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BOLD THE MAGAZINE No.62

EXKLUSIV IM INTERVIEW: LÉA SEYDOUX | HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE | NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON | PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG | NEW SCANDINAVIAN DESIGN | JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG | ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH

EXKLUSIV IM INTERVIEW: LÉA SEYDOUX | HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE | NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON | PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG | NEW SCANDINAVIAN DESIGN | JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG | ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH

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LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 62

BOLD-MAGAZINE.EU

THE MAGAZINE

LÉA SEYDOUX

EXKLUSIV

IM INTERVIEW

HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE // NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON

PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG // NEW SCANDINAVIAN DESIGN

JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG // ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH


4 // BOLD THE MAGAZINE INHALT

CONTENTS

INHALTSVERZEICHNIS

UND THEMEN

BOLD-MAGAZINE.EU

LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 62

THE MAGAZINE

LIFESTYLE

Exklusiv im Interview:

Léa Seydoux

FASHION

Lovely, Fancy and Elegant

Fashion for Women

6

14

Vorschau Ausstellungen:

Female View (Schloss Moyland) und

Joan Miró (Museum Beaux Arts Mons)

TRAVEL

Pittoresk und morbide:

Die Stadt in der Lagune

Venedig

34

56

LÉA SEYDOUX

EXKLUSIV

IM INTERVIEW

HUMAN CONDITIONS: OLAF HEINE // NEW SPORTY URBAN TIMEPIECE: LOUIS VUITTON

PITTORESK UND MORBIDE: VENEDIG // NEW SCANDINAVIAN DESIGN

JEEP PLANT GLOBALE FÜHRUNG // ALPINE CEO LAURENT ROSSI IM GESPRÄCH

BOLD THE MAGAZINE No. 62

Léa Seydoux

Foto: A. B. Cortes (AUGUST)

DESIGN

Das Beste aus zwei Welten:

Laurent Rossi, Chief Executive Officer

von Automobiles Alpine

im Gespräch

New looks for the sporty

urban Timepiece:

Louis Vuitto

New scandinavian Design:

Nachhaltig und formvollendet

Cool Stuff

ART

36

44

78

Best Places:

Kunst, Kultur und viel Geschichte

Berlin

MOTION

Freiheit elektrifiziert:

Jeep plant globale Führung

Mit dem Vantage F1 Roadster

zum Formel 1 Grand Prix nach Monza

Roadtrip

More self control:

Der neue Lamborghini

Huracán Tecnica

64

52

70

84

Outstanding Photographic Art:

„Human Conditions“

Olaf Heine

24

DIE LETZTE SEITE

Impressum

90


The Making of

a Masterpiece

thedalmore.com |

@thedalmore


LÉA

SEYDOUX

EXKLUSIV

IM INTERVIEW

AUTOR & INTERVIEW: J. FINK


INTERVIEW / LÉA SEYDOUX

BOLD THE MAGAZINE // 9

Cannes-Gewinnerin und Bond-Girl, französischer Superstar und Prinzessin des Arthouse-Kinos:

Léa Seydoux ist nicht nur die fleißigste, sondern auch die vielseitigste Schauspielerin, die Europa

dieser Tage zu bieten hat.

16 Jahre ist es her, dass Léa Seydoux ihre

Karriere als Schauspielerin mit einer Teenie-

Komödie namens „Mes copines“ begann,

und seither ist kaum ein Jahr vergangen, in

dem die Französin nicht mindestens in zwei,

meistens sogar mehr Filmen auf der Leinwand

zu sehen war. Mit ihrem neuen Film:

„An einem schönen Morgen“ (Deutschlandstart:

8. Dezember 2022) kann man sie, nach

der Mediensatire „France“ (seit November

auf DVD erhältlich) und David Cronenbergs

düsterer SciFi-Vision „Crimes of the

Future“, hierzulande bereits das dritte Mal

im Kino bewundern. Vor der Kamera fühlt

sich Seydoux offenkundig wohl; alles Angestrengte,

das ihr mitunter bei öffentlichen

Auftritten und in Interviews anzuhaften

scheint, fällt von ihr ab, sobald sie in eine

andere Rolle schlüpft. Gut möglich, dass ihr

das Talent dazu schon in die Wiege gelegt

wurde. Die Pariserin, die am 1. Juli 1985 das

Licht der Welt erblickte, stammt aus gutem

Hause und einer langen Linie wohlhabender

Aristokraten und Unternehmer. Ihre

Mutter, Valérie Schlumberger, war ebenfalls

Schauspielerin, bevor sie sich später eher für

diverse Wohltätigkeitsorganisationen engagierte.

Auch sonst ist der Bezug der Familie

Seydoux zum Kino groß: Opa Jérôme und

seine beiden Brüder sind allesamt hohe Tiere

in der Filmbranche, als Produzenten und

Verleiher. Auf ihrem Karriereweg, den sie erst

als junge Erwachsene einschlug, hat das allerdings

nicht viel geholfen, betont Seydoux bis

heute immer wieder: „Meine Familie hat nie

einen Finger für mich gekrümmt. Das habe

ich mir alles selbst erarbeitet.“

Der Erfolg stellte sich jedenfalls schnell ein.

2009 erhielt sie für „Das schöne Mädchen“

ihre erste Nominierung für den französischen

Filmpreis César, nur wenige Monate

bevor sie in Tarantinos Welterfolg „Inglourious

Basterds“ auch ihren Hollywood-

Einstand gab. Seither fährt die Vielbeschäftigte

gerne zweigleisig. In ihrer Heimat

etwa spielte sie Hauptrollen in Filmen wie

„Leb wohl, meine Königin“, „Die Schöne

und das Biest“, „Tagebuch einer Kammerzofe“,

„Im Schatten von Roubaix“ oder

„Tromperie“, während sie international mit

Regisseuren wie Woody Allen („Midnight

in Paris“), Xavier Dolan („Bis ans End

der Welt“) oder Yorgos Lanthimos („The

Lobster“) drehte. Für Wes Anderson ist

sie eine seiner Lieblingsschauspielerinnen

(siehe: „The Grand Budapest Hotel“ oder

„The French Dispatch“), in „Mission: Impossible

– Phantom Protokoll“ war sie auch mit

dabei. Und als Madeleine Swann verdrehte

sie James Bond so sehr den Kopf, dass sie

gleich zweimal an der Seite von Daniel Craig

zum Einsatz kam. Dass sie trotz bislang

fünf Nominierungen den César bislang nie

gewinnen konnte, ist fast ein Skandal. Dafür

wurde sie – gemeinsam mit ihrer Kollegin

Adèle Exarchopoulos – als erste Schauspielerin

überhaupt bei den Filmfestspielen


10 // BOLD THE MAGAZINE INTERVIEW / LÉA SEYDOUX

in Cannes zu gleichen Teilen mit dem Regisseur

Abdellatif Kechiche mit der Goldenen

Palme ausgezeichnet. Dass die beiden Frauen

anschließend zu Protokoll gaben, dass die

Arbeit an dem eindrucksvollen Liebesfilm

„Blau ist eine warme Farbe“ nicht zuletzt

bei den offenherzigen Sexszenen übergriffig

verlaufen sei, trübt die Auszeichnung allerdings

bis heute.

Fleißiges Arbeiten und der Spagat zwischen

anspruchsvollem, französischem Kino und

US-Blockbustern stehen für Seydoux, die

mit ihrem Lebensgefährten einen 5-jährigen

Sohn hat, auch 2023 auf der Agenda. Erst

steht das Melodrama „La Bête“ von Bertrand

Bonello auf dem Programm, danach wird

sie in der mit Spannung erwarteten Fortsetzung

von „Dune“ zu sehen sein. Doch sei an

dieser Stelle auch das hinreißende, berührende

Familien- und Beziehungsdrama „An

einem schönen Morgen“ empfohlen, für

das Seydoux erstmals für den Europäischen

Filmpreis nominiert wurde. Anlässlich dieses

Films der Regisseurin Mia Hansen-Løve

treffen wir Léa zum Interview.

Frau Seydoux, in Ihrem neuen Film „An

einem schönen Morgen“ spielen Sie die

verwitwete Mutter eines achtjährigen

Mädchens. Wie haben Sie es geschafft, dass

die Chemie zwischen Ihnen so spürbar

stimmt?

Da musste ich zum Glück nicht viel machen.

Camille ist ziemlich frech und aufgeweckt,

das mochte ich. Und es war ein Segen, dass

sie keine typische Kinderschauspielerin war

und zum ersten Mal vor der Kamera stand.

Sie hatte so gar nichts Einstudiertes, und war

enorm natürlich. Das war gerade bei dieser

Geschichte wirklich entscheidend.

Sie sagten in Cannes, dass es Ihnen besonders

viel Spaß gemacht hat, hier mal eine

ganz normale Frau zu spielen. Wie meinten

Sie das?

Ich habe das Gefühl, dass ich in „An einem

schönen Morgen“ zum ersten Mal eine vollkommen

normale Frau verkörpere, in die

sich jeder von uns hineinversetzen kann, weil

jeder jemanden wie sie im Alltag kennen

könnte. Sonst habe ich fast immer Personen

gespielt, die sehr kompliziert waren, sich in

Extremsituationen befanden oder irgendwie

überhöht waren. Hier jetzt Teil einer vergleichsweise

schlichten Geschichte zu sein

und mit Gefühlen konfrontiert zu sein, die

wir alle kennen, war mir eine große Freude.

Und dem Publikum hoffentlich auch.

Denken Sie schon an das Publikum, wenn

Sie eine Rolle spielen?

Bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall.

Ich drehe Filme nicht für mich allein. Ich

wünsche mir, dass sie gesehen werden und

den Zuschauern etwas mitgeben. Es gibt

für mich nichts Schöneres als zu sehen, dass

ich mit meiner Arbeit andere Menschen

berühren kann. Nicht zuletzt, weil ich es

selbst liebe, als Kinogängerin von einem Film

berührt zu werden.

Sie drehen kleine Dramen in Ihrer Heimat

genauso wie englischsprachige Großproduktionen.

Lassen sich diese unterschiedlichen

Arten von Arbeiten ohne weiteres

unter einen Hut bringen?

Ich empfinde das gar nicht als schwierig,

sondern als großen Spaß. Das ist es, was

man als Schauspielerin will: möglichst unterschiedliche

Filme drehen und in die verschiedensten

Welten eintauchen. In meiner Idealvorstellung

bin ich für das Publikum sogar

jedes Mal aufs Neue nicht wiederzuerkennen,

weil meine Rollen und Filme so unterschiedlich

sind. So wie mein Vorbild Marlon

Brando. Unverwechselbar und immer gleich

zu sein – das wäre überhaupt nicht meins.

Sind die Unterschiede denn groß zwischen

Frankreich und Hollywood?

Wenn wir mal ehrlich sind, habe ich noch

gar keine echte Hollywood-Erfahrung. James

Bond ist ja nicht Hollywood, Woody Allen

und Wes Anderson sind es auch nicht. Und

selbst für „Mission: Impossible“ stand ich nur

in Europa vor der Kamera.

