Die Kraft des Evangeliums 4/2022
Aus dem Inhalt Gott wohlgefällig leben (Niko Derksen) Bleib zuversichtlich (Alistair Begg) Nichts als die Wahrheit (J.C. Ryle) Verfolgt, aber nicht verlassen (Mission – Afghanistan) Die Kosten der Jüngerschaft (John MacArthur) Eure Kinder und die Heilige Schrift (Lou Priolo) Robert Murray M’Cheyne (Irene Howat) Unser Wachstum (Jaquelle Crowe) Besonnen und keusch sein (Martha Peace) Warum Christus kam (Joel R. Beeke, William Boekestein)
Aus dem Inhalt
Gott wohlgefällig leben (Niko Derksen)
Bleib zuversichtlich (Alistair Begg)
Nichts als die Wahrheit (J.C. Ryle)
Verfolgt, aber nicht verlassen (Mission – Afghanistan)
Die Kosten der Jüngerschaft (John MacArthur)
Eure Kinder und die Heilige Schrift (Lou Priolo)
Robert Murray M’Cheyne (Irene Howat)
Unser Wachstum (Jaquelle Crowe)
Besonnen und keusch sein (Martha Peace)
Warum Christus kam (Joel R. Beeke, William Boekestein)
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DIE KRAFT DES
EVANGELIUMS
Eine Ausgabe des Missionswerks Voice of Hope • 4/2022
»Wir alle gingen in die Irre wie Schafe,
jeder wandte sich auf seinen Weg;
aber der HERR warf unser
aller Schuld auf Ihn.«
Jesaja 53,6
• Bleib zuversichtlich
• Nichts als die Wahrheit
• Verfolgt, aber nicht verlassen
• Die Kosten der Jüngerschaft
• Eure Kinder und die Heilige Schrift
• Unser Wachstum
• Besonnen und keusch sein
• Warum Christus kam
INHALT
4
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13
16
22
28
30
34
38
Bleib zuversichtlich
Alistair Begg
Nichts als die Wahrheit
J.C. Ryle
Verfolgt, aber nicht verlassen
Mission – Afghanistan
Die Kosten der Jüngerschaft
John MacArthur
Eure Kinder & die Heilige Schrift
Lou Priolo
Robert Murray M’Cheyne
Irene Howat
Unser Wachstum
Jaquelle Crowe
Besonnen und keusch sein
Martha Peace
Warum Christus kam
Joel R. Beeke, William Boekestein
GOTT WOHLGEFÄLLIG LEBEN
Unsere Gesellschaft feiert heute den Stolz
(Pride); doch unser Herr Jesus ruft uns zur
Selbstverleugnung auf: »Wenn jemand Mir
nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein
Kreuz auf sich täglich und folge Mir nach!« (Lk. 9,23). Dieser
Ruf wirkt für viele hart; doch eigentlich ist es ein
Ruf der Gnade. Indem Jesus uns zum Sterben aufruft,
rettet Er uns in Wahrheit vor dem ewigen Tod.
Indem wir uns selbst verleugnen, schenkt der Herr
uns ein reiches und erfülltes Leben. Wenn wir Nachfolger
Jesu sind, dann hat unser Leben einen ewigen Sinn
und ein dementsprechendes Ziel. Doch wenn wir uns
an unser irdisches Leben festklammern, werden wir
die ewigen Dinge nie wirklich verstehen noch genießen
können. Menschen sollten sich fragen: »Warum arbeiten
wir so hart für etwas, was uns nie wirklich Zufriedenheit
geben wird? Warum investieren wir so viel
Zeit und Geld in Dinge, die uns nie erfüllen werden?«
Das erstaunliche Leben in Christus, das uns den
echten Sinn und das ewige Ziel, wahre Freude und
Erfüllung gibt, ist nicht in den vergänglichen Dingen
dieser Welt zu finden. Erst wenn wir uns selbst verleugnen,
unser Kreuz auf uns nehmen und unserem
Herrn nachfolgen, beginnen wir, solche Menschen zu
sein, die die ewigen Dinge erkennen und bereit sind,
dafür zu leben.
Manchmal verlieren Christen, wenn sie schon
länger im Glauben stehen, das Ziel aus den Augen
und gleichzeitig die Freude an den ewigen Dingen.
Irgendwie läuft vieles so selbstverständlich ab; man
geht zur Arbeit, gründet eine Familie, erwirbt sich
eine Wohnung; die Kinder werden größer oder verlassen
schon das Zuhause; man genießt Urlaubsreisen,
nimmt sonntags am Gottesdienst teil, und so geht es
immer weiter. Als man noch jung im Glauben war,
da war die Freude im Herrn und die Hingabe an Ihn
und Seine Gemeinde vielleicht noch groß, die ewigen
Dinge waren das Ziel; doch jetzt findet man weder
Freude noch Erfüllung darin. Die vergänglichen Dinge
scheinen in den Vordergrund gerückt und sogar
zum Sinn des Lebens geworden zu sein. Und wir fragen
uns vielleicht: »Warum ist jetzt alles anders? Wo
bleibt der Eifer für den Herrn und das erfüllte Leben?«
Ein Grund dafür kann sein, dass wir als Christen
nicht mehr der Heiligung nachjagen. Es ist äußerst
notwendig, dass wir wieder zu einem heiligen Hass
auf die Sünde zurückfinden. Das ist für die ganze Gemeinde
notwendig, aber auch für jeden Christen persönlich.
Sicherlich ist Sünde kein erfreuliches Thema,
aber es ist nötig, darüber zu sprechen. Unsere Gesellschaft,
die immer mehr in Unmoral und Perversion
versinkt, kann von der Braut Christi, der wahren Gemeinde,
nur dann positiv beeinflusst werden, wenn
sie in Reinheit lebt und sich von ganzem Herzen darum
bemüht, sie durch das kraftvolle Evangelium zur
Buße zu rufen.
Wenn hingegen die Gemeinde der Welt immer
ähnlicher wird, hat sie ihr nichts mehr zu sagen. Die
Botschaft hat dann keine Kraft; sie besteht oft nur in
menschlicher Weisheit und kann somit nur den Verstand
und die Gefühle anregen; aber sie überführt
nicht das Herz. Paulus schrieb den Korinthern über
seine Botschaft: »Meine Rede und meine Verkündigung bestand
nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit,
sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer
Glaube nicht auf Menschenweisheit beruhe, sondern auf Gottes
Kraft« (1.Kor. 2,4-5).
Damit unsere Botschaft eine Auswirkung auf unsere
Gesellschaft hat, müssen wir zunächst selbst ein
geheiligtes Leben führen. Wir müssen unsere Sünde
so sehen, wie sie ist. Eine unzulängliche Sicht in
Bezug auf die eigene Sünde macht uns kraftlos und
untauglich für jeden Dienst im Reich Gottes. Wer sich
selbst nicht als jämmerlich sündig erkennt, wird die
notwendigen Schritte zum Ablegen der Sünde nie
tun. Deshalb dürfen wir den Ernst unserer Sünde
nicht unterschätzen.
Lieber Leser, wenn du erkennst, dass dein Gewissen
abgestumpft ist, musst du den Ernst deines Zustandes
erkennen und Buße tun. Bitte Gott um ein
reines, empfindsames Gewissen und arbeite intensiv
daran, alle Sünde in deinem eigenen Leben abzulegen.
Wenn wir als Christen für den Herrn wirken und
fruchtbar sein wollen, dann sollten wir nach einem
Gott wohlgefälligen Leben streben – sowohl in unserem
persönlichen Leben als auch in unseren Familien.
Und wenn die Gemeinde Jesu nach Reinheit und
Selbstverleugnung strebt, das Kreuz täglich auf sich
nimmt und Jesus wirklich nachfolgt, wird das eine
gewaltige Auswirkung auf unsere Familien, unsere
Umgebung und auf unser ganzes Land haben.
Der Herr segne dich beim Lesen dieses Magazins.
Prediger und Lehrer der
Reformierten Baptistengemeinde Reichshof
voiceofhope.de | 3
AUTOR
ALISTAIR BEGG
König Nebukadnezar war mächtig und erfolgreich – der Führer des
mächtigsten Volkes der damals bekannten Welt. Wenn die Menschen
ihn in seiner Zeit gesehen haben, werden sie durch seine Pracht, seine
Macht und seine Bedeutung mit Ehrfurcht erfüllt worden sein. Man hielt
ihn für einen Halbgott; doch in einem entscheidenden Punkt war er sehr,
sehr menschlich: Er hatte einen immer wiederkehrenden Albtraum.
DIE TRÄUME EINES KÖNIGS
Blei
zuversichtlich
4 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
In seinem Traum sah Nebukadnezar ein großes Standbild, und »dieses Bild war
gewaltig ... Das Haupt dieses Bildes war aus gediegenem Gold, seine Brust und seine Arme
aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Erz, seine Oberschenkel aus Eisen, seine Füße
teils aus Eisen und teils aus Ton« (Dan. 2,31-33). Während der König diesen Traum
sah, geschah Folgendes:
»Du sahst zu, bis sich ein Stein losriss ohne Zutun von Menschenhänden und das Bild
an seinen Füßen traf, die aus Eisen und Ton waren, und sie zermalmte. Da wurden Eisen,
Ton, Erz, Silber und Gold miteinander zermalmt; und sie wurden wie Spreu auf den Sommertennen,
und der Wind verwehte sie, sodass keine Spur mehr von ihnen zu finden war.
Der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte
die ganze Erde« (V. 34-35).
Nebukadnezar gefiel seine nächtliche Vision überhaupt nicht. Sein Geist
beunruhigte sich, und er konnte nicht mehr schlafen. Sorgen, die im Tageslicht
kaum problematisch erscheinen, werden in der Dunkelheit der Nacht
sogar angsteinflößend, und Dinge, mit denen wir umgehen oder sie in Schach
halten können, wenn wir uns auf den Beinen befinden, überwältigen uns,
wenn wir in der Horizontalen liegen.
Nebukadnezar mag der mächtigste Herrscher der damaligen Welt gewesen
sein; doch er wird durch seinen Traum zu einem zitternden Nervenbündel.
Und so tut er das, was ein König in jener Zeit tat – er ruft seine Weisen: »die
Traumdeuter und die Wahrsager, die Zauberer und die Chaldäer« (V. 2). Er hat eine
sehr einfache Bitte: »Sagt mir den Traum und seine Deutung!« (V. 6). Und als König,
der daran gewöhnt ist, seinen eigenen Willen durchzusetzen, benutzt er
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Zuckerbrot und Peitsche zugleich: »Wenn ihr mir
nicht den Traum samt seiner Deutung verkündet, so sollt
ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser zu Misthaufen
gemacht werden; wenn ihr mir aber den Traum und seine
Deutung verkündet, so sollt ihr von mir Geschenke und
Gaben und große Ehre empfangen« (V. 5-6).
Doch diese weisen Männer können ihm keine
Antwort geben. Sie wissen nicht, um was es in
diesem Traum überhaupt geht; deshalb können
sie ihn auch nicht deuten, um dem König zu gefallen:
»Denn die Sache, die der König verlangt, ist schwer.
Es gibt auch niemand, der es dem König mitteilen könnte,
ausgenommen die Götter, deren Wohnung nicht bei den
Menschen ist!« (V. 11).
Das ist ein gutes Argument! Doch der König ist
zu verzweifelt – und vielleicht auch zu erschöpft
– und zu sehr daran gewöhnt, das zu bekommen,
was er will‚ um auf bloße Logik zu hören. Er wurde
»aufgebracht und sehr zornig, und er befahl, alle Weisen
von Babel umzubringen. Und der Befehl ging aus,
und die Weisen von Babel sollten getötet werden; und
man suchte auch Daniel samt seinen Gefährten, um sie
zu töten« (V. 12-13).
Hier sehen wir, was geschieht, wenn Unsicherheit,
Zorn und Macht sich vereinen. Das ist
eine seltsame Reaktion: alle Ratgeber zum Tod zu
verurteilen, weil sie nicht etwas tun können, was
menschlich unmöglich ist. Doch das ist kein ungewöhnliches
Verhalten und auch nicht auf die
Antike beschränkt. Das erreicht auch unser Zuhause
und unser Herz, oder? Egal, wie groß oder
klein unser eigenes Reich ist: Sind nicht unsere
Wutausbrüche und unser irrationales Verhalten,
wenn die Dinge nicht so laufen, Zeichen dafür,
dass wir tief in unserem Innersten wissen, dass
wir nicht wirklich die Kontrolle besitzen, und
dass wir diese Wahrheit nicht mögen? Oder um
es anders auszudrücken: Tief in unserem Innersten
wissen wir, dass wir nicht Gott sind, und das
gefällt uns gar nicht.
Nebukadnezar ist daran gewöhnt, der Herr
seines Schicksals zu sein, der Kapitän seines
Schiffes. Deshalb sollte es uns nicht überraschen,
dass dieser König, der sich selbst für so mächtig
und so bedeutend hält, durch seinen Albtraum
verunsichert und durch seine fehlende Kontrolle
über die Ereignisse zu einer derartigen Gräueltat
getrieben wird.
Und genau hier geraten auch Daniel und seine
Freunde in die Schusslinie. Denn nachdem sie
in Kapitel 1 an der »Universität von Babel« ihren
Abschluss gemacht hatten, werden sie zu den Ratgebern
des Königs gezählt, und damit stehen sie
gleichermaßen auf der Todesliste.
GOLD, SILBER, ERZ, EISEN –
UND DER STEIN, DER ALLES
ZERSCHMETTERT
Der »Gott des Himmels« zeigt Daniel den Traum
des Königs und seine Bedeutung (V. 19). Daniel
geht daraufhin direkt zu Arioch, »den der König
beauftragt hatte, die Weisen von Babel umzubringen«,
und sagt: »Bringe die Weisen von Babel nicht um! Führe
mich vor den König, so will ich ihm die Deutung verkünden!«
(V. 24).
Hier können wir lesen, was der Traum bedeutet:
»Du, o König ... bist das Haupt aus Gold!« (V. 37-
38). Man kann sich vorstellen, wie Nebukadnezar
sofort denkt: »Das ist ein guter Anfang. Ich frage
mich, warum ich mich über den Traum so gesorgt
habe und deshalb so wütend auf jeden geworden
bin. Ich hätte nicht drohen sollen, dich hinzurichten,
Daniel, du bist ein guter Mann.« Sein »Ich«
sitzt nun wieder ein wenig höher auf seinem
Thron doch dann fährt Daniel fort: »Nach dir aber
wird ein anderes Reich aufkommen, geringer als du ...
Und ein viertes Königreich wird sein« (V. 39-40).
Für die anderen Reiche stehen das Silber, das
Erz und das Eisen. Die vier Reiche sind traditionell
– und korrekt, wie ich meine – als Babel, Medo-Persien,
Griechenland und Rom identifiziert
worden. Darüber hinauszugehen wäre reine Spekulation,
die kaum hilfreich wäre. Das hat leider
nicht verhindert, dass zahllose Bücher darüber
geschrieben und zahllose Predigten darüber gehalten
wurden, wofür jeder einzelne Zeh des Fußes
stehen würde usw. Statt zu spekulieren, ist es
besser, sich auf die von Gott verliehene Interpretation
Daniels zu beschränken: sozusagen wieder
einen Schritt von dem Gemälde zurückzutreten,
damit wir es als Ganzes betrachten und auch die
Wirkung wahrnehmen können, die der göttliche
Künstler damit beabsichtigt. Welche großartige
Geschichte wird durch dieses Bild erzählt? Es
ist die folgende: dass Gott Königreiche errichtet
und auch wieder niederreißt. Diese Reiche –
ganz gleich, wie mächtig und grausam sie sind –
werden also kommen und gehen. Und was geschieht
dann?
»Aber in den Tagen jener Könige wird der Gott des
Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht
untergehen wird; und Sein Reich wird keinem anderen
Volk überlassen werden; es wird alle jene Königreiche zermalmen
und ihnen ein Ende machen; es selbst aber wird in
Ewigkeit bestehen; ganz so, wie du gesehen hast, dass sich
von dem Berg ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden
losriss und das Eisen, das Erz, den Ton, das Silber und das
Gold zermalmte« (V. 44-45).
Man kann sich vorstellen, dass sich der König
auf seinem Thron etwas verkrampfte und dann
zusammensank. »Doch vielleicht hat ja dieser hebräische
Emporkömmling Unrecht? Schließlich
ist es nur eine Deutung, oder?«, fragt er sich. Es
heißt aber weiter: »Der große Gott hat den König wissen
lassen, was nach diesem geschehen soll. Und der Traum
ist zuverlässig, und seine Deutung steht fest!« (V. 45).
Hier haben wir den wichtigsten und eindeutigsten
Beweis für folgende Wahrheit: Die Geschichte
der Menschen steht unter der Kontrolle
Gottes, und Er hat einen Plan, der sich erfüllen
wird. Die Botschaft des Traumes galt dem offenbar
allmächtigen König und dem jungen Exulanten
gleichermaßen. Gott wird jedes Reich austauschen
und Sein ewiges Reich aufrichten.
Und so kam es, dass das Babylonische Reich
von den Medern und Persern überrannt wurde.
