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2022
11
SCHIFFFAHRT
TECHNIK
HÄFEN
Rhein ist Lebensader
»Chicago« erweitert
Berlin – aus dem 9770939 191001
einer ganzen Region 8 Flotte Hamburg 14 Kahn erbaut 44
November 2022 | 77. Jahrgang
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2 Binnenschifffahrt 11 | 2022
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EDITORIAL
Hamburgs
maritimesmes Herz
Krischan Förster
Chefredakteur
Standortfrage neu gestellt
Für seine klaren Worte zur Situation der
Binnenschifffahrt als Ehrengast des
Schiffermahls in Duisburg hatte BASF-
Chef Martin Brudermüller vor ziemlich
genau einem Jahr viel Lob und Anerkennung
erhalten. Gemeinsam mit
Schifferbörsen-Vorstand Frank Wittig
hatte er deutliche Forderungen an die
Bundespolitik formuliert und die
schnellstmögliche Umsetzung »konkreter
Projekte« angemahnt.
Ein Jahr und ein Niedrigwasser später
ist zu konstatieren, dass viele Hoffnungen
enttäuscht und kaum Fortschritte
erzielt wurden. Doch inzwischen
haben die allseits bekannten
Probleme eine neue Dimension erreicht.
Die durch Russlands Angriffskrieg
in der Ukraine ausgelöste Energiekrise,
die von einer grassierenden Inflation
flankiert wird und demnächst in
eine weltweite Rezession führen könnte,
hebt jede Debatte von einem vermeintlich
nationalen mindestens auf
ein europäisches, wenn nicht auf ein
globales Niveau. Es geht um nicht weniger
als die Zukunft des Wirtschaftsstandortes
Deutschland.
Schon unter dem Eindruck des Niedrigwassers
von 2018 und zuletzt dem
von August 2022 wurde in der einen
oder anderen Konzernzentrale die
Standortfrage neu gestellt, damals noch
mit Blick auf die unklare Versorgungssicherheit.
Jetzt kommen die hohen
Energiepreise hinzu, und nicht nur bei
der BASF stellt sich die Frage, wo künftig
produziert wird – weiter am Rhein
oder eben im Ausland.
Der Chemiekonzern hat weltweit
100.000 Mitarbeiter und fährt seine Gewinne
vor allem in Asien ein, ähnlich
wie auch andere große deutsche Unternehmen.
Also wird massiv in China investiert,
10 Mrd. € sind es bis 2030. In
der Provinz Guangdong baut die BASF
gerade eine riesige neue Anlage – es soll
der drittgrößte Standort überhaupt werden.
Die europäischen Produktionsanlagen
mit hohen Personal- und Energiekosten
lohnen sich immer weniger.
BASF-Chef Brudermüller mahnte
jüngst unverblümt an, dass die Wettbewerbsfähigkeit
der deutschen Standorte
dringend verbessert werden müsste.
Und schafft bereits Tatsachen: Am
Stammsitz in Ludwigshafen sollen Stellen
gestrichen werden.
Spätestens jetzt paaren sich Verkehrsund
Energiepolitik: Neben der vernachlässigten
Infrastruktur rücken massiv
Import, Lagerung und Verteilung neuer
Energieträger in den Fokus und werden
künftig zu den entscheidenden Standortfaktoren.
Die Binnenschifffahrt ist,
wie alle anderen Transporteure, bei
dieser Entwicklung, gerade wenn es um
die Kosten einer Industrieproduktion in
Deutschland geht, kaum mehr als ein
Zaungast. Die entscheidenden Weichen
werden zweifellos in Berlin gestellt.
Doch mit dieser Zukunftsfrage für
den Wirtschaftsstandort Deutschland
muss sich auch das Gewerbe im Interesse
der eigenen Existenz und zur Sicherung
künftiger Transportmengen
zwangsläufig beschäftigen, jenseits des
allgegenwärtigen Hypes ums Thema
Wasserstoff. Es mag nur ein Puzzle-Teil
in den anstehenden Standortdebatten
sein, aber eben ein immens wichtiges.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
...mehr
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Binnenschifffahrt 11 | 2022
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INHALT
11 2022
14
28
3 EDITORIAL
3 – Standortfrage neu gestellt
5 PERSONALIEN
6 NACHRICHTEN
8 SCHIFFFAHRT
8 – Rhein ist Lebensader einer ganzen Region
10 – Wachstum in mehreren Bereichen
12 – ECO-Karten gehen »in Rente«
14 SCHIFFSTECHNIK
14 – »Chicago« erweitert Flotte Hamburg
17 – Drei Fragen an … Louis Zander,
Director Sales & Service, Reintjes Hamburg:
»Einige spannende Projekte in der Pipeline«
19 – Frischekur für »Rhein Star«-Antrieb
20 – Damen wird zum Landstrom-Anbieter
21 – Rolls-Royce und Neste schließen Partnerschaft
22 – Hybrid-Antriebe für SET-Neubauten
23 – BASF-Neubau: Viel Ladung, wenig Tiefgang
24 – Brennstoffzellen für »FPS Waal«
28 LOGISTIK
28 – Felbermayr feiert 80. Geburtstag
30 – Der Lieferschein wird digital
32 SEEHÄFEN | SHORTSEA
32 – Shortsea-Umschlag erholt sich von Corona
34 – Ruhrgebiet rückt näher an Schweden
35 – 40 Jahre Containerumschlag in Venlo
36 – Minus im belgischen Containerumschlag
37 – Rotterdam: Mehr Kohle, weniger Container
38 – UVHH: »Alle müssen an einem Strang ziehen«
39 – BÖB: Mit Wasserstoff in die Zukunft
40 WASSERSTRASSEN | HÄFEN
40 – LED-Signalanlage für Schiffshebewerk
42 – Mehr Kapazität verkürzt Liegezeiten
44 – Berlin: Aus dem Kahn erbaut
46 – Heilbronn sendet Botschaft an Wissing
49 JOBBÖRSE
49 – Wiener erkunden das Tor zur Welt
50 RECHT
50 – Verkehrssicherungspflicht im Hafen
53 BUYER’S GUIDE
58 BDS
59 IMPRESSUM
Herausgeberverbände der Zeitschrift
Verein für europäische
Binnenschifffahrt und
Wasserstraßen e.V.
4 Binnenschifffahrt 11 | 2022
PERSONALIEN
BAG: Bernd Krekeler (64), bislang
Leiter der Abteilung Kontrolldienste, ist
neuer Vizepräsident
des Bundesamtes für
Güterverkehr (BAG).
Er wird damit Nachfolger
des Mitte August
zum Präsidenten
aufgerückten
Christian Hoffmann,
der den langjährigen
Amtsinhaber Andreas Marquardt beerbte.
Krekeler ist Jurist und seit vielen Jahren
für das BAG tätig.
RHENUS: Der frühere Geschäftsführer
von Eurogate Intermodal, Lars Hedderich,
hat als Director
Business Development
Central and
Eastern Europe bei
Rhenus Assets & Services
angeheuert. Er
ist für den Balkan,
Österreich und die
Türkei zuständig und
berichtet an Geschäftsführer Heinrich
Kerstgens. Hedderich war Ende 2021
nach 32 Jahren bei der Eurogate-Gruppe
ausgeschieden.
Personalie des Monats: Lars Hörnig verlässt Stadtwerke Andernach
STADTWERKE ANDERNACH: Lars Hörnig (2.v.l.) ist nicht mehr kaufmännischer
Geschäftsführer der Stadtwerke Andernach. Aufgrund seines Wechsels zu
den Stadtwerken Koblenz ist er auf eigenen Wunsch Ende Oktober ausgeschieden
und wurde von Oberbürgermeister Achim Hütten (2.v.r.) verabschiedet. Auch der
operativ größte Betriebszweig, der Rheinhafen, konnte unter anderem durch die
Investition in die zweite Containerbrücke ausgebaut werden. Die entstandene Vakanz
soll im Rahmen einer Stellenausschreibung baldmöglichst geschlossen werden.
So lange übernimmt der technische Geschäftsführer Jan Deuster (re.) als Alleingeschäftsführer
und wird dabei von der Prokuristin Judith Haehner (li.), Leiterin
Personal- und Unternehmensorganisation, unterstützt.
DB SCHENKER: Hessel Verhage
(Foto) und Jakob Wegge-Larsen sind für
die Kontraktlogistik
und als Finanzchef in
den Vorstand von DB
Schenker berufen
worden. Verhage (50)
war zuvor Executive
Vice President »Global
Strategy and
Transformation«, der
Däne Wegge-Larsen (45) kommt im März
2023 als Finanzvorstand von der dänischen
Unternehmensgruppe Maersk.
LESCHACO: Jörg Conrad, lange
Jahre CEO und Gesellschafter der in
Bremen beheimateten
Leschaco-Gruppe,
ist nach kurzer
Krankheit überraschend
verstorben.
Er wurde 67 Jahre
alt. Leschaco ist einer
der führenden Anbieter
in der Chemie-,
Gefahrgut- und Tankcontainer-
Logistik mit einem Umsatz von gut
1 Mrd. €.
Hans Peter Tzschucke, Ministerialrat
a.D., ist mit 84 Jahren in Gaggenau gestorben.
Der Bauingenieur
hatte für die
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
(WSV) wichtige Projekte
wie den Bau der
Rheinstaustufen
Gambsheim und Iffezheim
oder den
Saarausbau geleitet, stand an der Spitze
von Ämtern und wechselte 1986 in die
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW).
Binnenschifffahrt 11 | 2022
5
NACHRICHTEN
DONAU-AUSBAU
Vertiefung des Hafens Straubing-Sand gestartet
Die Vertiefung eröffnet neue Wachstumschancen für den Hafen
©Hafen Straubing-Sand
Mit den Schweiß- und Bohrarbeiten hat
die Vertiefung des Hafens Straubing-Sand
begonnen. Wie die Hafenbetreiber mitteilen,
sei die Vertiefung eine der wichtigsten
Infrastrukturmaßnahmen in Niederbayern.
Der Startschuss für den Donau-
Ausbau zwischen Straubing und Vilshofen
ist im Sommer 2021 gefallen. Entsprechend
erfreulich sei es, dass die Vertiefung
des Hafenbeckens, welche Teil
des Ausbaus ist und zu 90 % von Bund
und Freistaat gefördert werde, nun ebenfalls
begonnen hat, heißt es.
Bevor der Hafen um 65 cm vertieft werden
kann, muss erstmal die Spundwand
verankert werden. Derzeit werden
Schweißplatten angebracht, auch die ersten
Bohrarbeiten haben gestartet. Bis
Mitte 2023 werden insgesamt 1.100 Anker
in der Spundwand befestigt.
»Durch die Anpassung des Schutzhafens
haben wir neben einer kontinuierlich
guten Entwicklung im Hafenschwerpunkt
Agrargüter und Biomasse,
sowie die Chancen der industriellen Biotechnologie
am Standort weitere Verkehrszuwächse
zu erwarten«, erklärt Geschäftsleiter
des Hafens Straubing-Sand,
Andreas Löffert.
DB SCHENKER
2.000 E-Trailer bestellt
Um den Ausstoß von CO 2 zu reduzieren,
will der DB Schenker ab 2024 rund 2.000
sogenannte eTrailer im Landverkehr einsetzen.
Dazu unterzeichnete der Logistikdienstleister
zusammen mit Trailer Dynamics
und der Krone Nutzfahrzeug-
Gruppe eine Kooperationsvereinbarung.
Die Auflieger verfügen über einen
elektrischen Antriebsstrang, der es ermöglicht,
den Antrieb der Sattelzugmaschine
zu unterstützen. Eine speziell
entwickelte Komponente ermittelt mit
Hilfe einer patentierten Sensorik die
Fahrdynamik des Gespanns und regelt
den eTrailer nach, so dass diese die Sattelzugmaschine
unterstützt, die Sattelzugmaschine
jedoch zu keinem Zeitpunkt
übersteuert werden kann. Der
elektrische Antriebsstrang ermöglicht
zudem beim Bremsvorgang, Energie zurückzugewinnen.
Die Antriebssteuerung des eTrailers arbeitet
eigenständig, somit ist keine
Schnittstelle zur Zugmaschine notwendig.
Des Weiteren sind die Auflieger mit
Sattelzugmaschinen aller Hersteller kombinier-
und einsetzbar. Die eTrailer unterstützen
sowohl Diesel, Gas, Elektroals
auch Wasserstoff-Zugmaschinen.
Sie können je nach Bedarf mit Batterien
von 300 kWh, 450 kWh oder 600 kWh
ausgestattet werden. Damit kann die
Reichweite von elektrischen Zugmaschinen
je nach Use Case um bis zu
500 km erweitert werden, bzw. der Verbrauch
konventioneller Diesel-Sattelzugmaschinen
deutlich reduziert werden.
Der CO 2 -Ausstoß kann den Angaben zufolge
so um 20–40 % gesenkt werden.
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6 Binnenschifffahrt 11 | 2022
NACHRICHTEN
DUISBURG GATEWAY TERMINAL
Cosco zieht sich aus Duisburg wieder zurück
Visualisierung des neuen Terminals im größten Binnenhafen Deutschlands
Der chinesische Staatskonzern Cosco hat
seine Beteiligung an einem geplanten
großen Containerterminal im Duisburger
Hafen aufgeben. Die 30-prozentige
Beteiligung der Chinesen an der Investitions-
und Betreibergesellschaft des
im Bau befindlichen »Duisburg Gateway
Terminal« (DGT) sei bereits im Juni auf
die Duisburg Hafen AG übergegangen,
teilte Duisport erst kürzlich mit.
Über die Gründe für den Ausstieg wurde
Stillschweigen vereinbart. Kritiker
warnen immer öfter vor einer zu großen
wirtschaftlichen Abhängigkeit von der
asiatischen Supermacht. Die Entwicklung
in Duisburg habe jedoch keine politischen
Hintergründe, war zu hören.
Der neue Duisburger Containerhafen
gilt als Modellprojekt für die Zukunft der
Logistik. Mit einer Fläche von
235.000 m 2 im Endausbau soll er Duisport
zufolge das größte Containerterminal
im europäischen Hinterland
sein. Der Duisburger Hafen betonte, er
arbeite seit vielen Jahren gut und vertrauensvoll
mit chinesischen Unternehmen
und Partnern zusammen. Duisport
habe sich dadurch zum europäischen
Endpunkt der Bahnverbindungen zwischen
China und Europa entwickelt.
»Diese erfolgreiche Zusammenarbeit auf
Augenhöhe wird die Duisburger Hafen
AG fortsetzen und weiterentwickeln«,
betonte der Unternehmenssprecher. ga
© Duisport
DEUTSCHER LOGISTIKPREIS
Lagersystem Boxbay gewinnt
Preisverleihung in Berlin
© BVL/Bublitz
Es ist automatisiert und digitalisiert – das Hochregallager-System
Boxbay der Düsseldorfer SMS Group. Ausgezeichnet wurde die
Innovation jetzt mit dem Deutschen Logistikpreis. Bei Boxbay
werden die Container auf bis zu elf Ebenen in einem vollautomatisierten
Hochregallager gestapelt. Dadurch ist ein direkter Zugriff
auf jeden einzelnen Container zu jeder Zeit möglich, so die
SMS Group. Gleichzeitig bietet Boxbay auf gleicher Fläche eine
bis zu dreimal höhere Kapazität und mehr Effizienz im Vergleich
zu konventionellen Lagersystemen, bei denen Container häufig
mehrfach umgestapelt werden müssen, so das Unternehmen
weiter. Dank vollständiger Automatisierung und Digitalisierung
könne so die Umschlaggeschwindigkeit am Kai um bis zu 20 %
gesteigert werden. Durch Photovoltaik auf dem Dach des Lagersystems
könne Boxbay zudem CO 2
-neutral betrieben werden.
Binnenschifffahrt 11 | 2022
7
SCHIFFFAHRT
© RheinCargo
Binnenschiffe sorgen für einen jährlichen Umschlag von 85 Mio. t in den Häfen des Rheinlandes
Rhein ist Lebensader einer ganzen Region
Eine neue Studie belegt die Bedeutung der Wasserstraße für den Industriestandort.
Aus den heutigen wie künftigen Erfordernissen leitet der Verein Logistikregion Rheinland
zentrale Forderungen zur Stärkung des Verkehrsträgers Binnenschiff ab
Ohne den Rhein, die Binnenschifffahrt
und die Häfen wäre das Rheinland
wirtschaftlich nicht dort, wo es heute
steht. 2021 wurden fast 85 Mio. t in
den rheinischen Häfen per Binnenschiff
umgeschlagen. Mindestens 110.000 Beschäftigte
hängen von der Binnenschifffahrt
ab und erwirtschaften mehr als
10 Mrd. € Wertschöpfung jährlich. Das
sind die zentralen Aussagen einer Studie
zur Relevanz des Systems Binnenwasserstraße
für das Rheinland, die kürzlich im
Beisein von NRW-Verkehrsminister Oliver
Krischer vorgestellt wurde.
»Nordrhein-Westfalen ist das Binnenschifffahrtsland
Nr. 1 in Deutschland. Ich
bin aber davon überzeugt, dass die Binnenschifffahrt
noch mehr kann«, sagte
Krischer. Wichtig hierfür sei, dass alle
Beteiligten konsequent an einer starken
und leistungsfähigen Infrastruktur arbeiteten.
»Als Land bringen wir uns in einen
nachhaltigen Ausbau der Binnenschifffahrt
ein und setzen uns hierfür
beim Bund ein«, betonte der Minister.
Der Rhein und seine Infrastruktur sind
ein wesentlicher Grund, weshalb sich einige
der weltweit größten Stahl-, Automobil-,
Textil- und Chemiewerke entlang
des Rheins befinden. Über die zahlreichen
Hafenstandorte von Emmerich bis Bonn
werden Unternehmen und Bevölkerung
mit Rohstoffen, Vorprodukten und den
Waren des täglichen Lebens beliefert. Diese
Verkehre könnten weder dem Volumen
nach noch bei der Verlässlichkeit durch
andere Verkehrsträger ersetzt werden.
Störungen oder ein langfristiger Rückgang
im Umschlag bzw. der Produktion
können dagegen über Kettenreaktionen
zu gravierenden Lieferengpässen mit Gütern
des täglichen Lebens führen.
Hinzu kommt, dass das Binnenschiff
wesentlich ökologischer ist als der Lkw.
Ein Binnenschiff ersetzt je nach Landungsart
und Größe bis zu 380 Lkw. Dabei
habe der Rhein im Vergleich zu Schiene
und Straße noch freie Kapazitäten, die
es zu sichern und zu heben gilt. Ein zunehmender
Fachkräftemangel, häufigeres
Niedrigwasser und Flächenkonkurrenzen
in den Binnenhäfen sind dabei
aktuelle Herausforderungen, denen die
Binnenschifffahrt gegenübersteht. Der
Verein Logistikregion Rheinland hat daher
folgende Vorschläge zur Stärkung des
Systems Binnenwasserstraße zusammengefasst:
Flotte & Personal
• Vorhandene Potenziale der Binnenschifffahrt
besser nutzen, Wettbewerb
auf Augenhöhe mit den Verkehrsträgern
Straße und Schiene ermöglichen.
• Voraussetzungen für eine politisch gewollte
Verlagerung von Transporten von
der Straße auf das Binnenschiff schaffen.
• Technische Maßnahmen zur Luftreinhaltung,
Umstellung auf nachhaltige
Antriebstechnologien und neue
Schiffskonzepte verstärkt fördern.
Häfen & Flächen
• Häfen als elementaren Baustein der
Verkehrsverlagerung begreifen und
von Anforderungen befreien, die dem
Verlagerungsziel entgegenstehen.
8 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFFAHRT
© Logistikregion Rheinland e.V. / Wilfried Meyer
Verkehrsminister Oliver Krischer (Mitte) mit Mitgliedern des Vorstands des Logistikregion Rheinland e.V.: (v.l.) Thomas Vieten (Geschäftsführer), Thomas
Klann, Jürgen Steinmetz, Markus Walke (Vorsitzender), Rainer Schäfer, Prof. Dr. Thomas Decker, Jan Sönke Eckel
• Hafenstandorte durch Investitionen
gezielt stärken. Hierzu zählen unter
anderem die Schieneninfrastruktur im
Vor- und Ablauf, Brücken im Hafengebiet
oder Kaianlagen.
• Schaffung eines Bund-Länder-Förderprogramms
zur Ertüchtigung wassernaher
Infrastrukturen in Binnenhäfen
Infrastruktur & Verkehrswege
• Einsatz auf Bundesebene für ausreichende
und langfristig gesicherte Finanzmittel
zum Erhalt, Aus- und Neubau
der Wasserstraßeninfrastruktur.
Bisherige Unterfinanzierung muss
kompensiert und notwendige Erhaltungs-
und Ausbaumaßnahmen zeitnah
ermöglicht werden (Sohlenstabilisierung
& Abladeoptimierung).
• Automatisierung und Digitalisierung
noch stärker ausbauen und fördern
(inkl. 5-G-Netz zur Datenübertragung).
Weiterentwicklung des Testfelds
Rhein-Ruhr für autonom fahrende
Binnenschiffe.
• Förderprogramme für Wasserstofftechnologien,
alternative Antriebstoffe,
Installation und Betrieb von Landstromanlagen
etc. im Binnenschifffahrtsbereich
weiter ausweiten.
Verwaltung & Rahmenbedingungen
• Kontinuierliche Fortschreibung des
NRW-Wasserstraßen- und -Hafenkonzeptes
sowie regelmäßige Berichterstattung
über Ziele und Zielerreichung.
• Fortschreibung und Veröffentlichung
des Verkehrszustandsberichts, Fortführung
des Aktionsplans Niedrigwasser.
• Planungs- und Genehmigungsverfahren
bei Infrastrukturmaßnahmen
deutlich beschleunigen.
Einstellung des für die Umsetzung der
Abladeoptimierungen und die Abarbeitung
des Sanierungsstaus notwendigen
Planungspersonals.
KF
Logistikregion Rheinland e.V.
Der Logistikregion Rheinland e.V.
ist ein Zusammenschluss aus Unternehmen,
Verbänden und öffentlichen
Institutionen mit dem Ziel
der Weiterentwicklung und Stärkung
des Rheinlandes als eine der
führenden Logistikregionen Europas.
Durch die sich in der
Wachstumsbranche Logistik bietenden
Chancen sollen zusätzliche
Wertschöpfung und Arbeitsplätze
entstehen.
Driving
Sustainability
Mit unseren innovativen Schiffskonzepten
steuern wir auf die Binnenschifffahrt der
Zukunft zu – tiefgangoptimiert sowie auf
den Kraftstoff und das Transportgut von
morgen vorbereitet.
Für eine nachhaltige Verkehrsverlagerung!
Binnenschifffahrt 11 | 2022
9
SCHIFFFAHRT
Wachstum in mehreren Bereichen
Trotz der Corona-Pandemie, des Krieges in der Ukraine sowie steigender Energie- und
Rohstoffpreise blickte die Genossenschaft NPRC anlässlich ihrer Jahreshauptversammlung
positiv auf das Geschäftsjahr 2021/22 zurück
14,6 Mio. t Güter wurden von NRPC-Mitgliedern transportiert
Der NPRC zufolge war es die größte
Versammlung kooperierender Binnenschifffahrtsunternehmer
in diesem
Jahr. Rund 155 Binnenschifffahrtsunternehmern
und Mitarbeiter der Genossenschaft
haben sich Anfang Oktober
anlässlich der Veranstaltung zusammen
gefunden. Zusammen haben sie im vergangenen
Geschäftsjahr 14,6 Mio. t Güter
transportiert.
Während des Treffens tauschten sich
Mitglieder, Vorstand, Aufsichtsrat und
Mitarbeiter über die Erfolge des vergangenen
Jahres in den Bereichen Logistik,
Digitalisierung und Nachhaltigkeit
aus. Darüber hinaus wurde der Jahresabschluss
von den Mitgliedern gebilligt
und ein strategischer Blick in die Zukunft
geworfen.
