Die Harmonie der Welt von Hazrat Inayat Khan - Leseprobe
Was uns zusammenhält - Von der Mystik sozialer Harmonie für eine Zukunft geschwisterlicher Verbundenheit in unserer Welt. "Dies ist ein einzigartiges und schönes Buch eines spirituellen Lehrers, einer Persönlichkeit von großer Fülle und Tiefe. Es umfasst eine Reihe von Vorträgen zu verschiedenen Themen, doch das Hauptthema ist Kinship, die verwandtschaftliche Verbundenheit, womit der Autor die umfassendere Gemeinschaft aller in Harmonie lebender Wesen meint. Die Lehren richten sich an das Herz und besingen das Gleichgewicht und die Harmonie, vor allem Liebe und Schönheit. Hier hören wir eine wegweisende Vision für alle Traditionen, eine vollendete Lehre in einfacher, direkter Sprache." (Dr. Lee Irwin, emeritierter Professor, Hochschule von Charleston, Autor von „Labyrinths of Love: On Psyche, Soul, and Self“) "Überall und zu allen Zeiten brauchen die Menschen eine Quelle der Weisheit, um die unsichtbaren Geheimnisse des Lebens zu enthüllen, aber auch als Orientierung in einer komplexen Welt. Eine Welt der Liebe, aber auch des Hasses, eine Welt des Friedens, aber auch des Krieges und der Gewalt, eine Welt der Liebe und Harmonie, aber auch unerklärlicher Tragik, eine Welt des Überflusses, aber auch der Armut, eine Welt der natürlichen Schönheit, aber auch der ökologischen Zerstörung. Wie können wir diese Widersprüchlichkeiten begreifen und miteinander in Einklang bringen? " (Pythia Peay, Autorin von „America on the Couch: Psychological Perspectives on American Politics and Culture) "Wir leben in einer Welt, die nur allzu oft droht aus den Fugen zu brechen. Doch die Welt wie auch unser eigenes Herz sind nicht dazu bestimmt auseinanderzubrechen. Es gibt einen Weg – nach oben und nach innen, der zur Heilung führt." (Omid Safi, Professor für Asien- und Nahoststudien, Duke Universität, Autor von „Radical Love: Teachings from the Islamic Mystical Tradition“)
Was uns zusammenhält - Von der Mystik sozialer Harmonie für eine Zukunft geschwisterlicher Verbundenheit in unserer Welt.
"Dies ist ein einzigartiges und schönes Buch eines spirituellen Lehrers, einer Persönlichkeit von großer Fülle und Tiefe. Es umfasst eine Reihe von Vorträgen zu verschiedenen Themen, doch das Hauptthema ist Kinship, die verwandtschaftliche Verbundenheit, womit der Autor die umfassendere Gemeinschaft aller in Harmonie lebender Wesen meint. Die Lehren richten sich an das Herz und besingen das Gleichgewicht und die Harmonie, vor allem Liebe und Schönheit. Hier hören wir eine wegweisende Vision für alle Traditionen, eine vollendete Lehre in einfacher, direkter Sprache."
(Dr. Lee Irwin, emeritierter Professor, Hochschule von Charleston, Autor von „Labyrinths of Love: On Psyche, Soul, and Self“)
"Überall und zu allen Zeiten brauchen die Menschen eine Quelle der Weisheit, um die unsichtbaren Geheimnisse des Lebens zu enthüllen, aber auch als Orientierung in einer komplexen Welt. Eine Welt der Liebe, aber auch des Hasses, eine Welt des Friedens, aber auch des Krieges und der Gewalt, eine Welt der Liebe und Harmonie, aber auch unerklärlicher Tragik, eine Welt des Überflusses, aber auch der Armut, eine Welt der natürlichen Schönheit, aber auch der ökologischen Zerstörung. Wie können wir diese Widersprüchlichkeiten begreifen und miteinander in Einklang bringen? "
(Pythia Peay, Autorin von „America on the Couch: Psychological Perspectives on American Politics and Culture)
"Wir leben in einer Welt, die nur allzu oft droht aus den Fugen zu brechen. Doch die Welt wie auch unser eigenes Herz sind nicht dazu bestimmt auseinanderzubrechen. Es gibt einen Weg – nach oben und nach innen, der zur Heilung führt."
(Omid Safi, Professor für Asien- und Nahoststudien, Duke Universität, Autor von „Radical Love: Teachings from the Islamic Mystical Tradition“)
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Hazrat Inayat Khan
Die Harmonie der Welt
Hazrat Inayat Khan
Die Harmonie
der Welt
Wie wir miteinander leben
Die vollständigen Lehren
zur verwandtschaftlichen Verbundenheit
aller Lebensformen zur inneren und
äußeren Ausrichtung des Lebens
– Social Gathekas –
Titel der englischen Originalausgabe:
„Social Gathekas – Sufi Wisdom on Social Harmony and Service“
The complete teachings on kinship for inner and outer guidance
© Published by Sulūk Press, an imprint of Omega Publications, Inc., 2020
Hazrat Inayat Khan
Die Harmonie der Welt
Wie wir miteinander leben
Herausgeber: Inayatiyya Schweiz
Projektleitung: Bruno Halim Knobel
Übersetzung und Lektorat: Arnie Miriam Lüdemann und Esther Salima Knappe;
Susan Alabor-Horváth und Heike Shamsa Ruhland
Gesamtlektorat: Farah Lenser
Fachliche Begleitung: Savitri Brunhild Berger
Redaktion: Uta Maria Baur
Umschlag und Innenlayout: Hauke Jelaluddin Sturm,
www.designconsort.de
1. Ausgabe 2022
Verlag Heilbronn
D-82398 Polling
Verkehrsnummer 14894
www.verlag-heilbronn.de
info@verlag-heilbronn.de
ISBN: 978-3-936246-50-6
Alle Rechte vorbehalten, © Verlag Heilbronn
Gedruckt in Tschechien
Inhalt
Vorwort 9
Geleitwort 13
Danksagungen 14
1 Sufismus nicht Pazifismus 17
2 Unsere Arbeit im Geist von Kinship 19
3 Optimismus und Pessimismus 21
4 Harmonie 23
5 Glück 27
6 Die Aufgabe des Sufismus in der Welt 29
7 Sufismus 31
8 Was die Welt heute braucht 33
9 Unterschiedliche Perspektiven 34
10 Die Reise zum Ziel 37
11 Der Wiederaufbau der Welt 1 43
12 Der Wiederaufbau der Welt 2 46
13 Kinship 1 48
14 Kinship 2 51
15 Fragen der Zeit 55
16 Das Privileg, ein Mensch zu sein 1 58
17 Das Privileg, ein Mensch zu sein 2 61
18 Die Lehren des Dichters Saadi 1 65
19 Die Lehren des Dichters Saadi 2 69
20 Eine Antwort auf die Fragen der Zeit 73
21 Poesie 1 76
22 Poesie 2 79
23 Musik 81
24 Harmonie und innere Unruhe 84
25 Kunst und Religion 89
26 Die Poesie und Philosophie von Hafis 1 95
27 Die Poesie und Philosophie von Hafis 2 99
28 Das Lebensziel der Sufis 103
29 Entsagung und Verzicht 108
30 Der Dichter Attar und sein Werk 113
31 Schicksal und freier Wille 121
32 Die Herzensqualität 126
33 Der Unterschied zwischen Wille, Wunsch und Verlangen 132
34 Die Kraft des Denkens 140
35 Ost und West 146
36 Das Erwachen der Seele 151
37 Die Kraft der Stille 158
38 Die Menschheit, das Samenkorn Gottes 163
39 Aktivitäten zur Verwirklichung von Gemeinwohl
und geschwisterlicher Verbundenheit in unserer Welt 169
40 Über Kunst und Natur 171
41 Der göttliche Blutstrom in den Venen des Universums 176
42 Die Macht und Kraft des Wortes 182
43 Konzentration 188
44 Das innere Leben 194
45 Die seelische Reife 205
46 Körperbeherrschung 211
47 Über das Sehen 216
48 Die Mystik der Sufis 222
49 Die Sprache des Kosmos 231
50 Spiritualität – die Einstimmung des Herzens 240
51 Vier Wege zum Ziel 253
52 Wissen und Weisheit 259
53 Das Erwachen der Welt im Neuen Jahr 265
54 Die spirituelle Bedeutung von Klang und Farbe 273
Zusätzliche Lektionen 283
1 Universelle Menschheitsfamilie 284
2 Das Problem der heutigen Zeit 286
3 Das Ideal unter den Nationen 294
4 Unsere Arbeit im Geist von Kinship 296
5 Kinship-Versammlung 1 299
6 Drei Aufgabenbereiche unserer Arbeit 302
7 Religiöse Einheit 304
8 Unser Dienst an der Menschheit 306
9 Kinship-Versammlung 2 310
10 Universelle Sprache 314
11 Ein paar Worte an Mitwirkende im Bereich von Kinship 318
12 Kinship-Arbeit in Gefängnissen und Krankenhäusern 323
13 Fragen und Antworten 324
14 Im Stillen wirken und geräuschlos arbeiten 328
15 Kinship-Arbeit 333
16 Den göttlichen Geist erwecken 337
17 Toleranz 342
18 Zur Bedeutung von Kinship 346
19 Die Botschaft Gottes 349
20 Gemeinschaft im Bewusstsein der Einheit 354
21 Freundschaft 360
22 Welt-Kinship 366
Anhang 371
Sufi-Bewegung – Regeln für eine weltweite Geschwisterlichkeit 372
Die zehn Sufi-Gedanken 372
Die drei Ziele der Sufi-Bewegung 373
Glossar 374
Quellen 376
Kurzbiografie 379
Vorwort
H
azrat Inayat Khan (1882-1927), der indische Dichter-Philosoph,
Musiker und Mystiker wird bis in unsere Tage als
strahlender und herausragender Repräsentant des kontemplativen
indischen Lebens und der meditativen Mystik in seiner Sufi-Ausprägung
und Sufi-Praktik geschätzt und gefeiert. Dieser Ansatz besticht
eher durch seine charakteristisch weltumfassende Art statt einer
weltverleugnenden Haltung, die in anderen indischen Systemen
und philosophischen Konzepten von beachtlichem Rang teilweise
vorherrscht. Tatsächlich scheint die Bedeutung seiner Theorie und
seiner Lehren mit der Zeit zugenommen und sich erweitert zu
haben, und die Begeisterung für seine Lehre der spirituellen Freiheit
hält unvermindert an.
Die Tiefe seiner mystischen Wahrnehmung, die Fülle und Weite
seiner philosophischen Vision und sein religiöser Universalismus
sowie der poetische Zauber seines ausdrucksstarken und anspielungsreichen
Stils werden anhaltend von denen bewundert, die
mit seinem Werk in Berührung kommen. Seine bevorzugte Art der
Kommunikation – sowohl bei der Formulierung seiner Lehren als
auch die Art, sie anderen zu vermitteln – waren Vorträge und mündliche
Unterweisungen, die von denen, die ihm nahestanden, in der
Regel sorgfältig aufgezeichnet wurden. Diese Spontaneität in der
Herangehensweise gehört zum beständigen Zauber seiner Art des
Sufismus, sie begleitete ihn von seinen allerersten Lektionen und
praktischen Illustrationen der klassischen indischen Musik, die er
als junger Mann in ganz Indien und dann in den Vereinigten Staaten
und Europa in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg
gegeben hatte. Auf diese Weise wurde sein Sufismus für immer von
der Meisterschaft des indischen Musikers geprägt, der in der improvisatorischen
Ausgestaltung von vertrauten Kontexten die Frische
und den Schwung neuer Entdeckungen ausstrahlte. Als Hintergrund
für sein Lebenswerk im Hinblick auf den Sufismus sollten wir
9
uns die liebevoll wiederholte Anmerkung von Hazrat Inayat Khan
vor Augen halten: „Der Sufismus wurde intellektuell in Arabien
geboren, hingebungsvoll in Persien aufgezogen und entwickelt und
spirituell in Indien zur Reife gebracht.“
Es ist gerade zu dieser Zeit eine gelungene Initiative, Inayat
Khans Lektionen im Zusammenhang mit sozialen Fragen und
gesellschaftlichen Werten zu veröffentlichen. Der größte Teil dieser
Reden wurde unter dem Titel „Social Gathekas“ (oder „Liederbuch zu
sozialen Themen“) zusammengestellt und für seine Murids (Schüler
und Schülerinnen) veröffentlicht. Einige der Texte sind bereits zuvor
gedruckt worden, vor allem in den dreizehn Bänden der Palandt
Edition, die zwischen 1960 und 1967 herausgebracht wurden, und
noch einmal in überarbeiteter Form in den 1990er Jahren. Sicherlich
zielt der Sufismus von Hazrat Inayat Khan in seiner sozialen
Dimension nicht auf die Formulierung einer bestimmten Ideologie
oder etwas Ähnliches ab, ebenso wenig wie seine religiöse Philosophie
eine Reihe von Glaubensvorstellungen zu vermitteln versucht.
