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LE-5-2022

LOGISTIK EXPRESS JOURNAL 5/2022

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AUSGABE 5/2022

KRISE BESCHLEUNIGT DIGITALISIERUNG

OMNICHANNEL ALS CHANCE FÜR DEN LOKALEN HANDEL

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INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM

INHALTE

LE 5/2022

03 Inhalt / Editorial / Impressum

04 Kann wirklich Interventionismus die Rettung sein?

08 Rohstoffnachfrage: Verfügbarkeit steht über allem

12 Krise beschleunigt Digitalisierung und Omnichannel-Integration

16 Omnichannel als Chance für den lokalen Handel

20 Die erste eCommerce-Landkarte für Österreich

24 TECH DAY 2022: Gipfeltreffen der heimischen Retail-Tech-Szene

28 eCommerce boomt, aber Österreich hat (fast) nichts davon

32 Wie viel Energie uns Kaufentscheidungen kosten und wie KI helfen kann

36 KNAPP ist Technologie-Partner für effiziente E-Commerce-Logistik

40 Pick-Buddies – die neue Welt der kollaborativen Lager-Roboter

44 Cyber Days – Effizientes Omnichannel Fulfillment auch in Peak-Zeiten

48 Von Anfang an richtig: Ganzheitliche Fabriksplanung

52 IDIH Logistikreise unterstützt durch die logistic-natives ein voller Erfolg

56 Auf die Terminals kommt es an

60 In allen Häfen war Österreich

64 Zentralverband Spedition & Logistik setzt auf Kontinuität

66 Großteil der Deutschen blickt düster in die Zukunft

68 Energie- und Rohstoffpreise für einige Unternehmen ein Betriebsrisiko

70 Taiwan-Konflikt: 6 Maßnahmen gegen Lieferengpässe bei Mikrochips

72 Vielfältige Krisen machen Österreichs Finanzvorständen zu schaffen

74 Kapitalmarktausblick 2023: Zwischen Resilienz und Rezession

78 Digitale Diktatur – Digitalisierung der Währungen

82 Vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Leistungen & Services

HERZLICHES DANKESCHÖN AN UNSERE MEDIENPARTNER:

Wir steigern das Bruttosozialprodukt…

Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende

zu und mit großen Schritten gehen wir

dem Jahr 2023 entgegen, das sich nicht

wohlwollender präsentieren wird. Denn die

Inflation ist gekommen, um zu bleiben und

Unternehmer sowie Arbeitnehmer zahlen

die Zeche. Damit einhergehend schlittern

wir in eine herausfordernde Rohstoff- und

Energiekrise, verbunden mit so manchem

Jobverlust und Mangel an qualifiziertem

Personal. Unabhängig, mit Blick auf die

kostenintensiven und sozialen Herausforderungen

von den (nicht erwünschten)

jährlichen Massenaufläufen an unseren

Landesgrenzen. Hinzu kommt, dass sich die

europäische Autoindustrie mit dem Verbrenner-Verbot

selbst aus dem Spiel nimmt,

da sämtliche Teile von Elektromobilen andernorts

durchaus gut und preiswerter

produziert werden können als in Europa.

Zudem treibt die geopolitische Lage eine

Unsicherheit voran, wobei Chinas Seidenstraßentransporte

stocken. Doch vielleicht

drückt der liebe Herr/Frau/Sonstiges im Himmel

ein Äuglein zu und verleiht den Playern

eine friedvolle Hand, sodass sich das Blatt

zumindest bis Mitte des Jahres zum Guten

wendet... China seine Null-Covid Position

ad acta gelegt, Peking seine Meinungsfreiheit

wiedererlangt, China Taiwan

nicht mehr unmittelbar bedroht und der

russisch-ukrainische (Stellvertreter)krieg in

Europa nicht eskaliert oder für beendet

erklärt ist. Ungeachtet davon, dass Hunderttausende

bislang unnötig aufgrund europäischer

"Ignoranter-Politik" gestorben sind.

Lassen wir uns überraschen, was das neue

Jahr bringt und vielleicht erspart es uns künftig

weitere Polit-Narren, mit schelmischem

Blick zu unserem Lieblingsnachbarn. Kurzum,

jetzt wird wieder in die Hände gespuckt…

Markus Jaklitsch | MJR MEDIA WORLD

LOGISTIK EXPRESS & UMWELT JOURNAL

Hameaustraße 44, 1190 Wien

T: +43 (0)676 7035206 / E: info@logistik-express.at

StV. | Redaktion: Peter Nestler, Angelika Gabor,

Dirk Ruppik, Peter Baumgartner

Fotos: istockphoto.com

Print Kiosk: www.blurb.de/user/LOGEXP

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Ausgabe. In diesem Sinne wünschen wir

Ihnen frohe Weihnachtstage sowie ein

Gutes, Neues Jahr und holen Sie sich Ihre

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Markus Jaklitsch


LOGISTIK express 5/2022 | S4

WIRTSCHAFT POLITIK

Kann wirklich

Interventionismus

die Rettung sein?

Österreich und viele andere europäische

Länder stöhnen unter den Energiepreisen,

ein Preisdeckel soll das Problem

lösen. Ob das so schlau ist? Die Verhandlungen

dazu sind zäh – ebenso

wie die der Kollektivvertrags-„Partner“.

Erste Streiks lähmen bereits Wirtschaft und

Alltagsleben, während man sich in anderen

Ländern bereits die Hände reibt: ist Österreich

als Industriestandort bald Geschichte?

REDAKTION: ANGELIKA GABOR

Beim Blick auf die Energiekostenabrechnung

kommt derzeit vielen Österreichern

das Grauen. Statt für Geschenke

wird bei mehr Haushalten als

je zuvor die Weihnachtsremuneration zur Abdeckung

laufender Kosten herhalten müssen.

Laut aktueller Umfrage des Instituts für Handel,

Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität

(JKU) Linz will mehr als ein Drittel (38 %)

der Befragten bei Geschenken sparen und

weniger ausgeben als zuletzt – und das, wo

in der Weihnachtssaison 2021 der stationäre

Handel teilweise aufgrund der Pandemie geschlossen

war.

Einzelne Bundesländer – wie beispielsweise

Wien – haben Unterstützungsprogramme für

Private, wie den Energiebonus oder die Energiekostenpauschale.

Auf Europäischer Ebene

wird weiter um eine Lösung zur Eindämmung

der Großhandelspreise für Gas gerungen.

Auch beim letzten Treffen der EU-Energieminister

im Sonderministerrat kam es (wie erwartet)

zu keiner Einigung, zu sehr sind die Standpunkte

der Mitgliedsblöcke voneinander entfernt.

Damit steht auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit

der EU-Länder auf dem Spiel,

es droht eine industrielle Abwanderung – und

damit direkt und indirekt der Verlust tausender

Arbeitsplätze.

So prophezeit etwa Harald Mahrer, u.a. Präsident

der österreichischen Bundeswirtschaftskammer,

dass die Wettbewerbsfähigkeit mit

dem Rest der Welt in vielen zentralen Bereichen

verloren ginge, wenn nicht rasch gemeinsame

Schritte aller EU-Staaten erfolgten.

Alternativ müsste es seiner Meinung nach in

Österreich ähnlich wie in Deutschland, mit


dessen Wirtschaft wir besonders eng verbunden

sind, ein nationales Rettungsprogramm

geben. Im am 22. November präsentierten

Vorschlag der EU-Kommission beinhaltet die

Einführung eines „Preiskontrollmechanismus“

im Großhandel: im Unterschied zum von beispielsweise

Frankreich, Griechenland und

Spanien geforderten absoluten Gaspreisdeckel

mit direkter staatlicher Subvention der

Verbraucherpreise für Industrie und Haushalte

sieht dieser Mechanismus erst dann ein Eingreifen

vor, wenn der Referenzmarktpreis für

LNG-Gas in den Niederlanden bei 275 Euro

pro Megawattstunde liegt – und zwei Wochen

lang 58 Euro über der globalen Benchmark.

Das dann vorgesehene automatische Aussetzen

des Großhandels mit Gas soll zu einer

Marktberuhigung führen. Denn ein absoluter

Preisdeckel könnte zu Versorgungslücken führen,

wenn Händler aufgrund des aus ihrer Sicht

zu geringen Gewinnes die Belieferung einfach

einstellen würden, weshalb sich Deutschland,

Österreich, Ungarn, Bulgarien und die Niederlande

vehement dagegen aussprechen.

Am Schluss war man sich einig, dass man sich

nicht einig war – und dass im Dezember der

nächste Sonderministerrat zum Thema „Gaspreisdeckel/Marktkorrekturmaßnahme“

stattfindet.

Einzige Ergebnisse: eine Beschleunigung der

Genehmigungsverfahren für die Erzeugung

erneuerbarer Energie und ein Solidaritätsplan,

quasi eine Beistandspflicht bei schweren Gasversorgungskrisen.

Man hat fast den Eindruck,

dass so lange gewartet wird, dass sich das

Problem von selbst löst. Vielleicht haben die

Entscheidungsträger die Hoffnung, dass Putin

sich noch vor Wintereinbruch komplett zurückzieht

und erklärt, es habe sich um ein Missverständnis

gehandelt. Die Sanktionen enden,

Gas fließt wieder normal, die Preise sinken und

alle stoßen mit einem zünftigen Sbiten (traditionelles

russisches Getränk auf Honigbasis)

auf das gegenseitige Wohl an. Noch ein paar

nette Schulterklopfer und der Wiederaufbau

kann beginnen.

Mehr Staat vs. freier Markt

Die erfolgreiche freie Marktwirtschaft beruht

darauf, dass Angebot und Nachfrage sich

selbst und damit die Preise regulieren. Das

stimmt auch, wenn allerdings ein unvorhergesehenes

Ereignis wie der Krieg in der Ukraine

und damit einhergehendes Chaos auf gewissen

Märkten samt eklatanter Verknappung die

Preise unverhältnismäßig in die Höhe schnellen

lassen, wird der Ruf nach „mehr Staat“ und

Regulierung von oben laut. Denn eigentlich

soll der Staat im System der freien Marktwirtschaft

lediglich die Bürger vor gewaltsamen

Angriffen von innen und außen verteidigen.

In gewisser Weise könnte man aber sagen,

dass unleistbare Energiepreise ein Angriff auf

das Wohl und den Lebensstandard des Einzelnen

bedeuten und ein Eingreifen durchaus

gerechtfertigt ist. Ähnlich wie früher ein weiser

König die Geschicke seiner Untertanen lenkte,

wird nun eine staatliche Lösung für wirtschaftliche

Probleme herbeigesehnt. Diese Eingriffe

weit über die Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit

hinaus nennt man Interventionismus. Was

verlockend klingt, birgt durchaus Gefahren:

der Eingriff in die Preisbildung und Gewinne –

Stichwort Übergewinnsteuer – unterbricht den

reibungslosen Ablauf der Marktwirtschaftsprin-


LOGISTIK express 5/2022 | S6

zipien. Was zu mehr Angebot führen soll, kann

den gegenteiligen Effekt bewirken und einen

ganzen Rattenschwanz an Folgen nach sich

ziehen. Im aktuellen Fall würde das bedeuten,

dass einfach weniger Gas nach Österreich

geliefert wird. Würde die Regierung allerdings

die Differenz zum Marktpreis aus Steuermitteln

finanzieren, wäre zwar im ersten Moment

dem einzelnen Verbraucher geholfen – aber

im Endeffekt müssen wir es auf lange Sicht

doch durch Steuererhöhungen ausbaden. So

schätzt beispielsweise die deutsche Gas-Kommission

die Kosten für die geplanten Entlastungen

auf etwa 96 Mrd. Euro von März 2023 bis

Ende April 2024. Wie man es auch dreht und

wendet, die Situation ist verfahren. Gewinnabschöpfungen

und Energierationalisierungen

sind Gift für den Wirtschaftsstandort – welches

Unternehmen siedelt sich freiwillig bei solchen

Bedingungen an? Österreich gilt ohnehin als

Hochpreisland – hohe Steuern, hohe Lohnnebenkosten.

Und der Plafond ist nicht erreicht…

Kollektivvertrag und Streiklust

Zum Glück leben wir nicht in Frankreich: dort

gehen laut Statistik (datawrapper) pro Jahr

durchschnittlich 150 Arbeitstage pro 1.000

Beschäftigte durch Streiks verloren. Während

es bei unseren deutschen Nachbarn 16 Tage

sind, rangiert Österreich aktuell mit 2 Streiktagen

am unteren Ende der Tabelle. Sieht man

sich die momentanen Kollektivvertragsverhandlungen

an, könnte sich dieser Wert bald

unangenehm erhöhen. Die Warnstreiks bei

Brauern, Personal in Ordensspitälern und den

Schienenbahnen (Personen- und Güterverkehr)

sind nur der Anfang. Auch wenn in Österreich

das Recht auf Streik im Arbeitskampf

verfassungsrechtlich geschützt ist (Artikel 11

EMRK), hält sich das Verständnis dafür in der

Bevölkerung oft in Grenzen. Sieht man sich die

Diskrepanz zwischen den Positionen der Verhandler

an, fragt man sich manchmal, in welcher

Realität diese sich bewegen. Das Gefühl,

dass der Stolz einzelner Beteiligter eine rasche

Einigung verhindert, lässt sich nicht so leicht

abschütteln. Fast so, als ob eine Gewerkschaft

ihre Daseinsberechtigung daraus schöpft, in

den Kampf zu ziehen – koste es, was es wolle.

Dabei ist die Ursprungsidee des Kollektivvertrags,

der für gewöhnlich zwischen den

Fachgewerkschaften des Österreichischen

Gewerkschaftsbunds (ÖGB) und den Fachorganisationen

der Wirtschaftskammer ausverhandelt

wird, durchaus praktisch: statt dass

jedes Unternehmen sein eigenes Süppchen

kochen muss, gibt es eine Leitlinie für die gesamte

Branche. Die KV-Verhandlungen für die

Metallindustrie, traditionell richtungsweisend

für alle rund 450 Verträge, die jährlich neu ausverhandelt

werden, hatten ein sattes Plus von

bis zu 8,9 Prozent der Ist-Einkommen ergeben.

Die Forderungen der Handelsangestellten,

Brauer und Beschäftigten der Privatkrankenanstalten

liegen bei mindestens 10 Prozent

Gehaltsplus. So sehr ich dieses Bedürfnis

nach mehr Gehalt nachvollziehen kann – eine

tote Kuh kann man nicht melken. Die Auswirkungen

der Pandemie sind längst nicht vorbei.

Alleine in den ersten drei Quartalen sind in Österreich

3.482 Unternehmen in eine Insolvenz

geschlittert, Tendenz steigend. Man darf nicht

vergessen, dass die Arbeitgeber ja nicht nur

das Gehalt, sondern auch die hohen Lohnnebenkosten

stemmen müssen. Ein Hebel, mit

dem der Staat übrigens sehr viel bewegen

könnte: durch die schon lange geforderte

Senkung dieser Nebenkosten könnte man auf

einen Schlag die Einkommen erhöhen und

sich somit die Regulierung sparen. Durch die

damit einhergehende Steigerung der Kaufkraft

ist auch der Wirtschaft geholfen – und

das ohne Zinsanpassung.

Wirtschaftsstandort sichern

Im World Competitiveness Ranking des International

Institute for Management Development

IMD belegt Österreich im Jahr 2022 international

Rang 20, Rang 11 in Europa. Das

ist um einen Platz schlechter als 2021. Aktuell

investiert der Chemieriese BASF gerade 10 Milliarden

Euro in einen neuen Verbundstandort

in der südchinesischen Provinz Guangdong.

Warum nicht in Europa? Die Gründe dafür liegen

klar auf der Hand: Regulierungen im Rahmen

des Green Deals der EU, die gestiegenen

Energiepreise und das rückläufige Wachstum

in Europa machen Werke hierzulande unlukrativ.

Andererseits sind Maßnahmen zum

Klimaschutz dringend nötig, man kann nicht

einfach darauf verzichten. Gesamtglobal betrachtet,

ist es wohl egal, wo Emissionen durch

Industrieanlagen entstehen. Aber im Hinblick

auf den gewohnten Wohlstand können wir es

uns in Österreich nicht leisten, sämtliche Produzenten

zu vergraulen und somit unzählige

Arbeitsplätze zu verlieren. Es ist ein schmaler

Grat. Hoffentlich stürzen wir nicht ab. (AG)


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LOGISTIK express 5/2022 | S8

WIRTSCHAFT POLITIK

Rohstoffnachfrage:

Verfügbarkeit steht

über allem

Der hohen Rohstoffnachfrage in der Industrie

stehen nicht unberechenbare Lieferketten

gegenüber. Mehr Lieferanten statt nur einen

zu haben ist für produzierende Unternehmen

das Gebot der Stunde.

TEXT: REDAKTION

Viele heimische Industrieunternehmen

stehen derzeit in Sachen Logistik

vor großen Herausforderungen.

Nach den Behinderungen bei der

Rohstoffbeschaffung infolge der Corona-Pandemie

und den Ukraine-Krieg wurde offensichtlich,

wie von einem Tag auf den anderen

eingespielte Lieferketten zerbrechen können.

War in der „normalen“ Vergangenheit meist

der Preis das Maß aller Dinge, so hat sich das

Blatt infolge gleich mehrer Krisen gewandelt,

steht heute die Verfügbarkeit von Rohstoffen

und Transportkapazitäten eindeutig über dem

Preis, so der Tenor in Industriekreisen.

„In der Inbound-Logistik müssen wir die Logistikketten

vom Lieferanten bis zu unseren

Werken weltweit aufrechterhalten. Bei Abweichungen

wie Lieferausfällen müssen neue

Wege gefunden und schnell bedient werden.

Die Ukraine Krise erforderte zudem eine besonders

rasche Umstellung von Lieferungen aus

den betroffenen Regionen hin zu alternativen

Quellen“, erklärt Christian Janecek, Geschäftsführer

des Voestalpine-eigenen Logistik-Dienstleisters

LogServ.

Im Outbound-Verkehr geht es um Sicherung

von Transportressourcen, Reaktion auf tägliche

Änderungen und professionelles Management

von Ungewissheiten. Voestalpine Stahl

benötigt pro Jahr an die 12 Mio. t Rohstoffe wie

beispielsweise Eisenerz, Kohle, Schrott, Kalk,

Legierungen, Metalle etc. Den Transport dieser

Rohstoffe zu organisieren ist Job der LogServ

gemeinsam mit ihrer Tochter CargoServ. Im Export

gehen vom Linzer Werk jährlich rund 5 Mio. t

Fertigprodukte wie etwa Coils oder Grobbleche

in die Welt hinaus. Das Gros der Transporte

von rund 55 Prozent erfolgt auf der Schiene, mit


dem Lkw werden 35 Prozent transportiert und

mit dem Binnenschiff rund zehn Prozent. Bei der

Beschaffung der Rohstoffe setzt Voestalpine-

Stahl auf Multiple-Sourcing oder zumindest

Dual-Sourcing. „Da dies aber nicht immer und

überall möglich ist gibt es auch wenige Single-

Sourcing-Lieferanten“, merkt Markus Schinko,

ebenfalls Geschäftsführer von LogServ an.

Turbulente Lieferketten lassen sich seiner

Meinung nach am besten beruhigen durch

langjährige Partnerschaffen mit Lieferanten,

innovativen Logistik-Konzepten wie beispielsweise

mit dem Erz-Container-Shuttle und

Nutzen eigener Assets, die im LogServ eigenen

Bahnunternehmen CargoServ zur

Verfügung stehen. Und Schinko betont:

„Logistik ist kein reiner Kostenfaktor, sondern

ein wichtiger Wettbewerbsfaktor“. Im Werk

Linz gibt es ein Rohstofflager wie es auch

entlang der Logistikketten solche gibt.

Janecek: „Die Verwerfungen in der Logistik

in diesem Jahr wären ohne entsprechende

KONZENTRIEREN SIE SICH AUF DAS WESENTLICHE.

MIT LOGISTIK-OUTSOURCING VON LOGSERV.

Wir verbinden, was zusammen gehört. Wirtschaftliche

Abläufe und effiziente Transporte sind heute wichtiger

denn je. Als Full-Service-Spezialist für industrielle Logistik

sind Ihre Herausforderungen bei uns bestens aufgehoben.

Kontrakt- und Projektlogistik

Zolldienstleistungen

Eisenbahn-Sicherungstechnik und -Bautechnik

Instandhaltung Lokomotiven und Waggons

Werkstätten Schwer- und Sonderfahrzeuge

Fuhrparkmanagement

Werksinterne Logistik

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Private Eisenbahntraktion via CargoServ

Logistik Service GmbH, Lunzer Straße 41, A-4031 Linz

Tel: +43-732-6598-2000, E-Mail: office@logserv.at

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Logistik in Bewegung.


LOGISTIK express 5/2022 | S10

Vorkehrungen nicht zu bewältigen gewesen.

Die aufeinander abgestimmte Taktung der

Rohstoffverkehre inklusive Lagermenge stellt

die Versorgung sicher.“ Beide Manager wissen:

Natürlich sind Transportpreise nach wie vor

wichtig, doch Zuverlässigkeit und Logistik-

Qualität sind nicht weniger wichtige Kriterien.

LogServ ist eine 100%ige Tochter der Voestalpine

Stahl GmbH und organisiert als Logistikdienstleister

der Steel Division des Voestalpine

Konzerns jährlich den Transport von

rund 68 Mio. t Cargo. Darunter fallen auch

Werksverkehre sowie Importe und Exporte.

Ein Teil der In- und Outbound-Verkehre

werden durch die hauseigene CargoServ abgefahren,

die über 13 eigene Lokomotiven verfügt.

LogServ designt Logistikketten und kauft

und managt die Transportdienstleistungen.

Außerhalb der Voestalpine betreut LogServ

als Full-Service-Provider zahlreiche Industriekunden

sowie im Bahnbereich Betreiber von

Anschluss- und Werksbahnen, private Bahngesellschaften

und Privatgüterwagenvermieter.

Am Voestalpine-Standort in Linz betreibt LogServ

Österreichs größte Anschlussbahn sowie

einen eigenen Donauhafen mit entsprechenden

Umschlagsanlagen.

Globalisierung stößt an ihre Grenzen

Auch der Industriekonzern RHI Magnesita ist in

der Inbound und Outbound-Logistik mit großen

Herausforderungen konfrontiert. „In den letzten

beiden Jahren waren die Verfügbarkeit

von Schiffskapazitäten und verlängerte

Durchlaufzeiten aufgrund von Aufhäufungen

präsent“, berichtet Daniel Prutti, Head of

Global Logistics bei RHI Magnesita, aus der täglichen

Praxis. Aber auch das Niedrigwasser auf

den Binnenwasserstraßen, Lagerkapazitäten

in den Häfen, Preisvolatilität im Seefracht-und

Verpackungsbereich sowie Konkurrenzfähigkeit

von Bahnlösungen aufgrund gestiegener

Energiekosten sind große Herausforderungen.

Die Auswahl der Dienstleister erfolgt nach

einem holistischen „Total Cost of Ownership

Modell“, und bei RHI Magnesita steht Choice

& Value im Zentrum, „daher gibt es auf vielen

Routen zwei bis drei Servicemodelle und Servicelevels.

Transportdienstleistungen werden

laufend innerhalb eines strikten Performance-

managements validiert und verbessert“, erklärt

der Logistikmanager. RHI Magnesita betreibt

Werke in verschiedenen Ländern und

setzt dabei auf Multiple Sourcing sowohl beim

Rohstoffeinkauf als auch bei der Wahl der logistischen

Infrastruktur. Exporte werden z. B. via

Koper, Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam,

Antwerpen oder Triest abgewickelt.

Prutti: „Bei der Auswahl der Transportdienstleister

haben strategische Allianzen Vorrang, da

vor allem im Seefrachtbereich die Marktmacht

einiger weniger Reedereien signifikant ist.“ Die

Absicherung der Lieferketten erfolgt ebenso

durch strategische Allianzen, integrierte

Planung (IBP), resiliente Transportrouten und

ein optimiertes Produktionsnetzwerk. Rohstoffe

werden in verpackter und unverpackter Form

vorrangig aus Österreich, China, Brasilien und

der Türkei lokal per Bahn oder Lkw und international

auf Bulkschiffen und in Containern

herbeigeschafft, Fertigprodukte hauptsächlich

in verpackter Form transportiert. Seeseitig

transportiert RHI Magnesita jährlich 40.000 bis

45.000 Container, wobei der intensivste Austausch

zwischen Europa-USA, China-Indien

und Europa-Indien erfolgt.

In Sachen Logistikdienstleister hat RHI Magnesita

in diesem Jahr eine Allianz mit Kühne

+Nagel, JAS und MSC gestartet. Strategisch

gesteuert wird die Haus-Haus-Logistik aus den

definierten Regionen China, Ostasien, Europa,

CIS & Türkei, Indien, Westasien und Afrika sowie

Nord-und Südamerika. RHI Magnesita betreibt

eine Schmalspurbahn an seinem Standort

Breitenau und einen Containerterminal in

Hochfilzen. An diesem Standort wurden 2021

sämtliche Transporte von der Straße auf die

Schiene verlagert. Um resilient zu sein, leistet

man sich auch wieder ein gutes altes Pufferlager,

um Störungen entgegenzuwirken.

Für Prutti hat die Globalisierung aktuell ihre

Grenzen erreicht: "Wir stehen ein für eine intelligente

Globalisierung, bei der ein regionaler

Unterschied nicht gleich zu einem massiven

Wettbewerbsnachteil wird." In Europa sollten

die Energie sowie der CO2-Ausstoß vernünftig

bepreist werden, damit die in Europa

hergestellten Produkte für den Kunden günstiger

sind als Waren aus Asien, so Prutti.

