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CONNECT Magazin 22-04

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20<strong>22</strong> / Ausgabe <strong>04</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

www.chk-de.org<br />

GLOBALE ENTWICKLUNG<br />

SICHERT ZUKUNFT<br />

WIRTSCHAFTLICHE VERFLECHTUNG SCHAFFT WOHLSTAND<br />

Thomas Heck & Marc Tedder<br />

„Nur wenn wir miteinander reden,<br />

können wir Probleme lösen“<br />

Huawei <strong>CONNECT</strong><br />

Technologie für<br />

die Zukunft<br />

Elektromobilität made in China<br />

Chinesische Konzerne sind weltweit<br />

führend und kommen nach Europa


Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V.<br />

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Die CHKD ist das größte Netzwerk chinesischer Unternehmen in<br />

Deutschland. Unser Ziel ist die Stärkung der wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland. Mit unseren<br />

umfangreichen Services unterstützen wir unsere Mitglieder und<br />

Unternehmen vor und nach Eintritt in den deutschen Markt.<br />

CHKD— 德 国 中 国 商 会 国 际 会 议 中 心 7 层 , 弗 里 德 里 希 大 街 95 号 , 邮 编 10117, 柏 林<br />

CHKD-Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V. I IHZ Hochhaus, 7. Etage I Friedrichstr. 95 I 10117 Berlin<br />

+49-30-2091 75<strong>22</strong> +49-30-2091 7340 WWW.CHK-DE.ORG INFO@CHK-DE.ORG<br />

WECHAT-KANAL<br />

DER CHKD


Editorial<br />

1<br />

Abb.: Vitali Michkou, Shutterstock<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„Miteinander reden, statt übereinander“ – das<br />

war das Motto des von der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD) im September<br />

organisierten China Day 20<strong>22</strong>, und es<br />

zeigt sich mehr und mehr, dass viele Konflikte<br />

der vergangenen drei Corona-Jahre durch einen<br />

regelmäßigen, persönlichen Austausch wohl zumindest<br />

hätten abgeschwächt werden können.<br />

Auf dem China Day betonte CHKD-Hauptgeschäftsführer<br />

DUAN Wei, dass es besonders in<br />

den für international ausgerichtete Unternehmen<br />

so herausfordernden Zeiten wichtig sei, auch<br />

über die weiter bestehenden großen wirtschaftlichen<br />

Kooperationspotenziale zu sprechen. „Aus<br />

dieser Phase kommen wir nur heraus, wenn wir<br />

zusammenarbeiten – und zwar auf allen Ebenen<br />

in Wirtschaft und Politik“, so Duan auf der hochrangig<br />

besetzten chinesisch-deutschen Konferenz.<br />

Auch aus diesem Grund war es richtig, dass der<br />

deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang November<br />

nach China gereist ist und der persönliche<br />

Austausch wie auch beim G20-Gipfel in<br />

Indonesien wieder aufgenommen wurde. Was<br />

eine Abkehr von China für Folgen für die deutsche<br />

Wirtschaft hätte, dazu äußerten sich acht<br />

Topmanager und -managerinnen in einem Gastbeitrag<br />

in der FAZ kurz nach der Chinareise des<br />

Bundeskanzlers: „Von allen Märkten ist China in<br />

den vergangenen 50 Jahren der weltweit zweitgrößte<br />

und dynamischste geworden. Deswegen<br />

ist unsere Präsenz dort im eigenen Interesse der<br />

deutschen Wirtschaftskraft besonders wichtig.<br />

Gerade heute gibt uns das gewaltige Potenzial<br />

des chinesischen Marktes die Chance, schneller<br />

auf größere Maßstäbe zu skalieren, um dann<br />

erfolgreicher auch auf anderen Märkten agieren<br />

zu können. Wir sichern damit Arbeitsplätze und<br />

Lebensunterhalt vieler Menschen in Deutschland.“<br />

Auch die aktuelle Ausgabe des <strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>s<br />

zeigt, dass eine nachhaltige wirtschaftliche<br />

Entwicklung noch mehr internationale<br />

Zusammenarbeit erfordert, von der letztendlich<br />

alle profitieren können. Doch um diese neuen<br />

Formen der weltweiten Kooperation zu realisieren,<br />

ist ein noch intensiverer Dialog notwendig.<br />

China ist mittlerweile nicht nur wichtigster<br />

Handelspartner und Investor in vielen Ländern<br />

der Welt, sondern beteiligt sich auch am Bau der<br />

passenden Infrastruktur sowie von Metrosystemen,<br />

Häfen oder Fabriken. Durch die nachholende<br />

Entwicklung in diesen Ländern können<br />

auch europäische Länder ihre Geschäfte ausweiten.<br />

In dieser Ausgabe kommen Experten aus China<br />

und Deutschland zu Wort, die mit uns ihre Einschätzungen<br />

und Perspektiven zur aktuellen<br />

Weltwirtschaftslage und der bilateralen Wirtschaftszusammenarbeit<br />

teilen, darunter ZHAI<br />

Qian, neuer Gesandter und Leiter der Wirtschafts-<br />

und Handelsabteilung der chinesischen<br />

Botschaft, sowie Thomas Heck und Marc Tedder<br />

von PwC, die Unternehmen aus beiden Ländern<br />

bei ihren Investitionen im jeweils anderen Land<br />

beraten. Auch sie teilen die Meinung, dass die<br />

Probleme der Zukunft nur durch Zusammenarbeit<br />

und Dialog gelöst werden können.<br />

Einen Fokus setzen wir in diesem Heft auf den<br />

Eintritt chinesischer E-Auto-Hersteller in den<br />

europäischen Markt. Neben innovativen Produkten<br />

bringen sie auch Erfahrungswissen durch den<br />

massenhaften Einsatz in China mit und liefern<br />

Lösungen für die Mobilität der Zukunft, von<br />

denen auch Deutschland profitieren kann. Im<br />

Interview gibt uns Frank Klaas, Vice President<br />

Communications Geely Europe, Einblicke in die<br />

langfristige Strategie des Geely-Konzerns in<br />

Europa, die auf Entwicklung vor Ort und Technologieoffenheit<br />

setzt.<br />

Neben diesen Themen finden Sie in der vorliegenden<br />

Ausgabe wie gewohnt zahlreiche weitere<br />

interessante Beiträge sowie Neuigkeiten<br />

rund um die chinesisch-deutsche Wirtschaft.<br />

Wir wünschen Ihnen eine anregende und zusammenführende<br />

Lektüre!<br />

Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />

www.chk-de.org


2<br />

Inhalt<br />

08<br />

08<br />

Titelstory<br />

Globale Entwicklung sichert<br />

Zukunft<br />

<strong>04</strong><br />

Kurzmeldungen<br />

12<br />

Aktuelles rund um Ansiedlungen,<br />

Kooperationen und Investitionen<br />

<strong>04</strong> 12<br />

Interview ...<br />

… Thomas Heck<br />

und Marc Tedder, PwC<br />

www.chk-de.org


3<br />

Kurzmeldungen<br />

Services<br />

30<br />

Community<br />

Reise: Zum Krampus,<br />

Hoorigen Bär, Schellenhansele<br />

<strong>04</strong> Erste virtuelle Hochzeits-App „Meta-<br />

Love“ startet in China<br />

<strong>04</strong> Trend zu werteorientiertem Konsum –<br />

Verhalten chinesischer Verbraucher<br />

ändert sich<br />

<strong>04</strong> Magnetschlitten erreicht in China fast<br />

Schallgeschwindigkeit<br />

<strong>04</strong> China-Blitzlichter<br />

05 NIO auf dem deutschen Markt gestartet<br />

05 CATL und BMW Group schließen Rahmenvertrag<br />

05 Revolutionäre Automatisierungstechnologie:<br />

Geek+ beliefert OEG in<br />

Hessisch Oldendorf<br />

05 Strategische Kooperation in Düsseldorf:<br />

Hauck Aufhäuser Lampe und<br />

EUREF-Campus<br />

06 VW will bis zu zwei Milliarden Euro in<br />

Joint Venture mit chinesischer Software-Firma<br />

investieren<br />

06 BASF baut Neopentylglykol-Anlage am<br />

Verbundstandort Zhanjiang in China<br />

06 China lässt BioNtech-Impfstoff für<br />

Ausländer zu<br />

06 Unternehmensticker<br />

07 Eine Erfolgsgeschichte: die deutsche<br />

Automobilindustrie in China<br />

24 Zahlen – Daten – Fakten<br />

26 Neues aus dem Beraternetzwerk<br />

28 CHKD Events 20<strong>22</strong><br />

Community<br />

30 Reise: Zum Krampus, Hoorigen Bär,<br />

Schellenhansele<br />

31 Kultur: Imposante Symphonie der<br />

50-jährigen diplomatischen Zusammenarbeit<br />

32 Sport: Highspeed auf Kufen: Rodel-Weltmeisterschaften<br />

in Oberhof<br />

33 Gesundheit: Jahreswechsel 20<strong>22</strong>/2023:<br />

Änderungen für Arbeitgeber<br />

34 Ein Tag im Leben von Bianca Weber-Lewerenz<br />

36 Stimmen<br />

Rubriken<br />

01 Editorial<br />

29 Impressum<br />

30<br />

Titelstory<br />

08 Globale Entwicklung sichert Zukunft<br />

12 Doppel-Interview mit Thomas Heck<br />

und Marc Tedder, PwC<br />

15 Huawei <strong>CONNECT</strong> – Technologie für<br />

die Zukunft<br />

16 Elektromobilität made in China für die<br />

Welt<br />

18 Geelys Strategie in Europa: langfristig,<br />

innovativ, technologieoffen<br />

20 Afrika – Kontinent der Zukunft<br />

<strong>22</strong> „Dialog und Kooperation müssen der<br />

Tenor bleiben“<br />

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Ausgabedatum: 9. Dezember 20<strong>22</strong><br />

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4<br />

Kurzmeldungen<br />

China Trends<br />

Erste virtuelle Hochzeits-App „MetaLove“ startet in China<br />

Abb.: daoinsights.com<br />

Als Auftakt seiner neuen App „MetaLove“<br />

veranstaltete das in Shenzhen ansässige<br />

Onlinespiele-Unternehmen ZQGame am<br />

8. Oktober die erste Virtual-Reality-Hochzeit in<br />

China. „MetaLove“ ist eine Echtzeit-Multiplayer-<br />

App, die auf echten Hochzeitszeremonien basiert.<br />

Mithilfe der „digital twin“-Technologie und virtueller<br />

KI ermöglicht die App Nutzern aus aller<br />

Welt, an der Zeremonie teilzunehmen, ohne physisch<br />

vor Ort zu sein. Weitere Features der App<br />

der Generation Z an Popularität gewonnen. Die<br />

Verbraucher seien bereit, aufgrund kürzerer<br />

Lieferzeiten, bequemer Einkaufsmöglichkeiten<br />

und steigender Qualität mehr für im Inland produzierte<br />

oder bezogene Produkte zu bezahlen.<br />

Auch das gestiegene soziale Bewusstsein und der<br />

werteorientierte Konsum junger Käufer scheinen<br />

dabei eine Rolle zu spielen. Sie legen großen Wert<br />

auf das Engagement der Einzelhändler für Umsind<br />

die Erstellung digitaler Versionen von verstorbenen<br />

Verwandten und der Kauf digitaler Geschenke<br />

für das Brautpaar. Chinas Metaversum<br />

tritt gerade in ein goldenes Zeitalter der Verschmelzung<br />

digitaler und physischer Welten ein.<br />

Bis 2025 wird erwartet, dass der Umfang der<br />

Metaverse-bezogenen Branchen auf 350 Milliarden<br />

RMB (48 Milliarden US-Dollar) ansteigen<br />

wird.<br />

Quelle: daoinsights.com<br />

Trend zu werteorientiertem Konsum – Verhalten chinesischer<br />

Verbraucher ändert sich<br />

Chinesische Verbraucher legen beim Kauf<br />

von nicht lebensnotwendigen Gütern ein<br />

konservativeres Verhalten an den Tag, so<br />

das Ergebnis eines Berichts des Beratungsunternehmens<br />

PriceWaterhouseCoopers. Die Konsumenten<br />

achten mehr auf die Qualität der gekauften<br />

Produkte. Einheimische Marken haben<br />

während der COVID-19-Pandemie insbesondere<br />

bei Kunden aus der Gruppe der Millennials und<br />

welt, Soziales und Corporate Governance (ESG)<br />

sowie auf den Schutz personenbezogener Daten<br />

und der Privatsphäre.<br />

Quelle: investmentplattformchina.de<br />

Abb.: marchsirawit, Adobe Stock<br />

Magnetschlitten erreicht<br />

fast Schallgeschwindigkeit<br />

Rekord für einen Schwebezug: In China ist<br />

auf einer neuen Teststrecke ein Magnetschwebeschlitten<br />

fast bis auf Schallgeschwindigkeit<br />

beschleunigt worden. Das ist<br />

mehr als doppelt so schnell wie der Magnetschwebezug<br />

in Shanghai, der seit knapp 20 Jahren<br />

in Betrieb ist. Der als elektromagnetischer<br />

Schlitten bezeichnete Zug habe eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 1.030 km/h erreicht, berichtet<br />

die „South China Morning Post“. Das entspricht<br />

etwa 80 Prozent der Schallgeschwindigkeit.<br />

Zum Vergleich: Der Magnetschwebezug in<br />

Shanghai erreicht eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von etwa 431 km/h. Der japanische JR Maglev<br />

hat knapp über 600 km/h geschafft. Der künftige<br />

chinesische Magnetschwebezug soll ähnlich<br />

schnell sein.<br />

Quelle: golem.de<br />

China-Blitzlichter<br />

• Wettbewerb ums soziale Metaverse gestartet – Douyin und Kuaishou schaffen virtuelle<br />

Begegnungsstätten<br />

• Alibaba führt neues Luxus-Shopping-Erlebnis im Metaverse auf Tmall ein<br />

• Anta und Baidu veranstalten virtuelle Sportmodenschau auf Shanghai Fashion Week<br />

• IKEA wirbt per Livestream auf Douyin für preisgünstige Essensangebote im „IKEA Flavour<br />

House“<br />

• Käse im Kommen – Pandemie führt zu mehr Snack-Appetit bei jungen Chinesen<br />

• Trend zu Nachhaltigkeit und Upcycling – Xiaohongshu veranstaltet nachhaltige Modemesse<br />

„REDcycelt“<br />

• Französisches Modehaus Balmain und lokale Kunsthandwerker der Yi-Minderheit realisieren<br />

