BS 10-2022
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10
2022
10
SCHIFFFAHRT
TECHNIK
HÄFEN
Innovationspreis für
STL in Kalkar – Treffen
DeltaPort setzt neuen
9 770939 191001
die HGK Shipping 14 zum Netzwerken 16 Meilenstein 44
Oktober 2022 | 77. Jahrgang
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2 Binnenschifffahrt 10 | 2022
EDITORIAL
Ihr Partner für Motoren und Komponenten
LOW
EMISSION
Krischan Förster
Chefredakteur
STAGE V
Sorgen um den Standort
Hamburg regiert künftig Hannover.
Die Spitzenkandidatin Julia Hamburg
hat bei den Landtagswahlen in Niedersachsen
das historisch beste Ergebnis
für die Grünen eingefahren. Eine
rot-grüne Koalition mit dem Wahlgewinner
SPD gilt jetzt als ausgemachte
Sache, und ebenso wahrscheinlich
ist es, dass Hamburg eines
der Spitzenämter übernehmen wird,
die von der CDU geräumt werden
müssen. Vielleicht sogar das von
Bernd Althusmann, dem bisherigen
Wirtschaftsminister?
Das Personalkarussell dreht sich bereits,
und man darf gespannt sein, wie
sich das neue Regierungsbündnis zu
wichtigen Fragen positionieren wird,
deren Bedeutung weit über die Landesgrenzen
hinausreicht. Da wären
die Häfen, der Ausbau der Offshore-
Windparks vor der Küste, Strom -
trassen und Pipelines, die Vertiefung
der Weser oder das Schlickproblem in
der Elbe …
Apropos Häfen: Gerade mit Blick
auf Norddeutschland hat deren Verband
ZDS gerade erst Alarm geschlagen
und auf die gravierenden
Schwachstellen in der Infrastruktur
hingewiesen. Ohne mehr Geld und
ohne eine schnellere Umsetzung von
Ausbauvorhaben drohten gravierende
Engpässe im ohnehin stark belasteten
Schienennetz, insbesondere für den
Güterverkehr. Klingt bekannt?
Es sind ähnliche Sorgen und Forderungen,
wie sie von Vertretern des Systems
Wasserstraße mit gleicher Vehemenz
in Berlin vorgetragen werden.
Hier wie da schrumpft der Etat, den
Bundesverkehrsminister Volker Wissing
für Investitionen in die Verkehrswege
künftig zur Verfügung hat. Da
Niedersachsen um die Bedeutung seiner
Seehäfen weiß, sollte Hannover
doch den Schulterschluss mit anderen
Bundesländern suchen. So, wie es jetzt
die Verkehrsminister, nicht nur die
vom Rhein, mit Blick auf die überfällige
Fahrrinnenanpassung zwischen
Mainz und St. Goar vorgemacht haben.
Dass die Bundespolitik gravierende
Probleme zu stemmen hat und Hunderte
Milliarden zur Bewältigung von
Corona-Pandemie und Energiekrise
heben muss, steht außer Frage. Zumal
sich die konjunkturellen Aussichten
angesichts von Inflation, sinkender
Wertschöpfung und einer möglichen
Insolvenzwelle eher verdüstern als aufhellen.
Der Internationale Währungsfonds
rechnet mit eine Rezession.
Ähnlich wie die Bildung ist die Infrastruktur
nicht nur Daseinsfürsorge,
sondern eine Investition in die Zukunftsfähigkeit
Deutschlands. Nicht
ohne Grund warnt das Münchener
Ifo-Institut vor einer De-Industriali -
sie rung, sollten Unternehmen aufgrund
steigender Energiepreise ihre
Standorte ins Ausland verlagern. Auch
da klingelt’s? Richtig: Schon das jüngste
Niedrigwasser am Rhein mit seinen
Folgen für die Versorgungssicherheit
hatte solche Befürchtungen geweckt.
Es gilt also gegenzusteuern, mit allen
Mitteln. Und das muss nicht nur Geld
sein. Eine zukunftssichernde Verkehrspolitik
setzt eben auch die richtigen
Rahmenbedingungen. Bei allen globalen
und paneuropäischen Herausforderungen
darf der Blick vor die eigene
Haustür nicht vergessen werden.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Innovative und
weltweit anerkannte:
Dieselmotorentechnik
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
3
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INHALT
10 2022
14
46
3 EDITORIAL
3 – Sorgen um den Standort
5 PERSONALIEN
6 NACHRICHTEN
8 SCHIFFFAHRT
8 – B. Dettmer: »Wir fahren vorerst auf Sicht«
STL in Kalkar
10 – Niedrigwasser: Perspektiven auf dem Tiefpunkt?
12 – Binnenschifffahrt auf Innovationskurs
14 SCHIFFSTECHNIK
14 – Innovationspreis für die HGK Shipping
16 – Messe STL Kalkar:
Wichtigste Netzwerkplattform der Branche
17 – Messe-Splitter
24 – VBW-Studie: Alternative Antriebe
25 – Motorenmarkt bleibt in Bewegung
30 – Hatz: Innovation trifft Zuverlässigkeit
32 – Riverbuster von Damen: Nachhaltig schleppen
33 – Liberty-Fähren: Emissionsfrei druch den Hafen
34 – STC tauft Ausbildungsschiff »Ab Inito«
35 – In Berlin kommen Pakete jetzt per Boot
36 – SMM: Die maritime Welt zu Gast in Hamburg
40 – IG Metall: Schiffbau in der Substanz gefährdet
41 SEEHÄFEN | SHORTSEA
41 – Schneller Fluss im Hamburger Hafen
42 – Mehr Wasserstoff auf die Schiene
43 – Roboter sollen Bahnen abfertigen
44 LOGISTIK
44 – HPC nimmt Terminal BLK unter die Lupe
45 – Testzug von Marseille nach Calais
46 WASSERSTRASSEN | HÄFEN
46 – DeltaPort setzt neuen Meilenstein
48 – Hafen Albern jetzt sicher vor Hochwasser
50 – Arbeiten am Wasserstraßenkreuz Magdeburg
52 – Schiffshebewerk Niederfinow in Betrieb
56 JOBBÖRSE
58 RECHT
58 – Berufung in Moselschifffahrtssachen
61 BUYER’S GUIDE
66 BDS
64 – Stand europäischer Besatzungsregelungen
67 IMPRESSUM
Herausgeberverbände der Zeitschrift
Verein für europäische
Binnenschifffahrt und
Wasserstraßen e.V.
4 Binnenschifffahrt 10 | 2022
PERSONALIEN
NPORTS: Aiko Hollander übernimmt
die Leitung der Hafen-Niederlassung
in Emden. Er
folgt auf Volker
Weiß, der als Technischer
Geschäftsführer
in die Zentrale in
Oldenburg gewechselt
ist. Hollander
war zuvor stellvertretender
Niederlassungsleiter.
»Wir freuen uns, dass wir
diese Position mit einem so kompetenten
Nachfolger aus den eigenen Reihen
besetzen konnten«, betont Holger Banik,
Geschäftsführer von NPorts.
HELLMANN: Friederike Prasuhn
ist bei Hellmann Worldwide Logistics
zum Chief People
Officer (CPO) ernannt
worden. In
nur zwölf Jahren ist
sie von der Praktikantin
zum Mitglied
des International
Executive Boards bei
dem Logistiker aufgestiegen.
Prasuhn folgt auf Christa Stienen,
die das Unternehmen verlassen hat.
Personalie des Monats: Michaela Przybylla leitet Terminal in Krefeld
KCT: Michaela Przybylla (52) ist neue Geschäftsführerin des Krefelder Container
Terminals (KCT), einem Unternehmen aus dem HGK-Bereich Logistics
and Intermodal. Vorgänger Holger Kemp (56) hat sich nach 20-jähriger Betriebszugehörigkeit
dazu entschlossen, aus persönlichen Gründen das Unternehmen
zu verlassen. Przybylla leitet bereits seit 2018 den Rhein-Ruhr Terminal (RRT) in
Duisburg. Im Zuge der Neuaufstellung sollen KCT und RRT jetzt intensiver zusammenwirken.
»Mit Michaela Przybylla haben wir genau die richtige Fachkraft
dafür an Bord«, sagt Markus Krämer, Vorsitzender der Geschäftsführung der
neska. RRT-Gesamtleiter Tim Hurka (40) wird daher als Prokurist ebenfalls bei
KCT aktiv.
TORQEEDO: Fabian Bez (Bild) ist
neuer vorsitzender Geschäftsführer bei
dem auf elektrische
Antriebe spezialisierten
Unternehmen
Torqeedo. Zudem
verstärkt Heiko
Vietmeier ab dem 1.
November als CFO
das Führungsteam.
Die Vorgänger Markus
Müller, CTO und CSO der Muttergesellschaft
Deutz AG, und Alf Harkort,
die gemeinsam kommissarisch während
der Übergangsphase die Geschäftsführung
innehatten, ziehen sich zurück.
DORTMUNDER HAFEN AG: Bettina
Brennenstuhl ist seit dem 1. Oktober
offiziell Alleinvorstand
der Dortmunder
Hafen AG. Sie ist
Nachfolgerin von
Uwe Büscher, der
nach Auslaufen seines
Vertrages Ende
August in den Ruhestand
getreten ist.
Für die Berufung der ehemaligen Ersten
Beigeordneten und Kämmerin der Stadt
Lünen hatte sich der Aufsichtsrat des
Dortmunder Hafens bereits im Mai ausgesprochen.
ROLLS ROYCE: Jörg Stratmann ist
neuer CEO bei Rolls-Royce Power Systems.
Er wird seine
Tätigkeit startet am
15. November und
berichtet künftig an
Rolls-Royce-CEO
Warren East. Andreas
Strecker wird ab
dem 1. Dezember
Chief Financial Officer
(CFO). Stratmann, promovierter
Wirtschaftsingenieur, war zuletzt CEO
des Automobilzulieferers Mahle. Dort
baute er maßgeblich das Geschäft für
E-Mobilitätslösungen aus.
Binnenschifffahrt 10 | 2022
5
NACHRICHTEN
FUTURE PROOF SHIPPING
Umrüstung der »Maas«: Diesel raus, H 2 -Elektroantrieb rein
Das niederländische Unternehmen Future
Proof Shipping will seine Flotte von Diesel-
auf emissionsfreie Wasserstoff-
Antriebssysteme umrüsten. Mit an Bord
ist der Batteriehersteller EST-Floattech.
EST-Floattech ist Teil des Maas-Nachrüstungsprojekts
der Reederei Future
Proof Shipping (FPS) und des Schiffbauers
Holland Shipyards Group. Als erste
Einheit aus einer Flotte von zehn wird
die »Maas« umgerüstet. Der niederländische
Systemintegrator Oechies ist an
diesem Projekt beteiligt und hat sich den
Angaben zufolge für eine Zusammenarbeit
mit EST-Floattech bei der Umrüstung
der »Maas« auf einen hybriden
H 2 -Elektroantrieb entschieden.
Im August hat das Containerschiff
»Maas« seine letzte Reise mit einem Verbrennungsmotor
mit Dieselantrieb von
Belgien nach Rotterdam unternommen.
Das Containerschiff liegt derzeit bei der
Das Containerschiff »Maas« ist das erste von zehn Schiffen, das umgerüstet werden soll
Holland Shipyards Group in Werkendam
und nach jahrelanger Arbeit und monatelanger
Vorbereitung, einschließlich der
Erstellung eines Energieprofils, kann die
Umrüstung des Schiffes beginnen, so
EST Floattech.
Während der Nachrüstung im vierten
Quartal 2022 wird der Dieselantrieb durch
Wasserstofftechnologie ersetzt, wobei sowohl
die Hauptmaschine als auch das Getriebe
entfernt und ein neues modulares
Antriebssystem installiert werden.
© EST Floattech
JAHRESBERICHT
Binnenschifffahrt in Europa
Der neue Jahresbericht zur europäischen Binnenschifffahrt, welcher
in Partnerschaft mit der Europäischen Kommission vom Sekretariat
der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) erstellt wurde,
ist nun verfügbar. Dieser gibt einen ausführlichen Überblick
über die Marktlage und die Entwicklungen der Binnenschifffahrt
in Europa im Jahr 2021. Seine Veröffentlichung sei ein Beispiel für
eine gelungene Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, bei der
alle Akteure und beteiligten Interessenvertreter, einschließlich der
Flusskommissionen und der Vertreter des Gewerbes, eingebunden
werden, so die ZKR. Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen
werden: https://www.inland-navigation-market.org
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WASSERSTOFFANTRIEB
Volvo und CMB.Tech kooperieren
Gemeinsam wollen die Unternehmen Dual-Fuel-Antriebe entwickeln
Volvo Penta und CMB.Tech haben eine Partnerschaft vereinbart,
um gemeinsam die Entwicklung von wasserstoffbetriebenen
Dual-Fuel-Lösungen zu beschleunigen. Die Zusammenarbeit
soll gemeinsame Vorhaben umfassen, die von
Pilotprojekten bis hin zur industriellen Fertigung in kleinem
Maßstab reichen und einen besseren Zugang zu dieser wichtigen
Technologie zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen
ermöglichen sollen.
Die Unternehmen arbeiten laut eigenen Angaben bereits
seit 2017 in Pilotprojekten zusammen, in denen Volvo-
Penta-Motoren mit Hilfe des von CMB.Tech bereitgestellten
Umrüstsatzes erfolgreich für den Betrieb als Dual-Fuel-
Lösung mit Wasserstoff und Diesel angepasst wurden.
© Volvo Penta
6 Binnenschifffahrt 10 | 2022
NACHRICHTEN
FORSCHUNGSSCHIFF
Hitzler-Werft gewinnt Millionenauftrag
Die Hitzler-Werft in Lauenburg hat den Zuschlag für den Bau
des Forschungsschiffes »Ludwig Prandtl II« erhalten. Der Neubau
kostet rund 15 Mio. €. Die Werft hat sich im Vergabeverfahren
durchgesetzt, teilte das Helmholtz-Zentrum Hereon mit.
Der Neubau, der vom Bund finanziert wird, soll im Frühjahr
2024 abgeliefert werden.
»Das Schiff wird eine weltweit einzigartige Innovationsplattform,
die der Umweltforschung und als Wegbereiter für eine umweltfreundlichere
Schifffahrt dienen soll«, sagt Prof. Matthias Rehahn,
Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Hereons. Das
Schiff soll künftig – wie ihre Vorgängerin – der Küstenforschung
dienen. Gleichzeitig sollen Wege zu einem nachhaltigen und umweltfreundlichen
Schiffsbetrieb aufgezeigt und mit der Digitalisierung
von Messdaten neue Wege der Datenerfassung und -verarbeitung
beschritten werden.
Das Hereon entwickelte unter anderem technische Lösungen,
mit denen man die Schadstoffe aus Motoren minimieren kann,
heißt es. Das neue Schiff fährt in Teilen emissionsfrei und wird
von den flachen Flüssen und Mündungen bis ins offene Meer unterwegs
sein. Bei der Erprobung des Wasserstoffs arbeitet das Hereon
eng mit dem DLR-Institut für Maritime Energiesysteme zusammen.
© Hereon
Der Neubau der »Ludwig Prandtl II« soll rund 15 Mio. € kosten
Der Neubau wird 29,90 m lang und 8 m breit bei einer Durchfahrtshöhe
von 6,5 m und einem Tiefgang von 1,6 m. Die Besatzung
wird aus zwei bis drei Personen bestehen, während 12 Forschende
gleichzeitig auf dem Schiff Platz finden.
Die Maximalgeschwindigkeit soll 12,8 kn betragen, die Maschinenleistung
bei 750 kW. Die Planung hat das Hereon mit
dem Hamburger Planungsbüro Technolog Services GmbH (TLS)
umgesetzt.
ROUTENOPTIMIERUNG
EuRIS-Portal geht an Start
13 europäische Länder haben mit EuRIS – European River Information
Services ein neues Webportal initiiert. Dieses bietet unter
anderem Echtzeitdaten für eine bessere Routen- und Reiseplanung.
Für Schiffer und Logistikpartner sind Echtzeitinformationen
für eine zuverlässige Routen- und Reiseplanung
unerlässlich, so die Initiatoren. Zugang zu statischen und dynamischen
Informationen, die einen 24/7 Einblick in die Situation
auf den Wasserstraßen geben, seien von höchster Wichtigkeit.
Die Plattform www.eurisportal.eu soll Nutzern der Binnenschifffahrtstraßen
helfen, ihre Reise- und Ankunftszeiten in Europa in
einem nutzerfreundlichen Portal zu planen.
Die Berufsschifffahrt und andere Nutzer können zu jeder Zeit
Echtzeitinformationen erhalten und die tatsächliche Verkehrssituation
auf deren Fahrtroute, Wartezeiten, Zwischenfälle oder
Störungen, die die Fahrtzeit beeinflussen, einsehen. Sie können
außerdem Informationen mit anderen teilen, wie zum Beispiel
ihre ETA (Estimated Time of Arrival – geschätzte Ankunftszeit).
Das werde in einer geschützten Umgebung ermöglicht, sodass
der Datenschutz aller Nutzer sichergestellt ist.
Die Plattform deckt das verbundene Hauptnetz der Binnenschifffahrtstraßen
in Europa ab. Das schließt die sieben Hauptkorridore
(Rhein, Donau, Elbe, Mosel, Dünkirchen – Schelde,
Amsterdam – Antwerpen – Lüttich, Amsterdam – Antwerpen –
Brüssel) und viele weitere ein. Die Partnerschaft besteht derzeit
aus den folgenden Ländern: Belgien, Bulgarien, Deutschland,
Frankreich, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Rumänien,
Serbien, Slowakei, Tschechien und Ungarn. Die Länder
wollen ihre Partnerschaft fortsetzen, um die Plattform, in Abhängigkeit
der Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer, weiterzuentwickeln.
Leistung entscheidet.
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
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SCHIFFFAHRT
Die »Dettmer Tank 140« gehört zu den jüngsten und modernsten Schiffen der Flotte der B. Dettmer Reederei
© B. Dettmer Reederei
»Wir fahren vorerst auf Sicht«
Die B. Dettmer Reederei setzt im 75. Jahr ihres Bestehens auf ihre traditionell starken
Fahrtgebiete und die bestehende Flotte. Neubauten stehen angesichts vor allem technischer
Unsicherheiten derzeit nicht auf der Agenda. Von Krischan Förster
© B. Dettmer Reederei
Mit der »Dettmer Tank 1« begannen die Aktivitäten im Tranport von Mineralöl und -produkten
Aus einer traditionellen Binnenreederei
hat sich die Dettmer-Gruppe
zu einer Logistik-Gruppe mit knapp
2.000 Mitarbeitern und einem Umsatz
von rund 500 Mio. € entwickelt. Die
B. Dettmer Reederei war die Keimzelle
des Unternehmens und spielt bis heute
eine wichtige Rolle.
»Jaguar« und »Leopard« hießen einst
die ersten Schiffe der Bremer Reederei,
gegründet von Bernhard Dettmer, dem
Vater des heutigen Unternehmenschefs
Heiner Dettmer. Gebaut auf der Rolandwerft
in Bremen gehörten sie bundesweit
zu den ersten Neubauten nach dem Krieg
und versorgten die Bremer Wollkämmerei
und die Kraftwerke an der Weser
mit Kohle. Es folgten danach viele
Schiffe. Mit rund 120 Einheiten besaß
Dettmer Ende der 1970er Jahre sogar die
größte privat geführte Reederei in
Deutschland und versorgte unter anderem
West-Berlin zu Zeiten des Eisernen
Vorhangs mit Öl.
Inzwischen ist die Flotte deutlich kleiner
geworden, nachdem man sich vor einigen
Jahren aus dem Massengutgeschäft
im Fahrtgebiet Rhein zurückgezogen
hatte. Strategisch wurde die Reederei mit
Sitz in Bremen vor allem auf die Tankschifffahrt
ausgerichtet. Gerade im Nordwesten
ist Dettmer eines der führenden
Transportunternehmen und feiert in diesem
Jahr ihr 75-jähriges Bestehen.
Pünktlich zum Jubiläum wurde in Hamburg
am Holzhafen ein neues Büro mit
Elbblick bezogen.
Rund 30 Schiffe sind derzeit fest in der
Befrachtung, darunter 22 eigene Tankschiffe
und sieben ständig verfügbare
Partikulierschiffe in der Trockenfahrt.
Dazu kommt das eigene Tanklager in
Magdeburg als zentraler Umschlag-Hub.
Von dort werden mit der Unternehmenstochter
Dettmer Rail auch Hinterlandtransporte
per Bahn innerhalb
Deutschlands sowie ins benachbarte
Ausland, insbesondere nach Tschechien,
Polen oder auch Ungarn sowie in die
ARA-Region angeboten. »Die Unternehmensbereiche
befruchten sich«, berichtet
Sebastian Poser, Geschäftsführer
der B. Dettmer Reederei.
Gerade die Kombination aus Lager,
Bahn und Schiff mache es möglich, den
8 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFFAHRT
Kunden Verkehre und Transportkonzepte
»aus einer Hand« anzubieten. Dazu
kommen vielfältige Logistik-Aktivitäten
von Hamburg (Hafen) über Frankfurt/
Main (Luftfracht) bis Bayern (Recycling).
Nachdem die ersten Auswirkungen der
Corona-Krise gut abgewettert werden
konnten, wurde gerade in den vergangenen
Monaten – wie das gesamte
Gewerbe – »gutes Geld« verdient. »Das
Unternehmen ist kerngesund«, sagt Poser.
Auch Kohle-Transporte zur Versorgung
von Kraftwerken trugen dazu
bei. Der Großteil der Ladung wird allerdings
über langfristige Frachtverträge,
in der Regel mit einer Laufzeit von bis zu
zwei Jahren, gefahren.
Anders sieht es in der Trockenschifffahrt
aus. Die Keimzelle der heutigen
Reederei sowie der gesamten Dettmer
Group hat ihr Büro in Bremen und die
Weser vor der Haustür. Diese Sparte wird
ohne eigene Schiffe, also als reine Befrachtungsabteilung,
dafür aber europaweit
mit Vertragspartikulieren betrieben.
Auch das Spektrum der beförderten
Güter ist weiter gefasst und reicht
von Kohle und Stahl über Baustoffe bis
hin zu Getreide und Futtermitteln. Bei
Bedarf werden im Spot-Geschäft weitere
Schiffe dazu genommen.
Ein Flottenausbau steht aktuell nicht auf
der Agenda. Die Flotte sei schließlich jung
und modern. Zuletzt waren insgesamt sieben
kanalgängige Doppelhüllen-Tankschiffe
gebaut worden sowie mit der »Gino
Suanca« ein Schubboot samt Tankleichter
von einem ausscheidenden Partikulier
übernommen worden – einige ältere Einheiten
hatten dafür die Flotte verlassen.
Mit einer Tragfähigkeit von 1.631 t verfügen
diese 85-m-Schiffe der Breko-
Sebastian Poser
Geschäftsführer B. Dettmer Reederei
© Dettmer Group
Heiner Dettmer
Chef der Dettmer Group
Werft über eine um 10 % höhere Ladungskapazität
gegenüber vergleichbar
großen Schiffen. Angetrieben werden die
Typ-C-Tanker jeweils von zwei Tier-IIIkonformen
Volvo-Motoren mit 1.100 PS.
Rumpf- und Heckform wurden noch einmal
optimiert wie die Führung der Wellen,
die im Achterschiff ebenso wie die
Schrauben um 5° nach innen »abknicken«.
Dadurch ergibt sich ein wesentlich
effizienterer Vortrieb.
Außerdem fährt die gesamte Flotte
schon seit dem vergangenen Jahr mit
dem synthetischen Kraftstoff GTL, der
deutlich weniger Emissionen verursacht
als herkömmlicher Diesel. »Wir tun also
schon etwas für die Umwelt«, sagt Poser.
Ungeklärt ist aus seiner Sicht weiter, mit
welchen Antriebslösungen und Kraftstoffen
künftig gefahren wird. Entweder
sei die Technologie noch nicht ausgereift
oder aber es fehle die Infrastruktur. Die
andere wichtige Frage sei, welche Ladungsgüter
überhaupt noch bewegt werden
können. Der Ausstieg aus der Kohle
verzögert sich zwar, kommt aber. Auch der
Verbrauch und Bedarf an fossilen Energieträgern
wie Öl und Gas werde abnehmen,
immerhin das heutige Kerngeschäft der
Reederei. »Wir fahren auf Sicht, hören uns
aber natürlich im Markt um und arbeiten
an Konzepten«, sagt Poser.
Wasserstoff ist zum Beispiel ein Thema.
Dettmer beteilige sich an einigen
Forschungsprojekten, »aber bis Schiffe
tatsächlich technisch zuverlässig und
wirtschaftlich erfolgreich mit einer
Brennstoffzelle fahren können, vergehen
sicher noch ein paar Jahre.«
Vorerst bleibt die in Bremen beheimatete
Reederei unverändert in ihren angestammten
Märkten aktiv, also vor allem
im norddeutschen Kanalgebiet bis
nach Hamburg sowie in den Ost-West-
Verkehren zu den ARA-Häfen. Und es
wird wieder ausgebildet: Vier Azubi erlernen
derzeit bei Dettmer das Geschäft
von der Pike auf.
WO WASSER IST,
IST UNSER WEG.
B. Dettmer Reederei - eine der größten und leistungsfähigsten
Binnenschiffsreedereien Deutschlands sucht
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TANKSCHIFFFAHRT | TROCKENSCHIFFFAHRT
Standorte in Bremen und Hamburg. Weitere Informationen unter: www.dettmer-reederei.de
member of
Binnenschifffahrt 10 | 2022
9
SCHIFFFAHRT
© Garrelmann
Diskutierten auf der STL über Konsequenzen aus der Niedrigwasserperiode 2022: Moderator Krischan Förster, Chefredakteur Binnenschifffahrt, Roberto
Spranzi, Vorstand DTG, Marcel Lohbeck, Geschäftsführer VBW/BÖB, Nikolaus Schellenberger, Flottenchef HGK, Okke Hamann, IHK Niederrhein
Perspektiven auf dem Tiefpunkt?
Erneut gab es in diesem Jahr eine ausgeprägte Phase mit Niedrigwasser. Vor allem der
Rhein war betroffen. Auf der STL in Kalkar diskutierten Experten aus der Branche über
Auswirkungen und nötige Konsequenzen. Von Hermann Garrelmann
Zum Auftakt der von Chefredakteur
Krischan Förster moderierten Diskussionsrunde
stand die Frage: »Niedrigwasser,
was nun?« Nicht erst am Ende der
Veranstaltung waren sich alle Akteuer einig:
Es muss noch eine Menge passieren.
Eigentlich braucht es keine Beschreibung
des Szenarios. Wenn der
Rhein zu wenig Wasser führt, leidet nicht
nur der Binnenschifffahrt. Vor allem die
Industrien entlang der deutschen Wasserautobahn
sind Problemen ausgesetzt,
die von der Rohstoffbeschaffung über die
Produktionssicherheit bis hin zur Standortfrage
reichen.
»Kaub unter 40!« Wenn oberhalb des
Mittelrheins die Felsen sichtbar werden,
schrillen an vielen Stellen die Alarmglocken.
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer
des VBW und zugleich des BÖB, nennt
das anders: Die Folgen des Niedrigwassers
rütteln am Grundvertrauen in
diesen Verkehrsträger. Kurzfristig gebe es
zwar keine Handlungsoptionen, auf Sicht
sei das aber eine Gefahr für den Industriestandort
Deutschland.
Okke Hamann von der IHK Niederrhein
sieht daher dringenden Handlungsbedarf.
Man müsse zwingend mehr
Geld in das System Wasserstraße investieren.
Da sei in den vergangenen Jahren
Vieles versäumt worden. Geboten sei,
Planung und Umsetzung geeigneter
Maßnahmen deutlich zu intensivieren.
