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moneyeditorial
EDITORIAL
Frohe Nachrichten
zum Advent
GEORG MECK
Chefredakteur
FOCUS MONEY
spüren Sie das auch, diese Sehnsucht nach vorweihnachtlicher Harmonie?
Ob es am milden Schein der Adventskerzen liegt oder an der allgemeinen Erschöpfung
nach Monaten mit Krieg und Pandemie, die Welt erscheint in diesen
Tagen etwas versöhnlicher, etwas frohgemuter und optimistischer; im
Zwischenmenschlichen, aber auch im Finanziellen, wofür wir uns in erster
Linie zuständig fühlen. Bevor es also zu besinnlich wird, hier ein paar harte
wirtschaftliche Fakten, die zur Hoffnung Anlass geben.
+ Die Inflation hat offenbar den Höhepunkt überschritten. Die Geldentwertung
in der Euro-Zone ist überraschend gesunken, zum ersten Mal seit Langem.
Nun sind 10 Prozent Inflation wahrlich kein Grund für die Europäische
Zentralbank, die Hände in den Schoß zu legen. Dennoch: Die Statistik verspricht
Erleichterung. Das Tanken wird gleich etwas weniger zur Tortur,
wenn der Spritpreis unter die 2-Euro-Marke rutscht.
+ Die fürs nächste Jahr prophezeite Pleitewelle fällt womöglich aus. Es häufen
sich die Anzeichen und Ansichten, dass wir glimpflicher davonkommen
als befürchtet. „Die Stimmung hellt sich auf“, so sagte es mir beim Adventstee
ein bestens vernetzter Wirtschaftsprüfer, der Tausende Bilanzen im Blick
hat. Ein weiterer Beleg: Aufgrund der „abnehmenden Unsicherheit“ wollen
die Unternehmen in Deutschland wieder mehr Personal einstellen, meldet
das Ifo-Beschäftigungsbarometer – so denn Fachkräfte zu finden sind.
+ Das Freihandelsabkommen mit Kanada ist unter Dach und Fach, endlich!
Nach jahrelangen Debatten hat der Bundestag dem Vertrag zugestimmt (abgesehen
von den Rändern links und rechts außen im Parlament). Die liberalen
Demokratien rücken zusammen. Gut so! Handel und Austausch mehren
den Wohlstand in der Welt.
+ An der Börse geht es aufwärts: Der Dax hat im Oktober 9,4 Prozent
gewonnen, im November 8,6 Prozent. Die Börse handelt die
Zukunft, heißt es so schön. Der Kapitalmarkt nimmt, wie immer,
die Entwicklung vorweg. Hoffen wir, dass er recht behält.
Nicht nur im Advent.
Herzlich Ihr
Aus aktuellem Anlass!
Lesen Sie FOCUS MONEY bequem zu Hause
Liebe Leserinnen und Leser,
die Inflation bewegt sich in Deutschland wie im Durchschnitt
der Euro-Zonen-Länder auf zweistelligen Werten. Bange
blicken die Börsianer auf die Notenbanken: Wie geht es weiter mit
der Zinspolitik? Stürzen die Volkswirtschaften in eine tiefe Rezession?
Und was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse? Mein Tipp:
Sie erfahren alles Wichtige in FOCUS MONEY. Den portofreien
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FOCUS MONEY 50/2022
Foto: F. Röth
*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht
3
moneyinhalt
7. DEZEMBER 2022 www.money.de
moneykompakt
6 Strategie: Gold und Euro
werden teurer
7 Das kaufe ich jetzt:
Bohrerspezialist erhöht die
Drehzahl
7 Chart der Woche: Rohstoffe
sichern unsere Zukunft
7 Hit & Shit: Allzeithoch für
Deutsche Börse, das WM-Aus für
Deutschland – und die Folgen
8 Wirecard: Profitieren die betrogenen
Aktionäre von einer Verurteilung
von Ex-Chef Braun?
