männer* | III/22
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Gesundheit | Sexualität | Wellbeing<br />
Ausgabe 03<br />
QUEER<br />
& ALT<br />
IN DER PFLEGE<br />
EIN PROBLEM?<br />
SMARTE<br />
PFLASTER<br />
REVOLUTIONÄRE<br />
WUNDHEILUNG<br />
SCHAM<br />
WAS IST DAS<br />
UND WAS SIND<br />
DIE URSACHEN?<br />
EMS<br />
FIT DURCH<br />
ELEKTRODEN?<br />
PROSTATA<br />
ERHÖHTES KREBSRISIKO<br />
DURCH KUHMILCH<br />
PROBIOTIKA<br />
DER SCHLÜSSEL<br />
ZU EINEM STARKEN<br />
IMMUNSYSTEM
LIEBE LESER UND LESERINNEN,<br />
in unserer aktuellen Ausgabe ist der Gesundheitsschwerpunkt besonders<br />
umfangreich und vielfältig. Unter anderem beschäftigen uns Themen der<br />
Infektiologie – die stark empfohlene Grippe-Impfung, ein Rückblick auf zwei<br />
Jahre HIV-Depotspritze, ein detailliert ehrlicher Erfahrungsbericht über MPX<br />
und auch ein Antibiotikum, das gegen mehrere sexuell übertragbare Krankheiten<br />
helfen soll.<br />
Gleich zwei Artikel setzen sich mit Leidensthemen auseinander, die operativ<br />
und hormonell behandelt werden können. Wichtig sind natürlich auch<br />
Fragestellungen der Vorsorge bzw. Pflege.<br />
Wir wünschen viel Freude mit dieser Ausgabe.<br />
Kommt gesund durch den Herbst!<br />
Euer Team der <strong>männer*</strong><br />
editorial<br />
INTR0<br />
Das Team der <strong>männer*</strong> setzt sich aus festen und freien Mitarbeiter*innen zusammen,<br />
die wir hier kurz vorstellen.<br />
OLAF ALP<br />
hat sich seit vielen Jahren auf das<br />
Themengebiet Andrologie spezialisiert<br />
und ist Herausgeber des<br />
Magazins mate. und Chefredakteur<br />
des Magazins <strong>männer*</strong>.<br />
MARTIN LEWICKI<br />
ist als langjähriger freier Journalist<br />
in den Bereichen Gesundheit und<br />
Wellbeing tätig. Zu seinen Schwerpunkten<br />
zählen Ernährung und<br />
Fitness.<br />
FELIX JUST<br />
steuert als Chefredakteur unseres<br />
Partnermagazins mate. vor allem<br />
Beiträge aus den Bereichen Lifestyle<br />
und Body bei.<br />
CHRISTIAN KNUTH<br />
betreut seit 2006 das hinnerk<br />
Magazin und ist Chefredakteur<br />
der Seite www.maenner.media mit<br />
redaktionellem Schwerpunkt<br />
sexuelle Gesundheit und Politik.<br />
SUSAN KÜHNER<br />
gestaltet als Art Direktorin neben<br />
der <strong>männer*</strong> den Spartacus<br />
Traveler. Zudem layoutet sie das<br />
Frankfurter Stadtmagazin GAB.<br />
HANNES ULRICH<br />
ist Paar- und Sexualtherapeut und<br />
unter anderem am Institut für<br />
Sexualwissenschaft und Sexualmedizin<br />
der Berliner Charité tätig.<br />
STEPHAN KONRAD NIEDERWIESER<br />
bietet in seiner Berliner Praxis<br />
Erfahrungspsychotherapie an<br />
und ist Autor der beiden Ratgeber<br />
„Trauma von der Seele schreiben“<br />
und „Nie mehr schämen“.<br />
MARCO BAST<br />
ist jüngst im Zuge seiner journalistischen<br />
Neugier nach Berlin<br />
gezogen und macht sich derzeit<br />
in der Organisation als auch der<br />
Redaktion unentbehrlich.<br />
3
INTR0<br />
Inhalt<br />
GESUNDHEIT<br />
QUEER UND ALT<br />
IN DER PFLEGE EIN PROBLEM?<br />
GRIPPESCHUTZ<br />
SINNVOLL? UND WENN JA, FÜR WEN?<br />
PROSTATAKREBS<br />
ERHÖHTES RISIKO DURCH KUHMILCH<br />
8<br />
12<br />
16<br />
20<br />
24<br />
26<br />
28<br />
30<br />
32<br />
34<br />
38<br />
40<br />
42<br />
44<br />
48<br />
Pflege – Queer und alt,<br />
ein Problem?<br />
Smarte Pflaster<br />
Radiologie<br />
Probiotika<br />
Grippeschutz<br />
Doxycyclin – Ein Antibiotikum<br />
gegen STI<br />
HIV – Gesund älter werden<br />
HIV – 2 Jahre Depotspritze<br />
HIV – Du und deine<br />
Therapie, passt ihr noch<br />
zusammen?<br />
MPX<br />
Gürtelrose<br />
Prostatakrebs – Erhöhtes<br />
Risiko durch Kuhmilch<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
Gynäkomastie – Wie es zu<br />
der weiblich anmutenden<br />
Männerbrust kommt<br />
Geschlechtsangleichung<br />
– Hormontherapie für<br />
Trans*Personen<br />
4<br />
Ausgabe 03
SEXUALITÄT<br />
56<br />
60<br />
62<br />
70<br />
Erektionsstörung<br />
durch Pornos<br />
Erektile Dysfunktion<br />
Scham und Sex<br />
Monogamie? – Nein Danke<br />
SCHAM UND SEX<br />
WAS IST SCHAM UND WIE GEHEN WIR DAMIT UM?<br />
WELLBEING<br />
74<br />
78<br />
80<br />
82<br />
86<br />
90<br />
92<br />
94<br />
96<br />
98<br />
Viele kleine Snacks?<br />
Better Fast Food<br />
Warum junge Männer auf<br />
Alkohol verzichten sollten<br />
Take a break - Warum Entspannung<br />
so wichtig ist<br />
EMS-Training<br />
Smartwatches<br />
Biotin gegen Haarausfall<br />
Hautzellenverjüngung<br />
Anti-Aging Produkte<br />
IMPRESSUM<br />
VIELE KLEINE SNACKS?<br />
ODER LIEBER DREI GROSSE MAHLZEITEN<br />
EMS-TRAINING<br />
WIE ES FUNKTIONIERT UND WAS ES BRINGT<br />
5
GESUNDHEIT<br />
6 Ausgabe 03
Foto: rawpixel.com / freepik<br />
7
GESUNDHEIT<br />
Pflege<br />
QUEER UND ALT<br />
IN DER PFLEGE EIN PROBLEM?<br />
Autoren: Christian Knuth,<br />
Björn Berndt<br />
Nicht nur ganz allgemein – und durch Corona auch ganz allgemein<br />
bekannt geworden – ächzt das Gesundheitssystem der Bundesrepublik<br />
Deutschland im Bereich der Pflege vor Überlastung: schlechte<br />
Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, fehlende Fachkräfte. Und<br />
das sowohl im stationären Bereich der Krankenversorgung, als auch<br />
im Bereich der Altenpflege. Fast klingt es ein wenig wohlfeil, darauf<br />
hinzuweisen, dass es neben diesen elementaren Missständen, die<br />
trotz wochenlanger Streiks immer noch auf Lösungsansätze der<br />
Verantwortlichen in Bund und Ländern warten, auch noch spezielle<br />
Probleme und Anforderungen gibt, die bisher fast völlig unter dem<br />
Radar der Öffentlichkeit und der Fachwelt unerledigt liegen blieben:<br />
Spezielle Anforderungen an die Pflege von queeren Menschen.<br />
8 Ausgabe 03
Es war eine Recherche des Norddeutsche Rundfunk<br />
(NDR), der die Redaktion unseres norddeutschen<br />
Metropolenmagazins hinnerk und<br />
kurze Zeit später sogar die Politik der Hansestadt<br />
darauf aufmerksam machte, dass das Thema<br />
queer im Alter mit all seinen Facetten reichlich<br />
unterrepräsentiert war und ist. Sowohl in den<br />
Medien, als auch in der organisierten Community,<br />
als auch in der Politik. In Hamburg organisiert<br />
sich inzwischen auf verschiedenen Feldern<br />
Befassung mit dem Themenkomplex. Dazu, zum<br />
bundesweiten Status Quo und den Basics ein<br />
kleiner Überblick.<br />
Das Problem<br />
Laut Schätzung der Schwulenberatung Berlin<br />
leben in Deutschland zurzeit rund 1,8 Millionen<br />
Lesben, Schwule, Transgender, Transsexuelle,<br />
Bisexuelle und Intersexuelle im Alter von über<br />
60 Jahren. Ihre speziellen Bedürfnisse und<br />
Wissen über ihre Lebenswelten gehören bis<br />
heute nicht zum Standardausbildungsrepertoire<br />
in der Pflege. Das bedeutet für viele, sich<br />
im letzten Abschnitt ihres Lebens, jener, der<br />
landläufig als der ruhige Lebensabend schönbeschrieben<br />
wird, noch einmal mit den Geistern<br />
der Vergangenheit – Coming-out, Diskriminierung,<br />
Leben im Versteck – konfrontiert zu<br />
sehen. 2012 erläuterte die lesbische angehende<br />
promovierte Pflegewissenschaftlerin Kathrin<br />
Kürsten gegenüber der Redaktion, warum sie<br />
in ihrer Dissertation erforschen will, ob und<br />
welche Bedürfnisse Queers im Alter haben, die<br />
in der Mehrheitsgesellschaft eventuell weniger<br />
prioritär sind. Ihre Antwort kann stellvertretend<br />
stehen für Fragen, die sich immer mehr<br />
Menschen in der Community stellen:<br />
„In meiner Masterarbeit habe ich mich für<br />
die Bedürfnisse von queeren Menschen in<br />
Altenpflegeeinrichtungen interessiert, weil<br />
ein schwules Paar in meiner Einrichtung<br />
lebte und ich mich fragte, warum die beiden<br />
– die früher wohl sehr offen lebten – jetzt<br />
auf eigenen Wunsch kaum am gesellschaftlichen<br />
Miteinander teilhatten. Mich trieb die<br />
Frage um, was man hätte tun können, damit<br />
die beiden einen angenehmeren Lebensabend<br />
hätten verbringen können. Jetzt geht<br />
es mir weniger um die Pflege im Alter, sondern<br />
darum, was Queers sich für ihr Alter(n)<br />
wünschen, denn auch dazu gibt es ebenfalls<br />
kaum wissenschaftliche Erkenntnisse.<br />
Zwar ist Pflege sicherlich weiterhin Thema,<br />
aber ich möchte gerne ein größeres „Feld“<br />
bearbeiten. Eigentlich gehört alles dazu, was<br />
die Teilnehmenden mir erzählen möchten.<br />
Altern wir anders und wenn ja: warum? Gibt<br />
es andere Bedürfnisse im sozialen Gefüge,<br />
als heteronormative Menschen sie haben?<br />
Und, und, und …“<br />
Lösungsansätze<br />
In der ganzen Bundesrepublik gibt es Leuchtturmprojekte,<br />
die sich des Themas angenommen<br />
haben und stationäre Pflegeeinrichtungen,<br />
Altenheime aber auch die klassische Betreuung<br />
im eigenen Zuhause diesen Anforderungen gerecht<br />
werdend aufstellen. Wir stellen vor.<br />
BUNTES LEBEN STIFTEN UND DER<br />
REGENBOGENSCHLÜSSEL<br />
Die 2016 gegründete Stiftung „Buntes Leben<br />
stiften“ setzt sich für selbstbestimmtes und<br />
selbstgestaltetes Altern ein. Auch wenn die<br />
Initiative zur Gründung der Stiftung auf zwei<br />
schwule Männer – Gert Rickart und Johannes<br />
Mayer – zurückgeht, möchte „Buntes Leben<br />
stiften“ sich für Menschen im Alter engagieren,<br />
egal welcher sexuellen Orientierung oder<br />
geschlechtlichen Identität oder anderen von<br />
Diskriminierung betroffenen Merkmalen sie<br />
haben. Als aktuelles Projekt möchte die Stiftung<br />
ein Altenheim in Rheinland-Pfalz oder dem<br />
Saarland dabei unterstützen, den „Regenbogenschlüssel“<br />
zu erwerben; ein Siegel für Altenhilfe,<br />
Pflege und Krankenhäuser, das deren Queerfreundlichkeit<br />
dokumentiert. Der Frankfurter<br />
Verband betreibt mit dem Julie-Roger-Haus bereits<br />
seit mehreren Jahren ein entsprechend<br />
zertifiziertes Pflegeheim.<br />
9
GESUNDHEIT<br />
Pflege<br />
DIE MÜNCHENSTIFT GMBH UND<br />
KULTURSENSIBLE PFLEGE<br />
Mit einem vielfältigen Pflege- und Betreuungsangebot<br />
ist die Münchenstift GmbH der aktuell<br />
größte Dienstleister für Münchner Senior*innen.<br />
Um Bewohner*innen mit unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen ein Gefühl von zu Hause zu<br />
vermitteln, ist sie seit 2014 auf dem Weg der<br />
Öffnung zur Langzeitpflege für LGBTIQ*. Was ist<br />
die persönliche Geschichte eines Menschen?<br />
Welche Bedürfnisse oder Ängste hat er? In<br />
der kultursensiblen Pflege geht es darum, die<br />
individuelle Lebensrealität von älteren LGBTIQ*<br />
zu erkennen und wertzuschätzen. Wer heute als<br />
LGBTIQ*-Mensch gealtert ist, durchlebte einmalige<br />
Wandlungsprozesse: von Stigmatisierung<br />
und strafrechtlicher Verfolgung über eine erfolgreiche<br />
Lesben- und Schwulenbewegung bis<br />
zu einer mehrheitsverträglichen Akzeptanz.<br />
Die Identität und die eigene Lebensart, die sich<br />
LGBTIQ * Senior*innen ihr Leben lang aufgebaut<br />
haben, soll auch im Alter ein Teil der Persönlichkeit<br />
bleiben, ohne Diskriminierung erfahren<br />
zu müssen. Die Münchenstift bietet sowohl<br />
themenspezifische Fortbildungen für Mitarbeiter*innen<br />
aus den Häusern und des Ambulanten<br />
Dienstes als auch Veranstaltungen für Bewohner*innen<br />
an. Von der Koordinierungsstelle für<br />
gleichgeschlechtliche Lebensweisen und vom<br />
Sozialreferat wurde es fachlich beraten. Mit<br />
Institutionen wie Sub, LeTRa und rosaAlter kollaborierte<br />
man zusätzlich. Inzwischen wendet<br />
man die Erfahrungen der drei Projekthäuser auf<br />
alle Dienste und Häuser der Münchenstift an.<br />
www.muenchenstift.de<br />
DER LEBENSORT VIELFALT UND SEIN<br />
QUALITÄTSSIEGEL<br />
Ein Berliner Erfolgsprojekt mit inzwischen<br />
schon drei Einrichtungen hat seine Erfahrungen<br />
aus diesen „Lebensort Vielfalt“ genannten<br />
Wohnprojekten zusammengetragen und mit<br />
dem „Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt“ eine<br />
Checkliste zusammengestellt, die es Alten- und<br />
Pflegeheimen ermöglicht, sich diese Erfahrungen<br />
per Fortbildung anzueignen. Wie eine Pflegeeinrichtung<br />
an das Qualitätssiegel kommt,<br />
erklärte uns Frank Kutscha, Projektmitarbeiter<br />
bei der Schwulenberatung Berlin telefonisch:<br />
„Über unsere Website www.qualitaetssiegellebensort-vielfalt.de<br />
führen interessierte<br />
Einrichtungen einen Diversity Check durch.<br />
Insgesamt 120 Kriterien in fünf Kategorien<br />
sind anzukreuzen. Die Antworten geben uns<br />
die Möglichkeit, einen Eindruck hinsichtlich<br />
der Öffnung der Einrichtung für LSBTI* zu<br />
erhalten. Wir treten anschließend mit den<br />
interessierten Einrichtungen in Kontakt und<br />
beraten sie auf Wunsch vor Ort.“<br />
Am 14. November 2018 wurde das erste „Qualitätssiegel<br />
Lebensort Vielfalt“ an das Immanuel<br />
Seniorenzentrum Schöneberg verliehen, inzwischen<br />
sind unter anderem das Mannheimer<br />
Projekt „Pflege im Quadrat“ und das Dortmunder<br />
Wohn- und Begegnungszentrum Zehnthof<br />
dazu gekommen. In Hamburg bewirbt sich<br />
aktuell das Hospizprojekt Hamburg Leuchtfeuer<br />
um das Siegel.<br />
www.schwulenberatungberlin.de<br />
Wir lassen zum Abschluss dieses Überblickes<br />
Pfleger Mathias Ogrzala von Leuchtfeuer zu<br />
Wort kommen, denn ob Siegel oder nicht:<br />
„Egal ob Frau, Mann, transsexuell, intersexuell<br />
oder eine andere Identität: so zu<br />
leben, wie man sich fühlt, ist ein Grundrecht.<br />
Maximaler Respekt für jeden Lebensentwurf<br />
ist daher die Grundvoraussetzung im<br />
pflegerischen Umgang, auch und gerade<br />
mit queeren Bewohner*innen. Pflegepersonal<br />
muss dafür sensibilisiert werden. Die<br />
Offenheit dafür und die Bereitschaft dazu<br />
sind unabdingbar für einen respektvollen<br />
Umgang miteinander.“<br />
10 Ausgabe 03
info@pflege2.de<br />
0621- 37 00 8 - 0<br />
www.pflege2.de<br />
ERSTER<br />
ZERTIFIZIERTER<br />
- SENSIBLER<br />
PFLEGEDIENST<br />
IM SÜDEN
GESUNDHEIT<br />
forschung<br />
SMARTE PFLASTER<br />
SOLLEN WUNDHEILUNG<br />
REVOLUTIONIEREN<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
FORSCHUNG<br />
Foto: Nano Lab – Sameer Sonkusale, Tufts University<br />
Obwohl es Arzneipflaster schon seit Jahrhunderten gibt, hat sich trotz<br />
Digitalisierung wenig an ihrem Anwendungsprinzip geändert. Doch endlich<br />
versuchen Wissenschaftler weltweit, smarte Pflaster zu entwickeln, die<br />
bei der Wundheilung helfen sollen.<br />
Normalerweise benutzen wir Pflaster, um eine<br />
Blutung zu stoppen oder um den Heilungsprozess<br />
zu unterstützen, indem wir eine Salbe auftragen<br />
und sie dann abdecken. Das Pflaster hat also<br />
bislang eine „passive“ Rolle und dient lediglich als<br />
Schutzmantel.<br />
Das wollen Wissenschaftler ändern und forschen<br />
weltweit an smarten Pflastern. Bereits 2018 gelang<br />
ein Durchbruch an der amerikanischen Tufts<br />
Universität. Dort entwickelte man ein Pflaster, das<br />
aktiv den Heilungsprozess unterstützt. Es ist mit<br />
Sensoren ausgestattet, die den pH-Wert sowie die<br />
Temperatur der entzündeten Wunde messen und<br />
je nach Bedarf ein Medikament verabreichen. Das<br />
Medikament liegt in fester Gel-Form vor und wird<br />
anhand von kleinen Heizelementen aktiviert.<br />
Hoffnung bei schweren Fällen<br />
„Durch biegsame Elektronik war es uns möglich,<br />
einen neuen Ansatz für Pflaster zu entwickeln“,<br />
sagt Sameer Sonkusale, Professor für<br />
Elektrotechnik und Computer-Entwicklung an<br />
der Tufts Universität. „Wir verwenden einfach<br />
12 Ausgabe 03
13
GESUNDHEIT<br />
forschung<br />
thermisch aktivierte<br />
arzneimittelfreisetzende<br />
Mikrokügelchen<br />
Bluetooth-<br />
Kommunikation<br />
zum Mobilgerät<br />
Elektronik-Modul<br />
3D-gedrucktes Pflastersubstrat<br />
PH-Sensoren<br />
Hydrogel<br />
Wunde<br />
Heizmodul/<br />
Thermometer<br />
moderne Technik für eine uralte Methode in der<br />
Hoffnung, ein hartnäckiges Problem besser<br />
bekämpfen zu können“, erklärt er.<br />
Denn die Pflaster sind in erster Linie für Wunden<br />
gedacht, die nicht oder nur sehr schwer verheilen.<br />
Solche treten bei Verbrennungen oder bei<br />
Diabetes auf und überfordern die Heilungsfähigkeiten<br />
der Haut. Im schlimmsten Fall führen<br />
sie zu dauerhaften Entzündungen und einer<br />
Amputation der betroffenen Körperpartien.<br />
Wie funktionieren die Sensoren?<br />
Bei chronischen Wunden ist der pH-Wert ein<br />
Indikator für den Heilungsfortschritt. Bei normal<br />
verheilenden Wunden liegt er zwischen<br />
5,5 und 6,5, bei chronischen liegt er oberhalb<br />
von 6,5. Zudem lässt sich anhand der<br />
Temperatur der Entzündungsgrad erkennen.<br />
Eingebaute Sensoren können eben diese<br />
Werte messen. Es können aber auch andere<br />
Sensoren in die Pflaster eingebaut werden.<br />
Beispielsweise, um die Sauerstoffanreicherung<br />
zu messen, was ebenfalls ein Indikator<br />
für den Heilungsverlauf ist.<br />
Es gibt einen Haken an der Geschichte: Marktreif<br />
sind diese Prototypen noch nicht. „Bei unserem<br />
smarten Pflaster handelt es sich um einen<br />
Prototyp für ein breites Anwendungsspektrum.<br />
Es ist vorstellbar, verschiedene Sensoren und<br />
Medikamente zu implementieren und das bei<br />
unterschiedlichen Pflastergrößen“, erklärt<br />
Professor Sonkusale. Somit bedarf es klinischer<br />
Studien, bevor die revolutionären Pflaster auf<br />
den Markt kommen können.<br />
Smarte Pflaster aus dem 3-D-Drucker<br />
Einen etwas anderen Ansatz verfolgen jene<br />
smarten Pflaster aus, die ein internationales<br />
Forschungsteam des Instituts für Materialwissenschaften<br />
der Christian-Albrechts-Universität<br />
zu Kiel (CAU) im Jahr 2021 vorstellte. Denn sie<br />
kommen gänzlich ohne Sensoren aus. Dafür wird<br />
das Pflaster individuell im 3-D-Drucker erzeugt.<br />
Das Ziel: Klinken könnten das steuerbare Pflaster<br />
selbst herstellen und an die Bedürfnisse des Patienten<br />
anpassen. Es soll dabei helfen, chronische<br />
Wunden zu schließen, die in manchen Fällen selbst<br />
nach Wochen nicht abheilen.<br />
Das smarte Pflaster aus dem 3-D-Drucker wirkt<br />
antibakteriell, versorgt die Wunde mit Sauerstoff<br />
sowie Feuchtigkeit und unterstützt die Bildung<br />
von neuem Gewebe. Dies geschieht durch ein<br />
medizinisches Hydrogel mit einem hohen Wassergehalt<br />
von 90 Prozent. Es enthält ein antibakteriell<br />
wirkendes Zinkoxid, das dank spezieller Mikropartikel<br />
auf Licht reagieren kann. Mit zellschonendem<br />
grünem Licht wird das Gel aktiviert und regt so die<br />
Bildung neuer Blutgefäße an. Durch die verbesserte<br />
Durchblutung entsteht neues Gewebe, was zur<br />
Abheilung chronischer Wunden führt.<br />
„Wir steuern die Wirkung des Pflasters mit Licht.<br />
So können wir den Verlauf und die Dosierung der<br />
Therapie an die individuellen Bedürfnisse der<br />
Patienten anpassen“, erklärt Rainer Adelung,<br />
Professor für Funktionale Nanomaterialien am Institut<br />
für Materialwissenschaft der CAU. Die ersten<br />
Tests des Pflasters verliefen bereits ermutigend.<br />
Nun müssen noch klinische Studien die Wirksamkeit<br />
belegen.<br />
14 Ausgabe 03
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15
GESUNDHEIT<br />
radiologie<br />
DR. STEPHAN SCHULZ IM INTERVIEW<br />
RADIOLOGIE<br />
DER BLICK<br />
IN DEN KÖRPER<br />
Häufig wird angenommen, dass eine Röntgenuntersuchung<br />
zur Festststellung eines<br />
Knochenbruchs dient. Welche anderen Anwendungsgebiete<br />
gibt es außerdem?<br />
Es stimmt, dass sich das Röntgen bzw. die<br />
Computertomografie (CT) für den Nachweis<br />
bzw. zum Ausschluss eines Knochenbruchs<br />
sehr gut eignet. Oftmals kann man sich aber<br />
nicht zu 100% sicher sein, z.B. bei Überlagerungen,<br />
Wachstumszonen bei Kindern oder bei<br />
schon älteren, vorbestehenden knöchernen<br />
Veränderungen.<br />
Was macht man denn, wenn man sich im<br />
CT-Bild nicht ganz sicher ist?<br />
In diesen Fällen kann die MRT Bildgebung sehr<br />
nützlich sein. Dabei erkennt man ganz ohne<br />
Röntgenstrahlung<br />
Verletzungen der<br />
inneren Knochenbälkchen,<br />
die im<br />
CT nicht sichtbar<br />
sind aber evtl.<br />
die Schmerzen<br />
erklären.<br />
Dr. Stephan Schulz<br />
Facharzt für Radiologie,<br />
Leiter des Standortes „Quartier 21“ der<br />
Radiologischen Allianz in Hamburg<br />
Die Computertomographie erstellt mit Hilfe von<br />
Röntgenstrahlen dünne Schichtaufnahmen.<br />
Dies kann bei komplizierten Brüchen mit Beteiligung<br />
