faktor Winter 2022
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18. Jahrgang Winter 2022/23 8 Euro
› MEHR ALS EIN MAGAZIN
› DAS MAGAZIN FÜR ERFOLGSGESCHICHTEN
Der Rebell CEO Kornelius Thimm besinnt sich auf Wurzeln und Werte und bewegt das Familienunternehmen aus Northeim 68
Jan Förster Dipl.-Finw.(FH)
Steuerberater
Miriam Engel Dipl.-Kffr.
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Tatjana Wucherpfennig B.Sc.
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Immer die richtige Finanzmedikation
Damit Abgaben nicht zur bitteren Pille werden, finden Mediziner in Quattek &
Partner ihren „Facharzt“ unter den Steuerberatern. Wir verstehen uns als wirtschaftliche
Wegbegleiter der Heilberufe. Unser Rezept für das monetäre Wohlergehen:
effektive Finanzdiagnostik und wirksame Therapien von der Praxisübernahme
über den laufenden Betrieb bis hin zur Nachfolgeregelung.
Steuerprognosen, Liquiditäts- und Planrechnungen sowie Branchen- und Mehrjahresvergleiche
helfen uns, Probleme frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende
„Medikation“ vorzunehmen. Die Ergebnissituation fassen wir nachvollziehbar
in speziellen Quartalsberichten und Überschussrechnungen zusammen.
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der verschiedensten Fachrichtungen und Praxen unterschiedlichster
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editorial
»Wenn du ein Problem
hast, versuche es zu lösen.
Kannst du es nicht
lösen, dann mache kein
Problem daraus.«
MESSE
NEUHEITEN
VON DER ORGATEC, DIE LEITMESSE FÜR
MODERNE ARBEITSWELTEN
– Buddha
FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP
Was auf den ersten Blick nach einer leichtfertigen Antwort auf eine Herausforderung klingt,
ist vielmehr der Schlüssel zum Glück. Sagt zumindest Buddha. Und Stephan Ferneding.
Wir treffen den Geschäftsführer des Göttinger Messtechnikunternehmens Accurion, um mit ihm
über den gelungenen Verkauf seines Unternehmens an Südkoreaner zu sprechen. Doch was mich
neben dieser Erfolgsgeschichte vor allem beeindruckt, ist seine Einstellung zum Leben.
Einige seiner Mitarbeiter hätten geweint, als sie von der bevorstehenden Veränderung hörten.
Nicht nur, weil sie fürchteten, im schlimmsten Fall ihren Arbeitsplatz zu verlieren, sondern in den
nächsten Jahren auch ihren lieb gewonnenen Chef. Die überraschend kühl klingende Reaktion
von Ferneding auf diese Tränen: „Leiden gehört zum Leben dazu.“ Ziemlich hart, denke ich –
und erfahre dann: Der 57-Jährige ist Buddhist. Und hat erkannt, dass sich die Tugenden Buddhas –
sei es Uneigennützigkeit, Wohltätigkeit oder Aufrichtigkeit – auch nach über 2.000 Jahren bestens
als moralisches Fundament für menschliche Führung eignen.
Denn Buddha lehrt, dass Reichtum, Einfluss und Ansehen kein Schlüssel zu einem gelungenen
Leben sind und uns auch nicht vor dem Unerfreulichen der menschlichen Existenz schützen.
Äußere Sicherheit ist immer flüchtig, kann die innere nicht ersetzen. Nur in uns selbst finden
wir Zufriedenheit.
Inzwischen haben auch andere Arbeitgeber in Südniedersachsen erkannt, dass heute mehr
zählt als ein gutes Gehalt. Einige von ihnen präsentieren sich in dieser Ausgabe in unserem
Spezial ,Top-Arbeitgeber der Region‘.
Und auch Kornelius Thimm, der Enkel des Firmengründers und unser Covergesicht, weiß,
wie wichtig die richtigen Werte sind und möchte auf dieser Grundlage als neuer CEO so
einiges verändern. Außerdem lernen Sie Katja Thiele-Hann kennen, die nach 150 Jahren in
Familienhand die erfolgreiche Bäckereikette verkauft hat und uns verrät, mit welchen
waghalsigen Aktivitäten sie seit einem Jahr ihren neuen Freiraum füllt. So viel vorweg:
Für das Foto shooting trafen wir die 53-Jährige in der Falknerei der Sababurg.
Gehen Sie mit uns auf Schussfahrt mit Luisa Grube, der sehbehinderten Profi-Ski-Rennfahrerin
aus Göttingen, schauen Sie den Porzellinern im Schloss Fürstenberg bei ihrer Arbeit mit dem
,Weißen Gold‘ über die Schulter und tauchen Sie in die skurrile Welt des Dr. Wolf in seiner
Wunderkammer in Hann. Münden ein. Bei all dem wünsche ich viel Vergnügen –
und kommen Sie zufrieden mit sich durch den Winter!
Ihre Elena Schrader
Chefredakteurin
schrader@faktor-magazin.de
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Gern zeigen wir Ihnen
die Neuheiten ganz
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4 |2022 3
inhalt
unternehmen
20 Brennen für den Erfolg
Ofenbauer Onejoon aus Bovenden
blickt auf mehr als 125 Jahre
bewegte Firmengeschichte zurück
34 Asien im Blick
Accurion-Chef Stephan Ferneding
über den erfolgreichen Verkauf an
Südkoreaner und seine Pläne für ein
buddhistisches Zentrum
Schwerpunkt im Magazin:
Top-Arbeitgeber der Region
Südniedersachsen
ab Seite 111
80 Zu Gast im Schloss
275 Jahre Porzellan. Zum Jubiläum
besucht faktor die Porzellanmanufaktur
Fürstenberg und erfährt von Museumsleiter
Christian Lechelt, was das weiße Gold
bis in die Gegenwart so wertvoll macht.
111 Top-Arbeitgeber der Region
präsentieren sich
wissen
44 Auf den Punkt gebracht
20. Innovationspreis des Landkreises
Göttingen als Schaufenster für
Kreativität und Tatkraft
48 Mehr Medizin für morgen
Neue Stiftung ins Leben gerufen:
UMG add on
54 Die Wunderwaffe unseres Körpers
Das Immunsystem –
eine raffinierte Abwehr
mensch
62 Frei wie ein Vogel
Nach fast 150 Jahren in
Familienhand verkauft Katja
Thiele-Hann die Bäckereikette
68 Der Rebell
Als neuer CEO will Kornelius
Thimm in Northeim viel verändern
74 „Stillstand macht mir Angst“
Zum 50. Jubiläum des Landkreises
Göttingen gewährt Landrat
Marcel Riethig persönliche Einblicke
leben
80 Weißes Gold
275 Jahre Porzellan aus Fürstenberg
92 Immer Vollgas
Sehbehinderte Ski-Rennfahrerin
Luisa Grube auf dem Weg nach oben
96 „Lasst uns das machen!“
Vorgestellt: die Göttinger Stiftung
Vielfalt der Kulturen
98 Die Kammer der Wunder
Zu Besuch in Dr. Wolfs skurriler
Wunderkammer in Hann. Münden
service
3 Editorial
6 Momentaufnahmen
Besondere Augenblicke
vergangener Tage
13 Aktuelles
Neues aus der Redaktion
16 „Entscheidend sind die Menschen“
Fußball-Vizeweltmeister Marco Bode
spricht über erfolgreiche Teams
auf der 37. faktor-Business-Lounge
129 Impressum
130 Wissensbissen
Gute Vorsätze vs. Die Power
des Unperfekten
gezeichnet von Tanja Wehr
4 4 |2022
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA
98 Dr. Wolfs Wunderkammer
62 Frei wie ein Vogel
Neues wagen. Nachdem Katja Thiele-Hann die Expansion des Bäckerei-Betriebs deutlich
vorangetrieben hat, verkaufte sie das Unternehmen – nach fast 150 Jahren in Familienhand.
Ihren neu gewonnenen Freiraum füllt sie unter anderem mit Greifvögeln und Eisklettern.
» Ein bisschen kann man
sich hier verlieren.
Deshalb ist es wichtig,
nicht alleine durchzugehen.«
68 Der Rebell
Mit Wurzeln und Werten. Kornelius Thimm zog von Northeim in die Welt hinaus und kam
mit frischen Ideen zurück. Damit will der Enkel des Gründers, der seit dem Sommer als
CEO die THIMM-Gruppe führt, viel bewegen und verändern.
34 Blick nach Asien
Neue Chancen. Stephan Ferneding hat seine
Messtechnikfirma Accurion nach 30 Jahren
an Südkoreaner verkauft. Für die letzten
Jahre als Geschäftsführer stellt er sich der
Herausforderung, die neue Firmenkultur an
seine Mitarbeiter zu vermitteln.
4 |2022 5
momentaufnahmen
6 4 |2022
momentaufnahmen
Momentaufnahmen
faktor lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.
TEXT KIM HENNEKING FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Große Zeichen im Herbst
Bei seiner 31. Auflage schaffte es der Göttinger Literaturherbst in diesem Jahr,
seinen bisherigen Publikumsrekord zu übertreffen: Bei den rund 70 über die
Region verteilten Lesungen konnten die Veranstalter knapp 20.000 Besucher
begrüßen. Bestseller-Autoren und prominente Gäste aus Wissenschaft, Politik
und Kultur waren im Oktober und November wieder einmal zu Gast, um ihre
neuesten literarischen Werke zu präsentieren – wie beispielsweise ,Blutbuch‘.
Kim de l’Horizon (Foto) thematisiert darin die Ich-Findung eines nonbinären
Menschen und gewann damit nicht nur die Herzen der begeisterten Besucher im
Alten Rathaus in Göttingen, sondern ebenso den Deutschen Buchpreis 2022.
Bereits bei der Verleihung, die kurz zuvor im Frankfurter Römer stattfand,
hinterließ de l'Horizon bleibenden Eindruck und solidarisierte sich mit der
Protestbewegung im Iran: ohne große Rede – dafür mit Rasierer.
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momentaufnahmen
8 4 |2022
momentaufnahmen
Göttingen jazzt wieder
Das 45. Göttinger Jazzfestival konnte im November endlich wieder ein Programm im
Vor-Corona-Umfang anbieten. Internationale Künstler boten feinste Improvisationskunst von den
Ursprüngen des Jazz bis zu Grenzgängen entlang von Folk, Minimal, World Music, Neuer Musik
und Techno. Der US-amerikanische Trompeter Theo Croker (Foto) eröffnete mit seiner Band das
große Programmwochenende im Deutschen Theater mit Gospel, Blues, Jazz, Soul und Funk.
Neben vielen Einzelkonzerten wurde erstmals auch eine Art-Techno-Jazz-Party mit
DJ Leonhard Kuhn im DT-Keller gefeiert.
4 |2022 9
momentaufnahmen
Denkmal!
Im Oktober lockte Hann. Münden mit dem Festival ,DenkmalKunst-KunstDenkmal‘
über 7.000 Besucher in die Region. Neun Tage lang stellten rund 130 Künstler ihre Werke in
34 historischen Denkmälern der Drei-Flüsse-Stadt aus. Auch kulturelle Veranstaltungen wie
Theater, Kabarett, Lesungen, Filmvorführungen und Mitmachaktionen fanden an den
außergewöhnlichen Orten statt. Das Festival wird alle zwei Jahre organisiert und soll Leben
in teils ungenutzte und verfallende Fachwerkhäuser bringen – und das Konzept geht auf:
Laut den Veranstaltern wurden bereits mehr als 20 Häuser verkauft und saniert.
10 4 |2022
momentaufnahmen
4 |2022 11
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aktuelles
faktor-Mittagsclub
Impulse für Entscheider
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
Zu Gast im Mittagsclub Gründerin Amy Peters
Der faktor-Mittagsclub ermöglicht seinen Mitgliedern einmal im Monat
einen Blick hinter die Kulissen regionaler Unternehmen. Nach einem
Impulsvortrag können sich die Teilnehmer der exklusiven Gruppe beim
Mittagessen im Restaurant Amavi austauschen.
Im September erklärte Daniel Liebermann vom Coachingunternehmen nevo,
was es mit dem PersonalMapping auf sich hat. Dabei fanden sich die Teilnehmer
auf einer riesigen, detaillierten Landkarte stehend wieder, auf der ihre
Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale dargestellt werden.
Im Oktober waren Amy Peters und Maurice Jedlicka zu Gast. Mit ihrem
Start-up Molly Suh produzieren sie nachhaltige Kerzen aus Frittenfett. Mit
dieser zukunftsfähigen Idee haben sie bereits die Gründungswett bewerbe der
PFH und der Uni Göttingen gewonnen. Im Mittagsclub erzählen die zwei von
ihren Anfängen, den Schwierig keiten auf dem Weg und davon, wie sie ihre
Kerzen erfolgreich in der Region platzieren wollen.
Im November sprach Rainer Giese vom faktor-Partner VersicherungsKontor
Osterode über Cyber-Attacken und Möglichkeiten, sich dagegen zu wappnen.
Unterstützt wurde er dabei von Ersin Kaplan von Howden, einem ,Ethical
Hacker‘ (Berater für Informationssicherheit). Als einer der Top-Spezialisten
in Deutschland gab dieser den Mittagsclub-Teilnehmern konkrete
Handlungsempfehlungen mit auf den Weg.
Neugierig geworden? Einen lebendigen Eindruck vom exklusiven
faktor-Mittagsclub bekommen Sie in unserem Video unter:
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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
Zum Genießen
Premiere für die
1. faktor-Küchenparty bei Viani
Ende September fand in Kooperation mit der Quattek & Partner
Steuerberatungsgesellschaft die 1. faktor-Küchenparty in der
Cucina Viani statt. Bei diesem exklusiven Format brachte faktor
erstmals ausschließlich Ärzte und Mediziner der Region an einen
Tisch. Im Mittelpunkt standen der Austausch untereinander und
der Genuss – die Gäste konnten mit einem exzellenten Glas Wein
in der Hand mit Kollegen sprechen, selbst eine Pizza Napoletana
zubereiten und in den fast 500 Grad heißen Ofen schieben.
Die Reaktion der Teilnehmenden war so positiv, dass faktor nun
weitere Küchenpartys plant – jeweils für Familienunternehmer,
für Marketingbeauftragte und Personalleiter.
Impressionen des Abends finden Sie in der faktor-Bildergalerie unter:
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informiert der faktor-Herausgeber wöchentlich über das, was die Region
Süd niedersachsen bewegt. Er berichtet von Empfängen und Events und verlost
Karten für den faktor-Mittagsclub und die faktor-Business-Lounge.
Als erfahrener Unternehmer gibt er Entscheidern persönliche Tipps – vor allem zum
Thema Sichtbarkeit – sowie einen exklusiven Einblick in die Arbeit der Redaktion.
Zudem verlost Böhme weitere attraktive Preise wie beispielsweise
die zehn Viani-Genuss-Geschenkboxen anlässlich des 50-jährigen Bestehens
des Göttinger Traditionsbetriebs.
Lesen lohnt sich!
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4 |2022 15
aktuelles
„Entscheidend sind die Menschen“
Werder-Bremen-Legende und Vizeweltmeister Marco Bode sprach auf der 37. faktor-Business-Lounge
über erfolgreiche Teams – auch abseits des Fußballplatzes.
TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Wie war das damals eigentlich mit Thomas
Schaaf in der Kabine? Kam Aílton wirklich immer
zu spät zum Training? Und wie sieht die
Taktik aus, die – auch abseits eines Bolzplatzes – aus
einzelnen Spielern ein erfolgreiches Team macht? Es waren
diese und noch mehr brennende Fragen, die gestandene
Unternehmerinnen und Unternehmer aus Südniedersachsen
bei der 37. faktor-Business-Lounge unter
den Nägeln brannten und so manche von ihnen für einen
Moment wieder in ihre Jugendzeit zurückversetzten.
DENN GASTREDNER DER LOUNGE, die am 17. November
in Kooperation mit dem VersicherungsKontor
Osterode im sportlichen Rahmen des Fun Golf Bovenden
stattfand, war kein geringerer als Werder- Bremen-
Legende und Vizeweltmeister Marco Bode – wieder
heimgekehrt, könnte man sagen, denn der ehemalige
Fußballprofi wuchs im Osteroder Ortsteil Schwiegershausen
auf. Und er hatte nicht nur viele Geschichten und
Anekdoten aus 14 Jahren Bundesliga mit in der Trainingstasche,
sondern auch jede Menge Wissen über
aktuelle Ansätze aus der Coaching- und Managementpraxis.
UNEITEL UND MIT EINER GEHÖRIGEN PORTION
HUMOR sprach Bode über sehr persönlichen Erfahrungen:
Einstellung, Teamgeist und Risikobereitschaft –
Zufall, Talent oder Konzept, worauf kommt es an?
Der Profi erläuterte sein Prinzip von einem ,Winning
Team‘, das einen tieferen Blick auf die verschiedenen
charakterlichen Eigenschaften von Mitarbeitenden zulässt
– von Führungspersonen, Individualisten, Kreati-
16 4 | 2022
aktuelles
Bilder des Abends Weitere Impressionen der 37. faktor-Business-Lounge mit Marco Bode gibt es in unserer Bildergalerie.
ven und Idealisten. Aus seiner Sicht entscheidend sind
die Menschen und die richtigen Werte. Denn am Ende
könne Höchstleistung im Team nur erbracht werden,
wenn die einzelnen Mitarbeiter ihr ganzes Potenzial
entfalten.
FÜR BESONDERE BEGEISTERUNG sorgten am Ende des
Abends doch vor allem die Geschichten aus den Umkleidekabinen
aus aller Welt bis hin zum Treffen mit Nelson
Mandela, der Bodes markantes Gesicht einst mit dem
von Steffi Graf verglich – nicht nur für eingefleischte
Werder-Fans ein Highlight. Grünweiße Schals über dem
eleganten Jacket waren ein klarer Ausdruck dafür, dass
diese 37. faktor-Business- Lounge bei den Gästen neben
interessanten Impulsen und Denkanstößen einen besonderen
Platz in ihren Herzen hinterlassen wird. ƒ
Sie haben die Lounge verpasst? Kein Problem.
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4 |2022 17
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20 4 |2022
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Brennen
für den Erfolg
Onejoon blickt auf mehr als 125 Jahre bewegte Firmengeschichte zurück.
Heute ist der Hersteller von Industrieöfen – nach Eigentümerwechsel und Insolvenz –
wieder auf Betriebstemperatur: Die Bovender sind Technologieführer und
die Auftragsbücher voll.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
4 |2022 21
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22 4 |2022
unternehmen
LESEZEIT: 8 MINUTEN
Im Testzentrum von Onejoon in Bovenden riecht
es nach Metall, Öl – nach Werkstatt. Riesige
Öfen sind in der hohen Seitenhalle aufgebaut, die
bis zu 3.000 Grad Celsius erreichen und auf
Techniken basieren, die mit unterschiedlichen
Gasatmosphären gefahren werden können. Hier
lassen Industriepartner und -kunden testen, mit welchem
Ansatz sich bestmögliche Resultate in ihrem jeweiligen
Produktionsprozess erreichen lassen.
Das Testzentrum ist noch relativ neu, aber inzwischen
voll ausgebucht. Es veranschaulicht gut die Welle des Erfolgs,
auf der Onejoon derzeit surft. Zwei Standorte hat
das Unternehmen in Deutschland – außer dem in Bovenden
noch einen in Böblingen. Dort sind rund 100 Mitarbeiter
beschäftigt, in Bovenden 140 – Tendenz stark
wachsend. 2021 lag der Auftragseingang bei rund 100
Millionen Euro, 2022 werden es voraussichtlich bereits
300 sein.
ES GIBT KAUM EINE INDUSTRIE, die ohne Öfen auskommt.
Zum Beispiel bei der Produktion von Nassrasierern:
Die in ihre Form gestanzten Klingen werden in Ofenanlagen
gezielt erwärmt und gehärtet. Erst dann können
sie scharf geschliffen werden. Für eine sanfte Rasur
erhalten die Klingen in einer anderen Ofenanlage
schließlich noch eine Teflon-Beschichtung. Ohne die
Wärmebehandlungen in diesen Öfen wären die Klingen
stumpf und würden wie eine spitze Harke auf die Haut
wirken.
Die Assoziation mit dem guten alten Backofen ist dabei
nicht ganz falsch. Die Grundprinzipien der Erwärmung
mittels Strahlung oder Umluft sind noch die gleichen wie
früher. Die technische Entwicklung steckt im Detail – und
auch in der Größe: Eine industrielle Ofenstraße kann
durchaus 50 bis 100 Meter lang werden.
Öfen für Rasierklingen sind ein kleiner Markt, aber
einer, den die Firma bereits seit über 80 Jahren bedient.
Denn das Unternehmen in Bovenden blickt auf eine
mehr als 125-jährige Firmengeschichte zurück. 1888
gründeten die Brüder Adolf und Ernst Ruhstrat ein Elektrogeschäft;
aus der Zusammenarbeit mit der Universität
entstand letztlich auch der erste elektrisch beheizte
Hochtemperaturofen. Die Produktion dieser Öfen wurde
jedoch 1896 separat ausgegliedert, in die Elektromechanischen
Werkstätten Gebr. Ruhstrat, den Vorläufer
des heutigen Unternehmens. 2011 wurde Ruhstrat dann
von der Eisenmann AG übernommen, der Traditionsname
verschwand und wurde durch Eisenmann Thermal
Solutions GmbH & Co. KG ersetzt.
Zur Person
André Görnhardt, Jahrgang 1963, ist Geschäftsführer von
Onejoon Deutschland und bereits seit langer Zeit im
Unternehmen: 1986 machte er während des Studiums
bei Eisenmann in den USA ein Praktikum, 1990 fing er
dort auch beruflich an. Die Firma hatte einen kleinen
amerikanischen Ofenbauer aufgekauft, dessen weltweiten
Vertrieb Görnhardt mit aufbaute. 2006 übernahm er die
Leitung des Geschäftsbereichs Ofenbau bei Eisenmann;
2011 kam nach der Ruhstrat-Übernahme auch deren
Geschäftsführung hinzu.
4 |2022 23
unternehmen
HISTORIE
1896
Ruhstrat gründet den Geschäftsbereich
Ofenbau und baut den
ersten widerstandsbeheizten
Hochtemperaturofen.
1911
Das Firmengebäude in der
Langen Geismarstraße 74
wird um neue Geschäftsräume
gleich nebenan erweitert.
1933
Beginn der internationalen
Expansion in das europäische Ausland
und die USA – das Exportgeschäft
macht bereits 40 Prozent
des Gesamtumsatzes aus.
1888
Die Gebrüder Adolf und Ernst
Ruhstrat gründen und eröffnen
ein kleines Elektrogeschäft in
Göttingen.
1910
Die Elektro-Schalt-Werke AG
wird von Ruhstrat als Spezialfabrik
für elektrische Apparate
besonders hervorgehoben. Im
Krieg versorgte sie die Reichsmarine
mit Notbeleuchtungen.
1921
Die Vereinigung Göttinger Werke
VGW, Vorläufer des Measurement
Valley, wird gegründet – Ruhstrat
ist Gründungsmitglied.
1938 – 1945
In den dunklen Zeiten als
Wehrmachtsbetrieb produziert
Ruhstrat unter anderem
Verdunkelungseinrichtungen,
Zubehörteile für die Luftwaffe
sowie Sprengminen.
Eisenmann war jedoch vorrangig ein Lackieranlagenhersteller
mit Fokus auf die Autobranche, der Ofenbau
war eine kleinere Geschäftseinheit. „Im Gegensatz dazu
kommt unser Mutterkonzern Onejoon direkt aus dem
Ofenbau“, sagt Geschäftsführer André Görnhardt, der
bereits 1986 bei Eisenmann angefangen hatte und 2004
die Geschäftsleitung des Bereichs Ofenbau übernahm.
„Unser Markt wandelt sich aber sehr schnell. Das machte
die Weiterentwicklung nicht ganz einfach, insbesondere
wenn es schnelle Entscheidungen brauchte.“
2019 RUTSCHTE DIE EISENMANN-HOLDING dann
kurzerhand in eine Insolvenz, nachdem ein Großauftrag
aus dem Automobilbereich weggebrochen war. Die Rettung
kam aus Südkorea. Mit Onejoon, einem koreanischen
Ofenbauer, bestand schon seit 2016 eine Kooperation.
„Hintergrund war, dass wir in den Ofenbau für
den Batteriemarkt einsteigen wollten, und Onejoon
brachte die Kontakte zu großen koreanischen Firmen
wie LG und Samsung mit. Onejoon wiederum war auf
der Suche nach einem global aufgestellten Partner“, erzählt
Görnhardt. Gemeinsam wurde zunächst ein Joint
Venture für den chinesischen Markt gegründet. „Das
Ziel war damals eigentlich, dass Eisenmann 50 Prozent
von Onejoon übernimmt – doch da kam die Insolvenz
dazwischen.“
Die Vorteile, die eine Kooperation beiden Unternehmen
bringen würde, blieben jedoch bestehen. Also drehte
Onejoon den Deal um und übernahm die Ofenbausparte
von Eisenmann; die Koreaner konnten sich
schließlich gegen 22 Mitbewerber durchsetzen. Onejoon
ist damit heute ein global agierender Ofenbauer,
der bei einer ganzen Reihe von Anwendungen weltweit
in der Technologiespitze mitspielt. „Wir sind beispielsweise
Marktführer bei Carbon fasern“, erklärt Görnhardt
überzeugt. Der Bereich hat sich in den vergangenen
Jahren als ein sehr starker Wachstumsmarkt erwiesen
– die Luftfahrtindustrie kommt ohne nicht mehr aus,
im Automobilbereich kommen Carbonfasern verstärkt
zum Einsatz, und auch das Wachstum von Windenergieanlagen
geht ohne diese Fasern nicht mehr, weil die
Spannweiten von Rotoren inzwischen dem Flügel eines
Airbus A 380 entsprechen.
Carbonfasern haben etwa die siebenfache Festigkeit
von Stahl. Doch damit sie entstehen können, braucht es
konstante Temperaturen und eine gleichmäßige Strömungsgeschwindigkeit
mit nur minimalen Schwankungen
über eine lange Zeit.
24 4 |2022
WAS FÜR GÖRNHARDT DAS SPANNENDE am Ofenbau
ist: Thermische Prozesse werden praktisch in fast
allen industriellen Produktionsabläufen benötigt. „Am
Ende geht es darum, aus Materialien immer mehr besondere
Eigenschaften hervorzuholen. Ein Handy
unternehmen
Farbechte Vollendung In der großen Lackierkabine bekommen die Ofengehäuse ihre Farbe.
4 |2022 25
unternehmen
1956
Gebr. Ruhstrat teilt sich auf in
zwei unabhängige Unternehmen:
Adolf Ruhstrat und Ruhstrat GmbH.
1961
Die Ruhstrat GmbH verlegt
ihren offiziellen Firmensitz zur
Kapazitätserweiterung in das
6.000 Quadratmeter große
Industriewerk nach Lenglern.
1971
Ernst Ruhstrat ist Mit-Initiator
der späteren HAWK Hochschule
für angewandte Wissenschaft und
Kunst in Göttingen.
2003
Der erste Eisenmann-
Standort in Shang hai, China,
wird gegründet.
2009
Eisenmann Shanghai
expandiert mit der Geschäftseinheit
Thermal Solutions.
2008
Die Zusammenarbeit zwischen
dem Eisenmann-Konzern in
Böblingen und der Ruhstrat
GmbH in Bovenden beginnt.
Zur Übersicht Mit einer solchen Medientafel lässt sich die Zufuhr
zum Beispiel leistet heute unglaublich viel mehr als vor
20 Jahren, ohne dass es größer geworden ist. Das geht
nur, wenn man die Materialien weiterentwickelt.“ Im
Handy stecken sehr viele elektrokeramische Bauteile, die
das ermöglichen – und die immer thermisch behandelt
werden müssen, um diese Eigenschaften aufzuweisen.
„Deswegen entwickeln sich die thermischen Prozesse
auch so schnell – mit den gehobenen Ansprüchen an die
Materialien steigen meistens auch die Anforderungen an
den thermischen Prozess.“
26 4 |2022
2013
Der Firmensitz der Ruhstrat
GmbH wird von Lenglern
nach Bovenden verlegt.
2011
Die Ruhstrat GmbH wird
durch die Eisenmann AG
akquiriert.
AUSSER DEM TREIBER HANDYMARKT machen sich
auch die Themen Ressourceneffizienz, Energiewende und
-einsparungen deutlich in steigender Nachfrage nach Öfen
und neuen Anwendungen bemerkbar. „Fast alle Märkte,
in denen wir uns gerade neu positionieren, werden durch
Klimawandel, Energiekosten, Elektromobilität und
CO 2-Footprint und damit politische Richtungsentscheidungen
getrieben“, sagt Görnhardt. Der Bereich, der sich
bei Onejoon derzeit am stärksten entwickelt und einer
der Haupttreiber des Unternehmenserfolgs ist, ist der
Batteriemarkt: Er wächst derzeit jährlich um 20 bis 30
Prozent.
Die Einstellung der Produktion von Verbrennungsmotoren,
in Deutschland bis 2035 beschlossen, schafft eine
enorme Nachfrage nach Batterien. Die wiederum brauchen
Materialien für Kathoden und Anoden, zwischen
unternehmen
2015
Ruhstrat und die Eisenmann
Business Unit Process and
High Temperature Technology
werden zur Eisenmann Thermal
Solutions GmbH & Co. KG.
2016
Die Zusammenarbeit
zwischen Eisenmann Thermal
Solutions und Onejoon Co. Ltd.
in Suwon und Hwaseong,
Südkorea beginnt.
2019
Zwischen Eisenmann Thermal
Solutions und Onejoon Korea
wird das chinesische Joint
Venture ,ETS Zhejiang Co. Ltd.‘
gegründet.
von verschiedenen Gasen oder Wasser zur Kühlung steuern.
denen der Strom fließt. „Die herzustellen ist ein anspruchsvoller
thermischer Prozess. Da sind wir inzwischen
einer der Marktführer.“ Es ist auch ein Bereich, in
dem derzeit viel Materialforschung und Entwicklung
stattfindet – das Anodenmaterial beeinflusst ganz wesentlich
die Hauptfaktoren Kapazität bzw. Reichweite,
Ladezeit und Sicherheit der Batterie. Die Ausgangsmaterialien
werden dann in mehreren Verfahrensschritten
,gebacken‘, um die nötigen Eigenschaften zu generieren.
