Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Aus dem Kahn erbaut<br />
Berlin ist eingebunden in ein weitverzweigtes Wasserstraßen- und Kanalnetz. Für die<br />
Güterschifffahrt ist die Stadt insbesondere wegen ihrer Anbindung an die Elbe und Oder<br />
von Bedeutung. Von Christian Knoll<br />
Schiff nach Berlin gefahren, die im Zementwerk<br />
Rummelsburg zu Zement verarbeitet<br />
werden, das auf Berliner Baustellen<br />
verwendet wird. Kies und Sand kommen<br />
über die Dahme aus Peetz oder aus<br />
Kiesgruben an der Elbe.<br />
Um Berlin mit Schlesien zu verbinden,<br />
wurde bereits im 17. Jahrhundert von<br />
Berlin ein Kanal über Müllrose nach Finkenherd<br />
bei Frankfurt an der Oder gegraben,<br />
den wir heute nach mehreren Umbauten<br />
Oder-Spree-Kanal nennen.<br />
Im Norden Berlins wurde die Havel so<br />
schiffbar gemacht, dass aus den Ziegelleien<br />
in Zehdenick, wo es elf Ziegeleien gab,<br />
die Ziegelsteine per mehr als 100 Elektroschiffen<br />
(sogenannte Sayd-Kähne) um<br />
die Jahrhundertwende vom 18. zum<br />
19. Jahrhundert nach Berlin gefahren<br />
wurden, aber natürlich auch mit<br />
Schleppkähnen, damals alles im Finowmaß<br />
von 40 x 4,60 m oder beziehungsweise<br />
Großfinowmaß von<br />
41 x 5,10 m.<br />
Drahtrollen auf dem Weg vom Stahlwerk Brandenburg durch Berlin nach Stettin<br />
Es gibt einen geflügelten Satz: »Berlin<br />
ist aus dem Kahn gebaut«. Dort, wo<br />
heute im Berliner Stadtzentrum das Nikolaiviertel<br />
steht, soll Albrecht der Bär im<br />
12. Jahrhundert direkt an der Spree die<br />
Grundsteine für die spätere Hauptstadt<br />
Deutschlands gelegt haben. Baumaterial<br />
an Kies, Ziegelsteinen, Bauholz etc. Alles<br />
kam per Kahn nach Berlin.<br />
Der richtige Bauboom allerdings ging<br />
erst nach dem gewonnenen Krieg<br />
1870/71 los, als Frankreich die vielen<br />
Goldmilliarden an Deutschland zahlen<br />
musste.<br />
Berlin besitzt rund 100 km Wasserstraßen<br />
und etwa ebenso viele Fahrgastschiffe.<br />
Es dominiert aber die Frachtschifffahrt.<br />
Wenn heute vom Wasserstraßenkreuz<br />
gesprochen wird, ist natürlich immer der<br />
Elbübergang bei Magdeburg gemeint mit<br />
der Trogbrücke, die den Mittellandkanal<br />
mit dem Elbe-Havel-Kanal verbindet, die<br />
2003 in Betrieb gegangen ist.<br />
Aber Berlin selbst ist ein Wasserstraßenkreuz.<br />
Spree und Havel fließen in<br />
Spandau zusammen. Im Osten Berlins<br />
münden die Rüdersdorfer Gewässer in<br />
die Dahme, die in Köpenick in die Spree<br />
übergeht. Auf ihr werden Kalksteine per<br />
Größte Hafenstadt im Osten<br />
Berlin selbst ist eine bedeutende Hafenstadt.<br />
Der BEHALA Westhafen einschließlich<br />
der BEHALA-Häfen Spandau<br />
und Neukölln sind der größte Binnenhafenstandtort<br />
in Ostdeutschland. Alle<br />
Umschlagsgeräte in drei Häfen einschließlich<br />
Hafenbahnen werden vollelektrisch<br />
betrieben. Somit ist Berlin<br />
auch eine saubere Hafenstadt, ausgenommen<br />
einige kleinere Werkshäfen.<br />
Im Hafenbecken 1 des Westhafens werden<br />
mit einer Schwerlastanlage Stückgüter<br />
wie Transformatoren oder Turbinen<br />
von Siemens oder Bergmann-Borsig<br />
bis 500 t umgeschlagen, die per Schiff<br />
Eine polnische Schubeinheit fährt vom Berliner Westhafen zum Stahlwerk Brandenburg<br />
44 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>