PINwand 347
FROHE WEI(H)NACHTEN - Weinmailing im Dezember 2022 mit traditioneller Dankeschönaktion und Verlosung - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
FROHE WEI(H)NACHTEN - Weinmailing im Dezember 2022 mit traditioneller Dankeschönaktion und Verlosung - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
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P I N W A N D n o 3 4 7<br />
© Illustration von Max Bachmeier<br />
FROHE WEI(H)NACHTEN<br />
wünscht Ihnen Pinard de Picard<br />
NEU: SEKTHAUS KRACK | JOH. JOS. PRÜM | WENINGER | CLOS SAINT-JEAN |<br />
ROSSIGNOL-TRAPET | VAZART-COQUART | TEMPIER | LABERDOLIVE |<br />
MICHEL HUARD | LES CARMELS | LE PUY | THIENPONT | BARICCI | ARPEPE |<br />
NEU: CELLER DEL ROURE | TELMO RODRÍGUEZ<br />
Erlesene Weine und Feinkost Dezember 2022
PINWAND no <strong>347</strong> Dezember 2022<br />
DEUTSCHLAND<br />
NEU: Sekthaus Krack | Pfalz . 4<br />
Spektakulärer Newcomer mit Sekt auf Top-Niveau: „Das Preis-Qualitäts-Verhältnis ist derzeit noch unschlagbar gut.<br />
Sie werden in den nächsten Jahren noch viel von den fabelhaften Krack-Jungs hören!“ – Wine Advocate<br />
Weingut Joh. Jos. Prüm | Mosel . 12<br />
Große, in ihrer Stilistik einzigartige und unübertroffenene Moselrieslinge! Phänomenale neue Kollektion<br />
eines legendären Weinguts! 5 Sterne *****: „Unvergleichlich gut.“ – Vinum Weinguide 2023<br />
ÖSTERREICH<br />
Weingut Weninger | Burgenland & Sopron . 22<br />
Blaufränkisch und Furmint von Weninger kennen Sie noch nicht? Dann gilt: unbedingt probieren! Höchst individuelle und<br />
berührende Gewächse: weingewordener Ausdruck ihrer Heimat, dies- und jenseits der Grenze. Absoluter Top-Tipp!<br />
FRANKREICH<br />
Clos Saint-Jean | Châteauneuf-du-Pape . 32<br />
Unser beliebtester ‚„Basis“-Châteauneuf! „Musterbeispiel an Beständigkeit und Exzellenz“, „Eines der großen Schnäppchen<br />
in Châteauneuf-du-Pape“ (Wine Advocate). Spitzenweine, die – wie immer! – zu den Jahrgangsbesten gehören!<br />
Domaine Rossignol-Trapet | Burgund. 38<br />
Quintessenz der mythischen Lagen aus Gevrey-Chambertin. „Die besten Weine sind überragend, sie gehören schlicht<br />
zum Allerbesten, was Burgund hervorbringen kann.“ – Jasper Morris (Inside Burgundy)<br />
Vazart-Coquart | Champagne . 44<br />
Unsere Champagner-Neuentdeckung des vergangenen Jahres – Winzerchampagner vom Feinsten!<br />
„Die Nummer 1 in Chouilly: Jean-Pierre Vazart!“ – Meininger Champagne Magazin (2021/2022)<br />
Domaine Tempier | Provence (Bandol). 52<br />
Bandol = Tempier! Tempier = Bandol! Hier werden einige der schönsten mediterranen Weine Frankreichs vinifiziert!<br />
„Die Domaine Tempier ist schon immer eines meiner Lieblingsweingüter …!“ – Robert M. Parker<br />
Laberdolive | Armagnac. 54<br />
Eindeutig die beste Adresse für überragende Armagnac! „Gehört zur Crème de la Crème Frankreichs!“ – Charles Neal<br />
(„Armagnac: The Definitive Guide to France’s Premier Brandy“)<br />
Michel Huard | Calvados . 56<br />
In 7. Generation – urtraditioneller Calvados-Spezialist und eine Legende in der französischen Spitzengastronomie.<br />
„Benchmark-Produzent der Appellation!“ – Charles Neal („Calvados: The Spirit of Normandy“)<br />
Domaine Les Carmels | Bordeaux . 58<br />
Zeitenwende in Bordeaux: Diese erfrischend junge, kleine Domaine, die auf biodynamischen Anbau setzt,<br />
weiß eine überzeugende Antwort auf die Frage: „Quo vadis Bordeaux?“<br />
Le Puy | Bordeaux . 64<br />
„Der beste Burgunder aus Bordeaux!“ Gibt es ein treffenderes Bonmot? Kultweingut und Inbegriff für Bordeaux,<br />
wie er klassischer nicht sein könnte!<br />
Domaine Dominique Thienpont | Bordeaux . 70<br />
Und es gibt sie doch: bezahlbare Top-Bordeaux! Höchste Zeit für tolle Weine zu günstigen Preisen!<br />
ITALIEN<br />
Baricci | Toskana . 71<br />
Montalcino ungekünstelt: „Auf eine wahrhaft romantische Art und Weise produziert diese Bauernfamilie, die zufällig<br />
auch Wein macht, einige der versteckten Juwelen Italiens. Ich hoffe nur, dass sie sich nie ändern werden.“ – Eric Guido (Vinous)<br />
Arpepe | Valtellina (Lombardei) . 74<br />
Unsere „Entdeckung des Jahres – Italien“! 100 % Nebbiolo – 100 % Finesse! Eine unserer bezauberndsten<br />
Neuaufnahmen der letzten Jahre! Überragend!<br />
SPANIEN<br />
NEU: Celler del Roure | Valencia. 86<br />
Vergangenheit relaoded: in einem 400 Jahre alten Amphorenkeller entstehen aus autochthonen Rebsorten<br />
von kalkhaltigen Böden einzigartige, unvergleichliche Weine! „Bravo!“ – Luis Gutiérrez (Wine Advocate)<br />
Telmo Rodriguez | Gredos. 94<br />
Die Zukunft der Garnacha liegt in Gredos! Uralte Rebanlagen im Nirgendwo liefern Weine so fein, finessenreich<br />
und kristallin – fast wie ein Pinot Noir!<br />
2<br />
PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Dezember 2022<br />
PINWAND no <strong>347</strong><br />
Wein<br />
Abonnement<br />
Eine Reise durch unsere<br />
spannende Welt der Weine!<br />
Mehr Infos auf der Rückseite<br />
pinwand no <strong>347</strong><br />
Liebe Freunde von Pinard de Picard,<br />
und wieder neigt sich ein nicht ganz gewöhnliches Jahr dem<br />
Ende entgegen. Wir reiben uns noch immer ganz ungläubig<br />
die Augen, sind uns nicht ganz sicher, ob das wirklich alles so<br />
hat sein sollen … Umso mehr wünschen wir Ihnen allen in den<br />
kommenden Wochen und an den Festtagen viele genussvolle<br />
Stunden im Kreis Ihrer Lieben, Gesundheit und Wohlergehen.<br />
Mögen die Weihnachtstage ihren friedlichen Zauber entfalten,<br />
der unserer Zeit abhandengekommen ist!<br />
Das ganze Team von Pinard de Picard wünscht Ihnen ein so besinnliches<br />
wie frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in<br />
ein schönes Jahr 2023!<br />
Viele herzliche Grüße<br />
und das Team von Pinard de Picard<br />
Versandkonditionen<br />
für Deutschland &<br />
Österreich!<br />
Frei Haus ab 95,00 €<br />
oder ab 12 Flaschen<br />
(Weine, Spirituosen & Olivenöle)<br />
Für Bestellungen unterhalb der Freihausgrenze erheben<br />
wir eine Versandkostenpauschale von 6,50 €<br />
KONTAKT<br />
Tel.: 06838/97950-0<br />
Email: info@pinard.de<br />
I heard the bells on Christmas Day<br />
Their old, familiar carols play,<br />
and wild and sweet<br />
The words repeat<br />
Of peace on earth, good-will to men!<br />
…<br />
Then pealed the bells more loud and deep:<br />
“God is not dead, nor doth He sleep;<br />
The Wrong shall fail,<br />
The Right prevail,<br />
With peace on earth, good-will to men.“<br />
– HENRY WADSWORTH LONGFELLOW<br />
3
DEUTSCHLAND PFALZ<br />
Sekthaus Krack<br />
SEKTHAUS<br />
KRACK<br />
DEIDESHEIM<br />
© Pinard de Picard<br />
Schäumen seit 2015 vor<br />
Begeisterung für grandiosen<br />
„bubbly“: Anna Spanier und<br />
Christian Krack<br />
Der Sekt der Sektmacher<br />
„Bemerkenswert feine Sekte mit delikater Frucht, angenehmer Leichtigkeit und guter Struktur.<br />
Es sind stilvolle, reife und weinige Sekte aus der Gegend um Deidesheim in der Pfalz. Das Haus wurde<br />
2015 gegründet, und Sie werden in den kommenden Jahren noch viel von den fabelhaften Krack-Jungs<br />
hören. Das Preis-Qualitäts-Verhältnis ist derzeit noch unschlagbar gut.“<br />
– Stephan Reinhardt (Robert Parker’s Wine Advocate)<br />
PROLOG ANNO 2015<br />
Wir schreiben das Jahr 2015. Christian Krack hat sich gerade mit<br />
Ehefrau Anna Spanier, die er im Studium in Geisenheim kennengelernt<br />
hat sowie seinen beiden Brüdern Axel und Felix dazu<br />
entschieden, eigenständige Wege zu gehen und das Sekthaus<br />
Krack gegründet. Der elterliche Betrieb, die Sektkellerei am<br />
Turm, zählt zu den überregional bekannten Häusern, die für allerlei<br />
renommierte Weingüter im Lohnauftrag deren Grundweine<br />
versektet. Man kennt die Adresse, hier wird dem interessierten<br />
Winzer weitergeholfen! Die deutsche Sektlandschaft – immer<br />
am großen Vorbild aus Frankreich gemessen – besitzt abseits<br />
der großen Marken (die oft bereits Ende des 19. Jahrhunderts<br />
4 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Sekthaus Krack<br />
PFALZ DEUTSCHLAND<br />
Es ist allerdings nicht so, dass es nicht schon zuvor exzellenten<br />
Sekt gegeben hätte: Nach der Industrialisierung der Schaumweinproduktion<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts – als Sekt (noch<br />
bis 1919 übrigens!) als „Champagner“ bezeichnet wurde – sorgten<br />
einzelne Pioniere für ein zartes Erblühen der deutschen Sektlandschaft.<br />
Als dann in den 1970ern das staatliche Sektmonopol<br />
fiel, wurde Winzersekt in Selbstvermarktung möglich. Nach und<br />
nach kristallisierte sich eine kleine Gruppe von Spitzenerezugern<br />
heraus (u. a. Norbert Bardong, Volker Raumland, die Weingüter<br />
Rebholz, Diel und Huber), die auch heute noch ganz vorne dabei<br />
sind, inzwischen – abgesehen von Bardong und Raumland<br />
– aber mit ihren Stillweinen andere Schwerpunkte setzen.<br />
in unserem<br />
Programm!<br />
Das alles ist gar nicht so lange her, und doch spürt man, dass<br />
deutscher Sekt in seiner Entwicklung mit Siebenmeilenstiefeln<br />
vorangeschritten ist: Neue Sektgüter sind entstanden, der VDP<br />
hat in Anlehnung an die Großen Gewächse eine eigene Klassifikation<br />
für Schaumwein eingeführt, und angesichts eines Prestigeprojekt<br />
à la Christmann & Kaufmann, darf man davon ausgehen,<br />
dass uns großartige, vielleicht sogar goldene Zeiten ins<br />
Haus stehen. Vermutlich haben auch die Klimaveränderungen<br />
ihren Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet: Die frühe Blüte<br />
und vorgezogene Lesefenster in vergleichsweise kühlen Anbauzonen<br />
sind Faktoren, die dem prickelnden Wein mit zweiter<br />
Gärung in der Flasche entgegenkommen. Dass zudem nun eine<br />
Generation allmählich die Zügel übernimmt, die selbstverständlich<br />
auch im Ausland Praktika absolviert und sich mit den<br />
Techniken und Traditionen ihrer Vorbilder aus der Champagne<br />
genaustens vertraut macht, dürfte noch ein Grund für diese<br />
jüngste Phase hochqualitativer Sekte sein.<br />
gegründet wurden) allerdings noch keine einheitliche Gesamterscheinung.<br />
Wenn man sich allerdings das Weinwunder<br />
„Riesling-Revolution“ vergegenwärtigt, das innerhalb eines<br />
Vierteljahrhunderts den deutschen Riesling als Stilikone einer<br />
Rebsorte etabliert und den Großen Gewächsen auch international<br />
zu Profil und Ansehen verholfen hat, liegt der Schluss nahe,<br />
das man hierzulande schon bald ein weiteres Rennpferd im Stall<br />
wird setzen können: Sekt!<br />
Wir erinnern uns nur zu gut: Mathieu Kaufmann, aus der Champagne<br />
angereist, um in der Pfalz zu bleiben, sorgte damals mit<br />
dem ersten Sekt des Weinguts Reichsrat von Buhl für Furore<br />
(und Feierlaune), und das exakt zu jenem Zeitpunkt, als die<br />
Kracks sich – perfektes Timing! – für den Schritt in die Selbstständigkeit<br />
entschieden hatten.<br />
TREFFPUNKT: KEIMZELLE DEIDESHEIM<br />
Es blubbert und gärt also in Deutschlands Kellern. Dabei muss<br />
man schon Nerven aus Stahl und einen langen Atem besitzen,<br />
denn Sekt ist eindeutig ein Mehrgenerationsprojekt: Die Ergebnisse<br />
zeigen sich sehr langsam und mit enormen Verzögerungen.<br />
So wie man im musikalischen Kontext vom Phänomen<br />
des „delays“ spricht (was in Konzert- oder Aufnahmesituationen<br />
durchaus zu einem – akustischen – Problem werden kann),<br />
muss man sich in Sachen Sekt mit dem Hefelager auseinandersetzen<br />
(und letztlich arrangieren). Was ein Winzer heute denkt<br />
und hoffnungsvoll verarbeitet, zeigt sich oft erst Jahre später,<br />
nämlich dann, wenn der Sekt dégorgiert wurde. Eine nachträgliche<br />
Justage zeigt ihre Wirkung erst in der Zukunft. Umso<br />
bemerkenswerter, dass es Christian gelungen ist, in wenigen<br />
Jahren derar spektakuläre Sekte zu erzeugen. Das Wissen dazu<br />
war allerdings schon immer zuhause abrufbar: Vater Bernhard<br />
war Betriebsleiter auf Schloss Wachenheim (wo man schon seit<br />
1888 Sekt produziert), machte sich als Lohnversekter selbsständig<br />
und gründete 1995 die Sektkellerei Am Turm. Sohn Christian<br />
ist nun die erste Generation Krack, die eigenen Sekt produziert<br />
– was allerdings aufgrund des vorhandenen Know-hows, mit<br />
dem man auch den ganz großen Weingütern seit Jahrzehnten<br />
mit Rat und Tat zur Seite steht, das Projekt Krack doppelt so<br />
spannend macht!<br />
5
DEUTSCHLAND PFALZ<br />
Sekthaus Krack<br />
KLARER FOKUS & PRÄZISES HANDWERK<br />
Das Weingut Krack in Deidesheim besitzt einen klaren Fokus.<br />
Rund neun Hektar werden hier bewirtschaftet, davon rund ein<br />
Drittel eigene Rebflächen. Alle stammen von und um Deidesheim<br />
gelegenen Gemarkungen wie z. B. der Forstgasse in Ruppertsberg.<br />
Rund 40 % der Rebflächen sind älter als 20 Jahre. Die<br />
Trauben werden mit dem eigenen Team und von Hand gelesen.<br />
Was die Vinifikation angeht, so hat Christian klare Vorstellungen:<br />
Er verzichtet bewusst auf die Vorlese, setzt den Lesetermin<br />
früh an. Die Trauben werden dann mit einer horizontalen Presse<br />
gequetscht, die im Prinzip mit einer Korbpresse zu vergleichen<br />
ist, ganz so wie Puristen es vorziehen. Christian verwendet für<br />
seinen Sekte nur sogenannte „Herz der Cuvée“, also jenen Teil<br />
der Pressung, der am leichtesten abläuft. Die „taille“ ergibt dann<br />
einen wunderbar verspielten Perlwein. Nach Einleitung des biologischen<br />
Säureabbaus (BSA) wandern die Grundweine (nicht<br />
allerdings die für den Secco) überwiegend in Holzfässer (meist<br />
500-Liter-Gebinde). Diese stammen von den unterschiedlichsten<br />
tonnelleries aus Frankreich, aber auch von Küfern wie etwa<br />
Mattern oder Stockinger. Christian, der unter anderem auch bei<br />
Stephan Attmann (von Winning) gelernt hat, ist hier vor allem<br />
wichtig, dass ein Naturprodukt auch im Naturprodukt ausgebaut<br />
wird. Alle Fässer sind neutral, erlauben aber eine feine Mikrooxidation,<br />
anders als der hermetische Stahltank. Nach rund<br />
zehn Monaten im Fass reifen die Schaumweine in der Regel<br />
etwa 20 Monate auf der Flasche, bevor sie dann dégorgiert und<br />
meist sehr niedrig dosiert werden. Dass der Alkoholgehalt oft<br />
zwischen 11,5 und 12 Vol-%. liegt, ist kein Zufall sondern gustatorisches<br />
Kalkül. Ihre Tiefe erlangen die Sekte nicht über den<br />
Alkohol, sondern den Ausbau im Holz und das Hefelager.<br />
Was sich zunächst technisch liest, fließt dann deutlich leichter<br />
über die Zunge. Fruchtbetonten Schauwein sucht man hier<br />
allerdings vergebens. Krack-Sekt besticht durch eine nahezu<br />
schwerelose Art und klare, reduzierte Aromen und Mineralität,<br />
das feine Spiel aus Hefeausbau und Mikroxidation.<br />
© Pinard de Picard<br />
EPILOG<br />
Wir erleben hier gerade deutschen Sekt in Aufbruchsstimmung<br />
und einer ungemein spannenden Übergangsphase, der um das große<br />
Vorbild Champagne weiß, sich aber selbstbewusst abgrenzt,<br />
um eine eigene Stimme und Identität zu finden. Das Sekthaus<br />
Krack gehört dabei zur Avantgarde dieser neuen Blüteperiode<br />
qualitativ hochwertiger Sekte, und wir sind uns sicher, dass Anna,<br />
Christian und seine Brüder in nicht allzu ferner Zukunft „ganz<br />
oben“ mitmischen werden! „Man soll von uns sprechen, nicht<br />
nur vergleichen“, so Christians Plan für Sekt aus Deutschland,<br />
für seinen Sekt. Und weil dieser schon aufgrund seiner langwierigen<br />
Produktion „immer ein Zukunftsthema“ sei, freut er sich<br />
über jeden Partner, der dieselbe Motivation mitbringt: „Wir alle<br />
wollen deutschen Sekt an die Spitze bringen, aber gemeinsam!“<br />
Ein Blick hinter die Kulissen des Sektmachers, der eine ganze<br />
Branche berät, lohnt sich unserer Meinung nach dringend! Zumal<br />
wir hier an einer Geschichte teilhaben können, die – was<br />
sich nicht zuletzt in den preiswerten Cuvées widerspiegelt<br />
– eben erst begonnen hat: Vorhang auf für das Sekthaus Krack!<br />
6 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Sekthaus Krack<br />
PFALZ DEUTSCHLAND<br />
TRADITIONELLE FLASCHENGÄRUNG<br />
7<br />
VERKORKEN &<br />
AGRAFFIEREN<br />
1<br />
GANZTRAUBEN-<br />
PRESSUNG<br />
5 REMUAGE<br />
3 TIRAGE<br />
6 DÉGORGEMENT<br />
2<br />
1. ALKOHOLISCHE GÄRUNG<br />
& HEFELAGER IM FASS<br />
4<br />
2. ALKOHOLISCHE<br />
GÄRUNG &<br />
HEFELAGER IN<br />
DER FLASCHE<br />
KRACK<br />
. SEKTHAUS .<br />
© Illustration von Max Bachmeier<br />
SECCO PERLWEIN<br />
Schon der „Secco“ zeigt den markant<br />
frischen Stil des Sekthauses Krack<br />
DPF140600 Secco Perlwein SC<br />
10% Vol. 10,66 €/l 8,00 €<br />
Wer beim Sekthaus Krack mit der Basis beginnen will, um den<br />
Stil des Hauses kennenzulernen, der ist beim „Secco“ genau<br />
richtig. Natürlich bietet der Perlwein nicht die Finesse und<br />
Tiefe der Sekte und besitzt auch ein wenig mehr Dosage. Aber<br />
vom ersten Moment an ist klar, dass all das, was Christian Krack<br />
und seine Frau Anna in ihren Sekten ausdrücken wollen, auch<br />
hier vorhanden ist: jede Menge Frische, knackige Frucht und<br />
spielerische Leichtigkeit und Sinnlichkeit! Der Secco ist eine<br />
Cuvée verschiedener Weine (hier: Riesling und Weißburgunder),<br />
deren Grundlage vor allem beim Pressen der Sekte entsteht.<br />
Für die Sekte nutzen die Kracks nur das „cœur de<br />
cuvée“, also den besten Saft der Pressung. Die sogenannte<br />
„taille“, die bei den Sekten nicht zum Einsatz kommt, wird<br />
für den Secco verwendet – für diesen Perlwein ein exzellentes<br />
Material. Und das schmeckt man. Das ist ein<br />
duftiger, helltöniger Schäumer mit einem Duft, der an<br />
Zitrusfrüchte, grüne Äpfel und Birnen, grüne Pflaumen,<br />
etwas Stachelbeere und Kiwi erinnert. Am Gaumen<br />
sorgt die Perlage für Lebendigkeit, während die seidige,<br />
aber immer noch prägnante Säure ein gelungenes<br />
Wechselspiel mit einer feinen, aber nicht dominierenden<br />
Süße eingeht. So ist hier ein verspielter, saftiger,<br />
unkomplizierter und zugleich sehr stimmiger und<br />
lustvoller Perlwein entstanden, der mit seiner Frische<br />
und Vitalität viel Freude bereiten wird. Dessen sind<br />
wir uns ganz sicher!<br />
Ab sofort und bis 2025 mit Freude zu trinken.<br />
© Pinard de Picard<br />
7
DEUTSCHLAND PFALZ<br />
Sekthaus Krack<br />
ROSÉ BRUT, 2019<br />
Einer der feinsten und charaktervollsten deutschen Rosé-Sekte!<br />
DPF140219 Rosé Brut, 2019 (dég. 10/22) DIAM 11,5% Vol. 24,00 €/l 18,00 €<br />
Es gibt keinen anderen Weinstil, der in den letzten<br />
Jahren einen solchen Aufschwung erlebt hat wie der<br />
Rosé. Ob als Stillwein oder als Schaumwein, ob als<br />
Champagner oder als Sekt nach traditioneller Flaschengärung,<br />
Rosé ist einfach „in“. Zu den unserer<br />
Meinung nach attraktivsten Rosé-Schäumern gehört<br />
für uns der Rosé von 2019 des Sekthauses Krack. Die<br />
Kracks nutzen für diesen Sekt die beiden klassischen<br />
roten Champagner- und Schaumweinsorten Pinot<br />
Noir und Pinot Meunier. Die hierzulande als Spätburgunder<br />
und Schwarzriesling bekannten Sorten<br />
wachsen rund um Deidesheim und werden so früh<br />
von Hand gelesen, dass der Sekt später eine druckvolle<br />
und prickelnde Säure garantiert. Nach einer<br />
schonenden Ganztraubenpressung wird der Grundwein<br />
im Wesentlichen in gebrauchten 500-Liter-tonneaux<br />
vergoren und bis zum nächsten Sommer auch<br />
dort auf der Vollhefe ausgebaut. Nach der Assemblage,<br />
also der Vermählung der Grundweine, folgt die<br />
zweite Gärung auf der Flasche. In diesem Fall wurde<br />
der Wein im August 2020 auf Flaschen gefüllt und<br />
im Oktober 2022 mit dezenten vier Gramm Dosage<br />
degorgiert. Das Ergebnis ist ein lachsfarbener Sekt,<br />
der nach Blutorangen samt Zesten, nach roten Johannisbeeren<br />
und Berberitzen, nach zerstoßenen<br />
Muschelschalen und Kräutern duftet und von Noten<br />
von warmem Toast untermalt wird. Am Gaumen<br />
wirkt der Rosé frisch und druckvoll, saftig und rotbeerig<br />
mit pikanten Kräuter- und Gesteinsnoten. Dabei<br />
liefert der Sekt ein schönes Volumen und eine angenehme<br />
Tiefe, bleibt aber sehr lebendig wie auch anregend<br />
frisch und knackig mit sehr guter Länge und<br />
einer Salzigkeit, die für viel Trinkfluss sorgt. Das ist<br />
solo hervorragend, aber auch als Essensbegleitung.<br />
Ab sofort und sicher bis 2028 mit Freude zu trinken.<br />
RIESLING EXTRA BRUT, 2019<br />
Druckvoller Rieslingsekt mit Charme, aber vor allem mit großer Frische!<br />
DPF140119 Riesling Extra Brut, 2019 (dég. 10/22) DIAM 12% Vol. 24,00 €/l 18,00 €<br />
Ein Riesling-Sekt ist so etwas wie der Inbegriff des<br />
deutschen Schaumweins. Und es gibt unzählige<br />
Riesling-Sekte, die so schmecken wie Spätlese-Riesling<br />
mit Blasen. Nicht so bei Kracks! Sie schaffen das<br />
Kunststück, den exakt richtigen Lesezeitpunkt zu<br />
nutzen, zu dem der Riesling zwar reif ist, aber nicht<br />
zu viel Frucht und Körper entwickelt hat. Und sich<br />
stattdessen durch eine druckvolle, animierende Säure<br />
auszeichnet. Der Riesling stammt aus Lagen rund<br />
um Deidesheim, der Heimat der Familie, wurde von<br />
Hand gelesen und sortiert, dann schonend gepresst.<br />
Die Vergärung und der Ausbau erfolgten im Sekthaus<br />
im Wesentlichen in gebrauchten 500-Liter-tonneaux<br />
auf der Vollhefe, und zwar bis zum Sommer<br />
des Folgejahres. In diesem Fall wurde der Wein im<br />
August 2020 mit etwas Zucker und Hefe auf die Flasche<br />
gefüllt, um ihn ein zweites Mal zu einem Sekt<br />
traditioneller Flaschengärung zu vergären. Im Oktober<br />
2022 wurde er mit dezenten drei Gramm Dosage<br />
degorgiert. So wie bei den Burgunder-Sekten und<br />
dem Secco ist es das Ziel der Kracks, Eleganz und<br />
Finesse mit großer Frische, Rassigkeit und Persistenz<br />
am Gaumen zu verbinden. Und genau das ist ihnen<br />
beim Riesling von 2019 auf vorbildliche Weise gelungen.<br />
Man hat hier im Duft eine durchaus typische<br />
Rieslingnase, die sich aber vor allem mit frischen hellen<br />
Noten von Zitronen, Gestein und blondem Tabak,<br />
aber auch mit etwas gelber Kiwi und Karambole,<br />
gelbem Apfel und grüner Birne verbindet. Darüber<br />
liegt eine ganz feine rauchige Note mit einer Handvoll<br />
weißer Blüten. Am Gaumen sorgt der Ausbau im<br />
Holzfass auf der Vollhefe für viel Substanz und Tiefe.<br />
Die recht frühe, aber eben nicht zu frühe Lese sorgt<br />
für eine saftig-helle Frucht mit Biss, mit Kräuter- und<br />
Gesteinsnoten und für eine Säurestruktur, die es in<br />
sich hat. Selten hatten wir einen Riesling-Sekt im<br />
Glas, der so klar und frisch wie ein Gebirgsbach den<br />
Gaumen entlangläuft, anregend, präzise, lebendig<br />
und so geschliffen ist. Das macht einfach viel Spaß,<br />
und nicht zuletzt deshalb, weil man hier richtig viel<br />
Schaumwein für sein Geld bekommt.<br />
Ab sofort und sicher bis 2028 mit Freude zu trinken.<br />
8 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Sekthaus Krack<br />
PFALZ DEUTSCHLAND<br />
BLANC DE BLANCS BRUT NATURE, 2019<br />
Ein saftig-frischer, knochentrockener Blanc de Blancs aus der Pfalz<br />
DPF140419 Blanc de Blancs Brut Nature, 2019 (dég. 10/22) DIAM 11,5% Vol. 24,00 €/l 18,00 €<br />
Mit dem Blanc de Blancs 2019 haben Christian<br />
Krack und seine Frau Anna Spanier einen der für<br />
uns schönsten Weißburgunder-Sekte Deutschlands<br />
gefüllt. Der Rebsorte steht hier zwar gar nicht im<br />
Vordergrund und ist auch nicht auf dem Etikett vermerkt,<br />
doch finden wir es deshalb so bedeutsam, sie<br />
zu erwähnen, weil die beiden dem Pinot Blanc ungewöhnlich<br />
viel Frische mit auf den Weg gegeben<br />
haben. Er steht ganz in der Linie des Sekthauses<br />
Krack, das auf lebendige, präzise, tiefe und doch unkomplizierte<br />
Sekte setzt. Die Frucht für den Blanc de<br />
Blancs wurde so früh gelesen, dass sie zwar reif geworden<br />
ist, aber eben auch so viel Säure konserviert<br />
hat, dass der spätere Schaumwein für ordentlichen<br />
Druck am Gaumen sorgt. Der Grundwein wurde<br />
nach der Pressung in gebrauchten 500-Liter-tonneaux<br />
auf der Vollhefe ausgebaut und im August<br />
2020 auf die Flasche gebracht. Degorgiert wurde im<br />
Oktober 2022 mit null Gramm Dosage, sodass hier<br />
ein purer Wein entstanden ist. Der Blanc de Blancs<br />
duftet nach Zitrus, Grapefruit und weißen Blüten,<br />
nach Zitruszesten und Gestein, aber auch nach Lemoncurd,<br />
also Zitronencreme, wobei schon im Duft<br />
eine charmante Süße aufblitzt und sich mit einer<br />
warmen Brioche-Note verbindet. So ergibt sich im<br />
Duft wie am Gaumen eine fantastische Mischung<br />
aus einladend charmanten Aromen und purer, heller<br />
und druckvoller Lebendigkeit, die sich in einer klaren<br />
Säure, einem lebendigen und doch feinen Mousseux<br />
und einer kreidigen Textur ausdrückt. Der Blanc de<br />
Blancs wirkt sehr anregend, erhält durch den Ausbau<br />
im tonneau eine bemerkenswerte geschmackliche<br />
Tiefe wie auch Balance und schafft es trotzdem,<br />
völlig unkompliziert zu wirken. Das muss man so<br />
erst einmal hinbekommen! Seit Gründung des Sekthauses<br />
Krack im Jahr 2015 haben sich Christian und<br />
Anna derart zielstrebig weiterentwickelt, dass sie<br />
mittlerweile eindeutig zu den besten Sektmachern<br />
Deutschlands zählen.<br />
Ab sofort und sicher bis 2028 mit Freude zu trinken.<br />
© Pinard de Picard<br />
9
DEUTSCHLAND PFALZ<br />
Sekthaus Krack<br />
© Pinard de Picard<br />
BLANC DE NOIRS BRUT, 2019<br />
Eleganz, Frische, Finesse und Rotfruchtigkeit in anregender Balance<br />
DPF140319 Blanc de Noirs Brut, 2019 (dég. 10/22) DIAM 11,5% Vol. 24,00 €/l 18,00 €<br />
Der Blanc de Noirs Brut 2019 aus dem Sekthaus<br />
Krack in Deidesheim ist ein Schaumwein, bei dessen<br />
Genuss wir uns verwundert die Augen reiben. Weshalb?<br />
Weil wir zutiefst beeindruckt davon sind, wie<br />
sich die deutsche Schaumweinlandschaft in den letzten<br />
Jahren entwickelt hat, und speziell auch Christian<br />
Krack und seine Frau Anna, die 2015 zusammen mit<br />
Christians Brüdern das Sekthaus Krack gegründet<br />
haben. Das kam zwar nicht aus dem Nichts, da die<br />
Familie schon lange für andere bekannte Weingüter<br />
Sekte erzeugt hat, doch an die Vermarktung eigener<br />
Sekte hat sich erst die aktuelle Generation getraut.<br />
Was für ein Glück, kann man da nur sagen, denn traditionell<br />
erzeugte Sekte wie dieser Blanc de Noirs zu<br />
einem solchen Preis sind ein großes Geschenk! Erzeugt<br />
wurde der „Weiße von schwarzen (Trauben)“<br />
aus Pinot Noir und Pinot Meunier, den klassischen<br />
roten Sorten der Champagne, die hierzulande aber<br />
als Spätburgunder und Schwarzriesling eine ähnlich<br />
lange Tradition besitzen. Bei Krack werden die<br />
Grundweine nach früher Handlese und Ganztraubenpressung<br />
bis zum Sommer des Folgejahres in<br />
gebrauchten 500-Liter-tonneaux auf der Vollhefe<br />
ausgebaut und erst dann zur zweiten Gärung auf die<br />
Flasche gezogen. Dort entwickelt sich der Sekt über<br />
zwei Jahre, sodass der 2019er-Blanc-de-Noirs im Oktober<br />
2022 degorgiert wurde. In diesem Jahr bekam<br />
er eine dezente Dosage von vier Gramm pro Liter, ist<br />
also eigentlich ein „Extra Brut“. Christian und Anna<br />
finden hier die Balance aus Frische und Finesse einerseits<br />
und einem charmant einladenden Stil andererseits.<br />
Im Duft erinnert die Cuvée an Pomelo und<br />
Grapefruit, rote Johannisbeeren und einen Hauch<br />
Rhabarber, aber auch an Noisette und etwas warme<br />
Brotkruste. Am Gaumen baut sich schnell ein sehr<br />
angenehmer, lebendiger und anregender Säuredruck<br />
auf, der von der lebendigen, aber eleganten Perlage<br />
noch unterstützt wird. Gleichzeitig sorgen die rote<br />
Frucht und die dezente Dosage sowie eine feine Cremigkeit<br />
in der Textur für ein sinnliches Erleben. Der<br />
Sekt, nach traditioneller Flaschengärung erzeugt,<br />
bleibt lange am Gaumen, wirkt intensiv wie auch<br />
elegant und begeistert uns mit seiner frischen klaren<br />
Frucht von roten Beeren, die sich mit einer feinen<br />
Mineralität mischt.<br />
Ab sofort und sicher bis 2028 mit Freude zu trinken.<br />
10 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Sekthaus Krack<br />
PFALZ DEUTSCHLAND<br />
„FREUNDESKREIS“ GRANDE CUVÉE BRUT NATURE, 2018<br />
Kracks „Freundeskreis“ ist das Highlight des Portfolios und<br />
ein grandioser Weinwert!<br />
DPF140518 „Freundeskreis“ Grande Cuvée Brut Nature, 2018 (dég. 10/22) DIAM 12% Vol. 37,33 €/l 28,00 €<br />
Dieser Sekt mit dem so markanten wie reduzierten<br />
Etikett, bei dem jede Flasche einen anderen „Freundeskreis“<br />
erhält, ist einer der besten Sekte der Pfalz.<br />
Seitdem Christian, Anna, Axel und Felix im Jahr 2015<br />
das Sekthaus Krack gegründet haben, bildet diese traditionell<br />
flaschenvergorene Grande Cuvée Brut Nature<br />
die Spitze des Portfolios. Der Freundeskreis“ reift<br />
ein Jahr länger als die anderen Sekte des Hauses und<br />
ist eine klassische Cuvée aus Chardonnay, Pinot Noir<br />
und Pinot Meunier. Wie es bei den Kracks Standard<br />
ist, wurden die Trauben recht früh von Hand gelesen<br />
und sortiert, um dann schonend gepresst zu werden.<br />
Dabei wird nur das Herz („cœur“) der Cuvée, also das<br />
Beste der Pressung verwendet, während die „taille“<br />
für den Secco genutzt wird. Die Grundweine vergären<br />
im Wesentlichen in gebrauchten 500-Liter-tonneaux<br />
und verbleiben dann bis zum darauffolgenden Sommer<br />
auf der Vollhefe. Danach erfolgt die Assemblage,<br />
also die Cuvée der einzeln ausgebauten Partien, die<br />
in diesem 2018er-Jahrgang aus 55 % Chardonnay, 30 %<br />
Pinot Noir und 15 % Pinot Meunier geformt wurde.<br />
Der Wein kommt danach in die Flaschen, und es<br />
erfolgt eine zweite Gärung. In diesem Fall wurde<br />
der Wein im Juni 2019 gefüllt und im Oktober<br />
2022 degorgiert. Er hat keine Dosage erhalten, ist<br />
also „knochentrocken“.<br />
pures geschliffenes Gefühl am Gaumen, das noch<br />
lange existent bleibt, wenn die Grande Cuvée längst<br />
den Gaumen hinabgeflossen ist. Wenn man bedenkt,<br />
dass der Preis, der für diesen exzellenten Sekt aufgerufen<br />
wird, auf dem Niveau dessen ist, wofür in<br />
anderen berühmten Appellationen gerade einmal<br />
die Basis-Schaumweine von Genossenschaften zu<br />
haben sind, dann macht das gleich doppelt so viel<br />
Spaß! Chapeau, liebe Kracks!<br />
Ab sofort und sicher bis 2030 mit Freude zu trinken.<br />
© Pinard de Picard<br />
„SEKT IST IMMER EIN<br />
ZUKUNFTSTHEMA.“<br />
CHRISTIAN KRACK<br />
Der „Freundeskreis“ von 2018 trägt den Zusatz<br />
„Grande Cuvée“ zweifelsohne zu Recht. Dieser<br />
Sekt hat einfach Klasse, er besitzt Komplexität<br />
und Tiefe, Kraft und Druck, Länge und Intensität.<br />
Die Lernkurve bei den Kracks war seit der<br />
Gründung ohnehin schon phänomenal, und<br />
mit diesem aktuellen Portfolio rücken sie, was<br />
deutschen Sekt angeht, ganz weit nach vorne!<br />
Hier duftet es nach roten Äpfeln und<br />
Kirschen, Pomelos und Blutorangen, nach<br />
etwas Johannisbeere und Granatapfel,<br />
vor allem aber nach Rauch, etwas Tabak,<br />
Nüssen, Landbrot und Gestein. Am Gaumen<br />
wirkt der Sekt sehr animierend und<br />
zupackend mit einer fantastischen Säurestruktur,<br />
die die zitrische und die rote<br />
Frucht, die feine Gesteinswürze und die<br />
kreidigen Noten durcheinanderwirbelt.<br />
Getragen wird das von einer feinen Perlage<br />
und einer vibrierenden Mineralität.<br />
Das lange Hefelager des Grundweins<br />
und des Sekts sorgen für ein hefig-stoffiges<br />
Mundgefühl und für Tiefe, der Verzicht<br />
auf Dosage für Finesse und ein<br />
11
DEUTSCHLAND MOSEL<br />
Joh. Jos. Prüm<br />
WEINGUT<br />
JOH. JOS. PRÜM<br />
BERNKASTEL-WEHLEN<br />
Seit dem Jahrgang<br />
2007 leitet Katharina<br />
Prüm den elterlichen<br />
Betrieb in Wehlen<br />
5 STERNE<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
© VDP, Peter Bender<br />
„DAS WEINGUT JOH. JOS. PRÜM<br />
IST EINES DER »FLAGGSCHIFFE«<br />
DER DEUTSCHEN WEINKULTUR,<br />
EIN AUSNAHMEWEINGUT.“<br />
STUART PIGOTT<br />
12 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Joh. Jos. Prüm<br />
MOSEL DEUTSCHLAND<br />
5 Sterne und „unvergleichlich gut.“<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
„Unglaublich, aber wahr. Von den von uns verkosteten zehn Weinen in den Kategorien Kabinett<br />
und Spätlese wurden sieben zur Bundesfinalprobe eingeladen.“ – Vinum Weinguide 2023<br />
„Egal in welcher Stimmung man auch sein mag, die Welt schaut stets ein Stück besser aus mit<br />
einem Glas Prüm in der Hand.“ – Stephan Reinhardt („The Fines Wines of Germany“)<br />
„Einen Prüm-Wein erkennt man mit geschlossenen Augen. Niemand an der Mosel<br />
beherrscht das fruchtige Register souveräner.“ – Gault&Millau Weinguide<br />
Man muss kein Weinakademiker sein, um an den Mosel-<br />
Klassikern des Hauses großen Gefallen zu finden.<br />
Und hier liegt vielleicht auch die Besonderheit der<br />
faszinierenden Weine verborgen! Ein Prüm bedarf keiner großen<br />
Erklärung für den Genuss. Das Spiel der zarten Frucht in<br />
den jungen Weinen verzaubert erfahrene Weinliebhaber wie<br />
Amateure gleichermaßen.<br />
Das Weingut Joh. Jos. Prüm hat mit seinen fabelhaften Rieslingen<br />
über all die Jahrzehnte unüberschmeckbar Kurs gehalten,<br />
stand wie ein Fels in der Brandung auch in jenen Zeiten, als<br />
der deutsche Wein – infolge des Verlustes seiner traditionellen<br />
Handelsbeziehungen nach beiden Weltkriegen sowie aufgrund<br />
schwerwiegender hausgemachter Fehler in den 1960er- und<br />
1970er-Jahren – tief in die Krise schlitterte. Törichte Moden in der<br />
Weinbereitung kamen und gingen: Der einzigartige traditionelle<br />
Stil der legendären Prüm’schen Weine aber hat alle Turbulenzen<br />
der Zeitläufte überdauert!<br />
Das Weingut ist unauflöslich mit der Lage Wehlener Sonnenuhr<br />
verbunden, nicht von ungefähr ziert die Sonnenuhr das<br />
Prüm’sche Etikett. Da verwundert es nicht, dass die Weine<br />
aus dieser Lage – dem Anwesen direkt gegenüber – weltweit<br />
höchste Reputation genießen. Neben der Sonnenuhr besitzt das<br />
heute 24 Hektar große Weingut noch Lagen in Graach (Himmelreich),<br />
Zeltingen (Sonnenuhr) und Bernkastel (Badstube<br />
und Lay). Produziert werden ausschließlich Rieslinge in den<br />
klassischen Prädikatsstufen, vom Kabinett bis zur Trockenbeerenauslese,<br />
sofern es der Jahrgang zulässt. Ziert eine Goldkapsel<br />
den Wein, so kann man davon ausgehen, dass rosinierte, von<br />
Botrytis veredelte Trauben, im Wein verarbeitet sind. Was manche<br />
Weinfreunde an diesen Rieslingen in deren Jugend vielleicht<br />
als eigenwillig empfinden, ist eine von der Gärung mit wilden<br />
Hefen herrührende Note, die im Übrigen viele spontan vergorene<br />
Weine in ihrer Jugend aufweisen, die sie aber, wenn sie<br />
auf die Flasche kommen, zumeist schon verloren haben. Weil<br />
beim sanften Ausbaustil der Prüms allerdings die Entwicklung<br />
der „Babyweine“ zugunsten ihrer Lagerfähigkeit abgebremst<br />
wird, bleiben diese Töne hier wesentlich länger präsent, benötigen<br />
auch nach der Abfüllung oft viele Monate, bisweilen ein bis<br />
zwei Jahre Lagerung, bis sie ganz verschwinden. Das heißt, dass<br />
die Weine in dieser frühen Entwicklungsphase im Glas einfach<br />
ungeheuer viel Luft brauchen, um sich zu entfalten. Dieser ureigene<br />
Stil führt aber in der Konsequenz zu gigantisch langlebigen<br />
Weinen. Bisweilen schmecken noch 20 Jahre junge Kabinette<br />
oder Spätlesen wie ein sprudelnder, kristallklarer Gebirgsbach.<br />
Diese Rieslinge zeichnen sich durch eine schier unglaubliche<br />
Eleganz, nicht zwingend eine überbordende Komplexität aus.<br />
Eine vordergründig konzentrierte Aromenvielfalt in den Weinen,<br />
aus der man auf einen (wie auch immer gearteten) komplexen<br />
Wein schließen könnte, ist hier nicht vorhanden. Die<br />
Rieslinge leben vielmehr von ihrer wunderschönen Balance und<br />
Frische, die sie auch nach Jahrzehnten der Reife beibehalten<br />
sowie ihrem ungeheuren Trinkfluss. Selbst die Auslesen wirken<br />
sehr klar und auch in wärmeren Jahren nicht überreif oder üppig.<br />
Die Kabinette gehören zu den „kabinettigsten“, wenn man<br />
denn überhaupt von einem typischen Kabinett-Stil sprechen<br />
kann, und auch die Spätlesen besitzen eher einen feinen, herben<br />
Charakter bei intensiverem Aroma, statt lediglich etwas dicker<br />
als ein Kabinett daherzukommen. All diese Facetten prägen den<br />
Hausstil seit Jahrzehnten und sind Zeugnis großer Winzerkunst.<br />
Joh. Jos Prüm ist ein Weinhaus, bei dem die Tradition gesiegt<br />
hat. Gerade in den letzten Jahren erleben die im Alkohol leichtfüßigen<br />
Weine wieder eine Renaissance. Weine, die für kühles<br />
Klima stehen. Weine, die so nur an der Mosel haben entstehen<br />
können: weingewordenes Zeugnis ihrer Herkunft.<br />
13
DEUTSCHLAND MOSEL<br />
Joh. Jos. Prüm<br />
DER JAHRGANG 2021<br />
Im Zuge der klimatischen Veränderungen geht jeder von uns<br />
mit offeneren Augen durch die Welt. Man muss daher nicht<br />
unbedingt auf die Weinregionen schauen, um zu sehen, dass<br />
der Jahrgang 2021 sich völlig vom etwas verbrüdert scheinenden<br />
Trio der letzten Jahre unterscheidet. Das Mantra vom warmen<br />
und trockenen Jahrgang wird sich für 2021 nicht aufsagen<br />
lassen. Die sehr langsam ausgereiften Trauben ergaben an der<br />
Mittelmosel einen ungemein präzisen und klassischen Jahrgang,<br />
der nicht wenige Winzer an die frühen 90er Jahre der Region erinnerte,<br />
sondern auch zu den arbeitsintensivsten gehörte. Der<br />
Jahrgang 2021 ergab kaum edelsüße Weine, sodass die Goldkapsel-Varianten<br />
dieses Jahr nicht eingefahren werden konnten.<br />
Viel mehr stand er im Siegeszug des Kabinett. Die Trierer Versteigerung<br />
des VDP erzielte Rekordpreise, darunter übrigens<br />
auch ein Kabinett aus dem Hause J.J. Prüm, der mit einem Nettosteigpreis<br />
von 405 Euro Ausdruck weltweiter Begehrlichkeit<br />
darstellte. Es gibt wohl kaum ein Prädikat, das im vergangenen<br />
Jahrzehnt soviel Aufmerksamkeit erfahren hat wie der Kabinett.<br />
Und in Kombination mit den legendären Rieslingen des Hauses<br />
(„extrem langlebig und in ihrer betörenden Frische und Eleganz<br />
fast unsterblich“ – so der Der Feinschmecker in „Die 500<br />
besten Weingüter in Deutschland 2022“) ist die Wertschätzung<br />
der nationalen wie internationalen Weinkritik entsprechend<br />
groß. „Dieser Besuch im Hause Prüm am Gestade der Mosel<br />
mit prominentem Blick auf die Wehlener Sonnenuhr, gehört immer<br />
wieder aufs Neue zu den angenehmsten und großartigsten<br />
Momenten für uns Moselfanatiker.“ schreibt die Jury des aktuellen<br />
Vinum Weinguide 2023 und bilanziert, das ganze sieben<br />
der zehn verkosteten Weine in die Bundesfinalprobe des Guides<br />
angestellt wurden; gleich vier Weine haben es in die Top 10 ihrer<br />
jeweiligen Kategorie geschafft! Der Epilog der Versteigerungsweine<br />
liest sich eindeutig und besitzt für uns eine Gültigkeit,<br />
die sich über die ganze Kollektion erstreckt: „Unaufgeregt und<br />
in selbstbewusster Manier strahlen sie Klarheit und Vielschichtigkeit<br />
aus und werden die geduldigen mit unnachahmlichem<br />
geschmacklichem Reichtum belohnen.“ Wie immer gilt hier<br />
allerdings: Für uns gibt es kaum ein Weingut, bei dem der Jahrgang<br />
an so sekundärer Stelle steht. Wer einen Prüm-Riesling im<br />
Glas hat, trinkt einen wunderbaren Wein.<br />
Wir wünschen Ihnen, werte Kunden, viel Freude mit den brillanten<br />
2021ern von der wohl bekanntesten Adresse an der Mosel,<br />
der Uferallee 19.<br />
14 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Joh. Jos. Prüm<br />
MOSEL DEUTSCHLAND<br />
BERNKASTELER BADSTUBE RIESLING KABINETT, 2021<br />
Vielmehr als zweite Reihe: Der Kabinett aus der Bernkasteler Badstube<br />
trumpft im Jahrgang 2021 groß auf<br />
DMO110721 Bernkasteler Badstube Riesling Kabinett, 2021 8% Vol. 34,66 €/l 26,00 €<br />
Es gibt Experten, die Weine aus dem Weingut Joh.<br />
Jos. Prüm mit geschlossenen Augen und traumwandlerischer<br />
Sicherheit erraten und von anderen unterscheiden<br />
können. Tatsächlich weist das Duftbild charakteristische<br />
Eigenschaften auf, die den Weg nach<br />
Bernkastel-Kues weisen: Die spontan vergorenen<br />
Weine zeigen sich in der Jugend gerne etwas eigenwillig<br />
in der Aromatik, mitunter ist vom „Prüm’schen<br />
Stinker“ die Rede – der sich übrigens mit etwas Belüftung<br />
schnell verflüchtigt. Es sind aber nicht nur<br />
die Hefe- und Vergärungsnoten, die dem Haus-Stil<br />
zugeordnet werden können, sondern auch ein unverkennbares<br />
sensorisches Profil am Gaumen: Wenn man<br />
die Weine plastisch darstellen würde, entstände eine<br />
kraftvolle und doch filigrane, beinahe zierliche Form.<br />
Die zeichnet vor allem die Kabinett-Weine aus, eine<br />
absolute Spezialität von Katharina und Manfred Prüm:<br />
Sie zählen zum allerbesten und exponiertesten, was<br />
dieses Prädikat über die Mosel hinaus zeigen kann. Die<br />
Bernkasteler Badstube gerät dabei in der öffentlichen<br />
Wertschätzung gerne etwas in den Hintergrund<br />
neben großen Lagen wie Wehlener Sonnenuhr<br />
und Graacher Himmelreich, obwohl sie mehr Aufmerksamkeit<br />
verdient hätte. Die Badstube grenzt<br />
an das Graacher Himmelreich, sie ist in Richtung<br />
Süd-Süd-West und Südwest ausgerichtet und mit<br />
maximal 65 Prozent Hangneigung weniger steil<br />
und erhält dadurch auch eine geringere Sonneneinstrahlung.<br />
Der Name Badstube stammt vermutlich<br />
aus dem Mittelalter – damals sprudelten<br />
dort vermutlich noch heiße Quellen. Die<br />
Reben stehen zwischen 110 und 250 Metern<br />
Höhe auf einem für Mosel-Verhältnisse vielfältigem<br />
Terroir: Neben Blau- und Grauschiefer<br />
finden sich auch Ton und Lehm in<br />
den Weingärten, die Reben sind zum Teil<br />
über 70 Jahre alt, viele werden noch in Einzelpfahlerziehung<br />
kultiviert. Wie immer im<br />
Weingut Prüm wurden die Trauben sorgfältig<br />
von Hand gelesen und in Edelstahlgebinden<br />
vergoren. In der Nase blitzt die beschriebene<br />
reduktive Note auf, aber auch<br />
etwas mehr Steinobst als beim Graacher<br />
Himmelreich und der Wehlener Sonnenuhr,<br />
gelber Apfel, weißer Pfirsich, Nashibirne,<br />
Johannisbeere, etwas Jasmin und<br />
Lavendel, Zitronenzeste, frische Kräuter,<br />
Brunnenkresse, eine feine Schieferwürze,<br />
ganz unaufdringlich. Einnehmend und saftig am Gaumen,<br />
die feine Fruchtsüße hakt sich ein bei der kristallklaren<br />
Säure, Blütenhonig umschmeichelt den Gaumen,<br />
füllig und konzentriert in der Gaumenmitte, feinmineralische<br />
Tönung, alles fließt ineinander, Ananas und<br />
feine Zitrik im Finish, heller Tee, leicht rauchig ausklingend.<br />
Zeigt nicht die Komplexität und Länge der<br />
Spitzenlagen, dennoch ein charmanter und zugänglicher<br />
Vertreter seines Genres, überzeugt mit subtiler<br />
Finesse und lässiger Geschmeidigkeit – so macht<br />
Kabinett-Riesling Spaß!<br />
Macht jetzt schon Spaß, mit Reifepotenzial<br />
für sicher 15 Jahre.<br />
92 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
15
DEUTSCHLAND MOSEL<br />
Joh. Jos. Prüm<br />
GRAACHER HIMMELREICH RIESLING KABINETT, 2021<br />
Der „Kabi“ aus dem Graacher Himmelreich fasziniert mit Spannung,<br />
Komplexität und tänzerischer Eleganz!<br />
DMO112221 Graacher Himmelreich Riesling Kabinett, 2021 8% Vol. 42,66 €/l 32,00 €<br />
DMO112221M Graacher Himmelreich R. Kabinett, 2021 MAGNUM 8% Vol. 47,33 €/l 71,00 €<br />
93 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
Es gibt Jahre und Vegetationsverläufe, die<br />
eine Lage und deren Charakter stärker in den<br />
Vordergrund rücken als eine andere, obwohl<br />
beide über nachgewiesen außergewöhnliches<br />
Terroir verfügen. Ein solches Duell wird<br />
in jedem Jahrgang im Kabinett-Bereich zwischen<br />
Graacher Himmelreich und Wehlener Sonnenuhr<br />
ausgetragen, es ist oft ein Kopf-an-Kopf-Rennen,<br />
bei dem nur Nuancen und auch persönliche Vorlieben<br />
entscheiden. 2021, ohnehin ein perfektes Jahr für Weißwein<br />
im trockenen, fruchtigen und edelsüßen Segment,<br />
zeigte sich der Weinberg Graacher Himmelreich in<br />
blendender Verfassung. Die Lage befindet sich direkt<br />
hinter der kleinen Ortschaft Graach an der Mosel, die<br />
Reben stehen dort bei einer Hangneigung von 45 bis 65<br />
Prozent zum Teil noch in der traditionellen Einzelpfahlerziehung<br />
auf verwittertem grauen und blauen Schieferboden.<br />
Der Weinberg ist auf einer Höhe von 110 bis<br />
260 Metern nach Süd-Südwest bis Südwest exponiert<br />
und windgeschützt, dadurch erwärmt sich der Boden<br />
leicht. Wie üblich im Weingut Prüm wurden die perfekt<br />
gereiften Trauben von Hand gelesen und im Edelstahl<br />
spontan mit natürlichen Hefen vergoren. Der attraktive<br />