Das abgeschlossene Geschäftsjahr
(April 2021 bis März 2022), aber sicherlich
auch die derzeitige geopolitische Lage,
war und ist »außergewöhnlich volatil,
unsicher und komplex«, so die NPRC.
Das Geschäftsjahr 2021/22 sei geprägt
gewesen von einem Corona-Lockdown,
einem Krieg in der Ukraine, einem beispiellosen
Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise
und schließlich von extremen
Wasserständen. Entwicklungen mit erheblichen
Auswirkungen auf die Logistikkette,
von Verlader bis Binnenschiffsbetreiber.
Während der Jahreshauptversammlung
erläuterte Femke Brenninkmeijer,
CEO der NPRC, wie die Stärke des Kollektivs
und die von der Genossenschaft
verfolgte Strategie in diesem turbulenten
Jahr zu Stabilität, Service und Liefersicherheit
für Kunden und Mitglieder gleichermaßen
beigetragen haben. Dies
führte unter anderem dazu, dass die
transportierte Fracht von 12,4 Mio. t auf
14,6 Mio. t anstieg.
Schiffsraum: Nachfrage steigt
© NRPC
NPRC hat eigenen Angaben zufolge im
vergangenen Jahr nicht nur auf die gestiegene
Nachfrage nach Schiffsraum adäquat
reagiert, sondern hat konform der
Strategie weiter gearbeitet an Innovationen
in den Bereichen Logistik,
Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Dazu
gehören die Verlagerung des Zuckerrübentransports
für Cosun Beet Company
von der Straße auf das Wasser und die
Entwicklung eines digitalen CO 2
-Monitors
für Mitglieder und Kunden.
NPRC konnte trotz der hohen Nachfrage
nach Schiffsraum auf dem Markt einen
Mitgliederzuwachs von 5 % verzeichnen.
Darüber hinaus nimmt die Mitgliedschaft
der Genossenschaft mit Mitgliedern
aus den Niederlanden, Belgien,
Luxemburg, Polen und Deutschland immer
mehr europäischen Charakter an.
Arno Treur, Finance & Control Manager
der NPRC, erläuterte das Wachstum
und die (gesunde) finanzielle Leistung
der Genossenschaft bei der Jahreshauptversammlung
vor dem Hintergrund der
allgemeinen Marktentwicklung. Die gewählte
Strategie, das größere Frachtpaket,
die stark steigende Nachfrage nach
Transport auf dem Wasser und die höheren
Treibstoffkosten hatten erhebliche
Auswirkungen auf den Umsatz der
NPRC im Zeitraum 2021–2022.
Im Vergleich zum Geschäftsjahr
2020/21 ist der Umsatz von knapp
88 Mio. € auf über 120 Mio. € im Geschäftsjahr
2021/22 gestiegen. Eine derartige
Umsatzsteigerung hat die Genossenschaft
eigenen Angaben zufolge in den
87 Jahren ihres Bestehens noch nie erlebt.
Als Genossenschaft steht für NPRC
nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund,
sondern die langfristige, finanzielle
Stabilität und der optimale Service
für Mitglieder und Kunden. Vor dem
Hintergrund einer soliden »finanziellen
Rücklage und von gesunden Finanzkennzahlen«
der NPRC stimmten die anwesenden
Mitglieder der vorgeschlagenen
Gewinnausschüttung zu, so die Genossenschaft.
Das Geschäftsjahr wurde mit
einem positiven Nettoergebnis von
394.000 € abgeschlossen.
Über die NPRC
Die »Nederlandse Particuliere Rijnvaart-
Centrale« (NPRC) ist eine sogenannte
Cooperative, vergleichbar mit einer Genossenschaft
in Deutschland und in vier
Ländern operativ tätig. Auf der einen Seite
stehen rund 30 Großkunden wie Heineken,
Covestro, Tata Steel, CBR (Heidelberg
Cement) oder Nobian, auf der anderen
die rund 150 fest angeschlossenen
Mitglieder der NPRC. Hinzu kommen 50
Schiffe, die bei Bedarf dazugenommen
werden.
RD
10 Binnenschifffahrt 11 | 2022
The most modern fleet,
shaping a sustainable future
Passing the famous Castle “Pfalz”, since six centuries safe in the waters of the River
Rhine, one of Europe´s busiest waterways – the new gastanker M/T “Slot Dover”
from GEFO. Four new sister vessels in 2022 and 2023: Slot York, Schloss Imola,
Schloss Quedlinburg, Schloss Tramontana. All five new gastankers with Stage V
engines according to new EU-standards and SCR-Catalysts. Most modern technology
sets new benchmarks in their class by reducing hydrocarbons by 81 %, nitrogen
oxides by 97 % and particulate matters by 95 %.
One tanker of the fleet of 150 tankers belonging
to GEFO. 26 new build to reduce pollutant emissions.
Which tanker will sail for you?
www.gefo.com
SCHIFFFAHRT
ECO-Karten gehen »in Rente«
Das Jahr 2023 bringt eine Neuerung für die Binnenschifffahrt, nämlich ein neues
Bezahlsystem für die Entsorgungsgebühren im CDNI. Die bislang genutzten Datenterminals
und ECO-Karten sollen durch ein digitales Bezahlsystem per Smartphone ersetzt werden
Ab dem kommenden Jahr müssen sich Binnenschiffer auf ein neues, digitales Bezahlsystem einstellen
© Pixabay
Die Nachricht über die Erhöhung der
Entsorgungsgebühr nach Teil A des
»Übereinkommens über die Sammlung,
Abgabe und Annahme von Abfällen in der
Rhein- und Binnenschifffahrt« (CDNI) ab
1. Januar 2023 ist bereits durch die Fachmedien
gegangen. Im weiteren Verlauf des
Jahres 2023 wird sich darüber hinaus auch
noch die Art und Weise der Erhebung ändern:
Nach mehr als zehn Betriebsjahren
werden Datenterminals und ECO-Karten
»in Rente geschickt«. Von der zweiten Jahreshälfte
2023 an soll die Erhebung der
notwendigen Daten über Smartphones sowohl
bei den Bunkerbetrieben als auch bei
den gebührenpflichtigen Schiffen erfolgen.
Angesichts der galoppierenden Inflation
ist der Beschluss zur Erhöhung der Entsorgungsgebühr
aus der Sicht des Bilgenentwässerungsverbandes
(BEV) und seiner
ausländischen Schwesterorganisationen
genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen,
damit die Entsorgungssysteme
stabil aus sich selbst heraus finanziert wer-
MarFlex ist seit mehr als 40 Jahren eine
Lieferantin und Herstellerin von Frachtpumpen
für die Binnenschifffahrt. Unsere Erfahrungen
und der ständige Dialog mit den Kunden
bilden die Grundlage für eine nachhaltige
Produktverbesserung in Bezug auf Qualität,
Effizienz und Benutzerfreundlichkeit.
In der Binnenschifffahrt wird unsere
Deepwell-Pumpe oft in Kombination mit
unserer Saugpumpe (MPDP) eingesetzt.
Da MarFlex ständig an der Verbesserung
ihrer Produkte arbeitet, wurde für die
Saugpumpe eine neue Dichtung entwickelt,
die die Wartung erleichtert. Die neue
MarFlex-Dichtung ist so entworfen, dass
sie an Deck und nicht im Tank ausgetauscht
werden kann.
Die Vorteile dieser neuen Dichtung;
• Zum Auswechseln der Dichtung braucht
man den Tank nicht mehr zu betreten.
• Das Auswechseln der Dichtung ist
effizienter geworden.
Für mehr Informationen bitte kontaktieren
Sie unsere Ersatzteil- und Serviceabteilung
(service@marflex.com).
www.marflex.com
12 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFFAHRT
den können. Ohne in eine Glaskugel zu
schauen: Der ab 1. Januar 2023 auf 10,00 €
je 1.000 Liter Kraftstoff angehobene Betrag
sollte für mehr als zwei Jahre ausreichen.
Der Umstieg auf ein neues Bezahlverfahren
hat verschiedene Gründe. Nur einer
davon ist die Beobachtung, dass in
immer mehr Lebensbereichen vielfältig
nutzbare Smartphones Möglichkeiten für
Verfahrensvereinfachungen bieten. Dabei
wird zumeist Papier auf irgendeine
Weise durch Elektronik ersetzt. So soll es
auch im Rahmen des CDNI bei der Entrichtung
der Entsorgungsgebühren und
kurze Zeit später bei der Erfassung der
abgegebenen Abfallmengen geschehen.
Im Rahmen des neuen Bezahlsystems
bleibt die bekannte Struktur erhalten: Es
wird weiterhin ECO-Konten geben. Die
Verfahren zum Auffüllen der Konten
bleiben die gleichen. Zum Stichtag – voraussichtlich
1. August 2023 – werden die
Salden aus dem »alten« Systems auf das
neue System übertragen. Zum Kontrollieren
auf korrekte Verbuchungen
und sonstige Fragen der Zusammenarbeit
mit dem BEV ist schon heute pro
ECO-Konto eine Person als Ansprechpartner(-in)
benannt worden. Auf diese
Personen kommen im künftigen Bezahlsystem
neue Aufgaben zu.
An der Bunkerstation wird sich etwas
Wesentliches ändern. Künftig soll die Erfassung
der gebunkerten Menge über das
Smartphone des Kraftstofflieferanten erfolgen.
Über das Smartphone des Schiffs
erfolgt die Identifikation des Schiffes und
die Bestätigung, dass die Bunkermenge
korrekt eingegeben wurde. Statt eines Papierausdrucks
aus den bisher genutzten
Terminals wird es eine elektronische
Quittung über den abgebuchten Betrag
auf das Handy geben – neben der üblichen
Verbuchung auf dem ECO-Konto.
Dabei wird davon ausgegangen, dass es
sowohl auf jedem Bunkerboot als auch
»An der Bunkerstation wird sich
etwas Wesentliches ändern«
Erwin Spitzer
auf jedem Tankwagen ein fest diesem
Fahrzeug zugeordnetes Smartphone gibt.
Gleiches gilt auch für alle Binnenschiffe,
die die Entsorgungsgebühr entrichten
müssen: Von jedem gebührenpflichtigen
Fahrzeug wird angenommen, dass es
über ein genau diesem Schiff fest zugeordnetes
Smartphone verfügt.
Hier liegen künftig zusätzliche Aufgaben
für die Personen, die dem BEV als
Verantwortliche für das ECO-Konto benannt
worden sind. Diese Personen – sagen
wir die künftigen ECO-Identifikations-
Manager – müssen im Datenbanksystem
jedem Schiff einmalig die Rufnummer des
entsprechenden Smartphones sowie den
Benutzernamen für das Schiff und ein
Passwort zuordnen.
Die Rufnummer des Smartphones ist
wichtig, damit über diese Nummer und
über die noch zu entwickelnde App genau
die Daten aufgerufen werden können,
die dieses Schiff betreffen: Quittungen
über die in den letzten zwölf Monaten
gezahlten Entsorgungsbeiträge und
später die Mengen an abgegebenen Abfällen.
Selbstverständlich sind diese Informationen
auch über andere »elektronische
Devices« (Tablets, Laptops, Arbeitsplatzrechner)
abrufbar. Das testweise
Aufrufen der App ist erst ab dem
Frühjahr 2023 möglich.
Natürlich können vom Normalfall abweichende
Sondersituationen auftreten.
Etwa, dass einzelnen Schiffen kein
Smartphone fest zugeordnet ist, dass die
Besatzung gar kein Smartphone zur Verfügung
hat oder dass auf vorhandenen
Smartphones keine zusätzlichen Apps installiert
werden können. Derartige Fälle
müssen im Einzelfall geprüft und gelöst
werden.
Nach erfolgter Modernisierung des Bezahlsystems
– also erst im Laufe des Jahres
2024, sollen die Daten bei der Abgabe
der Abfälle an Bilgenentölungsboote und
andere Annahmestellen elektronisch erfasst
werden. Damit soll auch ein erster
Schritt im Hinblick auf die Umstellung
von den heute manuell auf Papier geführten
Ölkontrollbüchern hin zu digitalen
Ölkontrollbüchern getan werden. Ein
weiterer Schritt zur Modernisierung des
Verkehrsträgers »Binnenschifffahrt«.
Autor: Erwin Spitzer, Geschäftsführer
Bilgenentwässerungsverband
Duisburg
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Binnenschifffahrt 11 | 2022
13
SCHIFFSTECHNIK
»Chicago« – emissionsfrei durch den Hafen
Mit der Taufe der »Chicago« hat die Flotte Hamburg eines der modernsten Planierschiffe
übernommen. Gebaut wurde dieses Spezialschiff, das über einen innovativen
Hybridantrieb verfügt, auf der Hitzler Werft in Lauenburg. Von Anna Wroblewski
© Ole Henckel
Rund 24 Monate hat der Bau der
»Chicago«, die bei der Wassertiefeninstandhaltung
im Hamburger Hafen
eingesetzt wird, gedauert. Der Auftragsumfang
der Werft umfasste den Bau des
kompletten Schiffes inklusive der Planiervorrichtung
und des Hybridantriebs.
»Das Zusammenführen aller Komponenten
vor allem in Hinblick auf die anspruchsvollen
technischen Lösungen entsprach
keiner Standard-Lösung aus der
Schublade«, sagte Werft-Geschäftsführer
Kai Klimenko anlässlich des Stapelhubs
des Schiffes im Sommer 2021 gegenüber
der »Binnenschifffahrt«. Hier habe sich
die Erfahrung der Hitzler Werft im Spezialschiffbau
gezeigt, weshalb es zu keinen
großen Herausforderungen oder Komplikationen
gekommen sei.
Emissionsarm unterwegs
Die »Chicago« sei ein State-of-the-Art-
Schiff im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit
und Nachhaltigkeit, sagte Jens Meier,
Die Taufgesellschaft an den Hamburger Landungsbrücken (v.l.): Almut Möller (Staatsrätin in
Hamburg), Jason Chue (US-Generalkonsul in Hamburg), Jens Meier (HPA-Geschäftsführer) Amy
Gutmann (US-Botschafterin in Deutschland) und Peter Tschentscher (Hamburgs Erster Bürgermeister)
Chef der Hamburg Port Authority, dessen
Tochterunternehmen die Flotte Hamburg
ist, anlässlich der Taufe des Schiffes. Das
Planiergerät könne bis zu zwei Stunden
emissionsfrei und geräuschlos im Batteriemodus
betrieben werden. Ansonsten werde
es mit dem emissionsarmen Kraftstoff
GTL (Gas-to-Liquids) gefahren. »Wenn
E-Fuels, die zum Beispiel aus Wasserstoff
hergestellt werden, verfügbar sind, werden
wir die ersten sein, die es nutzen werden«,
so Meier.
Das Antriebssystem des Planierschiffes
besteht aus zwei Caterpillar-Motoren
vom Typ C18. Diese weisen eine Leistung
von jeweils 500 kW bei 2100 1/min auf.
© HHM / Haßkamp
14 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
© Louis Zander
© Ole Henckel
Wendegetriebe des Planierschiffes
An Bord befinden sich zwei Caterpillar-Motoren mit einer Leistung von je 500 kW
Den Hilfsdiesel hat ebenfalls Caterpillar
geliefert. Es handelt sich dabei um ein
C4.4 ACERT-Modell mit 99 kWe bei
1500 1/min. Für den elektrischen Antrieb
sorgen zwei BEN Buchele-Motoren, die
jeweils 60 kWe bei 2130 1/min leisten.
Die beiden Elektromotoren sitzen direkt
an einem Wendegetriebe des Herstellers
REINTJES. Wie Louis Zander, Director
Sales & Service bei REINTJES in Hamburg,
erklärt, haben diese Getriebe eine
zusätzliche Untersetzung für den E-Motor,
damit er auch im elektrischen Antriebsmodus
seine Nennleistung abgegeben
kann. Das Getriebe vom Typ WAF 364 ist
dafür mit einem sekundären Nebenabtrieb
(PTO/PTI) ausgestattet. Sekundär bedeutet
dabei, dass der Nebentrieb hinter der
Hauptkupplung sitzt. Damit kann die
»Chicago« elektrisch fahren, ohne dass der
Hauptmotor mit dreht. Im Elektromodus
fährt das Schiff unter anderem auf der
Hin- und Rückfahrt zum Einsatzgebiet.
Während der Planierarbeiten wird auf den
Hauptantrieb umgeschaltet. Die dabei erzeugte,
überschüssige Energie kann über
die PTOs in die Batterien (Typ Cobra von
Becker Marine Systems) geladen werden.
Die schiffseitige Steuerung für das wechseln
dieser verschiedenen Antriebsmodi
kommt ebenfalls von REINTJES.
Die elektrische Leistung der »Chicago«
reicht für rund 120 Minuten bei 6 kn. Im
GTL-Betrieb erreicht das 25 m lange,
8,50 m breite und maximal 2,60 m tiefgehende
Schiff rund 10 kn.
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Kompakt, leicht und antriebsstark:
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Binnenschifffahrt 11 | 2022
15
BEN Buchele: die Motorenmanufaktur
SCHIFFSTECHNIK
Steuerhaus der »Chicago«
Am Heck des Schiffes befindet sich ein Schlickpflug
© Ole Henckel
Flaggenübergabe (v.l.): Kai Klimenko, Sandra Orth (Geschäftsführerin Hamburg Flotte),
Marek Klimenko und Karsten Schönewald (Geschäftsführer Flotte Hamburg)
Die »Chicago« ist neben dem kleineren
Planiergerät »Otto Stockhausen« das
zweite Planierschiff der Hamburg Flotte.
Das sieben Millionen Euro teure Schiff
zieht im Rahmen der Wassertiefeninstandhaltung
des Hamburger Hafens
die Sedimente in Bereiche, in denen sie
mit Saugbaggern leichter aufgenommen
werden können. Dafür wurde die »Chicago«
mit einem 9,70 m breiten und 3,7 t
schwerem Schlickpflug ausgerüstet. An
Deck des Schiffes, das einen Pfahlzug von
15 kN aufweist, steht eine Fläche für einen
20 Fuß-Container zur Verfügung.
Für seine Arbeitsaufträge verfügt das
Planierschiff ferner über einen Moonpool
mit einem Durchmesser von 1,2 m,
einen Teledyne-T20-Fächersonar sowie
einen Wassermonitor. Für das Handling
der umfangreichen Messtechnik verfügt
die »Chicago« über einen Schenkrahmen
mit 300 kg SWL.
Taufe in Hamburg
Corona-bedingt mussten die Feierlichkeiten
anlässlich des Stapelhubs letzten
Zwei wassergekühlte Elektromotoren wurden
für das Planierschiff geliefert
© BEN Buchele
Sommer entfallen. Umso feierlicher fiel
die Taufe, die im September im Hamburger
Hafen stattfand, aus. Zugegen
waren neben Jens Meier unter anderem
Jason Chue (US Generalkonsul in
Hamburg), Peter Tschentscher (Erster
Bürgermeister der Freien und Hansestadt
Hamburg) und natürlich die Taufpatin
Amy Gutmann (US-Botschafterin
in Deutschland). Wie schon die anderen
Schiffe der Hamburg Flotte, wurde
auch die »Chicago« nach einer Partnerstadt
von Hamburg benannt. »Die ›Chicago‹
sorgt für freie Fahrt im Hafen, indem
auch große Containerschiffe immer
eine Handbreit Wasser unterm Kiel
haben. Es steht für die Gemeinsamkeiten
von Hamburg und Chicago als
Handelszentren am Wasser, die seit
rund 30 Jahren über eine Städtepartnerschaft
verbunden sind.
Mit der Patenschaft der US-Botschafterin
Amy Gutmann setzen wir ein Zeichen
für die deutsch-amerikanische
Freundschaft. Wenn die ›Chicago‹ im
Hafen unterwegs ist, vermittelt sie den
Geist der Verbundenheit mit unserem
Partner in den USA«, sagte Peter
Tschentscher. Die Taufe an den Hamburger
Landungsbrücken ließen sich
die beiden Geschäftsführer der Hitzler
Werft auch nicht entgehen.
»Bei der Taufe eines Schiffes dabei zu
sein, welches wir von den ersten Entwürfen
bis zur Fertigstellung begleitet
haben, erfüllt uns immer mit Stolz«,
sagte Marek Klimenko, »Wir freuen uns
sehr, dieses innovative Projekt mit der
Flotte Hamburg realisiert zu haben und
wünschen der ›Chicago‹ immer eine
Handbreit Wasser unterm Kiel!«
Technische Daten
Planierschiff »Chicago«
Länge: 25 m
Breite: 8,5 m
Tiefgang: 2,6 m
Antrieb: mechanisch/elektrisch;
Hauptantrieb: 2 x Caterpillar
C18; Elektro-Antrieb: 2 x BEN
Buchele WD200 Reintjes Getriebe
WAF 364
Geschwindigkeit: max. 10 kn; im
E-Modus: 6 kn
Besatzung: 2 Personen
16 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Drei Fragen an …
Louis Zander
Director Sales & Service
REINTJES Hamburg
»Einige spannende Projekte in der Pipeline«
Für das hybride Antriebssystem der
»Chicago« hat REINTJES unter anderem
die Getriebe geliefert. Was zählte noch
zum Lieferumfang?
Louis Zander: Für das Zweiwellen-
Schiff haben wir neben dem Wendegetriebe
WAF 364, flexible Kupplungen,
die Frequenzumrichter für die Elektromotoren
als auch für die Verbindung
zwischen Bordnetz und Gleichstromzwischenkreis
sowie die Intelligenz –
unser REINTJES Control System – geliefert.
Diese Schiffssteuerung haben wir
erst vor Kurzem auf der SMM in Hamburg
präsentiert. Das System ist in drei
Variationen erhältlich. Bei der ›Chicago‹
kam die ›Advanced‹ Lösung zum
Einsatz.
Es ist eines der ersten Projekte, bei dem
die Steuerung zum Einsatz kommt. Sie
ist für die Steuerung der Hauptmotoren
sowie das Zusammenspiel mit den Elektromotoren
zuständig. Zu dem Fahrhebel
kommt bei dieser Ausführung
auch ein Bedienpanel mit TFT-Bildschirm
zum Einsatz. Zusätzlich sind bis
zu 4 Nebenfahrstände möglich. Bei diesem
Projekt wurde ein zweiter Fahrstand
ausgeführt.
Louis Zander hat den Bau der »Chicago« für
REINTJES begleitet
© Privat
Wenn Sie auf das Projekt zurückblicken,
was aus Ihrer Sicht ist besonders
daran?
Zander: Das Besondere an diesem Projekt
ist, dass ein so kleines Schiff über einen
Gleichstromzwischenkreis verfügt.
Während des Planierbetriebs wird kein
Extragenerator benötigt und die Elektromotoren
können den Strom in das Bordnetz
sowie in die Batterien einspeisen.
Dies ist nur mit einem Gleichstromnetz
möglich. Man nennt diese Funktion auch
Inselbetrieb. Die Frequenzumrichter
müssen sich nicht auf ein vorhandenes
Netz aufschalten, um Strom zurückzuspeisen.
Eine weitere Besonderheit ist,
dass das ganze System redundant ausgelegt
ist.
An welchem, spannendem Projekt arbeiten
Sie aktuell?
Zander: Wir haben momentan einige
spannende Projekte in der Pipeline, über
die wir aber erst sprechen können, wenn
sie weiter fortgeschritten sind. Eines, das
vor Kurzem auf der SMM bekannt gegeben
wurde, ist ein Auftrag für die italienische
Reederei Liberty Lines, die auf der
spanischen Werft Armon neun neue Fähren
bauen lässt.
Rolls-Royce Power Systems liefert als
Systemlieferant die Antriebe und wir
dürfen die Winkelversatzgetriebe (Typ
WVSA 1542) beisteuern, übrigens auch
in einer Hybrid-Ausführung. Es ist unser
neuestes Getriebe, das wir ebenfalls auf
der SMM erstmals vorgestellt haben.
