Die Besten - Das Karrieremagazin
Am Freitag, den 3. Juni 2022 erschien die redaktionell hochwertige und exklusive Hochglanzbeilage, die ganz im Zeichen der Karriere steht.
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2022/2023
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DIE BESTEN
DAS KARRIEREMAGAZIN
REINGEHÖRT
Sophie Bolzers Softwarefür besseres Lernen. Seite 6
NACHGEFRAGT
So ticken die jungen Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Seite 12
DISKUTIERT
Für ein neues Miteinander von Jung und Alt. Seite 28
DIE BESTEN KARRIERE 3
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VORWORT
Wirsollten miteinander reden.
Daniela Müller
BILD: SN/MARIJA KANIZAJ
ElonMuskwillsichumkolportiert41Mrd.DollarTwitterschnappen,
einen der reichweitenstärksten Kommunikationskanäle weltweit,
in den Niederlanden wurde zum Eiersammeln aufgerufen,
um damit die Superyacht des Amazon-Gründers Jeff Bezos zu bewerfen.
Seinetwegen muss eine historische Brücke temporär abgetragen
werden, weil das Schiff so riesig ist, dass es sonst nicht aus dem Hafen
könnte. Derweil hat seine Exfrau, MacKenzie Scott, 12,5 Mrd. ihres auf
43,6 Mrd. Dollar geschätzten Vermögens für wohltätige Zwecke gespendet.
Das ist eine, wenn auch sehr elitäre Lebensrealität. Und dann
gibt es Kinder aus weniger begüterten Haushalten, die wissen, wie sich
Scham anfühlt, wenn man finanziell nicht mit den Freunden mithalten
kann. Auf dieser anderen Seite stehen junge Menschen, die gern eine
eigene Wohnung besitzen würden, aber wissen, dass sie den Kredit
dafür in einem Erwerbsleben nie zurückzahlen können. Die Welt ist unüberschaubar
geworden, teuer und fragil. Die Zahl der Jugendlichen,
die auf die Lebensentwürfe ihrer Eltern oder auf die bestehenden unternehmerischen
Strukturen pfeifen, wird immer größer.Für viele hat das
damit oft verbundene „Schneller,weiter,höher“ keine Bedeutung mehr.
Die Regeln gemeinsam neu schreiben
In dieser Ausgabe widmen wir uns genau diesem Thema: Werist diese
nachkommende Generation überhaupt, die –angeblich –soselbstbewusst
auf den Arbeitsmarkt tritt und neue Regeln einfordert? Wasbedeutet
das für den Wirtschaftsbereich, dem die zuverlässig und fleißig
arbeitende Boomergeneration abhandenkommt? Wiesollen, können,
müssen die Regeln sein, die einen Arbeitgeber für junge Menschen attraktiv
machen? Vorallem: Reden wir mit dieser Generation überhaupt
genug? Die Jugendkulturforscherin Beate Großegger (Interview ab
Seite 12) sagt dazu: Ja, mit den Hochgebildeten, deren Meinung ist
uns viel wert. Aber die nicht so gut Ausgebildeten? Die sollten ihren Job
machen. Wirhaben für diese Ausgabe genau hingehört, nachgefragt
und zu vermitteln versucht. Weil ein schönes Ergebnis nur dann zu
erreichen ist, wenn alle an einem Strang ziehen.
IMPRESSUM
„Die Besten –das Karrieremagazin“ ist ein Spezial der „Salzburger Nachrichten“ vom 3. Juni 2022. Medieninhaber: Salzburger Nachrichten Verlagsges.m.b.H. &Co. KG, Tel. +43 662 /8373-0, www.SN.at; Herausgeber: Dr.Maximilian Dasch
Redaktion: Dr.Daniela Müller; Projektbetreuung: Karin Krauss, GeroLuberichs; Grafik: Mario Taferner; Produktmanagement: Simone Aigner; Lektorat: Mattias Feldner,Johannes Kugler; Titelbild: Sandra Hallinger; Alle: Karolingerstraße 40, A-5021
Salzburg; Druck: Druckerei Berger,Wiener Straße 80, 3580 Horn. OFFENLEGUNG GEMÄSS §25DES MEDIENGESETZES: „Die Besten –das Karrieremagazin“ ist ein unabhängiges Magazin, das von der Salzburger Nachrichten Verlagsges.m.b.H.
&Co. KG herausgegeben, produziert und verlegt wird. Copyright 2022 by „Salzburger Nachrichten“. Alle Rechte, insbesonderedes Nachdrucks, sowie Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.
4 DIE BESTEN KARRIERE
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INHALT
6
Die große Jugendstudie „Generation Corona“
Für die Studienautoren war es eine Überraschung: Die Pandemie hat
die Werte der jungen Menschen klar verschoben. An erster Stelle steht
heute das Thema Sicherheit. Wasdas für die Arbeitswelt bedeutet,
erläutert Beate Großegger von der Jugendkulturforschung.
18
Reden wir auch einmal über die Älteren
Für RainerEppel vom Wirtschaftsforschungsinstitut besteht die große
Herausforderung darin, dieältereGeneration auf dem Arbeitsmarkt zu
halten und zu integrieren–und das unter bestmöglichengesundheitlichen
Voraussetzungen. Zu wenigeBetriebe hättendas auf dem Radar.
VentureCapital für eine gute Idee aus Salzburg
Sophie Bolzer kam auf ihreGeschäftsidee während der Fahrt zur Universität.
Nun, vier Jahrespäter,ist ihreIdee umgesetzt, sie beschäftigt
14 Personen und hat kürzlich eine Geldspritze erkämpft, mit der sie ihr
Business weiter ausbaut.
12
Die Suche nach einem neuen Biedermeier
Junge Menschen rebellieren weltweit gegen alte Strukturen. Auch in
Österreich zeigt sich ein kulturellerWandel: Der Nachwuchs auf dem
Arbeitsmarkt will stärker als die Vorgängergenerationen mitgestalten
und gehört werden.
24
28 Waltraud
Jugend und Weiblichkeit prägen das Morgen
Vier Frauen und ein fruchtbarer Austausch über das Arbeiten und
Leben von morgen: die WKO-Vizepräsidentin Amelie Groß, Claudia
Krakowitzer,HR-Chefin von Miele, die Unternehmensberaterin
Wukounig und Landesschulsprecherin Theresa Golser.
DIE BESTEN KARRIERE 5
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INHALT
36
Ein langer Wegzur Gleichstellung auf Pumps
Helga Ahrer war eine der ersten Schaffnerinnen bei den ÖBB.
Mit ihrer Hartnäckigkeit hat sich die frühereReinigungskraft
in eine Männerdomäne hineinreklamiert und ein Umdenken
beim Staatsbetrieb angestoßen.
62
Ein neuer Führungsstil. Nicht nur.
Aber erst einmal gilt es, die Welt zu retten, sagt der Unternehmensberater
Gerald Ziegler.Die wesentlichen Aufgaben lassen sich nicht
verschieben, erklärt auch die HR-Expertin Christina Schweiger.Ein
Beitragüber die ganzgroßen Themen, dieFührungskräfte beschäftigen.
Im Lungau hilft man zusammen
Ziele, Wünsche, Pläne und die Frage, was das Leben bieten kann: über
ein fruchtbares Miteinander der Polytechnischen Schule mit Lungauer
Betrieben und sechs Lehrlinge, die erzählen, für welchen Beruf sie sich
entschieden haben.
54
Lernen wir doch wieder,richtig zu streiten!
Spätestens seit der Pandemie sind manche Diskussionen zum Tanz
auf glühenden Kohlen geworden. Warumwir verlernt haben, richtig
zuzuhören und gut zu streiten, erklären Barbara Wick vom Friedensbüround
der Unternehmensberater Ingo Bieringer.
68
72
Wohinmit 100.000 Euro?
Sind 100.000 Euro, die man zur Pension angespart hat, nun viel
Geld oder nicht? Ein Gespräch mit der Wirtschaftspädagogin Bettina
Fuhrmann über den richtigen Umgang mit Geld und die Frage, wie man
überhaupt für die Pension sparen sollte.
6 DIE BESTEN KARRIERE
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KARRIERE GEMACHT
Selbstbewusst
geht’sindie
nächste Runde
Die Salzburgerin Sophie Bolzer hat vor vier Jahren
ihr Start-up Audvice gegründet. Es ist eine
erfolgreiche Maker-Story über eine junge
Unternehmerin, die es mit ihrer guten Idee in einer
toughen Branche schon recht weit gebracht hat.
Nun entwickelt sie mit frischem Geld ihr Business weiter.
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
DIE BESTEN KARRIERE 7
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KARRIERE GEMACHT
8 DIE BESTEN KARRIERE
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KARRIERE GEMACHT
Sie präsentieren in Fernsehshows Brotbackmischungen, Tiny
Houses, Reisebuchungsplattformen oder Softwarelösungen,
die die Welt braucht, es aber noch nicht weiß, und kämpfen
dort um Geld, um ihre Geschäftsideen weiterzuentwickeln. Venture
Capital ist das Gold der Start-up-Szene, es ist ein Vertrauensvorschuss
mit Verbindlichkeiten, der bis in schwindelerregende Höhen
gehen kann. 1,9 Millionen Euro waren es zuletzt für die Salzburgerin
Sophie Bolzer und ihr 2018 gegründetes Start-up Audvice, mit denen
sie ihreIdee und ihr Unternehmen weiterentwickeln kann. Und nein, in
einer Fernsehshow seisie noch nie gewesen,das habe nicht viel mit der
Realität zu tun, erklärt sie. Geld für eine vielversprechende Geschäftsidee
sei mit weit mehr Aufwand verbunden als mit einer fünfminütigen
Produktpräsentation vor einer prominent besetzten Investorenjury.
Idee aus einer pragmatischen Überlegung
Sophie Bolzer hatte sie jedenfalls, die gute Idee. Audvice ist ein audiobasiertes
Kollaborationstool und entstand aus einer recht pragmatischen
Beobachtung heraus. Sophie Bolzer studierte in Innsbruck und
fuhr dorthin meist mit dem Auto. Wenn es zu Prüfungszeiten eng wurde,
sprach sie Lerninhalte, die noch nicht gut saßen, in ihr Smartphone,
um sie beim Fahren abzuhören und so Wissenslücken für die bevorstehenden
Prüfungen zu schließen. Im Gespräch mit Studienkollegen und
Freundinnen stellte sich bald heraus: Das handhaben viele so. Schade
um diese große Menge an auf verschiedenen Geräten gespeichertem
Wissen, dachte sich Sophie Bolzer. Und dann begannen sich die
Räder im Kopf schon zu drehen. Man müsse eine Plattform schaffen,
um diese Inhalte einfach zu erstellen, zu teilen und anzuhören. Das
Audioformat gefiel der kreativen Unternehmerin: Mails werden oft gar
nicht gelesen und ein Video anzusehen erfordert Ungestörtheit.
Learning by Doing und eine gute Ausbildung
Doch ein Start-up zu gründen klingt einfacher, als es ist. Immerhin
scheitern neun von zehn, selten an der Idee, öfter in der Umsetzung.
Sophie Bolzer kam hier ihr Studium entgegen, sie lernte dort die Theorien
der Betriebswirtschaftslehre und des Strategischen Managements,
dazu analytisches Denken, kritisches Hinterfragen und wie
man Konzepte erstellt. Obwohl sie keine Programmierkenntnisse besaß,
hatte sie schnell ihr eigenes Konzept auf die Beine gestellt, inklusive
eines Strategie- und Finanzierungsplans. Bei der Programmierung
stand ein Freund zur Seite, er verdiente sein Geld als Softwareentwickler
und half ihr während der Anfangsphase. Selbst hatte sie für die Dau-
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er von eineinhalb Jahren einen Teilzeitjob im Marketing und entwickelte
nebenbei ihreGeschäftsidee weiter.Das Startkapital sammelte sie im
Freundes- und Familienkreis, „Friends, Fools, Family“-Investoren
nennt man diese Investorengruppe. Zudem lukrierte sie, was an Förderungen
und Zuschüssen zu holen war,und knüpfte Kontakte zu einem
Start-up-Netzwerk, das sie ebenfalls unterstützte.
VomHenne-Ei-Problem zur Lösung
Das Produkt, wie es anfangs gedacht war,existiert heute so nicht mehr.
Eigentlich sollte Audvice eine Audio-Lernplattform für Studierende
werden, weil für derlei im Bildungsbereich selten Geld zur Verfügung
steht, fokussierte sich Sophie Bolzer auf Wirtschaftsunternehmen. Die
Studentenplattform stellte sie zudem vor die Herausforderung, wer
diese mit Inhalt befüllen sollte, ein Henne-Ei-Problem, wie sich herausstellte,
zudem stellte sich die Frage nach der inhaltlichen Verantwortung,
schließlich haftet die Plattform für rechtswidrige Inhalte. Dennoch
hielt man anfangs an der Lösung für Studierende fest, 600 Tracks, also
Inhalte, wurden produziert und auf der Plattform frei zur Verfügung gestellt.
Nach einem Pressebericht über Audvice wurde Sophie Bolzer
gefragt, ob sie ihre Plattform nicht für internes Wissensmanagement
von Unternehmen zur Verfügung stellen wolle.
So funktioniert die Geschäftsidee heute: Unternehmen verwenden
Audvice, um es Beschäftigten einfach zu machen, Wissen und Informationen
strukturiert aufzunehmen, gezielt zu teilen und anzuhören.
Damit werden vor allem Onboarding- und Trainingsprozesse in mittelständischen
oder großen Unternehmen skaliert und es wirdsichergestellt,
dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Zeit finden, sich mit
wichtigen Themen auseinanderzusetzen. Die auf der Plattform gespeicherten
Audiodateien ersetzen Mails, die oft gar nicht gelesen werden,
auf jeden Fall aber in der Timeline und aus dem Gedächtnis verschwinden.
Wertvolles Wissen geht mit Audvice nicht verloren und erhält mit
der Audioplattform eineWissensdatenbank, auf dieBeschäftigte im Unternehmenzugreifenkönnen.
Gesucht wirdnach Schlagworten, auch
über das gesprochene Wort. Bezahlt wirdpro User,Monat und Jahr.
Eine neue und attraktive Form des Arbeitens
„Wenn ich zurückblicke, habe ich in sehr kurzer Zeit massiv viel gelernt.
In einem Angestelltenverhältnis wäredas nie möglich gewesen“, sagt
die Jungunternehmerin, die neben ihrem Studium etwa bei Skidata,
Raiffeisen oder Red Bull jobbte, vorrangig im Marketing, und dort auch
Einblick in andereGeschäftsbereiche bekam. Zwei nicht ganz so posi-
START-UPS, WER HAT’S ERFUNDEN?
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Wirwagen zu behaupten, dass es vermutlich mehrere Menschen,
Institutionen oder Unternehmen gibt, die sich dieses Attribut umhängen.
Einer Überlieferung nach brachte McKinsey im Jahr 1996
die Businessplan-Wettbewerbe nach Deutschland. Nach USamerikanischem
Vorbild sollten junge Menschen motiviert werden,
eigene Unternehmen zu gründen. Seinen Start hatte das in München
und Hamburg, später,als Berlin für Neugründer sexy wurde,
zog man dorthin. Die ersten Start-ups hatten mit Nachhaltigkeit
nicht viel zu tun, Hauptsache schneller Börsengang oder schneller
Exit und ganz viel Geld dafür.Mit der Dotcom-Blase gingen viele
Unternehmen pleite und damit einher ging auch das Ende der
ersten Phase der deutschen Start-up-Szene.
Große Pioniere für die zweite Phase waren die deutschen Samwer-
Brüder,die das Gründen sozusagen neu erfunden haben. Sie holten
Gründerinnen und Gründer,Finanzfachleute und Marketingmenschen
an einen Tisch, gemeinsam tauschte man Ideen aus
und inspirierte sich gegenseitig. Start-ups sind Unternehmen, die
jünger als zehn Jahre sind, mit ihrem Geschäftsmodell hochinnovativ,und
sie streben ein signifikantes Wachstum bei Beschäftigten
und Umsatz an. Nachhaltigkeit ist mittlerweile in: So haben
in Österreich34Prozent der Start-ups eingrünes Thema als Geschäftsmodell.
Jedes dritte Start-up hateine weibliche Gründerin,
diedurchschnittlicheMitarbeiterzahl liegt bei zwölf. 22 Prozent aller
heimischen Start-upsentstanden aus demakademischenUmfeld.
DIE BESTEN KARRIERE 9
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KARRIERE GEMACHT
Hartes Pflaster Start-up: Neun von zehn scheitern, die Salzburgerin Sophie Bolzer hat’sgeschafft.
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
10 DIE BESTEN KARRIERE
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KARRIERE GEMACHT
Auf Knopfdruck hören, was man wissen muss: Audvice ist eine Software und sollte ursprünglich Studierenden beim Lernen helfen.
BILDER: SN/SANDRA HALLINGER (2)
tive Erlebnisse aus dieser Zeit sind bei ihr hängen geblieben: die Hierarchien,
in denen man gefangen war,zudem hatte sie selten das Gefühl,
für das große Ganze etwas wirklich Wertvolles beigetragen zu haben.
Ihren Wunsch nach Selbstständigkeit pflegte die 30-Jährige von Anfang
an mit einer großen Portion Realitätsbewusstsein: Ohne grandiose
Idee und einen wasserdichten Plan geht nichts.
Souverän bleiben beim Fundraising
Und ohne Geld geht natürlich auch nichts. Fundraising lautet das
Schlagwort, und hierin ist Sophie Bolzer mittlerweile sehr gut. Dabei ist
das gar nicht so einfach. Sogenannte VentureCapital Funds holen sich
Kapital von wohlhabenden Menschen, um es in vielversprechende Ideen
junger Start-ups zu investieren. Das ist alles andereals geschenktes
Geld, und das spüreman spätestens, wenn man zu einem Pitch geladen
werde, weiß Sophie Bolzer.Das Team, das „Top“ oder „Flop“ sagt,
stellt knallharte Fragen: Während Männer gernzur erwartbaren Größe
des Unternehmens befragt werden, versucht man Frauen gernmit Formulierungen
wie „Könnte dies und das nicht zum Problem werden?“
aus der Reserve zu locken. Sophie Bolzers Taktik: souverän bleiben
und nicht zu sehr darauf eingehen, manches Mal schade Präpotenz
nicht, sagt sie und lacht. Was esauf jeden Fall braucht: ein Finanzierungsmodell
und Antworten darauf, wie und wofür das Geld ausgegeben
werden soll, sowie einen Ausblick, wie sich Produkt und Unternehmen
in den nächsten Monaten entwickeln sollen.
Aktuell sind bei Audvice 17 Mitarbeiter an Bord, verstreut vor allem
über den DACH-Bereich, ein Kollege sitzt in Indien, man unterhält sich
auf Englisch. Die Aufgaben sind gut verteilt, Sophie Bolzer ist nach wie
vor für das Fundraising verantwortlich und gerade im Begriff, ein Sales-
Team aufzubauen. Welche Ziele hat sie noch? „Weltherrschaft“, sagt
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sie wie aus der Pistole geschossen und lacht. Bei Audvice plant sie
strategisch weiter und stellt sich schon auf die nächste Finanzierungsrunde
ein. Sie überlegt zudem, Audvice den Bildungseinrichtungen
gratis zur Verfügung zu stellen. Patentschutz gibt es auf Softwareprodukte
übrigens keinen. Wie sie sich vor Nachahmern schützt?
„Schneller und besser sein.“ Denkt sie an den sagenumwobenen Exit,
den Verkauf des Start-ups, der richtig viel Geld bringen kann? „Ausschließen
möchte ich es nicht, erst einmal gilt es, das Unternehmen erfolgreich
zu machen und unseren Usernund Kunden das bestmögliche
Produkt anzubieten.“ Alles andere–Exit, Börsengang et cetera –
lässt Sophie Bolzer vorerst dort, wo es sich zeigen wird: in der Zukunft.
Remote-Work, die gut funktioniert
Aufgewachsen ist die Jungunternehmerin in einem wohlwollenden
Elternhaus mit zwei Geschwistern. Ihr war schon früh klar,dass sie ihr
eigener Boss sein und Ideen umsetzen will. Die Elternund Geschwister
sowie die Tante, die sie darin stets unterstützt haben, waren auch während
der bisherigen unternehmerischen Reise, die sie viel in der Welt
herumbringt, stets da. Sie kommt aber immer wieder gernnach Salzburg
zum Wandernund Wasserskifahren zurück.
Der Remote-Arbeitsmodus kommt ihr dabei sehr entgegen. Sophie
Bolzer unterhält kein zentrales Büro, ihreMitarbeiter arbeiten von daheim
aus. Drei Mal im Jahr trifft sich das Team persönlich, es werden inhaltliche
und strategische Dinge besprochen und die Zeit wirdgenutzt,
um einander von einer anderen Seite kennenzulernen. Die Arbeitswelt,
wie sie sich nicht zuletzt durch Corona entwickelt hat, entspricht der
Jungunternehmerin jedenfalls sehr.Größtmögliche Kreativität bei maximaler
Flexibilität. Und ein Vertrauen darauf, dass alle ihren Job gut
und gernmachen, egal, von wo aus.
12 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
Die Welt ist ein
Durcheinander
geworden
Die aktuelle Jugendstudie zeigt: Die Pandemie
hat die Werte der jungen Menschen verändert.
Die Generation, die wie kaum eine anderezuvor
tagtäglich mitbekommt, wie schnell sich alles
ändernkann, sehnt sich nun vor allem nach
einem: Sicherheit.
DIE BESTEN KARRIERE 13
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/STOCK.ADOBE/KOSTIKOVANATA
14 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
Durchaus erstaunt sei sie gewesen, sagt Beate Großegger von
der Jugendkulturforschung, die jedes Jahr einen Jugendbericht
veröffentlicht. Der aktuelle, der kürzlich erst erschienen ist,
hat vor allem gezeigt, dass die Pandemie die Werte der jungen Menschen
verschoben hat. An oberster Stelle stünden nun nicht mehr
Selbstverwirklichung und Work-Life-Balance, sondernSicherheit.
SN: „,Generation Corona‘ und die Arbeitswelt
von morgen“ heißt Ihre aktuelle Studie. Waslässt
sich über die junge Generation sagen?
Beate Großegger: Was wir bisher sehen, ist, dass junge Menschen
zwei Jahre Pandemie meistern mussten und dadurch extrem sicherheitsorientiert
wurden, gerade was die beruflichen Zukunftsperspektiven
betrifft. Diese Generation war gezwungen, flexibel zu sein, das haben
sie aus der Pandemie mitgenommen, genauso wie die Unsicherheit,
die durch den Ukraine-Krieg befeuert wird.
SN: Wiehätten Sie diese Generation vor der Pandemie
beschrieben?
Ich hätte vor allem die besser Gebildeten beschrieben als Menschen
mit hohen Erwartungen an Job und Arbeitsmarkt. Diese Generation
konnte mit der Hire-and-Fire-Mentalität der 2010er-Jahrenichts mehr
anfangen. Sie wollte sich ihreArbeitgeber selbst aussuchen und hatte
konkrete Erwartungen an den Job. Die High Potentials wissen nach
wie vor genau, was sie wollen. Der altbackene Satz „Lehrjahre sind
keine Herrenjahre“ hat für diese Generation keine Bedeutung mehr,die
Berufserfahrung der älteren Generation ist für sie keine bindende Orientierung.
SN: Wiegeht es denn der jüngeren und der älteren
Generation miteinander?
In der Freizeit wollen die Jüngeren mit den Älteren kaum etwas gemeinsam
machen, umgekehrt gilt das auch. In der Arbeitswelt beobachten
wir Ähnliches. Man ist zwar gerneingebunden ins Team, hält sich aber
lieber in der eigenen Altersgruppe auf, wo alle ähnlich ticken, eine ähnliche
Vorstellung vom Leben haben und auch von der Arbeit.
SN: Dabei reden wir ja aktuell gern und viel von
Diversität.
Ja, wir denken dabei an verschiedene Hautfarben und Geschlechter,
aber wir denken den Generationenbogen nicht mit. Das Konzept der
Diversität würde auch beinhalten, dass Jüngereund Älteremiteinander
arbeiten, sich austauschen, voneinander lernen und profitieren. Das ist
in der öffentlichen Debatte nicht präsent. Und es birgt neue Herausfor-
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•
derungen an das Personalmanagement, denen man sich aktiv zuwenden
muss. Aktuell scheint mir das noch nicht wirklich der Fall zu sein.
SN: Die junge Generation begleiten viele Vorurteile:
Sie habe zu hohe Erwartungen an die Jobs, wolle
weniger arbeiten, sich verwirklichen, aber doch
einen sicheren Job haben. Wasstimmt, was nicht?
Ich bin mir nicht sicher,obdie hohen Forderungen der jungen Generation
an die Jobs bleiben werden. Aktuell deutet viel mehr auf einen gewissen
Pragmatismus hin: Die jungen Menschen wollen sichere Zukunftschancen
und haben nicht mehr so den großen Anspruch, sich zu
verwirklichen und mit Ende 20 schon auf eine Karriereposition zu spekulieren.
Wichtiger ist heute Sicherheit im Beruf, denn das bedeutet Sicherheit
in der Lebensplanung. Mit der Pandemie haben wir gesehen,
dass nichts fix ist, ein großer Teil der jungen Menschen fühlt sich verunsichert,
sie haben das Gefühl, ihre Zukunft noch weniger planen zu
können. Hier spielt natürlich auch der Ukraine-Krieg hinein.
SN: Junge Menschen äußern ja mehr als die ältere
Generation den Wunsch, örtlich flexibel arbeiten
zu wollen. Waszeigten Ihre Umfragen?
Hier sehen wir seit der Pandemie durchaus den Wunsch nach Präsenz,
nach einem gemeinsamen Arbeiten. Die vergangenen beiden Jahre
haben wir geübt, über Video im Distance-Modus digital verbunden zu
sein, das erfordert selbstständiges Arbeiten und Koordinieren über digitale
Tools. Das überfordert viele. Dieses Spannungsfeld müssen wir
auflösen, damit das Miteinander der Generationen in der Arbeitswelt
fruchten kann. Und hier denke ich, dass auch die ältereGeneration von
der jüngeren lernen kann.
SN: Wiekönnte dieses Voneinander-Lernen stattfinden?
Auf jeden Fall Learning by Doing statt des erhobenen Zeigefingers, und
es ist ratsam, einen Plan Bals Back-up zu haben. Die nachrückende
Generation sollte man viel mehr versuchen und Erfahrungen sammeln
lassen, junge Menschen brauchen gewisse Freiräume, um sich entwickeln
zu können. Damit meine ich kein Herumexperimentieren, das
kann sich kein Unternehmen leisten, herausfinden sollte man jedoch,
wie die unterschiedlichen Skills in einem Team eingesetzt werden, um
Ziele besser zu erreichen. Die ältere Generation hingegen muss sich
vom gemeinsamen Drink nach Dienstschluss verabschieden, das wollen
die jungen Menschen heute nicht mehr.
SN: Wiesieht es mit der Loyalität gegenüber den
Arbeitgebern aus? Hat sich hier durch die Pandemie
BILD: SN/STOCK.ADOBE/KOSTIKOVANATA
DIE BESTEN KARRIERE 15
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DIE JUNGE GENERATION
etwas verändert, wenn das Thema Sicherheit
nun wichtiger geworden ist?
Wie sich das auf die Loyalität gegenüber Arbeitgebern auswirkt, ist
noch offen. Vorder Pandemie war es vor allem bei den High Potentials
so, dass sie schnell zu einem attraktiveren Arbeitgeber wechselten.
Loyalität gegenüber jenen, die sie in der Berufseinstiegsphase unterstützt
haben, war in dieser Generation jedenfalls kein Thema. Vielleicht
verschiebt sich da aktuell gerade etwas. Für die Unternehmer ist das
freilich schwierig, monatelang in einen jungen Mitarbeiter zu investieren,
der dann weg ist, nur weil –salopp gesprochen –die Kantine beim
Mitbewerber attraktiver ist. Viele Unternehmer
schauen heute genauer hin, in welche Mitarbeiter
sie investieren.
SN: Hat je eine Generation zuvor
ihre Wünsche so artikulieren können?
Oder hört man der jungen Generation
heute einfach mehr zu?
Ich weiß nicht, ob wir tatsächlich so auf die Jungen
hören. Wenn, dann eher auf die höher Gebildeten,
von jenen mit niedrigerer formaler Bildung
wissen und hören wir wenig. Bei diesen
Gruppen erwarten wir,dass sie im Supermarkt
oder beim Handwerksbetrieb ihren Job machen.
Ein Mitbestimmen oder Mitgestalten ist
da weniger Thema.
SN: Ist es in unserer Wirtschaft
überhaupt erwünscht, dass junge
Menschen ihre Zukunft mitgestalten?
Grundsätzlich wirdesinder Gesellschaft als wünschenswert erachtet,
dass junge Menschen teilhaben können, mitgestalten, mitreden oder
dazu beitragen, Fehler zu vermeiden, die die Elterngeneration gemacht
hat. Wasaus meiner Sicht nicht ausreichend kommuniziert wird,
ist, dass es nicht nur Rechte, sondernauch Pflichten gibt. Wenn man
gemeinsam gestaltet, hat man auch die gemeinsame Verantwortung
für den gemeinsamen Erfolg. Das Fehlen eines solchen Pflichtbewusstseins
kann man in Familien vielleicht durchgehen lassen, in der
Arbeitswelt ist es untragbar.
SN: Wieerreicht man auf „smartem Weg“ mehr
Pflichtbewusstsein?
In der Resilienzforschung ist man sich einig, dass es sowohl im Erziehungsverhalten
als auch im Bildungssystem partizipative Strukturen
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•
braucht. Beim partizipativen Kommunikationsstil spricht man ab und
redet aus, wohin man möchte, auch, was die Verantwortung für formulierte
Ziele betrifft. Dabei ist es die Aufgabe der älteren Generation, die
junge zu unterstützen, sich realistische Ziele zu setzen, die diese auch
erreichen kann. Wir sollten den jungen Leuten diese Arbeit nicht abnehmen,
sondernsie darin bestärken, es mit den verfügbaren Mitteln
und Ressourcen selbst zu versuchen.