8 BASF: Stellenstreichungen statt
Weihnachtsfeier
9 Jahressteuergesetz: Verbesserungen
eingearbeitet
98 Andis Börsenbarometer:
Warnung aus dem Ländle
moneytitel
10 Inflation? Rezession? Kaufen?
Die Prognosen sind vielfältig wie
selten zuvor. Wann und wo sich
der Einstieg wirklich lohnt
14 Im Angebot: Deutsche Aktien mit
einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis,
die gute Chancen bieten
18 Zertifikate: Stressfrei auf Renditefang
– einfach und mit weniger
Risiko an die Börse gehen
20 Europäische Midcaps: Fünf
Aktien für (fast) jeden Anlagestil
24 Chartsignal: Erste Trendumkehr-
Signale bei der Compugroup-Aktie
24 Börsenwissen: Lohnt sich
Diversifikation noch?
26 Interview: Gute Einstiegschancen
bei Value-Aktien „mit Twist“ sieht
GANÉ-Fondsmanager Uwe
Rathausky
10
Gute Chancen
Anleger müssen noch etwas
abwarten. Aber 2023 stehen
fantastische Kaufgelegenheiten
an. Wo der Einstieg schon lohnt
und wer auf die Watchlist gehört
30 Bester Kaufzeitpunkt: Diese
Aktien gehören jetzt auf die
Watchlist
moneymarkets
34 China: Noch im Krisenmodus
– aber wie lange? Welche
europäischen Aktien von einem
China-Aufschwung profitieren
38 Interview: Bilfinger-Chef Thomas
Schulz sendet einen Weckruf an
Deutschland
41 Data Modul: Die Aktie des
Display-Spezialisten ist attraktiv
bewertet
42 AT&S: Unterbewerteter Nischenplayer
aus der Chip-Branche zum
Schnäppchenpreis
44 US-Handel: Billig-Ketten profitieren
von der Krise
47 Kolumne: In den Prognosen, die
ein „verlorenes Jahrzehnt“
heraufbeschwören, sieht Ken
Fisher positive Signale
48 EZB: Warum Europa Angst vor
einer quantitativen Straffung hat,
analysiert „The Economist“
50 Infineon: Kein Schweinezyklus in
Sicht
52 IBM: Der „große Blaue“ steht am
Beginn eines neuen Trends
62 Krypto-Podcast: „Missing Magic
Money“ – der Skandal um die
Kryptobörse FTX
64 Musterdepots: Die Experten
haben Hoffnung auf eine Hausse
4 Titelfoto: Shutterstock
FOCUS MONEY 50/2022
moneydigital
56 Social Trends: IT-Fachkräftemangel
sprengt alle Rekorde
57 Aktienanalyse: Ölriese Chevron
weiter auf Kurs
59 Interview: „Warum die Rezession
noch verstärken?“, fragt Ökonom
Heiner Flassbeck
dswanlegerschutz
66 Analyse und Abwägung: Wie soll
Deutschland mit Katar umgehen?
moneyservice
68 Marktplatz: Oldtimer des Monats,
Genuss fürs Gehör
70 Camper: Wer im Sommer 2023
ein Wohnmobil mieten will, muss
schon jetzt buchen
74 Bücher: Tipps für Wirtschafts-Bücher
unter dem Weihnachtsbaum
76 Lebensversicherung: Welche
Branchenriesen mit besonders
starker Finanzkraft überzeugen
moneyanalyse
81 Fonds
82 Deutsche Aktien
90 Internationale Aktien
96 ETFs
97 Zertifikate
34
Kommt der China-Aufschwung?
Derzeit bestimmen schlechte Nachrichten das China-Bild. Langfristig setzen
Anleger auf Europa-Aktien, die von einer Wende zum Besseren profitieren
44
Rezessions-Gewinner
In Amerika droht eine Rezession.
Kommt der Konjunkturrutsch,
gehören Billig-Händler zu den
Profiteuren. Die Aktien der
lukrativsten US-Händler
70
Hohe Nachfrage
Urlaub mit dem Wohnmobil boomt. Wer im Sommer
2023 mit dem Camper verreisen will, muss schon
jetzt buchen. Die besten und günstigsten Anbieter
moneyrubriken
3 Editorial
80 Leserbriefe –
Impressum
98 Termine
38
„Die extreme Energiepolitik kostet uns Wohlstand –
in der Industrie wie im privaten Bereich“
THOMAS SCHULZ, VORSTANDSVORSITZENDER DER BILFINGER SE
FOCUS MONEY 50/2022
Fotos: Adidas (2), Nike (2), Bloomberg, 123RF, Bilfinger Composing: FOCUS MONEY
5
moneytitel
STRATEGIE
INFLATION?