Designerkleid zum 130. Vogue-Jubiläum in Shanghai<br />

Quellen: daoinsights.com / pandaily.com<br />

www.chk-de.org


Mitgliedernews<br />

Kurzmeldungen 5<br />

Abb.: BMW Abb.: NIO<br />

NIO auf dem deutschen Markt gestartet<br />

NIO, das globale Unternehmen für intelligente<br />

Elektrofahrzeuge, veranstaltete am<br />

7. Oktober in Berlin sein Launch-Event<br />

zum Einstieg in den europäischen Markt. In<br />

Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und<br />

Schweden geht das Unternehmen mit drei Modellen<br />

an den Start. Die ersten Auslieferungen<br />

begannen Mitte Oktober. In Sachen Vertrieb geht<br />

NIO neue Wege und bietet seinen Kunden ein<br />

Subscription-Modell an. Seit dem 21. November<br />

sind die Autos zusätzlich mit Kaufoption erhältlich.<br />

Grund für diese Entscheidung war das Feedback<br />

interessierter Käufer.<br />

Quellen: NIO / insideevs.de<br />

CATL und BMW Group schließen Rahmenvertrag<br />

CATL und die BMW Group gaben im September<br />

eine mehrjährige Vereinbarung<br />

über die Lieferung von zylindrischen<br />

Batteriezellen bekannt, die ab 2025 die neue<br />

Serie von Elektromodellen der NEUE KLASSE des<br />

deutschen Automobilherstellers antreiben werden.<br />

Die Batteriezellen werden in zwei der künftigen<br />

Batteriewerke von CATL in China und Europa<br />

mit einer Jahreskapazität von jeweils bis zu<br />

20 GWh für die BMW Group produziert. Joachim<br />

Post, Mitglied des Vorstands der BMW AG, verantwortlich<br />

für Einkauf und Lieferantennetzwerk,<br />

sagte: „CATL ist ein starker, engagierter<br />

Partner, dem nachhaltiges Handeln ebenso wich-<br />

tig ist wie uns. Unsere beiden Unternehmen werden<br />

auch in Zukunft eine Vorreiterrolle einnehmen<br />

und bekennen sich klar zu nachhaltigen,<br />

umweltverträglichen Praktiken.“<br />

Revolutionäre Automatisierungstechnologie:<br />

Geek+ beliefert OEG in Hessisch Oldendorf<br />

Quelle: CATL<br />

Strategische Kooperation<br />

in Düsseldorf: Hauck<br />

Aufhäuser Lampe und<br />

EUREF-Campus<br />

Die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe<br />

begleitet künftig eines der innovativsten<br />

und wegweisendsten Projekte in der<br />

deutschen Immobilienlandschaft: den EUREF-<br />

Campus in Düsseldorf. Ziel der Kooperation sind<br />

die gemeinsame Strukturierung, Finanzierung,<br />

Vermarktung sowie das spätere Management des<br />

EUREF-Campus. Auf einer am ICE-Fernbahnhof<br />

Düsseldorf-Flughafen gelegenen 80.000<br />

Quadratmeter großen Mietfläche sollen renommierte<br />

Unternehmen, Start-ups, Institutionen<br />

sowie Forschung und Lehre gemeinsam an den<br />

Themen Klimaschutz, Energie und Mobilität<br />

arbeiten und sich austauschen.<br />

Quelle: HAL<br />

Geek+, der weltweit führende Anbieter von<br />

autonomen mobilen Robotern (AMR), hat<br />

über 150 Ware-zur-Person-Roboter im<br />

Lager des Heizungs-, Lüftungs- und Klimaspezialisten<br />

OEG im Nordwesten Deutschlands<br />

eingesetzt. Das von Geek+ für OEG entwickelte<br />

Logistikkonzept, bei dem P800-Kommissionier-<br />

roboter und speziell angefertigte Regale zum Einsatz<br />

kommen, wurde in nur drei Monaten ohne<br />

Unterbrechung des OEG-Betriebs umgesetzt.<br />

15.000 Quadratmeter des Geländes werden nun<br />

von der Flotte der Geek+ AMR bedient.<br />

Quelle: Geek+<br />

Abb.: duesseldorf.euref.de<br />

www.chk-de.org


6<br />

Kurzmeldungen<br />

Abb.: BASF Abb.: sohu<br />

VW will bis zu zwei Milliarden Euro in Joint Venture mit<br />

chinesischer Software-Firma investieren<br />

Der VW-Konzern steht vor der Gründung<br />

eines Software-Gemeinschaftsunternehmens<br />

in China. Der Wolfsburger Autohersteller<br />

wird künftig mit dem chinesischen<br />

Unternehmen Horizon Robotics kooperieren. Horizon<br />

gilt als Spezialist für künstliche Intelligenz<br />

(KI). Volkswagen will mit dem neuen Joint Venture<br />

seine Software-Lücke in China vor allem<br />

beim autonomen Fahren schließen. Die Wolfsburger<br />

werden dafür voraussichtlich deutlich<br />

mehr als eine Milliarde Euro investieren.<br />

Quelle: handelsblatt.de<br />

BASF baut Neopentylglykol-Anlage am Verbundstandort<br />

Zhanjiang in China<br />

BASF wird am Verbundstandort in Zhanjiang<br />

in eine neue Anlage für Neopentylglykol<br />

(NPG) mit einer jährlichen<br />

Produktionskapazität von 80.000 Tonnen investieren.<br />

Vasilios Galanos, Senior Vice President<br />

Intermediates Asia Pacific, BASF, sagte: „Mit der<br />

NPG-Anlage am Verbundstandort Zhanjiang können<br />

wir die wachsende Nachfrage von Kunden<br />

in Asien bedienen, insbesondere bei Pulverlacken<br />

in China. Wir nutzen die Synergien, die sich aus<br />

unserem einzigartigen Verbundmodell und unseren<br />

Spitzentechnologien ergeben. Wir sind daher<br />

zuversichtlich, dass wir mit unserer neuen<br />

NPG-Anlage unsere Position ausbauen werden,<br />

und zwar vor allem in China, dem größten<br />

Chemiemarkt der Welt.“<br />

Quelle: BASF SE<br />

Unternehmensticker<br />

Haushaltsgerätehersteller Gaggenau eröffnet<br />

Flagship-Showroom in Shanghai<br />

Quelle: Gaggenau (Linkedin)<br />

ZF und NIO vereinbaren strategische<br />

Kooperation – Kern ist die gemeinsame<br />

Entwicklung und Konstruktion von<br />

Steer-by-Wire-Produkten, die in den<br />

neuen NIO-Modellen eingesetzt werden.<br />

Quelle: greencarcongress.com<br />

100.000 BYD-Elektroautos für Sixt – der<br />

deutsche Autovermieter plant den Kauf<br />

von 100.000 E-Autos von BYD bis 2028.<br />

Quelle: auto-motor-sport.de<br />

China Telecom Europe und Huawei<br />

Cloud verkünden Partnerschaft – Ziel ist<br />

es, das Cloud-Ökosystem und IKT-Produktangebot<br />

in Europa zu verbessern.<br />

Quelle: China Telecom (Linkedin)<br />

Great Wall Motor vor europäischem<br />

Markteinstieg – Marken ORA und WEY<br />

auf dem Pariser Autosalon vorgestellt.<br />

Quelle: salzgitter-zeitung.de<br />

BYD verkündet Vertriebsplan für<br />

Deutschland – Die Hedin Mobility<br />

Group übernimmt den Vertrieb für BYD in<br />

Deutschland und arbeitet mit sechs großen<br />

deutschen Autohäusern zusammen.<br />

Quelle: autohaus.de<br />

China lässt BioNtech-Impfstoff für Ausländer zu<br />

Bundeskanzler Olaf Scholz hat bei seinem<br />

Besuch in Peking grünes Licht für die Zulassung<br />

des Corona-Impfstoffs von BioNtech<br />

für in China lebende Ausländer bekommen.<br />

Dies sei Teil einer vereinbarten engeren Zu-<br />

sammenarbeit bei der Bekämpfung der Pandemie,<br />

sagte Scholz am Freitag nach Gesprächen mit<br />

Staats- und Parteichef Xi Jinping sowie Ministerpräsident<br />

Regierungschef Li Keqiang.<br />

Quelle: dpa<br />

FC Bayern startet Fußballschule im chinesischen<br />

Taicang – regelmäßiger Erfahrungsaustausch<br />

und ständige Präsenz<br />

von FC-Bayern-Jugendtrainern geplant.<br />

Quelle: tagesschau.de<br />

Abb.: FC Bayern<br />

www.chk-de.org


7<br />

Eine Erfolgsgeschichte: die deutsche Automobilindustrie in China<br />

In diesem Jahr haben Deutschland und China 50 Jahre diplomatische<br />

Beziehungen gefeiert. Anlässlich dieses Jubiläums blickte der Verband<br />

der Automobilindustrie (VDA) auf die Erfolgsgeschichte von<br />

Autos und Fahrzeugteilen „made in Germany“ in der Volksrepublik<br />

zurück. In den letzten 50 Jahren hat sich die Zusammenarbeit beider<br />

Länder intensiviert und vielfältig entwickelt. Heute sind über 5.000<br />

deutsche Unternehmen in China ansässig, schaffen insgesamt rund<br />

eine Million Arbeitsplätze vor Ort. Deutsche Automobilhersteller und<br />

-zulieferer sind mit 350 Standorten in China vertreten. Damit ist China<br />

Deutschlands größter Auslandsstandort. Die Bedeutung des Absatzmarktes<br />

China ist in den vergangenen Jahrzehnten sprunghaft gestiegen.<br />

Heute wird fast jeder dritte Pkw weltweit in China verkauft.<br />

Angesichts einer wachsenden Mittelschicht, eines steigenden Mobilitätsbedürfnisses<br />

der Menschen und einer geringen Pkw-Dichte hat<br />

China auch heute noch Wachstumspotenzial.<br />

Quelle: VDA<br />

Absatz deutscher Hersteller in China<br />

inklusive Anteil deutscher OEMs<br />

davon dt. OEMs Pkw-Absatz in China MA dt. OEMs<br />

Millionen<br />

Prozent<br />

24<br />

16<br />

8<br />

0<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2018 2011 2014 2017 2020<br />

Wichtige Märke für deutsche Automobilexporte<br />

30,1 Mrd. €<br />

26,6 Mrd. €<br />

16,4 Mrd. €<br />

Hier finden Sie<br />

den gesamten Bericht:<br />

14,3 Mrd. €<br />

10,6 Mrd. €<br />

Quelle.: vda.de<br />

Abb.: X+Y Design<br />

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mit beschränkter Nachschusspflicht, und gehört zum internationalen BDO Netzwerk voneinander unabhängiger Mitgliedsfirmen.<br />

BDO ist der Markenname für das BDO Netzwerk und für jede der BDO Mitgliedsfirmen.<br />

BDO 会 计 师 事 务 所 股 份 公 司 是 一 家 德 国 法 律 下 的 股 份 公 司 , 是 注 册 于 英 国 的 BDO 国 际 有 限 公 司 成 员 , 并 隶 属 于 由 各 个 独 立 成 员 所 组 成 的 BDO 国 际 网 络 。<br />

BDO 是 BDO 网 络 和 每 个 BDO 成 员 所 的 商 标 名 称 。


8 Titel<br />

Abb.: nikkytok, Shutterstock<br />

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9<br />

Globale Entwicklung<br />

sichert Zukunft<br />

Wirtschaftliche Verflechtung schafft Wohlstand<br />

Eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung erfordert noch mehr internationale Zusammenarbeit und<br />

von dieser Kooperation können letztendlich alle profitieren. Um diese neuen Formen der weltweiten<br />

Kooperation zu realisieren, ist ein noch intensiverer Dialog notwendig. „Es ist besser, miteinander zu<br />

reden, statt übereinander“, so fasste DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer der Chinesischen Handelskammer in<br />

Deutschland (CHKD), auf dem China Day in Berlin das Motto der Konferenz zusammen. Besonders in den für<br />

international ausgerichtete Unternehmen so herausfordernden Zeiten sei es wichtig, auch über die weiter bestehenden<br />

großen wirtschaftlichen Kooperationspotenziale zu sprechen. „Aus dieser Phase kommen wir nur<br />

heraus, wenn wir zusammenarbeiten – und zwar auf allen Ebenen in Wirtschaft und Politik“, so Duan.<br />

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10 Titel<br />

Kooperationen lohnen sich letztendlich für<br />

alle beteiligten Länder, wenn sie in einem<br />

gleichberechtigten Dialog geführt werden.<br />

WU Ken, Botschafter der VR China, stellte auf<br />

dem China Day die Erfolgsgeschichte der bilateralen<br />

Zusammenarbeit vor. „Vor 50 Jahren<br />

lag das deutsch-chinesische Handelsvolumen bei<br />

<strong>22</strong>0 Millionen US-Dollar. Im vergangenen Jahr<br />

betrug es 235 Milliarden US-Dollar. Das ist eine<br />

Steigerung um das 870-Fache“, zeigte Wu die<br />

Erfolge der Zusammenarbeit anhand der<br />

Handelszahlen auf. Dieser Handel und die<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit bringen Wohlstand<br />

und Stabilität. Dies sollte man bewahren,<br />

besonders auch in schwierigen Zeiten. Doch es<br />

besteht eine Tendenz zur Politisierung und Ideologisierung<br />

der Außenwirtschaftsbeziehungen.<br />

Die Welt steht an einem Scheideweg. Jetzt wird<br />

entschieden, wohin sich die internationalen Beziehungen<br />

entwickeln, so Wu.<br />

Dr. Andreas Nicolin, Asienbeauftragter im<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

(BWMK), erklärte, dass beide Seiten aus<br />

der Wirtschaftszusammenarbeit große Vorteile<br />

ziehen und auch auf die Weltwirtschaft mit dieser<br />

engen Zusammenarbeit einen stabilisierenden<br />

Einfluss ausüben. „Wir wissen genau, welche<br />

Vorteile Deutschland von den Wirtschaftsbeziehungen<br />

mit China hat. Das müssen wir<br />

weiterentwickeln. Wichtig ist dabei die Reziprozität<br />

der Handelsbeziehungen. Das ins Stocken<br />

geratene deutsch-chinesische Investitionsabkommen<br />

muss weiter vorangebracht werden.<br />

Dazu bedarf es besserer Marktzugangsbedingungen.<br />

Ziel ist es, dafür gleiche Standards<br />

in China und Deutschland zu haben“, so Nicolin.<br />

Technologietransfer von China nach Europa<br />

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China<br />

steht jedoch bei Teilen der deutschen Politik in<br />

der Kritik, wobei jedoch Vertreter der Wirtschaft,<br />

welche die Verhältnisse vor Ort gut kennen, eher<br />

für noch mehr Kooperationen eintreten. Zudem<br />

zeigte sich in jüngster Zeit, wie anfällig schnell<br />

aufgebaute Lieferketten sind und kurzfristiges<br />

Sparen durch billigen Bezug mittelfristig großen<br />

Schaden anrichten kann. Die Produktion vor Ort<br />

in den verschiedenen Weltregionen muss gesichert<br />

sein und auf stabilen Füßen stehen. Chinas<br />

Konzept eines doppelten Kreislaufs ist keine<br />

Abkoppelung, sondern eine neue Stufe der Internationalisierung.<br />

Der innere Kreislauf sichert die<br />

Produktion, stabilisiert die Lieferketten. Der äußere<br />

Kreislauf gibt internationalen Unternehmen<br />

neue Geschäftschancen in China. Die Außenwirtschaftsbeziehungen<br />

und die Internationalisierung<br />

sind kein feststehendes Konzept, sondern entwickeln<br />

sich laufend weiter. Es gilt einerseits, die<br />

Wirtschaft durch Diversifizierung besser gegen<br />

Störungen wappnen zu können. Andererseits sind<br />

noch mehr Auslandsinvestitionen erforderlich,<br />

um in den verschiedenen Weltregionen präsent<br />

zu sein. Dies wissen auch Chinas international<br />

ausgerichtete Konzerne, die verstärkt in Europa<br />

Produktionsstätten aufbauen, für Arbeitsplätze<br />

sorgen und das Steueraufkommen erhöhen. Mit<br />

Forschungszentren in Europa sorgen diese Unter -<br />

nehmen für einen Technologietransfer aus China<br />

insbesondere bei Zukunftstechnologien im Bereich<br />

Umwelttechnik oder bei neuen Mobilitätsformen.<br />

Deutsche Unternehmen haben in China bereits<br />

in den vergangenen Jahrzehnten einige Tausend<br />

Fabriken errichtet und damit viel zur Entwicklung<br />

Chinas beigetragen. Natürlich profitieren diese<br />

Unternehmen und machten dort glänzende Gewinne,<br />

auf die sie auch zukünftig nicht verzichten<br />

möchten. „Bei unseren Unternehmen in<br />

China konnten wir keine Decouplings-Tendenzen<br />

entdecken. Es geht da eher um Sicherheitsinteressen,<br />

um Sicherung der Produktion und des<br />

Marktzugangs. Man sollte dabei weniger von Abhängigkeit,<br />

sondern eher von Verflechtung sprechen.<br />

Wenn unsere Unternehmen in China keine<br />

Gewinne machen, würden sie ihre Geschäfte<br />

selbst einstellen. Dafür brauchen wir keine Politik“,<br />

berichtete Volker Treier vom DIHK auf dem<br />

China Day.<br />

Diese wirtschaftliche Aktivität schafft Gewinne<br />

und, eingebettet in das chinesische Entwicklungskonzept,<br />

Arbeitsplätze, steigende Einkommen<br />

und Steuereinnahmen. Im Jahr 2000<br />

lag das durchschnittliche Einkommen in China<br />

bei 940 US-Dollar und stieg 2019 auf 10.410<br />

US-Dollar. Viele gut situierte Chinesen, die sich<br />

überlegen, welches Auto sie sich als Nächstes<br />

anschaffen möchten, wagten in ihrer Jugend<br />

kaum an den Kauf eines klapperigen Fahrrads zu<br />

denken. Und mit dem expandierenden chinesischen<br />

Markt, der durch zunehmenden Wohlstand<br />

zustande kam, stiegen auch die Geschäfte und<br />

Gewinne deutscher Unternehmen, die in China<br />

tätig sind, und er sicherte auch Arbeitsplätze in<br />

Deutschland durch Zulieferungen.<br />

Wirtschaftliche Abhängigkeit schafft Wohlstand,<br />

erklärte Prof. Eberhard Sandschneider. „Die<br />

internationale Wirtschaftszusammenarbeit muss<br />

umfassend ausgebaut werden, um Armut zu verhindern.<br />

China wird dabei für seine Seidenstraßen<br />

i nitiative gerügt und der Westen verkündet<br />

Gegenmodelle. Aber es ist darin bislang kaum<br />

Abb.: Maksim Safaniuk, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


11<br />

Geld geflossen, kritisieren beispielsweise afrikanische<br />

Politiker“, so Sandschneider. Dabei würden<br />

Systemunterschiede hervorgehoben und<br />

gemeinsame Interessen weniger gesehen. „Wir<br />

müssen auf Gemeinsamkeiten sehen. Es wird zu<br />

viel über Unterschiede und weniger über gleiche<br />

Interessen gesprochen“, so Sandschneider.<br />

Wohlstand durch internationale Zusammenarbeit<br />

Dabei wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn<br />

man sich beispielsweise den Umgang Europas<br />

mit einigen arabischen Staaten ansieht und dort<br />

die fehlenden Rechte von Frauen betrachtet. Die<br />

Investition von COSCO als Teilhaber eines Terminals<br />

im Hamburger Hafen wird von Teilen der<br />

deutschen Politik kritisch und ablehnend gesehen.<br />

Doch gleichzeitig kaufte sich im Oktober<br />

die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd in zehn<br />

Häfen in den USA, Mexiko, Chile, Kolumbien,<br />

Costa Rica und Ecuador ein. Und auch die dänische<br />

A. P. Moeller-Maersk Group, eine der weltweit<br />

größten Reedereien, ist über ihre Tochter<br />

APM Terminals an 75 Terminals weltweit beteiligt,<br />

darunter auch in den chinesischen Häfen<br />

Shanghai, Xiamen, Qingdao, Guangzhou und Tianjin.<br />

Am Shanghai East Container Terminal ist<br />

Maersk mit 49 Prozent beteiligt.<br />

Die Abneigung gegenüber China dürfte bei vielen<br />

Politikern eher darin begründet sein, dass es<br />

wirtschaftlichen Erfolg hatte, seine Bevölkerung<br />

aus der Armut führte und dies mit einem eigenen,<br />

den Bedingungen in seinem Land angepassten<br />

Konzept. Diese angepassten Konzepte sind jedoch<br />

notwendig, um durch internationale Zusammenarbeit<br />

nicht nur den Wohlstand durch<br />

mehr wirtschaftliche Aktivitäten zu mehren,<br />

sondern auch, um überhaupt für die Welt eine<br />

lebenswerte Perspektive zu schaffen.<br />

Die beeindruckende Entwicklung in China sollte<br />

erst der Anfang einer neuen Stufe der Globalisierung<br />

sein. China ist groß, aber Indien wird<br />

China bald als einwohnerstärkstes Land überholt<br />

haben. Die dynamischen ASEAN-Staaten haben<br />

mit China und anderen asiatischen Ländern die<br />

größte Freihandelszone der Welt gegründet. Sie<br />

profitieren von Chinas Seidenstraßeninitiative.<br />

Aus dem noch vor wenigen Jahren bitterarmen<br />

Vietnam kommen Windkraftanlagen und Elektroautos<br />

auf den Weltmarkt. Nigeria könnte Ende<br />

dieses Jahrhunderts ebenfalls mehr Einwohner<br />

als China haben. Lateinamerika mit seinen 640<br />

Millionen Einwohnern verzeichnet zu einem großen<br />

Teil eine beeindruckende wirtschaftliche<br />

Entwicklung, die sich ebenfalls verstärkt an eigenen<br />

Modellen orientiert. China ist dabei nicht<br />

nur in Brasilien wichtigster Handelspartner und<br />

Investor, sondern liefert auch passende Infrastruktur,<br />

Metrosysteme, Häfen und Fabriken.<br />

Chinesische Firmen liefern jedoch nicht nur dringend<br />

benötigte Infrastruktur, sondern auch moderne<br />

Technologie, welche die lateinamerikanischen<br />

Staaten für ihre weitere Entwicklung<br />

nutzen können. Der Westen verliert<br />

zwar prozentual durch diese Entwicklung an Bedeutung.<br />

Doch, wie man in China sagt: Von<br />

einem größeren Kuchen können sich alle ein größeres<br />

Stück abschneiden. Durch die nachholende<br />

Entwicklung in diesen Ländern können auch<br />

europäische Länder ihre Geschäfte ausweiten.<br />

Wichtig sind dabei Konzepte, die diesen Ländern<br />

wirklich in der Praxis helfen, und intensive Kooperationen<br />

vor Ort und mit Drittstaaten wie<br />

China. Wie diese verlaufen können, zeigen insbesondere<br />

die Zukunftsbranchen für umweltgerechte,<br />

nachhaltige Produktion und ökologisch<br />

ausgerichtete Verkehrssysteme sowie für<br />

Elektromobilität.<br />

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12 Interview<br />

Abb.: Karl F. Schöfmann/imagebroker<br />

Thomas Heck und Marc Tedder beraten für PwC<br />

seit vielen Jahren deutsche und chinesische<br />

Unternehmen bei ihren Investitionen im<br />

jeweils anderen Land. Im <strong>CONNECT</strong>-Interview<br />

geben sie umfassende Einblicke in aktuelle<br />

Herausforderungen für Unternehmen sowie<br />

in neue Trends und Zukunftsperspektiven der<br />

bilateralen Zusammenarbeit.<br />

Interview<br />

THOMAS HECK & MARC TEDDER<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Heck, lieber Herr<br />

