers Club)

• Robin Hood Club

• Schachklub

• Schäferhundeverein Zirl

• Schafzuchtverein Zirl

• Schützengilde Zirl

• Schützenkompanie Zirl

• Schwimmklub Kruder Zirl

• SKITRIZIRL

• Spieleverein Z´samm gspielt

• Taekwondo Team Zirl

• Tamische Damen - Zirler Faschingsfrauen

• Trainerteam Tennisclub Zirl

• Theaterverein Zirl

• Tiroler Seniorenbund

• Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer

• Union Eissportklub Zirl

• Union Sportverein Tischtennis

• Verein Alter Traktoren

• Vinzenzgemeinschaft Zirl

• Volkshochschule Zirl

• Volleyball Hobbygruppe

• Volleyballgruppe Zirl

• „Waldkiebitze - Groß und Klein im Einklang mit der

Natur

• Wasserwacht Zirl

• Ziegenzuchtverein Zirler Goasser

• Zirler helfen Zirlern

• Zirler Türggeler

…aber bitte doch nicht bei mir! Die aktuelle Krise zeigt uns, dass

unser bisheriger Weg in Sachen Energiepolitik, aber auch unsere

Vorstellungen von Produktionsketten und Konsum so nicht haltbar

sein werden. Und natürlich ist jeder (der bei Verstand ist) für den

Ausbau von Wind- und Wasserkraft und für den Bau von großflächigen

Photovoltaik- und Solaranlagen. Aber halt bitte nicht in der

Nähe der eigenen Haustür. Der eigene schöne Wald, der wildromantische

Berggipfel des Hausberges und die sonnendurchfluteten

Hänge hinter den eigenen vier Wänden sollen bitte unberührt

bleiben. Windräder und andere Hässlichkeiten soll man bitte im

Osten aufstellen, weil sind wir uns ehrlich, ab Kiefersfelden ist

eh alles nur mehr schiach. Unser schönes Tirol ist ausnahmslos

für so prachtvolle und geschmacklich einwandfreie Bauten wie

Gipfelkreuze, Skilifte, Flying Foxes und Edelweißarchitektur sowie

Chaletdörfer geeignet, oder? Tja, das wird sich halt auf Dauer

nicht spielen. Es ist wie die Katze, die sich in den Schwanz beißt.

Alle wollen immer und überall 5G-Handyempfang haben, aber

keiner will einen Handymasten auch nur im erweiterten Umfeld

des eigenen Wirkungsbereiches wissen. Beides geht halt nicht.

Und sobald sich die Politik mal etwas mehr mit wissenschaftlichen

Fakten als mit nostalgischen Gefühlen auseinandersetzt,

wird sie wohl erkennen (müssen), dass auch für Tirol kein Weg an

der Zukunft vorbeiführen wird, sofern man eben ein Teil dieser

Zukunft sein will. Denn wir wissen alle: „Wer nicht mit der Zeit

geht, der wird mit der Zeit gehen.“

Gabriel

Castañeda

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www.castaneda.tv


58 tirol.kulturell

tirol.kulturell

59

Tirol im Herbst 2022:

Ein kleiner Marktführer

Kinder, wie die Zeit vergeht. Das Jahr neigt sich schon wieder dem Ende zu.

Man kramt die Winterbettdecke hervor, packt die Wollsocken und Wollpullover

wieder aus und rüstet das Teeregal auf. Auch Weihnachten steht schon quasi

vor der Tür und man macht sich schon die ersten Gedanken, was man denn heuer

verschenken soll. Wer noch keine Idee hat oder wer sich gerne regional und

saisonal kulinarisch verköstigt, dem sei dieser kleine Auszug aus Tirols reicher

und vielfältiger Marktwelt ans Herz gelegt.

Reutte

Landeck

IMST

Innsbruck

Südtirol

Schwaz

Kufstein

Kitzbühel

Lienz

EMPFOHLEN VON

NATALIE NAGL, MA

Natalie Nagl unterstützt die GemNova

Akademie seit 2021 als Deutschtrainerin

und Lektorin. Sie ist eine Auskennerin

der Tiroler Kulturszene und hat

immer einen Veranstaltungstipp parat.

Kontakt:

n.nagl@gemnova.at

Reutte

Kunstmarkt

Sa, 12. November / So, 13. November, 10:00 bis

17:00 Uhr, AK Reutte, Foyer

Laien- und Berufskünstler können ihre Werke

wieder kostenlos beim Kunstmarkt präsentieren.

Kunstinteressierte und Sammler haben gleichzeitig

die Gelegenheit, Talente zu entdecken und

vielleicht ein tolles Exponat zu erwerben. Gezeigt

werden Arbeiten der bildenden Kunst aller Art.

Zams

1. Zammer Herbstmarkt

Sa, 22. Oktober, ab 09:00 Uhr, Musikpavillon Zams

Organisiert von „Inser Ladele“ lädt der 1. Zammer

Herbstmarkt zu Speis und Trank – natürlich alles

regional. Neben dem kulinarischen Vergnügen

darf auch einiges an Kunsthandwerk bestaunt

und natürlich auch gekauft werden.

Bozen

Christkindlmarkt

Fr, 25. November bis Fr, 6. Jänner, Waltherplatz

Bozen

Die Landeshauptstadt Südtirols zeigt sich zur

Weihnachtszeit wieder von ihrer besten Seite.

Hunderte Lichterketten, der Duft von Zimt und

Lebkuchen in der Luft, regionale Schmankerln und

kreative Erzeugnisse aus der Region schmücken

das Zentrum. Das ein oder andere Weihnachtsgeschenk

findet man bestimmt an einem der

80 Stände.

INNSBRUCK

Christkindlmarkt Hungerburg

Fr, 25. November bis Fr, 6. Jänner, Hungerburg

Innsbruck

Markt mit Aussicht gefällig? Dieser Weihnachtsmarkt

besticht nicht nur durch zahlreiche Gaumenfreuden

und weihnachtliche Andenken, es ist

auch der Blick über ganz Innsbruck, der diesen

Markt so besonders macht.

FIEBERBRUNN

Markt Hoangascht

Fr, 21. Oktober (Handwerks-Hoangascht), 18.

November (Advent Hoangascht), 16. Dezember

(Weihnachts-Hoangascht), jeweils 10:00 bis 19:00

Uhr, Dorfplatz

Der Schwerpunkt bei allen Hoangaschts liegt

auf dem kulinarischen Angebot, einem vielfältigen

Unterhaltungs- sowie Musikprogramm

und abwechslungsreichen Workshops. Zudem

bekommt jeder Hoangascht sein eigenes Thema.

Freuen darf man sich jedenfalls auf frisches

regionales Obst und Gemüse, Blumen und Gartenpflanzen

sowie Deko- und Nähartikel.

HALL

Herbstfest des Haller Bauernmarktes

Sa, 22. Oktober, 09:00 bis 13:00 Uhr, Oberer

Stadtplatz

Neben dem traditionellen Bauernmarkt gibt es

zahlreiche weitere landwirtschaftliche Produkte

aus der Region samt Einlagerungsaktionen. Der

Biohof Lumperer bietet obendrein noch einen

sehr speziellen Programmpunkt: das große Sauerkraut-Einschneiden.

Für die Kinderbetreuung ist

gesorgt durch das Zwerglparadies NiMa (10:00

– 13:00 Uhr). Musikalisch wird der Markt von

Tanzig und der Jugendgruppe der Schuhplattler

des Trachtenvereins Inntaler Thaur begleitet. Ein

rundes Programm!

BRIXLEGG

Flohmarkt

Mi, 26. Oktober, 07:00 bis 13:00 Uhr, Innkauf

Schon an zahlreichen Terminen konnten sich die

Brixlegger und Flohmarktfans von außerhalb am

bunten Markttreiben erfreuen. Das Tolle beim

Flohmarktln: Man weiß vorher nie, was es Schönes

geben wird und mit was man eventuell nach

Hause kommt. Auf jeden Fall ist es immer einen

Besuch wert und bevor man etwas neu kauft,

findet man es ja vielleicht gebraucht.

LIENZ

Bauern- & Handwerkermarktl

Jeden Donnerstag, 14:30 bis 18:00 Uhr, Tubris-

Zentrum

Dieser Markt erfüllt wirklich jeden Wunsch:

Fichtenhonig, Kräutersalze, Badedüfte, flauschige

Pantoffeln, Erdäpfel, Kürbisse, Mohnkrapfen,

Tirschtlan, Zirbenschnaps, Wacholderbrand, Käse,

Kirschkuchen, Roggenbrot, Speck, Preiselbeermarmelade

und und und. Ein wahres Feuerwerk

an regionalen Produkten – und das wöchentlich!

Imst

Bauern- und Frischemarkt Insrix

Jeden Samstag, 09:00 bis 13:00 Uhr, Pflegezentrum

Gurgltal

Bei diesem Markt gibt es natürlich die Bauernmarkt-Klassiker

Obst, Gemüse oder diverse

Fleischwaren. Aber auch abseits der Klassiker

finden sich regionale Köstlichkeiten wie Honig,

Schnäpse, Marmeladen oder regional hergestellte

Zirben- oder Naturkosmetikprodukte. Guten

Kaffee gibt es im angrenzenden Café Rosengartl.

Vorbeischauen lohnt sich!

SCHWAZ

Schwazer Handwerksmarkt

Mi, 7. Dezember (10:00 bis 20:00 Uhr), Do, 8.

Dezember (14:00 bis 21:00 Uhr), Fr, 16. Dezember

(15:00 bis 21:00 Uhr), Sa, 17. Dezember 2022

(09:00 bis 12:00 Uhr)

Der Schwazer Handwerksmarkt ist ein Geheimtipp

für Liebhaber kreativer Ideen, denn hier gibt

es viele Dinge zu entdecken: Egal ob Kunst aus

Keramik, Holz oder Papier, hier findet man schöne

Einzelstücke. Der Markt findet abwechselnd in der

Innsbruckerstraße, der Franz-Josef-Straße und der

Fuggergasse statt.



„Wenn du die Namen der Dinge vergisst, dann

geht das Wesen dieser Dinge verloren.

Die Sprache ist ein Schatz. Wir sprechen, also

sind wir.“

60 tirol.kulturell

tirol.kulturell

Annäherung an

Ezra Pound

VON REINHOLD OBLAK

Wer den lästigen touristischen Trubel in Dorf Tirol bei Meran hinter sich lässt,

nicht zum viel besuchten und noch öfter fotografierten Schloss Tirol hinüber,

sondern zur deutlich ruhigeren Brunnenburg hinuntersteigt, findet sich in einer

völlig anderen Welt. Hier leben Mary und Siegfried de Rachewiltz, die 97-

jährige Tochter und der 75-jährige Enkel des amerikanischen Dichters Ezra

Pound (1885-1972).

Siegfried de Rachewiltz, der Enkel Ezra Pounds,

auf Schloss Tirol. Die Brunnenburg ist nur ein

paar Steinwürfe entfernt. Pound hatte in Südtirol

mit schweren Depressionen zu kämpfen.

(© Frank Wing)

Siegfried de Rachewiltz,

Enkel des amerikanischen Dichters Ezra Pound

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„Magst ein Glas Wein, einen Vernatsch,

aus eigener Produktion. Ja, es ist ziemlich

dunkel hier, ich mach gleich die Vorhänge

etwas auf, aber ich hab Probleme

mit meinen Augen.“ Wir sitzen im zweiten

Stock der Brunnenburg, den beeindruckenden

privaten Räumlichkeiten, umgeben

von hunderten Büchern, Dokumenten,

Schriftstücken. Ein völlig überladener

Raum mit einer ganz besonderen Atmosphäre,

ganz still, ruhig, als würde die Zeit

stillstehen. Siegfried de Rachewiltz ist hier

zu Hause, seine Eltern sind vor 75 Jahren

auf die damalige Ruine gestoßen, haben

sie erworben, über viele Jahre hinw eg

bewohnbar gemacht. „Zuerst waren wir in

einem Gasthof gleich in der Nähe untergebracht,

eingezogen sind wir dann 1950,

in ein einziges Zimmer. Sehr spartanisch,

heute eigentlich nicht mehr vorstellbar. In

meiner Kindheit hab ich hier mehr Tiere

als Menschen getroffen.“

Mittlerweile ist die Brunnenburg ein

Ort der Begegnung, Konzerte und

Le sun gen finden hier statt. Im unteren

Teil, besonders in den Kellergewölben,

ist ein beeindruckendes landwirtschaftliches

Museum untergebracht, zwei

Räume im Erdgeschoß sind dem Andenken

an Ezra Pound gewidmet, auch

öffentlich zugänglich. „Schau, ich möchte

dir etwas zeigen“, sagt Siegfried plötzlich.

Er steht auf, geht zu einer Vitrine, greift

hinein, legt mir etwas Kleines, Schweres

auf den Tisch. „Als Pound schon hier auf

der Brunnenburg lebte, kam ein Brief von

Hemingway, dem ein Scheck beigelegt

war. Hemingway wollte seinen Freund

finanziell unterstützen. Pound hat damals

gesagt, dieser Scheck darf nur im Paradies

eingelöst werden, er hat ihn dann

zwischen zwei Glasplatten gepresst und

als Briefbeschwerer verwendet.“

Pound und Hemingway

Wenn Siegfried de Rachewiltz über seinen

Großvater spricht, nennt er ihn ausschließlich

Pound. „Als Kind kannte ich Pound

nicht persönlich, nur von Briefen. Als er

dann im Juli 1958 auf die Brunnenburg

kam, davor war er zwölf Jahre im Irrenhaus

in Amerika interniert, hat er unseren

ganzen Rhythmus über den Haufen

geworfen, alles revolutioniert. Am Anfang

war er ein Wirbelwind, gleichzeitig hat er

immer darauf gewartet, dass uns Hemingway

besuchen kommt. Doch dann ist ihm

die Welt auf den Kopf gefallen, er hat aufgehört

zu reden, nur mehr geschwiegen.

Sein Freund Eliot war ja schon lange tot,

dann hat sich 1961 auch noch Hemingway

das Leben genommen.“

Hemingway, der Literaturnobelpreisträger,

und Pound, zehnmal für den Literaturnobelpreis

nominiert, verband trotz ihrer

ziemlich konträren Lebensentwürfe eine

fürwahr interessante

Freundschaft.

Pound, der

vor und während des

Zweiten Weltkrieges unter

anderem in London, Paris, Venedig

oder in Rapollo, südöstlich von Genua,

lebte, sympathisierte von Anfang an mit

Mussolini. So stellte er sich im faschistischen

Italien auch ganz bewusst in den

Dienst anti-amerikanischer und antisemitischer

Propaganda. 1945 von den

Amerikanern in Italien festgenommen,

wurde er – um wegen Landesverrats der

Todesstrafe zu entgehen – für geisteskrank

erklärt und in Washington in eine

entsprechende Heilanstalt eingesperrt.

Insbesondere Hemingway verdankte es

Pound schließlich, dass er 1958 freigelassen

und zu seiner Tochter Mary und

seinem Enkel Siegfried nach Südtirol, in

die Brunnenburg, übersiedeln durfte.

Hier auf der Brunnenburg erkrankt Ezra

Pound dann Anfang der sechziger Jahre

schwer, verliert jeden Lebenswillen, wird

über Monate in der Privatklinik Martinsbrunn

bei Meran behandelt. Vier Jahre

bleibt er insgesamt auf der Brunnenburg.