„Dafür braucht man Öfen, die mit verschiedenen Atmosphären
betrieben werden und die wir liefern.“
2019
Das Geschäftsfeld ,Electrical
Technology‘ wird von der Eisenmann
Thermal Solutions & Co. KG
auf die RPT Ruhstrat Power
Technology GmbH übertragen.
2020
Übernahme der Eisenmann
Thermal Solutions durch
Onejoon Co. Ltd. Korea und
Firmierung als Onejoon GmbH.
2019
Insolvenz des Eisenmann-
Konzerns und der Eisenmann
Thermal Solutions GmbH & Co. KG.
2015 WURDE DIE FIRMA STRATEGISCH NEU ausgerichtet
und nicht nur als Lieferant, sondern als Partner der Kunden
positioniert. „Ziel ist, die Kunden auf ihrem Weg vom
Labor hin zu großen Produktionsanlagen zu begleiten, zu
beraten und zu unterstützen und damit unsere Technik
als Standard im Markt zu etablieren“, so Görnhardt.
Deswegen wurde das Testcenter eingerichtet. Es ermöglicht
Kunden, ein unter idealen Laborbedingungen entwickeltes
Produkt unter industriellen Fertigungsbedingungen
zu testen. „Wenn wir das gut machen, haben wir
das Vertrauen des Kunden“, erklärt der Geschäftsführer.
„Dann liefern wir normalerweise auch eine Pilotanlange,
mit der man im kleinen Produktionsmaßstab ausprobiert
und die Technik optimiert, und anhand der Ergebnisse
wird dann die große Anlage gebaut.“
2021
Eröffnung eines weiteren
Produktionsstandortes
in Polen.
2020
Eröffnung der Standorte
Onejoon Inc. in
Minneapolis und Atlanta,
USA.
4 |2022 27
unternehmen
Bis ins kleinste Detail Für optimale Ergebnisse findet regelmäßig die Modifikation der Testofenanlage statt.
28 4 |2022
unternehmen
4 |2022 29
unternehmen
Enorme Ausmaße Ofeninneneinbauten, sogenannte Muffeln, stehen in der Fertigung in Reih und Glied und warten auf den finalen Einbau.
DEN ZWEITEN GROSSEN WETTBEWERBSVORTEIL sieht
Görnhardt im Ansatz von Onejoon, den Ofen optimal in
den jeweiligen Produktionsprozess zu integrieren. „Deswegen
sind wir schon lange bestrebt, Kunden nicht nur
einen Ofen anzubieten, sondern eine komplette Anlage,
das heißt die Automatisierung und Prozesstechnik.“ Im
Batteriebereich bietet Onejoon daher bereits komplette
Anlagen zur Herstellung von Anoden und Kathoden an,
in deren Herz jedoch immer ein Ofen ist.
„Unser Ziel ist es, die Technik am Markt mitzubestimmen“,
betont André Görnhardt. Dank der engen Entwicklung
bei und mit den Kunden, starker Forschungskooperationen
mit Partnern und Hochschulen sowie eigener
Entwicklungen im Haus hat sich Onejoon weltweit
eine starke Position erarbeitet. Wuchs die Mitarbeiterzahl
2021 um 20 Prozent, sollen es dieses Jahr 25 bis
30 Prozent werden. „Wider Erwarten tun wir uns nicht
so schwer, Leute zu rekrutieren. Ich denke, durch unsere
Märkte sind wir eine sehr interessante Firma – wir besetzen
die dringenden Themen unserer Zeit wie Elektromobilität,
Klimaneutralität und wir sind technologisch führend.“
Öfen sind halt alles andere als altbacken. ƒ
Zum Unternehmen
Onejoon ist ein koreanischer Industrieofenbauer, der
2020 die Ofenbau-Sparte der insolventen Eisenmann AG
übernommen hat. In Deutschland ist Onejoon mit zwei
Standorten in Bovenden und Böblingen und mit derzeit
rund 240 Mitarbeitern vertreten. Der Auftragseingang
lag 2021 bei etwa 100 Millionen Euro. Das Geschäft
entwickelt sich derzeit sehr dynamisch mit entsprechenden
Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern.
Aus dem Firmennamen ergibt sich die Bedeutung von
,one‘ wie ,Ass, Top und der Beste‘. ,Joon‘ bedeutet der
,höchste Berg‘ – der Wert, den das Unternehmen anstrebt.
www.Onejoon.de
30 4 |2022
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Der Ökospinner –
eine Entwicklung!
Der Weg des Dr.-Ing. Udo Pauly vom Ökospinner zum nachhaltigen Unternehmer
„Ökologisch zu denken, heißt,
angepasst an die Situation zu
denken. Die Natur regelt vieles
selbst, so wie die Urtypen unserer
Schilfpflanzen. Nur Veränderung
bringt uns weiter. Wir wollen bewusst
Dinge bewegen und denken daher
von Natur aus smart – mit nachhaltigem
Erfolg. Für uns war das
immer die Kombination aus
nachhaltigen ökologischen Vorteilen
und ökonomischem Nutzen!“
DR.-ING. UDO PAULY
Man kann die Natur in ihrem Wirken vielleicht
sogar philosophisch betrachten. „Das haben
wir bei unserer Fokussierung auf den Wurzelraum
von Schilfpflanzen getan – mit einem
wertvollen Ergebnis: eine biologische Wasserund
Abwasserbehandlung und die Behandlung
von Klärschlamm aus klassischen Kläranlagen
ohne wesentlichen Verbrauch fossiler Energie.
Doch es bedurfte viel Engagements und einiger
Überzeugungsarbeit, diese für viele zunächst
absurd klingende, aber wegweisende
Idee im Markt zu platzieren.“
Oppositionspartei ohne Parteibuch. „Mit diesen
Worten belächelte man unser Team um
Professor Kickuth, Dozent der Ökochemie. Anfang
der 1980er-Jahre war ich als Student der
Landwirtschaft auf seine Forschung gestoßen,
Abwasser in einem mit Schilf bewachsenen
Bodenkörper zu reinigen. Ich fand die Idee
revolutionär und war fasziniert u. a. von der
Fähigkeit der Ökosysteme, sich selbst zu regulieren.
Mein Forscherdrang war geweckt. Heute
nutzen wir die Fähigkeit von Ökosystemen zur
Selbstregulation in Hunderten Projekten.“
Antrag im Schlummermodus. „Zum Ende
meines Agraringenieurstudiums 1982 formulierten
wir einen Antrag zur Abwasser- und
Schlammbehandlung in und auf dem Wurzelraum
von Schilfpflanzen nach Kickuth
– der im Bundesministerium nur sehr lang-
sam bearbeitet wurde. Ich nutzte die Zeit als
Quer einsteiger im Ingenieurbüro für Umweltplanung,
INFU, und startete von dort als
Entwicklungshelfer nach Togo.“
Spiegel oder Humanreflektor. „1986 wurde
unser Antrag endlich bewilligt. Der Prüfer hatte
Dinge wie Reisekosten und Literatur gestrichen.
Sein Argument: „Wir fördern nur die uns
unbekannten Posten, sonst wäre es ja keine
Forschung.“ Einen ‚Spiegel‘ würde er nicht genehmigen,
einen ‚Humanreflektor‘ wohl eher.
Schließlich hatte das lange Warten ein gutes
Ende: Wir starteten unser Fünf-Jahres-Projekt.“
Geschwärzte Weinkorken auf weißer Papiertischdecke.
„Dieses Bild habe ich immer noch
vor Augen: Wie wir so, ein Team aus Agrarund
Elektroingenieuren, Chemikern, Biologen,
Landschaftsplanern, unsere Beobachtungen
und Ideen sammelten und diskutierten. Zwar
lieferte die Analyse einer Wasserprobe ein
Ergebnis – aber warum hinten sauberes Wasser
rauskam, wenn vorne dreckiges reinfloss,
konnten wir nur interdisziplinär ergründen.
Was passierte zwischen Zu- und Ablauf der
Anlage? Was davon leistete einen wichtigen
Beitrag zur Abwasserreinigung? Wo floss das
Abwasser entlang, wie lange war es im System,
und was veränderte sich? Was wurde an das
Substrat gebunden, was abgebaut – und welchen
Beitrag leistete das Schilf?“
PROFIL
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Vom Forscher und Überzeugungstäter zum Unternehmer: Dr.-Ing. Udo Pauly hat der Natur zugehört.
Grüne Revolution im Kleingarten. „Trotz der
sehr erfolgreichen Versuchsanlage blieben
die Kommunen skeptisch: Mit dem Ökosystem
Schilf ganz ohne Chemie, fossile Energie
und Maschinen Abwasser reinigen und Klärschlamm
entwässern? Das klang der technisch
geprägten Fachwelt zu grün-alternativ,
und sie wies uns zunächst ab. So kam es, dass
wir bundesweit zumindest kleine Pflanzenkläranlagen
bei Einfamilienhäusern bauten.“
Polaroid-Bilder auf Norderney. „Das Glück
kam kurz vor Projektende mit einem Großauftrag
für eine Anlage zur Klärschlammvererdung
aus Norderney. Schilf ist den Insulanern
näher als Beton. Wir prüften anhand
unterschiedlicher Arten, wie lange sich die
Monokultur selbst regulieren kann, entwickelten
eine Methode zur Beurteilung des Klärschlamms,
der ins Schilf gegeben werden
kann, und bauten schließlich eine Anlage
für 50.000 Einwohner. Mit unserer Polaroid-
Kamera dokumentierten die Betreiber dann
die Pflanzenbefunde. Das war wertvolle Pionierarbeit.“
Plötzlich Generalunternehmer. „Das große
Risiko, das wir 1991 mit dem Bauprojekt eingingen,
hatte anfangs ein Investor gesichert.
Seitdem arbeiten wir nach der Devise, an der
Seite unserer Kunden die Projekte gemeinsam
zum Erfolg zu führen. 1995 gründeten wir die
EKO-PLANT GmbH, heute beschäftigt The
Pauly Group über 100 Menschen.“
Da wo der Hammer hängt. „Die Fridays-for-
Future-Bewegung hat sehr klargemacht, wo
der Hammer hängt. Jetzt erst blüht das ökologische
Bewusstsein, das in den 1980er-Jahren
gepflanzt wurde, richtig auf. Schon vor 40 Jahren
hatten wir diskutiert, dass Schilf Wasser in
der Region hält, heute sind Schwammstädte
ein Thema.“
Der Sinn der Arbeit. „Ökologisch zu denken,
heißt, angepasst an die Situation zu denken.
Die Natur regelt vieles selbst, so wie die Urtypen
unserer Schilfpflanzen. Nur Veränderung
bringt uns weiter. Wir wollen bewusst
Dinge bewegen und denken daher von Natur
aus smart – mit nachhaltigem Erfolg. Für uns
war das immer die Kombination aus nachhaltigen
ökologischen Vorteilen und ökonomischem
Nutzen!“
Der Markt hat Fahrt aufgenommen. „In unserer
Start-up-Phase waren wir den Entscheidern
zu ‚grün‘, heute müssen wir ihnen nachweisen,
dass wir ‚echt öko‘ sind. Manchmal
verwirrt mich das noch, aber letztlich haben
wir einen guten Weg zurückgelegt. Ungefähr
100 Anlagen zur Klärschlammvererdung und
viele chlorfreie Freibäder (FreibadPlus, siehe
in Weende) arbeiten heute mit unserer Idee.
Das ist ein Ergebnis, das mich und mein Team
stolz macht.
The Pauly Group – da ist mein Name drin. Ich
bin Familienunternehmer aus Überzeugung.
Von Natur aus smart.
KONTAKT
TEXT: CLAUDIA KLAFT
THE PAULY GROUP GmbH & Co. KG
Bahnhofstraße 12
37249 Neu-Eichenberg
Tel. 05542 9361-0
info@thepaulygroup.de
www.thepaulygroup.de
unternehmen
Asien
im
Blick
Stephan Ferneding hat seine Messtechnikfirma
Accurion nach 30 Jahren an Südkoreaner
verkauft. Für die letzten Jahre als Geschäftsführer
stellt er sich der Herausforderung, die
neue Firmenkultur an seine Mitarbeiter zu
vermitteln. Welche Chancen der 57-Jährige
für den Göttinger Standort in der
Halbleiterindustrie sieht und welche Pläne
er für ein buddhistisches Zentrum in Asien
hat, erzählt er faktor im Interview.
TEXT SVEN GRÜNEWALD
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
34 4 |2022
unternehmen
4 |2022 35
unternehmen
36 4 |2022
unternehmen
Fertigung nach Maß
Jedes Messgerät von Accurion ist
letztlich eine Einzel anfertigung, die
individuelle Ansprüche der Kunden
berücksichtigt. Rund zwei bis drei
Monate braucht es insgesamt –
von der Bestellung und Materialbeschaffung
über den mehrwöchigen
Zusammenbau bis zum Versand.
LESEZEIT: 7 MINUTEN
Accurion ist eines ,der‘
Mess technik-Unternehmen
des Measurement Valley, die
sich ein weltweites Alleinstellungs
merkmal erarbeitet
haben: Keiner ist so gut darin
wie die Göttinger, Oberflächen
mit der Dicke von nur
einem Molekül auf flüssigen
oder festen Materialien zu
vermessen und die Messung auch noch schwingungsfrei
durchzuführen. Samsung und Apple beispielsweise bauen
mithilfe der Accurion-Messtechnik Funktionsschichten
für ihre Displays, die aus über 100 verschiedenen
ultradünnen Schichten mit jeweils unterschiedlichen
Eigenschaften bestehen. Auch Nobelpreisträger Stefan
Hells Mikro skoptechnik setzt die Schwingungsisolation
von Accu rion ein, ebenso wie Einrichtungen, die mit
künstlicher Befruchtung arbeiten.
HERVORGEGANGEN IST ACCURION 1991 aus der
Entwicklung eines wissenschaftlichen Messgerätes am
Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische
Chemie, die zur der Ausgründung unter dem Namen
Nanofilm führte. Später kam noch die Neugründung
Halcyonics hinzu. Von den ursprünglich fünf Gründern
verblieben am Ende drei: Dirk Hönig, Marcus Liemen
und Stephan Ferneding. Nach dreißig Jahren im Unternehmen
stellten diese sich die Frage, wie es weitergehen
soll. Die Pläne, das Unternehmen zu verkaufen, gab es
dabei schon länger.
Nanofilm verkaufte hauptsächlich Einzelgeräte an
Forschungseinrichtungen und -abteilungen. Da die Geräte
eine sehr lange Lebenszeit haben, wuchs sich eine
Phase schwacher Nachfrage 2008 zu einer Insolvenz aus.
Halcyonics übernahm die Nanofilm und fusionierte mit
ihr 2009 zur heutigen Accurion. „Damals gab es erste
Überlegungen zu einem Verkauf, aber es war nicht der
richtige Zeitpunkt“, erzählt Stephan Ferneding heute.
„Wir wollten das Unternehmen erst wieder aufbauen
und zum Laufen bringen.“ Das hat rund zehn Jahre gedauert.
„Wir haben uns im Gesellschafterkreis 2018 darauf
geeinigt, dass wir versuchen, drei gute Jahre nacheinander
hinzulegen, und uns dann gezielt nach einem
strategischen Partner umsehen.“
Dem weiteren Wachstum von Accurion waren aufgrund
der geringen Unternehmensgröße hingegen Grenzen
gesetzt. In ihrem Bereich der schwingungsfreien
Schichtdickenmessung ist die Firma praktisch konkurrenzlos
unterwegs, aber es ist ein Nischenmarkt. „Deswegen
wollten wir schon länger in den industriellen
Bereich einsteigen, um so mehr Einheiten am Stück verkaufen
zu können. Aber das haben wir alleine gar nicht
geschafft – wir waren zu klein und konnten den weltweiten
Service gar nicht liefern“, sagt Ferneding. 43 Mitarbeiter
hat Accurion heute, darunter einen Servicetechniker.
„Damit werden Sie von den großen Produzenten
gar nicht ernst genommen“, so der Geschäftsführer.
Er sei jetzt 57. Und bei einem Verkauf müsse man für
eine Übergangsphase ohnehin noch ein paar Jahre dabeibleiben.
„Die letzten waren für uns sehr erfolgreich, deswegen
ist jetzt ein guter Zeitpunkt gewesen“, erklärt der
Jurist. Also wurden ein Businessplan erstellt, eine Story
entwickelt und potenzielle Kontakte identifiziert. Doch
bevor die richtig losging, klingelte 2021 bereits Park
Systems an der Tür.
DIE PARK SYSTEMS AG hat einen ähnlichen Hintergrund
wie Accurion: Auch sie ist als klassische Garagenfirma
im Silicon Valley gestartet. Heute hat sie ihren Sitz
in Südkorea und ist mit über 400 Mitarbeitern im Halbleiterbereich
in der Qualitätssicherung tätig – mit einzigartigen
automatisierten Rastersondenmikroskopen,
die mit atomarer Auflösung arbeiten. „Mit unserer Technologie
wollen sie die nächste Messtechnikgeneration in
der Qualitätskontrolle einführen“, erzählt Ferneding.
Park bringt genau das mit, was Accurion fehlt: eine weltweite
Servicestruktur und einen Zugang zu diesem
Markt.
Der Tipp, auf Accurion zuzugehen, kam von Parks
Kunden Samsung. „Die haben über unsere Technologie
gesagt, dass sie gut ist, und wenn es einer hinbekommt,
die immer kleiner werdenden Strukturen im Halbleiterbereich
zu vermessen, dann seien wir das“, so Ferneding.
„Allerdings seien wir zu klein, aber falls Park uns übernehme,
könne man sich eine weitere Zusammenarbeit
vorstellen.“ Der erste Kontakt entstand auf Arbeits ebene
mit Überlegungen für ein gemeinsames Entwicklungsprojekt.
Im Laufe der ersten Gespräche kam dann schnell
die Frage auf, ob sich Accurion auch eine engere Kooperation
vorstellen könne oder sogar eine Übernahme
möglich wäre.
„ZU DIESEM ZEITPUNKT GAB ES dann auch schon weitere
Anfragen von anderen Unternehmen“, sagt Ferneding.
Die Vorstellungen unterschieden sich jedoch deutlich:
„Teilweise waren Standortverlagerungen geplant, andere
4 |2022 37
unternehmen
In der Produktion Hier ist noch jeder Arbeitsschritt echte Handarbeit – weil die Stückzahlen gering sind und die Qualitätsansprüche hoch.
wollten nur einen Geschäftsbereich übernehmen, das
wollten wir aber alles nicht.“ Am Ende blieben zwei Anbieter
übrig: Park Systems und ein ungarisches Unternehmen.
Das Angebot von Park Systems war zwar niedriger,
aber die Koreaner hatten das eindeutig bessere
Konzept, die Perspektiven waren besser, und der Standort
sollte erhalten und ausgebaut werden. „Das war für
alle Beteiligten viel spannender, deswegen haben wir uns
für die Koreaner entschieden.“
Am 1. September 2022 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet
– im Eingangsbereich von Accurion hängt bereits
das neue Firmenlogo. Doch der alte Name soll nicht
ganz verschwinden, er wird in Form des Produktnamens
für die Göttinger Erzeugnisse weiterleben: „Denn der
Name genießt eine große Bekanntheit.“ Amüsante
Randnotiz: Vor rund 20 Jahren hatte Ferneding den
Gründer und heutigen Park-CEO Sang-il Park bereits in
den USA besucht, um ihm die Accurion-Produkte zu verkaufen.
„Das war damals nicht erfolgreich, weil Park
noch mitten in seiner Entwicklungsphase steckte.“
WIE SOLL ES NUN IN GÖTTINGEN unter koreanischer
Führung weitergehen? Die internen Abläufe ändern sich
zunächst dergestalt, dass sich Accurion nicht mehr selbst
um den Vertrieb kümmern muss, sondern das weltweite
Sales-Netzwerk von Park Systems schult. „Wenn die alle
trainiert sind, werden wir deutlich mehr Umsatz hinlegen,
weil das Team mit einer ganz anderen Power an den
Markt herangehen kann, als wir das je gekonnt hätten“,
erklärt Ferneding. „Es ist absehbar, dass der Göttinger
Standort massiv wachsen wird und sich die Mitarbeiterzahlen
verdoppeln werden. Deswegen führen wir bereits
Gespräche über einen neuen Standort.“
INTERN WIRD EINE DER GROSSEN Herausforderungen
sein, sich in einen größeren Konzern zu integrieren. Die
Geschwindigkeiten seien nun ganz andere: „Bei Park hat
jeder seine spezialisierte Aufgabe, bei uns landen daher
jetzt viele Anfragen von verschiedensten Park-Kollegen
bei einer Person hier im Haus. Da mussten wir schon etwas
auf die Bremse treten“, erzählt der Geschäftsführer.
Auch die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, denn
die koreanische Unternehmenskultur ist doch etwas anders.
„Wir haben immer Rücksicht auf jeden Einzelnen
und seine individuelle Situation genommen. Auch gab es
immer große Entscheidungsfreiräume bei den Abteilungsleitungen.“
In einer größeren Konzernstruktur muss man
erst einmal herausfinden, welche Hierarchien einzuhalten
sind und wer überhaupt etwas entscheiden darf.
Der 57-Jährige hofft nun, dass in Göttingen nicht einfach
die koreanische Verfahrensweise Einzug hält,
sondern er auch in den letzten Jahren, die er noch im
38 4 |2022
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Alles bleibt anders Der Zuschlag ging an die Koreaner, die nicht nur das bessere Konzept mitbrachten – auch die Perspektiven sind besser,
und der Standort in Göttingen soll erhalten und ausgebaut werden.
Unternehmen tätig sein will, für seinen Ansatz Werbung
machen kann. Dennoch, die Kommunikation läuft gut.
Zudem hatte Accurion bereits Zweigstellen in Asien,
und auch aus persönlichen Gründen hat Ferneding eine
große Nähe nach Fernost aufgebaut. „Ich bin seit einigen
Jahren Buddhist und habe viel aus dieser Philosophie
für meinen Führungsstil und meine Persönlichkeitsentwicklung
übernommen. Ich möchte künftig aber
noch tiefer in buddhistische Werte eintauchen.“ Deswegen
hat er sich auch eine kleine Klausel in den neuen
Vertrag schreiben lassen: Zweimal im Jahr wird ihm von
Park ein zweiwöchiger Aufenthalt in einem koreanischen
buddhistischen Kloster organisiert.
Mittelfristig hat Stephan Ferneding aber noch mehr
vor. „Ich habe die Absicht, gemeinsam mit anderen in
Asien ein buddhistisches Seminarzentrum aufzubauen.“
Das soll sich vor allem an Europäer richten, die entweder
tiefer in buddhistische Werte einsteigen möchten,
oder an Unternehmensmitarbeiter, die nach Asien geschickt
wurden, damit sie die asiatische Kultur besser
kennenlernen. Nach einem genauen Standort sucht
Ferneding noch. Sein Ziel hingegen ist klar: einen neuen
,Spirit‘ zu etablieren und das Wirtschaften menschlicher
zu machen. ƒ
ZUR PERSON
Bereits während seines Jura-Studiums in Göttingen wurde
Stephan Ferneding Mitgründer des Accurion-Vorläufers
Nanofilm und ist heute einer von drei Inhabern. Auch
nach dem Verkauf seiner Firma an das koreanische
Unternehmen Park Systems wird der 57-jährige Buddhist
noch für einige Jahre als Geschäftsführer die Integration
in den Konzern gestalten. Auch für die Zeit danach hat
er bereits spannende Pläne: Er will ein buddhistisches
Seminarzentrum in Asien aufbauen. Als leidenschaftlicher
Stepptänzer schaffte es Ferneding bereits viermal an der
Deutschen Meisterschaft teilzunehmen und qualifizierte
sich sogar einmal zur Europameisterschaft und
zweimal zur Weltmeisterschaft.
ÜBRIGENS …
Mehr über den Menschen Stephan Ferneding – und wie
er gestärkt aus einer Insolvenz hervorging – lesen Sie im
faktor-Beitrag ,Leben voller Gegensätze‘ (2020) unter:
www.faktor-magazin.de/leben-voller-gegensaetze
40 4 |2022
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die Region – 25 Jahre Zentrum
für Sicherheit
24-Stunden-Überwachung durch die Notruf- und
Serviceleitstelle
„Wir sind im Notfall immer für
unsere Kunden erreichbar.
Viele von ihnen kennen wir
persönlich und arbeiten schon
lange Zeit zusammen.“
THOMAS GIEHNE
25 Seit der ersten Stunde mit
Jahre gibt es das Ruhstrat
Zentrum für Sicherheit (ZfS)
Am Leinekanal in Göttingen.
dabei ist Thomas Giehne, Leiter des Bereichs
Sicherheitsdienstleistungen und der Notrufund
Serviceleitstelle. Wenn man ihn fragt, was
die Kunden am ZfS besonders schätzen, so
antwortet er: „Wir sind im Notfall immer für
unsere Kunden erreichbar. Viele von ihnen
kennen wir persönlich und arbeiten schon
lange Zeit zusammen. Da unser Standort
im Zentrum Göttingens ist, kennen unsere
Mitarbeitenden die Gegebenheiten vor Ort
und können auf Herausforderungen flexibel
mit entsprechenden Maßnahmen reagieren.
Zudem sind wir keine anonyme Hotline irgendwo
außerhalb Göttingens, sodass sich
viele Dinge auf dem kurzen Dienstweg klären
lassen.“ Alle 50 Mitarbeitenden sind speziell
für den Einsatz als Sicherheitskraft ausgebildet
und die meisten schon lange im Unternehmen.
Der größte Teil von ihnen wird im
Streifen- und Interventionsdienst eingesetzt.
Hierbei werden zum Abend hin Gebäude
von Geschäftskunden kontrolliert und verschlossen.
Falls vorhanden, wird zudem die
Gefahrenmeldeanlage aktiviert. Durch die Fernüberwachung
über die 24 Stunden besetzte
Notruf- und Serviceleistelle ist das Gebäude
dann zuverlässig gegen Einbruch, Diebstahl
und Brand geschützt. Falls ein Alarm ausgelöst
wird, kann der zertifizierte Interventionsdienst
nach einem vorher mit dem Kunden
abgestimmten Einsatzplan sofort reagieren.
Als zusätzliche Schutzmaßnahme finden in
der Nacht und am Wochenende durch den
Streifendienst unregelmäßige Objektkontrollen
statt. Weitere Einsatzbereiche der Beschäftigten
sind im Objekt- und Werkschutz, bei
dem ein festes Team beispielsweise an der
Werkspforte den Zugang zum Gebäude regelt
oder nachts eine komplette Überwachung mit
Sicherheitsmitarbeitenden vor Ort stattfindet.
DER BEREICH SICHERHEITSDIENSTLEIS-
TUNGEN des ZfS ist in die Ruhstrat Facility
Management GmbH integriert. Die Installa -
tion, Wartung und Reparatur von Einbruch-,
Überfall- und Brandmeldesystemen übernimmt
die Schwesterfirma der Ruhstrat Haus- und
Versorgungstechnik GmbH. Schon seit dem
Gründungsjahr 1888 sind Alarmanlagen ein
elementarer Bestandteil des Unternehmens.
Beide Firmen werden von Daniela und Steven
Ruhstrat als Familienunternehmen in der vierten
Generation geführt. „Unser Ziel ist es, für
unsere Kunden die beste Lösung für den jeweiligen
Anwendungsbereich zu finden“, sagt
Daniela Ruhstrat. „Ebenso wie mit unseren
Kunden pflegen wir mit unseren Mitarbeitenden
einen offenen und fairen Umgang, mit
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FOTOS: RUHSTRAT
PROFIL
Die Sicherheit ihrer Kunden fest im Blick: Geschäftsführerin Daniela Ruhstrat und
Abteilungsleiter Thomas Giehne
Sicherheitsmitarbeiter im Außeneinsatz bei der
Zufahrtskontrolle
dem Ziel einer langfristigen harmonischen
Zusammenarbeit.“
Wenn man Thomas Giehne nach den besonderen
Entwicklungen der letzten 25 Jahre
fragt, so nennt er insbesondere die Weiterentwicklung
der Technik. Wo man früher vor einem
Bildschirm am Computer gesessen hat
und viele Kontakte über das Telefon liefen,
werden heute alle Meldungen elektronisch
übermittelt, und es gibt zahlreiche Monitore
zur Kontrolle. Die Möglichkeit der Videoüberwachung
ist mittlerweile problemlos möglich.
Ebenso können Heizungs- und Klimaanlagen
zum Beispiel von Serverräumen, Laboren oder
Produktionsstätten über die Notrufzentrale
überwacht werden. Störungen oder Ausfälle
dieser Anlagen werden sofort erkannt und
können behoben werden, bevor es zu größeren
Schäden kommt.
VERSCHÄRFT WURDEN AUCH die rechtlichen
Vorgaben des Gesetzgebers an Sicherheitsunternehmen,
was die Eignung und
Qualifizierung der Mitarbeitenden und die
Anforderungen an die technischen Systeme
angeht. Die regelmäßige Überprüfung der
technischen und organisatorischen Voraussetzungen
durch die VdS Schadenverhütung
GmbH gewährleistet dem Kunden zudem
einen hochwertigen zertifizierten Sicherheitsstandard.
Um die Zuverlässigkeit der Meldesysteme
und die IT-Sicherheit zu verbessern,
wurde in den letzten Jahren ein sechsstelliger
Betrag in technische Weiterentwicklungen
investiert. Zu ihrem besonderen Schutz sind
alle Mitarbeitenden mit speziellen Handys
ausgestattet. Diese können Stechstellen erfassen
und verfügen über Zusatzfunktionen,
etwa die Alarmübermittlung bei Überfällen.
Alle Firmen fahrzeuge sind GPS-überwacht,
sodass im Alarmfall gleich erkannt werden
kann, welches Fahrzeug am schnellsten zum
Einsatzort kommt.
NEBEN DEM SICHERHEITSDIENST bietet
die Ruhstrat Facility Management GmbH
weitere Dienstleistungen rund ums Gebäude
an, wie beispielsweise Hausmeister- und Reinigungsservice
sowie Hausverwaltung. Auch
für diese Bereiche können die Kundinnen und
Kunden den Notfallservice des Zentrums für
Sicherheit nutzen. „In der Dienstleistungsbranche
hängt viel von der Zuverlässigkeit,
Flexibilität und Einsatzfreude der Beschäftigten
ab. Über die letzten 25 Jahre haben wir
ein tolles Team aufgebaut, auf das ich mich
immer verlassen kann“, so Daniela Ruhstrat.