Tedder, in den Medien wird vom Rückzug<br />

deutscher Unternehmen aus China berichtet,<br />

gleichzeitig steigen die Investitionen in China<br />

an. Woher kommt Ihrer Ansicht nach dieser<br />

scheinbare Gegensatz?<br />

Thomas Heck: Die Investitionszahlen von deutschen<br />

Unternehmen in China dieses Jahr sind<br />

sehr beeindruckend. Aber das sind mehrheitlich<br />

Projekte, die vor Jahren geplant wurden und von<br />

den aktuellen Ereignissen unbeeinflusst sind.<br />

Viele unserer Kunden sagen, wir müssen unser<br />

China-Engagement kritisch betrachten. Dies ist<br />

aber nicht unbedingt nur geopolitisch begründet<br />

oder mit COVID-19, sondern wir haben gesehen,<br />

dass die globalen Lieferketten in den letzten Jahren<br />

relativ empfindlich auf externe Schocks re-<br />

agiert haben. Daher schauen viele Unternehmen,<br />

dass sie ihre Lieferketten resilienter machen. Es<br />

gibt große Investitionen, erst kürzlich hat sich<br />

VW mit bis zu zwei Milliarden Euro am chinesischen<br />

KI-Unternehmen Horizon Robotics beteiligt.<br />

Aber es beginnt jetzt auch ein Prozess des<br />

strategischen Rebalancing.<br />

Marc Tedder: Die diesjährigen Umfragen der<br />

www.chk-de.org


13<br />

Handelskammern in China zeigen, dass der Anteil<br />

der Unternehmen, die ihr Engagement in China<br />

reduzieren wollen, im Jahr 20<strong>22</strong> zwar leicht<br />

gestiegen, aber weiterhin relativ gering ist. Ein<br />

größerer Teil der Unternehmen möchte die Investitionen<br />

weiter erhöhen. Was wir aber vor Ort<br />

beobachten, ist eine „wait and see“-Position, insbesondere,<br />

was den deutschen Mittelstand angeht.<br />

Entscheidungen, die nicht sofort getroffen<br />

werden müssen, werden hintangestellt.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Hat diese abwartende Haltung auch<br />

mit der Politik in Deutschland und der Suche<br />

nach einer China-Strategie zu tun?<br />

Heck: Wenn die neue China-Strategie kommt und<br />

wenn es darin tatsächlich um eine härtere Haltung<br />

auch gegenüber Investitionen aus Deutschland<br />

nach China geht, dann wird es für deutsche<br />

Unternehmen schwieriger, zu investieren. Und<br />

warum sage ich das? Weil natürlich viele dieser<br />

Investitionen über Investitionsgarantien abgesichert<br />

werden. Wenn Deutschland jetzt sagt,<br />

wir wollen Investitionen nur noch eingeschränkt<br />

durch solche Bürgschaften unterstützen, dann<br />

kann und wird das natürlich auch die Investitionsbereitschaft<br />

beeinflussen. Das stellt den<br />

Mittelstand natürlich vor noch größere Herausforderungen<br />

als die großen Konzerne.<br />

Tedder: Noch wichtiger als die neue Strategie der<br />

»Den groβen Herausforderungen<br />

unserer Zeit wie zum<br />

Beispiel dem Klimawandel<br />

können wir nur gemeinsam<br />

begegnen.«<br />

Marc Tedder<br />

Bundesregierung sind meines Erachtens die Signale,<br />

die jetzt von der chinesischen Regierung<br />

kommen. Der 20. Parteitag der kommunistischen<br />

Partei hat den aktuellen Kurs bestätigt. Die Leitlinien<br />

sind klar. Aber was tatsächlich in den<br />

nächsten Wochen und Monaten an Policy folgt,<br />

das wird man sicherlich genau beobachten. Und<br />

das wird die Entscheidungen der Unternehmen,<br />

die gerade abwartend agieren, natürlich auch<br />

stark beeinflussen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche interessanten Investitionsmöglichkeiten<br />

sehen Sie in China aktuell?<br />

Tedder: Was wir aktuell sehen, ist ein Paradigmenwechsel.<br />

In der Vergangenheit hat es ausgereicht,<br />

nachzuweisen, dass die Investition für<br />

China wirtschaftlich gewinnbringend ist. Dass<br />

man sich jetzt in diesem „new normal“ an politischen<br />

Zielen und Werten in China messen lassen<br />

muss, macht es komplizierter. Spannende Investitionsmöglichkeiten<br />

werden sich daher dann<br />

ergeben, wenn man Projekte findet, die auf die<br />

politischen Ziele einzahlen. Hier sind natürlich<br />

die Bereiche Hochtechnologie und grüne Technologien<br />

zu nennen.<br />

Heck: Und die Automobilwirtschaft. Da gibt es<br />

eine enge Verzahnung zwischen China und<br />

Deutschland durch die großen Joint Ventures der<br />

OEMs, wo heute bereits viel Forschung und Entwicklung<br />

in China betrieben wird – für den chinesischen<br />

Markt, aber perspektivisch auch für<br />

den globalen Markt. Hier wird es weiter spannende<br />

Investitionsmöglichkeiten für deutsche<br />

Unternehmen geben. Das gilt allgemein für Themen<br />

wie die bereits genannten, die weniger<br />

spannungsgeladen sind, also dort, wo man Kooperationsfelder<br />

sieht. Ein weiterer Bereich sind<br />

alle Themen, die konsumorientiert sind. Das ist<br />

spannend für Unternehmen mit bekannten Marken,<br />

die auch für China interessant sein können.<br />

Denn grundsätzlich sehen wir immer noch eine<br />

große Bereitschaft der chinesischen Konsumenten,<br />

ausländische Marken zu konsumieren.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Haben Sie Beispiele für Bereiche,<br />

die sich in den letzten Jahren geöffnet haben?<br />

Tedder: Seit ein paar Jahren sehen wir, dass deutsche<br />

Finanzdienstleister stärker aktiv werden in<br />

Abb.: G-Stock Studio, Shutterstock<br />

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14 Interview<br />

China. Die Ergo-Versicherung hat nicht nur ein<br />

großes Joint Venture gegründet, sondern mittlerweile<br />

auch eine eigene Niederlassung. Ein weiteres<br />

bekanntes Beispiel ist die Allianz. Dieser<br />

Sektor, der ja in den letzten Jahren sehr zurückhaltend<br />

aufgetreten ist, sieht hier offensichtlich<br />

Marktchancen für sich, und das ist unter anderem<br />

der Öffnungspolitik der letzten Jahre zu verdanken.<br />

Auch die Landesbank Baden-Württemberg<br />

hat eine eigene Niederlassung in Shanghai<br />

eröffnet. Das ist eine Entwicklung, die hätten wir<br />

vor zehn Jahren noch nicht gesehen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Technologietransfer und Innovation<br />

in Zukunftsbranchen finden verstärkt in China<br />

statt. Kennen Sie neben dem Automobilsektor<br />

noch weitere Beispiele?<br />

Heck: Wir haben Mandanten, die in Shanghai<br />

zum Beispiel ein F&E-Zentrum haben im Bereich<br />

Spezialchemie, unter anderem für die Entwicklung<br />

von Wirkstoffen in der Landwirtschaft.<br />

Warum geht man da nach China? Weil dort die<br />

Märkte anders funktionieren, weil der Markt in<br />

China heterogener ist als zum Beispiel in den<br />

USA. In den USA gibt es nur fünf Abnehmer für<br />

bestimmte Agrarprodukte. In China sind es eher<br />

5.000. Dann muss ich natürlich auch entsprechend<br />

meine Produkte für einen anderen<br />

Markt anpassen und das passiert vor Ort. Insofern<br />

gibt es die Notwendigkeit, auch Dinge vor Ort zu<br />

entwickeln, und das natürlich auch mit dem<br />

Augenmerk, aus solchen Entwicklungen auch<br />

einen Nutzen für andere Märkte zu ziehen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Heck, Sie beraten chinesische<br />

Unternehmen, die in Deutschland investieren<br />

möchten. Wie bewerten Sie deren<br />

Engagement in der aktuellen Situation?<br />

Heck: Ich glaube, wir müssen verschiedene Dinge<br />

beleuchten. Bei chinesischen Unternehmen, die<br />

sich per M&A hier eingekauft haben, ist aus<br />

unserer Beobachtung die Erfolgsquote relativ bescheiden.<br />

Erfolgsgeschichten haben vor allem die<br />

Unternehmen geschrieben, die organisch in den<br />

Markt eingetreten sind. Huawei beschäftigt, abgesehen<br />

von der politischen Diskussion, in<br />

Deutschland über 2.000 Mitarbeiter. Die Gigafabrik<br />

von CATL mit über zwei Milliarden Euro<br />

Investitionsvolumen ist ein weiteres Beispiel.<br />

Man erkennt deutlich eine Lernkurve der Unternehmen<br />

in den letzten Jahren. Und wir sehen als<br />

klaren Trend, dass es viel stärker Greenfield-Investitionen<br />

geben wird, die auch politisch weniger<br />

umstritten sind. Und wir werden weitere<br />

Markteintritte von Unternehmen mit spannenden<br />

Produkten sehen wie NIO oder BYD, die ja sogar<br />

auch mit eigenen Produktionskapazitäten nach<br />

Europa wollen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Also mehr Chance als Risiko?<br />

Heck: Auf jeden Fall. Man braucht nur auf die<br />

Elektromobilität zu schauen. Wenn wir sagen,<br />

das ist genau das Richtige für die Zukunft, dann<br />

ist das auch wie ein Fitnessprogramm für uns.<br />

Warum sage ich das? Die chinesischen OEMs sind<br />

im Moment in der Lage, wirklich Stückzahlen zu<br />

liefern. Das können deutsche OEMs aktuell nur<br />

eingeschränkt. Wenn jetzt ein chinesischer OEM<br />

kommt und ein spannendes Produkt zu einem<br />

guten Preis auf den Markt bringt, dann wird er<br />

auch in Europa Kunden finden, die das Produkt<br />

abnehmen, auch weil die europäischen OEMs<br />

teilweise ihre Hausaufgaben nicht gemacht<br />

haben. Das ist definitiv eine Chance und Konkurrenz<br />

belebt immer das Geschäft.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Zum Schluss bitten wir Sie noch um<br />

eine kurze Einschätzung zur Chinareise von<br />

Kanzler Scholz Anfang November.<br />

Heck: Das Interessante ist, dass die Wahrnehmung<br />

in beiden Ländern unterschiedlich ist.<br />

Beides zusammenzubringen, ist eine Aufgabe für<br />

uns als Beratungsunternehmen. Ich glaube, dass<br />

der Kanzler in China war, war richtig. Denn nur<br />

wenn wir miteinander reden, können wir Probleme<br />

lösen. Allein die Tatsache, dass sich zwei<br />

Politiker gegenüberstanden, die sich seit Jahren<br />

nicht gesehen haben, ist ja schon mal wichtig.<br />

Ich persönlich glaube, dass Corona viel dazu beigetragen<br />

hat, dass sich die Entfremdung der Kontinente<br />

verstärkt hat. Wenn man sich eben nicht<br />

alle drei Monate bei einem Kongress sieht, redet<br />

man schon eher negativ über den anderen, als<br />

wenn man sich alle paar Monate wieder zum<br />

Dinner oder beim G20-Gipfel trifft.<br />

Tedder: Die Reise hat die Wahrnehmung Deutschlands<br />

in China positiv beeinflusst. Ich stimme zu:<br />

Eine pragmatische Zusammenarbeit ist wichtig.<br />

Vertrauen kann nur entstehen, wo man sich sieht.<br />

Ich glaube, die Reise war ein wichtiges Symbol.<br />

Gleichzeitig muss sich diese pragmatische Zusammenarbeit<br />

in den nächsten Wochen aber<br />

auch an ihren Ergebnissen messen lassen. Da sind<br />

wir sehr gespannt. Den großen Herausforderungen<br />

unserer Zeit wie zum Beispiel dem Klimawandel<br />

können wir nur gemeinsam begegnen.<br />

Daher ist es wichtig, miteinander zu reden.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Ein passendes Schlusswort. Lieber<br />

Herr Heck, lieber Herr Tedder, wir danken Ihnen<br />

vielmals für das Interview!<br />

Milestones<br />

Thomas Heck<br />

Thomas Heck ist Partner und Wirtschaftsprüfer<br />

bei PwC. Er leitet seit einigen Jahren<br />

die China Business Group von PwC Deutschland.<br />

Von 2012 bis 2016 war Thomas Heck<br />

als Partner nach China entsandt, wo er die<br />

German Business Group geleitet hat. Thomas<br />

Heck und sein Team unterstützen<br />

Unternehmen aus China bei Investitionen<br />

in Deutschland und Europa, aber auch europäische<br />

Unternehmen bei Investitionen in<br />

China.<br />

Marc Tedder<br />

Marc Tedder ist Wirtschaftsprüfer und Partner<br />

bei PwC Deutschland. Seit August 20<strong>22</strong><br />

leitet er die PwC German Business Group in<br />

China. Vor seiner Entsendung nach Beijing<br />

hat er drei Jahre lang die PwC German Business<br />

Group in Mexiko geleitet. Marc Tedder<br />

hat insgesamt mehr als 15 Jahre Erfahrung<br />

in der Prüfung und Beratung international<br />

tätiger Unternehmen.<br />

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Titel 15<br />

Huawei <strong>CONNECT</strong> – Technologie für die Zukunft<br />

Während besonders aus den USA zunehmende Abschottungstendenzen zu<br />

beobachten sind, zeigten sich sowohl die Referenten und Fachbesucher<br />

großer europäischer Konzerne als auch Vertreter der Politik offen für Kooperationen<br />

und die technologischen Lösungen von Huawei. „Innovation<br />

ist unser bestes Werkzeug für zukünftige globale Herausforderungen, die<br />

Europa dringend für seine digitale Transformation braucht“, so Adriana<br />

Maldonada López, spanische Abgeordnete des Europäischen Parlaments,<br />

in ihrer Keynote. Sie forderte dafür die Schaffung eines wirklich offenen<br />

Ökosystems. David Wang, Direktor des Vorstandes von Huawei, betonte in<br />

seiner Grundsatzrede, dass das 5.5G-Zeitalter dafür ein wichtiger Meilenstein<br />

ist. Unternehmen und Organisationen brauchen eine zehnfache Steigerung<br />

der Computing-Effektivität bei gleichzeitiger Verringerung des<br />

Energieeinsatzes. Ken Hu, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von<br />

Huawei, betonte in seiner Grundsatzrede, dass die neuen Werkzeuge von<br />

Huawei für die digitale Transformation eng mit der „europäischen Politik<br />

des digitalen Jahrzehnts“ abgestimmt sind.<br />

Nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft brauchen digitale Infrastruktur<br />

Ohne digitale Infrastruktur ist der erforderliche Wandel zu einer nachhaltigen<br />

Wirtschaft und Gesellschaft kaum zu schaffen. Intelligente<br />

Cloud-Netzwerklösungen sind in fast allen Sektoren wie öffentlicher Verwaltung,<br />

Finanzen, Bildung, Handel, Fertigung, Gastronomie, Logistik oder<br />

Gesundheitswesen erforderlich.<br />

Nur mit leistungsfähiger IT-<br />

Infrastruktur ist der notwendige<br />

Wandel zur nachhaltigen Wirtschaft<br />

und Gesellschaft zu schaffen<br />

Zu einem der weltweit wichtigsten Treffen für die Informations- und<br />

Kommunika tionstechnologie-Branche entwickelte sich die Netzwerkveranstaltung<br />

Huawei <strong>CONNECT</strong>. Nach Stationen in Bangkok<br />

und in Dubai fand am 17. und 18. Oktober in Paris das europäische Treffen<br />

statt. Huawei konnte Vertreter von Kunden und Partnern wie Vodafone,<br />

dem Werkzeugmaschinenbauer Trumpf, dem französischen Medienkonzern<br />

Vivendi oder dem deutschen Glasfaserverbund Buglas für Vorträge im<br />

Rahmen der Keynotes und der Breakout-Sessions gewinnen. Zur Eröffnung<br />

kamen 3.500 Branchenexperten, Entscheider und Huawei-Partner in die<br />

Pariser Kongresshalle.<br />

Neben der Vereinfachung und permanenten Fortentwicklung der Netzwerklösungen<br />

arbeitet Huawei mit seinen Partnern mit einer zweiwöchigen<br />

garantierten Lieferverpflichtung zusammen, was vor dem Hintergrund unsicherer<br />

Lieferketten bereits einigen Unternehmen größere Ausfälle bei der<br />

Umsetzung neuer Projekte erspart hat. Die Telekom startete bereits 2016<br />

ihre Open Telekom Cloud als Public Cloud. Huawei stellte für die Open Telekom<br />