BILD: SN/RENI ARBES
Beate Großegger
versteht wie kaum jemand die junge
Generation. Nicht hören kann sie,
wenn von der „verlorenen Generation“
durch Corona die Rede ist. Jungen
Menschen ihreZukunftschancen
schlechtzureden sei keine Lösung.
SN: Schimpft man über die Generation der jungen
Menschen, müsste man theoretisch auch über
die Elterngeneration schimpfen. Die hat diese
jungen Menschen schließlich erzogen.
Jede Gesellschaft hat die Jugend, die sie verdient (lacht).Wenn etwas
nicht ist wie gewünscht, wirdgejammert. Selten bedenkt man
dabei, warum das so ist und wurde. Mir liegt es
fern, den mahnenden Zeigefinger gegenüber
Eltern, Lehrern oder Ausbildnern zuerheben.
Ein Problem sehe ich allerdings darin, dass viele
Elternals Abgrenzung zur eigenen Erziehung
sehr liberal sind und sein wollen und dabei
übersehen, dass partizipative Kommunikation
nicht in Laisser-faire münden darf, wo Kinder
und Jugendliche alles tun können, dabei aber
sich selbst überlassen sind und keine Orientierungspunkte
mehr vorfinden. Es braucht Reibeflächen
und es bringt nichts, wenn alle Konflikte
in den Familien glattgebügelt werden.
SN: Manche bezeichnen die junge
Generation als verweichlicht. Hat sie es schwerer
oder einfacher als ihre Elterngeneration?
Mir stößt jedenfalls sauer auf, wenn von der „verlorenen Generation“
die Rede ist. Wasinöffentlichen Jugenddebatten gerade passiert, ist,
dass man den jungen Menschen ihreZukunftschancen schlechtredet.
Ich sehe zugleich, wie junge Menschen versuchen, aus der Pandemie
herauszukommen, und wie viel Motivation sie dabei mitbringen. Sie
freuen sich, wenn sie wieder gemeinsam in der Schule und in ihren
Gruppen sein können. Sie hoffen auf einen Praktikumsplatz –nicht unbedingt
remote! Sie haben ihreErwartungen, Wünsche und Hoffnungen,
was ihreZukunft betrifft. Ich sehe die „Generation Corona“ weder
verweichlicht noch verloren. Ich sehe vielmehr die großen Herausforderungen
und dass in der öffentlichen Debatte junge Erwachsene sehr
stark ausgeklammert sind. Wir haben während der Pandemie zwar
ausführlich diskutiert, wie es den ElternimHomeoffice geht oder dass
16 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/STOCK.ADOBE/KOSTIKOVANATA
die Senioren sozial isoliert sind. Über Kinder wurde maximal in dem Zusammenhang
gesprochen, dass sie ihreElternimHomeoffice nerven.
Das haben die Jungen mitbekommen, auch die Tatsache, dass sich
mit ihrer Lebenswirklichkeit nicht wirklich jemand auseinandersetzt.
SN: Wasgenau bezeichneten die von Ihnen befragten
jungen Menschen als Probleme während der Pandemie?
Bei vielen sind mit der Pandemie diese ersten Schritte in die Selbstständigkeit,
die man im Umfeld, in der Peergroup, aber auch im Bildungsbereich
und in der Arbeitswelt erlebt, weggefallen. Man war eingesperrt,
musste im Distanzmodus lernen, sich den Eltern unterwerfen.
Man war in der Familie gefangen, ging sich wechselseitig auf die
Nerven, hatte keine Freizeitangebote. Das ist die eine Seite. Die Lehrlinge
hingegen mussten, egal wie hoch die Infektionszahlen waren, in die
Berufsausbildung hinaus. Auch das wurde zu wenig thematisiert. Die
Gruppe, die schon vor der Pandemie ihreSchwierigkeiten im sozialen
Umgang hatte, und jene, die mit psychischen Problemen kämpften,
waren nun noch stärker betroffen: Videocalls waren für diese jungen
Menschen mitunter belastend.
SN: Wo sehen Sie aktuell die Wirtschaftstreibenden
am stärksten gefordert?
Die größte Herausforderung ist momentan, die Mitarbeiter zu bekommen,
die ins Unternehmen passen. Für Jung und Alt daraus eine Winwin-Situation
zu machen ist vermutlich die größte Herausforderung für
Personalmanager. Dazu braucht es ein faktenbasiertes Wissen, wie
junge Menschen in Sachen Beruf ticken. In unserer Studie schauen wir
uns näher an, welche Rolle digitale Tools bei der Jobsuche und Berufswahl
spielen, und in weiterer Folge, wie mandas Personalmanagement
in Betrieben anlegt, welcher Führungsstil bei jungen Menschen ankommt
beziehungsweise was sich junge Leute überhaupt wünschen.
SN: Wiestellen sich junge Menschen eigentlich
ihre Chefinnen und Chefs vor?
Die junge Generation erwartet sich von Führungskräften, dass diese
sich auf individuelle Bedürfnisse einstellen. Das ist ein großes Thema,
wenn es um Arbeitszeiten geht. Viele junge Menschen wollen ihr
Arbeitsleben strikt von der Freizeit trennen und fordern klar definierte
Arbeitszeiten, beispielsweise von Montag bis Donnerstag von 9bis
5Uhr arbeiten und dann dafür am Freitag frei. Die Möglichkeit, Arbeitszeiten
flexibel nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten, ist besonders
bei bildungsnahen High Potentials für viele Motivation, einen Job anzunehmen.
Ein Kochrezept für alle jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
wie auch für alle Betriebe gibt es freilich nicht. Ich würde eher
sagen, dass die Herausforderung für Unternehmen darin besteht,
dass sie sich viel Zeit nehmen müssen für die Auseinandersetzung und
Angebotserstellung für junge Menschen. Es muss Klartext gesprochen
werden, gerade mit High Potentials.
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•
SN: Aber der Arbeitsmarkt ist kein Wunschkonzert.
Der Produktionsbetrieb wird auch künftig im Schichtbetrieb
arbeiten müssen, die Gastronomie braucht am
Wochenende Mitarbeitende. Wo müssen sich die
jungen Menschen anpassen, wo muss die ältere
Generation umdenken?
Wiralle brauchen eine gute Portion Realitätssinn und die richtige Dosis
Pragmatismus, um im Berufsleben erfolgreich zu sein. Das müssen wir
den Jungen vermitteln. Man muss es konkret machen. Fragt man sie
nach den Wünschen, wirddie Liste ellenlang sein, aber nicht kompatibel
mit den Erwerbsrealitäten. Hier muss man offen sagen, dass nicht
alles, was grundsätzlich wünschenswert wäre, auch möglich ist. Junge
Menschen brauchen Beispiele aus der Erwerbsrealität, konkrete
Einblicke, wie der Arbeitsmarkt tatsächlich funktioniert. Und sie müssen
lernen, mit Blick auf ihreaktuelle Lebenssituation Prioritäten zu setzen.
Das sollte möglichst früh geübt werden. Es bräuchte hier ein Mehr
an Berufsorientierung in den Schulen, aber auch im Elternhaus. Und
man könnte auch in der außerschulischen Jugendarbeit einen wichtigen
Partner finden.
SN: Waskann die Managergeneration, was können
die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger
von jungen Menschen lernen?
Bei den digitalen Tools können uns die Jungen coachen, wir könnten
hier wechselseitig voneinander profitieren. Sie schmunzeln zwar oft
über Ältere, sind aber sehr hilfsbereit. Wirhaben bei unseren Untersuchungen
während der Pandemie mehrfach abgefragt, ob jüngereLeute
bereit wären, die älteren Menschen aus Risikogruppen zu unterstützen,
etwa beim Einrichten von Videotelefonie oder bei Onlinebestellungen.
Die Zustimmung war hoch. Wirkönnten in der Arbeitswelt von den
Jüngeren aber auch lernen, wie man die Work-Life-Balance besser
hält und weniger schnell in Stress gerät, weil wir uns selber Druck machen,
indem wir glauben, unserePrioritäten nicht zu 150 Prozent richtig
zu setzen. Vonseiten der Forschung sehen wir bei jungen Menschen
in der Berufseinstiegsphase viele Hoffnungen und Wünsche, aber
auch die Grundmotivation, durchzustarten, und eine große Lebendigkeit,
die sie in die Arbeitswelt einbringen und die ja sehr spannend sein
kann, vor allem, wenn dann auch noch die Berufserfahrung und die Lebensweisheit
der Älteren einfließen können. Aber dazu muss man sich
erst einmal begegnen.
SN: Wo sagt die junge Generation Nein, wo will
sie auf keinen Fall wie ihre Eltern sein?
Die junge Generation reibt sich an den Elternnicht mehr so sehr wie früher.Man
möchte nur mehr vereinzelt in die Fußstapfen der Elterntreten.
Und man will es den Elternauch nicht mehr um jeden Preis zeigen. Der
Generationenkonflikt ist weitgehend vom Tisch. Man konzentriert sich
stattdessen lieber auf sein eigenes Ding.
DIE BESTEN KARRIERE
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Time for achange –
Head Hunting statt Job Hunting
Birgit Polster und ihr kompetentes Team bringen seit über 15 Jahren frischen Schwung in die Salzburger
Beratungsszene –acctus konnte sich als eine der TOP-Head-Hunting-Agenturen etablieren.
BILD: SN/ACCTUS
Rund ein Drittel der Salzburger Unternehmen
sieht Mitarbeitergewinnung als eine
der zentralen Herausforderungen der
nächsten Jahre. Die Expertise von acctus
als Head Hunter ist gefragt wie nie zuvor.Als
Partner namhafter Mittelstands- und Großbetriebe
fungiert acctus als Bindeglied zwischen
engagierten Persönlichkeiten und visionären
Unternehmen.
Frau Polster,Sie betreuen viele
Salzburger Unternehmen bei
der Personalsuche. Wieschätzen
Sie die aktuelle Situation am
Bewerbermarkt ein?
Polster: Egal in welchem Segment man
schaut: Die Karriereseiten sind voll, der
Markt ist leergefegt. Konventionelle Suchen
führen meist zu unbefriedigenden Resultaten.
Nur wenige Kandidaten sind aktiv auf
der Suche, obwohl sie wechselbereit wären.
Fast 90 Prozent unserer Besetzungen
erfolgen mittlerweile über Head Hunting.
Mit welchen Faktoren kann man
bei Kandidaten punkten?
Die letzten zwei Jahrehaben die Menschen
dazu gebracht, vermehrt über den Sinn
ihrer Tätigkeit sowie deren Stellenwert im
Leben nachzudenken: Flexibilität, Work-
Life-Balance und Gesundheit stehen bei
Kandidaten daher ganz oben auf der
Wunschliste. Mehr als zwei Drittel wollen
flexible Arbeitszeiten, gut die Hälfte sieht
Homeoffice als wichtigen Faktor für einen
neuen Job. Schnelle Entscheidungswege,
attraktive Packages sowie Top-Arbeitsbedingungen
sind Grundsteine für Zusagen.
Waskann acctus Unternehmen
bieten, die Mitarbeiter suchen?
Getreu unserem Motto „Wir finden die Besten“
durchforsten wir den Markt mit überdurchschnittlichem
Einsatz und gehen gerne
Extrawege, damit unsere Kunden von
einer idealen Besetzung profitieren. Mehr
denn je ist von uns diplomatisches Geschick
gefragt: Wir können häufig Unternehmen
und auch Kandidaten überzeugen,
sich einen Schritt entgegenzukommen, und
als Berater somit für beide Seiten einen
perfect match erarbeiten.
Welche Kandidaten sollen
aktiv auf acctus zukommen?
Wirfreuen uns über jede Kontaktaufnahme.
Wir suchen für unsere Kandidaten einen
Job, der ihren Talenten entspricht, und eine
Aufgabe, für die sie brennen. Dabei legen
wir großen Wert auf persönliche Betreuung
und stehen mit viel Engagement diskret und
vertrauensvoll zur Seite.
Goldene Zeiten also für Bewerber?
Eindeutig. Kandidaten können die große
Nachfrage nutzen, um sich ihren Traumjob
auszusuchen –oder ihren Marktwert zu testen.
Guten Kandidaten stehen alle Türen offen.
acctus hilft gerne dabei, dass sie durch
die richtige Tür gehen.
Information &Kontakt
acctus Personalberatung GmbH
Gaisbergstraße 48, 5020 Salzburg
Tel.: 0662 /626719
OFFICE@ACCTUS.COM
WWW.ACCTUS.COM
18 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/MASSON - STOCK.ADOBE.COM
DIE BESTEN KARRIERE 19
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DIE JUNGE GENERATION
Revolution für
ein neues Biedermeier
Junge Menschen gehen auf die Barrikaden: In den USA verlassen sie in Scharen Billigjobs, in
China steigen die mit Bildung gedopten Kinder aus der Welt aus, die ihreElternfür sie geschaffen
haben. Auch hierzulande gibt es eine Revolution, wenn auch nur im Kleinen.
Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ schickte kürzlich ihre
China-Korrespondentin aus, um die Stimmungen junger Menschen
im Reich der Mitte einzufangen. Sie landete unter andereminder
chinesischen Stadt Dali, einer Art Goa der Gegenwart. Dorthin
setzen sich junge Menschen ab, die mit den Lebensmodellen ihrer
Eltern nicht mehr konform gehen und aus dem chinesischen Turbokapitalismus
aussteigen. Es ist der hochgebildete Nachwuchs, in den
die ElternZeit, Geld und Herzblut investierten, um später einmal Erfolg
„im System“ zu haben. Man könnte auch sagen: Hühnerblut. Laut Zeitungsartikel
haben in den 1960ern und 1970ern Ärzte Menschen in
China Hühnerblut injiziert, weil es angeblich leistungsfähiger macht.
Die überehrgeizigen Mütter nennt man noch heute „Hühnerblutmamas“,
und auch wenn eine derartige Bluttransfusion kein Thema
mehr ist, sorgen sie dafür,dass die jungen Menschen bis Mitternacht
von Bildungsprogramm zu Bildungsprogramm geschupft werden.
Berichtet wirddabei über einen jungen Mann, dessen Ausbildung so
viel wie ein dreistöckiges Wohnhaus gekostet hat, der Vater wünschte
dem Sohn eine Professorenlaufbahn, die Mutter sah ihn in einem chinesischen
Unternehmen mit eigener Wohnung. Er selbst entschied
sich für keine der gebotenen Varianten, vielmehr für die sanfte Revolution
und ein Wenig- bis Nichtstun, das man in China „Tangping“,
„Flachliegen“, nennt. Er selbst wolle keine Schraube in einem großen
Getriebe sein, kein Kanonenfutter fürs System, sagte er der Zeitungskorrespondentin.
Weil ein Aufbegehren in China selten gut ausgeht,
meint der junge Mann: „Wenn die Menschen schon nicht aufstehen
dürfen, können sie sich wenigstens hinlegen.“
In den USA wollen
Junge Gewerkschaften
Widerstand auch auf der anderen Seite des
Globus: Das „Time“-Magazin spürte in Rom
eine junge, gut ausgebildete Amerikanerin auf,
die aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen
ihren Job gekündigt und kurzerhand nach
Rom geflogen ist. Dort nimmt sie sich eine Auszeit,
lernt Italienisch, bastelt an ihrer Homepage
für ihre geplante Selbstständigkeit und
lebt von ihrem Geld, das sie in der Pandemie
nicht ausgeben und zur Seite legen konnte.
In den USA spricht man derweil von der
„Great Resignation“, diese Flucht vieler junger
Menschen aus dem Arbeitsmarkt lässt aktuell
über zehn Millionen Jobs unbesetzt. Beson-
Gerrit Woerle
ist Unternehmer und Vertreter der
Generation Y, die er sehr gut verstehen
kann. Jede Generation ticke anders.
Darauf müsse man sich auch
als Arbeitgeber einstellen, damit die
Menschen gernimBetrieb arbeiten.
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ders betroffen ist der Gastronomie- und Freizeitsektor,dort beträgt das
Durchschnittsalter knapp 32 Jahre. Laut der Organisation One Fair
Wage plant die Hälfte der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,imnächsten
Jahr die Branche zu verlassen. Wasinden USA
dazugekommen ist: Durch die Pandemie hatten junge Menschen
Zugang zu Arbeitslosenhilfe, rund 400 Dollar proWoche, die so etwas
wie eine –wenn auch nur vorübergehende –finanzielle und gedankliche
Leichtigkeit mit sich brachte. VonArbeitgeberverbänden wurde
diese Unterstützung heftig kritisiert, weil passieren könnte, was befürchtet
wurde: dass junge Menschen ihreJobs hinterfragen und letztlich
hinwerfen könnten. Was die Pandemie dem US-amerikanischen
Arbeitsmarkt hinterlassen hat: mehr neue Gewerkschaftsverbände
und die Gewissheit, dass Jobs besser bezahlt werden müssen, um
Personal zu finden.
Neues auszuprobieren und Altes zu hinterfragen ist das Motto rund
um den Globus. Auch wenn es „die Jugend“ als homogene Gruppe
nicht gibt, zeichnen sich auch unter Österreichs Jugend neue Werte
und eine veränderte Einstellung zum Arbeiten ab: „Uns sind materielle
Dinge nicht wichtig, wir kommen mit weniger Geld aus und arbeiten dafür
weniger“, sagt einer.„Mein Job muss Sinn stiften. Die Zeit im Unternehmen
absitzen, weil man Freitagmittag ein neues Projekt nicht mehr
anfangen möchte, geht für mich gar nicht“, sagt eine. Und freilich gibt
es auch jene, die einfach nur gutes Geld machen und sich schöne Dinge
kaufen wollen. Der gemeinsame Nenner: Die Arbeit soll nicht mehr
nur nach den Regeln und Vorstellungen des Marktes gestaltet sein. Die
junge Generation will mitreden, nicht nur über das Klima, sondern
auch über ihren Job. Eine Herausforderung für Arbeitgeberinnen
und Arbeitgeber, immerhin kommt noch hinzu, dass die geburtenstarke
Boomer-Generation in Pension geht und deshalb weniger Arbeitskräfte
nachkommen.
BILD: SN/WOERLE
Jede Generation tickt anders
Gerrit Woerle hat vor zwei Jahren die elterliche
Käserei übernommen. Mit seinen 37 Jahren
gehört er der Generation Yan, der nachgesagt
wird, besonders viel zu hinterfragen. Er engagiert
sich für Klimathemen und Nachhaltigkeit
und versteht sowohl in seiner Rolle als Unternehmer
als auch als Vertreter dieser Generation
den aktuell stattfindenden Wandel auf dem Arbeitsmarkt.
„Es ist völlig normal, dass jede Generation
etwas anders tickt“, sagt er,als Unternehmer
sei ihm wichtig, ein Arbeitsumfeld zu
20 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/KICHIGIN19 - STOCK.ADOBE.COM
schaffen, in dem sich alle Generationen wohlfühlten. „Darauf muss
man sich als Arbeitgeber einstellen und schauen, dass man alle bestmöglich
abholt und ein auf die individuelle Lebensphase abgestimmtes
Arbeitsumfeld schafft“, sagt Woerle.
„Unser klares Ziel ist es, mehr Bleibe- als Recruiting-Gespräche zu
führen.“ Gerrit Woerle sieht die große Herausforderung gar nicht so
sehr darin, junges Personal zu finden, sonderndie Mitarbeiter an den
Betrieb zu binden. Das wiederum bedeutet, auf die Beschäftigten individueller
einzugehen und lebensphasenorientierte Arbeitsmodelle anzubieten.
„Für die Jungen ohne familiäre Verpflichtungen braucht es
andereRahmenbedingungen und auch andereBenefits als beispielsweise
für Mitarbeiter mit Betreuungspflichten oder jene, die einen weiteren
Arbeitsweg haben.“ Freilich sei es herausfordernd, entsprechende
Maßnahmen zu entwickeln, „aber es lohnt sich.
Wir bemerken, dass unsere individuellen Modelle
wertgeschätzt werden.“
Bei Woerle bemüht man sich, gerade jungen
Menschen von Beginn an Perspektiven aufzuzeigen
und Zeit in regelmäßige Entwicklungsgespräche
zu investieren. Weil ein Produktionsbetrieb
wie seine Käserei nicht über Homeoffice
funktioniere, sei man gezwungen, in alle
Richtungen zu denken, um die unterschiedlichen
Zielgruppen im Unternehmen abzuholen,
betont Gerrit Woerle. Für die Produktionsmitarbeiter
werden nach Möglichkeit flexible Arbeitsmodelle
geschaffen. „Wir haben die Erfahrung
gemacht, dass speziell junge Menschen
Ziele und Entwicklungsmöglichkeiten haben
wollen –diese gebenwir ihnen und das spricht
sich letzten Endes auch herum. Wirhaben ak-
Magdalena Hörhager
ist Leiterin Wachstum bei
Bitpanda und bezweifelt, dass die
Produktivität im Bürowirklich um so
vieles besser als im Homeoffice ist.
Für Bitpanda gibt es aus diesem
Modell kein Zurück mehr.
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•
tuell keine Probleme beim Recruiting junger Mitarbeiter“, sagt der Unternehmer.
„Ich selbst pflege einen kooperativen und partizipativeren
Führungsstil, mir sind Information und eine klare und transparente
Kommunikation wichtig. Ich habe den Eindruck, dass junge Entscheider
auch eine positive Fehlerkultur vertreten.“
Sogwirkung könnte auch Woerles Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit
haben: Immer mehr junge Menschen haben eine erhöhte Sensibilität
in Bezug auf Themen wie Regionalität, Nachhaltigkeit und einen
bewussten Umgang mit Lebensmitteln. Bewusstes Handeln erwarten
sie auch von ihren Arbeitgebern.
BILD: SN/BITPANDA
Werkann, sollte Arbeit neu denken
Die Generationen Yund Zals Horde anEgoisten darzustellen greift
jedenfalls zu kurz. Sie wollen mitmischen, ist das nicht möglich, wird
das Arbeitsverhältnis schnell gekündigt. Gerade junge Unternehmen
richten sich auf die Bedürfnisse dieser Generation ein und stellen
die grundlegende Frage, wie letztlich unternehmerische Strukturen
gestaltet sein sollen, damit junge Menschen
dort gern andocken. Beim Internetbroker
Bitpanda werden in puncto flexibler Arbeitsmodelle
ganz neue Wege beschritten. So
wurden erst kürzlich die festgesetzten Urlaubstage
gecancelt, die Angestellten können
sich nach eigenem Ermessen Urlaub nehmen.
Zur Vorgeschichte: Im ersten Pandemiejahr
stand das erst 2014 gegründete Unternehmen
vor der riesigen Herausforderung, 300 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter von einem Tagauf
denanderen ins Homeoffice zu schicken, und
das in einer Wachstumsphase, in der monatlich
neue Kollegen hinzugekommen waren.
DIE BESTEN KARRIERE 21
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DIE JUNGE GENERATION
Heute sind in dem Fintech mit Headquarter in Wien rund 1000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter beschäftigt. Mit flexiblen Arbeitsmodellen habe
man während der Pandemie ein durchgängiges Remote-Arbeiten
erreichen können, sagt Magdalena Hörhager,Leiterin Wachstum. Wolle
man junge, motivierte Mitarbeiter gewinnen, werde
es aus dem nun gewohnten Homeoffice jedenfalls
kein Zurück mehr geben, war dem jungen
Start-up-Team klar.Man schnürte ein Personalpaket,
das neben den unbegrenzten Urlaubstagen
die Möglichkeit bietet, 60 Tage von irgendwo
auf der Welt aus arbeiten zu können oder
die Hälfte der Arbeitszeit von zu Hause aus. Ein
Wechsel an einen der insgesamt zehn Unternehmensstandorte
ist ebenfalls möglich, Mütter
und Väter erhalten 20 Wochen Elternteilzeit
zum vollen Gehalt. „Es ist uns wichtig, in die
Mitarbeiter zu investieren, wir alle sind keine
Maschinen, brauchen Auszeiten und kommen
dann gestärkt zurück“, sagt Magdalena Hörhager.
Es brauche ein Umdenken in der Arbeitswelt,
„wir müssen vom klassischen Steckkartensystem
in Richtung flexibles Arbeiten kommen“,
sagt die Managerin von Bitpanda. Dazu gehöre, den Angestellten
dahingehend zu vertrauen, dass sie ihren Job machten, wann und
wo und zu welcher Zeit, das sei dabei zweitrangig. „Auch wenn jemand
von neun bis fünf in einem Bürovor seinem Bildschirm sitzt, kann man
schwer kontrollieren, ob er seinen Job macht.“
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•
Aktuell habe man 300 Positionen ausgeschrieben, der Run um die
besten Mitarbeiter ist auch dem Finanzunternehmen nicht fremd. Mit
der Digitalisierung, befeuert durch die Pandemie, habe sich jedenfalls
der Arbeitsmarkt vergrößert, sagt Hörhager.Wennesegal ist, wo in der
Welt dieMitarbeitenden sitzen, weil remote von überall aus gearbeitet
werden kann, ist es möglich, Talente über den gesamten Globus
anzuheuern. „Die wenigsten Menschen wollen mit der gesamten
Familie umziehen, was deren Leben komplett auf den Kopf stellt.“
BILD: SN/HOLYCRAB
Jule Bosch
ist Unternehmensberaterin und
glaubt, dass die Wünsche der jungen
Menschen auch denen der älteren
Generation entsprechen, nur dass
die Jungen sich mehr trauen, gewisse
Themen offen anzusprechen.
Die Arbeit neu denken
Die deutsche Innovationsberaterin, Gründerin
und Zukunftsforscherin Jule Bosch sieht in den
Wünschen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
aller Generationen keine allzu großen
Unterschiede. Nur, dass sich die junge Generation
gewisse Themen einfach anzusprechen
und einzufordern wagt. Freilich kommt ihr dabei
der aktuelle Arbeitsmarkt entgegen, der
händeringend Kräfte sucht.
Aus diesem und aus dem Blickwinkel der
Zukunftsforschung vermisst Jule Bosch bei
der älteren Generation Verständnis für die Jüngeren,
die nicht mehr bereit sind, den Karrieregedanken
der Vorgängergeneration zu übernehmen. „Heute stehen
den jungen Menschen alle Türen offen, sie müssen ihre Lebensläufe
nicht mehr an das Unternehmen anpassen, vielmehr ist es umgekehrt“,
sagt Bosch. Die Selbstverwirklichung dieser Generation finde nicht
mehr nur in der Karriere statt, sondern ineinem ausgewogenen und
22 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
glücklichen Leben, und das darf sich für diese Menschen nicht nur im
Büroabspielen.
Mehr Zusammenarbeit der Generationen wäre
ihrer Ansicht nach vor allem in technischen Dingen
wichtig, um keine Trends zu verschlafen. „Wenn wir
in Europa den technischen Fortschritt nicht forcieren,
werden das die neuen Technologien aus
China oder die USA für uns regeln“, sagt sie.
Intergenerationelle Zusammenarbeit brauche
es auch bei den Themen zur Nachhaltigkeit:
„Wir ruhen uns noch immer auf den technologischen
Errungenschaften der vergangenen
Jahrzehnte aus.“
Neu denken –und das nachhaltig
Arbeitnehmer und auch Arbeitgeber bräuchten
für die Zukunft jedenfalls ein anderes Mindset,
sagt die Zukunftsforscherin. Statt Angst
vor Veränderungen zu haben, sollte man vielmehr
versuchen, die aktuelle Situation als
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•
Chance zu begreifen. Die neuen Zielsetzungen von Unternehmen sollten
vor allem in Richtung Nachhaltigkeit, Transformation und Digitalisierung
ausgerichtet sein und es sollte die Frage gestellt werden,
wie man diese Aspekte für das Geschäftsmodell nutzen kann, „und
bei diesen Fragestellungen hängen die meisten Unternehmen fest“,
sagt Bosch. Denn die Angst davor, etwas Neues zuzulassen, sei
auch stets verbunden mit der Angst, dass das
Alte aufhört.
Ein Neudenken in vielen Bereichen ist für
BILD: SN/PRIVAT
Sophie Brunner
ist Demografieberaterin und erlebt
tagtäglich, dass in vielen Unternehmen
übermäßig stark Not am
Mann und der Frau ist. Wasoft im
Wege steht: das Festhalten an der
Tradition und am Gestern.
Jule Bosch untrennbar mit dem Thema Nachhaltigkeit
verbunden. Und hier drängt die Zeit.
Die Frage, die in diesem Zusammenhang zunächst
zu stellen sei, laute: Wiegelingt es uns,
nicht nur weniger schlecht zu sein in dem, was
wir tun, um in weiterer Folge die damit verbundenen
Bereiche –Lieferketten, Produkte, Geschäftsmodelle
–sozugestalten, dass positive
Effekte auf Mensch und Natur erwirkt werden,
wir also tatsächlich „gut“ werden für den Planeten?
„Das ist in den Köpfen der Menschen
DIE BESTEN KARRIERE 23
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DIE JUNGE GENERATION
Homeoffice ist gekommen,
um zu bleiben. Zumindest
bei Copa-Data.
Beim ersten Lockdown dauerte es genau
einen Tag, bis alle Mitarbeitenden
von Copa-Data von zu Hause aus arbeiten konnten. Zwei Jahre
später stellt der Geschäftsführer CEE/ME des Anbieters von
Automatisierungs- und Industriesoftware, Johannes Petrowisch
(Foto), fest: „Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben.“
Die Vorlieben beim Arbeiten sind höchst unterschiedlich,
Copa-Data ist damit beispielhaft für viele andere Unternehmen:
Während die einen am liebsten jeden TagimHomeoffice
wären, arbeiten anderewiederum lieber im Büro. Als Kompromiss
sozusagen steht den Copa-Data-Mitarbeiternfrei, bis zu
zwei Tage in der Woche von daheim aus arbeiten zu können.
