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männer* | III/22

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Gesundheit | Sexualität | Wellbeing<br />

Ausgabe 03<br />

QUEER<br />

& ALT<br />

IN DER PFLEGE<br />

EIN PROBLEM?<br />

SMARTE<br />

PFLASTER<br />

REVOLUTIONÄRE<br />

WUNDHEILUNG<br />

SCHAM<br />

WAS IST DAS<br />

UND WAS SIND<br />

DIE URSACHEN?<br />

EMS<br />

FIT DURCH<br />

ELEKTRODEN?<br />

PROSTATA<br />

ERHÖHTES KREBSRISIKO<br />

DURCH KUHMILCH<br />

PROBIOTIKA<br />

DER SCHLÜSSEL<br />

ZU EINEM STARKEN<br />

IMMUNSYSTEM


LIEBE LESER UND LESERINNEN,<br />

in unserer aktuellen Ausgabe ist der Gesundheitsschwerpunkt besonders<br />

umfangreich und vielfältig. Unter anderem beschäftigen uns Themen der<br />

Infektiologie – die stark empfohlene Grippe-Impfung, ein Rückblick auf zwei<br />

Jahre HIV-Depotspritze, ein detailliert ehrlicher Erfahrungsbericht über MPX<br />

und auch ein Antibiotikum, das gegen mehrere sexuell übertragbare Krankheiten<br />

helfen soll.<br />

Gleich zwei Artikel setzen sich mit Leidensthemen auseinander, die operativ<br />

und hormonell behandelt werden können. Wichtig sind natürlich auch<br />

Fragestellungen der Vorsorge bzw. Pflege.<br />

Wir wünschen viel Freude mit dieser Ausgabe.<br />

Kommt gesund durch den Herbst!<br />

Euer Team der <strong>männer*</strong><br />

editorial<br />

INTR0<br />

Das Team der <strong>männer*</strong> setzt sich aus festen und freien Mitarbeiter*innen zusammen,<br />

die wir hier kurz vorstellen.<br />

OLAF ALP<br />

hat sich seit vielen Jahren auf das<br />

Themengebiet Andrologie spezialisiert<br />

und ist Herausgeber des<br />

Magazins mate. und Chefredakteur<br />

des Magazins <strong>männer*</strong>.<br />

MARTIN LEWICKI<br />

ist als langjähriger freier Journalist<br />

in den Bereichen Gesundheit und<br />

Wellbeing tätig. Zu seinen Schwerpunkten<br />

zählen Ernährung und<br />

Fitness.<br />

FELIX JUST<br />

steuert als Chefredakteur unseres<br />

Partnermagazins mate. vor allem<br />

Beiträge aus den Bereichen Lifestyle<br />

und Body bei.<br />

CHRISTIAN KNUTH<br />

betreut seit 2006 das hinnerk<br />

Magazin und ist Chefredakteur<br />

der Seite www.maenner.media mit<br />

redaktionellem Schwerpunkt<br />

sexuelle Gesundheit und Politik.<br />

SUSAN KÜHNER<br />

gestaltet als Art Direktorin neben<br />

der <strong>männer*</strong> den Spartacus<br />

Traveler. Zudem layoutet sie das<br />

Frankfurter Stadtmagazin GAB.<br />

HANNES ULRICH<br />

ist Paar- und Sexualtherapeut und<br />

unter anderem am Institut für<br />

Sexualwissenschaft und Sexualmedizin<br />

der Berliner Charité tätig.<br />

STEPHAN KONRAD NIEDERWIESER<br />

bietet in seiner Berliner Praxis<br />

Erfahrungspsychotherapie an<br />

und ist Autor der beiden Ratgeber<br />

„Trauma von der Seele schreiben“<br />

und „Nie mehr schämen“.<br />

MARCO BAST<br />

ist jüngst im Zuge seiner journalistischen<br />

Neugier nach Berlin<br />

gezogen und macht sich derzeit<br />

in der Organisation als auch der<br />

Redaktion unentbehrlich.<br />

3


INTR0<br />

Inhalt<br />

GESUNDHEIT<br />

QUEER UND ALT<br />

IN DER PFLEGE EIN PROBLEM?<br />

GRIPPESCHUTZ<br />

SINNVOLL? UND WENN JA, FÜR WEN?<br />

PROSTATAKREBS<br />

ERHÖHTES RISIKO DURCH KUHMILCH<br />

8<br />

12<br />

16<br />

20<br />

24<br />

26<br />

28<br />

30<br />

32<br />

34<br />

38<br />

40<br />

42<br />

44<br />

48<br />

Pflege – Queer und alt,<br />

ein Problem?<br />

Smarte Pflaster<br />

Radiologie<br />

Probiotika<br />

Grippeschutz<br />

Doxycyclin – Ein Antibiotikum<br />

gegen STI<br />

HIV – Gesund älter werden<br />

HIV – 2 Jahre Depotspritze<br />

HIV – Du und deine<br />

Therapie, passt ihr noch<br />

zusammen?<br />

MPX<br />

Gürtelrose<br />

Prostatakrebs – Erhöhtes<br />

Risiko durch Kuhmilch<br />

Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

Gynäkomastie – Wie es zu<br />

der weiblich anmutenden<br />

Männerbrust kommt<br />

Geschlechtsangleichung<br />

– Hormontherapie für<br />

Trans*Personen<br />

4<br />

Ausgabe 03


SEXUALITÄT<br />

56<br />

60<br />

62<br />

70<br />

Erektionsstörung<br />

durch Pornos<br />

Erektile Dysfunktion<br />

Scham und Sex<br />

Monogamie? – Nein Danke<br />

SCHAM UND SEX<br />

WAS IST SCHAM UND WIE GEHEN WIR DAMIT UM?<br />

WELLBEING<br />

74<br />

78<br />

80<br />

82<br />

86<br />

90<br />

92<br />

94<br />

96<br />

98<br />

Viele kleine Snacks?<br />

Better Fast Food<br />

Warum junge Männer auf<br />

Alkohol verzichten sollten<br />

Take a break - Warum Entspannung<br />

so wichtig ist<br />

EMS-Training<br />

Smartwatches<br />

Biotin gegen Haarausfall<br />

Hautzellenverjüngung<br />

Anti-Aging Produkte<br />

IMPRESSUM<br />

VIELE KLEINE SNACKS?<br />

ODER LIEBER DREI GROSSE MAHLZEITEN<br />

EMS-TRAINING<br />

WIE ES FUNKTIONIERT UND WAS ES BRINGT<br />

5


GESUNDHEIT<br />

6 Ausgabe 03


Foto: rawpixel.com / freepik<br />

7


GESUNDHEIT<br />

Pflege<br />

QUEER UND ALT<br />

IN DER PFLEGE EIN PROBLEM?<br />

Autoren: Christian Knuth,<br />

Björn Berndt<br />

Nicht nur ganz allgemein – und durch Corona auch ganz allgemein<br />

bekannt geworden – ächzt das Gesundheitssystem der Bundesrepublik<br />

Deutschland im Bereich der Pflege vor Überlastung: schlechte<br />

Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, fehlende Fachkräfte. Und<br />

das sowohl im stationären Bereich der Krankenversorgung, als auch<br />

im Bereich der Altenpflege. Fast klingt es ein wenig wohlfeil, darauf<br />

hinzuweisen, dass es neben diesen elementaren Missständen, die<br />

trotz wochenlanger Streiks immer noch auf Lösungsansätze der<br />

Verantwortlichen in Bund und Ländern warten, auch noch spezielle<br />

Probleme und Anforderungen gibt, die bisher fast völlig unter dem<br />

Radar der Öffentlichkeit und der Fachwelt unerledigt liegen blieben:<br />

Spezielle Anforderungen an die Pflege von queeren Menschen.<br />

8 Ausgabe 03


Es war eine Recherche des Norddeutsche Rundfunk<br />

(NDR), der die Redaktion unseres norddeutschen<br />

Metropolenmagazins hinnerk und<br />

kurze Zeit später sogar die Politik der Hansestadt<br />

darauf aufmerksam machte, dass das Thema<br />

queer im Alter mit all seinen Facetten reichlich<br />

unterrepräsentiert war und ist. Sowohl in den<br />

Medien, als auch in der organisierten Community,<br />

als auch in der Politik. In Hamburg organisiert<br />

sich inzwischen auf verschiedenen Feldern<br />

Befassung mit dem Themenkomplex. Dazu, zum<br />

bundesweiten Status Quo und den Basics ein<br />

kleiner Überblick.<br />

Das Problem<br />

Laut Schätzung der Schwulenberatung Berlin<br />

leben in Deutschland zurzeit rund 1,8 Millionen<br />

Lesben, Schwule, Transgender, Transsexuelle,<br />

Bisexuelle und Intersexuelle im Alter von über<br />

60 Jahren. Ihre speziellen Bedürfnisse und<br />

Wissen über ihre Lebenswelten gehören bis<br />

heute nicht zum Standardausbildungsrepertoire<br />

in der Pflege. Das bedeutet für viele, sich<br />

im letzten Abschnitt ihres Lebens, jener, der<br />

landläufig als der ruhige Lebensabend schönbeschrieben<br />

wird, noch einmal mit den Geistern<br />

der Vergangenheit – Coming-out, Diskriminierung,<br />

Leben im Versteck – konfrontiert zu<br />

sehen. 2012 erläuterte die lesbische angehende<br />

promovierte Pflegewissenschaftlerin Kathrin<br />

Kürsten gegenüber der Redaktion, warum sie<br />

in ihrer Dissertation erforschen will, ob und<br />

welche Bedürfnisse Queers im Alter haben, die<br />

in der Mehrheitsgesellschaft eventuell weniger<br />

prioritär sind. Ihre Antwort kann stellvertretend<br />

stehen für Fragen, die sich immer mehr<br />

Menschen in der Community stellen:<br />

„In meiner Masterarbeit habe ich mich für<br />

die Bedürfnisse von queeren Menschen in<br />

Altenpflegeeinrichtungen interessiert, weil<br />

ein schwules Paar in meiner Einrichtung<br />

lebte und ich mich fragte, warum die beiden<br />

– die früher wohl sehr offen lebten – jetzt<br />

auf eigenen Wunsch kaum am gesellschaftlichen<br />

Miteinander teilhatten. Mich trieb die<br />

Frage um, was man hätte tun können, damit<br />

die beiden einen angenehmeren Lebensabend<br />

hätten verbringen können. Jetzt geht<br />

es mir weniger um die Pflege im Alter, sondern<br />

darum, was Queers sich für ihr Alter(n)<br />

wünschen, denn auch dazu gibt es ebenfalls<br />

kaum wissenschaftliche Erkenntnisse.<br />

Zwar ist Pflege sicherlich weiterhin Thema,<br />

aber ich möchte gerne ein größeres „Feld“<br />

bearbeiten. Eigentlich gehört alles dazu, was<br />

die Teilnehmenden mir erzählen möchten.<br />

Altern wir anders und wenn ja: warum? Gibt<br />

es andere Bedürfnisse im sozialen Gefüge,<br />

als heteronormative Menschen sie haben?<br />

Und, und, und …“<br />

Lösungsansätze<br />

In der ganzen Bundesrepublik gibt es Leuchtturmprojekte,<br />

die sich des Themas angenommen<br />

haben und stationäre Pflegeeinrichtungen,<br />

Altenheime aber auch die klassische Betreuung<br />

im eigenen Zuhause diesen Anforderungen gerecht<br />

werdend aufstellen. Wir stellen vor.<br />

BUNTES LEBEN STIFTEN UND DER<br />

REGENBOGENSCHLÜSSEL<br />

Die 2016 gegründete Stiftung „Buntes Leben<br />

stiften“ setzt sich für selbstbestimmtes und<br />

selbstgestaltetes Altern ein. Auch wenn die<br />

Initiative zur Gründung der Stiftung auf zwei<br />

schwule Männer – Gert Rickart und Johannes<br />

Mayer – zurückgeht, möchte „Buntes Leben<br />

stiften“ sich für Menschen im Alter engagieren,<br />

egal welcher sexuellen Orientierung oder<br />

geschlechtlichen Identität oder anderen von<br />

Diskriminierung betroffenen Merkmalen sie<br />

haben. Als aktuelles Projekt möchte die Stiftung<br />

ein Altenheim in Rheinland-Pfalz oder dem<br />

Saarland dabei unterstützen, den „Regenbogenschlüssel“<br />

zu erwerben; ein Siegel für Altenhilfe,<br />

Pflege und Krankenhäuser, das deren Queerfreundlichkeit<br />

dokumentiert. Der Frankfurter<br />

Verband betreibt mit dem Julie-Roger-Haus bereits<br />

seit mehreren Jahren ein entsprechend<br />

zertifiziertes Pflegeheim.<br />

9


GESUNDHEIT<br />

Pflege<br />

DIE MÜNCHENSTIFT GMBH UND<br />

KULTURSENSIBLE PFLEGE<br />

Mit einem vielfältigen Pflege- und Betreuungsangebot<br />

ist die Münchenstift GmbH der aktuell<br />

größte Dienstleister für Münchner Senior*innen.<br />

Um Bewohner*innen mit unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen ein Gefühl von zu Hause zu<br />

vermitteln, ist sie seit 2014 auf dem Weg der<br />

Öffnung zur Langzeitpflege für LGBTIQ*. Was ist<br />

die persönliche Geschichte eines Menschen?<br />

Welche Bedürfnisse oder Ängste hat er? In<br />

der kultursensiblen Pflege geht es darum, die<br />

individuelle Lebensrealität von älteren LGBTIQ*<br />

zu erkennen und wertzuschätzen. Wer heute als<br />

LGBTIQ*-Mensch gealtert ist, durchlebte einmalige<br />

Wandlungsprozesse: von Stigmatisierung<br />

und strafrechtlicher Verfolgung über eine erfolgreiche<br />

Lesben- und Schwulenbewegung bis<br />

zu einer mehrheitsverträglichen Akzeptanz.<br />

Die Identität und die eigene Lebensart, die sich<br />

LGBTIQ * Senior*innen ihr Leben lang aufgebaut<br />

haben, soll auch im Alter ein Teil der Persönlichkeit<br />

bleiben, ohne Diskriminierung erfahren<br />

zu müssen. Die Münchenstift bietet sowohl<br />

themenspezifische Fortbildungen für Mitarbeiter*innen<br />

aus den Häusern und des Ambulanten<br />

Dienstes als auch Veranstaltungen für Bewohner*innen<br />

an. Von der Koordinierungsstelle für<br />

gleichgeschlechtliche Lebensweisen und vom<br />

Sozialreferat wurde es fachlich beraten. Mit<br />

Institutionen wie Sub, LeTRa und rosaAlter kollaborierte<br />

man zusätzlich. Inzwischen wendet<br />

man die Erfahrungen der drei Projekthäuser auf<br />

alle Dienste und Häuser der Münchenstift an.<br />

www.muenchenstift.de<br />

DER LEBENSORT VIELFALT UND SEIN<br />

QUALITÄTSSIEGEL<br />

Ein Berliner Erfolgsprojekt mit inzwischen<br />

schon drei Einrichtungen hat seine Erfahrungen<br />

aus diesen „Lebensort Vielfalt“ genannten<br />

Wohnprojekten zusammengetragen und mit<br />

dem „Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt“ eine<br />

Checkliste zusammengestellt, die es Alten- und<br />

Pflegeheimen ermöglicht, sich diese Erfahrungen<br />

per Fortbildung anzueignen. Wie eine Pflegeeinrichtung<br />

an das Qualitätssiegel kommt,<br />

erklärte uns Frank Kutscha, Projektmitarbeiter<br />

bei der Schwulenberatung Berlin telefonisch:<br />

„Über unsere Website www.qualitaetssiegellebensort-vielfalt.de<br />

führen interessierte<br />

Einrichtungen einen Diversity Check durch.<br />

Insgesamt 120 Kriterien in fünf Kategorien<br />

sind anzukreuzen. Die Antworten geben uns<br />

die Möglichkeit, einen Eindruck hinsichtlich<br />

der Öffnung der Einrichtung für LSBTI* zu<br />

erhalten. Wir treten anschließend mit den<br />

interessierten Einrichtungen in Kontakt und<br />

beraten sie auf Wunsch vor Ort.“<br />

Am 14. November 2018 wurde das erste „Qualitätssiegel<br />

Lebensort Vielfalt“ an das Immanuel<br />

Seniorenzentrum Schöneberg verliehen, inzwischen<br />

sind unter anderem das Mannheimer<br />

Projekt „Pflege im Quadrat“ und das Dortmunder<br />

Wohn- und Begegnungszentrum Zehnthof<br />

dazu gekommen. In Hamburg bewirbt sich<br />

aktuell das Hospizprojekt Hamburg Leuchtfeuer<br />

um das Siegel.<br />

www.schwulenberatungberlin.de<br />

Wir lassen zum Abschluss dieses Überblickes<br />

Pfleger Mathias Ogrzala von Leuchtfeuer zu<br />

Wort kommen, denn ob Siegel oder nicht:<br />

„Egal ob Frau, Mann, transsexuell, intersexuell<br />

oder eine andere Identität: so zu<br />

leben, wie man sich fühlt, ist ein Grundrecht.<br />

Maximaler Respekt für jeden Lebensentwurf<br />

ist daher die Grundvoraussetzung im<br />

pflegerischen Umgang, auch und gerade<br />

mit queeren Bewohner*innen. Pflegepersonal<br />

muss dafür sensibilisiert werden. Die<br />

Offenheit dafür und die Bereitschaft dazu<br />

sind unabdingbar für einen respektvollen<br />

Umgang miteinander.“<br />

10 Ausgabe 03


info@pflege2.de<br />

0621- 37 00 8 - 0<br />

www.pflege2.de<br />

ERSTER<br />

ZERTIFIZIERTER<br />

- SENSIBLER<br />

PFLEGEDIENST<br />

IM SÜDEN


GESUNDHEIT<br />

forschung<br />

SMARTE PFLASTER<br />

SOLLEN WUNDHEILUNG<br />

REVOLUTIONIEREN<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

FORSCHUNG<br />

Foto: Nano Lab – Sameer Sonkusale, Tufts University<br />

Obwohl es Arzneipflaster schon seit Jahrhunderten gibt, hat sich trotz<br />

Digitalisierung wenig an ihrem Anwendungsprinzip geändert. Doch endlich<br />

versuchen Wissenschaftler weltweit, smarte Pflaster zu entwickeln, die<br />

bei der Wundheilung helfen sollen.<br />

Normalerweise benutzen wir Pflaster, um eine<br />

Blutung zu stoppen oder um den Heilungsprozess<br />

zu unterstützen, indem wir eine Salbe auftragen<br />

und sie dann abdecken. Das Pflaster hat also<br />

bislang eine „passive“ Rolle und dient lediglich als<br />

Schutzmantel.<br />

Das wollen Wissenschaftler ändern und forschen<br />

weltweit an smarten Pflastern. Bereits 2018 gelang<br />

ein Durchbruch an der amerikanischen Tufts<br />

Universität. Dort entwickelte man ein Pflaster, das<br />

aktiv den Heilungsprozess unterstützt. Es ist mit<br />

Sensoren ausgestattet, die den pH-Wert sowie die<br />

Temperatur der entzündeten Wunde messen und<br />

je nach Bedarf ein Medikament verabreichen. Das<br />

Medikament liegt in fester Gel-Form vor und wird<br />

anhand von kleinen Heizelementen aktiviert.<br />

Hoffnung bei schweren Fällen<br />

„Durch biegsame Elektronik war es uns möglich,<br />

einen neuen Ansatz für Pflaster zu entwickeln“,<br />

sagt Sameer Sonkusale, Professor für<br />

Elektrotechnik und Computer-Entwicklung an<br />

der Tufts Universität. „Wir verwenden einfach<br />

12 Ausgabe 03


13


GESUNDHEIT<br />

forschung<br />

thermisch aktivierte<br />

arzneimittelfreisetzende<br />

Mikrokügelchen<br />

Bluetooth-<br />

Kommunikation<br />

zum Mobilgerät<br />

Elektronik-Modul<br />

3D-gedrucktes Pflastersubstrat<br />

PH-Sensoren<br />

Hydrogel<br />

Wunde<br />

Heizmodul/<br />

Thermometer<br />

moderne Technik für eine uralte Methode in der<br />

Hoffnung, ein hartnäckiges Problem besser<br />

bekämpfen zu können“, erklärt er.<br />

Denn die Pflaster sind in erster Linie für Wunden<br />

gedacht, die nicht oder nur sehr schwer verheilen.<br />

Solche treten bei Verbrennungen oder bei<br />

Diabetes auf und überfordern die Heilungsfähigkeiten<br />

der Haut. Im schlimmsten Fall führen<br />

sie zu dauerhaften Entzündungen und einer<br />

Amputation der betroffenen Körperpartien.<br />

Wie funktionieren die Sensoren?<br />

Bei chronischen Wunden ist der pH-Wert ein<br />

Indikator für den Heilungsfortschritt. Bei normal<br />

verheilenden Wunden liegt er zwischen<br />

5,5 und 6,5, bei chronischen liegt er oberhalb<br />

von 6,5. Zudem lässt sich anhand der<br />

Temperatur der Entzündungsgrad erkennen.<br />

Eingebaute Sensoren können eben diese<br />

Werte messen. Es können aber auch andere<br />

Sensoren in die Pflaster eingebaut werden.<br />

Beispielsweise, um die Sauerstoffanreicherung<br />

zu messen, was ebenfalls ein Indikator<br />

für den Heilungsverlauf ist.<br />

Es gibt einen Haken an der Geschichte: Marktreif<br />

sind diese Prototypen noch nicht. „Bei unserem<br />

smarten Pflaster handelt es sich um einen<br />

Prototyp für ein breites Anwendungsspektrum.<br />

Es ist vorstellbar, verschiedene Sensoren und<br />

Medikamente zu implementieren und das bei<br />

unterschiedlichen Pflastergrößen“, erklärt<br />

Professor Sonkusale. Somit bedarf es klinischer<br />

Studien, bevor die revolutionären Pflaster auf<br />

den Markt kommen können.<br />

Smarte Pflaster aus dem 3-D-Drucker<br />

Einen etwas anderen Ansatz verfolgen jene<br />

smarten Pflaster aus, die ein internationales<br />

Forschungsteam des Instituts für Materialwissenschaften<br />

der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel (CAU) im Jahr 2021 vorstellte. Denn sie<br />

