BOLD THE MAGAZINE No.62
EXKLUSIV IM INTERVIEW: LÉA SEYDOUX | HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE | NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON | PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG | NEW SCANDINAVIAN DESIGN | JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG | ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH
EXKLUSIV IM INTERVIEW: LÉA SEYDOUX | HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE | NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON | PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG | NEW SCANDINAVIAN DESIGN | JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG | ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH
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LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 62
BOLD-MAGAZINE.EU
THE MAGAZINE
LÉA SEYDOUX
EXKLUSIV
IM INTERVIEW
HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE // NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON
PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG // NEW SCANDINAVIAN DESIGN
JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG // ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH
4 // BOLD THE MAGAZINE INHALT
CONTENTS
INHALTSVERZEICHNIS
UND THEMEN
BOLD-MAGAZINE.EU
LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 62
THE MAGAZINE
LIFESTYLE
Exklusiv im Interview:
Léa Seydoux
FASHION
Lovely, Fancy and Elegant
Fashion for Women
6
14
Vorschau Ausstellungen:
Female View (Schloss Moyland) und
Joan Miró (Museum Beaux Arts Mons)
TRAVEL
Pittoresk und morbide:
Die Stadt in der Lagune
Venedig
34
56
LÉA SEYDOUX
EXKLUSIV
IM INTERVIEW
HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE // NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON
PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG // NEW SCANDINAVIAN DESIGN
JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG // ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH
BOLD THE MAGAZINE No. 62
Léa Seydoux
Foto: A. B. Cortes (AUGUST)
DESIGN
Das Beste aus zwei Welten:
Laurent Rossi, Chief Executive Officer
von Automobiles Alpine
im Gespräch
New looks for the sporty
urban Timepiece:
Louis Vuitto
New scandinavian Design:
Nachhaltig und formvollendet
Cool Stuff
ART
36
44
78
Best Places:
Kunst, Kultur und viel Geschichte
Berlin
MOTION
Freiheit elektrifiziert:
Jeep plant globale Führung
Mit dem Vantage F1 Roadster
zum Formel 1 Grand Prix nach Monza
Roadtrip
More self control:
Der neue Lamborghini
Huracán Tecnica
64
52
70
84
Outstanding Photographic Art:
„Human Conditions“
Olaf Heine
24
DIE LETZTE SEITE
Impressum
90
The Making of
a Masterpiece
thedalmore.com |
@thedalmore
LÉA
SEYDOUX
EXKLUSIV
IM INTERVIEW
AUTOR & INTERVIEW: J. FINK
INTERVIEW / LÉA SEYDOUX
BOLD THE MAGAZINE // 9
Cannes-Gewinnerin und Bond-Girl, französischer Superstar und Prinzessin des Arthouse-Kinos:
Léa Seydoux ist nicht nur die fleißigste, sondern auch die vielseitigste Schauspielerin, die Europa
dieser Tage zu bieten hat.
16 Jahre ist es her, dass Léa Seydoux ihre
Karriere als Schauspielerin mit einer Teenie-
Komödie namens „Mes copines“ begann,
und seither ist kaum ein Jahr vergangen, in
dem die Französin nicht mindestens in zwei,
meistens sogar mehr Filmen auf der Leinwand
zu sehen war. Mit ihrem neuen Film:
„An einem schönen Morgen“ (Deutschlandstart:
8. Dezember 2022) kann man sie, nach
der Mediensatire „France“ (seit November
auf DVD erhältlich) und David Cronenbergs
düsterer SciFi-Vision „Crimes of the
Future“, hierzulande bereits das dritte Mal
im Kino bewundern. Vor der Kamera fühlt
sich Seydoux offenkundig wohl; alles Angestrengte,
das ihr mitunter bei öffentlichen
Auftritten und in Interviews anzuhaften
scheint, fällt von ihr ab, sobald sie in eine
andere Rolle schlüpft. Gut möglich, dass ihr
das Talent dazu schon in die Wiege gelegt
wurde. Die Pariserin, die am 1. Juli 1985 das
Licht der Welt erblickte, stammt aus gutem
Hause und einer langen Linie wohlhabender
Aristokraten und Unternehmer. Ihre
Mutter, Valérie Schlumberger, war ebenfalls
Schauspielerin, bevor sie sich später eher für
diverse Wohltätigkeitsorganisationen engagierte.
Auch sonst ist der Bezug der Familie
Seydoux zum Kino groß: Opa Jérôme und
seine beiden Brüder sind allesamt hohe Tiere
in der Filmbranche, als Produzenten und
Verleiher. Auf ihrem Karriereweg, den sie erst
als junge Erwachsene einschlug, hat das allerdings
nicht viel geholfen, betont Seydoux bis
heute immer wieder: „Meine Familie hat nie
einen Finger für mich gekrümmt. Das habe
ich mir alles selbst erarbeitet.“
Der Erfolg stellte sich jedenfalls schnell ein.
2009 erhielt sie für „Das schöne Mädchen“
ihre erste Nominierung für den französischen
Filmpreis César, nur wenige Monate
bevor sie in Tarantinos Welterfolg „Inglourious
Basterds“ auch ihren Hollywood-
Einstand gab. Seither fährt die Vielbeschäftigte
gerne zweigleisig. In ihrer Heimat
etwa spielte sie Hauptrollen in Filmen wie
„Leb wohl, meine Königin“, „Die Schöne
und das Biest“, „Tagebuch einer Kammerzofe“,
„Im Schatten von Roubaix“ oder
„Tromperie“, während sie international mit
Regisseuren wie Woody Allen („Midnight
in Paris“), Xavier Dolan („Bis ans End
der Welt“) oder Yorgos Lanthimos („The
Lobster“) drehte. Für Wes Anderson ist
sie eine seiner Lieblingsschauspielerinnen
(siehe: „The Grand Budapest Hotel“ oder
„The French Dispatch“), in „Mission: Impossible
– Phantom Protokoll“ war sie auch mit
dabei. Und als Madeleine Swann verdrehte
sie James Bond so sehr den Kopf, dass sie
gleich zweimal an der Seite von Daniel Craig
zum Einsatz kam. Dass sie trotz bislang
fünf Nominierungen den César bislang nie
gewinnen konnte, ist fast ein Skandal. Dafür
wurde sie – gemeinsam mit ihrer Kollegin
Adèle Exarchopoulos – als erste Schauspielerin
überhaupt bei den Filmfestspielen
10 // BOLD THE MAGAZINE INTERVIEW / LÉA SEYDOUX
in Cannes zu gleichen Teilen mit dem Regisseur
Abdellatif Kechiche mit der Goldenen
Palme ausgezeichnet. Dass die beiden Frauen
anschließend zu Protokoll gaben, dass die
Arbeit an dem eindrucksvollen Liebesfilm
„Blau ist eine warme Farbe“ nicht zuletzt
bei den offenherzigen Sexszenen übergriffig
verlaufen sei, trübt die Auszeichnung allerdings
bis heute.
Fleißiges Arbeiten und der Spagat zwischen
anspruchsvollem, französischem Kino und
US-Blockbustern stehen für Seydoux, die
mit ihrem Lebensgefährten einen 5-jährigen
Sohn hat, auch 2023 auf der Agenda. Erst
steht das Melodrama „La Bête“ von Bertrand
Bonello auf dem Programm, danach wird
sie in der mit Spannung erwarteten Fortsetzung
von „Dune“ zu sehen sein. Doch sei an
dieser Stelle auch das hinreißende, berührende
Familien- und Beziehungsdrama „An
einem schönen Morgen“ empfohlen, für
das Seydoux erstmals für den Europäischen
Filmpreis nominiert wurde. Anlässlich dieses
Films der Regisseurin Mia Hansen-Løve
treffen wir Léa zum Interview.
Frau Seydoux, in Ihrem neuen Film „An
einem schönen Morgen“ spielen Sie die
verwitwete Mutter eines achtjährigen
Mädchens. Wie haben Sie es geschafft, dass
die Chemie zwischen Ihnen so spürbar
stimmt?
Da musste ich zum Glück nicht viel machen.
Camille ist ziemlich frech und aufgeweckt,
das mochte ich. Und es war ein Segen, dass
sie keine typische Kinderschauspielerin war
und zum ersten Mal vor der Kamera stand.
Sie hatte so gar nichts Einstudiertes, und war
enorm natürlich. Das war gerade bei dieser
Geschichte wirklich entscheidend.
Sie sagten in Cannes, dass es Ihnen besonders
viel Spaß gemacht hat, hier mal eine
ganz normale Frau zu spielen. Wie meinten
Sie das?
Ich habe das Gefühl, dass ich in „An einem
schönen Morgen“ zum ersten Mal eine vollkommen
normale Frau verkörpere, in die
sich jeder von uns hineinversetzen kann, weil
jeder jemanden wie sie im Alltag kennen
könnte. Sonst habe ich fast immer Personen
gespielt, die sehr kompliziert waren, sich in
Extremsituationen befanden oder irgendwie
überhöht waren. Hier jetzt Teil einer vergleichsweise
schlichten Geschichte zu sein
und mit Gefühlen konfrontiert zu sein, die
wir alle kennen, war mir eine große Freude.
Und dem Publikum hoffentlich auch.
Denken Sie schon an das Publikum, wenn
Sie eine Rolle spielen?
Bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall.
Ich drehe Filme nicht für mich allein. Ich
wünsche mir, dass sie gesehen werden und
den Zuschauern etwas mitgeben. Es gibt
für mich nichts Schöneres als zu sehen, dass
ich mit meiner Arbeit andere Menschen
berühren kann. Nicht zuletzt, weil ich es
selbst liebe, als Kinogängerin von einem Film
berührt zu werden.
Sie drehen kleine Dramen in Ihrer Heimat
genauso wie englischsprachige Großproduktionen.
Lassen sich diese unterschiedlichen
Arten von Arbeiten ohne weiteres
unter einen Hut bringen?
Ich empfinde das gar nicht als schwierig,
sondern als großen Spaß. Das ist es, was
man als Schauspielerin will: möglichst unterschiedliche
Filme drehen und in die verschiedensten
Welten eintauchen. In meiner Idealvorstellung
bin ich für das Publikum sogar
jedes Mal aufs Neue nicht wiederzuerkennen,
weil meine Rollen und Filme so unterschiedlich
sind. So wie mein Vorbild Marlon
Brando. Unverwechselbar und immer gleich
zu sein – das wäre überhaupt nicht meins.
Sind die Unterschiede denn groß zwischen
Frankreich und Hollywood?
Wenn wir mal ehrlich sind, habe ich noch
gar keine echte Hollywood-Erfahrung. James
Bond ist ja nicht Hollywood, Woody Allen
und Wes Anderson sind es auch nicht. Und
selbst für „Mission: Impossible“ stand ich nur
in Europa vor der Kamera.
