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AUSGABE 47 19. November 2022 € 4,90 EUROPEAN MAGAZINE AWA R D WINNER 2022 POLITICS & SOCIETY /// INFOGRAPHIC
Scott
Galloway
Was der Google-Kritiker
über den Absturz
von Big Tech denkt
Yotam
Ottolenghi
Das Weihnachtsmenü
des angesagtesten
Kochs der Welt
FOCUS-LISTE
Wo die Preise
steigen,
wo sie fallen
IMMOBILIEN-KRISE
AUS DAS HAUS
Teure Kredite, explodierende Kosten, Crashgefahr:
Wer kann sich den Traum vom Eigenheim noch leisten?
Alle FOCUS-Titel to go.
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E-PAPER LESEN:
19. November 2022 | #46
Herausgegeben von Ulrich Deppendorf und Ursula Münch
EDITORIAL
Gesucht: ein Klima für mehr Realismus
Von Robert Schneider, Chefredakteur
Foto: Peter Rigaud/FOCUS-Magazin
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
seit dieser Woche leben, wenn sich die
Vereinten Nationen nicht verrechnet
haben, acht Milliarden Menschen auf der
Erde. Dahinter verbirgt sich eine wuchtige
Realität, die spürbar wird, wenn man
sich klarmacht, dass wir über eine Zahl
mit neun Nullen reden: 8 000 000 000. Das
sind 8000 Millionen Menschen oder 100-
mal die Bevölkerung Deutschlands. Und
jede halbe Sekunde kommt ein neuer
Erdenbürger hinzu, während die Älteren
dank besserer Medizin und Versorgung
in vielen Teilen der Welt immer
älter werden.
Um die alles sprengende Kraft dieser
Dynamik zu begreifen, lohnt ein Blick
zurück: Zur Geburt von Jesus von Nazareth
gab es gerade einmal um die 300 Millionen
Menschen. Bis zur ersten Mil liarde
dauerte es bis ins Jahr 1804, doch schon
1927 waren es zwei Milliarden, 1960 bereits
drei Milliarden und nur 14 Jahre
später vier Milliarden. 2011 wurde die
Sieben-Milliarden-Grenze übersprungen,
und seit vergangenem Dienstag leben
nun mehr als acht Milliarden Menschen
gleichzeitig auf unserem Planeten. Von
300 Millionen auf eine Milliarde dauerte
es mehr als 1800 Jahre, von sieben auf
acht Milliarden vergingen gerade einmal
elf Jahre.
Laut Altem Testament erteilt Gott in der
Genesis den Menschen die Order: „Seid
fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde
und unterwerft sie und waltet über die
Fische des Meeres, über die Vögel des
Himmels und über alle Tiere, die auf
der Erde kriechen.“ Den „Auftrag“ hat
die Menschheit gründlich erledigt. Da
können wir jetzt schon „mission accomplished“
melden; im Blick schon den
neunmilliardsten Erdenbürger, der 2037
geboren wird. Doch schon lange herrscht
in der Menschheit kein Jubel mehr über
die eigene Vermehrung. Die bange Frage
lautet vielmehr: Wie viele von uns hält
das Ökosystem Erde aus?
Acht Milliarden Menschen, das sind
acht Milliarden Träume, Wünsche und
Sehnsüchte – nach Erfolg, nach Wohlstand,
nach Mobilität, nach einem guten
Leben. Ein gutes Leben gibt es aber nur
auf einem gesunden Planeten.
Beim Klimaschutz geht es bekanntlich
darum, den menschengemachten globalen
Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius
zu begrenzen, gerechnet vom Beginn
der Industrialisierung (1850–1900) bis
zum Jahr 2100. Zur Erinnerung: 1850 lebten
gerade einmal etwas mehr als eine
Milliarde Menschen auf der Erde, 2100
werden es mindestens zehn Milliarden
sein. Mich überrascht nicht, dass Wissenschaftler
der University of Washington
schon 2017 zu dem Ergebnis kamen, dass
unter Berücksichtigung auch des Bevölkerungswachstums
die Wahrscheinlichkeit,
die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten,
bei nur einem Prozent liegt. Selbst drei
Grad seien wahrscheinlicher als zwei
Grad, aber auch fünf Grad seien möglich.