Die Praktiker erinnern sich noch gut
an den diesjährigen August, als so früh
wie nie zuvor die Pegel entlang des Rhein
dramatisch sanken und nur noch wenige
Schiffe überhaupt die neuralgischen Stellen
wie Kaub passieren konnten. »Das
war kritisch«, sagt Nikolaus Schellenberger,
Leiter des Fleet Management bei
der HGK Shipping.
Jedes Schiff im Einsatz
Jedes verfügbare Schiff sei aktuell im Einsatz,
berichtet Roberto Spranzi von der
DTG. Dennoch konnten und können
längst nicht die Mengen transportiert
werden, die für die Versorgung von Chemie-,
Stahl- und Kraftwerken unter normalen
Umständen gebraucht werden.
zwar seien viele Unternehmen und natürlich
auch die Binnenschifffahrt nach den
Erfahrungen des Niedrigassers von 2018
besser auf solche Extremereignisse vorbereitet,
doch setze nicht zuletzt der ausgebliebene
Ausbau der Infrastruktur allen
Bemühungen auch Grenzen.
Dabei seien die Warnsignale nicht zu
übersehen. Die wirtschaftlichen Verluste
in Nordrhein-Westfalen durch das Niedrigwasser
liegen, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt,
höher als die Kosten
für alle benötigten Investitionen am
Rhein. Der nach 2018 verabschiedete
»Aktionsplan« sieht unter anderem eine
Fahrrinnenanpassung zwischen Mainz
und St. Goar vor, um auch bei Niedrigwasser
noch rund 200 t mehr pro Schiff
transportieren zu können. Ein Ende August
von Bundesverkehrsminister Volker
Wissing einberufenes Treffen brachte
aber nicht mehr als eine Bekräftigung
dieses Ziels und die Ankündigung Wissings,
eine Beschleunigungskommission
schaffen zu wollen. Doch am Zeithorizont
zur Beseitigung der Engstellen Anfang
der 2030er Jahre) ändert sich vorerst
nichts.
Für Okke Hamann hat die Berliner Politik
die Bedeutung der Binnenschifffahrt
für den Industriestandort Deutschland
10 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFFAHRT
noch immer nicht in Gänze erfasst. »Ich
vermisse das Ministerium hier«, bemängelte
er die fehlende Präsenz auf der
Fachmesse STL. »Wir brauchen andere
politische Signale für die Binnenschifffahrt
als wichtigen Wirtschaftsfaktor.«
Am Rhein stelle sich inzwischen die
Standortfrage. Selbst Anfragen aus Spanien
oder Italien seien zum Niedrigwasser
eingegangen. Warum? »Ganz klar,
schlechte Nachrichten von hier sind
schlechte Nachrichten für Standortentscheidungen
in Deutschland, so der IHK-
Experte. »Die zentralen Botschaften und
Notwendigkeiten treffen in Berlin, gerade
bei den Fachpolitikern, auf viel Verständnis«,
sagt VBW- und BÖB-
Geschäftsführer Marcel Lohbeck. Aber
unter dem Strich fehlten eben 350 Mio. €
im Investitionsetat für die Wasserstraßen.
Vier Jahre nach dem Niedrigwasser
von 2018 drohten den Schlüsselindustrien
in Deutschland neben Versorgungsengpässen
auch erstmals eine
Abwertung ihrer Bonität.
Lohbeck verweist auf die europäischen
Nachbarn, die oft viel flexibler zum Beispiel
das EU-Umweltrecht handhaben.
Statt Bedenkenträgerei und langwieriger
Verfahren brauche es eine »Kultur des Ermöglichens«
– auch über die Rheinvertiefung
hinaus. Mehr Zusammenarbeit
innerhalb Europas sei ebenfalls wichtig.
Sorge um Industriestandort
Spranzi brachte es auf eine kurze Formel:
Schneller planen und bauen mit ausreichend
Personal und Geld. »Mich
stimmt es sehr nachdenklich, wenn der
Chef der BASF in Brüssel nicht ernst genommen
wird. Das nächste Mal geht er
gleich nach China, da hat er in vier Monaten
die Genehmigung.« Der DTG-
Chef hofft nun auf mehr Druck aus der
Wirtschaft. Und aus der Bevölkerung,
denn: »Am Ende zahlt der Endverbraucher,
also der Wähler, die Zeche.«
An Staustufen am Rhein, die das Problem
deutlich lindern würden, sei nicht
zu denken. Allein schon aus Kostengründen:
Für 20 Staustufen von Emmerich bis
Iffezheim wären rund 10 Mrd. € nötig,
dazu kämen ein unabsehbarer Zeitaufwand
und vermutlich Klagen von Umweltverbänden.
Wenn dies also nicht gehe, müsse wenigstens
das Machbare erledigt werden.
»Das BAW hat modellierte Ideen, die
umsetzbar sind. Wir müssen die Abladeoptimierung
beschleunigen und auf
›smarte‹ Wasserbaumaßnahmen setzen.
Außerdem müssten Förderprogramme
ausgeweitet und finanziell besser ausgestattet
werden.
Bislang gibt es nur wenige flachgehende
Neubauten. Okke Hamann möchte daher
zielgerichtet Schiffe fördern, die nicht »in
den letzten Winkel der Republik« fahren
können, sondern spezifisch für den Rhein
oder andere Fahrtgebiete konzipiert sind.
Auch HGK-Flottenchef Schellenberger
sieht die Notwendigkeit, die Förderprojekte
neu zu justieren und vor allem zu
vereinfachen.
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
11
SCHIFFFAHRT
Binnenschifffahrt auf Innovationskurs
Die Bandbreite technischer Möglichkeiten zur Erfüllung von Umweltauflagen ist groß.
Aber wie kann es gelingen, eine ganze Flotte zu modernisieren? Darüber diskutierte
eine Expertenrunde auf der Messe STL. Von Hermann Garrelmann
© Garrelmann
Diskussionsrunde auf der STL mit (v.l.): Krischan Förster (Moderator), Stefan Franke, (Allianz Esa), Steffen Bauer (HGK Shipping),
Dieter Schneider (Bank für Schifffahrt), Joachim Zöllner (DST), Achim Wehrmann (Bundesverkehrsministerium) und Martin Heying (SuT)
Für ihre modernen, tiefgangsoptimierten
Tanker wie die »Synthese 18« und
»Gas 94« und ebenso für ihren Mut zur
Verwendung neuer Technologien hat die
HGK Shipping den diesjährigen, erneut
von der Allianz Esa ausgelobten »Innovationspreis
Binnenschifffahrt« erhalten.
Stehen solche Schiffe beispielgebend für
die aktuellen Erfordernisse und Möglichkeiten?
Oder braucht es mehr, um die
deutsche Binnenschiffsflotte nachhaltig
zu modernisieren – immerhin sind auf
Flüssen und Kanälen rund 3.500 Schiffe
unterwegs, in ganz Europa sind es rund
6.000 Einheiten jeden Typs und Alters.
Die Branche ist nicht untätig. Seit der
ersten Verleihung der Auszeichnung vor
zehn Jahren, sagte Stefan Franke als Prokurist
der Allianz Esa, habe es einen großen
Strauß an Innovationen gegeben,
wenn auch keinen Quantensprung. »Es
gibt einen ständigen Fortschritt und auch
immer wieder Personen und Unternehmen,
die die Dinge vorantreiben.«
Zum Beispiel die HGK Shipping, die
nach Angaben von CEO Steffen Bauer
weitere Neubauten im Zulauf hat – drei
im kommenden Jahr und noch einmal
drei im Jahr darauf. Insgesamt zählt der
Flotte allerdings rund 300 Schiffe. Die
Neubauten decken also nur einen geringen
Teil des Erneuerungsbedarfs ab.
Auf die Frage, wie viel Innovationen
und Investitionen sich die HGK insgesamt
leisten könne wolle, blieb Bauer
zunächst allgemein. Man sehe sich als
Impulsgeber, aber auch viele andere Unternehmen
verfolgten gute Ansätze. Um
die gesamte Flotte und den Verkehrsträger
Binnenschifffahrt modern und
nachhaltig aufzustellen, seien weitaus
größere Anstrengungne nötig. Die Industrie
als Hauptkunde sei dabei ein wichtiger
Partner, dazu müsse die Politik für die
richtigen Rahmenbedingungen sorgen.
»Wir sollten daher alle miteinander überlegen,
wie wir die Dinge, die wir tun,
noch stärker nach außen tragen und und
darstellen können, welches Potenzial dieser
Verkehrsträger bei der Versorgung
des Landes hat«, sagt Bauer.
Es müsse auch bei weitem nicht die
ganze Flotte optimiert werden. »Wir
müssen zielgerichtet Puzzleteile zusammensetzen,
verschiedene Bausteine
zusammenstellen, so wie es die Kunden
abhängig von ihrer Lage und Erreichbarkeit
gebrauchen.« Neben den Tankern
gelte das auch für die Trockenschifffahrt.
Unstrittig sind und bleiben staatliche
Zuschüsse ein wichtiges Element, um Innovationen
am Markt zu platzieren.
»Sehr erfolgreich und gut angenommen«
ist aus Sicht von Achim Wehrmann, Unterabteilungsleiter
»Schifffahrt« im Bundesverkehrsministerium,
das aktuelle
Förderprogramm zur Modernisierung
der Binnenschifffahrt. »Förderquoten
von bis zu 90 % hat es noch nie gegeben,
zudem gebe es ein breites Spektrum von
Maßnahmen, die bezuschusst werden
können. Kritik an einer zu geringen Finanzausstattung
und einem zu komplizierten
Antragsverfahren, gerade für
Partikuliere, lässt Wehrmann nicht ohne
weiteres gelten. Das Fördervolumen sei
bereits auf 40 Mio. € in diesem Jahr angehoben
worden und steige 2023 auf
50 Mio. €.
Eine gewisse Vorleistung dürfe vom
Antragsteller durchaus erwartet werden,
sowohl technisch als auch finanziell. Es
handle sich schließlich um Geld des Steuerzahlers,
»da müssen wir auch gegen-
12 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFFAHRT
über dem Rechnungshof nachweisen
können, dass wir damit sorgsam umgegangen
sind«, so der Ministeriumsvertreter.
»Aber wenn es besser geht, sind für
Hinweise immer offen.«
In den Niederlanden helfen die Verbände.
Das ist aus Sicht von Steffen Bauer
ein Ansatz. Man könne als Branche eine
Lösung entwickeln, um Partikulieren bei
den Anträgen zu helfen. Bei der Bank für
Schiffahrt (BfS) gibt diesen Service nicht.
Man begleite zwar die Verfahren, weil Förderzuschüsse
als Eigenkapital in die Finanzierung
von Projekten einfließen, sagt BfS-
Leiter Dieter Schneider.
Neben reinen Neubauten tauchen jetzt
Hinterschiff-Projekte am Horizont auf,
berichtet Joachim Zöllner vom DST in
Duisburg. Dabei geht es darum, schiffbau-
und motorentechnisch das komplette
Heck samt Steuerhaus, Maschinenraum,
Antriebsanlage und Wohnung eines
Schiffes auszutauschen und nur den
Rumpf mit Laderäumen zu erhalten. »Es
gibt Erkenntnisse, dass mit einem optimierten
Hinterschiff deutliche Ersparnisse
von bis zu 50 % bei den Betriebskosten
möglich sind, abhängig von Alter und
Größe des Bestandsschiffes. Wichtig ist,
bei der Hydrodynamik alles raus zu holen,
was geht«, so der Ingenieur.
Schulterschluss gesucht
Neben allen Einzelvorhaben brauche es
einen stärkeren Schulterschluss in der
Branche. Stefan Franke: »Die Branche redet
zu selten mit einer Stimme, sie künftig
durchschlagskräftiger auftreten und
zeigen, dass sie in der Lage ist, Lösungen
anzubieten. Nur so bekommen wir das
nötige Gehör in der Politik.«
Steffen Bauer warnte vor zu viel
Schwarzmalerei. Es gebe den Klimawandel,
es häuften sich extreme Niedrigwasser-Phasen.
»Dafür brauchen wir Lösungen
als Industrie sowohl bei Schiffen
als auch im Fluss.« Man müsse aber vermeiden,
die Botschaft zu senden, »dass
uns der Rhein leer läuft. Im Gegenteil,
wir müssen die Unterstützung aus der Industrie
einwerben und mehr Mut zu Offenheit
entfalten.«
Zu den möglichen Innovationen, die
sowohl einem effizienteren Schiffsbetrieb
als auch der Lösung kommender Personalprobleme
dienen können, zählen
Ansätze für teilautonomes Fahren. Gerade
zur STL wurde ein Kooperationsvorhaben
des belgischen Anbieters Seafar
mit der HGK und der Harener Reederei
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Deymann bekannt gegeben. Geplant ist
ein Projekt in Duisburg.
Eine Kernfrage, die sich zum Abschluss
der Runde stellte: Wie lange braucht es für
eine grundlegende und nachhaltige Modernisierung
der Binnenschifffahrt? Joachim
Zöllner versuchte einen Blick in die
Glaskugel und meinte: Fünf bis zehn Jahre
dürften ins Land gehen, wenn das technische
Potenzial ausgenutzt werde. Die
Themen »erhöhte Flachwasser-Tauglichkeit«
und teilautonomes Fahren gehörten
dabei sicher ganz oben auf die Agenda.
Welche kurzfristigen Wünsche denn –
bis zur nächsten STL in 2023 – ganz oben
auf der Agenda stünden, wollte Moderator
Krischan Förster zum Abschluss wissen.
Unisono hieß es dazu: Dass Dinge
vorankommen, mehr Unterstützung eingeworben
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
13
SCHIFFSTECHNIK
Innovationspreis für die HGK Shipping
Die zum zehnten Mal von der Allianz Esa gestiftete Auszeichnung geht an Europas größte
Binnenschiffsreederei. Die HGK Shipping erhält sie für ihren Mut zu Innovationen und
Investitionen – unter anderem in tiefgangsoptimierte Schiffe. Von Krischan Förster
Als der Pegel in Kaub in der diesjährigen
Niedrigwasserphase im August
auf kritische 34 cm, ging auf dem Mittelrhein
nicht mehr viel. Viele Schiffe konnten
die neuralgische Strecke nicht einmal
mehr mit einer Minimalladung passieren.
Die »Synthese 18« aber fuhr unverdrossen
weiter. Der erst wenige Wochen zuvor getaufte
Chemikalientanker (Typ C) kam
dank seiner Bauweise über die gefährlichen
Flachstellen hinweg und sicherte
die Versorgung der Chemische Fabrik in
Budenheim.
Gebaut wurde die »Synthese 18« im
Auftrag der HGK Shipping aus Duisburg
für ihre niederländische Tochter Wijgula.
»Tiefgang-optimierte Schiffe, die selbst
in extremen Niedrigwasser-Phasen noch
Ladung zu den Werken der Chemie- und
Stahlindustrie oder zu den Kraftwerken
bringen können, sind ein Garant für eine
zukunftsorientierte und verlässliche Logistikkonzepte
unter Einbindung der
Binnenschifffahrt«, sagt Stefan Franke,
Prokurist der Allianz Esa, des führenden
Versicherers für das Gewerbe.
Und weil die »Synthese 18« kein Einzelfall
ist, sondern Teil eines größeren Neubauprogramms
der HGK Shipping, gab es
dafür den diesjährigen Innovationspreis
Binnenschifffahrt«. Bereits zum zehnten
Mal würdigte die Allianz Esa damit herausragende
technologische Leistungen
und innovative Konzepte.
Die Übergabe fand im Duisburger Hafen
statt, den auch der aus Glas gehaltene
Innovationspreis nachbildet. Eben jene
»Synthese 18« bot dafür den passenden
Rahmen. Neben seiner flachgehenden
Konstruktion verfügt das Schiff über einen
diesel-elektrischen und damit umweltfreundlichen
Antrieb.
Als führendes Versicherungsunter -
nehmen einer bedeutenden Transportund
Freizeitbranche wie der Binnenschifffahrt
habe die Allianz Esa ein hohes
Interesse an technischem Fortschritt.
»Wie kaum bei einem anderen Unternehmen
der Binnenschifffahrt ist die Nachhaltigkeit
von Transportlösungen ein
wichtiger Teil der Strategie, ja der DNA
bei der HGK Shipping«, sagte Franke in
Stefan Fanke übergab an Bord der »Synthese 18« den Innovationspreis an Steffen Bauer
seiner Laudatio. Den Preis nahm Steffen
Bauer, CEO der HGK Shipping, entgegen.
Als langjähriger Partner der chemischen
Industrie befördert die Tankschiffflotte
der HGK Shipping jährlich
rund 6 Mio. t Flüssiggüter auf dem Rhein
und seinen Nebenflüssen bis nach
Belgien, Frankreich und in
die Niederlande.
Er nehme den Preis
stellvertretend für die
vielen HGK-Mitarbeiter
entgegen,
die mit viel Herzblut
und Energie
für Innovationen
im Unternehmen
und in der Flotte
sorgten, sagte Bauer.
»Für uns ist die Auszeichnung
eine tolle Bestätigung
und auch eine Ermutigung,
unseren Kurs mit
voller Kraft fortzusetzen.«
Die HGK Shipping hat bereits zwei
Neubauten in Dienst gestellt, die nach
den Erfahrungen des Niedrigwassers von
2018 neu konzipiert worden waren. Neben
der »Synthese 18« war zuvor schon
der Gastanker »Gas 94« in Dienst gestellt
worden. Weitere sechs Neubauten sollen
in den kommenden zwei Jahren noch folgen,
darunter auch Einheiten, die mit
»H2 ready« bezeichnet werden, die künftig
also mit Wasserstoff fahren könnten.
Die Akteure in der deutschen Binnenschifffahrt
könnten viel leisten,
seien auch bereit, in moderne
Schiffe zu investieren.
Für eine nachhaltige
Modernisierung der
gesamten europäischen
Branche
brauche es
aber noch mehr
Sichtbarkeit und
vor allem mehr
Förderung durch
die Politik, so Bauer.
Dieser Forderung
schloss sich auch Franke
an: »Wer mehr Klimafreundlichkeit
will, muss sich
auch für eine Verkehrsverlagerung
auf die Wasserstraßen einsetzen.« Genau
dafür würden moderne Schiffe gebraucht.
Die 110 m lange und 11,45 m breite
»Synthese 18« wurde – wie alle neueren
Flottenzugänge des Unternehmens – im
© Förster
14 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Präsentierten in Duisburg stolz den Tanker-Neubau »Synthese 18«: CEO Steffen Bauer (vorn) und Roy Gerritsen, Leiter der Sparte Technical Liquid
© Förster
Vier Scania-Motoren in zwei getrenten Maschinenräumen sorgen für elektrische Energie für den Antrieb, Pumpen und Aggregate sowie für das modern ausgestattete Steuerhaus
unternehmenseigenen Design Center der
HGK Shipping entwickelt und in enger
Abstimmung mit den Transportmanage -
ment-Experten der Wijgula BV in Druten
konzipiert, die das Schiff befrachten. Gebaut
wurde der Tanker bei De Gerlien van
Tiem mit Sitz in Druten, die den Neubau
sechs Wochen vor dem Zeitplan im Juni
abgeliefert hatte.
Die maximale Abladung des Typ-
C-Tankers beträgt 2.700 t bei einem Tiefgang
von 3,05 m. Bei 1,05 m kann er
mindestens noch 300 t Zuladung transportieren.
Möglich wird dies nach HGK-
Angaben der geringe Tiefgang durch die
optimierten Auftriebseigenschaften des
Schiffskaskos und eine ausgefeilte Anordnung
von Ladungsbehältern und Antriebstechnologien.
Die von Bureau Veritas
klassifizierte »Synthese 18« verfügt
über eine diesel-elektrische Kombination
aus vier Scania-DC13-Motoren mit je
375 kVA Leistung sowie drei Veth L-Drives
VL 400 mit je 405 kW. Dazu kommt
ein Bugstrahlruder von Gerlien van Tiem
mit 400 kW. Die Geschwindigkeit liegt
bei 18 km/h.
Dank seiner Flachwasser-Konstruktion kann der Typ-C-Tanker
bei 1,05 m Tiefgang noch mindestens 300 t Ladung transportieren
Binnenschifffahrt 10 | 2022
15
SCHIFFSTECHNIK
Wichtigste Netzwerkplattform der Branche
Am 27. und 28. September war es wieder soweit: die Binnenschifffahrtsbranche traf sich
anlässlich der Shipping Technics Logistics (STL) in Kalkar. Das jährlich stattfindende Event
ist Deutschlands einzige Binnenschifffahrtsmesse
Rund 130 Aussteller aus Deutschland,
den Niederlanden und Belgien
fanden sich auf der diesjährigen
STL im Messe- und Kongresszentrum
Kalkar ein. Laut Projektmanager Pim
Groot Obbink haben sich an beiden
Messetagen rund 2.250 deutsche und
niederländische Fachbesucher über die
neuesten Trends und Innovationen aus
der Binnenschifffahrt informiert. »Jeder
mit ordentlich Gesprächsbedarf –
gab es doch in diesem Jahr so einige
Problemthemen zu diskutieren. Niedrigwasser,
Rohstoffbeschaffung, steigende
Preise, Lieferkettenunterbrechungen
und fehlende Gelder zum
Ausbau der benötigten Infrastruktur
beschäftigten jeden in den zwei Hallen«,
so die Messe. Darüber hinaus seien
alle jedoch sehr zufrieden – so konnten
wieder »viele Aufträge eingestielt
werden«, heißt es weiter. Die STL habe
sich erneut als eine der wichtigsten
Netzwerkplattformen der Branche erwiesen.
Auch die Dock & Rock Party sei
hier wieder die ideale Ergänzung gewesen,
um nach Messeende in entspannter
Atmosphäre weiter den Geschäften
nachzugehen und gegebenenfalls neue
Kooperationspartner zu finden, so das
Fazit der Organisatoren.
Und auch im kommenden Jahr wird
die Shipping Technics Logistics wieder
ihre Tore öffnen - und zwar dann zum
zehnten Mal. Der Termin steht mit 26.
und 27. September 2023 bereits fest. RD
© Wroblewski
© Ole Henckel
Die Zeitschrift Binnenschifffahrt hat in diesem Jahr Freunde und Kunden auf ein Pils an ihren Stand eingeladen
16 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
VIEGA
Der erste Eindruck war gut
»Pressen statt schweißen« lautet das Motto des Rohrleitungs- und
Rohrverbindungsspezialisten Viega, der seinen Hauptsitz in
Attendorn hat. Bei dem Verfahren werden Rohrleitungen mit einem
Spezialwerkzeug an Bord der Schiffe verpresst. Das reduziert
Viega zufolge den Personalaufwand, weil zum Beispiel keine ausgebildeten
Schweißer mehr gebraucht werden. Es vereinfacht zudem
die Arbeitsprozesse.
Das Unternehmen hat sich erstmals in Kalkar präsentiert. »Wir
haben viele gute Gespräche gehabt«, sagte International Account
Manager Marine, Christoph Werthmann. »Wir haben hier gemeinsam
mit holländischen Kollegen ausgestellt. Der erste Eindruck
war gut. Es ist eine gute Plattform«, so Werthmann.
Frank Albers, Prokurist bei Wessels
© Wroblewski
WESSELS
Wichtig für Networking
Die Tischlerei und Alubau Wessels GmbH mit Sitz in Haren
präsentierte sich erneut als Aussteller auf der Shipping-Technics-Logistics
in Kalkar. Am Stand des Unternehmens
konnten sich Besucher über das Portfolio, das
Dienstleistungen rund um den Schiffsausbau sowie die
Montage von Ruderhäusern umfasst, informieren. Für
Frank Albers, Prokurist bei Wessels, ist Deutschlands einzige
Binnenschifffahrtsmesse vor allem wichtig für Networking
und persönliche Kontakte. »Hier trifft sich nur
die Binnenschifffahrt. Für uns als Aussteller hat es den
Vorteil, dass man viele Kooperationspartner treffen kann«,
so Albers.
Christoph Werthmann war zum ersten Mal auf der STL
© Wroblewski
Seit über 110 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:
• Docks
• Schlosserei
• Dreherei
• Ankerbau
• Schweißboot
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH
47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstraße 47 | Tel. +49 (0) 203 61024 | Fax +49 (0) 203 61846 | E-Mail: harbisch@ha-du.de | www.ha-du.de
Binnenschifffahrt 10 | 2022
17
SCHIFFSTECHNIK
SCHIFFSWERFT BOLLE
E-Spatz und 3D-Design
Die Schiffswerft Bolle kann ihren Kunden
die bestellten Neubauten zeigen, bevor sie
überhaupt im Wasser schwimmen. So
konnte am STL-Stand der Werft der
E-Spatz mittels 3D-Brille und Handsteuerung
erkundet werden. Das ist aber
nur ein Nebeneffekt. Denn Voraussetzung
für den späteren virtuellen Rundgang ist die
Schiffskonstruktion am Computer, die Entwicklung
eines Digital Twin. Die Zeiten des
Zeichenbrettes sind längst vorbei.
»In der Konstruktion sind wir jetzt schon
ein paar Jahre so unterwegs«, berichtete
Werftchef Mario Bolle auf der Fachmesse
STL. Das Schiffbau-Unternehmen aus Neuderben
ist breit aufgestellt: Neben Arbeitsschiffen
wie dem »Spatz« liefert Bolle auch
beliebte Fahrgastschiffe wie die »Cabrios«.
Werftchef Mario Bolle am Stand seiner Werft auf der STL in Kalkar. In diesem Jahr präsentierte
das Unternehmen vor allem die digitalen Möglichkeiten im Schiffbau
© Förster
ZEPPELIN POWER SYSTEMS
Nach Stufe V kommt Methanol-Motor
Neues Jahr, neues Standdesign: Bei Zeppelin
Power Systems war der Messeauftritt an
alter Stelle einfach mal um 180° gedreht,
weil auch der Haupteingang verlegt worden
war. Auffällig bleibt der Stand des Motorenspezialisten
trotzdem, allein schon wegen
der markanten schwarz-gelben Farbwahl.
Bereit im vergangenen Jahr hatte der Vertriebspartner
von Caterpillar hatte den
Stufe-V-konformen Motor CAT C9.3B
mitgebracht, der auch bei der aktuellen
STL-Auflage wieder den Blickfang gab
und gut besucht war.
»Wir haben derzeit gut zu tun«, berichtete
Vertriebschef Andreas Schmuck.
Es gebe viel Nachfrage nach marinisierten
NRE-Motoren. Unter anderem hat Zeppelin
das erst jüngst getaufte Hamburger
Planierschiff »Chicago« ausgerüstet. Standen
in den vergangenen Jahren die Emissionsstufen
V (Binnenschifffahrt) und
Tier III (Seeschifffahrt) im Fokus, werden
aktuell der »Brot-und-Butter«-Motor
3512 E für den Einsatz mit Methanol weiterentwickelt,
sukzessive sollen dann andere
Baureihen folgen.
PROMARIN
Es läuft mit Propellern
Vibrationen und Geräusche können sich
negativ auf ein Schiff und seine Besatzungen
auswirken. Der von Promarin
entwickelte Multipulsion-Propeller reduziert
sowohl Schwingungen als auch
Schallemissionen und verbessert damit
den Arbeitskomfort an Bord. Laut Promarin
ist es gelungen, dem Propeller die
Gleichförmigkeit zu nehmen – ohne ihn
aus der Balance zu bringen. Das Geheimnis
ist die Frequenzveränderung, die zudem
auch den Energiebedarf senkt.
Der »Multipulsion« wurde, neben den
Retrofit- und Reparatur-Angeboten, jetzt
auch auf der STL präsentiert. Referenzen
gibt es genug: Rund 30 dieser neuen Propeller
sind bereits verkauft worden, vorwiegend
an die Binnenschifffahrt und in
die Fischerei.