Dann, im Herbst 1962, zieht er weiter, gegen

Süden, abermals nach Venedig, nach Rapollo.

„Pound hatte tiefe Depressionen, seine

Schaffensader war erloschen. Er hat

sein Leben als gescheitert angesehen, war

der schärfste

Richter gegen

sich selbst, hat sich

sprichwörtlich ins eigene

Inferno begeben. Er wollte

keine Nahrung mehr zu sich nehmen,

wollte sterben. Letztendlich war es meine

Großmutter Olga, die ihn gezwungen

hat, noch zehn Jahre weiterzuleben. Als

lebendes, als personifiziertes Artefakt,

sozusagen.“

Dreiecksbeziehung

Neben der Literatur waren es vor allem

Frauen, die Pounds Leben bestimmten.

So war er seit 1914 offiziell mit

Dorothy Shakespear verheiratet, gleichzeitig

pflegte er seit Anfang der 20er-

Jahre eine intensive, eine lebenslange,

eine immer wichtiger werdende Beziehung

zur Konzertgeigerin Olga Rudge.

Mit ihr hatte er die gemeinsame Tochter

Mary. Rudge war es auch, die Pound

letztendlich zum Weiterleben trieb. Über

Jahre hinweg lebten Pound, Shakespear

und Rudge immer wieder ganz offiziell

unter einem gemeinsamen Dach. Tochter

Mary, geboren im Sommer 1925, wurde

zu einer Pflegefamilie ins Tauferer

Ahrntal gegeben, wuchs dort an einem

Bauernhof auf. Die heute 97-jährige Mary

de Rachewiltz war es auch, die Pounds

berühmtestes Werk, die Cantos, ins Italienische

übersetzte.

„Meine Mutter ist nach wie vor sehr fit,

auch geistig. Sie ist noch immer gut vernetzt,

unterhält viele Freundschaften,

vor allem über das Internet. Sie ist zwar

schwerhörig, liest aber noch immer sehr

viel. Dabei entdeckt sie Texte neu, die sie

seinerzeit selbst geschrieben hat“, erklärt

Siegfried de Rachewiltz. Um in den zweiten

Stock der Brunnenburg zu gelangen,

muss man über eine steile Wendeltreppe

hinaufsteigen. Da kommen schon einige

Stufen zusammen. Mary, Pounds Tochter,

schafft auch das noch.

Mary sitzt am Balkon, ein Zimmer von

uns entfernt. Sie genießt die warme Sonne,

die Aussicht runter nach Meran, ins

Burggrafenamt. Natürlich schreibt sie mir

auch ein paar Worte in ihr Buch, die Diskretionen,

mit roter Tinte. „Rot war die

Lieblingsfarbe Pounds, er hat immer mit

Rot geschrieben.“

Die Sprache ist ein Schatz

„Wenn du die Namen der Dinge vergisst,

dann geht das Wesen dieser Dinge verloren.

Die Sprache ist ein Schatz. Wir sprechen,

also sind wir.“ Siegfried de Rachewiltz

erinnert sich nicht nur an Pound, der

Ethnologe und Kulturhistoriker hat auf der

Brunnenburg auch ein beeindruckendes

Museum aufgebaut. Unzählige alte landwirtschaftliche

Geräte sind hier ausgestellt,

aus den unterschiedlichsten Talschaften

Südtirols. Eine Art Arche Noah

für all diese alten, nicht mehr gebrauchten

Arbeitsgeräte. „Die alten Stadel wurden

abgerissen, dafür entstanden Pensionen,

Hotels. Der Tourismus brachte viele Menschen

in die Gegend, dafür wurden Betten

gebraucht. All die alten Häuser meiner

Kindheit gibt es schon lange nicht mehr,

hier im Dorf Tirol.“

Doch nochmals zurück zu Ezra Pound. Seit

einiger Zeit schon bearbeitet Siegfried

die Korrespondenz von Pound mit seiner

Tochter Mary. Ein mühsames, gleichsam

spannendes, interessantes Unterfangen.

Eine Familiengeschichte der ganz besonderen

Art. Vier Generationen der Rachewiltz

leben mittlerweile auf der Brunnenburg:

Mary, Siegfried, seine beiden Söhne,

deren Kinder. Pound ist natürlich ebenfalls

anwesend – in Form seiner Bücher, seiner

Briefwechsel, der bemerkenswerten

Skulptur im Eingangsbereich, der beiden

Pound-Räume mit vielen persönlichen

Gegenständen. Außerdem befindet sich

hier das „Ezra Pound Literaturzentrum“,

immer wieder von Menschen aus der ganzen

Welt besucht. Sollten auch Sie mal auf

der Brunnenburg vorbeischauen wollen,

vorab die Adresse: Dorf Tirol, Ezra-Pound-

Straße 3.


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tirol.kulturell

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Empfehlungen für

den Bücherherbst

Hodder and Stoughton, 2020

10,80 Euro

Rita Hayworth

and Shawshank

Redemption

(dt. Fassung: Die Verurteilten)

Stephen King

Als Andy Dufresne Ende der 1940er ins Shawshank-

Gefängnis gebracht wird, zeichnet sich schnell ab,

dass sein weiteres Leben wohl eher unlustig wird. Ob

schuldig oder nicht, wird nicht hinterfragt, physische

und psychische Tortur stehen an der Tagesordnung.

Dass Andy seinen Weg in Shawshank findet, liegt

auch an seiner Freundschaft zur erzählenden Figur

„Red“ und seinem Finanztalent.

Der Storyteller: Geschichten

aus dem Leben und der Musik

Dave Grohl

Die Bands Dain Bramage und Scream werden wohl den wenigsten bekannt sein. Vielleicht

aber Them Crooked Vultures oder Queens of the Stone Age? Nirvana und Foo

Fighters wohl sicherlich. Alle haben eines gemeinsam: Dave Grohl spielte in all diesen

Bands.

Dave erzählt wahnsinnig gerne Geschichten. Vor allem darüber, wie die Musik sein

Leben beeinflusst und sein Leben Einfluss auf seine Musik nimmt. Der Verlust von

Mitmenschen, die Liebe zu seiner Mutter und seinen Töchtern sowie überraschende

Bekanntschaften sind ständig präsent und formen den Menschen, aber auch den

Musiker Dave Grohl.

Er nimmt uns mit auf die einzigartige Reise seines einzigartigen Lebens. Den roten

Faden sucht man in seiner Biografie vergebens – den sucht er in seinem Leben vermutlich

selbst schon lange nicht mehr. Man muss selbst kein Freund des Rocks sein,

um seine Geschichten voller wahnwitziger Absurditäten und ergreifender Momente

aufzusaugen.

EMPFOHLEN VON

MAG. MICHAEL

MAURER, MA

Michael Maurer ist in der GemNova

Akademie als Deutschtrainer tätig und

für Weiterbildungen und Qualitätsentwicklung

verantwortlich.

Kontakt: m.maurer@gemnova.at

Anders als in Stephen Kings bekannten Horrorgeschichten

präsentiert sich diese spannende Novelle

weniger erschaudernd, trotzdem bietet sie durchgehend

Spannung. Eine Achterbahn aus Hoffnung, Isolation,

Rache und Vertrauen begleitet Andy Dufresne

in seiner jahrzehntelangen Haft, dessen Geschichte

eines der eindrucksvollsten Enden der Literaturhistorie

nimmt.

Ullstein, 2021

22,99 Euro


64 tirol.kulturell tirol.kulturell

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Der Report

der Magd

Margaret Atwood

In Margaret Atwoods Dystopie steht eine junge Frau

im Mittelpunkt, die in der nahen Zukunft Wege sucht,

um aus ihrem Alptraum zu entkommen. Inmitten der

Vereinigten Staaten ist die theokratische Diktatur

Gilead entstanden, die es sich zur Aufgabe gemacht

hat, Frauen zur Fortpflanzung zu halten, um so den

Fortbestand der Menschheit zu garantieren. Die dort

herrschenden Männer und ihre Ehefrauen sind aufgrund

nicht näher beschriebener Geschehnisse dazu

nicht mehr selbst imstande. Unsere Protagonistin

wird im Laufe des Romans immer mehr zur Heldin,

die gegen ein totalitäres Regime und all seine

Ungerechtigkeit ankämpft.

Margaret Atwoods Roman ist wohl eines der wichtigsten

Werke der Gegenwartsliteratur. Die erschreckend

realistische Geschichte geht unter die Haut und

zeigt aufgrund ihrer Aktualität, wie wichtig heute

gelebter Feminismus ist.

PIPER, 2020

12,00 Euro

Herrn Kukas

Empfehlungen

Radek Knapp

Gott bewahre

John Niven

PIPER, 2001

11,00 Euro

Waldemar ist verwirrt. Hat er doch den Rat seines Nachbarn

Herrn Kukas befolgt und ist von seiner Heimat Polen nach Wien

übersiedelt. Doch dort ist alles anders, als ihm Herrn Kuka

erzählt hatte. Waldemar muss sich nun mit dem Aufeinandertreffen

zweier unterschiedlicher Kulturen arrangieren, um in

seinem neuen Leben im Westen einigermaßen über die Runden

zu kommen. Waldemar erlebt im Westen so einiges und tappt

in so ziemlich jede Falle, die sich auftut – seine Mitbewohner,

Vermieterin und Arbeitgeber tragen ihres dazu bei.

Radek Knapp spielt in seinem Roman mit allerhand Klischees

und Stereotypen. Mit viel hintergründigem Humor und Ironie

werden Vorurteile sichtbar gemacht, die sich im Laufe von Waldemars

Reifungsprozess aufzulösen scheinen. Knapp, der Ähnliches

selbst erlebte, bringt uns in der Ich-Erzählung mit dem

Eintauchen seines Protagonisten in eine neue, konträre Kultur

auf liebevolle Art zum Schmunzeln.

Heyne, 2011

11,90 Euro

Gott muss nach seinem Urlaub erkennen, dass die Welt den Bach hinunter geht. Die

Menschheit hat es einfach verbockt. Er ergreift die wohl letzte Chance zur Rettung,

indem er seinen Sohn zurück auf die Erde schickt. JC – der gitarrenspielende, rauchende,

offenherzige Sprössling – soll nun seine wichtigste Botschaft „Seid lieb!“ verbreiten. Ein

schwieriges Unterfangen, da die Menschheit nicht wirklich bereit zu sein scheint. Um

sie dennoch zu erreichen und seine Message zu vermitteln, bleibt JC nur noch eines

übrig: die Teilnahme an einer Musik-Castingshow.

Gott bewahre (engl. The Second Coming) ist John Nivens satirische Abrechnung mit

Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Kapitalismus und religiösem Fanatismus. In seiner

bekannt derben Sprache führt uns Niven knallhart die Probleme unserer Gesellschaft

vor Augen, trifft dabei trotz alledem unsere humanistischen Herzen: Seid lieb!


Innovative Hygiene.

tirol.denkt weiter

67

VERNETZTE DESINFEKTION & HYGIENE

Schon Gehört?

im Waschraum

fürs Gebäude

„Wir alle sind Gemeinde – Der Kommunalpodcast“ versteht sich als Fundgrube an kommunalen Informationen und als

Wissensvermittlung in Richtung Gemeinden. In diesem politisch unabhängigen Podcast beschäftigt sich Gastgeber Alois

Rathgeb gemeinsam mit seinen Gästen mit den großen und kleinen Herausforderungen der Gemeinden. Zwei dieser Herausforderungen,

vor allem mit Blick auf aktuelle geopolitische Entwicklungen, sind die Mobilitäts- und die Energiewende.

In diesen zwei Episoden hören Sie, wie Experten die Lage einschätzen und welche Lösungen schon heute zur Verfügung

stehen.

Digitale Spenderdaten

bringen 25 % weniger

Serviceaufwand

und 30 % mehr

Kundenzufriedenheit.

Sorgenfrei-sauberes

Geschirr, 24/7/365

mit einer App.

Reinigungslösungen sowie

VAH-gelistete Desinfektionsmittel

exakt dosieren und

Ressourcen dank digitaler

Auswertbarkeit punktgenau

einsetzen.

Mit einer Dosieranlage

bis zu vier Waschmaschinen

versorgen.

Kommunale E-Mobilität mit Gerhard Dummeldinger

E-Mobilität und Carsharing sind ein fixer Bestandteil der

Mobilitätswende und moderne Gemeinden sind starke

Treiber dieser Entwicklung. Alois Rathgeb und Gerhard

Dummeldinger (Bereichsleiter floMOBIL, Stadtwerke

Wörgl) sprechen darüber, wie ein E-Carsharing-Konzept

funktioniert, wie dieses in einer Gemeinde umgesetzt

werden kann und welche Vorteile es für Gemeinden und

Nutzer*innen bringen kann.

Qr-COde zur episOde:

Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) mit

Lukas Giner & Thomas Vogel

Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket (EAG-Paket)

wurde am 07.07.2021 im österreichischen Nationalrat

mit dem Ziel beschlossen, die Stromversorgung des

Landes bis 2030 auf 100 Prozent Strom (bilanziell)

aus erneuerbaren Energieträgern umzustellen und bis

2040 die Klimaneutralität zu erreichen. Nicht zuletzt

aufgrund aktueller Entwicklungen am Energiemarkt

sind deshalb EEG‘s eine Möglichkeit zur Energieautarkie

im kommunalen Umfeld. Im Podcast erklären Thomas

Vogel und Lukas Giner die gesetzlichen Rahmenbedingungen

und zeigen, welche Möglichkeiten es zur

Gründung einer EEG gibt.

in der Küche

für die Wäsche

DIGITALISIERUNG SCHAFFT

EFFIZIENZ UND NACHHALTIGKEIT

Qr-COde zur episOde:

Thomas Vogel (Energie Tirol) und Lukas Giner (IKB) sprechen

mit Alois Rathgeb darüber, was bei der Gründung einer

Erneuerbaren Energiegemeinschaft zu beachten ist.

(© GemNova)

www.hagleitner.com


68 tirol.denkt weiter tirol.denkt weiter

69

die TirOler Gemeinden

bekOmmen Unterstützung im

bereich Kreislaufwirtschaft

noamal Stakeholder-Workshop

(© Klickfisch)

Die Produkte, die wir besitzen, bereiten

uns viel Freude. Leider hinterlassen sie

aber einen großen Fußabdruck in unserer

Umwelt. Durch Wiederverwendung

und Weiterverwendung können wir an

unseren Dingen länger Freude haben

und anderen eine Freude machen.

Re-Use, also die Wiederverwendung, wird

als eine zentrale Säule der Wirtschaft von

morgen angesehen. Dabei steckt viel mehr

hinter dem Begriff, als man

vielleicht denkt. Um dieser

nachhaltigen Zukunft den

Weg zu bereiten, hat sich

die ATM (Abfallwirtschaft

Tirol Mitte) mit den Projektpartnern

IKB und Stadt

Innsbruck zusammengetan

und das Netzwerk „noamol“

gegründet. Dabei wird eng

mit Partnern aus der Sozialwirtschaft

gearbeitet und

das Land Tirol fördert das

Unterfangen. Mit dem Netzwerk

„noamol“ steht den

Gemeinden eine Anlaufstelle

für Reparatur, Wiederverwendung

und Upcycling zur Seite.

Beratungen, Projekte und

Vernetzungsaktivitäten können

über „noamol“ professionell

abgewickelt werden. Ziel

ist es, die Kreislaufwirtschaft

in Tirol, unter Einbindung von

regionalen sozialen Initiativen,

zu fördern. So bleibt in

der Wirtschaft von morgen

niemand zurück.