REZESSION?
KAUFEN?
WOHIN JETZT?
Prognosen mit
riesiger
Spannweite
10 Illustration: iStock
FOCUS MONEY 50/2022
„Fantastische Kaufgelegenheiten“ gibt es im ersten Quartal 2023. Bis dahin drohen
Rückschläge. Anleger brauchen jetzt noch etwas Geduld, bis es richtig losgeht
von MIKA HOFFMANN
Auf den Tag genau vor 23 Jahren habe ich begonnen,
für FOCUS MONEY zu arbeiten. Noch
nie war es in der langen Zeit so schwierig, eine
Prognose für die Börsen abzugeben – sei es für
die nächsten Wochen, die nächsten Monate
oder die nächsten zwei bis drei Jahre. Zu viele
Fragezeichen ploppen auf, zu viele Faktoren, die das Börsengeschehen
beeinflussen, sind ungeklärt.
Sinkt endlich die Inflation, die so hoch ist wie seit Jahrzehnten
nicht mehr – und wie lange dauert es, bis die Bremsmaßnahmen
der Notenbanken wirken? Und werden die Federal
Reserve und die Europäische Notenbank es schaffen,
die Preissteigerungsraten abzubremsen, ohne die Konjunktur
in eine tiefe Rezession zu schicken und ohne eine neue
Schuldenkrise vor allem in der Europäischen Währungsunion
auszulösen? Ganz abgesehen von Fragen, die direkt mit
den Kursen nichts zu tun haben: Wie lange dauert der russische
Angriffskrieg auf die Ukraine noch? Oder: Verschärft
sich das Verhältnis zwischen den USA und China?
Bärenmarktrally oder neuer Aufwärtstrend? Die wichtigste
Frage für Börsianer lautet: Was heißt das alles letztlich für
die Aktienkurse? Setzt sich der mittelfristige Abwärtstrend
fort, den wir seit Jahresanfang sehen? Oder wird aus der Erholung
der vergangenen Wochen, die die Kurse an der Wall
Street und in Europa immerhin um mehr als 20 Prozent nach
oben gebracht hat, eine Trendwende – und wir steuern schon
bald wieder die alten Höchststände an?
Auch die Profis sind einigermaßen ratlos. Die Prognosen
der großen Investmentbanken sind normalerweise alle recht
ähnlich, unterscheiden sich nur in Nuancen. Aber für 2023
ist alles dabei: von einer sanften Landung der Weltwirtschaft
bis hin zu einer tiefen globalen Rezession. Allein die Bank of
America hat für ihre Prognose für den amerikanischen Aktienmarkt
zwischen dem optimistischsten und pessimistischsten
Szenario eine Spanne von 50 (!) Prozent. Da ist
wirklich für jeden etwas dabei!
Mit seiner Prognose für 2022 lag Michael Wilson, Chef-Aktienstratege
von Morgan Stanley, ziemlich richtig. Er prognostizierte
für den S&P-500, den wichtigsten amerikanischen
Aktienindex, einen Jahresendstand von 3900 Punkten. Aktuell
liegt das Börsenbarometer bei etwas über 4000 Zählern.
Diese Vorhersage war angesichts des schwierigen Umfelds
eine ziemlich gute Leistung – vor allem, weil sich Wilson als
einer der wenigen Auguren der wichtigsten In vest mentbanken
traute, den deutlichen Kursrutsch amerikanischer Aktien
zu prognostizieren. Umso interessanter ist es, seinen Ausblick
für 2023 genauer anzuschauen.
Wilson sieht eine „fantastische Kaufgelegenheit“. Aber bevor
Sie zu früh euphorisch werden: Der Morgan-Stanley-Experte
erwartet sie erst im Lauf des nächsten Jahres. Zunächst
Erholung seit Oktober
Besonders der deutsche Aktienmarkt zeigt seit Anfang
Oktober eine deutliche Erholung. Die Chancen
stehen gut, dass der Aufschwung bis zum Jahresende
hält. Danach drohen Schwierigkeiten.
