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faktor Winter 2022

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18. Jahrgang Winter 2022/23 8 Euro

› MEHR ALS EIN MAGAZIN

› DAS MAGAZIN FÜR ERFOLGSGESCHICHTEN

Der Rebell CEO Kornelius Thimm besinnt sich auf Wurzeln und Werte und bewegt das Familienunternehmen aus Northeim 68


Jan Förster Dipl.-Finw.(FH)

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Damit Abgaben nicht zur bitteren Pille werden, finden Mediziner in Quattek &

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helfen uns, Probleme frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende

„Medikation“ vorzunehmen. Die Ergebnissituation fassen wir nachvollziehbar

in speziellen Quartalsberichten und Überschussrechnungen zusammen.

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editorial

»Wenn du ein Problem

hast, versuche es zu lösen.

Kannst du es nicht

lösen, dann mache kein

Problem daraus.«

MESSE

NEUHEITEN

VON DER ORGATEC, DIE LEITMESSE FÜR

MODERNE ARBEITSWELTEN

– Buddha

FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP

Was auf den ersten Blick nach einer leichtfertigen Antwort auf eine Herausforderung klingt,

ist vielmehr der Schlüssel zum Glück. Sagt zumindest Buddha. Und Stephan Ferneding.

Wir treffen den Geschäftsführer des Göttinger Messtechnikunternehmens Accurion, um mit ihm

über den gelungenen Verkauf seines Unternehmens an Südkoreaner zu sprechen. Doch was mich

neben dieser Erfolgsgeschichte vor allem beeindruckt, ist seine Einstellung zum Leben.

Einige seiner Mitarbeiter hätten geweint, als sie von der bevorstehenden Veränderung hörten.

Nicht nur, weil sie fürchteten, im schlimmsten Fall ihren Arbeitsplatz zu verlieren, sondern in den

nächsten Jahren auch ihren lieb gewonnenen Chef. Die überraschend kühl klingende Reaktion

von Ferneding auf diese Tränen: „Leiden gehört zum Leben dazu.“ Ziemlich hart, denke ich –

und erfahre dann: Der 57-Jährige ist Buddhist. Und hat erkannt, dass sich die Tugenden Buddhas –

sei es Uneigennützigkeit, Wohltätigkeit oder Aufrichtigkeit – auch nach über 2.000 Jahren bestens

als moralisches Fundament für menschliche Führung eignen.

Denn Buddha lehrt, dass Reichtum, Einfluss und Ansehen kein Schlüssel zu einem gelungenen

Leben sind und uns auch nicht vor dem Unerfreulichen der menschlichen Existenz schützen.

Äußere Sicherheit ist immer flüchtig, kann die innere nicht ersetzen. Nur in uns selbst finden

wir Zufriedenheit.

Inzwischen haben auch andere Arbeitgeber in Südniedersachsen erkannt, dass heute mehr

zählt als ein gutes Gehalt. Einige von ihnen präsentieren sich in dieser Ausgabe in unserem

Spezial ,Top-Arbeitgeber der Region‘.

Und auch Kornelius Thimm, der Enkel des Firmengründers und unser Covergesicht, weiß,

wie wichtig die richtigen Werte sind und möchte auf dieser Grundlage als neuer CEO so

einiges verändern. Außerdem lernen Sie Katja Thiele-Hann kennen, die nach 150 Jahren in

Familienhand die erfolgreiche Bäckereikette verkauft hat und uns verrät, mit welchen

waghalsigen Aktivitäten sie seit einem Jahr ihren neuen Freiraum füllt. So viel vorweg:

Für das Foto shooting trafen wir die 53-Jährige in der Falknerei der Sababurg.

Gehen Sie mit uns auf Schussfahrt mit Luisa Grube, der sehbehinderten Profi-Ski-Rennfahrerin

aus Göttingen, schauen Sie den Porzellinern im Schloss Fürstenberg bei ihrer Arbeit mit dem

,Weißen Gold‘ über die Schulter und tauchen Sie in die skurrile Welt des Dr. Wolf in seiner

Wunderkammer in Hann. Münden ein. Bei all dem wünsche ich viel Vergnügen –

und kommen Sie zufrieden mit sich durch den Winter!

Ihre Elena Schrader

Chefredakteurin

schrader@faktor-magazin.de

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Direkt

Gern zeigen wir Ihnen

die Neuheiten ganz

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Besuchen Sie unser

Ausstellungszentrum

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4 |2022 3


inhalt

unternehmen

20 Brennen für den Erfolg

Ofenbauer Onejoon aus Bovenden

blickt auf mehr als 125 Jahre

bewegte Firmengeschichte zurück

34 Asien im Blick

Accurion-Chef Stephan Ferneding

über den erfolgreichen Verkauf an

Südkoreaner und seine Pläne für ein

buddhistisches Zentrum

Schwerpunkt im Magazin:

Top-Arbeitgeber der Region

Südniedersachsen

ab Seite 111

80 Zu Gast im Schloss

275 Jahre Porzellan. Zum Jubiläum

besucht faktor die Porzellanmanufaktur

Fürstenberg und erfährt von Museumsleiter

Christian Lechelt, was das weiße Gold

bis in die Gegenwart so wertvoll macht.

111 Top-Arbeitgeber der Region

präsentieren sich

wissen

44 Auf den Punkt gebracht

20. Innovationspreis des Landkreises

Göttingen als Schaufenster für

Kreativität und Tatkraft

48 Mehr Medizin für morgen

Neue Stiftung ins Leben gerufen:

UMG add on

54 Die Wunderwaffe unseres Körpers

Das Immunsystem –

eine raffinierte Abwehr

mensch

62 Frei wie ein Vogel

Nach fast 150 Jahren in

Familienhand verkauft Katja

Thiele-Hann die Bäckereikette

68 Der Rebell

Als neuer CEO will Kornelius

Thimm in Northeim viel verändern

74 „Stillstand macht mir Angst“

Zum 50. Jubiläum des Landkreises

Göttingen gewährt Landrat

Marcel Riethig persönliche Einblicke

leben

80 Weißes Gold

275 Jahre Porzellan aus Fürstenberg

92 Immer Vollgas

Sehbehinderte Ski-Rennfahrerin

Luisa Grube auf dem Weg nach oben

96 „Lasst uns das machen!“

Vorgestellt: die Göttinger Stiftung

Vielfalt der Kulturen

98 Die Kammer der Wunder

Zu Besuch in Dr. Wolfs skurriler

Wunderkammer in Hann. Münden

service

3 Editorial

6 Momentaufnahmen

Besondere Augenblicke

vergangener Tage

13 Aktuelles

Neues aus der Redaktion

16 „Entscheidend sind die Menschen“

Fußball-Vizeweltmeister Marco Bode

spricht über erfolgreiche Teams

auf der 37. faktor-Business-Lounge

129 Impressum

130 Wissensbissen

Gute Vorsätze vs. Die Power

des Unperfekten

gezeichnet von Tanja Wehr

4 4 |2022


FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA

98 Dr. Wolfs Wunderkammer

62 Frei wie ein Vogel

Neues wagen. Nachdem Katja Thiele-Hann die Expansion des Bäckerei-Betriebs deutlich

vorangetrieben hat, verkaufte sie das Unternehmen – nach fast 150 Jahren in Familienhand.

Ihren neu gewonnenen Freiraum füllt sie unter anderem mit Greifvögeln und Eisklettern.

» Ein bisschen kann man

sich hier verlieren.

Deshalb ist es wichtig,

nicht alleine durchzugehen.«

68 Der Rebell

Mit Wurzeln und Werten. Kornelius Thimm zog von Northeim in die Welt hinaus und kam

mit frischen Ideen zurück. Damit will der Enkel des Gründers, der seit dem Sommer als

CEO die THIMM-Gruppe führt, viel bewegen und verändern.

34 Blick nach Asien

Neue Chancen. Stephan Ferneding hat seine

Messtechnikfirma Accurion nach 30 Jahren

an Südkoreaner verkauft. Für die letzten

Jahre als Geschäftsführer stellt er sich der

Herausforderung, die neue Firmenkultur an

seine Mitarbeiter zu vermitteln.

4 |2022 5


momentaufnahmen

6 4 |2022


momentaufnahmen

Momentaufnahmen

faktor lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.

TEXT KIM HENNEKING FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

Große Zeichen im Herbst

Bei seiner 31. Auflage schaffte es der Göttinger Literaturherbst in diesem Jahr,

seinen bisherigen Publikumsrekord zu übertreffen: Bei den rund 70 über die

Region verteilten Lesungen konnten die Veranstalter knapp 20.000 Besucher

begrüßen. Bestseller-Autoren und prominente Gäste aus Wissenschaft, Politik

und Kultur waren im Oktober und November wieder einmal zu Gast, um ihre

neuesten literarischen Werke zu präsentieren – wie beispielsweise ,Blutbuch‘.

Kim de l’Horizon (Foto) thematisiert darin die Ich-Findung eines nonbinären

Menschen und gewann damit nicht nur die Herzen der begeisterten Besucher im

Alten Rathaus in Göttingen, sondern ebenso den Deutschen Buchpreis 2022.

Bereits bei der Verleihung, die kurz zuvor im Frankfurter Römer stattfand,

hinterließ de l'Horizon bleibenden Eindruck und solidarisierte sich mit der

Protestbewegung im Iran: ohne große Rede – dafür mit Rasierer.

4 |2022 7


momentaufnahmen

8 4 |2022


momentaufnahmen

Göttingen jazzt wieder

Das 45. Göttinger Jazzfestival konnte im November endlich wieder ein Programm im

Vor-Corona-Umfang anbieten. Internationale Künstler boten feinste Improvisationskunst von den

Ursprüngen des Jazz bis zu Grenzgängen entlang von Folk, Minimal, World Music, Neuer Musik

und Techno. Der US-amerikanische Trompeter Theo Croker (Foto) eröffnete mit seiner Band das

große Programmwochenende im Deutschen Theater mit Gospel, Blues, Jazz, Soul und Funk.

Neben vielen Einzelkonzerten wurde erstmals auch eine Art-Techno-Jazz-Party mit

DJ Leonhard Kuhn im DT-Keller gefeiert.

4 |2022 9


momentaufnahmen

Denkmal!

Im Oktober lockte Hann. Münden mit dem Festival ,DenkmalKunst-KunstDenkmal‘

über 7.000 Besucher in die Region. Neun Tage lang stellten rund 130 Künstler ihre Werke in

34 historischen Denkmälern der Drei-Flüsse-Stadt aus. Auch kulturelle Veranstaltungen wie

Theater, Kabarett, Lesungen, Filmvorführungen und Mitmachaktionen fanden an den

außergewöhnlichen Orten statt. Das Festival wird alle zwei Jahre organisiert und soll Leben

in teils ungenutzte und verfallende Fachwerkhäuser bringen – und das Konzept geht auf:

Laut den Veranstaltern wurden bereits mehr als 20 Häuser verkauft und saniert.

10 4 |2022


momentaufnahmen

4 |2022 11


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aktuelles

faktor-Mittagsclub

Impulse für Entscheider

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA

Zu Gast im Mittagsclub Gründerin Amy Peters

Der faktor-Mittagsclub ermöglicht seinen Mitgliedern einmal im Monat

einen Blick hinter die Kulissen regionaler Unternehmen. Nach einem

Impulsvortrag können sich die Teilnehmer der exklusiven Gruppe beim

Mittagessen im Restaurant Amavi austauschen.

Im September erklärte Daniel Liebermann vom Coachingunternehmen nevo,

was es mit dem PersonalMapping auf sich hat. Dabei fanden sich die Teilnehmer

auf einer riesigen, detaillierten Landkarte stehend wieder, auf der ihre

Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale dargestellt werden.

Im Oktober waren Amy Peters und Maurice Jedlicka zu Gast. Mit ihrem

Start-up Molly Suh produzieren sie nachhaltige Kerzen aus Frittenfett. Mit

dieser zukunftsfähigen Idee haben sie bereits die Gründungswett bewerbe der

PFH und der Uni Göttingen gewonnen. Im Mittagsclub erzählen die zwei von

ihren Anfängen, den Schwierig keiten auf dem Weg und davon, wie sie ihre

Kerzen erfolgreich in der Region platzieren wollen.

Im November sprach Rainer Giese vom faktor-Partner VersicherungsKontor

Osterode über Cyber-Attacken und Möglichkeiten, sich dagegen zu wappnen.

Unterstützt wurde er dabei von Ersin Kaplan von Howden, einem ,Ethical

Hacker‘ (Berater für Informationssicherheit). Als einer der Top-Spezialisten

in Deutschland gab dieser den Mittagsclub-Teilnehmern konkrete

Handlungsempfehlungen mit auf den Weg.

Neugierig geworden? Einen lebendigen Eindruck vom exklusiven

faktor-Mittagsclub bekommen Sie in unserem Video unter:

www.faktor-magazin.de/faktor-mittagsclub-bildergalerien

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Der Fachkräftemangel zeigt sich auch in Südniedersachsen immer stärker.

Eine Lösung dafür ist, Nachwuchskräfte aus der eigenen Region anzuwerben.

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4 |2022 13


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Ihnen frohe und

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aktuelles

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA

Zum Genießen

Premiere für die

1. faktor-Küchenparty bei Viani

Ende September fand in Kooperation mit der Quattek & Partner

Steuerberatungsgesellschaft die 1. faktor-Küchenparty in der

Cucina Viani statt. Bei diesem exklusiven Format brachte faktor

erstmals ausschließlich Ärzte und Mediziner der Region an einen

Tisch. Im Mittelpunkt standen der Austausch untereinander und

der Genuss – die Gäste konnten mit einem exzellenten Glas Wein

in der Hand mit Kollegen sprechen, selbst eine Pizza Napoletana

zubereiten und in den fast 500 Grad heißen Ofen schieben.

Die Reaktion der Teilnehmenden war so positiv, dass faktor nun

weitere Küchenpartys plant – jeweils für Familienunternehmer,

für Marketingbeauftragte und Personalleiter.

Impressionen des Abends finden Sie in der faktor-Bildergalerie unter:

www.faktor-magazin.de/fotostrecken/

bildergalerie-zur-faktor-kuechenparty-fuer-mediziner

faktor-Newsletter

Immer auf dem Laufenden

Kennen Sie schon ,Marco Böhmes faktor-Woche‘? Mit diesem E-Mail-Newsletter

informiert der faktor-Herausgeber wöchentlich über das, was die Region

Süd niedersachsen bewegt. Er berichtet von Empfängen und Events und verlost

Karten für den faktor-Mittagsclub und die faktor-Business-Lounge.

Als erfahrener Unternehmer gibt er Entscheidern persönliche Tipps – vor allem zum

Thema Sichtbarkeit – sowie einen exklusiven Einblick in die Arbeit der Redaktion.

Zudem verlost Böhme weitere attraktive Preise wie beispielsweise

die zehn Viani-Genuss-Geschenkboxen anlässlich des 50-jährigen Bestehens

des Göttinger Traditionsbetriebs.

Lesen lohnt sich!

Interesse? Anmeldung unter: faktor-magazin.de

4 |2022 15


aktuelles

„Entscheidend sind die Menschen“

Werder-Bremen-Legende und Vizeweltmeister Marco Bode sprach auf der 37. faktor-Business-Lounge

über erfolgreiche Teams – auch abseits des Fußballplatzes.

TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

Wie war das damals eigentlich mit Thomas

Schaaf in der Kabine? Kam Aílton wirklich immer

zu spät zum Training? Und wie sieht die

Taktik aus, die – auch abseits eines Bolzplatzes – aus

einzelnen Spielern ein erfolgreiches Team macht? Es waren

diese und noch mehr brennende Fragen, die gestandene

Unternehmerinnen und Unternehmer aus Südniedersachsen

bei der 37. faktor-Business-Lounge unter

den Nägeln brannten und so manche von ihnen für einen

Moment wieder in ihre Jugendzeit zurückversetzten.

DENN GASTREDNER DER LOUNGE, die am 17. November

in Kooperation mit dem VersicherungsKontor

Osterode im sportlichen Rahmen des Fun Golf Bovenden

stattfand, war kein geringerer als Werder- Bremen-

Legende und Vizeweltmeister Marco Bode – wieder

heimgekehrt, könnte man sagen, denn der ehemalige

Fußballprofi wuchs im Osteroder Ortsteil Schwiegershausen

auf. Und er hatte nicht nur viele Geschichten und

Anekdoten aus 14 Jahren Bundesliga mit in der Trainingstasche,

sondern auch jede Menge Wissen über

aktuelle Ansätze aus der Coaching- und Managementpraxis.

UNEITEL UND MIT EINER GEHÖRIGEN PORTION

HUMOR sprach Bode über sehr persönlichen Erfahrungen:

Einstellung, Teamgeist und Risikobereitschaft –

Zufall, Talent oder Konzept, worauf kommt es an?

Der Profi erläuterte sein Prinzip von einem ,Winning

Team‘, das einen tieferen Blick auf die verschiedenen

charakterlichen Eigenschaften von Mitarbeitenden zulässt

– von Führungspersonen, Individualisten, Kreati-

16 4 | 2022


aktuelles

Bilder des Abends Weitere Impressionen der 37. faktor-Business-Lounge mit Marco Bode gibt es in unserer Bildergalerie.

ven und Idealisten. Aus seiner Sicht entscheidend sind

die Menschen und die richtigen Werte. Denn am Ende

könne Höchstleistung im Team nur erbracht werden,

wenn die einzelnen Mitarbeiter ihr ganzes Potenzial

entfalten.

FÜR BESONDERE BEGEISTERUNG sorgten am Ende des

Abends doch vor allem die Geschichten aus den Umkleidekabinen

aus aller Welt bis hin zum Treffen mit Nelson

Mandela, der Bodes markantes Gesicht einst mit dem

von Steffi Graf verglich – nicht nur für eingefleischte

Werder-Fans ein Highlight. Grünweiße Schals über dem

eleganten Jacket waren ein klarer Ausdruck dafür, dass

diese 37. faktor-Business- Lounge bei den Gästen neben

interessanten Impulsen und Denkanstößen einen besonderen

Platz in ihren Herzen hinterlassen wird. ƒ

Sie haben die Lounge verpasst? Kein Problem.

In unserem faktordigital-Video können Sie sich

einen persönlichen Eindruck von Marco Bode

verschaffen unter: faktor-magazin.de/faktor-video

4 |2022 17


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20 4 |2022


unternehmen

Brennen

für den Erfolg

Onejoon blickt auf mehr als 125 Jahre bewegte Firmengeschichte zurück.

Heute ist der Hersteller von Industrieöfen – nach Eigentümerwechsel und Insolvenz –

wieder auf Betriebstemperatur: Die Bovender sind Technologieführer und

die Auftragsbücher voll.

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

4 |2022 21


unternehmen

22 4 |2022


unternehmen

LESEZEIT: 8 MINUTEN

Im Testzentrum von Onejoon in Bovenden riecht

es nach Metall, Öl – nach Werkstatt. Riesige

Öfen sind in der hohen Seitenhalle aufgebaut, die

bis zu 3.000 Grad Celsius erreichen und auf

Techniken basieren, die mit unterschiedlichen

Gasatmosphären gefahren werden können. Hier

lassen Industriepartner und -kunden testen, mit welchem

Ansatz sich bestmögliche Resultate in ihrem jeweiligen

Produktionsprozess erreichen lassen.

Das Testzentrum ist noch relativ neu, aber inzwischen

voll ausgebucht. Es veranschaulicht gut die Welle des Erfolgs,

auf der Onejoon derzeit surft. Zwei Standorte hat

das Unternehmen in Deutschland – außer dem in Bovenden

noch einen in Böblingen. Dort sind rund 100 Mitarbeiter

beschäftigt, in Bovenden 140 – Tendenz stark

wachsend. 2021 lag der Auftragseingang bei rund 100

Millionen Euro, 2022 werden es voraussichtlich bereits

300 sein.

ES GIBT KAUM EINE INDUSTRIE, die ohne Öfen auskommt.

Zum Beispiel bei der Produktion von Nassrasierern:

Die in ihre Form gestanzten Klingen werden in Ofenanlagen

gezielt erwärmt und gehärtet. Erst dann können

sie scharf geschliffen werden. Für eine sanfte Rasur

erhalten die Klingen in einer anderen Ofenanlage

schließlich noch eine Teflon-Beschichtung. Ohne die

Wärmebehandlungen in diesen Öfen wären die Klingen

stumpf und würden wie eine spitze Harke auf die Haut

wirken.

Die Assoziation mit dem guten alten Backofen ist dabei

nicht ganz falsch. Die Grundprinzipien der Erwärmung

mittels Strahlung oder Umluft sind noch die gleichen wie

früher. Die technische Entwicklung steckt im Detail – und

auch in der Größe: Eine industrielle Ofenstraße kann

durchaus 50 bis 100 Meter lang werden.

Öfen für Rasierklingen sind ein kleiner Markt, aber

einer, den die Firma bereits seit über 80 Jahren bedient.

Denn das Unternehmen in Bovenden blickt auf eine

mehr als 125-jährige Firmengeschichte zurück. 1888

gründeten die Brüder Adolf und Ernst Ruhstrat ein Elektrogeschäft;

aus der Zusammenarbeit mit der Universität

entstand letztlich auch der erste elektrisch beheizte

Hochtemperaturofen. Die Produktion dieser Öfen wurde

jedoch 1896 separat ausgegliedert, in die Elektromechanischen

Werkstätten Gebr. Ruhstrat, den Vorläufer

des heutigen Unternehmens. 2011 wurde Ruhstrat dann

von der Eisenmann AG übernommen, der Traditionsname

verschwand und wurde durch Eisenmann Thermal

Solutions GmbH & Co. KG ersetzt.

Zur Person

André Görnhardt, Jahrgang 1963, ist Geschäftsführer von

Onejoon Deutschland und bereits seit langer Zeit im

Unternehmen: 1986 machte er während des Studiums

bei Eisenmann in den USA ein Praktikum, 1990 fing er

dort auch beruflich an. Die Firma hatte einen kleinen

amerikanischen Ofenbauer aufgekauft, dessen weltweiten

Vertrieb Görnhardt mit aufbaute. 2006 übernahm er die

Leitung des Geschäftsbereichs Ofenbau bei Eisenmann;

2011 kam nach der Ruhstrat-Übernahme auch deren

Geschäftsführung hinzu.

4 |2022 23


unternehmen

HISTORIE

1896

Ruhstrat gründet den Geschäftsbereich

Ofenbau und baut den

ersten widerstandsbeheizten

Hochtemperaturofen.

1911

Das Firmengebäude in der

Langen Geismarstraße 74

wird um neue Geschäftsräume

gleich nebenan erweitert.

1933

Beginn der internationalen

Expansion in das europäische Ausland

und die USA – das Exportgeschäft

macht bereits 40 Prozent

des Gesamtumsatzes aus.

1888

Die Gebrüder Adolf und Ernst

Ruhstrat gründen und eröffnen

ein kleines Elektrogeschäft in

Göttingen.

1910

Die Elektro-Schalt-Werke AG

wird von Ruhstrat als Spezialfabrik

für elektrische Apparate

besonders hervorgehoben. Im

Krieg versorgte sie die Reichsmarine

mit Notbeleuchtungen.

1921

Die Vereinigung Göttinger Werke

VGW, Vorläufer des Measurement

Valley, wird gegründet – Ruhstrat

ist Gründungsmitglied.

1938 – 1945

In den dunklen Zeiten als

Wehrmachtsbetrieb produziert

Ruhstrat unter anderem

Verdunkelungseinrichtungen,

Zubehörteile für die Luftwaffe

sowie Sprengminen.

Eisenmann war jedoch vorrangig ein Lackieranlagenhersteller

mit Fokus auf die Autobranche, der Ofenbau

war eine kleinere Geschäftseinheit. „Im Gegensatz dazu

kommt unser Mutterkonzern Onejoon direkt aus dem

Ofenbau“, sagt Geschäftsführer André Görnhardt, der

bereits 1986 bei Eisenmann angefangen hatte und 2004

die Geschäftsleitung des Bereichs Ofenbau übernahm.

„Unser Markt wandelt sich aber sehr schnell. Das machte

die Weiterentwicklung nicht ganz einfach, insbesondere

wenn es schnelle Entscheidungen brauchte.“

2019 RUTSCHTE DIE EISENMANN-HOLDING dann

kurzerhand in eine Insolvenz, nachdem ein Großauftrag

aus dem Automobilbereich weggebrochen war. Die Rettung

kam aus Südkorea. Mit Onejoon, einem koreanischen

Ofenbauer, bestand schon seit 2016 eine Kooperation.

„Hintergrund war, dass wir in den Ofenbau für

den Batteriemarkt einsteigen wollten, und Onejoon

brachte die Kontakte zu großen koreanischen Firmen

wie LG und Samsung mit. Onejoon wiederum war auf

der Suche nach einem global aufgestellten Partner“, erzählt

Görnhardt. Gemeinsam wurde zunächst ein Joint

Venture für den chinesischen Markt gegründet. „Das

Ziel war damals eigentlich, dass Eisenmann 50 Prozent

von Onejoon übernimmt – doch da kam die Insolvenz

dazwischen.“

Die Vorteile, die eine Kooperation beiden Unternehmen

bringen würde, blieben jedoch bestehen. Also drehte

Onejoon den Deal um und übernahm die Ofenbausparte

von Eisenmann; die Koreaner konnten sich

schließlich gegen 22 Mitbewerber durchsetzen. Onejoon

ist damit heute ein global agierender Ofenbauer,

der bei einer ganzen Reihe von Anwendungen weltweit

in der Technologiespitze mitspielt. „Wir sind beispielsweise

Marktführer bei Carbon fasern“, erklärt Görnhardt

überzeugt. Der Bereich hat sich in den vergangenen

Jahren als ein sehr starker Wachstumsmarkt erwiesen

– die Luftfahrtindustrie kommt ohne nicht mehr aus,

im Automobilbereich kommen Carbonfasern verstärkt

zum Einsatz, und auch das Wachstum von Windenergieanlagen

geht ohne diese Fasern nicht mehr, weil die

Spannweiten von Rotoren inzwischen dem Flügel eines

Airbus A 380 entsprechen.

Carbonfasern haben etwa die siebenfache Festigkeit

von Stahl. Doch damit sie entstehen können, braucht es

konstante Temperaturen und eine gleichmäßige Strömungsgeschwindigkeit

mit nur minimalen Schwankungen

über eine lange Zeit.

24 4 |2022

WAS FÜR GÖRNHARDT DAS SPANNENDE am Ofenbau

ist: Thermische Prozesse werden praktisch in fast

allen industriellen Produktionsabläufen benötigt. „Am

Ende geht es darum, aus Materialien immer mehr besondere

Eigenschaften hervorzuholen. Ein Handy


unternehmen

Farbechte Vollendung In der großen Lackierkabine bekommen die Ofengehäuse ihre Farbe.

4 |2022 25


unternehmen

1956

Gebr. Ruhstrat teilt sich auf in

zwei unabhängige Unternehmen:

Adolf Ruhstrat und Ruhstrat GmbH.

1961

Die Ruhstrat GmbH verlegt

ihren offiziellen Firmensitz zur

Kapazitätserweiterung in das

6.000 Quadratmeter große

Industriewerk nach Lenglern.

1971

Ernst Ruhstrat ist Mit-Initiator

der späteren HAWK Hochschule

für angewandte Wissenschaft und

Kunst in Göttingen.

2003

Der erste Eisenmann-

Standort in Shang hai, China,

wird gegründet.

2009

Eisenmann Shanghai

expandiert mit der Geschäftseinheit

Thermal Solutions.

2008

Die Zusammenarbeit zwischen

dem Eisenmann-Konzern in

Böblingen und der Ruhstrat

GmbH in Bovenden beginnt.

Zur Übersicht Mit einer solchen Medientafel lässt sich die Zufuhr

zum Beispiel leistet heute unglaublich viel mehr als vor

20 Jahren, ohne dass es größer geworden ist. Das geht

nur, wenn man die Materialien weiterentwickelt.“ Im

Handy stecken sehr viele elektrokeramische Bauteile, die

das ermöglichen – und die immer thermisch behandelt

werden müssen, um diese Eigenschaften aufzuweisen.

„Deswegen entwickeln sich die thermischen Prozesse

auch so schnell – mit den gehobenen Ansprüchen an die

Materialien steigen meistens auch die Anforderungen an

den thermischen Prozess.“

26 4 |2022

2013

Der Firmensitz der Ruhstrat

GmbH wird von Lenglern

nach Bovenden verlegt.

2011

Die Ruhstrat GmbH wird

durch die Eisenmann AG

akquiriert.

AUSSER DEM TREIBER HANDYMARKT machen sich

auch die Themen Ressourceneffizienz, Energiewende und

-einsparungen deutlich in steigender Nachfrage nach Öfen

und neuen Anwendungen bemerkbar. „Fast alle Märkte,

in denen wir uns gerade neu positionieren, werden durch

Klimawandel, Energiekosten, Elektromobilität und

CO 2-Footprint und damit politische Richtungsentscheidungen

getrieben“, sagt Görnhardt. Der Bereich, der sich

bei Onejoon derzeit am stärksten entwickelt und einer

der Haupttreiber des Unternehmenserfolgs ist, ist der

Batteriemarkt: Er wächst derzeit jährlich um 20 bis 30

Prozent.

Die Einstellung der Produktion von Verbrennungsmotoren,

in Deutschland bis 2035 beschlossen, schafft eine

enorme Nachfrage nach Batterien. Die wiederum brauchen

Materialien für Kathoden und Anoden, zwischen


unternehmen

2015

Ruhstrat und die Eisenmann

Business Unit Process and

High Temperature Technology

werden zur Eisenmann Thermal

Solutions GmbH & Co. KG.

2016

Die Zusammenarbeit

zwischen Eisenmann Thermal

Solutions und Onejoon Co. Ltd.

in Suwon und Hwaseong,

Südkorea beginnt.

2019

Zwischen Eisenmann Thermal

Solutions und Onejoon Korea

wird das chinesische Joint

Venture ,ETS Zhejiang Co. Ltd.‘

gegründet.

von verschiedenen Gasen oder Wasser zur Kühlung steuern.

denen der Strom fließt. „Die herzustellen ist ein anspruchsvoller

thermischer Prozess. Da sind wir inzwischen

einer der Marktführer.“ Es ist auch ein Bereich, in

dem derzeit viel Materialforschung und Entwicklung

stattfindet – das Anodenmaterial beeinflusst ganz wesentlich

die Hauptfaktoren Kapazität bzw. Reichweite,

Ladezeit und Sicherheit der Batterie. Die Ausgangsmaterialien

werden dann in mehreren Verfahrensschritten

,gebacken‘, um die nötigen Eigenschaften zu generieren.

