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Die Malteser Zeitung 3/2022

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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LEBENSWERT<br />

WENN SOZIALES ENGAGEMENT ZUR<br />

BERUFUNG WIRD<br />

Von Katharina Stögner und Marie Czernin<br />

Foto: iStcokphoto.com/LPETTET<br />

Palliativdienst als höchste Disziplin: Sterbebegleitung bedeutet<br />

zu geben, sich selbst gänzlich zurückzunehmen und<br />

auf den anderen einzulassen. Es geht darum einfach DA zu<br />

sein, ohne einen persönlichen Nutzen zu erwarten – auch<br />

wenn sich dieser am Ende automatisch einstellt: In Form<br />

von Dankbarkeit, als Erweiterung des eigenen Horizonts,<br />

Relativierung der eigenen Probleme, Klarheit über sich<br />

selbst im Zusammenhang mit Trauer sowie Klarheit darüber,<br />

wie man und wie man sicher nicht altern und mit persönlichen<br />

Unzulänglichkeiten des Alterns umgehen möchte.<br />

Ein Gespräch mit einer, die es weiß und mehrfach erlebt hat:<br />

Eleonore Lobmeyr.<br />

Liebe Eleonore, wie bist Du zum Palliativdienst<br />

gekommen?<br />

Im Zuge meiner Tätigkeit „Pflege zu Hause“ habe ich<br />

die Ausbildung zu „Leben Sterben Trauerbegleitung“<br />

im Kardinal König Haus gemacht. Zu dieser Zeit ist der<br />

<strong>Malteser</strong> Palliativdienst gewachsen und ich wurde die<br />

Stellvertreterin von Johannes Mlczoch. Ich stehe vorwiegend<br />

mit meiner beruflichen Expertise operativ zur<br />

Verfügung. Um das Netzwerken mit den Stellen, die palliativ<br />

von den <strong>Malteser</strong>n betreut werden, kümmert sich<br />

Johannes. Er ist nicht nur Leiter, sondern auch Experte<br />

mit einer enormen Expertise für diesen Bereich.<br />

Warum entscheidet sich ein junger Mensch für<br />

Palliativarbeit?<br />

Beruflich war ich laufend mit dem Übergang vom Leben<br />

zum Sterben konfrontiert, und auch im Ehrenamt habe<br />

ich es immer wieder erlebt. Das Bewusstsein, dass der<br />

Tod zu unserem Leben dazugehört, und dass wir uns am<br />

Ende unseres Lebens mit Unzulänglichkeiten abfinden<br />

müssen, wird von der Gesellschaft negiert. Dabei ist<br />

es so wichtig, in Würde altern zu können. Da gehört es<br />

dazu, dass man schlechter sieht, schlechter hört, sich<br />

schlechter bewegen kann, vielleicht inkontinent wird.<br />

Sehr oft ist das noch ein viel größeres Tabu als der Tod<br />

selbst. Viele haben ein unzulängliches Bild des Sterbens:<br />

Man legt sich ins Bett und wacht nicht mehr auf. In der<br />

Realität ist der Weg bis zum Tod oft eine große Umstellung.<br />

Sich selbst damit abzufinden und darauf vorzubereiten,<br />

ist wichtig, um das Alter annehmen zu können<br />

und es würdevoll vorzubereiten. Genauso wichtig ist es<br />

aber auch für die Angehörigen sich mit dem Thema des<br />

Alterns und des Sterbens auseinander zu setzen, um<br />

besser vorbereitet zu sein, denn es könnte einen überfordern<br />

wenn es überraschend kommt.<br />

Palliativarbeit also als Bewusstseinsarbeit?<br />

Ja, ein großes Stück weit geht es dabei auch darum, wie<br />

wir Menschen im Alter würdigen oder ob wir uns für sie<br />

genieren und sie als peinlich oder unzulänglich empfinden.<br />

Altern ist stark mit Scham verbunden. Palliativarbeit<br />

unterstützt die Bewusstseinsbildung, dass wir alle einmal<br />

in diese Situation kommen. Gleichzeitig lernen wir neue<br />

Seiten an uns kennen, die Konfrontation mit der eigenen<br />

Person als trauernder oder hinterbliebener Mensch.<br />

Wie läuft ein Palliativdienst praktisch ab?<br />

In der Regel erfolgen die Besuche ergänzend zur Familie<br />

und zu Angehörigen. Besuchs- und Palliativdienst<br />

20<br />

DIE MALTESER 3/<strong>2022</strong>

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