„Das ist nicht selbstverständlich, und dafür
bin ich sehr dankbar. Deshalb blicke ich trotz
aller derzeitigen Herausforderungen optimistisch
in die Zukunft und freue mich auf die
nächsten Jahre.“
KONTAKT
Ruhstrat Facility Management GmbH
Am Leinekanal 4
37073 Göttingen
Tel. 0551 5488585
info@ruhstrat-fm.de
www.ruhstrat-fm.de
KONTAKT
Ruhstrat Haus- und Versorgungstechnik GmbH
Adolf-Hoyer-Straße 6
37079 Göttingen
Tel. 0551 69404-0
info@ruhstrat.de
www.ruhstrat.de
wissen
Auf den Punkt gebracht
Der 20. Innovationspreis des Landkreises Göttingen als Schaufenster für Kreativität und Tatkraft der Region
Unter dem Motto ,Auf den Punkt gebracht‘
startete im Mai 2022 die Jubiläumsrunde
des Innovationspreises des Landkreises
Göttingen, der jährlich von der WRG
Wirtschaftsförderung Region Göttingen
organisiert wird – auf der Suche nach innovativen Produkten,
Verfahren, Dienstleistungen, Prozessen oder
Geschäftsideen von Gründern, Unternehmen, Institutionen,
freien Trägern oder Einzelpersonen aus der ganzen
Region und darüber hinaus.
AM 10. NOVEMBER WAR ES DANN SO WEIT: Knapp
400 Gäste verfolgten die Gala im Deutschen Theater, bei
der in feierlichem Rahmen die glücklichen Gewinner unter
den 122 eingereichten Bewerbungen verkündet wurden.
„Gerade in diesem Jahr freuen wir uns über die
hohe Wettbewerbsbeteiligung“, kommentierte Landrat
Marcel Riethig. „2020 waren die Konsequenzen der
Coronapandemie deutlich spürbar, heute ist es die Energiekrise
aufgrund des Ukrainekrieges.“ Daher freue man
sich umso mehr, dass trotz dieser enormen Herausforderungen
wieder eine hohe Beteiligung am Wett bewerb und
eine hohe Qualität der Beiträge im Jubiläumsjahr erreicht
wurden. „Dies zeigt, dass Südniedersachsen eine Aufsteigerregion
ist und die Unternehmen auch in Krisenzeiten
Mut und Unternehmungsgeist besitzen. Der Innovationspreis
des Landkreises Göttingen ist das Schaufenster für
Kreativität und Tatkraft unserer Region.“ Auch die enge
Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium, das zum
dritten Mal in diesem Rahmen seinen mit 10.000 Euro
44 4 |2022
wissen
Bühne frei Im Deutschen Theater wurden im November die Sieger des Innovationspreises 2022 ausgezeichnet.
dotierten Klima-Innovationspreis Niedersachsen verlieh,
mache dies deutlich und trüge zur Strahlkraft des
Wettbewerbs über die Region hinaus bei, so Riethig.
„Klimaschutz ist die Generationenaufgabe dieses Jahrzehnts“,
erklärte der neue niedersächsische Wirtschaftsminister
Olaf Lies, der zugleich auch Vorsitzender des
Lenkungskreises der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit
(NAN) ist, der Ausrichterin des Klima-Innovationspreises.
„Dafür brauchen wir kluge und innovative neue
Lösungen und mutige Partner aus der Wirtschaft.“
Mehr als 50 Bewerbungen aus ganz Niedersachsen hätten
deutlich gemacht, welches enorme Potenzial für die
Unternehmen im Klimaschutz stecke. „Viele Betriebe
haben das trotz oder gerade wegen der Energiekrise erkannt
und gehandelt.“
INSGESAMT GAB ES PREISE in sieben Kategorien – siehe
Seite 46. Die Erstplatzierten erhielten jeweils 3.000 Euro,
die Zweitplatzierten 2.000 Euro und die Drittplatzierten
1.000 Euro. Im Jubiläums jahr wurde zudem erstmals ein
Publikumspreis unter den nicht platzierten Nominierten
verliehen, über den die Gäste im Deutschen Theater live
abstimmten. Unterstützt wurde der Wettbewerb erneut
von den Sparkassen Göttingen, Duder stadt und Osterode,
der EAM, dem MEKOM Regionalmanagement Osterode
am Harz sowie dem Wirtschaftsverband Measurement
Valley. faktor gratuliert allen Teilnehmenden zu
ihrem Mut und Ideenreichtum!
TEXT CHARLOTTE VOGEL
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
4 |2022 45
wissen
DIE GEWINNER
DES INNOVATIONS-
PREISES 2022
Kategorie: Gründer und Jungunternehmer
1. PLATZ
Grünfuchs Logistik GmbH, Göttingen
Entlastung der Innenstädte vom Lieferverkehr
Die Idee: Der Lieferverkehr in Innenstädten soll durch eine zentrale Sammelstelle
und Lastenräder entlastet werden.
2. PLATZ
Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, Göttingen
Verbesserte Diagnose von Krankheiten
Die Idee: frühere Diagnose von Krebs und neurodegenerativen Krankheiten
und Sichtbarmachung von Stoffwechselkrankheiten mithilfe eines neuen Kontrastmittels
und MRT-Verfahrens
3. PLATZ
3Digity, Göttingen
Plattform für Orthesen
Die Idee: Patientenspezifische Orthesen werden automatisch per Bildanalyse
und 3D-Druck generiert.
Kategorie: Unternehmen bis 20 Mitarbeiter
1. PLATZ
Aqua Computer GmbH & Co. KG, Gleichen
Schutz vor Feuchtigkeit
Die Idee: Computer sollen mithilfe eines Vakuums im Leitungssystem vor austretender
Flüssigkeit geschützt werden.
2. PLATZ
MID Solutions GmbH, Gittelde
Verbesserte Metallisierung
Die Idee: neuartiges Verfahren zur strukturierten Metallisierung von Kunststoffen
und Keramiken
3. PLATZ
HAWK-Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst,
Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, Göttingen
Robotiksystem überwacht Lebenszyklus von Pflanzen
Die Idee: Aussaat, Bewässerung, Düngung und Unkrautkontrolle von Pflanzen
mithilfe von multisensoriellen Datenfusionsansatz und autonomer Navigationsfähigkeit.
Kategorie: Unternehmen über 20 Mitarbeiter
1. PLATZ
Flügel GmbH, Osterode am Harz
Schutz vor Borkenkäfern
Die Idee: Autarkes Gerät zum Monitoring von Umweltbedingungen und
Borkenkäferpopulationen sowie Grundlagenforschung zur Wirkung von
Duftstoffen auf Käfer
2. PLATZ
Excor Korrosionsschutz-Technologien und Produkte GmbH, Hann. Münden
Gezielter Korrosionsschutz
Die Idee: Korrosionsschutzfolie ICB schützt Bauteile, Mitarbeiter und Ressourcen.
3. PLATZ
doks.innovations GmbH, Kassel
Bestandsdatenerfassung per Drohne
Die Idee: Drohnensystem InventAIRy XL erfasst Bestand im Palettenregallager.
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Leselern-App Elli
Die Idee: Leselern-App unterstützt Kinder mit Trisomie 21.
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III. Physikalische Institut der Georg-August-Universität Göttingen
Züchten funktionaler Muskelgewebe aus Zellen
Die Idee: Erstmals ist ein Einblick in die Muskelentstehung und -erkrankung
auf subzellulärer Ebene möglich. Dadurch können die Prozesse besser verstanden
und Therapeutika entwickelt werden.
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Ludwig Nano Präzision GmbH, Northeim
LNP-Universaltester
Die Idee: Testgerät zur Qualitätssicherung im Bereich der Elastomere und
Kunststoffe. Alle Prüfverfahren können mit einem Gerät erledigt werden,
das dank seiner Software genauer und aussagekräftiger als herkömmliche
Härteprüfgeräte ist.
Publikumspreis
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46 4 |2022
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wissen
Mehr Medizin
für morgen
Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat eine neue Stiftung ins Leben gerufen: UMG add on.
Hochkarätige Unterstützer aus der Region helfen der Privatstiftung dabei, flexibler Gelder einzuwerben.
Finanziert werden sollen zunächst zwei Projekte in der Onkologie und Kardiologie.
TEXT CHARLOTTE VOGEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
48 4 | 2022
wissen
Die Situation für die Hochschulen in Niedersachsen
ist nicht ganz einfach. Zuletzt
kürzte die Landesregierung 2020 gegen
den Bundestrend den Wissenschaftsetat
deutlich. Die zusätzlichen finanziellen Belastungen
durch die Pandemiemaßnahmen und die starken
Kostensteigerungen aufgrund der Energiekrise lassen
die zukünftigen Finanzierungsperspektiven nicht besser
aussehen.
WER ABER WEITER INTERNATIONAL in der Forschungsspitze
mitspielen will, braucht große Investitionen.
Mit denen sieht es in Göttingen auch unabhängig von
der Tagespolitik nicht unbedingt rosig aus. Das Land
Nieder sachsen baut in Oldenburg derzeit sein drittes
Uni-Klinikum auf, Forderungen nach einem vierten
Uni-Klinikum in Braunschweig gibt es ebenfalls. Bei begrenzten
Mitteln ist die Folge klar: Kannibalisierung
oder Warteschleife der bestehenden Standorte.
„Gerade Forschungsgebäude sind extrem schwierig zu
finanzieren“, erklärt Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes
der UMG. Bund und Länder müssen diese gemeinsam
finanzieren, die Kosten liegen aber schnell im
mittleren zweistelligen Millionenbereich. „Daher werden
wir nur alle fünf bis zehn Jahre berücksichtigt.“
Dem stehen 60 verschiedene Kliniken und Institute gegenüber,
die in den Forschungsschwerpunkten der UMG
gute Arbeit leisten. Das heißt, viele Forschungsgebäude
sind alt und haben bauliche Mängel. Das Hauptgebäude
der UMG stammt noch aus den 1970er-Jahren. Das vom
Land bereitgestellte Sondervermögen für den Neubau
finanziert aber nur den Krankenhausbetrieb, nicht Forschung
und Lehre. Auch eine voll ausgestattete Forschungsprofessur
ist mit rund 2,5 Millionen Euro nicht
ganz günstig. „Deswegen brauchen wir neue Finanzierungsquellen“,
so Brück.
WOLFGANG BRÜCK
Vorstandsvorsitzender UMG add on –
Sprecher des Vorstandes der UMG
„Wir haben in Südniedersachsen eine enorme Kompetenz in
der Gesundheitswirtschaft und der Biotechnologie. Für die
Landesregierung ist aufgrund der Bedeutung von Volkswagen
das hauptsächliche Schwerpunktthema Mobilität, der Rest
wird noch nicht so prioritär gesehen. Das Potenzial, der
Wachstumsmarkt für Biotechnologie, wenn man Göttingen,
Braunschweig und Hannover international konkurrenzfähig
ausbauen würde, ist jedoch gigantisch.“
ANDREAS PHILIPPI
Beirat – Bundestagsabgeordneter für Göttingen, SPD
„Ich habe selbst in Göttingen Medizin studiert, die Entwicklung
der UMG ist mir daher eine Herzensangelegenheit. In Berlin bin
ich gesundheitspolitisch unterwegs – daher stimme ich mich eng
mit der UMG ab, um über diesen kurzen Weg etwas für den
Standort zu bewegen. Die neue Stiftung tut angesichts der Finanzierungsprobleme
not. Wir müssen sie jedoch langfristig an legen.
Wenn wir jetzt starten, werden wir die Früchte in 10, 15 Jahren
ernten. Das ist letztlich wie Prävention in der Medizin.“
4 |2022 49
wissen
JOACHIM KREUZBURG
Kuratorium – Vorstandsvorsitzender Sartorius AG
„Die Universitätsmedizin als Spitzenversorger ist aus meiner
Sicht ein extrem wichtiger Faktor in der Region und für die
Stadt. Das machen sich vielleicht einige Menschen nicht klar.
Man kann daher nur ein Fan der Unimedizin sein. Gleichzeitig
hat sie eine riesige Herausforderung vor sich. Deswegen will
ich gerne dazu beitragen, dass die UMG auch in Zukunft so
erfolgreich wie bisher sein kann. Eine erfolgreiche Stiftung darf
aber nicht dazu führen, dass sich die Politik mittel- bis
lang fristig weiter aus der Finanzierung zurückzieht.“
DIE UMG HAT SICH DAHER für einen weiteren Ansatz entschieden:
Als Universität und Universitätsmedizin Göttingen
2003 in eine Stiftung des öffentlichen Rechts umgewandelt
wurden, war damit nicht nur die Absicht verbunden, organisatorisch
flexibler zu werden, sondern auch Stifter und Spender
zu gewinnen.
Immer mehr Vorhaben konnten mithilfe privater Spenden
umgesetzt werden. „Wir haben seit 2004 über das zentrale
Fundraising rund 21 Millionen Euro eingeworben“, so Wolfgang
Brück. Mit dem Erfolg reifte die Entscheidung, Fundraising
zum festen Bestandteil der UMG zu machen. Die
Fundraising-Aktivitäten sind vielfältig, sodass es zum einen
das zentrale Fundraising abbildet, welches sich um die Bedarfe
des wissenschaftlichen und klinischen Alltags kümmert
und die im Jahr 2021 ins Leben gerufene Stiftung privaten
Rechts UMG add on. Die neu errichtete Stiftung übernimmt
das Großspenden-Fundraising und richtet sich gezielt an vermögende
Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen.
„In den USA und Israel gibt es eine andere Spendenkultur,
dort sammeln die Hochschulen und Kliniken sehr hohe Beträge
ein“, erklärt Brück. „Die UMG add on ist der Versuch,
auf ähnliche Weise erfolgreich zu sein.“
Beispiele aus Deutschland zeigen, dass es geht. „Sehr erfolgreich
agiert die TU München“, sagt Alice Schütze, die die
Geschäftsstelle der UMG add on und deren Fundraising leitet.
Die deutsche Muster-Uni, die in vielen Belangen Vorreiterin
ist, verfolgt den Stiftungsansatz bereits seit über 20 Jahren
und hat dafür einen großen Mitarbeiterstab aufbauen
können. „Am Beispiel der TU München sieht man auch, dass
der Stiftungserfolg einem Triathlon gleicht: Es geht nicht von
heute auf morgen, man braucht ein kontinuierliches Bemühen
über einen langen Zeitraum.“
UM DIE BEDARFE DER UMG, die nicht über die öffentliche
Hand finanziert werden können, zu decken, verfolgt die
UMG add on einen dreigleisigen Ansatz, der bundesweit
agiert: Zum einen sollen Alumni aktiv angesprochen werden,
die inzwischen auf wichtigen Posten sitzen, beispielsweise in
der Pharmaindustrie. Zum anderen werden, zunächst auf
Niedersachsen begrenzt, gezielt Unternehmer angeschrieben.
Der dritte Weg sind die persönlichen Kontakte, die insbesondere
über die Gremienmitglieder der UMG add on als Multi-
50 4 | 2022
wissen
plikatoren geknüpft werden sollen. Das Vorgehen ist
dabei immer eine direkte Ansprache, um für die Ziele
der UMG add on zu begeistern. Aus den diskreten Gesprächen
erwachsen wiederum neue Kontakte. Deswegen
wurden auch bekannte Persönlichkeiten wie der
tedox-Gründer und Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf,
Vorstandsmitglied der Sparkasse Göttingen Michael Birlin
und Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank,
für eine Stiftungsmitwirkung angesprochen und
gewonnen. Auch faktor- Herausgeber Marco Böhme
unterstützt im Beirat.
„In den zurückliegenden Gesprächen mit potenziellen
Unterstützern, die wir dieses Jahr geführt haben, haben
wir die Erfahrung gemacht, dass für die Menschen Gesundheit
das Wichtigste überhaupt ist“, so Alice Schütze.
„Und wenn man Gesundheitsförderung unter Betrachtung
des Menschen als Ganzes vermitteln kann, dann
stößt man schnell auf Spendenbereitschaft.“
WOLFGANG LEHMANN
Vorstand – Direktor der Klinik für Unfallchirurgie,
Orthopädie und Plastische Chirurgie
„Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wurde
beispielsweise die Kinderklinik zu einem großen Teil durch
Spenden finanziert. Wir sehen, dass es eine große private
Spendenbereitschaft gibt. Wir müssen es nur schaffen, dass
wir die Spendenzwecke sichtbar und konkret machen, damit
wir dafür Begeisterung wecken können.“
DIE ERSTEN FÖRDERGELDER sollen entsprechend auch
in zwei Stiftungsprofessuren fließen, die dem Leitgedanken
der personalisierten Medizin folgen. Statt davon auszugehen,
dass ein Behandlungsansatz allen Menschen gerecht
wird, stehen zunehmend auf den individuellen Patienten
abgestimmte Therapien im medizinischen Fokus.
Die UMG will hierbei an ihren Schwerpunkten in der
Krebs-, Herz-Kreislauf- und neurowissenschaftlichen
Forschung anknüpfen und über interdisziplinäre Pionierprojekte
Therapien entwickeln und schneller an den Patienten
bringen. Langfristig, wenn sich die UMG add on
etabliert hat, soll es aber auch um größere Projekte wie
etwa Forschungsgebäude gehen. Auf der Bedarfsliste
steht ein Krebsforschungszentrum.
„Wir gehen das pragmatisch an“, sagt Alice Schütze. „Im
nächsten Jahr 2,5 Millionen Euro für die Ausstattung einer
kompletten Stiftungsprofessur einzuwerben, wäre
wunderbar, ist jedoch eher illusorisch. Wir werden aber
nicht warten, bis wir eine solche Summe zusammen haben,
sondern werden sukzessive in Bedarfe investieren.“ Das
könne beispielsweise ein besonderes Mikroskop sein,
das benötigt wird. So werde auch schnell sichtbar, welchen
Beitrag die Spenden leisten können.
4 |2022 51
wissen
„GENAU DARAUF KOMMT ES AUCH AN“, betont
Joachim Kreuzburg, Vorstandsvorsitzender der
Sartorius AG und Kuratoriumsmitglied der Stiftung.
„Natürlich versteht man, dass es um Gesundheit
allgemein geht und hier enorme Innovationssprünge
gemacht werden, aber anhand konkreter
Projekte und Erfolge wird das greifbar – und das
motiviert viel stärker zum Engagement.“
„Für alle Stifter ist ebenfalls wichtig, dass das
Engage ment nach außen sichtbar wird“, sagt Professor
Wolfgang Lehmann vom Vorstand der
UMG add on. Lehmann selbst hat von seinen Eltern
eine Stiftung geerbt und bringt entsprechende Erfahrung
mit. „Wir müssen ein Konzept entwickeln, wie
wir das schaffen – dann wäre ich optimistisch, dass
es uns auch gelingt, Großspender zu gewinnen.“
Olaf Feuerstein, Geschäftsführer des Hotels Freizeit
In und ebenfalls Kuratoriumsmitglied, hat in
seinem privaten wie geschäftlichen Umfeld häufig
die Erfahrung gemacht, dass „viele Menschen gerne
etwas spenden wollen, aber nicht wissen, wofür.
Dafür brauchen wir eine zeitgerechte Ansprache.
Ich bin zuversichtlich, dass wir als Netzwerker allein
schon in der Region Südniedersachsen erfolgreich
sein können.“
OLAF FEUERSTEIN
Kuratorium – Geschäftsführer Freizeit In,
CDU-Stadtratsmitglied
„Ich habe ein Helfersyndrom, aber Zeit habe ich eigentlich
gar nicht – deswegen schaue ich genau hin, wofür ich mich
engagiere. Was mir am Stiftungskonzept gefiel und weshalb
ich mich dort einbringe, ist zweierlei: Erstens die klare, kernige
und effiziente Struktur – keine Verwaltung, keine Politik,
sondern eine konkrete, sachliche Zielorientierung. Zweitens
bringt der Kreis der für die Stiftungsgremien gewonnenen
Personen eine hohe Energie mit. Das ist erfolgversprechend.“
OBWOHL DIE UMG ADD ON NOCH in der Wiege
liegt, konnten schon die ersten Großspenden eingeworben
werden. Das bekräftigt, dass die Idee gut
ist und die Stiftung langfristig wirken soll. Zunächst
werden Mittel für zwei dringend benötigte
Stiftungsprofessuren aus dem Bereich der Onkologie
und Kardiologie eingeworben. Bis es so weit ist,
dass tatsächlich in Gebäude investiert werden
kann, geht Wolfgang Brück gegenwärtig aber noch
von bis zu zehn Jahren aus. Schließlich ist das Etablieren
einer Stiftung – insbesondere auch angesichts
der Konkurrenz und der gesamtgesellschaftlichen
Lage – harte Arbeit, die nicht von heute auf
morgen erledigt ist. ƒ
52 4 | 2022
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Niedersächsischer Gesundheitspreis
für Schwangeren-App HEDI
Projekt der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen
Am 5. Dezember konnten Jens Düwel,
der für die GWG Gesellschaft für Wirt -
schafts för de rung und Stadtentwick lung
Göttin gen als Projektträgerin anwesend war,
und Dr. Corinna Morys-Wortmann, Ge sund heitsregion
Göttingen/Südniedersachsen, in Hanno -
ver den diesjährigen Niedersächsischen Gesund -
heitspreis in der Kategorie ‚eHealth: Digitale
Technologien für mehr Gesundheit‘ entgegennehmen.
Die prämierte HEDI-Plattform verknüpft Infor
mationen zu Schwangerschaft, Geburt und
erstem Lebensjahr mit den regionalen Kontaktadressen
in Südniedersachsen und demnächst
auch in weiteren Landkreisen. Alle Texte und
das Glossar sind in Deutsch, Englisch, Französisch,
Ukrainisch und Farsi sowie als
jeweilige Audiodatei enthalten. Die Suche nach
Hebammen und Beratungsstellen sowie die
Kon taktaufnahme sind in der Plattform integriert.
DER CHAT bietet einen gesicherten Austausch
zwischen Hebammen und Schwangeren –
auch per Video. Die Infotexte können beim
Chat mit Schwangeren einfach eingebunden
werden und werden in der jeweils gewünschten
Sprache angezeigt. Hebammen können
zudem die komfortablen Koordinierungstools
im Hintergrund nutzen. Die Firma aidminutes
GmbH, spezialisiert auf die kultursensible, digitale
Umsetzung von medizinischen Inhalten,
war für die technische Realisierung zuständig.
Hebammen, Beratungskräfte und Schwangere
aus der Region waren von Anfang an eingebunden,
sodass die Erfahrungen aus der Praxis in
die Entwicklung einfließen konnten.
KONTAKT
Das südniedersächsische
Projekt HEDI hat zum Ziel,
Schwangere und junge Eltern
mit Hebammen, Gynäkolog*
innen, Kinderärzt*innen und
sozialen Anlaufstellen zu
vernetzen. Zu diesem Zweck
wurde eine mehrsprachige,
kostenlose und werbefreie
Plattform entwickelt:
www.hedi.app
GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und
Stadtentwicklung Göttingen mbH
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wissen
Die Wunderwaffe
unseres Körpers
„Keime müssen draußen bleiben“ – so lautet das Grundgesetz der Körperpolizei. Doch wie es so ist
im Leben: Es gibt immer welche, die sich nicht an die Gesetze halten. Gegen diese Gesetzlosen hat
der menschliche Organismus eine raffinierte, leider aber nicht absolut sichere Abwehr entwickelt.
TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM
Das ,Wunderwerk Immunsystem‘ arbeitet mit
seinen eigenen, wie in einem Orchester aufeinander
abgestimmten Instrumenten, um unsere
Gesundheit zu schützen. Doch wie macht es
das? Wer spielt im Orchester mit? Wer ist der Dirigent?
Und warum erwischt es uns doch immer wieder? Um all
das zu verstehen, müssen wir in das komplexe System unseres
Körpers eintauchen.
Abwehr ein Leben lang
Verschiedene Abwehrmechanismen müssen harmonieren,
damit sich unser Körper vor krankheitsauslösenden
Bakterien, Viren oder Pilzen schützen kann. Glücklicherweise
ist uns eine angeborene, auch unspezifisch genannte
Grundimmunität genetisch mitgegeben, wenn wir auf
die Welt kommen. So kann der kleine Babykörper sich
schon gegen einige Erreger schützen. Doch dieses System
reicht nicht aus. Es muss wachsen, um den vielfältigen
Bedrohungen standhalten zu können. Diese erworbene
oder auch spezifische Abwehr ist uns zwar auch angeboren,
muss aber lebenslang lernen. Die meisten von uns
stärken sie zudem mit gezielten Impfungen. Denn nur so
kann der Körper reagieren und Infektionen vermeiden
oder – wenn es zu spät ist – bekämpfen und letztlich hoffentlich
mit seinen pass genauen Abwehrzellen und Antikörpern
besiegen.
Wächterzellen sind die Brücke zwischen
dem spezifischen und dem
unspezifischen Immunsystem. Ob
man es glaubt oder nicht, diese
dendritischen Zellen knabbern
ständig an den Subs tanzen in ihrer
Umgebung herum. So entdecken sie
beispielsweise Bakterien und Viren,
die über eine Verletzung, die Atemwege
oder die Nahrungsaufnahme in den Körper
eingedrungen sind. Haben sie solche erkannt,
können sie manche selbst unschädlich
machen oder auch Helfer herbeirufen, die sich
um die Einbrecher kümmern.
54 4 | 2022
Nasen- und
Rachenschleimhäute
siehe Haut
wissen
AUFBAU DES IMMUNSYSTEMS
Das Immunsystem bekämpft Krankheitserreger
auf der Haut, im Gewebe und in Körperflüssigkeiten
wie dem Blut. Dazu gehören ganze Organe
und Organteile, aber auch einzelne Zellen.
Auch zahlreiche Botenstoffe spielen eine Rolle.
Wichtige Bestandteile sind zum Beispiel:
Abwehrzellen im Blut
Die wichtigsten Zellen des
Abwehr systems sind die verschiedenen
weißen Blutkörperchen.
Dazu zählen unter anderem:
Mandeln
Sie enthalten ebenfalls Abwehrzellen,
die Antikörper bilden können.
Thymus Hier reifen
einige Abwehrzellen
(T-Zellen) vollständig aus.
B-Lymphozyten
Monozyten
Lymphknoten
und -bahnen
Sie sind Sammelstelle
und Transportwege für
Abwehrzellen und Antikörper,
die Antikörper
bilden (B-Zellen).
Makrophagen
Knochenmark
Es bildet die meisten
Vorstufen und einige
reife Abwehrzellen.
Darm
siehe Haut
Milz
Sie speichert
Abwehrzellen.
DOPPELTER SCHUTZ
Das Immunsystem besteht aus der
an geborenen Abwehr, die gegen
Fremdkörper, Verletzungen und
Krankheitserreger schützt, und der
erworbenen Abwehr, die gegen
bestimmte Krankheitserreger oder
veränderte Körperzellen vorgeht.
Beide Systeme sind eng miteinander
verzahnt und übernehmen
unterschiedliche Aufgaben.
Haut
Die Haut und Schleimhäute
zum Beispiel
von Nase, Rachen und
Darm: Diese sind oft
Eintrittspforte für die
Erreger, hier finden
aber auch bereits erste
Abwehrreaktionen statt.
4 |2022 55
wissen
AUS DER REGIONALEN WISSENSCHAFT
Plasmawundheilung als Immunschutz
Unsere Haut ist ein wichtiger Schutzfaktor für das
Immunsystem. Umso bedeutender sind die Fortschritte,
die der HAWK Hochschule für angewandte
Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/
Göttingen in den vergangenen Jahren im Bereich der
Plasmaforschung gelungen sind: Chronische Wunden,
die sich kaum oder gar nicht mehr schließen ließen,
werden durch eine direkte Kaltplasmaanwendung
deutlich stimuliert. Die Wundheilung verbessert sich
signifikant, und der Verlauf wird positiv beeinflusst.
Bei bereits austherapierten Wunden kann die Therapiefähigkeit
wiederhergestellt werden. Dabei stellt
sich das Plasma als antimikrobiell und hochwirksam
heraus, auch bei multiresistenten Keimen. Das alles
komplett schmerzfrei, in minimaler Anwendungszeit
und nahezu ohne bekannte Nebenwirkungen.
Catch me if you can – die Antikörperflucht
Impfungen zum Schutz unserer Gesundheit sind
nicht erst seit der Corona-Pandemie in aller Munde,
haben aktuell jedoch eine größere Brisanz denn je.
Denn Impfstoffe schützen vor einer schweren Erkrankung,
und die Antikörperantwort gegen diese Impfstoffe
trägt wesentlich zum Schutz bei. Auf diesem
Gebiet leistet derzeit das in Weende ansässige
Deutsche Primatenzentrum (DPZ) Pionierarbeit:
Die Forschenden haben festgestellt, dass sich neue
Varianten des SARS-CoV-2, insbesondere die
Omi kron-Variante, teilweise der Antikörperantwort
entziehen, was den Impfschutz vermindert – hier
spricht man von Antikörperflucht.
Gegenwärtig wird erforscht, wie wirksam neue
Varianten, die demnächst das Infektionsgeschehen
dominieren könnten, durch Antikörper gehemmt werden.
Dabei steht zum einen die Frage im Vordergrund,
ob bestimmte Varianten gegebenenfalls resistent
gegen alle therapeutischen Antikörper sind, zum
anderen jene, wie gut die Infektion durch Antikörper,
die durch angepasste Impfstoffe induziert wurden,
gehemmt wird.
Angriff auf den eigenen Körper
Woher weiß das Wächtersystem aber, welche Strukturen körpereigen
sind und welche nicht? Für diese Unterscheidung ist der Thymus
zuständig. Er bildet die Abwehrzellen zu den wichtigen T-Zellen aus,
die am Ende für einen erfolgreichen Immunschutz verantwortlich
sind. Problematisch wird es immer dann, wenn Erreger zu körperähnlich
sind, dann kann es zu den gefährlichen Autoimmunreaktionen
wie etwa beim Typ-1-Diabetes oder beim Heuschnupfen
kommen. Das heißt, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen
Körper richtet und dort auch Schäden verursachen kann.
Experten raten vor allem, dem eigenen System keinen unnötigen
Schaden zuzufügen. Dies sei das beste Mittel, um Autoimmunreaktionen
vorzubeugen. Um solche Stressfaktoren zu eliminieren, sollte
man natürlich wissen, wo das eigene Abwehrsystem seine Kraft hernimmt.