Oft werden die Endverbraucher

und auch die Gemeinden

in der Kreislaufwirtschaft

nicht mitgedacht.

„Noamol“ findet Lösungen,

um sowohl betriebliche als auch kommunale

Agenden umzusetzen. Hierbei spielt die Vernetzung

zwischen Akteuren und Akteurinnen

und die Ermöglichung von lokalen Aktionen

eine wichtige Rolle. Schlussendlich werden

Arbeitsplätze geschaffen und so die regionale

Wertschöpfung gesteigert, während

der Ressourcenverbrauch in den Regionen

verringert wird.

Willst du geben oder nehmen?

Die kostenfreie Plattform für Akteure und

Akteurinnen im Themenfeld Kreislaufwirtschaft

bietet die Möglichkeit, Initiativen zu

bewerben und Events wie Repair Cafés

und Umweltfeste online zu veröffentlichen.

Zusätzlich bietet sich die Plattform zur Vernetzung

an. Ziel ist es, für die Bevölkerung

ein Informationsportal zu errichten, das alle

wichtigen Informationen zum Themenfeld

beinhaltet.

Alle, die sich für eine Entwicklung in Richtung

Kreislaufwirtschaft interessieren, haben die

Möglichkeit, die Plattform als Informationsportal

zu nutzen. Nach dem Motto „Willst du

geben oder willst du nehmen?“ können die

gesuchten Akteure und Akteurinnen von allen

gefunden werden.

Ein Sammelsystem für Re-Use:

Pilotphase

In den ersten Gemeinden Tirols wird mit

Herbst 2022 die Tiroler Re-Use Box (noamol-Box)

eingeführt. An den Gemeinderecyclinghöfen

gibt es die Möglichkeit die Kartons

mitzunehmen. Diese können dann zuhause

oder direkt vor Ort mit Gegenständen, die in

gutem Zustand sind, gefüllt und an den Recyclinghöfen

wieder zurückgegeben werden.

In Kooperation mit unseren Sozialpartnern

WAMS, Lebenshilfe Tirol und Ho & Ruck werden

die Sachspenden zur Wiederverwendung

vorbereitet und in den Partnerfilialen in Tirol

zu leistbaren Preisen zum Verkauf angeboten.

Das System soll die Sammlung von

funktionstüchtigen Gegenständen, die ihren

Nutzen im Haushalt verloren haben, ermöglichen.

Gesammelt wird Hausrat jeder Art

wie Dekorationsgegenstände, Geschirr oder

auch Werkzeug. Es sind aber auch Freizeitgegenstände

wie Sportartikel, Bücher oder

Spielzeug gern gesehen. Ab Herbst 2023

sollen alle Gemeinden in Tirol die Möglichkeit

haben, über noamol eine Re-Use Box

einzuführen.

Spaß an Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit kann Spaß machen. Die Kreislaufwirtschaft

bietet viele kreative und soziale

Ansätze, die in der Umsetzung die Gemeinschaft

stärken und gerne angenommen

werden. Events wie Repair Cafés und Kleidertauschmärkte

haben sich in Tirol schon

lange etabliert. Gemeinsam mit Partnern

aus dem Bereich können Gemeinden das

Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang

mit Ressourcen stärken.

ZUM AUTOR

MAG. LUKAS BODNER

Beauftragt von der ATM, der IKB und

der Stadt Innsbruck ist Lukas Bodner

der Leiter des Re-Use Netzwerkes

„noamol“ und Ansprechpartner für

alle Belangen zum Thema Kreislaufwirtschaft.


70 tirol.wissen tirol.wissen 71

Wasser hat

viele Gesichter

im Defereggental

Kaum jemand macht sich Gedanken über das Wasser, wenn er oder sie den Wasserhahn

aufdreht. Wir verwenden es zum Trinken, Waschen, Verdünnen oder zum

Bewässern. Dabei ist Wasser die Grundlage des Lebens. Es ist ein Lebensmittel,

eines, das mit am strengsten kontrolliert wird. Und dennoch ist Wasser nicht

gleich Wasser.

VON JAN SCHÄFER

Im Deferegger Heilwasserhaus sind u. a. Aufnahmen

der unterschiedlichen Gesteinsschichten auf dem

Weg zum Ursprung der Quelle zu sehen

(© Deferegger Heilwasserhaus)

Ein wahres Wasserparadies ist das Defereggental

in Osttirol. Von überall fließt

Wasser – tosend, sprudelnd oder sanft

gluckernd von den höchsten Gipfeln in

die vielen Seitentäler, um sich schließlich

in der das Defereggental durchfließenden

Schwarzach zu vereinen. Mal schmeckt es

leicht bitter, mal süßlich oder mineralisch.

Hinzu kommen zahlreiche unterirdische

Quellen. Eine ganz ungewöhnliche, vielleicht

die einzige ihrer Art weltweit, liegt

in St. Jakob. Sie befindet sich in gut 1.850

m Tiefe und ist ein wahrer Schatz. Die

Quelle stammt noch aus den Zeiten des

Urmeeres und ist rund eine Million Jahre

alt. Entdeckt wurde sie 2004 im Rahmen

einer Geothermie-Bohrung.

Heilende Kräfte des Urmeeres

Das komplett abgeschirmte Wasser überraschte

durch seinen hohen Gehalt an

unterschiedlichen Mineralstoffen und

einem Salzgehalt, der höher ist als bei

Meerwasser. Zudem weist es in der Tiefe

eine Temperatur von ca. 65 Grad auf.

Lediglich rund 500 Liter können pro Tag

gefördert werden. Aufgrund der geringen

Schüttung und der einzigartigen Zusammensetzung

ist die Quelle besonders

kostbar. Die vielseitige heilende Wirkung

des Deferegger Heilwassers wurde durch

die jahrelange Anwendung in der Ordination

von Dr. Widemair nachgewiesen.

2011 wurde die Quelle vom Land Tirol und

dem Bezirk Lienz offiziell als „Jodhaltige

Natrium-Chlorid-Sole-Therme“ anerkannt.

Beide betreiben gemeinsam mit den drei

Deferegger Gemeinden St. Jakob, St. Veit

und Hopfgarten sowie etlichen regionalen

Firmen das Unternehmen „Deferegger

Heilwasser“. Das Wasser ist absolut

keimfrei, antibakteriell, antiviral

und wirksam gegen Pilze.

Durch seine heilende Wirkung

kann es bei Hautirritationen

und -erkrankungen oder bei

entzündlichen Erkrankungen

der Gelenke helfen. Auch bei

der Heilung von Entzündungen

der Nasennebenhöhlen und

Bronchien kann es unterstützen.

Im Bereich der Naturkosmetik,

z. B. in pflegenden Hautcremes,

findet das Heilwasser

ebenso Anwendung.

Aus der Quelle direkt in die Flasche

Nur knapp 15 km von St. Jakob entfernt

befindet sich bei Hopfgarten eine weitere

Quelle, deren Wasser von anderer Güte, aber

ebenso besonderer Qualität ist. Es zeichnet

sich im Gegensatz zum Heilwasser durch

niedrige Mineralisierung, aber einzigartige

Reinheit aus. Das Wasser entspringt der

Romisquelle am Fuße des geologischen Mittelpunkts

Osttirols, dem Firstkogel. Schon in

den 1970er-Jahren wurde das Wasser zur

Herstellung von Getränken genutzt. Doch so

richtig Fahrt nahm die Abfüllung des Quellwassers

erst nach einer Klausurtagung

Für Braumeister Bastian Stolz macht die Reinheit

des Wassers der Romisquelle das Geigenseer Bier

unverwechselbar. (© Andreas Wimmer)

von drei Osttiroler Unternehmern auf. 2013

beschlossen sie, die veraltete Abfüllanlage

neu zu errichten. Den drei Osttirolern war

die ausgezeichnete Qualität des Quellwassers

und die ursprüngliche Natur rund um

den Abfüllstandort natürlich bewusst. Daher

sollten Werte wie Nachhaltigkeit, Heimat

und Ressourcenschonung die geplanten

Getränkemarken zusätzlich unterstreichen.

„Das Besondere an der Romisquelle ist,

dass es eigentlich drei Quellen sind: Romis

I, II und III. Außerdem fließt es von selbst

– artesisch – mit vier Litern pro Sekunde

das ganze Jahr über aus dem Berg und hat

dabei nur 6,9 Grad. Daher kommen wir ohne

technische Hilfe wie Pumpen aus. Das Wasser

wird also direkt aus dem Berg in die

Flaschen abgefüllt und erwärmt sich dabei

nur leicht auf gerade mal 7,5 Grad“, erklärt

Michael Gamper, einer der drei Geschäftsführer

der »Getränkewelt«, die auch Eigentümerin

der Quellen ist.

Aus der Romisquelle, die eigentlich aus drei Quellen

besteht, fließt das Wasser für Erfrischungsgetränke,

Mineralwasser und Bier. (© Andreas Wimmer)

Frei von Mikroplastik

Das Quellwasser wird streng kontrolliert,

jedes Jahr wird die hervorragende Qualität

aufs Neue bestätigt. Das Wasser besticht

durch seine Reinheit und ist frei von jeglichem

Mikroplastik. Das sind beste Voraussetzungen,

um als »Romisquelle Quellwasser«

oder als »Rothirsch Limonaden«

abgefüllt zu werden. Aufgrund der Qualität

entschloss man sich 2021 auch ein eigenes

Osttiroler Bier zu brauen – das Geigenseer,

benannt nach dem Geigensee im Einzugsgebiet

der Romisquelle. Wie man das Wasser

aus dem Defereggental auch verwenden

mag, ob äußerlich zur Heilung oder innerlich

zur Erfrischung, zwischen Hochgall und

Regenstein befindet sich ein kostbarer

Schatz, den es zu schützen und schätzen

gilt.


72 tirol.wissen

tirol.wissen

EIN FROSCH

Die Wassermelone besteht zu

97 % aus Wasser und ist somit

die Frucht mit dem höchsten

Wasseranteil.

73

ERFORSCHT

Wassererbe Tirol

ZUR AUTORIN

DIPL.-SOZ.PÄD.

KATHRIN MALINA

Kathrin Malina hat 2016 als

Sprachtrainerin bei der GemNova

begonnen. Seit 2019 ist sie im

GemNova Bildungspool für die Koordination

der Schulassistent*innen und

Freizeitpädagog*innen im Tiroler Unterland

zuständig.

Kontakt: k.malina@gemnova.at

DAS WASSER

Professor Quakimus ist ein Frosch ohne Teich – und die

Hauptfigur der Geschichten und Experimente im „Abenteuer

Express – Unser Wasserschatz“, eine Materialsammlung für

die schulische Nachmittagsbetreuung. Gemeinsam mit ihm

begeben sich im neuen Schuljahr die Schüler*innen auf eine

spannende Reise zur Erforschung des Wassers.

Um die von der Lebensraum Tirol Holding

in Auftrag gegebene Materialsammlung

mit Leben zu füllen, war eine Gruppe von

Freizeitpädagog*innen der GemNova auch

in den Ferien kreativ: Es wurde gebastelt,

gemalt, ausprobiert und so entstanden viele

Materialien für die Gestaltung der Nachmittagsbetreuung.

Im Mittelpunkt des Projekts

steht das Wasser in all seinen Erscheinungsformen,

seinen Eigenschaften und Vorkommen.

Es geht um Wasser in der Natur,

Wasser als Kulturgut und wichtige Basis für

unsere Gesundheit und schließlich auch um

unseren Wasserverbrauch. Denn wir dürfen

nicht vergessen: Ohne diese Ressource ist

kein Leben möglich und doch vergessen wir

manchmal, wie kostbar sie ist. Mit diesem

Abenteuer Express soll das Bewusstsein

der Kinder und Jugendlichen für den Wert

des Wasserschatzes, vor allem hier in Tirol,

gestärkt werden! Wasser kann man sehen,

fühlen, riechen, schmecken und hören – mit

130 Liter täglicher

Wasserverbrauch in

Österreich pro Person

allen Sinnen sollen die Schüler*innen die

Einzigartigkeit des Wassers erleben und so

zu einem nachhaltigen Umgang motiviert

werden.

In der Materialsammlung finden sich dazu

spielerische Übungen und Aufgaben ebenso

wie spannende Experimente, Rezepte zum

Nachkreieren und für die Kleineren Mal- und

Bastelvorlagen. Auch die Feldforschung darf

nicht zu kurz kommen, weshalb auch einige

Exkursionspläne in der Sammlung zu finden

sind. Viele der Materialien und Vorlagen

stehen über QR-Codes online und jederzeit

zum Download zur Verfügung.

Bevor es aber an die konkrete Umsetzung

der Aufgaben in den Schulen geht, werden

die Pädagog*innen in einem Vorbereitungskurs

zum Thema Trinkwasser sensibilisiert

und zur Verwendung der Materialien

geschult.

Besonders in diesem Sommer

2022 war es auffällig, wie oft in

den Medien die Rede war von großen

Dürren, von ausgetrockneten

Bachbetten und Flussläufen sowie

sinkenden Grundwasserspiegeln.

Wer im Süden, etwa in Italien oder

Kroatien, den Urlaub verbracht hat,

konnte diese Phänomene mit eigenen

Augen sehen. Der Po in Italien

führte stellenweise kein Wasser

mehr, ein Riesenschaden für Italiens

Landwirtschaft, man geht von

rund 3 Milliarden € aus. Die Folgen

der Wasserknappheit ziehen

weite Kreise und die Knappheit

selbst hat vielfältige Ursachen,

unter anderem die Klimakrise und

der steigende Wasserverbrauch.

Auch hierzulande dürfen wir uns

bei der Nase nehmen ob unseres

steigenden Verbrauchs. Tirol hat

aber derweil noch nicht mit Wasserknappheit

zu kämpfen, zählt

unser Bundesland mit seinen über

10.000 Quellen und Brunnen doch

zu einem der Wasserschlösser

Europas. Damit das auch so bleibt,

arbeitet die Lebensraum Tirol Holding,

zusammen mit dem Land

Tirol, der GemNova und vielen

Partnern, unter dem Programmtitel

„Wassererbe Tirol“ an zahlreichen

Initiativen zur Aufklärung

und Bewusstseinsbildung. Für die

Jüngsten unter uns wurde der

„Abenteuer Express – Unser Wasserschatz“

gestaltet. Man kann

nicht früh genug lernen, mit unserem

wertvollen Trinkwasser einen

bewussten Umgang zu finden.


Das erste Aquädukt

Roms hieß Aqua

Appia, es wurde 312 v.

Chr. gebaut.

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SPASS UND LERNEN

Chr. gebaut.

92 SEITEN SPIEL,

Zum Beispiel mit Malvorlagen, passend zu den einzelnen

Themen. Hier kann Quakimus auf seinem Weg ins Weltall

ausgemalt werden. Er geht dort der Frage nach, woher

das ganze Wasser auf der Erde denn überhaupt kommt.

Vielleicht von Kometen?

GemNova.inside

75

AUF GEHT’S.

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76 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund

77

Der Nabel der Bergwelt

Woran denken Sie, wenn von St. Anton am Arlberg die Rede ist? An den „Weißen Rausch“ und Hannes Schneider? An die

vermeintliche Wiege des Skifahrens? An die entbehrlichen Auswüchse des Skitourismus? Oder – sofern Sie alpinistisch

interessiert sind – vielleicht doch an das Filmfest St. Anton? Lesen Sie einfach weiter.