Der vertraute und essenzielle Refrain zu letzteren lautet: „Liebe,
Harmonie und Schönheit“ und erläutert in dem charakteristisch
poetischen Stil die psychologischen Begriffe des Willens, des Gleichgewichts
und der Konzentration – die drei wesentlichen Elemente
seiner Lehre.
Der stark indisch geprägte Sufismus von Hazrat Inayat Khan ist
vielmehr bemüht, eine ausgewogene und harmonische Beziehung
zwischen diesen verschiedenen idealistischen Ansätzen und ihren
nur allzu oft widerstreitenden Überzeugungen herzustellen. Und
dabei kann er sich in bestimmen Kontexten und für eine gewisse Zeit
mehr auf die eine oder andere dieser Ideen ausrichten, wenn es für
die Schaffung einer gemeinsamen Grundlage notwendig erscheint.
Denn es ist die moralische, psychologische und spirituelle Ebene,
von der aus alle gesellschaftlich definierten Werte, religiöse wie ideologische,
betrachtet werden – und auch betrachtet werden sollten.
Dies erfordert eine differenzierte Perspektive, die Selbstdisziplin und
Offenheit voraussetzt, ohne dass Sensibilität und Mitgefühl verloren
gehen. Das beinhaltet eine „Schulung des Blicks“, die zu Hazrat
Inayat Khans bevorzugter Beschreibung seiner Art des Sufismus
gehört.
10
Die Tatsache, dass der Sufismus in erster Linie darauf abzielt,
allumfassend zu sein, führt dazu, dass gesellschaftliche und kulturelle
Werte, persönliche und soziale Standards, integraler Bestandteil
seiner spirituellen Vision und der praktischen Ausrichtung sind,
genauso wie seine Lehren und Übungen in mystischer Kontemplation
und Verwirklichung – denn „wer Gott verehrt und anbetet und
die Menschen verachtet, der betet umsonst.“
Diese Tiefe der Erkenntnis und die Einbeziehung der kulturellen,
persönlichen und sozialen Unterschiede – wenn Sie so wollen, die
Multikulturalität – macht die vorliegende Sammlung von Ansprachen
und Reden zu einem einzigartigen Dokument unserer Zeit.
Die „Social Gathekas“ sind ein wahrer Schatz an Erkenntnissen,
Einsichten und Perspektiven, „menschlichen und göttlichen“, um
die, die auf der Suche sind, auf ihrem herausfordernden, spiralförmigen
Weg zum „inneren Leben“ zu inspirieren und zu erleuchten.
Auf dem Weg dahin geht es um Konzentration, Kontemplation,
Meditation und Verwirklichung.
Shaikh-al-Mashaik Mahmood Khan Youskine
11
Geleitwort
Grundlegend für die mystische Vision des Lebens ist die
Einsicht, dass das ganze Universum einen einzigen Körper
bildet. Aus dieser Perspektive ist alles mit allem anderen in einem
komplexen und dynamischen Muster miteinander verknüpft. Wer
dieses allumfassende Moiré der Einheit in der Vielfalt erfasst,
entdeckt sich selbst in den anderen und in den anderen das eigene
Selbst. Die Art und Weise zu leben, die aus dieser Entdeckung
resultiert, ist eine sanfte und kultivierte Lebensform. Die Lehren
von Hazrat Inayat Khan zur verwandtschaftlichen Verbundenheit
aller Lebensformen sind eine profunde Einführung in diese Art des
Sehens und des Seins. Hier liegt – um es einfach auszudrücken – die
Antwort auf die Fragen der Zeit.
Pir Zia Inayat Khan
13
Danksagungen
Mein Dank geht an Bruno Halim Knobel für die ursprüngliche
Inspiration zu diesem Buch sowie für seine engagierte
und sorgfältige Zusammenstellung des Textes aus dem authentischen
Quellenmaterial. Mein herzlicher Dank gebührt auch Anne
Louise Wirgman, Direktorin der Nekbakht Stiftung in Suresnes,
Frankreich, für die erste Bearbeitung und Korrektur der Texte. Mein
Dank geht auch an Cannon Labrie, die wertvolle redaktionelle Unterstützung
leistete.
Unsere tiefe Dankbarkeit geht an Shaikh-al-Mashaik Mahmood
Khan, der diese Arbeit freundschaftlich unterstützte.
Sandra Lillydahl, Herausgeberin der Originalausgabe
W
ir freuen uns sehr, die „Social Gathekas, Sufi Wisdom on
Social Harmony & Service“ in deutscher Sprache vorlegen
zu können. Wir betrachten es als eine wichtige Aufgabe, Hazrat Inayat
Khans 76 Vorträge über den richtigen Umgang des Zusammenlebens
in Harmonie und Empathie und im Bewusstsein verwandtschaftlicher
Verbundenheit aller Lebewesen im deutschsprachigen Raum zu
publizieren.
Die neu bearbeiteten Schriften enthalten, wie oben erwähnt,
historisch kritische Textkorrekturen und wichtige Ergänzungen
mit bisher unveröffentlichten Textteilen. Sie sind in aktualisierter,
geschlechterinklusiver Sprache formuliert. Auch in der deutschen
Übersetzung galt unser Augenmerk einer allgemein verständlichen
und zeitgemäßen Sprache im Einklang mit den authentischen
Worten Hazrat Inayat Khans.
Besonders danken wir dem Herausgeber-Komitee für diesen innovativen
Schritt und der Herausgeberin für die Erlaubnis zur Veröffentlichung
von Hazrat Inayat Khans Werken in deutscher Sprache.
14
Die Übersetzung aus dem US-Englischen in die Deutsche
Sprache war ein eigentliches Projekt: Unter der Leitung von
Halim Bruno Knobel wurden zwei Gruppen – mit je einer Übersetzerin
und einer Lektorin – Arnie Miriam Lüdemann und
Esther Salima Knappe; Susan Alabor-Horváth und Heike Shamsa
Ruhland – gebildet, die sich die Vorträge aufgeteilt hatten. Die so
entstandenen Texte wurden der Hauptlektorin Farah Lenser zur
Nachbearbeitung unterbreitet. Das Team hat unzählige Stunden
investiert, den bestimmten Rhythmus und die Sprache in den
Aussagen von Inayat Khan in den richtigen Kontext zu stellen.
Texte wurden mehrfach hin und her „bewegt“, bis sich eine wohltuende
Einigkeit einstellte. Und zuletzt wurden die Texte durch
den Heilbronn Verlag unter fachkundiger Mitwirkung von Savitri
Brunhild Berger nachlektoriert.
Es mag ein illustratives Beispiel sein, wie ein Text die praktische
Arbeit beeinflussen kann: nicht die Effizienz war angestrebt, vielmehr
ging es um eine Synthese von verschiedenen Qualitäten und
Fähigkeiten, hin zu einem wegweisenden und für eine breite Leserschaft
gut lesbaren Buch. Es ging um das gemeinsame Gestalten
durch das Erarbeiten, Kontemplieren und Diskutieren der Lehre –
ein innerer und äußerer Prozess! Dafür gebührt dem Team grosser
Dank.
Des Weiteren danken wir dem Grafiker Hauke Jelaluddin Sturm
für die ansprechende Gestaltung des Buches.
Dass es nun dieses Buch gibt, verdanken wir dem Heilbronn
Verlag: Uta Maria Baur und Josef Ries. Sich auf ein solches Projekt
einzulassen, verlangt Mut und Vertrauen.
Möge dieses Buch dazu beitragen, dass sich Völker, Religionen,
Ethnien und politische Ausrichtungen besser verstehen, sich gegenseitig
anerkennen und freundschaftlich begegnen. Es freut uns,
wenn viele Leserinnen und Leser die Weisheit der sozialen Harmonie
Inayat Khans in die heutige Zeit umsetzen und verwirklichen.
Inayatiyya Schweiz, Herausgeberin der deutschen Ausgabe
15
1
Sufismus nicht Pazifismus
Sehr oft wird die Sufi-Botschaft in ihrer Ausrichtung auf Nächstenliebe
und Barmherzigkeit für das gehalten, was heutzutage
Pazifismus genannt wird und diejenigen, die der Idee des Pazifismus
ablehnend gegenüberstehen, legen ihn aus als Frieden um
jeden Preis. Sufismus lehrt das nicht. 1 Sufismus bedeutet nicht Güte,
Freundlichkeit oder Frömmigkeit; Sufismus bedeutet Weisheit. Alles,
was uns im Leben begegnet, dient dazu, diese Weisheit zu entwickeln,
und sie kann nicht auf irgendwelche Prinzipien beschränkt
werden. Unter den Sufis gab es große Seelen, die Könige waren oder
im Rang eines Bettlers. Heilige und Arbeitende, Befehlshaber, Generäle,
Geschäftsleute, Staatsmänner und -frauen sowie Prophetinnen
und Propheten – in allen Gesellschaftsschichten und zu allen Zeiten
wurde Sufismus praktiziert. Dies macht deutlich, dass niemand
darauf verweisen kann, dass ein bestimmter Glaube oder Lehrsatz
eine Sufi-Doktrin sei.
Es gibt zwei Dinge: Es gibt Klang und es gibt Töne. Töne weisen
auf die Tonhöhe des Klangs hin, aber der Klang – das sind alle
Töne, nicht irgendein Ton im Besonderen. So ist es auch mit dem
Sufismus: Er verweist auf alle Glaubensrichtungen und nicht auf
einen bestimmten Glauben. Es gibt kein Handeln, das Sufis richtig
oder falsch nennen, denn jedes Handeln kann sich zukünftig als
richtig oder falsch erweisen – es kommt auf den Gebrauch oder
Missbrauch der jeweiligen Handlung an, auf ihre Eignung oder
Untauglichkeit. Richtig oder falsch beruht auf der inneren Haltung
und der konkreten Situation, nicht auf der Handlung selbst. Dies
verleiht den Sufis natürlicherweise Toleranz gegenüber anderen und
macht sie bereit, anderen zu vergeben und nicht willens, sich eine
Meinung über das Tun eines anderen Menschen zu bilden.
1 Vortrag von 1922; genaues Datum und Ort sind unbekannt. Anm. d. Hrsg.: Hazrat
Inayat Khan verbrachte einige Zeit vor Ausbruch des ersten Weltkriegs in
Russland, auch als Gast von Sergej Tolstoi, dem Sohn von Leo Tolstoi, dessen
Ideen zum Pazifismus später Gandhi beeinflussten. Sicher wurde Hazrat Inayat
Khan bei dieser Gelegenheit zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen
Sufismus und Pazifismus befragt.
17
Diese Einstellung hindert Sufis daran zu behaupten, Frieden sei
gut oder Krieg sei gut. Sie werden sagen: Es gibt Zeiten des Friedens
und es gibt Zeiten des Unfriedens. 1
Aber, werden Sie entgegnen, wenn alle Dinge an ihrem richtigen
Platz sind, dann hat Sufismus nichts mit dem Leben zu tun. Dazu
möchte ich sagen, dass es einen grundlegenden Auftrag des Sufismus
gibt, und der ist, den Boden umzugraben, unter dem das Licht der
Seele verborgen liegt. Das entspricht genau der Lehre Christi, der
gesagt hat, niemand solle sein Licht unter den Scheffel stellen, und
auch, dass wir unser Licht hochhalten sollen. 2
Der Zustand der Welt von heute zeigt, dass die Menschheit in
diesen Zeiten unnormal geworden ist. Die Menschheit fürchtet nicht
nur Bösartigkeit, sondern auch Tugendhaftigkeit; sie scheut nicht nur
den Krieg, sondern auch den Frieden. Menschen sind nicht nur der
Feindschaft, sondern auch der Freundschaft überdrüssig geworden;
sie misstrauen heute nicht nur ihrem Gegner, sondern auch dem
eigenen Bruder und der eigenen Schwester. Es scheint, als ob die Seele
der Welt nicht nur müde, sondern krank wäre. Es scheint, als hätte
die Menschheit einen Nervenzusammenbruch erlitten. Die Menschheit
insgesamt und die Menschen als Einzelne kennen Zweck oder
Ziel ihres Lebens nicht. Die Sufi-Lehre ermahnt die Menschen, sich
mit dem Leben besser vertraut zu machen und Freiheit im Leben zu
erlangen. Sie ermahnt sie, das zu vollbringen, was sie für gut, gerecht
und erstrebenswert halten, und vor jeder Handlung die Folgen zu
beachten, indem sie die Situation genau untersuchen, die eigene
Einstellung überprüfen und vorab die Methoden untersuchen, bevor
sie diese in ihrem Leben anwenden.
Es ist wahr, dass der Sufismus nicht nur diejenigen begleitet, die
religiös, mystisch oder visionär veranlagt sind. Die Sufi-Lehre schenkt
der Welt die Religion der heutigen Zeit und das bedeutet, das eigene
Leben zur Religion zu machen; die eigene Tätigkeit, den Beruf in
Religion umzuwandeln und das eigene Ideal zum religiösen Ideal zu
erheben. Sufismus hat es sich zum Ziel gemacht, Leben und Religion
zu vereinen, etwas, das bisher scheinbar auseinandergehalten wurde.