(RED)


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LOGISTIK express 5/2022 | S12

WIRTSCHAFT POLITIK

Krise beschleunigt

Digitalisierung und

Omnichannel-

Integration

Der chinesische Logistikmarkt erholt sich

rasant von der Pandemie. Die Krise führt zu

einer Beschleunigung der Digitalisierung in

der Logistikbranche, Omnichannel-Integration

und zu einer Zunahme von Fusionen.

REDAKTION: DIRK RUPPIK

Der chinesische Logistikmarkt hat

sich nach dem massiven Einbruch

durch die Lockdowns in 2020 mit

großer Geschwindigkeit wieder erholt.

Neben beschleunigten Logistikprozessen

hat die Pandemie zudem zu einer komplexeren

Logistik und zu einer zunehmenden Digitalisierung

und Automatisierung von Logistikprozessen

besonders im E-Commerce geführt.

Konsolidierung bei 3PL- und Express-

Dienstleistern

Die ungeheuer schnelle Erholung der Nachfrage

führt laut McKinsey (1) auch zur Umstrukturierung

des 3PL-Dienstleistungs-Bereichs.

Einerseits sind mehr Fusionen und Übernahmen

zu verzeichnen, anderseits fokussieren die

Unternehmen zunehmend auf Digitalisierung

und Omnichannel-Integration. Ein Beispiel ist

die Gründung der China Logistics Group im

Februar 2022 aus der Fusion von fünf Staatsunternehmen

- darunter die ehemalige China

Railway Materials Group.

Als strategische Investoren sind zudem die

China Eastern Airlines, die China COSCO Shipping

Group und die China Merchants Group

beteiligt. Der neue Logistikriese soll internationale

Handelsverbindungen und Frachtdienstleistungen

entwickeln und so die globalen Lieferketten

(re-)organisieren. Andere Beispiele

sind der Kauf eines Anteils von 15 Prozent in Air

China Cargo durch Alibabas Logistikunternehmen

Cainiao und die Akquisition eines Mehrheitsanteils

von 51,8 Prozent in Kerry Logistics

durch SF Holding. Auf dem Expressmarkt hat

die enorme Zunahme an Paketen (rund 30 Prozent)

zu einem extremen Preiskampf geführt,

der zu einer Senkung der Preise zwischen zwölf

und 27 Prozent und zu schrumpfenden Profiten


führte. Auch hier wird eine weitere Konsolidierung

der Unternehmen erwartet. Kleinere Expressdienstleister

werden zunehmend von den

größeren gefressen.

Luftfracht wird für E-Commerce bedeutender

In bestimmten E-Commerce-Branchen wie der

Modebranche verändert sich die Lieferstrategie.

Früher wurden die Güter massenhaft auf

Containerschiffen versendet, allerdings wird

jetzt der Luftweg aufgrund von kundenindividueller

Massenproduktion wichtiger. Z. B. sendet

das chinesische Modeunternehmen Shein

seine Ware in Großmengen via Lufttransport

in den Zielmarkt (Direkt Line Modell) und versendet

sie dann lokal über Postunternehmen.

Viele E-Commerce-Giganten und deren Logistiker

wie JD Logistics, Cainiao, SF Express und

YTO Express bauen aufgrund des Direkt Line

Modells zunehmend ihre Luftfrachtflotte aus.

Omnichannel-Integration und Lagerhaus-

Automatisierung stehen im Fokus

Beim Omnichannel-Vertrieb werden alle

Verkaufskanäle konsistent miteinander verschmolzen

und ein leichter Wechsel der Kanäle

ist möglich. D. h. der Kunde kann online

bestellen und die Ware z. B. im Ladengeschäft

abholen (Click & Collect). Auf allen Kanälen

sind die erhobenen Kundeninformationen

gleichermaßen vorhanden. Dies können beispielsweise

Daten über vorhergehende Käufe,

verlassene Warenkörbe, Kundendienst-Anfragen,

Verweildauer auf Produktseiten im Web,

etc. sein. Alle Kanäle werden miteinander mit

dem Ziel verschmolzen, Verkäufe zu generieren.

Der Kunde steht dabei im Mittelpunkt und

die sog. Customer Experience soll sukzessiv optimiert

werden. Es ensteht ein durchgehendes

kanalübergreifendes Markterlebnis. Die Omnichannel-Strategie

stellt allerdings u. a. große

Anforderungen an die Intralogistik und Logistik.


LOGISTIK express 5/2022 | S14

LITERATUR:

1 Five Crucial Things About

the Chinese Logistics

Market Heading into 2022:

McKinsey, Logistics Asia

2 JD.com ramps up

omnichannel approach

as it looks beyond e-commerce,

SupplychainDive,

Industry Dive

3 JD.com Operates Automated

Warehouses in

Europe, JD.com Corporate

Blog

4 Harry Liu, Logistik-Trends in

China: Die Vergangenheit

würdigen – Die Zukunft gestalten,

Wisetech Global

5 Guide to the Regional

Comprehensive Economic

Partnership, International

Cargo Express, Oktober

2022

6 Yi Wu, How the RCEP Has

Benefitted China: Initial

Findings from 2022, China

Briefing, May 2022

Neben einer Vielzahl an Produkten in geringer

Losgröße ist auch die im E-Commerce

übliche hohe Retourenquote zu bewältigen.

Eine große Mehrheit der Konsumenten in

China bestellt On- und Offline. Daher steht

auch im Land der Mitte die Omnichannel-Integration

im Fokus. In der Intralogistik

bedeutet das in erster Linie die Zusammenführung

von Off- und Online-Bestellungen

im Lager. Aufgrund steigender Arbeitskosten

und Landpreise auch in China sowie der

enormen Geschwindigkeit mit der Bestellungen

heutzutage bearbeitet und ausgeliefert

werden müssen, muss die gesamte

Supply Chain digitalisiert werden. Die Digitalisierung

ermöglicht zusammen mit Industrie

4.0, Künstlicher Intelligenz und Automatisierung

eine Optimierung der Lieferketten.

Die chinesische Online-Handelsplattform JD.

com (2) hat in den letzten Jahren massiv auf

hochautomatisierte Lagerhäuser gesetzt, um

die Logistik zu beschleunigen. Zudem baut das

Unternehmen auch seinen eigenen Omnichannel-Service

für Millionen von konventionellen

Händler aus, über die JD auch seine

Waren vertreibt. Das eigene Omnichannel

Fulfillment wählt den Einzelhändler in Echtzeit,

der die Waren der Kundenbestellung vorhält

und am nächsten zum Kunden liegt. Ein Kurier

bringt die Ware dann auf optimierten Routen

zum Besteller. Laut der Leiterin der Finanzabteilung

von JD.com Sandy Xu sind Kosteneffizienz

und positive Kundenerfahrung entscheidende

Faktoren beim Langzeiterfolg im

Einzelhandel. Diese werden besonders von

einer leistungsfähigen Logistik beeinflusst.

Die Lagerhausfläche des Handelsriesen hat

sich in den letzten fünf Jahren (2016-2021)

verfünffacht und er betreibt nun 1200 Lagerhäuser

im gesamten Land. Das Unternehmen

bezeichnet sich seit kurzem als führenden

Supply Chain-basierten Technologie- und

Serviceanbieter und will diese Position zusammen

mit Lieferanten und Partnern ausbauen.

JD.com hat zudem damit begonnen seine

Technologie zu exportieren und eröffnete im

April 2021 zwei hochautomatisierte Lagerhäuser

in Polen an der Grenze zu Deutschland

und in Frankfurt (3). Durch sie kann ganz

Europa extrem schnell beliefert werden. Zudem

sollen sie als Vorbilder für andere State

of the Art-Lagerhäuser in Europa dienen. Das

Kernstück des Lagerhauses besteht aus einem

Fahrerlosen Transportsystem, das den Kommissionierprozess

revolutioniert und zweieinhalb

Mal effizienter ist als übliche Pick-Systeme.

Auch in anderen Bereichen wird

kräftig digitalisiert

Die Pandemie hat auch dazu geführt, dass

digitale Frachtplattformen wie Cargowise von

manchen Firmen im Land der Mitte implementiert

wurden (4). Der chinesische Spediteur

Sanco International nutzt die cloud-basierte

Plattform zur Prozessintegration und Steigerung

der Daten- bzw. Informationstransparenz

im Frachtbereich. Darüber hinaus ermöglicht

sie eine bessere globale Kommunikation in

Echtzeit und führt besonders in Krisenzeiten

zur Aufrechterhaltung eines hohen Standards

bei den Logistikdienstleistungen des Unternehmens.

Während der Pandemie konnte

dadurch die Panik und Unsicherheit im Zaum

gehalten werden. Laut der Geschäftsführerin

Daphne Ma hat die Einführung der Plattform

zu mehr Effizienz, Steigerung des Geschäftsvolumens

und Profits sowie zu einer Begrenzung

der Arbeitskosten geführt.

Regionale Zusammenarbeit

wird immer wichtiger

Im ersten Quartal 2020 wurden die ASE-

AN-Staaten zum wichtigsten Handelspartner

Chinas und überholten damit die USA und

die EU. In diesem Zusammenhang ist auch die

Ratifizierung des größten Freihandelsabkommens

der Welt, der Regionalen umfassenden

Wirtschaftspartnerschaft (Regional Comprehensive

Economic Partnership, RCEP, 5) der

ASEAN-Staaten, durch das chinesische Handelsministerium

Anfang März 2021 wichtig.

Durch das RCEP wird u. a. eine Steigerung des

Handels zwischen den Mitgliedsstaaten und

eine schnellere Erholung von der Pandemie,

eine Zunahme an Investitionen und Dienstleistungen,

eine höhere Rechtssicherheit und

Schutz des intellektuellen Eigentums sowie eine

Zunahme des E-Commerce erwartet. Im ersten

Quartal 2022 nahm der Handel zwischen

dem Land der Mitte und den ASEAN-Staaten

um 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf

448,6 Milliarden US-Dollar (433 Milliarden Euro)

zu. Nutznießer davon sind insbesondere der

Maschinenbau und die Elektroindustrie, der

E-Commerce und generell kleine und mittlere

Unternehmen. (DR)


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LOGISTIK express 5/2022 | S16

HANDEL LOGISTIK

Omnichannel als

Chance für den

lokalen Handel

Heutzutage gehört die Nutzung von Online-

Handelswegen genauso zum täglichen Einkaufsverhalten

wie Einkäufe vor Ort in den

Filialen. Entscheiden sich Unternehmen,

beide Vertriebswege zu nutzen, handeln

Sie in moderner Weise nach den Anforderungen

des Marktes und ihrer Kunden.

BEITRAG: REDAKTION

Zum Erreichen der Kundenzufriedenheit

ist es heute unabdingbar,

alle zur Verfügung stehenden Verkaufskanäle

anzubieten. Gerade

die jüngere Generation wächst in einem

Verständnis der permanenten, Rund-umdie-Uhr-Verfügbarkeit

an Waren auf. Ohne

einen schnellen und unkomplizierten Betrieb

eines Online-Shops können Händler,

egal welcher Branche, heute fast nicht

mehr profitabel im Marktgeschehen agieren.

Dies aber bringt ganz neue Herausforderungen

mit sich, insbesondere hinsichtlich

der Frage, wie man die Investitionen in

beide Kanäle optimiert.

Im Kontext des modernen Handels stellt

sich die Frage, inwieweit eine geschickte

Verzahnung von Online- und Filialgeschäft

in diesen Tagen für Unternehmen die gewinnbringendste

und zukunftsreichste

Variante darstellt. Dass es in den meisten

Fällen nicht mehr genügt, lediglich ein

stationäres Geschäft zu betreiben, über

welches den Kunden die Waren und/oder

Dienstleistungen angeboten werden, zeigt

sich natürlich auch anhand der Erfolgsgeschichten

bekannter Online-Giganten wie

Amazon und Co., welche die Welt des Online-Handels

revolutioniert bzw. sozusagen

erst so richtig ins Rollen gebracht haben.

Der enorme Erfolg und die bereitwillige

Annahme des E-Commerce-Angebots

durch die Kunden zeigen deutlich, dass

Online-Marktplätze gefragt und gefordert

sind. Wie in allen Geschäftsfeldern gibt es

bei einer Verflechtung diverser Handelswege

auch Herausforderungen zu bewältigen

und Punkte zu berücksichtigen, die

anhand der Markterfordernisse auf die

Händler zukommen. Eine geschickte Handhabung

all dessen, soll im Folgenden näher

beleuchtet werden.


Keine unbegrenzten Kapazitäten

im Online-Handel

Prinzipiell haben beide Handelswege

─ stationär und online ─ ihre jeweiligen

Vor- und Nachteile. „Online-Handelswege

bestechen durch ihre Effizienz,

das One-Click-Shopping, eine enorme

Produktvielfalt, ein Nichtvorhandensein

von physikalischen Grenzen, was

sich vor allem bei nicht digitalisierten

Produkten wie beispielsweise Kleidung

als äußerst wichtig erweist, sowie eine

globale 24/7-Erreichbarkeit“, erläutert

Dr. Jürgen Brock, CEO von fulfillmenttools,

einem Kölner Softwareanbieter,

der sich auf Omnichannel Order

Fulfillment im Handel spezialisiert hat.

„Die Schwächen des E-Commerce

sind dabei wiederum die Stärken

des stationären Handels. Im Filialgeschäft

kann der Kunde die Waren

anfassen, riechen, anprobieren.

Als Kunde kann man vor Ort mit seinen

Sinnen das Shopping genießen.“

Als wichtige Entwicklung ist auch zu beobachten,

dass beispielsweise Online-

Giganten sich mehr und mehr auch örtliche

Niederlassungen aneignen und im

Gegenzug alteingesessene Filialriesen

ihre ersten Online-Shops eröffnen. Es

zeichnet sich also ein Trend ab in Richtung

Omnichannel, die intelligente Verzahnung

von On- und Offlinekanälen.

„Zum einen ist es ein großer Vorteil des

stationären Einzelhandels, in der (physikalischen)

Nähe seiner Kunden zu

sein und dass er sofortige Erreichbarkeit

und Verfügbarkeit Kunden anbieten

kann. Im Vergleich hierzu ist die

kurzfristige Verfügbarkeit bei global

agierenden Online-Händlern, die ein

Zentrallager an einem kostengünstigen

Standort betreiben, oft verhält-

Intelligente Technologien

für erfolgreiche

Wertschöpfungsketten

#ValueChainTechPartner


LOGISTIK express 5/2022 | S18

nismäßig schlechter und der Kunde wartet

länger auf das Produkt, als wenn er es im

Geschäft um die Ecke erwirbt“, so Brock.

Hinsichtlich des viel diskutierten Sterbens der

Filialgeschäfte bzw. Aussterbens der Innenstädte,

lassen sich die gewichtigen Vorteile für

Händler erkennen, ein in guter Lage angesiedeltes

Filialgeschäft weiterhin zu betreiben und

den Kunden als Omnichannelkanal anzubieten.

Denn es zeigt sich im direkten Warenzugriff

ein Vorteil gegenüber dem Online-Handel.

Verzahnung der Vertriebswege

„Ein äußerst wichtiger Aspekt, den es zu diskutieren

gilt, ist die richtige und wichtige intelligente

Verzahnung von physikalischem

Handel und Online-Handel. Als Beispiel sei hier

‚Click&Collect‘ zu erwähnen. Darin lässt sich

sehr gut der Nutzen eines gut funktionierenden

Ineinandergreifens beider Kanäle erkennen

wie auch die Vorteile von standortmäßig

gut filialisierten Geschäften“, fügt Brock hinzu.

Langfristig wird die optimierte Verzahnung

beider Verkaufskanäle für die Unternehmen

essenziell werden. Ein gut aufgestelltes Omnichannel-Modell

wird in Zukunft notwendig

sein, um alle Kundenbedürfnisse zuverlässig

zu erfüllen. Der Retail-Markt ist zudem durch

sich ändernde Marktverhältnisse und Kundenwünsche

gezwungen, sich immer wieder neu

zu erfinden. Auch hinsichtlich der Vermarktungsstrategie

ist dies zu beachten. In Zukunft

werden diese Marktentwicklungen und auch

Entwicklungsströme im Kaufverhalten der Kunden

noch mehr Aufmerksamkeit seitens der

Händler erfordern. Ein „Verschlafen“ neuer

Erfordernisse und Entwicklungen ist in der Vergangenheit

den großen traditionellen Warenhäusern

bereits zum Verhängnis geworden.

Neue Potenziale durch Zusammenspiel der

Vertriebswege

Durch Nutzen beider Vertriebskanäle sollen

zuerst natürlich die Vorteile beider vereint

und zugleich die Schwächen der jeweiligen

Channels ausgemerzt werden. „Trotzdem ist

es leider der Fall, dass bei klassischen Business-

Modellen, bei welchen der Kunde online ‚Click

& Collect‘ bestellt, oft die Ware erst aus dem

Zentrallager zur örtlichen Zweigstelle geschickt

werden muss und hierbei einfach eine zu lange

Lieferzeit entsteht. Erfahrungsgemäß führt dies

ab Tag 5 zu erhöhten Stornierungsquoten, weil

die Kunden nicht so lange warten möchten“,

erörtert Brock die Problematik. „Dem kann

durch eine Verzahnung der Kanäle entgegengewirkt

werden. Mit einem modernen

‚ship-from-store‘ Ansatz wird zum Beispiel das

Filialgeschäft mobilisiert, das sich in unmittelbarer

Nähe zum Wohnort des Kunden befindet.

Dort hat man die bestellte Ware im Lager

und könnte diese dem Kunden sofort anbieten,

was eine erhöhte Servicequalität und dadurch

einen zufriedenen Kunden ermöglichen

würde.“ Die Umschlagsgeschwindigkeit ist hier

ein wichtiger Aspekt − gerade auch im Bereich

Fashion, in der die Ware saisonbedingt eine

begrenzte Vermarktungszeit hat. Eine Optimierung

der Liefergeschwindigkeit führt eben

nicht nur zum explizit erwünschten Aspekt der

Kundenzufriedenheit, sondern optimiert auch

den Warenbestand.

„Im Bereich Omnichannel ist auch der Begrifff

‚One-Voice‘ bedeutend, versichert er doch

dem Kunden, dass ihm online das gleiche versprochen

und kommuniziert wird wie offline

bzw.im Filialgeschäft.“, erklärt Brock. Dies vermittelt

eine Übereinstimmung des Online-Angebots

und des Angebots vor Ort. Auch das

Unternehmen soll sich so als Einheit präsentieren,

also in sich stimmig, was es so nach

außen repräsentiert. Diese Verzahnung wirkt

sich positiv auf die Customer Journeys aus,

wenn beispielsweise ein Artikel online erworben

wird, und im Falle eines Umtauschs oder

einer Rückgabe die Möglichkeit besteht, dies

im Filialgeschäft abzuwickeln. Demnach ist

auch eine Interaktion zwischen den einzelnen

Filialen unabdingbar, da hierdurch dem Kunden

ein Mehrwert an Serviceleistungen angeboten

werden kann.

„Grundsätzlich ist es extrem wichtig für Händler,

sich als ‚eine einheitliche Firma bzw. Marke‘

zu präsentieren. Nichts ist für die Kunden ärgerlicher

und schädigt das Vertrauen nachhaltiger,

als wenn auf einem Kanal des Händlers,

zum Beispiel per E-Mail, die eine Botschaft verbreitet

wird, aber über einen anderen Kanal,

zum Beispiel via klassischer Werbung in der

Filiale, eine ganz andere. Das irritiert den Kunden,

schädigt das Image und sollte unbedingt

verhindert werden“, so Brock.


Neue Umsetzungsmöglichkeiten

„Ein wichtiges Element zur Umsetzung sind

zum Beispiel Distributed Order Management

Systeme, kurz DOMS, die die verschiedenen

Vertriebswege und Optionen intelligent verwalten.

Ein Beispiel: Eine Bestellung geht über

den Online-Weg ein. Dann ist es im Folgenden

die Aufgabe des Systems, zu prüfen, wie diese

Bestellung am besten erfüllt, also fulfilled, werden

kann ─ sprich, wo beispielsweise das Produkt

am für den Kunden günstigsten Ort abgeholt

werden kann“, merkt Brock an.

Ein anderes wichtiges Element ist die Aktivierung

und Befähigung der Filialen. Das heißt,

dass via App von Mitarbeitern in der Filiale

geprüft wird, ob z. B. der bestellte Artikel vorhanden

ist. Danach wird dies dem Kunden auf

dem gleichen Kanal kommuniziert. Bei Bedarf

wird ein Versanddienstleister hinzugeschaltet.

Click & Collect oder Click & Reserve können

hierbei als weitere Beispiele herangezogen

werden: Der Kunde kann an einem bestimmten

Tag die Ware bestellen und dann am

nächsten oder auch am gleichen Tag auf unkomplizierte

Weise und ohne lange Wartezeit

die Ware, bei Click&Collect sogar bereits bezahlt,

abholen.

Benefits für Online- und Filialhandel

„Die Vorzüge lassen sich wie bereits angesprochen

an den jeweiligen spezifischen Stärken

der Kanäle festmachen, so wie beispielsweise

die Ortsunabhängigkeit beim Online-Handel.

Der Kunde kann von zu Hause oder vom Urlaubsort

aus bestellen. Dagegen kann der

Kunde sich beim Händler vor Ort von der Ware

ein besseres Bild machen und diese bei Gefallen

sofort erstehen und mitnehmen“, erläutert

Brock. Auch die einfache Abwicklung der Bezahlung

ist im E-Commerce ein großer Nutzen.

Der Kunde kann aus verschiedenen Zahlungsmethoden

die für sich am besten geeignete

wählen.

„Wenn der Kunde online kauft, hat er zudem

den Vorteil ganz anderer, weitaus besserer

Retouren- und Umtauschbedingungen“,

merkt Brock an. „Heute ist ein Umtauschrecht

von 30 Tagen plus keine Seltenheit mehr. Diese

Regelungen können für die Kunden um einiges

attraktiver als im Filialgeschäft sein.“

Für die Händler ist die Nutzung von Omnichannel

außerdem hinsichtlich der Mitarbeiter von

Vorteil, denn hierdurch erweitert sich deren

Aufgabenspektrum, da sie auch den Fulfillment-Gedanken

maßgeblich mitgestalten.

Zudem können die Kosten, die im Filialgeschäft

ohnehin anfallen, durch Omnichannel

besser ausgeglichen bzw. kompensiert werden.

Die Filialen untereinander werden so auf

Dauer optimal aufeinander abgestimmt und

miteinander vernetzt, wodurch sich die Kundenfrequenz

in den Geschäften erhöht.

Wichtig für den Mehrwert für Kunden und Anbieter

ist es zudem, alles so einfach wie möglich

zu gestalten. So sollten zum Beispiel die

verwendeten Apps einfach zu bedienen sein.

Gerade in der Logistik ist darauf zu achten, die

Arbeitsmittel so nutzerfreundlich wie möglich

zu gestalten. Im Filialgeschäft soll für den Endanwender

die Prozessgestaltung schnell umsetzbar

sein, trotz vorhandener Komplexität.

Neue Kundensegmente und Kundenbindung

„Wenn den Kunden neue Kanäle zur Verfügung

gestellt werden, geben sie im Durchschnitt

etwas mehr an Geld aus. Omnichannel-Customer

sind also bereit, mehr Geld beim

Shopping in die Hand zu nehmen. Auch wechseln

moderne User schneller den Händler bei

Unzufriedenheit ─ Omnichannel Marken dagegen

werden nicht so schnell vom Kunden

aufgegeben“, erörtert Dr. Brock. „Bei Click &

Collect Angeboten hat dies auch einen Vorteil

aus Kundensicht. Die Verzahnung von diversen

Vertriebszielen und die Omnichannel-

Präsenz zielt unter anderem auch auf die

Gewinnung von Kunden aus der ‚Next Generation‘

wie Millenials und Gen-Z.“

„In Zukunft wird der Omnichannel-Handel eine

immer größer werdende Rolle spielen. Konsumenten

fordern vom Handel eine intelligente

Verzahnung des Online- und des Offline- Filialgeschäftes“,

resümiert Brock. „Der Vor-Ort-Service

eines Händlers bietet diverse Vorteile, die

durch den reinen Online-Handel nicht abgebildet

werden können. Daher ist ein intelligenter

Mix aus Online und Offline für Handelsunternehmen

zukünftig ein Muss.“

(RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S20

HANDEL LOGISTIK

Die erste

eCommerce-Landkarte

für Österreich

Der Handelsverband hat gemeinsam mit der

Österreichischen Post und der OTTO/UNITO

Gruppe die erste eCommerce-Map des

Landes präsentiert. 11 Segmente und 160

führende Dienstleister sind darin abgebildet.

9.000 heimische Webhops setzen auf die

Digitalisierung und trotzen dem ersten Umsatzrückgang

im Onlinehandel seit knapp

zwei Jahrzenten. BEITRAG: GERALD KÜHBERGER

Der österreichische Onlinehandel

durfte sich 2021 über ein Allzeit-Ausgabenhoch

freuen, erstmals

konnte bei den privaten

Haushaltsausgaben (ohne KFZ-Handel) die

Marke von 8,315 Milliarden Euro geknackt

werden (+10% Wachstum). Heuer ist alles

anders: Allein im zweiten Quartal sind die

eCommerce-Umsätze hierzulande laut

Statistik Austria inflationsbereinigt um -4,8

Prozent zurückgegangen. Für das Gesamtjahr

2022 erwarten der Handelsverband und

Kreutzer, Fischer & Partner einzelhandelsrelevante

Online-Ausgaben von rund 8,5 Milliarden

Euro – und damit erstmals seit fast zwanzig

Jahren ein reales Minus von 3 Prozent.