Dass dieses Angebot auch bei Bewerberngut ankomme, merke
man im Recruiting. „Wir haben schon in mehreren Bewerbungsgesprächen
gehört, dass das in anderen Betrieben keine
Selbstverständlichkeit ist“, sagt Petrowisch.
BILD: SN/COPA-DATA
BILD: SN/DIMABERLIN - STOCK.ADOBE.COM
Die Produktivität im Homeoffice wie im Bürolässt sich auch bei
Copa-Data nicht messen. Im Homeoffice gelingen vermutlich
jene Aufgaben besser, die Ruhe benötigen, betont Petrowisch.
Genauso brauche es die Anwesenheit im Unternehmen
für den sozialen Austausch. Aktuell errichtet das IT-Unternehmen
ein neues Bürogebäude für die 120 Mitarbeitenden, das
freilich genutzt werden soll. Petrowisch: „Einige US-Konzerne
wollen mittlerweile, dass ihre Angestellten dauerhaft von zu
Hause aus arbeiten. Dort sind wir in Österreich lange nicht. Abgesehen
davon: Wiesoll dadurch der Spirit vermittelt und die
Unternehmenskultur aufrechterhalten werden?“
nicht einfach zu erreichen, weil wir Nachhaltigkeit und Veränderung in
der Regel eher negativ als positiv betrachten“, sagt die Innovationsexpertin.
Belegt ist inzwischen, dass Unternehmen, die sich glaubwürdig
um Nachhaltigkeitsthemen bemühen, leichter Mitarbeiter finden.
Das brauche auch eine authentische Transformationsstrategie, sagt
Jule Bosch, Greenwashing wirdvon der jüngeren Generation nicht akzeptiert.
In diesem Fall sei es für den Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt
auch kein Problem, wenn der neue Job in einem Betrieb sei, der in seiner
Tradition mit Nachhaltigkeit nicht viel am Hut habe, der Autoindustrie
beispielsweise, die gerade dabei ist, ein nicht in allen Belangen ökologisches
Geschäftsmodell in Richtung „grün“ zu transformieren.
In den USA spricht man aktuell stark vom Denkansatz des „Long
Now“, der davon ausgeht, dass es für das langfristige Überleben der
Menschheit gut wäre, würde ihr Blickfeld weit in die Zukunft reichen.
„Das deckt sich auch gut mit dem Grundgedanken vieler Familienunternehmen,
die seit jeher ein Generationendenken praktizieren“,
sagt Jule Bosch. In der Praxis bedeutet das, sich schon heute richtig zu
entscheiden, damit das Unternehmen auch in hundert Jahren noch
existiert. Und das heißt vor allem eines nicht: es so zu machen, wie es
immer schon war.
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„Yolo“: Youonly live once
Was inTransformationsprozessen jedenfalls nicht weiterhilft, ist ein
„Wir haben das schon immer so gemacht!“. Die Demografieberaterin
bei Deloitte, Sophie Brunner, vermisst bei diesem Thema einen Austausch
der Generationen, ein gegenseitiges Zuhören und ein Interesse
am Wissen des Gegenübers. Während die ältereGeneration bisweilen
nicht sehr verständnisvoll auf die Work-Life-Balance-Wünsche der
jüngeren Generation reagiert, pflegt die jüngere Generation ihre Klischees
über manche Ältereinden Unternehmen: Das sind einerseits
die für den Geschmack der Jungen übertrieben häufigen Präsenzmeetings
und manche Abneigung, was Remote-Arbeiten betrifft.
Die eigentliche Herausforderung aber ist für Sophie Brunner eine
andere: Den Austausch der fünf aktuell auf dem Arbeitsmarkt werkelnden
Generationen so zu gestalten, dass ein fruchtbarer Prozess entsteht.
„Wir denken hier noch zu sehr in Schachteln“, sagt sie. Denn
letzten Endes gehe es gar nicht um jung oder alt, es gehe um die richtige
Zusammensetzung der Teams. Die Generation der unter 30-Jährigen
hat für ihren Lebensstil jedenfalls eine Bezeichnung: Yolo –You only
live once. Und das ist eine Feststellung, die keine Generationengrenzen
kennt.
24 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
Auf dem Arbeitsmarkt
steht ein Kulturwandel an
Die Menschen auf dem Arbeitsmarkt werden immer älter.Das bedeutet
vielfältigste Umbauarbeiten und darauf stellen wir uns noch nicht gut genug ein.
Soheterogen wie aktuell waren die Herausforderungen auf dem
Arbeitsmarkt noch nie. Die erforderliche Umorientierung komme
sogar einem Kulturwandel gleich, sagt Rainer Eppel vom
Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Denn es wirdkünftig nicht mehr
nur darum gehen, junge Menschen in den Arbeitsmarkt zu bringen,
sondernvermehrt auch ältereund gesundheitlich eingeschränkte Arbeitskräfte
länger zu beschäftigen. Sinken wirdzudem die Nachfrage
nach Arbeitskräften mit geringer formaler Ausbildung.
Seit der Pensionsreform sind vorzeitige Austrittspfade aus dem Erwerbsleben
wie etwa in die Frühpension geschlossen, hohe Zu- und
Abschläge zwingen viele zum längeren Verbleib im Job. Dazu kommt,
dass Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen ohnehin tendenziell
länger arbeiten. Mit dem wachsenden Anteil älterer Personen steigt
auch die Zahl der gesundheitlich eingeschränkten Arbeitskräfte. Denn
beide, sowohl ältereals auch nicht mehr ganz fitte Menschen, gehören
zur Gruppe jener, die zwar häufig stabil beschäftigt sind, aber ein erhöhtes
Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit haben, wenn sie einmal ihrenArbeitsplatz
verlieren. Diese Menschen dennoch in Beschäftigung
zu halten, sieht Rainer Eppel als eine zentrale Herausforderung vor allem
für die Politik. Eines ist für ihn sicher: „Wenn die Unternehmen mehr
ältere und gesundheitlich eingeschränkte Arbeitskräfte beschäftigen
und ihre langfristige Arbeitsfähigkeit stärken, fördert dies die Arbeitsmarktintegration
dieser Gruppen und hilft zugleich, ihren Arbeitskräftebedarf
zu decken.“
Kein 50 plus in 39 Prozent der Betriebe
Pro Jahr steigt unsere Lebenserwartung um 2,5
Monate, im Jahr 2060 wird ein Mann im Durchschnitt
87,3 Jahre, eine Frau 90,6 Jahre. Laut der
Denkfabrik Agenda Austria wird es 2035 um
600.000 Personen mehr über 65 JahreinÖsterreich
geben als heute, im Haupterwerbsalter
20 bis 65 Jahre hingegen rund 250.000
weniger.Sind die Babyboomer in Pension, bedeutet
das laut Agenda Austria, dass sich die
Finanzierungssituation des Pensionssystems
deutlich verschärfen wird. Während heute
1,7 Erwerbstätige für jeden Pensionisten ins
System einzahlen, werden es 2035 nur mehr
1,5 Beschäftigte sein.
Beim Wifo schätzt man, dass durch die steigende
Erwerbsbeteiligung von Frauen, die Beschäftigung
älterer Menschen sowie durch Zuwanderung
die Zahl der am Arbeitsmarkt aktiven
Personen weiterhin wachsen wird, wenn
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•
Rainer Eppel
Wirtschaftsforscher
„Die demografische Alterung
ändert auch die
Kunden und Produkte.“
auch langsamer.Eine Wifo-Studie hat gezeigt, dass die Mehrheit der
Betriebe mindestens eine Arbeitskraft ab 50 Jahren beschäftigt, keine
50-plus-Person ist in immerhin 39 Prozent aller österreichischen Betriebe
zu finden. „Interessanterweise beschäftigen gerade Betriebe in
Branchen, die häufiger über Stellenbesetzungsprobleme klagen, seltener
ältere Arbeitskräfte“, sagt Eppel. Gleichzeitig, so ergänzt der
Ökonom, variiert das Ausmaß, in dem Betriebe Ältere beschäftigen,
selbst innerhalb der Branche erheblich. So würden viele Tiroler Tourismusbetriebe
ältereMitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen.
Alles eine Einstellungssache
Auf diesen Kulturwandel müsse man sich einstellen, sagt Rainer Eppel
vom Wifo. Für die Betriebe gelte es, sich auf ein langsamer wachsendes
und alterndes Angebot an Arbeitskräften einzustellen und auf eine
weiterhin schwierige Situation beim Rekrutieren. „Der Pool an jungen
Nachwuchskräften auf dem Arbeitsmarkt wirdkleiner,die verfügbaren
Arbeitskräfte werden im Durchschnitt älter.Das betrifft vor allem Branchen
wie die Gastronomie, die es bisher gewohnt war,vor allem junge
Menschen einzustellen“, sagt Eppel. Für die Unternehmen bestehen
die Herausforderungen vor allem darin, für eine gute Durchmischung
von jüngeren und älteren Mitarbeiternzusorgen, den Wissenstransfer
zwischen den Generationen und die Weiterbildung der Älteren zu fördern
sowie Digitalisierungsprozesse für alle Generationen passend
umzusetzen. „Gleichzeitig verändert die demografische Alterung auch
die Kundschaft sowie Produkte und Dienstleistungen“, sagt der Wirtschaftsforscher.
Das Gesunderhalten der Menschen und das Schaffen von dazu
geeigneten Rahmenbedingungen sind freilich nicht nur Aufgabe der
Betriebe. Auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen
sich auf einen längeren Verbleib auf dem Arbeitsmarkt einstellen.
Weniger gut ausgebildete Arbeitskräfte werden
es weiterhin auf dem Arbeitsmarkt schwer haben,
nicht nur das, auch die Nachfrage wird
BILD: SN/WIFO
sinken, und zwar noch stärker als das Angebot,
schätzt man beim Wifo. Dafür zeigen sich Begleitthemen
stärker, etwa die Tertiärisierung,
also das Ansteigen anspruchsvoller Dienstleistungstätigkeiten,
die Globalisierung, Digitalisierung
und Ökologisierung werden die Anforderungen
an die Beschäftigten weiter erhöhen.
Nicht zuletzt durch die Pandemie hat sich gezeigt,
dass Familie und Beruf nach wie vor
schwer vereinbar sind. Eppel: „Wir sind von der
Gleichstellung von Frauen und Männern auf
dem Arbeitsmarkt noch weit entfernt.“
DIE BESTEN KARRIERE 25
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/ROBERT KNESCHKE - STOCK.ADOBE.CO
ZWISCHENRUF DER REDAKTEURIN
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Irgendetwas stimmt da nicht. Auf der einen Seite stehen Schlagzeilen
wie „Beruflicher Erfolg ist keine Frage des Alters“, und dann
wieder: „Warum es so schwer ist, über 50 einen Job zu finden“.
Selbst hat man die 50 schon überschritten und ist etwas konsterniert,
wenn es um die Frage geht, in gut 13 Jahren in Pension
gehen zu können. Wiebitte? Bin doch gefühlt erst vor Kurzem in
meinem Job richtig angekommen, und gelte nach den Regeln
des Arbeitsmarktes als schwer vermittelbar?
Natürlich habe ich vor,nach 65 meinen Laptop auch weiterhin zu
beklopfen und in irgendeiner Form weiterzuarbeiten. Darüber
sprach ich mit einer Freundin des gleichen Alters, die beruflich wie
ich einige Neuorientierungen hinter sich hat und aktuell in der Immobilienbranche
arbeitet. „Ich nicht!“, sagt sie bestimmt. „Wenn
ich in Pension bin, möchte ich meine Ruhe haben. Mein Job wird
immer dichter,die Ziele werden nach oben geschraubt, ich bin am
Freitag fertig und brauche das Wochenende zur Erholung.“ Freilich
erreicht sie alle Ziele und macht Tagfür Tag, was unsere Generation
gelernt hat: zu funktionieren.
Und dann kommen junge Menschen, die unserer Generation den
Spiegel vorhalten und in einer erstaunlichen Klarheit sagen, wo sie
mit dem System, in dem wir so selbstverständlich und unhinterfragt
gewerkt und gearbeitet haben, nicht mehr konform gehen.
Wiereagiert meine Generation darauf? „Faul und selbstherrlich“,
sagen die einen, „recht haben sie“, nicht wenige andere. Fakt ist,
dass sich auf dem aktuellen Arbeitsmarkt fünf Generationen tummeln,
die miteinander auskommen müssen und zusammen produktiv
sein sollen. Vielfalt im Job betrifft aber nicht nur Jung und Alt,
es geht zudem um Mann und Frau, behindert und nicht behindert,
um Menschen mit nicht mehr klaren sexuellen Zuordnungen. Und
die Mehrheit jener,die angestellt, selbstständig, im Büro, im
Homeoffice, im Anzug oder im Pyjama ihren Job macht, möchte
ihn doch mit Freude ausüben, mit ihrem eigenen Tempo, abgestimmt
auf die persönlichen Lebensumstände. Wasaber fehl am
Platz ist: eine Vorverurteilung aufgrund irgendeiner Zuordnung. Als
50-plus-Frau möchte ich vor allem eines nicht: dass mir jemand
aufgrund meines Alters die Fähigkeit abspricht, meinen Job gut zu
machen. Und genauso denken vermutlich andere, jene mit anderer
Hautfarbe, sexueller Orientierung und natürlich mit Behinderung.
Das Plädoyer in diesem Zusammenhang kann also nur lauten:
Lasst uns doch einfach alle zusammen erfolgreich sein!
26 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE BESTEN KARRIERE
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erhalten hätten.
Kontakt &
Information
Rehrl +Partner Personalberatung GmbH
Imbergstraße 20
5020 Salzburg
Tel.: +43 662 /820 574
E-Mail: OFFICE@REHRL.AT
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28 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
Teamwork
einfach neu
gedacht
Die bisher gewohnte Arbeitswelt ist geprägt
durch Leistung und Zuverlässigkeit. Junge
Menschen haben andereVorstellungen und
wollen mitgestalten. Wiekönnte das
funktionieren? Ein Talk mit starken Plädoyers.
Freilich muss die Idee, ein Gespräch zwischen vier Frauen in der
Schauküche von Miele Österreich stattfinden zu lassen, mit einem
Augenzwinkern gesehen werden. Aber warum nicht in
einer Küche über die wichtigen Dinge reden, über Rollenklischees,
fehlende Dialoge zwischen den Generationen und die Herausforderungen,
die unterschiedlichste Gruppen von Menschen auf dem Arbeitsmarkt
bewältigen müssen? Es diskutierten die Personalchefin
von Miele, Claudia Krakowitzer, die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer
Österreich und Unternehmerin Amelie Groß, Landesschulsprecherin
Theresa Golser und die Unternehmensberaterin Waltraud
Wukounig (von links).
SN: Es kommt aktuell eine Generation auf den
Arbeitsmarkt, die ihre Bedürfnisse und Jobwünsche
klar artikuliert. Wiegeht es Ihnen damit?
Claudia Krakowitzer: Ich sehe das nicht als Herausforderung im negativen
Sinn. Es ist vielmehr spannend, sich auf neue Situationen einstellen
zu müssen, sich neu zu erfinden und zu hinterfragen, ob das, was
gestern noch galt, heute noch passt. Ich bin seit 13 Jahren im Recruiting
und hier hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan:
Während damals noch auf Zeugnisse geschaut wurde, ist man heute
der Meinung, dass Noten nicht viel aussagen, weil der Mensch zur Aufgabe
und zum Team passen muss.
Amelie Groß: Allgemein gesprochen: Das Arbeitskräftethema besteht
schon länger und betrifft alle Arten von Jobs. Das Problem besteht
auch über alle Qualifikationsstufen. Ein Beispiel: In Salzburg kommt aktuell
ein Lehrling auf acht Lehrstellen. Wir haben einfach zu wenige
Menschen für den Arbeitsmarkt. Wiekönnen wir das lösen? Einerseits,
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BILD: SN/SANDRA HALLINGER
indem wir mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland holen, aber auch jene
zurVollzeitarbeit motivieren, die aktuell nur Teilzeit tätig sind, also Frauen.
Theresa Golser: Grundsätzlich agieren und reagieren junge Menschen
sehr schnell in dieser sich stark verändernden Welt, das ist einerseits
eine Chance, aber auch eine Herausforderung, weil es ihnen an Erfahrung
fehlt. Das aktuelle Schulsystem bereitet nicht auf die Arbeitswelt
vor.Esgibt zu wenige Informationen über die Jobwelt, gleichzeitig wird
die Lehreabgewertet, und nach der Matura wissen viele nicht, was sie
tun sollen. „Talenteförderung“ in den Schulen läuft in der Regel so ab:
Wer nicht gut in Mathe ist, wird viel dafür lernen, dafür bleiben jene
Bereiche, in denen Potenzial vorhanden wäre, außen vor.Junge Menschen
können sich durchaus vorstellen, in einem Job viele Jahre
zu arbeiten, wenn sie darin Sinn sehen. Das ist für viele der Knackpunkt.
DIE BESTEN KARRIERE 29
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DIE JUNGE GENERATION
Waltraud Wukounig: Aktuell prallen zwei Welten aufeinander. Woes
gut läuft, sind Führungskräfte offen für neue Eindrücke, dort werden
die Generationen zusammengeführt, Erfahrungswissen angezapft
und Raum geschaffen für neue Kreativität. Probleme gibt es oft dort,
wo es an Struktur,Führung und Wertschätzung mangelt, oft belasten
auch Themen aus der Vergangenheit, die nicht aufgearbeitet wurden.
Grundsätzlich schätzt die junge Generation das, was zuvor gemacht
wurde. Auf dem kann man aufbauen, muss es aber nicht zwangsläufig
weiterführen. Raum für Veränderungen sollte immer da sein. Junge
Menschen wollen wissen, welche Visionen ein Unternehmen hat und
was ihr Beitrag dazu sein könnte. Oft überfordert sie anfangs der eigene
Anspruch, einen Job zu finden, der sie die nächsten 40 Jahreglücklich
macht. Dabei müssen sie in einem ersten Schritt herausfinden, in
welchem Bereich in der Gesellschaft man sich engagieren will: Wäre
ich gut in der Arbeit mit Menschen? In der Forschung? In jungen Jahren
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sollte man nur entscheiden, in welchem Bereich der Gesellschaft oder
welcher Sparte man seine Fähigkeiten einsetzen möchte, und nicht, in
welchem konkreten Job man die nächsten 40 Jahrearbeiten will.
SN: Veränderungsprozesse scheitern ja oft am
Althergebrachten. Die Arbeit wird verrichtet, wie
es immer war.Wie flexibel sind die heimischen
Unternehmen?
Groß: In puncto Digitalisierung passiert enorm viel, in den vergangenen
beiden Jahren hieß es laufend, man solle sein Geschäftsmodell digitalisieren.
Doch eine Disruption aus einem bestehenden Unternehmen
heraus ist eine große Herausforderung. Ich sehe auch, dass die junge
Generation würdigt, was die Vorgängergenerationen geschaffen haben.
Und ich glaube, es ist schwierig für Jüngere, wenn auf dem Wirmachen-das-schon-immer-so
beharrt wird. Nach meiner Erfahrung
30 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
kommt es auch darauf an, wie viele junge Menschen im Team sind, und
leider sind die Jüngeren meist in der Minderzahl und kommen mit ihren
Vorschlägen nicht durch. Viele der jungen Generation kündigen, weil
sie nichts bewirken können.
SN: In Betrieben schließen sich die Menschen
oft nach Altersgruppen zusammen. Intergenerationeller
Austausch ist nicht selbstverständlich. Woran
scheitert er?
Krakowitzer: Das ist nicht allgemein zu beantworten, ich würde es gern
positiv formulieren: Es braucht viel Gespür,umherauszufinden, was an
Potenzial da ist, und es braucht Mut, etwas Neues zu schaffen. Der Generation,
die es „schon immer so gemacht hat“, zu erklären, dass das
vielleicht doch nicht immer optimal ist, ist sehr schwierig, immerhin
stellt man damit die Prozesse der vergangenen Jahre, die ja auch funktioniert
haben, infrage. Es braucht ein Abwägen und Überlegen, vielleicht
ergibt sich ja eine neue Idee, die man gemeinsamumsetzen könnte.
Daskannkein Entweder-oder-Thema sein, sondern ein Miteinander.
SN: Wieist dazu das Setting? Der Befehl von oben
funktioniert vermutlich bei den jungen
Menschen nicht mehr,oder?
Krakowitzer: Das kommt auf die Situation an, aber generell sind wir von
den Top-down-Prozessen schon weit weg, eine Befehlsausgabe von
oben funktioniert nicht mehr. Esbraucht stets eine Vision, wohin die
Reise gehen kann, und die macht man gemeinsam. Eine Führungskraft
muss nicht alles wissen, sie muss aber wissen, wer im Team welche
Aufgaben am besten lösen kann. Es gibt unterschiedliche Methoden
der Mitarbeiterführung, eine wichtige Aufgabe einer Führungskraft
ist, das Team zu unterstützen, mutiger und offener zu werden. Dazu
Amelie Groß ist Vizepräsidentin der WKO und Unternehmerin.
muss man aber auch gemeinsame Tätigkeiten fördern, um sich kennenzulernen,
diese Zeit fehlt im Job in der Regel.
SN: Frau Golser,wowürde Ihre Generation gern
mehr mitreden?
Golser: Zunächst ist vielen –vor allem jungen Frauen –wichtig, von wo
aus sie arbeiten können, von daheim oder vom Büroaus? Wirhätten
gernVertrauen, uns zu beweisen, wobei niemand von uns das Rad neu
erfinden wirdwollen, aber optimieren. Wirrespektieren sehr wohl, was
die Vorgängergeneration gemacht hat, wollen aber auch unsereInputs
geben können. WasSie, Frau Groß, gesagt haben, kann ich unterstreichen:
Wenn man die einzige junge Person im Unternehmen ist, wird
das schwierig. Viele suchen sich deshalb von Beginn an jüngereUnternehmen
mit jüngeren Teams, weil man da möglicherweise schneller
miteinander arbeiten kann. Wirsind Macher und unsereGeneration hat
oft das Gefühl, alles perfekt können zu müssen. Hier bräuchten wir
auch Unterstützung, dass auch Fehler gemacht werden dürfen.
Theresa Golser ist Landesschulsprecherin.
SN: Am Ende des Tages muss wirtschaftlicher
Erfolg gegeben sein. Wasbedeutet dazu der Wunsch
der jüngeren Menschen nach mehr Ausprobieren?
Groß: Ein Arbeitsplatz muss heute mehr sein als ein Ort, an dem man
sein Geld verdient. Zuletzt haben viele von zu Hause aus gearbeitet,
das war oftmals anstrengend. Arbeit muss Spaß machen und das ist
wichtig. Hier hat die junge Generation auch wieder mehr Chancen.
Theresa, als ich in Ihrem Alter war, gab es so viele Einschränkungen:
nicht Lehramt studieren, nicht Medizin, man musste sich auf dem Arbeitsmarkt
orientieren. Heute könnt ihr euch die Frage stellen, was
DIE BESTEN KARRIERE 31
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DIE JUNGE GENERATION
euch wirklich interessiert und wo ihr einen Beitrag leisten wollt. Ich sehe
das durchaus als positive Entwicklung.
Wukounig: Dazugehören ist ein menschliches Grundbedürfnis, es ist
existenziell wichtig, wenn man spürt, einen Platz im Unternehmen zu
haben und sich den nicht erst erarbeiten zu müssen. Ein Hineingeworfenwerden
und Beweisenmüssen führt selten zu guten Ergebnissen.
Wo Menschen über ihre Funktion und die Vision im Unternehmen
Bescheid wissen, braucht es weniger Kontrolle, dafür hat mehr Vertrauensvorschuss
Platz. Allerdings bedeutet es für den Arbeitnehmer
auch, Verantwortung zu tragen und die Verbindlichkeit mitzubringen,
die der Arbeitgeber erwartet. In einem echten Team geht es nicht
darum, das Beste aus der und für die Abteilung herauszuholen, sondern
ein optimales Ergebnis für die gestellte Aufgabe zu erzielen.
Dieses Miteinander braucht es nach der Corona-Homeoffice-Zeit ganz
besonders. Über funktionierende Teamarbeit wird Workload gerecht
verteilt, Unterstützung erfahrbar und Entlastung spürbar. Dafür müssen
Führungskräfte sorgen.
SN: Eigentlich bringen viele junge Menschen zum
Ausdruck, was sich die ältere Generation nicht
getraut hätte: Klarheit in Zielen oder ihre Work-Life-Balance
einzufordern. Waskönnen wir von der jungen Generation
lernen?
Golser: Ich finde, unsereGeneration ist sehr respektvoll gegenüber der
älteren Generation, wir sind motiviert und locker im Umgang miteinander.
Das Gemeinsame ist uns wichtig. Wir finden uns in dieser neuen
Welt gut zurecht und –wenn wir das Beispiel Social Media nehmen,
das für uns selbstverständlich ist –können auch hier marketingseitig
viel ein- und das Unternehmen jüngeren Menschen näherbringen.
Waltraud Wukounig coacht Betriebe bei Change-Prozessen.
SN: Ihre Generation ist ja gewöhnt, sich auf diesen
ganzen Kanälen zu präsentieren. Ist diese
Generation authentischer,selbstverständlicher?
Golser: Ich bin zwar beim Posten etwas vorsichtiger und würde nie
alles preisgeben, aber ja, Instagram etc. sind Visitenkarten, über die
man die Person eine Spur besser kennenlernt.
Krakowitzer: Bei der Frage des Voneinanderlernens bin ich der Meinung,
dass wir extrem viel von den Jüngeren lernen und uns wechselseitig
austauschen können. WasSocial Media betrifft, so brauche ich
gar nicht erst versuchen, über diese Kanäle mit den Jüngeren in Kontakt
zu treten. Hier brauchen wir die Jungen, die wissen, was ihre Altersgruppe
anspricht. Geht es um die Meinung dieser Generation, ist
ein Zuhören wichtig. Ich kann dann für mich immer noch entscheiden,
ob die gemachte Idee oder der Vorschlag passt oder nicht. Lernen ist ja
nicht, alles anzunehmen, sondernzuhinterfragen und auszuprobieren,
und das ist sehr spannend.
BILDER: SN/SANDRA HALLINGER (4)
Claudia Krakowitzer ist Personalchefin von Miele Österreich.
Groß: Es muss ein Miteinander sein und kein Gegeneinander.Mentoringprogramme
haben sich beispielsweise ganz gut bewährt. Ein ältererKollege
nimmt sich eines jüngeren an, das funktioniert auch gut umgekehrt.
Wukounig: Kreative Lösungen entstehen im Miteinander.Viele Unternehmen
haben dafür auch Räume, in denen man sich auch abteilungsübergreifend
trifft. Während es vor einigen Jahren noch hieß, man solle
sich nicht beim Kaffeetrinken erwischen lassen, wirdesheute positiv
gesehen, wenn sich Menschen austauschen. Ganz wichtig ist, nicht
32 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
nach einem Schuldigen zu suchen, sondern nach einer besseren
Lösung. Fehler kann man ohnehin oftmals besser gemeinsam ausmerzen.
SN: Welche Führungsqualitäten braucht es dazu?
Wukounig: Wichtig sind Offenheit, Achtsamkeit und soziale Kompetenz,
Letztereberuht in einem wahrscheinlich eher geringen Teil auf der
Persönlichkeit, weit mehr ist es Arbeit an der Persönlichkeit, ein Reifeprozess,
der durch Schulung oder Coaching und den Umgang miteinander
trainiert und gefördert wird.
Golser: Führungskräfte sollten wissen, worin die Menschen gut sind,
weil das viel Zeit erspart. Dazu ist halt Zuhören wichtig.
Groß: Offenheit finde ich ebenfalls wichtig, aber auch, zu versuchen,
sich in anderehineinzuversetzen. Und hier darf man gerade bei jüngeren
Menschen nicht allzu streng sein –und sollte sich für mehr Verständnis
vielleicht in die eigene Jugend zurückversetzen.
Krakowitzer: Es braucht den
Mut, sich einzugestehen, dass
man nicht in allem perfekt ist
und an sich arbeiten sollte. Hinschauen,
Zeit nehmen, fünf Minuten
sind da oft Gold wert.
SN: Apropos Hineinversetzen:
Bei der Vorstellung,
dass ein 20-
jähriger Mitarbeiter
seinem um 30 Jahre
älteren Kollegen Optimierungsvorschläge
gibt, wirdLetzterer sicher
erst mal schlucken.
Kritik am Althergebrachten,
das ja lange Zeit
funktioniert hat, ist
sicher nicht einfach
hinzunehmen. Wiekönnte das am besten gelingen?
Wukounig: In Unternehmen gehörte das Wirstärker gefördert. Immerhin
ist der Vorschlag eines Menschen, den man schätzt, besser anzunehmen,
und das unabhängig vom Alter.Esmacht einen Unterschied,
ob ich mich als Teil eines Teams fühle und wir gemeinsame Erlebnisse
und Projekte haben, aber auch Misserfolge, aus denen man viel lernen
kann. Zahlen sind wichtig, aber Soft Skills für ein gutes Miteinander
ebenso.
Vier Frauen, die gern für frischen Wind sorgen.
Golser: Ich finde Teambuilding-Seminaresehr hilfreich, weil sie zeigen,
wie gemeinsam Dinge entstehen und bewältigt werden können. Als
angehende Kindergartenpädagogin kann ich sagen, dass man aus
einem Spiel sehr viel lernen kann. Diese Sache, die man gemeinsam
gemeistert und die gut zum Ziel geführt hat, wirdauch so verinnerlicht.
Herrscht dabei noch Spaß, wirddas Arbeiten insgesamt lockerer und
angenehmer.
Groß: Verbesserungsvorschläge sollten in jedermanns Interesse sein.
Arbeit ist ja kein Selbstzweck, man will etwas weiterbringen. Die Zeiten
sind vorbei, in denen man mit 15 Jahren im Unternehmen anfängt und
bis zur Pension bleibt. In den Schulen brauchen wir Fächer,die Kinder
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•
und Jugendliche vorbereiten, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Wir
wissen nicht, was in 20 Jahren sein wird. Umso wichtiger ist es, aufgeschlossen
und offen zu bleiben.