kommen gänzlich ohne Sensoren aus. Dafür wird<br />

das Pflaster individuell im 3-D-Drucker erzeugt.<br />

Das Ziel: Klinken könnten das steuerbare Pflaster<br />

selbst herstellen und an die Bedürfnisse des Patienten<br />

anpassen. Es soll dabei helfen, chronische<br />

Wunden zu schließen, die in manchen Fällen selbst<br />

nach Wochen nicht abheilen.<br />

Das smarte Pflaster aus dem 3-D-Drucker wirkt<br />

antibakteriell, versorgt die Wunde mit Sauerstoff<br />

sowie Feuchtigkeit und unterstützt die Bildung<br />

von neuem Gewebe. Dies geschieht durch ein<br />

medizinisches Hydrogel mit einem hohen Wassergehalt<br />

von 90 Prozent. Es enthält ein antibakteriell<br />

wirkendes Zinkoxid, das dank spezieller Mikropartikel<br />

auf Licht reagieren kann. Mit zellschonendem<br />

grünem Licht wird das Gel aktiviert und regt so die<br />

Bildung neuer Blutgefäße an. Durch die verbesserte<br />

Durchblutung entsteht neues Gewebe, was zur<br />

Abheilung chronischer Wunden führt.<br />

„Wir steuern die Wirkung des Pflasters mit Licht.<br />

So können wir den Verlauf und die Dosierung der<br />

Therapie an die individuellen Bedürfnisse der<br />

Patienten anpassen“, erklärt Rainer Adelung,<br />

Professor für Funktionale Nanomaterialien am Institut<br />

für Materialwissenschaft der CAU. Die ersten<br />

Tests des Pflasters verliefen bereits ermutigend.<br />

Nun müssen noch klinische Studien die Wirksamkeit<br />

belegen.<br />

14 Ausgabe 03


Schönhauser Allee<br />

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Mi: 9:00-13:00<br />

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15


GESUNDHEIT<br />

radiologie<br />

DR. STEPHAN SCHULZ IM INTERVIEW<br />

RADIOLOGIE<br />

DER BLICK<br />

IN DEN KÖRPER<br />

Häufig wird angenommen, dass eine Röntgenuntersuchung<br />

zur Festststellung eines<br />

Knochenbruchs dient. Welche anderen Anwendungsgebiete<br />

gibt es außerdem?<br />

Es stimmt, dass sich das Röntgen bzw. die<br />

Computertomografie (CT) für den Nachweis<br />

bzw. zum Ausschluss eines Knochenbruchs<br />

sehr gut eignet. Oftmals kann man sich aber<br />

nicht zu 100% sicher sein, z.B. bei Überlagerungen,<br />

Wachstumszonen bei Kindern oder bei<br />

schon älteren, vorbestehenden knöchernen<br />

Veränderungen.<br />

Was macht man denn, wenn man sich im<br />

CT-Bild nicht ganz sicher ist?<br />

In diesen Fällen kann die MRT Bildgebung sehr<br />

nützlich sein. Dabei erkennt man ganz ohne<br />

Röntgenstrahlung<br />

Verletzungen der<br />

inneren Knochenbälkchen,<br />

die im<br />

CT nicht sichtbar<br />

sind aber evtl.<br />

die Schmerzen<br />

erklären.<br />

Dr. Stephan Schulz<br />

Facharzt für Radiologie,<br />

Leiter des Standortes „Quartier 21“ der<br />

Radiologischen Allianz in Hamburg<br />

Die Computertomographie erstellt mit Hilfe von<br />

Röntgenstrahlen dünne Schichtaufnahmen.<br />

Dies kann bei komplizierten Brüchen mit Beteiligung<br />

der Gelenkflächen sehr nützlich sein,<br />

um das Ausmaß besser darzustellen und eine<br />

OP optimal zu planen.<br />

Welche anderen Anwendungsgebiete gibt es<br />

sonst noch für die Computertomografie?<br />

Neben der Erstdiagnostik zum Ausschluss eines<br />

16 Ausgabe 03


möglichen Knochenbruchs liefert das CT der<br />

Lunge viel Aufschluss darüber, ob die Lunge<br />

gesund ist, oder ob es eine Entzündung oder<br />

Wasser in der Lunge gibt, ob das Herz verbreitert<br />

ist und evtl. nicht richtig pumpt.<br />

Man muss aber betonen, dass dank neuer Technologien<br />

die Computertomographie auch mit<br />

einer inzwischen deutlich niedrigeren Strahlendosis<br />

eine viel genauere Darstellung der Lunge<br />

erlaubt. Ähnlich der etablierten Vorsorgeuntersuchung<br />

(Screening) der weiblichen Brust<br />

wird aktuell beispielsweise im Rahmen der<br />

HANSE-Studie, welche wir an der LungenClinic<br />

in Großhansdorf betreuen, der positive Nutzen<br />

einer Computertomographie zur Früherkennung<br />

von Lungenkrebs bei Rauchern untersucht.<br />

Gibt es potentiell schädliche Auswirkungen<br />

durch die Röntgenstrahlung?<br />

Die Radiologen unterliegen dem Strahlenschutzgesetz.<br />

Wir dürfen Röntgenstrahlen nur<br />

so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig<br />

anwenden, da es ab einer gewissen Gesamtdosis<br />

für den Körper zu Schäden kommen kann.<br />

Diese schädliche Dosis erreichen wir in der<br />

Diagnostik allerdings nie.<br />

Dennoch sollte man so oft wie möglich ganz auf<br />

die Strahlung verzichten<br />

und die MRT-Bildgebung<br />

bevorzugen.<br />

Worin besteht der<br />

Unterschied zwischen<br />

einem CT und einem<br />

MRT?<br />

Der Unterschied liegt im<br />

physikalischen Prinzip<br />

der Bildgebung. Beim CT<br />

werden mit Röntgenstrahlen<br />

dünne Schichtbilder<br />

angefertigt. Beim<br />

MRT kommt man ohne<br />

Röntgenstrahlung aus.<br />

Man macht sich die<br />

Reaktion bzw. Relaxation<br />

der unzähligen Protonen<br />

des menschlichen Körpers in einem statischen<br />

Magnetfeld zunutze. Diese Protonen besitzen<br />

einen kleinen magnetischen Vektor, der im MRT-<br />

Gerät angeregt und ausgelesen werden kann.<br />

So erhält man sehr gute, kontrastreiche Bilder<br />

der verschiedenen Gewebearten des Körpers.<br />

Welches sind denn die häufigsten Indikationen<br />

für das MRT?<br />

Der Weichteilkontrast im MRT ist dem in der<br />

Computertomographie deutlich überlegen.<br />

Also ist eine viel detailreichere Darstellung<br />

z.B. des Gehirns, der Halsweichteile und der<br />

Bauchorgane einschließlich der Prostata<br />

möglich.<br />

Die Darstellung der Wirbelsäule mit Rückenmark,<br />

Wirbelgelenken, Bandstrukturen und<br />

insbesondere der Bandscheiben ist im MRT<br />

ebenfalls exzellent.<br />

Alle Gelenke, egal ob kleiner Finger oder<br />

Schulter, Hüfte, Knie etc. können mit ihren<br />

Strukturen wie Kapseln, Bänder und insbesondere<br />

Knorpel sehr gut dargestellt<br />

werden. Man erkennt sowohl Verschleißerscheinungen<br />

als auch frühe Veränderungen<br />

oder Überlastungszeichen.<br />

Untersuchung im MRT<br />

17


GESUNDHEIT<br />

radiologie<br />

Befundbesprechung<br />

Wie hoch sind die Kosten eines mpMRT<br />

der Prostata und werden sie von der Kasse<br />

übernommen?<br />

Die multiparametrische MRT Bildgebung der<br />

Prostata (mpMRT) ist ein hoch modernes und<br />

diagnostisch sehr genaues bildgebendes Verfahren,<br />

um Krebs frühzeitig zu erkennen. Die<br />

Nachweisempfindlichkeit der MRT ist mit ca.<br />

85% anderen Verfahren wie z. B. der Tastuntersuchung<br />

oder dem transrektalen Ultraschall<br />

weit überlegen. Mit einer etwa 90%igen Sicherheit<br />

kann mit Hilfe einer mpMRT zudem Prostatakrebs<br />

regelmäßig ausgeschlossen werden.<br />

Für die mpMRT übernehmen die gesetzlichen<br />

Krankenkassen bislang nicht automatisch die<br />

Kosten, obwohl es mittlerweile in den Leitlinien<br />

zum Prostatakrebs die evidenzbasierte<br />

Empfehlung zur Durchführung einer mpMRT<br />

gibt. Im Einzelfall kann die mpMRT auch auf<br />

Antrag von einer Krankenkasse übernommen<br />

werden. Insoweit sollte vorab bei der eigenen<br />

Krankenkasse nachgefragt werden, ob diese<br />

die Kosten übernimmt.<br />

Bis die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten<br />

der Untersuchung flächendeckend übernehmen,<br />

bieten wir diese als sog. individuelle Gesundheitsleistung<br />

(IGeL) an. Die Kosten richten sich nach<br />

den Kriterien der Gebührenordnung für Ärzte<br />

(GOÄ) und liegen in unserer Praxis durchschnittlich<br />

– je nach Einzelfall - bei ca. EUR 500,-.<br />

Wie kurzfristig kann ein Patient der gesetzlichen<br />

Krankenkasse einen Termin bekommen?<br />

Wir bemühen uns, alle Patienten so schnell<br />

wie möglich zu untersuchen. Unser Terminmanagement<br />

gewährleistet zeitnahe Termine in<br />

Abhängigkeit von Nachfrage und Dringlichkeit.<br />

Für besonders dringliche Untersuchungen, egal<br />

welcher Art, halten wir extra ein bestimmtes<br />

Terminkontingent vor. Wenn der überweisende<br />

Arzt diese Dringlichkeit gegeben sieht, so kann<br />

er den Überweisungsschein mit einem sog. TSS-<br />

Code versehen, dann können wir die Patienten<br />

umso schneller, in der Regel innerhalb weniger<br />

Tage, untersuchen.<br />

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18 Ausgabe 03


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GESUNDHEIT<br />

prävention<br />

GESUNDE DARMFLORA<br />

PROBIOTIKA<br />

DER SCHLÜSSEL ZU EINEM STARKEN<br />

IMMUNSYSTEM<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

Grafiken: macrovector/freepik<br />

Das Thema gesunde Darmflora ist nicht besonders sexy und wird<br />

deswegen viel zu oft vernachlässigt. Dabei sind die Mikroorganismen<br />

im Darm nicht nur gut für die Verdauung, sondern auch für das<br />

Immunsystem. Und das Beste: Mit bestimmten Lebensmitteln kann<br />

man die Darmflora aufpeppen und sich damit besser vor Infektionen<br />

wie Erkältungen schützen.<br />

20 Ausgabe 03


Der Begriff Probiotika setzt sich aus dem<br />

lateinischen pro (für) und dem griechischen bios<br />

(Leben) zusammen. Heißt also zu Deutsch: „für<br />

das Leben“. Ein Hinweis dafür, wie wichtig diese<br />

Bakterien für uns Menschen sind. Die meisten<br />

kennen den Begriff vermutlich aus der Werbung,<br />

denn mit „probiotischen Milchsäurekulturen“<br />

werden Joghurts beworben. Diese sollen entweder<br />

bei der Verdauung helfen oder zur Stärkung<br />

des Immunsystems beitragen. Doch ob diese<br />

Milchprodukte das wirklich können, ist umstritten.<br />

Oft ist die Anzahl der gesunden<br />

Bakterien nicht hoch genug, um<br />

den langen Weg vom Mund bis zum<br />

Darm in ausreichender Menge zu<br />

überstehen und sich dort anzusiedeln.<br />

10 bis 100 Billionen Mikroorganismen<br />

leben<br />

im Darm<br />

Die Darmflora selbst ist<br />

ein komplexes System,<br />

das immer noch<br />

erforscht wird. Kein<br />

Wunder, hat ein gesunder<br />

Erwachsener etwa 10<br />

bis 100 Billionen Mikroorganismen<br />

im Darm – das sind<br />

mehr, als der menschliche<br />

Körper an Zellen enthält.<br />

Dabei werden etwa 36.000<br />

unterschiedliche Arten<br />

gezählt, die alle eine besondere<br />

Funktion im Körper<br />

haben. Genau das macht<br />

die Forschung spannend.<br />

So gibt es bereits Hinweise<br />

darauf, dass einige<br />

von ihnen Entzündungen,<br />

Cholesterin und<br />

Blutdruck positiv beeinflussen<br />

können.<br />

Andere helfen bei<br />

Hauterkrankungen<br />

und<br />

Depressionen. Am besten erforscht ist jedoch<br />

der Zusammenhang zwischen den Bakterien<br />

und dem Immunsystem.<br />

Ungleichgewicht an Bakterien macht<br />

empfindlich für Krankheiten<br />

Stress, Krankheiten und Medikamente können<br />

das Ökosystem im Darm empfindlich stören. Es<br />

kommt zu einem Ungleichgewicht an Bakterien,<br />

was sich negativ auf unseren Körper auswirkt.<br />

Das beste Beispiel: die Einnahme<br />

eines Breitspektrum-Antibiotikums,<br />

wie es oft von Ärzten gegen bakterielle<br />

Infektionen verschrieben wird. Dieses<br />

hilft zwar, die schädlichen Eindringlinge<br />

zu bekämpfen, tötet aber gleichzeitig<br />

auch die guten und nützlichen<br />

Bakterien im Darm ab. Die Folge:<br />

Kaum ist man die eine Infektion<br />

los, holt man sich die nächste<br />

- oft eine Erkältung. Denn<br />

durch das Fehlen der guten<br />

Bakterien im Darm können<br />

sich schädliche Mikroorganismen<br />

einfacher einnisten<br />

und vermehren.<br />

Deswegen empfehlen immer<br />

mehr Ärzte, bereits während der<br />

Antibiotika-Behandlung, Probiotika<br />

als Nahrungsergänzung aus der<br />

Apotheke zu sich zu nehmen. So<br />

werden die unerwünschten Bakterien<br />

abgetötet, während von außen gute<br />

Bakterien zugeführt werden, um die<br />

entstandene Lücke zu schließen.<br />

Was simpel klingt, ist in der Realität<br />

gar nicht so einfach. Dazu benötigen<br />

wir Milliarden von probiotischen<br />

Bakterien täglich und das über einen<br />

längeren Zeitraum, damit sie sich<br />

im Darm ansiedeln können. So wird<br />

empfohlen, die Einnahme der Probiotika<br />

noch mindestens zwei Wochen<br />

nach Ende einer Behandlung<br />

mit Antibiotika fortzusetzen.<br />

21


GESUNDHEIT<br />

prävention<br />

ERWÜNSCHTE BAKTERIEN<br />

UNERWÜNSCHTE BAKTERIEN<br />

Studien belegen Wirkung der Probiotika<br />

Dass Probiotika tatsächlich wirken, hat eine<br />

Studie der neuseeländischen „University<br />

of Otago“ aus dem Jahr 2013 gezeigt. Dabei<br />

wurden 30 Sportler aus der neuseeländischen<br />

Rugby-Liga in zwei Gruppen untersucht: Vier<br />

Wochen lang erhielt die eine Gruppe Probiotika<br />

als Nahrungsergänzung, die andere ein<br />

Placebo. Nach einer vierwöchigen Pause wurde<br />

dann getauscht und die Probiotika-Gruppe<br />

erhielt nun Placebos sowie umgekehrt.<br />

Die Ergebnisse waren eindeutig: Während der<br />

Probiotika-Einnahme blieben 14 von 30 Probanden<br />

frei von typischen Erkältungssymptomen.<br />

In der Placebo-Gruppe waren es hingegen nur 6<br />

von 30 Probanden. Auch die Dauer der Erkältungen<br />

in den jeweiligen Gruppen war unterschiedlich:<br />

In der Probiotika-Gruppe dauerten die<br />

Symptome etwa 3,4 bis 4,6 Tage an, während es<br />

in der Placebo-Gruppe 5,8 bis 6,6 Tage waren.<br />

Somit lässt sich schlussfolgern, dass Probiotika<br />

nicht nur vor Erkältungen schützen,<br />

sondern auch die Dauer der Beschwerden<br />

reduzieren.<br />

Viel hilft viel –<br />

das gilt vor allem für Probiotika<br />

Das Problem mit probiotischen Bakterien, die<br />

von außen zugeführt werden: Ein Großteil von<br />

ihnen schafft es nicht, die Passage bis zum<br />

Darm zu überleben, da sie vorher vor allem<br />

von der Magensäure abgetötet werden. Man<br />

muss also viel davon zu sich nehmen, um einen<br />

gesundheitsfördernden Effekt zu erreichen.<br />

Viel bedeutet in diesem Fall etwa ein bis fünf<br />

Milliarden pro Tag. Das geht besonders gut mit<br />

fertigen Präparaten aus der Apotheke, klappt<br />

aber auch mit einigen Lebensmitteln. Dabei<br />

kommt es auf einen regelmäßigen Verzehr an.<br />

Am besten also, man isst jeden Tag probioti-<br />

<strong>22</strong> Ausgabe 03


sche Lebensmittel. Und davon<br />

gibt es einige.<br />

JOGHURT UND KEFIR<br />

Durch Fermentierung mit<br />

Milchsäurebakterien enthalten<br />

Joghurt und Kefir von sich aus<br />

viele Probiotika. Dabei muss man<br />

gar nicht auf teure Joghurts<br />

zugreifen, die spezielle Kulturen<br />

enthalten. Allerdings gilt: Je<br />

frischer der Joghurt, desto mehr<br />

der guten Bakterien sind enthalten.<br />

Am besten und gesündesten<br />

ist er selbst gemacht.<br />

SAUERKRAUT<br />

Auch Sauerkraut wird durch<br />

die Fermentierung mit Milchsäurebakterien<br />

erzeugt. Neben<br />

Probiotika sind hohe Mengen<br />

an Vitamin B12, Vitamin C und<br />

Ballaststoffen enthalten. Leider<br />

sterben die meisten Bakterien<br />

beim Erhitzen ab. Deswegen<br />

enthält das pasteurisierte Sauerkraut<br />

aus der Dose weder viele<br />

Probiotika noch Vitamine. Also<br />

nur Frisches kaufen oder selber<br />

machen.<br />

SAURE GURKEN<br />

Ähnlich wie das Sauerkraut werden<br />

saure Gurken eingelegt und<br />

fermentiert. Auch hier sollte man<br />

darauf achten, dass sie durch<br />

eine Milchsäuregärung erzeugt<br />

wurden und nicht pasteurisiert<br />

sind. Nur dann kann man von der<br />

probiotischen Wirkung profitieren.<br />

KIMCHI<br />

In Südkorea ist es ein Nationalgericht<br />

und mindestens so populär<br />

wie bei uns das Sauerkraut: Kimchi<br />

wird vor allem aus fermentiertem<br />

Chinakohl hergestellt<br />

und dabei mit Knoblauch, Ingwer,<br />

Chiliflocken und Fischsoße gewürzt.<br />

Das sorgt nicht nur für<br />

einen einzigartig würzigen und<br />

scharfen Geschmack, sondern<br />

macht das Kraut zum gesunden<br />

Superfood. Neben Milchsäurebakterien<br />

enthält es auch<br />

Ballaststoffe, Proteine und die<br />

Vitamine A, B und C. Auch hier<br />

kommt es auf die Frische an.<br />

Bei Erhitzung und langer<br />

Lagerung sterben probiotische<br />

Bakterien ab<br />

Wer mehr probiotische Lebensmittel<br />

essen möchte, um das<br />

Immunsystem zu stärken, sollte<br />

darauf achten, dass diese durch<br />

Fermentierung mit Milchsäurebakterien<br />

entstanden sind. Dabei<br />

dürfen sie nicht stark erhitzt<br />

worden sein, sonst geht die<br />

Wirkung der guten Bakterien<br />

verloren. Wer saure Lebensmittel<br />

nicht mag, der kann alternativ<br />

probiotische Präparate aus der<br />

Apotheke verwenden. Diese<br />

enthalten vielfältige Bakterienstämme,<br />

die wissenschaftlich<br />

erforscht und aufeinander abgestimmt<br />

sind. In fermentierten<br />

Lebensmitteln sind hingegen nur<br />

einige dieser Stämme vorhanden.<br />

Außerdem ist es schwer<br />

einzuschätzen, ob die Bakterien<br />

noch aktiv sind oder bereits beim<br />

Erhitzen und langer Lagerung<br />

abgetötet wurden.<br />

FOTO: RACOOL STUDIO/FREEPIK.COM<br />

FOTO: TIMOLINA/FREEPIK.COM<br />

FOTO: AZERBAIJAN STOCKERS/FREEPIK.COM<br />

FOTO: JCOMP/FREEPIK.COM<br />

23


GESUNDHEIT<br />

infektiologie<br />

Foto: Gustavo Fring / pexels.com<br />

CHRISTOPH TISMER IM INTERVIEW<br />

GRIPPESCHUTZ<br />

SINNVOLL? UND WENN JA, FÜR WEN?<br />

Während der Corona Pandemie wurde auf<br />

Grund der Hygienemaßnahmen eine schwächere<br />

Immunisierung für Grippe vermutet. Wie<br />

ist die Lage im Jahr 20<strong>22</strong>?<br />

Mit dem reinen statistischen Blick auf die<br />

epidemiologischen Daten, ist die derzeitige Verbreitung<br />

von Influenzaviren in der Europäischen<br />

Region zwar etwas höher als in der Saison<br />

2020/21, aber immer noch deutlich niedriger<br />

als vor der COVID-19-Pandemie. Dennoch bleibt<br />

anzumerken, dass auf Grund der gesteigerten<br />

Hygienemaßnahmen (Mundschutz, Kontaktbeschränkungen,<br />

Isolation etc.) im Rahmen der<br />

Covid-19 Bekämpfung die Daten dahingehen auf<br />

den ersten Blick positiver wirken, als die Lage<br />

tatsächlich ist. Durch den teilweisen Wegfall der<br />

obligaten Hygienemaßnahmen in den letzten<br />

Monaten kann es in diesem Kontext auch zu<br />

einem umgekehrten Trend bei der kommenden<br />

Grippesaison kommen. Durch die im bekannten<br />

Maße ausgebliebenen Grippewellen der vergangene<br />

2 Jahre, kann es bei Teilen der Bevölkerung<br />

zu einer fehlenden respektive nicht ausreichenden<br />

natürlichen Boosterung gekommen sein.<br />

Dies wiederum kann Infektionen in Verbindung<br />

mit einem schweren Verlauf begünstigen. Somit<br />

ist eine Prävention gegen Influenza immer<br />

empfehlenswert.<br />

Sind die Vorboten der Grippe, z.B. Erkältungsviren<br />

bei uns schon auf dem Vormarsch?<br />

Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen<br />

in der Bevölkerung in Deutschland lag im<br />

Spätsommer zum aktuellen Zeitpunkt auf dem<br />

Niveau der Vorjahre, das heißt hier ist kein vermehrter<br />

Anstieg zu beobachten.<br />

Wie unterscheidet sich die diesjährige Grippeschutzimpfung<br />

hinsichtlich der Inhaltsstoffe<br />

zum Vorjahr?<br />

24 Ausgabe 03


Im Vergleich zur Saison 2021/20<strong>22</strong> werden<br />

neue Stämme für Influenza-Impfung empfohlen:<br />

bezüglich der Influenza A-Viren der<br />

H3N2-Stamn und bezüglich der Influenza<br />

B-Viren die Linie Victoria.<br />

Wer sollte sich gegen Grippe impfen<br />

lassen?<br />

Die ständige Impfkommission STIKO<br />

empfiehlt die Grippeschutzimpfung für:<br />

Personen ab 60 Jahre, Schwangere ab dem<br />

2. Trimenon, chronisch Erkrankte, medizinisches<br />

Personal, Personen mit Kontakt<br />

zu umfangreichem Publikumsverkehr,<br />

Personen, die als mögliche Infektionsquelle<br />

für von ihnen kontaktierte Risikopersonen<br />

fungieren können.<br />

Ist ein gleichzeitiger Booster gegen Covid<br />

und eine Grippe-Impfung möglich?<br />

Ja. Gemäß Empfehlung der STIKO muss<br />

zwischen COVID-19-Impfungen und der<br />

Verabreichung anderer sog. Totimpfstoffe<br />

wie Influenza-Schutzimpfung kein Impfabstand<br />

eingehalten werden. Kreuzimpfungen<br />

sind somit möglich und werden auch<br />

bei uns mit angeboten.<br />

Christoph Tismer<br />

Geschäftsführer der Betriebsarztservice Holding GmbH<br />

25<br />

Paradies_Apotheke_60x180.indd 1 28.03.<strong>22</strong> 14:<strong>22</strong>


GESUNDHEIT<br />

infektiologie<br />

DOXYCYCLIN<br />

EIN ANTIBIOTIKUM GEGEN STI?<br />

Foto: Anna Shvets / pexels.com<br />

Eine Studie überprüft,<br />

ob die Einnahme<br />

des Antibiotikums<br />

Doxycyclin die<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

der Ansteckung mit<br />

einer Geschlechtskrankheit<br />

verringern<br />

kann.<br />

Die Studie wurde in der Klinik ‚Zuckerberg<br />

San Francisco General Hospital‘ durchgeführt<br />

und überprüfte die Ansteckung mit bakteriell<br />

sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) wie<br />

Gonorrhö, Chlamydien oder Syphilis unmittelbar<br />

bis maximal 72 Stunden nach kondomlosem<br />

Sex in Zusammenhang mit der Einnahme des<br />

Antibiotikums Doxycyclin. Probanden waren<br />

Männer, die Sex mit Männern oder Trans<br />

Frauen haben und zusätzlich die Prä-Expositions-Prophylaxe<br />

(PrEP) einnehmen oder mit<br />

HIV leben.<br />

Ergebnis<br />

Die Daten der 554 Teilnehmer*innen zeigten,<br />

dass diejenigen, die nach dem Zufallsprinzip<br />

Doxycyclin einnahmen, deutlich weniger STIs<br />

aufwiesen als diejenigen, die kein Doxycyclin erhielten.<br />

Dies zeigte sich sowohl bei den Teilnehmer*innen,<br />

die die PrEP einnahmen, als auch<br />

bei denjenigen mit HIV. Die Forscher erklärten,<br />

dass die Daten die Wirksamkeit von DoxyPEP<br />

(Doxycyclin-Post-Expositions-Prophylaxe) zur<br />

Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten in der<br />

untersuchten Bevölkerungsgruppe belegen.<br />

Die Einnahme der HIV-PrEP gehört heute zum<br />

Alltag vieler schwuler Männer. Spätestens seit<br />

2019 die gesetzlichen Krankenkassen die Einnahme<br />

der PrEP bezahlen, greifen viele Männer<br />

zu diesem Medikament, um sich um eine AIDS<br />

Erkrankung keine Sorgen machen zu müssen.<br />

Die Notwendigkeit für einen Erfolg in Sachen<br />

Vorbeugung gegen Geschlechtskrankheiten<br />

zeigt die immer größer werdende Zahl an Infektionen<br />

mit STDs weltweit.<br />

„Doxycyclin als PEP kann ähnlich sein wie die<br />

HIV-PrEP, die nicht für jeden geeignet ist, aber<br />

eine wirksame Strategie für Menschen mit erhöhtem<br />

Risiko für eine HIV-Infektion darstellt“,<br />

so Annie Luetkemeyer, MD, Professorin für<br />

Infektionskrankheiten an der UCSF.<br />

Um dem Antibiotikum Doxycyclin eine langfristige<br />

Wirksamkeit zusprechen zu können muss<br />

noch untersucht werden, inwiefern eine sporadische<br />

Einnahme des Medikaments möglicherweise<br />

zu einer erhöhten Antibiotikaresistenz der<br />

Bakterien führen kann, die die STDs verursachen.<br />

26 Ausgabe 03


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GESUNDHEIT<br />

infektiologie<br />

GESUND ÄLTER<br />

WERDEN MIT HIV<br />

WIE HIV-POSITIVE<br />

MENSCHEN DIE<br />

HERAUSFORDERUNGEN<br />

BEIM ÄLTERWERDEN<br />

MEISTERN KÖNNEN<br />

NP-DE-HVU-ADVR-<strong>22</strong>0011<br />

Menschen mit HIV werden glücklicherweise immer älter. Zurückzuführen<br />

ist das vor allem auf die Fortschritte in der HIV-Therapie: Dank der modernen<br />