18 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
WITTIG GMBH
Neue und alte Partner am Gemeinschaftsstand
Der Messestand der Wittig GmbH gehört
traditionell zu den größten auf der STL – so
auch dieses Jahr. Die Brüder Frank und Ralf
Wittig sind mehr als nur Schiffsausrüster,
sondern seit dem ersten Tag auch Unterstützer
und Förderer der Messe sowie Organisatoren
der »Dock & Rock«-Party.
Die zwei Tage der Fachmesse dienen dazu,
das breite Portfolio des Unternehmens
zu zeigen und vertraute wie auch neue Geschäftspartner
zu präsentieren. In diesem
Jahr war unter anderem der neue Sitzhersteller
MK Seats mit an Bord. Ebenfalls erstmals
dabei war der Bettwäsche-Lieferant
Paradies. Einen Namen bei der Ausstattung
von Flugzeugen (Business Class) und
Hochseekreuzfahrtschiffen hat sich der
Hersteller bereits gemacht. Jetzt bietet er
seine pflegeleichte und strapazierfähige
Funktionsbettwäsche auch in der Binnenschifffahrt
an. »Es ist für alle gut, sich hier
austauschen zu können«, sagt Frank Wittig.
»Denn davon lebt unser Geschäft.«
Ein neuer Sitz von MK Seats und Bettwäsche von Paradies speziell für die Bedürfnisse
von Binnenschiffern waren erstmals auf dem Stand von Wittig zu sehen
© Förster
GEORG DUNCKER
Aus Hamburg nach Kalkar
Georg Duncker aus Hamburg kann auf eine mehr als 150-jährige
Geschichte verweisen und ist heute einer der führenden Versicherungsmakler
für die See-, aber auch für Binnenschifffahrt.
Somit ist Erscheinen auf der STL in Kalkar Pflicht. Neben der
Hauptfiliale in Hamburg gibt es auch eine Repräsentanz in Rotterdam
für die stärkere niederländische Binnenschiffahrtsnation
– aus beiden Standorten waren Experten von Duncker vor Ort,
um bestehende und potenzielle Kunden zu informieren und zu
beraten.
Binnenschifffahrt 10 | 2022
19
SCHIFFSTECHNIK
VSM
STL als wichtige Branchenplattform
Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) hat sich als
Aussteller auf der STL in Kalkar präsentiert. Vertreten wurde der
Verband vor Ort unter anderem durch Hauptgeschäftsführer Reinhard
Lüken. »Die Bestandsflotte umfasst rund 3.500 Binnenschiffe,
bei der es einen Investitionsstau gibt«, sagte Lüken beim Besuch
am Stand der Zeitschrift Binnenschifffahrt. Die Branche habe
Transformationsziele, die es anzupacken gilt. »Die Binnenschifffahrt,
die Binnenschiffswerften und alle Unternehmen, die die
Technik liefern, können viel, sie können noch viel mehr, aber sie
können es nur gemeinsam! Darum ist die STL als Branchenplattform
so wichtig«, so Lüken.
VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken
© Wroblewski
JASTRAM
Ein großes Wachstumsfeld
Jastram-Geschäftsführer Niels Lange (rechts im Bild) mit seinen Kollegen Lisa-Marie Schulze (Vertrieb)
und Stefan Otto (Werksleitung & Turbolader Service)
© Wroblewski
Für den Antriebsspezialisten Jastram bietet
die Binnenschifffahrt »ein großes Wachstumsfeld«,
berichtet Geschäftsführer Niels
Lange. Im Fokus des Unternehmens stehen
derzeit vollelektrische Binnenschiffe, so
Lange weiter. Vor diesem Hintergrund hat
Jastram auf der Fachmesse in Kalkar unter
anderem seinen neuen Ruderpropeller
RP80 ausgestellt.
Zu den aktuellen Projekten des Hamburger
Unternehmens gehört beispielsweise
das Arbeitsschiff »E-Spatz«, das derzeit
bei der Schiffswerft Bolle für das Wasser-
und Schifffahrtsamt in Brandenburg
entsteht. Für diesen innovativen Neubau
hat Jastram gemeinsam mit Kadlec und
Tesvolt einen Elektro-Antrieb entwickelt.
Die »E-Spatz« soll als Prototyp für viele
weitere Arbeitsschiffe gelten. Die Zusammenarbeit
an diesem Projekt hatten
die drei Unternehmen auf der STL 2021
bekannt gemacht.
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20 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
NORIS UND AUGUST STORM
Nicht dabei zu sein, ist keine Option
Vor einem Jahr präsentierten sich die Kooperationspartner
Noris und August Storm
zum ersten Mal auf der STL. Damals haben
der Automationsspezialist und der Motorendienstleister
bekannt gegeben, ihre Expertise
im Bereich Retrofit von Steuerungssystemen
und Motoren bündeln zu wollen.
Ihr erstes gemeinsames Projekt war der Retrofit
des Antriebs der Nordseefähre »Frisia
II«. Außerdem haben die beiden auch den
Antrieb des Binnenschiffes »Annerose« auf
den neuesten Stand gebracht. Weitere Projekte
sind in der Pipeline. Bei diesen werden
auch Themen wie Fernwartung und Predictive
Maintenance eine Rolle spielen, wie
die beiden Vertreter der Firmen, Heiner
Pranger, Manager bei August Storm, und
Tobias Weichhan, Key Account Manger bei
Noris, berichten. Bezogen auf ihre Messeteilnahme
sagte Pranger: »Es ist ein wichtiger
Branchentreff. Eine Kontaktbörse.
Nicht dabei zu sein, ist keine Option.«
Präsentierten sich am Gemeinschaftsstand (v.l.): Patrick Höving (Assistent der Storm-Geschäftsführung),
Franz Tümmers (Kundenbetreuer MOBIS bei Storm), Tobias Weichhan (Noris-Vertrieb) und
Heiner Pranger (Leiter MOBIS bei Storm)
© Wroblewski
HITZLER WERFT
Auf der STL trifft sich die Familie
Qualität und
seit 1919
In no v ation
Marek (li.) und Kai Klimenko am Binnenschifffahrt-Stand
© Wroblewski
Nicht als Aussteller, sondern als Besucher waren die beiden Geschäftsführer
der Lauenburger Hitzler Werft – Marek und Kai Klimenko
– auf der STL unterwegs.
»Wir sind hier, um Kontakte aufzufrischen und neue Kontakte
zu knüpfen. Außerdem interessieren wir uns für Neuigkeiten und
Innovationen aus der Binnenschifffahrt«, sagt Marek Klimenko,
der erst kürzlich mit dem innovativen Forschungsschiffneubau
»Ludwig Prandtl II« einen Millionenauftrag an Land gezogen hat.
»Auf der SMM in Hamburg trifft sich die Schifffahrtfachwelt, auf
der STL trifft sich die Familie«, ergänzt sein Sohn Kai Klimenko.
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
21
SCHIFFSTECHNIK
GF PIPING SYSTEMS
Die richtigen Kontakte
Das schweizerische Unternehmen GF Piping Systems hatte sein
Debüt auf der Messe in Kalkar. GF ist auf die Herstellung von
Kunststoffrohrleitungen spezialisiert. Auf der Messe hat der Rohrleitungshersteller
unter anderem Lösungen für Trinkwasserhygiene
an Bord präsentiert. Dazu gehörte das Polyethylen-Rohrleitungssystem
ecoFIT, das laut Julian Backes, Head of Sales Marine
EMEA, um die Hälfte leichter ist als herkömmliche Rohrleitungen.
»Für uns bot die STL einen tiefen Einblick in die Binnenschifffahrt.
Wir haben gute Kontakte gemacht. Es waren nicht viele, aber
es waren die richtigen«, so das Messefazit von Backes.
Julian Backes war zum ersten Mal auf STL
© Wroblewski
Matthias Schubert, Director Commercial Sales bei Torqeedo
© Wroblewski
TORQEEDO
Qualität der Besucher gut
»Wir kommen auf die STL, weil wir hier unsere Zielgruppen Binnenschiffer
und Fahrgastschiffbetreiber treffen können und zwar
in familiärer, vertrauter Atmosphäre«, sagt Matthias Schubert, Director
Commercial Sales bei der Firma Torqeedo. »Die Qualität der
Besucher ist gut, weil jeder ein Projekt hat, über das man sprechen
kann«, ergänzt Schubert.
Im Fokus des Messeauftritts des Unternehmens standen Elektro-
Antriebssysteme für kommerziell betriebene Boote und Schiffe mit
einer Leistung von bis zu 100 kW. Kombiniert in einem System mit
zwei Propellern kann die Leistung bis zu 200 kW betragen.
Wie Schubert berichtet, gehört die Ausrüstung der Usedom-
Solarfähre »Antonia vom Kamp« zu den jüngsten Projekten von
Torqeedo. Sie wird von einem 60 kW »Deep Blue« Elektro-
Azimutstrahler angetrieben. Ergänzt wird das System durch zwei
»Deep Blue«-Batterien mit einer Gesamtkapazität von 80 kWh
und eine 4,3 kWp-Solaranlage.
SCHIFFSWERFT HEINRICH HARBISCH
Es ist eine Verpflichtung, dabei zu sein
Die Geschäftsführerin der Duisburger
Schiffswerft Heinrich Harbisch, Kerstin
Wendt, schätzt an der STL insbesondere
die »Gespräche in lockerer Atmosphäre«
und zwar mit Gesprächspartnern aller
Art. »Es ist die einzige Binnenschifffahrtsmesse
in Deutschland. Und wenn
man aus der Branche kommt, ist eine innere
Verpflichtung, dabei zu sein«, so
Wendt.
Die auch als HA-DU bekannte Werft
hat im Rahmen der STL ihre Dienstleistungen
präsentiert, zu denen unter anderem
die Fertigung und Reparatur von Ruderanlagen
und Wellen gehören. Das
Portfolio umfasst außerdem eigene Entwicklungen
wie der HA-DU PowerAnker
oder HA-DU Schiffskupplungen.
Kerstin Wendt ist Geschäftsführerin bei der Duisburger HA-DU-Werft
© Wroblewski
22 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
KÖTTER-WERFT UND MOTOREN-KLENE
Zwei Harener Spezialisten auf der STL
Im betrieblichen Alltag sind die Kötter-Werft und die Firma Motoren
Klene in Haren sozusagen Nachbarn. Das waren sie auch bei
ihrer Premiere als Aussteller auf der STL 2022 in Kalkar. Es sei einfach
ein Test, um zu sehen, welche Chancen sich mit einem eigenen
Messestand bieten würden, sagte Udo Klene, einer der beiden
Chefs des Motorenservice-Betriebes.
Mit einem stylischen Messestand, in dessen Mittelpunkt ein
sauber hergerichteter Schiffsmotor als Arbeitstisch diente, gab es
reichlich Zulauf bei Klene. Thomas Klene, der zweite Chef, war
nach der Messe überzeugt: »Wir werden auch im kommenden Jahr
hier sein.« Mit vielen Fachbesuchern habe es zahlreiche »wirklich
gute« Gespräche über mögliche Zusammenarbeiten gegeben. Darunter
seien auch Unternehmen und Mitbewerber gewesen, die
wir bisher nicht auf dem Schirm hatten,«, so Thomas Klene. Am
Firmensitz würden sich die Aufträge derzeit eher um unvermeidbare
Reparaturen drehen, auch wegen vorhandener Unsicherheiten
beim Motorenthema.
Ähnlich sah es Stefan Kötter von der gleichnamigen Harener
Werft. Vorrangig habe man Gespräche zur Erweiterung des Netzwerkes
geführt. Auch gute Kontakte mit Marktbegleitern und potentiellen
weiteren Lieferanten hätten sich ergeben. Da sich die
Präsenz in Kalkar als positiv dargestellt habe, werde sich die Kötter-Werft
auch im kommenden Jahr auf der STL zeigen.
Im aktuellen Werftbetrieb geben sich, so Kötter, derzeit die
Kunden die Klinke in die Hand. Eine Reihe von Klassifizierungsarbeiten
sei jüngst abgeschlossen worden. Auf Werk II kann inzwischen
auch ein weiterer Kran seine Dienste einsetzen.
Mit einer Auslage von 60 m und einer Spitzentragkraft von
7,8 t habe man künftig noch bessere Arbeitsmöglichkeiten, sagt
der Werftchef. Mit Blick auf die die »durchaus gute Lage« im Reparatur-
und Neubausektor dürfte der neue Kran bald ausreichend
Arbeit haben.
Motoren Kleene und die Kötter-Werft präsentierten sich auf der STL
© Garrelmann
Der Seafar-Stand war einer der auffälligsten auf der STL in Kalkar
SEAFAR, HGK SHIPPING UND DEYMANN
Initiative für autonomes Fahren
Im Mai war das belgische Startup Seafar erstmals an eine größere
Fachöffentlichkeit getreten. Der Ansatz: Schiffe mit teilautonomer
Bedienung über die Wasserstraßen zu bewegen.
Nicht, um Arbeitsplätze zu reduzieren sondern um dem Fachkräftemangel
zu begegnen. Pünktlich zur STL in Kalkar kam die
die Kunde: Seafar wird zusammen mit der Kölner HGK und dem
Harener Reeder Deymann nach Deutschland expandieren.
Mit zunächst fünf Schiffen der HGK und zwei aus der Harener
Deymann-Flotte soll es losgehen. Dazu wird ein Kontrollzentrum
in Duisburg eingerichtet – im ersten Quartal 2023 soll der operative
Betrieb starten. »Bis dahin haben wir alle noch offenen Fragen
geklärt«, verbreitete Janis Bargsten von Seafar auf der STL
Optimismus. Die Initiative soll dabei helfen, dem gravierenden
Fachkräftemangel ebenso wie den Herausforderungen des voranschreitenden
Klimawandels und der damit verbundenen Auswirkungen
auf die Kapazität des Verkehrsträgers Binnenschiff erfolgreich
zu begegnen, heißt es. In enger Zusammenarbeit mit
Ministerien, Behörden und Landesregierungen will Seafar nach
eigenen Angaben die Technologie im laufenden Einsatz auf verschiedenen
Gewässern innerhalb Deutschlands demonstrieren.
Binnenschifffahrt 10 | 2022
23
SCHIFFSTECHNIK
Alternative Antriebe
für Binnenschiffe
Der VBW hat eine neue Broschüre
aufgelegt, in der ein Überblick über
heutige und künftige Motorenkonzepte
und Kraftstoffe gegeben wird
Elektrische Antriebssysteme (ab 1,7 kW)
Umweltfreundlich, zukunftsweisend, leise
Wellen-Antrieb Parallel-Hybrid Pod-Antrieb
Marine-Generatoren (ab 3,4 kW)
Klein, leicht, leise
Panda 5000i.Neo
mit variabler Drehzahl
3,8 kW / 4 kVA
Optionen für Kommunikation
mit NMEA2000, J1939, HTML
Parallelschaltungen
für Redundanz
und Sicherheit
Installationszubehör
und Service
Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens haben
die Signatarstaaten eine Reduzierung der Erderwärmung
auf unter 2 °C vereinbart. Bis 2050 will die EU klimaneutral werden.
Wichtige Schritte in diese Richtung sind die Dekarbonisierung
des Transportsektors sowie die Verlagerung auf die ökologischen
Verkehrsträger Schiene
und Wasserstraße. Beide
sollen ab 2050 drei Viertel
der aktuellen Güterverkehrsmengen
aufnehmen.
Doch auch die Binnenschifffahrt
steht vor der großen
Herausforderung, künftig
klimaneutral zu werden.
Aktuell sind verschiedene
Kraftstoffe und Antriebstechnologien
in der Diskussion,
die den Diesel ersetzen
sollen. Allerdings fehlt es
noch an marktgängigen serienreifen
Applikationen und
an Bunkermöglichkeiten für
alternative Kraftstoffe. Angesichts dieser Sachlage hat sich der
VBW in seinem Arbeitsprogramm die Aufgabe gegeben, eine
Faktensammlung zu alternativen Kraftstoffen zu entwickeln, die
sowohl Praktikern aus der Branche als auch politischen Entscheidern
eine Orientierungshilfe bieten kann.
Die online verfügbare Broschüre »Alternative Kraftstoffe und
Antriebstechnologien für Binnenschiffe« wurde durch eine Arbeitsgruppe
des Fachausschusses »Binnenschiffe« des Verbandes,
durch Expertinnen und Experten der beiden führenden
Schiffsbauversuchsanstalten in Europa, dem Entwicklungszentrum
für Schiffstechnik und Transportsysteme e.V. (DST), Duisburg,
und dem Maritime Research Institute Netherlands (MA-
RIN), Wageningen erarbeitet, die Mitglieder des VBW sind.
In dem gut 30-seitigen Dokument wird ein kompakter und allgemein
verständlicher Überblick über gegenwärtig verfügbare
oder in der Entwicklung befindliche Technologien, deren Funktionsweise
und notwendige Rahmenbedingungen für deren Umsetzung,
gegeben. Zudem wird sowohl das Informationsportal
des ESSF (Europäisches Forum für nachhaltige Schifffahrt) vorgestellt
als auch ein Anwendungsbeispiel, das exemplarisch die
technische Auslegung und Dimensionierung von alternativen
Antriebskonzepten anhand zweier Schubboote aufgezeigt. RD
Die Broschüre ist über die Website des VBW erhältlich. Um
Aktualität zu gewährleisten, wird die Broschüre in regelmäßigen
Abständen überarbeitet.
24 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Motorenmarkt
bleibt in Bewegung
Um die richtige Antriebslösung wird bei vielen
Unternehmen noch gerungen. Die EU-Stufe-V ist
Stand der Technik, neuere Motoren für die Verwendung
alternativer Kraftstoffe sind in der Entwicklung
Ein kleiner Markt, hohe Aufwendungen, nahezu unerfüllbare physikalische
Anforderungen, das waren die Befürchtungen von Motorenherstellern angesichts
der Einführung der NRMM-Richtlinie durch die Europäische Union
(EU). Das scheint Ewigkeiten zurück, denn inzwischen haben fast alle namhaften
Motorenfabrikanten unter »Stage V« zertifizierte Aggregate in ihren Regalen.
Von Abato bis Zeppelin bieten die Hersteller Motoren in den unterschiedlichsten
Leistungsklassen und für die unterschiedlichsten Verwendungen an.
Die nachstehende Übersicht zeigt einen Ausschnitt aus den Lieferlisten einiger
namhafter Unternehmen für Antriebsmotoren mit Zertifizierung nahc Stufe 5.
Die Entwicklung im Motorensektor bleibt derweil aber nicht stehen. Andreas
Schmuck von Zeppelin Power Systems berichtet beispielsweise von Entwicklungen
für Methanol-betriebene Dual-Fuel-Motoren, die in 2023/2024 zu erwarten
seien. Erste Projekte auf Methanol-Basis seien in Arbeit.
Mit einer Partnerschaft zur Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Dual-
Fuel-Lösungen machte jüngst auch Volvo Penta gemeinsam mit CMB.Tech auf
sich aufmerksam. In der Diskussion sind auch Ammoniak-gestützte Techniken.
Welche der möglichen Energieträger sich mittelfristig durchsetzen werden, ist
noch unklar. Klar scheint hingegen zu sein, dass Antriebe, die LNG nutzen, sich
zumindest vorübergehend vom Markt verabschieden. Zu hoch sind inzwischen
die Preisunterschiede zu herkömmlichem Gasöl, sie machen einen wirtschaftlich
darstellbaren Betrieb aktuell unmöglich.
RD
MOTORENÜBERSICHT
2022
Weitere Informationen
entnehmen Sie bitte der
folgenden Tabelle
CESNI bietet eine Übersicht
Weitere Informationen und Spezifikationen teilen die entsprechenden
Unternehmen auf Anfrage gern mit. Eine nahezu aktuelle Übersicht
über alle Bereiche der nach NRMM zertifizierten Motoren (IWP/IWA/
NRE) und marinisierte Motoren finden sich auf der Internetseite der
Cesni: https://listes.cesni.eu/2060-nl.html
Binnenschifffahrt 10 | 2022
25
SCHIFFSTECHNIK
MOTORENÜBERSICHT 2022
Hersteller
Baudouin by Abato
Baudouin
Baudouin
Baudouin
Baudouin
Baudouin
Baudouin
Baudouin
Baudouin
Motortyp
6M26.3 S5
6M26.3 S5
6M26.3 S5
6M26.3 S5
12M26.3 S5 IWP
12M26.3 S5 IWP
12M26.3 S5 IWP
12M26.3 S5 IWP
Abgasstufe
Stage V
Stage V
Stage V
Stage V
Stage V
Stage V
Stage V
Stage V
Kategorie
NRE/IWP/
IWA
IWP
IWP
IWP
IWP
IWP
IWP
IWP
IWP
Hubraum
/
Zylinder
16/V6
16/V6
16/V6
16/V6
32/V12
32/V12
32/V12
32/V12
Leistung in kW
441
485
552
570
883
972
1032
1140
Dreh -
moment
max Nm
1800
1800
2100
2100
1800
1800
2100
2100
rpm.max
Abgasnach
behandlung
DOC-DPF-SCR-
Kombi
DOC-DPF-SCR-
Kombi
DOC-DPF-SCR-
Kombi
DOC-DPF-SCR-
Kombi
DOC-DPF-SCR-
Kombi
DOC-DPF-SCR-
Kombi
DOC-DPF-SCR-
Kombi
DOC-DPF-SCR-
Kombi
Einsatz
kontinuierlich
kontinuierlich
kontinuierlich
kontinuierlich
kontinuierlich
kontinuierlich
kontinuierlich
kontinuierlich
Lieferbar
sofort
sofort
sofort
sofort
sofort
sofort
sofort
sofort
Alle Motoren werden über die ScanDiesel GmbH aus Bremen geliefert:
Scania
DC09
310/311A/312A
EU Stage V
NRE
9,3/ R5
202
1.607
1800
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC09 310/311A
EU Stage V
NRE
9,3/ R5
240
1.846
1800
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC09 312A
EU Stage V
NRE
9,3/ R5
232
1.615
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC09 312A
EU Stage V
NRE
9,3/ R5
257
1.687
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC09 313A
EU Stage V
NRE
9,3/ R5
276
1.846
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
Scania
Scania
Scania
Scania
DC09 313A
DC09 320A
DC09 320A
DC09 320A
DC09 320A
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
NRE
NRE
NRE
NRE
NRE
9,3/ R5
9,3/ R5
9,3/ R5
9,3/ R5
9,3/ R5
294
223-225
244-247
265-268
289-303
1.846
1.420
1.553
1.687
1.840
2100
1500-1800
1500-1800
1500-1800
1500-1800
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Bordstrom
Bordstrom
Bordstrom
Bordstrom
Ja
Ja
Ja
Ja
Ja
Scania
DC13-310/311A
EU Stage V
NRE
12,7/ R6
257
2.045
1800
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC13-310/311A
EU Stage V
NRE
12,7/ R6
294
2.252
1800
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC13-312A
EU Stage V
NRE
12,7/ R6
294
2.069
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC13-312A
EU Stage V
NRE
12,7/ R6
331
2.117
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC13-313A
EU Stage V
NRE
12,7/ R6
368
2.419
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
Propulsion
Ja
Scania
Scania
Scania
Scania
DC13-313A
DC13-320A
DC13-320A
DC13-320A
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
NRE
NRE
NRE
NRE
12,7/ R6
12,7/ R6
12,7/ R6
12,7/ R6
405
311-318
354-361
397-404
2.419
1.980
2.254
2.527
2100
1500-1800
1500-1800
1500-1800
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Bordstrom
Bordstrom
Bordstrom
Ja
Ja
Ja
Ja
Scania
DC16-313A
EU Stage V
NRE
16,4/ V8
405
2.865
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
DC16-314A
EU Stage V
NRE
16,4/ V8
478
2.419
2100
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Ja
Scania
Scania
Scania
DC16-314A
DC16-320A
DC16-320A
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
NRE
NRE
NRE
16,4/ V8
16,4/ V8
16,4/ V8
522
439
481
2.419
2.795
3.062
2100
1500
1500
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Bordstrom
Bordstrom
Ja
Ja
Ja
26 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
MOTORENÜBERSICHT 2022
Hersteller
AGCO
AGCO
AGCO
JCB
Koedood
Koedood
Koedood
Koedood
Koedood
Koedood
Koedood
Motortyp
49 LFEN-M
74 LFEN-M
74 LFEN-MG
448 TGWA 60/72
S6R-Z3MPTAW
S12A2-Z3MPTAW
S12R-Z3MPTAW
S16R-Z3MPTAW
S6R-Z3MPTAW
S12R-Z3MPTAW
S16R-Z3MPTAW
Abgasstufe
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
EU Stage V
Kategorie
NRE/IWP/
IWA
IWP
IWP
IWP
IWA
IWP
IWP
IWP
IWP
IWA
IWA
IWA
Hubraum
/
Zylinder
4,9/ R4
7,4/ R6
7,4/ R6
4,8/ R4
24,5/ R6
33,9/ V12
49,0/ V12
65,4/ V16
24,5/ R6
49,0/ V12
65,4/ V16
Leistung in kW
80-140
155-221
145-180
60-72
470/520
701
940/1040
1250
450
900
1200
Dreh -
moment
max Nm
800-1.000
950-1.200
950-1.200
390-460
2.800
3.450
5.500
7.450
2.400
5.000
7.000
rpm.max
2100
2100
1500
1500
1600/1650
1940
1600/1650
1600
1500
1500
1500
Abgasnach
behandlung
DOC-SCR
DOC-SCR
DOC-SCR
Ohne
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
Einsatz
Propulsion
Propulsion
dieselelektr. Antrieb
- Propulsion
Bordstrom
Propulsion
Propulsion
Propulsion
Propulsion
dieselelektr. Antrieb
dieselelektr. Antrieb
dieselelektr. Antrieb
Lieferbar
Q3 2023
Q1 2023
Q1 2023
Ja
Ja
Ja
Ja
Ja
Ja
Ja
Ja
DAF-Paccar im Angebot von Vink Diesel
DAF Paccar
DAF Paccar
DAF Paccar
DAF Paccar
DAF Paccar
DAF Paccar
DAF Paccar
DAF Paccar
MX11-220
MX11-251
MX11-270
MX11-300
MX11-330
MX13-315
MX13-355
MX13-390
EU V (EuroVI)
EU V (EuroVI)
EU V (EuroVI)
EU V (EuroVI)
EU V (EuroVI)
EU V (EuroVI)
EU V (EuroVI)
EU V (EuroVI)
NRE (EuroVI)
NRE (EuroVI)
NRE (EuroVI)
NRE (EuroVI)
NRE (EuroVI)
NRE (EuroVI)
NRE (EuroVI)
NRE (EuroVI)
10.8
10.8
10.8
10.8
10.8
12.9
12.9
12.9
220
251
270
300
330
315
355
390
1350
1500
1900
2100
2300
2300
2500
2600
1675
1675
1600
1600
1600
1600
1600
1675
DOC-DPF-SCR-
EGR
DOC-DPF-SCR-
EGR
DOC-DPF-SCR-
EGR
DOC-DPF-SCR-
EGR
DOC-DPF-SCR-
EGR
DOC-DPF-SCR-
EGR
DOC-DPF-SCR-
EGR
DOC-DPF-SCR-
EGR
IWP + IWA
IWP + IWA
IWP + IWA
IWP + IWA
IWP + IWA
IWP + IWA
IWP + IWA
IWP + IWA
Q1 2017
Q1 2017
Q1 2017
Q1 2017
Q1 2017
Q1 2017
Q1 2017
Q1 2017
Volvo Penta
D8 MH
EU V
IWP/IWA
7.7
154-296
1536
1800-2200
SCR
dieselelektr. Antrieb,
Propulsion
sofort
Volvo Penta
D8 MG
EU V
IWA
7.7
239
1536
1500-2200
SCR
Festdrehzahl und
variable Drehzahlgeneratoren
sofort
Volvo Penta
D13 MH
EU V
IWP/IWA
12.8
294
1846
1800
SCR
dieselelektr. Antrieb,
Propulsion
sofort
Ausgewählte Daten / Kein Anspruch auf Vollständigkeit / © Binnenschifffahrt
Getriebeservice
www.brauer-getriebe.de
Tel.: +49 (0) 2871 / 70 33
Schiffswerft 5 | 39317 Elbe-Parey OT Derben | +49 (0) 39349 / 9459 - 0
Schiffswerft Bolle
Schiffsneubau Reparaturen Wartung
Instandsetzung aller
Fabrikate und Größen
www.Schiffswerft-Bolle.de
info@Schiffswerft-Bolle.de
Binnenschifffahrt 10 | 2022
27
SCHIFFSTECHNIK
MOTORENÜBERSICHT 2022
Hersteller
Motortyp
Abgasstufe
Kategorie
NRE/IWP/
IWA
Hubraum
/
Zylinder
Leistung in kW
Dreh -
moment
max Nm
rpm.max
Abgasnach
behandlung
Einsatz
Lieferbar
Volvo Penta
D13 MG
EU V
IWP
12.8
294
1846
1500-1800
SCR
Festdrehzahl und
variable Drehzahlgeneratoren
sofort
Wärtsilä
Wärtsilä
W14
EU Stage V
IWP
27L-12V
36L -16V
749-1340
7000
1900
DPF/SCR
propulsion /
Generator
Q2021
Cat by Zeppelin Power System
CAT
CAT
CAT
CAT
CAT
CAT
CAT
CAT
CAT
C4.4 ACERT
C7.1 ACERT
C7.1 ACERT
C9.3B MNRE
C9.3B MNRE
C13B MNRE
C13B MNRE
C18 ACERT
C18 ACERT
EU V
EU V
EU V
EU V
EU V
EU V
EU V
EU V
EU V
IWP/IWA
IWP/IWA
IWP/IWA
NRE
NRE
NRE
NRE
IWP/IWA
IWP/IWA
4,4 / 4
7,0 / 6
7,0 / 6
9,3 / 6
9,3 / 6
12,5 / 6
12,5 / 6
18,1 / 6
18,1 / 6
71 - 129
109 - 129
129
250 - 340
250 - 340
340 - 430
340 - 430
383 - 599
435 - 599
1500 / 1800
1500 / 1800
2400
1500 / 1800
1800 - 2200
1500 / 1800
1800 - 2100
1500 / 1800
1800 - 2100
ohne
ohne
ohne
SCR / DPF / DOC
SCR / DPF / DOC
SCR / DPF / DOC
SCR / DPF / DOC
SCR / DPF / DOC
SCR / DPF / DOC
AUX / DEP
AUX / DEP
Propulsion
AUX / DEP
Propulsion
AUX / DEP
Propulsion
AUX / DEP
Propulsion
verfügbar
verfügbar
verfügbar
verfügbar
verfügbar
verfügbar
verfügbar
verfügbar
verfügbar
CAT
C32 ACERT
EU V
IWP/IWA
32,1 / 12
874 - 994
1500 / 1800
SCR / DPF / DOC
AUX / DEP
verfügbar
CAT
C32 ACERT
EU V
IWP/IWA
32,1 / 12
746 - 970
1600 - 2100
SCR / DPF / DOC
Propulsion
verfügbar
CAT
3512E
EU V
IWP/IWA
58,6 / 12
1.000 - 1.350
1600 - 1800
SCR / DPF / DOC
Propulsion
verfügbar
Angeboten von Sauer & Sohn
Sauer und Sohn
S 67
EU V
NRE
6,7 / 6
129
802
2200
DOC-DPF-SCR
Antrieb
40 Wchen
NRE
6,7 / 7
151
940
2200
DOC-DPF-SCR
Antrieb
40 Wochen
NRE
6,7 / 8
191
1159
2200
DOC-DPF-SCR
Antrieb
40 Wochen
NRE
6,7 / 9
212
1160
2200
DOC-DPF-SCR
Antrieb
40 Wochen
FPT
N67-170
EU V
IWP
6,7 / 6
125
829
2300
ohne
Antrieb
ca. 30
N40 -170
EU V
IWP
3,9 / 4
63
384
2800
ohne
Antrieb
ca. 30
N40 -170
EU V
IWP
3,9 / 4
74
458
2800
ohne
Antrieb
ca. 30
N40 -170
EU V
IWP
3,9 / 4
110
551
2800
ohne
Antrieb
ca. 30
N40 -170
EU V
IWP
3,9 / 4
125
566
2800
ohne
Antrieb
ca. 30
N67-170
N40-170
EU V
EU V
IWA
IWA
6,7 / 6
3,9 / 4
125
110
829
551
2300
2800
ohne
ohne
Antrieb
Antrieb
ca. 30
ca. 30
Leistung in kVa
Kohler
S 67 G
EPM KDI1903M
EU V
EU V
NRE
NRE
6,7 / 6
1,9 / 3
181
170
244
220
19
17
standby
Prime
standby
Prime
standby
Prime
1500
1500
1500
1500
1500
1500
DOC-DPF-SCR
DOC-DPF-SCR
Ohne
Generator
Generator
Generator
50 Wochen
80 Wochen
EPM KDI1903TCR
EU V
NRE
1,9 / 3
35
32
standby
Prime
1500
DOC-DPF
Generator
70 Wochen
EPM KDI 2504 TCR
EU V
NRE
2,4 / 4
47
42
standby
Prime
1500
1500
DOC-DPF
Generator
70 Wochen
EPM KDI 3404 TCR
EU V
NRE
3,4 / 4
55
52
standby
Prime
1500
1500
DOC-DPF
Generator
70 Wochen
EPM KDI 3404 TCR
SCR
EU V
NRE
3,4 / 4
110
standby
1500
DOC-DPF-SCR
Generator
70 Wochen
100
Prime
1500
28 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
HYBRIDER VORSCHUB
ZF bringt Hybridversion des neuen Azimuth Ruderpropellers
Auf der diesjährigen maritimen Leitmesse SMM hat ZF die Hybridversion
des ZF AT 80 Ruderpropellersystems präsentiert. Sie
eignet sich den Angaben zufolge für ein breites Spektrum an kommerziellen
Schiffstypen mit einem Leistungsbereich von ca.