Duft drängt zum ersten Schluck mit Blüten, Litschi, Johannisbeere,<br />
Aprikose, Birne, nassem Schiefer, weißem<br />
Pfeffer, grünem Apfel und frischen Tannenspitzen, auch<br />
etwas Hefe und Kräuternoten. Kristallin klar am Gaumen,<br />
der Jahrgang hat diesem Kabinett eine brillante<br />
Hallo-Wach-Säure mitgegeben, die die Fruchtsüße beinahe<br />
absorbiert, da bauen sich Schwung und Frische<br />
auf, zusätzlich gepusht von mineralischem Druck, filigran<br />
in der Textur und mitreißend im Rhythmus, mit<br />
saftigen und auch salzigen Einsprengseln. Wie kann<br />
man nur so eine tänzerische Eleganz und feinfühlige<br />
Balance herstellen? Ananas, Birne, auch Limette, endet<br />
saftig und elegant fließend. Auch wenn das Graacher<br />
Himmelreich im Jahr 2021 nicht ganz im internen Duell<br />
an die Wehlener Sonnenuhr herankommt, die sich<br />
noch ein klein wenig komplexer, dichter und lebendiger<br />
präsentiert, dann ist das doch ein absolut fantastischer<br />
Kabinett-Riesling, der dem aktuellen Vinum Weinguide<br />
Deutschland nicht von ungefähr 93 Punkte wert ist!<br />
Schon gut anzutrinken, Höhepunkt wohl in zehn Jahren,<br />
mit Reifevermögen über die nächsten 25 Jahre.<br />
WEHLENER SONNENUHR RIESLING KABINETT, 2021<br />
Prüm vom Allerfeinsten: Der Kabinett aus der Wehlener Sonnenuhr<br />
ist ein Grand Cru seiner Prädikatsklasse!<br />
DMO110821 Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett, 2021 7,5% Vol. 48,00 €/l 36,00 €<br />
DMO110821M Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett, 2021 MAGNUM 7,5% Vol. 52,66 €/l 79,00 €<br />
95 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
Es gibt Weinberge, die untrennbar an ein<br />
Weingut gebunden sind: Beim Weingut<br />
Joh. Jos. Prüm ist es die Wehlener Sonnenuhr,<br />
die direkt gegenüber des Anwesens<br />
an der Mosel liegt. Die Lage gilt als eines<br />
der besten Riesling-Terroirs der Welt und<br />
ist zweifellos die große Liebe von Manfred<br />
und Katharina Prüm: Sie ziert sogar die Etiketten des<br />
Weinguts! Abgebildet ist dort auch die Sonnenuhr, die<br />
dem Weinberg seinen Namen gegeben hat und die 1842<br />
von Jodocus Prüm inmitten der Schieferfelsen der Lage<br />
erbaut wurde. Die Sonnenuhr sollte gerade auch den<br />
Arbeitern im Weinberg die Zeit ansagen: Sie zeigt mit<br />
dem Stand der Sonne die Uhrzeit an. Die 7 sucht man<br />
auf dem Zifferblatt der Wehlener Sonnenuhr übrigens<br />
vergebens. Vergessen wurde sie freilich nicht: Die Sonnenuhr<br />
ist so platziert, dass sie jeweils um sieben Uhr<br />
morgens und abends im Schatten liegt – also wurde<br />
die Zahl gleich weggelassen. Der im Edelstahl vergorene<br />
Kabinett zeigt in der spannenden Nase reduktive<br />
Aromen, weißer Pfirsich, nasser Schiefer, etwas Kirsche,<br />
Limettenschale und Jasmintee. Am Gaumen auf filigrane<br />
Art verdichtet, energiegeladen und mit druckvoller<br />
Spannung, das ist großartig balanciert, die Fruchtsüße<br />
wird von einem furiosen Säurezug aufgenommen und<br />
getragen, schlank und feingliedrig gebaut, die Schiefermineralik<br />
der Lage füttert die Synapsen und Phantasie,<br />
kühle, pure Aura, herbale Würze, etwas Jasmin und Aprikose,<br />
zitrisch, da wechseln minütlich die Aromenspektren,<br />
ungemein verspielt und aufreizend und doch mit<br />
der Seriosität eines großen Weins. Der amerikanische<br />
Weinhändler und Autor Terry Theise schrieb einmal<br />
über diesen Wein-Typ, dass es ihm vorkäme als spräche<br />
aus ihm ein wohlwollender alter Moselgott. Das ist J.J.<br />
Prüm vom Allerfeinsten, ein Grand Cru seines Prädikats!<br />
Zeigt über die nächsten 30 Jahre, was er kann.<br />
16 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Joh. Jos. Prüm<br />
MOSEL DEUTSCHLAND<br />
BERNKASTELER LAY RIESLING SPÄTLESE, 2021<br />
Bernkasteler Lay: mit der Riesling-Spätlese von 2021 in den Fokus gerückt<br />
DMO113221 Bernkasteler Lay Riesling Spätlese, 2021 7% Vol. 40,00 €/l 30,00 €<br />
Man darf Dr. Manfred Prüm vom Weingut Joh. Jos.<br />
Prüm in Bernkastel-Kues zu den überzeugten und<br />
standfesten Traditionalisten im deutschen Weinbau<br />
zählen, er hält den „tradierten Natur- und Prädikatsweingedanken<br />
nach wie vor uneingeschränkt für zeitgemäß“.<br />
Der VDP, der Verband Deutscher Prädikatsweingüter,<br />
wurde 1900 unter dem Namen Verband<br />
Deutscher Naturweinversteigerer gegründet, für<br />
Prüm leitet sich daraus neben dem Festhalten an den<br />
verschiedenen Prädikatsklassen auch das Gebot ab, als<br />
Winzer möglichst naturreine und unmanipulierte Weine<br />
zu erzeugen. Trotzdem sagt der Winzer mit Weltruf,<br />
dass man sich immer hinterfrage, ob man „hier<br />
und da vielleicht noch etwas besser machen könne“.<br />
Unterstützt wird Prüm dabei maßgeblich von seiner<br />
Tochter Dr. Katharina Prüm, der es gerade ein Anliegen<br />
ist, die Unterschiede zwischen den Prädikaten Kabinett,<br />
Spät- und Auslese und den unterschiedlichen<br />
Lagen deutlich herauszustellen. Zu den begehrten<br />
Prüm-Spätlesen zählt auch die aus dem Bernkasteler<br />
Lay, eine Lage, die nicht ganz das Renommee der ikonischen<br />
Wehlener und Zeltinger Sonnenuhr erreicht,<br />
aber durchaus ein prägnantes Profil vorzuweisen hat:<br />
Die Lay – das Wort stammt aus dem Keltischen und<br />
bedeutet Schiefer – liegt gegenüber des Bernkasteler<br />
Stadtteil Kues direkt an der Mosel. Die Lage ist nach<br />
Süd-Süd-West ausgerichtet und weitgehend in der an<br />
der Mosel noch verbreiteten Einzelpfahlerziehung angelegt.<br />
Damit können die Reben gerade in den steileren<br />
Parzellen besser bearbeitet werden. Die Lay ist<br />
eine warme Lage mit einer Hangneigung von 50 bis<br />
70 Prozent, der Boden besteht aus Blauschiefer mit<br />
einem Anteil Ton, der eine gute Wasserhaltefähigkeit<br />
des Bodens garantiert. Nach einem „cool climate“-Sommer,<br />
der bis Ende August anhielt, konnten die<br />
Trauben in der Lay im September und Oktober noch<br />
perfekt ausreifen, ohne die für den Jahrgang typische<br />
brillante Säure zu verlieren. Expressiver Duft nach<br />
Blüten, Limettenschale, Grapefruit und schwarze<br />
Johannisbeere, unterstützt von der charakteristischen<br />
Schieferwürze. Im Mund mit guter Konzentration und<br />
feiner Fruchtsüße, die durch den rasanten Säurezug<br />
pointiert wird und dadurch näher an das Geschmacksbild<br />
trocken heranrückt und animierend wirkt. Limette<br />
und Grapefruit treten auf, begleitet von schiefriger<br />
Mineralik, fokussiert, charaktervoll und aus einem<br />
Guss, es ist die unverkennbare Handschrift, die weltweit<br />
begeistert: Ein exzellenter Ausdruck der Lay in<br />
einem besonderen Jahrgang, der im Süßweinbereich<br />
Geschichte schreiben dürfte. Solche Spätlesen zu<br />
erzeugen, ist eine Kunst, die nur wenige an der Mosel<br />
so virtuos beherrschen – bei Prüm ist sie fest im<br />
Generationenvertrag verankert. Wird zu einem typischen<br />
Prüm’schen Meisterwerk heranreifen, der<br />
Vinum Weinguide 2023 honoriert das mit 92 Punkten.<br />
Macht jetzt schon großen Spaß, Reifepotenzial für sicher<br />
25 Jahre.<br />
17
DEUTSCHLAND MOSEL<br />
Joh. Jos. Prüm<br />
ZELTINGER SONNENUHR RIESLING SPÄTLESE, 2021<br />
Grandios: energiegeladene Spätlese mit kecker Säureader!<br />
DMO111921 Zeltinger Sonnenuhr Riesling Spätlese, 2021 7% Vol. 45,33 €/l 34,00 €<br />
95 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
Seit Kabinettweine boomen, auf Versteigerungen<br />
Rekordpreise erlösen und weltweit wieder<br />
nachgefragt werden, ist die Konjunktur von<br />
fruchtigen, restsüßen Spätlesen abgeflacht.<br />
Was auch daran liegt, dass manche Spätlese in<br />
Wirklichkeit ein „aufgepimpter“ Kabinett oder<br />
eine degradierte Auslese ist, die nicht die eigentlichen<br />
Stärken des Prädikats Spätlese ersetzen können. Deren<br />
Krise wird von Dr. Katharina Prüm und Dr. Manfred Prüm<br />
mit ihren Weinen wirkungsvoll bekämpft: Bei ihren Spätlesen<br />
geht es immer um Eleganz, Mineralität und Trinkigkeit,<br />
sie weisen mehr Dichte und Komplexität auf als die<br />
Kabinett-Weine und positionieren sich klar unterhalb der<br />
konzentrierteren und fruchtsüßeren Auslesen. Neben<br />
der Wehlener Sonnenuhr zählt auch die Zeltlinger Sonnenuhr<br />
zu den renommiertesten Mosel-Lagen, zu denen<br />
jedes Jahr abertausende Wein-Nerds und Touristen pilgern,<br />
um das deutsche Rieslingwunder zu verstehen. Die<br />
Zeltinger Sonnenuhr hat einen höheren Anteil von Blauschiefer,<br />
ist aber weniger steil als das Wehlener Pendant,<br />
das Weingut Joh. Jos. Prüm besitzt hier einen verhältnismäßig<br />
kleinen Anteil von 0,6 Hektar, es ist somit in der<br />
Flaschenanzahl die am stärksten limitierte Spätlese. Die<br />
alten Reben wurzeln tief im Blauschiefer und sorgen so<br />
für die unverkennbare Signatur des Weines. Nach einem<br />
verregneten Juli 2021 mit Rekordniederschlägen und<br />
einem weiter kühlen Sommer begann die Weinlese fast<br />
einen Monat später als im Vorjahr am 11. Oktober 2021.<br />
Auch die Erntemenge viel deutlich geringer aus als im<br />
Jahr 2020. Der Wein wurde mit natürlichen Hefen spontan<br />
vergoren und dann im Edelstahl ausgebaut. Startet in<br />
der Nase mit Mandarinenschale, Limettenblätter, Minze,<br />
Pfirsich, Rhabarber, etwas pfefferig, dann zunehmend<br />
mineralische Noten: Rauch und Feuerstein, da steigt<br />
förmlich die Steillage aus dem Glas. Im Mund entfaltet<br />
sich zunächst eine feine Fruchtsüße, die immer verspielt<br />
und delikat bleibt und von einer kecken, knackfrischen<br />
Säure getragen wird, die sich sehr präzise durch die<br />
schlanke Struktur zieht. Was die Frische und Spannung<br />
angeht, lässt diese Spätlese manchen Kabi alt aussehen,<br />
ohne es dabei freilich an Dichte, Substanz und auch Tiefe<br />
fehlen zu lassen. Rauchige, dunkelaromatische und<br />
salzige Mineralik zieht im Hintergrund auf, auch etwas<br />
Yuzu, wunderbar filigran und feingliedrig mit kühler Aura<br />
– spiegelt die Bedingungen des kühlen Weinjahrs 2021<br />
perfekt wider: Eine grandiose Ausnahme-Spätlese aus<br />
einem besonderen Jahr, energiegeladen, gut dosierter<br />
Starkstrom, der einen beinahe voluptuös erzittern lässt.<br />
Ein grandioser Wein, den der Vinum Weinguide 2023 mit<br />
95 Punkten bewertet hat!<br />
Schon mit Freude anzutrinken, Entwicklung sicher bis<br />
2060+.<br />
GRAACHER HIMMELREICH RIESLING SPÄTLESE, 2021<br />
Atemberaubende Performance: Himmelreich – Spätlese – Weltklasse!<br />
DMO111021 Graacher Himmelreich Riesling Spätlese, 2021 7,5% Vol. 48,00 €/l 36,00 €<br />
95 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
Gleich vier Spätlesen aus dem Weingut Joh. Jos.<br />
Prüm und dem famosen Jahrgang 2021 können<br />
wir anbieten, jede davon strahlt mit den anderen<br />
um die Wette. Der Riesling aus dem Graacher<br />
Himmelreich weist dabei mit 7,5 Vol.-%<br />
Alkohol den höchsten Alkoholwert – wenn<br />
man davon überhaupt sprechen darf bei dieser niedrigen<br />
Ausprägung! Das Himmelreich befindet sich direkt<br />
hinter der kleinen Ortschaft Graach, die Reben stehen<br />
dort bei einer Hangneigung von bis zu 65 % zum<br />
Teil noch in traditioneller Einzelpfahlerziehung auf<br />
verwittertem grauen und blauen Schieferboden. Der<br />
Weinberg ist auf einer Höhe von 110 bis 260 Metern<br />
nach Süd-Südwest bis Südwest exponiert und windgeschützt,<br />
dadurch erwärmt sich der Boden leicht. Schon<br />
die vielschichtige, aufregende Nase verdeutlicht, dass<br />
Katharina Prüm mit dieser Spätlese ein wahrer Coup<br />
gelungen ist: Hinter einer leichten, gepflegten Reduktionsnote<br />
zeigen sich Aromen von Apfel, nassem Schiefer,<br />
Pfirsichschale und Lindenblüten sowie feiner Rauch,<br />
das Bukett lässt schon erahnen, welche Spannung und<br />
Energie diesen Wein beschwingt. Setzt auch im Mund<br />
energetisch an, gute Verdichtung, zupackende Struktur,<br />
wirkt dabei feingliedrig, die selbstbewusste Säure ist<br />
wie mit dem Lineal gezogen und garantiert Dynamik bis<br />
ins Finale. Feine, galant eingewobene Süße, delikater<br />
Blütenhonig, mineralisch-schiefrig unterlegt, hochelegant,<br />
kühl, zitrische Untertöne, feinsalzig. Das ist kraftvoll,<br />
athletisch und fulminant, immer in präzisen Nuancen<br />
dosiert, schlichtweg großartig in seiner noblen Entfaltung.<br />
Schon 2020 schenkte uns außergewöhnliche Spätlesen,<br />
das Jahr 2021 setzt mit seinem besonderen Säurekick<br />
noch eins drauf. Die aus dem Himmelreich ist wohl<br />
die Überraschung im Portfolio der Riesling-Virtuosen<br />
Prüm und kratzt am Thron der beiden Sonnenuhr-Spätlesen.<br />
Das sieht auch der aktuelle Vinum Weinguide<br />
2023 so und vergibt 95 Punkte – epochal!<br />
Höhepunkt wohl in 10 Jahren, jetzt schon spekakulär!<br />
18 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Joh. Jos. Prüm<br />
MOSEL DEUTSCHLAND<br />
WEHLENER SONNENUHR RIESLING SPÄTLESE, 2021<br />
Diese geniale Spätlese aus der Wehlener Sonnenuhr dokumentiert,<br />
warum die Lage zu den weltweit besten zählt!<br />
DMO110921 Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese, 2021 7% Vol. 53,33 €/l 40,00 €<br />
Bei den doctores Katharina Prüm und Vater Manfred<br />
scheint das Maximale zur Selbstverständlichkeit geworden<br />
zu sein: Von ihren rund 22 Hektar Steillagen an der<br />
Mittelmosel erzeugt das kongeniale Tochter-Vater-Duo<br />
Weltklasse-Rieslinge mit einer Zuverlässigkeit, Konstanz<br />
und Präzision, dass selbst Schweizer Uhrmacher,<br />
die für ihr im obersten Qualitätsbereich schwankungsfreies<br />
Arbeiten berühmt sind, neidisch werden dürften.<br />
Grundlage dafür sind weltberühmte Lagen wie die<br />
beiden Sonnenuhren in Wehlen und in Zeltingen. Das<br />
alleine ist es freilich nicht: Es gibt genügend Beispiele<br />
dafür, dass aus einem außergewöhnlichen Terroir auch<br />
gewöhnliche Weine kommen können. Die Prüms arbeiten<br />
ähnlich wie es schon Generationen von Moselwinzern<br />
vor ihnen getan haben: Die Güte der Weine wird<br />
in den Weinbergen festgelegt, denen die ganze Sorgfalt<br />
mit einer naturnahen Bearbeitung gilt. Deshalb ist<br />
auch der Keller ein Ort mit beschränktem Zutritt – es<br />
heißt, dass ihn noch nie ein Außenstehender betreten<br />
habe. Aber die Aufgabe des Kellers ist es nach Meinung<br />
der Familie ohnehin lediglich, die einzigartige Qualität<br />
des Weinbergs unverfälscht auf die Flasche zu bringen.<br />
Prüm baut seine Weine traditionell fruchtig, mit moderater,<br />
natürlicher Restsüße aus. Ein Genre, das wohl<br />
niemand so beherrscht. Die präzise Säure, ihre vibrierende<br />
Art und Mineralität lassen die Weine trockener in<br />
ihrem Geschmacksbild erscheinen, das ist die gewollte<br />
Stilistik, an der Katharina auch ganz bewusst feilt. Die<br />
Weine können unglaublich gut altern, die Säure ist das<br />
Lebenselixier in diesen faszinierenden Old-School-Weinen,<br />
gerade in Jahren wie 2021. Die Wehlener Sonnenuhr<br />
ist die berühmteste und beste Lage des Weinguts<br />
mit tiefgründigem, verwittertem Grauschieferboden,<br />
einer extremen Hangneigung von 70 Prozent in Süd-<br />
Südwest-Ausrichtung. Für den Mosel-Experten Stephan<br />
Reinhardt bringt die Lage die „sinnlichsten, elegantesten<br />
und komplexesten Weine, die überwiegend<br />
mit dem Weingut assoziiert werden“. Im kühlen Jahr<br />
2021 zeigte sich die Sonnenuhr als wahrer Grand Cru<br />
und Vorzugsort für fruchtige Rieslinge. Die spontanvergorene<br />
und im Stahltank ausgebaute Spätlese zeigt<br />
anfangs die typischen, leicht reduktiven und rauchigen<br />
Noten, Schieferwürze, das riecht nach archetypischer<br />
Mosel, Mandelkern, eingelegte Zitronen, kräutrig, Fenchel,<br />
auch Minze, dunkle Aromen, etwas Hopfenblüte.<br />
Verdichtet sich am Gaumen mit Zug und Spannung, da<br />
wird die Größe der Lage ausgespielt und die Cremigkeit<br />
mit superber Mineralik und delikater Finesse in einen<br />
schwebenden, tänzelnden Zustand transformiert. Präziser,<br />
aufgeweckter Säurestrang, zitrische Noten unterstützen<br />
die Frische, die dezenten Noten von Steinobst<br />
segeln auf einer Welle von Schieferwürze. Viel Substanz,<br />
auf etliche Jahrzehnte angelegt, diese Sonnenuhr ist ein<br />
Paradox, das Kraft und Dichte mit ätherischer Schwerelosigkeit<br />
verknüpft, eine eigenwillige Komplexität, die<br />
aus Schönheit und Filigranität schöpft. Absolute Weltklass,<br />
die dem Vinum Weinguide 95 Punkte wert ist!<br />
Ab 2025 mit Sicherheit über 30 Jahre.<br />
95 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
19
DEUTSCHLAND MOSEL<br />
Joh. Jos. Prüm<br />
ZELTINGER SONNENUHR RIESLING AUSLESE, 2021<br />
Mehr als nur die kleine Schwester der Wehlener Sonnenuhr!<br />
DMO111421 Zeltinger Sonnenuhr Riesling Auslese, 2021 7% Vol. 52,00 €/l 39,00 €<br />
96 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
Sonnenuhr ist ein Lagen-Namen, der Riesling-Liebhaber<br />
elektrisieren und sogar<br />
Ekstase auslösen kann: Zum exquisiten<br />
Lagen-Portfolio des Weinguts Joh. Jos.<br />
Prüm zählen Parzellen in den renommierten<br />
Sonnenuhren in Zeltingen und Wehlen.<br />
Die Zeltinger Sonnenuhr schließt unmittelbar<br />
an das Wehlener Pendant an. Oft ist es an der Mosel<br />
so, dass sich aufgrund der Windungen des Flusses<br />
die Lagen in ihrer Ausrichtung stark unterscheiden.<br />
Das ist bei diesen beiden Lagen nicht so, da sie ohne<br />
Flussdrehung genau nebeneinander liegen. Trotzdem<br />
unterscheiden sich die Böden und das Mikroklima:<br />
Die Zeltinger Sonnenuhr besitzt einen höheren Anteil<br />
von blauem Devonschiefer, ist weniger steil als die<br />
berühmtere Wehlener Nachbarin mit tiefgründigem,<br />
verwittertem Grauschieferboden und einer extremen<br />
Hangneigung von 70 Prozent. In der Nase zeigen sich<br />
keine hellen, sondern dunkle, herbe Aromen: Rauchige<br />
Schieferwürze, Tannennadeln, Tannenhonig, Schwarztee,<br />
maritime Anklänge, Grapefruit, Birnenspalten,<br />
Johannisbeeren, auch Pfirsichblüten. Setzt im Mund<br />
lebendig und saftig an, aber es ist eine beinahe mysteriöse<br />
Tiefgründigkeit, die den Gaumen beschäftigt, die<br />
delikate Säure ist der tragende Strang in diesem filigranen<br />
und doch kraftvollen Konstrukt, die Süße ist wie<br />
ein stützendes Polster, in dem man nicht versinken<br />
kann. Etwas Ingwer, Stachelbeere, rosa Grapefruit, reife<br />
Passionsfrucht, druckvoll angeschoben durch eine<br />
mitreißende, pikante Mineralik, die auch das Finish<br />
bestimmt. Gerne wird die Zeltinger Sonnenuhr als die<br />
„kleine Schwester“ der berühmten Wehlener Sonnenuhr<br />
bezeichnet, zu Unrecht wie die Auslese aus 2021<br />
nachdrücklich unterstreicht: famose 96 Punkten im<br />
Vinum Weinguide von 2023!<br />
Sollte noch drei, vier Jahre gelagert werden, Entwicklung<br />
sicher bis 2060+.<br />
20 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Joh. Jos. Prüm<br />
MOSEL DEUTSCHLAND<br />
GRAACHER HIMMELREICH RIESLING AUSLESE, 2021<br />
Prachtexemplar der Gattung „Trink-Auslese“!<br />
DMO111121 Graacher Himmelreich Riesling Auslese, 2021 7% Vol. 56,00 €/l 42,00 €<br />
Im Weingut Joh. Jos. Prüm gibt es ganz genaue Vorstellungen<br />
von der Stilistik und Beschaffenheit der Weine,<br />
die – unabhängig vom Jahrgang – dem Ideal der Finesse<br />
und Präzision verpflichtet sind. Selbst in warmen<br />
Jahren geht es hier nie um Muskeln und protzerische<br />
Kraft, auch die Auslesen manövrieren nie schwerfällig<br />
und viskos im Glas, sondern betonen stets den Aspekt<br />
der Trinkanimation. Bei den Auslesen unterscheiden<br />
Katharina Prüm und Manfred Prüm zwischen goldenen<br />
und weißen Kapseln: Nur bei den Goldkapseln<br />
werden von der Botrytis rosinierte Trauben verarbeitet,<br />
während die Weine mit der weißen Kapsel in aller<br />
Regel aus botrytisfreien Trauben vinifiziert werden. Da<br />
im Jahrgang 2021 im Hause Prüm keine Goldkapseln<br />
gekeltert wurden, bilden die standesgemäßen Auslesen<br />
mit den Versteigerungsweinen die Spitzen in<br />
einem famosen Portfolio: Bei den drei Auslesen ist es<br />
beinahe unmöglich, eine zu favorisieren: Da geht es<br />
nicht um besser oder weniger gut, sondern um feine<br />
Nuancen, die der Weinberg mitbringt. Der Boden in<br />
der Lage Graacher Himmelreich besteht aus leicht<br />
erwärmbarem Blau- und Grauschiefer. Der<br />
Hang ist mit 45 bis 65 Prozent moderat steil.<br />
Leichte Reduktionsnote, duftet nach hellen<br />
Blüten, weißem Pfirsich, Minze, Schiefer, etwas<br />
Passionsfrucht und frisch geschnittener<br />
Ananas, Cassis, Rauch. Zeigt sich am Gaumen<br />
sofort als „Trink-Auslese“: Die fein eingewobene<br />
Süße ist präsent, Blütenhonig, reife Mango,<br />
aber auch eine Säure, die wie ein Strahl nach vorne<br />
preschen will, in schlanker Kontur verdichtet und konzentriert,<br />
saftige Eleganz, Grapefruit, auch Passionsfrucht,<br />
nimmt am hinteren Gaumen noch mal Fahrt<br />
auf, mineralisch, druckvoll, zitrisch-pikant, lang und<br />
energievoll, die Dynamik ist eindrucksvoll, das ist keine<br />
der überzuckerten Auslesen, die in dekadent-satter<br />
Schönheit sterben. Aufregender und ausdrucksstarker<br />
Riesling mit Potenzial für Jahrzehnte!<br />
Wer warten kann, sollte den Wein für die nächsten<br />
fünf Jahre weglegen. Potenzial bis 2065+.<br />
96 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
WEHLENER SONNENUHR RIESLING AUSLESE, 2021<br />
Mit der erhabenen Auslese aus der Wehlener Sonnenuhr dürfte der<br />
Jahrgang 2021 in die Mosel-Annalen eingehen!<br />
DMO110221 Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese, 2021 7% Vol. 64,00 €/l 48,00 €<br />
DMO110221H Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese, 2021 (0,375l) 7% Vol. 69,33 €/l 26,00 €<br />
Es ist nicht übertrieben, wenn man die Wehlener Sonnenuhr<br />
zu den legendärsten und besten Weinlagen im Land<br />
zählt, wenn man sich auf Riesling fokussiert, sogar weltweit.<br />
Der Weinberg ist eine steile Süd-Südwesthanglage<br />
mit Hangneigung von 70 Prozent und tiefgründigem,<br />
verwittertem Grauschieferboden. Für den Mosel-Experten<br />
Stephan Reinhardt bringt die Lage die „sinnlichsten,<br />
elegantesten und komplexesten Weine, die überwiegend<br />
mit dem Weingut assoziiert werden“. Das beste Terroir<br />
muss freilich auch von kundigen Köpfen verstanden und<br />
interpretiert werden: Im Weingut Joh. Jos. Prüm wird<br />
schon seit etlichen Generationen enorme Sorgfalt und<br />
Expertise darauf gerichtet, das Potenzial des Weinbergs<br />
auszuschöpfen, mit dem die Winzerfamilie so tief verbunden<br />
ist wie keine andere. Zwar besitzen auch andere<br />
Winzer Parzellen in der Sonnenuhr, aber nur die Prüms<br />
wissen, diesen Schatz der Luxuslage in unnachahmlicher<br />
Art zu heben. So entstehen Rieslinge von Weltruf, gerade<br />
die Auslesen können als Eckpfeiler deutscher Weinbaukultur<br />
gelten. Leicht rauchige Noten steigen zuerst aus<br />
dem Glas, Pfirsich, Litschi, Ananas, Birne, frisches Lorbeerblatt<br />
und eingelegte Zitronen. Ein eleganter<br />
und geschliffener Duft, der aber auch die<br />
Komplexität des Weines schon andeutet. Am<br />
Gaumen mundwässernd mit markanter Säure,<br />
die perfekt sitzt und eng am Körper entlangläuft.<br />
Federleicht im Alkohol, aber mit Dichte,<br />
Struktur und Spannung, die Süße fügt sich nahtlos ein,<br />
etwas Salzzitrone stößt zu gelben Fruchtnoten, enorm<br />
elegant, getragen und kraftvoll, bekommt am Gaumen<br />
immer wieder einen neuen Energieschub durch die ausgeprägte<br />
Mineralik. Komplex, tief und lang, große Perspektive.<br />
Was hier in feinfühligster Balance angelegt<br />
ist, wird über Jahrzehnte in ästhetischer Erhabenheit<br />
erstrahlen. Beinahe zu perfekt, um von Winzerhand erschaffen<br />
worden zu sein: Nur wenn Weingut und große<br />
Lage eine so enge symbiotische Beziehung eingehen,<br />
kann ein so außergewöhnlicher Wein entstehen. Fulminant,<br />
kaum zu überbietende Weltklasse: 96 Punkte im<br />
Vinum Weinguide 2023!<br />
Gerne ein paar Jahre weglegen, bis 2070<br />
mit Genussgarantie.<br />
96 Punkte<br />
VINUM WEINGUIDE 2023<br />
21
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
Weninger<br />
WEINGUT<br />
WENINGER<br />
HORITSCHON | BURGENLAND<br />
BALF | SOPRON<br />
Auf einer Wellenlänge: Petra und Franz Weninger.<br />
WENINGER IST MEHR!<br />
Besieht man sich das österreichische Burgendland, wird<br />
einem bewusst, dass die Region zu den lebendigsten und<br />
vielfältigsten Weinregionen Europas gehört. Einiges davon<br />
bilden wir mit Weingütern und Winzern wie Velich, Schiefer,<br />
Heinrich und Moric zwar schon ab, doch mit den Weinen<br />
von Weninger haben wir noch mal eine weitere Facette des<br />
Burgenlandes hinzugewonnen. Und was für eine! Das Weingut<br />
Weninger steht für uns wie kein zweites für einen grenzüberschreitenden<br />
Gedanken, Weinbau zu betreiben. Gemeint ist<br />
einerseits die physische Grenze, die dort, wo das Weingut liegt,<br />
gezogen wurde. Andererseits ist es aber die geistige Grenzüberschreitung,<br />
für die Franz Reinhard Weninger zusammen mit seiner<br />
Frau Petra und seinen Eltern steht.<br />
Das Weingut der Familie Weninger befindet sich in Horitschon.<br />
Am Rande der Ortschaft verlief jahrzehntelang der Eiserne Vorhang,<br />
denn unweit des Ortsausgangs Richtung Norden und<br />
Osten liegt Ungarn. Ungarn (das schon 1538 den Habsburgern<br />
unterstand) wurde 1804 Teil des neugegründeten Kaisertum<br />
Österreich und ab 1867 der K. u. K.-Monarchie, kam nach 1945<br />
unter sowjetischen Einfluss. Viele Familien hatten Verwandte<br />
auf beiden Seiten der Grenze und oftmals natürlich auch Besitz.<br />
Doch während der langen Zeit der Trennung trat das Gemeinsame,<br />
das Österreich und Ungarn verbunden hatte, weitgehend<br />
in den Hintergrund. Als sich die Schlagbäume öffneten, gehörte<br />
Franz Ludwig Weninger, der Vater, zu den Ersten, die sich für<br />
die Nachbarn interessierten. Es dauerte dann auch nicht lange,<br />
bis er den Weinort Villány entdeckte, Freunde fand und sich<br />
dort ab 1992 im Weinbau engagierte und zusammen mit Attila<br />
Gere ein zweites Weingut gründete. 1997 bekamen die Weningers<br />
dann das Angebot, Weingärten in Sopron zu erwerben, also<br />
unweit des eigenen Weinguts. Vater und Sohn überlegten nicht<br />
22 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Weninger<br />
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
Was war geschehen? Franz hatte sich nach und nach vom damals<br />
noch üblichen Stil entfernt, der in Österreich und Ungarn<br />
vorherrschte. Es war der Stil der Blockbuster nach der Robert-<br />
Parker-Mode: ein internationaler Stil mit internationalen Rebsorten,<br />
der auf Konzentration und viel Holzeinsatz setzte. Franz<br />
hatte so angefangen, merkte aber spätestens 1999, als er von<br />
einem Praktikum in Kalifornien zurückkehrte, dass er kein Epigone<br />
des „american way of winemaking“ werden wollte, weil<br />
der damit unglücklich würde. Und ebenso unglücklich war er<br />
mit dem konventionellen Ansatz in den Weingärten, der auf<br />
kurzfristige Krankheitsbekämpfung per Holzhammermethode<br />
setzte und nicht auf Ursachenforschung beruhte.<br />
© Nicole Heiling<br />
lange und gingen das Wagnis ein. Doch der Weg zum Erfolg<br />
war schwieriger als erwartet. Zwar erregte Franz jun. mit seinen<br />
ersten Weinen in Ungarn viel Aufsehen, doch irgendwann<br />
wurde er schräg angesehen für seinen sich verändernden Stil.<br />
Der „Ponzichter“, der Bohnenzüchter, wie man die Deutschsprachler<br />
in Ungarn gerne nannte, weil sie früher Bohnen in<br />
Mischkulturen zusammen mit den Weinreben pflanzten, wurde<br />
zunehmend als Spinner betrachtet.<br />
Also haben sich die Weningers ab 2000 nach und nach neu erfunden.<br />
Es begann mit der Spontanvergärung und dem Verzicht<br />
auf jegliche weiteren Hilfsmittel im Keller. Es ging weiter mit<br />
dem Beginn der Humuswirtschaft und dem biologischen Landbau.<br />
Für Franz, der im Kopf immer unabhängiger wurde, war das<br />
aber noch nicht genug. Er setzte sich immer mehr mit der Biodynamie<br />
auseinander – im Weingarten wie in seiner Denkweise<br />
– und gelangte immer stärker zur Achtsamkeit, nämlich mit weniger<br />
mehr zu erreichen. Wenn man ihn fragt, dann vergleicht er<br />
diesen Ansatz mit der Architektur: „Wenn man sich auf wenige<br />
Materialen beschränkt, ist es zwar schwerer, aber die Architektur<br />
wird klarer. Das Nicht-Ausdünnen der Trauben, das Nicht-<br />
Bewegen des Weins, das Nicht-Schwefeln, das Nicht-Kosten …,<br />
all diese Reduktionen führte zu klaren Weinen. So helfen mir<br />
Zertifizierung und Kontrolle, einen Rahmen zu setzen und mich<br />
zu fokussieren.“ „Weninger ist mehr“ als Motto für das Weingut<br />
Weninger aufzurufen ist also deutlich mehr als nur ein Wortspiel.<br />
Franz Weningers Weine sind den letzten Jahren tatsächlich<br />
immer klarer, immer präziser und immer strahlender geworden.<br />
Und das gilt für die Weine auf der österreichischen wie auf der<br />
ungarischen Seite. Dabei ist Franz Weninger von einem Adepten<br />
des biodynamischen und des handwerklichen Weinbaus zu<br />
einem seiner wichtigsten Protagonisten geworden. Er hat 2006<br />
die Gruppe „respekt-BIODYN“ mitgegründet, ist zusätzlich<br />
noch dem Demeter-Verband beigetreten und hat vor zwei Jahren<br />
Aufsehen erregt mit der Aktion „Rage against the Machine“,<br />
um sich gegen die zunehmende Mechanisierung im Weinbau zu<br />
wenden. Das T-Shirt dieser Aktion ist unter Winzern und Winzerfreunden,<br />
die gerne mal im Weinberg helfen, längst Kult.<br />
Wir freuen uns sehr, dass Sie, werte Kunden, die Weine von<br />
Franz Weninger so gut und im besten Sinne nachhaltig angenommen<br />
haben und unseren Enthusiasmus teilen, zumal diese<br />
alles andere als gewöhnlichen Tropfen enorm lebendige, erzählfreudige<br />
und vor allem berührende Weine sind. Franz erklärt<br />
es so: „Guter Wein erzählt von seiner Herkunft und seiner Geschichte.<br />
Und wenn diese Geschichte Gänsehaut erzeugt, dann<br />
ist es sehr guter Wein.“ Und so bleibt uns nichts weiter zu tun,<br />
als Ihnen viel Spaß mit diesen Gänsehaut-Weinen wünschen!<br />
23
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
Weninger<br />
„RÓZSA PETSOVITS“, ROSÉ [2021] (BIO)<br />
Burgenländisch-Westtransdanubischer Rosé!<br />
OBL070821 „Rózsa Petsovits“, rosé (2021) DIAM 12,5% Vol. 14,00 €/l 10,50 €<br />
AT-BIO-402<br />
Franz R. Weningers Rosé namens „Rózsa Petsovits“ ist<br />
in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Fangen wir<br />
mit dem Namen an. Es ist der Name seiner Großmutter,<br />
die als Rózsa Petsovits im Jahr 1921 in Horitschon geboren<br />
wurde. Als sie in jenem Jahr das Licht der Welt erblickte,<br />
gehörte Horitschon noch zu Ungarn. Ein halbes<br />
Jahr später war es österreichisch. Doch sowohl vorher<br />
als auch nachher und bis heute ist die Region Teil des<br />
Burgenlandes mit einer Geschichte von deutschsprachigen<br />
Ungarn. Um dies zu verdeutlichen, hat Franz<br />
Weninger für diesen Wein, der bei diesem Namen natürlich<br />
ein Rosé werden musste, Trauben von beiden<br />
Seiten der (heute grünen) Grenze genommen, und wo<br />
die Familie Lagen in Österreich und in Ungarn bewirtschaftet.<br />
Der Syrah für diesen Rosé stammt vom Gneis<br />
und Glimmerschiefer aus Sopron in Ungarn, Zweigelt<br />
und Blaufränkisch wurzeln in lehmigen Böden in Horitschon,<br />
der Pinot Noir in kalkreichen Böden in Ritzing.<br />
Nach einer selektiven Handlese im September 2021<br />
wurden die Trauben nach kurzer Standzeit gepresst,<br />
spontan und über zehn Tage hinweg vergoren und<br />
dann für sechs Monate auf der Hefe ausgebaut. Wie bei<br />
Franz Weninger üblich, wurde minimal – in diesem Fall<br />
10 mg/l – geschwefelt und der Wein unfiltriert gefüllt.<br />
„Rózsa Petsovits“ ist ein Rosé, der in transparentem<br />
Kirschrot von innen heraus zu leuchten scheint. Es duftet<br />
intensiv nach Schwarzkirschen und Wildkirschen,<br />
Granatapfelsaft und Cranberrys, Johannisbeeren und<br />
Blutorangen und ein wenig nach Gartenkräutern und<br />
Hefe. Hinzu kommt ein Hauch von mürbem Apfel und<br />
Hopfen, was dem Wein einen leicht oxidativen Touch<br />
verleiht. Am Gaumen macht dieser Rosé sogar noch<br />
mehr Laune. Da hat man viel Süßkirsche, etwas Tabak,<br />
ein paar pikante Blutorangenzesten, etwas Süßholz und<br />
Hefe. Die Textur wirkt rund mit einer ganz feinen rauen<br />
Oberfläche, die an Wasserschleifpapier erinnert. Hinzu<br />
kommt die seidige und gleichzeitig lebendige Säure und<br />
eine für die Weninger-Weine sehr typische Salzigkeit.<br />
All das zusammen ergibt einen „Charakter-Rosé“, wie<br />
man ihn nur ganz selten im Glas hat. Kein Allerweltsweinchen<br />
und schon gar nicht everybody’s darling,<br />
sondern ein echter „Weninger“, der wahrscheinlich genauso<br />
viel Charakter und charmante Eigenwilligkeit besitzt<br />
wie die Namensgeberin, die in dem Jahr 2021 ihren<br />
100. Geburtstag feiern konnte. Für Liebhaber von „vins<br />
vivants“ dürfte der „Rózsa Petsovits“ schnell zum favorisierten<br />
Rosé avancieren. Zumal man sich angesichts<br />
des Preises bei Franz R. Weninger nur bedanken kann,<br />
dass er derart budgetfreundliche Weinkunstwerke auf<br />
Flaschen zieht!<br />
Diesen Wein kann man jetzt und sicher bis 2027 mit<br />
Freude trinken.<br />
24 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Weninger<br />
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
© Franz Weninger<br />
FEHÉRBURGUNDI, WEISS 2021 (BIO)<br />
Weningers weiße Naturwein-Visitenkarte<br />
OBL070721 Fehérburgundi, weiß 2021 DIAM 12% Vol. 18,93 €/l 14,20 €<br />
AT-BIO-402<br />
Es mag ungewohnt klingen, wenn auf den Weinen<br />
eines österreichischen Winzers ungarische Namen auftauchen.<br />
Doch so ist das, wenn man in einem Gebiet<br />
lebt und arbeitet, in dem sich Grenzen immer wieder<br />
verschoben oder sich sogar ganz aufgelöst haben. Entsprechend<br />
sind die Weningers nicht im eigentlichen<br />
Sinne österreichische Winzer, sondern burgenländische<br />
und da Burgenland kann man durchaus grenzübergreifend<br />
verstehen. Franz R. Weningers „Soproni Fehérburgundi“,<br />
wie der Wein mit vollem Namen heißt,<br />
ist ein – wer hätte das gedacht? – Weißburgunder aus<br />
Sopron. Sopron ist so etwas wie die zweite Heimat der<br />
Weningers, denn auch dort besitzen sie einige Rebparzellen.<br />
Aus einer dieser Lagen, nämlich dem Frettner,<br />
stammt der Wein, dessen Reben, in Parabraunerde mit<br />
verwittertem Schiefergestein wurzeln. Franz Reinhard<br />
Weninger hat diesen Weißburgunder zu seiner ersten<br />
weißen „Naturwein-Visitenkarte“ gemacht. Er wollte<br />
aus der Sorte einen tonischen und lebendigen Wein erzeugen,<br />
und genau das ist auch das Markenzeichen des<br />
2021er-Jahrgangs. Was angesichts der Weinberge (die<br />
seit mehr als einem Jahrzehnt biologisch und seit vielen<br />
Jahren auch biodynamisch bewirtschaftet werden),<br />
in den ja ohnehin schon viel Leben steckt, kaum verwunderlich<br />
ist. Diese Lebendigkeit des Weinbergs auch<br />
in die Flasche zu bringen ist eines der erklärten Ziele<br />
des Winzers. Beim Fehérburgundi hat er entsprechend<br />
minimalistisch agiert und auch keinen zusätzlichen<br />
Schwefel eingesetzt. Vergoren und ausgebaut wurde<br />
der Wein im großen Holzfass, wo er auf der Hefe lag<br />
und einen biologischen Säureabbau durchlaufen hat.<br />
Dieser Weißburgunder ist ein gelungenes Beispiel für<br />
einen „vin vivant“, einen „Naturwein“. Es ist ein so lebendiges<br />
wie helltöniges Getränk, in dem Noten von<br />
Limetten und Zitronenzesten, Wiesenkräutern und<br />
Blüten, etwas Hopfen und Hefe eingeflossen sind. Am<br />
Gaumen wirkt der Fehérburgundi offen und einladend<br />
mit einer präsenten Säure und einem schlanken und<br />
doch durchaus kräftigen Körper. Er zeigt sich vibrierend<br />
frisch und tonisch mit Noten von reifen Limetten und<br />
einer ganz feinen Süße vom Hefelager – tatsächlich<br />
aber ist der Wein auf unter ein Gramm Restzucker heruntergegoren!<br />
Was für besonders viel Trinkspaß sorgt,<br />
ist die Salzigkeit, die sich im Finale mit den Limettennoten,<br />
wiederum etwas Hopfen und Hefe mischt.<br />
Ab sofort bis 2028.<br />
25
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
Weninger<br />
FURMINT „VOM KALK“, WEISS 2021 (BIO)<br />
Ein großartiger Vertreter dieser uralten weißen Sorte!<br />
OBL071021 Furmint „vom Kalk“, weiß 2021 DIAM 12% Vol. 20,00 €/l 15,00 €<br />
AT-BIO-402<br />
Für Franz Weninger gehört der weiße Furmint genauso<br />
zu seiner Heimat wie der rote Blaufränkisch. Historisch<br />
gesehen ist das auch so; denn zu Zeiten der<br />
k. u. k. Dynastie war der Furmint im Burgenland, das<br />
damals zu Westungarn gehörte, noch überall zugegen.<br />
Mit der Zeit und vor allem nach dem 1. Weltkrieg, als<br />
die Donaumonarchie geteilt wurde, hat sich der Furmint<br />
jedoch weitgehend aus Österreich verabschiedet,<br />
blieb allerdings noch in Ungarn präsent. Das ändert<br />
sich mittlerweile wieder dank Winzern wie Franz<br />
Reinhard Weninger, der die Sorte schon deshalb sehr<br />
gut kennt, weil er auch Wein auf der ungarischen Seite<br />
des Neusiedler Sees erzeugt. Mittlerweile hat sich die<br />
Anbaufläche des Furmint im Burgenland sogar verdoppelt,<br />
und wenn es mit 27 Hektar auch noch nicht viel<br />
ist, hat er doch Zukunft.<br />
Der Furmint ist eine sehr alte Sorte, die wahrscheinlich<br />
– ähnlich wie der Riesling und viele andere europäische<br />
Sorten – unter anderen vom Weißen Heunisch<br />
abstammt und zur Edelfäule neigt, weshalb man ihn<br />
als süßen Tokaj seit Jahrhunderten schätzt. Franz R.<br />
Weningers Furmint „vom Kalk“ aber ist das genaue<br />
Gegenteil eines lang reifenden und süßen Tokaj. Seine<br />
Interpretation ist die eines „vin vivant“ ohne Schnickschnack<br />
und so pur wie möglich. Das fängt bei ihm<br />
natürlich schon im Weingarten an, und „natürlich“ ist<br />
wortwörtlich gemeint; denn der Weingarten namens<br />
Kalkofen in Ritzing im Mittelburgenland wird schon<br />
seit Jahren biologisch bzw. biodynamisch gepflegt.<br />
Das mit 12 Vol.-% gelesene, und auf den Punkt gereifte<br />
Traubengut stammt von 21 Jahre alten Reben,<br />
die in kalkhaltigen, warmen Böden in Südlage stehen<br />
und biodynamisch gepflegt werden. Gelesen wurden<br />
36 Hektoliter pro Hektar, und das per Hand. Nach der<br />
Direktpressung mit viel Sauerstoffkontakt wurde der<br />
Saft spontan in 500-Liter-tonneaux vergoren und auf<br />
der Hefe ausgebaut. Gefüllt wurde im August 2022<br />
ohne Filtration und zusätzlichen Schwefel, sodass der<br />
Gesamtschwefel hier bei gerade einmal 9 mg/l liegt.<br />
Im Duft erinnert der Furmint „vom Kalk“, der sich im<br />
Glas strohgelb mit ganz leichter Hefetrübung präsentiert,<br />
an mürben Apfel mit einem Hauch von Zimt und<br />
Macisblüten, an warmen Hefeteig, Ginster, Jasmin<br />
und ein wenig Limette und Grapefruit. Der Wein wirkt<br />
dabei einladend warm, offen und in seinen hellen zitrischen<br />
Noten zugleich frisch und klar. Am Gaumen präsentiert<br />
sich der „Furmint vom Kalk“ ähnlich. Einerseits<br />
zeigt er sich seidig und hefig, andererseits frisch und<br />
druckvoll mit einer präsenten Säure. Der „Furmint“ ist<br />
ein elegant strukturierter Wein, der glasklar wirkt und<br />
mit Salzigkeit und leicht pikanten und herb-zitrischen<br />
Noten, mit Balance und Präzision das Finale einleitet.<br />
Das funktioniert solo hervorragend. Wenn man sich<br />
jedoch ein Butt- oder Seeteufel-Filet mit Beurre Blanc<br />
und vielleicht etwas Schnittlauchöl und Zitrone dazu<br />
denkt, wird’s noch besser!<br />
Ab sofort und bis 2029.<br />
© Gerhard Wasserbauer<br />
26 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Weninger<br />
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
FURMINT „STEIN“, WEISS 2021 (BIO)<br />
Furmint aus der besten Lage von Sopron, dem Steiner!<br />
OBL070221 Furmint „Stein“, weiß 2021 DIAM 12% Vol. 36,66 €/l 27,50 €<br />
AT-BIO-402<br />
Wie man einer Bürgerchronik aus dem Jahr 1680 entnehmen<br />
kann, wurden damals offenbar Weinberge um<br />
Sopron, gesprochen Schopron (der deutsche Name ist<br />
Ödenburg), klassifiziert und bewertet. Der „Steiner“<br />
führte die Liste an und wurde damals zur teuersten<br />
Lage der Gegend. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs<br />
hat Franz Weninger sen. schnell wieder die alten<br />
Kontakte nach Ungarn hergestellt. Schließlich war<br />
das früher eine ungeteilte Region, und es gab familiäre<br />
Bindungen rund um den Neusiedler See. Diese Kontakte<br />
führten dazu, dass die Weningers nach und nach<br />
einige Parzellen erworben haben, unter anderem auch<br />
im Steiner, dessen Ruhm allerdings verblasst war. Eine<br />
der Parzellen hat Franz R. Weninger jun. in 2017 auf<br />
Furmit umveredelt. Das heißt, dass die tief im Gneis<br />
und Glimmerschiefer wurzelnden Unterstöcke dort<br />
bleiben konnten und nur die Edelreiser ersetzt wurden.<br />
So konnte er 2018 schon die ersten Furmint-Trauben<br />
im Steiner lesen, und der jetzige 2021er ist sein<br />
vierter Jahrgang. Franz Weninger ist ein großer Liebhaber<br />
dieser uralten Sorte, die im Burgenland früher<br />
weit verbreitet war (sie galt als „Riesling des Ostens“),<br />
im Laufe der Zeit aber immer rarer geworden ist.<br />
Der Wein, der ja vom Schieferboden stammt, wirkt<br />
farblich intensiver als der Furmint „vom Kalk“, und<br />
auch im Duft zeigen sich mehr Reifetöne, die animierend,<br />
charmant und geradezu umarmend wirken.<br />
Offen und einladend ist dieser Wein, und er präsentiert<br />
Noten von reifen Äpfeln, Birnen und Quitten,<br />
Salzzitronen und Dampfnudeln mit etwas Butter und<br />
Zimt. Dazu kommen steinige, an Silex erinnernde Noten,<br />
ferner ein Hauch von Rauch und Wollwachs. Am<br />
Gaumen breitet sich der Wein fächerförmig aus. Man<br />
könnte ihn mit seiner Mischung aus gelben Noten,<br />
Wachs, Zitrusfrüchten und feiner Würze fast ins Anjou<br />
stecken. Neben der Fülle, die aber immer klar konturiert<br />
bleibt, ist der lebendige, druckvolle Säurenerv<br />
präsent, der dem Furmint „Stein“ genau das richtige<br />
Rückgrat verleiht. So ist ein Wein mit großer Spannung<br />
und mit einem weiten Spannungsbogen entstanden,<br />
der vibrierend mineralisch und salzig schmeckt<br />
und die Größe dieser Sorte und der Lage unverfälscht<br />
an den Gaumen bringt.<br />
Ab sofort und bis 2028.<br />
Der Furmint „Stein“ ist in 2021 ein rarer Wein, von dem<br />
gerade einmal 3000 Flaschen gefüllt wurden. Franz hat<br />
die Trauben direkt in 500-Liter-tonneaux gepresst, wo<br />
sie spontan gären konnten. Elf Monate lag der Furmint<br />
dann auf der Vollhefe im Fass, ohne geschwefelt zu<br />
werden. Erst beim Füllen wurden 10 mg/l hinzugegeben,<br />
also nur eine minimale Menge.<br />
© Nicole Heiling<br />
27
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
Weninger<br />
© Nicole Heiling<br />
„PONZICHTER“, ROT [2020] (BIO)<br />
Burgenland? Ungarn? „Vin de soif“ vom Neusiedler See!<br />
OBL070920 „Ponzichter“, rot (2020) DIAM 12% Vol. 14,00 €/l 10,50 €<br />
AT-BIO-402<br />
Als „Ponzichter“ wurden früher die deutschsprachigen<br />
Einwohner Westungarns bezeichnet. „Ponzichter“<br />
waren Bohnenzüchter, der Name eine Verballhornung.<br />
Doch die Deutschsprachigen im ungarischen Teil des<br />
Burgenlandes waren keineswegs nur Bohnen-Spezialisten.<br />
Sie bauten auch Obst und anderes Gemüse an,<br />
verstanden sich nicht zuletzt auf den An- und Ausbau<br />
von Trauben. Dass sie all dies auf den Feldern fröhlich<br />
durcheinander anbauten, taten die Ungarn zwar<br />
als besonderen Spleen ab, und doch war das durchaus<br />
sinnvoll: Denn Bohnen sind Leguminosen, die<br />
Stickstoff in den Boden bringen. Sie wirken also wie<br />
ein natürliches Düngemittel und fördern das Rebenwachstum.<br />
Den Begriff „Ponzichter“ hat Franz Weninger<br />
als deutschsprachiger Winzer in Ungarn wieder<br />
aufgenommen. Die Trauben, die er für diesen Rotwein<br />
verwendet, stammen ausnahmsweise nicht vom<br />
Blaufränkisch, sondern von Pinot Noir und Zweigelt.<br />
Ein Teil der Reben steht in Franz Weningers Heimatort<br />
Horitschon im Mittelburgenland, ein Teil in Balf in<br />
Sopron, ein Teil wuchs auf Lehm, der andere auf Gneis.<br />
Sämtliche Felder werden hier nach biologischen und<br />
biodynamischen Richtlinien bewirtschaftet, und natürlich<br />
werden die Trauben von Hand (wie immer bei<br />
Weninger) entrappt, eingemaischt und spontan mit<br />
Anteilen von Ganztrauben vergoren. Danach wird der<br />
Wein über anderthalb Jahre in großen alten Eichenfässern<br />
ausgebaut. Zur Füllung gibt es eine minimale<br />
Schwefelung – und fertig ist der „Ponzichter“! In Weningers<br />
Portfolio ist er so etwas wie der unbekümmerte<br />