Therapien können Menschen mit HIV ein gesundes und langes Leben<br />

führen. So erreichen sie auch mit dem Virus in der Regel ein ähnliches Alter<br />

wie Menschen, die nicht HIV-positiv sind 1 .<br />

Auch wenn die weitgehend normale Lebenserwartung<br />

eine überaus positive Entwicklung<br />

ist, so steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit,<br />

mit dem Älterwerden weitere Medikamente<br />

neben der HIV-Therapie zu benötigen.<br />

In einer aktuellen Befragung von mehr als<br />

2.300 Menschen mit HIV – der Studie „Positive<br />

Perspektiven 2“ – war fast die Hälfte aller Teilnehmenden<br />

in Deutschland besorgt darüber,<br />

mit steigendem Alter eventuell noch mehr<br />

Medikamente einnehmen zu müssen 2 .<br />

Wechselwirkungen mit der HIV-Therapie<br />

im Blick behalten<br />

Für HIV-positive Menschen ist die Therapie ein<br />

Leben lang ständiger Begleiter, denn sie sind<br />

28 Ausgabe 03


auf Medikamente angewiesen, um das Virus<br />

unter der Nachweisgrenze zu halten. Um dabei<br />

eine hohe Lebensqualität sicherzustellen,<br />

gilt es, mögliche Wechselwirkungen der HIV-<br />

Medikamente mit anderen Substanzen zu beachten:<br />

Denn verschiedene Substanzen können<br />

sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen,<br />

beispielsweise sich gegenseitig verstärken,<br />

abschwächen oder sogar aufheben.<br />

Wenn Ärzt*innen bei der HIV-Therapie also<br />

von Wechselwirkungen sprechen, meinen<br />

sie damit ganz einfach unerwünschte<br />

wechselseitige Einflüsse auf die Wirksamkeit<br />

zwischen den HIV-Medikamenten und<br />

anderen Substanzen.<br />

Moderne HIV-Therapien können<br />

das Risiko für Wechselwirkungen<br />

reduzieren<br />

Bei der HIV-Therapie besteht eine Tablette<br />

aus mehreren – bis zu vier unterschiedlichen<br />

– Substanzen, den sogenannten Wirkstoffen.<br />

Diese werden miteinander kombiniert und<br />

blockieren die Vermehrung des Virus an<br />

verschiedenen Punkten. Dank ihrer hohen<br />

Wirksamkeit wurde in den letzten Jahren<br />

die Anzahl der notwendigen Wirkstoffe in<br />

der HIV-Therapie weiter reduziert, was vor<br />

allem das Risiko für Wechselwirkungen der<br />

HIV-Medikamente mit anderen Substanzen<br />

und Medikamenten sowie auch für mögliche<br />

Nebenwirkungen verringern kann.<br />

Hat man für die HIV-Therapie ab Mitte der<br />

1990er-Jahre mindestens drei oder vier Wirkstoffe<br />

miteinander kombiniert, so empfehlen<br />

heute die deutschen Leitlinien zur HIV-Therapie 3<br />

– an denen sich die Ärzt*innen bei der Auswahl<br />

der Medikamente orientieren – zudem auch<br />

moderne Kombinationen mit zwei Wirkstoffen.<br />

In der „Positive Perspektiven 2“-Studie gaben<br />

beispielsweise nur 69 % aller befragten<br />

HIV-positiven Menschen in Deutschland an,<br />

zu wissen, wie viele Substanzen ihre eigene<br />

HIV-Therapie enthält 4 .<br />

Die eigene Lebensqualität verbessern<br />

Damit Wechselwirkungen der HIV-Therapie mit<br />

anderen Substanzen vermieden werden können,<br />

ist Offenheit im Arztgespräch besonders<br />

wichtig: Für den/die Ärzt*in ist es sinnvoll zu<br />

wissen, was man neben den HIV-Medikamenten<br />

noch einnimmt. So kann man gemeinsam eine<br />

Therapie wählen, die das Risiko für Wechselwirkungen<br />

möglichst niedrig hält.<br />

Wenn man sich als HIV-positiver Mensch<br />

bewusst mit der eigenen Therapie auseinandersetzt<br />

und proaktiv mit seinem/-r Ärzt*in<br />

darüber spricht, kann das dazu beitragen, unnötige<br />

Belastungen des eigenen Körpers zu vermeiden<br />

und die Lebensqualität zu verbessern.<br />

Weitere Informationen zum Leben mit HIV<br />

sowie persönliche Geschichten von HIV-positiven<br />

Menschen findest du unter www.livlife.de<br />

Unterstützt von ViiV Healthcare<br />

1<br />

Trickey A et al., Lancet HIV 2017; 4: e349–356.<br />

2<br />

Wigger A et al., 15. Kongress für Infektionskrankheiten und<br />

Tropenmedizin 2020. Abstract A-301.<br />

3<br />

Deutsch-Österreichische Leitlinien für Diagnostik und Therapie<br />

der HIV-Infektion, Version 9 vom 03.09.2020.<br />

4<br />

Wigger A et al., 15. Kongress für Infektionskrankheiten und<br />

Tropenmedizin 2021. Poster P-037.<br />

29


GESUNDHEIT<br />

infektiologie<br />

Interview: Christian Knuth<br />

DR. GAL GOLDSTEIN IM INTERVIEW<br />

ZWEI JAHRE<br />

DEPOTSPRITZE<br />

Seit rund zwei Jahren ist zur HIV-Therapie in Deutschland nicht mehr nur<br />

eine auf Tabletten basierte Behandlung zugelassen, sondern auch eine sogenannte<br />

Depotspritze. Statt also täglich mindestens eine Pille schlucken<br />

zu müssen, reicht nun ein Arztbesuch alle zwei Monate zur erfolgreichen<br />

Unterdrückung des HI-Virus. Wir sprachen mit Dr. Gal Goldstein über seine<br />

Erfahrungen mit der neuartigen Therapie.<br />

Wie kommt die Depotspritze an? Verschreibst<br />

du sie viel?<br />

Ja. Mittlerweile schon.<br />

Kannst du schätzen, wieviele deiner Patienten?<br />

Ich würde sagen, inzwischen rund 40 Prozent.<br />

Wow. Das ist viel! Machst du Werbung dafür<br />

oder kommen die Menschen von sich aus auf<br />

dich zu diesbezüglich?<br />

Die kommen einfach zu uns, weil sie es von anderen,<br />

von Kollegen oder von Freunden gehört<br />

haben. Das läuft wirklich von ganz alleine.<br />

30 Ausgabe 03


Ehrlicherweise bin ich jetzt etwas überrascht.<br />

Es gab Gerüchte, dass der Erfolg nicht so<br />

durchschlagend sei.<br />

Ich war am Anfang auch sehr skeptisch, ob die<br />

Leute das mitmachen und ob es dann auch<br />

wirklich funktioniert. Aber ich muss ehrlich<br />

sagen: Es funktioniert wunderbar und die Leute<br />

sind zufrieden. Sehr zufrieden sogar.<br />

Also kann man jetzt schon sagen, dass die<br />

bei den Zulassungsstudien unterstellten<br />

Annahmen über positive Effekte auf die Patient*innen<br />

durchaus auch im „echten Leben“<br />

zutreffen. Ich erinnere mich an einen Bericht<br />

meines Kollegen Thorsten, der ganz glücklich<br />

darüber berichtete, erstmals nicht mehr jeden<br />

Tag an seine Infektion erinnert zu werden …<br />

Glaubst du, dass sich der Trend dann noch<br />

verstärken wird?<br />

Ja. Es sind ja auch noch weitere, ähnliche Therapien<br />

in der Entwicklung. Es besteht die Hoffnung,<br />

dass in der Zukunft auch Depotspritzen<br />

oder Depotbehandlungen möglich werden, die<br />

nicht nur alle zwei Monate, sondern vielleicht<br />

halbjährlich oder sogar nur jährlich gegeben<br />

werden müssen.<br />

Bedenken hatten einige, was das Thema Adhärenz<br />

angeht. Also so nach dem Schema ‚wer<br />

es nicht schafft, sich einmal am Tag an die<br />

Tablette zu erinnern, der schafft es erst recht<br />

nicht, alle zwei Monate zum Arzt zu gehen‘.<br />

Wie sind deine Praxiserfahrungen damit?<br />

Die Spritze hat einen recht großen Spielraum.<br />

Ganz regulär ist es völlig okay, jeweils eine Woche<br />

vor oder nach dem Stichtag die Folgespritze<br />

zu bekommen. Und sollte es wirklich einmal<br />

richtig dicke kommen und du schaffst es nicht,<br />

in diesem Zeitraum zu kommen, dann könnte<br />

auch noch bis maximal vier Wochen nach dem<br />

Termin gerade so eine Spritze gegeben werden.<br />

Dann müsste die Folgespritze nur etwas früher<br />

gegeben werden.<br />

Kommt das denn vor?<br />

Im allgemeinen nicht. Es passiert manchmal,<br />

dass ein Termin vergessen wird. Menschen<br />

sind Menschen, das ist völlig normal. Aber es<br />

ist wirklich sehr selten und kann dann auch<br />

noch im besagten Zeitfenster nachgeholt<br />

werden.<br />

Welche Auswirkungen auf das Wohlbefinden<br />

kannst du beobachten im Zuge dieser<br />

Therapieform?<br />

Ich denke, dass diese Form der Therapie Stress<br />

reduziert. Das tägliche sich fragen, „habe ich<br />

heute meine Tablette genommen?“ fällt weg.<br />

Oder der Stress vor Reisen: „Ich fliege morgen,<br />

aber meine Praxis hat zu. Woher bekomme ich<br />

jetzt mein Rezept?“ Wir haben ja hier in der<br />

Praxis einige Patienten, die nun schon eine<br />

ganze Zeit die Spritzen bekommen. Einige<br />

waren zu Beginn vielleicht noch skeptisch, ob<br />

das überhaupt funktioniert, ob die Viruslast<br />

wirklich unter Nachweisgrenze bleibt und so<br />

weiter.<br />

Und ist sie es denn?<br />

Ja. Die Laborwerte sind perfekt. Und das beruhigt<br />

natürlich ungemein und daher kann ich<br />

sicher sagen, dass der Alltagsstress der HIV-<br />

Infektion dadurch wirklich nachhaltig weniger<br />

geworden ist.<br />

Danke dir für das<br />

Gespräch!<br />

Praxis Goldstein<br />

Maaßenstraße 14, 10777 Berlin<br />

www.doctor-goldstein.com<br />

Dr. Gal Goldstein, HIV-Schwerpunktarzt aus dem<br />

Regenbogenkiez Berlin-Schöneberg<br />

31


GESUNDHEIT<br />

advertorial<br />

DU UND DEINE<br />

HIV-THERAPIE:<br />

WIE GUT PASST IHR NOCH<br />

ZUSAMMEN?<br />

Mit der Zeit kann sich vieles ändern –<br />

in deinem Leben, in der Liebe und auch in<br />

deinem Körper. Dabei muss nicht alles, was<br />

schon seit langem gut ist, immer noch das<br />

Beste für dich und deine Bedürfnisse sein.<br />

Das gilt auch für deine HIV-Therapie.<br />

Alles im Fluss<br />

Deine Lebensumstände können sich mit der Zeit<br />

verändern: Was früher einmal das Wichtigste<br />

war, wird zur Nebensache. Neue Bedürfnisse<br />

ersetzen alte Vorlieben. Vielleicht willst du wieder<br />

mehr auf die Piste gehen und auch mal eine<br />

Nacht durchmachen. Oder du hast deinen Schlafrhythmus<br />

sortiert und genießt die Kraft, die du<br />

daraus schöpfst. Deine Therapie sollte möglichst<br />

gut zu deiner aktuellen Situation passen.<br />

Leben und Körper im Wandel<br />

Doch nicht nur deine Lebensumstände können<br />

sich mit der Zeit verändern, sondern auch dein<br />

Körper selbst. Daher ist es immer lohnenswert,<br />

sich die Zeit zu nehmen, um in den<br />

eigenen Körper hineinzuhorchen: Fühlst du<br />

dich in letzter Zeit nicht mehr so gut, fehlt dir<br />

die Energie, um neue Dinge anzustoßen oder<br />

schläfst du schlecht? Dann lass dich dazu<br />

professionell beraten – zum Beispiel bei einer<br />

HIV-Beratungsstelle in deiner Nähe. Solche<br />

Veränderungen können vielfältige Gründe haben.<br />

Einer davon kann zum Beispiel sein, dass<br />

deine Therapie nicht mehr passt. Es könnte<br />

also an der Zeit sein, mit deinem*r Schwerpunktbehandler*in<br />

zu sprechen, ob es möglicherweise<br />

eine passendere Therapie gibt, die<br />

weniger Auswirkungen auf dein psychisches<br />

Wohlbefinden hat und damit zum nachhaltigen<br />

Behandlungserfolg beiträgt.<br />

Mehr dazu erfährst du hier:<br />

32 Ausgabe 03


Foto: Getty Images / Westend61, Agenturfoto mit Model gestellt<br />

Vielleicht nimmst du aufgrund gesundheitlicher<br />

Veränderungen mittlerweile auch<br />

andere Medikamente ein. Deine HIV-Therapie<br />

sollte so robust sein, dass sie nicht nur das<br />

Virus unterdrückt, sondern auch möglichst<br />

wenig Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten<br />

hat. Bleibe am besten regelmäßig<br />

im Gespräch mit deinen Ärzt*innen, vor allem<br />

wenn sich etwas in deinem Leben geändert<br />

hat, du neue Medikamente einnimmst oder du<br />

Veränderungen bemerkst, die deine Gesundheit<br />

betreffen.<br />

Informieren lohnt sich<br />

Höre auf deinen Körper, notiere dir deine<br />

Fragen zu deiner Gesundheit und thematisiere<br />

sie beim nächsten Termin mit deinem*r<br />

Schwerpunktbehandler*in. Frage dort auch<br />

nach, was du dir und deiner Gesundheit Gutes<br />

tun kannst. Jede Menge Tipps, zum Umgang<br />

mit der eigenen Gesundheit, kannst du<br />

dir auch in der Folge „Selfcare – die eigene<br />

Gesundheit im Blick“ vom Podcast Zwei + anhören,<br />

in der die beiden Podcaster André und<br />

Fabian über ihre Erfahrungen mit Selfcare<br />

und Gesundheitsbewusstsein sprechen.<br />

Lass dich von deinem*r Ärzt*in auf den<br />

neuesten Stand bringen: Vielleicht gibt es<br />

mittlerweile schon eine Therapieoption, die<br />

besser zu dir und deiner jetzigen Situation<br />

passt als deine aktuelle Behandlung, sodass<br />

es sinnvoll sein kann, über einen Wechsel<br />

nachzudenken.<br />

Mehr Wissenswertes zum Thema<br />

„Therapiewechsel” erfährst du auf<br />

nochvielvor.de.<br />

33


GESUNDHEIT<br />

infektiologie<br />

ERFAHRUNGSBERICHT<br />

ICH GLAUB,<br />

MICH LAUST DER AFFE<br />

Über MPX („Affenpocken“) wird zurecht viel gesprochen, die Weltgesundheitsorganisation<br />

stuft den Ausbruch inzwischen zur Notlage hoch. Noch immer<br />

warten selbst im reichen Deutschland viel zu viele auf einen Impftermin. Aber wie<br />

geht es eigentlich denen, die die Krankheit durchleiden?<br />

Einer davon, nennen wir ihn Max Musterschwuler,<br />

hat sein Rendezvous mit MPX sehr<br />

eindrücklich und schonungslos dokumentiert.<br />

Die Redaktion weist darauf hin, dass es sich<br />

beim folgenden Text nicht um einen fachlichen<br />

Beitrag, sondern einen subjektiven Erfahrungsbericht<br />

eines MPX-erkrankten Mannes handelt,<br />

dem wir Anonymität zugesichert haben.<br />

Eigentlich war es nur ein Pickel<br />

Auch wenn ich Pelz liebe, so gehört für mich dennoch<br />

an mancher Stelle ein wenig mit dem Rasierer<br />

korrigiert. Wie immer: Da wo rasiert wird,<br />

gibts auch mal Rasierpickel oder eingewachsene<br />

Haare. Man spricht nicht gerne drüber, aber so ist<br />

es halt. Und so habe ich wohl das erste Anzeichen<br />

auch einfach geschmeidig ignoriert. Kleine<br />

34 Ausgabe 03


Rötung, nicht mal ein echtes Püstelchen an einem<br />

Haaransatz. Das ging auch erstmal weg – also kein<br />

Problem. Daten, Sauna oder auch mal eine ausschweifenderen<br />

Fetischveranstaltung. Schwules<br />

Leben, wie es halt so ist. Dann kam dieses lästige<br />

Rasierpickelchen wieder. Es folgten ein paar Nachbarn.<br />

Nichts Wildes. Okay. Lass ich die Gegend mal<br />

ein paar Tage ruhen. Das wird schon wieder.<br />

Eine gigantische Fehleinschätzung<br />

Es entwickelten sich Entzündungsherde, richtig<br />

fies und fett. Mein erster Verdacht war erstmal,<br />

„Mist, Syphilis + X“. Aber die Vehemenz, die<br />

Stärke dieses Ausschlags war ungeheuerlich. Es<br />

brannte, mein Geschlechtsteil fett geschwollen<br />

und ich hatte Schmerzen. Man wollte sich schon<br />

gar nicht mehr anfassen – alles tat weh. Rohes,<br />

inflammatorisches Fleisch. Eines stand fest:<br />

Auf eine ärztliche Meinung im Rahmen meines<br />

Regeltermins zum Check-up konnte DAS nicht<br />

mehr warten. Zum Glück gab es einen Spontantermin.<br />

Der Arzt stellte kühl und trocken fest:<br />

Die Pocken. Ich war bedient.<br />

Was hatte ich eigentlich so getan? Nicht viel,<br />

nur an den Wochenenden, meist privat. Und<br />

irgendwie und überhaupt – das trifft doch nur<br />

dieses Party-Tunten von Gran Canaria, die im<br />

Bunker eher ne Sprengladung als meine Aufmerksamkeit<br />

abbekommen würden. Waren das<br />

nicht gerade mal eine Hand voll Fälle irgendwo<br />

in den Sumpfgebieten von Spree und Rhein? Die<br />

ganze Klischeebox, mit der ich meinesgleichen<br />

gerne so verachtend strafe, fiel in sich zusammen.<br />

Ich war also einer von diesen ominösen,<br />

schmuddeligen 200 Fällen in Deutschland,<br />

wovon die Mehrheit laut Presse in Berlin ist?<br />

Nicht nur das, ich befand mich sogar unter den<br />

ersten zehn, die mein Schwerpunkt-Arzt je gesehen<br />

hatte. What? Na, da fiel ich nicht nur von<br />

meinem ländlichen, moralischen Ross. Nein, der<br />

Gaul hat dann nochmal nachgetreten.<br />

Therapie? Fehlanzeige.<br />

Antiretrovirale Medikamente sind in Europa<br />

noch nicht erhältlich. Also vermachte man<br />

mir zur „symptomatischen Behandlung“ eine<br />

ziemlich unhübsche Salbe (Rivanol) und den<br />

freundlichen Tipp: „Abdecken, nicht anfassen,<br />

Hände waschen und desinfizieren, sonst verteilst<br />

du die Dinger auch noch.“ Andere Tipps<br />

und Hilfen? Woher denn?! Außer den üblichen<br />

Käsemeldungen der Tagespresse konnte mir<br />

nur Wikipedia ein wenig helfen. Ich vermachte<br />

mir dann erstmal in Eigentherapie ein Antibiotikum.<br />

Glauben wollt ich das mit den Pocken<br />

nicht so ganz und gegen die Entzündungen<br />

sollte das wenigstens helfen. Die Verträglichkeit<br />

war mäßig, der Effekt tendierte gegen Null.<br />

Pech gehabt. Vielleicht hatte der Arzt ja doch<br />

recht. Aus den vulkanähnlichen Gebilden rund<br />

um meinen Penis entwickelten sich binnen zwei<br />

Tagen mit Salbe und Verband regelrechte Krater<br />

– etwa fingernagelgroße, flächige, schwarze,<br />

tiefe Wunden, die immer noch nässten und<br />

höllisch wehtaten.<br />

„Die ganze Klischeebox, mit<br />

der ich meinesgleichen gerne<br />

so verachtend strafe, fiel<br />

in sich zusammen.“<br />

Kofferraum und Werkzeugkiste<br />

Für das Wundmanagement wusste ich mir nur<br />

noch mit dem Verbandskasten aus dem Auto zu<br />

helfen. Wundauflagen, Verbandsmaterial und<br />

Panzertape statt Pflaster zum Zusammenheften<br />

der Mullbinden fand sich in der Heimwerkerschublade.<br />

Ich erinnerte mich auch noch<br />

an dunkel an Creme mit Betäubungsmittel.<br />

Emla, eigentlich für bzw. gegen Hämorrhoidenschmerz.<br />

Aber die Apotheke meinte: „Anaesthesin<br />

Salbe? Die ist schon seit Jahren vom Markt<br />

verschwunden“. Restbestände an Novalgintropfen<br />

und frische Paracetamol halfen mir über<br />

die erste Woche. Ibuprofen brachte mir so gut<br />

wie gar nichts. Auch das bisschen Fieber und<br />

der Nebel im Kopf verschwanden nach gut einer<br />

Woche wieder. Dafür bildeten sich nach und<br />

nach überall am Körper Wasserbläschen bzw.<br />

35


GESUNDHEIT<br />

infektiologie<br />

Kopfschmerzen<br />

MPX - SYMPTOME<br />

geschwollene Lymphknoten<br />

Fieber<br />

Erschöpfung<br />

Rückenschmerzen<br />

Schüttelfrost<br />

Muskelschmerzen<br />

Ausschlag<br />

Grafik: vecteezy.com<br />

Quaddeln. Mal größer, mal kleiner, fast wie fiese<br />

kleine Mückenstiche, denn die Biester fingen<br />

auch noch an zu jucken wie Hölle. Mir tat also<br />

nicht nur alles unter der Gürtellinie weh. Nein, die<br />

„Banane“ sah auch noch aus, als hätte mich der<br />

Affe dort tatsächlich heftigst gebissen! Und der<br />

Rest meines astralen, leicht übergewichtigen<br />

Körpers schrie nach, „Los kratz mich“. Diesem<br />

Drang zu widerstehen – gar nicht so leicht. Ich<br />

erinnerte mich dunkel an die Windpocken meiner<br />

Kindheit – auch so ein übles Jucken.<br />

Zwischenfazit<br />

Einen Auto-Verbandskasten für die Wundversorgung<br />

durchgejagt, eine Packung Paracetamol<br />

und Doxi vernichtet, eine halbe Flasche Novalgin<br />

getrunken und vom Rivanol war auch nicht mehr<br />

allzu viel übrig, als ich begann, mich der diversen<br />

Hausmittelchen zu erinnern. Das Erste, was mir<br />

wirklich Linderung verschaffte, war der gute alte<br />

Honig. Medizinischer Honig, dünn aufgetragen,<br />

sorgte über Nacht für ein Stoppen des Wundnässens.<br />

Der Schmerz ließ auch deutlich nach. Salbeitee<br />

– super lange durchgezogen war er zwar<br />

etwas bitter im Geschmack, aber das Jucken<br />

ging deutlich zurück. Es bildeten sich auch keine<br />

neuen Quaddeln mehr.<br />

Nun rücken die härteren Geschütze der Hausapotheke<br />

in den Fokus:<br />

Echinacea – Der Sonnenhut kurbelt das<br />

Immunsystem an. T-Helfer und Fresszellen<br />

sind gern gesehen, auch wenn das Zeug für<br />

einen HiV-Patienten unter ART nicht die erste<br />

Wahl sein sollte<br />

Umckaloabo – Pelargonien sehen nicht nur<br />

toll aus, diese südafrikanische Gattung<br />

kurbelt angeblich die Interferonproduktion<br />

ein wenig an<br />

Cistus – Die Zistrose hat unmittelbare keimund<br />

pilzhemmende Eigenschaften<br />

Ich will keine Schleichwerbung machen und<br />

ich bin auch kein Arzt oder Apotheker. Es ist<br />

mir einfach ein Anliegen, anderen Betroffenen<br />

zumindest ein wenig unter die Arme zu greifen.<br />

Bei einer Krankheit, bei der außer Verbinden,<br />

Pflastern, Abwarten und Teetrinken anscheinend<br />

nichts zu machen ist, hoffe ich, dass mich<br />

diese Helferchen schnell(er) über den Rest<br />

des Berges bringen. Denn ich stand bzw. stehe<br />

gefühlt doch irgendwie unbe- und ungeholfen in<br />

einer ziemlich dummen Situation da.<br />

36 Ausgabe 03


In Berlin gibt es momentan einen großen MPX-Ausbruch, der vor allem Männer betrifft,<br />

die Sex mit Männern haben. MPX steht für Monkeypox (Affenpocken) und ist eine Viruserkrankung,<br />

die über engen Kontakt übertragen wird. Informiere Dich hier über Dein<br />

Risiko und darüber, wie Du Dich schützen kannst.<br />

There is currently a large MPX outbreak in Berlin, which mainly affects men who have<br />

sex with men. MPX stands for Monkeypox and is a viral disease that is transmitted<br />

through close contact. Find out here about your risk and how you<br />

can protect yourself.<br />

Landesamt<br />

für Gesundheit und Soziales


GESUNDHEIT<br />

advertorial<br />

HÄUFIGER ALS AFFEN-<br />

POCKEN UND ÄUSSERST<br />

SCHMERZHAFT:<br />

GÜRTEL-<br />

ROSE<br />

NP-DE-HZX-ADVR-<strong>22</strong>0081; 08/<strong>22</strong><br />

Stechend, brennend, glühend<br />

oder reißend – so beschreiben<br />

Gürtelrose-Patienten oftmals<br />

ihre Schmerzen, die wochen-,<br />

monate- oder sogar jahrelang<br />

anhalten können. Den Erreger der<br />

schmerzhaften Infektionskrankheit<br />

tragen viele bereits seit<br />

Kindheitstagen in sich.<br />

Gürtelrose kann jeden treffen, der in der Vergangenheit<br />

schon einmal Windpocken hatte.<br />

Denn das verursachende Varizella-Zoster-Virus<br />

verbleibt nach einer überstandenen Infektion<br />

im Körper und kann Jahrzehnte später wieder<br />

ausbrechen – diesmal als Gürtelrose. Grund dafür<br />

ist ein geschwächtes Immunsystem, das bedingt<br />

durch Alter, Stress oder Krankheit die Viren nicht<br />

mehr in Schach halten kann.<br />

Schmerz, der unter die Haut geht<br />

Was nun folgt sind Symptome wie Abgeschlagenheit,<br />

Fieber und Unwohlsein – meist begleitet von<br />

einem schmerzenden und juckenden Hautausschlag,<br />

der sich gürtelförmig um den Körper legt.<br />

Dabei handelt es sich um entzündete Nervenenden,<br />

die einen brennenden, stechenden oder schneidenden<br />

Schmerz unter der Haut verursachen. Bei etwa<br />

30 Prozent der Betroffenen hält dieser Schmerz<br />

auch noch an, nachdem die sichtbaren Symptome<br />

verschwunden sind. Diese sogenannte Post-Zoster-<br />

Neuralgie kann wochen-, monate- oder gar jahrelang<br />

das Leben der Betroffenen stark einschränken.<br />

Dabei werden die Nerven irreversibel geschädigt,<br />

sodass ein Leben ohne begleitende Schmerztherapie<br />

oft nicht mehr möglich ist.<br />

Unnötiges Leid vermeiden<br />

Damit es erst gar nicht zu einer Gürtelrose und<br />

den damit einhergehenden starken Schmerzen<br />

kommt, empfiehlt die Ständige Impfkommission<br />

(STIKO) allen Personen ab 60 Jahren eine<br />

Impfung gegen Gürtelrose. Allen Menschen<br />

mit Grunderkrankungen, wie etwa HIV, COPD,<br />

Asthma oder Diabetes, wird die Impfung bereits<br />

ab 50 Jahren empfohlen. Kompetente Beratung<br />

gibt es dazu beim Hausarzt. Denn eine Gürtelrose<br />

und die schmerzenden Folgeschäden sind<br />

meist ein vermeidbares Leid.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.impfen.de/guertelrose<br />

