BOLD THE MAGAZINE No.62
EXKLUSIV IM INTERVIEW: LÉA SEYDOUX | HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE | NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON | PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG | NEW SCANDINAVIAN DESIGN | JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG | ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH
EXKLUSIV IM INTERVIEW: LÉA SEYDOUX | HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE | NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON | PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG | NEW SCANDINAVIAN DESIGN | JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG | ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH
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LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 62<br />
<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
LÉA SEYDOUX<br />
EXKLUSIV<br />
IM INTERVIEW<br />
HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE // NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON<br />
PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG // NEW SCANDINAVIAN DESIGN<br />
JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG // ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH
4 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INHALT<br />
CONTENTS<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
UND <strong>THE</strong>MEN<br />
<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 62<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
LIFESTYLE<br />
Exklusiv im Interview:<br />
Léa Seydoux<br />
FASHION<br />
Lovely, Fancy and Elegant<br />
Fashion for Women<br />
6<br />
14<br />
Vorschau Ausstellungen:<br />
Female View (Schloss Moyland) und<br />
Joan Miró (Museum Beaux Arts Mons)<br />
TRAVEL<br />
Pittoresk und morbide:<br />
Die Stadt in der Lagune<br />
Venedig<br />
34<br />
56<br />
LÉA SEYDOUX<br />
EXKLUSIV<br />
IM INTERVIEW<br />
HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE // NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON<br />
PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG // NEW SCANDINAVIAN DESIGN<br />
JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG // ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 62<br />
Léa Seydoux<br />
Foto: A. B. Cortes (AUGUST)<br />
DESIGN<br />
Das Beste aus zwei Welten:<br />
Laurent Rossi, Chief Executive Officer<br />
von Automobiles Alpine<br />
im Gespräch<br />
New looks for the sporty<br />
urban Timepiece:<br />
Louis Vuitto<br />
New scandinavian Design:<br />
Nachhaltig und formvollendet<br />
Cool Stuff<br />
ART<br />
36<br />
44<br />
78<br />
Best Places:<br />
Kunst, Kultur und viel Geschichte<br />
Berlin<br />
MOTION<br />
Freiheit elektrifiziert:<br />
Jeep plant globale Führung<br />
Mit dem Vantage F1 Roadster<br />
zum Formel 1 Grand Prix nach Monza<br />
Roadtrip<br />
More self control:<br />
Der neue Lamborghini<br />
Huracán Tecnica<br />
64<br />
52<br />
70<br />
84<br />
Outstanding Photographic Art:<br />
„Human Conditions“<br />
Olaf Heine<br />
24<br />
DIE LETZTE SEITE<br />
Impressum<br />
90
The Making of<br />
a Masterpiece<br />
thedalmore.com |<br />
@thedalmore
LÉA<br />
SEYDOUX<br />
EXKLUSIV<br />
IM INTERVIEW<br />
AUTOR & INTERVIEW: J. FINK
INTERVIEW / LÉA SEYDOUX<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 9<br />
Cannes-Gewinnerin und Bond-Girl, französischer Superstar und Prinzessin des Arthouse-Kinos:<br />
Léa Seydoux ist nicht nur die fleißigste, sondern auch die vielseitigste Schauspielerin, die Europa<br />
dieser Tage zu bieten hat.<br />
16 Jahre ist es her, dass Léa Seydoux ihre<br />
Karriere als Schauspielerin mit einer Teenie-<br />
Komödie namens „Mes copines“ begann,<br />
und seither ist kaum ein Jahr vergangen, in<br />
dem die Französin nicht mindestens in zwei,<br />
meistens sogar mehr Filmen auf der Leinwand<br />
zu sehen war. Mit ihrem neuen Film:<br />
„An einem schönen Morgen“ (Deutschlandstart:<br />
8. Dezember 2022) kann man sie, nach<br />
der Mediensatire „France“ (seit November<br />
auf DVD erhältlich) und David Cronenbergs<br />
düsterer SciFi-Vision „Crimes of the<br />
Future“, hierzulande bereits das dritte Mal<br />
im Kino bewundern. Vor der Kamera fühlt<br />
sich Seydoux offenkundig wohl; alles Angestrengte,<br />
das ihr mitunter bei öffentlichen<br />
Auftritten und in Interviews anzuhaften<br />
scheint, fällt von ihr ab, sobald sie in eine<br />
andere Rolle schlüpft. Gut möglich, dass ihr<br />
das Talent dazu schon in die Wiege gelegt<br />
wurde. Die Pariserin, die am 1. Juli 1985 das<br />
Licht der Welt erblickte, stammt aus gutem<br />
Hause und einer langen Linie wohlhabender<br />
Aristokraten und Unternehmer. Ihre<br />
Mutter, Valérie Schlumberger, war ebenfalls<br />
Schauspielerin, bevor sie sich später eher für<br />
diverse Wohltätigkeitsorganisationen engagierte.<br />
Auch sonst ist der Bezug der Familie<br />
Seydoux zum Kino groß: Opa Jérôme und<br />
seine beiden Brüder sind allesamt hohe Tiere<br />
in der Filmbranche, als Produzenten und<br />
Verleiher. Auf ihrem Karriereweg, den sie erst<br />
als junge Erwachsene einschlug, hat das allerdings<br />
nicht viel geholfen, betont Seydoux bis<br />
heute immer wieder: „Meine Familie hat nie<br />
einen Finger für mich gekrümmt. Das habe<br />
ich mir alles selbst erarbeitet.“<br />
Der Erfolg stellte sich jedenfalls schnell ein.<br />
2009 erhielt sie für „Das schöne Mädchen“<br />
ihre erste Nominierung für den französischen<br />
Filmpreis César, nur wenige Monate<br />
bevor sie in Tarantinos Welterfolg „Inglourious<br />
Basterds“ auch ihren Hollywood-<br />
Einstand gab. Seither fährt die Vielbeschäftigte<br />
gerne zweigleisig. In ihrer Heimat<br />
etwa spielte sie Hauptrollen in Filmen wie<br />
„Leb wohl, meine Königin“, „Die Schöne<br />
und das Biest“, „Tagebuch einer Kammerzofe“,<br />
„Im Schatten von Roubaix“ oder<br />
„Tromperie“, während sie international mit<br />
Regisseuren wie Woody Allen („Midnight<br />
in Paris“), Xavier Dolan („Bis ans End<br />
der Welt“) oder Yorgos Lanthimos („The<br />
Lobster“) drehte. Für Wes Anderson ist<br />
sie eine seiner Lieblingsschauspielerinnen<br />
(siehe: „The Grand Budapest Hotel“ oder<br />
„The French Dispatch“), in „Mission: Impossible<br />
– Phantom Protokoll“ war sie auch mit<br />
dabei. Und als Madeleine Swann verdrehte<br />
sie James Bond so sehr den Kopf, dass sie<br />
gleich zweimal an der Seite von Daniel Craig<br />
zum Einsatz kam. Dass sie trotz bislang<br />
fünf Nominierungen den César bislang nie<br />
gewinnen konnte, ist fast ein Skandal. Dafür<br />
wurde sie – gemeinsam mit ihrer Kollegin<br />
Adèle Exarchopoulos – als erste Schauspielerin<br />
überhaupt bei den Filmfestspielen
10 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / LÉA SEYDOUX<br />
in Cannes zu gleichen Teilen mit dem Regisseur<br />
Abdellatif Kechiche mit der Goldenen<br />
Palme ausgezeichnet. Dass die beiden Frauen<br />
anschließend zu Protokoll gaben, dass die<br />
Arbeit an dem eindrucksvollen Liebesfilm<br />
„Blau ist eine warme Farbe“ nicht zuletzt<br />
bei den offenherzigen Sexszenen übergriffig<br />
verlaufen sei, trübt die Auszeichnung allerdings<br />
bis heute.<br />
Fleißiges Arbeiten und der Spagat zwischen<br />
anspruchsvollem, französischem Kino und<br />
US-Blockbustern stehen für Seydoux, die<br />
mit ihrem Lebensgefährten einen 5-jährigen<br />
Sohn hat, auch 2023 auf der Agenda. Erst<br />
steht das Melodrama „La Bête“ von Bertrand<br />
Bonello auf dem Programm, danach wird<br />
sie in der mit Spannung erwarteten Fortsetzung<br />
von „Dune“ zu sehen sein. Doch sei an<br />
dieser Stelle auch das hinreißende, berührende<br />
Familien- und Beziehungsdrama „An<br />
einem schönen Morgen“ empfohlen, für<br />
das Seydoux erstmals für den Europäischen<br />
Filmpreis nominiert wurde. Anlässlich dieses<br />
Films der Regisseurin Mia Hansen-Løve<br />
treffen wir Léa zum Interview.<br />
Frau Seydoux, in Ihrem neuen Film „An<br />
einem schönen Morgen“ spielen Sie die<br />
verwitwete Mutter eines achtjährigen<br />
Mädchens. Wie haben Sie es geschafft, dass<br />
die Chemie zwischen Ihnen so spürbar<br />
stimmt?<br />
Da musste ich zum Glück nicht viel machen.<br />
Camille ist ziemlich frech und aufgeweckt,<br />
das mochte ich. Und es war ein Segen, dass<br />
sie keine typische Kinderschauspielerin war<br />
und zum ersten Mal vor der Kamera stand.<br />
Sie hatte so gar nichts Einstudiertes, und war<br />
enorm natürlich. Das war gerade bei dieser<br />
Geschichte wirklich entscheidend.<br />
Sie sagten in Cannes, dass es Ihnen besonders<br />
viel Spaß gemacht hat, hier mal eine<br />
ganz normale Frau zu spielen. Wie meinten<br />
Sie das?<br />
Ich habe das Gefühl, dass ich in „An einem<br />
schönen Morgen“ zum ersten Mal eine vollkommen<br />
normale Frau verkörpere, in die<br />
sich jeder von uns hineinversetzen kann, weil<br />
jeder jemanden wie sie im Alltag kennen<br />
könnte. Sonst habe ich fast immer Personen<br />
gespielt, die sehr kompliziert waren, sich in<br />
Extremsituationen befanden oder irgendwie<br />
überhöht waren. Hier jetzt Teil einer vergleichsweise<br />
schlichten Geschichte zu sein<br />
und mit Gefühlen konfrontiert zu sein, die<br />
wir alle kennen, war mir eine große Freude.<br />
Und dem Publikum hoffentlich auch.<br />
Denken Sie schon an das Publikum, wenn<br />
Sie eine Rolle spielen?<br />
Bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall.<br />
Ich drehe Filme nicht für mich allein. Ich<br />
wünsche mir, dass sie gesehen werden und<br />
den Zuschauern etwas mitgeben. Es gibt<br />
für mich nichts Schöneres als zu sehen, dass<br />
ich mit meiner Arbeit andere Menschen<br />
berühren kann. Nicht zuletzt, weil ich es<br />
selbst liebe, als Kinogängerin von einem Film<br />
berührt zu werden.<br />
Sie drehen kleine Dramen in Ihrer Heimat<br />
genauso wie englischsprachige Großproduktionen.<br />
Lassen sich diese unterschiedlichen<br />
Arten von Arbeiten ohne weiteres<br />
unter einen Hut bringen?<br />
Ich empfinde das gar nicht als schwierig,<br />
sondern als großen Spaß. Das ist es, was<br />
man als Schauspielerin will: möglichst unterschiedliche<br />
Filme drehen und in die verschiedensten<br />
Welten eintauchen. In meiner Idealvorstellung<br />
bin ich für das Publikum sogar<br />
jedes Mal aufs Neue nicht wiederzuerkennen,<br />
weil meine Rollen und Filme so unterschiedlich<br />
sind. So wie mein Vorbild Marlon<br />
Brando. Unverwechselbar und immer gleich<br />
zu sein – das wäre überhaupt nicht meins.<br />
Sind die Unterschiede denn groß zwischen<br />
Frankreich und Hollywood?<br />
Wenn wir mal ehrlich sind, habe ich noch<br />
gar keine echte Hollywood-Erfahrung. James<br />
Bond ist ja nicht Hollywood, Woody Allen<br />
und Wes Anderson sind es auch nicht. Und<br />
selbst für „Mission: Impossible“ stand ich nur<br />
in Europa vor der Kamera.<br />
Aber die Arbeitsbedingungen sind doch<br />
ohne Frage anders bei einem großen<br />
Blockbuster als bei einem europäischen<br />
Drama, oder?<br />
Ganz klar, das kann man gar nicht vergleichen.<br />
Was man als Schauspieler vor der<br />
Kamera tut ist natürlich in letzter Konsequenz<br />
das Gleiche. Aber das Drumherum<br />
könnte nicht unterschiedlicher sein. Allerdings<br />
finde ich das eine nicht besser als das<br />
andere. Sondern es macht mir enorm viel<br />
Spaß, beides haben zu können. Auch wenn<br />
es bisweilen ein anstrengender Spagat ist.