Überlegen Sie, wenn eine Person einmal in der Woche zur Kirche geht
1 Anm. d. Hrsg.: Im englischen Original heißt es: „The Sufi will say war is good at
the time of war and peace is good at the time of peace.“
2 Matthäus 5:15
18
und an allen anderen Tagen der Woche sich ihrem Geschäftsleben
widmet, wie soll da jemand aus Religion einen Nutzen ziehen? Daher
besteht die Lehre der Sufis darin, das alltägliche Leben zur Religion
zu machen, so dass jede Handlung im Leben ein paar geistige Früchte
tragen möge.
Die vorherrschende Idee zur Verbesserung der Welt, die verschiedene
Institutionen heute übernommen haben, entspricht nicht der
Überzeugung der Sufi-Bewegung. Wir glauben: Wenn Krankheit
ansteckend ist, muss Gutes es umso mehr sein. Im Grunde ist jede
Seele gut. Jede Seele strebt nach dem Guten, und durch die Bemühungen
von Einzelnen, die Gutes in die Welt bringen wollen, kann
viel erreicht werden – sogar mehr, als eine materialistisch orientierte
Institution es könnte. Zweifellos müssen für das Wohl der Allgemeinheit
politische und wirtschaftliche Probleme gelöst werden,
und tatsächlich kann wenig in dieser Hinsicht erreicht werden,
bevor nicht etliche Schwierigkeiten behoben worden sind. Aber das
darf Einzelne nicht vom Voranschreiten abhalten, denn es ist der
individuelle Fortschritt auf dem spirituellen Weg, der allein den
ersehnten Zustand in der Welt bewirken kann.
2
Unsere Arbeit im Geist von Kinship 1
Im Geist von Kinship, verwandtschaftlicher Verbundenheit, ist
es unser Hauptanliegen, ein besseres Verständnis zwischen
den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, den Anhängern
verschiedener Religionen sowie den Menschen verschiedener
Herkunft und Nationen zu erreichen. 2 Allerdings ist damit nicht
gemeint, sie miteinander zu vermischen. Wenn das unsere Vorstellung
wäre, sprächen wir von etwas völlig anderem. Lasst die Höfe,
1 Das Wort Kinship bedeutet verwandschaftliche Verbundenheit. Hier in diesem
Buch wird es – oft auch im englischen Original – verwendet, um die Verwandtschaft
der Menschheitsfamilie mit allem Leben und in der Einheit mit allem Leben
zu betonen.
2 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 5. August 1922
19
auf denen Weizen wächst, Getreidefarmen sein; wo Reis wächst, soll
weiter Reis wachsen, wo es Wälder gibt, sollen Wälder sein und wo
es Gärten gibt, sollen Gärten sein.
Alle Dinge sind notwendig; unsere Vorstellungen gehen nicht bis
zum Äußersten, indem alles in einen Topf geworfen wird. Wir wollen
nicht alle Finger der Hand auf ein gleiches Maß bringen, denn ihre
natürliche Größe ist genau die richtige. So weit geht unsere Vorstellung
von Gleichheit nun doch nicht. Unser einziger Beweggrund ist
der, dass der Osten und Westen, Norden und Süden, anstatt einander
den Rücken zu kehren, sich ins Gesicht schauen sollten. Wir wollen
nicht, dass alle Menschen auf der Welt den gleichen Beruf oder die
gleiche Religion, die gleiche Erziehung oder die gleichen Sitten und
Bräuche haben. Wir glauben auch nicht, dass alle gesellschaftlichen
Schichten zu einer werden sollten, was unmöglich ist. Unser
Wunsch ist, dass alle Gesellschaftsschichten miteinander harmonieren,
und doch jedes Individuum seinen einzigartigen Ausdruck
im Leben behält.
Alle Nationen dürfen ihre Besonderheiten, ihre Individualität
zum Ausdruck bringen; doch gleichzeitig können sie sich gegenseitig
Wohlwollen und freundliche Gefühle entgegenbringen.
Menschen verschiedener Herkunft dürfen ihre eigenen Sitten und
Bräuche und ihre eigenen Vorstellungen pflegen, aber gleichzeitig
können sie einander verstehen. Die Anhänger verschiedener
Glaubensrichtungen mögen ihren eigenen Religionen angehören,
doch gleichzeitig können sie nach gegenseitiger Toleranz
streben.
Deshalb ist unsere Auffassung von Kinship keinesfalls übertrieben.
Wir wollen die Menschheit nicht verändern, sondern
sie ihrem Ziel näherbringen. Menschen können einer einzigen
Kirche angehören und doch oft miteinander streiten. Genauso gut
könnten sie verschiedenen Kirchen angehören und sich dennoch
verstehen und die Religion des anderen respektieren und sich
gegenseitig tolerieren. Leute können einer einzigen Organisation
angehören und sich widersprechen – doch wozu sollte diese dann
gut sein?
20
Es ist ganz und gar nicht die Aufgabe unseres Ordens 1 , die ganze
Menschheit zu Anhängern eines bestimmten Ordens zu machen,
sondern der Menschheit zu geben, was Gott uns gegeben hat, damit
wir der Sache Gottes dienen können.
3
Optimismus und Pessimismus
Ich möchte heute Nachmittag über das Thema Optimismus und
Pessimismus sprechen. 2 Optimismus steht für den spontanen
Fluss der Liebe; er steht auch für das Vertrauen in die Liebe. Hier
zeigt sich, dass es Liebe, vertrauensvolle Liebe ist, die Optimismus
ausmacht. Pessimismus rührt von Enttäuschungen her, davon, dass
sich negative Eindrücke von Hindernissen auf dem Lebensweg in uns
festgesetzt haben. Optimismus erzeugt eine hoffnungsvolle Lebenseinstellung,
während Pessimismus auf dem eigenen Weg nur Dunkelheit
sieht. Zweifellos zeigen sich im Pessimismus gelegentlich auch
Klugheit und Gewissenhaftigkeit sowie Erfahrung. Aber können wir
tatsächlich in hohem Maß gewissenhaft sein, wenn wir ständig nur
daran denken, welche Schwierigkeiten wir im täglichen Leben vor uns
haben? Es ist Vertrauen, das letztendlich das jeweilige Problem löst.
Weise Menschen haben sehr oft erfahren, dass Klugheit nicht weit
reicht; ein Stück geht‘s voran und dann ist Schluss, denn Klugheit ist
ein Wissen, das zum Irdischen gehört. Was die Erfahrung angeht: Was
ist die Erfahrung der Menschheit? Wir sind nur so lange auf unsere
Lebenserfahrung stolz, bis wir erkannt haben, wie unendlich groß die
Welt ist. In jedem Bereich der Arbeit und des Denkens ist ein neues
Maß an Erfahrungen erforderlich. Und je mehr Erfahrung wir haben,
desto weniger merken wir, dass wir eigentlich keine haben.
1 Der Sufi-Orden war der allgemeine Name der Organisation im Jahr 1922. Im Oktober
1923 wurde der Name offiziell in Sufi-Bewegung geändert, und der Name
Sufi-Orden wurde dann für die Tätigkeit der damaligen esoterischen Schule verwendet.
Der heutige Name der Organisation ist Inayatiyya, nach dem Namen seines
Begründers, Hazrat Inayat Khan.
2 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 6. August 1922
21
Die psychologische Wirkung des Optimismus verhilft uns zum
Erfolg, denn hinter der Schöpfung der Welt steht ein optimistischer
Geist. Also kommt der Optimismus von Gott, und der Pessimismus
entspringt dem Herzen der Menschen. Aus unserer begrenzten
Lebenserfahrung heraus denken wir: Das kann nicht zu Ende gebracht
werden, jenes wird nicht gelingen, dieses wird nicht funktionieren,
das kann nicht gut gehen. Doch den Optimisten macht es nichts aus,
wenn etwas nicht klappt; sie werden trotzdem ihr Glück versuchen.
Und was ist das Leben? Das Leben ist eine Chance. Für optimistische
Menschen ist diese Chance ein Versprechen, doch für Pessimisten
ist sie vertan. Nicht der Schöpfer bewirkt, dass eine Chance versäumt
wird, sondern es ist die Menschheit, die sich selbst daran hindert, sie zu
ergreifen. Viele in dieser Welt verlängern ihre Leiden, indem sie dem
pessimistischen Denken nachgeben. Meistens stellen wir fest, dass bei
chronisch Kranken ihre Krankheit so real wird, dass ihre Abwesenheit
ihnen unnatürlich erscheint. Sie glauben, die Krankheit sei ein Teil
ihrer selbst, sie wissen nicht, wie es ist, ohne sie zu leben, und auf diese
Weise erhalten sie die Krankheit in sich selbst am Leben.
Dann gibt es pessimistische Menschen, die denken, dass Elend
ihr Los im Leben sei: Sie glauben, schon als bemitleidenswerter
Mensch geboren zu sein, sie können gar nicht anders als unglücklich
sein; Himmel und Erde sind gegen sie. In Wirklichkeit behindern sie
sich selbst, und ihr Pessimismus wird zu ihrem Unglück. Das Leben
eines Menschen hängt davon ab, worauf er sich konzentriert. Wenn
wir uns auf unser Unglück konzentrieren, können wir nicht anders
als unglücklich sein. Menschen fühlen sich bestimmten Charaktereigenschaften
und Gewohnheiten, die sie selbst nicht gutheißen,
ausgeliefert, weil sie denken, diese gehörten zu ihrer Veranlagung
und seien ihnen eigen. Doch die eigene Natur ist nur das, was wir
selbst erschaffen. So wie die ganze Natur von Gott erschaffen ist, so
ist die Wesensart einer jeden Person von ihr selbst erschaffen. Und
so wie der oder die Allmächtige die Erscheinungsform ändern kann,
so haben wir die Macht – sofern diese Erkenntnis unserem Bewusstsein
zugänglich ist – unsere eigene Natur zu ändern.
Unter allen Geschöpfen der Welt ist die Menschheit am ehesten
dazu befugt optimistisch zu sein, denn sie repräsentiert Gott auf
Erden: Gott als Richter, als Schöpferin, als Meister und Meisterin
der gesamten Schöpfung. Genauso könnten auch wir unser eigenes
22
Leben, unsere eigenen Angelegenheiten meistern, sofern wir uns
dieser Erkenntnis öffnen würden. Menschen mit einer optimistischen
Sichtweise werden anderen helfen, die drohen, in einem Meer
aus Angst oder Enttäuschung zu ertrinken. Im Gegensatz dazu
werden Pessimisten eine Person, die krank oder durch ein schweres
Leben entmutigt zu ihnen kommt, noch mehr herunterziehen und
gemeinsam mit ihr untergehen. Daher finden wir auf der einen Seite
das Leben, auf der anderen den Tod. Die eine Person steigt auf die
Spitze des Berges, die andere versinkt in einem tiefen Loch. Gibt es
bei Kummer, im Unglück, in Momenten, in denen jede Lebenssituation
dunkel erscheint, eine größere Hilfe als die Geisteshaltung des
Optimismus, aus der heraus wir wissen, das alles gut wird? Deshalb
wäre es keine Übertreibung zu sagen, dass der Geist Gottes selbst, in
Form von Optimismus, der Menschheit zu Hilfe eilt.
Freunde, es spielt keine Rolle, wie schwer die Situation im Leben
ist, wie groß die Schwierigkeit sein mag; es kann mit allem gerungen
werden, alles kann überwunden werden. Aber was zählt, ist: Wenn
der eigene Pessimismus uns niederdrückt, dann sind wir schon dem
Untergang geweiht. Sogar der Tod ist besser, als vom eigenen pessimistischen
Gemüt niedergedrückt zu werden. Deshalb ist der größte
Lohn, den es geben kann, eine optimistische Geisteshaltung, und die
größte Strafe für unsere schlimmsten Untaten ist der Pessimismus.
Wahrhaftig, wer voller Hoffnung ist, wird am Ende erfolgreich sein.
4
Harmonie
Heute Nachmittag möchte ich über das Thema Harmonie sprechen.
1 Es scheint, dass Schönheit durch Harmonie entsteht,
denn die Vorstellung von Schönheit an sich ist bedeutungslos. Ein
Gegenstand, der an einem gewissen Ort zu einer bestimmten Zeit
als schön empfunden wird, ruft möglicherweise an einem anderen
Ort oder zu einer anderen Zeit eine gegenteilige Reaktion hervor. So
verhält es sich auch mit Gedanken, Sprache und mit Handlungen.
1 Vortrag in Paris, 18. Dezember 1922
23
Was als schön bezeichnet wird, gilt nur für eine bestimmte Zeit und
unter besonderen Umständen. Wenn es jedoch eine Definition von
Schönheit gibt, dann ist es Harmonie. Sie kommt zum Ausdruck in
der Kombination von Farben oder findet sich in der Zeichnung eines
Musters oder einer Linie, die als schön gilt. Zugleich ist auch ein
Wort, ein Gedanke, ein Gefühl, eine Tat, die Harmonie hervorbringt,
reich an Schönheit.