Was ich damit sagen will: Die Begrenzung
der Erderwärmung auf 1,5 Grad bei
einer Verzehnfachung der Erdbevölkerung
kann man vergessen. Auch der Expertenrat
der Bundesregierung für Klimafragen
glaubt nicht daran, dass Deutschland es
schafft, bis 2030 den Ausstoß an Treibhausgasen
um 65 Prozent gegenüber 1990
zu senken. Denn dafür sei in der Industrie
eine zehnfache und beim Verkehr
eine vierzehnfache Minderung der Treibhausgase
pro Jahr erforderlich. Das wird
schon deshalb schwierig, weil wir gerade
verstärkt Kohlekraftwerke ans Netz brin-
DER HAUPTSTADTBRIEF
Entscheidend ist
neben dem Platz
Was der Fußball über die politische Formkurve Deutschlands verrät
Von Eckhard Jesse Seite 2
Mehr Politik
DER HAUPTSTADTBRIEF
erscheint nun digital.
Lesen Sie kostenlos die
aktuelle Ausgabe – den
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am Ende des Inhaltsverzeichnisses
gen, um das fehlende Erdgas aus Russland
auszugleichen. Nach einer Studie des Verbandes
der Chemischen Industrie (VCI)
wird für das Ziel der Klimaneutralität der
Bedarf der Branche an grünem Strom in
den kommenden rund zehn Jahren auf
628 Terawattstunden steigen. Zum Vergleich:
Das wäre mehr als der derzeitige
gesamte deutsche Stromverbrauch!
Nur zur Klarheit: Dies ist kein Plädoyer
gegen Umwelt- und Klimaschutz, im
Gegenteil. Aber es ist ein entschiedenes
Plädoyer für realistische Ziele und mehr
Realpolitik im Umwelt- und Klimaschutz.
Es hat aus meiner Sicht keinen Sinn,
wenn jede Bundesregierung immer strengere
Grenzwerte und immer engere Zeitpläne
für deren Umsetzung unabhängig
von allen Gegebenheiten beschließt. Diese
Politik aus dem deutschen Wolkenkuckucksheim
bringt uns beim Klimaschutz
nicht weiter. Klimaschutzpläne
ohne China und Indien schützen nur Parteiprogramme,
aber nicht das Weltklima.
Und wir brauchen Antworten darauf, dass
das seit gut einem Jahrhundert steile
Bevölkerungswachstum in den kommenden
Jahrzehnten nicht zu stoppen sein
wird. Die vielleicht bitterste Konsequenz
lautet: Wir sollten uns darauf vorbereiten,
dass die Erderwärmung nicht überoptimistischen
Modellen folgt.
Bei aller Ungewissheit über kommende
Entwicklungen bin ich mir einer Sache
gewiss: Nicht Mega-Planungen aus den
Schubladen politischer Parteien oder
Regierungen werden den Klimawandel
steuern, sondern der menschliche Erfindungs-
und Unternehmergeist sowie
unsere kollektive Vernunft. Entschieden
wichtiger als Aktivisten sind Ingenieure,
wenn unsere Erde acht, neun oder sogar
zehn Milliarden Menschen verkraften soll.
Herzlich Ihr
FOCUS 47/2022 3
Ausbauprojekt
Deutschland will
eine schnelle
Energiewende.
Dafür fehlen aber
Stromquellen
und Trassen
Seite 30
Problemkind
Nicht nur Elon
Musk muss Kosten
senken, auch
bei Facebook und
Amazon wird massenhaft
entlassen
Seite 24
Gitarrengott
Der wildeste Sound
von Woodstock:
Nächste Woche
wäre Jimi Hendrix
80 geworden
Seite 82
Weihnachtsbraten
Funky Food zum
Fest: Yotam Ottolenghi
serviert
Truthahn mit Ananas
und Bourbon
Seite 103
Charakterkopf
Meister der menschlichen
Abgründe:
Hollywoodstar
John Malkovich über
Ruhm und Geld
Seite 88
WM-Unikate Für das Turnier in Katar fertigt Adidas neue Schuhe an Seite 62
4 FOCUS 47/2022
INHALT NR. 47 | 19. NOVEMBER 2022
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Titelthema
Wissen
70 Der Speck muss weg
Etwa eine Million Kinder sind hierzulande
übergewichtig. In einer Münchner
Klinik kämpfen sie gegen ihre Kilos
78 „Aus der Krise etwas machen“
Philosoph Wilhelm Schmid sieht in
Energienot und Sparzwängen eine Chance
FORD
E-TRANSIT
48 Mein Haus, mein Kredit,
mein Problem
Die Preise für Immobilien sinken leicht,
doch Kredite werden extrem teuer.
Platzt der Traum vom Eigenheim?