Seit über 110 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:
• Docks
• Schlosserei
• Dreherei
• Ankerbau
• Schweißboot
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH
47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstraße 47 | Tel. +49 (0) 203 61024 | Fax +49 (0) 203 61846 | E-Mail: harbisch@ha-du.de | www.ha-du.de
Binnenschifffahrt 11 | 2022
17
SCHIFFSTECHNIK
CAPTN INITIATIVE
Schleswig-Holstein übergibt 330.000 € für digitale Schifffahrt in Kiel
(v.l.): SH-Minister Dirk Schrödter, CAU- und CAPTN-Experte
Dirk Nowotka und CAU-Präsidentin Simone Fulda
© Wimber/CAPTN Initiative
Vorhabens benötigen die Akteure auch die verschiedenen Facetten
der Künstlichen Intelligenz (KI). »Die CAPTN Initiative ist
durchzogen von Fragestellungen zu KI«, erklärte Karsten Pankratz,
InnovationScout im Geschäftsbereich der Christian-
Albrechts-Universität zu Kiel Transfer, Initiator und Koordinator
der CAPTN Initiative. »Diese können jetzt als zentrales Element
deutlich sichtbarer herausgearbeitet werden. Bisher fehlte es hierfür
an der Finanzierung geeigneter Fachkräfte.«
Minister Dirk Schrödter, der den Förderbescheid über knapp
329.000 € überreichte, kommentierte wie folgt: »Kein autonom
fahrendes Fahrzeug kommt ohne Künstliche Intelligenz aus. Abgesehen
davon, optimiert die KI nicht nur die Schifffahrt, sondern
auch viele weitere Prozesse in der maritimen Wirtschaft.
Das Besondere an CAPTN KI ist, dass das Vorhaben alle Verkehrsarten,
sei es auf Wasser, Schiene oder Straße, in den Blick
nimmt und diese vernetzt. Ziel ist es, neue innovative Projekte zu
entwickeln, um die maritime Wirtschaft im Norden weiter zu
stärken. Das unterstützen wir als Land sehr gerne – auch weil die
CAPTN Initiative mit ihren Handlungsfeldern schon seit einigen
Jahren erfolgreich zum Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und
Wissenschaft in Schleswig-Holstein beiträgt.«
Die Akteure der CAPTN Initiative wollen künftig zudem unterschiedliche
KI-Projekte auf dem im Bau befindlichen Versuchsträger
»MS Wavelab« auf einem digital ausgerüsteten Testfeld
auf der Kieler Förde erforschen und umsetzen.
Die Initiative »Clean Autonomous Public Transport Network«
(CAPTN) hat vom Land Schleswig-Holstein eine Förderung für
ihr KI-Projekt erhalten. Mit der Förderung der Künstlichen Intelligenz
durch Schleswig-Holstein soll die CAPTN Initiative
künftige, verlässliche Systeme für Schiffsverkehre schaffen. Einen
entsprechenden Förderbescheid über knapp 330.000 € übergab
Digitalminister Dirk Schrödter heute im Kieler Wissenschaftszentrum.
Die CAPTN Initiative will eine integrierte innerstädtische Mobilitätskette
etablieren. In ihr sollen autonome und saubere Verkehrsträger
für den öffentlichen Nahverkehr zu Wasser und zu
Land miteinander verzahnt werden. Für die Umsetzung dieses
»MS Wavelab« wird auf einer Kieler Werft gebaut
Das autonom fahrende Elektroschiff »MS Wavelab« entsteht auf
der Gebr. Friedrich Schiffswerft in Kiel. Die Ablieferung ist für
Ende 2022 geplant. Den Elektroantrieb für die schwimmende
Forschungsplattform liefert der Hersteller Torqeedo.
Als offene Plattform soll das »Wavelab« die Erforschung und
Entwicklung der erforderlichen Technologien unterstützen,
welche auf ein zukünftig »sauberes« und autonomes Nahverkehrsnetz
an der Kieler Förde abzielen. Basierend auf einem
modularen Konzept, wird das Schiff sehr flexibel sein, um neue
Technologieprojekte zu integrieren, heißt es von den Projektbeteiligten.
RD
Industriestraße 10
D-49733 Haren/Ems
Tel. +49(0)5932 - 99 77-0
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18 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Frischekur für »Rhein Star«-Antrieb
Nach über 20 Jahren im Dienst wurden die Ruderpropeller sowie die Pumpjets des
Event-Fahrgastschiffes »Rhein Star« grundüberholt. Erfolgreich hat das Schiff jetzt seine
erste Saison mit den »neuen« Antrieben abgeschlossen
Die Überholung der Antriebe erfolgte in einer Schottel-Werkstatt. Den Einbau der erneuerten Anlagen führte Stahlbau Müller durch
© Schottel
An Bord der »Rhein Star« befinden sich zwei Schottel Ruderpropeller
(SRP) mit einer kW-Leistung von je 400 sowie ein
Schottel-Pumpjet-Hilfsantrieb (SPJ) mit 100 kW. Die Antriebsanlage
wurde in einer Werkstätte von Schottel überholt. Vor dem
Saisonstart hat die Werft Stahlbau Müller mit Sitz in Oberwinter
die erneuerten Antriebe wieder eingebaut.
Die »Rhein Star« ist eines von vier Event-Fahrgastschiffen der
Rössler Linie. Das 44 m lange und neun Meter breite Schiff, das
bei der Lux-Werft gebaut wurde, ging 2003 in Betrieb. Es bietet
Platz für bis zu 600 Personen. Neben den Ruderpropellern gehören
zwei MTU-Dieselmotoren mit einer Leistung von je
399 kW bei 2.100 1/min zum Antriebsstrang.
»Wir haben uns für die Überholungen direkt bei Schottel entschieden,
weil wir damit sicherstellen konnten, dass wir höchste
OEM-Qualität erhalten. Schottel stand uns während des gesamten
Projektverlaufs mit Rat und Tat zur Seite und hat alle
notwendigen Schritte für uns nachvollziehbar erläutert. Wir
haben eng zusammengearbeitet, sodass wir pünktlich in die
Saison starten konnten und den gesamten Sommer zuverlässig
mit dem Schiff im Einsatz waren«, kommentiert die Geschäftsführerin
der Rössler Linie, Bianka Rössler, die Instandhaltungsmaßnahmen.
Der Spayer Antriebsspezialist verfügt weltweit über acht, laut
eigenen Angaben umfangreich ausgestattete, Werkstätten. Die
Reparaturteams sollen sicherstellen, dass Antriebe »so schnell wie
möglich wieder zum Laufen gebracht werden«. Dafür verfügen
die Werkstätten über modernen Maschinenparks, Ersatzteillager
direkt vor Ort, Komponenten auf dem neuesten Stand der Technik
und dem direkten Zugriff auf alle internen Fachabteilungen.
Darüber hinaus durchlaufen auch überholte Antriebe unabhängige
Qualitätssicherungsprozesse, so Schottel.
RD
Die Werft ist
Schweißbetrieb
Binnenschifffahrt 11 | 2022
19
SCHIFFSTECHNIK
Damen wird zum Landstrom-Anbieter
Mc Energy und Damen Services haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen eine Landstromlösung auf den Markt bringen.
Mit dem System sollen sowohl Binnen- als auch Seeschiffe versorgt werden
B-Shore soll zu einer Reduzierung von schädlichen Emissionen beitragen
Voraussetzung für eine Installation an
Bord ist eine vorherige Überprüfung
des Systemlayouts, um die Anforderungen
zu spezifizieren, teilt eine
Damen-Sprecherin auf Anfrage der Binnenschifffahrt
mit. Es wäre immer eine
»Art von Systemintegration erforderlich
sein, um diese Lösung an die Anforderungen
des Kunden an Bord anzupassen«.
Das System mit dem Namen B-Shore
soll es ermöglichen, Schiffe weltweit sicher
und zuverlässig an die lokale Landstromversorgung
anzuschließen. Ziel sei
dabei eine erhebliche Reduzierung der
Treibhausgas- und Feinstaubemissionen
sowie die Einsparung von Kraftstoff.
B-Shore kann mehrere Spannungen
liefern und zwischen 50Hz- und 60Hz-
Netzen umschalten. Das bedeutet Damen
zufolge, dass jedes Bordnetz mit einem
Ortsnetz verbunden werden kann.
B-Shore fange auch jede Instabilität des
lokalen Netzes ab und sorge für eine sichere
Trennung zwischen Land und
Schiff, wodurch galvanische Korrosion
vermieden werde, heißt es weiter. Es sei
auch möglich, ein Batteriepaket (Energiespeicher)
an B-Shore anzuschließen,
falls die Landstromversorgung zu
schwach, instabil oder anderweitig eingeschränkt
ist. B-Shore S125 könne »sogar«
mehrere Geräte mit begrenztem Verbrauch
gleichzeitig mit Landstrom versorgen.
© Damen
Leasen oder Kaufen?
Die exklusive Partnerschaftsvereinbarung
zwischen Mc Energy und Damen
Services umfasst den Bau, den Verkauf,
die Lieferung und den Kundendienst von
B-Shore-Anlagen. »B-Shore ist eine neue,
nachhaltige Erweiterung des Produktund
Dienstleistungsangebots von Damen
Services, das wir dank unseres umfangreichen
Netzwerks von Service Hubs
Schiffseignern, Werften und Dienstleistern
auf der ganzen Welt zur Verfügung
stellen können«, erklärt Rutger Blaauw,
Managing Director von Damen Services.
Neben dem Kauf von B-Shore-Einheiten
wird Damen Services auch mit
Leasingkonstruktionen für seine Kunden
arbeiten. Damen Services beabsichtigt,
eine beträchtliche Anzahl von Einheiten
auf Lager zu halten, und die erste B-Shore
wird voraussichtlich im zweiten Quartal
2023 ausgeliefert werden.
»Wir freuen uns auf die weitere Einführung
von B-Shore mit Damen Services.
Diese Vereinbarung ist ein großartiges
Sprungbrett für eine engere Zusammenarbeit
zwischen Damen Services und Mc
Energy durch die Entwicklung von Spinoff-Produkten
und Lösungen, an denen
wir bereits arbeiten«, Alex Wesemann,
kaufmännischer Direktor und Miteigentümer
von Mc Energy, erklärt. RD
(v.l.): Rutger Blaauw (Geschäftsführer von Damen Services) und Alex Wesemann (Kaufmännischer
Direktor und Miteigentümer von Mc Energy)
20 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
MTU-MOTOREN
Rolls-Royce und Neste gründen Kraftstoff-Partnerschaft
Rolls-Royce und der finnische Neste-Konzern
haben eine Absichtserklärung unterzeichnet,
um eine strategische Partnerschaft
bei der Einführung nachhaltiger
Kraftstoffe für Dieselmotoren aufzubauen.
Man teile die Vision, dass nachhaltige
Kraftstoffe eine Schlüsselrolle bei
der Reduzierung von Treibhausgasemissionen
in Off-Highway-Anwendungen
spielen werden, teilte der Rols-Royce-
Konzern, zu dem die Marke MTU aus
Deutschland gehört, jetzt mit. Die
Hauptbestandteile der Vereinbarung
sind: die Förderung der Nutzung bestehender
Verbrennungsmotoren für
nachhaltige Kraftstoffe, die Förderung
des Übergangs von fossilen Kraftstoffen
zu nachhaltigen Kraftstoffen und der
Wissensaustausch über hochwertigen erneuerbaren
Diesel (HVO).
Tobias Ostermaier, President Stationary
Power Solutions, innerhalb der Rolls-
Royce-Geschäftseinheit Power Systems
(RRPS), die Motoren unter der Marke
MTU herstellt, sagte: »Im Rahmen unseres
Nachhaltigkeitsprogramms haben wir uns
verpflichtet, unser MTU-Produktportfolio
so auszurichten, dass bis 2030 nachhaltige
Kraftstoffe und neue MTU-Technologien
die Treibhausgasemissionen um 35 % im
Vergleich zu 2019 reduzieren werden. Unsere
Vereinbarung mit Neste, dem weltweit
führenden Hersteller von erneuerbarem
Diesel, wird uns helfen, unsere Ziele und
die unserer Kunden zu erreichen.«
»Neste MY Renewable Diesel« wird
nach Angaben der Finnen zu 100 % aus
erneuerbaren Rohstoffen hergestellt. Lars
Kooperationspartner (v.l.): Mats Hultman (Head of OEM Partnerships, Neste), Lars Peter Lindfors (Senior
Vice President Innovations, Neste), Tobias Ostermaier (President Stationary Power Solutions, RRPS) und
Michael Stipa (Vice President Stationary Strategy, Business Development and Product Management, RRPS)
Peter Lindfors, Senior Vice President Innovations
sagte, damit könnten die Treibhausgasemissionen
»im Vergleich zu fossilem
Diesel über den gesamten Lebenszyklus
um 75 bis 95 % reduziert werden.«
Neste verfügt derzeit über eine weltweite
Produktionskapazität für erneuerbare
Produkte von 3,3 Mio. t jährlich.
Das laufende Expansionsprojekt in Singapur
und ein Joint Venture mit Marathon
in Martinez, Kalifornien, das
noch nicht abgeschlossen ist, sollen die
Gesamtproduktionskapazität für erneuerbare
Produkte bis Ende 2023 auf
5,5 Mio. t erhöhen. Nach Fertigstellung
soll zudem die Erweiterung der Rotterdamer
Raffinerie die Kapazität bis Ende
2026 auf 6,8 Mio. t erhöhen.
Rolls-Royce zufolge haben Tests gezeigt,
dass der Einsatz von HVO CO 2
-,
Stickoxid- und Partikel-Emissionen erheblich
reduziert. Dazu Michael Stipa,
Vice President Stationary Strategy, Business
Development and Product Management:
»Seit Mai 2022 hat Rolls-Royce
mtu-Dieselmotoren für die Stromerzeugung
für nachhaltigen HVO-Kraftstoff
und andere EN15940-Kraftstoffe
freigegeben. Die von uns durchgeführten
Tests zeigen eine Reduzierung der Treibhausgase
um bis zu 90 %, der Partikel-
Emissionen um bis zu 80 % und der
Stickoxide um durchschnittlich 8 %. Alle
unsere Tests ergaben die volle Leistung
ohne Änderungen an den Motoren.« Power
Systems gibt derzeit schrittweise seine
wichtigsten mtu-Motorenbaureihen
für nachhaltige Kraftstoffe wie HVO
(Hydrotreated Vegetable Oil) und E-Diesel
für den Einsatz auch in Anwendungen
wie dem Schienenverkehr, der Schifffahrt
und der Bauindustrie frei.
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Binnenschifffahrt 11 | 2022
21
SCHIFFSTECHNIK
Hybrid-Antriebe für SET-Neubauten
Im Sommer hat die SET den Auftrag erhalten, drei neue ÖPNV-Fähren für den Hamburger
Hafen zu bauen. Mit der Lieferung des emissionsarmen Antriebssystems ist jetzt Danfoss
beauftragt worden
Die neuen Fähren könnten in Zukunft auch mit Brennstoffzellen angetrieben werden
© Danfoss
Der Geschäftsbereich Editron von
Danfoss Power Solutions liefert die
Antriebe an die Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft
Tangermünde mbH
(SET). Die drei Einheiten wurden von
der Hamburger Verkehrsgesellschaft HA-
DAG beauftragt, die damit ihre auf 29
Schiffe erweitert.
Alle drei Schiffe werden mit seriellen
Hybrid-Antriebssystemen ausgestattet
sein, einschließlich der von der Danfoss-Division
Editron entwickelten und
hergestellten Antriebsstränge. Der Antriebsstrang
umfasst Landanschluss,
Batteriespeicher sowie Antriebs- und
Wechselstromnetz-Einspeisemodule,
die alle über einen kompakten Gleichstromzwischenkreis
mit einzigartiger
und patentierter Selektivität für hohe
Systemsicherheit verbunden sind. Der
Synchron-Reluktanz-Permanentmagnet-Generator
von Editron ist an einen
Scania-Dieselmotor angeschlossen,
um ein Aggregat mit variabler Drehzahl
zu schaffen, das Energie zum Laden der
Batterien oder als Reserve für den Antrieb
liefert. Zwei elektrische eVSP9
Voith Schneider Thruster wandeln die
elektrische Energie in hocheffizienten
Schub bei gleichzeitig hoher Manövrierfähigkeit
um. Die Schiffe werden auch
in der Lage sein, die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie
zu integrieren,
sodass in Zukunft ein emissionsfreier
Betrieb möglich sein wird.
Option auf drei weitere Schiffe
Die erste Fähre, die bis zu 250 Passagiere
befördern kann, soll im Jahr 2024 an die
HADAG ausgeliefert werden, die beiden
anderen Schiffe sollen im selben Jahr folgen.
Darüber hinaus hat die HADAG die
Option, drei weitere Fähren mit der
Brennstoffzellentechnologie zu bestellen,
und das System könnte auch in der bestehenden
Passagierfährenflotte der Stadt
nachgerüstet werden.
»Unser Antriebsstrang ist eine der
kompaktesten und leichtesten Lösungen
auf dem heutigen Markt, die problemlos
in den Maschinenraum eines Schiffes
passt und mehr Platz für die Passagiere
bietet. Der hohe Wirkungsgrad unseres
Systems optimiert auch die Batteriekapazität
an Bord, um dem gewünschten Betriebsprofil
zu entsprechen. Ich möchte
SET dafür danken, dass sie uns das Vertrauen
geschenkt haben, diese Hybridschiffe
anzutreiben, die eine entscheidende
Rolle im Hamburger ÖPNV-
Angebot spielen werden«, kommentiert
Sascha Nitz, Vertriebsleiter Schifffahrt
im Geschäftsbereich Editron von Danfoss.
»Wir freuen uns, dass wir uns in einem
äußerst intensiven Ausschreibungs- und
Vergabeverfahren letztlich gegen unsere
Mitbewerber durchsetzen konnten und
danken der HADAG für den Auftrag
und das in uns gesetzte Vertrauen. Wir
sind uns der Verantwortung und der
Pflicht bewusst, ein solch anspruchsvolles
Projekt umzusetzen und freuen
uns, einen Beitrag zur innovativen Zukunftsgestaltung
des Hamburger Hafens
leisten zu können«, fügt Olaf Deter, Geschäftsführer
von SET, hinzu. RD
22 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Viel Ladung, wenig Tiefgang
Der Bau eines BASF-Tankschiffs für extremes Niedrigwasser geht in die letzte Phase. Der
Rumpf des Schiffes mit dem Namen »Stolt Ludwigshafen« ist jetzt im Hafen von Rotterdam
eingetroffen. Die Indienststellung ist für das kommende Frühjahr geplant
Vor drei Jahren begann die BASF mit
den Plänen für den Bau eines Chemikalientankers,
der aufgrund seiner besonderen
Konstruktion auch bei extremem
Niedrigwasser des Rheins eingesetzt
werden kann. Mit der Bauaufsicht
wurde Stolt Tankers beauftragt. Wie die
beiden vor Kurzem mitteilten, ist der in
China gebaute Schiffsrumpf jetzt in Rotterdam
eingetroffen ist. Dort wird er finalisiert
und für seine erste Fahrt im
Frühjahr 2023 vorbereitet.
Der Rumpf des »Stolt Ludwigshafen«
heißenden Schiffes wurde von der Mercurius
Shipping Group in Yangzhou, China,
im Auftrag von Stolt Tankers gebaut.
Nach der Fertigstellung wurde der Tanker
im September auf ein Transportschiff
verladen und erreichte nach sieben Wochen
auf See die niederländischen Gewässer.
Nun wird das Schiff mit Mannschaftsunterkünften,
den Motoren, dem
Steuerhaus, den Leitungssystemen und
der Elektrik ausgestattet.
Kooperation mit Stolt Tankers
Die kritische Stelle im Rhein bei Kaub wird es selbst bei einem Pegelstand von 30 cm – entspricht einer
Wassertiefe von etwa 1,60 m – noch mit einer Ladung von 650 t passieren können
Hauptziel dieses Projekts war es, ein Binnenschiff
mit hoher Tragfähigkeit und
geringem Tiefgang zu schaffen, das auch
in extremen Niedrigwassersituationen einen
sicheren Betrieb und volle Manövrierfähigkeit
gewährleistet.
Das neue Tankschiff hat eine Länge
von 135 m und eine Breite von 17,5 m.
Die BASF hat das Schiff zusammen mit
einem Konsortium aus dem Duisburger
Entwicklungszentrum für Schiffstechnik
und Transportsysteme e.V. (DST), der
Technolog Services GmbH und der auf
verschiedene Aspekte des Schiffbaus spezialisierten
Agnos Consulting entworfen.
Für die anschließende Detailplanung
konnte die BASF mit Stolt Tankers zusammenarbeiten,
so das Chemieunternehmen.
Stolt Tankers habe sich mit »großem
Fachwissen in das Projekt eingebracht und
werde das Schiff exklusiv für BASF bauen
und betreiben«, heißt es weiter.
»Nach dem beispiellosen Niedrigwasser
des Rheins im Jahr 2018 freue ich
mich, dass wir mit unseren bereits getroffenen
robusten Notfallmaßnahmen die
Herausforderungen der diesjährigen
Niedrigwasserperiode gut bewältigen
konnten. Das innovative Design der Stolt
Ludwigshafen wird ein weiteres entscheidendes
Element sein, um die Versorgungssicherheit
und damit die Wettbewerbsfähigkeit
unseres weltweit größten
Produktionsstandortes weiter zu erhöhen«,
sagt Uwe Liebelt, President European
Verbund Sites, BASF SE. »Wir
sind zuversichtlich, dass die Barge im
Frühjahr 2023 einsatzbereit sein wird.
Mit Stolt Tankers haben wir einen kreativen,
zuverlässigen und sehr erfahrenen
Partner gefunden, mit dem wir uns freuen,
gemeinsam den erfolgreichen Abschluss
dieses Projekts zu feiern.« RD
© BASF SE/Mercurius
Binnenschifffahrt 11 | 2022
23
SCHIFFSTECHNIK
Brennstoffzellen für »FPS Waal«
Das niederländische Reederei Future Proof Shipping (FPS) hat für die Nachrüstung ihres
Binnenschiffes »FPS Waal« PEM-Brennstoffzellen geordert. Der Auftrag ging an Ballard
Power Systems. Sie ist eines von drei FPS-Schiffen, die einen Brennstoffzellenantrieb erhalten
In Zukunft wird die »FPS Waal« komplett ohne Dieselantrieb auskommen
© FPS
Die »FPS Waal« ist nach der »FPS
Maas« bereits das zweite Containerschiff,
das nach seiner Umrüstung emissionsfrei
mit grünem Wasserstoff betrieben
werden soll. Ende des Jahres soll
das erste Schiff voraussichtlich zume ersten
Mal mit grünem Wasserstoff fahren.
Das Brennstoffzellen-Lieferpaket für die
109,8 m lange, 11,40 m breite und 3,53 m
tiefgehende »FPS Waal« umfasst sechs
FCwaveTM-Module. Damit wird das
Schiff über eine Brennstoffzellenkapazität
von 1,2 MW verfügen. Die Brennstoffzellenmodule
verfügen über die Zertifizierung
der Klassifikationsgesellschaft DNV.
Verbrenner raus
Um zu 100 % emissionsfrei fahren zu
können, wird der Verbrennungsmotor
des Schiffes entfernt und ein neues emissionsfreies
Antriebssystem mit PEM-
Brennstoffzellen, Wasserstoffspeicher,
Batteriepacks und einem elektrischen
Antriebsstrang installiert. Nach der Umrüstung
wird die installierte Gesamtleistung
etwa 1.200 kW betragen, und das
Schiff wird eine Ladekapazität von
200 TEU haben.
Die Leistungskapazität, die Größe und
das Design des Antriebssystems der »FPS
Waal« werden laut Reederei optimiert,
um den höheren Energieverbrauch auf
dem Rheinabschnitt von Rotterdam nach
Duisburg zu bewältigen.