der Gelenkflächen sehr nützlich sein,<br />
um das Ausmaß besser darzustellen und eine<br />
OP optimal zu planen.<br />
Welche anderen Anwendungsgebiete gibt es<br />
sonst noch für die Computertomografie?<br />
Neben der Erstdiagnostik zum Ausschluss eines<br />
16 Ausgabe 03
möglichen Knochenbruchs liefert das CT der<br />
Lunge viel Aufschluss darüber, ob die Lunge<br />
gesund ist, oder ob es eine Entzündung oder<br />
Wasser in der Lunge gibt, ob das Herz verbreitert<br />
ist und evtl. nicht richtig pumpt.<br />
Man muss aber betonen, dass dank neuer Technologien<br />
die Computertomographie auch mit<br />
einer inzwischen deutlich niedrigeren Strahlendosis<br />
eine viel genauere Darstellung der Lunge<br />
erlaubt. Ähnlich der etablierten Vorsorgeuntersuchung<br />
(Screening) der weiblichen Brust<br />
wird aktuell beispielsweise im Rahmen der<br />
HANSE-Studie, welche wir an der LungenClinic<br />
in Großhansdorf betreuen, der positive Nutzen<br />
einer Computertomographie zur Früherkennung<br />
von Lungenkrebs bei Rauchern untersucht.<br />
Gibt es potentiell schädliche Auswirkungen<br />
durch die Röntgenstrahlung?<br />
Die Radiologen unterliegen dem Strahlenschutzgesetz.<br />
Wir dürfen Röntgenstrahlen nur<br />
so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig<br />
anwenden, da es ab einer gewissen Gesamtdosis<br />
für den Körper zu Schäden kommen kann.<br />
Diese schädliche Dosis erreichen wir in der<br />
Diagnostik allerdings nie.<br />
Dennoch sollte man so oft wie möglich ganz auf<br />
die Strahlung verzichten<br />
und die MRT-Bildgebung<br />
bevorzugen.<br />
Worin besteht der<br />
Unterschied zwischen<br />
einem CT und einem<br />
MRT?<br />
Der Unterschied liegt im<br />
physikalischen Prinzip<br />
der Bildgebung. Beim CT<br />
werden mit Röntgenstrahlen<br />
dünne Schichtbilder<br />
angefertigt. Beim<br />
MRT kommt man ohne<br />
Röntgenstrahlung aus.<br />
Man macht sich die<br />
Reaktion bzw. Relaxation<br />
der unzähligen Protonen<br />
des menschlichen Körpers in einem statischen<br />
Magnetfeld zunutze. Diese Protonen besitzen<br />
einen kleinen magnetischen Vektor, der im MRT-<br />
Gerät angeregt und ausgelesen werden kann.<br />
So erhält man sehr gute, kontrastreiche Bilder<br />
der verschiedenen Gewebearten des Körpers.<br />
Welches sind denn die häufigsten Indikationen<br />
für das MRT?<br />
Der Weichteilkontrast im MRT ist dem in der<br />
Computertomographie deutlich überlegen.<br />
Also ist eine viel detailreichere Darstellung<br />
z.B. des Gehirns, der Halsweichteile und der<br />
Bauchorgane einschließlich der Prostata<br />
möglich.<br />
Die Darstellung der Wirbelsäule mit Rückenmark,<br />
Wirbelgelenken, Bandstrukturen und<br />
insbesondere der Bandscheiben ist im MRT<br />
ebenfalls exzellent.<br />
Alle Gelenke, egal ob kleiner Finger oder<br />
Schulter, Hüfte, Knie etc. können mit ihren<br />
Strukturen wie Kapseln, Bänder und insbesondere<br />
Knorpel sehr gut dargestellt<br />
werden. Man erkennt sowohl Verschleißerscheinungen<br />
als auch frühe Veränderungen<br />
oder Überlastungszeichen.<br />
Untersuchung im MRT<br />
17
GESUNDHEIT<br />
radiologie<br />
Befundbesprechung<br />
Wie hoch sind die Kosten eines mpMRT<br />
der Prostata und werden sie von der Kasse<br />
übernommen?<br />
Die multiparametrische MRT Bildgebung der<br />
Prostata (mpMRT) ist ein hoch modernes und<br />
diagnostisch sehr genaues bildgebendes Verfahren,<br />
um Krebs frühzeitig zu erkennen. Die<br />
Nachweisempfindlichkeit der MRT ist mit ca.<br />
85% anderen Verfahren wie z. B. der Tastuntersuchung<br />
oder dem transrektalen Ultraschall<br />
weit überlegen. Mit einer etwa 90%igen Sicherheit<br />
kann mit Hilfe einer mpMRT zudem Prostatakrebs<br />
regelmäßig ausgeschlossen werden.<br />
Für die mpMRT übernehmen die gesetzlichen<br />
Krankenkassen bislang nicht automatisch die<br />
Kosten, obwohl es mittlerweile in den Leitlinien<br />
zum Prostatakrebs die evidenzbasierte<br />
Empfehlung zur Durchführung einer mpMRT<br />
gibt. Im Einzelfall kann die mpMRT auch auf<br />
Antrag von einer Krankenkasse übernommen<br />
werden. Insoweit sollte vorab bei der eigenen<br />
Krankenkasse nachgefragt werden, ob diese<br />
die Kosten übernimmt.<br />
Bis die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten<br />
der Untersuchung flächendeckend übernehmen,<br />
bieten wir diese als sog. individuelle Gesundheitsleistung<br />
(IGeL) an. Die Kosten richten sich nach<br />
den Kriterien der Gebührenordnung für Ärzte<br />
(GOÄ) und liegen in unserer Praxis durchschnittlich<br />
– je nach Einzelfall - bei ca. EUR 500,-.<br />
Wie kurzfristig kann ein Patient der gesetzlichen<br />
Krankenkasse einen Termin bekommen?<br />
Wir bemühen uns, alle Patienten so schnell<br />
wie möglich zu untersuchen. Unser Terminmanagement<br />
gewährleistet zeitnahe Termine in<br />
Abhängigkeit von Nachfrage und Dringlichkeit.<br />
Für besonders dringliche Untersuchungen, egal<br />
welcher Art, halten wir extra ein bestimmtes<br />
Terminkontingent vor. Wenn der überweisende<br />
Arzt diese Dringlichkeit gegeben sieht, so kann<br />
er den Überweisungsschein mit einem sog. TSS-<br />
Code versehen, dann können wir die Patienten<br />
umso schneller, in der Regel innerhalb weniger<br />
Tage, untersuchen.<br />
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18 Ausgabe 03
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GESUNDHEIT<br />
prävention<br />
GESUNDE DARMFLORA<br />
PROBIOTIKA<br />
DER SCHLÜSSEL ZU EINEM STARKEN<br />
IMMUNSYSTEM<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
Grafiken: macrovector/freepik<br />
Das Thema gesunde Darmflora ist nicht besonders sexy und wird<br />
deswegen viel zu oft vernachlässigt. Dabei sind die Mikroorganismen<br />
im Darm nicht nur gut für die Verdauung, sondern auch für das<br />
Immunsystem. Und das Beste: Mit bestimmten Lebensmitteln kann<br />
man die Darmflora aufpeppen und sich damit besser vor Infektionen<br />
wie Erkältungen schützen.<br />
20 Ausgabe 03
Der Begriff Probiotika setzt sich aus dem<br />
lateinischen pro (für) und dem griechischen bios<br />
(Leben) zusammen. Heißt also zu Deutsch: „für<br />
das Leben“. Ein Hinweis dafür, wie wichtig diese<br />
Bakterien für uns Menschen sind. Die meisten<br />
kennen den Begriff vermutlich aus der Werbung,<br />
denn mit „probiotischen Milchsäurekulturen“<br />
werden Joghurts beworben. Diese sollen entweder<br />
bei der Verdauung helfen oder zur Stärkung<br />
des Immunsystems beitragen. Doch ob diese<br />
Milchprodukte das wirklich können, ist umstritten.<br />
Oft ist die Anzahl der gesunden<br />
Bakterien nicht hoch genug, um<br />
den langen Weg vom Mund bis zum<br />
Darm in ausreichender Menge zu<br />
überstehen und sich dort anzusiedeln.<br />
10 bis 100 Billionen Mikroorganismen<br />
leben<br />
im Darm<br />
Die Darmflora selbst ist<br />
ein komplexes System,<br />
das immer noch<br />
erforscht wird. Kein<br />
Wunder, hat ein gesunder<br />
Erwachsener etwa 10<br />
bis 100 Billionen Mikroorganismen<br />
im Darm – das sind<br />
mehr, als der menschliche<br />
Körper an Zellen enthält.<br />
Dabei werden etwa 36.000<br />
unterschiedliche Arten<br />
gezählt, die alle eine besondere<br />
Funktion im Körper<br />
haben. Genau das macht<br />
die Forschung spannend.<br />
So gibt es bereits Hinweise<br />
darauf, dass einige<br />
von ihnen Entzündungen,<br />
Cholesterin und<br />
Blutdruck positiv beeinflussen<br />
können.<br />
Andere helfen bei<br />
Hauterkrankungen<br />
und<br />
Depressionen. Am besten erforscht ist jedoch<br />
der Zusammenhang zwischen den Bakterien<br />
und dem Immunsystem.<br />
Ungleichgewicht an Bakterien macht<br />
empfindlich für Krankheiten<br />
Stress, Krankheiten und Medikamente können<br />
das Ökosystem im Darm empfindlich stören. Es<br />
kommt zu einem Ungleichgewicht an Bakterien,<br />
was sich negativ auf unseren Körper auswirkt.<br />
Das beste Beispiel: die Einnahme<br />
eines Breitspektrum-Antibiotikums,<br />
wie es oft von Ärzten gegen bakterielle<br />
Infektionen verschrieben wird. Dieses<br />
hilft zwar, die schädlichen Eindringlinge<br />
zu bekämpfen, tötet aber gleichzeitig<br />
auch die guten und nützlichen<br />
Bakterien im Darm ab. Die Folge:<br />
Kaum ist man die eine Infektion<br />
los, holt man sich die nächste<br />
- oft eine Erkältung. Denn<br />
durch das Fehlen der guten<br />
Bakterien im Darm können<br />
sich schädliche Mikroorganismen<br />
einfacher einnisten<br />
und vermehren.<br />
Deswegen empfehlen immer<br />
mehr Ärzte, bereits während der<br />
Antibiotika-Behandlung, Probiotika<br />
als Nahrungsergänzung aus der<br />
Apotheke zu sich zu nehmen. So<br />
werden die unerwünschten Bakterien<br />
abgetötet, während von außen gute<br />
Bakterien zugeführt werden, um die<br />
entstandene Lücke zu schließen.<br />
Was simpel klingt, ist in der Realität<br />
gar nicht so einfach. Dazu benötigen<br />
wir Milliarden von probiotischen<br />
Bakterien täglich und das über einen<br />
längeren Zeitraum, damit sie sich<br />
im Darm ansiedeln können. So wird<br />
empfohlen, die Einnahme der Probiotika<br />
noch mindestens zwei Wochen<br />
nach Ende einer Behandlung<br />
mit Antibiotika fortzusetzen.<br />
21
GESUNDHEIT<br />
prävention<br />
ERWÜNSCHTE BAKTERIEN<br />
UNERWÜNSCHTE BAKTERIEN<br />
Studien belegen Wirkung der Probiotika<br />
Dass Probiotika tatsächlich wirken, hat eine<br />
Studie der neuseeländischen „University<br />
of Otago“ aus dem Jahr 2013 gezeigt. Dabei<br />
wurden 30 Sportler aus der neuseeländischen<br />
Rugby-Liga in zwei Gruppen untersucht: Vier<br />
Wochen lang erhielt die eine Gruppe Probiotika<br />
als Nahrungsergänzung, die andere ein<br />
Placebo. Nach einer vierwöchigen Pause wurde<br />
dann getauscht und die Probiotika-Gruppe<br />
erhielt nun Placebos sowie umgekehrt.<br />
Die Ergebnisse waren eindeutig: Während der<br />
Probiotika-Einnahme blieben 14 von 30 Probanden<br />
frei von typischen Erkältungssymptomen.<br />
In der Placebo-Gruppe waren es hingegen nur 6<br />
von 30 Probanden. Auch die Dauer der Erkältungen<br />
in den jeweiligen Gruppen war unterschiedlich:<br />
In der Probiotika-Gruppe dauerten die<br />
Symptome etwa 3,4 bis 4,6 Tage an, während es<br />
in der Placebo-Gruppe 5,8 bis 6,6 Tage waren.<br />
Somit lässt sich schlussfolgern, dass Probiotika<br />
nicht nur vor Erkältungen schützen,<br />
sondern auch die Dauer der Beschwerden<br />
reduzieren.<br />
Viel hilft viel –<br />
das gilt vor allem für Probiotika<br />
Das Problem mit probiotischen Bakterien, die<br />
von außen zugeführt werden: Ein Großteil von<br />
ihnen schafft es nicht, die Passage bis zum<br />
Darm zu überleben, da sie vorher vor allem<br />
von der Magensäure abgetötet werden. Man<br />
muss also viel davon zu sich nehmen, um einen<br />
gesundheitsfördernden Effekt zu erreichen.<br />
Viel bedeutet in diesem Fall etwa ein bis fünf<br />
Milliarden pro Tag. Das geht besonders gut mit<br />
fertigen Präparaten aus der Apotheke, klappt<br />
aber auch mit einigen Lebensmitteln. Dabei<br />
kommt es auf einen regelmäßigen Verzehr an.<br />
Am besten also, man isst jeden Tag probioti-<br />
<strong>22</strong> Ausgabe 03
sche Lebensmittel. Und davon<br />
gibt es einige.<br />
JOGHURT UND KEFIR<br />
Durch Fermentierung mit<br />
Milchsäurebakterien enthalten<br />
Joghurt und Kefir von sich aus<br />
viele Probiotika. Dabei muss man<br />
gar nicht auf teure Joghurts<br />
zugreifen, die spezielle Kulturen<br />
enthalten. Allerdings gilt: Je<br />
frischer der Joghurt, desto mehr<br />
der guten Bakterien sind enthalten.<br />
Am besten und gesündesten<br />
ist er selbst gemacht.<br />
SAUERKRAUT<br />
Auch Sauerkraut wird durch<br />
die Fermentierung mit Milchsäurebakterien<br />
erzeugt. Neben<br />
Probiotika sind hohe Mengen<br />
an Vitamin B12, Vitamin C und<br />
Ballaststoffen enthalten. Leider<br />
sterben die meisten Bakterien<br />
beim Erhitzen ab. Deswegen<br />
enthält das pasteurisierte Sauerkraut<br />
aus der Dose weder viele<br />
Probiotika noch Vitamine. Also<br />
nur Frisches kaufen oder selber<br />
machen.<br />
SAURE GURKEN<br />
Ähnlich wie das Sauerkraut werden<br />
saure Gurken eingelegt und<br />
fermentiert. Auch hier sollte man<br />
darauf achten, dass sie durch<br />
eine Milchsäuregärung erzeugt<br />
wurden und nicht pasteurisiert<br />
sind. Nur dann kann man von der<br />
probiotischen Wirkung profitieren.<br />
KIMCHI<br />
In Südkorea ist es ein Nationalgericht<br />
und mindestens so populär<br />
wie bei uns das Sauerkraut: Kimchi<br />
wird vor allem aus fermentiertem<br />
Chinakohl hergestellt<br />
und dabei mit Knoblauch, Ingwer,<br />
Chiliflocken und Fischsoße gewürzt.<br />
Das sorgt nicht nur für<br />
einen einzigartig würzigen und<br />
scharfen Geschmack, sondern<br />
macht das Kraut zum gesunden<br />
Superfood. Neben Milchsäurebakterien<br />
enthält es auch<br />
Ballaststoffe, Proteine und die<br />
Vitamine A, B und C. Auch hier<br />
kommt es auf die Frische an.<br />
Bei Erhitzung und langer<br />
Lagerung sterben probiotische<br />
Bakterien ab<br />
Wer mehr probiotische Lebensmittel<br />
essen möchte, um das<br />
Immunsystem zu stärken, sollte<br />
darauf achten, dass diese durch<br />
Fermentierung mit Milchsäurebakterien<br />
entstanden sind. Dabei<br />
dürfen sie nicht stark erhitzt<br />
worden sein, sonst geht die<br />
Wirkung der guten Bakterien<br />
verloren. Wer saure Lebensmittel<br />
nicht mag, der kann alternativ<br />
probiotische Präparate aus der<br />
Apotheke verwenden. Diese<br />
enthalten vielfältige Bakterienstämme,<br />
die wissenschaftlich<br />
erforscht und aufeinander abgestimmt<br />
sind. In fermentierten<br />
Lebensmitteln sind hingegen nur<br />
einige dieser Stämme vorhanden.<br />
Außerdem ist es schwer<br />
einzuschätzen, ob die Bakterien<br />
noch aktiv sind oder bereits beim<br />
Erhitzen und langer Lagerung<br />
abgetötet wurden.<br />
FOTO: RACOOL STUDIO/FREEPIK.COM<br />
FOTO: TIMOLINA/FREEPIK.COM<br />
FOTO: AZERBAIJAN STOCKERS/FREEPIK.COM<br />
FOTO: JCOMP/FREEPIK.COM<br />
23
GESUNDHEIT<br />
infektiologie<br />
Foto: Gustavo Fring / pexels.com<br />
CHRISTOPH TISMER IM INTERVIEW<br />
GRIPPESCHUTZ<br />
SINNVOLL? UND WENN JA, FÜR WEN?<br />
Während der Corona Pandemie wurde auf<br />
Grund der Hygienemaßnahmen eine schwächere<br />
Immunisierung für Grippe vermutet. Wie<br />
ist die Lage im Jahr 20<strong>22</strong>?<br />
Mit dem reinen statistischen Blick auf die<br />
epidemiologischen Daten, ist die derzeitige Verbreitung<br />
von Influenzaviren in der Europäischen<br />
Region zwar etwas höher als in der Saison<br />
2020/21, aber immer noch deutlich niedriger<br />
als vor der COVID-19-Pandemie. Dennoch bleibt<br />
anzumerken, dass auf Grund der gesteigerten<br />
Hygienemaßnahmen (Mundschutz, Kontaktbeschränkungen,<br />
Isolation etc.) im Rahmen der<br />
Covid-19 Bekämpfung die Daten dahingehen auf<br />
den ersten Blick positiver wirken, als die Lage<br />
tatsächlich ist. Durch den teilweisen Wegfall der<br />
obligaten Hygienemaßnahmen in den letzten<br />
Monaten kann es in diesem Kontext auch zu<br />
einem umgekehrten Trend bei der kommenden<br />
Grippesaison kommen. Durch die im bekannten<br />
Maße ausgebliebenen Grippewellen der vergangene<br />
2 Jahre, kann es bei Teilen der Bevölkerung<br />
zu einer fehlenden respektive nicht ausreichenden<br />
natürlichen Boosterung gekommen sein.<br />
Dies wiederum kann Infektionen in Verbindung<br />
mit einem schweren Verlauf begünstigen. Somit<br />
ist eine Prävention gegen Influenza immer<br />
empfehlenswert.<br />
Sind die Vorboten der Grippe, z.B. Erkältungsviren<br />
bei uns schon auf dem Vormarsch?<br />
Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen<br />
in der Bevölkerung in Deutschland lag im<br />
Spätsommer zum aktuellen Zeitpunkt auf dem<br />
Niveau der Vorjahre, das heißt hier ist kein vermehrter<br />
Anstieg zu beobachten.<br />
Wie unterscheidet sich die diesjährige Grippeschutzimpfung<br />
hinsichtlich der Inhaltsstoffe<br />
zum Vorjahr?<br />
24 Ausgabe 03
Im Vergleich zur Saison 2021/20<strong>22</strong> werden<br />
neue Stämme für Influenza-Impfung empfohlen:<br />
bezüglich der Influenza A-Viren der<br />
H3N2-Stamn und bezüglich der Influenza<br />
B-Viren die Linie Victoria.<br />
Wer sollte sich gegen Grippe impfen<br />
lassen?<br />
Die ständige Impfkommission STIKO<br />
empfiehlt die Grippeschutzimpfung für:<br />
Personen ab 60 Jahre, Schwangere ab dem<br />
2. Trimenon, chronisch Erkrankte, medizinisches<br />
Personal, Personen mit Kontakt<br />
zu umfangreichem Publikumsverkehr,<br />
Personen, die als mögliche Infektionsquelle<br />
für von ihnen kontaktierte Risikopersonen<br />
fungieren können.<br />
Ist ein gleichzeitiger Booster gegen Covid<br />
und eine Grippe-Impfung möglich?<br />
Ja. Gemäß Empfehlung der STIKO muss<br />
zwischen COVID-19-Impfungen und der<br />
Verabreichung anderer sog. Totimpfstoffe<br />
wie Influenza-Schutzimpfung kein Impfabstand<br />
eingehalten werden. Kreuzimpfungen<br />
sind somit möglich und werden auch<br />
bei uns mit angeboten.<br />
Christoph Tismer<br />
Geschäftsführer der Betriebsarztservice Holding GmbH<br />
25<br />
Paradies_Apotheke_60x180.indd 1 28.03.<strong>22</strong> 14:<strong>22</strong>
GESUNDHEIT<br />
infektiologie<br />
DOXYCYCLIN<br />
EIN ANTIBIOTIKUM GEGEN STI?<br />
Foto: Anna Shvets / pexels.com<br />
Eine Studie überprüft,<br />
ob die Einnahme<br />
des Antibiotikums<br />
Doxycyclin die<br />
Wahrscheinlichkeit<br />
der Ansteckung mit<br />
einer Geschlechtskrankheit<br />
verringern<br />
kann.<br />
Die Studie wurde in der Klinik ‚Zuckerberg<br />
San Francisco General Hospital‘ durchgeführt<br />
und überprüfte die Ansteckung mit bakteriell<br />
sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) wie<br />
Gonorrhö, Chlamydien oder Syphilis unmittelbar<br />
bis maximal 72 Stunden nach kondomlosem<br />
Sex in Zusammenhang mit der Einnahme des<br />
Antibiotikums Doxycyclin. Probanden waren<br />
Männer, die Sex mit Männern oder Trans<br />
Frauen haben und zusätzlich die Prä-Expositions-Prophylaxe<br />
(PrEP) einnehmen oder mit<br />
HIV leben.<br />
Ergebnis<br />
Die Daten der 554 Teilnehmer*innen zeigten,<br />
dass diejenigen, die nach dem Zufallsprinzip<br />
Doxycyclin einnahmen, deutlich weniger STIs<br />
aufwiesen als diejenigen, die kein Doxycyclin erhielten.<br />
Dies zeigte sich sowohl bei den Teilnehmer*innen,<br />
die die PrEP einnahmen, als auch<br />
bei denjenigen mit HIV. Die Forscher erklärten,<br />
dass die Daten die Wirksamkeit von DoxyPEP<br />
(Doxycyclin-Post-Expositions-Prophylaxe) zur<br />
Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten in der<br />
untersuchten Bevölkerungsgruppe belegen.<br />
Die Einnahme der HIV-PrEP gehört heute zum<br />
Alltag vieler schwuler Männer. Spätestens seit<br />
2019 die gesetzlichen Krankenkassen die Einnahme<br />
der PrEP bezahlen, greifen viele Männer<br />
zu diesem Medikament, um sich um eine AIDS<br />
Erkrankung keine Sorgen machen zu müssen.<br />
Die Notwendigkeit für einen Erfolg in Sachen<br />
Vorbeugung gegen Geschlechtskrankheiten<br />
zeigt die immer größer werdende Zahl an Infektionen<br />
mit STDs weltweit.<br />
„Doxycyclin als PEP kann ähnlich sein wie die<br />
HIV-PrEP, die nicht für jeden geeignet ist, aber<br />
eine wirksame Strategie für Menschen mit erhöhtem<br />
Risiko für eine HIV-Infektion darstellt“,<br />
so Annie Luetkemeyer, MD, Professorin für<br />
Infektionskrankheiten an der UCSF.<br />
Um dem Antibiotikum Doxycyclin eine langfristige<br />
Wirksamkeit zusprechen zu können muss<br />
noch untersucht werden, inwiefern eine sporadische<br />
Einnahme des Medikaments möglicherweise<br />
zu einer erhöhten Antibiotikaresistenz der<br />
Bakterien führen kann, die die STDs verursachen.<br />
26 Ausgabe 03
NP-DE-HVU-ADVT-<strong>22</strong>0002 04.20<strong>22</strong><br />
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GESUNDHEIT<br />
infektiologie<br />
GESUND ÄLTER<br />
WERDEN MIT HIV<br />
WIE HIV-POSITIVE<br />
MENSCHEN DIE<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
BEIM ÄLTERWERDEN<br />
MEISTERN KÖNNEN<br />
NP-DE-HVU-ADVR-<strong>22</strong>0011<br />
Menschen mit HIV werden glücklicherweise immer älter. Zurückzuführen<br />
ist das vor allem auf die Fortschritte in der HIV-Therapie: Dank der modernen<br />
Therapien können Menschen mit HIV ein gesundes und langes Leben<br />