Aber die Arbeitsbedingungen sind doch
ohne Frage anders bei einem großen
Blockbuster als bei einem europäischen
Drama, oder?
Ganz klar, das kann man gar nicht vergleichen.
Was man als Schauspieler vor der
Kamera tut ist natürlich in letzter Konsequenz
das Gleiche. Aber das Drumherum
könnte nicht unterschiedlicher sein. Allerdings
finde ich das eine nicht besser als das
andere. Sondern es macht mir enorm viel
Spaß, beides haben zu können. Auch wenn
es bisweilen ein anstrengender Spagat ist.
Fotos: „An einem schönen Morgen“, Weltkino (Seite: 11); „France“, MFA+ (Seiten: 6 - 8 und 12)
INTERVIEW / LÉA SEYDOUX
BOLD THE MAGAZINE // 13
Wie steht es allgemein mit dem Berühmtsein?
Macht Ihnen das zu schaffen?
Ach, das ist in meinem Fall nicht so wild.
Zuhause in Paris fühle ich mich nicht eingeschränkt
und gehe ganz normal einkaufen
oder ins Kino. Natürlich kommt es mal vor,
dass man angesprochen wird, und selbstverständlich
gibt es auch in Frankreich eine
Klatschpresse. Aber anders als in den USA
oder England ist man irgendwie nicht so
besessen von Stars. Weder das Publikum
noch die Medien. Außerdem wird die Privatsphäre
in Frankreich relativ streng geschützt.
Gegen Paparazzi-Fotos kann man problemlos
klagen, deswegen gibt es die kaum.
Anders als die meisten Hollywood-Stars
findet man Sie auf keinen Fall bei Instagram.
Warum nicht?
Mir kommt es so vor als müsste man als
Schauspielerin heute immer mehr zur
Geschäftsfrau werden und die eigene Marke
pflegen. Darauf habe ich keine Lust, das
sehe ich nicht als meinen Job. Ich hatte mal
einen Instagram-Account, aber ich finde es
dort furchtbar, also habe ich mich wieder
abgemeldet. Auf dieses ganze Social Media-
System habe ich keine Lust. Ich will weder
Stereotype bedienen noch mich verbiegen.
Was genau stört Sie denn an Instagram,
Social Media und Co.?
für eine Werbekampagne engagieren oder
in toller Mode fotografieren. Aber dass
dann auch noch alles selbst promoten zu
müssen ist irgendwie nicht meine Aufgabe.
Außerdem langweilt es mich, dass alle
meine amerikanischen Kolleginnen online
scheinbar immer auf die gleiche Weise an
ihrem Image arbeiten: politisch sein, aber
bloß auch politisch korrekt und das Richtige
sagen. Und, mein Privatleben öffentlich
auszustellen, daran bin ich erst recht
nicht interessiert.
Noch kurz zu Ihrer Regisseurin Mia
Hansen-Løve. Macht es für Sie einen
Unterschied, ob Sie eine Frau oder ein
Mann inszeniert?
Interessanterweise ja. Bei einer Frau habe ich
oft das Gefühl, eine Art Alter Ego der Regisseurin
zu spielen, während ich bei einem
Mann eine größere Distanz zwischen ihm
und meiner Figur spüre. Das eine ist nicht
besser als das andere, aber es fühlt sich schon
anders an. Mir geht es aber vor allem darum,
als gleichberechtigte Kollaborateurin wahrgenommen
zu werden. Ich liebe nichts mehr
als das Gefühl, meine Rolle genauso sehr
kreiert zu haben wie die Regisseurin. So war
es auch in diesem Fall, wenn auch nur im
Vorfeld. Wenn die Kamera einmal läuft, hat
Mia nicht viel für Improvisationen übrig.
Ich möchte mich einfach nicht wie ein
Produkt fühlen. Oder wie eine Verkäuferin,
die über Hashtags alles Mögliche an den
Mann bringen muss. Ich lasse mich gern mal
WEITERE INFORMATIONEN:
www.weltkino.de
www.mfa-film.de
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FANCY AND
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FASHION
FOTOGRAF: C. PAUL
Kleid: Selected FEMME
Schmuck: Sif Jakobs Jewellery
Digital Assistenz: Claas Liegmann
Make-Up & Hair: Jennifer Galle
Styling: Zahra Kuhlmey (Assistenz: F. Khawary)
Model: Hanna Look
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Ring, Armreif und -kette: IsabelleFa
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Foto (Ausschnitt): O. Heine / Thomas Kretschmann (Berlin, 2018)
ART / SEHENSWERT
BOLD THE MAGAZINE // 25
OUTSTANDING
PHOTOGRAPHIC ART
HUMAN CONDITIONS
OLAF HEINE
AUTOR: J. M. BRAIN
Die Galerie Camera Work präsentiert ab dem 26. November 2022 die Ausstellung „Human
Conditions“ mit Werken des in Berlin lebenden Fotografen Olaf Heine.
Die mehr als 40 Arbeiten umfassende Ausstellung zeigt eine kuratierte Auswahl der
berühmtesten Werke des einzigartigen Künstlers sowie Fotografien, die zum ersten Mal
weltweit ausgestellt werden.
Foto (Ausschnitt): O. Heine / Daniel Bruehl (Berlin, 2017)
Foto: O. Heine / „Girl Descending a Ramp“ (Brasília, 2012)
Foto (Ausschnitt): O. Heine / Snoop Dogg Plate 2 (Los Angeles, 2004)
ART / SEHENSWERT
BOLD THE MAGAZINE // 31
Olaf Heine ist international für seine
hintergründig und detailreich komponierten
Porträts von Musikern, Schauspielern,
Schriftstellern, Künstlern und
Sportlern sowie seine eindrucksvolle
Architektur- und Landschaftsfotografie
bekannt. Erste Auftragsarbeiten entstanden
für Albumcover von Freunden –
u. a. Terry Hoax and Fury in the Slaughterhouse
– und waren ausschlaggebend
für Heine, eine Ausbildung zum Fotografen
und Kommunikationsdesigner am
renommierten Berliner Lette-Verein zu
beginnen. Mit dem Umzug nach Los
Angeles in den späten 1990er Jahren
gelang ihm der internationale Durchbruch.
Seit dieser Zeit entstanden weltberühmte
Porträts von Persönlichkeiten wie
U2, Nick Cave, Cate Blanchett, Jared Leto,
Bret Easton Ellis, Julian Schnabel, John
Baldessari, Snoop Dog, Anthony Kiedis
und Jon Bon Jovi. Olaf Heine etablierte
sich zudem als Regisseur für preisgekrönte
Musikvideos, Kurz- und Werbefilme. Seine
Ästhetik hat die Bildsprache unzähliger
Bands, u. a. Die Ärzte und Rammstein,
im Rahmen ihrer langjährigen Zusammenarbeit
entscheidend mitgeprägt. Die
Ausstellung „Human Conditions“, die bis
Februar 2023 in der Galerie Camera Work
zu sehen ist, ist Heines bislang größte
Einzelausstellung und umfasst mehr
als 40 Arbeiten.
Unternehmen von Beginn an der Philosophie,
neben den bekanntesten Künstlern
der Fotografiegeschichte wie Diane
Arbus, Richard Avedon, Patrick Demarchelier,
Peter Lindbergh, Helmut Newton,
Irving Penn, Man Ray und Albert Watson
auch junge zeitgenössische Künstler zu
vertreten und in Ausstellungen zu zeigen,
um die Fotokunst als eigenständige
Gattung innerhalb der bildenden Künste
zu manifestieren und neuen Positionen
Raum zu geben.
Neben den Schwerpunkten Mode-, Aktund
Porträtfotografie fokussiert sich die
Galerie auf die Bereiche Inszenierte Fotografie,
Architektur und Stillleben. Darüber
hinaus vertritt Camera Work auch zahlreiche
zeitgenössische Künstler exklusiv in
Deutschland, Europa oder weltweit. Wie
zum Beispiel: David Drebin, Olaf Heine,
Jean-Baptiste Huynh, Russell James,
Martin Schoeller, Eugenio Recuenco,
Christian Tagliavini und David Yarrow.
Die 2001 gegründete Camera Work AG
besitzt eine der weltweit umfassendsten
und qualitativ bedeutendsten Fotokunstsammlungen
in Privatbesitz – mit zahlreichen
Arbeiten der namhaftesten Fotokünstler
vom 19. Jahrhundert bis in die
Gegenwart.
Die in Berlin ansässige Galerie Camera
Work wurde 1997 gegründet und zählt
heute zu den weltweit führenden Galerien
für Fotokunst. Angelehnt an den historisch
geprägten Galerienamen folgt das
Olaf Heine: Human Conditions
Bis: 4. Februar 2023
Galerie Camera Work
www.camerawork.de
Foto (Ausschnitt): O. Heine / Jonas Burgert, „Room Of Ideas“ (Berlin, 2019)
34 // BOLD THE MAGAZINE ART / SEHENSWERT
Foto (Ausschnitt): E. von Unwerth, Lana del Rey (2012)
Bild (Ausschnitt): J. Miró
Die Modefotografie von Fotografinnen
im Fokus: Viele Ausstellungen in diesem
Genre konzentrierten sich eher auf den
männlichen Blick auf den weiblichen
Körper. In diesem ausgewählten Kontext
lässt sich auch der gesellschaftliche und
politische Wandel nachzeichnen. Gezeigt
werden u. a. Arbeiten von Deborah Turbeville,
Lee Miller, Regina Relang, Louise
Dahl-Wolfe, Sibylle Bergmann (eine der
erfolgreichsten Fotografinnen der DDR),
Lillian Bassman, Ingeborg Hoppe, Liv
Liberg, Ute Mahler, Charlotte March,
Sarah Moon, Amber Pinkerton, Bettina
Rheims, Charlotte Rohrbach, Alice Springs
und Ellen von Unwerth. Das Museum
Schloss Moyland bietet dazu, mit seinem
fantastischen Schlossbau, ein besonderes
Erlebnis.
Joan Miró ist im belgischen Mons zu
sehen: Miró, 1893 in Barcelona geboren
und 1983 in Palma verstorben, ist als
Vertreter der Klassischen Moderne mit
seinen fantasievollen Bildmotiven einer
der international populärsten Künstler
des 20. Jahrhunderts. Seine weltweit
bekannten Symbole, welche für Mond,
Sterne, Vogel, Auge und Frau stehen,
verkörpern eine positive Weltsicht. Die
Ausstellung „Joan Miró: The Essence
of Past and Present Things“ umspannt
die gesamte Karriere des katalanischen
Künstlers. Etwa 100 Originalwerke werden
präsentiert – die aus öffentlichen wie
privaten Sammlungen stammen, darunter
die Fundació Pilar i Joan Miró (Palma de
Mallorca), das Musée national Picasso-
Paris oder die Maeght Foundation.