Die im Schaubild (Seite 55) aufgeführten wichtigen Bestandteile
der Abwehr stellen anatomische Barrieren für die Eindringlinge
dar. Bevor sie bei uns Schnupfen, Husten und Heiserkeit verursachen,
müssen sie erstmal an Flimmerhärchen, Schleimhäuten oder der
Haut vorbei. Das gelingt glücklicherweise den meisten nicht.
Lebensführung stärkt die Abwehr
Verletzungen oder Schäden durch Rauchen und Alkoholgenuss
schwächen diese Barrieren jedoch und öffnen quasi die Schleuse in
den Körper. Die Keime, die dann ungeschoren an den Enzymen in
Speichel, Urin oder Tränenflüssigkeit sowie dem Schleim der Atemwege
oder der ätzenden Magensäure und der schützenden Darmflora
vorbeikommen, können sich aber noch längst nicht sicher sein,
dass sie uns niederstrecken. Denn jetzt treffen die Fieslinge zunächst
auf die oben erwähnte unspezifische Abwehr, also die von Botenstoffen
gesteuerten Fresszellen (Makrophagen, Monozyten und Granulozyten)
und im Blut aufgelöste Eiweiße mit Abwehrfunktion. Je
mehr Erfahrung der Körper dann gesammelt hat, desto mehr kann er
sich auf die spezifische Abwehr verlassen: B-Lymphozyten, also weiße,
im Knochenmark gebildete Blutkörperchen, die sich in Lymphknoten
und Milz sammeln, entwickeln angepasste Antikörper. Diese
heften sich an den Erreger. So markiert, kann er schnell von den
Fresszellen gefunden und vernichtet werden. Gleichzeitig bilden sich
B-Zellen, die bei einer erneuten Infektion zur Stelle sind, um rechtzeitig
alles abzusichern. Da diese spezifische Schutzfunktion oft ein
paar Tage braucht, um ihre volle Kraft zu entfalten, ist es gegebenenfalls
schon zu einer Erkrankung gekommen. Das ist zwar unschön,
doch immerhin schützt das immunologische Gedächtnis das System
nach den meisten Infekten anschließend für mehrere Jahre.
Was lässt sich also tun, um diesem fein aufeinander abgestimmten
Orchester die nötige Unterstützung zukommen zu lassen? So schwierig
ist es zum Glück gar nicht: Bewegung an der frischen Luft,
Saunagänge sowie eine nährstoff- und vitaminreiche Ernährung, die
neben viel Obst und Gemüse auch die Spurenelemente Zink und
Eisen enthält, gewährleisten schon eine gute Basis für einen effektiven
Immunschutz. Den Rest übernehmen die unzähligen Orchestermitglieder
in unserem Körper – hoffentlich … ƒ
56 4 | 2022
wissen
Was stärkt unsere Abwehr?
Ansteckungsrisiko reduzieren
Regelmäßiges Händewaschen
mindert das Risiko, mit Viren und
Bakterien in Kontakt zu treten.
Für unterwegs eignet sich ein
Händedesinfektionsmittel.
Raumklima
Heizungsluft trocknet die
Schleimhäute der Atemwege aus –
daher gilt: überheizte Räume meiden
und die Schleimhäute feucht
halten zum Beispiel mit
Meerwassersprays.
Darmgesundheit
Eine intakte Darmflora sorgt für eine
sichere Abwehr, denn ein Großteil
des Immunsystems wird hier gebildet.
Daher auf eine abwechslungs reiche
Ernährung achten – fünf Por tionen
Obst und Gemüse und etwa zwei
Liter Flüssigkeit am Tag, Fett und
Zucker nur in Maßen – und immer
langsam und gut kauen.
Abwehrkiller meiden
Wie so oft gilt: alkoholische
Getränke, Koffein und Rauchen
– alles nur in Maßen.
Wechselduschen und Sauna
Wechselduschen regen den
Kreislauf an, stärken die Gefäße
und trainieren die Wärmeregulation.
So wird der Körper auf die kalte
Jahreszeit vorbereitet.
Vitamine
Für ein schlagkräftiges Immunsystem
sind Zink und Vitamin C
von zentraler Bedeutung!
Wenig Stress und viel Schlaf
Das Stresshormon Cortisol bremst
die Abwehr. Ruhe und ausreichend
Schlaf sind unverzichtbar.
Bewegung
Ausdauertraining erhöht nachweislich
die Stressresistenz und stärkt die
Abwehr. Wer jeden Tag 30 Minuten
flott geht oder walkt, kurbelt sein
Immunsystem an.
Grippeschutzimpfung
Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät
vor allem älteren Menschen ab
60 Jahren, Schwangeren, Menschen
mit chronischen Erkrankungen und
medizinischem Personal zu einer
Grippeschutzimpfung.
BUCHTIPP
zur weiterführenden Lektüre
Hendrik Streeck, 1977 in Göttingen geboren und
aufgewachsen, ist heute einer der gefragtesten
Virologen und medialen Gesichter der Corona-
Pandemie. Beim 31. Göttinger Literaturherbst
stellte er sein neuestes Werk vor: ,Unser Immunsystem
– Wie es Bakterien, Viren & Co. abwehrt
und wie wir es stärken | Das umfassende
Gesundheitsbuch mit praktischen Tipps für
unsere Gesundheit‘.
Piper Verlag
22 Euro
4 |2022 57
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OZANKUTSAL/SHUTTERSTOCK.COM
Über kurz oder lang
… müssen wir uns alle mit dem Altern befassen. Humangenetiker Professor Bernd Wollnik
und sein Team erforschen die molekularen Mechanismen der Alterung und schauen dabei auch
besonders auf die Länge von Chromosomenenden.
SCIEPRO/SHUTTERSTOCK.COM
TTAGGG – Durch die häufige Wiederholung dieser
DNA-Sequenz schützen Telomere die Enden von
Chromosomen.
Stück für Stück schrumpfen die Enden
unserer Chromosomen. Jedes Mal,
wenn sich eine Zelle teilt, muss die gesamte
DNA verdoppelt und auf die Tochterzellen
verteilt werden. Die DNA ist in Chromosomen
organisiert, 46 hat jeder Mensch, und
gerade an den Enden der Chromosomen ist
der Verdoppelungsvorgang fehleranfällig. Die
Folge: Die Chromosomen werden kürzer. Dass
unser Erbgut dennoch über unzählige Zellteilungen
hinweg stabil weitergegeben werden
kann, liegt auch an den Telomeren. So werden
die Enden der Chromosomen bezeichnet. Sie
bestehen aus vielen Wiederholungen derselben
Abfolge von DNA-Bausteinen, enthalten
aber keine entscheidenden genetischen
Infor mationen wie zum Beispiel unsere Gene.
Vielmehr funktionieren sie wie schützende
Kappen, die sich nach und nach abnutzen. Unterschreiten
sie eine kritische Länge, verändert
sich der Schutz der Chromosomenkappen,
das Genom wird instabil und die Funktion
der Zelle gestört – alles Faktoren, die dann zur
Alterung beitragen.
DIE SCHUTZWIRKUNG VON TELOMEREN
ist auf ein komplexes Zusammenspiel von DNA,
RNA, verschiedener Proteine und Proteinkomplexe
sowie weiterer Moleküle in der Zelle angewiesen.
Dass offenbar nicht nur die Länge
der Telomere, sondern besonders auch ihre
räumliche Anordnung eine wesentliche Rolle
spielt, hat sich bereits herauskristallisiert.
„Doch vieles ist noch unklar“, sagt Professor
Bernd Wollnik, Direktor des Instituts für Humangenetik
der Universitätsmedizin Göttin-
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FOTOS: RONALD SCHMIDT
PROFIL
Die Wissenschaftler*innen nutzen Hochdurchsatzsequenzierung, aber auch hochauflösende Mikroskopierverfahren, um den Mechanismen der Alterung auf die
Spur zu kommen.
gen (UMG). „Uns interessieren die Antworten
auf so viele Fragen: Welche Gene sind involviert?
Welche Signalwege und Mechanismen
greifen im Alterungsprozess ineinander? Ab
welcher Verkürzung der Telomerlänge bricht
deren räumliche Struktur zusammen?“ Diesen
Fragen auf den Grund zu gehen und die
Dynamik von Telomeren zu entschlüsseln –
sowohl im natürlichen Alterungsprozess als
auch in der Entstehung und Entwicklung von
altersassoziierten Erkrankungen, etwa des
Herzens –, das hat sich das Team um Bernd
Wollnik vorgenommen.
UNTERSCHIEDLICHSTE TECHNIKEN weiterentwickeln
und neu kombinieren – auf diese
Weise gelangen die Wissenschaftler*innen
zu neuen Erkenntnissen. Gerade im technologischen
Bereich haben sich Bernd Wollnik
zufolge in den letzten Jahren neue Horizonte
eröffnet: „Die enorme technologische
Ent wicklung in der Humangenetik hat uns
eine Vielzahl neuer Werkzeuge beschert. Die
verschiedenen Methoden der Hochdurchsatzsequenzierung
versetzen uns in die
Lage, nahezu jede Veränderung in der DNA
aufzuspüren, im gesamten Genom eines
Menschen. Wir haben erst kürzlich und erstmalig
die komplette Telomerlänge einzelner
Chromosomen präzise bestimmen können.
Eine bahnbrechende Methodik, die nun viele
Türen für die Beantwortung all unserer
Fragen öffnet“, sagt Bernd Wollnik. „Aber wir
beschränken uns nicht auf DNA-Analysen. Wir
ermitteln zum Beispiel durch RNA-Sequenzierung,
welche Gene wann abgelesen, also
aktiviert werden. Zu welchem Zeitpunkt? In
welcher Zelle?“ Konkret bestimmen die Forschenden
also die Länge von Telomeren in
verschiedenen Zelltypen und Zellentwicklungsstadien,
in Zellen mit krankheitsverursachenden
Gendefekten und in gesunden Zellen.
Sequenzdaten kombinieren sie mit neuesten
hochauflösenden Mikroskopierverfahren.
EINE WEITERE BESONDERHEIT: Im Unterschied
zu früher geht es ihnen nicht darum,
eine durchschnittliche Länge von Telomeren
aus vielen Zellen einer Blut- oder Gewebeprobe
zu bestimmen. Stattdessen fokussieren
sie sich auf einzelne Zellen und sogar
auf einzelne Chromosomen. Sie fragen: Wie
sieht das Telomer eines bestimmten Chromosoms
aus? Lassen sich spezifische Effekte
auf die Zellalterung oder die Entstehung
von Erkrankungen ableiten? Besonders im
Rahmen der unterschiedlichen wissenschaftlichen
Aktivitäten des Teams der Humangenetik
im Herzzentrum der UMG (zum Beispiel
des Sonderforschungsbereichs SFB1002
oder der Studien im Deutschen Zentrum für
Herz-Kreislauf-Forschung, DZHK) liefern diese
Methoden neue Einblicke in die Alterung
des Herzens und die Entstehung der Herzschwäche.
Eine weitere Strategie, um den
Alterungsprozess auf molekularer Ebene zu
„Die enorme technologische
Entwicklung in der Humangenetik
hat uns eine Vielzahl
neuer Werkzeuge beschert.
Die verschiedenen Methoden
der Hochdurchsatzsequenzierung
versetzen uns in die
Lage, nahezu jede Veränderung
in der DNA aufzuspüren,
im gesamten Genom eines
Menschen.
PROF. DR. MED. BERND WOLLNIK
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Prof. Dr. med. Bernd Wollnik
„Diese neuen Möglichkeiten
und Perspektiven sind Motor
und Motivation für das
gesamte Team!“
ergründen und Hinweise zu liefern, wie sich
altersassoziierte Erkrankungen vermeiden
oder behandeln lassen, besteht darin, Genvarianten
zu identifizieren, die seltene angeborene
Erkrankungen mit beschleunigter
Alterung verursachen, sogenannte Progerien.
Damit befasst sich sehr erfolgreich auch eine
weitere, von Professor Uwe Kornak geleitete
Forschungsgruppe am Institut für Humangenetik.
So konnte das Team um Professor
Kornak erst kürzlich mit BUD13 ein neues Gen
und einen neuen Krankheitsmechanismus für
eine progeroide Erkrankung entschlüsseln
und international sichtbar publizieren.
SO ZWANGSLÄUFIG DER ALTERUNGSPRO-
ZESS IST, so komplex sind die molekularen
und zellulären Vorgänge, die dabei ineinandergreifen.
Telomerverkürzung ist hier nur ein Faktor.
Genomische Instabilität, epigenetische Veränderungen,
mitochondriale Dysfunktion sind
weitere, aber noch lange nicht alle Merkmale des
Alterns. Um solche Details aufzuklären, muss
man gleichzeitig die gesamte Zelle in den Blick
nehmen: DNA, RNA, Proteine, Stoffwechselprodukte
und andere Moleküle. Und natürlich ihre
Interaktionen und Wechselbeziehungen mitund
untereinander. Solche Untersuchungen
werden unter dem Begriff der Omics-Technologien
zusammengefasst, mit der Genomik,
Transkriptomik, Proteomik, Metabolomik etc.
Die UMG ist in diesem Jahr der Translations-
Allianz In Niedersachsen (TRAIN) beigetreten,
und Bernd Wollnik ist seit Kurzem UMG-Standortsprecher
im Bereich ,Trainomics‘: „Es ist
ein sehr dynamisches Verbundmodell, welches
die kooperative und komplementäre Nutzung
und Weiterentwicklung von Omics-Ressourcen
und Omics-basierten Forschungsstudien durch
Forschungseinrichtungen in Braunschweig,
Göttingen und Hannover unterstützt.“
UND DANN IST DA JA AUCH NOCH DIE
ANDERE TECHNOLOGISCHE REVOLUTION:
die „Genschere“ CRISPR/Cas. Sie wird die
Humangenetik in Zukunft maßgeblich prägen,
besonders im therapeutischen Bereich.
Dieses Tool zur Genomeditierung ermöglicht
es, DNA gezielt an gewünschten Stellen zu
verändern, also Bausteine auszuschneiden,
einzufügen oder auszutauschen und somit
Fehler in der DNA oder Fehlfunktionen
von Genen und Proteinen zu korrigieren. In
der humangenetischen Forschung erleichtert
dieses mächtige Werkzeug nicht nur die
funktionelle Charakterisierung genetischer
Veränderungen in Zellen, um grundlegende
Signalwege und Vorgänge zu entschlüsseln,
sie ebnet auch den Weg zur Entwicklung neuer
Behandlungsstrategien, auch für altersassoziierte
Erkrankungen. Bernd Wollnik erklärt:
„Im Unterschied zu früher sind wir jetzt
in der humangenetischen Forschung in der
Lage, die ganze Strecke zurückzulegen: Wir
identifizieren genetische Krankheitsursachen,
entschlüsseln die molekularen und zellulären
Auswirkungen von Genvarianten, gewinnen
Erkenntnisse über grundlegende Prozesse in
der gesunden, der alternden und der kranken
Zelle und liefern so Ansatzpunkte für therapeutische
Optionen. Diese neuen Möglichkeiten
und Perspektiven sind Motor und Motivation
für das gesamte Team!“
KONTAKT
Institut für Humangenetik
Universitätsmedizin Göttingen
Prof. Dr. med. Bernd Wollnik
Tel. 0551 39-60606
bernd.wollnik@med.uni-goettingen.de
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mensch
62 4 |2022
mensch
Frei wie
ein Vogel
Nachdem Katja Thiele-Hann die Expansion des Bäckerei-Betriebs
deutlich vorangetrieben und die Mitarbeiterzahl fast verfünffacht hat,
verkaufte sie das Unternehmen – nach fast 150 Jahren in Familienhand.
Ihren neu gewonnenen Freiraum füllt sie heute mit Greifvögeln und
Eisklettern in luftiger Höhe und bleibt der Branche dennoch erhalten.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
4 |2022 63
mensch
LESEZEIT: 9 MINUTEN
Richtig klar geworden ist mir die
Veränderung in meinem Leben in
der ersten Januarwoche dieses Jahres“,
erzählt Katja Thiele-Hann mit
einem ansteckenden Lächeln. Als
zum ersten Mal seit vielen Jahren
keine Nachrichten in den diversen
WhatsApp-Gruppen der Bäckerei Thiele ankamen. Morgens
waren auch keine E-Mails im Posteingang. „Ich
habe direkt meinen Mann gefragt, ob mit dem Server
alles in Ordnung ist.“ Natürlich war alles in bester Ordnung.
Katja Thiele-Hann stand bloß – 30 Jahre nach
dem Eintritt in das Familienunternehmen – nicht mehr
in der Verantwortung bei der Feinbäckerei Thiele. Im
April 2021 hatten ihr Mann Michael Hann und sie das
Unternehmen verkauft, ebenso wie die Bäckerei Apel,
die sie im Jahr 2009 dazu übernommen hatten. Beide
Betriebe gehören seitdem zum Frankfurter ,Haus der Bäcker‘.
Während ihr Mann schon seit dem Verkauf nicht
mehr aktiv eingebunden war, begleitete die ausgebildete
Konditorin Thiele-Hann das Geschehen noch als Geschäftsführerin
weiter. Bis Ende Dezember des vergangenen
Jahres auch damit Schluss war.
Es wirkt beinahe anrührend, dass es eine so kleine Sache
wie ein leeres Postfach brauchte, um ihr den großen
Einschnitt noch einmal vor Augen zu führen. Die Erklärung
leuchtet ein: Seit sie das Unternehmen als 29-Jährige
von ihrem Vater gekauft hat, habe sie sich eine morgendliche
Routine angewöhnt. „Beim ersten Kaffee habe
ich die Umsätze des Vortages angesehen und bin immer
sofort alle Nachrichten durchgegangen.“ So kam bei
bundesweit mehr als 85 Filialen und über 730 Mitarbeitenden
meist schon in den Morgenstunden sehr viel Post
zusammen, auch solche mit drängenden Problemen.
Stets startete sie unter Hochdruck in den Tag, nicht selten
folgten elf, zwölf oder mehr Arbeitsstunden. Auf die
Frage, ob sie den Trubel vermisse, kommt die Antwort
von Katja Thiele-Hann ohne Zögern: „Mein Leben ist
heute mindestens so lebendig wie früher – ich muss nur
weniger Probleme lösen.“
UND DANN ERZÄHLT SIE von diesem neuen, anders gefüllten
Leben. „Dieses Jahr war ein Jahr des Ausprobierens.
Ich habe Dinge gemacht, die früher nicht gingen,
weil ich Verantwortung für unser Unternehmen und unsere
Mitarbeitenden getragen habe oder weil schlicht die
Zeit gefehlt hat“, erzählt Thiele-Hann. Nun aber war es
an der Zeit, ihre Grenzen auszuloten. So hatte sie schon
vor ihrem endgültigen Austritt Eisklettern in den Bergen
in Bad Gastein gebucht. „Erst dachte ich: ,Das kannst du
nicht bringen‘ und war schwer beeindruckt, als ich vor
der enormen Eiswand stand“, sagt sie und lacht. „Aber
gemeinsam mit einem tollen Bergführer habe ich die körperliche
Herausforderung gemeistert.“ Mindestens genauso
spannend sei das Abseilen aus 34 Metern Höhe
von einem Aquädukt in der Nähe des Edersees gewesen.
Das Schwingen durch luftige Höhen scheint ihr Ding.
Denn Thiele-Hann schaffte es im vergangenen Jahr, endlich
noch eine Herzensangelegenheit zu vertiefen: ihre
Leidenschaft für Greifvögel. Mehrere Tage lang versorgte
sie gemeinsam mit dem Falkner im Tierpark Sababurg
die Vögel bei der Greifvogelstation, säuberte Unterkünfte
und half beim Training sowie bei der Flugschau mit.
„Das war eine wundervolle Erfahrung, ein erhabenes
Gefühl, mit den großen Tieren wie dem Weißkopfseeadler
zu arbeiten“, sagt sie von Erinnerungen beseelt. Kurz
darauf besuchte sie auch bei einer Dubai-Reise eine
Greifvogelshow – und überzeugte kurzerhand den dortigen
Falkner, sie ebenfalls als Assistentin einzusetzen.
Eine zupackende Frau, die weiß, was sie will.
DEN NEU GEWONNENEN FREIRAUM verdankt die
53-Jährige in doppelter Hinsicht auch ihrem Vater. An
ihm habe sie sich ein Beispiel genommen: „Er ist ein toller
Typ. In einer Branche, in der Senioren traditionell
eher lange im Unternehmen bleiben, hat er als einer der
Jüngsten bereits mit 57 Jahren den Betrieb an die nächste
Generation übergeben.“ Auch bei der schwierigen
Entscheidung, das Unternehmen – das 1878 von Friedrich
Wilhelm Thiele und seiner Frau Albertine gegründet
wurde – nach fünf Generationen nicht in Familienhand
64 4 | 2022
mensch
» Mein Leben ist heute mindestens
so lebendig wie früher – nur mit
weniger ernsten Themen.«
zu belassen, sei er ein starker Rückhalt gewesen. „Ich
habe mir das nicht leicht gemacht“, erzählt sie. Als „Bäckerkind“,
wie sie sich selber nennt, habe sie ab dem
vierten Lebensjahr mitbekommen, wie alles funktioniert.
„Mein Vater hat auch am Küchentisch viel aus dem Betrieb
erzählt“, sagt Katja Thiele-Hann. Eine Trennung
von Privat- und Arbeitsleben habe es nie gegeben.
Als sie den Betrieb übernommen habe, hatte er 150
Mitarbeiter. Über nahezu 25 Jahre sei sie mit dem Unternehmen
gewachsen und habe das nötige Tempo für die
heutige Größe Schritt für Schritt erarbeitet. „Die
Familien bäckerei Thiele gibt es jetzt so nicht mehr, aber
das Unternehmen lebt weiter. Von 730 Mitarbeitern sind
zum Verkaufszeitpunkt nur zwei gegangen: mein Mann
und ich.“ Mit diesem Gedanken im Kopf kann sie heute
in eine Thiele-Filiale gehen, ohne melancholisch zu
werden. „Ich muss nur aufpassen, nicht aus purer Gewohnheit
direkt nach hinten durchzulaufen“, erzählt sie
augenzwinkernd.
Wie sehr Katja Thiele-Hann dem eigenen Betrieb und
dem Bäckerhandwerk überhaupt verbunden ist, zeigt
unter anderem die Tatsache, dass sie für ihre Arbeit bereits
mehrfach ausgezeichnet wurde: Der damalige Vizekanzler
Franz Müntefering verlieh ihr das Bundesverdienstkreuz
für ihr Engagement im Bereich der Ausbildung,
und nur ein Jahr später erhielt sie die Auszeichnung
als Ausbildungs- Ass der IHK für die Schaffung
hervorragender Ausbildungsbedingungen.
DAS KAPITEL FAMILIENUNTERNEHMEN mag Thiele-
Hann inzwischen beendet haben, der Branche bleibt sie
erhalten: Sie schreibt für den Inger Verlag Artikel für die
Zeitschrift Bäckerwelt und gibt mit einer wöchentlichen
Kolumne Impulse für Bäckerei-Inhaber. In ihrem kleinen
Nebenprojekt, dem Podcast ,Zuckersüß ins Wochenende‘,
teilte sie mit ihren Hörern in elf Folgen „heitere Beobachtungen
aus dem Leben“.
Um ihr umfangreiches Wissen an Bäckerinnen und Bäcker
weiterzugeben, gründete sie Anfang 2022 die bundesweit
aktive KTH Beratung. Nicht als Unternehmerin,
ZUR PERSON
Katja Thiele-Hann kommt 1969 in Göttingen zur Welt.
1988 beginnt sie eine Ausbildung als Konditorin in Hannover.
Nach einer weiteren Ausbildung zur Industriekauffrau
bei der Tchibo GmbH tritt sie 1993 in das Familienunternehmen
Feinbäckerei Thiele ein, das sie fünf Jahre später
mit nur 29 Jahren von ihrem Vater kauft. Gemeinsam mit
ihrem Mann baut sie das Unternehmen von 150 auf mehr
als 730 Mitarbeitende in 86 Filialen aus – unter anderem
mit dem Kauf der Bäckerei Apel im Jahr 2009.
Für ihre Arbeit erhält Thiele-Hann im Jahr 2007 die Auszeichnung
als Ausbildungs-Ass der IHK für die Schaffung
hervorragender Ausbildungsbedingungen. Im selben Jahr
verleiht ihr der damalige Vizekanzler Franz Müntefering
das Bundesverdienstkreuz. Von 2007 bis 2014 ist sie die
erste weibliche Kreishandwerksmeisterin des Landes
Niedersachsen und seit ihrem Rücktritt Ehrenkreishandwerksmeisterin.
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mensch
Zum Abbau von Emotionen Sport war für Thiele-Hann schon immer ein überlebenswichtiger Ausgleich: Selbst nach einem
sehr langen Tag geht sie erst ins Bett, wenn sie ihre Lieblingsstrecke am Göttinger Kehr mit dem Rad gefahren ist.
66 4 | 2022
mensch
sondern „nur“ als Selbstständige, wie sie betont – Mitarbeiterzahl:
eins. Mit Messe-Besuchen und zahllosen
Stippvisiten in Betrieben, auch außerhalb ihrer Beratungstätigkeit,
hält sie engen Kontakt zur Branche und
bleibt thematisch auf der Höhe der Zeit. „Ich sehe mir
nahezu jede Bäckerei an, an der ich vorbeikomme“, sagt
sie. Das sei schon immer so gewesen, auch auf Reisen im
Ausland, denn jedes Land habe „eine individuelle Bäckerei-Kultur“.
Zu ihren Lieblingsprodukten gehören
Schweizer Brot mit dunkel ausgebackener Kruste,
Zimtschnecken in Skandinavien und die unglaublichen
Mengen an Baguette in Frankreich.
„IHRE BRANCHE“ STÜNDE VOR großen Herausforderungen,
der Beratungsbedarf sei enorm. „Frühere Probleme
wirken heute wie Problemchen, heute ist Krise.“
Durch steigende Kosten für Mieten und Energie und
Schwierigkeiten in den Lieferketten würden Betriebsergebnisse
schlechter. Viele Familien müssten sich fragen,
ob sie gemeinsam bereit sind, durch diese Zeit zu gehen.
Die angespannte Personalsituation verschärfe die Lage.
„Das Thema Personal ist in der Beratung und in meinen
Artikeln ganz zentral“, sagt Thiele-Hann. „Das war immer
meine Stärke, und in diesem Bereich habe ich aus
meiner Sicht dem eigenen Unternehmen besonders gedient.“
Menschliche Nähe sei ein Pfund, mit dem kleinere
Betriebe wuchern könnten: Sie hat gute Erfahrungen
damit gemacht, selbst in Bewerbungsgesprächen zu sitzen,
neuen Mitarbeitenden Produktionsbesichtigungen
anzubieten und Schulungen selber durchzuführen. „Ich
habe regelmäßig Fahrer auf ihren Touren begleitet. Die
waren dann oft sehr erstaunt, wenn ich im Morgengrauen
mit dickem Pullover und Turnschuhen am LKW stand
und mitfahren wollte“, erzählt sie. „Das ist sinnvoll investierte
Zeit. Die Fahrer bekommen in allen Filialen auf
ihrer Tour mit, was los ist. Als Unternehmer erhalten sie
so ungeahnt gute Einblicke.“
DIE FRAGE, OB ES IN ZEHN JAHREN noch Bäckereien
geben werde oder Backwaren dann nur noch in Supermärkten
erhältlich seien, beantwortet sie so: „Für eine
Zukunft mit handwerklich hergestellten Backwaren sind
Unternehmer nötig, die den Mut haben, ihr Sortiment zu
verkleinern und Öffnungszeiten zu kürzen.“ Aber auch
die Kunden müssten treu zu ihrer Stammbäckerei stehen.
„Ich wünsche der Branche Kunden, die nicht am Abend
noch das volle Sortiment erwarten und die akzeptieren,
dass es Spezialprodukte nur an bestimmten Tagen gibt.“
Obwohl Katja Thiele-Hann und ihr Mann mittlerweile
einen Zweitwohnsitz in Hamburg haben, sind sie Göttingen
und der Region immer noch eng verbunden, die
sie als umtriebige Netzwerkerin und erste weibliche
Kreishandwerksmeisterin des Landes Niedersachsen von
2007 bis 2014 mitgeprägt hat – so erfolgreich, dass sie
nach ihrem Rücktritt einstimmig zur Ehrenkreishandwerksmeisterin
gewählt wurde. Auch über ihren „geliebten“
Club der Göttinger Wirtschaft hält sie weiter den
Kontakt. „Bei den Exkursionen des Clubs in die Unternehmen
lerne ich tolle Hidden Champions kennen“, erzählt
Thiele-Hann. „Ich erfahre, was Unternehmer aus
anderen Branchen in ihrem Alltag umtreibt.“ Für diese
stünde sie auch gerne als Sparringspartnerin zur Verfügung,
unentgeltlich, als „Göttingerin für Göttinger“.
NACH DEN WÜNSCHEN FÜR SICH SELBST GEFRAGT,
antwortet sie: „Ich würde mir vor allem wünschen, dass
ich bald wieder so viel reisen kann wie vor Corona.“
Sonst sei sie mit ihrem ,neuen‘ Leben sehr zufrieden.
Ohne sie nach ihrer Lieblingsbackware zu Weihnachten
zu fragen, konnten wir das Gespräch mit dem ,Bäckerkind‘
nicht beenden. Nach kurzem Überlegen legt sie
sich fest: „Zimtsterne mag ich sehr gern – sie selbst zu
backen, ist allerdings eine Strafarbeit.“ Sie habe zwar
Freude am Backen, aber nicht zu Hause. „Mit Mengen
unter 160 Kilogramm“, sagt Thiele-Hann noch lächelnd,
„kann ich nicht so gut umgehen.“ƒ
ZUM UNTERNEHMEN
Die Bäckerei Thiele wurde 1878 von Friedrich Wilhelm
Thiele gegründet und seit 1998 von Katja Thiele-Hann in
fünfter Generation geführt. In den 1950er Jahren konnte
die Firma stark vergrößert werden: Lebensmittelhändler,
Krankenhäuser und die Bundeswehr erhöhten den Absatz.
1979 eröffnete die erste Filiale in Grone, bis 1996 folgten
weitere Zweigstellen zwischen Hannover und Kassel.
2009 wurde die Bäckerei Apel in Kassel mit 250
Mitarbeitern hinzuerworben.
2013 beginnt die Kooperation mit der AWO Göttingen.
Das Projekt ,Brot-Galerie – Bestes von gestern‘ ermöglicht
psychisch erkrankten Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt
keine Chance haben, eine angemessene Berufstätigkeit.