VON REINHOLD OBLAK

„Kurt Diemberger war schon 1999 bei uns.

Sein Film über den Peuterey-Grat, insbesondere

auch über den K2, war großartig.

Noch früher war Lothar Brandler bei uns,

dann auch Gerhard Baur. Großartige Kletterer,

Alpinisten und Pioniere des Bergfilms.

Diese Leute haben den Bergfilm nach dem

Krieg wieder zum Leben erweckt.“ Wenn

sich Manfred Pascher an die Anfänge des

Filmfests St. Anton zurückerinnert, kommt

er fast ins Schwärmen.

Angefangen hat das Ganze in den frühen

90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die

Idee zum Bergfilmfestival kam von Stefan

König, der ja selbst als Autor, Filmemacher

und Bergexperte tätig ist. Ge- meinsam

mit dem damaligen Tourismusdirektor

Heinrich Wagner

hob er schließlich

Freeriden im Angesicht des Patteriols.

Wer spektakuläre Aufnahmen sehen will,

sollte das Filmfest St. Anton besuchen.

(© Daniel Bear)

1995 das Filmfest St. Anton aus der Taufe

und leitete es satte 18 Jahre lang. Im Ort gab

es ein kleines Kino, dort wurden anfangs vor

allem die alten Fernsehfilme von Luis Trenker

oder Arnold Fanck gezeigt. 180 Leute

hatten damals im Vallugasaal Platz, doch

nachdem das Filmfest eine ganze Woche

lang dauerte, blieben viele Plätze oftmals

leer.

Schnee von gestern

Manfred Pascher kommt aus Innsbruck und

hat die Begeisterung für Filme im Blut. Vor

mittlerweile 25 Jahren, also 1997, heuerte er

beim Filmfest St. Anton an. Seit 10 Jahren

zeichnet er für das Programm verantwortlich,

folgte auch Stefan König als Kopf des

Festivals nach. Gut, so ganz reibungslos

funktionierte

damals der Übergang nicht, wie sich einige

in St. Anton noch erinnern. König hätte

einfach gerne seine Tochter Kathrin als

Nachfolgerin gesehen, als junges, frisches

Gesicht, als Zeichen einer neuen Generation

des Filmfestivals. Doch das ist

Schnee von gestern, mittlerweile

ist wohl genügend Gras über die

seinerzeitigen Unstimmigkeiten gewachsen.

Sagt zumindest Manfred

Pascher.

Die eigentliche Zäsur erfolgte erst später,

nämlich in den Jahren um 2000. Damals

begann das digitale Zeitalter für den Film.

In dieser Zeit haben insbesondere Freerider

und Kletterer begonnen, eigene Filme

zu drehen. Durch die Digitalisierung war

das um Welten günstiger, auch technisch

einfacher. Damit ist ein kleiner Stein mit

unglaublich großer Wirkung ins Rollen gekommen.

Bei den Freeridern war es in

Tirol Harry Putz, der hier filmische Pionierarbeit

leistete, bei den Kletterern Johannes

Mair. Die Devise dieser Pioniere: Learning

by Doing, irgendwie wird es schon gehen.

Und diese neuen Filme, diese ungewohnten

Perspektiven kamen beim bergbegeisterten

Publikum außerordentlich gut an.

Neue Zeiten, neue Filme

„Im frühesten Kletterfilm der neuen Generation,

an den ich mich erinnere, klettert

Kilian Fischhuber aus einer Höhle heraus.

Und viele aus der Tiroler Kletter-Community

kamen zur Premiere nach St. Anton.

Klar, der Darsteller war eben einer von ihnen

und einige waren auch bei den Filmarbeiten

dabei“, erinnert sich Pascher.

Die alten, klassischen Bergsteigerfilme

konnten da nicht mehr mithalten, wurden

vielfach auch belächelt. Neue Zeiten waren

angebrochen, neue Filme, auch eine

neue Sprache. Wohl nicht anders, als auch

in unserer Zeit. Turnen doch die meisten

Kletterbegeisterten heute in Hallen herum,

genießen die vielen Plaisirrouten. An wilden,

ursprünglichen Wänden, an vielen ausgesetzten

Graten gibt es zwar nach wie

vor das große Abenteuer, dieses wird aber

mittlerweile von recht wenigen gesucht.

St. Anton gehört nicht zu den großen

Festivals wie Trient, das weltweit älteste

Bergfilmfestival, oder Banff in

Kanada. Denn was in der kanadischen

Kleinstadt Banff, in Sichtweite zu den

Cascade Mountains, an herausragenden

Berg- und Abenteuerfilmen gezeigt wird,

ist wirklich großes, ganz großes Kino.

Allerdings traten und treten auch in St.

Anton die ganz großen Alpinistinnen,

die ganz bekannten Alpinisten auf.

Heinrich Harrer etwa, einer der Erstbesteiger

der Eiger Nordwand mit

fragwürdiger Vergangenheit. Oder der

„verrückte“ amerikanische Bergsteiger,

Base-Jumper und Highliner Dean Potter,

zu seiner Zeit die Ikone aller Abenteuer-Sportler,

der seine extrem hohe

Risikobereitschaft 2015 im Yosemite

mit dem Leben bezahlte. Die Französin

Catherine Destivelle, der unter anderem

die Solo-Winterbesteigung der drei

bekanntesten Nordwände der Alpen

(Eiger, Grandes Jorasses, Matterhorn)

gelang. Vor zwei Jahren erhielt sie übrigens

als erste Frau überhaupt den Piolet

d’Or, den goldenen Eispickel, für ihr

Lebenswerk. Und, um noch ein paar andere

St. Anton-Filmfestler zu nennen:

Peter Habeler, Wolfi Nairz, Oswald Ölz,

Heinz Zak, Gerlinde Kaltenbrunner, Tamara

Lunger, Angy Eiter, Hansjörg Auer,

Barbara Zangerl oder Anna Stöhr.

Eine vielsagende Geschichte

Zu Heinrich Harrer gibt es übrigens

eine vielsagende Geschichte. 1998 trat

der damals 86-Jährige in St. Anton auf.

In geschliffener Rede hielt er einen

kurzen Vortrag, vielleicht fünf Minuten

lang, danach folgte die Hollywood-Verfilmung

seines Buches „Sieben Jahre in

Tibet“. Ein Bühnengespräch wollte er

nicht führen, Interviews lehnte er ab,

unmittelbar nach dem Film vertschüsste

er sich mit von ihm eingeladenen

Freunden, wie dem etwa gleich alten

Seefelder Skiweltmeister Toni Seelos,

in ein Hotel zum Feiern. Am nächsten

Morgen war er dann auch schon wieder

ohne großen Abschied weg.

2003 übersiedelte das Filmfestival in eine

deutlich größere Location, ins Arlberg

WellCom, welches knapp 700 Personen

Platz bietet. Vier Tage lang werden zwanzig

Kurzfilme gezeigt und prämiert. Rund

400 Leute, hauptsächlich aus dem Raum

von Bregenz bis Innsbruck, so Pascher,

besuchen pro Abend die Veranstaltung.

Wackelfreie Hubschrauberflüge

Die technischen Möglichkeiten beim Filmen

haben sich seit der Jahrtausendwende

enorm weiterentwickelt. Wackelfreie

Hubschrauberflüge gibt es seit rund

zwanzig Jahren, in jüngerer Vergangenheit

sind Helmkameras und Drohnen dazugekommen,

die Kameras wurden kleiner,

preisgünstiger, leistungsfähiger. All das

ermöglicht faszinierende Aufnahmen, die

früher nicht möglich, für kleinere Produktionen

nicht bezahlbar waren. Klar, heute

gibt es vor allem auch durch das Internet

einen Markt, den es zu Zeiten Diembergers

oder Baurs nicht gegeben hat. Der

legendäre Elbsandstein-Kletterer Lothar

Brandler etwa bewegte sich mit seinen

Filmen oft auf dünnem Eis. Gewaltige Aufnahmen,

doch finanziell sehr oft am Rande

des finanziellen Absturzes.

Nachdem die klassischen Vorträge, Workshops

oder Diskussionen beim Publikum

nicht immer gut angekommen sind, hat

sich St. Anton ausschließlich auf Filme

konzentriert. Klettern und Freeriden, das

sind die beiden großen Bereiche. Wobei

Filme über das Freeriden in den vergangenen

Jahren deutlich zugenommen haben.

Ach ja, Manfred Pascher übergibt dieses

Jahr die Leitung des Filmfestivals in jüngere

Hände, an den Innsbrucker Alex Ölberg.

Der prompte, augenzwinkernde Kommentar

des begnadeten Sportkletterers Kilian

Fischhuber dazu: „Endlich wieder jemand

beim Filmfest in St. Anton, der etwas vom

Klettern versteht.“


78 tirol.bildet

tirol.bildet

Vom EINzelnen Gedanken zu

GEMeinsam Ferien

Wie der Verein GEMeinsam Ferien die Tiroler Gemeinden bei der Organisation und Durchführung einer

pädagogisch wertvollen Ferienbetreuung unterstützen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

Für immer mehr Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, ist es eine enorme Herausforderung in den Ferien und schulfreien

Zeiten eine Kinderbetreuung zu organisieren. Kein Wunder, sind es doch über das Schuljahr verteilt 14 Wochen, in denen

die Eltern den Beruf und die schulfreien Zeiten der Kinder unter einen Hut bringen müssen. Die Gemeinde hat im Sinne der Familienfreundlichkeit

sowie im Sinne der Chancengerechtigkeit von Kindern dafür Sorge zu tragen, dass adäquate Angebote im Ort

zur Verfügung stehen. Der Verein GEMeinsam Ferien unterstützt bei der Organisation des Betreuungsangebots. Innsbruck (mit

dem Angebot einer integrativen Ferienbetreuung), Kufstein sowie unter anderem Mutters, Radfeld oder Serfaus haben bereits

von der Zusammenarbeit profitiert. Die Gemeinden konnten dabei die gesamte Organisation der Ferienbetreuung an GEMeinsam

Ferien übertragen oder nur einzelne Leistungsmodule buchen. Wie die Module aufgebaut sind und wie der Organisationsprozess

aussieht, erfahren Sie hier.

Bedarfserhebung

Die Gemeinde entschließt sich ein Betreuungsangebot

zu schaffen. Der Verein GEMeinsam Ferien wird mit

der Organisation beauftragt. Im ersten Schritt wird der

individuelle Bedarf in der Gemeinde erhoben und speziell

folgende Fragen geklärt:

• Für welche schulfreien Zeiten soll eine Betreuung

organisiert werden (Herbst-, Weihnachts-, Semester-,

Oster- oder Sommerferien, schulautonome Tage)?

• Ganztägige oder halbtägige Betreuung?

• Wann soll die Betreuung jeweils starten?

• Gibt es Kinder mit besonderen Bedürfnissen, die

zusätzlich Stützkräfte benötigen?

Auswahl des Formats

Auf Basis der Bedarfserhebung kann zwischen zwei Formaten

gewählt werden, wobei auch eine Mischform möglich

ist.

Spiel-mit-mir-Wochen: Die Betreuung findet in der Gemeinde

statt, unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur

(Räumlichkeiten Schule/Kindergarten, Mehrzweckgebäude,

Pausenhof, Sportplatz, Park etc.).

Ferienexpress: Die Betreuung findet in und außerhalb der

Gemeinde statt. Das Programm ist umfangreich gestaltet

– täglich werden Ausflüge gemacht oder Veranstaltungen

besucht (Wanderungen, Exkursionen zu Fachbetrieben,

Besuche bei Sportvereinen, Schnupperkurse, kulturelle

Events etc.).

Diese Module stehen zur Auswahl:

Fördermanagement

GEMeinsam Ferien unterstützt die Gemeinde

dabei, sämtliche Förderpotenziale bestmöglich zu

nutzen – von der Antragstellung bis zur Endabrechnung

stehen stehen die Expertinnen und Experten

von GEMeinsam Ferien jederzeit beratend zur

Seite.

Personalmanagement

Pädagogisches Konzept

Auf Basis der Bedarfserhebung (Anzahl der Kinder, benötigte Anzahl an Wochen

der Betreuung etc.) wird die Personalplanung vorgenommen. GEMeinsam

Ferien übernimmt dabei den gesamten Rekrutierungsprozess – die Stellenausschreibung,

Vorstellungsgespräche, die Prüfung aller fachlichen Voraussetzungen

der Betreuer*innen, die Anstellung und darüber hinaus die Vertretungsorganisation

bei Ausfällen. Ebenso übernimmt der Verein die Einschulung bzw.


Fortbildung der Betreuer*innen bzgl. der Rechte und Pflichten in der Ferienbetreuung

und er ist Ansprechpartner bei allen administrativen und rechtlichen

Fragestellungen zum Dienstverhältnis während der gesamten Ferienbetreuung.

„Die Ferienbetreuung hat heuer, wie auch in den Jahren zuvor, super

funktioniert, und zwar von Anfang an – seien es beratende Gespräche

zur Förderung, die Erstellung des pädagogischen Konzepts oder die

Übermittlung der Informationsschreiben an die Eltern. Vor allem als

Neuling in dieser Materie war es mir wichtig, dass meine Fragen

und Anliegen immer schnell und unkompliziert beantwortet wurden.

David Triendl, Gemeinde Mutters

Stimmen der Kinder:

„Es war total toll, neue

Kinder kennen zu lernen und

Freunde zu finden. Das Programm

war super und hat

richtig viel Spaß gemacht!“

Nach genauer Begutachtung der örtlichen Gegebenheiten und in enger Absprache mit der

Gemeinde wird ein altersgerechtes, pädagogisch durchdachtes und an die Gemeinde angepasstes

Konzept erstellt. Darin sind unter anderem die Programmpunkte festgelegt, der

genaue Ablauf der Betreuung, Rahmenbedingungen wie nutzbare Räumlichkeiten und Ansprechpartner*innen,

ein Kinderschutzkonzept oder Qualitätssicherungsmaßnahmen für die

Betreuer*innen.

„Die Betreuerinnen

sind super nett. Ich

komme gerne wieder

zum Ferienexpress.“

„Wir haben viele neue

Sachen gemacht. Besonders

das Kuchenbacken

hat mir richtig

gut gefallen.“

Organisation und Administration

Dieser Punkt zieht sich durch alle Module und reicht

von der Bewerbung des Angebots über die Abwicklung

des Anmeldevorgangs und die Organisation der

Verpflegung bis hin zur Kommunikation mit den Eltern

(Informationstransfer zum Ablauf, Sammlung spezifischer

Infos wie Allergien etc.) und mit allen weiteren

wichtigen Instanzen (Tagesheimleitung, Direktor*in

etc.) – damit die Ferienbetreuung während der gesamten

Zeit reibungslos verläuft.

Auf geht’s,

lasst uns GEMeinsam

die nächsten Ferien planen!

ZUR AUTORIN

MAG. SANDRA WIMMER

Sandra Wimmer ist seit 2016 Teil des

GemNova-Teams. Seit 2022 koordiniert

sie im Verein GEMeinsam Ferien die

Organisation und Durchführung der

(Ganzjahres-)Ferienbetreuung in den

Gemeinden.