Cloud die Technik und die Server in den Rechenzentren der Telekom<br />

in Biere bei Magdeburg. Durch diese Kooperationen und durch Zulieferungen<br />

von europäischen Unternehmen schafft Huawei viele Arbeitsplätze<br />

und sorgt für Wirtschaftswachstum und Steueraufkommen.<br />

Cloud-Zentrum in Dublin<br />

Für die speziellen Dienste für europäische Kunden baut Huawei im irischen<br />

Dublin ein Cloud-Zentrum auf. Huawei möchte 150 Millionen Euro dort<br />

investieren und in den nächsten fünf Jahren 200 neue Arbeitsplätze für<br />

den lokalen Arbeitsmarkt schaffen. Das Zentrum wird Kunden in ganz<br />

Europa bedienen und bei der Expansion in neue globale Märkte helfen. Irland<br />

ist ein offenes Land für solche Investitionen, sie treiben die Modernisierung<br />

des Landes voran und sind daher höchst willkommen, erklärte<br />

der stellvertretende irische Premierminister und Minister für Unternehmen,<br />

Handel und Beschäftigung Leo Varadkar. „Mit dieser Investition erweitert<br />

Huawei sein Dienstleistungsportfolio in Irland, was unser florierendes<br />

Technologie-Ökosystem erheblich verbessern wird“, sagte er. Huawei hat<br />

seine Präsenz in Irland 20<strong>04</strong> etabliert, wobei das Unternehmen inzwischen<br />

mehr als drei Millionen Menschen mit Dienstleistungen versorge und mehr<br />

als 900 direkte und indirekte Arbeitsplätze in dem Land geschaffen habe,<br />

berichtet Huawei Irland. Huawei spielt eine aktive Rolle in Forschung und<br />

Entwicklung in ganz Europa. 2021 war Huawei mit 3.524 Erfindungen der<br />

führende Patentanmelder beim Europäischen Patentamt (EPA).<br />

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16<br />

Titel<br />

Elektromobilität made in China für die Welt<br />

Chinesische Konzerne sind Weltmarktführer und kommen nach Europa<br />

Der Weg in eine CO 2-freie Wirtschaft ist<br />

nur mit Technologie aus China zu schaffen.<br />

Über die Hälfte aller weltweit abgesetzten<br />

Elektrofahrzeuge werden in China verkauft.<br />

Durch eine konsequente Förderung der<br />

Zukunftstechnologien wurde das Land Technologieführer.<br />

Chinesische Marken setzen sich<br />

durch funktionierende elektronische Vernetzung<br />

und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis durch.<br />

Europäische Marken fallen auf dem weltweit<br />

größten Automarkt zurück, nutzen jedoch jetzt<br />

verstärkt ihre China-Erfahrungen für das internationale<br />

Geschäft.<br />

Dank staatlicher Unterstützung und politischer<br />

Anreize ist China bereits der weltweit größte<br />

Hersteller und Verbraucher von NEV (new energy<br />

vehicles) und mehr als 90 Prozent der weltweiten<br />

Investitionen sowohl in die Erstausrüstung<br />

als auch in Komponenten gingen nach<br />

China. Für ausländische Investoren wurde die<br />

Obergrenze in die NEV-Herstellung bereits 2018<br />

aufgehoben. Dank der stabilen und umfassenden<br />

Lieferkette und der Marktnachfrage im Inland<br />

machten die in China verkauften Autos 59 Prozent<br />

des weltweiten NEV-Absatzes aus, berichtete<br />

CUI Dongshu, Generalsekretär der Chinesischen<br />

Vereinigung für Personenkraftwagen<br />

(CPCA), im September auf dem Deutsch-Chinesischen<br />

Automobilkongress in Berlin.<br />

Elektroautos aus China rollen auf Europas<br />

Straßen<br />

Tesla wird in absehbarer Zeit mehr Fahrzeuge in<br />

China als in den Vereinigten Staaten produzieren.<br />

Die Fahrzeuge aus der Shanghaier Gigafactory<br />

sind qualitativ besser als diejenigen aus dem<br />

US-Stammwerk. Das Shanghai-Werk ist die erste<br />

vollständig in ausländischem Besitz befindliche<br />

Autofabrik in China. Tesla-Chef Elon Musk erklärte,<br />

er habe großen Respekt vor den chinesischen<br />

Herstellern, insbesondere vor den Herstellern<br />

von Elektrofahrzeugen. „Sie sind klug und<br />

fleißig, und ich denke, dass jedes Unternehmen,<br />

das nicht so wettbewerbsfähig ist wie sie, mit<br />

Sicherheit einen Rückgang seiner Marktanteile<br />

erleiden wird“, so Musk.<br />

Lange Zeit profitierten die deutschen Autobauer<br />

vom China-Boom. In den vergangenen fünf Jahren<br />

schrumpfte der Marktanteil deutscher Autobauer<br />

dort von 25 auf 17 Prozent. „Die Vormacht<br />

der Deutschen in China bröckelt“, sagt der<br />

Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center<br />

Automotive Research, Duisburg (CAR). „Die<br />

deutschen Autobauer waren zu schlecht mit reinen<br />

Elektroautos in China vertreten. Es wurden<br />

strategische Fehler gemacht.“ In den ersten vier<br />

Monaten des Jahres befand sich unter den Top<br />

Ten der Elektroautos in China keine einzige deutsche<br />

Marke. VW rangierte erst auf Platz 15.<br />

Technologisch spielt China für die deutschen<br />

Autokonzerne eine schnell zunehmende Rolle, so<br />

Dudenhöffer. „Wir importieren nicht nur Batterien<br />

und immer mehr Elektroautos aus China,<br />

sondern auch funktionierende Technologie. Ohne<br />

diese Technologie könnten kaum zahlreiche<br />

Batteriehersteller in Europa ihre Produktion so<br />

schnell aufbauen. Der Technologietransfer aus<br />

China gilt auch für das vernetzte Auto, für autonomes<br />

Fahren“, sagte der Automobilexperte in<br />

Berlin.<br />

Autohersteller erhöhen ihre F&E-Aktivitäten in China<br />

F&E-ZENTRUM<br />

F&E-PARTNERSCHAFTEN<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Kumulative Anzahl neuer erweiterter F&E-Zentren und<br />

angekündigter F&E-Partnerschaften mit chinesischen<br />

Unternehmen<br />

BMW<br />

BMW<br />

Mercedes-Benz<br />

Mercedes-Benz<br />

VOLKSWAGEN<br />

VOLKSWAGEN<br />

BIS 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 20<strong>22</strong>+<br />

Quelle: MERICS<br />

Abb.: X+Y Design<br />

www.chk-de.org


17<br />

Exportoffensive startet jetzt<br />

Im vergangenen Jahr exportierte China über eine<br />

halbe Million Elektrofahrzeuge, mehr als doppelt<br />

so viele wie im Vorjahr. Etwa ein Drittel der chinesischen<br />

Exporte nach Europa waren jedoch<br />

europäische Marken in chinesischem Besitz wie<br />

Volvo Cars und MG Motor, während nur 2 Prozent<br />

chinesische Marken waren. Fast die Hälfte<br />

stammte von Tesla, die restlichen 14 Prozent von<br />

europäischen Joint Ventures in China. Doch jetzt<br />

starten zahlreiche chinesische Konzerne ihren<br />

Markteinstieg in Europa.<br />

BYD (Build Your Dreams) hat in der ersten Jahreshälfte<br />

20<strong>22</strong> Tesla als weltgrößten Hersteller von<br />

Elektrofahrzeugen abgelöst. Das Unternehmen<br />

mit Hauptsitz in Shenzhen verkaufte in den ersten<br />

sechs Monaten des Jahres 20<strong>22</strong> weltweit<br />

rund 641.000 Fahrzeuge, was einer Steigerung<br />

von 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.<br />

Tesla hingegen verkaufte im selben Zeitraum<br />

564.000 Fahrzeuge. Von Autovermieter<br />

Sixt bekam BYD im Oktober eine Order für gleich<br />

100.000 Fahrzeuge und in der Vereinbarung ist<br />

auch die gemeinsame Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte<br />

vorgesehen.<br />

„Marge statt Volumen“ heißt die aktuelle Strategie<br />

der westlichen Hersteller, die sich schon<br />

seit Längerem zunehmend aus den preissensiblen<br />

Segmenten zurückziehen. Eine Lücke, die Wuling<br />

mit dem Mini EV füllt. In China ist das kleine<br />

Auto bereits der meistverkaufte Pkw. Allein im<br />

ersten Halbjahr 20<strong>22</strong> fand er 214.000 Kunden.<br />

Weltweit kommt er auf einen Anteil von 37 Prozent<br />

am Markt für elektrische Kleinstwagen.<br />

Great Wall Motor kündigte an, noch 20<strong>22</strong> mit<br />

seinen Marken Wey und ORA über den Vertriebspartner<br />

Emil Frey auf den europäischen Markt<br />

zu kommen. Starten möchte der Konzern mit<br />

dem ORA Funky Cat, einem 4,24 Meter langen<br />

Elektro-Kompaktwagen. Bis zum Ende des ersten<br />

Quartals 2023 soll ein Netz von 60 Verkaufsund<br />

Servicestellen in ganz Deutschland aufgebaut<br />

werden. Bereits bis 2025 sollen reine<br />

Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge sowie<br />

Plug-in-Hybride 80 Prozent der Verkäufe des<br />

Unternehmens ausmachen, so General Manager<br />

LI Xiaorui.<br />

NIO feierte im Oktober seinen europäischen<br />

Markteinstieg. In Norwegen ist die Marke bereits<br />

seit einem Jahr zu haben. Interessant ist vor<br />

allem das Vorhaben, ein Netz an Batteriewechselstationen<br />

aufzubauen, in Deutschland sind die<br />

ersten sogenannten Power-Swap-Stationen bereits<br />

eröffnet worden. Die Stationen werden im<br />

ebenfalls in diesem Jahr eröffneten Werk in<br />

Ungarn produziert. Neben der Produktion von<br />

Batteriewechselstationen soll die Europaniederlassung<br />

auch als Service-, Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

dienen.<br />

Seit Dezember 2020 werden der G3 und seit Mai<br />

20<strong>22</strong> der P5 von Xpeng auch in Norwegen verkauft.<br />

Schneller als der neue Xpeng G9 soll kein<br />

anderes Elektroauto weltweit seine Akkus laden<br />

können, es zieht in lediglich fünf Minuten Strom<br />

für 200 Kilometer. Das Akkupaket lädt in nur 15<br />

Minuten von 10 auf 80 Prozent. Ein weiteres<br />

Unternehmen, Aiways, hat seinen Hauptsitz in<br />

Shanghai und eine europäische Vertretung in<br />

München. In Europa kamen die ersten Modelle<br />

ab 2020 in den Handel. Der Vertrieb der Fahrzeuge<br />

erfolgt in Deutschland über Euronics. Die<br />

Wartung und die Ersatzteillogistik werden vom<br />

Kooperationspartner ATU übernommen.<br />

Geely stellt sich international immer stärker auf<br />

und unterhält zahlreiche Marken wie Lotus, London<br />

Taxi, Lynk & Co und Zeekr. Polestar, ein Joint<br />

Venture von Geely und Volvo, hat in Deutschland<br />

bereits eine Reihe von Showrooms, die Fahrzeuge<br />

können jedoch auch im Internet bestellt werden.<br />

Im September hat Polestar bekannt gegeben,<br />

dass der im Oktober vorgestellte Polestar 3 auch<br />

in den USA produziert werden soll. Thomas Ingenlath,<br />

der Geschäftsführer des Autobauers,<br />

sagte, aus Gründen des Klimaschutzes wäre auch<br />

eine Fertigung in Europa und dort besonders in<br />

Polestars Heimatland Schweden möglich. „Wann<br />

und für welches Modell, wird sich noch zeigen.<br />

Ich würde aber sagen, dass dies noch vor Ende<br />

des Jahrzehnts der Fall sein wird“, so Ingenlath.<br />

Sinosynergy – Wasserstoff-Brennstoffzellen-Reisebus<br />

Sinosynergy, ein Wasserstoff-Brennstoffzellen-Spezialist<br />

aus Guangzhou, hat den ersten<br />

Wasserstoff-Brennstoffzellen-Reisebus für<br />

Europa auf der IAA TRANSPORTATION 20<strong>22</strong> in<br />

Hannover vorgestellt. Der „Hydrogen Fuel Cell<br />

Journey Coach“ wurde gemeinsam mit Allenbus,<br />

Feichi, Marcopolo und Danfoss entwickelt. Der<br />

für den europäischen Markt nach EU-Normen<br />

konzipierte Bus kann bis zu 53 Fahrgäste befördern,<br />

mehr als 500 Kilometer weit fahren und<br />

die normale Betankungszeit beträgt nur fünf Minuten.<br />

Es gibt auch zahlreiche Projekte in Deutschland,<br />

in denen mit Zulieferungen aus China Kleinfahrzeuge<br />

montiert werden, und auch weitere chinesische<br />

E-Auto-Produzenten planen den<br />

Markteinstieg. Da die Autokonzerne in China, wo<br />

fast 60 Prozent aller E-Kfz produziert und verkauft<br />

werden, durch hohe Stückzahlen günstige<br />

Preise haben, werden die Newcomer zur Konkurrenz<br />

der etablierten Marken. Neben den Produkten<br />

bringen chinesische Hersteller auch Erfahrungswissen<br />

durch den massenhaften Einsatz<br />

und die Qualitätsoffensive mit. Von diesem Erfahrungsschatz<br />

können auch deutsche Unternehmen,<br />

die in China produzieren, profitieren.<br />

Und es ist nicht zu erwarten, dass chinesische<br />

Konzerne die Welt mit Exporten aus China überschwemmen.<br />

Bei genügend hohen Verkaufszahlen<br />

produzieren diese auch in Europa. Dieser<br />

Trend ist bei den Batterieherstellern schon heute<br />

deutlich zu sehen.<br />

Abb.: electrotransporte.com<br />

www.chk-de.org


18<br />

Titel<br />

Geelys Strategie in Europa:<br />

langfristig, innovativ, technologieoffen<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Klaas, bereits<br />

2005 präsentierte sich Geely auf der IAA in<br />

Frankfurt. Firmengründer LI Shufu erklärte damals,<br />

dass er der Autowelt lediglich zeigen<br />

wolle, dass es Geely gibt, aber noch nicht in<br />

den europäischen Markt einsteigen wolle.<br />

Wie entwickelte Geely eine solch langfristige<br />

Strategie?<br />

Frank Klaas: Die Automobilindustrie hat in den<br />

vergangenen Jahrzehnten gezeigt, dass Schnellschüsse<br />

nicht gut funktionieren. Es sind Marken<br />

nach Europa gekommen, deren Produktperformance<br />

in der letzten Konsequenz nicht<br />

zufriedenstellend war. Geely hat hier eine andere<br />

Philosophie: die Entwicklung vor Ort, die dazu<br />

führt, dass wir in den einzelnen Marken, die zum<br />

Konzern gehören, die besten Ergebnisse haben<br />

und wir diese dann auf den Markt bringen können.<br />

In der Entwicklung von Geely war es sicherlich<br />

die Akquisition von Volvo in den Jahren<br />

2008/2009, die das Unternehmen einen großen<br />

Schritt nach vorne gebracht hat. Daraus haben<br />

sich auch Töchter entwickelt, die jetzt, elf Jahre<br />

später, erfolgreich auf dem europäischen Markt<br />

fahren wie Lynk & Co oder Polestar. Deswegen<br />

ist es wichtig, dass man sagt, der Konzern Geely<br />

hat sich ein bisschen Zeit gelassen, aber er hat<br />

sich Zeit gelassen, um nicht die Fehler zu machen,<br />

die andere gemacht haben.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie sieht die langfristige Strategie<br />

für Antriebe und neue Mobilitätsformen aus?<br />

Klaas: Wenn Sie auf das internationale Produktportfolio<br />

schauen, dann gibt es bei Geely, wie<br />

bei anderen großen Automobilkonzernen auch,<br />

ganz verschiedene Bereiche, in denen das Unternehmen<br />

durchaus experimentiert. Ein Beispiel<br />

ist der Bereich Commercial Vehicles. Bei London<br />

Taxi hat Geely nach 2014 angefangen, sich zu<br />

100 Prozent zu kümmern. Aus diesem brachliegenden<br />

Symbol des innerstädtischen Verkehrs<br />

Interview<br />

Frank Klaas<br />

Vice President Communications, Geely Europe<br />

wurden eine neue Marke mit einer neuen Fabrik<br />

in Coventry, Investitionen zwischen 350 und 400<br />

Millionen Pfund und ein komplett neues Produkt.<br />

Und zwar die Ablösung des alten Dieseltaxis hin<br />

zu einer sehr modernen Lösung: einem Fahrzeug,<br />

das elektrisch fährt mit einer Reichweite von 100<br />

Meilen. Und für den Fall, dass die Batterie mal<br />

leer sein sollte, hat das Fahrzeug einen kleinen<br />

stationären Motor, der nicht auf die Achsen<br />

wirkt, sondern nur dazu da ist, die Batterien zu<br />

laden.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Der Fokus liegt also nicht allein auf<br />

der Elektromobilität?<br />

Klaas: Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Geely ist<br />

technologieoffen. Es gibt starke Marken wie Polestar<br />

oder ZEEKR, die rein elektrisch sind. Aber<br />

wir als Geely wissen, dass die Märkte der Zukunft<br />

sich eventuell auch anderer Möglichkeiten bedienen<br />

wollen. Und das wären zum Beispiel eine<br />

Reihe von Verbrennungsmotoren, die dann mit<br />

alternativen Kraftstoffen CO 2-neutral gefahren<br />

werden können. Dafür hat Geely ein großes Entwicklungszentrum<br />

auf Island und versucht, dort<br />

alternative Kraftstoffe CO 2-neutral herzustellen.<br />

Damit will ich sagen, Geely ist nicht nur mit seinen<br />

eigenen Marken unterwegs, sondern eben<br />

auch Partner anderer Marken und geht in die<br />

Motorenentwicklung der Zukunft rein. Man sagt,<br />

die Zukunft ist elektrisch. Aber es wird eine Übergangsphase<br />

geben und darauf wollen wir vorbereitet<br />

sein. Ich glaube, das ist das Entscheidende<br />

bei Geely: Man ist vorbereitet auf die<br />

nächsten 20 bis 30 Jahre, um auch dort die<br />

Märkte bedienen zu können – CO 2-neutral!<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Markenstrategie beinhaltet<br />

das?<br />

Klaas: Die Markenstrategie von Geely ist letzten<br />

Endes schnell erklärt: Die Marken sollen alle für<br />

technische Innovation stehen, für hohe Qualität<br />

und tolles Design. Aber die Marken laufen sehr<br />

klar nebeneinanderher. Das heißt, natürlich wird<br />

der Konzern in seinen technischen Entwicklungszentren<br />

beispielsweise in China schauen, dass<br />

man eventuell Synergien schaffen kann, wo der<br />

Kunde es nicht sieht. Es gibt aber eine sehr klare<br />

Abgrenzung zwischen den Marken. Die sind<br />

eigenständig, haben ihre Organisationen und es<br />

gibt keine Vermischung von Marke zu Marke. Und<br />

da gibt es durchaus auch einen gesunden Wettbewerb.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Marken planen in absehbarer<br />