Das medo-persische Reich wurde dann wiederum
von den Griechen übernommen, als es in einer
Schlacht von Alexander dem Großen besiegt wurde.
Das Reich von Alexander dem Großen wurde
am Ende schließlich aufgeteilt, und bald kam auch
schon das Römische Reich auf. Und das Römische
Imperium herrschte über den größten Teil der damals
bekannten Welt.
Die Macht der Römer zerschmetterte Armeen,
löschte ganze Völker aus, stürzte Könige und
führte ihre eigene Kultur überall ein, wohin ihre
Legionen gelangten. Doch ziemlich auf dem Höhepunkt
der römischen Herrschaft hatte in einer
hinterwäldlerischen Provinz des Nahen Ostens
ein jungfräuliches Teenager-Mädchen einen Engel
zu Besuch, der ihr verkündete, dass sie einen
Sohn gebären werde, dessen Name Jesus sein
werde, und »Gott der Herr wird Ihm den Thron Seines
Vaters David geben; und Er wird regieren über das Haus
Jakobs in Ewigkeit, und Sein Reich wird kein Ende haben«
(Lk. 1,32-33).
»Wie kann das sein«, lautete die bekannte Antwort
des Mädchens, »da ich von keinem Mann weiß?«
(V. 34).
Gott wird es tun, antwortete der Engel im Wesentlichen;
Er wird sich darum kümmern. Dein
Sohn wird der sein, der verkünden wird, dass
durch Sein Kommen das Reich Gottes nahe ist
(Mk. 1,15).
Jesus war – und ist immer noch – der Stein,
den Gott »ohne Zutun von Menschenhänden losriss«
und damit ein Königreich aufrichtete (Dan.
2,45.44). Hierin sehen wir das ewige Reich Gottes.
Viele Seiner Landsleute setzten ihre Hoffnung auf
Ihn und dachten: »Hier ist sicherlich der König,
der die Römer stürzen wird!« Hier war derjenige,
der Jerusalem wiederherstellen und die Freiheit
und Macht für Gottes Volk wieder aufrichten
würde. Und dann wurden all ihre Hoffnungen
doch zerschlagen, weil der König an ein römisches
Kreuz genagelt wurde. Das Standbild hatte
also wohl den Stein zerschmettert? Doch es war
unmöglich, dass der Tod diesen König festhalten
könnte (Apg. 2,24). Und dann, nach Seiner Auferstehung,
sagte Er Seinen Untertanen, sie sollten
in der Kraft Seines Geistes in die ganze Welt gehen
und Menschen aus allen Völkern auffordern,
in Sein Reich zu kommen, indem sie die Knie vor
Ihm beugen und Ihn im Glauben als ihren Herrn
und Retter annehmen. Und Seine Diener sollten
diese Botschaft bis zu jenem Tag ausrufen, an dem
Er wiederkehren würde, um sichtbar und universal
über sein Reich – ein die Welt umspannendes
Reich – zu herrschen.
Und obwohl es zum Ende des 1. Jahrhunderts
unmöglich erscheinen musste, dass das Römische
Reich je verblühen und untergehen würde,
kam es doch dazu, eben als das Reich des Königs
Jesus im Römischen Reich und über seine Grenzen
hinaus wuchs. Der Stein zerschmetterte also
doch das Standbild, und der Stein wurde zu einem
großen Berg und erfüllte die ganze Erde. Es ist ein
universales Reich. Es ist ein Volk, eine Sprache,
ein Stamm und eine Zunge, die verständlich, universal
den ganzen Globus umspannt. Seine Größe
und Breite lassen Babel geradezu klein erscheinen,
und die Herrlichkeit Seines Königs stellt Nebukadnezar
als das bloß, was er immer war – nur
ein Mensch.
Dies war die Botschaft des Traumes für die
Exulanten und für den König – und auch für uns
6 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
voiceofhope.de | 7
heute: Gott ist Gott; Er hat die Kontrolle, und Seine
Herrschaft hat letztlich keine Konkurrenz.
KEIN GRUND ZUR PANIK
Was bedeutet das aber für uns heute? Die erste
Reaktion von Daniel, als er von dem Todesurteil
hörte, und dann, als Gott ihm den Traum des Königs
offenbarte, ist äußerst lehrreich für uns: Kein
Grund zur Panik. Er versucht nicht, das Land zu
verlassen, und er sitzt auch nicht herum und wartet
darauf, den unvermeidlichen Stahl in seinem
Nacken zu spüren. Nein, er trifft sich mit seinen
gläubigen Freunden und betet: »Darauf zog sich
Daniel in sein Haus zurück und teilte die Sache seinen
Gefährten mit, Hananja, Misael und Asarja, damit sie
von dem Gott des Himmels Erbarmen erflehen möchten
wegen dieses Geheimnisses, damit nicht Daniel und seine
Gefährten samt den übrigen Weisen von Babel umkämen«
(V. 17-18).
Daniel möchte nicht sterben. Deshalb bittet er
den Gott um Gnade, von dem er weiß, dass Er helfen
kann. Und als er dann von Gott die Deutung
erhalten hat, lobt er Ihn für das, wer Er ist: »Gepriesen
sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Denn Sein ist beides, Weisheit und Macht. Er führt andere
Zeiten und Stunden herbei; Er setzt Könige ab und setzt
Könige ein; Er gibt den Weisen die Weisheit und den Verständigen
den Verstand. Er offenbart, was tief und verborgen
ist; Er weiß, was in der Finsternis ist, und bei Ihm
wohnt das Licht! Dir, dem Gott meiner Väter, sage ich
Lob und Dank, dass Du mir Weisheit und Kraft verliehen
und mich jetzt wissen lassen hast, was wir von Dir erbeten
haben; denn die Sache des Königs hast Du uns wissen
lassen!« (V. 20-23).
Daniel setzt sein Vertrauen darauf, dass es einen
Gott gibt, der die Zeiten ändert, der Könige
absetzt und einsetzt und offenbart, was Er will
und wem Er will (V. 21).
Heutige westliche Völker sind in einem gewissen
Sinn nicht sehr viel anders als das antike
Babel. Unsere Freunde reden zunehmend über
Götter – wenn wir Antennen haben, dies wahrzunehmen
–: den Gott der Arbeit, den Gott der sexuellen
Erfüllung, den Gott der Macht, den Gott des
Klimas, und so weiter. Und der einzige Gott, den
diese Kultur nicht dulden kann und will, ist dieser
Gott, der sagt und zeigt, dass Er der einzig wahre
Gott ist. Hier gehen die wahren Christen und unsere
Kultur getrennte Wege; denn wenn der moderne
westliche Geist an irgendwelche Religionen
denkt, kommt ihm sofort das Wort »Toleranz« in
den Sinn. Doch wenn wir darauf bestehen, dass
der Gott der Bibel der Gott des Universums ist und
es neben Ihm keinen anderen Gott gibt, dann erhalten
wir eine ganz andere Reaktion.
Wir sollten darüber nicht in Panik geraten.
Wir sollten diesbezüglich auch nicht unhöflich
werden. Daniel antwortete jenem Mann, der ihn
töten sollte, »mit klugen und verständigen Worten« (V.
14), und du wirst in dem ganzen Buch, das seinen
Namen trägt, vergeblich danach suchen, dass einer
von Gottes Volk aggressiv oder wütend auf einen
damaligen Heiden reagiert hätte. Wir wissen,
dass es einen Gott gibt, der sich in Seinem Sohn
geoffenbart und der durch diesen Seinen Sohn das
Reich errichtet hat, das nicht ausgelöscht oder zu
Fall gebracht werden kann. Das sollte uns Zuversicht
geben, obwohl wir darauf vorbereitet sein
sollten, dass unsere Sichtweise von anderen als
intolerant betrachtet wird.
HÄNGE DEINE LAUTE
NICHT AUF
Deshalb lehnen wir es ab, unsere Laute aus den
Händen zu legen. In Psalm 137 sehen wir einige
Exulanten, und hier beobachten wir, was sie tun
und wie sie sich dabei fühlen:
»An den Strömen Babels saßen wir und weinten, wenn
wir an Zion gedachten. An den Weiden, die dort sind,
hängten wir unsere Lauten auf. Denn die uns dort gefangen
hielten, forderten von uns, dass wir Lieder sängen,
und unsere Peiniger, dass wir fröhlich seien: ›Singt uns
eines von den Zionsliedern!‹ Wie sollten wir ein Lied des
HERRN singen auf fremdem Boden?« (V. 1-4).
Sie blickten wehmütig zurück auf die gute alte
Zeit, und sie weinten darüber. Dann hängten sie
ihre Lauten auf; denn in Babel schien es nichts zu
geben, worüber sie singen könnten, während sie
den Spott ihrer Peiniger hörten. Doch ich glaube
nicht, dass Daniel und seine Freunde dort anwesend
waren, als sie dies taten. Natürlich war es
richtig, über das zu weinen, was verloren gegangen
war, und über ihre Sünde, die dies verursacht
hatte; aber dennoch war es richtig, hart zu arbeiten,
gut zu dienen, treu zu bleiben und ausdauernd
zu beten. Warum? Weil Gottes Volk wissen
durfte, dass es immer etwas geben wird, worüber
man singen kann; denn Babel wird nicht ständig
andere Völker besiegen, und Babel wird nicht bestehen
bleiben. Denn ein Stein wird es zerschmettern
und zu einem großen Berg anwachsen.
Wir haben inzwischen mehr Belege für Gottes
Gnade und Güte gesehen als Daniel. Wir haben
gesehen, dass der Stein herabkam. Wir kennen
den Namen des Königs, den der Tod nicht festhalten
konnte. Wir können zurück in die Geschichte
und in die Welt blicken und sehen, wie der Stein zu
einem Berg geworden ist. Doch manche von uns
haben ihre Laute einfach aufgehängt. Wir sehen,
wie wir über alles klagen, bloß zurückschauen
auf die »gute alte Zeit« und uns Sorgen machen,
dass die Gemeinde Jesu in dem aggressiven säkularen
postmodernen Christentum nicht überleben
könnte. Das Gesicht vieler heutiger Christen
ist von sehr lauten, wütenden Äußerungen oder
Panik gekennzeichnet und nicht von betendem,
demütigem, ruhigem und zuversichtlichem Glauben
an einen souveränen Gott, der alle Dinge unter
Seiner Kontrolle hat.
Wie gehen wir mit dem Ausbruch von Verfolgung
um? Wie gehen wir damit um, wenn wir wegen
unseres Glaubens unsere Arbeit verlieren?
Wie werden wir uns bezüglich der Preisgabe des
öffentlichen Gottesdienstes verhalten? Werden
wir unsere Laute aufhängen, den gemeinsamen
Gesang aufgeben und glauben, dass eben alle guten
Dinge nur noch im Rückspiegel zu sehen seien?
So wird unsere Reaktion nicht sein, wenn wir
im Sinn behalten, dass Gott immer noch Gott ist;
dass Gott auch weiterhin die Kontrolle besitzt,
und dass es für Gottes Reich letzten Endes keine
Konkurrenz gibt.
Das Reich Gottes wird bestehen bleiben, wenn
jede Organisation und Institution (und jedes weltliche
Reich) bereits an ihr Ende gekommen sind.
»Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es hat eurem
Vater gefallen, euch das Reich zu geben« (Lk. 12,32).
Vielleicht wirkt deine Gemeinde klein und unscheinbar.
Wenn du am Sonntagmorgen losfährst,
um dich mit Gottes Volk zu versammeln, fährst du
vielleicht an Hunderten von Häusern vorbei, deren
Bewohner keinen einzigen Gedanken an das
verschwenden, was du gerade tust, außer dass sie
es höflich – oder auch nicht so höflich – belächeln.
Deine Gemeinde fühlt sich vielleicht mickrig an.
Doch das Reich Gottes kann nicht zerstört werden,
und es trägt eine Botschaft in deine Nachbarschaft,
die wir die Ortsgemeinde nennen. Lass
dich nicht entmutigen, wenn ihr euch versammelt,
um Gottes Wort zu hören und Ihn anzubeten.
Sei nicht eingeschüchtert von etwa sinkenden
Besucherzahlen oder von Medien, die sich immer
feindlicher äußern. Verpflichte dich stattdessen
deiner Gemeindefamilie! Diene ihr! Schenke dich
ihr! Denn wenn der Herr durch unseren Dienst,
unsere Begabungen und unsere Hingabe Seine
Gemeinde baut, werden wir dazu gebraucht, an
dem einzigen Reich zu bauen, das für immer bestehen
wird. Es kommt kein anderes Reich mehr.
Gib deshalb für dieses Reich dein Bestes! Es mag
vielleicht nur gering erscheinen, was du tust, doch
es ist niemals vergeblich; denn dieses Reich ist
ewig – es ist Gottes Reich!
Gott herrscht souverän über die Weltzeiten,
einschließlich der Zeiten, in denen alles vollkommen
drunter und drüber zu gehen scheint. Das ist
die Lektion aus Daniel 2 – Gott lässt Reiche kommen
und gehen; diese Reiche werden aufkommen
und untergehen. Doch Gott hat ein Reich
aufgerichtet, das niemals enden und niemals auf
jemand anderen übergehen wird. Das – so sagt
Daniel – ist das, was wir wissen müssen. Deshalb
brauchen wir nicht in Panik zu geraten und nicht
laut zu werden; wir sollten ein tiefes Vertrauen
besitzen, selbst wenn die Fluten gegen unseren
Glauben zu wüten scheinen. Denn Gott ist immer
noch Gott; Er behält in allem die Kontrolle, und
für Sein Reich – Seine Gemeinde – gibt es letztendlich
keine Konkurrenz.
Und so sehen wir, wie es Daniel und seinen
Freunden hernach besser als je zuvor geht. Ihr
Kopf sitzt immer noch auf ihren Schultern; und
statt umgebracht zu werden, erklimmen sie sogar
die Karriereleiter in Nebukadnezars Staatsdienst
(vgl. V. 48-49). Das Reich Babel behandelt sie gut.
Sie sind treu geblieben, und sie sind sogar befördert
worden. Doch dies wird nicht für immer so
bleiben.
Entnommen aus dem Buch: »Zeitenwende«, 3L-Verlag.
8 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
voiceofhope.de | 9
Wenn wir von uns behaupten, dass wir
Christen seien, dann müssen wir auch
sicher sein, dass unser Christsein echt
ist. Echtes Christsein ist nichts Äußerliches oder
Vorübergehendes. Es ist etwas, das sich im Innern
des Menschen vollzieht, etwas Andauerndes,
Starkes und Lebendiges. Die meisten von uns
können doch sicherlich echtes Gold von billigem
Lametta unterscheiden. Noch weitaus wichtiger
ist es, zu unterscheiden zwischen echtem Christsein
und billigem Anschein. Hoffst du als Christ
auf ein erfülltes Leben? Hoffst du auf ein Leben
nach dem Tod? Hoffst du, dass du vor Gottes Gericht
bestehen wirst? Dann musst du dir absolut
sicher sein, dass dein Christsein aus echtem Gold
besteht und nicht aus billigem Lametta.
1. UNSER LEBEN MIT CHRISTUS
MUSS ECHT SEIN
Ich möchte versuchen, dir zu zeigen, wie wichtig
ein echtes Christenleben ist. Wenn du denkst,
J.C. RYLE
NICHTS als die
Wahrheit
»Lasst uns nicht mit Worten lieben noch mit der Zunge,
sondern in Tat und Wahrheit!«
1. Johannes 3,18
der begegnen uns in der Bibel sehr oft Menschen,
die nur ein gottgefälliges Verhalten äußerlich zur
Schau trugen. Nehmen wir zum Beispiel die Buße
von Saul, nachdem ihm der Prophet Samuel seine
Verwerfung von Gottes Seite her angekündigt
hatte (vgl. 1.Sam. 15,24-26); oder auch die Geschichten
von Ahab, Herodes und Judas. Die Buße
dieser Männer bewirkte nichts, weil es keine echte
Buße war. In der Bibel begegnet uns sogar geheuchelter
Glaube, wie zum Beispiel bei Simon dem
Zauberer. Petrus sagte zu ihm: »Du hast weder Anteil
noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht
aufrichtig vor Gott!« (Apg. 8,21). König Joas schien ein
heiliger und guter König zu sein, solange ihn der
Priester Jojada unterwies. Doch nachdem Jojada
gestorben war, änderte sich das scheinbar heilige
Leben von Joas schlagartig. Der Apostel Johannes
ermahnt uns zu ungeheuchelter Liebe: »Lasst uns
nicht mit Worten lieben noch mit der Zunge, sondern in
Tat und Wahrheit!« (1.Joh. 3,18). Jesus verurteilte die
zur Schau getragenen langen Gebete der Pharisäer
und bezeichnete sie als Sünde.
All das sollte uns nachdenklich machen. Geben
wir darauf acht, dass unser Christsein echt ist und
keine Show!
2. RATSCHLÄGE ZUR
ECHTHEITSPRÜFUNG
Ich möchte dich bitten, die Echtheit deines Christseins
anhand einiger Fragen zu prüfen. Gib dich
nicht mit dem Gedanken zufrieden, dass schon
alles in Ordnung sei, sondern halte dir vor Augen,
dass es dabei für dich um das ewige Leben oder
den ewigen Tod geht!