900 kW bis 1.600 kW.
Mit dem Slogan »Next Generation Propulsion. Now.« beschleunigt
der Marine-Antriebsspezialist die Elektrifizierung seines Portfolios.
Ein wesentliches Element dieser Strategie ist die neue Hybridversion
der ZF-Baureihe AT 80 für Ruderpropeller. »Sie schließt die Marktlücke
im Bereich nachhaltige Antriebe für eine Vielzahl von Schiffen«,
sagt Andre Körner, Leiter der Produktlinie Commercial & Fast Craft.
ZF positioniert sich damit als Antriebssystemlieferant – nicht nur für
Elektro- und Hybridantriebe und -getriebe, sondern auch für Propeller,
Wellenanlagen, Leistungselektronik und Bedienhebel.
© ZF
Passend für jeden Schiffstyp
Der neue Hybrid ZF AT 80 ist als Azimuth-Ruderpropeller erhältlich.
ZF verwendet einen Elektromotor am Power-Take-In
(PTI) des oberen Getriebes, dessen Leistung auf den einzelnen
Schiffstyp und die jeweilige Anwendung zugeschnitten ist. Diese
Konstruktion kann für kommerzielle Schiffe wie Schlepper und
Schubboote, Fähren, Forschungsschiffe, Versorgungsboote und
andere eingesetzt werden. Dadurch sei vollelektrisches Segeln
und Manövrieren möglich, was besonders in Häfen oder auf Wasserstraßen
mit strengen Emissions- und Lärmvorschriften vorteilhaft
sein könne.
Der Antrieb könne zudem als zusätzlicher Booster verwendet werden,
beispielsweise beim Ausweichen vor Hindernissen oder zur Erhöhung
der Höchstgeschwindigkeit. Beim Einsatz in der Brandbekämpfung
entfällt durch die Hybridkonstruktion die Notwendigkeit
eines teuren Verstellpropellers. Hier treiben Dieselmotor und Elektromotor
die Feuerlöschpumpe und den Ruderpropeller separat an.
Und ein weiterer Nachhaltigkeitsbonus: Der ZF AT 80 ist mit
einer speziellen Dichtungskonstruktion für biologisch abbaubares
Öl (EAL) ausgestattet. In einer L-Antriebskonfiguration
als einziehbarer Ruderpropeller oder Bugstrahlruder ist auch eine
rein elektrische Lösung erhältlich. Darüber hinaus sind Zusatzfunktionen
wie die integrierte Bremse oder Power-Take-Off
(PTO) integriert.
Intelligente Diagnostik im Angebot
Natürlich bietet der neue Hybrid ZF AT 80 alle Vorteile seines konventionell
angetriebenen Zwillings. Die Besonderheiten sind das
hydrodynamisch optimierte Design und die einfache Installation,
die bewährte Bauqualität und Effizienz, die weltweite Verfügbarkeit
von Wartungs- und Servicestellen sowie eine Vielzahl von innovativen
optionalen Funktionen. So bietet das Condition-
Monitoring-System »ProVID« eine intelligente Diagnostik zur Gewährleistung
der Sicherheit und exzellenten Bedienung des Schiffes,
während »AutoTroll« das Manövrieren unter der Motorleerlaufdrehzahl
ermöglicht, ohne Schäden an Kupplung und Getriebe
zu riskieren.
Darüber hinaus geht ZF auf die Kundenanforderungen ein: Das
Unternehmen will seine gesamte AT-Baureihe von Marine-
Antriebssystemen mit unterschiedlichen Ruderpropellergrößen
und -leistungen von 100 kWbis 2.500 kW aktualisieren.
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
29
SCHIFFSTECHNIK
Innovation trifft Zuverlässigkeit
Jetzt ist der Vierzylinder 4H50TIC des Herstellers Hatz auch für die Binnenschifffahrt
verfügbar. Bei der Entwicklung der Hatz H-Serie wurde ein Downsizing-Ansatz verfolgt
In diesem Mähboot ist der neue Hatz 4H50TIC eingebaut
© Hatz
www.hatz-diesel.com
Robuste und zuverlässige Dieselmotoren
für Marineanwendungen
Hatz bietet auf Basis seiner fein abgestuften
Palette an Dieselmotoren bis 62 kW individuelle
Lösungen für den Bootsantrieb wie auch für den
maritimen Einsatz in Generatoren und Pumpen.
Motorenfabrik Hatz GmbH & Co. KG
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Tel. +49 40 756057-0 · hamburg@hatz-diesel.de
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Das Ergebnis der Entwicklungsarbeit sind äußerst kompakte,
turboaufgeladene Motoren, die eine Maximalleistung von
62 kW erreichen und in ihrer Leistungsklasse Maßstäbe setzen.
Sie spielen ihre Vorzüge im Leistungsspektrum von 18 bis 62 kW
aus. Die flüssigkeitsgekühlten Diesel punkten mit Ausdauer sowie
mit dem geringsten Platzbedarf und dem niedrigsten Gewicht
ihrer Klasse. Von diesen Vorteilen profitieren auch Stromerzeuger
und Antriebsmaschinen in Binnenschiffen. Hierzu wurde
die Baureihe 4H50TIC nach der neuen EU-Abgasvorschrift
(NRMM) für Binnenschiffe in Stufe V gemäß IWA (für Stromerzeuger)
und IWP (für Antriebsaggregate) zertifiziert.
»Dies war mit dem modernen Konzept des Dieselmotors kein
Problem, stellte uns aber technisch vor besondere Herausforderungen:
So herrschen im modernen Common-Rail-Einspritzsystem
besonders hohe Drücke, die ein Standard-Einspritzsystem
nicht verträgt«, sagt Eckhard Eden, Leiter des Kompetenzzentrums
Marine bei Hatz. Die Lösung: Alle Leitungen im Hochdruckbereich
mussten ein Beschichtungsverfahren durchlaufen.
Da für Binnenschiffe doppelwandige Einspritzleitungen vorgeschrieben
sind, mussten für diese Anwendung Lösungen entwickelt
und aufwendig getestet werden. Deren Länge, der Durchmesser
und die Radien haben auch einen Einfluss auf die Abgaswerte.
Deshalb war auch in diesem Punkt besondere Sorgfalt erforderlich.
»Nur mit den original doppelwandigen Einspritzleitungen
von Hatz ist der sichere Betrieb und die Einhaltung
der Abgasgrenzwerte gewährleistet«, bekräftigt Eden.
Mit dem 4H50TIC hat Hatz einen aktuellen Nachfolger für den
luftgekühlten 4L41C im Portfolio, der nicht die aktuellen Abgasgrenzwerte
erfüllt. Die maximale Leistung wird für Antriebsmotoren
bei 54 kW bei 2800 1/min liegen. Für Stromerzeuger hat
der Dieselmotor bei 1500 1/min (=50 Hz) eine maximale mechanische
Leistung von 35 kW. Der 4H50TIC mit angebauten Vorbaukühler
steht ab dem 1. Quartal 2023 zur Verfügung. ga
30 Binnenschifffahrt 10 | 2022
Save the Date
HANSAHamburg
SHIPPING | FINANCING
Location:
Costs:
Contact:
Binnenschifffahrt 10 | 2022
31
SCHIFFSTECHNIK
Riverbuster: Nachhaltig unterwegs
Mit dem »Damen Riverbuster 1909« hat der niederländische Schiffbauer ein neues
Schubboot entwickelt, das die neuesten Lärm- und Emissionsvorschriften erfüllt.
Seine Antriebsmöglichkeiten sind vielfältig und können individuell konfiguriert werden
Das neue Binnenschiff wurde für den
Einsatz in Binnen- und Küstengewässern
in einer Vielzahl von Einsatzbereichen
wie Schleppen, Binnenschiffumschlag,
Schiffbau und Baggerarbeiten
entwickelt.
Der Riverbuster 1909 bietet modernste
Lösungen für die neuen europäischen
Emissions- und Lärmvorschriften, so Damen.
Hintergrund seien die kürzlich in
Kraft getretenen europäischen Abgasnormen
der Stufe V für nicht straßengebundene
Fahrzeuge, ebenso wie neue
Vorschriften für den Komfort der Besatzung
(Lärm).
Modulare Plattform
Der Riverbuster 1909 ist als vollständig
konfigurierbare, modulare Plattform
konzipiert, die mit projektspezifischen
Ausrüstungen ausgestattet werden kann,
z.B. mit vorderen und hinteren Schleppoder
Ankerwinden, zwei Sätzen hydraulischer
Schleppwinden, mehreren Deckkranoptionen,
zwei Sätzen 20-Fuß-
Container-Twistlocks, hydraulischen
Schleppbolzen und einem klappbaren
A-Rahmen für Pflugbagger. Das Steuerhaus
wird hydraulisch angehoben, um eine
Sichthöhe von 11 m zu erreichen.
Dennoch bleibt das Schiff mit einem geringen
Tiefgang von nur 1,75 m und einer
Höhe von 4,20 m sehr kompakt, so
Die maximale kW-Leistung des Schleppers liegt bei 1.500 kW
Der Riverbuster 1909 wurde als modulare Plattform konzipiert
dass der Riverbuster fast jedes Ziel im
Binnenland erreichen kann. Das Heck
des Schiffes ermöglicht vollständige
Grundberührungen, was die Möglichkeit
einer engen Baggerunterstützung bietet.
Antriebsmöglichkeiten
Um die Vielseitigkeit des Schiffes zu erhöhen,
können Damen zufolge verschiedene
diesel-direkte und diesel-elektrische
Antriebsoptionen gewählt werden,
die entweder von Volvo Penta- oder
MAN Rollo-Motoren angetrieben werden
und eine Leistung zwischen 750 und
1.500 kW bieten, die 12,5 bis 25 t Pfahlzug
erzeugen. Ein vollelektrischer Antrieb
mit austauschbaren Batteriecontainern
an Deck ist ebenfalls eine Option,
die einen emissionsfreien Transport auf
festen Routen ermöglicht.
Emissionsfreiheit und Nachhaltigkeit
sind den eigenen Angaben zufolge die
Hauptziele von Damen bei der Entwicklung
neuer Schiffe. Für Schiffstypen, die
in der Regel ohne feste Route und oft an
abgelegenen Orten verkehren, stelle dies
immer eine Herausforderung dar. Um ein
Höchstmaß an Nachhaltigkeit zu erreichen,
habe der Schiffbauer das Design der
Riverbuster optimiert: Rumpfform, Emissionsreduzierung
und Treibstoffverbrauch
seien neu gestaltet worden, um
den Kohlenstoff-Fußabdruck und damit
die Betriebskosten zu reduzieren. Damen
rechne mit einer steigenden Nachfrage
nach Neubauten, die die europäische Gesetzgebung
in vollem Umfang erfüllen
und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck
durch reduzierte Emissionen
und geringeren Treibstoffverbrauch verringern,
so der Schiffbauer. Die neuen
Vorschriften werden die Modernisierung
des Marktes vorantreiben, und mit der
Ankündigung eines künftigen Emissionskennzeichnungssystems
für Binnenschiffe
werden die Tagessätze langfristig zweifellos
steigen, ist sich Damen sicher. RD
© Damen
32 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Leise und emissionsfrei durch den Hafen
Bei der spanischen Werft Armon sollen neun Fähren für die sizilianische Reederei Liberty Lines
entstehen. Die Werft wird die Fährneubauten mit mtu-Hybrid-Antriebssystemen ausrüsten.
Diese werden es den Schiffen erlauben, leise und emissionsfrei im Hafen zu operieren
Mit den Hybrid-Antriebssystemen werden die neuen Schiffe die Abgasnorm IMO Tier III erfüllen
Rolls-Royce Power Systems mit Sitz in
Friedrichshafen hat den Auftrag
über die Lieferungen der Antriebssysteme
von der Werft Armon erhalten.
Der Vertrag wurde im Rahmen der internationalen
Schiffbaumesse SMM in
Hamburg unterzeichnet. Die Fähren sollen
zwischen 2023 und 2026 in Italien in
Betrieb gehen. Der Bau von neun weiteren
Schiffen ist geplant, die zwischen
2027 und 2030 geliefert werden sollen.
Das Konzept für die Schnellfähren mit
nachhaltigen Hybridantriebssystemen ist
in Zusammenarbeit mit Liberty Lines,
der Armon-Werft, dem Geschäftsbereich
Power Systems von Rolls-Royce, der italienischen
Schiffklassifikationsgesellschaft
RINA und dem australischen
Schiffbau-Design-Unternehmen Incat
Crowther entwickelt worden.
Emissionsfreie Zukunft
»Mit diesem Projekt investieren wir trotz
der unsicheren Marktlage nachhaltig in
die Erneuerung unserer Flotte mit dem
Ziel, unseren Stakeholdern weiterhin
hochwertige Dienstleistungen anzubieten
und die Umweltauswirkungen
zu minimieren, um eine emissionsfreie
Zukunft zu erreichen«, erklärt Gennaro
Carlo Cotella, Chief Executive Officer bei
Liberty Lines. »Der Großteil unserer
Flotte ist seit Jahrzehnten bereits erfolgreich
mit mtu-Motoren unterwegs. Wir
sind überzeugt davon, mit Rolls-Royce
die richtige Wahl getroffen zu haben für
die Lieferung der innovativen mtu-
Hybridantriebe für die Erneuerung unserer
Flotte auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität.«
8 kn im Hafen, 30 kn auf dem Meer
Die Fähren werden mit integrierten mtu
Hybrid-Antriebssystemen von Rolls-
Royce ausgestattet, die jeweils zwei mtu-
16-Zylinder-Motoren der Baureihe
4000M65L umfassen, zwei E-Motoren,
zwei Gensets mit variabler Drehzahl, drei
Batteriesysteme, die Schaltanlage und das
Stromversorgungssystem und ein mtu
Hybrid-Automationssystem. Die Schiffe
werden je nach Bedarf unterschiedliche
Betriebsmodi nutzen: Rein elektrisch
können sie mit einer Geschwindigkeit
von acht Knoten emissionsfrei und leise
in die Häfen ein- und auslaufen, im Hybridbetrieb
mit Diesel- und E-Motoren
erreichen sie im Kreuzfahrtmodus bei
der Fahrt über das Meer Höchstgeschwindigkeit.
Die Batterien werden
während der Fahrt durch die beiden
Hauptmaschinen aufgeladen, bei längeren
Zwischenstopps anhand der Landstromversorgung.
Liberty Lines wird den
Status des gesamten Antriebssystems
über das mtu-Fernüberwachungssystem
kontinuierlich aus der Ferne überwachen
können.
Hybrid kombiniert mit SCR
Die neun mtu Hybrid PropulsionPacks
mit Motoren der Baureihe 4000M65L
werden im Vergleich zu den derzeit von
Liberty Lines betriebenen Motoren deutlich
geringere Partikelemissionen aufweisen,
die SCR-mtu-Abgasnachbehandlungssysteme
werden die Stickoxid-Emissionen
erheblich reduzieren. Bezogen auf
die kW-Leistung werden allein die Motoren
des neuen Hybridantriebssystems die
CO 2
-Emissionen um 8 % reduzieren, die
Ruß-Emissionen um 62 % und die NOx-
Emissionen um 83 %. Die neuen Schiffe
werden die Abgasnorm IMO Tier III erfüllen,
eine sehr strikte Vorschrift, die im
Mittelmeerraum noch nicht in Kraft ist.
»Wir sind sehr stolz, den Auftrag für
den Bau dieser umweltfreundlichen
Hochgeschwindigkeitsschiffe für Liberty
Lines bekommen zu haben und bedanken
uns bei Armon und bei Liberty
Lines für das Vertrauen in unsere Kompetenz«,
erklärt Denise Kurtulus, Vice
President Global Marine bei Rolls-Royce
Power Systems. »Dieses Projekt stärkt
unsere langjährige Partnerschaft mit Liberty
Lines und passt perfekt zu unserem
eigenen Nachhaltigkeitsprogramm Net
Zero at Power Systems. Als Lieferant der
vollständig integrierten Hybrid-Lösung
mit Abgasnachbehandlung ist es uns eine
Ehre, Liberty Lines bei ihrer Klimaschutz-Strategie
zu unterstützen.« RD
© Rolls-Royce
Binnenschifffahrt 10 | 2022
33
SCHIFFSTECHNIK
Ungewohntes Design: Das neue Ausbildungsschiff zeigt schon mit seinen Linien, dass es auf Zukunft ausgerichtet ist
© STC
STC tauft Schulungsschiff »Ab Inito«
Das Gemeinschaftsprojekt der maritimen Industrie in den Niederlanden soll nicht nur
der Ausbildung angehender Binnenschiffer dienen, sondern ist mit seinem Hybrid-Antrieb
auch ein Technologieträger geworden. Von Hermann Garrelmann
Am 2. September, dem ersten Tag der
Welthafentage in Rotterdam, wurde
das neue STC-Schulungsschiff »Ab Initio«
getauft. Das von Concordia Damen
in Werkendam gebaute Schiff wird eine
wichtige Rolle in den maritimen Ausbildungsprogrammen
des STC spielen
und ist mit den Technologien der Zukunft
ausgestattet.
Die Taufe wurde von Caroline Nagtegaal-van
Doorn, niederländische Verkehrsexpertin
und Mitglied des Europäischen
Parlaments für die VVD, vorgenommen.
»Ein wunderbarer Tag«, sagte
Jan Kweekel, Mitglied des STC-Vorstands.
»Mit über 8.000 Schiffen haben
die Niederlande die größte Binnenschifffahrtsflotte
in Europa. Um den Verkehr
nachhaltiger zu gestalten, müssen wir unbedingt
weiter in die Schifffahrt investieren.
Und damit auch in den Männern
und Frauen, die daran arbeiten.«
In den Kursen der STC werden junge
Menschen zu Matrosen und Schiffsführern.
Ein Teil der Schüler kann auf
dem neuen Schiff praktische Erfahrungen
sammeln, während die andere
Hälfte an Bord Theorieunterricht erhält.
Schüler der mittleren Berufsausbildung
für die Binnenschifffahrt lernen verschiedenen
Antriebsmöglichkeiten kennen,
sowohl im Betrieb als auch in der Wartung.
Sie kochen und putzen aber auch
gemeinsam an Bord, genau wie auf einem
»normalen« Binnenschiff. Nachhaltigkeit
beim Entwurf und beim Bau des 67 m
langen Schiffes eine wichtige Rolle.
Nach Angaben von Chris Kornet, Geschäftsführer
von Concordia Damen,
wurden recycelbare Materialien verwendet.
Die »Ab Initio« ist mit einem
Hybridantriebssystem aus einem
modernen Stage-
V-Dieselmotor, Batterien
und einer Brennstoffzelle
ausgestattet.
Das Schiff kann
auch einen Teil seiner
eigenen Energie
durch 200 m2
Solarzellen erzeugen.
Die Generatoren
lassen sich
leicht auswechseln, womit
sich die »Ab Initio»
auch für den Einsatz künftiger
Kraftstoffe eignet.
Ab Initio bedeutet so viel wie »Von Anfang
an«. Der Neubau ersetzt die Schulschiffe
»Princess Beatrix« und »Princess
Christina« aus den 1960er Jahren. Es
stellt auch in puncto Sicherheit und
Komfort einen großen Schritt nach vorn
dar. Es gibt 39 Schlafplätze an Bord. Das
Schiff soll auch dafür genutzt werden, um
Schüler aus benachteiligten Stadtteilen
Rotterdams für eine maritime Zukunft zu
begeistern.
Die »Ab Initio« dokumentiert die Zusammenarbeit
des gesamten maritimen
Sektors in den Niederlanden. Die Initiative
dazu ging vom STC aus. Dank des Engagements
der Gemeinde, der Stichting
De Verre Bergen und der Wirtschaft –
darunter auch Concordia Damen –
konnte ein hochmodernes
Schiff gebaut werden. Das
Kasko des Neubaus entstand
in Serbien in
Zusammenarbeit
mit Gebroeders De
Jonge Shipbuilding.
Über Donau,
Rhein, Waal und
Merwede wurde es
zur Werft von Concordia
Damen in
Werkendam verholt,
wo es in Zusammenarbeit
mit CCM3 fertiggestellt
wurde. Ende August
wurde das Schiff ausgeliefert.
Eines der bisherigen STC-Schulungsschiff,
die »Princess Beatrix«, wird nach
ihrer Ausmusterung einen festen Liegeplatz
im Hafen des Binnenvaartmuseums
in Dordrecht erhalten.
Das Schwesterschiff, die »Princess
Christina«, soll dem Vernehmen nach auf
Initiative des Reeders Martin Deymann
einen neuen Liegeplatz im emsländischen
Haren bekommen.
34 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
DEUTSCHE POST STARTET PILOT-PROJEKT
In Berlin kommen Pakete jetzt per Boot
Die Deutsche Post DHL hat in Berlin mit
einem elektrisch angetriebenen Solarschiff
den Pakettransport auf dem Wasser
gestartet. Bei dem deutschlandweit ersten
Pilotprojekt dieser Art wird das Solarschiff
auf der Spree täglich hunderte Sendungen
vom Südhafen Spandau zum
Westhafen transportieren – ohne Emissionen
zu verursachen.
Damit fügt sich das Solarschiff nahtlos
in die grüne Nachhaltigkeits-Strategie
von Deutsche Post DHL ein, heißt es. Bereits
heute werden Brief- und Paketsendungen
in knapp der Hälfte der Berliner
Zustellbezirke CO2-neutral ausgeliefert.
»Mit Hilfe des Solarschiffes können wir
analysieren, wie wir den Transport auf
dem Wasser künftig nutzen können«,
sagt Thomas Schneider, als Chief Production
Officer verantwortlich für den
Post- und Paket-Betrieb in Deutschland.