Kontakt:

ferienbetreuung@gemnova.at

79


80 tirol.bildet

Chancengerechtigkeit

als

Chance für ALLe

Der Weg hin zu Bildungschancen führt über den KINDER-

SCHUTZ und die GEWALTPRÄVENTION – was Kinder und Familien

brauchen und wie wir sie als Gemeinde in ihrem Lebensumfeld

unterstützen können.

Das Kindeswohl steht im Rahmen von

Kinderbetreuungsangeboten an oberster

Stelle und muss daher von Erhaltern von

Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen,

Ferienangeboten, Jugendzentren,

Vereinen, die mit Kindern und Jugendlichen

arbeiten (Sportverein, Musikkapelle

etc.), umfassend sichergestellt und laufend

evaluiert werden. Die rechtliche Grundlage

dafür liefert das seit 2011 verankerte Bundesverfassungsgesetz

über die Rechte von

Kindern (BVGKR, BGBI. I 2011/4). Dieses

besagt unter anderem, dass Kinder vor

jeglicher Form von Vernachlässigung und

Missbrauch sowie von körperlicher, seelischer

oder sexualisierter Gewalt geschützt

werden müssen. Die gesetzliche Verankerung

des Kindeswohls in Österreich bietet

zwar die Grundlage für eine gelingende

Praxis, ermöglicht aber noch keinen durchgängigen

und lückenlosen Schutz, weil es

an Wissen, Bewusstsein und Handlungsstrategien

noch fehlt.

Jede Gemeinde hat in ihrer Rolle als Drehscheibe

aller Bildungs- und Sozialeinrichtungen

sowie Vereine die Möglichkeit,

basierend auf den gesetzlichen Vorgaben

ein übergeordnetes Schutzkonzept als

konkreten Handlungsleitfaden zur Gewaltprävention

zu entwickeln. Praxistaugliche

Instrumente für die Kinder- und Jugendarbeit

wie dieses sind beispielsweise in

Deutschland im Rahmen von Förderanträgen

bereits verpflichtend vorzulegen.

Der vorliegende Beitrag soll als letzter der

dreiteiligen Reihe zur Chancengerechtigkeit

von Kindern, zunächst wieder auf

Basis der tirolweiten Bürger*innen-Befragung

von 2020, die aktuelle Ausgangslage

veranschaulichen und im zweiten Schritt

eine Fülle an einfach umsetzbaren Handlungsmöglichkeiten

für Gemeinden aufzeigen,

die dazu führen, dass Kinder und

Jugendliche geschützt aufwachsen und

sich auf ihrem Bildungsweg wie in ihrem

Familienumfeld positiv unterstützt fühlen

können.

Die Vielschichtigkeit an Herausforderungen

erkennen

Gewalt hat unterschiedliche Gesichter und

schließt daher viele Formen von Fehlverhalten

in offenkundiger oder subtiler Ausprägung

ein. Die meisten Fälle sind strafrechtlich

nicht relevant und basieren auf

grenzverletzenden Verhaltensweisen, die

aus Unbewusstheit der handelnden Menschen

in Alltagssituationen geschehen. Ein

Bewusstsein dafür seitens der Gemeinde

als Drehscheibe aller Einrichtungen, die

mit Kindern und Jugendlichen arbeiten,

stellt eine wesentliche Grundlage dar, um

kommunale Angebote der Gewaltprävention

zu installieren. Dabei kann unterschieden

werden zwischen Ansätzen, die

Gewalt grundsätzlich vermeiden bzw. im

Rahmen eines Notfalls weitere Eskalation

verhindern oder nach einer Gewalttat die

Aufarbeitung im Fokus haben.

Die hier berücksichtigten Ergebnisse der

Befragung zeigen aus Sicht der Bürger*innen

den Handlungsbedarf in Bezug auf

notwendige Infrastruktur, Aktionspläne

und allen voran Bewusstseinsbildung auf.

Was fehlt aus Sicht von Bürger*innen

bzw. Familien aktuell im Bereich Bildung,

Begleitung und Betreuung von Kindern

und Jugendlichen?

STRUKTURQUaLITäT

Offene Jugendarbeit, Sozialarbeit

an Schulen/Kindergärten,

Krisenwohnungen

PrOzessqualität

Beteiligungsformen für

Kinder/Jugendliche

Orientierungs -

qualität

Sensibilisierung für Entscheidungsträger*innen,

Kinder/Familien,

Aktionspläne

Im Strategieprozess „Zukunft Gemeinden

– Agenda 2030“ haben Praktiker*innen aus

allen Regionen Tirols die vorhandenen Lücken

im Bereich der Gewaltprävention, die es innerhalb

der Kommunalstrukturen zu schließen

gilt, noch präzisiert: Die Raumplanung sieht

insbesondere im städtischen Raum nur sehr

eingeschränkt Orte vor, wo sich Kinder und

Jugendliche ohne Aufsicht frei bewegen können.

Beengte räumliche Voraussetzungen

in Einrichtungen fördern Stress und Druck

auf Kinder und pädagogisches Personal und

erlauben kein bedürfnisorientiertes Arbeiten.

Betreuungskonzepte basieren mitunter noch

auf Macht und übergriffigem Erziehungsverhalten,

was auf die fehlende Sensibilisierung

von Mitarbeiter*innen zurückzuführen ist.

Alleinerziehende sind durch Erwerbsarbeit,

Erziehung, Haushalt etc. häufig belastet und

erhalten keine Unterstützung in der Gemeinde.

Mit Ausnahme der Offenen Jugendarbeit

fehlen in der Arbeit in Betreuungseinrichtungen

und Vereinen konkrete Vorgaben zur

Qualitätssicherung in Bezug auf Kinder- und

Gewaltschutz, die bestenfalls an finanzielle

Anreize gekoppelt werden.

Ziel in der neuen Arbeitsperiode jedes

Gemeinderats ist es, mutige Schritte zu

gehen, damit die Tiroler Gemeinden in Bezug

auf die Gewaltprävention zukunftsfit werden.

Gewaltprävention braucht optimale Strukturen

Tägliche Herausforderungen an Schulen können

durch die durchgängige Anwesenheit von

Sozialarbeiter*innen bewältigt werden. Der

Planungsverband Zillertal hat mit so einem flächendeckenden

Angebot sichere Orte für alle

Beteiligten geschaffen. Bestenfalls berücksichtigt

die Raumplanung jeder Gemeinde ausreichend

Begegnungsräume wie Jugendzentren

und Treffs für Mobile Jugendarbeit, wo sich

Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen

treffen können.

Im Sinne einer niederschwelligen Anlauf- und

Beratungsstelle stehen optimalerweise in

jeder Gemeinde vertrauliche Ansprechpersonen

für Familien in herausfordernden Si -

tuationen bzw. für betroffene Jugendliche zur

Verfügung.

Orientierungsqualität für eine gewaltfreie

Kultur

Nachhaltigkeit im Rahmen der Gewaltprävention

gelingt in einer Gemeinde nur dann, wenn

in regelmäßigen Abständen Maßnahmen zur

Bewusstseinsbildung wie Infomaterial auf der

Website, Vorträge, Workshops für berufliche

und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der

Betreuung von Kindern und Jugendlichen, für

Erziehungsberechtigte sowie für Kinder selbst

gesetzt werden und so von der gesamten

Gemeinde mitgetragen werden. Auch die sozialpädagogische

Arbeit an Schulen für Schüler*innen,

Lehrpersonen und Familien stellt

einen Grundpfeiler der Gewaltprävention dar.

Prozessqualität vermindert das Gewaltrisiko

Im Sinne des Demokratieverständnisses werden

bei der Raumplanung Jugendliche selbst

beteiligt. Dadurch übernehmen sie auch Verantwortung

für die Nutzung der ihnen zur

Verfügung gestellten Aufenthaltsorte (z. B.

Skatepark), was im Sinne der Gewaltprävention

förderlich ist. Gelingende Praxisbeispiele

dafür gibt es bereits in Landeck oder Kufstein.

Vernetzung von Wissen braucht inner- und

interkommunale Zusammenarbeit

Für eine effiziente Zusammenarbeit unter

kleineren Gemeinden empfiehlt sich ein

„Headquarter“ für schulische Sozialarbeiter*innen

bzw. Sozialpädagog*innen, die in

der Region vormittags bedarfsgerecht eingesetzt

werden können und nachmittags auch in

der Offenen Jugendarbeit zum Einsatz kommen.

Dies führt zum effizienten Einsatz von

Personalressourcen in der gesamten Region.

Auch der enge Austausch zwischen Jugendbeirat

und Vereinen bzw. Schulen ermöglicht

die gemeinsame Durchführung von Gewaltschutzprojekten.

Die GemNova verfügt über die fachliche

Expertise zweier über die POJAT Tirol zertifizierten

Kolleginnen im Bereich Kinderschutz

und Gewaltprävention und kann daher bei der

Prozessbegleitung, bei der Entwicklung von

Schutzkonzepten für Vereine, Betreuungs- und

Freizeiteinrichtungen in Gemeinden Unterstützung

und Beratung leisten.

Aus der Praxis

Eine gelingende Prozessbegleitung

konnte für den „Verein 2gether“ in

Breitenwang gestartet werden, der

unter Beteiligung aller Mitarbeiter*innen,

Kinder und Erziehungsberechtigten

für die Kinderkrippe, den

Kindergarten und Kinderhort ein

umfassendes Schutzkonzept entwickelt.

Der Vereinsvorstand erkennt

in diesem Prozess eine Chance auf

Sensibilisierung aller Beteiligten für

das Thema Gewalt und Gewaltschutz

in jeglicher Form. Der längere

Begleitprozess könne zur Veränderung

der eigenen Haltung führen, die

durch die eigene Erziehung bereits in

der Kindheit geprägt und meist nie

hinterfragt worden wäre. Für einen

Erhalter von Kinderbildungs- und

Betreuungseinrichtungen sei es aus

Sicht der Geschäftsführung jedenfalls

notwendig, auf diesem Wege Gewalt

nicht zu verharmlosen oder zu übersehen,

die gesetzlich verankerten Kinderrechte

nicht zu vernachlässigen

und letztendlich auch eine Vorbildfunktion

für Erziehungsberechtigte

und Familien zu übernehmen.

ZUR AUTORIN

MAG. NINA

REDLICH-ZIMMERMANN,

MA ECED

Nina Redlich-Zimmermann koordiniert bei

der GemNova den Bereich Kinderbildung

und -betreuung und steht für Fragen rund

um den Kinderschutz zur Verfügung.

Kontakt:

n.redlich@gemnova.at


tirol.bildet

83

Mit einem speziellen

Fokus auf die

kommunalen Bedürfnisse

bietet erlebnis.film

leistbare Videoproduktionen

für die

Tiroler Gemeinden.

Mehr Raum für Entfaltung

Der GemNova Bildungsfalter wurde bereits 2018 als Fort- und Weiterbildungsangebot

für elementarpädagogische Einrichtungen in Tirol ins Leben gerufen

und präsentiert sich nun im neuen Kleid. Hier wird altbewährte Kompetenz mit

neuen Möglichkeiten verknüpft.

ZUR AUTORIN

ANDREA

WEBHOFER-FRANK, MED

Andrea Webhofer-Frank ist Elementarpädagogin

und arbeitet im Bereich der Aus-,

Fort- und Weiterbildung für elementarpädagogisches

Personal. Bei der GemNova ist

sie Ansprechperson für den Bildungsfalter

und steht sowohl den Erhaltern als auch

interessierten Kolleg*innen für Fragen zur

Verfügung.

Unsere Kolleg*innen in den Tiroler

KINDERGÄRTEN und KINDER-

KRIPPEN leisten hervorragende

Arbeit, bekommen allerdings

nicht immer die Aufmerksamkeit,

die sie verdienen. Wir vom

GemNova Bildungsfalter rücken die

Anliegen unserer Kolleg*innen in den

Fokus und bieten individuelle Prozessbegleitung

und Supervision ebenso wie

tirolweite Online-Vernetzung an.

Mit unserem Angebot der Teamentwicklung

und Professionalisierung wollen wir

Teams bei Veränderungsprozessen begleiten,

sie bei vielfältigen Fragestellungen

beraten oder bei Herausforderungen unterstützen

– weil gemeinsam vieles leichter

gelingt und eine Veränderung von mehreren

Köpfen gedacht werden sollte. Wir

sind dabei thematisch breit aufgestellt und

bieten unsere Expertise und unsere Erfahrung

im gesamten Bereich der Elementarpädagogik

an.

Ganz neu in der Richtlinie Sprachförderung

gemäß der Vereinbarung nach Art.

15a B-VG über die Elementarpädagogik des

Landes Tirol ist die Supervision zu finden.

Die Supervision bietet den Teams die Möglichkeit,

sich auch mal um das „WIR“, also

Mehr über unsere Teamentwicklungsund

Professionalisierungsprozesse

sowie Vernetzungen erfahren

das Miteinander im Team, zu kümmern.

Durch den entsprechenden Förderantrag

beim Land Tirol können die Kosten für diese

Maßnahme im Idealfall zur Gänze gefördert

werden.

Zusätzlich zu unserer individuellen Prozessbegleitung

für Teams oder auch Einzelpersonen

bieten wir vielfältige Themenschwerpunkte

jahresdurchgängig zur

Online-Vernetzung mit Kolleg*innen aus

ganz Tirol an. Hier haben sowohl Leitungen

als auch pädagogische Fachkräfte, Assistenzkräfte

und Stützkräfte die Möglichkeit,

sich mit Kolleg*innen anderer Institutionen

auszutauschen und ihre persönlichen Erfahrungen

weiterzugeben. Dieses einzigartige

Angebot kann ganz einfach über unsere

Buchungsplattform gebucht werden. Auch

Gemeinden oder private Erhalter haben die

Möglichkeit, ein Veranstaltungskontingent

für Mitarbeit*innen im elementarpädagogischen

Bereich zu buchen und erhalten

zusätzliche Vergünstigungen bereits ab der

fünften Buchung. Außerdem können diese

Stunden auch im Rahmen der gesetzlichen

Verpflichtung zur Fort- und Weiterbildung

angerechnet werden. Reinschauen lohnt

sich deshalb auf alle Fälle.

Kontakt:

bildungsfalter@gemnova.at


84 tirol.bildet

tirol.bildet

85

… und zur Preisverleihung

ging’s nach Italien!

VON KATHRIN MALINA

Ein Projekt der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino

wurde erfolgreich im Rahmen

der Nachmittagsbetreuung der

Volksschule Kufstein/Stadt umgesetzt

und konnte den dritten Platz im Wettbewerb

belegen.

Es wird viel gebastelt in der Nachmittagsbetreuung

an Tirols Schulen und täglich

entstehen große und kleine Kunstwerke,

die dann einen besonderen Platz in der

Schule oder bei den Kindern zu Hause

bekommen. Und manchmal passiert es

sogar, dass die kreative Arbeit zusätzlich

noch mit einem Preis belohnt wird. So

geschehen an der Volksschule Kufstein/

Stadt, wo gemeinsam mit dem Stadtkindergarten

ein Projekt der Euregio gestaltet

und beim Wettbewerb eingereicht

wurde.

Die Aufgabenstellung war es, ein

Bewusstsein zu schaffen für die grenzüberschreitende

Zusammenarbeit der

drei Landesteile Tirol, Südtirol und Trentino

und deren gemeinsame kulturelle

Verbindung darzustellen. Es wurde also

fleißig geklebt, gemalt und geschrieben.

So entstand schließlich unter Anleitung

unserer GemNova-Kollegin Michaela Mayr

eine tolle Collage, auf der alle Ideen der

Kinder Platz fanden.