Female View
Bis: 15. Januar 2023
Joan Miró
Bis: 8. Januar 2023
Schloss Moyland
www.moyland.de
Museum Beaux Arts Mons
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DESIGN / INTERVIEW
BOLD THE MAGAZINE // 37
DAS BESTE
AUS ZWEI WELTEN
LAURENT ROSSI
CHIEF EXECUTIVE OFFICER
VON AUTOMOBILES ALPINE
IM GESPRÄCH
AUTOR & INTERVIEW: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: G. LENORMAND
38 // BOLD THE MAGAZINE DESIGN / INTERVIEW
Seit fünf Jahren gibt es wieder Alpine-Automobile. Jetzt hat Laurent Rossi – seit knapp
zwei Jahren CEO der Renault-Tochter – in Japan mit der A110 R die vierte unlimitierte
Modell-Version präsentiert. BOLD traf den Korsen in Tokio zum Gespräch.
Wir sehen den Chef zum ersten Mal in auf und wurde danach im Rennsport
einer ziemlich heruntergekommenen verwendet, wenn Renault finanziell
Industriehalle am Wasser in Yokohama,
einem Vorort von Tokio (Japan). Unter
beteiligt war. Die ersten Jahre wurden
Alpine-Fahrzeuge ausschließlich über
pompösen Techno-Sound und einer die Alpine-Niederlassung in Paris
beeindruckenden Lichtinstallation fährt
Formel 1-Pilot Esteban Ocon eine neue
A110-Variante ins Gebäude, die A110 R
vermarktet, so auch die Alpine A110,
die ursprünglich einen Heckmotor mit
zuerst 115 PS besaß. Ab 1965 verkauften
– besonders optimiert in Sachen Aerodynamik
auch Renault-Vertragshändler Fahr-
und Leichtbau (siehe am Ende zeuge von Alpine. In den 1970er Jahren
des Interviews). Mit brauner Lederjacke übernahm Renault schrittweise die
recht leger gekleidet, empfängt Alpine-
CEO Laurent Rossi Auto und Rennfahrer
Ocon und erklärt, warum die A110 R in
Japan präsentiert wird: Weil es der viertgrößte
Markt für Alpine weltweit ist,
weil rund 10.000 Exemplare seit Marktstart
Sportwagenmarke, bis sie 1978 ganz
einverleibt wurde. Mitte der 1990er
Jahre wurde mit einer A110 Turbo die
letzte Alpine alten Schlages gebaut. Seit
2017 gibt es die A110 in ihrer jetzigen
Form.
der A 110 gebaut wurden und weil
fast zeitgleich der 1000. Wagen an einen
japanischen Kunden ausgeliefert wird.
Mit der R-Variante (R wie radikal) hat die
wiederbelebte Marke vier unlimitierte
Varianten im Portfolio: A110 mit 252 PS
sowie A110 S, A110 GT und A110 R mit
je 300 PS.
Der Korse Laurent Rossi, Baujahr 1975,
ist erst seit Januar 2021 CEO bei Alpine.
Er interessierte sich schon früh für
Technik, Motorsport und die Formel 1.
Laurent ist Ingenieur, Master of Science
in Strömungsmechanik der ENSEEIHT
(Toulouse) sowie Master of Science in
Maschinenbau, Fahrzeugmotoren und
Für alle, die die Historie der französischen
Marke unter Renault-Schirm nicht
kennen: Der Rennsport brachte die
Firma (Alpine) des rennaffinen Gründers
Jean Rédélé und Renault zusammen.
Der Name „Alpine Renault“ tauchte erstmals
1967 beim 24-Stunden-Rennen
von Le Mans auf einem Alpine-Fahrzeug
Erdölprodukte der IFP School (Paris). Er
begann seine Karriere bei der Groupe
Renault im Jahr 2000 als Projektleiter
in der Division Powertrain. Laurent zog
dann in die USA, um den MBA an der
Harvard Business School zu erwerben.
Anschließend wurde er von der Boston
Consulting Group in New York als
Projektleiter eingestellt und spezialisierte
sich auf den Automobilsektor.
Er kam 2012 als Global Accounts Business
Manager zu Google, wo er die
Geschäftsbeziehungen zu Großkunden
in der Automobilindustrie leitete. 2018
kehrte er nach Europa und Paris zurück,
um erneut für die Groupe Renault in
den Bereichen Strategie und Geschäftsentwicklung
zu arbeiten und wurde
im April 2018 Chief Strategy Officer.
Mit der Aufnahme des Namens Alpine
in die Formel 1 im Vorfeld der FIA
Formel-1-Weltmeisterschaft 2021 wurde
Laurent im Januar desselben Jahres zum
CEO von Alpine ernannt. Seine Aufgabe
ist es, die Marke weiterzuentwickeln,
sie bis 2025 profitabel zu machen
und ihr Engagement im Motorsport
zu fördern.
Wir bitten Laurent Rossi zum sehr lauten
und sehr einfachen Lokal „Okinawa“
in der Shibuya Yokocho (übersetzt
bedeutet das in etwa „Trinkstraße“)
mitten in Tokio, wo es vom bitteren
gebratenen Kürbis bis zum Kraken alles
aus der Gegend von Okinawa gibt.
Schon beim Hereinkommen und bei
der Begrüßung hellt sich sein Gesicht
auf – wir merken sofort, er ist froh, mal
nicht in einer Hotellobby zum Gespräch
erscheinen zu müssen. Gutgelaunt sieht
er aus, er trägt noch immer seine Lederjacke.
Lässig!
Herr Rossi, Bier oder Wein?
Sehr gerne ein Bier.
DESIGN / INTERVIEW
BOLD THE MAGAZINE // 39
Wir sind übrigens schon mitten im
Interview – wir wissen ja, dass Ihre
Zeit knapp bemessen ist.
Da haben Sie mich gleich erwischt. Aber
bitte, fragen Sie. Mir gefällt die Atmosphäre
hier sehr.
Verbrenner oder Elektroantrieb?
Warum wählen? Klar, Elektroautos sind
der Garant für unsere Zukunft. Es gibt
Vorschriften, also müssen auch wir elektrisch
werden. Trotzdem ist ja alles jetzt
noch nicht so weit, deshalb müssen wir
auch einen alternativen Weg anbieten.
Vielleicht sind Elektroautos für 70 Prozent
der Käufer wichtig, 30 Prozent wählen
eventuell eine Alternative – zum Beispiel
einen Verbrenner, der mit Wasserstoff
gefüttert wird. Wir prüfen solche Einsatzmöglichkeiten.
Wir untersuchen übrigens
auch synthetische Kraftstoffe.
Bleiben wir beim Elektroauto: Ist die
Elektro-Studie A110 E-ternite nah
an der Realität oder mehr eine erste
Idee?
Wir werden eine vollelektrische A110
haben, aber nicht vor 2026. Die Idee zur
A110 E-ternite war, schon jetzt zu zeigen,
dass es möglich ist, dieselbe Performance
in einem E-Auto anzubieten, die wir in
der A110 schon haben. Statt erst mit der
nächsten A110 in Sachen Elektroantrieb
anzufangen, haben wir einfach die aktuelle
Version genommen und elektrisiert.
Wir haben alles reingepackt, was in der
Groupe Renault vorhanden ist. Und das
war eine gute Idee, denn wir haben dabei
viel gelernt. Wir wissen, wie wir die Performance
noch steigern können – darum
kümmern wir uns in den kommenden
Jahren. Die E-ternite könnte tatsächlich
sogar wahr werden, in einer sehr limitierten
Auflage. Könnte!
Ihr erstes vollelektrisches Fahrzeug
müsste deutlich schwerer werden als
die aktuelle Version, vielleicht plus
200 Kilo. Tränen, weil ihr bisheriges
Auto das Gewicht nicht wird halten
können, oder Freude, weil Elektrik
die Zukunft ist?
Ja, das Auto wird schwerer werden, aber
wir wissen, wie wir das kompensieren
können. Wir beginnen, das Gewicht
der Batterien zu senken und machen
sie kompakter. Wenn man Masse hier
reduziert, kann man das Gewicht auch
woanders reduzieren. Bei einer kleinen
Maschine oder Batterie reichen kleinere
Bremsen, ein leichteres Fahrwerk und so
weiter. Also keine Tränen, keine Freude
– wir werden einfach sehen, was dabei
herauskommt.
Summ-Summ oder Brumm-Brumm?
Oder anders gefragt: Welchen Sound
dürfen wir von einer vollelektrischen
Alpine A110 erwarten?
Ich denke, vielen Leuten ist Sound egal,
oder sie wollen keinen. Die jüngeren Generationen
werden irgendwann gar nicht
mehr wissen, dass es einst um Sound ging
in der Vor-Elektrik-Zeit. Aber ich finde:
So ein Elektroauto hört sich ein bisschen
an wie eine Oper ohne Orchester:
Du verstehst die Story, denn du hörst ja
die Sänger, aber es fehlen dann doch
ein paar Emotionen von den Musikern.
Also sollten wir auch Elektromotoren mit
Musik füttern. Die gute Nachricht: Wir
können viele Sounds erfinden. Manche
hoffen auf Verbrenner-Akustik, ich halte
das für keinen guten Weg. Manche präferieren
aber auch futuristische Sounds
oder etwas ganz anderes, und wir können
dank Elektronik jedem Kunden seinen
Wunsch erfüllen.
Sie tragen heute schon den ganzen
Tag Lederjacke, trotzdem die Frage:
Maßanzug oder Lederjacke?
Das ist nicht leicht zu beantworten.
Tatsächlich liebe ich meine Anzüge. Ich
trage sie normalerweise im Büro, denn ich
glaube noch an Eleganz und Traditionen.
Auf der anderen Seite möchte ich auch
nicht gefangen sein in diesen Traditionen.
Ich höre mich gerne um, was angesagt ist.
Tatsächlich also trage ich beides immer
mal wieder.
Das passt ja auch zu Ihrer Marke, die
einerseits aus der Historie kommt,
andrerseits einen modernen Sportwagen
herstellt.
Genauso ist es. Wir sagen oft: Wir schauen
zurück in die Vergangenheit, aber nicht
nostalgisch. Wir nutzen das Erbe und
projizieren es in die Zukunft.
40 // BOLD THE MAGAZINE DESIGN / INTERVIEW
Chef einer Einmodellfirma wie Alpine
oder lieber der eines großen Herstellers
wie Renault?