Das elektrisch angetriebene Schiff ist
10,50 m lang und 2,50 m breit. Durch
die Nutzung von Photovoltaik auf dem
Schiffsdach kann ausreichend Strom für
den Antrieb und die Bordenergie gewonnen
werden. Für Zeiten ohne Sonne
wird die Energie in Batterien gespeichert.
Das Schiff hat eine Antriebsstärke
von 5 kW und kommt damit auf
bis zu 12 km/h. Mit Sonne ist die Fahrtdauer
unbegrenzt, ohne Sonne kann das
Schiff 6-8 h fahren.
Der Transportweg beginnt im Paketzentrum
Börnicke bei Nauen. Von dort
bringt ein Lkw bis zu 250 Pakete in den
Südhafen Spandau. Diese werden auf das
Solarschiff verladen und innerhalb von
rund 100 min zum Westhafen transportiert.
Von dort aus geht es mit elektrischen
Lastenrädern weiter.
Wichtige Projektpartner sind die Berliner
Hafen- und Lagergesellschaft BEHA-
LA und die Reederei Solarwaterworld.
Petra Cardinal, Geschäftsführerin der
BEHALA, sagt: »Dies ist ein erster Schritt
für ein größeres Netzwerk im Güterverkehr
mit kleinen Schiffseinheiten auf der
Wasserstraße.« Für Solarwaterworld ist
der Einstieg in die Güterbeförderung
– nach den solarbetriebenen Fahrgastschiffen
– laut Vorstandschef Tim-Derek
Schultze der nächste logische Schritt.
Bei einem erfolgreichen Testbetrieb
will die Deutsche Post DHL prüfen, ob
die Solarschiffsflotte ausgebaut und die
Transportroute von Spandau über den
Westhafen nach Neukölln und Mariendorf
erweitert werden kann.
© Deutsche Post DHL
Tel. 040/72003-126 | E-Mail: MarineDe@akzonobel.com
Binnenschifffahrt 10 | 2022
35
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY
Die maritime Welt zu Gast in Hamburg
Eine positive Bilanz haben die Organisatoren der diesjährigen SMM, der Weltleitmesse
für den Schiffbau, gezogen. Nach einer durch die Corona-Pandemie erzwungenen Pause
konnte das Event wieder in Hamburg stattfinden. Auch hochrangige Politik-Vertreter kamen
Es war ein Jubiläum für die SMM, die nach einer coronabedingten
Pause wieder in der Hansestadt stattfinden
konnte – die 30. Ausgabe. 2.000 ausstellende Unternehmen und
mehr als 30.000 Fachbesucher aus über 100 Ländern bevölkerten
an vier Tagen im September die Messehallen.
»Die Vorfreude und die Erwartungshaltung in der Branche
waren enorm. Umso mehr begeistert es mich, dass wir unsere
Position als Weltleitmesse erneut unter Beweis stellen konnten«,
sagte Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung
der Hamburg Messe und Congress. Die maritime Energiewende
Industriestraße 10
D-49733 Haren/Ems
Tel. +49(0)5932 - 99 77-0
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36 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
und die dafür notwendige Technologie
und Expertise sowie der klare Wille zum
Wandel hätten den roten Faden auf dem
Messegelände und im begleitenden
Konferenzprogramm gebildet (zu dem
auch der von der HANSA coorganisierte
»Maritime Future Summit«
gehörte – siehe Seite 44/45).
Retrofitting war eines der großen Themen
der SMM. Denn die große Herausforderung
in der Branche besteht in der
sukzessiven Nachrüstung der aktuell
60.000 Handelsschiffe für mehr Umweltund
Klimaverträglichkeit.
Die besondere Bedeutung der Schifffahrtsindustrie
für das Erreichen der Klimaziele
zeigte sich auch an der anwesenden
politischen Prominenz. Kitack Lim,
Generalsekretär der Weltschifffahrtsorganisation
IMO, war zugegen. Bundeskanzler
Olaf Scholz, Schirmherr der
SMM, sagte in einer Videobotschaft, es
sei mehr als willkommen, dass die SMM
ihren Fokus auf klimafreundliche Technologien
gelegt habe, denn »jede Innovation
im maritimen Sektor nützt der globalen
Ökonomie als Ganzes«. Die Maritime
Koordinatorin der Bundesregierung,
Claudia Müller zeigte sich bei einem ausgiebigen
Messerundgang, ebenso wie beispielsweise
Hamburgs Bürgermeister Peter
Tschentscher und seiner Stellvertreterin
Katharina Fegebank sowie weitere
Landes- und Bundespolitiker.
Die SMM liefere wichtige Impulse,
meint Knut Ørbeck-Nilssen, CEO von
DNV Maritime, dem Hauptsponsor der
Messe: »Die SMM ist eine der besten Veranstaltungen
im maritimen Kalender, sie
ist wirklich global und mit ihrem Schwerpunkt
auf Innovation bekommt man einen
Einblick in die Zukunft der Schifffahrt.«
IMO-Generalsekretär Kitack Lim (Mitte) bei einem Messe-Rundgang mit HMC-Chef Bernd
Aufderheide (l.) und Claudia Müller, maritime Koordinatorin der Bundesregierung
Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer des
Verbands Deutscher Reeder, betonte: »Die
SMM ist als Marktplatz der Innovationen
eine wichtige Basis für Investitionsentscheidungen
deutscher Reedereien. Wir
sind dazu mit Schiffbau- und Zulieferunternehmen
in aller Welt und Fachleuten
im Gespräch. Viele von ihnen trifft man
auf der SMM in Hamburg.«
Die HANSA und die »Binnenschifffahrt«
haben die SMM und das Rahmenprogramm
begleitet und ausführlich darüber
berichtet. Schauen Sie im Internet
unter www.hansa-online.de/smm. Neben
News und Hintergrundberichten gibt es
außerdem eine Sonderausgabe unseres
Podcasts sowie Interviews, Produktneuheiten
und weiteres.
Neben der Vertiefung von Fachkenntnissen
setzten die SMM-Macher konsequent
auf Networking-Formate und
schufen mit den neuen »Transition Stages«
Ausstellenden eine besondere Bühne
für ihre Themen. Die Verleihung des
Start-up-Awards und der Maritime Career
Market, bei dem junge Talente Kontakte
zu interessierten Unternehmen
knüpfen konnten, waren weitere Highlights.
»Es gibt keine bessere Gelegenheit,
sowohl der Öffentlichkeit – einschließlich
dem so wichtigen Nachwuchs
– als auch den politischen Entscheidungsträgern
die Vielfalt und Breite
unserer Branche näherzubringen«, bilanzierte
Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer
des Verbands für Schiffbau
und Meerestechnik.
Das bestätigen laut der Messegesellschaft
auch die Umfragen unter den Besuchenden.
Danach gaben 97 % an, dass
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10 | 2022
37
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY
Der Andrang war nach der Corona-Pause groß
© HMC
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (Mitte) zeigte sich interessiert an technischen Innovationen
die SMM die wichtigste Messe der maritimen
Wirtschaft sei, 86 % wollen das
nächste Mal auf jeden Fall wieder dabei
sein. 97 % der Besuchenden bestätigen,
dass die SMM eine sehr gute Möglichkeit
bietet, internationale Kontakte zu
knüpfen. Die nächste SMM findet vom
3. bis zum 6. September 2024 in Hamburg
statt.
Themen und Experten
Die Bandbreite an Themen und Ausstellern
war gewohnt groß. Der Antriebsspezialist
Wärtsilä Voyage stellte
sein neues Fleet Optimisation System
(FOS) vor. »Die ganzheitliche Datenanalyse-,
Reiseplanungs- und Flottenleistungsplattform
kann maritimen Akteuren
helfen, Schiffe und Flotten mit
optimaler Sicherheit, Effizienz und
Nachhaltigkeit zu betreiben«, erklärt
Sean Fernback, President von Wärtsilä
Voyage.
Der Motorenhersteller Rolls-Royce
präsentierte Brennstoffzellenkonzepte,
Hybridsysteme und Motoren, die mit
E-Methanol laufen sollen. »Wir setzen
für die Zukunft ganz klar auf diesen
Schiffskraftstoff und wollen hier als
Pionier vorangehen«, so Denise Kurtulus,
Vice President Global Marine bei
Rolls-Royce.
Die Mecklenburgische Metallguss
(MMG) hat strömungsoptimierte
Schiffspropeller im Portfolio, mit denen
beispielsweise Hapag-Lloyd zahlreiche
seiner Bestandsschiffe nachrüstet.
Sprit- und CO 2
-Ersparnis: mehr
als 10 %. Stellvertretend dafür begrüßte
ein effizienter MMG-Propeller die
Fachbesuchenden am Eingang der
SMM.
Der Technologiekonzern ABB zeigte
einen neuen Halbleiter-Leistungsschalter
für die nächste Generation
von sicheren und energieeffizienten
Gleichstromsystemen. Thorsten Strassel,
Global Product Manager bei ABB:
»Die SMM ist eine ideale Plattform,
um diese innovative Technologie vorzustellen,
die die Energiewende im
Schifffahrtssektor unterstützen wird.«
Erneuerbare Energien, Batteriespeicher
und intelligente Netze seien ein
wesentlicher Faktor, um die Schifffahrtsindustrie
nachhaltiger zu machen.
RWO, ein Anbieter von »smarten«
Wassermanagementlösungen, hat im
Rahmen der Weltleitmesse seinen neuesten
Ölabscheider (OWS) vorgestellt.
»Wir freuen uns, den Reedern größerer
Schiffe eine effiziente, flexible und kostengünstige
OWS-Lösung anbieten zu
können, die sowohl für Neubauten als
auch für Nachrüstungsprojekte geeignet
ist«, sagte RWO-Geschäftsführer
Stratos Papamichalis.
RD
38 Binnenschifffahrt 10 | 2022
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SCHIFFSTECHNIK
Schiffbau in der Substanz gefährdet
Vor allem durch die Insolvenz der MV Werften hat der deutsche Schiffbau innerhalb
eines Jahres 2.600 Arbeitsplätze verloren. Die IG Metall Küste sieht den Standort in Gefahr
– wenn nicht schnell Aufträge für Forschungs- oder Marineschiffe kommen
Mit 14.027 Beschäftigten ist der bisher
niedrigste Wert bei den Arbeitsplätzen
auf den deutschen Werften
erreicht worden. Das hat die 32. Schiffbauumfrage
der IG Metall Küste ergeben.
Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr
liegt bei knapp 16 %.
Besonders betroffen ist Mecklenburg-Vorpommern,
wo sich durch
die Insolvenz der MV Werften die Zahl
der Beschäftigten im Schiffbau innerhalb
eines Jahres halbiert hat. Aber auch
die Beschäftigtenzahl in Hamburg sei
um 25 % zurückgegangen. Befragt wurden
die Betriebsräte von 42 Werften in
Deutschland.
»Diese Abwärtsspirale müssen wir so
schnell wie möglich stoppen, sonst fehlt
uns die Basis einer funktionierenden
Wertschöpfungskette«, sagte Daniel
Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall
Küste. »Wir brauchen Werften und Zulieferer,
die durch den Bau von Frachtschiffen
und Fähren wirtschaftliche Unabhängigkeit
sichern und durch den Bau
von Spezialschiffen für die Offshore-
Industrie einen wichtigen Beitrag zur
Energieversorgung leisten.«
Die Situation in Deutschland und in
Europa unterscheide sich grundlegend
von der der Werften in Asien oder auch in
den USA, die mit Aufträgen hoch ausgelastet
seien. Von der Bundesregierung
erwartet die IG Metall Küste, dass die angekündigten
Aufträge für Forschungsoder
Marineschiffe möglichst schnell für
Arbeit auf den Werften sorgen. »Die Beschaffungsämter
dürfen sich nicht im
Vergabedschungel verirren.« Auch aus
der Zulieferindustrie gebe es ermutigende
Signale, die Hoffnung auf Aufträge im Bereich
»green shipping« machten.
Für die Beschäftigten will die IG Metall
in der anstehenden Tarifrunde der Metall-
und Elektroindustrie einen fairen
Ausgleich durchsetzen. »Unsere Forderung
nach 8 % mehr Geld passt auch für
die meisten Schiffbauer, die etwa wie
Lürssen oder thyssenkrupp Marine Systems
mit Marine- oder Yachtaufträgen
gut dastehen«, sagte der IG Metall-
Bezirksleiter.
KF
2.600 STAMMBESCHÄFTIGTE WENIGER
KNAPP 16 PROZENT WENIGER ARBEITSPLÄTZE AUF DEN WERFTEN ALS NOCH 2021
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
20.668
2000 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
IG Metall Schiffbauumfrage 2022
IG Metall Schiffbauumfrage 2022
15.171
2
7
18.274
18.115
16.653
14.027
IG Metall Küste
BESCHÄFTIGUNGSSTRUKTUR IM SCHIFFBAU
RÜCKGANG BEI LEIHARBEIT UND STAMMBESCHÄFTIGTEN
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
103.511
91.477
84.611
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
DIE „GRÖßTEN“
WERFTEN-GRUPPEN
IG Metall Schiffbauumfrage 2022
4
Leiharbeitskräfte
Werkvertragsbeschäftigte
Stammbeschäftigte
mar. Zulieferer
17%
8%
Beschäftigte
1%
74%
IG Metall Küste
Anteil an allen
Werftbeschäftigten
in 2022 (in %)
Werften-Gruppe Zugehörige Werften 2020 2021 2022
thyssenkrupp Marine Systems
TKMS, Kiel
TKMS, Hamburg
3.607 3.617 3.578 25,5
TKMS, Emden
Meyer-Gruppe
Meyer Werft GmbH, Papenburg
Neptun Werft GmbH, Rostock
3.923 3.602 3.475 24,8
Lürssen-Gruppe
Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG, Bremen
NVL B.V. & Co. KG, Bremen
Norderwerft GmbH, Hamburg
Lürssen-Kröger Werft GmbH & Co. KG, Schacht-Audorf
Peene-Werft GmbH & Co. KG, Wolgast
Blohm & Voss B.V. & Co. KG, Hamburg
Neue Jadewerft GmbH, Wilhelmshaven
2.914 2.969 2.761 19,7
MV Werften
MV Werften GmbH, Stralsund
MV Werften GmbH, Wismar
3.075 2.187 168 1,2
MV Werften GmbH, Warnemünde
FSG-Nobiskrug Holding
Flensburger Schiffbau Gesellschaft mbH, Flensburg
Nobiskrug GmbH, Rendsburg
786 604 538 3,8
Summe 14.305 12.979 10.520 75
IG Metall Küste
40 Binnenschifffahrt 09 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Schneller Fluss im Hamburger Hafen
Dakosy, Hamburgs selbst ernanntes »erstes Start-up für die Digitalisierung«, feiert sein
40-jähriges Jubiläum. Von der Hafenwirtschaft getragen, war es von Anfang an das Ziel, als
»schneller Hafen« im Wettbewerb die Nase vorn zu behalten
Heute bezeichnet sich Dakosy als ein »mit zahlreichen IT-
Plattformen etablierter und neutral anerkannter Digitalisierer
für die Logistik weit über die Stadtgrenzen der Hansestadt
Hamburg hinaus.«
Die Nutzerzahlen sprechen ihre eigene Sprache: Im Seehafen
Hamburg sind an das Port Community System von Dakosy heute
mehr als 2.500 Unternehmen aus der Hafenwirtschaft, Logistik,
Industrie und Handel sowie verschiedene Behörden angeschlossen.
Eine weitere wichtige Säule bilden die smarten Lösungen
in den Bereichen Customs und Forwarding, mit denen
über 2.000 Spediteure, Industrie- und Handelsunternehmen in
Europa arbeiten.
»Allen Anwendungen liegt das seit 1982 geltende Prinzip zugrunde,
Daten innerhalb der Transportkette nur einmal zu erfassen
und diese zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung
zu stellen«, erklärt Vorstand Dieter Spark. Dies ermögliche
den Beteiligten beispielsweise optimierte Planungen ihrer
Kapazitäten an den Umschlagplätzen und für die Vor- und
Nachläufe sowie eine prozessorientierte Automatisierung bei
Behörden- und Zollanmeldungen.
ZAPP sorgt für Rückenwind
Rückenwind bei der Etablierung des Port Community Systems
im Hamburger Hafen erhielt Dakosy 1997 mit der Einführung
der IT-Plattform ZAPP (Zoll-Ausfuhrüberwachung im Paperless
Port), die gemeinsam mit der Hafenwirtschaft und der Stadt
Hamburg realisiert wurde. »Da mit dem Hauptzollamt eine hundertprozentige
elektronische Bereitstellung aller Exportdaten
vereinbart war, mussten sich innerhalb kürzester Zeit alle verladenden
Spediteure und Exporteure anschließen«, nennt Spark
eine der Herausforderungen. Innerhalb weniger Monate sei die
Plattform aber etabliert gewesen.
Ein Meilenstein für Dakosy war der Einstieg in die Luftfracht-
Logistik. Nach dem Vorbild des Port Community Systems im Hafen
Hamburg startete das Softwarehaus 2009, am Flughafen
Frankfurt eine digitale Cargo Community Plattform aufzubauen.
Mit Blick auf die kommenden Jahre erwarten die Vorstände
Ulrich Wrage und Dieter Spark ein hohes Potenzial in der Vernetzung
von IT-Plattformen entlang der Transportketten: »Es
braucht Chain-Transparenz in Echtzeit, um frühzeitig auf etwaige
Störungen reagieren zu können und Produktionsausfälle
oder -verzögerungen zu verhindern.« Einen signifikanten
Mehrwert für das Unternehmen hat das Vorstandsduo in den
Bereichen der Vernetzung mit anderen Häfen sowie der Integration
von Ladungs- und Infrastrukturdaten identifiziert.
Auch bei ZAPP stehen die Zeichen auf Weiterentwicklung.
Seit der Inbetriebnahme wurde die Plattform permanent angepasst.
So konnten im Jahr 2006 bei der Einführung des AT-
LAS-Verfahrens AES (Automated Export System) die neuen
Abläufe so in ZAPP integriert werden, dass die hafenseitige
Exportabwicklung weiterhin unterstützt werden konnte. Eine
© Dakosy
Dakosy im Wandel der Zeit
weitere Optimierung erfolgte im Jahr 2011 mit der elektronischen
Verbindung von ZAPP und IMP (Import Management
Platform), durch welche die Zollprozesse für Transshipments
im Hamburger Hafen automatisiert wurden.
Alle Weiterentwicklungen wurden gemeinsam mit der Hafenwirtschaft
entwickelt und umgesetzt – und zwar im speziell
dafür gegründeten ZAPP-Arbeitskreis mit Vertretern der Speditionen,
Containerterminals, Packbetriebe, Carrier, des Zolls
und Dakosys. »Wir haben 1997 mit ZAPP einen Digitalisierungsmotor
gestartet, der für den Hamburger Hafen eine ganz
wichtige Zukunftsinvestition entwickelt hat«, sagt Thomas
Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Vereins Hamburger
Spediteure.
Derzeit wird an einer Erneuerung der Plattform gearbeitet.
Im ersten Schritt hat Dakosy dem Zoll im Mai eine ZAPP-
Webanwendung bereitgestellt. Diese ist inzwischen vollumfänglich
im Einsatz und ermöglicht ein Mehr an Transparenz
und noch effizientere Prozesse. In den nächsten Schritten
folgen für die weiteren Prozessbeteiligten modernisierte
Anwendungen und neue Schnittstellen, die alle darauf ausgerichtet
sind, dass ZAPP weiterhin eine gute Investition für
die Zukunft des Hamburger Hafens darstellt.
RD
Binnenschifffahrt 09 | 2022
41
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Mehr Wasserstoff auf die Schiene
Die Deutsche Bahn will künftig große Mengen Wasserstoff für die Industrie von den
Seehäfen ins Hinterland transportieren. Dafür könnten nach Angaben des Unternehmens
die bestehenden Kesselwagen der Güterbahn genutzt werden
Der Bedarf an Wasserstoff bis ins Jahr 2030 wird auf rund 100 TWh geschätzt
© DB AG / Georg Wagner
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Mit Energieversorgern habe man bereits ein Konzept erarbeitet,
heißt es. Der Transport in Kesselwagen sei eine effiziente Alternative
zum aufwendigen Bau von Pipelines. Die Konkurrenten
der Bahn sehen allerdings Hindernisse für den Bahn-Transport.
»Grüner« Wasserstoff gilt als einer der Hoffnungsträger im
Kampf gegen den Klimawandel, vor allem für diejenigen industriellen
Anwendungen, in denen eine Elektrifizierung nicht möglich
ist. Bislang gibt es aber weder größere Mengen zu wettbewerbsfähigen
Preisen noch die erforderlichen Lager- und Verteilnetze.
Den Bedarf an Wasserstoff schätzt die Bundesregierung bis ins
Jahr 2030 auf rund 100 TWh jährlich. Zum Vergleich: Der Gesamt-
Stromverbrauch in Deutschland lag zuletzt bei rund 580 TWh pro
Jahr. »Wir haben eine Lösung entwickelt, die den Wasserstoff einfach
und effizient von den Häfen zu den Verbrauchern im Hinterland
bringt«, sagt Sigrid Nikutta, Chefin der DB Cargo AG und
Vorstand Güterverkehr des DB-Konzerns.
Wasserstoff, der nach Deutschland importiert wird, ist in der Regel
nicht gasförmig, sondern in Flüssigkeiten gebunden. Dadurch kann
er unkompliziert und effizient per Seeschiff transportiert werden.
Die DB Cargo hat in Zusammenarbeit mit Energieversorgern ein
Konzept entwickelt, um die üblichen Kesselwagen zu nutzen. Erst vor
Ort soll der flüssig transportierte Energieträger in seine Bestandteile
»gecrackt«. Ebenso engagiert sich die DB Cargo bei der Entwicklung
innovativer Wasserstoff-Container und testet die Logistik von reinem
Wasserstoff. Diese Lösung sei sinnvoll, wenn es um die kleinteilige
Verteilung geht – beispielsweise Wasserstoff-Tankstellen.
Der Deutschen Bahn gehört etwa die Hälfte der Güterzüge, die
durch Deutschland fahren. Ihre Konkurrenten sind beim Thema
Wasserstoff eher zurückhaltend. Ihr Verband Netzwerk Europäischer
Eisenbahnen verweist darauf, dass der Transport mit
dem Zug deutlich ineffizienter sei als per Pipeline. Außerdem sei
die Zahl der verfügbaren Wagen begrenzt und das Schienennetz
bereits hoch ausgelastet.
RD
42 Binnenschifffahrt 10 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Roboter soll Bahnen abfertigen
Die HHLA und das Institut Fraunhofer CML wollen die Automatisierung von Hinterlandprozessen
vorantreiben. Dafür haben beide gemeinsam ein neues Projekt gestartet. Ziel ist
es, einen autonomen Prototyp eines mobilen Roboters zu entwickeln und zu testen
Im Rahmen des IHATEC-Vorhabens »Pin-Handling-mR« wird
die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) gemeinsam
mit dem Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen
(CML) die Automatisierung des sogenannten Pin-
Handlings in der Bahnabfertigung mit Hilfe mobiler Robotik untersuchen.
Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms
für Innovative Hafentechnologien (IHATEC) vom Bundesministerium
für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert.
Ziel des Forschungsprojektes »Pin-Handling-mR« ist die Entwicklung
und Demonstration der Handhabung der klappbaren
Pins an Containerwaggons mit Hilfe eines autonomen mobilen
Robotik-Systems. Aktuell müssen diese Pins vor der Beladung
von Zügen noch manuell bedient werden. Sie sind auf den Containerwaggons
an unterschiedlichen Positionen installiert und werden
je nach Containergröße aufgerichtet oder verschoben. Diesen
zeitintensiven Vorgang soll in Zukunft ein mobiler Roboter übernehmen,
der die Pins mithilfe eines Greifarms bedienen wird.
Gemeinsam mit dem Fraunhofer CML und in enger Zusammenarbeit
mit ihren Tochterunternehmen verfolgt die
HHLA das Projektziel, einen autonomen Prototyp des mobilen
Roboters zu entwickeln und unter Realbedingungen zu testen.
Innerhalb von zweieinhalb Jahren soll zudem eine Software für
die Robotik entwickelt werden, die über eine Schnittstelle zum
Hafenlogistiksystem verfügt. Auf diese Weise könnte das Pin-
Handling dann im Leitstand überwacht und gesteuert werden.
Jens Hansen, Chief Operating Officer der HHLA, unterstreicht
die Bedeutung des Projektes für den HHLA Konzern: »Die Entwicklung
eines automatisierten Pin-Handlings hilft uns auch
weiterhin, Terminalprozesse zu optimieren und Transportkosten
im Seehafenhinterlandverkehr zu senken. Mit der innovativen
mobilen Robotik-Lösung können wir aber auch das Arbeitsumfeld
und insbesondere die Arbeitssicherheit für unsere Beschäftigten
verbessern. Dieses Projekt ist besonders spannend,
weil wir konzernübergreifend vielfältiges Know-how einbringen
und viele kompetente Partner vernetzen können.«
Prof. Dr.-Ing. Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer CML, betont:
»Wie bedeutend auch das Hinterland für den Hamburger Hafen
ist, sehen wir an der Entwicklung der Hafenbahn in den letzten
Jahren. Schon heute gibt es viele automatisierte Lösungen im Hafenumfeld.
Die Einsatzgebiete und Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung
sind dabei sehr vielfältig. Unsere Expertise bei der
mobilen Robotik liegt bei der Konzeption und Entwicklung anwendungsorientierter
Lösungen. Wir freuen uns daher sehr, zusammen
mit der HHLA an einem Projekt mitzuwirken, bei dem
Prozesse in der Bahnabwicklung optimiert werden.“
Der Förderbescheid für dieses IHATEC-Projekt wurde am 28.
September 2022 im Rahmen der Vernetzungskonferenz IHATEC
/ DigiTest in Berlin überreicht.
Die HHLA übernimmt die Rolle des Verbundkoordinators
und begleitet das Projekt mit ihren Tochterunternehmen Container
Terminal Altenwerder (CTA), HHLA Sky, Hamburg Port
Consulting (HPC), Metrans sowie Service Center Altenwerder
© CML/Sina Willrodt
Übergabe des Förderbescheids (v.l.): Carlos Jahn (Leiter des Fraunhofer
CML), Rebecca Vick (Geschäftsleitung HHLA Container) und Achim
Wehrmann (Unterabteilungsleiter im BMDV)
(SCA). CTA und SCA setzen ihre technische Expertise und ihr
langjähriges Terminal Know-how ein. Sie begleiten die Tests mit
Fachpersonal und stellen die erforderliche Terminalinfrastruktur
dafür zur Verfügung. HHLA Sky bringt ihren eigens entwickelten
IoT-Leitstand »Integrated Control Center« ein, über den zukünftig
die Missionsplanung, -überwachung und -kontrolle des mobilen
Roboters erfolgen soll. Die HHLA-Bahntochter Metrans unterstützt
das Projekt mit den Waggons sowie der operativen Datenintegration.
HPC übernimmt die administrative Abwicklung
des Projektes und unterstützt als Beratungsunternehmen im Hafen-
und Transportsektor auch bei operativen Fragen.
Das Fraunhofer CML befasst sich federführend mit der Konzeption
und Entwicklung des mobilen Robotik-Systems. Dazu
gehören auch die Auswahl und Beschaffung geeigneter Hardware-Komponenten,
deren Integration zur Gesamtlösung sowie die
Systemerprobung. Dabei bringt das Fraunhofer CML seine fundierten
Kenntnisse in der Robotik ein.
Darüber hinaus unterstützen weitere assoziierte Partner das
Projekt. Mit ihrer Expertise zu Inlandterminals für Kombinierten
Verkehr liefern KTL Kombi-Terminal Ludwigshafen, neska
Schifffahrts- und Speditionskontor sowie die Hafenbetriebsgesellschaft
Braunschweig Anforderungen an das Robotik-
System.