führen. So erreichen sie auch mit dem Virus in der Regel ein ähnliches Alter<br />
wie Menschen, die nicht HIV-positiv sind 1 .<br />
Auch wenn die weitgehend normale Lebenserwartung<br />
eine überaus positive Entwicklung<br />
ist, so steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit,<br />
mit dem Älterwerden weitere Medikamente<br />
neben der HIV-Therapie zu benötigen.<br />
In einer aktuellen Befragung von mehr als<br />
2.300 Menschen mit HIV – der Studie „Positive<br />
Perspektiven 2“ – war fast die Hälfte aller Teilnehmenden<br />
in Deutschland besorgt darüber,<br />
mit steigendem Alter eventuell noch mehr<br />
Medikamente einnehmen zu müssen 2 .<br />
Wechselwirkungen mit der HIV-Therapie<br />
im Blick behalten<br />
Für HIV-positive Menschen ist die Therapie ein<br />
Leben lang ständiger Begleiter, denn sie sind<br />
28 Ausgabe 03
auf Medikamente angewiesen, um das Virus<br />
unter der Nachweisgrenze zu halten. Um dabei<br />
eine hohe Lebensqualität sicherzustellen,<br />
gilt es, mögliche Wechselwirkungen der HIV-<br />
Medikamente mit anderen Substanzen zu beachten:<br />
Denn verschiedene Substanzen können<br />
sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen,<br />
beispielsweise sich gegenseitig verstärken,<br />
abschwächen oder sogar aufheben.<br />
Wenn Ärzt*innen bei der HIV-Therapie also<br />
von Wechselwirkungen sprechen, meinen<br />
sie damit ganz einfach unerwünschte<br />
wechselseitige Einflüsse auf die Wirksamkeit<br />
zwischen den HIV-Medikamenten und<br />
anderen Substanzen.<br />
Moderne HIV-Therapien können<br />
das Risiko für Wechselwirkungen<br />
reduzieren<br />
Bei der HIV-Therapie besteht eine Tablette<br />
aus mehreren – bis zu vier unterschiedlichen<br />
– Substanzen, den sogenannten Wirkstoffen.<br />
Diese werden miteinander kombiniert und<br />
blockieren die Vermehrung des Virus an<br />
verschiedenen Punkten. Dank ihrer hohen<br />
Wirksamkeit wurde in den letzten Jahren<br />
die Anzahl der notwendigen Wirkstoffe in<br />
der HIV-Therapie weiter reduziert, was vor<br />
allem das Risiko für Wechselwirkungen der<br />
HIV-Medikamente mit anderen Substanzen<br />
und Medikamenten sowie auch für mögliche<br />
Nebenwirkungen verringern kann.<br />
Hat man für die HIV-Therapie ab Mitte der<br />
1990er-Jahre mindestens drei oder vier Wirkstoffe<br />
miteinander kombiniert, so empfehlen<br />
heute die deutschen Leitlinien zur HIV-Therapie 3<br />
– an denen sich die Ärzt*innen bei der Auswahl<br />
der Medikamente orientieren – zudem auch<br />
moderne Kombinationen mit zwei Wirkstoffen.<br />
In der „Positive Perspektiven 2“-Studie gaben<br />
beispielsweise nur 69 % aller befragten<br />
HIV-positiven Menschen in Deutschland an,<br />
zu wissen, wie viele Substanzen ihre eigene<br />
HIV-Therapie enthält 4 .<br />
Die eigene Lebensqualität verbessern<br />
Damit Wechselwirkungen der HIV-Therapie mit<br />
anderen Substanzen vermieden werden können,<br />
ist Offenheit im Arztgespräch besonders<br />
wichtig: Für den/die Ärzt*in ist es sinnvoll zu<br />
wissen, was man neben den HIV-Medikamenten<br />
noch einnimmt. So kann man gemeinsam eine<br />
Therapie wählen, die das Risiko für Wechselwirkungen<br />
möglichst niedrig hält.<br />
Wenn man sich als HIV-positiver Mensch<br />
bewusst mit der eigenen Therapie auseinandersetzt<br />
und proaktiv mit seinem/-r Ärzt*in<br />
darüber spricht, kann das dazu beitragen, unnötige<br />
Belastungen des eigenen Körpers zu vermeiden<br />
und die Lebensqualität zu verbessern.<br />
Weitere Informationen zum Leben mit HIV<br />
sowie persönliche Geschichten von HIV-positiven<br />
Menschen findest du unter www.livlife.de<br />
Unterstützt von ViiV Healthcare<br />
1<br />
Trickey A et al., Lancet HIV 2017; 4: e349–356.<br />
2<br />
Wigger A et al., 15. Kongress für Infektionskrankheiten und<br />
Tropenmedizin 2020. Abstract A-301.<br />
3<br />
Deutsch-Österreichische Leitlinien für Diagnostik und Therapie<br />
der HIV-Infektion, Version 9 vom 03.09.2020.<br />
4<br />
Wigger A et al., 15. Kongress für Infektionskrankheiten und<br />
Tropenmedizin 2021. Poster P-037.<br />
29
GESUNDHEIT<br />
infektiologie<br />
Interview: Christian Knuth<br />
DR. GAL GOLDSTEIN IM INTERVIEW<br />
ZWEI JAHRE<br />
DEPOTSPRITZE<br />
Seit rund zwei Jahren ist zur HIV-Therapie in Deutschland nicht mehr nur<br />
eine auf Tabletten basierte Behandlung zugelassen, sondern auch eine sogenannte<br />
Depotspritze. Statt also täglich mindestens eine Pille schlucken<br />
zu müssen, reicht nun ein Arztbesuch alle zwei Monate zur erfolgreichen<br />
Unterdrückung des HI-Virus. Wir sprachen mit Dr. Gal Goldstein über seine<br />
Erfahrungen mit der neuartigen Therapie.<br />
Wie kommt die Depotspritze an? Verschreibst<br />
du sie viel?<br />
Ja. Mittlerweile schon.<br />
Kannst du schätzen, wieviele deiner Patienten?<br />
Ich würde sagen, inzwischen rund 40 Prozent.<br />
Wow. Das ist viel! Machst du Werbung dafür<br />
oder kommen die Menschen von sich aus auf<br />
dich zu diesbezüglich?<br />
Die kommen einfach zu uns, weil sie es von anderen,<br />
von Kollegen oder von Freunden gehört<br />
haben. Das läuft wirklich von ganz alleine.<br />
30 Ausgabe 03
Ehrlicherweise bin ich jetzt etwas überrascht.<br />
Es gab Gerüchte, dass der Erfolg nicht so<br />
durchschlagend sei.<br />
Ich war am Anfang auch sehr skeptisch, ob die<br />
Leute das mitmachen und ob es dann auch<br />
wirklich funktioniert. Aber ich muss ehrlich<br />
sagen: Es funktioniert wunderbar und die Leute<br />
sind zufrieden. Sehr zufrieden sogar.<br />
Also kann man jetzt schon sagen, dass die<br />
bei den Zulassungsstudien unterstellten<br />
Annahmen über positive Effekte auf die Patient*innen<br />
durchaus auch im „echten Leben“<br />
zutreffen. Ich erinnere mich an einen Bericht<br />
meines Kollegen Thorsten, der ganz glücklich<br />
darüber berichtete, erstmals nicht mehr jeden<br />
Tag an seine Infektion erinnert zu werden …<br />
Glaubst du, dass sich der Trend dann noch<br />
verstärken wird?<br />
Ja. Es sind ja auch noch weitere, ähnliche Therapien<br />
in der Entwicklung. Es besteht die Hoffnung,<br />
dass in der Zukunft auch Depotspritzen<br />
oder Depotbehandlungen möglich werden, die<br />
nicht nur alle zwei Monate, sondern vielleicht<br />
halbjährlich oder sogar nur jährlich gegeben<br />
werden müssen.<br />
Bedenken hatten einige, was das Thema Adhärenz<br />
angeht. Also so nach dem Schema ‚wer<br />
es nicht schafft, sich einmal am Tag an die<br />
Tablette zu erinnern, der schafft es erst recht<br />
nicht, alle zwei Monate zum Arzt zu gehen‘.<br />
Wie sind deine Praxiserfahrungen damit?<br />
Die Spritze hat einen recht großen Spielraum.<br />
Ganz regulär ist es völlig okay, jeweils eine Woche<br />
vor oder nach dem Stichtag die Folgespritze<br />
zu bekommen. Und sollte es wirklich einmal<br />
richtig dicke kommen und du schaffst es nicht,<br />
in diesem Zeitraum zu kommen, dann könnte<br />
auch noch bis maximal vier Wochen nach dem<br />
Termin gerade so eine Spritze gegeben werden.<br />
Dann müsste die Folgespritze nur etwas früher<br />
gegeben werden.<br />
Kommt das denn vor?<br />
Im allgemeinen nicht. Es passiert manchmal,<br />
dass ein Termin vergessen wird. Menschen<br />
sind Menschen, das ist völlig normal. Aber es<br />
ist wirklich sehr selten und kann dann auch<br />
noch im besagten Zeitfenster nachgeholt<br />
werden.<br />
Welche Auswirkungen auf das Wohlbefinden<br />
kannst du beobachten im Zuge dieser<br />
Therapieform?<br />
Ich denke, dass diese Form der Therapie Stress<br />
reduziert. Das tägliche sich fragen, „habe ich<br />
heute meine Tablette genommen?“ fällt weg.<br />
Oder der Stress vor Reisen: „Ich fliege morgen,<br />
aber meine Praxis hat zu. Woher bekomme ich<br />
jetzt mein Rezept?“ Wir haben ja hier in der<br />
Praxis einige Patienten, die nun schon eine<br />
ganze Zeit die Spritzen bekommen. Einige<br />
waren zu Beginn vielleicht noch skeptisch, ob<br />
das überhaupt funktioniert, ob die Viruslast<br />
wirklich unter Nachweisgrenze bleibt und so<br />
weiter.<br />
Und ist sie es denn?<br />
Ja. Die Laborwerte sind perfekt. Und das beruhigt<br />
natürlich ungemein und daher kann ich<br />
sicher sagen, dass der Alltagsstress der HIV-<br />
Infektion dadurch wirklich nachhaltig weniger<br />
geworden ist.<br />
Danke dir für das<br />
Gespräch!<br />
Praxis Goldstein<br />
Maaßenstraße 14, 10777 Berlin<br />
www.doctor-goldstein.com<br />
Dr. Gal Goldstein, HIV-Schwerpunktarzt aus dem<br />
Regenbogenkiez Berlin-Schöneberg<br />
31
GESUNDHEIT<br />
advertorial<br />
DU UND DEINE<br />
HIV-THERAPIE:<br />
WIE GUT PASST IHR NOCH<br />
ZUSAMMEN?<br />
Mit der Zeit kann sich vieles ändern –<br />
in deinem Leben, in der Liebe und auch in<br />
deinem Körper. Dabei muss nicht alles, was<br />
schon seit langem gut ist, immer noch das<br />
Beste für dich und deine Bedürfnisse sein.<br />
Das gilt auch für deine HIV-Therapie.<br />
Alles im Fluss<br />
Deine Lebensumstände können sich mit der Zeit<br />
verändern: Was früher einmal das Wichtigste<br />
war, wird zur Nebensache. Neue Bedürfnisse<br />
ersetzen alte Vorlieben. Vielleicht willst du wieder<br />
mehr auf die Piste gehen und auch mal eine<br />
Nacht durchmachen. Oder du hast deinen Schlafrhythmus<br />
sortiert und genießt die Kraft, die du<br />
daraus schöpfst. Deine Therapie sollte möglichst<br />
gut zu deiner aktuellen Situation passen.<br />
Leben und Körper im Wandel<br />
Doch nicht nur deine Lebensumstände können<br />
sich mit der Zeit verändern, sondern auch dein<br />
Körper selbst. Daher ist es immer lohnenswert,<br />
sich die Zeit zu nehmen, um in den<br />
eigenen Körper hineinzuhorchen: Fühlst du<br />
dich in letzter Zeit nicht mehr so gut, fehlt dir<br />
die Energie, um neue Dinge anzustoßen oder<br />
schläfst du schlecht? Dann lass dich dazu<br />
professionell beraten – zum Beispiel bei einer<br />
HIV-Beratungsstelle in deiner Nähe. Solche<br />
Veränderungen können vielfältige Gründe haben.<br />
Einer davon kann zum Beispiel sein, dass<br />
deine Therapie nicht mehr passt. Es könnte<br />
also an der Zeit sein, mit deinem*r Schwerpunktbehandler*in<br />
zu sprechen, ob es möglicherweise<br />
eine passendere Therapie gibt, die<br />
weniger Auswirkungen auf dein psychisches<br />
Wohlbefinden hat und damit zum nachhaltigen<br />
Behandlungserfolg beiträgt.<br />
Mehr dazu erfährst du hier:<br />
32 Ausgabe 03
Foto: Getty Images / Westend61, Agenturfoto mit Model gestellt<br />
Vielleicht nimmst du aufgrund gesundheitlicher<br />
Veränderungen mittlerweile auch<br />
andere Medikamente ein. Deine HIV-Therapie<br />
sollte so robust sein, dass sie nicht nur das<br />
Virus unterdrückt, sondern auch möglichst<br />
wenig Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten<br />
hat. Bleibe am besten regelmäßig<br />
im Gespräch mit deinen Ärzt*innen, vor allem<br />
wenn sich etwas in deinem Leben geändert<br />
hat, du neue Medikamente einnimmst oder du<br />
Veränderungen bemerkst, die deine Gesundheit<br />
betreffen.<br />
Informieren lohnt sich<br />
Höre auf deinen Körper, notiere dir deine<br />
Fragen zu deiner Gesundheit und thematisiere<br />
sie beim nächsten Termin mit deinem*r<br />
Schwerpunktbehandler*in. Frage dort auch<br />
nach, was du dir und deiner Gesundheit Gutes<br />
tun kannst. Jede Menge Tipps, zum Umgang<br />
mit der eigenen Gesundheit, kannst du<br />
dir auch in der Folge „Selfcare – die eigene<br />
Gesundheit im Blick“ vom Podcast Zwei + anhören,<br />
in der die beiden Podcaster André und<br />
Fabian über ihre Erfahrungen mit Selfcare<br />
und Gesundheitsbewusstsein sprechen.<br />
Lass dich von deinem*r Ärzt*in auf den<br />
neuesten Stand bringen: Vielleicht gibt es<br />
mittlerweile schon eine Therapieoption, die<br />
besser zu dir und deiner jetzigen Situation<br />
passt als deine aktuelle Behandlung, sodass<br />
es sinnvoll sein kann, über einen Wechsel<br />
nachzudenken.<br />
Mehr Wissenswertes zum Thema<br />
„Therapiewechsel” erfährst du auf<br />
nochvielvor.de.<br />
33
GESUNDHEIT<br />
infektiologie<br />
ERFAHRUNGSBERICHT<br />
ICH GLAUB,<br />
MICH LAUST DER AFFE<br />
Über MPX („Affenpocken“) wird zurecht viel gesprochen, die Weltgesundheitsorganisation<br />
stuft den Ausbruch inzwischen zur Notlage hoch. Noch immer<br />
warten selbst im reichen Deutschland viel zu viele auf einen Impftermin. Aber wie<br />
geht es eigentlich denen, die die Krankheit durchleiden?<br />
Einer davon, nennen wir ihn Max Musterschwuler,<br />
hat sein Rendezvous mit MPX sehr<br />
eindrücklich und schonungslos dokumentiert.<br />
Die Redaktion weist darauf hin, dass es sich<br />
beim folgenden Text nicht um einen fachlichen<br />
Beitrag, sondern einen subjektiven Erfahrungsbericht<br />
eines MPX-erkrankten Mannes handelt,<br />
dem wir Anonymität zugesichert haben.<br />
Eigentlich war es nur ein Pickel<br />
Auch wenn ich Pelz liebe, so gehört für mich dennoch<br />
an mancher Stelle ein wenig mit dem Rasierer<br />
korrigiert. Wie immer: Da wo rasiert wird,<br />
gibts auch mal Rasierpickel oder eingewachsene<br />
Haare. Man spricht nicht gerne drüber, aber so ist<br />
es halt. Und so habe ich wohl das erste Anzeichen<br />
auch einfach geschmeidig ignoriert. Kleine<br />
34 Ausgabe 03
Rötung, nicht mal ein echtes Püstelchen an einem<br />
Haaransatz. Das ging auch erstmal weg – also kein<br />
Problem. Daten, Sauna oder auch mal eine ausschweifenderen<br />
Fetischveranstaltung. Schwules<br />
Leben, wie es halt so ist. Dann kam dieses lästige<br />
Rasierpickelchen wieder. Es folgten ein paar Nachbarn.<br />
Nichts Wildes. Okay. Lass ich die Gegend mal<br />
ein paar Tage ruhen. Das wird schon wieder.<br />
Eine gigantische Fehleinschätzung<br />
Es entwickelten sich Entzündungsherde, richtig<br />
fies und fett. Mein erster Verdacht war erstmal,<br />
„Mist, Syphilis + X“. Aber die Vehemenz, die<br />
Stärke dieses Ausschlags war ungeheuerlich. Es<br />
brannte, mein Geschlechtsteil fett geschwollen<br />
und ich hatte Schmerzen. Man wollte sich schon<br />
gar nicht mehr anfassen – alles tat weh. Rohes,<br />
inflammatorisches Fleisch. Eines stand fest:<br />
Auf eine ärztliche Meinung im Rahmen meines<br />
Regeltermins zum Check-up konnte DAS nicht<br />
mehr warten. Zum Glück gab es einen Spontantermin.<br />
Der Arzt stellte kühl und trocken fest:<br />
Die Pocken. Ich war bedient.<br />
Was hatte ich eigentlich so getan? Nicht viel,<br />
nur an den Wochenenden, meist privat. Und<br />
irgendwie und überhaupt – das trifft doch nur<br />
dieses Party-Tunten von Gran Canaria, die im<br />
Bunker eher ne Sprengladung als meine Aufmerksamkeit<br />
abbekommen würden. Waren das<br />
nicht gerade mal eine Hand voll Fälle irgendwo<br />
in den Sumpfgebieten von Spree und Rhein? Die<br />
ganze Klischeebox, mit der ich meinesgleichen<br />
gerne so verachtend strafe, fiel in sich zusammen.<br />
Ich war also einer von diesen ominösen,<br />
schmuddeligen 200 Fällen in Deutschland,<br />
wovon die Mehrheit laut Presse in Berlin ist?<br />
Nicht nur das, ich befand mich sogar unter den<br />
ersten zehn, die mein Schwerpunkt-Arzt je gesehen<br />
hatte. What? Na, da fiel ich nicht nur von<br />
meinem ländlichen, moralischen Ross. Nein, der<br />
Gaul hat dann nochmal nachgetreten.<br />
Therapie? Fehlanzeige.<br />
Antiretrovirale Medikamente sind in Europa<br />
noch nicht erhältlich. Also vermachte man<br />
mir zur „symptomatischen Behandlung“ eine<br />
ziemlich unhübsche Salbe (Rivanol) und den<br />
freundlichen Tipp: „Abdecken, nicht anfassen,<br />
Hände waschen und desinfizieren, sonst verteilst<br />
du die Dinger auch noch.“ Andere Tipps<br />
und Hilfen? Woher denn?! Außer den üblichen<br />
Käsemeldungen der Tagespresse konnte mir<br />
nur Wikipedia ein wenig helfen. Ich vermachte<br />
mir dann erstmal in Eigentherapie ein Antibiotikum.<br />
Glauben wollt ich das mit den Pocken<br />
nicht so ganz und gegen die Entzündungen<br />
sollte das wenigstens helfen. Die Verträglichkeit<br />
war mäßig, der Effekt tendierte gegen Null.<br />
Pech gehabt. Vielleicht hatte der Arzt ja doch<br />
recht. Aus den vulkanähnlichen Gebilden rund<br />
um meinen Penis entwickelten sich binnen zwei<br />
Tagen mit Salbe und Verband regelrechte Krater<br />
– etwa fingernagelgroße, flächige, schwarze,<br />
tiefe Wunden, die immer noch nässten und<br />
höllisch wehtaten.<br />
„Die ganze Klischeebox, mit<br />
der ich meinesgleichen gerne<br />
so verachtend strafe, fiel<br />
in sich zusammen.“<br />
Kofferraum und Werkzeugkiste<br />
Für das Wundmanagement wusste ich mir nur<br />
noch mit dem Verbandskasten aus dem Auto zu<br />
helfen. Wundauflagen, Verbandsmaterial und<br />
Panzertape statt Pflaster zum Zusammenheften<br />
der Mullbinden fand sich in der Heimwerkerschublade.<br />
Ich erinnerte mich auch noch<br />
an dunkel an Creme mit Betäubungsmittel.<br />
Emla, eigentlich für bzw. gegen Hämorrhoidenschmerz.<br />
Aber die Apotheke meinte: „Anaesthesin<br />
Salbe? Die ist schon seit Jahren vom Markt<br />
verschwunden“. Restbestände an Novalgintropfen<br />
und frische Paracetamol halfen mir über<br />
die erste Woche. Ibuprofen brachte mir so gut<br />
wie gar nichts. Auch das bisschen Fieber und<br />
der Nebel im Kopf verschwanden nach gut einer<br />
Woche wieder. Dafür bildeten sich nach und<br />
nach überall am Körper Wasserbläschen bzw.<br />
35
GESUNDHEIT<br />
infektiologie<br />
Kopfschmerzen<br />
MPX - SYMPTOME<br />
geschwollene Lymphknoten<br />
Fieber<br />
Erschöpfung<br />
Rückenschmerzen<br />
Schüttelfrost<br />
Muskelschmerzen<br />
Ausschlag<br />
Grafik: vecteezy.com<br />
Quaddeln. Mal größer, mal kleiner, fast wie fiese<br />
kleine Mückenstiche, denn die Biester fingen<br />
auch noch an zu jucken wie Hölle. Mir tat also<br />
nicht nur alles unter der Gürtellinie weh. Nein, die<br />
„Banane“ sah auch noch aus, als hätte mich der<br />
Affe dort tatsächlich heftigst gebissen! Und der<br />
Rest meines astralen, leicht übergewichtigen<br />
Körpers schrie nach, „Los kratz mich“. Diesem<br />
Drang zu widerstehen – gar nicht so leicht. Ich<br />
erinnerte mich dunkel an die Windpocken meiner<br />
Kindheit – auch so ein übles Jucken.<br />
Zwischenfazit<br />
Einen Auto-Verbandskasten für die Wundversorgung<br />
durchgejagt, eine Packung Paracetamol<br />
und Doxi vernichtet, eine halbe Flasche Novalgin<br />
getrunken und vom Rivanol war auch nicht mehr<br />
allzu viel übrig, als ich begann, mich der diversen<br />
Hausmittelchen zu erinnern. Das Erste, was mir<br />
wirklich Linderung verschaffte, war der gute alte<br />
Honig. Medizinischer Honig, dünn aufgetragen,<br />
sorgte über Nacht für ein Stoppen des Wundnässens.<br />
Der Schmerz ließ auch deutlich nach. Salbeitee<br />
– super lange durchgezogen war er zwar<br />
etwas bitter im Geschmack, aber das Jucken<br />
ging deutlich zurück. Es bildeten sich auch keine<br />
neuen Quaddeln mehr.<br />
Nun rücken die härteren Geschütze der Hausapotheke<br />
in den Fokus:<br />
Echinacea – Der Sonnenhut kurbelt das<br />
Immunsystem an. T-Helfer und Fresszellen<br />
sind gern gesehen, auch wenn das Zeug für<br />
einen HiV-Patienten unter ART nicht die erste<br />
Wahl sein sollte<br />
Umckaloabo – Pelargonien sehen nicht nur<br />
toll aus, diese südafrikanische Gattung<br />
kurbelt angeblich die Interferonproduktion<br />
ein wenig an<br />
Cistus – Die Zistrose hat unmittelbare keimund<br />
pilzhemmende Eigenschaften<br />
Ich will keine Schleichwerbung machen und<br />
ich bin auch kein Arzt oder Apotheker. Es ist<br />
mir einfach ein Anliegen, anderen Betroffenen<br />
zumindest ein wenig unter die Arme zu greifen.<br />
Bei einer Krankheit, bei der außer Verbinden,<br />
Pflastern, Abwarten und Teetrinken anscheinend<br />
nichts zu machen ist, hoffe ich, dass mich<br />
diese Helferchen schnell(er) über den Rest<br />
des Berges bringen. Denn ich stand bzw. stehe<br />
gefühlt doch irgendwie unbe- und ungeholfen in<br />
einer ziemlich dummen Situation da.<br />
36 Ausgabe 03
In Berlin gibt es momentan einen großen MPX-Ausbruch, der vor allem Männer betrifft,<br />
die Sex mit Männern haben. MPX steht für Monkeypox (Affenpocken) und ist eine Viruserkrankung,<br />
die über engen Kontakt übertragen wird. Informiere Dich hier über Dein<br />
Risiko und darüber, wie Du Dich schützen kannst.<br />
There is currently a large MPX outbreak in Berlin, which mainly affects men who have<br />
sex with men. MPX stands for Monkeypox and is a viral disease that is transmitted<br />
through close contact. Find out here about your risk and how you<br />