Fotos: „An einem schönen Morgen“, Weltkino (Seite: 11); „France“, MFA+ (Seiten: 6 - 8 und 12)
INTERVIEW / LÉA SEYDOUX<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 13<br />
Wie steht es allgemein mit dem Berühmtsein?<br />
Macht Ihnen das zu schaffen?<br />
Ach, das ist in meinem Fall nicht so wild.<br />
Zuhause in Paris fühle ich mich nicht eingeschränkt<br />
und gehe ganz normal einkaufen<br />
oder ins Kino. Natürlich kommt es mal vor,<br />
dass man angesprochen wird, und selbstverständlich<br />
gibt es auch in Frankreich eine<br />
Klatschpresse. Aber anders als in den USA<br />
oder England ist man irgendwie nicht so<br />
besessen von Stars. Weder das Publikum<br />
noch die Medien. Außerdem wird die Privatsphäre<br />
in Frankreich relativ streng geschützt.<br />
Gegen Paparazzi-Fotos kann man problemlos<br />
klagen, deswegen gibt es die kaum.<br />
Anders als die meisten Hollywood-Stars<br />
findet man Sie auf keinen Fall bei Instagram.<br />
Warum nicht?<br />
Mir kommt es so vor als müsste man als<br />
Schauspielerin heute immer mehr zur<br />
Geschäftsfrau werden und die eigene Marke<br />
pflegen. Darauf habe ich keine Lust, das<br />
sehe ich nicht als meinen Job. Ich hatte mal<br />
einen Instagram-Account, aber ich finde es<br />
dort furchtbar, also habe ich mich wieder<br />
abgemeldet. Auf dieses ganze Social Media-<br />
System habe ich keine Lust. Ich will weder<br />
Stereotype bedienen noch mich verbiegen.<br />
Was genau stört Sie denn an Instagram,<br />
Social Media und Co.?<br />
für eine Werbekampagne engagieren oder<br />
in toller Mode fotografieren. Aber dass<br />
dann auch noch alles selbst promoten zu<br />
müssen ist irgendwie nicht meine Aufgabe.<br />
Außerdem langweilt es mich, dass alle<br />
meine amerikanischen Kolleginnen online<br />
scheinbar immer auf die gleiche Weise an<br />
ihrem Image arbeiten: politisch sein, aber<br />
bloß auch politisch korrekt und das Richtige<br />
sagen. Und, mein Privatleben öffentlich<br />
auszustellen, daran bin ich erst recht<br />
nicht interessiert.<br />
Noch kurz zu Ihrer Regisseurin Mia<br />
Hansen-Løve. Macht es für Sie einen<br />
Unterschied, ob Sie eine Frau oder ein<br />
Mann inszeniert?<br />
Interessanterweise ja. Bei einer Frau habe ich<br />
oft das Gefühl, eine Art Alter Ego der Regisseurin<br />
zu spielen, während ich bei einem<br />
Mann eine größere Distanz zwischen ihm<br />
und meiner Figur spüre. Das eine ist nicht<br />
besser als das andere, aber es fühlt sich schon<br />
anders an. Mir geht es aber vor allem darum,<br />
als gleichberechtigte Kollaborateurin wahrgenommen<br />
zu werden. Ich liebe nichts mehr<br />
als das Gefühl, meine Rolle genauso sehr<br />
kreiert zu haben wie die Regisseurin. So war<br />
es auch in diesem Fall, wenn auch nur im<br />
Vorfeld. Wenn die Kamera einmal läuft, hat<br />
Mia nicht viel für Improvisationen übrig.<br />
Ich möchte mich einfach nicht wie ein<br />
Produkt fühlen. Oder wie eine Verkäuferin,<br />
die über Hashtags alles Mögliche an den<br />
Mann bringen muss. Ich lasse mich gern mal<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.weltkino.de<br />
www.mfa-film.de
LOVELY,<br />
FANCY AND<br />
ELEGANT<br />
FASHION<br />
FOTOGRAF: C. PAUL<br />
Kleid: Selected FEMME<br />
Schmuck: Sif Jakobs Jewellery<br />
Digital Assistenz: Claas Liegmann<br />
Make-Up & Hair: Jennifer Galle<br />
Styling: Zahra Kuhlmey (Assistenz: F. Khawary)<br />
Model: Hanna Look
Linke Seite:<br />
Kleid: Superdry<br />
Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder<br />
Socken: Calzedonia<br />
Ring, Armreif und -kette: IsabelleFa<br />
Ohrringe: Sif Jakobs Jewellery<br />
Rechte Seite:<br />
Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder<br />
Socken: Calzedonia
Kleid: Baum und Pferdgarten<br />
Schmuck: IsabelleFa<br />
Tasche: WEAT<br />
Sonnenbrille: Object
Linke Seite:<br />
Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder<br />
Socken: Calzedonia<br />
Rechte Seite:<br />
Kleid: Selected FEMME<br />
Schmuck: Sif Jakobs Jewellery<br />
Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder<br />
Socken: Calzedonia
Linke Seite:<br />
Kleid: Baum und Pferdgarten<br />
Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder<br />
Socken: Calzedonia<br />
Tasche: WEAT<br />
Schmuck: IsabelleFa<br />
Sonnenbrille: Object<br />
Rechte Seite:<br />
Kleid: Superdry<br />
Ringe, Hals- und Armreife: IsabelleFa<br />
Ohrringe: Sif Jakobs Jewellery
Foto (Ausschnitt): O. Heine / Thomas Kretschmann (Berlin, 2018)
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 25<br />
OUTSTANDING<br />
PHOTOGRAPHIC ART<br />
HUMAN CONDITIONS<br />
OLAF HEINE<br />
AUTOR: J. M. BRAIN<br />
Die Galerie Camera Work präsentiert ab dem 26. November 2022 die Ausstellung „Human<br />
Conditions“ mit Werken des in Berlin lebenden Fotografen Olaf Heine.<br />
Die mehr als 40 Arbeiten umfassende Ausstellung zeigt eine kuratierte Auswahl der<br />
berühmtesten Werke des einzigartigen Künstlers sowie Fotografien, die zum ersten Mal<br />
weltweit ausgestellt werden.
Foto (Ausschnitt): O. Heine / Daniel Bruehl (Berlin, 2017)
Foto: O. Heine / „Girl Descending a Ramp“ (Brasília, 2012)
Foto (Ausschnitt): O. Heine / Snoop Dogg Plate 2 (Los Angeles, 2004)
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 31<br />
Olaf Heine ist international für seine<br />
hintergründig und detailreich komponierten<br />
Porträts von Musikern, Schauspielern,<br />
Schriftstellern, Künstlern und<br />
Sportlern sowie seine eindrucksvolle<br />
Architektur- und Landschaftsfotografie<br />
bekannt. Erste Auftragsarbeiten entstanden<br />
für Albumcover von Freunden –<br />
u. a. Terry Hoax and Fury in the Slaughterhouse<br />
– und waren ausschlaggebend<br />
für Heine, eine Ausbildung zum Fotografen<br />
und Kommunikationsdesigner am<br />
renommierten Berliner Lette-Verein zu<br />
beginnen. Mit dem Umzug nach Los<br />
Angeles in den späten 1990er Jahren<br />
gelang ihm der internationale Durchbruch.<br />
Seit dieser Zeit entstanden weltberühmte<br />
Porträts von Persönlichkeiten wie<br />
U2, Nick Cave, Cate Blanchett, Jared Leto,<br />
Bret Easton Ellis, Julian Schnabel, John<br />
Baldessari, Snoop Dog, Anthony Kiedis<br />
und Jon Bon Jovi. Olaf Heine etablierte<br />
sich zudem als Regisseur für preisgekrönte<br />
Musikvideos, Kurz- und Werbefilme. Seine<br />
Ästhetik hat die Bildsprache unzähliger<br />
Bands, u. a. Die Ärzte und Rammstein,<br />
im Rahmen ihrer langjährigen Zusammenarbeit<br />
entscheidend mitgeprägt. Die<br />
Ausstellung „Human Conditions“, die bis<br />
Februar 2023 in der Galerie Camera Work<br />
zu sehen ist, ist Heines bislang größte<br />
Einzelausstellung und umfasst mehr<br />
als 40 Arbeiten.<br />
Unternehmen von Beginn an der Philosophie,<br />
neben den bekanntesten Künstlern<br />
der Fotografiegeschichte wie Diane<br />
Arbus, Richard Avedon, Patrick Demarchelier,<br />
Peter Lindbergh, Helmut Newton,<br />
Irving Penn, Man Ray und Albert Watson<br />
auch junge zeitgenössische Künstler zu<br />
vertreten und in Ausstellungen zu zeigen,<br />
um die Fotokunst als eigenständige<br />
Gattung innerhalb der bildenden Künste<br />
zu manifestieren und neuen Positionen<br />
Raum zu geben.<br />
Neben den Schwerpunkten Mode-, Aktund<br />
Porträtfotografie fokussiert sich die<br />
Galerie auf die Bereiche Inszenierte Fotografie,<br />
Architektur und Stillleben. Darüber<br />
hinaus vertritt Camera Work auch zahlreiche<br />
zeitgenössische Künstler exklusiv in<br />
Deutschland, Europa oder weltweit. Wie<br />
zum Beispiel: David Drebin, Olaf Heine,<br />
Jean-Baptiste Huynh, Russell James,<br />
Martin Schoeller, Eugenio Recuenco,<br />
Christian Tagliavini und David Yarrow.<br />
Die 2001 gegründete Camera Work AG<br />
besitzt eine der weltweit umfassendsten<br />
und qualitativ bedeutendsten Fotokunstsammlungen<br />
in Privatbesitz – mit zahlreichen<br />
Arbeiten der namhaftesten Fotokünstler<br />
vom 19. Jahrhundert bis in die<br />
Gegenwart.<br />
Die in Berlin ansässige Galerie Camera<br />
Work wurde 1997 gegründet und zählt<br />
heute zu den weltweit führenden Galerien<br />
für Fotokunst. Angelehnt an den historisch<br />
geprägten Galerienamen folgt das<br />
Olaf Heine: Human Conditions<br />
Bis: 4. Februar 2023<br />
Galerie Camera Work<br />
www.camerawork.de
Foto (Ausschnitt): O. Heine / Jonas Burgert, „Room Of Ideas“ (Berlin, 2019)
34 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART / SEHENSWERT<br />
Foto (Ausschnitt): E. von Unwerth, Lana del Rey (2012)<br />
Bild (Ausschnitt): J. Miró<br />
Die Modefotografie von Fotografinnen<br />
im Fokus: Viele Ausstellungen in diesem<br />
Genre konzentrierten sich eher auf den<br />
männlichen Blick auf den weiblichen<br />
Körper. In diesem ausgewählten Kontext<br />
lässt sich auch der gesellschaftliche und<br />
politische Wandel nachzeichnen. Gezeigt<br />
werden u. a. Arbeiten von Deborah Turbeville,<br />
Lee Miller, Regina Relang, Louise<br />
Dahl-Wolfe, Sibylle Bergmann (eine der<br />
erfolgreichsten Fotografinnen der DDR),<br />
Lillian Bassman, Ingeborg Hoppe, Liv<br />
Liberg, Ute Mahler, Charlotte March,<br />
Sarah Moon, Amber Pinkerton, Bettina<br />
Rheims, Charlotte Rohrbach, Alice Springs<br />
und Ellen von Unwerth. Das Museum<br />
Schloss Moyland bietet dazu, mit seinem<br />
fantastischen Schlossbau, ein besonderes<br />
Erlebnis.<br />
Joan Miró ist im belgischen Mons zu<br />
sehen: Miró, 1893 in Barcelona geboren<br />
und 1983 in Palma verstorben, ist als<br />
Vertreter der Klassischen Moderne mit<br />
seinen fantasievollen Bildmotiven einer<br />
der international populärsten Künstler<br />
des 20. Jahrhunderts. Seine weltweit<br />
bekannten Symbole, welche für Mond,<br />
Sterne, Vogel, Auge und Frau stehen,<br />
verkörpern eine positive Weltsicht. Die<br />
Ausstellung „Joan Miró: The Essence<br />