38 Ausgabe 03


Ihr Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />

STI, Hepatitis, HIV, PrEP und PEP – wir sind gerne für Sie da!<br />

Sie möchten sich präventivmedizinisch beraten und untersuchen lassen<br />

oder hatten einen möglichen Kontakt mit Erregern?<br />

Vereinbaren Sie gerne einen Termin bei uns. Über unser Studienzentrum haben<br />

Sie zudem die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen und so<br />

aktiv an der medizinischen Forschung mitzuwirken und von ihr zu profitieren.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Farbe: Pantone 540 C<br />

Prävention<br />

Beratung<br />

Diagnostik<br />

Farbe: weiss, negativ ausgespart<br />

Therapie<br />

Farbe: Pantone 300 C<br />

Interdisziplinäres HIV Zentrum IZAR<br />

schwarz<br />

Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München<br />

Farbe: Pantone<br />

Ismaninger Straße <strong>22</strong>, 81675 München<br />

E-Mail: IZAR@mri.tum.de, INTERDISZIPLINÄRES Telefon: 089 / 4140 - 2451<br />

HIV ZENTRUM<br />

www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar<br />

AM KLINIKUM<br />

RECHTS DER ISAR


GESUNDHEIT<br />

onkologie<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

STUDIE<br />

KUHMILCH ERHÖHT DAS<br />

RISIKO FÜR PROSTATAKREBS<br />

Grafik: pikisuperstar/freepik & DALL.E<br />

Die gute alte Milch, sie gehört zu den umstrittensten Lebensmitteln. Denn<br />

immer mehr Studien liefern Hinweise darauf, dass starker Milchkonsum<br />

insbesondere bei Erwachsenen schädlich sein soll. Eine aktuelle Studie zeigt<br />

nun, dass Kuhmilch bei Männern sogar das Risiko für Prostatakrebs erhöht.<br />

Jahrzehntelang galt der Verzehr von Kuhmilch als<br />

besonders gesund. Man erinnere sich nur an weltweite<br />

Werbekampagnen der Milchindustrie, die<br />

Prominente wie David Beckham mit einem Milchbart<br />

zeigte. Oder den deutschen Werbespruch<br />

„Die Milch macht’s!“. Doch Experten warnen, dass<br />

insbesondere frische Milch bei Erwachsenen das<br />

Wachstum von Tumorzellen fördern kann. Nun<br />

bestätigt eine weitere Studie, dass Männer, die regelmäßig<br />

viel Milch trinken, ein deutlich erhöhtes<br />

Risiko für Prostatakrebs haben.<br />

Prostatakrebs ist häufigste<br />

Krebserkrankung bei Männern<br />

Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr<br />

40 Ausgabe 03


über 70.000 Männer an Prostatakrebs. Damit<br />

ist es die häufigste Krebsart bei Männern.<br />

Umso wichtiger ist es, die Ursachen dafür zu<br />

ergründen und wenn möglich zu beseitigen.<br />

Wie sich jetzt herausstellte, ist wohl der Verzehr<br />

von Milch ein wichtiger Faktor. Das haben<br />

amerikanische Wissenschaftler von der „Loma<br />

Linda University Health“ in einer großen Langzeitstudie<br />

belegt, wie das „American Journal of<br />

Clinical Nutrition“ berichtet.<br />

In der Studie, die 20<strong>22</strong> veröffentlicht wurde,<br />

hat man mehr als 28.000 Amerikaner und<br />

Kanadier über einen Zeitraum von rund acht<br />

Jahren beobachtet. Dabei wurde insbesondere<br />

der Milchkonsum der Probanden unter die<br />

Lupe genommen. Interessanterweise hatte<br />

zu Beginn der Studie keiner der Teilnehmer<br />

eine Krebserkrankung. Am Ende des Beobachtungszeitraums<br />

von etwa acht Jahren wurde<br />

hingegen bei 1.254 Probanden Prostatakrebs<br />

diagnostiziert.<br />

Ein großes Glas Milch täglich<br />

erhöht das Risiko für Prostatakrebs<br />

um 25 Prozent<br />

Die Auswertung der Daten ergab, dass Männer,<br />

die täglich 400 ml oder mehr Milch verzehrten,<br />

ein um 25 Prozent höheres Risiko hatten, an<br />

Prostatakrebs zu erkranken im Vergleich zu<br />

Männern, die weniger als 20 ml Pro Tag zu sich<br />

nahmen. Wer sich beispielsweise täglich einen<br />

oder mehrere Proteinshakes mit Kuhmilch<br />

zubereitet, hat laut dieser Studie ein deutlich<br />

erhöhtes Prostatakrebs-Risiko. Wichtig zu<br />

wissen: Der Risikoanstieg ist nicht linear. Das<br />

heißt, bis zu einem Verzehr von 150 ml pro Tag<br />

steigt die Risikokurve stark an. Darüber hinaus<br />

nimmt das Risiko mit höherem Milchkonsum<br />

nicht mehr so stark zu.<br />

„Der größte Teil des kontinuierlichen Risikoanstiegs<br />

ist bei 150 Gramm erreicht, also etwa<br />

zwei Dritteln einer Tasse Milch pro Tag“, erklärt<br />

Studienleiter Professor Gary Fraser von der<br />

Loma Linda University Health. „Es ist fast so,<br />

als ob ein biologischer oder biochemischer<br />

Prozess bei etwa zwei Dritteln einer Tasse<br />

Milch pro Tag gesättigt wäre“, kommentiert er<br />

die Forschungsergebnisse.<br />

Je weniger Milch, desto besser<br />

Weil das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken,<br />

bei einem Verzehr von bis zu 150 ml<br />

täglich am stärksten ansteigt, empfehlen die<br />

Wissenschaftler, so wenig Milch wie möglich zu<br />

trinken. Zumindest nicht mehr als 20 ml täglich.<br />

Bereits ein Cappuccino enthält schon 60<br />

bis 100 ml Milch. Weiterer Tipp der Forscher:<br />

Männer, die im nahen familiären Umfeld Fälle<br />

von Prostatakrebs haben, sollten am besten<br />

komplett auf Milch verzichten. „Wenn Sie der<br />

Meinung sind, dass Sie einem überdurchschnittlichen<br />

Risiko ausgesetzt sind, sollten<br />

Sie Milchalternativen aus Soja, Hafer, Cashewnüssen<br />

und anderen pflanzlichen Rohstoffen<br />

in Betracht ziehen“, empfiehlt der verantwortliche<br />

Wissenschaftler Prof. Fraser.<br />

Käse, Joghurt und pflanzliches<br />

Kalzium sind unbedenklich<br />

Immerhin gibt es eine gute Nachrichte für<br />

Käseliebhaber. So haben die Forscher keinen<br />

Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und<br />

dem Verzehr von Milchprodukten wie Käse und<br />

Joghurt gefunden. Als Grund wird vermutet,<br />

dass jene Bakterien, die zur Herstellung von<br />

fermentierten Milchprodukten verwendet<br />

werden, die schädlichen Hormone abbauen.<br />

Auch die Einnahme von Kalzium aus pflanzlichen<br />

Quellen hatte keine risikosteigernde<br />

Wirkung auf die Probanden.<br />

Wie die Studie belegt, können Männer deutlich<br />

ihr Risiko für Prostatakrebs senken, indem sie<br />

vor allem tierische Milch aus ihrem Speiseplan<br />

streichen. Fermentierte Milchprodukte wie<br />

Käse, Yoghurt und Quark können hingegen<br />

weiterhin genossen werden.<br />

41


GESUNDHEIT<br />

onkologie<br />

FORSCHUNG<br />

Foto: freepik.com<br />

FRÜHERKENNUNG VON<br />

BAUCHSPEICHEL-<br />

DRÜSENKREBS<br />

Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den gefährlichsten Erkrankungen,<br />

weil er sich nur schwer diagnostizieren lässt. Wird er nicht frühzeitig erkannt,<br />

ist er im fortgeschrittenen Stadium unheilbar. Forscher haben eine<br />

Testmethode gefunden, die viele Menschenleben retten könnte.<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

Bauchspeicheldrüsenkrebs wird unter<br />

Medizinern auch Pankreaskarzinom genannt.<br />

Neben Lungen- und Leberkrebs gehört er zu<br />

den drei aggressivsten Krebsarten und ist<br />

besonders gefürchtet, weil er in der Regel<br />

erst spät erkannt wird. Das liegt vor allem an<br />

seinen unspezifischen Symptomen. Laut der<br />

Deutschen Krebsgesellschaft gehören dazu Gewichtsverlust<br />

(bei 90 Prozent der Betroffenen),<br />

Schmerzen im Bauchbereich oder im Rücken<br />

(80 Prozent), Gelbsucht (70 Prozent), Appetitverlust<br />

und Übelkeit (40 bis 50 Prozent), neu<br />

aufgetretener Diabetes mellitus (15 Prozent)<br />

und Erbrechen (15 Prozent).<br />

Obwohl Bauchspeicheldrüsenkrebs in nur<br />

zwei bis drei Prozent aller Krebserkrankungen<br />

vorkommt, sind es allein in Deutschland immer<br />

42 Ausgabe 03


noch etwa 16.000 Fälle pro Jahr. Wird er spät<br />

diagnostiziert, sind die Überlebenschancen<br />

selbst nach einer Operation gering.<br />

Welche Funktion hat die<br />

Bauchspeicheldrüse?<br />

Die Bauchspeicheldrüse liegt tief im Bauchbereich<br />

zwischen anderen Organen und lässt<br />

sich deswegen von außen nicht ertasten. Sie<br />

produziert sowohl Verdauungssäfte, die in den<br />

Zwölffingerdarm abfließen, als auch Insulin<br />

und Glukagon, die als Hormone direkt ins Blut<br />

zur Regulierung des Zuckerspiegels abgegeben<br />

werden. Ein Geschwür kann nicht nur den<br />

Bauchspeicheldrüsengang, sondern auch den<br />

Gallengang zum Zwölffingerdarm verstopfen.<br />

Dadurch staut sich die Galle im Blut und kann so<br />

eine Gelbsucht hervorrufen. Auch diese gilt als<br />

Indikator für Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />

Zulassung internationaler Gesundheitsbehörden<br />

erhalten. Dabei sind die vom Unternehmen<br />

veröffentlichten Daten eindrucksvoll: So soll der<br />

„IMMray PanCan-d“-Test in 89 Prozent aller Proben<br />

Bauchspeicheldrüsenkrebs in den frühen<br />

Stadien 1 und 2 erkennen.<br />

Nur in einem Prozent der untersuchten Fälle<br />

ist der Test „falsch positiv“. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass der Test eine Zulassung erhält und weltweit<br />