• Erstens: Fang an, dich selbst zu fragen, wie wichtig
dir dein Leben mit Jesus ist. Es ist nicht genug,
die biblischen Wahrheiten zu kennen. Es reicht
auch nicht aus, dass du es manchmal ganz nett
findest, Christ zu sein. Christus will der Herr
deines ganzen Lebens sein. Er möchte deine
Ziele und Entscheidungen bestimmen und Einfluss
auf deinen Willen haben. Wie ist es bei
dir? Regiert Christus in deinem Herzen?
• Eine zweite Frage, die ich dir stellen möchte, ist:
Wie denkst du über Sünde? Ein echter Christ, in
dem der Heilige Geist lebt, wird immer mehr
erkennen, dass Sünde etwas Schreckliches
und Ernstes ist. Er wird die Sünde niemals als
ein entschuldbares Missgeschick betrachten,
sondern als etwas Abscheuliches, als etwas,
das Gott hasst. Denn durch die Sünde wird der
Mensch zu einem schuldbeladenen und verlorenen
Wesen, das zu Recht dem Zorngericht
Gottes verfallen ist. Wenn du die Sünde mit
Gottes Augen siehst, dann erkennst du in ihr
den Grund für all das Leid in der Welt, denn sie
hat Gottes einst gute Schöpfung völlig verdorben.
Aber vor allem erkennst du, dass die Sünde
all jene Menschen auf ewig verderben wird, die
nicht durch die rechtfertigende Gnade Christi
von ihrer Schuld befreit werden. Hast du bisher
die Sünde auf diese Weise betrachtet?
• Drittens: Stelle dir selbst die Frage, welche Bedeutung
Christus für dich hat. Es gibt viele Menschen,
die daran glauben, dass Jesus Christus
wirklich existiert hat, dass Er den Menschen
viel Gutes getan hat – und doch sind sie keine
echten Christen. Viele von ihnen haben großen
Respekt vor Jesus. Manche von ihnen gehen
auch regelmäßig in die Kirche. Doch das
Entscheidende ist, dass man Jesus als seinen
persönlichen Erretter von Sünde und Tod, als
seinen Fürsprecher und Freund in Anspruch
nimmt, ohne den niemand Grund zur Hoffnung
hat. Nur ein wahrer Christ vertraut in allen
Dingen auf Christus, denn Er allein ist für
den Christen der wahre Mittler zwischen Gott
und den Menschen. Christus ist sowohl Nahrung
als auch Licht, Leben und Liebe für die
Seele des Christen. Hat Christus diese Bedeutung
für dich und dein Leben?
• Als Nächstes solltest du dich fragen, ob du in
deinem Leben als Christ Frucht bringst. Wahres
Christsein ist erkennbar, und zwar durch
Frucht. Die Bibel nennt diese Frucht Buße,
Glaube, Friede, Hoffnung, Liebe, Demut, Geistlichkeit,
Freundlichkeit, Selbstverleugnung,
Vergebungsbereitschaft, Selbstbeherrschung,
Aufrichtigkeit und Geduld. Zwar bringen manche
Christen mehr Frucht als andere, aber in
jedem echten Gläubigen ist die Anlage zum
Fruchtbringen vollständig vorhanden. Bist du
dir sicher, dass diese Frucht in deinem Leben
erkennbar ist?
10 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
dass es nicht so entscheidend sei, wie echt dein
Christenleben ist, dann erliegst du einem sehr gefährlichen
Irrtum. Die Bibel sagt an vielen Stellen,
dass es lebensgefährlich ist, ein unechtes Christenleben
zu führen.
Schauen wir uns die Gleichnisse an, die unser
Herr Jesus erzählte. In vielen von ihnen zeigt Er
einen sehr deutlichen Unterschied zwischen einem
echten und einem rein äußerlichen Christenleben
auf – zum Beispiel im Gleichnis vom
Sämann, oder im Gleichnis vom Weizen und vom
Unkraut; im Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
oder in dem von den zehn Jungfrauen
(s. Mt. 13,1-43; Mt. 22,1-14; Mt. 25,1-13). All diese
Gleichnisse zeigen, wie gefährlich es ist, sich auf
ein scheinbares und doch unechtes Christsein zu
verlassen.
Beachte die Art und Weise, wie Jesus mit den
Schriftgelehrten und Pharisäern sprach. Acht
Mal bezeichnete Er sie in Matthäus 23 als Heuchler
und sprach sehr deutliche Warnungen gegen
sie aus. Dass Jesus so mit ihnen redete, zeigt uns,
wie abstoßend Heuchelei in Gottes Augen ist. Leivoiceofhope.de
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• Und zuletzt möchte ich dich fragen, ob du die Mittel
nutzt, die Gott den Gläubigen in Seiner Gnade
geschenkt hat, damit sie im Glauben, in der
Gotteserkenntnis und im Gehorsam wachsen?
Wie verbringst du zum Beispiel den Tag des
Herrn? Ist er für dich ein Freudentag, ein Vorgeschmack
auf den Himmel? Oder wie ernst
nimmst du den Besuch des Gottesdienstes?
Ist es dir wichtig, dabei zu sein, wenn die Gemeinde
Jesu zusammenkommt, um gemeinsam
zu beten, Gott mit Liedern zu ehren, auf
Sein Wort zu hören und gemeinsam als Kinder
Gottes das Mahl des Herrn zu feiern? Sind diese
Gelegenheiten wichtig für dich, oder könntest
du auf sie verzichten? Wie ist es um dein
Gebetsleben bestellt? Wie sieht es mit dem
Lesen deiner Bibel aus? Sind dies wichtige Bestandteile
deines Lebens? Merkst du, dass du
von ihnen abhängig bist, oder empfindest du
sie eher als lästige Pflicht? Vernachlässigst du
sie vielleicht sogar? Wenn Gott dir diese Mittel
gab, um dein geistliches Leben zu nähren,
dann müssen sie für dich so wichtig sein wie
die tägliche Nahrung. Doch wenn dir diese
Dinge völlig unwichtig sind, dann zweifelst
du vielleicht zu Recht an der Echtheit deines
Christseins.
ABSCHLIEẞENDE WORTE
Ich möchte dich bitten, dein Christsein anhand
der folgenden vier Punkte zu prüfen. Wenn dein
Christsein echt ist, dann brauchst du vor dieser
Prüfung keine Angst zu haben. Aber wenn es nicht
echt ist, dann kann dir nichts Besseres widerfahren,
als dass du die Wahrheit früh genug erkennst;
denn eines Tages stehst du vor Gottes Gericht, und
dann wird es für eine Umkehr zu spät sein.
1
Wenn du im Grunde schon weißt, dass dein
Christsein nur Fassade ist, dann möchte
ich dich eindringlich ermahnen, daran zu denken,
welche Gefahren hinter dieser Heuchelei
stecken. Gott ist allwissend; Er ist der Gott der
Wahrheit. Es nützt nichts, deine Schuld vor Ihm
zu verbergen. Er hasst alles, was nicht der Wahrheit
entspricht. Wenn dein Christsein nicht echt
ist, dann wird es dir in schweren Zeiten niemals
Trost geben können; und, was noch schlimmer
ist, es wird dich vor Gottes heiligem Zorn nicht
retten.
2
Wenn dich nach dem Lesen dieses Kapitels
dein Gewissen plagt, dann hör auf, nur ein
Christsein vorzutäuschen, und werde ein aufrichtiger,
wahrer Nachfolger Jesu, der mit Leib und
Seele für Christus lebt. Geh am besten jetzt gleich
auf die Knie und bitte Ihn darum, dass Er dein
Erlöser wird! Lass nicht zu, dass sich deine Sünde
zwischen dich und Jesus Christus stellt! Er hat
die Macht, Sünden zu vergeben; aber Er erwartet,
dass du aufrichtig vor Ihm bist. Also leg alle Fassade
ab und komm mit aufrichtigem und suchendem
Herzen zu Ihm.
3
Falls du bereits weißt, dass du ein Kind Gottes
bist, möchte ich dich dazu ermutigen, für
dein Wachstum im Glauben zu sorgen. Lass dich
durch Schwierigkeiten und Versuchungen nicht
entmutigen! Wenn deine Freunde oder deine Familie
versuchen, dich von Gottes Weg abzuhalten,
dann hör nicht auf sie! Wenn sie dich verspotten,
dann schäme dich nicht. Über unsere Sünden
schämen wir uns zu Recht; aber es gibt keinen
Grund, sich dafür zu schämen, dass man zu Christus
gehört.
4
Wir sollten uns stets vor Augen halten, dass
am Tag des Gerichts vor Gott nichts anderes
zählt als die Wahrheit. Jesus Christus sagte: »Viele
werden an jenem Tag zu Mir sagen: Herr, Herr, haben
wir nicht in Deinem Namen geweissagt und in Deinem
Namen Dämonen ausgetrieben und in Deinem Namen
viele Wundertaten vollbracht? Und dann werde Ich ihnen
bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von Mir,
ihr Gesetzlosen!« (Mt. 7,22-23). Man kann sich kaum
vorstellen, wie groß die Verzweiflung, die Reue
und die Scham derjenigen sein werden, an die Jesus
diese Worte richten muss.
Mission – AFGHANISTAN
VERFOLGT,
ABER NICHT VERLASSEN
Entnommen aus dem Buch: »Mit Gott auf dem Weg«, Herold-Verlag
12 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
voiceofhope.de | 13
»Er [der HERR] vergisst das Schreien
der Elenden nicht.« Psalm 9,13
DIE MACHT DES GEBETS
Wir sind davon überzeugt, dass die Menschen,
die in dieser Welt am meisten für den Herrn getan
haben, Menschen des Gebets sind. Satan fürchtet
sich vor ihnen; er fürchtet sich vor betenden Predigern,
vor Gemeinden des Gebets, vor Christen,
die unter Gebet Gottes Wort studieren, vor der
Missionsarbeit, die von Gebet begleitet wird. Er
fürchtet sich davor, weil er vor dem Gott zittert,
den sie um Gnade und Segen anrufen.
Wenn Gott Gebete erhört und durch Sein Wort
und Seinen Geist tiefgreifende Verwandlung und
Wachstum schenkt, kann Satan nichts dagegen
ausrichten. Wenn Gott Sünder den Ketten Satans
entreißt, sie aus der Macht der Finsternis befreit
und sie in Sein Reich versetzt, dann ist Satan
machtlos.
Jesus Christus hat ihn am Kreuz besiegt und
ihm die Macht entrissen. Satan ist gebunden,
seitdem Christus am Kreuz ausrief: »Es ist vollbracht!«,
seitdem Er starb und dann siegreich aus
den Toten auferstand. Als Kinder Gottes stehen
wir auf der Seite des Siegers. Unsere größte Kraft
ist in Ihm begründet.
Im Vertrauen auf unseren gekreuzigten und
auferstandenen Herrn verkündigen wir das Evangelium,
und im selben Vertrauen harren unsere
Geschwister in Afghanistan, die sich in völlig anderen
Umständen befinden, aus – begleitet von
unzähligen Gebeten ihrer Geschwister.
WIE SIEHT ES
IN AFGHANISTAN AUS?
Afghanistan ist das Land, in dem Christen aktuell
am schwersten verfolgt werden. Unter der Herrschaft
der Taliban kommt es zu außergerichtlichen
Hinrichtungen und plötzlichem Verschwinden
von Menschen, wie Amnesty International
kürzlich in einem Bericht zeigte.
Zudem sind dort seit der Machtübernahme der
Taliban im vergangenen Jahr Armut, Hunger und
Gewalt weiter angestiegen. 97 Prozent der Bevölkerung
lebt in Armut. Für viele von ihnen ist der
Alltag ein Überlebenskampf, und Millionen von
Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Außerdem wurde das Land von Erdbeben, Masern
und Cholera heimgesucht.
WIE GEHT ES DER GEMEINDE?
Für die Gemeinde Christi ist es in Afghanistan
besonders schwer. Es gibt immer noch Geschwister,
die von den Taliban gesucht werden. Wenn
sie gefunden werden, drohen ihnen ohne Zweifel
schwere Strafen, wenn nicht sogar der Tod. Sie
können selbst ihren eigenen Verwandten nicht
trauen. Dabei ist ihr einziges »Verbrechen«, dass
sie sich vom Islam abgewandt haben und nun Jesus
Christus nachfolgen und Ihm dienen. Dafür
verdient man nach der Scharia, dem islamischen
Gesetz, die Todesstrafe.
Zwar haben die Taliban versichert, die Rechte
von Minderheiten zu schützen, jedoch nur sofern
ihr Verhalten im Einklang mit der Scharia stehe.
Dennoch – und auch wenn die Missionare sich
nur noch mit wenigen versammeln – unterweisen
sie die verfolgte Gemeinde im Untergrund
in Gottes Wort, ermahnen sie, standhaft daran
festzuhalten, und trösten sich gegenseitig mit der
Wahrheit, dass Christus bei ihnen ist bis ans Ende.
Gemeinschaft ist für Christen unverzichtbar. Unsere
Geschwister sehnen sich nach der Liebe, die
Kinder Gottes untereinander haben, nach einem
gemeinsamen Leben, gemeinsamem Dienst, nach
einem Zufluchtsort in einer hasserfüllten, feindlichen
Umgebung, in einem Reich, das vom Bösen
regiert wird. Sie wissen, dass die Welt froh wäre,
wenn es sie nicht gäbe, und deshalb sehen sie,
dass der Herr, der sie aus dem Reich der Finsternis
entrissen und in Sein Reich gestellt hat, der Einzige
ist, der sie bewahren kann.
EINE MITTEILUNG VON DER
DEUTSCHEN REGIERUNG
Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland
und das Bundesministerium des Innern haben
am 17.10.2022 mitgeteilt, dass Deutschland
sich weiterhin für die Menschen in Afghanistan
einsetzen möchte. Seit der Machtergreifung der
Taliban wurden bereits fast 26000 Ortskräfte und
besonders gefährdete Afghanen in Deutschland
aufgenommen.
Familien, für die der Druck zu groß ist, hätten
auf diesem Weg die Möglichkeit, eine Aufnahme
in Deutschland zu beantragen.
WIE GEHT ES
DEN GEFLÜCHTETEN?
Bis auf zwei Familien sind die Geflüchteten außer
Gefahr. Der Grund, warum sich diese beiden Familien
noch nicht in Sicherheit befinden, ist, dass
auch in dem Land, in dem sie sich jetzt befinden,
Christen verfolgt werden. Was geschieht mit ihnen,
wenn sie abgeschoben werden und zurück
nach Afghanistan müssen? Diese Frage lastet auf
ihren Gemütern. Wir wissen nicht, welche Informationen
die Behörden über sie haben. Doch Gott
weiß es; Er lenkt alles, und Er wird dafür sorgen,
dass sie nicht mehr trifft, als sie ertragen können.
Er sorgt treu für sie. Sie dürfen sich an Seinen
Verheißungen festhalten und Ihm selbst da
Betet!
Glaubt ihr an Gottes große Macht und an Seine Treue?
Glaubt ihr daran, dass Er Gebete erhört?
Dann betet mit uns für unsere verfolgten Geschwister.
dienen, wo sie sind, indem sie einander dienen.
In Seiner Güte hatte der Herr aber auch eine besondere
Überraschung für sie. Er hat es dem für
die afghanischen Missionare verantwortlichen
Bruder Omar möglich gemacht, sie zu besuchen.
Welch ein Trost und welch eine Freude für sie!
Die Gemeinschaft war herzlich und sehr ermutigend.
Eine der Familien hat im Oktober ein gesundes
Kind bekommen. Es ist sicherlich eine Freude,
aber gleichzeitig auch eine Schwierigkeit, weil sie
dort, wo sie jetzt sind, keine Dokumente für das
Kind bekommen können.
Bitte betet für diese Familien um Gottes Führung
und Schutz!
Die anderen geflüchteten Geschwister sind in einem
sicheren Land bei Gläubigen untergebracht.
Da in ihrer Heimat seit über 40 Jahren Krieg
herrscht, erleben sie es zum ersten Mal, dass sie
ihren Glauben frei ausleben können, dass sie offen
über das Evangelium von Jesus Christus sprechen
können, ohne um ihr Leben oder das Leben
ihrer Familie zu bangen.
Möge der Herr sie an dem Ort, an dem sie sich
befinden, bei dem Bau Seines Reiches gebrauchen
– zu Seiner Ehre!
• Betet für die Entmutigten und Schwachen.
• Betet für diejenigen, die zweifeln und ängstlich sind.
• Betet für diejenigen, die mutig vorangehen und bereit sind, für Christus ihr Leben zu lassen.
• Betet um Weisheit, Gnade und Kraft für die Brüder, welche die Gemeinden leiten.
• Betet für Familien, die von den Taliban gesucht werden, ob Gott vielleicht eine Möglichkeit schenkt, dass
sie das Land verlassen können. »Gedenkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und derer, die
misshandelt werden, als solche, die selbst auch noch im Leib leben« (Hebr. 13,3).