Aber die Arbeitsbedingungen sind doch

ohne Frage anders bei einem großen

Blockbuster als bei einem europäischen

Drama, oder?

Ganz klar, das kann man gar nicht vergleichen.

Was man als Schauspieler vor der

Kamera tut ist natürlich in letzter Konsequenz

das Gleiche. Aber das Drumherum

könnte nicht unterschiedlicher sein. Allerdings

finde ich das eine nicht besser als das

andere. Sondern es macht mir enorm viel

Spaß, beides haben zu können. Auch wenn

es bisweilen ein anstrengender Spagat ist.


Fotos: „An einem schönen Morgen“, Weltkino (Seite: 11); „France“, MFA+ (Seiten: 6 - 8 und 12)


INTERVIEW / LÉA SEYDOUX

BOLD THE MAGAZINE // 13

Wie steht es allgemein mit dem Berühmtsein?

Macht Ihnen das zu schaffen?

Ach, das ist in meinem Fall nicht so wild.

Zuhause in Paris fühle ich mich nicht eingeschränkt

und gehe ganz normal einkaufen

oder ins Kino. Natürlich kommt es mal vor,

dass man angesprochen wird, und selbstverständlich

gibt es auch in Frankreich eine

Klatschpresse. Aber anders als in den USA

oder England ist man irgendwie nicht so

besessen von Stars. Weder das Publikum

noch die Medien. Außerdem wird die Privatsphäre

in Frankreich relativ streng geschützt.

Gegen Paparazzi-Fotos kann man problemlos

klagen, deswegen gibt es die kaum.

Anders als die meisten Hollywood-Stars

findet man Sie auf keinen Fall bei Instagram.

Warum nicht?

Mir kommt es so vor als müsste man als

Schauspielerin heute immer mehr zur

Geschäftsfrau werden und die eigene Marke

pflegen. Darauf habe ich keine Lust, das

sehe ich nicht als meinen Job. Ich hatte mal

einen Instagram-Account, aber ich finde es

dort furchtbar, also habe ich mich wieder

abgemeldet. Auf dieses ganze Social Media-

System habe ich keine Lust. Ich will weder

Stereotype bedienen noch mich verbiegen.

Was genau stört Sie denn an Instagram,

Social Media und Co.?

für eine Werbekampagne engagieren oder

in toller Mode fotografieren. Aber dass

dann auch noch alles selbst promoten zu

müssen ist irgendwie nicht meine Aufgabe.

Außerdem langweilt es mich, dass alle

meine amerikanischen Kolleginnen online

scheinbar immer auf die gleiche Weise an

ihrem Image arbeiten: politisch sein, aber

bloß auch politisch korrekt und das Richtige

sagen. Und, mein Privatleben öffentlich

auszustellen, daran bin ich erst recht

nicht interessiert.

Noch kurz zu Ihrer Regisseurin Mia

Hansen-Løve. Macht es für Sie einen

Unterschied, ob Sie eine Frau oder ein

Mann inszeniert?

Interessanterweise ja. Bei einer Frau habe ich

oft das Gefühl, eine Art Alter Ego der Regisseurin

zu spielen, während ich bei einem

Mann eine größere Distanz zwischen ihm

und meiner Figur spüre. Das eine ist nicht

besser als das andere, aber es fühlt sich schon

anders an. Mir geht es aber vor allem darum,

als gleichberechtigte Kollaborateurin wahrgenommen

zu werden. Ich liebe nichts mehr

als das Gefühl, meine Rolle genauso sehr

kreiert zu haben wie die Regisseurin. So war

es auch in diesem Fall, wenn auch nur im

Vorfeld. Wenn die Kamera einmal läuft, hat

Mia nicht viel für Improvisationen übrig.

Ich möchte mich einfach nicht wie ein

Produkt fühlen. Oder wie eine Verkäuferin,

die über Hashtags alles Mögliche an den

Mann bringen muss. Ich lasse mich gern mal

WEITERE INFORMATIONEN:

www.weltkino.de

www.mfa-film.de


LOVELY,

FANCY AND

ELEGANT

FASHION

FOTOGRAF: C. PAUL

Kleid: Selected FEMME

Schmuck: Sif Jakobs Jewellery

Digital Assistenz: Claas Liegmann

Make-Up & Hair: Jennifer Galle

Styling: Zahra Kuhlmey (Assistenz: F. Khawary)

Model: Hanna Look


Linke Seite:

Kleid: Superdry

Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder

Socken: Calzedonia

Ring, Armreif und -kette: IsabelleFa

Ohrringe: Sif Jakobs Jewellery

Rechte Seite:

Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder

Socken: Calzedonia


Kleid: Baum und Pferdgarten

Schmuck: IsabelleFa

Tasche: WEAT

Sonnenbrille: Object


Linke Seite:

Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder

Socken: Calzedonia

Rechte Seite:

Kleid: Selected FEMME

Schmuck: Sif Jakobs Jewellery

Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder

Socken: Calzedonia


Linke Seite:

Kleid: Baum und Pferdgarten

Schuhe: Buffalo X Marina Hoermanseder

Socken: Calzedonia

Tasche: WEAT

Schmuck: IsabelleFa

Sonnenbrille: Object

Rechte Seite:

Kleid: Superdry

Ringe, Hals- und Armreife: IsabelleFa

Ohrringe: Sif Jakobs Jewellery


Foto (Ausschnitt): O. Heine / Thomas Kretschmann (Berlin, 2018)


ART / SEHENSWERT

BOLD THE MAGAZINE // 25

OUTSTANDING

PHOTOGRAPHIC ART

HUMAN CONDITIONS

OLAF HEINE

AUTOR: J. M. BRAIN

Die Galerie Camera Work präsentiert ab dem 26. November 2022 die Ausstellung „Human

Conditions“ mit Werken des in Berlin lebenden Fotografen Olaf Heine.

Die mehr als 40 Arbeiten umfassende Ausstellung zeigt eine kuratierte Auswahl der

berühmtesten Werke des einzigartigen Künstlers sowie Fotografien, die zum ersten Mal

weltweit ausgestellt werden.


Foto (Ausschnitt): O. Heine / Daniel Bruehl (Berlin, 2017)


Foto: O. Heine / „Girl Descending a Ramp“ (Brasília, 2012)


Foto (Ausschnitt): O. Heine / Snoop Dogg Plate 2 (Los Angeles, 2004)


ART / SEHENSWERT

BOLD THE MAGAZINE // 31

Olaf Heine ist international für seine

hintergründig und detailreich komponierten

Porträts von Musikern, Schauspielern,

Schriftstellern, Künstlern und

Sportlern sowie seine eindrucksvolle

Architektur- und Landschaftsfotografie

bekannt. Erste Auftragsarbeiten entstanden

für Albumcover von Freunden –

u. a. Terry Hoax and Fury in the Slaughterhouse

– und waren ausschlaggebend

für Heine, eine Ausbildung zum Fotografen

und Kommunikationsdesigner am

renommierten Berliner Lette-Verein zu

beginnen. Mit dem Umzug nach Los

Angeles in den späten 1990er Jahren

gelang ihm der internationale Durchbruch.

Seit dieser Zeit entstanden weltberühmte

Porträts von Persönlichkeiten wie

U2, Nick Cave, Cate Blanchett, Jared Leto,

Bret Easton Ellis, Julian Schnabel, John

Baldessari, Snoop Dog, Anthony Kiedis

und Jon Bon Jovi. Olaf Heine etablierte

sich zudem als Regisseur für preisgekrönte

Musikvideos, Kurz- und Werbefilme. Seine

Ästhetik hat die Bildsprache unzähliger

Bands, u. a. Die Ärzte und Rammstein,

im Rahmen ihrer langjährigen Zusammenarbeit

entscheidend mitgeprägt. Die

Ausstellung „Human Conditions“, die bis

Februar 2023 in der Galerie Camera Work

zu sehen ist, ist Heines bislang größte

Einzelausstellung und umfasst mehr

als 40 Arbeiten.

Unternehmen von Beginn an der Philosophie,

neben den bekanntesten Künstlern

der Fotografiegeschichte wie Diane

Arbus, Richard Avedon, Patrick Demarchelier,

Peter Lindbergh, Helmut Newton,

Irving Penn, Man Ray und Albert Watson

auch junge zeitgenössische Künstler zu

vertreten und in Ausstellungen zu zeigen,

um die Fotokunst als eigenständige

Gattung innerhalb der bildenden Künste

zu manifestieren und neuen Positionen

Raum zu geben.

Neben den Schwerpunkten Mode-, Aktund

Porträtfotografie fokussiert sich die

Galerie auf die Bereiche Inszenierte Fotografie,

Architektur und Stillleben. Darüber

hinaus vertritt Camera Work auch zahlreiche

zeitgenössische Künstler exklusiv in

Deutschland, Europa oder weltweit. Wie

zum Beispiel: David Drebin, Olaf Heine,

Jean-Baptiste Huynh, Russell James,

Martin Schoeller, Eugenio Recuenco,

Christian Tagliavini und David Yarrow.

Die 2001 gegründete Camera Work AG

besitzt eine der weltweit umfassendsten

und qualitativ bedeutendsten Fotokunstsammlungen

in Privatbesitz – mit zahlreichen

Arbeiten der namhaftesten Fotokünstler

vom 19. Jahrhundert bis in die

Gegenwart.

Die in Berlin ansässige Galerie Camera

Work wurde 1997 gegründet und zählt

heute zu den weltweit führenden Galerien

für Fotokunst. Angelehnt an den historisch

geprägten Galerienamen folgt das

Olaf Heine: Human Conditions

Bis: 4. Februar 2023

Galerie Camera Work

www.camerawork.de


Foto (Ausschnitt): O. Heine / Jonas Burgert, „Room Of Ideas“ (Berlin, 2019)


34 // BOLD THE MAGAZINE ART / SEHENSWERT

Foto (Ausschnitt): E. von Unwerth, Lana del Rey (2012)

Bild (Ausschnitt): J. Miró

Die Modefotografie von Fotografinnen

im Fokus: Viele Ausstellungen in diesem

Genre konzentrierten sich eher auf den

männlichen Blick auf den weiblichen

Körper. In diesem ausgewählten Kontext

lässt sich auch der gesellschaftliche und

politische Wandel nachzeichnen. Gezeigt

werden u. a. Arbeiten von Deborah Turbeville,

Lee Miller, Regina Relang, Louise

Dahl-Wolfe, Sibylle Bergmann (eine der

erfolgreichsten Fotografinnen der DDR),

Lillian Bassman, Ingeborg Hoppe, Liv

Liberg, Ute Mahler, Charlotte March,

Sarah Moon, Amber Pinkerton, Bettina

Rheims, Charlotte Rohrbach, Alice Springs

und Ellen von Unwerth. Das Museum

Schloss Moyland bietet dazu, mit seinem

fantastischen Schlossbau, ein besonderes

Erlebnis.