dabei hilft, Menschenleben zu retten.<br />

Pankreas<br />

Um die Bauchspeicheldrüse auf ein mögliches<br />

Karzinom hin zu untersuchen, werden<br />

normalerweise ein Bluttest, eine Ultraschalluntersuchung<br />

und eine Computertomografie<br />

vorgenommen. Am zuverlässigsten ist bislang<br />

die endoskopische Sonografie, also eine Ultraschalluntersuchung<br />

im Mageninneren.<br />

Früherkennung kann Leben retten<br />

Wissenschaftler aus Schweden, Dänemark und<br />

den USA haben nun einen Bluttest entwickelt,<br />

der den Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem<br />

sehr frühen Stadium erkennen kann. Anhand<br />

von neun ausgewählten Biomarkern war es den<br />

Wissenschaftlern möglich, an Hunderten von<br />

Probanden in Skandinavien und den USA die<br />

Entstehung des Tumors mit einer hohen Genauigkeit<br />

in den Stadien 1 und 2 zu entdecken.<br />

Bei dieser rechtzeitigen Früherkennung ist ein<br />

operativer Eingriff mit guten Heilungschancen<br />

verbunden.<br />

Unter der Bezeichnung „IMMray PanCan-d“<br />

wird der Test ausschließlich in einem Labor des<br />

Unternehmens „Immunovia“ in den USA angeboten.<br />

Bislang hat der Test noch keine offizielle<br />

Grafik: macrovector / freepik.com<br />

43


GESUNDHEIT<br />

endokrinologie<br />

Foto: Armin Rimoldi / pexels.com<br />

GYNÄKOMASTIE<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

WIE ES ZU DER WEIBLICH ANMUTENDEN<br />

MÄNNERBRUST KOMMT<br />

Gynäkomastie ist ein weitverbreitetes Phänomen. Es tritt auf, wenn<br />

sich die Brustdrüsen beim Mann vergrößern. Die Gründe dafür sind<br />

vielfältig. In jedem Fall erzeugt es aber bei den Betroffenen einen<br />

hohen psychischen Leidensdruck. In letzter Instanz kann ein chirurgischer<br />

Eingriff Abhilfe schaffen.<br />

44 Ausgabe 03


Eine gut definierte Männerbrust gehört zum<br />

optischen Idealbild eines Mannes. Michelangelos<br />

David-Statue macht es uns schon seit<br />

Jahrhunderten vor. Kein Wunder, dass Bankdrücken<br />

und Liegestütze zu den populärsten<br />

Kraftübungen unter Männern zählen. Schließlich<br />

gilt eine muskulöse Brust auch als ein<br />

Zeichen von Stärke. Umso mehr leiden Männer<br />

darunter, wenn ihre Brust zwar wächst, dabei<br />

aber eine weiblich anmutende Form annimmt.<br />

Man spricht in diesem Fall von Gynäkomastie,<br />

also einer Verweiblichung der Männerbrust.<br />

Veränderungen im Hormonhaushalt<br />

Gynäkomastie ist ein Zeichen dafür, dass<br />

es ein Missverhältnis zwischen Östrogen<br />

und Testosteron im Hormonhaushalt des<br />

Körpers gibt. Ein Überschuss des weiblichen<br />

Geschlechtshormons führt beim Mann zum<br />

Wachstum der Brustdrüse und des umliegenden<br />

Gewebes, was in der Ausprägung einer<br />

weiblich anmutenden Brust resultiert. Ist das<br />

Gewebe gutartig, handelt es sich nicht um eine<br />

Krankheit, sondern lediglich um ein verändertes<br />

Erscheinungsbild.<br />

Die Vergrößerung der Brustdrüse kommt besonders<br />

häufig in drei verschiedenen Lebensphasen<br />

vor: im Säuglingsalter, in der Pubertät<br />

und ab dem 50. Lebensjahr. Bei den meisten<br />

Säuglingen bildet sich die vergrößerte Brust<br />

innerhalb von wenigen Wochen zurück. Auch<br />

bei Teenagern, die aufgrund von hormonellen<br />

Schwankungen oft betroffen sind, bildet sie<br />

sich meist innerhalb von ein bis zwei Jahren<br />

zurück. Geschieht dies nicht, besteht die<br />

Gefahr, dass die Gynäkomastie sich bereits im<br />

jungen Alter manifestiert und für immer bleibt.<br />

Auch Männer über 50 entwickeln häufig eine<br />

weiblich anmutende Brust. Denn durch den kontinuierlich<br />

sinkenden Testosteronspiegel verändert<br />

sich der Hormonhaushalt zugunsten von<br />

Östrogen. Wenn hier nicht gegengesteuert wird,<br />

bleibt die Brustdrüsenvergrößerung dauerhaft.<br />

Pseudogynäkomastie<br />

Irrtümlicherweise wird oft angenommen,<br />

dass vor allem übergewichtige Männer von<br />

einer Gynäkomastie betroffen sind. Doch das<br />

ist schlicht falsch. Bei Übergewichtigen, die<br />

aufgrund von Fetteinlagerung eine größere<br />

Brust entwickeln, spricht man von sogenannter<br />

Pseudogynäkomastie, auch Lipomastie<br />

genannt. Dabei wird wie an anderen Stellen<br />

des Körpers auch im Brustbereich Fettgewebe<br />

gespeichert, die Brustdrüse selbst<br />

wächst jedoch nicht. Ob es sich um eine echte<br />

Gynäkomastie oder eine Pseudogynäkomastie<br />

handelt, kann am besten ein Arzt feststellen.<br />

Normales männliches<br />

Brustgewebe<br />

Gynäkomastie<br />

Grafik: rumruay / stock.adobe.com<br />

FETT<br />

MUSKEL<br />

MUSKEL<br />

DRÜSEN-<br />

GEWEBE<br />

FETT<br />

45


GESUNDHEIT<br />

endokrinologie<br />

SELBSTTEST ZUM ERTASTEN<br />

DES BRUSTGEWEBES<br />

Platzieren Sie Ihren Daumen und Zeigefinger<br />

großzügig um die Brustwarze herum.<br />

Versuchen Sie die beiden Finger von den<br />

gegenüberliegenden Seiten der Brustwarze<br />

aus zusammenzuführen. Wenn es sich<br />

um eine Pseudogynäkomastie handelt,<br />

können Sie Daumen und Zeigefinger problemlos<br />

und ohne großen Widerstand bis<br />

zur Brustwarze zusammenführen. Liegt<br />

eine Gynäkomastie vor, steht ein härteres<br />

Gewebe um die Brustwarze herum im Weg.<br />

Dadurch wird das Zusammenführen von<br />

Daumen und Zeigefinger verhindert.<br />

Vielfältige Ursachen<br />

Experten unterscheiden zwischen den Gründen<br />

für eine Pseudogynäkomastie und jenen für<br />

eine echte Gynäkomastie. Für die Erste ist meist<br />

Fetteinlagerung durch Übergewicht verantwortlich.<br />

Bei der Zweiten sind Veränderungen im<br />

Hormonhaushalt ursächlich. Dabei entsteht ein<br />

Ungleichgewicht zwischen dem weiblichen Geschlechtshormon<br />

Östrogen und dem männlichen<br />

Sexualhormon Testosteron. Es gibt verschiedene<br />

Faktoren, die den Hormonhaushalt beeinflussen<br />

und verändern können.<br />

In den meisten Fällen sind es Medikamente,<br />

die hier Einfluss nehmen.<br />

Ernährung und Kosmetika spielen eine Rolle.<br />

Anabolika, die unter Hobbysportlern immer<br />

populärer werden, greifen direkt in den Hormonhaushalt<br />

ein.<br />

Hoher Alkohol- und Marihuana-Konsum kann<br />

sich negativ auch auf das unerwünschte<br />

Brustwachstum auswirken.<br />

In einigen Fällen ist es eine genetische Veranlagung,<br />

die zu einem Ungleichgewicht der<br />

Hormone führt.<br />

Auch eine Krebserkrankung kann für das<br />

Brustgewebewachstum verantwortlich sein.<br />

i<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

Zunächst muss ein Arzt feststellen, ob es sich<br />

um eine echte Gynäkomastie handelt. Hierzu<br />

zählt nicht nur das Abtasten der Brust, sondern<br />

auch eine Untersuchung des Hormonspiegels.<br />

Denn im Fall von Pseudogynäkomastie kann<br />

womöglich schon eine Gewichtsreduktion beim<br />

Betroffenen für die Verkleinerung der Brust<br />

sorgen. Dies funktioniert leider nicht bei echter<br />

Gynäkomastie, denn das Brustdrüsengewebe<br />

kann nicht verstoffwechselt werden.<br />

Im nächsten Schritt sollte der Arzt herausfinden,<br />

was zu der Gynäkomastie geführt hat. Im Fall von<br />

Medikamenten, Anabolika und Drogen hilft oft<br />

schon das Absetzen der Auslöser für eine Selbstregulierung<br />

des Hormonhaushalts. Auch mit gesunder<br />

und ausgewogener Ernährung lässt sich<br />

das Hormongleichgewicht positiv beeinflussen.<br />

Doch nicht immer lässt sich die Ursache für eine<br />

Gynäkomastie ausmachen, wenn sie beispielsweise<br />

schon Jahre zurückliegt.<br />

Chirurgie als letzter Ausweg<br />

Wenn es sich um eine gutartige Brustdrüsenvergrößerung<br />

handelt, bedarf es keiner Entfernung<br />

des Gewebes. Dennoch wünschen sich das<br />

viele Männer, weil sie psychisch leiden. Wenn<br />

sich medikamentös oder mit einer Hormontherapie<br />

das Problem nicht beheben lässt, ist<br />

eine OP der letzte Schritt, um die Gynäkomastie<br />

zu beseitigen. Die Kosten für den chirurgischen<br />

Eingriff bei einer echten Gynäkomastie werden<br />

oft von den Krankenkassen übernommen. Diese<br />

liegen bei rund 3500 bis 5000 Euro, je nachdem,<br />

wie umfangreich die OP ausfällt. Da es sich bei<br />

der Pseudogynäkomastie nur um eine Fetteinlagerung<br />

infolge von Übergewicht handelt,<br />

müssen hierbei die Kosten für eine lokale<br />

Fettabsaugung privat übernommen werden.<br />

Weil dieser Eingriff in der Regel kleiner ausfällt,<br />

reduzieren sich die Kosten auf etwa 2500 bis<br />

3000 Euro. In jedem Fall ist es wichtig, sich<br />

einem ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet<br />

anzuvertrauen, damit nach der OP keine dellige<br />

Brust oder große Narben zurückbleiben.<br />

46 Ausgabe 03


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GESUNDHEIT<br />

endokrinologie<br />

GESCHLECHTSANGLEICHENDE<br />

HORMONTHERAPIE<br />

FÜR TRANS*PERSONEN<br />

Foto: jigsawstocker / freepik<br />

Der Weg zu einer Geschlechtsangleichung ist in der Regel lang und<br />

beschwerlich. Nach einer umfassenden interdisziplinären Begleitung<br />

inklusive psychotherapeutischer Betreuung und psychosozialer<br />

Einschätzung erfolgt die Therapie mit kontrasexuellen Hormonen.<br />

Aufgrund des erheblichen Eingriffs in den Hormonhaushalt ist die<br />

Hormontherapie oftmals mit belastenden und unangenehmen Nebenwirkungen<br />

verbunden. Der Beginn der Hormoneinnahme ist identitätsstiftend<br />

und gleichermaßen der Beginn in ein „neues“ Leben.<br />

48 Ausgabe 03


Geschlechtsinkongruenz – gefangen im<br />

„falschen“ Körper<br />

Das Gefühl, im „falschen“ Körper gefangen zu<br />

sein, ist für die betroffenen Personen meist<br />

mit einem massiven Leidensdruck verbunden,<br />

der sich in alle Lebensbereiche ausweiten<br />

kann. Die Diskrepanz zwischen biologischem<br />

Ursprungsgeschlecht und empfundener<br />

Geschlechtszugehörigkeit wird heute als<br />

Geschlechtsinkongruenz bezeichnet. Leidet<br />

eine Person dauerhaft unter dieser Diskrepanz<br />

und der häufig als falsch empfundenen<br />

Wahrnehmung des eigenen Geschlechts durch<br />

andere, wird von einer Geschlechtsdysphorie<br />

(GD) gesprochen.<br />

Für manche reduziert sich der Leidensdruck<br />

schon, wenn sie in einer frei gewählten<br />

Geschlechterrolle leben können. Bei einem Teil<br />

der Betroffenen tritt der Wunsch nach einer<br />

körperlichen Geschlechtsangleichung auf. Entsprechende<br />

Behandlungen wie die Hormontherapie<br />

oder chirurgische Eingriffe ermöglichen<br />

es heutzutage, den eigenen Körper so weit<br />

wie möglich an das gewünschte Geschlecht<br />

anzupassen. Die Hormontherapie ist dabei<br />

einer der wichtigsten Schritte. Die Therapie<br />

mit kontrasexuellen Hormonen wird von den<br />

Trans*Patient:innen oftmals als befreiend und<br />

identitätsstiftend empfunden.<br />

Die geschlechtsangleichende<br />

Hormontherapie<br />

Diagnostik und Therapie einer Geschlechtsinkongruenz<br />

sollten immer interdisziplinär erfolgen.<br />

Neben einer entsprechenden Begleitung<br />

und Begutachtung durch Psychiater:innen oder<br />

Psychotherapeut:innen, ist vor allem zu Beginn<br />

der Hormontherapie eine engmaschige ärztliche<br />

Betreuung durch eine:n Endokrinolog:in,<br />

Gynäkolog:in oder Urolog:in erforderlich. Diese:r<br />

sollte ebenso wie die psychologische Betreuung<br />

Erfahrungen auf dem Gebiet der Transidentität<br />

haben. Da die Hormone in der Regel mitunter<br />

ein Leben lang eingenommen werden, sind<br />

klinische und labormedizinische Verlaufskontrollen<br />

sowie gynäkologische und urologische<br />

Früherkennungsuntersuchungen dauerhaft<br />

notwendig.<br />

Die Therapie mit kontrasexuellen Hormonen<br />

wird immer individuell gestaltet, je nach<br />

Wunsch der Patient:innen, Gesundheitszustand,<br />

Risiko und Nutzen der Medikamente sowie der<br />

sozialen und wirtschaftlichen Situation. Vor<br />

dem eigentlichen Therapiebeginn findet neben<br />

ausführlichen Informations- und Beratungsgesprächen<br />

ein sogenanntes prätherapeutisches<br />

Risikoscreening statt, bei dem anhand einer<br />

ausführlichen Familien- und Eigenanamnese,<br />

einer körperlichen Untersuchung sowie einer<br />

Blutuntersuchung geprüft wird, ob die Behandlung<br />

mit Hormonen gesundheitlich unbedenklich<br />

ist. Zu den möglichen Kontraindikationen<br />

einer Hormontherapie zählen unter anderem<br />

schwere thrombembolische Vorerkrankungen,<br />

hormonsensible Tumore und unkontrollierte<br />

chronische Vorerkrankungen wie Epilepsie oder<br />

arterielle Hypertonie.<br />

Eine geschlechtsangleichende Hormontherapie<br />

(GAHT) führt in der Regel zu deutlichen,<br />

teilweise unwiderruflichen körperlichen<br />

Veränderungen. Durch den massiven Eingriff<br />

in den Hormonhaushalt besteht außerdem ein<br />

nicht unerhebliches Risiko für unerwünschte<br />

Nebenwirkungen. Vor der Entscheidung für eine<br />

derartige Therapie sollten sich die Trans*Patient:innen<br />

deshalb sehr viel Zeit nehmen und<br />

alle Schritte, Vorteile und Risiken sorgfältig<br />

überlegen. Selbsthilfegruppen bieten hier<br />

die Möglichkeit, sich auszutauschen und mit<br />

anderen Trans*Personen persönlich zu reden.<br />

Auch eine Trans*Beratungsstelle kann neben<br />

den betreuenden Psychotherapeut:innen und<br />

Ärzt:innen wertvolle Unterstützung leisten.<br />

Voraussetzungen für die geschlechtsangleichende<br />

Hormontherapie<br />

Voraussetzung für die Hormontherapie ist immer<br />

eine vorangehende psychotherapeutische<br />

Betreuung sowie eine psychosoziale Einschät-<br />

49


GESUNDHEIT<br />

endokrinologie<br />

Foto: freepik<br />

zung und Diagnosestellung durch eine:n Therapeut:in<br />

oder Psychiater:in. Bei entsprechenden<br />

ärztlichen und therapeutischen Nachweisen<br />

übernehmen die Krankenkassen grundsätzlich<br />

die Kosten für die geschlechtsangleichend<br />

Hormonbehandlung, die begleitende Psychotherapie<br />

sowie entsprechende Operationen.<br />

Die World Professional Association for Transgender<br />

Health (WPATH) nennt folgende Kriterien<br />

für eine Hormontherapie:<br />

1. Anhaltende und gut dokumentierte<br />

Geschlechtsdysphorie<br />

2. Fähigkeit, eine voll informierte Entscheidung<br />

zu treffen und der Therapie<br />

zuzustimmen<br />

3. Volljährigkeit<br />

4. Liegen signifikante medizinische oder<br />

psychische Probleme vor, müssen diese in<br />

ausreichendem Maß kontrolliert sein.<br />

Hormontherapie für Transmänner<br />

Basis für die Geschlechtsangleichung bei<br />

Frau-zu-Mann transidenten Personen ist die<br />

Testosterontherapie. Das Testosteron-Präparat<br />

wird dabei in einen Muskel injiziert oder mit Gel<br />

bzw. Pflaster über die Haut appliziert. Ziel ist es,<br />

einen dauerhaften Testosteronspiegel im Blut<br />

TRANSITION<br />

Transition bedeutet „Übergang“ und bezeichnet den Prozess der körperlichen, sozialen und/<br />

oder rechtlichen Geschlechtsangleichung. In der Zeit des Übergangs geht jede Trans:Person<br />

ihren individuellen Weg, um sich äußerlich und/ oder körperlich der gewünschten Geschlechtsidentität<br />

anzugleichen. Neben medizinischen Maßnahmen wie einer geschlechtsangleichenden<br />

Hormontherapie und Operationen gehören zu diesem Weg auch die Änderung<br />

von Vornamen und Personenstand. Ziel der Transition sollte immer sein, sich im eigenen<br />

Geschlechtskörper stimmiger, wohler und zufriedener zu fühlen.<br />

i<br />

50 Ausgabe 03


Foto: freepik<br />

zu erreichen, der den männlichen Normwerten<br />

entspricht. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer<br />

deutlichen Vermännlichung (Virilisierung) des<br />

Körpers:<br />

Abnahme und Umverteilung von Fettmasse<br />

Zunahme von Muskelmasse<br />

Männliche Körper- und Gesichtsbehaarung<br />

wie z. B. Bartwuchs<br />

Stimmbruch<br />

Vergrößerung der Klitoris<br />

Amenorrhoe (allmähliches Ausbleiben der<br />

Menstruation)<br />

Mögliche Nebenwirkungen und Risiken<br />

Akne ist eine häufige und sehr lästige<br />

Nebenwirkung der virilisierenden Hormontherapie.<br />

Schlimmstenfalls kann die Akne so<br />

stark sein, dass neben der Gabe eines Antibiotikums<br />

die Hormontherapie abgesetzt<br />

oder die Dosierung reduziert werden muss.<br />

In seltenen Fällen kommt es zu Wassereinlagerungen,<br />

Ödemen oder einer Erhöhung<br />

der Zahl der roten Blutkörperchen (Polyglobulie),<br />

was dann gesondert behandelt werden<br />

muss. Eine Gewichtszunahme, Glatzenbildungen<br />

oder die Zunahme der Libido können<br />

weitere Nebenwirkungen der Testosteron-<br />

Präparate sein.<br />

Hormontherapie für Transfrauen<br />

Transfrauen nehmen Östrogene in Form von Tabletten<br />

oder ebenfalls als Gels bzw. Pflaster ein.<br />

Die alleinige Einnahme von Östrogenen reicht<br />

allerdings häufig nicht aus, um das in viel höherer<br />

Konzentration vorliegende Testosteron zu<br />

hemmen. Deshalb werden oftmals ergänzend<br />

sogenannte Testosteronblocker verabreicht.<br />

Ziele der Hormonbehandlung ist die Verweiblichung<br />

(Feminisierung) des Körpers:<br />

Hautbild wird weicher und feiner<br />

Gynäkomastie (Brustwachstum)<br />

Weibliche Fettverteilung<br />

Abnahme von Muskelmasse und Körperbehaarung<br />

(außer beim Bartwuchs)<br />

Hodenatrophie (Schrumpfen der Hoden)<br />

Nachlassende Erektion, Ejakulation und<br />

Samenproduktion<br />

Mögliche Nebenwirkungen und Risiken<br />

Risiken der feminisierenden Hormonbehandlung<br />

bestehen in der Belastung der Leber sowie in<br />

51


GESUNDHEIT<br />

endokrinologie<br />

Foto: senivpetro / freepik<br />

einer gesteigerten Thromboemboliegefahr.<br />

Selten kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, der<br />

Bildung von Gallensteinen, Depressionen, einer<br />

schmerzhaften Sensibilisierung der Brust sowie<br />

Kopfschmerzen bis hin zur Migräne.<br />

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Autor: Christian Winhausen<br />

Geschäftsführer der Witzleben Apotheke<br />

WICHTIG!<br />

Eine geschlechtsangleichende Hormontherapie ist ein massiver Eingriff mit zahlreichen Risiken<br />

für Körper und Seele. Endokrinolog:innen warnen deshalb dringend, von einer Eigentherapie<br />

ohne ärztliche Aufsicht mit Präparaten z. B. aus dem Internet Abstand zu nehmen! Auch<br />

von einer eigenständigen Anpassung der Dosierung ist abzuraten. Diese führt in der Regel<br />

nicht zu einer schnelleren oder stärkeren Ausprägung der gewünschten Merkmale, sondern<br />

steigert lediglich die Wahrscheinlichkeit unangenehmer Nebenwirkungen.<br />

i<br />

52 Ausgabe 03


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54 Ausgabe 03


SEXUALITÄT<br />

Foto: pexels.com/Cottonbro<br />

55


SEXUALITÄT<br />

Erektion<br />

REIZ UND RISIKO<br />

EREKTIONSSTÖRUNG<br />

DURCH PORNOS?<br />

Erektile Dysfunktion (ED) ist die andauernde Unfähigkeit, bei<br />

sexuellen Aktivitäten eine vollständige Erektion zu bekommen oder<br />

aufrechtzuerhalten. Diese kann bei Männern sowohl körperliche als<br />

auch psychische Ursachen wie etwa Erwartungsängste oder Stress<br />

haben. Aber zählt dazu auch der Konsum von Pornografie?<br />

Foto: freepik<br />

56 Ausgabe 03


Foto: CCO Public Domain<br />

Eine internationale Online-Umfrage des<br />

Kongresses der Europäischen Gesellschaft für<br />

Urologie zeigt, dass nur 65 Prozent der Männer<br />

den Sex mit Partner stimulierender einschätzen<br />

als Pornografie. Leistungsdruck und unrealistische<br />

Vorstellungen können zu einem verzerrten<br />

Bild von Sexualität führen und Versagensängste<br />

hervorrufen. Deswegen sollten Erektionsschwierigkeiten<br />

mit einem ganzheitlichen<br />

Ansatz behandelt werden, der allen möglichen<br />

Ursachen der Potenzstörung auf den Grund<br />

geht. Pornoinduzierte Potenzstörungen sind bei<br />

jungen Patienten nicht selten. Der Konsum von<br />

erotischen Videos ist für viele Männer Teil ihres<br />

persönlichen sexuellen Verhaltens.<br />

In den meisten Fällen ist das unbedenklich.<br />

Problematisch wird die Angewohnheit erst, wenn<br />

sie zum dominanten sexuellen Erregungsmuster<br />

wird. Laut der Befragung des Europäischen Uro-<br />

Kongress haben Personen, die viele Erotikfilme<br />

schauen, weniger Spaß an „normalem Sex“.<br />

„(...) dass nur 65 Prozent der<br />

Männer den Sex mit Partner<br />

stimulierender einschätzen<br />

als Pornografie“<br />

Durchschnittlich schauen die Teilnehmer etwa<br />

70 Minuten pro Woche. Die Angaben von mehr<br />

als 3000 Probanden ergeben, dass 23 Prozent<br />

der Männer unter 35 Jahren Erektionsstörungen<br />

beim Sex mit Partner haben. Pornoindustrie<br />

und Medien können ein verzerrtes, unrealistisches<br />

Bild der sexuellen Wahrnehmung<br />

verursachen. konditionieren. Dabei werden<br />

immer stärkere Reize gesetzt, die nichts mehr<br />

mit der Realität zu tun haben. „Die ‚natürliche‘<br />

Sexualität wirkt dann auf einmal nicht mehr<br />

so erregend“, erklärt Dr. med. Laura Wiemer,<br />

Fachärztin für Urologie und Medical Director<br />

bei Kranus Health.<br />

Einerseits normalisieren die Filme gewisse sexuelle<br />

Praktiken und frauenabwertende Bilder.<br />

Andererseits würden Ängste, nicht so lange zu<br />

können oder nicht so gut ausgestattet zu sein,<br />

geschürt. Potenzmittel seien laut der Expertin<br />

zwar eine schnelle, aber keine nachhaltige<br />

Lösung.<br />

Der ganzheitliche Ansatz von Kranus Health<br />

unterstützt Patienten, durch mentale und<br />

physische Übungen, nachhaltig die Potenzstörung<br />

in den Griff zu bekommen. Männern soll<br />

raus aus der Pornofalle und hinein in das reale<br />

Leben geholfen werden.<br />

57


SEXUALITÄT<br />

Erektion<br />

Foto: drobotdean / freepic.com<br />

Wenn Sex zur Nervensache wird<br />

Bei sexueller Erregung in Form von psychischen,<br />

visuellen und akustischen Reizen werden<br />

über den Parasympathikus Signale an den<br />

Penis verschickt, dieser ist Teil des vegetativen<br />

Nervensystems. Blutgefäße werden erweitert<br />

und der Blutfluss in den Schwellkörper<br />

erhöht, während gleichzeitig der Rückfluss des<br />

Blutes aus dem Penis verhindert wird. Neurologische<br />

Prozesse steuern, wie diese Reize<br />

erlebt werden. Das Gehirn speichert neuronale<br />

Strukturen für eine Erektion. Diese sind<br />

veränderbar und somit auch trainierbar. Wenn<br />

die Selbstbefriedigung auf eine bestimmte Art<br />

trainiert wird, zum Beispiel durch viele visuelle<br />

Reize, oder einen schnellen Orgasmus, dann<br />

wird diese Gewohnheit im Gehirn abgespeichert.<br />

Je häufiger sie abgerufen wird, desto<br />

stärker werden die Nervenverbindungen. So<br />

entstehen dominante Muster. Alternative Formen<br />

der Begierde sind dann weniger bestimmend<br />

und somit schlechter abrufbar. Wenn die<br />

dominantere Stimulation genutzt wird, wird<br />

der Penis bei der Selbstbefriedigung steif.<br />

Hilfreich könnte daher sein, den Konsum<br />

von Pornographie bei einer Potenzstörung<br />

einzuschränken, um einen neuen Zugang zur<br />

eigenen Sexualität und Lust zu erlernen.<br />

Auslöser Erwartungsangst:<br />

Was dagegen hilft<br />

Erektionsstörungen sind ein komplexes<br />

Problem, das mehr als eine Ursache haben<br />

kann und sollten grundsätzlich mit einem Arzt<br />

abgeklärt werden. Aber auch harmlose Auslöser<br />

können für die Flaute im Bett verantwortlich<br />

sein. Psychische Gründe wie Stress und<br />

Unsicherheit können durch Pornos verstärkt<br />

zu verzerrten, sexuellen Normen und damit<br />

Erwartungsängsten führen.<br />

„Eine Erektionsstörung<br />

sollte unbedingt ganzheitlich<br />

behandelt werden.“<br />

Die Sorge, dass sich ein negatives Erlebnis<br />

wiederholen könnte, befeuert das Problem. Je<br />

höher die Ansprüche sind, desto mehr Druck<br />

entsteht. „Das, was wir glauben im sexuellen<br />

Bereich erreichen zu müssen, nennen wir sexuelle<br />

Norm“, so Wiemer. Diese Vorstellungen<br />

werden durch viele Faktoren beeinflusst, zum<br />

Beispiel durch Medienkonsum, das Gesellschaftsbild<br />

und individuelle biographische<br />

Erfahrungen. Eine Erektionsstörung sollte unbedingt<br />

ganzheitlich behandelt werden. “Eine<br />

Erektion entsteht durch die Entspannung<br />

der Blutgefäße und somit den Blutstrom in<br />

die Schwellkörper“, erklärt die Expertin. Verantwortlich<br />

dafür ist der Parasympathikus.<br />

Die Aktivierung des sympathischen Nervensystems<br />

durch Stress oder Anspannung wirkt<br />

daher hemmend auf die Erektion.<br />

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58 Ausgabe 03


Praxis in der Luisenstadt<br />

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59


SEXUALITÄT<br />

ADVERTORIAL<br />

Autor: Christian Knuth<br />

latte macchiato<br />

Keinen hochkriegen. Schlappschwanz.<br />

Versager. Neben Gedanken<br />

um die Größe seines Geschlechtsteiles<br />

zählt wohl eine<br />

verminderte Leistungsfähigkeit<br />

des Penis zu den Urängsten des<br />

modernen Mannes. Dabei ist<br />

die erektile Dysfunktion (ED),<br />

umgangssprachlich Erektionsstörung,<br />

weder selten noch<br />

ein Drama oder etwas, das<br />

nicht in den meisten Fällen<br />

behandelbar wäre.<br />

Wie funktioniert die Latte?<br />

Ein komplexes System aus psychischen und<br />

körperlichen Abläufen, zu dem neben deinem<br />

Kopf Blutgefäße, Nerven und bestimmte<br />

Hormone und Botenstoffe gehören, sorgt dafür,<br />

dass in deinem Penis Stimmung aufkommt.<br />

Stimmung meint hier die Drosselung des Blutabflusses<br />

bei gleichzeitig erhöhter Blutzufuhr.<br />

Platz für das zusätzliche Volumen schaffen<br />

erweiterte Gefäße in den Schwellkörpern.<br />

Ergebnis bei perfektem Zusammenspiel: eine<br />

einsatzbereite Prachtlatte.<br />

Servicehinweise zur Lattenpflege<br />

Bevor wir gleich erklären, was gegen eine ED<br />

getan werden kann, wollen wir noch kurz ganz allgemein<br />

darauf hinweisen, was deinem Penis alles<br />

die Laune verderben kann. Dein Lebensstil ist<br />

nämlich maßgeblich daran beteiligt, ob du zu den<br />

rund 20 Prozent der Männer gehörst, die unter ED<br />

leiden oder nicht: Rauchen, Alkoholmissbrauch,<br />

Drogenkonsum und Übergewicht sowie durch diese<br />

gesundheitsschädlichen Faktoren ausgelösten<br />

Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck,<br />

erhöhte Blutfettwerte und Arteriosklerose<br />

führen zu Effekten, die deinem Steifen dann die<br />

Luft – Verzeihung – das Blut abwürgen.<br />

Andere Ursachen der ED, wie Schlafapnoe,<br />

Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion,<br />

Multiple Sklerose, Operationen im<br />

Beckenbereich oder Verletzungen an der Wirbelsäule<br />

oder am Becken sowie Verletzungen an<br />

Nerven oder Schwellkörpern, kannst du weniger<br />

gut selbst beeinflussen. Prinzipiell gilt: Wenn du<br />

60 Ausgabe 03


Augen auf und Sitzfleischsensoren<br />

in Position gebracht<br />

beim Fahrradkauf. Der richtige<br />

Sattel ist für die Organe rund um<br />

den Penis Pflicht, wenn seine<br />

dauerhafte Leistungsfähigkeit<br />

erhalten bleiben soll.<br />

Foto: R. Perez / CC0<br />

länger als sechs Monate unter einer ED leidest,<br />

geh damit zum Arzt, denn wie eben beschrieben,<br />

kann der Hänger beim Sex ein Symptom einer<br />

ernsten Erkrankung sein!<br />

Was hilft?<br />

Viagra. Ja, aber nein. Glücklicherweise gibt es<br />

heute nicht mehr nur die extrem teure blaue<br />

Pille, die 1998 auf den Markt kam und für Männer<br />

und Frauen eine ernstzunehmende medizinische<br />

Hilfe schuf. Ihr Wirkstoff Sildenafil ist heutzutage<br />

von vielen Herstellern günstig und auch in größeren<br />

Packungen auf Rezept erhältlich. Er gehört<br />

zur Klasse der Phosphodiesterase-5-Hemmer<br />

(= PDE-5-Hemmer), die den Abbau körpereigener<br />

erektionsfördernder Botenstoffe im Penis<br />

vermindern. Dadurch wird die Konzentration<br />

dieser Botenstoffe erhöht und die Entstehung<br />

und Beibehaltung einer Erektion gefördert. Zur<br />

Stoffklasse der PDE-5-Hemmer gehören vier<br />

Wirkstoffe, die sich vor allem in der Wirkschnelligkeit<br />

und -dauer unterscheiden. Wer auf<br />

Chemie verzichten will, kann mit Cockringen und<br />

Penispumpen auch Hand an die werdende Latte<br />

legen, hier kommt es aber dann darauf an, wie<br />

der Partner zu solchen Spielzeugen steht. Nicht,<br />

dass ihm dann die Lust vergeht, denn dann hilft<br />

auch kein PDE-5-Hemmer mehr: Die wichtigste<br />

Zutat für eine pralle Erektion ist und bleibt die<br />

sexuelle Stimulation, die Erregung, die Lust auf<br />

Sex. Darauf eine Latte!<br />

www.maennersache-hormosan.de<br />

61


SEXUALITÄT<br />

scham<br />

Autor: Felix Just<br />

SCHAM<br />

UND SEX<br />

Scham gilt als lästiges Thema.<br />

Der Berliner Therapeut Stephan<br />

Konrad Niederwieser argumentiert,<br />

warum es sinnvoll ist, sich<br />

mit Scham auseinanderzusetzen –<br />

gerade für Menschen, die aus der<br />

gesellschaftlichen Norm fallen.<br />

62 Ausgabe 03


Autor: Stephan Konrad Niederwieser<br />

Ist es ein weit verbreitetes Gefühl, dass sich<br />

Männer für ihr Schwulsein schämen?<br />

Im alltäglichen Diskurs wird Scham als Gefühl<br />

verstanden, für das ein kognitiver Umgang vorgeschlagen<br />

wird: „Du brauchst dich doch nicht<br />

dafür zu schämen, dass du schwul bist.“ Natürlich<br />

gibt es aber nicht die eine Scham und deshalb<br />

auch nicht den einen Umgang damit. Aber aus<br />

meiner langjährigen therapeutischen Erfahrung<br />

greift der Versuch, Scham mit kognitiven Mitteln<br />

zu begegnen nicht aus. Und das fängt schon<br />

damit an, dass ich Scham nicht für ein Gefühl<br />

halte. Scham ist nämlich weit mehr als das, am<br />

ehesten könnte man es als psychobiologischen<br />

Prozess verstehen. Aber mal langsam. Der Irrtum<br />

fängt schon damit an, dass man sich sehr wohl<br />

schämen kann, ohne auch nur irgendetwas zu<br />

fühlen. Man kann nämlich dissoziieren, und da<br />

fühlt man gar nichts, außer vielleicht ein wenig<br />

muskulärer oder emotionaler Anspannung. Wie<br />

Scham wahrgenommen wird, ist dabei hoch<br />

individuell. Die meisten Menschen nehmen gar<br />

nicht wahr, dass sie sich schämen.<br />

„Das fängt schon damit an,<br />

dass ich Scham nicht für ein<br />

Gefühl halte.“<br />

Foto: road trip with raj / unsplash.com<br />

Wenn Scham kein Gefühl ist, was ist es dann?<br />

In meinem Buch Nie mehr schämen. Wie wir uns<br />

von lähmenden Gefühlen befreien führe ich die<br />

Leser Schritt für Schritt dorthin zu erkennen,<br />

dass Scham eigentlich ein Mechanismus ist. Ein<br />

Werkzeug, eine Klemme, die dazu dient, uns von<br />

unseren gesunden Kapazitäten abzuschneiden,<br />

sie nicht mehr wahrzunehmen oder gar zu<br />

leugnen, zu verdammen, zu hassen. Einfaches<br />

Beispiel: Bedürftigkeit. Interessant, dass die<br />

sonst so eloquente deutsche Sprache für dieses<br />

natürlichste aller menschlichen Bedürfnisse nur<br />

einen Begriff bereithält, der so negativ belegt<br />

ist. Wir sind nämlich bedürftig. Bedürftigkeit ist<br />

ganz natürlich. Wenn unsere Bedürfnisse nicht<br />

gestillt werden würden, würden wir sterben. Als<br />

Kinder sowieso, aber auch für Erwachsene hätte<br />

63


SEXUALITÄT<br />

scham<br />

Foto: Engin Akyurt / unsplash.com<br />

das Folgen. Menschlicher Kontakt ist so wichtig,<br />

dass Isolation nicht nur emotionale Folgen nach<br />

sich zieht, sondern sogar massive körperliche<br />

Symptome hervorbringen kann.<br />

„Wir sind nämlich bedürftig.<br />

Bedürftigkeit ist ganz natürlich.<br />

Wenn unsere Bedürfnisse<br />

nicht gestillt werden würden,<br />

würden wir sterben.“<br />

Schamempfindlichkeit wurzelt oft in frühen<br />

Erfahrungen. Bekommen Kinder ihre Bedürfnisse<br />

gestillt, erleben sie sich in einer Welt der<br />

Fülle, in der sie bekommen, was sie brauchen.<br />

Und sie brauchen viel. Jemanden, der sie pflegt,<br />

nährt, erkennt, spiegelt, mit ihnen spielt, für<br />

sie sorgt, ihnen Sicherheit bietet, sich an ihnen<br />

erfreut und vieles mehr. Wachsen sie in so<br />

einem Umfeld auf, lernen sie, dass es selbstverständlich<br />

ist zu brauchen und dass sie darum<br />

bitten dürfen. Aufgrund der erfahrenen Fülle,<br />

ist es dann auch nicht schlimm, wenn sie etwas<br />

nicht bekommen. Weil sie ja sicher sind, dass<br />

ihr Bedürfnis später oder an anderer Stelle oder<br />

von einer anderen Person erfüllt wird.<br />

Leider wachsen nur wenige Menschen unter<br />

derartigen Bedingungen auf. Bis vor gar nicht<br />

langer Zeit zählte es zu den üblichen Erziehungsmethoden,<br />

Kinder schreien zu lassen,<br />

um sie nicht zu verziehen, um ihren Willen zu<br />

brechen und so weiter. In der ehemaligen DDR<br />

wurden Kinder oft schon früh in Krippen gegeben,<br />

auch schon im Alter von gerade mal 14<br />

Tagen. Es gab sogar Wochenkrippen. Überall in<br />

Deutschland wurde nach der Uhr gefüttert, es<br />

gab Töpfchentraining und maßlose Ansprüche<br />

an Kinder, wann sie krabbeln, gehen, sprechen,<br />

lesen, schreiben und ihre erste Fremdsprache<br />

können sollen. Heutige Kleinkinder haben,<br />

eigenen Beobachtungen zufolge, häufig das<br />

Problem, dass sie mit den Sozialen Medien konkurrieren<br />

müssen, weil vielen Eltern das Handy<br />

wichtiger scheint als der Kontakt zu ihrem Kind.<br />

Wie äußert sich Scham?<br />

Scham findet auf mannigfaltige Weise Ausdruck:<br />

Auf der Empfindungsebene kann sie wie ein<br />

Brennen wahrgenommen werden, bei manchen<br />

64 Ausgabe 03


In jeder<br />

Stadt<br />

zu Hause<br />

Übernachten bei queeren<br />

Gastgebern in über 70 Ländern!<br />

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PRO NACHT<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/ PEOPLEIMAGES<br />

Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab


SEXUALITÄT<br />

scham<br />

geht sie mit einem körperlichen Schmerz, mit<br />

plötzlichem Kraftverlust (“Mir gehen die Knie<br />

durch”), ja sogar mit einem Vernichtungsgefühl<br />

einher. Scham wirkt sich auf die Körperhaltung<br />

aus: Schultern nach vorn gerollt, Knick im Nacken,<br />

Knie nach innen gedreht, Leere in der Brust. Daran<br />

sind ganze Muskelgruppen beteiligt. Nicht selten<br />

fühlen sich Menschen “wie gelähmt”. Wer sich<br />

schämt, unterbricht Handlungsimpulse, oft ganz<br />

vitale Impulse, wie zum Beispiel lang und tief zu<br />

atmen. Wer sich schämt, zieht sich in sich zurück<br />

und geht damit aus dem Kontakt mit dem Gegenüber.<br />

Menschen abseits der heterosexuellen<br />

Norm fühlen sich oft zu ihresgleichen hingezogen.<br />

Verständlicherweise. Dort ist es sicher(er). Dieser<br />

Rückzug ist nicht selten begleitet von Gefühlen<br />

der Einsamkeit und Isolation. Scham zeigt sich<br />

oft am deutlichsten in Selbsturteilen – andere<br />

psychologische Schulen sprechen gern von dem<br />

“Inneren Kritiker” oder dem “Über-Ich”. Auch den<br />

gibt es so wenig wie die Scham an sich. Dieses<br />

Sich-selbst-Verurteilen als ”Über-Ich’s” auszugeben<br />

dient nur dazu, sich vorzumachen, dass es in<br />

Menschen eine von ihnen separate Instanz gäbe,<br />

die sie kritisiert. Dabei sind sie es selbst.<br />

Weil Menschen sich für ihr Schämen schämen,<br />

tun sie sich schwer, darüber zu sprechen – was<br />

viele Therapeut, gerade in inhaltsfokussierten<br />

(Gesprächs-)Therapien vor große Rätsel stellt. Sie<br />

merken allenfalls, dass sich bei den Klient trotz<br />

bester Ratschläge nichts ändert.<br />

Wie kommt man mit Scham klar?<br />

Um mit all dem klarzukommen, kann man eine<br />

Reihe von ”Überlebensstrategien” anwenden:<br />

Man kleidet sich wie andere, um sich zugehörig zu<br />

fühlen. Man trainiert, um sich attraktiver zu machen.<br />

Man benutzt Vakuumpumpen oder andere<br />

Geräte, um die eigenen Genitalien zu vergrößern<br />

oder man nimmt Drogen, um all diese schrecklichen<br />

Gefühle abzuschwächen. Man hat viel Sex,<br />

in der Hoffnung dadurch die Nähe zu bekommen,<br />

nach der man sich eigentlich sehnt – und höhlt<br />

sich so immer mehr aus. Oder man greift zum<br />

Gegenmittel der Scham und hält sich für besser<br />

und intelligenter. Und oft tut man, was man selbst<br />

erlebt hat: Man grenzt ungehemmt andere aus.<br />

Dies alles hat natürlich teils große Auswirkung auf<br />

die Beziehungen, die Menschen führen oder auf<br />

den Sex, den sie haben.<br />

„Und noch heute werden<br />

LGBTIQ-Menschen von Politikern<br />

beschämt, finden in<br />

allen Religionen Vorbehalte,<br />

bekommen von Ärzten und<br />

Therapeuten Sonderbehandlungen<br />

und werden in den<br />

öffentliche Medien viel zu oft<br />

als Karikaturen zur Schau<br />

gestellt.“<br />

Was sind lebenswichtige Kapazitäten?<br />

Urvertrauen, sich sicher fühlen, sich wertvoll fühlen,<br />

sich auf dieser Welt willkommen fühlen, sich<br />

gesehen fühlen, sich zu dem entwickeln dürfen,<br />

der man ist, eigenen Impulsen folgen dürfen,<br />

Liebe und Sexualität mit einer Person leben zu<br />

dürfen. Wer sich davon abgeschnitten hat, der<br />

kann gar nicht anders, als danach zu suchen. Oft<br />

jedoch an der falschen Stelle, im Außen. Sie suchen<br />

andere (Liebhaber, Sexpartner, Therapeut),<br />

die ihnen geben, was sie sich selbst verwehren.<br />

Und das ist die Krux: Selbst wenn sie bekommen,<br />

was sie sich (heimlich) wünschen, können sie es<br />

aufgrund der Scham nicht annehmen. Denn auch<br />

das geht mit ihr einher: Man verschließt sich vor<br />

sich selbst, man verschließt sein Herz, kappt das<br />

(Selbst-)Mitgefühl.<br />

Wofür ist Scham gut?<br />

Kleiner Ausflug: Warum schämen wir uns eigentlich?<br />

Mache ein kleines Experiment: Stell dich vor<br />

eine/n Freund, strecke die Arme nach ihm aus<br />

und sag ihm “Ich brauche dich. Bitte nimm mich<br />

in den Arm”, ohne auf ihn zuzugehen. Was erlebst<br />

du bei der Vorstellung, dies zu tun? Bei den<br />

meisten Menschen wird das sehr unangenehme<br />

Empfindungen auslösen. Dabei bist du bereits er-<br />

66 Ausgabe 03


wachsen. Wie soll ein kleines Kind das aushalten?<br />

Ein Kind, das nicht mal sprechen kann. Das hilflos<br />

daliegt und darauf angewiesen ist, dass jemand<br />

mitkriegt, dass es auf den Arm genommen<br />

werden möchte. Es kommt aber keiner. Nicht<br />

nur einmal nicht, sondern mehrmals. Viele Male.<br />

Vielleicht sogar seine gesamte Kindheit über.<br />

Was fühlt sich für dieses Kind sicherer an: Sich<br />

zu sagen, dass die Eltern nicht alle Tassen im<br />

Schrank haben? Oder zu glauben, dass mit ihm<br />

selbst etwas nicht stimmt? Keine Frage, es wird<br />

das Versagen seiner Umwelt auf sich selbst beziehen.<br />

Es kann gar nicht anders. Wenn ich schreibe,<br />

dass die Eltern nicht alle Tassen im Schrank<br />

haben, dann meine ich das nicht als Vorwurf. Es<br />

gibt viele Gründe, warum Eltern unfähig sein können,<br />

die Bedürfnisse ihrer Kinder mitzukriegen.<br />

Sie sind alleinerziehend, überfordert, (psychisch)<br />

krank, Alkoholiker oder anderweitig drogensüchtig,<br />

haben selbst so wenig Einstimmung erfahren,<br />

dass sie diese Fähigkeit nicht entwickeln konnten.<br />

Oder sie haben schlimme Erfahrungen nicht<br />

bewältigt: den frühen Tod wichtiger Bezugspersonen,<br />

Gewalt oder Missbrauch. Unsere kriegstraumatisierten<br />

Vorfahren bringen die besten<br />

Voraussetzungen mit, nachfolgenden Generationen<br />

Entbehrungen abzuverlangen.<br />

Wie kommt Scham in uns hinein?<br />

Die schnelle Antwort: Gar nicht. Wenn man genau<br />

hinschaut, erkennt man, dass es Scham gar<br />

nicht gibt. Also dieses Ding, was mit diesem Begriff<br />

bezeichnet wird. Es gibt nur: dass wir uns<br />

schämen. Das ist ein fortwährender Prozess.<br />

Kein Gegenstand, der in uns hinein implantiert<br />

wurde und den man dementsprechend auch<br />

nicht einfach wieder aus sich herausnehmen<br />

kann wie ein verdorbenes Lebensmittel. Aber<br />

damit sind wir schon auf dem Weg in die Befreiung.<br />

Vorher noch ein Blick auf die Umstände,<br />

die dazu führen können, dass man sich schämt.<br />

Wie kommt es, dass wir uns schämen?<br />

Sprechen wir daher lieber von Lebensgefühl.<br />

Ebenso wie es die Scham nicht gibt, sind Begriffe<br />

wie Homosexualität sehr unscharfe (weil<br />

reduktionistische) Überschriften über einzelnen<br />

Foto: freepik<br />

67


SEXUALITÄT<br />

scham<br />

Foto: freepik<br />

Menschen(-gruppen). Die meiste Zeit sind wir<br />

nämlich mit allem möglichen beschäftigt, aber<br />

nicht mit Sexualität. Aber das ist ein anderer Diskurs.<br />

Sprechen wir daher lieber von Lebensgefühl,<br />

ohne damit zu implizieren, dass dieses anders<br />

fühlen veränderbar wäre. Viele LGBTIQ-Menschen<br />

fühlen schon früh etwas, das sie mit ihrer Umwelt<br />

nicht in Einklang bringen. Sie schauen anders auf<br />

die Welt, sie haben andere Interessen, beschäftigen<br />

sich mit anderen Dingen. Zumindest früher<br />

kamen Kinder nicht auf die Idee, diese Gefühl<br />

mit einer anderen sexuellen Orientierung oder<br />

Geschlechtsidentität in Verbindung zu bringen.<br />

Sie kommen sich anders vor und das ist schon<br />

die erste Hürde. Mit genug Rückenstärkung (zum<br />

Beispiel durch Eltern) können manche dieses<br />

Andersgefühl dazu nutzen, sich selbst zu finden,<br />

sich zu individualisieren. Die meisten jedoch fühlen<br />

sich eher seltsam, nicht zugehörig, komisch,<br />

auf ungute Weise anders. Auf dieses Anderssein<br />

angesprochen, fühlen sich erstere vielleicht gesehen,<br />

erkannt, bestärkt, stolz. Letztere hingegen<br />

macht es eher Angst, nicht dazuzugehören.<br />

Abhängig von ihrem Umfeld meinen sie, so sein<br />

zu müssen wie ihre Freund, Mitschüler, Kinder aus<br />

der Nachbarschaft.<br />

Hatten ältere Generationen schon durch ihr<br />

Coming-out schwere Blessuren davongetragen,<br />

taten Begleitumstände der Aids-Pandemie ihr<br />

Übriges: Stigmatisierung, Schuldzuweisung, religionsfanatische<br />

Sühnebilder haben sich tief in die<br />

Seelen der Angehörigen eingegraben. Und noch<br />

heute werden LGBTIQ-Menschen von Politikern<br />

beschämt, finden in allen Religionen Vorbehalte,<br />

bekommen von Ärzten und Therapeuten Sonderbehandlungen<br />

und werden in den öffentliche Medien<br />

viel zu oft als Karikaturen zur Schau gestellt.<br />

Wer nicht resilient genug ist, schluckt die ”bittere<br />

Pille der Scham”, er hält sich für minderwertig, für<br />

aussätzig, für schädlich usw.<br />

Wie befreit man sich von Scham?<br />

Natürlich kann man seine Energie nach außen<br />

wenden und fordern, dass alle Menschen gleich<br />

behandelt werden, dass alle Menschen gleiche<br />

Rechte haben sollten. Dies zu tun ist gut und<br />

wichtig. Aber wie du inzwischen verstanden hast,<br />

ist Scham kein Ding. Wenn du dich schämst, dann<br />

bist du es, der sich schämt. Menschen, die sich<br />

schon seit 20, 40 oder 60 Jahren dafür schämen,<br />

der zu sein, der sie sind, mögen sich durch<br />

Gesetze zwar geschützt fühlen, aber an ihrer<br />

inneren Einstellung sich selbst gegenüber ändert<br />

das wenig. Nur eines kann dich entschämen: Du<br />

selbst! Das ist leicht hingeschrieben, aber nicht<br />

selten ziemlich herausfordernd umzusetzen,<br />

eben weil die bloße Verhandlung auf kognitiver<br />

Ebene meist zu kurz greift.<br />

Der Text ist Teil des sexpositiven<br />

Blogprojektes „Mein schwuler Sex“ der<br />

Deutschen Aidshilfe. Mehr davon auf<br />

www.maenner.media/sex<br />

68 Ausgabe 03


SEXUALITÄT<br />

beziehung<br />

MONOGAMIE?<br />

NEIN DANKE<br />

WARUM WIR NICHT TREU SEIN KÖNNEN UND<br />

MEHRFACHBEZIEHUNGEN BRAUCHEN<br />

Foto: pikisuperstar / freepik.com<br />

Seien wir mal ehrlich: der Mensch ist für ein monogames Leben nicht<br />

geschaffen. Oder gibt es etwa im Gehirn eine Vorrichtung, die uns für<br />

sexuelle Reize von außen sperrt und nur auf einen einzigen Partner<br />

fixiert? Nein, natürlich nicht. Stattdessen sollten wir überlegen, welche<br />

Alternative es zur Monogamie gibt und wie man sie am besten<br />

lebt. Eine Möglichkeit sind Mehrfachbeziehungen.<br />

70 Ausgabe 03


Vermeintliche Treue<br />

„Die Ketten der Ehe sind schwer, und es sind zwei<br />

nötig, sie zu tragen – manchmal auch drei“, sagte<br />

schon Oscar Wilde. Was er in seinen Werken voraussah,<br />

hat die moderne Wissenschaft im Laufe<br />

des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Versuchen<br />

bewiesen: Der Mensch ist nicht für die Treue<br />

geschaffen. Die Evolutionsbiologie hat diese<br />

Auffassung mit dem sogenannten Coolidge-<br />

Effekt belegt, der besagt, dass die Lust auf Sex<br />

mit dem gleichen Partner ständig abnimmt, dies<br />

gilt allerdings nur für männliche Tiere. Präsentiert<br />

man ihnen ein neues Sexualobjekt, tritt bei der<br />

gerade noch vorhandenen Lustlosigkeit plötzlich<br />

ein neuer Libido Schub auf. Dieser Effekt scheint<br />

sich umso schneller einzustellen, je öfter man sich<br />

sieht. Lebt man gar zusammen, führen die alltäglichen<br />

Effekte von Übellaunigkeit über Mundgeruch<br />

beim Aufstehen bis hin zum Anblick des Partners<br />

bei der Morgentoilette schnell zur erotischen<br />

Abstumpfung. Diese steht in krassem Gegensatz<br />

zur Phase des Kennenlernens, die in der Regel von<br />

dem Bemühen gekennzeichnet ist, sich in einem<br />

besonders guten Licht darzustellen und dem<br />

anderen möglichst zu gefallen.<br />

„Lebt man gar zusammen,<br />

führen die alltäglichen<br />

Effekte von Übellaunigkeit<br />

über Mundgeruch beim<br />

Aufstehen bis hin zum Anblick<br />

des Partners bei der<br />

Morgentoilette schnell zur<br />

erotischen Abstumpfung.“<br />

Der Glückszustand einer bestehenden Beziehung<br />

wird in den ersten drei bis vier Jahren von dem<br />

Hormon Phenylethylamin (PEA) geprägt, das<br />

Hochstimmung, Heiterkeit und Euphorie erzeugt.<br />

Danach beginnt der Körper entweder, sich an das<br />

PEA-Level zu gewöhnen, oder ein neues Gefühl<br />

stellt sich ein, das der Zuneigung. Endorphine vermitteln<br />

ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit<br />

beim Partner. Entweder das Paar ist mit diesem<br />

Zustand zufrieden und strebt eine längere Beziehung<br />

an oder das häufig beschriebene verflixte<br />

siebte Jahr erweist sich in Wahrheit als viertes<br />

Jahr und es kommt zur Trennung. Eine Analyse von<br />

Scheidungszahlen in allen verfügbaren Statistiken<br />

der Erde hat ergeben, dass in jedem Kulturkreis<br />

die Zahl der Trennungen rund um das vierte Jahr<br />

am höchsten ist.<br />

Die Psychologin Helen Fisher schließt daraus, dass<br />

ähnlich wie im Tierreich die Paarbindungen des<br />

Menschen nur so lange bestanden, „bis ein Einzelkind<br />

die Kleinkindphase beendet hatte, nämlich<br />

vier Jahre“. Danach suchten sich die Eltern einen<br />

neuen Partner und lebten somit eine Form der<br />

seriellen Monogamie.<br />

Abwechslung durch Seitensprung<br />

Ein Seitensprung bietet die einmalige Möglichkeit,<br />

die Sicherheit und Geborgenheit beim Partner zu<br />

bewahren und gleichzeitig den erotischen Kitzel<br />

und damit die Lebenszufriedenheit zu erhalten. In<br />

diesem Zusammenhang ist es interessant, dass<br />

andere Kulturen mit dem bei uns stigmatisierten<br />

Thema „Betrug“ ganz anders umgehen. Afrikanische<br />

Völker wie die KOFYAR in Nigeria gestehen<br />

ihren Eheleuten zu, sich einen Liebhaber zu<br />

nehmen und ganz öffentlich mit ihm oder ihr in der<br />

Hütte zusammenzuleben. Die eskimoischen INUIT-<br />

Frauen bieten sich auch Fremden an, weil für sie<br />

außereheliche Kontakte ein Bestandteil dauernder<br />

Versippung sind. Sowohl bei den frühzeitlichen<br />

Juden als auch bei den Griechen bezog sich Ehebruch<br />

ausschließlich auf den Kontakt mit einer<br />

anderen verheirateten Frau. Geschlechtsverkehr<br />

mit Prostituierten oder Dienerinnen war gestattet.<br />

Scheinbar ist die Unbefangenheit früherer Überlebensstrategien<br />

heute mehr in gleichgeschlechtlichen<br />

Beziehungen präsent. Nach einer Studie der<br />

deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung geht jeder zweite aus diesen Verbindungen<br />