RD
Binnenschifffahrt 10 | 2022
43
LOGISTIK
HPC nimmt Terminal BILK unter die Lupe
Aufgrund wachsender und sich wandelnder Verkehre am Budapester Terminal BILK ist der
Hamburger Hafen- und Logistikinfrastrukturspezialist HPC beauftragt worden, die
Effizienz und Entwicklungsmöglichkeiten des Terminals zu untersuchen
Hamburg Port Consulting (HPC) hat
Designpläne für die operative Entwicklung
des Intermodalterminals BILK
in Budapest vorgelegt.
Der Budapesti Intermodális Logisztikai
Központ (BILK) zählt mit einem Umschlag
von 230.000 TEU im Jahr 2021 zu
den größten intermodalen Logistikknotenpunkten
Ungarns. Da die Umschlagskapazität
fast erreicht ist und kein
angrenzendes Grundstück für eine Erweiterung
zur Verfügung steht, bestand
die Aufgabe für HPC darin, die Möglichkeiten
für die Erhöhung der Terminalkapazität
und die Stärkung seiner Position
im Netzwerk zu eruieren. Untersucht
wurde die Größe des Lagers, die
Rangierleistung, die Auslastung des
Equipments und eine mögliche Verlagerung
des Ladungsmixes der Ladungseinheiten
– Container, Sattelauflieger
und Wechselbrücken.
Im Herzen Europas gelegen, bietet Budapest
laut HPC »einen erstklassigen
Standort« als zentrale Logistikdrehscheibe,
die die transkontinentalen
und maritimen Verkehrsströme nach
West- und Osteuropa verbindet. BILK
sei eine der wichtigsten Drehscheiben
der Rail Cargo Group für den intermodalen
Verkehr mit regelmäßigen Verbindungen
zu europäischen Häfen wie
Hamburg, Bremerhaven, Koper, Piräus
und Rijeka sowie zu den Bahnterminals
in Neuss, Wels, Wien und Brünn, etc.
Das Terminal schlägt derzeit hauptsächlich
Seecontainer um, für die es ursprünglich
konzipiert wurde. Die Nachfrage
nach dem Umschlag von Trailern
und anderen kontinentalen Verkehren
nimmt den Angaben zufolge jedoch
deutlich zu.
»Mit der Beauftragung von HPC wollen
wir die einzigartige Lage des Budapester
Terminals noch stärker nutzen.
Wir haben die veränderten Anforderungen
unserer Kunden erkannt und arbeiten
gemeinsam mit unseren Partnern
aktiv an Lösungen«, erklärt Attila Czöndör,
CEO von BILK. »Wir wickeln am
Terminal gleichzeitig Seehafen-, Kontinental-
und Eurasienverkehre ab und
Untersucht wurden vor allem die Möglichkeiten zur Erhöhung der Terminalkapazität
© HPC
wollen sicherstellen, dass all diese Verkehre
mit ihren unterschiedlichen Anforderungen
flexibel, aber dennoch
pünktlich und zuverlässig abgefertigt
werden können.«
Die detaillierte Bewertung von HPC
umfasste daher die Betrachtung einer
großen Bandbreite von Optionen, einschließlich
einer Untersuchung der derzeitigen
Terminalkapazität (Gleise,
Kräne, Rangierbahnhof, Gates). Des
Weiteren wurde in einer Sensitivitätsanalyse
umfassender Planungsparameter
untersucht, wie sich eine
Verringerung der Verweilzeiten der
Einheiten und der Zugumläufe sowie
Änderungen im Verkehrs- und Ladungsmix
auf die einzelnen Terminalbereiche
auswirken. Außerdem wurden
die Effekte schnellerer Gate-Verfahren
und einer Verringerung der Gate-
Spitzenzeiten durch den Einsatz technischer
Lösungen wie Voranmeldung,
Kameraerkennung (OCR) und Self-
Check-in analysiert.
Darüber hinaus wurden auch Sicherheitsaspekte
berücksichtigt. Erhebliche
Steigerungen des jährlichen Verkehrsaufkommens
werden die derzeitigen
Betriebsabläufe laut HPC zweifellos belasten,
was sich aufgrund des begrenzten
Platzangebots und der kreuzenden
Verkehre auf dem Terminal negativ
auf die Arbeitssicherheit auswirken
wird, wenn keine wesentlichen
Änderungen der Betriebsabläufe in Betracht
gezogen werden.
»Wir sehen die Notwendigkeit, die
Terminals, darunter auch BILK, optimal
an die veränderten Anforderungen der
Bahngesellschaften anzupassen«, kommentiert
Frank Busse, Associate Partner
und Business Development Manager Europe
bei HPC. »Wachsende Verkehre aus
dem eurasischen Raum und höhere Anteile
nicht stapelbarer Ladungseinheiten
im Kontinentalverkehr führen zu neuen
Herausforderungen, an die sich das Terminal-Layout
und die Prozesse anpassen
müssen, um langfristig wettbewerbsfähige
Dienstleistungen anbieten zu
können.«
RD
44 Binnenschifffahrt 10 | 2022
LOGISTIK
Testzug von Marseille nach Calais
Der Logistikdienstleister CargoBeamer hat erstmals einen Testzug zwischen Marseille und
Calais auf die Reise geschickt. Die Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene
soll dazu beitragen, die CO 2
-Emissionen effizient zu reduzieren
Der Hafen Marseille hofft, dass dem Testzug viele weitere folgen werden
© CargoBeamer
Es war CargoBeamer zufolge die erste
erfolgreiche Bahnverbindung für den
unbegleiteten Transport von kranbaren
und nicht kranbaren Sattelaufliegern.
Auf der Strecke vom Hafen Marseille Fos
zum CargoBeamer-Terminal in Calais
wurden 28 Einheiten statt auf der Straße
auf der Schiene transportiert.
Wie alle CargoBeamer-Züge bestand
der Zug sowohl aus CargoBeamer-
Triebwagen als auch aus Doppeltaschenwagen,
teilt der Logistiker mit. Als
Traktionspartner fungiert DB Cargo
France. In Marseille wurde der Zug im
RoRo-Terminal Marseille Manutention
verladen, welches sich im Besitz von
CMA Terminals, einer Tochter der
CMA-CGM Gruppe, befindet. Mittels
des Transports der Sattelauflieger von
Marseille nach Calais auf der Schiene
konnte der CO 2 -Fußabdruck jeder Ladeeinheit
gegenüber dem Straßentransport
um rund 90 % reduziert werden.
Für den gesamten Zug bedeutet dies eine
Verringerung der CO 2 -Emissionen
um rund 30,8 t im Vergleich zur Straße.
Bei dem Hafen Marseille Fos handelt es
sich um einen der wichtigsten Häfen
Frankreichs. Im Jahr 2021 wurde ein
jährliches Volumen von 1,5 Mio. TEU
verzeichnet. Mit 90 direkten Schifffahrtslinien
werden von Marseille aus Nordafrika,
der Mittelmeerraum und sowie
interkontinentale Routen in die ganze
Welt angeboten.
Tim Krasowka, Geschäftsführer von
CargoBeamer Intermodal Operations,
sagt: »Ich freue mich sehr über die erfolgreiche
Durchführung unseres ersten
Testzuges zwischen Marseille und Calais.
Für den Hafen Marseille Fos, einen hochinteressanten
Standort für die internationale
Logistik, stellt er die erste speziell
auf den unbegleiteten Transport von Sattelaufliegern
ausgelegte Zugverbindung
dar. In Anbetracht des raschen Wachstums
des Gütervolumens im Hafen sowie
des intermodalen Transports in Frankreich
werden wir künftig die Möglichkeit
der Eröffnung einer weiteren Cargo-
Beamer-Route im Raum Marseille zu
prüfen.«
Hervé Martel, Präsident des Hafens
von Marseille Fos, ergänzt: »Der Hafen
von Marseille Fos hat beschlossen, das
Wachstum der Destination voll zu unterstützen,
um ihre Dynamik und Entwicklung
sowie ihre Attraktivität zu steigern,
indem er mit seinen Partnern viele
wirtschaftlich interessante und umweltfreundliche
Logistiklösungen anbietet.
Dieses neue Projekt, das von Cargo-
Beamer initiiert wurde, hilft dem Hafen,
sich als einer der wichtigsten RoRo-
Hubs im Mittelmeerraum zu positionieren.
Die Verlagerung von der
Straße auf die Schiene trägt dazu bei, die
CO 2 -Emissionen effizient zu reduzieren,
was in der Tat eine starke Achse der Hafenstrategie
ist. Wir hoffen darauf, dass
diesem Zug noch viele weitere folgen
werden!«
RD
Binnenschifffahrt 10 | 2022
45
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Deltaport setzt neuen Meilenstein
Die unter dem Namen Deltaport Niederrheinhäfen zusammengeschlossenen Häfen in Wesel
haben einen markanten Schritt in Richtung Zukunft gesetzt. Mit zehn Partnern stellen sie
das Thema Wasserstoff in den Mittelpunkt künftiger Aktivitäten. Von Hermann Garrelmann
© Garrelmann
Der Zusammenschluss des Stadthafens Wesel (Foto) mit dem Rhein-Lippe-Hafen und dem Hafen Voerde-Emmelsum war 2012 der Startschuss für den
Hafenverbund Deltaport. Seither wurden 86 ha Hafenflächen entwickelt, 44 ha sind noch nicht vermarktet
Wasserstoff als Energieträger wird,
wenn man Experten folgt, in den
kommenden Jahren eine maßgebliche
Rolle spielen. Der Abschied von fossilen
Treibstoffen, der Verzicht auf Rohstoffe
fossilen Ursprungs, rückt neben anderem
in den Mittelpunkt der geplanten Nachhaltigkeit.
Die unter dem Namen Deltaport
organisierten Häfen am Niederrhein,
das sind der Stadthafen Wesel, der
Rhein-Lippe-Hafen Wesel und der Hafen
Voerde-Emmelsum sowie der Hafen Emmerich
und der NIAG-Hafen in Rheinberg-Orsoy
wollen mit dem nun gegründeten
Verein »EcoPort 813 – Förderverein
Wasserstoff & nachhaltige Energie
e.V.« den Einsatz der Wasserstofftechnik
beschleunigen. Mit ihren Partnern, darunter
auch der Hafen Rotterdam, soll in
Wesel eine zentrale Drehscheibe für die
Arbeit mit und an Wasserstoff entstehen.
»Die geografische Lage unserer Häfen
und ihre trimodale Anbindung machen
sie zu idealen Standorten, um den Wasserstoff
von hier aus in Europas größten
Ballungsraum weiter zu transportieren«,
beschrieb Andreas Stolte, Geschäftsführer
der DeltaPort Niederrheinhäfen,
die Standortvorteile in Wesel und Umgebung.
Nach Ansicht von Experten wird
grüner, also mit regenerativen Energien
nachhaltig produzierter Wasserstoff (H2)
zukünftig eine große Rolle im Energiemix
der Zukunft spielen. Dazu muss
ein großer Teil des benötigten Wasserstoffs
importiert werden – zum Beispiel
gebunden an das Trägermedium Ammoniak.
Die Einfuhr des Ammoniaks erfolgt
über Seehäfen und könnte über Binnenhafenstandorte
weiter verteilt werden.
Vor diesem Hintergrund, so die Hoffnung
in Wesel, sollen die DeltaPort Niederrheinhäfen
künftig zum zentralen
Hub für die weitere H2-Verteilung im
Hinterland werden.
Klaus-Peter Ehrlich-Schnelting von
der Wasserstoff-Projektentwicklungsgesellschaft
H2 PEG, einem der Gründungsmitglieder
des neuen Vereins, beschreibt
die Zielsetzung der Akteure so:
»Wir bündeln die zur Transformation benötigten
wirtschaftlichen Ressourcen
und das Know-how aus den Bereichen
Logistik, Energiewirtschaft sowie Forschung
und Entwicklung. Gemeinsam
möchten wir so schnell wie möglich ein
Transport- und Distributionsmodell für
den Energieträger Wasserstoff entwickeln
und zur Verfügung stellen.«
Als seehafenseitigen Vorposten hat
man den Hafen Rotterdam (POR) mit ins
Boot geholt. Wolfgang Hönemann, Repräsentant
des POR in Nordrhein-Westfalen,
sieht gute Chancen, in dieser Entwicklung
eine maßgebliche Rolle mit zu
spielen. »Die Binnenschifffahrt zwischen
NRW und Rotterdam kann einen wichtigen
Beitrag zur Energiewende in Europa
leisten. Wir glauben, dass grüner Wasserstoff
eine große Rolle im Energiemix der
Zukunft spielen wird. Deswegen freuen
wir uns, diesen Weg gemeinsam mit unseren
Partnern zu gehen und Lösungen
für eine klimafreundliche Zukunft zu erarbeiten«,
erklärte der Hafenvertreter auf
dem Gründungstreffen.
Auch Mona Neubaur, Ministerin für
Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und
Energie des Landes Nordrhein-Westfalen,
die als Schirmherrin der Veranstaltung
ein digitales Grußwort übermittelte,
sieht gute Chancen für die Niederrheinhäfen,
an der »grünen« Entwicklung
von Nordrhein-Westfalen mit zu arbeiten:
»Die Energiewende kann nur gelingen,
wenn alle Partner an einem
Strang ziehen und gemeinsam kreative
46 Binnenschifffahrt 10 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Andreas Stolte, Geschäftsführer von Deltaport (li.) stellt zusammen mit Klaus-Peter Ehrlich-Schnelting
(Mitte) sowie Landrat Ingo Brohl (Kreis Wesel) die Pläne für den Förderverein vor
Rund 100 Gäste waren an Bord der »River Lady«,
um den Auftakt der Wasserstoff-Offensive zu feiern
Ideen entwickeln. Die Gründung des Fördervereins
ist ein gutes Beispiel, wie das
gelingen kann.« Zugleich formulierte sie
ehrgeizige Ziele: »Mit Blick auf die Klimakrise
bietet die Transformation die
Chance für unsere Wirtschaft, international
eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Ich möchte, dass Nordrhein-Westfalen
erste klimaneutrale Region Europas wird.
Wenn uns dies als eine der größten Industrieregionen
gelingt, kann das Ansporn
für andere Regionen sein.«
Ein weiteres Gründungsmitglied des
Vereins ist E.ON. »Wir sehen eine deutlich
erhöhte Wasserstoff-Nachfrage bei
unseren Kunden – insbesondere aus dem
Mittelstand. Sie müssen jetzt auf grüne
Technologien umstellen, um ihre Klimaziele
zu erreichen und für die Zukunft gewappnet
zu sein. Das zeigt, wie wichtig es
ist, dass wir unsere Kräfte bündeln und
gemeinsam den Einsatz von Wasserstoff
vorantreiben«, sagt Gabriël Clemens,
CEO Green Gas bei E.ON.
Landrat Ingo Brohl betonte, dass der
Kreis Wesel als Drehkreuz für grünen
Wasserstoff das Potenzial habe, Europas
größten Ballungsraum mit klimafreundlicher
Energie zu versorgen. Der Strukturwandel
in der Region sei in vollem
Gange – »und von dieser Entwicklung
kann die Wirtschaft im Kreis Wesel
durch die Schaffung neuer Strukturen,
Wertschöpfungsketten und damit auch
Arbeitsplätzen profitieren«.
Neben dieser neuen Zielsetzung soll
aber die stetige Entwicklung der Rhein-
Lippe-Hafen in Wesel weitergehen. In
mehreren Projekten, die derzeit laufen,
sind zahlreiche neue Arbeitsplätze zu erwarten.
Erst jüngst feierte Projektentwickler
BEOS Logistics das Richtfest für ein
86.000 m 2 großes, hochmodernes Logistikzentrum,
das künftig vom Ankerkunden
Rhenus betrieben wird und komplett
ohne fossile Energieträger auskommt.
Zehn Jahre Deltaport
Stichwort feiern: Zeitgleich mit der
Gründung von EcoPort 813 konnte Deltaport
das zehnjährige Jubiläum begehen.
Andreas Stolte erinnerte an viele Meilensteine,
die die vergangene Dekade markiert
hätten. Unter dem Oberthema der
Verkehrsverlagerung habe man gezielt
Logistikbetriebe angesiedelt. Firmen wie
Rhenus, Nordfrost oder Contargo aber
auch Unternehmen wie Tietz, die in 2018
eine Schwerlasthalle in Betrieb genommen
hat, kennzeichnen die aktuelle Situation.
Teils lägen schon wieder Erweiterungsabsichten
auf dem Tisch, so
Stolte. Mit dem Schritt Richtung Wasserstoff
entwickele sich Deltaport zum
»Green Gate to Europe«, so der Hafenchef.
Hilfreich dabei seien auch Kooperationen
beispielsweise mit der Hochschule
Niederrhein.
Während der Rundfahrt zu den Häfen
an Bord der »River Lady« mit rund 100
Gästen bedankte sich Stolte: »In den vergangenen
zehn Jahren haben wir gemeinsam
mit Ihnen und euch viele Erfolgsgeschichten
geschrieben. Wir freuen uns,
gemeinsam auch in Zukunft neue Ideen
umsetzen und Pläne verwirklichen zu
können«, versprach er den Partnern.
Dabei sind die nächsten Schritte schon
geplant. Wenn bis zum Jahreswechsel der
Verein ins Register eingetragen sei, so
Stolte, werde ein Geschäftsführer die Arbeit
aufnehmen und einen konkreten
Plan für die Umsetzung entwickeln. Ab
2024 seien erste Projekte realisierbar. Das
bedeutet allerdings, dass diese auch mit
der politischen Willensbildung in Berlin
verträglich sind. Dort arbeitet man an
der Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie.
Die wiederum bezieht
auch internationale Kooperationen und
Lieferketten für Wasserstoff mit ein.
Von der Politik erwartet Stolte daher
transparente und nachvollziehbare Rahmenbedingungen,
um die Wasserstofftechnologie
voranzubringen und Investitionen
attraktiv zu machen. »Investoren
investieren nur, wenn sie sich an
einem Standard orientieren können«, so
der Geschäftsführer. Niemand wolle, dass
»sein Kapital in einem Risikoloch verschwindet«.
Die Gründungsmitglieder
Die Gründungsmitglieder des
Vereins »EcoPort813 – Förderverein
Wasserstoff & nachhaltige
Energie e.V.«:
• AGRO-Anleg GmbH
• DeltaPort GmbH und Co. KG
• E.ON Business Solution GmbH
• H2 PEG GmbH
• KS Recycling GmbH und Co.
KG
•Niederrheinische Verkehrsbetriebe
(NIAG)
• NORDFROST GmbH & Co.
KG
• Port of Rotterdam
• TanQuid GmbH & Co. KG
• Thyssengas GmbH
•Thyssen Vermögensverwaltung
GmbH
Binnenschifffahrt 10 | 2022
47
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Hafen Albern jetzt sicher vor Hochwasser
Nach dem Spatenstich vor rund zwei Jahren wurde das 30 m lange, 14,25 m hohe und rund
250 t schwere Hochwasserschutztor in Albern in Betrieb genommen. Durch das neue Bauwerk
wird der Getreide- und Baustoffhafen sicher gemacht
Rund 22 Mio. € wurden in das neue Hafentor und damit in den Hochwasserschutz investiert
© David Bohmann
Der Hafen Albern ist einer von insgesamt
drei Güterhäfen des Hafen
Wien, einem Unternehmen der Wien
Holding. Durch das Hochwasserschutztor
wird zukünftig auch bei Hochwasser
ein ungestörter Warenumschlag im Hafen
Albern ermöglicht.
Das neue Hafentor ist komplett aus
Stahl gefertigt. Um dem hohen Druck,
der mit dem Hochwasser verbunden ist,
Stand zu halten, hat der Stahlkörper eine
Stärke von 2,1 m.
Das Hafentor arbeitet nach dem Prinzip
eines Schiebetores: Noch bevor ein
heranziehendes Hochwasser die Stadtgrenze
von Wien erreicht, wird das Hafentor
geschlossen. Je nach lokalem Wasserstand
dauert es den Angaben zufolge
20 bis 30 Minuten, bis das Tor den Hafen
dichtmacht. Den Wasserstand innerhalb
des geschützten Hafenbeckens regelt danach
ein eigenes Pumpwerk. Drei große
Tauchpumpen ermöglichen ein Abpumpen
von rund zwei Kubikmeter Wasser
pro Sekunde.
»Auf Grund des Klimawandels werden
starke Hochwasserereignisse künftig
häufiger vorkommen. Der neue Hochwasserschutz
ist für ein so genanntes
Jahrhundert-Hochwasser mit einer
Durchflussmenge der Donau von
14.000 m 3 Wasser pro Sekunde ausgelegt.
Ohne Hafentor würde bei einer solchen
Naturkatastrophe der Hafen bis zu drei
Meter unter Wasser stehen«, sagt Doris
Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin
des Hafen Wien.
»Gut funktionierende Logistikketten
sind derzeit in aller Munde. Durch das
Hafenschutztor ist die zuverlässige Versorgung,
insbesondere mit Getreide, nun
auch in Hochwasserzeiten gewährleistet.
Schließlich befinden sich auf dem Gelände
im Hafen Albern unter anderem fünf
große Getreidespeicher mit einer Kapazität
von insgesamt 90.000 t«, so Fritz Lehr,
kaufmännischer Geschäftsführer des Hafen
Wien.
Zum Abschluss der Errichtungsarbeiten
hat das Hafentor in Albern ein
kunstvolles Finish erhalten: Die Schleuse
sowie das Bürogebäude des Hafentors
wurden rundum mit den offiziellen nautischen
Signalflaggen beschriftet. Auf
rund 120 m 2 Fläche applizierte der
Künstler Marcus Geiger eine bunte Flaggensignal-Abfolge,
die »Hafen Albern
Wien 2022« bedeutet.
Der Donauhochwasserschutz wurde in
den letzten Jahren in Wien bereits massiv
ausgebaut und verdichtet, teilt die Wien
Holding mit. Bei dem Projekt im Alberner
Hafenbecken wurden insgesamt rund
22 Mio. € investiert. Diese wurden durch
EU Fördermittel (rund 4 Mio. €), sowie
einer Kostenbeteiligung durch den Bund
(11 Mio. €) und Investitionen durch die
Stadt Wien (rund 7 Mio. €) ermöglicht.
»Der Hafen Albern ist neben dem Hafen
Freudenau und dem Ölhafen Lobau
die dritte große Hafeneinrichtung in
Wien. Er zählt zu den wichtigsten Standorten
für den Getreide-Umschlag im Osten
Österreichs und ist ein wichtiger Anknüpfungspunkt
für Landwirte und Unternehmer
aus der Region. Daher haben
wir gemeinsam mit dem Bund rund
22 Mio. € im Hafen Albern investiert, um
künftig auch bei Hochwasser den Warenumschlag
dort ungestört abwickeln zu
können. Darüber hinaus ist dieses Hochwasserschutz-Projekt
ein wichtiger
Schritt, um den Hafen Wien als europäischen
Logistik- und Umschlagknoten
weiter aufzuwerten, neue Betriebe
anzusiedeln und die Einrichtungen
für den Warenumschlag weiter auszubauen«,
erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat
Peter Hanke bei der Inbetriebnahme
des Hafentores. RD
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WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Arbeiten am Wasserstraßenkreuz Magdeburg
Nach vielen Betriebsjahren müssen einige Anlagen am Wasserstraßenkreuz Magdeburg
saniert beziehungsweise erneuert werden. In mehreren Teilprojekten werden die Aufgaben
angegangen, einiges wurde bereits umgesetzt
Das Wasserstraßenkreuz in Magdeburg
ist heute vor allem bekannt
durch die im Jahr 2003 für den Verkehr
freigegebene Kanalbrücke und die dazugehörigen
im Jahr 2001 beziehungsweise
2003 eröffneten Schleusen Rothensee
und Hohenwarthe. Weniger bekannt
ist, dass einige Bestandteile des
Wasserstraßenkreuzes auch heute noch
aus der ursprünglichen Bauzeit in den
30er Jahren des letzten Jahrhunderts entstammen.
Dazu zählen unter anderem
die Schleuse Niegripp, welche im Jahr
1938 eröffnet wurde und seitdem ununterbrochen
im Einsatz ist, aber auch
kleinere Anlagenteile, wie Liegedalben
im Bereich des Außen- beziehungsweise
Binnenhafen der Schleuse und im unteren
Vorhafen der Schleuse beziehungsweise
des alten Schiffshebewerkes Rothensee.
Nach den vielen Betriebsjahren weisen
diese Anlagen neben erheblichen Durchrostungen
im Bereich der Wasserwechselzone
auch weitere Beschädigungen
zum Beispiel durch Anfahrungen
von Schiffen auf.
Das Wasserstraßen-Neubauamt Magdeburg
plant im Auftrag des Wasserstraßen-
und Schifffahrtsamtes Elbe in
mehreren Teilprojekten die Sanierung
beziehungsweise Erneuerung einiger dieser
Anlagen.
In einem ersten Teilprojekt wurden im
Bereich des Binnen- und Außenhafens
Niegripp 21 und im unteren Vorhafen
der Schleuse Rothensee neun beschädigte
alte Bündeldalben durch neue Einrohrdalben
ersetzt. Aufgrund der teilweise
sehr schwierigen Baugrundsituation war
vor Einbau der neuen Dalben Vorbohren
mit einem Großbohrgerät notwendig.
Nach Einbringen der Rohre mit Durchmesser
von rund 100 bis 120 cm wurde
auf die offenen Rohrenden in einem
zweiten Arbeitsschritt ein im Werk vorgefertigter
Kopf mit Kopf- und Seitenpollern
aufgesetzt. Abschließend wurden die
alten Dalben gezogen.
Das zweite Teilprojekt beinhaltet die
Sanierung der aus der Bauzeit der
Schleuse Niegripp stammenden durch-
Einbau neuer Dalben im Unterwasser der Schleuse Rothensee
Dalbeneinbau im Binnenhafen Niegripp
Schleuse Niegripp Binnenhafen – Zustand nach Hochwasser 2013
Schleuse Niegripp
© WNA Magdeburg
© WNA Magdeburg
© GRBV © WNA Magdeburg
50 Binnenschifffahrt 10 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Prinzipskizze – Aufdopplung der Stahlplatten, Spundwandtäler mit Beton verfüllt Quelle: [1]
rosteten Spundwände in den Einfahrtsbereichen.
Darüber hinaus wurde durch
das Elbehochwasser im Jahr 2013 ein
weiterer großer Spundwandbereich im
Binnenhafen der Schleuse Niegripp erheblich
beschädigt. Nach einem nahegelegten
Dammbruch bahnten sich Wassermassen
ihren Weg und ergossen sich im
Bereich des Binnenhafens der Schleuse
Niegripp in den Elbe-Havel-Kanal. Dabei
wurde die Rückverankerung (Ankertafel
mit Zuganker) durch das Wasser ausgespült.
Aktuell wird die Spundwand
durch eine Vorschüttung gesichert. Das
WNA Magdeburg plant derzeit die technischen
Details z.B. den Anschluss an die
Schleusenhäupter. Start der Bauausführung
ist für Ende 2023 vorgesehen.
Maßnahmen zur Verminderung der
weiteren Abrostung an den Kammerwänden
der Schleuse Niegripp sind Inhalt
des dritten Teilprojekts. Die ebenfalls
noch aus der Bauzeit der Schleuse stammenden
Spundwände weisen erhebliche
Abrostungserscheinungen auf. Die Restwanddicken
der Spundwände wurden in
den letzten zehn Jahren an verschiedenen
Stellen in der Kammer mehrmalig gemessen
und zeigen, dass korrosionsschützende
Maßnahmen notwendig sind.
Zusätzlich zeigte sich im Zuge der Erstellung
einer Bestandsdokumentation der
Schleusenanlage, dass ein Nachweis der
Nischenpollerkräfte der Kammerwände
nach heutiger Vorschriftenlage rechnerisch
nicht gegeben ist. Somit müsste
eine Verstärkung der Rückverankerung
im Bereich der Nischenpoller erfolgen.