Zeit den Sprung nach Europa oder sind<br />

hier schon zu kaufen?<br />

Klaas: Das ist auf der einen Seite zum Beispiel<br />

Lynk & Co. Auf der anderen Seite Polestar, das<br />

www.chk-de.org


19<br />

auch verwandt ist mit Volvo. Lotus wird jetzt<br />

mehr und mehr präsent sein. Gerade haben wir<br />

die Präsentation des ersten elektrischen Luxus-SUV,<br />

Eletre, eines Autos mit supersportlicher<br />

Fahrleistung, das zum großen Teil hier bei Frankfurt<br />

in Raunheim entwickelt wurde. Dann kommt<br />

innerhalb der nächsten Jahre ZEEKR auf den<br />

Markt. Eine neue Marke, die auf im Konzern entwickelten<br />

Bodengruppen aufbaut, die rein elektrisch<br />

ist und ein sehr zukunftsweisendes Design<br />

hat.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Sie haben das Lotus Tech Innovation<br />

Center (LTIC) in Raunheim bereits angesprochen.<br />

Wie verläuft hier die Entwicklungsarbeit?<br />

An welchen Technologien<br />

wird hier geforscht?<br />

Klaas: Die Entwicklungsarbeit läuft sehr gut.<br />

Raunheim hat mittlerweile über 200 Ingenieurinnen<br />

und Ingenieure aus 27 Nationen. Wir sind<br />

sehr stark in der Entwicklung der sogenannten<br />

Connectivity, also der Verbindung von Auto zu<br />

Auto und zu Verkehrssystemen. Wir sind außerdem<br />

sehr stark in der Entwicklung von all dem,<br />

was man in Deutschland superprofessionell entwickeln<br />

kann, nämlich beispielsweise Fahrwerks-<br />

komponenten und ganzen Fahrwerken.<br />

Wenn Sie heute ein Elektrofahrzeug<br />

mit Batterien bauen, dann<br />

ist das Ganze erst mal grundsätzlich<br />

schwer. Das Fahrzeug leichtfüßig<br />

und gut händelbar zu machen, das<br />

ist die Aufgabe dieses Teams. Ein weiterer Punkt<br />

ist die Reichweite von Elektrofahrzeugen. Es ist<br />

klar, dass diese auch etwas zu tun hat mit dem<br />

thermodynamischen Management von Batteriesystemen<br />

beziehungsweise Antriebseinheiten.<br />

Europa ist ein besonderer und anspruchsvoller<br />

Markt. Und wenn Sie sich mal vorstellen, dass<br />

wir beispielsweise mit so einem Elektro-Geländewagen<br />

zum Großglockner fahren mit Anhänger<br />

und Beladung, dann muss man sehen, dass wir<br />

die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge entwickeln und<br />

testen. Das wird hier gemacht von einem sehr<br />

professionellen Team.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Rolle spielt das Entwicklungszentrum<br />

im Geely-Konzern?<br />

Klaas: Raunheim würde ich beschreiben als ein<br />

„Center of Excellence“. Hier werden Dinge entwickelt,<br />

die eine Art Vorausentwicklung für die<br />

Mobilität der Zukunft sind. Ein Beispiel ist eine<br />

Lenkung, die wireless ist, ähnlich wie bei einem<br />

Flugzeug. Das heißt, die klassische Lenksäule im<br />

Auto findet so nicht mehr statt. Aber wenn Sie<br />

jetzt keine Verbindung mehr haben und lenken,<br />

dann ist das natürlich in Echtzeit eine unglaubliche<br />

Engineering-Leistung, die auch doppelt und<br />

dreifach abgesichert sein muss. Gleichzeitig,<br />

wenn Sie mit Ihrem Auto auf den Bordstein fahren,<br />

es hinzukriegen, dass eine wireless-rechnergesteuerte<br />

Lenkung diese Impulse über das Rad<br />

und die Sensorik in Echtzeit an Sie wiedergibt,<br />

das ist die Kunst. Und so haben wir in unserem<br />

Haus über 20 Patente international angemeldet,<br />

die ziemlich einzigartig sind.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Die Mobilität der Zukunft muss<br />

nachhaltig sein. Das schließt auch Lieferketten,<br />

Produktion und den Lebenszyklus des<br />

Autos mit ein. Wie arbeitet Geely an diesem<br />

Thema und welche Rolle spielt dabei der<br />

Standort Deutschland?<br />

Klaas: Deutschland spielt da eine sehr wichtige<br />

Rolle. Unter der Leitung unseres Kollegen Jan<br />

Parakenings haben wir die Entwicklungshoheit<br />

für das Thema Nachhaltigkeit im Bereich der<br />

Marke Lotus, aber auch in Zusammenarbeit mit<br />

anderen Geely-Töchtern hierherbekommen. Ich<br />

kann jetzt nicht im Detail sagen, was alles hier<br />

in den nächsten Schritten gemacht wird, aber<br />

eins ist ganz klar: Wir werden sicherlich<br />

für die Marke Lotus in Deutschland<br />

einen Nachhaltigkeitsbericht verfassen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Klaas, vielen<br />

Dank für das interessante Gespräch!<br />

www.chk-de.org


20<br />

Titel<br />

Afrika – Kontinent der Zukunft<br />

Die Zukunft der Welt und insbesondere Europas könnte sich in Afrika entscheiden. Nur wenn es gelingt, für die<br />

dort am Ende dieses Jahrhunderts lebenden 4 bis 5 Milliarden Menschen nachhaltigen Wohlstand zu schaffen,<br />

können die großen Zukunftsherausforderungen wie eine CO 2-freie Wirtschaft oder Wanderungsbewegungen<br />

bewältigt werden. Und Milliarden neuer Konsumenten würden auch den internationalen Unternehmen neue<br />

Märkte liefern. Chinas nachholende Entwicklung, mit der 400 Millionen Menschen aus der Armut befreit wurden,<br />

könnte dafür einige Vorbilder liefern.<br />

Die wirtschaftlichen Entwicklungen der<br />

einzelnen afrikanischen Staaten unterscheiden<br />

sich stark voneinander. Doch einige<br />

grundlegende Fakten prägen den gesamten<br />

Kontinent. Die afrikanischen Länder und deren<br />

Bewohner streben nach Wohlstand, Sicherheit<br />

und guten Lebensbedingungen. Den vormaligen<br />

westlichen Kolonialmächten wird dafür weitaus<br />

weniger Entwicklungskompetenz zugetraut, als<br />

dies hierzulande meist eingeschätzt wird. China,<br />

Indien und lateinamerikanische Länder, aber<br />

auch arabische Staaten, Südkorea und Japan sind<br />

neue Entwicklungspartner. Doch auch europäische<br />

Länder können von dem notwendigen<br />

Wachstum dort profitieren. Dafür sind jedoch<br />

weniger vollmundig angekündigte Entwicklungsinitiativen,<br />

sondern mehr Wirtschaftsaktivitäten<br />

vor Ort und funktionierende gemeinsame Infrastrukturprojekte<br />

erforderlich.<br />

Chinas Einfluss in Afrika – beliebter, als die<br />

EU es darstellt<br />

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und<br />

Afrika sind eng und vielfältig. Dies wird in<br />

Deutschland und der EU oft sehr kritisch gesehen.<br />

Das Land zerstöre die Umwelt auf dem<br />

Kontinent, zum Beispiel durch den Bergbau. Es<br />

liefere gleichzeitig schlechte Qualität bei Bauprojekten.<br />

Das ist nur ein Ausschnitt aus der langen<br />

Liste der Kritikpunkte. Allerdings ist diese<br />

Kritik offenbar primär die europäische Sichtweise.<br />

In Afrika selbst wird die Zusammenarbeit<br />

mit China deutlich positiver wahrgenommen,<br />

recherchierte die Journalistin Katja Scherer für<br />

das Policy Briefing „Europa.Table“. Die Kritik der<br />

EU an China sei nicht in allen Punkten gerecht-<br />

fertigt, findet Afrikaexperte Tom Bayes in seiner<br />

Analyse für die Konrad-Adenauer-Stiftung. So<br />

habe sich die Qualität chinesischer Produkte und<br />

Bauvorhaben mittlerweile verbessert. Und es sei<br />

zwar richtig, dass China auch eigene Arbeitskräfte<br />

mit auf den Kontinent bringe. Aber dafür<br />

baue das Land inzwischen verstärkt Bildungszentren<br />

in Afrika und hole viele afrikanische Studierende<br />

mit Stipendien nach China.<br />

Für eine der größten Studien zu Europas und Chinas<br />

Einfluss in Afrika wurden mehr als 1.000<br />

afrikanische Entscheidungsträger von der Friedrich-Naumann-Stiftung<br />

befragt. Die Erkenntnisse<br />

der Studie bestürzen, so Moritz Eichhorn<br />

in der „Berliner Zeitung“. Der Einfluss Europas,<br />

der EU und europäischer Unternehmen in Afrika<br />

schwinde rapide. Ein Großteil der befragten<br />

afrikanischen Entscheider lobt: China treffe<br />

schnelle Entscheidungen, setze Projekte rasch<br />

um und mische sich nicht in innenpolitische Angelegenheiten<br />

ein. Europa sei stolz auf die eigenen<br />

Werte, doch für viele Afrikaner zähle die<br />

chinesische Leistung.<br />

Nicht nur afrikanische Führungskräfte, auch Afrikas<br />

Jugend setzt auf China. In der Studie „African<br />

Youth Survey 20<strong>22</strong>“ der Ichikowitz Family<br />

Foundation schnitt China am besten ab, vor den<br />

USA, der Afrikanischen Union und der EU. Auf<br />

die Frage „Warum ist der chinesische Einfluss<br />

positiv zu bewerten?“ antworteten 49 Prozent<br />

der Befragten: „Chinesische Produkte sind erschwinglich.“<br />

41 Prozent gaben an: „Chinesische<br />

Investitionen tragen zur Entwicklung unserer<br />

Infrastruktur bei.“ Und 35 Prozent sagten: „China<br />

schafft Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen<br />

in meinem Land.“ 53 Prozent sind der Meinung,<br />

dass “Demokratie nach westlichem Vorbild<br />

für den afrikanischen Kontinent nicht geeignet“<br />

sei. Die Autoren der Studie kommentieren: „Der<br />

Appetit auf Demokratie ist groß, vor allem auf<br />

Demokratie nach afrikanischem Vorbild und nicht<br />

nach demokratischen Systemen westlichen Stils.“<br />

Schuldenfallen in Afrika<br />

China treibt Afrika in die Schuldenfalle – das ist<br />

immer wieder zu hören. Bereits 2007 berichtete<br />

jedoch die Weltbank, dass bei chinesischen Investitionsprojekten<br />

kaum die Gefahr von<br />

Schuldenfallen entstanden sei. Neue Studien<br />

zeichneten ein ähnliches Bild, so Sven Hauberg<br />

auf „merkur.de“. Dennoch taucht der Vorwurf der<br />

chinesischen Schuldenfalle immer wieder in den<br />

politischen Diskussionen auf.<br />

„Was die afrikanischen Staats- und Regierungschefs<br />

nachts wach hält, sind nicht die chinesischen<br />

Schuldenfallen. Es sind die Launen des<br />

Anleihemarktes“, sagen Nicolas Lippolis von der<br />

Universität Oxford und Harry Verhoeven von der<br />

Abb.: AS photostudio, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


21<br />

Columbia University. China sei zwar der größte<br />

bilaterale Kreditgeber der afrikanischen Staaten;<br />

entscheidend sei aber, dass sich die Schulden des<br />

Kontinents vor allem bei privaten westlichen<br />

Kreditgebern anhäuften. „Es handelt sich um Anleihegläubiger<br />

aus London, Frankfurt und New<br />

York, die afrikanische Schulden aufkaufen.“<br />

Eine Anfang Juli 20<strong>22</strong> veröffentlichte Untersuchung<br />

der britischen Organisation Debt Justice<br />

hat Daten der Weltbank untersucht und dabei<br />

festgestellt, dass nur rund zwölf Prozent der afrikanischen<br />

Auslandsschulden bei chinesischen<br />

Kreditgebern liegen. Rund dreimal so viel – 35<br />

Prozent – schulden die Staaten des Kontinents<br />

privaten Kreditgebern aus dem Westen. Diese<br />

würden zudem rund doppelt so hohe Zinsen verlangen<br />

wie die Chinesen.<br />

Fünfzehn Jahre chinesisches Engagement in Afrika<br />

hätten wesentlich deutlichere Spuren für<br />

eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung<br />

hinterlassen als ein halbes Jahrhundert westlicher<br />

Entwicklungshilfe, schrieb Johannes<br />

Dieterich schon 2015 in einem Artikel in der<br />

„Frankfurter Rundschau“. Die europäische<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bezeichnet<br />

die intensivierte Kooperation zwischen<br />

China und Afrika als einen der zentralen Motoren<br />

für den zu beobachtenden Wachstumsschub.<br />

Nach Ansicht der aus Sambia stammenden<br />

US-Ökonomin Dambisa Moyo haben Chinas<br />

Ressourcen-Aufkäufe in Afrika Handel, Investitionen<br />

und schnelles Wachstum vorangebracht.<br />

Ohne China würde der Kontinent nicht<br />

seit Jahren überdurchschnittliche Wachstumsraten<br />

erzielen.<br />

Die afrikanischen Länder profitieren von ihren<br />

Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit China<br />

und mit anderen asiatischen Staaten. Afrikanische<br />

Unternehmen sind auf diese Weise deutlich<br />

produktiver und innovativer. Die Wertschöpfung<br />

der afrikanischen Exporte steigt durch den Handel,<br />

was wiederum den Wohlstand erhöht. Das<br />

haben Forscher am Institut für Weltwirtschaft<br />

bereits 2020 festgestellt. „Das vorherrschende<br />

Bild, dass China Afrika einseitig ausbeutet, ist<br />

falsch. Auch Afrika profitiert vom Handel mit<br />

Asien“, so die Einschätzung von Andreas Fuchs,<br />

Leiter der Kiel Institute China Initiative. Die Beziehung<br />

zu China und dem Rest von Asien hatte<br />

dabei keine negativen Auswirkungen auf Exporte,<br />

auch nicht, was Länder außerhalb von<br />

Asien betrifft. Tatsächlich haben asiatische Länder<br />

den gesamten Export der afrikanischen Staaten<br />

gefördert.<br />

Durch ausländische Investitionen<br />

in Afrika geschaffene Jobs (2010–2019)<br />

im Jahresdurchschnitt<br />

China<br />

USA<br />

Frankreich<br />

Türkei<br />

Großbritannien<br />

Deutschland<br />

Indien<br />

5,<strong>04</strong>7<br />

5,063<br />

4,933<br />

4,165<br />

7,763<br />

12,106<br />

18,562<br />

Deutschland spielt kaum eine Rolle in Afrika<br />

„Afrika ist ein riesiger Markt mit großen Chancen<br />

für deutsche Unternehmen“, erklärte Gerd Müller<br />

(CSU), damaliger Bundesminister für Entwicklung<br />

und wirtschaftliche Zusammenarbeit,<br />

im September 2019. Bereits damals versuchte<br />

Müller mit seinem sogenannten Marshallplan für<br />

Afrika, deutsche Unternehmen nach Afrika zu<br />

locken. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, bisher<br />

sind laut Afrikaverein der deutschen Wirtschaft<br />

nur 850 deutsche Unternehmen als Investoren<br />

in Afrika tätig. Der gesamte Außenhandel<br />

Deutschlands mit Afrika liegt unter dem mit beispielsweise<br />

Ungarn.<br />

Abb.: X+Y Design<br />

Japan<br />

Vereinigte Arabische Emirate<br />

Schweiz<br />

Spanien<br />

Südkorea<br />

Kanada<br />

Südafrika<br />

Nigeria<br />

3,752<br />

2,968<br />

2,175<br />

2,119<br />

2,050<br />

1,793<br />

1,453<br />

1,4<strong>22</strong><br />

0 5,000 10,000 15,000 20,000<br />

Quelle: statista.com<br />

Afrika versucht, sich aus der kolonialen Vergangenheit<br />

zu lösen, und entwickelt ein ganz<br />

neues Selbstverständnis. Der Westen ist dabei<br />

oftmals nicht mehr der wichtigste Partner, auch<br />

weil die innerafrikanischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

an Bedeutung gewinnen und neue<br />

Wirtschaftspartner wie China, Indien oder Brasilien<br />

als Konkurrenz auftreten. Doch durch die<br />

unumgängliche Wirtschaftsentwicklung des<br />

afrikanischen Kontinents und den damit wachsenden<br />

Markt können auch europäische Unternehmen<br />

profitieren – mit passenden, nachhaltigen<br />

Angeboten.<br />

www.chk-de.org


<strong>22</strong><br />

Titel<br />

„Dialog und Kooperation müssen der<br />

Tenor bleiben“<br />

Nach zehn Jahren kehrt ZHAI Qian als Gesandter und Leiter der Wirtschafts- und<br />

Handels abteilung der chinesischen Botschaft nach Berlin zurück. Mit <strong>CONNECT</strong> sprach<br />