Spaß- und Trinkwein, der aber natürlich auch die<br />
Weninger’sche Substanz hat. Aus dem erheblichen<br />
Aufwand, den er im Weinberg betreibt, entsteht nie<br />
etwas Gewöhnliches, sondern immer etwas Besonderes,<br />
manchmal auch Einzigartiges. Dass das mit Vergnügen<br />
getrunken werden kann, ist gewollt. Der „Ponzichter“<br />
ist eindeutig ein „vin de soif“, ein Trinkwein.<br />
Einer, der leicht gekühlt getrunken werden sollte, und<br />
der dann mit seiner klaren und prägnanten Säurestruktur<br />
belebt und erfrischt. Die Frucht ist ungemein saftig,<br />
dunkel, mehr kirschig als beerig, verfügt über eine<br />
saftige Säure und eine Süße, die von der reifen Frucht<br />
stammt und auf dieser und nicht etwa Restzucker<br />
basiert. So verbinden sich die Reife und die Säure (im<br />
Duft zunächst auch ein Hauch von flüchtiger Säure),<br />
zu einem gnadenlos süffigen Wein, dessen wichtigste<br />
Eigenschaft von einem seidig runden Tannin noch unterstützt<br />
wird. Diesen Wein stellt man zur Brotzeit auf<br />
den Tisch. Er sättigt natürlich nicht, sondern begleitet<br />
das Brot, die Butter, die Wurst und den Schinken auf<br />
kongeniale Weise.<br />
Ab sofort und sicher bis 2026 mit Freude zu trinken.<br />
28 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Weninger<br />
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
KÉKFRANKOS „BALF“, ROT 2019 (BIO)<br />
Kaum ein anderer uns bekannter Rotwein bietet so viel Substanz im Einstiegssegment!<br />
OBL070119 Kékfrankos „Balf“, rot 2019 DIAM 12,5% Vol. 15,33 €/l 11,50 €<br />
AT-BIO-402<br />
Familie Weninger wohnt in dem Grenzgebiet Österreich-Ungarns,<br />
also dort, wo der Eiserne Vorhang vor<br />
noch nicht allzu langer Zeit die einst zusammengehörigen<br />
Gebiete trennte. Heute bearbeitet die Familie<br />
wieder Weingärten auf beiden Seiten der grünen<br />
Grenze und setzt dabei vor allem auf die große historische<br />
und zukunftsweisende Sorte Blaufränkisch, die in<br />
Ungarn „Kékfrankos“ heißt. Diese stammt möglicherweise<br />
sogar aus der Region von Sopron, wird aber im<br />
eigenen Land immer noch zu wenig beachtet. Dabei<br />
hatten die Österreicher ihren Nachbarn schon vorgemacht,<br />
was man aus dieser Sorte, die dort „Blaufränkisch“<br />
heißt, alles zaubern kann. Früher waren es vor<br />
allem extrahiert konzentrierte Weine im modernen<br />
Bordelaiser Stil, die im Barrique ausgebaut wurden.<br />
Danach kamen immer mehr Blaufränkisch in einer<br />
eher burgundisch feinen, frischen und feinwürzigen<br />
Ausrichtung auf die Flasche. Den Grundstein für letzteren<br />
Stil in Ungarn haben Ende der 1990er-Jahre die<br />
Weningers in Sopron gelegt, und sie haben ihn immer<br />
weiter verfeinert. So entsteht mit dem „Balf“ heute<br />
ein Ortswein aus Weinlagen vom ungarischen Teil am<br />
Neusiedler See, der tief vom Terroir der Region geprägt<br />
ist, bei dem Franz Weninger, getreu dem Motto<br />
„Weninger ist mehr“, im Keller immer weiter reduziert<br />
und vereinfacht. Dad heißt, dass die Trauben nach der<br />
Handlese noch einmal selektiert, weitgehend entrappt<br />
und per Schwerkraft in die Tanks befördert werden,<br />
wo sie spontan über zwei bis drei Wochen vergären.<br />
Schließlich reift der Wein über 15 Monate hinweg in großen<br />
Holzfässern und wird mit minimalem Schwefel – wenn<br />
überhaupt – unfiltriert und ungeschönt abgefüllt. Genau in<br />
dieser Einfachheit liegen Kraft und Charakter dieses<br />
Weins, der vom ersten Moment an begeistert.<br />
Der „Balf“ von 2019 zeichnet sich durch große Frische,<br />
Saftigkeit und Mineralität aus. Der rubinrote reinsortige<br />
Blaufränkisch duftet nach Weichselkirschen und<br />
Zwetschgen, einem Hauch von Hefekranz, warmem<br />
Waldboden und zarten Rauchnoten. Am Gaumen von<br />
Finesse und Leichtigkeit geprägt, mit einer lebendigen<br />
und reife Säure, die dunkle Beeren mit Noten von Kirschen,<br />
Zwetschgen und saftigen Aprikosen verbindet.<br />
Die Gerbstoffe sind fein, fast kreidig, was von der mineralischen<br />
Komponente noch unterstützt wird. Der<br />
„Balf“ ist ein Wein, der für das, was er bietet, fast zu<br />
günstig ist. Umso größer immer wieder die Freude, diesen<br />
Wein zu genießen, ganz gleich ob solo, zu Wurstwaren<br />
oder zu pikant gewürzten Fleisch-Grilladen.<br />
Ein fantastischer Weinwert!<br />
Ab sofort und bis sicherlich 2028 ein Hochgenuss.<br />
BLAUFRÄNKISCH „HOCHÄCKER“, 2018 (BIO)<br />
Aus der Parade-Lage, gemacht für „trinkigen“ Blaufränkisch<br />
OBL070318 Blaufränkisch „Hochäcker“, 2018 DIAM 12% Vol. 17,60 €/l 13,20 €<br />
AT-BIO-402<br />
Die Lage Hochäcker gehört zu den ältesten Rieden in<br />
Horitschon. Ihr steinloser, harter, lehmiger Untergrund<br />
ist mit Eisen durchsetzt. Das macht sie zu einem traditionellen<br />
Boden für Blaufränkisch – bei vielen Winzern<br />
des Ortes stammen die Einstiegsweine von hier. Mit<br />
einem nahezu idealen West-Ost-Verlauf des sanften<br />
Rückens sorgt die Sonne auch ganztags für gute und<br />
gleichmäßige Erwärmung der Weingärten.<br />
Doch die Rebstöcke der Weninger sind zudem bis zu 40<br />
Jahre alt und ergeben hier zu jeder Ernte Trauben höchster<br />
Qualität. Das ist aber nur die eine Seite hinter dem<br />
„Hochäcker“, denn die Handschrift des Winzers Franz<br />
Reinhard Weninger arbeitet die Präzision erst heraus.<br />
Und zwar, indem sie dem Boden, den Rebstöcken und<br />
ihrer Symbiose vertraut. So ergibt sich der ungeschönte<br />
Ausdruck des Blaufränkisch, der mit seiner Kühle und<br />
Finesse zu überraschen versteht. Bereits bei diesem<br />
Einstieg in die Rotweine Weningers gilt sein Credo:<br />
„Wir haben nie versucht, den Behälter oder den Ausbau<br />
unsere Weine in den Vordergrund zu stellen“. Deshalb<br />
findet sich das Behältnis, in dem der Wein lagerte nie<br />
auf den Etiketten. Denn es geht in Horitschon um etwas<br />
Anderes: „Guter Wein erzählt von seiner Herkunft<br />
und seiner Geschichte. Und wenn diese Geschichte<br />
Gänsehaut erzeugt, dann ist es sehr guter Wein“.<br />
Wie frisch geschlagener Ziegel-Staub duftet es nach<br />
sonnenbeschienenem Ton. Die – vornehm zurückhaltende<br />
– Kirschfrucht der Sorte döst ebenso entspannt<br />
vor sich hin, garniert mit frischem Nelkenpfeffer und<br />
Holunderholz. Kein Gramm Fett ist zu sehen, keine<br />
Schminke nötigt, sagt uns dieser Duft! Mundfüllend<br />
und zurückhalten zugleich ist dieses Oxymoron namens<br />
„Hochäcker“. Fein gemahlener Schwarzer Pfeffer<br />
begleitet die wie ein pointilistisches Porträt einer<br />
Kirsche nur hingetupfte rote Frucht. „Easy drinking“ so<br />
finessenreich hinzubekommen, ist eine eigene Kunst.<br />
Ab sofort bis 2030<br />
29
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
Weninger<br />
BLAUFRÄNKISCH „OFEN“, 2019 (BIO)<br />
Aus dem „Kalkofen“ wurde der „Ofen“, er bleibt aber einer der besten<br />
Blaufränkisch des Mittelburgenlandes!<br />
OBL070519 Blaufränkisch „Ofen“, rot 2019 DIAM 12% Vol. 50,66 €/l 38,00 €<br />
AT-BIO-402<br />
Wenn Franz R. Weninger es könnte, würde er diesen<br />
Wein als Blaufränkisch „Kalkofen“ bezeichnen. So war<br />
es früher auch. Doch er darf es nicht mehr. Die Weinkontrolleure<br />
haben es verboten, da der Winzer sich<br />
entschieden hat, ja sich entscheiden musste, seine<br />
Spitzenweine nunmehr als Landweine abzufüllen. Die<br />
Weinkontrolleure waren der Meinung, dass Weine wie<br />
der „Kalkofen“ nicht typisch nach Mittelburgenland<br />
schmeckten. Dabei ist es Franz Weningers erklärtes<br />
Ziel, die Weine so terroirtypisch wie möglich zu erzeugen.<br />
Für die Weinkontrolleure – man kennt das auch<br />
aus Deutschland – zählt aber oft nicht das „Terroir“,<br />
der „sense of place“, wie man im Englischen sehr nachvollziehbar<br />
sagt, sondern das, was in den letzten drei<br />
Jahrzehnten als typischer Burgenland-Blaufränkisch<br />
angesehen wurde. Dazu gehören viel Holz, Extraktsüße<br />
und Kraft. Franz Weningers Weine aber sind fein,<br />
elegant, finessenreich und ihre Kraft zeigt sich eher<br />
im Hintergrund und auf den zweiten Schluck. Was für<br />
die Weinkontrolleure ein fehlerhafter Wein war, ist für<br />
uns einer seiner besten Weine bisher. Und da Franz<br />
das ähnlich sieht und es satthatte, bei der Kontrolle um<br />
eine Prüfnummer zu betteln, wurde aus dem Ritzinger<br />
„Kalkofen“ der „Ofen“. Die Lage ist trotz dieses Namens<br />
Weningers kühlster Blaufränkisch-Weinberg. Umgeben<br />
von Maulbeerbäumen aus dem 18. Jahrhundert stehen<br />
die zehn bis 16 Jahre alten Reben auf 342 Metern Höhe<br />
in kalkreichem Lehm. Der Ertrag der im September 2019<br />
von Hand gelesenen Trauben lag bei 35 hl/ha. Nach der<br />
händischen Selektion wurden die Trauben spontan angegoren<br />
und über zehn Tage in Holz- und Beton-Cuves<br />
vergoren. Danach erfolgte der biologische Säureabbau<br />
und der 35-monatige Ausbau im großen Holzfass. Der<br />
Blaufränkisch wurde mit einem Gesamtschwefel von<br />
gerade einmal 12 mg/l unfiltriert gefüllt. Es ist ein rarer<br />
Wein, von dem es bei diesem 2019er-Jahrgang gerade<br />
einmal 900 Flaschen gibt.<br />
© Franz Weninger<br />
Wir haben es schon angedeutet: Der „Ofen“ ist ein<br />
fantastischer Blaufränkisch und die vielleicht schönste<br />
Terroir-Interpretation, die Franz R. Weninger bisher aus<br />
dieser Lage gefüllt hat. Der „Ofen“ – man muss sich<br />
wirklich an den Namen gewöhnen – zeigt sich leicht<br />
transparent und typisch violett im Glas. Er duftet ganz<br />
eindeutig nach Blaufränkisch mit dieser Melange aus<br />
Schlehen, Zwetschgen, Brombeeren und Kirschen, die<br />
sich verweben mit etwas Fenchelsaat, Erde, Unterholz,<br />
Moos und dunkler Schokolade. Was den Wein schon<br />
im Duft so appetitlich werden lässt, sind die Kopfnoten<br />
von Blutorangen und Granatapfelsaft, das Kreidige,<br />
die Nuancen von violetten Blüten, der Hauch von Roggenmalz<br />
und Hefe sowie die Rauchigkeit von dunklem<br />
Tabak und lange gezogenem schwarzem Tee. Vielleicht<br />
sind die Kontrolleure es einfach nicht gewohnt, einen so<br />
herrlich frischen und druckvollen Blaufränkisch im Glas<br />
zu haben, dessen Gerbstoffstruktur wie die Oberfläche<br />
von gebranntem Ton wirkt und dessen Säure wie ein<br />
Sturzbach klaren Wassers die Kehle hinunterrinnt. Der<br />
„Ofen“ hat einen 35-monatigen Ausbau hinter sich, was<br />
ihn schon jetzt mit viel Luft harmonisch wirken lässt.<br />
Doch steht dieser 2019er trotzdem gerade erst am Anfang<br />
seines Lebens. Ein Wein mit großer Perspektive,<br />
der unglaublich eindringlich, tief und dabei faszinierend<br />
lebendig wirkt.<br />
Ab sofort (und gut belüftet) und sicher bis 2035 mit Freude<br />
zu trinken.<br />
30 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Weninger<br />
ÖSTERREICH & UNGARN<br />
KÉKFRANKOS „STEINER“, ROT 2018 (BIO)<br />
„Kékfrankos“ alias Blaufränkisch aus der besten Lage von Sopron, dem Steiner!<br />
OBL070418 Kékfrankos „Steiner“, rot 2018 DIAM 12% Vol. 32,66 €/l 24,50 €<br />
AT-BIO-402<br />
In Sopron, dem ehemaligen Ödenburg, und den umliegenden<br />
Dörfern, zu denen auch Balf gehört, wurden,<br />
so kann man es einer Bürgerchronik der Stadt entnehmen,<br />
im 17. Jahrhundert die Weinberge nach ihrer Güte<br />
bewertet. Ganz oben auf der Liste stand schon damals<br />
der Steiner aus Balf. In den 1960er-Jahren wurde er<br />
neu mit Kékfrankos bepflanzt und damirt jener Sorte,<br />
die hierzulande meist Lemberger und in Österreich<br />
Blaufränkisch heißt. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs<br />
bot man den Weningers an, die Lage, die lange<br />
der Kirche von Sopron gehört hatte, zu übernehmen;<br />
denn das wollte sonst keiner, und Franz Weninger sen.<br />
hatte sich in Ungarn schon Verdienste um den dortigen<br />
Weinbau erworben. Als Franz sen. und Franz jun.<br />
den Steiner 1997 zum ersten Mal betraten, waren sie<br />
überwältigt von der Schönheit und der Besonderheit<br />
der Lage. Sie befindet sich nur unweit des Neusiedler<br />
Sees und gehörte damals schon zu einem der wenigen<br />
Naturschutzgebiete unter der kommunistischen<br />
Regierung. Schnell wurde den beiden klar, dass auch<br />
die Lage ganz anders war als diejenige, die sie selber in<br />
Horitschon besaßen, das ja nicht weit entfernt liegt.<br />
Hinzu kam, dass man in Sopron ganz andere Klone<br />
gepflanzt hatte als in Österreich. Hier bot sich die<br />
Möglichkeit, Kékfrankos, noch einmal ganz anders zu<br />
interpretieren. Diese Chance haben sie genutzt. Das<br />
Besondere beim Steiner ist vor allem der steinige Boden<br />
mit viel Gneis, Glimmerschiefer und Parabraunerde,<br />
der eine andere Durchlässigkeit besitzt als die<br />
stärker vom Lehm geprägten Lagen in Horitschon.<br />
Im Glas wirkt sich das deutlich aus. Der „Steiner“<br />
wird wie alle anderen Weine der Weningers auch in<br />
biologisch und biodynamisch gepflegten Weingärten<br />
erzeugt. Die Trauben werden mit rund 25 hl/ha von<br />
Hand gelesen, per Schwerkraft in die Gärständer befördert,<br />
zwei Wochen lang spontan vergoren und auf<br />
der Maische belassen. Schließlich reift der Kékfrankos<br />
nach dem biologischen Säureabbau für zwei Jahre in<br />
500-Liter-tonneaux und dann weiter auf der Flasche.<br />
Danach wird er unfiltriert, ungeschönt und minimal<br />
geschwefelt gefüllt.<br />
Der „Steiner“ von 2018 ist ein beeindruckend würziger<br />
Wein, der im ersten Moment an eine Essenz von Tomaten<br />
und roten Paprika erinnert. Umami pur! Dazu<br />
kommen Noten von fermentiertem Kardamom, etwas<br />
Schwarztee, dunkle Schokolade und dunkler Tabak,<br />
Zwetschgen, Schlehen und Holunderbeeren sowie ein<br />
wenig Rauchfleisch. Das ist also definitiv ein erdiger<br />
und würziger dunkler Wein, dem es trotzdem keineswegs<br />
an Charme mangelt. Der findet sich in den<br />
feinen süßen Noten von Hefe und Schwarzkirschen,<br />
© Philipp Breidler<br />
den ätherischen Noten von Minze und von etwas<br />
kühlem Stein und Kräutern. So entwickelt sich hier<br />
schon im Duft eine wunderbare Harmonie, die sich<br />
aus der Spannung zwischen zwei Polen ergibt. Und<br />
das wird am Gaumen noch bestärkt, wo der „Steiner“<br />
kühl, ätherisch und zugleich erdig wirkt. Denkt man<br />
bei Weiningers österreichischem Blaufränkisch oft ein<br />
wenig an Burgund, so ist man hier eher am Ätna mit<br />
seinem Nerello Mascalese oder im Piemont beim Nebbiolo,<br />
so animalisch, würzig, transparent und geradezu<br />
kristallin wirkt der Wein. Getragen wird all das von einer<br />
frischen klaren Säure und einem feinen eleganten<br />
und seidigen Tannin, das dem „Steiner“ die Noblesse<br />
verleiht, die man mit einer solch berühmten Lage unwillkürlich<br />
verbindet.<br />
Ab sofort (gut belüftet) und sicher bis 2035 mit Freude zu<br />
trinken.<br />
31
FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />
Clos Saint-Jean<br />
CLOS SAINT-JEAN<br />
CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE<br />
Die Weine von Pascal (links) und<br />
Vincent Maurel zählen regelmäßig<br />
zu den höchstbewerteten<br />
Châteauneuf-du-Papes<br />
32 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Clos Saint-Jean<br />
SÜDLICHE RHÔNE FRANKREICH<br />
Gipfelstürmer: Die Weine der Maurel-Brüder<br />
tummeln sich in – wie immer!<br />
– schwindelerregend hohem Punkte-Regionen!<br />
Fantastische Weine von teils uralten Reben zu unglaublichen fairen (und extrem)<br />
krisenstabilen Preisen – laut Robert Parker’s Wine Advocate „eines der großen<br />
Schnäppchen im Châteauneuf-du-Pape“!<br />
„Dieser reizvolle, dynamische Jahrgang hat ein wahres Meer von wunderbar strukturierten,<br />
eleganten Weinen mit mittlerem bis vollem Körper hervorgebracht, die sich bereits gut<br />
trinken lassen, aber auch ein ausgedehntes Trinkfenster haben werden.“– Jeb Dunnuck<br />
„Dieses Weingut ist ein Musterbeispiel an Beständigkeit und Exzellenz.“<br />
– Joe Czerwinski (Robert Parker’s Wine Advocate)<br />
Châteauneuf-du-Pape ist vielleicht der Ort auf Erden, an<br />
dem die größte Zahl von Weltklassegütern ansässig ist.<br />
Diese vinifizieren charaktervolle, körperreiche, mächtige<br />
Rotweine, die ihrer originären, authentischen, aber auch<br />
jeweils höchst unterschiedlichen Stilistik wegen bei Weinliebhabern<br />
einen legendären Ruf besitzen. Der Shooting-Star unter<br />
diesen Domainen mit magischem Klang ist das Familienweingut<br />
Clos Saint-Jean, dessen Gewächse mit höchsten Punktwertungen<br />
von Fachjournalisten (Parker beispielsweise: „Kandidat für<br />
den Wein des Jahrgangs in Châteauneuf-du-Pape“) gefeiert werden.<br />
Wie konnte sich ein bis vor wenigen Jahren in Deutschland<br />
noch gänzlich unbekanntes Gut auf einmal in qualitativ derart<br />
stratosphärische Regionen katapultieren?<br />
Nun, zum einen besitzt die Domaine uralte Rebparzellen (1902<br />
angepflanzt) in einer Lage, die zu den berühmtesten von Châteauneuf-du-Pape<br />
gehört und von Kennern mit Ehrfurcht genannt<br />
wird: „Le Crau“. Von den berühmten Grenache-Reben dieses<br />
Terroirs stammen beispielsweise auch die Trauben für Pégaus<br />
Super-Cuvée „Da Capo“. Zudem käme hier der berühmte und in<br />
der Region hoch angesehene Önologe Philippe Cambie ins Spiel<br />
(den wir, werte Kunden, in vielen unserer Texte erwähnt haben),<br />
der seit Jahren bereits für „unsere“ großartigen Domainen Clos<br />
du Caillou, Saint Préfert, Vieux Donjon und Les Cailloux beratend<br />
tätig war und die Brüder Vincent und Pascal Maurel, die<br />
mittlerweile voller Ehrgeiz das Traditionsgut übernommen hatten,<br />
unter seine Fittiche nahm. Gemeinsam revolutionierte man<br />
quasi die Arbeit im Weinberg, senkte die Erträge deutlich, erntet<br />
jetzt, bei voller physiologischer Reife, sehr spät und sehr selektiv<br />
und verbesserte drastisch die Vinifizierung.<br />
Das Resultat: Die beiden Maurels und der alte Hase Cambie<br />
(den wir anlässlich unserer zahlreichen Reisen in die Region kennen<br />
und über die Maßen schätzen gelernt haben – und der uns<br />
seinerzeit natürlich sofort kontaktierte und zur Verkostung auf<br />
die Domaine lud, lange bevor der Wine Advocate mit seinen<br />
Bewertungen für einen weltweiten Run auf diese ungemein fair<br />
bepreisten Weine sorgte), vollbrachten Jahr für Jahr ein regelrechtes<br />
Husarenstück: sensationelle Qualitäten zu unschlagbar<br />
günstigem Preis in einem Stil, der mit seiner Betonung der sinnlichen<br />
Frucht eine Zwischenstellung zwischen Tradition und<br />
Moderne einnimmt!<br />
Liebe Kunden, Sie werden es an der Vergangenheitsform bemerkt<br />
haben: Philipp Cambie ist nicht mehr, der in jeder Hinsicht<br />
große, großartige Mensch, starb im Dezember 2021.<br />
Merci pour tout, Philippe, nous ne t’oublierons pas.<br />
Wir wünschen Ihnen nun trotz allem viel Freude und ein langanhaltendes<br />
Vergnügen mit den emotional berührenden Weinmonumenten<br />
des Jahrgangs 2020 (und 2021), der von Rhône-Experte<br />
Jed Dunnuck in seinem jüngsten „regional report“ (in dem<br />
er für die „großen Drei“ der Maurels – „La Combe des Fous“,<br />
„Deus-Ex Machina“ und „Sanctus Sanctorum“ – 96, 97 und 98<br />
Punkte vergibt) folgendermaßen beschrieben wird: Die Weine<br />
[des Jahrgangs 2020] sind zwar nicht übermäßig konzentriert,<br />
legen aber eine schöne Reinheit und Ausgewogenheit, weiche<br />
Tannine und schon jetzt komplexe aromatische Profile an den<br />
Tag. Wie ich bereits im letzten Jahr geschrieben habe, sollte<br />
man offene, geschmeidige und charmante Jahrgänge wie diesen<br />
nicht unterschätzen, denn sie können ein unglaubliches Vergnügen<br />
bereiten.“<br />
Wir jedenfalls sind von den Weinen von Clos Saint-Jean, dieser<br />
uralten Familiendomaine, die zu einem leuchtenden Fixstern am<br />
Weinhimmel von Châteauneuf-du-Pape geworden ist, wieder<br />
einmal (und wie so oft) hingerissen!<br />
33
FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />
Clos Saint-Jean<br />
„LES CALADES“ VDP VAUCLUSE, ROUGE 2021<br />
Weinwunder Vaucluse oder: bestmögliche „Landpartie“ à la Maurel!<br />
FRS140121 „Les Calades“ VdP Vaucluse, rouge 2021 14,5% Vol. 11,93 €/l 8,95 €<br />
Es muss nicht immer Kaviar sein! Oder im Falle von<br />
Vincent und Marcel Maurel einmal nicht Weltklasse-<br />
Châteauneuf-du-Pape à la „La Combe des Fous“, „Deus-Ex<br />
Machina“ oder „Sanctus Sanctorum“, sondern<br />
„Les Calades“, ein Vin de Pays de Vaucluse (und unter<br />
uns: auch der ist ziemlich Weltklasse – da können die<br />
Maurels eben nicht aus ihrer Haut …), der im Weingut<br />
als Alltagstropfen und besonders als BBQ-Wein extrem<br />
beliebt ist. Hier sind Saftigkeit sowie überbordende<br />
Frucht Trumpf, und weil sich der Hausstil bei einem<br />
Weingut dieses Kalibers immer deutlich manifestiert,<br />
wuchert die Cuvée aus Grenache und Caladoc (letztere<br />
eine Kreuzung aus Grenache und Malbec) nicht<br />
nur mit ihren fruchtigen Pfunden, sondern überrascht<br />
mit einer in dieser Preisklasse ungewöhnlichen, weil<br />
fast „wilden“ (und unglaublich anziehenden) Note, die<br />
ganz schnell klar macht, auf welchem Terrain sich der<br />
interessierte Weinfreund – mit Enthusiasmus, garantiert!<br />
– gerade bewegt.<br />
„Was die 2021er betrifft, so war dies ein sehr viel herausfordernderer<br />
Jahrgang, der von Frühjahrsfrösten<br />
geplagt wurde und eine Vegetationsperiode mit wenig<br />
Sonne und viel Regen erlebte. Dennoch zeigen die<br />
Weine eine gute Reife und elegantere, mittelkräftige<br />
Profile mit solidem Charakter. Der Jahrgang erinnert<br />
an einen besseren 2008er, vielleicht mit einem Hauch<br />
des charmanten, offenen Stils der 2014er.“ schreibt Jeb<br />
Dunnuck in seinem aktuellen Jahrgangsbericht. Beim<br />
„Les Calades“, einer Cuvée aus Grenache Noir und<br />
Caladoc aus dem knapp außerhalb der Appellation<br />
Châteauneuf-du-Pape gelegenen lieu-dit „Les Serres“,<br />
bedeutet das enorm viel Wein fürs Geld, zumal der<br />
Eintritt in die Weinwelt dieses Spitzenweinguts mit<br />
weniger als neun (!) Euro geradezu nachlässig niedrig<br />
kalkuliert ist. Was uns natürlich über alle Maßen erfreut!<br />
Der mit seinen 14,5 Vol.-% Alkohol fast „leichtgewichtige“<br />
vin de pays duftet nach Brombeeren und<br />
eingelegten Schattenmorellen, dazu „rabitos royale“<br />
(eine bei Spaniern und Spanienreisenden beliebte Näscherei:<br />
in Schokolade gehüllte getrocknete Feigen),<br />
Gewürze (Aachener Pflümli sind nicht weit) und etwas<br />
Garrigue. Am Gaumen dann verblüffend schlank,<br />
dabei sehr gut strukturiert: griffige, feinkörnig-reife<br />
Tannine, die der charmanten Furcht und der feinen<br />
Würze (Zartbitterschokolade, dunkler Stein, Zimt und<br />
Kräuter) den Vortritt lassen. Sehr schön auch das Finish<br />
des „Les Calades“ mit einer im Kern fast süßlichen<br />
Anmutung, die sich dann jedoch gen Lakritz und helle<br />
Tabaknoten hin auflöst. Unser Fazit ist und bleibt: Einer<br />
der Weinwerte der südlichen Rhône! Und bedenkt<br />
man, aus welchem Haus der „Les Calades“ stammt,<br />
erscheint der Preis für diesen Wein geradezu … siehe<br />
oben! Aber seien Sie versichert, liebe Kunden, es hat<br />
alles seine Richtigkeit – und wir freuen uns sehr, Ihnen<br />
so viel Clos Saint Jean zu so einem Kurs anbieten zu<br />
können.<br />
Ab sofort und bis 2025, leicht gekühlt (16–17 °C) macht<br />
das besonders viel Spaß!<br />
34 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Clos Saint-Jean<br />
SÜDLICHE RHÔNE FRANKREICH<br />
„LA MITRALE“ CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, BLANC 2021<br />
Châteauneuf in Weiß und Wunderschön!<br />
94 Punkte: „Der Weißwein hier ist nach wie vor großartig, und wenn Sie Flaschen des<br />
Châteauneuf Du Pape Blanc 2021 finden, sollten Sie sie kaufen.“ – Jeb Dunnuck<br />
FRS140621 „La Mitrale“ Châteauneuf-du-Pape, blanc 2021 14,5% Vol. 47,86 €/l 35,90 €<br />
Noch bevor es die offizielle AOP-Bezeichnung Châteauneuf-du-Pape<br />
gab, existierte bereits der Keller, den<br />
heute die fünfte Generation führt. Der Ur-Ur-Großvater<br />
der Brüder Vincent und Pascal Maurel begann um<br />
die Jahrhundertwende mit dem Weinbau, und einige<br />
der ältesten Stöcke von Clos Saint-Jean reichen mit 80<br />
Jahren fast in die Pioniertage zurück. Der Stil jedoch,<br />
dem sich die Maurels verschrieben haben, geht in eine<br />
moderne Richtung. Insofern sollte man sich auch nicht<br />
von der „heiligen“ Anmutung der Flasche und dem Namen,<br />
der die Mitra des Papstes zitiert, täuschen lassen.<br />
Denn der Blend aus gleichen Teilen von Grenache<br />
Blanc, Clairette und Roussanne folgt einem erfolgreichen<br />
Rezept, das die Frische und den Schmelz dieses<br />
Weißweins erklärt. Lediglich der Roussanne wird in<br />
Holz vergoren und gereift, die beiden anderen Sorten<br />
werden im Stahltank ausgebaut. Schonende Arbeit im<br />
Weinberg stellt dafür die Basis dar; die Brüder beziehen<br />
die Trauben von ihren rund 41 Hektar, deren Löwenanteil<br />
am Plateau von „Le Crau“ wächst.<br />
Wer die Erzählungen von den berühmten Kieseln –<br />
den galets – nicht so ganz glaubt, kann den Boden des<br />
Châteauneuf hier gleichsam wie bei einem offenen<br />
Uhrwerk in Aktion sehen. Die verstärke Photosynthese<br />
der Pflanzen durch die reflektierte Sonne lässt sich in<br />
den Weinen ebenso wieder finden wie die Frische, die<br />
vom Wasserspeicher der roten Lehmböden unter den<br />
Kieseln beigesteuert wird. Im Duft ergibt das beim<br />
„La Mitrale“ von 2021 eine noble Zurückhaltung, der<br />
„heilige Johann“ will sich ein wenig bitten lassen. Dann<br />
allerdings treten die Aromen von Birne, noch grünen<br />
Walnüssen, weißem Pfeffer und einer zitrischen Gemengelage<br />
(reife Kumquat bis Pink Grapefruit) zutage.<br />
Am Gaumen entfaltet sich dann die ganze Kraft<br />
dieses weißen Châteauneuf-du-Pape, ein Katarakt<br />
saftiger Frucht (wieder Birne, nicht zu reife Melone,<br />
gelbe Pflaume) kaschiert dabei die 14,5 Vol.-% Alkohol<br />
des Jahrgangs mit einer Lässigkeit, die im besten Sinne<br />
berauschend ist. Die druckvolle Art steht in einem<br />
interessanten Kontrast zur dichten, wie mit einem<br />
Seidenfaden gewirkten Struktur und der Würze dieser<br />
Cuvée, die an japanische, mit Nori-Alge verfeinerte<br />
Cracker mit ihrem salinen, zart algig-röstigen und<br />
pfeffrigen Akkord erinnern. Brilliant auch das Finale,<br />
das mit seiner crescendierende Mineralität geradezu<br />
elektrisierend wirkt und dennoch in einem weiten<br />
Bogen fast behaglich ausschwingt, wäre da nicht eine<br />
wunderbar säuerlich-herbe Codetta, die ein mögliches<br />
„Zuviel“ an Balance hübsch konterkariert und<br />
ein langes Weinleben anzeigt. Der weiße „Mitrale“ ist<br />
definitiv eine Angelegenheit fürs das große Glas – und<br />
seltbsredend auch für große Tafelfreuden: ein idealer<br />
Begleiter zu Kalbfleisch, vom vitello tonnato über<br />
Tafelspitz bis hin zur gefüllten Kalbsbrust!<br />
Ab sofort und bis sicherlich 2036+.<br />
94 Punkte<br />
JEB DUNNUCK<br />
© Marc Ginot<br />
35
FRANKREICH SÜDLICHE RHÔNE<br />
CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2020<br />
Star-Appeal, echte Größe – und dem Châteauneuf-du-Pape-Himmel so nah!<br />
„Herausragende Leistung mit viel Charakter“ – Jeb Dunnuck<br />
FRS140220 Châteauneuf-du-Pape, rouge 2020 16% Vol. 47,86 €/l 35,90 €<br />
© Marc Ginot<br />
Der Châteauneuf-du-Pape von 2020 der Maurels ist<br />
für die lange Strecke ausgelegt – keine Frage. Das legt<br />
schon der Zusatz „non-filtré“ auf dem Flaschenetikett<br />
nahe. Nicht ein Jota an Geschmacksdimension wollen<br />
die beiden gegenüber der Fassprobe verlieren, hier<br />
soll mit Reife die volle Komplexität des großen Rotweins<br />
erhalten bleiben. Die Gebrüder wissen, 2019<br />
ist ihnen eine bärenstarke Kollektion gelungen. Eine<br />
Erweckungserlebnis bietet jedes Jahr aus Neue bereits<br />
der reguläre Châteauneuf-du-Pape. Der Grund<br />
dafür liegt vermutlich vor allem im Weinberg, denn<br />
ein Großteil der Trauben, die für diesen großartigen<br />
Châteauneuf gelesen werden, stammen aus der Top-<br />
Lage „Le Crau“, die zweifellos zu den besten Crus des<br />
Châteauneufs zählt. Und für uns ist dieser Wein, trotz<br />
„La Combe des Fous“, „Deus Ex-Machina“ oder „Sanctus<br />
Sanctorum“, der eigentliche Star der Domaine,<br />
verkörpert er doch mit seiner von bis zu 60 % Grenache<br />
geprägten Assemblage (der Rest verteilt sich vor<br />
allem auf Syrah und Mourvèdre, zum Teil auch noch<br />
– in geringer Dosis – auf Cinsault, Vaccareze und Muscardin)<br />
perfekt den auf Konzentration und spürbare<br />
Kraft fokussierten Stil des Hauses, das<br />
mit seinen raren Spitzenweinen immer<br />
wieder Schlagzeilen macht. Der kompakt<br />
strukturierte, dabei enorm vielschichtige<br />
„C9dP“ rouge zählt unseres<br />
Erachtens – wie jedes Jahr! – zu den<br />
interessantesten und schlicht besten Vertretern der<br />
Appellation, bleibt dabei trotz eines durchaus höheren<br />
Alkoholgehalts (für den 2020er sind es wie im Vorjahr<br />
beschwingte, perfekt integrierte 16 Vol-%) ungemein<br />
frisch und wunderbar trinkanimierend – für die Weine<br />
dieser Region absolut essenziell! Für sie ist ganz klar:<br />
Alkohol ist nicht nur Geschmacksträger, sondern ermöglicht<br />
großer Reifepotenzial.<br />
Es könne ohnehin nicht genug über die Qualität des<br />
Teams Vincent und Pascal Maurel sowie ihres Beraters<br />
Philippe Cambie (der auch den Domaines Vieux Donjon<br />
und Clos du Caillou zur Seite steht) gesagt werden,<br />
deren Weine „diese seltene Mischung aus unglaublicher<br />
Kraft und Opulenz, gepaart mit einem Gefühl<br />
von Schwerelosigkeit und Eleganz“ (Jeb Dunnuck)<br />
besitzen.<br />
Der 2020er zeigt sich zunächst von seiner würzigsten<br />
Seite, überhaupt scheint sich die Frucht, die sonst sofort<br />
so präsent ist, diesmal ein wenig in vornehmer<br />
Zurückhaltung zu üben. Aber mit Zeit und Luft entwickelt<br />
sich dann ein schönes Potpourri aus nicht überreifen<br />
Brombeeren sowie Sauer- und Schwarzkirschen<br />
(bis hin zu Kirschwasser). Dann im Wechsel wieder<br />
Gewürze – Süßholz, Sternanis, Pfeffer, dunkle Schokolade<br />
– und Blutorange (mehr Schale als Frucht) nebst<br />
roten Pflaumen. Dieser noch unglaublich jugendliche<br />
rouge zeigt ein stilistisches Merkmal, das viele, wenn<br />
nicht sogar sämtliche Projekte von Philippe Cambie,<br />
dem leider viel zu früh verstorbenen master mind und<br />
einflussreichsten wine maker der südlichen Rhône, in<br />
mehr oder wenig starker Ausprägung auszeichnet: Es<br />
gelingt ihm Weine von enormer Konzentration und Reife<br />
zu präsentieren, ohne dass man ihrer jemals überdrüssig<br />
würde. Der hohe Grenache-Anteil im Wein<br />
verleiht diesem Châteauneuf-du-Pape am Gaumen<br />
eine Saftigkeit, die eben nicht nur die Frucht, sondern<br />
vor allem auch warme, fast „asiatisch“-pfeffrige<br />
Gewürznoten sowie leichte Röstaromen (neben<br />
der quasi typischen Garrigue) einschließt. Die<br />
uralten Reben liefern hier Tiefgang und überaus<br />
griffige, dabei seidige Tannine, trotzen sie doch<br />
den trockenen Perioden viel besser als jüngeres<br />
Rebmaterial. 2021 ist hier die pure Harmonie, ein<br />
göttlich vollständiger Châteauneuf-du-Pape, ein<br />
nicht nur den Gaumen, sondern auch die Seele<br />
berührender Rotwein aus dem Süden der Rhône.<br />
Das ist der Himmel auf Erden!<br />
Ab sofort mit Genuss, Potenzial bis nach 2030.<br />
36 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Clos Saint-Jean<br />
SÜDLICHE RHÔNE FRANKREICH<br />
„LA COMBE DES FOUS“ CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE, ROUGE 2020<br />
96 Punkte: „La Combe Des Fous is all about finesse and elegance“ – Jeb Dunnuck<br />
max. 3 Fl. / Kunde<br />
FRS140320 „La Combe des Fous“ Châteauneuf-du-Pape, rouge 2020 16% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
Dieser Kultwein der Domaine Clos Saint-Jean stammt<br />
aus der Hügellage „La Crau“, die in den Jahren 1905<br />
bis 1910 von Urgroßvater Edmond Tacussel bepflanzt<br />
wurde, und den seineNachbarn prompt für verrückt<br />
erklärten: Der Weinberg sei viel zu steinig, die bewussten<br />
Steine dann auch noch viel zu große, und überhaupt<br />
könne man das Land dort nicht mit dem Pferd<br />
bearbeiten … alles in allem also eine Schnapsidee. Allerdings<br />
gibt die Geschichte den Mutigen recht: Von<br />
den berühmten Grenache-Reben (70 %, annähernd<br />
90 % davon dann entrappt und im Stahltank ausgebaut)<br />
dieses Terroirs stammen beispielsweise auch die<br />
Trauben für Pégaus Supercuvée „Da Capo“. Beim „La<br />
Combe des Fous“ (auf deutsch soviel wie „die Talsohle<br />
der Verrückten“ – nach Monsieur Tacussel haben noch<br />
andere fröhliche Wahnsinnige hier ihr Glück gesucht<br />
und gefunden) tritt sie in Assemblage mit 20 % Syrah<br />
und je 10 % Cinsault und Vaccarèse auf, die in neuen<br />
und gebrauchten Fässern ausgebaut wurden und allesamt<br />
bei allergeringstem Ertrag (im Schnitt<br />
maximal 15 Hekorliter pro Hektar) per Hand<br />
gelesen wurden. Dieser Châteauneuf-du-Pape<br />
ist flüssig gewordenes Extrakt der Region. Der<br />
tieffarbene Wein duftet nach reifen Pflaumen,<br />
Lavendel, Graphit und wilden Kräutern. Er<br />
entfaltet am Gaumen eine enorme Konzentration,<br />
gewinnt dabei noch an Würzigkeit und Kraft im langen<br />
Nachhall, ohne die feine reife Frucht zu vernachlässigen.<br />
Mit Sicherheit gehört diese legendäre Cuvée der Domaine<br />
Clos Saint-Jean zu den komplexesten, aber vor<br />
allem auch elegantesten Châteauneuf-du-Papes, die<br />
dieser große Jahrgang hervorgebracht hat. Hier ist alles<br />
um eine Dimension dichter, engmaschiger und konsequent<br />
aufs Wesentliche – Essenz eines Châteuneufdu-Pape<br />
– konzentriert. Ein grandioser Wein!<br />
Ab sofort zu genießen (etwas Luft schadet nicht), Höhepunkt<br />
etwa 2024, und dann bis 2040+.<br />
96 Punkte<br />
JEB DUNNUCK<br />
„DEUS-EX MACHINA“ CHÂTEAUNEUF DU PAPE, ROUGE 2020<br />
Im Châteauneuf nichts Neues: Clos Saint-Jeans<br />
„Deux-Ex Machina“ ist und bleibt schlicht göttlich!<br />
97 Punkte: „Full-bodied on the palate, it's balanced, has ultra-fine<br />
yet building tannins, no hard edges, and a great finish.“ – Jeb Dunnuck<br />
max. 2 Fl. / Kunde<br />
FRS140420 „Deus-Ex Machina“ Châteauneuf-du-Pape, rouge 2020 16% Vol. 132,00 €/l 99,00 €<br />
Der „Gott aus der Maschine“, Clos Saint-Jeans in der<br />
Tat wieder einmal göttliche Cuvée aus 60 % Grenache<br />
und 40 % Mourvèdre stammt aus der berühmten Lage<br />
„La Crau“ (die ohnehin ertragsarmen Reben lieferten<br />
heuer vergleichsweise winzige Menge) und wird in einer<br />
Mischung aus Betontanks und demi-muids ausgebaut.<br />
Der Name, mit dem im Bühnenkontext ein überirdisches<br />
Eingreifen bezeichnet wird, das den Lauf der<br />
Dinge radikal verändert bzw. eine unerwartete Umkehrung<br />
der Situation durch ein äußeres Ereignis, das<br />
nicht vorhersehbar war, wurde seinerzeit als Symbol<br />
der „Richtungsänderung“ des Weinguts, die mit dem<br />
Jahrgang 2003 einherging, gewählt.<br />
Hier allerdings strebt alles nur in eine Richtung, und<br />
die ist klar definiert: ad astra! Das gelingt mit einem<br />
ungeheuer würzigen, parfümierten und komplexen<br />
Bouquet, das schwarze Johannisbeeren, reife Kirschen<br />
bis hin zu Kirschlikör, Lakritze und provenzalische Garrigue<br />
bereithält, dazu getrocknete Blumen, Pfeffer und<br />
ätherische, deutlich mediterrane Kräuter. Am Gaumen<br />
mit einer gewissen Lust und voller Gusto druckvoll<br />
vollmundig, dabei von einer bemerkenswerten Reinheit<br />
und Schönheit des Ausdrucks: die Tannine griffig,<br />
präsent, dabei seidenweich, eine sich anfänglich dunkel<br />
verströmende Mineralität, die mit etwas Zeit und<br />
Luft immer heller, klarer, „steiniger“ wird: Marmor mit<br />
einer samtenen Oberfläche. Jeb Dunnuck prophezeit<br />
diesem Wein, so er denn noch vier bis fünf Jahre in der<br />
Falsche reifen darf ein enormes Durchhaltevermögen,<br />
er erinnert in an den großartigen 2011er, „wobei sich mit<br />
der Zeit im Glas mehr Wild- und Fleischnoten entwickeln“.<br />
Uns gefällt diese Ungezähmtheit ausnehmend<br />
gut, zumal jetzt der „wilde Ritt“ – die entsprechenden<br />
Speisen vorausgesetzt – ungeheuer viel Spaß macht.<br />
Ein absolut grandioser Châteauneuf-du-Pape für den<br />
man Familie Maurel und Philippe Cambie (es sollte der<br />
vorletzte Jahrgang gewesen sein, den er begleitet<br />
hat) nur danken kann. „Deus-Ex Machina“<br />
– zum Niederknien schön!<br />
Ab etwa 2025 und dann bis nach 2045+.<br />
97 Punkte<br />
JEB DUNNUCK<br />
37
FRANKREICH BURGUND<br />
Rossignol-Trapet<br />
David und Nicolas Rossignol vinifizieren auf<br />
ihrer kleinen Demeter-Kultdomaine Pinot Noir<br />
mit Seele aus biodynamischem Anbau<br />
– die Quintessenz ihrer mythischen Lagen!<br />
„Die Domaine Rossignol-Trapet zieht selten große Headlines an, und doch produzieren die beiden<br />
konstant feine Weine, die mehr Beachtung verdienen. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden<br />
Brüder Nicolas und David Rossignol keine Aufmerksamkeit suchen und es vorziehen, ihre Weine<br />
für sich sprechen zu lassen.“ – Neal Martin (Vinous)<br />
Ein Besuch bei David und Nicolas ist uns immer eine Herzensangelegenheit.<br />
Die beiden Brüder, die 1990, nach Aufsplittung<br />
des Betriebs durch ihren Schwager Jean Trapet mit<br />
ihrem Vater die Domaine in Gevrey-Chambertin gründeten, verkörpern<br />
das ursprüngliche Burgund wie wenige andere domaines.<br />
Hier wird man herzlich empfangen, eine Verkostung kann durchaus<br />
mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Und mit jedem Besuch<br />
fühlen wir uns den Weinen der beiden Brüder näher, haben<br />
unsere Kenntnis und unser Verständnis der unterschiedlichen<br />
Crus und ihrer Profile vertieft.<br />
Star-Allüren sind den beiden fremd, ihre Aufmerksam gilt den<br />
Lagen. David und Nicolas sind die Seele Gevrey-Chambertins.<br />
Diese Appellation verkörpert mit ihren neun Grand Crus die<br />
Spitze der Côte de Nuits. Die Vermählung von vibrierender Mineralität<br />
mit formidabler Kraft, von unvergleichlicher Finesse mit Fülle<br />
und Aromenreichtum, lässt Liebhaber dieser Prestige-Appellation<br />
gar „vom Gipfelpunkt Burgunds“ (Gaston Roupnel) schwärmen.<br />
Eine Appellation, deren Grand-Cru-Weine sich bis zu 30 Jahre und<br />
länger prachtvoll entfalten können!<br />
Zielstrebig haben die Brüder die domaine auf biologische und<br />
dann 1997 auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Ihre<br />
Weine sind mittlerweile bio-zertifiziert, das Weingut Mitglied im<br />
Verband mit den wohl strengsten Richtlinien, bei Demeter. Sie<br />
bewirtschaften lediglich 14 Hektar Rebflächen, was in etwa der<br />
im selben Ort ansässigen domaine Armand Rousseau entspricht.<br />
Was ist ihr Geheimrezept? Nun, großartige Parzellen mit uralten<br />
Reben (teilweise vor dem ersten Weltkrieg gepflanzt), die zu den<br />
besten des Burgunds gehören und die eine extreme Pflanzdichte<br />
(mindestens 10.000, zum Teil sogar 11.000 Pflanzen pro Hektar)<br />
aufweisen, garantieren einen hohen Extraktgehalt der Weine.<br />
Das tradierte Wissen vieler Winzergenerationen und ihre eigenen<br />
Ideen (David und Nicolas wandten sich nach ihren Studien an den<br />
Weinbauschulen in Beaune und Toulouse dem biodynamischen<br />
Anbau zu), sind die Basis für grandiose Qualitäten, die sich infolge<br />
der fortschreitenden Regeneration der Böden und der subtilen<br />
Fortschritte in der Weinbergs- und Kellerarbeit (Handlese, sorgfältigste<br />
Selektion, sensibler, punktgenau dosierter Holzeinsatz)<br />
in immer atemberaubendere Höhen schraubten.<br />
David und Nicolas wollen die „leisen“ Aromen des Pinot Noir<br />
herausarbeiten und balancierte, harmonische Weine voll feinduftiger<br />
Frucht, tiefer Mineralität und reifem Tannin erzeugen.<br />
Eine späte Lese, vollaromatischer Trauben und weiche Gerbstoffe<br />
sind ihnen besonders wichtig. Und so zählen ihre Weine<br />
zu den in der Jugend wohl schönsten Pinot Noirs der Region.<br />
Sie sind rund und kraftvoll, besitzen Charme und eine attraktive<br />
Mischung aus früher Zugänglichkeit und gutem Lagerpotenzial.<br />
Es sind keine herben Weine, die sich (mehr oder wenige verkrampft)<br />
„intellektuell“ präsentieren, sondern Burgunder, die<br />
sich durch eine delikate Aromatik, Finesse und Trinkfreude erschließen,<br />
das Lied von dem großartigen Terroir singen, das die<br />
beiden Brüder durch ihre aufwändige und nachhaltige Bewirtschaftung<br />
wiederbelebt haben. Kein Holzexzess stört die Harmonie,<br />
denn die Grand Crus sehen maximal 50 % neue Fässer,<br />
die Premier Crus 25 % und die Villages-Weine in der Regel<br />
maximal 20 %. Kein Wunder, dass vom einfachen Bourgogne<br />
rouge bis hin zu den sinnlichen Grand Crus alle Weine zur absoluten<br />
Spitze des Burgunds zählen! Der Mythos Burgund erstrahlt<br />
in solch fabelhaften – und für die Lagen vergleichsweise<br />
erschwinglichen – Preziosen heller denn je zuvor, und wir sind<br />
sicher, dass sie Ihnen wie in den vergangenen Jahren auch, ein<br />
glückliches Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermögen.<br />
Im November 2021 durften wir den Jahrgang 2020, den Nicolas als<br />
„sehr gut“ einstuft, im alten Fasskeller probieren,. Es gibt etwas<br />
weniger Wein als im Vorjahr, die Erträge liegen mit 30 bis 40 hl/ha<br />
allerdings im grünen Bereich. „Es ist ein klassischer Jahrgang,<br />
bei dem man die Wärme nicht wirklich schmeckt.“ Über dieses<br />
Paradoxon berichtet auch Allen Meadows (Burghound), der<br />
den Jahrgang an der Côte de Nuits wie folgt herunterbricht:<br />
„Ein untypischer, aber großartiger Jahrgang, der sehr reif, warm<br />
und außergewöhnlich trocken war und dennoch frische, elegante<br />
und konzentrierte Weine hervorbrachte.“ Eine Erklärung,<br />
die Meadows mehrfach von Seiten der Winzer hörte: Die Reben<br />
gewöhnen sich wohl an die steigenden Temperaturen. Wir<br />
sind uns recht sicher, dass bei Rossignol-Trapet auch die biodynamische<br />
Bewirtschaftung sowie der große Anteil alter Reben<br />
maßgeblich zur erfolgreichen Kollektion beigetragen haben.<br />
Die Ganztraubenvergärung, die 2020 überwiegend zum Einsatz<br />
kam, verleiht den Weinen zudem eine solide Struktur und sorgt<br />
für das entscheidende Quentchen Frische. Das enorm hohe<br />
Niveau der Weine zeigt sich unserer Meinung nach insbesondere<br />
bei der Premier Crus bzw. Grand Crus des Hauses. Und nicht<br />
zuletzt in den euphorischen, quasi unisono hohen Bewertungen<br />
der Kritiker, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.<br />
38 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Rossignol-Trapet<br />
BURGUND FRANKREICH<br />
„DIE BESTEN WEINE SIND ÜBER-<br />
RAGEND, SIE GEHÖREN SCHLICHT<br />
ZUM ALLERBESTEN, WAS BURGUND<br />
HERVORBRINGEN KANN.“<br />
–JASPER MORRIS (INSIDE BURGUNDY)<br />
DOMAINE<br />
ROSSIGNOL-<br />
TRAPET<br />
GEVREY-CHAMBERTIN<br />
Ein stiller Meister seines<br />
Fachs: David Rossignol<br />
39
FRANKREICH BURGUND<br />
Rossignol-Trapet<br />
GEVREY-CHAMBERTIN<br />
„VIEILLES VIGNES“, ROUGE 2020<br />
Eine Benchmark für einen „villages“!<br />
4-Sterne-Wein – Inside Burgundy<br />
BEAUNE 1ER CRU<br />
„LES TEURONS“, ROUGE 2020<br />
4-Sterne-Wein – Inside Burgundy<br />
16,5 Punkte – Jancis Robinson<br />
FR-BIO-01<br />
16,5 Punkte: „Classy, refined, classic.“<br />
– Jancis Robinson<br />
FBU060220 Gevrey-Chambertin „Vieilles Vignes“, rouge 2020<br />
13% Vol. 78,66 €/l 59,00 €<br />
„Vieilles Vignes“ – bei den Rossignol-Brüdern bedeutet das 55<br />
bis 60 Jahre alte Reben – sind, neben einer ausgewogenen Bewirtschaftung,<br />
wie auf der domaine seit langer Zeit gang und<br />
gäbe (Demeter-zertifiziert!) eine der vielleicht wichtigsten Voraussetzungen<br />
für exzellente und frische Weine in diesem regenarmen<br />
Jahrgang. 2020 changiert auf erstaunliche Weise bei den<br />
meisten Betrieben der Côte de Nuits zwischen ganz dunklen<br />
Früchten und strahlend rotfruchtigen Aromen und offenbar so<br />
häufig Lesezeitpunkt und angestrebte Stilistik. Der villages von<br />
alten Reben wirkt ungemein charmant und zählt definitiv zur<br />
dunkelbeerigen Kategorie. Reife Pflaumen, Cassis und Schwarzkirschen<br />
steigen aus dem Glas. Das Bouquet ist dicht, und einladend<br />
ausladend! Der Anteil von fast 100 % Rappen verleiht<br />
dem Wein Rückgrat und Frische. Die Frucht wird von kräutrigen<br />
Noten und etwas Unterholz umrahmt. Eine absolute Ausgewogenheit<br />
am Gaumen prägt diesen dicht gewobenen und<br />
erfrischenden Gevrey-Chambertin. Und da ist einiges an Substanz<br />
zu schmecken, ohne dass sie vom Holz überlagert wird (für<br />
diese Cuvée kamen etwas 15 bis 20 % neues Holz zum Einsatz).<br />