Nun stellt sich die Frage, woher diese Tendenz zur Harmonie oder
Disharmonie kommt. Von Natur aus neigt jede Seele zu Harmonie,
und die Tendenz zu Disharmonie entsteht aus einem unnatürlichen
Zustand, entweder des Geistes oder der Sache an sich. Gerade die
Unnatürlichkeit der Disharmonie bewirkt, dass es ihr an Schönheit
mangelt. Die menschliche Psyche ist so beschaffen, dass sie sowohl
auf Harmonie als auch auf Disharmonie anspricht. Die Menschen
können nicht anders, denn es liegt in ihrer Natur, geistig und körperlich
auf alles zu reagieren, was ihnen begegnet, sei es harmonisch oder
unharmonisch. Die Lehre Christi „Widerstrebt nicht dem Bösen“ 1 ist
das Gebot, nicht auf Disharmonie zu reagieren. Denn jedes Wort der
Freundlichkeit, des Mitgefühls, jede Handlung der Liebe und Zuneigung
bewirkt eine Reaktion, genauso wie ein beleidigendes Wort,
eine Handlung des Aufbegehrens oder des Hasses eine Erwiderung
hervorruft, und so wächst die Disharmonie in der Welt. Lassen wir
Disharmonie zu, dann wird sie sich vervielfachen.
In einer Zeit, wo allgemein größte Ruhelosigkeit und tiefes
Unbehagen vorherrschen, stellt sich die Frage: Woher kommt das?
Es scheint die Unkenntnis der Tatsache zu sein, dass Disharmonie
weitere Disharmonie erzeugt und sich multipliziert. Menschen, die
sich beleidigt fühlen, neigen dazu, eine passende Antwort darin zu
sehen, die andere Person noch mehr zu beleidigen. Das gibt ihnen
die kurzfristige Befriedigung, angemessen reagiert zu haben, aber sie
ahnen nicht, was sie damit angerichtet haben. Ihre Reaktion galt einer
Kraft, die von einer anderen Person ausging, und jetzt bewirken diese
beiden Kräfte, die negativ und positiv sind, noch mehr Disharmonie.
„Widerstrebt nicht dem Bösen“ bedeutet nicht, das Böse in sich
aufzunehmen. Es heißt nur, die Disharmonie, die uns entgegenschlägt,
nicht zurückzuschicken, so wie ein Tennisspieler den Ball
1 Matthäus 5:39
24
zurückspielen würde. Damit ist jedoch nicht gemeint, den Ball mit
bloßen Händen aufzufangen. Die Absicht, die Harmonie aufrechtzuerhalten,
muss wie ein Fels in der Brandung sein. Mitten im Wind,
mitten im Sturm steht der Felsen aufrecht im Meer. Die Wellen
kommen mit aller Macht, und doch steht der Felsen still, erträgt
alles, und lässt die Brandung gewähren.
Bekämpfen wir die Disharmonie, so vergrößern wir sie, unterlassen
wir es aber, so gießen wir auch kein Öl ins Feuer, das sich sonst
ausbreiten und Zerstörung mit sich bringen würde. Doch zweifellos
werden Sie, je weiser Sie werden, mit umso mehr Schwierigkeiten im
Leben zu rechnen haben, denn jede Art von Disharmonie wird auf Sie
gelenkt werden, einfach deshalb, weil Sie nicht dagegen ankämpfen.
Doch gleichzeitig sollten Sie wissen, dass Sie trotz all der Probleme
zur Auflösung von Disharmonie beigetragen haben, die sich andernfalls
vervielfacht hätte. Es ist sogar vorteilhaft, denn jedes Mal, wenn
Sie der Disharmonie standhalten, wird sich Ihre innere Stärke vergrößern,
auch wenn es von außen wie eine Niederlage aussehen mag.
Doch wer sich der Steigerung der eigenen Kraft bewusst ist, wird die
Situation nicht als Niederlage bewerten. Nach einiger Zeit werden
diejenigen, denen nicht nachgegeben wurde, erkennen, dass es ihre
eigene Niederlage war.
Das Leben schleift uns unablässig, und je feinfühliger Sie werden,
desto schwieriger wird es für Sie sein. Und es kommt die Zeit, dass
das Leben für Menschen, die aufrichtig und wohlmeinend, freundlich
und verständnisvoll sind, immer schlimmer wird. Wenn sie dadurch
entmutigt werden, dann gehen sie unter. Bewahren sie aber ihren
Mut, so wird deutlich, dass dies am Ende nicht zu ihrem Nachteil war,
denn ihre Kraft wird eines Tages soweit zunehmen, dass sie mit ihrer
eigenen Präsenz, ihren Worten, ihren Handlungen die Gedanken,
Gefühle und Aktivitäten aller anderen leiten können. Sie werden
in einen starken Rhythmus kommen, der alle anderen dazu bringt,
diesem Rhythmus zu folgen. Diese Eigenschaft wird im Osten einem
Genie, einer Vordenkerin, zugeschrieben. Doch um der Disharmonie
standzuhalten, die von außen kommt, müssen wir uns zuerst darin
üben, der Disharmonie aus dem eigenen Inneren nicht nachzugeben,
die dem eigenen Selbst entspringt. Denn unsere eigene Seele zu lenken
ist schwieriger als andere zu kontrollieren. Wenn wir dazu nicht in der
Lage sind, wenn es uns nicht gelingt, uns selbst im Zaum zu halten,
25
dann ist es sehr schwer, der Disharmonie im Außen standzuhalten.
Doch was verursacht die Disharmonie in unserem Inneren? Es
ist Schwäche, physische oder mentale Schwäche. Sehr oft stellen wir
daher fest, dass eine körperliche Krankheit Disharmonie erzeugt
und disharmonische Tendenzen verursacht. Zudem gibt es viele
Störungen der psychischen Gesundheit, die die heutige Wissenschaft
noch nicht entdeckt hat. Wir beobachten heutzutage zwei
verschiedene Phänomene: Zum einen werden körperlich sehr
kranke Menschen möglicherweise als Person mit einer psychischen
oder seelischen Störung angesehen, zum anderen gibt es Erkrankungen,
die überhaupt nicht als solche gelten. Folglich werden
Menschen als gesund erachtet, weil nicht erkannt wird, welche
Störungen durch psychische Erkrankungen hervorgerufen werden
können. Dementsprechend sehen sich die Betroffenen auch nicht
veranlasst, die Ursache in sich selbst aufzuspüren, und suchen den
Fehler beständig bei anderen. Wo sie sich auch befinden, sei es an
ihrem Arbeitsplatz, in einer guten beruflichen Position, oder zu
Hause, überall verursachen sie Disharmonie. Doch niemand kann
ihnen helfen, solange ihr Zustand nicht als Störung der psychischen
oder seelischen Gesundheit diagnostiziert wird.
Über psychische Gesundheit wird heutzutage noch zu wenig nachgedacht.
Stattdessen gibt es immer mehr Juristinnen, Staatsanwälte,
Rechtsanwältinnen, Richter und Gerichtshöfe, womit auch die Streitfälle
zunehmen. Als Konsequenz wächst auch die Anzahl der Gefängnisse;
doch was folgt daraus? Wenn die Menschen nach ihrer Haft
aus dem Gefängnis entlassen werden, haben sie bereits vergessen,
weswegen sie verurteilt wurden. Sie verhalten sich genauso wie
vorher, weil ihr Leiden nicht als solches erkannt wurde. Vor Gericht
wird eine Person verurteilt, doch es wird nicht untersucht, was die
psychische Ursache für ihr Handeln ist. So finden wir in den Gefängnissen
Tausende von Menschen, mit deren Psyche etwas nicht in
Ordnung ist. Selbst wenn sie tausend Jahre lang eingesperrt wären,
würde es ihnen nicht besser gehen. Durch die Gefängnisstrafe wird
ihnen großes Unrecht zugefügt; genauso gut könnten wir eine Person
inhaftieren, weil sie körperlich erkrankt ist.
Der Grund für jegliches Unwohlsein und alle Störungen ist
Disharmonie. Fragen wir uns also: Was wäre wohl momentan in der
26
Bildung von Kindern am sinnvollsten? Meine Antwort wäre, in ihnen
den Sinn für Harmonie zu erwecken und zu entwickeln. Es ist nicht
so schwer, wie es aussieht, die Aufmerksamkeit junger Menschen auf
Harmonie zu lenken. Dazu ist es erforderlich, ihnen die unterschiedlichen
Auswirkungen von Disharmonie in verschiedenen Lebenssituationen
aufzuzeigen.
Die Sufi-Botschaft von Liebe, Harmonie und Schönheit soll
das Bewusstsein der Menschheit für die wahre Natur von Liebe,
Harmonie und Schönheit erwecken. Und das Training, das den
in die Geistige Schule Eingeweihten gegeben wird, soll diese drei
Grundprinzipien des menschlichen Lebens kultivieren.
5
Glück
Wovon hängt unser Glück ab? 1 Wird es bestimmt von unseren
Lebensumständen oder von unserer Lebenseinstellung?
Dies ist eine Frage, die sehr oft gestellt wird, und sie ist äußerst
schwierig zu beantworten. Viele philosophisch gebildete Menschen
vertreten den Standpunkt, diese materielle Welt sei eine Illusion und
ihr Wesen ein Traum, doch für erwiesen halten das nur wenige. Theoretisch
etwas zu wissen ist das eine, es praktisch umzusetzen das
andere. In dieser Welt ist es ungemein schwierig, sich dem Einfluss
der Lebensumstände zu entziehen. Zweifellos ist hier das einzig
Hilfreiche eine Veränderung der Perspektive, und dieser Wandel im
Blick auf die Welt vollzieht sich durch eine Veränderung der inneren
Haltung. Die Hindus bezeichnen unsere Welt als Samsara. In der bildlichen
Darstellung erscheint es wie ein Leben im Nebel. Wir denken
und sprechen, handeln und fühlen, doch wissen wir nicht wirklich,
warum. Erkennen wir einen Sinn darin, verbirgt sich versteckt
dahinter ein anderer, von dem wir nichts erahnen. Sehr oft schränkt
uns das Leben ein, als seien wir gefangen und bewegten uns auf dem
schmalen Grad zwischen Wasser und Sumpf. Wollen wir uns über die
Umstände erheben, brauchen wir Flügel, die wir nicht immer haben.
1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 20. August 1922
27
Diese Flügel sind verbunden mit dem Willen, der eine steht für Unabhängigkeit,
der andere für Gleichmut. Unabhängigkeit verlangt von
uns erhebliche Opfer, bevor wir uns wirklich eigenständig fühlen
können. Gleichgültigkeit gegenüber unserer ureigenen Natur, die von
Liebe und Mitgefühl geprägt ist, würde unser Herz entzweischneiden,
bevor wir dazu kämen, Gleichmut im Leben zu praktizieren.
Zweifellos, sobald der Wille einmal fähig ist, seine Flügel auszubreiten,
erscheint uns vieles wie aus großer Entfernung und wir
stehen über den Lebensumständen, die den Menschen Fesseln
anlegen. Es gibt keine Schwierigkeit, die nicht früher oder später
überwunden werden könnte. Doch selbst, wenn wir etwas erreicht
haben, das wir uns ersehnten, wird ein neuer Wunsch entstehen,
der nach Erfüllung strebt. So schreiten wir von einem Wunsch zum
nächsten und selbst wenn sie alle in Erfüllung gehen, wird immer
wieder etwas Neues erscheinen, was wir begehren. So wird das
Wünschen nie ein Ende nehmen.
Je mehr Aufgaben wir im Leben übernehmen, desto mehr Schwierigkeiten
haben wir zu bewältigen. Halten wir uns vom weltlichen
Leben fern, dann ist unser Dasein auf Erden ohne Sinn. Je wichtiger
die Aufgabe, desto schwieriger ist sie zu erfüllen. Und so folgt auf jeden
Tag immer ein Abend und das geht so weiter bis in alle Ewigkeit. All
das zu ertragen ist für Sufis nicht nur eine Frage der Geduld, sondern
der Perspektive, deren Veränderung eine Person in einer bestimmten
Situation von Schmerz und Schwierigkeiten befreien kann.
Sehr oft ist es die Lebenseinstellung, die das ganze Leben eines
Menschen verändert. Sie kann uns aus der Hölle in den Himmel
bringen und Kummer in Freude verwandeln. Betrachten wir unsere
Nöte und Sorgen nur aus einem bestimmten Blickwinkel, so fühlt
sich der kleinste Nadelstich wie eine Schwertspitze an, die unser
Herz durchbohrt. Schauen wir aber aus einer anderen Perspektive
darauf, so wird unser Herz unempfindlich gegen diese Stiche, sie
können ihm nichts anhaben. So fällt alles, was uns schmerzlich
treffen soll, zu Boden, ohne uns berührt zu haben.
Was bedeutet die Aussage, jemand könne über Wasser gehen?