Krakowitzer: Dem kann ich mich nur anschließen. Führungskräfte sollten
Teams auf die Aufgaben vorbereiten, meine Rolle sehe ich darin,
die Führungskräfte auf neue Mitarbeiter vorzubereiten. Und das heißt
auch, sich bewusst zu sein, wer eingestellt wird. Entscheidet man sich
für einen jüngeren Mitarbeiter,bedeutet das auch, dass man nicht alles
erwarten kann und darf.
SN: Welches Mindset sollten Führungskräfte haben?
Groß: Die Führungskraft muss sich dessen bewusst sein, dass sich die
Welt ändernwird. Gewisse Geschäftsmodelle werden in zehn Jahren
nicht mehr existieren, neue werden hinzukommen. Hier wirdseit Jahrenimmer
wieder die Sorge geäußert, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze
wegnehmen könnte. Jetzt zeigt sich, dass das Gegenteil der Fall
ist. Obwohl wir –nicht zuletzt durch Corona –inpuncto Digitalisierung
einen großen Schritt nach vorngemacht haben, gibt es so viele offene
Stellen wie nie zuvor. Wir wissen
also, dass wir nichts wissen.
Sich dessen bewusst zu
sein ist enorm wichtig.
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
Krakowitzer: Ich erlebe in meinem
Tätigkeitsfeld immer wieder,
dass Menschen betonen,
froh zu sein, wenn eine anstehende
oder bewältigte Veränderung
vorbei ist. Doch diese
ist mit hoher Wahrscheinlichkeit
ein erster Schritt zur nächsten
Veränderung! Wichtig ist,
hier dranzubleiben, den Menschen
die Angst davor zu nehmen
und ihnen mitzuteilen,
dass es normal ist, dass wir
nicht mehr alles wissen. Je
schneller einem das selbst klar
ist, desto besser kommt man mit der Situation zurecht.
Wukounig: Im Mindset sollte das Bewusstsein vorhanden sein, dass
Vielfalt Potenzial und Chancen bietet.
SN: Weil wir in einer Küche sitzen, geht natürlich
kein WegamThema Gleichstellung und Frauen
im Job vorbei. Die Arbeitswelt, wie wir sie kennen,
wurde ja von Männern geprägt. Wo können Frauen
frischen Wind einbringen?
Wukounig: Spontan fällt mir das Verbindende als gute Qualität ein. Wobei
es mitunter auch das Entweder-oder braucht, wenn es um schnelle
Entscheidungen geht. Eine Qualität von Frauen ist sicher die, gleichzeitig
mehrereDinge wahrnehmen zu können. Das bringt auch die große
Schwierigkeit mit sich, dass viele glauben, das alles auch unter einen
Hut bringen zu müssen.
Golser: Was mich ärgert, ist, wenn Frauen aufgrund biologischer Voraussetzungen
gewisse Fähigkeiten abgesprochen werden. Auch
wenn ich jetzt nicht so schwer heben kann wie ein Mann, kann ich die
Arbeit trotzdem gut verrichten. Ich bin nicht unbedingt dafür,dass die
DIE BESTEN KARRIERE 33
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DIE JUNGE GENERATION
Geschlechteranteile in Führungspositionen oder politischen Parteien
gleich verteilt sein müssen, was ich mir aber wünschen würde, ist, dass
die Geschlechter nicht mehr so groß thematisiert werden. Nicht: Ich bin
Theresa, Frau, und übe die Funktion aus, sondern: Ich bin Theresa und
für dies und das verantwortlich.
Groß: Ich kann Ihnen bei vielem zustimmen, nicht aber bei der Frauenquote,
die wir in gewissen Bereichen derzeit noch brauchen. In einer
perfekten Welt wird jeder Posten nach Qualifikation und Eignung besetzt.
In der Realität haben viele eine klareVorstellung, wie die Person
auszusehen hat, die den ausgeschriebenen Job machen sollte. Nicht
umsonst dominieren in der Arbeitswelt und in Führungspositionen
Männer. Doch heute geht es nicht nur um ein gutes Zusammenspiel
von Mann und Frau, sondernvon Jung und Alt, Österreichern, Nichtösterreichern
und so weiter. Man weiß hinlänglich, dass gemischte
Teams gut zusammenarbeiten. Was esnoch braucht, ist ein gesellschaftlicher
Wandel, Mädchen tendieren noch immer zu klassischen
Frauenberufen, die oft sozial vererbt werden.
Krakowitzer: Gesellschaftlich gesehen ist das größte Thema für mich,
dass man nicht selbst in Stereotypenfallen tritt. Wenn sich Frauen für
technische Berufe bewerben, bin ich noch immer mit der Frage konfrontiert,
ob sie das wohl schaffen. Ich antworte dann: Die Frau wurde
nicht gezwungen, diese Bewerbung zu schicken. Wirhaben eine Cheftechnikerin,
die oft gefragt wird, wie und ob sie es wohl schafft, eine
Waschmaschine aufzuheben. Nicht mehr zeitgemäß ist auch die Frage,
ob eine junge Frau vielleicht in ein paar Jahren eine Familie gründen
möchte. Heute nehmen sich schon viele Männer eine Auszeit dafür.Es
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•
braucht Achtsamkeit, auf diese ganzen Klischees zu schauen und zu
hinterfragen, wie es überhaupt dazu kommt. Gelingt das, sind wir
schon einen Schritt weiter.
SN: Wiekommen wir zur Selbstverständlichkeit,
dass es egal ist, ob ein Mann oder eine Frau den
Job macht?
Wukounig: Hier ist es wichtig, Person und Funktion auseinanderzuhalten.
Im Umgang miteinander kann man so besser Kritik oder Verbesserungsvorschläge
anbringen. In der Praxis sähe das so aus, dass eine
neue Person in ihrer Funktion vorgestellt wird, damit ist es auch einfacher,den
Aufgabenbereich zu vermitteln. Umgemünzt könnte man sagen:
Wenn ich von Anfang an einen Arbeitsplatz bekomme, inklusive
Laptop, Durchwahl und Visitenkarte, muss ich mich nicht so behaupten
wie ein Kollege, der erst mal seinen Schreibtisch erkämpfen muss.
SN: Frau Golser,hat Ihre Generation überhaupt
noch mit althergebrachten Geschlechterklischees
zu kämpfen?
Golser: Ja, leider.Letztens erst habe ich mit einer jungen Frau gesprochen,
die meinte, sie wolle daheimbleiben, ihr Mann werde Arzt und für
sie gebe es ohnehin keinen Beruf mit guten Verdienstmöglichkeiten.
Als ich sie nach dem Warum fragte, meinte sie: Sie habe mit ihrem
Freund darüber geredet. Das Spektrum an Lebensmodellen ist in meiner
Generation groß, die einen wollen bei den Kinderndaheimbleiben,
die anderen neben den Kindernarbeiten gehen und anderewiederum
wollen auf Kinder verzichten. Es gibt nicht mehr ein Richtig und Falsch,
das ist das Schöne.
34 DIE BESTEN KARRIERE
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Den Jungen gehört die
Zukunft bei HILLEBRAND.
Stolz stehen sie in der Fußgängerzone in Bad Reichenhall und bestaunen ihr
gemeinsames Bauprojekt „Luisenbad“ –ein Stadthotel mit 134 Zimmern
und 69 Eigentumswohnungen. Bauleiter Daniel Vidovic hatdieses Projekt
mit Florian Helminger und Verena Reif realisiert, die hier die Chance
bekamen, ihre Karriere in der Junior-Bauleitung zu starten.
Daniel Vidovic nimmt sich gerne Zeit
für seine jungen Mitarbeiter:innen:
„Einmal in der Woche denken wir
das Projekt sechs Wochen voraus und besprechen,
was jeder braucht, um seine Ziele
zu erreichen. Wirtauschen uns offen aus, bis
jeder über alles Bescheid weiß. Ich setze auf
die Stärken jedes Einzelnen und übertrage
ihnen Kompetenzen und Zuständigkeiten.“
Verena Reif bestätigt: „Als Bauleiterin wurde
mir immer der Rücken gestärkt, somit hatte
ich weniger Angst, Fehler zu machen. Ich
wusste, dass ich die Unterstützung bekomme,
die ich benötige.“ Auch Florian Helminger
freut sich, dass er im Zuge dieses
Projekts sein Geschick in der Bauleitung
weiterentwickeln konnte. Als besonders
motivierend beschreibt er die Arbeit via
Microsoft-Teams, die seiner hohen IT-Affinität
sehrentgegenkommt.Von diesen Erfahrungen
profitieren mittlerweile auch die Kolleginnen
und Kollegen in anderen Projekten.
Vielseitige Aufgaben
für Berufseinsteiger
Michaela Gerner, seit mehr als einem Jahr
Architektin bei HILLEBRAND, arbeitet gemeinsam
mit Nihal Bulut, Absolventin der
HTL für Innenarchitektur,ander Planung von
22 Einfamilienhäusern in der Gemeinde
Grödig. Als Berufseinsteigerin profitiert Nihal
Bulut stark von ihren verantwortungsvollen
Aufgaben: „Ich fühle mich angekommen
und weiß es zu schätzen, dass mir das Wissen
und der Erfahrungsschatz meiner erfahrenen
Kolleginnen und Kollegen weitergegeben
wird.“ Auch Bereichsleiter Bernhard
Schattauer findet Inspiration im unbeschwerten
Umgang mit den jüngeren Kolleginnen
und motiviert sie durch Bestätigung
und Betonung der positiven Dinge.
Aufstrebende Karriere
Als Werkstudentin hat Nadine Clement bei
HILLEBRAND begonnen und durch ihr Interesse
am Thema Human Resources die
Chance erhalten, in diesem Bereich mitzuarbeiten.
So hat sie im Recruiting Fuß gefasst
und konnte im Employer Branding sowie in
der Personalentwicklung einen ersten Eindruck
vom umfassenden HR-Spektrum bekommen.
Seit Abschluss ihrer Studien im
März ist sieals Junior-HR-Businesspartnerin
tätig und hat die Verantwortung für die qualitative
Lehrlingsausbildung übernommen.
„Besonders motivierend war für mich, dass
ich mich überall ausprobieren durfte und es
für mich dabei keine Grenzen gab.“ So weiß
Nadine Clement sehr zu schätzen, dass sie
schnell Vertrauensperson geworden ist, für
Mitarbeiter:innen als auch für Führungskräfte.
„Ich fühle mich richtig wohl, denn ich darf
mittendrin sein statt nur dabei.“
Auf die Stärken
der Jugend bauen
Vorbildlich zeigt sich der Anteil an jungen
Berufseinsteiger:innen der Generation Zbei
HILLEBRAND. Mit 25 Prozent stellen sie ein
wichtiges Viertel der Mitarbeiter:innen und
sichern soeinen kompetenten Nachwuchs
an Fachkräften. Eine offene Haltung gegenüber
den Ideen und Stärken der Jugend
bringt dem ganzen Unternehmen Inspiration
und Motivation. Aus Erfahrung sind sich die
Unternehmensleitung und die Eigentümer
einig: Die Jungen verdienen alle Chancen,
denn ihnen gehört die Zukunft!
Planungsteam: Bernhard Schattauer,
Michaela Gerner und Nihal Bulut.
DIE BESTEN KARRIERE 35
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Bauleitung: Florian Helminger,Daniel Vidovic und Verena Reif ziehen an einem Strang. BILDER: SN/HILLEBRAND (3)
Kontakt &Information
Hillebrand Baufirmengruppe Holding GmbH
Bau |Holz |Immobilienunternehmen
Krimpling 1, 5071 Wals
Tel.: +43/662/850 394
Human Resources: Nadine Clement und Andrea Auer im Austausch.
WWW.HILLEBRAND.AT
36 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
Ein Haus zum Ausprobieren
Die Pandemie hat das Projekt bisher vereitelt, doch im Herbst soll der dritte Versuch starten:
Schülerinnen und Schüler der Polytechnischen Schule in Tamsweg bauen gemeinsam ein Haus.
Nicht nur reden, sondern tun, und das möglichst schnell. So
könnte man das Lebensmotto des Lungauer Unternehmers
Mario Schitter beschreiben. Er hat 2019 ein aufwendiges Lehrlingsprojekt
gestartet: Schülerinnen und Schüler der Polytechnischen
Schule Tamsweg sollten ein Haus planen, bauen, ausstatten und vermarkten.
Wäredanicht die Pandemie gekommen.
Zwei Mal war es geplant, zwei Mal musste Schitter sein Projekt
„Recon-Lehrlingshaus“abbrechen. Im Herbst will er den dritten Versuch
starten,dasvierMeterlange,zweieinhalbMeterbreiteundgutvier Meter
hohe Haus ins Finale zu bringen. Ein Praxistag pro Woche steht den
Schülerinnen und Schülern dafür zur Verfügung. Dem Bauunternehmer
aus St. Michael im Lungau waren keine Kosten und kein Aufwand
zu viel: Er hat eine Architektin aus Graz engagiert sowie einen Werbefachmann,
und er kaufte eigens einen Kleinbus, den er branden ließ
und mit dem die Schüler zu den jeweiligen Betrieben gefahren werden.
Keine halben Sachen, immerhin hängen die Berufswahl und ein gewisser
Coolnessfaktor im Leben der jungen Menschen eng zusammen.
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In der Praxis wird essoaussehen, dass man sich nach den Planungsarbeiten
und dem Erstellen eines Modells aus Papier an die Arbeit
der verschiedenen Gewerke macht: Auf Schitters Betriebsgelände
wirddie Bodenplatte gemauert, diese kommt auf den Tieflader und
so wird das entstehende Bauwerk von Handwerksbetrieb zu Handwerksbetrieb
befördert, wo die jeweiligen Arbeiten verrichtet werden.
Jeder kommt zum Zug: vom Maurer,Dachdecker über den Innenausbauer,Installateur
bis zum Elektriker,Fliesenleger und Maler.Und weil
das Haus auch an Mann oder Frau gebracht werden sollte, kümmern
sich Schülerinnen und Schüler um die Bewerbung, die Vermarktung
und das Catering. Learning by Doing, und das Ganze unter größtmöglichem
Spaß: So begann es, als Schitter das Projekt erdachte, und
so soll es im Herbst weitergehen.
Spüren, wie die Praxis schmeckt
Der große Wunsch des Unternehmers, der ebenfalls nicht mehr das
Personal findet, das er für seinen wachsenden Betrieb bräuchte:
Mario Schitter (rechts) von der Recon Group will Poly-Schülerinnen und -Schülern zeigen, was mit der Lehre erreicht werden kann. BILDER: SN/RECON KWER (5)
DIE BESTEN KARRIERE
37
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DIE JUNGE GENERATION
„Wenn wir es schaffen, in unserer Gesellschaft den Lehrberuf gleich
wichtig zu machen wie die Matura, haben wir einen riesengroßen
Schritt geschafft.“ Mit Roland Petzlberger,dem Direktor der Polytechnischen
Schule Tamsweg, hat Schitter einen begeisterten Partner für
sein Projekt gefunden. Zunächst galt es, den rechtlichen Rahmen abzustecken,
innerhalb dessen das Lehrlingshaus entstehen darf, und es
war eine entsprechende Haftpflichtversicherung abzuschließen. Für
den Unternehmer und den Schuldirektor, der selbst in seinem ersten
Bildungsweg eine Lehre absolviert hat, geht damit in Erfüllung, was
auch im Lungau so dringend vonnöten ist: dass junge Menschen
selbst erfahren, was sie mit ihrer Arbeit bewirken können. „Wenn du bei
einem Haus vorbeigehst und realisierst, dass das möglicherweise in
den nächsten 200 Jahren noch stehen wirdund du mitgearbeitet hast,
ist das doch ein wunderbares Gefühl“, sagt Schitter.Nicht zuletzt bietet
das Projekt nicht nur die Möglichkeit, in verschiedene Handwerks- und
Dienstleistungsberufe hineinzuschnuppern, sondern auch zu erfahren,
wo Gewerke abgestimmt gehören, wie Prozesse zu organisieren
sind und wie der Bauerfolg optimiert werden kann.
Es ist eine Berufsleistungsschau im Kleinen, mit Einblick in all die Vorund
Nachteile, die jeder Beruf mit sich bringt. Freilich erwartet auch Mario
Schitter,dass sich aus dem Lehrlingshaus-Projekt heraus der eine
oder andere Poly-Absolvent für eine Lehre inseinem Unternehmen
entscheidet. Eine junge Dame aus dem ersten Projekt, das abgebrochen
werden musste, hat er schon gewinnen können. Sie zeigte sich
nach kurzer Zeit von der Branche so begeistert, dass sie bereits ankündigte,
nebenbei maturieren und in die Planung gehen zu wollen.
Nach oben offene Karrieremöglichkeiten
Über Praxiswissen zu verfügen ist für den Unternehmer,der Maurer gelernt
und seither nie mit Lernen aufgehört hat, das Um und Auf. Jede
berufsbildende mittlereund höhereSchule sollte verpflichtende Praktika
beinhalten, um das, was in der Theorie gelernt wird, in die berufliche
Realität zu überführen. Nur so erlebe man die Zusammenhänge und erfahre,
wie die Wirtschaft läuft.Überzeugt isterdavon, dassjungenMenschen
nicht genügend Zeit für die Berufswahl gelassen wird und die
Ansprüche der Elternmit der Realität des Nachwuchses oft nicht kompatibel
sind. In der Regel, so beobachteter, sei die Jobwahlnichtvon
sonderlich viel Leidenschaft getragen, der Beruf werde oft irgendwie
ausgeübt,ohneExit-Strategie,dieeinAufhörenoderUmdenkenzuließe.
Selbst hätte er Fernsehtechniker werden wollen. Eine Woche vor
Antritt seiner Lehrewurde ihm mitgeteilt, dass es die Stelle nicht mehr
gab. Sein Vater nahm ihn mit auf den Bau, wo er letztlich auch gelandet
ist. Dass nach einer Lehrekarrieremäßig nach oben hin alles offen ist,
hat er selbst hinreichend gezeigt. Wobei der Unternehmer oft genug erfahren
hat, was es heißt, sich bei Auftraggebernmit „nur“ einer Lehre
durchsetzen und behaupten zu müssen. Er bedauert, dass die Matura
noch für viele Elterndas Maß aller Dinge ist und ElternihreKinder lieber
in Richtung High Potentials fördern. Nachsatz mit Schmunzeln: „Wer
von den Schülern der Oberstufe hat jemals verstanden, wozu man
Integralrechnen braucht? Geschweige denn, es anwenden zu können.
Da relativiert sich das mit den High Potentials wieder.“
„Jammernbringt uns nicht weiter“
Die große Herausforderung, passendes Personal zu finden, sei allein
Sache der Wirtschaftsbetriebe. „Jammern bringt uns nicht weiter“,
sagt Schitter.Was die Ansprüche der jungen Generation auf dem Arbeitsmarkt
betrifft, so hat er eine klareHaltung: Der Wunsch nach weniger
Arbeitszeit könne auch damit zu tun haben, dass der Beruf einfach
nicht passt. Wermit entsprechender Leidenschaft seinem Job nachgehe,
schaue nicht auf die Uhr.
Mit Akribie und Begeisterung wurde gerechnet und gebastelt.
Zunächst entsteht das Hausmodell im Kleinen.
Mario Schitter erklärt, wie beim Bauen alles zusammenhängt.
In einem weiteren Schritt geht’sans große Werk.
38 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
Hunger auf Bildung
Der Fachkräftemangel ist auch im Lungau groß. Die Polytechnische Schule
und die Wirtschaftsbetriebe arbeiten eng zusammen –mit großem Erfolg.
Marcel Pausch aus der Polytechnischen Schule in Tamsweg hat sich schon entschieden: Er wird Koch bei Hapimag.
BILD: SN/HALLINGER
Sobeherzt ist der Direktor der Polytechnischen Schule in Tamsweg,
wenn es darum geht, seine Bildungseinrichtung praxisfit
zu gestalten: Für den neuen Computerraum holte Roland
Petzlberger eigenhändig von einem Unternehmen
ausrangierte Computer ab, lud sie in seinen
Anhänger und stellte die Einzelteile zu einem
funktionsfähigen Ganzen zusammen. Seine
Schule verfügt über einige Lehrwerkstätten,
darunter eine Metallwerkstatt, die unter anderem
von Lungauer Unternehmern ausgestattet
wurde. Im Verein „Polytechnische
Schule und Wirtschaft“, in dem nahezu alle
Lungauer Betriebe vereint sind, hilft man zusammen:
Die Schule wird mit Geräten versorgt,
offene Lehrstellen werden der Schule
bekannt gegeben, es gibt einen engen Austausch,
der auch bequem Schnuppertage in
den Betrieben ermöglicht.
Neuer Zweig Mechatronik
In der Polytechnischen Schule Tamsweg gibt
es insgesamt acht Fachbereiche; Metall,
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•
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
Roland Petzlberger
Dir.Polytechnische Schule Tamsweg
„Unsere Zusammenarbeit
mit den Betrieben ist eine
echte Win-win-Situation.“
Elektro, Mechatronik, Holz und Bau, dazu Handel, Büro, Dienstleistungen
und Tourismus. Weil vieleFertigungsbetriebe im Lungau Mechatroniker
suchen, wurde dieser Zweig eigens hinzugefügt. Dafür interessieren
sich mittlerweile auch viele Mädchen, heuer stellen sie fast die
Hälfte, sagt der Direktor. Wenn schon im höheren Bildungssegment
die Abwanderung hoch und nicht aufzuhalten sei, wolle man im Bereichder
Lehrealles daransetzen, die jungen Menschen im Lungau zu
halten, sagt Roland Petzlberger.
Sie wissen, was sie wollen
Seine Schülerinnen und Schüler haben
jedenfalls alle eine Lehrstelle oder zumindest
einen Plan, wohin es nach der Schule gehen
soll. Seiner Erfahrung nach fällt der Groschen
für die Berufswahl oft schon in der dritten
Klasse Mittelschule, im Poly gelte es nur mehr,
die jungen Menschen auf ihren jeweiligen
Fachbereich vorzubereiten. Was das Image
der Lehreund dieEhrenrettung der Polytechnischen
Schulen betrifft, so hätte der Schuldirektor
einen Wunsch: dass man endlich den
negativ behafteten Schulnamen ändert.
DIE BESTEN KARRIERE 39
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DIE JUNGE GENERATION
Das wird es werden
Die Freude ist groß: Diese sechs jungen Menschen aus der Polytechnischen Schule in Tamsweg
habensich bereits für ihren Beruf entschieden. Nicht Geld stand dabei im Vordergrund.
Für vieleElternist nach wie vor die Matura der „persönliche Meeresspiegel“
–und die sollte es von der schulischen Ausbildung
her bitte mindestens sein. So sitzen viele junge Menschen, die
besser für die Praxis geeignet wären, in Schulen und verlieren die letzte
Lust am Lernen. Oft fehlen auch Alternativen, weil das Wissen über die
gesamte Bandbreite an Lehrberufen kaum vorhanden und präsent ist.
Das schlechte Image der Lehreist jedenfalls unbegründet. Wirhaben in
der Polytechnischen Schule in Tamsweg Jugendliche getroffen, die
uns begeistert von ihrer Berufswahl erzählt haben.
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Die Elternspielen eine große Rolle
Der wichtigste Grund für ihre Berufswahl waren die Schnuppertage,
das Mitarbeiten, Gestalten und auch die Freude an der Teamarbeit. Die
junge Generation möchte dabei sein und sich in Betrieben gut aufgehoben
fühlen. Sie will Spaß haben und –das kommt jedoch nicht an
vorderster Stelle –gutes Geldverdienen.Freilich spielendabei auch die
Lebensrealitäten mit, die die jungen Menschen innerhalb ihrer Familien
erleben, Großeltern und Eltern haben noch immer Vorbildwirkung.
Fotografiert hat die sechs angehenden Lehrlinge Sandra Hallinger.
40 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
LEONIE FÖTSCHL (15)
BERUFSWUNSCH: TISCHLERIN
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•
In der Tischlerei Palffy in Mauterndorf wird Leonie Fötschl im
Herbst ihre Tischlerlehre beginnen. Schon der Opa war Zimmerer,erwar
es auch, der Leonies Interesse für Holz weckte.
Sie wäre auch gern Fitnesstrainerin geworden, auf jeden Fall
nichts, was man mit „typisch Mädchen“ in Verbindung gebracht
hätte. Die Entscheidung für die Tischlerlehre fiel schließlich
beim Schnuppern.
DIE BESTEN KARRIERE
41
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
42 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
DIE BESTEN KARRIERE
43
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DIE JUNGE GENERATION
FABIAN PFEIFENBERGER (15)
BERUFSWUNSCH: MAURER
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Fabian Pfeifenberger wird beim Salzburger Bauunternehmen
RHZ Maurer,wie schon sein Vater,mit dem er dann zusammen
zur Arbeit fahren wird. Sein Plan Bwäre Automechaniker gewesen,
aber die Begeisterung für das Baugewerbe, die ihn seit
Kindestagen begleitete, war stärker.Woraufersich im Job
freut? Auf die Teamarbeit, das Mitwirken und das Schaffen
dessen, was noch länger Bestand haben wird.
44 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
MICHAELA LÖCKER (15)
BERUFSWUNSCH:
DRUCKVORSTUFENTECHNIKERIN
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•
Friseurin wäre der Berufswunsch gewesen, aber oft kommt es
im Leben anders als geplant. Michaela Löcker schnupperte in
den Beruf hinein und war anfangs begeistert, erfuhr dann aber
von den Plänen einer Freundin, die bei Samson Druck eine
Lehre im Büro beginnen wollte. Michaela begann, sich für das
Unternehmen zu interessieren, und stieß auf den Beruf der
Druckvorstufentechnikerin. Die Begeisterung für den technischen
Job kam letzten Endes durch das Schnuppern. Auch
die bessere Bezahlung spielte bei der Berufswahl eine Rolle.
DIE BESTEN KARRIERE
45
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
46 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
LUKAS LEDERER (15)
BERUFSWUNSCH:
SÄGE- UND HOLZTECHNIKER
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•
SeineEltern haben einen Holzbetrieb, Lukas Lederer hat
sich aber entschlossen, im Sägewerk Brandstätter eine Ausbildung
zum Säge- und Holztechniker zu starten. Sein alternativer
Berufswunsch wäre Automechaniker gewesen, er
entschied im Hinblick auf den eigenen Familienbetrieb pragmatisch
und will in der Branche bleiben. Daheim hat er schon
mit sieben Jahren mitgeholfen. Worauf er sich freut: auf das
Lernen und den Spaß in der Arbeit.
DIE BESTEN KARRIERE
47
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
48 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
DIE BESTEN KARRIERE
49
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DIE JUNGE GENERATION
MARLENE FUCHS (15)
BERUFSWUNSCH: BÜROKAUFFRAU
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Drei Tage hat sie bei Samson Druck geschnuppert, die Entscheidung
fiel rasch. Marlene Fuchs will dort Bürokauffrau
werden. Das Arbeitsklima findet sie toll, die künftigen Kolleginnen
und Kollegen ebenso. Ihre Eltern sind bei der Berufswahl
beratend zur Seite gestanden, selbst hatte Marlene keine
rechte Vorstellung davon, was sie werden wollte. Doch sie ist
sich schon jetzt sicher,die richtige Wahl getroffen zu haben.
50 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
CHRISTIAN SCHREILECHNER (15)
BERUFSWUNSCH: ELEKTRONIKER
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•
Er hatte Drohnen, ferngesteuerte Autos und ist seit jeher
fasziniert vom Thema Strom. Christian Schreilechner wird im
Herbst bei Elektro Esl in Tamswegseine Lehre beginnen. Sein
Plan Bwäre Tischler gewesen, doch der Werkstoff sei ihm zu
wenig beständig, sagt er und lacht. Die Schnuppertage beim
Elektrobetrieb, in dem er gleich anpacken durfte, haben ihn
letztlich überzeugt.
DIE BESTEN KARRIERE
51
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DIE JUNGE GENERATION
BILD: SN/SANDRA HALLINGER
52 DIE BESTEN KARRIERE
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DIE JUNGE GENERATION
LIA-MARIE, 19
MARCO, 20
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•
Die meisten meiner Freunde wollen nur mehr vier Tage arbeiten,
uns ist Freizeit wichtig. Wirwürden uns flachere Hierarchien
wünschen und von den Führungskräften, dass sie sich für
ihre Mitarbeiter einsetzen. Warum keine Feier ausrichten,
wenn ein guter Umsatz erreicht wurde? Daran hatten alle ihren
Anteil! Die Haltung „Ich bin euer Chef und ihr arbeitet für mich“
zieht nicht mehr.Was wir schrecklich finden: All-in-Verträge.
Ein Problem sehe ich darin, dass die ältere Generation tut, was
sie schon immer getan hat, unsere Generation aber einiges
anders machen möchte. Wünschen würde ich mir Incentives
oder leistungsbezogene Zuwendungen zur Motivationssteigerung.
Mir geht es nicht darum, möglichst viele Stunden zu
arbeiten, sondern qualitativ,und das in einem Klima, in dem ich
mich wohlfühle.
Wassich junge Menschen wünschen
Vonder jungen Generation kommen recht klareAntworten
auf die brennenden Fragen der Zeit. Eine Zusammenfassung.
BILD: SN/DAMIR KHABIROV - STOCK.ADOBE.COM
MARLENE, 19
ELIAS, 24
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•
Die ältere Generation könnte in uns und unseren Wünschen
auch etwas Positives sehen: dass ein Leben angenehmer gelebt
werden kann und es nicht Leistungsdruck braucht, damit
etwas weitergeht. Führt uns die Haltung „Du musst dich nur
reinhängen, damit aus dir etwas wird“ wirklich ans Ziel? Wir
wissen nicht einmal, ob wir einmal staatliche Pension erhalten!
Ich persönlich hänge nicht sehr an Materiellem, ich kaufe viel
secondhand. Da ich mit relativ wenig Geld auskomme, kann
ich es mir leisten, weniger zu arbeiten, dafür bleibt mehr Freizeit.