Das Terroir ist präzise und authentisch eingefangen, der Stil<br />
faszinierenden traditionell. Ein toller Gevrey, der die Appellation<br />
geradezu klassisch abbildet<br />
Gönnen Sie diesem feinen Wein noch 2–3 Jahre im Keller,<br />
dann sollte er wunderbar sein. Potenzial bis 2040.<br />
FR-BIO-01<br />
FBU060820 Beaune 1er Cru „Les Teurons“, rouge 2020<br />
13% Vol. 85,20 €/l 63,90 €<br />
Der Premier Cru „Les Teurons“ hebt sich in der alljährlichen<br />
Fassprobe auf der domaine Rossignol-Trapet stets am stärksten<br />
ab. Kein Wunder, handelt es sich doch um den einzigen Wein,<br />
welcher nicht aus der Appellation Gevrey-Chambertin, sondern<br />
aus der Gemeinde Beaune stammt. Die Rossignol-Brüder besitzen<br />
in dieser Premier-Cru-Lage anderthalb Hektar.<br />
Die beiden Rossignols sind keine Blender, sondern grundsolide<br />
Winzer. Sie gehen den Jahrgang mit viel Bauchgefühl und<br />
einem enormen Erfahrungsschatz an, ohne dabei einer starren<br />
„Philosophie“ zu huldigen. Im Jahrgang 2020, der reife Trauben<br />
hervorbrachte, entschieden sie sich daher für eine Ganzztraubengärung.<br />
Das Stielgerüst, in diesem Fall allerdings vollreif statt<br />
„gerbig“ und grün, sorgt für Frische im Wein, strukturiert ihn.<br />
Weil die Grundreife bereits hoch war, verzichteten sie auch auf<br />
die sogenannte pigeage, mittels der man mehr Farbe und Aromen<br />
extrahiert. Nicolas Intention war es, die Maische – wie bei<br />
einem Tee – lediglich ziehen zu lassen. Das erklärt auch, warum<br />
dieser Beaune 1er Cru derart elegant und doch intensiv<br />
ausfällt: Er duftet nach Pflaumen, Muskatnuss und Erdbeeren,<br />
das feinkörnige Tannin, das den Wein leitet, aber erst im Nachhall<br />
wirklich auffällt, ist bestens integriert (und nicht überextrahiert!).<br />
Das ist ein rundum gelungener Pinot Noir aus Beaune,<br />
der durchaus von drei bis fünf Jahren Flaschenreife profitieren<br />
wird. In anspruchsvollen Jahren ist man gut beraten, auf alteingesessene<br />
Winzer zu setzen. Zumal, wenn sie wie die beiden<br />
Rossignol-Brüder, ein in offenkundig vielerlei Hinsicht gutes<br />
Händchen für den Jahrgang bewiesen haben!<br />
Höhepunkt ab sofort, ideal ab 2025 bis 2034+<br />
„Rossignol-Trapet ist eine Domaine, die in den letzten Jahren einige Gänge höher<br />
geschaltet hat. Ihre Weine haben auf der jährlichen Burgfest-Blind-Verkostung beeindruckend<br />
abgeschnitten, ein perfekter Lackmus-Test, um zu sehen, was wirklich in der<br />
Flasche steckt.“ – Neal Martin (Vinous)<br />
40 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Rossignol-Trapet<br />
BURGUND FRANKREICH<br />
FR-BIO-01<br />
GEVREY-CHAMBERTIN<br />
„AUX ÉTELOIS“, ROUGE 2020<br />
Top-Lage im Nobelviertel Gevrey-Chambertins!<br />
4-Sterne-Wein – Inside Burgundy<br />
FBU060720 Gevrey-Chambertin „Aux Ételois“, rouge 2020<br />
13% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
Auf gute Nachbarschaft soll man Anstoßen! Diese steinige Parzelle<br />
besitzt zwar lediglich Villages-Status, dabei befindet sie sich<br />
nur unweit der beiden legendären Grand-Cru-Lagen „Charmes“<br />
und „Griotte-Chambertin“, in die die höchstgelegenen Parzellen<br />
des „Aux Ételois“ wie ein Dreieck hineinragen. Aus dieser Lage,<br />
die wir auch bei unserem Shooting-Star Duroché sehr schätzen,<br />
stammen die kleinbeerigen Trauben (so klein, dass sie sich am<br />
Stock praktisch nicht berühren und immer gut durchlüftet werden)<br />
für diese rare und sowohl ihrer Feinheit als auch inneren<br />
Kraft wegen so gerühmten Lage, die vieles überragt, was Sie<br />
sonst noch im Burgund im Bereich der Villages-Weine finden.<br />
Die Rossignol-Brüder besitzen hier 0,4 Hektar Rebfläche, die<br />
sie bewusst separat ausbauen, denn der steinige Anteil ist hier<br />
enorm, der Lehmanteil, wie man ihn sonst in Gevrey-Chambertin<br />
vorfindet, deutlich geringer. Das Ergebnis ist ein Wein mit besonders<br />
mineralischer Ausprägung.<br />
Auf die Frage, wie hoch der Neuholzanteil in diesem Wein ausfällt,<br />
antwortete Nicolas uns kurz und bündig: „ein Siebtel“. Worauf<br />
uns der Winzer immer wieder aufmerksam machte, war die<br />
zunehmende Frische der Kollektion vom einfachen Bourgogne,<br />
bis hinauf zum Grand Cru. „Die Reben werden nach oben hinaus<br />
immer älter, die guten Reben gewinnen dieses Jahr an Feinheit,<br />
achtet darauf!“ so Nicolas. In der Tat: Das Aromenprofil wechselt<br />
durch die Kollektion von ausladender und satter Frucht, die<br />
meist schwarzbeerig auftritt, hin zu roten Beeren und Kirschen.<br />
Wir haben hier Sauerkirschen, Maulbeeren und ein Hauch von<br />
Süßholz. Doch schon während der kurzweiligen Konversation<br />
im Fasskeller erweist sich der „Aux Etelois“ als echtes Chamäleon:<br />
Herzkirschen, Lutschpastillen und Erdbeeren tauchen auf.<br />
Der Wein verjüngt sich förmlich im Glas! Das ist ein wunderbarer<br />
Villages, den man durchaus wie einen Premier Cru behandeln<br />
darf, und darum zeigt er sich auch von der etwas fleischigeren<br />
Seite. Die Tannine bleiben aber geschmeidig, schmiegen<br />
sich an die satte Frucht des Weins. Geben Sie ihm eine wunderbare<br />
und würdige Bühne mit gefüllten Wachteln mit dunklem<br />
Jus und Steinpilzen oder Lamm in Wirsing. Zur Wildsaison passt<br />
ein rosa gegartes Rehrückenfilet mit Pastinakenpüree – ein Fest!<br />
FR-BIO-01<br />
GEVREY-CHAMBERTIN 1ER CRU<br />
„CLOS PRIEUR“, ROUGE 2020<br />
Premier Cru – und der Grand Cru liegt zum<br />
Greifen nahe!<br />
92–94 Punkte – Inside Burgundy<br />
17 Punkte: „Classic Pinot. Rossignol-Trapet have<br />
managed to retain much of the classicism of<br />
Pinot in other years, while still showing the ripeness<br />
and density of 2020.“ – Jancis Robinson<br />
FBU060320 Gevrey-Chambertin 1er Cru „Clos Prieur“, rouge 2020<br />
13% Vol. 185,33 €/l 139,00 €<br />
Neal Martin lobt das „parfümierte<br />
und florale Bouquet“ des Premier<br />
Crus aus Gevrey-Chambertin. Und<br />
in der Tat kann man hier bereits ins<br />
Schwärmen kommen. Dieser grandiose<br />
Wein aus der fantastischen<br />
Lage „Clos Prieur“, die sich unterhalb des legendären Grand<br />
Crus, Mazis-Chambertin (!) befindet, gereicht seiner berühmten<br />
Appellation wahrhaft zur Ehre: Feinheit und Liebreiz paaren<br />
sich mit Eleganz und Finesse, vermählen sich mit Fülle und<br />
betörender Stoffigkeit. Wer kraftvollen und intensiven Burgunder<br />
liebt, sollt eher zu einer anderen Lage greifen. Waldbeeren<br />
und saftige Frucht prägen das Bild dieses ungemein<br />
schlanken, ja zarten „Clos Prieur“. Er duftet nach Erdbeeren,<br />
Herzkirschen und Mandeln, wirkt charmant aufgrund seiner<br />
schmeichelnd seidigen Tannine und feinen Säure, die ihn bis<br />
zum Nachhall subtil durchzieht. Ein Burgunder zum Schwärmen<br />
und Schwelgen, und wir sind überzeugt davon, dass diese<br />
einladenden Phase nächsten zwei bis drei Jahre anhalten wird.<br />
Das macht schon sehr viel Freude, zumal diesem sicherlich<br />
schlanksten Lagenwein der domaine eine feine Rappenwürze<br />
Tiefgang verleiht, die noch im noch kräftig strukturierten<br />
Abgang nachhallt. Ein fabelhafter, zutiefst authentischer Stoff<br />
aus handwerklicher, biodynamischer Anbauweise, von dem<br />
wir jedes Jahr bedauerlicherweise nur homöopathische Mengen<br />
anbieten können …<br />
Zu genießen ab Herbst 2023 bis etwa 2040+<br />
92–94 Punkte<br />
INSIDE BURGUNDY<br />
Zu genießen ab Ende 2023 bis etwa 2044.<br />
41
FRANKREICH BURGUND<br />
Rossignol-Trapet<br />
95–97 Punkte<br />
INSIDE BURGUNDY<br />
17+ Punkte<br />
JANCIS ROBINSON<br />
LATRICIÈRES-CHAMBERTIN GRAND CRU, ROUGE 2020<br />
95–97 Punkte: „The Rossignol-Trapet Latricières is exceptionally fine in 2020“<br />
– Jasper Morris (Inside Burgundy)<br />
93–95 Punkte: „Superb“ – Neal Martin (Vinous)<br />
FBU060520 Latricières-Chambertin Grand Cru, rouge 2020 13% Vol. 326,66 €/l 245,00 €<br />
FR-BIO-01<br />
Der Grand Cru „Latricières-Chambertin“ umfasst 7,35<br />
Hektar Rebfläche. Die domaine Rossignol-<br />
Trapet ist hier mit 0,76 Hektar bereits<br />
zweitgrößter Eigentümer und teilt sich<br />
die Parzellen mit anderen, weltberühmten<br />
Namen wie Leroy, Duroché und Trapet.<br />
Dieser Grand Cru ist in seiner Jugend stets<br />
ein wenig unzugänglicher als der „Chambertin“,<br />
braucht am längsten, um sich zu<br />
entfalten. Nach etwa einem Jahrzehnt jedoch<br />
ist das Schicht um Schicht sich entfaltende<br />
Finesse und eine fabelhaft präzise<br />
Frucht im vibrierend mineralischen Gewand! Von<br />
diesem gesuchten Grand Cru – Burgundkenner wissen,<br />
dass die Brüder Rossignol hier Jahr für Jahr einen<br />
der spannendsten Weine überhaupt hervorbringen,<br />
der im Gegensatz zu so manch einem Kollegen vergleichsweise<br />
human bepreist ist – erhalten wir jedes<br />
Jahr nur eine winzige Allokation, die Mengen sind also<br />
leider très limitées …<br />
Die großartige Lage meistert besonders wärmere<br />
Jahrgänge gut, konkurriert dann mühelos mit dem „Le<br />
Chambertin“ des Hauses. Der Neuholzanteil liegt hier<br />
seit einigen Jahren bei lediglich 50 %, denn mit der<br />
Umstellung auf biodynamische Bewirtschaftung stellte<br />
sich auch eine neue Sensibilisierung ein: Die beiden<br />
Brüder empfanden zunehmend, dass alle Lagen von<br />
einem niedrigeren Neuholzanteil profitieren würden,<br />
auch oder gerade die Grand Crus des Hauses.<br />
Die alten Reben, die arbeitsintensive Bewirtschaftung,<br />
die sorgfältige Lese und die Umstellung auf die<br />
Biodynamie haben sämtliche Weine der domaine auf<br />
ein nochmals höheres Niveau gehoben, das auch in<br />
strapaziöseren Jahrgängen wie 2020 gehalten wird. In<br />
diesem tatsächlich (zu) warmen Jahrgang vibrieren die<br />
Grand Crus von David und Nicolas geradezu, zeigen<br />
sich vital und frisch. Eine Tendenz, die wir schon<br />
2015 und 2018 feststellen. konnten.<br />
Der Grand Cru duftet nach Rosen, Herzkirschen<br />
und einem Hauch Pflaume, besitzt eine enorme<br />
Klarheit, ist reintönig im Bouquet und am Gaumen.<br />
Das Klassifikationssystem Burgunds – hier beweist<br />
es sich aufs Allerschönste: Dieser Grand Cru wirkt<br />
noch eleganter als die Premier Crus des Hauses,<br />
ohne durch bloße Konzentration und Schwere zu<br />
trumpfen. Die Lage keinen gewichtigeren Wein<br />
hervorgebracht, sondern einen von größerem<br />
Format und feineren Proportionen. Ein signifikanter<br />
Unterschied! Der 2020er erweist sich<br />
hier als Wein höchster Güte mit einer „kalkigen“<br />
Grundstruktur, die den Grand Crus der<br />
domaine wunderbar zur Geltung kommt.<br />
Man probiert und versteht augenblicklich,<br />
warum dieser Wein zur Spitze der Qualitätspyramide<br />
ausmacht. Ein Wein, der uns<br />
wohlig erschauern lässt, den wir uns als<br />
Mischung der Jahrgänge 2019 und 2017<br />
erscheint: Konzentriert und kraftvoll und<br />
doch vor Leichtigkeit und Lässigkeit nahezu<br />
schwebend.<br />
Zu genießen ab 2029, Höhepunkt 2034 bis<br />
etwa 2048+.<br />
42 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Rossignol-Trapet<br />
BURGUND FRANKREICH<br />
CHAPELLE-CHAMBERTIN GRAND CRU, ROUGE 2020<br />
95–97 Punkte: „A sophisticated Chapelle-Chambertin that lingers long in the mouth“<br />
– Neal Martin (Vinous)<br />
FBU061020 Chapelle-Chambertin Grand Cru, rouge 2020 13% Vol. 326,66 €/l 245,00 €<br />
FR-BIO-01<br />
Die 5,59 Hektar Chapelle-Chambertin liegen unterhalb<br />
des Clos de Bèze und unter den Grand-Cru-Lagen von<br />
Gevrey-Chambertin. Der Name geht auf die Kapelle<br />
von Notre Dame de Bèze, die 1155 erbaut wurde und<br />
1830 zerstört wurde zurück. Die Lage befindet sich im<br />
Besitz von acht Weingütern, die Rossignols bewirtschaften<br />
davon 0,54 Hektar mit alten Reben. Mit der<br />
Umstellung der Weinberge auf eine biodynamische<br />
Bewirtschaftung hat sich die Qualität vor allem des<br />
Chapelle-Chambertin extrem verbessert und die volle<br />
Güte der Reben zu Tage gefördert. Die älteste Parzelle<br />
wurde 1928 gepflanzt, ein weiterer Teil in den 1980er<br />
Jahren. Dieser tiefgründige Grand Cru verkörpert echtes<br />
Stilbewusstsein. Die bipolare Frucht ist kaum in<br />
Worte zu fassen. Es duftet floral nach Walderdbeeren<br />
aber auch intensiv dunkel: Pflaumen und Myrrhe steigen<br />
aus dem Glas. Ob dies daran liegt, das die Brüder<br />
Rossignol hier zwei unterschiedliche Parzellen besitzen?<br />
Jedenfalls lieben wir, wie dieser Grand Cru zum<br />
Dialog ansetzt und sich je nach Perspektive im Glas<br />
verändert. Am Gaumen zeigt sich die Lage<br />
wunderbar definiert und vielschichtig. Unterholz,<br />
etwas Soja und Sauerkirschen wechseln<br />
sich hier ab, ohne zu intensive Noten<br />
zu verströmen. Wir beglückwünschen schon<br />
jetzt jeden Pinot-Liebhaber, der zumindest<br />
eine Flasche dieses raren Elixiers sein Eigen<br />
nennen darf. Das ist ein äußerst spannender<br />
Burgunder, dessen einzigartige Klasse unmittelbar<br />
nachvollziehbar wird. Uns gefällt<br />
die einerseits charmante Art des Jahrgang,<br />
die gleichzeitig auf diesem Niveau keinerlei<br />
Tiefgang, Vielschichtigkeit und somit wahre<br />
Größe vermissen lässt. Dieser feine Pinot Noir dürfte<br />
sich über mehr als zwei Jahrzehnte zu einem der ganz<br />
großen Weine Gevrey-Chambertins entwickeln.<br />
Der Grand Cru sollte idealerweise erst ab etwa 2026 den<br />
Keller verlassen. Optimales Trinkfenster: 2030 bis 2047+.<br />
95–97 Punkte<br />
VINOUS<br />
17++ Punkte<br />
JANCIS ROBINSON<br />
CHAMBERTIN GRAND CRU, ROUGE 2020<br />
96–99 Punkte: „ Nicolas knows that they have made a great Chambertin this year “<br />
– Jasper Morris (Inside Burgundy)<br />
FBU060620 Chambertin Grand Cru, rouge 2020 13% Vol. 540,00 €/l 405,00 €<br />
FR-BIO-01<br />
Le Chambertin: Es wird immer schwieriger, sich den<br />
Primus inter pares in Gevrey-Chambertin zu gönnen,<br />
den „Premier Grand Cru“ unter den Grands Crus der<br />
Gemeinde. Gerade einmal 12,9 Hektar umfasst diese<br />
Lage, die so berühmt ist wie wenige andere weltweit.<br />
Die Familie Rossignol-Trapet besitzt von diesen 12,9<br />
immerhin 1,6 Hektar, was sie zu den vier größten Besitzern<br />
dort macht! Während die Weine anderer Güter<br />
immer astronomischere Summen kosten, sind die Rossignols<br />
mit ihren Preisen sehr zurückhaltend geblieben,<br />
und das, obwohl ihre biodynamisch zertifizierte Weinbergarbeit<br />
enorm aufwendig und tatsächlich sehr zeitintensiv<br />
ist. Dass diese Arbeit allerdings einen deutlich<br />
positiven Effekt hat, kann man seit vielen Jahren beobachten<br />
und schmecken. Gerade mit dem Klimawandel,<br />
der nicht zuletzt im Burgund deutlich spürbar ist und<br />
auch zu drei sehr warmen und trockenen Jahren in Folge<br />
geführt hat, zahlt sich diese Arbeitsweise aus. Die<br />
Weine behalten ihre Frische, ihre Klarheit, ihren Extrakt<br />
und die Balance. Ein Chambertin der Domaine Rossignol-Trapet<br />
ist kein schnödes „Dickschiff“. Das betonen<br />
gleich zwei Koryphäen: Jancis Robinson („Kein Blockbuster“)<br />
sowie Jasper Morris („Absolut kein massiver<br />
Wein, sondern wunderbar nuanciert und tadellos<br />
ausgewogen“). Es ist ein großer Wein für feinsinnige<br />
Genießer, der durchaus auch etwas<br />
Erfahrung benötigt, allerdings viel verzeiht, sofern<br />
man ihn nicht in viel zu kleinen Gläser bei<br />
Zimmertemperatur in der Heizperiode serviert.<br />
Das Bouquet ist wie in Stein gemeißelt: Massen<br />
von Pflaumen, viel Würze (Nelken, getrocknete<br />
Steinpilze), Orangenschalenabrieb<br />
als verführerische Kopfnote und ein Hauch<br />
Sauerkirschen. Der Le Chambertin ist nochmals<br />
geschmeidiger als der Grand Cru Chapelle-Chambertin,<br />
wirkt in allem am tiefsten<br />
und ausgewogensten (Pflanzjahr der ältesten<br />
Reben: 1911!). Ein echter Buddha, der Stein der Weisen<br />
oder eben der Heilige Gral der Pinot-Noir-Traube – suchen<br />
Sie es sich aus. Klar ist: Wer Finesse und Tiefgang<br />
liebt, wird dieses Jahr einen exzellenten Chambertin<br />
vorfinden, der zu den ganz großen Vertreter der Gebrüder<br />
Rossignol zählt. Jasper Morris MW, kein Kritiker, der<br />
leichtfertig Spitzenwertungen vergibt, hat diesem Wein<br />
in seinem frühen Stadium 96 bis 99 Punkte attestiert.<br />
Idealerweise ab etwa 2025. Optimal: 2032 bis 2048+.<br />
96–99 Punkte<br />
INSIDE BURGUNDY<br />
18+ Punkte<br />
JANCIS ROBINSON<br />
43
FRANKREICH C H A M PAG N E<br />
Vazart-Coquart<br />
VAZART-<br />
COQUART<br />
CHOUILLY<br />
Seit 1995 führt Jean Pierre Vazart<br />
das Weingut in Chouilly<br />
© Michaël Boudot<br />
44 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Vazart-Coquart<br />
CHAMPAGNE FRANKREICH<br />
Die Feiertage sind gerettet!<br />
Faszinierende Entdeckung an der<br />
Côte des Blancs<br />
4 STERNE<br />
EICHELMANN<br />
CHAMPAGNE GUIDE<br />
„Die Nummer eins in Chouilly: Jean-Pierre Vazart“ — Meininger Champagne Magazin 2021<br />
„Eine der beeindruckenden Stärken Vazart-Coquarts ist die äußerste Zuverlässigkeit<br />
aller Champagne des Hauses“ – Eichelmann Champagne Guide<br />
„Das bedeutendste Winzerchampagner-Haus Chouillys“ — Peter Liem<br />
Es ist mittlerweile einige Jahre her, dass wir zum ersten<br />
Mal mit den Champagnern von Jean-Pierre und Caroline<br />
Vazart in Berührung gekommen sind. Es war in der legendären<br />
Schwarzwaldstube in Baiersbronn, in der der Sommelier<br />
des Hauses, Stéphane Gass, den Champagner Vazart-Coquart<br />
2008 Grand Cru Blanc de Blancs ausschenkte. Dieser Champagner<br />
war eine der vielen Entdeckungen, die der Elsässer Stéphane<br />
Gass in die deutsche Gastronomie fast schon eingeschmuggelt<br />
hat, und einer, der uns nicht nur sofort faszinierte, sondern<br />
uns auch preislich äußerst attraktiv erschien. Damals aber war<br />
Champagner noch nicht so en vogue, und wir hatten schon<br />
einige sehr gute Erzeuger im Programm. Doch in den letzten<br />
Jahren sind wir immer wieder mit den wunderbaren bulles von<br />
Vazart-Coquart in Berührung gekommen, und wir waren – nicht<br />
zuletzt wegen des exzellenten Preis-Genuss-Verhältnisses –<br />
stets begeistert. Auch entdeckten wir, dass Vazart-Coquart<br />
in Deutschland immer noch kaum zu finden war und dass die<br />
Vazarts mittlerweile auf biologischen Anbau umgestellt hatten<br />
– ein Umstand, der uns natürlich sehr am Herzen liegt. Es wurde<br />
also Zeit, Jean-Pierre und Caroline näher kennenzulernen.<br />
ERSTES TREFFEN IN CHOUILLY<br />
Auf einer Reise in die Champagne in den wenigen Wochen, in<br />
denen dies 2021 problemlos möglich war, haben wir die beiden<br />
dann besucht und uns auf Anhieb verstanden. Jean-Pierre ist ein<br />
überaus netter Typ, voller Energie und Witz, ja geradezu euphorisch,<br />
wenn es um seine Arbeit geht, ein Vollblutwinzer also, für<br />
den seine Erzeugnisse die Welt bedeuten. Das Erste, was uns sehr<br />
gut gefallen hat, war die Tatsache, dass er mit uns zuerst in die<br />
Weinberge gegangen ist. Das ist bis heute ausgesprochen unüblich<br />
in der Champagne, in der immer noch sehr viel gespritzt wird<br />
und in der die Weinberge entsprechend braun und leblos aussehen.<br />
Ein starker Kontrast zum luxurösen Marketing, mit dem viele<br />
Champagne in den Supermärkten weltweit vermarktet werden.<br />
Nicht so bei Vazart-Coquart. Die Weinberge sind bildschön und<br />
wirken genauso energiegeladen wie der Winzer.<br />
CHOUILLY, NÖRDLICHSTER CRU DER CÔTE DES BLANCS<br />
Um es kurz zu verorten: Das Haus Champagne Vazart-Coquart<br />
liegt in Chouilly. Chouilly ist nicht unbedingt der erste Name,<br />
der einem einfällt, wenn man an die Côte des Blancs denkt.<br />
Das dürfte daran liegen, dass Chouilly erst 1985 den Status als<br />
Grand Cru erhalten hat, während die etwas südlicher liegenden<br />
Gemeinden wie Vertus, Avize oder Le-Mesnil-sur-Oger diesen<br />
schon viel länger besitzen. Wenn man von Épernay aus in<br />
Richtung Osten am südlichen Ufer der Marne gen Côte des<br />
Blancs entlangfährt, ist der der erste Ort den man automatisch<br />
erreicht Chouilly. Von den rund 1.600 Hektar, die zu dieser<br />
Ortschaft gehören, sind 522 Hektar mit Reben bepflanzt, 99 %<br />
davon mit Chardonnay. Am bekanntesten ist ein Hügel namens<br />
Butte du Saran, der von dem Château du Saran gekrönt wird,<br />
das 1801 von Jean-Remy Moët erbaut wurde und zum LVMH-<br />
Imperium gehört. Die Weinberge befinden sich sowohl im<br />
westlichen als auch im südlichen Teil der Kommune, was recht<br />
ungewöhnlich für die Côte des Blancs ist, wo man sie sonst<br />
fast ausschließlich nach Süden ausgerichtet oder in der Ebene<br />
findet. Die Vazarts besitzen dort rund elf Hektar in beiden<br />
Bereichen der Ortschaft. Bei ihnen sind 94 % mit rund 44 Jahre<br />
altem Chardonnay bestockt, der Rest mit Pinot Noir. Längere<br />
Zeit über wurden die Weinberge nach den Richtlinien in puncto<br />
Pflanzenschutzstrategie, Erhaltung der Biodiversität, Düngemittelmanagement<br />
und quantitatives Wassermanagement für<br />
das Nachhaltigkeitszertifikat „Haut Valeur Environnementale“<br />
bewirtschaftet, aber das war Jean-Pierre auf die Dauer zu wenig.<br />
Er wollte nicht nur nachhaltig arbeiten, sondern auch biologisch-organisch.<br />
Diese Zertifikation hat er 2020 abgeschlossen,<br />
und das auf Kosten seines liebsten Kindes, der 1982 initiierten<br />
„Réserve Perpétuelle“, von der er sich eines Tages wird trennen<br />
müssen. Dazu im Folgenden mehr.<br />
45
FRANKREICH C H A M PAG N E<br />
Vazart-Coquart<br />
EIN AKRIBISCHER WINZER<br />
Familie Vazart betreibt bereits seit 1785 Weinbau in Chouilly.<br />
Die ersten eigenen Weine wurden im Jahr 1950 von Louis und<br />
Jacques Vazart gefüllt. Seit 1995 wird das Weingut von Jean-<br />
Pierre Vazart, einem erfahrenen Praktiker geführt, der schon zu<br />
Zeiten, als er an der Seite seines Vaters arbeitete, eine sogenannte<br />
„Réserve Perpétuelle“, auch als „Solera“ bekannt, gefüllt.<br />
Begonnen hat er damit 1982. Seitdem haben die Vazarts jeweils<br />
jährlich einen Anteil von 40 % aus der Solera entnommen und<br />
sie mit der gleichen Menge des jeweils aktuellen Jahrgangs<br />
wieder aufgefüllt – ein mittlerweile fast 40 Jahre andauernder<br />
Prozess, bei dem ebenso viele Jahrgänge miteinander vermischt<br />
wurden. Da aber für eine Bio-Zertifikation der gesamte Wein<br />
zertifiziert sein muss, kann er die „Solera“ vom Jahrgang 2020<br />
an nicht mehr nutzen. Obwohl Jean-Pierre die „Solera“ nicht<br />
nur als Réserve seiner Non-Vintage-Weine nutzt, sondern auch<br />
seinen Spitzenwein daraus füllt, hat er sich dafür entschieden,<br />
diese zugunsten der Bio-Zertifikation aufzugeben bzw. sie neu<br />
anzusetzen. Seine Solera reift wie alle anderen Grundweine<br />
auch im Edelstahl. Holz findet man bei ihm nicht. Für ihn passt<br />
der Edelstahl besser zur Stilistik von Chouilly, betont dieser<br />
doch stärker die angestrebten Akzente (Präzision und Klarheit),<br />
so wie in Le Mesnil oder Avize die kreidige Mineralität oft mit<br />
Holzfassausbau betont wird.<br />
© Michaël Boudot<br />
JEAN-PIERRES PORTFOLIO<br />
Die Basis bilden bei Jean-Pierre drei jahrgangslose Blanc de<br />
Blancs, allesamt Grand Crus, die mit drei unterschiedlichen Dosagen<br />
gefüllt werden. Im Prinzip stammt die Frucht jeweils aus<br />
den elf Hektar Weinbergen des Weinguts, und es immer eine<br />
Cuvée aus rund zwei Dritteln Jahrgangswein und einem Drittel<br />
aus der „Réserve Perpétuelle“. Der Brut Réserve Grand Cru ist<br />
der klassische Non-Vintage-Champagner mit leichter, charmanter<br />
Süße und einem deutlichen Brioche-Ton. Der Extra Brut besitzt<br />
deutlich weniger Dosage und liegt ein Jahr länger auf der<br />
Hefe. Er wirkt etwas linearer, ist stärker fokussiert auf die helle<br />
Frucht und das Terroir als auf die Süße und die Autolyse-Noten,<br />
die typischen Brioche-Noten, die sich durch langen Hefeausbau<br />
ergeben. Der Brut Zéro schließlich liegt gleich drei Jahre länger<br />
„sur lattes“ und wird ganz ohne Dosage gefüllt. Er ist der schnittigste,<br />
der purste und kühlste der drei Weine. Doch das lange<br />
Hefelager verleiht ihm trotzdem Charme und Eleganz. Aus dem<br />
Portfolio hervorzuheben sind ganz sicher die exzellenten und<br />
kraftvollen „Millésime“, den „TC“, ein Einzellagen-Champagner,<br />
dessen Grundwein im Terrakotta-Ei ausgebaut wird sowie den<br />
„82/15“, einen Champagner aus der Solera von 1982.<br />
Jean-Pierre und Caroline Vazart:<br />
Champagner in dritter Generation<br />
© Mika Boudot<br />
EINE WUNDERBARE ENTDECKUNG<br />
Jean-Pierres Basis-Champagner ist ein fantastischer Apéritif-<br />
Champagner, der die Typizität von Chouilly und der Côte des<br />
Blancs hervorragend einfängt. Die Jahrgangs-Champagner sind<br />
kraftvoll und mineralisch mit viel Substanz. Das sieht man gerade<br />
beim „Terre Cuite“ sehr gut, der sich einerseits unglaublich<br />
seidig präsentiert, andererseits aber viel Druck aufbaut und die<br />
besondere Mineralität des Ortes zeigt. Es muss betont werden,<br />
dass die Champagner für die exzellente Präzision und Vielfalt,<br />
die sie bieten, extrem preiswert sind, obwohl sie biologisch und<br />
mit viel Aufwand erzeugt wurden. Dieses Weingut ist ein echtes<br />
Kleinod, bei dem wir sehr glücklich sind, dass wir es in unser Angebot<br />
aufnehmen konnten und es Ihnen nun präsentieren können.<br />
Angefangen bei den Winzerpersönlichkeiten des Ehepaars<br />
Vazart über die Weinberge und den penibel geführten Weinkeller<br />
bis hin zu den klassischen wie innovativen Champagnern und<br />
nicht zuletzt beim Preis – hier stimmt einfach alles.<br />
46 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Vazart-Coquart<br />
CHAMPAGNE FRANKREICH<br />
BRUT RÉSERVE BLANC DE BLANCS GRAND CRU<br />
Vazart-Coquarts Non-Vintage-Brut: Ein fantastischer Einstieg<br />
in die Welt der Blanc de Blancs!<br />
FCH140100 Brut Réserve Blanc de Blancs Grand Cru 12,5% Vol. 51,86 €/l 38,90 €<br />
FCH140100H Brut Réserve Blanc de Blancs Grand Cru (0,375l) 12% Vol. 58,40 €/l 21,90 €<br />
FCH140100M Brut Réserve Blanc de Blancs Grand Cru MAGNUM 12% Vol. 57,66 €/l 86,50 €<br />
Der Brut Réserve Grand Cru Blanc de Blancs ist der<br />
Basis-Champagner unseres Neuzugangs aus der<br />
Champagne. Es ist ein „Non-Vintage“ (NV), also ein<br />
Champagner ohne Jahresangabe, der in diesem Fall zu<br />
56 % aus Chardonnay des Jahrgangs 2018 besteht und<br />
zu 44 % aus einer sogenannten „Réserve Perpétuelle“,<br />
auch „Solera“ genannt, bei der Jean-Pierre Vazart<br />
einen Edelstahltank nutzt, den er 1982 erstmals gefüllt<br />
hat und seitdem immer wieder bis zum Rand auffüllt,<br />
wenn er jährlich einen Teil entnommen hat. Im Prinzip<br />
mischen sich hier also Weine von 1982 bis 2017. Dies<br />
ist nicht nur im Sherry-Gebiet eine übliche Art, Reserveweine<br />
zu erzeugen, sie hat auch in der Champagne<br />
Tradition. Jean-Pierre ist einer der großen Liebhaber<br />
dieser Art, Reserveweine zu lagern und füllt auch einen<br />
besonderen Champagner aus dieser Solera. Sein<br />
Ansatz ist der eines Winzers, der unkonventionell<br />
arbeitet. Er sprüht nur so vor Energie und ist absolut<br />
überzeugt von dem, was er tut. Das beginnt in den<br />
Weinbergen, die er mittlerweile auch offiziell auf biologische<br />
Bewirtschaftung umgestellt hat, nachdem er<br />
diese Wirtschaftsweise schon länger für sich ausprobiert<br />
hatte. Seine Weinberge liegen in Chouilly, dem<br />
Ort, der als letzter den Grand-Cru-Status an der Côte<br />
des Blancs erhalten. Chouilly ist bekannt für seine etwas<br />
exotischeren und fülligeren Chardonnays. Diesen<br />
Charakter unterstreicht Jean-Pierre mit seiner Terroir-<br />
Arbeit im Weinberg. Er sorgt schon im Weinberg, vor<br />
allem aber im Keller dafür, dass seine Weine mit großer<br />
Frische gesegnet sind. Das erreicht er nicht zuletzt<br />
dadurch, dass er ausschließlich im Edelstahl ausbaut.<br />
Der Brut Réserve Grand Cru Blanc de Blancs stammt<br />
aus einem Grand-Cru-Weinberg von elf Hektar in<br />
Chouilly. Das Alter der Chardonnay-Reben, die dort<br />
tief in der für die Côte des Blancs so typischen Belemnit-Kreide<br />
wurzeln, beträgt im Durchschnitt 43 Jahre.<br />
Dieser Champagner ist eigentlich ein „Extra Brut“,<br />
denn Jean-Pierre hat den Wein mit lediglich fünf<br />
Gramm dosiert. Der in mittlerem Strohgelb strahlende<br />
Wein besitzt eine lebendige Perlage und bietet genau<br />
das, was man von einem Basis-Champagner verlangt.<br />
Er wirkt klassisch, voll und reif mit einer wunderbar<br />
eindringlichen Frucht von Steinobst und Kernobst,<br />
ein wenig Yuzu und lemon curd in Verbindung mit<br />
Mandelhörnchen und einer leicht jodigen, aber auch<br />
kreidigen Note. Am Gaumen wirkt der Brut Réserve<br />
Grand Cru ungemein lebendig, frisch und spannungsvoll.<br />
Die fünf Gramm Dosage sorgen für eine ganz feine<br />
charmante Süße, die sehr gut zum Volumen passt,<br />
das dieser Champagner besitzt. Auch hier findet man<br />
Kernobst und Steinobst, aber auch ein paar exotische<br />
Noten, Mandelbiskuit und weiße Schokolade. Dahinter<br />
liegen die zitrischen und jodigen Noten, ein wenig<br />
kandierter Ingwer und Zitronenabrieb. Dazu kommt<br />
der Druck der frischen Säure, ferner ein wenig Kalk<br />
wie auch Kreide und Salz. Der Brut Réserve Grand<br />
Cru ist ein ganz famoses Beispiel dafür, was „Grand<br />
Cru“ schon im Einstiegsbereich bedeuten kann. Da ist<br />
schon viel Tiefe und Komplexität vorhanden. Durch<br />
die Verbindung von jungem Wein und dem aus der<br />
„Réserve Perpétuelle“ ergibt sich eine wunderbare Balance<br />
aus Frische und Fülle, Lebendigkeit und Charme.<br />
Man kann gar nicht genug davon bekommen!<br />
Ab sofort und bis sicherlich 2029.<br />
© Mika Boudot<br />
47
FRANKREICH C H A M PAG N E<br />
Vazart-Coquart<br />
EXTRA BRUT BLANC DE BLANCS GRAND CRU<br />
Sie suchen einen absolut präzisen, frischen und druckvollen Blanc de Blancs?<br />
Et voilà: Jean-Pierre Vazarts Extra Brut!<br />
FCH140200 Extra Brut Blanc de Blancs Grand Cru 12% Vol. 58,00 €/l 43,50 €<br />
Bei Jean-Pierre und Caroline Vazart gibt es im Basis-<br />
Segment drei Champagner, die im Prinzip auf den<br />
gleichen Grundweinen basieren, aber unterschiedlich<br />
dosiert werden. Es ist die Kunst des Kellermeisters<br />
Jean-Pierre, die einzelnen Partien der Grundweine<br />
schon im Vorfeld so auszusuchen, dass sie später optimal<br />
zur angestrebten Dosage passen. Bei den Vazarts<br />
stammt der Grundwein aus den elf Hektar Chardonnay-Lagen<br />
in Chouilly. Chouilly ist der erste Grand-<br />
Cru-Ort, den man ansteuert, wenn man von Épernay<br />
aus die Côte des Blancs entlangfährt. Vazarts Reben<br />
sind dort im Durchschnitt mittlerweile 44 Jahre alt<br />
und werden seit rund zehn Jahren biologisch bewirtschaftet.<br />
Vor einigen Jahren hat Jean-Pierre die Biozertifizierung<br />
beantragt, die dann 2020 erfolgte. Für<br />
den Grundwein seines Extra Brut Grand Cru Blanc de<br />
Blancs nutzt er 65 % Chardonnay aus dem Jahrgang<br />
2017 sowie 25 % aus der „Réserve Perpétuelle“ Je 5 %<br />
machen die Jahrgänge 2015 und 2016 aus. Jean-Pierre<br />
hat die „Réserve Perpétuelle“ (im Grunde eine Solera)<br />
erstmals 1982 gefüllt, entnimmt seitdem jährlich etwa<br />
40 % und füllt sie immer mit dem aktuellen Jahrgang<br />
wieder auf. So wird der Extra Brut also mit einer Réserve<br />
gefüllt, die in diesem Fall aus rund 33 Jahrgängen besteht<br />
– eine Seltenheit in der Champagne. Für diesen<br />
Wein wurde der Grundwein im Edelstahl vergoren und<br />
durchlief in weiten Teilen eine malolaktische Gärung.<br />
Die Dosage beträgt lediglich 2,5 Gramm.<br />
Der Extra Brut ist ein goldgelber Champagner mit lebendiger<br />
Perlage. Er zeigt sich in der Nase angenehm<br />
kühl und kreidig mit hellen zitrischen Komponenten,<br />
mit Blüten, kernigen grünen Äpfeln mit Schalen, ein<br />
wenig Mandelcrème und gebuttertem Toast. Während<br />
beim Brut Réserve dieser etwas wärmere und fülligere<br />
Teil in den Vordergrund tritt, ist es beim Extra Brut<br />
die frische helle Komponente, die dominiert. Das zeigt<br />
sich auch am Gaumen, wo der Geschmack zunächst<br />
von reifem weißfleischigen Kern- und Steinobst sowie<br />
von Trauben und Zitrusfrüchten geprägt wird. Die<br />
Frucht wirkt saftig und anregend. Die Säure, die Mineralität<br />
und die zitrischen Noten bauen einen angenehmen<br />
Druck auf und harmonieren hervorragend mit<br />
den kreidig-kalkigen Noten. Die Perlage ist fein und<br />
lebendig, der Réserve-Anteil sorgt für Volumen und<br />
für die feinen Brioche-Noten, die beim Extra Brut wie<br />
ein Ausrufezeichen wirken und den Champagner sehr<br />
komplett erscheinen lassen.<br />
Ab sofort und bis sicherlich 2029+.<br />
Ein „accord parfait“:<br />
die mineralischen<br />
Blanc-de-Blancs-Champagne<br />
von Vazart-Coquart<br />
und Meeresfrüchte!<br />
© Michaël Boudot<br />
48 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Vazart-Coquart<br />
CHAMPAGNE FRANKREICH<br />
BRUT ZÉRO BLANC DE BLANCS GRAND CRU<br />
„Brut Zéro“ – das scharfgeschliffene Rapier unter Jean-Pierre<br />
Vazarts Non-Vintage-Chapganern!<br />
FCH140300 Brut Zéro Blanc de Blancs Grand Cru 12% Vol. 76,66 €/l 57,50 €<br />
Beim Brut Zéro Grand Cru Blanc de Blancs aus dem<br />
Hause Vazart-Coquart wird die ganze Winzerkunst<br />
deutlich, die notwendig ist, um solch einen nicht dosierten<br />
Champagner in die Balance zu bringen. Der<br />
Brut Zéro ist der dritte Pfeiler unter den jahrgangslosen<br />
Blanc de Blancs des Hauses. Wie Brut Réserve<br />
und Extra Brut stammt auch der Brut Zéro aus den elf<br />
Hektar Grand-Cru-Lagen in Chouilly und somit von<br />
den biologisch bewirtschafteten und seit 2020 auch<br />
zertifizierten Flächen mit rund 44 Jahre alten Chardonnay-Reben.<br />
Wie bei den anderen beiden Champagnern<br />
auch, hat Jean-Pierre Vazart hier rund 65 %<br />
des Grundweins aus einem Jahrgang verwendet und<br />
den Rest aus der „Réserve Perpétuelle“, einer Solera<br />
von 1982. Der Unterschied beim Brut Zéro ist, dass der<br />
aktuelle Wein nicht etwa auf dem 2018er-Jahrgang basiert,<br />
wie es beim „Brut Réserve Grand Cru“ der Fall<br />
ist, oder auf dem 2017er wie beim Extra Brut, sondern<br />
auf dem 2014er. Der Brut Zéro reift also drei bzw. vier<br />
Jahre länger auf der Hefe, bevor er degorgiert wird, um<br />
das Hefedepot aus der Flasche zu entfernen. Dadurch<br />
stellt sich bei diesem knochentrockenen Champagner<br />
eine ganz eigene Harmonie ein. Der Brut Zéro bietet<br />
eine großzügige, aber absolut präzise Nase von Blüten<br />
und Zitrusfrüchten, von Kräutern und Anklängen<br />
weißer und gelber Früchte. Darüber liegt ein ganz<br />
feiner Hauch von Brioche und Butter. Am Gaumen<br />
dann zeigt sich die Präzision einer scharfgeschliffenen<br />
Klinge mit einer absolut klaren Säure und Mineralität.<br />
Der Champagner zeigt Kante, die lange Reife und der<br />
Anteil von Réserve-Weinen sorgen aber gleichzeitig<br />
für Charme und für eine überaus feine Textur und eine<br />
elegante Perlage. Die Herkunft des Chardonnay von<br />
der Belemnit-Kreide in Chouilly verleiht dem Champagner<br />
kreidige und kalkige Noten und sehr viel Druck<br />
am Gaumen. Das ist Champagner für Puristen, aber<br />
eben kein bloßes Gerüst. Der Brut Zéro besitzt viel<br />
Substanz und hat durchaus Fleisch, bleibt dabei aber<br />
faszinierend pur und klar.<br />
Ab sofort und bis gut 2029.<br />
BRUT ROSÉ GRAND CRU<br />
Blanc de Blancs trifft auf Pinot Noir in diesem wunderbaren „Brut Rosé Grand Cru“<br />
FCH140400 Brut Rosé Grand Cru 12% Vol. 56,00 €/l 42,00 €<br />
Vazart-Coquarts Brut Rosé Grand Cru ist ein ganz besonderer<br />
Rosé-Champagner. Das sieht man schon an<br />
der Farbe, die intensiv in einem leuchtenden Waldhimbeerrot<br />
erstrahlt. Der Anteil des Pinot Noir liegt hier<br />
bei rund 15 %. Der Rest ist Chardonnay. Beide Rebsorten<br />
stammen aus Chouilly, der Heimat der Vazarts<br />
an der Côte des Blancs. Alle Weinberge sind hier als<br />
Grands Crus klassifiziert. Der Chardonnay stammt von<br />
durchschnittlich 44 Jahre alten Reben, der Pinot Noir<br />
von etwas jüngeren. Für seinen Rosé verwendet Jean-<br />
Pierre immer rund 80 % Grundwein aus dem aktuellen<br />
Jahrgang – in diesem Fall ist es der Jahrgang 2016.<br />
20 % des Chardonnay aber stammen aus Jean-Pierres<br />
„Réserve Perpétuelle“, einer wunderbaren Solera, die<br />
er 1982 erstmals gefüllt hat und der er jährlich rund<br />
40 % entnimmt, die er dann wieder mit dem neuesten<br />
Jahrgang auffüllt. Da der Anteil an vergorenem Pinot<br />
Noir recht hoch ist, ergibt sich die intensive Färbung.<br />
Und nicht nur das – auch im Duft und im Geschmack<br />
macht sich der Pinot bemerkbar. Der Champagner<br />
duftet intensiv nach Walderdbeeren und Himbeeren,<br />
Pfirsichen und Blutorangen in Kombination mit<br />
ein wenig Grapefruitabrieb, Kräutern und Gewürzen.<br />
Auch eine Spur von Laub, Unterholz und Wacholder<br />
scheint hier mit im Spiel zu sein, fast so, als habe etwas<br />
Gin seinen Weg in diesen Champagner gefunden.<br />
Am Gaumen zeigt sich der Brut Rosé dann sehr fein<br />
und elegant, seidig und voll von roter und gelbfleischiger<br />
Frucht. Auch hier finden sich Waldbeeren, Pfirsiche<br />
und Blutorangen, dazu aber auch Mandelgebäck<br />
und ein wenig Brioche mit feiner Süße von den sehr<br />
zurückhaltenden fünf Gramm Dosage. Der Brut Rosé<br />
pendelt zwischen Saftigkeit, Frucht, Mineralität und<br />
Frische und gefällt uns als Solist ebenso gut wie als<br />
Speisenbegleiter. Stellen Sie sich nur einige Blini mit<br />
Lachs oder geräucherten Thunfisch zu diesem Rosé-<br />
Champagner vor!<br />
Ab sofort uns bis sicherlich 2026.<br />
49
FRANKREICH C H A M PAG N E<br />
Vazart-Coquart<br />
© Michaël Boudot<br />
„GRAND BOUQUET“ BLANC DE BLANCS GRAND CRU<br />
EXTRA BRUT, 2016<br />
Hier gibt der Jahrgang den Ton an!<br />
FCH140516 „Grand Bouquet“ Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut, 2016 12% Vol. 72,66 €/l 54,50 €<br />
Der Jahrgangschampagner aus dem Hause Vazart-Coquart<br />
stammt von den besten plots Chouillys und reifte<br />
ganz sechs Jahre („sur latte“) in den kühlen Kellern Jean-<br />
Pierre und Caroline Vazarts. Es handelt sich um eine Selektion<br />
der besten Trauben, aus den beiden Grand-Cru-<br />
Lagen „Le Mont Aigu“ und „La Cerisière“. Ganz getreu<br />
der Appellation legen die beiden hier selbstredend den<br />
Fokus auf die Rebsorte Chardonnay, die in der Gemeinde<br />
ihren schönsten Ausdruck findet. Basis sind mittlerweile<br />
durchschnittlich über 45-jährige Rebstöcke, die in<br />
der dort typischen Belemnit-Kreide wurzeln.<br />
Seit 2015 pflegen die Vazarts ihre Weinberge aufwändig<br />
biologisch-organisch, die Zertifizierung erfolgte allerdings<br />
erst 2020. So wird es noch entsprechend etwas<br />
dauern, bis das Bio-Siegel auch auf dem Etikett des<br />
Jahrgangschampagners zu sehen sein wird. Jean-Pierre<br />
hat den Grundwein im temperaturkontrollierten Edelstahl<br />
vergoren. In diesem Jahr haben die Weine teils<br />
eine malolaktische Gärung durchlaufen. Das verleiht<br />
dem schlanken 2016er Tiefgang und rundet ihn bestens<br />
ab. Der „Milléssimé“ bildet eine feine Schaumkrone<br />
im Glas und duftet wie ein Blanc-de-Blancs-<br />
Champagner aus dem Lehrbuch: ein Hauch geröstete<br />
Mandelblättchen, die vom Hefelager herrühren, nicht<br />
vom Holz, denn ausgebaut wurde der Grundwein im<br />
Stahltank, Williams-Birnen, Golden Delicious sowie<br />
eine saline, an eine frische Meeresbrise erinnernde<br />
Note. Der Eindruck des noblen und sehr eleganten<br />
Bouquets zieht sich auch am Gaumen fort, die Aromen<br />
anfangs sehr subtil, fast hintergründig, sie werden von<br />
der ausnehmend feinen Perlage dann geradezu „vitalisiert“<br />
und immer präsenter. Das passt hervorragend zur<br />
wunderbar harmonischen und in jeder Hinsicht stimmigen<br />
Gesamterscheinung dieses angenehm cremigen<br />
Jahrgangschampagners (nichts geht über einen langen<br />
Ausbau auf der Hefe!), dessen Dosage von gerade einmal<br />
drei Gramm pro Liter (Extra Brut) die mineralische<br />
Seite der Chardonnaytraube betont. Das ist enorm viel<br />
Crand-Cru-Champagner fürs Geld!<br />
Ab sofort und über 10 Jahre nach Dégorgierdatum (Juni<br />
2022), das erfreulicherweise auf dem Rückenetikett (und<br />
bestens lesbar) kommuniziert wird.<br />
50 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Vazart-Coquart<br />
CHAMPAGNE FRANKREICH<br />
„TC“ BLANC DE BLANCS GRAND CRU EXTRA BRUT, 2016<br />
Eine Rarität: „TC“ steht für „Terre Cuite“, also für „terra cotta“<br />
– und darin ist dieser außergewöhnliche Champagner entstanden!<br />
FCH140616 „TC“ Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut, (2016) 12% Vol. 102,00 €/l 76,50 €<br />
Neben den Champagnern aus der „Réserve Perpétuelle“<br />
haben Jean-Pierre und Carolin Vazart noch einen weiteren<br />
ungewöhnlichen Champagner im Portfolio. Auch er<br />
besitzt einen ungewöhnlichen Namen – er heißt schlicht<br />
„TC“. „TC“ steht für „terre cuite“, also „terra cotta“. Und<br />
tatsächlich wird der Chardonnay-Grundwein, der aus Vazarts<br />
Spitzenlage Les Aventures stammt, im Terrakotta-<br />
Ei ausgebaut. Jean-Pierre ist nicht der Erste, der das in<br />
der Champagne praktiziert. Aber natürlich war es für ihn<br />
zunächst ein ungewöhnliches Experiment. Schnell hat er<br />
sich für diese Ausbauart begeistert. Dieser Champagner<br />
ist – anders als man denken könnte – nichts für Freaks<br />
oder Spezialisten, er wirkt nicht per se ungewöhnlich,<br />
aber er wirkt anders. Und genau das war es, was Jean-<br />
Pierre erreichen wollte. Terrakotta bringt eine andere Art<br />
von Textur und Spannung in einen Wein, und das spürt<br />
man auch hier. Der goldgelbe „TC“ von 2016 – der Grundwein<br />
stammt komplett aus diesem Jahrgang – ist im Glas<br />
von einer ruhigen Perlage geprägt. Er wirkt umwerfend<br />
fein, ist geschmeidig, charmant, elegant und doch spannungsvoll<br />
wie auch energiegeladen. Das Bouquet gleicht<br />
einem Besuch in einer der gehobenen Pâtisserien von<br />
Paris: ein ungemein feiner, ja fast aristokratischer Duft<br />
nach Feingebäck, Mandeln, Nüssen, Orangen und Zitronencrème,<br />
Blüten, kandierten Schalen und Ingwer,<br />
Kernobst und (das schon nicht mehr in den Räumen des<br />
Feinbäckers) zusätzlich nach zerriebenem Kalk und nach<br />
Kreide. Am Gaumen greift der „TC“ all das wieder auf,<br />
wirkt präzise und ist präsent, klar und druckvoll. Hier wird<br />
es noch ein wenig würziger, und neben Ingwer spielen<br />
Safran und Zimt eine Rolle. Hinzu kommt etwas zerlassene<br />
Mandelbutter mit Zitronenabrieb. Das eigentlich<br />
Großartige ist hier aber tatsächlich die Textur, die einen<br />
ganz feinen Widerstand bietet und gleichzeitig unwiderstehlich<br />
seidig wirkt. Dabei zeigt sich dieser Champagner<br />
auch am Gaumen immer druckvoll, frisch und mineralisch.<br />
Er besitzt echte Größe!<br />
Ab sofort und bis sicherlich 2036+.<br />
„82/15“ BLANC DE BLANCS GRAND CRU EXTRA BRUT<br />
95 Punkte: „Cremige Länge, ganz am Ende die herbe Mineralität von Chouilly,<br />
grandios“ (Meininger Champagne Magazin 2021)<br />
FCH140700 „82/15“ Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut 12% Vol. 118,66 €/l 89,00 €<br />
Schon der Name dieses Champagners ist ungewöhnlich:<br />
„82/15“. Was mag das bedeuten? Er bedeutet so<br />
viel wie Alpha und Omega eines besonderen Champagners.<br />
Als Jean-Pierre Vazart die Geschicke des Hauses<br />
im Jahr 1982 übernahm, füllte er einen Tank mit Chardonnay<br />
(die Reben dort sind im Schnitt mittlerweile 44<br />
Jahre alt, werden seit 2015 biologisch bewirtschaftet)<br />
aus seinen elf Hektar Grand-Cru-Lagen in Chouilly.<br />
1982 entnahm er 40 % und füllte den Tank mit dem<br />
gleichen Anteil Wein aus 1983 auf. So entstand im Laufe<br />
der Zeit eine „Réserve Perpétuelle“, im Sherry-Gebiet<br />
besser als „Solera“ bekannt. Für seinen „82/15“ hat<br />
Jean-Pierre also diese Solera genutzt, in der mittlerweile<br />
33 Jahrgänge von 1982 bis 2015 enthalten sind.<br />
Es ist so etwas wie die Quintessenz seines Schaffens.<br />
2020 haben die Vazarts auch offiziell die Umstellung<br />
auf biologischen Weinbau abgeschlossen – immer<br />
noch eine Seltenheit in der Champagne. Dégorgiert<br />
wurde der Grand-Cru-Champagner im Jahr 2021 mit<br />
2,5 Gramm Dosage. Der goldgelbe „82/15“ zeigt im<br />
Glas eine feine und lebendige Perlage. Er bietet ein<br />
ungewöhnlich weiches Gefühl in der Nase, das sehr<br />
elegant und nobel wirkt. Immerhin ist das ein Champagner,<br />
dessen Grundweine mit Apfelsäure, also ohne<br />
Milchsäureumwandlung ausgebaut wurden. Diese<br />
Weichheit oder gar Seidigkeit verbindet sich mit Noten<br />
von leicht warmer, gebutterter Brioche mit Mandelcrème,<br />
Vanille und Orangenblüten. Hinzu kommen<br />