Ohne Zweifel CEO bei Alpine. Denn es
ist eine immense Aufgabe, die Marke zu
einer großen, erwachsenen und lukrativen
Firma aufzubauen. Gerade für mich
als „Junior“ im Vergleich zum Vorstand
bei Renault ist es perfekt, alles Mögliche
zu lernen. Ich muss mich nicht nur um
ein Auto kümmern, sondern ebenso ums
Marketing und die Taktik. Ich muss das
Händlernetz ausbauen, das teilweise noch
gar nicht existiert außerhalb von Europa.
Es ist aufregend, eine komplett neue
Marke zu bauen mit allem, was dazugehört.
Ich habe hier das Beste aus zwei
Welten: Racing als großer Motorsport-
Fan und Autos als Geschäft mit allem,
was dazugehört. Ich liebe Sport und erst
recht die Formel 1. Zudem habe ich mit
Renault-CEO Luca de Meo einen fantastischen
Chef und Mentor. Ich möchte also
nicht tauschen.
Sie sehen ihre persönliche Pflicht
also darin, eine kleine Firma groß zu
machen?
Nein, sie soll schon klein bleiben und ein
Spezialist für Sportwagen. Lassen Sie
mich Porsche als Referenz heranziehen.
Porsche ist eine tolle Marke, und für
mich ein bisschen die Blaupause für den
Erfolg eines Sportwagenherstellers. Was
verkauft Porsche jetzt? 250.000 Autos im
Jahr? Oder 280.000? Vielleicht, wenn wir
sehr erfolgreich sein werden, kommen
wir auch in diese Gegend. Aber eigentlich
möchte ich gar nicht groß werden,
in Sachen Stückzahl – wichtiger ist groß
in Sachen Marken- und Eigenkapital.
In Ihrer Freizeit: Auto oder Fahrrad?
Auto. Ohne Zweifel.
SUV oder Sportwagen?
Ist die Frage ernst gemeint? Ich fahre jeden
Tag eine A110. Ich greife nur dann zum
SUV, wenn ich wirklich einen brauche.
Dann passt die nächste Frage ja
auf alle Fälle ganz genau: Familienmensch
oder einsamer Wolf?
Oh, natürlich bin ich ein Familienmensch.
Also haben Sie noch ein anderes
Auto?
Selbstverständlich. Aber auch das ist ein
kleiner Wagen. Meine Frau steht ebenso
wie ich auf sportliches Vorankommen, sie
fährt einen Renault Megane RS. Und auch
da gibt es nicht so wahnsinnig viel Platz
im Kofferraum – wir haben nämlich auch
noch zwei Kinder. Die Tochter ist 17, mein
Sohn ist 9 Jahre alt.
Meer oder Berge?
Ich bin eher der Meer-Typ. Ich bin auf
Korsika geboren und meine ganze Familie
lebt dort. Korsika ist zwar eine Insel, aber
sie besteht aus lauter Bergen. Wir
42 // BOLD THE MAGAZINE DESIGN / INTERVIEW
Korsen sind eigentlich mehr Bergsteiger
als Seefahrer. Wahrscheinlich, weil wir
so oft überfallen wurden, denn da haben
wir uns immer in die Berge zurückgezogen.
Und die sind hoch, bis zu 2100
Meter, glaube ich. Sobald Du 100 Meter
ins Inland gehst, gehst Du auch gleich 600
Meter hoch. So wurden wir Bergsteiger.
Aber ich liebe meinen Strand und mein
Meer. Allerdings fahre ich auch gerne
Ski. Ach, ich möchte da gar keine scharfe
Linie ziehen – aber das Meer ist mir doch
etwas näher.
Haben Sie auf den unzähligen Kurven
der korsischen Straßen das Autofahren
gelernt?
Klar. Denn wenn man als kleiner Junge
autobegeistert ist, ist das Erste, was man
mitbekommt, die Rallye Korsika. Das
prägt.
Da passt unsere nächste Frage: Rallye
oder Formel 1? Sie sind zwar Teamchef
der Alpine-F1-Mannschaft, aber
die sportliche Herkunft der Alpine,
also des Produkts, das Sie herstellen,
ist die Rallye.
Sollte ich vor der Wahl stehen, Rallye oder
Rundstrecke zu fahren, würde ich mich
für die Rundstrecke entscheiden. Aber ich
habe großen Respekt vor den Rallyepiloten.
Für mich macht den Unterschied,
dass ich weiß, wie schwer der Weg zum
Top-Rallyefahrer ist. Wenn man Rundstrecke
fährt, merkt man schneller, dass
man immer besser und besser wird.
Fußball oder Tennis?
Auf alle Fälle Fußball. Ich habe im Leben
sehr viel Sport getrieben, mein Lieblingssport
war immer der Fußball. Allerdings
stand mein Talent nie proportional
zur Liebe zum Sport. Es reicht, um mit
Freunden zu spielen. Aber ich spiele auch
noch viel Squash. Um sich darauf vorzubereiten,
braucht man fünf Minuten, man
kann es alleine spielen und trainieren,
auch mit Musik auf den Ohren. Ich kann
es spielen, wenn ich wegen Jetlag nicht
schlafen kann. Und wenn man einen
Partner hat, ist es unglaublich intensiv: In
45 Minuten verausgabt man sich mehr als
in jedem anderen Sport. Ich liebe es.
Fleisch oder Gemüse?
Ich fürchte, ich bin ein Fleischesser.
Telefon oder persönliches Treffen?
Natürlich das persönliche Treffen. Und
wenn jetzt die Frage kommen würde
„Kindle-App oder Buch“.
Die Frage hätte „TV oder Buch“
gelautet ...
... würde ich antworten: Einst war ich ein
Kindle-Jünger, heute lese ich auch wieder
richtige Bücher. Wenn ich genau weiß,
was ich auf Reisen lesen will, nehme ich
ein Buch mit. Wenn ich aber die Auswahl
aus mehreren Texten möchte, nutze ich
das Kindle. Sobald ich zu Hause bin,
verschwindet allerdings die Elektronik.
Lesen Sie auch noch Magazine und
Tageszeitungen auf echtem Papier?
Tageszeitung auf alle Fälle. Aber den Rest
konsumiere ich auf Laptop und Tablet –
dank der Pop-Ups erkenne ich gleich, was
ich mag, was mich interessiert und was
ich wissen muss.
Rock-Konzert oder Oper? Oder vielleicht
selber Musik machen?
Rock. In Richtung Mainstream sind das
zum Beispiel die Red Hot Chilli Peppers.
Ich mag es allerdings auch, Neues zu
erkunden, und das bedeutet, sich um
mehr als nur ein Genre zu kümmern. Ich
mag Musik einfach, auch wenn es solche
gibt, die ich nicht allzu lange anhören
kann. Jazz zum Beispiel ertrage ich eine
halbe Stunde lang. Ähnliches gilt übrigens
auch für die Oper. Ich kann eine Oper
drei Stunden lang hören, aber ich brauche
nicht am nächsten Tag schon wieder eine.
Außerdem spiele ich selber Gitarre. Immer
dann, wenn es passt.
Wir bekommen gerade ein Zeichen
von Ihren Leuten, dass die Zeit schon
wieder um ist. Also schnell noch:
Hunde oder Katzen?
Oooooh. (Pause). Ich halte einen Hund für
den besten Freund des Menschen. Hunde
sind smart, bringen viel Gutes ins Haus,
werden ein Teil der Familie. Katzen haben
diese Reputation nicht. Sie sind dagegen
eher mysteriös – damit inspirieren sie
mich. Wir haben allerdings keine Haus-
DESIGN / INTERVIEW
BOLD THE MAGAZINE // 43
tiere. Das wäre unfair ihnen gegenüber:
Ich reise viel zu viel.
In diesem Moment kommt Laurent
Rossis Begleiter herein und fordert zum
Schluss des Gesprächs auf. Rossis Reaktion:
„Ich mag das hier sehr, also wir
werden unser Bier austrinken.“
Ganz schnell noch: Lieber ein typisches
japanisches Restaurant wie
dieses oder ein Dreisterne-Tempel in
Frankreich?
Hier halte ich es wie mit den Anzügen
und Lederjacken – ich genieße beides. Ich
finde den Laden toll, in dem wir sitzen.
Aber ich genieße auch die französische
Küche, das Erforschen von besonderen
und neuen Genüssen in einem schönen
Ambiente.
Kommen wir zum Schluss: Oldtimer
oder moderne Autos?
Hmm. Das ist wieder schwierig.
Besitzen Sie einen Klassiker?
Mein Vater war Mechaniker, und er besaß
einen Lancia Delta Integrale. Den hat er
leider verkauft. Aber ein älterer Porsche
911 würde mir schon Spaß machen. Ich
habe ein großes Herz für Porsche – das ist
eine kraftvolle Marke, sie haben wunderschöne
Modelle. Als Ingenieur – und ich
bin einer – kann ich nur anerkennen, was
Porsche macht. Selbst als kein wirklicher
SUV-Fan finde ich einen Cayenne Hybrid
toll, auch wenn ein Hybrid so etwas ist wie
ein technologischer Frankenstein. Also
lautet meine Antwort wie so oft in diesem
Gespräch: Ich mag Klassiker und moderne
Autos.
Jetzt aber wirklich die allerletzte
Frage: das französische Au revoir
oder das korsische A vedeci?
Oha. (Pause). Ich entscheide mich für A
vedeci, denn ich bin Korse. Aber ich fühle
französisch.
Zum Schluss noch etwas Technik: Die
neue R-Variante (R wie radikal) ist noch
konsequenter in Sachen Aerodynamik
und Leichtbau für die Rennstrecke ausgelegt,
das Leergewicht beträgt sensationelle
1.082 Kilogramm, also 34 Kilogram
weniger als das S-Modell. Das
wurde durch den konsequenten Einsatz
von Kohlefaser erreicht. So bestehen die
Fronthaube, die Räder und die Motorabdeckung,
die keinen Durchblick mehr
zulässt, aus Carbon, die einteiligen Sitzschalen
ebenso.
In Sachen Aerodynamik besitzt der R das
gleiche Frontend wie der S mit Aerodynamik-Kit,
der Heckdiffusor wurde
deutlich überarbeitet. Vertikale Flaps
vermindern Luftturbulenzen in den
hinteren Radhäusern. Der jetzt größere
Heckspoiler hängt an Schwanenhälsen,
spezielle Seitenschweller aus Carbon
vergrößern den Unterboden. Das
Ergebnis: Mehr Abtrieb und 285 km/h
Spitze sowie ein Sprint von Null auf 100
km/h in 3,9 Sekunden (221 kW, 300 PS
bei 6300/min und einem max. Drehmoment
von 340 Nm, Siebengang-
Doppelkupplung). Zum neuen Sportfahrwerk
gehören hydraulisch einstellbare
Stoßdämpfer, mit denen sich
die Karosserie um zehn Millimeter
absenken lässt. Dazu müssen allerdings
die Räder demontiert werden. Zugund
Druckstufen lassen sich per Click-
Ring 20-fach verstellen. Die Federn
wurden um zehn Prozent versteift. Serienmäßig
ist die A110 R mit Semislicks
von Michelin ausgerüstet. Die Launch-
Farbe „Matt Racing Blue“ entspricht
der des F1-Renners A522. Einen Preis
nennt Alpine noch nicht, er wird aber
wohl knapp über 100.000 Euro liegen.