• Betet auch für die Obrigkeit in Afghanistan, damit die Christen »ein ruhiges und stilles Leben führen
können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit« (1.Tim. 2,2).
Der Herr freut sich, unsere Gebete zu gebrauchen, wenn Er wirkt, wenn Er Menschen errettet, wenn Er
Sein Volk durch das Tal der Todesschatten führt. Er freut sich, wenn wir Ihm vertrauen und erkennen, dass
wir ganz und gar von Ihm abhängig sind. Er hat alles in der Hand, regiert souverän und erlaubt Seinen
Kindern, an Seinem Wirken teilzuhaben. Ihm sei die Ehre in Ewigkeit!
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John MacArthur
Die Kosten der
JÜNGERSCHAFT
Die Aufforderung Jesu, sich selbst zu verleugnen
und Ihm nachzufolgen, war
eine Einladung zur Errettung und kein
Angebot eines »höheren Lebens« oder eines
zweiten Glaubensschrittes nach der Errettung.
Die zeitgenössische Lehre, welche die Jüngerschaft
von der Errettung trennt, entspringt Vorstellungen,
die der Heiligen Schrift fremd sind.
Jeder Christ ist ein Jünger. In der Tat lautete
der Missionsbefehl des Herrn: »So geht nun hin
und macht zu Jüngern alle Völker, … und lehrt
sie alles halten, was Ich euch befohlen habe«
(Mt. 28,19-20). Das bedeutet, dass die Aufgabe
der Gemeinde und das Ziel der Evangelisation
darin besteht, Jünger zu machen. Jünger sind
Menschen, die glauben, und deren Glaube sie
dazu motiviert, alles zu befolgen, was Jesus geboten
hat. Das Wort Jünger wird in der Apostelgeschichte
durchgängig als Synonym für Gläubige
verwendet (6,1.2.7; 11,26; 14,20.22; 15,10). Jede
Unterscheidung zwischen den beiden Wörtern
ist rein künstlich. Obwohl sie von aufrichtigen
und wohlmeinenden Menschen eingeführt wurde,
hat sie eine Theologie des oberflächlichen
Glaubens hervorgebracht, der sich der harten
Forderungen Jesu entledigt.
Wenn Jesus Jünger berief, wies Er sie sorgfältig
auf die Kosten der Nachfolge hin. Halbherzige
Menschen, die nicht bereit waren, diese Verpflichtung
einzugehen, wandten sich ab. So wies
Er jeden ab, der sich weigerte, den Preis zu zahlen
– wie den reichen Jüngling. Er warnte alle, die
sich mit dem Gedanken trugen, Jünger zu werden,
dass sie die Kosten sorgfältig abwägen sollten.
»Denn wer von euch, der einen Turm bauen
will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die
Kosten, ob er die Mittel hat zur gänzlichen Ausführung,
damit nicht etwa, wenn er den Grund
gelegt hat und es nicht vollenden kann, alle, die
es sehen, über ihn zu spotten beginnen und sa-
gen: Dieser Mensch fing an zu bauen und konnte
es nicht vollenden!« (Lk. 14,28-30).
Ein Christ ist nicht jemand, der quasi eine
»Feuerversicherung« abschließt – der »Christus
annimmt«, nur um der Hölle zu entgehen. Wie
wir wiederholt gesehen haben, drückt sich der
Glaube der wahren Gläubigen in Unterwerfung
und Gehorsam aus. Christen folgen Christus
nach. Sie bekennen sich zweifellos zu Christus
als ihrem Herrn und Retter. Sie wollen Gott
wohlgefällig sein. Sie sind demütige, sanftmütige
Lernende. Wenn sie versagen, suchen sie Vergebung
und gehen weiter. Das ist ihr Geist und
ihre Ausrichtung.
Der Aufruf zur christlichen Jüngerschaft verlangt
ausdrücklich genau diese Art totaler Hingabe.
Es geht um völlige Einsatzbereitschaft, bei
der nichts wissentlich oder absichtlich zurückgehalten
wird. Niemand kann unter anderen
Bedingungen zu Christus kommen. Diejenigen,
die meinen, sie könnten einfach eine Liste von
Fakten über das Evangelium bejahen und weiterhin
so leben, wie es ihnen gefällt, sollten sich
selbst prüfen, um zu erkennen, ob sie wirklich
im Glauben sind (2.Kor. 13,5).
In Matthäus 10,32-39 forderte Jesus Seine Jünger
heraus, indem Er sagte:
»Jeder nun, der sich zu Mir bekennt vor den Menschen,
zu dem werde auch Ich mich bekennen vor
Meinem Vater im Himmel; wer Mich aber verleugnet
vor den Menschen, den werde auch Ich verleugnen
vor Meinem Vater im Himmel … Wer Vater
oder Mutter mehr liebt als Mich, der ist Meiner
nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt
als Mich, der ist Meiner nicht wert. Und wer nicht
sein Kreuz auf sich nimmt und Mir nachfolgt, der ist
Meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird
es verlieren; und wer sein Leben verliert um Meinetwillen,
der wird es finden!«
Unser Herr hat keine eindeutigere Aussage über
Jüngerschaft gemacht als diese. Er verdeutlicht
in möglichst klarer Sprache die Kosten der Jüngerschaft.
Die Worte richten sich vor allem an
die Zwölf, aber sie sind Grundsätze der Jüngerschaft,
die für uns alle gelten. In Matthäus 10,24
heißt es: »Der Jünger ist nicht über dem Meister.«
Mit Jünger ist hier jeder Jünger gemeint, und die
Worte, die bis zum Ende des Kapitels folgen, gelten
für die Jüngerschaft im Allgemeinen.
Diejenigen, welche die Jünger als eine gesonderte
Klasse von engagierteren Gläubigen
betrachten, werden darauf hinweisen, dass die
Zwölf – oder zumindest elf von ihnen – bereits
an Christus glaubten und daher keine Unterweisung
darüber brauchten, was es bedeutet, mit
rettendem Glauben zu Christus zu kommen.
Es stimmt, dass die meisten Jünger zweifellos
schon wiedergeboren waren; aber das schmälert
nicht die Auswirkung dieser Worte auf sie. Tatsache
ist, dass auch diese Männer bereits Jünger
genannt wurden (Mt. 10,1). Dies war keine Einladung
zu einer höheren Art von Beziehung, sondern
eine Erinnerung an das, was bereits festgelegt
wurde, als sie zum Glauben kamen. Unser
Herr belehrte sie auch weiterhin über den Sinn
des Glaubens und der Errettung und erinnerte
sie ständig an die Verpflichtung, die sie eingegangen
waren, als sie sich entschieden, Ihm
nachzufolgen.
Diese Worte gelten auch für dich und mich. In
Lukas 14,25-35 finden sich ähnliche Worte – sogar
in einer noch stärkeren Sprache –, die Jesus
nicht nur zu den Zwölfen, sondern auch zu den
vielen Menschen sprach, die gekommen waren,
um Ihn zu hören.
In Matthäus 10,2 werden die Zwölf als »Apostel«
bezeichnet. Das bedeutet »Gesandte«.
Nachdem sie ihre Grundausbildung abgeschlossen
hatten, sandte Jesus sie aus, um zu predigen.
Bei diesen Anweisungen, die Er ihnen zum Abschied
mitgab, verwendet Er aber das Wort Jünger,
nicht Apostel. Seine Worte gelten für jeden
Jünger und dienen als Wegweisung für jeden potenziellen
Nachfolger Jesu.
CHRISTUS VOR
ANDEREN BEKENNEN
16 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
Die Verse 32-33 aus Matthäus 10 erinnern an die
ehrfurchtgebietende Gerichtsszene in Matthäus
7,21-23. »Jeder nun, der sich zu Mir bekennt vor
den Menschen, zu dem werde auch Ich Mich bekennen
vor Meinem Vater im Himmel; wer Mich
aber verleugnet vor den Menschen, den werde
auch Ich verleugnen vor Meinem Vater im Himvoiceofhope.de
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mel.« Bedeutet dies, dass das Bekenntnis vor
anderen eine Bedingung dafür ist, ein wahrer
Christ zu werden? Nein, aber es bedeutet, dass
es ein Merkmal eines jeden echten Gläubigen
ist, dass er den Glauben an Christus vorbehaltlos
bekennt. Paulus schrieb: »Denn ich schäme
mich des Evangeliums von Christus nicht; denn
es ist Gottes Kraft zur Errettung …« (Röm. 1,16).
Das Herzstück echter Jüngerschaft ist die
Verpflichtung, Jesus Christus ähnlich zu werden.
Das bedeutet, sowohl so zu handeln wie Er,
als auch bereit zu sein, die gleiche Behandlung
wie Er hinzunehmen. Es bedeutet, einer Welt
entgegenzutreten, die Ihm feindlich gesinnt
ist, und dies auch noch furchtlos zu tun. Es bedeutet,
vor anderen zu bekennen, dass Jesus der
Herr ist, und darauf zu vertrauen, dass Er auch
für uns vor dem Vater eintritt.
»Bekennen« bedeutet bekräftigen, anerkennen,
übereinstimmen. Es ist eine Feststellung
der Identifizierung, des Glaubens, der Zuversicht
und des Vertrauens. Man kann Christus
mit dem Mund bekennen, wie es in Römer 10,9
steht, aber auch durch rechtschaffenes Verhalten,
wie Titus 1,16 andeutet. Wir sollen Christus
»vor den Menschen« bekennen. Dies unterstreicht
den öffentlichen Charakter unseres Bekenntnisses,
und seine Bedeutung kann nicht
umgangen werden. In Römer 10,10 lesen wir:
»Denn mit dem Herzen glaubt man, um gerecht
zu werden, und mit dem Mund bekennt
man, um gerettet zu werden.« Wenn das Herz
wirklich glaubt, wird der Mund eifrig sein zum
Bekennen. Das Bekennen ist nicht lediglich ein
menschliches Werk; es wird von Gott veranlasst
und durch Seinen Geist angeregt; es ist eine Folge
des Glaubensaktes und ist untrennbar mit
ihm verbunden. Noch einmal, das Bekennen ist
ein Merkmal des wahren Glaubens; es ist keine
zusätzliche Bedingung für die Errettung.
In 1. Joh. 4,15 heißt es: »Wer nun bekennt, dass
Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und
er in Gott.« Was ist das Kennzeichen eines wahren
Christen? Er bekennt Jesus als den Sohn Gottes.
Das bedeutet nicht, dass ein Jünger bei jeder
Gelegenheit für den Herrn eintritt. Petrus verleugnete
den Herrn dreimal in der Nacht, in der
Er verraten wurde. Dann war da noch Timotheus,
vielleicht der beste Schüler von Paulus und Leiter
der Gemeinde in Ephesus. Dieser engagierte junge
Mann mit solch wunderbaren pastoralen Gaben
war ein Vorbild eines Jüngers. Aber vielleicht
durchlebte er eine kurzzeitige geistliche Schwäche,
oder er war anfällig für Angst. Paulus musste
ihm schreiben: »So schäme dich nun nicht des
Zeugnisses von unserem Herrn« (2.Tim. 1,8).
Ein Augenblick des Versagens macht das
Zeugnis eines Jüngers nicht ungültig. Wir alle
haben es öfters versäumt, als wir es zugeben
möchten, Christus vor anderen zu bekennen.
Aber wenn wir wahre Jünger sind, werden wir
nicht absichtlich und kalkuliert unseren Glauben
ständig vor allen verborgen halten. Sogar Joseph
von Arimathia, den der Apostel Johannes einen
»heimlichen Jünger« nannte, hatte den Mut,
nach der Kreuzigung zum Statthalter Pilatus zu
gehen und um den Leib Jesu zu bitten (Joh. 19,38).
Christus sagt, dass Er uns vor dem Vater im
Himmel bekennen wird (Mt. 10,32). Was bedeutet
das? Christus wird am Tag des Gerichts sagen:
»Dieser gehört zu Mir!« Er wird Seine Treue
zu denen beteuern, die ihre Treue zu Ihm beteuert
haben. Die andere Seite wird auch dargelegt:
»Wer Mich aber verleugnet vor den Menschen,
den werde auch Ich verleugnen vor Meinem Vater
im Himmel« (V. 33). Damit sind nicht in erster
Linie offensichtliche Verächter gemeint – Menschen,
die Christus unverhohlen verleugnen,
nichts mit Ihm zu tun haben wollen, Ihn verachten,
gegen Ihn reden oder Seinen Namen lästern.
Diese Wahrheit trifft sicherlich auch auf solche
Menschen zu; aber unser Herr spricht hier speziell
von falschen Jüngern – Menschen, die behaupten,
Christen zu sein, es aber nicht sind.
Wenn sie auf die Probe gestellt werden, verleugnen
sie konsequent den Herrn, entweder
durch ihr Schweigen, durch ihr Handeln, oder
durch ihre Worte. Tatsächlich umfasst der Begriff
hier all diese Dinge. Er spricht von jemandem,
dessen ganzes Leben eine Verleugnung
Christi ist. Solch ein Mensch mag behaupten,
gläubig zu sein, aber alles an seinem Lebenswandel
zeugt von Verleugnung (vgl. Tit. 1,16).
Die Gemeinden sind voll von solchen Menschen,
die sich als Jünger ausgeben, aber den
Herrn gewohnheitsmäßig auf sehr bestürzende
Art verleugnen. Christus wird sie vor Gott verleugnen
(Mt. 10,33).
In Matthäus 25,31-46 wird detailliert dargelegt,
was im Gericht geschehen wird. Dieser Abschnitt
beschreibt insbesondere die Trennung
von Schafen und Böcken, wenn Jesus wiederkommt.
Der Grundsatz gilt jedoch für jede Phase
des göttlichen Gerichts. Hier stellt der Herr die
Schafe (die, welche Ihn bekannt haben) zu Seiner
Rechten, und die Böcke (also solche, die Ihn
verleugnet haben) zu Seiner Linken (V. 33); die
Schafe führt Er in Sein Reich hinein. Das sind
die Gerechten, die Ihn bekannt haben. Woher
wissen wir das? Er sagt: »Denn Ich bin hungrig
gewesen, und ihr habt Mich gespeist; Ich bin
durstig gewesen, und ihr habt Mir zu trinken
gegeben; Ich bin ein Fremdling gewesen, und
ihr habt Mich beherbergt; Ich bin ohne Kleidung
gewesen, und ihr habt Mich bekleidet; Ich bin
krank gewesen, und ihr habt Mich besucht; Ich
bin gefangen gewesen, und ihr seid zu Mir gekommen«
(V. 35-36). Wieder einmal erkennen
wir, dass das Muster ihres Lebens die Realität
ihres Anspruchs offenbart, Christus zu kennen.
Diejenigen, die nicht in einer Weise leben, die
mit dem Glauben an Christus vereinbar ist, werden
in die ewige Strafe geschickt (V. 46).
DIE PRIORITÄTEN
RICHTIG SETZEN
Ein zweites Kennzeichen eines wahren Jüngers
ist es, Christus mehr zu lieben als die eigene
Familie (Mt. 10,35-37). Insbesondere Vers 37 ist
sehr kraftvoll: »Wer Vater oder Mutter mehr
liebt als Mich, der ist Meiner nicht wert; und wer
Sohn oder Tochter mehr liebt als Mich, der ist
Meiner nicht wert.«
Wenn du meinst, das sei zu heftig, dann
schau dir die Parallelstelle in Lukas 14,26-27 an:
»Wenn jemand zu Mir kommt und hasst nicht
seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und
Kinder, Brüder und Schwestern, dazu aber auch
sein eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger
sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und Mir
nachkommt, der kann nicht Mein Jünger sein.«
Müssen wir unsere Familien buchstäblich
hassen, um Jünger sein zu können? Natürlich
werden wir mit diesen Versen nicht zu Hass aufgerufen
in irgendeinem Sinn, der gegen die klaren
Gebote Gottes verstößt, wie z.B. »Du sollst
deinen Vater und deine Mutter ehren« (2.Mo.
20,12), und »Ihr Männer, liebt eure Frauen«
(Eph. 5,25). Der Schlüssel zu diesem Abschnitt
ist die Formulierung: »… und hasst nicht … dazu
aber auch sein eigenes Leben …« (Lk. 14,26). Der
Herr sagt damit, dass wir Ihm bedingungslos
treu sein müssen, sogar mehr als unseren Familien
– und vor allem mehr als uns selbst. Die
Heilige Schrift lehrt uns, dass wir uns selbst
verleugnen sollen (Mt. 16,24), uns für tot halten
sollen (Röm. 6,11), den alten Menschen abgelegt
haben sollen (Eph. 4,22) – dass wir den egoistischen
Aspekt unseres Wesens mit äußerster
Verachtung behandeln sollen (vgl. 1.Kor. 9,27).
Das ist die gleiche Haltung, die wir gegenüber
unseren irdischen Besitztümern und sogar gegenüber
unseren Familien einnehmen sollen.
Wieso ist diese Ausdrucksweise so streng?
Wieso verwendet Christus solch anstößige Begriffe?
Weil Er die Unentschlossenen genauso
gern vertreibt, wie Er die wahren Jünger zu sich
zieht. Er möchte nicht, dass halbherzige Menschen
sich täuschen lassen und denken, sie gehörten
zu Seinem Reich. Solange Er nicht als
Herr geehrt wird, hat Er nicht den Ihm rechtmäßigen
Platz bekommen.