52 FOCUS-Liste: Immobilienpreise
Wo sich das Kaufen lohnt
81 Versteckte Galaxien
Astronomen blicken hinter die Milchstraße
Kultur
82 Gott wird 80
Jimi Hendrix’ Einfluss ist bis heute ungebrochen.
Eine Hommage zum Geburtstag
54 Comeback des Bausparens
Die Zinsen sorgen für einen Boom bei Sparverträgen.
Was Verbraucher wissen sollten
86 Die schönsten Nebensachen
Alternativprogramm zur Fußball-WM: die
besten Bücher, Filme und Alben der Woche
Titel: Shutterstock
Fotos: C.Charisius/dpa, instagram.com/elonmuskoffiicial, Ed Caraeff/Iconic Images, Louise Hagger/Photography, Emily Kydd/
Food Styling, Jennifer Kay/Prop Styling, Katy Gilhooly/Food Stylist Assistant, Rii Schroer/eyevine/laif
Agenda
24 Die Web-Wirtschaftskrise
Bestsellerautor Scott Galloway erklärt den
dramatischen Absturz der mächtigsten Konzerne
der Welt. Was ist los im Silicon Valley?
Politik
30 Es werde Licht
Wie schlecht steht es um Deutschlands
Stromnetz? Eine Reise entlang der Leitungen
35 Politischer Datenstrudel
Dreyer besucht MAN, Özdemir macht
Yoga und Hummels entschuldigt sich
36 Zweikampf um Berlin
Die Chaos-Wahl 2021 war ungültig. Jetzt
muss Franziska Giffey um ihr Amt bangen
40 Deutschlands Missverständnis
Der Historiker Heinrich August Winkler
plädiert für neue Allianzen in Europa
44 Der letzte Widerstandskämpfer
Die Taliban verwandeln Afghanistan in einen
Hort des Terrors, warnt Ahmed Massud
46 Risikomanagement in der Krise
Ein Versicherungsexperte erklärt
den richtigen Umgang mit Gefahren
Wirtschaft
56 Revolution auf dem Gleis
Das Schienen-Taxi von Monocab soll für
bessere Anbindungen auf dem Land sorgen
62 Vor der Einwechslung
Ausgerechnet zur WM steckt Adidas
in der Krise. Gelingt dem neuen Chef der
Strategiewechsel? Eine Spurensuche
68 Geldmarkt
88 Being John Malkovich
Wie der Hollywoodstar einmal viel Geld
verlor – und was er dem Nachwuchs rät
Leben
98 Ein Abend mit Yotam Ottolenghi
Der Koch erzählt beim FOCUS Inner Circle
von Funky Food und frittierten Krokodilen
103 Das Weihnachtsmenü
Ottolenghis beschwipster Truthahn
106 Der Neue aus Hiroshima
Mit dem CX-60 e-Skyactiv PHEV präsentiert
Mazda sein leistungsstärkstes Auto
Rubriken
3 Editorial
8 Kolumne von
Jan Fleischhauer
11 Nachrichten
12 Fotos der Woche
18 Grafik der Woche
WM-Stadien
20 Menschen
80 Wir müssen reden
Titelthemen sind rot markiert
DER HAUPTSTADTBRIEF
87 Mein Salon
92 Bestseller
92 Impressum
108 Leserbriefe
110 Nachrufe
110 Servicenummern
112 Die Einflussreichen
114 Tagebuch
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Der Hauptstadtbrief für FOCUS-Leser
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noch mehr Analysen zur
aktuellen Politik. Scannen Sie
dazu einfach diesen QR-Code.
Vollelektrische Hochleistung.
38 Ein Erfolgsmodell wird elektrisch.
Der Ford E-Transit ist das erste
vollelektrische Nutzfahrzeug von Ford.
38 Allzeit bereit dank DC-Schnellladung.
Erfahren Sie, wie schnell der Akku des
Ford E-Transit auflädt.
39 Fährt und fährt und fährt.
Die hohe elektrische Reichweite des
Ford E-Transit ist eine seiner Stärken.
39 Ausgezeichnete Sicherheit.
Der hohe Sicherheitsstandard wurde
von Euro NCAP ausgezeichnet.
39 Noch mehr Vorteile mit Ford Pro .
Entdecken Sie die Highlights des neuen
Vertriebs- und Serviceangebots von Ford.
AGENDA
Wahrzeichen
Über die San Francisco Bay
Bridge führt der schnellste
Weg ins Silicon Valley.