Noten von unterschiedlichen Zitrusvarianten<br />
wie Yuzu, Zedrat und lemon curd, ergänzt von Kräutern,<br />
Stein und Blattwerk. Am Gaumen zeigt sich<br />
die typische auskleidende und wunderbare Fülle<br />
eines Réserveweins, in dem schon so viel Autolyse<br />
stattgefunden hat, dass sich die hellen und herb<br />
zitrischen Noten des jungen Weins mit Backwerk und<br />
Confiserie verbinden. Hinzu kommen Noten von Johannisbeeren,<br />
von ein wenig weißer Schokolade, Nougat<br />
und Mocca. Auch hier zeigt sich eine charmante<br />
und elegante Seidigkeit, und das, während die Säure<br />
durchaus Frische und Druck liefert. Der „82/15“ ist sehr<br />
stimmig, balanciert, tief mineralisch und komplett –<br />
ein so gelungener wie außergewöhnlicher Wein!<br />
Für jetzt und die nächsten 15 Jahre – mindestens!<br />
95 Punkte<br />
MEININGER<br />
51
FRANKREICH PROVENCE<br />
Domaine Tempier<br />
DOMAINE TEMPIER<br />
LE PLAN DU CASTELLET<br />
Der Inbegriff für Weine aus dem Bandol!<br />
Im Herzen Bandols, wo terrassierte Hügel wie Zuschauertribünen<br />
entlang der mediterranen Küste aufragen, befindet sich<br />
ein echter Klassiker der Provence, die Domaine Tempier.<br />
Hier, wo der Mistral über die Reben fegt, entstehen Rosé- und<br />
Weißweine, in denen sich eine faszinierende Salzigkeit finden<br />
lässt und Rotweine, die von der Frische und festen Struktur der<br />
Mourvèdre-Traube (hier nicht von ungefähr als cépage roi bezeichnet)<br />
beeinflusst Jahrzehnte reifen können und zu den größten<br />
Schätzen der französischen Weinkultur zählen. Wenn Weinliebhaber<br />
in Frankreich ein Weingut aus dieser Region kennen,<br />
dann Domaine Tempier!<br />
Dieser hohe Bekanntheitsgrad hat neben dem Faktor der enorm<br />
konstanten Topqualität und dem legendären Reifevermögen<br />
der Rotweine des Hauses noch einen weiteren Hintergrund.<br />
Domaine Tempier atmet eine geschichtsträchtige Historie, wie<br />
beispielsweise R. López de Heredia in der Rioja oder Burlotto<br />
im Piemont.<br />
Das Weingut steht für eine klassische Vinifikation seiner Weine.<br />
Jean-Marie und François Peyraud führten als einer der ersten<br />
Betriebe der Region in den 1960ern eine grüne Lese ein. Im<br />
Weingut geschehen alle Prozesse weitgehend von Hand, einzelne<br />
Arbeitsschritte und die Lese richten sich nach dem biodynamischen<br />
Kalender, Schafe tragen zur Biodiversität bei und<br />
Kräutertee-Extrakte stärken die Reben. Das Weingut befindet<br />
sich aktuell im Zertifizierungsprozess zum biologischen Anbau.<br />
Im Keller wird so „untechnisch“ wie eben möglich gearbeitet –<br />
„Hier schaffen wir Lebendiges, wir stellen Emotionen her. Die<br />
Technik kommt erst danach“ (Jennifer Chabin) – und möglichst<br />
traditionell: Über 20 große Holzfuder dienen hier dem Ausbau<br />
der Rotweine, nur der Rosé wird im Stahltank vinifiziert. Die<br />
Lagen werden einzeln gelesen, um dann separat oder für die<br />
Cuvée des Hauses gefüllt zu werden.<br />
Was die Weine der Domaine auszeichnet, ist ihr kräftiges Rückgrat<br />
und eine aromenintensive, verführerisch brombeerige<br />
Aromatik. Dabei verkörpert der Betrieb die ganze Historie der<br />
Region und steht wie kein anderer seit Generationen für einen<br />
unverfälschten Terroir-Gedanken.<br />
52 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Domaine Tempier<br />
PROVENCE FRANKREICH<br />
BANDOL, ROUGE 2019<br />
Zeitlos schöner rote Klassiker der Provence: der „Bandol“ von Tempier!<br />
FPR050319 Bandol rouge, 2019 14% Vol. 48,66 €/l 36,50 €<br />
Es gibt Weine, die begleiten einen ein Leben lang,<br />
also zumindest so lange, wie man sich für Wein begeistert.<br />
Der „Bandol“ von Tempier ist ein solcher<br />
Wein. Es ist ein Rotwein, der die Zeiten überdauert<br />
hat, der immer liefert, der keiner Mode unterworfen<br />
ist. Der Bandol gehört zu den traditionsreichsten<br />
Weinen Frankreichs, dessen Fässer schon vor<br />
mehr als tausend Jahren mit einem speziellen „B“<br />
für „Bandol“ gebrandmarkt waren, bevor sie verschifft<br />
wurden. Das Besondere an diesem Wein ist<br />
der hohe Anteil an Mourvèdre von rund 75 %, der<br />
hier nicht nur für Farbe, sondern auch für eine beeindruckende<br />
Reifefähigkeit sorgt. Die Lage von Bandol<br />
ist ideal geeignet für Mourvèdre, der sich im Weinberg<br />
durchaus divenhaft gibt. Die Rebsorte mag nur<br />
ganz spezielle Standorte, am liebsten in Sichtweite<br />
des Meeres mit Hitze, aber eben auch mit kühlenden<br />
Winden und der typischen Feuchtigkeit, die des<br />
Nachts in die Weinberge zieht. Neben dem hohen<br />
Mourvèdre-Anteil finden sich auch Grenache und<br />
Cinsault sowie kleine Mengen Carignan und Syrah<br />
in Tempiers Bandol, der aus verschiedenen Lagen<br />
rund um den Sitz des Weinguts in Plan du Castellet<br />
sowie aus La Cadière, Sainte Anne d’Evenos und<br />
Ollioules stammt. Typisch für die Appellation ist der<br />
hohe Kalkanteil, dazu kommen je nach Lage Ton,<br />
Sand, Mergel und lockere Kolluvium-Sedimente. Die<br />
Trauben werden im Weinberg und im Keller handverlesen,<br />
entrappt, gepresst und in Betonbehältern für<br />
drei bis vier Wochen mit weinbergeigenen Hefen<br />
vergoren. Danach reift der Wein in Fudern über 18<br />
Monate hinweg.<br />
Dank des Mourvèdre entsteht bei diesem alterungswürdigen<br />
Wein im Laufe der Zeit eine besonders<br />
deutliche Transformation von primärfruchtigen<br />
Aromen hin zu tertiären wie Leder,<br />
Tabak, Trockenholz und weiteren balsamischen<br />
Noten. Zunächst aber öffnet sich der 2019er mit<br />
Noten von Unterholz und nassem zerstoßenen<br />
Stein, etwas Ginster und dem feinen dunklen Saft<br />
von roten und blauen Beeren. Dazu kommen ein<br />
wenig Hefe, etwas Garrigue und Minze. Mit Luft<br />
wird auch feinstes Holz erkennbar. Am Gaumen<br />
ist der Bandol schon erstaunlich zugänglich, ja<br />
geradezu charmant, auch wenn die Säure und das<br />
Tannin natürlich deutlich spürbar sind und sich<br />
noch nicht vollständig integriert haben. Schließlich<br />
sind Weine aus dem Bandol dafür bekannt,<br />
dass sie zwar Jahrzehnte reifen können, aber eben<br />
auch ein paar Jahre erster Reife benötigen. So finden<br />
sich hier auf einem Bett aus reifer, ja geradezu<br />
süßer roter und dunkler Beerenfrucht und Kirsche<br />
auch wieder ein wenig Minze, ferner dunkle Schokolade,<br />
Bresaola, Zimt und trockenes Birkenholz, aber<br />
eben auch eine Brise von Meer und (etwas) Jod. Das<br />
Tannin ist ausgesprochen fein, der Wein extraktsüß<br />
und saftig, tief und komplex, aber in einer gewissen<br />
Weise auch schwerelos, dabei voller Energie!<br />
Idealerweise bis 2024 lagern und dann bis 2038 trinken.<br />
Unbedingt belüften, falls Sie ihn früher öffnen<br />
möchten<br />
53
FRANKREICH ARMAGNAC<br />
Laberdolive<br />
ARMAGNAC<br />
LABERDOLIVE<br />
„Hinsichtlich seines Renommees zählt das Familienunternehmen zusammen mit Namen wie<br />
Mouton, Romanée-Conti, Petrus, Roederer, Guigal und Yquem zur Crème de la Crème Frankreichs.“<br />
– Charles Neal („Armagnac: The Definitive Guide to France’s Premier Brandy“)<br />
Seit dem 14. Jahrhundert wird der älteste Branntwein<br />
Frankreichs produziert. Wir sind stolz darauf, einen der<br />
schönsten Betriebe der Region für uns gewonnen zu haben,<br />
dessen in Frankreich hochangesehene Armagnacs den Status<br />
eines kostbaren Kulturguts erreicht haben. Die Rede ist von<br />
Pierre Laberdolive, dem Patron der Domaine Jaurrey & Pillon aus<br />
Labastide d’Armagnac. Laberdolive zählt gewiss zu den angesehensten<br />
Produzenten Armagnacs: „Allein der Name trägt eine<br />
Aura mit sich“, so Spirituosen-Experte Charles Neal, der die Domaine<br />
in seiner Armagnac-Bibel zu den vier besten Brennereien<br />
der Region zählt. Patron der Domaine ist Pierre Laberdolive, der<br />
mit seinen 75 Jahren in fünfter Generation weiterhin persönlich<br />
die Destillation des Armagnac übernimmt, von dem pro Jahr nur<br />
wenige tausend Flaschen erzeugt werden – um einen Liter Armagnac<br />
zu destillieren, bedarf es rund zehn Liter Wein als Ausgangsmaterial!<br />
Pierre Laberdolives ganzer Stolz ist seine eigene<br />
kupferne Brennanlage, der „alambic armagnacais“, der anders<br />
als im Cognac, den Grundwein nicht zweifach, sondern lediglich<br />
einfach über Holz destilliert. Tatsächlich gehört die domaine<br />
auch noch zu den ganz wenigen, die ihre eigenen Eichenfässer<br />
zum Teil noch aus eigenen Wäldern in der Gascogne schlagen<br />
lassen. Pierre Laberdolive füllt seinen Armagnac stets unverdünnt<br />
(„in Fass-Stärke“), der meist – inklusive des sogenannten<br />
angels’ share, des Anteils der Spirituose, der im Laufe ihrer jahrzehntelangen<br />
Lagerung in Fässern verdunstet – eine Alkoholgradation<br />
zwischen 43 und 48 Volumenprozent erreicht. Auf<br />
eine Färbung mit Zuckercouleur wird selbstredend verzichtet.<br />
Im eigenen Keller schlummern derzeit Armagnacs, die sich<br />
bis 1923 zurückdatieren lassen sowie einige Preziosen aus den<br />
1940er-, 1960er- und 1970er-Jahren. Die ältesten Armagnacs,<br />
von denen nur noch wenige Liter existieren, werden in Glasballons<br />
aufbewahrt, wo sie den Grad ihrer Reife nach dem Ausbau<br />
im Holzfass konservieren und kaum noch altern. Bei jeder<br />
Bestellung füllt Pierre Laberdolive die angefragten Jahrgänge<br />
Flasche für Flasche ab und vermerkt das jeweilige Abfülldatum<br />
auf dem Rückenetikett. Einmal abgefüllt, hält sich eine Flasche<br />
Armagnac so über viele Jahre.<br />
54 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Laberdolive<br />
ARMAGNAC FRANKREICH<br />
DOMAINE DE JAURREY,<br />
BAS ARMAGNAC „HORS D’AGE<br />
SABLES FAUVES“ (20 ANS)<br />
Grandioser Armagnac von roten Sandböden<br />
YLA0200<br />
Domaine de Jaurrey, Bas Armagnac<br />
„Hors d’Age Les Sables Fauves“ [20 ans] (0,7l)<br />
42% Vol. 184,28 €/l 129,00 €<br />
Es sind die Sandböden, welche den Armagnac geologisch vom<br />
Cognac unterscheiden. Im Bas Armagnac, der angesehensten<br />
der drei Regionen Armagnacs und speziell bei dieser Assemblage,<br />
wachsen die Trauben auf roten Sandböden. Anders als die in<br />
der Charente (Cognac) primär vorliegenden Kalkböden sorgt der<br />
Sand für säurebetonte Trauben. Diese sind der Garant für die<br />
Langlebigkeit und Frische eines Armagnac. Dieser Hors d’Age<br />
ist eine Assemblage von mindestens 20jährigem Armagnac. Er<br />
legt in Punkto Komplexität gegenüber der 12jährigen Variante<br />
nochmals an feinen Tertiäraromen zu. Neben einer expressiven<br />
Frucht begleiten leichte Zedernholz-, Mokka- und Tabaknoten<br />
den Armagnac und auch ein Hauch des vielgerühmten rancio<br />
ist hier bereits zu verspüren, der jeden reifen Weinbrand aus<br />
der Gascogne veredelt und am ehesten an feine Reifenoten von<br />
Sherry oder Mandel-Nussnoten erinnert.<br />
DOMAINE DE JAURREY,<br />
BAS ARMAGNAC, 1976<br />
1976: Eine Ikone<br />
YLA0176<br />
Domaine de Jaurrey, Bas Armagnac, 1976 (0,7l)<br />
44% Vol. 512,85 €/l 359,00 €<br />
Aus den 1970er-Jahren stammen viele der absoluten Ikonen Laberdolives,<br />
die auch heute den mythischen Ruft der Domaine zementieren.<br />
Pierre Laberdolive schreibt über den Jahrgang 1976,<br />
der für uns zu den schönster der Domaine de Jaurrey zählt: „Die<br />
Nase ist fein und elegant. Vanille, Orangen-Karamell-Düfte.<br />
Das Holz wird regelrecht absorbiert, die Äther sind fein. Die<br />
Attacke am Gaumen ist gierig, geschmeidig und steigt dann an.<br />
Finesse, Gleichgewicht, Reife, drei Eigenschaften, die diesen<br />
Jahrgang von Charakter qualifizieren. Eine Referenz. Hierfür<br />
steht die Marke Laberdolive.“<br />
Dieser Armagnac ruht wie alle Vintage-Armagnac von Laberdolive<br />
in den kühlen Kellern der domaine und wird erst bei Abfüllung<br />
in Fassstärke auf die Flasche gezogen. Das Abfülldatum jedes<br />
Armagnac wird auf dem Rückenetikett vermerkt.<br />
Hochkomplexer Armagnac, der mittekräftige bis kräftige Havanna-<br />
Zigarren begleitet, Schokoladendesserts und lange Abende mit<br />
fesselnder Lektüre in puren Hochgenuss verwandelt.<br />
Weitere Jahrgänge<br />
IN UNSEREM ONLINE-SHOP!<br />
DOMAINE DE JAURREY,<br />
BAS ARMAGNAC, 1986<br />
„Ein Eau de Vie von großer Klasse“<br />
– Pierre Laberdolive<br />
YLA0186<br />
Domaine de Jaurrey, Bas Armagnac, 1986 (0,7l)<br />
46% Vol. 270,00 €/l 189,00 €<br />
Pierre Laberdolive, Eigentümer und Destillateur der weltberühmten<br />
Domaine de Jaurrey, beschreibt den Jahrgangs-Armagnac<br />
aus 1986 wie folgt: „Die Nase ist sehr klassisch: Humus,<br />
Unterholz, rancio, das in Richtung Walnuss neigt. Der Gaumen<br />
ist reif, ausgekleidet von sehr milden holzigen Noten mit Aromen<br />
von getrockneten Feigen. Traditioneller, rassiger Branntwein,<br />
der Kraft, Geschmeidigkeit und Reife kombiniert. Ein Eau<br />
de Vie von großer Klasse.“<br />
Dieser Armagnac ruht wie alle Jahrgangs-Armagnac Laberdolives in<br />
den kühlen Kellern der Domaine und wird erst bei Abfüllung in Fassstärke<br />
auf die Flasche gezogen. Das Abfülldatum jedes Armagnac wird<br />
auf dem Rückenetikett vermerkt.<br />
55
FRANKREICH NORMANDIE<br />
Michael Huard<br />
MICHAEL HUARD<br />
„Familie Huard, die Eigentümer von Calvados Michel Huard, lebt seit fünf Generationen auf<br />
einem Anwesen in Le Pertyer, in der Normannischen Schweiz (AOC Calvados Contrôlée) und<br />
gilt als Benchmark-Produzent der Appellation.“<br />
– Charles Neal („Calvados: The Spirit of Normandy“)<br />
Auf der Suche nach einem traditionellen Calvados-Produzenten<br />
führen viele Wege zur Domaine Michel Huard.<br />
Nicht nur, dass diese Calvados in Frankreich auf<br />
den Karten fast aller dreifach Michelin-besternten Restaurants<br />
zum festen Kanon gehören, sondern auch die Tatsache, dass die<br />
Huards sich ausschließlich dem Calvados und nicht auch dem<br />
Cidre verschrieben haben, überzeugt uns sehr. Denn viele Cidre-<br />
Bauern destillieren einerseits Ausgangsprodukte eher minderer<br />
Qualität (alles was nicht zum Cidre „reicht“ wird gebrannt …),<br />
andererseits verfügen sie schlicht nicht über die Sortenvielfalt,<br />
die authentischen Calvados so unglaublich komplex werden<br />
lässt. Bei den Huards handelt es sich um einen unabhängigen<br />
Familienbetrieb, der mittlerweile in siebter Generation produziert.<br />
Die in der AOC Calvados gelegene Domaine, wird seit<br />
2005 von Jean-François Guillouet-Huard geleitet, der sie 2012,<br />
als sein Großvater starb, übernahm. Auf 18 Hektar wachsen die<br />
rund 2.100 Bäume, ausschließlich als hautes tiges. Die alten, hohen<br />
Bäume, zwischen denen drei Dutzend Kühe grasen, liefern<br />
deutlich niedrigere Erträge, dafür umso bessere Qualitäten, die<br />
licht- und luftdurchflutet und dank des großen Abstands ohne<br />
Einsatz von aggressiven Spritzmitteln gedeihen. Um die gelebte<br />
Tradition des Betriebs zu verdeutlichen, muss man sich nur<br />
vergegenwärtigen, wie hier Aufträge angenommen werden. So<br />
füllt Jean-François erst bei Bestellung seinen teils in 60-jährigen<br />
Holzfässern ausgebauten Calvados noch händisch ab, um die<br />
ältesten Exemplare ebenso händisch mit Wachs zu versiegeln.<br />
Das Abfülldatum wird dann diskret auf dem Etikett vermerkt, so<br />
wie dies auch bei den Armagnacs unserer Domaine Laberdolive<br />
der Fall ist. Lediglich etwa 5.000 Flaschen verlassen jährlich die<br />
domaine ins Ausland.<br />
CALVADOS „25 ANS D’AGE“<br />
Willkommen in der Königsklasse des Calvados<br />
YNO0100<br />
Calvados „25 Ans d’Age“ (0,7l)<br />
40% Vol. 142,71 €/l 99,90 €<br />
Wie alle Calvados des Hauses füllt Jean-François seine Apfelbrände<br />
nur auf Bestellung händisch vom Fass. Für seinen 25-jährigen<br />
Calvados muss man sich schon gedulden, denn zu diesem<br />
greift der maître des Hauses nur selten. Wir haben eine kleine<br />
Menge dieser Spezialität erhalten. Ausgebaut in uralten Holzfässern<br />
(220 bis 400 Liter Fassungsvermögen), davon einige<br />
über 60 Jahre alt, besticht die Assemblage dieses Calvados mit<br />
bernsteinfarbenem Glanz im Glas. Der Duft versammelt gebackene<br />
Äpfel, Karamell und nussige Aromen im Glas. Auch hier<br />
besticht der Calvados am Gaumen durch eine frische Frucht,<br />
statt sich lediglich in Tertiäraromen aus dem Holzausbau zu ergehen.<br />
Diese wird abgerundet durch eine geschmeidige Textur,<br />
feine Tannenhonigaromen und eine feine Süße. Ein ganz großer<br />
Calvados, dessen Energie auf der Zunge förmlich zu spüren ist.<br />
Er besitzt zudem ein berückend sinnlichen „fond de verre“ – der<br />
Duft, der nach Stunden noch im ausgetrunkenen Glas zu finden<br />
ist. Calvados zum Meditieren.<br />
Dieser rare Calvados von verschiedenen Apfelbränden, die über<br />
ein Vierteljahrhundert in Holzfässern der Domaine Michel Huard<br />
reiften, sollte im Idealfall aus tulpenförmigen Spirituosengläsern<br />
genossen werden. Er hält sich nach Anbruch mindestens 1–2 Jahre<br />
ohne Qualitätsverluste. Das Fülldatum ist auf dem Etikett<br />
angegeben.<br />
56 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Michael Huard<br />
NORMANDIE FRANKREICH<br />
Manufaktur par excellence:<br />
Jean-François füllt tatsächlich<br />
Flasche für Flasche<br />
vom Fass ab<br />
95<br />
Punkte<br />
Vinous<br />
Weitere Brände<br />
IN UNSEREM ONLINE-SHOP!<br />
CALVADOS „HORS D’AGE“<br />
95 Punkte: „Dies könnte der Calvados sein, um einen Bourbontrinker in die<br />
Freuden des Apfelbrands einzuweihen. Ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis für solch eine hochwertige Spirituose.“ (Vinous)<br />
YNO0300 Calvados „Hors d’Age“ (0,7l) 40% Vol. 74,14 €/l 51,90 €<br />
Der 46-jährige Jean-François Guillouet-Huard übernahm<br />
2012 den Betrieb von seinem verstorbenen<br />
Großvater und leitet diesen mittlerweile in siebter<br />
Generation. Heute gilt Calvados Michel Huard zu<br />
Recht als „Benchmark-Produzent der Appellation“<br />
(Charles Neal, Spirituosen-Experte und Verfasser des<br />
Standardwerks „Calvados – The Spirit of Normandy).<br />
Auch wenn die große Spezialität des Hauses die jahrgangsspezifischen<br />
Brände sind, genießt der „Hors<br />
d’Age“ höchste Wertschätzung unter Liebhabern,<br />
garantiert er doch eine enorm beständige Qualität.<br />
Wie der Name suggeriert, „entzieht“ sich dieser Calvados<br />
der Altersangabe. Der über der traditionell von<br />
Holzfeuer beheizten Kupferdestille gebrannte Calvados<br />
ist eine Cuvée aus mindestens 10-jährigen Bränden,<br />
von denen ein beachtlicher Teil älter als 25 Jahre<br />
ist. Diese feine Assemblage, wie alle Calvados des<br />
Hauses, ausschließlich in alten Holzgebinden (220 bis<br />
400 Liter sowie Fuder von 4.000 bis 7.000 Litern Fassungsvermögen)<br />
ausgebaute Spirituose fächert vorzüglich<br />
die breite Aromenpalette eines Apfels auf. So<br />
duftet dieser hellgoldene Calvados hauchfein nach<br />
geräucherten Äpfeln, Toffee und Zimt, ohne aber an<br />
Frische zu verlieren. Kein Wunder, dass Jason Wilson<br />
(Vinous) hier jedem Bourbon-Liebhaber das Herz<br />
aufgehen sieht. Beeindruckend auch die gekonnte<br />
Vermählung jüngerer und älterer Calvados, durch die<br />
am Gaumen die Frucht an sich bewahrt wird. Neben<br />
den rauchigen und fast torfigen Noten tauchen weißer<br />
Pfeffer, Salmiak und grüne, feinsäuerliche Äpfel<br />
auf. Der Nachhall ist ausladend und doch erfrischend<br />
und genau dieser apfelige Eindruck, den der Calvados<br />
hinterlässt, lädt zum zweiten Schluck ein.<br />
Mit Sicherheit einer der schönsten Calvados, den die<br />
Appellation zu bieten hat!<br />
Genießen Sie diesen feinen Calvados bei Zimmertemperatur<br />
aus einem tulpfenförmigem Spirituosenglas. Die<br />
angebrochene Flasche hält sich mühelos über 1–2 Jahre.<br />
57
FRANKREICH BORDEAUX<br />
Les Carmels<br />
DOMAINE<br />
LES CARMELS<br />
CADILLAC – CÔTES DE BORDEAUX<br />
ZEITENWENDE:<br />
CADILLAC TRINKEN,<br />
STATT CADILLAC<br />
FAHREN<br />
Sophie Lavaud und ihr Mann Yorick<br />
stehen für Bordeaux, fernab vom<br />
spekulativen Primeurgeschäft der<br />
großen Châteaux<br />
58 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Les Carmels<br />
BORDEAUX FRANKREICH<br />
„Wir sind in Bordeaux. Und wir sind es nicht.“,<br />
so lautet das leitmotivische Credo unseres jungen Paars<br />
von den Cadillac – Côtes de Bordeaux. Biodynamische<br />
Bewirtschaftung, überschaubare acht Hektar Rebfläche<br />
und lediglich zwei Weine bilden die Säulen dieser<br />
erfrischend jungen Domaine.<br />
„Sophie Lavaud und ihr Mann haben nicht lange gebraucht, um ihren Weg zu finden.“<br />
– Guide Hachette<br />
Die Frage „quo vadis Bordeaux?“ stellen wir uns nun schon<br />
seit rund zwei Jahrzehnten. Die Entwicklung zeichnet<br />
sich seit jeher klar ab: Die Primeur-Geschäfte, die durch<br />
alljährlich anreisende Kritiker-Scharen stattfindende Bewertung<br />
und Vermessung der Region sowie steigende Preise, die auf<br />
Prestige mehr Gewicht legen als intrinsische Werte, haben die<br />
Region in ihrer Wahrnehmung völlig von dem losgelöst, womit<br />
sich Weinliebhaber bevorzugt beschäftigen. Der Umstand,<br />
dass in der Region viele Zeichen der Zeit völlig unterschätzt<br />
bis verkannt wurden, zeigt die fast brachliegende Appellation<br />
Sauternes, deren einst so hochgeschätzte wie rare Süßweine<br />
heute kaum noch getrunken werden. Ein weiteres Indiz für für<br />
diese Scheuklappenmentalität dürfte die jüngst erfolgte Klage<br />
des Fachverbands für Bordeaux-Weine gegen eine Aktivistin<br />
auf Zahlung von 125.000 Euro Schadensersatz sein, weil sie auf<br />
Pestizid-Rückstände in teuren Bordeaux aufmerksam gemacht<br />
hatte. Anstatt die eigenen Praktiken zu hinterfragen oder zumindest<br />
den Diskurs zu wagen, deutet alles darauf hin, das hier<br />
ohne nachzudenken (zudem auch bemerkenswert kurzsichtig)<br />
alles einem „höheren“ wirtschaftlichen Interesse geopfert wird.<br />
Es liegt also weiterhin an einzelnen Akteuren, dieser der Region<br />
zu einem neuen Image zu verhelfen oder wenigstens jene Pfade<br />
zu beschreiten, die man in vielen anderen Appellationen in den<br />
letzten Jahrzehnten deutlich schneller eingeschlagen hat und so<br />
eine Vorbildfunktion einzunehmen.<br />
Kurzum: Wir waren schon seit einiger Zeit auf der Suche nach<br />
einer kleinen Bordelaiser domaine, die mit nachhaltiger Bewirtschaftung,<br />
fairen Preisen und authentischen Gewächsen aufwarten<br />
kann und – jenseits der vollmundigen Slogans des regionalen<br />
Marketings – eine eigene Geschichte zu erzählen weiß. Um<br />
solch „antitechnokratischen“ Weine zu finden, mussten wir<br />
uns in eine Region begeben, die nur sehr wenig vom Glanz der<br />
großen Châteaux besitzt, ja im Primeur-Geschäft nahezu keine<br />
Beachtung findet.<br />
GUTSBESITZER OHNE CHÂTEAU<br />
Am linken Ufer, rechtsseitig der Garonne fanden wir einen ganz<br />
jungen Betrieb, der unsere Aufmerksamkeit weckte. Die Cadillac<br />
– Côtes de Bordeaux sind nur den wenigsten bekannt, die<br />
Appellation umfasst lediglich 1.000 der rund 120.000 Hektar<br />
des Weinbaugebiets Bordeaux. Es handelt sich um eine Subzone<br />
der wesentlich bekannteren Region Entre-deux-Mers, südöstlich<br />
der Stadt Bordeaux. Es ist die Heimat von Yorick und Sophie<br />
Lavaud. Der mittlerweile 44-jährige Yorick lernte Sophie 2007<br />
während des Studiums kennen. Beide sind aus Bordeaux,<br />
fanden aber erst auf Umwegen und einigen Jahren geduldigen<br />
Ausharrens zur alten Heimat zurück. So studierte Sophie (ihre<br />
Eltern waren Lehrer, der Onkel ein Trüffelsammler aus dem<br />
Périgord), zunächst in Montréal, wo sie, als waschechtes „Bordelaiser<br />
Gewächs“, ständig auf ihre vermeintliche Weinkompetenz<br />
angesprochen wurde. Diese Erfahrung, die ihr durchaus unangenehm<br />
war, weckte etwas in ihr. Einige Zeit später nahm sie dann<br />
tatsächlich Weinmarketing-Studium in Angriff, wo sie auf Yorick<br />
traf, dessen Familiengeschichte tief im Weinbau wurzelte: Sein<br />
Ur-Urgroßvater besaß annähernd ein Dutzend Châteaux (!),<br />
darunter heute legendäre Größen wie Fieuzal, Malartic Lagraviere<br />
und Domaine de Chevalier. Allerdings ist Yoricks Zweig der<br />
Familie derjenige, an dem sämtliche Weinberge „vorbeivererbt“<br />
wurden. Anders als bei seiner Frau, kreisten seine Gedanken<br />
fortwährend um den Weinbau: So studierte er zunächst Agrarwissenschaften<br />
in Paris, um sich dann in Bordeaux der Önologie<br />
widmen und in Weinmarketing und -handel zu vertiefen. Der<br />
in allen Weindingen außerordentlich bewanderte Yorick erwarb<br />
sich durch seine Kenntnisse bald eine exzellente Stellung. Da er<br />
seine Heimat Entre-deux-Mers wie seine Westentasche kannte,<br />
war er dafür zuständig, in dieser Region für Rothschild Trauben<br />
zu beschaffen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er auf die<br />
heutigen Rebflächen der Domaine des Carmels stieß, die 2009<br />
dann zum Verkauf standen – ganze 17 Hektar, von denen lediglich<br />
sechs mit Rebstöcken bepflanzt waren, der Rest: Weideland<br />
und Waldfläche. Der Umstand, dass man hier erste jahrelang<br />
investieren müsste und Teilflächen unter Naturschutz standen,<br />
machte den Erwerb für die umliegenden domaines unattraktiv.<br />
Doch Yorick erkannte seine Chance, erwarb die Fläche zu einem<br />
fairen Preis und war nun gemeinsam mit Sophie Gutsbesitzer<br />
ohne Château.<br />
59
FRANKREICH BORDEAUX<br />
Les Carmels<br />
PIONIERARBEIT IM HINTERLAND<br />
UND EINSIEDLERDASEIN<br />
„Dieses kleine, im Januar 2010 entstandene Weingut mit einer<br />
Fläche von 5,12 Hektar liegt auf einem kiesigen Hügel, der typisch<br />
für die ersten Küsten und seine terre amoureuse ist, eine<br />
Erde, die »an den Stiefeln klebt« wie man hier sagt.“ schrieb der<br />
Guide Hachette seinerzeit. Besucht man die beiden, wähnt<br />
man sich eher auf einem landwirtschaftlichen Betrieb denn auf<br />
einem Weingut. Hier führen keine mit weißem Kies gefluteten<br />
Alleen zu einem altehrwürdigen Château, weder glitzern hier<br />
die Wasserspiele der eigens für den Besucher kaskadierenden<br />
Springbrunnen in der Sonne, noch grasen Rehe in den (nichtvorhandenen)<br />
Parkanlagen, die den Gärten von Versailles nachempfunden<br />
sind. Eine mit schlichter Holzverkleidung beschlagene<br />
und durch zahlreiche Photovoltaik-Anlagen eher verbaute<br />
Wohnmaschine definiert hier den Lebensalltag. Im Hintergrund<br />
eine Arbeits- und Gerätehalle. Ziemlich unromantisch, dafür effizient<br />
und praktisch. Von Anfang an wirtschafteten die beiden<br />
nach biologischen Richtlinien, verzichteten dabei schon allein<br />
aufgrund finanzieller Möglichkeiten auf neue Barriques und reduzierten<br />
den Schwefeleinsatz. Zunächst, weil Yorick das Standardwerk<br />
des Elsässer Önologen Arnaud Imméle – „Les Grands<br />
Vins Sans Sulfite“ – studiert hat und sich hiervon inspirieren<br />
ließ, später weil er als Asthmatiker Zusammenhänge vermutete,<br />
die seine Allergie verstärken könnten. Es überrascht nicht, dass<br />
die beiden zu Beginn mit dem konservativen Bordeauxhandel<br />
Schwierigkeiten hatten, ihre Zertifikation quasi verschwiegen.<br />
Die Pariser Sommelierszene war da bereits einige Schritte weiter,<br />
ermutigte das Ehepaar das Bio-Siegel auch auf dem Etikett<br />
anzugeben. Heute können die Lavauds über derartige Anekdoten<br />
schmunzeln. Sie sind stolz, neben acht Hektar Rebfläche<br />
auch diverse Obstbaumsorten und sechs Hektar Wald zu<br />
besitzen. Hier im Hinterland hat man den Eindruck eine vom<br />
Trubel des Bordelais losgelösten Mikrokosmos vorzufinden, der<br />
sich nach völlig anderen Parametern definiert. Solche, die uns<br />
zu überzeugen wissen, die eine Zukunft haben und nebenbei<br />
Weine hervorbringen, die nicht nur überdurchschnittliche Authentizität<br />
besitzen, sondern überraschend erschwinglich sind.<br />
„Wir sind in Bordeaux. Und wir sind es nicht.“ Ein leitmotivisches<br />
Credo, dass die Sonderstellung der domaine Les Carmels<br />
in dieser Region vortrefflich charakterisiert.<br />
60 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Les Carmels<br />
BORDEAUX FRANKREICH<br />
„LES CAPRICES“ CADILLAC – CÔTES DE BORDEAUX,<br />
ROUGE (BIO)<br />
Cadillac trinken, statt Cadillac fahren!<br />
FBO530100 „Les Caprices“ Cadillac - Côtes de Bordeaux, rouge 14% Vol. 18,00 €/l 13,50 €<br />
FR-BIO-16<br />
Bei solchem Bordeaux kann man doch wieder auf<br />
den Geschmack kommen! Die acht Hektar Rebfläche<br />
umfassende domaine les Carmels bildet das kleine<br />
Paradies von Sophie und Yorick Lavaud. Im Jahr 2010<br />
erwarb Yorick die Reben an den Cadillac – Côtes de<br />
Bordeaux, einer Subregion der Appellation Entre-deux-<br />
Mers, nachdem der studierte Önologe und Agronom<br />
zuvor für Rothschild Trauben in seiner Heimatregion<br />
besorgte. Die Erde klebt hier förmlich an den Stiefeln,<br />
weshalb das Terroir auch „terre amoureuse“ genannt<br />
wird. Zuzuschreiben ist dies dem hohen Tongehalt der<br />
Böden. Auch die typischen kalkhaltigen und von Kieseln<br />
durchzogenen Böden prägen die Landschaft. Bis<br />
in acht Meter Tiefe konnte das Ehepaar Wurzeln nachweisen!<br />
Alles wofür Bordeaux steht, zeichnet die beiden<br />
nicht aus. Seit Anbeginn bewirtschaften die beiden<br />
ihre Rebfläche biologisch-zertifiziert, verzichten<br />
dabei auf neue Barriques und schwefeln ihre Weine<br />
nur gering. Sie sehen sich eher als landwirtschaftlichen<br />
Betrieb denn als Château-Besitzer. Mit ihrer kleinen<br />
holzbeschlagenen Arbeitshalle entsprechen sie auch<br />
nicht unbedingt dem Bild einer alteingesessenen, ehrwürdigen<br />
Bordelaiser Winzerfamilie.<br />
Lediglich zwei Weine vinifizieren die beiden auf ihrer<br />
Domaine: Den Jahrgangswein „Les Vendanges“ und<br />
den Gutswein „Les Caprices.“ Bei letzterem handelt<br />
sich um einen exzellenten Bordelaiser Rotwein, bei<br />
dem die Intensität der Frucht deutlich im Vordergrund<br />
steht. Bewusst geben die Lavauds keinen Jahrgang an,<br />
auch wenn es sich stets um Traubenmaterial aus einer<br />
Lese handelt (er lässt sich allerdings anhand der Losnummer<br />
erkennen – die aktuelle Cuvée stammt von<br />
2020). „Es ist ein Wein, den wir so konzipiert haben,<br />
dass er in seiner Jugend genossen werden kann.“ so<br />
Sophie. Grundlage für diesen frühzugänglichen Roten<br />
sind daher 100 % Merlottrauben aus der Appellation<br />
Cadillac – Côtes de Bordeaux. Statt im Barrique, reift<br />
der nur zart extrahierte Wein ausschließlich in Stahltanks,<br />
worin er zwischen vier und sechs Monaten lang<br />
ausgebaut wird. Neues Holz hat dieser frisch anmutende<br />
Wein auch gar nicht nötig. Er birst förmlich vor<br />
reifen Brombeeren und allerlei dunklen Waldbeeren.<br />
Die Reben für den „Les Caprices“ wurden teils in den<br />
1980ern, teils in den frühen 2000ern gepflanzt und<br />
liefern komplexe und aromatische Trauben. Dabei beeindruckt<br />
dieser Merlot durch einen kraftvollen Charakter<br />
und durchaus betonte Tannine. Doch sind diese<br />
stets feinkörnig, wohingegen die von roten Beeren geprägte<br />
Frucht am Gaumen für Frische und Spiel sorgt.<br />
Hier befindet sich alles in Balance – und das, nicht nur<br />
aufgrund des Mikroklimas, sondern weil sich auch die<br />
Winzer im Einklang mit ihrer Natur und ihrer Heimat<br />
befinden. Das schmeckt man beim ersten Schluck!<br />
Und weil wir uns hier ganz abseits der Prestige-Appellationen<br />
befinden, für die sich die punktehörige Gesellschaft<br />
des Spektakels ums Primeur-Business gar<br />
nicht interessiert, bleibt diese Cuvée zudem derart<br />
erschwinglich, dass man beim Fleisch gerne etwas tiefer<br />
in die Tasche greifen kann. Wir empfehlen ein dazu<br />
großzügig mamroriertes Entrecôte vom Charolais-<br />
Rind (ein Grand Prix Label Rouge darf’s schon sein) à<br />
la Béarnaise nach Escoffier und etwas kurzgebratenem<br />
Brokkoli um den harmonischen Gesamteindruck noch<br />
zu steigern.<br />
Genießen Sie den „Les Caprices“ ab sofort und über die<br />
nächsten 4–6 Jahre.<br />
61
FRANKREICH BORDEAUX<br />
Les Carmels<br />
„LES VENDANGES“<br />
CADILLAC – CÔTES DE BORDEAUX,<br />
ROUGE 2019<br />
Hier kennt jemand das Terroir wie seine Westentasche!<br />
FR-BIO-16<br />
FBO530219 „Les Vendanges“ Cadillac - Côtes de Bordeaux, rouge 2019<br />
13% Vol. 32,00 €/l 24,00 €<br />
Der grand vin der Domaine Les Carmels stammt von rund sechs Hektar<br />
Rebfläche in der Appellation Cadillac – Côtes de Bordeaux. Die Reben<br />
sind hier über 25 Jahre, ein Teil der 0,66 Hektar sogar über 35 Jahre alt. Es<br />
ist wohl das Potpourri der unterschiedlichen Parzellen, das diesen Wein<br />
so komplex geraten lässt: „La Côte Rotie“ ist eine felsige Lehmlage mit<br />
Südausrichtung, eine andere, „Martindoit“, ist nach Norden ausgerichtet.<br />
Weitere Parzellen mit Kalk- und Lehmböden sowie Schotter runden die<br />
diesjährige Assemblage aus 65 % Merlot und 35 % Cabernet Franc ab. Die<br />
wichtigsten Schritte für die Qualität dieses Weins werden im Weinberg<br />
getätigt. Hierzu zählen die Reberziehung mittels Bordelaiser Rebschnitt,<br />
das stete Entfernen neuer Triebe, eine Grünlese zur Ertragsreduktion<br />
und die obligatorische Handlese. Die Rebstöcke behandeln Yorick und<br />
Sophie mit Kräutertees und Kompost aus den Pflanzen des Anwesens.<br />
Nach schonender Pressung wanderte der Wein für 15 Monate in französische<br />
Eichenfässer sowie Betontanks. Auch beim Spitzenwein möchte das<br />
Ehepaar den Fokus auf die Frucht legen, setzt daher zu zwei Dritteln auf<br />
gebrauchte Fässer. Das Ergebnis: durchschnittlich geradezu „exklusive“<br />
5.000 bis maximal 6.000 Flaschen Jahresproduktion. Im Jahr 2019, das mit<br />
niedrigen Erträgen und Konzentration auftrumpft, sind’s lediglich 4.200<br />
Flaschen geworden<br />
.<br />
Der Jahrgang 2019 liegt tiefdunkel im Glas und erinnert an Rote-Bete-Saft.<br />
Es handelt sich um einen intensiven Bordelaiser Wein, dessen sonnenreicher<br />
Jahrgang ungemein fleischige und saftige Weine hervorbrachte. So<br />
duftet es aus dem Glas nach Dörrpflaumen, Brombeeren und Cassis. Eine<br />
leichte Minznote sorgt für Frische. Das Bouquet ist ausladend aber nicht<br />
überbordend, man spürt hier gleich die etwas höhere Konzentration, die<br />
sich dann am Gaumen überraschend geradlinig über den Gaumen zieht.<br />
Den Merlot haben Yorick und Sophie bereits am 21. September gelesen,<br />
den später ausreifenden Cabernet Franc ganz zwei Wochen später. Das<br />
Ergebnis ist eine hedonistische Symbiose aus Fruchtexpression (Merlot)<br />
und sehniger Struktur und Würze (Cabernet Franc). Dunkle Schokolade,<br />
Maraschinokirschen und Veilchen vermischen sich hier. Yorick hat vor<br />
Gründung seines eigenen Weinguts für Rothschild Traubenmaterial gesichtet.<br />
Dass er von seinem Handwerk etwas versteht und die besten<br />
Flecken der Subregion kennt, ist mehr als offensichtlich. Der nicht nur für<br />
seine Preiskategorie vorzügliche und ausgesprochen authentische „Les<br />
Vendanges“ ist ein fabelhafter Essensbegleiter, der zu gegrilltem (Rind-)<br />
Fleisch zu Höchstform aufläuft.<br />
Ab sofort (gerne 2–3 Stunden vorab karaffieren), Höhepunkt wohl<br />
ab 2025 bis etwas 2035.<br />
62 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Les Carmels<br />
BORDEAUX FRANKREICH<br />
EINFACH<br />
PARADIESISCHE<br />
ZUSTÄNDE!<br />
© Tom Fetch<br />
63
FRANKREICH BORDEAUX<br />
Le Puy<br />
LE PUY<br />
SAINT-CIBARD<br />
Auf Le Puy wird Weinbau als<br />
Handwerkskunst verstanden<br />
© Rodolphe Escher<br />
64 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Le Puy<br />
BORDEAUX FRANKREICH<br />
„L’Expression Originale du Terroir“<br />
– authentischer Wein des Bordelais,<br />
angehende Weltklasse in Bio-Qualität!<br />
Für unsere Kunden ist „le Puy“ kein unbekanntes Weingut<br />
mehr. Aber immer noch ein absoluter Geheimtipp in der<br />
Szene. Und das, obwohl sogar die Revue du Vin de France<br />
das Gut feiert („individueller Stil gegen Bordelaiser Einheitsbrei“)<br />
und es in einer unserer Blindproben zwölf hochbepunktete<br />
Prestige-Weine (zu mittleren Marktpreisen zwischen 50<br />
und 180 Euro) aus dem Felde geschlagen hat. Unser Pirat aus<br />
biodynamischem Anbau war die Überraschung! Ein Name, den<br />
man sich unbedingt merken muss!<br />
LE PUY IST EIN TRADITIONSGUT!<br />
Weitergegeben vom Vater an den Sohn seit 1610, sorgsam gehütet<br />
von Generation zu Generation – hier wird ein uraltes vinologisches,<br />
ja kulturelles Erbe bewahrt! Das ist Heimat. Hier<br />
dominiert nicht das Geld, hier müssen keine Aktionäre mit<br />
üppigen Dividenden befriedigt werden, wie es bei nicht wenigen<br />
Prestigegütern und deren in der Folge maßlos gestiegenen<br />
Weinpreisen Usus geworden ist. Und auch die törichten Weinmoden<br />
in Gestalt dickflüssiger Alkoholmonster haben hier keine<br />
Chance!<br />
im Bordelais, mit einer Philosophie, wie man sie aus der Naturweinszene<br />
kennt und schätzt, im prüden Bordeaux jedoch<br />
kaum vermuten würde. Ein Antidot gegen ermüdend monotone<br />
Produkte, deren einzige Daseinsberechtigung ein künstlich<br />
erzeugtes Gefühl von Luxus zu schamlos überzogenen Preisen<br />
zu sein scheint. Im Zentrum von „le Puy“ steht nicht die Marke,<br />
sondern eine Vision – und natürlich das Produkt. Und das<br />
ist von seltener Güte. Demeter-zertifiziert, ohne Zusatz von<br />
Schwefel vinifiziert, spontanvergoren und noninterventionistisch<br />
auf die Flasche gezogen, ohne Schönung und Filtration.<br />
Handwerkliche Naturerzeugnisse, wie man sie von den Revolutionären<br />
von der Loire, aus Beaujolais und Burgund kennt, die<br />
im Bordelais aber kaum anzutreffen sind.<br />
Das Credo des „Machers“ lässt aufhorchen: „Winzer zu sein bedeutet<br />
für mich die Natur zu beobachten. Neugierig, nachdenklich,<br />
fleißig, »tapfer« und akribisch zu sein. Die Natur mit ihren<br />
Lebewesen zu lieben und respektvoll gegenüber meinen Mitmenschen<br />
zu sein. Als Winzer ist man artiste, Künstler also, und<br />
handelt dennoch methodisch. Bisweilen muss man wagemutig<br />
denken, aber gleichzeitig intensiv genug reflektieren. Gleichzeitig<br />
heißblütig und geduldig sein. Durchaus auch mal eigensinnig.<br />
Winzer zu sein bedeutet, dem Weinliebhaber also das Beste<br />
von sich selbst durch seinen Wein zu geben“. So denkt und<br />
tickt Jean-Pierre Amoreau, ein Bordelaiser Charakterkopf, ein<br />
Mann aus echtem Schrot und Korn, ein engagierter Querdenker.<br />
Leidenschaftlich erläutert er seine Idee von einem Grand<br />
Vin de Bordeaux. Und macht einfach seinen Wein. Schert sich<br />
dabei nicht um Journalistenpunkte. Und logischerweise ist sein<br />
Wein harmonisch und balanciert. Keine Überextraktion, keine<br />
Holzorgie, kein Alkoholexzess, kein in your face. Kein Wein für<br />
Primeur-Verkostungen, wenn hunderte Weine täglich verkostet<br />
werden und nur die Überlauten am ermüdeten Gaumen noch<br />
Aufmerksamkeit erhaschen. Stattdessen ein wahrhaft großer<br />
Wein für entspannte Abende (vorzugsweise am Kamin) – in<br />
traditioneller Bordelaiser Manier: Finesse und Eleganz in aristokratischem<br />
Gewand. Château le Puy ist ein absoluter Vorreiter<br />
© Rodolphe Escher<br />
65
FRANKREICH BORDEAUX<br />
Le Puy<br />
66 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Le Puy<br />
BORDEAUX FRANKREICH<br />
„EMILIEN“ VIN DE FRANCE, ROUGE 2020 (BIO)<br />
Bordeaux? Aber nicht doch, Terroir!<br />
FR-BIO-01<br />
FBO420220 „Emilien“ Vin de France, rouge 2020 13% Vol. 52,66 €/l 39,50 €<br />
FBO420220M „Emilien“ Vin de France, rouge 2020 MAGNUM 13% Vol. 56,66 €/l 85,00 €<br />
© Rodolphe Escher<br />
Wer sich für einen „le Puy“ entscheidet, der geht einen<br />
Schritt in die Richtung klassischer Saint-Émilions,<br />
wie sie früher vinifiziert wurden und wie sie Familie<br />
Amoreau über Jahrhunderte hinweg auch geprägt hat.<br />
Schließlich sind die Amoreaus bereits in der 15. Generation<br />
in dieser Region Winzer. Aber im Laufe der<br />
Zeit haben sie sich völlig unabhängig gemacht von den<br />
Strukturen und Veränderungen, die aus Bordeaux ein<br />
Big Business gemacht haben mit all dem, was dazugehört.<br />
Und vor allem den unerfreulichen Begleiterscheinungen,<br />
die in den letzten 20 Jahren Bordeaux<br />
für viele Weinliebhaber so unattraktiv gemacht hat.<br />
Bei den Amoreaus sucht man den Namen der Appellation<br />
auf den Etiketten ihrer Weine vergeblich. Und<br />
ebenso jeden Hinweis auf „Bordeaux“. Ihre rund um<br />
den Globus von Genießern und Sammlern ebenso<br />
wie von Spitzensommeliers geschätzten und gesuchten<br />
Weine sind vins de France. Nicht mehr, aber auch<br />
nicht weniger. Es war ein Amoreau, der in den 1920ern<br />
damit begonnen hat, alle Trauben zu entrappen und<br />
die Weine zu verfeinern. Es waren Amoreaus, die zu<br />
den Ersten gehörten, die ihre Weinberge, die ohnehin<br />
schon immer natürlich bewirtschaftet wurden, erst<br />
biologisch, dann biodynamisch zertifizieren ließen. Es<br />
waren auch die Amoreaus, die wahrscheinlich als Erste<br />
in Bordeaux die Permakultur in ihrem Weingut eingeführt<br />
haben. Hinzu kommt die Hinwendung zu alten<br />
Bordelaiser Rebsorten wie Malbec und Carménère,<br />
die früher in allen Weingärten beheimatet waren, mit<br />
der Reblauskatastrophe aber verschwanden und dann<br />
auch dem Vergessen anheimfielen, da diese (vor allem<br />
Carménère) allzu oft nicht reif wurden. Was sie in Zeiten<br />
merklicher Klimaveränderung allerdings wieder<br />
recht interessant macht …<br />
Das Weingut befindet sich in Saint-Cibard, rund 15 Minuten<br />
östlich von Saint-Émilion auf demselben Kalksteinplateau,<br />
auf dem auch Saint-Émilion und Pomerol<br />
liegen. Der Hügel, auf dem das Schloss thront, ist<br />
die zweithöchste Erhebung in der Region Bordeaux.<br />
Schon in der Jungsteinzeit war er besiedelt, was Relikte<br />
aus Feuerstein beweisen, die immer wieder in den<br />
Weinbergen gefunden werden. Aus der Bronzezeit<br />
stammt der Megalith-Steinkreis unweit des Schlosses,<br />
ein Festungsgraben rund um das heutige Schloss wurde<br />
von Galliern während der Römerzeit angelegt, die<br />
Ursprünge des Schlosses stammen aus dem frühen 17.<br />
Jahrhundert, die Neubauten sind von 1832. So viel zur<br />
Geschichte dieses Ortes, an dem Jean-Pierre, Françoise<br />
und Pascal heute das Weingut bewirtschaften. Dort<br />
wächst dieser Traumwein, dessen Trauben von Hand<br />
gelesen und spontan vergoren werden. Er reift dann<br />
für 24 Monate in neutralen Fudern. Gefüllt wird ein<br />
Wein, dessen Most nie angereichert wurde, der ohne<br />
Schönung, ohne Filtration und seit Beginn der 1990er-<br />
Jahre mit einer minimalen Schwefelgabe unter 10 mg/l<br />
auskommt. Diese Bordelaiser Cuvée (85 % Merlot,<br />
7 % Cabernet Sauvignon, 6 % Cabernet Franc und<br />
eine Spur von Malbec und Carménère) ist Naturwein<br />
im besten Sinne, und existiert in dieser Form seit rund<br />
30 Jahren. Die Amoreaus machen das, wovon heute so<br />
viel geredet wird, ganz ohne Aufhebens, nur des Weines<br />
wegen. Und der ist in seiner Klarheit, in seiner Beständigkeit<br />
und in seiner Tiefe über jeden Zweifel erhaben<br />
und ein leuchtendes Beispiel dafür, wie ein „Bordeaux“<br />
schmecken sollte: fein und gleichzeitig intensiv, gleichsam<br />
leise und zugleich eindringlich. All das hat bzw.<br />
verkörpert dieser Wein. Und das ganz offensichtlich:<br />
„»Le Puy«, der provokante Gegenentwurf zum internationalen<br />
Parker-Wein, ist in der Sommelier-Szene derzeit<br />
der wohl heißeste Bordeaux-Tipp“, schrieb Sascha<br />
Speicher in Meiningers Sommelier über den „Emilien“<br />
und dessen Geschwister.<br />
Aus dem Glas leuchtet ein recht dichter, dunkel kirschroter<br />
Wein, dessen Duft auf wunderbare Weise Frucht,<br />
Kräuter und Stein miteinander verbindet. Die Nase ist<br />
ganz klar zu verorten mit ihrer reifen Zwetschge und<br />
den Süß- und Sauerkirschen, mit dem Hauch von Zeder<br />
und den feinen Noten von Thymian und weiteren<br />
Kräutern, mit süßer Hefe und kühler Minze, Kalk und<br />
Kiesel. Am Gaumen wirkt der „Emilien“ ungemein<br />
saftig und klar, frisch und geradezu druckvoll in der<br />
lebendigen Säure. Das Tannin ist präsent und poliert,<br />
die Textur fein und elegant. Dieser Wein zeigt dabei<br />
eindrücklich, dass ein exzellenter Bordeaux auch gänzlich<br />
ohne geschmacklich präsenten Holzeinfluss auskommen<br />
kann. Hier setzt man auf Energie statt Holz,<br />
Präzision statt Opulenz, Mineralität statt Konzentration.<br />
Dabei ist dieser Cuvée eben auch eine wunderbare<br />
Komplexität und Harmonie zu eigen, dass man sich<br />
eines Dauerschwärmens (und -staunens) kaum wird<br />
erwehren können. Dieser traumscgöne Bordeaux hat<br />
Potenzial für Jahrzehnte, ist über die Maßen gut und<br />
im Vergleich zu so vielen anderen völlig überteuerten<br />