fremd. Laut der kanadischen Universität<br />

Windsor sogar dreiviertel der Befragten. Je länger<br />

eine Beziehung dauert, desto häufiger wird der<br />

Seitensprung. Während in Beziehungen unter<br />

sechs Monaten noch achtzig Prozent Treue zeigen,<br />

sind es nach vier Jahren nur noch 28 Prozent.<br />

71


72 Ausgabe 03


WELLBEING<br />

Foto: CCO Public Domain<br />

73


WELLBEING<br />

ernährung<br />

VIELE KLEINE SNACKS<br />

ODER LIEBER DREI GROSSE<br />

MAHLZEITEN PRO TAG?<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

Foto: Promodhya Abeysekara / unsplash.com<br />

Die Corona-Pandemie hat die Welt grundlegend verändert: Das<br />

Homeoffice ist nicht mehr die Ausnahme, sondern oft die Regel.<br />

Dadurch verbringen viele Menschen mehr Zeit zu Hause. Immer<br />

in Reichweite ist die Küche - und damit auch ein Potpourri an<br />

Snacks. Doch ist häufiges Snacken besser oder schlechter für<br />

die Figur als drei große Mahlzeiten?<br />

74 Ausgabe 03


Ernährungsgewohnheiten unterliegen dem<br />

Wandel der Zeit. Wer vor 20 Jahren ein Bio-Produkt<br />

kaufen wollte, der musste ins Reformhaus.<br />

Heutzutage haben selbst Discounter ganze<br />

Regale voll mit Bio-Ware und veganen Alternativen.<br />

Früher waren auch unsere Alltags- und<br />

Arbeitsstrukturen starrer. Dazu passte das Drei-<br />

Mahlzeiten-Konzept. Doch flexible Arbeitszeiten,<br />

Homeoffice und das Arbeiten von unterwegs<br />

haben dieses Konzept aufgebrochen. Egal ob zu<br />

Hause oder von unterwegs, der Trend geht hin<br />

zum Snacking. Allein aus Zeitmangel greift man<br />

lieber zu schnell verfügbaren kleinen Mahlzeiten<br />

als zu großen Speisen, die womöglich schwer im<br />

Magen liegen und einen ausbremsen. Aber was<br />

halten eigentlich Ernährungswissenschaftler von<br />

dem ständigen Snacken?<br />

Foto: Ron Lach / pexels.com<br />

Lange Essenspausen sind sinnvoll<br />

„Die Mahlzeitenfrequenz spielt sehr wahrscheinlich<br />

eine gewisse Rolle bei der optimalen<br />

Verstoffwechslung unserer Nahrung“, erklärt<br />

Dr. Stefan Kabisch, Studienarzt von der Charité<br />

in Berlin. Allerdings gäbe es sehr unterschiedliche<br />

Studiendaten, die entweder selteneres<br />

Essen (ein bis zwei Mahlzeiten pro Tag), regelmäßiges<br />

Essen (drei Mahlzeiten) oder häufiges<br />

Essen (vier bis sechs Mahlzeiten) als günstiger<br />

einschätzen. „Die wissenschaftliche Datenlage<br />

wird immer besser für jene Position, dass lange<br />

Essenspausen sinnvoll sind und metabolische<br />

sowie immunologische Vorteile haben“, fügt<br />

der renommierte Ernährungswissenschaftler<br />

und Diplom-Ökotrophologe Prof. Dr. Nicolai<br />

Worm hinzu. Er plädiert für zwei bis drei große<br />

Mahlzeiten, die man am besten innerhalb eines<br />

achtstündigen Zeitfensters pro Tag einnehmen<br />

sollte. Gefolgt von einer 16-stündigen Essenspause<br />

- dem Intervallfasten.<br />

Häufige Snacks blockieren die<br />

Fettverbrennung<br />

Denn das Problem bei zu häufigen Snacks: Der<br />

Insulinspiegel zwischen den Mahlzeiten kann<br />

kaum auf den Nüchternwert absinken. Das<br />

blockiere die Fettverbrennung und zwar den ganzen<br />

Tag über, erklärt Studienarzt Kabisch. Wird<br />

nämlich Insulin ausgeschüttet, kann kein körpereigenes<br />

Fett verbrannt werden. Folgerichtig darf<br />

man nichts essen oder nur Lebensmittel, die den<br />

Insulinspiegel geringfügig ansteigen lassen, damit<br />

der Fettstoffwechsel in Gang kommt. Genau<br />

deswegen ist das Intervallfasten ein effektives<br />

Instrument, um Körperfett zu verlieren, weil es<br />

zu langen Nüchternphasen führt.<br />

Es gibt aber auch ein Argument für viele kleine<br />

Mahlzeiten: „Bei häufigen Mahlzeiten hilft die<br />

Stoffwechselantwort auf eine Mahlzeit der<br />

Verstoffwechslung der nächsten Mahlzeit auf<br />

die Sprünge. Man spricht vom sogenannten Second-Meal-Effekt“,<br />

erklärt Dr. Kabisch. Dadurch<br />

75


WELLBEING<br />

ernährung<br />

Foto: Drazen Zigic / freepik.com<br />

sei die Insulinfreisetzung bei der Folgemahlzeit<br />

effizienter und schneller, als wenn eine große<br />

Pause dazwischen läge.<br />

Die Gefahr, Süßigkeiten zum Opfer<br />

zu fallen<br />

Häufiges Snacken hat ein weiteres Manko: Oft<br />

wird zu ungesunden Snacks gegriffen, die dauernd<br />

eine hohe Insulinausschüttung bewirken.<br />

Der Diabetologe und Ernährungsmediziner Dr.<br />

Matthias Riedl sieht darin ein richtiges Übel:<br />

„Snacken entsteht meist dann, wenn man nicht<br />

richtig satt ist. Dann kommt in zwei Stunden<br />

schon wieder der Hunger. Die Gefahr, Süßigkeiten<br />

zum Opfer zu fallen, ist groß. Für mich<br />

als Ernährungsmediziner ist Snacking eines der<br />

größten Übel, denn es geschieht oft nebenbei.<br />

Dabei wird am Ende mehr gegessen und das<br />

Falsche“, erklärt der Diabetologe.<br />

Vermutlich gönnen sich die wenigsten einen<br />

Rohkostsalat ohne Dressing als Snack oder einen<br />

griechischen Naturjoghurt mit ein paar Nüssen<br />

und Beeren. „Bedenken Sie die Gefahren in unserer<br />

Welt, immer leicht hungrig durch die Gegend zu<br />

laufen. Da werden Sie beim nächsten Bäcker<br />

schon Opfer des ersten Franzbrötchens und an<br />

der Supermarktkasse lockt der Schokoriegel“,<br />

warnt Ernährungsmediziner Dr. Riedl. Selbst ein<br />

Latte macchiato zwischendurch gilt durch die enthaltene<br />

Milch (und womöglich Zucker) als Snack.<br />

Laut Dr. Riedl seien kleine Snacks nur für Menschen<br />

empfehlenswert, die zu einer Speiseröhrenentzündung<br />

oder zu Migräne neigen - oder die an<br />

Untergewicht leiden. „Die Studien zeigen ganz<br />

klar, wie man am besten abnimmt: eine Mahlzeit<br />

pro Tag ist am effektivsten, gefolgt von zwei und<br />

dann kommen drei Mahlzeiten. Looser ist das<br />

Snacking“, erklärt der Diabetologe. Das gilt zumindest<br />

dann, wenn man abnehmen möchte.<br />

„Die Studien zeigen ganz<br />

klar, wie man am besten<br />

abnimmt: eine Mahlzeit pro<br />

Tag ist am effektivsten“<br />

Wer zu selten isst, riskiert<br />

Nährstoffmangel<br />

Allerdings hat nicht jeder den Wunsch, abzunehmen.<br />

Stattdessen wünschen sich insbesondere<br />

viele Männer einen Zuwachs an Muskelmasse.<br />

76 Ausgabe 03


Hier ist eine ausreichende Nährstoffaufnahme<br />

und Proteinzufuhr wichtig. „Bewusstes Intervallfasten<br />

oder unbewusstes Auslassen von Mahlzeiten<br />

durch Zeitmangel und Stress bergen das<br />

Risiko, das man in den verbleibenden Mahlzeiten<br />

den Nährstoffbedarf für Vitamine, Spurenelemente<br />

und Eiweiß nicht adäquat decken kann“,<br />

erklärt Studienarzt Dr. Stefan Kabisch. Man<br />

nehme vielleicht ab, weil es zur Kalorienreduktion<br />

kommt, aber gesund sei es nicht automatisch.<br />

Weitere Ernährungsfaktoren spielen<br />

eine Rolle<br />

Laut Kabisch liege das Ernährungsoptimum<br />

vermutlich irgendwo dazwischen. Dabei komme<br />

es auf drei weitere Faktoren an. Das Größenverhältnis<br />

der Mahlzeiten: Frühstück wie ein Kaiser,<br />

Mittagessen wie ein König, Abendessen wie ein<br />

Bettler - oder andersrum. Denn wer dreimal täglich<br />

wie ein Kaiser isst, der nimmt wahrscheinlich<br />

mehr Kalorien zu sich als nötig. Übergewicht ist<br />

die Folge. Auch das Meal Timing ist wichtig: früh<br />

fasten oder abends fasten. Also lange Essenspausen<br />

einplanen. Und die Kombination der Nährstoffe<br />

beim Meal Timing beachten. Jedoch ist<br />

noch nicht sicher geklärt, ob beispielsweise das<br />

Weglassen von Kohlenhydraten abends besser<br />

ist als morgens. „Es gibt einzelne kleine Studien,<br />

aber nichts, was für einen guten Konsens reicht“,<br />

so der Mediziner Kabisch.<br />

Natürlich kommt es auch darauf an, was man<br />

isst. „Wer den ganzen Tag über nur Gemüse<br />

snackt, der hat den niedrigsten Blutzuckerspiegel-Verlauf“,<br />

erklärt Dr. Riedl. Aber auch die<br />

Reihenfolge der Lebensmittel wirke sich positiv<br />

aus. Wer zuerst Proteine esse, gefolgt von Fetten<br />

und Kohlenhydraten, der bewirke ebenfalls<br />

einen geringeren Anstieg des Blutzuckerspiegels,<br />

so der Ernährungsexperte Riedl.<br />

möchte, sollte maximal drei Mahlzeiten pro Tag<br />

zu sich nehmen, mit einem leichten Kaloriendefizit.<br />

Also weniger Kalorien im Laufe des<br />

Tages zu sich nehmen, als der Körper benötigt.<br />

Zwischen den Mahlzeiten immer mehrere<br />

Stunden Abstand ohne Snacks halten. Hilfreich<br />

beim Abnehmen ist zudem das Intervallfasten.<br />

Wenn man also zwischen dem Abendessen<br />

und dem Frühstück mindestens 12, idealerweise<br />

16 Stunden nichts isst. Dabei wird das<br />

körpereigene Fett verstoffwechselt. Der Lohn<br />

für den Verzicht: weniger Körperfett, stärker<br />

definierte Muskeln.<br />

GESUNDE SNACKS HELFEN<br />

BEIM MUSKELAUFBAU<br />

Wer viel Sport treibt und Muskelaufbau zum<br />

Ziel hat, der profitiert vom gesunden Snacking,<br />

also vielen kleinen, aber nährstoffreichen<br />

Mahlzeiten. Unter Snacks versteht man hier<br />

eben nicht Schokoriegel, Gebäck oder einen<br />

Latte. Stattdessen sollte man selbstgemachte<br />

Smoothies, Protein-Shakes, Naturjoghurts<br />

mit frischen Früchten und Müsli, Salate ohne<br />

zuckerhaltige Dressings, dafür aber mit<br />

magerem Hühnerfleisch, Lachs oder Thunfisch<br />

zu sich nehmen. So können aktive Menschen<br />

den Körper kontinuierlich über den Tag mit allen<br />

wichtigen Nährstoffen versorgen. Und erst eine<br />

ausreichende Eiweißzufuhr mit etwa 1,5 Gramm<br />

pro Kilogramm Körpergewicht täglich sorgt für<br />

gutes Muskelwachstum.<br />

Foto: freepik<br />

WENIGE MAHLZEITEN HELFEN<br />

BEIM ABNEHMEN<br />

Am Ende lassen sich die Erkenntnisse der Experten<br />

wie folgt zusammenfassen: Wer abnehmen<br />

77


WELLBEING<br />

ernährung<br />

BETTER FAST FOOD<br />

SO SNACKST DU GESÜNDER<br />

Autor: Felix Just<br />

Foto: ASphotofamily / freepik<br />

„Fast Food“ ist gleich „bad food“. Grundsätzlich stimmt diese<br />

Regel, denn das meiste Fast Food ist voll von Fett und Zucker und<br />

damit schlecht für die Haut, die Zähne und natürlich fürs Gewicht.<br />

Unmengen an gesättigten Fettsäuren schlagen sich nicht nur auf<br />

die Herzgesundheit nieder, sondern beeinträchtigen außerdem<br />

dein Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit.<br />

Überhaupt macht Fast Food langsam und müde und kann sogar zu<br />

Depressionen führen. Welche Snacks weniger schlecht sind als andere<br />

und wie du dein Lieblings-Fast-Food etwas gesünder machen<br />

kannst, erfährst du hier.<br />

78 Ausgabe 03


Kebab & Döner<br />

Eigentlich ist an einem Döner gar<br />

nicht so viel auszusetzen. Ist der<br />

Salat frisch, so führst du deinem<br />

Körper mit einer Portion Kebab<br />

ordentlich Vitamine zu. Nur das<br />

Brot ist häufig aus Weizenmehl und<br />

voller Zucker. Deshalb lieber zum<br />

Dürüm oder Wrap greifen und beim<br />

Fleisch auf mageres Hähnchen<br />

setzen statt auf Schwein oder Kalb,<br />

die beide wesentlich fettreicher<br />

sind. Pro-Tipp: Kräutersauce oder<br />

„scharf“ enthalten häufig sehr viel<br />

mehr Zucker. Besser den Wrap mit<br />

simplem Joghurt bestreichen und so<br />

auf überflüssige Carbs verzichten.<br />

Sushi<br />

Die japanischen Fisch-Reis-Röllchen sind<br />

eines der besten Fast-Food-Optionen<br />

überhaupt. Das Verhältnis von Protein<br />

und Kohlenhydraten ist nahezu identisch,<br />

so bekommt der Körper wichtiges Eiweiß<br />

für den Muskelaufbau, ohne dabei Gefahr<br />

zu laufen zuzunehmen. Selbst die Dips<br />

und Beilagen sind beim Sushi gesund:<br />

Wasabi wirkt entzündungshemmend<br />

und soll sogar beim<br />

Abnehmen helfen, während<br />

Edamame aufgrund ihres<br />

hohen Proteingehalts, der vielen<br />

Antioxidantien und Ballaststoffe bekannten<br />

Klassikern wie Pommes in Sachen<br />

Nährwert ganz einfach davonlaufen.<br />

Grafiken: pikisuperstar & makrovektor / freepik.com<br />

Burger & Sandwich<br />

Burger sind – ähnlich wie Döner –<br />

vom Prinzip her gar nicht so böse<br />

… wären da nicht Brot und Fleisch.<br />

Versuch’s doch mal mit einer Veggie-<br />

oder Chicken-Variante für das<br />

Patty und Vollkornbrötchen statt<br />

Brioche. Anstelle der Fries mit Ketchup<br />

& Mayo gibt es Veggie-Sticks<br />

aus dem Ofen mit Sauerrahm-Dip.<br />

Für das deutsche „belegte Brot“<br />

oder Sandwich gilt das Gleiche wie<br />

für den amerikanischen Burger:<br />

Vollkornvarianten sind Weißbrot<br />

vorzuziehen, und Hähnchen oder<br />

Pute schlagen weniger schwer zu<br />

Buche als Rind oder Schwein.<br />

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79


WELLBEING<br />

ernährung<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

WARUM JUNGE MÄNNER AUF<br />

ALKOHOL VERZICHTEN SOLLTEN<br />

STUDIE<br />

Foto: pavel danilyuk / pexels.com<br />

Alkohol ist ein Genussmittel, dem wir viel zu leicht verfallen. Doch selbst<br />

wenn man den Umgang mit Alkohol regulieren kann, sollten insbesondere<br />

junge Männer darauf lieber ganz verzichten, wie eine Studie empfiehlt.<br />

Männer über 40 können hingegen von leichtem Alkoholkonsum profitieren.<br />

Ob kleine Mengen an Alkohol gesund sind oder<br />

nicht, wird in vielen Studien erforscht. Dabei ist<br />

es nicht nur die Menge, die entscheidet, sondern<br />

auch, welche Art von Alkohol konsumiert<br />

wird. Vor allem Rotwein hat durch die enthaltenen<br />

sekundären Pflanzenstoffe einen leichten<br />

gesundheitlichen Vorteil gegenüber anderen<br />

alkoholischen Getränken. Mehr als 20 bis 30<br />

Gramm Alkohol pro Tag sollten es bei Männern<br />

aber nicht sein. Das entspricht etwa 250 ml<br />

Rotwein oder zwei kleinen Bieren. Außerdem<br />

wird empfohlen, an mindestens zwei Tagen pro<br />

Woche keinen Alkohol zu trinken, um einem<br />

Suchtverhalten vorzubeugen.<br />

Eine neue Studie der School of Medicine der University<br />

of Washington kommt sogar zu dem Schluss:<br />

„Unsere Botschaft ist einfach: Junge Menschen<br />

sollten nicht trinken!“, so eine der Studienautorinnen<br />

Prof. Dr. Emmanuela Gakidou. Insbesondere<br />

junge Männer sollten auf Alkohol verzichten. Doch<br />

warum diese extreme Empfehlung?<br />

80 Ausgabe 03


Die Forscher untersuchten das Risiko des<br />

Alkoholkonsums für <strong>22</strong> gesundheitliche<br />

Folgen, darunter Verletzungen, Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Dazu<br />

nutzten sie die umfangreichen Daten zur<br />

globalen Krankheitslast (GBD) aus dem<br />

Jahr 2020 für Männer und Frauen im Alter<br />

zwischen 15 und 95 Jahren. Darin sind Statistiken<br />

aus insgesamt 204 Ländern und<br />

Regionen enthalten, die 30 Jahre lang gesammelt<br />

wurden. So konnten die Forscher<br />

einschätzen, wie viel Alkohol bestimmte<br />

Personengruppen trinken können, bevor<br />

sie ein übermäßiges Risiko für ihre Gesundheit<br />

eingehen, verglichen mit Menschen,<br />

die keinen Alkohol trinken.<br />

Nach Auswertung der Daten kam heraus,<br />

dass in allen Regionen der Erde männliche<br />

Jugendliche und Männer im Alter zwischen<br />

15 und 39 Jahren am häufigsten übermäßige<br />

Mengen an Alkohol konsumieren.<br />

Zudem gab es in dieser Altersgruppe<br />

keine gesundheitlichen Vorteile durch<br />

Alkoholkonsum. Stattdessen sterben<br />

überproportional viele junge Männer unter<br />

Alkoholeinfluss durch Verkehrsunfälle, Gewaltausbrüche,<br />

Tötungsdelikte oder Suizid.<br />

Offensichtlich führt Alkohol speziell bei<br />

jungen Männern zu einer höheren Risikobereitschaft,<br />

gesteigerten Aggressivität<br />

und Überschätzung. Deswegen raten die<br />

Wissenschaftler dazu, dass junge Männer<br />

unter 40 Jahren am besten gar keinen<br />

Alkohol trinken sollten.<br />

Anders sieht die Situation bei Männern über<br />

40 aus. Hier zeigte die Datenauswertung,<br />

dass sich einige gesundheitliche Vorteile<br />

ergeben, wenn man ein wenig Alkohol trinkt.<br />

Mit ein wenig meinen die Forscher beispielsweise<br />

ein bis zwei Gläser Wein (maximal 250<br />

ml insgesamt) pro Tag. Rein statistisch ergab<br />

sich dadurch ein geringeres Risiko für Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und<br />

Diabetes. Dies gilt aber nur, wenn keine anderen<br />

gesundheitlichen Probleme vorliegen.<br />

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Die mpMRT der Prostata ist das zurzeit sicherste und<br />

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andere Untersuchungsmethoden – und das völlig<br />

schmerzfrei sowie nicht-invasiv.<br />

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WELLBEING<br />

body<br />

Autor: Felix Just<br />

TAKE A BREAK!<br />

WARUM ENTSPANNUNG SO WICHTIG IST<br />

& WIE DU NOCH BESSER RELAXT<br />

Foto: Moon / unsplash.com<br />

Der typische Deutsche steht an Arbeitstagen zwischen 6 und 7 Uhr auf<br />

und verbringt im Durchschnitt rund 35 Stunden pro Woche im Office, an<br />

der Kasse oder auf der Baustelle und verdient sich so seine durchschnittlichen<br />

4.100 Euro brutto im Monat. Damit arbeitet der Deutsche zwar<br />

weniger als die meisten seiner europäischen Kollegen, gehört aber dennoch<br />

zu den Top-Verdienern im Europavergleich. Trotzdem machen sich<br />

auch in Deutschland vermehrt Burn-out-Symptome, Angstzustände und<br />

Schlafschwierigkeiten breit. Ein Viertel klagt über Probleme beim Ein- oder<br />

Durchschlafen. Fast neunzig Prozent verspüren regelmäßig Stressgefühle.<br />

Umso wichtiger ist es deshalb, Zeit für Entspannung zu schaffen.<br />

82 Ausgabe 03


Das macht Stress mit dir<br />

Neben einem allgemeinen Stressempfinden und<br />

schlechter Schlafqualität zeigt der Körper noch<br />

zahlreiche andere Symptome, kommt er nicht<br />

dazu, sich auch mal zu entspannen. Generell ist<br />

es so, dass unser Körper am besten funktioniert,<br />

wenn er ruhig und gelassen ist. Dies gilt im Besonderen<br />

für unser Immun- und unser Verdauungssystem.<br />

Geraten wir unter Stress, kann<br />

es deshalb schneller zu Infektionen kommen,<br />

Entzündungen können leichter entstehen und<br />

wir fühlen uns häufiger verstopft oder aufgebläht.<br />

Andere klassische Stresssymptome sind<br />

Verspannungen, eine erhöhte Herzfrequenz und<br />

ein zu hoher Blutdruck. Daneben leiden Stimmung<br />

und soziale Kontakte unter der Belastung.<br />

Um für mehr Gleichgewicht zu sorgen, reicht es<br />

allerdings nicht, sich auf das Sofa zu legen und<br />

von Netflix und Co. berieseln zu lassen, denn Entspannung<br />

hat mit Fokus zu tun.<br />

So entspannst du richtig<br />

Zu den gängigsten und leicht umsetzbaren Entspannungstechniken<br />

gehören Atemübungen.<br />

Dafür reicht es schon, sich für fünf Minuten auf<br />

den eigenen Atem zu konzentrieren, langsam<br />

ein- und auszuatmen und dabei die Gedanken<br />

weg von der Arbeit und hin zu sich selbst und<br />

den eigenen Gefühlen zu lenken. Wer noch einen<br />

Schritt weiter gehen will, bedient sich während<br />

dieser Achtsamkeitslektion der Visualisierung<br />

entspannender Orte, beispielsweise ein Strand<br />

oder eine Waldlichtung. Dabei versuchst du, den<br />

Wind auf der Haut, Gerüche oder auch Geräusche<br />

wie das Meeresrauschen in deinem Geiste wahrzunehmen.<br />

RELAX AT HOME<br />

Die Beauty & Health-Produkte<br />

von Koanna sind das Ergebnis<br />

der chronischen Schmerzen und<br />

gesundheitlichen Herausforderungen<br />

des Gründers Craig Slater.<br />

Durch sie hat er sich alternativen<br />

Heilmethoden, Wellness-Lösungen<br />

und Lebensstiländerungen zugewandt.<br />

Die Liebe zur Sauna und die<br />

Entdeckung der Infrarot-Therapie<br />

erwiesen sich als Segen für ihn.<br />

Durch seine eigenen Erfahrungen<br />

ermutigt, arbeitete er daran,<br />

die Infrarot-Sauna-Therapie für<br />

andere leichter zugänglich und<br />

verfügbar zu machen. Es entstand<br />

die Koanna-Infrarot-Saunadecke:<br />

eine Lösung für Entspannung,<br />

besseren Schlaf, gesunde Haut<br />

und Regeneration von Muskeln<br />

und Faszien – denn Infrarot ist<br />

eine natürliche Energieform.<br />

Durch die Wärmeleitung erreicht<br />

die Temperatur auch tiefer gelegene<br />

Körperregionen und fördert<br />

so eine schnellere Regeneration<br />

unseres Körpers.<br />

de.koanna.com<br />

Bei der progressiven Muskelentspannung<br />

legst du dich auf dein Bett oder einfach auf<br />

den Boden und beginnst nacheinander einzelne<br />

Muskelgruppen anzuspannen und wieder<br />

„loszulassen“. Du beginnst bei den Zehen und<br />

arbeitest dich langsam bis nach oben in die<br />

Gesichtsmuskeln vor. Den Kiefermuskel nicht<br />

vergessen, der in stressigen Phasen besonders<br />

beansprucht wird!<br />

83


WELLBEING<br />

body<br />

Auch Gedanken aufzuschreiben, die negative<br />

Gefühle hervorrufen, und sich so von ihnen zu<br />

distanzieren, kann ein guter Stresslöser sein.<br />

Eine Art Mini-Tagebuch kann problemlos auch<br />

im Smartphone geführt werden und bedarf nur<br />

weniger Minuten am Tag. Analog dazu empfinden<br />

es viele Menschen als hilfreich, ihre To-dos<br />

in Listen festzuhalten, um so den Überblick zu<br />

behalten, Aufgaben zu ordnen und zu priorisieren.<br />

Gleichzeitig dürfen wir uns damit belohnen,<br />

Aufträge von der Liste zu streichen, wenn wir sie<br />

erfüllt haben. Weitere entspannende Aktivitäten<br />

können ein Waldspaziergang sein, ein Besuch im<br />

Fitnessstudio oder geleitete Meditationen.<br />

Foto: Simon Hesthaven / pexels.com<br />

Oftmals verspüren wir den größten Stress,<br />

während wir uns noch auf der Arbeit befinden.<br />

Daher ist es im Arbeitsalltag von besonderer<br />

Bedeutung, Pausen einzulegen, sich mit Kollegen<br />

auszutauschen und den eigenen Instinkten<br />

zu folgen. Wird alles mal wieder zu viel, kann<br />

schon ein spontaner Urlaubstag unter der<br />

Woche wahre Wunder bewirken.<br />

LOCAL RELAXATION<br />

DREAM LOCAL ist ein in der deutschen Hauptstadt<br />

ansässiges Social Start-up, das Berlinern<br />

bei ihrer Suche nach lokalen Naturaktivitäten<br />

behilflich ist und damit gleichzeitig ausgewählte<br />

lokale Kleinstbetriebe und Selbstständige<br />

in der Region bei der Online-Vermarktung ihrer<br />

Dienstleistungen unterstützt. Als digitaler<br />

Marktplatz bildet Dream-Local.com also die<br />

Schnittstelle zwischen Naturbegeisterten und<br />

regionalen Anbietern von Naturerlebnissen. Die<br />

Online-Plattform bietet Städtern so Zugang<br />

zu ihrer unmittelbaren grünen Umgebung,<br />

ermutigt sie zu einem lokaleren Lebensstil und<br />

leistet zugleich einen beträchtlichen Beitrag zur<br />

Existenzsicherung ihrer Partner.<br />

oder Weinprobe, Wanderung und Abendessen<br />

im Nuthe-Urstromtal: Alle Events sind einzigartig<br />

und sorgfältig von DREAM LOCAL ausgewählt.<br />

Sie spiegeln die Beschaffenheit der Natur<br />

wider und laden Entdecker dazu ein, auf eine<br />

Reise zu ihren eigenen Wurzeln zu gehen.<br />

www.dream-local.com<br />

Kuhflüstern auf der Bio-Ranch in Zempow,<br />

Waldbaden mit Pranayama in Friedrichshagen<br />

84 Ausgabe 03


Mit attraktiver Männerhaut<br />

auch durch die kalte Jahreszeit.<br />

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WELLBEING<br />

body<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

TRAINING MITHILFE<br />

VON ELEKTRODEN<br />

WIE ES FUNKTIONIERT UND WAS ES BRINGT<br />

Es ist der Traum vieler Männer: Ohne großen Aufwand Muskeln<br />

aufbauen und Fettpolster loswerden. Mit der Elektromyostimulation<br />

(EMS) soll es wahr werden. Doch wie funktioniert das<br />

Training mit Elektroden am Körper? Und für wen ist es sinnvoll?<br />

Nur 20 Minuten pro Woche sollen reichen,<br />

um den Körper fit zu machen. Wenn das kein<br />

starkes Argument ist. Viele glauben, dass die<br />

sogenannte Elektromyostimulation (EMS) das<br />

übliche Fitness- und Ausdauertraining komplett<br />

ersetzen kann. So viel sei schon mal verraten:<br />

Das ist leider nicht der Fall.<br />

Ursprünglich kommt die elektrische Muskelstimulation<br />

aus dem medizinischen Bereich. Dort<br />

wird sie schon seit Jahren bei der Rehabilitation<br />

nach Verletzungen angewendet, um den<br />

Muskelaufbau zu fördern. Dabei werden leichte<br />

Stromimpulse in bestimmte Muskelgruppen<br />

geleitet, um sie anzuregen und eine Kontraktion<br />

zu bewirken. Das Ergebnis: Muskelwachstum.<br />

So funktioniert EMS-Training<br />

Beim EMS-Training trägt man spezielle, hautenge<br />

Kleidung, die mit einem Stromimpulsgenerator<br />

verbunden ist. Damit kann der Trainer für<br />

jeden Teil des Körpers die Stromimpulsstärke<br />

einzeln regulieren. Bei der ersten Trainingseinheit<br />

bestimmt man, welche maximale Stromstärke<br />

als angenehm empfunden wird. Der Wert<br />

ist dann abgespeichert und dient als Grundlage<br />

für die darauf folgenden Sitzungen. Wichtig: Die<br />

Impulse sollten sich wie ein Kribbeln anfühlen,<br />

ohne Schmerzen auszulösen.<br />

Ein großer Irrtum ist die Annahme, dass EMS-<br />

Training von alleine funktioniert. Dem ist nicht<br />

so. Man wird von einem Trainer aktiv durch verschiedene<br />

Übungen geleitet. Dabei spannt man<br />

für ein paar Sekunden die Muskeln an und entspannt<br />

sie anschließend wieder. Das Besondere<br />

an dieser Methode: Übungen, die normalerweise<br />

eher leicht fallen, fühlen sich unter Strom deutlich<br />

anstrengender an. Deswegen kommt man<br />

schnell ins Schwitzen.<br />

Außerdem werden auch Muskeln aktiviert, die<br />

mit gewöhnlichem Training nicht so leicht zu<br />

erreichen sind. Somit ist Muskelkater nach den<br />

ersten Sitzungen garantiert. Je unsportlicher<br />

man ist, desto stärker kann er ausfallen.<br />

86 Ausgabe 03


Foto: phoenix021 / adobe-stock<br />

Eine Trainingseinheit pro Woche reicht –<br />

theoretisch<br />

Der große Vorteil des Trainings unter Strom:<br />

Eine Einheit dauert in der Regel 20 Minuten<br />

– und das pro Woche. Mehr als einmal wöchentlich<br />

wird nicht empfohlen, da die Regenerationszeit<br />

besonders lang ausfällt. Wenn Studios<br />

zwei Sitzungen pro Woche anbieten, dann meist<br />

einmal Kraft- und einmal Ausdauertraining im<br />

Abstand von mehreren Tagen.<br />

Doch wie effektiv ist nun EMS-Training? Die<br />

Antwort darauf fällt individuell aus. Denn obwohl<br />

bereits eine EMS-Einheit pro Woche Effekte<br />

erzielen kann, bedeutet es nicht, dass jeder sein<br />

persönliches Trainingsziel damit erreichen wird.<br />

Wer große Muskel- und Kraftzuwächse sich als<br />

Ziel gesetzt hat, der wird dies mit lediglich einer<br />

EMS-Einheit pro Woche nicht erreichen. Auch das<br />

Herzkreislauf-System wird dabei nicht vergleichbar<br />

trainiert wie etwa beim Laufen, Schwimmen<br />

oder Radfahren. Allerdings kann man die Elektromyostimulation<br />

als eine Unterstützung des<br />

normalen Krafttrainings sehen. Deshalb wird EMS<br />

von einigen Leistungssportlern eingesetzt, um<br />

das Workout zu variieren und das Muskelwachstum<br />

durch neue Reize zu fördern.<br />

Wem bringt EMS-Training am meisten?<br />

Allgemein lässt sich sagen: Wer ungern Sport<br />

treibt oder wenig Zeit für Trainingseinheiten<br />

im Alltag hat, der profitiert am stärksten vom<br />

EMS-Training. Ebenso ältere Menschen, die kein<br />

Krafttraining treiben. Denn die Elektromyostimulation<br />

ist ein guter Beitrag dazu, wenigstens<br />

einmal pro Woche die Muskeln zu aktivieren und<br />

dadurch Muskelwachstum anzuregen. Dies ergab<br />

eine große Auswertung verschiedener Studien<br />

zur Wirksamkeit des EMS-Trainings aus dem Jahr<br />

2018, durchgeführt von der Uni Erlangen-Nürnberg,<br />

der Technischen Hochschule Kaiserslautern<br />

und der Deutschen Sporthochschule in Köln.<br />

Laut den Wissenschaftlern können besonders<br />

Menschen im mittleren und höheren Alter von<br />

der EMS-Methode profitieren: Wie die Studien-<br />

87


WELLBEING<br />

body<br />

Foto: phoenix021 / adobe-stock<br />

ergebnisse zeigen, haben bei den meisten<br />

Untrainierten Muskelmasse sowie -stärke nach<br />

dem EMS-Training zugenommen. Zudem gingen<br />

bei vielen Probanden speziell Schmerzen im<br />

Bereich des unteren Rückens zurück.<br />

Elektromyostimulation gilt als sichere<br />

Trainingsmethode<br />

In der großen Studienauswertung der deutschen<br />

Hochschulen wurde auch die Sicherheit<br />

von EMS bewertet. Laut den Forschern<br />

haben in keiner der Studien die Probanden von<br />

unerwünschten Nebenwirkungen berichtet,<br />

obwohl einige der Untersuchungen bis zu 12<br />

Monate dauerten. Lediglich in vier der 23 ausgewerteten<br />

Studien ist jeweils ein Teilnehmer<br />

vorzeitig ausgestiegen, weil er sich unwohl<br />

beim EMS-Training fühlte. Die Abwesenheit von<br />

Nebenwirkungen sei deswegen beachtenswert,<br />

weil es sich bei den Probanden um unsportliche<br />

Teilnehmer im mittleren und hohen Alter<br />

handelte, resümieren die Forscher.<br />

Dennoch sollte bedacht werden, dass wie bei<br />

jedem Sport es auch hier zur Schädigung der<br />

Muskulatur kommen kann. Das ist allerdings bei<br />

fachgerechtem Einsatz von EMS nicht zu befürchten,<br />

da die Übungen stets von einem Trainer<br />

angeleitet und überwacht werden. Dieser<br />

erkundigt sich auch nach dem Wohlergehen der<br />

EMS-Nutzer. Wer ein Gerät zu Hause nutzt, sollte<br />

sich an die Vorgaben des Anbieters halten.<br />

Grundsätzlich gilt: Vor Beginn eines EMS-Trainings<br />

sollten medizinische Fragen geklärt werden.<br />

Denn es gibt Richtlinien, in welchen Fällen<br />

die Elektromyostimulation nicht angewendet<br />

werden darf. Beispielsweise bei Krebserkrankungen,<br />

akuten Verletzungen, offenen Wunden<br />

oder während einer Schwangerschaft. In anderen<br />

Fällen ist zwar ein EMS-Training möglich,<br />

muss aber entsprechend angepasst werden.<br />

Wie hoch sind die Kosten?<br />

Für viele Menschen ist sicherlich der Preis<br />

eine Hürde, um das EMS-Training regelmäßig<br />

auszuüben. Obwohl die Preise durch eine<br />

gestiegene Anbieterauswahl gesunken sind,<br />

muss man immer noch mit mindestens<br />

25 Euro für eine 20-Minuten-Session rechnen.<br />

Mittlerweile gibt es jedoch die Möglichkeit,<br />

ein EMS-Gerät für zu Hause zu mieten. Je<br />

nachdem, für welches Monatsabo man sich<br />

entscheidet, beginnen die Kosten dafür bei<br />

rund 60 Euro monatlich. Wer also bereits<br />

weiß, dass er sich nicht motivieren kann, ins<br />

Fitnessstudio zu gehen oder einfach zu wenig<br />

Zeit dafür hat, der findet im EMS-Training eine<br />

wirksame und zeitsparende Alternative.<br />

88 Ausgabe 03


© photo Diago Mariotta Mendez<br />

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Dr. Steffen Schirmer · Plastischer und Ästhetischer Chirurg<br />