Im selben Jahr wird auch die Kooperationsvereinbarung
,Schulbetrieb‘ mit dem Landkreis beschlossen.
Im April 2021 verkauft Katja Thiele-Hann das Familienunternehmen
an das Frankfurter ,Haus der Bäcker‘.
Nachdem sie im Dezember 2021 auch als Geschäftsführerin
ausscheidet, gründet sie die KTH Bäckereiberatung.
www.kth-beratung.de
4 |2022 67
mensch
Kornelius Thimm zog von Northeim in die Welt hinaus und kam mit frischen Ideen zurück.
Damit will der Enkel des Gründers, der seit dem Sommer als CEO die THIMM-Gruppe
mit rund 2.500 Mitarbeitern führt, viel bewegen und verändern.
Dabei besinnt sich der 45-Jährige zugleich auf die Wurzeln des Familienunternehmens:
„Werte sind mehr als das, was man mal so an die Wand schreibt.“
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
68 4 |2022
mensch
Der Rebell
4 |2022 69
mensch
damals trennen zwei schwere
Doppeltüren das Büro des Fir-
1982
–
mengründers Walter Felix Thimm
vom restlichen Teil des Unternehmens THIMM-Verpackung.
Der fünfjährige Kornelius Thimm steht oft ehrfürchtig
in dem dahinter geschützten, holzvertäfelten
Büro seines Großvaters. „Für uns Kinder war das etwas
ganz Be sonderes, da überhaupt reinzugehen“, erzählt
Kornelius Thimm, der heute, 40 Jahre später, selbst CEO
der THIMM-Gruppe ist. Vieles hat sich über die Jahre
verändert. Aus dem kleinen Wellpappe-Produzenten aus
Northeim wurde ein europaweit agierender Hersteller
für Produktverpackungen mit innovativen und nachhaltigen
Lösungen. Aus geschlossenen Büros wurden flache
Hierarchien. Geblieben ist: ein mit Leidenschaft geführtes
Familienunternehmen.
ALS KORNELIUS THIMM ZUR WELT KOMMT, ist sein
Vater Klaus Thimm bereits als Geschäftsführer mit ins
Unternehmen eingestiegen. Und so wächst Kornelius
zwar irgendwie ganz normal in Northeim auf, geht hier
in den Kindergarten und zur Schule – und doch ist er
auch immer das Unternehmerkind. In einer Kleinstadt
kann das mehr oder weniger positiv sein. „Da gab es
Lehrer, die meinten, ich beteilige mich am Unterricht,
wo ich doch die ganze Zeit nur geschlafen habe“, sagt
der Enkel des Gründers lachend. Er hat keine Angst, sich
authentisch zu zeigen – im Gespräch wie in seinem Führungsstil.
Überhaupt findet das Interview in sehr entspannter
Atmosphäre statt. Kornelius Thimm sitzt offen und zugewandt
auf seinem Stuhl am Konferenztisch und hat
sichtlich Freude daran, aus seinem Leben zu erzählen. Er
erinnert sich an Samstage, an denen er seinen Vater ins
Unternehmen begleiten durfte und dann mit dem Pförtner
zusammen ‚die Runde gemacht hat‘, wie er sagt. Und
an Ostern oder Weihnachten bringt er gemeinsam mit
seinem Vater den Mitarbeitern Kekse und Kaffee vorbei.
„Das heißt, die Verantwortung für das Unternehmen
kenne ich schon von Kindesbeiden an“, erzählt er rückblickend.
Das habe ihn geprägt. Und später in der Oberstufe
stand er in den Sommerferien hinter der Maschine.
Das war, bevor viele der Prozesse automatisiert abliefen.
„Ich habe noch Einzelstapel per Hand auseinandergerissen
und palettiert“, sagt er. „Ich habe im Schichtdienst
gearbeitet und Nachtschichten gemacht.“ Dass er tatsächlich
in den väter lichen Betrieb einsteigen werde,
stand für ihn zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht
fest.
Erst seit Juli dieses Jahres ist der 45-Jährige neuer
CEO der THIMM-Gruppe und übernimmt damit den
Posten von Mathias Schliep, der 23 Jahre lang Vorsitzender
der Geschäftsführung war. Schliep ist sein Schwager
und wird die THIMM-Gruppe im Verwaltungsrat weiterhin
beraten und begleiten. Zeitgleich mit dem Antritt
von Kornelius Thimm erfährt die Unternehmensgruppe
eine einschneidende Veränderung. Während die Firma in
den 1990er-Jahren noch unter der Leitung seines Vaters
zunehmend auf Diversifikation setzt und somit mit einem
breit aufgestellten Portfolio ein enormes Wachstum
vorantreibt, zielt die Entwicklung heute auf Fokussierung.
ANFANG 2022 ZÄHLEN ZUR THIMM-GRUPPE 21 Standorte,
einige davon gehören zum Geschäftsbereich Thimm
Packaging Systems, der auf Verpackungssysteme für
Industriegüter wie die Automobilbranche spezialisiert
ist. Im Zuge der langfristigen Strategieweiterentwicklung
trennt sich die THIMM-Gruppe jedoch Mitte dieses
Jahres von diesem Bereich, um den Fokus auf die
Konsumgüterindustrie auszurichten. THIMM Packaging
Systems sei sehr erfolgreich gewesen, jedoch zeige
sich im Bereich Industriegüter seit einigen Jahren ein
nicht vernachlässigbarer Trend der Globalisierung. „Aus
eigener Kraft hätten wir dies nur langsam umsetzen können
– zu langsam. Daher haben wir diesen Geschäftsbereich
an einen langjährigen Partner verkauft, der bereits
global aufgestellt ist“, erklärt Kornelius Thimm, um
im gleichen Atemzug auf die Zukunft zu schauen. „Wir
sehen im Bereich Konsumgüterindustrie unsere Kernkom
petenz, hier können und wollen wir weiter wachsen.
Dafür haben wir bereits ein Investitionsprogramm von
über 400 Millionen Euro aufgesetzt“, erzählt der CEO.
Bis 2030 soll sich der Umsatz verdoppeln. Um dieses
Ziel zu erreichen, braucht es ein neues Setup und neue
Strukturen. Ausruhen auf dem Erfolg – das war bei
THIMM noch nie die Devise. Mit der Neuausrichtung
gehören jetzt 13 Standorte zum Unternehmen. Die Mitarbeiterzahl
reduzierte sich von mehr als 3.600 auf ungefähr
2.500.
70 4 | 2022
mensch
NACH DEM ABITUR VERLÄSST THIMM sowohl das Unternehmen
seiner Ferienjobs als auch seine Geburtsstadt
Northeim. „Ich habe meine Karriere unabhängig von
unserem Familienbetrieb gemacht – von einem kleinen
Intermezzo von 2010 bis 2012 abgesehen, wo ich zweieinhalb
Jahre eng mit meinem Vater zusammengearbeitet
habe.“ Er studiert Maschinenbau in Aachen und absolviert
seinen Master of Business Administration in der
Schweiz. Bereits mit 30 Jahren leitet er in der BMW
Group Entwicklungsprojekte in München und Detroit.
Auf seinem weiteren Karriereweg verantwortet er die
Geschäftsentwicklung bei Conprinta Printing Technology
und leitet als Director Customer Support bei der Beumer
Maschinenfabrik unter anderem die Organisation und
den Vertrieb des Customer Supports in Europa, dem
Mittleren Osten und Afrika.
Konzernstrukturen, Start-up-Mentalität und Fami lien -
unternehmen – sein Werdegang ließ ihm genügend Freiheit,
seinen eigenen Weg zu finden. „Ich durfte eine weltweite
Funktion ausfüllen und auch einfach Geschäft
ZUR PERSON
Kornelius Thimm ist der Enkel des Firmengründers
Walter Felix Thimm von THIMM-Verpackung. Der 45-Jährige
übernimmt in 2022 nach einer weltweiten Karriere in
unterschiedlichsten Unternehmen die Geschäftsführung
(CEO) der THIMM-Gruppe. Bereits vorher hatte er die
Geschäftsführung von Conprinta Printing Technology
und die Geschäftsführung von der THIMM-Tochter
Christiansen Print übernommen. Als CEO tritt er die
Nachfolge seines Schwagers Mathias Schliep an, der im
Verwaltungsrat das Unternehmen weiterhin begleiten
wird. Kornelius Thimm fühlt sich mit seiner Heimtatstadt
sehr verbunden. Wenn er mal kein Unternehmen leitet,
kocht er leidenschaftlich gern und verbringt am liebsten
Zeit mit seiner Familie.
4 |2022 71
mensch
gestalten“, sagt er mit Begeisterung. Selbst gestalten zu
dürfen und kreativ zu sein, das gefällt dem 45-Jährigen
noch immer. Ihm ist bewusst, dass es Menschen gibt, die
im Gegensatz dazu sagen, ‚Ich weiß ganz genau, was
mein Plan ist‘. „Ich hingegen lebe im Hier und Jetzt und
schaue, welche Herausforderungen es heute gibt – und
was ich erreichen will “, sagt Thimm mit Nachdruck.
Mit seiner Rückkehr nach Northeim vor fünf Jahren
und dem Einstieg in die Geschäftsführung bei THIMM,
zunächst als Chief Operating Officer (COO), änderte
sich seine Rolle. „Vorher war ich der junge, kreative Rebell,
der einfach gesagt hat: ‚Nein, jetzt machen wir das
ab morgen anders‘“, sagt er. Das geht heute nicht mehr.
Dennoch: Ganz verschwunden ist der Rebell von damals
nicht. Auch heute will er etwas bewegen und verändern.
Authentisch zu sein, das ist ihm wichtig. Und
dass er als Führungskraft und als einer von vier Erben
des Familienunternehmens eine Verantwortung übernommen
hat, die keine Last, sondern die Chance auf
Weiterentwicklung in sich trägt.
EINE FRAGE, DIE IHM AUCH NACH ÜBER FÜNF JAHREN
immer wieder gestellt wird: ‚Warum sind Sie nach Northeim
zurückgekehrt?‘ Zurück in die Provinz. Zurück zu
den großväterlichen Wurzeln. Manchmal muss man
fortgehen, um aus vollem Herzen schätzen zu können,
was vor einem liegt. „Ich sehe hier so viel Potenzial.
Unser Unternehmen hat diese Mischung aus Modernität,
aber auch Stabilität, Flexibilität und nachhaltigem
Denken. Und auch die Region hat so große Chancen,
sich weiterzuentwickeln“, sagt der Northeimer. Keine
Wehmut nach nüchternen Konzernstrukturen, die sehr
viel aufwenden müssen, um einen Funken Emotionalität
aufzubringen oder nach Start-ups, die mit einer wahnsinnigen
Dynamik ebenfalls einen anderen Fokus haben.
Stattdessen lebt Kornelius Thimm die Familienwerte
weiter, die mit den Unternehmenswerten verwoben sind.
Das kann nur entstehen, wenn man seine Wurzeln nicht
vergisst. Wertschätzung. Veränderungsbereitschaft. Erfolgsorientierung.
„Die Basis dieser Werte hat mein
Vater gesetzt. Wir haben noch abfotografierte Overheadfolien
von ihm, die ab und an rausgezogen werden“,
sagt der Sohn. Als sein Vater vor zwei Jahren starb, ging
ein großer Visionär, der das Familienunternehmen maßgeblich
geprägt hat. Schon dieser übernahm von seinem
Vater die Maxime ,Es geht nicht darum, wie wir mehr
Gewinne erzielen. Wir fragen immer: Kunde, was können
wir besser machen?‘
GENAU DIESE KUNDENORIENTIERUNG, die kreative
Gestaltung von Prozessen und Zusammenarbeit mit
Kunden auf Augenhöhe, prägen das Bild der THIMM-
Gruppe nach außen. Im Inneren findet sich eine lebendige
Firmenkultur. „Ich sehe mich eher als Sparringspartner
und Coach, als dass ich selbst Lösungen entwickle.
Dafür gibt es hier einfach Menschen, die viel mehr Expertise
haben“, sagt Kornelius Thimm. „Und das macht
mir sehr, sehr viel Freude: gemeinsam die beste Lösung
zu finden.“
BEI ALLEN ERFOLGSMELDUNGEN und positiven Entwicklungen:
Der Markt ist hart und umkämpft, und die
Mitarbeitenden erleben gute und schwere Zeiten – auch
hier. Veränderungsprozesse sind ein Stück weit auch immer
ein Leidensweg, weil Transformation und Entwicklung
nicht im Bällebad stattfinden. Es ist zu spüren, dass
Kornelius Thimm vor der Aufgabe, die vor ihm liegt,
Respekt hat. „Bei uns sind Werte mehr als das, was man
mal so an die Wand schreibt – und darum werden wir
auch unsere Zukunft erfolgreich gestalten.“ Da sitzt er –
immer noch entspannt und selbstbewusst – und trinkt den
letzten Schluck Kaffee aus. Er weiß, wofür er erfolgreich
sein will. Für seine Familie, für seine Kunden und für seine
Mitarbeiter. „Das ist der Kern, warum wir da sind.“ƒ
Einen noch persönlicheren Eindruck vom Kreativkopf
und CEO der THIMM-Gruppe Kornelius Thimm
bekommen Sie in unserem faktordigital-Video unter:
www.faktor-magazin.de/faktor-video
Zum Unternehmen
Den Grundstein für die THIMM-Gruppe legte 1949
Walter Felix Thimm mit ,THIMM-Wellpappe‘. Aus dem
kleinen Familienbetrieb wurde eine international agierende
Unternehmensgruppe, die heute in dritter Generation
geführt wird. THIMM produziert Transport- und Verkaufsver
packungen aus Wellpappe, Verkaufsaufsteller sowie
Druckprodukte für die industrielle Weiterverarbeitung.
Zur Gruppe gehören die Geschäftsbereiche THIMM
pack’n’display, Christiansen Print, das Start-up Cartonara
sowie die digit49. Mit dem Verkauf des Indus trie bereichs
Packaging Systems fokussiert sich die Gruppe auf die
Konsumgüterbranche und investiert 400 Millionen Euro,
um bis 2030 ihren Umsatz zu verdoppeln.
72 4 | 2022
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mensch
74 4 | 2022
mensch
„Stillstand macht
mir Angst“
Anlässlich des 50. Jubiläums des Landkreises Göttingen trifft faktor Marcel Riethig an
seinem Lieblingsort. Dort erzählt der Landrat, wie seine Pflegeeltern sein Verständnis von
Verantwortung für die Gesellschaft nachhaltig beeinflusst haben und er sich vom
ruhigen Zeitgenossen zum Klassenclown entwickelte.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 6 MINUTEN
Zum Interview im Europäischen Brotmuseum
in Ebergötzen kommt der Lokalpolitiker
Marcel Riethig wenige Minuten
zu spät: Als Landrat des drittgrößten
Landkreises in Niedersachsen ist er ein
gefragter Mann mit vielen Terminen im Kalender. Dennoch
wirkt er nicht abgehetzt. Anlaufzeit braucht er
keine und erklärt als Erstes, warum er das Brotmuseum
als Treffpunkt ausgewählt hat. „Abgesehen von meiner
Wohnung auf den Zietenterrassen ist hier einer der
Orte im Landkreis, an dem ich mich privat am häufigsten
aufhalte“, sagt der 39-Jährige. „Vor allem natürlich
mit meinen Söhnen. Der ältere ist großer Windmühlen-Fan.“
Im Anschluss an diesen persönlichen Start entspinnt
sich ein Gespräch, in dem der Landrat Marcel
Riethig nicht nur weitere Einblicke in sein bisheri ges
Leben, sondern auch in seine Pläne für die Zukunft gewährt.
„Ich bin ein Kind der Region, in Eddigehausen am
Fuße der Burg Plesse aufgewachsen“, erzählt Riethig. Er
habe viele schöne, lebhafte Kindheitserinnerungen an
Wochenendausflüge ins Wellenbad in Bad Lauterberg,
zum Abenteuerspielplatz in Sieber oder an Sommernachmittage
im Freibad in Reyershausen. „Das ist auch heute
noch, genau wie das Naturfreibad in Grone, eines der
schönsten in der Region.“ Und dann erklärt er, warum
seine Eltern ihm und seiner Schwester nicht nur eine erfüllte
Kindheit und Jugend ermöglicht, sondern auch
nachhaltig seine Idee von Politik beeinflusst hätten.
„Unsere Eltern haben uns wenig Grenzen gesetzt, wir
durften uns ausprobieren“, sagt Riethig. Ausprobiert hat
er sich im Sport, als Handballtorwart bei der HSG Plesse,
und auch musikalisch, indem er Trompete spielen
lernte und später eine Ausbildung zum Chorleiter für
einen Posaunenchor absolvierte.
DAS GRUNDVERTRAUEN, das ihm seine Eltern jederzeit
entgegenbrachten, sei für ihn heute auch die Basis des
Handelns in der Politik – „unabhängig davon, ob es um
die interkommunale Zusammenarbeit in den Landkreisen,
den täglichen Austausch mit den Bürgerinnen und
Bürgern oder auch mit dem Team in der Verwaltung
geht“. Außerdem habe er – und das sei viel entscheidender
– von seinen Eltern gelernt, was es bedeute, Verantwortung
zu übernehmen. „Sie haben mich bei sich als
Pflegekind aufgenommen, als ich drei Monate alt war“,
erzählt er offen, sichtlich gerührt und dankbar.
Darüber hinaus sei seine Mutter in der Arbeiterwohlfahrt
sozial engagiert gewesen. Beide, Mutter und Vater,
hätten schon in frühen Jahren vorgelebt, dass man nicht
nur für sich, sondern auch für die Gesellschaft Verantwortung
übernehmen kann. „Gemeinschaft funktioniert
nur, wenn man sich auch um andere kümmert“, sagt
Riethig im Brustton der Überzeugung. Hier spricht eindeutig
der Mensch, nicht der Politiker. „Wir können uns
doch zum Beispiel glücklich schätzen, dass wir in der
Region über 150 freiwillige Feuerwehren mit etwa
5.400 aktiven Feuerwehrleuten haben.“
4 |2022 75
mensch
Doch obwohl – oder gerade, weil – Marcel Riethig eine
schöne Kindheit in der Region verbracht, das Abitur am
Otto-Hahn-Gymnasium absolviert und sein Studium der
Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität
abgeschlossen hatte, zog es ihn „zunächst in die weite
Welt“. Schon während des Studiums hatte er in Brüssel
im Europaparlament gearbeitet, aber schnell gemerkt,
dass sich die Idee, dort langfristig zu arbeiten, nicht als
richtig für ihn herausstellte. „Brüssel war und ist für
mich eine Art Raumschiff und zu weit weg von operativer
politischer Arbeit.“ Davon, wie die funktioniert,
machte er sich im Anschluss an sein Studium 2009 ein
Bild: als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Berliner Büro
des 2020 verstorbenen Bundestagsabgeordneten und
SPD-Politikers Thomas Oppermann.
DORT SEI IHM KLAR GEWORDEN, dass Lokalpolitik
perfekt zu ihm passe. „Mir liegt es, Pläne zu machen, sie
schnell umzusetzen und ihre Auswirkungen direkt zu sehen“,
sagt er. Und so kehrte er zum Start in seine lokalpolitische
Karriere zu seinen Wurzeln zurück: Marcel
Riethig wurde im Jahr 2011 in der Kreisverwaltung des
Alt-Landkreises Göttingen Pressesprecher und Leiter der
Stabsstelle Zentrale Steuerung. Im Jahr 2014 wurde er in
den Kreisrat gewählt und verantwortete als Dezernent
die Bereiche Jugend, Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur.
Nach seiner Wiederwahl im Jahr 2016 bekleidete er
den Posten bis ins Jahr 2021.
Gefragt, welches Projekt ihm aus der Zeit besonders
in Erinnerung geblieben ist, gibt er eine Antwort, die vor
dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte nicht
überraschend ist: „Wir konnten damals die Anzahl der
Mitarbeiter im Pflegekinderdienst verdoppeln und
haben damit etwas sozialpolitisch Sinnvolles erreicht“,
erzählt er strahlend. „Mit den neuen Mitarbeitern ist es
uns gelungen, 30 zusätzliche Familien für die Aufnahme
von Pflegekindern zu gewinnen.“ Dass der Landkreis
durch diese Maßnahme zusätzlich Geld gespart habe,
weil die Unterbringung in Familien günstiger als im
Heim sei, sei ein willkommener finanzieller Nebeneffekt
gewesen.
SEINEN BISHER LETZTEN und vielleicht wichtigsten
Schritt in der politischen Karriere machte Riethig im vergangenen
Jahr: Seit dem 1. November 2021 ist er Landrat
des Landkreises Göttingen und damit Nachfolger
76 4 | 2022
mensch
» Mir liegt es, Pläne zu machen, sie schnell umzusetzen und
ihre Auswirkungen direkt zu sehen. «
von Bernhard Reuter, der nach zehn Jahren im Amt nicht
mehr zur Wahl angetreten war. „Auf den Posten bewirbt
man sich nicht einfach, man wird von den Bürgerinnen
und Bürgern gewählt. Das bedeutet mir sehr viel“, erklärt
Riethig. Mit 63,5 Prozent der Stimmen hatte er
sich gegen Marlies Dornieden (CDU) in einer Stichwahl
durchgesetzt. Der Posten sei eine große Herausforderung
und eine mindestens genauso große Freude, betont
er. „Ich stehe damit viel in der Öffentlichkeit. Es wird
genau darauf geachtet, was ich wie sage.“ Mit einem
ausgeprägten Wunsch nach Sicherheit sei er als Kind
eher schüchtern gewesen und habe nie gern vor anderen
geredet. Eher langsam habe er sich dahin entwickelt –
„vom ruhigen Zeitgenossen über den Klassenclown zum
Schülersprecher“. Genau das habe er auch bis heute aus
seiner Kindheit mitgenommen: gerade trotz seines
Sicherheitsbedürfnisses unangenehme Situationen zu
suchen und daran zu wachsen. „Ich möchte nicht in Gewohnheit
erstarren. Stillstand macht mir eher Angst“,
gibt Riethig unumwunden zu. „Ich empfinde Weiterentwicklung
und Veränderung als durchweg positiv.“
WEITERENTWICKELN WILL ER AUCH die Verwaltung
des Landkreises. Mit den Führungskräften will er den
Landkreis als attraktiven Arbeitgeber aufstellen, bei dem
ein starkes Teamgefühl dafür sorgt, dass Mitarbeitende
gern kommen und bleiben. „Bei uns macht das ‚Wir‘ den
Unterschied“, sagt er und klingt nun doch ein wenig wie
der geübte Politiker. Mindestens genauso wichtig sei es
ihm, den Landkreis zu einem zuverlässigen Dienstleister
zu machen. „Verwaltung ist Gemeinwohlmaximierung.
Wir wollen ein modernes Verständnis von Ver waltung in
Prozesse zur Erfüllung der Wünsche und Ansprüche der
Bürgerinnen und Bürger überführen.“ Dazu gehöre,
nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen und auf Augenhöhe
mit den Kunden, also den Bürgerinnen und
Bürgern, zu arbeiten. „Außerdem wünsche ich mir mehr
direkte Kommunikation, mehr Telefon als Briefe.“
Entscheidend sei, sein Handeln transparent zu kommunizieren.
„Das wichtigste Wort im politischen Wirken
ist ‚damit‘, weil man so einer Maßnahme Sinn geben, ein
Ziel beschreiben und sie erklären kann.“ Ein Schwerpunkt
seiner Arbeit wird in der Stärkung der regionalen
Zusammenarbeit liegen: „Wir haben als erste Region
den Zuschlag für die Förderung im Rahmen des Programms
‚Zukunftsregionen in Niedersachsen‘ erhalten“,
sagt Marcel Riethig freudestrahlend. Jetzt ginge es darum,
gemeinsame Projekte umzusetzen, die Region als
Ganzes zu präsentieren. Dafür stehen den kooperierenden
Landkreisen Göttingen, Northeim, Goslar und
Holzminden sowie der Stadt Göttingen für die nächsten
sieben Jahre rund sechs Millionen Euro zur Verfügung.
„Unsere Südniedersachsenstiftung, deren Vorsitz ich
übernommen habe, ist dafür eine wunderbare Klammer.“
Auch für das am 1. Januar 2023 beginnende
Jubiläumsjahr des Landkreises Göttingen – 50 Jahre
sind es inzwischen – laufen Planungen, wenngleich noch
keine konkreten.
WIE SEINE EIGENEN, KONKRETEN PLÄNE aussehen,
weiß Riethig hingegen bereits: „Meine persönliche Challenge
ist die Verbesserung meiner sportlichen Ausdauer.
Ich möchte wieder das Niveau von früher erreichen, als
ich auf dem Rennrad locker 120 Kilometer durch unsere
schöne Region fahren konnte.“ Beruflich sei er ganz im
Hier und Jetzt. „Ich möchte meine Aufgaben so gut machen,
dass ich im Jahr 2026 wiedergewählt werde“, gesteht
er ein. Das große Ziel dabei sei der Ausbau des
präventiven Sozialstaates, mit dem so wenig Menschen
wie möglich in Not gerieten. Er hat am eigenen Leib erfahren,
dass das gelingen kann – wenn alle sich für die
Gemeinschaft einsetzen. ƒ
ZUR PERSON
Marcel Riethig wurde 1982 in Göttingen geboren,
wuchs in Eddigehausen auf und besuchte das Otto-
Hahn-Gymnasium in Göttingen. Nach seinem Abitur
2003 absolvierte er ein Studium der Sozialwissenschaften
an der Georg-August-Universität. Nach dem Abschluss
arbeitete er von 2009 bis 2011 als wissenschaftlicher
Mitarbeiter von Thomas Oppermann, MdB, in Berlin.
Seit 2011 war er in der Kreisverwaltung des Landkreises
Göttingen als Pressesprecher und Leiter der Stabsstelle
Zentrale Steuerung tätig. 2014 wurde er zum Kreisrat
gewählt und war als Dezernent für die Bereiche Jugend,
Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur verantwortlich.
Zwei Jahre später wurde er wiedergewählt.
Am 1. November 2021 trat er seinen Posten als Landrat
des Landkreises Göttingen an. Marcel Riehtig hat zwei
Kinder und wohnt in Göttingen.
4 |2022 77
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nicht als Probleme zu sehen, sondern als Chancen zu nutzen.
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Weiß. Oehlbrecht und sein Team, das mittlerweile
zehn Mitarbeitende umfasst, haben sich
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Videostudio, um Inhalte auch über digitale
Plattformen, Podcasts und Videos teilen zu
können. Eine kleine Bibliothek enthält Fachbücher
zu Themen rund um Agilität, Führung
und persönliche Weiterentwicklung. An den
Wänden befinden sich mehrfarbige Sticker
mit Ideen und neuen Konzepten. Strukturierte
Boards bieten eine Übersicht über aktuelle
Projekte. Wer hier eine Idee hat, der findet
nährreichen Boden.
FREIHEIT, MUT UND LEIDENSCHAFT
zeichnen den Gründer aus. Seit über einem
Jahrzehnt schlägt sein Herz für Agilität. Die
Anfänge seiner beruflichen Karriere machte
der 31-jährige Göttinger in der IT eines ehemaligen
DAX-Konzerns. Dort entwickelte er sein
Interesse für Agilität, Führung und Zusammenarbeit:
„Mein Verständnis von Agilität
hat mir privat und beruflich zahlreiche neue
Chancen ermöglicht, deswegen war für mich
klar: Das ist mein Thema“, so Oehlbrecht.
Sein beruflicher Weg führte ihn nach Kanada
und Alaska, wo er mit einem Pick-up-Truck
durch die Landschaft reiste, Grizzlybären und
Elche fotografierte und der Drang nach einer
persönlichen Veränderung stärker wurde. In
einem späteren Familienurlaub bekam er den
entscheidenden Anstoß und setze seine Idee
in die Tat um – die Sascha Oehlbrecht GmbH
war geboren. Seitdem setzt das Unternehmen
seine Mission durch die Agile Leader Initiative
mit seinen Kunden um.
„Wir wollen Unternehmen die Angst vor Veränderungen
nehmen und ihnen umsetzbares
Wissen mitgeben, durch das sie aufkommende
Herausforderungen als Chance nutzen
können, bevor es ihre Wettbewerber tun“, so
Oehlbrecht. Der Führungsstil von Oehlbrecht
orientiert sich an seinem großen Idol, Michael
Schumacher, einem „ Teamplayer, der durch
seine Art und sein Interesse an den Menschen
ein wahrer Leader ist“. Privat fährt der Jungunternehmer
aber keinen Ferrari, sondern einen
Tesla. Sein Team besteht aus engagierten
Menschen, die für Agilität brennen und mit ihrer
persönlichen Expertise und Erfahrung individuell
auf Kundenbedürfnisse eingehen. Bei
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für Oehlbrecht drei Faktoren entscheidend:
„Sie müssen mir das Gefühl geben, dass sie
sich kontinuierlich weiterentwickeln wollen,
unsere Mission teilen und das Unternehmen
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Sascha Oehlbrecht GmbH
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Tel. 0170 4741953
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TEXT: BENJAMIN KALLAUCH
leben
Weißes Gold
Seit 275 Jahren thront im Schloss Fürstenberg die zweitälteste Porzellanmanufaktur
Deutschlands. Zum Jubiläum besucht faktor die Porzelliner, die sich mit Hand und Herz
dem wertvollen Material verschrieben haben, und erfährt, wie hoch über der Weser
bis in die Gegenwart Krisen gemeistert werden.
TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
80 4 |2022
leben
4 |2022 81
leben
Leidenschaft für Porzellan Christian Lechelt, Leiter des Museums Schloss Fürstenberg
82 4 |2022
leben
Der Wind hat längst das gelblich-braune Laub
von den knorrigen Platanen gefegt. Nun liegen
die Blätter auf dem alten Natursteinpflaster im
Innenhof der Porzellanmanufaktur Fürstenberg.
Das Jubiläumsjahr neigt sich dem Ende zu.
Der Blick fällt rundherum auf eine Reihe
historischer Gebäude mit weißgetünchten
Fassaden, dunklem Fachwerk und verwitterten
Sandsteindächern. Sie umrahmen das Schloss
mit seinen Verzierungen, wo einst die Jagdgesellschaften
der Braunschweiger Herzöge feierten,
in das Mitte des 18. Jahrhunderts die Manufaktur
einzog und das heute das Museum beherbergt.
EIN ORT MIT GESCHICHTE. Und Geschichten des Porzellans
– einem eigenwilligen, geheimnisvollen Material.