DAS KREUZ
AUF SICH NEHMEN
Diejenigen, die nicht bereit sind, ihr Leben für
Christus zu verlieren, sind Seiner nicht wert (Mt.
10,38). Sie können nicht Seine Jünger sein (Lk.
14,27). Diese Aussagen können nicht mit dem
lässigen Bekehrungsstil in Einklang gebracht
werden, der in unserer Generation gängig ist.
Jesus bittet die Menschen nicht darum, Ihn zu einem
Teil ihres Lebens zu machen. Er möchte Jünger
haben, die bereit sind, alles aufzugeben. Das
erfordert eine umfassende Selbstverleugnung –
sogar die Bereitschaft, für Ihn zu sterben, wenn
es sein muss.
Wenn es in Matthäus 10,38 heißt: »Und wer
nicht sein Kreuz auf sich nimmt und Mir nachfolgt,
der ist Meiner nicht wert«, dann ist mit
diesem »Kreuz« nicht eine schwierige Situation,
eine chronische Krankheit oder ein nörgelnder
18 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
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Ehepartner gemeint, was man alles zu ertragen
habe. Ich habe schon Predigten gehört, in denen
das Kreuz so vergeistigt wurde, dass damit alles
gemeint sei, von einer launenhaften Schwiegermutter
über ein undichtes Dach, bis hin zu einem
1957er Chevy. Aber das war nicht die Bedeutung
des Wortes Kreuz für die Zuhörer Jesu im ersten
Jahrhundert. Ihnen kamen dabei nicht langfristige
Schwierigkeiten oder lästige Bürden in den
Sinn. Es rief nicht einmal Gedanken an Golgatha
hervor – zumal der Herr noch nicht ans Kreuz
gegangen war und sie nicht verstanden hatten,
dass Er dies tun würde.
Wenn Jesus zu jemandem sagte: »Nimm das
Kreuz auf dich«, dann dachte man an ein grausames
Folter- und Hinrichtungsinstrument.
Man dachte an ein Sterben auf die qualvollste
Art und Weise, die einem Menschen bekannt ist.
Man dachte an arme, verurteilte Straftäter, die
an den Kreuzen am Straßenrand hingen. Zweifellos
hatte man schon gesehen, wie Menschen
auf diese Art hingerichtet wurden.
Die Zuhörer Jesu verstanden, dass Er sie hiermit
aufrief, für Ihn zu sterben. Sie wussten, dass
Er von ihnen verlangte, das ultimative Opfer zu
bringen und sich Ihm in jeder Hinsicht als dem
Herrn zu unterwerfen.
Der Herr fügt noch einen letzten scheinbar
paradoxen Gedanken über die Bedeutung der
Jüngerschaft hinzu: »Wer sein Leben findet, der
wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um
Meinetwillen, der wird es finden!« (Mt. 10,39).
»Wer sein Leben findet«, das scheint sich auf eine
Person zu beziehen, die ihren Leib unversehrt
bewahrt, indem sie Christus unter Bedrängnis
verleugnet, oder auf jemanden, der sich an sein
Leben klammert, anstatt das Kreuz auf sich zu
nehmen. Weil seine erste Sorge der Erhaltung seines
leiblichen Lebens gilt, verliert dieser Mensch
seine unsterbliche Seele. Umgekehrt werden diejenigen,
die bereit sind, ihr Leben um Christi willen
zu verlieren, das ewige Leben empfangen.
Die Bibel lehrt nicht Errettung durch Märtyrertod.
Der Herr hat den Jüngern nicht geraten,
zu versuchen, sich für Ihn umbringen zu lassen.
Wieder einmal bezog Er sich lediglich auf ein
Muster, eine Richtung. Er sagte einfach, dass
echte Christen nicht zurückschrecken, auch
nicht im Angesicht des Todes. Um es anders auszudrücken:
Wenn man sich entscheiden muss,
ob man sich selbst oder dem Herrn dienen soll,
dann beschließt der wahre Jünger, dem Herrn zu
dienen, auch wenn es ihn persönlich viel kostet.
Noch einmal: Das bedeutet nicht zwingend,
dass vorübergehendes Versagen wie das des Petrus
ausgeschlossen sei. Aber auch Petrus erwies
sich schließlich als wahrer Jünger, nicht wahr?
Es kam die Zeit, in der er bereitwillig sein Leben
um Jesu willen hingab.
Lukas 9,23 berichtet von ähnlichen Worten
Jesu: »Wenn jemand Mir nachkommen will, so
verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz
auf sich täglich und folge Mir nach.« Beachte die
Hinzufügung des einen Wortes: »täglich«. Das
Leben eines Jüngers provoziert Verfolgung und
muss daher von täglicher Selbstverleugnung geprägt
sein. Paulus schrieb an die Korinther: »So
wahr ihr mein Ruhm seid, den ich habe in Christus
Jesus, unserem Herrn: Ich sterbe täglich!«
(1.Kor. 15,31).
Das Konzept täglicher Selbstverleugnung
passt nicht zu der zeitgemäßen Vorstellung, dass
der Glaube an Jesus die Entscheidung eines Augenblicks
sei. Ein wahrer Gläubiger ist jemand,
der sich für das ganze Leben verpflichtet. Der Autoaufkleber
»Probier’s mal mit Jesus« zeugt von
einer Mentalität, die der wahren Jüngerschaft
fremd ist – der Glaube ist kein Experiment,
sondern eine lebenslange Verpflichtung. Es bedeutet,
täglich das Kreuz auf sich zu nehmen
und jeden Tag alles für Christus hinzugeben. Es
bedeutet: keine Vorbehalte, keine Unbestimmtheit,
kein Zögern (Lk. 9,59-61). Es bedeutet, dass
nichts wissentlich zurückgehalten wird, nichts
absichtlich vor Seiner Herrschaft abgeschirmt
wird, nichts hartnäckig Seiner Kontrolle entzogen
wird. Es erfordert eine schmerzhafte Trennung
von den Verbindungen mit der Welt, ein
Verschließen der Ausstiegsluken, ein Sich-Entledigen
von jeglicher Art der Sicherheit, auf die
man im Fall des Versagens zurückgreifen könnte.
Echte Gläubige wissen, dass sie den Weg mit
Christus bis zum Tod fortsetzen. Nachdem sie
ihre Hand an den Pflug gelegt haben, werden sie
nicht zurückblicken (V. 62).
So muss es für alle sein, die Jesus Christus
nachfolgen möchten. Genau das ist das Wesen
wahrer Jüngerschaft.
EIN AUSZUG AUS DEM BUCH
JESUS ALLEIN
Was es wirklich bedeutet, errettet zu sein
In »Jesus allein« macht John MacArthur deutlich, dass das von Jesus verkündete
Evangelium ein Aufruf zur Selbstverleugnung, zu radikalen Veränderungen
und zum Dienst für Ihn ist. Schwierige Forderungen? Menschlich
gesehen unmöglich! Doch diese Lebensweise ist erreichbar, wenn wir verstehen,
dass echter Glaube ein Herz hervorbringt, das sich völlig der Herrschaft
Christi unterwirft.
»Jesus allein« beleuchtet das Evangelium, das Jesus Selbst gepredigt hat –
mit dem Ziel, ein gründliches und richtiges Verständnis des wahren Weges
zur Errettung zu erlangen. Er ist der Einzige, an den wir uns wenden müssen,
wenn wir Worte des ewigen Lebens erhalten wollen.
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20 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
voiceofhope.de | 21
LOU PRIOLO
EURE KINDER &
die Heilige Schrift
»… und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben,
dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung,
zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.«
Habt ihr euch jemals die Zeit genommen
und euch gefragt, was ihr als Eltern erreichen
wollt? Was genau ist euer Ziel?
Für euch als christliche Eltern gibt es auf diese
Frage nur eine einzige Antwort – und die steht
in der Bibel. Ihr solltet für eure Kinder dasselbe
höchste Ziel haben, wie der Apostel Paulus für
seine geistlichen Kinder: dass sie in das Ebenbild
Christi umgestaltet werden. »Meine Kinder, um die
ich noch einmal Geburtswehen leide, bis Christus in euch
Gestalt gewinnt« (Gal. 4,19).
Die Bibel beschreibt diese Christusähnlichkeit auf
vielfältige Weise. Nur ein paar Beispiele: Paulus
(wie auch andere Verfasser des Neuen Testaments)
verwendet Begriffe wie »vollkommen werden«,
»zur Fülle gebracht«, »Heiligung« und »vollkommene
Mannesreife«. Damit drückt er den tiefen
Wunsch aus, dass seine Schützlinge das Ziel
geistlicher Reife erlangen. Die Heilige Schrift hat
bereits das Ziel bestimmt, das ihr als Eltern verfolgen
solltet. Ihr müsst euch nicht mehr fragen,
was aus eurem Kind denn werden soll. Ihr wisst
bereits, wohin die Erziehung eures Kindes führen
soll: Es soll Christus ähnlich werden.
DIE WESENTLICHEN
BESTANDTEILE DER ERZIEHUNG
Wenn ihr wollt, dass euer Kind in das Bild Christi
umgestaltet wird, sind dazu mindestens drei Dinge
unentbehrlich. Dazu gehören der Heilige Geist,
die Bibel und Zeit.
Erstens ist es notwendig, durch den Heiligen
Geist in das Ebenbild Christi verwandelt zu
werden (2.Kor. 3,18). Diese Veränderung findet
im Inneren statt – im Herzen. Der Heilige Geist
wohnt nur in denen, die durch Gottes Gnade auf
das Versöhnungswerk Christi vertrauen, der stellvertretend
am Kreuz gestorben ist, um die Strafe
für ihre Sünden zu bezahlen (Röm. 5,8; 1.Kor. 15,3;
2. Timotheus 3,15-16
2.Kor. 5,21). Auch ihr müsst auf Gottes Geist vertrauen,
damit ihr zu solchen Eltern werdet, die ihr
der Bibel zufolge sein sollt.
Zweitens brauchen wir dazu die Bibel. Es ist
bemerkenswert, dass die Bibel nötig ist, um einem
Kind die Grundwahrheiten des Heils verständlich
zu machen, z. B. dass es von Natur aus
ein Sünder ist und auf den stellvertretenden Tod
Christi am Kreuz vertrauen muss. Ihr seht schon:
Es ist unmöglich, ohne die Bibel Christ zu werden
(s. Röm. 10,13-17). Durch sie bewirkt der Heilige
Geist Sündenerkenntnis und schließlich die Wiedergeburt
(1.Pt. 1,23). Das Wort Gottes ist imstande,
d.h. es hat die Kraft, euren Kindern die Weisheit
zu vermitteln, die zum Heil nötig ist. Darum
ist es wichtig, dass ihr sehr früh mit euren Kindern
die Bibel lest.
»… weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst,
welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung
durch den Glauben, der in Christus Jesus ist« (2.Tim. 3,15).
Charles Spurgeon schreibt in seinem Buch »Come
Ye Children« über den Ausdruck »von Kindheit
an« aus diesem Vers: »Der Ausdruck ›von Kindheit
an‹ ist besser zu verstehen, wenn wir stattdessen
›von früher Kindheit an‹ oder ›vom Kleinkindalter
an‹ sagen. Damit ist nicht ein älteres Kind oder
ein Jugendlicher gemeint, sondern ein Kind, das
gerade dem Säuglingsalter entwachsen ist. Von
frühester Kindheit an kannte Timotheus die Heilige
Schrift. Dieser Ausdruck soll uns zweifellos zeigen:
Wir können nie zu früh beginnen, das Denken
unserer Kinder durch die Bibel zu prägen. Babys
können viel früher Eindrücke aufnehmen, als uns
bewusst ist. Ein Kind lernt in den ersten Monaten
seines Lebens mehr, als wir uns vorstellen können.
Es lernt sehr schnell, dass seine Mutter es liebt und
dass es von ihr abhängig ist; und wenn die Mutter
weise ist, lernt das Kind, wie wichtig Gehorsam
und die Unterordnung des Willens unter eine höhere
Autorität sind. Dies kann das Kind für sein
22 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
voiceofhope.de | 23
ganzes künftiges Leben prägen. Wenn das Kind
früh Gehorsam und Unterordnung lernt, wird es
vor vielen Tränen bewahrt – und die Mutter erst
recht. Man verliert eine gute Ausgangsposition,
wenn man das Kind nicht schon als Säugling erzieht.
Kinder können die Heilige Schrift erlernen,
sobald sie fähig sind, überhaupt irgendetwas zu
begreifen.«
Gestattet mir bitte ein paar sehr ernste Fragen:
• In welchem Ausmaß praktiziert ihr das, was
2. Timotheus 3,16 über den praktischen Nutzen
der Bibel sagt, in Bezug auf eure Kinder?
• Wie gut kennt ihr persönlich die Bibel?
• Wie oft verweist ihr in Alltagsgesprächen mit
euren Kindern auf die Bibel?
• Wie geschickt lehrt ihr die Bibel und wendet sie
auf das Alltagsleben eurer Kinder an?
• Wie erfolgreich gebraucht ihr die Bibel, um
eure Kinder von Sünden zu überführen?
(Ermahnt ihr sie in einer Weise, dass sie Gottes
Wort wertschätzen, oder etwa so, dass sie es
eher verachten?)
• Wie konsequent korrigiert ihr eure Kinder mit
der Bibel?
• Wie verwendet ihr die Bibel zur Erziehung in der
Gerechtigkeit, damit eure Kinder sich in Zukunft
besser verhalten?
Es ist unmöglich, eure Kinder »in der Zucht und
Ermahnung des Herrn« (Eph. 6,4) zu erziehen, ohne
dabei beständig das Wort Gottes zu gebrauchen.
»Rute und Zucht verleihen Weisheit« (Spr. 29,15). Es ist
eure Aufgabe, liebe christliche Eltern, die Bibel
sowohl zu kennen als auch in dem Sinn anzuwenden,
den Gott vorgesehen hat.
DIE ALLGENUGSAMKEIT
DER HEILIGEN SCHRIFT
Die Heilige Schrift enthält alles, was ihr zum geistlichen
Leben benötigt. Sie enthält auch alles, was ihr
braucht, um eure Kinder »in der Zucht und Ermahnung
des Herrn« zu erziehen. Jahrtausendelang haben
Eltern bei der Erziehung auf die Schrift vertraut.
Über die Jahrhunderte hinweg glaubten Männer
und Frauen, dass Gott von ihnen nie etwas fordern
würde, ohne ihnen auch die Kraft dafür zu geben –
besonders bei der schweren Aufgabe der Kindererziehung.
Sie glaubten das, weil die Schrift dafür gegeben
wurde, »damit der Mensch Gottes ganz zubereitet
sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet« (2.Tim. 3,17).
Glaubt ihr das? Glaubt ihr wirklich, dass ihr
mit der Heiligen Schrift alles habt, was ihr für
alle möglichen Situationen des Alltags und für die
Erziehung braucht? Genau das lehrt dieser Vers
tatsächlich. Natürlich behauptet die Schrift nicht,
uns hinlänglich über den Umgang mit medizinischen
Problemen zu belehren. Sie hilft uns auch
nicht dabei, unsere Kinder zu lehren, wie man
Bruchzahlen multipliziert, Rollschuh läuft und
dergleichen mehr. Aber sie beansprucht, dafür
zu genügen, Menschen in das Ebenbild Christi zu
verwandeln. »Das Gesetz des HERRN ist vollkommen,
es erquickt die Seele« (Ps. 19,8).
DER VIERFACHE NUTZEN
DER HEILIGEN SCHRIFT
Die Heilige Schrift sagt von sich, dass sie nützlich
ist: »Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur
Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung,
zur Erziehung in der Gerechtigkeit« (2.Tim. 3,16). Da
die Schrift zu diesem eindeutigen Zweck gegeben
wurde, müsst ihr die Kompetenz erlangen, alle
vier genannten Zwecke anzuwenden. Schriftgemäße
Kindererziehung umfasst alle vier Bereiche.
Schriftgemäße Erziehung bedeutet also nicht nur
Verantwortung, sondern ist auch eine Fähigkeit,
die erworben werden muss. Und damit kommen
wir zum dritten unentbehrlichen Bestandteil, um
euer Kind zu geistlicher Reife zu bringen: Zeit.
Um Erziehungskompetenz zu entwickeln, benötigt
man Zeit. Ihr braucht Zeit, um einfach das
liegen zu lassen, was ihr gerade tut, und die Bibel
zur Hand zu nehmen, um eure Kinder zu lehren,
zu überzeugen, zu korrigieren und sie zu unterweisen
– Zeit, in der ihr wahrscheinlich lieber etwas
anderes tun würdet. Und was am wichtigsten
ist: Kinder brauchen Zeit, um zu reifen. Reife auf
Knopfdruck gibt es nicht. Es gibt keine Pille, die
ihr euren Kindern geben könnt, keine Reifeschule,
in die ihr sie schicken könnt, kein »Zauberpulver«,
durch das ihr rebellisches Herz schnell in ein
gehorsames verwandelt wird und sie zur Reife gelangen.