can protect yourself.<br />
Landesamt<br />
für Gesundheit und Soziales
GESUNDHEIT<br />
advertorial<br />
HÄUFIGER ALS AFFEN-<br />
POCKEN UND ÄUSSERST<br />
SCHMERZHAFT:<br />
GÜRTEL-<br />
ROSE<br />
NP-DE-HZX-ADVR-<strong>22</strong>0081; 08/<strong>22</strong><br />
Stechend, brennend, glühend<br />
oder reißend – so beschreiben<br />
Gürtelrose-Patienten oftmals<br />
ihre Schmerzen, die wochen-,<br />
monate- oder sogar jahrelang<br />
anhalten können. Den Erreger der<br />
schmerzhaften Infektionskrankheit<br />
tragen viele bereits seit<br />
Kindheitstagen in sich.<br />
Gürtelrose kann jeden treffen, der in der Vergangenheit<br />
schon einmal Windpocken hatte.<br />
Denn das verursachende Varizella-Zoster-Virus<br />
verbleibt nach einer überstandenen Infektion<br />
im Körper und kann Jahrzehnte später wieder<br />
ausbrechen – diesmal als Gürtelrose. Grund dafür<br />
ist ein geschwächtes Immunsystem, das bedingt<br />
durch Alter, Stress oder Krankheit die Viren nicht<br />
mehr in Schach halten kann.<br />
Schmerz, der unter die Haut geht<br />
Was nun folgt sind Symptome wie Abgeschlagenheit,<br />
Fieber und Unwohlsein – meist begleitet von<br />
einem schmerzenden und juckenden Hautausschlag,<br />
der sich gürtelförmig um den Körper legt.<br />
Dabei handelt es sich um entzündete Nervenenden,<br />
die einen brennenden, stechenden oder schneidenden<br />
Schmerz unter der Haut verursachen. Bei etwa<br />
30 Prozent der Betroffenen hält dieser Schmerz<br />
auch noch an, nachdem die sichtbaren Symptome<br />
verschwunden sind. Diese sogenannte Post-Zoster-<br />
Neuralgie kann wochen-, monate- oder gar jahrelang<br />
das Leben der Betroffenen stark einschränken.<br />
Dabei werden die Nerven irreversibel geschädigt,<br />
sodass ein Leben ohne begleitende Schmerztherapie<br />
oft nicht mehr möglich ist.<br />
Unnötiges Leid vermeiden<br />
Damit es erst gar nicht zu einer Gürtelrose und<br />
den damit einhergehenden starken Schmerzen<br />
kommt, empfiehlt die Ständige Impfkommission<br />
(STIKO) allen Personen ab 60 Jahren eine<br />
Impfung gegen Gürtelrose. Allen Menschen<br />
mit Grunderkrankungen, wie etwa HIV, COPD,<br />
Asthma oder Diabetes, wird die Impfung bereits<br />
ab 50 Jahren empfohlen. Kompetente Beratung<br />
gibt es dazu beim Hausarzt. Denn eine Gürtelrose<br />
und die schmerzenden Folgeschäden sind<br />
meist ein vermeidbares Leid.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.impfen.de/guertelrose<br />
38 Ausgabe 03
Ihr Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />
STI, Hepatitis, HIV, PrEP und PEP – wir sind gerne für Sie da!<br />
Sie möchten sich präventivmedizinisch beraten und untersuchen lassen<br />
oder hatten einen möglichen Kontakt mit Erregern?<br />
Vereinbaren Sie gerne einen Termin bei uns. Über unser Studienzentrum haben<br />
Sie zudem die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen und so<br />
aktiv an der medizinischen Forschung mitzuwirken und von ihr zu profitieren.<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Farbe: Pantone 540 C<br />
Prävention<br />
Beratung<br />
Diagnostik<br />
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Therapie<br />
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Interdisziplinäres HIV Zentrum IZAR<br />
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Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München<br />
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Ismaninger Straße <strong>22</strong>, 81675 München<br />
E-Mail: IZAR@mri.tum.de, INTERDISZIPLINÄRES Telefon: 089 / 4140 - 2451<br />
HIV ZENTRUM<br />
www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar<br />
AM KLINIKUM<br />
RECHTS DER ISAR
GESUNDHEIT<br />
onkologie<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
STUDIE<br />
KUHMILCH ERHÖHT DAS<br />
RISIKO FÜR PROSTATAKREBS<br />
Grafik: pikisuperstar/freepik & DALL.E<br />
Die gute alte Milch, sie gehört zu den umstrittensten Lebensmitteln. Denn<br />
immer mehr Studien liefern Hinweise darauf, dass starker Milchkonsum<br />
insbesondere bei Erwachsenen schädlich sein soll. Eine aktuelle Studie zeigt<br />
nun, dass Kuhmilch bei Männern sogar das Risiko für Prostatakrebs erhöht.<br />
Jahrzehntelang galt der Verzehr von Kuhmilch als<br />
besonders gesund. Man erinnere sich nur an weltweite<br />
Werbekampagnen der Milchindustrie, die<br />
Prominente wie David Beckham mit einem Milchbart<br />
zeigte. Oder den deutschen Werbespruch<br />
„Die Milch macht’s!“. Doch Experten warnen, dass<br />
insbesondere frische Milch bei Erwachsenen das<br />
Wachstum von Tumorzellen fördern kann. Nun<br />
bestätigt eine weitere Studie, dass Männer, die regelmäßig<br />
viel Milch trinken, ein deutlich erhöhtes<br />
Risiko für Prostatakrebs haben.<br />
Prostatakrebs ist häufigste<br />
Krebserkrankung bei Männern<br />
Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr<br />
40 Ausgabe 03
über 70.000 Männer an Prostatakrebs. Damit<br />
ist es die häufigste Krebsart bei Männern.<br />
Umso wichtiger ist es, die Ursachen dafür zu<br />
ergründen und wenn möglich zu beseitigen.<br />
Wie sich jetzt herausstellte, ist wohl der Verzehr<br />
von Milch ein wichtiger Faktor. Das haben<br />
amerikanische Wissenschaftler von der „Loma<br />
Linda University Health“ in einer großen Langzeitstudie<br />
belegt, wie das „American Journal of<br />
Clinical Nutrition“ berichtet.<br />
In der Studie, die 20<strong>22</strong> veröffentlicht wurde,<br />
hat man mehr als 28.000 Amerikaner und<br />
Kanadier über einen Zeitraum von rund acht<br />
Jahren beobachtet. Dabei wurde insbesondere<br />
der Milchkonsum der Probanden unter die<br />
Lupe genommen. Interessanterweise hatte<br />
zu Beginn der Studie keiner der Teilnehmer<br />
eine Krebserkrankung. Am Ende des Beobachtungszeitraums<br />
von etwa acht Jahren wurde<br />
hingegen bei 1.254 Probanden Prostatakrebs<br />
diagnostiziert.<br />
Ein großes Glas Milch täglich<br />
erhöht das Risiko für Prostatakrebs<br />
um 25 Prozent<br />
Die Auswertung der Daten ergab, dass Männer,<br />
die täglich 400 ml oder mehr Milch verzehrten,<br />
ein um 25 Prozent höheres Risiko hatten, an<br />
Prostatakrebs zu erkranken im Vergleich zu<br />
Männern, die weniger als 20 ml Pro Tag zu sich<br />
nahmen. Wer sich beispielsweise täglich einen<br />
oder mehrere Proteinshakes mit Kuhmilch<br />
zubereitet, hat laut dieser Studie ein deutlich<br />
erhöhtes Prostatakrebs-Risiko. Wichtig zu<br />
wissen: Der Risikoanstieg ist nicht linear. Das<br />
heißt, bis zu einem Verzehr von 150 ml pro Tag<br />
steigt die Risikokurve stark an. Darüber hinaus<br />
nimmt das Risiko mit höherem Milchkonsum<br />
nicht mehr so stark zu.<br />
„Der größte Teil des kontinuierlichen Risikoanstiegs<br />
ist bei 150 Gramm erreicht, also etwa<br />
zwei Dritteln einer Tasse Milch pro Tag“, erklärt<br />
Studienleiter Professor Gary Fraser von der<br />
Loma Linda University Health. „Es ist fast so,<br />
als ob ein biologischer oder biochemischer<br />
Prozess bei etwa zwei Dritteln einer Tasse<br />
Milch pro Tag gesättigt wäre“, kommentiert er<br />
die Forschungsergebnisse.<br />
Je weniger Milch, desto besser<br />
Weil das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken,<br />
bei einem Verzehr von bis zu 150 ml<br />
täglich am stärksten ansteigt, empfehlen die<br />
Wissenschaftler, so wenig Milch wie möglich zu<br />
trinken. Zumindest nicht mehr als 20 ml täglich.<br />
Bereits ein Cappuccino enthält schon 60<br />
bis 100 ml Milch. Weiterer Tipp der Forscher:<br />
Männer, die im nahen familiären Umfeld Fälle<br />
von Prostatakrebs haben, sollten am besten<br />
komplett auf Milch verzichten. „Wenn Sie der<br />
Meinung sind, dass Sie einem überdurchschnittlichen<br />
Risiko ausgesetzt sind, sollten<br />
Sie Milchalternativen aus Soja, Hafer, Cashewnüssen<br />
und anderen pflanzlichen Rohstoffen<br />
in Betracht ziehen“, empfiehlt der verantwortliche<br />
Wissenschaftler Prof. Fraser.<br />
Käse, Joghurt und pflanzliches<br />
Kalzium sind unbedenklich<br />
Immerhin gibt es eine gute Nachrichte für<br />
Käseliebhaber. So haben die Forscher keinen<br />
Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und<br />
dem Verzehr von Milchprodukten wie Käse und<br />
Joghurt gefunden. Als Grund wird vermutet,<br />
dass jene Bakterien, die zur Herstellung von<br />
fermentierten Milchprodukten verwendet<br />
werden, die schädlichen Hormone abbauen.<br />
Auch die Einnahme von Kalzium aus pflanzlichen<br />
Quellen hatte keine risikosteigernde<br />
Wirkung auf die Probanden.<br />
Wie die Studie belegt, können Männer deutlich<br />
ihr Risiko für Prostatakrebs senken, indem sie<br />
vor allem tierische Milch aus ihrem Speiseplan<br />
streichen. Fermentierte Milchprodukte wie<br />
Käse, Yoghurt und Quark können hingegen<br />
weiterhin genossen werden.<br />
41
GESUNDHEIT<br />
onkologie<br />
FORSCHUNG<br />
Foto: freepik.com<br />
FRÜHERKENNUNG VON<br />
BAUCHSPEICHEL-<br />
DRÜSENKREBS<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den gefährlichsten Erkrankungen,<br />
weil er sich nur schwer diagnostizieren lässt. Wird er nicht frühzeitig erkannt,<br />
ist er im fortgeschrittenen Stadium unheilbar. Forscher haben eine<br />
Testmethode gefunden, die viele Menschenleben retten könnte.<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs wird unter<br />
Medizinern auch Pankreaskarzinom genannt.<br />
Neben Lungen- und Leberkrebs gehört er zu<br />
den drei aggressivsten Krebsarten und ist<br />
besonders gefürchtet, weil er in der Regel<br />
erst spät erkannt wird. Das liegt vor allem an<br />
seinen unspezifischen Symptomen. Laut der<br />
Deutschen Krebsgesellschaft gehören dazu Gewichtsverlust<br />
(bei 90 Prozent der Betroffenen),<br />
Schmerzen im Bauchbereich oder im Rücken<br />
(80 Prozent), Gelbsucht (70 Prozent), Appetitverlust<br />
und Übelkeit (40 bis 50 Prozent), neu<br />
aufgetretener Diabetes mellitus (15 Prozent)<br />
und Erbrechen (15 Prozent).<br />
Obwohl Bauchspeicheldrüsenkrebs in nur<br />
zwei bis drei Prozent aller Krebserkrankungen<br />
vorkommt, sind es allein in Deutschland immer<br />
42 Ausgabe 03
noch etwa 16.000 Fälle pro Jahr. Wird er spät<br />
diagnostiziert, sind die Überlebenschancen<br />
selbst nach einer Operation gering.<br />
Welche Funktion hat die<br />
Bauchspeicheldrüse?<br />
Die Bauchspeicheldrüse liegt tief im Bauchbereich<br />
zwischen anderen Organen und lässt<br />
sich deswegen von außen nicht ertasten. Sie<br />
produziert sowohl Verdauungssäfte, die in den<br />
Zwölffingerdarm abfließen, als auch Insulin<br />
und Glukagon, die als Hormone direkt ins Blut<br />
zur Regulierung des Zuckerspiegels abgegeben<br />
werden. Ein Geschwür kann nicht nur den<br />
Bauchspeicheldrüsengang, sondern auch den<br />
Gallengang zum Zwölffingerdarm verstopfen.<br />
Dadurch staut sich die Galle im Blut und kann so<br />
eine Gelbsucht hervorrufen. Auch diese gilt als<br />
Indikator für Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />
Zulassung internationaler Gesundheitsbehörden<br />
erhalten. Dabei sind die vom Unternehmen<br />
veröffentlichten Daten eindrucksvoll: So soll der<br />
„IMMray PanCan-d“-Test in 89 Prozent aller Proben<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs in den frühen<br />
Stadien 1 und 2 erkennen.<br />
Nur in einem Prozent der untersuchten Fälle<br />
ist der Test „falsch positiv“. Es bleibt zu hoffen,<br />
dass der Test eine Zulassung erhält und weltweit<br />
dabei hilft, Menschenleben zu retten.<br />
Pankreas<br />
Um die Bauchspeicheldrüse auf ein mögliches<br />
Karzinom hin zu untersuchen, werden<br />
normalerweise ein Bluttest, eine Ultraschalluntersuchung<br />
und eine Computertomografie<br />
vorgenommen. Am zuverlässigsten ist bislang<br />
die endoskopische Sonografie, also eine Ultraschalluntersuchung<br />
im Mageninneren.<br />
Früherkennung kann Leben retten<br />
Wissenschaftler aus Schweden, Dänemark und<br />
den USA haben nun einen Bluttest entwickelt,<br />
der den Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem<br />
sehr frühen Stadium erkennen kann. Anhand<br />
von neun ausgewählten Biomarkern war es den<br />
Wissenschaftlern möglich, an Hunderten von<br />
Probanden in Skandinavien und den USA die<br />
Entstehung des Tumors mit einer hohen Genauigkeit<br />
in den Stadien 1 und 2 zu entdecken.<br />
Bei dieser rechtzeitigen Früherkennung ist ein<br />
operativer Eingriff mit guten Heilungschancen<br />
verbunden.<br />
Unter der Bezeichnung „IMMray PanCan-d“<br />
wird der Test ausschließlich in einem Labor des<br />
Unternehmens „Immunovia“ in den USA angeboten.<br />
Bislang hat der Test noch keine offizielle<br />
Grafik: macrovector / freepik.com<br />
43
GESUNDHEIT<br />
endokrinologie<br />
Foto: Armin Rimoldi / pexels.com<br />
GYNÄKOMASTIE<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
WIE ES ZU DER WEIBLICH ANMUTENDEN<br />
MÄNNERBRUST KOMMT<br />
Gynäkomastie ist ein weitverbreitetes Phänomen. Es tritt auf, wenn<br />
sich die Brustdrüsen beim Mann vergrößern. Die Gründe dafür sind<br />
vielfältig. In jedem Fall erzeugt es aber bei den Betroffenen einen<br />
hohen psychischen Leidensdruck. In letzter Instanz kann ein chirurgischer<br />
Eingriff Abhilfe schaffen.<br />
44 Ausgabe 03
Eine gut definierte Männerbrust gehört zum<br />
optischen Idealbild eines Mannes. Michelangelos<br />
David-Statue macht es uns schon seit<br />
Jahrhunderten vor. Kein Wunder, dass Bankdrücken<br />
und Liegestütze zu den populärsten<br />
Kraftübungen unter Männern zählen. Schließlich<br />
gilt eine muskulöse Brust auch als ein<br />
Zeichen von Stärke. Umso mehr leiden Männer<br />
darunter, wenn ihre Brust zwar wächst, dabei<br />
aber eine weiblich anmutende Form annimmt.<br />
Man spricht in diesem Fall von Gynäkomastie,<br />
also einer Verweiblichung der Männerbrust.<br />
Veränderungen im Hormonhaushalt<br />
Gynäkomastie ist ein Zeichen dafür, dass<br />
es ein Missverhältnis zwischen Östrogen<br />
und Testosteron im Hormonhaushalt des<br />
Körpers gibt. Ein Überschuss des weiblichen<br />
Geschlechtshormons führt beim Mann zum<br />
Wachstum der Brustdrüse und des umliegenden<br />
Gewebes, was in der Ausprägung einer<br />
weiblich anmutenden Brust resultiert. Ist das<br />
Gewebe gutartig, handelt es sich nicht um eine<br />
Krankheit, sondern lediglich um ein verändertes<br />
Erscheinungsbild.<br />
Die Vergrößerung der Brustdrüse kommt besonders<br />
häufig in drei verschiedenen Lebensphasen<br />
vor: im Säuglingsalter, in der Pubertät<br />
und ab dem 50. Lebensjahr. Bei den meisten<br />
Säuglingen bildet sich die vergrößerte Brust<br />
innerhalb von wenigen Wochen zurück. Auch<br />
bei Teenagern, die aufgrund von hormonellen<br />
Schwankungen oft betroffen sind, bildet sie<br />
sich meist innerhalb von ein bis zwei Jahren<br />
zurück. Geschieht dies nicht, besteht die<br />
Gefahr, dass die Gynäkomastie sich bereits im<br />
jungen Alter manifestiert und für immer bleibt.<br />
Auch Männer über 50 entwickeln häufig eine<br />
weiblich anmutende Brust. Denn durch den kontinuierlich<br />
sinkenden Testosteronspiegel verändert<br />
sich der Hormonhaushalt zugunsten von<br />
Östrogen. Wenn hier nicht gegengesteuert wird,<br />
bleibt die Brustdrüsenvergrößerung dauerhaft.<br />
Pseudogynäkomastie<br />
Irrtümlicherweise wird oft angenommen,<br />
dass vor allem übergewichtige Männer von<br />
einer Gynäkomastie betroffen sind. Doch das<br />
ist schlicht falsch. Bei Übergewichtigen, die<br />
aufgrund von Fetteinlagerung eine größere<br />
Brust entwickeln, spricht man von sogenannter<br />
Pseudogynäkomastie, auch Lipomastie<br />
genannt. Dabei wird wie an anderen Stellen<br />
des Körpers auch im Brustbereich Fettgewebe<br />
gespeichert, die Brustdrüse selbst<br />
wächst jedoch nicht. Ob es sich um eine echte<br />
Gynäkomastie oder eine Pseudogynäkomastie<br />
handelt, kann am besten ein Arzt feststellen.<br />
Normales männliches<br />
Brustgewebe<br />
Gynäkomastie<br />
Grafik: rumruay / stock.adobe.com<br />
FETT<br />
MUSKEL<br />
MUSKEL<br />
DRÜSEN-<br />
GEWEBE<br />
FETT<br />
45
GESUNDHEIT<br />
endokrinologie<br />
SELBSTTEST ZUM ERTASTEN<br />
DES BRUSTGEWEBES<br />
Platzieren Sie Ihren Daumen und Zeigefinger<br />
großzügig um die Brustwarze herum.<br />
Versuchen Sie die beiden Finger von den<br />
gegenüberliegenden Seiten der Brustwarze<br />
aus zusammenzuführen. Wenn es sich<br />
um eine Pseudogynäkomastie handelt,<br />
können Sie Daumen und Zeigefinger problemlos<br />
und ohne großen Widerstand bis<br />
zur Brustwarze zusammenführen. Liegt<br />
eine Gynäkomastie vor, steht ein härteres<br />
Gewebe um die Brustwarze herum im Weg.<br />
Dadurch wird das Zusammenführen von<br />
Daumen und Zeigefinger verhindert.<br />
Vielfältige Ursachen<br />
Experten unterscheiden zwischen den Gründen<br />
für eine Pseudogynäkomastie und jenen für<br />
eine echte Gynäkomastie. Für die Erste ist meist<br />
Fetteinlagerung durch Übergewicht verantwortlich.<br />
Bei der Zweiten sind Veränderungen im<br />
Hormonhaushalt ursächlich. Dabei entsteht ein<br />
Ungleichgewicht zwischen dem weiblichen Geschlechtshormon<br />
Östrogen und dem männlichen<br />
Sexualhormon Testosteron. Es gibt verschiedene<br />
Faktoren, die den Hormonhaushalt beeinflussen<br />
und verändern können.<br />
In den meisten Fällen sind es Medikamente,<br />
die hier Einfluss nehmen.<br />
Ernährung und Kosmetika spielen eine Rolle.<br />
Anabolika, die unter Hobbysportlern immer<br />
populärer werden, greifen direkt in den Hormonhaushalt<br />
ein.<br />
Hoher Alkohol- und Marihuana-Konsum kann<br />
sich negativ auch auf das unerwünschte<br />
Brustwachstum auswirken.<br />
In einigen Fällen ist es eine genetische Veranlagung,<br />
die zu einem Ungleichgewicht der<br />
Hormone führt.<br />
Auch eine Krebserkrankung kann für das<br />
Brustgewebewachstum verantwortlich sein.<br />
i<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
Zunächst muss ein Arzt feststellen, ob es sich<br />
um eine echte Gynäkomastie handelt. Hierzu<br />
zählt nicht nur das Abtasten der Brust, sondern<br />
auch eine Untersuchung des Hormonspiegels.<br />
Denn im Fall von Pseudogynäkomastie kann<br />
womöglich schon eine Gewichtsreduktion beim<br />
Betroffenen für die Verkleinerung der Brust<br />
sorgen. Dies funktioniert leider nicht bei echter<br />
Gynäkomastie, denn das Brustdrüsengewebe<br />
kann nicht verstoffwechselt werden.<br />
Im nächsten Schritt sollte der Arzt herausfinden,<br />
was zu der Gynäkomastie geführt hat. Im Fall von<br />
Medikamenten, Anabolika und Drogen hilft oft<br />
schon das Absetzen der Auslöser für eine Selbstregulierung<br />
des Hormonhaushalts. Auch mit gesunder<br />
und ausgewogener Ernährung lässt sich<br />
das Hormongleichgewicht positiv beeinflussen.<br />
Doch nicht immer lässt sich die Ursache für eine<br />
Gynäkomastie ausmachen, wenn sie beispielsweise<br />
schon Jahre zurückliegt.<br />
Chirurgie als letzter Ausweg<br />
Wenn es sich um eine gutartige Brustdrüsenvergrößerung<br />
handelt, bedarf es keiner Entfernung<br />
des Gewebes. Dennoch wünschen sich das<br />
viele Männer, weil sie psychisch leiden. Wenn<br />
sich medikamentös oder mit einer Hormontherapie<br />
das Problem nicht beheben lässt, ist<br />
eine OP der letzte Schritt, um die Gynäkomastie<br />
zu beseitigen. Die Kosten für den chirurgischen<br />
Eingriff bei einer echten Gynäkomastie werden<br />
oft von den Krankenkassen übernommen. Diese<br />
liegen bei rund 3500 bis 5000 Euro, je nachdem,<br />
wie umfangreich die OP ausfällt. Da es sich bei<br />
der Pseudogynäkomastie nur um eine Fetteinlagerung<br />
infolge von Übergewicht handelt,<br />
müssen hierbei die Kosten für eine lokale<br />
Fettabsaugung privat übernommen werden.<br />
Weil dieser Eingriff in der Regel kleiner ausfällt,<br />
reduzieren sich die Kosten auf etwa 2500 bis<br />
3000 Euro. In jedem Fall ist es wichtig, sich<br />
einem ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet<br />
anzuvertrauen, damit nach der OP keine dellige<br />
Brust oder große Narben zurückbleiben.<br />
46 Ausgabe 03
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GESUNDHEIT<br />
endokrinologie<br />
GESCHLECHTSANGLEICHENDE<br />
HORMONTHERAPIE<br />
FÜR TRANS*PERSONEN<br />
Foto: jigsawstocker / freepik<br />
Der Weg zu einer Geschlechtsangleichung ist in der Regel lang und<br />
beschwerlich. Nach einer umfassenden interdisziplinären Begleitung<br />
inklusive psychotherapeutischer Betreuung und psychosozialer<br />
Einschätzung erfolgt die Therapie mit kontrasexuellen Hormonen.<br />