Joan Miró ist im belgischen Mons zu

sehen: Miró, 1893 in Barcelona geboren

und 1983 in Palma verstorben, ist als

Vertreter der Klassischen Moderne mit

seinen fantasievollen Bildmotiven einer

der international populärsten Künstler

des 20. Jahrhunderts. Seine weltweit

bekannten Symbole, welche für Mond,

Sterne, Vogel, Auge und Frau stehen,

verkörpern eine positive Weltsicht. Die

Ausstellung „Joan Miró: The Essence

of Past and Present Things“ umspannt

die gesamte Karriere des katalanischen

Künstlers. Etwa 100 Originalwerke werden

präsentiert – die aus öffentlichen wie

privaten Sammlungen stammen, darunter

die Fundació Pilar i Joan Miró (Palma de

Mallorca), das Musée national Picasso-

Paris oder die Maeght Foundation.

Female View

Bis: 15. Januar 2023

Joan Miró

Bis: 8. Januar 2023

Schloss Moyland

www.moyland.de

Museum Beaux Arts Mons

www.bam.mons.be


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DESIGN / INTERVIEW

BOLD THE MAGAZINE // 37

DAS BESTE

AUS ZWEI WELTEN

LAURENT ROSSI

CHIEF EXECUTIVE OFFICER

VON AUTOMOBILES ALPINE

IM GESPRÄCH

AUTOR & INTERVIEW: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: G. LENORMAND


38 // BOLD THE MAGAZINE DESIGN / INTERVIEW

Seit fünf Jahren gibt es wieder Alpine-Automobile. Jetzt hat Laurent Rossi – seit knapp

zwei Jahren CEO der Renault-Tochter – in Japan mit der A110 R die vierte unlimitierte

Modell-Version präsentiert. BOLD traf den Korsen in Tokio zum Gespräch.

Wir sehen den Chef zum ersten Mal in auf und wurde danach im Rennsport

einer ziemlich heruntergekommenen verwendet, wenn Renault finanziell

Industriehalle am Wasser in Yokohama,

einem Vorort von Tokio (Japan). Unter

beteiligt war. Die ersten Jahre wurden

Alpine-Fahrzeuge ausschließlich über

pompösen Techno-Sound und einer die Alpine-Niederlassung in Paris

beeindruckenden Lichtinstallation fährt

Formel 1-Pilot Esteban Ocon eine neue

A110-Variante ins Gebäude, die A110 R

vermarktet, so auch die Alpine A110,

die ursprünglich einen Heckmotor mit

zuerst 115 PS besaß. Ab 1965 verkauften

– besonders optimiert in Sachen Aerodynamik

auch Renault-Vertragshändler Fahr-

und Leichtbau (siehe am Ende zeuge von Alpine. In den 1970er Jahren

des Interviews). Mit brauner Lederjacke übernahm Renault schrittweise die

recht leger gekleidet, empfängt Alpine-

CEO Laurent Rossi Auto und Rennfahrer

Ocon und erklärt, warum die A110 R in

Japan präsentiert wird: Weil es der viertgrößte

Markt für Alpine weltweit ist,

weil rund 10.000 Exemplare seit Marktstart

Sportwagenmarke, bis sie 1978 ganz

einverleibt wurde. Mitte der 1990er

Jahre wurde mit einer A110 Turbo die

letzte Alpine alten Schlages gebaut. Seit

2017 gibt es die A110 in ihrer jetzigen

Form.

der A 110 gebaut wurden und weil

fast zeitgleich der 1000. Wagen an einen

japanischen Kunden ausgeliefert wird.

Mit der R-Variante (R wie radikal) hat die

wiederbelebte Marke vier unlimitierte

Varianten im Portfolio: A110 mit 252 PS

sowie A110 S, A110 GT und A110 R mit

je 300 PS.

Der Korse Laurent Rossi, Baujahr 1975,

ist erst seit Januar 2021 CEO bei Alpine.

Er interessierte sich schon früh für

Technik, Motorsport und die Formel 1.

Laurent ist Ingenieur, Master of Science

in Strömungsmechanik der ENSEEIHT

(Toulouse) sowie Master of Science in

Maschinenbau, Fahrzeugmotoren und

Für alle, die die Historie der französischen

Marke unter Renault-Schirm nicht

kennen: Der Rennsport brachte die

Firma (Alpine) des rennaffinen Gründers

Jean Rédélé und Renault zusammen.

Der Name „Alpine Renault“ tauchte erstmals

1967 beim 24-Stunden-Rennen

von Le Mans auf einem Alpine-Fahrzeug

Erdölprodukte der IFP School (Paris). Er

begann seine Karriere bei der Groupe

Renault im Jahr 2000 als Projektleiter

in der Division Powertrain. Laurent zog

dann in die USA, um den MBA an der

Harvard Business School zu erwerben.

Anschließend wurde er von der Boston

Consulting Group in New York als

Projektleiter eingestellt und spezialisierte

sich auf den Automobilsektor.

Er kam 2012 als Global Accounts Business

Manager zu Google, wo er die

Geschäftsbeziehungen zu Großkunden

in der Automobilindustrie leitete. 2018

kehrte er nach Europa und Paris zurück,

um erneut für die Groupe Renault in

den Bereichen Strategie und Geschäftsentwicklung

zu arbeiten und wurde

im April 2018 Chief Strategy Officer.

Mit der Aufnahme des Namens Alpine

in die Formel 1 im Vorfeld der FIA

Formel-1-Weltmeisterschaft 2021 wurde

Laurent im Januar desselben Jahres zum

CEO von Alpine ernannt. Seine Aufgabe

ist es, die Marke weiterzuentwickeln,

sie bis 2025 profitabel zu machen

und ihr Engagement im Motorsport

zu fördern.

Wir bitten Laurent Rossi zum sehr lauten

und sehr einfachen Lokal „Okinawa“

in der Shibuya Yokocho (übersetzt

bedeutet das in etwa „Trinkstraße“)

mitten in Tokio, wo es vom bitteren

gebratenen Kürbis bis zum Kraken alles

aus der Gegend von Okinawa gibt.

Schon beim Hereinkommen und bei

der Begrüßung hellt sich sein Gesicht

auf – wir merken sofort, er ist froh, mal

nicht in einer Hotellobby zum Gespräch

erscheinen zu müssen. Gutgelaunt sieht

er aus, er trägt noch immer seine Lederjacke.

Lässig!

Herr Rossi, Bier oder Wein?

Sehr gerne ein Bier.


DESIGN / INTERVIEW

BOLD THE MAGAZINE // 39

Wir sind übrigens schon mitten im

Interview – wir wissen ja, dass Ihre

Zeit knapp bemessen ist.

Da haben Sie mich gleich erwischt. Aber

bitte, fragen Sie. Mir gefällt die Atmosphäre

hier sehr.

Verbrenner oder Elektroantrieb?

Warum wählen? Klar, Elektroautos sind

der Garant für unsere Zukunft. Es gibt

Vorschriften, also müssen auch wir elektrisch

werden. Trotzdem ist ja alles jetzt

noch nicht so weit, deshalb müssen wir

auch einen alternativen Weg anbieten.

Vielleicht sind Elektroautos für 70 Prozent

der Käufer wichtig, 30 Prozent wählen

eventuell eine Alternative – zum Beispiel

einen Verbrenner, der mit Wasserstoff

gefüttert wird. Wir prüfen solche Einsatzmöglichkeiten.

Wir untersuchen übrigens

auch synthetische Kraftstoffe.

Bleiben wir beim Elektroauto: Ist die

Elektro-Studie A110 E-ternite nah

an der Realität oder mehr eine erste

Idee?

Wir werden eine vollelektrische A110

haben, aber nicht vor 2026. Die Idee zur

A110 E-ternite war, schon jetzt zu zeigen,

dass es möglich ist, dieselbe Performance

in einem E-Auto anzubieten, die wir in

der A110 schon haben. Statt erst mit der

nächsten A110 in Sachen Elektroantrieb

anzufangen, haben wir einfach die aktuelle

Version genommen und elektrisiert.

Wir haben alles reingepackt, was in der

Groupe Renault vorhanden ist. Und das

war eine gute Idee, denn wir haben dabei

viel gelernt. Wir wissen, wie wir die Performance

noch steigern können – darum

kümmern wir uns in den kommenden

Jahren. Die E-ternite könnte tatsächlich

sogar wahr werden, in einer sehr limitierten

Auflage. Könnte!

Ihr erstes vollelektrisches Fahrzeug

müsste deutlich schwerer werden als

die aktuelle Version, vielleicht plus

200 Kilo. Tränen, weil ihr bisheriges

Auto das Gewicht nicht wird halten

können, oder Freude, weil Elektrik

die Zukunft ist?

Ja, das Auto wird schwerer werden, aber

wir wissen, wie wir das kompensieren

können. Wir beginnen, das Gewicht

der Batterien zu senken und machen

sie kompakter. Wenn man Masse hier

reduziert, kann man das Gewicht auch

woanders reduzieren. Bei einer kleinen

Maschine oder Batterie reichen kleinere

Bremsen, ein leichteres Fahrwerk und so

weiter. Also keine Tränen, keine Freude

– wir werden einfach sehen, was dabei

herauskommt.

Summ-Summ oder Brumm-Brumm?

Oder anders gefragt: Welchen Sound

dürfen wir von einer vollelektrischen

Alpine A110 erwarten?

Ich denke, vielen Leuten ist Sound egal,

oder sie wollen keinen. Die jüngeren Generationen

werden irgendwann gar nicht

mehr wissen, dass es einst um Sound ging

in der Vor-Elektrik-Zeit. Aber ich finde:

So ein Elektroauto hört sich ein bisschen

an wie eine Oper ohne Orchester:

Du verstehst die Story, denn du hörst ja

die Sänger, aber es fehlen dann doch

ein paar Emotionen von den Musikern.

Also sollten wir auch Elektromotoren mit

Musik füttern. Die gute Nachricht: Wir

können viele Sounds erfinden. Manche

hoffen auf Verbrenner-Akustik, ich halte

das für keinen guten Weg. Manche präferieren

aber auch futuristische Sounds

oder etwas ganz anderes, und wir können

dank Elektronik jedem Kunden seinen

Wunsch erfüllen.

Sie tragen heute schon den ganzen

Tag Lederjacke, trotzdem die Frage:

Maßanzug oder Lederjacke?

Das ist nicht leicht zu beantworten.

Tatsächlich liebe ich meine Anzüge. Ich

trage sie normalerweise im Büro, denn ich

glaube noch an Eleganz und Traditionen.

Auf der anderen Seite möchte ich auch

nicht gefangen sein in diesen Traditionen.

Ich höre mich gerne um, was angesagt ist.

Tatsächlich also trage ich beides immer

mal wieder.

Das passt ja auch zu Ihrer Marke, die

einerseits aus der Historie kommt,

andrerseits einen modernen Sportwagen

herstellt.

Genauso ist es. Wir sagen oft: Wir schauen

zurück in die Vergangenheit, aber nicht

nostalgisch. Wir nutzen das Erbe und

projizieren es in die Zukunft.