Wasser steht hier symbolisch für das Leben. Es gibt Menschen, die
im Wasser ertrinken, andere schwimmen darin und wieder anderen
gelingt es, über Wasser zu gehen. Eine Person, die so empfindlich
ist, dass sie nach einem kleinen Nadelstich Tag und Nacht unglück-
28
lich ist, gehört zur ersten Kategorie. Eine andere steckt ein und teilt
aus, als sei das Leben ein Spiel, sie gehört zu den Schwimmern. Sie
macht sich nichts daraus, einen Schlag zu bekommen, zieht sie doch
Befriedigung daraus, zwei Schläge zurückgeben zu können. Doch
jene Menschen, die nichts anfechten kann, sind zwar von dieser
Welt, doch erheben sie sich über sie. Diese gehen über Wasser. Denn
das Leben kann ihnen nichts anhaben, ob es ihnen nun Freud oder
Leid bringt. Wahrhaftig, Unabhängigkeit und Gleichmut sind die
beiden Flügel, die es der Seele ermöglichen zu fliegen.
6
Die Aufgabe des Sufismus in der Welt
Die Sufi-Bewegung hat zwei Aufgaben in der Welt zu erfüllen.
Die eine ist die Verpflichtung einzelnen Menschen gegenüber,
die die Wahrheit suchen; die andere, ein besseres Verständnis
zwischen den Menschen herbeizuführen. 1 Diese beiden Aufgaben
bedingen einander im Hinblick auf ihre Erfüllung. Ohne die Entwicklung
einzelner Individuen ist der Fortschritt der Menschheit schwer
möglich; ohne den Fortschritt der Menschheit im Allgemeinen ist
die Entwicklung eines einzelnen Menschen ebenfalls schwierig. Die
Sufi-Bewegung ist nicht politisch, denn die mystische Anschauung
der Sufis geht über Politik hinaus. In früheren Zeiten wurde die
spirituelle Botschaft von Prophetinnen und Propheten überbracht,
denn Gottes Worte gelangen durch mystische Übertragung in die
Welt. Wenn das Gesetz in die Hände von weltlich gesinnten Intellektuellen
fällt, wird es sich immer als unvollkommen erweisen.
Mit Gesetz ist hier das verborgene Gesetz des Lebens und der Natur
gemeint, nicht nur die Regeln und Bestimmungen innerhalb eines
Staates. Es fordert uns auf, über das, was das gewöhnliche Auge
sehen kann, hinauszugehen, um die Wirklichkeit des Lebens zu
erfassen. Denn Menschen, die rein äußerlich am Leben interessiert
sind, kommen nicht umhin, parteiisch zu sein, wenn es um Fragen
ihres eigenen Interesses geht.
1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 23. Juni 1922
29
Das Wesentlichste, was die Sufi-Lehre der Welt gegeben hat, ist die
Toleranz gegenüber allen Glaubensrichtungen, die in unterschiedlichen
Teilen der Welt existieren und denen verschiedene Menschen
folgen. Die Idee einer einzigen Wahrheit kann mit dem Bild eines
Baums verglichen werden, dessen Baumstamm die Essenz der Religion
bildet, während seine Äste die verschiedenen Glaubensrichtungen
darstellen. Für Sufis ist die wahre Religion das Meer der Wahrheit,
und alle verschiedenen Glaubensrichtungen sind seine Wellen.
Die Botschaft Gottes kommt und geht wie die Gezeiten im Meer;
doch was bleibt, ist das Meer selbst, und damit die Wahrheit. Wer von
anderen Menschen glaubt, sie seien auf dem Irrweg, geht selbst in die
Irre, denn wer auf dem richtigen Weg ist, weiß, dass jeder Weg früher
oder später zum selben Ziel führt.
Es ist nicht die Aufgabe der Sufis, andere zu einem bestimmten
Glauben zu bekehren und damit alle anderen Religionen auszuschließen.
Wer sich zum Sufi-Orden bekennt, bekennt sich damit
gleichermaßen zu allen Glaubensrichtungen der Welt und ist an
keinen bestimmten Glauben gebunden. Der Glaube ist für Sufis ein
befreiendes Ideal, keine Gefangenschaft. Aus der Perspektive der
Sufi-Lehre ist die ganze Menschheit ein Körper, und alle Ethnien
sind verschiedene Körperteile und die Nationen seine Organe. Die
Menschen sind die Teilchen, aus denen der Körper besteht, doch der
Geist dieses Körpers ist göttlich. Wie die Gesundheit und Zufriedenheit
des Körpers vom guten Zustand jedes einzelnen Teils bestimmt
wird, so hängen auch Glück und Frieden der ganzen Welt vom
Befinden jedes einzelnen Menschen und ihrer Beziehung untereinander
ab. Es gehört nicht zur Aufgabe der Sufis, andere Menschen
zum Aberglauben zu führen oder sie für Wundertaten zu interessieren;
sie wollen weder ihre eigene Macht vergrößern noch übersinnliche
Phänomene erforschen. Ihre wichtigste Botschaft ist
dieselbe, welche Christus gelehrt hat: „Liebe deinen Nächsten.“ 1
Einzelnen gegenüber haben Sufis eine besondere Verpflichtung.
Der Murshid, der spirituelle Lehrer oder die Murshida als spirituelle
Lehrerin, behandelt die Murids, die Lernenden auf dem spirituellen
Weg, zunächst genau wie ein Arzt oder eine Ärztin, um sie zur Selbsterkenntnis
zu befähigen, damit sie begreifen, an welchem Punkt
1 Matthäus 22:39
30
ihrer Entwicklung sie sich befinden, wer sie sind, was sie wollen und
wie sie es erreichen können. Sie erklären ihnen auch, was im Leben
erstrebenswert ist und was nicht. Sie verordnen ihren Murids nicht
nur Studien, sondern immer wieder auch Übungen. Aber noch viel
wichtiger ist der persönliche Kontakt. Ein Moment des Gesprächs
mit dem Murshid ist hilfreicher als ein ganzes Jahr Studium in der
Bibliothek, denn die Murshida ist ein lebendiges Buch. Das Ziel der
Murshids ist es, im Herzen der Lernenden den göttlichen Geist zu
entzünden, der das Erbe der Menschheit ist. Es gibt keine bestimmten
Disziplinen und keinen besonderen Glauben, die den Murids aufgezwungen
werden. Alle Lernenden sind frei, selbst zu denken. Das
einzige Anliegen des Murshids und der Murshida besteht darin, die
Seelen der Wahrheitssuchenden zu befreien.
7
Sufismus
Das Wort Sufi kommt von dem arabischen Wort saf, dies bedeutet
„Reinigungsprozess“. Die ganze Tragödie des Lebens rührt
vom Mangel an Reinheit. Doch was bedeutet Reinheit? Es bedeutet,
natürlich zu sein. Fehlen von Reinheit bedeutet dagegen, sich von
seinem ursprünglichen, natürlichen Zustand entfernt zu haben. Wir
sprechen von reinem Wasser, wenn sich keine andere Substanz, sei
sie süß oder sauer, weder Milch noch etwas anderes damit vermischt
hat. Sterilisiertes Wasser wurde von anderen Substanzen gereinigt,
mit anderen Worten, es ist reines Wasser. Sufismus ist daher der
Prozess, das Leben zu seiner natürlichen Quelle zurückzuführen.
Sie können in diesem Zusammenhang von einer Religion, Philosophie,
Wissenschaft oder von Mystik sprechen, wie immer Sie wollen.
Tatsächlich haben alle religiösen Lehrer, die von Zeit zu Zeit auf
diese Welt gekommen sind, diesen Prozess der Reinigung in Form
einer Religion gekleidet. Genau deshalb sagte Christus: „Ich bin nicht
gekommen, um euch ein neues Gesetz zu bringen, sondern das
Gesetz zu erfüllen.“ 1 Es handelt sich nicht um ein neues Verfahren,
sondern um denselben bekannten Vorgang, den die Weisen zu allen
1 Matthäus 5:17
31
Zeiten beschrieben haben. Wenn daran irgendetwas neu erscheint,
dann ist es die Form, in welche das Ganze gegossen wurde, um einer
bestimmten Epoche des Weltgeschehens zu entsprechen. In unserer
Zeit nun entspricht es in seiner Form den heutigen Gegebenheiten.
Manche denken vielleicht, Spiritualität bedeute, etwas zu lernen,
was sie vorher nicht kannten, oder besonders gut zu werden oder
irgendwelche außergewöhnlichen Kräfte zu entwickeln oder Erfahrungen
übernatürlicher Art zu erlangen. Doch nichts davon verspricht
der Sufismus, obwohl es auf dem Weg der Sufis nichts gibt, was nicht
wunderbar wäre. All das oben Genannte und sogar noch mehr liegt
in ihrer Reichweite, doch sie streben nicht danach. Durch die Praxis
des Sufismus begreifen wir unser eigenes Wesen, unsere wahre
Natur. Dabei erkennen wir die menschliche Natur und durch ihr
Studium erfassen wir die Natur des Lebens im Allgemeinen. Jeglicher
Misserfolg, Enttäuschung und Schmerz sind auf das Fehlen
dieser Erkenntnis zurückzuführen. Erfolg, Glück und Frieden werden
durch die Erkenntnis der eigenen Natur erlangt. Kurz gesagt bedeutet
Sufismus, unser wahres Wesen und den Sinn und Zweck unseres
Lebens zu erkennen und zu wissen, wie wir dieses Ziel erreichen.
Viele sagen aus Enttäuschung: „Vielleicht werde ich in meinem Leben
nie erfolgreich sein“, nicht wissend, dass die Menschheit auf die Erde
kam, das zu tun, was sie sich ersehnt. Erfolg ist natürlich und Misserfolg
unnatürlich. Wenn Menschen sie selbst sind, gehört ihnen die
ganze Welt, sind sie aber nicht sie selbst, gehört ihnen nicht einmal
ihr eigenes Selbst. Dann wissen sie nicht, wer sie sind, was sie sind,
warum sie hier auf Erden sind. Dann sind sie sich selbst und anderen
weniger nützlich als ein Felsen.
In der Selbstverwirklichung liegt das Mysterium des Lebens, durch
sie werden Krankheiten geheilt und in ihr liegt das Geheimnis des
Erfolgs im Leben, sie ist eine Religion und mehr als eine Religion.
Und in dieser Zeit, wo die Welt in Aufruhr ist, bringt diese Erkenntnis
die göttliche Botschaft. In der fehlenden Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung
der Menschheit liegt der Ursprung allen Elends
dieser Welt. Deshalb kann nichts anderes die Frage nach dem Sinn
des Lebens beantworten als dieser Prozess der Selbsterkenntnis, den
weise Menschen, Frauen wie Männer, zu allen Zeiten als den Weg zur
Selbstverwirklichung gelehrt haben.
32
8
Was die Welt heute braucht
Die Unruhen, die wir auf der ganzen Welt finden, die Schwierigkeiten
zwischen den Nationen, der Hass, den Menschen
gegeneinander hegen, ein Schrei der Not, der mehr oder weniger von
allen Seiten kommt, wirtschaftliche Katastrophen, politische Probleme
– all das führt dazu, dass wir uns fragen, was wir tun können,
um eine Lösung für diesen allgegenwärtigen Hilferuf der Menschheit
zu finden. 1
Momentan versuchen die verschiedenen Institutionen, das Feuer
mal hier und mal da zu löschen, doch sie können niemals das Grundproblem
lösen. Zuerst sollten wir uns daran erinnern, dass alles im
Leben miteinander verbunden ist; denn ist die eine Sache geregelt, geht
eine andere schief. Das ist wie bei einer kranken Person, die Schlaf und
gute Nahrung braucht. Bekommt sie genug Schlaf, hilft ihr das ohne
gute Nahrung nichts; genauso wenig hilft gute Nahrung ohne Schlaf.
Versuchen wir, mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten fertig zu werden,
tauchen politische Probleme auf; beim Nachdenken über soziale
Fragen wird die moralische Dimension sichtbar. Wollen wir also der
Menschheit bei der Aufgabe der Umgestaltung der Welt helfen, was
die Pflicht und Verantwortung aller vernünftigen Menschen ist, unabhängig
von deren Rang, Position oder Qualifikation im Leben, dann
müssen wir zuerst folgende Frage untersuchen: Gibt es ein grundlegendes
Heilmittel für all die Leiden, die sich auf der Oberfläche des
heutigen Lebens zeigen? Im Prinzip gibt es nur eins, nämlich die Veränderung
in der Einstellung zum Leben; nur das kann den Menschen in
allen Lebensbereichen helfen. Und genau diese Veränderung in der
Lebenseinstellung wird durch eine moralische, spirituelle und religiöse
Weiterentwicklung erreicht. Das Werk, das durch die Sufi-Lehre vollendet
werden soll, geht in genau diese Richtung.
Die Sufi-Lehre ist keine neue Religion, kein besonderes System,
sondern eine Methode, mit der die Haltung im Leben verändert werden
kann und die der Menschheit eine andere Sicht auf das Leben ermöglicht.