Zhai darüber, was sich in Deutschland verändert hat und welche Empfehlungen er für<br />

chinesische Unternehmen in Deutschland hat.<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Herr Gesandter Zhai, nach<br />

zehn Jahren sind Sie nun wieder in Deutschland.<br />

Was ist Ihnen Neues hier aufgefallen?<br />

ZHAI Qian: Ich sehe kleine Neuerungen, aber<br />

auch große Veränderungen. Die Stadtbilder, die<br />

Infrastruktur und die Lebensart hier in Deutschland<br />

haben sich leicht zum Vorteil geändert.<br />

Große Veränderungen sind jedoch eingetreten,<br />

wenn wir vom Umfang und Wachstum des<br />

chinesisch-deutschen Wirtschaftsaustausches<br />

sprechen und von den vorherrschenden Rahmenbedingungen.<br />

Fangen wir zunächst mit den anschaulichen Zahlen<br />

an. Während sich die Handelsbilanz zwischen<br />

China und Deutschland im Jahr 2012 auf 161,15<br />

Milliarden US-Dollar belief, ist sie im Jahr 2021<br />

auf 235,12 Milliarden um sage und schreibe 45,9<br />

Prozent gestiegen. China ist schon sechs Jahre<br />

in Folge der größte Handelspartner von Deutschland.<br />

Umgekehrt bleibt Deutschland unangefochten<br />

der größte Handelspartner Chinas in<br />

Europa.<br />

Und zehn Jahre später positioniert die Bundesregierung<br />

China nun als „Partner, Wettbewerber<br />

und systemischen Rivalen“. Sie stimmt aktuell<br />

über eine sogenannte China-Strategie intern ab.<br />

Unternehmen, egal ob chinesisch oder deutsch,<br />

werden zunehmend von dieser Politisierung der<br />

wirtschaftlichen Zusammenarbeit irritiert und<br />

unnötig belästigt.<br />

Interview<br />

ZHAI Qian<br />

Gesandter und Leiter der Wirtschafts- und<br />

Handelsabteilung der chinesischen Botschaft<br />

<strong>CONNECT</strong>: Einige Institutionen in Deutschland<br />

propagieren aus gegebenem Anlass die „Entkopplung“<br />

der westlichen Unternehmen von<br />

China, ein beliebtes Thema der hiesigen Medien.<br />

Sogar von einer „Globalisierung ohne<br />

China“ ist die Rede.<br />

Zhai: Eine „Globalisierung ohne China“ ist ein<br />

Unding. Den Unfug möchte ich keines Kommentars<br />

würdigen. Die „Entkopplungstheoretiker“<br />

scheinen gegenwärtig die Agenda in den<br />

Massenmedien und Denkfabriken gesetzt zu<br />

haben. Eine Handvoll von ihnen bedient dabei<br />

fieberhaft das Narrativ und das Altdenkmuster<br />

„Demokratie gegen Autokratie“. Die Lage an der<br />

chinesischen Taiwan-Straße wird mit viel Drama<br />

und Drangsal vermittelt. Passende Steilvorlage<br />

gibt die Krise in der Ukraine, China durch einen<br />

Vergleich anzuschwärzen und zu verteufeln, der<br />

an den Haaren herbeigezogen ist.<br />

All diese Thesen sind beängstigend und brandgefährlich.<br />

Sie stellen die Wirtschafts- und<br />

Handelsbeziehungen zwischen China und<br />

Deutschland auf eine harte Belastungsprobe.<br />

Einer vertrauensvollen Zusammenarbeit in einer<br />

guten Partnerschaft hilft es nicht, den „Abbau<br />

von Abhängigkeit“ zu propagieren. Die globalen<br />

Lieferketten, so wie sie heute sind, sind Ergebnisse<br />

unternehmerischer Entscheidungen und der<br />

Selbstregulierung des Marktes in einem Zeitraum<br />

von mehreren Jahren. Sie resultieren nicht zuletzt<br />

aus der internationalen Arbeitsteilung.<br />

Im gleichen Maße ist China auch von Deutschland<br />

„abhängig“, wenn wir bei dieser dehnbaren<br />

Begrifflichkeit bleiben. Aber China hatte nie die<br />

Bestrebung, der unternehmerischen Kooperation<br />

ein Ende zu setzen und eine „Entkopplung” von<br />

Deutschland herbeizuführen. Ganz im Gegenteil!<br />

Wir wissen zu gut, dass künstliche Barrieren die<br />

Stabilität der globalen Industrie- und Lieferketten<br />

gefährden und beschweren. Und fairerweise<br />

muss man dazu sagen, dass hausgemachte<br />

Probleme gar nicht durch Entkopplung gelöst<br />

werden können.<br />

China und Deutschland sind beides große Exportnationen.<br />

Das Wachstum und den Wohlstand<br />

haben beide Länder einer offenen Weltordnung<br />

zu verdanken. Und genau deswegen sind wir im<br />

www.chk-de.org


23<br />

Vergleich zu anderen Ländern stärker betroffen<br />

von der Antiglobalisierung und vom Protektionismus,<br />

infolge dessen die Konjunktur in China und<br />

Deutschland auch gleichzeitig unter großem<br />

Abwärtsdruck steht. Alle Stakeholder in Deutschland<br />

mögen bitte den sachlichen und pragmatischen<br />

Ansatz gegenüber China verfolgen. Dialog<br />

und Kooperation müssen der Tenor bleiben. Nur<br />

so können wir zusammen zur Erholung der ohnehin<br />

stagnierenden Weltwirtschaft beitragen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie wird sich die Deglobalisierung<br />

auf Investitionsvorhaben in Deutschland auswirken?<br />

Zhai: Ich muss leider feststellen, dass die wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen investitionsunsicherer<br />

geworden sind. Die Europäische<br />

Union und Deutschland haben Gesetze<br />

und Verordnungen verabschiedet, die Fortschritte<br />

wirtschaftlicher Zusammenarbeit hemmen:<br />

Änderung der Außenwirtschaftsverordnung,<br />

IT-Sicherheitsgesetz 2.0, Lieferkettengesetz,<br />

um nur einige Beispiele in Deutschland<br />

zu nennen. Weitere EU-Gesetzgebungen sind<br />

schleunigst auf den Weg gebracht worden: die<br />

EU-Verordnung gegen Verzerrung im Binnenmarkt<br />

durch Subventionen aus Drittstaaten, das<br />

Instrument zum internationalen Beschaffungswesen,<br />

die Richtlinie zur Corporate Sustainability<br />

Due Diligence, das Instrument gegen<br />

wirtschaftlichen Zwang durch Drittländer.<br />

Das Vertrauen chinesischer Unternehmen und<br />

ausländischer Investoren in die Stabilität und Zuverlässigkeit<br />

deutscher Wirtschaftspolitik und in<br />

das Umfeld für unternehmerisches Handeln<br />

schwindet allmählich. Das Vertrauen lässt sich<br />

im Handumdrehen verspielen, dieses zurückzugewinnen<br />

ist dagegen eine Herkulesarbeit. Ich<br />

kann nur empfehlen, von Ideologien und Unterschieden<br />

der Weltanschauungen abzusehen. Die<br />

Politisierung der alltäglichen Wirtschafts- und<br />

Handelszusammenarbeit ist ebenso fehl am Platz<br />

wie der fadenscheinige Vorwand der Gefährdung<br />

von Sicherheit und Ordnung.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie hat sich das Umfeld für unternehmerisches<br />

Handeln in Ihren Augen verändert?<br />

Welche Erwartungen haben Sie von<br />

den chinesischen Unternehmen in Deutschland?<br />

Zhai: Die Weltbank informiert jährlich über<br />

Geschäftsfreundlichkeit und Unternehmensregulierung<br />

in allen Ländern mit der umfassenden<br />

Studie „Doing Business Report”. Auf dem Index<br />

stieg China vom Platz 96 im Jahr 2013 auf Platz<br />

31 im Jahr 2020. Deutschland dagegen rutschte<br />

im selben Zeitraum vom Platz 20 auf <strong>22</strong>. Diese<br />

Studie zeigt, dass China auf einem sehr guten<br />

Weg ist. Die Rahmenbedingungen für Wirtschaftsaktivitäten<br />

sind annähernd wie die der<br />

Industrienationen. Deutschland kann sich dagegen<br />

auf einem stabilen Niveau behaupten.<br />

Den chinesischen Unternehmen möchte ich empfehlen,<br />

einige Ratschläge zu beherzigen. Erstens,<br />

informieren Sie sich bitte umgehend und umfassend<br />

über das komplexe geltende Regelwerk<br />

und über geplante Gesetzgebungen in Deutschland<br />

und der Europäischen Union. Stellen Sie unbedingt<br />

das regelgerechte und vorschriftsgemäße<br />

Verhalten sicher, um das rechtliche Risiko<br />

auf das Minimum zu reduzieren. Zweitens,<br />

bauen Sie die Zusammenarbeit mit deutschen<br />

Partnern aus. Passen Sie Ihre Produkte und<br />

Dienstleistungen den Wünschen lokaler Konsumenten<br />

an. Ein Geschäft gelingt nur, wenn alle<br />

Beteiligten dauerhaft gewinnen. Drittens, übernehmen<br />

Sie als Unternehmen mehr soziale Verantwortung.<br />

Tragen Sie zur nachhaltigen Entwicklung<br />

bei. Sie sind das Aushängeschild der<br />

chinesischen Wirtschaft in Deutschland. Sie<br />

pflegen und heben unser kollektives Image. Ich<br />

möchte Sie in der Zuversicht stärken, dass der<br />

chinesisch-deutschen Wirtschafts- und<br />

Handelszusammenarbeit eine nachhaltige, stabile<br />

und gesunde Entwicklung glückt, wenn die<br />

Unternehmen aus beiden Ländern Pragmatismus<br />

und Weitsicht walten lassen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Der 20. Parteitag der kommunistischen<br />

Partei Chinas ging vor Kurzem zu<br />

Ende. Welche neuen Impulse erwarten Sie für<br />

die chinesisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen?<br />

Zhai: Der Parteitag hat wegweisende und bahnbrechende<br />

Planungen für die nächsten fünf Jahre<br />

und darüber hinaus verabschiedet. Präsident Xi<br />

Jinping hat betont, dass der Schlüssel für den<br />

Aufbau eines modernen sozialistischen Landes<br />

auf allen Ebenen im hochwertigen Wachstum<br />

liege. China werde sich weiter proaktiv öffnen<br />

und intensiv der Neugestaltung der wirtschaftlichen<br />

Globalisierung widmen. Wir möchten mit<br />

unseren Engagements bei der industriellen<br />

Arbeitsteilung unsere Verflechtung mit der Weltwirtschaft<br />

ausbauen und die multipolare Wirtschaftsordnung<br />

und Handelsbeziehung stabilisieren<br />

und pflegen. Hierfür setze China alles<br />

daran, ein erstklassiges, marktorientiertes,<br />

rechtsstaatliches und internationalisiertes Geschäftsumfeld<br />

zu schaffen, zum Beispiel durch<br />

die Pilot Free Trade Zones in vielen Regionen<br />

Chinas, den Free Trade Port der südlichen Inselprovinz<br />

Hainan und die Implementierung der<br />

Seidenstraßeninitiative.<br />

Ich bin der festen Überzeugung, dass sich ein<br />

enormes Potenzial für unternehmerische Erfolge<br />

zwischen China und Deutschland ergibt, durch<br />

den Strukturwandel der Industrien und den<br />

wachsenden Konsum in China und nicht zuletzt<br />

auch durch die Digitalisierung und die Umstellung<br />

auf das grüne Wachstum.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Pläne haben Sie jetzt für<br />

Ihre neue Amtszeit?<br />

Zhai: In diesem Jahr feiern China und Deutschland<br />

50 Jahre diplomatische Beziehungen. Beiden<br />

Ländern gelang es im vergangenen Jahrhundert,<br />

erfolgreiche bilaterale Wirtschafts- und<br />

Handelsbeziehungen zu pflegen. Eine beachtliche<br />

Leistung! Wir konnten stets den gemeinsamen<br />

Nenner finden und die Unterschiede<br />

aus dem Weg räumen. Am Ende profitieren alle.<br />

Das sind gute Voraussetzungen für meine neuen<br />

Tätigkeiten. Ich bin berufen worden, diese Beziehungen<br />

weiterzuentwickeln und den<br />

wirtschaftlichen Austausch zu fördern.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Sehr geehrter Gesandter Zhai, vielen<br />

Dank für das Interview!<br />

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24 Zahlen - Daten - Fakten<br />

Asien gewinnt in der Weltwirtschaft<br />

an Bedeutung<br />

Nicht nur China, sondern auch weitere Entwicklungs- und Schwellenländer haben hohe Wachstumsraten. Diese sind<br />

notwendig, um die zukünftigen Herausforderungen der Welt meistern zu können. Asien könnte bereits 2030 die Hälfte<br />

der Weltwirtschaftsleistung erbringen. Abkoppeln von China würde Abkopplung von der Weltwirtschaft bedeuten<br />

und in den westlichen Ländern zu großen Wohlstandsverlusten führen.<br />

Prozentualer Anteil der Weltregionen am globalen BIP im Jahr 2030<br />

Projektion auf Grundlage der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate für zehn Jahre<br />

Quelle: worldeconomics.com<br />

52%<br />

Asien-Pazifik<br />

17%<br />

Europa<br />

13%<br />

Nordamerika<br />

7% Südamerika<br />

12%<br />

Rest der Welt<br />

Ausgewählte Freihandelszonen und ihr Anteil am weltweiten BIP<br />

*Prognose<br />

29,6% 32,5%<br />

RCEP<br />

2019 2024*<br />

17,8% 18,2%<br />

EU-27<br />

27,9%<br />

26,1%<br />

2019 2024*<br />

Quelle: IWF, statista<br />

Nafta<br />

2019 2024*<br />

Mercosur<br />

3,9% 3,3%<br />

2019 2024*<br />

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25<br />

Neue Geschäftschancen statt Abkopplung:<br />

China bleibt ein wichtiger Markt<br />

Durch die aufstrebenden Länder Asiens, Lateinamerikas und Afrikas gibt es neue Geschäftschancen. Aber auch in<br />

China steigen die Geschäftsmöglichkeiten weiter und das Land wird zu einem zentralen Innovationsstandort für eine<br />

nachholende Entwicklung. Abkopplung würde zudem bedeuten, sich von Zukunftstechniken abzukoppeln.<br />

Ranking der Top-10-Volkswirtschaften in 2050<br />

(BIP nach Kaufkraft)<br />

Länder mit den größten Sprüngen im<br />

Ranking<br />

TOP 10 BIP 2016 TOP 10 BIP 2050<br />

1<br />

2<br />

China<br />

USA<br />

China<br />

Indien<br />

Verbessert um<br />

12 Plätze Verbessert um<br />

9 Plätze<br />

2050<br />

3<br />

4<br />

Indien<br />

Japan<br />

USA<br />

Indonesien<br />

20<br />

19<br />

Verbessert um<br />

8 Plätze<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Deutschland<br />

Russland<br />

Brasilien<br />

Indonesien<br />

Großbritannien<br />

Frankreich<br />

Brasilien<br />

Russland<br />

Mexiko<br />

Japan<br />

Deutschland<br />

Großbritannien<br />

32<br />

Vietnam<br />

28<br />

Philippinen<br />

14<br />

<strong>22</strong><br />

Nigeria<br />

2016<br />

Quelle: PwC-Studie „The World in 2050“<br />

BIP-Entwicklung Vergleich China–Indien 2023–2027<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

21.643,3<br />

4,4%<br />

23.124,5<br />

4,5%<br />

24.706,0 4,6%<br />

26.388,0 4,6%<br />

28.251,8<br />

4,6%<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

5.365,5<br />

4.947,4 6,5% 6,2%<br />

4.170,2<br />

3.820,6<br />

6,1%<br />

6,8%<br />

4.547,2<br />

6,8%<br />

2023 2024 2025 2026 2027<br />

BIP (Prognose in Mrd. US-Dollar)<br />

Wachstum<br />

Quelle: IMF: World Economic Outlook (WEO)<br />

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26 Services<br />

Neues aus dem Beraternetzwerk<br />

Abb.: symbiot, Shutterstock<br />

Zusätzliches Genehmigungserfordernis für M&A-Transaktionen in Europa<br />

Ab Sommer 2023 können Transaktionen<br />

durch die neue Verordnung über Subventionen<br />

aus Drittstaaten („SADVO“)<br />

von einer zusätzlichen Genehmigung durch die<br />

Europäische Kommission abhängen. Maßgeblich<br />

hierfür ist, ob der Wettbewerb im Binnenmarkt<br />

durch eine von einem Drittstaat gewährte Subvention<br />

verzerrt werden könnte. Die Kommission<br />

erhält mit der SADVO ein zusätzliches Instrument,<br />

um Zusammenschlüsse zu prüfen und gegebenenfalls<br />

zu verbieten. Diese neuen Regeln<br />

haben Auswirkungen auf den Zeitplan von Transaktionen,<br />

den Umfang der Due-Diligence-Prüfung<br />

und die Gestaltung von Kaufverträgen.<br />

Zusammenschlüsse müssen bei der Kommission<br />

angemeldet werden, (a) wenn das Zielunternehmen<br />

oder eines der beteiligten Unternehmen<br />

in der EU einen Umsatz von mindestens 500 Millionen<br />

Euro erzielt und (b) die beteiligten Unternehmen<br />

innerhalb von drei Jahren vor dem Zusammenschluss<br />

Subventionen aus Drittstaaten<br />

in Höhe von mindestens 50 Millionen Euro erhalten<br />

haben.<br />

Das Gleiche gilt für die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen.<br />