40 // BOLD THE MAGAZINE DESIGN / INTERVIEW

Chef einer Einmodellfirma wie Alpine

oder lieber der eines großen Herstellers

wie Renault?

Ohne Zweifel CEO bei Alpine. Denn es

ist eine immense Aufgabe, die Marke zu

einer großen, erwachsenen und lukrativen

Firma aufzubauen. Gerade für mich

als „Junior“ im Vergleich zum Vorstand

bei Renault ist es perfekt, alles Mögliche

zu lernen. Ich muss mich nicht nur um

ein Auto kümmern, sondern ebenso ums

Marketing und die Taktik. Ich muss das

Händlernetz ausbauen, das teilweise noch

gar nicht existiert außerhalb von Europa.

Es ist aufregend, eine komplett neue

Marke zu bauen mit allem, was dazugehört.

Ich habe hier das Beste aus zwei

Welten: Racing als großer Motorsport-

Fan und Autos als Geschäft mit allem,

was dazugehört. Ich liebe Sport und erst

recht die Formel 1. Zudem habe ich mit

Renault-CEO Luca de Meo einen fantastischen

Chef und Mentor. Ich möchte also

nicht tauschen.

Sie sehen ihre persönliche Pflicht

also darin, eine kleine Firma groß zu

machen?

Nein, sie soll schon klein bleiben und ein

Spezialist für Sportwagen. Lassen Sie

mich Porsche als Referenz heranziehen.

Porsche ist eine tolle Marke, und für

mich ein bisschen die Blaupause für den

Erfolg eines Sportwagenherstellers. Was

verkauft Porsche jetzt? 250.000 Autos im

Jahr? Oder 280.000? Vielleicht, wenn wir

sehr erfolgreich sein werden, kommen

wir auch in diese Gegend. Aber eigentlich

möchte ich gar nicht groß werden,

in Sachen Stückzahl – wichtiger ist groß

in Sachen Marken- und Eigenkapital.

In Ihrer Freizeit: Auto oder Fahrrad?

Auto. Ohne Zweifel.

SUV oder Sportwagen?

Ist die Frage ernst gemeint? Ich fahre jeden

Tag eine A110. Ich greife nur dann zum

SUV, wenn ich wirklich einen brauche.

Dann passt die nächste Frage ja

auf alle Fälle ganz genau: Familienmensch

oder einsamer Wolf?

Oh, natürlich bin ich ein Familienmensch.

Also haben Sie noch ein anderes

Auto?

Selbstverständlich. Aber auch das ist ein

kleiner Wagen. Meine Frau steht ebenso

wie ich auf sportliches Vorankommen, sie

fährt einen Renault Megane RS. Und auch

da gibt es nicht so wahnsinnig viel Platz

im Kofferraum – wir haben nämlich auch

noch zwei Kinder. Die Tochter ist 17, mein

Sohn ist 9 Jahre alt.

Meer oder Berge?

Ich bin eher der Meer-Typ. Ich bin auf

Korsika geboren und meine ganze Familie

lebt dort. Korsika ist zwar eine Insel, aber

sie besteht aus lauter Bergen. Wir


42 // BOLD THE MAGAZINE DESIGN / INTERVIEW

Korsen sind eigentlich mehr Bergsteiger

als Seefahrer. Wahrscheinlich, weil wir

so oft überfallen wurden, denn da haben

wir uns immer in die Berge zurückgezogen.

Und die sind hoch, bis zu 2100

Meter, glaube ich. Sobald Du 100 Meter

ins Inland gehst, gehst Du auch gleich 600

Meter hoch. So wurden wir Bergsteiger.

Aber ich liebe meinen Strand und mein

Meer. Allerdings fahre ich auch gerne

Ski. Ach, ich möchte da gar keine scharfe

Linie ziehen – aber das Meer ist mir doch

etwas näher.

Haben Sie auf den unzähligen Kurven

der korsischen Straßen das Autofahren

gelernt?

Klar. Denn wenn man als kleiner Junge

autobegeistert ist, ist das Erste, was man

mitbekommt, die Rallye Korsika. Das

prägt.

Da passt unsere nächste Frage: Rallye

oder Formel 1? Sie sind zwar Teamchef

der Alpine-F1-Mannschaft, aber

die sportliche Herkunft der Alpine,

also des Produkts, das Sie herstellen,

ist die Rallye.

Sollte ich vor der Wahl stehen, Rallye oder

Rundstrecke zu fahren, würde ich mich

für die Rundstrecke entscheiden. Aber ich

habe großen Respekt vor den Rallyepiloten.

Für mich macht den Unterschied,

dass ich weiß, wie schwer der Weg zum

Top-Rallyefahrer ist. Wenn man Rundstrecke

fährt, merkt man schneller, dass

man immer besser und besser wird.

Fußball oder Tennis?

Auf alle Fälle Fußball. Ich habe im Leben

sehr viel Sport getrieben, mein Lieblingssport

war immer der Fußball. Allerdings

stand mein Talent nie proportional

zur Liebe zum Sport. Es reicht, um mit

Freunden zu spielen. Aber ich spiele auch

noch viel Squash. Um sich darauf vorzubereiten,

braucht man fünf Minuten, man

kann es alleine spielen und trainieren,

auch mit Musik auf den Ohren. Ich kann

es spielen, wenn ich wegen Jetlag nicht

schlafen kann. Und wenn man einen

Partner hat, ist es unglaublich intensiv: In

45 Minuten verausgabt man sich mehr als

in jedem anderen Sport. Ich liebe es.

Fleisch oder Gemüse?

Ich fürchte, ich bin ein Fleischesser.

Telefon oder persönliches Treffen?

Natürlich das persönliche Treffen. Und

wenn jetzt die Frage kommen würde

„Kindle-App oder Buch“.

Die Frage hätte „TV oder Buch“

gelautet ...

... würde ich antworten: Einst war ich ein

Kindle-Jünger, heute lese ich auch wieder

richtige Bücher. Wenn ich genau weiß,

was ich auf Reisen lesen will, nehme ich

ein Buch mit. Wenn ich aber die Auswahl

aus mehreren Texten möchte, nutze ich

das Kindle. Sobald ich zu Hause bin,

verschwindet allerdings die Elektronik.

Lesen Sie auch noch Magazine und

Tageszeitungen auf echtem Papier?

Tageszeitung auf alle Fälle. Aber den Rest

konsumiere ich auf Laptop und Tablet –

dank der Pop-Ups erkenne ich gleich, was

ich mag, was mich interessiert und was

ich wissen muss.

Rock-Konzert oder Oper? Oder vielleicht

selber Musik machen?

Rock. In Richtung Mainstream sind das

zum Beispiel die Red Hot Chilli Peppers.

Ich mag es allerdings auch, Neues zu

erkunden, und das bedeutet, sich um

mehr als nur ein Genre zu kümmern. Ich

mag Musik einfach, auch wenn es solche

gibt, die ich nicht allzu lange anhören

kann. Jazz zum Beispiel ertrage ich eine

halbe Stunde lang. Ähnliches gilt übrigens

auch für die Oper. Ich kann eine Oper

drei Stunden lang hören, aber ich brauche

nicht am nächsten Tag schon wieder eine.

Außerdem spiele ich selber Gitarre. Immer

dann, wenn es passt.

Wir bekommen gerade ein Zeichen

von Ihren Leuten, dass die Zeit schon

wieder um ist. Also schnell noch:

Hunde oder Katzen?

Oooooh. (Pause). Ich halte einen Hund für

den besten Freund des Menschen. Hunde

sind smart, bringen viel Gutes ins Haus,

werden ein Teil der Familie. Katzen haben

diese Reputation nicht. Sie sind dagegen

eher mysteriös – damit inspirieren sie

mich. Wir haben allerdings keine Haus-


DESIGN / INTERVIEW

BOLD THE MAGAZINE // 43

tiere. Das wäre unfair ihnen gegenüber:

Ich reise viel zu viel.

In diesem Moment kommt Laurent

Rossis Begleiter herein und fordert zum

Schluss des Gesprächs auf. Rossis Reaktion:

„Ich mag das hier sehr, also wir

werden unser Bier austrinken.“

Ganz schnell noch: Lieber ein typisches

japanisches Restaurant wie

dieses oder ein Dreisterne-Tempel in

Frankreich?

Hier halte ich es wie mit den Anzügen

und Lederjacken – ich genieße beides. Ich

finde den Laden toll, in dem wir sitzen.

Aber ich genieße auch die französische

Küche, das Erforschen von besonderen

und neuen Genüssen in einem schönen

Ambiente.

Kommen wir zum Schluss: Oldtimer

oder moderne Autos?

Hmm. Das ist wieder schwierig.

Besitzen Sie einen Klassiker?

Mein Vater war Mechaniker, und er besaß

einen Lancia Delta Integrale. Den hat er

leider verkauft. Aber ein älterer Porsche

911 würde mir schon Spaß machen. Ich

habe ein großes Herz für Porsche – das ist

eine kraftvolle Marke, sie haben wunderschöne

Modelle. Als Ingenieur – und ich

bin einer – kann ich nur anerkennen, was

Porsche macht. Selbst als kein wirklicher

SUV-Fan finde ich einen Cayenne Hybrid

toll, auch wenn ein Hybrid so etwas ist wie

ein technologischer Frankenstein. Also

lautet meine Antwort wie so oft in diesem

Gespräch: Ich mag Klassiker und moderne

Autos.

Jetzt aber wirklich die allerletzte

Frage: das französische Au revoir

oder das korsische A vedeci?

Oha. (Pause). Ich entscheide mich für A

vedeci, denn ich bin Korse. Aber ich fühle

französisch.

Zum Schluss noch etwas Technik: Die

neue R-Variante (R wie radikal) ist noch

konsequenter in Sachen Aerodynamik

und Leichtbau für die Rennstrecke ausgelegt,

das Leergewicht beträgt sensationelle

1.082 Kilogramm, also 34 Kilogram

weniger als das S-Modell. Das

wurde durch den konsequenten Einsatz

von Kohlefaser erreicht. So bestehen die

Fronthaube, die Räder und die Motorabdeckung,

die keinen Durchblick mehr

zulässt, aus Carbon, die einteiligen Sitzschalen

ebenso.

In Sachen Aerodynamik besitzt der R das

gleiche Frontend wie der S mit Aerodynamik-Kit,

der Heckdiffusor wurde

deutlich überarbeitet. Vertikale Flaps

vermindern Luftturbulenzen in den

hinteren Radhäusern. Der jetzt größere

Heckspoiler hängt an Schwanenhälsen,

spezielle Seitenschweller aus Carbon

vergrößern den Unterboden. Das

Ergebnis: Mehr Abtrieb und 285 km/h

Spitze sowie ein Sprint von Null auf 100

km/h in 3,9 Sekunden (221 kW, 300 PS

bei 6300/min und einem max. Drehmoment

von 340 Nm, Siebengang-

Doppelkupplung). Zum neuen Sportfahrwerk

gehören hydraulisch einstellbare

Stoßdämpfer, mit denen sich

die Karosserie um zehn Millimeter

absenken lässt. Dazu müssen allerdings

die Räder demontiert werden. Zugund

Druckstufen lassen sich per Click-

Ring 20-fach verstellen. Die Federn

wurden um zehn Prozent versteift. Serienmäßig

ist die A110 R mit Semislicks

von Michelin ausgerüstet. Die Launch-

Farbe „Matt Racing Blue“ entspricht

der des F1-Renners A522. Einen Preis

nennt Alpine noch nicht, er wird aber

wohl knapp über 100.000 Euro liegen.