„Dafür braucht man Öfen, die mit verschiedenen Atmosphären

betrieben werden und die wir liefern.“

2019

Das Geschäftsfeld ,Electrical

Technology‘ wird von der Eisenmann

Thermal Solutions & Co. KG

auf die RPT Ruhstrat Power

Technology GmbH übertragen.

2020

Übernahme der Eisenmann

Thermal Solutions durch

Onejoon Co. Ltd. Korea und

Firmierung als Onejoon GmbH.

2019

Insolvenz des Eisenmann-

Konzerns und der Eisenmann

Thermal Solutions GmbH & Co. KG.

2015 WURDE DIE FIRMA STRATEGISCH NEU ausgerichtet

und nicht nur als Lieferant, sondern als Partner der Kunden

positioniert. „Ziel ist, die Kunden auf ihrem Weg vom

Labor hin zu großen Produktionsanlagen zu begleiten, zu

beraten und zu unterstützen und damit unsere Technik

als Standard im Markt zu etablieren“, so Görnhardt.

Deswegen wurde das Testcenter eingerichtet. Es ermöglicht

Kunden, ein unter idealen Laborbedingungen entwickeltes

Produkt unter industriellen Fertigungsbedingungen

zu testen. „Wenn wir das gut machen, haben wir

das Vertrauen des Kunden“, erklärt der Geschäftsführer.

„Dann liefern wir normalerweise auch eine Pilotanlange,

mit der man im kleinen Produktionsmaßstab ausprobiert

und die Technik optimiert, und anhand der Ergebnisse

wird dann die große Anlage gebaut.“

2021

Eröffnung eines weiteren

Produktionsstandortes

in Polen.

2020

Eröffnung der Standorte

Onejoon Inc. in

Minneapolis und Atlanta,

USA.

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unternehmen

Bis ins kleinste Detail Für optimale Ergebnisse findet regelmäßig die Modifikation der Testofenanlage statt.

28 4 |2022


unternehmen

4 |2022 29


unternehmen

Enorme Ausmaße Ofeninneneinbauten, sogenannte Muffeln, stehen in der Fertigung in Reih und Glied und warten auf den finalen Einbau.

DEN ZWEITEN GROSSEN WETTBEWERBSVORTEIL sieht

Görnhardt im Ansatz von Onejoon, den Ofen optimal in

den jeweiligen Produktionsprozess zu integrieren. „Deswegen

sind wir schon lange bestrebt, Kunden nicht nur

einen Ofen anzubieten, sondern eine komplette Anlage,

das heißt die Automatisierung und Prozesstechnik.“ Im

Batteriebereich bietet Onejoon daher bereits komplette

Anlagen zur Herstellung von Anoden und Kathoden an,

in deren Herz jedoch immer ein Ofen ist.

„Unser Ziel ist es, die Technik am Markt mitzubestimmen“,

betont André Görnhardt. Dank der engen Entwicklung

bei und mit den Kunden, starker Forschungskooperationen

mit Partnern und Hochschulen sowie eigener

Entwicklungen im Haus hat sich Onejoon weltweit

eine starke Position erarbeitet. Wuchs die Mitarbeiterzahl

2021 um 20 Prozent, sollen es dieses Jahr 25 bis

30 Prozent werden. „Wider Erwarten tun wir uns nicht

so schwer, Leute zu rekrutieren. Ich denke, durch unsere

Märkte sind wir eine sehr interessante Firma – wir besetzen

die dringenden Themen unserer Zeit wie Elektromobilität,

Klimaneutralität und wir sind technologisch führend.“

Öfen sind halt alles andere als altbacken. ƒ

Zum Unternehmen

Onejoon ist ein koreanischer Industrieofenbauer, der

2020 die Ofenbau-Sparte der insolventen Eisenmann AG

übernommen hat. In Deutschland ist Onejoon mit zwei

Standorten in Bovenden und Böblingen und mit derzeit

rund 240 Mitarbeitern vertreten. Der Auftragseingang

lag 2021 bei etwa 100 Millionen Euro. Das Geschäft

entwickelt sich derzeit sehr dynamisch mit entsprechenden

Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern.

Aus dem Firmennamen ergibt sich die Bedeutung von

,one‘ wie ,Ass, Top und der Beste‘. ,Joon‘ bedeutet der

,höchste Berg‘ – der Wert, den das Unternehmen anstrebt.

www.Onejoon.de

30 4 |2022


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Der Ökospinner –

eine Entwicklung!

Der Weg des Dr.-Ing. Udo Pauly vom Ökospinner zum nachhaltigen Unternehmer

„Ökologisch zu denken, heißt,

angepasst an die Situation zu

denken. Die Natur regelt vieles

selbst, so wie die Urtypen unserer

Schilfpflanzen. Nur Veränderung

bringt uns weiter. Wir wollen bewusst

Dinge bewegen und denken daher

von Natur aus smart – mit nachhaltigem

Erfolg. Für uns war das

immer die Kombination aus

nachhaltigen ökologischen Vorteilen

und ökonomischem Nutzen!“

DR.-ING. UDO PAULY

Man kann die Natur in ihrem Wirken vielleicht

sogar philosophisch betrachten. „Das haben

wir bei unserer Fokussierung auf den Wurzelraum

von Schilfpflanzen getan – mit einem

wertvollen Ergebnis: eine biologische Wasserund

Abwasserbehandlung und die Behandlung

von Klärschlamm aus klassischen Kläranlagen

ohne wesentlichen Verbrauch fossiler Energie.

Doch es bedurfte viel Engagements und einiger

Überzeugungsarbeit, diese für viele zunächst

absurd klingende, aber wegweisende

Idee im Markt zu platzieren.“

Oppositionspartei ohne Parteibuch. „Mit diesen

Worten belächelte man unser Team um

Professor Kickuth, Dozent der Ökochemie. Anfang

der 1980er-Jahre war ich als Student der

Landwirtschaft auf seine Forschung gestoßen,

Abwasser in einem mit Schilf bewachsenen

Bodenkörper zu reinigen. Ich fand die Idee

revolutionär und war fasziniert u. a. von der

Fähigkeit der Ökosysteme, sich selbst zu regulieren.

Mein Forscherdrang war geweckt. Heute

nutzen wir die Fähigkeit von Ökosystemen zur

Selbstregulation in Hunderten Projekten.“

Antrag im Schlummermodus. „Zum Ende

meines Agraringenieurstudiums 1982 formulierten

wir einen Antrag zur Abwasser- und

Schlammbehandlung in und auf dem Wurzelraum

von Schilfpflanzen nach Kickuth

– der im Bundesministerium nur sehr lang-

sam bearbeitet wurde. Ich nutzte die Zeit als

Quer einsteiger im Ingenieurbüro für Umweltplanung,

INFU, und startete von dort als

Entwicklungshelfer nach Togo.“

Spiegel oder Humanreflektor. „1986 wurde

unser Antrag endlich bewilligt. Der Prüfer hatte

Dinge wie Reisekosten und Literatur gestrichen.

Sein Argument: „Wir fördern nur die uns

unbekannten Posten, sonst wäre es ja keine

Forschung.“ Einen ‚Spiegel‘ würde er nicht genehmigen,

einen ‚Humanreflektor‘ wohl eher.

Schließlich hatte das lange Warten ein gutes

Ende: Wir starteten unser Fünf-Jahres-Projekt.“

Geschwärzte Weinkorken auf weißer Papiertischdecke.

„Dieses Bild habe ich immer noch

vor Augen: Wie wir so, ein Team aus Agrarund

Elektroingenieuren, Chemikern, Biologen,

Landschaftsplanern, unsere Beobachtungen

und Ideen sammelten und diskutierten. Zwar

lieferte die Analyse einer Wasserprobe ein

Ergebnis – aber warum hinten sauberes Wasser

rauskam, wenn vorne dreckiges reinfloss,

konnten wir nur interdisziplinär ergründen.

Was passierte zwischen Zu- und Ablauf der

Anlage? Was davon leistete einen wichtigen

Beitrag zur Abwasserreinigung? Wo floss das

Abwasser entlang, wie lange war es im System,

und was veränderte sich? Was wurde an das

Substrat gebunden, was abgebaut – und welchen

Beitrag leistete das Schilf?“


PROFIL

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Vom Forscher und Überzeugungstäter zum Unternehmer: Dr.-Ing. Udo Pauly hat der Natur zugehört.

Grüne Revolution im Kleingarten. „Trotz der

sehr erfolgreichen Versuchsanlage blieben

die Kommunen skeptisch: Mit dem Ökosystem

Schilf ganz ohne Chemie, fossile Energie

und Maschinen Abwasser reinigen und Klärschlamm

entwässern? Das klang der technisch

geprägten Fachwelt zu grün-alternativ,

und sie wies uns zunächst ab. So kam es, dass

wir bundesweit zumindest kleine Pflanzenkläranlagen

bei Einfamilienhäusern bauten.“

Polaroid-Bilder auf Norderney. „Das Glück

kam kurz vor Projektende mit einem Großauftrag

für eine Anlage zur Klärschlammvererdung

aus Norderney. Schilf ist den Insulanern

näher als Beton. Wir prüften anhand

unterschiedlicher Arten, wie lange sich die

Monokultur selbst regulieren kann, entwickelten

eine Methode zur Beurteilung des Klärschlamms,

der ins Schilf gegeben werden

kann, und bauten schließlich eine Anlage

für 50.000 Einwohner. Mit unserer Polaroid-

Kamera dokumentierten die Betreiber dann

die Pflanzenbefunde. Das war wertvolle Pionierarbeit.“

Plötzlich Generalunternehmer. „Das große

Risiko, das wir 1991 mit dem Bauprojekt eingingen,

hatte anfangs ein Investor gesichert.

Seitdem arbeiten wir nach der Devise, an der

Seite unserer Kunden die Projekte gemeinsam

zum Erfolg zu führen. 1995 gründeten wir die

EKO-PLANT GmbH, heute beschäftigt The

Pauly Group über 100 Menschen.“

Da wo der Hammer hängt. „Die Fridays-for-

Future-Bewegung hat sehr klargemacht, wo

der Hammer hängt. Jetzt erst blüht das ökologische

Bewusstsein, das in den 1980er-Jahren

gepflanzt wurde, richtig auf. Schon vor 40 Jahren

hatten wir diskutiert, dass Schilf Wasser in

der Region hält, heute sind Schwammstädte

ein Thema.“

Der Sinn der Arbeit. „Ökologisch zu denken,

heißt, angepasst an die Situation zu denken.

Die Natur regelt vieles selbst, so wie die Urtypen

unserer Schilfpflanzen. Nur Veränderung

bringt uns weiter. Wir wollen bewusst

Dinge bewegen und denken daher von Natur

aus smart – mit nachhaltigem Erfolg. Für uns

war das immer die Kombination aus nachhaltigen

ökologischen Vorteilen und ökonomischem

Nutzen!“

Der Markt hat Fahrt aufgenommen. „In unserer

Start-up-Phase waren wir den Entscheidern

zu ‚grün‘, heute müssen wir ihnen nachweisen,

dass wir ‚echt öko‘ sind. Manchmal

verwirrt mich das noch, aber letztlich haben

wir einen guten Weg zurückgelegt. Ungefähr

100 Anlagen zur Klärschlammvererdung und

viele chlorfreie Freibäder (FreibadPlus, siehe

in Weende) arbeiten heute mit unserer Idee.

Das ist ein Ergebnis, das mich und mein Team

stolz macht.

The Pauly Group – da ist mein Name drin. Ich

bin Familienunternehmer aus Überzeugung.

Von Natur aus smart.

KONTAKT

TEXT: CLAUDIA KLAFT

THE PAULY GROUP GmbH & Co. KG

Bahnhofstraße 12

37249 Neu-Eichenberg

Tel. 05542 9361-0

info@thepaulygroup.de

www.thepaulygroup.de


unternehmen

Asien

im

Blick

Stephan Ferneding hat seine Messtechnikfirma

Accurion nach 30 Jahren an Südkoreaner

verkauft. Für die letzten Jahre als Geschäftsführer

stellt er sich der Herausforderung, die

neue Firmenkultur an seine Mitarbeiter zu

vermitteln. Welche Chancen der 57-Jährige

für den Göttinger Standort in der

Halbleiterindustrie sieht und welche Pläne

er für ein buddhistisches Zentrum in Asien

hat, erzählt er faktor im Interview.

TEXT SVEN GRÜNEWALD

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

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unternehmen

4 |2022 35


unternehmen

36 4 |2022


unternehmen

Fertigung nach Maß

Jedes Messgerät von Accurion ist

letztlich eine Einzel anfertigung, die

individuelle Ansprüche der Kunden

berücksichtigt. Rund zwei bis drei

Monate braucht es insgesamt –

von der Bestellung und Materialbeschaffung

über den mehrwöchigen

Zusammenbau bis zum Versand.

LESEZEIT: 7 MINUTEN

Accurion ist eines ,der‘

Mess technik-Unternehmen

des Measurement Valley, die

sich ein weltweites Alleinstellungs

merkmal erarbeitet

haben: Keiner ist so gut darin

wie die Göttinger, Oberflächen

mit der Dicke von nur

einem Molekül auf flüssigen

oder festen Materialien zu

vermessen und die Messung auch noch schwingungsfrei

durchzuführen. Samsung und Apple beispielsweise bauen

mithilfe der Accurion-Messtechnik Funktionsschichten

für ihre Displays, die aus über 100 verschiedenen

ultradünnen Schichten mit jeweils unterschiedlichen

Eigenschaften bestehen. Auch Nobelpreisträger Stefan

Hells Mikro skoptechnik setzt die Schwingungsisolation

von Accu rion ein, ebenso wie Einrichtungen, die mit

künstlicher Befruchtung arbeiten.

HERVORGEGANGEN IST ACCURION 1991 aus der

Entwicklung eines wissenschaftlichen Messgerätes am

Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische

Chemie, die zur der Ausgründung unter dem Namen

Nanofilm führte. Später kam noch die Neugründung

Halcyonics hinzu. Von den ursprünglich fünf Gründern

verblieben am Ende drei: Dirk Hönig, Marcus Liemen

und Stephan Ferneding. Nach dreißig Jahren im Unternehmen

stellten diese sich die Frage, wie es weitergehen

soll. Die Pläne, das Unternehmen zu verkaufen, gab es

dabei schon länger.

Nanofilm verkaufte hauptsächlich Einzelgeräte an

Forschungseinrichtungen und -abteilungen. Da die Geräte

eine sehr lange Lebenszeit haben, wuchs sich eine

Phase schwacher Nachfrage 2008 zu einer Insolvenz aus.

Halcyonics übernahm die Nanofilm und fusionierte mit

ihr 2009 zur heutigen Accurion. „Damals gab es erste

Überlegungen zu einem Verkauf, aber es war nicht der

richtige Zeitpunkt“, erzählt Stephan Ferneding heute.

„Wir wollten das Unternehmen erst wieder aufbauen

und zum Laufen bringen.“ Das hat rund zehn Jahre gedauert.

„Wir haben uns im Gesellschafterkreis 2018 darauf

geeinigt, dass wir versuchen, drei gute Jahre nacheinander

hinzulegen, und uns dann gezielt nach einem

strategischen Partner umsehen.“

Dem weiteren Wachstum von Accurion waren aufgrund

der geringen Unternehmensgröße hingegen Grenzen

gesetzt. In ihrem Bereich der schwingungsfreien

Schichtdickenmessung ist die Firma praktisch konkurrenzlos

unterwegs, aber es ist ein Nischenmarkt. „Deswegen

wollten wir schon länger in den industriellen

Bereich einsteigen, um so mehr Einheiten am Stück verkaufen

zu können. Aber das haben wir alleine gar nicht

geschafft – wir waren zu klein und konnten den weltweiten

Service gar nicht liefern“, sagt Ferneding. 43 Mitarbeiter

hat Accurion heute, darunter einen Servicetechniker.

„Damit werden Sie von den großen Produzenten

gar nicht ernst genommen“, so der Geschäftsführer.

Er sei jetzt 57. Und bei einem Verkauf müsse man für

eine Übergangsphase ohnehin noch ein paar Jahre dabeibleiben.

„Die letzten waren für uns sehr erfolgreich, deswegen

ist jetzt ein guter Zeitpunkt gewesen“, erklärt der

Jurist. Also wurden ein Businessplan erstellt, eine Story

entwickelt und potenzielle Kontakte identifiziert. Doch

bevor die richtig losging, klingelte 2021 bereits Park

Systems an der Tür.

DIE PARK SYSTEMS AG hat einen ähnlichen Hintergrund

wie Accurion: Auch sie ist als klassische Garagenfirma

im Silicon Valley gestartet. Heute hat sie ihren Sitz

in Südkorea und ist mit über 400 Mitarbeitern im Halbleiterbereich

in der Qualitätssicherung tätig – mit einzigartigen

automatisierten Rastersondenmikroskopen,

die mit atomarer Auflösung arbeiten. „Mit unserer Technologie

wollen sie die nächste Messtechnikgeneration in

der Qualitätskontrolle einführen“, erzählt Ferneding.

Park bringt genau das mit, was Accurion fehlt: eine weltweite

Servicestruktur und einen Zugang zu diesem

Markt.

Der Tipp, auf Accurion zuzugehen, kam von Parks

Kunden Samsung. „Die haben über unsere Technologie

gesagt, dass sie gut ist, und wenn es einer hinbekommt,

die immer kleiner werdenden Strukturen im Halbleiterbereich

zu vermessen, dann seien wir das“, so Ferneding.

„Allerdings seien wir zu klein, aber falls Park uns übernehme,

könne man sich eine weitere Zusammenarbeit

vorstellen.“ Der erste Kontakt entstand auf Arbeits ebene

mit Überlegungen für ein gemeinsames Entwicklungsprojekt.

Im Laufe der ersten Gespräche kam dann schnell

die Frage auf, ob sich Accurion auch eine engere Kooperation

vorstellen könne oder sogar eine Übernahme

möglich wäre.

„ZU DIESEM ZEITPUNKT GAB ES dann auch schon weitere

Anfragen von anderen Unternehmen“, sagt Ferneding.

Die Vorstellungen unterschieden sich jedoch deutlich:

„Teilweise waren Standortverlagerungen geplant, andere

4 |2022 37


unternehmen

In der Produktion Hier ist noch jeder Arbeitsschritt echte Handarbeit – weil die Stückzahlen gering sind und die Qualitätsansprüche hoch.

wollten nur einen Geschäftsbereich übernehmen, das

wollten wir aber alles nicht.“ Am Ende blieben zwei Anbieter

übrig: Park Systems und ein ungarisches Unternehmen.

Das Angebot von Park Systems war zwar niedriger,

aber die Koreaner hatten das eindeutig bessere

Konzept, die Perspektiven waren besser, und der Standort

sollte erhalten und ausgebaut werden. „Das war für

alle Beteiligten viel spannender, deswegen haben wir uns

für die Koreaner entschieden.“

Am 1. September 2022 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet

– im Eingangsbereich von Accurion hängt bereits

das neue Firmenlogo. Doch der alte Name soll nicht

ganz verschwinden, er wird in Form des Produktnamens

für die Göttinger Erzeugnisse weiterleben: „Denn der

Name genießt eine große Bekanntheit.“ Amüsante

Randnotiz: Vor rund 20 Jahren hatte Ferneding den

Gründer und heutigen Park-CEO Sang-il Park bereits in

den USA besucht, um ihm die Accurion-Produkte zu verkaufen.

„Das war damals nicht erfolgreich, weil Park

noch mitten in seiner Entwicklungsphase steckte.“

WIE SOLL ES NUN IN GÖTTINGEN unter koreanischer

Führung weitergehen? Die internen Abläufe ändern sich

zunächst dergestalt, dass sich Accurion nicht mehr selbst

um den Vertrieb kümmern muss, sondern das weltweite

Sales-Netzwerk von Park Systems schult. „Wenn die alle

trainiert sind, werden wir deutlich mehr Umsatz hinlegen,

weil das Team mit einer ganz anderen Power an den

Markt herangehen kann, als wir das je gekonnt hätten“,

erklärt Ferneding. „Es ist absehbar, dass der Göttinger

Standort massiv wachsen wird und sich die Mitarbeiterzahlen

verdoppeln werden. Deswegen führen wir bereits

Gespräche über einen neuen Standort.“

INTERN WIRD EINE DER GROSSEN Herausforderungen

sein, sich in einen größeren Konzern zu integrieren. Die

Geschwindigkeiten seien nun ganz andere: „Bei Park hat

jeder seine spezialisierte Aufgabe, bei uns landen daher

jetzt viele Anfragen von verschiedensten Park-Kollegen

bei einer Person hier im Haus. Da mussten wir schon etwas

auf die Bremse treten“, erzählt der Geschäftsführer.

Auch die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, denn

die koreanische Unternehmenskultur ist doch etwas anders.

„Wir haben immer Rücksicht auf jeden Einzelnen

und seine individuelle Situation genommen. Auch gab es

immer große Entscheidungsfreiräume bei den Abteilungsleitungen.“

In einer größeren Konzernstruktur muss man

erst einmal herausfinden, welche Hierarchien einzuhalten

sind und wer überhaupt etwas entscheiden darf.

Der 57-Jährige hofft nun, dass in Göttingen nicht einfach

die koreanische Verfahrensweise Einzug hält,

sondern er auch in den letzten Jahren, die er noch im

38 4 |2022


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Alles bleibt anders Der Zuschlag ging an die Koreaner, die nicht nur das bessere Konzept mitbrachten – auch die Perspektiven sind besser,

und der Standort in Göttingen soll erhalten und ausgebaut werden.

Unternehmen tätig sein will, für seinen Ansatz Werbung

machen kann. Dennoch, die Kommunikation läuft gut.

Zudem hatte Accurion bereits Zweigstellen in Asien,

und auch aus persönlichen Gründen hat Ferneding eine

große Nähe nach Fernost aufgebaut. „Ich bin seit einigen

Jahren Buddhist und habe viel aus dieser Philosophie

für meinen Führungsstil und meine Persönlichkeitsentwicklung

übernommen. Ich möchte künftig aber

noch tiefer in buddhistische Werte eintauchen.“ Deswegen

hat er sich auch eine kleine Klausel in den neuen

Vertrag schreiben lassen: Zweimal im Jahr wird ihm von

Park ein zweiwöchiger Aufenthalt in einem koreanischen

buddhistischen Kloster organisiert.

Mittelfristig hat Stephan Ferneding aber noch mehr

vor. „Ich habe die Absicht, gemeinsam mit anderen in

Asien ein buddhistisches Seminarzentrum aufzubauen.“

Das soll sich vor allem an Europäer richten, die entweder

tiefer in buddhistische Werte einsteigen möchten,

oder an Unternehmensmitarbeiter, die nach Asien geschickt

wurden, damit sie die asiatische Kultur besser

kennenlernen. Nach einem genauen Standort sucht

Ferneding noch. Sein Ziel hingegen ist klar: einen neuen

,Spirit‘ zu etablieren und das Wirtschaften menschlicher

zu machen. ƒ

ZUR PERSON

Bereits während seines Jura-Studiums in Göttingen wurde

Stephan Ferneding Mitgründer des Accurion-Vorläufers

Nanofilm und ist heute einer von drei Inhabern. Auch

nach dem Verkauf seiner Firma an das koreanische

Unternehmen Park Systems wird der 57-jährige Buddhist

noch für einige Jahre als Geschäftsführer die Integration

in den Konzern gestalten. Auch für die Zeit danach hat

er bereits spannende Pläne: Er will ein buddhistisches

Seminarzentrum in Asien aufbauen. Als leidenschaftlicher

Stepptänzer schaffte es Ferneding bereits viermal an der

Deutschen Meisterschaft teilzunehmen und qualifizierte

sich sogar einmal zur Europameisterschaft und

zweimal zur Weltmeisterschaft.

ÜBRIGENS …

Mehr über den Menschen Stephan Ferneding – und wie

er gestärkt aus einer Insolvenz hervorging – lesen Sie im

faktor-Beitrag ,Leben voller Gegensätze‘ (2020) unter:

www.faktor-magazin.de/leben-voller-gegensaetze

40 4 |2022


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die Region – 25 Jahre Zentrum

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unsere Kunden erreichbar.

Viele von ihnen kennen wir

persönlich und arbeiten schon

lange Zeit zusammen.“

THOMAS GIEHNE

25 Seit der ersten Stunde mit

Jahre gibt es das Ruhstrat

Zentrum für Sicherheit (ZfS)

Am Leinekanal in Göttingen.

dabei ist Thomas Giehne, Leiter des Bereichs

Sicherheitsdienstleistungen und der Notrufund

Serviceleitstelle. Wenn man ihn fragt, was

die Kunden am ZfS besonders schätzen, so

antwortet er: „Wir sind im Notfall immer für

unsere Kunden erreichbar. Viele von ihnen

kennen wir persönlich und arbeiten schon

lange Zeit zusammen. Da unser Standort

im Zentrum Göttingens ist, kennen unsere

Mitarbeitenden die Gegebenheiten vor Ort

und können auf Herausforderungen flexibel

mit entsprechenden Maßnahmen reagieren.

Zudem sind wir keine anonyme Hotline irgendwo

außerhalb Göttingens, sodass sich

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lassen.“ Alle 50 Mitarbeitenden sind speziell

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über die 24 Stunden besetzte

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dann zuverlässig gegen Einbruch, Diebstahl

und Brand geschützt. Falls ein Alarm ausgelöst

wird, kann der zertifizierte Interventionsdienst

nach einem vorher mit dem Kunden

abgestimmten Einsatzplan sofort reagieren.

Als zusätzliche Schutzmaßnahme finden in

der Nacht und am Wochenende durch den

Streifendienst unregelmäßige Objektkontrollen

statt. Weitere Einsatzbereiche der Beschäftigten

sind im Objekt- und Werkschutz, bei

dem ein festes Team beispielsweise an der

Werkspforte den Zugang zum Gebäude regelt

oder nachts eine komplette Überwachung mit

Sicherheitsmitarbeitenden vor Ort stattfindet.

DER BEREICH SICHERHEITSDIENSTLEIS-

TUNGEN des ZfS ist in die Ruhstrat Facility

Management GmbH integriert. Die Installa -

tion, Wartung und Reparatur von Einbruch-,

Überfall- und Brandmeldesystemen übernimmt

die Schwesterfirma der Ruhstrat Haus- und

Versorgungstechnik GmbH. Schon seit dem

Gründungsjahr 1888 sind Alarmanlagen ein

elementarer Bestandteil des Unternehmens.

Beide Firmen werden von Daniela und Steven

Ruhstrat als Familienunternehmen in der vierten

Generation geführt. „Unser Ziel ist es, für

unsere Kunden die beste Lösung für den jeweiligen

Anwendungsbereich zu finden“, sagt

Daniela Ruhstrat. „Ebenso wie mit unseren

Kunden pflegen wir mit unseren Mitarbeitenden

einen offenen und fairen Umgang, mit


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PROFIL

Die Sicherheit ihrer Kunden fest im Blick: Geschäftsführerin Daniela Ruhstrat und

Abteilungsleiter Thomas Giehne

Sicherheitsmitarbeiter im Außeneinsatz bei der

Zufahrtskontrolle

dem Ziel einer langfristigen harmonischen

Zusammenarbeit.“

Wenn man Thomas Giehne nach den besonderen

Entwicklungen der letzten 25 Jahre

fragt, so nennt er insbesondere die Weiterentwicklung

der Technik. Wo man früher vor einem

Bildschirm am Computer gesessen hat

und viele Kontakte über das Telefon liefen,

werden heute alle Meldungen elektronisch

übermittelt, und es gibt zahlreiche Monitore

zur Kontrolle. Die Möglichkeit der Videoüberwachung

ist mittlerweile problemlos möglich.

Ebenso können Heizungs- und Klimaanlagen

zum Beispiel von Serverräumen, Laboren oder

Produktionsstätten über die Notrufzentrale

überwacht werden. Störungen oder Ausfälle

dieser Anlagen werden sofort erkannt und

können behoben werden, bevor es zu größeren

Schäden kommt.

VERSCHÄRFT WURDEN AUCH die rechtlichen

Vorgaben des Gesetzgebers an Sicherheitsunternehmen,

was die Eignung und

Qualifizierung der Mitarbeitenden und die

Anforderungen an die technischen Systeme

angeht. Die regelmäßige Überprüfung der

technischen und organisatorischen Voraussetzungen

durch die VdS Schadenverhütung

GmbH gewährleistet dem Kunden zudem

einen hochwertigen zertifizierten Sicherheitsstandard.

Um die Zuverlässigkeit der Meldesysteme

und die IT-Sicherheit zu verbessern,

wurde in den letzten Jahren ein sechsstelliger

Betrag in technische Weiterentwicklungen

investiert. Zu ihrem besonderen Schutz sind

alle Mitarbeitenden mit speziellen Handys

ausgestattet. Diese können Stechstellen erfassen

und verfügen über Zusatzfunktionen,

etwa die Alarmübermittlung bei Überfällen.

Alle Firmen fahrzeuge sind GPS-überwacht,

sodass im Alarmfall gleich erkannt werden

kann, welches Fahrzeug am schnellsten zum

Einsatzort kommt.

NEBEN DEM SICHERHEITSDIENST bietet

die Ruhstrat Facility Management GmbH

weitere Dienstleistungen rund ums Gebäude

an, wie beispielsweise Hausmeister- und Reinigungsservice

sowie Hausverwaltung. Auch

für diese Bereiche können die Kundinnen und

Kunden den Notfallservice des Zentrums für

Sicherheit nutzen. „In der Dienstleistungsbranche

hängt viel von der Zuverlässigkeit,

Flexibilität und Einsatzfreude der Beschäftigten

ab. Über die letzten 25 Jahre haben wir

ein tolles Team aufgebaut, auf das ich mich

immer verlassen kann“, so Daniela Ruhstrat.

„Das ist nicht selbstverständlich, und dafür

bin ich sehr dankbar. Deshalb blicke ich trotz

aller derzeitigen Herausforderungen optimistisch

in die Zukunft und freue mich auf die

nächsten Jahre.“

KONTAKT

Ruhstrat Facility Management GmbH

Am Leinekanal 4

37073 Göttingen

Tel. 0551 5488585

info@ruhstrat-fm.de

www.ruhstrat-fm.de

KONTAKT

Ruhstrat Haus- und Versorgungstechnik GmbH

Adolf-Hoyer-Straße 6

37079 Göttingen

Tel. 0551 69404-0

info@ruhstrat.de

www.ruhstrat.de


wissen

Auf den Punkt gebracht

Der 20. Innovationspreis des Landkreises Göttingen als Schaufenster für Kreativität und Tatkraft der Region

Unter dem Motto ,Auf den Punkt gebracht‘

startete im Mai 2022 die Jubiläumsrunde

des Innovationspreises des Landkreises

Göttingen, der jährlich von der WRG

Wirtschaftsförderung Region Göttingen

organisiert wird – auf der Suche nach innovativen Produkten,

Verfahren, Dienstleistungen, Prozessen oder

Geschäftsideen von Gründern, Unternehmen, Institutionen,

freien Trägern oder Einzelpersonen aus der ganzen

Region und darüber hinaus.