Wie Future Proof Shipping weiterhin
mitteilt, habe man bereits Gespräche mit
mehreren Frachtunternehmen geführt,
die an einer emissionsfreien Verschiffung
ihrer Container auf dieser
Strecke interessiert sind und die einen
großen Teil ihrer Seeladung auf das Binnenschiff
verlagern wollen. Die Umrüstung
des »FPS Waal« wird mit Mitteln
aus dem Flagships-Projekt und dem
ZEM Ports NS-Projekt unterstützt.
Im Konsortium stärker
Um sein zweites emissionsfreies Containerschiff
auf die europäischen Wasserstraßen
zu bringen, ist FPS dem Flagships-Konsortium
beigetreten. Das europäische
Innovationsprojekt zielt darauf
ab, den emissionsfreien Transport auf
dem Wasser auf ein neues Niveau zu heben,
indem es die wichtigsten Akteure
der Industrie zusammenbringt, um Wissen
und Erfahrung auszutauschen.
»Ein wesentlicher Vorteil des Beitritts
zum Flagships-Konsortium war die
Möglichkeit, mit weltweit führenden
Technologieunternehmen wie Ballard
zusammenzuarbeiten. Durch die Zusammenarbeit
mit Ballard bei der Bereitstellung
unserer Brennstoffzellen
24 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Konfiguration des Antriebs nach der Umrüstung
verfügen wir über die Ausrüstung und
das Fachwissen, auf die wir uns verlassen
können, und gemeinsam beschreiten
wir einen neuen Weg zur
emissionsfreien Binnenschifffahrt für
alle«, sagt Dirk de Jong – Projektleiter,
Future Proof Shipping.
Im Rahmen des Flagships-Projekts arbeitet
FPS auch mit anderen Partnern
zusammen, wie zum Beispiel dem
Schiffbauingenieur LMG Marin und
dem Projektkoordinator VTT. Die Unternehmen
arbeiten gemeinsam an der
Fertigstellung der für die Zulassung des
Schiffes erforderlichen Konstruktions-,
Brennstoffzellen- und Sicherheitsstudien
sowie an der Anwendung und
Weiterentwicklung der bestehenden behördlichen
Richtlinien.
Bis 2025 will Future Proof Shipping
zehn sogenannte »Zero emission vessel«
besitzen. Konkret arbeitet das Unternehmen
zurzeit daran, drei Schiffe auf
Wasserstoffantrieb umzurüsten. Es handelt
sich dabei um die Containerschiffe
»FPS Maas«, »FPS Waal« und »FPS
Rijn«. Den Anfang machte die »FPS
Maas«, die im August ihre letzte Reise
von Belgien nach Rotterdam mit einem
Verbrennungsmotor machte. Sie wird
bei der Holland Shipyards Group in
Werkendam derzeit umgerüstet. Ihre
Indienststellung ist für das vierte Quartal
2022 geplant. Die anderen beiden
sollen 2023 und 2024 folgen.
Die »FPS Maas« ist ein Container/Trockengutschiff
für den Rhein mit einer
Länge von 110 m, einer Breite von
11,45 m und einer installierten Leistung
von 1,4 MW. Während der Umrüstung
wird der Dieselantrieb an Bord der »FPS
Maas« ebenfalls komplett entfernt und
durch Brennstoffzellen ersetzt, die eine
Leistung von drei Mal 275 kWe aufweisen.
Rund 1.100 kg komprimierten Wasserstoff
soll das Schiff dann mit sich führen.
Der Wasserstoff sowie die Brennstoffzellen
sollen in vier 40ft Containern im
modifizierten Laderaum untergebracht
werden. Außerdem erhält das Schiff Batterien
des Herstellers EST Floattech. AW
Pionierprojekt »FPS Maas«
Der Wasserstoff kommt in 40ft Containern an Bord
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11 | 2022
25
SCHIFFSTECHNIK
Sicher
verankert
Seit Ende des 19. Jahr -
hunderts werden in der
Duisburger Kettenfabrik
Schiffsanker hergestellt.
50.000 Stück hat das
Traditionsunternehmen
seitdem produziert. Neben
Binnenschiffen sind sie
auch auf Hochseeschiffen
sowie auf Yachten
im Einsatz
© Michael Neuhaus
Jährlich verlassen mehr als 1.000 Anker aller Größen die Produktionsstätte in Duisburg
Im Oktober 1990 hat Volker Domagala
die Geschäftsführung des unter dem
Namen Duisburger Kettenfabrik und
Hammerwerk H. d‘Hone GmbH & Co.
KG firmierenden Unternehmens übernommen.
Im Gespräch mit der Binnenschifffahrt
gab er einen Einblick in das
Traditionsunternehmen. Wie Domagala
berichtet, wurde die Duisburger Kettenfabrik
am 1. April 1896 in Duisburg-
Neudorf gegründet. In den folgenden
Jahrzehnten produzierte das Unternehmen
Ankerketten für die Binnenschifffahrt
sowie für die deutsche Marine.
Erste Schmiede-Anker
Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die
ersten Schiffsanker als Schmiedeprodukt
gefertigt. Mit dem Einzug der
Schweißtechnik, Anfang der 60er Jahre,
wurde das Produktionsprogramm des
Unternehmens um den Bereich Hebetechnik
erweitert. Im maritimen Bereich
wurden Anker in Schweißkonstruktion
entwickelt. Die ersten Anker
erhielten nach einigen empirischen Versuchen
das Prädikat »Anker mit hoher
Haltekraft«, erklärt der Geschäftsführer.
Der D‘Hone-Spezial-Anker mit hoher
Haltekraft gehörte zu den ersten Ankern,
dem dieses Prädikat verliehen
wurde. Er ist als Anker für die Binnenschifffahrt
und für die Seeschifffahrt
von den international bedeutenden
Klassifikationsgesellschaften zertifiziert.
So verfügt der Anker unter anderem
über die Zertifikate von ABS,
Bureau Veritas, DNV, Lloyd‘s Register,
RINA sowie von der polnischen Klasse
Polski Rejestr Statków (PRS).
Volker Domagala,
Geschäftsführer der Duisburger Kettenfabrik
© Duisburger Kettenfabrik
»Seine kompakte Bauweise sowie einige
Weiterentwicklungen in den letzten
Jahrzehnten, machen den Der D‘Hone-
Spezial-Anker zu einem der erfolgreichsten
Schiffsanker weltweit. Bereits
in den 80er Jahren wurde das selbstaufrichtende
Verhalten der Ankerflunken
von den Konstruktionsbüros bevorzugt,
womit ein Verkanten der Flunken an
der Außenhaut des Schiffes vermieden
wurde«, sagt Domagala. 1990 wurde der
Anker optional mit einer rechteckigen
Bodenplatte ausgestattet, die eine moderne,
horizontale Ankertasche optisch
verschließt.
Ein 20.000-kg-Schwergewicht
Kontinuierlich habe man dann die Produktionskapazitäten
erweitert, erläutert
der Chef der Duisburger Kettenfabrik.
Die Gewichtsobergrenze des Ankers
wurde von 3.000 kg auf zunächst
8.000 kg und in einem weiteren Schritt
auf fast 20.000 kg erhöht. Neben dem
Hauptprodukt, dem ‘Hone-Spezial-
Anker, steht Domagala zufolge der Service
rund um das Produkt immer mehr
im Mittelpunkt. »Unser Ingenieurteam
unterstützt unsere Kunden mit der Erstellung
von 3D-Ankerzeichnungen
und der Konstruktion von Ankertaschen.
Vom Polizeiboot bis zum Binnenschiff,
vom Containerschiff bis zum
größten Kreuzfahrtschiff der Welt, von
der Meyer Werft bis Fincantieri in Italien
oder Hyundai in Südkorea, von
AIDA Cruises über MSC bis TUI Cruises
vertrauen unsere Kunden auf Qualität
›Made in Germany‹«, sagt Volker
Domagala abschließend. AW
26 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
DEUTZ DAYS
Motorenhersteller präsentiert innovative Antriebskonzepte
Unter dem Motto »Moving the world sustainably«
präsentierte der Antriebshersteller
im Rahmen des Events »Deutz Days« seine
Neuentwicklung im Bereich der klassischen
Motoren sowie der alternativen Antriebe
live in unterschiedlichen Anwendungen.
Auf der Kundenveranstaltung feierte
unter anderem der von Deutz gemeinsam
mit John Deere Power Systems entwickelte
Motor TCD 3.9 in der
LOGISTIK
Felbermayr feiert 80. Geburtstag
1942 legte Franz Felbermayr in Oberösterreich den Grundstein für das heute international
tätige Unternehmen. Transport- und Hebetechnik sowie Bauwesen gehören zu den
Kernkompetenzen des noch immer familiengeführten Betriebs
© Felbermayr
Normalerweise werden in der rund 2.000 m 2 großen Umbauhalle, in der die Feier stattfand, Fahrzeugkonfigurationen für mehrere Hundert Tonnen schwere
Industriekomponenten zusammengeschraubt
Mit einer großen Freier wurde das
80-jährige Bestehen in der Firmenzentrale
in Wels mit rund 500 Gästen gefeiert.
Firmenchef Horst Felbermayr leitet das
Familienunternehmen in dritter Generation,
hat es väterlicherseits übernommen:
»Die DNA ist in mir – wir leben das weiter,
was meine Eltern aufgebaut haben«,
sagte der heute 51-jährige CEO der Felbermayr
Holding, welcher zusammen
mit seiner Frau Andrea und Alfred Feldbauer
als kaufmännischer Geschäftsführer
die Holding leitet. »Um diese großen
Aufgaben und die rasante Entwicklung
meistern zu können, stemmen unsere
Mitarbeiter große Herausforderungen«,
so der Firmenchef. Somit
könne der Weg des Erfolgs fortgesetzt
werden, ist der Unternehmer überzeugt.
Chefin Andrea Felbermayr verantwortet
ergänzend zu Rechnungswesen
und Bilanzierung das Personalwesen:
»Die Zeiten sind fordernd, allein in Österreich
haben wir derzeit mehr als 100
vakante Positionen.« Durch zahlreiche
Maßnahmen wie eine Kinderbetreuung
und einem attraktiven Fortbildungsangebot
sowie einer allgemeinen Attraktivierung
der Arbeitsplätze begegne man
aber diesen Herausforderungen.
CEO Horst Felbermayr
Feldbauer sieht als größte Herausforderung
die Organisation mit dem
Wachstum »mitwachsen« zu lassen. »Wir
sind stets darauf bedacht die Organisation
nicht zu überdehnen, dafür bedarf es
ergänzend zur effizienten Personalentwicklung
auch einer durchgängigen Digitalisierung,
um die Prozesse effizient zu
gestalten.« Wesentlich sei es laut Feldbauer
auch, die Unterschiede der einzelnen
Unternehmenseinheiten als Stärke
zu begreifen. »Das bringt Vielfalt und fördert
die prosperierende Entwicklung«, ist
der 60-Jährige überzeugt.
Wachstum durch Trimodalität
Das Geschäftsfeld Transport- und Hebetechnik
wird durch eine Dreierspitze mit
Wolfgang Schellerer, Peter Stöttinger und
Christoph Nüssler geleitet. Die Verantwortung
für das Geschäftsfeld Bau haben
Stefan Hielle als technischer Geschäftsführer
und Dietmar Rosenberger für
kaufmännische Belange.
Schellerer ist seit mehr als 40 Jahren bei
Felbermayr und hat zusammen mit dem
2020 verstorbenen Seniorchef und Anfangs
rund 100 Mitarbeitern den
Schwertransportbereich maßgeblich mit-
28 Binnenschifffahrt 11 | 2022
LOGISTIK
gestaltet: »Wir haben bereits Ende der
80er-Jahre die Vision der drei Verkehrswege
gehabt«, berichtet Schellerer. Diese
habe sich dann nach der Aufnahme des
Verkehrsträgers Schiene 1994 und mit
dem Kauf des Schwerlasthafens von der
damaligen Vöest 1996 bestens entwickelt.
»Somit können unsere Kunden heute mit
zeitgemäßer Nachhaltigkeit bedient werden«,
argumentiert Schellerer mit dem
Hinweis auf umweltfreundliche Verkehrsträger
wie Wasser und Schiene.
Ebenfalls zum Angebot gehören die
Felbermayr-Kranvermietung mit europaweit
rund 530 Kranen und die ebenfalls
international ausgerichtete Arbeitsbühnenvermietung
mit rund 3.800 Arbeitsbühnen
und Staplern. Hinzukommen
noch Schwermontage und
Einbringung. »Damit sind wir in der Lage
ganze Produktionsstraßen zu übersiedeln«,
so Schellerer.
»Von unserer Kompetenz im Hoch-,
Industrie- und Kraftwerksbau kann man
sich bei Projekten wie dieser Firmenzentrale
oder beim naheliegenden Kraftwerk
Traunleithen überzeugen«, sagte Hielle.
Den Wert des Felbermayr-Bauwesens
sieht Hielle jedoch vorrangig im Nischenangebot:
»Ergänzend zu allgemeinen
Bauleistungen im Hoch- und
Tiefbau haben wir unsere Stärke vor allem
im leichten hochalpinen Spezialtiefbau
sowie mit der in Bayern ansässigen
Firma Hagn auch in der Umwelttechnik«.
Diese entwickelt beispielsweise Lösungen
für Kanalsanierungen und im Deponiebau.
Big Player Im Wasserbau
Doch auch der Wasserbau sei eine entscheidende
Größe so Hielle: »Durch den
Erwerb des bayerischen Wasser- und
Schiffsbauunternehmens Domarin sind
wir zu einem Big Player im Wasserbau
geworden«. Ergänzend dazu sind lokal
auch die Gewerke Pflasterungen mit der
Firma West-Asphalt und Danner Landschaftsbau
von besonderer Bedeutung.
Mit dem Bereich Umwelt und Ressourcen
habe man zudem das Baustoffrecycling
und die Kies- und Schottergewinnung
im Portfolio.
Auszeichnung für Gisela Felbermayr
Als besondere Anerkennung der Leistungen
für das Land Oberösterreich
und das soziale Engagement überreichte
Landeshauptmann Thomas Stelzer
Drei Generationen der Familie Felbermayr
der Seniorchefin das Goldene Ehrenzeichen
des Landes Oberösterreich.
Seiner Ansicht nach könne man viel
lernen vom Unternehmen Felbermayr,
denn es steht nie still und so sei auch
die neue Firmenzentrale ein Symbol für
das was das Unternehmen ausmache.
»Es verdient großen Respekt diese internationale
Firmengruppe noch immer
als Familienunternehmen zu führen«,
so Stelzer.
Attraktiver Arbeitgeber
Um motivierte Mitarbeiter zu behalten
und neue in das Team zu holen, optimiert
Felbermayr zusätzlich zu den Maßnahmen
der HR-Abteilung auch die Arbeitsplätze
und das Arbeitsumfeld. So
Felbermayr Holding
Die Felbermayr Holding GmbH ist
die Dachorganisation für 29 operative
Tochtergesellschaften, deren Tätigkeitsschwerpunkte
sich auf Transport-
und Hebetechnik sowie Tiefund
Hochbau konzentrieren. Mit 77
Standorten in 19 Ländern ist die Firmengruppe
Felbermayr europaweit
vertreten; das Produktangebot – speziell
im Transportbereich – wird auch
weltweit vertrieben.
Im Transportbereich setzt Felbermayr
auf die drei Verkehrswege Straße,
Schiene und Wasser. Zum umfassenden
Dienstleistungsangebot
stehen Mitarbeitern eine Tiefgarage, ein
Mitarbeiter-Restaurant, ein Fitnessbereich
sowie eine professionelle Kinderbetreuung
zur Verfügung.
Dafür und generell für die Standortentwicklungen
verantwortlich ist die eigene
Immobilien-Gesellschaft. Gemeinsam
werden von Seniorchefin Gisela Felbermayr,
Horst Felbermayr und seiner
Schwester Elisabeth Felbermayr-Schierl
die baulichen Maßnahmen entschieden
und in enger Abstimmung mit den operativen
Bereichen umgesetzt. Aktuell
werden an fünf Standorten Neubauten
und Erweiterungen geplant und gebaut
und trotz schwieriger Rahmenbedingungen
wird in die Zukunft
des Unternehmens und der Mitarbeiter
investiert.
RD
zählen ferner die Verbringung von
Großanlagen bis zur kompletten Fundamentstellung
sowie der Hafenumschlag
und die Lagerung von
Schwerstgütern.
Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe
rund 3.000 Fachkräfte.
Mit Spezialisierungen auf die
Bereiche Spezialtransport, Mobilkran-
und Arbeitsbühnenvermietung,
Heavylifthandling sowie
Hoch-, Tief- und Wasserbau erwirtschaftete
die Felbermayr Holding
2021 einen Jahresumsatz von rund
600 Mio. €.
Binnenschifffahrt 11 | 2022
29
LOGISTIK
Der Lieferschein wird digital
»Cloud4Log« heißt die Online-Plattform, die dem Zeitalter von Lieferscheinen auf Papier
ein Ende setzen möchte. Sie bietet eine digitale Alternative, die sowohl zur Einsparung von
Ressourcen beitragen als auch die Effizienz der Transportketten erhöhen soll
Gestartet wurde die Plattform von der
Bundesvereinigung Logistik (BVL)
und GS1 Germany. Den Initiatoren zufolge
prägen hohe manuelle Aufwände
bislang die Liefer- und Transportprozesse
in Industrie und Handel. Lieferungen zu
Großhändlern oder Verteilzentren des
Einzelhandels werden noch grundsätzlich
von Lieferscheinen in Papierform begleitet.
Allein für den Lebensmitteleinzelhandel
in Deutschland seien das mindestens
20 Mio. Lieferscheine pro Jahr. Durch
die Einführung des digitalen Lieferscheins
mit der Online-Plattform Cloud4Log
könne dem aufwändigen Handling der
Papierbelege ein Ende bereitet werden.
Nach einem erfolgreichen Praxistest
des digitalen Lieferscheins haben die
BVL und GS1 Germany zusammen mit
T-Systems sowie mit zahlreichen Unternehmen
aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung
in diesem Jahr die
technische Lösung für den Praxiseinsatz
fertig gestellt. Den Startschuss für den Livebetrieb
von Cloud4Log gaben die BVL
und GS1 Germany auf dem diesjährigen
Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.
»Jetzt können alle Supply Chain-Partner
digitale Lieferscheine und perspektivisch
andere Transportdokumente über dieses
Online-Angebot austauschen. Das aufwändige
Handling des Papier-Lieferscheins
ist damit hinfällig«, erklärt Martin
Schwemmer, Geschäftsführer der
Bundesvereinigung Logistik (BVL). Die
Plattform sei in vielen Branchen für den
Warenverkehr sofort einsetzbar.
Namhafte Partner an Bord
Über 40 Unternehmen aus Industrie, Logistikdienstleistung
und Handel wirken
den Angaben zufolge derzeit an
Cloud4Log mit. Hierzu gehören unter
anderem Lieferanten wie Eckes Granini,
Frosta, Henkel, Nestlé und Transportunternehmen
wie Dachser, DHL Supply
Chain, Fiege und die Nagel-Group. Aus
dem Handel beteiligen sich zum Beispiel
DM-Drogerie, Lidl und Rewe. Die digitalen
Lieferscheine stehen für die Dauer
des Lieferprozesses und zehn Wochen
darüber hinaus zur Verfügung. Ausdruck,
Weitergabe, Transport und Quittierung
des Papierbelegs sind somit überflüssig.
»Die Besonderheit der
Cloud4Log-Lösung liegt in der Neutralität
der Plattform und dem Community-Gedanken.
Dieser Ansatz stellt sicher,
dass die Interessen aller Prozessbeteiligten
berücksichtigt werden«, betont
Oliver Püthe, Lead Industry Engagement
bei GS1 Germany.
Papier war gestern, jetzt sind Lieferscheine digital verfügbar
Der digitale Lieferschein
Im Detail sieht der Prozess so aus: Der
Verlader auf Lieferantenseite legt die Lieferscheine
in der Cloud ab. GS1 Identifikationsstandards
sorgen dafür, dass das digitale
Dokument eindeutig der jeweiligen
Lieferung zugeordnet werden kann. Übernimmt
der Logistikdienstleister die Ladung,
scannt der Fahrer einen im Warenausgang
des Herstellers erzeugten QR-
Code, zum Beispiel per Smartphone mit
Scanfunktion über die integrierte Kamera.
Der Link zum digitalen Lieferschein wird
im Smartphone des Fahrers hinterlegt.
Während des Transports sind die digitalen
Lieferscheindokumente jederzeit abrufbar
und können bei Kontrollen vorgezeigt
werden. Im Wareneingang des Händlers
wird der digitale Lieferschein wieder per
Scan des QR-Codes auf dem Smartphone
aus der Cloud zur weiteren Bearbeitung
eingelesen. Dokumentationen zu Mengenabweichungen
oder auch Schadensbilder
können dem digitalen Lieferschein in der
Cloud angefügt werden. Die Quittierung
durch Empfänger und Fahrer versetzt den
Lieferschein in einen abgeschlossenen,
nicht mehr änderbaren Status. Durch die
Cloud-Lösung wird vermieden, dass der
Lieferschein auf mehreren digitalen Endgeräten
der Frachtführer liegt. Somit haben
immer nur die jeweils unmittelbar am
Prozess Beteiligten Zugriff auf den jeweils
aktuellen Stand der Dokumente.
Die »neutralen« Rollen von BVL und
GS1 Germany als Anbieter und Betreiber
der Lösung sollen gewährleisten, dass die
Eintrittsbarrieren niedrig sind und der
Service für Teilnehmer in allen Branchen
und Märkten zur Verfügung steht, so die
beiden Plattformanbieter. Bereits bestehende
unternehmens- oder branchenspezifische
Insellösungen für digitale Lieferscheine
seien integrierbar. Die Daten
werden bei Cloud4Log über die Open Telekom
Cloud (OTC) verarbeitet. Entwickelt
hat die technische Infrastruktur
und die Front-End-Lösungen T-Systems.
Die Zusammenarbeit mit der Telekom-
Tochter soll die Datenspeicherung und
-verarbeitung über einen in Deutschland
betriebenen Server und damit Datenschutz
und -sicherheit nach europäischem
Recht garantieren. RD
© BVL
30 Binnenschifffahrt 11 | 2022
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SEEHÄFEN | SHORTSEA
Container-Feederschiffe am Containerterminal in Hamburg, dem mit Abstand größten Transithafen in Deutschland
© HHM / Peter Glaubitt
Shortsea-Umschlag erholt sich von Corona
Der Anteil des Kurzstreckenseeverkehrs (KSSV) in den deutschen Seehäfen war im
Jahr 2021 so hoch wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Der Zuwachs von rund
9,3 % im Vergleich zu 2020 fiel deutlich größer aus als im Überseeverkehr
Laut einem jüngst veröffentlichten Bericht
des Bundesamtes für Güterverkehr
(BAG) zur Entwicklung des Kurzstreckenseeverkehrs
deutscher Seehäfen
im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums
(BMDV) hat der Kurzstreckenseeverkehr
ein Volumen von 181 Mio. t und
einen Anteil von 62,7 % am Gesamtumschlag
erreicht.
Das ShortSeaShipping Inland Waterway
Promotion Center (spc) sieht damit
die Bedeutung des Shortsea-Segments,
dass auch in den vergangenen Jahren regelmäßig
mehr als 60 % zum Umschlag
der deutschen Seehäfen beigetragen hatte,
bestätigt. Der Kurzstreckenseeverkehr
erholte sich nach der Corona-Pandemie
mit einen Anstieg von rund 9,3 % im Vergleich
zu 2020 deutlich schneller als der
Überseeverkehr.