Die in Zusammenarbeit mit dem Ing.-
Büro GRBV aus Hannover entwickelten
grundsätzlichen technischen Lösungsvarianten,
wie z.B. Anbringen einer kathodischen
Korrosionsschutzanlage
(KKS), Einbau einer Vorsatzschale aus
Beton, Aufdopplung der gefährdeten
Spundwandbereiche mit Stahlplatten
oder das Aufbringen einer korrosionsschützenden
Beschichtung sind jeweils
mit verschiedenen Vor- und Nachteilen
verbunden.
Der Einbau einer Vorsatzschale als Beton
würde beispielsweise die 12 m lichte
Breite der Schleusenkammer weiter verringern,
und somit die Einfahrt von
Großmotorgüterschiffen (GMS 11,45 m
Breite, 110 m Länge) zukünftig ausschließen.
Eine Aufdopplung mit Stahlplatten ist
durch die große Quadratmeteranzahl der
gefährdeten Bereiche und durch die nur
bedingt gegebene Schweißeignung der alten
Stähle mit erheblichen Zeit- und Kostenaufwand
verbunden.
Voraussetzung für den Einsatz einer
auf die alten Stähle abgestimmten speziellen
Schweißtechnik wären aber vollständig
auch erdseitigen trockengelegte
Kammerwände. Dies stellt aber ein großes
Problem dar, da durch die vorhandene
durchlässige Sohle eine Trockenlegung
der Kammer nicht möglich
ist. Denkbar wäre hier eine weiträumige
kostenintensive Grundwasserabsenkung,
mit all ihren Vor- und Nachteilen auf die
umliegende Bebauung und Natur- und
Landschaft.
Eine KKS-Anlage wiederum (Korrosionsschutz
durch Einspeisen eines Schutzstromes)
kann ihre Schutzwirkung nur
wirksam entfalten, wenn die zu schützenden
Oberflächen dauerhaft mit Wasser
benetzt sind. Die Wasserstände in einer
Schleusenkammer sind aber naturgemäß
stark wechselnd und die gefährdeten Bereiche
der Kammerwand somit nicht
dauerhaft mit Wasser benetzt. Selbst
wenn festgelegt wird, dass nach jedem
Schleusungsvorgang die Schleusenkammer
wieder befüllt wird, kann die KKS
Anlage ihre volle Schutzwirkung nicht
entfalten. Auch müssen beim Einbau einer
KKS-Anlage die dauerhaften Folgekosten
(Stromkosten) in den Entscheidungsprozess
mit einfließen.
Eine weitere Lösungsmöglichkeit ist
das Aufbringen einer Beschichtung zur
Verminderung der weiteren Abrostung.
Durch mechanische Belastungen z.B.
durch Schiffsanfahrungen beim Einfahren
in die Schleusenkammer entstehen
im Bereich der Wasserwechselzone an
der Beschichtung Fehlstellen. An diesen
findet nachfolgend verstärkte Korrosion
aufgrund des entstehenden ungünstigeren
Flächenverhältnisses von anodisch
wirkendem Bereichen (unbeschichtete
Fläche) und kathodisch wirkendem
Bereichen (beschichtete Fläche)
statt. Die durch Korrosion bereits geschwächten
Kammerwandquerschnitte
würden dann an den Fehlstellen weiter
verringert und könnten im »Worstcase«-Fall
die Standsicherheit der Kammerwand
gefährden. Um Beschädigungen
dieser Beschichtung zu
vermeiden, wäre das Anbringen einer
schützenden Gleitleiste vor der Kammerwand
notwendig. Diese würde die 12 m
lichte Breite der Schleusenkammer, analog
der Variante Betonvorsatzschale, wiederum
verringern.
Allen untersuchten Varianten ist gemein,
dass sie bei teilweise erheblichen
Zeit – und Kostenaufwand eine Lebenszeitverlängerung
der Kammerwände um
maximal 30 Jahre bewirken. Im weiteren
Planungsablauf wird nun durch das
WNA Magdeburg auch den Ersatzneubau
der Spundwände im Bereich der
Schleusenkammer einschließlich Anschluss
an die vorhandenen Schleusenhäupter
untersucht. Ziel ist die Ermittlung
der langfristig wirtschaftlichsten
Lösung im Zusammenspiel der Fragen:
Erhalt Standsicherheit, Gebrauchstauglichkeit,
Verkehrssicherheit, Restnutzungsdauer
und zukünftige Unterhaltungskosten.
Quelle [1]: Erneuerung / Sanierung von
Spundwänden und Dalben im Bereich
des WKM; Voruntersuchung: Maßnahmen
zur Verminderung der weiteren
Abrostung in der Schleusenkammer der
Schleuse Niegripp; Technische Planung:
grbv Ingenieure im Bauwesen GmbH &
Co. KG; Stand 30.06.2020
Autorin: Kristine Eberhardt,
Sachbereichsleiterin Wasserstraßenbauwesen
und Ökologische
Durchgängigkeit im Wasserstraßen-
Neubauamt Magdeburg
© GRBV
Binnenschifffahrt 10 | 2022
51
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Schiffshebewerk Niederfinow in Betrieb
Am 4. Oktober war es soweit: Das neue Schiffshebewerk Niederfinow
ist im Beisein zahlreicher Gäste für den Schiffsverkehr freigegeben geworden.
Die Errichtung des Bauwerks hat rund 14 Jahre gedauert
52 Binnenschifffahrt 10 | 2022
© Knoll
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
© GDWS
© Knoll
Das neue Schiffshebewerk Niederfinow geht offiziell an den Start
Das alte Hebewerk bleibt zunächst parallel in Betrieb
Bei der feierlichen Inbetriebnahme
waren unter anderem Volker Wissing,
Bundesminister für Digitales und
Verkehr, Guido Beermann, Minister für
Infrastruktur und Landesplanung des
Landes Brandenburg, und Hans-
Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion
Wasserstraßen und Schifffahrt,
zugegen.
»Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow
ist modern, digital und trägt dazu
bei, den klimafreundlichen Verkehrsträger
Wasserstraße weiter zu fördern«,
sagte Wissing. »Mit unserer Förderung
der E-Mobilität auf dem Wasser wird so
die Umweltverträglichkeit des Transportes
mit Schiffen weiter gesteigert. Ich
gehe davon aus, dass wir hier in Niederfinow
in Zukunft viele Schiffe sehen werden,
die klimaschonend Güter transportieren«,
so der Minister weiter.
Mit dem neuen Hebewerk wird sowohl
die Verbindung zwischen Berlin und
Stettin gestärkt als auch die Havel-Oder-
Wasserstraße und das Bundesland Brandenburg,
so die GDWS.
Stärkung der Region
»Das ist ein guter Tag für Brandenburg.
Das Schiffshebewerk Niederfinow ist seit
1934 in Betrieb und damit das älteste
Deutschlands. Es hat nicht nur eine große
verkehrliche und wirtschaftliche Bedeutung,
sondern spiegelt als geschütztes
Industriedenkmal und touristische Attraktion
das reiche kulturelle Erbe unseres
Landes wider. Mit dem neuen, modernen
Schiffshebewerk Niederfinow
können nun deutlich größere Schiffe eingesetzt
werden. Das stärkt insbesondere
die Wirtschaft in der Region. Gleichzeitig
leistet das neue Schiffshebewerk einen
wichtigen Beitrag für den umweltfreundlichen
Gütertransport auf dem
Wasser und entlastet die Straßen, denn
ein Binnenschiff kann bis zu 200 Lkw ersetzen.
Mein Dank gilt allen an Planung
und Bau Beteiligten«, sagte Minister Guido
Beermann anlässlich der Inbetriebnahme.
Die Havel- Oder-Wasserstraße ist Teil
des transeuropäischen Wasserstraßennetzes
der Europäischen Union. Sie
spielt insbesondere für Schwertransporte
zwischen West- und Osteuropa eine
wichtige Rolle.
36 m Höhenunterschied
Laut Hans-Heinrich Witte ist das neue
Schiffshebewerk ein Jahrhundertbauwerk
und eine herausragende technologische
Leistung. »Es waren höchst anspruchsvolle
Planungs- und Bauleistungen,
die zur Fertigstellung dieses Unikats
geführt haben. Mit dem neuen
Schiffshebewerk wurde ein Engpass auf
der einzigen Ost-West-Wasserstraßenverbindung
von Stettin über Berlin bis an
den Rhein und weiter nach Rotterdam
beseitigt«, so Witte.
Das neue Schiffshebewerk Niederfinow
ist 54,55 m hoch und 46,40 m breit
und 133,00 m lang. Mit Hilfe des Senkrechthebewerks
überwinden moderne
Binnenschiffe einen Höhenunterschied
von 36 m. Die Baukosten wurden zuletzt
mit 520 Mio. € angegeben. Insgesamt
wurden ca. 65.000 m 3 Beton und Stahlbeton
und 8.900 t Stahl verbaut, hinzu
kommen ca. 40.000 m 2 Spundwandstahl.
Darüber hinaus wurden im Rahmen der
Bauarbeiten ca. 400.000 m 3 Erde bewegt.
Seit der Inbetriebnahme können sowohl
zweilagige Containerschiffe, moderne
Großmotorschiffe und Schubverbände
als auch verlängerte Europaschiffe
mit einer Länge von bis zu 110 m das
neue Schiffshebewerk nutzen. Dies gilt
ebenso für Fahrgastkabinenschiffe in dieser
Größenordnung.
Im Rahmen des Probebetriebs vom
Herbst 2021 bis zum Sommer dieses Jahres
wurden mehrere hundert Trogfahrten
durchgeführt sowie Betriebs- und Störfälle
simuliert. Darüber hinaus erhielt das
Bedien- und Wartungspersonal des WSA
Oder-Havel eine umfassende Einweisung.
Historisches Wahrzeichen
Das seit 1934 bestehende kleinere
Schiffshebewerk Niederfinow wurde
2007 von der Bundesingenieurkammer
als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst
in Deutschland ausgezeichnet.
Das Bauwerk war für Schiffe
mit einer Länge von 82 m befahrbar.
Das historische Hebewerk wird mit
der Freigabe des neuen Schiffshebewerks
während dessen Gewährleistungsphase
noch einige Jahre in Betrieb bleiben, so
die GDWS. Es bleibt danach als Technikdenkmal
und touristisches Wahrzeichen
erhalten.
ck
Binnenschifffahrt 10 | 2022
53
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
WASSERSTOFF-IMPORTE
Mit dem Binnenschiff von Rotterdam nach Lingen
Northern Green Crane soll ein Leuchtturmprojekt
für die geplanten Wasserstoffimporte
nach Deutschland und in
die Niederlande werden. Dahinter stehen
die Industriepartner Royal Vopak und
die Get H2-Initiative. Der Startschuss ist
für 2026 geplant.
Northern Green Crane will den Angaben
zufolge bis zu 8.000 t grünen Wasserstoff
aus Schweden pro Jahr liefern.
Die Skandinavier verfügen über ein großes
Potenzial an erneuerbaren Energien,
insbesondere aus Wasser- und Windkraft.
Darüber hinaus soll die lokale Wärmeversorgung
dekarbonisiert werden,
indem die überschüssige Wärme der
LOHC-Hydrieranlage in ein Wärmenetz
eingespeist wird. Daraus ergeben sich zusätzliche
positive Klimaeffekte.
Realisiert wird das Projekt in Schweden
durch die Speicherung von grünem
Wasserstoff in einem Liquid Organic Hydrogen
Carrier mit einer Hydrieranlage
von Hydrogenious LOHC Technologies.
Diese verfügt über eine Einspeicherkapazität
von 24 t Wasserstoff pro Tag. Mit
rund 40 Schiffsladungen im Jahr wird das
LOHC von Schweden in die Niederlande
transportiert.
In Rotterdam wird die Hälfte des Wasserstoffs
in einer neuen Dehydrierungsanlage
von Hydrogenious mit einer Kapazität
von 12 t Wasserstoff pro Tag freigesetzt,
um die Industrie im Hafen und
im Hinterland zu versorgen.
Die andere Hälfte des LOHC soll per
Binnenschiff über die Ems nach Lingen
transportiert werden. Dort wird der Wasserstoff
in einer weiteren geplanten Hydrogenious‘
Dehydrierungsanlage mit einer
Kapazität von 12 t Wasserstoff pro
Tag aus dem LOHC freigesetzt, von der
örtlichen Industrie genutzt sowie in eine
Wasserstoffpipeline im Rahmen der GET
H2-Initiative eingespeist.
Das Projekt schafft ein einzigartiges
Wasserstoffnetz, das Erzeuger kostengünstigen
grünen Wasserstoffs mit industriellen
Abnehmern in ganz Europa
verbindet, darüber hinaus die Importaktivitäten
beschleunigt sowie die ambitionierten
europäischen Dekarbonisierungsziele
unterstützt.
© Hydrogenious LOHC Technologies
KRITIK ANGENOMMEN
GDWS verschiebt
Sperrungen am DEK
Die geplante Sperrung des Dortmund-
Ems-Kanals (DEK) im September wird
verschoben. Vor dem Hintergrund des
Niedrigwassers auf dem Rhein hatte der
BDB die vom WSA Ems-Nordsee geplante
Sperrung der Schleusen Herbrum und
Bollingerfähr im Zeitraum vom 4. bis 30.
September deutlich kritisiert. Die Verbände
hatten darauf verwiesen, dass die
Nordstrecke des DEK derzeit eine wichtige
Alternativroute zum Rhein darstellt.
Die Kritik wurde erhört: Die GDWS
hat in Abstimmung mit dem zuständigen
WSA die Sperrung im Interesse einer
Entschärfung der Niedrigwassersituation
auf dem Rhein in das 2. Quartal 2023 verschoben.
Voraussichtlich wird dies gfrühestens
im Mai geschehen, teilte der BDB
in seinem aktuellen Report mit.
HAFEN MANNHEIM
Umschlag steigt gegenüber dem Vorjahr
In den Mannheimer Häfen wurden im
August insgesamt 530.022 t Güter wasserseitig
umgeschlagen worden. Dies entspricht
einem Rückgang von 5,74 % im
Vergleich zum Vorjahresmonat mit insgesamt
562.289 t. In den ersten acht Monaten
des Jahres wurden bislang insgesamt
4.925.553 t umgeschlagen. Das
entspricht einer Steigerung im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum um 295.897 t
(+6,39 %).
Gegenüber dem Vorjahresmonat entwickelte
sich die Gütergruppe Feste mineralische
Brennstoffe mit einer Steigerung
von 113.501 t (+90,72 %) auf insgesamt
238.612 t positiv. Rückläufig entwickelte
sich insbesondere der Umschlag
in den Gütergruppen Land-, Forstwirtschaftliche
und andere Erzeugnisse
(-86,30 %, -11.072 t) sowie Eisen, Stahl
und NE-Metalle (-69,35 %, -23.286 t).
Der wasserseitige Containerverkehr
lag im August bei insgesamt 31.711 t. Die
Tonnage verringerte sich somit um
32.379 t (-50,52%) von 64.090 t des Vorjahresmonats.
Insgesamt wurden wasserseitig
3.788 TEU geladen und gelöscht.
Dies sind 2.954 TEU (-43,81%) weniger
als im Vorjahrmonat mit 6.742 TEU.
»Das Verkehrsaufkommen des Hafens
Mannheim unterliegt, bedingt durch die
Auswirkungen des Ukrainekriegs und die
Lieferkettenproblematik, derzeit stärkeren
Schwankungen des Marktes«, sagte
Manneheims Hafendirektor Uwe Köhn.
Dennoch entwickle sich das Volumen im
Jahresvergleich stabil.
Der durchschnittliche Wasserstand lag
im Monat August am Rheinpegel Mannheim
bei 1,39 m und somit um 2,68 m
unter dem Durchschnittspegel vom August
2021 mit 4,07 m.
54 Binnenschifffahrt 10 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
AUSBAU IM HAFEN VON ANTWERPEN
Mehr Tiefgang und mehr Platz für Binnenschiffe
Der Hafen Antwerpen-Brügge und PSA
Antwerpen haben grünes Licht für die
Erneuerung der Kaianlagen und des Terminals
am Europa-Terminal gegeben.
Die Arbeiten, die etwa neun Jahre dauern
und in drei Phasen durchgeführt werden
sollen, werden den Angaben zufolge dafür
sorgen, dass die neueste Generation
von Containerschiffen weiterhin Antwerpen
anlaufen kann.
Das Europa-Terminal wurde 1990 als
erster Gezeiten-Containerterminal in
Antwerpen offiziell eingeweiht. Für die
Erneuerung sind rund 335 Mio. € eingeplant.
Der mögliche Tiefgang der Schiffe,
die an der 1.200 m langen Kaikante anlegen
können, wird von 13,5 m auf 16 m
erhöht. Außerdem werden zusätzliche
provisorische Liegeplätze für die Binnenschifffahrt
geschaffen, um den Kunden
einen reibungslosen Service zu garantieren.
Wie die Hafenverantwortlichen weiter
mitteilen, werden außerdem durch Elektrifizierung
und weitere Optimierungen
die CO2-Emissionen pro Container um
50 % gesenkt. Zudem sollen Windturbinen
den Anteil der erneuerbaren
Energien erhöhen.
Die sanierte Kaianlage wird ferner neu
ausgerichtet, um einen ausreichenden
Das Europa-Terminal in Antwerpen wird in drei Phasen erneuert und ausgebaut
Abstand zwischen vorbeifahrenden
Schiffen und dem Terminal zu gewährleisten
und das nahe gelegene Naturschutzgebiet
Galgenschoor zu schützen.
In der Endphase der Arbeiten soll ein
Unterwasserdamm errichtet werden, um
das Naturschutzgebiet zusätzlich zu
schützen und sein Absinken zu verhindern.
Nach einem Ausschreibungsverfahren
wurde der Vertrag für die geplanten
Arbeiten mit einem Industriekonsortium,
bestehend aus vier Auftragnehmern,
geschlossen. Dazu gehören
Artes-Roegiers, Artes-Depret, Herbosch-
Kiere und Bos kalis, teilte die Hafenbehörde
in Antwerpen mit.
© Port of Antwerp
SCHIENENGÜTERVERKEHR
Häfen fordern mehr Geld fürs Schienennetz
Die Ausbaumaßnahmen für den sogenannten
Deutschlandtakt reichen nicht
aus, um den Güterverkehr der Zukunft abzuwickeln.
Zu diesem Ergebnis kommt eine
gemeinsame Studie des Zentralverbands
der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und
der IHK Nord. Laut dieser geht der
Deutschlandtakt, der als Masterplan für
den Bahnausbau in Deutschland gilt, im
Bereich des Schienengüterverkehrs von
unrealistischen Prognosen aus. ZDS und
IHK Nord sind sich einig: Wenn das erklärte
Ziel erreicht werden soll, bis 2040 ein
Viertel aller Güter in Deutschland über die
Schiene zu transportieren, müsse das Netz
mit mehr Geld und schneller ausgebaut
werden. Im Vergleich mit dem Etat für
2022 sind für das kommende Jahr mehr als
0,5 Mrd. €weniger eingeplant. Dies widerspreche
den Absichten, mehr Menschen
und Güter auf die Schiene zu bringen. »Der
große Wettbewerbs- und Nachhaltigkeitsvorteil
der deutschen Seehäfen liegt in den
guten Eisenbahnanbindungen. Für einen
funktionierenden Güterverkehr auf der
Schiene von und zu den Häfen müssen die
Kapazitäten durch gezielte Maßnahmen
wie Flexi-Trassen sowie Effizienzsteigerungen
im System erhöht werden«,
sagt Frank Dreeke, Präsident des ZDS.
Als Ergebnis der Studie werden bis zum
Jahr 2040 zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen
gefordert. Das Gutachten schlägt
zwei Maßnahmenpakete vor: Notwendig
ist die Einrichtung von flexibel nutzbaren
Trassen für den Güterverkehr im Schienennetz
(Flexi-Trassen), um auf übliche
Schwankungen in der Logistik reagieren
zu können. Hierfür sind 24 Einzelmaßnahmen
mit einem Volumen von rund
10 Mrd. € nötig. Für ein reibungsloses
Nebeneinander von Personen- und Güterverkehr
müssen gezielt Kapazitäten erhöht
werden, um einen Domino-Effekt
durch Störungen und Verspätungen zu
vermeiden. Hierfür schlägt das Gutachten
konkret 21 Einzelmaßnahmen mit einem
Investitionsvolumen von 17 Mrd. € vor.
IHK Nord und ZDS fordern eine Erweiterung
des Bundesverkehrswegeplans,
um einen Kollaps des Schienengüterverkehrs
zu verhindern und die Mängel
in den Planungen zum Deutschlandtakt
zu korrigieren. Außerdem sollen die Förderrichtlinien
überarbeitet werden. Weitere
Maßnahmen sollen den Schienengüterverkehr
effizienter und leistungsfähiger
machen: Terminals und örtliche
Anlagen sollen modernisiert und die Digitalisierung
in allen Bereichen vorangetrieben
werden. Diese Bereiche sollen
in die Förderung des Bundes aufgenommen
werden.
Binnenschifffahrt 10 | 2022
55
JOBBÖRSE
30 junge Leute haben sich für einen Berufsweg in der Logistik entschieden
© Greiwing
Wir suchen zwei
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für den Bereich Lübeck Port Authority.
Aufgaben: Arbeitseinsatz auf schwimmenden Geräten in Abstim-
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den Gewässern und an Land.
Bitte bewerben Sie sich bis zum über das
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GREIWING
Ausbildungsstart
Die Greiwing logistics for you GmbH hat in diesem Jahr
30 neue Auszubildende willkommen geheißen. Davon
starten zehn am Standort in Greven, fünfzehn in Duisburg,
jeweils zwei in Burghausen und in Leipheim und
einer in Hamburg.
Der Logistikspezialist bildet folgende Berufe aus:
Fachinformatiker für Systemintegration, Berufskraftfahrer,
Kaufleute für Spedition- und Logistikdienstleistung,
Kaufleute für Büromanagement, Kfz-
Mechatroniker für Nutzfahrzeuge, Fachkräfte für Lagerlogistik
und Fachlagerist. Zudem bietet das Familienunternehmen
seit 2020 auch in Kooperation mit der
Fachhochschule Münster duale Studienplätze in der Informatik
an. »Gute und qualifizierte Mitarbeiter zu finden,
ist eine der größten Herausforderungen in der aktuellen
Zeit. Daher freuen wir uns sehr, dass wir auch
in diesem Jahr wieder zahlreiche Fachkräfte von morgen
ausbilden können«, sagt Berthold Kalthoff, Personalleiter
bei Greiwing.
Engagement zahlt sich aus
Zurzeit beschäftigt der Logistikspezialist über alle
Standorte hinweg 56 Auszubildende. Das Grevener Familienunternehmen
misst eigenen Angaben zufolge der
Ausbildung seit jeher große Bedeutung bei. Die Nachwuchskräfte
erhalten im Alltag praktische Unterstützung
durch Ausbildungspaten, die neben einer zentralen
Ansprechpartnerin den Fachkräften von morgen
mit Rat und Tat zur Seite stehen. »Wir übernehmen alle
Auszubildenden, die engagiert sind und gute Arbeit
leisten«, erklärt Kalthoff. Viele langjährige Mitarbeiter
haben ihre Karriere bei Greiwing mit einer Ausbildung
begonnen. Nach erfolgreichem Abschluss können sich
die Nachwuchskräfte daher nicht nur auf eine Festanstellung
freuen, sondern auch auf gute Chancen, sich zu
entwickeln und aufzusteigen.
31162 Der Binnenschiffer & Ostsee-Zeitung_92x102.indd 1 07.10.22 11:34
56 Binnenschifffahrt 10 | 2022
JOBBÖRSE
© Gebrüder Weiss
GEBRÜDER WEISS
95 Azubis am Start
Der österreichische Logistiker Gebrüder
Weiss ist mit 95 Lehrlingen ins neue Ausbildungsjahr
gestartet. Das Unternehmen
setzt eigenen Angaben zufolge weiter auf
Nachwuchskräfte aus den eigenen Reihen
und erhöht erneut die Zahl seiner
Auszubildenden. 95 junge Frauen und
Männer haben im September ihre Lehre
bei dem Logistiker in Österreich,
Deutschland und der Schweiz begonnen.
In 2021 waren es 90. Und es sollen
noch mehr werden, so Gebrüder
Weiss. Denn rund 20 Lehrstellen sollen
in Österreich und Deutschland zusätzlich
im Laufe des Ausbildungsjahres
2022/23 besetzt werden. »An einigen
Standorten kann eine Lehre auch unter
dem Jahr begonnen werden. Beim Recruiting
flexibel zu agieren und die persönliche
Situation der Bewerberinnen
und Bewerber zu berücksichtigen, ist
uns wichtig und zahlt sich aus«, sagt
Monika Mandl, Leiterin Human Resources
Development bei Gebrüder Weiss.
Bereits im vergangenen Jahr vergab das
Unternehmen zahlreiche Lehrstellen
nachträglich, heißt es.
Derzeit beschäftigt Gebrüder Weiss
262 Lehrlinge an 37 Standorten in der
D-A-CH-Region. Weitere 18 junge Menschen
werden in Serbien und Ungarn
ebenfalls dual ausgebildet.
Die weit überwiegende Zahl der Lehrlinge
wird nach ihrem Abschluss übernommen,
so der Logistiker. Und das sei auch das
Ziel. Daher lege Gebrüder Weiss großen
Wert auf die Qualität der Ausbildung sowie
eine intensive Betreuung der Berufsneulinge.
Dass sich diese Haltung auszahlt,
würden auch Siege bei Lehrlingswettbewerben
– beispielsweise in Österreich
– zeigen, so das Unternehmen abschließend.
Rund 8.000 Mitarbeiter an
180 firmeneigenen Standorten sind bei
Gebrüder Weiss aktuell beschäftigt.
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
57
RECHT
Berufung in Moselschifffahrtssachen
»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK
Die Berufungsbegründungsfrist von 30 Tagen gemäß Art. 37 Abs. 3 Mannheimer Akte in Verbindung mit Art. 34 Abs. 3 des Moselvertrages
ist eine nicht verlängerbare gesetzliche Frist. Eine binnen dieser Frist nicht begründete Berufung ist als unzulässig zurückzuweisen.
Hat das Moselschiffahrtsgericht auf Antrag des Berufungsführers die Berufungsbegründungsfrist verlängert, begründet dies keinen
Vertrauenstatbestand für den Berufungsführer dahingehend, dass diese Verfügung des Moselschiffahrtsgerichtes rechtmäßig und damit
wirksam ist. Trotz Fristverlängerung für das dafür zuständige Gericht erster Instanz bleibt es bei der Unzulässigkeit der Berufung wegen
verspäteter Begründung.
Trotz der Verfügung derFristverlängerung ist ein Wiedereinsetzungsantrag unbegründet, da der Berufungsführer hätte wissen müssen,
dass die Verfügung des Gerichtes erster Instanz unwirksam ist.
Beschluss des Berufungsausschusses der
Moselkommission vom 25. Juli 2022, Az.:
22 Z 2/20 BSchMo (Moselschiffahrtsgericht
St. Goar, Az.: 4 C 10/18 BSchMo),
nicht rechtskräftig.
Die Berufung der Beklagten gegen das
Grundurteil des Amtsgerichts St. Goar –
Moselschifffahrtsgericht – vom 30.01.2020
– 4 C 10/18 BSchMo – wird als unzulässig
verworfen.
Die Kosten des Berufungsverfahrens tragen
die Beklagten.
Der Antrag der Beklagten auf Wiedereinsetzung
in den vorigen Stand wird zurückgewiesen.