AM 10. NOVEMBER WAR ES DANN SO WEIT: Knapp

400 Gäste verfolgten die Gala im Deutschen Theater, bei

der in feierlichem Rahmen die glücklichen Gewinner unter

den 122 eingereichten Bewerbungen verkündet wurden.

„Gerade in diesem Jahr freuen wir uns über die

hohe Wettbewerbsbeteiligung“, kommentierte Landrat

Marcel Riethig. „2020 waren die Konsequenzen der

Coronapandemie deutlich spürbar, heute ist es die Energiekrise

aufgrund des Ukrainekrieges.“ Daher freue man

sich umso mehr, dass trotz dieser enormen Herausforderungen

wieder eine hohe Beteiligung am Wett bewerb und

eine hohe Qualität der Beiträge im Jubiläumsjahr erreicht

wurden. „Dies zeigt, dass Südniedersachsen eine Aufsteigerregion

ist und die Unternehmen auch in Krisenzeiten

Mut und Unternehmungsgeist besitzen. Der Innovationspreis

des Landkreises Göttingen ist das Schaufenster für

Kreativität und Tatkraft unserer Region.“ Auch die enge

Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium, das zum

dritten Mal in diesem Rahmen seinen mit 10.000 Euro

44 4 |2022


wissen

Bühne frei Im Deutschen Theater wurden im November die Sieger des Innovationspreises 2022 ausgezeichnet.

dotierten Klima-Innovationspreis Niedersachsen verlieh,

mache dies deutlich und trüge zur Strahlkraft des

Wettbewerbs über die Region hinaus bei, so Riethig.

„Klimaschutz ist die Generationenaufgabe dieses Jahrzehnts“,

erklärte der neue niedersächsische Wirtschaftsminister

Olaf Lies, der zugleich auch Vorsitzender des

Lenkungskreises der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit

(NAN) ist, der Ausrichterin des Klima-Innovationspreises.

„Dafür brauchen wir kluge und innovative neue

Lösungen und mutige Partner aus der Wirtschaft.“

Mehr als 50 Bewerbungen aus ganz Niedersachsen hätten

deutlich gemacht, welches enorme Potenzial für die

Unternehmen im Klimaschutz stecke. „Viele Betriebe

haben das trotz oder gerade wegen der Energiekrise erkannt

und gehandelt.“

INSGESAMT GAB ES PREISE in sieben Kategorien – siehe

Seite 46. Die Erstplatzierten erhielten jeweils 3.000 Euro,

die Zweitplatzierten 2.000 Euro und die Drittplatzierten

1.000 Euro. Im Jubiläums jahr wurde zudem erstmals ein

Publikumspreis unter den nicht platzierten Nominierten

verliehen, über den die Gäste im Deutschen Theater live

abstimmten. Unterstützt wurde der Wettbewerb erneut

von den Sparkassen Göttingen, Duder stadt und Osterode,

der EAM, dem MEKOM Regionalmanagement Osterode

am Harz sowie dem Wirtschaftsverband Measurement

Valley. faktor gratuliert allen Teilnehmenden zu

ihrem Mut und Ideenreichtum!

TEXT CHARLOTTE VOGEL

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

4 |2022 45


wissen

DIE GEWINNER

DES INNOVATIONS-

PREISES 2022

Kategorie: Gründer und Jungunternehmer

1. PLATZ

Grünfuchs Logistik GmbH, Göttingen

Entlastung der Innenstädte vom Lieferverkehr

Die Idee: Der Lieferverkehr in Innenstädten soll durch eine zentrale Sammelstelle

und Lastenräder entlastet werden.

2. PLATZ

Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, Göttingen

Verbesserte Diagnose von Krankheiten

Die Idee: frühere Diagnose von Krebs und neurodegenerativen Krankheiten

und Sichtbarmachung von Stoffwechselkrankheiten mithilfe eines neuen Kontrastmittels

und MRT-Verfahrens

3. PLATZ

3Digity, Göttingen

Plattform für Orthesen

Die Idee: Patientenspezifische Orthesen werden automatisch per Bildanalyse

und 3D-Druck generiert.

Kategorie: Unternehmen bis 20 Mitarbeiter

1. PLATZ

Aqua Computer GmbH & Co. KG, Gleichen

Schutz vor Feuchtigkeit

Die Idee: Computer sollen mithilfe eines Vakuums im Leitungssystem vor austretender

Flüssigkeit geschützt werden.

2. PLATZ

MID Solutions GmbH, Gittelde

Verbesserte Metallisierung

Die Idee: neuartiges Verfahren zur strukturierten Metallisierung von Kunststoffen

und Keramiken

3. PLATZ

HAWK-Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst,

Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, Göttingen

Robotiksystem überwacht Lebenszyklus von Pflanzen

Die Idee: Aussaat, Bewässerung, Düngung und Unkrautkontrolle von Pflanzen

mithilfe von multisensoriellen Datenfusionsansatz und autonomer Navigationsfähigkeit.

Kategorie: Unternehmen über 20 Mitarbeiter

1. PLATZ

Flügel GmbH, Osterode am Harz

Schutz vor Borkenkäfern

Die Idee: Autarkes Gerät zum Monitoring von Umweltbedingungen und

Borkenkäferpopulationen sowie Grundlagenforschung zur Wirkung von

Duftstoffen auf Käfer

2. PLATZ

Excor Korrosionsschutz-Technologien und Produkte GmbH, Hann. Münden

Gezielter Korrosionsschutz

Die Idee: Korrosionsschutzfolie ICB schützt Bauteile, Mitarbeiter und Ressourcen.

3. PLATZ

doks.innovations GmbH, Kassel

Bestandsdatenerfassung per Drohne

Die Idee: Drohnensystem InventAIRy XL erfasst Bestand im Palettenregallager.

Sonderpreis Integration und Soziales

Aleksandra Yemelyanovich

Leselern-App Elli

Die Idee: Leselern-App unterstützt Kinder mit Trisomie 21.

Sonderpreis Wissenschaft und Bildung

III. Physikalische Institut der Georg-August-Universität Göttingen

Züchten funktionaler Muskelgewebe aus Zellen

Die Idee: Erstmals ist ein Einblick in die Muskelentstehung und -erkrankung

auf subzellulärer Ebene möglich. Dadurch können die Prozesse besser verstanden

und Therapeutika entwickelt werden.

Sonderpreis Mathematik

Ludwig Nano Präzision GmbH, Northeim

LNP-Universaltester

Die Idee: Testgerät zur Qualitätssicherung im Bereich der Elastomere und

Kunststoffe. Alle Prüfverfahren können mit einem Gerät erledigt werden,

das dank seiner Software genauer und aussagekräftiger als herkömmliche

Härteprüfgeräte ist.

Publikumspreis

Jacobi Tonwerke, Bilshausen

Solarziegel Stylist-PV

Die Idee: TDachziegel mit eingebauter Photovoltaik-Technik

46 4 |2022


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wissen

Mehr Medizin

für morgen

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat eine neue Stiftung ins Leben gerufen: UMG add on.

Hochkarätige Unterstützer aus der Region helfen der Privatstiftung dabei, flexibler Gelder einzuwerben.

Finanziert werden sollen zunächst zwei Projekte in der Onkologie und Kardiologie.

TEXT CHARLOTTE VOGEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

48 4 | 2022


wissen

Die Situation für die Hochschulen in Niedersachsen

ist nicht ganz einfach. Zuletzt

kürzte die Landesregierung 2020 gegen

den Bundestrend den Wissenschaftsetat

deutlich. Die zusätzlichen finanziellen Belastungen

durch die Pandemiemaßnahmen und die starken

Kostensteigerungen aufgrund der Energiekrise lassen

die zukünftigen Finanzierungsperspektiven nicht besser

aussehen.

WER ABER WEITER INTERNATIONAL in der Forschungsspitze

mitspielen will, braucht große Investitionen.

Mit denen sieht es in Göttingen auch unabhängig von

der Tagespolitik nicht unbedingt rosig aus. Das Land

Nieder sachsen baut in Oldenburg derzeit sein drittes

Uni-Klinikum auf, Forderungen nach einem vierten

Uni-Klinikum in Braunschweig gibt es ebenfalls. Bei begrenzten

Mitteln ist die Folge klar: Kannibalisierung

oder Warteschleife der bestehenden Standorte.

„Gerade Forschungsgebäude sind extrem schwierig zu

finanzieren“, erklärt Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes

der UMG. Bund und Länder müssen diese gemeinsam

finanzieren, die Kosten liegen aber schnell im

mittleren zweistelligen Millionenbereich. „Daher werden

wir nur alle fünf bis zehn Jahre berücksichtigt.“

Dem stehen 60 verschiedene Kliniken und Institute gegenüber,

die in den Forschungsschwerpunkten der UMG

gute Arbeit leisten. Das heißt, viele Forschungsgebäude

sind alt und haben bauliche Mängel. Das Hauptgebäude

der UMG stammt noch aus den 1970er-Jahren. Das vom

Land bereitgestellte Sondervermögen für den Neubau

finanziert aber nur den Krankenhausbetrieb, nicht Forschung

und Lehre. Auch eine voll ausgestattete Forschungsprofessur

ist mit rund 2,5 Millionen Euro nicht

ganz günstig. „Deswegen brauchen wir neue Finanzierungsquellen“,

so Brück.

WOLFGANG BRÜCK

Vorstandsvorsitzender UMG add on –

Sprecher des Vorstandes der UMG

„Wir haben in Südniedersachsen eine enorme Kompetenz in

der Gesundheitswirtschaft und der Biotechnologie. Für die

Landesregierung ist aufgrund der Bedeutung von Volkswagen

das hauptsächliche Schwerpunktthema Mobilität, der Rest

wird noch nicht so prioritär gesehen. Das Potenzial, der

Wachstumsmarkt für Biotechnologie, wenn man Göttingen,

Braunschweig und Hannover international konkurrenzfähig

ausbauen würde, ist jedoch gigantisch.“

ANDREAS PHILIPPI

Beirat – Bundestagsabgeordneter für Göttingen, SPD

„Ich habe selbst in Göttingen Medizin studiert, die Entwicklung

der UMG ist mir daher eine Herzensangelegenheit. In Berlin bin

ich gesundheitspolitisch unterwegs – daher stimme ich mich eng

mit der UMG ab, um über diesen kurzen Weg etwas für den

Standort zu bewegen. Die neue Stiftung tut angesichts der Finanzierungsprobleme

not. Wir müssen sie jedoch langfristig an legen.

Wenn wir jetzt starten, werden wir die Früchte in 10, 15 Jahren

ernten. Das ist letztlich wie Prävention in der Medizin.“

4 |2022 49


wissen

JOACHIM KREUZBURG

Kuratorium – Vorstandsvorsitzender Sartorius AG

„Die Universitätsmedizin als Spitzenversorger ist aus meiner

Sicht ein extrem wichtiger Faktor in der Region und für die

Stadt. Das machen sich vielleicht einige Menschen nicht klar.

Man kann daher nur ein Fan der Unimedizin sein. Gleichzeitig

hat sie eine riesige Herausforderung vor sich. Deswegen will

ich gerne dazu beitragen, dass die UMG auch in Zukunft so

erfolgreich wie bisher sein kann. Eine erfolgreiche Stiftung darf

aber nicht dazu führen, dass sich die Politik mittel- bis

lang fristig weiter aus der Finanzierung zurückzieht.“

DIE UMG HAT SICH DAHER für einen weiteren Ansatz entschieden:

Als Universität und Universitätsmedizin Göttingen

2003 in eine Stiftung des öffentlichen Rechts umgewandelt

wurden, war damit nicht nur die Absicht verbunden, organisatorisch

flexibler zu werden, sondern auch Stifter und Spender

zu gewinnen.

Immer mehr Vorhaben konnten mithilfe privater Spenden

umgesetzt werden. „Wir haben seit 2004 über das zentrale

Fundraising rund 21 Millionen Euro eingeworben“, so Wolfgang

Brück. Mit dem Erfolg reifte die Entscheidung, Fundraising

zum festen Bestandteil der UMG zu machen. Die

Fundraising-Aktivitäten sind vielfältig, sodass es zum einen

das zentrale Fundraising abbildet, welches sich um die Bedarfe

des wissenschaftlichen und klinischen Alltags kümmert

und die im Jahr 2021 ins Leben gerufene Stiftung privaten

Rechts UMG add on. Die neu errichtete Stiftung übernimmt

das Großspenden-Fundraising und richtet sich gezielt an vermögende

Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen.

„In den USA und Israel gibt es eine andere Spendenkultur,

dort sammeln die Hochschulen und Kliniken sehr hohe Beträge

ein“, erklärt Brück. „Die UMG add on ist der Versuch,

auf ähnliche Weise erfolgreich zu sein.“

Beispiele aus Deutschland zeigen, dass es geht. „Sehr erfolgreich

agiert die TU München“, sagt Alice Schütze, die die

Geschäftsstelle der UMG add on und deren Fundraising leitet.

Die deutsche Muster-Uni, die in vielen Belangen Vorreiterin

ist, verfolgt den Stiftungsansatz bereits seit über 20 Jahren

und hat dafür einen großen Mitarbeiterstab aufbauen

können. „Am Beispiel der TU München sieht man auch, dass

der Stiftungserfolg einem Triathlon gleicht: Es geht nicht von

heute auf morgen, man braucht ein kontinuierliches Bemühen

über einen langen Zeitraum.“

UM DIE BEDARFE DER UMG, die nicht über die öffentliche

Hand finanziert werden können, zu decken, verfolgt die

UMG add on einen dreigleisigen Ansatz, der bundesweit

agiert: Zum einen sollen Alumni aktiv angesprochen werden,

die inzwischen auf wichtigen Posten sitzen, beispielsweise in

der Pharmaindustrie. Zum anderen werden, zunächst auf

Niedersachsen begrenzt, gezielt Unternehmer angeschrieben.

Der dritte Weg sind die persönlichen Kontakte, die insbesondere

über die Gremienmitglieder der UMG add on als Multi-

50 4 | 2022


wissen

plikatoren geknüpft werden sollen. Das Vorgehen ist

dabei immer eine direkte Ansprache, um für die Ziele

der UMG add on zu begeistern. Aus den diskreten Gesprächen

erwachsen wiederum neue Kontakte. Deswegen

wurden auch bekannte Persönlichkeiten wie der

tedox-Gründer und Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf,

Vorstandsmitglied der Sparkasse Göttingen Michael Birlin

und Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank,

für eine Stiftungsmitwirkung angesprochen und

gewonnen. Auch faktor- Herausgeber Marco Böhme

unterstützt im Beirat.

„In den zurückliegenden Gesprächen mit potenziellen

Unterstützern, die wir dieses Jahr geführt haben, haben

wir die Erfahrung gemacht, dass für die Menschen Gesundheit

das Wichtigste überhaupt ist“, so Alice Schütze.

„Und wenn man Gesundheitsförderung unter Betrachtung

des Menschen als Ganzes vermitteln kann, dann

stößt man schnell auf Spendenbereitschaft.“

WOLFGANG LEHMANN

Vorstand – Direktor der Klinik für Unfallchirurgie,

Orthopädie und Plastische Chirurgie

„Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wurde

beispielsweise die Kinderklinik zu einem großen Teil durch

Spenden finanziert. Wir sehen, dass es eine große private

Spendenbereitschaft gibt. Wir müssen es nur schaffen, dass

wir die Spendenzwecke sichtbar und konkret machen, damit

wir dafür Begeisterung wecken können.“

DIE ERSTEN FÖRDERGELDER sollen entsprechend auch

in zwei Stiftungsprofessuren fließen, die dem Leitgedanken

der personalisierten Medizin folgen. Statt davon auszugehen,

dass ein Behandlungsansatz allen Menschen gerecht

wird, stehen zunehmend auf den individuellen Patienten

abgestimmte Therapien im medizinischen Fokus.

Die UMG will hierbei an ihren Schwerpunkten in der

Krebs-, Herz-Kreislauf- und neurowissenschaftlichen

Forschung anknüpfen und über interdisziplinäre Pionierprojekte

Therapien entwickeln und schneller an den Patienten

bringen. Langfristig, wenn sich die UMG add on

etabliert hat, soll es aber auch um größere Projekte wie

etwa Forschungsgebäude gehen. Auf der Bedarfsliste

steht ein Krebsforschungszentrum.

„Wir gehen das pragmatisch an“, sagt Alice Schütze. „Im

nächsten Jahr 2,5 Millionen Euro für die Ausstattung einer

kompletten Stiftungsprofessur einzuwerben, wäre

wunderbar, ist jedoch eher illusorisch. Wir werden aber

nicht warten, bis wir eine solche Summe zusammen haben,

sondern werden sukzessive in Bedarfe investieren.“ Das

könne beispielsweise ein besonderes Mikroskop sein,

das benötigt wird. So werde auch schnell sichtbar, welchen

Beitrag die Spenden leisten können.

4 |2022 51


wissen

„GENAU DARAUF KOMMT ES AUCH AN“, betont

Joachim Kreuzburg, Vorstandsvorsitzender der

Sartorius AG und Kuratoriumsmitglied der Stiftung.

„Natürlich versteht man, dass es um Gesundheit

allgemein geht und hier enorme Innovationssprünge

gemacht werden, aber anhand konkreter

Projekte und Erfolge wird das greifbar – und das

motiviert viel stärker zum Engagement.“

„Für alle Stifter ist ebenfalls wichtig, dass das

Engage ment nach außen sichtbar wird“, sagt Professor

Wolfgang Lehmann vom Vorstand der

UMG add on. Lehmann selbst hat von seinen Eltern

eine Stiftung geerbt und bringt entsprechende Erfahrung

mit. „Wir müssen ein Konzept entwickeln, wie

wir das schaffen – dann wäre ich optimistisch, dass

es uns auch gelingt, Großspender zu gewinnen.“

Olaf Feuerstein, Geschäftsführer des Hotels Freizeit

In und ebenfalls Kuratoriumsmitglied, hat in

seinem privaten wie geschäftlichen Umfeld häufig

die Erfahrung gemacht, dass „viele Menschen gerne

etwas spenden wollen, aber nicht wissen, wofür.

Dafür brauchen wir eine zeitgerechte Ansprache.

Ich bin zuversichtlich, dass wir als Netzwerker allein

schon in der Region Südniedersachsen erfolgreich

sein können.“

OLAF FEUERSTEIN

Kuratorium – Geschäftsführer Freizeit In,

CDU-Stadtratsmitglied

„Ich habe ein Helfersyndrom, aber Zeit habe ich eigentlich

gar nicht – deswegen schaue ich genau hin, wofür ich mich

engagiere. Was mir am Stiftungskonzept gefiel und weshalb

ich mich dort einbringe, ist zweierlei: Erstens die klare, kernige

und effiziente Struktur – keine Verwaltung, keine Politik,

sondern eine konkrete, sachliche Zielorientierung. Zweitens

bringt der Kreis der für die Stiftungsgremien gewonnenen

Personen eine hohe Energie mit. Das ist erfolgversprechend.“

OBWOHL DIE UMG ADD ON NOCH in der Wiege

liegt, konnten schon die ersten Großspenden eingeworben

werden. Das bekräftigt, dass die Idee gut

ist und die Stiftung langfristig wirken soll. Zunächst

werden Mittel für zwei dringend benötigte

Stiftungsprofessuren aus dem Bereich der Onkologie

und Kardiologie eingeworben. Bis es so weit ist,

dass tatsächlich in Gebäude investiert werden

kann, geht Wolfgang Brück gegenwärtig aber noch

von bis zu zehn Jahren aus. Schließlich ist das Etablieren

einer Stiftung – insbesondere auch angesichts

der Konkurrenz und der gesamtgesellschaftlichen

Lage – harte Arbeit, die nicht von heute auf

morgen erledigt ist. ƒ

52 4 | 2022


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Niedersächsischer Gesundheitspreis

für Schwangeren-App HEDI

Projekt der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen

Am 5. Dezember konnten Jens Düwel,

der für die GWG Gesellschaft für Wirt -

schafts för de rung und Stadtentwick lung

Göttin gen als Projektträgerin anwesend war,

und Dr. Corinna Morys-Wortmann, Ge sund heitsregion

Göttingen/Südniedersachsen, in Hanno -

ver den diesjährigen Niedersächsischen Gesund -

heitspreis in der Kategorie ‚eHealth: Digitale

Technologien für mehr Gesundheit‘ entgegennehmen.

Die prämierte HEDI-Plattform verknüpft Infor

mationen zu Schwangerschaft, Geburt und

erstem Lebensjahr mit den regionalen Kontaktadressen

in Südniedersachsen und demnächst

auch in weiteren Landkreisen. Alle Texte und

das Glossar sind in Deutsch, Englisch, Französisch,

Ukrainisch und Farsi sowie als

jeweilige Audiodatei enthalten. Die Suche nach

Hebammen und Beratungsstellen sowie die

Kon taktaufnahme sind in der Plattform integriert.

DER CHAT bietet einen gesicherten Austausch

zwischen Hebammen und Schwangeren –

auch per Video. Die Infotexte können beim

Chat mit Schwangeren einfach eingebunden

werden und werden in der jeweils gewünschten

Sprache angezeigt. Hebammen können

zudem die komfortablen Koordinierungstools

im Hintergrund nutzen. Die Firma aidminutes

GmbH, spezialisiert auf die kultursensible, digitale

Umsetzung von medizinischen Inhalten,

war für die technische Realisierung zuständig.

Hebammen, Beratungskräfte und Schwangere

aus der Region waren von Anfang an eingebunden,

sodass die Erfahrungen aus der Praxis in

die Entwicklung einfließen konnten.

KONTAKT

Das südniedersächsische

Projekt HEDI hat zum Ziel,

Schwangere und junge Eltern

mit Hebammen, Gynäkolog*

innen, Kinderärzt*innen und

sozialen Anlaufstellen zu

vernetzen. Zu diesem Zweck

wurde eine mehrsprachige,

kostenlose und werbefreie

Plattform entwickelt:

www.hedi.app

GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und

Stadtentwicklung Göttingen mbH

Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen

Bahnhofsallee 1b

37081 Göttingen

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wissen

Die Wunderwaffe

unseres Körpers

„Keime müssen draußen bleiben“ – so lautet das Grundgesetz der Körperpolizei. Doch wie es so ist

im Leben: Es gibt immer welche, die sich nicht an die Gesetze halten. Gegen diese Gesetzlosen hat

der menschliche Organismus eine raffinierte, leider aber nicht absolut sichere Abwehr entwickelt.

TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM

Das ,Wunderwerk Immunsystem‘ arbeitet mit

seinen eigenen, wie in einem Orchester aufeinander

abgestimmten Instrumenten, um unsere

Gesundheit zu schützen. Doch wie macht es

das? Wer spielt im Orchester mit? Wer ist der Dirigent?

Und warum erwischt es uns doch immer wieder? Um all

das zu verstehen, müssen wir in das komplexe System unseres

Körpers eintauchen.

Abwehr ein Leben lang

Verschiedene Abwehrmechanismen müssen harmonieren,

damit sich unser Körper vor krankheitsauslösenden

Bakterien, Viren oder Pilzen schützen kann. Glücklicherweise

ist uns eine angeborene, auch unspezifisch genannte

Grundimmunität genetisch mitgegeben, wenn wir auf

die Welt kommen. So kann der kleine Babykörper sich

schon gegen einige Erreger schützen. Doch dieses System

reicht nicht aus. Es muss wachsen, um den vielfältigen

Bedrohungen standhalten zu können. Diese erworbene

oder auch spezifische Abwehr ist uns zwar auch angeboren,

muss aber lebenslang lernen. Die meisten von uns

stärken sie zudem mit gezielten Impfungen. Denn nur so

kann der Körper reagieren und Infektionen vermeiden

oder – wenn es zu spät ist – bekämpfen und letztlich hoffentlich

mit seinen pass genauen Abwehrzellen und Antikörpern

besiegen.

Wächterzellen sind die Brücke zwischen

dem spezifischen und dem

unspezifischen Immunsystem. Ob

man es glaubt oder nicht, diese

dendritischen Zellen knabbern

ständig an den Subs tanzen in ihrer

Umgebung herum. So entdecken sie

beispielsweise Bakterien und Viren,

die über eine Verletzung, die Atemwege

oder die Nahrungsaufnahme in den Körper

eingedrungen sind. Haben sie solche erkannt,

können sie manche selbst unschädlich

machen oder auch Helfer herbeirufen, die sich

um die Einbrecher kümmern.

54 4 | 2022


Nasen- und

Rachenschleimhäute

siehe Haut

wissen

AUFBAU DES IMMUNSYSTEMS

Das Immunsystem bekämpft Krankheitserreger

auf der Haut, im Gewebe und in Körperflüssigkeiten

wie dem Blut. Dazu gehören ganze Organe

und Organteile, aber auch einzelne Zellen.

Auch zahlreiche Botenstoffe spielen eine Rolle.

Wichtige Bestandteile sind zum Beispiel:

Abwehrzellen im Blut

Die wichtigsten Zellen des

Abwehr systems sind die verschiedenen

weißen Blutkörperchen.

Dazu zählen unter anderem:

Mandeln

Sie enthalten ebenfalls Abwehrzellen,

die Antikörper bilden können.

Thymus Hier reifen

einige Abwehrzellen

(T-Zellen) vollständig aus.

B-Lymphozyten

Monozyten

Lymphknoten

und -bahnen

Sie sind Sammelstelle

und Transportwege für

Abwehrzellen und Antikörper,

die Antikörper

bilden (B-Zellen).

Makrophagen

Knochenmark

Es bildet die meisten

Vorstufen und einige

reife Abwehrzellen.

Darm

siehe Haut

Milz

Sie speichert

Abwehrzellen.

DOPPELTER SCHUTZ

Das Immunsystem besteht aus der

an geborenen Abwehr, die gegen

Fremdkörper, Verletzungen und

Krankheitserreger schützt, und der

erworbenen Abwehr, die gegen

bestimmte Krankheitserreger oder

veränderte Körperzellen vorgeht.

Beide Systeme sind eng miteinander

verzahnt und übernehmen

unterschiedliche Aufgaben.

Haut

Die Haut und Schleimhäute

zum Beispiel

von Nase, Rachen und

Darm: Diese sind oft

Eintrittspforte für die

Erreger, hier finden

aber auch bereits erste

Abwehrreaktionen statt.

4 |2022 55


wissen

AUS DER REGIONALEN WISSENSCHAFT

Plasmawundheilung als Immunschutz

Unsere Haut ist ein wichtiger Schutzfaktor für das

Immunsystem. Umso bedeutender sind die Fortschritte,

die der HAWK Hochschule für angewandte

Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/

Göttingen in den vergangenen Jahren im Bereich der

Plasmaforschung gelungen sind: Chronische Wunden,

die sich kaum oder gar nicht mehr schließen ließen,

werden durch eine direkte Kaltplasmaanwendung

deutlich stimuliert. Die Wundheilung verbessert sich

signifikant, und der Verlauf wird positiv beeinflusst.

Bei bereits austherapierten Wunden kann die Therapiefähigkeit

wiederhergestellt werden. Dabei stellt

sich das Plasma als antimikrobiell und hochwirksam

heraus, auch bei multiresistenten Keimen. Das alles

komplett schmerzfrei, in minimaler Anwendungszeit

und nahezu ohne bekannte Nebenwirkungen.

Catch me if you can – die Antikörperflucht

Impfungen zum Schutz unserer Gesundheit sind

nicht erst seit der Corona-Pandemie in aller Munde,

haben aktuell jedoch eine größere Brisanz denn je.

Denn Impfstoffe schützen vor einer schweren Erkrankung,

und die Antikörperantwort gegen diese Impfstoffe

trägt wesentlich zum Schutz bei. Auf diesem

Gebiet leistet derzeit das in Weende ansässige

Deutsche Primatenzentrum (DPZ) Pionierarbeit:

Die Forschenden haben festgestellt, dass sich neue

Varianten des SARS-CoV-2, insbesondere die

Omi kron-Variante, teilweise der Antikörperantwort

entziehen, was den Impfschutz vermindert – hier

spricht man von Antikörperflucht.

Gegenwärtig wird erforscht, wie wirksam neue

Varianten, die demnächst das Infektionsgeschehen

dominieren könnten, durch Antikörper gehemmt werden.

Dabei steht zum einen die Frage im Vordergrund,

ob bestimmte Varianten gegebenenfalls resistent

gegen alle therapeutischen Antikörper sind, zum

anderen jene, wie gut die Infektion durch Antikörper,

die durch angepasste Impfstoffe induziert wurden,

gehemmt wird.

Angriff auf den eigenen Körper

Woher weiß das Wächtersystem aber, welche Strukturen körpereigen

sind und welche nicht? Für diese Unterscheidung ist der Thymus

zuständig. Er bildet die Abwehrzellen zu den wichtigen T-Zellen aus,

die am Ende für einen erfolgreichen Immunschutz verantwortlich

sind. Problematisch wird es immer dann, wenn Erreger zu körperähnlich

sind, dann kann es zu den gefährlichen Autoimmunreaktionen

wie etwa beim Typ-1-Diabetes oder beim Heuschnupfen

kommen. Das heißt, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen

Körper richtet und dort auch Schäden verursachen kann.

Experten raten vor allem, dem eigenen System keinen unnötigen

Schaden zuzufügen. Dies sei das beste Mittel, um Autoimmunreaktionen

vorzubeugen. Um solche Stressfaktoren zu eliminieren, sollte

man natürlich wissen, wo das eigene Abwehrsystem seine Kraft hernimmt.

Die im Schaubild (Seite 55) aufgeführten wichtigen Bestandteile

der Abwehr stellen anatomische Barrieren für die Eindringlinge

dar. Bevor sie bei uns Schnupfen, Husten und Heiserkeit verursachen,

müssen sie erstmal an Flimmerhärchen, Schleimhäuten oder der

Haut vorbei. Das gelingt glücklicherweise den meisten nicht.