Viele meiner Freunde akzeptieren auch das Wirtschaftssystem
mit seinem „Immer-mehr“ und dem Leistungsdruck
nicht mehr.Das alles macht für uns keinen Sinn.
NIKLAS, 18
LISA, 21
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•
Die Pandemie hat viele junge Menschen in die Depression getrieben.
Uns ist das Sozialleben enorm wichtig. Wegen Corona
waren alle daheim, hatten viel Zeit, über sich und die Welt
nachzudenken, und waren damit richtig überfordert. Das gerade
in der Pubertät, wo man an allem und jedem zweifelt. Corona
hatte für uns Auswirkungen auf verschiedensten Ebenen.
Nicht jeder unserer Generation ist Fridays-for-Future-Anhänger.Viele
von uns finden, dass beim Klima der Zug eh schon
abgefahren ist, da kann auch unsere Generation nichts mehr
retten. Die Umwelt geht kaputt, wir haben Corona, den Krieg,
wir reiten von Krise zu Krise. Viele meiner Freunde wollen keine
Kinder,lieber wollen sie das Leben genießen.
DIE BESTEN KARRIERE
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Zukunft mitgestalten
bei dm drogerie markt
Bei dm steht das „Wir“ im Vordergrund –ein „Wir“, in das sich jeder Einzelne einbringen kann und soll. Als
moderner Arbeitgeber berücksichtigt dm die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen und bietet neben flexiblen
Arbeitszeitmodellen vielseitige Weiterbildungen –umaus Mitarbeitern motivierte Mitgestalter zu machen.
BILDER: SN/DM/WOLFGANG LIENBACHER (2)
Seit über 45 Jahren überzeugt dm seine
Kundinnen und Kunden in Österreich mit
einem umfassenden Sortiment und Dienstleistungen
am Puls der Zeit. Im Ranking der
300 besten Arbeitgeber Österreichs bei
Umfragen von trend, Statista und kununu
geht dm seit vielen Jahren als Branchensieger
im Einzelhandel hervor.Diesen Erfolg
ermöglichen vor allem die Menschen hinter
dm: sei es in den Filialen, den Friseur- und
Kosmetikstudios, der Zentrale in Wals oder
im Verteilerzentrum in Enns. Insgesamt gestalten
mehr als 6800 Mitarbeiter aktiv die
Zukunft von dm mit.
Vielfalt an Berufen
Während Drogisten, Friseure, Kosmetiker &
Fußpfleger in den Filialen und Studios besondere
Momente kreieren, setzen sich in
der dm Zentrale 500 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aus den Bereichen Marketing &
Einkauf, Finanzen &Controlling, Expansion,
IMS und Ressort Mitarbeiter dafür ein, ihre
Kolleginnen und Kollegen in der Dienstleistung
und im Handel bestmöglich zu unterstützen.
„Bei uns sind Persönlichkeiten ge-
fragt, die gerne im Team arbeiten und Verantwortung
übernehmen. Wirsuchen motivierte
Talente, die sich gemeinsam mit dm
entwickeln möchten“, sagt Kerstin Ebenführer,Leiterin
des Ressorts Mitarbeiter.
Neue Zentrale
in Wals-Himmelreich
Ein besonderes Highlight hinsichtlich
moderner Zusammenarbeit ist die neue
dm Zentrale in Wals-Himmelreich bei Salzburg,
die bereits kommenden Herbst ihre
Tore öffnet. Dank innovativer Raumkonzepte
und Top-Ausstattung wird kreatives Arbeiten
hier in besonderem Maß gefördert.
Ein nachhaltiges Open-Space-Konzept
samt Desk-Sharing ermöglicht größtmögliche
Flexibilität und zusätzlichen Platz für
Einzelarbeiten, Video-Konferenzen und inspirierende
Begegnungen.
Familienfreundlichkeit
und flexibles Arbeiten
Anhand von flexiblen Arbeitszeitmodellen,
flachen Hierarchien und der Förderung von
physischer und psychischer Gesundheit
schafft dm ein Arbeitsumfeld, das den individuellen
Bedürfnissen gerecht wird. Dabei
spielt auch die Familienfreundlichkeit eine
wichtige Rolle: So versucht dm mit der Förderung
der Väterkarenz, einem Mentoring-
Programm für karenzierte Mitarbeiter und
Führungspositionen in Teilzeit, die Vereinbarkeit
von Familie und Karriere zuermöglichen.
Zusätzlich wird mit Homeoffice und
Jobsharing die Möglichkeit geboten, flexibel
und den individuellen Bedürfnissen entsprechend
zu arbeiten.
Kontakt
dm drogerie markt GmbH
Günter-Bauer-Straße 1, 5071 Wals
Tel: +43 /662 /8583-0
E-Mail: INFO@DM.AT
54 DIE BESTEN KARRIERE
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GLEICHSTELLUNG
Als in den Achtzigern die
Frauen zum Zug kamen
Die Story der ersten Schaffnerinnen begann unter anderem mit einem Polyestermantel und
Stöckelschuhen. Auf bequemen Schuhen beschreiten die ÖBB nun den Wegder Gleichstellung.
Man stelle sich vor: Das, was Frauen zum Arbeiten anziehen
sollen, bestimmen ausschließlich Männer. Sowar das auch,
in den Achtzigern: Es gab bei den ÖBB Arbeitsmäntel aus einem
heute untragbaren Polyester-Viskose-Gemisch, sie brachten die
Frauen vom Reinigungspersonal, die bei bis zu 50 Grad Raumtemperatur
die Waggons zu putzen hatten, ordentlich zum Schwitzen. Für die
ersten Schaffnerinnen bestand die Arbeitskleidung nach männlicher
Façon aus Stöckelschuhen und seitlich bis weit zum Oberschenkel
hinauf geschlitzten Röcken. Begründung: Damit könne man die hohe
Stufe vom Bahnsteig in den Waggon hinein besser bewältigen. Auf ihren
Pumps kontrollierten die neuen Zugbegleiterinnen der Achtziger
bis zu 16 Stunden am Tagnicht nur die Fahrscheine, sie mussten auch
Züge umhängen. Dass die Kleidung dann doch praktischer und die
Schuhe bequemer wurden beziehungsweise Frauen bei den ÖBB
überhaupt Schaffnerinnen werden konnten, ist vor allem einer Frau zu
verdanken: der Steirerin Helga Ahrer.
Ausreden für den Erhalt von Männerdomänen
In den 1980er-Jahren hatte die Tatsache, dass viele Unternehmen nur
männliche Mitarbeiter beschäftigten, vor allem einen Grund: In sogenannten
Männerbranchen wollte man unter sich bleiben, und als Ausrede,
warum man keine Frauen aufnehmen könne, diente dabei oft das
Schlagwort „sanitäre Einrichtungen“, die waren für Frauen schlicht
nicht vorhanden. Doch für Helga Ahrer –damals bei
den ÖBB noch als Reinigungskraft beschäftigt –
war unter anderem die Episode mit dem Polyestermantel
Anstoß für ihren frauenpolitischen Einsatz,
sie begann, die Gleichstellung beim männlich
dominierten Staatsbetrieb einzufordern, und
bewarb sich als damals erste Zugbegleiterin in
der Steiermark. Sie bekam den Job.
Diese nicht immer einfache Zeit schildert sie
mit einem Schmunzeln: als sie beim Rangieren
von ihren männlichen Kollegen ständig auf den
Prüfstand gestellt wurde, ob sie vielleicht nicht
doch an der „schweren Männerarbeit“ scheitere;
als sie als Einzige zum Ausprobieren in die
neue, knallgelbe Uniform des Verschubs gesteckt
wurde, diese aber unbeirrt trug und die
spöttischen Bemerkungen der Männer wacker
ertrug; als sie sich von Männernwenig Schmeichelhaftes
über Frauen, die „jetzt unsere Jobs
auch noch wollen“, anhören musste. Ein Zugführer
weigerte sich sogar, weiterzufahren,
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Helga Ahrer
erste Zugbegleiterin und
Gleichstellungsbeauftragte
„Ich dachte mir damals:
Wenn so viel Widerstand
daherkommt, steckt
etwas Größeres dahinter.“
nachdem Helga Ahrer die Lok umgehängt hatte. „Wenn so viel Widerstand
daherkommt, steckt etwas Größeres dahinter“, sagte sie sich,
kämpfte weiter und wurde bald bei den ÖBB Personalvertreterin und
Betriebsrätin, Frauenvorsitzende in der Region Süd und Gleichstellungsbeauftragte
für den Süden Österreichs. Beruflich war sie beinahe
20 Jahreals Zugbegleiterin in ganz Österreich tätig, bildete neue Kolleginnen
und Kollegen aus, wurde Teamleiterin und war zuletzt als Qualitätscoach
tätig. Heute betreut sie in der Gewerkschaft Vida als Fachsekretärin
in der Steiermark knapp 11.000 Mitglieder im Schienenbereich.
Ihr Motto, nach Simone de Beauvoir: Frauen, die nichts fordern,
werden beim Wort genommen. Sie bekommen nichts.
BILD: SN/THOMAS LUEF
Die Achtzigerjahreals Umbruchphase
Frauen waren bei den ÖBB schon in den Zwanzigerjahren des letzten
Jahrhunderts beschäftigt, als Telefonistinnen oder im Gepäckdienst.
Bis in die 1960er-Jahre lag der Frauenanteil beim österreichischen
Staatsbetrieb bei rund drei Prozent. Jede erste Frau, die in ein bis dato
männlich dominiertes Team kam, im Verschub, in der Werkstatt oder
der Fahrdienstleitung, habe anfangs immer die Struktur und Kultur
der Zusammenarbeit ordentlich durcheinandergewirbelt, sagt Traude
Kogoj, Diversitätsbeauftragte der ÖBB. Das begann bei den bereits
erwähnten sanitären Einrichtungen, die rein auf die Männer ausgerichtet
waren, und ging bis zur Dienstbekleidung inklusive Männerhandschuhen
in Übergröße. Nicht selten mussten Kolleginnen 200 Meter
zur Toilette zurücklegen, während das WC für Männer ums Eck
der Werkstatt lag, sagt Kogoj. „Das hat sich natürlich verändert,
genauso wie in unserem Bahnbistroneben Schnitzel auch vegane
Knödel mit Salat serviert werden.“
Gesellschaftlich waren die 1980er-Jahre
der Beginn eines neuen Zeitalters für erwerbstätige
Frauen. In den 1970er-Jahren wurde der
Schwangerschaftsabbruch erlaubt, das Karenzgeld
erhöht, Frauen durften ohne Zustimmung
ihres Mannes arbeiten gehen und mussten
nicht mehr seinen Namen annehmen. In
der Zeit, als mit Helga Ahrer die ersten Zugbegleiterinnen
kamen, wurde im Jahr 1989
auch die Vergewaltigung in der Ehe strafbar,
unverheiratete Mütter sind seither den verheirateten
gleichgestellt. Unter der ersten Frauenministerin
Johanna Dohnal änderte sich ab
1990 einiges im Familienrecht, Sexualstrafrecht
und im Sozialrecht. Zuvor noch, 1979,
wurde in Österreich ein Gesetz zur Gleich-
DIE BESTEN KARRIERE 55
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GLEICHSTELLUNG
BILD: SN/ÖBB KNOPP
56 DIE BESTEN KARRIERE
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GLEICHSTELLUNG
BILD: SN/ÖBB/KNOPP
behandlung von Frau und Mann beschlossen, das Lohnungleichheiten
zwischen den Geschlechternbeseitigen sollte und das in den 1980ern
und 1990ernmehrfach erweitert wurde. Ein starkes Signal setzte zudem
das Frauenvolksbegehren von 1997, das über 600.000 Mal unterzeichnet
wurde. Die Forderungen: gleicher Lohn für gleichwertige
Arbeit, ein Mindestlohn von 15.000 Schilling (1090 Euro), das Recht
auf Vereinbarung von Beruf und Familie, Kinderbetreuungsplätze,
Karenzgeld, Kündigungsschutz, die Unterstützung von Alleinerzieherinnen
sowie das Recht auf Grundpension.
Die Situation damals erinnert die Gewerkschafterin Helga Ahrer an
die heutigen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Denn ein
Grund, warum man überhaupt auf die Forderung der Frauen, Schaffnerinnen
auszubilden, einging, war der Mangel an männlichen Zugbegleitern.
Eine österreichische Zeitung, die damals über das Thema
geschrieben hatte, titelte: „Wenn Not am Mann, kommt Frau zum Zug“.
Auch heute, wo Unternehmen händeringend nach Mitarbeitern
suchen, wirdder Ruf nach mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt wieder
lauter.Helga Ahrer sagt dazu: „Wenn wir aber für die Frauen nichts tun,
keine Kinderbetreuung schaffen oder zumindest ein Umfeld, in dem sie
ohne Probleme ihr Stundenausmaß erhöhen können, haben wir ein
Problem.“ Selbstkritisch fügt die SPÖ-Politikerin hinzu, dass man dieser
Aufgabe zuletzt nicht umfangreich nachgekommen sei.
Die beste Lösung sind gemischte Teams
2004 kam der Passus hinzu, dass Menschen in der Arbeitswelt vor Diskriminierung
aus Gründen des Geschlechts, der ethnischen Zugehörigkeit,
der Religion oder Weltanschauung, des Alters und der sexuellen
Orientierung zu schützen sind. Auch bei den ÖBB siegte die Überzeugung,
dass die beste Lösung gemischte Teams aus unterschiedlichen
Kulturen sind, jung und alt, mit und ohne Behinderung und mit
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allen Geschlechtern dieser Welt, sagt die ÖBB-Diversity-Beauftragte
Traude Kogoj. „Heute ist eine möglichst bunte Zusammensetzung der
Belegschaft nicht nur ein Marker für Inklusion und Modernität, sie
macht auch unseren Konzern und unsere Mobilitätsdienstleistungen
deutlich besser.“ Frauen wüssten zudem, sagt Traude Kogoj, was
Frauen brauchten, helle, gut einsehbare Bahnhöfe beispielsweise,
Rolltreppen, Lifte oder Zugabteile, in denen Familien mit ihren Kindern
spielen können. „Wir wissen, dass gemischte Teams die besten Produkte
auf den Markt bringen, die besseren Services leisten und die Reisenden
bei ihren Bedürfnissen abholen.“ Das gelte auch für den technischen
Bereich. Die Zäsur dafür war die Gleichstellungspolicy von
2011, die neben Antidiskriminierung auch die Förderung von Frauen
sowie eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben vorsieht. Mit
der Diversity-Charta wurde die Anhebung des Anteils von Frauen und
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternmit Behinderung festgelegt. Die
daraus abgeleiteten Maßnahmen sollen die ÖBB in Bezug auf Inklusion
zu einem Vorzeigeunternehmen machen, sagt Kogoj.
Homosexuelle werden noch immer gemobbt
Helga Ahrer verrichtet derweil weiter ihre Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte
und Mediatorin. Nicht selten bitten homosexuelle Menschen
vor ihrem Outing oder Menschen vor einer Geschlechtsumwandlung
um ihreIntervention. Auch im Jahr 2022 sei das nicht selbstverständlich,
ergänzt sie. Mobbing passieregerade hier oft und subtil.
Die Gleichstellungsbeauftragte wirdzudem eingeschaltet bei Entgeltdiskriminierung
oder bei sexueller Belästigung, die vor wenigen Jahrzehnten
noch ein großes Thema gewesen, mit der Zeit zurückgegangen
und nach #metoo wieder aktuell geworden sei. Doch steter Tropfen
höhlt den Stein, in Kombination mit beschlossenen Vereinbarungen
will sich der Staatsbetrieb auch künftig weiterentwickeln. So be-
DIE BESTEN KARRIERE 57
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GLEICHSTELLUNG
schloss der ÖBB-Aufsichtsrat Anfang 2021 eine verpflichtende Frauenquote
von 45 Prozent, in den Führungsetagen soll in Zukunft überhaupt
die Hälfte der Positionen mit Frauen besetzt sein. Heute liegt der
Frauenanteil erst bei 14 Prozent, im Topmanagement bei fast 30 Prozent.
Auch in der Technik kommen langsam die Frauen an, dank der
Zusammenarbeit vieler Bildungseinrichtungen. Seit zehn Jahren betreiben
die ÖBB MINT-Kindergärten, in denen die Kleinsten lustvoll mit
Mathematik, Naturwissenschaft und Forschung in Berührung kommen.
Eines musste Traude Kogoj lernen: dass Veränderung gute Nerven
und Ausdauer erfordert.
Die Geschichte zeigt, was Frauen leisten können
In der Zwischenzeit ist die Zusammenarbeit von Männernund Frauen
selbstverständlich geworden, Stereotype und Klischees über Frauen
in der Arbeitswelt seien aber bedauernswerterweise noch immer nicht
verschwunden, sagt Helga Ahrer. Dabei habe die Vergangenheit immer
wieder gezeigt, wie wichtig Frauen im Erwerbsleben sind: „Als die
Männer im Krieg waren, haben die Frauen überall gearbeitet, um die
Infrastrukturen aufrechtzuerhalten. Niemand hat gefragt, was sie mit
den Kinderngemacht haben, die mussten mit. Als die Männer zurückkehrten,
waren die Frauen plötzlich nicht mehr in der Lage, diese Arbeit
zu leisten.“ Das in Erinnerung zu rufen, wird Helga Ahrer nicht müde.
Die Power,zukämpfen, hat die 55-Jährige nach wie vor.Einige Dinge
würde sie noch gernerreichen, als Gewerkschafterin, als Mediatorin,
als Multiplikatorin. „Anfangs haben sie zu mir immer gesagt: Jetzt bist
mal schön ruhig, dann wirddas schon seinen Lauf nehmen. Wenn ich
immer ruhig gewesen wäre, hätten wir vielleicht noch immer keine
Frauenuniformen, sondernMännerhosen und viel zu weite Hemden.“
DIVERSITY BEI DEN ÖBB
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> Behinderung und dauerhafte Beeinträchtigung sind Teil
unseres Lebens und Älterwerdens. Im ÖBB-Konzern haben
über 700 von insgesamt knapp 42.000 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern gesundheitsbedingte Einschränkungen,
deren Grad der Behinderung bei über 50 Prozent
liegt. Ihnen stehen Kolleginnen und Kollegen zur persönlichen
Unterstützung zur Seite.
> Gesundheitsvorsorge, Veranstaltungen und Aufklärung,
um ältere Beschäftigte fit zu halten und die Menschen besser
zu vernetzen: Die ÖBB bitten die Generationen zum
Austausch, in dem es auch um einen Perspektivenwechsel
für mehr gegenseitiges Verständnis geht.
> Kulturelle Vielfalt ist gegeben, die ÖBB-Angestellten kommen
aus mehr als 80 Staaten. Um diese Vielfalt zu zeigen,
werden regelmäßig Veranstaltungen organisiert. Der
Verein Lobby.16 unterstützt seit 2012 bei der Lehrausbildung
von geflüchteten unbegleiteten Jugendlichen mit
Asylstatus.
> Menschen, die nicht heterosexuell orientiert sind, bietet
der Konzern einen Rahmen an, in dem Themen im Umgang
mit sexueller Orientierung am Arbeitsplatz vertraulich
diskutiert werden können. Als erstes Unternehmen nehmen
die ÖBB seit 2012 an der Regenbogenparade teil.
58 DIE BESTEN KARRIERE
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GLEICHSTELLUNG
Grundeinkommen für alle
Der deutsche Philosoph RichardDavid Precht ist ein großer Verfechter des Grundeinkommens.
Nur so sei es möglich, die steigenden Ungerechtigkeiten bewältigen zu können, sagt er.
Geht es um Wandel und Umbruch, ist der deutsche Philosoph
RichardDavid Precht ein gerngesehener Gast in Talkshows.
Seine Aussagen sind oft umstritten, er provoziert, polarisiert,
verkürzt bisweilen, hat aber auch nachvollziehbare und schlüssige
Antworten auf die großen Fragen und Herausforderungen der gegenwärtigen
Zeit.
SN: Herr Precht, in welcher Welt leben wir Ihrer
Meinung nach?
Precht: Wir leben im zweiten großen Umbruch der Industriegesellschaft.
Nach der ersten industriellen Revolution kommen wir jetzt in
das „Second Machine Age“, in dem nicht nur die menschliche Arbeitskraft
ersetzt wird, sondernauch die komplexe menschliche Denkleistung.
Wirerleben einen gigantischen gesellschaftlichen Umbruch.
SN: Sind wir darauf eingestellt?
Nein, sind wir nicht. Wie auch bei der ersten industriellen Revolution
niemand darauf eingestellt war.
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SN: Sie sind bekannt dafür,Lösungen anzubieten.
Welche wären das in diesem Fall?
Das große Versprechen der zweiten großen Revolution wird das der
ersten sein: die Steigerung der Produktivität. Es wird heißen, dass
mehr erwirtschaftet wird. Doch es müsste anders verteilt werden als
bisher. Jene Menschen, die durch die Digitalisierung ihren Job verlieren,
müssen anders abgesichert werden. Denn die, die noch Jobs
haben, können die anderen nicht erhalten. Es wird ineuropäischen
Staaten ein Grundeinkommen geben müssen.
SN: Das wie finanziert werden wird?
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die überzeugendste ist die
Finanztransaktionssteuer.Lassen Siemich das mitZahlen klarmachen:
Der Bundeshaushalt ist 350 Milliarden Euro schwer. Die Summe des
Geldes, das deutsche Banken an den Börsen investieren, liegt bei 275
Billionen Euro. Vondiesem Betrag bräuchten wir nur eine Milliarde, um
das Grundeinkommen finanzieren zu können. Wenn die Finanztransaktionssteuer
einmal da ist, würde auch der Kuchen kleiner werden,
Radikaler denken als bisher,statt die bestehenden Verhältnisse zu bewahren: Richard David Precht.
BILD: SN/MARIJA KANIZAJ
DIE BESTEN KARRIERE 59
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GLEICHSTELLUNG
weil sich manche Spekulationsgewinne nicht mehr lohnen würden.
Letztlich würde das der Realwirtschaft dienen. Durch Umverteilung
würde jeder, sagen wir, 1500 Euro bekommen und je nachdem, was
man darüber dazuverdient. Das würde zwar nicht eine umfassende soziale
Gerechtigkeit bedeuten, aber die, die weniger haben, bekämen
dadurch mehr. Wenn durch die Digitalisierung Jobs verschwinden,
wird die Kaufkraft geschwächt, durch ein Grundeinkommen jedoch
wieder angehoben.
SN: Wassollten wir uns fragen, wenn es um das
Thema Digitalisierung geht?
Das Erste, das man wissen muss, ist, wo man hinwill. Wenn im Silicon
Valley etwas angestoßen wird, muss die österreichische Wirtschaft
versuchen, Tritt zu fassen. Das definiert aber noch keine positiven Ziele.
Und genau das haben wir seit vielen Jahrzehnten aus den Augen verloren.
Unser Credo ist: Die Verhältnisse sollen, so wie sie sind, stabil bleiben.
Doch wir kommen jetzt in eine Welt, in der wir zum Handeln gezwungen
sind, Bilder von der Zukunft zu schaffen. Das muss die Wirtschaft
tun, „die“ Wirtschaft gibt es aber nicht, jeder muss das also für
sich selbst leisten. Die Politik ist in vielen Bereichen heillos überfordert
und verlässt sich auf Prognosen, die dann hoffentlich nicht eintreffen
werden.
SN: Warum bleibt in so vielen Bereichen die große
Revolution aus?
Die meisten Menschen verbrauchen ihren Widerstandsgeist mit Kommentaren
auf Social Media im Internet und haben das Gefühl, das Ihre
getan zu haben. Man solidarisiert sich nicht mehr in der Öffentlichkeit,
sondernimNetz.
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SN: Welche Form des Wirtschaftens wäre nach
Ihrem Geschmack zukunftsfähig?
Wirkönnen den Kapitalismus nicht abschaffen und der Sozialismus in
Reinform führt zu nichts. Er wirdinder Regel zur Staatsdiktatur,inder
sich die übelsten Gesellen durchsetzen, die das System wiederum in
eine Oligarchie verwandeln. Der Sozialismus als Wirtschaftsform kann
also nicht das Ziel sein, Ziel könnte aber sein, mehr Gemeinwohl, mehr
soziale Verantwortung in die Wirtschaft zu bringen. Der Sozialstaat
müsste sozialer gemacht werden, um auch die Bevölkerung im Hinblick
auf die digitale Welt abzusichern.
SN: Welche Befähigungen braucht die nachkommende
Generation?
Selbstbefähigung, Selbstständigkeit, Kreativität, Einfallsreichtum. Das
alles ist gegenüber unserer Generation absolut steigerungsfähig.
SN: Waswürden Sie Eltern raten, wenn es um die
Schul- oder Berufswahl ihres Kindes geht?
Ich würde ihnen sagen: lieber ein glücklicher Fliesenleger als ein unglücklicher
Professor.
SN: Checken wir Talente genug ab?
Die halbe Miete für junge Menschen ist schon, wenn man sie in Ruhe
lässt. Nur weil ein Kind aus der Blockflöte einen richtigen Tonrausbringt,
heißt es noch lange nicht, dass Begabung da ist. Kinder brauchen
Freizeit und Gleichaltrige. Potenzialentfaltung ist für mich nicht,
was in Südkorea passiert, indem Kinder und Jugendliche gedrillt werden.
Es geht um die richtige Mischung aus Fördern, Fordernund vor allem
In-Ruhe-Lassen.
VomZimmerer zum IT-Techniker
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An Computern herumzuschrauben ist die große Leidenschaft von Gerhard Gföller (35). Daher entschloss er
sich, nach seiner Laufbahn als Zimmerer einen Neuanfang zu wagen und sein Hobby zum Beruf zu machen.
Nun macht er echt was mit IT:als Network &Security Specialist bei conova.
Der Salzburger Gerhard Gföller verwirklicht
seinen Traum in der Zukunftsbranche IT als
Systems Engineer im Netzwerkteam bei
conova.
BILD: SN/WWW.NEUMAYR.CC
Nach einer fundierten Ausbildung und ersten
Praxiserfahrungen im First und Second
Level Support wollte der gebürtige Salzburger
mehr: mehr Abwechslung und mehr
Herausforderung. Beides hat er bei conova
gefunden: Im Network &Security Solutions
Team des Salzburger IT-Dienstleisters und
Rechenzentrumsbetreibers conova übernimmt
er unter anderem die Konfiguration
der Firewalls, die Durchführung regelmäßiger
Sicherheitsupdates und er arbeitet an
Kundenprojekten mit.
„Klar war am Anfang viel neu, doch das
Team hat mich gleich akzeptiert und mir viel
beigebracht“, berichtet GerhardGföller von
seinem Einstieg bei conova. Den nächsten
Meilenstein hat der motivierte Salzburger
auch schon vor Augen: sein Wissen und
seine Kompetenz im Bereich Routing und
Switching weiter zu vertiefen. „Die IT steht
nie still. Das weckt meinen Ehrgeiz, Neues
zu lernen und mich laufend weiterzuentwickeln.“
Hier machst du echt was mIT.
conova communications GmbH
BEWERBUNG@CONOVA.COM
WWW.CONOVA.COM/KARRIERE
60 DIE BESTEN KARRIERE
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GLEICHSTELLUNG
Bitte mehr Begeisterung!
Es geht um das Thema Gleichstellung. Bitte nicht gähnen und schon gar nicht umblättern!
Schenken Sie uns bitte vier Minuten Ihrer Zeit. Es ist wichtig.
Esist wie das Amen im Gebet: Holt man in einer gemütlichen Runde
das Thema Gleichstellung hervor,ist die Stimmung garantiert
am Boden. Anwesende Männer erklären Frauen, dass sie es
sind, die das Kinder-Gen besitzen, und dass somit die Betreuung des
Nachwuchses in ihren Aufgabenbereich fällt; anwesende Mütter erklären,
dass sie zugunsten der Kinder gerne auf Geld, Job und Karriere
verzichten, und weichen dabei sicherheitshalber den Blicken der anwesenden
„Karrieremütter“ aus. Selbst ärgert man sich, dieses Thema
überhaupt auf den Tisch gelegt zu haben. Als Redakteurin ist es wie
das Amen im Gebet, nach einem Artikel zum Thema Gleichstellung
anonyme und selten schmeichelhafte Leserbriefe zu bekommen. Die
Meinungen zu diesem Thema sind offenbar hart wie Beton, über Wesentliches
will nicht gesprochen werden.
Das Wesentliche, das ist Chancengleichheit. Mit der Herstellung von
gesetzlichen Rahmenbedingungen sollten alle Menschen gleiche
Möglichkeiten auf Teilhabe in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt
bekommen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder
sexueller Orientierung. Für Frauen heißt Chancengleichheit vor allem,
über eigenes Geld zu verfügen. Dazu muss jedoch besprochen werden,
wie die unbezahlte Arbeit verteilt ist, und die wirdnoch immer vorrangig
von Frauen erledigt. Sprich: viel Arbeit, aber kein Geld. Im Job
können sich Männer auf vorhandene Strukturen stützen: Während typische
Männerberufe gewerkschaftlich gut organisiert sind und sich
die Menschen in dieser Branche sicher sein können, dass jedes Jahr
die Gehälter neu verhandelt werden, sind die vornehmlich weiblichen
Arbeitskräfte etwa in Pflege oder Kinderbetreuung beim Verhandeln
der Gehälter eher auf sich gestellt. Hier zu sagen: Ich gehe mal streiken
und überlasse schwerkranke Menschen für diese Zeit sich selbst, ist
zynisch. Werden jedenfalls die Arbeitskräfte etwa
in Pflege und Kinderbetreuung weniger,wirddie unbezahlte
Arbeit weiterhin vorrangig an Frauen hängen
bleiben, befürchtet die Gleichstellungsbeauftragte
der Stadt Salzburg, Alexandra Schmidt.