Zusätzlich zur A110 R gibt es noch

eine „Alonso“-Sonderserie auf R-Basis,

die auf 32 Stück limitiert ist – so viele

Formel 1-Siege hat der Spanier erzielt.

Das einstellbare Fahrwerk gibt die

Möglichkeit, die von Alonso auf der

F1-Rennstecke in Barcelona präferierten

Einstellungen vorzunehmen. Das Auto

unterscheidet sich zudem durch farbliche

Details sowie durch Gimmicks wie

spezieller Plakette und den Alonso-Satz

„Es gibt mehr als einen Weg zur Spitze

des Berges“, eingelasert in die Sonnenblende.

Bleibt die Hoffnung, dass die

Sonne viel scheint.

WEITERE INFORMATIONEN:

www.alpinecars.de


44 // BOLD THE MAGAZINE

COOL STUFF / BEGEHRENSWERT

NEW LOOKS

FOR THE SPORTY

URBAN TIMEPIECE

COOL STUFF

LOUIS VUITTON

AUTORIN: M. MAI

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens von

Louis Vuittons Uhrmacherkunst wird die

Tambour Street Diver, eine Taucheruhr in

zeitloser Eleganz, in zwei neuen Farben

gelauncht (Orange – zunehmend die

neuste Modefarbe der Branche – und in

Olivgrün).

Bereits der Name macht deutlich, dass die

Pariser Maison die Uhr nicht primär als

Instrument für ambitionierte Tauchgänge

positioniert, sondern als Lifestyleobjekt

– sportlich und urban. Dazu gehört

das Gehäuse, Tambour genannt, was auf

Deutsch Trommel heisst und die Form

akkurat beschreibt. Sie ist aus einem Stück

Stahl gefräst und löste bei ihrer Präsentation

2002 bei einigen Traditionalisten

auch Stirnrunzeln aus: Très spécial, sagen

Franzosen diplomatisch, wenn ihnen

etwas nicht so sehr gefällt. Inzwischen

ist die Form zum Klassiker geadelt und

erfolgreich: Im letzten Jahr gewann die

Pariser Marke beim Grand Prix d’Horlogerie

de Genève (für das Vorgängermodell

der Street Diver) den ersten Preis.


COOL STUFF / BEGEHRENSWERT BOLD THE MAGAZINE // 47


BESTÄNDIGKEIT

UND WANDEL

EINE REISE MIT BENRIACH UND

THE GLENDRONACH

AUTORIN: M. MAI

Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich

was ändert. Veränderung ist manchmal

zu greifen, vieles bleibt jedoch verborgen

in der Komplexität dieser Welt.

Es ist mehr oder minder ein kleiner

Reminder, um vielleicht mitzumachen –

mitzumachen bei neuen Ideen, neuen

Impulsen, um neu zu leben und Altes

neu zu erleben.

Beständigkeit und Wandel – ist das zu

vereinbaren? Der größte gemeinsame

Nenner ist hier nicht die Jagd nach

Trends, sondern die Suche nach dem,

was morgen Tradition sein wird, neu

und alt verbindet und sich gegenseitig

verstärkt. Denn Neues zu tun, bedeutet

nicht immer auch, Altes zu verwerfen,

vielmehr ist Neudenken auch immer

ein Überdenken. Vielleicht ist es an der

Zeit, Besonderes alltäglich zu machen.

Whisky war bisher ein Getränk für besondere

Momente, das flüssige Gold zum

Anstoßen auf einzigartige Ereignisse.

In Zeiten des Wandels sollte ebenso das

Einfache Beachtung finden, denn einen

Augenblick in Ruhe und Entspannung

ist bei Weitem nicht selbstverständlich.

Neu ist hier die Herangehensweise, statt

den Alltag als notwendige Routine zu

sehen, sollten wir lernen, die kleinen

Situationen wertzuschätzen, die unser

Leben auszeichnen – ein Anstoßen auf

das Leben selbst, auf die kleinen Hochs

des Tages, aus deren Summe einzelner

Momente man es ermöglichen kann,

eine neue, andere Perspektive auf den

Alltag zu zulassen.


50 // BOLD THE MAGAZINE GENUSS / WHISKY

Es ist nicht außergewöhnlich, Whisky

zu trinken, aber es ist etwas Neues,

einen zu finden, der überraschen kann.

Benriach entstammt der Speyside im

Norden Schottlands am Fuße der Highlands

und ist mit der Vielfallt an Aromen

ein absolutes Muss für alle, die neugierig

sind, wenn es um Scotch Single Malts

geht. Der Wandel ist bei Benriach Teil der

Philosophie, denn der Ursprung seines

besonderen Geschmacks liegt in der

ganzen Welt. Benriach reift in amerikanischen

Bourbonfässern, spanischen Sherryfässern,

jamaikanischen Rumfässern,

Rotweinfässern aus Bordeaux, Marsala

und Madeira. Das verleiht ihm Noten von

süßer Vanille des Bourbons bis hin zur

gebrannten Orange Portugals.

Beständigkeit in ihrer besten Form, das

bietet The GlenDronach. Der Single Malt

aus der geschichtsträchtigen Destillerie

in den Highlands untermalt wie kein

Zweiter die Würze eines 12 Jahre gereiften

Whiskys. Tief in den East Highland Hills in

Schottland versteckt, perfektioniert man

hier seit 1826 die Fassreifung in Sherryfässern.

Gereift in spanischen Pedro Ximénez

and Oloroso-Sherryfässern, gepaart mit

dem robusten Highland Whisky, entsteht

so seine unverwechselbare Charakteristik

mit feinen Nuancen. Diese Liebe zum

Detail macht The GlenDronach zu einem

Whisky für besondere Momente – eine

kleine Erinnerung sich Zeit zu nehmen:

Zeit zu genießen oder die Zeit für einen

kurzen Augenblick anzuhalten.

Benriach – The Original Ten

Harmonisch und vielschichtig,

für Kenner und Einsteiger.

The GlenDronach Aged 12 Years

Vollmundig, mind. 12 Jahre in

Sherryfässern gereift.

Mehr Informationen:

www.benriachdistillery.com

Mehr Informationen:

www.glendronachdistillery.com


THE BOLD

CAST

PODCAST

EINFACH MAL

REINHÖREN

WWW.BOLDCAST.EU


FREIHEIT

ELEKTRIFIZIERT

JEEP PLANT

GLOBALE FÜHRUNG

AUTOR: J. M. BRAIN


54 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / JEEP


MOTION / JEEP

BOLD THE MAGAZINE // 55

Jeep hat einen umfassenden Plan für die nächste Generation vollelektrischer Fahrzeuge

als Teil der nachhaltigen Transformation zur führenden elektrifizierten SUV-Marke angekündigt.

Er sieht die Einführung von vollelektrischen SUVs in Europa und Nordamerika bis

Ende 2025 vor.

Das erste Modell dieser Produktoffensive

ist der neue, vollelektrische Jeep Avenger.

Das kompakte SUV wurde Anfang des

Jahres im Rahmen des langfristigen Strategieplans

Stellantis Dare Forward vorgestellt

und ist ab 2023 erhältlich. „Der neue

Avenger wird die Fähigkeiten der Marke

Jeep in einem für den europäischen Markt

passenden Format bieten“, sagte Antonella

Bruno, Leiterin von Jeep in Europa

bei Stellantis. „Der moderne und emotionale

SUV wird eine wachsende Zahl von

Kunden ansprechen, die bei der Marke

Jeep nach einer fähigen, kompakten,

modernen und rein elektrischen Alternative

zu den aktuellen Anbietern suchen.“

Der vollelektrische Jeep Avenger 1st

Edition verfügt über Voll-LED-Frontscheinwerfer,

Ambientebeleuchtung, autonomes

Fahren Stufe 2, ein vollständig digitales

und vernetztes Infotainmentsystem,

eine elektrische Heckklappe „Handsfree

Access“ und vieles mehr. Zudem kommt

er mit exklusiven stilistischen Akzenten.

Zweiter Hauptdarsteller wird der Jeep

Recon, der 2023 vorgestellt werden soll.

„Der neue, vollelektrische Jeep Recon ist

in der Lage, den mächtigen Rubicon Trail,

eine der anspruchsvollsten Offroad-Strecken

in den USA, zu überqueren und am

Ende des Trails mit genügend Reichweite

anzukommen, um zurück in die Stadt zu

fahren und wieder aufzuladen“, sagt Christian

Meunier, globaler CEO der Marke

Jeep.

Als drittes Modell erobert der ebenfalls

vollelektrische Jeep Wagoneer die Herzen

der wachsenden Fangemeinde. Mit dem

Codenamen Wagoneer S wird das vollelektrische

Fahrzeug die Präsenz der Marke im

Premium-SUV-Segment weiter ausbauen,

indem es ein einzigartiges, schlankes,

aerodynamisches Design und serienmäßige

4x4-Fähigkeit mit All-Terrain-Management,

fortschrittlicher, auf die Marke Jeep

ausgerichteter Technologie und beeindruckenden

Leistungsdaten bietet. Ausschließlich

als BEV angeboten, ist sein

Ziel eine Reichweite von 650 Kilometern

mit einer einzigen Batterieladung, eine

Leistung von 441 kW (600 PS) und eine

Beschleunigung von Null auf 96 Kilometer

pro Stunde in etwa 3,5 Sekunden.

Wir dürfen also gespannt sein was die

SUV-Marke mit einer über 80-jährigen,

legendären Tradition in den kommenden

Monaten für uns bereit hält.

WEITERE INFORMATIONEN:

www.jeep.de


PITTORESK

UND MORBIDE

DIE STADT IN DER LAGUNE

VENEDIG

AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER


TRAVEL / VENEDIG

BOLD THE MAGAZINE // 59

Die Stadt der Gondeln bezaubert jeden Besucher durch ihre Lage und ihre morbide

Schönheit. Pittoreske, verfallene, aber dennoch wunderschöne Palazzi, die an lauschigen

Wasserwegen liegen. Gepaart mit der leichtfüßigen Stimmung der Dolce Vita, die längst

vergangene Zeiten auferstehen lässt und in jedem Augenblick vom Drama der vollkommenen

Schönheit und des unaufhaltsamen Niedergangs zeugt.

Venedig besteht aus ca. 50 Inseln und

175 Kanälen. Der Markusdom (Basilica

San Marco), der Dogenpalast (Palazzo

Ducale), die Rialtobrücke (Ponte di Rialto)

oder die Kirche Santa Maria della Salute

sind erste Anlaufpunkte und eindrucksvolle

Monumente vergangener Zeiten.