Auch unterhalb der<br />

Schwellenwerte kann die Kommission gegen<br />

einen Zusammenschluss vor oder nach seinem<br />

Vollzug einschreiten und Maßnahmen zur Behebung<br />

einer Marktverzerrung auferlegen,<br />

beispielsweise die Rückzahlung der drittstaatlichen<br />

Subvention oder Untersagung des subventionierten<br />

Erwerbs von Unternehmen.<br />

Die SADVO definiert eine drittstaatliche Sub-<br />

vention als jede finanzielle Zuwendung, (a) die<br />

direkt oder indirekt von einem Staat gewährt<br />

wird, der nicht Mitglied der EU ist, (b) die einem<br />

im Binnenmarkt wirtschaftlich tätigen Unternehmen<br />

einen Vorteil verschafft und (c) die sich<br />

rechtlich oder tatsächlich auf ein oder mehrere<br />

Unternehmen oder Wirtschaftszweige beschränkt.<br />

Dazu zählen u. a. Kapitalzuführungen, zinslose<br />

Darlehen, unbegrenzte Garantien, Ausgleichsleistungen,<br />

Steuervorteile und jeder andere<br />

wirtschaftliche Vorteil, der ohne angemessenen<br />

Gegenwert gewährt wird.<br />

Dr. Helmut Janssen, Martin Lawall, Dr. SHEN<br />

Yuan, Luther Rechtsanwaltsgesellschaft<br />

www.chk-de.org


27<br />

Inflation, Rohstoffknappheit und Klimakrise: Auswirkungen auf den<br />

Industrie-Versicherungsmarkt<br />

Klimakrise, Corona-Pandemie und Krieg –<br />

die Wirtschaft spürt die Folgen dieser Krisen:<br />

Güter sind teilweise knapp und zunehmend<br />

teuer, die Energie- und Erzeugerpreise<br />

steigen. Die Inflation wird auch in der Versicherungswirtschaft<br />

zunehmend zur Herausforderung.<br />

Dies ist besonders in der Sach-Versicherung,<br />

Transport-Versicherung und Technischen<br />

Versicherung spürbar.<br />

Die Inflation führt zu Mehrkosten in der Schadenregulierung,<br />

was die Gefahr der Unterversicherung<br />

birgt. Eine Unterversicherung kann im<br />

Schadenfall für betroffene Unternehmen kritische<br />

Konsequenzen haben, sofern kein Unterversicherungsverzicht<br />

vereinbart ist. Versicherer<br />

können bei Sachschäden die Regulierungssumme<br />

anteilig kürzen, wenn die Versicherungssumme<br />

signifikant niedriger ist als die tatsächlichen<br />

Wiederherstellungskosten.<br />

Für Unternehmen ist es deshalb ratsam, ihre Versicherungssummen<br />

für Gebäude, Maschinen,<br />

Lagerbestände und die Folgen einer Betriebsunterbrechung<br />

zu überprüfen. Die Inflation hat<br />

auch Auswirkungen auf Ausfallrisiken und die<br />

Finanzierung von Unternehmen. Werden Forderungen<br />

aus Lieferung und Leistung durch eine<br />

Kreditversicherung abgesichert, ziehen steigende<br />

Absatzpreise einen höheren Kreditlimit-Bedarf<br />

nach sich. Zugleich können die Ausfallrisiken auf<br />

der Lieferantenseite steigen, die sich ähnlich den<br />

Ausfallrisiken bei Warenforderungen auf einen<br />

Versicherer transferieren lassen. Unternehmen<br />

benötigen passende Lösungen, die ihnen helfen,<br />

Marktchancen im gegenwärtig schwierigen Umfeld<br />

bestmöglich zu nutzen. Auch die Klimakrise<br />

ist weiterhin spürbar: Aufgrund von Extremwetterkatastrophen<br />

zeichnet sich ein starker Anstieg<br />

der Schadenfälle durch Naturgefahren ab.<br />

Die zunehmenden Schäden durch die Klimakrise<br />

belasten die Bilanzen der Versicherer, die diese<br />

Kosten zumindest teilweise an ihre Kunden<br />

weitergeben. Auch für chinesische Unternehmen<br />

in Deutschland ist es daher wichtig, sich in diesem<br />

angespannten Marktumfeld fachkundige<br />

Unterstützung im Bereich des Versicherungs- und<br />

Risikomanagements zu suchen.<br />

Dr. Stephan Kuntner und Duncan Jia, Funk Versicherungsmakler<br />

Tour d’Horizon für 2023 – Wichtige Gesetzesänderungen in Deutschland, die chinesische<br />

Unternehmen kennen sollten<br />

Chinesische Unternehmen mit Geschäftstätigkeiten<br />

in Deutschland müssen sich für<br />

2023 wieder auf zahlreiche Gesetzesänderungen<br />

einstellen. Drei wesentliche Neuerungen<br />

betreffen die Bereiche Digitalisierung,<br />

Compliance und Arbeitsrecht.<br />

Angekurbelt durch die Pandemie, schreitet der<br />

Digitalisierungstrend in Europa voran und macht<br />

auch nicht vor dem deutschen Gesellschaftsrecht<br />

halt. So wurde noch im Sommer 20<strong>22</strong> die<br />

Möglichkeit geschaffen, eine deutsche GmbH<br />

oder Unternehmergesellschaft zukünftig online<br />

zu gründen und Gesellschafterversammlungen<br />

virtuell durchzuführen. Ab Mitte 2023 wird auch<br />

die virtuelle Änderung von Gesellschaftsverträgen,<br />

z. B. zur Kapitalerhöhung oder -herabsetzung,<br />

möglich.<br />

Am 1. Januar 2023 tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

in Kraft. Unternehmen mit<br />

3.000 (oder mehr) Mitarbeitern in Deutschland<br />

müssen international anerkannte Menschenrechts-<br />

und Umweltstandards beachten und<br />

dafür Sorge tragen, dass diese entlang ihrer<br />

Lieferketten eingehalten werden. Für betroffene<br />

Unternehmen, wie etwa große chinesische Konzerne<br />

mit Tochtergesellschaften oder Zweigstellen<br />

in Deutschland, bedeutet dies einen nicht<br />

unbeachtlichen Compliance-Mehraufwand, mit<br />

dessen Umsetzung frühzeitig begonnen werden<br />

sollte, da für Verstöße hohe Bußgelder drohen.<br />

Für das Frühjahr 2023 ist zudem eine Modifizierung<br />

des Einwanderungsgesetzes angekündigt.<br />

Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten,<br />

wie etwa China, soll zukünftig der Zugang zum<br />

deutschen Arbeitsmarkt durch die Einführung<br />

einer „Chancenkarte“ erleichtert werden. Wer<br />

eine solche Chancenkarte erhält, soll anhand<br />

eines neuartigen Punktesystems entschieden<br />

werden. Für chinesische Unternehmen in<br />

Deutschland könnte es somit in Zukunft einfacher<br />

werden, ausländische Fachkräfte zu rekrutieren.<br />

Dr. Christian von Wistinghausen und Dr. Patrick<br />

Alois Hübner, ADVANT Beiten<br />

Abb.: Viacheslav Lopatin, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


28<br />

Services<br />

CHKD Events 20<strong>22</strong><br />

Zahlreiche Veranstaltungen und endlich wieder persönliche Gespräche!<br />

50 Jahre diplomatische Beziehungen<br />

Am 15. und 16. September organisierte die CHKD ein Sonderprogramm anlässlich des 50.<br />

Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Deutschland,<br />

bestehend aus dem CHKD-Abendempfang 20<strong>22</strong> und einem Jubiläumskonzert in der Berliner<br />

Philharmonie.<br />

CHKD Member Events<br />

CHKD Member Events sind Informations- und Netzwerkveranstaltungen,<br />

bei denen für chinesische Unternehmen in Deutschland<br />

relevante Themen (Recht, Steuern, HR, Investitionen,<br />

Öffentlichkeitsarbeit u. a.) im Fokus stehen. Die Events werden von<br />

der CHKD in Kooperation mit Netzwerkpartnern wie den Beraternetzwerk-Mitgliedern<br />

organisiert. 20<strong>22</strong> fanden 13 Member Events<br />

mit über 600 Teilnehmern statt, im bewährten Online-Format, aber<br />

auch endlich wieder in Präsenz.<br />

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29<br />

>> Impressum<br />

HERAUSGEBER<br />

CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland e. V.<br />

China Day 20<strong>22</strong><br />

„Miteinander reden, statt übereinander“ – das war das Motto des China Day 20<strong>22</strong>.<br />

Und dieses Motto nahmen sich nicht nur die zahlreichen hochrangigen Sprecher,<br />

sondern auch die über 300 Teilnehmer zu Herzen. Auch der siebte China Day war<br />

geprägt von konstruktivem, offenem Dialog sowie – nach über zwei Jahren Corona-Pause<br />

– von einem deutlich spürbaren Drang nach Austausch unter den Teilnehmern<br />

und Gästen.<br />

POSTANSCHRIFT<br />

IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />

Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />

Telefon: +49 30 209175<strong>22</strong><br />

Telefax: +49 30 20917340<br />

E-Mail: info@chk-de.org<br />

WEBADRESSE<br />

www.chk-de.org<br />

Redaktion: Jannik Dennier (CvD),<br />

ZHANG Yuan, CHEN Xiaowei<br />

Telefon: +49 30 209175<strong>22</strong><br />

E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE<br />

Jannik Dennier<br />

Eva-Simona Fischkina<br />

Valentin Hatzmann<br />

Ninette Hoy<br />

Dr. Thomas Kiefer<br />

Wolfgang Hirn<br />

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />

Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />

Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

e.V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr.<br />

KONZEPT<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

Bleiben Sie auf dem Laufenden!<br />

Auch 2023 – dem Jahr, in dem die CHKD zehn Jahre alt wird – warten wieder interessante<br />

Themen und zahlreiche Austauschmöglichkeiten auf unsere Mitglieder und Partner.<br />

Wir halten Sie im <strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong> und in unseren Infokanälen auf dem Laufenden.<br />

GESTALTUNG<br />

X+Y Design<br />

SCHLUSSREDAKTION<br />

Schlussredaktion.de<br />

DRUCK<br />

BMP Balta Media & Print e. K.<br />

Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />

Homepage & Newsletter<br />

www.chk-de.org<br />

Social Media<br />

BILDNACHWEISE<br />

Titelbild: nikkytok, Shutterstock<br />

Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />

angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />

„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />

20<strong>22</strong> / Ausgabe <strong>04</strong> Ausgabedatum: 09.12.20<strong>22</strong><br />

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30<br />

Community<br />

Abb.: Nicola Simeoni, Shutterstock<br />

Zum Krampus, Hoorigen Bär,<br />

Schellenhansele<br />

Die großen Umzüge der Rheinischen Fastnacht<br />

in Köln, Mainz und andernorts sind<br />

bekannt und locken Millionen Zuschauer.<br />

Doch viel ursprünglicher ist die schwäbischalemannische<br />

Fastnacht, die als immaterielles<br />

Kulturerbe der UNESCO gilt. Auch viele Narrenund<br />

Winterbräuche vom Voralpengebiet bis hin<br />

nach Südtirol zeigen wilde Gestalten, die manchmal<br />

eher an Südsee-Zauberer oder afrikanische<br />

Ritualfiguren erinnern und die viele nicht mitten<br />

in Europa vermuten würden.<br />

manchmal kräftig auf Passanten einprügelt.<br />

Auch „Klausen“, die vermummt mit Ruten Passanten<br />

hinterherjagen, oder schreckverbreitende<br />

„Perchten“ in wilden Tierkostümen sind bis in<br />

den Januar unterwegs. Im Südtiroler Tramin hat<br />

sich mit dem Egetmann-Hochtzeitsumzug der<br />

älteste Fastnachtsbrauch erhalten, der auf das<br />

14. Jahrhundert zurückgeht. Furchterregende<br />

„Schnappviecher“ und viele weitere wilde Gestalten<br />

ziehen am Faschingsdienstag durch das<br />

beschauliche Südtiroler Städtchen. Krampus,<br />

Klausen, Hooriger Bär, Schellenhansele, Egetmann,<br />

Tuifl, Buttermandel – die Zahl schauriger<br />

Gestalten, die im Winter im Alpenland ihr Unwesen<br />

treiben, ist unüberschaubar. Hunderte Figuren<br />

bevölkern die regional sehr unterschiedlichen<br />

Bräuche.<br />

Der Krampus schreckt mit dem Nikolaus nicht<br />

nur die Kinder und stammt aus vorchristlicher<br />

Zeit. Er zeigt sich je nach Region in Teufels- oder<br />

Tiermasken unter vielen unterschiedlichen<br />

Namen. In vielen Dörfern und Städten findet am<br />

Abend des 5. oder 6. Dezember ein Krampuslauf<br />

statt. Bekannt ist das Krampustreiben in St. Johann<br />

im Pongau oder in Klagenfurt. Die kleineren<br />

Krampustreiben in den Dörfern sind besonders<br />

sehenswert. Oft sind dort kaum Touristen anzutreffen<br />

und man kann ein sehr ursprüngliches<br />

Treiben beobachten, wobei der Krampus jedoch<br />

Klausentreiben im Allgäu<br />

www.allgaeu.de/klausentreiben<br />

Egetmann-Umzug in Tirol<br />

www.tramin.com/de/egetmann<br />

Abb.: meinbezirk.at<br />

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31<br />

Imposante Symphonie der 50-jährigen<br />

diplomatischen Zusammenarbeit<br />

European-Chinese Festival Orchestra<br />

»Wenn wir zurückschauen, präsentieren die vergangenen 50 Jahre der erfolgreichen wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

ein Bild wie ein perfektes Konzert, wo verschiedene Musikinstrumente zusammenwirken und<br />

schöne Musik hervorzaubern. [...] Heute erleben wir die bilaterale Wirtschaftskooperation wie eine imposante<br />

Symphonie. Unsere Zusammenarbeit ist vielfältiger und multidimensional, unsere Interessen sind stärker miteinander<br />

verflochten.«<br />

WU Ken, Botschafter der VR China in Deutschland,<br />

in seinem Grußwort zu Beginn des Jubiläumskonzerts<br />

HU Shengnan<br />

LU Wei<br />

Streichquartett: Great Wall String Quartet<br />

Anlässlich des 50. Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />

zwischen China und Deutschland lud die Chinesische<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD) zum Jubiläumskonzert in<br />

die Berliner Philharmonie ein. Renommierte chinesische Musiker aus den<br />

bekanntesten Konzerthäusern Europas boten einen abwechslungsreichen,<br />

zauberhaften Abend. Auf dem Jubiläumskonzert verzauberte LU Wei die<br />

Gäste mit seinem virtuosen und gefühlvollen Violinsolo und nahm sie mit<br />

auf eine Reise durch deutsche und chinesische Klassiker. Die Reise führte<br />

die Gäste auch durch die chinesische Kultur mit Stücken wie „Große Felder<br />

einer Rekordernte“ und „Ode an die Rote Fahne“. Mehr als nur beeindruckend<br />

waren vor allem die gezupften, geklopften und gestampften Teile<br />

dieser klangvollen und kurzweiligen Vorstellung des European-Chinese<br />

Festival Orchestra.<br />

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32 Community<br />

Highspeed auf Kufen:<br />

Rodel-Weltmeisterschaften in Oberhof<br />

Mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu<br />

120 km/h geht es für die Sportler den<br />

1.354,5 Meter langen Oberhofer Eiskanal<br />

hinab. Der Kufensport hat im Thüringer<br />

Wald eine weit zurückreichende Tradition. Bereits<br />

1905 konnte Oberhof mit der ersten Bobbahn<br />

aufwarten und entwickelte sich fortan zum<br />

Zentrum des Rennrodel- und Bobsports in<br />

Deutschland. 1972 wurde die heutige Oberhofer<br />

Rennrodelbahn als zweiter künstlich vereisbarer<br />

Eiskanal der Welt eingeweiht. Seitdem wurden<br />

darauf zahlreiche Welt- und Europameisterschaften<br />

ausgetragen sowie Rekorde aufgestellt.<br />

Vom 23. bis 29. Januar 2023 steht in der LOTTO<br />

Thüringen EISARENA für Oberhof ein sportliches<br />

Highlight an – die 51. FIL-Weltmeisterschaften<br />

im Rodeln. Nach den Olympischen Winterspielen<br />

im Februar 20<strong>22</strong> in Peking ist dies nun das<br />

nächste Großereignis im Kalender des Internationalen<br />

Rodelverbandes.<br />

Ausrichter der Weltmeisterschaften ist die TSBV<br />

Oberhof – event GmbH, eine 100-prozentige<br />

Tochter des erfolgreichen Thüringer Schlittenund<br />

Bobsportverbandes. Dieser erhofft sich<br />

natürlich zahlreiche Medaillen auf der Heimbahn<br />

zur Heim-WM.<br />

Rodel-WM in Oberhof vom 23.–29. Januar 2023<br />

Weitere Infos und Tickets unter www.oberhof23.de<br />

Zum Auftakt und zur Einleitung der Wettkampftage<br />

ist am Donnerstag, 26.1.2023, eine große<br />

Eröffnungsveranstaltung im Oberhofer Kurpark<br />

geplant. Dort wird auf der Bühne auch ein Großteil<br />

der Medaillen vergeben – als zentrale Medals<br />

Plaza. Von Dienstag bis Donnerstag lockt das<br />

öffentliche Training an die Bahn und das ist wohl<br />

zugleich auch ein absoluter Geheimtipp, denn<br />

exklusiver und näher kann man die Mannschaften<br />

gar nicht bestaunen. Zusätzlich wird es<br />

rund um die Medaillenkämpfe ein buntes<br />

Rahmenprogramm für Groß und Klein, Kulinarik<br />

aus Thüringen und jede Menge Emotionen geben.<br />

Abb.: TSBV / Sven Schmutzler<br />

www.chk-de.org


33<br />

Jahreswechsel 20<strong>22</strong>/2023:<br />

Änderungen für Arbeitgeber<br />

Was ändert sich zum Jahreswechsel, welche Gesetze treten in Kraft, was muss ich als Arbeitgeber wissen? Die Techniker Krankenkasse<br />

(TK), Gesundheitspartner der CHKD, stellt auf ihrer Homepage eine große Übersicht bereit – mit allen neuen Werten für 2023.<br />

Webinar: Wichtige Änderungen zum<br />

Jahreswechsel im Sozialversicherungs-<br />

und Lohnsteuerrecht<br />

Abb.: fizkes, Shutterstock<br />

Zum Jahreswechsel bieten CHKD und TK am 15. Dezember<br />

ein zweistündiges, durch die Gesundheitspartnerschaft<br />

kostenloses Webinar an, das HR-Verantwortliche<br />

aus chinesischen Unternehmen praxisnah,<br />

kompakt und kompetent auf den aktuellen Stand bringt.<br />

Die große TK-Übersicht zum Jahreswechsel<br />

• Kompaktes Wissen und Praxishilfen<br />

Wichtige Hilfestellungen und Informationen wie Jahresentgeltrechner, Beratungsblätter<br />

u. a.<br />

• Beiträge und Rechengrößen<br />

Hier finden Sie alles Wichtige rund um Beitragssätze, Grenzwerte, die Zahlung<br />

und Berechnung von Beiträgen sowie weitere Rechengrößen.<br />

• Meldeverfahren<br />

Neues zu sv.net, zur eAU (elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) und<br />

zum Sozialversicherungsausweis sowie weitere Hinweise, was für Arbeitgeber<br />

zum Jahreswechsel wichtig wird.<br />

• Versicherung, Kassenwahlrecht & Co.<br />

Wann ist jemand versicherungspflichtig und wann nicht? Wie war das mit dem<br />

Kassenwahlrecht? Und was gibt es noch für Neuigkeiten in Sachen Versicherung?<br />