Lebensführung stärkt die Abwehr

Verletzungen oder Schäden durch Rauchen und Alkoholgenuss

schwächen diese Barrieren jedoch und öffnen quasi die Schleuse in

den Körper. Die Keime, die dann ungeschoren an den Enzymen in

Speichel, Urin oder Tränenflüssigkeit sowie dem Schleim der Atemwege

oder der ätzenden Magensäure und der schützenden Darmflora

vorbeikommen, können sich aber noch längst nicht sicher sein,

dass sie uns niederstrecken. Denn jetzt treffen die Fieslinge zunächst

auf die oben erwähnte unspezifische Abwehr, also die von Botenstoffen

gesteuerten Fresszellen (Makrophagen, Monozyten und Granulozyten)

und im Blut aufgelöste Eiweiße mit Abwehrfunktion. Je

mehr Erfahrung der Körper dann gesammelt hat, desto mehr kann er

sich auf die spezifische Abwehr verlassen: B-Lymphozyten, also weiße,

im Knochenmark gebildete Blutkörperchen, die sich in Lymphknoten

und Milz sammeln, entwickeln angepasste Antikörper. Diese

heften sich an den Erreger. So markiert, kann er schnell von den

Fresszellen gefunden und vernichtet werden. Gleichzeitig bilden sich

B-Zellen, die bei einer erneuten Infektion zur Stelle sind, um rechtzeitig

alles abzusichern. Da diese spezifische Schutzfunktion oft ein

paar Tage braucht, um ihre volle Kraft zu entfalten, ist es gegebenenfalls

schon zu einer Erkrankung gekommen. Das ist zwar unschön,

doch immerhin schützt das immunologische Gedächtnis das System

nach den meisten Infekten anschließend für mehrere Jahre.

Was lässt sich also tun, um diesem fein aufeinander abgestimmten

Orchester die nötige Unterstützung zukommen zu lassen? So schwierig

ist es zum Glück gar nicht: Bewegung an der frischen Luft,

Saunagänge sowie eine nährstoff- und vitaminreiche Ernährung, die

neben viel Obst und Gemüse auch die Spurenelemente Zink und

Eisen enthält, gewährleisten schon eine gute Basis für einen effektiven

Immunschutz. Den Rest übernehmen die unzähligen Orchestermitglieder

in unserem Körper – hoffentlich … ƒ

56 4 | 2022


wissen

Was stärkt unsere Abwehr?

Ansteckungsrisiko reduzieren

Regelmäßiges Händewaschen

mindert das Risiko, mit Viren und

Bakterien in Kontakt zu treten.

Für unterwegs eignet sich ein

Händedesinfektionsmittel.

Raumklima

Heizungsluft trocknet die

Schleimhäute der Atemwege aus –

daher gilt: überheizte Räume meiden

und die Schleimhäute feucht

halten zum Beispiel mit

Meerwassersprays.

Darmgesundheit

Eine intakte Darmflora sorgt für eine

sichere Abwehr, denn ein Großteil

des Immunsystems wird hier gebildet.

Daher auf eine abwechslungs reiche

Ernährung achten – fünf Por tionen

Obst und Gemüse und etwa zwei

Liter Flüssigkeit am Tag, Fett und

Zucker nur in Maßen – und immer

langsam und gut kauen.

Abwehrkiller meiden

Wie so oft gilt: alkoholische

Getränke, Koffein und Rauchen

– alles nur in Maßen.

Wechselduschen und Sauna

Wechselduschen regen den

Kreislauf an, stärken die Gefäße

und trainieren die Wärmeregulation.

So wird der Körper auf die kalte

Jahreszeit vorbereitet.

Vitamine

Für ein schlagkräftiges Immunsystem

sind Zink und Vitamin C

von zentraler Bedeutung!

Wenig Stress und viel Schlaf

Das Stresshormon Cortisol bremst

die Abwehr. Ruhe und ausreichend

Schlaf sind unverzichtbar.

Bewegung

Ausdauertraining erhöht nachweislich

die Stressresistenz und stärkt die

Abwehr. Wer jeden Tag 30 Minuten

flott geht oder walkt, kurbelt sein

Immunsystem an.

Grippeschutzimpfung

Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät

vor allem älteren Menschen ab

60 Jahren, Schwangeren, Menschen

mit chronischen Erkrankungen und

medizinischem Personal zu einer

Grippeschutzimpfung.

BUCHTIPP

zur weiterführenden Lektüre

Hendrik Streeck, 1977 in Göttingen geboren und

aufgewachsen, ist heute einer der gefragtesten

Virologen und medialen Gesichter der Corona-

Pandemie. Beim 31. Göttinger Literaturherbst

stellte er sein neuestes Werk vor: ,Unser Immunsystem

– Wie es Bakterien, Viren & Co. abwehrt

und wie wir es stärken | Das umfassende

Gesundheitsbuch mit praktischen Tipps für

unsere Gesundheit‘.

Piper Verlag

22 Euro

4 |2022 57


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OZANKUTSAL/SHUTTERSTOCK.COM

Über kurz oder lang

… müssen wir uns alle mit dem Altern befassen. Humangenetiker Professor Bernd Wollnik

und sein Team erforschen die molekularen Mechanismen der Alterung und schauen dabei auch

besonders auf die Länge von Chromosomenenden.

SCIEPRO/SHUTTERSTOCK.COM

TTAGGG – Durch die häufige Wiederholung dieser

DNA-Sequenz schützen Telomere die Enden von

Chromosomen.

Stück für Stück schrumpfen die Enden

unserer Chromosomen. Jedes Mal,

wenn sich eine Zelle teilt, muss die gesamte

DNA verdoppelt und auf die Tochterzellen

verteilt werden. Die DNA ist in Chromosomen

organisiert, 46 hat jeder Mensch, und

gerade an den Enden der Chromosomen ist

der Verdoppelungsvorgang fehleranfällig. Die

Folge: Die Chromosomen werden kürzer. Dass

unser Erbgut dennoch über unzählige Zellteilungen

hinweg stabil weitergegeben werden

kann, liegt auch an den Telomeren. So werden

die Enden der Chromosomen bezeichnet. Sie

bestehen aus vielen Wiederholungen derselben

Abfolge von DNA-Bausteinen, enthalten

aber keine entscheidenden genetischen

Infor mationen wie zum Beispiel unsere Gene.

Vielmehr funktionieren sie wie schützende

Kappen, die sich nach und nach abnutzen. Unterschreiten

sie eine kritische Länge, verändert

sich der Schutz der Chromosomenkappen,

das Genom wird instabil und die Funktion

der Zelle gestört – alles Faktoren, die dann zur

Alterung beitragen.

DIE SCHUTZWIRKUNG VON TELOMEREN

ist auf ein komplexes Zusammenspiel von DNA,

RNA, verschiedener Proteine und Proteinkomplexe

sowie weiterer Moleküle in der Zelle angewiesen.

Dass offenbar nicht nur die Länge

der Telomere, sondern besonders auch ihre

räumliche Anordnung eine wesentliche Rolle

spielt, hat sich bereits herauskristallisiert.

„Doch vieles ist noch unklar“, sagt Professor

Bernd Wollnik, Direktor des Instituts für Humangenetik

der Universitätsmedizin Göttin-


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FOTOS: RONALD SCHMIDT

PROFIL

Die Wissenschaftler*innen nutzen Hochdurchsatzsequenzierung, aber auch hochauflösende Mikroskopierverfahren, um den Mechanismen der Alterung auf die

Spur zu kommen.

gen (UMG). „Uns interessieren die Antworten

auf so viele Fragen: Welche Gene sind involviert?

Welche Signalwege und Mechanismen

greifen im Alterungsprozess ineinander? Ab

welcher Verkürzung der Telomerlänge bricht

deren räumliche Struktur zusammen?“ Diesen

Fragen auf den Grund zu gehen und die

Dynamik von Telomeren zu entschlüsseln –

sowohl im natürlichen Alterungsprozess als

auch in der Entstehung und Entwicklung von

altersassoziierten Erkrankungen, etwa des

Herzens –, das hat sich das Team um Bernd

Wollnik vorgenommen.

UNTERSCHIEDLICHSTE TECHNIKEN weiterentwickeln

und neu kombinieren – auf diese

Weise gelangen die Wissenschaftler*innen

zu neuen Erkenntnissen. Gerade im technologischen

Bereich haben sich Bernd Wollnik

zufolge in den letzten Jahren neue Horizonte

eröffnet: „Die enorme technologische

Ent wicklung in der Humangenetik hat uns

eine Vielzahl neuer Werkzeuge beschert. Die

verschiedenen Methoden der Hochdurchsatzsequenzierung

versetzen uns in die

Lage, nahezu jede Veränderung in der DNA

aufzuspüren, im gesamten Genom eines

Menschen. Wir haben erst kürzlich und erstmalig

die komplette Telomerlänge einzelner

Chromosomen präzise bestimmen können.

Eine bahnbrechende Methodik, die nun viele

Türen für die Beantwortung all unserer

Fragen öffnet“, sagt Bernd Wollnik. „Aber wir

beschränken uns nicht auf DNA-Analysen. Wir

ermitteln zum Beispiel durch RNA-Sequenzierung,

welche Gene wann abgelesen, also

aktiviert werden. Zu welchem Zeitpunkt? In

welcher Zelle?“ Konkret bestimmen die Forschenden

also die Länge von Telomeren in

verschiedenen Zelltypen und Zellentwicklungsstadien,

in Zellen mit krankheitsverursachenden

Gendefekten und in gesunden Zellen.

Sequenzdaten kombinieren sie mit neuesten

hochauflösenden Mikroskopierverfahren.

EINE WEITERE BESONDERHEIT: Im Unterschied

zu früher geht es ihnen nicht darum,

eine durchschnittliche Länge von Telomeren

aus vielen Zellen einer Blut- oder Gewebeprobe

zu bestimmen. Stattdessen fokussieren

sie sich auf einzelne Zellen und sogar

auf einzelne Chromosomen. Sie fragen: Wie

sieht das Telomer eines bestimmten Chromosoms

aus? Lassen sich spezifische Effekte

auf die Zellalterung oder die Entstehung

von Erkrankungen ableiten? Besonders im

Rahmen der unterschiedlichen wissenschaftlichen

Aktivitäten des Teams der Humangenetik

im Herzzentrum der UMG (zum Beispiel

des Sonderforschungsbereichs SFB1002

oder der Studien im Deutschen Zentrum für

Herz-Kreislauf-Forschung, DZHK) liefern diese

Methoden neue Einblicke in die Alterung

des Herzens und die Entstehung der Herzschwäche.

Eine weitere Strategie, um den

Alterungsprozess auf molekularer Ebene zu

„Die enorme technologische

Entwicklung in der Humangenetik

hat uns eine Vielzahl

neuer Werkzeuge beschert.

Die verschiedenen Methoden

der Hochdurchsatzsequenzierung

versetzen uns in die

Lage, nahezu jede Veränderung

in der DNA aufzuspüren,

im gesamten Genom eines

Menschen.

PROF. DR. MED. BERND WOLLNIK


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Prof. Dr. med. Bernd Wollnik

„Diese neuen Möglichkeiten

und Perspektiven sind Motor

und Motivation für das

gesamte Team!“

ergründen und Hinweise zu liefern, wie sich

altersassoziierte Erkrankungen vermeiden

oder behandeln lassen, besteht darin, Genvarianten

zu identifizieren, die seltene angeborene

Erkrankungen mit beschleunigter

Alterung verursachen, sogenannte Progerien.

Damit befasst sich sehr erfolgreich auch eine

weitere, von Professor Uwe Kornak geleitete

Forschungsgruppe am Institut für Humangenetik.

So konnte das Team um Professor

Kornak erst kürzlich mit BUD13 ein neues Gen

und einen neuen Krankheitsmechanismus für

eine progeroide Erkrankung entschlüsseln

und international sichtbar publizieren.

SO ZWANGSLÄUFIG DER ALTERUNGSPRO-

ZESS IST, so komplex sind die molekularen

und zellulären Vorgänge, die dabei ineinandergreifen.

Telomerverkürzung ist hier nur ein Faktor.

Genomische Instabilität, epigenetische Veränderungen,

mitochondriale Dysfunktion sind

weitere, aber noch lange nicht alle Merkmale des

Alterns. Um solche Details aufzuklären, muss

man gleichzeitig die gesamte Zelle in den Blick

nehmen: DNA, RNA, Proteine, Stoffwechselprodukte

und andere Moleküle. Und natürlich ihre

Interaktionen und Wechselbeziehungen mitund

untereinander. Solche Untersuchungen

werden unter dem Begriff der Omics-Technologien

zusammengefasst, mit der Genomik,

Transkriptomik, Proteomik, Metabolomik etc.

Die UMG ist in diesem Jahr der Translations-

Allianz In Niedersachsen (TRAIN) beigetreten,

und Bernd Wollnik ist seit Kurzem UMG-Standortsprecher

im Bereich ,Trainomics‘: „Es ist

ein sehr dynamisches Verbundmodell, welches

die kooperative und komplementäre Nutzung

und Weiterentwicklung von Omics-Ressourcen

und Omics-basierten Forschungsstudien durch

Forschungseinrichtungen in Braunschweig,

Göttingen und Hannover unterstützt.“

UND DANN IST DA JA AUCH NOCH DIE

ANDERE TECHNOLOGISCHE REVOLUTION:

die „Genschere“ CRISPR/Cas. Sie wird die

Humangenetik in Zukunft maßgeblich prägen,

besonders im therapeutischen Bereich.

Dieses Tool zur Genomeditierung ermöglicht

es, DNA gezielt an gewünschten Stellen zu

verändern, also Bausteine auszuschneiden,

einzufügen oder auszutauschen und somit

Fehler in der DNA oder Fehlfunktionen

von Genen und Proteinen zu korrigieren. In

der humangenetischen Forschung erleichtert

dieses mächtige Werkzeug nicht nur die

funktionelle Charakterisierung genetischer

Veränderungen in Zellen, um grundlegende

Signalwege und Vorgänge zu entschlüsseln,

sie ebnet auch den Weg zur Entwicklung neuer

Behandlungsstrategien, auch für altersassoziierte

Erkrankungen. Bernd Wollnik erklärt:

„Im Unterschied zu früher sind wir jetzt

in der humangenetischen Forschung in der

Lage, die ganze Strecke zurückzulegen: Wir

identifizieren genetische Krankheitsursachen,

entschlüsseln die molekularen und zellulären

Auswirkungen von Genvarianten, gewinnen

Erkenntnisse über grundlegende Prozesse in

der gesunden, der alternden und der kranken

Zelle und liefern so Ansatzpunkte für therapeutische

Optionen. Diese neuen Möglichkeiten

und Perspektiven sind Motor und Motivation

für das gesamte Team!“

KONTAKT

Institut für Humangenetik

Universitätsmedizin Göttingen

Prof. Dr. med. Bernd Wollnik

Tel. 0551 39-60606

bernd.wollnik@med.uni-goettingen.de

www.humangenetik-umg.de


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EndoProthetik Duderstadt

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und Mitarbeiter im St. Martini Krankenhaus Antrieb und Anspruch zugleich.

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Hüft- und Knieendoprothesen im Jahr. Die Endoprothetik des Schultergelenkes bei Gelenkverschleiß

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unserer Klinik ab. Die regelmäßige Teilnahme an externen Qualitätskontrollen des

IQTIG - Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen - und

dem Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) gewährleisten einen hohen Qualitätsstandard.

Unser Ziel ist es, Ihnen eine möglichst uneingeschränkte Beweglichkeit zurückzugeben.

Hierzu implantieren wir moderne Endoprothesen, von denen eine möglichst lange

Standzeit zu erwarten ist. Jede Prothese wird individuell und sorgfältig mit Blick auf

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mensch

62 4 |2022


mensch

Frei wie

ein Vogel

Nachdem Katja Thiele-Hann die Expansion des Bäckerei-Betriebs

deutlich vorangetrieben und die Mitarbeiterzahl fast verfünffacht hat,

verkaufte sie das Unternehmen – nach fast 150 Jahren in Familienhand.

Ihren neu gewonnenen Freiraum füllt sie heute mit Greifvögeln und

Eisklettern in luftiger Höhe und bleibt der Branche dennoch erhalten.

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

4 |2022 63


mensch

LESEZEIT: 9 MINUTEN

Richtig klar geworden ist mir die

Veränderung in meinem Leben in

der ersten Januarwoche dieses Jahres“,

erzählt Katja Thiele-Hann mit

einem ansteckenden Lächeln. Als

zum ersten Mal seit vielen Jahren

keine Nachrichten in den diversen

WhatsApp-Gruppen der Bäckerei Thiele ankamen. Morgens

waren auch keine E-Mails im Posteingang. „Ich

habe direkt meinen Mann gefragt, ob mit dem Server

alles in Ordnung ist.“ Natürlich war alles in bester Ordnung.

Katja Thiele-Hann stand bloß – 30 Jahre nach

dem Eintritt in das Familienunternehmen – nicht mehr

in der Verantwortung bei der Feinbäckerei Thiele. Im

April 2021 hatten ihr Mann Michael Hann und sie das

Unternehmen verkauft, ebenso wie die Bäckerei Apel,

die sie im Jahr 2009 dazu übernommen hatten. Beide

Betriebe gehören seitdem zum Frankfurter ,Haus der Bäcker‘.

Während ihr Mann schon seit dem Verkauf nicht

mehr aktiv eingebunden war, begleitete die ausgebildete

Konditorin Thiele-Hann das Geschehen noch als Geschäftsführerin

weiter. Bis Ende Dezember des vergangenen

Jahres auch damit Schluss war.

Es wirkt beinahe anrührend, dass es eine so kleine Sache

wie ein leeres Postfach brauchte, um ihr den großen

Einschnitt noch einmal vor Augen zu führen. Die Erklärung

leuchtet ein: Seit sie das Unternehmen als 29-Jährige

von ihrem Vater gekauft hat, habe sie sich eine morgendliche

Routine angewöhnt. „Beim ersten Kaffee habe

ich die Umsätze des Vortages angesehen und bin immer

sofort alle Nachrichten durchgegangen.“ So kam bei

bundesweit mehr als 85 Filialen und über 730 Mitarbeitenden

meist schon in den Morgenstunden sehr viel Post

zusammen, auch solche mit drängenden Problemen.

Stets startete sie unter Hochdruck in den Tag, nicht selten

folgten elf, zwölf oder mehr Arbeitsstunden. Auf die

Frage, ob sie den Trubel vermisse, kommt die Antwort

von Katja Thiele-Hann ohne Zögern: „Mein Leben ist

heute mindestens so lebendig wie früher – ich muss nur

weniger Probleme lösen.“

UND DANN ERZÄHLT SIE von diesem neuen, anders gefüllten

Leben. „Dieses Jahr war ein Jahr des Ausprobierens.

Ich habe Dinge gemacht, die früher nicht gingen,

weil ich Verantwortung für unser Unternehmen und unsere

Mitarbeitenden getragen habe oder weil schlicht die

Zeit gefehlt hat“, erzählt Thiele-Hann. Nun aber war es

an der Zeit, ihre Grenzen auszuloten. So hatte sie schon

vor ihrem endgültigen Austritt Eisklettern in den Bergen

in Bad Gastein gebucht. „Erst dachte ich: ,Das kannst du

nicht bringen‘ und war schwer beeindruckt, als ich vor

der enormen Eiswand stand“, sagt sie und lacht. „Aber

gemeinsam mit einem tollen Bergführer habe ich die körperliche

Herausforderung gemeistert.“ Mindestens genauso

spannend sei das Abseilen aus 34 Metern Höhe

von einem Aquädukt in der Nähe des Edersees gewesen.

Das Schwingen durch luftige Höhen scheint ihr Ding.

Denn Thiele-Hann schaffte es im vergangenen Jahr, endlich

noch eine Herzensangelegenheit zu vertiefen: ihre

Leidenschaft für Greifvögel. Mehrere Tage lang versorgte

sie gemeinsam mit dem Falkner im Tierpark Sababurg

die Vögel bei der Greifvogelstation, säuberte Unterkünfte

und half beim Training sowie bei der Flugschau mit.

„Das war eine wundervolle Erfahrung, ein erhabenes

Gefühl, mit den großen Tieren wie dem Weißkopfseeadler

zu arbeiten“, sagt sie von Erinnerungen beseelt. Kurz

darauf besuchte sie auch bei einer Dubai-Reise eine

Greifvogelshow – und überzeugte kurzerhand den dortigen

Falkner, sie ebenfalls als Assistentin einzusetzen.

Eine zupackende Frau, die weiß, was sie will.

DEN NEU GEWONNENEN FREIRAUM verdankt die

53-Jährige in doppelter Hinsicht auch ihrem Vater. An

ihm habe sie sich ein Beispiel genommen: „Er ist ein toller

Typ. In einer Branche, in der Senioren traditionell

eher lange im Unternehmen bleiben, hat er als einer der

Jüngsten bereits mit 57 Jahren den Betrieb an die nächste

Generation übergeben.“ Auch bei der schwierigen

Entscheidung, das Unternehmen – das 1878 von Friedrich

Wilhelm Thiele und seiner Frau Albertine gegründet

wurde – nach fünf Generationen nicht in Familienhand

64 4 | 2022


mensch

» Mein Leben ist heute mindestens

so lebendig wie früher – nur mit

weniger ernsten Themen.«

zu belassen, sei er ein starker Rückhalt gewesen. „Ich

habe mir das nicht leicht gemacht“, erzählt sie. Als „Bäckerkind“,

wie sie sich selber nennt, habe sie ab dem

vierten Lebensjahr mitbekommen, wie alles funktioniert.

„Mein Vater hat auch am Küchentisch viel aus dem Betrieb

erzählt“, sagt Katja Thiele-Hann. Eine Trennung

von Privat- und Arbeitsleben habe es nie gegeben.

Als sie den Betrieb übernommen habe, hatte er 150

Mitarbeiter. Über nahezu 25 Jahre sei sie mit dem Unternehmen

gewachsen und habe das nötige Tempo für die

heutige Größe Schritt für Schritt erarbeitet. „Die

Familien bäckerei Thiele gibt es jetzt so nicht mehr, aber

das Unternehmen lebt weiter. Von 730 Mitarbeitern sind

zum Verkaufszeitpunkt nur zwei gegangen: mein Mann

und ich.“ Mit diesem Gedanken im Kopf kann sie heute

in eine Thiele-Filiale gehen, ohne melancholisch zu

werden. „Ich muss nur aufpassen, nicht aus purer Gewohnheit

direkt nach hinten durchzulaufen“, erzählt sie

augenzwinkernd.

Wie sehr Katja Thiele-Hann dem eigenen Betrieb und

dem Bäckerhandwerk überhaupt verbunden ist, zeigt

unter anderem die Tatsache, dass sie für ihre Arbeit bereits

mehrfach ausgezeichnet wurde: Der damalige Vizekanzler

Franz Müntefering verlieh ihr das Bundesverdienstkreuz

für ihr Engagement im Bereich der Ausbildung,

und nur ein Jahr später erhielt sie die Auszeichnung

als Ausbildungs- Ass der IHK für die Schaffung

hervorragender Ausbildungsbedingungen.

DAS KAPITEL FAMILIENUNTERNEHMEN mag Thiele-

Hann inzwischen beendet haben, der Branche bleibt sie

erhalten: Sie schreibt für den Inger Verlag Artikel für die

Zeitschrift Bäckerwelt und gibt mit einer wöchentlichen

Kolumne Impulse für Bäckerei-Inhaber. In ihrem kleinen

Nebenprojekt, dem Podcast ,Zuckersüß ins Wochenende‘,

teilte sie mit ihren Hörern in elf Folgen „heitere Beobachtungen

aus dem Leben“.

Um ihr umfangreiches Wissen an Bäckerinnen und Bäcker

weiterzugeben, gründete sie Anfang 2022 die bundesweit

aktive KTH Beratung. Nicht als Unternehmerin,

ZUR PERSON

Katja Thiele-Hann kommt 1969 in Göttingen zur Welt.

1988 beginnt sie eine Ausbildung als Konditorin in Hannover.

Nach einer weiteren Ausbildung zur Industriekauffrau

bei der Tchibo GmbH tritt sie 1993 in das Familienunternehmen

Feinbäckerei Thiele ein, das sie fünf Jahre später

mit nur 29 Jahren von ihrem Vater kauft. Gemeinsam mit

ihrem Mann baut sie das Unternehmen von 150 auf mehr

als 730 Mitarbeitende in 86 Filialen aus – unter anderem

mit dem Kauf der Bäckerei Apel im Jahr 2009.

Für ihre Arbeit erhält Thiele-Hann im Jahr 2007 die Auszeichnung

als Ausbildungs-Ass der IHK für die Schaffung

hervorragender Ausbildungsbedingungen. Im selben Jahr

verleiht ihr der damalige Vizekanzler Franz Müntefering

das Bundesverdienstkreuz. Von 2007 bis 2014 ist sie die

erste weibliche Kreishandwerksmeisterin des Landes

Niedersachsen und seit ihrem Rücktritt Ehrenkreishandwerksmeisterin.

4 |2022 65


mensch

Zum Abbau von Emotionen Sport war für Thiele-Hann schon immer ein überlebenswichtiger Ausgleich: Selbst nach einem

sehr langen Tag geht sie erst ins Bett, wenn sie ihre Lieblingsstrecke am Göttinger Kehr mit dem Rad gefahren ist.

66 4 | 2022


mensch

sondern „nur“ als Selbstständige, wie sie betont – Mitarbeiterzahl:

eins. Mit Messe-Besuchen und zahllosen

Stippvisiten in Betrieben, auch außerhalb ihrer Beratungstätigkeit,

hält sie engen Kontakt zur Branche und

bleibt thematisch auf der Höhe der Zeit. „Ich sehe mir

nahezu jede Bäckerei an, an der ich vorbeikomme“, sagt

sie. Das sei schon immer so gewesen, auch auf Reisen im

Ausland, denn jedes Land habe „eine individuelle Bäckerei-Kultur“.

Zu ihren Lieblingsprodukten gehören

Schweizer Brot mit dunkel ausgebackener Kruste,

Zimtschnecken in Skandinavien und die unglaublichen

Mengen an Baguette in Frankreich.

„IHRE BRANCHE“ STÜNDE VOR großen Herausforderungen,

der Beratungsbedarf sei enorm. „Frühere Probleme

wirken heute wie Problemchen, heute ist Krise.“

Durch steigende Kosten für Mieten und Energie und

Schwierigkeiten in den Lieferketten würden Betriebsergebnisse

schlechter. Viele Familien müssten sich fragen,

ob sie gemeinsam bereit sind, durch diese Zeit zu gehen.

Die angespannte Personalsituation verschärfe die Lage.

„Das Thema Personal ist in der Beratung und in meinen

Artikeln ganz zentral“, sagt Thiele-Hann. „Das war immer

meine Stärke, und in diesem Bereich habe ich aus

meiner Sicht dem eigenen Unternehmen besonders gedient.“

Menschliche Nähe sei ein Pfund, mit dem kleinere

Betriebe wuchern könnten: Sie hat gute Erfahrungen

damit gemacht, selbst in Bewerbungsgesprächen zu sitzen,

neuen Mitarbeitenden Produktionsbesichtigungen

anzubieten und Schulungen selber durchzuführen. „Ich

habe regelmäßig Fahrer auf ihren Touren begleitet. Die

waren dann oft sehr erstaunt, wenn ich im Morgengrauen

mit dickem Pullover und Turnschuhen am LKW stand

und mitfahren wollte“, erzählt sie. „Das ist sinnvoll investierte

Zeit. Die Fahrer bekommen in allen Filialen auf

ihrer Tour mit, was los ist. Als Unternehmer erhalten sie

so ungeahnt gute Einblicke.“

DIE FRAGE, OB ES IN ZEHN JAHREN noch Bäckereien

geben werde oder Backwaren dann nur noch in Supermärkten

erhältlich seien, beantwortet sie so: „Für eine

Zukunft mit handwerklich hergestellten Backwaren sind

Unternehmer nötig, die den Mut haben, ihr Sortiment zu

verkleinern und Öffnungszeiten zu kürzen.“ Aber auch

die Kunden müssten treu zu ihrer Stammbäckerei stehen.

„Ich wünsche der Branche Kunden, die nicht am Abend

noch das volle Sortiment erwarten und die akzeptieren,

dass es Spezialprodukte nur an bestimmten Tagen gibt.“

Obwohl Katja Thiele-Hann und ihr Mann mittlerweile

einen Zweitwohnsitz in Hamburg haben, sind sie Göttingen

und der Region immer noch eng verbunden, die

sie als umtriebige Netzwerkerin und erste weibliche

Kreishandwerksmeisterin des Landes Niedersachsen von

2007 bis 2014 mitgeprägt hat – so erfolgreich, dass sie

nach ihrem Rücktritt einstimmig zur Ehrenkreishandwerksmeisterin

gewählt wurde. Auch über ihren „geliebten“

Club der Göttinger Wirtschaft hält sie weiter den

Kontakt. „Bei den Exkursionen des Clubs in die Unternehmen

lerne ich tolle Hidden Champions kennen“, erzählt

Thiele-Hann. „Ich erfahre, was Unternehmer aus

anderen Branchen in ihrem Alltag umtreibt.“ Für diese

stünde sie auch gerne als Sparringspartnerin zur Verfügung,

unentgeltlich, als „Göttingerin für Göttinger“.

NACH DEN WÜNSCHEN FÜR SICH SELBST GEFRAGT,

antwortet sie: „Ich würde mir vor allem wünschen, dass

ich bald wieder so viel reisen kann wie vor Corona.“

Sonst sei sie mit ihrem ,neuen‘ Leben sehr zufrieden.

Ohne sie nach ihrer Lieblingsbackware zu Weihnachten

zu fragen, konnten wir das Gespräch mit dem ,Bäckerkind‘

nicht beenden. Nach kurzem Überlegen legt sie

sich fest: „Zimtsterne mag ich sehr gern – sie selbst zu

backen, ist allerdings eine Strafarbeit.“ Sie habe zwar

Freude am Backen, aber nicht zu Hause. „Mit Mengen

unter 160 Kilogramm“, sagt Thiele-Hann noch lächelnd,

„kann ich nicht so gut umgehen.“ƒ

ZUM UNTERNEHMEN

Die Bäckerei Thiele wurde 1878 von Friedrich Wilhelm

Thiele gegründet und seit 1998 von Katja Thiele-Hann in

fünfter Generation geführt. In den 1950er Jahren konnte

die Firma stark vergrößert werden: Lebensmittelhändler,

Krankenhäuser und die Bundeswehr erhöhten den Absatz.

1979 eröffnete die erste Filiale in Grone, bis 1996 folgten

weitere Zweigstellen zwischen Hannover und Kassel.

2009 wurde die Bäckerei Apel in Kassel mit 250

Mitarbeitern hinzuerworben.

2013 beginnt die Kooperation mit der AWO Göttingen.