Aus den Gründen:
Die Berufung der Beklagten ist entgegen
der Regelung in Art. 34 Abs. 3 des Moselvertrages
in Verbindung mit Art. 37 Abs. 3
der Revidierten Rheinschifffahrtsakte
(MA) nicht innerhalb von 30 Tagen nach
erfolgter Anmeldung der Berufung begründet
worden. Die Berufungsbegründungsfrist
lief am 02.03.2020 ab. Die Begründung
ist aber erst am 26.03.2020 und
damit verspätet beim Moselschifffahrtsgericht
eingegangen. Die Verlängerung
der Berufungsbegründungsfrist durch
das Moselschifffahrtsgericht war offensichtlich
unzulässig und begründet keinen
Vertrauenstatbestand zugunsten der
Berufungsführer. Gern. Art. 37 Abs. 4 MA
gilt die Berufung als nicht eingelegt,
wenn der Berufungsführer die in Abs. 3
genannten Vorschiften nicht eingehalten
hat. Nach Art. 18 der Verfahrensordnung
des Berufungsausschusses der Moselkommission
kann über die Unzulässigkeit
der Berufung ohne mündliche Verhandlung
durch einstimmigen Beschluss im
schriftlichen Verfahren entschieden werden.
Davon hat der Berufungsausschuss
Gebrauch gemacht. Die Entscheidung ist
gerichtskostenfrei. Die außergerichtlichen
Kosten tragen die Beklagten. Die
Festsetzung der außergerichtlichen Kosten
erfolgt gern. Art. 39 MA durch das
Moselschifffahrtsgericht …
1. Bei der Berufungsbegründungfrist von
30 Tagen in Art. 37 Abs. 3 MA in Verbindung
mit Art. 34 Abs. 3 des Moselvertrages
handelt es sich um eine nicht verlängerbare
gesetzliche Frist.
Zwar ist die (Nicht)Verlängerbarkeit der
Berufungsbegründungsfrist nicht ausdrücklich
in Art. 37 Abs. 3 MA erwähnt.
Auch wird die Berufungsbegründungsfrist
nicht als »Notfrist« bezeichnet. Es
liegt aber in Bezug auf die Berufungsbegründungsfrist
ersichtlich keine planwidrige
Regelungslücke vor, die durch ergänzende
Heranziehung der nationalen Vorschriften
für das Ausgangsgericht geschlossen
werden könnte.
Vielmehr wird in Art. 37 Abs. 3 MA gerade
ein Gegensatz aufgebaut zwischen
der gesetzlich bestimmten Berufungsbegründungfrist
einerseits und der richterlich
bestimmten präklusiven Berufungserwiderungsfrist
andererseits. Die Vertragsstaaten
haben also an die Möglichkeit
richterlicher Fristen gedacht, diese
aber für die Berufungs- und Berufungsbegründungsfrist
gerade nicht vorgesehen.
Gesetzliche Fristen sind zudem regelmäßig
nicht verlängerbar, es sei denn
dies ist ausdrücklich vorgesehen. Für die
richterlich bestimmte Berufungserwiderungsfrist
wird die Nichtverlängerbarkeit
verdeutlicht durch die Bezeichnung als
»präklusive« Frist. Nichts deutet darauf
hin, dass demgegenüber gerade die Berufungsbegründungsfrist
verlängerbar
sein soll. Vielmehr spricht die Systematik
der Regelung dagegen. Art. 37 Abs. 2 und
3 MA regeln den Zugang zur Zentralkommission
(entsprechend zur Moselkommission)
umfassend und abschließend.
Die Vorschrift hat nur Bedeutung für diesen
besonderen Instanzenzug in Rheinbzw.
Moselschifffahrtssachen. Soweit für
die Handhabung auf nationale Vorschriften
des erstinstanzlich entscheidenden
Gerichts zurückgegriffen werden kann,
ist dies ausdrücklich in Art. 37 Abs. 2 MA
für die Form der Berufungseinlegung
und die Zustellung geregelt. Für das alternative
Berufungsverfahren vor den
Obergerichten der jeweiligen Anliegerstaaten
ist in Art. 38 Abs. 3 MA vorgesehen,
dass dafür nationale Verfahrensvorschriften
Anwendung finden. Dass ein
solcher Verweis bei der Berufungsbegründungsfrist
fehlt, spricht dafür, dass
die nationalen Vorschriften dafür gerade
nicht ergänzend herangezogen werden
sollen, um eine einheitliche Handhabung
des Zugangs zu der Zentral- bzw. Moselkommission
als internationalen Gerichten
zu gewährleisten. Die Regelungen in
den einzelnen Vertragsstaaten für die Berufungsinstanz
können unterschiedlich
sein und sollen daher ersichtlich für die
Anrufung des Berufungsausschusses
nicht ausschlaggebend sein. Luxemburg
kennt beispielsweise in Zivilsachen nur
eine Berufungs- und keine Berufungsbegründungsfrist,
wobei zusätzliche Gründe
später noch nachgereicht werden können;
in Frankreich kann die dreimonatige
Berufungsbegründungsfrist – außer in
Fällen höherer Gewalt – nicht durch einen
Richter verlängert, sondern allenfalls
verkürzt werden.
Der Berufungsausschuss stimmt insoweit
mit der Auslegung der Vorschrift durch
die Berufungskammer der Zentralkommission
im Urteil vom 08.12.1994 – 317 Z
– 15/94 (ZfB 1995, Sammlung Seite 1517
ff) (so bereits schon im Urteil vom
15.09.1975, 35 Z 2/74 (ZfB 1976, Sammlung
Seite 543 ff), bestätigt zuletzt mit Urteil
vom 28.06.2021, 525 BZ – 4/21, abrufbar
unter: iwt-law.uni-mannheim.de/
az1525-bz-421) überein und macht sich
58 Binnenschifffahrt 10 | 2022 (Sammlung Seite 2781)
RECHT
diese zu eigen. Dabei ist dem Berufungsausschuss
bewusst, dass er nicht an die
Rechtsprechung der Berufungskammer
der Zentralkommission gebunden ist. Er
vollzieht die Auslegung vielmehr aufgrund
eigener Abwägung nach.
Die Berufungsbegründungsfrist von 30
Tagen nach Berufungseinlegung (die ihrerseits
binnen 30 Tagen erfolgen muss)
ist auch nicht so kurz bemessen, dass eine
Begründung in unverlängerter Zeit
unzumutbar und unbillig erscheint und
deshalb der in allen Vertragsstaaten des
Moselvertrags verfassungsrechtlich verankerte
Justizgewährungsanspruch die
Annahme einer ausfüllungsbedürftigen
Regelungslücke gebietet. Der jeweilige
Berufungsführer hat es in der Hand, die
Frist für die Berufungsbegründung auf
60 Tage (30 + 30) auszudehnen, was
grundsätzlich in den meisten Verfahrensordnungen
als ausreichend angesehen
wird. Nach Art. 36 Abs. 1 MA in Verbindung
mit Art. 34 Abs. 3 des Moselvertrages
soll das Verfahren bei den Moselschifffahrtsgerichten
ein möglichst einfaches
und beschleunigtes sein. Gern. Art.
35 Abs. 2 b) des Moselvertrages sind die
Moselschifffahrtsgerichte zuständig in
Zivilsachen zur Entscheidung in »summarischen
Verfahren …». Insofern ist für
den Berufungsführer erwartbar, dass
auch für die Berufungsbegründung im
Verfahren vor dem Berufungsausschuss
der Moselkommission die in Art. 37 Abs.
3 MA bestimmte Frist ohne Verlängerungsmöglichkeit
gelten soll. Dem Berufungsführer
hätte auch freigestanden,
den Instanzenzug zum Rheinschifffahrtsobergericht
in Köln zu wählen, in dessen
Verfahrensordnung die Verlängerungsmöglichkeit
nach § 520 Abs. 2 ZPO gesetzlich
vorgesehen ist.
2. Entgegen der Auffassung des Berufungsführers
folgt aus dem Umstand,
dass das Moselschifffahrtsgericht St. Goar
die Frist zur Berufungsbegründung im
vorliegenden Fall auf seinen Antrag verlängert
hat, auch nicht, dass das Moselschifffahrtsgericht
die Auffassung des
Berufungsführers zur Verlängerungsmöglichkeit
der Berufungsbegründungsfrist
teilt. Vielmehr ist von einer irrtümlich
verfügten Verlängerung auszugehen.
Denn das Moselschifffahrtsgericht St.
Goar ist zugleich Rheinschifffahrtsgericht.
Für die Rheinschifffahrt ist aber
spätestens seit der Entscheidung der
Zentralkommission vom 08.12.1994, 317
Z – 15/94 – höchstrichterlich entschieden,
dass es sich bei der Berufungsbegründungsfrist
nach Art. 37 Abs. 3 MA um eine
»unerstreckbare präklusive Frist« handelt.
Da der Moselvertrag für die Berufung
auf die Vorschriften der Mannheimer
Akte verweist, also für die Berufung
zur Moselkommission dieselben Vorschriften
anzuwenden sind wie für die
Berufung zur Zentralkommission des
Rheins, ist von einem Versehen des Moselschifffahrtsgerichts
auszugehen und
nicht davon, dass es sich gegen die
Rechtsprechung des höheren Gerichts
wenden oder für die Mosel bewusst von
der gefestigten Rechtsprechung der Zentralkommission
abweichen wollte.
Insofern ist die Fristverlängerung durch
das Moselschifffahrtsgericht auch nicht
geeignet, einen Vertrauenstatbestand zu
begründen. Denn es bestand keine unklare
Rechtslage, vielmehr war die Verlängerung
mangels gesetzlicher Grundlage
offensichtlich ausgeschlossen.
Ebenso hat der Berufungsführer keine
Umstände angeführt, aufgrund derer er
eine Fristverlängerung durch das Moselschifffahrtsgericht
erwarten konnte. Er
hat nicht dargelegt, dass dies in anderen
vorangegangenen Verfahren vom Moselschifffahrtsgericht
so gehandhabt und
vom Berufungsgegner und dem Berufungsausschuss
der Moselkommission
nicht beanstandet wurde. Das Vertrauen
in die Verlängerungsfähigkeit der Berufungsbegründungsfrist
gem. Art. 37 Abs.
3 MA ist auch nicht erst erschüttert, wenn
die Moselkommission diese aufgrund eigener
Entscheidung verneint. Vielmehr
bestätigen sämtliche zu Art. 37 Abs. 3 MA
ergangenen Entscheidungen (bis auf eine
Ausnahme, von der die Zentralkommission
für den Rhein aber bereits 1994
wieder abgerückt ist) und die Kommentarliteratur
zu Art. 37 MA, dass es sich bei
der Berufungsbegründungsfrist um eine
nicht verlängerbare Frist handelt, die
strikt einzuhalten ist (vgl. Berufungskammer
der Zentralkommission für die
Rheinschifffahrt, Urteil vom 28.06.2021,
525 BZ – 4/21, abrufbar unter: iwt-law.
uni-mannheim.de/az1525-bz-421; Urteil
vom 08.12.1994, 317 Z –15/94, juris Rn.
109 ff. (ZfB 1995, Sammlung Seite 1517
ff); Urteil vom 24.03.1994, 300 Z – 12/93,
ZfB Heft 12, S. 99 (= ZfB 1994, Sammlung
Seite 1478 ff); Urteil vom 15.09.1975, 35 Z
– 2/94, ZfB 1976, 255 = Sammlung Seite
543; v. Waldstein/Holland, Binnenschifffahrtsrecht,
5. Aufl. 2007 zu Art. 37–38
MA Rn. 29). Soweit ersichtlich wird daran
auch keine Kritik geübt, die eine andere
Entscheidung der Moselkommission erwartbar
gemacht hätte.
3. Der Antrag des Berufungsführers auf
Wiedereinsetzung in die Berufungsbegründungsfrist
gem. § 233 ff. ZPO wird
zurückgewiesen.
a) Der Berufungsausschuss ist für die Entscheidung
zuständig, nachdem das Moselschifffahrtsgericht
die Akten mit Verfügung
vom 14.04.2020 geschlossen und
die Akten zur Entscheidung über die Berufung
an die Moselkommission übersandt
hat (Art. 37 Abs. 3 MA i.V.m. Art. 34
Abs. 3 des Moselvertrages).
b) Die Fristversäumung war nach den vorgenannten
Erwägungen nicht unverschuldet.
Eine unklare Rechtslage war
nicht gegeben. Die Verlängerung der Berufungsbegründungsfrist
ist gesetzlich
nicht vorgesehen. Auffassungen, die entgegen
der gefestigten Rechtsprechung
der Zentralkommission und der Kommentarliteratur
eine Regelungslücke bejahen
und von einer Verlängerbarkeit ausgehen,
sind nicht ersichtlich. Dem Prozessbevollmächtigten
des Berufungsführers
hätten die gegen seine Einschätzung
sprechende gefestigte Rechtsprechung
und die einschlägige Kommentarliteratur
bekannt sein müssen. Zumindest hätte er
Zweifel an der Verlängerungsmöglichkeit
haben und sich vergewissern müssen.
Wäre ihm dann vor Ablauf der Berufungsbegründungsfrist
eine falsche Auskunft
erteilt worden, wäre das Verschulden
möglicherweise anders zu beurteilen.
Hier konnte der am Tag des Ablaufs der
Frist gestellte Antrag und dessen Stattgabe
aber keine vertrauensfördernde Wirkung
mehr entfalten. Entsprechendes
trägt der Antragsteller auch nicht vor. Der
Berufungsführer muss sich das Verschulden
des Prozessbevollmächtigten zurechnen
lassen.
Anmerkung:
Mitgeteilt durch Rechtsanwalt
Fink v.Waldstein, Mannheim
Die vorstehend wiedergegebene Begründung
des Beschlusses ist in rechtlicher
Hinsicht wenig überzeugend, sie wirft eine
Reihe von Fragen auf.
Zunächst ist es richtig, dass nach wechselhafter
Rechtsprechung in Rheinschifffahrtsachen
seit 1995 die Berufungsbegründungsfrist
gemäß Art. 37 Abs. 3
Mannheimer Akte als eine nicht verlängerbare
Frist angesehen wird und dass
(was im vorliegenden Fall keine Rolle gespielt
hat) nur der Austausch von Berufungsbegründung
und Berufungserwiderung
und nicht der Austausch von weiteren
Schriftsätzen, zulässig ist (siehe dazu
ZfB 1997, Sammlung Seite 1646 ff). In der
grundlegenden Entscheidung der Berufungskammer
der Rheinzentralkommission
vom 8. Dezember 1994 ist seinerzeit
die Berufung trotz erheblicher Überschreitung
der Berufungsbegründungsfrist
nicht als unzulässig verworfen, sondern
als zulässig angesehen und die Sache
materiellrechtlich entschieden worden.
Wörtlich heißt es in dieser Entscheidung:
»Indessen sollen im vorliegenden Rechtsstreit
die Parteien keinen Nachteil dadurch
erleiden, dass sie auf die vom
Rheinschifffahrtsrichter gewährte Verlängerung
der Berufungsbegründungsfrist
vertraut haben. Auch war für sie nicht vo-
(Sammlung Seite 2782)
Binnenschifffahrt 10 | 2022 59
RECHT
rauszusehen, dass die Berufungskammer
zu der strengen Interpretation von Artikel
37 der revidierten Rheinschifffahrtsakte
zurückkehrt. Es erscheint daher billig, der
Klägerin und den Beklagten zu 1 und 2
Nachsicht hinsichtlich der verspäteten
Einreichung der schriftlichen Rechtfertigung
ihrer Berufung zu gewähren und
diese nicht als verspätet zu behandeln.«
(ZfB 1995, Sammlung Seite 1517 ff, 1519
r.Sp.; so auch schon 1975, ZfB 1976,
Sammlung Seite 543 ff, 544 l.Sp.)
Die Berufungskammer der Rheinzentralkommission
hatte der richterlichen Fristverlängerung
einen Vertrauenstatbestand
zugebilligt und im Hinblick auf die akute
Änderung der Rechtsprechung der Berufungskammer
gegenüber dem Berufungskläger
hinsichtlich seiner Fristsäumnis
Nachsicht entgegengebracht. Eine
menschlich und juristisch weise Entscheidung.
Dennoch dürfte für Rheinschifffahrtssachen
heute jedenfalls gelten,
dass man gegenüber Unkenntnis hinsichtlich
der nicht Verlängerbarkeit der
Frist keine Nachsicht mehr üben muss,
der Vertrauensschutz der erstrichterlichen
Entscheidung dagegen dürfte nach wie
vor Geltung haben. Dieser Teil der Straßburger
Entscheidung hat aber auch nicht
unerhebliche Bedeutung für den vorliegenden
Fall:
Für Moselschifffahrtssachen gilt die
Rechtsauffassung der Berufungskammer
in Straßburg nicht als unmittelbar geltendes
Recht, sondern allenfalls in analoger
Anwendung, nämlich auf Moselschifffahrtssachen
und damit auf die verweisende
Verfahrensvorschrift des Art. 30
Abs. 3 des Moselvertrags. Eine solche
Analogie ist naheliegend, aber nicht
zwingend. Deshalb war es für den Berufungsführer
eine überraschende jedenfalls
nicht klar vorherzusehende Entscheidung,
dass die Berufungskammer
der Moselkommission die Rechtsprechung
der Berufungskammer der Rheinzentralkommission
in Rheinschifffahrtssachen
analog auch auf Moselschifffahrtssachen
anwendet. Überraschend
war auch, dass die Moselkommission,
anders als die Berufungskammer der
Rheinzentralkommission der erstrichterlichen
Fristverlängerung keinen Vertrauensschutz
zugesprochen hat. Immerhin
lag mit der Verfügung des Moselschiffahrtsgerichtes
(Verlängerung der Berufungsbegründungsfrist)
eine klare und
eindeutige Entscheidung des dafür zuständigen
Gerichtes über die Fristverlängerung
vorlag. Warum die Berufungskammer
hier einen Irrtum des Moselschiffahrtsgerichtes
unterstellt, erschließt
sich dem Unterzeichner nicht. Es
ist doch sehr fernliegend anzunehmen,
dass das Moselschiffahrtsgericht die Frist
gar nicht verlängern wollte und/oder sich
über seine eigene Rechtsmeinung deutlich
zum Ausdruck gebracht in der Verfügung
irrt. Verfügungen eines Gerichtes
dürften wohl immer ernst gemeint und
von der Überzeugung des Gerichtes getragen
sein. Daraus kann man also
schließen, dass das Moselschiffahrtsgericht
jedenfalls der Auffassung war, dass
in Moselschifffahrtssachen die Frist verlängerbare
sei. Wenn aber die Verfügung
des Moselschiffahrtsgerichtes den
Rechtsschein der Ernstlichkeit und Richtigkeit
in sich trägt, dann darf ein Beschwerdeführer
darauf natürlich vertrauen.
Wenn das zuständige Gericht nicht
richtigerweise über eine Fristverlängerung
entscheiden kann, wer dann?
Die Weisheit, die die Richter aus Straßburg
hinsichtlich der Mannheimer Akte
an den Tag gelegt haben, hätte nach Einschätzung
des Unterzeichners auch im
vorliegenden Fall dazu führen müssen,
dass die Berufungskammer der Moselkommission
zwar ihre Rechtsauffassung
darlegt, für den ersten hinsichtlich dieser
Frage entschiedenen Rechtsfall aber das
Überraschungsmoment und den Vertrauensschutz
bejaht und das objektive Versäumnis
der Berufungsfrist nicht zum Anlass
genommen hätte, die Berufung als
unzulässig zurückzuweisen.
Die Berufungsführer haben die Entscheidung
der Berufungskammer der Moselkommission
mit dem Rechtsmittel der
Beschwerde nach Art. 34 III Moselvertrag
iVm Art 45 I Mannheimer Akte angegriffen,
über die noch nicht entschieden ist.
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64 Binnenschifffahrt 10 | 2022
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Binnenschifffahrt 10 | 2022
65
BDS
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746–377 | Fax –569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de
Stand europäischer Besatzungsregelungen
Die Ausarbeitung von Standards für einheitliche
europäische Besatzungsregelungen
ist die Aufgabe von CESNI/QP
und der Unterarbeitsgruppe CESNI/QP/
Crew. Nachdem CESNI im Oktober 2021
den von CESNI/QP/Crew erarbeiteten
Entwurf eines Fahrplans für Europäische
Besatzungsvorschriften angenommen hatte,
fand im Dezember 2021 eine Anhörung
des Gewerbes (sector consultation) statt.
Auf Basis der Roadmap und der in der
Konsultation gewonnenen Erkenntnisse
wird nun seit Januar 2022 intensiv am
Entwurf für europäische Besatzungsvorschriften
gearbeitet. Im Dezember ist eine
erneute sector consultation geplant.
Ausgangspunkt der derzeitigen Diskussionen
sind die Besatzungsregelungen
der RheinSchPersV. Das heißt, auf dieser
Basis wird geprüft, was modernisiert
werden muss oder flexibler werden sollte
und welche Elemente sich so gut bewährt
haben, dass sie auch in eine neue Besatzungsordnung
Eingang finden sollten.
Betriebsformen
Nach unserer Auffassung, die auch durch
die Gewerbeanhörung im vergangenen
Jahr bestärkt wurde, sind ein solches Element
die Betriebsformen. Die meisten
Unternehmen, die mit festen Besatzungen
arbeiten, kommen hiermit gut
zurecht. Das gilt aber nicht nur für den
Unternehmer, sondern auch für die angestellten
Besatzungsmitglieder und die
kontrollierenden Behörden. Betriebsformen
sind eine verlässliche Bezugsgröße,
um zu bestimmen, wie viele Besatzungsmitglieder
mit welcher Qualifikation
während der Fahrt an Bord sein müssen,
um einen sicheren Schiffsverkehr zu
gewährleisten.
Zusätzlich zu den Betriebsformen
könnte man eine Alternative vorsehen,
indem man zum Beispiel für Unternehmen,
die Personal flexibel einsetzen
möchten, oder Unternehmen mit speziellen
Arbeitskonzepten unter bestimmten
Voraussetzungen die Festlegung der
Mindestbesatzung ohne den Bezug zu einer
Betriebsform ermöglicht.
Auszubildende und Decksleute
Ein wichtiges Anliegen ist, die Einbindung
von Auszubildenden und
Decksleuten in die Mindestbesatzung zu
verbessern. Durch die Vorgaben der Befähigungsrichtlinie,
die entsprechenden
Regelungen in der BinSchPersV und die
geänderten Berufsausbildungsordnungen
wurden die Berufsausbildung attraktiver
gestaltet und die Qualifizierungsmöglichkeiten
für Quereinsteiger
auch in Deutschland deutlich verbessert.
Das sollte durch entsprechende Besatzungsvorschriften
unterstützt werden.
Alleinfahrt
In den Niederlanden, Belgien und Frankreich
ist auf nationalen Gewässern unter
bestimmten Voraussetzungen auf Schiffen
unter 55 m Länge die sog. Alleinfahrt
zulässig. Auch in Deutschland gibt es das,
auf einigen Bunkerbooten zum Beispiel
oder auch auf manchen Landesgewässern.
Im Augenblick wird diskutiert,
ob und unter welchen Voraussetzungen
die Alleinfahrt auch im Rahmen
europäischer Besatzungsregelungen zulässig
sein soll. Eine generelle, für alle
gleiche Ausnahmeregelung in den europäischen
Vorschriften scheint schwierig,
da die Gegebenheiten in den einzelnen
Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich
sind. Da bietet es sich eher an, den Mitgliedstaaten
die Möglichkeit von Ausnahmeregelungen
einzuräumen.
Verpflichtende Ruhetage
Ein schwieriger Punkt in der Diskussion
ist die Frage, ob auch für den Selbstständigen
eine Mindestanzahl von verpflichtenden
Ruhetagen eingeführt werden
soll. Bisher gibt es so etwas nicht,
denn die RheinSchPersV und auch die
nationalen Besatzungsordnungen enthalten
für jedes Besatzungsmitglied, also
auch den Selbstständigen, tägliche Ruhezeiten,
aber keine Ruhetage.
Für Arbeitnehmer ergeben sich die vorgeschriebenen
Ruhetage aus den Arbeitszeitvorschriften,
für Selbstständige ist bisher
noch niemand auf die Idee gekommen,
Ruhetage vorzuschreiben.
Theoretisch könnte im Augenblick ein
Selbstständiger 365 Tage im Jahr, 14 Stunden
täglich sein Schiff fahren. Das klingt
abenteuerlich, aber das macht doch niemand
und auch bei den Selbstständigen
kommen – ohne gesetzliche Regelung –
genügend Ruhetage zusammen.
Wir sind daher der Auffassung, dass
man diese Frage auch weiterhin in der
Verantwortung des Selbstständigen belassen
könnte, der im wohlverstandenen
Eigeninteresse weder seine eigene Sicherheit
und die seiner Besatzung – oftmals
Familienmitglieder – noch sein unternehmerisches
Kapital gefährden wird. Es
sieht aber so aus, als müsste heute jeder
kleine Freiraum einer gesetzlichen Regelung
zugeführt werden!
Mindestbesatzung
Es gibt verschiedene Situationen, in denen
es üblich ist, dass die Mindestbesatzung
zumindest nicht vollständig an
Bord ist und der Schiffsführer dennoch
kurzzeitig das Schiff bewegt. Für viele Besatzungsmitglieder
ist es z.B. selbstverständlich,
dass sie – wenn sie beim Laden
und Löschen nicht gebraucht werden –
an Land gehen. Wenn der Schiffsführer
dann verholen muss oder ein Stück weiter
zur nächsten Löschstelle fährt oder
seinen Löschplatz kurzzeitig räumen
muss, weil ein anderes Schiff vorgezogen
wird, wenn das Auto abgesetzt oder das
Schiff an der Liegestelle bewegt wird,
müsste künftig immer die vollständige
Mindestbesatzung an Bord sein, wenn
man keine angemessenen Ausnahmeregelungen
findet. Dies wird voraussichtlich
auch eines der Themen für die sector
consulatation sein.
66 Binnenschifffahrt 10 | 2022
IMPRESSUM
Fortführung der
Binnenschiffahrt
und Wasserstraßen
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg
Moselkommission, Trier
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg
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Ball der Schifffahrt .................................................................................. 13
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B. Dettmer Reederei ................................................................................. 9
DTG – Deutsche Transportgenossenschaft ........................................... 7
E&M Engel & Meier ............................................................................... 36
Fischer Panda GmbH ............................................................................. 24
Haeger & Schmidt Logistics GmbH ..................................................... 11
HATZ Motorenfabrik GmbH & Co. KG .............................................. 30
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH ............................................... 17
Hoyer Marine GmbH ......................................................................... Titel
International Farbenwerke GmbH ....................................................... 35
Internationales Maritimes Museum Hamburg ................................... 58
Kadlec & Brödlin GmbH ....................................................................... 19
Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH ...................................................... 54
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ..................................... U2, 39, 51
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ................................................ 42
Ostfriesische Volksbank eG ................................................................... 15
Podszuck GmbH ..................................................................................... 21
RheinCargo GmbH & Co. KG .............................................................. 20
ScanDiesel GmbH ..................................................................................... 3
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG .................................... 31
Shell Deutschland Oil GmbH .............................................................. U4
Schiffswerft Bolle GmbH ....................................................................... 27
TS Hornha ............................................................................................... 55
TS Navi ..................................................................................................... 55
Volvo Penta Central Europe GmbH ..................................................... 25
Werft Malz GmbH .................................................................................... 6
Wessels GmbH ........................................................................................ 36
Wittig GmbH ............................................................................................. 5
Herausgeber
Prof. Peter Tamm †
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,
Geschäftsführung
Peter Tamm
Redaktion
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)
Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de
Redakteur: Felix Selzer (fs)
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Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)
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Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)
Josef Müller (jom, Österreich)
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)
Redaktionsbeirat
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und
Wasserstraßen e.V., Duisburg;
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen
Binnenschiffahrt e.V.;
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.
Redaktionsvorbehalt
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vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm
oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert werden.
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