Man sollte unbedingt genügend Zeit

einplanen, um auch die abgelegenen

Plätze, Kanäle und Gassen dieser geheimnisvollen

Stadt zu erkunden. Das authentische

und traditionelle Venedig lässt sich

am besten auf dem Marktplatz erleben,

welcher immer noch von den Einheimischen

zur Eigenversorgung genutzt

wird. Ein Besuch des Rialto-Marktes, in

der unmittelbaren Nähe der gleichnamigen

Brücke, sollte in jedem Fall auf

dem Reiseplan stehen. Bereits seit dem

neunten Jahrhundert werden auf dem

traditionellen und berühmten Markt

Fisch, Obst und Gemüse gehandelt. Obst

und Gemüse werden nebenan auf der im

Norden Venedigs liegenden Insel Sant

Erasmo angebaut. Mazzorbo, Torcello,

die Vignole Vecchie, sind weitere Namen

einiger ursprünglicher Inseln der Nordlagune

von Venedig, die weit weniger

bekannt, jedoch unweit des überfüllten

Markusplatzes zu finden und per Boot

zu erreichen sind. Hier offenbart Venedig

seine wahre und einfache Schönheit.

Das Radisson Collection Hotel, Palazzo

Nani Venice befindet sich in der Nähe

des venezianischen Ghettos und kleiner

Geschäfte und Cafés. Die restliche Stadt

und die beliebten Inseln Murano und

Burano sind leicht erreichbar. Das Hotel

bietet 52 wunderschöne Zimmer und

Suiten im venezianischen Stil mit durchdachten

Details. Es verfügt über Originalfresken,

einen reizvollen Garten und ein

charmantes Restaurant. Der im 16. Jahrhundert

erbaute Palazzo war die Residenz

der Familie Nani, einer alten venezianischen

Familie, die am politischen,

sozialen und kulturellen Leben der Stadt

beteiligt war. In der Nähe des venezianischen

Ghettos im nördlichen Teil der

Stadt gelegen, schafft dieses außergewöhnliche

Anwesen ein Gefühl der Gelassenheit

durch eine raffinierte Farbpalette

und weiche Stoffe, die von der Essenz der

Stadt Venedig inspiriert sind. Die Inneneinrichtung

bewahrt die Stuckaturen

und Fresken des italienischen Bildhauers

Alessandro Vittoria, der die Räume in den

1580er Jahren umgestaltete.

Das lebhafte venezianische Viertel

Cannaregio ist für sein jüdisches Ghetto

aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Die

Strada Nova ist eine beliebte lokale

Durchgangsstraße mit Geschäften


62 // BOLD THE MAGAZINE TRAVEL / VENEDIG

und die Seitenstraßen sind ein Anlaufpunkt

für Kunsthandwerks- und Trödelwaren.

An der nahe gelegenen Fondamenta

della Misericordia und der

Fondamenta dei Ormesini reihen sich

am Kanal zwanglos Restaurants und Bars

aneinander. Venedig ist eine Insel. Und

auf dieser Insel liegt eine weitere kleine

Insel: das Ghetto. Komplett von Kanälen

umgeben. Wer das Ghetto betritt, muss

durch ein Tor. „Hier waren früher richtige

Holztore“, erzählt Michela Zanon,

die Leiterin des Jüdischen Museums von

Venedig. „Sie wurden morgens geöffnet,

wenn die ‚Marangona‘ läutete, die Glocke,

die die Tischler in der Werft zur Arbeit

rief. Und abends wurde sie nach Sonnenuntergang

geschlossen. Es gab christliche

Wächter, die kontrollierten, dass

weder Juden heraus-, noch Christen

hineingingen. Es sei denn, es handelte

sich um jüdische Ärzte, die nachweisen

konnten, dass sie zu einem Kranken

gerufen waren.“

Zum Ende unserer viel zu kurzen Reise

nehmen wir uns etwas Zeit, um die 59.

Biennale von Venedig (La Biennale di

Venezia), eine internationale Ausstellung

zeitgenössischer Kunst, zu besuchen. Die

Biennale findet alle zwei Jahre in Venedig

statt und wurde in diesem Jahr von der

künstlerischen Leiterin Cecilia Alemani

kuratiert.

Das Thema der diesjährigen Biennale:

„The Milk of Dreams“ stammt von einem

Buch von Leonora Carrington (1917 -

2011), in dem die surrealistische Künstlerin

eine magische Welt beschreibt,

in der das Leben durch das Prisma der

Vorstellungskraft ständig neu wahrgenommen

wird. Es ist eine Welt, in der sich

jeder verändern, transformieren, etwas

oder jemand anderes werden kann; eine

befreite Welt voller Möglichkeiten. Aber

es ist auch die Allegorie eines Jahrhunderts,

das der Definition des Selbst einen

unerträglichen Druck auferlegt.

Direkt vor dem Hotel befindet sich die

Vaporetto-Haltestelle. Mit dem Wasserbus

erreicht man von hier aus bequem

alle wichtigen Anlaufpunkte und Sehenswürdigkeiten

der Lagunenstadt sowie

die umliegenden Inseln. Hier lohnt im

Besonderen ein Abstecher nach Murano.

Die Insel ist für ihre lange Tradition der

Glasherstellung bekannt und für die

hier im romanischen Stil erbaute Kirche

Santa Maria e San Donato. Sie hat ein

buntes Fußbodenmosaik und beherbergt

der Legende nach, die Knochen eines

erlegten Drachen.

Was wir allerdings nicht wussten, als wir

uns zum Eingang der Kunstausstellung

ans andere Ende der Stadt aufmachten:

Montags ist die Biennale – warum auch

immer – geschlossen. Aber das kann uns

nicht erschüttern, dann kommen wir

halt in zwei Jahren wieder – an einem

Dienstag, versteht sich!

WEITERE INFORMATIONEN:

www.radissonhotels.com


So schnell kann

Fortschritt sein.

Der vollelektrische Kia EV6 GT.

Abbildung zeigt kostenpflichtige Sonderausstattung.

Es gibt Momente, die unvergesslich sind. Im Kia EV6 GT erlebst du sie immer wieder. Als stärkstes Kia Serienmodell sorgt er mit 430 kW (585 PS)

und 740 Nm Drehmoment für kraftvolle Impulse, die deine Mobilität und dein Denken beflügeln. Seine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert

mit 3,5 Sekunden kaum länger als dein Augenzwinkern, sorgt aber jedes Mal für dein langanhaltendes Lächeln. Du hast Lust ihn kennenzulernen?

Unter kia.com erfährst du mehr. Oder du vereinbarst gleich deine Probefahrt unter 0800 777 30 44.

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* Max. 150.000 km Fahrzeuggarantie. Abweichungen gemäß den gültigen Garantiebedingungen, u. a. bei Batterie, Lack und Ausstattung.

Einzelheiten unter www.kia.com/de/garantie


TRAVEL / BEST PLACES

BOLD THE MAGAZINE // 65

BERLIN

BEST PLACES

KUNST, KULTUR

UND VIEL GESCHICHTE

AUTORIN: M. MAI / FOTOGRAF: D. SCHAPER

Im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, ist unsere Hauptstadt heute mit rund

3,7 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit 892 Quadratkilometern

die flächengrößte Gemeinde Deutschlands sowie die bevölkerungsreichste Stadt der

Europäischen Union. Berlin ist voller Sehenswürdigkeiten. Wer nur für ein Wochenende

kommt, hat die Qual der Wahl, verpasst aber aus Mangel an Zeit eine ganze Menge.

Wir haben uns mit dem Genesis GV60 auf den Weg gemacht und zeigen, was man bei

einem Berlin-Besuch auf keinen Fall verpassen darf. Und klären, warum der GV60 ein wichtiger

Neuzugang der Genesis-Familie und ein klares Bekenntnis zur elektrischen Zukunft

des koreanischen Premium-Automobilherstellers ist.


66 // BOLD THE MAGAZINE TRAVEL / BEST PLACES

Highlights wie das Brandenburger Tor,

das Holocaust Mahnmal, das Reichstagsgebäude

und die Gedächtniskirche kennt

wohl jedes Kind, darum starten wir auf

der Museumsinsel im Bezirk Mitte – die

zwar kein Geheimtipp mehr ist, aber der

schönste Ort der Stadt (wie wir finden)

und idealer Ausgangspunkt für unsere

kleine Spritztour. Die Museumsinsel ist

ein aus fünf Museen bestehendes Bauensemble

(Altes Museum, Neues Museum,

Alte Nationalgalerie, Bode-Museum und

Pergamonmuseum) im nördlichen Teil

der Spreeinsel in der historischen Mitte

Berlins. Sie gehört zu den wichtigsten

Sehenswürdigkeiten der Stadt und zu

den bedeutendsten Museumskomplexen

Europas.

An einigen Orten ist es der Stadt besonders

gut gelungen, Altes und Neues zu

verbinden und architektonische Highlights

zu setzen, wie das Neue Museum.

Der von Friedrich August Stüler zwischen

1843 und 1855 errichtete Bau wurde

im 2. Weltkrieg stark zerstört und nach

einem umfänglichen Umbau von David

Chipperfield im Jahre 2009 wiedereröffnet.

Wohl kaum ein Neubau wurde in

Berlin stärker diskutiert als das Berliner

Stadtschloss. Nach langer Diskussion entstand

an der Stelle des alten Berliner

Schlosses das Humboldt Forum. Während

an drei Gebäudeseiten die ursprüngliche

Schlossfassade originalgetreu wiederaufgebaut

wurde, ist die Spree-Seite modern

gestaltet. Hier schauen wir uns unseren

fast lautlosen Begleiter, den Genesis GV60,

etwas genauer an.

Der GV60 ist das dritte SUV-Modell der

Marke und folgt dem gleichen Namensschema

wie die bestehenden Genesis

Modelle. Das „V“ steht dabei für „Vielseitigkeit“,

eine Eigenschaft, die der GV60 mit

dem GV80 und dem GV70 teilt. Der GV60

markiert den nächsten Entwicklungsschritt

der markanten Genesis Designsprache

Athletic Elegance und setzt neue

Standards für Luxus-Elektro-Fahrzeuge.

Leistungsstarke Motoren und eine große

Batterie sorgen dafür, dass der GV60

schneller und weiter fährt als vergleichbare

Modelle. Seine hochmoderne elektrische

Architektur macht das ultraschnelle

Laden jetzt zum Standard. Unser Fazit:

Wer auf vollelektrischen Luxus umsteigen

möchte, kommt an Genesis und dem

GV60 nicht vorbei. Nur die Kamera

gesteuerten Seitenspiegel-Monitore sind

etwas gewöhnungsbedürftig.