In der Praxis Dr. Goldstein · Maaßenstraße 14 · 10777 Berlin<br />

Termine nach Vereinbarung · Telefon 030 - 215 20 05<br />

mail@drsteffenschirmer.com · www. drsteffenschirmer.com<br />

Instagram: @steffenschirmer | @praxis_dr._goldstein


WELLBEING<br />

body<br />

WE ARE<br />

WATCHING YOU<br />

Autor: Felix Just<br />

WITHINGS MOVE<br />

Weniger ist mehr: Die Withings Move verzichtet<br />

auf Klimbim und verfügt nicht einmal über<br />

ein digitales Display. Uhrzeit und Aktivitäten<br />

werden über insgesamt drei analoge Zeiger<br />

dargestellt. Die Uhr trackt Joggingstrecken,<br />

Radtouren und Schwimmeinheiten (sie ist<br />

wasserdicht bis 50 Meter) und dokumentiert<br />

Dauer, Entfernung, Höhe und Wegstrecke in<br />

der Health Mate App. Darüber hinaus verfolgt<br />

sie Schlafphasen, -dauer, -zeiten und<br />

-unterbrechungen. Über einen Algorithmus<br />

wird daraufhin die Nacht bewertet. Je nach<br />

Schlafphase (Tief- oder Leichtschlaf) kann<br />

so, angepasst an den persönlichen Zeitplan,<br />

morgens der beste Zeitpunkt zum Wecken<br />

gewählt werden.<br />

PREIS: 69,95 Euro<br />

FÜR WEN? Minimalisten und Hobbysportler<br />

mit Schlafproblemen<br />

BEST FEATURE: bis zu 18 Monate Batterielaufzeit,<br />

schnittiger Look<br />

www.withings.com<br />

AMAZFIT GTR 3 PRO<br />

Allrounder: Mit der Amazfit GTR 3 Pro bist du<br />

nicht nur bestens organisiert, sondern kannst<br />

gleichzeitig Fitnessfortschritte sowie den<br />

eigenen Gesundheitszustand überwachen.<br />

Neben Wetter, Kalender und Sofortnachrichten<br />

können To-do-Listen eingesehen oder Anrufe<br />

entgegengenommen werden. Außerdem<br />

speichert die GTR 3 Pro bis zu 470 Songs für<br />

beste Unterhaltung während des Trainings<br />

oder auf dem Weg zur Arbeit. Blutsauerstoffsättigung,<br />

Stressniveau und Atemfrequenz<br />

werden per Fingertipp in nur 45 Sekunden<br />

gemessen, sodass der Träger stets über<br />

seinen aktuellen Zustand informiert ist. Über<br />

150 integrierte Sportmodi dokumentieren<br />

zielgerichtet Etappenziele beim Work-out.<br />

PREIS: 199,90 Euro<br />

FÜR WEN: Athleten und High Performer<br />

BEST FEATURE: zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten<br />

des Zifferblatts, vielfältige<br />

Nutzungsweise<br />

www.amazfit.com<br />

90 Ausgabe 03


Über 7 Millionen Wearables, also Gadgets, die wir am Körper tragen, sind<br />

im letzten Jahr in Deutschland über den Ladentisch gegangen. Besonders<br />

beliebt waren dabei Smartwatches und Fitnesstracker. Zeit, drei<br />

von ihnen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />

PRO TREK<br />

Outdoor-Profi: Die „PRO TREK“-Serie von Casio<br />

wurde speziell für raues Gelände und hohe<br />

Belastungen konzeptioniert. So verfügt die<br />

PRW-6600YB-3ER über einen Höhenmesser,<br />

Thermometer, Digitalkompass und Barometer.<br />

Die Uhr ist kälteresistent und bis -10 Grad<br />

Celsius uneingeschränkt funktionstüchtig.<br />

Der Solarbetrieb ist auch bei wolkenverhangenem<br />

Himmel möglich und garantiert die<br />

Orientierung selbst bei schlechtem Wetter.<br />

Das Gehäuse der „PRO TREK“-Uhren ist<br />

extrem robust und hält auch größere Stöße<br />

aus. Per Knopfdruck geben die Zeiger die<br />

Sicht auf die Digitalanzeigen frei: So können<br />

z. B. Stoppfunktion oder Wochentag ohne<br />

Einschränkung abgelesen werden.<br />

PREIS: 369,00 Euro<br />

FÜR WEN: Bergsteiger und Outdoor-Freaks<br />

BEST FEATURE: Tough Solar System – generiert<br />

auch bei schwächsten Lichtquellen<br />

Energie und speichert überschüssige Energie<br />

www.protrek.eu<br />

PASSENDES SCHUHWERK<br />

Der UA HOVR Machina 3 ist zwar keine<br />

Smartwatch, lässt sich aber dank integrierter<br />

Bluetooth-Funktion wunderbar mit der Map-<br />

MyRun-App von Under Armour verbinden, die<br />

deine Laufdaten analysiert und auf Wunsch<br />

auch in Echtzeit Empfehlungen ausspricht,<br />

um Trainingserfolge zu optimieren.<br />

Das speziell konstruierte Obermaterial erfüllt<br />

eine Stützfunktion und ist gleichzeitig<br />

super atmungsaktiv. Überflüssige Nähte<br />

oder Designelemente wurden weggelassen,<br />

damit nichts drückt oder kneift. Das aerodynamische<br />

Fersendesign und die externe<br />

TPU-Umfassung sorgen für zusätzlichen<br />

Halt, während die EVA-Einlegesohle Komfort<br />

garantiert und über viele Kilometer große<br />

Belastungen reguliert. Die reaktive Under<br />

Armour HOVR-Dämpfung verringert die<br />

Stoßbelastung weiter und gibt sogar Energie<br />

zurück. Die Laufsohle ist extrem langlebig und<br />

trotzdem in ihrer Bewegung sehr flexibel.<br />

www.underarmour.de<br />

91


WELLBEING<br />

beauty<br />

BIOTIN<br />

EIN WUNDERMITTEL GEGEN HAARAUSFALL?<br />

Im Laufe ihres Lebens sind bis zu ⅔ der Männer von<br />

Haarausfall betroffen. Vor allem zwischen dem 30. und<br />

70. Lebensjahr nimmt diese Quote beachtlich zu.<br />

Wer sich nicht gleich unter das Messer legen<br />

möchte, hat unzählige Mittel zur Auswahl, mit<br />

deren Hilfe der Haarausfall gestoppt und das<br />

Haarwachstum angeregt werden soll. Als eines<br />

dieser Wundermittel gegen Haarausfall wird<br />

Biotin angepriesen und eine positive Wirkung<br />

auf Haut und Nägel nachgesagt. Doch kann<br />

Biotin tatsächlich Haarausfall aufhalten? Im<br />

folgendem Artikel werden wir diesem Sachverhalt<br />

nachgehen.<br />

WAS IST BIOTIN EIGENTLICH?<br />

Biotin, auch als Vitamin B7 bekannt, ist ein<br />

wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex.<br />

Allgemein ist Biotin für seine positive Wirkung<br />

auf Haut, Haare und Nägel bekannt. Um diesen<br />

Aspekt hervorzuheben, wird es herstellerseitig<br />

häufig auch als „Vitamin H“ bezeichnet.<br />

Das Vitamin ist an wichtigen Stoffwechselprozessen,<br />

u.a. im Rahmen des Kohlenhydrat-,<br />

Eiweiß- und Fettstoffwechsels beteiligt.<br />

Darüber hinaus trägt Biotin zum Aufbau und der<br />

Regeneration von Gewebe und Muskulatur bei,<br />

unterstützt das Wachstum und die Erhaltung<br />

von Blutzellen und Nervengewebe, wirkt sich<br />

positiv auf die Gehirnfunktion aus, kräftigt die<br />

Haarstruktur, verbessert das Hautbild und wirkt<br />

u.a. dünnem Haar und Haarausfall entgegen.<br />

92 Ausgabe 03


Da der Körper das Vitamin nicht selbst<br />

produziert, muss es über die Nahrung oder<br />

entsprechende Ergänzungsmittel aufgenommen<br />

werden.<br />

AUFNAHME VON BIOTIN ÜBER DIE NAHRUNG<br />

Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für<br />

Ernährung beträgt der tägliche Biotin-Bedarf<br />

eines Erwachsenen etwa 40 Mikrogramm (1) .<br />

Dieser Wert wird im Normalfall durch eine ausgewogene<br />

Ernährung abgedeckt. Dabei ist Biotin<br />

sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen<br />

Lebensmitteln enthalten, in höherer Dosis u.a.<br />

in Naturreis, Haferflocken, Weizenkleie und<br />

-Keime, Sojabohnen, Nüssen, Hülsenfrüchte,<br />

Hefe, Avocado, Spinat, Champignons, Eiern,<br />

Fisch und Leber.<br />

BIOTINMANGEL<br />

Wird unzureichend Biotin über die Nahrung<br />

aufgenommen, kann es in seltenen Fällen<br />

zu einem Biotinmangel kommen. Dieser ist<br />

häufig durch bestimmte Krankheitsbilder, die<br />

Einnahme von Medikamenten, wie Antibiotika,<br />

durch Mangelernährung aufgrund häufigen<br />

Diätierens, einer Schwangerschaft, langjährigem<br />

Alkoholkonsum oder Rauchen begründet.<br />

In diesen Fällen kann entweder die Aufnahme<br />

von Biotin beeinträchtigt sein oder es kann<br />

zu einem deutlich schnelleren Abbau des<br />

Vitamins kommen.<br />

Liegt ein Biotinmangel vor, können brüchiges<br />

Haar, Haarausfall und eine trockene und irritierte<br />

Haut die Folge sein. Aber auch ein Mangel an<br />

Energie, Probleme mit dem Verdauungstrakt,<br />

chronische Erschöpfung und Muskelschmerzen<br />

können mit einem Biotinmangel in Verbindung<br />

gebracht werden.<br />

BIOTINMANGEL UND HAARAUSFALL?<br />

Brüchiges Haar und Haarausfall gehören zu<br />

den typischen Symptomen eines Biotin-Mangels.<br />

Da Biotin für die Produktion von Keratin,<br />

dem Grundbaustein der Haare, verantwortlich<br />

ist, kann sich ein Mangel direkt auf die Haarstruktur<br />

und das Haarwachstum auswirken. In<br />

diesem Fall kann die Keratinproduktion durch<br />

die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

unterstützt werden.<br />

NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL: BIOTIN<br />

TABLETTEN GEGEN HAARAUSFALL?<br />

Biotin, als Nahrungsergänzungsmittel, ist freiverkäuflich<br />

in Drogeriemärkten oder Apotheken<br />

erhältlich. Liegt tatsächlich ein Biotinmangel<br />

vor, können die Präparate (in Kapsel- oder Tablettenform)<br />

dabei helfen, das Haar zu kräftigen<br />

und das Haarwachstum anzuregen.<br />

Allerdings ist ein Biotinmangel nur eine mögliche<br />

Ursache, die in Haarausfall münden kann.<br />

Gerade bei Männern ist eher der erblich bedingte<br />

Haarausfall vorherrschend. In diesem<br />

Fall wird Biotin keine Wunder bewirken;<br />

hier kann Mann mit einer medikamentösen<br />

Therapie den Haarausfall aufhalten und<br />

Haarwachstum anregen.<br />

Weitere Informationen zum Thema<br />

(erblich bedingter) Haarausfall und<br />

mögliche Behandlungsansätze findest<br />

Du auf www.myspring.com<br />

1<br />

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2020).<br />

Biotin. DGF. Retrieved 09. 20., 20<strong>22</strong>, from https://www.dge.de/<br />

wissenschaft/referenzwerte/biotin/?L=0<br />

93


WELLBEING<br />

beauty<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

ANTI-AGING<br />

DER TRAUM VON<br />

EWIGER<br />

JUGEND<br />

IN GREIFBARER NÄHE<br />

Bislang lässt sich der Alterungsprozess<br />

nicht aufhalten. Es gibt zwar Möglichkeiten,<br />

ihn ein wenig zu verlangsamen,<br />

doch früher oder später macht er sich<br />

bemerkbar. In Zukunft könnte eine<br />

Hautzellenverjüngung das Anti-Aging<br />

revolutionieren.<br />

Das Geschäft mit Anti-Aging-Produkten ist ein<br />

Milliardenmarkt. Immer mehr Menschen verfallen<br />

dem Traum von ewiger Jugend. Am Ende ist es<br />

jedoch ein Wettlauf gegen die Zeit. Dass er nicht<br />

ganz aussichtslos ist, zeigen Forscher des renommierten<br />

Babraham Institute an der Uni Cambridge.<br />

Ihnen ist es gelungen, die Hautzellen einer 53-jährigen<br />

Frau um etwa 30 Jahre zu verjüngen.<br />

Die Studie, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde,<br />

markiert einen Meilenstein in der regenerativen<br />

Medizin. Dabei bedienten sich die Wissenschaftler<br />

jener Erkenntnisse, die John B. Gurdon 1962 und<br />

Shinya Yamanaka 2006 publizierten. Gurden<br />

zeigte erstmals, dass sich die Spezialisierung<br />

der Stammzellen im Körper rückgängig machen<br />

lässt. Yamanaka gelang es Jahrzehnte später,<br />

Bindegewebszellen von Mäusen in pluripotente<br />

Stammzellen zurückzuverwandeln. Beide Stammzellenforscher<br />

erhielten dafür 2012 den Nobelpreis<br />

für Medizin. Durch die Umprogrammierung der<br />

Zellen haben Wissenschaftler ein neues Werkzeug,<br />

um gegen Krankheiten anzukämpfen. Aber auch,<br />

um dem Alterungsprozess entgegenzuwirken. Das<br />

zeigte das Forschungsteam um den deutschen<br />

Professor Wolf Reik an der Uni Cambridge. Anstatt<br />

eine komplette Löschung der Zellidentität vorzunehmen,<br />

wie es Yamanaka machte, drehten sie<br />

lediglich die Altersuhr der Zelle ein wenig zurück.<br />

So wurden die Hautzellen einer 53-jährigen Frau<br />

nicht zu Stammzellen, sondern erhielten wieder<br />

die Eigenschaften einer 20-Jährigen. Dadurch erhöhte<br />

sich die für jugendliches Aussehen wichtige<br />

Kollagenproduktion in den Zellen. Auch die Wundheilung<br />

beschleunigte sich.<br />

Dies könnte zu einer Revolution in der Anti-Aging-<br />

Therapie führen. Allerdings gibt es noch eine Hürde<br />

zu überwinden, denn die Reprogrammierung erhöht<br />

das Krebsrisiko. Es wird also vermutlich noch<br />

einige Jahre dauern, bis die Hautzellenverjüngung<br />

an Menschen zum Einsatz kommt.<br />

94 Ausgabe 03


Wir sind eine junge, dynamische HIV-Schwerpunktpraxis<br />

mit einem vielfältigen Angebot rund um das Thema:<br />

Hausärztliche / internistische Versorgung<br />

Sexuell übertragbare Infektionen (STD)<br />

HIV-PrEP<br />

HIV/Aids<br />

Hepatitis<br />

Suchtmedizin<br />

„Wir freuen uns darauf,<br />

Sie in unserer Praxis<br />

begrüßen zu dürfen!“<br />

Dr. med. Nino Ochana<br />

Praxisinhaber<br />

Hohenzollernring 26 · 50672 Köln · Tel 0<strong>22</strong>1/2555<strong>22</strong><br />

www.praxis-am-ring.com<br />

KEINE ANGST<br />

VOR DER<br />

NÄCHSTEN<br />

NUMMER<br />

Wir möchten, dass Sie sich in Ihrer Intimität mit einem<br />

anderen Menschen sicher und gut geschützt fühlen. Wenden<br />

Sie sich mit Ihren Fragen und Unsicherheiten jederzeit<br />

vertrauensvoll an uns. Wir beraten Sie gerne und diskret.<br />

Ihre Albert Schweitzer Apothekenfamilie<br />

www.asa-d.de<br />

www.duesseldorfapotheke.de<br />

95


WELLBEING<br />

beauty<br />

ANTI-AGING<br />

Unsere Haut ist nicht nur das größte<br />

Organ des Körpers, sie ist außerdem<br />

Aushängeschild und der erste<br />

Indikator unseres Alters.<br />

Bestimmte Verhaltensweisen und Gewohnheiten<br />

beschleunigen den Alterungsprozess – am meisten<br />

schlagen hier Alkohol, Nikotin und Sonneneinstrahlung<br />

zu Buche. Den größten Gefallen tust<br />

du deiner Haut (und dir!), wenn du dich gesund<br />

ernährst, regelmäßig Sport treibst, auf große<br />

Hitze und Pflegeprodukte mit künstlichen Duftstoffen<br />

verzichtest und viel schläfst. So wirst<br />

du bald noch strahlender und jünger aussehen!<br />

Zusätzlich legen wir dir hier Produkte ans Herz,<br />

die dich und deine Haut unterstützen können.<br />

AMPULLEN VON DALTON<br />

Ampullen sind für die Beautyroutine eine<br />

hocheffektive Ergänzung, denn die 2 Milliliter<br />

in den Fläschchen stecken voller Inhaltsstoffe<br />

mit hoher Wirkstoffkonzentration. Die „Algae<br />

Skinfood Collection“ von Dalton setzt dabei<br />

besonders auf das Superfood Alge und besteht<br />

aus insgesamt fünf Ampullen, die einen<br />

unterschiedlichen Fokus bedienen.<br />

#multitasking wirkt mattierend,<br />

ohne auszutrocknen<br />

#stressless versorgt die Haut<br />

mit nährenden Ölen #ohmyblush<br />

fördert die Durchblutung und hinterlässt<br />

einen zarten Blush-Effekt<br />

#nofilterneeded optimiert das<br />

Hautbild<br />

#sleepingbeauty ist als Regenerationskonzentrat<br />

gedacht,<br />

das in der Nacht die Spannkraft<br />

der Haut erhöht<br />

TOM HEMP’S BODY OIL<br />

The Body Oil Ylang Ylang ist ein Körperöl<br />

von Tom Hemp’s, das sich die beruhigende<br />

Wirkung von CBD zunutze macht. Es<br />

spendet Feuchtigkeit und schützt die Haut<br />

vor dem Austrocknen. Natürliches Hanfsamenöl<br />

wirkt außerdem in Kombination mit<br />

Mandelöl Wunder bei gereizter und trockener<br />

Haut. Der Zusatz von Ylang-Ylang-Öl verleiht<br />

Spannkraft und sorgt für eine frische, lebendige<br />

Ausstrahlung.<br />

www.tomhemps.com<br />

www.dalton-cosmetics.com<br />

96 Ausgabe 03


Medienpartner:<br />

MÄNNER.<br />

UND MEER.<br />

DEINE GAY CRUISE<br />

13. – 20. Mai 2023<br />

Marseille – Elba – Rom – Livorno – Nizza – Korsika – Marseille<br />

www.spartacus.cruises


IMPRESSUM<br />

IMPRESSUM<br />

CHEFREDAKTEUR:<br />

Olaf Alp (V.i.S.d.P.)<br />

HERAUSGEBER:<br />

PINK Verlagsgesellschaft mbH<br />

Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />

Tel: 030 4431980, Fax: 030 44319877<br />

GESCHÄFTSFÜHRER: Christian Fischer<br />

REDAKTION:<br />

Olaf Alp, Marco Bast, Felix Just,<br />

Christian Knuth, Martin Lewicki<br />

GRAFIK: Susan Kühner<br />

COVER: www.istockphoto.com / g-stockstudio<br />

ANZEIGEN:<br />

Christian Fischer: christian.fischer@blu.fm<br />

Olaf Alp: olaf.alp@blumediengruppe.de<br />

Martin Naujoks:<br />

martin.naujoks@blumediengruppe.de<br />

Charles Lohrum: c.lohrum@rik-magazin.de<br />

Jimmy Blum: jimmy.blum@hinnerk.de<br />

Sabine Lux: sabine.lux@gab-magazin.de<br />

VERWALTUNG: Sonja Ohnesorge<br />

DRUCKEREI:<br />

Möller Pro Media GmbH<br />

Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />

VERTRIEB:<br />

Eigenvertrieb,<br />

Möller Medien Versand GmbH,<br />

Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />

Unsere Anzeigenpartner ermöglichen, dass die<br />

<strong>männer*</strong> vierteljährlich erscheint. Bitte unterstütze<br />

beim Ausgehen oder Einkaufen unsere<br />

Werbepartner.<br />

Es gilt die <strong>männer*</strong> Anzeigenpreisliste (gültig<br />

seit 1. April 20<strong>22</strong>). Namentlich gekennzeichnete<br />

Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren sexuelle<br />

Identität. Wir freuen uns über eingesandte Beiträge,<br />

behalten uns aber eine Veröffentlichung<br />

oder Kürzung vor. Für eingesandte Manuskripte<br />

und Fotos wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />

von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlags möglich.<br />

Für den Inhalt der Anzeigen sind die Inserenten<br />

verantwortlich. Bei Gewinnspielen ist der<br />

Rechtsweg ausgeschlossen. Der Gerichtsstand<br />

ist Berlin.<br />

wir freuen uns auf die<br />

nächste ausgaben:<br />

AUSGABE 04<br />

Anzeigenschluss: 06.01.23<br />

Druckunterlagenschluss: 10.01.23<br />

Erscheinungstermin: 26.01.23<br />

AUSGABE 05<br />

Anzeigenschluss: 06.04.23<br />

Druckunterlagenschluss: 11.04.23<br />

Erscheinungstermin: 28.04.23<br />

98<br />

Ausgabe 02


Wir sind da<br />

für Euch!<br />

Dr. med. Thomas Buhk<br />

Dr. med. Stefan Fenske<br />

Grindelallee 35<br />

20146 Hamburg<br />

Dr. med. Axel Adam<br />

Stefan Hansen<br />

Prof. Dr. med. Christian Hoffmann<br />

Dr. med. Michael Sabranski<br />

Dr. med. Carl Knud Schewe<br />

Glockengießerwall 1<br />

20095 Hamburg<br />

www.ich-hamburg-stendal.de<br />

Dr. med. Hauke Walter<br />

Lübecker Straße 10<br />

39576 Stendal

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