Bordeaux-Gewächsen geradezu ein Schnäppchen. Seit<br />
Jahren einer unserer absoluten Lieblingsweine – und<br />
das wird wohl auch noch Jahre lang so bleiben!<br />
Ab sofort ein Genuss, sollte aber idealerweise karaffiert<br />
werden. Seinen Höhepunkt erreicht er wohl 2025 und<br />
sollte dieses Nievau auch bis mindestens 2034 halten.<br />
67
FRANKREICH BORDEAUX<br />
Le Puy<br />
„BARTHÉLEMY“ VIN DE FRANCE, ROUGE 2020 (BIO)<br />
Die Spitze des Bordelais-Paralleluniversums!<br />
FBO420320 „Barthélemy“ Vin de France, rouge 2020 12,5% Vol. 186,66 €/l 140,00 €<br />
FR-BIO-01<br />
In einer Region wie Bordeaux, wo das große Geld zu<br />
Hause ist und Grand-Cru-Classé-Weingüter von Versicherungskonzernen<br />
erworben werden, für die Tradition<br />
vor allem ein Marketinginstrument ist, wirkt ein Weingut<br />
wie das seit 1610 von der Familie Amoreau geleitete<br />
Château le Puy wie aus der Zeit gefallen. Doch wir sind<br />
unendlich dankbar dafür, dass es solche Kleinode immer<br />
noch gibt. Die Familie Amoreau zeigt zudem, dass man<br />
auch auf ganz unkonventionelle Weise im größten Qualitätsweinbaugebiet<br />
Frankreichs große Weine erzeugen<br />
kann, ohne dass der klangvolle Name eines Gebietes auf<br />
den Flaschen der Domaine erscheint. Der „Barthélemy“<br />
ist – wie die anderen Weine des Hauses auch – als „Vin<br />
de France“ deklariert – einen Hinweis auf Bordeaux<br />
oder, was naheläge, die Côtes de Francs, sucht man<br />
vergebens. Die Amoreaus schreckt das nicht, uns auch<br />
nicht, und Kenner des Weinguts erst recht nicht. Wenn<br />
man so will, ist dieses Weingut Kult, etwa so, wie die<br />
Domaine Clos Rougeard Kult an der Loire geworden ist.<br />
Wir erwähnen Clos Rougeard deswegen, weil man auch<br />
dort zeitlose Weine jenseits des Mainstreams erzeugt,<br />
deren Ursprung Weinberge sind, die nie auch nur einen<br />
Hauch von Pestiziden oder Herbiziden gesehen haben.<br />
Le Puy ist gleichfalls frei von solchen Substanzen. Und<br />
noch bevor die Biodynamie, der sich die Familie inzwischen<br />
verschrieben hat, in Frankreich ab den 1990ern<br />
populär wurde, hatten sich die Amoreaus in den 1950er-<br />
Jahren mit den Thesen des Agronomen André Birre auseinandergesetzt,<br />
dessen Ideen gar nicht so weit von der<br />
Steiner’schen Urgedanken und ihrer moderneren Umsetzung<br />
entfernt lagen. Mit der Biodynamie hielten nun<br />
Kreislaufwirtschaft und Permakultur Einzug. „Das Ökosystem<br />
ist sogar noch wichtiger als die Biodynamie“,<br />
sagt Jean Pierre Amoreau. „Wenn man in einer Monokultur<br />
arbeitet, verändert das die Fauna. Am Ende hat<br />
man mehr Parasiten als deren natürliche Feinde. In wilden<br />
Gebieten gibt es indes mehr natürliche Feinde. Man<br />
muss daher wilde Gebiete um die Reben herum schaffen,<br />
um das Gleichgewicht zu erhalten.“ Entsprechend hoch<br />
ist die Biodiversität rund um die Weinberge, wie die am<br />
Haus gelegene Parzelle Les Rocs, deren mehr als 50 Jahre<br />
alte Merlot- und Cabernet-Reben auf dem gleichen<br />
Kalksteinplateau stehen, auf dem auch Pomerol und<br />
Saint-Émilion zu finden sind, nur dass es hier mehr<br />
Feuerstein gibt. Dieser Ort, die zweithöchste Erhebung<br />
von ganz Bordeaux, von der aus man den wunderbaren<br />
Blick in das Tal der Dordogne genießen kann, ist seit Urzeiten<br />
besiedelt. Davon zeugt auch ein megalithischer<br />
Steinkreis direkt am Château sowie ein Graben rund um<br />
dasselbe, dessen Ursprung auf die Gallier zurückgeht,<br />
die sich hier wohl vor römischen Soldaten verschanzt<br />
haben.<br />
Wenn die Amoreaus ihre „Philosophie“ beschreiben,<br />
dann sagen sie: „Wir haben einen Mann im Keller und<br />
20 Leute im Weinberg“. Im Keller setzen sie auf das<br />
vollständige Entrappen der Beeren, auf eine spontane<br />
Vergärung mit so wenig Extraktion wie möglich. Ausgebaut<br />
wird der „Barthélemy“ ohne Filtration, ohne<br />
Mostanreicherung, ohne Stabilisation oder Schönung<br />
und auch ohne Zugabe von Schwefel. Trotzdem reift<br />
der Wein über Jahrzehnte und bleibt dabei völlig stabil:<br />
Naturwein im besten Sinne, ganz ohne Hipster-Attitüden,<br />
und einfach besser!<br />
Der aktuelle Jahrgang des „Barthélemy“, 2020, ist durch<br />
und durch klassischer „Rive-Droite-Bordeaux“ mit gewohnter<br />
Assemblage von 85 % Merlot und 15 % Cabernet<br />
Sauvignon. Sein Name ist eine Hommage an Barthélemy<br />
(1844-1925), eine starke Winzerpersönlichkeit<br />
aus der an starken Persönlichkeiten reichen Familiengeschichte<br />
des Hauses. Besagter Barthélemy, hatte sich<br />
bereits vor einem Jahrhundert (so zumindest kann man<br />
es seinen Tagebüchern entnehmen) Gedanken über den<br />
Verzicht der Schwefelung während der Vinifikation gemacht.<br />
Daher reift der ihm gewidmete „Barthélemy“<br />
auch ohne jede Schwefelzugabe.<br />
Allein die Farbe, ein dunkelkirschiges Rot, das im Glas<br />
transparent wirkt, erinnert mehr an einen Grand Cru<br />
aus Burgund (Steven Hewison, Schwiegersohn des<br />
Besitzers Jean-Pierre Amoreau, sagte einst: „Es ist der<br />
beste Burgunder aus Bordeaux“) als an moderne Bordelaiser<br />
Konfektionsware. Weichseln, roter Früchtetee,<br />
Kirchpastillen und Nelken steigen hier aus dem Glas.<br />
„Viele Rotweine vom rechten Ufer zeichnen sich durch<br />
ein Gefühl aufsteigender vertikaler Energie aus, die sich<br />
von den Zeiten unterscheidet, in denen die Opulenz<br />
über alles andere herrschte.“ schrieb Antonio Galloni in<br />
seinem Primeur-Report über den Jahrgang. Die Eleganz<br />
kommt bei einem Weingut wie Le Puy noch deutlicher<br />
als sonst zur Geltung. Es ist ein Jahrgang für Liebhaber<br />
der Klassik, der zarten und eleganten Weine, die zudem<br />
enormes Reifepotenzial besitzen, weil sie nicht zu reif<br />
gelesen wordne sind. Am Gaumen brilliert der „Barthélemy“<br />
– der über 24 Monate ausschließlich in alten<br />
Barriques ausgebaut wurde – mit seidigen Tanninen,<br />
saftiger roter Frucht (Maraschinokirsche, Schlehe) und<br />
kalkiger Struktur, die ganz zart den Mundraum anraut.<br />
Auch hier zeigt sich wieder die tiefe, lebendige Mineralität<br />
in dem Wein, der noch Minuten nach dem Schlucken<br />
präsent bleibt und gar nicht enden will. Der Wein<br />
hält, was das Etikett verspricht: „expression originale du<br />
terroir“ – treffender kann man die weingewordene Idee<br />
des Hauses nicht beschreiben.<br />
Ab sofort mit einigen Stunden Belüftung. Höhepunkt ab<br />
etwa 2028 bis mindestens 2042.<br />
© OneWineProd<br />
68 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Le Puy<br />
BORDEAUX FRANKREICH<br />
EIN<br />
BILDSCHÖNER<br />
BORDEAUX!<br />
© Tom Fetch<br />
69
FRANKREICH BORDEAUX<br />
Thienpont<br />
MAISON DOMINIQUE<br />
THIENPONT<br />
BORDEAUX<br />
Bordeaux: Höchste Zeit<br />
für großartige Weine zu<br />
günstigen Preisen!<br />
Perfekt als<br />
Geschenk!<br />
Die Thienponts sind alles andere als Unbekannte in<br />
Bordeaux, gehören doch, unter anderem, die renommierten<br />
Weingüter Vieux Château Certan und Le Pin<br />
in Pomerol zum Besitz der aus Belgien stammenden<br />
Familiendynastie – wahrlich große Namen!<br />
CHÂTEAU CLOS FONTAINE FRANCS<br />
– CÔTES DE BORDEAUX, ROUGE 2018<br />
Ehrlicher Merlot von alten Reben oder: Bordeaux, wie er früher schmeckte!<br />
FBO441018P<br />
6x Château Clos Fontaine Francs - Côtes de Bordeaux, rouge 2018 in der OHK<br />
14,5% Vol. 15,33 €/l 69,00 €<br />
Liebe Kunden, wenn Sie unser Sortiment kennen, dann<br />
wissen Sie, dass wir nur eine Handvoll ausgewählter Bordelaiser<br />
Weine führen. Des Primeur-Geschäfts sind wir<br />
über die Jahre tatsächlich überdrüssig geworden, zu sehr<br />
kreisen viele Weine in einem eigens kreierten Kosmos und<br />
rare Lieblingstropfen werden wie Aktien börsennotierter<br />
Unternehmen gehandelt. Gegen all diese Auswüchse<br />
ist die rote Cuvée von Château Clos Fontaine gefeit. Und<br />
dabei stammt sie von den Thienponts,<br />
einer der berühmtesten Weinfamilien<br />
des Bordelais, die in allen berühmten<br />
Gebieten des Anbaugebiets Besitzungen<br />
haben.<br />
Dieser delikate und elegante Tropfen<br />
erzählt die Geschichte seines großen<br />
Terroirs und erinnert an vergangene<br />
Zeiten, als die großen Weine des Bordelais<br />
noch keine Alkoholbomben waren,<br />
sondern der Inbegriff von Finesse!<br />
Und daher bieten wir Ihnen mit Stolz<br />
eine der im wahrsten Wortsinne<br />
preis-„werten“ Perlen der Region<br />
an. Die Trauben für<br />
diesen Wein werden von<br />
Hand gelesen und im<br />
Edel-stahl vergoren.<br />
Anschließend<br />
reift der Wein<br />
dann 18 Monate<br />
in neutralen<br />
Gebinden.<br />
Den Thienponts geht es bei diesem wunderbaren Tropfen<br />
um einen ehrlichen, trinkfreudigen, gleichwohl anspruchsvollen<br />
Bordeaux, der für jedermann bezahlbar<br />
ist und den man gerne solo genießt, der aber auch ein<br />
Festmahl perfekt begleitet, weil er einfach unglaublich<br />
klassisch, dabei bodenständig und hervorragend<br />
gelungen ist. Früher stand Bordeaux genau für diesen<br />
eleganten, frischen Stil mit Feinheit und Schliff, heute<br />
finden sich hier allzu oft dick mit Gerbstoffen beladene,<br />
opulente und zu allem Überfluss teure Weine, die man<br />
in ihrer Jugend freiwillig nicht trinken mag. Dagegen ist<br />
unser Kleinod ein leckerer, traditioneller Bordeaux mit<br />
Anspruch und Charakter. Die Trauben stammen vom<br />
Plateau der Côtes de Francs, wenige Kilometer östlich<br />
von Saint-Emilion. Der reinsortige Merlot (übrigens von<br />
alten Reben!) liegt mit funkelndem Granatrot im Glas,<br />
wirkt nicht konzentrierter als manch ein 2019er-Pinot<br />
aus Burgund. Dieser 2018er duftet nach reifen Beeren,<br />
etwas Lakritz und Mandeln. Am Gaumen zeigt er sich<br />
geschmeidig. Er ist von seidigen Tanninen geprägt, die<br />
hier mit der Mischung aus schwarzbeerigen und rotbeerigen<br />
Früchten makellos über den Gaumen gleiten.<br />
Kein sperriges Tannin, keine durch neue Fässer bedingte<br />
„Möbelpolitur“ und schon gar kein konzentrierter Most,<br />
der den Dampfhammer gibt. Ein authentischer Bordeaux,<br />
der in unserem Sortiment beweisen soll, dass<br />
das Bordelais weiterhin gute Entdeckungen zu bieten<br />
hat. Allerdings ganz abseits des üblichen Spektakels.<br />
Man muss sie nur kennen, die kleinen Betriebe oder sich<br />
eben auf Jan und Florian Thienponts Projekte verlassen!<br />
Zu genießen: ab sofort bis etwa 2029+.<br />
70 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Baricci<br />
TOSKANA ITALIEN<br />
AZIENDA AGRICOLA<br />
NELLO BARICCI<br />
MONTALCINO<br />
Francesco (links) und Federico<br />
Buffi: Mit großem Ernst und<br />
noch größerem Erfolg (!) bewahren<br />
und gestalten sie das<br />
Vermächtnis ihres Großvaters.<br />
Burgundische Noblesse<br />
in erfrischend spröder Verpackung, Montalcino ungekünstelt,<br />
Wein und Landschaft von großem Reiz und herber Schönheit.<br />
„Auf eine wahrhaft romantische Art und Weise produziert diese Bauernfamilie, die zufällig auch<br />
Winzer ist, einige der versteckten Juwelen Italiens. Ich hoffe nur, dass sie sich nie ändern werden.“<br />
– Eric Guido (Vinous)<br />
Der urtraditionelle Brunello von Nello Baricci und seinen Nachfolgern verkörpert genau die Stilistik<br />
eines Weines aus Montalcino für Liebhaber unverwechselbarer, authentisch-traditioneller<br />
Weinstile. Ein Herzblut-Heimat-Wein mit Seele, unkopierbar auf der Welt, eines der immer seltener<br />
werdenden großen Weinoriginale.<br />
Mit Federico und Francesco Buffi bewirtschaftet die<br />
mittlerweile dritte Generation die Weingärten von<br />
Baricci auf dem Montosoli-Hügel. Und wie VINOUS-<br />
Kritiker Eric Guido völlig richtig anmerkt, können sie auf ihre<br />
beiden „Herzensweine“ den Brunello und den „Nello“ Riserva<br />
„sehr stolz sein“! Nicht nur, weil Ihnen wirklich sensationelle<br />
Weine gelungen sind (wer hätte das bezweifelt?), sondern weil<br />
sie Werk ihres nonno, der einen Großteil seines Lebens damit<br />
verbrachte, sich um die Weinberge anderer Produzenten zu<br />
kümmern, bevor er seine eigenen erwerben konnte, auch in seinem<br />
Sinne weiterführen. In seinem Sinne heißt: die Identität,<br />
die Essenz, die Seele dieser Weine zu erhalten. Denn schließlich<br />
war es Nello Baricci, der als erster Produzent seinen Weinberg<br />
beim just gegründeten Consorzio anmeldete, dem Wein dieser<br />
Landschaft wirklich Gestalt verlieh und den Grundstein seines<br />
an Bedeutung nicht zu überschätzende Vermächtnisses legte.<br />
Gäbe es doch mehr Baricci in Italien!<br />
71
ITALIEN TOSKANA<br />
Baricci<br />
ROSSO DI MONTALCINO DOC, ROSSO 2020<br />
„Dieser Wein beeindruckt nicht durch Kraft oder Prestige, sondern durch Klarheit,<br />
Raffinesse und Trinkfluss.“ – Eric Guido (Vinous)<br />
ITO020120 Rosso di Montalcino DOC, rosso 2020 14,5% Vol. 32,00 €/l 24,00 €<br />
Der italienische Philosoph und Dichter Niccolò Machiavelli<br />
riet den Medici in seinem „Il Principe“ (1513)<br />
bei ererbten Fürstentümern zur Konstanz und behutsamen<br />
Weiterführung um eine lange Herrschaft zu<br />
gewährleisten. Kein schlechter Rat, den wir hier ein<br />
wenig augenzwinkernd auf die dritte Generation und<br />
Erben Nello Bariccis übertragen. Auch Eric Guido (VI-<br />
NOUS) schätzt den unveränderten und zeitlosen Stil<br />
des der Weine aber auch den Führungsstil der Familie<br />
und teilt uns seinen geheimen Wunsch mit: „Ich hoffe<br />
nur, dass sie sich nie ändern werden“. Moden hat man<br />
sich auch dann konsequent verweigert, als ein Weingut<br />
nach dem anderen in der Appellation gegründet<br />
wurde und man während des Brunello-Booms damit<br />
begann, konzentrierte Weine zu erzeugen, die eher<br />
an Parker-Weine aus der neuen Welt oder aus heißen<br />
Pomerol-Jahrgängen erinnerten. Sich in einer scheinbar<br />
immer schneller drehenden Welt das Attribut der<br />
Zeitlosigkeit zuschreiben zu können ist eine wahrliche<br />
Glanzleistung, die wir nicht genug loben können.<br />
Daran hat sich auch mit dem jüngst eingetroffenen<br />
„Rosso“ des 2020er-Jahrgangs nichts geändert. Er liegt<br />
im funkelnden und durchsichtigen Rubinrot im Glas<br />
und duftet fein nach Himbeeren, Erdbeeren und Veilchen.<br />
Ein Hauch Süßholz verleiht eine würzige Note.<br />
Das wirkt helltönig und angenehm frisch. Mit dieser<br />
angenehmen Säuerlichkeit der rotfruchtigen Aromatik<br />
zieht sich der Rosso di Montalcino dann auch über den<br />
Gaumen. Die Tannine sind seidig, die Mineralität fein<br />
nebst der kirschigen Aromatik (Amarena!) zu erschmecken.<br />
Eine gewisse Note nach nassen Steinen schwirrt<br />
da mit, verleiht dem Wein eine feine Note ohne zu rustikal<br />
zu erscheinen. Und so passt es dann auch, dass<br />
Eric Guido keinerlei Wuchtigkeit und Prestigegebolze<br />
ausmachen kann, dafür umso mehr den Trinkfluss<br />
dieses feinen Rotweins hervorhebt. Auch hier sei erwähnt:<br />
Die Trauben für diesen Wein stammen – wie<br />
bei der Riserva – aus der einzigen Cru-Lage der Appellation:<br />
Montosoli.<br />
Ab sofort Freude. Karaffieren überflüssig. Höhepunkt<br />
wohl ab 2023–2030.<br />
BRUNELLO DI MONTALCINO DOCG, ROSSO 2017<br />
94 Punkte: „Schon beim ersten Schwenken des Glases weiß man, dass das kein<br />
Durchschnitts-Brunello di Montalcino aus 2017 ist.“ – Eric Guido (Vinous)<br />
ITO020217 Brunello di Montalcino DOCG, rosso 2017 15% Vol. 72,00 €/l 54,00 €<br />
ITO020217M Brunello di Montalcino DOCG, rosso 2017 MAGNUM 15% Vol. 86,00 €/l 129,00 €<br />
94 Punkte<br />
VINOUS<br />
Gegenüber dem einfachen „Rosso“ haben wir hier<br />
schon ein etwas satteres Granatrot im Glas. Trotzdem<br />
behält die Sangiovese-Traube hier ihren Charakter bei,<br />
bleibt transparent. Der Brunello di Montalcino agiert<br />
hier allerdings bereits im Bouquet selbstbewusster.<br />
Der volle angenehm balsamische Duft von Zedern,<br />
Amarenakirschen und Liebstöckl breitet sich hier aus.<br />
Erdbeeren und etwas Tabak tauchen mit Belüftung<br />
auf. Man verweilt hier erst einmal einen Moment, weil<br />
klar wird, hier gibt es einiges zu entdecken. Und in der<br />
Tat notieren wir darüber hinaus: Rosenblätter, Sauerkirschen<br />
und ein Hauch nasses Gestein. Was sich am<br />
Gaumen abspielt ist nichts anderes als pure delicatezza.<br />
Die Tannine sind seidig, zügeln den Brunello wie<br />
ein gutmütiges Herrchen das seinen Hund<br />
zwar locker an der Leine behält aber im<br />
Freien bewusst seiner spielerischen Natur<br />
nachgehen lässt. Sie strukturieren den<br />
Wein, lassen der explosiven Frucht aber<br />
ihren Raum zur Entfaltung. Dass die Erdbeeren<br />
und Herzkirschen hier so lebendig über den<br />
Gaumen gleiten hat auch damit zu tun, dass der Wein<br />
eine angenehme Säure besitzt. Der Brunello wirkt lebendig<br />
und frisch, hallt angenehm leicht und fein aus<br />
(bei Vinous liest man hier von „mundwässerndem“<br />
und „frischem Ausdruck“).<br />
Süßholz, getrocknete Blüten und ein Hauch Balsamico<br />
schwingen durch das lange und strukturierte Finale.<br />
Hinzu kommt die so zurückhaltende Ausbauart des<br />
Weines, bei dem bestes Traubenmaterial ohne Schwefelung<br />
spontan vergoren wurde und dann langsam in<br />
großen Fudern reifen durfte, um schließlich lediglich<br />
bei der Füllung eine minimale Dosis an Schwefel zu erhalten.<br />
Ja, auch das schmeckt man in diesem Sangiovese-Meisterwerk,<br />
das am Gaumen duftig nachhallt<br />
und die Sinne betört anstatt zu vernebeln.<br />
Diesen vorzüglichen Sangiovese darf man getrost vier bis<br />
fünf Jahre im Keller reifen lassen. Potenzial bis 2043+.<br />
72 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Baricci<br />
TOSKANA ITALIEN<br />
„NELLO“ DOCG BRUNELLO DI MONTALCINO RISERVA,<br />
ROSSO 2016<br />
97 Punkte: „Dieser 2016er hebt die historische Familie auf ein ganz neues Niveau,<br />
ohne die Integrität des ursprünglichen Brunello zu beeinträchtigen.“<br />
– Eric Guido (Vinous)<br />
ITO020316 „Nello“ Riserva DOCG Brunello di Montalcino, rosso 2016 15% Vol. 166,66 €/l 125,00 €<br />
Bei handwerklich konsequent und traditionell arbeitenden<br />
Betrieben – und zu denen darf sich die Azienda<br />
Agricola Baricci gewiss zählen – kam die Extravaganz<br />
des 2016er Jahrgangs mit Ansage. Der Jahrgang, versierte<br />
Kenner der Materie wissen das und warten bei<br />
ihren Favoriten sehnsüchtig auf die Freigabe der geliebten<br />
Riservas, erwies sich in Norditalien als exzellenter<br />
Jahrgang für Rotweine, speziell im Piemont und<br />
der Toskana. Die gewisse Knackigkeit gegenüber dem<br />
ebenso hoch anzusiedelnden Vorjahr hebt ihn ab und<br />
macht eben den „feinen Unterschied“ aus.<br />
Dieser geniale Brunello Riserva von Baricci verkörpert<br />
genau die Stilistik eines Weines aus Montalcino, den<br />
Liebhaber unverwechselbarer, authentisch-traditioneller<br />
Weinstile lieben. Ein Herzblut-Heimatwein mit<br />
Seele, unkopierbar auf der Welt, eines der immer seltener<br />
werdenden großen Weinoriginale. Für unsere<br />
sympathische Traditionalisten-Familie Baricci ist ihr<br />
Brunello in allen Jahrgängen bei aller inneren Dichte<br />
und samtenen Fülle ein Antipodenwein zu den nur allzu<br />
vielen „dicken“, marmeladigen Wuchtbrummen und<br />
zu den austauschbaren Weltweinen im technisch gestylten<br />
Einheitslook, die leider viel zu häufig seit über<br />
zwei Jahrzehnten in Italien, gerade auch in der Toskana,<br />
vinifiziert werden. Liebhaber eines „altmodischen“,<br />
handwerklichen Weinstils werden begeistert sein: Die<br />
Zeit scheint still zu stehen. Dieser Archetypus eines<br />
einzigartig feinsinnigen Brunello wird im Jahrgang<br />
2016, wie Eric Guido (Vinous) anmerkt eben „auf ein<br />
ganz neues Niveau“ gehoben. Hier passt einfach alles!<br />
Die Baricci-Weine lassen „Montalcino“ auf jede nur<br />
erdenkliche Weise erklingen. Einladend komplexe<br />
Sangiovese-Frucht in Reinkultur, der man das Reifepotenzial<br />
sofort „anschmecken“ kann. Baricci ist einer<br />
der wenigen Produzenten, der Größe und Magie dieses<br />
Jahrgangs auf Riserva-Niveau eingefangen haben.<br />
Der „Nello“ Riserva stammt aus einer besonderen Parzelle<br />
des Weinbergs der Familie oder, wie Francesco<br />
Baricci es ausdrückt, „Ein Cru in einem Cru“. Ein Wein,<br />
der erstmals 2010 kreiert wurde, um die immense und<br />
bewundernswerte Lebensleistung des Großvaters,<br />
des nonno Nello zu feiern. Nach 2012 ist das bisher<br />
erst der dritte Jahrgang zu dem man sich auf Baricci<br />
hat „hinreißen“ lassen, denn die Jahre 2013 und 2014<br />
konnten die hohen Ansprüche, die man – naturgemäß<br />
– an sämtliche Parameter, die diesen Wein ausmachen,<br />
nicht erfüllen. 2015 und 2016 bilden nun<br />
das heiß ersehnte Duo. Der „Nello“ mazeriert<br />
etwa 21 bis 24 Tagen auf den Schalen (anders als beim<br />
„Standard“-Brunello, bei dem sich die Zeit auf 15 bis 18<br />
Tagen verkürzt) und wird dann über vierzig Monate in<br />
Fünf-Hektoliter-tonneaux ausgebaut.<br />
Schön, dass dieser Wein kein Blockbuster geworden<br />
ist! Nein, er ist (wir zitieren hier Vinous) „verführerisch<br />
und balsamisch, mit einer Fülle von frischen Tabakblättern<br />
und Unterholz, die Pflaumen und exotischen<br />
Gewürzen weichen. Er zeigt die dunklen Früchte und<br />
die Ausstrahlung des Jahrgangs, wirkt kühl und ausgeglichen,<br />
aber auch dicht gepackt, wie eine Bombe, die<br />
darauf wartet zu explodieren“. Wir können Eric Guidos<br />
Euphorie nur allzu gut nachvollziehen. Hier sitzt einfach<br />
alles wie bei einem guten Maßanzug. Das verleiht<br />
der Gesamterscheinung dieser Riserva einen markanten<br />
Charakter, der den makellosen Jahrgang 2016 in<br />
den Vordergrund rückt. Diese betörend duftige und<br />
zugleich wild-aromatische Transparenz, gepaart mit<br />
Kraft, Würze sowie einer balsamisch reifen Süße, machen<br />
Bariccis schöne Riserva „Nello“ einfach zeitlos.<br />
Ein Brunello, der nach nichts außer Brunello schmeckt!<br />
Erreicht seinen ersten Höhepunkt in 2–3 Jahren, dann<br />
sicherlich bis gut 2040+.<br />
97 Punkte<br />
VINOUS<br />
73
ITALIEN LOMBARDEI<br />
ARPEPE<br />
ARPEPE<br />
SONDRIO (VALTELLINA)<br />
© ARPEPE<br />
NEUE SCHÄTZE<br />
UNSERER ITALIEN-<br />
ENTDECKUNG DES<br />
JAHRES!<br />
13 HEKTAR REBFLÄCHE<br />
100 % NEBBIOLO<br />
100 % FINESSE<br />
74 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
ARPEPE<br />
LOMBARDEI ITALIEN<br />
Valtellina:<br />
Das Geheimnis des Alpen-Nebbiolos<br />
Arpepe: „einer der Gründe, warum das Geheimnis des Valtellina langsam gelüftet wird.“<br />
– WSJ.Magazine<br />
„Die Weine von ARPEPE (eine Abkürzung für die Initialen des Gründers Arturo Pelizzatti Perego)<br />
gehören zu den beeindruckendsten, die ich verkostet habe... Die Weine verdienen von Anfang bis<br />
Ende große Aufmerksamkeit. Der super-traditionelle Stil wird Liebhabern von durchscheinendem<br />
Nebbiolo die Knie weich werden lassen... Am wichtigsten ist vielleicht, dass ARPEPE zeigt, wie<br />
renommiert die Weine des Valtellina sein können.“ – Antonio Galloni (Vinous)<br />
„Nebbiolo, die edle Rebsorte hinter Barolo und Barbaresco, ist derzeit die angesagteste rote<br />
Rebsorte Italiens. Wenn Sie jedoch glauben, dass nur im Piemont Nebbiolo-Weine von Weltklasse<br />
erzeugt werden können, ist es an der Zeit, das Valtellina zu entdecken, wo Nebbiolo in felsigen,<br />
alpinen Weinbergen in der Lombardei gedeiht.“ – Wine Enthusiast<br />
„Die Nebbiolo aus dem Valtellina sind typischerweise hell und geschmeidig und weisen die für die<br />
Rebsorte charakteristischen Noten von Kirschen, Erdbeeren, Kräutern und Gewürzen auf. Ihre<br />
straffen Tannine sind mit einer lebendigen Säure gepaart, im Gegensatz zum Barolo, der eine<br />
dichtere Tanninstruktur aufweist.“ – Wine Spectator<br />
Was hat die Welt des Nebbiolo neben dem Piemont<br />
noch zu bieten? Diese Frage stellen sich gewiss viele<br />
Weinliebhaber. Nicht nur ob der steigenden Preise<br />
im letzten Jahrzehnt, alle traditionellen und weltberühmten<br />
Weinbauregionen der alten Welt verzeichnen extreme Aufmerksamkeit,<br />
wir sehen dies aktuell im Burgund, der Champagne<br />
aber auch kleinen Regionen wie dem Jura. In Italien sind<br />
alle Augen aufs Piemont gerichtet, der vielleicht burgundischsten<br />
Region Norditaliens. Doch nicht nur Weinliebhaber lechzen<br />
nach jenen filigranen und terroirgeprägten Rotweinen. Auch<br />
Winzer blicken ob der klimatischen Veränderungen nach höher<br />
gelegenen Lagen und Subregionen. Das Alto Piemonte steht<br />
bei vielen hoch im Kurs, unsere Azienda Agricola Antoniolo erfreut<br />
sich im Gattinara höchster Beliebtheit, andere Betriebe<br />
aus dem Piemont wie Giacomo Conterno engagierten sich hier<br />
ebenfalls. Und schon 1999 entdeckte Paolo de Marchi (Isole e<br />
Olena) im Alto Piemonte den alten Familiensitz wieder für sich.<br />
Antonio Galloni berichtete jüngst über diesen Trend, der exponentiell<br />
zu steigen scheint:<br />
„Es steht außer Frage, dass der Nebbiolo eine der größten und<br />
edelsten roten Rebsorten der Welt ist. Die Fähigkeit, die Essenz<br />
der Lage und des Jahrgangs durch die Linse des Erzeugerstils zu<br />
vermitteln, macht den Nebbiolo zu einer einzigartigen Rebsorte.<br />
Wenn Konsumenten den Zauber des Nebbiolo einmal erlebt<br />
haben - meist durch die Weine der Langhe -, ist es nur natürlich<br />
zu fragen: Was gibt es denn sonst noch? Die Antwort lautet:<br />
Alto Piemonte und Valtellina, zwei eigenständige und unterschiedliche<br />
Regionen, die beide viel zu bieten haben. Seit meinem<br />
letzten Beitrag vor zwei Jahren habe ich mehr Weine aus<br />
dem Alto Piemonte und dem Valtellina verkostet denn je zuvor,<br />
viele davon von neuen Betrieben. Das Tempo des Wandels ist<br />
rasant und oft auch aufregend. Das Beste daran ist, dass diese<br />
handwerklich hergestellten Weine nur einer Handvoll Kenner<br />
bekannt sind und in der heutigen Welt einen enormen Wert<br />
haben.“<br />
Das Trio hinter ARPEPE:<br />
Emanuele, Isabella und<br />
Guido Pelizzatti Perego<br />
© ARPEPE<br />
75
ITALIEN LOMBARDEI<br />
VALTELLINA: IL PARADISO PURO DEL NEBBIOLO!<br />
„Ein Tal, umgeben von hohen und furchterregenden Bergen“,<br />
so beschrieb Leonardo da Vinci die Region Valtellina in seinem<br />
Codex Atlanticus. Das Valtellina ist eine der attraktivsten Regionen<br />
für Nebbiolo. Wir befinden uns hier weiter nördlich als<br />
im Piemont, genauer gesagt in der Lombardei. Das Valtellina,<br />
eine Region von lediglich rund 1.000 Hektar Rebfläche (einst<br />
war die Region immerhin 6.000 Hektar groß!), grenzt bereits<br />
an die Schweiz und Südtirol an, die zudem Hauptabnehmer der<br />
finessereichen Rotweine sind. Das alpine Ski-Gebiet St. Moritz<br />
befindet sich hier lediglich 80km nördlich. Damit zeichnet sich<br />
auch schon das Landschaftsbild des Valtellina ab. Die Weinortschaften<br />
sind von terrassierten Steillagen geprägt, erinnern an<br />
einen Hybrid aus dem Tessin und Hermitage. Diese raue Landschaft<br />
erweist sich als klimatisches Paradies: Die Adda fließt hier<br />
von den Rätischen Alpen über den Comer See bis zur Mündung<br />
in den Po. Das Tal wird im Süden wie im Norden von Gebirgszügen<br />
eingefasst, ist von kalten Nordwinden abgeschottet und<br />
wird vor Pilzkrankheiten, die bei feucht-warmen Luftströmungen<br />
entstehen weitestgehend bewahrt. Der Comer See fungiert<br />
hier als Temperaturregulator. Wer Weinbau betreibt, ist sich<br />
einer gewissen Selbstkasteiung wohlbewusst, nicht umsonst<br />
spricht man im Valtellina von der viticultura eroica, dem „heroischen<br />
Weinbau“: Zwischen 300 und 700 Metern Höhe wird<br />
dieser in aller Regel betrieben, die Parzellen zeigen sich verwinkelt<br />
und liegen in der Gele weit verstreut. Handarbeit ist hier<br />
eine Notwendigkeit, die am Ende jedoch mit einem wahrhaft<br />
paradiesischen Wein belohnt wird. Dantes Göttliche Komödie<br />
und die zu durchlaufenden Höllenkreise kommen einem hier<br />
auch 700 Jahre nach dem Tod des Dichters unweigerlich in den<br />
Sinn – und tauchen auch tatsächlich auf. Das Valtellina besitzt<br />
eine Qualitätspyramide: Die Basis bildet der sogenannte Rosso<br />
di Valtellina DOC, der zu mindestens 90 % aus Nebbiolo<br />
bestehen muss. Darüber erschließen sich die Valtellina Superiore<br />
DOCG. Lediglich fünf Unterzonen (sottozone), kleinste<br />
Gebiete von 15 bis 140 Hektar Größe, dürfen sich auf dem Etikett<br />
hervorheben: Grumello, Maroggia, Sassella, Valgella und das<br />
sogenannte Inferno, eine der eindrucksvollsten Subregionen<br />
des Valtellinas, dessen kräftigere Rotweine besondere Aufmerksamkeit<br />
verdienen.<br />
ARPEPE: HISTORISCHES AKRONYM<br />
UND ZUGPFERD DER REGION<br />
Ein Betrieb ragt unserer Meinung nach besonders hervor, und<br />
wir verdanken diese vorzügliche Empfehlung niemand geringerem<br />
als Roberto Santana, einem der vier Musketiere unseres<br />
spanischen Champions-League-Teams Envínate. Es handelt<br />
sich um die in Sondrio gelegene Società Agricola AR.PE.PE.<br />
Hinter diesem Akronym verbirgt sich Arturo Pelizzatti Perego,<br />
der „Wiederaufbauer“ des Weinguts, wie er von seinen Nachkommen<br />
genannt wird. Denn drei Meilensteine prägen die<br />
Gutsgeschichte: 1860, 1984 und 2004. Das schlicht „Pelizzatti“<br />
genannte Weingut lässt sich bis 1860 zurückdatieren, wurde<br />
dann in den 1970er-Jahren zum Leidwesen Arturo Pelizatti Peregos<br />
verkauft, dessen Vater den Betrieb aufgrund seiner voranschreitenden<br />
Krebskrankheit veräußerte. Erst ein Jahrzehnt<br />
später erwarb Arturo den Betrieb zurück, verpflichtete sich,<br />
die Einzigartigkeit der Nebbiolo-Traube im Valtellina herauszuarbeiten.<br />
Als einziges der vier Kinder verschrieb er sich dem<br />
Weinbau. Nur durch Verpachtung gelang es ihm den Betrieb<br />
vor dem kompletten Ausverkauf zu bewahren. Dadurch konnte<br />
er allerdings die Kernlagen des väterlichen Betriebs wiedererwerben.<br />
Wir verdanken nun der fünften Generation, Arturos<br />
Kindern, die Fortschreibung einer einzigartigen Geschichte,<br />
die erneut in eine Tragödie hätte münden können, als Arturo<br />
seinem Krebsleiden im Jahre 2004 erlag. Doch standen hier inzwischen<br />
die Geschwister Isabella, Emanuele und Guido bereit,<br />
festentschlossen, das Vermächtnis ihrer Vorfahren zu bewahren<br />
und das Weingut in eine ebenso geschichtsträchtige Zukunft<br />
zu führen.<br />
Was die Geschwister seitdem investiert haben, ist atemberaubend:<br />
Die schwierig zu bewirtschaftenden Terrassenlagen<br />
wurden mit Schleppzügen ausgestattet, wie man sie schon<br />
vor Generationen kannte, um so das Traubenmaterial ins Tal<br />
zu transportieren. In der tief in die Hügel gegrabenen Kellerei<br />
werden mit großer Geduld und noch größerem Verständnis<br />
Weine vinifiziert, die in ihrer Stilistik unverkennbar ausfallen<br />
76 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
und unter idealen Bedingungen quasi unbeeindruckt von äußeren<br />
Ereignissen heranreifen. „ARPEPE ist einer der traditionellsten<br />
Erzeuger des Valtellina. Die Gärung und Mazeration<br />
seiner Einzellagenweine findet in großen Holzbottichen statt<br />
und kann je nach Jahrgang bis zu 69 Tage dauern. Danach folgt<br />
eine lange Reifung in den Kellern, zunächst in großen Fässern,<br />
meist aus Kastanienholz für die Cru-Abfüllungen, dann in Zement<br />
und schließlich in der Flasche, bevor er auf den Markt<br />
kommt.“ berichtet der Wine Enthusiast. Im Zentrum steht<br />
ausschließlich die Herausarbeitung der Nebbiolo-Traube, die<br />
hier auch Chiavennasca genannt wird. Sassella, Grumello und<br />
Inferno sind die Ortschaften, welche die Geschwister bearbeiten.<br />
Der Schieferanteil fällt in Grumello besonders hoch aus.<br />
Aber auch Kalkstein dominiert hier den Boden. In Sassella sorgen<br />
die eisenhaltigen roten Böden mit hohem Lehmanteil für<br />
völlig andere Facetten. Das Potenzial ist enorm. So schreibt der<br />
Sommelier und Italienkenner Rogger Bissel: „Die besten Weine<br />
des Valtellina können sich mit den etablierten Spitzenweinen<br />
messen. Meiner Meinung nach ist das Valtellina eine Region<br />
mit enormem Potenzial, vor allem da die Welt ihre Liebe zum<br />
Nebbiolo weiter ausbaut.“ Es ist die Feinheit und Intensität, des<br />
Nebbiolo, die hier besonders betont wird. Ein Nebbiolo aus Valtellina,<br />
speziell von ArPePe, fällt völlig anders aus als klassischer<br />
Barolo. Die enormen Höhenlagen und das raue Klima erzeugen<br />
rubinrot schimmernde Weine, deren Früchte säuerlich und<br />
rotfruchtig ausfallen. Nicht selten gesellen sich Kräuter- Minze<br />
– und Teenoten hinzu, wohingegen die Tanninstruktur seidig<br />
und zart ausfällt. Die Fruchtintensität, die die Weine hier ausstrahlen<br />
ist bemerkenswert. Um der eher divenhaften Traube<br />
gerade diese Facette zu entlocken, bedarf es eines gehörigen<br />
Quantums Geduld. Die Geschwister lernten diese Bedingung<br />
bereits von ihrem Vater, der diesbezüglich als absoluter Fanatiker<br />
galt und all seinen Weinen viele Jahre Reifezeit spendierte,<br />
bevor sie in den Verkauf gingen. Diesem Credo folgt man auch<br />
heute noch, zelebriert es förmlich, was Besonderheit und Ausnahmestellung<br />
sämtlicher Weine von ArPePe garantiert.<br />
„Il giusto tempo del Nebbiolo“, die richtige (Warte-)Zeit für den<br />
Nebbiolo. So lautete stets Arturos Leitspruch für ArPePe. Wir<br />
schreiben das Jahr 2022 und es scheint, das sich das Warten<br />
mehr denn je gelohnt hat. Die Zeit ist reif für Nebbiolo jenseits<br />
des Piemont!<br />
77
ITALIEN LOMBARDEI<br />
ARPEPE<br />
NEBBIOLO DOC ROSSO DI VALTELLINA, 2020<br />
„Dieser Wein verkörpert alles, was man am Nebbiolo lieben kann.“<br />
– „The 50 Best Wines of 2020“ – VinePair<br />
ILO020120 Nebbiolo DOC Rosso di Valtellina, rosso 2020 Nomacorc 13% Vol. 31,86 €/l 23,90 €<br />
Im lombardischen Valtellina, an der Grenze zur<br />
Schweiz, nennt man den ubiquitären Nebbiolo „Chiavennasca“.<br />
Er gedeiht hier in bis zu 700 Metern Höhe<br />
und unterscheidet sich, nicht allein nur aufgrund der<br />
teils vom Schiefer geprägten Lagen enorm vom Piemonteser<br />
Barolo. Ganz besonders kommt dies beim<br />
einfachen Rosso di Valtellina zur Geltung. Im Weingut<br />
ArPePe praktizieren die Geschwister lange Mazerationszeiten,<br />
greifen hierbei jedoch kaum ein, sodass<br />
die Aromen und Farbstoffe aus den Trauben nur subtil<br />
– wie bei einem Tee – extrahiert werden. Ausgebaut<br />
werden die Weine dann in großen Gebilden, wo sie<br />
oft über mehrere Jahre reifen. Bis auf die Ausnahme<br />
dieses rosso, der ganz klar die Fruchtintensität und<br />
Vitalität der Nebbiolotraube betont. Er stammt von<br />
Terrassenlagen zwischen 350 und 600 Metern Höhe,<br />
mazerierte zwar ganze 69 Tage. Ausgebaut wurde er<br />
allerdings lediglich für fünf Monate in 50-Hektoliter-<br />
Fässern, zum Teil auch in Zementtanks. Dieser feine<br />
Rotwein strahlt einen förmlich mit seinem hellen rubinrot<br />
an. Es duftet hier ganz subtil nach Hagebutten,<br />
Kornellkirschen und Walderdbeeren. Die Frucht zeigt<br />
sich derartig intensiv wie auch bereits die Farbe. Ein<br />
Hauch von extrahierten Assam-Teeblättern bildet eine<br />
feine kräuterige Note im duftigen Bouquet. Gott, ist<br />
das fein! Am Gaumen zieht sich die zarte Säurestruktur<br />
entlang, nicht adstringierendes Tannin, wie man es bei<br />
jungem Langhe Nebbiolo kennt. Die Tannine tauchen<br />
erst im Nachhall auf, ganz feinkörnig, fast schon poliert.<br />
Dieser Wein lebt von seiner intensiven Frucht und<br />
Leichtigkeit, der roten, ja eher erdbeerigen Frucht<br />
und nur minimal balsamischen Noten im Nachhall. Im<br />
schwarzen Glas serviert könnte man den Wein gewiss<br />
auch für einen strukturierteren Weißwein halten.<br />
Unmittelbar ein Genuss! Auf Empfehlung ArPePes bevorzugt<br />
bei 15 °C und im Ballonglas servieren. Potenzial bis<br />
2025+.<br />
„IL PETTIROSSO“ DOCG VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO 2019<br />
Fruchtiges, feingesponnenes Nebbiolo-Geheimnis!<br />
ILO020219 „Il Pettirosso“ DOCG Valtellina Superiore, rosso 2019 Nomacorc 13,5% Vol. 44,66 €/l 33,50 €<br />
Nebbiolo steht für Barolo und Barbaresco und damit<br />
für das Piemont. War da noch was? Nun, wenn man<br />
Weinkenner in der Schweiz fragt, wird schnell auch<br />
Valtellina, das benachbarte Tal in der Lombardei genannt<br />
werden. Denn hier hat man sich nicht beirren<br />
lassen und legt den Nebbiolo in einer weitaus ursprünglicheren<br />
Form vor. Kirsche, Erdbeere und Kräuter<br />
muss man nicht nach langer Wartezeit hinter den<br />
Holz-Noten suchen, sie erschließen sich ohne das Tannin<br />
als Torwächter schon in der Jugend der Weine. Die<br />
Weine von ArPePe leben diesen super-traditionellen<br />
Stil bereits mit ihrem Namen aus: Das Akronym ist aus<br />
den Initialen des Gründers Arturo Pelizzatti Perego zusammengesetzt.<br />
Er war es auch, der das Etikett für das „Rotkehlchen“<br />
zeichnete, denn „Il Pettirosso“ verdankt sich einem Vogel<br />
dieser Art. „Sie kommen selten in den Weinkeller,<br />
doch eines Tages saß ein Rotkehlchen auf einem Fass,<br />
wie um uns zu warnen“, erinnert sich Isabella Pelizzatti<br />
Perego an die Geburt dieses Rotweins. Tatsächlich war<br />
dieses Fass leck geworden und musste abgefüllt werden<br />
– natürlich mit dem warnenden Vogel am Etikett.<br />
Und dort befindet er sich bis heute und wacht über<br />
eine Kombination aus den drei Unterzonen des Valtellinas,<br />
in denen ArPePe Weingärten besitzt. Jedes Jahr<br />
wird der „Il Pettirosso“ aus den verschiedenen Nebbiolo-Lagen<br />
neu komponiert. Doch immer erklingt die<br />
Melodie des Rotkehlchens freundlich und trinkfreudig.<br />
2019 etwa lautet das Motto: Augen zu und an Schwarzwälder<br />
Kirsch denken! Der rotfruchtige Auftakt und<br />
der krümelig-duftige Kakao geben hier die Assoziationen<br />
vor. Mit etwas Luft, die man dem Nebbiolo durchaus<br />
gönnen sollte, steigt dann auch der Erdbeerduft<br />
des „Petrirosso“ empor, der an rotes Frucht-Coulis<br />
erinnert. Sternanis, Piment und gemahlene Gewürznelken<br />
ergänzen eine feine Würzigkeit, während der<br />
Rooibos-artige, also nur ganz leicht herbe Gerbstoff,<br />
auch an blumige Düfte denken lässt. Im Mund bringt<br />
der Nebbiolo aus der Lombardei dann ausgeprägte<br />
Kirschfrucht mit einem eleganten säurigen Unterbau<br />
mit. Der erneut geradezu hingetupfte Gerbstoff sorgt<br />
für herb-süße Erinnerungen an Hagebutte. Und er<br />
macht aus dem Rotwein einen jener Vertreter dieses<br />
Genres, die gerne leicht gekühlt serviert werden sollten.<br />
Konkret nennt man am Weingut 15 °C als ideale<br />
Habitatrichtlinie für dieses „Rotkehlchen“.<br />
Ab sofort und bis 2035.<br />
78 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
ARPEPE<br />
LOMBARDEI ITALIEN<br />
SASSELLA „STELLA RETICA“<br />
DOCG VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO 2019<br />
„Drink the mountain“: hochfeiner, hochkomplexer Nebbiolo!<br />
ILO020319 Sassella „Stella Retica“ DOCG Valtellina Superiore, rosso 2019 Nomacorc 13,5% Vol. 54,53 €/l 40,90 €<br />
Die Kalifornier haben ihr Bestes gegeben. Auch die<br />
Australier haben es versucht. Doch Barolo und Barbaresco<br />
zu kopieren, wollte nirgendwo auf der Welt so<br />
recht gelingen. Dabei ist gerade der Nebbiolo, die widerspenstige<br />
Rebe der großen Rotweine aus dem Piemont,<br />
ähnlich wie Pinot Noir in der Lage, die Nuancen<br />
verschiedenster Terroirs ins Glas zu bringen. Voraussetzung<br />
ist freilich eine besonders günstige Lage, wie<br />
sie die anspruchsvolle Sorte etwa in der Langhe vorfindet<br />
(wo neuerdings mehr und mehr Nebbiolo in<br />
Weinbergen angebaut wird, die Jahrzehnte lang mit<br />
pflegeleichteren Trauben wie Barbera oder Dolcetto<br />
bestockt waren). Kaum bekannt ist indes, dass nordöstlich<br />
von Mailand, im hohen Norden der bergigen<br />
Lombardei und nur einen Steinwurf südlich der<br />
Schweiz eine veritable Nebbiolo-Hochburg versteckt<br />
liegt: das alpine, felsige Valtellina – Italiens nördlichstes<br />
Weinanbaugebiet. Hier wurde schon Chiavennasca<br />
kultiviert – wie der Nebbiolo dort genannt wird – lange<br />
bevor die Sorte im Piemont heimisch wurde. Wie der<br />
klare, frische Sassella „Stella Retica“ auf das Schönste<br />
beweist, ist diese Ursprünglichkeit in dem zumeist<br />
übersehenen Gebiet bis heute erhalten geblieben. Der<br />
Wein stammt von 50 bis 100 Jahre alten Rebstöcken<br />
aus dem steilen, steinigen, in einer Höhe von 400<br />
bis 550 Metern gelegenen Cru Sassella – genauer gesagt<br />
aus dessen Unterparzellen Rocce Rosse, Nuova<br />
Regina und Ultimi Raggi. Im Glas zeigt er ein helles,<br />
transparentes Rubinrot mit orangefarbenen Reflexen.<br />
Die Nase ist überaus fein und elegant: Noten von<br />
Walderdbeeren, Rosenblüten sowie eine leichte Nelken-Würze<br />
machen das Bouquet aus. Hinzu kommen<br />
Bergwiesenkräuter, etwas Holzrauch, junge Fichtennadeln,<br />
Unterholz, insgesamt ein kräftiger Waldgeruch.<br />
Die dreimonatige Mazeration in Holzfässern, gefolgt<br />
von 18 Monaten in Holzbottichen und -fässern,<br />
haben die Geschmackskomponenten nicht nur intensiviert,<br />
sondern auch harmonisiert. So kehren die Aromen<br />
im Mund saftig zurück und halten lange Zeit an. Die<br />
Nebbiolo-typischen Tannine sind auf Hochglanz<br />
poliert, die Säure ist gekonnt integriert. Ein dicht gewirkter,<br />
kompakter Wein von rauer Eleganz, der seine<br />
Herkunft von eisenhaltigen roten Böden mit hohem<br />
Lehmanteil in erstaunlicher Weise widerspiegelt. Einen<br />
kühlen, felsigen Berg zu trinken – das geht also doch.<br />
Ab sofort und bis 2036 und länger.<br />
© ARPEPE<br />
79
ITALIEN LOMBARDEI<br />
ARPEPE<br />
GRUMELLO „ROCCA DE PIRO“<br />
DOCG VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO 2019<br />
Fruchtbetonter Nebbiolo mit feiner Schieferwürze!<br />
ILO020419 Grumello „Rocca de Piro“ DOCG Valtellina Superiore, rosso 2019 Nomacorc 13% Vol. 54,53 €/l 40,90 €<br />
Fünf Subregionen dürfen im Valtellina als „Superiore<br />
DOCG“ ausgewiesen werden, auf drei davon verteilen<br />
sich die 13 Hektar der Familie Pelizzatti Perego.<br />
Grumello ist die verkürzte Bezeichnung des „Castello<br />
de Piro al Grumello“, einer Ruine, die auf eine Burg aus<br />
dem 13. Jahrhundert zurückgeht. Sie gibt dem Wein<br />
auch symbolisch den Namen, denn wie das alte Gemäuer<br />
besteht auch der Weingarten aus zwei Teilen, die<br />
sich in diesem Nebbiolo vereinen. Die Höhenlage von<br />
bis zu 500 Metern liefert einen Wein voller Frucht, der<br />
nach langer Vergärung in großen Fässern (5.000 Liter)<br />
und zum Teil im Beton-Tank gereift wird. Das Ziel bei<br />
diesem minimalen Einfluss der Kellertechnik ist der Erhalt<br />
der Würze dieses vor-alpinen Rotweins, der auf einem<br />
Mix aus Kalk- und Schieferböden heranreifte. Die<br />
späte Ernte – am 16. Oktober – brachte im Jahrgang<br />
2019 eine ebenso reife Frucht des „Grumello Rocca de<br />
Piro“ hervor wie auch eine stützende Säure durch die<br />
kühlen Nächte.<br />
Man braucht nur ein Wort, um sich mit dem Winzer<br />
über den aromatischen Unterschied des „Grumello“ zu<br />
den beiden anderen Terroirs – „Sassella“ und „Inferno“ –<br />
zu unterhalten. „Mirtillo“ heißt Heidelbeere und beschreibt<br />
den Duft dieses Nebbiolo, der sich nicht in die<br />
rote Frucht-Richtung einreihen lässt, kurz und bündig.<br />
Dahinter schimmert dann bereits die Würze durch,<br />
die sich in Form von Steinpilz und Graphit an die Nase<br />
schleicht. Wie alle Weine von ArPePe ist auch dieser<br />
2019er eine Kreation, der man zuhören können muss.<br />
Der erste Schluck unterstreicht das noch, denn es ist<br />
bei aller Hellfarbigkeit viel Geschmack da: Das beginnt<br />
mit Preiselbeer-herbem Auftakt, dazu einer fast<br />
likörartigen Intensität der Heidelbeeren und einem von<br />
Beginn an „dunklen“ Zug, den man getrost dem Schieferboden<br />
rund um die Burg von Grumello zuschreiben<br />
kann. Fast wärmend ist das Finish dieses Nebbiolos,<br />
der sich seine sanfte Dosis Gerbstoff für den<br />
Schluss aufgespart hat: Wie Assam-Tee wirkt dieses<br />
elegante Tannin, das sich in den kommenden Jahren<br />
noch mehr an die Beerenfrucht anschmiegen wird.<br />
Ab sofort bis 2042.<br />
80 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
ARPEPE<br />
LOMBARDEI ITALIEN<br />
INFERNO „FIAMME ANTICHE“<br />
DOCG VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO 2019<br />
Gewürze und dunkle Beeren – auch das kann Nebbiolo!<br />
ILO020519<br />
Inferno „Fiamme Antiche“ DOCG Valtellina Superiore, rosso 2019 Nomacorc<br />
13,5% Vol. 54,53 €/l 40,90 €<br />
Der Name klingt höllisch, doch muss man das Land<br />
dahinter mit den Augen von Arturo Pelizzatti Perego<br />