Besonders hohe Zuwächse verzeichneten
Verkehre mit anderen Häfen
der Nordrange, im Nordafrikaverkehr
(südliches Mittelmeer), im Ostseeraum
sowie bei innerdeutschen Verkehren. Im
Verkehr mit dem Vereinigten Königreich
zeigte sich ein uneinheitliches Bild, wie
Daten von Eurostat für 2021 zeigen.
Während sich der Containerverkehr
nach dem Brexit-bedingten Rückgang
auf dieser Relation in 2021 wieder erholte,
brachen flüssige Massengüter um
36,5 % ein. Keine Ladungsart erreichte
2021 das Volumen wie vor dem Brexit,
gegenüber 2020 ging der Verkehr über alle
Ladungskategorien um -15,4 % zurück.
Etwa drei Fünftel des KSSV
(106,7 Mio. t) entfielen auf EU-Länder.
Mit 25,5 Mio. t verzeichnet der Verkehr
mit Schweden den höchsten Wert, gefolgt
von Finnland mit 15,5 Mio. t und Dänemark
mit 12,4 Mio. t. Einen großen Anteil
(knapp 65 Mio. t) haben europäische
Länder, die nicht Mitglied der EU sind.
Hier war 2021 für die deutschen Seehäfen
insbesondere Russland mit einem Umschlaganteil
von 26,6 Mio. t der wichtigste
Handelspartner, gefolgt von Norwegen
mit 20,2 Mio. t und dem Vereinigten Königreich
mit 12,9 Mio. t. Weitere
9,4 Mio. t entfallen auf Drittstaaten wie
zum Beispiel Marokko, Algerien oder
Ägypten.
Wie die Daten der BAG zeigen, werden
erhebliche Mengen aller Ladungsarten
bewegt. Dieser Ladungsmix spiegelt sich
auch in der breiten deutschen Hafenlandschaft
wider. Von den 181 Mio. t Umschlagvolumen
entfielen 78,8 Mio. t auf
Massengüter (38,5 Mio. t. flüssig,
40,3 Mio. t. fest). Im Containerverkehr
wurden 52,4 Mio. t bzw. 5,9 Mio. TEU
umgeschlagen und im RoRo-Verkehr
32,8 Mio. t (ca. 2,3 Mio. Fahrzeuge und
Trailer) – jeweils ohne Eigengewichte der
Ladeeinheiten. Darüber hinaus wurden
17,0 Mio. t konventionelles Stückgut ohne
Ladungsträger umgeschlagen, wozu
auch der Umschlag von Automobilen als
Handelsware zählt.
Mit Blick auf die Ladungsarten gibt es
zwischen den Nord- und Ostseehäfen
32 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
deutliche Unterschiede. Der Containerverkehr
wird überwiegend in Nordseehäfen
wie Hamburg, Bremerhaven
und zunehmend auch Wilhelmshaven
abgewickelt, während das Gros der Ro-
Ro-Verkehre auf die Ostseehäfen und
hier insbesondere auf Kiel, Lübeck, Puttgarden
und Rostock entfällt. Während
das Containervolumen im KSSV 2021 etwa
auf das Vor-Covid-Niveau zurückkehrte,
erreichte der RoRo-Verkehr neue
Rekordvolumina.
»Insbesondere mit Blick auf das im
Rahmen der Sustainable & Smart Mobility
Strategy festgeschriebene Ziel der Europäischen
Kommission, den Kurzstreckenseeverkehr
gegenüber dem Jahr 2015
bis 2030 um 25 % und bis 2050 um 50 %
zu steigern, sehen wir als spc eine breit
aufgestellte Hafenlandschaft in Deutschland
mit kurzen Distanzen, guter seeund
landseitiger Erreichbarkeit und einem
sehr leistungsfähigen und breit gefächerten
Dienstleistungsportfolio als Garant
für die weitere Entwicklung des
Shortsea-Verkehrs an«, so Wolfgang Nowak,
Vorstandsvorsitzender des spc.
Zu Beginn des Jahres 2022 wurde zunächst
trotz der durch Lockdowns in chinesischen
Häfen weiter belasteten Lieferketten
eine weitere Erholung des Umschlagvolumens
erwartet. Mit dem russischen
Angriffskrieg auf die Ukraine im
Februar brach jedoch ein Teil des wichtigen
Geschäfts mit der Russischen Föderation
weg. Die regelmäßige direkte Ro-
Ro-Linie, die zuvor noch Lübeck mit St.
Petersburg verband, wurde bereits Anfang
März eingestellt. Trotz dessen war
im ersten Quartal 2022, für das inzwischen
detaillierte Daten bei Eurostat
vorliegen, in den deutschen Häfen insgesamt
noch ein Plus von 2,8 % im Russland-Verkehr
zu verbuchen.
Brexit zeigt weiter Folgen
Umschlag deutscher Seehäfen insgesamt / im Kurzstreckenseeverkehr 2012–2021 in 1.000 t
350.000
300.000
250.000
200.000
150.000
100.000
50.000
0
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
%-Anteil SSS Seeverkehr insgesamt Kurzstreckenseeverkehr
Containerumschlag insgesamt / im Kurzstreckenseeverkehr 2012–2021 in Mio. TEU
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
%-Anteil SSS Seeverkehr insgesamt Kurzstreckenseeverkehr
Das Handelsvolumen mit dem Vereinigten
Königreich war dagegen im ersten
Quartal 2022 noch deutlich unter
dem Niveau von 2021. Neben der Corona-Pandemie
hat auch der Brexit diese
Verkehre belastet. Positive Entwicklungen
zeigten sich jedoch beispielsweise
im RoRo-Verkehr mit Dänemark und
Finnland, wo die guten Werte des Vorjahres
im ersten Quartal noch einmal
übertroffen wurden.
Im weiteren Jahresverlauf haben sich
die Aussichten durch die hohen Energiepreise
und die damit verbundene Inflation
insgesamt wieder eingetrübt.
Jüngste Daten des Statistischen Bundesamtes
bis Juli 2022 zeigen, dass vor allem
der Stückgutverkehr deutlich zurückging,
während der Import von Kohle und
Rohöl deutlich zunahm. Im Ergebnis
stand im Vorjahresvergleich ein Minus
von 1,4 %.
In der Entwicklung der monatlichen
Umschlagszahlen der größten deutschen
Containerhäfen ist die Auswirkung des
russischen Angriffs auf die Ukraine besonders
deutlich zu erkennen. Kumuliert
bis zum Februar lagen die deutschen Häfen
laut dem Monthly Container Port
Monitor des ISL noch knapp über dem
Vorjahresniveau. Im Zeitraum März bis
August blieb das Umschlagvolumen dagegen
5,8 % unter dem Vorjahresniveau.
»Wir erwarten trotzdem, dass der Anteil
des Kurzstrecken- und Shortsea-
Verkehrs am Gesamtumschlag 2022 wieder
bei rund 60 % liegen wird«, heißt es
79%
76%
73%
70%
67%
64%
61%
58%
60%
57%
54%
51%
48%
45%
42%
39%
36%
33%
beim spc. In den kommenden Jahren sei
mit Blick auf die in der »Sustainable &
Smart Mobility Strategy« der Europäischen
Kommission festgeschriebenen
Wachstumsziele für den
KSSV auch in den deutschen Seehäfen
wieder mit einem Wachstum zu rechnen.
»Mehr Transport über den Wasserweg ist
also gewünscht. Denn damit wird ein bedeutender
Beitrag geleistet, das Ziel einer
90 %-igen Reduktion der Emissionen des
Transportsektors in der EU bis 2050 zu
erreichen.« Daher sei es wichtig, dass die
Hinterlandanbindungen zu und von den
Häfen über beste Voraussetzungen verfügen,
vor allem in Bezug auf den Zustand
der Infrastruktur und Zuverlässigkeit
– nicht nur auf der Straße, sondern auch
auf den Wasser- und Schienenwegen.
»Denn der Hinterlandverkehr entscheidet
mit über die Frage, ob ein Transport
über den Seeweg geht oder nicht«,
meint Nowak.
RD
© BAG
Binnenschifffahrt 11 | 2022
33
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Ruhrgebiet rückt näher an Schweden
Samskip hat gemeinsam mit Hector Rail dreimal wöchentlich Ganzzugverbindungen
zwischen Duisburg und Rostock eingerichtet. Damit erhöht sich die Kapazität der
multimodalen Verbindungen zwischen Deutschland und Skandinavien um mehr als 10 %
Die vollelektrische Zugverbindung
verbindet die Terminals Duisburg
Hohenbudberg und Rostock Trimodal.
Durch die zusätzliche Streckenoption soll
das Ruhrgebiet und der Südosten der
Niederlande mit der schwedischen
Schlüsselregion Stockholm/Gävle/
Örebro/Jönköping, Finnland und anderen
baltischen Märkten besser verbunden
werden.
Die 700 m langen Züge fahren montags,
mittwochs und freitags in Duisburg
ab und kommen dienstags, donnerstags
und samstags in Rostock an,
um mit den Fährverbindungen der
Hansa Destination nach Nynäshamn
(südlich von Stockholm) zusammenzufallen.
Mit dem Markteintritt im August
2021 habe Hansa ein beträchtliches
Frachtaufkommen in und aus dem
schwedischen Mittelland entwickelt,
wobei die Verbindung nach Nynäshamn
regelmäßig durch Zwischenstopps in
Visby ergänzt wird.
Die Bahnverbindung Duisburg-
Rostock ermöglicht es Samskip außerdem,
zusätzliche Serviceoptionen direkt
nach Südschweden und Finnland anzubieten,
indem sie mit separaten täglichen
Fährabfahrten nach Trelleborg,
Kotka, Hanka und Rauma koordiniert
werden.
Samskip bietet laut eigenen Angaben
bereits ein umfangreiches Netz an containerisierten
Bahndiensten, die Duisburg
mit Zielen in Schweden verbinden, und
fährt 14 Mal pro Woche mit eigenen
Ganzzügen nach Katrineholm, Falköping
und Nässjö.
Auch für nicht kranbare Trailer
Die neue Relation bietet auch eine bessere Verbindung nach Schweden oder Finnland
© Samskip
Laut Gert-Jan Meijer, Head of Trade,
Sweden, Samskip, stellt der Shortsea-Verkehr
von Rostock aus eine strategische
Ergänzung der Transportmöglichkeiten
für alle Arten von multimodalen Frachtkunden
dar. Die Waggons bieten nicht
nur Kapazität für ISO-Container, Mega-
Trailer und P400-Trailer, sondern nehmen
auch nicht kranbare Trailer auf, so
dass die neue Strecke für eine breite Palette
von Drittanbietern und verladereigenem
Equipment geöffnet ist.
»Es besteht ein klarer Bedarf, die Kapazität
zwischen Deutschland und Skandinavien
aufgrund des wachsenden Handelsvolumens
und neuer Anfragen zu erhöhen,
aber die hohen Dieselpreise und
der anhaltende Fahrermangel führen
auch dazu, dass mehr Fracht von der
Straße weggezogen wird«, sagt Meijer.
»Das Angebot eines zusätzlichen Hochfrequenzdienstes
festigt den Wettbewerbsvorteil,
den der multimodale
Verkehr gegenüber dem Straßentransport
in Bezug auf die Zuverlässigkeit in
der Lieferkette hat.«
Thomas Vitte, kaufmännischer Leiter
der Hector Rail GmbH, fügt hinzu:
»Durch dieses erweiterte Angebot wird es
möglich sein, mit einem noch wettbewerbsfähigeren
und effizienteren Produkt
mehr Güter auf die Schiene zu bringen
und damit nachhaltige Transportlösungen
zwischen Deutschland und
Skandinavien zu verbessern.«
Die Kapazitätserweiterung findet in einer
Zeit statt, in der der multimodale
Verkehr in Europa eine Chance hat, da
seine geringeren Emissionen mit den
Nachhaltigkeitszielen von Unternehmen
übereinstimmen. Die Maßnahmen des
EU-Mobilitätspakets zur Verbesserung
der Bedingungen für Spediteure verdrängen
auch den Straßengüterverkehr aus
dem Markt.
Die hohe Frequenz im Schienenverkehr
stärkt laut Meijer die Argumente für
nachhaltigen Transport: »Unsere größeren
Kunden wollen mehr mit kohlenstoffärmeren
Optionen tun, neue Kunden
klopfen an die Tür und man kann sagen,
dass in Deutschland eine allgemeine
Stimmung herrscht, dass es jetzt an der
Zeit ist, von der Straße wegzukommen«.
Die Kombination aus vollelektrischer
Schienentraktion, Skaleneffekten im
Kurzstreckenseeverkehr, kurzen Transportwegen
auf der Straße und Flexibilität
bei Stückgutoptionen verkörpern Meijer
zufolge das, was Samskip bei nachhaltigen
Verbindungen für den europäischen
Logistikmarkt anstrebt. RD
34 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
40 Jahre Containerumschlag in Venlo
An der deutsch-niederländischen Grenze – am Inlandterminal Hutchison Ports Venlo –
gab es kürzlich Grund zum Feiern, nämlich die Eröffnung des ersten Bahn-Terminals
durch Ports ECT Rotterdam (ECT) vor rund vierzig Jahren
Fünf Mal pro Woche legt ein Binnenschiff in Venlo Richtung Rotterdam und Antwerpen ab
© Hutchison Ports Venlo
Wie die Betreiber anlässlich des
40-jährigen Bestehens mitteilten,
markierte dies den Beginn der »rasanten
Entwicklung von Venlo zu einem modernen
Logistikzentrum, die sich ab 1982
vollzog«. Mit 24 Bahnverbindungen von
und nach Rotterdam pro Woche und fünf
wöchentlichen Binnenschiffsverbindungen
von und nach Rotterdam und
Antwerpen sei Hutchison Ports Venlo für
ECT ein »idealer Inlands-Hub und ein
sehr wichtiges Bindeglied im European-
Gateway-Services-Netz«, so das Unternehmen.
Der Erfolg von Venlo sei nicht
zuletzt der »guten und intensiven« Zusammenarbeit
mit der öffentlichen Hand
zu verdanken.
Leo Ruijs, CEO von ECT, erklärt dazu:
»Die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit
zwischen der Gemeinde Venlo und
der Provinz Limburg einerseits und ECT
andererseits war einer der Faktoren, die
zum Erfolg von Venlo als Logistikhotspot
beigetragen haben.« Bereits in den Anfängen
im Jahr 1982 verkehrte zweimal
täglich ein Shuttlezug zwischen Rotterdam
und Venlo. Ende der 1980er-Jahre
konnte das Terminal dann schon erweitert
werden; ECT zog zusammen mit
seinem Partner Seacon Logistics an den
heutigen Standort um. 2010 wurde Venlo
durch die Eröffnung des Binnenschiff-
Terminals von ECT auch über das Wasser
erschlossen. Damit wurde die »einzigartige«
Lage von Venlo an der Schnittstelle
von Straßen-, Schienenverbindungen
und Wasserwegen und im »Herzen einer
attraktiven Wirtschaftsregion optimal genutzt«,
so ECT.
Mehr Binnenschiffskapazitäten
Inzwischen muss auch das Binnenschiff-
Terminal erweitert werden. In Zusammenarbeit
mit der Gemeinde Venlo,
der Provinz Limburg und mit Unterstützung
der Europäischen Union und der
niederländischen Regierung soll bis 2024
nahezu eine Verdopplung der Kapazität
realisiert werden.
Die Feier zur 40-jährigen Präsenz in
Venlo »beweist erneut die Fokussierung
von ECT auf ein integriertes Serviceangebot
vom Seehafen Kai bis zur Haustür
des Kunden und umgekehrt – auf den Service
sowohl für Reedereien als auch für
Verlader, Logistikdienstleister und Terminalbetreiber,
da sie als Akteure der Lieferkette
allesamt einen Beitrag zur Effizienz
und Nachhaltigkeit der Logistikbranche
leisten können«, so das Unternehmen.
Man kombiniere hierbei seine Terminalaktivitäten
in Rotterdam mit dem Transportnetz
der European Gateway Services
und dem Terminalbetrieb in verschiedenen
wirtschaftlich interessanten
Regionen Europas.
Über European Gateway Services (EGS)
bietet ECT Reedereien, Logistikdienstleistern
und Verladern ein Netz hochfrequenter
Schienen- und Binnenschiffsdienste.
Diese Dienste verbinden die Tiefseeterminals
in Rotterdam direkt mit strategisch
günstig gelegenen Binnenterminals auf
dem europäischen Markt.
RD
Binnenschifffahrt 11 | 2022
35
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Minus im belgischen Containerumschlag
Der belgische Doppelhafen Antwerp-Bruges mit Antwerpen als wichtigem Container-Hub
an der Nordrange hat die ersten drei Quartale mit einer gemischten Bilanz abgeschlossen.
Die Verantwortlichen geben sich dennoch zuversichtlich
Insgesamt wurden 8,8 % weniger Container in dem Doppelhafen umgeschlagen
Nach neun Monaten belief sich der
Gesamtumschlag auf 217,4 Mio. t,
was einem leichten Anstieg von 0,8 % gegenüber
dem Vorjahreszeitraum entspricht.
»Trotz der negativen Auswirkungen
des geopolitischen und makroökonomischen
Kontextes verzeichnen alle
Frachtströme ein Wachstum, mit Ausnahme
des Containersegments, das weiterhin
unter Druck steht«, heißt es in einer
Mitteilung.
Der Containerumschlag ging um 8,8 %
in Tonnen und 5 % in TEU zurück. Der
Rückgang wird mit »anhaltenden Störung
der Containerlogistik und Auswirkungen
des Krieges in der Ukraine«
begründet. Die Container rotieren aufgrund
von Staus immer noch nicht ausreichend,
was dazu führe, dass der
Durchsatz sinkt, während der von leeren
Containern steigt. Eine Besserung ist in
diesem Jahr nicht mehr in Sicht: »Obwohl
die betrieblichen Herausforderungen
langsam abnehmen, wird
sich der nach wie vor stark gestörte Container-Linienverkehr
voraussichtlich erst
im ersten Quartal 2023 wieder normalisieren«,
so der Hafen.
Weitere Segmente
Konventionelles Stückgut und Breakbulk
wuchs um 9,7 %. Während sich die Stahlabflüsse
gut hielten, zeigen die Stahlversorgungsmengen
aufgrund hoher Lagerbestände
und sinkender Nachfrage eine
rückläufige Tendenz. Trotz einer rückläufigen
Tendenz beim Umschlag von
Holz und Baustoffen verzeichnen diese
Produktgruppen, wie auch Obst, weiterhin
ein Wachstum.
Der RoRo-Verkehr nahm um 8,1 % zu.
Der Umschlag von Neufahrzeugen stieg
um 8,5 %, was vor allem auf die starken
Importe aus China zurückzuführen ist.
Dagegen ist die Zahl der Gebrauchtwagen
und Lastkraftwagen um 7,3 % bzw.
17 % zurückgegangen. Die unbegleitete
Ladung (ohne Container) stieg um 13 %.
Das Wachstum im Segment Bulk
(+21,5 %) wird vor allem auf die Zunahme
des Kohletransports zurückgeführt.
Die gestiegene Nachfrage nach
Kohle für die Stromerzeugung führte zu
einem Umschlag von 2,43 Mio. t. Der
Umschlag von Eisenerz nimmt zu, während
Schrott, Sand und Kies rückläufig
© Port of Antwerp-Bruges
sind und andere Baustoffe den Status quo
beibehalten. Obwohl sowohl die Zu- als
auch die Abflüsse von Düngemitteln im
Vergleich zum zweiten Quartal zugenommen
haben, ist immer noch ein
Rückgang gegenüber dem Rekordjahr
2021 zu verzeichnen (-11,8 %).
Das Segment der flüssigen Massengüter
verzeichnete einen Anstieg von 13,3 %.
Vor allem LNG verzeichnet hier ein starkes
Wachstum (+66,5 %). In diesem Jahr
haben bisher 215 LNG-Schiffe Zeebrugge
angelaufen, im Vergleich zu 121 im gleichen
Zeitraum des Vorjahres. Auch bei
LPG (+30 %) ist aufgrund der hohen Erdgaspreise
ein Wachstum zu verzeichnen,
ebenso bei Benzin (+12,2 %), Diesel/
Bunkeröl (+9,7 %) und Naphtha
(+14,6 %). Der Chemie-Umschlag stieg
ebenfalls weiter um 6,3 %, aber ein deutlicher
Rückgang ist vor allem beim Export
zu verzeichnen, der auf die Drosselung
der Produktion aufgrund der gestiegenen
Energiekosten zurückzuführen ist.
Neue Projekte
Seit dem offiziellen Start des fusionierten
Hafens Antwerpen-Brügge vor sechs Monaten
hätten bereits mehrere Investoren
und neue Projekte »ihren Weg auf die beiden
Hafenplattformen gefunden«, so die
Hafengesellschaft. So wird Conti Seafrigo
Antwerpen ein neues Tiefkühllager errichten,
Antwerp Euroterminal (AET) will
expandieren, Fluxys will in Zusammenarbeit
mit Advario ein Ammoniak-
Terminal bauen. Covestro hat mit dem Bau
einer Anilinanlage begonnen, ITC Rubis
erweitert sich um eine zusätzliche Tankgrube
und Lanxess installiert ein neues Klimaschutzsystem.
Ineos hat sich außerdem
entschieden, von Antwerpen aus ein Pilotprojekt
zur Kohlenstoffabscheidung und
-speicherung (CCS) zu starten. In Zeebrugge
eröffnet die Ziegler-Gruppe eine
Niederlassung für unbegleitete RoRo-
Fracht nach Irland und Großbritannien,
und die Immobiliengruppe Intervest eröffnete
diese Woche offiziell den im April
vom chinesischen Entwickler Lingang erworbenen
Logistikkomplex. RD
36 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Mehr Kohle und LNG, weniger Container
In den ersten neun Monaten des Jahres bewegte sich der Umschlag im Rotterdamer Hafen
auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahreszeitraum. Die Art der Güter hat sich
allerdings verändert
So belief sich der Umschlag auf rund
351 Mio. t, was einem Plus von 0,3 %
entspricht. Wie die Hafenbetreiber mitteilen,
habe es große Unterschiede in der
Art der umgeschlagenen Güter gegeben.
Als Gründe werden der Krieg in der
Ukraine, die Sanktionen gegen Russland
und die Veränderungen in den weltweiten
Energieströmen angegeben. Dem
Hafen zufolge werden nun – als Alternative
zum russischen Erdgas – weitaus
mehr Kohle und LNG importiert. Der
Containerumschlag habe sich rückläufig
entwickelt, vor allem durch den Wegfall
des Handels mit Russland.
»Aus dem Gesamtumschlagsvolumen
könnte man schließen, dass der Hafenbetrieb
wie gewohnt verläuft, aber die großen
Veränderungen insbesondere im Bereich
LNG und Kohle beweisen, dass sich
die Energielandschaft umfassend gewandelt
hat«, kommentiert Allard Castelein,
CEO des Hafenbetriebs Rotterdam.
»Durch die hohen Energiepreise hat es
vor allem die energieintensive Chemieindustrie
schwer. Eine schnellere Energiewende
verringert langfristig unsere
Abhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen.
Kurzfristig gilt es, die für unsere
Gesellschaft so wichtige Chemieindustrie
zu erhalten«, so Castelein.
Angesichts des anhaltenden Kriegs in
der Ukraine, der hohen Inflationsrate
und des ungünstigeren Wirtschaftsklimas
sehen »die Prognosen für die makroökonomische
Entwicklung nicht rosig
aus«, heißt es. Der Hafenbetrieb Rotterdam
erwarte dennoch, dass das Umschlagsvolumen
für das gesamte Jahr
2022 in etwa dasselbe Niveau erreichen
wird wie im Vorjahr.