Reife benötigt Zeit.
FORTSCHREITENDE
HEILIGUNG
Ein anderer Ausdruck für den Prozess, durch den
Christen dem Ebenbild Christi ähnlicher werden,
ist die sogenannte fortschreitende Heiligung.
Man nennt sie fortschreitend, weil sie nicht augenblicklich
zu einem bestimmten Zeitpunkt,
sondern fortwährend in unserem Leben stattfindet.
Der Heilige Geist ist der Akteur bei der Heiligung.
Er wirkt im Herzen eines jeden Gläubigen,
um ihn Christus ähnlicher zu machen. Allerdings
tut Er das durch das Wort. Man kann einfach nicht
sein Verhalten Gott wohlgefälliger machen, wenn
man dies unabhängig vom Wort Gottes versucht.
Der Heilige Geist muss Seine effektivste Waffe
benutzen – das Schwert des Geistes –, wenn
Er euch und eure Kinder verändern soll. Wie die
Wiedergeburt, so ist auch die Heiligung ein Werk
Gottes. Doch an diesem Werk Gottes sind wir beteiligt.
Die einzige Weise, wie wir daran beteiligt
sein können, ist: die Bibel gründlich zu kennen,
zu verstehen und zu glauben. Als Eltern sind wir
auch daran beteiligt, dass Gott an unseren Kindern
wirkt, indem wir ihnen das Wort Gottes ins
Herz vermitteln.
Ich habe erstaunlich viele Christen getroffen,
die meinen, in der Gnade wachsen zu können,
ohne regelmäßig und fortlaufend Zeit mit der Bibel
zu verbringen, d. h. indem sie die Bibel lesen,
studieren, auswendig lernen, darüber nachsinnen
und aktiv zuhören, wo aus ihr verkündigt und gelehrt
wird. Auch auf die Gefahr hin, es zu übertreiben,
will ich es so sagen: Egal, wie viel Zeit ihr
damit verbringt, zu beten und zu fasten, Gemeinschaft
mit anderen Christen zu haben, zu predigen
oder zu evangelisieren: Wenn ihr keine oder
nur wenig Zeit mit Gottes Wort verbringt – oder
genauer gesagt: wenn das Wort Gottes nicht reichlich
in euch wohnt (Kol. 3,16) –, legt ihr trotz aller
guten Absichten dem Heiligen Geist quasi Handschellen
an. Nein, es ist nicht so, dass Er nicht wirken
könnte, wenn ihr nicht mitmacht. Aber Gott
hat einfach nicht verheißen, unabhängig von Seinem
Wort zu wirken!
Jay Adams schreibt: »Dass der Heilige Geist
durch die Schrift wirkt, wird … durch folgendes
bestätigt: [Was 2. Timotheus 3,16 von der Bibel
sagt], wird auch ebenso vom Geist gesagt. Zum
Beispiel heißt es, dass alle vier unten aufgezählten
Dinge, welche die Heilige Schrift bewirkt, auch
der Heilige Geist tut:
1. »Belehrung«: vergleiche 1. Johannes 2,27.
2. »Überführung«: vergleiche Johannes 16,7-11.
3. »Zurechtweisung« bzw. Korrektur:
vergleiche Galater 6,1; 5,22-23.
4. »Erziehung in der Gerechtigkeit«:
vergleiche Galater 5,16-18; Römer 6-8.
In jedem dieser Bereiche wirkt der Geist durch die
Heilige Schrift.1
Ein weiterer Beweis, dass der Geist durch das Wort
Gottes wirkt, ergibt sich aus dem Vergleich von
zwei biblischen Parallelstellen. Epheser 5,18 fordert
uns auf: »Und berauscht euch nicht mit Wein, was
Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geistes.« Dem
folgt eine Reihe allgemeiner Belehrungen und
Anweisungen an bestimmte Personen, die sich aus
dem zuerst genannten Befehl ergeben, voll Geistes
zu sein. Und dieselben Anweisungen findet man
geradezu wörtlich in Kolosser 3,16ff, wo sie jedoch
nicht dem Geist, sondern dem Wort Gottes zugeordnet
werden: »Lasst das Wort des Christus reichlich
in euch wohnen…« Die Ähnlichkeit dieser beiden
Schriftstellen verdeutlicht nicht nur, wie eng die
Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und dem
Wort Gottes ist. Sie erklärt auch, wie Er uns erfüllt.
Das Leben eines Menschen wird in dem Maß vom
Geist erfüllt sein, wie er dem Gottes Wort ermöglicht,
sein Herz zu erfüllen.
Wenn ihr also wollt, dass eure Kinder gerettet,
geheiligt und vom Geist erfüllt werden, müsst ihr
(im Voraus) Zeit investieren, um sie in der Heiligen
Schrift zu unterweisen. Bedenkt, dass die
Frucht des Geistes nicht über Nacht wächst. Vielmehr
muss sie sich allmählich entwickeln; und
das geschieht in dem Maß, wie man mit dem Wort
Gottes ernährt wird.
Entnommen aus dem Buch: »Kinderherzen lehren«, Betanien-Verlag
24 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
1 Jay Adams: »How to Help People Change«, Zondervan Publishing House. voiceofhope.de | 25
Glaubensvorbilder
Wie dankbar können wir sein, dass es in der Vergangenheit viele geistliche Vorbilder
gegeben hat! Einige dieser Vorbilder sind in Vergessenheit geraten, andere
kennen wir noch. Gewisse Prediger, Missionare und Autoren sollten wir kennen,
und dabei müssen wir ihr Leben anschauen – wie sie Gott bis an ihr Ende
vertrauten – und uns ihren Glauben zum Vorbild nehmen.
NEHMT EUCH IHREN GLAUBEN ZUM VORBILD!
»Gedenkt an eure Führer, die euch das Wort Gottes gesagt haben;
schaut das Ende ihres Wandels an und ahmt ihren Glauben nach!« (Hebräer 13,7)
Der Schreiber des Hebräerbriefs fordert die Leser auf,
an die geistlichen Lehrer zu gedenken.
An die, welche ihnen das Wort Gottes gepredigt und gelehrt haben.
»Gedenkt an sie – an ihr Predigen, ihr Beten, ihren Rat, ihr Vorbild! Strebt nach
der Gnade des Glaubens, durch den sie so gut lebten und starben.
Schaut das Ergebnis ihres Lebenswandels an.
Verpflichtet euch, dem gleichen echten Glauben zu folgen,
in welchem eure Lehrer euch unterwiesen haben!«
Matthew Henry
DER FÜRST DER PREDIGER – Charles Spurgeon
BUCH: Bestell-Nr.: 875.431 | 144 Seiten
CD: Bestell-Nr.: 875.471 | MP3, 3h 27min
DAS FEUER DER REFORMATION – Martin Luther
BUCH: Bestell-Nr.: 875.432 | 144 Seiten
CD: Bestell-Nr.: 875.472 | MP3, 3h 33min
RETTERIN BEI NACHT – Amy Carmichael
BUCH: Bestell-Nr.: 875.433 | 160 Seiten
CD: Bestell-Nr.: 875.473 | MP3, 3h 36min
EIN ABENTEUER BEGINNT – Hudson Taylor
BUCH: Bestell-Nr.: 875.434 | 160 Seiten
CD: Bestell-Nr.: 875.474 | MP3, 4h 16min
DAS LEBEN IST EIN ABENTEUER – Robert M. M’Cheyne
BUCH: Bestell-Nr.: 875.435 | 152 Seiten
CD: Bestell-Nr.: 875.475 | MP3, 3h 39min
26 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
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voiceofhope.de | 27
voiceofhope.de | 27
Lange schon hatte ich im Sinn, einen Bibelleseplan zu entwerfen,
der es so vielen, wie Gott dazu bereit macht, ermöglichen sollte,
die ganze Heilige Schrift einmal im Jahr durchzulesen, so dass
alle zur gleichen Zeit den gleichen Anteil an Nahrung
von der grünen Weide zu sich nehmen.
28 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
Robert Murray
M’Cheyne
„ “
KOSTENLOS
DEN BIBELLESEPLAN
HERUNTERLADEN
Eine Zusammenfassung seines Lebens
Robert wurde 1813 in Edinburgh, der
Hauptstadt Schottlands, in eine Rechtsanwalts-Familie
geboren. Ein kurzer
Spaziergang von ihrem Zuhause aus führte Robert
zum Stadtzentrum mit Blick auf die berühmte
Burg. Nach dem Abschluss der Highschool besuchte
der junge Mann die Universität von Edinburgh.
Seine Fächer umfassten Griechisch, Latein, Französisch,
Turnen und Rhetorik. Er schrieb außerdem
Gedichte in Englisch, Latein und Griechisch.
Obwohl er in einer christlichen Familie aufwuchs,
fand Robert in seiner Kindheit noch nicht
zum persönlichen Glauben an Jesus. Er dachte, im
Christentum ginge es einfach nur darum, ein gutes
Leben zu führen. Sein Bruder David erkrankte
als junger Mann an Tuberkulose. Robert, der seinen
Bruder innig liebte, war tief beeindruckt von
dem Frieden und der Freude, mit der David 1831
starb. Gott gebrauchte dieses tragische Erlebnis,
um Roberts Herz zu erwecken, sodass er begann,
Gott zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt war Robert
schon bei einem Predigerseminar.
1835 wurde der junge Mann Hilfsprediger
und unterstützte Pastor John Bonar in Larbert
und Dunipace. Im folgenden Jahr wurde er nach
Dundee berufen, um dort als Prediger und Pastor
der St. Peter’s Church eingesetzt zu werden. Sie
stand in einer ärmlichen Gegend der Stadt, wo
viele Krankheiten weit verbreitet waren. Das war
nicht der ideale Ort für jemanden, der gesundheitlich
angeschlagen war; aber Robert wusste,
dass Gott ihn dort haben wollte. Seine Schwester
Eliza kümmerte sich um seinen Haushalt.
Robert war noch nicht lange in Dundee, als seine
Gemeinde zu wachsen begann. Er war einer der
begabtesten Prediger seiner Zeit, und die Menschen
kamen von weither, um ihn zu hören. Seine
Predigten bewegten insbesondere junge Leute,
und viele wurden unter seinem Dienst zu wahren
Christen. Allerdings war ihr Pastor von Krankheit
geplagt, und gegen Ende des Jahres 1838 wurde
ihm geraten, eine längere Arbeitspause einzulegen.
Er begab sich zu seinen Eltern nach Edinburgh,
um sich dort auszuruhen und zu erholen.
Zu dieser Zeit waren Pastoren aus Schottland
daran interessiert, das jüdische Volk mit dem
Evangelium zu erreichen. Es wurde vereinbart,
eine Delegation zur Erkundung der Lage nach Jerusalem
und in andere Teile Europas zu entsenden,
in denen es jüdische Gemeinschaften gab.
Einer der ausgesandten Teilnehmer musste sich
aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, und
Robert wurde eingeladen, an seiner Stelle mitzugehen
– obwohl auch sein Gesundheitszustand
alles andere als gut war. Er war immer an missionarischen
Einsätzen interessiert, insbesondere
an solchen unter dem jüdischen Volk, und nahm
die Einladung an. Zusammen mit Andrew Bonar,
Alexander Keith und Alexander Black verbrachte
Robert mehrere Monate im Ausland.
Kurz bevor sie nach Schottland zurückkehrten,
hörten Andrew Bonar und Robert die Nachricht
von einer Erweckung in Dundee; aber erst
nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat entdeckten
sie, dass Gott den stellvertretenden Prediger, dem
Robert die Verantwortung übertragen hatte, gebraucht
hatte, um durch seine Verkündigung eine
Erweckung zu bewirken. Wundervolle Dinge waren
in M’Cheynes Abwesenheit geschehen, Dinge,
um die er immer gebetet hatte, seitdem er Pastor
geworden war. Hocherfreut über die Erweckung
und begeistert über die Bekehrungen, die stattgefunden
hatten, und darüber, dass der Glaube von
eingeschlafenen Christen wiederbelebt worden
war, nahm Robert den Predigtdienst in seiner Gemeinde
wieder auf.
Die 1840er Jahre waren schwierige Jahre in der
schottischen Kirchengeschichte, und Robert war
stark an den Bemühungen beteiligt, die Versuche
des Staates, sich in die Gemeinden einzumischen,
zu verhindern. Den Höhepunkt dieser Bemühungen
bildete die Gründung der reformierten Gemeinden
in Schottland. Doch nur wenige Wochen,
bevor dies geschah, durfte Roberts Seele nach einer
weiteren Krankheit zu Seinem Herrn heimgehen.
Sein Tod traf Dundee schwer. Als Zeichen
der Hochachtung vor dem verstorbenen 29-jährigen
Pastor wurden die Fenster verdunkelt und die
Geschäfte geschlossen. Obwohl Robert Murray
M’Cheyne weniger als sieben Jahre als Prediger
gedient hatte, war er einer der einflussreichsten
Prediger des 19. Jahrhunderts, und sein Andenken
wird sowohl in Schottland als auch im Ausland
immer noch hoch geschätzt.
voiceofhope.de | 29
www.voh-missionswerk.de/blog/ein-bibelleseplan-von-robert-murray-mcheyne/
JAQUELLE CROWE
UNSER WACHSTUM
Ein Auszug aus dem Buch »Das verändert alles«
Die Pflege von Pflanzen erinnert mich daran,
dass Wachstum eine Menge Arbeit
bedeutet. Es erfordert Zeit und Aufmerksamkeit
und Planung und Beschneiden und Düngen
und Gießen und Jäten und Sonnenschein.
Wenn auch nur eine dieser Anforderungen nicht
erfüllt wird, wird die Pflanze mit Sicherheit eingehen.
Das Kultivieren einer Pflanze erfordert
echte, regelmäßige Arbeit.
Ebenso wie das Hineinwachsen in die Ähnlichkeit
Jesu.
WACHSEN ODER STERBEN
Wachstum ist eine notwendige Überlebensfunktion
für alle Lebewesen. Wenn eine Blume
wächst, ist sie lebendig. Wenn sie damit aufhört
(oder nie damit beginnt), verkümmert sie und
stirbt. Das ist elementare Biologie. Das Gleiche
gilt für Christen. Die Bibel lehrt uns, dass alle
Menschen vom Beginn ihres Lebens an geistlich
tot sind. »Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um
Seiner großen Liebe willen, mit der Er uns geliebt hat,
auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen,
mit dem Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr
errettet!« (Eph. 2,4-5), erinnert der Apostel Paulus
die Gläubigen in Ephesus. Menschen werden aus
Gnade, durch den Glauben an das Evangelium
Jesu Christi errettet. Als wir Christen wurden,
wurden wir zu hellwachen und hungrigen geistlichen
Neugeborenen, durstige Sprösslinge, mit
einem neuen Blick auf diese Welt. Und sofort begannen
wir zu wachsen.
Dieses Wachstum wird niemals aufhören. Es
ist ein Zeichen geistlichen Lebens. Wir werden unweigerlich
immer weiter lernen und wachsen, und
wachsen und lernen, in einem fort, für immer. Ein
Christ, der nicht wächst, ist ein Widerspruch in
sich selbst. So etwas gibt es einfach nicht. Christus
nachzufolgen bedeutet, ein Leben lang zu lernen.
Wir wachsen, weil wir lebendig sind.
UNTERSCHEIDUNGS-
VERMÖGEN = WACHSTUM
Aber wir können nicht ohne Unterscheidungsvermögen
wachsen. Diese beiden Dinge sind untrennbar
miteinander verbunden. Was ist Unterscheidungsvermögen?
Es ist einfach nur die Fähigkeit,
den Unterschied zwischen richtig und falsch –
oder, wie C.H. Spurgeon so schön sagte, zwischen
»richtig und fast richtig« – zu definieren und entsprechend
zu handeln. Es geht darum, unser Leben
im Ganzen zu betrachten; alles zu überprüfen,
was uns begegnet, und zu urteilen zwischen
Gut und Böse, zwischen biblischer und falscher
Lehre, zwischen erbaulicher und schädlicher Unterhaltung,
zwischen Heiligkeit und Sünde. In 1.
Thessalonicher 5,21 wird uns gesagt: »Prüft alles, das
Gute behaltet!« Wachstum und Unterscheidungsvermögen
sind wie ein sich selbst verstärkender
Kreislauf, ein kostbarer Kreislauf. Wo geistliches
Wachstum stattfindet, da wird es geistliches Unterscheidungsvermögen
geben.
Unterscheidungsvermögen ist jedoch nicht
so etwas wie ein übertriebener Kritizismus, der
deine Fähigkeit, etwas wertzuschätzen, beeinträchtigt
und dich in einen erbitterten Wachhund
verwandelt, der nur die Fehler anderer aufspürt.
Stattdessen ist es ein heiliger Aufruf, zu prüfen,
was Gott gefällt und was nicht (Röm. 12,1-2). Es
gibt dir eine befreiende Freiheit, das Wahre und
Schöne zu genießen, und gleichzeitig das Hässliche
und Falsche abzulehnen. Unterscheidungsvermögen
ist gleich Wachstum.
WIE ERLANGEN WIR NUN
UNTERSCHEIDUNGSVERMÖGEN?