Das Projekt ,Brot-Galerie – Bestes von gestern‘ ermöglicht

psychisch erkrankten Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt

keine Chance haben, eine angemessene Berufstätigkeit.

Im selben Jahr wird auch die Kooperationsvereinbarung

,Schulbetrieb‘ mit dem Landkreis beschlossen.

Im April 2021 verkauft Katja Thiele-Hann das Familienunternehmen

an das Frankfurter ,Haus der Bäcker‘.

Nachdem sie im Dezember 2021 auch als Geschäftsführerin

ausscheidet, gründet sie die KTH Bäckereiberatung.

www.kth-beratung.de

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mensch

Kornelius Thimm zog von Northeim in die Welt hinaus und kam mit frischen Ideen zurück.

Damit will der Enkel des Gründers, der seit dem Sommer als CEO die THIMM-Gruppe

mit rund 2.500 Mitarbeitern führt, viel bewegen und verändern.

Dabei besinnt sich der 45-Jährige zugleich auf die Wurzeln des Familienunternehmens:

„Werte sind mehr als das, was man mal so an die Wand schreibt.“

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

68 4 |2022


mensch

Der Rebell

4 |2022 69


mensch

damals trennen zwei schwere

Doppeltüren das Büro des Fir-

1982


mengründers Walter Felix Thimm

vom restlichen Teil des Unternehmens THIMM-Verpackung.

Der fünfjährige Kornelius Thimm steht oft ehrfürchtig

in dem dahinter geschützten, holzvertäfelten

Büro seines Großvaters. „Für uns Kinder war das etwas

ganz Be sonderes, da überhaupt reinzugehen“, erzählt

Kornelius Thimm, der heute, 40 Jahre später, selbst CEO

der THIMM-Gruppe ist. Vieles hat sich über die Jahre

verändert. Aus dem kleinen Wellpappe-Produzenten aus

Northeim wurde ein europaweit agierender Hersteller

für Produktverpackungen mit innovativen und nachhaltigen

Lösungen. Aus geschlossenen Büros wurden flache

Hierarchien. Geblieben ist: ein mit Leidenschaft geführtes

Familienunternehmen.

ALS KORNELIUS THIMM ZUR WELT KOMMT, ist sein

Vater Klaus Thimm bereits als Geschäftsführer mit ins

Unternehmen eingestiegen. Und so wächst Kornelius

zwar irgendwie ganz normal in Northeim auf, geht hier

in den Kindergarten und zur Schule – und doch ist er

auch immer das Unternehmerkind. In einer Kleinstadt

kann das mehr oder weniger positiv sein. „Da gab es

Lehrer, die meinten, ich beteilige mich am Unterricht,

wo ich doch die ganze Zeit nur geschlafen habe“, sagt

der Enkel des Gründers lachend. Er hat keine Angst, sich

authentisch zu zeigen – im Gespräch wie in seinem Führungsstil.

Überhaupt findet das Interview in sehr entspannter

Atmosphäre statt. Kornelius Thimm sitzt offen und zugewandt

auf seinem Stuhl am Konferenztisch und hat

sichtlich Freude daran, aus seinem Leben zu erzählen. Er

erinnert sich an Samstage, an denen er seinen Vater ins

Unternehmen begleiten durfte und dann mit dem Pförtner

zusammen ‚die Runde gemacht hat‘, wie er sagt. Und

an Ostern oder Weihnachten bringt er gemeinsam mit

seinem Vater den Mitarbeitern Kekse und Kaffee vorbei.

„Das heißt, die Verantwortung für das Unternehmen

kenne ich schon von Kindesbeiden an“, erzählt er rückblickend.

Das habe ihn geprägt. Und später in der Oberstufe

stand er in den Sommerferien hinter der Maschine.

Das war, bevor viele der Prozesse automatisiert abliefen.

„Ich habe noch Einzelstapel per Hand auseinandergerissen

und palettiert“, sagt er. „Ich habe im Schichtdienst

gearbeitet und Nachtschichten gemacht.“ Dass er tatsächlich

in den väter lichen Betrieb einsteigen werde,

stand für ihn zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht

fest.

Erst seit Juli dieses Jahres ist der 45-Jährige neuer

CEO der THIMM-Gruppe und übernimmt damit den

Posten von Mathias Schliep, der 23 Jahre lang Vorsitzender

der Geschäftsführung war. Schliep ist sein Schwager

und wird die THIMM-Gruppe im Verwaltungsrat weiterhin

beraten und begleiten. Zeitgleich mit dem Antritt

von Kornelius Thimm erfährt die Unternehmensgruppe

eine einschneidende Veränderung. Während die Firma in

den 1990er-Jahren noch unter der Leitung seines Vaters

zunehmend auf Diversifikation setzt und somit mit einem

breit aufgestellten Portfolio ein enormes Wachstum

vorantreibt, zielt die Entwicklung heute auf Fokussierung.

ANFANG 2022 ZÄHLEN ZUR THIMM-GRUPPE 21 Standorte,

einige davon gehören zum Geschäftsbereich Thimm

Packaging Systems, der auf Verpackungssysteme für

Industriegüter wie die Automobilbranche spezialisiert

ist. Im Zuge der langfristigen Strategieweiterentwicklung

trennt sich die THIMM-Gruppe jedoch Mitte dieses

Jahres von diesem Bereich, um den Fokus auf die

Konsumgüterindustrie auszurichten. THIMM Packaging

Systems sei sehr erfolgreich gewesen, jedoch zeige

sich im Bereich Industriegüter seit einigen Jahren ein

nicht vernachlässigbarer Trend der Globalisierung. „Aus

eigener Kraft hätten wir dies nur langsam umsetzen können

– zu langsam. Daher haben wir diesen Geschäftsbereich

an einen langjährigen Partner verkauft, der bereits

global aufgestellt ist“, erklärt Kornelius Thimm, um

im gleichen Atemzug auf die Zukunft zu schauen. „Wir

sehen im Bereich Konsumgüterindustrie unsere Kernkom

petenz, hier können und wollen wir weiter wachsen.

Dafür haben wir bereits ein Investitionsprogramm von

über 400 Millionen Euro aufgesetzt“, erzählt der CEO.

Bis 2030 soll sich der Umsatz verdoppeln. Um dieses

Ziel zu erreichen, braucht es ein neues Setup und neue

Strukturen. Ausruhen auf dem Erfolg – das war bei

THIMM noch nie die Devise. Mit der Neuausrichtung

gehören jetzt 13 Standorte zum Unternehmen. Die Mitarbeiterzahl

reduzierte sich von mehr als 3.600 auf ungefähr

2.500.

70 4 | 2022


mensch

NACH DEM ABITUR VERLÄSST THIMM sowohl das Unternehmen

seiner Ferienjobs als auch seine Geburtsstadt

Northeim. „Ich habe meine Karriere unabhängig von

unserem Familienbetrieb gemacht – von einem kleinen

Intermezzo von 2010 bis 2012 abgesehen, wo ich zweieinhalb

Jahre eng mit meinem Vater zusammengearbeitet

habe.“ Er studiert Maschinenbau in Aachen und absolviert

seinen Master of Business Administration in der

Schweiz. Bereits mit 30 Jahren leitet er in der BMW

Group Entwicklungsprojekte in München und Detroit.

Auf seinem weiteren Karriereweg verantwortet er die

Geschäftsentwicklung bei Conprinta Printing Technology

und leitet als Director Customer Support bei der Beumer

Maschinenfabrik unter anderem die Organisation und

den Vertrieb des Customer Supports in Europa, dem

Mittleren Osten und Afrika.

Konzernstrukturen, Start-up-Mentalität und Fami lien -

unternehmen – sein Werdegang ließ ihm genügend Freiheit,

seinen eigenen Weg zu finden. „Ich durfte eine weltweite

Funktion ausfüllen und auch einfach Geschäft

ZUR PERSON

Kornelius Thimm ist der Enkel des Firmengründers

Walter Felix Thimm von THIMM-Verpackung. Der 45-Jährige

übernimmt in 2022 nach einer weltweiten Karriere in

unterschiedlichsten Unternehmen die Geschäftsführung

(CEO) der THIMM-Gruppe. Bereits vorher hatte er die

Geschäftsführung von Conprinta Printing Technology

und die Geschäftsführung von der THIMM-Tochter

Christiansen Print übernommen. Als CEO tritt er die

Nachfolge seines Schwagers Mathias Schliep an, der im

Verwaltungsrat das Unternehmen weiterhin begleiten

wird. Kornelius Thimm fühlt sich mit seiner Heimtatstadt

sehr verbunden. Wenn er mal kein Unternehmen leitet,

kocht er leidenschaftlich gern und verbringt am liebsten

Zeit mit seiner Familie.

4 |2022 71


mensch

gestalten“, sagt er mit Begeisterung. Selbst gestalten zu

dürfen und kreativ zu sein, das gefällt dem 45-Jährigen

noch immer. Ihm ist bewusst, dass es Menschen gibt, die

im Gegensatz dazu sagen, ‚Ich weiß ganz genau, was

mein Plan ist‘. „Ich hingegen lebe im Hier und Jetzt und

schaue, welche Herausforderungen es heute gibt – und

was ich erreichen will “, sagt Thimm mit Nachdruck.

Mit seiner Rückkehr nach Northeim vor fünf Jahren

und dem Einstieg in die Geschäftsführung bei THIMM,

zunächst als Chief Operating Officer (COO), änderte

sich seine Rolle. „Vorher war ich der junge, kreative Rebell,

der einfach gesagt hat: ‚Nein, jetzt machen wir das

ab morgen anders‘“, sagt er. Das geht heute nicht mehr.

Dennoch: Ganz verschwunden ist der Rebell von damals

nicht. Auch heute will er etwas bewegen und verändern.

Authentisch zu sein, das ist ihm wichtig. Und

dass er als Führungskraft und als einer von vier Erben

des Familienunternehmens eine Verantwortung übernommen

hat, die keine Last, sondern die Chance auf

Weiterentwicklung in sich trägt.

EINE FRAGE, DIE IHM AUCH NACH ÜBER FÜNF JAHREN

immer wieder gestellt wird: ‚Warum sind Sie nach Northeim

zurückgekehrt?‘ Zurück in die Provinz. Zurück zu

den großväterlichen Wurzeln. Manchmal muss man

fortgehen, um aus vollem Herzen schätzen zu können,

was vor einem liegt. „Ich sehe hier so viel Potenzial.

Unser Unternehmen hat diese Mischung aus Modernität,

aber auch Stabilität, Flexibilität und nachhaltigem

Denken. Und auch die Region hat so große Chancen,

sich weiterzuentwickeln“, sagt der Northeimer. Keine

Wehmut nach nüchternen Konzernstrukturen, die sehr

viel aufwenden müssen, um einen Funken Emotionalität

aufzubringen oder nach Start-ups, die mit einer wahnsinnigen

Dynamik ebenfalls einen anderen Fokus haben.

Stattdessen lebt Kornelius Thimm die Familienwerte

weiter, die mit den Unternehmenswerten verwoben sind.

Das kann nur entstehen, wenn man seine Wurzeln nicht

vergisst. Wertschätzung. Veränderungsbereitschaft. Erfolgsorientierung.

„Die Basis dieser Werte hat mein

Vater gesetzt. Wir haben noch abfotografierte Overheadfolien

von ihm, die ab und an rausgezogen werden“,

sagt der Sohn. Als sein Vater vor zwei Jahren starb, ging

ein großer Visionär, der das Familienunternehmen maßgeblich

geprägt hat. Schon dieser übernahm von seinem

Vater die Maxime ,Es geht nicht darum, wie wir mehr

Gewinne erzielen. Wir fragen immer: Kunde, was können

wir besser machen?‘

GENAU DIESE KUNDENORIENTIERUNG, die kreative

Gestaltung von Prozessen und Zusammenarbeit mit

Kunden auf Augenhöhe, prägen das Bild der THIMM-

Gruppe nach außen. Im Inneren findet sich eine lebendige

Firmenkultur. „Ich sehe mich eher als Sparringspartner

und Coach, als dass ich selbst Lösungen entwickle.

Dafür gibt es hier einfach Menschen, die viel mehr Expertise

haben“, sagt Kornelius Thimm. „Und das macht

mir sehr, sehr viel Freude: gemeinsam die beste Lösung

zu finden.“

BEI ALLEN ERFOLGSMELDUNGEN und positiven Entwicklungen:

Der Markt ist hart und umkämpft, und die

Mitarbeitenden erleben gute und schwere Zeiten – auch

hier. Veränderungsprozesse sind ein Stück weit auch immer

ein Leidensweg, weil Transformation und Entwicklung

nicht im Bällebad stattfinden. Es ist zu spüren, dass

Kornelius Thimm vor der Aufgabe, die vor ihm liegt,

Respekt hat. „Bei uns sind Werte mehr als das, was man

mal so an die Wand schreibt – und darum werden wir

auch unsere Zukunft erfolgreich gestalten.“ Da sitzt er –

immer noch entspannt und selbstbewusst – und trinkt den

letzten Schluck Kaffee aus. Er weiß, wofür er erfolgreich

sein will. Für seine Familie, für seine Kunden und für seine

Mitarbeiter. „Das ist der Kern, warum wir da sind.“ƒ

Einen noch persönlicheren Eindruck vom Kreativkopf

und CEO der THIMM-Gruppe Kornelius Thimm

bekommen Sie in unserem faktordigital-Video unter:

www.faktor-magazin.de/faktor-video

Zum Unternehmen

Den Grundstein für die THIMM-Gruppe legte 1949

Walter Felix Thimm mit ,THIMM-Wellpappe‘. Aus dem

kleinen Familienbetrieb wurde eine international agierende

Unternehmensgruppe, die heute in dritter Generation

geführt wird. THIMM produziert Transport- und Verkaufsver

packungen aus Wellpappe, Verkaufsaufsteller sowie

Druckprodukte für die industrielle Weiterverarbeitung.

Zur Gruppe gehören die Geschäftsbereiche THIMM

pack’n’display, Christiansen Print, das Start-up Cartonara

sowie die digit49. Mit dem Verkauf des Indus trie bereichs

Packaging Systems fokussiert sich die Gruppe auf die

Konsumgüterbranche und investiert 400 Millionen Euro,

um bis 2030 ihren Umsatz zu verdoppeln.

72 4 | 2022


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mensch

74 4 | 2022


mensch

„Stillstand macht

mir Angst“

Anlässlich des 50. Jubiläums des Landkreises Göttingen trifft faktor Marcel Riethig an

seinem Lieblingsort. Dort erzählt der Landrat, wie seine Pflegeeltern sein Verständnis von

Verantwortung für die Gesellschaft nachhaltig beeinflusst haben und er sich vom

ruhigen Zeitgenossen zum Klassenclown entwickelte.

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

LESEZEIT: 6 MINUTEN

Zum Interview im Europäischen Brotmuseum

in Ebergötzen kommt der Lokalpolitiker

Marcel Riethig wenige Minuten

zu spät: Als Landrat des drittgrößten

Landkreises in Niedersachsen ist er ein

gefragter Mann mit vielen Terminen im Kalender. Dennoch

wirkt er nicht abgehetzt. Anlaufzeit braucht er

keine und erklärt als Erstes, warum er das Brotmuseum

als Treffpunkt ausgewählt hat. „Abgesehen von meiner

Wohnung auf den Zietenterrassen ist hier einer der

Orte im Landkreis, an dem ich mich privat am häufigsten

aufhalte“, sagt der 39-Jährige. „Vor allem natürlich

mit meinen Söhnen. Der ältere ist großer Windmühlen-Fan.“

Im Anschluss an diesen persönlichen Start entspinnt

sich ein Gespräch, in dem der Landrat Marcel

Riethig nicht nur weitere Einblicke in sein bisheri ges

Leben, sondern auch in seine Pläne für die Zukunft gewährt.

„Ich bin ein Kind der Region, in Eddigehausen am

Fuße der Burg Plesse aufgewachsen“, erzählt Riethig. Er

habe viele schöne, lebhafte Kindheitserinnerungen an

Wochenendausflüge ins Wellenbad in Bad Lauterberg,

zum Abenteuerspielplatz in Sieber oder an Sommernachmittage

im Freibad in Reyershausen. „Das ist auch heute

noch, genau wie das Naturfreibad in Grone, eines der

schönsten in der Region.“ Und dann erklärt er, warum

seine Eltern ihm und seiner Schwester nicht nur eine erfüllte

Kindheit und Jugend ermöglicht, sondern auch

nachhaltig seine Idee von Politik beeinflusst hätten.

„Unsere Eltern haben uns wenig Grenzen gesetzt, wir

durften uns ausprobieren“, sagt Riethig. Ausprobiert hat

er sich im Sport, als Handballtorwart bei der HSG Plesse,

und auch musikalisch, indem er Trompete spielen

lernte und später eine Ausbildung zum Chorleiter für

einen Posaunenchor absolvierte.

DAS GRUNDVERTRAUEN, das ihm seine Eltern jederzeit

entgegenbrachten, sei für ihn heute auch die Basis des

Handelns in der Politik – „unabhängig davon, ob es um

die interkommunale Zusammenarbeit in den Landkreisen,

den täglichen Austausch mit den Bürgerinnen und

Bürgern oder auch mit dem Team in der Verwaltung

geht“. Außerdem habe er – und das sei viel entscheidender

– von seinen Eltern gelernt, was es bedeute, Verantwortung

zu übernehmen. „Sie haben mich bei sich als

Pflegekind aufgenommen, als ich drei Monate alt war“,

erzählt er offen, sichtlich gerührt und dankbar.

Darüber hinaus sei seine Mutter in der Arbeiterwohlfahrt

sozial engagiert gewesen. Beide, Mutter und Vater,

hätten schon in frühen Jahren vorgelebt, dass man nicht

nur für sich, sondern auch für die Gesellschaft Verantwortung

übernehmen kann. „Gemeinschaft funktioniert

nur, wenn man sich auch um andere kümmert“, sagt

Riethig im Brustton der Überzeugung. Hier spricht eindeutig

der Mensch, nicht der Politiker. „Wir können uns

doch zum Beispiel glücklich schätzen, dass wir in der

Region über 150 freiwillige Feuerwehren mit etwa

5.400 aktiven Feuerwehrleuten haben.“

4 |2022 75


mensch

Doch obwohl – oder gerade, weil – Marcel Riethig eine

schöne Kindheit in der Region verbracht, das Abitur am

Otto-Hahn-Gymnasium absolviert und sein Studium der

Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität

abgeschlossen hatte, zog es ihn „zunächst in die weite

Welt“. Schon während des Studiums hatte er in Brüssel

im Europaparlament gearbeitet, aber schnell gemerkt,

dass sich die Idee, dort langfristig zu arbeiten, nicht als

richtig für ihn herausstellte. „Brüssel war und ist für

mich eine Art Raumschiff und zu weit weg von operativer

politischer Arbeit.“ Davon, wie die funktioniert,

machte er sich im Anschluss an sein Studium 2009 ein

Bild: als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Berliner Büro

des 2020 verstorbenen Bundestagsabgeordneten und

SPD-Politikers Thomas Oppermann.

DORT SEI IHM KLAR GEWORDEN, dass Lokalpolitik

perfekt zu ihm passe. „Mir liegt es, Pläne zu machen, sie

schnell umzusetzen und ihre Auswirkungen direkt zu sehen“,

sagt er. Und so kehrte er zum Start in seine lokalpolitische

Karriere zu seinen Wurzeln zurück: Marcel

Riethig wurde im Jahr 2011 in der Kreisverwaltung des

Alt-Landkreises Göttingen Pressesprecher und Leiter der

Stabsstelle Zentrale Steuerung. Im Jahr 2014 wurde er in

den Kreisrat gewählt und verantwortete als Dezernent

die Bereiche Jugend, Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur.

Nach seiner Wiederwahl im Jahr 2016 bekleidete er

den Posten bis ins Jahr 2021.

Gefragt, welches Projekt ihm aus der Zeit besonders

in Erinnerung geblieben ist, gibt er eine Antwort, die vor

dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte nicht

überraschend ist: „Wir konnten damals die Anzahl der

Mitarbeiter im Pflegekinderdienst verdoppeln und

haben damit etwas sozialpolitisch Sinnvolles erreicht“,

erzählt er strahlend. „Mit den neuen Mitarbeitern ist es

uns gelungen, 30 zusätzliche Familien für die Aufnahme

von Pflegekindern zu gewinnen.“ Dass der Landkreis

durch diese Maßnahme zusätzlich Geld gespart habe,

weil die Unterbringung in Familien günstiger als im

Heim sei, sei ein willkommener finanzieller Nebeneffekt

gewesen.

SEINEN BISHER LETZTEN und vielleicht wichtigsten

Schritt in der politischen Karriere machte Riethig im vergangenen

Jahr: Seit dem 1. November 2021 ist er Landrat

des Landkreises Göttingen und damit Nachfolger

76 4 | 2022


mensch

» Mir liegt es, Pläne zu machen, sie schnell umzusetzen und

ihre Auswirkungen direkt zu sehen. «

von Bernhard Reuter, der nach zehn Jahren im Amt nicht

mehr zur Wahl angetreten war. „Auf den Posten bewirbt

man sich nicht einfach, man wird von den Bürgerinnen

und Bürgern gewählt. Das bedeutet mir sehr viel“, erklärt

Riethig. Mit 63,5 Prozent der Stimmen hatte er

sich gegen Marlies Dornieden (CDU) in einer Stichwahl

durchgesetzt. Der Posten sei eine große Herausforderung

und eine mindestens genauso große Freude, betont

er. „Ich stehe damit viel in der Öffentlichkeit. Es wird

genau darauf geachtet, was ich wie sage.“ Mit einem

ausgeprägten Wunsch nach Sicherheit sei er als Kind

eher schüchtern gewesen und habe nie gern vor anderen

geredet. Eher langsam habe er sich dahin entwickelt –

„vom ruhigen Zeitgenossen über den Klassenclown zum

Schülersprecher“. Genau das habe er auch bis heute aus

seiner Kindheit mitgenommen: gerade trotz seines

Sicherheitsbedürfnisses unangenehme Situationen zu

suchen und daran zu wachsen. „Ich möchte nicht in Gewohnheit

erstarren. Stillstand macht mir eher Angst“,

gibt Riethig unumwunden zu. „Ich empfinde Weiterentwicklung

und Veränderung als durchweg positiv.“

WEITERENTWICKELN WILL ER AUCH die Verwaltung

des Landkreises. Mit den Führungskräften will er den

Landkreis als attraktiven Arbeitgeber aufstellen, bei dem

ein starkes Teamgefühl dafür sorgt, dass Mitarbeitende

gern kommen und bleiben. „Bei uns macht das ‚Wir‘ den

Unterschied“, sagt er und klingt nun doch ein wenig wie

der geübte Politiker. Mindestens genauso wichtig sei es

ihm, den Landkreis zu einem zuverlässigen Dienstleister

zu machen. „Verwaltung ist Gemeinwohlmaximierung.

Wir wollen ein modernes Verständnis von Ver waltung in

Prozesse zur Erfüllung der Wünsche und Ansprüche der

Bürgerinnen und Bürger überführen.“ Dazu gehöre,

nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen und auf Augenhöhe

mit den Kunden, also den Bürgerinnen und

Bürgern, zu arbeiten. „Außerdem wünsche ich mir mehr

direkte Kommunikation, mehr Telefon als Briefe.“

Entscheidend sei, sein Handeln transparent zu kommunizieren.

„Das wichtigste Wort im politischen Wirken

ist ‚damit‘, weil man so einer Maßnahme Sinn geben, ein

Ziel beschreiben und sie erklären kann.“ Ein Schwerpunkt

seiner Arbeit wird in der Stärkung der regionalen

Zusammenarbeit liegen: „Wir haben als erste Region

den Zuschlag für die Förderung im Rahmen des Programms

‚Zukunftsregionen in Niedersachsen‘ erhalten“,

sagt Marcel Riethig freudestrahlend. Jetzt ginge es darum,

gemeinsame Projekte umzusetzen, die Region als

Ganzes zu präsentieren. Dafür stehen den kooperierenden

Landkreisen Göttingen, Northeim, Goslar und

Holzminden sowie der Stadt Göttingen für die nächsten

sieben Jahre rund sechs Millionen Euro zur Verfügung.

„Unsere Südniedersachsenstiftung, deren Vorsitz ich

übernommen habe, ist dafür eine wunderbare Klammer.“

Auch für das am 1. Januar 2023 beginnende

Jubiläumsjahr des Landkreises Göttingen – 50 Jahre

sind es inzwischen – laufen Planungen, wenngleich noch

keine konkreten.

WIE SEINE EIGENEN, KONKRETEN PLÄNE aussehen,

weiß Riethig hingegen bereits: „Meine persönliche Challenge

ist die Verbesserung meiner sportlichen Ausdauer.

Ich möchte wieder das Niveau von früher erreichen, als

ich auf dem Rennrad locker 120 Kilometer durch unsere

schöne Region fahren konnte.“ Beruflich sei er ganz im

Hier und Jetzt. „Ich möchte meine Aufgaben so gut machen,

dass ich im Jahr 2026 wiedergewählt werde“, gesteht

er ein. Das große Ziel dabei sei der Ausbau des

präventiven Sozialstaates, mit dem so wenig Menschen

wie möglich in Not gerieten. Er hat am eigenen Leib erfahren,

dass das gelingen kann – wenn alle sich für die

Gemeinschaft einsetzen. ƒ

ZUR PERSON

Marcel Riethig wurde 1982 in Göttingen geboren,

wuchs in Eddigehausen auf und besuchte das Otto-

Hahn-Gymnasium in Göttingen. Nach seinem Abitur

2003 absolvierte er ein Studium der Sozialwissenschaften

an der Georg-August-Universität. Nach dem Abschluss

arbeitete er von 2009 bis 2011 als wissenschaftlicher

Mitarbeiter von Thomas Oppermann, MdB, in Berlin.

Seit 2011 war er in der Kreisverwaltung des Landkreises

Göttingen als Pressesprecher und Leiter der Stabsstelle

Zentrale Steuerung tätig. 2014 wurde er zum Kreisrat

gewählt und war als Dezernent für die Bereiche Jugend,

Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur verantwortlich.

Zwei Jahre später wurde er wiedergewählt.

Am 1. November 2021 trat er seinen Posten als Landrat

des Landkreises Göttingen an. Marcel Riehtig hat zwei

Kinder und wohnt in Göttingen.

4 |2022 77


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persönlichen Veränderung stärker wurde. In

einem späteren Familienurlaub bekam er den

entscheidenden Anstoß und setze seine Idee

in die Tat um – die Sascha Oehlbrecht GmbH

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seine Mission durch die Agile Leader Initiative

mit seinen Kunden um.

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nehmen und ihnen umsetzbares

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Herausforderungen als Chance nutzen

können, bevor es ihre Wettbewerber tun“, so

Oehlbrecht. Der Führungsstil von Oehlbrecht

orientiert sich an seinem großen Idol, Michael

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TEXT: BENJAMIN KALLAUCH


leben

Weißes Gold

Seit 275 Jahren thront im Schloss Fürstenberg die zweitälteste Porzellanmanufaktur

Deutschlands. Zum Jubiläum besucht faktor die Porzelliner, die sich mit Hand und Herz

dem wertvollen Material verschrieben haben, und erfährt, wie hoch über der Weser

bis in die Gegenwart Krisen gemeistert werden.

TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA

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leben

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leben

Leidenschaft für Porzellan Christian Lechelt, Leiter des Museums Schloss Fürstenberg

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leben

Der Wind hat längst das gelblich-braune Laub

von den knorrigen Platanen gefegt. Nun liegen

die Blätter auf dem alten Natursteinpflaster im

Innenhof der Porzellanmanufaktur Fürstenberg.

Das Jubiläumsjahr neigt sich dem Ende zu.

Der Blick fällt rundherum auf eine Reihe

historischer Gebäude mit weißgetünchten

Fassaden, dunklem Fachwerk und verwitterten

Sandsteindächern. Sie umrahmen das Schloss

mit seinen Verzierungen, wo einst die Jagdgesellschaften

der Braunschweiger Herzöge feierten,

in das Mitte des 18. Jahrhunderts die Manufaktur

einzog und das heute das Museum beherbergt.

EIN ORT MIT GESCHICHTE. Und Geschichten des Porzellans

– einem eigenwilligen, geheimnisvollen Material.

Im Gegensatz zu anderen Keramiken lässt es Licht

durchscheinen, ist härter und strahlt in hellem Weiß. Das

machte es einst so anziehend, dass Menschen in ganz

Europa in Porzellanbegeisterung verfielen. Adlige und

reiche Bürger gaben ein Vermögen für chinesisches Porzellan

aus und träumten davon, das Geheimnis der Herstellung

zu lüften. Einer von ihnen war Herzog Carl I.

von Braunschweig. Seit diesem Jubiläumsjahr führt ein

Weg zu dem Ort, wo es gelang, das Rätsel zu lösen.

Oberhalb der Manufaktur, die Neue Straße hinauf,

liegt das Haus mit dem ältesten noch erhaltenen

Porzellan- Brennofen in Europa. In der efeubewachsenen

Mühle nebenan tüftelte ab 1747 der Porzellanmaler Johann

Christoph Glaser vergebens. Sechs Jahre später

brachte Johann Kilian Benckgraff aus Höchst das richtige

Rezept mit.

Bald sind die schwierigen Anfänge überwunden. Eine

Vitrine im Erdgeschoss des Museums zeigt Produkte der

ersten Jahrzehnte: darunter eine Tasse mit purpurfarbener

Malerei mit zwei Männern, die um ein Feuer sitzen, eine

blaubemalte Apothekerdose mit Holzdeckel oder eine birnenförmige

Kaffeekanne mit einer Stadtansicht. Sie alle

gehören zur Jubiläumsausstellung ,In Herz und Hand‘.

„In wenigen Tagen werden die seltenen Porzellanstücke

wieder sicher verpackt zu ihren Eigentümern zurückkehren.

Sie gehören Sammlerinnen und Sammlern, die sie

dem Museum zum Jubiläum zur Verfügung gestellt haben“,

erklärt dessen Leiter Christian Lechelt.

DER KUNSTHISTORIKER IST SICH SICHER: Manche der

Stücke werden so schnell nicht wieder öffentlich zu sehen

sein. Er verweist auf einen großen Tafelaufsatz von

1765 gegenüber der Vitrine. „Wir kennen nur noch eine

weitere Ausführung im Hannoveraner Museum August

Kestner.“ Zierliche Putten tragen an allen vier Ecken

Schälchen für Pfeffer und Salz. Der lüsterne Waldgeist

Satyr hält mittig einen zweistöckigen Korb, der für Zitronen

bestimmt war. „Dieses sensationelle Objekt führt

direkt zurück in die opulente Tafelkultur des Rokokos“,

sagt der 45-Jährige.