Im Gegensatz zu anderen Keramiken lässt es Licht
durchscheinen, ist härter und strahlt in hellem Weiß. Das
machte es einst so anziehend, dass Menschen in ganz
Europa in Porzellanbegeisterung verfielen. Adlige und
reiche Bürger gaben ein Vermögen für chinesisches Porzellan
aus und träumten davon, das Geheimnis der Herstellung
zu lüften. Einer von ihnen war Herzog Carl I.
von Braunschweig. Seit diesem Jubiläumsjahr führt ein
Weg zu dem Ort, wo es gelang, das Rätsel zu lösen.
Oberhalb der Manufaktur, die Neue Straße hinauf,
liegt das Haus mit dem ältesten noch erhaltenen
Porzellan- Brennofen in Europa. In der efeubewachsenen
Mühle nebenan tüftelte ab 1747 der Porzellanmaler Johann
Christoph Glaser vergebens. Sechs Jahre später
brachte Johann Kilian Benckgraff aus Höchst das richtige
Rezept mit.
Bald sind die schwierigen Anfänge überwunden. Eine
Vitrine im Erdgeschoss des Museums zeigt Produkte der
ersten Jahrzehnte: darunter eine Tasse mit purpurfarbener
Malerei mit zwei Männern, die um ein Feuer sitzen, eine
blaubemalte Apothekerdose mit Holzdeckel oder eine birnenförmige
Kaffeekanne mit einer Stadtansicht. Sie alle
gehören zur Jubiläumsausstellung ,In Herz und Hand‘.
„In wenigen Tagen werden die seltenen Porzellanstücke
wieder sicher verpackt zu ihren Eigentümern zurückkehren.
Sie gehören Sammlerinnen und Sammlern, die sie
dem Museum zum Jubiläum zur Verfügung gestellt haben“,
erklärt dessen Leiter Christian Lechelt.
DER KUNSTHISTORIKER IST SICH SICHER: Manche der
Stücke werden so schnell nicht wieder öffentlich zu sehen
sein. Er verweist auf einen großen Tafelaufsatz von
1765 gegenüber der Vitrine. „Wir kennen nur noch eine
weitere Ausführung im Hannoveraner Museum August
Kestner.“ Zierliche Putten tragen an allen vier Ecken
Schälchen für Pfeffer und Salz. Der lüsterne Waldgeist
Satyr hält mittig einen zweistöckigen Korb, der für Zitronen
bestimmt war. „Dieses sensationelle Objekt führt
direkt zurück in die opulente Tafelkultur des Rokokos“,
sagt der 45-Jährige.
Manches Teil, wie eine Spülkumme, wirft Fragen auf.
„Damals gab es weder Kaffee- noch Teefilter“, erläutert
der Museumsleiter. Daher blieben nach dem Trinken in
den Gefäßen oft etwas Kaffeemehl oder Stücke der
Teeblätter zurück. „Die Tasse wurde dann in der Spülkumme
am Tisch gereinigt.“
4 |2022 83
leben
84 4 |2022
leben
Einblick in die Produktion
Ein Mitarbeiter taucht das Porzellan je nach Form
mal schneller, mal kürzer in eine rosafarbene Flüssigkeit.
Die Farbe zeigt, wo noch Glasur fehlt,
verschwindet aber nach dem nächsten Brand.
4 |2022 85
leben
Nicht nur der Tafelaufsatz und die Spülkumme verweisen
auf eine andere Tischkultur. Wer über das historische
Treppenhaus mit seinen niedrigen, von endlosen
Schritten geformten Holzstufen hinauf ins Obergeschoss
geht, den erwartet Spektakuläres: eine Tafel mit
185 Teilen – Tellern, Terrinen und Körbchen. Das Service
verkaufte die Fürstenberg Verkaufsniederlassung in
Den Haag 1774 an einen holländischen Kunden. Sieben
Maler hatten über ein Jahr lang die detailreichen Landschaften
und Blumen-Arrangements auf das Porzellan
gebannt, kein Motiv wiederholt sich.
DER GERUCH VON PORZELLANMALFARBEN zieht von
der angrenzenden Museumswerkstatt herüber. Der
Raum erinnert mit seinem Parkett und seinen Maßen
mehr an einen Tanzsaal als an eine Werkstatt. Was in der
Produktion besonders wichtig ist, lässt sich hier erleben
– das Formgeben und das Dekor des Porzellans. Mittig
auf einem weißen Podest arbeiten zwei Porzelliner. Einer
von ihnen gießt gerade Schlicker, flüssige Porzellanmasse,
mit einem Messbecher in handliche Gipsformen. Mit
der freien Hand dreht er eine der Formen auf einer
Scheibe. So verteilt sich die Masse gleichmäßig an den
Außenwänden, bilden sich keine Blasen, die später beim
Brand zerplatzen. Überschüssige Masse gießt er zurück.
Der Gips entzieht der Porzellanmasse Feuchtigkeit. Der
Mitarbeiter öffnet behutsam die Form, nimmt eine wenige
Zentimeter große gräuliche Maus heraus. Mit einem
Pinsel glättet er die Kante, die dort entsteht, wo die
Hälften der Form zusammentreffen. Dann muss das
Mäuschen trocknen bis zum ersten Brand.
NEBENAN ZEIGT MALERIN Dagmar Laske, wo die Manufaktur
beim Dekor den Unterschied macht. Gerade
hat sie mit geübtem Schwung einen Siebdruck mit
kleinsten Punkten um eine Teekanne gelegt. Farbe werde
zudem per Pistole aufgesprüht oder per Hand mit
dem Pinsel aufgetragen. Bei manchem Teil folgen alle
Techniken aufeinander, jede Schicht werde einzeln gebrannt.
Viel Aufwand selbst für kleinste Teile.
Laske weist auf eine Espresso-Tasse, deren Henkel per
Hand vergoldet wurde. Ihre Leidenschaft ist jedoch die
Porzellanmalerei. Zum Jubiläum habe sie eine besondere
Vase bemalt, verrät die 55-Jährige. Ein Geschoss tiefer
thront diese inmitten eines gedeckten Tisches. Bemalt in
gedämpften Sepia- Tönen zeigt sie das alte Brennhaus,
das Schloss und eine Pferdeskulptur. Zweieinhalb
Monate habe sie daran gemalt, berichtet Laske mit freudigem
Stolz.
86 4 |2022
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Mit Fingerspitzengefühl Viele Schritte in der Produktion sind nach wie vor Handarbeit – wie das Glasieren der Formen und
das Ausputzen von Unebenheiten (Foto) oder auch das Malen der detailreichen Verzierungen.
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leben
Zeitgemäß Geschäftsführer André Neiß weiß um den Wert der historischen Wurzeln – „Wir dürfen aber nicht zu museal werden.“
IM VERWALTUNGSGEBÄUDE, EINIGE SCHRITTE vom
Schloss entfernt, arbeitet man währenddessen am Porzellan
für die gedeckte Tafel der Gegenwart. Hier hat
Geschäftsführer André Neiß sein Büro. Die Jubiläumsausstellung
habe ihn beeindruckt, erzählt er. „Vor
allem zu sehen, wie viele Menschen es gibt, die Porzellan
nach wie vor fasziniert.“ Eine pompöse Feier zu 275 Jahren
habe es bewusst nicht gegeben. „Es ist nicht die rechte
Zeit, sich selbst auf die Schulter zu klopfen“.
Dem Klang seiner Stimme hört man die einstige Hamburger
Heimat an. Der Diplom-Betriebswirt hat in einigen
Branchen Erfahrungen gewonnen, war Wirtschaftsprüfer,
Controller und Vorstandsvorsitzender. Der
63-Jährige wirkt nüchtern-hanseatisch mit dunkelblauem
Anzug und transparentem Brillengestell. Er
kennt die dramatischen Änderungen der Branche: 1990
hatte sie 16.000 Angestellte, 2015 waren knapp 3.900
übrig. Die Zukunft ist angesichts ausländischer Konkurrenz
unsicher. Erst recht bei den immens gestiegenen
Energiepreisen. Erste Porzellan-Hersteller wollen ihre
Produktion im kommenden Jahr einstellen.
In diesen Chor des Niedergangs möchte Neiß nicht
einstimmen. „Natürlich macht uns die Entwicklung
Sorgen. Wir haben unsere Kosten für Energie in diesem
Jahr verdoppelt.“ Bei Brenntemperaturen von bis zu
1.400 Grad Celsius brauche der Ofen einiges an Gas.
Dennoch erwartet der Geschäftsführer ein „recht zufriedenstellendes“
Ergebnis. Während der Corona- Pandemie
hätten offensichtlich viele die Freude des Gastgebens
entdeckt und sich neues Porzellan gekauft – erst über
Händler im Internet, später im Facheinzelhandel. Die
Nachfrage sei gut.
VERHALTENER OPTIMISMUS SCHWINGT bei seinen
Schilderungen mit. Anfang 2021 übernahm er als Interimsgeschäftsführer
die Unternehmensleitung in ernster
Lage. Der Verlust lag bei fünf Millionen Euro, die Manufaktur
war auf weniger als 80 Angestellte geschrumpft.
Der Abbau sei an seine Grenze gekommen, so Neiß.
„Die Richtung muss eine andere werden, wir brauchen
mehr gesunden Umsatz.“ Dafür sei eine neue Art Direktion
entstanden, Marketing und Vertrieb gestärkt worden.
Diese sollen dafür werben, dass Fürstenberg für modernes
Porzellan stehe. „Wir würden vieles nicht können,
wenn wir diese historischen Wurzeln nicht hätten. Wir
dürfen aber nicht zu museal werden.“ Neiß greift nach
einer matt-weißen, zylindrischen Teekanne, die neben
seinem Schreibtisch steht. Diese nutze er täglich. Sie gehört
zum neuesten Service der Manufaktur, das im Jubi-
88 4 |2022
leben
läumsjahr auf den Markt gekommen ist: ,Datum‘. Entworfen
hat das stapelbare Geschirr aus Kreisen,
Zylindern und geraden Kanten das weltweit bekannte
Londoner Architekturbüro Foster + Partners.
„Das Geschirr polarisiert“, berichtet Neiß. Einige fänden
das Service zu nüchtern, fühlten sich an Krankenhaus-
oder Jugendherbergsgeschirr erinnert. Andere begeistere
gerade diese Schlichtheit in Form und Farbe.
Die Entwürfe des Büros in Porzellan zu verwandeln, sei
herausfordernd gewesen, erinnert sich der Geschäftsführer.
Das Material sei nicht für einhundertstel Millimeter
geschaffen, anders als Metall. „Porzellan ist eine
Diva, hat seine Eigenarten, liebt solche Formen wie
Zylinder gar nicht.“ Besonders die Kanne für Kaffee,
eine Pressstempelkanne – auch French Press genannt –
erfordere Präzision, sonst laufe die heiße Flüssigkeit an
den Seiten heraus.
IN IHR LEBT AUCH DIE VERGANGENHEIT WEITER.
Nach einigen Jahren Pause setzt sie die Linie zahlloser
Fürstenberger Porzellankannen fort – darunter die birnenförmige
Vorgängerin von 1755, die in der Sonderausstellung
zum Jubiläum gezeigt wurde. Die Tafelkultur
mag heute ganz anders sein, aber wie heißt es im
Museum doch gleich: „Jede Kanne hat ihre Zeit.“ ƒ
AKTUELLE AUSSTELLUNG
,Weißes Gold?! Schmuck aus Porzellan und Fayence von heute‘
Kabinettausstellung in Alter Kapelle
Läuft bis zum 26. Februar 2023
Porzellan als Schmuck scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich.
Dabei kann dieses Kunstschaffen auf eine lange
Tradition blicken, die zurückreicht bis ins 18. Jahrhundert,
als in Europa erstmals Porzellan entstand. Bis heute beschäftigen
sich Kreative mit dem zerbrechlichen Schmuck.
Die Kabinettausstellung präsentiert fünf aktuelle Positionen:
Beate Pfefferkorn aus Dresden, das Duo Silke Knetsch und
Christian Streit aus Freiburg im Breisgau mit ihrer Kollektion
,Materia Prima‘, die in Meißen ansässige Silvia Klöde,
das Studio Zschocke Böer aus Dresden sowie
Gésine Hackenberg aus Amsterdam.
Öffnungszeiten des Museums
Di. bis So. sowie an Feiertagen von 10 – 17 Uhr.
19.12. – 26.12. und 31.12.21 – 06.01.23 geschlossen
Die Besucherwerkstatt ist Di. bis So. von 10.30 – 12 Uhr und
12.45 – 16.30 Uhr besetzt. Im Dezember und Februar
ist sie nur an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.
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Die extra Meile gehen
Das Private Banking der Sparkasse Göttingen ist zum fünften Mal in Folge für seine
hohe Qualität ausgezeichnet worden: Die unabhängigen Tester kürten sie damit
zur besten Bank in Niedersachsen.
Private Banking ist mehr als ,nur‘ die
Wertpapierberatung von vermögenden
Kunden. „Der ausschlaggebende
Ansatz ist, dass jeder unterschiedliche Bedarfe
und Wünsche hat und wir nicht standardisiert
mit Produkten von der Stange
arbeiten“, erklärt Matthias Leonhardt, Leiter
des 17-köpfigen Teams für das Private Banking
bei der Sparkasse Göttingen. „Wir verfolgen
eine sehr breite und individuelle Investmentstrategie
und sind nicht fokussiert
auf unsere hauseigenen Produkte, unser Fokus
gilt dem Kunden.“
DAS HEISST AUCH IMMER WIEDER, die
extra Meile zu gehen. Mit der normalen wöchentlichen
Arbeitszeit ist es meist nicht
getan, der Kunde erwartet eine gute Erreichbarkeit
seines Beraters. „Im Grunde sind wir
so etwas wie ein Privatsekretär für unsere
Kunden – das ist eine gelebte Partnerschaft“,
betont Leonhardt. Er hat das Private Banking
der Sparkasse Göttingen vor rund 20 Jahren
aufgebaut. „Ich glaube, eine langfristige und
vertrauensvolle Zusammenarbeit ist eine
Win-Win-Situation.“
DAS SPEKTRUM DER KUNDENBEDARFE ist
breit: Es reicht von der Vermögensanlage und
dem Kreditgeschäft über die Immobilienmaklerei,
Stiftungsgründungen bis hin zur Testamentsvollstreckung.
Der große Pluspunkt der
Sparkasse – außer dem Engagement und der
Qualität der Berater: „Wir sind sehr nah am
Kunden“, so Markus Herzberg, Berater bei der
Sparkasse. „Entscheidungen können schnell
getroffen und regionale Besonderheiten berücksichtigt
werden.“
DAMIT HEBT MAN SICH VOM TREND vieler
anderer und insbesondere Großbanken ab,
die sich zunehmend aus der regionalen Beratung
zurückziehen und diese zentralisieren;
für die Sparkasse bleibt dieser sehr persönliche
Service vor Ort jedoch weiter wichtig. Für
Markus Herzberg war diese Kundennähe ein
Grund, in das Team der Sparkasse zu wechseln,
ebenso wie für seinen Kollegen Steffen
Beese, die zuvor bei Großbanken tätig waren.
„Wir wissen, dass die Chemie stimmen und
der Berater zu einem Kundentypus passen
muss. Das ist Teil unserer Philosophie“, erklärt
Beese.
FÜR IHRE BETREUUNGSPHILOSOPHIE
wurde das Private Banking der Sparkasse Göttingen
vom Bankentest der Zeitung Die Welt,
der vom unabhängigen Deutschen Institut für
Bankentests einmal jährlich durchgeführt wird,
mit der Note 1,18 ausgezeichnet – bundesweit
landet sie damit auf einem der vorderen Plätze.
KONTAKT
Sparkasse Göttingen Private Banking
Tel. 0551 405-3021
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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
leben
92 4 |2022
leben
Immer Vollgas
Luisa Grube hat es mit 21 Jahren unter die besten Ski-Rennläufer Deutschlands geschafft.
Doch damit soll die Geschichte der sehbehinderten Göttingerin noch längst nicht auserzählt sein:
nächstes großes Ziel sind die Winter-Paralympics 2026.
TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE PRIVAT
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Nehmen Sie sich doch mal die Zeit und absolvieren
Sie die folgende Übung: ein Auge zumachen,
mit dem anderen wie durch ein
Fernrohr durch eine Papierrolle schauen. So
weit, so gut. Nun legen Sie eine Milchglasscheibe ans
vordere Ende ihres Fernrohrs und schauen mal, was Sie
sehen – genau, nahezu nichts. Herzlichen Glückwunsch,
nun sehen Sie in etwa so viel wie Luisa Grube. Mit dem
feinen Unterschied, dass die 21-Jährige mit entspannten
60 bis 100 Stundenkilometern Ski-Weltcup- Pisten hinabschießt.
Immer am Anschlag, immer in Richtung Treppchen,
immer mit vollem Durchblick.
DIE GEBÜRTIGE GÖTTINGERIN, die in Nörten-Hardenberg
aufgewachsen ist, verfügt über eine Sehkraft von
noch rund zwei Prozent. Früher waren es mal fünf Prozent,
doch der grüne Star, an dem sie seit Geburt erkrankt
ist, lässt sich nicht rückgängig machen, sondern lediglich
verzögern. Dabei ist Verzögerung doch so ziemlich das
Letzte, das sich mit Grube in Verbindung bringen lässt.
Etwas anderes als Vollgas kennt die Topathletin nicht.
Klettern, Mountainbiken, und wenn’s mal entspannter
zugehen muss, dann eben Wandern in den Alpen – Grube
beschreibt sich als Adrenalinjunkie. Am erfolgreichsten
holt sie sich den Kick auf der Skipiste: als Teammitglied
der deutschen Paraalpinisten und Niedersachsens große
Hoffnung bei den Paralympischen Spielen 2026 im italienischen
Mailand und Cortina d’Ampezzo.
DOCH WIE KOMMT DIE MITTELDEUTSCHE ins Hochgebirge?
„Mit dem Skifahren hatte ich es eigentlich
schon immer“, erzählt Grube. Bereits als kleines Kind
ging es mit den Eltern in den Skiurlaub, denen sie dann
einfach hinterherfuhr. „Das Problem dabei: Mama und
Papa waren mir einfach zu langsam.“ Also musste Bruder
Dennis als vorausfahrender Guide herhalten. Das
sollte er auch Jahre später auf höherklassigem Niveau.
Mit 16 zieht Luisa Grube aus Südniedersachsen nach
Marburg, um ein Gymnasium für Sehbehinderte und
Blinde zu besuchen. Eine Mitschülerin, damals bereits
Paraskifahrerin, schlägt ihr vor, sie doch mal zu einem
Nach wuchslehrgang zu begleiten. Ihr Talent: unübersehbar.
ENDE 2018 NIMMT SIE an den ersten Rennen teil. In der
Regel verfügen Spitzenathleten dabei über ihren eigenen
Guide – bei Grube ist dies zunächst ihr Bruder. Dieser
nimmt beim Skifahren für Sehbehinderte eine essenzielle
Rolle ein. Bekleidet mit einer schwarzen Jacke und einem
neonfarbenen Leibchen, als Kontrast zum Schnee
und nahestehenden Bäumen, fährt er dem Athleten voraus.
Bis zu zehn Metern gelingt es Grube noch, ihn
wahrzunehmen, darüber hinaus wird es gefährlich. „Ich
fühle mich am sichersten, wenn der Guide mir ungefähr
drei Meter voraus ist“, sagt Grube. Verbunden sind die
beiden Fahrer via Funk. Der Guide beschreibt die anstehenden
Kombinationen und die Pistenbeschaffenheit,
bei Wind und 60 Stundenkilometern nicht immer einfach
zu verstehen. „Im Training tauschen wir aber ab
und zu, um eine neue Perspektive zu bekommen. Das ist
ein guter Übungs effekt“, erzählt sie, die ihren Bruder jedoch
schon bald als Unterstützer ausmustern musste. „Er
hat sein eigenes Leben, in dem er gern Fußball spielt und
nicht immer Zeit hat“, sagt die Slalom- und Riesenslalomspezialistin
und schiebt neckisch hinterher: „Zudem
wären Streitereien unter Geschwistern wohl auch
vorprogrammiert gewesen.“
Nach dem Abitur 2020 zieht es Grube zum Studium
der Erziehungswissenschaften ins österreichische Innsbruck,
um nicht nur an Wochenenden oder während der
Ferien aus Marburg in die Skigebiete anreisen zu können,
sondern ihre Trainingsreviere vor der eigenen Haustür
zu haben. Sölden beispielsweise ist lediglich eineinhalb
Stunden entfernt.
4 |2022 93
leben
RUND FÜNFMAL IN DER WOCHE kann Grube so an
ihrem paralympischen Traum arbeiten. Neben den Einheiten
im Schnee steht ein straffes Programm im
Kraftraum und für die Kondition auf dem Plan, den die
Bundestrainer für sie ausgearbeitet haben. Die Spiele
2022 in Peking hatte Grube knapp verpasst. „Das war
ziemlich frustrierend für mich“, sagt sie rückblickend.
Dass das notwendige Leistungsniveau in ihr steckt, hat
die Athletin des TSV Kareth-Lappersdorf längst nachgewiesen.
Unter anderem als Teilnehmerin bei der Weltmeisterschaft
2021 im norwegischen Lillehammer sowie
als Drittplatzierte eines Weltcuprennens. Zwischenschritt
auf dem Weg nach ganz oben ist die Weltmeisterschaft
2023 in La Molina in Spanien.
Wenngleich Grube den Speed liebt, ist sie auf Skiern
momentan noch eine Technikspezialistin, weswegen sie
überwiegend im Slalom und Riesenslalom antritt.
Super-G und vor allem die Abfahrt sollen in den kommenden
Jahren ins Repertoire aufgenommen werden.
Mit ihrer eisernen Disziplin sollte dies kein Problem
werden. „Mental bin ich ziemlich stark und schaffe es,
fokussiert zu bleiben, wenn mein Körper schon müde
ist“, sagt die 21-Jährige.
Müdigkeit ist ein Thema, das sie in ihrem Umfeld
durchaus begleitet. Grube lebt heute in einer Siebener-WG.
Immer Trubel, sie liebt es. „Und trotzdem gehe
ich im Vorfeld wichtiger Wettkämpfe regelmäßig schon
um 22 Uhr ins Bett und lasse mich durch nichts aus meiner
Routine bringen.“ Eine Frau mit Weitsicht eben. ƒ
ZUR PERSON
Luisa Grube wurde 2001 in Göttingen geboren und
ist in Nörten-Hardenberg aufgewachsen. Heute lebt sie
in Innsbruck und studiert Erziehungswissenschaften.
Als Para-Ski-Sportlerin startet sie international an
Wettbewerben im Riesenslalom und Slalom. Mit zwei
Prozent Sehvermögen nimmt sie in der Startklasse
B2 teil und wird von einem Guide den Berg hinuntergeführt.
Seit 2019 ist sie im Nachwuchskader der
Deutschen Nationalmannschaft und trainiert für die
Teilnahme an den Paralympics. Bei den Weltmeisterschaften
im Para-Wintersport 2021 in Lillehammer
(Norwegen) hat sie im Frauenslalom den elften Platz
belegt. Die Nominierung für ein Paralympics-Ticket
2022 hat sie leider knapp verpasst.
luisa_grube
94 4 |2022
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leben
„Lasst uns das machen!“
Für bessere Lebensbedingungen benachteiligter Menschen setzt sich die Göttinger Stiftung
Vielfalt der Kulturen weltweit ein. Mit Fördergeldern und Netzwerkkontakten setzt sie
auf nachhaltige Impulse.
TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM
96 4 | 2022
leben
Schulmaterialien für ein Projekt in Guatemala,
ein Nähprogramm in Sarajevo für die Witwen
des Massakers von Srebrenica, ein Beratungszentrum
für Flüchtlinge in Friedland oder das
Waldhüttlprojekt in St. Pölten, bei dem in der
Almhütte über interkulturelles Lernen diskutiert wird –
all dies sind Beispiele für Förderprojekte der Stiftung
Vielfalt der Kulturen.
„Wir können nur von Kulturen lernen, die noch leben“,
sagt Vorsitzender Michael Has und bringt damit die Philosophie
der Göttinger Stiftung, die 2001 von Françoise
Geiger ins Leben gerufen wurde, auf den Punkt. Diese
sieht sich in den Rollen des Vermittlers, Mitorganisators
und Geldgebers von Projekten, die auf möglichst direkte
Unterstützung von Minderheiten abzielen. Projektverantwortliche
können sich an den fünfköpfigen Stiftungsrat
rund um Michael Has wenden und für ihr Hilfsprojekt
Fördermittel beantragen. Diese sind fest an die jeweilige
Vorhaben gebunden.
„Im Stiftungsrat prüfen wir, ob die an uns herangetragenen
Anträge erfolgversprechend und realistisch sind.
Wenn es uns überzeugt, sagen wir: ,Lasst uns das
machen!‘“, erklärt Has, der an der Universität von
Gre noble lehrt und wissenschaftlicher Experte für Nachhaltigkeit
ist. Nachhaltigkeit im Sinne des Überlebens
anderer Kulturen stellt denn auch einen entscheidenden
Aspekt bei der Vergabe der Geldmittel dar.
DIE LISTE DER IN DEN VERGANGENEN 21 JAHREN geförderten
Hilfsinitiativen, die auf der Homepage der
Stiftung abrufbar ist, ist so vielfältig und lang wie beeindruckend:
Aktuelle Projekte sind etwa die Bereitstellung
von Tablets, die die Schüler einer Romaschule in Bosnien
und Herzegowina erhalten, um den Umgang mit digitalen
Medien zu erlernen, oder auch die von der Stiftung
übernommenen Kosten eines deutschen Romas, der an
Schulen über Verfolgungen und Anfeindungen berichtet,
sowie ein Projekt aus der Vergangenheit: die völkerverbindende
Organisation eines Treffens von israelischen
und palästinensischen Schülerinnen in neutraler Umgebung.
Diese Beispiele zeigen, wie gerade jungen Menschen
der Zugang zu zukunftsorientierten und wertvollen
Informationen ermöglicht werden soll. Die Stiftung
sieht dies als wichtige Bausteine für eine perspektivenreiche
Zukunft an. „Mit unseren Projekten etwas zu bewegen,
ist schön“, erklärt Has die gemeinsame Motivation
des Stiftungsteams.
Doch es sind nicht nur die Geldzuwendungen, von denen
die Geförderten profitieren. „Wir begleiten die Antragssteller
auch im Hinblick auf wichtige Kontakte zu
anderen möglichen Sponsoren innerhalb des Netzwerks
der Stiftung“, sagt Has. Dies führe oft zu weiteren finanziellen
Unterstützungen, aber auch – was manchmal
noch wichtiger sein kann – zur Vermittlung von einflussreichen
Ansprechpartnern. Doch woher stammt dieses
Netzwerk? Die Mitglieder des Stiftungsrates verfügen
KONTAKT
Michael Has
Tel. 0176 98652406
michael.has@protonmail.com
www.vielfaltderkulturen.de
Spendenkonto:
Bank: Sparkasse Göttingen
IBAN: DE69 2605 0001 0000 0007 78
BIC: NOLADE21GOE
SIE MÖCHTEN NOCH MEHR HEFLEN?
Auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen der
Sparkasse Göttingen können sich potenzielle Stifter und
Interessierte informieren und gemeinsam Gutes tun.
www.stiftungsportal-suedniedersachsen.de
alle über langjährige Erfahrung in der Arbeit von Nichtregierungsorganisationen
wie etwa in der Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV), dem Integrationsrat Göttingen,
der Adivasi-Initiative, dem Tourismus mit Einsicht
oder dem World Uranium Hearing.
Eine besondere Rolle hierbei spielt die Göttinger GfbV.
„Die Anfänge der Stiftung waren sehr eng mit der
Menschenrechtsorganisation verknüpft“, erzählt der
Vorsitzende. Die Stiftungsgründerin wollte die politische
Arbeit der GfbV durch aktive Hilfsprojekte ergänzen
und entschloss sich, Kapital für die Gründung der Stiftung
Vielfalt der Kulturen zur Verfügung zu stellen.
DIE IDEE VON FRANCOISE GEIGER kommt von Beginn
an gut an, und es finden sich stets Förderer, die finanzielle
Mittel für die vom Stiftungsrat genehmigten
Hilfsprojekte bereitstellen. Wenngleich, so Has, die finanziellen
Strukturen in den Jahren von Niedrigzinsen,
Finanzkrisen etc. zunehmende Herausforderungen mit
sich brächten. „Dennoch sind wir stolz, aus der Exotenecke,
in der wir uns anfangs befanden, herausgekommen
zu sein und uns etabliert zu haben.“ Wie das gelungen
ist, fasst Has wie folgt zusammen: „Wir müssen gegenseitig
voneinander lernen. Das heißt, beispielsweise auch
von den indigenen Völkern, was aber in keiner Richtung
zu einer Verherrlichung führen darf. So kann es gelingen,
eine lebenswerte gemeinsame Zukunft aller Kulturen zu
ermöglichen.“ ƒ
4 |2022 97
leben
98 4 |2022
leben
Die Kammer
der Wunder
Es ist ein Ort, prall gefüllt mit weltlichen Gegenständen und Geschichten, die nirgendwo sonst
auf diese besondere Art und Weise zusammenpassen: die Wunderkammer in Hann. Münden.
faktor ist eingetaucht in Dr. Wolfs Museum
voller skurriler und gewöhnlicher Zusammenhänge.
TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & PRIVAT
4 |2022 99
leben
100 4 | 2022
leben
D
LESEZEIT: 5 MINUTEN
er knöcherne Schädel finden
eines Rindes hängt an
einem Faden von der Decke,
Taschen uhren sind an
der Wand aufgereiht. Eine
alte Kommode sitzt still in der
Ecke, Schrammen und Kanten bezeugen
lange Reisen und spannende Inhalte.
Kein Zentimeter des engen Hann. Mündener Altbaus ist
ungenutzt. Jede Ecke, jeder Quadratmeter Wand und
jede Fläche ist Ablage für ein Stück große und kleine
Weltgeschichte. Skurriles liegt hier neben Gewöhnlichem,
nie Gesehenes neben Alltäglichem. Erst in dieser
Komplexität und Zusammenstellung entfaltet jeder kleine
Gegenstand seine volle Wirkung.