Am Ende unser Tour genießen wir das

wilde Treiben am Berliner Hauptbahnhof

mit dem Cube Berlin davor, einem imposanten

Bürogebäude, entworfen vom

Kopenhagener Architekturbüro 3XN, und

machen noch einen kurzen Abstecher

zum Potsdamer Platz und der nahgelegen

Neuen Nationalgalerie – die in ihrer

modernen Glas-Stahl-Konstruktion Kunst

des 20. Jahrhunderts zeigt. Berlin: Du bist

immer eine Reise wert!

WEITERE INFORMATIONEN:

www.genesis.com


MIT DEM

VANTAGE F1 ROADSTER

ZUM FORMEL 1

GRAND PRIX

NACH MONZA

ROADTRIP

AUTOR: L. LÖWISCH / FOTOGRAF: M. EAREY


72 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / ROADTRIP

Sie sind schön und sie sind teuer, die Uhren der Schweizer Manufaktur Girard-Perregaux.

Wir ließen uns in deren Hauptsitz in La Chaux-de-Fonds eine „Neo Bridges Earth to Sky

Edition“ umbinden und fahren mit dem Aston Martin Vantage F1 Roadster von hier aus

zum Formel 1 Grand Prix in Monza. Immer in Sorge um die Uhr und unseren Arm.

Normalerweise trage ich eine Armbanduhr,

um die Zeit zu erfahren. Ich finde sie schön,

aber wirklich wertvoll ist sie nicht – außer

aus dem Grunde, dass sie mich nie im Stich

gelassen hat. Zumindest aber musste ich

nicht sonderlich auf sie aufpassen. Was ich

stets als Entlastung empfand. Das ändert

sich nun schlagartig mit einem Besuch bei

Girard-Perregaux. Der Schweizer Luxusuhrenhersteller

ist seit knapp einem Jahr

Partner von Aston Martin, und die Briten

sind es, die zu einem gemütlichen Road-

Trip von Genf über Girard-Perregaux nach

Monza zum italienischen Formel 1-Grand

Prix einladen, wobei dort auch gleich 100

Jahre Racing im Schlosspark gefeiert wird.

Genug Anlässe, sich mit einem passenden

Auto (Aston Martin Vantage F1 Roadster)

und der passenden Armbanduhr („Girard-

Perregaux Neo Bridges Earth to Sky

Edition“) Alpenluft und Benachbartes um

die Nase wehen zu lassen. Eigentlich hätte

mich ja schon das gut 1,6 Tonnen schwere

Auto aufregen müssen: mattschwarz mit

einem beeindruckenden Heckflügel, Vierliter-V8-Biturbo,

535 PS, 305 km/h Spitze,

in 3,7 Sekunden für den Sprint von null

auf 100 km/h, in der Basis 187.200 Euro

teuer. Aber solche Autos zu bewegen bin

ich gewohnt. Eine Uhr am Handgelenk zu

tragen, die fast nichts wiegt und trotzdem

33.300 Euro kostet, macht mir da schon

eher Sorgen. Was hat man nicht schon

alles gehört, wie Menschen ihres Hab und

Gutes beraubt wurden, auch direkt vom

Körper.

Anfangs muss ich mir allerdings gar keine

Gedanken machen, denn die erste Aston

Martin-Etappe von Genf nach La Chauxde-Fonds

kann ich mich voll aufs Auto

konzentrieren. Das ist zusammen mit der

Coupé-Version der racerischste Vantage,

der je auf die Straße gelassen wurde. Und

auf Initiative von Ex-AMG-Chef Tobias

Moers entstand, der jetzt allerdings schon

nicht mehr Aston Martin-CEO ist. Es gilt

zunächst, trotz 685 Nm Drehmoment

irgendwie die rigide Verkehrsüberwachungspolitik

der Schweizer zu verinnerlichen,

um nicht sofort in einer kargen

Kantonszelle zu enden. Auch wenn‘s im

Fuß juckt: 100 km/h ist 100 km/h, basta.

Und so zuckeln wir gemütlich durchs

Alpenländle bis zu Girard-Perregaux. Die

Firma residiert hier in verschiedenen

Gebäuden, das Empfangshaus ist von

1906. Hier befindet sich unter anderem ein

kleines Museum, und hier lernen wir, dass

von den fünf Produktlinien Laureato, 1966,

Vintage 1945, Cat’s Eye und Bridges die

letzte die älteste ist: In den 1860er-Jahren

kam von Girard-Perregaux ein Tourbillon

mit drei Goldbrücken auf den Markt.

Damit wurde die Kunst der Feinmechanik

sichtbar, denn als Träger von Einzel-


MOTION / ROADTRIP

BOLD THE MAGAZINE // 75

teilen war eine undurchsichtige Platte

durch feine Brücken ersetzt worden. Jetzt

gibt es eine moderne Bridges-Kollektion –

so eine Brücke ist übrigens auch das Logo

von Girard-Perregaux. Die Preise beginnen

bei 21.700 Euro, dann allerdings mit nur

einer Brücke.

Überhaupt, die Historie: Durch die Heirat

von Constant Girard und Marie Perregaux

im Jahr 1854 vereinten sich nicht

nur zwei Schweizer Uhrmacherfamilien in

La Chaux-de-Fonds. Bald darauf, im Jahr

1856, gründeten sie zusammen eine Werkstatt,

die, an der Spitze uhrmacherischer

Innovation stehend, neue Maßstäbe in der

Uhrmacherei setzen und diese Tradition

bis heute fortsetzen wird. 1791 gilt allerdings

als Gründungsdatum von Girard-

Perregaux, weil ein gewisser Uhrmacher

namens Jean-François Bautte hier seine

ersten Uhren baute und später Teil von

Girard-Perregaux wurde. Der erste große

Erfolg stellte sich 1889 ein, als die Jury der

Pariser Weltausstellung die Goldmedaille

an „La Esmeralda“ vergab samt Tourbillon

mit drei goldenen Brücken von Girard-

Perregaux. Zu den vergangenen Highlights

gehört ebenfalls die Gyromatic HF

mit dem weltweit ersten mechanischen

Hochfrequenzwerk mit Automatikaufzug,

das mit einer Frequenz von 36.000 Halbschwingungen

pro Stunde schlägt (1965),

die erste Schweizer Serien-Quarzuhr (1971)

oder die „Constant Escapement L.M.“ von

2013, die das Problem der konstanten Kraft

löste und den Aiguille d’or beim Grand

Prix d’Horlogerie de Genève erhielt. Und

wir lernen, was Haute Horlogerie heute

ausmacht: u. a. Gravier- und Emaillierkunst,

Hightechmaterialien und Miniaturmalerei.

Wobei die Gravierkunst als aufwendigste

und anspruchsvollste Kunst gilt. Graviert

wird ausschließlich von Hand mit Meißel

und Stichel. Ein Fehler, und die ganze

Arbeit war umsonst! Beim Emaillieren

wird alles von der Herstellung des Emaillepulvers

bis zum letzten Polierschritt von

Meistern in Handarbeit ausgeführt. Das

Pulver wird in die Vertiefungen des Zifferblatts

eingestreut und dann in einem Ofen

gebrannt, der in der Regel etwa 800 Grad

heiß ist. Dieser Brennvorgang wird fünf- bis

zehnmal wiederholt, um den gewünschten

Glanz zu erzielen. Der größte Vorteil dieses

aufwendigen Prozesses ist, dass die makellosen

Feueremaille-Zifferblätter ihre Farbe

für immer behalten. Nicht weniger aufwendig

ist die Miniaturmalerei, bei der

die Schwierigkeit in der Größe des verfügbaren

Platzes – oft im Zehntelmillimeterbereich

– liegt. Es wird mit verschiedenen,

ultrafeinen Pinseln, gearbeitet, die zum Teil

aus nur einem einzigen Haar bestehen.

Mehrere Farbschichten und eine genügende

Trocknungszeit sind erforderlich,

um die Farbe zu fixieren. Durch ein Motiv,

einen Text oder einen speziellen Farbton

werden den Kunden die Möglichkeit der

individuellen Gestaltung der Miniaturmalerei

geboten. Allerdings hat Girard-

Perregaux die Ersetzung des Globus‘

durch eine Tomate (!) für einen ihrer

solventen Kunden aus der Gemüsebranche

abgelehnt. Zu den benutzten

Materialien gehört besonders Silizium:

Das Material ist korrosionsbeständig,

neutral gegenüber Temperaturschwankungen,

leicht und unempfindlich gegenüber

Magnetfeldern. Zudem verringert

der geringe Reibungskoeffizient von Silizium

sowohl den Verschleiß als auch den

Energieverbrauch. Hightech verlangt auch

Saphir. Es ist extrem schwer zu bearbeiten.

Ein roher Block Saphirglas wird mithilfe von

Werkzeugen aus Diamant, dem härtesten

Material des Universums, geschnitten,

mechanisch bearbeitet, gebohrt, gewölbt

und poliert. Seine kristalline Transparenz

macht Saphir zum perfekten Material für

die Herstellung eines Uhrengehäuses. Und

dann wäre da noch Carbon Glass – eine

Mischung aus Kohle- und Glasfaser, die bei

hohen Temperaturen verdichtet wird. Das

Material ist leicht, 100mal zäher als Stahl

und bietet den zusätzlichen Vorteil, dass

es absolut wasserfest ist.

Nicht weniger beeindruckend: Girard-

Perregaux entwirft, entwickelt und fertigt

alle wesentlichen Bauteile ihrer Uhren

selbst. Die höchstzulässige Toleranz ist

ein Mikrometer, also ein tausendstel Millimeter.

Heute produziert Girard-Perregaux

unter anderem dreiachsige Tourbillons,

Planetarien und Minutenrepetitionen.

Für die Veredelung der drei Goldbrücken

werden 40 Stunden benötigt. Dies

entspricht einer ganzen Woche Arbeit

für nur drei der insgesamt 310 Bauteile,

aus denen zum Beispiel das Uhrwerk der

La Esmeralda zusammengesetzt ist. Für

das Polieren einer einzigen Schraube der

Haute-Horlogerie-Uhrwerke werden zehn

Minuten benötigt. Als ich dann noch

erfahre, dass die hochwertigen Uhren

im Schnitt alle drei bis fünf Jahre zum


76 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / ROADTRIP

Service sollten, der unter anderem das

Feintuning von 18 zum Tourbillon gehörigen

Schrauben beinhaltet, die nur mit

der Lupe zu sehen sind, weiß ich endlich,

wieviel Arbeit in so einer Uhr steckt. Und

nehme ehrfürchtig die „Neo Bridges Earth

to Sky-Edition“ entgegen.

Angenehm schmiegt sich das Krokolederarmband

um die Haut. Aber die Last wiegt

selbst bei nur fünfstelligem Wert schwer.

Und so geht es mal als Fahrer, mal als

Beifahrer die Rhone entlang, später den

atemberaubenden Furkapass hoch und

runter. Ich passe deutlich auf, meinen Arm

auf der rechten Seite nicht allzu weit aus

dem Auto hängen zu lassen – nachher

nähert sich noch irgendein neidischer

Alm-Öhi mit Axt. Ich habe kurz vorher ein

Video gesehen, auf dem ein Sozius eines

Bikers mit einem Hammer versucht, die

Seitenscheibe eines fahrenden Bugatti

Chiron auf öffentlicher Straße einzuschlagen

(was er allerdings nicht schafft). Das

tat er sicher nicht, um „Hallo“ zu sagen.

