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MÄA-23-22 online

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TITELTHEMA

Münchner Ärztliche Anzeigen

werden müssten vulnerable Gruppen

wie Kinder und ältere Menschen

– durch Information über kühle Aufenthaltsmöglichkeiten,

Verbot schulischer

Sportveranstaltungen bei Hitze

und mehr Trinkbrunnen in Innenstädten.

Tempolimits könnten Emissionen

und damit auch

Gesundheitsgefahren verringern.

Der Bayerische Ärztetag beschloss

im Plenum unter anderem die Unterstützung

der Ukraine-Resolution des

Weltärztebunds vom 10. Oktober.

Auch mit der Pandemie beschäftigte

er sich. Dem gerichtlich verordneten

Verbot der Ex-Post-Triage stellte

sich das Gremium kritisch gegenüber.

Zwar sei das Anliegen richtig,

dass Menschen mit einer Behinderung

nicht deshalb bei einer nötigen

Triage benachteiligt werden dürfen.

Eine Therapiezieländerung müsse

aber in allen Fällen möglich sein.

Überlebenwahrscheinlichkeiten ließen

sich häufig erst nach Beginn

einer intensivmedizinischen Behandlungen

bestimmen. Patient*innen

mit guten Überlebenschancen dürften

nicht allein deshalb keine Intensivmedizin

erhalten, weil sie später

in der Klinik eintreffen als andere.

Menschen mit Behinderung seien

bereits durch das Genfer Gelöbnis

und die ärztliche Berufsordnung

geschützt.

Auch die Digitalisierung nahm

einen großen Raum bei der Diskussion

ein. Gesundheitsversorgung und

Datenschutzstandard in Deutschland

dürften sich durch den im Mai

2022 bekannt gewordenen Entwurf

einer Verordnung über den „Europäischen

Raum für Gesundheitsdaten“

(European Health Data Space) nicht

verschlechtern. Insbesondere

sprach sich das Ärzteparlament

gegen eine Sekundärnutzung von

Patientendaten ohne Widerspruchsmöglichkeit

der Betroffenen oder

nach Fristablauf aus. Die Datenlieferung

von Ärztinnen und Ärzten müsse

rechtssicher gestaltet und angemessen

vergütet werden. Die EU-

Mitgliedsstaaten müssten diesbezüglich

ihre Kompetenzen behalten.

Die gute ärztliche Versorgung hierzulande

dürfe nicht unter fragwürdigen

telemedizinischen Angeboten leiden.

Dr. Bernhard Gallenberger und Dr. Hortensia Pfannenstiel. Foto: Stephanie Hügler

Die Delegierten unterstützten Quitterers

Forderung nach mindestens

6.000 mehr Medizinstudienplätzen in

Deutschland, um die Versorgung

auch in Bayern und deutschlandweit

zu sichern. Studiengänge zum Physician

Assistant (PA) lehnte das Ärzteparlament

ab. Sie seien nicht einheitlich

genug gestaltet und verbrauchten

universitäre Kapazitäten,

die dringend für das Medizinstudium

gebraucht würden. Der Ärztetag

warnte vor einen Konkurrenz zu Weiterbildungsplätzen

für junge Ärztinnen

und Ärzte. Die Ausbildung von

Medizinischen Fachangestellten hingegen

müsse über berufsbegleitende

Studiengänge und Qualifikationen

gefördert und diese erhöhte Qualifikation

angemessen vergütet werden.

Auch niedergelassene Ärztinnen

und Ärzte müssten endlich adäquat

bezahlt werden – z.B. über die Einführung

der längst durch das Bundesgesundheitsministerum

akzeptierten

neue Gebührenordnung für

Ärzte (GOÄ). Sollte diese „GOÄ neu“

nicht bis Ende dieses Kalenderjahrs

in Kraft treten können, brauche es

mehr Informationen zur rechtlich

korrekten Anwendung von abweichenden

Honorarvereinbarungen

bzw. „Abdingungen“. Die Neupatientenregelung

müsse beibehalten,

eine steuerfinanzierte Energiezulage

für Niedergelassene eingeführt werden.

Wie für den zahnärztlichen

Bereich am 22./23. Juni durch die

Gesundheitsministerkonferenz

beschlossen, müsse die Ausbreitung

investorenbetriebener Medizinischer

Versorgungszentren (iMVZ) auch im

ärztlichen Bereich igestoppt werden.

Fremdinvestoren mit ausschließlichen

Kapitalinteressen dürften keine

MVZ betreiben.

Im Bereich der Krankenhäuser forderten

die Delegierten von der Bayerischen

Staatsregierung eine

bedarfsorientierte Planung, auch

wenn dies womöglich unpopuläre

Entscheidungen nach sich ziehe. Die

Patientenversorgung dürfe nicht

durch die Umsetzung der Mindestmengenregelung

leiden. Es müsse

sichergestellt werden, dass die verbleibenden

Krankenhäuser auch

genügend Kapazität hätten, dies aufzufangen,

wenn andere Krankenhäusern

geschlossen werden.

Der 81. Bayerische Ärztetag brachte

leider auch einen Abschied von

einigen bekannten Gesichtern mit

sich. In München tritt beispielsweise

der langjährige 1. Vorsitzende des

ÄKBV, Dr. Christoph Emminger, nicht

mehr zu den diesjährigen Delegiertenwahlen

an. Mit einer bewegenden

Ansprache und einem ebenso bewegenden

Orgelkonzert in der Regensburger

Basilika St. Emmeram verabschiedete

sich Emminger von den

Delegierten. Für seine Rede wie für

sein hervorragendes Orgelspiel

erhielt er stehende Ovationen.

Stephanie Hügler

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