DANIEL R. WOLF BZW. ,DR. WOLF‘, wie er sich nennt,
ist promovierter Kunsthistoriker. In tausenden Museen
war er, sah Kunst, die nur vom Wissen um ihre Bedeutung
wirklich lebt. In einer Wunderkammer ist das anders. Jeder
Gegenstand, so ordinär er sein mag, hat eine Reise
durch Welt und Zeit hinter sich, bis er seinen Platz bei
Dr. Wolf gefunden hat. Die zugehörigen Geschichten
gibt dieser voller Leidenschaft weiter. „Wir haben ein
Messer, das einem Schamanen gehört haben soll“, erzählt
der beeindruckend aussehende Mann, der das Museum
gemeinsam mit seiner Frau Sarah führt. Meistens
sie die Gegenstände in Haushaltsauflösungen, auf
Flohmärkten oder unter Sammlern. „In diesem Fall wissen
wir das, weil die Besitzerin einen Zettel angeheftet hatte.“
Die Kammer der Wolfs war zunächst ein Sideboard,
dann ein Schrank, schließlich eine Wand und später ein
ganzes Zimmer in der Privatwohnung. „Da haben wir
natürlich keine Besucher empfangen, aber über soziale
Medien ein großes Publikum erreicht“, erzählt Sarah
Wolf, selbst Künstlerin. Lebendig werden diese Sammlungen
aber erst mit einer echten Begegnung, sodass im
April 2020 die Wunderkammer in Hann. Mündens Innenstadt
öffnete. „Ein großartiges Datum“, sagt Daniel
R. Wolf. Denn so richtig öffnen durften und konnten sie
nicht. Die Öffentlichkeit kam wegen der Coronapandemie
zum Erliegen, die Eröffnung der Wunderkammer
blieb eine stille.
SCHON IM EINGANGSBEREICH WIRD dem Besucher
klar, dass er hier in eine außergewöhnliche Welt eintaucht
– ein wenig besitzt die Wunderkammer die Anmut
eines mittelalterlichen Marktes, des Büros einer
Wahrsagerin oder einer bunten Trödelsammlung. Wer
will, entdeckt auf jedem Quadratzentimeter einen neuen
Gegenstand, eine neue Geschichte und eine neue Fantasie.
Wem das nicht auf Anhieb gelingt, der lässt sich von
Dr. Wolf durch seine Wunderkammer führen und lauscht
seinen Ausführungen.
4 |2022 101
leben
102 4 | 2022
leben
„Ein bisschen
kann man sich
hier verlieren.
Deshalb ist
es wichtig,
nicht alleine
durchzugehen.“
4 |2022 103
leben
Dr. Wolfs Wunderkammer –
Das Museum für Geschichte(n),
Kunst & Kurioses
Grundsätzlich kann ein Besuch in der
Wunderkammer immer von Donnerstag bis
Sonntag gebucht werden. Auch spontane
Führungen sind möglich – aber nur, wenn
der Doktor im Hause ist und die
Kapazitäten es zulassen. Ohne vorherige
Buchung gibt es keine Termingarantie!
www.dr-wolfs-wunderkammer.de
„Ein bisschen kann man sich hier verlieren. Deshalb ist es
wichtig, nicht alleine durchzugehen“. Vieles dort ist, allein
betrachtet, schaurig und gruselig. Jeder Gegenstand
hatte einen Anfang und hat bald auch ein Ende – die
Wunderkammer zeigt, was dazwischen passiert. Alles,
was ausgestellt ist, wurde für diesen Ort ausgesucht und
mit Absicht platziert. „Eigentlich könnte ich hier jeden
Tag umräumen“, sagt Sarah Wolf schwärmerisch und
gleichzeitig ein wenig wehmütig. Dieser Raum, dieses
wachsende Gesamtkunstwerk, nimmt seine Energie
auch aus der andauernden Veränderung.
„ES IST EIN LEBENDIGES MUSEUM voller Geschichte
und Geschichten“, erklärt Daniel R. Wolf. Damit will er
sich auch von einer Kunst abgrenzen, die in seinen Augen
zwar wichtig ist, aber nur dann wirklich greifbar
wird, wenn man sich wissenschaftlich damit beschäftigt
und das Spiel und den Hype mitmacht. „Klassische Museen
haben auch einen klassischen Bildungsauftrag. Sie
sollen objektive Fakten vermitteln“, sagt Wolf. Dabei
entstand die Idee des Museums eigentlich in solchen
Wunderkammern, in der scheinbar losen Zusammenstellung
von Gegenständen aus aller Welt. „Wir sammeln
und archivieren Geschichten und hinterfragen diese gemeinsam
mit unseren Gästen. Wir denken mit Dingen,
könnte man auch sagen.“ Immer wieder ist Neues zu
entdecken. Vor allem aber, dass die Welt voller Wunder
ist. Wie dieser außergewöhnliche Ort in Hann. Münden.
Auf jeden Fall eine Reise wert. ƒ
Sie können es nicht abwarten?
Dann tauchen Sie jetzt direkt ein in die
Welt der Wunder und lassen sich in unserem
faktordigital-Video von Dr. Wolf auf eine
außergewöhnliche Reise durch seine
Geschichte(n) mitnehmen.
www.faktor-magazin.de/faktor-video
104 4 | 2022
EMPLOYER BRANDING
UNTERNEHMEN, DIE
NICHT BEI TIKTOK UND
INSTAGRAM PRÄSENT
SIND, EXISTIEREN FÜR
DIE GEN Z NICHT.
Eine durchaus gewagte These, ja. Aber auch eine, die sich in
der Vergangenheit immer wieder bewährt hat – that’s why we
should talk. Wir von Lookfamed sind eine Online Marketing
Agentur. Mithilfe unserer Employer-Branding-Specialists
ist es uns zudem möglich, dieses Online-Know-How auch
für das Gewinnen von Fachkräften zu nutzen. Anhand von
spannenden Cases zeigen wir, wie Employer Branding auch
für dein Unternehmen funktioniert, wie du für dich passende
Mitarbeitende gewinnst und vor allem, wie du die jüngere
Generation, die Gen Z, für dich begeisterst.
EMPLOYER BRANDING BY LOOKFAMED
Individuelle Employer Branding und Recruiting
Strategien
Konzeption & Um set zung performancestarker
Kampagnen auf Instagram & TikTok
Denn Unternehmen sind auf qualifizierte und motivierte
Mitarbeitende angewiesen, um langfristig handlungs- und
wettbewerbsfähig zu bleiben. Das führt jedoch auch dazu,
dass der sogenannte „Run for Talents“ härter ist als jemals
zuvor und stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen.
Ihnen fehlen schlichtweg die Ideen, wie sie
potenzielle Mitarbeitende vom eigenen Vorhaben überzeugen
können. Studien zeigen immer wieder, dass die Gen Z
genau da von Unternehmen angesprochen werden möchte,
wo sie sich bereits befinden – auf Instagram und TikTok.
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Erstellung von hochwertigem Foto- und Videocontent
Unser Online-Marketing-Know-How sorgt dafür,
dass der Online-Auftritt als Arbeitgeber überzeugt
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NOVELIS AZUBI-KAMPAGNE 2022
Für den weltweit tätigen Aluminiumhersteller und -recycler Novelis haben wir
eine kanalübergreifende Kampagne für offene Auszubildendenstellen und duale
Studiengänge umgesetzt. Denn: Recruiting von jungen Talenten ist in Zeiten von
TikTok & Co digitaler geworden – und besonders in der industriellen Produktion
eine Herausforderung. Novelis legte Wert darauf, die eigene Unternehmenskultur
über die Kampagne zu transportieren und sie speziell für die Generation Z auszulegen.
Das Motto: „Du im Fokus, die Zukunft im Blick“.
Ergebnisse
Hier gibt‘s mehr zur Kampagne
>320.000
IMPRESSIONEN
>3.600
LINK KLICKS
Regionale
SICHTBARKEIT
ZUFALL FAHRER:INNEN-RECRUITING
Ziel dieser Kampagne gemeinsam mit dem Göttinger Unternehmen ZUFALL war
das Gewinnen von potenziellen Bewerber:innen (Leads) als Berufskraftfahrer:innen
und weiterer Interessent:innen über die Plattformen TikTok und Instagram.
Wir haben uns dazu entschieden, unseren exklusiven Creator @reneschmock
mit ins Boot zu holen, der selbst aus Göttingen kommt und zudem vor seiner
Social Media Karriere als Berufskraftfahrer tätig war. Seine organische Reichweite
wurde zusätzlich durch bezahlte Werbeanzeigen (Spark Ads) auf TikTok
verlängert, um in einer spezifischen Zielgruppe Sichtkontakte zu erzielen.
Ergebnisse
Hier gibt‘s mehr zur Kampagne
1,33 Mio.
IMPRESSIONEN
>10.600
LINK KLICKS
109
LEADS
lookfamed.de
Lies unser kostenloses Journal für noch
mehr Employer Branding Tipps und schau dir
die Videos der Kampagnen an!
PRAXISBEISPIELE
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FOTO: NIKOLAUS FRANK
Aus Zwei mach Eins
Dirk Weitemeyer, Lydia Weitemeyer, Ines Berke
und Mark Berke (v.l.).
Kassebeer setzt auf Wachstum
Die Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG aus Northeim übernimmt die Dirk Weitemeyer GmbH als Tochterunternehmen.
Zwei Familienunternehmen in zwei
Städten. Bis vor wenigen Wochen
nannten sie sich noch Mitbewerber. In
den vergangenen Monaten fanden unzählige
Gespräche hinter verschlossenen Türen statt,
Interessen wurden ausgelotet und letztlich
Verträge unterzeichnet.
JETZT IST ES OFFIZIELL: Die Göttinger
Dirk Weitemeyer GmbH gehört seit zwei
Monaten als Tochterunternehmen zur Wilh.
F. Kassebeer GmbH & Co. KG aus Northeim.
„Es war für mich von Anfang an klar, dass ich
das Unternehmen nicht an einen Investor
verkaufen werde. Dass wir mit Kassebeer ein
Familienunternehmen mit gleichen Werten in
der Region gefunden haben, ist für mich der
größte Gewinn“, sagt Dirk Weitemeyer. Der
ehemalige Bundesliga-Basketballspieler gründete
vor 34 Jahren zusammen mit Lydia Weitemeyer
sein Unternehmen. Nun übergibt der
64-Jährige sein Lebenswerk mit einem guten
Gefühl in die Hände von Ines und Mark Berke
von Kassebeer.
DAS NORTHEIMER UNTERNEHMEN mit
seiner über 120-jährigen Geschichte vergrößert
mit dem Zukauf seinen Technikbereich in
Druck- und Kopierlösungen als B2B-Partner
in Südniedersachsen. „Für uns hat es sowohl
aus unternehmerischer als auch aus menschlicher
Sicht sofort gepasst“, sagt Ines Berke,
neue Geschäftsführerin der Dirk Weitemeyer
GmbH.
ALLES NEU UND DOCH BEIM ALTEN:
Kassebeer und Weitemeyer werden weiterhin
als eigenständige Unternehmen agieren, auch
wenn es zukünftig Verknüpfungen geben wird.
Mit der Zusammenführung der beiden Unternehmen
betreut Kassebeer nun über 8.000
Druck- und Kopiersysteme mit insgesamt
zehn Servicetechnikern und besitzt damit in
diesem Bereich den größten Marktanteil in
Südniedersachsen. Ein erstes gemeinsames
Essen mit allen Mitarbeitern wurde schnell zu
einem geselligen Austausch.
DIESE NEUESTE ENTWICKLUNG fügt sich
nahtlos in den bereits laufenden Markenfokussierungs-Prozess
der Northeimer. Neben
den bekannten Marken bueroboss.de und
Die Kaffeemeister als Franchisekonzept wurde
die neue Familienmarke ‚Kassebeer‘ mit dem
Geschäftsfeld ‚kassebeer digital‘ eingeführt.
„Wir sehen uns mit all unseren Kompetenzen
als Sparrings-Partner für neue Bürokultur. Unser
Ziel ist die Vereinfachung von Büroprozessen.
Indem wir die analoge Welt mit der digitalen
intelligent verbinden, schaffen wir neue
Freiräume für unsere B2B-Kunden“, sagt Ines
Berke.
KONTAKT
Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG
Matthias-Grünewald-Str. 42
37154 Northeim
kassebeerdigital.de
KONTAKT
Dirk Weitemeyer GmbH
Karl-Arnold-Straße 17
37079 Göttingen
weitemeyer.com
ANZEIGE
FOTO: LUKA GORJUP
PROFIL
FOTO: HR INSIDE SUMMIT | NICOLE HEIDEGGER | LUZIA MAHLER
Glückliche Gewinner
Florian Besch und Daniel Liebermann (Foto l.)
von nevo und MapsTell freuen sich über den
zweiten Platz beim HR Award DACH (r.).
Wie halten wir gute Leute im Unternehmen?
Mitarbeiter binden statt ständig neue finden. Wie das geht?
Das nevo-Team bietet ausgezeichnete Tools – meint auch die Jury des HR-Award 2022.
Was hält uns zusammen? Die ARD
widmete dem Thema Zusammenhalt
kürzlich eine ganze Woche. Da
sollten Unternehmen aufhorchen. „Besteht in
Krisenzeiten keine Anbindung ans Unternehmen,
kündigen die Leute eher“, sagt Daniel
Liebermann von nevo. Eine Forsa-Umfrage
von 2022 zeigt: Fast ein Drittel der Erwerbstätigen
denkt über einen Jobwechsel nach.
Geeignete Fachkräfte zu finden ist schwer –,
und Recruiting-Prozesse schlagen mit bis zu
100.000 Euro zu Buche.
FÜR UNTERNEHMEN IST ES WICHTIG,
Mitarbeiter langfristig zu binden. Wie das
geht? „Über Zufriedenheit – und indem das
Unternehmen zum sicheren mentalen Hafen
für die Menschen wird“, sagt Dr. Florian
Besch. Gerade in Krisenzeiten verlassen immer
mehr Menschen ihr Unternehmen aufgrund
von Problemen – in Teams, mit ihrer
Führungskraft und weil sie sich im Homeoffice
nicht abgeholt fühlen. Das nevo-Team
bietet passende Lösungen: Im Fokus stehen
handlungsorientierte Methoden. „Was Menschen
bei unseren Trainings lernen, bleibt
haften. Denn sie haben es erfahren und nicht
nur darüber geredet“, weiß Besch. Das wirkt
nachhaltig, auch in die ganze Organisation
hinein. Das nevo-Team bietet einen Koffer voller
Tools, die Verhalten am Arbeitsplatz sichtbar
machen und auch Themen wie Stress und
Resilienz angehen.
In der Praxis bauen Teams etwa eine Seilrutsche
über eine Schlucht im Wald. Kollegen
tüfteln gemeinsam an der Aufgabe. Wenn es
gut läuft, hängen am Ende alle in den Seilen
– und jubeln. Ein Erfolgserlebnis! Ob und wie
gut es klappt, hängt von der Zusammen arbeit
ab. Wer die Führung übernimmt, wer sich
rauszieht, wie die Gruppendynamik ist – das
offenbart sich in spielerischer Interak tion.
Und wenn das Team scheitert? „Auch gut,
dann überlegen wir, wo das im Arbeitsleben
ebenso der Fall ist, und gehen den Ursachen
auf den Grund“, erklärt Liebermann.
PREISVERDÄCHTIG IST DIE ART, wie Besch
und Liebermann ihre Tools anwenden. Beim
HR-Award 2022 in Wien holte das nevo-Team
den zweiten Platz in der Kategorie Tools and
Services. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen
für die Anwendung von MapsTell.
Nach einem Online-Verhaltensscan stellen die
Coaches ganze Teams auf einer Bodenkarte
auf, die Verhalten als Landkarte sichtbar
macht. Was die nevo-Chefs dabei oft hören,
sind Sätze wie: „Aaah, jetzt verstehe ich dich.“
Die Leute sehen plötzlich, welche Bedürfnisse
hinter Verhaltensweisen von Kollegen stecken,
und bekommen neue Handlungsoptionen.
Dieses Verständnis baut Brücken. „Solche
Momente sind für uns als Coaches besonders“,
sagt Liebermann. „Denn wir sehen uns
als Mitarbeiter- Verbinder.“
KONTAKT
TEXT: ALENA BRANDT
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TOP-ARBEITGEBER
der Region Göttingen 2022/2023
FOTO: STOCK.ADOBE.COM
Gemeinsam
gewappnet
Mit der Initiative ,TOPAS – TOP Arbeitgeber Südniedersachsen‘
haben Unternehmen seit zehn Jahren die Möglichkeit, sich als Top-Arbeitgeber
zertifizieren zu lassen. Dies hilft aber nicht nur den Firmen, sich im Wettbewerb
um die besten Mitarbeiter zu behaupten – TOPAS stärkt die gesamte Region.
TEXT STEFAN LIEBIG FOTO STOCK.ADOBE.COM
112 TOP-ARBEITGEBER 2022/23
LESEZEIT: 5 MINUTEN
Bewerben um Bewerbende – so
lautet das Motto des Arbeitgeberlabels,
das inzwischen seit
einem Jahrzehnt engagierte Unternehmen
und Verwaltungen
aus der Region auszeichnet und eint. Im
Februar 2023 startet bereits die siebte Qualifikationsrunde.
„Im Rahmen von TOPAS – TOP Arbeitgeber
Südniedersachsen lassen sich diese gemeinsam
zertifizieren und bilden so auch seit
Jahren ein stetig wachsendes Netzwerk, das
dauerhaft funktioniert – und das, obwohl sie
eigentlich ja im Wett bewerb um Fachkräfte
stehen“, erzählt Susanne Spellerberg. Für die
Leiterin der etablierten Initiative der SüdniedersachsenStiftung
stand dies jedoch nie im
Gegensatz zueinander: „Zum einen profitieren
die Mitglieder vom branchenübergreifenden
Know-how innerhalb des Netzwerks.
Zum anderen stärken sie Südniedersachsen
als Region zum guten motivier Arbeiten und
Leben.“
Und vor allen Dingen stehen alle Akteure
zusammen vor demselben Problem. „Der
Mangel an Arbeitskräften – vom Nachwuchs
über Fachkräfte bis hin zu Führungskräften
– fordert ein aktives Employer Branding“, erklärt
Nadia Mohseni und beschreibt damit
die Herausforderungen für sämtliche Unternehmen.
Die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle
Göttingen war, ebenso wie Spellerberg,
schon vor knapp zehn Jahren mit dabei, als
TOPAS seine Premiere feierte. „Arbeitgebermarketing
nimmt bei südniedersächsischen
Unternehmen und bei den Verwaltungen einen
immer höheren Stellenwert ein“, sagt
Mohseni und betont dabei auch die wichtige
Rolle der Kooperationspartner von TOPAS
als Multiplikatoren und Netzwerkende. Neben
der von ihr geleiteten Geschäftsstelle
Göttingen der IHK Hannover und der teneo
Organisationsberatung unterstützen auch die
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und
Stadtentwicklung Göttingen (GWG), die
Wirtschaftsförderung Region Göttingen
(WRG) und der faktor als Me dienpartner
das Arbeitgeberlabel seit seiner Erstauflage.
AKTUELL UMFASST DAS TOPAS-Netzwerk
40 Unternehmen – die meisten von ihnen
sind bereits mehrfach rezertifiziert. Abgänge
sind aufgrund der großen Motivation der
Teilnehmenden äußerst selten. Diese absolvieren
Workshops, Seminare und Gesprächsrunden,
in denen sie sich aktiv und intensiv
austauschen. Spellerberg ist es wichtig, jedes
Unternehmen an seinem Ausgangspunkt abzuholen
und gemeinsam in dividuelle Ziele
zu erarbeiten. Das praxis erprobte Konzept
mit erfahrenen Coaches, unterschiedlichen
Veranstaltungsformaten und einer breiten
Themenauswahl ermöglicht die zielführende
Weiterentwicklung aller Unternehmen –
branchenübergreifend und unabhängig von
den Mitarbeiterzahlen. So gelingt es, die eigene
Arbeitgebermarke nachhaltig zu stärken.
DOCH KÖNNEN AUCH KLEINE Unternehmen
genügend Ressourcen frei machen?
„Wir ermutigen gerade kleinere Unternehmen
zur Teilnahme“, sagt Mohseni, „da sie
– im Rahmen der Initiative gezielt und professionell
begleitet – ihre Arbeitgebermarke
aufbauen oder weiterentwickeln können.“
Hinzu kommt, dass sie von den Gemeinschaftsauftritten,
beispielsweise auf Messen,
AUF IN DIE NÄCHSTE RUNDE!
Die siebte TOPAS-Veranstaltungsreihe
startet im Februar 2023. Sie umfasst
Themenblöcke wie Führung, Diversität
& Chancengleichheit, Wissen &
Kompetenzen, Betriebliches Gesundheitsmanagement,
Kommunikation
und Transparenz und zeigt Strategien
zur erfolgreichen Personalsuche mit
anschließendem Onboarding und
entsprechender Mitarbeiterbindung
auf. Weitere Infos unter:
www.suedniedersachsenstiftung.de/
projekte/topas
TOP-ARBEITGEBER 2022/23 113
TOPAS-zertifizierte Unternehmen
Autohaus Siebrecht GmbH
Beschäftigungsförderung Göttingen
BKK Technoform
Copernicus GmbH
Daume GmbH
DRK-Kreisverband Göttingen-Northeim e. V.
Ehrhardt Reifen + Autoservice GmbH & Co. KG
EmmaCura GmbH & Co. KG
Engelhardt Möbelschreinerei
Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG
Finanzämter Südniedersachsen
Göttinger Werkstätten gGmbH
Hausarztpraxis Bilshausen
HKS Sicherheitsservice GmbH
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Kreis-Sparkasse Northeim
KWS SAAT SE & Co. KGaA
Landkreis Göttingen
Landkreis Northeim
Minebea Intec Bovenden GmbH
mod IT Services GmbH
NextPharma GmbH
novelis Deutschland GmbH
Obermann Logistik GmbH
Ottobock SE & Co. KGaA
Piller Group GmbH
PMH Personalmanagement Harz GmbH
QUATTEK & PARTNER Steuerberatungsgesellschaft mbB
Refratechnik Cement GmbH
Renneberg – Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte,
Unternehmensberater
RUHSTRAT Haus- und Versorgungstechnik GmbH
Sanitätshaus o.r.t. GmbH
Sartorius Corporate Administration GmbH
Senioren- und Pflegeheime Lamm GmbH
sero handwerker-services GmbH
Smurfit Kappa Herzberg Solid Board GmbH
Sparkasse Duderstadt
Sparkasse Göttingen
Stadt Göttingen
Stiemerling Senioren-Residenzen e. V.
SYCOR GmbH
Tannenhof Fachpflegeheime GmbH
THIMM Group GmbH + Co. KG
Tip Trailer Service GmbH
UMG Gastronomie GmbH
VersicherungsKontor Osterode e. Kfm.
und dem stetigen Austausch innerhalb des
Netzwerks profitieren. Dazu gehört insbesondere
das systematische Bemühen um ein
Personalmanagement, das nach außen für
aktuelle wie künftige Mitarbeitende authentisch
erlebbar und sichtbar wird. „Häufig
sind bereits viele gute Elemente vorhanden,
die mit kleinen Verfeinerungen zum Erfolgsfaktor
werden können“, berichtet Spellerberg
aus eigener Erfahrung. Daher engagieren
sich die TOPAS-Veranstalter so intensiv
für die Etablierung eines professionellen
Employer Brandings in den südniedersächsischen
Betrieben.
BEIM EMPLOYER BRANDING geht es um
zwei Zielbereiche: Beim internen Arbeitgebermarketing
steht die Mitarbeiterbindung
durch Maßnahmen zur Unterstützung und
Förderung eigener Mitarbeiter im Fokus. Im
Zuge des nach außen gerichteten Arbeitgebermarketings
werden neue Mitarbeiter angesprochen,
um sie vom eigenen Unternehmen
zu begeistern und schließlich anzuwerben.
Kernaufgabe ist es nun, individuell herauszufiltern,
was das jeweilige Unternehmen
tun muss, um sich als guter Arbeitgeber zukunftsorientiert
aufzustellen und dementsprechend
zu präsentieren. Die Beispiele hierfür
umfassen ein breites Spektrum: vom
familien freundlichen Betrieb mit unterschiedlichen
Arbeitszeitmodellen (siehe hier zu
auch den Beitrag ab Seite 116) über eine gerechte
Lohn- und Gehaltsstruktur oder das
Betriebliche Gesundheitsmanagement bis hin
zu Aktionen wie Team-Events im Azubi-
Onboarding oder Speeddating zur Arbeitsplatzauswahl.
Viele anspruchsvolle Themen
also, die es in der Wirtschaft zu meistern gilt.
TOPAS begleitet motivierte Arbeitgeber effektiv
auf diesem Weg und verbreitet Optimismus
für ganz Südniedersachsen – ein
echtes Erfolgskonzept. ƒ
Kontakt
Dr. Benjamin W. Schulze
TOPAS-Projektmanagement
SüdniedersachsenStiftung
Maschmühlenweg 105, 37081 Göttingen
topas@suedniedersachsenstiftung.de
114 TOP-ARBEITGEBER 2022/23
Unabhängig und frei
Inhaber Rainer Giese
IHR VERSICHERUNGSMAKLER IN DER REGION
PARTNER FÜR MITTELSTAND UND INDUSTRIE
Wir schützen IHRE Werte !
Vertrauen. Verlässlichkeit. Loyalität. Unsere
Werte sind unsere Mission – denn wir wollen
wirklich den Unterschied machen.
Fest in der Region Südniedersachsen verwurzelt,
versichern wir nicht einfach nur Unternehmen,
die national und weltweit agieren. Wir begleiten
sie auf ihrem Weg.
Als inhabergeführtes Familienunternehmen
mit über 30 Jahren Erfahrung im Versicherungsgeschäft
suchen wir zusammen mit unseren
Kooperationspartnern – unter anderem mit
Leue & Nill – jeden Tag nach den bestmöglichen
Versicherungslösungen.
Wir kreieren für mittelständische Betriebe und
Industrieunternehmen innovative und individuelle
Lösungen, indem wir die Risiken erkennen
und gemeinsam bewerten.
Wir kennen jeden unserer Kunden persönlich
und sind schnell vor Ort.
Und das ist unser Ziel: Uns IHR Vertrauen verdienen.
Jeden Tag aufs Neue - mit Leidenschaft
und Begeisterung.
Ihr Rainer Giese
Versicherungskontor Osterode
Kornmarkt 2
37520 Osterode am Harz
Tel.: 05522 8687980
Kooperation
Partner der
info@versicherungskontor-osterode.de
www.versicherungskontor-osterode.de
„Die Leute sollen
bleiben wollen!“
Es lohnt sich, über bestehende Arbeitszeitmodelle nachzudenken.
Wo liegen die Ansatzpunkte und die Erfolgschancen?
Beispiele aus der Region zeigen, wie es gehen kann.
TEXT STEFAN LIEBIG FOTO STOCK.ADOBE.COM
116 TOP-ARBEITGEBER 2022/23
FOTO: FABIAN BERG
LESEZEIT: 5 MINUTEN
Zufriedene Mitarbeiter gleich zufriedene
Kunden – und beides
zusammen bedeutet mehr Umsatz.
Eine einfache Formel, die
auch ein Teil der Antwort auf den
omnipräsenten Fachkräftemangel sein kann.
Doch da, wo Mitarbeiter fehlen, wird oft gerade
der erste Teil der Formel vernachlässigt.
Wer heute als Arbeitgeber bestens aus gebildete
Mitarbeiter anlocken und halten will,
muss weit mehr bieten als ein gutes Gehalt – er
muss auf die Bedürfnisse der Mit arbeitenden
eingehen: Der Trend gehthier zur Flexibilisierung
und Individualisierung. Vor allem Aspekte
wie flexible Arbeitszeiten spielen heute
im Büro und – wo es möglich ist – im
Homeoffice eine wesentliche Rolle, um Arbeit
mit Familie oder Freizeitbeschäftigungen
zu vereinbaren.
Ausgehend von einer 40-Stunden-Woche
gibt es inzwischen Modelle, nach denen an
vier Tagen jeweils zehn Stunden gearbeitet
werden kann und wenn möglich auch Unterbrechungen
oder spätere Anfangszeiten
möglich sind, um beispielsweise die Kinder
zur Schule bringen zu können. Deutlich weiter
geht der Ansatz, bei der Einführung der
Vier- Tage-Woche die tägliche Arbeitszeit
nicht zu verlängern. Statt also wöchentlich
40 nur noch 32 Stunden zu arbeiten – womöglich
sogar noch ohne Gehaltseinbußen!
Welche Herausforderungen bringen solche
Umstellungen mit sich? Ist das in der Praxis
ohne Verluste umsetzbar? Können kleine
und mittelständische Unternehmen das
überhaupt stemmen?
EIN BLICK IN DIE REGION ZEIGT: Es tut
sich was. Wohl eine der radikalsten Formen
der Umstellung wagte Rocco Funke. Im Jahr
2021 wurde dieser mit 49 Jahren nochmal
Vater und versprach seinem Sohn kurz nach
der Geburt: „Ich werde dich ins Leben begleiten.
Wenn du 25 Jahre alt bist, werde ich
noch gesund sein.“ Als Inhaber des in Hundeshagen
im thüringischen Eichsfeld angesiedelten
Unternehmens ELBS ein mutiges
Versprechen, das große Herausforderungen
mit sich bringt. Denn mit fünf Mitarbeitern
kümmert sich der Leckorter in Notfällen
auch an Wochenenden um Schäden an
Rohrleitungen. Ein oft stressiger und zeitintensiver
Job. Doch Funke will natürlich zu
seinem Versprechen stehen.
Genau da kommt ihm zugute, dass er
schon immer auf mitdenkende Mitarbeiter
setzt. Als durch eine spontan eigeninitiativ
gestraffte Arbeitswoche alle Aufträge bereits
an einem Donnerstag abgearbeitet und
die Kunden begeistert waren, gab Funke seinen
Mitarbeitern am Freitag frei. „Das
machte mich neugierig. Wir haben gemeinsam
überlegt, wie wir noch effektiver werden
können“, erzählt der Diplom-Ingenieur.
Heraus kam eine inzwischen etablierte
Vier-Tage-Woche, die nur Gewinner kennt:
Die Mitarbeiter haben bei vollem Lohnausgleich
ab Freitag Wochenende, es sei denn,
es stehen Notfalleinsätze an. Die Kunden
treffen auf stets freundliches, zufriedenes
und hoch motiviertes Personal, und – Versprechen
erfüllt – der kleine Finus kann ab
Freitag mit einem sehr viel entspannteren
„Wir haben Zeitfresser minimiert
und mit externer Unterstützung die
internen Abläufe optimiert.