Im vierten Kapitel seines Briefes an die Gemeinde
in Ephesus stellt Paulus für sie eine Verbindung
zwischen dem Wachstum und dem Unterscheidungsvermögen
her. Er erklärt, dass wir als
Christen, wenn wir von gottesfürchtigen Lehrern
lernen, in Christus »heranwachsen« und immer weniger
wie Unmündige sein werden, die »hin- und
hergeworfen und umhergetrieben [sind] von jedem Wind
der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen,
durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen«
(Vers 14). Stattdessen werden wir, wenn wir an
Reife und Weisheit zunehmen, auch mehr Unterscheidungsvermögen
erlangen. Und während
wir das tun, werden wir »heranwachsen in allen Stücken
zu Ihm hin, der das Haupt ist, der Christus« (V. 15).
Und da haben wir wieder diesen schönen, sich
selbst fördernden Kreislauf – Wachstum regt das
Unterscheidungsvermögen an, welches wiederum
das Wachstum fördert, welches abermals das
Unterscheidungsvermögen anregt ... du verstehst
schon. Wir sehen dies praktisch in Epheser 4.
Wenn nun also Unterscheidungsvermögen
erforderlich ist, um geistlich zu wachsen, wie erlangen
wir es dann? Wie auch alles andere Gute
in unserem Leben ist es letztlich Gott, der es uns
schenkt (Dan. 2,21). Sein Geist wirkt in unseren
Herzen und bewirkt eine dauerhafte Veränderung.
Er hat uns aber auch die Verantwortung
übertragen, Unterscheidungsvermögen zu suchen
und zu finden. In Epheser 5,10 sagt Er: »Prüft also,
was dem Herrn wohlgefällig ist.« Es gibt zwei große
Möglichkeiten, wie wir das tun können.
Schaue ins Wort Gottes und lerne daraus
Gott ist die Quelle von allem, was richtig und wahr
und würdig ist. Er ist das felsenfeste Fundament
des Unterscheidungsvermögens; wo könnte man
also besser danach suchen als in Seinem Wort?!
Zu Beginn des 2. Kapitels der Sprüche heißt es,
dass Gott dir Unterscheidungsvermögen (Verständnis
und Einsicht) geben wird, wenn du Seine
wahren Worte annimmst, sie studierst und liebst.
Wenn wir unsere Gedanken auf die Dinge Gottes
ausrichten, vertiefen wir uns in das, was vollkommen
richtig ist, und schützen uns dadurch vor
Verführung (Mt. 16,23).
Gott hat Seine Wahrheit in der Heiligen Schrift
niedergeschrieben, und wir haben uneingeschränkten
Zugang dazu. Indem wir sie studieren,
können wir sie als objektiven Maßstab und
Messlatte verwenden, um die Lehre zu beurteilen,
der wir begegnen. Wenn du mehr Unterschei-
voiceofhope.de | 31
dungsvermögen wünschst, lies die Bibel. Wenn du
wachsen willst, lies die Bibel.
Bitte Gott um Unterscheidungsvermögen
Die zweite Möglichkeit, um Unterscheidungsvermögen
zu erlangen, scheint zu einfach und außerdem
klischeehaft zu sein: Bete darum! Aber Gott
ist Derjenige, der uns Unterscheidungsvermögen
schenkt; also sollten wir darum bitten. Wenn wir
wachsen wollen, müssen wir darum bitten. Das ist
es, was Salomo tat, als er König von Israel wurde.
Gott erschien ihm im Traum und sagte: »Bitte, was
Ich dir geben soll!« (1.Kön. 3,5). Es war eine vorbehaltlose
Aufforderung.
Salomo antwortete in großer Ernsthaftigkeit
und Demut: »Weil Du nun, o HERR, mein Gott, Deinen
Knecht zum König gemacht hast anstelle meines
Vaters David, ich aber ein junger Bursche bin, der weder
aus- noch einzuziehen weiß; und weil Dein Knecht mitten
unter Deinem Volk ist, das Du erwählt hast, einem
Volk, das so groß ist, dass es vor Menge niemand zählen
noch berechnen kann – so gib Du Deinem Knecht doch ein
verständiges Herz, dass er Dein Volk zu richten versteht
und unterscheiden kann, was Gut und Böse ist. Denn wer
kann dieses Dein großes Volk richten?« (1.Kön. 3,7-9).
Er war gerade erst zum König gekrönt worden.
Er hätte um politische Macht, Sieg im Kampf, Beliebtheit,
Ruhm oder unaufhörlichen Erfolg bitten
können. Stattdessen bat er um das Wertvollste, das
er kannte – um Unterscheidungsvermögen. Nimm
dir ein Beispiel an Salomo und bitte demütig und
ernsthaft den Herrn, den Geber der Wahrheit, dir
Unterscheidungsvermögen zu schenken. In Jakobus
1,5 lesen wir: »Wenn es aber jemand unter euch an
Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern
und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden.«
Gott ist die Quelle der Wahrheit. Wenn du also
wissen möchtest, was richtig ist, dann geh zu Ihm.
Bring Ihm deinen Wunsch zum Ausdruck, Ihm
durch Unterscheidungsvermögen zu gehorchen,
und bitte Ihn darum, dich in diesem Bereich zur
Reife zu bringen.
UNTERSCHEIDUNGSVERMÖGEN
IN DER PRAXIS
Wenn du ein Christ bist, dann besagt das Evangelium,
dass du wachsen wirst. Und wenn du wächst,
dann besagt das Evangelium, dass du Unterscheidungsvermögen
entwickeln wirst. In der realen
Welt Unterscheidungsvermögen zu entwickeln,
kann jedoch schwierig sein. Während Gottes Wort
unfehlbar ist, ist es die Lehre der Menschen nicht.
Und die Lehre kommt nicht nur von der Kanzel zu
uns. Sie kommt aus Büchern, von Bildschirmen,
von Schulen, von der Musik, von der Kultur – im
Grunde genommen von überallher. Wir begegnen
ihr täglich, und unsere von Gott gegebene
Verantwortung als Nachfolger Jesu besteht darin,
den Unterschied zwischen dem, was wahr ist, und
dem, was falsch ist, zu erkennen.
Ich möchte, dass wir uns nun drei von Menschen
gelenkte Medien genauer anschauen, durch
die wir wachsen (und bei denen wir folglich Unterscheidungsvermögen
anwenden müssen): Bücher,
Musik und Predigten.
LIES, UM ZU WACHSEN
Das Evangelium beeinflusst zutiefst alles in unserem
Leben, auch das, was wir lesen. Bücher
werden von uns nun in einem anderen Licht betrachtet;
das Evangelium drängt uns dazu, vorsichtige
und wachsame Leser zu sein. Gleichzeitig
ermöglicht es uns, auch durch Bücher zu wachsen,
weil wir Gottes Gnade zu schätzen wissen, die sich
durch Seine Geschöpfe offenbart. Der Autor Tim
Challies sagt: »Finde mir jemanden, der die Welt
verändert hat und der seine Zeit vor dem Fernseher
verbracht hat, und ich finde dir Eintausend,
die stattdessen Bücher lesen.«1
Gute Bücher sind Lehrer – manchmal harte,
manchmal sanfte, manchmal tröstliche, manchmal
überführende, manchmal beunruhigende,
manchmal lebensverändernde, manchmal praxisnahe,
manchmal tiefgreifende. Sie erweitern
unseren Verstand und Horizont und vertreiben
die Versuchung, einen Tunnelblick anzuwenden.
Sie lehren uns mehr über die Welt und mehr über
die Bibel und mehr über Menschen und mehr
über Freude und mehr über Heiligkeit und mehr
über die Ewigkeit und mehr über Beziehungen
und mehr über die Sünde und mehr über das
Leid. Sie machen uns intelligenter und einfühlsamer.
Sie machen uns zu schärferen Beobachtern
und kritischeren Denkern. Bücher machen
uns besser.
C.H. Spurgeon sagte einmal sehr treffend: »Gib
dich dem Lesen hin. Der Mensch, der niemals
liest, wird niemals gelesen werden. Wer niemals
zitiert, wird niemals zitiert werden. Wer die Gedanken,
die aus dem Verstand anderer Menschen
stammen, nicht nutzen will, beweist damit, dass
er selbst keinen Verstand hat. Du musst lesen.«
Was sollen wir aber lesen? Ein Satz, der mir
geholfen hat, lautet: »Lies breitflächig, aber gewählt.«
Ich möchte also nicht nur Bücher aus einer
bestimmten Buchgattung oder Zeitperiode lesen.
Das würde meine Sicht von Gottes umfassender
und reichhaltiger Wahrheit und Seiner Gnade
und Begabungen im Leben anderer verzerren.
Ich möchte Theologie, Biografien, Fachliteratur,
Geschichte, Lebenserinnerungen, Altes, Neues
usw. lesen. Aber ich möchte ein Leser sein, der
differenziert und selektiv liest. Ich möchte unterscheiden,
was das Beste ist, was meiner Seele am
meisten nützt und was am reichhaltigsten und
lohnendsten ist. Nicht alle Bücher sind von gleicher
Art. Das Unterscheidungsvermögen sollte
uns dazu verpflichten, Buchdeckel sowohl zu öffnen
als auch zu schließen. Hab niemals Angst vor
Büchern. Sie sind keine Meister, nur Werkzeuge.
Elf empfehlenswerte Bücher
Hier sind elf Bücher, die mächtige Werkzeuge für
dein Wachstum sein können. (Vielleicht solltest
du einen Blick zurück auf die Bücher werfen, die
dein Leben am meisten geprägt haben, und deine
eigene Top-Liste erstellen.)
»Wie man die Bibel studiert« von John MacArthur
»Die Heiligkeit Gottes« von R.C. Sproul
»Gott wohlgefällig leben« von R.C. Sproul
»Der Preis der Nachfolge« von Steven J. Lawson
»Das Evangelium« von Ray Ortlund
»Wie du die Bibel lieben lernst« von Joel R. Beeke
»Was jeder Christ wissen muss ...« von John Owen
»Gedanken für junge Männer« von J.C. Ryle
»Was ist Gebet?« von John Bunyan
»Die Pilgerreise« von John Bunyan
»Seid heilig!« von J.C. Ryle
Dieses Buch richtet sich an Jugendliche, die den Status
quo und die niedrigen Standards, die unsere Kultur
für uns setzt, abzulehnen bereit sind. Es ist für
diejenigen von uns, die ihre Jugendjahre nicht damit
verbringen wollen, sich zurückzulehnen, sondern aufzustehen
und tief in das einzutauchen, was Jesus darüber
sagt, wie man Ihm nachfolgt.
Dieses Buch wird Dir helfen zu erkennen, wie die Wahrheit
über Gott alles verändert – unsere Beziehungen,
unsere Zeit, unseren Umgang mit Sünde, unsere Gewohnheiten
und vieles mehr – und uns dazu befreit,
ein freudiges, gehorsames und Christus verherrlichendes
Leben zu führen, selbst wenn wir noch jung sind.
32 | Die Kraft des Evangeliums 3/2022
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Besonnen und
keusch sein
Ich kann noch immer meinen Vater sagen hören:
»Dieses Kind hat nur Wind im Kopf!«
Und weißt du was? Manchmal meinte er
mich damit! Und soll ich dir noch etwas sagen?
Er hatte recht! Mein Vater gab sich viel Mühe, etwas
»Sinn« in mich hineinzubekommen. Er hatte
nicht immer Erfolg damit, auch wenn er es verdient
hätte. Und so wuchs ich zu einer jungen Frau
heran, der immer noch das fehlte, was mein Vater
als »guten Sinn« bezeichnete.
Du brauchst nicht weit zu gehen, um junge
Frauen zu finden, denen es – genau wie mir früher
– am »guten Sinn« mangelt. Was mein Vater
»guten Sinn« nennt, bezeichnet die Bibel als »besonnen
sein« (Tit. 2,5). Natürlich wusste Gott, dass
es den Frauen – seit jenem Moment, in dem Eva
sündigte – schwer fallen würde, immer besonnen
zu sein. Also befahl Er den älteren Frauen, den
jüngeren Frauen beizubringen, besonnen zu sein,
und sie dazu anzuhalten und zu ermutigen.
»Besonnen sein« ist die Übersetzung des griechischen
Wortes sophron. Sophron ist ein breiter
Begriff und bedeutet »von gesundem Verstand,
vernünftig, umsichtig, selbstbeherrscht, mäßig,
züchtig«. Ausgehend von diesen Bedeutungen
dachte ich an einige praktische Anwendungen. Die
ältere Frau soll die jüngeren Frauen lehren und ermutigen,
sich diese Eigenschaften anzueignen.
BIBLISCHE PRIORITÄTEN
SETZEN
Viele junge Frauen wollen heute alles auf einmal haben.
Sie wollen einen Mann, Kinder und Bildung
und Karriere. Aus diesem Grund stehen sie in der
Gefahr, die Beziehung zu ihrem Mann und zu den
Kindern (von Gott ganz zu schweigen) ernsthaft
zu gefährden, nur um ihren Willen durchsetzen
zu können. Ich habe schon von mehr als nur einer
Frau gehört, die fest entschlossen war, jedes
diesbezügliche Hindernis zu überwinden – seien
es die Finanzen oder die nötige Pflege der Kinder
–, um die Ziele ihrer Karriere zu erreichen. Milde
ausgedrückt, verhält sie sich nicht sehr besonnen.
Besonnen ist ein altmodisches Wort und bedeutet
»weise, vernünftig«. Da der Tag nur so wenige
Stunden hat, müssen junge Frauen und Mütter
besonnen darüber entscheiden, wie sie diese
nutzen. Sie könnten von der Warnung profitieren,
die Paulus den Ephesern gab: »Seht nun darauf, wie
ihr mit Sorgfalt wandelt, nicht als Unweise, sondern als
Weise; und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.
Darum seid nicht unverständig, sondern seid verständig,
was der Wille des Herrn ist!« (Eph. 5,15-17).
In Psalm 90 spricht Mose von der Weisheit, die
uns von Gott zugemessenen Tage zu nutzen: »Lehre
uns unsere Tage richtig zählen, damit wir ein weises
Herz erlangen!« (Ps. 90,12).
Je älter ich werde, desto mehr denke ich über die
mir noch verbliebene Zeit nach. Wenn ich (so der
Herr will) noch zwanzig weitere produktive Jahre
im Dienst für Ihn vor mir habe, dann möchte ich
am Ende dazu in der Lage sein, auf diese Jahre zurückzuschauen
und zu sehen, dass ich durch Seine
Gnade Sein höchstes Ziel für mein Leben erreicht
habe. Gott gebrauchte diesen Wunsch in meinem
Leben, um mich davon abzuhalten, an einer großen,
christlichen Universität den Magistertitel
in Religion zu erwerben, so dass ich stattdessen
das Buch »Eine tugendhafte Ehefrau«1 schreiben
konnte. Was ist aus der Sicht auf die Ewigkeit wohl
wichtiger? Offensichtlich, den Frauen zu helfen,
gottesfürchtige Ehefrauen zu werden.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine junge
Frau entweder nicht versteht oder aber dagegen
rebelliert, dass ihr Dienst in erster Linie zu Hause
stattzufinden hat. Sie hat sowohl ihrem Mann zu
dienen, als auch den Kindern und der Gemeinde.
Oft haben junge Frauen unweise und unbiblische
Prioritäten. Sie können sehr beschäftigt und fleißig
sein, dabei aber nicht das tun, was der Herr
von ihnen erwartet. Die älteren Frauen sollten das
biblische Konzept lehren, es vorleben und die jüngeren
Frauen dazu ermutigen, es in ihrem persönlichen
Leben umzusetzen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Frau,
nur weil sie etwas für den Herrn tut, nicht unbedingt
das tut, was Er in dem Moment von ihr erwartet.
Wenn eine Frau ihre eigene Familie vernachlässigt
und gegen den Rat ihres Mannes zu
verschiedenen Veranstaltungen fährt, sind ihre
Prioritäten unbiblisch. Wenn dieser Dienst der
Wille Gottes für sie ist, wird sie ihn auch dann
noch tun können, wenn ihre Kinder erwachsen
sind und sie mehr Zeit für andere Dinge hat. Alles
hat seine Zeit im Leben. Dienste, die außerhalb
des Hauses viel Zeit in Anspruch nehmen,
sind gewöhnlich für eine junge Frau und Mutter
nicht vernünftig.
34 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
MARTHA PEACE
voiceofhope.de | 35
Vielleicht fragst du dich, ob eine junge Frau und
Mutter überhaupt etwas außerhalb des Hauses
machen sollte. Natürlich ist es keine Sünde, wenn
sie es tut. Was sündig ist, sind unbiblische Prioritäten
und unweiser Umgang mit Zeit und Energie.
Neulich fragte mich eine junge Fraue nach Prioritäten.