of Past and Present Things“ umspannt<br />
die gesamte Karriere des katalanischen<br />
Künstlers. Etwa 100 Originalwerke werden<br />
präsentiert – die aus öffentlichen wie<br />
privaten Sammlungen stammen, darunter<br />
die Fundació Pilar i Joan Miró (Palma de<br />
Mallorca), das Musée national Picasso-<br />
Paris oder die Maeght Foundation.<br />
Female View<br />
Bis: 15. Januar 2023<br />
Joan Miró<br />
Bis: 8. Januar 2023<br />
Schloss Moyland<br />
www.moyland.de<br />
Museum Beaux Arts Mons<br />
www.bam.mons.be
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DESIGN / INTERVIEW<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 37<br />
DAS BESTE<br />
AUS ZWEI WELTEN<br />
LAURENT ROSSI<br />
CHIEF EXECUTIVE OFFICER<br />
VON AUTOMOBILES ALPINE<br />
IM GESPRÄCH<br />
AUTOR & INTERVIEW: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: G. LENORMAND
38 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> DESIGN / INTERVIEW<br />
Seit fünf Jahren gibt es wieder Alpine-Automobile. Jetzt hat Laurent Rossi – seit knapp<br />
zwei Jahren CEO der Renault-Tochter – in Japan mit der A110 R die vierte unlimitierte<br />
Modell-Version präsentiert. <strong>BOLD</strong> traf den Korsen in Tokio zum Gespräch.<br />
Wir sehen den Chef zum ersten Mal in auf und wurde danach im Rennsport<br />
einer ziemlich heruntergekommenen verwendet, wenn Renault finanziell<br />
Industriehalle am Wasser in Yokohama,<br />
einem Vorort von Tokio (Japan). Unter<br />
beteiligt war. Die ersten Jahre wurden<br />
Alpine-Fahrzeuge ausschließlich über<br />
pompösen Techno-Sound und einer die Alpine-Niederlassung in Paris<br />
beeindruckenden Lichtinstallation fährt<br />
Formel 1-Pilot Esteban Ocon eine neue<br />
A110-Variante ins Gebäude, die A110 R<br />
vermarktet, so auch die Alpine A110,<br />
die ursprünglich einen Heckmotor mit<br />
zuerst 115 PS besaß. Ab 1965 verkauften<br />
– besonders optimiert in Sachen Aerodynamik<br />
auch Renault-Vertragshändler Fahr-<br />
und Leichtbau (siehe am Ende zeuge von Alpine. In den 1970er Jahren<br />
des Interviews). Mit brauner Lederjacke übernahm Renault schrittweise die<br />
recht leger gekleidet, empfängt Alpine-<br />
CEO Laurent Rossi Auto und Rennfahrer<br />
Ocon und erklärt, warum die A110 R in<br />
Japan präsentiert wird: Weil es der viertgrößte<br />
Markt für Alpine weltweit ist,<br />
weil rund 10.000 Exemplare seit Marktstart<br />
Sportwagenmarke, bis sie 1978 ganz<br />
einverleibt wurde. Mitte der 1990er<br />
Jahre wurde mit einer A110 Turbo die<br />
letzte Alpine alten Schlages gebaut. Seit<br />
2017 gibt es die A110 in ihrer jetzigen<br />
Form.<br />
der A 110 gebaut wurden und weil<br />
fast zeitgleich der 1000. Wagen an einen<br />
japanischen Kunden ausgeliefert wird.<br />
Mit der R-Variante (R wie radikal) hat die<br />
wiederbelebte Marke vier unlimitierte<br />
Varianten im Portfolio: A110 mit 252 PS<br />
sowie A110 S, A110 GT und A110 R mit<br />
je 300 PS.<br />
Der Korse Laurent Rossi, Baujahr 1975,<br />
ist erst seit Januar 2021 CEO bei Alpine.<br />
Er interessierte sich schon früh für<br />
Technik, Motorsport und die Formel 1.<br />
Laurent ist Ingenieur, Master of Science<br />
in Strömungsmechanik der ENSEEIHT<br />
(Toulouse) sowie Master of Science in<br />
Maschinenbau, Fahrzeugmotoren und<br />
Für alle, die die Historie der französischen<br />
Marke unter Renault-Schirm nicht<br />
kennen: Der Rennsport brachte die<br />
Firma (Alpine) des rennaffinen Gründers<br />
Jean Rédélé und Renault zusammen.<br />
Der Name „Alpine Renault“ tauchte erstmals<br />
1967 beim 24-Stunden-Rennen<br />
von Le Mans auf einem Alpine-Fahrzeug<br />
Erdölprodukte der IFP School (Paris). Er<br />
begann seine Karriere bei der Groupe<br />
Renault im Jahr 2000 als Projektleiter<br />
in der Division Powertrain. Laurent zog<br />
dann in die USA, um den MBA an der<br />
Harvard Business School zu erwerben.<br />
Anschließend wurde er von der Boston<br />
Consulting Group in New York als<br />
Projektleiter eingestellt und spezialisierte<br />
sich auf den Automobilsektor.<br />
Er kam 2012 als Global Accounts Business<br />
Manager zu Google, wo er die<br />
Geschäftsbeziehungen zu Großkunden<br />
in der Automobilindustrie leitete. 2018<br />
kehrte er nach Europa und Paris zurück,<br />
um erneut für die Groupe Renault in<br />
den Bereichen Strategie und Geschäftsentwicklung<br />
zu arbeiten und wurde<br />
im April 2018 Chief Strategy Officer.<br />
Mit der Aufnahme des Namens Alpine<br />
in die Formel 1 im Vorfeld der FIA<br />
Formel-1-Weltmeisterschaft 2021 wurde<br />
Laurent im Januar desselben Jahres zum<br />
CEO von Alpine ernannt. Seine Aufgabe<br />
ist es, die Marke weiterzuentwickeln,<br />
sie bis 2025 profitabel zu machen<br />
und ihr Engagement im Motorsport<br />
zu fördern.<br />
Wir bitten Laurent Rossi zum sehr lauten<br />
und sehr einfachen Lokal „Okinawa“<br />
in der Shibuya Yokocho (übersetzt<br />
bedeutet das in etwa „Trinkstraße“)<br />
mitten in Tokio, wo es vom bitteren<br />
gebratenen Kürbis bis zum Kraken alles<br />
aus der Gegend von Okinawa gibt.<br />
Schon beim Hereinkommen und bei<br />
der Begrüßung hellt sich sein Gesicht<br />
auf – wir merken sofort, er ist froh, mal<br />
nicht in einer Hotellobby zum Gespräch<br />
erscheinen zu müssen. Gutgelaunt sieht<br />
er aus, er trägt noch immer seine Lederjacke.<br />
Lässig!<br />
Herr Rossi, Bier oder Wein?<br />
Sehr gerne ein Bier.
DESIGN / INTERVIEW<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 39<br />
Wir sind übrigens schon mitten im<br />
Interview – wir wissen ja, dass Ihre<br />
Zeit knapp bemessen ist.<br />
Da haben Sie mich gleich erwischt. Aber<br />
bitte, fragen Sie. Mir gefällt die Atmosphäre<br />
hier sehr.<br />
Verbrenner oder Elektroantrieb?<br />
Warum wählen? Klar, Elektroautos sind<br />
der Garant für unsere Zukunft. Es gibt<br />
Vorschriften, also müssen auch wir elektrisch<br />
werden. Trotzdem ist ja alles jetzt<br />
noch nicht so weit, deshalb müssen wir<br />
auch einen alternativen Weg anbieten.<br />
Vielleicht sind Elektroautos für 70 Prozent<br />
der Käufer wichtig, 30 Prozent wählen<br />
eventuell eine Alternative – zum Beispiel<br />
einen Verbrenner, der mit Wasserstoff<br />
gefüttert wird. Wir prüfen solche Einsatzmöglichkeiten.<br />
Wir untersuchen übrigens<br />
auch synthetische Kraftstoffe.<br />
Bleiben wir beim Elektroauto: Ist die<br />
Elektro-Studie A110 E-ternite nah<br />
an der Realität oder mehr eine erste<br />
Idee?<br />
Wir werden eine vollelektrische A110<br />
haben, aber nicht vor 2026. Die Idee zur<br />
A110 E-ternite war, schon jetzt zu zeigen,<br />
dass es möglich ist, dieselbe Performance<br />
in einem E-Auto anzubieten, die wir in<br />
der A110 schon haben. Statt erst mit der<br />
nächsten A110 in Sachen Elektroantrieb<br />
anzufangen, haben wir einfach die aktuelle<br />
Version genommen und elektrisiert.<br />
Wir haben alles reingepackt, was in der<br />
Groupe Renault vorhanden ist. Und das<br />
war eine gute Idee, denn wir haben dabei<br />
viel gelernt. Wir wissen, wie wir die Performance<br />
noch steigern können – darum<br />
kümmern wir uns in den kommenden<br />
Jahren. Die E-ternite könnte tatsächlich<br />
sogar wahr werden, in einer sehr limitierten<br />
Auflage. Könnte!<br />
Ihr erstes vollelektrisches Fahrzeug<br />
müsste deutlich schwerer werden als<br />
die aktuelle Version, vielleicht plus<br />
200 Kilo. Tränen, weil ihr bisheriges<br />
Auto das Gewicht nicht wird halten<br />
können, oder Freude, weil Elektrik<br />
die Zukunft ist?<br />
Ja, das Auto wird schwerer werden, aber<br />
wir wissen, wie wir das kompensieren<br />
können. Wir beginnen, das Gewicht<br />
der Batterien zu senken und machen<br />
sie kompakter. Wenn man Masse hier<br />
reduziert, kann man das Gewicht auch<br />
woanders reduzieren. Bei einer kleinen<br />
Maschine oder Batterie reichen kleinere<br />
Bremsen, ein leichteres Fahrwerk und so<br />
weiter. Also keine Tränen, keine Freude<br />
– wir werden einfach sehen, was dabei<br />
herauskommt.<br />
Summ-Summ oder Brumm-Brumm?<br />
Oder anders gefragt: Welchen Sound<br />
dürfen wir von einer vollelektrischen<br />
Alpine A110 erwarten?<br />
Ich denke, vielen Leuten ist Sound egal,<br />
oder sie wollen keinen. Die jüngeren Generationen<br />
werden irgendwann gar nicht<br />
mehr wissen, dass es einst um Sound ging<br />
in der Vor-Elektrik-Zeit. Aber ich finde:<br />
So ein Elektroauto hört sich ein bisschen<br />
an wie eine Oper ohne Orchester:<br />
Du verstehst die Story, denn du hörst ja<br />
die Sänger, aber es fehlen dann doch<br />
ein paar Emotionen von den Musikern.<br />
Also sollten wir auch Elektromotoren mit<br />
Musik füttern. Die gute Nachricht: Wir<br />
können viele Sounds erfinden. Manche<br />
hoffen auf Verbrenner-Akustik, ich halte<br />
das für keinen guten Weg. Manche präferieren<br />
aber auch futuristische Sounds<br />
oder etwas ganz anderes, und wir können<br />
dank Elektronik jedem Kunden seinen<br />
Wunsch erfüllen.<br />
Sie tragen heute schon den ganzen<br />
Tag Lederjacke, trotzdem die Frage:<br />
Maßanzug oder Lederjacke?<br />
Das ist nicht leicht zu beantworten.<br />
Tatsächlich liebe ich meine Anzüge. Ich<br />
trage sie normalerweise im Büro, denn ich<br />
glaube noch an Eleganz und Traditionen.<br />
Auf der anderen Seite möchte ich auch<br />
nicht gefangen sein in diesen Traditionen.<br />
Ich höre mich gerne um, was angesagt ist.<br />
Tatsächlich also trage ich beides immer<br />
mal wieder.<br />
Das passt ja auch zu Ihrer Marke, die<br />
einerseits aus der Historie kommt,<br />
andrerseits einen modernen Sportwagen<br />
herstellt.<br />
Genauso ist es. Wir sagen oft: Wir schauen<br />
zurück in die Vergangenheit, aber nicht<br />
nostalgisch. Wir nutzen das Erbe und<br />
projizieren es in die Zukunft.