sehen lernen. Denn er kannte den „Circuito dell'Inferno“<br />
bestens. Die Straße, die zu den Weingärten hinaufführt,<br />
war auch Teil der „Coppa Valtellina“-Rallye,<br />
an der ArPePes Gründer öfter teilnahm. Seine Weine<br />
sollten eben auch die Kraft des Landes und das Brüllen<br />
der Motoren wiedergeben, aber eben auch mit<br />
der feinen Motorik, die man zum Lenken historischer<br />
Fahrzeuge braucht. Dieser „Valtellina Superiore“ feiert<br />
die Granitfelsen, die sich in der Sonne erwärmen<br />
und wie eine Flamme in der Luft schweben. Die Hitze<br />
stellt aber nicht nur den Paten des „Fiamme Antiche“<br />
dar, sie prägt auch seinen Geschmack. Den verleihen<br />
diesem 2019er Nebbiolo nämlich die steilen und sehr<br />
sonnigen Hänge der Gemeinde Poggiridenti.<br />
Rennwagenfan Arturo hätte diese Farbe im Glas wohl<br />
an die roten Autos aus Maranello erinnert, wobei die<br />
steile Straße, die einen endgültig zu den Rebstöcken<br />
bringt, keineswegs für Sportwagen geeignet ist. Und<br />
auch der Wein selbst, duftend nach Kräutern und<br />
dunklen Waldbeeren, atmet den Geist des Entschleunigens.<br />
Auch der Nebbiolo bekam viel Zeit, wie bei<br />
ArPePe üblich; 104 Tage wurde im Holz vergoren. Danach<br />
schloss sich die Reife in großen Fässern, Betongebinden<br />
und später in der Flasche an.<br />
Der „Fiamme Antiche“ stellt ein eng gefügtes Konglomerat<br />
aus der reifen Sauerkirschfrucht und dem sanften,<br />
aber merklichen Schokoschmelz der Fassreifung<br />
dar. Im Mund kommen dazu anfangs noch schüchtern<br />
wirkende, aber immer bestimmter auftretende Kräuter.<br />
Etwas Salbei ist dabei, auch ein vereinzeltes Lorbeer-<br />
Blatt, vor allem aber ein Quentchen Wacholder, das<br />
mit seinen ätherischen Ölen ansatzlos in die reife Dunkelbeerigkeit<br />
dieses Nebbiolos übergeht. Brombeere<br />
und Heidelbeere lassen zwar auch die säuerliche Seite<br />
blitzen, doch das ist nur eine Frage von Monaten. Dann<br />
wird der „Fiamme Antiche“ von 2019 so geschmeidig<br />
über den Gaumen gleiten wie sich ein Ferrari den Windungen<br />
des „Circuito dell’Inferno“ anschmiegt.<br />
Ab sofort bis 2037.<br />
GRUMELLO „SANT’ANTONIO“<br />
RISERVA DOCG VALTELLINA SOPERIORE, ROSSO 2016<br />
Im Namen der Kirche: ein Nebbiolo von großer Reinheit und Würde<br />
ILO020616 Grumello „Sant’Antonio“ Riserva DOCG Valtellina Soperiore, rosso 2016<br />
Nomacorc 13% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
Im Valtellina, „wo der Nebbiolo die Berge herausfordert“<br />
(Alessandro Masnaghetti), sind die Tage oft heiß, die<br />
Nächte dagegen kühl. Idealtypische Bedingungen also<br />
für einen Nebbiolo von großer Reinheit und Konzentration<br />
– wie diesen „Sant’Antonio“ aus dem 450 bis 500<br />
Meter hoch gelegenen Cru Grumello. (Bei Sant’Antonio<br />
handelt es sich um die benachbarte Kirche, in der Arturo<br />
und Giovanna Pelizzatti Perego, die Eltern der<br />
heutigen ArPePe-Besitzer, einst 1969 den Bund der Ehe<br />
schlossen.) Der Nebbiolo – zweifellos eine der edelsten<br />
und anspruchsvollsten roten Rebsorten der Welt – ist<br />
ein Frühblüher und Spätreifer. Mit anderen Worten:<br />
Seine Trauben trachten danach, möglichst viel Zeit<br />
am Rebstock zu verbringen, um dort ganz gemächlich<br />
hohe Zucker-, Säure- und Tanningehalte auszubilden.<br />
Die Kunst des Winzers besteht darin, die Lese im genau<br />
richtigen Moment durchzuführen, nämlich wenn die<br />
Trauben ausreichend Zeit zur Reife hatten und die drei<br />
Komponenten im Einklang sind.<br />
Bei ArPePes „Sant’Antonio“ ist dies auf vortreffliche<br />
Weise gelungen. Der farblich blass rostfarbene, puristische<br />
Wein begeistert nicht nur durch seine überwältigende<br />
gerbstoffreiche Frische, sondern auch durch<br />
seine hocheleganten, ausgewogenen Aromen, die sich<br />
während der langen Mazeration und der malolaktischen<br />
Gärung mit Schalenkontakt entfaltet haben:<br />
Dem Glas entsteigt ein komplexes Bouquet von Veilchen<br />
und Erdbeeren, dazu die Würze von Leder, Tabak,<br />
Walnüssen, etwas Speck, zarte Röstnuancen von angebratenen<br />
Champignons mit frisch gehackter Petersilie<br />
und Pfeffer aus der Mühle. Lavendel, Menthol und<br />
Lakritz blitzen kurz am Gaumen auf, dann folgen reife,<br />
herbe Sauerkirschen, saftige Blutorangen im Sternanis-<br />
Sud, etwas Teer und ein Hauch von Gewürznelke. Ein<br />
intensiver, charakterstarker, aber keineswegs lauter<br />
Nebbiolo, der nach etwas Belüftung ein spektakuläres<br />
Aromenfeuerwerk entfacht. Und den man ob seiner<br />
griffigen, nie adstringierenden Tannine und seiner<br />
ebendigen Säure in England wohl liebevoll einen palate<br />
cleanser (Gaumenreiniger) nennen würde.<br />
Ab sofort und bis 2040 und länger.<br />
81
ITALIEN LOMBARDEI<br />
ARPEPE<br />
INFERNO „SESTO CANTO“ RISERVA DOCG VALTELLINA<br />
SUPERIORE, ROSSO 2016<br />
Von heldenhaftem Weinbau: Höllenqualen für himmlischen Genuss!<br />
ILO020716 Inferno „Sesto Canto“ Riserva DOCG Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Nomacorc 13% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
© ARPEPE<br />
Im Sechsten Gesang („Sesto Canto“) von Dantes „Divina<br />
Commedia“ geht es den Vielfraßen an den Kragen:<br />
Im dritten Höllenkreis werden die Sünder der Völlerei<br />
(oder besser gesagt: ihre Seelen) in Schlamm getaucht<br />
und von der monströsen dreiköpfigen Höllenbestie Kerberus<br />
geschunden. Dass ein zum Genuss bestimmtes<br />
Naturprodukt wie ein großer Rotwein ausgerechnet<br />
nach dieser Passage der Weltliteratur benannt ist, mutet<br />
zunächst sicher befremdlich an. Bedenkt man jedoch,<br />
dass eine der fünf herausragenden Einzellagen im Valtellina<br />
„Inferno“ heißt und analog zum dritten Höllenkreis<br />
in der dritten Haarnadelkurve einer Straße namens<br />
„Circuito dell’Inferno“ (Höllenfahrt) zu finden ist, dann<br />
erklärt sich die ausgefallene Bezeichnung beinahe von<br />
selbst. Und so ungewöhnlich ist der Lagenname auch<br />
wieder nicht, führt man sich vor Augen, dass wir hierzulande<br />
etwa mit Hochheimer Hölle, Roxheimer Höllenpfad<br />
und Assmannshäuser Höllenberg ganz ähnliche<br />
Namen vorfinden. Es war Arturo Pelizzatti Perego, der<br />
das bereits 1860 gegründete (und heute nach seinen Initialen<br />
benannte) Weingut ArPePe 1984 wiederbelebte.<br />
Er träumte davon, in dem 450 Metern hoch gelegenen<br />
und nur einen Hektar großen Weinberg eine „Riserva di<br />
Inferno“ zu erzeugen – ein Traum, der erst von seinen<br />
Kindern Isabella, Emanuele und Guido erfüllt werden<br />
konnte. Tatsächlich erfordert die Bewirtschaftung der<br />
nach Süden ausgerichteten Granitterrassen mit ihren<br />
50 Jahre alten Rebstöcken eine nahezu heroische Attitüde,<br />
eine viticultura eroica, die mit schwindelerregend<br />
steilen Hängen ebenso zurechtkommen muss wie mit<br />
harten, felsigen Böden. (Ringsumher wird die Lese<br />
regelmäßig mit Hilfe von Seilbahnen und sogar Hubschraubern<br />
durchgeführt.) Höllen-Vergleiche scheinen<br />
also keineswegs übertrieben, berücksichtigt man, wie<br />
mühsam der Anbau in den atemberaubend steilen Bergen<br />
ist, der fast vollständig mit Handarbeit einhergeht.<br />
Denn trotz geringer Erträge erfordert dieser äußerst<br />
elegante Wein einen erheblichen personellen Mehraufwand:<br />
Kann eine einzelne Person etwa in der Langhe<br />
rund zehn Hektar Reben pro Jahr bewirtschaften, so ist<br />
es im Valtellina kaum mehr als ein Hektar. Darüber hinaus<br />
bringt die traditionelle Weinbereitung einen enormen<br />
zeitlichen Mehraufwand mit sich: Während der 86<br />
Tage (!) dauernden Mazeration in Holzbottichen wurden<br />
reichlich Aroma- und auch Gerbstoffe aus den Beerenhäuten<br />
herausgelöst. Die insgesamt 34-monatige<br />
Reifung in Holzfässern, Stahltanks und auf der Flasche<br />
hat alle Geschmackskomponenten harmonisch zusammengeführt.<br />
Das Ergebnis ist ein transparenter, rubinrot<br />
funkelnder Wein, der in der Nase anfangs noch verschlossen<br />
wirkt, nach etwas Belüftung jedoch balsamische<br />
Aromen von süßen und sauren Kirschen, Räucherspeck<br />
und getrockneten Rosenblättern freisetzt, gefolgt<br />
von Sattelleder und etwas Virginia-Tabak. Im Mund<br />
wirken die herben Fruchtnoten vergleichsweise zurückhaltend,<br />
dafür dominieren würzige Anklänge an<br />
Pfeffer und Salz, Chili und Piment und eine Spur Tabakrauch.<br />
Ein saftiger, straffer, säurebetonter, alles in allem<br />
höllisch guter Nebbiolo, der lange druckvoll nachhallt.<br />
Ab sofort und bis 2040 und länger.<br />
82 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
ARPEPE<br />
LOMBARDEI ITALIEN<br />
GRUMELLO „BUON CONSIGLIO“<br />
DOCG RISERVA VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO 2016<br />
Geheimtipp für Kenner: „Roter Veltliner“ aus Italiens hohem Norden!<br />
ILO020816 Grumello „Buon Consiglio“ DOCG Riserva Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Nomacorc 13% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
Das einzige Problem mit den eleganten Nebbioli aus<br />
dem Valtellina (zu Deutsch: Veltlin) bestehe darin,<br />
dass sie so schwer zu finden seien: Das schrieb letzthin<br />
voller Begeisterung keine Geringere als die englische<br />
Großkritikerin Jancis Robinson. Gewiss, ein nur 1.000<br />
Hektar großes Anbaugebiet deckt kaum mehr als den<br />
weltweiten Bedarf von Kennern und Liebhabern, die<br />
diesen Geheimtipp für sich beanspruchen – und folglich<br />
auch glücklich sind, für eine Flasche ArPePe etwa in<br />
einer New Yorker Weinbar mehrere Hundert Dollar ausgeben<br />
zu dürfen. Wie frisch, rein, ausdrucksstark und<br />
mineralisch diese „Roten Veltliner“ tatsächlich sind,<br />
zeigt der „Buon Consiglio“ aus der Einzellage Grumello<br />
– einer der fünf Subregionen des Valtellina Superiore<br />
DOCG: Transparent, ja fast blass wirkt das zarte Rubinrot.<br />
Schon beim ersten Hineinschnuppern wird klar: Wir<br />
haben es hier mit einer viel leichteren, schlankeren, delikateren<br />
Ausdrucksform des Nebbiolo zu tun als üblich;<br />
einer enorm filigranen und terroirgeprägten Stilistik,<br />
die gar nicht erst versucht, den ungleich berühmteren<br />
Barolo zu imitieren, sondern ihren ganz eigenständigen<br />
alpinen Charakter hat. Dem Glas entströmen sanfte<br />
Aromen von frischen Wildkirschen, Himbeeren und<br />
Preiselbeeren, dazu vielschichtige Noten von gerösteten<br />
Haselnüssen, Champignons und eine Spur kalter<br />
Weihrauch. Am Gaumen mischen sich herb-saftige rote<br />
Beeren mit nussigen Aromen und einem Hauch Pfeffer.<br />
Im Abgang ist eine salzige, zart rauchige Mineralik zu<br />
verspüren, die durch den im Grumello besonders hohen<br />
Schieferanteil geprägt ist. Das Weingut Arpepe ist dafür<br />
bekannt, seine Einzellagenweine in großen Holzbottichen<br />
zu vergären und ungewöhnlich lange zu mazerieren.<br />
Doch Maischestandzeiten von mehreren Monaten<br />
dienen nicht etwa dazu, dem Wein eine Holznote mitzugeben.<br />
Ganz im Gegenteil bevorzugen Isabella, Manuele<br />
und Guido Pelizzatti Perego alte Kastanienfässer,<br />
die keinerlei geschmacklichen Auswirkungen auf die<br />
zarte Frucht der Nebbiolo-Rebe haben. Deren Aromen<br />
konzentrieren sich während der ausgedehnten Mazeration.<br />
So wirkt der Wein zunächst fast schmeichelnd am<br />
Gaumen, wird bei zunehmender Belüftung dann aber<br />
deutlich straffer. Die kühlen, hochgelegenen Hänge<br />
und die traditionelle Weinbereitung im naturbelassenen<br />
Stil bringen straffe Tannine und eine rassige Säure hervor.<br />
Allerdings lässt sich heute schon schmecken, dass<br />
dieser langlebige, komplex strukturierte und zart parfümierte<br />
Wein extrem geschmeidig reifen und schließlich<br />
weich wie Seide sein wird. Freuen wir uns also, dass er<br />
jetzt – allen Befürchtungen zum Trotz – gar nicht mehr<br />
so schwer zu finden ist.<br />
Ab sofort und bis 2038 und länger.<br />
© ARPEPE<br />
83
ITALIEN LOMBARDEI<br />
ARPEPE<br />
SASSELLA „NUOVA REGINA“<br />
RISERVA DOCG VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO 2016<br />
Völlig unverblümt bezaubernder Ausdruck uralter Reben!<br />
ILO020916 Sassella „Nuova Regina“ Riserva DOCG Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Nomacorc 13,5% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
Warum die Schweizer sich in die Rotweine des Valtellinas<br />
verliebt haben, die hierzulande ein echter Geheimtipp<br />
geblieben sind, hat auch einen historischen Grund.<br />
Von ihm erzählt der Sassella „Nuova Regina“, denn dieser<br />
Name ist in den Katasterplänen mindestens so lange<br />
verzeichnet, als es den Export der Weine durch den Ahnen<br />
der heutigen Winzer-Generation, Giovanni Pelizzatti,<br />
gibt. 1860 lieferte er bereits den Nebbiolo über die<br />
Grenze zur Schweiz. Zudem hat diese Lage für ArPePe<br />
auch eine besondere Bedeutung als eine Art lebendiges<br />
Weingedächtnis der tenuta: auf den steinigen Böden<br />
der „Nuova Regina“ auf über 450 Metern über dem<br />
Meeresspiegel befinden sich die größte Anzahl alter<br />
Rebanlagen. In den besten Jahren bringen sie eine langlebige<br />
und kostbare Riserva hervor. Legendär, wenn<br />
auch so selten zu finden wie King Charles III. in einem<br />
Fastfood-Restaurant, ist etwa der Jahrgang 1991.<br />
Und 2016? Nun, der aktuelle Jahrgang fiel klein aus –<br />
gerade 6.006 Flaschen gibt es von diesem raren Nebbiolo,<br />
der erst am 30. Oktober geerntet wurde. Doch<br />
schon das erste Schnuppern an dem 34 Monate in Holz<br />
und Beton gelagerten Rotwein macht die Ausnahmequalität<br />
des „Sassella Nuova Regina“ klar. Er duftet nach<br />
Kornelkirschen, Leder und Nougat, der Kern aus Frucht<br />
scheint förmlich zu pulsieren und bringt neben den roten<br />
Beeren-Tönen kaum gerbstoffige Duftnoten mit.<br />
Im Mund bringt der Valtellina Superiore dann auch Frische<br />
und Säure mit, die an Cranberry und Sauerkirsche<br />
erinnern und die sich wie ein Film auf den Gaumen<br />
legen. Nachdrücklich, doch keineswegs als Kraftprotz<br />
zeigt sich die „Neue Königin“, die bereits bestens integriertes,<br />
softes Tannin, und ein stabil gezimmertes Säuregerüst<br />
aufweist. Freilich sollte man die Weisheit der<br />
fünf Winzer-Generationen beherzigen, die für ArPePe-<br />
Weine „die richtige Wartezeit“ empfiehlt. Denn am ersten<br />
Höhepunkt wird dieser Wein in zehn Jahren sein. Was<br />
nicht bedeutet, dass man ihn nicht schon 2023 mit<br />
Freude (vielleicht zu einem Rindsbraten?) genießen<br />
kann. Denn genau diese Zugänglichkeit macht das<br />
Faszinosum des „Nebbiolo der Alpen“ letztlich aus.<br />
Ab sofort bis 2042.<br />
SASSELLA „ROCCE ROSSE“<br />
RISERVA DOCG VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO, 2016<br />
Erdbeere und Rauch für einen sinnesfreudigen Roten!<br />
ILO021016 Sassella „Rocce Rosse“ Riserva DOCG Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Nomacorc 13,5% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
Sassella, Grumello und Inferno sind jene drei Subregionen<br />
des Valtellinas, die für einen Superiore DOCG einzeln<br />
hervorgehoben werden dürfen. Bei ArPePe kommen<br />
zwei Weine aus dem Sassella: „Rocce Rosse“ („Rote<br />
Felsen) und der „Ultimi Raggi“ („Letze Strahlen“). Mit<br />
dem „Rocce Rosse“ begann unter Arturo Pelizzatti Perego<br />
der kompromisslose Weg zu einem lombardischen<br />
Nebbiolo, der von seiner Herkunft geprägt sein sollte.<br />
Konkret war es ein Weingarten auf 400 Metern Höhe,<br />
den Arturo wieder in Stand setzte, um hier den „Nebbiolo<br />
delle Alpi“ als Riserva zu füllen. Dieser Beiname signalisierte<br />
bereits Anno 1984 – ebenso wie das lokale<br />
Synonym Chiavennasca – die Unterschiede vom berühmten<br />
Nebbiolo des Piemonts.<br />
Sechs Jahre ließ der ArPePe-Gründer diesem Wein Zeit,<br />
eher er ihn füllte. Der Name, den er mit seiner Frau<br />
Giovanna für den „Rocce Rosse“ wählte, sollte, italienisch-poetisch<br />
formuliert, „einen unauslöschlichen Eindruck<br />
in der Erinnerung hervorrufen, den die Blitze der<br />
Moderne nicht im Geringsten verwirren konnten“. Tatsächlich<br />
schimmert dieser Valtellina Superiore von 2016<br />
nach 34 Monaten im großen Holzfass und langer Flaschenreife<br />
auch im Glas hellrot wie eine Bischofsmütze.<br />
Der Wein vom Granitboden fordert auch einige Geduld<br />
von der Nase, ehe aus dem rauchigen Orange-Pekoe-<br />
Duft die wunderbare Erdbeer-Marmelade-Wärme<br />
nebst „sottobosco“ eines lange gereiften Nebbiolo herausriecht.<br />
Schön frucht-geprägt zeigt sich der „Rocce Rosse“ dann<br />
mit einem Mix sowohl aus reifen und säuerlich-jugendlichen<br />
Waldbeeren. Von Anfang an begleitet aber die<br />
Würze des Terroirs und ein Tee-artiger Gerbstoff diesen<br />
einladend-offenen Fruchtspiegel. Wer an der hellen Farbe<br />
im Glas zweifelte, wird spätestens ab dem zweiten<br />
Glas auch eine leichte Speckrauch-Tönung entdecken,<br />
die für die Komplexität dieses Nebbiolos Zeugnis ablegt.<br />
Er passt zu allen zart süßlichen sughi, aber auch<br />
Kalbsbraten hat hier einen wunderbaren Freund gefunden.<br />
Und einen, der das noch Jahre sein wird!<br />
Ab sofort bis 2040.<br />
84 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
ARPEPE<br />
LOMBARDEI ITALIEN<br />
© ARPEPE<br />
SASSELLA „ULTIMI RAGGI“<br />
RISERVA DOCG VALTELLINA SUPERIORE, ROSSO 2016<br />
Der Lohn der unkonventionellen Trocknung am Stock<br />
ILO021116 Sassella „Ultimi Raggi“ Riserva Valtellina Superiore DOCG, rosso 2016<br />
Nomacorc 14% Vol. 106,53 €/l 79,90 €<br />
Die letzten Strahlen der Sonne geben diesem ungewöhnlichen<br />
Wein aus der Produktion von ArPePe den Namen.<br />
Der „Ultimi Raggi“ stellt zugleich auch die Abfüllung des<br />
lombardischen Weinguts mit dem höchsten Alkoholgehalt<br />
(wobei es nur um 14 Vol.-% geht) dar. Dieser verdankt<br />
sich der Trocknung der Weintrauben. Höchstes<br />
Ziel dabei ist es aber „die Frische und Trinkbarkeit des<br />
Nebbiolo delle Alpi zu erhalten“. Daher entschied sich<br />
bereits der kreative Erneuerer Arturo Pelizzatti Perego<br />
dafür, die Erzeugung seines „passito“ nicht im Weinkeller,<br />
sondern im Weingarten selbst durchzuführen. 1999<br />
begann er mit der Umsetzung seiner Idee auf 600 Metern<br />
Höhe im oberen Teil der Sassella. Denn in dieser<br />
Gegend dauert die Zeit bis zum Erreichen der richtigen<br />
phenolischen Reife länger als in tiefer gelegenen Weingärten.<br />
Die plötzlichen Temperaturwechsel zwischen<br />
Tag und Nacht während der Erntezeit konzentrieren<br />
den Traubenzucker. Die Beeren dehydrieren langsam im<br />
Wind, während sie noch an der Pflanze haften. Erst kurz<br />
vor dem ersten Schnee wird geerntet (2016 war es der<br />
10. November). Danach reift der „Ultimi Raggi“ für 34<br />
Monate in der Kombination aus 5000-Liter-Fässern und<br />
Zement, eher er die Flaschenreife beginnt.<br />
Das Ergebnis ist ein – für ArPePe-Verhältnisse – geradezu<br />
dunkler Nebbiolo, der nach Kubeben-Pfeffer, Würzkräutern<br />
wie Borretsch und Estragon, aber auch reifer<br />
Weichsel duftet. Der Gerbstoff breitet darüber eine<br />
zarte Anmutung von süßem Kaffee. Doch keine Angst,<br />
auch wenn es sich um getrocknete Trauben handelt, ist<br />
es nur der Duft der an die Konzentration der Süße erinnert.<br />
Am Gaumen zeigt sich der „Ultimi Raggi“ von 2016<br />
mit einer geradezu nachdrücklichen Kraft von dunklen<br />
Beeren. Vor allem Brombeere ragt hier heraus, auch Kakaopulver<br />
darf man notierten.<br />
Doch eigentlich ist es das Finale, das alle diese Noten<br />
wie in einem Brennglas bündelt. Hier schimmert neben<br />
der Frucht auch der herbe Ton der blättrigen Kräuter<br />
durch, sogar etwas Minze kann man ausmachen. Der<br />
an Espresso – aber ohne jede Bitterkeit – erinnernde<br />
Nachhall will praktisch gar nicht enden. Eine geradezu<br />
klassische Wahl zu allen lang geschmorten Ragouts<br />
vom Wild! Aber auch einen Schoko-Brownie oder eine<br />
Sachertorte kann man mit diesen „letzten Strahlen“<br />
überglänzen.<br />
Ab sofort bis 2040.<br />
85
SPANIEN VALENCIA<br />
Celler del Roure<br />
CELLER<br />
DEL ROURE<br />
MOIXENT<br />
Gebt ihm einen alten Keller, alte<br />
„lagares“, alte Amphoren, und<br />
Pablo Calatayud hebt euch die<br />
Weinwelt aus den Angeln!<br />
Learning by doing oder: Pablo Calatayud<br />
– neue Weine aus einem alten Lehrbuch<br />
PROLOG<br />
Nicht ganz ohne Grund haben wir uns in jüngster Zeit vermehrt<br />
mit den Weinen aus dem spanischen Mittelmeerraum (Envínate/Almansa,<br />
Bodegas Cerrón und Micrit/Jumilla) beschäftigt.<br />
Auch die heutige Autonomieregion Valencia – die hierzulande<br />
eher mit Badestränden, Orangenplantagen, Paella, „Euro-Eddy“<br />
oder dem (Volvo) Ocean Race in Verbindung gebracht wird – in<br />
der acht Prozent der gesamten spanischen Rebfläche beheimatet<br />
sind, kann auf eine lange Weinhistorie zurückblicken und ist<br />
gegenwärtig ein Hort einiger vielversprechender Winzerpersönlichkeiten.<br />
EIN WENIG GESCHICHTE<br />
Archäologische Funde aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert<br />
(Traubenkerne sowie Amphoren iberischer und griechischer<br />
Provenienz in den alten Siedlungen Benimaquia und<br />
Kelin) belegen eindrucksvoll den Einfluss von Wein und Weinbau<br />
auf die Landschaft und Wirtschaft der Region Valencia.<br />
Levantinischer Wein wurde an griechische Kaufleute verkauft,<br />
diese verschifften ihn aus Häfen wie Dénia über das Mittelmeer<br />
in ihre Heimat. Auch unter römischer Herrschaft war der Wein<br />
aus Valencia ein fundamentaler Wirtschaftsfaktor und auch die<br />
Mauren schätzten den Wein mehr als es ihre strengen religiösen<br />
Vorschriften vermuten lassen: In Arzneimittelbücher wird<br />
er häufig als Ingredienz diverser Rezepturen erwähnt, und auch<br />
die Werke muslimischer Geographie und Kartographie, die die<br />
86 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Celler del Roure<br />
VALENCIA SPANIEN<br />
in unserem<br />
Programm!<br />
zu wichtigen Häfen, entwickelte sich die Weinindustrie ab dem<br />
19. Jahrhundert ausgesprochen schnell und wirtschaftlich sehr<br />
vorteilhaft. In der auch geografisch nicht eben kleinen Region<br />
entstanden Betriebe von zum Teil riesigen Dimensionen – die<br />
dementsprechend vor allem auf Quantität setzten. Gegen Ende<br />
des 20. Jahrhunderts, genauer seit Mitte der 1990er-Jahre setzt<br />
eine Rückbesinnung ein. Tradition, Identität und Qualität stehen<br />
nun im Zentrum der Bemühungen, der Vermarktung von<br />
Flaschenwein ist von nun an wichtigster Motor der Entwicklung.<br />
Immer mehr kleine, unabhängige Produzenten drängen<br />
auf den Markt und konkurrieren mit der in Spanien so scheint<br />
es ubiquitären „bulk wine“-Industrie. Der Nukleus dieser neuen<br />
Bewegung in Valencia sind Winzer wie Enrique Mendoza, Toni<br />
Sarrión und … Pablo Calatayud.<br />
bekannte Welt bzw. al-Andalus beschreiben (allen voran der Kitab<br />
Nuzhat al-mushtâq, die „Tröstung für den, der sich danach<br />
sehnt, an ferne Orte zu reisen“), beschäftigen sich deutlich häufiger<br />
mit Reben und Weinbau, als mit Feigen, Oliven, Getreide,<br />
Reis oder Safran! Als mögliche Reaktion auf die dem Wein doch<br />
sehr zugewandten Mauren wurde im Valencia des 14. Jahrhunderts<br />
ein Gesetz erlassen, das den ehemaligen Besatzern den<br />
Besuch christlicher Tavernen untersagte, weil sie sich ständig<br />
betränken und Streit vom Zaune brächen. Aber auch in anderer<br />
Hinsicht war Valencia in Sachen Wein und Gesetzgebung „weit<br />
vorne“, als etwa die „Cortes de Monzón“ im Jahr 1626 – Philipp<br />
IV, „el Rey Planeta“, war damals König von Spanien – eine Verordnung<br />
verabschiedeten („Crida dels Capitols conferents per<br />
a la Administració i exació del nou dret de general del vi“, 1627<br />
dann im Druck), die Weine in drei Qualitätskategorien („sehr<br />
gute“, „gute“ und „gewöhnliche“) einteilt und entsprechend besteuert.<br />
Begünstigt durch die klimatische Lage (milde Winter und lange,<br />
heiße und sehr trockene Sommern) und die unmittelbare Nähe<br />
DER SCHATTENMANN<br />
Die Anwesenheit einer Persönlichkeit wie Pablo Calatayud<br />
(Jahrgang 1968) bereichert in jeder Lebenssituation. „Ein produktiver<br />
Mensch ist einer, der für die Gemeinschaft arbeitet“,<br />
lässt uns Pablo wissen. Entsprechend groß ist Pablos Engagement<br />
an diversen Fronten. Pablo ist Sprecher und Funktionär<br />
in „seiner“ denominación de origen Valencia. Als er seine Arbeit<br />
aufnimmt, zählt die Appellation lediglich drei Betriebe, heute<br />
sind es über 60! An Valencias Universität nimmt er ein weiteres<br />
Ehrenamt wahr. In der Vergangenheit war er über Jahre Präsident<br />
der Asociación de Viticultores y Productores de la Comarca<br />
und damit verantwortlich für drei Gemeinden, 4.000 Hektar<br />
Rebland und 15 Bodegas. Jüngst ist er Teil der Bewegung Futuro<br />
Viñador geworden, ein Kollektiv, dem 16 spanische Produzenten<br />
angehören, darunter Telmo Rodríguez (Compañía de Vinos<br />
Telmo Rodríguez und Granja Nuestra Señora de Remelluri) und<br />
Francesc Grimalt (4Kilos). Gemeinsam arbeiten sie daran, ihren<br />
Weinbau und die damit zusammenhängende kulturelle Praxis zu<br />
verbessern, um „andere zu inspirieren, den Weg des ehrlichen<br />
Weinbaus zu beschreiten, der mit seiner Landschaft und seinen<br />
Menschen verbunden ist.“ Kernziele bilden dabei Herkunftsweine,<br />
Landschaftspflege, Erhaltung von Biodiversität und Minimierung<br />
der Umweltbelastungen. Die Forschung soll vorangebracht,<br />
Wissen und Informationen geteilt und Traditionen<br />
respektiert werden. Seit nunmehr über zwanzig Jahren ist Pablo<br />
ein Aktivposten, der sich aber in seiner ruhigen, bedachten Art<br />
nie über Gebühr exponiert. Seine wenigen „lauten Momente“<br />
hat er, wenn er als Flügelhornist des Städtischen Orchesters<br />
von Mogente (auf Valenciano und ko-offziell Moixent) in sein<br />
Instrument bläst: Pablo ist kein Solokünstler, sondern durch und<br />
durch Teamplayer.<br />
87
SPANIEN VALENCIA<br />
Celler del Roure<br />
PLANLOS GEGEN WIDERSTÄNDE<br />
Im Jahr 1995 beendet Pablo sein Studium der Agrarwissenschaften<br />
als Agraringenieur an der Universidad Politécnica de<br />
Valencia. Erst nach Reisen ins Bordeaux und Priorat reift in Pablo<br />
die Idee seines zukünftigen Daseins als Winzer. Nachdem er<br />
seinen Vater Paco in diese Zukunftspläne eingeweiht und von<br />
diesen auch überzeugt hatte (die Familie verdiente ihr Geld im<br />
Möbelsektor!), legen die beiden 1996 erste eigene Weinberge<br />
an, die Trauben verkaufen sie an benachbarte Betriebe. Unter<br />
den Abnehmern befindet sich auch der bekannte Winzer Daniel<br />
Belda, der mit einem Satz zum Geburtshelfer von Celler del<br />
Roure wird: „Paco, es hat keinen Sinn, deine besten Trauben an<br />
mich zu verkaufen. Dein Junge ist Agraringenieur, lass ihn daraus<br />
doch euren eigenen Wein machen!“ Aufmunternde Worte<br />
eines „Konkurrenten“, der Recht behalten sollte. Weniger Zuspruch<br />
hingegen kommt aus den eigenen Reihen von tio Juan:<br />
„Dein Wunsch hat keine Zukunft! Wer soll denn 1.000 Peseten<br />
(umgerechnet 6 Euro) für eine Flasche Wein aus Valencia ausgeben?“<br />
Die heimischen Weine damals waren einerseits sehr billig,<br />
andererseits nicht wirklich gut, primär eben Erzeugnisse für den<br />
Fassweinmarkt. „Unser Wein hier macht sogar gaseosa kaputt!“<br />
fährt der bewusste Onkel mit Nachdruck fort („Gaseosa“, vor<br />
allem in Gestalt der Marke La Casera, ist eine in Spanien beliebte<br />
klare, gesüßte Zitronenlimonade, die, mit Rotwein gemischt,<br />
als „tinto de verano“ allgegenwärtig ist). Pablo lässt sich davon<br />
allerdings nicht entmutigen und gründet 1999 schließlich sein<br />
eigenes Weingut – Celler del Roure.<br />
VOM STARTUP ZUR BENCHMARK<br />
Pablo war immer schon ein guter Junge („un buen chico“) und<br />
als solcher auch ein guter Schüler. Sich zu verbessern und daran<br />
zu wachsen lehrte ihn seine Familie, akribisch zu studieren und<br />
sich mit Traditionen zu beschäftigen, war (und ist) sein Ding. Er<br />
entwickelt fortwährend Ideen, die im Kleinen beginnen, dann<br />
großformatige Realität werden. In Vater Pacos Möbelmanufaktur<br />
nutzt Pablo eine Ecke, um dort seine ersten Weine zu machen.<br />
In dieser Zeit erfährt er Unterstützung von prominenter<br />
Seiter. Josep Lluís Pérez und Tochter Sarah, die das berühmte<br />
Weingut Mas Martinet leiten, sind die ersten richtungsweisenden<br />
Berater, Lehrer und Mentoren. In den ersten drei Jahren<br />
von Celler del Roure kommt Sarah regelmäßig vorbei, um Pablo<br />
zu unterstützen. Nicht selten hilft sie bei Entscheidungen aus<br />
der Ferne übers Telefon, denn Pablo hatte viele Fragen. Dieser<br />
wächst an seinen Aufgaben, die Weine gewinnen schnell an<br />
Profil und finden zunehmend Abnehmer. Regional gehört er<br />
bald zu den beliebtesten Winzern, ist mit seinen Weinen auf<br />
jeder guten Weinkarte vertreten. Allerdings mangelte es dem<br />
kleinen improvisierten Weingut immer mehr an Platz: Pablo<br />
muss expandieren.<br />
VERGANGENHEIT RELOADED<br />
Mit „Les Alcusses“ findet er dann 2006 ein Weingut aus dem<br />
17. Jahrhundert. Der alte Keller beherbergt drei in den Stein getriebene<br />
Galerien mit insgesamt 97 Amphoren. Diese Tongefäße<br />
mit einem Volumen von 600 bis 2.800 Litern sind über 200<br />
Jahre alt und werden nach aufwändiger Restaurierung wieder<br />
in Betrieb genommen. Solche Amphoren haben in der Region<br />
eine lange Tradition (24 Jahrhunderte Weinbereitung, 23 davon<br />
ausschließlich in Amphoren), in der Geschichte des Weinbaus<br />
ohnehin. Das Barrique entspricht in diesem Kontext eher einer<br />
Modeerscheinung. Les Alcusses ist sowas wie das letzte Puzzlestück<br />
für Celler del Roure. In der Außenwirtschaft hat Pablo<br />
sich früh auf die alten autochthonen Sorten festgelegt. Die ökologisch<br />
bewirtschafteten Flächen, heute insgesamt 70 Hektar,<br />
sind mit Monastrell, Garnacha tintorera, diversen traditionellen<br />
Weißen Sorten und vor allen Dingen mit Arcos und Mandó bestockt.<br />
Mandó ist die wichtigste Rebe des Weinguts, dabei gilt<br />
sie, als Pablo anfängt, als praktisch ausgestorben. Der älteren<br />
Generation ist sie allerdings noch in guter Erinnerung, noch<br />
wird sie in Gesprächen erwähnt – was natürlich Pablos Neugier<br />
und seinen Forschergeist weckt. Und es kommt, wie es kommen<br />
muss: Das Zusammenspiel dieser Traube, des mediterranes<br />
Klima und der braunen kalkhaltigen Erde in Kombination mit<br />
dem traditionellen Ausbau in Amphoren bringt absolut exemplarische,<br />
weil phänomenal gute Weine hervor. Das erkennt dann<br />
auch bald die (inter-)nationale Weinkritik und so schreibt dann<br />
Parker-Verkoster Luis Gutiérrez über eines der schönsten Exemplare:<br />
„a textbook mediterranean red. Bravo!“ Er vergleicht sie<br />
mit Beaujolais-Crus, findet an den Weinen von Celler del Roure<br />
besonderen Gefallen, weil sie mehr Körper, mehr Struktur besitzen.<br />
Uns ist es ganz ähnlich ergangen, wir sind tatsächlich (wieder<br />
einmal!) absolut begeistert und sehr stolz, Pablo Calatayuds<br />
Weine jetzt Teil unseres Portfolio sind!<br />
88 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
89
SPANIEN VALENCIA<br />
Celler del Roure<br />
92 Punkte<br />
PARKER<br />
„VERMELL“ DO VALENCIA, TINTO 2020 (BIO)<br />
Ein Ortswein vom Allerfeinsten!<br />
SVC010120 „Vermell“ DO Valencia, tinto 2020 13% Vol. 11,86 €/l 8,90 €<br />
ES-ECO-020-CV<br />
Pablo Calatayuds „Vermell“ ist der einfachste seiner<br />
roten „vins antics“ . Diese „alten“ bzw. „altertümlichen<br />
Weine“ werden im Gegensatz zu den „Klassikern“, den<br />
vins clàssics“ nur aus autochthonen, respektive einheimischen<br />
Sorten hergestellt und reifen ausschließlich<br />
in Tonamphoren. Der „Vermell“, eine Cuvée aus 70 %<br />
Garnacha Tintorera, 25 % Mandó und – zum ersten<br />
Mal! – 5 % Arcos, deren Trauben aus dem unteren Teil<br />
(auf 600 Metern Höhe) von Les Alcusses stammen. Interessanterweise<br />
schweigt sich das Standarwerk in Sachen<br />
Rebsorten, die Gemeinschaftsarbeit des Autorentrios<br />
Robinson, Hardin und Vouillamoz „Wine Grapes:<br />
A Complete Guide to 1,368 Vine Varieties“ über eben<br />
diese Rebsorte Arcos, die Luis Gutiérrez zufolge für<br />
die (unserer Meinung nach ganz vorzügliche) Länge<br />
des „Vermell“ verantwortlich ist, völlig aus. Glücklicherweise<br />
weiß der Winzer genau, was er tut, und<br />
auch warum: „Arcos (oder Arco, andere Synonyme<br />
sind nicht bekannt) war vor 100 Jahren eine wichtige,<br />
weil spätreifende Sorte in den Terres dels Alforins.<br />
Man erntete diese sehr ertragreiche, gegen Botrytis<br />
sehr widerstandsfähige, gegen Trockenheit, gota fría<br />
(„Kaltlufttropfen“) und andere Unwetter enorm resistente<br />
Sorte für gewöhnlich um Allerheiligen. Sie verleiht<br />
dem Wein einen ganz besonders frischen mediterranen<br />
Charakter.“ Die nächste Auflage kann kommen!<br />
Nach Spontanvergärung in Edelstahltanks und lagares<br />
aus Stein wurde der „Vermell“ anschließend fünf Monate<br />
in 2.600-Liter-Amphoren ausgebaut, was diesem vi de<br />
poble außerordentlich gut zu Gesicht steht: Im Duft<br />
wunderbar rotfruchtig-frisch (rote Johannisbeeren,<br />
ihre herzhafte Säure scheint sich hier sogar im Duft<br />
mitzuteilen, dazu Himbeeren und Cranberries), hellwürzig<br />
und so klar wie das Wellenspiel des Meeres im<br />
Sonnenlicht. Hinreißend präzise, unglaublich trinkanmierende<br />
Säure, feinste Gerbstoffe und eine Energie,<br />
an der man sich berauschen könnte/möchte. Wow!<br />
Ab sofort und bis 2026+.<br />
90 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Celler del Roure<br />
VALENCIA SPANIEN<br />
„SAFRÀ“ DO VALENCIA, TINTO 2021 (BIO)<br />
So kostbar wie Safran, so erschwinglich, wie es ein Gutswein sein sollte!<br />
SVC010221 „Safrà“ DO Valencia, tinto 2021 12,5% Vol. 18,53 €/l 13,90 €<br />
ES-ECO-020-CV<br />
„All of these wines are incredible values.“ – Luis Gutiérrez<br />
hat diesen Umstand (für uns die normative Kraft des<br />
Faktischen) anlässlich seiner Ausführungen im April 2022<br />
im Wine Advocate mehrfach erwähnt (und den Vorgängerjahrgang<br />
des „Safrà“ mit 94+ Punkten ausgezeichnet!).<br />
Der „Safrà“ Pablo Calatayuds zweite Ausbaustufe<br />
seiner „vins antics“, die er aus autochthonen Rebsorten<br />
vinifiziert und ausschließlich in Tonamphoren – à la<br />
ancienne – ausbaut. In dieser Cuvée finden sich 30 %<br />
Arcos und 70 % Mandó; beide stammen aus der Parzelle<br />
Finca Els Corrals (die Reben beider Sorten sind<br />
zwischen 20 und 40 Jahre alt), die sich auf etwa 600<br />
Metern Höhe befindet. Dort sind die Böden fruchtbarer<br />
und die Erträge höher, was es dem Winzer ermöglicht,<br />
einen sehr erschwinglichen, aber eben auch<br />
charaktervollen Wein zu erzeugen. Die Trauben werden<br />
recht früh geerntet, um die frische rote Frucht hervorzuheben.<br />
Die kurze und sanfte Mazeration bei niedriger<br />
Temperatur vermeidet die Schwere und Wärme,<br />
die häufig mit „mediterranen“ Weinen assoziiert<br />
wird. Von Hand geerntet, in Teilen nur abgebeert und<br />
mit natürlichen Hefen in Edelstahltanks und lagares<br />
aus Stein vergoren und anschließend sechs Monate<br />
in 2.800-Liter-Amphoren ausgebaut, zeigt<br />
der „Safrà“ die typischen hellen, rotbeerigen<br />
und kräutrigen Aromen dieser beiden „testimonialen“<br />
Rebsorten, ohne überreif, üppig oder eben –<br />
Gott bewahre! – mit Holz überladen zu sein (eine<br />
dieser modernen Sünden, die sich in der Levante –<br />
Cabernet Sauvignon und Merlot im Gepäck – noch<br />
immer großer Beliebtheit erfreuen).<br />
„Safrà“ wurde zum ersten Mal 2015 gefüllt,<br />
das Ziel war es, die einzelnen Parzellen und<br />
eben auch die vins antics präziser zu definieren.<br />
„Safrà ist Mandó“, sagt Pablo.<br />
Aber was ist Mandó? Master of Wine Pedro<br />
Ballesteros bescheinigt dieser Rebsorte<br />
höchst balancierte und ansprechende<br />
Weine hervorzubringen, die „ohne auch<br />
nur einen Hauch exzessiven Alkohols“<br />
auskommen und nicht an „Säuremangel“<br />
leiden wie so andere aus der Levante.<br />
Pablo ergänzt, dass man mit dieser<br />
Sorte sehr gut die Frische mediterraner<br />
Weine zeigen könne, zumal wenn man<br />
wie hier die Vorteile einer frühen Lese<br />
(gute Säure, verführerisch knackige<br />
Frucht) ohne jedwede grünen Tannine<br />
nutzen könne. „Diese Mandó-Weine<br />
reifen sehr gut in den Ton-Amphoren.<br />
Definitiv deutlich besser in den tinajas<br />
als im Holz. Denn der niedrige Tanningehalt der Mandó<br />
lässt im Falle eines Barrique-Ausbaus das Holz überpräsent<br />
sein.“ Und wer wollte schon einen mit Dachlatten<br />
zugenagelten Wein? Im Duft changiert der „Safrá“ zwischen<br />
floralen und fruchtigen Noten, eine oszillierende<br />
Bewegung, die ihm sofort eine gewisse schwebende<br />
Qualität verleiht. Diese Dualität hält auch am Gaumen<br />
an, wird dann von einer zarten, eher vegetabilen Würze,<br />
einer distinkten, sehr hellen Säure (zitrisch-johannisbeerig)<br />
und einer leicht fruchtigen Salzigkeit (salzigen<br />
Fruchtigkeit?) ergänzt, die den ohnehin schon vorhandenen<br />
Trinkfluss um einige Grade intensivieren. Noch<br />
einmal Luis Gutiérrez: „Most of the wines are a bargain,<br />
and this is a steal!“ Wie wahr, wie wahr!<br />
Ab sofort und bis 2027+.<br />
91
SPANIEN VALENCIA<br />
Celler del Roure<br />
„PAROTET“ DO VALENCIA, TINTO 2021 (BIO)<br />
Autochthones Doppel in Vollendung!<br />
SVC010321 „Parotet“ DO Valencia, tinto 2021 12,5% Vol. 23,93 €/l 17,95 €<br />
ES-ECO-020-CV<br />
„I think the highlight from the 2020 vintage is the 2020<br />
Parotet, the Arcos-based red blend complemented<br />
with 40% Mandó.“ – und man kann Luis Gutiérrez, so<br />
man die Entwicklung von Pablo Calatayuds vi de finca<br />
„Parotet“ auch nur ein klein wenig verfolgt hat (Don<br />
Luis zeichnet sie folgendermaßen in Zahlen nach: 2017<br />
– 93 Punkte, 2019 – 94 Punkte, 2020 – 95 Punkte), nur<br />
recht geben. Diese Libelle („Parotet“ ist das valencianische<br />
Wort für Libelle), die sämtliche „altertümlichen“<br />
Weine von Celler del Roure schmückt, wird von<br />
Jahr zu Jahr immer schöner, immer ausdrucksvoller!<br />
„Parotet“ war 2011 der erste Rotwein aus der Reihe der<br />
„vins antics“, Weinen, die nur aus autochthonen Rebsorten<br />
vinifiziert sein sollten (wie viele andere Winzer<br />
auch, hat Pablo seine Karriere als Winzer mit einem<br />
recht üppigen Mix an Reben begonnen, noch heute kann<br />
er, neben seinen beiden unvegleichlichen Arcos und<br />
Mandó, auf Garnacha Tintorera, Monastrell, Cariñena,<br />
Pedro Ximénez, Macabeo, Tortosina, Malvasía, Verdil<br />
und Merseguera zurückgreifen, aber eben auch auf<br />
Petit Verdot, Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot)<br />
und ausschließlich in lagares vergoren bzw. in tinajas,<br />
den bis zu 2.800 Liter fassende Tonamphoren, die in<br />
seiner Bodega in der Erde vergraben sind, ausgebaut<br />
werden. Der „Parotet“ von 2011 war der erste (und sofort<br />
gelungene) Versuch einen „echt valencianischen“<br />
Rotwein ganz ohne den Einsatz von Eichenfässern zu<br />
produzieren – eine echte Herausforderung! Pablos<br />
Rezept war dann allerdings so einfach wie klug: Man<br />
nehme die besten Trauben aus den besten Parzellen<br />
im höchstgelegenen Teil des Weinguts, man bearbeite<br />
sie nach alter Väter Sitte – und warte das Ergebnis<br />
ab. Und im nächsten Jahr beginnt von vorne, lernt aus<br />
etwaigen Fehlern, verändert den einen oder anderen<br />
Paarameter und vergleicht. Und versucht es mit dem<br />
nächsten Jahrgang noch besser zu machen. Die ersten<br />
Verbesserungen galten der Mischung der Rebsorten.<br />
War zunächst noch ein nicht unerhebliches Quantum<br />
Monastrell Teil der Cuvée, richtete Pablo sein Augenmerk<br />
bald auf die Sorten Mandó und Arcos, weil dieser<br />
Wein „das Beste unserer Geschichte und unserer mediterranen<br />
Landschaft widerspiegelt. Parotet ist eine<br />
neue Geisteshaltung, sie fördert unser Erbe, unsere<br />
Sorten, unser Klima und unsere Böden, Dinge, die andere<br />
nicht haben. Diese Haltung ist offen, und sie hört<br />
auf die alten Winzer und versucht, zu den Weinen zurückzukehren,<br />
die früher gemacht wurden. Parotet ist<br />
ein reiner und frischer Wein, der die Mineralität dieses<br />
Landes aus Kalksandstein, die Blumen des Mandós<br />
und die Finesse des Arcos abbildet und zum Ausdruck<br />
bringt, der uns viel Freude bereitet und uns allmählich<br />
die Bedeutung dessen bewusst macht, was wir tun, und<br />
wie lohnenswert diese Anstrengung ist. Die alten Sorten,<br />
die alten Traditionen und die schönen Amphoren<br />
wiederzubeleben, die im Herzen dieser guten Erde begraben<br />
sind, die die Erinnerung wachhalten, die unsere<br />
Geschichte würdigen und die sich zufälligerweise<br />
fantastisch zum Weinmachen eignen.“ Zumal wenn<br />
sich ein fantastisch vorausschauender, kluger und leidenschaftlicher<br />
Winzer ihrer annimmt! „Parotets“, das<br />
sind 70 % Arcos und 30 % Mandó für ein Halleluja, für<br />
einen unglaublich ausdrucksvoll floralen, schlanken,<br />
mit saftig-würziger Frucht und eleganter Struktur, verführerischer<br />
Textur und Länge ausgestatteten Wein.<br />
Ab sofort und bis 2030+.<br />
92 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Celler del Roure<br />
VALENCIA SPANIEN<br />
„LES PRUNES“ DO VALENCIA, ROSADO 2021 (BIO)<br />
Blanc de Noirs – wie Sie ihn noch nie gekostet haben!<br />
SVC010421 Les Filles d'Amàlia, „Les Prunes“ DO Valencia, rosado 2021 12% Vol. 17,26 €/l 12,95 €<br />
ES-ECO-020-CV<br />
Pablo Calatayuds jüngste „Weinfamilie“ en miniature,<br />
„Les Filles d’Amàlia“, mit der er, „auf dem Rücken der<br />
Rebsorte Mandó reitend“, einen immer noch frischeren<br />
Ausdruck der medtirerranen Landschaft zu entdecken<br />
sucht, ist seiner Mutter heißt Amàlia gewidmet. Diese<br />
„Töchter“ sollen so fein und zart wie die duftenden<br />
Blumen sein, die sie in ihrem Garten hegt und pflegt.<br />
Der „Les Prunes“ ist ein klassischer Blanc de Noirs,<br />
vermutlich der erste seiner Art aus der Rebsorte Mandó,<br />
einem Teil des Zwillingsgestirns, auf dessen Umlaufbahn<br />
sich sämtliche „Weingeschicke“ des Celler<br />
del Roure zu bewegen scheinen. „Les Prunes“ ensteht<br />
mittels Saignée-Methode, bei der noch kurz vor Einsetzen<br />
der Maischegärung Most abegzogen wird. Und<br />
weil dieser „Aderlass“ ohne Pressen einhergeht, findet<br />
man auf dem Kontraetikett auch den Hinweis auf ein<br />
„Vi Verge Rosat“, einen „jungfräulichen Roséwein“. Pablos<br />
Weine sind ein (man ist versucht „flammendes“<br />
zu schreiben, in Anbetracht ihrer erfrischenden Kühle<br />
allerdings vielleicht doch eher) „leidenschaftliches“<br />
Plädoyer für wiederentdeckte, „entborgene“ Sorten<br />
der „Terres de Alforins“. Wie auch bei seinen vins antics<br />
setzt der Winzer hier auf tinajas mit einem Fassungsvermögen<br />
von 150 „arrobas“ (etwa 2000<br />
Liter), in denen der „Les Prunes“ über sechs<br />
Monate lang ausgebaut wird: „Was wären<br />
unsere Amphoren ohne die schöne und subtile<br />
Mandó, was wäre unsere Mandó ohne die<br />
Amphoren, diese schlafenden Schönheiten?“ Auch<br />
der Name des Weins ist Programm, er verweist auf die<br />
pure und frische Frucht, die man an einem Nachmittag<br />
im Sommer an einem Strauch hängend findet, „eine<br />
zarte Wildpflaume, die noch nicht ausgereift ist, aber<br />
schon so gut riecht, dass sie heute Morgen fast ein Vogel<br />
angepickt hat“.<br />
Es mutet ein wenig seltsam an, in der dunklen und<br />
eher kalten Jahreszeit einen Rose anzupreisen, aber bei<br />
diesem hier kennen wir kein Halten: der Duft von getrockneten<br />
Blüten, Orangenschale, weißen Johannisbeeren<br />
und Meeresbrise, eine elektrisierende Mineralität<br />
nebst fulminanter Säure, ein herrlich tonischer grip,<br />
Trinkfluss, Länge, Frische, Kühle, dabei unglaublich gut<br />
strukturiert – ein mediterranes Mirakel von Rosé!<br />
Ab sofort bis 2027+.<br />
„LES DANSES“ BRUT NATURAL DO VALENCIA,<br />
ROSADO 2019 (BIO)<br />
Ein Tanz, den man nicht mehr vergisst!<br />
SVC010519 Les Filles d’Amàlia, „Les Danses“ Brut Nat. DO Val., rosado 2019 11,5% Vol. 26,60 €/l 19,95 €<br />
ES-ECO-020-CV<br />
„Les Danses“ ist die jüngste Tochter der „Filles d’Amàlia“,<br />
zweier Weine, die Pablo Calatayud seiner Mutter<br />
gewidmet hat. Aber lassen wir ihn doch – weil so hübsch<br />
poetisch – selbst erzählen: „Nun, hier ist die Blume,<br />
die noch fehlte. Unser erster Schaumwein hat lange<br />
auf sich warten lassen. 30 Monate sind vergangen,<br />
seit wir diesen mittlerweile dritten Jahrgang, kaum<br />