Gleichberechtigung
wirddemografischer Zwang
Nun aber zeigen sich die Folgen einer wirtschaftlichen
Entwicklung, die manches ändern
könnten, denn Betriebe suchen verzweifelt
Mitarbeiter, auch und vor allem Frauen. Und
darin steckt eine gewisse Ironie: Was die
Frauenpolitik in den vergangenen Jahrzehnten
nicht oder nicht gut genug geschafft hat, könnte
möglicherweise von der Wirtschaft erreicht
werden. Die Gleichberechtigung wird somit
von der feministischen Forderung zur demografischen
Notwendigkeit. Der Demograf Nicholas
Gailey sagte in einem Interview im deut-
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•
schen „Spiegel“, die Berufstätigkeit von Frauen habe einen viel stärkerenEinfluss
auf den Arbeitsmarkt als Immigration oder eine höhereGeburtenrate.
Abgesehen davon gibt es ohne Zweiteinkommen heutzutage
fast kein Auskommen mehr,Stichwort Wohnpreise. Gerade dadurch
entsteht oft ein neues Dilemma: Weil Wohnraum in der Stadt für
viele kaum noch leistbar ist, ziehen Familien aufs Land, dort wiederum
gibt es entweder keine Arbeitsplätze, der Wegzueinem (Teilzeit-)Job
ist zu weit oder das Familienauto steht für derlei gar nicht zur Verfügung.
„Frauen sind viel stärker auf Hilfsstrukturen angewiesen als Männer“,
sagt Alexandra Schmidt, und das betrifft nicht nur die Kinderbetreuung.
Und hier ist man wieder am Anfang: Ohne Arbeit kein eigenes Geld
und ein Teilzeitjob wird keine Existenzsicherung garantieren, geschweige
denn später eine eigene Pension. Wasdieses Thema betrifft,
so hat die Pensionsreform die Situation vieler Frauen verschlechtert.
Früher wurden die 15 einkommensstärksten Jahre zur Berechnung
der Pension herangezogen, nun ist es der gesamte Zeitraum.
Die Frauenbeauftragte wärefür ein Neudenken der steuerlichen Umverteilung,
etwa nach dem Vorbild der Elternversicherung in skandinavischen
Ländern. Aus diesem Topf werden Familienleistungen finanziert.
Kinderlose Menschen würden dabei mehr einzahlen, „das hat ja
auch eine gewisse Logik, schließlich zahlen die Kinder der anderen
Paare–immerhin die Arbeitskräfte von morgen –einmal deren Pension“,
sagt Schmidt. „Vielleicht muss es finanziell einschneidend sein,
damit ein Umdenken passiert“, etwa durch ein Kinderbetreuungsgeld,
das nur ausbezahlt wird, wenn auch der Vater in Karenz geht. Noch immer
müssen sich Männer,die sich zugunsten der Kinder Auszeit nehmen,
darüber von ihren Kollegen wenig Schmeichelhaftes anhören.
„Es kann jedenfalls nicht sein, dass sich Frauen alles selbst erkämpfen
müssen. Es braucht Rahmenbedingungen“, betont Schmidt.
BILD: SN/STADT SALZBURG A. KILLER
Alexandra Schmidt
Frauenbüroder Stadt Salzburg
„Es kann nicht sein, dass
sich Frauen alles erkämpfen
müssen. Es braucht
Rahmenbedingungen.“
Es braucht den Finanzplan für das Leben
Der harte Brocken sind die Emotionen und Vorwürfe, wonach sich
etwa „Karrieremütter“ nicht um ihre Kinder
kümmernund „Nur-Hausfrauen und Teilzeitarbeitende“
nicht um sich selbst. Hier braucht es
mehr Verständnis füreinander, Offenheit und
Ehrlichkeit, was die eigenen Bedürfnisse und
Lebensziele betrifft. „Es ist absolut verständlich,
dass ElternZeit mit ihren Kindernverbringen
wollen, auch immer mehr Väter.Doch die
Rahmenbedingungen, die wir haben, führen
dazu, dass wir immer weniger Kinder haben.“
Das Ziel muss sein, Voraussetzungen zu schaffen,
damit die Familiengründung attraktiv und
leistbar bleibt. Damit wirkliche Wahlfreiheit entsteht,
braucht es vor allem eines: einen Plan,
wie das Leben finanziert werden soll. Jetzt und
später,gerade für Frauen.
DIE BESTEN KARRIERE
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GLEICHSTELLUNG
61
Um bei der Gleichstellung weiterzukommen, braucht es auch und vor allem die Unterstützung der Männer.
BILD: SN/DROBOT DEAN -STOCK.ADOBE.COM
Wüstenrot am Puls der Zeit
ANZEIGE
Es ist so weit: Anfang Mai wurde der neue IT-Tower der Wüstenrot Gruppe in Salzburg eröffnet und
bietet nun Mitarbeiter:innen moderne Arbeitsplätze in einem nachhaltigen Umfeld.
Generaldirektorin Dr.Susanne Riess.
Der grüne IT-Tower bietet dem IT-Team den
Arbeitsplatz der Zukunft mit flexiblen Desk-
Sharing-Modellen, einem „open space“-
Konzept, einer „Gaming Lounge“ für Mitarbeiter:innen,
dem Roboter „Pepper“, Details
wie einer Kunstinstallation von Mischler
&Traxler Studio im Foyer –und vieles mehr.
„Uns ist bewusst, dass die Bedeutung der
BILD: SN/WÜSTENROT
Informationstechnologien für alle Geschäftsprozesse
und Bereiche weiterhin
zunimmt. Mit dem grünen IT-Tower setzen
wir bewusst ein Zeichen für den Standort
Salzburg und laden die besten Köpfe der
Branche ein, bei uns mitzuarbeiten“, sagte
Generaldirektorin Dr. Susanne Riess anlässlich
der Eröffnung.
Beim Bau ans Klima gedacht
Stolz ist Wüstenrot auch darauf, dass mit
dem neuen IT-Tower ein Schritt Richtung
Nachhaltigkeit und Klimaschutz erfolgt: Am
Dach wurde eine leistungsstarke Photovoltaikanlage
installiert, LED-Stehleuchten
mit Beleuchtungsmanagement sowie der
bewegbare Außensonnenschutz zur Senkung
des Wärme- bzw. Kühlbedarfs sind
wichtige klimafreundliche Maßnahmen.
„Ich bin stolz, dass wir die Leistungen unsererMitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in der IT
durch die Bereitstellung modernster Arbeitsplätze
wertschätzen können“, bedankt
sich Vorstandsmitglied Gerald Hasler bei
seinem IT-Team.
Kontakt
Wüstenrot Gruppe
Alpenstraße 70, 5020 Salzburg
Jetzt bewerben:
WUESTENROT.AT/KARRIERE
62 DIE BESTEN KARRIERE
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GUTE FÜHRUNG
Wann haben
wir verlernt
zu streiten?
Laut sticht Leise. Salopp formuliert
kennzeichnet das viele Diskussionen.
Gutes Streiten und Argumentieren ist
spätestens seit der Pandemie rar geworden.
Warum das so ist, erklären Barbara Wick
und Ingo Bieringer.
BILD: SN/JUAN GARCIA - STOCK.ADOBE.COM
DIE BESTEN KARRIERE 63
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GUTE FÜHRUNG
64 DIE BESTEN KARRIERE
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GUTE FÜHRUNG
Nicht zuletzt Corona ist es geschuldet, dass die Meinung des
anderen oft nicht mehr zählt und man Informationen nur dann
akzeptiert,wennsie in die eigeneWeltanschauung passen. „Vermeidung
der kognitiven Dissonanz“nennt sich das in der Fachsprache.
Sogehtesrechtsgegenlinks, Impfbefürworter gegen Impfgegner,Besserwisser
über die Dummen,wobeinicht immer klarsei,wer wer ist, sagt
derdeutsche KabarettistChristophSieber.Gutes Streiten haben wir offensichtlich
verlernt. Oder wie ofthaben Sie sichinletzterZeit im beruflichenKontextaufdieZungegebissenundeinenKonfliktdochliebernicht
thematisiert, weil sie auf dieKonsequenzen verzichtenwollten? Lassen
Sie seitIhrer letzten ImpfdiskussionimFamilienkreis überhauptThemen
außen vor,bei denenesheißhergehenkönnte? Barbara Wick vom Friedensbüround
Ingo Bieringer von der Trigon Entwicklungsberatung haben
mit diesem Thema tagtäglich zu tun, Wick im schulischen Bereich,
Bieringer in der Wirtschaft. Ein Gespräch darüber,warum uns Streiten
bzw. aufmerksames Zuhören und Eingehen auf den anderen oft so
schwerfällt.
SN: Warum fällt es uns so
schwer,zustreiten oder
Konflikte zu thematisieren?
Barbara Wick: Viele haben in sogenannten
Zwangskontexten, also
dort, wo man in gewissen
Strukturen gefangen ist, Angst,
Konflikte zu thematisieren, weil
man sich ja immer wieder begegnet.
Ein Ansprechen dessen könnte
zudem der Startschuss für eine
Situation sein, für die man selbst
keine Lösungen hat. Dieser Frage
nach dem Danach geht man lieber
aus dem Weg, nicht nur im beruflichen
Kontext, das ist auf anderen
Ebenen, etwa in Gemeinden, nicht
anders. Die Angst davor,etwas zu
zerstören oder die Konsequenzen
tragen zu müssen, ist da oft größer.
Ingo Bieringer: Ich sehe den Umgang
mit Differenzen, wie wir es
aktuell tun, mit großer Sorge. Konflikte werden heute schnell mit Skandalisierung
oder Spaltung in Verbindung gebracht und nicht als normales
soziales, demokratisches Phänomen betrachtet. Konflikte im Zusammenleben
sind nicht immer angenehm, gehören aber dazu. Für
mich gibt es zwei Tendenzen, einerseits werden Konflikte aufgebauscht,
auf der anderen Seite wirdalles getan, um sie zu vermeiden. In
Unternehmen sehe ich die große Aufgabe darin, Konflikte wieder zu
normalisieren, und zwar als das, was sie sind, als soziale Phänomene.
Ingo Bieringer im Gespräch über gutes Streiten mit …
SN: Warum ist es so weit gekommen?
Bieringer: Aus meiner Sicht liegt das unter anderem an einer Social-
Media-Logik. Auf Facebook etwa funktionieren die Algorithmen
nach dem Grad der Skandalisierung, wer den größten Schwachsinn
verbreitet, bekommt die meiste Aufmerksamkeit. Einerseits verspricht
die Digitalisierung Bequemlichkeit, im sozialen Miteinander ist sie oft
alles andere als bequem und bringt auch neue soziale und kulturelle
Auswirkungen mit sich. Die Bereitschaft, sich in einen Konflikt zu begeben,
ihn auszuhalten und zu lernen, war schon immer gegeben und
ist mit der Digitalisierung ein noch größeres Thema geworden.
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•
Wick: Ich erlebe oft, dass Menschen denken, sie können nur verlieren,
wenn sie einen Konflikt thematisieren –oder wenn davon ausgegangen
wird, dass die besseren Karten hat, wer lauter schreit, mächtiger
ist und sich besser darstellen kann. Eine leise und sich nicht sehr stark
fühlende Person, die über ihreMöglichkeiten, mit dem Konflikt umzugehen,
nicht allzu gut Bescheid weiß, wird schnell in die Handlungsunfähigkeit
geraten und sich zurückziehen.
SN: Nun kommt eine Generation nach, die viele
Dinge auf den Tisch bringt, die sich die ältere Generation
gar nicht zu sagen gewagt hätte.
Bieringer: Ja, und in diesem Zusammenhang wird dann gleich von
Generationenkonflikt gesprochen, obwohl es vielleicht nur allgemeine
Unterschiede sind. Dazu kommt, dass eine Differenz noch kein Konflikt
ist und dass durch dieses falsche Bezeichnen Konflikte herbeigeredet
werden. Unterschiedliche Auffassungen zwischen den Generationen
gibt es seit über 2000 Jahren,
schon Sokrates hat sich über die
Arbeitsmoral der Jugend beschwert.
Das gehört zum Ausverhandeln
des Generationenvertrags.
Es ist normal, wenn die ältere
Generation beobachtet, wer
nachkommt, und die jüngere begutachtet,
was die Älteren hinterlassen
haben. Das ist in Unternehmen
dasselbe, immer begleitet
von der Frage: Empfinde ich das
als Skandal und nicht bewältigbar
oder kann ich eine Lösung finden?
SN: Worin unterscheidet
sich eine unterschiedliche
Meinung vom Konflikt?
Bieringer: Ein Konflikt ist, wenn in
einer sozialen Interaktion zumindest
eine Partei durch eine andere
eine Beeinträchtigung erlebt. Das
muss spürbar sein, und das kann
durchaus auch nur subjektiv sein.
Bis zu einem gewissen Punkt gibt
es in einem Konflikt Selbstheilungskräfte, je weiter der eskaliert, desto
schwieriger wirddie Bewältigung.
Wick: Solange man selbst noch weiß, worum es in einem Konflikt geht
und was der Grund dafür ist, kommen Menschen relativ einfach selbst
heraus. Vorausgesetzt natürlich, sie schaffen es, ihn anzusprechen.
Sobald ich merke, es geht im Konflikt um eine Person, bei der es mir
besser geht, wenn sie aus dem Raum ist, wäre esratsam, Hilfe von
außen zu holen. Schulenetwauns,Privatpersonenetwa einen Coach.
SN: Gerade in Hierarchien traut sich „unten“ oft
nicht zum Beschweren nach „oben“. Wiekönnen
die rangniedrigeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
erreichen, dass ihnen ihre Führungskräfte zuhören
und ihre Anliegen ernst nehmen?
Wick: Aus meiner Erfahrung an Schulen kann ich berichten, dass es
stark auf die Beziehung ankommt. Man weiß in der Regel, was der
Grund für den Konflikt ist, und man wirdesineinem vertrauensvollen
Setting auch schaffen, sich zusammenzusetzen und darüber zu reden.
BILDER: SN/DANIELA MÜLLER (2)
DIE BESTEN KARRIERE 65
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GUTE FÜHRUNG
Ist ein Konflikt jedoch höher eskaliert, braucht es unbedingt die Person
beziehungsweise Unterstützung von außen.
Bieringer: In Unternehmen hängt es oft mit dem Hierarchieverständnis
und der Unternehmenskultur zusammen. Tendenziell lässt sich sagen,
dass Unternehmenskulturen manchmal nicht förderliche, ungeschriebene
Spielregeln in Bezug auf Konflikte haben. Neue Beschäftigte erfahren
diese oft schon in der ersten Woche: Ober sticht Unter,wer als
Führungskraft einen Konflikt hat, wirkt inkompetent, Wesentliches wird
nur in der Pause besprochen und so weiter. Indiesen Fällen wird die
Bereitschaft gering sein, mit einem Konflikt offen umzugehen. Man
muss auch unterscheiden zwischen Konfliktfähigkeit, die den Einzelnen
betrifft und die man lernen kann, und Konfliktfestigkeit, die ist wiederum
auf die Organisation und Unternehmenskultur bezogen. Hierfür
gibt es in einigen Betrieben schon Anlaufstellen, an die sich Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter mit Problemen wenden können. Sie werden
gehört und es werden weitereVorgehensweisen
besprochen. Wichtig
ist jedenfalls, Konflikte als notwendige
Entwicklungsphänomene
zu begreifen.
SN: Sollte gutes Streiten
nicht schon in der Schule
gelernt werden?
Wick: Richtig streiten, indem man
Konflikte gewaltfrei aushandelt,
kann man lernen. Es gibt immer
wieder Bestrebungen, leider hört
das genauso schnell wieder auf.
Ich erlebe oft Schüler, die mit der
Überzeugung zur Schule kommen,
sie werden zurückschlagen,
sollte es einmal zu Handgreiflichkeiten
kommen. Dahinter stehen
oft elterliche Werte und die Anweisung,
sich nicht unterkriegen zu
lassen. Wer auf diesem Level
bleibt, ist nicht gut für spätereKonflikte
vorbereitet. Wichtig ist, das
persönliche Empfinden zu thematisieren.
Ein „Das hat mir wehgetan“ oder „Hör auf“ ist wirkungsvoller
und das kann man lernen, wir machen das etwa in Schulen. Oft haben
Konflikte ihren Ursprung auch ganz woanders, nicht selten stellt sich
heraus, dass nicht Schüler Konflikte miteinander haben, sondern die
Eltern. Der Jugendliche bekommt das mit, sitzt aber in der Schule neben
dem „Kontrahenten“ und ist in einem Loyalitätskonflikt, weil er
nicht mehr weiß, auf welche Person er hören soll. Wichtig für ein gutes,
friedvolles Zusammenleben in und außerhalb der Schule wäre, dass
sich die eigentlichen Streitparteien, in diesem Fall wären es die Eltern,
an einen Tisch setzen und ihren Konflikt verhandeln. Das hätte dann
auch eine Vorbildfunktion für die Kinder und Jugendlichen.
…Barbara Wick vom Friedensbüro Salzburg.
SN: Eine Grundregel, die man in jedem Kommunikationsseminar
lernt, lautet: Es braucht in Konflikten
Ich-Botschaften, um die eigenen Befindlichkeiten
zu beschreiben. Warum fällt das so schwer?
Bieringer: Das ist eine wesentliche Frage und in den Unternehmen ist
sie noch schwieriger.Meiner Erfahrung nach, weil man Verletzlichkeit
und Emotionen zeigt, das ist ein hochriskantes Unterfangen in vielen
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Bereichen. Man wird als weinerlich wahrgenommen, zu wenig tough
und will sich nicht den Vorwurf anhören lassen, sich immer gleich angegriffen
zu fühlen. Das Risiko, Konflikte zu thematisieren, ist in diesem
Fall stets verbunden mit der Angst, ausgeschlossen oder sanktioniert
zu werden oder als inkompetent zu gelten.
SN: Wiemacht man’sbesser?
Bieringer: Meine Arbeit als Organisationsberater und Begleiter sehe
ich aktuell stark darin, Dialogräume zu ermöglichen, in denen Menschen
sagen können, was sie wirklich beschäftigt und bewegt. Also
nicht im Sinne einer Selbsthilfegruppe, sondernimoffenen Dialog, und
der führt immer zu Erkenntnissen und neuen Ideen. In diesen Räumen
darf man auch als verletzbarer Mensch mit Unsicherheiten auftreten.
SN: Das alles erinnert ein bisschen an den Mathematikunterricht
in der Schule, als man heilfroh war,dass
jemand nachfragte, weil
man auch selbst längst
ausgestiegen ist.
Bieringer: Ja, im Unternehmen ist
das noch viel schwieriger als in der
Schule. Aber auch das hängt mit
dem Generationenthema zusammen:
In meiner Praxis arbeite ich
mit Nichtwissen, jeder hat die
Möglichkeit, seine persönlichen
Fragezeichen einzubringen. Das
ist für Jüngerefast eine Selbstverständlichkeit,
sie haben Spaß daran,
sich zu zeigen, wie sie sind.
Sie sitzen nicht mit einer Maske da
und vermitteln den Eindruck, dass
alles an ihnen abprallt. Offenheit ist
für die jüngere Generation auch
keine Selbstverständlichkeit, aber
sie verbinden das mit Zusammenarbeit,
das ist super.Älteretun sich
da mitunter schwerer. Auf der anderen
Seite verstehe ich auch diese
Generation, die in der immer
schneller werdenden Arbeitswelt
in den vergangenen Jahrzehnten wirklich gute Arbeit geleistet hat und
die nun ein Problem damit hat, dass das Bisherige als mangelhaft kritisiert
werden könnte.
SN: Waswäre wichtig, um die kommende Generation
zu fördern und die ältere in ihren Leistungen nicht
vor den Kopf zu stoßen?
Bieringer: Im Dialog sein und das Warum und den Sinn zu vermitteln.
Wick: In den Schulen merke ich Eskalationen oft dort, wo Schülerinnen
und Schüler nicht wissen, warum sie etwas machen sollen. Das zieht
sich in der Regel über einen längeren Zeitraum. Dabei fehlen Erklärungen,
weswegen die Schüler aufstehen, klareForderungen stellen und
mitreden wollen. Das ist absolut verständlich. Oft ist es jedoch so,
dass Konflikte und Haltungen so verfestigt sind, dass sie zu einem
Stillstand führen, viele Schülerinnen und Schüler sagen: Dann tun wir
eben gar nichts mehr. Die Lehrer hingegen fragen sich, wie sie mit
diesen Schülern inKontakt kommen sollen, die sich plötzlich so stur
zeigen, in Wirklichkeit aber nur einen Austausch suchen. Gerade hier
66 DIE BESTEN KARRIERE
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GUTE FÜHRUNG
braucht es dann den Dialog und die Bereitschaft, miteinander in Beziehung
zu gehen.
SN: Das ist in der Pubertät, wo einem junge Menschen
das Gefühl geben, mit den Älteren nichts zu tun
haben zu wollen, aber schwierig.
Wick: Umgekehrt gilt das ja auch. Auch Erwachsene wenden sich ab,
indem sie sagen: Es muss sein, wie wir wollen. Dabei besteht doch auf
beiden Seiten der Wunsch, gehört zu werden.
Bieringer: Es ist der Job von Erwachsenen, Jugendliche durch die
Pubertät zu führen! Ja, es ist eine Krisenzeit für sie, aber es passiert
auch Entwicklung. Auch eine Führungskraft muss ihr Team durch
Krisen begleiten.
SN: Da sind wir wieder am Anfang. Wann ist eine
Krise eine Krise? Wieerreicht man dieses Verständnis?
Bieringer: Ich kenne Unternehmer, die zwei Mal im Jahrdurch das UnternehmengehenundvondenjungenMenschenwissenwollen,wassie
im Betrieb beobachten und was sie anders machenwürden. Mein Sohn
absolviertevor einigerZeitein Praktikum und erzählte mir, dass im Unternehmen
seitvierTagenein Kundenproblembesprochen werde, fürdas
er eine gute Lösung hätte, die er sich abernichtzusagen traute,weil er
dieältereGeneration nicht vorden Kopf stoßenwollte.Ineinemoffenen
Dialog wäreereslosgeworden,sohat er die Lösung für sich behalten.
SN: Wasist eigentlich der Unterschied zwischen
Kommunikation und Dialog?
Bieringer: Im Dialog steckt Begegnung, es ist ein Austausch, der Haltung
erfordert, Verständnis und die Bereitschaft für ein Generieren von
neuen Ideen. Im Dialog ringen wir in unserer ganzen Unterschiedlichkeit
um ein gemeinsames Bild unseres Anliegens oder der Aufgabenstellung.
Ich erlebe oft, wie überrascht die Beteiligten sind, auf welche
Ideen sie dadurch gekommen sind, auf die sie allein vermutlich nie
gekommen wären.
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•
Wick: Dem kann ich nur beipflichten, der Dialog ist eine freiere Form
des Austauschs. Wir üben mit unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern
verschiedene Dialogformate, wo es darum geht, den anderen
zuzuhören, zu üben, dass man nicht gleich auf jedes Argument einsteigen
muss, sondernesdarum geht, Gedanken zu äußern, andereanzuhören
und das Gesagte gelten zu lassen. Dann bekomme ich einen
Pool an Ideen, denn durch das Zuhören findet eine gegenseitige
Befruchtung statt. Wenn es darum geht, den anderen mit seinen
Argumenten zu schlagen oder besser als der andere sein zu wollen,
kommt es zu keinem Dialog, im Gegenteil: Man hemmt sich nur gegenseitig.
Bieringer: Ein schönes Beispiel für Konflikt –oder Dialog –ist die
Hofübergabe. Nicht umsonst gibt es Übergabemediationen, weil das
ein in der Regel recht konfliktträchtiges Thema ist. Der Hof wird
zwar übergeben, der Altbauer bleibt aber dort meist wohnen und redet
mit. Das hat es schon immer gegeben. Der Jungbauer will die Beziehung
zu den Elternnicht brechen, hat aber vermutlich andereVorstellungen,
wie er den Hof weiterbewirtschaften möchte, und das
muss er in einem Dialog klären. Wasich bei der älteren Generation oft
vermisse, ist das Vertrauen, Verantwortung in die Hände der jüngeren
Generation zu legen. Stärker ist meist der Wunsch nach Anerkennung
des bisher Geleisteten, doch auch berechtigte Kritik braucht ihren
Platz. Ein Loslassen von dem, was man selbst geschaffen hat, ist nie
einfach.
Wick: Im schulischen Bereich tritt das auf, wenn eine Direktorin in Pension
geht. Hier benötigt es eine Verabschiedungskultur und die Würdigung
und Anerkennung dessen, was sie geleistet hat. Fehlt das, wird
der Start für die neue Person mitunter beeinträchtigt. Ich glaube generell,
dass es in Kulturen Rituale braucht, um Wechsel gut vollziehen zu
können. Was die Schülerinnen und Schüler betrifft, so fehlt leider oft
das Wissen darüber,was die Vorgängergenerationen geleistet haben.
Es braucht den Austausch, um ins Leben der anderen eintauchen zu
können.
BILD: SN/RAWPIXEL.COM - STOCK.ADOBE.COM
68 DIE BESTEN KARRIERE
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GUTE FÜHRUNG
BILD: SN/PHILIP STEURY - STOCK.ADOBE.COM
Die Welt braucht neue Chefs
Eine Generation, die von Hierarchien nichts mehr hält, trifft auf noch nie da gewesene Probleme
und Herausforderungen über den gesamten Globus. Das könnte man auch als Chance sehen.
Die Arbeitswelt von morgen braucht neue Chefs und Managerinnen
und ein neues Führungs- und Managementverständnis.
Für die jungen Menschen haben Hierarchien keine Bedeutung
mehr,genauso wenig die Haltung, dass „oben“ gedacht wirdund die
richtigen Entscheidungen getroffen werden, „unten“ hingegen umgesetzt
und gearbeitet wird. Doch wie gelingt sie, die „gute Führung“, wie
müssen Führungskräfte von morgen gestrickt sein?
Für den Unternehmensentwickler Gerald Ziegler ist diese Frage eher
zweitrangig. Es gehe vielmehr darum, die Welt zu retten, die Wirtschaft
und das Arbeiten neu zu leben, nicht mehr und nicht weniger.Die nachfolgende
Generation könne dabei einen wertvollen Beitrag leisten, ist
er überzeugt. „In Summe habe ich oft das Gefühl, die Welt wirdnach
wie vor gemanagt wie in der industriellen Revolution“, sagt Ziegler.Dabei
lebten wir in der größten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Transformation aller Zeiten, Corona, der Ukraine-Krieg, die Umweltkatastrophe
und die Rohstoffknappheit sowie die Lieferkettenthematik
seien dabei nur die Auswirkungen. Fakt ist, sagt Ziegler: „Wir haben
die Welt an die Wand gefahren, tun aber so, als könnte es weitergehen
wie bisher.“
Die Denkweise der meisten Führungskräfte fußt auf einer Zeit, in der
es stets nur bergauf gegangen ist. Die Gegenwart zeigt sich jedoch
komplexer als bisher gewohnt und vor allem unvorhersehbar,unberechenbar
und unsicher.„Mit unserem bisherigen linear-eindimensionalen
Denken stoßen wir hier an unsereGrenzen. Wirmüssen erkennen,
dass wir vieles einfach nicht berechnen und beherrschen können“,
betont Ziegler.Die Denkstrukturen, in denen wir gefangen sind, tun dabei
ihr Übriges: Dinge werden gesehen, wie sie gesehen werden sollen
oder wollen, was wir nicht kennen, sehen wir nicht. So wie die amerikanischen
Ureinwohner keine Vorstellung von Schiffen hatten und we-
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der die damit einhergehende Gefahr erkannten noch beim Ankommen
der ersten Siedler die Flucht ergriffen, so würden wir aktuell mit den
brennenden Themen umgehen: UnsereGehirnstruktur ist so geschaffen,
dass das Unbekannte nicht sichtbar wird. Und so warten wir hoffnungsvoll
darauf, dass die großen Themen sich von selbst lösen. Ziegler
ist zudem der Meinung, dass uns eine starke Angstkultur innewohnt,
die durch die Pandemie seitens der Politik noch befeuert worden
sei.
Nähe und Beziehung sind Grundbedürfnisse
Bei all diesen Themen könnte die Zusammenarbeit mit der nachkommenden
Generation fruchtbar sein, glaubt der Wirtschaftsberater: Die
jungen Menschen sind in einer anderen Welt aufgewachsen, haben
andereWerte und Vorstellungen vom Leben und der Arbeit, die auch
für die ältere Generation von Nutzen sein könnten. „Ich bin der Meinung,
dass jeder Mensch motiviert ist, über Potenziale verfügt, aber
auch Schwächen hat, vor allem interessiert ist, zu lernen“, sagt Gerald
Ziegler. Jeder Mensch möchte seinem Leben einen Sinn geben, will
gesehen werden und über Selbstwirksamkeit verfügen.
„Unsere psychologischen Grundbedürfnisse sind Nähe beziehungsweise
Beziehung, Autonomie und Kompetenz, ohne die wir
nicht überleben könnten.“ Dieser Wunsch präge sich im Gehirn ein,
auch als junger Mensch oder Erwachsener will man in einer Gemeinschaft
aufgehoben sein, aber auch über eine gewisse Autonomie verfügen,
sein Leben selbst bestimmen zu können. Gerald Ziegler sagt
dazu: „Das sind Themen, die ich mit Firmen bespreche: Waskönnen
wir tun, damit wir dort die jungen Menschen abholen, sie ernst nehmen
und ihreKompetenzen stärken? Wiekönnen wir ihnen Entwicklungschancen
anbieten?“
DIE BESTEN KARRIERE 69
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GUTE FÜHRUNG
Dazu gehört, zu vertrauen, dass die übertragenen Aufgaben wirklich
gemacht werden, Stichwort mobiles flexibles Arbeiten. Die Mitarbeiter
sollten selbst bestimmen können, wann, wo und wie sie am besten ihre
Leistung erbringen. Auch beim Thema Innovation könne man ruhig die
jüngereGeneration mehr ranlassen, ist der Unternehmenscoach überzeugt.