40 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> DESIGN / INTERVIEW<br />
Chef einer Einmodellfirma wie Alpine<br />
oder lieber der eines großen Herstellers<br />
wie Renault?<br />
Ohne Zweifel CEO bei Alpine. Denn es<br />
ist eine immense Aufgabe, die Marke zu<br />
einer großen, erwachsenen und lukrativen<br />
Firma aufzubauen. Gerade für mich<br />
als „Junior“ im Vergleich zum Vorstand<br />
bei Renault ist es perfekt, alles Mögliche<br />
zu lernen. Ich muss mich nicht nur um<br />
ein Auto kümmern, sondern ebenso ums<br />
Marketing und die Taktik. Ich muss das<br />
Händlernetz ausbauen, das teilweise noch<br />
gar nicht existiert außerhalb von Europa.<br />
Es ist aufregend, eine komplett neue<br />
Marke zu bauen mit allem, was dazugehört.<br />
Ich habe hier das Beste aus zwei<br />
Welten: Racing als großer Motorsport-<br />
Fan und Autos als Geschäft mit allem,<br />
was dazugehört. Ich liebe Sport und erst<br />
recht die Formel 1. Zudem habe ich mit<br />
Renault-CEO Luca de Meo einen fantastischen<br />
Chef und Mentor. Ich möchte also<br />
nicht tauschen.<br />
Sie sehen ihre persönliche Pflicht<br />
also darin, eine kleine Firma groß zu<br />
machen?<br />
Nein, sie soll schon klein bleiben und ein<br />
Spezialist für Sportwagen. Lassen Sie<br />
mich Porsche als Referenz heranziehen.<br />
Porsche ist eine tolle Marke, und für<br />
mich ein bisschen die Blaupause für den<br />
Erfolg eines Sportwagenherstellers. Was<br />
verkauft Porsche jetzt? 250.000 Autos im<br />
Jahr? Oder 280.000? Vielleicht, wenn wir<br />
sehr erfolgreich sein werden, kommen<br />
wir auch in diese Gegend. Aber eigentlich<br />
möchte ich gar nicht groß werden,<br />
in Sachen Stückzahl – wichtiger ist groß<br />
in Sachen Marken- und Eigenkapital.<br />
In Ihrer Freizeit: Auto oder Fahrrad?<br />
Auto. Ohne Zweifel.<br />
SUV oder Sportwagen?<br />
Ist die Frage ernst gemeint? Ich fahre jeden<br />
Tag eine A110. Ich greife nur dann zum<br />
SUV, wenn ich wirklich einen brauche.<br />
Dann passt die nächste Frage ja<br />
auf alle Fälle ganz genau: Familienmensch<br />
oder einsamer Wolf?<br />
Oh, natürlich bin ich ein Familienmensch.<br />
Also haben Sie noch ein anderes<br />
Auto?<br />
Selbstverständlich. Aber auch das ist ein<br />
kleiner Wagen. Meine Frau steht ebenso<br />
wie ich auf sportliches Vorankommen, sie<br />
fährt einen Renault Megane RS. Und auch<br />
da gibt es nicht so wahnsinnig viel Platz<br />
im Kofferraum – wir haben nämlich auch<br />
noch zwei Kinder. Die Tochter ist 17, mein<br />
Sohn ist 9 Jahre alt.<br />
Meer oder Berge?<br />
Ich bin eher der Meer-Typ. Ich bin auf<br />
Korsika geboren und meine ganze Familie<br />
lebt dort. Korsika ist zwar eine Insel, aber<br />
sie besteht aus lauter Bergen. Wir
42 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> DESIGN / INTERVIEW<br />
Korsen sind eigentlich mehr Bergsteiger<br />
als Seefahrer. Wahrscheinlich, weil wir<br />
so oft überfallen wurden, denn da haben<br />
wir uns immer in die Berge zurückgezogen.<br />
Und die sind hoch, bis zu 2100<br />
Meter, glaube ich. Sobald Du 100 Meter<br />
ins Inland gehst, gehst Du auch gleich 600<br />
Meter hoch. So wurden wir Bergsteiger.<br />
Aber ich liebe meinen Strand und mein<br />
Meer. Allerdings fahre ich auch gerne<br />
Ski. Ach, ich möchte da gar keine scharfe<br />
Linie ziehen – aber das Meer ist mir doch<br />
etwas näher.<br />
Haben Sie auf den unzähligen Kurven<br />
der korsischen Straßen das Autofahren<br />
gelernt?<br />
Klar. Denn wenn man als kleiner Junge<br />
autobegeistert ist, ist das Erste, was man<br />
mitbekommt, die Rallye Korsika. Das<br />
prägt.<br />
Da passt unsere nächste Frage: Rallye<br />
oder Formel 1? Sie sind zwar Teamchef<br />
der Alpine-F1-Mannschaft, aber<br />
die sportliche Herkunft der Alpine,<br />
also des Produkts, das Sie herstellen,<br />
ist die Rallye.<br />
Sollte ich vor der Wahl stehen, Rallye oder<br />
Rundstrecke zu fahren, würde ich mich<br />
für die Rundstrecke entscheiden. Aber ich<br />
habe großen Respekt vor den Rallyepiloten.<br />
Für mich macht den Unterschied,<br />
dass ich weiß, wie schwer der Weg zum<br />
Top-Rallyefahrer ist. Wenn man Rundstrecke<br />
fährt, merkt man schneller, dass<br />
man immer besser und besser wird.<br />
Fußball oder Tennis?<br />
Auf alle Fälle Fußball. Ich habe im Leben<br />
sehr viel Sport getrieben, mein Lieblingssport<br />
war immer der Fußball. Allerdings<br />
stand mein Talent nie proportional<br />
zur Liebe zum Sport. Es reicht, um mit<br />
Freunden zu spielen. Aber ich spiele auch<br />
noch viel Squash. Um sich darauf vorzubereiten,<br />
braucht man fünf Minuten, man<br />
kann es alleine spielen und trainieren,<br />
auch mit Musik auf den Ohren. Ich kann<br />
es spielen, wenn ich wegen Jetlag nicht<br />
schlafen kann. Und wenn man einen<br />
Partner hat, ist es unglaublich intensiv: In<br />
45 Minuten verausgabt man sich mehr als<br />
in jedem anderen Sport. Ich liebe es.<br />
Fleisch oder Gemüse?<br />
Ich fürchte, ich bin ein Fleischesser.<br />
Telefon oder persönliches Treffen?<br />
Natürlich das persönliche Treffen. Und<br />
wenn jetzt die Frage kommen würde<br />
„Kindle-App oder Buch“.<br />
Die Frage hätte „TV oder Buch“<br />
gelautet ...<br />
... würde ich antworten: Einst war ich ein<br />
Kindle-Jünger, heute lese ich auch wieder<br />
richtige Bücher. Wenn ich genau weiß,<br />
was ich auf Reisen lesen will, nehme ich<br />
ein Buch mit. Wenn ich aber die Auswahl<br />
aus mehreren Texten möchte, nutze ich<br />
das Kindle. Sobald ich zu Hause bin,<br />
verschwindet allerdings die Elektronik.<br />
Lesen Sie auch noch Magazine und<br />
Tageszeitungen auf echtem Papier?<br />
Tageszeitung auf alle Fälle. Aber den Rest<br />
konsumiere ich auf Laptop und Tablet –<br />
dank der Pop-Ups erkenne ich gleich, was<br />
ich mag, was mich interessiert und was<br />
ich wissen muss.<br />
Rock-Konzert oder Oper? Oder vielleicht<br />
selber Musik machen?<br />
Rock. In Richtung Mainstream sind das<br />
zum Beispiel die Red Hot Chilli Peppers.<br />
Ich mag es allerdings auch, Neues zu<br />
erkunden, und das bedeutet, sich um<br />
mehr als nur ein Genre zu kümmern. Ich<br />
mag Musik einfach, auch wenn es solche<br />
gibt, die ich nicht allzu lange anhören<br />
kann. Jazz zum Beispiel ertrage ich eine<br />
halbe Stunde lang. Ähnliches gilt übrigens<br />
auch für die Oper. Ich kann eine Oper<br />
drei Stunden lang hören, aber ich brauche<br />
nicht am nächsten Tag schon wieder eine.<br />
Außerdem spiele ich selber Gitarre. Immer<br />
dann, wenn es passt.<br />
Wir bekommen gerade ein Zeichen<br />
von Ihren Leuten, dass die Zeit schon<br />
wieder um ist. Also schnell noch:<br />
Hunde oder Katzen?<br />
Oooooh. (Pause). Ich halte einen Hund für<br />
den besten Freund des Menschen. Hunde<br />
sind smart, bringen viel Gutes ins Haus,<br />
werden ein Teil der Familie. Katzen haben<br />
diese Reputation nicht. Sie sind dagegen<br />
eher mysteriös – damit inspirieren sie<br />
mich. Wir haben allerdings keine Haus-
DESIGN / INTERVIEW<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 43<br />
tiere. Das wäre unfair ihnen gegenüber:<br />
Ich reise viel zu viel.<br />
In diesem Moment kommt Laurent<br />
Rossis Begleiter herein und fordert zum<br />
Schluss des Gesprächs auf. Rossis Reaktion:<br />
„Ich mag das hier sehr, also wir<br />
werden unser Bier austrinken.“<br />
Ganz schnell noch: Lieber ein typisches<br />
japanisches Restaurant wie<br />
dieses oder ein Dreisterne-Tempel in<br />
Frankreich?<br />
Hier halte ich es wie mit den Anzügen<br />
und Lederjacken – ich genieße beides. Ich<br />
finde den Laden toll, in dem wir sitzen.<br />
Aber ich genieße auch die französische<br />
Küche, das Erforschen von besonderen<br />
und neuen Genüssen in einem schönen<br />
Ambiente.<br />
Kommen wir zum Schluss: Oldtimer<br />
oder moderne Autos?<br />
Hmm. Das ist wieder schwierig.<br />
Besitzen Sie einen Klassiker?<br />
Mein Vater war Mechaniker, und er besaß<br />
einen Lancia Delta Integrale. Den hat er<br />
leider verkauft. Aber ein älterer Porsche<br />
911 würde mir schon Spaß machen. Ich<br />
habe ein großes Herz für Porsche – das ist<br />
eine kraftvolle Marke, sie haben wunderschöne<br />
Modelle. Als Ingenieur – und ich<br />
bin einer – kann ich nur anerkennen, was<br />
Porsche macht. Selbst als kein wirklicher<br />
SUV-Fan finde ich einen Cayenne Hybrid<br />
toll, auch wenn ein Hybrid so etwas ist wie<br />
ein technologischer Frankenstein. Also<br />
lautet meine Antwort wie so oft in diesem<br />
Gespräch: Ich mag Klassiker und moderne<br />
Autos.<br />
Jetzt aber wirklich die allerletzte<br />
Frage: das französische Au revoir<br />
oder das korsische A vedeci?<br />
Oha. (Pause). Ich entscheide mich für A<br />
vedeci, denn ich bin Korse. Aber ich fühle<br />
französisch.<br />
Zum Schluss noch etwas Technik: Die<br />
neue R-Variante (R wie radikal) ist noch<br />
konsequenter in Sachen Aerodynamik<br />
und Leichtbau für die Rennstrecke ausgelegt,<br />