Die Fahrt ist erstaunlich ereignislos, was

die Uhr angeht – während es ein bisschen

regnet und die Nässe die Piste in Schmierseife

verwandelt. Das Cabrio will vorsichtig

pilotiert werden, aber letztlich kommen

wir unversehrt in Monza an. Allerdings

sehen dort diverse Gestalten aus wie eine

Mischung aus Ronald Biggs und Kater

Carlo. Bis sich herausstellt, dass es sich nur

um harmlose Teamchefs und Ingenieure

handelt. Übrigens: Hätte ich eine „Laureato

Absolute Chronograph Aston Martin F1

Edition“ (s. Foto Seite 72) mit Carbon vom

Rennwagen der Vorsaison am Arm, würde

ich mich kaum sicherer fühlen – auch

diese Uhr (2021 aufgelegt zu Ehren der

neuen Zusammenarbeit mit dem Autohersteller)

ist mit 27.900 Euro ebenfalls

satt eingepreist und allein deshalb schon

begehrenswert. Mit stetem Seitenblick

auf Uhr und Arm genieße ich das Rennen,

befürchte nur, dass nach dem unter

Pacecar eingefahrenen zweiten Platz von

Leclerc auf Ferrari die Tifosi gar nicht gut

drauf sind. Sollte mir jemand ans Krokodilleder

wollen, lautet meine Strategie, den

Angreifer mit dem Ausfall von Vettel und

dem 18. Platz (von 20) von Stroll, beide

Aston Martin, zu konfrontieren, und dass

ich deswegen eigentlich viel schlechter

drauf bin als er. Tatsächlich passiert gar

nichts. Es fragt mich nicht mal jemand

nach diesem absolut schönen Kunstwerk

am Arm – aber in der Formel 1 spielt Geld

ja bekanntlich kaum eine Rolle. Ein letztes

Mal schaue ich auf die wirklich edle und

teure Uhr, und überlege kurz vor der Rückgabe

am Monza-Eingang, ob ich mir nicht

doch mal selbst eine Girard-Perregaux-

Armbanduhr zulege. Aber wenn, dann

richtig – dann sei auf die Last der Uhr

gepfiffen. Zum Beispiel die „Girard-Perregaux

Planetarium Tri-Axial“. Sie kostet mal

eben 949.000 Euro. Da muss ich allerdings

noch verdammt viel schreiben.

WEITERE INFORMATIONEN:

www.astonmartin.com

www.girard-perregaux.com


Fotos: L. Rossini / ipa-agency.net/PA (action press)


COOL STUFF / BEGEHRENSWERT BOLD THE MAGAZINE // 79

NEW

SCANDINAVIAN

DESIGN

NACHHALTIG

UND FORMVOLLENDET

AUTORIN: Z. KHAWARY

Bolias Vision des New Scandinavian

Design bereichert mit neuen Perspektiven.

Hinter jedem einzelnen Möbelstück

stehen ein nachhaltiger Ansatz,

ausgewählte natürliche Materialien

und von Hand gefertigte Elemente. So

vereint das Unternehmen Tradition

und Moderne, um die Natur auf formvollendete

Weise in das Leben ihrer

Kunden Einzug halten zu lassen. Das

Bolia Design-Kollektiv besteht aus über

60 internationalen Designern, die ihre

Leidenschaft für das New Scandinavian

Design und nachhaltige Kreationen mit

der Marke teilen. So entstehen in enger

Zusammenarbeit zwei jährliche Kollektionen,

die ihre Inspiration aus der sich

ständig verändernden Natur Skandinaviens

beziehen. Jedes einzelne Design

ist individuell auf die spezifischen

Wünsche und Bedürfnisse der Kunden

abgestimmt.


MORE

SELF CONTROL

DER NEUE LAMBORGHINI

HURACÁN TECNICA

AUTOR: N. DEXTER


86 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / LAMBORGHINI

Er gilt als einer der wenigen lupenreinen Super-Sportwagen und ist eher Weltanschauung

als Fortbewegungsmittel. Auf den Mittelgebirgs-Serpentinen Nordsardiniens testen wir den

neuen Lamborghini Huracán Tecnica und lernen vorerst viel über Selbstbeherrschung.

Der Legende nach kaufte sich Ferruccio

Lamborghini 1963 einen gewissen roten

Sportwagen nahe seiner Heimatstadt

Bologna, Italien. Der begeisterte Ingenieur

feierte seinen Erfolg bis dahin

beim Produzieren erschwinglicher Traktoren

für die nationale Landwirtschaft.

Als an seinem neuen Wagen dann ein Teil

zu Bruch ging und er um eine schnelle

Reparatur bat, wurde er immer wieder

vertröstet. So baute er einfach das

kaputte Teil in seiner eigenen Werkstatt

nach und reparierte das Fahrzeug selbst.

Durch den Erfolg der eigenen Abhilfe

fing Ferruccio Lamborghini kurzerhand

selbst an, den ultimativen Sportwagen zu

entwerfen. Zudem wollte er Enzo Ferrari

eins auswischen. Denn der soll auf Kritik,

die Ferruccio an seinem Ferrari geäußert

hatte, mit den recht hochnäsigen Worten

reagiert haben: „Lamborghini, du wirst nie

in der Lage sein, einen Ferrari richtig zu

handhaben“. All das reichte als Anreiz, um

fortan selbst in das Geschäft mit schnellen

Autos einzusteigen. Seine Luxusflitzer

sollten an Flugzeuge oder gar an Raketen

erinnern – und alles bisher Dagewesene

in den Schatten stellen.

Heute, 59 Jahre später, steht das Unternehmen,

das seit 1998 als Teil der Audi

AG zum Volkswagen Konzern gehört,

kurz vor dem größten Umbruch seiner

Geschichte, denn ab dem kommenden

Jahr werden erstmals Hybrid-Antriebe

Einzug unter die Motorhauben finden.

Und natürlich haben es sich die Ingenieure

aus Sant’Agata Bolognese nicht

nehmen lassen, als einen der krönenden

Abschlüsse dieser Epoche ein selbsternanntes

Meisterwerk zu kreieren – den

Lamborghini Huracán Tecnica.

Der knallrote Startknopf auf der Mittelkonsole

erinnert bereits an Sequenzen

eines Blockbuster Action-Films. Allein

der Sound vom Kaltstart unseres 640 PS

starken, ultraflachen Renngefährts lässt

erahnen, dass die kommenden 120 Kilometer

über nordsardinische Mittelgebirgs-Serpentinen

eine emotional frohlockend-herausfordernde

Aufgabe ist.

Glücklicherweise kann man den 1,3

Tonnen schweren Italiener vorne per

Knopfdruck, mittels hydraulischem Lift-

System, anheben, so dass die schmalen,

hangliegenden Dorfstraßen und Einfahrten

nicht mehr ganz so gefährlich

wirken. Los geht’s! Den ersten Gang legt

man per Schaltwippe ein, den Rest macht

der Lamborghini nach Wunsch mittels

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik

in Eigenregie. Die ersten Meter beruhigen.

Die orangefarbene Rakete fährt

sich wesentlich einfacher als erwartet.

Also mit voller Konzentration raus aus

dem Ort und rein in die Berge. Kommen

wir nun zur Aufklärung des Titels:


MOTION / LAMBORGHINI

BOLD THE MAGAZINE // 89

Mehr Selbstbeherrschung. Wer schon

einmal auf leeren und gut ausgebauten

Serpentinenstraßen in einem bestechend

schönen italienischen Supersportwagen

an einem Verkehrsschild vorbeigefahren

ist, das die Maximalgeschwindigkeit von

50 km/h vorgibt, wobei absolut niemand

zu sehen ist und das hübsche Ding in

sage und schreibe 3,2 Sekunden von null

auf 100 km/h und in 31,5 Metern von 100

km/h auf null, der kennt das Dilemma und

das resultierende Stoßgebet: More self

Control!

Das Besondere am Huracán Tecnica, im

Vergleich zu seinen Geschwistern STO

und EVO, ist das Mehr an Komfort, Lifestyle

und Fahrspaß. Und wer im Vorfeld

einen STO fahren durfte, stellt schnell fest,

dass der Tecnica eben diesen Charakteristika

vollends entspricht. Zu den wichtigsten

Bauteilen an einem Sportwagen

wie diesem zählen natürlich die Carbon-

Keramik-Bremsen und die Reifen. Erstere

sind so groß, damit könnte man wahrscheinlich

einen ganzen Häuserblock zum

Stillstand bringen, und Letztere wurden

eigens von Bridgestone für den 5,2 Liter

V10 produziert. Man fühlt sich also sicher,

die Lenkung ist angenehm direkt, und in

den diversen Kurven saugt sich das Fahrzeug

förmlich an den Asphalt. Die Außentemperatur

beträgt 34°C, und ja, dieses

Geschoss kommt sogar mit einer Klimaanlage!

Ansonsten ist das Fahrwerk etwas

weniger hart abgestimmt als von den

weiteren Huracán Modellen bekannt, und

so fährt man den Tecnica zuweilen wie

einen Gran Turismo. Gut zu wissen: Im

Hause Lamborghini folgt die Form

der Funktion! Die Fahrzeuge mit dem

goldenen Stier auf dem Logo werden

demnach vom Motor aus gebaut. Die

Performance steht immer im Mittelpunkt,

das Design hat sich danach zu richten.

Und das spürt man auf jedem Meter. Fahrspaß

pur, wie in fast vergangenen Zeiten.

In puncto Design ist der Huracán Tecnica

eine Besonderheit in den eigenen Reihen.

So erinnert die Y-Form der Vorderseite an

den ersten Elektro-Lamborghini: Sián, und

die seitlich offene B-Säule mit kleinem

Fenster ist genauso ein Hingucker, wie die

zum Teil freiliegenden Rückräder im Heck,

welche dem Betrachter ein starkes 80’er

Jahre Rennsport-Gefühl geben. Darüber

hinaus steht im Hause Lamborghini

alles im Zeichen der Individualisierung.

Unter dem Namen Ad Personam können

sich die Kunden Ihren Wunsch-Lamborghini

in allen erdenklichen Interieurund

Exterieur-Kombinationen zusammenstellen.

Es stehen unter anderem 300

Farben sowie Oberflächenoptionen aus

Carbon und Alu zur Auswahl. Und so hat

man als Kunde mit dem nötigen Kleingeld,

nach derzeit 18 Monaten Wartezeit,

einen einzigartigen, maßgeschneiderten

Italiener auf der Einfahrt zu stehen, der

einem per Knopfdruck allerbeste Laune

beschert.

WEITERE INFORMATIONEN:

www.lamborghini.com


90 // BOLD THE MAGAZINE IMPRINT

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C. Paul, Z. Khawary, M. Mai, T. Adler,

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C. Streng, P. Heidmann

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