Als Beispiel nennt er Gastronomie- und Tourismusbetriebe. Gerade
diese leiden aktuell unter Personalmangel. „Aber nur die Speisekarte
zu reduzieren oder die Mitarbeiterzimmer neu zu streichen reicht nicht.
Wirbrauchen grundlegend neue Konzepte und Ansätze. Da gilt es zu
klären, was ist unsereIdentität, wofür gibt es uns überhaupt, was ist unser
Sinn und Zweck, was können die Mitarbeitenden dazu beitragen
und wie können sie ihreZiele und Vorstellungen damit verwirklichen.“
Aber auch die Frage, wie können wir Menschen am Unternehmenserfolg
beteiligen, Stichwort „Verantwortungsgemeinschaft“, wird uns
in Zukunft beschäftigen.
Ein Durchtauchen wirdesnicht geben
Christina Schweiger leitet den Studienbereich Human Resources &Organization
Study Programs an der FH Wien der WKW.Sie beobachtet,
dass die heimischen Betriebe mittlerweile weltweit nach geeignetem
Personal suchen. Für die HR-Büros bedeutet dies neue Agenden: für
die künftigen Mitarbeiter Visa besorgen, Wohnungen, Schulplätze für
die Kinder und so weiter. Die meisten Betriebe haben sich aus der
Schockstarrenach der Pandemie befreit, sind aber noch immer überfordert
in der Frage: Wie handhabt man das Arbeitskräfteproblem
bestmöglich? Ein Durchtauchen in der Hoffnung, die Probleme lösen
sich von selbst, sei dabei jedenfalls keine gute Strategie, sagt Christina
Schweiger,bei den wichtigen Themen wie Digitalisierung oder Klima-
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wandel gebe es keinen Rückwärtstrend. „Hier sind die öffentlichen
Institutionen und die Politik gefordert, an einem realistischen Ist-Bild zu
arbeiten“, sagt die HR-Expertin. Auch innerhalb der Unternehmerschaft
brauche es ein produktives Miteinander und mehr Austausch:
Dies betreffe vor allem Branchen, die der Mitarbeitermangel hart trifft,
etwa die Gastronomie und Freizeitwirtschaft. Ein gemeinsames Auftreten
und Präsentieren der Region oder der Anziehungspunkte beispielsweise
hätte für alle positive Effekte, ist Schweiger überzeugt.
„Man kann auch gemeinsam Seminareorganisieren, in denen Lösungen
für die vielfältigen Probleme besprochen werden.“
Um junges Personal zu finden, sind die HR-Abteilungen mehr als bisher
gefordert, die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz mit den Lebensrealitäten
der Menschen kompatibel zu gestalten. Keine einfache
Aufgabe, findet Christina Schweiger,vor allem, wenn es um die Frage
geht, wo die Grenzen zu setzen sind. Wasbiete ich als Arbeitgeber und
was geht zu sehr in den privaten Bereich? Vorallem: Versucht man, den
Wünschen der Bewerber zu entsprechen, was ist mit den länger im
Unternehmen befindlichen Menschen, die jahrelang und selbstverständlich
unter schlechteren Bedingungen gearbeitet haben? Die HR-
Expertin sieht die neuen Führungsqualitäten darin, den Teammitgliedernauf
Augenhöhe zu begegnen und den Rahmen für die Form des
Arbeitens zu stecken sowie das Teamgefüge optimal zu koordinieren.
Die neuen Chefinnen und Chefs sind mehr Coach und Entwickler als
Befehlshaber,die von oben bestimmen, was zu tun ist. Auf jeden Fallgilt
es, die Generationen zusammenzubringen und Teams so zu bilden, dass
alle voneinander profitieren. Christina Schweiger glaubt schon, dass
es in der Arbeitswelt einen Reset braucht, da sich letzten Endes das
Mindset der Unternehmer, Manager und Führungskräfte wird ändern
müssen. „Die, die hier nicht mitziehenkönnen, werden hängen bleiben.“
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70 DIE BESTEN KARRIERE
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GUTE FÜHRUNG
Wieviel Wunschkonzert darf es sein?
Spätestens im Bewerbungsgespräch stellt sich heraus, wie selbstbewusst Dinge gefordert
werden können. Ein Erfahrungsbericht von Salzburger Recruitern.
Marlies Brunner
Dr.Pendl &Dr. Piswanger Partner
Aktuell gibt es mehr offene Stellen als entsprechende Fachkräfte,
der oft genutzte Begriff„WarofTalents“ passt heute gut. Unternehmer
und nicht die gesuchte Person müssen sich an den Wandel der
Zeit anpassen. Den Digital Natives ist wichtig, dass sie flexibel hinsichtlich
Zeit und Ort arbeiten können, das ist im Gespräch oft eine
der ersten Fragen und wirdauch vorausgesetzt. Die durch Corona
beschleunigte digitale Mobilität sollte weiterhin geboten werden,
um Flexibilität gewähren zu können. Der Kontrollgedanke der älteren
Generation, die eher wenig von selbstbestimmtem Arbeitsalltag
hält und ihren Mitarbeiternnicht vertraut, wenn sie aus dem persönlichen
Fokus sind, steht hier mitunter im Weg. Homeoffice sollte
auch nach Corona angeboten und beibehalten werden, zumindest
in einem reduzierten Ausmaß. Es
sollten flexiblere Arbeitszeitmodelle
oder unterschiedliche Formen von
Beschäftigung geboten werden, damit
eine größereGruppe potenzieller
Personen, die dann zur Auswahl stehen, sich für das Unternehmen
interessiert. Das hilft vor allem auch Frauen, denen durch die häufige
Doppelbelastung Kinder/Beruf so eher entgegengekommen
wird. Weitere Talente werden so gefunden oder bleiben erhalten.
Unternehmen wiederum können und müssen sich nicht verbiegen
und ihreGesamtstruktur zur Gänze ändern. Allen Wünschen kann
man nicht entsprechen.
BILD: SN/BRUNNER
Wolfgang Rehrl
Rehrl +Partner
Die Unternehmen strecken sich
bereits Richtung Decke, um Arbeitskräfte
zu bekommen. Sie
versuchen jetzt schon, auf die Wünsche der Kandidaten einzugehen,
bieten beispielsweise flexible Arbeitszeiten oder die
Möglichkeit zu Homeoffice und bezahlen längst übertariflich.
Es könnte der Fall sein, dass das beim bestehenden Personal
Unmut auslöst. Jedenfalls fordert es viele Personalabteilungen,
zu einem ausgewogenen und für alle zufriedenstellenden
Ergebnis zu kommen. Meiner Beobachtung nach müssen die
Unternehmen sogar aufpassen, dass sie sich mit Goodies und
Attraktivierungsmaßnahmen nicht überbieten, in diese Richtung
geht es bereits.
Schon länger fällt auf, dass Menschen oft gar nicht aktiv in einen
Bewerbungsprozess einsteigen, sie sind es mittlerweile
schon gewöhnt, von Firmen oder von uns angesprochen zu
werden. Absolventen von höheren Schulen oder Universitäten
nehmen oft aus Praktika fixe Jobzusagen mit. Für uns als
Recruiter bedeutet das, noch mehr in die Direktansprache/Headhunting
zu gehen.
BILD: SN/NIKO ZUPARIC
Fritz Pötzelsberger
improv
Ich glaube nicht, dass man viel
verändern muss, auch glaube
ich nicht an das Allheilmittel
Homeoffice. Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, sich
selbst zu führen, und brauchen Vorgesetzte, sonst bedeutet
es einen deutlichen Produktivitätsabfall. Die Lösung wäreüber
weite Teile einfach, man muss im Recruiting schneller werden
und bereit sein, ein Risiko einzugehen. Derzeit dauernBewerbungsprozesse
immer noch viel zu lange und die Auswahlkriterien
zielen häufig darauf ab, Gründe zu finden, warum die
Kandidatin nicht passt, anstatt es einfach zu versuchen. Bewerten
kann ich es erst, wenn sie arbeitet. Wasden Mitarbeitermangel
betrifft, so setzt man nach wie vor darauf, die Akademikerquote
zu steigern, die dringend benötigten Fachkräfte
bekomme ich aber durch die Lehre. Diese ist leider nach wie
vor unberechtigterweise die unterste Ausbildungsstufe, deren
Ausbildungsniveau angehoben gehörte. Bei den Ansprüchen
junger Menschen müssen die Unternehmen wahrscheinlich
neue Wege hinsichtlich Arbeitszeit gehen, um junge Kräfte anzulocken.
BILD: SN/PÖTZELSBERGER
DIE BESTEN KARRIERE 71
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GUTE FÜHRUNG
Ursula Löffler
Hill International
Es hat sich in den Unternehmen
schon herumgesprochen, dass
wir einen Arbeitnehmermarkt
und keinen Arbeitgebermarkt mehr haben. Bewerber sind
schon lange nicht mehr Bittsteller für einen Job, ganz im Gegenteil,
sie wollen umworben werden. Hier ist in vielen Bereichen
ein Umdenken nötig: Trennung Beruf –privat, keine Arbeit
am Wochenende, häufige Jobwechsel, Wunsch nach
Sinn, Spaß, Struktur und Orientierung, Feedback, Zugehörigkeitsgefühl,
aber keine „Familie“ als Arbeitsumfeld. Diese Generation
erwartet Ehrlichkeit und die Einhaltung von Versprechen,
sonst sind sie weg, Vorgesetzte werden eher als „Dienstleister“
gesehen. Wichtig ist den jungen Menschen Nachhaltigkeit.
Ein Problem kann sich ergeben, wenn auf die
Forderungen der Jungen eingegangen, den Älteren derlei aber
nicht angeboten wird. Nicht selten kommt es zu Kündigungen
der Längerdienenden. Bei jungen Menschen merke ich oft
überzogene Gehaltsvorstellungen. Sie verstehen allerdings
auch, wenn ihreForderungen nicht erfüllt werden, sofernman
es ihnen klar und wertschätzend sagt und erklärt.
BILD: SN/HILL INTERNATIONAL
Philip Schmölzer
Iro&Partners
Die Pandemie hat vieles ins
Rollen gebracht: Homeoffice –
wenn sich auch nicht jede Tätigkeit
aus dem Homeoffice verrichten lässt –, Digitalisierung,
Work-Life-Integration, wie man heute sagt. Die „Baustellen“
von vor der Pandemie,etwa derFachkräftemangel, haben sich
vergrößert und sind mehr geworden. Fragestellungen hierzu
wären: Auf welche Weise können potenzielle Mitarbeiter erreicht
werden? Wiekönnen (Mangel-)Berufe als modern, Perspektiven
bietend und gesellschaftlich wertgeschätzt wahrgenommen
werden? Betriebe beschäftigen sich bereits intensiv
mit Fragen der Attraktivierung der Rahmenbedingungen, etwa
noch flexibleren Arbeitszeiten und verschiedensten Sozialleistungen,
vom Gratis-Öffiticket bis zu zusätzlichen Urlaubstagen.
Jeder Mitarbeiter,der das Unternehmen nicht verlässt,
braucht nicht langwierig und kostenaufwendig ersetzt zu werden.
Auch die Politik muss in die Pflicht genommen werden,damit
die Wirtschaft rascher und unbürokratischer agieren kann.
Wir informieren junge Kandidaten, wenn ihre Wünsche überzogen
sind, das ist in der Regel ein guter Realitätscheck für sie.
BILD: SN/IRO&PARTNERS
Eva Reithofer
ER-Personalberatung
Der Arbeitsmarkt der nachkommenden
Generation, allerdings
auch der bestehenden arbeitenden
Generation, ist massiv im Wandel. Aus meiner Sicht bekommt
man Talente nicht mehr nur mit Benefits wie Kantine,
flexiblem Arbeiten oder Obstkorb. All das sind für die Arbeitswelt
und unsere Nachfolger mittlerweile Selbstverständlichkeiten.
Flexibles Arbeiten in Form von Homeoffice ist heute
nicht mehr wegzudenken. Die neue Generation wünscht sich
aus meiner Sicht und Erfahrung gelebte Werte, solche, die
banal und einfach klingen, aber viel mehr bewirken, als man
denkt. Das sind beispielsweise regelmäßiges konstruktives
Feedback, eine respektvolle Umgangsweise, ein wertschätzendes
Miteinander und ein gutes Teamgefüge. Die nachkommende
Generation ist aufgewachsen in einem Umfeld, in dem
meist beide Eltern arbeiten gingen. Kommunikation blieb daher
sehr oft auf der Strecke. Das ist es, was diese Generation
deshalb umso mehr einfordert. Sie möchte neben flexiblen
Arbeitsbedingungen vor allem ein wertschätzendes und respektvolles
Miteinander.
BILD: SN/REITHOER
Marco Harner
Iventa Personalberatung
Der Arbeitskräftemangel ist ein
zentrales und anhaltendes Thema.
Die Unternehmen stehen in
direkter Konkurrenz bei der Suche nach den besten Mitarbeitern.
Sie zu finden und zu binden benötigt eine langfristige
Strategie und eine vorausschauende Planung. Hier wurde zuletzt
ein Wertewandel deutlich spürbar,Unternehmen und Organisationen
müssen lernen, die Bedürfnisse der Mitarbeiter
zu verstehen und darauf einzugehen: All-in-Verträge werden
abgelehnt, das Stichwort ist nun Zeitwohlstand, man will nur
mehr 30 Stunden proWoche arbeiten, und das flexibel und in
hybriden Arbeitsstrukturen, flachen Hierarchien in einer Unternehmenskultur,die
unteranderemDiversität lebt. Neben einem
fixen Gehalt sollte die Arbeit sinnstiftend sein und der Beitrag
im Unternehmen wertgeschätzt werden: Aspekte, die zu wichtigen
Entscheidungsfaktoren für oder gegen ein Unternehmen
geworden sind. Es ist höchst an der Zeit, dass Unternehmen
umdenken und eine Vielzahl an Employer-Branding-Möglichkeiten
in Betracht ziehen, um auch in Zukunft die richtigen Kollegen
zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden.
BILD: SN/IVENTA
72 DIE BESTEN KARRIERE
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RICHTIG SPAREN
Zahlt sich
Sparen
noch aus?
Viele junge Menschen glauben nicht daran,
einmal eine staatliche Pension zu erhalten. Zahlt
es sich überhaupt aus, ein Leben lang zu sparen?
Gedanken über Geld und Vorsorge von der
Finanzexpertin Bettina Fuhrmann.
Ein Rechenbeispiel: Frau Maier hat seit Beginn ihrer Lehre brav
gespart und bei Pensionsantritt 100.000 Euro zusammenbekommen.
Das klingt zunächst nach viel Geld. Bei einer Lebenserwartung
von 90 Jahren und einer Pension von 1500 Eurobrutto relativiert
sich das Ganze, vor allem, wenn Frau Maier Miete zahlen muss.
Sind 100.000 Euro nun viel und vor allem: Was sollte Frau Maier mit
dem Geld tun? Die Fragen beantwortet Bettina Fuhrmann, sie leitet
das Institut Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien.
SN: Frau Fuhrmann, auf unser Rechenbeispiel
antworteten Sie mit „sehr interessante Überlegung“.
Warum? Weil man sich darüber keine Gedanken
macht oder weil Sie das noch nie gefragt wurden?
Bettina Fuhrmann: Beides. Das Thema Vorsorge für die Pension
schieben viele ja gerne hinaus, vor allem junge Menschen sind der Meinung,
für solche Überlegungen noch genügend Zeit zu haben. Sie vertrauen
darauf, dass es bis zu ihrem Pensionseintritt noch bzw.schon
irgendwelche Lösungen geben werde. Dabei wirdleider nicht berücksichtigt,
dass sich bei einem frühen Vorsorgebeginn über einen Zeithorizont
von 20, 30 oder 40 Jahren sehr viel ansparen ließe und man
vom Zinseszinseffekt bestmöglich profitieren könnte. In meiner Lehr-
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•
veranstaltung zum Thema Finanzbildung diskutieren wir viel über den
auch von der OECD verwendeten BegriffFinancial Wellbeing, den wir
im Allgemeinen so verstehen, dass man finanziell selbstbestimmt ist
und selbst seine Finanzen „im Griff“ hat. Die Frage ist: Ab welchem
monatlichen Einkommen ist man wirklich Herr und Frau der Lage und
muss sich keine Sorgen machen, dass es knapp werden könnte?
SN: Vonwelchen Beträgen reden wir hier?
Ich stelle immer wieder fest, dass die Studierenden sehr knappe Beträge
nennen, von denen sie meinen, dass man als junge Familie über die
Runden kommen kann. Oft werden 2000 EuroimMonat genannt, mit
denen eine Person gut leben kann, wenn sie nur für sich selbst sorgen
muss. Anders verhält es sich, wenn man Wohnraum schaffen will,
wenn ein Kind kommt, man vorübergehend weniger verdient oder –
wie aktuell –durch Kurzarbeit weniger Geld vorhanden ist. Das bedenken
wenige. Ich stelle immer wieder fest, dass nur wenige Menschen
eine Ahnung davon haben, was sie ihr eigenes Leben wirklich kostet.
Bei den jungen Menschen kommt Sensibilität oft erst für das Thema
der Pensionsvorsorge, wenn die eigenen ElterninPension gehen und
sie sehen, wie gering zum Beispiel die Pension der Mutter ausfällt, die
sich um die Kinder gekümmert und lange Teilzeit gearbeitet hat.
BILD: SN/STOCK.ADOBE/JANVIER
DIE BESTEN KARRIERE 73
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RICHTIG SPAREN
SN: Wenn man die gegenwärtige Lage betrachtet:
Wasist an Paareinkommen in der Pension realistisch?
Reden wir hier von 5000 Euro Haushaltseinkommen
oder eher nur von 2500 Euro?
Es sind wohl eher 2500 Euro. Wirwissen aus dem Bericht der österreichischen
Sozialversicherung des Jahres 2021, dass die durchschnittliche
Pension bei Frauen bei knapp über 1100 Euroliegt, bei Männern
bei ungefähr 1800 Euro. Hier zeigt sich also ein deutlicher Gap, über
den man immer wieder spricht, aber den Frauen wirdselten rechtzeitig
ganz konkret gesagt, wie sie dem vorbeugen können. Wenn mit einer
kleinen Pension dann noch Miete zu zahlen ist oder der Wohnraum im
Eigentum instand gehalten werden muss, kann das finanziell schon
eng bis unmöglich werden.
SN: Lässt sich jetzt schon sagen, wie sich die Pensionen
entwickeln werden, wenn die jetzt 30-Jährigen
aus dem Berufsleben ausscheiden?
Die Entwicklung der Pensionen hängt von vielen Faktoren ab. Es wird
sich natürlich auswirken, wenn wirklich viele junge Menschen nicht
mehr Fulltime arbeiten wollen. Ihnen ist oft nicht bewusst, was das auf
lange Zeit bedeutet. Das sage ich auch meinen Studierenden: Wieund
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•
wie viel sie arbeiten, ist ihre Entscheidung, doch sie müssen sich bewusst
sein, dass diese Entscheidung nicht nur im Hier und Jetzt von
Bedeutung ist, sondern auch in vielen Jahren noch finanzielle Folgen
haben wird.
SN: Wasist hier Ihre Empfehlung?
Vor allem den Studentinnen gebe ich mit auf den Weg, unmittelbar
nach dem Studium, wo viele von ihnen vielleicht noch ungebunden
sind, beruflich Fuß zu fassen und sich eine finanzielle Grundlage aufzubauen.
Werschon bei Eintritt ins Berufsleben weniger arbeitet und mit
einem Kind noch mehr kürzertreten möchte, wirddas für die Pension
schwer kompensieren können.
SN: Sind 100.000 Euro Erspartes für die Pension
jetzt viel Geld oder nicht?
Das hängt im Wesentlichen von der Pensionshöhe, vom Lebensstil
und den damit verbundenen Ausgaben ab. Man kann das Glas halb
voll oder halb leer sehen: 100.000 Eurosind jetzt vielleicht nicht die magische
Summe, die jede und jeden von allen finanziellen Sorgen befreit,
aber sie zu haben oder nicht zu haben, das macht jedenfalls einen
Riesenunterschied.
74 DIE BESTEN KARRIERE
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RICHTIG SPAREN
SN: Wiesoll Frau Maier nun bei der „Verplanung“
der 100.000 Euro vorgehen?
Es ist zunächst wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen, wie viel
Geld sie im Monat braucht, und das können die wenigsten Menschen
aus der Hüfte geschossen sagen. Dann gilt es, zu überlegen, wie Frau
Maier einmal wirdleben wollen und was das kostet. Besteht hier eine
Lücke zwischen dem, was sie zur Verfügung hat, und dem, was sie
braucht? Wenn Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, kann
sie zwar auf diesen finanziellen Polster zurückgreifen, wenn sich abzeichnet,
dass das Geld schnell weg ist, muss sie an ihrem Lebenswandel
etwas ändern oder schauen, wo es noch Einkommensmöglichkeiten
gäbe. Immer mehr Pensionistinnen und Pensionisten entdecken,
dass ihr Know-how und ihreErfahrung für Unternehmen von
Interesse sind. Je früher man sich eine mögliche Pensionslücke bewusst
macht und gegensteuert, desto länger wirddas Geld reichen.
SN: Wiesollte das Geld am besten angelegt werden?
Hier gibt es kein Patentrezept, das für jeden passt. Für viele ist eine Anlage
in Fondsanteile zu günstigen Gebühren eine gute Lösung, weil
man das Risiko sehr gut streuen kann, relativ flexibel ist und wieder verkaufen
kann. Es ist für die meisten wichtig und richtig, finanziell nicht alles
auf eine Karte zu setzen. Vorteilhaft ist es auch, sofernmöglich, aus
dem laufenden Einkommen regelmäßig einen fixen Betrag –das geht
schon mit 30 Euro pro Monat –wegzusparen, weil man dadurch die
Kursschwankungen über die Zeit gut nutzen kann: Steht ein Kurs
günstig, wirdman für den Fixbetrag vergleichsweise mehr kaufen, bei
hohen Kursen kauft man vergleichsweise weniger und nutzt so den sogenannten
Cost-Average-Effekt.
SN: Wobei sich mit Sparen heute ohnehin nichts
mehr verdienen lässt.
Das stimmt, mit den konventionellen Methoden des Sparens kann man
kein Vermögen aufbauen, vor allem kann man mit der aktuellen Inflation
der Kaufkraft beim Schmelzen zuschauen. Grundsätzlich gilt zu differenzieren:
Welches Geld muss und will ich schnell griffbereit haben?
Hierfür werde ich nicht auf langfristig Angelegtes zurückgreifen. Ansonsten
gibt es die Faustregel, die besagt, dass man drei bis fünf Monatsgehälter
liquide haben soll, falls die Waschmaschine kaputt wird
oder eine größereAutoreparatur ansteht und zusätzliche unerwartete
Zahlungen anfallen.
SN: Gibt es Veranlagungsformen, von denen Sie
abraten würden?
Auch hier gibt es keine Antwort, die für alle passt. Das ist abhängig vom
persönlichen Verhalten und der eigenen Risikobereitschaft. Wenn jemand
mit einem Investment nicht ruhig schlafen kann, macht das für
ihn auch keinen Sinn, auch wenn es rein sachlich betrachtet eine gute
Entscheidung wäre. Auf keinen Fall sollte man Finanzprodukte kaufen,
die man nicht versteht. Das passiert immer wieder und kann derzeit im
Bereich der Kryptowährungen beobachtet werden, die die wenigsten
wirklich verstehen, vor allem in Bezug auf die Kursentwicklung. Doch
gerade bei jungen Menschen finden diese einen großen Anklang, möglicherweise,
weil man diese Finanzprodukte über Apps relativ niederschwellig
kaufen kann. Der Einstieg ist schon mit kleinen Summen
möglich, das enthemmt. Die Finger sollte man von Investments lassen,
bei denen hohe Renditen versprochen werden. Alles, was zu gut ist,
um wahr zu sein, ist vermutlich auch nicht wahr. Und die vielfach als
sichere Anlage angepriesenen Immobilien können auch Probleme
machen, etwa wenn der Mieter seine Miete nicht bezahlt oder man
Ärger mit den Nachbarnhat.
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•
SN: Wozu sollte man sparen: für genussvolle Dinge
wie Urlaube oder etwas ernsthafter für die spätere
Pflege, für die ja an sich der Staat aufkommen
muss?
Auch das hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Eine Person, die
keine Familie hat und auf sich allein gestellt ist, wirdhier vielleicht vorsichtiger
agieren müssen als jemand, der sich in einem großen familiärenNetz
weiß. Ein finanzieller Polster ist nie schlecht, auf den man zurückgreifen
kann, sollte sich die Lage verschlechtern. Wirwissen heute
nicht, wie die öffentliche Hand in 20 Jahren das Pflegethema geregelt
haben und wie die Versorgung sein wird.
SN: Also lieber der Bergurlaub in den heimischen
Alpen als die Kreuzfahrt in der Karibik?
Das würde ich niemandem vorschreiben wollen. Aber es gibt viele
Überlegungen, die für den Bergurlaub sprechen. Vorallem, wenn man
sich seit der Pandemie die Schlagzeilen über Kreuzfahrten in Erinnerung
ruft, war das offensichtlich nicht immer eine so tolle Erholung
(lacht). Und ein Urlaub in den Bergen ist erholsam, schön und für die
Umwelt besser.
SN: Geldanlage ist ja Privatsache. Werauf die falschen
Aktien setzt, ist selbst schuld, wer in puncto Einkommen
den falschen Beruf wählt, auch. Es müsste doch
DIE BESTEN KARRIERE 75
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RICHTIG SPAREN
BILD: SN/WU WIEN R. RUMPLER
Bettina Fuhrmann
Institut für Wirtschaftspädagogik, WU Wien
BILD: SN/JANVIER - STOCK.ADOBE.COM
Die Frage ist, ab welchem Einkommen man
sich keine Sorgen machen muss, ob es
nicht knapp werden könnte. Das können
die wenigsten beantworten.
ein Interesse der öffentlichen Hand geben, hier
mehr aufzuklären?
Hier ist etwas in Bewegung, der frühereFinanzminister Blümel hat eine
nationale Strategie zur Finanzbildung gestartet, die wirdnun sukzessive
umgesetzt. Als Zielgruppen wurden unter anderem Jugendliche,
Senioren und vor allem Frauen definiert. Empirische Befunde zeigen,
dass diese Schwerpunktsetzung Sinn macht. Wie die Angebote im
Detail aussehen, wirdgerade erarbeitet. Persönlich sage ich, dass mit
Finanzbildung schon im Kindesalter begonnen werden muss: Für eine
finanzielle Unabhängigkeit ist der Beruf entscheidend, er ist ein wichtiger
Pfeiler und eine Konstante im Leben, besonders für Frauen. Was
man gelernt hat, kann einem niemand wegnehmen. Eine Partnerschaft
ist keine Pensionsvorsorge. Und bei der Ausbildungs- und Berufswahl
müsste man schon jungen Frauen die Augen öffnen, dass es zum Beispiel
bei den Lehrberufen außer Einzelhandels- und Bürokauffrau sowie
Friseurin noch viele andere Berufe mit besseren Weiterentwicklungs-
und Verdienstmöglichkeiten gibt. Es kann nicht sein, dass das
Interesse und die Begabungen bei Mädchen so viel weniger stark gestreut
sind als bei Burschen.
SN: Wiegut wissen die Menschen aktuell über
das Thema Finanzen Bescheid?
Daten dazu zeigen, dass es im Schnitt bei Menschen in den 50ernam
stärksten ausgeprägt ist. Frauen können zwar etwas weniger Wis-
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•
sensfragen richtig beantworten als Männer, aber Frauen, die auf sich
allein gestellt sind, die geschieden oder verwitwet sind, verfügen über
ein gleich gutes Finanzwissen wie Männer.Frauen, die in Partnerschaften
leben, wissen meist weniger gut über Finanzthemen Bescheid. Im
Umgang mit Geld sehen wir aber bei Frauen meist ein klügeres Verhalten.
Schuldnerberatung zum Beispiel suchen mehr Männer auf. Sich
unüberlegt in Schulden zu stürzen passiert eher Männernals Frauen.
Trotzdem ist Finanzwissen wichtig, Entscheidungen sollten ja wissensbasiert
fallen, und gerade Frauen sollten aus meiner Sicht Bescheid
wissen, auch wenn sie –imMoment –„versorgt“ sind und sich
auf andereverlassen.
SN: Jetzt rückt ja die „Erbengeneration“ nach
mit jungen Menschen, die unter Umständen sehr
viel oder aber gar nichts erben. Könnte das einmal
zur gesellschaftlichen Kluft werden?
Wohnraum zu schaffen ist für Menschen, die nichts geerbt haben, mittlerweile
eine wahnsinnig hohe finanzielle Hürde und Belastung für viele
Jahre. Die Situation wirdnoch schwieriger werden, wenn die Immobilienpreise
weiter steigen, gleichzeitig das Zinsniveau erhöht wird und
strengereVorgaben für Vergaben von Immobilienkrediten gelten werden.
Wenn hier keine Kluft entstehen soll, wird man sich tragfähige
Konzepte überlegen müssen, wie ausreichend leistbarer Wohnraum
geschaffen und finanziert werden kann.
76 DIE BESTEN KARRIERE
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RICHTIG SPAREN
Digitales Leben
und Geldausgeben
BILD: SN/BUTENKOW - STOCK.ADOBE.COM
Im Paralleluniversum Metaverse geht nichts ohne Kryptowährung. Auch im realen Leben
werden immer mehr Menschen neugierig auf dieses alternative Zahlungsmittel.
Wer schon vor 20 Jahren nicht verstanden hat, was so spannend
daran sein soll, sich ein zweites, virtuelles Leben zu
schaffen, hat nun noch einmal die Chance, es zu begreifen.
Als 2002 das Computerspiel „Second Life“ auf den Markt kam,
herrschte viel Unverständnis dafür,warum man das, was man im richtigen
Leben auch tun kann –miteinander interagieren, kommunizieren,
spielen, Handel betreiben –, auf einem PC und nicht im richtigen Leben
realisiert.