Die Onlinequote im Bereich der einzelhandelsrelevanten

Ausgaben wird von 11,9 Prozent

im Jahr 2021 auf 11,6 Prozent schrumpfen.

Substanzielle Anteilsgewinne sind lediglich im

Bereich Health Care, Körperpflege und Kosmetik

zu erwarten, ein moderates Plus wird

es bei Elektrogeräten & IT sowie Druckwerken

geben. Rückläufig entwickelt sich der eCommerce

heuer insbesondere bei Mode- und

Sportartikel. So fällt beispielsweise die Onlinequote

im Bekleidungssegment von 30% auf

25%, bei Sportartikel von 18% auf 16%. Der

Onlinehandel kämpft aber nicht nur mit stagnierenden

Umsatzzahlen, sondern auch mit

der hohen Inflation (zuletzt +11%), Personalmangel

(44%) sowie explodierenden Energieund

Logistikkosten.

RAINER WILL, PETER UMUNDUM, HARALD GUTSCHI

Zahl der aktiven Webshops steigt auf 9.000

Die positive Nachricht: Trotz aller Herausforderungen

und multipler Krisen setzen immer mehr

heimische Händler auf die Digitalisierung.

"9.000 heimische Webshops bilden den Kern


Enterprise & B2B

eCommerce Partners Payment Bonität, Identität & Loyalty

eCommerce

Landkarte Österreich 2023

KMU Forschung Austria auf 5,4 Millionen angestiegen

Zustellung (+3% im Vergleich zu 2021). Die durchschnittlichen

eCommerce- Ausgaben der

Österreicher liegen aktuell pro Kopf bei 1.930

Euro im Jahr. Die Top-Warengruppen sind Bekleidung/Textilien,

Elektro sowie Möbel/Deko.

Marktplätze,

ttformen & Visibility

Analytics

Kundenservice

der österreichischen eCommerce-Szene, die

den aktuellen Krisen trotzt. Erstmals in seiner

Geschichte muss der heimische Onlinehandel

heuer ein reales Umsatzminus verkraften. Dennoch

betreiben mittlerweile 84 Prozent aller

Einzelhandelsunternehmen des Landes eine

eigene Website, um digital auffindbar zu sein

und mehr als 35 Prozent verkaufen via Internet

erfolgreich - auch Cross-Border", bilanziert

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer

Will. Die österreichischen Webshops erwirtschaften

damit einen Brutto-Jahresumsatz von

4,8 Milliarden Euro. Auf Konsumentenseite ist

die Zahl der Online-Shopperinnen zuletzt laut

ols, Tipps, Themen, Events und Rechtsupdates für den Handel? | Jetzt registrieren auf kmu-retail.at

72% kämpfen mit Lieferverzögerungen –

Entspannung in Sicht

Gütesiegel, Vertrauen &

Auch in

Rechtssicherheit

puncto Lieferverzögerungen und

-engpässe hat sich die Lage im Vergleich

zum Vorjahr laut einer aktuellen Händlerbefragung

des Handelsverbandes leicht entspannt.

Aktuell kämpfen zwar immer noch 72 Prozent

der heimischen Online- und Omnichannel-Händler

mit Lieferverzögerungen und Lieferantenausfällen.

Knapp zwei Drittel erwarten

in ihrem Segment Lieferengpässe im Weihnachtsgeschäft.

Allerdings betrifft dies nur einige

wenige Produkte im Sortiment, beispielsweise

Heizdecken, Elektro-Heizstrahler oder

neue iPhones. Die Verbraucher sind weiterhin

gut beraten, ihre Weihnachtsgeschenke möglichst

frühzeitig zu besorgen.

Die eCommerce-Landkarte

2023 ist hier kostenfrei

erhältlich:

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LOGISTIK express 5/2022 | S22

Black Friday - Weihnachtsgeschäft Start

Apropos frühzeitig: November und Dezember

sind für den heimischen Handel traditionell die

umsatzstärksten Monate, die in vielen Branchen

über ein erfolgreiches Geschäftsjahr entscheiden.

"Black Friday" (25.11.2022) und "Cyber

Monday" (28.11.2022) heißen die beiden

Aktionstage, die hierzulande mittlerweile zu

den wichtigsten Shoppingterminen des Jahres

zählen und das Weihnachtsgeschäft einläuten.

Heuer haben zwei Drittel der Österreicher

in der Black Week Aktionsprodukte gekauft,

mehr als drei Viertel davon haben auch schon

erste Weihnachtsgeschenke gekauft. Im

Schnitt haben die heimischen Konsumenten in

der Black Friday- und Cyber Monday-Woche

2022 297 Euro ausgeben – exakt gleich viel wie

schon im Vorjahr. Das ergibt einen bundesweiten

Handelsumsatz von rund 450 Millionen Euro.

"Der Onlinehandel hatte mit 2020 und 2021

zwei unglaublich gute Jahre. Definitiv kann

man es jetzt zwar noch nicht sagen, aber 2022

wird auf dem Online-Markt wahrscheinlich

mit einer Stagnation oder einem Rückgang

beendet werden. Es ist eine komplett normale

Entwicklung, dass es nach zwei Jahren,

in denen der Onlinehandel wie verrückt gewachsen

ist, ein Jahr stagniert oder wieder

runtergeht", so Harald Gutschi, Vizepräsident

des Handelsverbandes und Geschäftsführer

der UNITO/OTTO Gruppe. Für 2023 ist Gutschi

optimistisch und rechnet mit einer normalen

Entwicklung mit 5 bis 8 Prozent Online-Wachstum

und eCommerce-Umsätzen sehr deutlich

über Vor-Pandemie-Niveau. "Momentan wird

im Non-Food-Bereich jeder fünfte Euro im Onlinehandel

ausgegeben, perspektivisch in drei

bis fünf Jahren wird es jeder dritte Euro sein", ist

er überzeugt.

B2C Paketvolumen bewegt sich auf hohem Niveau

des Vorjahres

Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft stellt

sich auch Jahr für Jahr die Frage nach der Entwicklung

des Paketvolumens im B2C-Bereich.

Dieses kannte in der letzten Dekade nur eine

Richtung: steil nach oben. 2021 wurden in

Österreich laut Branchenradar.com insgesamt

mehr als 139 Millionen Pakete an Privathaushalte

zugestellt. Das B2C-Paketvolumen

bewegt sich auch 2022 auf dem hohen

Niveau des Vorjahres. "In den letzten beiden

Pandemiejahren sind unsere Paketmengen

lockdownbedingt um 40 Prozent auf 184 Millionen

Pakete angestiegen. Mittlerweile haben

sich die Zahlen auf einem hohen Niveau

eingependelt", bestätigt Peter Umundum, Vorstandsdirektor

für Paket & Logistik der Österreichischen

Post AG.

Brandneu: "eCommerce-Landkarte

Österreich 2023"

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde

am 17. November im Rahmen des HV TECH

DAY auch erstmals die brandneue "eCommerce-Landkarte

Österreich 2023" mit den 160

führenden heimischen eCommerce-Dienstleistern

präsentiert. Die Karte deckt 11 zentrale

Bereiche des Onlinehandels ab: Shop-Systeme;

Shop-Verzeichnisse; Marktplätze &

Plattfor-men; Payment; Bonität, Identität &

Loyalty; Fulfillment; Zustellung; Analytics; Kundenservice;

Gütesiegel & Rechtssicherheit

sowie Enterprise & B2B Partner. Sie soll den

Händlern einen kompakten Überblick über

das österreichische Ökosystem Onlinehandel

geben und die wichtigsten Player abbilden.

Die gemeinsam von Post und Handelsverband

erstellte Karte soll regelmäßig aktualisiert

und weiterentwickelt werden. Dienstleister

haben die Möglichkeit, sich und ihre Leistungen

in kommenden Ausgaben der "eCommerce-Landkarte

Österreich" zu verorten. "Wir

wollen die Österreich-Quote im eCommerce

anheben. Damit der heimische Handel stärker

von den hohen Paketmengen profitiert,

haben wir gemeinsam mit dem Handelsverband

die eCommerce-Landkarte ins Leben

gerufen. Händler erhalten damit einen kompakten

Überblick zu rot-weiß-roten Dienstleistern

im Onlinehandel", erklärt Peter Umundum.

(GK)


WAS WOLLTEN SIE

HANDELSEXPERT:INNEN

IMMER SCHON

FRAGEN?

HV-Geschäftsführer Rainer Will spricht

mit Expert:innen, Händler:innen und

Innovator:innen über die Gegenwart und

Zukunft des österreichischen Handels.

Jetzt reinhören

auf

BISHERIGE GÄSTE

Roland Fink

(niceshops)

Gerhard Drexel

(SPAR)

Katharina Schneider

(Mediashop)

Claus Kahn

(Innenministerium)

Carsten Keller

(Zalando)

Jasmin Turek-Rezac

(Turek)

Heini Staudinger

(GEA)

Georg Pölzl

(Österreichische Post)

Eugen Prosquill

(WARDA)

Marco Pogo

(Bierpartei)

Thomas Tauchner,

Philipp Gersing

(Jentis & Ireen)

Nick Holscher,

Rainer Rauch

(Zalando & Mode Roth)

Hagen Höhl

(GLORY)

Marcel Harastzi

(REWE)

Daniel Schlögl

(Wiener Tafel)


LOGISTIK express 5/2022 | S24

HANDEL LOGISTIK

TECH DAY 2022:

Gipfeltreffen der

heimischen Retail-

Tech-Szene

Das digitalaffine Who is Who der österreichischen

Handelsbranche hat sich am 17.

November beim alljährlichen TECH DAY des

Handelsverbandes im 35. Stock des Thirty

Five am Wienerberg getroffen.

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER

Der traditionelle Pflichttermin für die

(Online)Handelsszene sowie Brancheninteressierte

fand bereits zum

11. Mal statt. 230 Teilnehmer verfolgten

das von Handelsverband-Präsident

Stephan Mayer-Heinisch und Handelsverband-Geschäftsführer

Rainer Will eröffnete

Tech-Event – ein neuer Besucherrekord. Die

begehrten "Retail Innovation Awards" gingen

an IKEA, Decathlon, Fressnapf, Augenstern

Kindermode und Refurbed.

Unter dem Kongressmotto "The Future of Retail

Technology" durfte das Publikum des TECH

DAY 2022 dem Best Practice Beispiel von

Hermann Erlach (Microsoft Österreich) und

Andreas Kranabitl (SPAR Österreich) lauschen,

gefolgt von Jan Königstätter (Otago), der

den brandneuen "Digital Visibility Report 2022

(DiVi)" präsentierte – ein Überblick der Performance

und Sichtbarkeit heimischer Handelsbetriebe

auf Google. Die Kundenperspektive

übernahm Josef Grabner (LINK Mobility). Er

sprach über die digitale Zukunft der Customer

Journey – konkret darüber, was moderne Kunden

wirklich wollen. Kremena Irinkova (Payment

Services Austria) präsentierte in ihrem

Vortrag die Mehrwerte der neuen ich.app für

den österreichischen Handel. Für Begeisterung

sorgte auch die Keynote "DevOps in Retail"

der bekannten Influencerin Nana Janashia

(TechWorld with Nana).

RAINER WILL

Durch das alljährliche Startup Zapping führte

Markus Kuntke, Leiter des Trend- und Innovationsmanagements

bei REWE International

und Ressortleiter der Handelsverband-Plattform

"Omnichannel, Innovation & Startups".

Sechs ausgewählte Retail-Startups durften ihre


digitalen Lösungen für den Handel präsentieren.

Heuer am Start: Rainer Franke und Martin

Schmutterer von IOSS Europe, Miriam Jonas

von Prewave, Felix Kogler von Systempilot,

Stefan Kohlbacher von fiskaly, Mark Lützner

von exonode und Philip Tropper vom Handelsverband

E-Mobilitätspartner ELOOP.

Potenzial: Mit Digitaler Identität könnte Österreich

8 Mrd. Euro jährlich einsparen

Eines der Highlights beim TECH DAY war die

Podiumsdiskussion zu Digitaler Identität und

self-sovereign identity. Dabei wurden u.a. die

Plattform-Lösung von CRIF, die ich.app der

PSA und die European netID Foundation vorgestellt.

Live on Stage diskutierten Gerald Eder

(CRIF), Sabine Walch (danube.ai), Harald

Flatscher (PSA), Jörn Strehlau (netID), Alfred

Taudes (WU Wien), Martin Sprengseis (bluesource)

und der bekannte Datenschützer

Thomas Lohninger von epicenter.works. Spannend:

Schätzungen der estnischen Regierung

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die Zukunft?

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LOGISTIK express 5/2022 | S26

zufolge spart allein die Nutzung elektronischer

Unterschriften jährlich rund 2% des BIP ein.

Umgelegt auf Österreich wären das mehr als

8 Milliarden Euro pro Jahr – das Potenzial der

Digitalen Identität ist also riesig.

Wie können Payment-Technologien den Handel

positiv beeinflussen? Darüber sprach Jürgen

Schübel (VISA) in seinem vielbeachteten

Best Practice Vortrag. Der Fokus lag dabei auf

sog. "In Car Payments" die dafür sorgen könnten,

dass unsere Autos künftig zur fahrenden

digitalen Geldbörse werden. Spannend war

auch der Vortrag von Andreas Thöni (Österreichische

Post) und Harald Gutschi (UNITO/

OTTO Gruppe). Die beiden Branchenexperten

gaben nicht nur ein Update zur Lage

des Onlinehandels in der DACH-Region, sie

stellten auch die "Austrian eCommerce Map

2023" vor. Zu den weiteren Schwerpunkten

des Events zählten dieses Mal: Zahlungstrends,

digitale Cloudlösungen, Customer Loyalty,

Blockchain und innovative Logistiklösungen.

30 Nominierte, 5 Gewinner:

Retail Innovation Awards

Darüber hinaus wurden bereits zum 7. Mal die

begehrten Retail Innovation Awards vergeben.

Mit dem Preis werden in Österreich tätige

Handelsunternehmen für den Einsatz herausragender,

innovativer Technologie-Lösungen

ausgezeichnet. Nikolaus Köchelhuber und

Florian Haas von der Unternehmensberatung

EY (Ernst & Young) übergaben die Auszeichnungen

gemeinsam mit HV-Geschäftsführer

Rainer Will an die fünf Gewinner: IKEA und

DECATHLON (Best In-Store Solution) – FRESS-

NAPF (Best Online bzw. Mobile Solution) –

AUGENSTERN KINDERMODE (Best Omnichannel

Innovation) – REFURBED (Best Green Innovation).

Verena Schneider (Puls 4) glänzte als

Moderatorin und führte charmant durch den

Nachmittag. Bevor es dann am Abend zum

Ausklang und Networking mit Drinks bei der

Afterparty powered bei FIEGE ging, warteten

tolle Tech-Preise und exklusive Tickets für

ausgewählte HV Events auf die glücklichen

Gewinner:innen der Retail Rallye. Unter den

hochkarätigen Gästen des TECH DAY 2022

waren u.a. Cathryn Binder-Taisser (Decathlon),

Joel Hornstra (Hervis), Michael Bratl (Visa),

Klaus Slamanig (Nespresso), Robert Hadzetovic

(shöpping.at), Roman Koch (Gebr.

Heinemann), Alexandra Dürr und Niklas Larsson

(beide IKEA Austria), Klaus Magele (Morawa),

Rainer Friedl (Emakina), Peter Umundum,

Michael Andrae, Markus Leitgeb (alle Österreichische

Post), Ruth Moss (CRIF), Thomas Von

der Gathen und Armin Timmerer (beide PSA)

sowie Victoria Neuhofer und Stephanie Sinko

(beide DAMN PLASTIC). (RED)


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LOGISTIK express 5/2022 | S28

HANDEL LOGISTIK

eCommerce boomt,

aber Österreich hat

(fast) nichts davon

Die Lockdowns haben dem eCommerce

einen Boost verpasst, der teilweise immer

noch anhält. Black Friday und Cyber Monday

begeistern Massen. Das Problem: 75 % der

Paketmengen kommen aus dem Ausland,

die Kaufkraft fließt ab. Schaffen wir uns mit

dem Kaufverhalten selbst ab?.

REDAKTION: ANGELIKA GABOR

Kauf Regional! „Proximus sum egomet

mihi“ – frei übersetzt: jeder ist sich

selbst der Nächste – schrieb der antike

Komödiendichter Terenz. Die Auswirkungen

sind allerdings weniger komisch.

Knapp 400.000 Menschen arbeiten in Österreich

im Einzelhandel. Viele der heimischen

Ketten bieten inzwischen auch Onlineshops,

Lieferung oder Abholung im Geschäft an.

Aber gerade angesichts der hohen Inflation

und gestiegenen Lebenserhaltungskosten

sehen sich immer mehr Konsumenten gezwungen,

das billigste Angebot zu wählen – und

das findet sich leider viel zu häufig bei Amazon.

Die Ersparnis des Einzelnen kann uns aber bald

alle teuer zu stehen kommen, denn wenn die

Kaufkraft abfließt, gehen Arbeitsplätze im Inland

verloren. Das Sozialsystem wird weiter

belastet, die Gesamtkosten für alle steigen.

Dabei gibt es genug heimisches Angebot:

„Rund 9.000 Händler betreiben bereits aktiv

einen Webshop, das ist mehr als ein Drittel aller

Händler in Österreich“, erklärt Rainer Will,

Geschäftsführer des Österreichischen Handelsverbands.

Die gerade eben präsentierte

eCommerce-Landkarte gibt einen Überblick

darüber, wer was wo online anbietet, Dienstleister

inklusive.

PETER UMUNDUM, RAINER WILL, HARALD GUTSCHI

Extreme Volatilität

Nach einem Allzeit-Ausgabenhoch im Onlinehandel

2021 – die privaten Haushaltsausgaben

überstiegen erstmals 8,315 Milliarden

Euro – verlief das Jahr 2022 deutlich schaumgebremst.

„In den Jahren 2020/2021 war der

stationäre Handel 152 zumindest teilweise im

Lockdown, die hohen Umsätze waren die


logische Folge. Und auch die aktuelle Delle

ist durchaus verständlich, wenn man die Zahlen

im 3-Jahres-Kontext sieht, dann liegt das

durchschnittliche Wachstum noch immer bei

9 Prozent“, ist Harald Gutschi, Geschäftsführer

der UNITO/OTTO Gruppe, durchaus zufrieden.

Gerade wurde sein Unternehmen als nachhaltigster

Möbelhändler Europas ausgezeichnet,

außerdem bietet die Gruppe durchaus erfolgreich

Amazon die Stirn. Das Problem: in Erwartung,

dass die Lieferkettenprobleme anhalten

und der Onlinehandel wieder zweistellig zulegt,

haben sich viele Händler große Mengen

auf Lager gelegt. Dann kamen jedoch der

Krieg und die Inflation, angesichts eines Reallohnverlustes

von durchschnittlich vier Prozent

sparen die Menschen. Als einziger Ausweg

findet – beispielsweise in der „Black Week“

- eine wahre Rabattschlacht statt, um die

Lager zu leeren, und das auf Kosten der Margen.

„Auch wir bei OTTO haben doppelt so viel gekauft

wie 2021, aber in manchen Bereichen

kaufen die Leute fünf Mal so viel, und wir können

den Bedarf gar nicht decken“, so Gutschi.

Das gelte insbesondere für Öfen, Infrarotheizungen,

Heizlüfter, Elektrodecken und Trachtenmode,

aber auch klimafreundliche Geräte,

die insbesondere nach Auszahlung des

Klimabonus vermehrt bestellt wurden. Und:

„Brennholz ist das neue Klopapier.“ (es wird

E-COMMERCE IN ÖSTERREICH:

3 VON 4 EURO GEHEN INS AUSLAND

Cross-Border E-Commerce-Anteil in europäischen

Ländern 2021

[% der Kund*innen, die in den letzten 3 Monaten

online gekauft haben]

• …

< 10%

11-20%

21-30%

31-40%

41-50%

51-60%

61-70%

71-80%

81-90%

Quelle: EUROSTAT, Daten 2021 außer Italien, Großbritannien, Nord Mazedonien, Kosovo: 2020

14

Allgemein


LOGISTIK express 5/2022 | S30

gehortet, Anm.) „Ohne künstliche Intelligenz

wäre es unmöglich, den Kunden die Ware zur

Verfügung zu stellen, das Kundenverhalten ist

teilweise wirklich nicht vorhersehbar“, meint

Gutschi. Und weiter: „Das Beste am Jahr 2022

ist, dass es bald vorbei ist.“ Dann jedoch könne

man durchaus wieder optimistisch Richtung

2023 blicken: „Die Monate bis zum Ende des

Winters werden noch anspruchsvoll, aber

danach wird die Sonne wieder aufgeh’n.

Ab Mitte 2023 werden dann sinkende Inflationsraten

auf steigende Kaufkraft treffen und

wir bekommen die Probleme in den Griff.“ Zudem

rechnet er mit einer leichten Rezession

– allerdings bei quasi Vollbeschäftigung.

Sinkende Transportpreise aus Fernost und Rohstoffpreise

auf Vor-Corona-Niveau werden ihr

Übriges tun. Gutschi: „Wenn geopolitisch alles

in Ordnung ist, wird 2023 ein richtig gutes Jahr

für den Handel.“

Angebot hofft auf Nachfrage

Der Marktanteil der Post am Paketmarkt in

Österreich beträgt im B2C Bereich rund 62

Prozent. Durch den flächendeckenden Ausbau

des Zustellnetzes gewinnt Amazon ständig

Anteile hinzu. „Aktuell stagniert der Paketmengenanteil

aus dem Ausland“, erklärt Peter

Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österreichische

Post AG. 2021 wurden in Österreich

laut Branchenradar.com stolze 139 Millionen

Pakete an Privathaushalte zugestellt. Nach

einem schwachen 1. Quartal 2022 wird wieder

deutlich mehr bestellt – aber halt eben im

Ausland. Umundum verspricht sich daher viel

von der eCommerce-Landkarte: „Händler erhalten

damit einen kompakten Überblick zu

rot-weiß-roten Dienstleistern im Onlinehandel.“

Die neue Online-Plattform präsentiert die 160

führenden heimischen eCommerce-Dienstleister

in den 11 Bereichen Shop-Systeme;

Shop-Verzeichnisse; Marktplätze & Plattformen;

Payment; Bonität, Identität & Loyalty; Fulfillment;

Zustellung; Analytics; Kundenservice;

Gütesiegel & Rechtssicherheit sowie Enterprise

& B2B Partner. Das Ziel: die Österreich-Quote

im eCommerce anheben. Zumindest kann

nun niemand mehr behaupten, es gäbe keine

Alternative – bleibt zu hoffen, dass es funktioniert.

(AG)

KONZERN: MEHR ALS 450 MIO PAKETE IN 2021

in Mio Stück

453

417

269

298

312

206

217

TR 1

57

7

50

73

16

57

77

18

59

84

19

65

186

95

22

70

204

106

24

74

219

112

27

80

230

120

29

81

139

33

97

156

34

108

150

35

127

44

166

52

184

CEE

AT

2009

2010

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

2018

2019

2020

2021

1 inklusive Dokumente; Vollkonsolidierung der Gesellschaft ab 25. August 2020 (davor 25% Beteiligung)

11


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LOGISTIK express 5/2022 | S32

SPECIAL

Wie viel Energie kosten

uns Kaufentscheidungen

und wie künstliche

Intelligenz helfen kann

Im Jahr 2000 ließen Amerikanische Forscher

zwei Gruppen von Probanden Marmelade

verkosten [1]. Ihr Ziel: untersuchen,

wie sich zu viel Auswahl auf den Verkauf

auswirkt. Am Ende ihrer Studie war klar,

dass viele Regeln im Verkauf und Vertrieb

neu geschrieben werden müssen.

BEITRAG: PHILIPP WISSGOTT

PHILIPP WISSGOTT

Kleidung, Essen, Reisen, Freizeit? Menschen

treffen über 20.000 kleinere

und größere Entscheidungen jeden

Tag. Mit einer Entscheidung ist immer

eine Auswahl von zumindest 2 Alternativen

verbunden, oft gibt es aber auch hunderte

Produkte - was es nicht gerade leichter macht

eine Wahl zu treffen.

Wer kennt nicht das Gefühl, von so einer Produktauswahl

überwältigt zu sein? Übersehe

ich etwas? Habe ich alle Optionen im Blick?

Soll ich die Entscheidung später treffen? Das

Verschieben von Kaufentscheidungen ist

wahrscheinlich der größte dämpfende Faktor

für den Konsum. Oder anders formuliert: Hilf

dem Kunden das Zögern beim Kauf zu überwinden

und du steigerst den Verkauf um einen

riesigen Faktor.

Wie laufen (Kauf-)Entscheidungen im Gehirn

ab? Jede Auswahl kostet “Denkenergie”

und Konzentration und zapfen den täglichen

Vorrat davon an, den jeder Mensch zur Verfügung

hat. Apple-Gründer Steve Jobs hatte

eine elegante Lösung, um Energie zu sparen:

Indem er jeden Tag faktisch dieselbe Kleidung

trug, argumentierte er, könne er sich ganz auf

die relevanten Entscheidungen des Tages

konzentrieren.

SABINE WALCH

Für einen Händler stellt sich dabei die Frage:

Wann kommen die Kunden zu mir in den

(Online-)Shop? Wenn es mehrheitlich abends

nach der Arbeit ist, werden Kunden ihre

“Entscheidungsenergie” bereits ziemlich aufgebraucht

haben. Dies sollte man jedenfalls


in der angebotenen Kaufberatung berücksichtigen.

Wenn Entscheidung so viel Energie

kostet, wie kommen Menschen dann überhaupt

durch den Tag? Glücklicherweise sind die meisten

Entscheidungen “Formsache”: Welchen

Weg nehme ich, wenn ich meine Kinder in den

Kindergarten bringe? Überall wo wir Erfahrung

haben, fällt uns eine Wahl leicht.