Und ob Sie es glauben oder nicht:
Wir machen an vier Tagen jetzt
doppelt so viel Umsatz wie
vorher an fünf!“
ROCCO FUNKE, ELBS
TOP-ARBEITGEBER 2022/23 117
„Menschen wollen keine unnötigen
Nervereien oder Hierarchiekämpfe.
Wir sorgen in unserer Organisation
gemeinsam für ein gutes Umfeld – die
Leute sollen bei uns bleiben wollen.“
MARTIN RENKER, ARINEO
„Wir setzen auch auf in Rente
gehende Kollegen. Das ist wichtig,
um die Erfahrung und das Know-how
der Menschen weiter nutzen und
geben zu können.“
MIRIAM ENGEL,
QUATTEK UND PARTNER
118 TOP-ARBEITGEBER 2022/23
Papa spielen. „Wir haben Zeitfresser minimiert
und mit externer Unterstützung die
internen Abläufe optimiert. Und ob Sie es
glauben oder nicht: Wir machen an vier Tagen
jetzt doppelt so viel Umsatz wie vorher
an fünf!“, sagt Funke hochzufrieden. Er sei
sogar so begeistert, dass er seinen Mitarbeitern
gern weitere Vorteile biete: Sie fangen
morgens erst an, wenn die Kinder in der
Schule sind und können sogar spontan frei
nehmen, wenn etwas Wichtiges zu erledigen
ist – ein solcher ,Emoji-Tag‘ zählt nicht als
Urlaubstag. Seine Mitarbeiter seien „emotional
gesund“, und das zeigt sich auch im
ex trem niedrigen Krankenstand. Das erfolgreiche
Gesamtpaket zog bereits neue Fachkräfte
an, und inzwischen hält Rocco Funke
sogar in anderen Unternehmen und bei Unternehmerverbänden
Vorträge über ,seinen
Weg‘. In Zukunft möchte er sein Wissen
auch an Meister- oder Hochschulen, IHK
und Innungen weitergeben.
EIN ERFOLGREICHES BEISPIEL – das auch
zum Motto ,Arbeitszeit ist Lebenszeit‘ von
Martin Renker passt. Der Arineo-Geschäftsführer
weiß, wie schwierig es ist, gute
IT-Fachkräfte zu finden. Doch das fünfköpfige
Geschäftsführungsteam setzt auf eine gute
Work-Life-Balance. Klassische Führungskräfte
gibt es nicht, es gilt das Prinzip Selbstorganisation.
„Menschen wollen keine unnötigen
Nervereien oder Hierarchiekämpfe.
Wir sorgen in unserer Organisation gemeinsam
für ein gutes Umfeld – die Leute sollen
bei uns bleiben wollen“, sagt Renker und
bringt damit die Aufgabenstellung bei der
Personalgewinnung und -bindung auf den
Punkt. Bei einer Fluktuationsrate von nur
drei Prozent und 70 Neueinstellungen in
den ersten zehn Monaten des aktuellen Jahres
möchte man mehr über die Philosophie
des inzwischen über 330 Mitarbeiter beschäftigenden
IT-Dienstleisters wissen.
Arineo ist laut Renker ein „eigenständiges
Unternehmen in Verantwortungseigentum“,
das über seine Gewinne frei verfügen kann
und ab 2024 allen Mitarbeitern gehören
wird. Jeder hat ein Arbeitszeitkonto, Überstunden
werden ausgezahlt oder in Freizeit
abgegolten. Feste Arbeitszeiten oder Arbeitsorte
gibt es nicht. „Wichtig dabei ist
nur: Wann wer wo arbeitet, muss im jeweiligen
Team abgestimmt sein“, sagt Renker.
Von Kollegen vermittelte Einstellungen werden
zudem honoriert. Die Prämien dafür
wandern in einen Topf, über dessen Verwendung
alle abstimmen. Die Summe wurde
etwa 2021 für die Opfer der Flutkatastrophe
gespendet, aber auch zusätzliche Betriebsfeiern
oder -ausflüge sind möglich.
Das alles führt dazu, dass die Mitarbeiter
auch eigene Bekannte zu Arineo „locken“,
in sozialen Netzwerken für ihren Arbeitgeber
werben oder gar „beim Friseur über uns
sprechen“, berichtet Renker begeistert. „Genau
so gelangte kürzlich eine Bewerbung zu
uns.“ Bei all dem Optimismus vergisst er
aber die zunehmenden Schwierigkeiten auf
dem Fachkräftemarkt nicht: Er weiß, mit
dem Ausscheiden der Baby-Boomer-Generation
wird die Nachfrage nach IT-Experten
weiter steigen.
AUF WORK-LIFE-BALANCE setzt man auch
bei Quattek und Partner. Die 97 Mitarbeiter
der Steuerberatungsgesellschaft profitieren
von regelmäßigen Gesundheitsangeboten wie
Massage oder Yoga sowie von flexiblen und
familienfreundlichen Arbeitszeiten. „Gerade
MÖGLICHE ARBEITSZEITMODELLE
Teilzeit
Längst nicht mehr das Modell nur für Mütter! Entsprechend einer
am Personalbedarfsplan orientierten individuellen Regelung
arbeitet der Mitarbeiter eine festgelegte Wochenstundenzahl, die
in vielen Branchen auch an saisonale Schwankungen angepasst
werden und mit einem Stundenkonto verbunden werden kann.
Letzteres spielt bei uns eine wichtige Rolle, da
wir viele junge Frauen mit Familie beschäftigen“,
sagt Steuerberaterin Miriam Engel und
betont die Bedeutsamkeit dieses Aspekts. So
profitieren diese zum Beispiel auch von der
gemeinsam mit dem ASC Göttingen installierten
Kinderferienbetreuung. Im eigenen
monatlichen TÜV (= team übergreifende
Veranstaltung) wird das Gemeinschaftsgefühl
zudem bei Kaffeeseminaren oder gemeinsamem
Grillen gestärkt. Seit Corona ist
laut Engel auch das Homeoffice ein wichtiger
Punkt: „Wir setzen das sehr individuell
anhand der Bedürfnisse der Einzelnen um.“
Natürlich ist aber auch Quattek und Partner
stets auf der Suche nach neuen, versierten
Steuerfachleuten. Quereinsteiger haben
hier gute Chancen. „Wir setzen auch auf in
Rente gehende Kollegen“, sagt Miriam Engel.
„Sie können bei uns quasi ,nebenbei‘
ihre Lieblingsmandanten weiterbetreuen.
„Das ist wichtig, um die Erfahrung und das
Know-how der Menschen weiter nutzen
und geben zu können.“
ALL DIESE NEUEN ARBEITSKONZEPTE
können individuell auf Unternehmen zugeschnitten
werden und so in der Praxis
funktionieren. Mitarbeiter sollten dafür
teamfähige, verantwortungsbewusste und
strukturierte Personen sein. Dem Arbeitgeber
sollte klar sein: Zufriedene Mitarbeiter
sind die besten. Geld ist dabei längst
nicht mehr alles, immer mehr kommt es auf
die Verbindung von Beruf und Freizeit an.
Da heißt es auf beiden Seiten: flexibel sein.
Das können – wie die regionalen Beispiele
zeigen – kleine und mittelständische Unternehmen
(mindestens) genau so gut wie die
großen. ƒ
Job Sharing
Zwei Fachkräfte teilen sich einen Arbeitsplatz – das kann eine
Win-win-Situation sein: Im Idealfall bekommt der Arbeitgeber so
mehr Ideen und doppelte Motivation und Erfahrung, muss aber
nicht mehr Gehalt zahlen. Eine effiziente Lösung, wenn sich auf
die Vollzeitstelle nur geeignete Kandidaten in Teilzeit bewerben.
Arbeiten nach Renteneintritt
Viele Senioren wollen (oder müssen aus finanziellen Gründen)
auch nach Erreichen des Renteneintrittsalters arbeiten. Ihre
Erfahrungen können sie beispielsweise an Auszubildende weitergeben,
und die oft über Jahrzehnte aufgebauten Netzwerke
werden weiter genutzt.
Homeoffice
Das wohl bekannteste Modell hat gerade in Pandemiezeiten
deutlich an Bedeutung gewonnen. Häufig werden Kernzeiten
vereinbart, um auch im heimischen Büro erreichbar zu sein.
Das Homeoffice ist ideal, um Familie und Beruf zu vereinen,
birgt aber auch die Gefahr, Job und Privates nicht mehr
trennen zu können.
Sabbatical
Wer hätte nicht gerne mal länger als drei Wochen
frei? Mehrere Monate bis zu einem Jahr Auszeit, um
anschließend erholt und motiviert und vielleicht
sogar weitergebildet zurückzukehren – das geht mit
dem Sabbatjahr. Arbeitnehmer und Arbeitgeber
können zur Umsetzung ein individuelles
Modell aushandeln. Dies
kann über ein Überstundenkonto,
Gehaltsverzicht und/oder das
Ansparen von Urlaub funktionieren.
TOP-ARBEITGEBER 2022/23 119
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Zukunft prägen, Technologien erforschen und die Branche
revolutionieren wollen – wir sind schon lange mehr als ein reines
Bauunternehmen. Daher sind wir auf der Suche nach Personen,
die in unterschiedlichen Fachbereichen ihre Fähigkeiten, Talente
und Erfahrungen einbringen wollen. Aber auch solche, die wir auf
ihrem Weg dorthin noch fördern und begleiten können. Entdecken
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Weitere spannende Karrieremöglichkeiten
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PROFIL
TOPARBEITGEBER
Ihr seid unsere Zukunft
Zwischen Medien, Tech und Innovation – das Göttinger Unternehmen Hogrefe ist
TOP-Arbeitgeber für Fachkräfte und Azubis.
Hogrefe ist international, familiär und
ständig in Bewegung. Ausgehend von
der Vision, Wissen nutzbar zu machen
und zu verbreiten, veröffentlicht das Unternehmen
Bücher, Zeitschriften und psychologische
Testverfahren, bietet Qualifizierun gen zu den
Produkten und spezialisierte Softwarelösungen
an. Die Mitarbeitenden des Unternehmens
stehen dabei stets im Fokus – Hogrefe pflegt
ein Arbeitsklima, das von einem engen persönlichen
Austausch, Internationalität, Diversität,
kultureller Vielfalt und praktischem Denken
geprägt ist. „Unsere Mitarbeitenden sind sehr
kreativ und erfinden sich immer wieder neu.
Genau das brauchen wir bei Hogrefe“, sagt
Personalleiterin Mariele Walter.
ALS ATTRAKTIVER ARBEITGEBER in der
Region Südniedersachsen und darüber hinaus
ist Hogrefe sehr aktiv, um Talente für
eine Karriere bei Hogrefe zu begeistern. Dazu
gehört auch eine starke Ausbildungsstrategie.
Zukunftssicherung durch Ausbildung ist
eines der Erfolgskonzepte bei Hogrefe. Im
Unternehmen lernen und arbeiten aktuell 16
122 TOP-ARBEITGEBER 2022/23
Azubis in den Bereichen E-Commerce, Tech,
Lager und in kaufmännischen Berufen. Auf
der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wurde
Hogrefe als eines der ersten Unternehmen
das neu geschaffene Gütesiegel des Börsenvereins
„Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“
verliehen. Auszubildende Antonia hat Hogrefe
gemeinsam mit dem Azubiteam für diese
Auszeichnung nominiert. „Hogrefe gibt mir
die Freiräume, Dinge auszuprobieren und an
Themen zu arbeiten, für die mein Herz schlägt
– und das auch schon während der Ausbildung“,
sagt Antonia.
Die meisten Azubis bleiben nach Ende ihrer
Ausbildung bei Hogrefe und finden ihren Platz
im Unternehmen, zum Beispiel als Content
Manager, Software Developer, Projektmanager
oder Software-Tester. Sie arbeiten in interdisziplinären
Teams mit erfahrenen Kolleg*innen
zusammen, entwickeln sich fachlich und persönlich
weiter und gehen ihren individuellen
Karriereweg. „Ideenreiche Köpfe, ganz gleich
auf welcher Karriereebene, sind bei Hogrefe
genau richtig“, ist sich Personalleiterin Mariele
Walter sicher.
FACHKRÄFTE MIT MUTIGEN IDEEN und
immer neuen Ansätzen für das Unternehmen
zu begeistern, ist für Hogrefe das Rezept erfolgreichen
Recruitings. Digitales Marketing
geht dabei Hand in Hand mit dem persönlichen
Kontakt zur Zielgruppe. Verschiedene
Messen und Events, unter anderem der GöBit,
sind für das Jahr 2023 bereits in Planung.
„Wir möchten anderen zeigen, dass man als
Azubi bei Hogrefe sehr gut aufgehoben ist
und von allen Seiten unterstützt wird“, erzählt
Aus zubildende Antonia, die an der Projektplanung
beteiligt ist.
KONTAKT
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Merkelstraße 3
37085 Göttingen
Tel. 0551 999-500
recruiting@hogrefe.de
hgf.io/karriere
PROFIL
Wer Teil dieses glücklichen Teams werden möchte, kann sich über den QR-Code bewerben.
Ausgezeichnet!
Die hervorragenden Arbeitsbedingungen in der Steuerkanzlei HSP STEUER Göttingen
schlagen sich in zahlreichen Würdigungen nieder.
Gute Arbeit durch ein glückliches
Team: Dieser Grundsatz gilt bei
HSP STEUER Göttingen. Die Steuerkanzlei
verfolgt konsequent den Ansatz, dass
Höchstleistungen für ihre Mandanten nicht
nur von hochqualifizierten, sondern auch
von höchst motivierten Mitarbeitenden erbracht
werden. Deshalb wird die Vereinbarkeit
von Beruf, Freizeit und Familie großgeschrieben.
NEBEN ANGEMESSENER VERGÜTUNG,
intensiver Karriereförderung, laufender fachlicher
Fortbildung und einem sehr hohen Digitalisierungsgrad
werden bei HSP STEUER
Göttingen zudem gegenseitige Wertschätzung
gelebt und die Work-Life-Balance gefördert.
So können die Mitarbeitenden sich die Arbeitszeit
flexibel gestalten, durch Homeoffice
und Remote Working den Arbeitsort frei wählen
und von zahlreichen Zuwendungen profitieren
– bis hin zu einem E-Bike, soweit sie
es wünschen. Kein Wunder, dass die Kanzlei
sich augenzwinkernd als ,Steuerparadies‘ bezeichnet.
Dass diese Ausrichtung erfolgreich ist, lässt
sich an zahlreichen Auszeichnungen ablesen.
So kann sich HSP STEUER Göttingen als
,Most Wanted Employer‘ der Zeit Verlagsgruppe
und als ,Top Arbeitgeber – die familienfreundlichsten
Unternehmen Deutschlands‘
der Zeitschrift freundin bezeichnen. Beide
Siegel beruhen auf Bewertungen der Arbeitgeberbewertungsplattform
kununu, wo die
Kanzlei Bestwerte erzielt. Dabei werden Faktoren
wie flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung,
betriebliche Altersvorsorge, Vorgesetztenverhalten,
Gleichberechtigung oder Gehalt
beleuchtet.
NEBEN DER AUSZEICHNUNG als ,Exzellenter
Arbeitgeber‘ durch den Steuerberaterverband
Niedersachsen Sachsen-Anhalt ist
HSP STEUER Göttingen seit November 2022
auch Great Place to Work-Certified. Das Zertifizierungsprogramm
des internationalen Forschungs-
und Beratungsinstituts Great Place to
Work ® steht für ein besonderes Engagement
bei der Gestaltung der Arbeitsplatzkultur und
wird nach einem gesicherten Verfahren vergeben.
Bestandteile sind ein unabhängiges, anonymes
Feedback der Mitarbeitenden und die
Analyse von Maßnahmen und Programmen
der Personalarbeit.
HSP STEUER GÖTTINGEN freut sich einerseits
über die Anerkennung, sieht die Auszeichnungen
aber auch als Ansporn, den Weg
der stetigen Verbesserung weiterzuführen.
KONTAKT
HSP STEUER Göttingen GmbH
Steuerberatungsgesellschaft
Andrea Hungerland
Stresemannstraße 28C
37079 Göttingen
Tel. 0551 8208070
a.hungerland@hsp-steuer.de
www.hsp-steuer.de/goettingen
TOP-ARBEITGEBER 2022/23 123
PROFIL
TOPARBEITGEBER
BELIEBTER ARBEITGEBER
DER REGION
Werksgelände Osterode am Harz
Dr. Detlev Seidel Geschäftsführer Operations
Damit der Strom im entscheidenden
Moment nicht ausfällt
Strom ist in unserer Gesellschaft einfach unerlässlich. Die Anlagen von Piller verhindern Stromausfälle und
sorgen für eine gleichmäßige Versorgung.
124 TOP-ARBEITGEBER 2022/23
Die Piller Group hat sich als Weltmarktführer
auf dem Gebiet der unterbrechungsfreien
Stromversorgung etabliert.
Hinter dem Erfolg des Global Players
steht eine gelungene Kombination aus Tradition
und Wandlungsfähigkeit.
Der Grundsatz des Firmengründers Anton
Piller, „… durch Verwendung nur besten Materials,
geschulter Arbeitskräfte und erstklassiger
Fabrikationseinrichtungen Erzeugnisse in
höchster Vollendung herzustellen“ hat jeden
Wandel überdauert und spiegelt sich in der
hohen Qualität der USV-Systeme (USV=Unterbrechungsfreie
Stromversorgungssysteme)
wider, die seit über 100 Jahren am Stammsitz
in Osterode am Harz gebaut werden.
Gewandelt und erweitert wurde im Laufe
der Jahrzehnte das Produktportfolio. Vor dem
Hintergrund der steigenden Digitalisierung
gewinnt eine zuverlässige Energieversorgung
immer mehr an Bedeutung. Die USV-Systeme
von Piller sind das Herzstück vieler systemrelevanten
und kritischen Infrastrukturen wie
Rechenzentren, Chipfabriken, Krankenhäuser,
Versorgungsunternehmen oder Flughäfen
und sichern die Stromversorgung auch an extrem
rauen Einsatzorten ab. Auch im Hinblick
auf die Energiewende haben die Piller-Ingenieure
Systeme weiterentwickelt, die die Integration
regenerativer Energieerzeugungsanlagen in
stabile Netze unterstützen.
FRAUEN-POWER wird bei Piller großgeschrieben.
Der Anteil der beschäftigten Frauen im
Unternehmen ist in den vergangenen Jahren
erfreulich gestiegen, sowohl in der Führungsetage
als auch in den technischen Berufen.
Piller engagiert sich beim Niedersachsen-Technikum.
Als Vorbereitung auf technische sowie
naturwissenschaftliche Studiengänge und
Berufe bietet das Technikum eine Kombination
aus beruflicher Praxisorientierung und
Schnupperstudium – ein Konzept zur Gewinnung
weiblichen MINT-Nachwuchses.
Auch wenn Piller in über 50 Ländern tätig
ist und auf fast allen Kontinenten eigene
Tochtergesellschaften unterhält, ist das Unternehmen
regional verwurzelt und der Tradition
verbunden. „Unser Bestreben ist es, auch in
Zukunft attraktive Arbeitsplätze in der Region
anzubieten und gemeinsam auf Erfolgskurs
zu bleiben“, sagt Dr. Detlev Seidel, Geschäftsführer
Operations der Piller Group. Piller beschäftigt
über 600 Mitarbeiter am Standort
Osterode, annähernd 1.000 sind es weltweit.
Über 50 technische und kaufmännische Auszubildende
werden durch qualifizierte Ausbildungsleiter
betreut. Als TOPAS-Arbeitgeber
zeichnet sich das Unternehmen durch ein hohes
Engagement gegenüber seinen Mitarbeitern
aus. Im Unternehmen gilt der Tarifvertrag
der Metallindustrie mit einer 35-Stunden-Woche,
30 Tagen Urlaub und Gleitzeit.
KONTAKT
Piller Group GmbH
Abgunst 24
37520 Osterode
Tel. 05522 311-0
info@piller.com
www.piller.com
PROFIL
Wir geben IT ein Gesicht. Geschäftsführer Guido Lindlar und Thomas Ahlers sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sycor Gruppe.
Top Arbeitgeber in der Region
Sycor. Wandel und Konstanz im Einklang.
Der Göttinger IT-Dienstleister Sycor
geht mit gleich zwei brandaktuellen
Auszeichnungen in das Jahr seines
25-jährigen Bestehens. „Zum zweiten Mal in
Folge stehen wir im brand-eins-Ranking der
,Besten IT-Dienstleister 2023‘ weit vorne“, berichtet
Guido Lindlar, Geschäftsführer der
SYCOR GmbH, stolz. Und Petra Gerweck,
HR-Leiterin der Sycor, ergänzt: „Auch das
Siegel als ,Focus Top Arbeitgeber im Mittelstand‘
dürfen wir 2023 wieder tragen.“
WAS MACHT EINEN ,TOP ARBEITGEBER‘
eigentlich aus? „Mittlerweile haben sich Standards
entwickelt, die jeder Mitarbeiter und jede
Mitarbeiterin erwartet, wie zum Beispiel 30
Urlaubstage oder kostenfreie Getränke in der
Firma“, so Petra Gerweck. „Damit überzeugt
man keine Fach- und Führungskräfte, zu uns
zu wechseln. Sycor ist seit 25 Jahren am Markt.
Da haben sich Konstanten entwickelt. Was aber
wichtig ist, ist die Fähigkeit, sich immer wieder
zu hinterfragen. Maßnahmen abzuleiten.“
So hat Sycor sich in den vergangenen beiden
Jahren neu ausgerichtet, um geschäftlichen Erfolg,
Innovationskraft sowie die Kunden- und
Mitarbeiterzufriedenheit auch in Zukunft zuverlässig
zu realisieren. „Gleichzeitig wurde in
einem Kulturkompass die Vision und Mission
der Sycor angepasst, und wir arbeiten gerade
an neuen Leitlinien für die Zusammenarbeit
und Führung. In diesen Prozess sind alle Mitarbeiter*innen
und Führungskräfte eingebunden“,
erläutert Petra Gerweck.
Außerdem gilt es, die vielen neuen Mitarbeiter*innen,
die in diesem Jahr bereits eingestellt
wurden, mit auf den eingeschlagenen
Weg zu nehmen. Dafür wurde das OnBoarding
neu konzipiert.
BEIM RECRUITING HAT SYCOR zugleich
neue Wege beschritten und sich dem „Fresh
Faces Programm“ der SAP angeschlossen.
„Wir haben in dem von der SAP aktiv unterstützten
Programm fünf junge Mitarbeiter*innen
für die SAP-Beratung gewinnen können“,
so SAP Solution Architect Michael Tilgner, der
das Programm bei Sycor betreut. „Ich bin froh,
mich für Sycor entschieden zu haben, das Betriebsklima
ist mehr als positiv. Wir haben in
den ersten Monaten durch Schulungen, Fallstudien
und Kundenbesuche bereits einen tiefen
Einblick in die SAP-Welt erhalten“, berichtet
Nataliia Moravac, die als „Fresh Face“ im
Juni zu Sycor kam. „So konnte ich das Erlernte
direkt in Kundenprojekten anwenden.“
„Das Programm ist ein voller Erfolg und wird
2023 wiederholt“, resümiert Petra Gerweck.
„Es ist schwer, die benötigte Anzahl an Fachkräften
einzustellen. Wir haben derzeit viele
offene Stellen in unterschiedlichen Bereichen
– und so stellen wir junge Absolventen ein und
bilden sie selbst aus.“
Neben all den Maßnahmen, Entwicklungen
und Gütesiegeln ist sich das Sycor-Management
einig, dass zufriedene Mitarbeiter*innen
und Kund*innen die wichtigsten Trophäen
des Unternehmens bleiben.
KONTAKT
SYCOR GmbH
Heinrich-von-Stephan-Str. 1-5
37073 Göttingen
Tel. 0551 490-0
bewerbungen@sycor.de
www.sycor.de/karriere
TOP-ARBEITGEBER 2022/23 125
Entdecke,
was abseits der
eingetretenen
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PROFIL
Das Job- und Ausbildungsportal für die Region
Seit 2018 hat sich karriere-suedniedersachsen.de zur Job- und Ausbildungsbörse Nummer 1
der Region entwickelt und jüngst eine neue Marke geknackt: das 600. gelistete Unternehmen.
Die Suche nach einem neuen Job oder
Ausbildungsplatz ist fast immer regional.
Schließlich wollen die meisten
Menschen gerne dort arbeiten, wo sie ,zu
Hause‘ sind. Genau dabei helfen wir: Karriere
Südniedersachsen vereinfacht die Suche nach
einem Job bzw. Ausbildungsplatz genauso
wie das Recruiting auf Unternehmensseite“,
erklärt Adrian Kropiewnicki, Gründer und Betreiber
der Plattform. Das Erfolgsrezept im
Vergleich zu den anderen zahlreichen überregionalen
Jobplattformen auf dem Markt? „Wir
verkaufen keine einzelnen Stellenanzeigen.
Unternehmen haben bei uns die Möglichkeit,
im Rahmen eines überschaubaren Jahresbeitrags
alle offenen Vakanzen zu platzieren und
sich im Rahmen eines Arbeitgeberprofils zu
präsentieren. Das führt dazu, dass wir ein
großes, vielfältiges und einmaliges Angebot
an Stellenangeboten konzentriert auf eine
Region abbilden können.“ In Zahlen bedeutet
dies: 5.900 Stellenangebote und 1.100 Ausbildungsplätze
von 600 Unternehmen sind auf
Karriere Südniedersachsen veröffentlicht.
Das kommt auch auf Seite der Jobsuchenden
und Bewerber an: Über 50.000 User verzeichnet
Karriere Südniedersachsen monat lich
und generiert daraus Tausende Bewerbungen.
„Dafür sorgen zum großen Teil unsere gezielten
Kampagnen über Google AdWords und auf
den sozialen Medien“, erklärt Kropiewnicki.
Gleichzeitig wird Karriere Südniedersachsen
immer mehr zu einer etablierten Marke, wenn
es um das Thema Job und Karriere in der
Region geht.
IM MÄRZ 2023 FEIERT DIE PLATTFORM
ihr fünfjähriges Bestehen. „Gerade in der
Anfangszeit lag die Schwierigkeit darin, die
regionalen Unternehmen von der damals
noch neuen Plattform und dem Konzept zu
überzeugen. Mit Rückendeckung der Wirtschaftsförderungsgesellschaften
für die Stadt
und den Landkreis Göttingen sowie weiterer
Akteure wie der SüdniedersachsenStiftung
konnten wir dann aber schnell die ersten
Unter nehmen gewinnen.“ Fast fünf Jahre später
liegt der Fokus des fünfköpfigen Teams
darauf, das Wachstum weiter beizubehalten
und verstärkt in das Bewerbermarketing zu
investieren. „Gleichzeitig entwickeln wir die
Plattform auch technisch stets weiter“, erklärt
Kropiewnicki. „Aktuell integrieren wir ein Tool
für ein noch stärkeres Azubimarketing.“
KONTAKT
Regionale Karriereportale UG
Adrian Kropiewnicki
Tel. 0551 2887838-0
Maschmühlenweg 81
37081 Göttingen
info@karriere-suedniedersachsen.de
www.karriere-suedniedersachsen.de
TOP-ARBEITGEBER 2022/23 127
Profitieren Sie von den Vorteilen
eines öffentlichen Arbeitgebers!
Als Kreisverwaltung bieten wir Ihnen viele interessante
Berufsfelder.
Mit 1.900 Kolleg*innen erfüllen Sie vielfältige,
sinnstiftende und zukunftsorientierte Aufgaben.
Bei uns haben Sie die Möglichkeit, ganz konkret
und aktiv zum Gemeinwohl beizutragen.
Unsere Leitlinien für Führung und Zusammenarbeit
sorgen für ein super Arbeitsklima.
Vielfältige Fort- und Weiterbildungen unterstützen
Sie beim lebenslangen Lernen.
Sie kommen voran dank guter Aufstiegs- und
Karrieremöglichkeiten.
Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und unsere
betriebsnahe Kinderkrippe helfen Ihnen, Beruf,
Familie und Privatleben gut zu vereinbaren.
Körper und Geist kommt unser aktives betriebliches
Gesundheitsmanagement zugute.
Wir machen Sie mobil mit einem VSN-Jobticket.
Lassen Sie uns gemeinsam etwas bewegen –
für den Landkreis, für die Menschen, für Sie.
Top-Mitarbeiter*innen
benötigen auch Top-
Arbeitsbedingungen.
Deswegen arbeiten wir
kontinuierlich an zielgerichteten
Maßnahmen und
Verbesserungsprozessen.
Das bestätigt unsere Zertifizierung
als TOP-Arbeitgeber.
Überzeugen Sie sich selbst!
Wir freuen uns auf Sie !
Auf Ihre Bewerbung oder Fragen freut sich
Frau Martina Creydt
Tel. 0551 525 2906
bewerbungen@landkreisgoettingen.de
Aktuelle Stellenangebote
finden Sie unter:
landkreisgoettingen.de
www.DomesticCare.
www.DomesticCare.de
Domestic Care
Haushaltsservice
Inhaberin:
Dagmar Crzan
Hauswirtschaftsmeisterin
Wir stehen für
qualitativ hochwertige
Dienstleistungen im Bereich
Hauswirtschaft.
• Familien und Singles verhelfen
wir zu mehr Freiraum
• Betreuung und Entlastung
Hören – Helfen – Handeln
• Leistungen Entlastungsleistungen,
Verhinderungspflege und
anteilige Pflegesachleistungen
können direkt mit der
Pflegekasse abgerechnet werden
Domestic Care
Haushaltsservice
Göttinger Str. 70, 37181 Hardegsen
Telefon 05503 804870
Mobil 0160 3515012
impressum
Herausgeber
faktor – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen
Entscheider Medien GmbH
Berliner Straße 10
37073 Göttingen
Tel. 0551 3098390
Fax 0551 30983911
info@faktor-magazin.de
www.mehralseinmagazin.de
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(boehme@faktor-magazin.de)
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Autoren
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Kim Henneking, Tobias Kintzel, Stefan Liebig,
Charlotte Vogel, Christian Vogelbein, Stefanie Waske
Art-Direktion & Layout
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Fotografie
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Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe
ist der 15. Februar 2023.
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Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte,
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130 4 |2022
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Ein frohes Weihnachtsfest und
einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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