Zusätzlich zur A110 R gibt es noch
eine „Alonso“-Sonderserie auf R-Basis,
die auf 32 Stück limitiert ist – so viele
Formel 1-Siege hat der Spanier erzielt.
Das einstellbare Fahrwerk gibt die
Möglichkeit, die von Alonso auf der
F1-Rennstecke in Barcelona präferierten
Einstellungen vorzunehmen. Das Auto
unterscheidet sich zudem durch farbliche
Details sowie durch Gimmicks wie
spezieller Plakette und den Alonso-Satz
„Es gibt mehr als einen Weg zur Spitze
des Berges“, eingelasert in die Sonnenblende.
Bleibt die Hoffnung, dass die
Sonne viel scheint.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.alpinecars.de
44 // BOLD THE MAGAZINE
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT
NEW LOOKS
FOR THE SPORTY
URBAN TIMEPIECE
COOL STUFF
LOUIS VUITTON
AUTORIN: M. MAI
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens von
Louis Vuittons Uhrmacherkunst wird die
Tambour Street Diver, eine Taucheruhr in
zeitloser Eleganz, in zwei neuen Farben
gelauncht (Orange – zunehmend die
neuste Modefarbe der Branche – und in
Olivgrün).
Bereits der Name macht deutlich, dass die
Pariser Maison die Uhr nicht primär als
Instrument für ambitionierte Tauchgänge
positioniert, sondern als Lifestyleobjekt
– sportlich und urban. Dazu gehört
das Gehäuse, Tambour genannt, was auf
Deutsch Trommel heisst und die Form
akkurat beschreibt. Sie ist aus einem Stück
Stahl gefräst und löste bei ihrer Präsentation
2002 bei einigen Traditionalisten
auch Stirnrunzeln aus: Très spécial, sagen
Franzosen diplomatisch, wenn ihnen
etwas nicht so sehr gefällt. Inzwischen
ist die Form zum Klassiker geadelt und
erfolgreich: Im letzten Jahr gewann die
Pariser Marke beim Grand Prix d’Horlogerie
de Genève (für das Vorgängermodell
der Street Diver) den ersten Preis.
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT BOLD THE MAGAZINE // 47
BESTÄNDIGKEIT
UND WANDEL
EINE REISE MIT BENRIACH UND
THE GLENDRONACH
AUTORIN: M. MAI
Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich
was ändert. Veränderung ist manchmal
zu greifen, vieles bleibt jedoch verborgen
in der Komplexität dieser Welt.
Es ist mehr oder minder ein kleiner
Reminder, um vielleicht mitzumachen –
mitzumachen bei neuen Ideen, neuen
Impulsen, um neu zu leben und Altes
neu zu erleben.
Beständigkeit und Wandel – ist das zu
vereinbaren? Der größte gemeinsame
Nenner ist hier nicht die Jagd nach
Trends, sondern die Suche nach dem,
was morgen Tradition sein wird, neu
und alt verbindet und sich gegenseitig
verstärkt. Denn Neues zu tun, bedeutet
nicht immer auch, Altes zu verwerfen,
vielmehr ist Neudenken auch immer
ein Überdenken. Vielleicht ist es an der
Zeit, Besonderes alltäglich zu machen.
Whisky war bisher ein Getränk für besondere
Momente, das flüssige Gold zum
Anstoßen auf einzigartige Ereignisse.
In Zeiten des Wandels sollte ebenso das
Einfache Beachtung finden, denn einen
Augenblick in Ruhe und Entspannung
ist bei Weitem nicht selbstverständlich.
Neu ist hier die Herangehensweise, statt
den Alltag als notwendige Routine zu
sehen, sollten wir lernen, die kleinen
Situationen wertzuschätzen, die unser
Leben auszeichnen – ein Anstoßen auf
das Leben selbst, auf die kleinen Hochs
des Tages, aus deren Summe einzelner
Momente man es ermöglichen kann,
eine neue, andere Perspektive auf den
Alltag zu zulassen.
50 // BOLD THE MAGAZINE GENUSS / WHISKY
Es ist nicht außergewöhnlich, Whisky
zu trinken, aber es ist etwas Neues,
einen zu finden, der überraschen kann.
Benriach entstammt der Speyside im
Norden Schottlands am Fuße der Highlands
und ist mit der Vielfallt an Aromen
ein absolutes Muss für alle, die neugierig
sind, wenn es um Scotch Single Malts
geht. Der Wandel ist bei Benriach Teil der
Philosophie, denn der Ursprung seines
besonderen Geschmacks liegt in der
ganzen Welt. Benriach reift in amerikanischen
Bourbonfässern, spanischen Sherryfässern,
jamaikanischen Rumfässern,
Rotweinfässern aus Bordeaux, Marsala
und Madeira. Das verleiht ihm Noten von
süßer Vanille des Bourbons bis hin zur
gebrannten Orange Portugals.
Beständigkeit in ihrer besten Form, das
bietet The GlenDronach. Der Single Malt
aus der geschichtsträchtigen Destillerie
in den Highlands untermalt wie kein
Zweiter die Würze eines 12 Jahre gereiften
Whiskys. Tief in den East Highland Hills in
Schottland versteckt, perfektioniert man
hier seit 1826 die Fassreifung in Sherryfässern.
Gereift in spanischen Pedro Ximénez
and Oloroso-Sherryfässern, gepaart mit
dem robusten Highland Whisky, entsteht
so seine unverwechselbare Charakteristik
mit feinen Nuancen. Diese Liebe zum
Detail macht The GlenDronach zu einem
Whisky für besondere Momente – eine
kleine Erinnerung sich Zeit zu nehmen:
Zeit zu genießen oder die Zeit für einen
kurzen Augenblick anzuhalten.
Benriach – The Original Ten
Harmonisch und vielschichtig,
für Kenner und Einsteiger.
The GlenDronach Aged 12 Years
Vollmundig, mind. 12 Jahre in
Sherryfässern gereift.
Mehr Informationen:
www.benriachdistillery.com
Mehr Informationen:
www.glendronachdistillery.com
THE BOLD
CAST
PODCAST
EINFACH MAL
REINHÖREN
WWW.BOLDCAST.EU
FREIHEIT
ELEKTRIFIZIERT
JEEP PLANT
GLOBALE FÜHRUNG
AUTOR: J. M. BRAIN
54 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / JEEP
MOTION / JEEP
BOLD THE MAGAZINE // 55
Jeep hat einen umfassenden Plan für die nächste Generation vollelektrischer Fahrzeuge
als Teil der nachhaltigen Transformation zur führenden elektrifizierten SUV-Marke angekündigt.
Er sieht die Einführung von vollelektrischen SUVs in Europa und Nordamerika bis
Ende 2025 vor.
Das erste Modell dieser Produktoffensive
ist der neue, vollelektrische Jeep Avenger.
Das kompakte SUV wurde Anfang des
Jahres im Rahmen des langfristigen Strategieplans
Stellantis Dare Forward vorgestellt
und ist ab 2023 erhältlich. „Der neue
Avenger wird die Fähigkeiten der Marke
Jeep in einem für den europäischen Markt
passenden Format bieten“, sagte Antonella
Bruno, Leiterin von Jeep in Europa
bei Stellantis. „Der moderne und emotionale
SUV wird eine wachsende Zahl von
Kunden ansprechen, die bei der Marke
Jeep nach einer fähigen, kompakten,
modernen und rein elektrischen Alternative
zu den aktuellen Anbietern suchen.“
Der vollelektrische Jeep Avenger 1st
Edition verfügt über Voll-LED-Frontscheinwerfer,
Ambientebeleuchtung, autonomes
Fahren Stufe 2, ein vollständig digitales
und vernetztes Infotainmentsystem,
eine elektrische Heckklappe „Handsfree
Access“ und vieles mehr. Zudem kommt
er mit exklusiven stilistischen Akzenten.
Zweiter Hauptdarsteller wird der Jeep
Recon, der 2023 vorgestellt werden soll.
„Der neue, vollelektrische Jeep Recon ist
in der Lage, den mächtigen Rubicon Trail,
eine der anspruchsvollsten Offroad-Strecken
in den USA, zu überqueren und am
Ende des Trails mit genügend Reichweite
anzukommen, um zurück in die Stadt zu
fahren und wieder aufzuladen“, sagt Christian
Meunier, globaler CEO der Marke
Jeep.
Als drittes Modell erobert der ebenfalls
vollelektrische Jeep Wagoneer die Herzen
der wachsenden Fangemeinde. Mit dem
Codenamen Wagoneer S wird das vollelektrische
Fahrzeug die Präsenz der Marke im
Premium-SUV-Segment weiter ausbauen,
indem es ein einzigartiges, schlankes,
aerodynamisches Design und serienmäßige
4x4-Fähigkeit mit All-Terrain-Management,
fortschrittlicher, auf die Marke Jeep
ausgerichteter Technologie und beeindruckenden
Leistungsdaten bietet. Ausschließlich
als BEV angeboten, ist sein
Ziel eine Reichweite von 650 Kilometern
mit einer einzigen Batterieladung, eine
Leistung von 441 kW (600 PS) und eine
Beschleunigung von Null auf 96 Kilometer
pro Stunde in etwa 3,5 Sekunden.
Wir dürfen also gespannt sein was die
SUV-Marke mit einer über 80-jährigen,
legendären Tradition in den kommenden
Monaten für uns bereit hält.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.jeep.de
PITTORESK
UND MORBIDE
DIE STADT IN DER LAGUNE
VENEDIG
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
TRAVEL / VENEDIG
BOLD THE MAGAZINE // 59
Die Stadt der Gondeln bezaubert jeden Besucher durch ihre Lage und ihre morbide
Schönheit. Pittoreske, verfallene, aber dennoch wunderschöne Palazzi, die an lauschigen
Wasserwegen liegen. Gepaart mit der leichtfüßigen Stimmung der Dolce Vita, die längst
vergangene Zeiten auferstehen lässt und in jedem Augenblick vom Drama der vollkommenen
Schönheit und des unaufhaltsamen Niedergangs zeugt.