Aufgrund des erheblichen Eingriffs in den Hormonhaushalt ist die<br />
Hormontherapie oftmals mit belastenden und unangenehmen Nebenwirkungen<br />
verbunden. Der Beginn der Hormoneinnahme ist identitätsstiftend<br />
und gleichermaßen der Beginn in ein „neues“ Leben.<br />
48 Ausgabe 03
Geschlechtsinkongruenz – gefangen im<br />
„falschen“ Körper<br />
Das Gefühl, im „falschen“ Körper gefangen zu<br />
sein, ist für die betroffenen Personen meist<br />
mit einem massiven Leidensdruck verbunden,<br />
der sich in alle Lebensbereiche ausweiten<br />
kann. Die Diskrepanz zwischen biologischem<br />
Ursprungsgeschlecht und empfundener<br />
Geschlechtszugehörigkeit wird heute als<br />
Geschlechtsinkongruenz bezeichnet. Leidet<br />
eine Person dauerhaft unter dieser Diskrepanz<br />
und der häufig als falsch empfundenen<br />
Wahrnehmung des eigenen Geschlechts durch<br />
andere, wird von einer Geschlechtsdysphorie<br />
(GD) gesprochen.<br />
Für manche reduziert sich der Leidensdruck<br />
schon, wenn sie in einer frei gewählten<br />
Geschlechterrolle leben können. Bei einem Teil<br />
der Betroffenen tritt der Wunsch nach einer<br />
körperlichen Geschlechtsangleichung auf. Entsprechende<br />
Behandlungen wie die Hormontherapie<br />
oder chirurgische Eingriffe ermöglichen<br />
es heutzutage, den eigenen Körper so weit<br />
wie möglich an das gewünschte Geschlecht<br />
anzupassen. Die Hormontherapie ist dabei<br />
einer der wichtigsten Schritte. Die Therapie<br />
mit kontrasexuellen Hormonen wird von den<br />
Trans*Patient:innen oftmals als befreiend und<br />
identitätsstiftend empfunden.<br />
Die geschlechtsangleichende<br />
Hormontherapie<br />
Diagnostik und Therapie einer Geschlechtsinkongruenz<br />
sollten immer interdisziplinär erfolgen.<br />
Neben einer entsprechenden Begleitung<br />
und Begutachtung durch Psychiater:innen oder<br />
Psychotherapeut:innen, ist vor allem zu Beginn<br />
der Hormontherapie eine engmaschige ärztliche<br />
Betreuung durch eine:n Endokrinolog:in,<br />
Gynäkolog:in oder Urolog:in erforderlich. Diese:r<br />
sollte ebenso wie die psychologische Betreuung<br />
Erfahrungen auf dem Gebiet der Transidentität<br />
haben. Da die Hormone in der Regel mitunter<br />
ein Leben lang eingenommen werden, sind<br />
klinische und labormedizinische Verlaufskontrollen<br />
sowie gynäkologische und urologische<br />
Früherkennungsuntersuchungen dauerhaft<br />
notwendig.<br />
Die Therapie mit kontrasexuellen Hormonen<br />
wird immer individuell gestaltet, je nach<br />
Wunsch der Patient:innen, Gesundheitszustand,<br />
Risiko und Nutzen der Medikamente sowie der<br />
sozialen und wirtschaftlichen Situation. Vor<br />
dem eigentlichen Therapiebeginn findet neben<br />
ausführlichen Informations- und Beratungsgesprächen<br />
ein sogenanntes prätherapeutisches<br />
Risikoscreening statt, bei dem anhand einer<br />
ausführlichen Familien- und Eigenanamnese,<br />
einer körperlichen Untersuchung sowie einer<br />
Blutuntersuchung geprüft wird, ob die Behandlung<br />
mit Hormonen gesundheitlich unbedenklich<br />
ist. Zu den möglichen Kontraindikationen<br />
einer Hormontherapie zählen unter anderem<br />
schwere thrombembolische Vorerkrankungen,<br />
hormonsensible Tumore und unkontrollierte<br />
chronische Vorerkrankungen wie Epilepsie oder<br />
arterielle Hypertonie.<br />
Eine geschlechtsangleichende Hormontherapie<br />
(GAHT) führt in der Regel zu deutlichen,<br />
teilweise unwiderruflichen körperlichen<br />
Veränderungen. Durch den massiven Eingriff<br />
in den Hormonhaushalt besteht außerdem ein<br />
nicht unerhebliches Risiko für unerwünschte<br />
Nebenwirkungen. Vor der Entscheidung für eine<br />
derartige Therapie sollten sich die Trans*Patient:innen<br />
deshalb sehr viel Zeit nehmen und<br />
alle Schritte, Vorteile und Risiken sorgfältig<br />
überlegen. Selbsthilfegruppen bieten hier<br />
die Möglichkeit, sich auszutauschen und mit<br />
anderen Trans*Personen persönlich zu reden.<br />
Auch eine Trans*Beratungsstelle kann neben<br />
den betreuenden Psychotherapeut:innen und<br />
Ärzt:innen wertvolle Unterstützung leisten.<br />
Voraussetzungen für die geschlechtsangleichende<br />
Hormontherapie<br />
Voraussetzung für die Hormontherapie ist immer<br />
eine vorangehende psychotherapeutische<br />
Betreuung sowie eine psychosoziale Einschät-<br />
49
GESUNDHEIT<br />
endokrinologie<br />
Foto: freepik<br />
zung und Diagnosestellung durch eine:n Therapeut:in<br />
oder Psychiater:in. Bei entsprechenden<br />
ärztlichen und therapeutischen Nachweisen<br />
übernehmen die Krankenkassen grundsätzlich<br />
die Kosten für die geschlechtsangleichend<br />
Hormonbehandlung, die begleitende Psychotherapie<br />
sowie entsprechende Operationen.<br />
Die World Professional Association for Transgender<br />
Health (WPATH) nennt folgende Kriterien<br />
für eine Hormontherapie:<br />
1. Anhaltende und gut dokumentierte<br />
Geschlechtsdysphorie<br />
2. Fähigkeit, eine voll informierte Entscheidung<br />
zu treffen und der Therapie<br />
zuzustimmen<br />
3. Volljährigkeit<br />
4. Liegen signifikante medizinische oder<br />
psychische Probleme vor, müssen diese in<br />
ausreichendem Maß kontrolliert sein.<br />
Hormontherapie für Transmänner<br />
Basis für die Geschlechtsangleichung bei<br />
Frau-zu-Mann transidenten Personen ist die<br />
Testosterontherapie. Das Testosteron-Präparat<br />
wird dabei in einen Muskel injiziert oder mit Gel<br />
bzw. Pflaster über die Haut appliziert. Ziel ist es,<br />
einen dauerhaften Testosteronspiegel im Blut<br />
TRANSITION<br />
Transition bedeutet „Übergang“ und bezeichnet den Prozess der körperlichen, sozialen und/<br />
oder rechtlichen Geschlechtsangleichung. In der Zeit des Übergangs geht jede Trans:Person<br />
ihren individuellen Weg, um sich äußerlich und/ oder körperlich der gewünschten Geschlechtsidentität<br />
anzugleichen. Neben medizinischen Maßnahmen wie einer geschlechtsangleichenden<br />
Hormontherapie und Operationen gehören zu diesem Weg auch die Änderung<br />
von Vornamen und Personenstand. Ziel der Transition sollte immer sein, sich im eigenen<br />
Geschlechtskörper stimmiger, wohler und zufriedener zu fühlen.<br />
i<br />
50 Ausgabe 03
Foto: freepik<br />
zu erreichen, der den männlichen Normwerten<br />
entspricht. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer<br />
deutlichen Vermännlichung (Virilisierung) des<br />
Körpers:<br />
Abnahme und Umverteilung von Fettmasse<br />
Zunahme von Muskelmasse<br />
Männliche Körper- und Gesichtsbehaarung<br />
wie z. B. Bartwuchs<br />
Stimmbruch<br />
Vergrößerung der Klitoris<br />
Amenorrhoe (allmähliches Ausbleiben der<br />
Menstruation)<br />
Mögliche Nebenwirkungen und Risiken<br />
Akne ist eine häufige und sehr lästige<br />
Nebenwirkung der virilisierenden Hormontherapie.<br />
Schlimmstenfalls kann die Akne so<br />
stark sein, dass neben der Gabe eines Antibiotikums<br />
die Hormontherapie abgesetzt<br />
oder die Dosierung reduziert werden muss.<br />
In seltenen Fällen kommt es zu Wassereinlagerungen,<br />
Ödemen oder einer Erhöhung<br />
der Zahl der roten Blutkörperchen (Polyglobulie),<br />
was dann gesondert behandelt werden<br />
muss. Eine Gewichtszunahme, Glatzenbildungen<br />
oder die Zunahme der Libido können<br />
weitere Nebenwirkungen der Testosteron-<br />
Präparate sein.<br />
Hormontherapie für Transfrauen<br />
Transfrauen nehmen Östrogene in Form von Tabletten<br />
oder ebenfalls als Gels bzw. Pflaster ein.<br />
Die alleinige Einnahme von Östrogenen reicht<br />
allerdings häufig nicht aus, um das in viel höherer<br />
Konzentration vorliegende Testosteron zu<br />
hemmen. Deshalb werden oftmals ergänzend<br />
sogenannte Testosteronblocker verabreicht.<br />
Ziele der Hormonbehandlung ist die Verweiblichung<br />
(Feminisierung) des Körpers:<br />
Hautbild wird weicher und feiner<br />
Gynäkomastie (Brustwachstum)<br />
Weibliche Fettverteilung<br />
Abnahme von Muskelmasse und Körperbehaarung<br />
(außer beim Bartwuchs)<br />
Hodenatrophie (Schrumpfen der Hoden)<br />
Nachlassende Erektion, Ejakulation und<br />
Samenproduktion<br />
Mögliche Nebenwirkungen und Risiken<br />
Risiken der feminisierenden Hormonbehandlung<br />
bestehen in der Belastung der Leber sowie in<br />
51
GESUNDHEIT<br />
endokrinologie<br />
Foto: senivpetro / freepik<br />
einer gesteigerten Thromboemboliegefahr.<br />
Selten kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, der<br />
Bildung von Gallensteinen, Depressionen, einer<br />
schmerzhaften Sensibilisierung der Brust sowie<br />
Kopfschmerzen bis hin zur Migräne.<br />
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Eine geschlechtsangleichende Hormontherapie ist ein massiver Eingriff mit zahlreichen Risiken<br />
für Körper und Seele. Endokrinolog:innen warnen deshalb dringend, von einer Eigentherapie<br />
ohne ärztliche Aufsicht mit Präparaten z. B. aus dem Internet Abstand zu nehmen! Auch<br />
von einer eigenständigen Anpassung der Dosierung ist abzuraten. Diese führt in der Regel<br />
nicht zu einer schnelleren oder stärkeren Ausprägung der gewünschten Merkmale, sondern<br />
steigert lediglich die Wahrscheinlichkeit unangenehmer Nebenwirkungen.<br />
i<br />
52 Ausgabe 03
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54 Ausgabe 03
SEXUALITÄT<br />
Foto: pexels.com/Cottonbro<br />
55
SEXUALITÄT<br />
Erektion<br />
REIZ UND RISIKO<br />
EREKTIONSSTÖRUNG<br />
DURCH PORNOS?<br />
Erektile Dysfunktion (ED) ist die andauernde Unfähigkeit, bei<br />
sexuellen Aktivitäten eine vollständige Erektion zu bekommen oder<br />
aufrechtzuerhalten. Diese kann bei Männern sowohl körperliche als<br />
auch psychische Ursachen wie etwa Erwartungsängste oder Stress<br />
haben. Aber zählt dazu auch der Konsum von Pornografie?<br />
Foto: freepik<br />
56 Ausgabe 03
Foto: CCO Public Domain<br />
Eine internationale Online-Umfrage des<br />
Kongresses der Europäischen Gesellschaft für<br />
Urologie zeigt, dass nur 65 Prozent der Männer<br />
den Sex mit Partner stimulierender einschätzen<br />
als Pornografie. Leistungsdruck und unrealistische<br />
Vorstellungen können zu einem verzerrten<br />
Bild von Sexualität führen und Versagensängste<br />
hervorrufen. Deswegen sollten Erektionsschwierigkeiten<br />
mit einem ganzheitlichen<br />
Ansatz behandelt werden, der allen möglichen<br />
Ursachen der Potenzstörung auf den Grund<br />
geht. Pornoinduzierte Potenzstörungen sind bei<br />
jungen Patienten nicht selten. Der Konsum von<br />
erotischen Videos ist für viele Männer Teil ihres<br />
persönlichen sexuellen Verhaltens.<br />
In den meisten Fällen ist das unbedenklich.<br />
Problematisch wird die Angewohnheit erst, wenn<br />
sie zum dominanten sexuellen Erregungsmuster<br />
wird. Laut der Befragung des Europäischen Uro-<br />
Kongress haben Personen, die viele Erotikfilme<br />
schauen, weniger Spaß an „normalem Sex“.<br />
„(...) dass nur 65 Prozent der<br />
Männer den Sex mit Partner<br />
stimulierender einschätzen<br />
als Pornografie“<br />
Durchschnittlich schauen die Teilnehmer etwa<br />
70 Minuten pro Woche. Die Angaben von mehr<br />
als 3000 Probanden ergeben, dass 23 Prozent<br />
der Männer unter 35 Jahren Erektionsstörungen<br />
beim Sex mit Partner haben. Pornoindustrie<br />
und Medien können ein verzerrtes, unrealistisches<br />
Bild der sexuellen Wahrnehmung<br />
verursachen. konditionieren. Dabei werden<br />
immer stärkere Reize gesetzt, die nichts mehr<br />
mit der Realität zu tun haben. „Die ‚natürliche‘<br />
Sexualität wirkt dann auf einmal nicht mehr<br />
so erregend“, erklärt Dr. med. Laura Wiemer,<br />
Fachärztin für Urologie und Medical Director<br />
bei Kranus Health.<br />
Einerseits normalisieren die Filme gewisse sexuelle<br />
Praktiken und frauenabwertende Bilder.<br />
Andererseits würden Ängste, nicht so lange zu<br />
können oder nicht so gut ausgestattet zu sein,<br />
geschürt. Potenzmittel seien laut der Expertin<br />
zwar eine schnelle, aber keine nachhaltige<br />
Lösung.<br />
Der ganzheitliche Ansatz von Kranus Health<br />
unterstützt Patienten, durch mentale und<br />
physische Übungen, nachhaltig die Potenzstörung<br />
in den Griff zu bekommen. Männern soll<br />
raus aus der Pornofalle und hinein in das reale<br />
Leben geholfen werden.<br />
57
SEXUALITÄT<br />
Erektion<br />
Foto: drobotdean / freepic.com<br />
Wenn Sex zur Nervensache wird<br />
Bei sexueller Erregung in Form von psychischen,<br />
visuellen und akustischen Reizen werden<br />
über den Parasympathikus Signale an den<br />
Penis verschickt, dieser ist Teil des vegetativen<br />
Nervensystems. Blutgefäße werden erweitert<br />
und der Blutfluss in den Schwellkörper<br />
erhöht, während gleichzeitig der Rückfluss des<br />
Blutes aus dem Penis verhindert wird. Neurologische<br />
Prozesse steuern, wie diese Reize<br />
erlebt werden. Das Gehirn speichert neuronale<br />
Strukturen für eine Erektion. Diese sind<br />
veränderbar und somit auch trainierbar. Wenn<br />
die Selbstbefriedigung auf eine bestimmte Art<br />
trainiert wird, zum Beispiel durch viele visuelle<br />
Reize, oder einen schnellen Orgasmus, dann<br />
wird diese Gewohnheit im Gehirn abgespeichert.<br />
Je häufiger sie abgerufen wird, desto<br />
stärker werden die Nervenverbindungen. So<br />
entstehen dominante Muster. Alternative Formen<br />
der Begierde sind dann weniger bestimmend<br />
und somit schlechter abrufbar. Wenn die<br />
dominantere Stimulation genutzt wird, wird<br />
der Penis bei der Selbstbefriedigung steif.<br />
Hilfreich könnte daher sein, den Konsum<br />
von Pornographie bei einer Potenzstörung<br />
einzuschränken, um einen neuen Zugang zur<br />
eigenen Sexualität und Lust zu erlernen.<br />
Auslöser Erwartungsangst:<br />
Was dagegen hilft<br />
Erektionsstörungen sind ein komplexes<br />
Problem, das mehr als eine Ursache haben<br />
kann und sollten grundsätzlich mit einem Arzt<br />
abgeklärt werden. Aber auch harmlose Auslöser<br />
können für die Flaute im Bett verantwortlich<br />
sein. Psychische Gründe wie Stress und<br />
Unsicherheit können durch Pornos verstärkt<br />
zu verzerrten, sexuellen Normen und damit<br />
Erwartungsängsten führen.<br />
„Eine Erektionsstörung<br />
sollte unbedingt ganzheitlich<br />
behandelt werden.“<br />
Die Sorge, dass sich ein negatives Erlebnis<br />
wiederholen könnte, befeuert das Problem. Je<br />
höher die Ansprüche sind, desto mehr Druck<br />
entsteht. „Das, was wir glauben im sexuellen<br />
Bereich erreichen zu müssen, nennen wir sexuelle<br />
Norm“, so Wiemer. Diese Vorstellungen<br />
werden durch viele Faktoren beeinflusst, zum<br />
Beispiel durch Medienkonsum, das Gesellschaftsbild<br />
und individuelle biographische<br />
Erfahrungen. Eine Erektionsstörung sollte unbedingt<br />
ganzheitlich behandelt werden. “Eine<br />
Erektion entsteht durch die Entspannung<br />
der Blutgefäße und somit den Blutstrom in<br />
die Schwellkörper“, erklärt die Expertin. Verantwortlich<br />
dafür ist der Parasympathikus.<br />
Die Aktivierung des sympathischen Nervensystems<br />
durch Stress oder Anspannung wirkt<br />
daher hemmend auf die Erektion.<br />
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58 Ausgabe 03
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59
SEXUALITÄT<br />
ADVERTORIAL<br />
Autor: Christian Knuth<br />
latte macchiato<br />
Keinen hochkriegen. Schlappschwanz.<br />
Versager. Neben Gedanken<br />
um die Größe seines Geschlechtsteiles<br />
zählt wohl eine<br />
verminderte Leistungsfähigkeit<br />
des Penis zu den Urängsten des<br />
modernen Mannes. Dabei ist<br />
die erektile Dysfunktion (ED),<br />
umgangssprachlich Erektionsstörung,<br />
weder selten noch<br />
ein Drama oder etwas, das<br />
nicht in den meisten Fällen<br />
behandelbar wäre.<br />
Wie funktioniert die Latte?<br />
Ein komplexes System aus psychischen und<br />
körperlichen Abläufen, zu dem neben deinem<br />
Kopf Blutgefäße, Nerven und bestimmte<br />
Hormone und Botenstoffe gehören, sorgt dafür,<br />
dass in deinem Penis Stimmung aufkommt.<br />
Stimmung meint hier die Drosselung des Blutabflusses<br />
bei gleichzeitig erhöhter Blutzufuhr.<br />
Platz für das zusätzliche Volumen schaffen<br />
erweiterte Gefäße in den Schwellkörpern.<br />
Ergebnis bei perfektem Zusammenspiel: eine<br />
einsatzbereite Prachtlatte.<br />
Servicehinweise zur Lattenpflege<br />
Bevor wir gleich erklären, was gegen eine ED<br />
getan werden kann, wollen wir noch kurz ganz allgemein<br />
darauf hinweisen, was deinem Penis alles<br />
die Laune verderben kann. Dein Lebensstil ist<br />
nämlich maßgeblich daran beteiligt, ob du zu den<br />
rund 20 Prozent der Männer gehörst, die unter ED<br />
leiden oder nicht: Rauchen, Alkoholmissbrauch,<br />
Drogenkonsum und Übergewicht sowie durch diese<br />
gesundheitsschädlichen Faktoren ausgelösten<br />
Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck,<br />
erhöhte Blutfettwerte und Arteriosklerose<br />
führen zu Effekten, die deinem Steifen dann die<br />
Luft – Verzeihung – das Blut abwürgen.<br />
Andere Ursachen der ED, wie Schlafapnoe,<br />
Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion,<br />
Multiple Sklerose, Operationen im<br />
Beckenbereich oder Verletzungen an der Wirbelsäule<br />
oder am Becken sowie Verletzungen an<br />
Nerven oder Schwellkörpern, kannst du weniger<br />
gut selbst beeinflussen. Prinzipiell gilt: Wenn du<br />
60 Ausgabe 03
Augen auf und Sitzfleischsensoren<br />
in Position gebracht<br />
beim Fahrradkauf. Der richtige<br />
Sattel ist für die Organe rund um<br />
den Penis Pflicht, wenn seine<br />
dauerhafte Leistungsfähigkeit<br />
erhalten bleiben soll.<br />
Foto: R. Perez / CC0<br />
länger als sechs Monate unter einer ED leidest,<br />
geh damit zum Arzt, denn wie eben beschrieben,<br />
kann der Hänger beim Sex ein Symptom einer<br />
ernsten Erkrankung sein!<br />
Was hilft?<br />
Viagra. Ja, aber nein. Glücklicherweise gibt es<br />
heute nicht mehr nur die extrem teure blaue<br />
Pille, die 1998 auf den Markt kam und für Männer<br />
und Frauen eine ernstzunehmende medizinische<br />
Hilfe schuf. Ihr Wirkstoff Sildenafil ist heutzutage<br />
von vielen Herstellern günstig und auch in größeren<br />
Packungen auf Rezept erhältlich. Er gehört<br />
zur Klasse der Phosphodiesterase-5-Hemmer<br />
(= PDE-5-Hemmer), die den Abbau körpereigener<br />
erektionsfördernder Botenstoffe im Penis<br />
vermindern. Dadurch wird die Konzentration<br />
dieser Botenstoffe erhöht und die Entstehung<br />
und Beibehaltung einer Erektion gefördert. Zur<br />
Stoffklasse der PDE-5-Hemmer gehören vier<br />
Wirkstoffe, die sich vor allem in der Wirkschnelligkeit<br />
und -dauer unterscheiden. Wer auf<br />
Chemie verzichten will, kann mit Cockringen und<br />
Penispumpen auch Hand an die werdende Latte<br />
legen, hier kommt es aber dann darauf an, wie<br />
der Partner zu solchen Spielzeugen steht. Nicht,<br />
dass ihm dann die Lust vergeht, denn dann hilft<br />
auch kein PDE-5-Hemmer mehr: Die wichtigste<br />
Zutat für eine pralle Erektion ist und bleibt die<br />
sexuelle Stimulation, die Erregung, die Lust auf<br />
Sex. Darauf eine Latte!<br />
www.maennersache-hormosan.de<br />
61
SEXUALITÄT<br />
scham<br />
Autor: Felix Just<br />
SCHAM<br />
UND SEX<br />
Scham gilt als lästiges Thema.<br />
Der Berliner Therapeut Stephan<br />
Konrad Niederwieser argumentiert,<br />
warum es sinnvoll ist, sich<br />
mit Scham auseinanderzusetzen –<br />
gerade für Menschen, die aus der<br />
gesellschaftlichen Norm fallen.<br />
62 Ausgabe 03
Autor: Stephan Konrad Niederwieser<br />
Ist es ein weit verbreitetes Gefühl, dass sich<br />
Männer für ihr Schwulsein schämen?<br />
Im alltäglichen Diskurs wird Scham als Gefühl<br />
verstanden, für das ein kognitiver Umgang vorgeschlagen<br />
wird: „Du brauchst dich doch nicht<br />
dafür zu schämen, dass du schwul bist.“ Natürlich<br />
gibt es aber nicht die eine Scham und deshalb<br />
auch nicht den einen Umgang damit. Aber aus<br />
meiner langjährigen therapeutischen Erfahrung<br />
greift der Versuch, Scham mit kognitiven Mitteln<br />
zu begegnen nicht aus. Und das fängt schon<br />
damit an, dass ich Scham nicht für ein Gefühl<br />
halte. Scham ist nämlich weit mehr als das, am<br />
ehesten könnte man es als psychobiologischen<br />
Prozess verstehen. Aber mal langsam. Der Irrtum<br />
fängt schon damit an, dass man sich sehr wohl<br />
schämen kann, ohne auch nur irgendetwas zu<br />
fühlen. Man kann nämlich dissoziieren, und da<br />
fühlt man gar nichts, außer vielleicht ein wenig<br />