Als Experte können wir Vor- und Nachteile

schnell analysieren - viele dieser Entscheidungen

laufen dann gänzlich unterbewusst

ab. Ins Zögern kommt man also nur, wenn

man sich nicht so gut auskennt. Der Kunde

ist in den meisten Bereichen seines Einkaufs

kein Experte? Das ist glücklicherweise

für den Handel nichts Neues. Ausgewählte Angebote

und persönliche Beratung vor Ort - nah

am Kunden dran sein, seine Bedürfnisse verstehen

und Empfehlungen anbieten. Nur was,

wenn der Kunde nicht ins Geschäft, sondern

online einkaufen will? Im Online-Geschäft kommen

einige Gründe zusammen, die eine gute

(digitale) Beratung noch wichtiger machen:

* Kunden haben weniger Zeit und wollen

schneller einkaufen.

* Das Sortiment ist meist größer, da man

räumlich nicht durch die Geschäftsfläche

begrenzt ist.

* Kunden können den Online-Shop viel

einfacher “verlassen” als ein echtes

Geschäft.

Aber ist eine gute Entscheidungshilfe

beim Online-Kauf überhaupt möglich?

Obwohl eine redaktionelle Vorauswahl

von Produkten auch online denkbar

ist, kann sie leider nicht auf die persönlichen

Bedürfnisse von Kunden eingehen.

Eine wirklich zielgerichtete Kaufberatung

kann deshalb nur automatisiert, meist durch

künstliche Intelligenz (KI), durchgeführt werden.

Aber kann sich KI-unterstützte Entscheidungshilfe

wirklich mit persönlicher Beratung

messen? Während das direkte Gespräch zwischen

MitarbeiterIn und Kunde auf emotionaler

Ebene unübertroffen ist, hat die KI einige

entscheidende Vorteile:

Philipp Wissgott ist Chief

Research Officer bei

danube.ai. Er erforscht

menschliche

Entscheidungsprozesse

und entwickelt

neue Formen von

Künstlicher Intelligenz

(KI). Im Moment steht

im Zentrum seiner

Forschung Automatisierung

und Personalisierung

für den Web-

Shop der Zukunft.

TEAM: DANUBE.AI


LOGISTIK express 5/2022 | S34

*_Die KI kann jederzeit das gesamte

Sortiment überblicken.

* Die KI kann sich individuelle Bedürfnisse

und Vorlieben aller Kunden merken und

jederzeit ins Spiel bringen.

* Die KI kann Kunden- und Händlerinteressen

zu jedem Zeitpunkt

berücksichtigen und für jede

Kaufentscheidung den optimalen,

individuellen Vorschlag machen.

* Die KI kann die optimale Auswahl

Angeboten zu jeder Tageszeit und

innerhalb eines Augenblicks berechnen.

Obwohl KI somit viele Chancen im Online-

Handel bietet, sind die Qualitätskriterien guter

KI in den letzten Jahren dramatisch gestiegen.Kunden

haben einfach nicht mehr die

Geduld, schlechte Kaufberatung zu akzeptieren

- insbesondere, wenn der nächste

Shop nur einen Klick entfernt ist. Und ist das

Vertrauen in Produktvorschläge oder Ähnlichem

mal verloren, kann man es als Online-

Händler nur schwer wieder zurückgewinnen.

Welchen Effekt hat der Einsatz von KI auf

den Händler? Beim größten Online-Händler

Amazon generieren Produktempfehlungen

allein 35% des gesamten Umsatzes [2]. Ein

kluger Einsatz von KI kann schon mal zu einer

Verdopplung der Klick-Conversion führen.

Dafür notwendig ist neben einer guten KI

aber auch ein tiefes Verständnis des Kunden,

der den Online-Shop besucht.Sind

wir bereit für eine KI, die unsere Bedürfnisse

versteht und unsere Entscheidungen

autonom unterstützt? Obwohl es in einigen

Bereichen, oft auch berechtigte Kritik am

Einsatz von KI gibt, ist die Entwicklung insbesondere

im Online-Handel wohl nicht aufzuhalten.

Zu viel einfacher und angenehmer ist

das Einkaufen mit KI-Unterstützung. Laptop,

Waschmaschine, Saugroboter. Kein Mensch

kann Experte in allen Konsumbereichen werden

und darüber hinaus noch allen Marktentwicklungen

und Innovationen folgen.

Künstliche Intelligenz, die mein Wunschprodukt

findet und mich bei der Kaufentscheidung

berät? Diese Technologie muss nicht

immer von großen (amerikanischen) Unternehmen

kommen. In Österreich entwickelt

danube.ai KI, bei der individuelle Kundeninteressen

im Vordergrund stehen. Das Ziel ist

es, KI möglichst vielen Unternehmen in Österreich

zugänglich zu machen und ihnen so

einen Wettbewerbsvorteil zu ermöglichen.

Und was passierte bei der eingangs erwähnter

Verkostung von Marmeladen? Eine Gruppe

verkostete 6, die andere 24 Produkte - den

TeilnehmerInnen wurde danach angeboten,

eine Marmelade zu kaufen. In der Gruppe mit

6 Marmeladen entschieden sich 12% für den

Kauf. Von den TeilnehmerInnen, die 24 Produkte

verkosten durften, kauften am Ende nur

1,8% eine Marmelade. (PW)

danube.ai “Made in Austria" entwickelt

innovative KI für Onlineshops. danube.

ai ermöglicht es den Kunden instant

zu verstehen und in kürzester Zeit zum

Wunschprodukt zu führen - und das völlig

DSGVO-konform. Referenzen:

• https://bit.ly/3F6zNJD

• https://bit.ly/3iGUxQH


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LOGISTIK express 5/2022 | S36

INTRALOGISTIK

KNAPP ist Technologie-

Partner für effiziente

E-Commerce-Logistik

Online-Handel liegt im Trend, und das

auch abseits der bekannten E-Commerce-

Giganten. Erst kürzlich eröffnete eMAG.ro,

der größte Online-Retailer in Rumänien, ein

neues, vollautomatisches Auslieferungslager

in Bukarest. Mit eMAG in Rumänien und

weiteren Kunden wie MALL.CZ, HP TRONIC

und Alza.cz in Tschechien, hat sich KNAPP

als Technologie-Partner für E-Commerce-Logistik

auch in Mittel- und Südosteuropa stark

positioniert. BEITRAG: PI REDAKTION

Die Erfolgsstory begann bereits 2015

als sich auf der CeMAT in Hannover

Gespräche mit dem tschechischen

Online-Pionier MALL.CZ ergaben.

Innerhalb von sechs Monaten erarbeitete das

KNAPP-Team eine Lösung, die MALL.CZ durch

die hohe Flexibilität und Skalierbarkeit überzeugte.

Die Lösung wurde bereits so ausgelegt,

dass sie im Lauf der Jahre mit steigenden

Leistungsanforderungen mitwachsen konnte.

Gut vorausgedacht, denn aktuell beliefert die

MALL Group 18 osteuropäische Länder mit insgesamt

130 Millionen Personen und plant weiteres

Wachstum.

E-Commerce-Herausforderung

Hundefutter & Elektronik-Artikel

„Um das breite Warenspektrum effizient zu

bearbeiten, mussten wir sicherstellen, dass

schwere Artikel wie große Säcke mit Hundefutter

genauso automatisch transportiert und

sortiert werden können wie kleine Elektronik-

Artikel“, erzählt Lenka Neuhold, Director Mobile

Subsidiary bei KNAPP, von den Herausforderungen.

Ihr war wichtig, für MALL.CZ maximale

Kosteneffizienz bei maximaler Flexibilität und

Leistung zu erzielen und auch das Bottleneck bei

der Konsolidierung und Verpackung zu lösen.

LENKA NEUHOLD, DIRECTOR MOBILE

SUBSIDIARY, KNAPP AG (© KNAPP/

KANIZAJ)

„KNAPP hat erkannt, dass es im E-Commerce-Geschäft

starke Peaks gibt, in denen

hohe Leistungen gefragt sind – und die Lösung

spiegelt dies wider. Andere Anbieter haben

uns Lösungen mit linearem Durchsatz angeboten,

das entspricht aber nicht der Realität. Das

hat uns gezeigt, dass KNAPP unser Geschäft

und unsere Anforderungen versteht – auch

ROI und die Kosteneinsparungen waren besser

als bei anderen Lösungen“, sagt Oldřich


EMAG.RO ERÖFFNETE AM 7. NOVEMBER 2022

SEIN NEUES, VOLLAUTOMATISIERTES LAGER MIT

KNAPP-TECHNOLOGIE IN RUMÄNIEN (© EMAG)

Petránek, inLogistics, Consultant, über die Zusammenarbeit.

Nur 10 Monate nach Vertragsunterzeichnung

ging die erste Ausbaustufe in

der Nähe von Prag live. Die Lösung aus OSR

Shuttle-System und Taschensorter-Technologie

hat sich hervorragend bewährt, war

es doch der erste Einsatz des Taschensorters

EcoPocket außerhalb der Fashion-Logistik. In

den folgenden Jahren wurde das Lager laufend

erweitert: Im Herbst 2018 ging die letzte

Ausbaustufe mit einer Auslieferleistung von

150.000 Stück pro Tag in Betrieb.

eMAG eröffnet vollautomatisches

E-Commerce-Lager in der Nähe von Bukarest

Auch in Rumänien ist KNAPP als Technologie-Partner

etabliert. Eine logische Entwicklung,

denn laut European E-Commerce-Report verfügt

Rumänien über eine der größten E-Commerce-Branchen

in Südosteuropa. Flaggschiff

ist der Online-Händler eMAG. Das Unternehmen

eröffnete Anfang November 2022 feierlich

sein neues, vollautomatisches Distributionszentrum

in Joita, in der Region Giurgiu.

Technologie-Partner KNAPP lieferte dafür 18

Gassen OSR Shuttle Evo, die 29 Pick-it-Easy-

Stationen und den Pick-Roboter Pick-it-Easy

Robot mit Waren versorgen. Für die Sortierung

der Versandkartons ist ein Hochleistungssorter

im Einsatz. Dieser sorgt dafür, dass 15.000

Kartons pro Stunde ausgeliefert werden

können. Damit der Lagerbetrieb immer reibungslos

verläuft, ist ein Team von KNAPP-Service-Techniker:innen

direkt vor Ort im Einsatz.

Diese sogenannten Resident Engineers sorgen

auch dafür, dass die Anlage laufend optimiert

wird. Auch eMAG hat bereits Erweiterungspläne

und Platz für weitere 18 Shuttle-Gassen vorgesehen.

Modernste Automatisierungstechnik

trifft intelligente

Software: Technologien

wie das Shuttle-System OSR


LOGISTIK express 5/2022 | S38

DIE OSR SHUTT-

LE-TASCHENSOR-

TER-LÖSUNG VON

KNAPP ÜBERZEUGTE

MALL.CZ DURCH

HOHE FLEXIBILITÄT

UND SKALIERBAR-

KEIT (© KNAPP/

NIEDERWIESER)

Vom ersten Konzept bis zur langjährigen

Zusammenarbeit

Technologie-Partnerschaften für E-Commerce-

und Retail-Logistik bestehen in Südosteuropa

bereits seit vielen Jahren. Für Alza.cz

lieferte KNAPP eine Fördertechnik-Lösung für

ein zentrales Lager in Prag. Mit dem Elektronik-Händler

HP TRONIC arbeitet KNAPP bereits

seit 2016 zusammen. Hier ist eine klassische

Omnichannel-Lösung mit OSR Shuttle und

Ware-zur-Person-Arbeitsplätzen im Einsatz.

Ausgeliefert wird sowohl an eigene Shops als

auch direkt an Online-Kunden.

Automatisierung für E-Commerce

muss nicht aufwändig sein

Der Zeitpunkt und der Einstieg in die Automatisierung

der E-Commerce-Logistik sollten

vorausschauend und schrittweise geplant

werden und sind abhängig von individuellen

Umschlagszahlen und Wachstumsprognosen.

Eine, die seit Jahren Unternehmen bei Einstieg

und Weiterentwicklung ihrer E-Commerce-Logistik

betreut, ist Lenka Neuhold, Director Mobile

Subsidiary, KNAPP AG: „Wir erarbeiten

mit unseren Kunden Szenarien und Ausbauschritte.

Die Lösung muss zu jeder Zeit maximal

wirtschaftlich sein. Häufige Kriterien zu automatisieren

sind wachsende Auftragsvolumina

und Artikelanzahl, aber auch Qualität und

Ausliefergeschwindigkeit. Die Bestellungen

müssen immer schneller und in sehr guter Qualität

zusammengestellt werden, denn kein Online-Kunde

soll durch einen Fehler oder lange

Wartezeit enttäuscht sein“, erklärt sie. Lieferung

am nächsten Tag ist ein Service, das viele

E-Commerce-Kunden bieten oder anstreben.

KNAPP-Technologien helfen, dieses Ziel zu erreichen.

„Zum Beispiel unser Lagersystem OSR

Shuttle Evo, aus dem alle Waren jederzeit

abrufbar sind, One-Touch-Kommissionierung

oder die Vorsortierung von Versandtouren,

zum Beispiel mit dem Taschensorter. Eine

Schlüsselkomponente ist hierbei auch eine

umfassende, intelligente Software-Lösung, wie

wir sie mit unserer KiSoft-Software bieten“, so

Lenka Neuhold abschließend. (RED)


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LOGISTIK express 5/2022 | S40

INTRALOGISTIK

Pick-Buddies –

die neue Welt der

kollaborativen und

mobilen Lager-Roboter

Pick-Buddies oder Collaborative Mobile

Robots sorgen als autonome Roboter für

eine smarte Automatisierung bei der Person-zur-Ware

Kommissionierung. Sie sind

einfach zu bedienen, einfach einzuführen,

benötigen in der Regel nur geringe Investitionen

und schließen die Automatisierungslücke

zwischen einer manuellen Kommissionierung

und vollständig automatisierten

Ware-zur-Person-Lösungen auf ihre sehr

smarte Weise. BEITRAG: WOLFGANG KEPLINGER

1. Smarte Lager-Autonomisierung: Smarte

Roboter sorgen für einen Produktivitäts- und

Agilitäts-Booster im Lager

Die Roboterisierung ist eines der wichtigsten

Top-Logistik-Themen der letzten Jahre. Durch

ihre vielfach smarten Eigenschaften haben

die Roboter sehen gelernt, was ihnen nicht

nur beim Fahren selbst sondern auch beim

Aufnehmen bzw. Absetzen der von ihnen

transportierten Materialien sehr hilft. Durch

ihre Sensoren können sie nun eng und ohne

jegliche Gefährdung mit Menschen zusammenarbeiten.

Durch ihre künstliche Intelligenz

lernen sie, jeden Tag etwas besser, zuverlässiger

und sicherer zu werden.

WOLFGANG KEPLINGER

Automatisierte Läger waren jahrzehntelang

durch eine mechanisch basierte Automatisierung

geprägt. Regalbediengeräte lagern

produktiv ein und bedienen die Lagermitarbeiter

zuverlässig mit Material (Ware-zur-Person),

wenn … … ja wenn die Bedarfe recht

konstant anfallen, das Sortiment nicht riesengroß

ist, kurzfristige Veränderungen nicht

stattfinden und Anforderungen wie hohe Lagerdichte

oder geringer Energieverbrauch

eine eher untergeordnete Rolle spielen. Auch

wenn die Einführung der shuttle-basierten Lagertechnologie

einige dieser negativen Aspekte

verringert hat – die Lagerlast wird ja auf

viele kleine Einheiten verteilt und man ist nicht

mehr so sehr von der Verfügbarkeit einiger

weniger Regalbediengeräte abhängig – eine

gewisse Starrheit und geringe Anpassbarkeit

sowohl was Bauraum, Lagerplätze oder Ein-/

Auslagerleistung betrifft, ist auch bei den

shuttle-Systemen erhalten geblieben. Da bedurfte

es der Einführung gänzlich neuer, autonomer

Lagersysteme, um diese Nachteile


wettzumachen. Cube-Systeme stellen die Behälter

direkt aufeinander und zeichnen sich

durch ihre hohe Lagerdichte aus (teilweise bis

zu vierfach so hoch wie manuelle Standardsysteme).

Das inzwischen seit einem Vierteljahrhundert

am Markt verfügbare Autostore nutzt

smarte Roboter zum Ein- und Auslagern der

Behälter von oben, während das neue Powercube-System

von Jungheinrich die Behälter

von unten einschiebt bzw. wieder herausholt.

Systeme wie die Sky-Bots von Exotec zeichnen

sich dadurch aus, dass die Roboter

nicht nur am Hallenboden verfahren können,

sondern auch selbst am Regal die dritte

Dimension (Höhe) bewältigen können – ohne

zusätzliche Regalbediengeräte.

Wieder andere Systeme wie Servus fahren auf

Schienen und können so auch die gelagerten

Materialien nicht nur am Lager selbst bereitstellen,

sondern bis an die Produktionslinie bringen

und dort direkt den Produktionsmitarbeitern

andienen. Alle diese Roboter-basierten

Lagersysteme sind sehr viel flexibler geworden,

nicht nur was den Lageraufbau und die

Nutzung des verfügbaren Raumes angeht, sie

sind auch autonom bezüglich der Steuerung

und flexibel bezüglich Einsatz und Lagerleistung

geworden. Und auch nachhaltig, denn

durch ihre smarte Energierückgewinnung sind

sie auch deutlich energieärmer und sparsamer.

Dies alles führt dazu, dass moderne Lagertechnologien

heute wirklich autonom geworden

sind. Sie passen in fast jeden Raum,

brauchen nicht immer eine gänzlich neue, dedizierte

Lagerhalle, sie sind in kurzer Zeit aufgebaut

und können bei Bedarf flexibel sowohl in

Richtung zusätzlicher Lagerplätze aber auch

zusätzlicher Roboter-Leistung angepasst werden

– und das in beide Richtungen, d.h. es ist

egal ob das Lager vergrößert oder verkleinert

wird. Dabei liegen die Kosten nicht trotz, sondern

vor allem wegen der guten Skalierbarkeit

der autonomen Lagertechnologien nicht nur

maximal im Bereich der mechanisch automatisierten

Technologien, sondern in vielen Fällen

sogar (merkbar) darunter.

2. Seite an Seite: Pick-Buddies – die wirklich

kollaborativen Roboter-Kollegen

Wenn Sie also im E-Commerce oder im Distributionsbereich

tätig sind, wenn sie heute

Ihr Lager vor allem manuell betreiben, wenn

Sie tendenziell ein eher großes Sortiment mit

nicht allzu hoher Spitzenleistung bedienen,

dann sollten Sie über eine smarte Automatisierung

ihres Lagers nachdenken. Dazu

müssen Sie nicht gleich eine nicht zu unterschätzenden

Investition in ein smartes und

autonomes Ware-zur-Person System im Fokus

haben. Denn es gibt nun mit den Pick-Buddies

oder den Collaborative Mobile Robots

wie sie offiziell richtig bezeichnet werden eine

smarte und autonome Automatisierung im

Mann-zur-Ware-Bereich. Die Collaborative

Mobile Robots schließen somit die Automatisierungslücke

zwischen vollständig manuell


LOGISTIK express 5/2022 | S42

operierten Lägern (Mann-zur-Ware) und einer

vollständigen Automatisierung auf Basis

eines Ware-zum Mann-Systems. Die bekanntesten

Anbieter von Pick-Buddies sind Locus,

6 River Systems, Fetch Robotics und Geek+.

Die Pick-Buddies unterstützen dabei die Kommissionierer,

in dem Sie ihnen die vielen langen

Wege zwischen dem Kommissionierbereich

und dem Konsolidierungs- bzw. Versandbereich

abnehmen. Pick-Buddies helfen den

Kommissioniern auch, indem Sie die Bilder von

den zu pickenden Waren anzeigen, den Kommissionierer

zum entsprechenden Lagerfach

hinführen oder dort bereits auf den Kommissionierer

warten. Durch einen Scanner ermöglichen

die Pick-Buddies die Bestätigung des

erfolgreichen Pickens und mittels eines Put-by-

Light-Systems zeigen Sie dem Kommissionierer

auch an, in welchen von den mitgeführten Behältern/Kartons

er die Ware ablegen soll, um

sie der richtigen Auftragsposition zuzuführen.

Dabei sind die Pick-Buddies praktisch bei allen

Anbietern so konzipiert, dass sie einfach und

intuitiv zu bedienen sind. Für die meisten

Pick-Buddies genügt deshalb ein Training im

Bereich von wenigen Minuten. Wie sie bereits

erkannt haben, ist die enge Mensch-Maschine-Kooperation

für die Pick-Buddies ein

Grundprinzip. Über die Sicherheit dieser Zusammenarbeit

brauchen Sie sich keine Gedanken

machen, sie ist in vielen realisierten

Anwendungen nachgewiesen.

Wirtschaftlich wird ein eine Unterstützung mit

Pick-Buddies vor allem, wenn sie mindestens

10 Kommissionierer im Einsatz haben, ihr manuelles

Lager über 3.000 m2 groß ist und Ihr

tägliches Volumen von Kunden-Auftragspositionen

über 2.000 Positionen liegt. Denn

daraus ziehen die Pick-Buddies den zweiten

großen Optimierungshebel neben der Eliminierung

der Wegezeiten für die Kommissionierer:

Sie arbeiten mit dynamisch veränderbaren

Pick-Zonen und sorgen dafür, dass ein

Kommissionierer innerhalb von einer Pick-Zone

möglichst wenige und möglichst kurze Wege

hat. D.h. sie durchforsten ständig den gesamten

Auftragspool auf lokal nahe beisammen

liegende Materialien, um Ihr Optimierungspotential

hoch zu halten. Zumeist wird diese Optimierung

durch künstlich intelligente Optimierungstools

unterstützt.

Damit die Pick-Buddies den Kommissionierern

wirklich helfen können, und die Kommissionierer

nicht ständig auf die Pick-Buddies

warten müssen, arbeiten die meisten Systeme

mit mehreren Robotern pro Kommissionierer.

Dabei reicht der Range von 2 Robotern pro

Kommissionierer bei tendenziell kleinen Lägern

und kleinem Sortiment bis zu 5 Robotern pro

Kommissionierer bei großen Lagerbereichen

und einem großen und deshalb teilweise eher

langsamdrehenden Sortiment. Die Zahl der

notwendigen Roboter ist insofern wichtig, als

sie der wichtigste Kostentreiber bei der Installation

eines Pick-Buddy Systems ist. Die Anbieter

von Pick-Buddies weisen in einer Vielzahl

von Veröffentlichungen deutliche Produktivitätssteigerungen

vor. Vielfach wird von einer

Verdoppelung der Anzahl der kommissionierten

Kundenaufträge durch CMR-Einführung

gesprochen. Ob das für sie wirtschaftlich

ist, werden wir im nächsten Kapitel gleich

besprechen.

3. Robotic-as-a-Service: Eine Technologie fast

ohne kommerzielles Risiko?

Wenn Sie also ein manuelles Lager betreiben,

die beschriebenen Randbedingungen von

Größe, Mitarbeiteranzahl und Auftragspositionen

erfüllen, und über eine smarte Automatisierung

nachdenken, dann sollten sie zunächst

einmal die Gespräche mit einigen (wenigen)

CMR-Anbietern suchen, um selbst besser mit

der Technologie vertraut zu werden. Und um

durch 2 – 3 Angebote die möglicherweise auf

sie zukommenden Investitionen bzw. kontinuierlich

anfallenden Service-Kosten besser

abschätzen zu können. Bezüglich Sicherheit,

Integration der Roboter in Ihre Lagerabläufe

und die Akzeptanz der Roboter durch ihre

Mitarbeiter sollten sie möglichst rasch einen

Vor-Ort-Piloteinsatz durch einen der Anbieter

organisieren. Denn es gibt kaum eine Automatisierungstechnologie,

die man so rasch

und einfach vor Ort testen kann wie die der

Pick-Buddies.

In der Regel brauchen Sie keine physischen Umbauten

ihres Lagers, sie brauchen nur eine einfache

Integration mit Ihrem WMS und deshalb

auch keine Umprogrammierungen. Das physische

Equipment selbst, d.h. die Roboter sind

klein und einfach zu transportieren und in den

meisten Fällen steht einem ein-/zweiwöchigen

Test mit 1 – 2 Robotern ganz wenig entgegen.


Damit sehen Sie gleich in ihrer tatsächlichen

Lagerwelt, ob und wie die Roboter funktionieren,

ob und wie sie sich in ihre Prozesse einbinden

lassen, ob und wie die Mitarbeiter die

„neuen Kollegen“ akzeptieren oder nicht. Und

sie werden sehen, dass sie selbst in der kürze

der Zeit ganz viel über die neue Technologie

lernen und Ängste vor dem Einsatz reduzieren

werden. Bevor Sie dann aber über den Einsatz

dieser Technologie final entscheiden, sollten

Sie mit ihren 2 – 3 Anbietern auch die notwendigen

Investitionen (CAPEX) bzw. die notwendigen

dauerhaft anfallenden Kosten (OPEX)

abgeklärt haben. Und zwar so, dass auch für

Sie ein positiver Business Case daraus wird.