Venedig besteht aus ca. 50 Inseln und
175 Kanälen. Der Markusdom (Basilica
San Marco), der Dogenpalast (Palazzo
Ducale), die Rialtobrücke (Ponte di Rialto)
oder die Kirche Santa Maria della Salute
sind erste Anlaufpunkte und eindrucksvolle
Monumente vergangener Zeiten.
Man sollte unbedingt genügend Zeit
einplanen, um auch die abgelegenen
Plätze, Kanäle und Gassen dieser geheimnisvollen
Stadt zu erkunden. Das authentische
und traditionelle Venedig lässt sich
am besten auf dem Marktplatz erleben,
welcher immer noch von den Einheimischen
zur Eigenversorgung genutzt
wird. Ein Besuch des Rialto-Marktes, in
der unmittelbaren Nähe der gleichnamigen
Brücke, sollte in jedem Fall auf
dem Reiseplan stehen. Bereits seit dem
neunten Jahrhundert werden auf dem
traditionellen und berühmten Markt
Fisch, Obst und Gemüse gehandelt. Obst
und Gemüse werden nebenan auf der im
Norden Venedigs liegenden Insel Sant
Erasmo angebaut. Mazzorbo, Torcello,
die Vignole Vecchie, sind weitere Namen
einiger ursprünglicher Inseln der Nordlagune
von Venedig, die weit weniger
bekannt, jedoch unweit des überfüllten
Markusplatzes zu finden und per Boot
zu erreichen sind. Hier offenbart Venedig
seine wahre und einfache Schönheit.
Das Radisson Collection Hotel, Palazzo
Nani Venice befindet sich in der Nähe
des venezianischen Ghettos und kleiner
Geschäfte und Cafés. Die restliche Stadt
und die beliebten Inseln Murano und
Burano sind leicht erreichbar. Das Hotel
bietet 52 wunderschöne Zimmer und
Suiten im venezianischen Stil mit durchdachten
Details. Es verfügt über Originalfresken,
einen reizvollen Garten und ein
charmantes Restaurant. Der im 16. Jahrhundert
erbaute Palazzo war die Residenz
der Familie Nani, einer alten venezianischen
Familie, die am politischen,
sozialen und kulturellen Leben der Stadt
beteiligt war. In der Nähe des venezianischen
Ghettos im nördlichen Teil der
Stadt gelegen, schafft dieses außergewöhnliche
Anwesen ein Gefühl der Gelassenheit
durch eine raffinierte Farbpalette
und weiche Stoffe, die von der Essenz der
Stadt Venedig inspiriert sind. Die Inneneinrichtung
bewahrt die Stuckaturen
und Fresken des italienischen Bildhauers
Alessandro Vittoria, der die Räume in den
1580er Jahren umgestaltete.
Das lebhafte venezianische Viertel
Cannaregio ist für sein jüdisches Ghetto
aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Die
Strada Nova ist eine beliebte lokale
Durchgangsstraße mit Geschäften
62 // BOLD THE MAGAZINE TRAVEL / VENEDIG
und die Seitenstraßen sind ein Anlaufpunkt
für Kunsthandwerks- und Trödelwaren.
An der nahe gelegenen Fondamenta
della Misericordia und der
Fondamenta dei Ormesini reihen sich
am Kanal zwanglos Restaurants und Bars
aneinander. Venedig ist eine Insel. Und
auf dieser Insel liegt eine weitere kleine
Insel: das Ghetto. Komplett von Kanälen
umgeben. Wer das Ghetto betritt, muss
durch ein Tor. „Hier waren früher richtige
Holztore“, erzählt Michela Zanon,
die Leiterin des Jüdischen Museums von
Venedig. „Sie wurden morgens geöffnet,
wenn die ‚Marangona‘ läutete, die Glocke,
die die Tischler in der Werft zur Arbeit
rief. Und abends wurde sie nach Sonnenuntergang
geschlossen. Es gab christliche
Wächter, die kontrollierten, dass
weder Juden heraus-, noch Christen
hineingingen. Es sei denn, es handelte
sich um jüdische Ärzte, die nachweisen
konnten, dass sie zu einem Kranken
gerufen waren.“
Zum Ende unserer viel zu kurzen Reise
nehmen wir uns etwas Zeit, um die 59.
Biennale von Venedig (La Biennale di
Venezia), eine internationale Ausstellung
zeitgenössischer Kunst, zu besuchen. Die
Biennale findet alle zwei Jahre in Venedig
statt und wurde in diesem Jahr von der
künstlerischen Leiterin Cecilia Alemani
kuratiert.
Das Thema der diesjährigen Biennale:
„The Milk of Dreams“ stammt von einem
Buch von Leonora Carrington (1917 -
2011), in dem die surrealistische Künstlerin
eine magische Welt beschreibt,
in der das Leben durch das Prisma der
Vorstellungskraft ständig neu wahrgenommen
wird. Es ist eine Welt, in der sich
jeder verändern, transformieren, etwas
oder jemand anderes werden kann; eine
befreite Welt voller Möglichkeiten. Aber
es ist auch die Allegorie eines Jahrhunderts,
das der Definition des Selbst einen
unerträglichen Druck auferlegt.
Direkt vor dem Hotel befindet sich die
Vaporetto-Haltestelle. Mit dem Wasserbus
erreicht man von hier aus bequem
alle wichtigen Anlaufpunkte und Sehenswürdigkeiten
der Lagunenstadt sowie
die umliegenden Inseln. Hier lohnt im
Besonderen ein Abstecher nach Murano.
Die Insel ist für ihre lange Tradition der
Glasherstellung bekannt und für die
hier im romanischen Stil erbaute Kirche
Santa Maria e San Donato. Sie hat ein
buntes Fußbodenmosaik und beherbergt
der Legende nach, die Knochen eines
erlegten Drachen.
Was wir allerdings nicht wussten, als wir
uns zum Eingang der Kunstausstellung
ans andere Ende der Stadt aufmachten:
Montags ist die Biennale – warum auch
immer – geschlossen. Aber das kann uns
nicht erschüttern, dann kommen wir
halt in zwei Jahren wieder – an einem
Dienstag, versteht sich!
WEITERE INFORMATIONEN:
www.radissonhotels.com
So schnell kann
Fortschritt sein.
Der vollelektrische Kia EV6 GT.
Abbildung zeigt kostenpflichtige Sonderausstattung.
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TRAVEL / BEST PLACES
BOLD THE MAGAZINE // 65
BERLIN
BEST PLACES
KUNST, KULTUR
UND VIEL GESCHICHTE
AUTORIN: M. MAI / FOTOGRAF: D. SCHAPER
Im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, ist unsere Hauptstadt heute mit rund
3,7 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit 892 Quadratkilometern
die flächengrößte Gemeinde Deutschlands sowie die bevölkerungsreichste Stadt der
Europäischen Union. Berlin ist voller Sehenswürdigkeiten. Wer nur für ein Wochenende
kommt, hat die Qual der Wahl, verpasst aber aus Mangel an Zeit eine ganze Menge.
Wir haben uns mit dem Genesis GV60 auf den Weg gemacht und zeigen, was man bei
einem Berlin-Besuch auf keinen Fall verpassen darf. Und klären, warum der GV60 ein wichtiger
Neuzugang der Genesis-Familie und ein klares Bekenntnis zur elektrischen Zukunft
des koreanischen Premium-Automobilherstellers ist.
66 // BOLD THE MAGAZINE TRAVEL / BEST PLACES
Highlights wie das Brandenburger Tor,
das Holocaust Mahnmal, das Reichstagsgebäude
und die Gedächtniskirche kennt
wohl jedes Kind, darum starten wir auf
der Museumsinsel im Bezirk Mitte – die
zwar kein Geheimtipp mehr ist, aber der
schönste Ort der Stadt (wie wir finden)
und idealer Ausgangspunkt für unsere
kleine Spritztour. Die Museumsinsel ist
ein aus fünf Museen bestehendes Bauensemble
(Altes Museum, Neues Museum,
Alte Nationalgalerie, Bode-Museum und
Pergamonmuseum) im nördlichen Teil
der Spreeinsel in der historischen Mitte
Berlins. Sie gehört zu den wichtigsten
Sehenswürdigkeiten der Stadt und zu
den bedeutendsten Museumskomplexen
Europas.
An einigen Orten ist es der Stadt besonders
gut gelungen, Altes und Neues zu
verbinden und architektonische Highlights
zu setzen, wie das Neue Museum.
Der von Friedrich August Stüler zwischen
1843 und 1855 errichtete Bau wurde
im 2. Weltkrieg stark zerstört und nach
einem umfänglichen Umbau von David
Chipperfield im Jahre 2009 wiedereröffnet.
Wohl kaum ein Neubau wurde in
Berlin stärker diskutiert als das Berliner
Stadtschloss. Nach langer Diskussion entstand
an der Stelle des alten Berliner
Schlosses das Humboldt Forum. Während
an drei Gebäudeseiten die ursprüngliche
Schlossfassade originalgetreu wiederaufgebaut
wurde, ist die Spree-Seite modern
gestaltet. Hier schauen wir uns unseren
fast lautlosen Begleiter, den Genesis GV60,
etwas genauer an.
Der GV60 ist das dritte SUV-Modell der
Marke und folgt dem gleichen Namensschema
wie die bestehenden Genesis
Modelle. Das „V“ steht dabei für „Vielseitigkeit“,
eine Eigenschaft, die der GV60 mit
dem GV80 und dem GV70 teilt. Der GV60
markiert den nächsten Entwicklungsschritt
der markanten Genesis Designsprache
Athletic Elegance und setzt neue
Standards für Luxus-Elektro-Fahrzeuge.
Leistungsstarke Motoren und eine große
Batterie sorgen dafür, dass der GV60
schneller und weiter fährt als vergleichbare
Modelle. Seine hochmoderne elektrische
Architektur macht das ultraschnelle
Laden jetzt zum Standard. Unser Fazit:
Wer auf vollelektrischen Luxus umsteigen
möchte, kommt an Genesis und dem
GV60 nicht vorbei. Nur die Kamera
gesteuerten Seitenspiegel-Monitore sind
etwas gewöhnungsbedürftig.
Am Ende unser Tour genießen wir das
wilde Treiben am Berliner Hauptbahnhof
mit dem Cube Berlin davor, einem imposanten
Bürogebäude, entworfen vom
Kopenhagener Architekturbüro 3XN, und
machen noch einen kurzen Abstecher
zum Potsdamer Platz und der nahgelegen
Neuen Nationalgalerie – die in ihrer
modernen Glas-Stahl-Konstruktion Kunst
des 20. Jahrhunderts zeigt. Berlin: Du bist
immer eine Reise wert!