Das Wichtigste, was die Sufi-Bewegung zu vermeiden sucht, ist
1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 16. Juli 1922
33
Sektierertum, das die Menschheit in allen Zeitaltern der Weltgeschichte
entzweit hat. Die Sufi-Lehre stellt sich keiner Religion entgegen,
keinem Glauben, keiner Überzeugung; sie unterstützt hingegen alle
Religionen und verteidigt Glaubensgemeinschaften, die von Anhängern
anderer Religionen angegriffen werden. Gleichzeitig bietet der
Sufi-Orden der Menschheit die Religion an, die in Wahrheit die Essenz
aller Religionen ist. Der Sufi-Orden ist nicht dazu da, die ganze Menschheit
zu umfangen, aber der Dienst an der ganzen Menschheit ist die
Erfüllung seiner Mission. So steht der Sufi-Orden nicht als Barriere
zwischen seinen Mitgliedern und ihrem religiösen Glauben, sondern
öffnet stattdessen die Tür, die zum Herzstück ihres eigenen Glaubens
führt. Die Ordensmitglieder sind für die Anhänger der Kirche oder religiösen
Gemeinschaft, der sie angehören, Überbringer der göttlichen
Botschaft. Die Arbeit des Sufi-Ordens besteht nicht darin, das ganze
Regenwasser in den eigenen Gefäßen zu sammeln, sondern dem
Strom der Botschaft einen Weg zu bahnen, durch den er fließen und
alle Felder dieser Erde mit Wasser versorgen kann.
Die Sufi-Bewegung bringt nur die Saat aus, das Ernten überlassen
wir der Menschheit, denn die Felder gehören nicht unserem Orden
im besonderen; alle Felder gehören dem einen göttlichen Wesen.
Wir, die wir auf dieser Farm der Welt tätig sind, tun die Arbeit, die
wir tun müssen, und überlassen den Rest der göttlichen Fügung.
Um den Erfolg sorgen wir uns nicht, und wer ihn anstrebt, soll
woanders danach suchen. Unser Erfolg ist die Wahrheit allein, denn
nur Wahrheit ist ewiges Gelingen.
9
Unterschiedliche Perspektiven
Grundsätzlich stehen uns in Bezug auf alle Dinge der Welt
zwei unterschiedliche Anschauungsweisen offen: liberal
und konservativ. 1 Und jede dieser Perspektiven gibt uns ein Gefühl
von Genugtuung, weil beiden ein gewisses Maß an Tugendhaftigkeit
zugeschrieben wird. Blicken wir aus konservativer Sicht auf unsere
1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 30. Juli 1922
34
Familie, machen wir uns den vererbten Familienstolz zu eigen
und sind in jeder Hinsicht bestrebt, die Ehre und Würde unserer
Ahnenfamilie hochzuhalten. Wir folgen deren Ehrenhaftigkeit und
nehmen uns von diesem Standpunkt aus gesehen all derer an, die
zur eigenen Familie gehören, wir schützen sie, ob würdig oder
unwürdig. Auf diese Weise bewahren wir eine Flamme, die vielleicht
vor Jahren entfacht wurde, indem wir sie unser ganzes Leben lang
als wegweisende Fackel in Händen halten. Blicken wir aus konservativer
Perspektive auf unsere Nation, entsteht daraus ein patriotisches
Gefühl, was in der heutigen Welt als moderner Ersatz für
Religion gilt. Zweifellos ist es eine Tugend, sich nicht nur um die
eigenen Kinder zu sorgen, sondern die ganze Nation als Familie zu
betrachten. Bei Bedarf sind Menschen sogar bereit, mit ihrem Leben
dafür einzustehen, die Würde, die Ehre und die Freiheit ihres Volkes
zu verteidigen.
Der konservative Geist ist der individualisierende Geist, das
zentrale Thema der ganzen Schöpfung. Eben dieser Geist wirkt
nach ähnlichen Prinzipien wie die Sonne, wenn nicht wie das
alles durchdringende Licht. Und es ist die Kraft dieses in der
Natur wirkendenden Geistes, der viele Äste auf einem Stamm und
mehrere Blätter an einem Ast miteinander verbindet. Es ist genau
dieser Geist, der im menschlichen Körper Hände und Füße zusammenhält
und sie zu Teilen eines individuellen Wesens bestimmt.
Von diesem Geist geht aber immer auch die Gefahr aus, dass er
eine Blockade hervorruft, wenn wir uns zu sehr in etwas hineinsteigern.
Wird der Familienstolz zu groß, vergessen wir unsere
Pflichten gegenüber der Menschheit und erkennen nicht, was uns
jenseits des begrenzten Kreises der Familie mit anderen vereint.
Gerät eine ganze Nation in diese Blockadehaltung, resultieren
daraus alle Arten von Katastrophen, einhergehend mit Gewalt
und Zerstörung wie Kriege und Revolutionen. Der Albtraum, den
die Menschheit jüngst erfahren hat, 1 war das Ergebnis einer weltweiten
Überlastung, hervorgerufen von der extremen Auswirkung
dieses Geistes. Es ist also nicht wahr, dass Tugend das eine und
Sünde das andere ist. Was vorher als Tugend galt, kann zur Sünde
werden. Tugend und Sünde sind keine festgelegten Handlungen.
1 Erster Weltkrieg, 1914-1918
35
Es sind die besonderen Umstände, es ist unsere innere Einstellung,
die uns zu einer Handlung veranlasst, und deren Ergebnis
macht sie zu einer Sünde oder zu einer Tugend.
Leben ist Bewegung, Tod ist das Anhalten dieser Bewegung,
eine Blockade stoppt den Lebensfluss, Bewegung bringt ihn wieder
ins Fließen. Der konservative Geist ist nützlich, solange er sich
bewegt, mit anderen Worten, solange er seinen Horizont ständig
erweitert. Jene, die einst stolz auf ihre Familie waren und nun,
nachdem sie die Verpflichtungen ihr gegenüber erfüllt haben, die
nächste Stufe nehmen, indem sie ihren Mitbürgern helfen und
die dritte Stufe erreichen, indem sie ihre Nation verteidigen – all
jene entwickeln sich weiter. Familienstolz und Patriotismus sind
zweifellos Tugenden, weil sie einen Menschen zu etwas führen
können, was besser ist.
Eine Blockadehaltung entsteht, wenn eine Person auf ihre
eigenen Interessen fixiert bleibt. Wenn sie vom Stolz und von der
Bedeutung der eigenen Familie so eingenommen ist, dass für sie
darüber hinaus nichts anderes mehr existiert. Das gleiche gilt für
jene, die nur an ihre eigenen Landsleute denken und denen alle
anderen gleichgültig sind. In diesem Fall legt sich ihr Patriotismus
wie eine Art Schleier vor ihre Augen, der sie blind macht, so dass
sie weder anderen noch ihren eigenen Leuten dienen können.
Selbstsucht erzeugt zwar die Illusion eines Gewinns, doch am Ende
erweist er sich als wertlos. Die Hauptsache ist das Leben selbst,
und wahres Leben ist das innere Leben, die Gotteserkenntnis und
das Bewusstsein des eigenen Geistes. Wenn das menschliche Herz
Gott erkennt, verwandelt es sich in einen Ozean der Liebe, dessen
Wellen Freund und Feind gleichermaßen erreichen und das Herz
zur Vollkommenheit führen.
Die Sufi-Lehre stimmt nicht in jedem Fall mit der Idee des
Pazifismus überein, sie lehrt nicht Frieden um jeden Preis. Sie
verdammt nicht Familienstolz oder Patriotismus, sie predigt
nicht einmal gegen den Krieg. Sie möchte den Menschen die
Worte Christi bewusst machen: „Unser Leben, unser Wirken und
36
unser ganzes Sein liegt in Gott.“ 1 Dies zu verwirklichen und die
geschwisterliche Verbundenheit der Menschheit in der Verwirklichung
Gottes zu erkennen, das ist unsere Aufgabe. Als natürliche
Folge davon entsteht der Geist von Kinship oder Geschwisterlichkeit
und das Prinzip von Gleichheit, die beide den Boden bereiten
für die Entwicklung von Demokratie im äußeren Leben und Aristokratie
im geistigen Leben, die sich in der vornehmen Seele zeigt,
die ihre Vollkommenheit in der Erhabenheit Gottes verbirgt.
10
Die Reise zum Ziel
Geliebte Gottes, mein Thema heute Abend ist der Weg zum
Ziel. 2 Bevor ich mich meinem Thema zuwende, möchte ich
vorausschicken, dass es zwei verschiedene Stufen der menschlichen
Evolution gibt, die wir sehr wohl als Vor- und Hauptstufe bezeichnen
könnten. In der Mythologie der Puranas 3 werden diese beiden Typen
als das jüngere und das ältere Geschwisterkind bezeichnet.
Es gibt eine Phase in der Kindheit, in der das Kind immer weiß,
was es will und nur dann glücklich ist, wenn es auch genau das
bekommt, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Auf einer weniger
entwickelten Stufe des Bewusstseins begehren wir tatsächlich
nur das, was wir sehen, hören, wahrnehmen, berühren können;
alles andere interessiert uns wenig. Wir wollen nur das, was uns
wünschenswert erscheint, und nichts, was darüber hinaus ginge.
Auf der Hauptstufe hingegen haben wir das Leben schon mehr oder
1 Apostelgeschichte 17:28; Anm. d. Hrsg.: An anderer Stelle führt Hazrat Inayat
Khan aus: „Das moralische Prinzip ist das Prinzip der Liebe. Wenn wir nach
bestimmten Prinzipien, Gesetzen oder Vorschriften gezwungen werden, uns tugendhaft
zu verhalten, ist das keine wahre Tugend. Es muss aus der Tiefe unseres
eigenen Herzens kommen, nur unser eigenes Herz kann uns wahre Tugend lehren.“
(aus: The Inner Life, S. 53, Shambala Publications, Massachusetts, 1997)
2 Vortrag in den Niederlanden, 6. September 1921
3 Die Puranas gehören zu den wichtigsten heiligen Schriften des Hinduismus. Sie
sind nach den Veden in der Zeit von 400 n. Chr. bis 1000 n. Chr. entstanden,
greifen jedoch oft auf ältere Inhalte zurück.
37
weniger kennengelernt, haben Freude und Leid, Begeisterung und
Enttäuschung erlebt und die Wechselhaftigkeit des Lebens erkannt.
Diese beiden Stufen sind weder von einem bestimmten Lebensalter
abhängig, noch von einer besonderen Erziehung; nein, sie
hängen ganz allein vom inneren Erleben ab. Wenn wir so weit ins
Leben vorgedrungen sind, wie es uns möglich war, und wenn wir
die Grenzen der ersten Stufe ausgelotet und überschritten haben,
erst dann befinden wir uns auf der zweiten Stufe. Im Osten gibt es
einen Brauch, der zu einer Art religiöser Etikette geworden ist, und
empfiehlt, niemanden aufzuwecken, der schläft, sondern die Person
ruhig weiter schlafen zu lassen. Nicht danach zu handeln, wird als
Vergehen angesehen. Mit anderen Worten: Sie sollten die Welt ihrer
Natur gemäß behandeln und nicht gegen deren Wesensart angehen.
Zwingen Sie niemanden von der ersten Stufe auf die zweite; wir
müssen zuerst gut schlafen, um erwachen zu können.
Nun gibt es bezüglich des Fortschritts auf dem spirituellen Pfad
zwei verschiedene Charaktertypen. Die einen sagen. „Ja, ich möchte
diesen Weg beschreiten, aber wo genau werde ich ankommen?“ Sie
wollen alles darüber wissen, bevor sie sich auf den Weg machen,
auch, ob ihre Freunde mitkommen. Und wenn nicht, dann sind sie
auch nicht bereit loszugehen, weil sie sich des Weges nicht sicher
sind, nicht alleine gehen wollen, weil sie wissen wollen, wann und
wo sie ankommen werden, und ob es sicher genug ist, auf diesem
bestimmten Pfad zu reisen. Wenn sie endlich doch auf dem Weg
sind, blicken sie erst zurück, versuchen dann vorauszuschauen und
fragen sich: „Ob ich das Ziel wohl erreiche? Ist das wirklich der richtige
Weg?“ Tausendfach kommen ihnen Zweifel und Ängste; sie
blicken nach vorn und wieder zurück, sie schauen sich um. Wenn
ihnen doch nur andere sagen könnten, wie weit sie schon gereist
sind. Sie sind rastlos und wollen wissen, wie weit es noch bis zum
Ziel ist. Sie sind noch wie Kinder, obwohl sie sich nach der Reise
sehnen. Für solche Leute gibt es Spielzeuge: Die mystischen Andeutungen
in Bezug auf geistige Erfahrungen halten sie beschäftigt. Das
ist für sie wie eine Art Landkarte, die ihnen Orientierung gibt, um
abschätzen zu können, wohin sie gehen.