das Leergewicht beträgt sensationelle<br />
1.082 Kilogramm, also 34 Kilogram<br />
weniger als das S-Modell. Das<br />
wurde durch den konsequenten Einsatz<br />
von Kohlefaser erreicht. So bestehen die<br />
Fronthaube, die Räder und die Motorabdeckung,<br />
die keinen Durchblick mehr<br />
zulässt, aus Carbon, die einteiligen Sitzschalen<br />
ebenso.<br />
In Sachen Aerodynamik besitzt der R das<br />
gleiche Frontend wie der S mit Aerodynamik-Kit,<br />
der Heckdiffusor wurde<br />
deutlich überarbeitet. Vertikale Flaps<br />
vermindern Luftturbulenzen in den<br />
hinteren Radhäusern. Der jetzt größere<br />
Heckspoiler hängt an Schwanenhälsen,<br />
spezielle Seitenschweller aus Carbon<br />
vergrößern den Unterboden. Das<br />
Ergebnis: Mehr Abtrieb und 285 km/h<br />
Spitze sowie ein Sprint von Null auf 100<br />
km/h in 3,9 Sekunden (221 kW, 300 PS<br />
bei 6300/min und einem max. Drehmoment<br />
von 340 Nm, Siebengang-<br />
Doppelkupplung). Zum neuen Sportfahrwerk<br />
gehören hydraulisch einstellbare<br />
Stoßdämpfer, mit denen sich<br />
die Karosserie um zehn Millimeter<br />
absenken lässt. Dazu müssen allerdings<br />
die Räder demontiert werden. Zugund<br />
Druckstufen lassen sich per Click-<br />
Ring 20-fach verstellen. Die Federn<br />
wurden um zehn Prozent versteift. Serienmäßig<br />
ist die A110 R mit Semislicks<br />
von Michelin ausgerüstet. Die Launch-<br />
Farbe „Matt Racing Blue“ entspricht<br />
der des F1-Renners A522. Einen Preis<br />
nennt Alpine noch nicht, er wird aber<br />
wohl knapp über 100.000 Euro liegen.<br />
Zusätzlich zur A110 R gibt es noch<br />
eine „Alonso“-Sonderserie auf R-Basis,<br />
die auf 32 Stück limitiert ist – so viele<br />
Formel 1-Siege hat der Spanier erzielt.<br />
Das einstellbare Fahrwerk gibt die<br />
Möglichkeit, die von Alonso auf der<br />
F1-Rennstecke in Barcelona präferierten<br />
Einstellungen vorzunehmen. Das Auto<br />
unterscheidet sich zudem durch farbliche<br />
Details sowie durch Gimmicks wie<br />
spezieller Plakette und den Alonso-Satz<br />
„Es gibt mehr als einen Weg zur Spitze<br />
des Berges“, eingelasert in die Sonnenblende.<br />
Bleibt die Hoffnung, dass die<br />
Sonne viel scheint.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.alpinecars.de
44 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
NEW LOOKS<br />
FOR <strong>THE</strong> SPORTY<br />
URBAN TIMEPIECE<br />
COOL STUFF<br />
LOUIS VUITTON<br />
AUTORIN: M. MAI<br />
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens von<br />
Louis Vuittons Uhrmacherkunst wird die<br />
Tambour Street Diver, eine Taucheruhr in<br />
zeitloser Eleganz, in zwei neuen Farben<br />
gelauncht (Orange – zunehmend die<br />
neuste Modefarbe der Branche – und in<br />
Olivgrün).<br />
Bereits der Name macht deutlich, dass die<br />
Pariser Maison die Uhr nicht primär als<br />
Instrument für ambitionierte Tauchgänge<br />
positioniert, sondern als Lifestyleobjekt<br />
– sportlich und urban. Dazu gehört<br />
das Gehäuse, Tambour genannt, was auf<br />
Deutsch Trommel heisst und die Form<br />
akkurat beschreibt. Sie ist aus einem Stück<br />
Stahl gefräst und löste bei ihrer Präsentation<br />
2002 bei einigen Traditionalisten<br />
auch Stirnrunzeln aus: Très spécial, sagen<br />
Franzosen diplomatisch, wenn ihnen<br />
etwas nicht so sehr gefällt. Inzwischen<br />
ist die Form zum Klassiker geadelt und<br />
erfolgreich: Im letzten Jahr gewann die<br />
Pariser Marke beim Grand Prix d’Horlogerie<br />
de Genève (für das Vorgängermodell<br />
der Street Diver) den ersten Preis.
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 47
BESTÄNDIGKEIT<br />
UND WANDEL<br />
EINE REISE MIT BENRIACH UND<br />
<strong>THE</strong> GLENDRONACH<br />
AUTORIN: M. MAI<br />
Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich<br />
was ändert. Veränderung ist manchmal<br />
zu greifen, vieles bleibt jedoch verborgen<br />
in der Komplexität dieser Welt.<br />
Es ist mehr oder minder ein kleiner<br />
Reminder, um vielleicht mitzumachen –<br />
mitzumachen bei neuen Ideen, neuen<br />
Impulsen, um neu zu leben und Altes<br />
neu zu erleben.<br />
Beständigkeit und Wandel – ist das zu<br />
vereinbaren? Der größte gemeinsame<br />
Nenner ist hier nicht die Jagd nach<br />
Trends, sondern die Suche nach dem,<br />
was morgen Tradition sein wird, neu<br />
und alt verbindet und sich gegenseitig<br />
verstärkt. Denn Neues zu tun, bedeutet<br />
nicht immer auch, Altes zu verwerfen,<br />
vielmehr ist Neudenken auch immer<br />
ein Überdenken. Vielleicht ist es an der<br />
Zeit, Besonderes alltäglich zu machen.<br />
Whisky war bisher ein Getränk für besondere<br />
Momente, das flüssige Gold zum<br />
Anstoßen auf einzigartige Ereignisse.<br />
In Zeiten des Wandels sollte ebenso das<br />
Einfache Beachtung finden, denn einen<br />
Augenblick in Ruhe und Entspannung<br />
ist bei Weitem nicht selbstverständlich.<br />
Neu ist hier die Herangehensweise, statt<br />
den Alltag als notwendige Routine zu<br />
sehen, sollten wir lernen, die kleinen<br />
Situationen wertzuschätzen, die unser<br />
Leben auszeichnen – ein Anstoßen auf<br />
das Leben selbst, auf die kleinen Hochs<br />
des Tages, aus deren Summe einzelner<br />
Momente man es ermöglichen kann,<br />
eine neue, andere Perspektive auf den<br />
Alltag zu zulassen.
50 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> GENUSS / WHISKY<br />
Es ist nicht außergewöhnlich, Whisky<br />
zu trinken, aber es ist etwas Neues,<br />
einen zu finden, der überraschen kann.<br />
Benriach entstammt der Speyside im<br />
Norden Schottlands am Fuße der Highlands<br />
und ist mit der Vielfallt an Aromen<br />
ein absolutes Muss für alle, die neugierig<br />
sind, wenn es um Scotch Single Malts<br />
geht. Der Wandel ist bei Benriach Teil der<br />
Philosophie, denn der Ursprung seines<br />
besonderen Geschmacks liegt in der<br />
ganzen Welt. Benriach reift in amerikanischen<br />
Bourbonfässern, spanischen Sherryfässern,<br />
jamaikanischen Rumfässern,<br />
Rotweinfässern aus Bordeaux, Marsala<br />
und Madeira. Das verleiht ihm Noten von<br />
süßer Vanille des Bourbons bis hin zur<br />
gebrannten Orange Portugals.<br />
Beständigkeit in ihrer besten Form, das<br />
bietet The GlenDronach. Der Single Malt<br />
aus der geschichtsträchtigen Destillerie<br />
in den Highlands untermalt wie kein<br />
Zweiter die Würze eines 12 Jahre gereiften<br />
Whiskys. Tief in den East Highland Hills in<br />
Schottland versteckt, perfektioniert man<br />
hier seit 1826 die Fassreifung in Sherryfässern.<br />
Gereift in spanischen Pedro Ximénez<br />
and Oloroso-Sherryfässern, gepaart mit<br />
dem robusten Highland Whisky, entsteht<br />
so seine unverwechselbare Charakteristik<br />
mit feinen Nuancen. Diese Liebe zum<br />
Detail macht The GlenDronach zu einem<br />
Whisky für besondere Momente – eine<br />
kleine Erinnerung sich Zeit zu nehmen:<br />
Zeit zu genießen oder die Zeit für einen<br />
kurzen Augenblick anzuhalten.<br />
Benriach – The Original Ten<br />
Harmonisch und vielschichtig,<br />
für Kenner und Einsteiger.<br />
The GlenDronach Aged 12 Years<br />
Vollmundig, mind. 12 Jahre in<br />
Sherryfässern gereift.<br />
Mehr Informationen:<br />
www.benriachdistillery.com<br />
Mehr Informationen:<br />
www.glendronachdistillery.com
<strong>THE</strong> <strong>BOLD</strong><br />
CAST<br />
PODCAST<br />
EINFACH MAL<br />
REINHÖREN<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>CAST.EU
FREIHEIT<br />
ELEKTRIFIZIERT<br />
JEEP PLANT<br />
GLOBALE FÜHRUNG<br />
AUTOR: J. M. BRAIN
54 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / JEEP
MOTION / JEEP<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 55<br />
Jeep hat einen umfassenden Plan für die nächste Generation vollelektrischer Fahrzeuge<br />
als Teil der nachhaltigen Transformation zur führenden elektrifizierten SUV-Marke angekündigt.<br />
Er sieht die Einführung von vollelektrischen SUVs in Europa und Nordamerika bis<br />
Ende 2025 vor.<br />
Das erste Modell dieser Produktoffensive<br />
ist der neue, vollelektrische Jeep Avenger.<br />
Das kompakte SUV wurde Anfang des<br />
Jahres im Rahmen des langfristigen Strategieplans<br />
Stellantis Dare Forward vorgestellt<br />
und ist ab 2023 erhältlich. „Der neue<br />
Avenger wird die Fähigkeiten der Marke<br />
Jeep in einem für den europäischen Markt<br />
passenden Format bieten“, sagte Antonella<br />
Bruno, Leiterin von Jeep in Europa<br />
bei Stellantis. „Der moderne und emotionale<br />
SUV wird eine wachsende Zahl von<br />
Kunden ansprechen, die bei der Marke<br />
Jeep nach einer fähigen, kompakten,<br />
modernen und rein elektrischen Alternative<br />
zu den aktuellen Anbietern suchen.“<br />
Der vollelektrische Jeep Avenger 1st<br />
Edition verfügt über Voll-LED-Frontscheinwerfer,<br />
Ambientebeleuchtung, autonomes<br />
Fahren Stufe 2, ein vollständig digitales<br />
und vernetztes Infotainmentsystem,<br />
eine elektrische Heckklappe „Handsfree<br />
Access“ und vieles mehr. Zudem kommt<br />
er mit exklusiven stilistischen Akzenten.<br />