Manches Teil, wie eine Spülkumme, wirft Fragen auf.

„Damals gab es weder Kaffee- noch Teefilter“, erläutert

der Museumsleiter. Daher blieben nach dem Trinken in

den Gefäßen oft etwas Kaffeemehl oder Stücke der

Teeblätter zurück. „Die Tasse wurde dann in der Spülkumme

am Tisch gereinigt.“

4 |2022 83


leben

84 4 |2022


leben

Einblick in die Produktion

Ein Mitarbeiter taucht das Porzellan je nach Form

mal schneller, mal kürzer in eine rosafarbene Flüssigkeit.

Die Farbe zeigt, wo noch Glasur fehlt,

verschwindet aber nach dem nächsten Brand.

4 |2022 85


leben

Nicht nur der Tafelaufsatz und die Spülkumme verweisen

auf eine andere Tischkultur. Wer über das historische

Treppenhaus mit seinen niedrigen, von endlosen

Schritten geformten Holzstufen hinauf ins Obergeschoss

geht, den erwartet Spektakuläres: eine Tafel mit

185 Teilen – Tellern, Terrinen und Körbchen. Das Service

verkaufte die Fürstenberg Verkaufsniederlassung in

Den Haag 1774 an einen holländischen Kunden. Sieben

Maler hatten über ein Jahr lang die detailreichen Landschaften

und Blumen-Arrangements auf das Porzellan

gebannt, kein Motiv wiederholt sich.

DER GERUCH VON PORZELLANMALFARBEN zieht von

der angrenzenden Museumswerkstatt herüber. Der

Raum erinnert mit seinem Parkett und seinen Maßen

mehr an einen Tanzsaal als an eine Werkstatt. Was in der

Produktion besonders wichtig ist, lässt sich hier erleben

– das Formgeben und das Dekor des Porzellans. Mittig

auf einem weißen Podest arbeiten zwei Porzelliner. Einer

von ihnen gießt gerade Schlicker, flüssige Porzellanmasse,

mit einem Messbecher in handliche Gipsformen. Mit

der freien Hand dreht er eine der Formen auf einer

Scheibe. So verteilt sich die Masse gleichmäßig an den

Außenwänden, bilden sich keine Blasen, die später beim

Brand zerplatzen. Überschüssige Masse gießt er zurück.

Der Gips entzieht der Porzellanmasse Feuchtigkeit. Der

Mitarbeiter öffnet behutsam die Form, nimmt eine wenige

Zentimeter große gräuliche Maus heraus. Mit einem

Pinsel glättet er die Kante, die dort entsteht, wo die

Hälften der Form zusammentreffen. Dann muss das

Mäuschen trocknen bis zum ersten Brand.

NEBENAN ZEIGT MALERIN Dagmar Laske, wo die Manufaktur

beim Dekor den Unterschied macht. Gerade

hat sie mit geübtem Schwung einen Siebdruck mit

kleinsten Punkten um eine Teekanne gelegt. Farbe werde

zudem per Pistole aufgesprüht oder per Hand mit

dem Pinsel aufgetragen. Bei manchem Teil folgen alle

Techniken aufeinander, jede Schicht werde einzeln gebrannt.

Viel Aufwand selbst für kleinste Teile.

Laske weist auf eine Espresso-Tasse, deren Henkel per

Hand vergoldet wurde. Ihre Leidenschaft ist jedoch die

Porzellanmalerei. Zum Jubiläum habe sie eine besondere

Vase bemalt, verrät die 55-Jährige. Ein Geschoss tiefer

thront diese inmitten eines gedeckten Tisches. Bemalt in

gedämpften Sepia- Tönen zeigt sie das alte Brennhaus,

das Schloss und eine Pferdeskulptur. Zweieinhalb

Monate habe sie daran gemalt, berichtet Laske mit freudigem

Stolz.

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Mit Fingerspitzengefühl Viele Schritte in der Produktion sind nach wie vor Handarbeit – wie das Glasieren der Formen und

das Ausputzen von Unebenheiten (Foto) oder auch das Malen der detailreichen Verzierungen.

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Zeitgemäß Geschäftsführer André Neiß weiß um den Wert der historischen Wurzeln – „Wir dürfen aber nicht zu museal werden.“

IM VERWALTUNGSGEBÄUDE, EINIGE SCHRITTE vom

Schloss entfernt, arbeitet man währenddessen am Porzellan

für die gedeckte Tafel der Gegenwart. Hier hat

Geschäftsführer André Neiß sein Büro. Die Jubiläumsausstellung

habe ihn beeindruckt, erzählt er. „Vor

allem zu sehen, wie viele Menschen es gibt, die Porzellan

nach wie vor fasziniert.“ Eine pompöse Feier zu 275 Jahren

habe es bewusst nicht gegeben. „Es ist nicht die rechte

Zeit, sich selbst auf die Schulter zu klopfen“.

Dem Klang seiner Stimme hört man die einstige Hamburger

Heimat an. Der Diplom-Betriebswirt hat in einigen

Branchen Erfahrungen gewonnen, war Wirtschaftsprüfer,

Controller und Vorstandsvorsitzender. Der

63-Jährige wirkt nüchtern-hanseatisch mit dunkelblauem

Anzug und transparentem Brillengestell. Er

kennt die dramatischen Änderungen der Branche: 1990

hatte sie 16.000 Angestellte, 2015 waren knapp 3.900

übrig. Die Zukunft ist angesichts ausländischer Konkurrenz

unsicher. Erst recht bei den immens gestiegenen

Energiepreisen. Erste Porzellan-Hersteller wollen ihre

Produktion im kommenden Jahr einstellen.

In diesen Chor des Niedergangs möchte Neiß nicht

einstimmen. „Natürlich macht uns die Entwicklung

Sorgen. Wir haben unsere Kosten für Energie in diesem

Jahr verdoppelt.“ Bei Brenntemperaturen von bis zu

1.400 Grad Celsius brauche der Ofen einiges an Gas.

Dennoch erwartet der Geschäftsführer ein „recht zufriedenstellendes“

Ergebnis. Während der Corona- Pandemie

hätten offensichtlich viele die Freude des Gastgebens

entdeckt und sich neues Porzellan gekauft – erst über

Händler im Internet, später im Facheinzelhandel. Die

Nachfrage sei gut.

VERHALTENER OPTIMISMUS SCHWINGT bei seinen

Schilderungen mit. Anfang 2021 übernahm er als Interimsgeschäftsführer

die Unternehmensleitung in ernster

Lage. Der Verlust lag bei fünf Millionen Euro, die Manufaktur

war auf weniger als 80 Angestellte geschrumpft.

Der Abbau sei an seine Grenze gekommen, so Neiß.

„Die Richtung muss eine andere werden, wir brauchen

mehr gesunden Umsatz.“ Dafür sei eine neue Art Direktion

entstanden, Marketing und Vertrieb gestärkt worden.

Diese sollen dafür werben, dass Fürstenberg für modernes

Porzellan stehe. „Wir würden vieles nicht können,

wenn wir diese historischen Wurzeln nicht hätten. Wir

dürfen aber nicht zu museal werden.“ Neiß greift nach

einer matt-weißen, zylindrischen Teekanne, die neben

seinem Schreibtisch steht. Diese nutze er täglich. Sie gehört

zum neuesten Service der Manufaktur, das im Jubi-

88 4 |2022


leben

läumsjahr auf den Markt gekommen ist: ,Datum‘. Entworfen

hat das stapelbare Geschirr aus Kreisen,

Zylindern und geraden Kanten das weltweit bekannte

Londoner Architekturbüro Foster + Partners.

„Das Geschirr polarisiert“, berichtet Neiß. Einige fänden

das Service zu nüchtern, fühlten sich an Krankenhaus-

oder Jugendherbergsgeschirr erinnert. Andere begeistere

gerade diese Schlichtheit in Form und Farbe.

Die Entwürfe des Büros in Porzellan zu verwandeln, sei

herausfordernd gewesen, erinnert sich der Geschäftsführer.

Das Material sei nicht für einhundertstel Millimeter

geschaffen, anders als Metall. „Porzellan ist eine

Diva, hat seine Eigenarten, liebt solche Formen wie

Zylinder gar nicht.“ Besonders die Kanne für Kaffee,

eine Pressstempelkanne – auch French Press genannt –

erfordere Präzision, sonst laufe die heiße Flüssigkeit an

den Seiten heraus.

IN IHR LEBT AUCH DIE VERGANGENHEIT WEITER.

Nach einigen Jahren Pause setzt sie die Linie zahlloser

Fürstenberger Porzellankannen fort – darunter die birnenförmige

Vorgängerin von 1755, die in der Sonderausstellung

zum Jubiläum gezeigt wurde. Die Tafelkultur

mag heute ganz anders sein, aber wie heißt es im

Museum doch gleich: „Jede Kanne hat ihre Zeit.“ ƒ

AKTUELLE AUSSTELLUNG

,Weißes Gold?! Schmuck aus Porzellan und Fayence von heute‘

Kabinettausstellung in Alter Kapelle

Läuft bis zum 26. Februar 2023

Porzellan als Schmuck scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich.

Dabei kann dieses Kunstschaffen auf eine lange

Tradition blicken, die zurückreicht bis ins 18. Jahrhundert,

als in Europa erstmals Porzellan entstand. Bis heute beschäftigen

sich Kreative mit dem zerbrechlichen Schmuck.

Die Kabinettausstellung präsentiert fünf aktuelle Positionen:

Beate Pfefferkorn aus Dresden, das Duo Silke Knetsch und

Christian Streit aus Freiburg im Breisgau mit ihrer Kollektion

,Materia Prima‘, die in Meißen ansässige Silvia Klöde,

das Studio Zschocke Böer aus Dresden sowie

Gésine Hackenberg aus Amsterdam.

Öffnungszeiten des Museums

Di. bis So. sowie an Feiertagen von 10 – 17 Uhr.

19.12. – 26.12. und 31.12.21 – 06.01.23 geschlossen

Die Besucherwerkstatt ist Di. bis So. von 10.30 – 12 Uhr und

12.45 – 16.30 Uhr besetzt. Im Dezember und Februar

ist sie nur an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.

Meinbrexener Straße 2, 37699 Fürstenberg

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PROFIL

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Die extra Meile gehen

Das Private Banking der Sparkasse Göttingen ist zum fünften Mal in Folge für seine

hohe Qualität ausgezeichnet worden: Die unabhängigen Tester kürten sie damit

zur besten Bank in Niedersachsen.

Private Banking ist mehr als ,nur‘ die

Wertpapierberatung von vermögenden

Kunden. „Der ausschlaggebende

Ansatz ist, dass jeder unterschiedliche Bedarfe

und Wünsche hat und wir nicht standardisiert

mit Produkten von der Stange

arbeiten“, erklärt Matthias Leonhardt, Leiter

des 17-köpfigen Teams für das Private Banking

bei der Sparkasse Göttingen. „Wir verfolgen

eine sehr breite und individuelle Investmentstrategie

und sind nicht fokussiert

auf unsere hauseigenen Produkte, unser Fokus

gilt dem Kunden.“

DAS HEISST AUCH IMMER WIEDER, die

extra Meile zu gehen. Mit der normalen wöchentlichen

Arbeitszeit ist es meist nicht

getan, der Kunde erwartet eine gute Erreichbarkeit

seines Beraters. „Im Grunde sind wir

so etwas wie ein Privatsekretär für unsere

Kunden – das ist eine gelebte Partnerschaft“,

betont Leonhardt. Er hat das Private Banking

der Sparkasse Göttingen vor rund 20 Jahren

aufgebaut. „Ich glaube, eine langfristige und

vertrauensvolle Zusammenarbeit ist eine

Win-Win-Situation.“

DAS SPEKTRUM DER KUNDENBEDARFE ist

breit: Es reicht von der Vermögensanlage und

dem Kreditgeschäft über die Immobilienmaklerei,

Stiftungsgründungen bis hin zur Testamentsvollstreckung.

Der große Pluspunkt der

Sparkasse – außer dem Engagement und der

Qualität der Berater: „Wir sind sehr nah am

Kunden“, so Markus Herzberg, Berater bei der

Sparkasse. „Entscheidungen können schnell

getroffen und regionale Besonderheiten berücksichtigt

werden.“

DAMIT HEBT MAN SICH VOM TREND vieler

anderer und insbesondere Großbanken ab,

die sich zunehmend aus der regionalen Beratung

zurückziehen und diese zentralisieren;

für die Sparkasse bleibt dieser sehr persönliche

Service vor Ort jedoch weiter wichtig. Für

Markus Herzberg war diese Kundennähe ein

Grund, in das Team der Sparkasse zu wechseln,

ebenso wie für seinen Kollegen Steffen

Beese, die zuvor bei Großbanken tätig waren.

„Wir wissen, dass die Chemie stimmen und

der Berater zu einem Kundentypus passen

muss. Das ist Teil unserer Philosophie“, erklärt

Beese.

FÜR IHRE BETREUUNGSPHILOSOPHIE

wurde das Private Banking der Sparkasse Göttingen

vom Bankentest der Zeitung Die Welt,

der vom unabhängigen Deutschen Institut für

Bankentests einmal jährlich durchgeführt wird,

mit der Note 1,18 ausgezeichnet – bundesweit

landet sie damit auf einem der vorderen Plätze.

KONTAKT

Sparkasse Göttingen Private Banking

Tel. 0551 405-3021

info@spk-goettingen.de

www.private-banking-goettingen.de

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA


leben

92 4 |2022


leben

Immer Vollgas

Luisa Grube hat es mit 21 Jahren unter die besten Ski-Rennläufer Deutschlands geschafft.

Doch damit soll die Geschichte der sehbehinderten Göttingerin noch längst nicht auserzählt sein:

nächstes großes Ziel sind die Winter-Paralympics 2026.

TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE PRIVAT

LESEZEIT: 4 MINUTEN

Nehmen Sie sich doch mal die Zeit und absolvieren

Sie die folgende Übung: ein Auge zumachen,

mit dem anderen wie durch ein

Fernrohr durch eine Papierrolle schauen. So

weit, so gut. Nun legen Sie eine Milchglasscheibe ans

vordere Ende ihres Fernrohrs und schauen mal, was Sie

sehen – genau, nahezu nichts. Herzlichen Glückwunsch,

nun sehen Sie in etwa so viel wie Luisa Grube. Mit dem

feinen Unterschied, dass die 21-Jährige mit entspannten

60 bis 100 Stundenkilometern Ski-Weltcup- Pisten hinabschießt.

Immer am Anschlag, immer in Richtung Treppchen,

immer mit vollem Durchblick.

DIE GEBÜRTIGE GÖTTINGERIN, die in Nörten-Hardenberg

aufgewachsen ist, verfügt über eine Sehkraft von

noch rund zwei Prozent. Früher waren es mal fünf Prozent,

doch der grüne Star, an dem sie seit Geburt erkrankt

ist, lässt sich nicht rückgängig machen, sondern lediglich

verzögern. Dabei ist Verzögerung doch so ziemlich das

Letzte, das sich mit Grube in Verbindung bringen lässt.

Etwas anderes als Vollgas kennt die Topathletin nicht.

Klettern, Mountainbiken, und wenn’s mal entspannter

zugehen muss, dann eben Wandern in den Alpen – Grube

beschreibt sich als Adrenalinjunkie. Am erfolgreichsten

holt sie sich den Kick auf der Skipiste: als Teammitglied

der deutschen Paraalpinisten und Niedersachsens große

Hoffnung bei den Paralympischen Spielen 2026 im italienischen

Mailand und Cortina d’Ampezzo.

DOCH WIE KOMMT DIE MITTELDEUTSCHE ins Hochgebirge?

„Mit dem Skifahren hatte ich es eigentlich

schon immer“, erzählt Grube. Bereits als kleines Kind

ging es mit den Eltern in den Skiurlaub, denen sie dann

einfach hinterherfuhr. „Das Problem dabei: Mama und

Papa waren mir einfach zu langsam.“ Also musste Bruder

Dennis als vorausfahrender Guide herhalten. Das

sollte er auch Jahre später auf höherklassigem Niveau.

Mit 16 zieht Luisa Grube aus Südniedersachsen nach

Marburg, um ein Gymnasium für Sehbehinderte und

Blinde zu besuchen. Eine Mitschülerin, damals bereits

Paraskifahrerin, schlägt ihr vor, sie doch mal zu einem

Nach wuchslehrgang zu begleiten. Ihr Talent: unübersehbar.

ENDE 2018 NIMMT SIE an den ersten Rennen teil. In der

Regel verfügen Spitzenathleten dabei über ihren eigenen

Guide – bei Grube ist dies zunächst ihr Bruder. Dieser

nimmt beim Skifahren für Sehbehinderte eine essenzielle

Rolle ein. Bekleidet mit einer schwarzen Jacke und einem

neonfarbenen Leibchen, als Kontrast zum Schnee

und nahestehenden Bäumen, fährt er dem Athleten voraus.

Bis zu zehn Metern gelingt es Grube noch, ihn

wahrzunehmen, darüber hinaus wird es gefährlich. „Ich

fühle mich am sichersten, wenn der Guide mir ungefähr

drei Meter voraus ist“, sagt Grube. Verbunden sind die

beiden Fahrer via Funk. Der Guide beschreibt die anstehenden

Kombinationen und die Pistenbeschaffenheit,

bei Wind und 60 Stundenkilometern nicht immer einfach

zu verstehen. „Im Training tauschen wir aber ab

und zu, um eine neue Perspektive zu bekommen. Das ist

ein guter Übungs effekt“, erzählt sie, die ihren Bruder jedoch

schon bald als Unterstützer ausmustern musste. „Er

hat sein eigenes Leben, in dem er gern Fußball spielt und

nicht immer Zeit hat“, sagt die Slalom- und Riesenslalomspezialistin

und schiebt neckisch hinterher: „Zudem

wären Streitereien unter Geschwistern wohl auch

vorprogrammiert gewesen.“

Nach dem Abitur 2020 zieht es Grube zum Studium

der Erziehungswissenschaften ins österreichische Innsbruck,

um nicht nur an Wochenenden oder während der

Ferien aus Marburg in die Skigebiete anreisen zu können,

sondern ihre Trainingsreviere vor der eigenen Haustür

zu haben. Sölden beispielsweise ist lediglich eineinhalb

Stunden entfernt.

4 |2022 93


leben

RUND FÜNFMAL IN DER WOCHE kann Grube so an

ihrem paralympischen Traum arbeiten. Neben den Einheiten

im Schnee steht ein straffes Programm im

Kraftraum und für die Kondition auf dem Plan, den die

Bundestrainer für sie ausgearbeitet haben. Die Spiele

2022 in Peking hatte Grube knapp verpasst. „Das war

ziemlich frustrierend für mich“, sagt sie rückblickend.

Dass das notwendige Leistungsniveau in ihr steckt, hat

die Athletin des TSV Kareth-Lappersdorf längst nachgewiesen.

Unter anderem als Teilnehmerin bei der Weltmeisterschaft

2021 im norwegischen Lillehammer sowie

als Drittplatzierte eines Weltcuprennens. Zwischenschritt

auf dem Weg nach ganz oben ist die Weltmeisterschaft

2023 in La Molina in Spanien.

Wenngleich Grube den Speed liebt, ist sie auf Skiern

momentan noch eine Technikspezialistin, weswegen sie

überwiegend im Slalom und Riesenslalom antritt.

Super-G und vor allem die Abfahrt sollen in den kommenden

Jahren ins Repertoire aufgenommen werden.

Mit ihrer eisernen Disziplin sollte dies kein Problem

werden. „Mental bin ich ziemlich stark und schaffe es,

fokussiert zu bleiben, wenn mein Körper schon müde

ist“, sagt die 21-Jährige.

Müdigkeit ist ein Thema, das sie in ihrem Umfeld

durchaus begleitet. Grube lebt heute in einer Siebener-WG.

Immer Trubel, sie liebt es. „Und trotzdem gehe

ich im Vorfeld wichtiger Wettkämpfe regelmäßig schon

um 22 Uhr ins Bett und lasse mich durch nichts aus meiner

Routine bringen.“ Eine Frau mit Weitsicht eben. ƒ

ZUR PERSON

Luisa Grube wurde 2001 in Göttingen geboren und

ist in Nörten-Hardenberg aufgewachsen. Heute lebt sie

in Innsbruck und studiert Erziehungswissenschaften.

Als Para-Ski-Sportlerin startet sie international an

Wettbewerben im Riesenslalom und Slalom. Mit zwei

Prozent Sehvermögen nimmt sie in der Startklasse

B2 teil und wird von einem Guide den Berg hinuntergeführt.

Seit 2019 ist sie im Nachwuchskader der

Deutschen Nationalmannschaft und trainiert für die

Teilnahme an den Paralympics. Bei den Weltmeisterschaften

im Para-Wintersport 2021 in Lillehammer

(Norwegen) hat sie im Frauenslalom den elften Platz

belegt. Die Nominierung für ein Paralympics-Ticket

2022 hat sie leider knapp verpasst.

luisa_grube

94 4 |2022


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leben

„Lasst uns das machen!“

Für bessere Lebensbedingungen benachteiligter Menschen setzt sich die Göttinger Stiftung

Vielfalt der Kulturen weltweit ein. Mit Fördergeldern und Netzwerkkontakten setzt sie

auf nachhaltige Impulse.

TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM

96 4 | 2022


leben

Schulmaterialien für ein Projekt in Guatemala,

ein Nähprogramm in Sarajevo für die Witwen

des Massakers von Srebrenica, ein Beratungszentrum

für Flüchtlinge in Friedland oder das

Waldhüttlprojekt in St. Pölten, bei dem in der

Almhütte über interkulturelles Lernen diskutiert wird –

all dies sind Beispiele für Förderprojekte der Stiftung

Vielfalt der Kulturen.

„Wir können nur von Kulturen lernen, die noch leben“,

sagt Vorsitzender Michael Has und bringt damit die Philosophie

der Göttinger Stiftung, die 2001 von Françoise

Geiger ins Leben gerufen wurde, auf den Punkt. Diese

sieht sich in den Rollen des Vermittlers, Mitorganisators

und Geldgebers von Projekten, die auf möglichst direkte

Unterstützung von Minderheiten abzielen. Projektverantwortliche

können sich an den fünfköpfigen Stiftungsrat

rund um Michael Has wenden und für ihr Hilfsprojekt

Fördermittel beantragen. Diese sind fest an die jeweilige

Vorhaben gebunden.

„Im Stiftungsrat prüfen wir, ob die an uns herangetragenen

Anträge erfolgversprechend und realistisch sind.

Wenn es uns überzeugt, sagen wir: ,Lasst uns das

machen!‘“, erklärt Has, der an der Universität von

Gre noble lehrt und wissenschaftlicher Experte für Nachhaltigkeit

ist. Nachhaltigkeit im Sinne des Überlebens

anderer Kulturen stellt denn auch einen entscheidenden

Aspekt bei der Vergabe der Geldmittel dar.

DIE LISTE DER IN DEN VERGANGENEN 21 JAHREN geförderten

Hilfsinitiativen, die auf der Homepage der

Stiftung abrufbar ist, ist so vielfältig und lang wie beeindruckend:

Aktuelle Projekte sind etwa die Bereitstellung

von Tablets, die die Schüler einer Romaschule in Bosnien

und Herzegowina erhalten, um den Umgang mit digitalen

Medien zu erlernen, oder auch die von der Stiftung

übernommenen Kosten eines deutschen Romas, der an

Schulen über Verfolgungen und Anfeindungen berichtet,

sowie ein Projekt aus der Vergangenheit: die völkerverbindende

Organisation eines Treffens von israelischen

und palästinensischen Schülerinnen in neutraler Umgebung.

Diese Beispiele zeigen, wie gerade jungen Menschen

der Zugang zu zukunftsorientierten und wertvollen

Informationen ermöglicht werden soll. Die Stiftung

sieht dies als wichtige Bausteine für eine perspektivenreiche

Zukunft an. „Mit unseren Projekten etwas zu bewegen,

ist schön“, erklärt Has die gemeinsame Motivation

des Stiftungsteams.

Doch es sind nicht nur die Geldzuwendungen, von denen

die Geförderten profitieren. „Wir begleiten die Antragssteller

auch im Hinblick auf wichtige Kontakte zu

anderen möglichen Sponsoren innerhalb des Netzwerks

der Stiftung“, sagt Has. Dies führe oft zu weiteren finanziellen

Unterstützungen, aber auch – was manchmal

noch wichtiger sein kann – zur Vermittlung von einflussreichen

Ansprechpartnern. Doch woher stammt dieses

Netzwerk? Die Mitglieder des Stiftungsrates verfügen

KONTAKT

Michael Has

Tel. 0176 98652406

michael.has@protonmail.com

www.vielfaltderkulturen.de

Spendenkonto:

Bank: Sparkasse Göttingen

IBAN: DE69 2605 0001 0000 0007 78

BIC: NOLADE21GOE

SIE MÖCHTEN NOCH MEHR HEFLEN?

Auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen der

Sparkasse Göttingen können sich potenzielle Stifter und

Interessierte informieren und gemeinsam Gutes tun.

www.stiftungsportal-suedniedersachsen.de

alle über langjährige Erfahrung in der Arbeit von Nichtregierungsorganisationen

wie etwa in der Gesellschaft

für bedrohte Völker (GfbV), dem Integrationsrat Göttingen,

der Adivasi-Initiative, dem Tourismus mit Einsicht

oder dem World Uranium Hearing.

Eine besondere Rolle hierbei spielt die Göttinger GfbV.

„Die Anfänge der Stiftung waren sehr eng mit der

Menschenrechtsorganisation verknüpft“, erzählt der

Vorsitzende. Die Stiftungsgründerin wollte die politische

Arbeit der GfbV durch aktive Hilfsprojekte ergänzen

und entschloss sich, Kapital für die Gründung der Stiftung

Vielfalt der Kulturen zur Verfügung zu stellen.

DIE IDEE VON FRANCOISE GEIGER kommt von Beginn

an gut an, und es finden sich stets Förderer, die finanzielle

Mittel für die vom Stiftungsrat genehmigten

Hilfsprojekte bereitstellen. Wenngleich, so Has, die finanziellen

Strukturen in den Jahren von Niedrigzinsen,

Finanzkrisen etc. zunehmende Herausforderungen mit

sich brächten. „Dennoch sind wir stolz, aus der Exotenecke,

in der wir uns anfangs befanden, herausgekommen

zu sein und uns etabliert zu haben.“ Wie das gelungen

ist, fasst Has wie folgt zusammen: „Wir müssen gegenseitig

voneinander lernen. Das heißt, beispielsweise auch

von den indigenen Völkern, was aber in keiner Richtung

zu einer Verherrlichung führen darf. So kann es gelingen,

eine lebenswerte gemeinsame Zukunft aller Kulturen zu

ermöglichen.“ ƒ

4 |2022 97


leben

98 4 |2022


leben

Die Kammer

der Wunder

Es ist ein Ort, prall gefüllt mit weltlichen Gegenständen und Geschichten, die nirgendwo sonst

auf diese besondere Art und Weise zusammenpassen: die Wunderkammer in Hann. Münden.

faktor ist eingetaucht in Dr. Wolfs Museum

voller skurriler und gewöhnlicher Zusammenhänge.

TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & PRIVAT

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leben

100 4 | 2022


leben

D

LESEZEIT: 5 MINUTEN

er knöcherne Schädel finden

eines Rindes hängt an

einem Faden von der Decke,

Taschen uhren sind an

der Wand aufgereiht. Eine

alte Kommode sitzt still in der

Ecke, Schrammen und Kanten bezeugen

lange Reisen und spannende Inhalte.

Kein Zentimeter des engen Hann. Mündener Altbaus ist

ungenutzt. Jede Ecke, jeder Quadratmeter Wand und

jede Fläche ist Ablage für ein Stück große und kleine

Weltgeschichte. Skurriles liegt hier neben Gewöhnlichem,

nie Gesehenes neben Alltäglichem. Erst in dieser

Komplexität und Zusammenstellung entfaltet jeder kleine

Gegenstand seine volle Wirkung.

DANIEL R. WOLF BZW. ,DR. WOLF‘, wie er sich nennt,

ist promovierter Kunsthistoriker. In tausenden Museen

war er, sah Kunst, die nur vom Wissen um ihre Bedeutung

wirklich lebt. In einer Wunderkammer ist das anders. Jeder

Gegenstand, so ordinär er sein mag, hat eine Reise

durch Welt und Zeit hinter sich, bis er seinen Platz bei

Dr. Wolf gefunden hat. Die zugehörigen Geschichten

gibt dieser voller Leidenschaft weiter. „Wir haben ein

Messer, das einem Schamanen gehört haben soll“, erzählt

der beeindruckend aussehende Mann, der das Museum

gemeinsam mit seiner Frau Sarah führt. Meistens

sie die Gegenstände in Haushaltsauflösungen, auf

Flohmärkten oder unter Sammlern. „In diesem Fall wissen

wir das, weil die Besitzerin einen Zettel angeheftet hatte.“

Die Kammer der Wolfs war zunächst ein Sideboard,

dann ein Schrank, schließlich eine Wand und später ein

ganzes Zimmer in der Privatwohnung. „Da haben wir

natürlich keine Besucher empfangen, aber über soziale

Medien ein großes Publikum erreicht“, erzählt Sarah

Wolf, selbst Künstlerin. Lebendig werden diese Sammlungen

aber erst mit einer echten Begegnung, sodass im

April 2020 die Wunderkammer in Hann. Mündens Innenstadt

öffnete. „Ein großartiges Datum“, sagt Daniel

R. Wolf. Denn so richtig öffnen durften und konnten sie

nicht. Die Öffentlichkeit kam wegen der Coronapandemie

zum Erliegen, die Eröffnung der Wunderkammer

blieb eine stille.

SCHON IM EINGANGSBEREICH WIRD dem Besucher

klar, dass er hier in eine außergewöhnliche Welt eintaucht

– ein wenig besitzt die Wunderkammer die Anmut

eines mittelalterlichen Marktes, des Büros einer

Wahrsagerin oder einer bunten Trödelsammlung. Wer

will, entdeckt auf jedem Quadratzentimeter einen neuen

Gegenstand, eine neue Geschichte und eine neue Fantasie.

Wem das nicht auf Anhieb gelingt, der lässt sich von

Dr. Wolf durch seine Wunderkammer führen und lauscht

seinen Ausführungen.

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leben

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leben

„Ein bisschen

kann man sich

hier verlieren.