Die meisten Anbieter von Pick-Buddies präferieren

eine Bezahlung in Form eines Robots-as-a-Service

Modells. Die einmaligen

Projekteinführungskosten liegen in der Regel

in einem niedrigen sechsstelligem Bereich

(hängt vielfach von der Größe des Lagers

ab) und somit sind die CAPEX für diese

Form der Automatisierung gering. Das Robotics-as-a-Service-Modell

(RaaS) klingt

am Anfang auch vielversprechend. Denn

die Anbieter sind geübt, Ihnen eine kurze

Amortisationszeit vorzurechnen. Allerdings

lohnt es sich in den meisten Fällen - gerade

bei einem RaaS-Modell - auf die wirklichen

Kosten und ihre tatsächlich langfristig erzielten

Kostenvorteile zu schauen. Bei einem meiner

kürzlich durchgeführten Kundenprojekte hatten

wir den Fall, dass die Pick-Buddy-Anbieter

eine monatliche Fee pro Roboter in der

Größenordnung von 1.200 – 1.500 € erzielen

wollten. Das klingt nicht hoch, denn es kreiert

jährliche Kosten zwischen 15.000 € und

18.000 €. Der Nachteil bei einem RaaS-Modell

liegt darin, dass die Anbieter diesen Betrag

unendlich lange, d.h. über den gesamten

Lebenszyklus des Roboters verlangen.

Wenn sie also ein System haben, bei dem

sie 3 Roboter pro Kommissionierer einsetzen,

dann entstehen rasch jährliche Kosten in der

Größenordnung von 45.000 € bis 50.000 €.

Das zahlen in Deutschland mittlerweile viele

Firmen auch für einen operativen Logistik-Mitarbeiter

in Form von dessen Lohnkosten. Wenn

sich also die mit den Pick-Buddies erzielte

Kommissionierleistung verdoppelt (was viele

CMR-Systeme auch erreichen), dann haben

Sie vordergründig nichts gewonnen.

Sie haben die jährlichen Mitarbeiterkosten

gegen jährliche RaaS-Kosten für einen Roboter

ausgetauscht. Jetzt werden Sie argumentieren:

eigentlich kein schlechter Deal,

denn die meisten Firmen haben mittlerweile

Probleme, gute und zuverlässige Logistik-Mitarbeiter

zu finden und für sich zu begeistern.

Der Markt an zuverlässigen Mitarbeitern ist

nämlich zur Zeit in den meisten Regionen sehr

knapp. Der tatsächliche Vorteil des Pick-Buddies

liegt aber bei dieser Rechnung darin, dass

der Roboter-Kollege weniger rasch ermüdet.

Er arbeitet nämlich für das gleich Geld nicht

nur eine, sondern sogar drei Schichten. Kurzum:

für meinen Klienten hat sich das RaaS-Modell

mit der Einführung eines 3-Schicht-Betriebes

gelohnt. Damit braucht man nämlich für

die notwendige Anzahl von Kundenauftragspositionen

insgesamt weniger Kommissionierer

und mit einem Verhältnis von 2 – 5 Robotern pro

Kommissionierer auch weniger Roboter für die

die monatliche Service-Rate zu bezahlen ist.

Und damit rechnet sich dann die Pick-Buddy-

Einführung innerhalb von wenigen Jahren.

Aber noch erfolgreicher kaufen Sie Ihren

Pick-Buddy, wenn Sie mit Ihrem CMR-Lieferanten

nicht eine Bezahlung auf dem Robotic-asa-Service

Prinzip (RaaS) vereinbaren, sondern

ein RaaT, eine Bezahlung der monatlichen

Service-Rate nur für den Fall, wenn zuvor

vereinbarte Leistungsziele erreicht wurden,

also auf dem Prinzip Robotics-at-achieved-

Targets. (RED)

Info eMail: wolfgang.keplinger@eccell.online


LOGISTIK express 5/2022 | S44

INTRALOGISTIK

Cyber Days –

Effizientes Omnichannel

Fulfillment auch

in Peak-Zeiten

Die Dynamik des E-Com-Marktes und die

Kleinteiligkeit der Sendungen ist nur mit leistungsfähigen

Omnichannel Logistikkonzepten

zu bewältigen.

BEITRAG: PI REDAKTION

Das finnische Einzelhandelsunternehmen

Stockmann wickelt sämtliche Lieferungen

an Filialen und E-Commerce-

Kunden aus einem hochautomatisierten

Logistikzentrum im Großraum Helsinki ab.

Das Sortiment umfasst Hängeware, Liegeware

und weitere Artikel, die alle in

dem automatisierten, multifunktionalen

Distributionszentrum gelagert werden.

Alle Jahre wieder läutet der Black

Friday inzwischen global die umsatzstarke

Peak Saison im Handel

ein. Die Zeiten, in denen diese Verkaufsaktion

mit vielen Rabatten auf den Freitag

nach Thanksgiving und ausgesuchte Produkte

oder Produktgruppen beschränkt war,

sind jedoch vorbei. Immer häufiger weiten die

Anbieter ihre Verkaufsmaßnahmen und Rabattschlachten

über eine ganze Black Week

aus und gehen mit dem Cyber Monday und

weiteren Angeboten nahtlos in die heiße Endphase

des Weihnachtsgeschäfts über.

Wie wird sich das Kaufverhalten in herausfordernden

Zeiten entwickeln?

In diesem Jahr setzen viele Einzelhändler auf

einen größeren Lagerbestand. Sie haben früh

bestellt, um im Gegensatz zum letzten Jahr

genügend Vorräte zu haben. Vor allem in den

USA und Asien rechnet die Branche zum Weihnachtsgeschäft

traditionell mit einer erhöhten

Nachfrage der Verbraucher. In Europa ist die

Konsumlaune aufgrund der gestiegenen Ener-


gie- und Lebenskosten, der hohen Inflation sowie

einer generellen Unsicherheit im Hinblick

auf den Krieg in der Ukraine teilweise eingetrübt.

Mit der Rabattschlacht anlässlich des

Black Friday erwartet die Branche trotzdem

eine erhöhte Nachfrage, die es möglichst

schnell und effizient zu bewältigen gilt.

Effiziente Intralogistik für Standard- und Peak-Zeiten

In der Kommissionierung und im Versand konnten

saisonale Spitzen bisher über Umorganisationen

im Lager und der Einrichtung von

Schnelldreher-Pickzonen inklusive Aufstockung

des Personals realisiert werden. Insbesondere

Letzteres wird zunehmend schwieriger. Aber

auch die Ausweitung von Rabattaktionen auf

weite Teile des bestehenden Sortiments oder

saisonal zusätzlich eingekaufte Ware erhöht

die Komplexität und Dynamik im Lager. Hinzu

kommen Probleme im Nachschub durch Lieferschwierigkeiten

oder Transportengpässe,

Preissteigerungen sowie erhöhte Krankheitsausfälle

im Lager.

Erfolgreich agierende E-Commerce- und Omnichannel-Händler

haben ihre Lagerlogistik

entsprechend zukunftsfähig aufgestellt. Um

höhere Durchsätze erzielen zu können, werden

Lager-, Transport- und Kommissionierprozesse

möglichst passgenau, flexibel und

nachhaltig automatisiert. SSI Schäfer unterstützt

Unternehmen auf der ganzen Welt als

Intralogistikpartner mit jahrzehntelanger Erfahrung

und einer enormen Produktbreite – vom

Lagerlift SSI LOGIMAT® über FTS (Fahrerlose

Transportsysteme) und Robotik-Anwendungen,

der SSI Carrier Hängefördertechnik bis

hin zum hochleistungsfähigen 3D-MATRIX Solution®

Automatik-Lager und den modernen

Software-Lösungen mit WAMAS® und SAP.

E-Grocery – Omnichannel-Logistiklösung für

Lebensmittelhändler Lotus’s in Thailand

Ein Best Practice Beispiel aus dem weltweit

wachsenden E-Commerce-Segment Lebensmittel

ist der mit über 2.000 Filialen, 15 Mio.

Kunden und einer Online-Plattform in Thailand

agierende Hypermarkt Lotus‘s. Um auf die


LOGISTIK express 5/2022 | S46

Elektrotechnik-Anbieter Fust investiert in Omnichannel-Lösung

Um sich für das wachsende E-Commerce-Geschäft

zu rüsten, hat die Schweizer Coop-Tochter

Dipl.-Ing. Fust AG, größter Anbieter

für Elektrohaushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik

und Computer in der Schweiz, in die

Modernisierung und den Ausbau des Logistikstandorts

Oberbüren im Kanton St. Gallen investiert.

Das Ziel war, die Lagerkapazitäten zu

zentralisieren sowie das zuvor im Kern auf die

Filialbelieferung ausgerichtete Logistikkonzept

auf die geänderten Anforderungen sowohl im

B2B als auch im B2C-Geschäft auszurichten.

Zusammen mit SSI Schäfer hat das Unternehmen

eine höchst effiziente und äußerst flexible

Omnichannel-Lösung realisiert, die sich in der

Corona-Pandemie mit dem rasanten Anstieg

der Online-Bestellungen bereits mit hoher Prozess-

und Ausfallsicherheit bewährt hat.

wachsende Nachfrage und das Omnichannel-Konsumentenverhalten

zu reagieren, hat

der Lebensmittelhändler in seinem größten

Stückgutverteilzentrum in WangNoi zusammen

mit SSI Schäfer ein innovatives Materialflusskonzept

mit Teilautomatisierung umgesetzt.

Das Hauptziel des Projekts war es, eine kosteneffizientere

Lösung für die Stückgutlagerung

und Einzelstückkommissionierung auf der bestehenden

Grundfläche zu entwickeln, um

die Arbeitsproduktivität zu erhöhen und die

Aufträge effizienter abzuwickeln. Die Lösung

beinhaltete eine mehrgeschossige manuelle

Pickanlage mit Kartondurchlaufregalen für

die Lagerung von schnelldrehenden Artikeln

und eine sämtliche Kommissionierzonen und

Arbeitsplätze verbindende Karton- und Behälterfördertechnik.

Neben der Umrüstung der

Hardware des Lagers wurden die gesamten

Prozesse innerhalb der bestehenden Oracle

WMS-Umgebung über eine IT-Schnittstelle in

WAMAS integriert, ohne ein Re-Engineering für

ein komplett neues WMS durchzuführen. Das

Ergebnis ist eine flexible Logistiklösung vom

Auftragsstart über die Kommissionierung und

Versand-Sortierung.

In einer Bauzeit von nur zwei Jahren wurde

die logistische Nutzfläche auf 50.000 m² verdoppelt.

Parallel dazu sind die erforderlichen

Lagerkapazitäten verdreifacht worden. Der

skalierbare Lösungs-Mix besteht aus einem Behälterlager

mit dem Einebenen-Shuttle-System

SSI Cuby, einem Hochregallager, Lösungen für

manuelle Bereiche sowie der Logistiksoftware

WAMAS inklusive Warehouse Control System,

um alle automatisierten Lagerressourcen sequenziert

und synchronisiert zu steuern. Durch

optimierte Prozesse konnte die Produktivität

in der Kleinteilekommissionierung um beachtliche

40 % gesteigert werden. Das SSI Cuby

leistet hier einen wichtigen Beitrag durch die

passgenaue und effiziente Bereitstellung der

Kommissionierbehälter an die Arbeitsplätze.

Während zuvor für die Filialbelieferung und das

Online-Geschäft zusammengefasst etwa 1.800

Versandpakete pro Tag produziert werden

konnten, ist Fust heute in der Lage, für beide

Absatzkanäle in Summe 4.000 Sendungen

täglich auf den Weg zu bringen.

Kaufhaus-Betreiber Stockmann wickelt Verkaufskampagnen

online und offline dank

hochverfügbarer Logistik erfolgreich ab

Seit 2016 wickelt das finnische Einzelhandelsunternehmen

Stockmann sämtliche Lieferungen

an Filialen und E-Commerce-Kunden aus

einem hochautomatisierten Logistikzentrum im


Großraum Helsinki ab. Das Sortiment umfasst

Hängeware, Liegeware und weitere Artikel,

die alle in dem automatisierten, multifunktionalen

Distributionszentrum gelagert werden.

Die von SSI Schäfer entwickelte Anlage ist für

einen Durchsatz von 55.000 Auftragspositionen

mit 180.000 Einzelteilen pro Tag ausgelegt.

Während die gesamte Hängeware über

die energieeffiziente Hängefördertechnik

transportiert und sortiert wird, hat SSI Schäfer

für das flexible Handling der Liegeware die

3D-MATRIX Solution implementiert. Dabei handelt

es sich um ein 8-stöckiges Shuttle-Lager

mit 130.500 Lagerplätzen für die doppelttiefe

Lagerung und 45 Lifte für die parallele Ein- und

Auslagerung von Behältern. Die angeschlossene

Kommissionierzone für Liegeware beherbergt

9 Kommissionier-Arbeitsplätze. Die Kommissionierung

der Hängeware ist auf 3 Ebenen

angeordnet und bietet Platz für über 350.000

Kleidungsstücke.

Die gesamte Lösung wurde mit Blick auf mögliche

Erweiterungen konzipiert. Das bedeutet,

dass das Layout des Lagers in der Lage

ist, bei Bedarf weitere Anlagenteile sowohl

für Hängeware als auch für Liegeware in das

System zu integrieren, um dem Wachstum des

Unternehmens und möglichen zukünftigen

Veränderungen Rechnung zu tragen. Des

Weiteren setzt Stockmann auf den umfassenden

Wartungs- und Instandhaltungsservice

"Schäfer Maintenance Philosophie (SMP)" von

SSI Schäfer, der sowohl bei saisonalen Verkaufsspitzen

als auch bei der Abwicklung der

täglichen Standardmengen unterstützt. Das

Residence Maintenance (RM) Team von SSI

Schäfer ist jeden Tag vor Ort, überwacht die

Leistungsfähigkeit der Systeme und ist bereit,

jede auftretende Herausforderung sofort zu

lösen, um eine Unterbrechung der Anlage zu

verhindern. In der Haupt- und Nebensaison

sind 5 bis 6 RM-Mitarbeitende für Stockmann

im Einsatz, in Spitzenzeiten wird das Team auf

6 bis 8 Techniker:innen erweitert.

Fazit: Eine intralogistische Gesamtlösung zur

Bedienung sämtlicher Vertriebskanäle aus einem

System bietet für Omnichannel-Anbieter

viele Vorteile. So haben sie zu jeder Zeit Zugriff

auf ihren gesamten Bestand und können jede

Bestellung, unabhängig davon, ob sie aus der

Filiale oder von einem E-Com-Kunden stammt,

bedienen. Mit Hilfe leistungsfähiger und flexibler

Automationslösungen lassen sich Lager-, Transport-

und Kommissionierprozesse effizient abwickeln

und auch veränderte Anforderungen

und saisonale Spitzen zuverlässig bewältigen.

Ein wichtiger Vorteil für die Mitarbeitenden

sind zudem ergonomische Arbeitsplätze mit

IT-gestützten und intuitiv gestalteten Prozessen

und die automatische Unterstützung bei besonders

belastenden Tätigkeiten. Um höchste

Verfügbarkeit der Systeme zu gewährleisten,

bietet SSI Schäfer ein breites Portfolio

an Serviceleistungen unter Nutzung smarter

Technologien, die individuell auf die Bedürfnisse

des Kunden zugeschnittenen werden.

Mit Blick auf die Zukunft wird die Effizienz in der

Abwicklung von Online-Bestellungen immer

wichtiger, um den gestiegenen Anforderungen

des Onlinehandels zu begegnen, denn die höheren

Energie- und Einkaufspreise drücken zusammen

mit den Transportkosten zunehmend

auf den Gewinn der Einzelhändler.(RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S48

INTRALOGISTIK

Von Anfang an richtig:

Ganzheitliche Fabriksplanung

von innen

nach außen

Gestörte Lieferketten, explodierende Energiepreise

und instabile Marksituationen

machen den Produktions- und Logistikbereichen

vieler Unternehmen branchenübergreifend

derzeit schwer zu schaffen.

BEITRAG: PI REDAKTION

„Die ganzheitliche Fabrikplanung

erfolgt nach dem

Line-Back-Prinzip: Geplant

wird rückwärts vom Bedarf

des Bauortes und von den

Bedarfen der Prozesse und

Materialflüsse, bis an die

Fabrikhülle und weiter in die

Anlieferung und Entsorgung

der Fabrik.“

Um darauf zu reagieren, gilt es für

Unternehmen, die eigenen Prozesse

auszurichten, sich bestmöglich

im Netzwerk zu positionieren und

die Kostensituation zu verbessern. Daraus resultierend,

kann es zur Überlegung bzgl. eines

weiteren oder neuen Standortes bzw. Fabrik

oder zur Umgestaltung eines bestehenden

Werkes kommen. Zum Teil setzen Unternehmen

diese komplexen und anspruchsvollen

Planungsaufgaben häufig in Eigenregie um,

ohne die jahrelange Expertise, die nötigen

Ressourcen und das Wissen zu haben. Denn

sowohl aus inhaltlicher als auch aus planerischer

Sicht ergeben sich bei der Gestaltung

einer neuen Fabrik große Herausforderungen.

Diesen können Unternehmen mit professionaler

Expertise und methodisch systematischem

Vorgehen begegnen. Schon im privaten Bereich

beim Bauen oder Erneuern, setzen viele

auf das professionelle Know-how von Experten

und Fachleuten. Vor allem, wenn Fachwissen

und Erfahrung oder schlichtweg die Kapazität

fehlt, ist man gut beraten, sich die Arbeits- und

Planungsleistung extern zu holen. Denn die

Planungsexperten wissen, was methodisch zu

tun ist und arbeiten systematisch unter Anwendung

von Tools besser als man es selbst neben

dem eigenen operativen Agieren her könnte.

Ein Projekt wird mit Experten, die auch branchenübergreifende

Erfahrung mitbringen und

wissen was State-of-the art ist, deutlich effizienter

und so letztlich auch professioneller umgesetzt

als durch die Arbeit im Eigenbetrieb.

Was im Kleinen, nämlich beim Eigenheim gilt,

trifft umso mehr auf das Große, nämlich eine

Fabrik, zu: Gut beraten ist, wer für die Fabrikplanung,

die im Idealfall von Innen nach Außen

erfolgt, Experten hinzuzieht.


Fabrik um Prozessabfolge und Materialflüsse

herum planen

Um eine neue Fabrik zu planen oder eine bestehende

umzugestalten, ist der Ansatz der

ganzheitlichen Fabrikplanung von innen nach

außen der beste Weg, der dauerhaft und

nachhaltig zum Erfolg führt. Denn nicht nur die

Gebäudestruktur an sich ist das Ziel, sondern

es gilt, den Standort bestmöglich in den Produktionsverbund

und das logistische Netzwerk

zu integrieren, sowie die Prozesse und Materialflüsse

innerhalb der Fabrik optimal abzubilden.

Der Ansatz verfolgt hierbei deshalb das

Line-Back-Prinzip, und zwar wird rückwärts geplant:

vom Prozessschritt des Verbau- oder Bedarfsortes,

über die vor- und nachgelagerten

Prozessschritte und Materialflüsse, bis an die

Fabrikhülle oder Standortgrenze und weiter

in die Anlieferung (Inbound) und Ablieferung

(Outbound)der Fabrik – also von innen nach

außen.

In einer ersten strategischen Projektphase

müssen zunächst das zu fertigende Produktportfolio,

Mengengerüst, Veränderungen der

Kundenanforderungen, Marktanforderungen,

die Beschaffungssituation und weitere Aspekte

der Zukunft analysiert und die Einflüsse

auf Fertigungstechnologien, Prozesse und

Materialflüsse für die Produktion identifiziert

werden. Zusätzlich werden bestimmte Parameter

festgelegt, wie beispielsweise das Zieljahr

der Fertigstellung, der SOP-Meilenstein,

der Hochlauf, die Betriebsdauer der Fabrik

bzw. Produktionsstätte, die zukünftige Einbettung

in die Unternehmensstrategie sowie Rahmenbedingungen,

Fixpunkte und Prämissen.

Fabrik vom Produktions- und Logistikprozess

über die Materialfluss-, Aufstellungs- und Industriebauplanung

bis hin zur Erstellung von Lastenheften,

Ausschreibungen und Vergaben.

Sobald sämtliche Parameter bei der Planung

definiert wurden, beginnt die bauliche Phase

der Fabrikerstellung. Dieser Projektschritt umfasst

auch die Planung, Integration und Steuerung

der Lieferanten von Maschinen, Anlagen

sowie die Vorbereitung des Serienlaufs. An

die Inbetriebnahme der Fabrik kann sich eine

Anpassung bzw. Optimierung der Produktions-

und Logistikbereiche anschließen und

es können gegebenenfalls weitere oder neue

Produkte mit dem Augenmerk auf weitere

Verbesserungen, Produktivitätssteigerungen,

Kostensenkungen oder auch Digitalisierungsvorhaben

implementiert werden.

Einklang von Gebäuden, Prozessen, Liefernetzwerken

und Digitalisierung

Mit der Fabrikplanung von innen nach außen

mit dem Line Back Ansatz ist es möglich, die

Planung des Gebäudes, der Prozesse und

„Wagen Unternehmen die Fabrikplanung

allein und ohne Unterstützung,

zeigt die Erfahrung

von Experten, dass die neue Fabrik

oftmals den erforderlichen

Ansprüchen nicht genügt, Fehler

begangen werden und auch die

Budgetplanung falsch durchgeführt

wurde.“

Aus der Analyse heraus lassen sich Konzepte

für die Produktions- und Logistikprozesse innerhalb

der neuen Fabrik ableiten, die wiederum

ein Bestandteil des Masterplans für Fertigung,

Logistik und Gebäude sind. Wie sich beispielsweise

Logistikkosten oder die Verfügbarkeit

von Mitarbeitern auf den neuen oder zu beplanenden

Standort auswirken, lässt sich vorab

simulieren; die Ergebnisse und die daraus

resultierenden Entscheidungen fließen in den

Masterplan mit der Beschreibung der Konzepte

ein. Auf dieser Grundlage erfolgt zum späteren

Zeitpunkt die detaillierte Ausplanung der


LOGISTIK express 5/2022 | S50

Materialflüsse, die Integration in Liefernetzwerke

sowie die Digitalisierung miteinander

in Einklang zu bringen. Dafür werden tiefergehende

Analysen zu den Bereichen Produktion

und Logistik, IT-Systeme und Gebäude

durchgeführt. Dabei betrachten Experten

die einzelnen Bereiche sowohl für sich als

auch in Relation zu den anderen sowie hinsichtlich

der Prozessabfolge im Unternehmen.

Während der Phase der Produktentwicklung

zum Beispiel setzt in den Bereichen Produktion

und Logistik die Produktberatung an.

Analyseschwerpunkte bilden hier die Produktbaubarkeit,

das Produkthandling in der

Produktion sowie die Fertigung. Die Ergebnisse

der Phase Produktdesign sind die Prüfung des

Einsatzes von zukunftsfähigen und innovativen

Technologien und die Sichererstellung

effizienter Baubarkeit. Überschneidungen

gibt es zwischen Produktion und Logistik in der

Phase Produktdesign bereits mit dem Bereich

IT-System, aufgrund der Entwicklung einer

Digitalisierungsstrategie. Die Digitalisierungsstrategie

wiederum überschneidet sich auch

mit der Konzeptberatung, die sich im Unternehmensprozess

Produktions- und Logistikplanung

an die Produktberatung anschließt.

Vielfältige Herausforderungen an ganzheitliche

Fabrikplanung

Von der Produktions- und Logistikplanung über

die Vorbereitung der Fertigung von Prototyp

und Vorserie bis hin zur Serienproduktion ziehen

sich die Analysen in den drei Bereichen

Produktion und Logistik, IT-Systeme und Gebäude

überschneidend hindurch. Einzelne

Analysen sind mit anderen vernetzt und bedingen

sich. Entsteht beispielsweise in der

Phase Produktions- und Logistikplanung ein

Automatisierungskonzept, so hat dies Auswirkungen

auf den Bereich IT, weil es in das Digitalisierungskonzept

einfließen muss; und auch

auf den Bereich Gebäude, weil sich das neue

Gebäude an den Bedürfnissen der Produktion

und Logistik orientieren soll. Die Entwurfsplanung

des Gebäudes bezieht daher die Maschinen-

und Anlagenplanung mit ein. Für die

Ausschreibung und Vergabe der Anlagen

müssen deshalb vorab Lastenhefte mit entsprechenden

Anforderungen an die Errichter

erstellt werden, um das Automatisierungsund

die Digitalisierungskonzept umsetzen zu

können. Bevor die Maschinen aber tatsächlich

in Betrieb genommen werden, erfolgt

im Bereich Produktion und Logistik zunächst

eine virtuelle Inbetriebnahme, um Verbesse-

Der Prozess der gesamtheitlichen Fabrikplanung gestaltet sich komplex: Zu den einzelnen Phasen im Unternehmen – vom Produktdesign,

über die Produktions- und Logistikplanung sowie die Fertigung der Vorserie bis hin zu Serienproduktion, finden in den Bereichen Produktion/

Logistik, IT-Systeme, Gebäude und Ergebnisse tiefergehende Analysen statt, die sich überschneiden.


ungspotenziale noch vor dem Start der Serienproduktion

erkennen und realisieren zu

können. Der Bereich IT unterstützt die Inbetriebnahme

der Anlagen – auch hinsichtlich

ihres Digitalisierungskonzeptes –, was wiederum

Einfluss auf die Realisierung und Inbetriebnahme

des Gebäudes sowie die Installation

der Anlagen hat. Zu den inhaltlichen Herausforderungen,

die die ganzheitliche Fabrikplanung

mit sich bringt, zählen unter anderem:

• Optimierung der Logistik und Fertigung

• Optimierung der Materialflüsse

• Veränderung des Automatisierungsgrades

• Steigerung der Produktivität

• Entwicklung und Umsetzung einer

Digitalisierungsstrategie

• Entwicklung und Umsetzung einer

unternehmensweiten CO2-Strategie

• Einheitliches Vorgehen bei der Planung

des Werks und der Gebäude

• Senkung der Betriebskosten

•.Suche nach einem geeigneten

neuen Standort

• Auswahl flexibler Standorte und Fabriken

• Anpassungen des Gebäudes im

laufenden Betrieb

• Integration neuen Produkte

• Auslaufen abgekündigter Produkte

Je nach Unternehmen variieren diese Anforderungen

und treffen in unterschiedlichem

Ausmaß auf die jeweilige Situation zu. Hinzu

kommt, dass die Projekte in den vergangenen

Jahren immer komplexer geworden sind und

sich der Kapazitätsbedarf und die Ressourcen

aufgrund von der Dynamik im Markt, immer

kürzeren Innovationszyklen, sich wandelnden

Kundenerwartungen und eingeschränkter

Materialverfügbarkeiten gewandelt haben.