»Die großen Veränderungen
insbesondere im Bereich LNG
und Kohle beweisen, dass sich die
Energielandschaft umfassend
gewandelt hat«
Allard Castelein, CEO Port of Rotterdam
Im Containersegment belief sich der
Rückgang in den ersten neun Monaten
auf -8,6 % im Gewicht und auf -4,4 % in
der Zahl der Container. Infolge der Sanktionen
kam der Containerverkehr zwischen
Russland und Rotterdam fast vollständig
zum Erliegen. In den letzten Jahren
entfielen etwa 8 % des Containerverkehrs
auf Russland. Sowohl der
Roll-on/Roll-off-Verkehr als auch der
übrige Stückgutumschlag stiegen um
15 % an.
Beim flüssigen Massengut wurde eine
Zunahme von 3,9 % registriert. Das Volumen
der umgeschlagenen Mineralölprodukte
ging zwar zurück (-13,1 %), vor allem
infolge des geringeren Angebots von
russischem Heizöl; der Umschlag anderer
Güter entwickelte sich aber positiv. So
wurde mehr Rohöl (+5,4 %) und mehr
anderes flüssiges Massengut (+18,4 %)
umgeschlagen. Im Bereich der anderen
flüssigen Güter verzeichneten alle Kategorien
einen Zuwachs: Chemie, Biokraftstoffe,
pflanzliche/tierische Öle und
Fruchtsäfte. Das LNG-Volumen stieg besonders
stark an (+73,8%). Unter anderem
aus den USA wird als Ersatz für das
russische Erdgas weitaus mehr LNG importiert,
heißt es.
Der Umschlag von Eisenerz und
Schrott ging stark zurück (-17,9%), ebenso
wie der von Agrarmassengütern
(-14,8%). Die erstgenannte Entwicklung
sei eine Folge der schwächeren Wirtschaft,
während die zweite hauptsächlich
auf die geringeren Ernteerträge in verschiedenen
Teilen der Welt zurückzuführen
ist. Auch die hohen Energiepreise für
die Verarbeitung von Agrarmassengütern
spielen eine Rolle, so der Hafen. Das
Volumen des Kohlenumschlags stieg dagegen
an (+24,8%), vor allem weil in
Elektrizitätswerken mehr Kohle verfeuert
wurde. Bei den übrigen Massengütern,
unter anderem. den Roh- und Baustoffen,
wurde ebenfalls ein erheblicher
Zuwachs verzeichnet (+22,6%). Insgesamt
wurden 2,9 % mehr trockene
Massengüter umgeschlagen, so die
Quartalsbilanz.
RD
Umschlag nach Segmenten
© Port of Rotterdam
Der Gesamtumschlag belief sich in Rotterdam auf rund 351 Mio. t
Binnenschifffahrt 11 | 2022
37
SEEHÄFEN | SHORTSEA
»Alle müssen an einem Strang ziehen«
Die Hamburger Hafenwirtschaft fordert angesichts der aktuell herausfordernden Zeiten
Reformen in der Hafenpolitik, um Wettbewerbsnachteile zu beseitigen. Dazu gehört unter
anderem die Beseitigung steuerlicher Nachteile innerhalb Europas
Gunther Bonz, Präsident des
Unternehmensverbandes Hafen Hamburg
Nachdem der Hamburger Hafen die
Auswirkungen der Corona-
Pandemie gut bewältigt hat und das Jahr
2021 mit einem leichten Umschlagsplus
abschließen konnte, ist seit Beginn des
Ukraine-Krieges im Februar 2022 die
Umschlagsentwicklung leicht rückläufig,
das teilte der Unternehmensverband Hafen
Hamburg (UVHH) vor Kurzem mit.
Allerdings sei der Umschlag weniger
rückläufig als in »einigen Konkurrenzhäfen«.
Insbesondere im Massengutbereich
ist aufgrund der Sanktionen gegen Russland
ein starker Rückgang zu verzeichnen,
der durch andere Güterarten
nicht zu kompensieren ist. Auch die
kürzlich vom International Monetary
Fund (IWF) veröffentlichten wirtschaftlichen
Rahmendaten trüben die
Aussicht auf eine positive Umschlagentwicklung
im laufenden Jahr und für
2023.
Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes
Hafen Hamburg, sagte:
»Gerade in dieser aktuell sehr herausfordernden
Situation ist es dringend erforderlich,
dass die nach wie vor bestehenden
Wettbewerbsnachteile für die
Hamburger Hafenunternehmen beseitigt
werden.« Dazu gehören seiner Ansicht
nach unter anderem die Reform der Einfuhrumsatzsteuer,
die Beseitigung von
steuerlichen Nachteilen innerhalb Europas,
eine sichere und bezahlbare Energieversorgung
sowie keine weiteren staatlichen
Kostenerhöhungen, zum Beispiel
bei Mieten und Pachten sowie verlässliche
Rahmenbedingungen für Investitionen
auf Hamburger Hafenflächen. »Zudem
ist es dringend erforderlich, dass der
Bund kurzfristig Maßnahmen ergreift,
um die Soll-Wassertiefen auf der Bundeswasserstraße
Elbe wieder herzustellen«,
so Bonz weiter.
Häfen sind ständigen Veränderungen
unterworfen und Einflüssen von außen –
wie wirtschaftlichen Entwicklungen, international
organisierter Waren- und
Gütertransporte sowie politischer Gesetzgebung
– ausgesetzt. Eine stagnierende
Weltwirtschaft, allen voran in China,
und der Krieg in der Ukraine bleiben somit
nicht ohne Auswirkung auf den
Hamburger Hafen.
Nur eine einheitliche Auslegung und
harmonisierte Anwendung der europäischen
Regeln führe zu einem »Level
Playing Field« und fairem Wettbewerb
unter den europäischen Häfen, meint der
UVHH. Auch die Verkehrswege seien
enorm wichtig. Allerdings sei der Erhalt
und Ausbau von Hafeninfrastruktur
nicht mehr allein durch die Länder finanzierbar.
»Häfen sind systemrelevant
und Teil der kritischen Infrastruktur –
heute mehr denn je, um die Versorgung
Deutschlands mit Rohstoffen und alternativen
Energieträgern sicherzustellen.
Vor allem bei den anstehenden Investitionen,
die im Zusammenhang mit
der Energiewende stehen, bedarf es verlässlicher
Rahmenbedingungen und eines
stärkeren finanziellen Engagements
auch des Bundes«, sagte der Verbandschef.
Fokus Infrastruktur
© UVHH
Der Hamburger Hafen sei für die exportorientierte
deutsche Volkswirtschaft die
wichtigste Transport- und Logistikdrehscheibe.
Im Import stelle er die Versorgung
von Wirtschaft und Bevölkerung
mit Gütern und Rohstoffen sicher.
Hamburg, wie auch alle anderen deutschen
Seehäfen, erfüllen somit »eine nationale
Aufgabe«. Dafür bräuchten die
Häfen eine leistungsfähige Infrastruktur.
»Wir begrüßen daher die Erarbeitung einer
nationalen Hafenstrategie. Neben einem
stärkeren finanziellen Engagement
des Bundes bei der Infrastruktur sind
auch zeitnah Lösungen zur künftigen
Baggergutunterbringung zu finden. Hierzu
müssen die Bundesländer, die Port
Authorities und der Bund enger kooperieren«,
so Bonz.
Neben den geplanten Bundesprojekten,
wie der Neubau der A26 Ost und
des Köhlbrandtunnels, müssen nach
Meinung des UVHH auch wirtschaftsfreundlichere
Rahmenbedingungen in
Hamburg geschaffen werden. Der »lange
überfällige« neue Hafenentwicklungsplan
müsse einiges Punkte erfüllen:
• Erhalt, Schutz und Ausbau von Hafenflächen
• Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit,
sichere Investitionsrahmenbedingungen
• Erhalt-, Aus- und Neubau der Infrastruktur
• Rahmenbedingungen für den Umschlag
und die Lagerung alternativer
Energieträger
• Technologieoffene Förderung alternativer
Antriebe und Treibstoffe.
Die hohen Preise für Energie und Rohstoffe,
gestörte Lieferketten, steigende
Lohnkosten sowie der Fachkräftemangel
stellen die Hafenunternehmen vor große
Herausforderungen, so der Hamburger
Unternehmensverband. Bisher habe der
Hamburger Hafen die zahlreichen Krisen,
wie Corona, Ukraine-Krieg und Arbeitskampfmaßnahmen,
gut bewältigt
und werde dies auch in Zukunft tun. Allerdings
seien diese Aufgaben nicht allein
von den Hafenunternehmen zu bewältigen.
Hierfür müssten alle – der
Bund, die Küstenländer, die Freie und
Hansestadt Hamburg, die Hamburg Port
Authority und die Hafenunternehmen –
vereint an einem Strang ziehen, so der
Verband.
RD
38 Binnenschifffahrt 11 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Mit Wasserstoff in die Zukunft
Bei ihrer diesjährigen Jahrestagung in Magdeburg haben die Binnenhäfen ihren Fokus auf
die Wirtschaftsregion Elbe, ihre Rolle bei der Wertschöpfung und als Logistikzentren sowie
auf das Potenzial bei der Gestaltung der Energiewende gelegt
(v.l.): BÖB-Präsident Joachim Zimmermann, IHK-Hauptgeschäftsführer André Rummel und Sachsen-Anhalts Vize-MinisterpräsidentArmin Willingmann
© Lichtbilder & Fotografie Gunnar Thermann
Prof. Wolfgang Arlt, Mitbegründer
des Start-ups LOHC Technologies
In seinem Grußwort dankte der Hauptgeschäftsführer
der Industrie- und
Handelskammer Magdeburg, André
Rummel, den Binnenhäfen für die gute
Zusammenarbeit im Gesamtkonzept Elbe.
Gleichzeitig mahnte Rummel ein
schnelleres Vorankommen bei der Verbesserung
der Schiffbarkeit der Elbe an
und warnte einzelne Interessengruppen
davor, das mühsam, gemeinsam erarbeitete
Konzept infrage zu stellen.
Gleichzeitig regte Rummel an, angesichts
schwindender Schiffskapazitäten
auf der Elbe mehr öffentliche Anreize für
Neubauten zu schaffen. Die Rolle der
Binnenhäfen als Logistikdrehscheiben
sowie als Motoren für Wertschöpfung
und Beschäftigung in der Region betonte
Armin Willingmann, Minister für
Wissenschaft, Energie und Klimaschutz
des Landes Sachsen-Anhalt, in seiner Rede.
Er bekräftigte die Forderung nach
mehr Engagement für den Erhalt der
Wasserstraße Elbe als wichtige Hinterlandanbindung
und die Instandsetzung
der Wasserstraßeninfrastruktur.
Weitere politische Gäste der Veranstaltung
aus der Sachsen-Anhaltinischen
Landespolitik waren die Vizepräsidentin
des Landtags, Anne-Marie Keding,
der Vorsitzende des Ausschus-ses
für Infrastruktur und Digitales, Falko
Grube, sowie die Vorsitzende des Ausschusses
für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz
und Umwelt, Kathrin Tarricone.
Den Hauptvortrag der Tagung hielt
Prof. Wolfgang Arlt, ehemaliger Inhaber
des Lehrstuhls für thermische Verfahrenstechnik
an der Universität Erlangen-Nürnberg
und Mitbegründer des
Start-Ups Hydrogenious LOHC Technologies.
Arlt und seine Mitstreiter wurden
2018 für den Deutschen Zukunftspreis
nominiert. Ihre Forschungs- und
Entwicklungsleistungen im Bereich der
gefahrlosen Wasserstoffspeicherung mit
Hilfe der Trägersubstanz LOHC sowie
deren erfolgreiche kommerzielle Umsetzung
wurden als Beitrag zu einem nachhaltigen
Energiesystem gewertet.
Arlt stellte dar, dass ein hoch entwickeltes
Industrieland wie Deutschland seinen
Energiebedarf auch künftig nicht autark
decken kann und auf Energieimporte angewiesen
sein wird. Mithilfe von LOHC
kann grüner Wasserstoff, der in Regionen
gewonnen wird, die reich an Sonnenoder
Windenergie sind, gebunden und
gefahrlos transportiert werden.
Anders als andere Trägersubstanzen ist
LOHC nicht toxisch oder explosiv und
kann in bestehenden Infrastrukturen und
Transportmitteln genutzt werden. Daraus
ergeben sich erhebliche Potenziale für den
Umschlag und die Lagerung in Binnenhäfen
und den Transport über die umweltfreundlichen
Verkehrsträger Schiene und
Wasserstraße.
RD
Binnenschifffahrt 11 | 2022
39
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
LED-Signalanlage für Schiffshebewerk
Anfang Oktober wurde mit dem Schiffshebewerk Niederfinow ein Jahrhundertbauwerk in
Betrieb genommen. Die LED-basierte Signalanlage lieferte der Automatisierungsspezialist
Phoenix Contact
Das alte und neue Schiffshebewerk in Niederfinow
© Phoenix Contact
Als Teilstrecke der Oder-Havel-
Wasserstraße verläuft der Oder-
Havel-Kanal über 54 km von der Havel
südlich von Oranienburg bis zur Alten
Oder bei Niederfinow. Während der
Fahrt sind zwei Abstiegsbauwerke zu
überwinden: die Lehnitzschleuse und das
Schiffshebewerk Niederfinow. Das Hebewerk
wurde im Zeitraum von 1927 bis
1934 als Ersatz für die Schleusentreppe
Niederfinow erbaut und überwindet eine
Hubhöhe von 36 m. Über den Oder-
Havel-Kanal werden unter anderem
Schüttgüter transportiert. Würde die Ladung
eines entsprechenden Binnenschiffs
auf die Straße verlagert, entspräche
dies ungefähr 40 Lkw, deren Motoren
im Vergleich zu den ein bis zwei
Antrieben des Schiffs deutlich mehr
Schadstoffe ausstoßen. Die Binnenschifffahrt
stellt somit eine umweltschonende
Alternative dar, die künftig an Bedeutung
gewinnen dürfte.
Energieeffiziente Leuchten
Im neuen Bauwerk wurde neben 65.000 t
Beton und 8900 t Stahl moderne Steuerungs-
und Automatisierungstechnik verbaut.
Diese entsprechen aktuellen gesetzlichen
und normativen Rahmenbedingungen
der EU-weit geltenden
Maschinenrichtlinie 2006/42/EG. Die
Signalanlage regelt den Zulauf in und den
Ablauf vom Schiffshebewerk gemäß der
Binnenschifffahrtsstraßen-Verordnung.
Dazu sind an den Einfahrtsignalen unterschiedliche
Signalbilder dargestellt, die
dem Schiffsführer anzeigen, wie er sich zu
verhalten hat. Das Ausfahrtsignal funktioniert
analog zu einer Straßenverkehrsampel.
Die Lösung hat den Vorteil, dass
die zur Erfüllung der Maschinenrichtlinie
notwendige Sicherheitsfunktion bereits in
die Signalleuchten integriert ist. Ein weiterer
Pluspunkt der Lösung resultiert aus
der beleuchtungstechnischen Ausprägung
mit LED-Technik, die einen
energieeffizienten und wartungsarmen
Betrieb sicherstellt. Für den langlebigen
Einsatz in rauen Außenbereichen sind die
Signalisierungsleuchten in einem robusten,
seewasserbeständigen V4A-Gehäuse
verbaut. Je nach Zustand oder bei besonderen
Wetterverhältnissen lässt sich
die Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit
vom tatsächlichen Helligkeitswert auf einen
optimalen Wert einstellen.
Darüber hinaus überzeugt die Signalanlage
durch eine detailgenaue Diagnoseund
Überwachungsfunktion, die sich in
moderne Wartungs- und Instandhaltungskonzepte
einbinden lässt. Der Anwender
greift hier auf zahlreiche Diagnose- und
Statusinformationen zurück. Beispielsweise
hat er die derzeitige Leuchtstärke,
den Strom und die Spannung jeder LED,
den Zustand der LEDs sowie die auf die
Leuchte einwirkende Lichtstärke stets im
Blick. Das führt im Fehlerfall zu schnellen
40 Binnenschifffahrt 11 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Frank Bothe (li.) mit Dirk Beischau,
Bauaufseher beim WNA Berlin
Einfahrtsignal für Binnenwasserstraßen in LED-
Technologie mit zugehörigem Schutzschuten
Reaktions- und kurzen Instandsetzungszeiten.
Sollte es zu einem Zwischenfall an
der Anlage kommen, stellt das Signalisierungssystem
alle relevanten Daten
bereit. Hafenbehörden und Schleusenbetreiber
haben die Möglichkeit, diese zu
archivieren und so immer gemäß der Maschinenrichtlinie
zu belegen, zu welchem
Zeitpunkt welche Signale an der Schleusenanlage
aktiv waren.
Einbindung in Zentralsteuerung
Bei der Signalanlage für Wasserverkehrswege
von Phoenix Contact handelt es sich
um eine systemische Komplettlösung inklusive
Beleuchtungssteuerung, einer
steckfertigen Verkabelung, der Signalleuchten
für Binnenschifffahrtsstraßen,
fertig konfektionierten Schaltschränken
und des erforderlichen Montagezubehörs.
Auf der einen Seite sorgt der systemische
Ansatz durch den Plug-and-Play-
Gedanken für eine kurze Montage- und
Inbetriebnahmephase. Andererseits lässt
sich die Lösung einfach in die zentrale
Anlagensteuerung integrieren. Da die Beleuchtungssteuerung
logikneutral ausgeprägt
wurde, kommt es zudem nicht zu
unübersichtlichen Steuerungskomplikationen
in der Anlage. Als führendes
System fungiert stets die zentrale Anlagensteuerung
respektive das zentrale
Leitsystem. Die Beleuchtungssteuerung
und sämtliche anderen notwendigen
Komponenten gehören zu den Standardmodulen
des Produktportfolios von
Phoenix Contact. Auf diese Weise ist eine
schnelle und langfristige Ersatzteilversorgung
sicherstellt. Damit sich die Anlagenverfügbarkeit
weiter erhöht, hat sich
der Betreiber des Schiffshebewerks Niederfinow
für ein Überspannungsschutzkonzept
ausgesprochen. Im Rahmen der
Signalanlage wurde dies mit Modulen der
Produktfamilie Plugtrab realisiert.
Beleuchtungstechnisch verfügt das
Schiffshebewerk über drei Einfahrtsignale,
zwei Ausfahrtsignale, zwei Sportbootwartesignale
und zwei Richtungsweiser.
Für die gesamte Signalanlage sind
27 moderne Signalleuchten in LED-Ausführung
sowie neun Beleuchtungssteuerungen
installiert worden. Die
Komponenten kommunizieren mittels
einer diskreten I/O-Kopplung mit der
zentralen Anlagensteuerung. Ein Datenaustausch
über das standardisierte Übertragungsprotokoll
Profinet/Profisafe wäre
ebenfalls möglich.
Sicherheitstechnische Zertifizierung
Dezentraler Schaltschrank für die
Signalleuchtensteuerung
Durch die Einbindung der Sicherheitsfunktion
in die Signalleuchte, die durch
den TÜV entsprechend PL d gemäß EN
ISO 13849–1 und SIL 2 gemäß IEC 61508
zertifiziert ist, und der Beleuchtungssteuerung
lässt sich die Signalanlage einfach
in die Sicherheitskette des Schiffshebewerks
integrieren. Wie genau dies umzusetzen
ist, ergibt sich aus der Risikoanalyse
und den daraus abgeleiteten Anforderungen
der Maschinenrichtlinie.
Aufgrund der Implementierung der Sicherheitsfunktion
in die Signalleuchten
gestaltet sich die Realisierung der Beleuchtungslösung
einfach und sicher. Die
eingebaute Sicherheitsfunktion ist dafür
zuständig, eine sichere Rückmeldung darüber
zu geben, ob die Signalleuchte tatsächlich
leuchtet. Dies ist bei konventionellen
Lösungen nur mit hohem
technischem Aufwand umsetzbar.
Erfüllt das Beleuchtungssystem durch
eine falsche Ansteuerung, Querschlüsse
oder einen Ausfall nicht mehr seinen bestimmungsgemäßen
Betrieb, wird die Signalanlage
in einen sicheren Zustand geschaltet.
Sollte beispielsweise das rote Signal
»Schleuse gesperrt« aktiviert sein, aber
ein grünes Signal angezeigt werden, greift
die integrierte Abschalteinrichtung ein
und schaltet die fehlerhaften Signalleuchten
aus. Den sicheren Zustand – zum
Beispiel »alle grünen Leuchten aus« oder
»alle roten Leuchten an« definiert der Anwender
individuell.
Autor: Dipl.-Ing. Frank Bothe,
Bereich Industriemanagement
Infrastruktur, Phoenix Contact
Deutschland GmbH, Blomberg
Binnenschifffahrt 11 | 2022
41
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Mehr Krankapazität verkürzt Liegezeiten
Zeit ist Geld. Mit einer Umschlagkapazität von 1.800 t pro Stunde soll die neue
Hafenumschlagmaschine Sennebogen 885 G die Liegezeit von Schiffen im Hafen deutlich
reduzieren und damit auch die Kosten senken
Der neue Bagger ist für sämtliche Umschlagarbeiten im Hafen ausgelegt
Das neue Umschlaggerät stellte Sennebogen
erstmals anlässlich der
diesjährigen Bauma vor. Der 885 G
zeichnet sich laut dem Hersteller durch
sein Einsatzgewicht von rund 320 t und
eine Reichweite von bis zu 38 m aus. Damit
sei der Umschlagbagger insbesondere
für den Einsatz im Hafen geeignet.
Das Gerät vom Typ 885 G reihe sich in
die Lücke zwischen den bisher vorhandenen
875 E und dem »weltgrößten« Umschlagbagger
895 E ein, so Sennebogen
und trage damit den wachsenden Schiffsgrößen
– vor allem in Binnenhäfen –
Rechnung. Im Vergleich zum Wettbewerb
verfügt die Maschine über den
gesamten Arbeitsbereich im Durchschnitt
über rund 30 % höhere Traglasten,
so Sennebogen.
Aufgrund der hohen Ausrüstungsvielfalt
kann die Maschine gemäß den jeweiligen
Kundenanforderungen individuell
konfiguriert und für sämtliche Umschlagtätigkeiten
im Hafen eingesetzt
werden, so der Hersteller. Es kann beispielsweise
zwischen fünf verschiedenen
Ausrüstungsvarianten von 24 bis 38 m
Reichweite gewählt, und mit dem
Schnellwechsler am Stiel sowie der leistungsstarken
Hydraulik können flexibel
unterschiedlichste Anbaugeräte bedient
werden. Darüber hinaus sei der Bagger
für den schweren Stückguteinsatz geeignet
und meistere sowohl schwere
Containerhübe als auch Hübe im
Schwerlastbereich bis 50 t.
Als weitere Entwicklung der neuesten
Maschinengeneration, der G-Serie, wurde
laut Hersteller auch beim 885 G ein
besonderes Augenmerk auf die Themen
Energieeffizienz und Fahrerkomfort gelegt.
Nicht nur das Maschinendesign an
sich ist ressourcensparend, der neue Umschlagbagger
ist auch mit dem Sennebogen
Green Hybrid Rekuperationssystem
ausgestattet, das sich bereits bei den Umschlagbaggern
ab 47 t Einsatzgewicht
© Sennebogen
etabliert habe. Diese Rekuperationsmethode
spart bis zu 30 % an Betriebskosten.
Zudem ist die Maschine sowohl
mit Diesel- als auch mit energiesparendem
Elektroantrieb erhältlich.
Die niedrigen Betriebskosten »gehen
Hand in Hand« mit der hohen Umschlagkapazität
von bis zu 1.800 t pro
Stunde, so Sennebogen. Dies reduziere
die Liegezeit von Schiffen im Hafen deutlich
und spare damit Kosten. Ein robuster
Stahlbau sowie eine beherrschbare und
servicefreundliche Technik mit »hochwertigen«
Antriebs- und Steuerkomponenten
sollen zudem für dauerhaft
gleichbleibende Leistung und ein
Höchstmaß an Verfügbarkeit sorgen. Die
Greiferautomatik Safety Boom Lift
schützt zum Beispiel durch den automatischen
Hub beim Schließen des Greifers
sowohl Ausrüstung, Schiffsrumpf als
auch Hafenflächen.