Kommen wir nun zu den Bedingungen auf der Hauptstufe. Über
diesen Teil des Weges sagt die Bibel: „Wenn jemand nicht von neuem
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geboren wird, so kommt er nicht ins Himmelreich.“ 1 Zunächst, wenn
ich erklären sollte, was die Reise und ihr Ziel in erster Linie bedeuten,
dann wäre die Antwort, dass die gesamte Schöpfung für diesen Zweck
geschaffen wurde, und gäbe es nicht dieses Ziel, dann gäbe es auch
die Schöpfung nicht. Und bevor sich Menschen auf die Reise begeben,
üben sie es in irgendeiner Form spielerisch ein, obwohl sie in Wirklichkeit
noch nicht aufgebrochen sind. Zum Beispiel wünschen
sich einige, reich zu werden und widmen all ihre Zeit, ihre gesamte
Energie, ihr ganzes Leben, all ihre Gedanken diesem Ziel; sie reisen
sozusagen diesem Ziel entgegen. Andere wiederum streben nach
Macht, arbeiten genau dafür und bekommen sie auch. Und wollen
sie eine hohe Position erreichen, so nutzen sie all ihre Kraft auf eine
natürliche, spielerische Art und Weise, um dieses Ziel zu erreichen.
Das Spielerische ihrer Handlung erkennen wir daran, dass ihre Jagd,
das gewünschte Objekt zu erlangen, sie dahin führt, ein anderes
zu begehren. Sind sie reich, wollen sie auch berühmt sein; wenn
sie dann berühmt sind, wollen sie etwas anderes. Haben sie etwas
erreicht, verlangen sie nach dem nächsten, zufrieden sind sie nie.
Das zeigt uns, dass die Menschheit, nach außen hin mit dem Erreichen
weltlicher Dinge beschäftigt, in ihrer Seele unerfüllt bleibt und
ein beständiges Sehnen in sich trägt, was sie ruhelos macht. Rumi,
der große persische Sufi-Lehrer, beschreibt diesen Seelenzustand
sehr gut in seinem Werk „Masnavi“: „Was ist es, was deine Seele so
sehr berührt, wenn dir der Klang der Rohrflöte aus Schilf durch und
durch geht und dein Herz durchbohrt?“ Es ist das Weinen der Flöte
und ihre Trauer darüber, dass sie, die einst zu einer Pflanze der Erde
gehörte, von dieser abgeschnitten wurde. Löcher wurden in ihr Herz
gebohrt. Sie sehnt sich nach ihrer Rückkehr und danach, wieder mit
ihrer Quelle, ihrem Ursprung vereint zu sein. Genauso fühlt die Seele
ein Sehnen nach ihrem Ursprung. An einer anderen Stelle in seinem
Werk spricht Rumi davon, dass es so auch allen Menschen ergehe, die
ihr Heimatland vor langer Zeit verlassen haben. Sie streifen vielleicht
umher und erfreuen sich an dem, was sie sehen, doch der Moment
wird kommen, an dem eine starke Sehnsucht nach ihrem Heimatort
ihre Herzen erfüllt. 2
1 siehe Johannes 3:3
2 Vergleiche: Rumi, Masnavi
39
Wir können beobachten, dass jene, die wirklich gelitten haben und
enttäuscht wurden, ein gebrochenes Herz haben und niemandem von
ihren Erfahrungen erzählen wollen. Sie wünschen keine Gesellschaft,
sondern wollen allein sein. Und in dieser Stille wächst in ihnen das
Gefühl, als gäbe es eine Person, die sie mit offenen Armen empfängt
und ihre Seele erwartet, wie die Mutter ihr Kind. Sie erkennen, dass es
irgendwo einen Tröster gibt, der größer ist als alles andere auf der Welt,
eine Freundin, die ihnen lieber ist als alles andere auf der Welt, einen
Beschützer, der stärker ist, als ein weltlicher es je sein könnte. Da sie
wissen, dass sie sich auf die Welt nicht verlassen können, suchen sie
danach in ihrem inneren Selbst.
Die vertraute Person im Leben und nach dem Tod, in Freude und
Leid, in Reichtum und Armut, eine, auf die wir uns immer verlassen
können, die uns immer in die richtige Richtung führt und die besten
Ratschläge erteilt, dieser Freund verbirgt sich in unserem eigenen
Herzen. Es gibt keinen besseren. Wo finden wir dieses vertraute
Wesen? In den Tiefen der eigenen Menschlichkeit, im wahren
inneren Sein. Dieser Freund, diese Freundin ist der Ursprung, die
Quelle und das Ziel, das endgültige Ziel von allem. Doch es taucht
die Frage auf: Wenn all das unser eigenes Wesen ist, warum nennen
wir es dann einen Freund? Sollten wir dann nicht von unserem
eigenen Selbst sprechen? Die Antwort ist, dass diese vertraute
Person tatsächlich unser eigenes Sein darstellt; doch verglichen mit
der Gegenwart des größeren Selbst empfinden wir uns kleiner als
ein Tropfen im Ozean. Wir können diesen Freund, diese Freundin
nicht mit unserem eigenen Selbst gleichsetzen, solange wir unser
kleines persönliches Ego nicht vergessen und aufgegeben haben.
Solange wir nicht den Zustand der Vollkommenheit erreicht haben,
sollten wir lieber still sein, statt anmaßend über das zu reden, was
wir noch nicht geworden sind.
Auf der ganzen Welt verordnen alle geheimen Schulen als erste
Lektion auf dem inneren Weg die Stille: keine Diskussionen, keine
Dispute, keinen Streit. Die Bedingungen der Reisenden auf dem
Weg sind vollkommen andere als die der Menschen in der äußeren
Welt. Die wahrhaft Wissenden verschließen ihre Lippen und
äußern sich nicht zu diesem Thema, und kein Weg war je erfolgreicher
und gewinnbringender als die Botschaft der Prophetinnen
und Propheten aller Länder, zuallererst Gott zu lieben. Natürlich
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gab es zu allen Zeiten religiöse Autoritäten, die der Menschheit die
Erkenntnis Gottes vorenthalten und ihr nur den Glauben an Gott
gepredigt haben.
Die Abwesenheit dieser Erkenntnis hat vernunftbegabte Menschen
dazu gebracht, gegen das zu rebellieren, was sie nicht verstehen
konnten. Die Verbindung zwischen Erkenntnis und Verständnis ging
verloren, und so kam es zur Vorherrschaft des Materialismus, der
sich immer weiter in der Welt ausbreitet. In Zeiten wie diesen kommt
Chaos in die Welt; wir finden überall Verwirrung und Unruhe. Alle
wollen Gutes tun, aber wissen nicht, wie. Sri Krishna beschrieb diesen
Zustand mit dem Verfall des Dharma, wenn der Geist verschwindet
und nur die Form übrig bleibt. 1 Zweifellos erhält die Seele im Laufe
der Zeit intuitive Warnungen; doch im Rauschzustand der Zeit ist der
Nebel so dicht, dass die Botschaft nicht gehört, nicht verstanden und
nicht empfangen wird, bis der Botschafter verschwunden ist.
Nun, kommen wir zur erwähnten Reise zurück, wie ist sie
beschaffen und wie wirkt sie auf die Menschen? Wenn eine Person
über alle weltlichen Dinge hinauswächst – wie Macht, Reichtum,
Besitz, alles, woraus Stolz und Eitelkeit erwächst – entsteht eine
Sehnsucht in ihrem Herzen, eine Erinnerung an den Ursprung der
Vollkommenheit von Liebe und Frieden. Niemand auf der Welt kann
behaupten, diese Stufe schon erreicht zu haben, denn jeder Moment
des eigenen Lebens macht deutlich, wer wir wirklich sind, und zeigt,
dass wir nicht das sind, was wir zu sein vorgeben.
Wer sich auf dieser Reise befindet, zeichnet sich aus durch eine
liebevolle Einstellung, eine so großzügige Haltung den Menschen
gegenüber, dass Vergebung jede Handlung im Leben bestimmt.
Eine solche Person zeigt Geduld in ihrem Handeln, sie ist tolerant
und berücksichtigt, dass jeder Mensch sich auf einem bestimmten
Entwicklungsstand befindet und nicht erwartet werden kann, dass
er sich besser verhält, als dieser es erlaubt. Auf diesem Weg macht
niemand seine eigenen Gesetze und verlangt von allen anderen, sie zu
befolgen; es gibt hier nur ein geltendes Recht für alle. Wer eine liebevolle
Grundhaltung besitzt und die Absicht hat zu dienen, zu vergeben
und tolerant zu sein, wer alle achtet – gute wie schlechte Menschen,
jung oder alt – für den beginnt die eigentliche Reise. Um zu erklären,
1 Siehe: Bhagavad Gita 4:7
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was dieser innere Weg bedeutet, gibt es kein besseres Symbol als den
Weg des Kreuzes. Niemand kann ohne Mut, ohne Willensstärke und
ohne Geduld diesen Weg beschreiten. Im Zusammenleben mit den
unterschiedlichsten Menschen sollte unser eigener Charakter sanft
wie eine Rose sein und sich so sehr verfeinern, dass niemand durch
Dornen verletzt wird. Zwei Dornen können einander nicht wehtun, sie
können jedoch die Rose verletzen, die ihnen nichts antun kann. Stellen
Sie sich das Leben einer Rose zwischen zwei Dornen vor. Am Anfang
der Reise ist der Pfad voller Dornen und wir müssen barfuß gehen.
Es ist nicht leicht, tolerant und immer geduldig zu sein, nicht über
andere zu urteilen, und unsere Feinde zu lieben. Wer diesen Wegbetritt,
muss bereit sein zu sterben und den Giftbecher auszutrinken.
Jeder Weg beginnt mit Mühen und ist nicht sehr abwechslungsreich,
das können alle bestätigen. Fragen Sie nur eine Geigerin oder einen
Violinisten, wie es ihnen in den ersten Tagen erging, wenn sie Tonleitern
üben mussten und nicht einmal die richtigen Töne fanden; und
viele haben nicht die Geduld solange zu üben, bis sie zufrieden sind.
Der erste Teil des Weges ist ein permanenter Konflikt, ein Kampf
mit dem Leben; doch wenn wir uns dem Ziel nähern, wird der Weg
leichter. Die Strecke erscheint uns länger, doch der Weg wird leichter,
die Schwierigkeiten weniger. Das erste Ziel der Reise ist erreicht,
wenn wir uns zu fragen beginnen: Wer bin ich? Bin ich Körper, Seele,
oder was sonst? Stamme ich von der Erde ab oder komme ich von
woanders her?
Sobald wir die Reise begonnen haben, erhebt sich unsere niedere
Natur. Alle Verrücktheiten und Schwächen wollen uns wieder zur Erde
zurückziehen, und die Anstrengung, diese Ketten zu sprengen, erfordert
die Kraft eines Samson. Als nächstes entscheidet sich der Kampf
zwischen materieller und spiritueller Schönheit. Die Schönheit der
Form ist realer; spirituelle Schönheit ist im Nebel verborgen, bis wir
eine Entwicklungsstufe erreichen, auf der wir die spirituelle Schönheit
als die strahlende Schönheit erkennen, die sie ist. Eine weitere
Hürde besteht darin, dass Menschen, die Wissen, Macht und Magnetismus
erlangt haben, sich darüber bewusst werden, dass sie Macht
über andere ausüben und mehr leisten können als andere Menschen.
Diese Fähigkeiten richtig zu nutzen ist die nächste Herausforderung.
Wir sollten uns nicht selbst dafür loben. Es gibt einen Feind,
der zusammen mit den Reisenden aufbricht und sie niemals verlässt:
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Stolz und spirituelle Selbstgefälligkeit. Dieser Feind begleitet uns so
lange, wie wir auf dem Weg sind.
Denken Sie an die Versuchung, nach dem Erhalt von Inspiration
und Macht zu denken: „Ich kann mehr tun, wissen und verstehen
als du.“ Dies ist ein ständiges Bemühen bis zum Ende, und jeden
Moment können wir stolpern und fallen. Nur die Beständigen
werden beharrlich genug sein, sich jedes Mal wieder zu erheben,
denn ohne Geduld werden sie vom Weg abkommen. Doch den
Reisenden auf dem Weg wird laut Christus geholfen werden: „Sucht
zuerst das Reich Gottes, so wird euch alles andere zufallen.“ 1
Wichtig ist das Ziel und die richtige Einstellung der Seele, und
nicht das, was uns auf dem Weg begegnet. Der innere Kreis der Sufi-
Schule, der jetzt der westlichen Welt vorgestellt wird, soll Sie auf
diesem Weg begleiten. Doch niemand auf der Welt kann eine Person
auf diesen Weg tragen. Es können nur Hinweise gegeben werden
von denen, die den Weg schon gegangen sind, für all jene, die ihn
wirklich gehen wollen. Danke für Ihre freundliche Aufmerksamkeit.
Gott segne Sie.
11
Der Wiederaufbau der Welt 1
Geliebte Gottes, mein Thema heute Abend ist der Wiederaufbau
der Welt. 2 Besonders jetzt nach dem Krieg 3 und dem
Leid, das die Welt erfahren hat, beginnen die Menschen über eine
Neugestaltung der Welt nachzudenken. Zweifellos haben wir gemäß
unserer jeweiligen Mentalitäten sehr unterschiedliche Ansichten
dazu.