Deutsche und US-Aktien
Entwicklung seit 1.1.2022 in Prozent, auf Euro-Basis
S&P-500
Dax
JAN F M A M J J A S O N DEZ
Quelle: Bloomberg
0
–5
–10
–15
–20
–25
Kräftiger Anstieg
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sind
in Deutschland und den USA seit Jahresbeginn
deutlich gestiegen – auch wenn die Kurse zuletzt
abflachten. Wie es weitergeht, bleibt spannend.
Zehnjährige Staatsanleihen
Rendite in Prozent
USA
Deutschland
JAN F M A M J J A S O N DEZ
Quelle: Bloomberg
4
3
2
1
0
–1
FOCUS MONEY 50/2022
11
moneymarkets
CHINA
Mit den Europäern
gewinnen
Covid-Lockdown, Proteste und Konjunkturloch – China
befindet sich im Krisenmodus. Doch wer langfristig
agiert, setzt heute schon auf die Gewinner von
morgen. Wer aus Europa besonders von einem
Konjunkturaufschwung in China profitieren würde
von JOHANNES HEINRITZI
Wirtschaftswachstum über Durchschnitt
Aus heutiger Sicht wird das Bruttoinlandsprodukt im
Reich der Mitte stärker steigen als in westlichen und
auch den meisten aufstrebenden Staaten. Doch es
gibt Risiken wie den Immobilienmarkt und Covid.
Prognosen des Wirtschaftswachstums
BIP-Veränderung zum Vorjahr in Prozent
3,1
4,5
4,8
2022 2023 2024
China
Quellen: UBS, Bloomberg
3,2
0,2
Euro-Zone
0,8
1,9
0,2
USA
0,3
3,2
2,1
Welt
2,7
COVID-ISOLATION:
Wird die Null-Covid-Politik
aufgegeben, droht
eine Gesundheitskrise,
die die Krankenhäuser
in China überlasten
könnte
34 Foto: Bloomberg
FOCUS MONEY 50/2022
Xi Jinping muss gehen!“ So direkt war die Unzufriedenheit
der chinesischen Bevölkerung schon lange nicht
mehr zu sehen und zu spüren. In Shanghai, Peking
wie auch Wuhan und Urumqi gingen viele auf die Straßen.
Vor allem die harsche Null-Covid-Politik der Staatslenker ist
der große Reibungspunkt. Nach viel vergeudeter Zeit, nahezu
drei Jahren mit Lockdowns und ohne weitreichend funktionierende
Impfungen, da die chinesischen Impfstoffe wenig
wirksam und ausländische (mRNA-Vakzine) nicht
zugelassen sind, steht die Bevölkerung im Reich der Mitte
ohne Herdenimmunität da. Vor jedem Covid-Ausbruch muss
sich Peking fürchten, zöge dies doch voraussichtlich Tausende
von Covid-Toten nach sich. Doch Xi Jinping dürfte ebenso
klar sein, dass sich die Regierung keine weitere starke Konjunkturdelle
erlauben kann. Denn sonst kämen die Proteste
von den dann in wirtschaftliche Nöte Geratenen.
Tatsächlich hat Peking ein großes Problem. Denn die neuen
Covid-Varianten sind zwar weniger tödlich, verbreiten
sich aber schneller. Das bedeutet, dass sich bei einer Öffnung
Chinas Covid wie ein Lauffeuer ausbreiten würde. Auch
Es könnte eine Erholung geben
Der Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managersʼ
Index, kurz PMI) gilt als Konjunkturbarometer. Liegt er
unter 50 Punkten, zeigt dies eine Schrumpfung an.
Für 2023 und 2024 wird wieder ein Anstieg des PMI
für das verarbeitende Gewerbe über 50 erwartet.
Caixin-Einkaufsmanager-Index für China
Verarbeitendes Gewerbe, in Punkten
2013 14 15 16 17 18 19 20 21 22 2023
Quelle: Trading Economics
Prognose
52
48
44
40
CHINA
Wohin die chinesische Reise geht
Sobald zu viel Macht in die Hand eines Politikers gelangt, ist es
schwierig, die nächsten Schritte der Regierung zu erahnen. Dies
ist spätestens seit dem 20. Parteikongress auch in China der Fall.