Täglich überqueren 274 000
Fahrzeuge die Brücke
Das Silicon Valley im Süden
San Franciscos ist der Ort, wo
die Tech-Revolution ihren
Ursprung hatte. Genies wie
Steve Jobs bauten ihre Unternehmen
dort auf. Mit den Jahren stiegen
die Mieten in der Stadt in absurde
Höhen. Von der einstigen
Hippie-Kultur blieb nicht viel
24 FOCUS 47/2022
SILICON VALLEY
Die Web-Wirtschaftskrise
In kalifornischen Garagen entstanden die mächtigsten
Konzerne der Geschichte. Google, Facebook, Apple
und Amazon veränderten die Welt und machten
ihre Gründer reich. Doch das Silicon Valley erlebt eine
Zeitenwende: historische Kurseinbrüche, Massenentlassungen
und Chaos. Was ist passiert?
Foto: Brittany Hosea-Small/AFP/Getty Images
TEXT VON SCOTT GALLOWAY
25
WIRTSCHAFT
In Schieflage
Die Folgen von Krieg und
Inflation machen sich
auch am Immobilienmarkt
bemerkbar. Wer
dennoch kaufen will,
muss genau rechnen
Mein Haus,
mein Kredit,
meine Sorgen
Die Immobilienpreise fallen – doch Verbraucher
profitieren kaum. Im Gegenteil. Darlehen
werden so teuer, dass viele sie sich nicht mehr
leisten können. Platzt der Traum vom Eigenheim?
TEXT VON VON FELIX HECK, CARLA NEUHAUS,
LARA WERNIG UND MATTHIAS KOWALSKI
48 FOCUS 47/2022
TITEL
A
Mit Weitblick
Ilja und Volha Lukin haben ihr
Haus in Dortmund noch gerade
rechtzeitig gekauft. Wenig
später hätten sie es sich aufgrund
der steigenden Zinsen
nicht mehr leisten können
Foto: Maximilian Mann für FOCUS-Magazin
Als Sina Zielke die Tür zum Garten öffnet,
schießt Labrador Joshi an ihr vorbei
und tobt durchs Laub. „Die Lage ist ein
Traum für Familien und Hundehalter“,
sagt die 41-Jährige. Das Haus mit der
weißen Fassade und den blauen Fensterläden
liegt im Südwesten Berlins. Doch
von Großstadt merkt man hier nichts. Der
Blick vom Garten fällt auf den angrenzenden
Wald, vereinzelt sind Spaziergänger
zu sehen. Ein paar Gehminuten entfernt
liegt ein See.
Mit dem Kauf des Hauses hat sich Zielke
vor zehn Jahren einen Traum erfüllt.
Seitdem wohnt die gebürtige Berlinerin
hier mit ihren zwei Kindern und Hund
Joshi. Vorher ist sie innerhalb der Hauptstadt
mehrmals umgezogen. Als sie dann
aber das Haus am Waldrand besichtigte,
war klar: „Hier kann ich zur Ruhe kommen,
obwohl es Berlin ist.“ Ein Happy
End also? Mitnichten. Denn obwohl Zielke
an ihrem Haus hängt, will sie es verkaufen.
So schnell wie möglich.
Eine Vernunftentscheidung sei das,
sagt sie. Ihr Haus steht unter Denkmalschutz,
es energetisch umzurüsten wäre
aufwendig und teuer. Schon jetzt ist ihre
Gasrechnung massiv gestiegen. Und
altersgerecht umbauen lässt sich ihr Heim
auch nicht. Dass Zielke bei der Entscheidung
auf ihren Kopf hört statt auf den
Bauch, hat mit ihrem Job zu tun. Sie ist
Maklerin und weiß: Wenn sie verkaufen
will, dann jetzt.
Selbst in Großstädten fallen die Preise
Denn am Immobilienmarkt passiert gerade
etwas, was noch vor einem Jahr undenkbar
schien. Häuser, die früher innerhalb
weniger Tage weg gewesen wären, werden
auf einmal auch Monate später noch
zum Verkauf angeboten – teils mit kräftigen
Abschlägen. Selbst in Großstädten
wie Hamburg, Frankfurt und Stuttgart fallen
die Preise. Eine Auswertung von
49
Ottolenghis Weihnachtsmenü
KOLUMNE
Folge 193: Entspannte Köche planen langfristig, meint Yotam Ottolenghi. Die Feiertage kommen
ja erfahrungsgemäß immer früher, als man denkt. In diesem Sinne: eine wunderbare Adventszeit!