Selbst wenn ein Unternehmen vor etlichen Jahren

bereits in Eigenregie erfolgreich eine Fabrik

geplant und gebaut hat, ist das Wissen darüber

längst überholt. Wagen Unternehmen die

Fabrikplanung ohne Unterstützung, zeigt die

Erfahrung der Experten, dass die neue Fabrik

oftmals nicht alle Anforderungen ganzheitlich

erfüllt. Nicht selten stellen Unternehmen nach

Fertigstellung des Gebäudes fest, dass sie ihre

Prozesse und Materialflüsse nun irgendwie in

die neue Hülle integrieren und quasi „hineinpressen“

müssen – dabei wäre der umgekehrte

Weg von innen nach außen der bessere gewesen,

bei dem man die Gebäudestruktur um

Prozesse, Materialflüsse und Anlagen herum

plant. Muss eine fehlgeleitete Fabrikplanung

im Nachhinein korrigiert werden, sind hohe

Aufwände und Kosten die Folge.

Fazit: Um auf die Risiken und Unwägbarkeiten,

die vor allem derzeit die Produktion und Logistik

beschäftigen, bestmöglich und flexibel reagieren

zu können, braucht es eine Fabrik, die

sich an den inneren Prozessen orientiert. Es bedarf

daher einer gesamtheitlichen Fabrikplanung,

die auf dem Line-Back-Prinzip basiert.

Um diese sicherzustellen, müssen Experten

frühzeitig eingebunden werden. Sie unterstützen

von der Phase der Produktentwicklung,

über die Produktions- und Logistikplanung,

die Vorbereitung der Fertigung bis hin zur

Serienproduktion und stellen die Umsetzung

der ganzheitlichen Fabrikplanung sicher.

(RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S52

ECOMMERCE LOGISTIK

IDIH Logistikreise 2022

unterstützt durch die

logistic-natives ein

voller Erfolg

Logistik ist systemrelevant - gerade in den

aktuellen Zeiten, in denen die Lieferketten

durch CO-VID-19 und durch den Ukraine-

Krieg gestört oder gar ganz unterbrochen

sind, wird dies nur all-zu deutlich.

BEITRAG: FLORIAN SEIKEL

Logistik ist systemrelevant - gerade in

den aktuellen Zeiten, in denen die Lieferketten

durch CO-VID-19 und durch

den Ukraine-Krieg gestört oder gar ganz

unterbrochen sind, wird dies nur allzu deutlich.

Insbesondere die Logistik im eCommerce und

OmniChannel-Handel gewinnt dabei immer

stärker an Bedeutung. Auch wenn durch die

abgekühlte Konjunktur seit Kriegsbeginn im 2.

Quartal 2022 beim E-Commerce mit Waren

ein Umsatzrückgang von 9,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum

zu verzeichnen ist, liegen die

Gesamtumsätze der Branche noch immer

acht Prozent über dem Vergleichswert 2020

und ganze 25 % über dem Vergleichswert

im Vorcorona-Jahr 2019. Diese Situation führt

zwangsläufig dazu, dass Supply-Chains und

auch logistische Abwicklungen in dieser Branche

überdacht, angepasst oder komplett neu

konzipiert werden müssen.

Vor diesem Hintergrund startete IDIH in Zusammenarbeit

mit den logistic-natives im September

2022 die dritte Logistikreise. Unter dem

Motto Sehen – Lernen – Netzwerken besuchten

20 Fachleute aus eCommerce- und Omni-

Channel-Handel insgesamt neun Betriebe in

drei Tagen. Ob B2B oder B2C, manuelles Fulfillment

oder Automatisierung und Robotik - alles

war dabei. Abgerundet wurde die Tour durch

Fachvorträge im Bus während der Fahrten. Besonderer

Be-standteil war darüber hinaus der

abendliche Erfahrungsaustausch.

Zunächst ging es nach Altenkunstadt zur Baur

Hermes Fulifilment. Hier errichtet die Otto

Gruppe gerade ein neues hochmodernes Logistikzentrum

zur Ergänzung der bestehenden

Kapazitäten. Derzeit wird hier in beeindrucken-


den Dimensionen der Versand für das eCommerce-Geschäft

von „About You“ mit bis zu

über 500 TSD Textilien pro Tag abgewickelt.

Das starke Wachstum erfordert die Investition

in modernste Kommissioniertechnik. Die Führung

durch das bestehende Logistikzentrum

übernahm CEO Kamil Christoph Kasprowicz

und erläuterte die Steuerung dieses ungemein

komplexen Standorts und die Herausforderungen

eines Neubau-projektes.

Zweiter Halt war die Sulky GmbH in Münchberg,

dem Lager- und Versandlogistik-Dienstleister

der Goldner Gruppe. Geschäftsführer

Frank Brünnler gab bei einem Mittagsimbiss

einen Über-blick über das Mutter-Unternehmen

Goldner GmbH und deren dynamische

Entwicklung der letzten Jahre. Danach ging

es in die Logistik. Hier produziert Sulky jährlich

mehrere Millionen Sendungen aushängender

und liegender Ware. Neben den Artikeln

für Goldner werden auch Produkte für dritte

Mandanten in höchster Qualität kommissioniert,

verpackt und versandt. Zum Abschluss

des ersten Tages führte der Weg zur dennree

GmbH nach Töpen. Die Logistik des führenden

Bio-Fachhandelshauses im deutschsprachigen

Raum ist nach dem Motto „heute bestellt

– morgen geliefert“ ausgerichtet. Auf über

90.000 qm werden die rund 13.500 Produkte

in verschiedenen Temperaturzonen kommissioniert

und mittels eigenem Fuhrpark von rund

260 LKW täglich über die Regionalläger an

die Kunden geliefert. Der Bereichsleiter Intralogistik

Dieter Wirth und Projektleiter Jens Limmer

übernahmen die Führung durch die B2B-

Lebensmittellogistik nebst der Anlage zur

Reifung von Bananen höchstpersönlich.

Der Morgen des zweiten Tages begann gleich

mit einem Highlight. Es ging zum BMW-Werk

Leipzig. Die IDIH-Reisegruppe konnte bei einer

der ersten Werksbesichtigungen nach der

Coronapause einen Blick „über den Zaun“

werfen. Das zentralisierte Fabriklayout – eigens

für maximales Involvement der Mitarbeiter

von Stararchitektin Zara Hadid entwickelt –

zeigt, dass „Architektur die Zusammenarbeit


LOGISTIK express 5/2022 | S54

Kirchner demonstrierte wie auf dem hochmodernen

Crossbelt-Sorter von BEUMER bis zu

200 TSD Sendungen pro Tag sortiert und umgeschlagen

werden. Weiter ging die wilde

Hatz in den letzten Tag der Reise mit einem

frühen Start in Leipzig, um rechtzeitig in

Berlin-Siemensstadt bei Mister Spex einzutreffen.

In 2007 als Startup gegründet,

ist Mister Spex heute der führende Omni-

Channel-Optiker in Europa.

von Menschen und die Produktivität einer gesamten

Fabrik fördern“ kann. Der hohe Automationsgrad

und weitverbreitete Einsatz von

Robotern hat beeindruckt. Robotik stand

auch im Mittelpunkt der nächsten Station bei

MakroSolutions in Leipzig. Das Unternehmen

bietet individuelle Intra-Logistiklösungen. Geschäftsführer

Gideon Martz und sein Team

lieferten tiefe Einblicke in die Forschung und

Entwicklungsarbeit des Unternehmens. Besonders

anschaulich war der Testaufbau für Einsatz

fahrerloser Transportsysteme.

Future Electronics Deutschland GmbH ist weltweit

führender Großhändler von elektronischen

Bauteilen und war der nächste Halt. Das

Leipziger Logistikzentrum ist zentraler Standort

für den Versand empfindlicher und kostbarer

Produkte an B2B-Kunden in Europa, Afrika

und im mittleren Osten. Das Team von Operations-Direktor

Sebastian Klenner führte durch

die hoch automatisierte Logistik mit Hochregallager

und Kommissionierung, die nach

dem Ware-zum-Mann-Prinzip und auf eine

Null-Fehler-Toleranz ausgelegt ist. Spezielle

Installationen und Bekleidung der Mitarbeiter

sorgen dafür, dass beim Handling mit den

bis zu 6.000 Sendungen pro Tag kein Schaden

durch statische Aufladung entsteht.

Zum Tagesabschluss und vor dem wohlverdienten

Bier ging es anschließend in das

Leipziger Logistikzentrum von Hermes Germany.

Area-Manager Sebastian Schulze-

Logistik-Direktor Alexander Börner zeigte, wie

aus dem 6.500 qm großen zentralen Logistiklager

täglich über 20.000 Bestellungen an

insgesamt mehr als 5,8 Mio. Kunden in ganz

Europa verschickt werden. Ganz besonders

beindruckten der nagelneue Kommissionier-

Roboter für Kontaktlinsen und die Maschinen

für das automatisierte In-line-Fräsen der Brillengläser.

Letzte Station der Reise, die mal wieder viel

zu schnell zu Ende ging, war die Logistik von

Aponeo, eine der größten Onlineapotheken

Deutschlands. Am Standort in Berlin-Hohenschönhausen

wird APONEO sowohl direkt als

auch über den pharmazeutischen Großhandel

mehrfach täglich beliefert. Für den Großteil

der gelieferten Artikel hat APONEO eine

automatisierte Prozesslösung installiert. Der

Wareneingang läuft überwiegend mit einer

automatisierten Anlage. Diese scannt, fotografiert

und übernimmt die Vorkommissionierung

von Artikeln. Die Feinkommissionierung

geschieht händisch: Die Qualitätskontrolle

übernimmt pharmazeutisches Personal. Erst

dann gelangen die Pakete zurück in den automatisierten

Prozess. Abschied nehmen war

nun angesagt, es fiel allen schwer. Die Tage

des Kennenlernens, Austauschs und Inputs

haben allen Teilnehmern sehr gefallen. Aber

nach der Reise ist vor der Reise. Die Organisatoren

von IDIH Events freuen sich schon auf

die nächste Tour im Juni 2023. Die Planungen

laufen auf Hochtouren.

Wer Details zu den Anstehenden Aktivitäten

des IDIH und der logistic-natives erfahren

möchte, wendet sich bitte an Florian Seikel

(florian.seikel@logistic-natives.com).


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LOGISTIK express 5/2022 | S56

TRANSPORTLOGISTIK

Auf die Terminals

kommt es an

Mit dem Terminalkonzept 2022 zeigt das

Verkehrsministerium Perspektiven auf, wie

die Kombi-Terminals in Österreich weiterentwickelt

werden sollen. Die Verlagerung des

Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene

hat Priorität. BEITRAG: REDAKTION

Auf 106 DIN A4-seiten Seiten wird in

dem vom Verkehrsministerium vorgelegten

„Teminalkonzept 2022

detailreich beschrieben wie es

bei der Entwicklung der Intermodal-Terminals

in Österreich in den nächsten Jahren weitergehen

soll. Von November 2021 bis Mai 2022

wurde eifrig das Konzept aus dem Jahr 2016

überarbeitet und kürzlich als „Terminalkonzept

2022“ vom Bundesministerium für Klimaschutz,

Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und

Technologie (BMK) auf dessen Website online

publiziert. Bei der inhaltlichen Aktualisierung

des Konzepts waren die Econsult Betriebsberatung

und Herry Consult involviert, die in der

aktualisierten Auflage zum einen den aktuellen

Zustand beleuchten und Empfehlungen für

die weitere Entwicklung der Terminals formulieren.

Die großen Themen im Konzept 2022 sind

Umfeld- und Marktanalyse, Wettbewerbssituation,

Einfluss der Reedereien im Hinterlandverkehr,

Bedeutung europäischer Seehäfen für

österreichische Kombi-Terminals, Seidenstraße-

Initiative, Kombi-Trassen, Strategieoptionen

und last but not least Klimaschutzmaßnahmen

rund um die Terminals.

„Die österreichischen Terminals sind für den

Kombinierten Verkehr aktuell und mittelfristig

gut aufgestellt und infrastrukturell gut ausgestattet“,

lautet der Befund der Autoren gleich

auf Seite sieben. Wächst der Kombi-Verkehr

weiterhin, was politisch in Österreich stark gewollt

wird, so wird man um Ausbaumaßnahmen

nicht umhinkönnen. Das deshalb, weil Österreich

klein ist und leistungsfähige Terminals

rund um Österreich in nicht großen Distanzen

von der Grenze entfernt liegen, die in Konkurrenz

zu den heimischen Terminals stehen. „Ein

mögliches Hemmnis für eine massive Zunahme

von Kombi-Verkehren wird vorrangig in den

verfügbaren Kapazitäten im internationalen

Bahnnetz gesehen“, beschreiben es die Autoren

des Konzepts. Gerade die verfügbaren


Kapazitäten sind aber notwendig, um mehr

Güterverkehr von der Straße auf die Schiene

zu verlagern. Die Förderungen in Österreich zugunsten

des Kombi-Verkehrs seien ein „gutes,

wirksames und notwendiges Unterstützungswerkzeug“

für die verladende Wirtschaft und

sollten weiterhin als Anreiz beibehalten werden“,

so eine der zentralen Aussagen.

Die Konkurrenz lauert in den Nachbarländern

Im aktualisierten Konzept stehen vier österreichische

Regionen mit 29 Terminals im Fokus,

wobei sich 14 Standorte in Österreich befinden

und die restlichen im benachbarten Ausland

wie beispielsweise Terminals in Budapest, München,

Ljubljana, Burghausen, Cervigniano,

Ulm oder Bratislava. Wenn es um die künftige

Entwicklung des unbegleiteten Kombi-Verkehrs

(UKV) in Österreich geht, dann zeigen

Prognosen Wachstumsraten von mehr als drei

Prozent pro Jahr. Diese Zahlen leiten sich aus

der bisherigen Entwicklung seit dem Jahr 2019

ab. Bis 2040 könnte der innerösterreichische

UKV auf mehr als 580.000 TEU steigen (2019:

347.000 TEU). Bilaterale Verkehre könnten sich

auf beinahe eine Mio. TEU (2019: 447.000 TEU)

erhöhen und die maritimen Verkehre lassen bis

2040 einen Zuwachs auf mehr als 600.000 TEU

erwarten (2019: 310.000 TEU). „Dabei wird davon

ausgegangen, dass die Steigerungen ab

dem Jahr 2030 stärker sein werden als in den

Jahren bis dahin“, liest man im Terminalkonzept

2022. Der Grund dafür: Werden die Terminals

weiter ausgebaut so steigen auch die

Umschlagsvolumina. Eine Annahme ist auch,

dass der UKV stärker als der restliche Bahngüterverkehr

steigen wird und der grenzüberschreitende

UKV wiederum stärker zulegen

wird als der nationale. Interessant ist auch: Die

derzeit starke Dominanz des maritimen UKV

wird sich umkehren in Richtung kontinentaler

Verkehre innerhalb Europas.

Anbieterwettbewerb auf allen Wertschöpfungsebenen

Der Kombi-Verkehr befindet sich in Österreich

derzeit in einer bipolaren Situation: Der maritime

KV ist im Tiefsee-Bereich ein Verkäufermarkt,

in allen anderen Bereichen ist der KV

hingegen durchgehend ein Käufermarkt.

Daraus folgt, dass der „Anbieterwettbewerb

auf allen Wertschöpfungsebenen zunimmt“,

liest man Konzept auf Seite 35. Wichtiger als

Prognosen der extrem volatilen Kurz- und Mittelfristentwicklungen

für Strategieentscheidungen

sind die Erwartungen zur langfristigen

Marktentwicklung. Die Dominanz ausländischer

Operateure – und zunehmend auch


LOGISTIK express 5/2022 | S58

Reedereien – ist ungebrochen und eine strategische

Herausforderung. Das Wachstumspotenzial

im kontinentalen Verkehr erklärt sich

damit, dass in Europa bei weitem noch nicht

alle Potenziale in diesem Bereich ausgeschöpft

sind. Dazu kommen Lkw-Fahrer-Mangel, Staus

auf den Straßen, steigende Treibstoffkosten,

die allesamt eine Verlagerung weg von der

Straße und hin zur Schiene befördern. Auf der

Schiene ist die Welt aber nicht in Ordnung: Auf

vielen Achsen gibt es Engpässe, Baustellen und

stehen die Bahnen vor Produktionsproblemen.

Steigende Produktionskosten schlagen auf die

Qualität des Kombi-Verkehrs durch und hemmen

wiederum das Wachstum. „Wenn durch

diese Probleme die Marktchancen nicht wahrgenommen

werden können, kann dies eine

langjährige Wachstumsbremse für den KV ein“,

liest man im Konzept.

Reedereien beackern das Hinterland

Ein heißes Thema ist die steigende Einflussnahme

der Reedereien im Hinterlandverkehr.

Sie expandieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette

und strecken ihre Fühler bis

zum Urversender aus. Reeder übernehmen

Operator-Aufgaben, die Bedeutung der Spediteure

sinkt. Dabei haben Reeder auch Probleme

mit ihren Fahrplänen, weil durch die

überlasteten Häfen infolge der Corona-Pandemie

die Schiffe vor den Häfen stauen, was

für die nachgelagerten Marktteilnehmer gravierende

Folgen hat. Daraus ergeben sich

Chancen für Terminalbetreiber, weil sie für

Seehäfen günstiger Depotaufgaben im Hinterland

übernehmen können. Ebenso kann

das Leercontainer-Management in Terminals

im Hinterland verlegt werden. Wenn es um

künftige Stärkung der Terminals geht, spielen

die Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle.

„Die in Österreich möglichen Prozentsätze der

Terminalförderung sind im Vergleich zum Ausland

relativ gering und sollten verbessert werden,

weil es ausländischen Terminals leichter

gemacht wird, in Erweiterungen oder neue

Standorte zu investieren“, heißt es dazu. Die

bestehenden Regelungen sollten beibehalten

werden und im Vor- und Nachlauf zu den

Terminals sollten die Gewichte auf 44 t erhöht

werden, um die Container besser auszulasten.

(RED)


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LOGISTIK express 5/2022 | S60

TRANSPORTLOGISTIK

In allen Häfen war

Österreich

Der aktuelle Anspruch österreichischer

Transportpolitikerinnen an die Zukunft in der

Logistik ist der sogenannte „Trockenhafen“. Ein

Euphemismus für LKW-Abstellplatz. Klingt

irgendwie netter. Man sagt heutzutage ja

auch nicht mehr Bilanzfälschung, sondern kreative

Buchführung. Ungebildete sind höchstens

bildungsfern. Dank kreativer Wortschöpfungen

kann man also jede Dummheit in

einen blühenden Garten Eden verwandeln.

Und es wird überall reger Gebrauch davon

gemacht. REDAKTION: PETER BAUMGARTNER

Über viele Jahrhunderte hinweg,

wehte die Österreichische Handelsflagge

auf den Schiffen, die nahezu

ausnahmslos für den Wohlstand des

gesamten Reiches sorgten. „Flagge zeigen“

war in der Monarchie sprichwörtlich noch untrennbar

mit Ansehen und Hochachtung verbunden.

Untrennbar damit im Zusammenhang

steht auch die Adria-Stadt Triest, wo Österreichs

Geschichte in vielfacher Hinsicht noch

lebendig ist. Triest ist bekanntlich wie die Wiener

Ringstraße – nur mit Meerblick. Hier stand

einst das maritime Monument „Österreichischer

Lloyd“ und Josef Ressel, einer der wichtigsten

Erfinder, hat hier am 1. Juli 1829 seine

Schiffsschraube präsentiert. Sogar der Bau einer

Wasserstraße von Wien nach Triest wurde

1795 begonnen und direkt von Kaiser Franz unterstützt.

Fertig wurde der „Wiener Neustädter

Kanal“ leider nie, aber noch heute ist er ein

Wahrzeichen für die damalige Bestrebung

die nur eine Richtung kannte: „Vorwärts“.


Die italienische Wasserstraße vom Lago Maggiore

bis Venedig. Quelle: Association Locarno

Mailand Venedig

Bald nach dem Ende der Monarchie verschwand

die Österreichische Flagge nicht

nur von der Adria. Heute ist sie selbst auf der

Donau kaum noch zu finden und in Österreich

gilt die Devise „vorwärts nimmer – rückwärts

immer“. Studieren können wir diese

Entwicklung ausgehend von der einstigen Logistikmetropole

Triest. Nach einigen zaghaften

Versuchen und politischen „Meisterstücken“

schickt sich der einstige Habsburger-Hafen

an, wieder an Bedeutung zu gewinnen. Und

die Aussichten sind gut. Schließlich haben sich

die Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen

Erfolg eines derartigen Standortes für

den Welthandel ja nicht verändert. Aber, anstatt

die Gunst der Stunde zu nutzen und im

Hafen einen Anker zu setzen, begnügt sich Österreich

mit der Rolle des „Hinterlandes“ und

freut sich, als „Trockenhafen“ für die Adria

dienen zu können. Triest, sagt Österreichs

Bahnchef, ist das Tor zur Welt. Richtig erkannt,

aber Österreich ist nur der Türsteher. Wir halten

anderen Ländern die Tür auf, damit sie

schneller hindurch können. Schlimmer noch,

alles was einen raschen Hafenbetrieb behindert,

wird von Triest nach Österreich „ausgelagert“

und wir freuen uns als „Zollfreikorridor“

für den Hafen herhalten zu dürfen. Das wird

insbesondere die Guardia di Finanza freuen,

die sich noch mit dem wachsenden Problem

von Drogen- und Waffenhandel im Hafen

herumschlagen muss. 730 kg Kokain wurden

erst vor wenigen Tagen in einem Kaffee-Container

entdeckt. Diese „Waren“ werden künftig

wahrscheinlich im „Trockenhafen“ Villach

landen. Friendshoring nennt man das jetzt

unter Logistikpartnern. Für Kärntens Landeshauptmann

ist es auch ein „Geheimrezept“.


LOGISTIK express 5/2022 | S62

Ungarischer Terminal in Triest. Quelle: Adria Port

Dass es intelligenter geht, zeigt uns ausgerechnet

unser Monarchie-Bruder Ungarn. Orban

hat bereits 2019 ein 34 Hektar großes Hafenareal

in Triest gekauft und ist gerade dabei,

dieses zu einem modernen Logistikzentrum

für ungarische Unternehmen auszubauen.

Bezahlen lässt sich Orban das natürlich wie immer

von der EU und er feiert den Erfolg im eigenen

Land mit „Ungarn liegt an der Adria!“.

Auch die ungarische Schifffahrt hatte einst bereits

eine große Bedeutung an der Adria. Das

Motto der „Ungarischen Seeschiffahrts AG

ADRIA“ lautete: „Sei deinem Land nützlich“.

Die neue ungarische Hafen-Gesellschaft in

Triest heißt auch ADRIA und die Zielsetzung

ist wie damals: Sei deinem Land nützlich.

Österreich gibt sich inzwischen „Grün“ und versucht

das Gesicht wenigstens in der Öffentlichkeit

zu wahren. „Wir schaffen Arbeitsplätze“.

Ja, ganz sicher werden wir einigen Spürhunden

einen gesicherten Arbeitsplatz bieten müssen.

Der Verkehr wird von der Straße auf die Schiene

verlagert, lautet ein anderer Slogan. Auch

das ist nicht ganz falsch. Einige Container werden

zur Entlastung Italiens zwischen Triest und

Villach mit dem Zug fahren und nur auf Österreichs

Straßen ihren Fußabdruck hinterlassen.

Eine wirklich große Verlagerung von der Straße

auf die Schiene ist das nicht. Schon gar nicht,

wenn ein neu zu schaffender „RailLog Park“

entstehen soll, der gar keine Gleise hat. Dafür

werden hier die Schmuggel-Container hoffentlich

gleich durchgewunken, wenn sie auf

dem Weg nach Nord oder Süd am Rande

des Naturschutzgebietes landen. Umweltschützer

(„Rett ma die Schütt“) kämpfen noch

dagegen an. Die Aussicht auf Erfolg ist jedoch

gering, denn die Zielsetzung der sozialdemokratischen

Logistikpolitik lautet, banchina allungata,

wir sind der verlängerte Kai Italiens.

Freundschaft! Triest entlasten und Kärnten belasten.

So schaut „gute Nachbarschaft“ aus.

Warum das alles so ist? Weil es so ist und so

bleiben soll. In Österreich bestimmen noch

immer ein paar kompetenzbefreite Bürgermeister

mit ihrer Raumordnung und mit ihrer


Schwergut Umschlag vom Binnenschiff auf das

Seeschiff. Quelle: FAGIOLI

Ansiedlungspolitik, wohin die Reise in der österreichischen

Verkehrspolitik geht. Gleichzeitig

hat der Bund außer Ankündigungen

und Sonntagsreden nichts zu bieten. Entwicklern

von Logistikimmobilien wird der rote

Teppich ausgerollt. Dank ihrer „Erfahrung“

wächst der Straßenverkehr ungebremst, die

Lokomotive stampft am Stand und die Wasserstraßenlogistik

plätschert knapp über der

Wahrnehmungsgrenze dahin. Die besondere

„Leistung“ von Qualitätsentwicklern für Logistikimmobilien

besteht darin, die größten Logistikstandorte

dort zu entwickeln, wo garantiert

kein Schiffsumschlag möglich, aber dennoch

ein „sicherer Hafen“ für Investoren entsteht.