Zweiter Hauptdarsteller wird der Jeep<br />
Recon, der 2023 vorgestellt werden soll.<br />
„Der neue, vollelektrische Jeep Recon ist<br />
in der Lage, den mächtigen Rubicon Trail,<br />
eine der anspruchsvollsten Offroad-Strecken<br />
in den USA, zu überqueren und am<br />
Ende des Trails mit genügend Reichweite<br />
anzukommen, um zurück in die Stadt zu<br />
fahren und wieder aufzuladen“, sagt Christian<br />
Meunier, globaler CEO der Marke<br />
Jeep.<br />
Als drittes Modell erobert der ebenfalls<br />
vollelektrische Jeep Wagoneer die Herzen<br />
der wachsenden Fangemeinde. Mit dem<br />
Codenamen Wagoneer S wird das vollelektrische<br />
Fahrzeug die Präsenz der Marke im<br />
Premium-SUV-Segment weiter ausbauen,<br />
indem es ein einzigartiges, schlankes,<br />
aerodynamisches Design und serienmäßige<br />
4x4-Fähigkeit mit All-Terrain-Management,<br />
fortschrittlicher, auf die Marke Jeep<br />
ausgerichteter Technologie und beeindruckenden<br />
Leistungsdaten bietet. Ausschließlich<br />
als BEV angeboten, ist sein<br />
Ziel eine Reichweite von 650 Kilometern<br />
mit einer einzigen Batterieladung, eine<br />
Leistung von 441 kW (600 PS) und eine<br />
Beschleunigung von Null auf 96 Kilometer<br />
pro Stunde in etwa 3,5 Sekunden.<br />
Wir dürfen also gespannt sein was die<br />
SUV-Marke mit einer über 80-jährigen,<br />
legendären Tradition in den kommenden<br />
Monaten für uns bereit hält.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.jeep.de
PITTORESK<br />
UND MORBIDE<br />
DIE STADT IN DER LAGUNE<br />
VENEDIG<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
TRAVEL / VENEDIG<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 59<br />
Die Stadt der Gondeln bezaubert jeden Besucher durch ihre Lage und ihre morbide<br />
Schönheit. Pittoreske, verfallene, aber dennoch wunderschöne Palazzi, die an lauschigen<br />
Wasserwegen liegen. Gepaart mit der leichtfüßigen Stimmung der Dolce Vita, die längst<br />
vergangene Zeiten auferstehen lässt und in jedem Augenblick vom Drama der vollkommenen<br />
Schönheit und des unaufhaltsamen Niedergangs zeugt.<br />
Venedig besteht aus ca. 50 Inseln und<br />
175 Kanälen. Der Markusdom (Basilica<br />
San Marco), der Dogenpalast (Palazzo<br />
Ducale), die Rialtobrücke (Ponte di Rialto)<br />
oder die Kirche Santa Maria della Salute<br />
sind erste Anlaufpunkte und eindrucksvolle<br />
Monumente vergangener Zeiten.<br />
Man sollte unbedingt genügend Zeit<br />
einplanen, um auch die abgelegenen<br />
Plätze, Kanäle und Gassen dieser geheimnisvollen<br />
Stadt zu erkunden. Das authentische<br />
und traditionelle Venedig lässt sich<br />
am besten auf dem Marktplatz erleben,<br />
welcher immer noch von den Einheimischen<br />
zur Eigenversorgung genutzt<br />
wird. Ein Besuch des Rialto-Marktes, in<br />
der unmittelbaren Nähe der gleichnamigen<br />
Brücke, sollte in jedem Fall auf<br />
dem Reiseplan stehen. Bereits seit dem<br />
neunten Jahrhundert werden auf dem<br />
traditionellen und berühmten Markt<br />
Fisch, Obst und Gemüse gehandelt. Obst<br />
und Gemüse werden nebenan auf der im<br />
Norden Venedigs liegenden Insel Sant<br />
Erasmo angebaut. Mazzorbo, Torcello,<br />
die Vignole Vecchie, sind weitere Namen<br />
einiger ursprünglicher Inseln der Nordlagune<br />
von Venedig, die weit weniger<br />
bekannt, jedoch unweit des überfüllten<br />
Markusplatzes zu finden und per Boot<br />
zu erreichen sind. Hier offenbart Venedig<br />
seine wahre und einfache Schönheit.<br />
Das Radisson Collection Hotel, Palazzo<br />
Nani Venice befindet sich in der Nähe<br />
des venezianischen Ghettos und kleiner<br />
Geschäfte und Cafés. Die restliche Stadt<br />
und die beliebten Inseln Murano und<br />
Burano sind leicht erreichbar. Das Hotel<br />
bietet 52 wunderschöne Zimmer und<br />
Suiten im venezianischen Stil mit durchdachten<br />
Details. Es verfügt über Originalfresken,<br />
einen reizvollen Garten und ein<br />
charmantes Restaurant. Der im 16. Jahrhundert<br />
erbaute Palazzo war die Residenz<br />
der Familie Nani, einer alten venezianischen<br />
Familie, die am politischen,<br />
sozialen und kulturellen Leben der Stadt<br />
beteiligt war. In der Nähe des venezianischen<br />
Ghettos im nördlichen Teil der<br />
Stadt gelegen, schafft dieses außergewöhnliche<br />
Anwesen ein Gefühl der Gelassenheit<br />
durch eine raffinierte Farbpalette<br />
und weiche Stoffe, die von der Essenz der<br />
Stadt Venedig inspiriert sind. Die Inneneinrichtung<br />
bewahrt die Stuckaturen<br />
und Fresken des italienischen Bildhauers<br />
Alessandro Vittoria, der die Räume in den<br />
1580er Jahren umgestaltete.<br />
Das lebhafte venezianische Viertel<br />
Cannaregio ist für sein jüdisches Ghetto<br />
aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Die<br />
Strada Nova ist eine beliebte lokale<br />
Durchgangsstraße mit Geschäften
62 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / VENEDIG<br />
und die Seitenstraßen sind ein Anlaufpunkt<br />
für Kunsthandwerks- und Trödelwaren.<br />
An der nahe gelegenen Fondamenta<br />
della Misericordia und der<br />
Fondamenta dei Ormesini reihen sich<br />
am Kanal zwanglos Restaurants und Bars<br />
aneinander. Venedig ist eine Insel. Und<br />
auf dieser Insel liegt eine weitere kleine<br />
Insel: das Ghetto. Komplett von Kanälen<br />
umgeben. Wer das Ghetto betritt, muss<br />
durch ein Tor. „Hier waren früher richtige<br />
Holztore“, erzählt Michela Zanon,<br />
die Leiterin des Jüdischen Museums von<br />
Venedig. „Sie wurden morgens geöffnet,<br />
wenn die ‚Marangona‘ läutete, die Glocke,<br />
die die Tischler in der Werft zur Arbeit<br />
rief. Und abends wurde sie nach Sonnenuntergang<br />
geschlossen. Es gab christliche<br />
Wächter, die kontrollierten, dass<br />
weder Juden heraus-, noch Christen<br />
hineingingen. Es sei denn, es handelte<br />
sich um jüdische Ärzte, die nachweisen<br />
konnten, dass sie zu einem Kranken<br />
gerufen waren.“<br />
Zum Ende unserer viel zu kurzen Reise<br />
nehmen wir uns etwas Zeit, um die 59.<br />
Biennale von Venedig (La Biennale di<br />
Venezia), eine internationale Ausstellung<br />
zeitgenössischer Kunst, zu besuchen. Die<br />
Biennale findet alle zwei Jahre in Venedig<br />
statt und wurde in diesem Jahr von der<br />
künstlerischen Leiterin Cecilia Alemani<br />
kuratiert.<br />
Das Thema der diesjährigen Biennale:<br />
„The Milk of Dreams“ stammt von einem<br />
Buch von Leonora Carrington (1917 -<br />
2011), in dem die surrealistische Künstlerin<br />
eine magische Welt beschreibt,<br />
in der das Leben durch das Prisma der<br />
Vorstellungskraft ständig neu wahrgenommen<br />
wird. Es ist eine Welt, in der sich<br />
jeder verändern, transformieren, etwas<br />
oder jemand anderes werden kann; eine<br />
befreite Welt voller Möglichkeiten. Aber<br />
es ist auch die Allegorie eines Jahrhunderts,<br />
das der Definition des Selbst einen<br />
unerträglichen Druck auferlegt.<br />
Direkt vor dem Hotel befindet sich die<br />
Vaporetto-Haltestelle. Mit dem Wasserbus<br />
erreicht man von hier aus bequem<br />
alle wichtigen Anlaufpunkte und Sehenswürdigkeiten<br />
der Lagunenstadt sowie<br />
die umliegenden Inseln. Hier lohnt im<br />
Besonderen ein Abstecher nach Murano.<br />
Die Insel ist für ihre lange Tradition der<br />
Glasherstellung bekannt und für die<br />
hier im romanischen Stil erbaute Kirche<br />
Santa Maria e San Donato. Sie hat ein<br />
buntes Fußbodenmosaik und beherbergt<br />
der Legende nach, die Knochen eines<br />
erlegten Drachen.<br />
Was wir allerdings nicht wussten, als wir<br />
uns zum Eingang der Kunstausstellung<br />
ans andere Ende der Stadt aufmachten:<br />
Montags ist die Biennale – warum auch<br />
immer – geschlossen. Aber das kann uns<br />
nicht erschüttern, dann kommen wir<br />
halt in zwei Jahren wieder – an einem<br />
Dienstag, versteht sich!<br />
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www.radissonhotels.com
So schnell kann<br />
Fortschritt sein.<br />
Der vollelektrische Kia EV6 GT.<br />
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TRAVEL / BEST PLACES<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 65<br />
BERLIN<br />
BEST PLACES<br />
KUNST, KULTUR<br />
UND VIEL GESCHICHTE<br />
AUTORIN: M. MAI / FOTOGRAF: D. SCHAPER<br />
Im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, ist unsere Hauptstadt heute mit rund<br />
3,7 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit 892 Quadratkilometern<br />
die flächengrößte Gemeinde Deutschlands sowie die bevölkerungsreichste Stadt der<br />
Europäischen Union. Berlin ist voller Sehenswürdigkeiten. Wer nur für ein Wochenende<br />
kommt, hat die Qual der Wahl, verpasst aber aus Mangel an Zeit eine ganze Menge.<br />
Wir haben uns mit dem Genesis GV60 auf den Weg gemacht und zeigen, was man bei<br />
einem Berlin-Besuch auf keinen Fall verpassen darf. Und klären, warum der GV60 ein wichtiger<br />
Neuzugang der Genesis-Familie und ein klares Bekenntnis zur elektrischen Zukunft<br />
des koreanischen Premium-Automobilherstellers ist.