Betrachten wir den Zustand der heutigen Welt, insbesondere die
finanziellen Rahmenbedingungen, die für Ordnung und Frieden so
grundlegend sind, dann sehen wir, wie verworren sie sind, und dass
es äußerst schwierig geworden ist, für all diese Probleme Lösungen
1 Matthäus 6:33
2 Vortrag in der Salle de l‘Athénée in Genf, 10. Oktober 1923
3 Erster Weltkrieg 1914-1918
43
Ritterschaft des Herzens
Regeln für ein aufrechtes Leben
Kompass für eine Ethik der Achtsamkeit
Wie können wir die Welt, was auch immer geschieht, mit wachem
Blick betrachten und den Herausforderungen des Lebens
nicht nur in schwierigen Zeiten begegnen? Wie finden
wir Wege, gesellschaftlich wieder mehr zusammenzuwachsen?
Was kann uns dabei helfen? Eine moderne ritterliche
Ethik der Achtsamkeit.
Die 40 Regeln der Ritterlichkeit sind wie ein Blick in den Spiegel, der hilft, ethisches
Verhalten zu üben und in unsere Beziehungen zu allen Wesen und uns selbst Achtsamkeit
zu bringen. Neben jahrtausendealten Werten wie Gerechtigkeit, Fairness,
Ausgewogenheit, Maßhalten, Mut, Weisheit und Großzügigkeit rückt heute die Achtung
gegenüber allem Leben sowie eine universale Verantwortung in den Fokus.
Wer mit Sorgfalt und wacher Aufmerksamkeit mit den 40 Regeln arbeitet, kultiviert
diese scheinbar selbstverständlichen ethischen Prinzipien und findet dabei noch ein
weites Feld für Selbsterforschung und persönliche Entwicklung.
Dieses Set mit 40 Karten und Buch ist der Schriftstellerin, Musikerin und Widerstandskämpferin
Noor Inayat Khan gewidmet.
Ritterschaft des Herzens | SET
40 Regeln für ein aufrechtes Leben
Gebundenes 185-seitiges Begleitbuch, 40 Karten mit
Kartenhalter und Stülpschachtel
Verlag Heilbronn 2021 | ISBN 978-3-936246-40-7
Ritterschaft des Herzens | Buch
40 Regeln für ein aufrechtes Lebens
Alternativ zum Karten-/Buchset sind die 40 Regeln auch eigenständig
nur als schön gestaltetes und gebundenes Buch erhältlich.
Der Inhalt ist identisch mit dem Begleitbuch des Sets.
Verlag Heilbronn 2021 | ISBN 978-3-936246-46-9
Centennial Edition
Hazrat Inayat Khan
13-bändige Jubiläumsausgabe
Band 1 – Das innere Leben
Die Bücher der Sufi-Lehren sind ein kostbarer Schatz.
Der erste Band beinhaltet folgende 4 Bücher:
Das innere Leben
Die Seele – woher und wohin
Der Sinn des Leben
Der Weg der Erleuchtung
Verlag Heilbronn 2018 | 477 S. | ISBN 978-3-936246-34-6
Band 2 – Die Mystik des Klangs
Wer das Geheimnis des Klangs kennt,
kennt das gesamte Universum.
Der zweite Band beinhaltet folgende 4 Bücher:
Die Mystik des Klangs • Musik
Die Macht des Wortes
Die Sprache des Kosmos
Verlag Heilbronn 2019 | 323 S. | ISBN 978-3-936246-39-1
Band 3 – Die Kunst der Persönlichkeit
Persönlichkeit ist die Weiterentwicklung der Individualität.
Der dritte Band beinhaltet folgende 6 Bücher:
Die Entwicklung des Charakters
Die Kunst der Persönlichkeit • Ethik
Bewusstsein und Persönlichkeit
Kunst, Künstlerinnen und Künstler
Die Kunst der Musik
Verlag Heilbronn 2020 | 288 S. | ISBN 978-3-936246-44-5
Band 4 – Heilung und die Welt des Geistes
Gesundheit • Heilung • Mentale Reinigung • Die Welt des Geistes
Verlag Heilbronn 2022 | 415 S. | ISBN 978-3-936246-47-6
Es ist geplant, alle ein bis zwei Jahre einen der 13 Bände herauszubringen.
Jeweils aktuelle Informationen finden Sie unter: www.verlag-heilbronn.de
Hazrat Inayat Khan
Bücher für Menschen auf dem inneren Weg
Heilung aus der Tiefe der Seele
Mystik und geistige Heilung
In diesem Buch geht es vor allem darum, innerlich zur Ruhe zu
kommen, das wahre Selbst in uns von falschen Identifikationen
zu lösen und zu befreien, um es dann zu verwirklichen. Das wahre
Selbst ist frei von jeglichen Krankheiten und Traumen,
da es immer heil und göttlich ist. .
Die Seele – woher und wohin
Die Reise der Seele
Hazrat Inayat Khan beschreibt den Weg der Seele, die sich als
ein Lichtstrahl aus der Einheit Gottes löst, sich ein Gewand aus
Gedanken und Gefühlen zulegt und dann einen physischen Körper,
um den Zweck der Schöpfung zu erfüllen, alles mit göttlichem
Bewusstsein zu durchdringen.
Die Gathas – Weisheit der Sufis
Lehren für seine Schülerinnen und Schüler
Ursprünglich waren die Gathas für die Innere Schule der Sufi-
Bewegung bestimmt.
Sie enthalten Anleitungen zu sieben verschiedenen Themen:
Aberglaube, Bräuche und Volksglaube; Einsicht; Symbolik;
Atem; Kultivierung des Herzens; Alltagsleben und Metaphysik.
Meisterschaft
Spirituelle Verwirklichung in dieser Welt
Viele Leserinnen und Leser halten das Buch „Meisterschaft“
von Hazrat Inayat Khan für eines der hilfreichsten Werke seiner
Lehren. Erfolgreich zu sein in weltlichen Angelegenheiten wird
in diesem Band nicht als ein Hindernis auf dem spirituellen Pfad
betrachtet.
Gayan Vadan Nirtan
Die Essenz der Sufibotschaft
Die Aphorismen in „Gayan Vadan Nirtan“ stellen die Essenz der
Sufi-Botschaft von Hazrat Inayat Khan dar.
‘Gayan’ bedeutet die ‘Musik des Schweigens’, ‘Vadan’ heißt die
‘göttliche Symphonie’, und ‘Nirtan’ ist der ‘Tanz der Seele’.
Hazrat Inayat Khan
Mystische Texte
Musik - Aus mystischer Sicht
„Alle Formen der Natur, z. B. die Blumen, sind vollkommen in Form
und Farbe; die Planeten, die Sterne und die Erde vermitteln uns
die Vorstellung von Harmonie, von Musik. Die ganze Natur atmet
… und das Zeichen des Lebens, das diese lebende Schönheit gibt,
ist Musik.“
Das innere Leben
Den Sinn des Lebens verwirklichen
„Die genaue Bedeutung des inneren Lebens besteht darin, dass
wir nicht nur in unserem Körper leben, sondern auch in unserem
Herzen und unserer Seele.“ Hazrat Inayat KHan
Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 1
Gebet – Atem der Seele
Das Gebet ist die unmittelbarste Kommunikation des Menschen mit
Gott. Es ist die geheimnisvollste und innerste Verbindung zwischen
uns Menschen und dem schöpferischen Universum. Mit den hier
vorgestellten interreligiösen Gebeten ist das Buch ein täglicher spiritueller
Begleiter.
Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 2
Die Sprache des Kosmos
Das ganze Weltall spricht zu uns
Dieses Buch ist ein Kompass, der aufzeigt, wie wir mit Denken, Vernunft,
Wille und Inspiration unsere Intuition schulen und das eigene
Herz kultivieren können.
Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 3
Charakter und Persönlichkeit
Die verwirklichte Persönlichkeit kann neue Lebensumstände schaffen,
anstatt sie zu verschlimmern. Sie weiß, wie sie mit ihrer inneren
Welt umgehen kann und welche Aufgaben sie in diesem Leben
erfüllen sollte.
Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 4
Spiritualität • Mystik
Bücher für Menschen auf dem inneren Weg
Medizin des Herzens
99 Heilungswege der Sufis
Wali Ali Meyer, Bilal Hyde, Faisal Muquaddam, Shabda Kahn
Das Buch führt in das Herz des Mysteriums der 99 Namen Gottes.
Es ist ein Weg, um das Wesen der Grenzenlosigkeit Gottes
zu verstehen und das göttliche Potential in jeder Seele zu entdecken.
Ein Standardwerk.
Sufibuch des Lebens
99 Meditationen der Liebe | von Neil-Douglasd-Klotz
Die 99 schönsten Namen Gottes stehen für 99 Wege zu innerer
Klärung, Harmonie und Verbundenheit mit dem Universum. Die
zeitlose Weisheit der Sufis hilft uns, diese Qualitäten im täglichen
Leben umzusetzen und das Herz für die Liebe zu öffnen.
365 Tage Sufi-Weisheit
Ein spiritueller Begleiter für jeden Tag
Die Schale des Saki von Hazrat Inayat Khan
Mit Kommentaren von Samuel L. Lewis
Dieses Buch hat eine besondere Bedeutung für unsere Zeit. Die
Worte sind Quellen der Kraft und der Besinnung, geben Impulse,
nähren die innere Erkenntnis und öffnen das Herz für die Welt.
Gärten der Vision und Initiation
Die Lebensreise von Samuel L. Lewis
von Neil Douglas Klotz
Die Geschichte eines Mystikers, eines Gärtners, eines Sufis,
eines Zen-Schülers, eines wahren menschlichen Wesens.
Samuel Lewis‘ spirituelle Praxis wurde durch seine Treffen mit
Hazrat Inayat Khan vertieft, doch seine Lehren und seine Weisheit
gingen von seiner eigenen visionären Veranlagung aus.
Die Erleuchtung des Schattens
von Moineddin Jablonski
„Ein Buch mit einer feinen Botschaft, die ernsthaft Suchende
herausfordern und anregen wird, unabhängig von ethnischem
oder religiösem Hintergrund.“ Muneera Haeri
Es bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben eines erleuchteten
Mystikers, der im Westen geboren wurde.
Universaler Sufismus
Ein interreligiöser Weg zu spirituellem Wachstum
Ritterliche Tugenden im Alten Orient
Edelmut, Tapferkeit und mystische Suche
von Pir Zia Inayat-Khan
„Ritterliche Tugenden im Alten Orient ist eine geniale Darstellung
der Sufi-Lehren, in kunstvoller Weise zum Ausdruck gebracht durch
eine Gestalt aus dem tiefsinnigsten der mittelalterlichen Ritterromane
rund um den Gral. Eine lohnende Leseerfahrung!“
Carl W. Ernst
König Akbar und seine Tochter
Geschichten aus einer Welt von Noor Inayat Khan
Nacherzählungen großer europäischer Epen wechseln sich ab mit
Parabeln, Fabeln und Anekdoten aus allen Himmelsrichtungen.
Noor Inayat Khan fügt dieser poetischen Welterzählung auch ihre
eigene Stimme, mit eigenen Geschichten und Gedichten hinzu.
Kunst- und liebevoll illustriert von Natsuyo Koizumi
Musik und Meditation
von Pir Vilayat Inayat Khan
und Aeoliah Christa Muckenheim
Die Begegnung mit Pir Vilayat Inayat Khan verwandelt das Leben
der professionellen Musikerin Aeoliah Christa Muckenheim. Ein
Praxisbeispiel über die heilende und transformierende Kraft von
Musik und Meditation.
Firos Holterman ten Hove
Das Heilige Buch der Natur – Spirituelle Ökologie
Die Seele der Blumen – Heilende Blüten-Essenzen
Die Seele der Steine – Heilende Mineral-Elixiere
EDITION KALIM – Geschenkbücher
Meditation – Ein Thema für jeden Tag
von Hazrat Inayat Khan und Pir Vilayat Inayat Khan
• Bird Language
von Pir Zia Inayat-Khan
• Gebet – Atem der Seele
von Hazrat Inayat Khan
• Der Sinn des Lebens
von Hazrat Inayat Khan
• Dem Einen entgegen
von Wim van der Zwan
Weitere Informationen erhalten Sie über folgende Links:
Inayatiyya Deutschland e. V.
www.inayatiyya.de
Inayatiyya Österreich
www.inayatiyya.at
Der Inayati Orden Schweiz
www.sufismus.ch
International Sufi Movement
www.sufimovement.org
Sufi-Bewegung Deutschland
www.sufi-bewegung.de
Sufi Ruhaniat International
www.ruhaniat.org
Sufi Ruhaniat Deutschland
www.ruhaniat.de
Tänze des Universellen Friedens
www.friedenstaenze.de
Abrahamic Reunion e. V.
www.abrahamicreunion.org
Musik für Frieden und Völkerverständigung e. V.
www.music-for-peace.net
Förderverein Sufi-Saint-School
www.sufi-saint-school-ev.de
Hope Project
www.hope-project.de
Buch und Mystik e. V .
www.buchundmystik.de
Verlag Heilbronn
www.verlag-heilbronn.de • info@verlag-heilbronn.de
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