Nun hat der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf dieser Idee
aufgesetzt und seinem Imperium den selbstbewussten Namen Meta
verpasst –ummittendrin zu sein in einer neuen Auflage des virtuellen
Lebens in der Computerwelt, dem viele eine große Zukunft voraussagen.
Das Paralleluniversum, das heute Metaverse heißt, wirdschon
fleißig besiedelt: Um Millionenbeträge werden Grundstücke gekauft,
digitale Kunst wirderworben, das alles mit der Währung des Internets,
dem Kryptogeld.
Für viele schon ein „Spielgeld“
Die Entwicklung der Kryptowährungen wird seit einigen Jahren von
vielen Menschen neugierig verfolgt und beobachtet. Die einen investierenbereits
im großen Stil, haben gewonnen wie verloren, andere, die
Geld auf der Seite haben, „probieren halt mal“ und stecken etwas
„Spielgeld“ in Bitcoin und andere Kryptowährungen. Wie esweltweit
um die Einstellung zu und den Umgang mit den digitalen Währungen
bestellt ist, hat die Kryptobörse Gemini mit einer Befragung von 30.000
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•
Personen in 20 verschiedenen Ländern herausgefunden. Der Studie
zufolge ist der durchschnittliche Investor ein 38 Jahre alter Mann
mit einem Jahreseinkommen von 111.000 Dollar. Inden USA haben
bereits 21 Millionen Erwachsene oder 14 Prozent der erwachsenen
Bevölkerung ihr Geld in Kryptowährung angelegt, Tendenz stark
steigend.
Während die einen „Hände weg!“ rufen, sind andere überzeugt,
dass virtuelles Geld wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple die Zahlungsmittel
der Zukunft sind, auch wenn der Bitcoin und andereKryptowährungen
durch die straffereGeldpolitik vieler Zentralbanken zunehmend
belastet werden, was zuletzt Kursverluste nach sich zog. In der Gemini-Studie
gaben immerhin 36 Prozent der in Europa Befragten, die
noch nie in Kryptowährungen investiert haben, an, aufgrund der fehlenden
und ungenügenden gesetzlichen Regelungen in ihrem Land
Bedenken zu haben. Aufgrund dessen haben sie auch von einem
Investment Abstand genommen.
Laut dieser Studie stellt die weltweit steigende Inflation einen
wichtigen Grund für den Kryptoboom dar.InLateinamerika und Afrika
sehen 46 Prozent der Befragten Kryptowährungen als ein geeignetes
Mittel an, um sich vor Inflation zu schützen. In Europa und den USA sind
es mit 15 und 16 Prozent aber deutlich weniger Personen, die diese
Einstellung teilen. Die überwiegende Mehrheit der weltweiten Kryptobesitzer
(79 Prozent) hat angegeben, Kryptowährungen aufgrund
ihres Potenzials als langfristige Wertanlage zu kaufen und zu halten
beziehungsweise halten zu wollen. So groß die Neugierde und die
DIE BESTEN KARRIERE
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77
Vielfältiger,als Sie denken
Als tief in der Region verwurzeltes Unternehmen erbringt der Raiffeisenverband Salzburg
hochwertige Dienstleistungen in den Sparten Bank, Lagerhäuser und IT.
BILDER: SN/RAIFFEISEN (4)
Unsere kompetenten und engagierten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
arbeiten gemeinsam und
eigenverantwortlich am Erfolg
unseres Hauses mit.
Hohe Flexibilität und moderne
Arbeitskonzepte verbunden mit
einer agilen und lösungsorientierten
Herangehensweise sind dabei
wichtige Bausteine. Hochwertige
und umfangreiche Ausund
Weiterbildungsmöglichkeiten
unterstützen die berufliche
und persönliche Entwicklung im
Unternehmen.
Ein spannendes und vielseitiges
Aufgabengebiet in einem Team,
in dem sehr viel Wert auf das Miteinander
gelegt wird, und umfangreiche
Benefits sind das Besondere
aneiner Beschäftigung
im Raiffeisenverband Salzburg.
Bank
Wirgehen mit der Zeit –beispielsweise mit
Apps und virtuellen Kompetenzcentern.
Gleichzeitig bleiben wir unseren Werten
treu. Dazu gehören der wertschätzende
Umgang mit Kund*innen und Mitarbeiter*innen,
Vertrauen und Verlässlichkeit. Denn die
Marke Raiffeisen steht für Sicherheit, Vielfältigkeit
und eine solide Karriere.
Lagerhaus
VomVertrieb bis zur Verwaltung: In unseren
Lagerhäusern, Werkstätten und im Zentrallager
ist Vielfalt nicht nur ein Schlagwort,
sonderneine Qualität, die in allen Belangen
umgesetzt und gelebt wird. Das gilt auch für
IhreKarriere: Die große Bandbreite an Fachbereichen
in den Salzburger Lagerhäusern
und Werkstätten ebnet Ihnen viele unterschiedliche
berufliche Wege.
IT
Gestalten Sie mit uns die digitale Bankzukunft.
UnsereIT-Expert*innen entwickeln
und betreuen moderne und leistungsfähige
Applikationen umgeben von agilen Arbeitsmethoden
wie Scrum oder Kanban: von der
Idee über die Entwicklung, das Testen und
Ausrollen bis hin zum Support.
Kontakt
Raiffeisenverband Salzburg
+43 /622 /8886-10401, PERSONAL@RVS.AT
WWW.MEINE-RAIFFEISEN-KARRIERE.AT
78 DIE BESTEN KARRIERE
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RICHTIG SPAREN
Begeisterung auf der einen Seite sind, so laut sind die Warnungen auf
der anderen: Die Banken jedenfalls warnen vor der digitalen Währung –
dort wird der Begriff „Währung“ aufgrund der vielen Unsicherheiten
eher vermieden. Zu unsicher sei dieser noch immer unregulierte Markt,
wirdeinhellig betont. Dazu kommt, dass jede zweite Strafanzeige, die
zum Thema Kryptowährung bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) eingeht,
das Thema Betrug zum Inhalt hat.
Doch was tun, wenn der Hype anhält? Die deutsche Commerzbank
hat nun als erstes Finanzinstitut bei der Finanzaufsicht Bafin um eine
Kryptoverwahrlizenz angesucht. In Österreich wärezur Einhaltung der
Bestimmungen zur Geldwäsche nur eine Registrierung bei der Finanzmarktaufsicht
nötig. Angeblich hat dies jedoch noch keine heimische
Bank angestrebt. Das sollten sie aber, raten manche Trendforscher.
Denn genauso wie Briefe von E-Mails abgelöst wurden, würden
Banken oder Bezahldienste wie Paypal nach einer breiten Einführung
der Blockchain verschwinden. Der Elektronikhändler Media Markt
hat in zwölf seiner österreichischen Filialen Automaten zum Kauf von
Kryptowährungen aufgestellt, nicht zuletzt, um die Hemmschwelle zu
senken und um „einfach und sicher in den Besitz von Bitcoin zu kommen“,
erklärt ein Unternehmensvertreter. Das Gerät sieht aus wie ein
klassischer Geldautomat, in dem man Eurogegen Cybergeld tauscht,
der digitale Gegenwert landet direkt in der Wallet, der elektronischen
Geldbörse.
Das Fintech Bitpanda ist auf Erfolgskurs
Mit Bitpanda ist nun ein Onlinebroker auf dem Markt, der sich in die
Welt der Kryptowährungen wagt. Man wolle den Menschen eine bequeme
Möglichkeit geben, ihr Geldleben zu organisieren, sagt Lukas
Enzersdorfer-Konrad, Produktmanager von Bitpanda, das Fintech
komme dabei jenen entgegen, denen traditionelle Institute und Kapitalmärkte
zu langsam und restriktiv sind. Bitpanda bietet eine nach eigenen
Angaben einfach zu bedienende Plattform, auf der innovative
Technologien wie Blockchain und digitale Assets genutzt werden.
„UnsereKunden können aktuell über 120 Kryptowährungen handeln,
dazu kommen über tausend Aktien, Edelmetalle und Krypto-Indizes,
an jedem Tagder Woche und zu jeder Uhrzeit“, betont Lukas Enzersdorfer-Konrad.
Das Fintech hat zudem das ambitionierte Ziel, einmal
die größte Auswahl an Kryptowährungen in Europa anzubieten. Derzeit
werden dem bestehenden Angebot wöchentlich neue Kryptowährungen
hinzugefügt.
Seit 2021, als das Start-up es nach einer Finanzspritze
von 170 Millionen US-Dollar auf eine Bewertung
von 1,2 Milliarden Dollar geschafft hat, ist Bitpanda
Österreichs erstes „Unicorn“. So werden in
der Fachsprache Start-ups bezeichnet, die
über eine Milliarde Dollar wert sind. Über drei
Millionen Menschen nutzen die Broker-Plattform
bereits. Doch bei Bitpanda sagt man
selbst: Entscheidend für gute und richtige Investitionen
ist das Finanzwissen. Die Investitionsplattform
ist also für Informierte gedacht,
die dort schon ab einem Euroanlegen können.
Als Hort für Spekulanten sieht man sich bei Bitpanda
aber nicht, man ist sich dort sehr wohl
der Bedeutung eines verantwortungsvollen
Umgangs mit Geld bewusst: Sowohl junge als
auch ältere Menschen müssten darauf vorbereitet
werden, ihre Zukunft finanziell abzusichern,
betont Enzersdorfer-Konrad. Als Anlagestrategie
wird empfohlen, den zu investie-
Lukas Enzersdorfer-Konrad
Chief Product Officer Bitpanda
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„Menschen müssen fit
darin werden, finanzielle
Verantwortung für die
Zukunft zu übernehmen.“
Kryptowährungen existieren nur digital. Diese Münzen sind Symbolbilder.
renden Gesamtbetrag auf regelmäßige, kleine Käufe aufzuteilen, um
etwa die Auswirkungen der Volatilität zu verringernund so langfristig einen
finanziellen Polster für das Alter aufzubauen. Nach einer Studie der
deutschen Gesellschaft für Konsumforschung glauben drei Viertel der
18- bis 32-Jährigen, dass sie von der gesetzlichen Rente allein später
kaum leben können. Dieses Thema steht nach der Klimakrise und der
Coronapandemie auf Platz 3der persönlichen Problemagenda der
jungen Leute.
BILD: SN/BITPANDA
Die Finanzbildung lässt zu wünschen übrig
Einer mitunter risikoreichen Veranlagung steht ein zentraler Faktor
im Wege: dass es mit der Finanzbildung der jungen Menschen nicht
recht rosig aussieht. Der deutsche Bankenverband hat dies in
seiner 2021 veröffentlichten Jugendstudie
herausgefunden, in deren Rahmen auch das
Finanzwissen erfragt wurde. Bei telefonischen
Interviews von 700 Personen zwischen 14 und
24 Jahren zeigten sich erstaunliche Lücken: So
wussten 86 Prozent der Teilnehmenden nicht
annähernd, wie hoch die derzeitige Inflationsrate
in Deutschland ist. 83 Prozent der Befragten
konnten die Aufgabe der Europäischen
Zentralbank (EZB) nicht benennen, im Jahr
2018 war es noch etwa die Hälfte. Die Autoren
schlussfolgern, dass die Pandemie zu einer
Verschlechterung beim Finanzwissen geführt
hat. Es darf davon ausgegangen werden, dass
eine Umfrage in Österreich ähnliche Ergebnisse
gebracht hätte.
DIE BESTEN KARRIERE 79
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RICHTIG SPAREN
KRYPTOWÄHRUNG
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BILD: SN/VINK FAN -STOCK.ADOBE.COM
Das Bezahlen mit der Kryptowährung läuft nicht über Banken,
sondern über die Blockchain-Technologie. Bitcoin war die
erste Kryptowährung und sollte als Bezahlsystem dienen, das
ohne Finanzinstitute funktioniert. Weil damit ein gewisses Maß
an Anonymität möglich ist, diente es anfänglich als Zahlungsmittel
für illegale Transaktionen. Das hat sich mittlerweile
geändert, die UN nutzten etwa Ethereum in einem Pilotprojekt,
in dem Lebensmittelcoupons über die Blockchain ausgegeben
wurden, und die Flüchtlinge konnten in den Camps per
Iris-Scan bezahlen.
2017, inmitten des Bitcoin-Booms, war ein einzelner Bitcoin
rund 20.000 Dollar wert, fiel dann jedoch stark ab, um im März
2021 auf über 50.000 Dollar anzusteigen: ein optimaler Markt
für Spekulanten also. Höchststände befeuerten neue Ideen
und Pläne für diese bargeldlosen Digitalwährungen, über 5000
unterschiedliche Kryptowährungen gibt es bis heute. Etwa
1,7 Billionen US-Dollar sind inzwischen „auf der Blockchain“.
Aufgrund der heftigen Kursschwankungen und der Tatsache,
dass es keine festen Wechselkurse gibt, lehnen derzeit noch
die meisten Handelsbetriebe Kryptowährungen als reguläres
Zahlungsmittel ab. Das größte Problem ist, dass der Markt unreguliert
ist. Bisher kann niemand sicher prognostizieren, wie
sich die virtuellen Devisen entwickeln werden. Vorsicht ist
durchaus angebracht.
Talenteförderung wird großgeschrieben
Ausbildung hatinder Volksbank Salzburg einen hohen Stellenwert, den MitarbeiterInnen steht ein vielfältiges
Bildungsangebot zur Verfügung –der neue Talentelehrgang soll Potenziale sichtbar machen.
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Die Volksbank Salzburg hat einen Talentelehrgang
entwickelt. Prokuristin Manuela
Gorbach übergibt das Zertifikat an Petra
Kinz.
BILD: SN/VOLKSBANK
Talente im Unternehmen zu fördernund ihnen
die Möglichkeit zu bieten, ein Netzwerk
aufzubauen, das stand bei der Konzeption
des Talenteprogramms im Vordergrund.
„Der Lehrgang wurde für ausgewählte MitarbeiterInnen
entwickelt, um sie aktiv in ihrer
Weiterentwicklung zu unterstützen und
ihrem Engagement auch die entsprechende
Wertschätzung entgegenzubringen“,
berichtet die Personalchefin der Bank,
Prokuristin Manuela Gorbach.
In dem modular aufgebauten Lehrgang, der
rund 18 Monate dauert, beschäftigen sich
die TeilnehmerInnen mit agilen Arbeitsmethoden,
sie lernen Präsentations- und Kommunikationstechniken
genauso wie Zeitmanagement
und den Umgang mit Konflikten.
Die ersten AbsolventInnen zeigen sich
vom Format begeistert und fühlen sich gut
auf ihrezukünftigen Aufgaben im Unternehmen
vorbereitet. Mittlerweile ist der Talentelehrgang
bereits in die zweite Runde gegangen.
In der Volksbank Salzburg stehen ver-
schiedenste Karrierewege offen. Wer ein
familiäres Betriebsklima, eine sinnstiftende
Arbeit sowie hochwertige Aus- und Weiterbildung
schätzt, sollte sich bewerben.
Kontakt
Volksbank Salzburg eG
Saint-Julien-Straße 12
5020 Salzburg
Tel.: 0662 8696 3310
BEWERBUNG@VOLKSBANKSALZBURG.AT
WWW.VOLKSBANKSALZBURG.AT
80 DIE BESTEN KARRIERE
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RICHTIG SPAREN
BILD: SN/SVORT - STOCK.ADOBE.COM
Wenig Wissen über Geld
Mit der Pandemie ist das Wissen über Finanzthemen zurückgegangen.
Der deutsche Bankenverband hat bei den jungen Menschen nachgefragt.
Der deutsche Bankenverband hat untersucht, wie es mit dem
Finanzgebaren der jungen Menschen nach der Pandemie aussieht.
Eines hat sich dabei gezeigt: Über Geld und Finanzen ist
deutlich weniger Wissen vorhanden. Auf der anderen Seite zeigte sich
bei der jungen Generation eine gestiegene Nachfrage nach digitalen
Finanzprodukten sowie Geldanlagen in Aktien und anderen Wertpapieren.
Aus der Bankenverband-Studie, die im Herbst 2021 erschienen
ist, geht hervor,dass junge Menschen sehr wohl an Finanzund
Wirtschaftsthemen interessiert sind.
Nahezu drei Viertel der befragten 14- bis 24-Jährigen gaben an, für
sie seien Informationen zu Geldangelegenheiten wichtig (53 Prozent)
oder sehr wichtig (18 Prozent). Über die Hälfte der jungen Befragten
(55 Prozent) erledigt ihreGeldgeschäfte größtenteils online. Die Skepsis
gegenüber Aktien dürfte die jüngere Generation ablegen: 23 Prozent
der jungen Menschen gaben an, ihr Geld bereits in Aktien und anderen
Wertpapieren angelegt zu haben, 2018 waren es nur 9Prozent.
Zwei von drei Befragten ohne Wertpapiere können sich vorstellen,
künftig ihr Geld in solche Anlagen zu investieren.
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Wunsch nach Finanzbildung ist gegeben
Die Studie hat zudem zutage gebracht, dass bei der jungen Generation
in Deutschland sehr wohl der Wunsch nach einer besseren Finanzbildung
gegeben ist: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) forderndie Einführung
eines eigenen Unterrichtsfachs Wirtschaft.
In Österreich gibt es dazu immer wieder Bestrebungen. Unter
dem früheren Finanzminister Gernot Blümel wurde noch eine Finanzbildungsstrategie
ausgearbeitet, die sich unter anderem darauf fokussiert,
frühzeitig Grundlagen zu entwickeln, um solide finanzielle Entscheidungen
treffen zu können, eine Überschuldung zu verhindern
und eine verantwortungsvolle Finanzplanung für ein langfristiges finanzielles
Wohlergehen zu ermöglichen. Diese Strategie sollte zudem für
die Bedeutung von Finanzbildung und die Sicherstellung des Zugangs
zu qualitativ hochwertiger Finanzbildung für alle sensibilisieren. Es stellt
sich nur die Frage, wann sie umgesetzt wird.
Wir haben uns bei Salzburger Banken umgehört, welche Anlagetipps
sie jungen Menschen geben würden. Eines zeigte sich dabei:
lieber konservativ bleiben.
DIE BESTEN KARRIERE 81
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RICHTIG SPAREN
„Schon ab 30 Euro
proMonat kann man in
nachhaltige Investmentfonds
einzahlen.“
Daniela Barco, Vorständin
UniCredit Bank Austria
Privatkunden
BILD: SN/STEFAN ZAUNER
„Bei der Wahl der
richtigen Anlageform
gilt es, sich die richtigen
Fragen zu stellen.“
Markus Sattel,
Vorstandsdirektor der
Salzburger Sparkasse
BILD: SN/WILDBILD
Angesichts der aktuell niedrigen Zinsen und der hohen Inflation
verliert das Ersparte mit klassischen Spareinlagen an realem Wert,
daher ist es sinnvoll, einen auf die individuellen Ziele und die jeweilige
Situation abgestimmten Mix aus verschiedenen Anlageformen zu
wählen, der eine breite Streuung der Investments garantiert. Werdie
Chancen der Kapitalmärkte nutzen und chancenreich investieren
möchte, kann dies zum Beispiel mit dem Fondssparen tun. Schon
mit 30 Europro Monat kann man bei der Bank Austria in nachhaltige
Investmentfonds investieren, um den Kampf gegen den Klimawandel
zu unterstützen. VonTransaktionen in Kryptowährungen wie
Bitcoin raten wir generell ab. Denn virtuelle Währungen sind hochriskante
Produkte, unterliegen starken Schwankungen und sind
daher für sicherheitsorientierte Anlage-, Spar-und Vorsorgezwecke
ungeeignet. Siesind nach wie vor nicht durchEU-Rechtgeregeltund
die Hälfte aller Strafanzeigen der Finanzmarktaufsicht im Vorjahr betraf
den Verdacht auf kriminelle Machenschaften um Krypto-Assets.
Es ist sehr zu begrüßen, wenn sich junge Menschen mit den Anlagemöglichkeiten
des Kapitalmarkts beschäftigen, und das über moderne
Kanäle. Wirraten hier,sich zu überlegen, was ich mit meiner
Anlage erreichen möchte: Will ich längerfristig vorsorgen oder will ich
„spielen“? Welchen Betrag kann ich mir dafür leisten? Zudem sollte
man sich Wissen aneignen über Anlagemöglichkeiten, wie sie funktionieren,
wo man nachschauen kann, wie man sie kaufen und wieder
verkaufen kann. Ein Rat ist, zu diversifizieren: Warum ist es sinnvoll,
dass ich nicht mein ganzes Kapital in eine Anlageform stecke,
sondernauf mehrereaufteile? Tipps von Freunden und Freundinnen
oder auf Social Media, Videos und Blogs über Anlageprodukte, Angebote
auf Tradingplattformen sollten nicht einfach als Realität angenommen,
sondernstets kritisch geprüft werden. Vorallem gilt es,
zu wissen: Waskann das Anlageprodukt, verstehe ich, wie es funktioniert,
was habe ich für Chancen, welche Risiken gehe ich ein und,
ganz wichtig: Halte ich es aus, wenn der schlechteste Fall eintritt?
Oberbank bietet spannende Arbeitswelt
Oberbank. Anders, weil: bei uns jeder Job auch Sinn und Freude machen soll und
wir auf nachhaltiges Wachstum und Weiterentwicklung setzen.
BILD: SN/MARTIN STÖBICH
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wickeln. Mehr als 2000 Oberbänkerinnen
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dar.Sie gewährleisten fachkundige
Beratung und optimale Unterstützung
unserer Privat- und FirmenkundInnen in allen
Geldangelegenheiten –oft über Generationen
hinweg. Die Einstiegsmöglichkeiten
bei der Oberbank sind vielfältig. Ob AbsolventInnen,
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Wir sind eine unabhängige, kundennahe,
erfolgreiche Regionalbank –und eine der
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Damit wachsen auch die Chancen für
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82 DIE BESTEN KARRIERE
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RICHTIG SPAREN
„Kryptowährungen sind
unsicher und eignen sich
aus unserer Sicht nicht
als Sparform.“
„Beim Sparen geht es
immer darum, das Ziel
zu formulieren und strategisch
vorzugehen.“
Heinz Konrad,
Generaldirektor
Raiffeisenverband Salzburg
BILD: SN/RVS
Petra Fuchs,
Direktorin Oberbank
Geschäftsbereich Salzburg
BILD: SN/WILDBILD
Langfristiges Sparen, vorausschauendes Denken zum Vermögensaufbau
oder als Basis für spätere Investitionen hat immer Saison.
Das Sparverhalten vor allem der jungen Menschen hat sich geändert.
Wasfrüher das klassische Sparbuch war,ist heute das Onlinesparen.
Im Kerngeht es jedoch um dasselbe. Beim Sparen stellt sich
zunächst die Frage, wofür man sparen möchte. Davon leiten sich die
Laufzeit und Risikoneigung ab. Basierend darauf wirddas passende
Sparprodukt gewählt. Bei längerer Laufzeit und höherer Risikobereitschaft
kann auch ein laufendes Ansparen Sinn machen, etwa in
Wertpapierfonds. Achtung: Ein höherer Ertrag bringt in der Regel
auch ein höheres Risiko mit sich. Kryptowährungen, die weder beaufsichtigt
noch reguliert sind, eignen sich nicht als Sparform. Zu unsicher
ist die Kursentwicklung, ich sehe hier der Spekulation Tür und
Torgeöffnet. Wirsind auf diesem Gebiet nicht aktiv.
„Die Anlagedauer,
der Anlagezweck und
die persönliche Risikobereitschaft
zählen.“
Heinrich Schaller,
GD Raiffeisenlandesbank
OÖ/Hypobank Salzburg
Bei der Geldanlage kommt es auf den richtigen Mix an, das betrifft
Veranlagungsformen wie die Laufzeiten. Die Anlagedauer, der Anlagezweck
und die persönliche Risikobereitschaft sind die wesentlichen
Parameter für eine langfristig erfolgreiche Veranlagungsstrategie.
Wichtig ist, nur in Veranlagungsformen zu investieren, die
man versteht und deren Entwicklung nachvollziehbar ist. Vorsicht insofernbei
Bitcoin usw., diese unterliegen zudem keiner Regulierung.
BILD: SN/RLB OÖ
Unabhängig vom Lebensalter und den technischen Möglichkeiten
geht es beim Sparen immer darum, das Ziel genau zu definieren und
strategisch vorzugehen: Ist das Ziel der Aufbau des Eigenkapitals für
einen Immobilienerwerb, eine größereAnschaffung in den nächsten
Jahren, der Aufbau einer stabilen Reserve für schwierige Zeiten oder
langfristig betrachtet der Start zu einer langfristigen Vorsorge für das
Alter? Nachdem das Ziel definiert ist, geht es um die Zuordnung der
richtigen Instrumente dafür.Die klassischen Themen wie Sparen auf
Anlagekonten für die stabile Reserve, der mittel- und langfristige
Kapitalaufbau mit Wertpapieren (Anleihen, Aktien, Investmentfonds)
oder in Form einer Lebensversicherung bleiben für jede Generation
interessant.
Krypto-Assets –den Begriff Währung verwenden wir nicht sehr
gerne –sind mit einer enormen Schwankungsintensität verbunden.
Außerdem finden wir keine geeigneten Bewertungsmodelle dafür.
Deshalb stellen diese Instrumente für uns keine validen Möglichkeiten
für Investments dar. Nachdem das Ziel gesetzt ist, die Anlagestrategie
definiert wurde und die dafür geeigneten Instrumente gewählt
wurden, geht es um die konsequente langfristige Umsetzung.
Aus unserer Erfahrung ist das oft die schwierigste Übung. Sparen
bedeutet gleichzeitig Konsumverzicht, es ist nicht immer einfach,
den Verlockungen zu widerstehen. Es wirdruppige Phasen an den
Börsen geben. Die kann man mit guter Diversifikation, also Streuung
der Anlagen, und hoher Qualität der investierten Unternehmen gut
überstehen. Nicht als Strategie verstehen wir das opportunistische
Investment in den „heißen Tipp“! Das hat sich übrigens trotz Social
Media und Onlinebrokern(die gibt es auch schon seit Jahrzehnten)
nicht geändert.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Grundregel Nummer 1für
richtige Veranlagung: das Ziel definieren. Grundregel 2: die geeigneten
Instrumente zuordnen, das können durchaus mehrere sein.
Grundregel 3: konsequent bleiben beim Ansparen. WerRendite erzielen
möchte, muss Schwankungen akzeptieren und sollte nicht
beim ersten Gegenwind das Handtuch werfen! Die Strategie und
den Status ein Mal jährlich auf den Prüfstand stellen. Grundregel 4:
mit erfahrenen Experten und Expertinnen reden. Was für die Gesundheit
gilt, gilt auch für die Finanzen.
BILD: SN/PRAEWPHAN - STOCK.ADOBE.COM
DIE BESTEN KARRIERE
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83
Dentsply Sirona –
vom Front Office in die weite Welt
Neben ihrem Studium war Dr.Tanja Lauinger auf der Suche nach einemTeilzeitjob –und fand diesen am Empfang
bei Dentsply Sirona. Dort blieb sie nur kurze Zeit, denn das Unternehmen hatte Größeres mit ihr vor.
Dr.Tanja Lauinger war für ihren Job bei Dentsply Sirona auch in Asien und Amerika unterwegs.
BILD: SN/DENTSPLY SIRONA
Die Bearbeitung der Posteingänge, die Annahme
von internationalen Telefongesprächen,
die Betreuung von Kunden-Events im
hauseigenen Showroom und zahlreiche administrative
Tätigkeiten waren einige ihrer
Aufgaben. Doch dabei blieb es nicht. Die
Kommunikationsabteilung erkannte rasch
die Talente der neuen Empfangsmitarbeiterin
und setzte alle Hebel in Bewegung, um
sie als Junior-PR-Managerin für sich zu gewinnen.
Ihr umfangreiches PR-Wissen, ihre
kommunikative Art und ihr starkes Engagement
für das Unternehmen führten sie in nur
wenigen Jahren steil nach oben. Mehrjährige
Entsendungen nach Asien und Amerika
mit der klaren Vision, neue Kommunikationsstrategien
in den unterschiedlichen
Staaten voranzutreiben, brachten für
Dr.Tanja Lauinger,mittlerweile Director Corporate
Communications, einen großen Zuwachs
an Erfahrungen in diesem vielfältigen
Metier: „Dentsply Sirona hat meine Stärken
erkannt und mich motiviert, gemeinsam
mit dem Unternehmen auf Erfolgskurs zu
gehen –ich musste und wollte da einfach
mitmachen.“
Tolle Karrierechancen
Dies ist allerdings nur ein Beispiel für die
zahlreichen Aufstiegsmöglichkeiten bei
Dentsply Sirona. Das globale Unternehmen
ist stetig auf der Suche nach den Talenten
seiner Mitarbeiter und versucht diese in die
richtigen Bahnen zu lenken. Ein großes
Augenmerk wirdauf die Diversität und Inklusion
der rund 15.000 Mitarbeiter weltweit
gelegt. Durch die Forcierung von Mentoringprogrammen
und den Ausbau von
Netzwerken im gesamten Unternehmen
werden vorhandene Wissensbereiche erfasst,
funktionsübergreifende Fähigkeiten
entwickelt und vielfältige Talente mit hohem
Potenzial gefördert.
Inklusion und Diversität
Dentsply Sirona mit Sitz in Salzburg/Wals ist
der weltweit größte Hersteller von Dentalprodukten
und -technologien und unterstützt
Zahnärzte und Zahntechniker dabei,
eine bessere, schnellere und sicherere
zahnmedizinische Versorgung anzubieten.
Das Unternehmen ist stets auf der Suche
nach Möglichkeiten, eine inklusive Kultur
und eine vielfältige Belegschaft zu fördern.
Sowohl in der Unternehmenskultur als auch
in der Personalpolitik ist die Talenteförderung,
aber auch die Gleichberechtigung
fest verankert.
Kontakt
Dentsply Sirona
Sironastraße 1, 5071 Himmelreich
WWW.DENTSPLYSIRONA.COM