Die Schweiz, wie Österreich und Ungarn, traditionell

eng mit Italien verbunden, nützt das

„Tor zur Welt“ aktiv. In der Schwergutlogistik,

ein Bereich, der bekanntlich hochspezialisiert

und extrem profitabel ist, schafft die Schweiz

gemeinsam mit Italien die logistische Infrastruktur

auf der Wasserstraße und leistet so

nebenbei einen enormen Beitrag zum Klimaschutz.

Über das EU-geförderte Interreg Projekt

„Slowmove“, entsteht eine Wasserstraße von

Locarno am Lago Maggiore über Mailand,

Cremona, Ferrara bis nach Venedig, die

nebenbei auch von hoher touristischer Bedeutung

ist. Der italienische Weltmarktführer

in der Schwergutlogistik, FAGIOLI, zeigt eindrucksvoll,

wie man die Wasserstraße als echte

Transportalternative nutzen kann. Der trimodale

lombardische Flusshafen Cremona,

280 Kilometer von der Adria entfernt, ist für

FAGIOLI das nasse Logistikzentrum. Zuletzt

hat der deutsche Kunde Kahl & Jansen hier

einen besonders „dicken“ Transformator auf

das Schiff mit Bestimmungsland USA verladen.

(PB)

FAGIOLI-S. Marco-Shipping Schwergutverladung


LOGISTIK express 5/2022 | S64

TRANSPORTLOGISTIK

Zentralverband

Spedition & Logistik

auf Kontinuität

Die Mitglieder des Zentralverbands Spedition

& Logistik haben in ihrer Generalversammlung

2022 das zehnköpfige Präsidium

mit Alexander Friesz als Präsidenten sowie

Wolfram Senger-Weiss und Peter Umundum

als Vizepräsidenten an der Spitze für vier

weitere Jahre gewählt. BEITRAG: PI REDAKTION

In einer Zeit multipler Krisen – von der Corona-Pandemie

über das Stocken globaler

Lieferketten bis zum Angriffskrieg Russlands

auf die Ukraine mit seinen weitreichenden

Folgen – habe sich der Zentralverband als

aktive und konsequente Branchenvertretung

erwiesen, was auch durch eine kontinuierliche

Zunahme der Mitgliederzahlen honoriert

wurde. Das stärke die Position gerade in einer

Zeit, da dem Logistikstandort Österreich

mit dem Masterplan Güterverkehr und der

drängenden Ökologisierung des Transportbereichs

maßgebliche Weichenstellungen

bevorstehen. Präsident Alexander Friesz: „Wir

werden uns auch in Zukunft mit Nachdruck

für die Weiterentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit

des Logistik-Standortes Österreich

einsetzen.“ Als weitere Präsidiumsmitglieder

der freiwilligen und unabhängigen, sowie

verkehrsmittelneutralen Interessenvertretung,

deren Unternehmen die heimische Speditionsund

Logistikbranche repräsentieren, wurden

gewählt: Franz Braunsberger (Kühne + Nagel

GmbH), Klaus Hrazdira (Quehenberger Logistics

GmbH), Walter Konzett (Gebrüder Weiss

GmbH), Alfred Schneckenreither (Internationale

Spedition Schneckenreither GesmbH),

Philipp Traußnig (TRAUSSNIG Spedition),

Markus Walke (DSV Road GmbH) und Alexander

Winter (Schenker & CO AG).

Appell an Politik für Weitsicht

und Zusammenarbeit

In einer Diskussionsveranstaltung anlässlich

der Generalversammlung zum Thema Versorgungssicherheit

hat Friesz erneut mehr Weitsicht

und Kooperationswillen der Politik gefordert:

„Der Logistiksektor ist mit knapp 250.000

Arbeitsplätzen eine der wichtigsten Branchen

unseres Landes. Er ist das Rückgrat von Wirtschaft

und Industrie und Basis für die Wettbewerbsfähigkeit

Österreichs. Dies gemeinsam

nachhaltig abzusichern, muss auch ein Anliegen

verantwortungsbewusster Politik sein.

Die Bundesregierung hat das auch in ihrem

Regierungsprogramm verankert. Was allerdings

fehlt sind entsprechende konkrete Maßnahmen.

Das Spektrum reicht vom fehlenden

Masterplan Güterverkehr über konkrete

Förderprogramme bei der Dekarbonisierung

bis hin zu einem bundesweit einheitlichen

Flächenwidmungsplan“. (RED)


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LOGISTIK express 5/2022 | S66

WIRTSCHAFT POLITIK

Großteil der

Deutschen blickt

düster in die

Zukunft

Mehr als zwei Drittel der Deutschen fürchten

sich vor den Folgen einer möglichen Rezession

und ändern ihr Kaufverhalten. Auch Unternehmen

treffen Vorkehrungen, um eine

schwere Krise zu überstehen. Weitere Preiserhöhungen

sind wahrscheinlich und auch eine

Reduktion der Personalkosten ist möglich.

BEITRAG: PI REDAKTION

Die aktuell angespannte Wirtschaftslage

hat die globale Strategieberatung

Simon Kucher & Partners zum

Anlass genommen, Konsumenten

als auch Entscheider in Unternehmen in

Deutschland zum Thema Rezession zu befragen.

Die aktuelle Studie*zeigt, dass über zwei

Drittel (74 Prozent) der befragten Konsumenten

in Deutschland Angst vor einer Rezession

haben. Unternehmen bereiten sich auf eine

mögliche Rezession vor, 60 Prozent der Unternehmen

verfügt über eine vollständige oder

zumindest teilweise ausgearbeitete Strategie,

um auf einen wirtschaftlichen Abschwung zu

reagieren. Andreas von der Gathen, Co-CEO

von Simon Kucher & Partners dazu: „Unternehmen

müssen sich jetzt dringend mit dem

Thema auseinandersetzen und eine klare Strategie

entwickeln, um die Folgen einer möglichen

Rezession abzufedern.“

Laut der Studie würden Konsumenten besonders

in den Bereichen Kleidung (58 Prozent),

Urlaub (55 Prozent), Freizeitaktivitäten (52 Prozent)

und Restaurantbesuchen (49 Prozent)

Einsparungen vornehmen. Um diese Einsparung

zu erreichen, können Konsumenten die

Menge der gekauften Waren reduzieren, günstigere

Produkte kaufen oder auf Angebote

zurückgreifen. Die Studie zeigt, dass knapp 70

Prozent der Konsumenten bei Lebensmitteln

und Getränken für den eigenen Haushalt auf

günstigere Alternativen umsteigen würden.

Über 60 Prozent der Befragten würden ihre

Restaurantbesuche reduzieren, Freizeitaktivitäten

einschränken oder die Menge der Kleidungsartikel

reduzieren. Angesichts der steigenden

Preise beabsichtigen 60 Prozent der

Befragten weniger als bisher auszugeben und


den Konsum zu reduzieren. „Bei Alltagsprodukten

ist der Spielraum für eine Preiserhöhung

groß. Kunden gewöhnen sich recht schnell

an höhere Preise. Viele Konsumenten haben

jedoch ein festes Budget für den Wocheneinkauf,

welches sie nicht überschreiten können.

Sie sind gezwungen zu sparen und greifen daher

zu günstigeren Alternativen“, kommentiert

von der Gathen.

Die größten Herausforderungen für Unternehmen

mit Blick auf eine mögliche Rezession sind

Kosteneinsparungen (43 Prozent), Kundenbindung

(35 Prozent) und die Aufrechterhaltung

der Gewinnspannen (28 Prozent), gefolgt von

Mitarbeiterbindung in einem angespannten

Arbeitsmarkt (28 Prozent) und Rohstoffkosten

(25 Prozent). Im Falle einer beginnenden Rezession

würden 32 Prozent der Unternehmen

ihre Preise erhöhen und 24 Prozent die Personalkosten

reduzieren. 50 Prozent der Entscheider

in Unternehmen geben an, dass ihr

Unternehmen eine Rezession nur mit Einbußen

überstehen würde. Immerhin sechs Prozent

geben an, dass sie von einer Rezession sogar

profitieren würden.

*Über die Studie: Die Studie zum Thema Rezession

wurde von Simon-Kucher & Partners

Ende September 2022 in Deutschland über

das Forschungsinstitut YouGov durchgeführt.

Dabei wurden 2035 Konsumenten und

520 Entscheider in Unternehmen befragt.

Die Umfrage basiert auf Online-Interviews.

Simon-Kucher & Partners, Strategy & Marketing

Consultants: Simon-Kucher ist eine globale

Unternehmensberatung mit über 2.000

Mitarbeitenden in 27 Ländern weltweit, die

Umsatzsteigerungen und Wachstum für ihre

Kunden erzielt, indem sie deren Pricing-, Salesund

Marketingstrategien optimiert – langfristig

und nachhaltig. Mit über 35 Jahren Erfahrung

in Monetarisierung und Pricing beraten Simon-Kucher

Expertenteams weltweit Unternehmen

aller Art und aus den unterschiedlichsten

Branchen. (RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S68

WIRTSCHAFT POLITIK

Energie- und Rohstoffpreise

für einige

Unternehmen ein

Betriebsrisiko

Ein beachtlicher Teil der österreichischen KMUs

hat für den kommenden Winter düstere Aussichten,

wobei es gleichzeitig auch einen

großen Teil gibt, der den Herausforderungen

gelassen entgegensieht. 40 Prozent der Unternehmen

kämpfen dieses Jahr mit schrumpfenden

Gewinnen. Rund die Hälfte fordert einen

Strompreisdeckel. BEITRAG: PI REDAKTION

Die gegenwärtige wirtschaftliche

und geopolitische Lage trübt bei

einer großen Anzahl der österreichischen

KMUs die Erwartungen für

den kommenden Winter. 37 Prozent der Unternehmen

schätzen das Risiko, dass es wegen

wirtschaftlicher Schwierigkeiten zu Einschränkungen

bei der Betriebstätigkeit kommt, als

hoch oder eher hoch ein. Demgegenüber bestehen

aber auch Hoffnungen, dass die Auswirkungen

des Ukraine-Krieges nicht so dramatisch

sind. 22 Prozent schätzen das Risiko für

Betriebseinschränkungen als eher gering und

36 Prozent als gering ein. „Die österreichischen

KMUs blicken dem kommenden Winter mit

gemischten Gefühlen entgegen. Die aktuellen

Herausforderungen werden zwar ernst genommen,

aber nicht überdramatisiert“, sagt

Peter F. Schmid, CEO von Visable.

PETER F. SCHMID

Energiekosten und Rohstoffpreise als größte

Problemfelder

Das größte Risiko stellen für die Unternehmen

mit 38 Prozent die steigenden Energiekosten

dar. Aber auch Corona ist nach wie vor

ein Risikofaktor. Denn 34 Prozent der Befragten

rechnen mit Personalausfällen wegen

Krankheit oder Quarantäne. Ein Drittel der

KMU-Entscheider (33%) sieht den Fach- und

Arbeitskräftemangel als größtes Problem an.

Steigende Preise bei Rohstoffen und Vorprodukten

werden von 29 Prozent gefürchtet.

Dicht gefolgt von der Inflation (27%). Nach wie

vor ein Thema sind auch die Lieferkettenprobleme

(22%). Rund ein Fünftel (21%) rechnet mit

einem Einbruch der Nachfrage. Kriegssanktionen

werden von 11 Prozent als Risiko betrachtet.

Als geringste Probleme werden die

fehlende Digitalisierung (7%) und wegfallende


Messen (6%) genannt. „Wir sehen eine starke

Verkettung verschiedener Krisenfelder: Die

Energieproblematik, verschärft durch die Folgen

des Ukraine-Kriegs, die Inflation, nach wie

vor ein Stocken der globalisierten Lieferketten

sowie die Auswirkungen einer noch nicht

überwundenen Corona-Krise führen zu einer

sehr schwierigen kurzfristigen wirtschaftlichen

Perspektive“, kommentiert Peter F. Schmid das

Umfrage-Resultat.

Hälfte der KMU-Entscheider fordert Strompreisdeckel

Die Energiekrise hat laut der Umfrage akzentuierte

Forderungen an die Politik wach gerufen.

So fordert für den kommenden Winter rund die

Hälfte der KMU-Entscheider (49%) einen Strompreisdeckel.

Der Ruf nach Steuersenkungen

liegt bei 35 Prozent. Ein Gaspreisdeckel wird

von 31 Prozent der Befragten verlangt. Und je

ein Fünftel wünscht sich einen Bürokratieabbau

und einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren

Energien. Die Unternehmen bleiben

angesichts der aktuellen Herausforderungen

nicht untätig. Gefragt nach den geplanten

Massnahmen, um möglichst gut durch den

Winter zu kommen, stehen deutlich an erster

Stelle die Energiesparmaßnahmen (40%). Für

den Verlauf der Wirtschaft besorgniserregend

ist, dass rund ein Fünftel der KMUs (19%) die

Aussetzung von bislang geplanten Investitionen

ins Auge fasst. Gleichzeitig planen aber

16 Prozent der Unternehmen die Einstellung

neuer Mitarbeiter. Verstärkte Digitalisierung

und die Umstellung auf erneuerbare Energien

werden je von 14 Prozent genannt. Kurzarbeit

ist für 10 Prozent ein Thema. Für 8 Prozent kommen

Personalabbau oder Lohnkürzungen in

Frage.

Schrumpfende Gewinne und auch drohende

Insolvenz

Bereits zeichnet sich ab, dass der Ausbruch des

Ukraine-Krieges sich auf den Jahres-Gewinn

eines beachtlichen Teils der Unternehmen

negativ auswirkt. 29 Prozent der KMUs gaben

an, dass die Gewinne 2022 gegenüber dem

Vorjahr etwas sinken werden. Und rund jedes

zehnte Unternehmen (11%) rechnet gar mit

stark sinkenden Gewinnen. Für das nächste

Jahr sind die Aussichten leicht besser. Rund

ein Viertel der Unternehmen (26%) befürchtet

2023 etwas sinkende Gewinne. Stark sinkende

Gewinne werden wiederum von 11 Prozent

der Befragten genannt. Für einige Unternehmen

könnte der Winter existenzbedrohend

werden. 15 Prozent der KMUs schätzen das Risiko

für eine Insolvenz diesen Winter als hoch

oder eher hoch ein. Im Grundsatz sind die Unternehmen

aber robust aufgestellt. Für 83 Prozent

ist das Risiko einer Insolvenz eher gering

oder gering. (RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S70

WIRTSCHAFT POLITIK

Taiwan-Konflikt:

6 Maßnahmen gegen

Lieferengpässe bei

Mikrochips

Mit Blick auf den China-Taiwan-Konflikt veröffentlicht

die auf Lieferketten spezialisierte

Unternehmensberatung Kloepfel Consulting

die wichtigsten Handlungsempfehlungen,

die Unternehmen helfen sollen, ihre Versorgung

mit Mikrochips abzusichern.

BEITRAG: PI REDAKTION

Sollte China Taiwan angreifen, droht

eine internationale Wirtschaftskrise,

denn Taiwan ist der weltweit größte

Lieferant von Mikrochips. Fällt Taiwan

als Mikrochip-Lieferant aus, könnte es auch in

Deutschland zu massiven Produktionsausfällen

kommen. Die nachfolgenden Tipps sollen Unternehmen

helfen, sich gegen Versorgungsengpässe

von Mikrochips zu wappnen.

1. Versorgungslage transparent machen

Unternehmen sollten ihre Lieferkette auf die

Menge an Mikrochips, welche aus Taiwan

kommen, hin untersuchen. Dazu gehört auch,

sich von den Lieferanten laufend die entsprechenden

Versorgungs-Kennzahlen geben

zu lassen: Bestellte Menge, Menge auf dem

Weg, Menge im Lager. Das betrifft zum einen

die Fertigungsdienstleister, die im Auftrag des

Unternehmens elektronische Baugruppen,

Geräte und Systeme fertigen. Zum anderen

müssen auch wichtige (Vor-)Lieferanten von

verbauten elektronischen Komponenten betrachtet

werden.

Dieses enge Monitoring über die eigene Versorgungslage

mit Mikrochips sowie der von

den (Vor-)Lieferanten hilft bei einer kritischen

Versorgungslage, zeitnah die richtigen Maßnahmen

abzuleiten, um die Versorgung mit

Mikrochips sicherzustellen.

Aus den Ergebnissen des Monitorings sind Antworten

auf folgende Fragen abzuleiten: Wie

lange können die Unternehmen mit den aktuellen

Mengen produzieren und ihre Kunden

ohne Störungen in der Lieferkette versorgen?

Wie und wann planen sie mit ihren Kunden zu

kommunizieren, um Notfallszenarien durchzuspielen?


2. Transparente Kommunikation

mit allen Beteiligten

Grundsätzlich muss ein klarer und transparenter

Ablauf der Lieferkette erstellt und offen mit

allen Beteiligten kommuniziert werden. Dazu

gehört auch, die Versorgungslage mit Mikrochips

gegenüber den eigenen Kunden transparent

zu machen, damit auch diese rasch

auf eine kritische Versorgungslage reagieren

können.

3. Task Force einrichten

Es sollte eine Task Force aus den Bereichen Finanzen,

Technik, Produktionsplanung, Vertrieb

und Einkauf gebildet werden, die sich kontinuierlich

austauschen.

4. Alternative Beschaffungsquellen aufbauen

Auf Basis der transparenten Versorgungslage

muss die Task Force Maßnahmen überlegen,

um die Versorgung mit Mikrochips durch

Alternativlieferanten aus anderen Ländern

zu ersetzen. Hierzu sollte ein rasches und effizientes

Verfahren etabliert werden, um neue

Bezugsquellen zu erschließen. Dazu muss die

Finanzabteilung Gelder bereitstellen, um

die Qualifizierung von neuen Lieferanten zu

beschleunigen. Beispielswiese durch externe

Labors oder Prüfstellen. Bei komplexeren Komponenten

ist oft ein Redesign der Hardware

und der Software notwendig. Dazu müssen die

Endkunden ins Boot geholt werden. Mittel- bis

langfristig können sich Unternehmen mit Startups,

Universitäten und Instituten in Verbindung

setzen, die auf dem Gebiet der Mikrochips forschen,

um alternative Technologien einsetzen

zu können.

5. Anforderungen runterschrauben

Unternehmen dürfen sich nicht selbst im Weg

stehen, weil ihre Anforderungen zu hoch sind

und diese keine Alternativen erlauben. Vielmehr

sollten sie mit ihren Kunden eine pragmatische

bzw. alternative Produktpolitik abstimmen.

6. Hamsterkäufe vermeiden

Wir raten dazu, offen und fair zu planen.

„Hamsterkäufe“ sollten vermieden werden, da

diese zu massiven Störungen in der Lieferkette

können.

(RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S72

WIRTSCHAFT POLITIK

Vielfältige Krisen

machen Österreichs

Finanzvorständen zu

schaffen

Bereits im Frühling hat sich laut dem Beratungsunternehmen

Deloitte zunehmender

Pessimismus unter den europäischen

Finanzvorständen abgezeichnet. Die aktuelle

Analyse bestätigt nun: Die Stimmung in

den Unternehmen hat sich im Herbst weiter

verschlechtert. Das gilt auch für Österreich..

BEITRAG: PI REDAKTION

Der anhaltende Arbeitskräftemangel

beschäftigt die Betriebe derzeit

ebenso wie die ungewisse

Entwicklung der Weltwirtschaft

und die steigende Inflation. Zwar reagieren

die Unternehmen mit strategischen Maßnahmen,

die Zukunftsaussichten sind aber getrübt.

Mit dem CFO Survey analysiert das Beratungsunternehmen

Deloitte halbjährlich die Stimmung

unter europäischen Finanzvorständen.

Für die aktuelle Umfrage haben rund 1200

CFOs in ganz Europa, darunter auch 60 österreichische

Finanzvorstände, ihre Meinung geteilt.

Dabei zeigt sich: Die angespannte weltwirtschaftliche

Lage ist deutlich spürbar. „In ganz

Europa lässt sich ein merklicher Stimmungsabfall

beobachten. Laut unserer Studie hat die

Unsicherheit unter den europäischen Finanzvorständen

ein Rekordhoch erreicht“, erklärt

Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.

Im Vergleich zu Nachbarstaaten wie

der Schweiz (90 %) oder Deutschland (85 %)

befindet sich das Unsicherheitsniveau hierzulande

mit 63 % im europäischen Mittelfeld.

Neben dem anhaltenden Fachkräftemangel

(72 %) bereiten den österreichischen Befragten

derzeit vor allem die unklaren Konjunkturaussichten

(69 %), in die Höhe schnellende

Strom- und Gaspreise (59 %) sowie geopolitische

Risiken (56 %) große Sorgen. Die noch vor

einem Jahr dominierenden Risikofaktoren CO-

VID-19 und Klimawandel haben angesichts

der aktuellen Lage an Bedeutung verloren.

Steigende Inflationsrate bereitet

Kopfzerbrechen

Die Folgen des Ukraine-Krieges sind für die europäische

Wirtschaft enorm. Eine zeitnahe Entlastung

ist nicht in Sicht: Im kommenden Jahr

rechnen die CFOs hierzulande mit einer Inflationsrate

von 8 %, für die Eurozone werden 6 %

erwartet. Mit dieser Prognose zeigen sich die


österreichischen Befragten im Europavergleich

besonders pessimistisch. Nur in Griechenland

erwartet man noch höhere Inflationsraten.

Die heimischen Unternehmen begegnen der

aktuellen Lage mit Pragmatismus. Um die Auswirkungen

der Inflation abzufedern, ist die Weitergabe

der gestiegenen Kosten an die Endverbraucherinnen

und -verbraucher sowohl in

Österreich als auch europaweit die gängigste

Strategie. Die Reduktion der Energienutzung

sowie die Fokussierung auf Märkte, Produkte

oder Dienstleistungen mit höheren Margen stehen

hierzulande ebenfalls hoch im Kurs. „Trotz

aller Bemühungen können die Unternehmen

die finanzielle Mehrfachbelastung auf Dauer

nicht alleine schultern. Was es jetzt braucht,

sind EU-weite wirtschaftspolitische Interventionen,

um die derzeit vorherrschende fragile

Situation abzumildern“, ergänzt Marterbauer.

Investitionen verlieren an Bedeutung

Die unsichere Lage macht sich auch bei

der Investitionsbereitschaft bemerkbar. So

rechnet mit 86 % die deutliche Mehrheit der

österreichischen Befragten in nächster Zeit

mit einer Verschlechterung des Investitionsklimas.

Nur 14 % glauben, dass der aktuelle

Status quo bestehen bleibt – im heurigen Frühjahr

waren es immerhin noch 25 %.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht,

dass aktuell nur rund ein Viertel der österreichischen

Betriebe ernsthaft darüber nachdenkt,

seine Investitionen zu erhöhen. Digitalisierung

(92 %), das Wachstum in bestehenden Märkten

(85 %) und die Akquisition neuer Talente

(83 %) haben aktuell strategische Priorität.

Auch das Thema Nachhaltigkeit (79 %) ist

mittlerweile zu einem bedeutenden Bestandteil

der Unternehmensstrategien geworden.

Aussichten für die kommenden Monate

sind pessimistisch

Die Unternehmen kämpfen derzeit mit Krisen

auf allen Ebenen, dementsprechend negativ

sind die Geschäftsaussichten. Die Mehrheit

(56 %) der Finanzchefinnen und -chefs ist laut eigenen

Angaben hinsichtlich der finanziellen Erfolgsaussichten

pessimistischer geworden. Damit

sind die österreichischen CFOs nur minimal

positiver eingestellt als der Europaschnitt (60 %).

Zumindest hinsichtlich der Umsatzentwicklung

ist die Einschätzung etwas besser: Fast ein Fünftel

der heimischen Befragten geht von einem

starken Anstieg der Umsätze aus, 41 % rechnen

mit einem leichten Plus. Ein Drittel erwartet im

nächsten Jahr jedoch einen Umsatzrückgang.

„Die Entwicklung der letzten Monate hat bei

den Finanzvorständen keine Freudensprünge

ausgelöst. Nach den überstandenen Corona-Lockdowns

wollten im Vorjahr viele Unternehmen

endlich auf expansive Maßnahmen

setzen. Jetzt wurden sie erneut in die Defensive

gezwungen. Mit gezielter Unterstützung

werden sie aber auch diese Krise überstehen –

der Ball liegt bei der Politik“, resümiert Gerhard

Marterbauer. (RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S74

WIRTSCHAFT POLITIK

Kapitalmarktausblick

2023: Zwischen

Resilienz und Rezession

Die Deutsche Bank blickt in ihrem Kapitalmarktausblick

2023, den sie heute in Frankfurt

am Main vorgestellt hat, verhalten optimistisch

auf das kommende Jahr.

BEITRAG: PI REDAKTION

Die zu erwartende Rezession in den

USA und Europa dürfte moderat

ausfallen. Die Inflation wird zwar

unter anderem aufgrund der Energiepreise

voraussichtlich zunächst hoch bleiben;

die Leitzinsen sollten jedoch im Sommer

ihren Höchststand erreichen. Anleiherenditen

in den USA dürften bereits im ersten Halbjahr

ihren maximalen Wert erzielen. Die Deutsche

Bank erwartet, dass der Renditeanstieg

in der Eurozone in der zweiten Jahreshälfte

ausläuft. Aktien bleiben aufgrund niedriger

Bewertungen bei stabilen Unternehmensgewinnen

eine interessante Anlageoption.