Präsident Xi Jinping baute seine Macht deutlich aus. Xi hat sich auf
die Fahnen geschrieben, dass China selbstversorgend, die nationale
Sicherheit gestärkt, aber auch das Gemeinwohl oder besser
der Wohlstand ausgebaut wird. Um Letzteres zu erreichen, braucht
China weiterhin Wachstum. Dazu nimmt Peking viel Geld in die
Hand. Das staatliche Budgetdefizit dürfte in diesem und den nächsten
zwei Jahren mehr als fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts
(BIP) erreichen. Das ist mehr als der weltweite Durchschnitt.
Doping für die Konjunktur. Neben der Fiskalpolitik hat die Notenbank
eingegriffen, um die Konjunktur zu stützen. Die Peopleʼs
Bank of China (PBOC) reduzierte die Mindestreserveanforderungen
für die meisten Banken. Der durchschnittliche Satz sinkt damit
von 8,1 auf 7,8 Prozent, was rund 500 Milliarden Renminbi (66,5 Milliarden
Euro) mehr an möglichen Langfrist-Krediten für die Wirtschaft
und eine jährliche Zinsentlastung der Banken von 5,6 Milliarden
Renminbi bedeuten dürfte, so die Zentralbank. Bereits Mitte
November hat die PBOC Maßnahmen ergriffen, um den angeschlagenen
Immobiliensektor zu stärken. Zuvor waren die Investitionen
in Immobilien im Oktober um gut zwölf Prozent gegenüber Oktober
2021 gefallen. Wie sich die Proteste, vor allem, sollten sie sich
drastisch ausweiten, auswirken werden, ist noch nicht abzusehen.
Tritt daher Xi international radikaler auf? Gut möglich, dass sich das
geopolitische Klima nochmals verschlechtert. Investments in China
werden daher weiterhin mit hohen Risiken behaftet sein.
HAFEN SHANGHAI: Peking will den Wohlstand im Land in der
Breite vermehren. Dafür braucht es Wirtschaftswachstum
Zentralbank pumpt Geld ins System
Schon wird spekuliert, ob der chinesische Leitzins
Anfang 2023 nach unten gehen wird. Der Mindestreservesatz
(RRR) für den Bankenapparat wurde
Mitte November bereits gekappt.
Mindestreservesatz der chinesischen Zentralbank
in Prozent
1994 2000 05 10 15 2020
20
16
12
8
4
Quelle: Standard Chartered
FOCUS MONEY 50/2022 Foto: Bloomberg
35
moneymarkets
HALBLEITER IN NAHAUF-
NAHME: IC-Substrate verpacken
immer mehr Datenträger
auf immer kleineren Flächen
AT&S
Unterbewerteter Nischenplayer
Der Hersteller von Leiterplatten und IC-Substraten hat in einem lukrativen Segment der
Halbleiterbranche seine beste Zeit noch vor sich. Antizyklische Anleger steigen jetzt ein und
setzen darauf, dass das Unternehmen in den nächsten Jahren einen Gewinnsprung hinlegt
von STEFAN RIEDEL
In der Halbleiterbranche hat Europa einige globale Schwergewichte
im Rennen. Infineon aus Deutschland, NXP
Semi conductors aus den Niederlanden und ST Microelectronics
aus Italien sind den meisten Anlegern ein Begriff.
Weniger bekannt ist dagegen noch AT&S aus Leoben in der
Steiermark. Dabei glänzt das im Wiener Leitindex ATX gelistete
Unternehmen mit einer günstig bewerteten Aktie –
das Ganze kombiniert mit neuem Wachstumsschub in den
nächsten Jahren.
Margenstarke Winzlinge. Das Metier von AT&S sind nicht
die großen Wafer, sondern die Ministrukturen auf den Leiterplatten.
Substrate spielen als Verbindungselemente zwischen
den Leiterplatten und Chips in der Miniaturisierung der Elektronik
eine immer wichtigere Rolle. Hunderte solcher Elektronik-Bausteine
können auf einer einzigen Platine kompakt
verlötet werden. Verbaut werden Substrate in Smartphones
und Laptops, aber auch in Netzwerken der Telekommunikation
und in der Luft- und Raumfahrt. Zu den Kunden zählen
Apple, Intel und große europäische Autozulieferer. Ganz oben
bei Verkaufspreis und Margen stehen die ABF-Substrate für
High-Performance-Prozessoren, wie sie für Server, 5G-Basisstationen
und Datenzentren benötigt werden.
42
Foto: Shutterstock
FOCUS MONEY 50/2022