WEITERE INFORMATIONEN:
www.genesis.com
MIT DEM
VANTAGE F1 ROADSTER
ZUM FORMEL 1
GRAND PRIX
NACH MONZA
ROADTRIP
AUTOR: L. LÖWISCH / FOTOGRAF: M. EAREY
72 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / ROADTRIP
Sie sind schön und sie sind teuer, die Uhren der Schweizer Manufaktur Girard-Perregaux.
Wir ließen uns in deren Hauptsitz in La Chaux-de-Fonds eine „Neo Bridges Earth to Sky
Edition“ umbinden und fahren mit dem Aston Martin Vantage F1 Roadster von hier aus
zum Formel 1 Grand Prix in Monza. Immer in Sorge um die Uhr und unseren Arm.
Normalerweise trage ich eine Armbanduhr,
um die Zeit zu erfahren. Ich finde sie schön,
aber wirklich wertvoll ist sie nicht – außer
aus dem Grunde, dass sie mich nie im Stich
gelassen hat. Zumindest aber musste ich
nicht sonderlich auf sie aufpassen. Was ich
stets als Entlastung empfand. Das ändert
sich nun schlagartig mit einem Besuch bei
Girard-Perregaux. Der Schweizer Luxusuhrenhersteller
ist seit knapp einem Jahr
Partner von Aston Martin, und die Briten
sind es, die zu einem gemütlichen Road-
Trip von Genf über Girard-Perregaux nach
Monza zum italienischen Formel 1-Grand
Prix einladen, wobei dort auch gleich 100
Jahre Racing im Schlosspark gefeiert wird.
Genug Anlässe, sich mit einem passenden
Auto (Aston Martin Vantage F1 Roadster)
und der passenden Armbanduhr („Girard-
Perregaux Neo Bridges Earth to Sky
Edition“) Alpenluft und Benachbartes um
die Nase wehen zu lassen. Eigentlich hätte
mich ja schon das gut 1,6 Tonnen schwere
Auto aufregen müssen: mattschwarz mit
einem beeindruckenden Heckflügel, Vierliter-V8-Biturbo,
535 PS, 305 km/h Spitze,
in 3,7 Sekunden für den Sprint von null
auf 100 km/h, in der Basis 187.200 Euro
teuer. Aber solche Autos zu bewegen bin
ich gewohnt. Eine Uhr am Handgelenk zu
tragen, die fast nichts wiegt und trotzdem
33.300 Euro kostet, macht mir da schon
eher Sorgen. Was hat man nicht schon
alles gehört, wie Menschen ihres Hab und
Gutes beraubt wurden, auch direkt vom
Körper.
Anfangs muss ich mir allerdings gar keine
Gedanken machen, denn die erste Aston
Martin-Etappe von Genf nach La Chauxde-Fonds
kann ich mich voll aufs Auto
konzentrieren. Das ist zusammen mit der
Coupé-Version der racerischste Vantage,
der je auf die Straße gelassen wurde. Und
auf Initiative von Ex-AMG-Chef Tobias
Moers entstand, der jetzt allerdings schon
nicht mehr Aston Martin-CEO ist. Es gilt
zunächst, trotz 685 Nm Drehmoment
irgendwie die rigide Verkehrsüberwachungspolitik
der Schweizer zu verinnerlichen,
um nicht sofort in einer kargen
Kantonszelle zu enden. Auch wenn‘s im
Fuß juckt: 100 km/h ist 100 km/h, basta.
Und so zuckeln wir gemütlich durchs
Alpenländle bis zu Girard-Perregaux. Die
Firma residiert hier in verschiedenen
Gebäuden, das Empfangshaus ist von
1906. Hier befindet sich unter anderem ein
kleines Museum, und hier lernen wir, dass
von den fünf Produktlinien Laureato, 1966,
Vintage 1945, Cat’s Eye und Bridges die
letzte die älteste ist: In den 1860er-Jahren
kam von Girard-Perregaux ein Tourbillon
mit drei Goldbrücken auf den Markt.
Damit wurde die Kunst der Feinmechanik
sichtbar, denn als Träger von Einzel-
MOTION / ROADTRIP
BOLD THE MAGAZINE // 75
teilen war eine undurchsichtige Platte
durch feine Brücken ersetzt worden. Jetzt
gibt es eine moderne Bridges-Kollektion –
so eine Brücke ist übrigens auch das Logo
von Girard-Perregaux. Die Preise beginnen
bei 21.700 Euro, dann allerdings mit nur
einer Brücke.
Überhaupt, die Historie: Durch die Heirat
von Constant Girard und Marie Perregaux
im Jahr 1854 vereinten sich nicht
nur zwei Schweizer Uhrmacherfamilien in
La Chaux-de-Fonds. Bald darauf, im Jahr
1856, gründeten sie zusammen eine Werkstatt,
die, an der Spitze uhrmacherischer
Innovation stehend, neue Maßstäbe in der
Uhrmacherei setzen und diese Tradition
bis heute fortsetzen wird. 1791 gilt allerdings
als Gründungsdatum von Girard-
Perregaux, weil ein gewisser Uhrmacher
namens Jean-François Bautte hier seine
ersten Uhren baute und später Teil von
Girard-Perregaux wurde. Der erste große
Erfolg stellte sich 1889 ein, als die Jury der
Pariser Weltausstellung die Goldmedaille
an „La Esmeralda“ vergab samt Tourbillon
mit drei goldenen Brücken von Girard-
Perregaux. Zu den vergangenen Highlights
gehört ebenfalls die Gyromatic HF
mit dem weltweit ersten mechanischen
Hochfrequenzwerk mit Automatikaufzug,
das mit einer Frequenz von 36.000 Halbschwingungen
pro Stunde schlägt (1965),
die erste Schweizer Serien-Quarzuhr (1971)
oder die „Constant Escapement L.M.“ von
2013, die das Problem der konstanten Kraft
löste und den Aiguille d’or beim Grand
Prix d’Horlogerie de Genève erhielt. Und
wir lernen, was Haute Horlogerie heute
ausmacht: u. a. Gravier- und Emaillierkunst,
Hightechmaterialien und Miniaturmalerei.
Wobei die Gravierkunst als aufwendigste
und anspruchsvollste Kunst gilt. Graviert
wird ausschließlich von Hand mit Meißel
und Stichel. Ein Fehler, und die ganze
Arbeit war umsonst! Beim Emaillieren
wird alles von der Herstellung des Emaillepulvers
bis zum letzten Polierschritt von
Meistern in Handarbeit ausgeführt. Das
Pulver wird in die Vertiefungen des Zifferblatts
eingestreut und dann in einem Ofen
gebrannt, der in der Regel etwa 800 Grad
heiß ist. Dieser Brennvorgang wird fünf- bis
zehnmal wiederholt, um den gewünschten
Glanz zu erzielen. Der größte Vorteil dieses
aufwendigen Prozesses ist, dass die makellosen
Feueremaille-Zifferblätter ihre Farbe
für immer behalten. Nicht weniger aufwendig
ist die Miniaturmalerei, bei der
die Schwierigkeit in der Größe des verfügbaren
Platzes – oft im Zehntelmillimeterbereich
– liegt. Es wird mit verschiedenen,
ultrafeinen Pinseln, gearbeitet, die zum Teil
aus nur einem einzigen Haar bestehen.
Mehrere Farbschichten und eine genügende
Trocknungszeit sind erforderlich,
um die Farbe zu fixieren. Durch ein Motiv,
einen Text oder einen speziellen Farbton
werden den Kunden die Möglichkeit der
individuellen Gestaltung der Miniaturmalerei
geboten. Allerdings hat Girard-
Perregaux die Ersetzung des Globus‘
durch eine Tomate (!) für einen ihrer
solventen Kunden aus der Gemüsebranche
abgelehnt. Zu den benutzten
Materialien gehört besonders Silizium:
Das Material ist korrosionsbeständig,
neutral gegenüber Temperaturschwankungen,
leicht und unempfindlich gegenüber
Magnetfeldern. Zudem verringert
der geringe Reibungskoeffizient von Silizium
sowohl den Verschleiß als auch den
Energieverbrauch. Hightech verlangt auch
Saphir. Es ist extrem schwer zu bearbeiten.
Ein roher Block Saphirglas wird mithilfe von
Werkzeugen aus Diamant, dem härtesten
Material des Universums, geschnitten,
mechanisch bearbeitet, gebohrt, gewölbt
und poliert. Seine kristalline Transparenz
macht Saphir zum perfekten Material für
die Herstellung eines Uhrengehäuses. Und
dann wäre da noch Carbon Glass – eine
Mischung aus Kohle- und Glasfaser, die bei
hohen Temperaturen verdichtet wird. Das
Material ist leicht, 100mal zäher als Stahl
und bietet den zusätzlichen Vorteil, dass
es absolut wasserfest ist.
Nicht weniger beeindruckend: Girard-
Perregaux entwirft, entwickelt und fertigt
alle wesentlichen Bauteile ihrer Uhren
selbst. Die höchstzulässige Toleranz ist
ein Mikrometer, also ein tausendstel Millimeter.
Heute produziert Girard-Perregaux
unter anderem dreiachsige Tourbillons,
Planetarien und Minutenrepetitionen.
Für die Veredelung der drei Goldbrücken
werden 40 Stunden benötigt. Dies
entspricht einer ganzen Woche Arbeit
für nur drei der insgesamt 310 Bauteile,
aus denen zum Beispiel das Uhrwerk der
La Esmeralda zusammengesetzt ist. Für
das Polieren einer einzigen Schraube der
Haute-Horlogerie-Uhrwerke werden zehn
Minuten benötigt. Als ich dann noch
erfahre, dass die hochwertigen Uhren
im Schnitt alle drei bis fünf Jahre zum
76 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / ROADTRIP
Service sollten, der unter anderem das
Feintuning von 18 zum Tourbillon gehörigen
Schrauben beinhaltet, die nur mit
der Lupe zu sehen sind, weiß ich endlich,
wieviel Arbeit in so einer Uhr steckt. Und
nehme ehrfürchtig die „Neo Bridges Earth
to Sky-Edition“ entgegen.
Angenehm schmiegt sich das Krokolederarmband
um die Haut. Aber die Last wiegt
selbst bei nur fünfstelligem Wert schwer.
Und so geht es mal als Fahrer, mal als
Beifahrer die Rhone entlang, später den
atemberaubenden Furkapass hoch und
runter. Ich passe deutlich auf, meinen Arm
auf der rechten Seite nicht allzu weit aus
dem Auto hängen zu lassen – nachher
nähert sich noch irgendein neidischer
Alm-Öhi mit Axt. Ich habe kurz vorher ein
Video gesehen, auf dem ein Sozius eines
Bikers mit einem Hammer versucht, die
Seitenscheibe eines fahrenden Bugatti
Chiron auf öffentlicher Straße einzuschlagen
(was er allerdings nicht schafft). Das
tat er sicher nicht, um „Hallo“ zu sagen.