viertausend Flaschen, in der Dunkelheit des neuen<br />
Kellers zur Ruhe gelegt haben. Tausende von Bläschen<br />
tanzen auf der Hefe (bei der méthode ancestrale<br />
gibt es nur eine Gärung, die in der Flasche enden muss),<br />
plötzlich durchbricht eine Explosion die Stille. Wir wollen<br />
ein Fenster öffnen, um die Landschaft zu betrachten,<br />
die der Wein für uns zeichnet. Vielen Dank, Pepe<br />
(Raventós i Blanc), für deinen klugen Rat. Und wieder:<br />
Stille und Zeit. Das Prickeln (im spanischen Original:<br />
„das Ameiseln“) der Bläschen ist schon sehr fein. Es ist<br />
Zeit, die Flaschen auszurichten, das Dégorgieren vorzubereiten,<br />
alles Notwendige zu unternehmen, um jede<br />
Flasche mit ihrem schönen Etikett, ihrem Korkern un<br />
ihrer schwarzen Klammer zu versehen. Zeit zu träumen,<br />
sich in ein Parfüm zu verlieben, sich in den Bann<br />
eines Tanzes ziehen zu lassen: der Tanz der Hoffnung.“<br />
schönen Etikett (großartig wie immer Dani<br />
Nebot), ihrem Druckstopfen und ihrer schwarzen<br />
Klammer zu versehen. Zeit zu träumen, sich in ein<br />
Parfüm zu verlieben, sich in den Bann eines Tanzes<br />
ziehen zu lassen: Der Tanz der Hoffnung.“<br />
Die analytischen Daten lesen sich lange nicht so<br />
schön, sind aber sehr vielversprechend: 11,5 Vol.-%,<br />
ein pH-Wert von 2,99 bei einem Restzuckergehalt<br />
von 6,1 Gramm, 30 Monate auf der Hefe, vor Dégorgement<br />
– was bei Luis Gutiérrez in 91 Punkte<br />
(„young and tasty“) mündet. Und tatsächlich ist der<br />
„Les Danses“ absolut köstlich, das Süße-Säure-Spiel<br />
wunderbar gelungen (immer wieder Mandó aus den<br />
Terres de Alforins, denen, so es mit rechten Dingen zugeht,<br />
über kurz oder lang der Status einer DOP-Status<br />
verliehen werden müsste! Sehr zarte Frucht, eine Mischung<br />
aus Johannisbeeren, Aprikosen und Kumquats,<br />
dazu kalkige Mineralität – ein perfekter Apéritif!<br />
Ab sofort bis 2027+.<br />
91 Punkte<br />
PARKER<br />
93
SPANIEN GREDOS<br />
Telmo Rodríguez<br />
VIÑAS VIEJAS<br />
DE PEGASO<br />
CEBREROS<br />
© Pinard de Picard<br />
Gredos: ergreifende Schönheit eines<br />
komplexen Terroirs<br />
Seit der Jahrtausendwende sind die vernachlässigten alten<br />
Buschreben der Sierra de Gredos westlich von Madrid ein<br />
Magnet für einige der besten jungen Winzer Spaniens geworden.<br />
Eine nicht nur in landschaftlicher Hinsicht schöne, ja<br />
atemberaubende Region, die den Ruf besitzt helle, strahlende,<br />
unvergleichlich elegante Garnacha- und komplexe Albillo-Real-<br />
Weißweine hervorzubringen. Und das, ganz ohne DO-Status.<br />
Je rauer der Weinberg, desto unleserlicher die Notate. Es ist<br />
eine Art Ausdruck des Terroirs, ein direktes Spiegelbild der Steilheit<br />
des Hangs und des felsigen Bodens, eine Übersetzung des<br />
komplizierten Terrains in eine unverständliche Schrift. Notizen,<br />
die im glatten, polierten Médoc geschrieben wurden, sind leicht<br />
zu lesen. Und in Gredos? Nun ja …<br />
Die Sierra de Gredos, westlich von Madrid, muss, nach langem<br />
Dornröschenschlaf und dem sehr verhaltenen, sehr leisen und<br />
nur eingeweihten bekannten Ruf als Geheimtipp weiterhin<br />
ohne eigene „Denominación de Origen“ auskommen. Ein Umstand,<br />
an dem sich wohl auch nichts mehr ändern wird. Dabei<br />
hätte sie das lange schon überfällige offizielle Siegel aufgrund<br />
ihrer leuchtend klaren, transparenten, spannenden Garnachas<br />
und ihrer frischen, salzigen Albillo Reals dringend verdient!<br />
Ungünstigerweise ist das Gebiet, das die Sierra de Gredos<br />
ausmacht, auf drei Provinzen aufgeteilt – Toledo, Madrid und<br />
Ávila – und man kann sich gut vorstellen, dass sämtliche Vorstöße<br />
in Richtung eigener DO für Gredos fragende Gesichter,<br />
ein tiefes Seufzen und einen Griff zur Ablage „Z“ für „zu schwierig“<br />
ausgelöst haben. So muss sich Gredos trotz seines individu-<br />
94 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Telmo Rodríguez<br />
GREDOS SPANIEN<br />
in unserem<br />
Programm!<br />
Wald oder an einem nach Norden ausgerichteten Hang. Viele<br />
sind zudem vor langer Zeit aufgegeben worden. Gredos erlebte<br />
seine letzte Blütezeit in den 1960er- und 70er-Jahren (die von<br />
hippen Sommeliers und „Weinfluencern“ im Internet zusammengesponnenen<br />
Weisheiten, dass es hier bis vor 40 Jahren keinen<br />
Wein gegeben habe, sind so substanziell wie ihre Inverkehrbringer<br />
von jeglicher Sachkenntnis ungetrübt) – und seitdem<br />
ging’s bergab. Bis dann einige der unternehmungslustigsten<br />
Winzer Spaniens die alten Reben und die schwer zugänglichen<br />
Weinberge wiederentdeckten. So ein halber Hektar halbverlassener<br />
60 Jahre alter Garnacha-Rebstöcke, bewachsen mit Lavendel<br />
und Fenchel, von Gletscherblöcken durchsetzt und nur<br />
mit Maultieren zu bearbeiten, ist ein gefundenes Fressen für<br />
Leute wie Telmo Rodríguez, der 1999 als erster hierherkam und<br />
von der Schönheit des Ortes begeistert war. Rodríguez folgten<br />
andere, und mittlerweile hat ihre Zahl eine gewisse kritische<br />
Masse erreicht. Keiner von ihnen besitzt viele Weinberge – Telmo,<br />
mit seinen etwa 13 Hektar, schätzt, dass er wahrscheinlich<br />
der größte ist, „ich habe aber 15 Jahre voller Katastrophen und<br />
Misserfolge hinter mir“. Nicht etwa, weil die Weine nicht gut<br />
waren, sondern weil er mit ihnen Geld verloren hat: „Der Markt<br />
wollte keine 25 Euro pro Flasche für einen Wein aus Gredos akzeptieren.<br />
Und wenn man mit jeder Flasche Geld verliert, ist die<br />
Anzahl der Hektar, die man kaufen und halten kann, natürlich<br />
ziemlich überschaubar.“<br />
ellen Charakters und seines besonderen Terroirs mit drei verschiedenen<br />
DOPs begnügen, die alle auch andere Regionen<br />
einschließen: Cebreros, Méntrida und Vinos de Madrid – vier,<br />
wenn man Vinos de la Tierra de Castilla y León mitzählt. Da<br />
allerdings 70 bis 85 % dieser Region zu Cebreros gehören, Ávila<br />
Cebreros aber quasi umschließt, dürfte der DOP-Status das<br />
maximale Zugeständis an die Region Gredos sein. Die meisten<br />
Winzer legen Wert darauf, „Gredos“ irgendwo auf dem Etikett<br />
zu erwähnen, sei es auf der Rückseite oder auf der Vorderseite,<br />
aber eine Vereinigung von Erzeugern der Sierra de Gredos ist<br />
unter dem Druck widersprüchlicher Interessen zerbrochen, so<br />
dass verkaufsfördernde Maßnahmen – wie etwa ein gemeinsamer<br />
Aufkleber, ein gemeinsames Etikett am Flaschenhals, eine<br />
gemeinsame Flaschenform – in ferne Zukunft gerückt sind. Wie<br />
das Terroir, sind auch diese Dinge hier recht kompliziert.<br />
IN STEIN GEHAUEN<br />
Um die Angelegenheit noch etwas komplizierter zu machen:<br />
Gredos sieht einfach nicht wie eine Weinregion aus. Es gibt<br />
nicht sonderlich viele Weinberge, die meisten sind klein und liegen<br />
verstreut, hier ein halber Hektar, dort eine Lücke im dichten<br />
Es gibt viele Orte, an denen man nach solchen alten Reben suchen<br />
kann. Gredos besteht aus drei Tälern, die alle von Gletschern<br />
geformt wurden und mit riesigen Granitblöcken übersät<br />
sind, die beim Rückzug der letzten Gletscher zurückgeblieben<br />
und manchmal zu Formationen, Köpfen, Gesichtern verwittert<br />
sind, die ein wenig an die Moai auf den Osterinseln erinnern.<br />
Im Süden befindet sich das Tiétar-Tal mit regnerischen Frühlingen<br />
und heißen Sommern, Granitböden und grünen Wiesen.<br />
In der Mitte liegt das Valle del Alberche mit einem trockeneren,<br />
„mediterranen“ Klima, Weinbergen in etwas höheren Lagen<br />
(600 bis 900 Meter) und Granitböden. Das nördliche Tal, Valle<br />
Alto Alberche, ist von einem extremeren, kontinentalen Klima,<br />
Weinberge auf 1000 bis 1250 Meter) und Böden aus reinem Granit<br />
und Quarz geprägt. Der Granit, selbst in den massiven Felsblöcken<br />
mit Überhängen, die groß genug sind, um darunter zu<br />
picknicken, ist bröckelig – man kann ihn mit den Fingern abreißen<br />
und auseinanderbrechen. Der Boden besteht aus grobem<br />
Granitsand mit vielleicht 0,1 % organischer Substanz und kann<br />
bis zu drei Meter tief sein, bevor er auf Felsen trifft, oder auf<br />
den Hügeln so flach, dass der Pflug auf Felsen stößt. In den Regionen,<br />
in denen der Granit in Schiefer übergeht – zum Beispiel<br />
um die Stadt El Tiemblo – ist letzterer ebenfalls brüchig und ergibt<br />
Weine mit mehr „oomph“, komplexer als solche von reinen<br />
Granitböden. Schieferweine heißt es, seien allerdings leichter<br />
zu verstehen, Granitweine hingegen subtiler.<br />
Granit ist hier für sehr unmittelbare, schlanke, geradlinige Weine<br />
verantwortlich, der Schluffanteil im Boden sorgt für die Länge.<br />
Der Schlamm hält auch das Wasser besser zurück und sorgt für<br />
Ausgewogenheit in heißen Jahren. Und natürlich sprechen wir<br />
hier von verschiedene Arten von Granit. So manch ein Winzer<br />
95
SPANIEN GREDOS<br />
Telmo Rodríguez<br />
ist davon überzeugt, dass brauner Granit für Komplexität sorge,<br />
weißer Granit für Mineralität und rosa Granit für Frucht. Untersuchungen<br />
haben jedenfalls eine Korrelation zwischen der<br />
Größe der Quarzkristalle im Granit und den Tanninen im Wein<br />
ergeben: Je kleiner die Quarzkristalle, desto feiner die Tannine<br />
(die kleinsten Kristalle haben die Größe eines Salzkorns, die<br />
größten sind vielleicht einen Zentimeter groß). Warum das so<br />
ist, liegt noch im Dunkeln. Dass es so ist, lässt sich beweisen.<br />
Wenn schon die Bodenprofile kompliziert sind, so ist es das<br />
Wetter noch mehr. Hier gibt es Berge und Täler, und nichts ist<br />
einfach. Hier ist es windig, dort ist es windgeschützt, hier ist<br />
es trocken, dort regnerisch, hier weht der „africano“, der heiße<br />
Wind aus dem Süden, der im Juli oder Anfang August kommt,<br />
hier herrschen im August nachts Temperaturen um die 16 °C,<br />
während es dort 14 °C sind, hier beginnt die Reifezeit für den<br />
Garnacha um den 10. August, während es dort Ende August<br />
wird – aber falls man den Überblick verliert sollte, ist die Vegetation<br />
ein guter Indikator. Nach nur wenigen Kurven auf der<br />
AV-502 (oder AV-561) kann sich das satt-grüne Panorama mit<br />
seinen Kastanien, Pappeln und Zistrosen in eine ausgetrocknete<br />
Landschaft mit spärlichen gesäten Steineichen, Schirmkiefern<br />
und wilden Fenchelsträuchern verwandeln. Und natürlich sind<br />
die unterschiedlich hoch gelegenen Lagen ganz entscheidend<br />
für den Stil der Weine. Ein vino de la Sierra de Gredos, dessen<br />
Trauben in 700 Metern Höhe wachsen, schmeckt anders als ein<br />
Wein, dessen Reben auf 1200 Metern stehen.<br />
VOM TEUFELSKREIS ZUM KREISLAUF DER REBSORTEN<br />
Die Reblaus kam hier recht spät, in den 1930er-Jahren an. Nur<br />
kurze Zeit später dann der Bürgerkrieg. Aber die Region lieferte<br />
ziemlich unbeirrt Wein nach Madrid – es gab viele Weinberge,<br />
und jedes Dorf hatte seine Genossenschaftskellerei. Als dann<br />
die Eisenbahn von Valdepeñas in die Hauptstadt fertiggestellt<br />
wurde, dämmerte den Winzer aus Gredos bald, dass ihre schwer<br />
zu bearbeitenden, oft terrassenförmig angelegten Weinberge<br />
nicht wirklich konkurrenzfähig waren. Die Region gereit immer<br />
mehr in den Teufelskreis aus niedrigen Preisen und sinkender<br />
Nachfrage.<br />
Önologe Marc Isart in seinem<br />
Element: Gredos, Garnacha – passt!<br />
© Pinard de Picard<br />
Noch in der ersten Dekade der 2000er konnte man einen Liter<br />
Garnacha von alten Reben für 60 Cent bei der örtlichen Genossenschaft<br />
kaufen, die den Erzeugern 10 bis 15 Cent für ein Kilo<br />
Trauben zahlte. Die Genossenschaft in San Martín de Valdeiglesias<br />
etwa verarbeitete in den 1990er-Jahren über 15.000 Tonnen<br />
Trauben pro Jahr; in den 2000er Jahren waren es nur noch 3.300<br />
Tonnen, mittlerweile sind noch 330 Tonnen.<br />
Es liegt auf der Hand, dass sich hier ambitionierte Winzer auf<br />
alte Garnacha-Reben stürzen, sich an der rauen Schönheit der<br />
Landschaft erfreuen und Erträge von 20-25 hl/ha für Garnacha<br />
und weniger, vielleicht 10-15 hl/ha für Albillo Real, in Kauf nehmen.<br />
Genauso nachvollziehbar ist die Tatsache, dass hier biologischer<br />
und biodynamischer Weinbau de rigeur sind, wenn auch<br />
meist ohne Zertifizierung. In den Kellern wird ausschließlich mit<br />
natürliche Hefen gearbeitet – auch das versteht sich quasi von<br />
selbst. Weniger selbstverständlich ist, dass die Trauben häufig<br />
mit den Füßen gestampft werden – sanfte Extraktion über alles!<br />
Dabei kommen alle möglichen Arten von Gärbehältern zum Einsatz:<br />
alter Beton in alten Genossenschaftskellern, Edelstahltanks<br />
von winzig bis klein, Plastikwannen, Eier, Amphoren, Holz in<br />
verschiedenen Formen und Größen, aber fast immer gebraucht.<br />
Erklärtes Ziel: Zartheit, Frische und Leichtigkeit in Verbindung<br />
mit Konzentration der Frucht. Und hier brilliert die DOP,<br />
ist tatsächlich ganz vorne dabei! In Händen dieser begabten<br />
Winzer entpuppt sich Garnacha als enorm aromenintensiv,<br />
reich an Noten von Hagebutten und Lavendel, Weihrauch und<br />
Thymian, Veilchen und Fenchel, dabei griffig, dicht und mit<br />
einer famosen Innenspannung. Kein Hauch von Marmelade,<br />
weder Aachener Pfümli noch Trockenfrüchte mit Schokoladenkuvertüre!<br />
Diese Garnacha ist so kristallin und makellos wie ein<br />
Pinot Noir. Es sind extreme Weine. Extrem burgundisch? Das<br />
häufig auch!<br />
UNBEKANNTES, UNVERGLEICHLICHES TERROIR<br />
Es waren die Weinberge, die neue Winzer anlockten: immer die<br />
Weinberge und die Landschaft. (Sie haben auch heute noch dieselbe<br />
Wirkung auf Besucher: Muss ich wirklich nach Hause gehen?<br />
Kann ich nicht einfach hier leben?) So mancher Winzer verbrachte<br />
seine Nachmittage damit, mit Hilfe von Google Maps<br />
dem einen oder anderen Schäfer hinterherzufahren, der ihnen<br />
sagte, ja, dort oben gebe es Weinberge, aber es lohne nicht, weil<br />
es sehr schwierig sei, dorthin zu gelangen. Und noch dazu sei<br />
der Wein nicht sonderlich gut – also fährt man hinauf. Und dann<br />
besuchte man die Tavernen der umliegenden Ortschaften, um<br />
herauszubekommen, wer die Besitzer dieser verwunschenen<br />
Parzellen sind. Und Sie dann zum Verkauf zu bewegen. Telmo<br />
weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht ganz einfach ist:<br />
„Man muss auf eine sehr nette Art und Weise vorgehen, langsam<br />
anfangen und die Leute kennenlernen.“<br />
Telmo begann hier Ende der 1990er, der erste Wein seines Pegaso-<br />
Projekts – noch heute wird er gefragt, ob er an das geflügelte<br />
Pferd aus der griechischen Mythologie oder die spanische Automobilmarke,<br />
Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs gedacht<br />
hat – „Barrancos de Pizarra“ wird 1999 als Vino de la Tierra de<br />
Castilla abgefüllt. 20 Jahre später ist daraus ein Wein der DOP<br />
Cebreros geworden. DIe Zukunft ist zum Greifen nah!<br />
96 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Telmo Rodríguez<br />
GREDOS SPANIEN<br />
© Pinard de Picard<br />
PEGASO „ZETA“ DOP CEBREROS, TINTO 2021<br />
Telmos „Zeta“ ist ein Alpha und Omega in Sachen Gredos!<br />
SCE010421 Pegaso „Zeta“ DOP Cebreros, tinto 2021 14% Vol. 22,53 €/l 16,90 €<br />
Seit 1999 arbeiten Telmo Rodríguez, Pablo Eguzkiza und<br />
ihr Team mit Garnacha-Trauben aus Gredos. „Es war kein<br />
leichter Weg.“, das sagen sie selbst. „Wir mussten diese<br />
unmöglichen Weinberge schützen, haben daher einen<br />
recht außergewöhnlichen Weinbau betrieben und auch<br />
Weine produziert, die möglicherweise von nicht allzu<br />
vielen verstanden wurden.“ Jetzt, 20 Jahre später und<br />
um ein Vielfaches weiser geworden, vinifizieren sie einfachere,<br />
zugänglichere, letztlich auch ausdrucksstärkere<br />
Weine, wie eben diesen „Zeta“, dem die Rolle des<br />
freundlichen Concierges (die ihm, soviel schon jetzt, wie<br />
auf den Leib geschneidert ist!) zugedacht ist. Ein Türhüter,<br />
der das Portal zur Sierra de Gredos, ihren Weinbergen<br />
und Winzern weit aufstößt, damit eine interessierte<br />
Öffentlichkeit die wunderbaren Weine dieser<br />
nicht minder wunderbaren Region für sich entdecken<br />
und – jede Wette! – genießen kann.<br />
Die Garnacha-Trauben für den „Zeta“ stammen von<br />
alten Reben der um die kleine Gemeinde Cebreros gelegenen<br />
parajes El Robledillo, El Mojón und Presidente<br />
und wurzeln dort in flachgründigen, gut durchlässigen<br />
Schiefer- und Granitböden auf einer Basis von magmatischem<br />
Gestein. Sie werden spontanvergoren und sechs<br />
Monate lange in 500-Liter-Fässern aus französischer<br />
Eiche, sechs Monate lang in Edelstahltanks ausgebaut.<br />
Wie schon mehrfach in diesem Jahr erwähnt,<br />
war 2021 für die Winzer in Spanien ganz offenkundig<br />
ein Glücksfall. Ganz gleich, welche Region wir<br />
besucht haben, ganz gleich welche 2021er-Weine wir<br />
verkostet haben: Dieser Jahrgang übertrifft so ziemlich<br />
alles, was wir aus diesem Jahrhundert von der Iberischen<br />
Halbinsel kennen! Das gilt auch für die Garnachas von<br />
Viñas Viejas de Pegaso, auch für den kleinen „Zeta“, für<br />
den, wie für alle anderen Pegaso-Weine, kein geringerer<br />
als unser Freund Marc Isart (Bodegas Cinco Leguas)<br />
seit nunmehr fünf Jahren verantwortlich zeichnet: Im<br />
Duft zunächst helle Beeren- und Kirschfrucht, die von<br />
balsamischen Kräutern, kühler Stein und weißpfeffrigen<br />
Noten grundiert und „geerdet“ wird, bis der „Zeta“ ein<br />
wenig Luft zieht und die Himbeer- und Erdbeernoten<br />
raumgreifender werden (dazu jetzt auch etwas Hagebutte,<br />
rote Johannisbeeren und ein Hauch Agrumen).<br />
Am Gaumen ein Gefühl der Frische, schöne Struktur, so<br />
charmante wie animierende Saftigkeit, griffig und einfach<br />
ungeheuer trinkanimierend. Gredos? Großartig!<br />
Ab sofort und bis sicherlich 2028.<br />
97
SPANIEN GREDOS<br />
Telmo Rodríguez<br />
„BARRANCOS DE PIZARRA“ DOP CEBREROS, TINTO 2019<br />
Gredos, Garnacha und ein Geniestreich vom Schiefer!<br />
SCE010119 Pegaso „Pizarra“ DOP Cebreros, tinto 2019 14,5% Vol. 52,00 €/l 39,00 €<br />
96 Punkte<br />
PARKER<br />
Die alten Garnachareben für Telmos „Schieferschlucht“<br />
wurzeln in metamorphen<br />
Böden mit laminarer Struktur, die in der<br />
DOP Cebreros vergleichsweise selten<br />
sind, zumal in der Umgebung des „Puerto<br />
de Arrebatacapas“, zwischen 850 und 1200<br />
Metern Höhe, wo ein Teil dieser Parzellen liegt – La<br />
Redonda, La Curva, Fuente Fabian und Presidente<br />
(ein minimaler Anteil Arrebatacapas dürfte auch dabei<br />
sein). Die Garnacha-Trauben von über 80 Jahre<br />
alten Reben wurde komplett entrappt, die Maische<br />
in hölzernen Behältnissen, Stahltanks und Amphoren<br />
spontanvergoren. Hier wird (vor allem im Vergleich<br />
mit dem „Granito“) die „Andersartigkeit“ des Schiefers<br />
deutlich, die sich (vermutlich durch den niedrigen pH-<br />
Wert der Böden begünstigt) im Wein zunächst durch<br />
eine etwas dunklere Farbe, eine ähnlich reife Frucht,<br />
aber deutlich „wärmere“ Gewürz- bis fast Rauchnoten<br />
bemerkbar macht. Mit etwas Luft changiert die dunkle<br />
Frucht (Schwarzkirsche, Schlehe, Cassis) gen deutlich<br />
hellere Gefilde, eine gewisse Kühle stellt sich ein, aus<br />
den Gewürzen werden Wildkräuter und -blumen, die<br />
mit ätherischen Noten nicht geizen (Rosmarin mit<br />
einer fast „eukalyptischen“ Qualität, etwas Lavendel),<br />
es bleibt allerdings steinig-mineralisch (Schiefer?<br />
Schiefer!). Am Gaumen dann die (nächste) Offenbarung!<br />
Was im Bouquet dunkel erschien, ist jetzt ins<br />
Gegenteil gewendet: rote Johannisbeeren, Blutorange<br />
nebst Zeste, dazu die entsprechende, herrlich distinkte<br />
Säure, die auch die mineralische Ader des „Pizarra“<br />
enorm energetisiert, sich in einem fast schon kristallinen<br />
crunch entlädt. Oh wie ist das großartig! Was ein<br />
grip, was für ein grandioser, herrlich sich entwickelnder<br />
Trinkfluss! Ein Wein, der trotz seiner geradezu gefährlichen<br />
Süffigkeit, ganz linear, ganz Struktur, dabei,<br />
bei aller (rasend animierenden!) Komplexität von einer<br />
hinreißend lässigen Eleganz ist. Einfach traumhaft!<br />
Ab sofort bis 2035+.<br />
© Pinard de Picard<br />
98 PINWAND no <strong>347</strong> | Dezember 2022
Telmo Rodríguez<br />
GREDOS SPANIEN<br />
„GRANITO“ DOP CEBREROS, TINTO 2019<br />
Granit: mineralische Wucht und Eleganz!<br />
SCE010319 Pegaso „Granito“ DOP Cebreros, tinto 2019 14% Vol. 52,00 €/l 39,00 €<br />
„Momentan stammen die aufregendsten Grenache-<br />
Weine von alten Reben bzw. von kühlen Höhenlagen,<br />
wie etwa der Sierra de Gredos in Spanien.“,<br />
schreibt Nick Mason MW in seinem als „revolutionär“<br />
gepriesenen Buch „Beyond Flavour: Wine Tasting by<br />
Structure“. Was uns doppelt gut ins Programm passt,<br />
den zum einen hat er damit vollkommen recht, zum<br />
anderen liegt es bemerkesnwert, dass dieser Satz ausgerechnet<br />
im Zusammenhang mit der Klassifizierung<br />
(und letztlich Berwertung) von Weinen auf Basis ihrer<br />
Struktur fällt. Denn in der Tat ist die Kombination aus<br />
Garnacha, Gredos und Granit vor allem ein „strukturelles<br />
Großereignis“! Die Reben von denen das Traubenmaterial<br />
für den Pegaso „Granito“ stammt, wurzeln<br />
in flachen Böden (in diesem Fall sind es die Parzellen<br />
El Robledillo und El Mojón in über 800 Metern Höhe)<br />
magmatischen Ursprungs mit einer lockeren, körnigen<br />
Struktur. Auch hier wurden die Garnachatrauben<br />
komplett entrappt und in Holz, Stahl<br />
und Ton spontanvergoren, der Wein dann 18<br />
Monate in tonneaus ausgebaut. Der „Granito“<br />
wirkt anfangs deutlich zurückhaltender als sein<br />
Schieferpendant, die Frucht scheint präsenter,<br />
intensiver, „glüht“ kühl unter einer Schicht körnigkreidigen<br />
Gesteins, das sich wie eine dichtgewirkte<br />
Decke auf reife Kirschen, überhaupt sehr reife, dabei<br />
perfekt konturierte Beerenfrüchte, etwas Bitterorange,<br />
Kräuter, Rauch bis hin zu einer leichten Wildaromtik<br />
legt. Am Gaumen feste, geradezu schmackhafte Tannine<br />
mit seidig-dichtem grip, noch mehr Stein, eine leicht<br />
salzige Komponente, die sich, zusammen mit der jetzt<br />
wieder aufhellenden, reifen Frucht im langen Finale<br />
findet. Ein phänomenaler Wein!<br />
Ab sofort und bis 2035+.<br />
94 Punkte<br />
PARKER<br />
„ARREBATACAPAS“ DOP CEBREROS, TINTO 2019<br />
Grandioser Garnacha im Spiel der Elemente<br />
max. 1 Fl. / Kunde<br />
SCE010219 „Arrebatacapas“ DOP Cebreros, tinto 2019 14,5% Vol. 78,66 €/l 59,00 €<br />
Wir entdeckten die Arrebatacapas-Hänge vor einiger<br />
Zeit auf einer Reise entlang des königlichen Rinderpfades.<br />
Auf einer Höhe von 1050 Metern gelegen, ist dieser<br />
steile, nach Süden ausgerichtete Hang, umgeben von<br />
Wacholder, Rosmarin und Lavendel, Landschaft pur.<br />
Die beeindruckenden Garnacha-Reben und ihre Böden<br />
sind schlicht aufsehenerregend: Arrebatacapas ist der<br />
tiefgründigste und nachhaltigste Ausdruck von Schiefer<br />
in ganz Gredos. Mächtige Quarzadern, die sich durch<br />
den Schiefer ziehen, machen diesen Ort noch einzigartiger.<br />
Dieser außergewöhnliche, etwas über zwei<br />
Hektar große Weinberg, der 1953 angelegt wurde, lag,<br />
als Telmo Rodríguez ihn entdeckte, brach. 1999 begannen<br />
er und sein Team mit „Rehabilitationsmaßnahmen“,<br />
die auch wunderbar gelangen – und seitdem waren die<br />
Ganrachatrauben aus dieser höchsten, den Elementen<br />
– und wie der Name schon sagt, vor allem dem<br />
Wind – ausgesetzten Parzelle Bestandteil des Pegaso<br />
„Barrancos de Pizarra“. Im Laufe der Zeit wurde der<br />
singuläre Charkater des „Arrebatacapas“ immer deutlicher,<br />
sodass man sich 2015 dazu entschloss, ihn von<br />
nun an getrennt abzufüllen.<br />
Die nicht vollständig entrappten Trauben werden mit<br />
autochthonen Hefen vergoren, nach einer langen Mazeration<br />
schonend in gebrauchten 600-Liter-Fässern<br />
für etwa ein Jahr ausgebaut. 2019 war ein heißes, von<br />
Trockenheit geprägtes Jahr. Die Reben trieben damals<br />
früh aus, der Weinberg wurde am 25. April von starkem<br />
Frost heimgesucht. Die Blüte war unregelmäßig und<br />
dann kam die Trockenheit. Eine geradezu historische<br />
Dürre, die die Erträge weiter reduzierte, blockierte<br />
Wachstum und Reifung der Pflanzen und führte trotz<br />
aller Umstände zu einem fast normalen Erntetermin.<br />
Trotz der Trockenheit wurden kleine Beeren mit großer<br />
Konzentration, Farbe und gutem Säuregehalt geerntet.<br />
Was James Suckling und Luis Gutiérrez (Robert Parker’s<br />
Wine Advocate) über den Vorgängerjahrgang<br />
geschrieben (und mit 97 bzw. 95 Punkten bewertet)<br />
haben, gilt auch für die fünfte añada von 2019: Bemerkenswert<br />
die unglaubliche – strukturelle wie aromatische<br />
– Dichte des Weins, der momentan noch sehr viel<br />
Zeit und Luft braucht, um sich in (enorm jugendlicher)<br />
Schönheit zu entfalten. „Er stammt aus einem der<br />
extremsten Weinberge der Appellation, und es ist<br />
nur logisch, dass auch der Wein extrem ist.“, notierte<br />
Luis Gutiérrez seinerzeit, der ihn, seiner mineralischen<br />
Strenge, seiner überaus präsenten Tannine wegen<br />
(James Suckling beschrieb sie als „tight“, eine Vokabel,<br />
die gleich mehrfach fällt, dazu auch: „One of the best<br />
I have had from here“!) mit dem Piemont assoziiert<br />
und eine dunkle, konzentrierte Aura und eine augenscheinlich<br />
verführerische Strenge attestiert. Ein gewaltiger<br />
Wein, von dem gerade einmal 1.053 Flaschen<br />
abgefüllt wurden.<br />
Ab etwa 2025, dann bis 2040+.<br />
99
UNSERE TRADITIONELLE WEIHNACHTSAKTION<br />
(gültig für alle Bestellungen, die uns bis zum 24.12.2022 erreichen)<br />
Wir möchten uns, wie es eine schon liebgewonnene Tradition ist, in der letzten <strong>PINwand</strong> des Jahres bei Ihnen, werte Kunden, ganz herzlich<br />
für die vielen Jahre Ihrer unverbrüchlichen Treue, für all die freundlichen Weiterempfehlungen, Anregungen und auch für Ihre konstruktive<br />
Kritik bedanken. Und natürlich auch für Ihre Offenheit, Ihre Neugier und Ihre Bereitschaft, neben bekannten Weltklasseweinen von arrivierten<br />
Winzerpersönlichkeiten neue, innovative Anbauregionen mit ihren faszinierenden Weinen zu entdecken! Daher nochmals: vielen Dank!<br />
14,50 €<br />
AB 150 € BESTELLWERT<br />
aus unserem gesamten Sortiment erhalten<br />
Sie gratis 1 Flasche der umbrischen<br />
Olivenölspezialität „Bartolini<br />
classico“ extra nativ (0,5 l) von Familie<br />
Bartolini, die bereits in sechster Generation<br />
voller Stolz von sich sagt: „Wir sind<br />
Bauern!“ Denn Umbrien ist eine bäuerlich<br />
geprägte Region, deren malerische<br />
Hügeln wunderschöne alte Olivenbäume<br />
zieren. Dieses vorzügliche Öl ist gut<br />
abgestimmt in Frucht, Schärfe und Bitternoten,<br />
es unterstreicht die rustikale<br />
mittelitalienische Küche – ob gegrilltes<br />
Fleisch, eine minestra di farro oder frittierte<br />
Kardonen alle perugina – perfekt!<br />
18,50€<br />
AB 250 € BESTELLWERT<br />
aus unserem gesamten Sortiment<br />
erhalten Sie gratis 1 Flasche (0,75l)<br />
unseres großartigen Olivenöl-Klassikers<br />
„Tenuta Zangara” aus dem<br />
Hause d’Alì, das beim OLIO-Award<br />
des Magazins Der Feinschmecker<br />
sowie in vielen anderen internationaler<br />
Verkostungen als Sieger prämiert wurde.<br />
Dieses sizilianische Spitzenöl aus der<br />
Sorte Nocellara del Belice stammt aus<br />
über 100 Jahre alten Olivenhainen, wird<br />
ausschließlich von Hand geerntet und<br />
besticht durch seine intensiv-fruchtige<br />
Aromatik und einem langen, leicht pfeffrig-pikanten<br />
Abgang.<br />
30,50€<br />
AB 400 € BESTELLWERT<br />
aus unserem gesamten Sortiment<br />
erhalten Sie gratis 6 Gläser „Großes<br />
Gewächs Opulenz / Rotweinkelch Experience“<br />
aus dem Hause Stölzle. Dieses<br />
formschöne Glas ist bei den Verkostungen<br />
bei Pinard de Picard unsere „Allzweckwaffe“<br />
für jede Rebsorte (Weißwie<br />
natürlich auch Rotweine!) und jede<br />
Gelegenheit. Ein besseres Allround-Glas<br />
werden Sie kaum finden! Der Stern<br />
zeichnete die Weingläser der Glashütte<br />
Stölzle im großen Gläser-Test (die besten<br />
Weingläser aus den renommiertesten<br />
Glashütten der Welt) als Sieger in puncto<br />
Preis-Qualitätsverhältnis aus!<br />
* NEU BEI PINARD DE PICARD<br />
Die edle Glaskollektion „Phoenix“ von Sophienwald, vielen von Ihnen vielleicht<br />
schon aus der Top-Gastronomie bekannt, hat sich nach unserer Vorstellung im<br />
vergangenen Jahr zu einem absoluten Renner entwickelt. Sophienwald-Gläser<br />
sind Kunstwerke aus Glas, zart und fein, klassisch und gleichzeitig modern, sie<br />
erfüllen höchste Anforderungen, ganz gleich ob Amateur oder Profi, Weinliebhaber<br />
oder Sommelier. Jedes Glas ist mundgeblasen, handgefertigt und somit<br />
immer ein Unikat, es liegt wie eine Feder in der Hand. Vier verschiedene Gläser,<br />
genau abgestimmt auf einen Weintyp, bieten wir aus dieser Serie an. Für unsere<br />
Dankeschön-Aktion haben wir uns für das Bordeaux-Glas entschieden, da es der<br />
perfekte Allrounder ist – auch für Große Gewächse!<br />
79,80€<br />
212,40 €<br />
AB 750 € BESTELLWERT<br />
aus unserem gesamten Sortiment erhalten Sie<br />
gratis 2 mundgeblasene SOPHIENWALD-Gläser *<br />
„Bordeaux“ aus der Kollektion „Phoenix“ im<br />
Geschenkkarton.<br />
AB 1.600 € BESTELLWERT<br />
aus unserem gesamten Sortiment erhalten Sie<br />
gratis 6 mundgeblasene SOPHIENWALD-Gläser *<br />
„Bordeaux“ aus der Kollekton „Phoenix“.
UNSERE TRADITIONELLE WEIHNACHTSAKTION<br />
FÜR ALLE BESTELLUNGEN, DIE UNS BIS ZUM 31.12.2022 ERREICHEN, VERLOSEN WIR:<br />
WEINGUT WILLI SCHAEFER<br />
3 X 1 FLASCHE GRAACHER DOMPROBST<br />
RIESLING SPÄTLESE, 2020<br />
AUKTIONSWEIN<br />
Eine der großen mythischen Lagen der Mosel, ein<br />
begnadeter Weinmacher, ein phänomenaler Wein!<br />
Ganze 420 Flaschen dieses Elixiers hat Christoph<br />
Schaefer dem Weinberg abgerungen, die im letzten<br />
Jahr in Trier versteigert wurden. 98 Punkte gab<br />
es von Stuart Pigott für diese rare Weinschönheit<br />
im Wert von über 170 € pro Flasche!<br />
WEINGUT SCHÄFER-FRÖHLICH<br />
„FINAL“ RIESLING TROCKEN, 2021<br />
AUKTIONSWEIN<br />
A new star is born! Tim Fröhlich hat aus einer kleinen<br />
Parzelle im legendären Felseneck in 2021 erstmals<br />
einen Riesling der Extraklasse vinifiziert, in<br />
Kleinstauflage, der sich auf Anhieb in der Spitze<br />
der besten trockenen Rieslinge Deutschlands<br />
einreiht. 98–99+ Punkte im Wine Advocate:<br />
„Das ist definitiv einer der großartigsten Weine<br />
von Tim Fröhlich bisher!“ Nicht im freien Verkauf<br />
erhältlich, erzielte bei der VDP-Auktion den<br />
spektakulären Preis von über 600 €! Ein Hammer-Wein!<br />
WEINGUT KLAUS PETER KELLER,<br />
KABINETT-KISTE „VON DEN GROSSEN<br />
LAGEN” LIMITIERTE EDITION 2021<br />
AUKTIONSWEIN<br />
So eine Keller-Kiste gab es noch nie, und wird es<br />
vermutlich auch nie wieder geben – ein Geschenk<br />
der Natur im Ausnahme-Jahrgang 2021. Diese<br />
einmalige Kabinett-Kollektion „von den Großen<br />
Lagen“ wurde im Herbst diesen Jahres auf der<br />
traditionsreichen VDP-Autkion versteigert und<br />
erzielte einen Preis von über 3.400 € ! Wir haben<br />
für unsere diesjährige Dankeschön-Aktion für Sie<br />
eine dieser Raritäten ersteigert!<br />
WIE KÖNNEN AN DIESER VERLOSUNG TEILNEHMEN?<br />
Wie können an dieser Verlosung teilnehmen?<br />
Ganz einfach: Jede Bestellung, die bis zum 31.12.2022 bei uns eingeht,<br />
zählt als Los. Ab 150 Euro Bestellwert sind Sie mit 2 Losen dabei, ab 400<br />
Euro mit 5 Losen und ab 800 Euro sogar mit 10 Losen. Selbstverständlich<br />
können Sie an unserer Verschenk-Aktion auch teilnehmen, ohne etwas<br />
zu kaufen. Senden Sie uns in diesem Fall bitte eine ausreichend frankierte<br />
Postkarte mit dem Stichwort „Dankeschön-Aktion“. Wir wünschen Ihnen<br />
allen viel Glück und drücken Ihnen die Daumen, dass diese Raritäten den<br />
Weg auf Ihren Gabentisch finden.<br />
Viel Spaß beim Stöbern in unserer <strong>PINwand</strong> sowie unserem Gesamtsortiment<br />
und friedvolle, genussreiche Stunden (nicht nur) an den kommenden<br />
Festtagen! Bleiben Sie alle gesund!<br />
3 JAHRESABONNEMENTS<br />
DES WEINWISSER<br />
Der Weinwisser ist das Fachmagazin „für alle,<br />
die mehr über Wein wissen wollen“. Mit über<br />
10.000 Fachartikeln sowie einer Online-Datenbank<br />
mit mehr als 40.000 Verkostungsnotizen<br />
internationaler Spitzenweine vereint das Magazin<br />
unter der Leitung des bekannten Weinkritikers<br />
und Chefredakteur Giuseppe Lauria<br />
die geballte Power langjähriger erfahrener<br />
Verkoster mit journalistischer Kompetenz. Speziell die Berichterstattung<br />
zu den Großen Gewächsen hat in den vergangenen<br />
Jahren ein einzigartig umfassendes Niveau erreicht und besitzt<br />
Benchmark-Charakter. Seit mehr als 25 Jahren berichtet das<br />
Magazin über Fine Wines, und bietet vielfältige Infos, große<br />
Interviews und Porträts sowie eine fundierte Einkaufs- und<br />
Orientierungshilfe für anspruchsvolle Weinliebhaber und Profis<br />
(www.weinwisser.com).
<strong>PINwand</strong> N° <strong>347</strong><br />
Saarwellingen, im Dezember 2022<br />
Liefern Sie mir bitte folgende Weine:<br />
Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />
DEUTSCHLAND | Joh. Jos. Prüm – Mosel<br />
DMO110721 Bernkasteler Badstube Riesling Kabinett, 2021 26,00 €<br />
DMO112221 Graacher Himmelreich Riesl. Kab., 2021 Vinum: 93 P 32,00 €<br />
DMO112221M Graacher Himmelreich Riesl. Kab.t, 2021 MAG. 71,00 €<br />
DMO110821 Wehlener Sonnenuhr Riesl. Kab., 2021 Vinum: 95 P 36,00 €<br />
DMO110821M Wehlener Sonnenuhr Riesl. Kab., 2021 MAGNUM 79,00 €<br />
DMO113221 Bernkasteler Lay Riesling Spätlese, 2021 30,00 €<br />
DMO111921 Zeltinger Sonnenuhr Riesl. Spätl., 2021 Vinum: 95 P 34,00 €<br />
DMO111021 Graacher Himmelreich Riesling Spätlese, 2021<br />
Vinum: 95 P<br />
DMO110921 Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese, 2021<br />
Vinum: 95 P<br />
Bestellung per Fax: 06838 / 97950-30, Telefon: 06838 / 97950-0 oder auch per Post:<br />
PINARD de PICARD • Alfred-Nobel-Allee 28 • 66793 Saarwellingen oder www.pinard.de<br />
Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />
FRANKREICH | Rossignol-Trapet – Burgund<br />
alle BIO<br />
FBU060120 Bourgogne, rouge 2019 24,90 €<br />
FBU060220 Gevrey-Chambertin „Vieilles Vignes“, rouge 2020 59,00 €<br />
FBU060820 Beaune 1er Cru „Les Teurons“, rouge 2020 63,90 €<br />
FBU060720 Gevrey-Chambertin „Aux Ételois“, rouge 2020 79,90 €<br />
FBU060320 Gevrey-Chambertin 1er Cru „Clos Prieur“, rouge 2020 139,00 €<br />
FBU060420 Gevrey-Chambertin 1er Cru „Petite-Chapelle“, 139,00 €<br />
rouge 2020<br />
36,00 € FBU060520 Latricières-Chambertin Grand Cru, rouge 2020<br />
Inside Burgundy: 95–97 P<br />
245,00 €<br />
40,00 €<br />
DMO111421 Zeltinger Sonnenuhr Riesl. Ausl., 2021 Vinum: 96 P 39,00 €<br />
DMO111121 Graacher Himmelreich Riesl. Ausl., 2021 Vinum: 96 P 42,00 €<br />
DMO110221 Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese, 2021<br />
Vinum: 96 P<br />
48,00 €<br />
DMO110221H Wehlener Sonnenuhr Riesl. Auslese, 2021 (0,375l) 26,00 €<br />
DEUTSCHLAND | NEU: Sekthaus Krack – Pfalz<br />
DPF140600 Secco Perlwein 8,00 €<br />
DPF140219 Rosé Brut, 2019 (dég. 10/22) 18,00 €<br />
DPF140119 Riesling Extra Brut, 2019 (dég. 10/22) 18,00 €<br />
DPF140319 Blanc de Noirs Brut, 2019 (dég. 10/22) 18,00 €<br />
DPF140419 Blanc de Blancs Brut Nature, 2019 (dég. 10/22) 18,00 €<br />
DPF140518<br />
„Freundeskreis“ Grande Cuvée Brut Nature,<br />
2018 (dég. 10/22)<br />
28,00 €<br />
FRANKREICH | Le Puy – Bordeaux<br />
FBO420220 „Emilien“ Vin de France, rouge 2020 39,50 €<br />
FBO420220M „Emilien“ Vin de France, rouge 2020 MAGNUM 85,00 €<br />
FBO420320 „Barthélemy“ Vin de France, rouge 2020 140,00 €<br />
FRANKREICH | Thienpont – Bordeaux<br />
FBO441018P 6x Château Clos Fontaine Francs -<br />
Côtes de Bordeaux, rouge 2018 in der OHK<br />
69,00 €<br />
FRANKREICH | Carmels – Bordeaux<br />
alle BIO<br />
FBO530100 „Les Caprices“ Cadillac - Côtes de Bordeaux, rouge 13,50 €<br />
FBO530219 „Les Vendanges“ Cadillac - Côtes de Bordeaux,<br />
rouge 2019<br />
24,00 €<br />
FBU061020 Chapelle-Chambertin Grand Cru, rouge 2020<br />
Vinous: 95–97 P<br />
FBU060620 Chambertin Grand Cru, rouge 2020<br />
Inside Burgundy: 96–99 P<br />
245,00 €<br />
405,00 €<br />
FRANKREICH | Vazart-Coquart & Fils – Champagne<br />
FCH140100 Brut Réserve Blanc de Blancs Grand Cru 38,90 €<br />
FCH140100H Brut Réserve Blanc de Blancs Grand Cru (0,375l) 21,90 €<br />
FCH140100M Brut Réserve Blanc de Blancs Grand Cru MAGNUM 86,50 €<br />
FCH140400 Brut Rosé Grand Cru 42,00 €<br />
FCH140200 Extra Brut Blanc de Blancs Grand Cru 43,50 €<br />
FCH140516 „Grand Bouquet“ Blanc de Blancs<br />
54,50 €<br />
Grand Cru Extra Brut, 2016<br />
FCH140300 Brut Zéro Blanc de Blancs Grand Cru 57,50 €<br />
FCH140616 „TC“ Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut, (2016) 76,50 €<br />
FCH140700 „82/15“ Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut<br />
Meiningers Chamapgne Magazin: 95 P<br />
89,00 €<br />
FRANKREICH | Tempier – Bandol<br />
FPR050319 Bandol rouge, 2019 36,50 €<br />
FRANKREICH | Clos Saint-Jean – Châteauneuf-du-Pape<br />
FRS140121 „Les Calades“ VdP Vaucluse, rouge 2021 8,95 €<br />
FRS140220 Châteauneuf-du-Pape, rouge 2020 35,90 €<br />
FRS140320 „La Combe des Fous“ Châteauneuf-du-Pape, 79,90 €<br />
rouge 2020, max. 3 Fl./ Kunde Dunnuck: 96 P<br />
FRS140420 „Deus-Ex Machina“ Châteauneuf-du-Pape, 99,00 €<br />
rouge 2020, max. 2 Fl/Kunde Dunnuck: 97 P<br />
FRS140621 „La Mitrale“ C9dP, blanc 2021 Dunnuck: 94 P 35,90 €
<strong>PINwand</strong> N° <strong>347</strong><br />
Liefern Sie mir bitte folgende Weine:<br />
Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />
FRANKREICH | Laberdolive – Armagnac<br />
YLA0300 Domaine de Jaurrey, Bas Armagnac<br />
„Hors d’Age Terre-Bouc“ 12 ans (0,7l)<br />
YLA0200 Domaine de Jaurrey, Bas Armagnac<br />
„Hors d’Age Les Sables Fauves“ 20 ans (0,7l)<br />
Bestellung per Fax: 06838 / 97950-30, Telefon: 06838 / 97950-0 oder auch per Post:<br />
PINARD de PICARD • Alfred-Nobel-Allee 28 • 66793 Saarwellingen oder www.pinard.de<br />
109,00 €<br />
129,00 €<br />
YLA0186 Domaine de Jaurrey, Bas Armagnac (0,7l), 1986 189,00 €<br />
YLA0176 Domaine de Jaurrey, Bas Armagnac, 1976 (0,7l) 359,00 €<br />
FRANKREICH | Huard – Calvados<br />
YNO0400 „Fleurs de Pommier“ (0,5l) 39,00 €<br />
YNO0300 Calvados „Hors d’Age“ (0,7l) Vinous: 95 P 51,90 €<br />
YNO0100 Calvados „25 Ans d’Age“ (0,7l) 99,90 €<br />
ITALIEN | Arpepe – Valtellina<br />
ILO020120 Nebbiolo DOC Rosso di Valtellina, rosso 2020 23,90 €<br />
ILO020219 „Il Pettirosso“ DOCG Valtellina Sup., rosso 2019 33,50 €<br />
ILO020319<br />
ILO020419<br />
ILO020519<br />
ILO020616<br />
ILO020716<br />
ILO020816<br />
ILO020916<br />
ILO021016<br />
ILO021116<br />
Sassella „Stella Retica“ DOCG<br />
Valtellina Superiore, rosso 2019<br />
Grumello „Rocca de Piro“ DOCG<br />
Valtellina Superiore, rosso 2019<br />
Inferno „Fiamme Antiche“ DOCG<br />
Valtellina Superiore, rosso 2019<br />
Grumello „Sant’Antonio“ Riserva DOCG<br />
Valtellina Soperiore, rosso 2016<br />
Inferno „Sesto Canto“ Riserva DOCG<br />
Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Grumello „Buon Consiglio“ DOCG Riserva<br />
Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Sassella „Nuova Regina“ Riserva DOCG<br />
Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Sassella „Rocce Rosse“ Riserva DOCG<br />
Valtellina Superiore, rosso 2016<br />
Sassella „Ultimi Raggi“ Riserva<br />
Valtellina Superiore DOCG, rosso 2016<br />
40,90 €<br />
40,90 €<br />
40,90 €<br />
79,90 €<br />
79,90 €<br />
79,90 €<br />
79,90 €<br />
79,90 €<br />
79,90 €<br />
ITALIEN | Baricci – Toskana<br />
ITO020120 Rosso di Montalcino DOC, rosso 2020 24,00 €<br />
ITO020217 Brunello di Montal. DOCG, rosso 2017 Vinous: 94 P 54,00 €<br />
ITO020217M Brunello di Montal. DOCG, rosso 2017 MAGNUM 129,00 €<br />
ITO020316<br />
„Nello“ Riserva DOCG Brunello di Montalcino,<br />
rosso 2016<br />
Vinous: 97 P<br />
SPANIEN | NEU: Celler del Roure – Valencia<br />
125,00 €<br />
alle BIO<br />
SVC010120 „Vermell“ DO Valencia, tinto 2020 PdP: Coup de Coeur 8,90 €<br />
SVC010221 „Safrà“ DO Valencia, tinto 2021 13,90 €<br />
SVC010321 „Parotet“ DO Valencia, tinto 2021 17,95 €<br />
SVC010421 Les Filles d'Amàlia, „Les Prunes“<br />
DO Valencia, rosado 2021 PdP: Coup de Coeur<br />
SVC010519 Les Filles d’Amàlia, „Les Danses“<br />
Brut Natural DO Valencia, rosado 2019<br />
SPANIEN | Telmo Rodriguez – Gredos<br />
SCE010421 Pegaso „Zeta“ DOP Cebreros, tinto 2021<br />
PdP: Coup de Coeur<br />
SCE010119 Pegaso „Pizarra“ DOP Cebreros, tinto 2019<br />
Parker: 96 P<br />
SCE010319 Pegaso „Granito“ DOP Cebreros, tinto 2019<br />
Parker: 94 P<br />
SCE010219 „Arrebatacapas“ DOP Cebreros, tinto 2019<br />
max. 1 Fl./Kunde<br />
IHRE KONTAKTDATEN<br />
Name | Firma<br />
12,95 €<br />
19,95 €<br />
16,90 €<br />
39,00 €<br />
39,00 €<br />
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Menge Artikel-Nr. Wein Einzelpreis<br />
ÖSTERREICH | Weninger – Burgenland & Sopron<br />
Frei Haus innerhalb Deutschland und Österreich ab 95,00 € oder 12 Flaschen<br />
(Wein, Spirituosen, Olivenöl). Unterhalb der Frei-Haus-Grenze erheben wir eine<br />
Versandkostenpauschale in Höhe von 6,50 €. Versandkosten ins Ausland auf Anfrage<br />
oder einzusehen unter www.pinard.de<br />
alle BIO<br />
OBL070821 „Rózsa Petsovits“, rosé (2021) 10,50 €<br />
OBL070721 Fehérburgundi, weiß 2021 14,20 €<br />
OBL071021 Furmint „vom Kalk“, weiß 2021 15,00 €<br />
OBL070221 Furmint „Stein“, weiß 2021 27,50 €<br />
OBL071121 Welschriesling „Saybritz“, weiß 2021 32,90 €<br />
OBL070920 „Ponzichter“, rot (2020) 10,50 €<br />
OBL070119 Kékfrankos „Balf“, rot 2019 11,50 €<br />
OBL070318 Blaufränkisch „Hochäcker“, 2018 13,20 €<br />
OBL070418 Kékfrankos „Steiner“, rot 2018 24,50 €<br />
OBL070519 Blaufränkisch „Ofen“, rot 2019 38,00 €<br />
SYMINGTON-SPECIAL<br />
PORTUGAL | Altano – Douro<br />
PDO010121 „Altano Branco“ DOC Douro, branco 2021 7,50 €<br />
PDO010220 „Altano Tinto“ DOC Douro, tinto 2020 6,95 €<br />
PDO010320 „Altano Organic“ DOC Douro, tinto 2020 (BIO) 10,50 €<br />
PORTUGAL | Graham's – Douro<br />
PDO030200 Graham’s Fine Ruby Port 11,90 €<br />
PDO030700 Graham’s Extra Dry White Port 12,90 €<br />
PDO030600 Graham’s „Natura“ Reserve Port (BIO) 17,80 €<br />
PDO030317 Graham’s LBV Port, 2017 18,50 €<br />
PDO030400 Graham’s „Six Grapes“ Reserve Port 18,50 €<br />
PDO030400H Graham’s „Six Grapes“ Reserve Port (0,375l) 9,95 €<br />
PDO031000 Graham’s Selection (5x 0,2l: White Port, „Six 45,00 €<br />
Grapes“, LBV, 10 Years Tawny, 20 Years Tawny)<br />
PDO031300 Graham’s 10 Years Old Tawny Port 24,90 €<br />
PDO030500 Graham’s 20 Years Old Tawny Port<br />
49,95 €<br />
in der Geschenkhülse<br />
PDO031400 Graham’s 40 Years Old Tawny Port<br />
140,00 €<br />
in der Geschenkhülse<br />
PDO031212 Graham’s Quinta dos Malvedos<br />
45,00 €<br />
Vintage Port, 2012<br />
PDO030100 Graham’s Vintage Port, 2000<br />
Wine Spectator: 98 P<br />
129,00 €<br />
PORTUGAL | Prats & Symington – Douro<br />
PDO070118 „Prazo de Roriz“ DOC Douro, tinto 2018 11,95 €<br />
PDO070219 „Post Scriptum“ DOC Douro, tinto 2019 19,50 €<br />
PDO070319 „Chryseia“ DOC Douro, tinto 2019<br />
Parker: 95+ P<br />
59,00 €<br />
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Beförderer ist, die letzte Ware einer einheitlichen Bestellung in Besitz genommen haben bzw. hat. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie uns (Pinard de Picard GmbH & Co.KG, Alfred-Nobel-Allee 28, 66793 Saarwellingen,<br />
Tel.: 06838/97950-0, Fax:-30, E-Mail: info@pinard.de) mittels einer eindeutigen Erklärung (z.B. ein mit der Post versandter Brief, Telefax oder E-Mail) über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren.<br />
Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden. Unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen können Sie unter<br />
https://www.pinard-de-picard.de/geschaeftsbedingungen.html einsehen. Unsere Datenschutzerklärung finden Sie unter https://www.pinard-de-picard.de/datenschutz.html. Gerne können Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
sowie die Datenschutzerklärung auch in schriftlicher Form bei uns anfordern. Allgemeine Informationen über den Umfang der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten und über Ihre Datenschutzrechte finden<br />
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* Der Rabatt wird nur auf die Nachbestellung ausgewählter Weine aus dem jeweiligen Abonnement<br />
gewährt. Der Rabatt ist jeweils für die Laufzeit des aktuellen Abonnement-Pakets gültig. Solange der<br />
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