53 Schulen aus der Euregio nahmen am

Wettbewerb teil und von insgesamt neun

Gewinnerklassen und -schulen wurden

drei Tiroler Schulen ausgezeichnet –

die Volksschule Kufstein/Stadt, die Mittelschule

Sillian sowie die Mittelschule

Matrei am Brenner.

„Es hat so viel Spaß gemacht, mit den

Schüler*innen am Nachmittag zu werken“,

freut sich Michaela Mayr, „und wir

alle sind natürlich sehr stolz, dass wir

nach Trient fahren durften, um dort den

Preis entgegenzunehmen.“

Und das Beste: Mit dem Gewinnerscheck

in Höhe von 500 Euro wird die Volks schule

Kufstein/Stadt eine ganz besondere schulische

Aktivität für die Kinder veranstalten.

Raum zum Wohlfühlen

Ideal als langfristige oder temporäre Raumlösung

(z.B. Kindergärten und Schulen)

Optimale Wärmedämmung

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86

tirol.bunt und vielfältig

tirol.bunt und vielfältig

87

„Müssen wir wirklich so

viel über mich reden?

Ein Interview mit Esther Fritsch ist nicht ganz einfach. Sie überlebte als Jüdin den Holocaust

in Polen, ist damit wichtige Zeitzeugin. Knapp 30 Jahre war sie Präsidentin der Israelitischen

Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, gab der kleinen jüdischen Gemeinde ihr Selbstbewusstsein

zurück. Sie war leidenschaftliche Ärztin, möchte gleichzeitig nicht so viel über sich

reden. Ein offenes Gespräch, das in zwei Tagen geführt wurde.

VON REINHOLD OBLAK

Sie sind 1938 geboren, haben den Holocaust

in Polen überlebt.

Meine Mutter, eine unglaublich mutige

Frau, hat mich gerettet. Ihr Vater war

Rabbiner, sie selbst hat aber ausgezeichnet

Polnisch gesprochen, ohne jüdischen

Akzent. Außerdem hat sie nicht jüdisch

ausgesehen. Auch ich war blond, hatte

blaue Augen. Vom Äußeren waren wir also

auf der „arischen Seite“. Aber natürlich

waren wir immer auf der Flucht, wurden

ins Ghetto Radom gesteckt, rund 100 Kilometer

südlich von Warschau. Wir standen

dort schon auf der Deportationsliste, wurden

mit viel Glück gerettet. Dann wieder

Flucht, die vielen Verstecke, Verstecke,

Verstecke.

Sie als kleines Kind im Alter von vier,

fünf, sechs Jahren.

Eine Zeit lang hat uns eine arische polnische

Baronin bei sich zu Hause versteckt.

Ihre Schwiegertochter hatte einen

Gestapo-Liebhaber, die hat uns dann verraten.

Man wollte uns sofort erschießen

– mit Bestechung haben meine Mutter

und ich überlebt. Ich war unter dem Bett

versteckt. Diesen Gestapo-Mann, seinen

Ledermantel, seine Lederstiefel vergesse

ich niemals. An so etwas erinnert sich

wohl jede jüdische Überlebende.

Ihr Vater ...

... und seine gesamte Familie waren zu dieser

Zeit schon tot. Sie wurden in Warschau

entdeckt, deportiert, ermordet. Details weiß

ich keine. Auch die Eltern meiner Mutter und

drei ihrer Geschwister wurden ermordet.

Dass ich überlebt habe, verdanke ich meiner

Mutter. Gegen Ende des Krieges waren

wir in Warschau, die Stadt wurde von den

Deutschen bombardiert. Gemeinsam mit

zwei anderen Jüdinnen wurden wir abermals

von einer Polin versteckt. So haben

wir auch die letzten Tage des Krieges, des

Holocaust überlebt.

Nach Kriegsende gingen Sie nach

Deutschland.

Meine Mutter war von Anfang an Zionistin,

sie wollte immer im heutigen Israel leben.

Mein Stiefvater hatte ein Affidavit für Amerika,

wir hätten also dorthin auswandern

können, aber für meine Mutter war das kein

Thema. Sie wollte nur nach Israel. In Polen

wollten wir nicht bleiben, weil die Kommunisten

kamen. Also gingen wir für zwei Jahre

nach Augsburg. Fremdsprachen lernte ich

sehr schnell. In Augsburg hatte ich einen

Privatlehrer für Hebräisch. Ich sprach schwäbischen

Dialekt. Meine Mutter ermahnte

mich mehrmals Deutsch zu sprechen, weil

sie mein Schwäbisch nicht verstand.

‚‚

„Ich habe Esther Fritsch als

eine liebenswürdige, geistvoll

kämpfende Frau erlebt. Es

war nicht zuletzt ihre Vision,

die jüdische Gemeinde in

Innsbruck wieder aufzubauen.

Die Leidenschaft, mit der sie

dieses Ziel verfolgte, erinnert

mich dankbar an einige biblische

Frauenfiguren.“

- Bischof Hermann Glettler

‚‚© Ingrid

Kollmer

„Frau Dr. Esther Frisch war eine

beliebte und hochgeschätzte

Präsidentin der Israelitischen

Kultusgemeinde. Ich erinnere

mich mit Freude an eine Veranstaltung

in Innsbruck, wo es

ihr gelang, kirchliche, jüdische

und politische Kapazitäten in

einer Vorstellung mit jüdischem

Thema zusammenzubringen.

Nonnen, Priester, Rabbiner

und ‚normales‘ Theaterpublikum

freuten sich gemeinsam.

Großer Applaus – und wir auf

der Bühne applaudierten dem

Publikum!“

© Diözese Innsbruck

Esther Fritsch in der Synagoge. Sie überlebte

als Jüdin den Holocaust in Polen,

war fast dreißig Jahre Präsidentin der

jüdischen Gemeinde. Eine starke, faszinierende

Persönlichkeit. (© GemNova)

Ein Gedenkstein in den Räumen der

Kultusgemeinde: Sich zu erinnern

heißt, nicht zu vergessen.

(© GemNova)

- Topsy Küppers,

Autorin, Schauspielerin,

Theaterleiterin


88 tirol.bunt und vielfältig

tirol.bunt und vielfältig

89

‚‚© Privat

„Ich kenne Esther Fritsch

bereits seit den 80er Jahren.

Erstmals getroffen haben wir

uns beim Bau der Synagoge

in Innsbruck. Sie ist eine

Macherin, weiß, was sie will.

Danach haben wir noch bei

der Errichtung der Jüdischen

Gedenkstätte in Seefeld

zusammengearbeitet. Ich

schätze ihr Engagement und

ihr Wissen. Sie ist eine wirklich

starke Persönlichkeit.“

- Michael Prachensky,

Architekt und Künstler

‚‚

„2007 lernte ich Esther Fritsch

zum ersten Mal persönlich

kennen, diese Begegnung ist

mir in besonders schöner

Erinnerung. Ich recherchierte

damals gerade für mein

Buch ‚Graubart Boulevard‘ und

Esther Fritsch lud mich ein in

die Räumlichkeiten der Kultusgemeinde

in der Sillgasse. Wir

unterhielten uns in entspannter

Atmosphäre lange über

die Familie Graubart – und

für die vielen Hinweise und

Ratschläge, die Esther Fritsch

mir gab, bin ich ihr noch heute

dankbar.“

- Christoph W. Bauer,

Schriftsteller

© Fotowerk Aichnerr

Unmittelbar vor dem Eingang zur Synagoge

wird auf Esther Fritsch verwiesen.

(© GemNova)

Mit zehn Jahren, 1948, emigrierten Sie

schließlich nach Israel. Haben Sie dort

Ihre „Heimat“ gefunden?

(Sehr emotional) Aber natürlich. Ich bin

Israelin, in erster Linie bin ich Israelin.

Israel war und ist das Land, in dem

wir leben wollten. Ich habe dort meinen

zweijährigen Militärdienst geleistet, mich

engagiert, im Kibbuz gearbeitet, bin zu

den hohen Feiertagen in die Synagoge

gegangen. Nach der Matura wollte ich

unbedingt Medizin studieren, erhielt aber

keinen Studienplatz in Jerusalem. Stattdessen

gab es die Möglichkeit, in London,

Zürich oder Wien zu studieren.

Warum dann ausgerechnet Wien?

Weil in Wien schon zwei Kollegen aus Israel

waren. Es gab dort eine kleine israelische

Studentengemeinschaft, auch eine

jüdische Gemeinde, dort hab ich mich

dann gleich recht wohl gefühlt. Und ich

konnte Medizin studieren. Wobei für mich

eines ganz klar war: Nach dem Studium

gehe ich wieder zurück nach Israel.

Doch es kam alles ganz anders. Aus

Jerusalem wurde Innsbruck.

Beim Studium hab ich meinen jetzigen

Mann Peter kennengelernt, einen Goj,

also einen Nichtjuden. Deswegen bin ich

in Wien hängen geblieben. Gemeinsam

haben wir dann auch in den USA, an der

Universität Yale studiert. Das war für mein

Selbstbewusstsein sehr wichtig. Ende

der siebziger Jahre bin ich dann meinem

Mann nach Innsbruck gefolgt, der hier an

die Uni-Klinik gerufen wurde. Für mich war

das ein Kulturschock. Was sollte ich ausgerechnet

in Tirol? Hier gab es nur eine

sehr kleine jüdische Gemeinde, vielleicht

70 Personen, die meisten schon recht

betagt. In der Zollerstraße 1 gab es ein

kleines, bescheidenes Zimmer, das war

unser Betraum. Dort hab ich auch noch

die alte Frau Schindler getroffen. Es war

entwürdigend, eigentlich eine Zumutung.

1987 wurden Sie zur Präsidentin der

Israelitischen Kultusgemeinde gewählt.

Noch immer ohne Synagoge.

Ich wollte das ja überhaupt nicht. Ich

hatte einen herausfordernden Job als

Ärztin an der Klinik, zwei kleine Kinder,

einen Mann, also genug zu tun. Aber

ich erzähle Ihnen die Geschichte dazu.

Schon einige Jahre vorher bin ich zu Jom

Kippur in die Zollerstraße 1 gegangen,

um das Kaddish, das Totengebet für

meinen ermordeten Vater zu sprechen.

Der damalige Präsident Ernst Beschinsky,

über den es ja einiges zu erzählen

gibt, war anwesend, ich bat ihn um ein

Gebetbuch. Als er sah, dass ich die

hebräischsprachigen Seiten aufschlug,

machte er große Augen. Da wusste ich,

ui, jetzt hab ich einen Fehler gemacht.

Warum das?

Weil er mich dann gleich für verschiedene

Tätigkeiten in der jüdischen Gemeinde

heranzog. Für den Religions- oder Hebräischunterricht

zum Beispiel. Wenig später

wurde ich zur Vizepräsidentin gewählt,

nach dem Tod von Ernst Beschinsky zur

Präsidentin. So bin ich da hineingeschlittert.

Im Unterschied zu Bischof Paulus

Rusch, dem antisemitische Töne fürwahr

nicht fremd waren, war Reinhold

Stecher ein großer Förderer, ein Brückenbauer

hin zur jüdischen Religion.

Als ich Bischof Stecher erstmals kennenlernte,

war er sehr krank, war bei uns in

der Klinik. Später hat er seine Fühler in

unsere Richtung ausgestreckt, hat mich

zu einem Gespräch eingeladen. Er wollte

ganz bewusst eine Verbindung zwischen

der jüdischen und christlichen Religion

schaffen. Er war eine starke Persönlichkeit

mit Weitblick, mit offenem Herzen.

Es ist kein Zufall, dass ein Bild von ihm

bei uns in der Kultusgemeinde hängt.

Außerdem wurde er als erster deutschsprachiger

Bischof von Oberrabbiner Lau

in Israel empfangen und ausgezeichnet.

Gut, da hatte auch ich ein wenig meine

Hände im Spiel.

Stecher hat ja auch den Bau der Synagoge

maßgeblich unterstützt.

Ja, er hat uns in vielerlei Hinsicht geholfen.

Er war es auch, der dem unsäglichen

Kult um Anderl von Rinn ein unmissverständliches

Ende setzte. Doch zurück zur

Synagoge. Die alte Synagoge stand in der

Sillgasse, wurde aber in der Reichskristallnacht

im November 1938 zerstört. Stattdessen

gab es hier einen Parkplatz und

einen Gedenkstein, der an die alte Synagoge

erinnern sollte. Als der Architekt

Prachensky den Auftrag erhielt, an dieser

Stelle ein neues Haus zu bauen, rief er

mich an und fragte, wo ich denn gerne

den Gendenkstein hätte. Meine selbstbewusste

Antwort:

„Was heißt

Gedenkstein, ich

will hier eine neue

Synagoge.“

Diese Ihre Antwort ist ja mittlerweile

legendär.

Das weiß ich nicht. Vor allem auch dank

Stecher gab es zu dieser Zeit ein offeneres

Klima. Nach vielen Gesprächen

unterstützten auch der damalige Landeshauptmann

Partl und der damalige

Bürgermeister Niescher den Bau einer

Synagoge. Zur Grundsteinlegung 1991

wurden dann jene Jüdinnen und Juden

eingeladen, die während der NS-Zeit aus

Tirol flüchten konnten. Aus Israel reisten

30 Personen an. Sie alle unterzeichneten

ein Dokument, welches in den Grundstein

eingemauert wurde. Das war nicht nur für

mich ein sehr bewegender Moment.

Ein in Polen aufgenommenes Foto von

Chana Weinberg-Winawer, der Mutter

von Esther Fritsch. „Ohne meine Mutter

hätte ich den Holocaust nicht überlebt.“

(© Privat)

© Privat

‚‚

„Esther Fritsch hat der jüdischen

Gemeinde in Tirol und

Vorarlberg ein Gesicht gegeben.

Ihrer Energie und ihrem

politischen Geschick ist zu

verdanken, dass in Innsbruck

– wieder – eine Synagoge

steht. Sie hat erreicht, dass die

Landespolitik das Judentum

nicht bloß als eine Angelegenheit

der Vergangenheit,

sondern auch der Gegenwart

und der Zukunft wahrnimmt,

wahrnehmen muss. Als Ho -

locaust-Überlebende, in Israel

sozialisiert und in Österreich

als Ärztin beruflich erfolgreich,

repräsentiert sie jüdische Tradition

– und jüdische Zukunft.“

- Anton Pelinka,

Politikwissenschafter


90 tirol.bunt und vielfältig

tirol.bunt und vielfältig

91

‚‚© Privat

„Ich kenne Esther Fritsch

seit mehr als 30 Jahren. Viele

Male sind wir gemeinsam an

einem Tisch gesessen und

haben über das Schicksal

unserer jüdischen Gemeinden

diskutiert. Mit ihrem Geschick

gelang es ihr sehr oft, das

umzusetzen, was sie sich

vorgenommen hat. Davon

konnten viele, auch ich, immer

wieder profitieren. Doch nicht

nur auf ‚geschäftlicher‘ Ebene,

auch privat hatten wir immer

wieder Kontakt. Ich wünsche

ihr alles Gute, Gesundheit

und für ‚ihre‘ Gemeinde einen

wachsenden Fortbestand.“

- Hanna Feingold,

Präsidentin der Israelitischen

Kultusgemeinde Salzburg

Vor dem Ersten Weltkrieg gab es auch

in Innsbruck ein recht dynamisches,

jüdisches Leben. Das Kaufhaus Bauer

& Schwarz, die Möbelfabrik Brüll, das

Café Schindler, das Warenkredithaus

der Turteltaubs, das Schuhgeschäft

Pasch – um nur einige Unternehmen zu

nennen. Alles vorbei, unwiederbringlich

verloren?