Die Fahrt ist erstaunlich ereignislos, was
die Uhr angeht – während es ein bisschen
regnet und die Nässe die Piste in Schmierseife
verwandelt. Das Cabrio will vorsichtig
pilotiert werden, aber letztlich kommen
wir unversehrt in Monza an. Allerdings
sehen dort diverse Gestalten aus wie eine
Mischung aus Ronald Biggs und Kater
Carlo. Bis sich herausstellt, dass es sich nur
um harmlose Teamchefs und Ingenieure
handelt. Übrigens: Hätte ich eine „Laureato
Absolute Chronograph Aston Martin F1
Edition“ (s. Foto Seite 72) mit Carbon vom
Rennwagen der Vorsaison am Arm, würde
ich mich kaum sicherer fühlen – auch
diese Uhr (2021 aufgelegt zu Ehren der
neuen Zusammenarbeit mit dem Autohersteller)
ist mit 27.900 Euro ebenfalls
satt eingepreist und allein deshalb schon
begehrenswert. Mit stetem Seitenblick
auf Uhr und Arm genieße ich das Rennen,
befürchte nur, dass nach dem unter
Pacecar eingefahrenen zweiten Platz von
Leclerc auf Ferrari die Tifosi gar nicht gut
drauf sind. Sollte mir jemand ans Krokodilleder
wollen, lautet meine Strategie, den
Angreifer mit dem Ausfall von Vettel und
dem 18. Platz (von 20) von Stroll, beide
Aston Martin, zu konfrontieren, und dass
ich deswegen eigentlich viel schlechter
drauf bin als er. Tatsächlich passiert gar
nichts. Es fragt mich nicht mal jemand
nach diesem absolut schönen Kunstwerk
am Arm – aber in der Formel 1 spielt Geld
ja bekanntlich kaum eine Rolle. Ein letztes
Mal schaue ich auf die wirklich edle und
teure Uhr, und überlege kurz vor der Rückgabe
am Monza-Eingang, ob ich mir nicht
doch mal selbst eine Girard-Perregaux-
Armbanduhr zulege. Aber wenn, dann
richtig – dann sei auf die Last der Uhr
gepfiffen. Zum Beispiel die „Girard-Perregaux
Planetarium Tri-Axial“. Sie kostet mal
eben 949.000 Euro. Da muss ich allerdings
noch verdammt viel schreiben.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.astonmartin.com
www.girard-perregaux.com
Fotos: L. Rossini / ipa-agency.net/PA (action press)
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT BOLD THE MAGAZINE // 79
NEW
SCANDINAVIAN
DESIGN
NACHHALTIG
UND FORMVOLLENDET
AUTORIN: Z. KHAWARY
Bolias Vision des New Scandinavian
Design bereichert mit neuen Perspektiven.
Hinter jedem einzelnen Möbelstück
stehen ein nachhaltiger Ansatz,
ausgewählte natürliche Materialien
und von Hand gefertigte Elemente. So
vereint das Unternehmen Tradition
und Moderne, um die Natur auf formvollendete
Weise in das Leben ihrer
Kunden Einzug halten zu lassen. Das
Bolia Design-Kollektiv besteht aus über
60 internationalen Designern, die ihre
Leidenschaft für das New Scandinavian
Design und nachhaltige Kreationen mit
der Marke teilen. So entstehen in enger
Zusammenarbeit zwei jährliche Kollektionen,
die ihre Inspiration aus der sich
ständig verändernden Natur Skandinaviens
beziehen. Jedes einzelne Design
ist individuell auf die spezifischen
Wünsche und Bedürfnisse der Kunden
abgestimmt.
MORE
SELF CONTROL
DER NEUE LAMBORGHINI
HURACÁN TECNICA
AUTOR: N. DEXTER
86 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / LAMBORGHINI
Er gilt als einer der wenigen lupenreinen Super-Sportwagen und ist eher Weltanschauung
als Fortbewegungsmittel. Auf den Mittelgebirgs-Serpentinen Nordsardiniens testen wir den
neuen Lamborghini Huracán Tecnica und lernen vorerst viel über Selbstbeherrschung.
Der Legende nach kaufte sich Ferruccio
Lamborghini 1963 einen gewissen roten
Sportwagen nahe seiner Heimatstadt
Bologna, Italien. Der begeisterte Ingenieur
feierte seinen Erfolg bis dahin
beim Produzieren erschwinglicher Traktoren
für die nationale Landwirtschaft.
Als an seinem neuen Wagen dann ein Teil
zu Bruch ging und er um eine schnelle
Reparatur bat, wurde er immer wieder
vertröstet. So baute er einfach das
kaputte Teil in seiner eigenen Werkstatt
nach und reparierte das Fahrzeug selbst.
Durch den Erfolg der eigenen Abhilfe
fing Ferruccio Lamborghini kurzerhand
selbst an, den ultimativen Sportwagen zu
entwerfen. Zudem wollte er Enzo Ferrari
eins auswischen. Denn der soll auf Kritik,
die Ferruccio an seinem Ferrari geäußert
hatte, mit den recht hochnäsigen Worten
reagiert haben: „Lamborghini, du wirst nie
in der Lage sein, einen Ferrari richtig zu
handhaben“. All das reichte als Anreiz, um
fortan selbst in das Geschäft mit schnellen
Autos einzusteigen. Seine Luxusflitzer
sollten an Flugzeuge oder gar an Raketen
erinnern – und alles bisher Dagewesene
in den Schatten stellen.
Heute, 59 Jahre später, steht das Unternehmen,
das seit 1998 als Teil der Audi
AG zum Volkswagen Konzern gehört,
kurz vor dem größten Umbruch seiner
Geschichte, denn ab dem kommenden
Jahr werden erstmals Hybrid-Antriebe
Einzug unter die Motorhauben finden.
Und natürlich haben es sich die Ingenieure
aus Sant’Agata Bolognese nicht
nehmen lassen, als einen der krönenden
Abschlüsse dieser Epoche ein selbsternanntes
Meisterwerk zu kreieren – den
Lamborghini Huracán Tecnica.
Der knallrote Startknopf auf der Mittelkonsole
erinnert bereits an Sequenzen
eines Blockbuster Action-Films. Allein
der Sound vom Kaltstart unseres 640 PS
starken, ultraflachen Renngefährts lässt
erahnen, dass die kommenden 120 Kilometer
über nordsardinische Mittelgebirgs-Serpentinen
eine emotional frohlockend-herausfordernde
Aufgabe ist.
Glücklicherweise kann man den 1,3
Tonnen schweren Italiener vorne per
Knopfdruck, mittels hydraulischem Lift-
System, anheben, so dass die schmalen,
hangliegenden Dorfstraßen und Einfahrten
nicht mehr ganz so gefährlich
wirken. Los geht’s! Den ersten Gang legt
man per Schaltwippe ein, den Rest macht
der Lamborghini nach Wunsch mittels
7-Gang-Doppelkupplungsautomatik
in Eigenregie. Die ersten Meter beruhigen.
Die orangefarbene Rakete fährt
sich wesentlich einfacher als erwartet.
Also mit voller Konzentration raus aus
dem Ort und rein in die Berge. Kommen
wir nun zur Aufklärung des Titels:
MOTION / LAMBORGHINI
BOLD THE MAGAZINE // 89
Mehr Selbstbeherrschung. Wer schon
einmal auf leeren und gut ausgebauten
Serpentinenstraßen in einem bestechend
schönen italienischen Supersportwagen
an einem Verkehrsschild vorbeigefahren
ist, das die Maximalgeschwindigkeit von
50 km/h vorgibt, wobei absolut niemand
zu sehen ist und das hübsche Ding in
sage und schreibe 3,2 Sekunden von null
auf 100 km/h und in 31,5 Metern von 100
km/h auf null, der kennt das Dilemma und
das resultierende Stoßgebet: More self
Control!
Das Besondere am Huracán Tecnica, im
Vergleich zu seinen Geschwistern STO
und EVO, ist das Mehr an Komfort, Lifestyle
und Fahrspaß. Und wer im Vorfeld
einen STO fahren durfte, stellt schnell fest,
dass der Tecnica eben diesen Charakteristika
vollends entspricht. Zu den wichtigsten
Bauteilen an einem Sportwagen
wie diesem zählen natürlich die Carbon-
Keramik-Bremsen und die Reifen. Erstere
sind so groß, damit könnte man wahrscheinlich
einen ganzen Häuserblock zum
Stillstand bringen, und Letztere wurden
eigens von Bridgestone für den 5,2 Liter
V10 produziert. Man fühlt sich also sicher,
die Lenkung ist angenehm direkt, und in
den diversen Kurven saugt sich das Fahrzeug
förmlich an den Asphalt. Die Außentemperatur
beträgt 34°C, und ja, dieses
Geschoss kommt sogar mit einer Klimaanlage!
Ansonsten ist das Fahrwerk etwas
weniger hart abgestimmt als von den
weiteren Huracán Modellen bekannt, und
so fährt man den Tecnica zuweilen wie
einen Gran Turismo. Gut zu wissen: Im
Hause Lamborghini folgt die Form
der Funktion! Die Fahrzeuge mit dem
goldenen Stier auf dem Logo werden
demnach vom Motor aus gebaut. Die
Performance steht immer im Mittelpunkt,
das Design hat sich danach zu richten.
Und das spürt man auf jedem Meter. Fahrspaß
pur, wie in fast vergangenen Zeiten.
In puncto Design ist der Huracán Tecnica
eine Besonderheit in den eigenen Reihen.
So erinnert die Y-Form der Vorderseite an
den ersten Elektro-Lamborghini: Sián, und
die seitlich offene B-Säule mit kleinem
Fenster ist genauso ein Hingucker, wie die
zum Teil freiliegenden Rückräder im Heck,
welche dem Betrachter ein starkes 80’er
Jahre Rennsport-Gefühl geben. Darüber
hinaus steht im Hause Lamborghini
alles im Zeichen der Individualisierung.
Unter dem Namen Ad Personam können
sich die Kunden Ihren Wunsch-Lamborghini
in allen erdenklichen Interieurund
Exterieur-Kombinationen zusammenstellen.
Es stehen unter anderem 300
Farben sowie Oberflächenoptionen aus
Carbon und Alu zur Auswahl. Und so hat
man als Kunde mit dem nötigen Kleingeld,
nach derzeit 18 Monaten Wartezeit,
einen einzigartigen, maßgeschneiderten
Italiener auf der Einfahrt zu stehen, der
einem per Knopfdruck allerbeste Laune
beschert.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.lamborghini.com
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