66 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / BEST PLACES<br />
Highlights wie das Brandenburger Tor,<br />
das Holocaust Mahnmal, das Reichstagsgebäude<br />
und die Gedächtniskirche kennt<br />
wohl jedes Kind, darum starten wir auf<br />
der Museumsinsel im Bezirk Mitte – die<br />
zwar kein Geheimtipp mehr ist, aber der<br />
schönste Ort der Stadt (wie wir finden)<br />
und idealer Ausgangspunkt für unsere<br />
kleine Spritztour. Die Museumsinsel ist<br />
ein aus fünf Museen bestehendes Bauensemble<br />
(Altes Museum, Neues Museum,<br />
Alte Nationalgalerie, Bode-Museum und<br />
Pergamonmuseum) im nördlichen Teil<br />
der Spreeinsel in der historischen Mitte<br />
Berlins. Sie gehört zu den wichtigsten<br />
Sehenswürdigkeiten der Stadt und zu<br />
den bedeutendsten Museumskomplexen<br />
Europas.<br />
An einigen Orten ist es der Stadt besonders<br />
gut gelungen, Altes und Neues zu<br />
verbinden und architektonische Highlights<br />
zu setzen, wie das Neue Museum.<br />
Der von Friedrich August Stüler zwischen<br />
1843 und 1855 errichtete Bau wurde<br />
im 2. Weltkrieg stark zerstört und nach<br />
einem umfänglichen Umbau von David<br />
Chipperfield im Jahre 2009 wiedereröffnet.<br />
Wohl kaum ein Neubau wurde in<br />
Berlin stärker diskutiert als das Berliner<br />
Stadtschloss. Nach langer Diskussion entstand<br />
an der Stelle des alten Berliner<br />
Schlosses das Humboldt Forum. Während<br />
an drei Gebäudeseiten die ursprüngliche<br />
Schlossfassade originalgetreu wiederaufgebaut<br />
wurde, ist die Spree-Seite modern<br />
gestaltet. Hier schauen wir uns unseren<br />
fast lautlosen Begleiter, den Genesis GV60,<br />
etwas genauer an.<br />
Der GV60 ist das dritte SUV-Modell der<br />
Marke und folgt dem gleichen Namensschema<br />
wie die bestehenden Genesis<br />
Modelle. Das „V“ steht dabei für „Vielseitigkeit“,<br />
eine Eigenschaft, die der GV60 mit<br />
dem GV80 und dem GV70 teilt. Der GV60<br />
markiert den nächsten Entwicklungsschritt<br />
der markanten Genesis Designsprache<br />
Athletic Elegance und setzt neue<br />
Standards für Luxus-Elektro-Fahrzeuge.<br />
Leistungsstarke Motoren und eine große<br />
Batterie sorgen dafür, dass der GV60<br />
schneller und weiter fährt als vergleichbare<br />
Modelle. Seine hochmoderne elektrische<br />
Architektur macht das ultraschnelle<br />
Laden jetzt zum Standard. Unser Fazit:<br />
Wer auf vollelektrischen Luxus umsteigen<br />
möchte, kommt an Genesis und dem<br />
GV60 nicht vorbei. Nur die Kamera<br />
gesteuerten Seitenspiegel-Monitore sind<br />
etwas gewöhnungsbedürftig.<br />
Am Ende unser Tour genießen wir das<br />
wilde Treiben am Berliner Hauptbahnhof<br />
mit dem Cube Berlin davor, einem imposanten<br />
Bürogebäude, entworfen vom<br />
Kopenhagener Architekturbüro 3XN, und<br />
machen noch einen kurzen Abstecher<br />
zum Potsdamer Platz und der nahgelegen<br />
Neuen Nationalgalerie – die in ihrer<br />
modernen Glas-Stahl-Konstruktion Kunst<br />
des 20. Jahrhunderts zeigt. Berlin: Du bist<br />
immer eine Reise wert!<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.genesis.com
MIT DEM<br />
VANTAGE F1 ROADSTER<br />
ZUM FORMEL 1<br />
GRAND PRIX<br />
NACH MONZA<br />
ROADTRIP<br />
AUTOR: L. LÖWISCH / FOTOGRAF: M. EAREY
72 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / ROADTRIP<br />
Sie sind schön und sie sind teuer, die Uhren der Schweizer Manufaktur Girard-Perregaux.<br />
Wir ließen uns in deren Hauptsitz in La Chaux-de-Fonds eine „Neo Bridges Earth to Sky<br />
Edition“ umbinden und fahren mit dem Aston Martin Vantage F1 Roadster von hier aus<br />
zum Formel 1 Grand Prix in Monza. Immer in Sorge um die Uhr und unseren Arm.<br />
Normalerweise trage ich eine Armbanduhr,<br />
um die Zeit zu erfahren. Ich finde sie schön,<br />
aber wirklich wertvoll ist sie nicht – außer<br />
aus dem Grunde, dass sie mich nie im Stich<br />
gelassen hat. Zumindest aber musste ich<br />
nicht sonderlich auf sie aufpassen. Was ich<br />
stets als Entlastung empfand. Das ändert<br />
sich nun schlagartig mit einem Besuch bei<br />
Girard-Perregaux. Der Schweizer Luxusuhrenhersteller<br />
ist seit knapp einem Jahr<br />
Partner von Aston Martin, und die Briten<br />
sind es, die zu einem gemütlichen Road-<br />
Trip von Genf über Girard-Perregaux nach<br />
Monza zum italienischen Formel 1-Grand<br />
Prix einladen, wobei dort auch gleich 100<br />
Jahre Racing im Schlosspark gefeiert wird.<br />
Genug Anlässe, sich mit einem passenden<br />
Auto (Aston Martin Vantage F1 Roadster)<br />
und der passenden Armbanduhr („Girard-<br />
Perregaux Neo Bridges Earth to Sky<br />
Edition“) Alpenluft und Benachbartes um<br />
die Nase wehen zu lassen. Eigentlich hätte<br />
mich ja schon das gut 1,6 Tonnen schwere<br />
Auto aufregen müssen: mattschwarz mit<br />
einem beeindruckenden Heckflügel, Vierliter-V8-Biturbo,<br />
535 PS, 305 km/h Spitze,<br />
in 3,7 Sekunden für den Sprint von null<br />
auf 100 km/h, in der Basis 187.200 Euro<br />
teuer. Aber solche Autos zu bewegen bin<br />
ich gewohnt. Eine Uhr am Handgelenk zu<br />
tragen, die fast nichts wiegt und trotzdem<br />
33.300 Euro kostet, macht mir da schon<br />
eher Sorgen. Was hat man nicht schon<br />
alles gehört, wie Menschen ihres Hab und<br />
Gutes beraubt wurden, auch direkt vom<br />
Körper.<br />
Anfangs muss ich mir allerdings gar keine<br />
Gedanken machen, denn die erste Aston<br />
Martin-Etappe von Genf nach La Chauxde-Fonds<br />
kann ich mich voll aufs Auto<br />
konzentrieren. Das ist zusammen mit der<br />
Coupé-Version der racerischste Vantage,<br />
der je auf die Straße gelassen wurde. Und<br />
auf Initiative von Ex-AMG-Chef Tobias<br />
Moers entstand, der jetzt allerdings schon<br />
nicht mehr Aston Martin-CEO ist. Es gilt<br />
zunächst, trotz 685 Nm Drehmoment<br />
irgendwie die rigide Verkehrsüberwachungspolitik<br />
der Schweizer zu verinnerlichen,<br />
um nicht sofort in einer kargen<br />
Kantonszelle zu enden. Auch wenn‘s im<br />
Fuß juckt: 100 km/h ist 100 km/h, basta.<br />
Und so zuckeln wir gemütlich durchs<br />
Alpenländle bis zu Girard-Perregaux. Die<br />
Firma residiert hier in verschiedenen<br />
Gebäuden, das Empfangshaus ist von<br />
1906. Hier befindet sich unter anderem ein<br />
kleines Museum, und hier lernen wir, dass<br />
von den fünf Produktlinien Laureato, 1966,<br />
Vintage 1945, Cat’s Eye und Bridges die<br />
letzte die älteste ist: In den 1860er-Jahren<br />
kam von Girard-Perregaux ein Tourbillon<br />
mit drei Goldbrücken auf den Markt.<br />
Damit wurde die Kunst der Feinmechanik<br />
sichtbar, denn als Träger von Einzel-
MOTION / ROADTRIP<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 75<br />
teilen war eine undurchsichtige Platte<br />
durch feine Brücken ersetzt worden. Jetzt<br />
gibt es eine moderne Bridges-Kollektion –<br />
so eine Brücke ist übrigens auch das Logo<br />
von Girard-Perregaux. Die Preise beginnen<br />
bei 21.700 Euro, dann allerdings mit nur<br />
einer Brücke.<br />
Überhaupt, die Historie: Durch die Heirat<br />
von Constant Girard und Marie Perregaux<br />
im Jahr 1854 vereinten sich nicht<br />
nur zwei Schweizer Uhrmacherfamilien in<br />
La Chaux-de-Fonds. Bald darauf, im Jahr<br />
1856, gründeten sie zusammen eine Werkstatt,<br />
die, an der Spitze uhrmacherischer<br />
Innovation stehend, neue Maßstäbe in der<br />
Uhrmacherei setzen und diese Tradition<br />
bis heute fortsetzen wird. 1791 gilt allerdings<br />
als Gründungsdatum von Girard-<br />
Perregaux, weil ein gewisser Uhrmacher<br />
namens Jean-François Bautte hier seine<br />
ersten Uhren baute und später Teil von<br />
Girard-Perregaux wurde. Der erste große<br />
Erfolg stellte sich 1889 ein, als die Jury der<br />
Pariser Weltausstellung die Goldmedaille<br />
an „La Esmeralda“ vergab samt Tourbillon<br />
mit drei goldenen Brücken von Girard-<br />
Perregaux. Zu den vergangenen Highlights<br />
gehört ebenfalls die Gyromatic HF<br />
mit dem weltweit ersten mechanischen<br />
Hochfrequenzwerk mit Automatikaufzug,<br />
das mit einer Frequenz von 36.000 Halbschwingungen<br />
pro Stunde schlägt (1965),<br />
die erste Schweizer Serien-Quarzuhr (1971)<br />
oder die „Constant Escapement L.M.“ von<br />
2013, die das Problem der konstanten Kraft<br />
löste und den Aiguille d’or beim Grand<br />
Prix d’Horlogerie de Genève erhielt. Und<br />
wir lernen, was Haute Horlogerie heute<br />
ausmacht: u. a. Gravier- und Emaillierkunst,<br />
Hightechmaterialien und Miniaturmalerei.<br />
Wobei die Gravierkunst als aufwendigste<br />
und anspruchsvollste Kunst gilt. Graviert<br />
wird ausschließlich von Hand mit Meißel<br />
und Stichel. Ein Fehler, und die ganze<br />
Arbeit war umsonst! Beim Emaillieren<br />
wird alles von der Herstellung des Emaillepulvers<br />
bis zum letzten Polierschritt von<br />
Meistern in Handarbeit ausgeführt. Das<br />
Pulver wird in die Vertiefungen des Zifferblatts<br />
eingestreut und dann in einem Ofen<br />
gebrannt, der in der Regel etwa 800 Grad<br />
heiß ist. Dieser Brennvorgang wird fünf- bis<br />
zehnmal wiederholt, um den gewünschten<br />
Glanz zu erzielen. Der größte Vorteil dieses<br />
aufwendigen Prozesses ist, dass die makellosen<br />
Feueremaille-Zifferblätter ihre Farbe<br />
für immer behalten. Nicht weniger aufwendig<br />
ist die Miniaturmalerei, bei der<br />
die Schwierigkeit in der Größe des verfügbaren<br />
Platzes – oft im Zehntelmillimeterbereich<br />
– liegt. Es wird mit verschiedenen,<br />
ultrafeinen Pinseln, gearbeitet, die zum Teil<br />
aus nur einem einzigen Haar bestehen.<br />
Mehrere Farbschichten und eine genügende<br />
Trocknungszeit sind erforderlich,<br />
um die Farbe zu fixieren. Durch ein Motiv,<br />
einen Text oder einen speziellen Farbton<br />
werden den Kunden die Möglichkeit der<br />
individuellen Gestaltung der Miniaturmalerei<br />
geboten. Allerdings hat Girard-<br />
Perregaux die Ersetzung des Globus‘<br />
durch eine Tomate (!) für einen ihrer<br />
solventen Kunden aus der Gemüsebranche<br />
abgelehnt. Zu den benutzten<br />
Materialien gehört besonders Silizium:<br />
Das Material ist korrosionsbeständig,<br />
neutral gegenüber Temperaturschwankungen,<br />
leicht und unempfindlich gegenüber<br />
Magnetfeldern. Zudem verringert<br />
der geringe Reibungskoeffizient von Silizium<br />
sowohl den Verschleiß als auch den<br />
Energieverbrauch. Hightech verlangt auch<br />
Saphir. Es ist extrem schwer zu bearbeiten.<br />
Ein roher Block Saphirglas wird mithilfe von<br />
Werkzeugen aus Diamant, dem härtesten<br />
Material des Universums, geschnitten,<br />
mechanisch bearbeitet, gebohrt, gewölbt<br />
und poliert. Seine kristalline Transparenz<br />
macht Saphir zum perfekten Material für<br />
die Herstellung eines Uhrengehäuses. Und<br />
dann wäre da noch Carbon Glass – eine<br />
Mischung aus Kohle- und Glasfaser, die bei<br />
hohen Temperaturen verdichtet wird. Das<br />