Deshalb ist

es wichtig,

nicht alleine

durchzugehen.“

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leben

Dr. Wolfs Wunderkammer –

Das Museum für Geschichte(n),

Kunst & Kurioses

Grundsätzlich kann ein Besuch in der

Wunderkammer immer von Donnerstag bis

Sonntag gebucht werden. Auch spontane

Führungen sind möglich – aber nur, wenn

der Doktor im Hause ist und die

Kapazitäten es zulassen. Ohne vorherige

Buchung gibt es keine Termingarantie!

www.dr-wolfs-wunderkammer.de

„Ein bisschen kann man sich hier verlieren. Deshalb ist es

wichtig, nicht alleine durchzugehen“. Vieles dort ist, allein

betrachtet, schaurig und gruselig. Jeder Gegenstand

hatte einen Anfang und hat bald auch ein Ende – die

Wunderkammer zeigt, was dazwischen passiert. Alles,

was ausgestellt ist, wurde für diesen Ort ausgesucht und

mit Absicht platziert. „Eigentlich könnte ich hier jeden

Tag umräumen“, sagt Sarah Wolf schwärmerisch und

gleichzeitig ein wenig wehmütig. Dieser Raum, dieses

wachsende Gesamtkunstwerk, nimmt seine Energie

auch aus der andauernden Veränderung.

„ES IST EIN LEBENDIGES MUSEUM voller Geschichte

und Geschichten“, erklärt Daniel R. Wolf. Damit will er

sich auch von einer Kunst abgrenzen, die in seinen Augen

zwar wichtig ist, aber nur dann wirklich greifbar

wird, wenn man sich wissenschaftlich damit beschäftigt

und das Spiel und den Hype mitmacht. „Klassische Museen

haben auch einen klassischen Bildungsauftrag. Sie

sollen objektive Fakten vermitteln“, sagt Wolf. Dabei

entstand die Idee des Museums eigentlich in solchen

Wunderkammern, in der scheinbar losen Zusammenstellung

von Gegenständen aus aller Welt. „Wir sammeln

und archivieren Geschichten und hinterfragen diese gemeinsam

mit unseren Gästen. Wir denken mit Dingen,

könnte man auch sagen.“ Immer wieder ist Neues zu

entdecken. Vor allem aber, dass die Welt voller Wunder

ist. Wie dieser außergewöhnliche Ort in Hann. Münden.

Auf jeden Fall eine Reise wert. ƒ

Sie können es nicht abwarten?

Dann tauchen Sie jetzt direkt ein in die

Welt der Wunder und lassen sich in unserem

faktordigital-Video von Dr. Wolf auf eine

außergewöhnliche Reise durch seine

Geschichte(n) mitnehmen.

www.faktor-magazin.de/faktor-video

104 4 | 2022


EMPLOYER BRANDING

UNTERNEHMEN, DIE

NICHT BEI TIKTOK UND

INSTAGRAM PRÄSENT

SIND, EXISTIEREN FÜR

DIE GEN Z NICHT.

Eine durchaus gewagte These, ja. Aber auch eine, die sich in

der Vergangenheit immer wieder bewährt hat – that’s why we

should talk. Wir von Lookfamed sind eine Online Marketing

Agentur. Mithilfe unserer Employer-Branding-Specialists

ist es uns zudem möglich, dieses Online-Know-How auch

für das Gewinnen von Fachkräften zu nutzen. Anhand von

spannenden Cases zeigen wir, wie Employer Branding auch

für dein Unternehmen funktioniert, wie du für dich passende

Mitarbeitende gewinnst und vor allem, wie du die jüngere

Generation, die Gen Z, für dich begeisterst.

EMPLOYER BRANDING BY LOOKFAMED

Individuelle Employer Branding und Recruiting

Strategien

Konzeption & Um set zung performancestarker

Kampagnen auf Instagram & TikTok

Denn Unternehmen sind auf qualifizierte und motivierte

Mitarbeitende angewiesen, um langfristig handlungs- und

wettbewerbsfähig zu bleiben. Das führt jedoch auch dazu,

dass der sogenannte „Run for Talents“ härter ist als jemals

zuvor und stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen.

Ihnen fehlen schlichtweg die Ideen, wie sie

potenzielle Mitarbeitende vom eigenen Vorhaben überzeugen

können. Studien zeigen immer wieder, dass die Gen Z

genau da von Unternehmen angesprochen werden möchte,

wo sie sich bereits befinden – auf Instagram und TikTok.

EMPLOYER BRANDING STRATEGIE MIT LOOKFAMED

Erstellung von hochwertigem Foto- und Videocontent

Unser Online-Marketing-Know-How sorgt dafür,

dass der Online-Auftritt als Arbeitgeber überzeugt


EMPLOYER BRANDING

NOVELIS AZUBI-KAMPAGNE 2022

Für den weltweit tätigen Aluminiumhersteller und -recycler Novelis haben wir

eine kanalübergreifende Kampagne für offene Auszubildendenstellen und duale

Studiengänge umgesetzt. Denn: Recruiting von jungen Talenten ist in Zeiten von

TikTok & Co digitaler geworden – und besonders in der industriellen Produktion

eine Herausforderung. Novelis legte Wert darauf, die eigene Unternehmenskultur

über die Kampagne zu transportieren und sie speziell für die Generation Z auszulegen.

Das Motto: „Du im Fokus, die Zukunft im Blick“.

Ergebnisse

Hier gibt‘s mehr zur Kampagne

>320.000

IMPRESSIONEN

>3.600

LINK KLICKS

Regionale

SICHTBARKEIT

ZUFALL FAHRER:INNEN-RECRUITING

Ziel dieser Kampagne gemeinsam mit dem Göttinger Unternehmen ZUFALL war

das Gewinnen von potenziellen Bewerber:innen (Leads) als Berufskraftfahrer:innen

und weiterer Interessent:innen über die Plattformen TikTok und Instagram.

Wir haben uns dazu entschieden, unseren exklusiven Creator @reneschmock

mit ins Boot zu holen, der selbst aus Göttingen kommt und zudem vor seiner

Social Media Karriere als Berufskraftfahrer tätig war. Seine organische Reichweite

wurde zusätzlich durch bezahlte Werbeanzeigen (Spark Ads) auf TikTok

verlängert, um in einer spezifischen Zielgruppe Sichtkontakte zu erzielen.

Ergebnisse

Hier gibt‘s mehr zur Kampagne

1,33 Mio.

IMPRESSIONEN

>10.600

LINK KLICKS

109

LEADS

lookfamed.de

Lies unser kostenloses Journal für noch

mehr Employer Branding Tipps und schau dir

die Videos der Kampagnen an!

PRAXISBEISPIELE


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FOTO: NIKOLAUS FRANK

Aus Zwei mach Eins

Dirk Weitemeyer, Lydia Weitemeyer, Ines Berke

und Mark Berke (v.l.).

Kassebeer setzt auf Wachstum

Die Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG aus Northeim übernimmt die Dirk Weitemeyer GmbH als Tochterunternehmen.

Zwei Familienunternehmen in zwei

Städten. Bis vor wenigen Wochen

nannten sie sich noch Mitbewerber. In

den vergangenen Monaten fanden unzählige

Gespräche hinter verschlossenen Türen statt,

Interessen wurden ausgelotet und letztlich

Verträge unterzeichnet.

JETZT IST ES OFFIZIELL: Die Göttinger

Dirk Weitemeyer GmbH gehört seit zwei

Monaten als Tochterunternehmen zur Wilh.

F. Kassebeer GmbH & Co. KG aus Northeim.

„Es war für mich von Anfang an klar, dass ich

das Unternehmen nicht an einen Investor

verkaufen werde. Dass wir mit Kassebeer ein

Familienunternehmen mit gleichen Werten in

der Region gefunden haben, ist für mich der

größte Gewinn“, sagt Dirk Weitemeyer. Der

ehemalige Bundesliga-Basketballspieler gründete

vor 34 Jahren zusammen mit Lydia Weitemeyer

sein Unternehmen. Nun übergibt der

64-Jährige sein Lebenswerk mit einem guten

Gefühl in die Hände von Ines und Mark Berke

von Kassebeer.

DAS NORTHEIMER UNTERNEHMEN mit

seiner über 120-jährigen Geschichte vergrößert

mit dem Zukauf seinen Technikbereich in

Druck- und Kopierlösungen als B2B-Partner

in Südniedersachsen. „Für uns hat es sowohl

aus unternehmerischer als auch aus menschlicher

Sicht sofort gepasst“, sagt Ines Berke,

neue Geschäftsführerin der Dirk Weitemeyer

GmbH.

ALLES NEU UND DOCH BEIM ALTEN:

Kassebeer und Weitemeyer werden weiterhin

als eigenständige Unternehmen agieren, auch

wenn es zukünftig Verknüpfungen geben wird.

Mit der Zusammenführung der beiden Unternehmen

betreut Kassebeer nun über 8.000

Druck- und Kopiersysteme mit insgesamt

zehn Servicetechnikern und besitzt damit in

diesem Bereich den größten Marktanteil in

Südniedersachsen. Ein erstes gemeinsames

Essen mit allen Mitarbeitern wurde schnell zu

einem geselligen Austausch.

DIESE NEUESTE ENTWICKLUNG fügt sich

nahtlos in den bereits laufenden Markenfokussierungs-Prozess

der Northeimer. Neben

den bekannten Marken bueroboss.de und

Die Kaffeemeister als Franchisekonzept wurde

die neue Familienmarke ‚Kassebeer‘ mit dem

Geschäftsfeld ‚kassebeer digital‘ eingeführt.

„Wir sehen uns mit all unseren Kompetenzen

als Sparrings-Partner für neue Bürokultur. Unser

Ziel ist die Vereinfachung von Büroprozessen.

Indem wir die analoge Welt mit der digitalen

intelligent verbinden, schaffen wir neue

Freiräume für unsere B2B-Kunden“, sagt Ines

Berke.

KONTAKT

Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG

Matthias-Grünewald-Str. 42

37154 Northeim

kassebeerdigital.de

KONTAKT

Dirk Weitemeyer GmbH

Karl-Arnold-Straße 17

37079 Göttingen

weitemeyer.com


ANZEIGE

FOTO: LUKA GORJUP

PROFIL

FOTO: HR INSIDE SUMMIT | NICOLE HEIDEGGER | LUZIA MAHLER

Glückliche Gewinner

Florian Besch und Daniel Liebermann (Foto l.)

von nevo und MapsTell freuen sich über den

zweiten Platz beim HR Award DACH (r.).

Wie halten wir gute Leute im Unternehmen?

Mitarbeiter binden statt ständig neue finden. Wie das geht?

Das nevo-Team bietet ausgezeichnete Tools – meint auch die Jury des HR-Award 2022.

Was hält uns zusammen? Die ARD

widmete dem Thema Zusammenhalt

kürzlich eine ganze Woche. Da

sollten Unternehmen aufhorchen. „Besteht in

Krisenzeiten keine Anbindung ans Unternehmen,

kündigen die Leute eher“, sagt Daniel

Liebermann von nevo. Eine Forsa-Umfrage

von 2022 zeigt: Fast ein Drittel der Erwerbstätigen

denkt über einen Jobwechsel nach.

Geeignete Fachkräfte zu finden ist schwer –,

und Recruiting-Prozesse schlagen mit bis zu

100.000 Euro zu Buche.

FÜR UNTERNEHMEN IST ES WICHTIG,

Mitarbeiter langfristig zu binden. Wie das

geht? „Über Zufriedenheit – und indem das

Unternehmen zum sicheren mentalen Hafen

für die Menschen wird“, sagt Dr. Florian

Besch. Gerade in Krisenzeiten verlassen immer

mehr Menschen ihr Unternehmen aufgrund

von Problemen – in Teams, mit ihrer

Führungskraft und weil sie sich im Homeoffice

nicht abgeholt fühlen. Das nevo-Team

bietet passende Lösungen: Im Fokus stehen

handlungsorientierte Methoden. „Was Menschen

bei unseren Trainings lernen, bleibt

haften. Denn sie haben es erfahren und nicht

nur darüber geredet“, weiß Besch. Das wirkt

nachhaltig, auch in die ganze Organisation

hinein. Das nevo-Team bietet einen Koffer voller

Tools, die Verhalten am Arbeitsplatz sichtbar

machen und auch Themen wie Stress und

Resilienz angehen.

In der Praxis bauen Teams etwa eine Seilrutsche

über eine Schlucht im Wald. Kollegen

tüfteln gemeinsam an der Aufgabe. Wenn es

gut läuft, hängen am Ende alle in den Seilen

– und jubeln. Ein Erfolgserlebnis! Ob und wie

gut es klappt, hängt von der Zusammen arbeit

ab. Wer die Führung übernimmt, wer sich

rauszieht, wie die Gruppendynamik ist – das

offenbart sich in spielerischer Interak tion.

Und wenn das Team scheitert? „Auch gut,

dann überlegen wir, wo das im Arbeitsleben

ebenso der Fall ist, und gehen den Ursachen

auf den Grund“, erklärt Liebermann.

PREISVERDÄCHTIG IST DIE ART, wie Besch

und Liebermann ihre Tools anwenden. Beim

HR-Award 2022 in Wien holte das nevo-Team

den zweiten Platz in der Kategorie Tools and

Services. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen

für die Anwendung von MapsTell.

Nach einem Online-Verhaltensscan stellen die

Coaches ganze Teams auf einer Bodenkarte

auf, die Verhalten als Landkarte sichtbar

macht. Was die nevo-Chefs dabei oft hören,

sind Sätze wie: „Aaah, jetzt verstehe ich dich.“

Die Leute sehen plötzlich, welche Bedürfnisse

hinter Verhaltensweisen von Kollegen stecken,

und bekommen neue Handlungsoptionen.

Dieses Verständnis baut Brücken. „Solche

Momente sind für uns als Coaches besonders“,

sagt Liebermann. „Denn wir sehen uns

als Mitarbeiter- Verbinder.“

KONTAKT

TEXT: ALENA BRANDT

nevo – Training, Coaching, Entwicklung

Am Hasengraben 3

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Tel. 0551 492 482 82

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TOP-ARBEITGEBER

der Region Göttingen 2022/2023

FOTO: STOCK.ADOBE.COM


Gemeinsam

gewappnet

Mit der Initiative ,TOPAS – TOP Arbeitgeber Südniedersachsen‘

haben Unternehmen seit zehn Jahren die Möglichkeit, sich als Top-Arbeitgeber

zertifizieren zu lassen. Dies hilft aber nicht nur den Firmen, sich im Wettbewerb

um die besten Mitarbeiter zu behaupten – TOPAS stärkt die gesamte Region.

TEXT STEFAN LIEBIG FOTO STOCK.ADOBE.COM

112 TOP-ARBEITGEBER 2022/23


LESEZEIT: 5 MINUTEN

Bewerben um Bewerbende – so

lautet das Motto des Arbeitgeberlabels,

das inzwischen seit

einem Jahrzehnt engagierte Unternehmen

und Verwaltungen

aus der Region auszeichnet und eint. Im

Februar 2023 startet bereits die siebte Qualifikationsrunde.

„Im Rahmen von TOPAS – TOP Arbeitgeber

Südniedersachsen lassen sich diese gemeinsam

zertifizieren und bilden so auch seit

Jahren ein stetig wachsendes Netzwerk, das

dauerhaft funktioniert – und das, obwohl sie

eigentlich ja im Wett bewerb um Fachkräfte

stehen“, erzählt Susanne Spellerberg. Für die

Leiterin der etablierten Initiative der SüdniedersachsenStiftung

stand dies jedoch nie im

Gegensatz zueinander: „Zum einen profitieren

die Mitglieder vom branchenübergreifenden

Know-how innerhalb des Netzwerks.

Zum anderen stärken sie Südniedersachsen

als Region zum guten motivier Arbeiten und

Leben.“

Und vor allen Dingen stehen alle Akteure

zusammen vor demselben Problem. „Der

Mangel an Arbeitskräften – vom Nachwuchs

über Fachkräfte bis hin zu Führungskräften

– fordert ein aktives Employer Branding“, erklärt

Nadia Mohseni und beschreibt damit

die Herausforderungen für sämtliche Unternehmen.

Die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle

Göttingen war, ebenso wie Spellerberg,

schon vor knapp zehn Jahren mit dabei, als

TOPAS seine Premiere feierte. „Arbeitgebermarketing

nimmt bei südniedersächsischen

Unternehmen und bei den Verwaltungen einen

immer höheren Stellenwert ein“, sagt

Mohseni und betont dabei auch die wichtige

Rolle der Kooperationspartner von TOPAS

als Multiplikatoren und Netzwerkende. Neben

der von ihr geleiteten Geschäftsstelle

Göttingen der IHK Hannover und der teneo

Organisationsberatung unterstützen auch die

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und

Stadtentwicklung Göttingen (GWG), die

Wirtschaftsförderung Region Göttingen

(WRG) und der faktor als Me dienpartner

das Arbeitgeberlabel seit seiner Erstauflage.

AKTUELL UMFASST DAS TOPAS-Netzwerk

40 Unternehmen – die meisten von ihnen

sind bereits mehrfach rezertifiziert. Abgänge

sind aufgrund der großen Motivation der

Teilnehmenden äußerst selten. Diese absolvieren

Workshops, Seminare und Gesprächsrunden,

in denen sie sich aktiv und intensiv

austauschen. Spellerberg ist es wichtig, jedes

Unternehmen an seinem Ausgangspunkt abzuholen

und gemeinsam in dividuelle Ziele

zu erarbeiten. Das praxis erprobte Konzept

mit erfahrenen Coaches, unterschiedlichen

Veranstaltungsformaten und einer breiten

Themenauswahl ermöglicht die zielführende

Weiterentwicklung aller Unternehmen –

branchenübergreifend und unabhängig von

den Mitarbeiterzahlen. So gelingt es, die eigene

Arbeitgebermarke nachhaltig zu stärken.

DOCH KÖNNEN AUCH KLEINE Unternehmen

genügend Ressourcen frei machen?

„Wir ermutigen gerade kleinere Unternehmen

zur Teilnahme“, sagt Mohseni, „da sie

– im Rahmen der Initiative gezielt und professionell

begleitet – ihre Arbeitgebermarke

aufbauen oder weiterentwickeln können.“

Hinzu kommt, dass sie von den Gemeinschaftsauftritten,

beispielsweise auf Messen,

AUF IN DIE NÄCHSTE RUNDE!

Die siebte TOPAS-Veranstaltungsreihe

startet im Februar 2023. Sie umfasst

Themenblöcke wie Führung, Diversität

& Chancengleichheit, Wissen &

Kompetenzen, Betriebliches Gesundheitsmanagement,

Kommunikation

und Transparenz und zeigt Strategien

zur erfolgreichen Personalsuche mit

anschließendem Onboarding und

entsprechender Mitarbeiterbindung

auf. Weitere Infos unter:

www.suedniedersachsenstiftung.de/

projekte/topas

TOP-ARBEITGEBER 2022/23 113


TOPAS-zertifizierte Unternehmen

Autohaus Siebrecht GmbH

Beschäftigungsförderung Göttingen

BKK Technoform

Copernicus GmbH

Daume GmbH

DRK-Kreisverband Göttingen-Northeim e. V.

Ehrhardt Reifen + Autoservice GmbH & Co. KG

EmmaCura GmbH & Co. KG

Engelhardt Möbelschreinerei

Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG

Finanzämter Südniedersachsen

Göttinger Werkstätten gGmbH

Hausarztpraxis Bilshausen

HKS Sicherheitsservice GmbH

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG

Kreis-Sparkasse Northeim

KWS SAAT SE & Co. KGaA

Landkreis Göttingen

Landkreis Northeim

Minebea Intec Bovenden GmbH

mod IT Services GmbH

NextPharma GmbH

novelis Deutschland GmbH

Obermann Logistik GmbH

Ottobock SE & Co. KGaA

Piller Group GmbH

PMH Personalmanagement Harz GmbH

QUATTEK & PARTNER Steuerberatungsgesellschaft mbB

Refratechnik Cement GmbH

Renneberg – Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte,

Unternehmensberater

RUHSTRAT Haus- und Versorgungstechnik GmbH

Sanitätshaus o.r.t. GmbH

Sartorius Corporate Administration GmbH

Senioren- und Pflegeheime Lamm GmbH

sero handwerker-services GmbH

Smurfit Kappa Herzberg Solid Board GmbH

Sparkasse Duderstadt

Sparkasse Göttingen

Stadt Göttingen

Stiemerling Senioren-Residenzen e. V.

SYCOR GmbH

Tannenhof Fachpflegeheime GmbH

THIMM Group GmbH + Co. KG

Tip Trailer Service GmbH

UMG Gastronomie GmbH

VersicherungsKontor Osterode e. Kfm.

und dem stetigen Austausch innerhalb des

Netzwerks profitieren. Dazu gehört insbesondere

das systematische Bemühen um ein

Personalmanagement, das nach außen für

aktuelle wie künftige Mitarbeitende authentisch

erlebbar und sichtbar wird. „Häufig

sind bereits viele gute Elemente vorhanden,

die mit kleinen Verfeinerungen zum Erfolgsfaktor

werden können“, berichtet Spellerberg

aus eigener Erfahrung. Daher engagieren

sich die TOPAS-Veranstalter so intensiv

für die Etablierung eines professionellen

Employer Brandings in den südniedersächsischen

Betrieben.

BEIM EMPLOYER BRANDING geht es um

zwei Zielbereiche: Beim internen Arbeitgebermarketing

steht die Mitarbeiterbindung

durch Maßnahmen zur Unterstützung und

Förderung eigener Mitarbeiter im Fokus. Im

Zuge des nach außen gerichteten Arbeitgebermarketings

werden neue Mitarbeiter angesprochen,

um sie vom eigenen Unternehmen

zu begeistern und schließlich anzuwerben.

Kernaufgabe ist es nun, individuell herauszufiltern,

was das jeweilige Unternehmen

tun muss, um sich als guter Arbeitgeber zukunftsorientiert

aufzustellen und dementsprechend

zu präsentieren. Die Beispiele hierfür

umfassen ein breites Spektrum: vom

familien freundlichen Betrieb mit unterschiedlichen

Arbeitszeitmodellen (siehe hier zu

auch den Beitrag ab Seite 116) über eine gerechte

Lohn- und Gehaltsstruktur oder das

Betriebliche Gesundheitsmanagement bis hin

zu Aktionen wie Team-Events im Azubi-

Onboarding oder Speeddating zur Arbeitsplatzauswahl.

Viele anspruchsvolle Themen

also, die es in der Wirtschaft zu meistern gilt.

TOPAS begleitet motivierte Arbeitgeber effektiv

auf diesem Weg und verbreitet Optimismus

für ganz Südniedersachsen – ein

echtes Erfolgskonzept. ƒ

Kontakt

Dr. Benjamin W. Schulze

TOPAS-Projektmanagement

SüdniedersachsenStiftung

Maschmühlenweg 105, 37081 Göttingen

topas@suedniedersachsenstiftung.de

114 TOP-ARBEITGEBER 2022/23


Unabhängig und frei

Inhaber Rainer Giese

IHR VERSICHERUNGSMAKLER IN DER REGION

PARTNER FÜR MITTELSTAND UND INDUSTRIE

Wir schützen IHRE Werte !

Vertrauen. Verlässlichkeit. Loyalität. Unsere

Werte sind unsere Mission – denn wir wollen

wirklich den Unterschied machen.

Fest in der Region Südniedersachsen verwurzelt,

versichern wir nicht einfach nur Unternehmen,

die national und weltweit agieren. Wir begleiten

sie auf ihrem Weg.

Als inhabergeführtes Familienunternehmen

mit über 30 Jahren Erfahrung im Versicherungsgeschäft

suchen wir zusammen mit unseren

Kooperationspartnern – unter anderem mit

Leue & Nill – jeden Tag nach den bestmöglichen

Versicherungslösungen.

Wir kreieren für mittelständische Betriebe und

Industrieunternehmen innovative und individuelle

Lösungen, indem wir die Risiken erkennen

und gemeinsam bewerten.

Wir kennen jeden unserer Kunden persönlich

und sind schnell vor Ort.

Und das ist unser Ziel: Uns IHR Vertrauen verdienen.

Jeden Tag aufs Neue - mit Leidenschaft

und Begeisterung.

Ihr Rainer Giese

Versicherungskontor Osterode

Kornmarkt 2

37520 Osterode am Harz

Tel.: 05522 8687980

Kooperation

Partner der

info@versicherungskontor-osterode.de

www.versicherungskontor-osterode.de


„Die Leute sollen

bleiben wollen!“

Es lohnt sich, über bestehende Arbeitszeitmodelle nachzudenken.

Wo liegen die Ansatzpunkte und die Erfolgschancen?

Beispiele aus der Region zeigen, wie es gehen kann.

TEXT STEFAN LIEBIG FOTO STOCK.ADOBE.COM

116 TOP-ARBEITGEBER 2022/23


FOTO: FABIAN BERG

LESEZEIT: 5 MINUTEN

Zufriedene Mitarbeiter gleich zufriedene

Kunden – und beides

zusammen bedeutet mehr Umsatz.

Eine einfache Formel, die

auch ein Teil der Antwort auf den

omnipräsenten Fachkräftemangel sein kann.

Doch da, wo Mitarbeiter fehlen, wird oft gerade

der erste Teil der Formel vernachlässigt.

Wer heute als Arbeitgeber bestens aus gebildete

Mitarbeiter anlocken und halten will,

muss weit mehr bieten als ein gutes Gehalt – er

muss auf die Bedürfnisse der Mit arbeitenden

eingehen: Der Trend gehthier zur Flexibilisierung

und Individualisierung. Vor allem Aspekte

wie flexible Arbeitszeiten spielen heute

im Büro und – wo es möglich ist – im

Homeoffice eine wesentliche Rolle, um Arbeit

mit Familie oder Freizeitbeschäftigungen

zu vereinbaren.

Ausgehend von einer 40-Stunden-Woche

gibt es inzwischen Modelle, nach denen an

vier Tagen jeweils zehn Stunden gearbeitet

werden kann und wenn möglich auch Unterbrechungen

oder spätere Anfangszeiten

möglich sind, um beispielsweise die Kinder

zur Schule bringen zu können. Deutlich weiter

geht der Ansatz, bei der Einführung der

Vier- Tage-Woche die tägliche Arbeitszeit

nicht zu verlängern. Statt also wöchentlich

40 nur noch 32 Stunden zu arbeiten – womöglich

sogar noch ohne Gehaltseinbußen!

Welche Herausforderungen bringen solche

Umstellungen mit sich? Ist das in der Praxis

ohne Verluste umsetzbar? Können kleine

und mittelständische Unternehmen das

überhaupt stemmen?

EIN BLICK IN DIE REGION ZEIGT: Es tut

sich was. Wohl eine der radikalsten Formen

der Umstellung wagte Rocco Funke. Im Jahr

2021 wurde dieser mit 49 Jahren nochmal

Vater und versprach seinem Sohn kurz nach

der Geburt: „Ich werde dich ins Leben begleiten.

Wenn du 25 Jahre alt bist, werde ich

noch gesund sein.“ Als Inhaber des in Hundeshagen

im thüringischen Eichsfeld angesiedelten

Unternehmens ELBS ein mutiges

Versprechen, das große Herausforderungen

mit sich bringt. Denn mit fünf Mitarbeitern

kümmert sich der Leckorter in Notfällen

auch an Wochenenden um Schäden an

Rohrleitungen. Ein oft stressiger und zeitintensiver

Job. Doch Funke will natürlich zu

seinem Versprechen stehen.

Genau da kommt ihm zugute, dass er

schon immer auf mitdenkende Mitarbeiter

setzt. Als durch eine spontan eigeninitiativ

gestraffte Arbeitswoche alle Aufträge bereits

an einem Donnerstag abgearbeitet und

die Kunden begeistert waren, gab Funke seinen

Mitarbeitern am Freitag frei. „Das

machte mich neugierig. Wir haben gemeinsam

überlegt, wie wir noch effektiver werden

können“, erzählt der Diplom-Ingenieur.

Heraus kam eine inzwischen etablierte

Vier-Tage-Woche, die nur Gewinner kennt:

Die Mitarbeiter haben bei vollem Lohnausgleich

ab Freitag Wochenende, es sei denn,

es stehen Notfalleinsätze an. Die Kunden

treffen auf stets freundliches, zufriedenes

und hoch motiviertes Personal, und – Versprechen

erfüllt – der kleine Finus kann ab

Freitag mit einem sehr viel entspannteren

„Wir haben Zeitfresser minimiert

und mit externer Unterstützung die

internen Abläufe optimiert.

Und ob Sie es glauben oder nicht:

Wir machen an vier Tagen jetzt

doppelt so viel Umsatz wie

vorher an fünf!“

ROCCO FUNKE, ELBS

TOP-ARBEITGEBER 2022/23 117


„Menschen wollen keine unnötigen

Nervereien oder Hierarchiekämpfe.

Wir sorgen in unserer Organisation

gemeinsam für ein gutes Umfeld – die

Leute sollen bei uns bleiben wollen.“

MARTIN RENKER, ARINEO

„Wir setzen auch auf in Rente

gehende Kollegen. Das ist wichtig,

um die Erfahrung und das Know-how

der Menschen weiter nutzen und

geben zu können.“

MIRIAM ENGEL,

QUATTEK UND PARTNER

118 TOP-ARBEITGEBER 2022/23

Papa spielen. „Wir haben Zeitfresser minimiert

und mit externer Unterstützung die

internen Abläufe optimiert. Und ob Sie es

glauben oder nicht: Wir machen an vier Tagen

jetzt doppelt so viel Umsatz wie vorher

an fünf!“, sagt Funke hochzufrieden. Er sei

sogar so begeistert, dass er seinen Mitarbeitern

gern weitere Vorteile biete: Sie fangen

morgens erst an, wenn die Kinder in der

Schule sind und können sogar spontan frei

nehmen, wenn etwas Wichtiges zu erledigen

ist – ein solcher ,Emoji-Tag‘ zählt nicht als

Urlaubstag. Seine Mitarbeiter seien „emotional

gesund“, und das zeigt sich auch im

ex trem niedrigen Krankenstand. Das erfolgreiche

Gesamtpaket zog bereits neue Fachkräfte

an, und inzwischen hält Rocco Funke

sogar in anderen Unternehmen und bei Unternehmerverbänden

Vorträge über ,seinen

Weg‘. In Zukunft möchte er sein Wissen

auch an Meister- oder Hochschulen, IHK

und Innungen weitergeben.

EIN ERFOLGREICHES BEISPIEL – das auch

zum Motto ,Arbeitszeit ist Lebenszeit‘ von

Martin Renker passt. Der Arineo-Geschäftsführer

weiß, wie schwierig es ist, gute

IT-Fachkräfte zu finden. Doch das fünfköpfige

Geschäftsführungsteam setzt auf eine gute

Work-Life-Balance. Klassische Führungskräfte

gibt es nicht, es gilt das Prinzip Selbstorganisation.