muskulärer oder emotionaler Anspannung. Wie<br />
Scham wahrgenommen wird, ist dabei hoch<br />
individuell. Die meisten Menschen nehmen gar<br />
nicht wahr, dass sie sich schämen.<br />
„Das fängt schon damit an,<br />
dass ich Scham nicht für ein<br />
Gefühl halte.“<br />
Foto: road trip with raj / unsplash.com<br />
Wenn Scham kein Gefühl ist, was ist es dann?<br />
In meinem Buch Nie mehr schämen. Wie wir uns<br />
von lähmenden Gefühlen befreien führe ich die<br />
Leser Schritt für Schritt dorthin zu erkennen,<br />
dass Scham eigentlich ein Mechanismus ist. Ein<br />
Werkzeug, eine Klemme, die dazu dient, uns von<br />
unseren gesunden Kapazitäten abzuschneiden,<br />
sie nicht mehr wahrzunehmen oder gar zu<br />
leugnen, zu verdammen, zu hassen. Einfaches<br />
Beispiel: Bedürftigkeit. Interessant, dass die<br />
sonst so eloquente deutsche Sprache für dieses<br />
natürlichste aller menschlichen Bedürfnisse nur<br />
einen Begriff bereithält, der so negativ belegt<br />
ist. Wir sind nämlich bedürftig. Bedürftigkeit ist<br />
ganz natürlich. Wenn unsere Bedürfnisse nicht<br />
gestillt werden würden, würden wir sterben. Als<br />
Kinder sowieso, aber auch für Erwachsene hätte<br />
63
SEXUALITÄT<br />
scham<br />
Foto: Engin Akyurt / unsplash.com<br />
das Folgen. Menschlicher Kontakt ist so wichtig,<br />
dass Isolation nicht nur emotionale Folgen nach<br />
sich zieht, sondern sogar massive körperliche<br />
Symptome hervorbringen kann.<br />
„Wir sind nämlich bedürftig.<br />
Bedürftigkeit ist ganz natürlich.<br />
Wenn unsere Bedürfnisse<br />
nicht gestillt werden würden,<br />
würden wir sterben.“<br />
Schamempfindlichkeit wurzelt oft in frühen<br />
Erfahrungen. Bekommen Kinder ihre Bedürfnisse<br />
gestillt, erleben sie sich in einer Welt der<br />
Fülle, in der sie bekommen, was sie brauchen.<br />
Und sie brauchen viel. Jemanden, der sie pflegt,<br />
nährt, erkennt, spiegelt, mit ihnen spielt, für<br />
sie sorgt, ihnen Sicherheit bietet, sich an ihnen<br />
erfreut und vieles mehr. Wachsen sie in so<br />
einem Umfeld auf, lernen sie, dass es selbstverständlich<br />
ist zu brauchen und dass sie darum<br />
bitten dürfen. Aufgrund der erfahrenen Fülle,<br />
ist es dann auch nicht schlimm, wenn sie etwas<br />
nicht bekommen. Weil sie ja sicher sind, dass<br />
ihr Bedürfnis später oder an anderer Stelle oder<br />
von einer anderen Person erfüllt wird.<br />
Leider wachsen nur wenige Menschen unter<br />
derartigen Bedingungen auf. Bis vor gar nicht<br />
langer Zeit zählte es zu den üblichen Erziehungsmethoden,<br />
Kinder schreien zu lassen,<br />
um sie nicht zu verziehen, um ihren Willen zu<br />
brechen und so weiter. In der ehemaligen DDR<br />
wurden Kinder oft schon früh in Krippen gegeben,<br />
auch schon im Alter von gerade mal 14<br />
Tagen. Es gab sogar Wochenkrippen. Überall in<br />
Deutschland wurde nach der Uhr gefüttert, es<br />
gab Töpfchentraining und maßlose Ansprüche<br />
an Kinder, wann sie krabbeln, gehen, sprechen,<br />
lesen, schreiben und ihre erste Fremdsprache<br />
können sollen. Heutige Kleinkinder haben,<br />
eigenen Beobachtungen zufolge, häufig das<br />
Problem, dass sie mit den Sozialen Medien konkurrieren<br />
müssen, weil vielen Eltern das Handy<br />
wichtiger scheint als der Kontakt zu ihrem Kind.<br />
Wie äußert sich Scham?<br />
Scham findet auf mannigfaltige Weise Ausdruck:<br />
Auf der Empfindungsebene kann sie wie ein<br />
Brennen wahrgenommen werden, bei manchen<br />
64 Ausgabe 03
In jeder<br />
Stadt<br />
zu Hause<br />
Übernachten bei queeren<br />
Gastgebern in über 70 Ländern!<br />
AB 29 €<br />
PRO NACHT<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/ PEOPLEIMAGES<br />
Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab
SEXUALITÄT<br />
scham<br />
geht sie mit einem körperlichen Schmerz, mit<br />
plötzlichem Kraftverlust (“Mir gehen die Knie<br />
durch”), ja sogar mit einem Vernichtungsgefühl<br />
einher. Scham wirkt sich auf die Körperhaltung<br />
aus: Schultern nach vorn gerollt, Knick im Nacken,<br />
Knie nach innen gedreht, Leere in der Brust. Daran<br />
sind ganze Muskelgruppen beteiligt. Nicht selten<br />
fühlen sich Menschen “wie gelähmt”. Wer sich<br />
schämt, unterbricht Handlungsimpulse, oft ganz<br />
vitale Impulse, wie zum Beispiel lang und tief zu<br />
atmen. Wer sich schämt, zieht sich in sich zurück<br />
und geht damit aus dem Kontakt mit dem Gegenüber.<br />
Menschen abseits der heterosexuellen<br />
Norm fühlen sich oft zu ihresgleichen hingezogen.<br />
Verständlicherweise. Dort ist es sicher(er). Dieser<br />
Rückzug ist nicht selten begleitet von Gefühlen<br />
der Einsamkeit und Isolation. Scham zeigt sich<br />
oft am deutlichsten in Selbsturteilen – andere<br />
psychologische Schulen sprechen gern von dem<br />
“Inneren Kritiker” oder dem “Über-Ich”. Auch den<br />
gibt es so wenig wie die Scham an sich. Dieses<br />
Sich-selbst-Verurteilen als ”Über-Ich’s” auszugeben<br />
dient nur dazu, sich vorzumachen, dass es in<br />
Menschen eine von ihnen separate Instanz gäbe,<br />
die sie kritisiert. Dabei sind sie es selbst.<br />
Weil Menschen sich für ihr Schämen schämen,<br />
tun sie sich schwer, darüber zu sprechen – was<br />
viele Therapeut, gerade in inhaltsfokussierten<br />
(Gesprächs-)Therapien vor große Rätsel stellt. Sie<br />
merken allenfalls, dass sich bei den Klient trotz<br />
bester Ratschläge nichts ändert.<br />
Wie kommt man mit Scham klar?<br />
Um mit all dem klarzukommen, kann man eine<br />
Reihe von ”Überlebensstrategien” anwenden:<br />
Man kleidet sich wie andere, um sich zugehörig zu<br />
fühlen. Man trainiert, um sich attraktiver zu machen.<br />
Man benutzt Vakuumpumpen oder andere<br />
Geräte, um die eigenen Genitalien zu vergrößern<br />
oder man nimmt Drogen, um all diese schrecklichen<br />
Gefühle abzuschwächen. Man hat viel Sex,<br />
in der Hoffnung dadurch die Nähe zu bekommen,<br />
nach der man sich eigentlich sehnt – und höhlt<br />
sich so immer mehr aus. Oder man greift zum<br />
Gegenmittel der Scham und hält sich für besser<br />
und intelligenter. Und oft tut man, was man selbst<br />
erlebt hat: Man grenzt ungehemmt andere aus.<br />
Dies alles hat natürlich teils große Auswirkung auf<br />
die Beziehungen, die Menschen führen oder auf<br />
den Sex, den sie haben.<br />
„Und noch heute werden<br />
LGBTIQ-Menschen von Politikern<br />
beschämt, finden in<br />
allen Religionen Vorbehalte,<br />
bekommen von Ärzten und<br />
Therapeuten Sonderbehandlungen<br />
und werden in den<br />
öffentliche Medien viel zu oft<br />
als Karikaturen zur Schau<br />
gestellt.“<br />
Was sind lebenswichtige Kapazitäten?<br />
Urvertrauen, sich sicher fühlen, sich wertvoll fühlen,<br />
sich auf dieser Welt willkommen fühlen, sich<br />
gesehen fühlen, sich zu dem entwickeln dürfen,<br />
der man ist, eigenen Impulsen folgen dürfen,<br />
Liebe und Sexualität mit einer Person leben zu<br />
dürfen. Wer sich davon abgeschnitten hat, der<br />
kann gar nicht anders, als danach zu suchen. Oft<br />
jedoch an der falschen Stelle, im Außen. Sie suchen<br />
andere (Liebhaber, Sexpartner, Therapeut),<br />
die ihnen geben, was sie sich selbst verwehren.<br />
Und das ist die Krux: Selbst wenn sie bekommen,<br />
was sie sich (heimlich) wünschen, können sie es<br />
aufgrund der Scham nicht annehmen. Denn auch<br />
das geht mit ihr einher: Man verschließt sich vor<br />
sich selbst, man verschließt sein Herz, kappt das<br />
(Selbst-)Mitgefühl.<br />
Wofür ist Scham gut?<br />
Kleiner Ausflug: Warum schämen wir uns eigentlich?<br />
Mache ein kleines Experiment: Stell dich vor<br />
eine/n Freund, strecke die Arme nach ihm aus<br />
und sag ihm “Ich brauche dich. Bitte nimm mich<br />
in den Arm”, ohne auf ihn zuzugehen. Was erlebst<br />
du bei der Vorstellung, dies zu tun? Bei den<br />
meisten Menschen wird das sehr unangenehme<br />
Empfindungen auslösen. Dabei bist du bereits er-<br />
66 Ausgabe 03
wachsen. Wie soll ein kleines Kind das aushalten?<br />
Ein Kind, das nicht mal sprechen kann. Das hilflos<br />
daliegt und darauf angewiesen ist, dass jemand<br />
mitkriegt, dass es auf den Arm genommen<br />
werden möchte. Es kommt aber keiner. Nicht<br />
nur einmal nicht, sondern mehrmals. Viele Male.<br />
Vielleicht sogar seine gesamte Kindheit über.<br />
Was fühlt sich für dieses Kind sicherer an: Sich<br />
zu sagen, dass die Eltern nicht alle Tassen im<br />
Schrank haben? Oder zu glauben, dass mit ihm<br />
selbst etwas nicht stimmt? Keine Frage, es wird<br />
das Versagen seiner Umwelt auf sich selbst beziehen.<br />
Es kann gar nicht anders. Wenn ich schreibe,<br />
dass die Eltern nicht alle Tassen im Schrank<br />
haben, dann meine ich das nicht als Vorwurf. Es<br />
gibt viele Gründe, warum Eltern unfähig sein können,<br />
die Bedürfnisse ihrer Kinder mitzukriegen.<br />
Sie sind alleinerziehend, überfordert, (psychisch)<br />
krank, Alkoholiker oder anderweitig drogensüchtig,<br />
haben selbst so wenig Einstimmung erfahren,<br />
dass sie diese Fähigkeit nicht entwickeln konnten.<br />
Oder sie haben schlimme Erfahrungen nicht<br />
bewältigt: den frühen Tod wichtiger Bezugspersonen,<br />
Gewalt oder Missbrauch. Unsere kriegstraumatisierten<br />
Vorfahren bringen die besten<br />
Voraussetzungen mit, nachfolgenden Generationen<br />
Entbehrungen abzuverlangen.<br />
Wie kommt Scham in uns hinein?<br />
Die schnelle Antwort: Gar nicht. Wenn man genau<br />
hinschaut, erkennt man, dass es Scham gar<br />
nicht gibt. Also dieses Ding, was mit diesem Begriff<br />
bezeichnet wird. Es gibt nur: dass wir uns<br />
schämen. Das ist ein fortwährender Prozess.<br />
Kein Gegenstand, der in uns hinein implantiert<br />
wurde und den man dementsprechend auch<br />
nicht einfach wieder aus sich herausnehmen<br />
kann wie ein verdorbenes Lebensmittel. Aber<br />
damit sind wir schon auf dem Weg in die Befreiung.<br />
Vorher noch ein Blick auf die Umstände,<br />
die dazu führen können, dass man sich schämt.<br />
Wie kommt es, dass wir uns schämen?<br />
Sprechen wir daher lieber von Lebensgefühl.<br />
Ebenso wie es die Scham nicht gibt, sind Begriffe<br />
wie Homosexualität sehr unscharfe (weil<br />
reduktionistische) Überschriften über einzelnen<br />
Foto: freepik<br />
67
SEXUALITÄT<br />
scham<br />
Foto: freepik<br />
Menschen(-gruppen). Die meiste Zeit sind wir<br />
nämlich mit allem möglichen beschäftigt, aber<br />
nicht mit Sexualität. Aber das ist ein anderer Diskurs.<br />
Sprechen wir daher lieber von Lebensgefühl,<br />
ohne damit zu implizieren, dass dieses anders<br />
fühlen veränderbar wäre. Viele LGBTIQ-Menschen<br />
fühlen schon früh etwas, das sie mit ihrer Umwelt<br />
nicht in Einklang bringen. Sie schauen anders auf<br />
die Welt, sie haben andere Interessen, beschäftigen<br />
sich mit anderen Dingen. Zumindest früher<br />
kamen Kinder nicht auf die Idee, diese Gefühl<br />
mit einer anderen sexuellen Orientierung oder<br />
Geschlechtsidentität in Verbindung zu bringen.<br />
Sie kommen sich anders vor und das ist schon<br />
die erste Hürde. Mit genug Rückenstärkung (zum<br />
Beispiel durch Eltern) können manche dieses<br />
Andersgefühl dazu nutzen, sich selbst zu finden,<br />
sich zu individualisieren. Die meisten jedoch fühlen<br />
sich eher seltsam, nicht zugehörig, komisch,<br />
auf ungute Weise anders. Auf dieses Anderssein<br />
angesprochen, fühlen sich erstere vielleicht gesehen,<br />
erkannt, bestärkt, stolz. Letztere hingegen<br />
macht es eher Angst, nicht dazuzugehören.<br />
Abhängig von ihrem Umfeld meinen sie, so sein<br />
zu müssen wie ihre Freund, Mitschüler, Kinder aus<br />
der Nachbarschaft.<br />
Hatten ältere Generationen schon durch ihr<br />
Coming-out schwere Blessuren davongetragen,<br />
taten Begleitumstände der Aids-Pandemie ihr<br />
Übriges: Stigmatisierung, Schuldzuweisung, religionsfanatische<br />
Sühnebilder haben sich tief in die<br />
Seelen der Angehörigen eingegraben. Und noch<br />
heute werden LGBTIQ-Menschen von Politikern<br />
beschämt, finden in allen Religionen Vorbehalte,<br />
bekommen von Ärzten und Therapeuten Sonderbehandlungen<br />
und werden in den öffentliche Medien<br />
viel zu oft als Karikaturen zur Schau gestellt.<br />
Wer nicht resilient genug ist, schluckt die ”bittere<br />
Pille der Scham”, er hält sich für minderwertig, für<br />
aussätzig, für schädlich usw.<br />
Wie befreit man sich von Scham?<br />
Natürlich kann man seine Energie nach außen<br />
wenden und fordern, dass alle Menschen gleich<br />
behandelt werden, dass alle Menschen gleiche<br />
Rechte haben sollten. Dies zu tun ist gut und<br />
wichtig. Aber wie du inzwischen verstanden hast,<br />
ist Scham kein Ding. Wenn du dich schämst, dann<br />
bist du es, der sich schämt. Menschen, die sich<br />
schon seit 20, 40 oder 60 Jahren dafür schämen,<br />
der zu sein, der sie sind, mögen sich durch<br />
Gesetze zwar geschützt fühlen, aber an ihrer<br />
inneren Einstellung sich selbst gegenüber ändert<br />
das wenig. Nur eines kann dich entschämen: Du<br />
selbst! Das ist leicht hingeschrieben, aber nicht<br />
selten ziemlich herausfordernd umzusetzen,<br />
eben weil die bloße Verhandlung auf kognitiver<br />
Ebene meist zu kurz greift.<br />
Der Text ist Teil des sexpositiven<br />
Blogprojektes „Mein schwuler Sex“ der<br />
Deutschen Aidshilfe. Mehr davon auf<br />
www.maenner.media/sex<br />
68 Ausgabe 03
SEXUALITÄT<br />
beziehung<br />
MONOGAMIE?<br />
NEIN DANKE<br />
WARUM WIR NICHT TREU SEIN KÖNNEN UND<br />
MEHRFACHBEZIEHUNGEN BRAUCHEN<br />
Foto: pikisuperstar / freepik.com<br />
Seien wir mal ehrlich: der Mensch ist für ein monogames Leben nicht<br />
geschaffen. Oder gibt es etwa im Gehirn eine Vorrichtung, die uns für<br />
sexuelle Reize von außen sperrt und nur auf einen einzigen Partner<br />
fixiert? Nein, natürlich nicht. Stattdessen sollten wir überlegen, welche<br />
Alternative es zur Monogamie gibt und wie man sie am besten<br />
lebt. Eine Möglichkeit sind Mehrfachbeziehungen.<br />
70 Ausgabe 03
Vermeintliche Treue<br />
„Die Ketten der Ehe sind schwer, und es sind zwei<br />
nötig, sie zu tragen – manchmal auch drei“, sagte<br />
schon Oscar Wilde. Was er in seinen Werken voraussah,<br />
hat die moderne Wissenschaft im Laufe<br />
des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Versuchen<br />
bewiesen: Der Mensch ist nicht für die Treue<br />
geschaffen. Die Evolutionsbiologie hat diese<br />
Auffassung mit dem sogenannten Coolidge-<br />
Effekt belegt, der besagt, dass die Lust auf Sex<br />
mit dem gleichen Partner ständig abnimmt, dies<br />
gilt allerdings nur für männliche Tiere. Präsentiert<br />
man ihnen ein neues Sexualobjekt, tritt bei der<br />
gerade noch vorhandenen Lustlosigkeit plötzlich<br />
ein neuer Libido Schub auf. Dieser Effekt scheint<br />
sich umso schneller einzustellen, je öfter man sich<br />
sieht. Lebt man gar zusammen, führen die alltäglichen<br />
Effekte von Übellaunigkeit über Mundgeruch<br />
beim Aufstehen bis hin zum Anblick des Partners<br />
bei der Morgentoilette schnell zur erotischen<br />
Abstumpfung. Diese steht in krassem Gegensatz<br />
zur Phase des Kennenlernens, die in der Regel von<br />
dem Bemühen gekennzeichnet ist, sich in einem<br />
besonders guten Licht darzustellen und dem<br />
anderen möglichst zu gefallen.<br />
„Lebt man gar zusammen,<br />
führen die alltäglichen<br />
Effekte von Übellaunigkeit<br />
über Mundgeruch beim<br />
Aufstehen bis hin zum Anblick<br />
des Partners bei der<br />
Morgentoilette schnell zur<br />
erotischen Abstumpfung.“<br />
Der Glückszustand einer bestehenden Beziehung<br />
wird in den ersten drei bis vier Jahren von dem<br />
Hormon Phenylethylamin (PEA) geprägt, das<br />
Hochstimmung, Heiterkeit und Euphorie erzeugt.<br />
Danach beginnt der Körper entweder, sich an das<br />
PEA-Level zu gewöhnen, oder ein neues Gefühl<br />
stellt sich ein, das der Zuneigung. Endorphine vermitteln<br />
ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit<br />
beim Partner. Entweder das Paar ist mit diesem<br />
Zustand zufrieden und strebt eine längere Beziehung<br />
an oder das häufig beschriebene verflixte<br />
siebte Jahr erweist sich in Wahrheit als viertes<br />
Jahr und es kommt zur Trennung. Eine Analyse von<br />
Scheidungszahlen in allen verfügbaren Statistiken<br />
der Erde hat ergeben, dass in jedem Kulturkreis<br />
die Zahl der Trennungen rund um das vierte Jahr<br />
am höchsten ist.<br />
Die Psychologin Helen Fisher schließt daraus, dass<br />
ähnlich wie im Tierreich die Paarbindungen des<br />
Menschen nur so lange bestanden, „bis ein Einzelkind<br />
die Kleinkindphase beendet hatte, nämlich<br />
vier Jahre“. Danach suchten sich die Eltern einen<br />
neuen Partner und lebten somit eine Form der<br />
seriellen Monogamie.<br />
Abwechslung durch Seitensprung<br />
Ein Seitensprung bietet die einmalige Möglichkeit,<br />
die Sicherheit und Geborgenheit beim Partner zu<br />
bewahren und gleichzeitig den erotischen Kitzel<br />
und damit die Lebenszufriedenheit zu erhalten. In<br />
diesem Zusammenhang ist es interessant, dass<br />
andere Kulturen mit dem bei uns stigmatisierten<br />
Thema „Betrug“ ganz anders umgehen. Afrikanische<br />
Völker wie die KOFYAR in Nigeria gestehen<br />
ihren Eheleuten zu, sich einen Liebhaber zu<br />
nehmen und ganz öffentlich mit ihm oder ihr in der<br />
Hütte zusammenzuleben. Die eskimoischen INUIT-<br />
Frauen bieten sich auch Fremden an, weil für sie<br />
außereheliche Kontakte ein Bestandteil dauernder<br />
Versippung sind. Sowohl bei den frühzeitlichen<br />
Juden als auch bei den Griechen bezog sich Ehebruch<br />
ausschließlich auf den Kontakt mit einer<br />
anderen verheirateten Frau. Geschlechtsverkehr<br />
mit Prostituierten oder Dienerinnen war gestattet.<br />
Scheinbar ist die Unbefangenheit früherer Überlebensstrategien<br />
heute mehr in gleichgeschlechtlichen<br />
Beziehungen präsent. Nach einer Studie der<br />
deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung geht jeder zweite aus diesen Verbindungen<br />
fremd. Laut der kanadischen Universität<br />
Windsor sogar dreiviertel der Befragten. Je länger<br />
eine Beziehung dauert, desto häufiger wird der<br />
Seitensprung. Während in Beziehungen unter<br />
sechs Monaten noch achtzig Prozent Treue zeigen,<br />
sind es nach vier Jahren nur noch 28 Prozent.<br />
71
72 Ausgabe 03
WELLBEING<br />
Foto: CCO Public Domain<br />
73
WELLBEING<br />
ernährung<br />
VIELE KLEINE SNACKS<br />
ODER LIEBER DREI GROSSE<br />
MAHLZEITEN PRO TAG?<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
Foto: Promodhya Abeysekara / unsplash.com<br />
Die Corona-Pandemie hat die Welt grundlegend verändert: Das<br />
Homeoffice ist nicht mehr die Ausnahme, sondern oft die Regel.<br />
Dadurch verbringen viele Menschen mehr Zeit zu Hause. Immer<br />
in Reichweite ist die Küche - und damit auch ein Potpourri an<br />
Snacks. Doch ist häufiges Snacken besser oder schlechter für<br />
die Figur als drei große Mahlzeiten?<br />
74 Ausgabe 03
Ernährungsgewohnheiten unterliegen dem<br />
Wandel der Zeit. Wer vor 20 Jahren ein Bio-Produkt<br />
kaufen wollte, der musste ins Reformhaus.<br />
Heutzutage haben selbst Discounter ganze<br />
Regale voll mit Bio-Ware und veganen Alternativen.<br />
Früher waren auch unsere Alltags- und<br />
Arbeitsstrukturen starrer. Dazu passte das Drei-<br />
Mahlzeiten-Konzept. Doch flexible Arbeitszeiten,<br />
Homeoffice und das Arbeiten von unterwegs<br />
haben dieses Konzept aufgebrochen. Egal ob zu<br />
Hause oder von unterwegs, der Trend geht hin<br />
zum Snacking. Allein aus Zeitmangel greift man<br />
lieber zu schnell verfügbaren kleinen Mahlzeiten<br />
als zu großen Speisen, die womöglich schwer im<br />
Magen liegen und einen ausbremsen. Aber was<br />
halten eigentlich Ernährungswissenschaftler von<br />
dem ständigen Snacken?<br />
Foto: Ron Lach / pexels.com<br />
Lange Essenspausen sind sinnvoll<br />
„Die Mahlzeitenfrequenz spielt sehr wahrscheinlich<br />
eine gewisse Rolle bei der optimalen<br />
Verstoffwechslung unserer Nahrung“, erklärt<br />
Dr. Stefan Kabisch, Studienarzt von der Charité<br />
in Berlin. Allerdings gäbe es sehr unterschiedliche<br />
Studiendaten, die entweder selteneres<br />
Essen (ein bis zwei Mahlzeiten pro Tag), regelmäßiges<br />
Essen (drei Mahlzeiten) oder häufiges<br />
Essen (vier bis sechs Mahlzeiten) als günstiger<br />
einschätzen. „Die wissenschaftliche Datenlage<br />
wird immer besser für jene Position, dass lange<br />
Essenspausen sinnvoll sind und metabolische<br />
sowie immunologische Vorteile haben“, fügt<br />