Fahrerkabine neu gestaltet
Auch die Fahrerkabine Portcab wurde
überarbeitet. Sie weist eine großzügige
Front und Bodenscheiben aus Sicherheitsglas
auf, die einen optimalen Blick in
den Schiffsrumpf erlauben sollen. Zudem
unterstützen Kameras, deren Bild auf einem
großen, 10,2“ messenden Monitor
in der Kabine gezeigt wird, bei der Überwachung
der Gefahrenbereiche. Ein neues
Heiz-Klima-Konzept mit insgesamt 14
im Raum verteilten Luftdüsen mit
Frischluft und Umluft-Filter sorgen zudem
für optimale Temperatur- und Luftverhältnisse
in der Kabine, so Sennebogen.
Die Arm- und Fußstützen seien einfach
verstellbar, Stau- und Ablageflächen
sowie ein ergonomisch Fahrersitz runden
das optimierte Kabinenkonzept ab.
Flexibel justierbare Skylift-Kabinenerhöhungen
bringen den Fahrer auf eine
Sichthöhe von bis zu 22 m. Ein »durchdachtes«
System an Treppen, Aufstiegen
und Geländern gestaltet den Zugang zu
Kabine und Wartungspunkten am Oberwagen
»komfortabel und sichert den
Auf- und Abstieg sorgfältig ab«, so Sennebogen.
RD
42 Binnenschifffahrt 11 | 2022
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WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Aus dem Kahn erbaut
Berlin ist eingebunden in ein weitverzweigtes Wasserstraßen- und Kanalnetz. Für die
Güterschifffahrt ist die Stadt insbesondere wegen ihrer Anbindung an die Elbe und Oder
von Bedeutung. Von Christian Knoll
Schiff nach Berlin gefahren, die im Zementwerk
Rummelsburg zu Zement verarbeitet
werden, das auf Berliner Baustellen
verwendet wird. Kies und Sand kommen
über die Dahme aus Peetz oder aus
Kiesgruben an der Elbe.
Um Berlin mit Schlesien zu verbinden,
wurde bereits im 17. Jahrhundert von
Berlin ein Kanal über Müllrose nach Finkenherd
bei Frankfurt an der Oder gegraben,
den wir heute nach mehreren Umbauten
Oder-Spree-Kanal nennen.
Im Norden Berlins wurde die Havel so
schiffbar gemacht, dass aus den Ziegelleien
in Zehdenick, wo es elf Ziegeleien gab,
die Ziegelsteine per mehr als 100 Elektroschiffen
(sogenannte Sayd-Kähne) um
die Jahrhundertwende vom 18. zum
19. Jahrhundert nach Berlin gefahren
wurden, aber natürlich auch mit
Schleppkähnen, damals alles im Finowmaß
von 40 x 4,60 m oder beziehungsweise
Großfinowmaß von
41 x 5,10 m.
Drahtrollen auf dem Weg vom Stahlwerk Brandenburg durch Berlin nach Stettin
Es gibt einen geflügelten Satz: »Berlin
ist aus dem Kahn gebaut«. Dort, wo
heute im Berliner Stadtzentrum das Nikolaiviertel
steht, soll Albrecht der Bär im
12. Jahrhundert direkt an der Spree die
Grundsteine für die spätere Hauptstadt
Deutschlands gelegt haben. Baumaterial
an Kies, Ziegelsteinen, Bauholz etc. Alles
kam per Kahn nach Berlin.
Der richtige Bauboom allerdings ging
erst nach dem gewonnenen Krieg
1870/71 los, als Frankreich die vielen
Goldmilliarden an Deutschland zahlen
musste.
Berlin besitzt rund 100 km Wasserstraßen
und etwa ebenso viele Fahrgastschiffe.
Es dominiert aber die Frachtschifffahrt.
Wenn heute vom Wasserstraßenkreuz
gesprochen wird, ist natürlich immer der
Elbübergang bei Magdeburg gemeint mit
der Trogbrücke, die den Mittellandkanal
mit dem Elbe-Havel-Kanal verbindet, die
2003 in Betrieb gegangen ist.
Aber Berlin selbst ist ein Wasserstraßenkreuz.
Spree und Havel fließen in
Spandau zusammen. Im Osten Berlins
münden die Rüdersdorfer Gewässer in
die Dahme, die in Köpenick in die Spree
übergeht. Auf ihr werden Kalksteine per
Größte Hafenstadt im Osten
Berlin selbst ist eine bedeutende Hafenstadt.
Der BEHALA Westhafen einschließlich
der BEHALA-Häfen Spandau
und Neukölln sind der größte Binnenhafenstandtort
in Ostdeutschland. Alle
Umschlagsgeräte in drei Häfen einschließlich
Hafenbahnen werden vollelektrisch
betrieben. Somit ist Berlin
auch eine saubere Hafenstadt, ausgenommen
einige kleinere Werkshäfen.
Im Hafenbecken 1 des Westhafens werden
mit einer Schwerlastanlage Stückgüter
wie Transformatoren oder Turbinen
von Siemens oder Bergmann-Borsig
bis 500 t umgeschlagen, die per Schiff
Eine polnische Schubeinheit fährt vom Berliner Westhafen zum Stahlwerk Brandenburg
44 Binnenschifffahrt 11 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
entweder nach Hamburg oder Benelux
gefahren werden. Dafür hat die BEHALA
auch einen eigenen RoRo-Schwergutleichter
bauen lassen, für den sie auch
eine eigene RoRo-Schwergutrampe errichtet
hat.
In diesem Hafenbecken betreibt die
BEHALA auch eine Schrottaufbereitungsanlage,
mit der Schrotte hochofengerecht
aufbereitet werden, die dann
in Schubleichter verladen und im Dreierverband
(3 x 32,50 x 8,20 plus Schubschiff)
zum Stahlwerk Brandenburg zur
Einschmelze gebracht werden. Das sind
pro Schubverband rund 1.200 t.
Im selben Hafenbecken 1 auf der gegenüberliegenden
Seite werden jährlich
mehr als 100.000 Container von Lkw auf
Bahn verladen und nach Hamburg gefahren.
Warum nicht per Binnenschiff? Weil
der Umschlag eines Containers in Hamburg
teurer ist, als der ganze Schiffstransport,
was sich kein Schiffer leisten kann.
Die Bahn kann das aber.
Am OHK wird noch gebaut
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
des Bundes hat in den nunmehr 32 Jahren
nach der Wende in der DDR die
West-Ost-Wasserstraße von Helmstedt
bis Berlin und nun auch weiter bis zur
Oder für das Großmotorschiff
(110 x 11,45 x 2,80 m) hergerichtet. Das
ist eine beachtliche Leistung. Am Oder-
Havel-Kanal wird noch gebaut, aber die
Großmotorschiffe können bereits eingeschränkt
verkehren.
Die Bauzeit des neuen Schiffshebewerkes
mit 13 Jahren wurde vielfach
kritisiert. Man darf aber hier nicht außer
Acht lassen, dass der Baugrund in Niederfinow
und am Oder-Havel-Kanal auf
der Scheitelhaltung des Oder-Havel-
Kanals ein anderer ist als auf Normal
Null. Und außerdem ist der Oder-Havel-
Kanal noch im Ausbau begriffen.
Höchster Kanaldamm Europas
Der Ragöser Damm östlich von Eberswalde
ist mit 60 m Höhe der höchste Kanaldamm
in Europa. Deshalb hat man
sich auch Zeit genommen, um kein Risiko
einzugehen. Unter diesem Damm
fließt die kleine Ragöse aus der Schorfheide
Richtung Finowkanal. Und neben
Ihr verläuft die Bahnstrecke Berlin-
Stettin 60 m unter der Scheitelhaltung
des Kanals. Allerdings hat der Schiffsverkehr
auf dem OHK sehr nachgelassen.
Zwei Siemens-Gasturbinen von je rund 500 t auf dem Weg von Berlin nach Übersee
Die Zeiten, als es stundenlange Wartezeiten
vor dem Schiffshebewerk gab, sind
lange vorbei.
Der ostdeutsche Schiffsverkehr war
Jahrzehnte lang geprägt von den in der
60er Jahren in Boizenburg, Roßlau und
Oderberg gebauten Gütermotorschiffen
und den Schubverkehren der Deutschen
Binnenreederei. Die Eigner der Motorschiffe
sind weitgehend im Ruhestand
und haben ihre Schiffe an polnische oder
tschechische Partikuliere verkauft oder
verschrottet.
Viel Ladung gibt es östlich und nördlich
von Berlin nicht mehr. Baustoffe
werden noch als Hüttensand von Eisenhüttenstadt
nach Berlin transportiert.
Ziegelsteine aus Zehdenick gehen gehen
noch nach Berlin oder anderswohin. Eine
nennenswerte Industrie, welche auf die
Schifffahrt zurückgreifen würde, gibt es
kaum noch, außer in Berlin von Siemens
Turbinenbau, Transformatoren von
Bergmann-Borsig und Stahl aus Hennigsdorf
oder dem Stahlwerk in Brandenburg
am Silokanal.
Die Schiffsverkehre in Berlin und
Brandenburg sind im 2. Quartal um 11 %
beziehungsweise um 10 % zurückgegangen.
Gelegentlich fahren polnische
Motorschiffe oder Schubverkehre mit
Stahl aus Brandenburg oder Hennigsdorf
noch nach Stettin.
»Sorgenkind« Oder-Spree-Kanal
Die Wasserstraße vom Rhein bis zur
Oder und nach Stettin über Berlin ist im
Prinzip fertig, weil durchgehend befahrbar.
Die Hohensaaten-Friedrichsthaler-
Wasserstraße (HFW) liegt auf dem Niveau
der Ostsee-Wasserstände. Herrschen
südliche Winde, wird Wasser Richtung
Ostsee gedrückt und der Wasserstand
fällt. Manchmal ist es für tief beladene
Binnenschiffe von Hohensaaten
bis Garz schwierig. Bei nördlichen Winden
ist es umgekehrt.
In Sommermonaten führt die Stromoder
häufig Niedrigwasser und der
Schiffsverkehr nach und von Stettin kann
nur noch über die HFW erfolgen, was bei
ablandigen Winden manchmal zu
Grundberührungen führen kann.
Auch am Oder-Spree-Kanal (OSK) Kanaleingang
Richtung Eisenhüttenstadt
werden Ufer gut hergerichtet und Untiefen
beseitigt. Aber ein Relikt, dass es seit
der DDR bereits gibt, wird nicht in Angriff
genommen.
Während die Schleusen Wernsdorf am
Kanaleingang und die Schleuse Kersdorf
als letzte vor Eisenhüttenstadt auf 185 m
Länge neu gebaut wurden, ist die
67 m-Schleuse Fürstenwalde in der Mitte
immer noch ein Nadelöhr. Schubverbände
mit drei Leichtern benötigen
durch Entkoppeln, Schleusen, Auskuppeln
leer zurück, die nächsten Leichter
durchschleusen oft mehr als drei
Stunden, bis sie wieder in Fahrt kommen.
Noch zum Ende der DDR-Zeit hat man
der Schleuse Fürstenwalde eine Standzeit
bis 2022 attestiert. Die ist nun abgelaufen.
Nun wäre es an der Zeit, auch diese
Schleuse zu erneuern. Das Baufeld soll
schwierig sein, weil die Schleuse in einer
Krümmung liegt.
© WSA Spree Havel
Binnenschifffahrt 11 | 2022
45
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Heilbronn sendet Botschaft an Wissing
Einen raschen Ausbau der Neckar-Schleusen – das fordern die Unterzeichner der
»Heilbronner Erklärung« vom Bundesverkehrsminister. Die Arbeiten sollen schnell
beginnen, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstraße Neckar zu erhalten
© Stadt Heilbronn
Die Unterzeichner der Heilbronner Erklärung (v.l.): Gerhard Straub (Hafenchef Plochingen), Carsten Strähle (Hafenchef Stuttgart), Verkehrsminister Winfried
Hermann, Oberbürgermeister von Heilbronn Harry Mergel, Jan Fries (Hafenchef Heilbronn ) und Uwe Köhn (Hafenchef Mannheim)
2007 wurde der Schleusenausbau beschlossen.
Zur Debatte steht heute lediglich die Sanierung
© WSA Neckar
Die Unterzeichnung der »Heilbronner
Erklärung« erfolgte beim
ersten Hafenforum der Stadt Heilbronn.
Die Botschaft an Bundesverkehrsminister
Wissing richteten der Landesverkehrsminister
Winfried Hermann,
Heilbronns Oberbürgermeister Harry
Mergel und die Direktoren der vier Neckarhäfen
Heilbronn, Mannheim, Stuttgart
und Plochingen.
Zum ersten Hafenforum Heilbronn haben
die Hafenbetreiber – die Stadt Heilbronn,
die Heilbronner Versorgungs
GmbH (HNVG) und die Stadtwerke Heilbronn
(SWHN) eingeladen. »Mit dem
Hafenforum als Fach- und Netzwerkveranstaltung
wollen wir den Hafen für die
Zukunft zu stärken«, sagte Heilbronns
Oberbürgermeister Harry Mergel bei der
Begrüßung der rund 100 Teilnehmenden
– neben Landesverkehrsminister Hermann,
Hafenanlieger sowie weitere Vertreter
aus Wirtschaft und Politik.
Minister Hermann hob in seinem Impulsvortrag
ebenfalls die Bedeutung der
Bundeswasserstraße Neckar als wichtige
Transportachse hervor: »Schienenwege
und Straßen sind mit Güterverkehr überlastet.
Auf dem Wasser – vor allem auf
dem Neckar – könnten deutlich mehr
Güter transportiert werden. Auch aus
Klimaschutzgründen sind Binnenschiffe
eine gute Alternative zum Lkw-Verkehr
auf der Straße. Der Transport auf dem
Fluss bedeutet rund 75 % weniger CO 2
pro Tonne als beim Transport per Lkw.
Und ein konkurrenzfähiger Neckar
braucht den 135 m-Ausbau der Schleusen
bis Plochingen. 135 m-Schiffe bedeuten
rund 40 % mehr Kapazität, Wirtschaftlichkeit
und Energieeffizienz.«
Tragfähiger Zeitplan gefordert
In der »Heilbronner Erklärung zum
Schleusenausbau« fordern Verkehrsminister
Hermann, OB Mergel und die
Direktoren der vier Neckarhäfen Bundesverkehrsminister
Wissing auf, bis spätestens
Frühjahr 2023 einen tragfähigen
Zeitplan für den Schleusenausbau am
Neckar vorzulegen, die Detailplanung für
die einzelnen Projekte anzugehen und
zeitnah – neben den notwendigen Sanierungsarbeiten
– mit den Ausbaumaßnahmen
zu beginnen. »Ein (weiteres) Verschieben
des notwendigen Schleusenausbaus
können und wollen wir als Teilnehmer
des Hafenforums 2022 Heilbronn
mit Blick auf den Erhalt der Zu-
46 Binnenschifffahrt 11 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
kunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der
Wasserstraße Neckar nicht hinnehmen«,
erklären die Unterzeichner nachdrücklich.
Mit ihrer Forderung knüpfen sie an ein
Gespräch mit dem Bundesverkehrsminister
am 11. Juli dieses Jahres im Heilbronner
Rathaus an, bei dem Wissing angekündigt
hatte, »nach Lösungen zu suchen«.
Er hatte außerdem geäußert, dass
er für einen »maximal schnellen Schleusenausbau«
unter Beachtung eines
gleichzeitigen Sanierungsbedarfs stehe,
»damit auf der Strecke kein Schleusentor
wegbricht«. Bund und Land hatten bereits
2007 einen Schleusenausbau für
moderne 135 m-Schiffe, wie sie auf dem
Rhein unterwegs sind, vertraglich vereinbart.
Zuletzt hatte der Bund jedoch signalisiert,
nur noch eine Sanierung der
105 m langen Neckarschleusen vornehmen
zu wollen.
Erstmals gezeigt wurde beim Hafenforum
auch der neue Imagefilm zum Hafen
Heilbronn, der jetzt auch im Internet unter
www.hafen-heilbronn.de abrufbar ist.
»Schienenwege und Straßen sind
mit Güterverkehr überlastet. Auf
dem Wasser – vor allem auf dem
Neckar – könnten deutlich mehr
Güter transportiert werden.
Auch aus Klimaschutzgründen
sind Binnenschiffe eine gute
Alternative zum Lkw-Verkehr
auf der Straße.«
Landesverkehrsminister Winfried Hermann
Der Film sei ein weiterer Baustein bei der
Vermarktung des Hafens Heilbronn,
heißt es Forumsorganisatoren. »Der Hafen
Heilbronn mit seinem trimodalen
Konzept, das die Transportwege Wasser,
Schiene und Straße verknüpft, ist zukunftsweisend,
um die Straßen wirksam
zu entlasten und die Umwelt zu schonen«,
unterstreicht Erster Bürgermeister
Martin Diepgen auch als Aufsichtsratsvorsitzender
der Hafenmitbetreiber
HNVG und SWHN. »Deshalb werden
wir auch in Zukunft nicht nachlassen,
uns für einen raschen Schleusenausbau
einzusetzen.«
Fachvorträge steuerten Harald Rotter,
Geschäftsführer der Kombi-Terminal
Heilbronn GmbH, Volker Werner, Leiter
Containervertrieb Hamburger Hafen,
und Sascha Hähnke, Geschäftsführer des
Logistikunternehmens Rhenus bei. Moderiert
wurde die Veranstaltung von Joachim
Koch von der Railistics GmbH und
Lehrbeauftragter an der Fakultät Wirtschaft
und Verkehr der Hochschule Heilbronn.
Zu den Markenzeichen des Heilbronner
Hafens gehören das 2012 eröffnete
Containerterminal, die 23 km lange
Hafen- und Industriebahn sowie der
Schwergutkai. Vom Neckar aus können
Schiffe über den Rhein und das Rhein-
Maas-Delta etwa die Häfen Duisburg,
Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen
erreichen. Damit verbindet der Hafen
Heilbronn laut den Betreibern die Region
mit der Welt.
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Foto: Erprobungsphase Abladeoptimierung Mittelrhein
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48 Binnenschifffahrt 11 | 2022
JOBBÖRSE
Wiener erkunden das Tor zur Welt
Zum ersten Mal nach drei Jahren Corona-bedingter Unterbrechung hat wieder eine Gruppe
Logistikstudenten aus Österreich die Hansestadt Hamburg besucht, um sich über
Fachthemen der Seeschifffahrt und der Hafenlogistik zu informieren
Zwei Tage lang konnten sich die Studierenden über Seeschifffahrt- und Logistik in der Hansestadt informieren
© HHM
Der Leiter der Hafen Hamburg Marketing (HHM) Repräsentanz
in Wien, Alexander M. Till, leitete die Gruppe.
Er ist als externer Dozent an der Fachhochschule des BFI tätig
und hält Vorlesungen zur Seeschifffahrt. Im Rahmen der zweitägigen
Exkursion bekamen die Wiener Studierenden Einblick in
mehrere Unternehmen, die im Hamburger Hafen tätig sind. Im
Fokus des Besuchs auf dem Wallmann Terminal standen unter
anderem die besonderen Anforderungen beim konventionellen
Stückgut. Bei einer Führung über das Containerterminal Altenwerder
wurden die Studierenden über den automatisierten Umschlag
der Container, sowie die Be- und Entladung der Schiffe,
sowie das Stauen und Sichern von Projektladung auf Flat-Containern
informiert. Die Reederei Hapag-Lloyd hielt für die Studenten
einen Vortrag über die Ladeplanung und Verschiffungstechniken
von Ladung mit speziellen Anforderungen. Das Programm
der Exkursion wurde durch einen Besuch im Maritimen Museum
Hamburg, eine Barkassenfahrt und eine Besichtigung des Stückgutfrachters
»Cap San Diego«, der in der 70er Jahren im Südatlantik-Verkehr
eingesetzt wurde, abgerundet.
Die Exkursion nach Hamburg ist für die Wiener Studierenden
lau HHM ein »ganz besonderes Ereignis«, da sie so mehr über
die wichtige Beziehung zwischen Hamburg und Österreich erfahren
und einen praxisnahen Zugang ergänzend zum Unterricht
erhalten.
Der Elbehafen ist von großer Bedeutung für Österreich und
nimmt seit Jahren die dominante Stellung im Containersegment
ein, heißt er weiter. 2021 wurden zwischen Österreich und Hamburg
321.000 TEU transportiert, davon 98 % auf dem Verkehrsträger
Eisenbahn.
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Binnenschifffahrt 11 | 2022
49
RECHT
Verkehrssicherungspflicht
im Hafen
»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK
Die Verkehrssicherungspflicht für ein Gewässer begründet keine Garantiehaftung dafür, dass Schiffe nicht beschädigt werden, sondern bezieht
nur auf die Verhinderung konkreter Gefahrensituationen für die Schifffahrt.
Der Verkehrssicherungspflichtige hat unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten, wie Fließgeschwindigkeit und Beschaffenheit des
Flussbettes sowie Verkehr, diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren aus der Sicht eines umsichtigen
und verständigen, in vernünftigen Grenzen vorsichtigen Menschen notwendig und ausreichend sowie geeignet erscheinen Gefahren von
Dritten abzuwenden. Der Umfang der Verkehrssicherungspflicht hängt von der Größe des drohenden Schadens und der Wahrscheinlichkeit
seines Eintritts sowie davon ab, mit welchem Aufwand ein solcher Schaden verhindert werden kann.
Eine konkrete Regelung insbesondere für Peilmaßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht existiert nicht, die Rechtsprechung diskutiert
je nach Ausganslage eine Peilverpflichtung in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten.
Der Pachtvertrag über eine Hafenfläche, der eine Peilverpflichtung des Pächters regelt, entfaltet keine Schutzwirkung zugunsten der Schifffahrt,
die den Hafen anläuft. Zwar besteht eine Leistungsnähe, aber keine Gläubigernähe, denn der Verpächter hat kein besonderes berechtigtes
Interesse an der Einbeziehung der Schifffahrtstreibenden in den Schutzbereich des Vertrages.
Die Beweislast für eine Verkehrssicherungspflicht und die Kausalität für den eingetretenen Schaden trägt der Anspruchsteller. Bestehen Untersuchungspflichten
(Peilpflichten), dann begründet dies keinen Beweis des ersten Anscheines dafür, dass die Vernachlässigung der Pflicht
zum Schaden geführt hat.
Urteil des Schiffahrtsgerichtes Regensburg
vom 7. April 2022, Az.: 4 C 2140/14 BSch -
rechtskräftig.
Aus dem Tatbestand:
Die Parteien streiten um Schadensersatzansprüche
wegen Anweisung eines Ladeplatzes,
der nicht ungefährdet angelaufen
werden konnte, bzw. mittelbar Verkehrssicherungspflichtverletzung.
Die Klägerin zu 1 ist Eignerin, die Klägerin
zu 2 Kaskoversicherer des Binnenschiffs
MS Ursula Klaus.
Die Beklagte hat mit der Klägerin zu 1 einen
Frachtvertrag abgeschlossen; ihr oblag somit
die Benennung eines sicheren Ladeplatzes
(OLG Hamburg, Urteil vom 11.12.1986,
Az.: 6 U 130/86 [VersR 1987, 255, zit. bei juris]).
Sie benannte den von der Streithelferin
zu 1 betriebenen Hafen an der Donau in
Deggendorf als Ladeplatz. Die Streithelferin
zu 2 ist – jedenfalls außerhalb des Bereichs
des Hafens der Streithelferin zu 1 – Verkehrssicherungspflichtige
für die Wasserstraße
Donau.
Die Ursula Klaus hatte den Leichter auf
Backbordseite gekoppelt und wollte ihn an
die Ladestelle vorlegen.