Sie hatte zwei kleine Kinder und sagte:
»Heute ist Donnerstag, und ich war diese Woche
bisher jeden Abend in der Gemeinde. Was denken
Sie darüber?« Nun, ich denke, das ist zu viel. Offensichtlich
war sie frustriert. Ich empfahl ihr, mit
ihrem Mann darüber zu sprechen und einige Aktivitäten
einzustellen. Es ist für sie viel vernünftiger,
weniger »für den Herrn« zu tun und stattdessen
ihre Prioritäten biblisch richtig zu setzen
– ihrem Mann zu dienen, für die Familie zu sorgen,
die Kinder »in der Zucht und Ermahnung des
Herrn« aufzuziehen – und diese Dinge gut und
gerne für den Herrn zu tun (Eph. 6,4; 5,22-24).
KEUSCH SEIN
Als ich Christ wurde, dachte ich, ich sei so heilig!
Ich fühlte mich sogar heilig. Dann kam der Tag, an
dem ich entdeckte, dass auch Gedanken sündig
sein können. An dem Punkt erkannte ich, dass ich
nicht annähernd so heilig war, wie ich angenommen
hatte. Tatsächlich beging ich ständig große
Sünden gegen Gott.
Das griechische Wort für »keusch sein«, das in
Titus 2,5 verwendet wird, ist hagnos. Hagnos bedeutet
»frei von ritueller Verunreinigung; heilig; geweiht;
züchtig; rein; frei von Sünde; unschuldig, lauter,
unbefleckt«. Dieses Wort ist dem Wort hagios ähnlich,
das oft mit »heilig« übersetzt wird. Diese rechte,
wirkliche Keuschheit oder Reinheit besteht nicht
nur in äußerlicher Bescheidenheit, sondern auch
in innerem Freisein von sündigen Gedanken. Oft
denkt man, die Bindung an sündige Lust sei ein reines
Männerproblem. Doch das stimmt nicht. Auch
Frauen können sich in die Welt der Fantasie, Selbstbefriedigung,
Pornografie und Unmoral verleiten
lassen. Das alles beginnt in der Gedankenwelt.
REINE GEDANKEN
Das Herz des Menschen – im biblischen Sinne –
ist sein inneres Wesen. Es beinhaltet die Art, wie
er denkt und was ihn motiviert. Wir sind vor Gott
voll dafür verantwortlich, was wir tun und was wir
denken. Der Herr Jesus Christus war sehr besorgt
um die Reinheit des Menschenherzens. Er erklärte,
dass das Herz durch die Gedanken unrein wird,
die sich dann auch nach außen kundtun.
»Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt
aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen.
Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord,
Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen.
Das ist’s, was den Menschen verunreinigt! Aber
mit ungewaschenen Händen essen, das verunreinigt den
Menschen nicht« (Mt. 15,18-20).
Es ist also äußerst wichtig, dass jede christliche
Frau sich von allen sündigen Tagträumen, sexuellen
Fantasien und von der Selbstbefriedigung
abwendet. Es ist gewöhnlich sehr schwer, mit
diesen sündigen Gewohnheiten zu brechen, aber
durch Gottes Gnade ist es nicht unmöglich. Wenn
eine Frau sich angewöhnt hat, lüstern zu denken,
kann sie es sich durch Gottes Gnade auch wieder
abgewöhnen. Wenn sich ein unreiner Gedanke in
ihr einnistet, dann muss sie ihn durch einen Gedanken
ersetzen, der Gott verherrlicht. Die Sünde
erzeugt für eine kurze Zeit ein gewisses Maß an
Befriedigung, aber dieser kurze Spaß ist es nicht
wert, sich vor Gott Schuld aufzuladen.
Die biblischen Kriterien für reine Gedanken
finden wir in Philipper 4,8: »Im Übrigen, ... alles,
was wahrhaftig, was ehrbar, was rein, was liebenswert,
was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes
ist, darauf seid bedacht!« Dabei handelt es
sich um genau die Gedanken, die nicht zur Lust
führen. Je größer die sexuelle Lust ist, desto härter
muss eine Frau daran arbeiten, ihre Gedanken
von ihr abzuwenden und ihr Gemüt auf Gott
auszurichten.
Auf diesem Gebiet Fragen zu stellen, kann
für die ältere Frau peinlich und für die jüngere
Frau demütigend sein. Je sachlicher die ältere
Frau ihre Fragen stellt, desto leichter wird es der
jüngeren Frau fallen, sich zu öffnen und mit ihr
zu reden. Offensichtlich sind diese Themen sehr
heikel und sollten für einen Zeitpunkt aufgehoben
werden, an dem man eine gute Beziehung
aufgebaut hat. Wenn die jüngere Frau ein Problem
hat, sollte die »Titus-2-Frau« sie gelegentlich
freundlich zur Rechenschaft ziehen und fragen,
wie sie sich diesbezüglich entwickelt. Es kann
hilfreich sein, die jüngere Frau dazu aufzufor-
dern, niederzuschreiben, was sie denken möchte,
wenn sie das nächste Mal versucht wird. Zum
Beispiel könnte sie in Gedanken für jemanden
beten oder ein Lied singen, das Gott ehrt.
Die ältere Frau sollte der jüngeren beibringen,
gottesfürchtige, reine Gedanken zu hegen und zu
pflegen, und sollte sie außerdem dazu anhalten,
Situationen zu vermeiden, in denen sie versucht
werden kann.
NICHT VORSORGE FÜR DAS
FLEISCH BETREIBEN
Der Apostel Paulus machte klar, dass jede Handlung
eines Christen vor dem Herrn rein sein sollte.
Christen müssen sich von ihrem alten, lüsternen
Lebensstil abwenden. »Die Nacht ist vorgerückt, der
Tag aber ist nahe. So lasst uns nun ablegen die Werke der
Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Lasst uns
anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schlemmereien
und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen,
nicht in Streit und Neid; sondern zieht den Herrn
Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht bis zur
Erregung von Begierden!« (Röm. 13,12-14; Hervorhebung
hinzugefügt).
Nicht zu viel Vorsorge für das Fleisch zu betreiben
bedeutet für eine Frau, bestimmte Dinge
zu meiden, wie z. B. Seifenopern, Liebesromane,
Pornografie, faules Herumliegen, bestimmte Musikrichtungen,
Tagträume, usw. Ich kannte eine
junge Mutter und bekennende Christin, die nicht
nur viel für ihr Fleisch vorsorgte, sondern ihr ganzes
Leben nach ihren »Seifenopern« einrichtete.
Wenn sie etwas zu erledigen hatte oder zum Arzt
musste, stellte sie sicher, dass sie rechtzeitig zu
Hause sein konnte, um bestimmte Sendungen im
Fernsehen nicht zu verpassen. An einigen Vormittagen
arbeitete sie wie wild, um hernach ungestört
das Nachmittagsprogramm anschauen zu können.
Sie füllte ihr Herz (ihren Verstand) mit unreinen,
schmutzigen Gedanken. So war es für mich keine
große Überraschung, als sie sich eines Tages von
ihrem Mann scheiden ließ, einfach weil er für sie
»nicht aufregend genug« war. Kein Ehemann kann
so »aufregend« sein wie der Mann, den sich eine
Frau in ihren Gedanken erträumen kann.
Zu viel Vorsorge für das Fleisch kann auch darin
bestehen, dass bestimmte Menschen unsere Begierden
erregen. Wenn sich eine Frau zum Beispiel
in eine homosexuelle Beziehung ziehen lässt, verspürt
sie eine abgöttische Bindung an eine andere
Frau. In einer solch verbotenen Art von Sexualität
sind die Gefühle oft überdimensional stark. Dieser
Einfluss ist wirklich enorm, denn er führt zu der
Tragik, von der Paulus schreibt: »Darum hat sie Gott
auch dahingegeben in entehrende Leidenschaften; denn
ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit
dem widernatürlichen« (Röm. 1,26).
Wenn eine Frau behauptet, eine Christin zu
sein, und nicht bereit ist, ihre Sünde zu lassen,
muss die »Titus-2-Frau« zwei oder mehr Zeugen
mitbringen und sie auf biblische Art und Weise mit
ihrer Sünde konfrontieren (Mt. 18,15-16). Wenn sie
dann nicht zur Umkehr bereit ist, wird sie ein Fall
für die Gemeindezucht. Die ältere Frau sollte zu einem
Ältesten gehen und die Leitung der Gemeinde
in die Sache einschalten (Mt. 18,17-18). Das sind lebensnotwendige
Schritte in dem Prozess, der jungen
Frau beizubringen, rein bzw. keusch zu leben.
Genauso wie es den Herrn verherrlicht, wenn
eine Frau von ihren unreinen Gedanken und Taten
umkehrt, ehrt es Ihn auch, wenn sie keusch
geblieben ist – das verherrlicht Ihn sogar noch
mehr. Auch wenn manch ein Zeugnis sehr aufregend
klingt und es einfach unglaublich erscheint,
auf welche Weise Gott manche Menschen verändert
hat, sind Menschen, die keusch geblieben
sind, eine größere Trophäe Seiner Gnade.
In Titus 1,15 schreibt Paulus: »Den Reinen ist alles
rein.« Dieser Satz bedeutet nicht, dass wir naiv
sein sollten. Er bedeutet auch keineswegs, dass
wir uns unnötigerweise unreinen Einflüssen aussetzen
dürften. Ein grundsätzliches Verständnis
von bestimmten Dingen zu haben, um sich selbst,
die Kinder und andere Frauen schützen zu können,
ist eine Sache – aber es ist eine andere Sache,
schmutzige Bücher zu lesen oder sogar Pornographie
anzuschauen.
Entnommen aus dem Buch: »Lehrerin des Guten«, CMV-Verlag
36 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
voiceofhope.de | 37
31 ADVENTSANDACHTEN
Warum Christus kam
Joel R. Beeke & William Boekestein
Wenn wir über die Geburt Christi nachdenken,
richten wir unsere Aufmerksamkeit oft auf den
detaillierten Bericht des Lukas-Evangeliums. Aber
um den Hauptpunkt der Geschichte zu verstehen
– nämlich, dass der ewige Sohn Gottes unsere
menschliche Natur aus Fleisch und Blut angenommen
hat –, müssen wir aus der gesamten Bibel lernen,
warum Christus wirklich auf die Erde kam.
Warum ist Christus gekommen? Diese 31 Antworten
ermutigen Dich, die Geburt Christi tiefgründiger
zu verstehen und klarer zu sehen, wie sie mit
Seinem gesamten Wirken verbunden ist, und Du
kannst ihre Bedeutung für Dein Leben begreifen.
»Warum Christus kam« eignet sich gut für Familienandachten
oder für die persönliche Stille Zeit
– nicht nur in der Adventszeit. Mit einem Einband
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Zur Weihnachtszeit denken wir traditionsgemäß
an die Geschichte von der Geburt
Christi. Es fühlt sich wie Weihnachten an,
wenn wir uns Joseph und Maria, die Hirten, die
Engel und die Krippe mit dem Jesuskind vorstellen.
Aber um das eigentliche Ausmaß der Hauptaussage
der Geschichte zu verstehen – nämlich
dass der ewige Sohn Gottes unsere menschliche
Natur aus Fleisch und Blut angenommen hat –,
müssen wir aus der gesamten Bibel lernen, warum
Christus wirklich auf die Erde kam.
Leider können wahrscheinlich viele, die vehement
dafür plädieren, an christlichen Weihnachtsbräuchen
festzuhalten, nur wenig über die
Realität und die praktische Bedeutung der Fleischwerdung
(Inkarnation) Christi sagen. Wenn wir
die Beweggründe für das Kommen Christi erfahren,
können wir Seine Geburt tiefgehender feiern,
wir können klarer sehen, wie sie mit Seinem
gesamten Wirken verbunden ist, und wir können
ihre Bedeutung für unser Leben begreifen. Wenn
wir verstehen, warum Jesus auf die Erde kam,
hat das auch einen apologetischen Nutzen. Angenommen,
jemand fragt dich: »Warum ist Jesus auf
die Erde gekommen?« Dir würden wahrscheinlich
ein oder zwei Gründe einfallen. So zutreffend diese
Gründe auch sein mögen, sie würden die Tiefgründigkeit
der Fleischwerdung Christi nur ansatzweise
vermitteln.
Das »Warum« ist ein hervorragender Lehrer,
denn es fragt nach der Bedeutung der Ereignisse,
die wir beobachten. Rudyard Kipling nannte
in einem Gedicht¹ die Frage nach dem »Warum«
einen der »sechs ehrlichen Diener«, die ihm alles
beigebracht haben, was er wusste. Christus Selbst
verwendete diesen »Diener« häufig, wenn Er über
Sein erstes Kommen lehrte. Die Beantwortung der
»Warum«-Frage sollte auch unsere Sicht auf die
Advents- und Weihnachtszeit erweitern und uns
helfen, wichtige Fragen zu beantworten, wie zum
Beispiel: »Warum versammeln wir uns als Gemeinde
und Familie?« »Warum feiern wir zu dieser
Jahreszeit besondere Feste?« »Warum bringt
uns diese Jahreszeit Hoffnung?«
Der Psalmist David sagt, dass die ganze Schöpfung
die Herrlichkeit Gottes verkündet (Ps. 19,2).
Nichts jedoch verherrlicht Gott so sehr wie die
Fleischwerdung Seines Sohnes. Charles Spurgeon
sagte: »Sing, sing, o Christenheit, bis du
nicht mehr kannst; und doch kannst du kein so
herrliches Lied singen wie das von der Fleischwerdung!«
John Owen bemerkte: »Wir können
vor dem Geheimnis der Fleischwerdung nur anbetend
niederfallen: ›Und anerkannt groß ist das Geheimnis
der Gottesfurcht: Gott ist geoffenbart worden im
Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln,
verkündet unter den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen
in die Herrlichkeit‹ (1.Tim. 3,16).«
Auch dieses kleine Buch kann den Reichtum des
großen Geheimnisses, dass Gott Mensch wurde,
nicht annähernd ausschöpfen. Es könnten noch
viele weitere Gründe genannt werden. Zusätzlich
zu den in diesem Buch genannten Beweggründen
kam Christus auf die Erde,
• um ein Feuer zu bringen (Lk. 12,49-53)
• um uns vom Gesetz loszukaufen (Gal. 4,4-5)
• um der Retter der Welt zu sein (1.Joh. 4,14;
Joh. 12,47)
• um im Namen des Vaters aufgenommen
zu werden (Joh. 5,43)
• um Leben im Überfluss zu schenken (Joh. 10,10)
• um den Vater zu offenbaren (Mt. 11,27; Joh. 14,9)
• um Gefangenen Befreiung zu verkünden (Lk. 4,18)
• um ein Vorbild für Sanftmut zu sein (Mt. 11,29)
• um die Verheißung Gottes als der Same der Frau zu
erfüllen (1.Mo. 3,15)
• um uns den Heiligen Geist zu geben (Joh. 7,39).
Wenn alle Gründe, aus denen Christus gekommen
ist, aufgeschrieben würden, könnten wir mit Johannes
sagen: »... so glaube ich, die Welt würde die Bücher
gar nicht fassen, die zu schreiben wären« (Joh. 21,25).
Die Anzahl der Beweggründe, aus denen Christus
in die Welt gekommen ist, übersteigt möglicherweise
letztendlich die Anzahl der Menschen, die
Er retten wollte.
Wir verbinden diese Gedanken mit dem Gebet des
Apostels Paulus: »dass der Christus durch den Glauben
in euren Herzen wohne, damit ihr, in Liebe gewurzelt und
gegründet, dazu fähig seid, mit allen Heiligen zu begreifen,
was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe sei, und
die Liebe des Christus zu erkennen, die doch alle Erkenntnis
übersteigt, damit ihr erfüllt werdet bis zur ganzen Fülle
Gottes« (Eph. 3,17-19).
38 | Die Kraft des Evangeliums 4/2022
1 »I keep six honest serving men«
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durch Jesus Christus. Die Geschichten sind dabei nicht nur nacherzählt,
sondern enthalten auch leicht verständliche Erklärungen und Anwendungen.
Dazu machen ausdrucksstarke Bilder (von A. Burghout) sie vor unseren
Augen lebendig. Anschließende Fragen sind für Klein und Groß eine
Herausforderung, die alle Beteiligten dazu ermutigt, die einzelnen Kapitel
genau zu lesen und den vorgeschlagenen Bibeltext zu Rate zu ziehen. Die
im Schlussteil des Buches folgenden Antworten vertiefen das Gelesene.
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AIs Christus zum ersten Mal kam, verwirklichte Er
einen Rettungsplan, den Gott schon vor Grundlegung der Welt
erdacht hatte. Er kam nicht, um die Weihnachtsfreude zu fördern,
den Jahresschlussverkauf anzukurbeln oder als Hauptperson in
einem Krippenspiel aufzutreten. Er kam, um Sünder zu retten.
Um Sünder retten zu können, musste Christus das beseitigen,
was Menschen zu Sündern macht - nämlich die Sünde ...
Große Sünder brauchen einen großen Retter. Und genau das
ist Christus; denn Er ist fähig, »... diejenigen vollkommen
[zu] erretten, die durch Ihn zu Gott kommen« (Hebr. 7,25)!
Das ist eine lebensverändernde Botschaft für den
»größten aller Sünder« (s. 1.Tim. 1,15).
– Joel R. Beeke und William Boekestein
aus dem Buch »Warum Christus kam«,
Bestell-Nr.: 875.210