Russland-Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation

Selten zuvor gab es so viele Risikofaktoren an

den Märkten wie in den vergangenen Monaten.

"Das Wachstum der Weltwirtschaft wird

sich vermutlich weiter abschwächen - nach

gut 3 Prozent in diesem Jahr auf etwas mehr als

2 Prozent im Jahr 2023", sagt Marc Schattenberg,

Volkswirt bei Deutsche Bank Research.

"Der konjunkturelle Einbruch in der Eurozone

dürfte nach derzeitigen Prognosen weniger

stark ausfallen als noch vor wenigen Monaten

befürchtet, da das Risiko für Gasrationierungen

deutlich gesunken ist." Ein Grund dafür sei der

bisher milde Herbst, durch den sich der Beginn

der Heizperiode nach hinten verschoben hat.

Moderate Rezession in den USA und Eurozone

"Wir erwarten weder in den USA noch in Europa

eine im historischen Vergleich starke Rezession",

sagt Schattenberg. Es sollte keinen so

starken Konjunktureinbruch geben wie während

der Corona-Krise. Für die USA erwartet

die Deutsche Bank im kommenden Jahr ein

Wachstum von 0,6 Prozent nach 2 Prozent im

Jahr 2022. Die Eurozone dürfte mit einem Minus

von bis zu einem Prozent davonkommen, nach

einem Wachstum von 3 Prozent im laufenden

Jahr. Chinas Wirtschaft könnte nach dem

Volkskongress im März 2023 von einer zu erwar-


tenden allmählichen Lockerung der Null-CO-

VID-Politik profitieren; das BIP dürfte bis zu 5

Prozent wachsen. Ein Risiko in China bleibt die

zögerliche Erholung des Immobilienmarktes.

Um diesen zu stützen, hat die Regierung bereits

unterschiedliche Maßnahmen vorgestellt.

Inflation - gekommen, um zu bleiben

Obwohl die Inflation nur allmählich sinkt, erwarten

die Experten der Deutschen Bank,

dass die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank

Fed und der Europäischen Zentralbank

(EZB) im nächsten Jahr enden. Die straffere

Geldpolitik der Notenbanken zeigt langsam

Wirkung und die Gas- und Strompreise haben

zuletzt leicht nachgegeben. Eine anhaltend

milde Witterung und hohe Speicherstände

sollten sich positiv auf die Preise auswirken. "In

den USA könnte die Inflation ihren Höhepunkt

bereits erreicht haben. Sie dürfte nun langsam

sinken und im Laufe des nächsten Jahres unter

6 Prozent fallen", sagt Schattenberg.

In Europa sollte die Inflation ab dem Frühjahr

2023 allmählich nachlassen und im kommenden

Jahr für Deutschland und die Eurozone

bei 7,5 Prozent liegen. "Die Inflation dürfte

jedoch aufgrund nachlassender Globalisierungsgewinne,

demografischer Belastungen

und einer strukturell expansiveren Fiskalpolitik

nicht auf ihr Vorkrisenniveau sinken", so Schattenberg.

Druck dürfte auch weiterhin von den

hohen Rohstoffpreisen ausgehen. Deshalb

erwartet die Deutsche Bank, dass die Notenbanken

zunächst restriktiv bleiben. Die Fed

könnte die Zinsen bis zum Frühjahr auf fast 5

Prozent erhöhen. Dann sollte die rückläufige

Inflation - im Zuge einer milden Rezession - den

Zinsanhebungszyklus beenden. Die EZB dürfte

auf 3 Prozent gehen; wobei das Risiko weiterer

Zinsanhebungen bestehen bleibt. Diese Notenbankpolitik

sollte die Renditen risikoärmerer

Anleihen von Staaten und Unternehmen

mit "Investment Grade" weiter steigen lassen.

Für Anleger ist es eine Herausforderung, Renditen

oberhalb der Inflationsrate zu erzielen.

"Beunruhigende Faktoren sind weiterhin der

Verlauf des Russland-Ukraine-Krieges, die europäische

Energieversorgung oder der Handelskonflikt

zwischen den USA und China.

Es gibt aber auch Chancen", sagt Dr. Ulrich

Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und

Firmenkunden der Deutschen Bank. Die Aktienmärkte

dürften sich 2023 stabilisieren.

Alles teuer außer Aktien

Die Deutsche Bank erwartet mittlere einstellige

Renditen an den Aktienmärkten. Die Prognose

für den Dax liegt bei 15.000 Punkten

zum Jahresende 2023. Den S&P 500 sehen

die Experten bei 4.100 Punkten und den Stoxx

600 bei 445 Punkten. Obwohl das kommende

Jahr wirtschaftlich etwas schwieriger werden

könnte, spricht für die Anlageklasse, dass die

Börse der Konjunktur vorausläuft. Daher dürfte

bereits eine leichte Rezession eingepreist

sein. "Sobald sich eine wirtschaftliche Erholung

abzeichnet, sollten die Kurse steigen", so

Stephan. "Rücksetzer könnten gute Einstiegschancen

bieten." Zyklische Aktien, die heute

günstig sind, dürften sich besser entwickeln.


LOGISTIK express 5/2022 | S76

"Das hängt unter anderem mit den immensen

Investitionen zusammen, die für die grüne

Transformation der Wirtschaft notwendig sind",

so Stephan. Themen wie Künstliche Intelligenz,

Elektromobilität oder Cybersecurity sollten

auf der Agenda von Unternehmen stehen.

Fokus auf europäische Aktien

Vor allem die zurzeit niedrigen Bewertungen

sprechen für Aktien. "Wir haben in den vergangenen

Monaten eine deutliche Anpassung

der Bewertungen gesehen", sagt Stephan.

Unternehmensgewinne sind in diesem

Jahr teilweise deutlich gestiegen, Aktienkurse

jedoch stark gefallen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den

amerikanischen S&P 500 ist von 22,7 auf aktuell

16,5 und für den Stoxx Europe 600 von 17,7 auf

11,3 gefallen. "Vor allem europäische Aktien

sind wieder günstig", erklärt der Chefanlagestratege.

Deshalb würden die Experten der

Deutschen Bank europäische Aktien übergewichten;

den US-Aktienmarkt würden sie dagegen

neutral halten. Für eine Übergewichtung

Europas spricht neben den niedrigen Bewertungen

auch die Entwicklung der Gewinne.

Sie mussten in diesem Jahr immer wieder nach

oben revidiert werden. Die Kurse spiegelten

das jedoch nicht wider. Profitieren sollten europäische

Titel auch von der Erholung in China,

wo 2023 ein stärkeres Wachstum erwartet

wird. Allerdings birgt die hohe Exportabhängigkeit

europäischer Unternehmen auch ein

Risiko; so könnte der Wettlauf um die technologische

Vorherrschaft zwischen den USA

und China für sie zu einer Belastung werden.

Chancen sieht Stephan nach dem Ausverkauf

der vergangenen Monate in Asien - in China,

Korea und Taiwan seien die Bewertungsrückschläge

hoch. Diese Märkte sollten von einer

Erholung profitieren. Indiens Aktienmarkt hat

sich vergleichsweise gut gehalten. Das KGV ist

mit 20 noch immer hoch. Allerdings ist Indien

auch die am stärksten wachsende Volkswirtschaft

der Welt: Der Internationale Währungsfonds

(IWF) prognostiziert für 2023 ein Wachstum

von 6 Prozent.

Unternehmen trotzen der Rezession

Die Experten der Deutschen Bank gehen davon

aus, dass viele der börsennotierten Unternehmen

gut durch die konjunkturell schwierigere

Phase kommen werden. "Die Gewinne

sollten sich deutlich solider entwickeln als in früheren

Rezessionen", sagt Chefanlagestratege

Stephan. In Europa werden fiskalpolitische Programme

den Konsum voraussichtlich stützen.

Einige Sektoren, in denen die Gewinne in wirtschaftlich

schwachen Phasen üblicherweise

stark einbrechen, dürften gut durch die Rezession

kommen. Banken, zum Beispiel, profitieren

vom veränderten Zinsumfeld. Die Energie- und

die Grundstoffbranche sowie der Bergbau,

die bislang in Rezessionen Einbußen erlitten,

sollten aufgrund der hohen Energie- und Rohstoffpreise

sowie der starken Nachfrage ebenfalls

gut durch den Abschwung kommen.

Infrastruktur - Grundlage für

nachhaltiges Wachstum

Öffentliche und private Investitionen werden

vor allem in Infrastrukturprojekte fließen. Die

USA, die Europäische Union, China und weitere

Länder haben entsprechende Programme

auf den Weg gebracht. Damit werden

Unternehmen, die in den entsprechenden

Branchen aktiv sind, für Anleger interessant.

Bei den Projekten geht es um den Aufbau

einer Infrastruktur für erneuerbare Energien,

um Stromnetze, Wasser und Transportwege,

darunter auch Straßen und Häfen.

Energie und Rohstoffe bleiben teuer.

"Die Zeit günstiger Energie dürfte erst einmal

vorbei sein", sagt Volkswirt Schattenberg. "Preise

wie vor der Krise werden wir wohl vorerst

nicht mehr sehen." Die Deutsche Bank erwartet

für die europäische Sorte Brent Preise von

rund 100 Dollar pro Barrel; für die amerikanische

Sorte WTI dürfte der Preis etwas darunter

liegen. Auch Gas, dessen Preis sich in den

vergangenen Wochen recht stabil bei knapp

über 100 Euro pro Megawattstunde eingependelt

hat, bleibt teuer. "Die Energiekrise bietet

für einige Industrien aber auch Chancen",

sagt Schattenberg. Sie sei ein Treiber für die

Grüne Transformation der Wirtschaft. Auch bei

Industriemetallen dürfte das Preisniveau mittelfristig

hoch bleiben. Hier treibt der wirtschaftliche

Wandel zu mehr Nachhaltigkeit die Kurse.

Gold gilt zwar als "sicherer Hafen" und dient

der Diversifikation eines Portfolios, doch zuletzt

haben die Zinsanhebungen und der damit

verbundene Anstieg der Renditen für Staatsanleihen

den Goldpreis in den USA belastet.


Wenn der Zinszyklus im Laufe des Jahres 2023

wie erwartet endet und für 2024 sogar wieder

Zinssenkungen in Aussicht stehen, dürften

auch die Goldpreise moderat steigen. "Gegen

ein Investment sprechen jedoch ein schwächerer

Dollar und die Opportunitätskosten", so

Stephan. "Aber ein gewisser Anteil Gold kann

in geopolitischen Krisenzeiten sinnvoll sein."

Quo vadis, Anleihen?

Mit der Zinswende sind die Anleihekurse in diesem

Jahr stark gefallen und die Renditen entsprechend

gestiegen. Auch im kommenden

Jahr dürften die Renditen noch ansteigen.

Die "Spreads" sollten jedoch sinken - eine

mäßige Rezession vorausgesetzt. "Die große

Anpassung am Rentenmarkt haben wir jedoch

hinter uns, zunehmend werden Zinskupons

wieder interessant", sagt Stephan.

Europäische Unternehmensanleihen mit "Investment

Grade" rentieren aktuell mit 4,3

Prozent, amerikanische sogar mit knapp

sechs Prozent. Europäische Hochzinsanleihen

(High Yield) bringen 8,4 Prozent Rendite

und amerikanische sogar 9,3 Prozent. "Solange

wir jedoch eine Rezession erwarten,

wäre ich bei High Yields zurückhaltend", sagt

Stephan. "Die Ausfälle sollten steigen und die

Risikoprämien insgesamt nach oben ziehen."

Für das kommende Jahr erwarten die Experten

eine leichte Ausweitung der Risikoaufschläge

für hochverzinsliche Anleihen in

Europa auf 550 Basispunkte und in den USA auf

500 Basispunkte. "Bei Investment Grade-Anleihen

halten wir die Risikoaufschläge für stabil,

in Europa sogar für leicht fallend angesichts

solider Fundamentaldaten der Unternehmen."

Die größte Gefahr für den Rentenmarkt ist,

dass die erwarteten Zinserhöhungen in den

USA und in Europa nicht ausreichen. Sollten

größere Zinsschritte als erwartet nötig werden,

um die Inflation einzudämmen, könnte

ein Ausverkauf am Rentenmarkt drohen. "Das

wäre nicht nur für die Rentenmärkte ein Risiko,

sondern auch für die Aktienmärkte und vor allem

für die Technologiewerte", erklärt Stephan.

Die Experten erwarten für Staatsanleihen

steigende Renditen. Bis Ende 2023 sollten

die Renditen zehnjähriger US-Treasuries bei 4,2

Prozent liegen und bei zehnjährigen Bundesanleihen

bei 2,4 Prozent.

Immobilien - je nachhaltiger, desto besser.

Immobilien sind eine klassische Anlageklasse

in Zeiten hoher Inflation. Die Preise dürften

hoch bleiben, obwohl Finanzierungskosten

steigen und Finanzierungen insgesamt schwieriger

werden. Vor allem steigende Baukosten

und gesetzliche Vorschriften verteuern das

Bauen in Deutschland stark. Die Experten der

Deutschen Bank rechnen damit, dass sich der

Preisanstieg auf hohem Niveau stabilisiert. Bei

Wohnimmobilien steht eine hohe Nachfrage

einem begrenzten Angebot gegenüber. Der

Neubau stockt aufgrund fehlender Materialien,

Arbeitskräftemangel und steigender

Finanzierungskosten. In den USA hingegen

sinkt die Nachfrage ebenso wie die Stimmung

der Hausbauer. Die Zahl der verkauften Häuser

ist seit 2020 um 20 Prozent gesunken. Die

Wohnmieten in den USA sind im Vergleich

zu 2021 um 7 Prozent gestiegen. Auch in

Deutschland dürften die Mieten langfristig

steigen, vor allem in den Ballungsräumen.

Bei den Gewerbeimmobilien sind aktuell vor

allem Logistikflächen gefragt. Die Leerstände

nähern sich historischen Tiefs. Der Grund:

Unternehmen produzieren weniger "just in

time" und bauen wieder Lager auf. Die hohe

Nachfrage lässt die Mieten leicht steigen.

"Logistikimmobilien sollten einen Schutz gegen

höhere Inflation bieten", sagt Chefanlagestratege

Stephan. "Bei Büroimmobilien ist

Vorsicht geboten. Die Leerstände steigen und

Mieterhöhungen sind aktuell kaum möglich."

Für alle Immobiliensegmente gelte: Je nachhaltiger,

desto besser. Energieeffiziente

Immobilien hätten teilweise Preisaufschläge

von 20 Prozent. Energetisch sanierte beziehungsweise

neu gebaute Wohnungen

und Häuser seien gefragter als andere Immobilien.

Die Energiekrise sei ein Katalysator für

energieeffizientes Bauen. (RED)

*-Zukunftsgerichtete Aussagen

sind Aussagen,

die nicht Tatsachen der

Vergangenheit beschreiben,

sie umfassen auch

Aussagen über die Annahmen

und Erwartungen

von der Deutschen

Bank sowie die zugrunde

liegenden Annahmen.


LOGISTIK express 5/2022 | S78

WIRTSCHAFT POLITIK

Digitale Diktatur –

Digitalisierung der

Währungen

Eigentlich ist unser Geldsystem schon fast

digital und der digitale Euro nichts anderes

als das ungedeckte Fiatgeld-System.

BEITRAG: MARC FRIEDRICH

Um das Spiel in die Länge zu ziehen,

werden die verzweifelten Notenbanken

als Nächstes die Digitalisierung

des Geldsystems vorantreiben. Damit

erschlagen sie mehrere Fliegen mit einer

Klappe:

1. Sie erhalten einen kompletten Überblick in

Echtzeit zur Steuerung der monetären und fiskalischen

Politik.

2. Sie erreichen einen Schutz vor Geldwäsche

und kriminellen Machenschaften.

3. Sie können die Zinsen problemlos in den Minusbereich

senken, ohne dass die Bürger das

Geld von der Bank abheben und sich dem

Negativzins entziehen können. Ein Bank Run

wird damit in Zukunft unmöglich sein.

4. Jeder Kunde, jede Transaktion ist dann komplett

transparent und nachvollziehbar. Eine

digitale Währung kann unzählige Daten über

die Zahlungsströme und das Nutzerverhalten

der Bürger liefern. Der wahre feuchte Traum

der Stasi und der Albtraum, vor dem uns George

Orwell gewarnt hat.

5. Strafzinsen oder eine Strafsteuer (Vermögensabgabe/Vermögenssteuer)

können

schnell und effizient eingesetzt und von jedem

Konto eingezogen werden.

MARC FRIEDRICH

6. Die EZB baut ihre Befugnisse und Macht aus.

Seit Jahren sagt die Notenbank, Europa sei

„overbanked“, habe also zu viele Banken. Mit

dem digitalen Euro wird sie sich so einiger Banken

entledigen und in Zukunft dann ganz praktisch

den Bürgern direkt ein EZB-Konto anbieten

können, sodass sie die komplette Macht

und Übersicht hat.


Eigentlich ist unser Geldsystem ja schon fast

komplett digital, weil das meiste über digitale

Prozesse läuft. Über Onlinebanking, Handy-

Zahlungen, Plastikgeld und über Giralgeld.

Natürlich versuchen die Beteiligten jetzt schon

von allen Seiten, uns diese schöne neue Welt

des Bezahlens schmackhaft zu machen: praktisches,

hygienisches, kontaktloses Bezahlen:

effizienter, günstiger, schneller.

Im Endeffekt ist der digitale Euro nichts anderes

als das ungedeckte Fiatgeld-System, das

zu 100 Prozent digitalisiert ist. Für uns Bürger

hat es nur Nachteile, weil wir dann problemlos

überwacht und enteignet werden. Es können

Negativzinsen installiert werden, ohne dass wir

uns davor schützen können. Denn in einem

solchen Fall ist der Fluchtweg versperrt, nämlich

Bargeld abzuheben, es dem Bankenkreislauf

herauszunehmen und es damit legal der

Überwachung und dem Zugriff der Staaten

zu entziehen. Das muss jedem klar sein. Diese

Entwicklung wird auf jeden Fall weltweit kommen,

die Notenbanken arbeiten daran, CBD-

Cs (Central Bank Digital Currencies) heißt die

Maßnahme, mit der das mathematisch sterbende

Geldsystem in die Verlängerung bugsiert

wird.

Vorreiter und Vorbild China – der ultimative

Überwachungsstaat

China ist da natürlich schon einen Schritt weiter.

Wenn es um Überwachung geht, steht

China immer auf dem ersten Platz. Jedes autoritäre

System, egal ob sozialistisch-kommunistisch

oder faschistisch, braucht zum Erhalt

einen feinmaschigen Überwachungsapparat,

weil der Mensch immer nach Freiheit und

Gerechtigkeit strebt. Für beides stehen die Extreme

nicht. Um Chinas 1,3 Milliarden Bürger

in Schach zu halten und zu überwachen, wird

es immer notwendiger, einen immer komplexeren

Überwachungsstaat zu implementieren.

Dies soll beim Geld nicht anders sein, denn ein

digitaler Yuan würde Chinas Überwachungsapparat

extrem stärken. Eine erfolgreiche Einführung

des digitalen Yuan würde die Macht

über das Geld wieder in die Staatshände bringen,

weg von den bekannten kommerziellen

digitalen Zahlungssystemen wie WeChat Pay

und Alipay. Das wäre mit vielen Vorteilen zur Festigung

der kommunistischen Partei verbunden.

In keinem anderen Land der Welt wird so viel

mit dem Handy bezahlt wie in China. 900 Millionen

Nutzer oder mehr als 80 Prozent benutzen

ihr Smartphone zum Bezahlen. Chinesische

Konsumenten und Händler repräsentieren fast


LOGISTIK express 5/2022 | S80

die Hälfte der weltweiten Nutzer der digitalen

Wallets. Alibaba und Tencent sind in China führend

und kontrollieren 94 Prozent des Marktes

mit einem Volumen von 50 Billionen US-Dollar.

Die daraus resultierenden Datenströme ermöglichen

einen beispiellosen finanziellen Einblick

in Echtzeit in die Geld- und Wirtschaftslage

des Landes, liefern die Rohdaten für

wertvolle Analysen und erlauben Rückschlüsse

auf das individuelle Konsumverhalten.

Pures Datengold. Und genau diese Daten will

auch die Kommunistische Partei natürlich abgreifen.

Ein von der kommunistischen Partei kontrolliertes

digitales Geld, gepaart mit dem Sozialkredit-System

(Social Credit Programme) ist

die perfekte, perfide Lösung, um die eigenen

Bürger in Schach zu halten, allzeit zu kontrollieren

und sie abzustrafen, falls sie sich nicht

an die kommunistischen Regeln halten. Wer

dann aus der Reihe tanzt, bekommt neben

dem Abzug an sozialen Kreditpunkten dann

gleich noch eine Strafe aufgebrummt in Form

von Abhebungslimitierungen, Strafzahlungen,

die sofort abgebucht werden. Sogar zur

Kontensperrung kann es kommen.

Wer sich jetzt schon mental auf

dieses Szenario vorbereiten kann,

ist einen Schritt weiter als die breite

Masse. Zudem ist es jetzt noch

möglich, Geld aus dem Geld- und

Bankenkreislauf herauszuziehen

und es in die eigene Obhut zu

bringen. Wie lange das noch der

Fall ist, weiß keiner, aber das Zeitfenster

wird sicherlich nicht größer.

Werden Sie jetzt schon aktiv, um

nicht nachher vor vollendeten Tatsachen

zu stehen und handlungsunfähig

zu sein.

Der digitale Yuan wird bereits in der südchinesischen

Sonderwirtschaftszone Shenzhen

getestet und ist bereit für den landesweiten

„Roll-out“, sobald die Testphase abgeschlossen

ist. China erhofft sich zudem mehr Unabhängigkeit

vom SWIFT-System und will mit der

Digitalisierung des Yuan das globale Monopol

des Dollars brechen.

Global wird bei allen Notenbanken mit Hochdruck

an digitalen Währungen gearbeitet, da

die Vorteile auf der Hand liegen und sich das

Geldkarussell auf diese Weise noch eine Weile

weiterdrehen kann. Das wird natürlich öffentlich

nicht so kommuniziert, da wird gesagt,

„Wir gucken mal“, aber insgeheim wissen alle,

dass dies der einzige Ausweg ist, um noch mal

ein bisschen Zeit herauszuschinden.

Bargeldverbot

Bargeld ist Freiheit! Doch diese Freiheit ist seit

Jahren unter Beschuss von allen Seiten. Neben

den Staaten, Notenbanken und Banken sind

es auch Organisationen wie die „Better Than

Cash Alliance“, eine weltweite Vereinigung

von Regierungen, Unternehmen und internationalen

Organisationen, die den Übergang

des Barzahlungsverkehrs zu digitaler Zahlungsweise

beschleunigen wollen. Mitglieder sind

– wenig überraschend! – die Kreditkartengiganten

Visa und Mastercard, die Citibank,

aber auch die Bill und Melinda Gates Stiftung.

Spannend finde ich folgenden Fund meiner

Recherche: Die Anti-Bargeld-Allianz hat von

unserer Bundesregierung deutsche Steuergelder

erhalten. Von 2016 bis 2018 waren

es 500.000 Euro und seit 2019 sind es jährlich

200.000 Euro. Interessant wäre zu wissen, mit

welchem Hintergedanken über 1 Million Euro

„gespendet“ wurden.

Seit Jahren wird jede Krise genutzt, um den

Menschen das Bargeld auszureden, es ihnen

madig zu machen und in ein schlechtes Licht

zu stellen. Wer bar bezahlt, macht sich verdächtig,

denn vermeintlich verwenden nur

Kriminelle Bargeld. So wird es uns immer wieder

suggeriert. Die Schlagworte sind Rotlichtmilieu,

Drogen, Schwarzgeld, Steuerhinterziehung

oder zuletzt die Bekämpfung eines Virus.

Die Banken nehmen diese Argumente gerne

auf, und dann kommt gleich der Hinweis:


„Hier – so geht bargeldloses Bezahlen! E-Cash,

Karte oder Smartphone hinhalten, fertig!“ So

sieht aktuell der Kampf, oder Krieg, wie manche

es sehr drakonisch nennen, gegen das

Bargeld aus. Dieser Krieg findet statt, und das

Bargeld wird irgendwann sein Ende finden.

Darüber haben wir ja schon gesprochen.

Die Zentralbanken arbeiten mit Hochdruck an

ihren digitalen Lösungen. Am digitalen Euro,

Dollar oder welcher Währung auch immer,

wenn die Zeit noch reicht und nicht der Crash

schneller kommt. Bargeld ist aktuell die einzige

Möglichkeit, das eigene Ersparte noch legal

aus der Überwachung durch den Staat, aber

auch aus der Überwachung durch die Banken

und aus dem Bankenkreislauf herauszuziehen,

ohne dass jemand weiß, was der Besitzer damit

macht, wo er es investiert, wo er es womöglich

auch versteckt. Und das ist natürlich vielen ein

Dorn im Auge. Vor allem, wenn wir dann in die

eine oder andere politische Richtung umkippen

sollten, wird dieses Fluchtfenster natürlich

ganz schnell geschlossen werden. In Griechenland

wurde die letzte Krise schon aktiv von

der Politik genutzt und man darf nur noch

bis 500 in bar bezahlen. Im ebenso krisengeplagten

Italien liegt die Barzahlungsgrenze bei

1000 Euro. In Deutschland darf man noch so

viel in bar bezahlen, wie man möchte. Doch

dies will die EU unterbinden. Mit einer einheitlichen

Richtlinie soll die Bargeldobergrenze

in der EU vereinheitlicht werden auf 10.000

Euro. Wenn es so kommt, ist der Schritt nicht

mehr weit, das Bargeld ganz abzuschaffen.

(RED)


LOGISTIK express 5/2022 | S82

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