In dieser Form ja, so ein starkes jüdisches

Leben wird es in Innsbruck wohl nicht

mehr geben. Die meisten dieser Jüdinnen

und Juden waren damals hier verwurzelt,

sind hier aufgewachsen, haben

hier gelebt. Wie auch in Wien – alle hatten

ihre Wurzeln hier. Das ist heute natürlich

ganz anders. Unsere jüdische Gemeinde

wächst zwar wieder, wird auch jünger.

Leute kommen hierher nach Tirol, fahren

dann aber auch wieder weg. Außerdem

gibt es heute, im Unterschied zu damals,

den Staat Israel.

„Wenn ihr wollt, bleibt es nicht ein

Märchen.“ Ein Zitat von Theodor Herzl,

welches für Esther Fritsch eine große

Bedeutung hat.

Sie haben beinahe 30 Jahre die jüdische

Gemeinde stark geprägt. Wie

sieht Ihre Bilanz aus?

Wir haben wieder eine Synagoge, ein sehr

schönes jüdisches Museum in Hohenems.

Zum Gedenken an die Pogromnacht 1938

gibt es die Menora am Landhausplatz in

Innsbruck, außerdem die jüdische Gedenkstätte

in Seefeld, den alten jüdischen

Friedhof bei der Hungerburg in Innsbruck.

Das sind kräftige Zeichen unseres

Selbstbewusstseins, unserer Identität. Es

ist wichtig, nicht versteckt am Rande zu

leben, sondern ganz bewusst am öffentlichen

Leben teilzunehmen. Darum freut

es mich, dass unsere Veranstaltungen

von den unterschiedlichsten Menschen

besucht werden. Die jüdische Kultur hat

in Österreich, natürlich vor allem in Wien,

Herausragendes geleistet. Auch das sollte

nicht vergessen werden.

Eine letzte Frage, Frau Fritsch. Haben

Sie eigentlich nie daran gedacht, eine

Autobiographie zu schreiben?

Nein, keine Sekunde lang. Ich will mein

Privatleben für mich behalten. Und ja, ich

habe als Jüdin den Holocaust überlebt.

Aber Millionen wurden umgebracht.

Zur Person

Esther Fritsch

Esther Fritsch wurde am 11. März 1938 in Danzig, Polen, geboren.

Einen Tag später marschierte Hitlers Armee in Österreich ein

und vollzog unter großem Jubel der Bevölkerung den Anschluss

an das Deutsche Reich. Den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust

überlebte Fritsch als Jüdin in unterschiedlichen Verstecken in

Polen, vor allem dank ihrer Mutter. 1948 emigrierte sie nach

Israel. Medizinstudium in Wien, dann auch in Yale, USA. 1977

Übersiedlung mit ihrem Mann nach Innsbruck. Fachärztin für

Radiologie und Radioonkologie. Von 1987 bis 2016 Präsidentin der

Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg. Esther

Fritsch ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Innsbruck

und in Wien.

„Kein Alter, kein Geschlecht,

kein Stand, keine Nation ist von

den Vorteilen ausgeschlossen,

welche die Spar-Casse jedem

Einlegenden anbietet.“

Auszug aus der Gründungsurkunde der Sparkassen.

Unsere Haltung seit 200 Jahren.

#glaubandich

Beck

‚‚© Lukas

„Ich war ein Jugendlicher, als Esther

Fritsch oft Gast war bei meinen Eltern.

Sie war schon damals eine starke Frau.

Zudem war sie bereits zu einer Zeit eine

selbstbewusste jüdische Stimme, da nicht

wenige Funktionäre der Israelitischen

Kultusgemeinde meinten, es sei besser in

diesem Österreich nur leise aufzutreten

und bloß hinter vorgehaltener Hand für die

Anliegen der eigenen Leute einzutreten.

Esther Fritsch hingegen verleugnete sich

nie – nicht ihren Bezug zu Tirol, nicht den

Bund des Judentums und schon gar nicht

ihre Verbundenheit mit Israel.“

- Doron Rabinovici,

Schriftsteller, Historiker

tirolersparkasse.at


92 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig

93

„Hillary

ist das

große

Vorbild“

Der Innsbrucker Wolfgang Nairz ist der

Spiritus Rector der Nepalhilfe Tirol. Seit

2003 unterstützt dieser Verein ausgewählte

Projekte in Nepal. Im Bereich

Gesundheit, Bildung, dem Schulwesen.

Das große Vorbild dabei ist Edmund Hillary,

der Erstbesteiger des Mount Everest.

Was Nairz und Hillary sonst noch

verbindet, lesen Sie hier.

VON REINHOLD OBLAK

Wer die Wohnung von Wolfgang Nairz in

Innsbruck betritt, wird gleich mal erschlagen.

Nein, nicht mit einem Eispickel wie seinerzeit

Leo Trotzki in Mexiko, rein optisch

natürlich. Es ist einfach die unglaubliche

Vielzahl an Gegenständen aus dem Himalaya,

aus Nepal, die das Auge überfordern.

Fast könnte man meinen, in einem Museum

zu sein. Gezählte 103-mal war Nairz

bisher in Nepal, seiner zweiten Heimat.

„1970 war ich das erste Mal drüben, auch

um Erkundigungen für unsere Manaslu

Expedition zwei Jahre später einzuholen“,

erinnert er sich. Bei jener erreichte Reinhold

Messner im Alleingang den Gipfel,

seine beiden Freunde Franz Jäger und Andi

Schlick kamen in einem Schneesturm ums

Leben. Fünfzig Jahre ist das jetzt genau

her. Tempi passati.

1978 leitete Nairz dann jene Expedition

zum Everest, bei der er selbst als einer der

ersten Österreicher den Gipfel erreichte.

Wenige Tage später gelang dann seinen

Freunden Reinhold Messner und Peter

Habeler die erste Besteigung des Everest

ohne zusätzlichen Sauerstoff. „Beim

Rückweg nach Kathmandu haben wir dann

Edmund Hillary getroffen, den ich aber

schon vorher kannte.“ Hillary war damals

weltberühmt, nutzte seine Bekanntheit

dafür, den Sherpas im Khumbu auf allen

Ebenen zu helfen. So organisierte und

finanzierte er den Bau des Krankenhauses

in Kunde, ließ Schulen, Trinkwasserleitungen

errichten. Damit war ein großer

Stein ins Rollen gekommen.

Nepalhilfe Tirol

„Freunde von mir, natürlich auch ich selbst,

haben immer wieder etwas für Nepal

gemacht. Doch das waren Einzelaktionen.

Unkoordiniert, eher aus dem Bauch heraus.

Also haben Hans Gastl, Manfred Gabrielli

und ich 2003 die Nepalhilfe Tirol gegründet.

Mit dem Ziel, die Kräfte zu bündeln, gemeinsam

mehr zu erreichen. Unser großes Vorbild

dabei war natürlich Ed Hillary. Auch wir

wollten im kleineren Stil die Menschen dort

unterstützen, Krankenhäuser und Schulen

bauen, Hilfe zur Selbsthilfe geben.“

Rund 100.000 € an Spenden kommen

durchschnittlich pro Jahr zusammen. Jetzt,

in diesen wirtschaftlich sehr angespannten

Zeiten, etwas weniger. Wichtig für Nairz und

sein kleines Team: Das Geld soll direkt bei

den Betroffenen ankommen, nicht irgendwo

versickern oder abgezweigt werden. Damit

dies funktioniert, arbeitet er bei seinen Projekten

in Nepal ausschließlich mit staatlich

anerkannten NGO‘s zusammen. Ein verlässlicher

Partner vor Ort ist dabei etwa Tashi

Tenzing, dessen Großvater Tenzing Norgay

erreichte 1953 mit Edmund Hillary erstmals

den Gipfel des Everest.

Hier in Tirol hat die Nepalhilfe ein Zimmer

in der Wohnung von Wolfgang Nairz gefunden.

Die Verwaltungskosten betragen gerade

mal drei Prozent, das meiste geht dabei

für Briefmarken, Folder oder Broschüren

Lachende Gesichter: Die Nepalhilfe Tirol

unterstützt Einheimische vor allem im

Gesundheits- und Bildungsbereich.

(© Nepalhilfe Tirol)

drauf. Jährlich wird der Verein von einem

Wirtschaftstreuhänder bis ins kleinste

Detail geprüft, Voraussetzung dafür, dass

die Nepalhilfe Tirol vom Finanzamt den

„Spendenbegünstigungsbescheid“ erhalten

hat. Damit, und das ist keine Selbstverständlichkeit,

sind alle Spenden steuerlich

absetzbar.

Das Sherpa-Projekt

Bekannt ist Wolfgang Nairz wohl auch für

sein Sherpa-Projekt, welches die Nepalhilfe

Tirol vor knapp 20 Jahren gestartet

hat. Rund 20 Frauen und Männer aus

Nepal können dabei jährlich in Tirol lernen,

wie es ist, eine Hütte zu führen. Da

geht es um Hygiene, um Bevorratung, die

richtige Lagerung, handwerkliche Dinge,

die Küche oder den Kontakt mit den Gästen.

„Leider gibt es dafür in Tirol nur ein

sehr kleines Kontingent, von der Nachfrage

her könnte ich jährlich locker hundert

Nepali unterbringen.“ Wenn Sie also

auf der Franz Senn Hütte, der Amberger

Hütte, dem Taschachhaus oder am Solstein

Haus Beschäftigte aus Nepal sehen,

wissen Sie, dass diese hier Hüttenbewirtschaftung

lernen.

Im Frühjahr 2015 erschütterten mehrere

schwere Erdbeben Nepal. An die 9 000

Menschen starben, zigtausende wurden

teils schwer verletzt, die Sachschäden

und Verwüstungen waren enorm. „Nach

dem Erdbeben haben wir sehr viele Spenden

bekommen, damit konnten wir auch

große Projekte umsetzen“, erinnert sich

Nairz. Gemeinsam mit der Stiftung von

Reinhold Messner und anderen Spender*innen

wurde das fast komplett zerstörte

„Kunde Hospital“ von Ed Hillary neu

aufgebaut – eine Viertel Million Euro floss

dabei in die Region. Ein ähnlich großes

Projekt war der Neubau einer erdbebensicheren

Schule für 350 Kinder nördlich

der Hauptstadt Kathmandu – mit Kosten

von nahezu 200.000 €.

Rasche Hilfe aus Tirol gab es auch in Form

von Hilfspaketen. „Wir haben Lebensmittelpakete

zusammengestellt, wovon eine

Familie einen Monat lang leben kann. Die

rund 100.000 € dafür kamen ausschließlich

aus Spenden von Firmen und Privatpersonen.“

Außerdem wurden viele Kulturdenkmäler

wieder aufgebaut, Klöster etwa

oder Chörten, die in Nepal einfach zum

Leben, zum Alltag dazugehören.

Ed und Peter Hillary

Und was verbindet Hillary und Nairz sonst

noch? Um die Jahrtausendwende begleitete

der Innsbrucker Nairz den Neuseeländer

Edmund Hillary auf einer Vortragsreise

quer durch Österreich. Dabei hatten

die beiden zweifelsohne genügend miteinander

zu besprechen. Deutlich dramatischer

gestaltete sich indes rund 20

Jahre früher, nämlich im Herbst 1979,

das zufällige Zusammentreffen Nairz’

mit Peter Hillary, dem Sohn von Ed, auf

der Ama Dablam. Gemeinsam mit drei

anderen Neuseeländern versuchte Peter

Hillary den für die Sherpas „Heiligen Berg“

über die äußerst schwierige Westwand

zu besteigen, als sich plötzlich eine Eislawine

löste und die Bergsteiger mitriss.

Eine Person kam dabei ums Leben, die

anderen – auch Peter Hillary – wurden

schwer verletzt. Wolfgang Nairz befand

sich damals mit Reinhold Messner und

Oswald Oelz im Basislager und organisierte

sofort eine Rettungsaktion, die ein

letztendlich glückliches Ende nahm.

Heuer im Oktober wird Nairz abermals

das Flugzeug nach Nepal besteigen, das

insgesamt nun 104. Mal. Selbstverständlich

auf eigene Rechnung. Neben einem

kleinen Trekking wird er dabei auch das

jüngste Projekt der Nepalhilfe Tirol besuchen,

das Elderly Care Center im unteren

Khumbu Gebiet, eine Art Seniorenheim

auf Nepalesisch. Erst kürzlich wurde dort

eine Solardusche aufgestellt, finanziert

über Spenden aus Tirol. „Wir konzentrieren

uns ganz bewusst auf Projekte

im Gesundheits- und Sozialbereich, auf

die Hilfe zur Selbsthilfe. Gießkannenartig

etwas zu verteilen, ist nicht unsere

Sache.“

Die Nepalhilfe Tirol

nepalhilfe-tirol.at

Die Nepalhilfe Tirol ist ein Verein

zur Förderung medizinischer und

sozialer Projekte in Nepal. 2003 in

Innsbruck gegründet soll vor allem

Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.

In diesem Sinne tragen sich

einige wichtige Projekt bereits

selbst, andere werden noch mitfinanziert:

die Kaffeefarm, das

Ofenprojekt, ein Aufforstungsprojekt

in Langtang und im Khumbu,

ein Projekt für beeinträchtigte

Menschen, der Bau von Schulen,

die Renovierung von Spitälern,

Covid-Soforthilfe mit Hilfspaketen

oder das Sherpa-Projekt auf

Tiroler Hütten.

Am 10. November findet im Innsbrucker

Metropol Kino die Premiere

zum jüngsten Film von Reinhold

Messner statt. Eine filmische Aufarbeitung

der Manaslu Expedition

vor 50 Jahren. Der Reinerlös

kommt der Nepalhilfe Tirol zugute.


94 GemNova.Menschen

GemNova.Menschen

95

Der rote Faden

VON REINHOLD OBLAK

„Du willst mit mir reden, über mich ein Portrait schreiben? Aber ich hab ja

überhaupt nichts zu sagen, kein besonders spannendes Leben.“ Jeder Mensch

ist einmalig, jede Person hat eine ganz eigene, unverwechselbare Geschichte,

so meine Antwort. Und jede Person ist es wert, näher betrachtet zu werden.

Nachstehend also die Geschichte von Ieva Matiukaite, 31, aus Litauen.

Und die ihres roten Fadens.

Die gebürtige Litauerin Ieva Matiukaite in

Innsbruck: „Ich stehe nun nicht vor, sondern

hinter der Kamera. Aber das passt für mich

auch sehr, sehr gut.“ (© GemNova)


„Ich hab zwar Deutsch

studiert, spreche die

Sprache recht gut, doch in

der Wildschönau hab ich fast

nichts verstanden.“

Denken Sie mal kurz nach. Gibt es in

Ihrem Leben einen roten Faden? Also

etwas, von dem Sie bereits als Kind, als

Jugendliche überzeugt waren, es einmal

zu erreichen? Natürlich mit Verzweigungen,

Abbrüchen, mit neuen Wegen, Verzögerungen,

Zwischenfällen.

Ieva Matiukaites roter Faden trägt den

Titel einer Krimiserie: Alarm für Cobra 11.