„Menschen wollen keine unnötigen

Nervereien oder Hierarchiekämpfe.

Wir sorgen in unserer Organisation gemeinsam

für ein gutes Umfeld – die Leute sollen

bei uns bleiben wollen“, sagt Renker und

bringt damit die Aufgabenstellung bei der

Personalgewinnung und -bindung auf den

Punkt. Bei einer Fluktuationsrate von nur

drei Prozent und 70 Neueinstellungen in

den ersten zehn Monaten des aktuellen Jahres

möchte man mehr über die Philosophie

des inzwischen über 330 Mitarbeiter beschäftigenden

IT-Dienstleisters wissen.

Arineo ist laut Renker ein „eigenständiges

Unternehmen in Verantwortungseigentum“,

das über seine Gewinne frei verfügen kann

und ab 2024 allen Mitarbeitern gehören

wird. Jeder hat ein Arbeitszeitkonto, Überstunden

werden ausgezahlt oder in Freizeit

abgegolten. Feste Arbeitszeiten oder Arbeitsorte

gibt es nicht. „Wichtig dabei ist

nur: Wann wer wo arbeitet, muss im jeweiligen

Team abgestimmt sein“, sagt Renker.

Von Kollegen vermittelte Einstellungen werden

zudem honoriert. Die Prämien dafür

wandern in einen Topf, über dessen Verwendung

alle abstimmen. Die Summe wurde

etwa 2021 für die Opfer der Flutkatastrophe

gespendet, aber auch zusätzliche Betriebsfeiern

oder -ausflüge sind möglich.

Das alles führt dazu, dass die Mitarbeiter

auch eigene Bekannte zu Arineo „locken“,

in sozialen Netzwerken für ihren Arbeitgeber

werben oder gar „beim Friseur über uns

sprechen“, berichtet Renker begeistert. „Genau

so gelangte kürzlich eine Bewerbung zu

uns.“ Bei all dem Optimismus vergisst er

aber die zunehmenden Schwierigkeiten auf

dem Fachkräftemarkt nicht: Er weiß, mit

dem Ausscheiden der Baby-Boomer-Generation

wird die Nachfrage nach IT-Experten

weiter steigen.

AUF WORK-LIFE-BALANCE setzt man auch

bei Quattek und Partner. Die 97 Mitarbeiter

der Steuerberatungsgesellschaft profitieren

von regelmäßigen Gesundheitsangeboten wie

Massage oder Yoga sowie von flexiblen und

familienfreundlichen Arbeitszeiten. „Gerade


MÖGLICHE ARBEITSZEITMODELLE

Teilzeit

Längst nicht mehr das Modell nur für Mütter! Entsprechend einer

am Personalbedarfsplan orientierten individuellen Regelung

arbeitet der Mitarbeiter eine festgelegte Wochenstundenzahl, die

in vielen Branchen auch an saisonale Schwankungen angepasst

werden und mit einem Stundenkonto verbunden werden kann.

Letzteres spielt bei uns eine wichtige Rolle, da

wir viele junge Frauen mit Familie beschäftigen“,

sagt Steuerberaterin Miriam Engel und

betont die Bedeutsamkeit dieses Aspekts. So

profitieren diese zum Beispiel auch von der

gemeinsam mit dem ASC Göttingen installierten

Kinderferienbetreuung. Im eigenen

monatlichen TÜV (= team übergreifende

Veranstaltung) wird das Gemeinschaftsgefühl

zudem bei Kaffeeseminaren oder gemeinsamem

Grillen gestärkt. Seit Corona ist

laut Engel auch das Homeoffice ein wichtiger

Punkt: „Wir setzen das sehr individuell

anhand der Bedürfnisse der Einzelnen um.“

Natürlich ist aber auch Quattek und Partner

stets auf der Suche nach neuen, versierten

Steuerfachleuten. Quereinsteiger haben

hier gute Chancen. „Wir setzen auch auf in

Rente gehende Kollegen“, sagt Miriam Engel.

„Sie können bei uns quasi ,nebenbei‘

ihre Lieblingsmandanten weiterbetreuen.

„Das ist wichtig, um die Erfahrung und das

Know-how der Menschen weiter nutzen

und geben zu können.“

ALL DIESE NEUEN ARBEITSKONZEPTE

können individuell auf Unternehmen zugeschnitten

werden und so in der Praxis

funktionieren. Mitarbeiter sollten dafür

teamfähige, verantwortungsbewusste und

strukturierte Personen sein. Dem Arbeitgeber

sollte klar sein: Zufriedene Mitarbeiter

sind die besten. Geld ist dabei längst

nicht mehr alles, immer mehr kommt es auf

die Verbindung von Beruf und Freizeit an.

Da heißt es auf beiden Seiten: flexibel sein.

Das können – wie die regionalen Beispiele

zeigen – kleine und mittelständische Unternehmen

(mindestens) genau so gut wie die

großen. ƒ

Job Sharing

Zwei Fachkräfte teilen sich einen Arbeitsplatz – das kann eine

Win-win-Situation sein: Im Idealfall bekommt der Arbeitgeber so

mehr Ideen und doppelte Motivation und Erfahrung, muss aber

nicht mehr Gehalt zahlen. Eine effiziente Lösung, wenn sich auf

die Vollzeitstelle nur geeignete Kandidaten in Teilzeit bewerben.

Arbeiten nach Renteneintritt

Viele Senioren wollen (oder müssen aus finanziellen Gründen)

auch nach Erreichen des Renteneintrittsalters arbeiten. Ihre

Erfahrungen können sie beispielsweise an Auszubildende weitergeben,

und die oft über Jahrzehnte aufgebauten Netzwerke

werden weiter genutzt.

Homeoffice

Das wohl bekannteste Modell hat gerade in Pandemiezeiten

deutlich an Bedeutung gewonnen. Häufig werden Kernzeiten

vereinbart, um auch im heimischen Büro erreichbar zu sein.

Das Homeoffice ist ideal, um Familie und Beruf zu vereinen,

birgt aber auch die Gefahr, Job und Privates nicht mehr

trennen zu können.

Sabbatical

Wer hätte nicht gerne mal länger als drei Wochen

frei? Mehrere Monate bis zu einem Jahr Auszeit, um

anschließend erholt und motiviert und vielleicht

sogar weitergebildet zurückzukehren – das geht mit

dem Sabbatjahr. Arbeitnehmer und Arbeitgeber

können zur Umsetzung ein individuelles

Modell aushandeln. Dies

kann über ein Überstundenkonto,

Gehaltsverzicht und/oder das

Ansparen von Urlaub funktionieren.

TOP-ARBEITGEBER 2022/23 119


Wir suchen neue Kolleginnen und Kollegen, die mit uns die

Zukunft prägen, Technologien erforschen und die Branche

revolutionieren wollen – wir sind schon lange mehr als ein reines

Bauunternehmen. Daher sind wir auf der Suche nach Personen,

die in unterschiedlichen Fachbereichen ihre Fähigkeiten, Talente

und Erfahrungen einbringen wollen. Aber auch solche, die wir auf

ihrem Weg dorthin noch fördern und begleiten können. Entdecken

Sie Ihre Möglichkeiten bei uns.

GOLDBECK realisiert zukunftsweisende Immobilien in Europa.

Wir verstehen Gebäude als Produkte und bieten alle Leistungen

aus einer Hand: vom Design über den Bau bis zu Services im

Betrieb. Aktuell beschäftigt unser Familienunternehmen mehr

als 10.000 Mitarbeitende an über 100 Standorten bei einer

Gesamtleistung von rund 5 Mrd. Euro. Unser Anspruch

„building excellence“ steht dabei für Spitzenleistungen beim

Planen, Bauen und Betreiben sowie die Weiterentwicklung

unserer Talente – Zukunftsfähigkeit inklusive.

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PROFIL

TOPARBEITGEBER

Ihr seid unsere Zukunft

Zwischen Medien, Tech und Innovation – das Göttinger Unternehmen Hogrefe ist

TOP-Arbeitgeber für Fachkräfte und Azubis.

Hogrefe ist international, familiär und

ständig in Bewegung. Ausgehend von

der Vision, Wissen nutzbar zu machen

und zu verbreiten, veröffentlicht das Unternehmen

Bücher, Zeitschriften und psychologische

Testverfahren, bietet Qualifizierun gen zu den

Produkten und spezialisierte Softwarelösungen

an. Die Mitarbeitenden des Unternehmens

stehen dabei stets im Fokus – Hogrefe pflegt

ein Arbeitsklima, das von einem engen persönlichen

Austausch, Internationalität, Diversität,

kultureller Vielfalt und praktischem Denken

geprägt ist. „Unsere Mitarbeitenden sind sehr

kreativ und erfinden sich immer wieder neu.

Genau das brauchen wir bei Hogrefe“, sagt

Personalleiterin Mariele Walter.

ALS ATTRAKTIVER ARBEITGEBER in der

Region Südniedersachsen und darüber hinaus

ist Hogrefe sehr aktiv, um Talente für

eine Karriere bei Hogrefe zu begeistern. Dazu

gehört auch eine starke Ausbildungsstrategie.

Zukunftssicherung durch Ausbildung ist

eines der Erfolgskonzepte bei Hogrefe. Im

Unternehmen lernen und arbeiten aktuell 16

122 TOP-ARBEITGEBER 2022/23

Azubis in den Bereichen E-Commerce, Tech,

Lager und in kaufmännischen Berufen. Auf

der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wurde

Hogrefe als eines der ersten Unternehmen

das neu geschaffene Gütesiegel des Börsenvereins

„Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“

verliehen. Auszubildende Antonia hat Hogrefe

gemeinsam mit dem Azubiteam für diese

Auszeichnung nominiert. „Hogrefe gibt mir

die Freiräume, Dinge auszuprobieren und an

Themen zu arbeiten, für die mein Herz schlägt

– und das auch schon während der Ausbildung“,

sagt Antonia.

Die meisten Azubis bleiben nach Ende ihrer

Ausbildung bei Hogrefe und finden ihren Platz

im Unternehmen, zum Beispiel als Content

Manager, Software Developer, Projektmanager

oder Software-Tester. Sie arbeiten in interdisziplinären

Teams mit erfahrenen Kolleg*innen

zusammen, entwickeln sich fachlich und persönlich

weiter und gehen ihren individuellen

Karriereweg. „Ideenreiche Köpfe, ganz gleich

auf welcher Karriereebene, sind bei Hogrefe

genau richtig“, ist sich Personalleiterin Mariele

Walter sicher.

FACHKRÄFTE MIT MUTIGEN IDEEN und

immer neuen Ansätzen für das Unternehmen

zu begeistern, ist für Hogrefe das Rezept erfolgreichen

Recruitings. Digitales Marketing

geht dabei Hand in Hand mit dem persönlichen

Kontakt zur Zielgruppe. Verschiedene

Messen und Events, unter anderem der GöBit,

sind für das Jahr 2023 bereits in Planung.

„Wir möchten anderen zeigen, dass man als

Azubi bei Hogrefe sehr gut aufgehoben ist

und von allen Seiten unterstützt wird“, erzählt

Aus zubildende Antonia, die an der Projektplanung

beteiligt ist.

KONTAKT

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG

Merkelstraße 3

37085 Göttingen

Tel. 0551 999-500

recruiting@hogrefe.de

hgf.io/karriere


PROFIL

Wer Teil dieses glücklichen Teams werden möchte, kann sich über den QR-Code bewerben.

Ausgezeichnet!

Die hervorragenden Arbeitsbedingungen in der Steuerkanzlei HSP STEUER Göttingen

schlagen sich in zahlreichen Würdigungen nieder.

Gute Arbeit durch ein glückliches

Team: Dieser Grundsatz gilt bei

HSP STEUER Göttingen. Die Steuerkanzlei

verfolgt konsequent den Ansatz, dass

Höchstleistungen für ihre Mandanten nicht

nur von hochqualifizierten, sondern auch

von höchst motivierten Mitarbeitenden erbracht

werden. Deshalb wird die Vereinbarkeit

von Beruf, Freizeit und Familie großgeschrieben.

NEBEN ANGEMESSENER VERGÜTUNG,

intensiver Karriereförderung, laufender fachlicher

Fortbildung und einem sehr hohen Digitalisierungsgrad

werden bei HSP STEUER

Göttingen zudem gegenseitige Wertschätzung

gelebt und die Work-Life-Balance gefördert.

So können die Mitarbeitenden sich die Arbeitszeit

flexibel gestalten, durch Homeoffice

und Remote Working den Arbeitsort frei wählen

und von zahlreichen Zuwendungen profitieren

– bis hin zu einem E-Bike, soweit sie

es wünschen. Kein Wunder, dass die Kanzlei

sich augenzwinkernd als ,Steuerparadies‘ bezeichnet.

Dass diese Ausrichtung erfolgreich ist, lässt

sich an zahlreichen Auszeichnungen ablesen.

So kann sich HSP STEUER Göttingen als

,Most Wanted Employer‘ der Zeit Verlagsgruppe

und als ,Top Arbeitgeber – die familienfreundlichsten

Unternehmen Deutschlands‘

der Zeitschrift freundin bezeichnen. Beide

Siegel beruhen auf Bewertungen der Arbeitgeberbewertungsplattform

kununu, wo die

Kanzlei Bestwerte erzielt. Dabei werden Faktoren

wie flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung,

betriebliche Altersvorsorge, Vorgesetztenverhalten,

Gleichberechtigung oder Gehalt

beleuchtet.

NEBEN DER AUSZEICHNUNG als ,Exzellenter

Arbeitgeber‘ durch den Steuerberaterverband

Niedersachsen Sachsen-Anhalt ist

HSP STEUER Göttingen seit November 2022

auch Great Place to Work-Certified. Das Zertifizierungsprogramm

des internationalen Forschungs-

und Beratungsinstituts Great Place to

Work ® steht für ein besonderes Engagement

bei der Gestaltung der Arbeitsplatzkultur und

wird nach einem gesicherten Verfahren vergeben.

Bestandteile sind ein unabhängiges, anonymes

Feedback der Mitarbeitenden und die

Analyse von Maßnahmen und Programmen

der Personalarbeit.

HSP STEUER GÖTTINGEN freut sich einerseits

über die Anerkennung, sieht die Auszeichnungen

aber auch als Ansporn, den Weg

der stetigen Verbesserung weiterzuführen.

KONTAKT

HSP STEUER Göttingen GmbH

Steuerberatungsgesellschaft

Andrea Hungerland

Stresemannstraße 28C

37079 Göttingen

Tel. 0551 8208070

a.hungerland@hsp-steuer.de

www.hsp-steuer.de/goettingen

TOP-ARBEITGEBER 2022/23 123


PROFIL

TOPARBEITGEBER

BELIEBTER ARBEITGEBER

DER REGION

Werksgelände Osterode am Harz

Dr. Detlev Seidel Geschäftsführer Operations

Damit der Strom im entscheidenden

Moment nicht ausfällt

Strom ist in unserer Gesellschaft einfach unerlässlich. Die Anlagen von Piller verhindern Stromausfälle und

sorgen für eine gleichmäßige Versorgung.

124 TOP-ARBEITGEBER 2022/23

Die Piller Group hat sich als Weltmarktführer

auf dem Gebiet der unterbrechungsfreien

Stromversorgung etabliert.

Hinter dem Erfolg des Global Players

steht eine gelungene Kombination aus Tradition

und Wandlungsfähigkeit.

Der Grundsatz des Firmengründers Anton

Piller, „… durch Verwendung nur besten Materials,

geschulter Arbeitskräfte und erstklassiger

Fabrikationseinrichtungen Erzeugnisse in

höchster Vollendung herzustellen“ hat jeden

Wandel überdauert und spiegelt sich in der

hohen Qualität der USV-Systeme (USV=Unterbrechungsfreie

Stromversorgungssysteme)

wider, die seit über 100 Jahren am Stammsitz

in Osterode am Harz gebaut werden.

Gewandelt und erweitert wurde im Laufe

der Jahrzehnte das Produktportfolio. Vor dem

Hintergrund der steigenden Digitalisierung

gewinnt eine zuverlässige Energieversorgung

immer mehr an Bedeutung. Die USV-Systeme

von Piller sind das Herzstück vieler systemrelevanten

und kritischen Infrastrukturen wie

Rechenzentren, Chipfabriken, Krankenhäuser,

Versorgungsunternehmen oder Flughäfen

und sichern die Stromversorgung auch an extrem

rauen Einsatzorten ab. Auch im Hinblick

auf die Energiewende haben die Piller-Ingenieure

Systeme weiterentwickelt, die die Integration

regenerativer Energieerzeugungsanlagen in

stabile Netze unterstützen.

FRAUEN-POWER wird bei Piller großgeschrieben.

Der Anteil der beschäftigten Frauen im

Unternehmen ist in den vergangenen Jahren

erfreulich gestiegen, sowohl in der Führungsetage

als auch in den technischen Berufen.

Piller engagiert sich beim Niedersachsen-Technikum.

Als Vorbereitung auf technische sowie

naturwissenschaftliche Studiengänge und

Berufe bietet das Technikum eine Kombination

aus beruflicher Praxisorientierung und

Schnupperstudium – ein Konzept zur Gewinnung

weiblichen MINT-Nachwuchses.

Auch wenn Piller in über 50 Ländern tätig

ist und auf fast allen Kontinenten eigene

Tochtergesellschaften unterhält, ist das Unternehmen

regional verwurzelt und der Tradition

verbunden. „Unser Bestreben ist es, auch in

Zukunft attraktive Arbeitsplätze in der Region

anzubieten und gemeinsam auf Erfolgskurs

zu bleiben“, sagt Dr. Detlev Seidel, Geschäftsführer

Operations der Piller Group. Piller beschäftigt

über 600 Mitarbeiter am Standort

Osterode, annähernd 1.000 sind es weltweit.

Über 50 technische und kaufmännische Auszubildende

werden durch qualifizierte Ausbildungsleiter

betreut. Als TOPAS-Arbeitgeber

zeichnet sich das Unternehmen durch ein hohes

Engagement gegenüber seinen Mitarbeitern

aus. Im Unternehmen gilt der Tarifvertrag

der Metallindustrie mit einer 35-Stunden-Woche,

30 Tagen Urlaub und Gleitzeit.

KONTAKT

Piller Group GmbH

Abgunst 24

37520 Osterode

Tel. 05522 311-0

info@piller.com

www.piller.com


PROFIL

Wir geben IT ein Gesicht. Geschäftsführer Guido Lindlar und Thomas Ahlers sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sycor Gruppe.

Top Arbeitgeber in der Region

Sycor. Wandel und Konstanz im Einklang.

Der Göttinger IT-Dienstleister Sycor

geht mit gleich zwei brandaktuellen

Auszeichnungen in das Jahr seines

25-jährigen Bestehens. „Zum zweiten Mal in

Folge stehen wir im brand-eins-Ranking der

,Besten IT-Dienstleister 2023‘ weit vorne“, berichtet

Guido Lindlar, Geschäftsführer der

SYCOR GmbH, stolz. Und Petra Gerweck,

HR-Leiterin der Sycor, ergänzt: „Auch das

Siegel als ,Focus Top Arbeitgeber im Mittelstand‘

dürfen wir 2023 wieder tragen.“

WAS MACHT EINEN ,TOP ARBEITGEBER‘

eigentlich aus? „Mittlerweile haben sich Standards

entwickelt, die jeder Mitarbeiter und jede

Mitarbeiterin erwartet, wie zum Beispiel 30

Urlaubstage oder kostenfreie Getränke in der

Firma“, so Petra Gerweck. „Damit überzeugt

man keine Fach- und Führungskräfte, zu uns

zu wechseln. Sycor ist seit 25 Jahren am Markt.

Da haben sich Konstanten entwickelt. Was aber

wichtig ist, ist die Fähigkeit, sich immer wieder

zu hinterfragen. Maßnahmen abzuleiten.“

So hat Sycor sich in den vergangenen beiden

Jahren neu ausgerichtet, um geschäftlichen Erfolg,

Innovationskraft sowie die Kunden- und

Mitarbeiterzufriedenheit auch in Zukunft zuverlässig

zu realisieren. „Gleichzeitig wurde in

einem Kulturkompass die Vision und Mission

der Sycor angepasst, und wir arbeiten gerade

an neuen Leitlinien für die Zusammenarbeit

und Führung. In diesen Prozess sind alle Mitarbeiter*innen

und Führungskräfte eingebunden“,

erläutert Petra Gerweck.

Außerdem gilt es, die vielen neuen Mitarbeiter*innen,

die in diesem Jahr bereits eingestellt

wurden, mit auf den eingeschlagenen

Weg zu nehmen. Dafür wurde das OnBoarding

neu konzipiert.

BEIM RECRUITING HAT SYCOR zugleich

neue Wege beschritten und sich dem „Fresh

Faces Programm“ der SAP angeschlossen.

„Wir haben in dem von der SAP aktiv unterstützten

Programm fünf junge Mitarbeiter*innen

für die SAP-Beratung gewinnen können“,

so SAP Solution Architect Michael Tilgner, der

das Programm bei Sycor betreut. „Ich bin froh,

mich für Sycor entschieden zu haben, das Betriebsklima

ist mehr als positiv. Wir haben in

den ersten Monaten durch Schulungen, Fallstudien

und Kundenbesuche bereits einen tiefen

Einblick in die SAP-Welt erhalten“, berichtet

Nataliia Moravac, die als „Fresh Face“ im

Juni zu Sycor kam. „So konnte ich das Erlernte

direkt in Kundenprojekten anwenden.“

„Das Programm ist ein voller Erfolg und wird

2023 wiederholt“, resümiert Petra Gerweck.

„Es ist schwer, die benötigte Anzahl an Fachkräften

einzustellen. Wir haben derzeit viele

offene Stellen in unterschiedlichen Bereichen

– und so stellen wir junge Absolventen ein und

bilden sie selbst aus.“

Neben all den Maßnahmen, Entwicklungen

und Gütesiegeln ist sich das Sycor-Management

einig, dass zufriedene Mitarbeiter*innen

und Kund*innen die wichtigsten Trophäen

des Unternehmens bleiben.

KONTAKT

SYCOR GmbH

Heinrich-von-Stephan-Str. 1-5

37073 Göttingen

Tel. 0551 490-0

bewerbungen@sycor.de

www.sycor.de/karriere

TOP-ARBEITGEBER 2022/23 125


Entdecke,

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PROFIL

Das Job- und Ausbildungsportal für die Region

Seit 2018 hat sich karriere-suedniedersachsen.de zur Job- und Ausbildungsbörse Nummer 1

der Region entwickelt und jüngst eine neue Marke geknackt: das 600. gelistete Unternehmen.

Die Suche nach einem neuen Job oder

Ausbildungsplatz ist fast immer regional.

Schließlich wollen die meisten

Menschen gerne dort arbeiten, wo sie ,zu

Hause‘ sind. Genau dabei helfen wir: Karriere

Südniedersachsen vereinfacht die Suche nach

einem Job bzw. Ausbildungsplatz genauso

wie das Recruiting auf Unternehmensseite“,

erklärt Adrian Kropiewnicki, Gründer und Betreiber

der Plattform. Das Erfolgsrezept im

Vergleich zu den anderen zahlreichen überregionalen

Jobplattformen auf dem Markt? „Wir

verkaufen keine einzelnen Stellenanzeigen.

Unternehmen haben bei uns die Möglichkeit,

im Rahmen eines überschaubaren Jahresbeitrags

alle offenen Vakanzen zu platzieren und

sich im Rahmen eines Arbeitgeberprofils zu

präsentieren. Das führt dazu, dass wir ein

großes, vielfältiges und einmaliges Angebot

an Stellenangeboten konzentriert auf eine

Region abbilden können.“ In Zahlen bedeutet

dies: 5.900 Stellenangebote und 1.100 Ausbildungsplätze

von 600 Unternehmen sind auf

Karriere Südniedersachsen veröffentlicht.

Das kommt auch auf Seite der Jobsuchenden

und Bewerber an: Über 50.000 User verzeichnet

Karriere Südniedersachsen monat lich

und generiert daraus Tausende Bewerbungen.

„Dafür sorgen zum großen Teil unsere gezielten

Kampagnen über Google AdWords und auf

den sozialen Medien“, erklärt Kropiewnicki.

Gleichzeitig wird Karriere Südniedersachsen

immer mehr zu einer etablierten Marke, wenn

es um das Thema Job und Karriere in der

Region geht.

IM MÄRZ 2023 FEIERT DIE PLATTFORM

ihr fünfjähriges Bestehen. „Gerade in der

Anfangszeit lag die Schwierigkeit darin, die

regionalen Unternehmen von der damals

noch neuen Plattform und dem Konzept zu

überzeugen. Mit Rückendeckung der Wirtschaftsförderungsgesellschaften

für die Stadt

und den Landkreis Göttingen sowie weiterer

Akteure wie der SüdniedersachsenStiftung

konnten wir dann aber schnell die ersten

Unter nehmen gewinnen.“ Fast fünf Jahre später

liegt der Fokus des fünfköpfigen Teams

darauf, das Wachstum weiter beizubehalten

und verstärkt in das Bewerbermarketing zu

investieren. „Gleichzeitig entwickeln wir die

Plattform auch technisch stets weiter“, erklärt

Kropiewnicki. „Aktuell integrieren wir ein Tool

für ein noch stärkeres Azubimarketing.“

KONTAKT

Regionale Karriereportale UG

Adrian Kropiewnicki

Tel. 0551 2887838-0

Maschmühlenweg 81

37081 Göttingen

info@karriere-suedniedersachsen.de

www.karriere-suedniedersachsen.de

TOP-ARBEITGEBER 2022/23 127


Profitieren Sie von den Vorteilen

eines öffentlichen Arbeitgebers!

Als Kreisverwaltung bieten wir Ihnen viele interessante

Berufsfelder.

Mit 1.900 Kolleg*innen erfüllen Sie vielfältige,

sinnstiftende und zukunftsorientierte Aufgaben.

Bei uns haben Sie die Möglichkeit, ganz konkret

und aktiv zum Gemeinwohl beizutragen.

Unsere Leitlinien für Führung und Zusammenarbeit

sorgen für ein super Arbeitsklima.

Vielfältige Fort- und Weiterbildungen unterstützen

Sie beim lebenslangen Lernen.

Sie kommen voran dank guter Aufstiegs- und

Karrieremöglichkeiten.

Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und unsere

betriebsnahe Kinderkrippe helfen Ihnen, Beruf,

Familie und Privatleben gut zu vereinbaren.

Körper und Geist kommt unser aktives betriebliches

Gesundheitsmanagement zugute.

Wir machen Sie mobil mit einem VSN-Jobticket.

Lassen Sie uns gemeinsam etwas bewegen –

für den Landkreis, für die Menschen, für Sie.

Top-Mitarbeiter*innen

benötigen auch Top-

Arbeitsbedingungen.

Deswegen arbeiten wir

kontinuierlich an zielgerichteten

Maßnahmen und

Verbesserungsprozessen.

Das bestätigt unsere Zertifizierung

als TOP-Arbeitgeber.

Überzeugen Sie sich selbst!

Wir freuen uns auf Sie !

Auf Ihre Bewerbung oder Fragen freut sich

Frau Martina Creydt

Tel. 0551 525 2906

bewerbungen@landkreisgoettingen.de

Aktuelle Stellenangebote

finden Sie unter:

landkreisgoettingen.de

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www.DomesticCare.de

Domestic Care

Haushaltsservice

Inhaberin:

Dagmar Crzan

Hauswirtschaftsmeisterin

Wir stehen für

qualitativ hochwertige

Dienstleistungen im Bereich

Hauswirtschaft.

• Familien und Singles verhelfen

wir zu mehr Freiraum

• Betreuung und Entlastung

Hören – Helfen – Handeln

• Leistungen Entlastungsleistungen,

Verhinderungspflege und

anteilige Pflegesachleistungen

können direkt mit der

Pflegekasse abgerechnet werden

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Haushaltsservice

Göttinger Str. 70, 37181 Hardegsen

Telefon 05503 804870

Mobil 0160 3515012


impressum

Herausgeber

faktor – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen

Entscheider Medien GmbH

Berliner Straße 10

37073 Göttingen

Tel. 0551 3098390

Fax 0551 30983911

info@faktor-magazin.de

www.mehralseinmagazin.de

Herausgeber

Marco Böhme (V.i.S.d.P.)

(boehme@faktor-magazin.de)

Chefredaktion

Elena Schrader

(schrader@faktor-magazin.de)

Autoren

Anja Danisewitsch, Rupert Fabig, Sven Grünewald,

Kim Henneking, Tobias Kintzel, Stefan Liebig,

Charlotte Vogel, Christian Vogelbein, Stefanie Waske

Art-Direktion & Layout

Julia Braun

Fotografie

Alciro Theodoro da Silva

Lektorat

CoLibris - Lektoratsbüro Dr. Barbara Welzel &

Lektorat Christina Berghold

Anzeigen

Nicole Benseler, Alexander Schneider (Leitung Digitalvertrieb)

Geschäftsführender Gesellschafter

Marco Böhme

Auflage

11.000

Druckerei

Silber Druck oHG, Kassel

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe

ist der 15. Februar 2023.

Wenn Sie den faktor zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten

möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen

keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:

info@faktor-magazin.de

Redaktionsbeirat

Dr. Friedemann Baum, Ulrich G. Büchner, Ines Dietze,

Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese, Fritz Güntzler,

Dr. Klaus Heinemann, Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer,

Carsten Lohrengel, Lars Obermann, Thomas Richter,

Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte,

Prof. Dr. Winfried Weber, Dr. Marko Weinrich, Hasso Werk

Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers

wieder. Von faktor gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.

Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des

Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im faktor veröffentlichten

Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.

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Redaktioneller Hinweis

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir auf unserer Plattform

die männliche Form (generisches Maskulinum), z.B. ,der Journalist‘.

Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleich behandlung.

Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.

faktor-Partner

Audi Zentrum

Göttingen

dr. Bodenburg

Zilian

Werk

Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen

Netzwerkpartner

InnovationsCluster

it GÖTTINGEN

4 |2022 129


130 4 |2022


Danke

Passion to empower people

Göttingen, unseren Partnern,

Kunden und Kolleg:innen für die

vertrauensvolle und engagierte

Zusammenarbeit.

Ein frohes Weihnachtsfest und

einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Arineo ist ein ausgezeichneter IT-Dienstleister mit Hauptsitz im Herzen

Göttingens und Top Job-Arbeitgeber 2022. Mehr Informationen finden Sie hier:

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