DAS HAUPT-
GERICHT:
KLASSISCH,
ABER FUNKY
STATT
KLÖSSEN
MANIOK MIT
KORIANDER
STATT
ROTKOHL
BUNTER
MANGOLD
Wenn man eine kleine
Gruppe mit ei -
nem komplexen,
backofenlastigen
Menü bewirten will
und dabei alles so
aussieht (und sich hoffentlich auch
so anfühlt), als würden Sie, der fleißige
Gastgeber, sich bestens amüsieren,
dann ist gute Planung un -
erlässlich. Den Vogel sollten Sie
bald bestellen – wählen Sie einen
aus Freilandhaltung! Am Feiertag
brutzelt er dann die meiste Zeit
allein vor sich hin. Meine kreolische
Zubereitungsart mit Ananas
und Bourbon lässt den Braten
schön saftig bleiben.
Die Tarte zum Dessert können
Sie am Tag der Tage direkt aus dem
Kühlschrank präsentieren – oder
Sie schieben sie in den Ofen, wenn
der Truthahn auf dem Tisch steht.
Diese französische Apfel tarte ist
außen knusprig und gleichzeitig
innen herrlich weich und be -
schwipst. Das Marzipan ist nicht
traditionell, schmeckt aber fantastisch
und ergibt in weihnachtlichem
Setting durchaus Sinn.
■
WÜRZIGER KREOLISCHER TRUTHAHN MIT BOURBON UND ANANAS
Für 8 Personen (und es bleibt viel übrig); Vorbereiten: 20 Minuten; Garen und Fertigstellen: 3 Stunden 20 Minuten
Foto: Louise Hagger/Photography, Emily Kydd/Food Styling, Jennifer Kay/
Prop Styling, Katy Gilhooly/Food Stylist Assistant
150 g Ghee;
50 g Oregano – die Blätter abzupfen (etwa 30 g),
die Stiele beiseitelegen;
4 rote Chilischoten – grob gehackt;
12 Knoblauchzehen – geschält;
50 g Tomatenmark;
1 EL geräuchertes Paprikapulver;
4 EL Bourbon, plus 2 EL für die Sauce;
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer;
1 Truthahn (6 bis 7 kg) mit Innereien;
200 g Schalotten – geschält und geviertelt;
2 Dosen Ananasstücke in Saft (à 220 g);
500 ml Ananassaft;
1 EL heller Rohrzucker;
3 Biolimetten –
eine halbiert, die anderen geviertelt
Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Vom Ghee 135 g
in den Mixer geben. Oreganoblätter, Chilis, Knoblauch,
Tomatenmark, Paprika, Bourbon, 1 TL Salz und 1 TL
Pfeffer hinzufügen. Alles glatt pürieren. Bei Zimmertemperatur
beiseitestellen. Die Innereien in ein tiefes
Backblech (38 x 32 cm) legen. Oreganostiele, Schalotten,
Ananasstücke mitsamt ihrem Saft sowie den Ananassaft
und den Zucker hinzufügen. Ein Gitter auf das
Blech legen. Den Truthahn trocken tupfen, dann außen
rundherum mit dem restlichen Ghee einreiben. Innen
und außen mit 2 TL Salz und reichlich Pfeffer würzen.
Die Ghee-Bourbon-Mischung mit den Limettenhälften
in die Bauchhöhle füllen. Die Beine mit Küchengarn zusammenbinden.
Den Vogel auf das Gitter legen, 1 Stunde braten,
dann drehen und mit der Flüssigkeit aus dem Blech bestreichen.
Alle 30 Minuten wiederholen und weitere
2 Stunden 20 Minuten garen. Zur Garprobe an der
dicksten Stelle einstechen: Die herausrinnende
Flüssigkeit darf nicht mehr rosa sein. (Ein Fleischthermometer
sollte 74 °C anzeigen.) Wenn er zu
stark bräunt, den Truthahn mit Alufolie bedecken und
diese 20 Minuten vor Ende der Garzeit entfernen.
Aus dem Ofen nehmen, locker mit Alufolie bedecken
und mindestens 30 Minuten ruhen lassen.
Mit einem Löffel die Oreganomischung aus der
Bauchhöhle auf das Blech schaben, dann den Truthahn
auf eine Platte heben, mit Alufolie bedecken. Oreganostiele
und Innereien vom Blech nehmen und entsorgen.
Bratrückstände vom Blech losschaben. Die restlichen
2 EL Bourbon in das Blech geben, und das Blech für
15 Minuten wieder in den Ofen schieben, bis die Sauce
brodelt und dickflüssig ist. Mit den Limettenvierteln
zum Truthahn servieren.
FOCUS 47/2022 103