der renommierte Ernährungswissenschaftler<br />
und Diplom-Ökotrophologe Prof. Dr. Nicolai<br />
Worm hinzu. Er plädiert für zwei bis drei große<br />
Mahlzeiten, die man am besten innerhalb eines<br />
achtstündigen Zeitfensters pro Tag einnehmen<br />
sollte. Gefolgt von einer 16-stündigen Essenspause<br />
- dem Intervallfasten.<br />
Häufige Snacks blockieren die<br />
Fettverbrennung<br />
Denn das Problem bei zu häufigen Snacks: Der<br />
Insulinspiegel zwischen den Mahlzeiten kann<br />
kaum auf den Nüchternwert absinken. Das<br />
blockiere die Fettverbrennung und zwar den ganzen<br />
Tag über, erklärt Studienarzt Kabisch. Wird<br />
nämlich Insulin ausgeschüttet, kann kein körpereigenes<br />
Fett verbrannt werden. Folgerichtig darf<br />
man nichts essen oder nur Lebensmittel, die den<br />
Insulinspiegel geringfügig ansteigen lassen, damit<br />
der Fettstoffwechsel in Gang kommt. Genau<br />
deswegen ist das Intervallfasten ein effektives<br />
Instrument, um Körperfett zu verlieren, weil es<br />
zu langen Nüchternphasen führt.<br />
Es gibt aber auch ein Argument für viele kleine<br />
Mahlzeiten: „Bei häufigen Mahlzeiten hilft die<br />
Stoffwechselantwort auf eine Mahlzeit der<br />
Verstoffwechslung der nächsten Mahlzeit auf<br />
die Sprünge. Man spricht vom sogenannten Second-Meal-Effekt“,<br />
erklärt Dr. Kabisch. Dadurch<br />
75
WELLBEING<br />
ernährung<br />
Foto: Drazen Zigic / freepik.com<br />
sei die Insulinfreisetzung bei der Folgemahlzeit<br />
effizienter und schneller, als wenn eine große<br />
Pause dazwischen läge.<br />
Die Gefahr, Süßigkeiten zum Opfer<br />
zu fallen<br />
Häufiges Snacken hat ein weiteres Manko: Oft<br />
wird zu ungesunden Snacks gegriffen, die dauernd<br />
eine hohe Insulinausschüttung bewirken.<br />
Der Diabetologe und Ernährungsmediziner Dr.<br />
Matthias Riedl sieht darin ein richtiges Übel:<br />
„Snacken entsteht meist dann, wenn man nicht<br />
richtig satt ist. Dann kommt in zwei Stunden<br />
schon wieder der Hunger. Die Gefahr, Süßigkeiten<br />
zum Opfer zu fallen, ist groß. Für mich<br />
als Ernährungsmediziner ist Snacking eines der<br />
größten Übel, denn es geschieht oft nebenbei.<br />
Dabei wird am Ende mehr gegessen und das<br />
Falsche“, erklärt der Diabetologe.<br />
Vermutlich gönnen sich die wenigsten einen<br />
Rohkostsalat ohne Dressing als Snack oder einen<br />
griechischen Naturjoghurt mit ein paar Nüssen<br />
und Beeren. „Bedenken Sie die Gefahren in unserer<br />
Welt, immer leicht hungrig durch die Gegend zu<br />
laufen. Da werden Sie beim nächsten Bäcker<br />
schon Opfer des ersten Franzbrötchens und an<br />
der Supermarktkasse lockt der Schokoriegel“,<br />
warnt Ernährungsmediziner Dr. Riedl. Selbst ein<br />
Latte macchiato zwischendurch gilt durch die enthaltene<br />
Milch (und womöglich Zucker) als Snack.<br />
Laut Dr. Riedl seien kleine Snacks nur für Menschen<br />
empfehlenswert, die zu einer Speiseröhrenentzündung<br />
oder zu Migräne neigen - oder die an<br />
Untergewicht leiden. „Die Studien zeigen ganz<br />
klar, wie man am besten abnimmt: eine Mahlzeit<br />
pro Tag ist am effektivsten, gefolgt von zwei und<br />
dann kommen drei Mahlzeiten. Looser ist das<br />
Snacking“, erklärt der Diabetologe. Das gilt zumindest<br />
dann, wenn man abnehmen möchte.<br />
„Die Studien zeigen ganz<br />
klar, wie man am besten<br />
abnimmt: eine Mahlzeit pro<br />
Tag ist am effektivsten“<br />
Wer zu selten isst, riskiert<br />
Nährstoffmangel<br />
Allerdings hat nicht jeder den Wunsch, abzunehmen.<br />
Stattdessen wünschen sich insbesondere<br />
viele Männer einen Zuwachs an Muskelmasse.<br />
76 Ausgabe 03
Hier ist eine ausreichende Nährstoffaufnahme<br />
und Proteinzufuhr wichtig. „Bewusstes Intervallfasten<br />
oder unbewusstes Auslassen von Mahlzeiten<br />
durch Zeitmangel und Stress bergen das<br />
Risiko, das man in den verbleibenden Mahlzeiten<br />
den Nährstoffbedarf für Vitamine, Spurenelemente<br />
und Eiweiß nicht adäquat decken kann“,<br />
erklärt Studienarzt Dr. Stefan Kabisch. Man<br />
nehme vielleicht ab, weil es zur Kalorienreduktion<br />
kommt, aber gesund sei es nicht automatisch.<br />
Weitere Ernährungsfaktoren spielen<br />
eine Rolle<br />
Laut Kabisch liege das Ernährungsoptimum<br />
vermutlich irgendwo dazwischen. Dabei komme<br />
es auf drei weitere Faktoren an. Das Größenverhältnis<br />
der Mahlzeiten: Frühstück wie ein Kaiser,<br />
Mittagessen wie ein König, Abendessen wie ein<br />
Bettler - oder andersrum. Denn wer dreimal täglich<br />
wie ein Kaiser isst, der nimmt wahrscheinlich<br />
mehr Kalorien zu sich als nötig. Übergewicht ist<br />
die Folge. Auch das Meal Timing ist wichtig: früh<br />
fasten oder abends fasten. Also lange Essenspausen<br />
einplanen. Und die Kombination der Nährstoffe<br />
beim Meal Timing beachten. Jedoch ist<br />
noch nicht sicher geklärt, ob beispielsweise das<br />
Weglassen von Kohlenhydraten abends besser<br />
ist als morgens. „Es gibt einzelne kleine Studien,<br />
aber nichts, was für einen guten Konsens reicht“,<br />
so der Mediziner Kabisch.<br />
Natürlich kommt es auch darauf an, was man<br />
isst. „Wer den ganzen Tag über nur Gemüse<br />
snackt, der hat den niedrigsten Blutzuckerspiegel-Verlauf“,<br />
erklärt Dr. Riedl. Aber auch die<br />
Reihenfolge der Lebensmittel wirke sich positiv<br />
aus. Wer zuerst Proteine esse, gefolgt von Fetten<br />
und Kohlenhydraten, der bewirke ebenfalls<br />
einen geringeren Anstieg des Blutzuckerspiegels,<br />
so der Ernährungsexperte Riedl.<br />
möchte, sollte maximal drei Mahlzeiten pro Tag<br />
zu sich nehmen, mit einem leichten Kaloriendefizit.<br />
Also weniger Kalorien im Laufe des<br />
Tages zu sich nehmen, als der Körper benötigt.<br />
Zwischen den Mahlzeiten immer mehrere<br />
Stunden Abstand ohne Snacks halten. Hilfreich<br />
beim Abnehmen ist zudem das Intervallfasten.<br />
Wenn man also zwischen dem Abendessen<br />
und dem Frühstück mindestens 12, idealerweise<br />
16 Stunden nichts isst. Dabei wird das<br />
körpereigene Fett verstoffwechselt. Der Lohn<br />
für den Verzicht: weniger Körperfett, stärker<br />
definierte Muskeln.<br />
GESUNDE SNACKS HELFEN<br />
BEIM MUSKELAUFBAU<br />
Wer viel Sport treibt und Muskelaufbau zum<br />
Ziel hat, der profitiert vom gesunden Snacking,<br />
also vielen kleinen, aber nährstoffreichen<br />
Mahlzeiten. Unter Snacks versteht man hier<br />
eben nicht Schokoriegel, Gebäck oder einen<br />
Latte. Stattdessen sollte man selbstgemachte<br />
Smoothies, Protein-Shakes, Naturjoghurts<br />
mit frischen Früchten und Müsli, Salate ohne<br />
zuckerhaltige Dressings, dafür aber mit<br />
magerem Hühnerfleisch, Lachs oder Thunfisch<br />
zu sich nehmen. So können aktive Menschen<br />
den Körper kontinuierlich über den Tag mit allen<br />
wichtigen Nährstoffen versorgen. Und erst eine<br />
ausreichende Eiweißzufuhr mit etwa 1,5 Gramm<br />
pro Kilogramm Körpergewicht täglich sorgt für<br />
gutes Muskelwachstum.<br />
Foto: freepik<br />
WENIGE MAHLZEITEN HELFEN<br />
BEIM ABNEHMEN<br />
Am Ende lassen sich die Erkenntnisse der Experten<br />
wie folgt zusammenfassen: Wer abnehmen<br />
77
WELLBEING<br />
ernährung<br />
BETTER FAST FOOD<br />
SO SNACKST DU GESÜNDER<br />
Autor: Felix Just<br />
Foto: ASphotofamily / freepik<br />
„Fast Food“ ist gleich „bad food“. Grundsätzlich stimmt diese<br />
Regel, denn das meiste Fast Food ist voll von Fett und Zucker und<br />
damit schlecht für die Haut, die Zähne und natürlich fürs Gewicht.<br />
Unmengen an gesättigten Fettsäuren schlagen sich nicht nur auf<br />
die Herzgesundheit nieder, sondern beeinträchtigen außerdem<br />
dein Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit.<br />
Überhaupt macht Fast Food langsam und müde und kann sogar zu<br />
Depressionen führen. Welche Snacks weniger schlecht sind als andere<br />
und wie du dein Lieblings-Fast-Food etwas gesünder machen<br />
kannst, erfährst du hier.<br />
78 Ausgabe 03
Kebab & Döner<br />
Eigentlich ist an einem Döner gar<br />
nicht so viel auszusetzen. Ist der<br />
Salat frisch, so führst du deinem<br />
Körper mit einer Portion Kebab<br />
ordentlich Vitamine zu. Nur das<br />
Brot ist häufig aus Weizenmehl und<br />
voller Zucker. Deshalb lieber zum<br />
Dürüm oder Wrap greifen und beim<br />
Fleisch auf mageres Hähnchen<br />
setzen statt auf Schwein oder Kalb,<br />
die beide wesentlich fettreicher<br />
sind. Pro-Tipp: Kräutersauce oder<br />
„scharf“ enthalten häufig sehr viel<br />
mehr Zucker. Besser den Wrap mit<br />
simplem Joghurt bestreichen und so<br />
auf überflüssige Carbs verzichten.<br />
Sushi<br />
Die japanischen Fisch-Reis-Röllchen sind<br />
eines der besten Fast-Food-Optionen<br />
überhaupt. Das Verhältnis von Protein<br />
und Kohlenhydraten ist nahezu identisch,<br />
so bekommt der Körper wichtiges Eiweiß<br />
für den Muskelaufbau, ohne dabei Gefahr<br />
zu laufen zuzunehmen. Selbst die Dips<br />
und Beilagen sind beim Sushi gesund:<br />
Wasabi wirkt entzündungshemmend<br />
und soll sogar beim<br />
Abnehmen helfen, während<br />
Edamame aufgrund ihres<br />
hohen Proteingehalts, der vielen<br />
Antioxidantien und Ballaststoffe bekannten<br />
Klassikern wie Pommes in Sachen<br />
Nährwert ganz einfach davonlaufen.<br />
Grafiken: pikisuperstar & makrovektor / freepik.com<br />
Burger & Sandwich<br />
Burger sind – ähnlich wie Döner –<br />
vom Prinzip her gar nicht so böse<br />
… wären da nicht Brot und Fleisch.<br />
Versuch’s doch mal mit einer Veggie-<br />
oder Chicken-Variante für das<br />
Patty und Vollkornbrötchen statt<br />
Brioche. Anstelle der Fries mit Ketchup<br />
& Mayo gibt es Veggie-Sticks<br />
aus dem Ofen mit Sauerrahm-Dip.<br />
Für das deutsche „belegte Brot“<br />
oder Sandwich gilt das Gleiche wie<br />
für den amerikanischen Burger:<br />
Vollkornvarianten sind Weißbrot<br />
vorzuziehen, und Hähnchen oder<br />
Pute schlagen weniger schwer zu<br />
Buche als Rind oder Schwein.<br />
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79
WELLBEING<br />
ernährung<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
WARUM JUNGE MÄNNER AUF<br />
ALKOHOL VERZICHTEN SOLLTEN<br />
STUDIE<br />
Foto: pavel danilyuk / pexels.com<br />
Alkohol ist ein Genussmittel, dem wir viel zu leicht verfallen. Doch selbst<br />
wenn man den Umgang mit Alkohol regulieren kann, sollten insbesondere<br />
junge Männer darauf lieber ganz verzichten, wie eine Studie empfiehlt.<br />
Männer über 40 können hingegen von leichtem Alkoholkonsum profitieren.<br />
Ob kleine Mengen an Alkohol gesund sind oder<br />
nicht, wird in vielen Studien erforscht. Dabei ist<br />
es nicht nur die Menge, die entscheidet, sondern<br />
auch, welche Art von Alkohol konsumiert<br />
wird. Vor allem Rotwein hat durch die enthaltenen<br />
sekundären Pflanzenstoffe einen leichten<br />
gesundheitlichen Vorteil gegenüber anderen<br />
alkoholischen Getränken. Mehr als 20 bis 30<br />
Gramm Alkohol pro Tag sollten es bei Männern<br />
aber nicht sein. Das entspricht etwa 250 ml<br />
Rotwein oder zwei kleinen Bieren. Außerdem<br />
wird empfohlen, an mindestens zwei Tagen pro<br />
Woche keinen Alkohol zu trinken, um einem<br />
Suchtverhalten vorzubeugen.<br />
Eine neue Studie der School of Medicine der University<br />
of Washington kommt sogar zu dem Schluss:<br />
„Unsere Botschaft ist einfach: Junge Menschen<br />
sollten nicht trinken!“, so eine der Studienautorinnen<br />
Prof. Dr. Emmanuela Gakidou. Insbesondere<br />
junge Männer sollten auf Alkohol verzichten. Doch<br />
warum diese extreme Empfehlung?<br />
80 Ausgabe 03
Die Forscher untersuchten das Risiko des<br />
Alkoholkonsums für <strong>22</strong> gesundheitliche<br />
Folgen, darunter Verletzungen, Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Dazu<br />
nutzten sie die umfangreichen Daten zur<br />
globalen Krankheitslast (GBD) aus dem<br />
Jahr 2020 für Männer und Frauen im Alter<br />
zwischen 15 und 95 Jahren. Darin sind Statistiken<br />
aus insgesamt 204 Ländern und<br />
Regionen enthalten, die 30 Jahre lang gesammelt<br />
wurden. So konnten die Forscher<br />
einschätzen, wie viel Alkohol bestimmte<br />
Personengruppen trinken können, bevor<br />
sie ein übermäßiges Risiko für ihre Gesundheit<br />
eingehen, verglichen mit Menschen,<br />
die keinen Alkohol trinken.<br />
Nach Auswertung der Daten kam heraus,<br />
dass in allen Regionen der Erde männliche<br />
Jugendliche und Männer im Alter zwischen<br />
15 und 39 Jahren am häufigsten übermäßige<br />
Mengen an Alkohol konsumieren.<br />
Zudem gab es in dieser Altersgruppe<br />
keine gesundheitlichen Vorteile durch<br />
Alkoholkonsum. Stattdessen sterben<br />
überproportional viele junge Männer unter<br />
Alkoholeinfluss durch Verkehrsunfälle, Gewaltausbrüche,<br />
Tötungsdelikte oder Suizid.<br />
Offensichtlich führt Alkohol speziell bei<br />
jungen Männern zu einer höheren Risikobereitschaft,<br />
gesteigerten Aggressivität<br />
und Überschätzung. Deswegen raten die<br />
Wissenschaftler dazu, dass junge Männer<br />
unter 40 Jahren am besten gar keinen<br />
Alkohol trinken sollten.<br />
Anders sieht die Situation bei Männern über<br />
40 aus. Hier zeigte die Datenauswertung,<br />
dass sich einige gesundheitliche Vorteile<br />
ergeben, wenn man ein wenig Alkohol trinkt.<br />
Mit ein wenig meinen die Forscher beispielsweise<br />
ein bis zwei Gläser Wein (maximal 250<br />
ml insgesamt) pro Tag. Rein statistisch ergab<br />
sich dadurch ein geringeres Risiko für Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und<br />
Diabetes. Dies gilt aber nur, wenn keine anderen<br />
gesundheitlichen Probleme vorliegen.<br />
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81<br />
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WELLBEING<br />
body<br />
Autor: Felix Just<br />
TAKE A BREAK!<br />
WARUM ENTSPANNUNG SO WICHTIG IST<br />
& WIE DU NOCH BESSER RELAXT<br />
Foto: Moon / unsplash.com<br />
Der typische Deutsche steht an Arbeitstagen zwischen 6 und 7 Uhr auf<br />
und verbringt im Durchschnitt rund 35 Stunden pro Woche im Office, an<br />
der Kasse oder auf der Baustelle und verdient sich so seine durchschnittlichen<br />
4.100 Euro brutto im Monat. Damit arbeitet der Deutsche zwar<br />
weniger als die meisten seiner europäischen Kollegen, gehört aber dennoch<br />
zu den Top-Verdienern im Europavergleich. Trotzdem machen sich<br />
auch in Deutschland vermehrt Burn-out-Symptome, Angstzustände und<br />
Schlafschwierigkeiten breit. Ein Viertel klagt über Probleme beim Ein- oder<br />
Durchschlafen. Fast neunzig Prozent verspüren regelmäßig Stressgefühle.<br />
Umso wichtiger ist es deshalb, Zeit für Entspannung zu schaffen.<br />
82 Ausgabe 03
Das macht Stress mit dir<br />
Neben einem allgemeinen Stressempfinden und<br />
schlechter Schlafqualität zeigt der Körper noch<br />
zahlreiche andere Symptome, kommt er nicht<br />
dazu, sich auch mal zu entspannen. Generell ist<br />
es so, dass unser Körper am besten funktioniert,<br />
wenn er ruhig und gelassen ist. Dies gilt im Besonderen<br />
für unser Immun- und unser Verdauungssystem.<br />
Geraten wir unter Stress, kann<br />
es deshalb schneller zu Infektionen kommen,<br />
Entzündungen können leichter entstehen und<br />
wir fühlen uns häufiger verstopft oder aufgebläht.<br />
Andere klassische Stresssymptome sind<br />
Verspannungen, eine erhöhte Herzfrequenz und<br />
ein zu hoher Blutdruck. Daneben leiden Stimmung<br />
und soziale Kontakte unter der Belastung.<br />
Um für mehr Gleichgewicht zu sorgen, reicht es<br />
allerdings nicht, sich auf das Sofa zu legen und<br />
von Netflix und Co. berieseln zu lassen, denn Entspannung<br />
hat mit Fokus zu tun.<br />
So entspannst du richtig<br />
Zu den gängigsten und leicht umsetzbaren Entspannungstechniken<br />
gehören Atemübungen.<br />
Dafür reicht es schon, sich für fünf Minuten auf<br />
den eigenen Atem zu konzentrieren, langsam<br />
ein- und auszuatmen und dabei die Gedanken<br />
weg von der Arbeit und hin zu sich selbst und<br />
den eigenen Gefühlen zu lenken. Wer noch einen<br />
Schritt weiter gehen will, bedient sich während<br />
dieser Achtsamkeitslektion der Visualisierung<br />
entspannender Orte, beispielsweise ein Strand<br />
oder eine Waldlichtung. Dabei versuchst du, den<br />
Wind auf der Haut, Gerüche oder auch Geräusche<br />
wie das Meeresrauschen in deinem Geiste wahrzunehmen.<br />
RELAX AT HOME<br />
Die Beauty & Health-Produkte<br />
von Koanna sind das Ergebnis<br />
der chronischen Schmerzen und<br />
gesundheitlichen Herausforderungen<br />
des Gründers Craig Slater.<br />
Durch sie hat er sich alternativen<br />
Heilmethoden, Wellness-Lösungen<br />
und Lebensstiländerungen zugewandt.<br />
Die Liebe zur Sauna und die<br />
Entdeckung der Infrarot-Therapie<br />
erwiesen sich als Segen für ihn.<br />
Durch seine eigenen Erfahrungen<br />
ermutigt, arbeitete er daran,<br />
die Infrarot-Sauna-Therapie für<br />
andere leichter zugänglich und<br />
verfügbar zu machen. Es entstand<br />
die Koanna-Infrarot-Saunadecke:<br />
eine Lösung für Entspannung,<br />
besseren Schlaf, gesunde Haut<br />
und Regeneration von Muskeln<br />
und Faszien – denn Infrarot ist<br />
eine natürliche Energieform.<br />
Durch die Wärmeleitung erreicht<br />
die Temperatur auch tiefer gelegene<br />
Körperregionen und fördert<br />
so eine schnellere Regeneration<br />
unseres Körpers.<br />
de.koanna.com<br />
Bei der progressiven Muskelentspannung<br />
legst du dich auf dein Bett oder einfach auf<br />
den Boden und beginnst nacheinander einzelne<br />
Muskelgruppen anzuspannen und wieder<br />
„loszulassen“. Du beginnst bei den Zehen und<br />
arbeitest dich langsam bis nach oben in die<br />
Gesichtsmuskeln vor. Den Kiefermuskel nicht<br />
vergessen, der in stressigen Phasen besonders<br />
beansprucht wird!<br />
83
WELLBEING<br />
body<br />
Auch Gedanken aufzuschreiben, die negative<br />
Gefühle hervorrufen, und sich so von ihnen zu<br />
distanzieren, kann ein guter Stresslöser sein.<br />
Eine Art Mini-Tagebuch kann problemlos auch<br />
im Smartphone geführt werden und bedarf nur<br />
weniger Minuten am Tag. Analog dazu empfinden<br />
es viele Menschen als hilfreich, ihre To-dos<br />
in Listen festzuhalten, um so den Überblick zu<br />
behalten, Aufgaben zu ordnen und zu priorisieren.<br />
Gleichzeitig dürfen wir uns damit belohnen,<br />
Aufträge von der Liste zu streichen, wenn wir sie<br />
erfüllt haben. Weitere entspannende Aktivitäten<br />
können ein Waldspaziergang sein, ein Besuch im<br />
Fitnessstudio oder geleitete Meditationen.<br />
Foto: Simon Hesthaven / pexels.com<br />
Oftmals verspüren wir den größten Stress,<br />
während wir uns noch auf der Arbeit befinden.<br />
Daher ist es im Arbeitsalltag von besonderer<br />
Bedeutung, Pausen einzulegen, sich mit Kollegen<br />
auszutauschen und den eigenen Instinkten<br />
zu folgen. Wird alles mal wieder zu viel, kann<br />
schon ein spontaner Urlaubstag unter der<br />
Woche wahre Wunder bewirken.<br />
LOCAL RELAXATION<br />
DREAM LOCAL ist ein in der deutschen Hauptstadt<br />
ansässiges Social Start-up, das Berlinern<br />
bei ihrer Suche nach lokalen Naturaktivitäten<br />
behilflich ist und damit gleichzeitig ausgewählte<br />
lokale Kleinstbetriebe und Selbstständige<br />
in der Region bei der Online-Vermarktung ihrer<br />
Dienstleistungen unterstützt. Als digitaler<br />
Marktplatz bildet Dream-Local.com also die<br />
Schnittstelle zwischen Naturbegeisterten und<br />
regionalen Anbietern von Naturerlebnissen. Die<br />
Online-Plattform bietet Städtern so Zugang<br />
zu ihrer unmittelbaren grünen Umgebung,<br />
ermutigt sie zu einem lokaleren Lebensstil und<br />
leistet zugleich einen beträchtlichen Beitrag zur<br />
Existenzsicherung ihrer Partner.<br />
oder Weinprobe, Wanderung und Abendessen<br />
im Nuthe-Urstromtal: Alle Events sind einzigartig<br />
und sorgfältig von DREAM LOCAL ausgewählt.<br />
Sie spiegeln die Beschaffenheit der Natur<br />
wider und laden Entdecker dazu ein, auf eine<br />
Reise zu ihren eigenen Wurzeln zu gehen.<br />
www.dream-local.com<br />
Kuhflüstern auf der Bio-Ranch in Zempow,<br />
Waldbaden mit Pranayama in Friedrichshagen<br />
84 Ausgabe 03
Mit attraktiver Männerhaut<br />
auch durch die kalte Jahreszeit.<br />
Ganz schön männlich<br />
Der Beauty-Shot mit der innovativen Kombination aus<br />
Kollagen, Hyaluronsäure und dem Phytamin-Q 10-Komplex.<br />
Orthomol Beauty for Men ist ein Nahrungsergänzungsmittel. Mit Biotin und Zink zum Erhalt normaler<br />
Haut und Haare. Mit Kollagenhydrolysat, Hyaluronsäure, Coenzym Q 10 und Olivenfrucht-Extrakt.