Material ist leicht, 100mal zäher als Stahl<br />
und bietet den zusätzlichen Vorteil, dass<br />
es absolut wasserfest ist.<br />
Nicht weniger beeindruckend: Girard-<br />
Perregaux entwirft, entwickelt und fertigt<br />
alle wesentlichen Bauteile ihrer Uhren<br />
selbst. Die höchstzulässige Toleranz ist<br />
ein Mikrometer, also ein tausendstel Millimeter.<br />
Heute produziert Girard-Perregaux<br />
unter anderem dreiachsige Tourbillons,<br />
Planetarien und Minutenrepetitionen.<br />
Für die Veredelung der drei Goldbrücken<br />
werden 40 Stunden benötigt. Dies<br />
entspricht einer ganzen Woche Arbeit<br />
für nur drei der insgesamt 310 Bauteile,<br />
aus denen zum Beispiel das Uhrwerk der<br />
La Esmeralda zusammengesetzt ist. Für<br />
das Polieren einer einzigen Schraube der<br />
Haute-Horlogerie-Uhrwerke werden zehn<br />
Minuten benötigt. Als ich dann noch<br />
erfahre, dass die hochwertigen Uhren<br />
im Schnitt alle drei bis fünf Jahre zum
76 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / ROADTRIP<br />
Service sollten, der unter anderem das<br />
Feintuning von 18 zum Tourbillon gehörigen<br />
Schrauben beinhaltet, die nur mit<br />
der Lupe zu sehen sind, weiß ich endlich,<br />
wieviel Arbeit in so einer Uhr steckt. Und<br />
nehme ehrfürchtig die „Neo Bridges Earth<br />
to Sky-Edition“ entgegen.<br />
Angenehm schmiegt sich das Krokolederarmband<br />
um die Haut. Aber die Last wiegt<br />
selbst bei nur fünfstelligem Wert schwer.<br />
Und so geht es mal als Fahrer, mal als<br />
Beifahrer die Rhone entlang, später den<br />
atemberaubenden Furkapass hoch und<br />
runter. Ich passe deutlich auf, meinen Arm<br />
auf der rechten Seite nicht allzu weit aus<br />
dem Auto hängen zu lassen – nachher<br />
nähert sich noch irgendein neidischer<br />
Alm-Öhi mit Axt. Ich habe kurz vorher ein<br />
Video gesehen, auf dem ein Sozius eines<br />
Bikers mit einem Hammer versucht, die<br />
Seitenscheibe eines fahrenden Bugatti<br />
Chiron auf öffentlicher Straße einzuschlagen<br />
(was er allerdings nicht schafft). Das<br />
tat er sicher nicht, um „Hallo“ zu sagen.<br />
Die Fahrt ist erstaunlich ereignislos, was<br />
die Uhr angeht – während es ein bisschen<br />
regnet und die Nässe die Piste in Schmierseife<br />
verwandelt. Das Cabrio will vorsichtig<br />
pilotiert werden, aber letztlich kommen<br />
wir unversehrt in Monza an. Allerdings<br />
sehen dort diverse Gestalten aus wie eine<br />
Mischung aus Ronald Biggs und Kater<br />
Carlo. Bis sich herausstellt, dass es sich nur<br />
um harmlose Teamchefs und Ingenieure<br />
handelt. Übrigens: Hätte ich eine „Laureato<br />
Absolute Chronograph Aston Martin F1<br />
Edition“ (s. Foto Seite 72) mit Carbon vom<br />
Rennwagen der Vorsaison am Arm, würde<br />
ich mich kaum sicherer fühlen – auch<br />
diese Uhr (2021 aufgelegt zu Ehren der<br />
neuen Zusammenarbeit mit dem Autohersteller)<br />
ist mit 27.900 Euro ebenfalls<br />
satt eingepreist und allein deshalb schon<br />
begehrenswert. Mit stetem Seitenblick<br />
auf Uhr und Arm genieße ich das Rennen,<br />
befürchte nur, dass nach dem unter<br />
Pacecar eingefahrenen zweiten Platz von<br />
Leclerc auf Ferrari die Tifosi gar nicht gut<br />
drauf sind. Sollte mir jemand ans Krokodilleder<br />
wollen, lautet meine Strategie, den<br />
Angreifer mit dem Ausfall von Vettel und<br />
dem 18. Platz (von 20) von Stroll, beide<br />
Aston Martin, zu konfrontieren, und dass<br />
ich deswegen eigentlich viel schlechter<br />
drauf bin als er. Tatsächlich passiert gar<br />
nichts. Es fragt mich nicht mal jemand<br />
nach diesem absolut schönen Kunstwerk<br />
am Arm – aber in der Formel 1 spielt Geld<br />
ja bekanntlich kaum eine Rolle. Ein letztes<br />
Mal schaue ich auf die wirklich edle und<br />
teure Uhr, und überlege kurz vor der Rückgabe<br />
am Monza-Eingang, ob ich mir nicht<br />
doch mal selbst eine Girard-Perregaux-<br />
Armbanduhr zulege. Aber wenn, dann<br />
richtig – dann sei auf die Last der Uhr<br />
gepfiffen. Zum Beispiel die „Girard-Perregaux<br />
Planetarium Tri-Axial“. Sie kostet mal<br />
eben 949.000 Euro. Da muss ich allerdings<br />
noch verdammt viel schreiben.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.astonmartin.com<br />
www.girard-perregaux.com
Fotos: L. Rossini / ipa-agency.net/PA (action press)
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Design und nachhaltige Kreationen mit<br />
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AUTOR: N. DEXTER
86 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / LAMBORGHINI<br />
Er gilt als einer der wenigen lupenreinen Super-Sportwagen und ist eher Weltanschauung<br />
als Fortbewegungsmittel. Auf den Mittelgebirgs-Serpentinen Nordsardiniens testen wir den<br />
neuen Lamborghini Huracán Tecnica und lernen vorerst viel über Selbstbeherrschung.<br />
Der Legende nach kaufte sich Ferruccio<br />
Lamborghini 1963 einen gewissen roten<br />
Sportwagen nahe seiner Heimatstadt<br />
Bologna, Italien. Der begeisterte Ingenieur<br />
feierte seinen Erfolg bis dahin<br />
beim Produzieren erschwinglicher Traktoren<br />
für die nationale Landwirtschaft.<br />
Als an seinem neuen Wagen dann ein Teil<br />
zu Bruch ging und er um eine schnelle<br />
Reparatur bat, wurde er immer wieder<br />
vertröstet. So baute er einfach das<br />
kaputte Teil in seiner eigenen Werkstatt<br />
nach und reparierte das Fahrzeug selbst.<br />
Durch den Erfolg der eigenen Abhilfe<br />
fing Ferruccio Lamborghini kurzerhand<br />
selbst an, den ultimativen Sportwagen zu<br />
entwerfen. Zudem wollte er Enzo Ferrari<br />
eins auswischen. Denn der soll auf Kritik,<br />
die Ferruccio an seinem Ferrari geäußert<br />
hatte, mit den recht hochnäsigen Worten<br />
reagiert haben: „Lamborghini, du wirst nie<br />
in der Lage sein, einen Ferrari richtig zu<br />
handhaben“. All das reichte als Anreiz, um<br />
fortan selbst in das Geschäft mit schnellen<br />
Autos einzusteigen. Seine Luxusflitzer<br />
sollten an Flugzeuge oder gar an Raketen<br />
erinnern – und alles bisher Dagewesene<br />
in den Schatten stellen.<br />
Heute, 59 Jahre später, steht das Unternehmen,<br />
das seit 1998 als Teil der Audi<br />
AG zum Volkswagen Konzern gehört,<br />
kurz vor dem größten Umbruch seiner<br />
Geschichte, denn ab dem kommenden<br />
Jahr werden erstmals Hybrid-Antriebe<br />
Einzug unter die Motorhauben finden.<br />
Und natürlich haben es sich die Ingenieure<br />
aus Sant’Agata Bolognese nicht<br />
nehmen lassen, als einen der krönenden<br />
Abschlüsse dieser Epoche ein selbsternanntes<br />
Meisterwerk zu kreieren – den<br />
Lamborghini Huracán Tecnica.<br />
Der knallrote Startknopf auf der Mittelkonsole<br />
erinnert bereits an Sequenzen<br />
eines Blockbuster Action-Films. Allein<br />
der Sound vom Kaltstart unseres 640 PS<br />
starken, ultraflachen Renngefährts lässt<br />
erahnen, dass die kommenden 120 Kilometer<br />
über nordsardinische Mittelgebirgs-Serpentinen<br />
eine emotional frohlockend-herausfordernde<br />
Aufgabe ist.<br />
Glücklicherweise kann man den 1,3<br />
Tonnen schweren Italiener vorne per<br />
Knopfdruck, mittels hydraulischem Lift-<br />
System, anheben, so dass die schmalen,<br />
hangliegenden Dorfstraßen und Einfahrten<br />
nicht mehr ganz so gefährlich<br />
wirken. Los geht’s! Den ersten Gang legt<br />
man per Schaltwippe ein, den Rest macht<br />
der Lamborghini nach Wunsch mittels<br />
7-Gang-Doppelkupplungsautomatik<br />
in Eigenregie. Die ersten Meter beruhigen.<br />
Die orangefarbene Rakete fährt<br />
sich wesentlich einfacher als erwartet.<br />
Also mit voller Konzentration raus aus<br />
dem Ort und rein in die Berge. Kommen<br />
wir nun zur Aufklärung des Titels:
MOTION / LAMBORGHINI<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 89<br />
Mehr Selbstbeherrschung. Wer schon<br />
einmal auf leeren und gut ausgebauten<br />
Serpentinenstraßen in einem bestechend<br />
schönen italienischen Supersportwagen<br />
an einem Verkehrsschild vorbeigefahren<br />
ist, das die Maximalgeschwindigkeit von<br />
50 km/h vorgibt, wobei absolut niemand<br />
zu sehen ist und das hübsche Ding in<br />
sage und schreibe 3,2 Sekunden von null<br />
auf 100 km/h und in 31,5 Metern von 100<br />
km/h auf null, der kennt das Dilemma und<br />
das resultierende Stoßgebet: More self<br />
Control!<br />
Das Besondere am Huracán Tecnica, im<br />
Vergleich zu seinen Geschwistern STO<br />
und EVO, ist das Mehr an Komfort, Lifestyle<br />
und Fahrspaß. Und wer im Vorfeld<br />
einen STO fahren durfte, stellt schnell fest,<br />
dass der Tecnica eben diesen Charakteristika<br />
vollends entspricht. Zu den wichtigsten<br />
Bauteilen an einem Sportwagen<br />
wie diesem zählen natürlich die Carbon-<br />
Keramik-Bremsen und die Reifen. Erstere<br />
sind so groß, damit könnte man wahrscheinlich<br />
einen ganzen Häuserblock zum<br />
Stillstand bringen, und Letztere wurden<br />
eigens von Bridgestone für den 5,2 Liter<br />
V10 produziert. Man fühlt sich also sicher,<br />
die Lenkung ist angenehm direkt, und in<br />
den diversen Kurven saugt sich das Fahrzeug<br />
förmlich an den Asphalt. Die Außentemperatur<br />
beträgt 34°C, und ja, dieses<br />
Geschoss kommt sogar mit einer Klimaanlage!<br />
Ansonsten ist das Fahrwerk etwas<br />
weniger hart abgestimmt als von den<br />
weiteren Huracán Modellen bekannt, und<br />
so fährt man den Tecnica zuweilen wie<br />
einen Gran Turismo. Gut zu wissen: Im<br />
Hause Lamborghini folgt die Form<br />
der Funktion! Die Fahrzeuge mit dem<br />
goldenen Stier auf dem Logo werden<br />
demnach vom Motor aus gebaut. Die<br />
Performance steht immer im Mittelpunkt,<br />
das Design hat sich danach zu richten.<br />
Und das spürt man auf jedem Meter. Fahrspaß<br />
pur, wie in fast vergangenen Zeiten.<br />
In puncto Design ist der Huracán Tecnica<br />
eine Besonderheit in den eigenen Reihen.<br />
So erinnert die Y-Form der Vorderseite an<br />
den ersten Elektro-Lamborghini: Sián, und<br />
die seitlich offene B-Säule mit kleinem<br />
Fenster ist genauso ein Hingucker, wie die<br />
zum Teil freiliegenden Rückräder im Heck,<br />
welche dem Betrachter ein starkes 80’er<br />
Jahre Rennsport-Gefühl geben. Darüber<br />
hinaus steht im Hause Lamborghini<br />
alles im Zeichen der Individualisierung.<br />
Unter dem Namen Ad Personam können<br />
sich die Kunden Ihren Wunsch-Lamborghini<br />
in allen erdenklichen Interieurund<br />
Exterieur-Kombinationen zusammenstellen.<br />
Es stehen unter anderem 300<br />
Farben sowie Oberflächenoptionen aus<br />
Carbon und Alu zur Auswahl. Und so hat<br />
man als Kunde mit dem nötigen Kleingeld,<br />
nach derzeit 18 Monaten Wartezeit,<br />
einen einzigartigen, maßgeschneiderten<br />
Italiener auf der Einfahrt zu stehen, der<br />
einem per Knopfdruck allerbeste Laune<br />
beschert.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.lamborghini.com
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