Das Schiff erlitt sodann einen erheblichen
Wassereinbruch aufgrund eines Schadens
des Schiffskaskos und musste nach Taxierung
des Schadens durch einen Sachverständigen
und Hellingnahme repariert werden.
Nach der Havarie wurde im Bereich des
Hafens der Streithelferin zu 1 nahe an der
Grenze zur Fahrrinne (der Streithelferin zu
2) ein Objekt gepeilt und später gehoben,
welches aus mit Baustahl verbundenen
Betonbrocken bestand …
Aus den Gründen:
II. Soweit die Klage zulässig ist, ist sie unbegründet.
Die Klägerinnen haben keine
Schadensersatzansprüche wegen Anweisens
eines unsicheren Ladeplatzes bzw.
aus Verkehrssicherungspflichtverletzung.
1. Das Gericht konnte sich bereits keine sichere
Überzeugung davon verschaffen,
dass die Ursula Klaus tatsächlich von dem
aufgefundenen Beton-Armierungseisen-
Konglomerat beschädigt worden ist …
2. Der Vollständigkeit halber sei klargestellt,
dass die Feststellung einer konkreten
Ursache für den klägerseits vorgetragenen
Schadenseintritt nicht entbehrlich ist (wie
auch klägerseits gar nicht behauptet). Die
Verkehrssicherungspflicht begründet nämlich
keine Garantiehaftung dafür, dass das
Schiff im verkehrssicherungspflichtigen
Bereich nicht beschädigt wird, sondern bezieht
sich auf konkrete Gefahrensituationen,
die unter bestimmten Bedingungen
vom Verkehrssicherungspflichtigen zu verhindern
sind.
3. Selbst wenn sich das Gericht die hinreichend
sichere Überzeugung davon hätte
verschaffen können, dass eine Kollision
mit dem anschließend gehobenen Betonbrocken-Konglomerat
schadensursächlich
gewesen wäre, bestünde kein Anspruch
wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht,
die sich die Beklagte als schuldhafte
Anweisung einer unsicheren Ladestelle
zurechnen lassen müsste.
a.) Die Streithelferin zu 1 (insoweit als Erfüllungsgehilfin
der Beklagten) war im
Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht
nicht verpflichtet, Sicherungsmaßnahmen
zu ergreifen, aufgrund derer der Betonbrocken
erkannt worden wäre.
aa) Konkrete Regelungen, was im Rahmen
der Verkehrssicherungspflicht genau geschuldet
wird, existieren nicht.
bb) Auch die zitierten schifffahrtsobergerichflichen
Entscheidungen haben keine
entsprechenden Regelungen fest- (oder
gar auf-) gestellt:
1.) Das OLG Köln (Urt. v. 19.04.1996, Az.: 3
U 123/95 BSch, ZfB 1996, Sammlung Seite
1614 f.) hat lediglich darauf abgestellt, dass
eine einmal jährliche Kontrolle der Wassertiefe
eines Hafens zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht
ausreicht. Ob eine
einmal jährliche Kontrolle auch notwendig
sein soll, lässt sich der Entscheidung nicht
entnehmen.
2.) Das OLG Karlsruhe (Urt. v. 15.04.1997,
Az.: U 5/96 BSch [juris]) hat lediglich erwähnt,
dass die dort im Streit stehende
Schleusenkammer in sechsmonatigen Ab-
50 Binnenschifffahrt 11 | 2022 (Sammlung Seite 2783)
RECHT
ständen, und zwar zuletzt nur wenige Tage
vor dem Ereignis, untersucht worden sei.
Nachdem eine Untersuchung kurz vor dem
Ereignis feststand, hatte das Gericht überhaupt
keine Veranlassung, eine Entscheidung
über ein zeitliches Intervall zu treffen.
Das Urteil erwähnt dabei auch obiter mit
keinem Wort, dass das Gericht eine Untersuchung
alle sechs Monate für erforderlich
gehalten hätte.
cc) Im Pachtvertrag zwischen der Streithelferin
zu 1 und der Streithelferin zu 2 wird
der Streithelferin zu 1 unter § 8 Abs. 3 auferlegt,
die Wasserflächen einmal jährlich zu
untersuchen. Dies mag zwar als Indiz für
eine entsprechende Erforderlichkeit und
Verkehrserwartung dienen, vermag aber
im Verhältnis zu Dritten keinen solchen
Zeitraum verbindlich festzulegen.
Insbesondere entfaltet der Vertrag keine
Schutzwirkung für Dritte. Zwar besteht bei
Schifffahrtstreibenden unbestreitbar eine
»Leistungsnähe« bezüglich der vertraglichen
Vereinbarungen zur Verkehrssicherungspflicht.
Es besteht dagegen keine
»Gläubigernähe« als weitere Voraussetzung
der Annahme eines Vertrags mit
Schutzwirkung. Die Streithelferin zu 2 hat
kein besonderes berechtigtes Interesse an
der Einbeziehung der Schifffahrtstreibenden
in den Schutzbereich …
dd) Es verbleibt in Ansehung der Verkehrssicherungspflicht
der Streithelferin zu 1 gegenüber
der Klägerin zu 1 somit bei den
allgemeinen Regeln. Diese hat das OLG
Düsseldorf (Urteil vom 10. Mai 2017, Az.:
1–21 U 201/15 [juris, Rz. 40 f.]) treffend wie
folgt zusammengefasst:
»Der Inhalt der Verkehrssicherungspflicht
richtet sich allgemein nach den Sicherheitserwartungen
des jeweiligen Verkehrs. Der
Sinn der Verkehrssicherungspflicht besteht
nicht darin, das Publikum schlechthin vor
jeder erdenklichen Gefahr zu schützen. Vielmehr
hat der Verkehrssicherungspflichtige
nur diejenige Sicherheit zu schaffen und zu
bieten, die man bei Berücksichtigung der
jeweils gegebenen Verhältnisse und der Art
und Weise des in Frage kommenden Publikumsverkehrs
allgemein erwarten darf und
muss (vgl. BGH, Urteil vom 03.06.2008, VI
ZR 223/07, NJW 2008, 3775, 3776, Rz. 9 f.;
OLG Hamm, Urteil vom 28.10.1999, 6 U
29/99, NJW-RR 2000, 695 m.w.N) … Haftungsbegründend
wird eine Gefahr erst
dann, wenn sich für einen sachkundigen
Betrachter die naheliegende Möglichkeit ergibt,
dass Rechtsgüter anderer verletzt werden
(vgl. BGH, Urteil vom 03.06.2008, VI ZR
223/07, juris RZ. 9 f. = NJW, 2008, 3775,
3776; Urteil vom 08.11.2005 ‚VI ZR 332/04,
juris RZ. 10 = NJW 2006, 610; Urteil vom
06.02.2007, VI ZR 274/05, juris Rz. 15 = NJW
2007, 1683). Deshalb muss nicht für alle
denkbaren Möglichkeiten eines Schadenseintritts
Vorsorge getroffen werden. Es sind
diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die im
Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren aus
der Sicht eines umsichtigen und verständigen,
in vernünftigen Grenzen vorsichtigen
Menschen notwendig und ausreichend sowie
geeignet erscheinen, Gefahren von
Dritten tunlichst abzuwenden, die bei bestimmungsgemäßem
oder bei nicht ganz
fernliegender bestimmungswidriger Benutzung
drohen (BGH, Urteil vom
03.06.2008, VI ZR 223/07, juris RZ. 9 f. =
NJW 2008, 3775, 3776; OLG Koblenz, Beschluss
vom 10.4.2013, 3 U 1493/12, MDR
2013, 783, zitiert nach juris TZ 34f).
Der Umfang einer Verkehrssicherungspflicht
hängt zum einen von der Größe des
drohenden Schadens und von der Wahrscheinlichkeit
seines Eintritts und andererseits
auch davon ab, mit welchem Aufwand
ein solcher Schaden verhindert werden
kann. Dabei müssen umso eher
Schutzmaßnahmen getroffen werden, je
wahrscheinlicher die Verwirklichung einer
Gefahr ist, je größer ein möglicher drohender
Schaden ist und je einfacher die Verhütung
dieses Schadens ist (vgl. OLG Hamm,
Urteil vom 23.12.2004, 27 U 215/00, NJW-
RR 2005, 675, 676). Der im Verkehr erforderlichen
Sorgfalt ist dann genügt, wenn
derjenige Sicherheitsgrad erreicht wird,
den die in dem entsprechenden Bereich
herrschende Verkehrsauffassung für erforderlich
hält. Dieses Schutzniveau ist dann
erreicht, wenn diejenigen zumutbaren Sicherungsvorkehrungen
getroffen werden,
die ein verständiger, umsichtiger, vorsichtiger
und gewissenhafter Angehöriger der
betroffenen Verkehrskreise für ausreichend
halten darf, um andere Personen vor Schäden
zu bewahren (vgl. BGH, Urteil vom
03.06.2008, VI ZR 223/07, juris RZ. 9 f. =
NJW 2008, 3775‚ 3776; OLG Saarbrücken,
Urteil vom 11.9.2012 –4 U 193/11, NJW-RR
2013, 28, 29; OLG Koblenz, Beschluss vom
10.4.2013, 3 U 1493/12, MDR 2013, 783, zitiert
nach juris TZ 34f).«
Auf den vorliegenden Fall bezogen ist zunächst
zu differenzieren:
(1.) Was Veränderungen der Wassertiefe
durch natürliche Veränderungen des Flussbetts
(Sedimente, Sediment-/Geschiebetransport
anbelangt, sind regelmäßige
Kontrollen erforderlich und werden von
den beteiligten Verkehrskreisen erwartet.
Die Zeitabstände richten sich dabei nach
den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten
wie Fließgeschwindigkeit und Beschaffenheit
des Flussbetts. Auch mag berücksichtigt
werden, ob der Verkehrssicherungspflichtige
deutlich unter das vorzuhaltende
Fahrwassertiefenniveau ausgebaggert
(und sich dadurch »Ruhe verschafft«) hat.
Diesbezüglich genügen regelmäßig großflächige
Übersichtspeilungen, weil durch
natürliche Veränderungen keine punktuellen
Hindernisse entstehen, die nur auf
hoch aufgelösten Peildatendarstellungen
zu erkennen sind.
Eine solche Peilung wurde von der Streithelferin
zu 2 nur wenige Wochen vor der
Havarie durchgeführt, wobei sich aus der
kartographischen Darstellung keine Fehltiefe
ersehen ließ. Dies zeigt, dass ein Unterlassen
dieser Verkehrssicherungsmaßnahme
durch die Streithelferin zu 1 jedenfalls
nicht ursächlich für die Havarie ist …
b) Selbst wenn man dies – wie nicht – anders
sehen wollte und eine Verletzung einer
Verkehrssicherungspflicht annehmen
wollte, so ist der Nachweis der Schadenskausalität
nicht geführt. Ein Schadensersatzanspruch
bestünde nämlich nur, wenn
der Schaden auch auf der Verletzung der
Verkehrssicherungspflicht beruht, wenn also
bei gehöriger Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht
das Schadensereignis
nicht eingetreten wäre.
aa) Diese haftungsbegründende Kausalität
ist vom Anspruchsteller vorzutragen und
zu beweisen …
bb) Entgegen der Auffassung der Klagepartei
besteht insoweit bei den hier in Rede
stehenden Untersuchungspflichten kein
Beweis des ersten Anscheins für diese
Kausalität …
Dies ist bei Kontrollpflichten (die hier von
der Klagepartei angenommen wird) gerade
nicht der Fall: Wollte man (wie nicht) eine
anlasslose Kontrollpflicht einmal pro
Jahr annehmen, so müsste man einen Erfahrungssatz
aufstellen können: »Wenn
sich ein Betonbrocken im Flussbett befindet,
so befindet er sich dort nach allgemeiner
Lebenserfahrung stets über ein Jahr«.
Dies ist selbstverständlich Unsinn, denn er
könnte genauso gut am Tag vor dem Unfallereignis
ins Wasser gefallen sein. Daher
kann mangels eines entsprechenden
Erfahrungssatz kein Anscheinsbeweis dafür
angenommen werden, dass der Brocken
im Zeitpunkt der Pflichtverletzung
(Unterlassen der Kontrolle) bereits an Ort
und Stelle war und somit entdeckt worden
wäre.
Bestünde die Verkehrssicherungspflicht also
lediglich darin, in bestimmten Zeitabständen
zu kontrollieren und zwischenzeitlich
aufgetretene Gefahren zu beseitigen,
so verbietet sich ein Schluss vom Schadenseintritt
auf die Kausalität der Pflichtverletzung
und somit die Annahme eines
Anscheinsbeweises (so auch OLG Düsseldorf,
Urteil vom 10.05.2017, Az.: 21 U 201/15
[juris, Rz. 52]) …
Anmerkung:
Mitgeteilt durch Rechtsanwalt
Fink v.Waldstein, Mannheim
Dass die Klägerin der vorliegenden Entscheidung
beweisfällig geblieben ist, ist
nachvollziehbar. Die obiter dicta zur Ver-
(Sammlung Seite 2784)
Binnenschifffahrt 11 | 2022 51
RECHT
kehrssicherungspflicht dagegen sind wenig
überzeugend:
Es ist regelmäßige Praxis, dass Stromabschnitte
und insbesondere Häfen abgepeilt
werden. Auf Wasserstraßen ist häufig der
Anlass, dass ein Schiff meldet, gerakt zu
haben. Insbesondere in flachen Häfen und
im Bereich von Umschlagstellen sind kurzfristige,
anlasslose Peilintervalle notwendig,
da es je nach Art der umgeschlagenen
Güter durchaus häufig vorkommt, dass Teile
der Ladung beim Umschlag ins Hafenbecken
fallen.
Dass den Träger der Unterhaltungslast für
die Wasserstraße und den Hafen im vorliegenden
Fall eine allgemeine Verkehrssicherungspflicht
trifft, ist für den Unterzeichner
eindeutig. Dass im Rahmen des
Pachtvertrages diese Verpflichtung auf den
Pächter der Hafenfläche übertragen ist, ist
sicherlich zulässig. Allerdings ist es außerordentlich
fernliegend anzunehmen, dass
die vertraglich begründete Verpflichtung
zur Peilung keine Schutzwirkung für die
Nutzer der Wasserstraße und des Hafens
haben soll. Dies ist doch genau der Zweck
der Peilung; dafür, dass das Wasser fließen
kann, ist eine Peilung sicherlich nicht erforderlich.
Nach Auffassung des Unterzeichners
entfaltet der Pachtvertrag mit der
Übertragung der Peilverpflichtung eindeutig
Schutzwirkung zugunsten der Schifffahrt,
die den Hafen nutzt. Wenn die Schifffahrt
durch das Befahren des Hafens die
verpachtete Wasserfläche nutzt, dann sind
Verpächter und Nutzer gleichermaßen in
die Schutzwirkung des Vertrages einbezogen.
Hätte sich das Gericht die Überzeugung bilden
können, dass die Existenz des Betonbrockens
Ursache für die Havarie war,
dann kann es im Ergebnis die Eigentümerin
auch nicht entlasten, dass der Unfallort
unklar ist. Es ist ein schwer zu begründendes
Ergebnis, dass allein die Tatsache der
Übertragung der Verkehrssicherungspflicht
in diesem unterstellten Fall dazu führen
soll, dass der Geschädigte leer ausgeht.
Die vertragliche Übertragung der Verkehrssicherungspflicht
kann insoweit den originär
Verkehrssicherungspflichtigen doch
wohl kaum entlasten!?
Abgesehen von dieser Kritik ist es sehr zu
begrüßen, dass der Schiffahrtsgericht in einer
sorgfältigen Darstellung die Rechtsprechung
zur Verkehrssicherungspflicht und
den status quo hinsichtlich der Peilverpflichtungen
sehr ausführlich wiedergegeben
hat.
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Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746–377 | Fax –569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de
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unterwegs ist, kennt das Problem: Das
Telefongespräch bricht ab oder man kann
erst gar nicht telefonieren, in Videositzungen
ist die Verbindung instabil oder
man fliegt gleich ganz raus. Egal, ob
Oberrhein, Neckar, MLK, DEK, ESK
oder Weser, überall gibt es Abschnitte,
auf denen die Netzverbindung schlecht
bis nicht vorhanden ist.
Während die Mobilfunknetzbetreiber
gegenüber der Bundesnetzagentur von
einer relativ guten Versorgung des Kernnetzes
der Bundeswasserstraßen berichten,
kommen von den Binnenschifffahrtsunternehmen
immer wieder Beschwerden
über eine unzureichende Mobilfunkversorgung
entlang der Wasserstraßen.
Der BDS hatte das Thema im
Rahmen der Beiratssitzungen zum Masterplan
angesprochen und in der Folge in
einer Besprechung mit dem Bundesverkehrsministerium
konkretisiert.
Die Mobilfunknetzbetreiber, die erfolgreich
an der Frequenzvergabe teilgenommen
haben, müssen bestimmte
Auflagen erfüllen, die im Zuge des weiteren
Netzausbaus entlang der Verkehrswege
zu berücksichtigen sind. Als Versorgungsziel
ist vorgesehen, bis Ende
2024 die Seehäfen sowie das Kernnetz der
Wasserstraßen im Binnenbereich mit
50 Mbit/s zu versorgen. Das Versorgungsziel
kann mit 5G, aber auch mit
4G-Mobilfunk (LTE) erfüllt werden.
Nutzen Sie die Funklochapp!
Um eine bessere Grundlage über die Fakten
zu bekommen, haben die Binnenschifffahrtsverbände
ihre Mitglieder aufgefordert,
sich an einer sechsmonatigen
Messkampagne im Kernnetz der deutschen
Wasserstraßen zu beteiligen. Hierzu
können interessierte Unternehmen die
»Breitbandmessung/Funklochapp« der
Bundesnetzagentur nutzen. Mit dieser
App können die lokal zur Verfügung stehenden
Datenübertragungsraten auf mobilen
Endgeräten gemessen und die Netzverfügbarkeit
erfasst werden. Die App
steht kostenlos und ohne Werbung zur
Verfügung. Sie kann in App-Stores wie
Google Play Store oder dem von Apple
heruntergeladen werden. Die App erfasst
die Mobilfunkversorgung aus Verbraucherperspektive
und dokumentiert
unter anderem den Netzbetreiber, das
Datum und die lokal genutzte Technik
wie GSM, LTE oder 5G. Die Ergebnisse
fließen in eine Übersichtskarte ein, die
verfügbar unter https://breitbandmonitor.defunkloch/karte
ist.
Die Daten aus der Funklochkarte nutzt
die Bundesnetzagentur im Mobilfunk-
Monitoring. Je mehr Daten von möglichst
vielen unterschiedlichen Nutzern
vorliegen, desto größer ist die Aussagekraft
der Funklochkarte! Weitere Informationen
sowie die Links zum
Download der app finden Sie auf unserer
homepage.
Besatzungsvorschriften
Wir hatten an dieser Stelle bereits in der
letzten Ausgabe ein kurzes Update zum
Stand der Arbeiten an den Standards für
die künftige europäische Besatzungsregelung
gemacht und darauf hingewiesen,
dass im Dezember erneut eine »sector
consultation« zu einigen wichtigen, in
der Diskussion befindlichen Fragen erfolgen
wird. Zwischenzeitlich steht das
Datum fest: Am 14. Dezember von
9:00 Uhr bis 17:30 Uhr wird eine Gewerbeanhörung
zur Modernisierung der europäischen
Besatzungsvorschriften online
als Webinar stattfinden. Wer Interesse
hat, daran teilzunehmen, kann sich gerne
bei uns melden und die Einladung von
CESNI/QP erhalten.
Zum Ablauf
Jedes Thema wird zunächst in einer kurzen
Einführung erläutert, dabei werden
die Fragen herausgearbeitet, zu denen die
Auffassung und Expertise des Gewerbes
eingeholt werden sollen. Anschließend
werden über die interaktive elektronische
Plattform »wooclap« die zu beantwortenden
Fragen auf dem Smartphone angezeigt,
wo verschiedene Antwortmöglichkeiten
angeklickt werden können.
Teilnehmen mit wooclap
In der Einladung werden Sie auch bereits
über die richtige Anwendung von wooclap
informiert und es besteht die Möglichkeit,
einen Test zu machen. Auch vor
der Teilnahme an einer Videoveranstaltung
muss niemand, der das noch
nicht gemacht hat, Respekt haben. Man
muss dafür nichts einrichten, der Klick
auf einen Link genügt.
Die Veranstaltung wird gedolmetscht,
so dass die Wortbeiträge in deutsch erfolgen
können. Einzig die Fragen auf wooclap
werden in englisch angezeigt, da dies
anders nicht möglich ist. Die Fragen werden
aber übersetzt und bereits einige Tage
vor der Veranstaltung an die Teilnehmer
verschickt, damit sie sich darauf
vorbereiten können.
Nach einer Keynote zum Thema durch
einen Vertreter von ESO, EBU oder ETF
erfolgt die interaktive Befragung mit
wooclap und im Anschluss besteht Gelegenheit
zu Fragen und Diskussionen, wobei
sich jeder zu Wort melden kann. Folgende
Themen sind in Planung:
• die Alleinfahrt,
• eine zusätzliche Alternative zu den Betriebsformen,
• verpflichtende Ruhezeiten,
• verpflichtende Ruhetage,
• Mindestbesatzung beim Laden/Entladen
und in vergleichbaren Situationen,
• technische Standards,
• die Einstiegsebene,
• Einteilung nach Schiffslänge.
ESO, EBU und ETF haben sich sehr für
eine erneute Anhörung eingesetzt und
gemeinsam mit dem Sekretariat von
CESNI/QP viel Zeit in die Vorbereitung
investiert. Über ein reges Interesse an einer
Teilnahme würden wir uns daher
sehr freuen! Sprechen Sie uns einfach an.
58 Binnenschifffahrt 11 | 2022
IMPRESSUM
Fortführung der
Binnenschiffahrt
und Wasserstraßen
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg
Moselkommission, Trier
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers
Alphatron Marine Deutschland GmbH .............................................. 25
BEN Buchele Elektromotorenwerke GmbH ....................................... 15
BRAUER Maschinentechnik AG ........................................................... 6
DGzRS ...................................................................................................... 52
Duisburger Kettenfabrik und Hammerwerk GmbH & Co. ............. 23
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH .................. 18
GEFO Gesellschaft für Öltransporte mbH ......................................... 11
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH .............................................. 17
HGK Shipping GmbH .............................................................................. 9
Hoyer Marine GmbH ............................................................................. 13
Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG .............................................. 47
INTERNATIONAL Farbenwerke GmbH ............................................ 27
Internationales Maritimes Museum Hamburg .................................... 3
Kadlec & Brödlin GmbH ........................................................................ 7
MarFlex BV .............................................................................................. 12
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ............................... 31, 43, 48, U4
Schiffswerft Hermann Barthel GmbH ................................................ 19
SLL Handelsvertretung e. K. .................................................................. 21
Tankschiffahrt TMS »HORNHAFEN« ................................................ 49
ten Haaft GmbH .................................................................................... U2
TERBERG Spezialfahrzeuge GmbH ................................................. Titel
Werft Malz GmbH ................................................................................... 6
Wessels GmbH ....................................................................................... 18
Wittig GmbH ............................................................................................. 5
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Es ist kein Bestandteil des Anzeigenauftrags. Der Verlag übernimmt
keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.
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Herausgeber
Prof. Peter Tamm †
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,
Geschäftsführung
Peter Tamm
Redaktion
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)
Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de
Redakteur: Felix Selzer (fs)
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Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)
Tel. +49 (0)40 70 70 80-209 | a.wroblewski@hansa-online.de
Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)
Josef Müller (jom, Österreich)
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)
Redaktionsbeirat
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und
Wasserstraßen e.V., Duisburg;
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen
Binnenschiffahrt e.V.;
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.
Redaktionsvorbehalt
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vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm
oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert werden.
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Binnenschifffahrt 11 | 2022
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