Als Kind schon, damals noch in Litauen,

im 10.000-Seelen-Städtchen Anyksciai,

bei Mama und Papa zu Hause, konnte sie

es kaum erwarten, diese deutschsprachige

Krimiserie im Fernsehen anzusehen.

Die Handlung: seicht und belanglos, austauschbar,

wie eben bei fast jeder Serie.

Doch Ievas Traum war ein anderer: „Ich

wollte möglichst schnell Deutsch lernen,

dann Schauspielerin werden, nach

Deutschland ziehen, um bei Cobra 11 mitzuspielen.“

Von Vilnius nach Heidelberg

Ieva ist ein Silvesterkind, geboren am 31.

Dezember 1990 in Anyksciai, im Nordosten

von Litauen. Die Mama arbeitet im

örtlichen Standesamt, der Papa besitzt

ein Juweliergeschäft, guter Mittelstand

eben. Bis nach der Matura bleibt Ieva zu

Hause, danach, mit 18 Jahren, zieht sie

zum Studium in die gut 100 km entfernte

Hauptstadt Vilnius. „Ich hab Deutsch

und Pädagogik studiert, wollte möglichst

schnell nach Deutschland.“

Noch während des Studiums öffnet sich

für sie ein Fenster: „Ich durfte für ein Auslandssemester

nach Heidelberg, an die

pädagogische Hochschule. Dort wurde mir

angeboten, im Sommer litauische Landeskunde

zu unterrichten. Natürlich hab ich

sofort ja gesagt.“ Der rote Faden beginnt

plötzlich viel kräftiger zu leuchten.

Unterm Jahr studiert sie in der litauischen

Hauptstadt Vilnius, im Sommer

lebt, unterrichtet, kellnert sie in Heidelberg.

„Ich hatte dort schon einige Freundinnen,

gleichzeitig mein großes Ziel vor

Augen: nach Köln zu kommen, wo Cobra 11

gedreht wird“, fügt sie mit einem Schmunzeln

hinzu. 2015 schließt Ieva ihr Studium

in Litauen ab, um danach nach Heidelberg

zu ziehen.

Ievas roter Faden scheint gut ausgerollt

zu sein. Die eingeschlagene Richtung

stimmt, die ersten Ziele sind bereits

erreicht. Doch wie es im Leben so spielt,

kommt dann plötzlich alles ganz anders,

der Faden verheddert sich, wird zum

Labyrinth.

Von Heidelberg in die Wildschönau

Die Wildschönau ist ein naturbelassenes

Dorf im Osten Tirols. Drei Jahrhunderte

lang wurde hier Silber und Kupfer abgebaut,

erst im 19. Jahrhundert wurde der

Bergbau mangels Rentabilität geschlossen.

1911 wurde durch die Kundler Klamm

eine Straßenverbindung

ins Inntal gebaut

– heute ist diese nur

mehr ein Wander- und Radweg. Und angenehm

kühl, wenn es im Inntal draußen

weit über dreißig Grad hat. Doch was hat

das mit Ieva zu tun?

Auch diese Geschichte beginnt in Litauen,

am Flughafen von Vilnius, im Winter

2017. Ieva wollte von dort nach Frankfurt,

ein junger Mann nach München. Technischer

Probleme wegen hieß es für beide

über Warschau zu fliegen. Und dort auf

den jeweiligen Anschlussflug zu warten.

„Bei dieser Warterei sind wir eben ins

Gespräch gekommen, haben uns näher

kennengelernt.“ Zwei rote Fäden treffen

sich, beginnen sich zu verbinden . . .

Monate später findet sich Ieva an der Seite

von Gerhard mitten in der Wildschönau

wieder. Er lebt hier, sie zieht zu ihm.

„In den ersten Wochen hatte ich richtige

Angst das Haus zu verlassen. Ich hab

zwar Deutsch studiert, spreche diese

Sprache auch recht gut, doch in der Wildschönau

hab ich fast nichts verstanden.

Wenn Gerhard mit seinen Freunden im

Dialekt geredet hat, hab ich ganz wenig

mitbekommen.“

Von der Wildschönau nach Innsbruck

Die Wildschönau ist zwar wunderschön,

recht abgeschieden, aber was soll Ieva

hier den ganzen Tag tun? Den örtlichen

Dialekt zu lernen bringt nicht viel, oder

glauben Sie, dass bei Cobra 11 im Unterländer

Kauderwelsch parliert wird? Ieva

beginnt in Innsbruck Medien- & Kommunikationswissenschaft

zu studieren, pendelt

dafür täglich fast drei Stunden zwischen

den beiden Orten. Im Frühjahr

2020, am Beginn des ersten Corona-

Lockdowns, schließt sie ihr Masterstudium

erfolgreich ab.

In dieser Zeit beginnt sie außerdem ein

Praktikum beim Privatsender Tirol TV,

wird schon wenig später fix angestellt.

Langsam schmeckt sie ins Fernsehen hinein,

gestaltet die ersten Beiträge, lernt den

Job einer Videojournalistin besser kennen,

nimmt ihren roten Faden wieder auf.

Im Sommer 2020 zieht sie von der Wildschönau

nach Arzl, lernt auch ihren neuen

Freund kennen. „Benjamin wohnt in Inzing,

wir wollen unbedingt zusammenziehen.

Aber die Mietpreise sind hier so hoch.“

Tirol war in der Vergangenheit ein besonders

konservatives Land, immer den eigenen

Kirchturm ganz fest im Fokus. Erst in

jüngster Zeit begannen neue Pflänzchen

zu wachsen, auf den unterschiedlichsten

Ebenen. „Am Anfang hab ich mich damit

schon etwas schwer getan, einfach weil

ich selbst eine sehr offene, empathische,

neugierige Frau bin. Ich komme ja aus

Litauen, also aus Osteuropa. Einige hier

in Tirol meinten, ich sei ein Wirtschaftsflüchtling,

aber das ist natürlich ein Blödsinn.

Ich hab eine profunde Ausbildung,

hab hier meinen Freund, meine Freundinnen.

Die Welt ist groß und bunt, ich will

einfach ein Teil davon sein.“

Vor und hinter der Kamera

Seit Anfang des Jahres arbeitet Ieva bei

der erlebnis.film, einem Tochterunternehmen

der GemNova, die Menschen

aus rund dreißig verschiedenen Nationen

beschäftigt. „Dieses weltoffene, internationale

Team, diese Offenheit, diese Kreativität,

diese unbändige Lust von Allen Neues

zu lernen. Eine ganz tolle Atmosphäre, ein

großartiges Klima.“ Ieva bedient nun die

Kamera, macht den Schnitt, organisiert,

plant, arbeitet an Livestreams mit, ist

auch redaktionell tätig, gestaltet Beiträge.

Sie erinnern sich noch an den Anfang

dieser Geschichte, an Ievas roten Faden?

An ihren Wunsch als Schauspielerin bei

Cobra 11 vor der Kamera zu stehen?

Gut, aus Köln wurde Innsbruck. Von der

Lebensqualität her deutlich besser. Cobra

11 findet nach wie vor im Fernsehen statt,

doch mit der Kamera hat Ieva nun tagtäglich

zu tun. „Ich stehe nun nicht vor,

sondern hinter der Kamera.“ Kurze Nachdenkpause.

„Aber das passt für mich auch

sehr, sehr gut.“ Schauspielerin kann sie ja

trotzdem noch werden.


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GemNova.Menschen

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Vereinbarkeit

betrifft uns alle

Die GemNova bietet ihren Kundinnen und

Kunden ein vielseitiges Leistungsangebot.

Genauso vielschichtig sind auch die

Charaktere und Qualitäten der über 600

Menschen im Unternehmen. Dabei bilden

die gemeinsamen Werte das Herz der

GemNova. Die Vereinbarkeit von Familie

und Beruf spielt hier eine zentrale Rolle.

Aus diesem Grund hat sich die GemNova

für die Zertifizierung „Beruf & Familie“

entschieden. Dabei sollen gemeinsam

erarbeitete Maßnahmen im Unternehmen

verstärkt umgesetzt werden.

VON ANGELIKA RAFETZEDER

Eva-Maria &

Andreas

„GemNova ist ein wunderbarer Arbeitgeber, weil es in der Firma ein großes WIR-Gefühl

gibt. Ich habe schon bei anderen Firmen gearbeitet, aber so war es bisher noch nie. Als

meine Tochter 2021 operiert werden musste, wurden wir von der GemNova unterstützt,

wo es notwendig war; das ist wirklich KEINE Selbstverständlichkeit. Es fühlt sich fast wie

eine Familie an. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist praktisch zu 100 % gegeben.

Gerade in der Freizeitbetreuung und Schulassistenz kann man einem Beruf nachgehen

und sich dann während der Ferien der Familie widmen.“

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

bedeutet für uns nicht nur ausreichend

Zeit mit den Kindern verbringen zu können.

Vielmehr müssen sämtliche familiären

Lebenssituationen berücksichtigt werden,

von der Pflege der Angehörigen bis hin zu

einem ausgewogenen Beziehungsleben. Nur

wer eine Balance zwischen all diesen Bereichen

findet, kann sich mit voller Energie

den beruflichen Aufgaben widmen. Kolleginnen

und Kollegen aus den verschiedensten

Bereichen der GemNova erläutern hier, was

sie an der GemNova schätzen und wie sie

persönlich Beruf und Familie vereinbaren:

„Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt,

dass es mir sehr wichtig ist, wofür ich meine

Ideen und meine Energie einbringe, und als

Bewohner einer Tiroler Gemeinde kann ich

mir schwerlich etwas Besseres vorstellen

als die Tiroler Gemeinden zu unterstützen.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass man

bei der GemNova etwas bewegen kann –

es gibt keine starren Strukturen, sondern

viel Frei- und Spielraum, um sich zu entfalten,

Fragen zu stellen und etwas Neues

zu schaffen. Die technische und organisatorische

Möglichkeit, zwischendurch auch

im Home-Office arbeiten zu können, ist ein

wertvolles Angebot. Meine gesamte tägliche

Pendelzeit beträgt immerhin 1,5 Stunden.

Wenn der Arbeitsplatz gelegentlich nur 10

Schritte entfernt ist, macht das schon einen

großen Unterschied. Ich schätze auch die

relativ freie Zeiteinteilung sehr. Es gibt Tage,

an denen fuchst es einfach, und wenn man

am nächsten Tag nochmal frisch über die

Thematik nachdenkt, löst sich der Knoten

manchmal deutlich leichter.“

Martin

Manuel

Manuel Scheiber,

Koordinator im GemNova Bildungspool

„Als junge Familie (aber vor allem ich als

frisch gebackener Vater) profitierten wir

enorm davon, dass ich die Möglichkeit hatte,

den sogenannten „Papamonat“ zu nehmen

und wir so nicht nur wertvolle Zeit gemeinsam

verbringen, sondern wir uns auch in

dieser neuen Situation zurechtfinden konnten.

Aber auch die Arbeit von zuhause bietet

eine gewisse Flexibilität und lässt mich ein

Stück mehr am Familienleben teilhaben.“

Diana

„Bei der GemNova gefällt mir der wertschätzende

Umgang, die Möglichkeit, eigenverantwortlich

agieren zu können und die

flachen Hierarchien. Man ‚gestaltet mit‘ und

das ist kein Slogan bzw. eine leere Worthülse,

sondern gelebte Wirklichkeit. Bei

uns in der Akademie hat man die Möglichkeit,

die Arbeitszeit bis zu einem gewissen

Maß selbst einzuteilen. Mir persönlich

wird dadurch zum Beispiel ermöglicht, dass

ich meine Nachmittage freihalte. Auch für

familiäre Angelegenheiten hat man stets

Verständnis.“

Monika Kopp, Kurskoordinatorin Tiroler

Unterland bei der GemNova Akademie

„Ich bin Mutter von vier Kindern im Alter

von vier bis zehn Jahren und weiß, dass

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

meist ein schwieriges Thema darstellt.

Da die Arbeitszeit flexibel an den eigenen

Bedürfnissen angepasst werden konnte,

wurde es mir ermöglicht, die notwendige

Zeit für die Familie bereitzustellen.“

Diana Hauser,

Freizeitpädagogin an der VS Flirsch

Monika

Eva-Maria Dainelli und Andreas Dainelli, beide Schulassistenzen in Innsbruck

Martin Schonger,

Jurist im Bereich Infrastruktur & Recht


Neue Heimat für 3 Familien

IMPRESSUM:

Herausgeber, Medieninhaber und

Verleger: GemNova Dienstleistungs

GmbH | Adamgasse 7a, A-6020 Innsbruck,

office@gemnova.at, +43 (0) 50

4711, www.gemnova.at, © 2022. Herstellung

und Druck: Alpina Druck

GmbH, www.alpinadruck.com. Auflage:

12.300 Stück. Anzeigenverkauf:

Mag. Bernhard Müssiggang, www.

bmw-agentur.at. Projektverantwortung:

Angelika Rafetzeder, MA.

Konzept: Mitspieler – Kommunikation

& Gestaltung, www.mitspieler.

at. Gestaltung und Layout: Nathalie

Kirchler, Melanie Hendl-Höller.

Textkorrekturen: Natalie Nagl, MA.

Redaktionsschluss: 21.09.2022.

Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete

Artikel sind bezahlte

Informationen und fallen nicht in die

Verantwortlichkeit der Redaktion. Für

Satz- und Druckfehler übernehmen

wir keine Haftung.

Die GemNova bemüht sich um eine

gendersensible Sprache in all ihren

Texten. Dies umfasst die Ansprache

nicht nur des männlichen und

weiblichen Geschlechts, sondern

auch des dritten Geschlechts. Dies

sind Personen, die sich nicht in das

binäre Geschlechtssystem „männlich“

und „weiblich“ einordnen lassen

(wollen).

Die NEUE HEIMAT TIROL revitalisierte das denkmalgeschützte Widum in

Spiss und errichtete eine Wohnanlage mit 3 Mietwohnungen. Der Heizwärmebedarf

für die Wohnungen beläuft sich lt. Energie ausweis auf

ca. 11,1 kWh/m 2 a.

Die NEUE HEIMAT TIROL dankt dem Land Tirol für die Fördermittel aus

der Wohnbauförderung und der Dorferneuerung, der Regio L für die

Regionalförderung, dem Bundesdenkmalamt und der Gemeinde Spiss

für die ausgesprochen gute Zusammenarbeit und den Planern und

ausführenden Firmen für die hervorragende Arbeit und termingerechte

Fertigstellung.

Wir wünschen den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern viel

Freude und Zufriedenheit in ihrer „Neuen Heimat“.

Finanzierung: Hypo Niederösterreich

Derzeit bauen wir in 21 Gemeinden

St. Johann

Reutte

Wörgl

Jenbach

Ehenbichl

Jochberg

Mieming Innsbruck

Rum

Schönwies Polling

Kematen

Sistrans

Gerlos

Pettneu a. A.

Mutters

Serfaus

Kappl

Sölden Finkenberg

Kaunertal

Wir danken den bauausführenden Firmen

Architektur: DI Harald Kröpfl, Landeck · Bauphysik: Fiby ZT­GmbH, Innsbruck · Generalunternehmerarbeiten:

Hilti & Jehle GmbH, Ried im Oberinntal · Planung Elektro: Ing.

Georg Schwienbacher, Landeck · Planung Haustechnik: Ruetz Ingenieurbüro, Grins · Statik:

tragwerk zt GmbH, Zams

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