WELLBEING<br />
body<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
TRAINING MITHILFE<br />
VON ELEKTRODEN<br />
WIE ES FUNKTIONIERT UND WAS ES BRINGT<br />
Es ist der Traum vieler Männer: Ohne großen Aufwand Muskeln<br />
aufbauen und Fettpolster loswerden. Mit der Elektromyostimulation<br />
(EMS) soll es wahr werden. Doch wie funktioniert das<br />
Training mit Elektroden am Körper? Und für wen ist es sinnvoll?<br />
Nur 20 Minuten pro Woche sollen reichen,<br />
um den Körper fit zu machen. Wenn das kein<br />
starkes Argument ist. Viele glauben, dass die<br />
sogenannte Elektromyostimulation (EMS) das<br />
übliche Fitness- und Ausdauertraining komplett<br />
ersetzen kann. So viel sei schon mal verraten:<br />
Das ist leider nicht der Fall.<br />
Ursprünglich kommt die elektrische Muskelstimulation<br />
aus dem medizinischen Bereich. Dort<br />
wird sie schon seit Jahren bei der Rehabilitation<br />
nach Verletzungen angewendet, um den<br />
Muskelaufbau zu fördern. Dabei werden leichte<br />
Stromimpulse in bestimmte Muskelgruppen<br />
geleitet, um sie anzuregen und eine Kontraktion<br />
zu bewirken. Das Ergebnis: Muskelwachstum.<br />
So funktioniert EMS-Training<br />
Beim EMS-Training trägt man spezielle, hautenge<br />
Kleidung, die mit einem Stromimpulsgenerator<br />
verbunden ist. Damit kann der Trainer für<br />
jeden Teil des Körpers die Stromimpulsstärke<br />
einzeln regulieren. Bei der ersten Trainingseinheit<br />
bestimmt man, welche maximale Stromstärke<br />
als angenehm empfunden wird. Der Wert<br />
ist dann abgespeichert und dient als Grundlage<br />
für die darauf folgenden Sitzungen. Wichtig: Die<br />
Impulse sollten sich wie ein Kribbeln anfühlen,<br />
ohne Schmerzen auszulösen.<br />
Ein großer Irrtum ist die Annahme, dass EMS-<br />
Training von alleine funktioniert. Dem ist nicht<br />
so. Man wird von einem Trainer aktiv durch verschiedene<br />
Übungen geleitet. Dabei spannt man<br />
für ein paar Sekunden die Muskeln an und entspannt<br />
sie anschließend wieder. Das Besondere<br />
an dieser Methode: Übungen, die normalerweise<br />
eher leicht fallen, fühlen sich unter Strom deutlich<br />
anstrengender an. Deswegen kommt man<br />
schnell ins Schwitzen.<br />
Außerdem werden auch Muskeln aktiviert, die<br />
mit gewöhnlichem Training nicht so leicht zu<br />
erreichen sind. Somit ist Muskelkater nach den<br />
ersten Sitzungen garantiert. Je unsportlicher<br />
man ist, desto stärker kann er ausfallen.<br />
86 Ausgabe 03
Foto: phoenix021 / adobe-stock<br />
Eine Trainingseinheit pro Woche reicht –<br />
theoretisch<br />
Der große Vorteil des Trainings unter Strom:<br />
Eine Einheit dauert in der Regel 20 Minuten<br />
– und das pro Woche. Mehr als einmal wöchentlich<br />
wird nicht empfohlen, da die Regenerationszeit<br />
besonders lang ausfällt. Wenn Studios<br />
zwei Sitzungen pro Woche anbieten, dann meist<br />
einmal Kraft- und einmal Ausdauertraining im<br />
Abstand von mehreren Tagen.<br />
Doch wie effektiv ist nun EMS-Training? Die<br />
Antwort darauf fällt individuell aus. Denn obwohl<br />
bereits eine EMS-Einheit pro Woche Effekte<br />
erzielen kann, bedeutet es nicht, dass jeder sein<br />
persönliches Trainingsziel damit erreichen wird.<br />
Wer große Muskel- und Kraftzuwächse sich als<br />
Ziel gesetzt hat, der wird dies mit lediglich einer<br />
EMS-Einheit pro Woche nicht erreichen. Auch das<br />
Herzkreislauf-System wird dabei nicht vergleichbar<br />
trainiert wie etwa beim Laufen, Schwimmen<br />
oder Radfahren. Allerdings kann man die Elektromyostimulation<br />
als eine Unterstützung des<br />
normalen Krafttrainings sehen. Deshalb wird EMS<br />
von einigen Leistungssportlern eingesetzt, um<br />
das Workout zu variieren und das Muskelwachstum<br />
durch neue Reize zu fördern.<br />
Wem bringt EMS-Training am meisten?<br />
Allgemein lässt sich sagen: Wer ungern Sport<br />
treibt oder wenig Zeit für Trainingseinheiten<br />
im Alltag hat, der profitiert am stärksten vom<br />
EMS-Training. Ebenso ältere Menschen, die kein<br />
Krafttraining treiben. Denn die Elektromyostimulation<br />
ist ein guter Beitrag dazu, wenigstens<br />
einmal pro Woche die Muskeln zu aktivieren und<br />
dadurch Muskelwachstum anzuregen. Dies ergab<br />
eine große Auswertung verschiedener Studien<br />
zur Wirksamkeit des EMS-Trainings aus dem Jahr<br />
2018, durchgeführt von der Uni Erlangen-Nürnberg,<br />
der Technischen Hochschule Kaiserslautern<br />
und der Deutschen Sporthochschule in Köln.<br />
Laut den Wissenschaftlern können besonders<br />
Menschen im mittleren und höheren Alter von<br />
der EMS-Methode profitieren: Wie die Studien-<br />
87
WELLBEING<br />
body<br />
Foto: phoenix021 / adobe-stock<br />
ergebnisse zeigen, haben bei den meisten<br />
Untrainierten Muskelmasse sowie -stärke nach<br />
dem EMS-Training zugenommen. Zudem gingen<br />
bei vielen Probanden speziell Schmerzen im<br />
Bereich des unteren Rückens zurück.<br />
Elektromyostimulation gilt als sichere<br />
Trainingsmethode<br />
In der großen Studienauswertung der deutschen<br />
Hochschulen wurde auch die Sicherheit<br />
von EMS bewertet. Laut den Forschern<br />
haben in keiner der Studien die Probanden von<br />
unerwünschten Nebenwirkungen berichtet,<br />
obwohl einige der Untersuchungen bis zu 12<br />
Monate dauerten. Lediglich in vier der 23 ausgewerteten<br />
Studien ist jeweils ein Teilnehmer<br />
vorzeitig ausgestiegen, weil er sich unwohl<br />
beim EMS-Training fühlte. Die Abwesenheit von<br />
Nebenwirkungen sei deswegen beachtenswert,<br />
weil es sich bei den Probanden um unsportliche<br />
Teilnehmer im mittleren und hohen Alter<br />
handelte, resümieren die Forscher.<br />
Dennoch sollte bedacht werden, dass wie bei<br />
jedem Sport es auch hier zur Schädigung der<br />
Muskulatur kommen kann. Das ist allerdings bei<br />
fachgerechtem Einsatz von EMS nicht zu befürchten,<br />
da die Übungen stets von einem Trainer<br />
angeleitet und überwacht werden. Dieser<br />
erkundigt sich auch nach dem Wohlergehen der<br />
EMS-Nutzer. Wer ein Gerät zu Hause nutzt, sollte<br />
sich an die Vorgaben des Anbieters halten.<br />
Grundsätzlich gilt: Vor Beginn eines EMS-Trainings<br />
sollten medizinische Fragen geklärt werden.<br />
Denn es gibt Richtlinien, in welchen Fällen<br />
die Elektromyostimulation nicht angewendet<br />
werden darf. Beispielsweise bei Krebserkrankungen,<br />
akuten Verletzungen, offenen Wunden<br />
oder während einer Schwangerschaft. In anderen<br />
Fällen ist zwar ein EMS-Training möglich,<br />
muss aber entsprechend angepasst werden.<br />
Wie hoch sind die Kosten?<br />
Für viele Menschen ist sicherlich der Preis<br />
eine Hürde, um das EMS-Training regelmäßig<br />
auszuüben. Obwohl die Preise durch eine<br />
gestiegene Anbieterauswahl gesunken sind,<br />
muss man immer noch mit mindestens<br />
25 Euro für eine 20-Minuten-Session rechnen.<br />
Mittlerweile gibt es jedoch die Möglichkeit,<br />
ein EMS-Gerät für zu Hause zu mieten. Je<br />
nachdem, für welches Monatsabo man sich<br />
entscheidet, beginnen die Kosten dafür bei<br />
rund 60 Euro monatlich. Wer also bereits<br />
weiß, dass er sich nicht motivieren kann, ins<br />
Fitnessstudio zu gehen oder einfach zu wenig<br />
Zeit dafür hat, der findet im EMS-Training eine<br />
wirksame und zeitsparende Alternative.<br />
88 Ausgabe 03
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Dr. Steffen Schirmer · Plastischer und Ästhetischer Chirurg<br />
In der Praxis Dr. Goldstein · Maaßenstraße 14 · 10777 Berlin<br />
Termine nach Vereinbarung · Telefon 030 - 215 20 05<br />
mail@drsteffenschirmer.com · www. drsteffenschirmer.com<br />
Instagram: @steffenschirmer | @praxis_dr._goldstein
WELLBEING<br />
body<br />
WE ARE<br />
WATCHING YOU<br />
Autor: Felix Just<br />
WITHINGS MOVE<br />
Weniger ist mehr: Die Withings Move verzichtet<br />
auf Klimbim und verfügt nicht einmal über<br />
ein digitales Display. Uhrzeit und Aktivitäten<br />
werden über insgesamt drei analoge Zeiger<br />
dargestellt. Die Uhr trackt Joggingstrecken,<br />
Radtouren und Schwimmeinheiten (sie ist<br />
wasserdicht bis 50 Meter) und dokumentiert<br />
Dauer, Entfernung, Höhe und Wegstrecke in<br />
der Health Mate App. Darüber hinaus verfolgt<br />
sie Schlafphasen, -dauer, -zeiten und<br />
-unterbrechungen. Über einen Algorithmus<br />
wird daraufhin die Nacht bewertet. Je nach<br />
Schlafphase (Tief- oder Leichtschlaf) kann<br />
so, angepasst an den persönlichen Zeitplan,<br />
morgens der beste Zeitpunkt zum Wecken<br />
gewählt werden.<br />
PREIS: 69,95 Euro<br />
FÜR WEN? Minimalisten und Hobbysportler<br />
mit Schlafproblemen<br />
BEST FEATURE: bis zu 18 Monate Batterielaufzeit,<br />
schnittiger Look<br />
www.withings.com<br />
AMAZFIT GTR 3 PRO<br />
Allrounder: Mit der Amazfit GTR 3 Pro bist du<br />
nicht nur bestens organisiert, sondern kannst<br />
gleichzeitig Fitnessfortschritte sowie den<br />
eigenen Gesundheitszustand überwachen.<br />
Neben Wetter, Kalender und Sofortnachrichten<br />
können To-do-Listen eingesehen oder Anrufe<br />
entgegengenommen werden. Außerdem<br />
speichert die GTR 3 Pro bis zu 470 Songs für<br />
beste Unterhaltung während des Trainings<br />
oder auf dem Weg zur Arbeit. Blutsauerstoffsättigung,<br />
Stressniveau und Atemfrequenz<br />
werden per Fingertipp in nur 45 Sekunden<br />
gemessen, sodass der Träger stets über<br />
seinen aktuellen Zustand informiert ist. Über<br />
150 integrierte Sportmodi dokumentieren<br />
zielgerichtet Etappenziele beim Work-out.<br />
PREIS: 199,90 Euro<br />
FÜR WEN: Athleten und High Performer<br />
BEST FEATURE: zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten<br />
des Zifferblatts, vielfältige<br />
Nutzungsweise<br />
www.amazfit.com<br />
90 Ausgabe 03
Über 7 Millionen Wearables, also Gadgets, die wir am Körper tragen, sind<br />
im letzten Jahr in Deutschland über den Ladentisch gegangen. Besonders<br />
beliebt waren dabei Smartwatches und Fitnesstracker. Zeit, drei<br />
von ihnen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />
PRO TREK<br />
Outdoor-Profi: Die „PRO TREK“-Serie von Casio<br />
wurde speziell für raues Gelände und hohe<br />
Belastungen konzeptioniert. So verfügt die<br />
PRW-6600YB-3ER über einen Höhenmesser,<br />
Thermometer, Digitalkompass und Barometer.<br />
Die Uhr ist kälteresistent und bis -10 Grad<br />
Celsius uneingeschränkt funktionstüchtig.<br />
Der Solarbetrieb ist auch bei wolkenverhangenem<br />
Himmel möglich und garantiert die<br />
Orientierung selbst bei schlechtem Wetter.<br />
Das Gehäuse der „PRO TREK“-Uhren ist<br />
extrem robust und hält auch größere Stöße<br />
aus. Per Knopfdruck geben die Zeiger die<br />
Sicht auf die Digitalanzeigen frei: So können<br />
z. B. Stoppfunktion oder Wochentag ohne<br />
Einschränkung abgelesen werden.<br />
PREIS: 369,00 Euro<br />
FÜR WEN: Bergsteiger und Outdoor-Freaks<br />
BEST FEATURE: Tough Solar System – generiert<br />
auch bei schwächsten Lichtquellen<br />
Energie und speichert überschüssige Energie<br />
www.protrek.eu<br />
PASSENDES SCHUHWERK<br />
Der UA HOVR Machina 3 ist zwar keine<br />
Smartwatch, lässt sich aber dank integrierter<br />
Bluetooth-Funktion wunderbar mit der Map-<br />
MyRun-App von Under Armour verbinden, die<br />
deine Laufdaten analysiert und auf Wunsch<br />
auch in Echtzeit Empfehlungen ausspricht,<br />
um Trainingserfolge zu optimieren.<br />
Das speziell konstruierte Obermaterial erfüllt<br />
eine Stützfunktion und ist gleichzeitig<br />
super atmungsaktiv. Überflüssige Nähte<br />
oder Designelemente wurden weggelassen,<br />
damit nichts drückt oder kneift. Das aerodynamische<br />
Fersendesign und die externe<br />
TPU-Umfassung sorgen für zusätzlichen<br />
Halt, während die EVA-Einlegesohle Komfort<br />
garantiert und über viele Kilometer große<br />
Belastungen reguliert. Die reaktive Under<br />
Armour HOVR-Dämpfung verringert die<br />
Stoßbelastung weiter und gibt sogar Energie<br />
zurück. Die Laufsohle ist extrem langlebig und<br />
trotzdem in ihrer Bewegung sehr flexibel.<br />
www.underarmour.de<br />
91
WELLBEING<br />
beauty<br />
BIOTIN<br />
EIN WUNDERMITTEL GEGEN HAARAUSFALL?<br />
Im Laufe ihres Lebens sind bis zu ⅔ der Männer von<br />
Haarausfall betroffen. Vor allem zwischen dem 30. und<br />
70. Lebensjahr nimmt diese Quote beachtlich zu.<br />
Wer sich nicht gleich unter das Messer legen<br />
möchte, hat unzählige Mittel zur Auswahl, mit<br />
deren Hilfe der Haarausfall gestoppt und das<br />
Haarwachstum angeregt werden soll. Als eines<br />
dieser Wundermittel gegen Haarausfall wird<br />
Biotin angepriesen und eine positive Wirkung<br />
auf Haut und Nägel nachgesagt. Doch kann<br />
Biotin tatsächlich Haarausfall aufhalten? Im<br />
folgendem Artikel werden wir diesem Sachverhalt<br />
nachgehen.<br />
WAS IST BIOTIN EIGENTLICH?<br />
Biotin, auch als Vitamin B7 bekannt, ist ein<br />
wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex.<br />
Allgemein ist Biotin für seine positive Wirkung<br />
auf Haut, Haare und Nägel bekannt. Um diesen<br />
Aspekt hervorzuheben, wird es herstellerseitig<br />
häufig auch als „Vitamin H“ bezeichnet.<br />
Das Vitamin ist an wichtigen Stoffwechselprozessen,<br />
u.a. im Rahmen des Kohlenhydrat-,<br />
Eiweiß- und Fettstoffwechsels beteiligt.<br />
Darüber hinaus trägt Biotin zum Aufbau und der<br />
Regeneration von Gewebe und Muskulatur bei,<br />
unterstützt das Wachstum und die Erhaltung<br />
von Blutzellen und Nervengewebe, wirkt sich<br />
positiv auf die Gehirnfunktion aus, kräftigt die<br />
Haarstruktur, verbessert das Hautbild und wirkt<br />
u.a. dünnem Haar und Haarausfall entgegen.<br />
92 Ausgabe 03
Da der Körper das Vitamin nicht selbst<br />
produziert, muss es über die Nahrung oder<br />
entsprechende Ergänzungsmittel aufgenommen<br />
werden.<br />
AUFNAHME VON BIOTIN ÜBER DIE NAHRUNG<br />
Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung beträgt der tägliche Biotin-Bedarf<br />
eines Erwachsenen etwa 40 Mikrogramm (1) .<br />
Dieser Wert wird im Normalfall durch eine ausgewogene<br />
Ernährung abgedeckt. Dabei ist Biotin<br />
sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen<br />
Lebensmitteln enthalten, in höherer Dosis u.a.<br />
in Naturreis, Haferflocken, Weizenkleie und<br />
-Keime, Sojabohnen, Nüssen, Hülsenfrüchte,<br />
Hefe, Avocado, Spinat, Champignons, Eiern,<br />
Fisch und Leber.<br />
BIOTINMANGEL<br />
Wird unzureichend Biotin über die Nahrung<br />
aufgenommen, kann es in seltenen Fällen<br />
zu einem Biotinmangel kommen. Dieser ist<br />
häufig durch bestimmte Krankheitsbilder, die<br />
Einnahme von Medikamenten, wie Antibiotika,<br />
durch Mangelernährung aufgrund häufigen<br />
Diätierens, einer Schwangerschaft, langjährigem<br />
Alkoholkonsum oder Rauchen begründet.<br />
In diesen Fällen kann entweder die Aufnahme<br />
von Biotin beeinträchtigt sein oder es kann<br />
zu einem deutlich schnelleren Abbau des<br />
Vitamins kommen.<br />
Liegt ein Biotinmangel vor, können brüchiges<br />
Haar, Haarausfall und eine trockene und irritierte<br />
Haut die Folge sein. Aber auch ein Mangel an<br />
Energie, Probleme mit dem Verdauungstrakt,<br />
chronische Erschöpfung und Muskelschmerzen<br />
können mit einem Biotinmangel in Verbindung<br />
gebracht werden.<br />
BIOTINMANGEL UND HAARAUSFALL?<br />
Brüchiges Haar und Haarausfall gehören zu<br />
den typischen Symptomen eines Biotin-Mangels.<br />
Da Biotin für die Produktion von Keratin,<br />
dem Grundbaustein der Haare, verantwortlich<br />
ist, kann sich ein Mangel direkt auf die Haarstruktur<br />
und das Haarwachstum auswirken. In<br />
diesem Fall kann die Keratinproduktion durch<br />
die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
unterstützt werden.<br />
NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL: BIOTIN<br />
TABLETTEN GEGEN HAARAUSFALL?<br />
Biotin, als Nahrungsergänzungsmittel, ist freiverkäuflich<br />
in Drogeriemärkten oder Apotheken<br />
erhältlich. Liegt tatsächlich ein Biotinmangel<br />
vor, können die Präparate (in Kapsel- oder Tablettenform)<br />
dabei helfen, das Haar zu kräftigen<br />
und das Haarwachstum anzuregen.<br />
Allerdings ist ein Biotinmangel nur eine mögliche<br />
Ursache, die in Haarausfall münden kann.<br />
Gerade bei Männern ist eher der erblich bedingte<br />
Haarausfall vorherrschend. In diesem<br />
Fall wird Biotin keine Wunder bewirken;<br />
hier kann Mann mit einer medikamentösen<br />
Therapie den Haarausfall aufhalten und<br />
Haarwachstum anregen.<br />
Weitere Informationen zum Thema<br />
(erblich bedingter) Haarausfall und<br />
mögliche Behandlungsansätze findest<br />
Du auf www.myspring.com<br />
1<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2020).<br />
Biotin. DGF. Retrieved 09. 20., 20<strong>22</strong>, from https://www.dge.de/<br />
wissenschaft/referenzwerte/biotin/?L=0<br />
93
WELLBEING<br />
beauty<br />
Autor: Martin Lewicki<br />
ANTI-AGING<br />
DER TRAUM VON<br />
EWIGER<br />
JUGEND<br />
IN GREIFBARER NÄHE<br />
Bislang lässt sich der Alterungsprozess<br />
nicht aufhalten. Es gibt zwar Möglichkeiten,<br />
ihn ein wenig zu verlangsamen,<br />
doch früher oder später macht er sich<br />
bemerkbar. In Zukunft könnte eine<br />
Hautzellenverjüngung das Anti-Aging<br />
revolutionieren.<br />
Das Geschäft mit Anti-Aging-Produkten ist ein<br />
Milliardenmarkt. Immer mehr Menschen verfallen<br />
dem Traum von ewiger Jugend. Am Ende ist es<br />
jedoch ein Wettlauf gegen die Zeit. Dass er nicht<br />
ganz aussichtslos ist, zeigen Forscher des renommierten<br />
Babraham Institute an der Uni Cambridge.<br />
Ihnen ist es gelungen, die Hautzellen einer 53-jährigen<br />
Frau um etwa 30 Jahre zu verjüngen.<br />
Die Studie, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde,<br />
markiert einen Meilenstein in der regenerativen<br />
Medizin. Dabei bedienten sich die Wissenschaftler<br />
jener Erkenntnisse, die John B. Gurdon 1962 und<br />
Shinya Yamanaka 2006 publizierten. Gurden<br />
zeigte erstmals, dass sich die Spezialisierung<br />
der Stammzellen im Körper rückgängig machen<br />
lässt. Yamanaka gelang es Jahrzehnte später,<br />
Bindegewebszellen von Mäusen in pluripotente<br />
Stammzellen zurückzuverwandeln. Beide Stammzellenforscher<br />
erhielten dafür 2012 den Nobelpreis<br />
für Medizin. Durch die Umprogrammierung der<br />
Zellen haben Wissenschaftler ein neues Werkzeug,<br />
um gegen Krankheiten anzukämpfen. Aber auch,<br />
um dem Alterungsprozess entgegenzuwirken. Das<br />
zeigte das Forschungsteam um den deutschen<br />
Professor Wolf Reik an der Uni Cambridge. Anstatt<br />
eine komplette Löschung der Zellidentität vorzunehmen,<br />
wie es Yamanaka machte, drehten sie<br />
lediglich die Altersuhr der Zelle ein wenig zurück.<br />
So wurden die Hautzellen einer 53-jährigen Frau<br />
nicht zu Stammzellen, sondern erhielten wieder<br />
die Eigenschaften einer 20-Jährigen. Dadurch erhöhte<br />
sich die für jugendliches Aussehen wichtige<br />
Kollagenproduktion in den Zellen. Auch die Wundheilung<br />
beschleunigte sich.<br />
Dies könnte zu einer Revolution in der Anti-Aging-<br />
Therapie führen. Allerdings gibt es noch eine Hürde<br />
zu überwinden, denn die Reprogrammierung erhöht<br />
das Krebsrisiko. Es wird also vermutlich noch<br />
einige Jahre dauern, bis die Hautzellenverjüngung<br />
an Menschen zum Einsatz kommt.<br />
94 Ausgabe 03
Wir sind eine junge, dynamische HIV-Schwerpunktpraxis<br />
mit einem vielfältigen Angebot rund um das Thema:<br />
Hausärztliche / internistische Versorgung<br />
Sexuell übertragbare Infektionen (STD)<br />
HIV-PrEP<br />
HIV/Aids<br />
Hepatitis<br />
Suchtmedizin<br />
„Wir freuen uns darauf,<br />
Sie in unserer Praxis<br />
begrüßen zu dürfen!“<br />
Dr. med. Nino Ochana<br />
Praxisinhaber<br />
Hohenzollernring 26 · 50672 Köln · Tel 0<strong>22</strong>1/2555<strong>22</strong><br />
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anderen Menschen sicher und gut geschützt fühlen. Wenden<br />
Sie sich mit Ihren Fragen und Unsicherheiten jederzeit<br />
vertrauensvoll an uns. Wir beraten Sie gerne und diskret.<br />
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95
WELLBEING<br />
beauty<br />
ANTI-AGING<br />
Unsere Haut ist nicht nur das größte<br />
Organ des Körpers, sie ist außerdem<br />
Aushängeschild und der erste<br />
Indikator unseres Alters.<br />
Bestimmte Verhaltensweisen und Gewohnheiten<br />
beschleunigen den Alterungsprozess – am meisten<br />
schlagen hier Alkohol, Nikotin und Sonneneinstrahlung<br />
zu Buche. Den größten Gefallen tust<br />
du deiner Haut (und dir!), wenn du dich gesund<br />
ernährst, regelmäßig Sport treibst, auf große<br />
Hitze und Pflegeprodukte mit künstlichen Duftstoffen<br />
verzichtest und viel schläfst. So wirst<br />
du bald noch strahlender und jünger aussehen!<br />
Zusätzlich legen wir dir hier Produkte ans Herz,<br />
die dich und deine Haut unterstützen können.<br />
AMPULLEN VON DALTON<br />
Ampullen sind für die Beautyroutine eine<br />
hocheffektive Ergänzung, denn die 2 Milliliter<br />
in den Fläschchen stecken voller Inhaltsstoffe<br />
mit hoher Wirkstoffkonzentration. Die „Algae<br />
Skinfood Collection“ von Dalton setzt dabei<br />
besonders auf das Superfood Alge und besteht<br />
aus insgesamt fünf Ampullen, die einen<br />
unterschiedlichen Fokus bedienen.<br />
#multitasking wirkt mattierend,<br />
ohne auszutrocknen<br />
#stressless versorgt die Haut<br />
mit nährenden Ölen #ohmyblush<br />
fördert die Durchblutung und hinterlässt<br />
einen zarten Blush-Effekt<br />
#nofilterneeded optimiert das<br />
Hautbild<br />
#sleepingbeauty ist als Regenerationskonzentrat<br />
gedacht,<br />
das in der Nacht die Spannkraft<br />
der Haut erhöht<br />
TOM HEMP’S BODY OIL<br />
The Body Oil Ylang Ylang ist ein Körperöl<br />
von Tom Hemp’s, das sich die beruhigende<br />
Wirkung von CBD zunutze macht. Es<br />
spendet Feuchtigkeit und schützt die Haut<br />
vor dem Austrocknen. Natürliches Hanfsamenöl<br />
wirkt außerdem in Kombination mit<br />
Mandelöl Wunder bei gereizter und trockener<br />
Haut. Der Zusatz von Ylang-Ylang-Öl verleiht<br />
Spannkraft und sorgt für eine frische, lebendige<br />
Ausstrahlung.<br />
www.tomhemps.com<br />
www.dalton-cosmetics.com<br />
96 Ausgabe 03
Medienpartner:<br />
MÄNNER.<br />
UND MEER.<br />
DEINE GAY CRUISE<br />
13. – 20. Mai 2023<br />
Marseille – Elba – Rom – Livorno – Nizza – Korsika – Marseille<br />
www.spartacus.cruises
IMPRESSUM<br />
IMPRESSUM<br />
CHEFREDAKTEUR:<br />
Olaf Alp (V.i.S.d.P.)<br />
HERAUSGEBER:<br />
PINK Verlagsgesellschaft mbH<br />
Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />
Tel: 030 4431980, Fax: 030 44319877<br />
GESCHÄFTSFÜHRER: Christian Fischer<br />
REDAKTION:<br />
Olaf Alp, Marco Bast, Felix Just,<br />
Christian Knuth, Martin Lewicki<br />
GRAFIK: Susan Kühner<br />
COVER: www.istockphoto.com / g-stockstudio<br />
ANZEIGEN:<br />
Christian Fischer: christian.fischer@blu.fm<br />
Olaf Alp: olaf.alp@blumediengruppe.de<br />
Martin Naujoks:<br />
martin.naujoks@blumediengruppe.de<br />
Charles Lohrum: c.lohrum@rik-magazin.de<br />
Jimmy Blum: jimmy.blum@hinnerk.de<br />
Sabine Lux: sabine.lux@gab-magazin.de<br />
VERWALTUNG: Sonja Ohnesorge<br />
DRUCKEREI:<br />
Möller Pro Media GmbH<br />
Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />
VERTRIEB:<br />
Eigenvertrieb,<br />
Möller Medien Versand GmbH,<br />
Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />
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seit 1. April 20<strong>22</strong>). Namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />
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behalten uns aber eine Veröffentlichung<br />
oder Kürzung vor. Für eingesandte Manuskripte<br />
und Fotos wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />
von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlags möglich.<br />
Für den Inhalt der Anzeigen sind die Inserenten<br />
verantwortlich. Bei Gewinnspielen ist der<br />
Rechtsweg ausgeschlossen. Der Gerichtsstand<br />
ist Berlin.<br />
wir freuen uns auf die<br />
nächste ausgaben:<br />
AUSGABE 04<br />
Anzeigenschluss: 06.01.23<br />
Druckunterlagenschluss: 10.01.23<br />
Erscheinungstermin: 26.01.23<br />
AUSGABE 05<br />
Anzeigenschluss: 06.04.23<br />
Druckunterlagenschluss: 11.04.23<br />
Erscheinungstermin: 28.04.23<br />
98<br />
Ausgabe 02
Wir sind da<br />
für Euch!<br />
Dr. med. Thomas Buhk<br />
Dr. med. Stefan Fenske<br />
Grindelallee 35<br />
20146 Hamburg<br />
Dr. med. Axel Adam<br />
Stefan Hansen<br />
Prof. Dr. med. Christian Hoffmann<br />
Dr. med. Michael Sabranski<br />
Dr. med. Carl Knud Schewe<br />
Glockengießerwall 1<br />
20095 Hamburg<br />
www.ich-hamburg-stendal.de<br />
Dr. med. Hauke Walter<br />
Lübecker Straße 10<br />
39576 Stendal