• Was sich sonst noch ändert<br />

Hilfreiches Praxiswissen, rechtliche Hintergründe und Tipps für Arbeitgeber rund<br />

um den Jahreswechsel.<br />

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:<br />

www.firmenkunden.tk.de, Suchnummer 2030070<br />

Inhalte des Webinars:<br />

Neue Regelungen bei Mini- und Midijobs, ein Inflationsausgleichsgesetz,<br />

das Jahressteuergesetz 20<strong>22</strong>, neue Lohnsteuerrichtlinien,<br />

nicht zu vergessen weitere Änderungen<br />

aus dem dritten Entlastungspaket und dann noch die große<br />

Frage, in welcher Form sich das Nachweisgesetz auf die betriebliche<br />

Altersversorgung auswirkt. Auch beim Jahreswechsel<br />

20<strong>22</strong>/2023 kommen zahlreiche Änderungen im<br />

Steuer- und Sozialversicherungsrecht auf Arbeitgeber zu.<br />

Jetzt QR-Code scannen<br />

und anmelden!<br />

Webinar: Wichtige Änderungen zum Jahreswechsel<br />

im Sozialversicherungs- und Lohnsteuerrecht<br />

Datum: Donnerstag, 15. Dezember 20<strong>22</strong><br />

Uhrzeit: 9.30–11.30 Uhr (MEZ)<br />

Sprache: Chinesisch/Deutsch<br />

(mit Simultanübersetzung)<br />

Mehr Infos unter<br />

www.chk-de.org/de/events<br />

www.chk-de.org


34<br />

Community<br />

Ein Tag im Leben von<br />

Bianca Weber-Lewerenz<br />

Wenn Ende Januar nächsten Jahres das chinesische Neujahrsfest gefeiert wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass draußen<br />

am Eingang eines Hauses im schwäbischen Aichtal-Neuenhaus die üblichen Glücksbringer baumeln und drinnen Teigtaschen –<br />

keine Maultaschen, sondern die kleinere chinesische Variante – verspeist werden. Es sind keine Chinesen, die dort feiern, sondern<br />

ein deutsches Ehepaar: Bianca Weber-Lewerenz und ihr Mann Jörn. Sieben Jahre – von 2007 bis 2014 – haben die beiden in Beijing<br />

verbracht. Er als Maschinenbauingenieur bei einem deutschen Autokonzern mit Sitz in Stuttgart, sie als umtriebige Expat-Frau,<br />

die sich mit verrückten Ideen dem chinesischen Alltag stellt.<br />

»In China testet man erst mal aus und macht<br />

viel parallel. Ich habe niemand kennengelernt,<br />

der nur einen Job hatte. Sondern man hat immer<br />

drei, vier Jobs gemacht. Diese Haltung habe ich<br />

mir angeeignet.«<br />

- Freelance Bauingenieurin<br />

- Gründerin der Exzellenzinitiative für nachhaltige,<br />

menschgeführte KI im Bauwesen<br />

- seit 2019 wissenschaftliche Forschung in Kooperation<br />

mit der RWTH Aachen<br />

Ungewöhnliche Wege ging Bianca Weber-Lewerenz<br />

schon immer. Nach dem<br />

Abitur in Südbaden Kenzingen absolvierte<br />

sie eine Lehre. Aber nicht irgendeine, sondern<br />

Maurerin. Wie kommt man denn auf diese Idee?<br />

Weber-Lewerenz: „Ich hätte auch Zimmerin werden<br />

können, aber Holz war nicht so mein Werkstoff.<br />

Ich rieche gern Steine und Beton und ich<br />

wollte was Abgefahrenes machen.“ Und so wurde<br />

sie die erste Maurerin Baden-Württembergs. Das<br />

war ein gutes Fundament, um anschließend<br />

Bauingenieurwesen in Konstanz, Mainz und<br />

Südafrika zu studieren. Danach arbeitete sie im<br />

Projektmanagement bis zur Geschäftsführung<br />

bei einem internationalen Baukonzern. Sie war<br />

gerade für diesen französischen Konzern tätig,<br />

als ihr Mann Jörn von dessen Arbeitgeber gefragt<br />

wurde, ob er sich vorstellen könne, für zwei Jahre<br />

nach China zu gehen. Er nahm an. Sie sagt: „Mein<br />

Mann hat während des Studiums in Hongkong<br />

ein Praktikum gemacht. Und er hatte schon<br />

immer das Interesse, weit weg von Deutschland<br />

zu gehen und andere Kulturen kennenzulernen.“<br />

Das deckte sich auch mit ihrer Einstellung: „Ich<br />

bin im Dreiländereck aufgewachsen. Da lernt<br />

man Offenheit, die Liebe zu anderen Sprachen<br />

und Kulturen. Und irgendwie hat auch mich<br />

China magisch angezogen.“<br />

So siedelte das Ehepaar 2007 nach Beijing über.<br />

Ihr war schnell klar, dass sie ihre Arbeit von<br />

Grund auf neu gestalten und sich ein neues<br />

Netzwerk aufbauen musste: „Fern von deutschen<br />

Expat-Kreisen war es unser Ur-Anliegen, Freundschaften<br />

mit Chinesen aufzubauen, tief in die<br />

Kultur einzutauchen und die Sprache zu lernen.<br />

Denn sie ist die Brücke zwischen Menschen.“ Ein<br />

Jahr lang kam jeden Tag eine Lehrerin ins Haus.<br />

Bianca Weber-Lewerenz paukte Sprache und<br />

Zeichen. „Das habe ich durchgezogen bis auf die<br />

Urlaube. Es war zum Teil hart, aber es hat wahnsinnig<br />

Spaß gemacht“, sagt sie heute. Über die<br />

Sprache bekam sie den Zugang zu Chinesen,<br />

www.chk-de.org


35<br />

lernte deren Denken, Tun und Handeln besser<br />

kennen. Eine wichtige Erkenntnis gewann sie<br />

dabei früh: „In China testet man erst mal aus<br />

und macht viel parallel. Ich habe niemand<br />

kennengelernt, der nur einen Job hatte. Sondern<br />

man hat immer drei, vier Jobs gemacht. Diese<br />

Haltung habe ich mir angeeignet.“<br />

Mobile Kaffeebar, Roiboos-Tee und Aufbruchstimmung<br />

So probierte sie verschiedene Dinge, zunächst<br />

gar nicht mal in ihrem gelernten Beruf in der<br />

Baubranche: „Ich habe gemerkt, dass ich Lust<br />

hatte, was ganz Verrücktes zu machen, und habe<br />

dann meine eigene mobile Kaffeebar ‚CoffeeArt-<br />

Cafe‘ gegründet.“ Mit ihr tingelte sie durch die<br />

internationalen Schulen und hatte den festen<br />

Kaffeestand beim Weihnachtsmarkt an der<br />

Deutschen Botschaft. Sie entwickelte Pralinen,<br />

die in der Patisserie des Kempinski-Hotels angefertigt<br />

wurden. Sie führte den Roiboos-Tee aus<br />

Südafrika ein und zelebrierte ihn in der Eingangslobby<br />

des Kempinski just zu den Olympischen<br />

Sommerspielen 2008. Sie importierte Aachener<br />

Printen. Und, und, und. Ihr Motto: „Einfach Dinge<br />

umsetzen, ohne lange zu überlegen, aber mit<br />

dem Zutrauen, dass es gelingt.“ Typisch chinesisch<br />

eben. Parallel zu all diesen Aktivitäten<br />

gründete sie eine Bau-Consultingfirma, die<br />

JV-Gründungen, Machbarkeitsstudien und Gründung<br />

von Netzwerken im Bereich Facility Management<br />

unterstützte. Auch zur Mietflächenerweiterung<br />

des Anlaufzentrums für deutsche<br />

Unternehmen und – von einem lokalen Gemeinde-Komitee<br />

angefragt – als Expertin für<br />

europäische Bauausführungsdetails für den Bau<br />

eines neuen Stadtteils wurde sie konsultiert, also<br />

in ihrem gelernten Metier.<br />

wicklungen“, antwortet sie zunächst allgemein,<br />

um dann konkreter zu werden. Die Denk- und<br />

Handlungsgeschwindigkeit habe sie fasziniert.<br />

Wenn man in China eine neue Geschäftsidee<br />

habe, tausche man sich zwar aus. Aber wenn<br />

man überzeugt sei, dass die Idee gut ist, hadere<br />

man nicht lange, schaue nicht auf die langfristigen<br />

Aussichten und stelle viele Fragen, sondern<br />

man setze die Idee einfach um. Auch bei<br />

gewissen technologischen Trends sieht sie China<br />

vorn. Zum Beispiel in der Digitalisierung, künstlichen<br />

Intelligenz und Smart Citys wie Shenzhen.<br />

Sie weiß, dass China bei der Anwendung dieser<br />

Technologien andere ethische Maßstäbe anlegt<br />

als wir hierzulande. Das ethische Thema spielt<br />

auch eine Rolle in ihrer derzeit laufenden Dissertation<br />

an der RWTH Aachen. Thema ist der<br />

verantwortungsvolle Umgang mit der Digitalisierung<br />

und KI im Bauwesen. Parallel hat sie an<br />

einem Buch mit dem Titel „Wertakzente im Bauwesen<br />

4.0.“ geschrieben, welches Ende des Jahres<br />

erscheint.<br />

Mehr Neugier auf China<br />

Und wie ist heute ihre Beziehung zu China? „Chinesische<br />

Musik und Teestunden begleiten uns<br />

nach wie vor. Wir haben eine chinesische Ecke<br />

mit Fotos und Dekoration und wir leben mit<br />

einzelnen chinesischen Einrichtungsgegenständen,<br />

die uns im Alltag begleiten.“ Zuletzt war<br />

sie 2017 in China. Damals, erinnert sie sich, habe<br />

sie sich mit den Worten verabschiedet, dass sie<br />

in ein, zwei Jahren wiederkomme. Doch dann<br />

kam Corona. Sie und ihr Mann sehnen sich danach,<br />

wieder nach China reisen zu können: „Der<br />

Drang ist bei uns ins Unendliche gestiegen. Ich<br />

freue mich jetzt schon wahnsinnig, dass ich dann<br />

während zwei intensiven Wochen alles anschauen<br />

kann und Freunde und Arbeitskollegen<br />

treffen kann.“<br />

Solange aber diese Besuche vor Ort noch nicht<br />

möglich sind, müssen sie sich gedulden – auch<br />

kulinarisch. Chinesisch wird dann eben in Aichtal-Neuenhaus<br />

gekocht, insbesondere zum chinesischen<br />

Neujahrsfest und zum Drachenbootfest.<br />

Bianca Weber-Lewerenz: „Wir haben viele<br />

Utensilien aus China mitgebracht und kaufen<br />

auch im chinesischen Supermarkt ein.“ Aber sie<br />

genießen auch das Essen bei den zahlreichen<br />

chinesischen Freunden im Großraum Stuttgart:<br />

„Die können richtig toll kochen, vor allem gegrillten<br />

Fisch und Jiaozi.“ Und letzte Frage: Wenn<br />

sie mal über den Tellerrand hinausblickt, was<br />

würde sie sich im Umgang Deutschlands mit<br />

China wünschen? Ihre Antwort: „Dass es in<br />

Deutschland mehr Neugier auf das Land gibt,<br />

dass man sprachlich Zugang zu den Chinesen<br />

und zur Kultur sucht und offen an Dinge herangeht.“<br />

Gleichermaßen ist ihr Wunsch nach einem<br />

auch in China gelebten „One World, One Dream“<br />

und mehr Austausch groß.<br />

Sieben Jahre blieb das Ehepaar in Beijing. Es erlebte<br />

die „One World, One Dream“-Zeit um die<br />

Olympischen Spiele 2008 und die Expo 2010:<br />

„Man hat gemerkt, da ist ein richtiger Aufbruch,<br />

auch was den Austausch mit dem Westen anging.“<br />

Die Leute seien neugierig und lernbegierig<br />

gewesen. Sie fährt fort: „Und das war bei uns<br />

auch so, wir wollten immer wissen, was wir von<br />

China lernen können.“ Und was können wir von<br />

China lernen? „Gewisse Methoden und Ent-<br />

www.chk-de.org


36 Stimmen<br />

Ein kurzer Besuch mit großem Medienecho.<br />

Viel Kritik, auch mit nicht fundierten Argumenten,<br />

bestimmte die Berichterstattung. Das<br />

prominenteste Beispiel: die Diskussion um die<br />

Cosco-Beteiligung am Hamburger Hafen und<br />

die falsche Behauptung, dass ausländische Investitionen<br />

in Chinas Hafen-Infrastruktur verboten<br />

seien. Aber es gab auch eine Reihe von<br />

Veröffentlichungen rund um die Chinareise von<br />

Bundeskanzler Scholz, die die weltpolitische<br />

Dimension und die Bedeutung dieser Reise für<br />

Deutschland herausstellten. Und: Laut Umfragen<br />

fand die Bevölkerungsmehrheit in<br />

Deutschland die Chinareise des Bundeskanzlers<br />

zu diesem Zeitpunkt richtig.<br />

Abb.: Bundesregierung/Imo<br />

Bundeskanzler Scholz in China<br />

„Der Bundeskanzler reist nach China. Die Gespräche in Peking sind<br />

wichtig für die deutschen und europäischen Interessen. Sie sind wichtig<br />

im Vorfeld des G20-Gipfels. Es hat ohnehin viel zu wenige persönliche<br />

Kontakte zwischen europäischen und chinesischen Führungskräften<br />

gegeben seit Ausbruch der Corona-Pandemie.“<br />

Quelle: www.cicero.de<br />

(Gastbeitrag von Rudolf Scharping, Bundesminister<br />

a.D., erschienen am 3.11.20<strong>22</strong>)<br />

„Die Reise nach Peking war richtig und auch der Zeitpunkt stimmte.<br />

Dass sie dennoch international und in der Ampel-Koalition des Bundeskanzlers<br />

für so viel Kritik sorgte, bleibt gerade deswegen bemerkenswert.<br />

Richtig war die Reise, weil der Westen die chinesische Führung<br />

gerade in diesen Zeiten nicht einfach auf die Wartebank setzen kann.“<br />

Quelle: www.deutschlandfunk.de<br />

(Kommentar von Stephan Detjen am 4.11.20<strong>22</strong>)<br />

Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius hat den vielfach kritisierten Besuch<br />

von Kanzler Olaf Scholz (SPD) in China verteidigt. Es sei völlig richtig gewesen,<br />

dass Scholz als erster führender westlicher Politiker kürzlich Präsident<br />

XI Jinping nach dessen Amtszeitverlängerung auf dem Parteitag<br />

getroffen habe. „Von China abzurücken, weil irgendetwas passieren könnte,<br />

wäre die falsche Richtung“, sagte Källenius bei einer Veranstaltung der<br />

Berliner Wirtschaftshochschule ESMT.<br />

Quelle: www.spiegel.de<br />

(Artikel erschienen am 7.11.20<strong>22</strong>)<br />

Einen Tag nach seiner Rückkehr aus Peking hat Olaf Scholz seine Chinareise<br />

verteidigt. Die chinesische Führung habe seiner Haltung zugestimmt:<br />

„Es dürfen keine Atomwaffen in diesem Krieg eingesetzt werden“, sagte<br />

der Bundeskanzler. „Alleine dafür hat sich die ganze Reise gelohnt“, so<br />

Scholz auf dem Debattenkonvent der SPD in Berlin.<br />

Quelle: www.faz.net<br />

(Artikel von Markus Wehner erschienen am 5.11.20<strong>22</strong>)<br />

www.chk-de.org


37<br />

Der frühere Nato-Generalsekretär Javier Solana hat die umstrittene Chinapolitik<br />

der deutschen Regierung verteidigt und sich für eine Zusammenarbeit<br />

des Westens mit der asiatischen Weltmacht unter anderem im Kampf<br />

gegen den Klimawandel ausgesprochen. „Die großen Probleme der Welt<br />

sind global, wie etwa der Klimawandel. Und diese Probleme können nur<br />

mithilfe aller Länder gelöst werden, und dafür brauchen wir China. Ohne<br />

China gibt es keine Lösungen“, warnte Solana in der spanischen Zeitung<br />

„La Vanguardia“.<br />

Die Chinesische Handelsk ammer in Deutschland e. V.<br />

Quelle: dpa-Meldung vom 8.11.20<strong>22</strong><br />

62 Prozent der Bundesbürger finden laut RTL/ntv Trendbarometer den<br />

Chinabesuch von Scholz richtig. 29 Prozent meinen, Scholz hätte jetzt<br />

nicht nach China reisen sollen.<br />

-> IHRE VERBINDUNG<br />

ZU UNSEREM NETZWERK<br />

Quelle: RTL/ntv<br />

(Pressemitteilung vom 8.11.20<strong>22</strong>)<br />

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Der Vorsitzende der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke, sieht in der<br />

Entscheidung über die chinesische Hafenbeteiligung in Hamburg eine Stärkung<br />

für die deutsche Wirtschaft. „Produkte werden nun effizienter und<br />

zugunsten unserer Wirtschaft über Hamburg abgewickelt und nicht über<br />

einen anderen Hafen“, sagte Wuttke dem Portal „Table.Media“. Über die<br />

teils heftige Kritik, die es am Einstieg des chinesischen Konzerns Cosco an<br />

einem Containerterminal im Hamburger Hafen gegeben hatte, sagte Wuttke:<br />

„Da wurden Gespenster an die Wand gemalt.“<br />

Über den Antrittsbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in China sagte<br />

Wuttke: „Das ist absolut sinnvoll und extrem wichtig. Vieles kann man<br />

unter vier Augen viel besser besprechen als in der großen Runde.“<br />

Quelle: dpa-Meldung vom 31.10.20<strong>22</strong><br />

<strong>CONNECT</strong> ist das führende <strong>Magazin</strong> der chinesischen Wirtschaft<br />

in Deutschland und erscheint 4x im Jahr. Darin informiert die<br />

CHKD über aktuelle Entwicklungen, neue Trends und zeigt<br />

erfolgreiche Kooperationen chinesischer und deutscher Unternehmen<br />

auf. Experteninterviews geben den Lesern einen Einblick<br />

in Erfolgskonzepte diverser Branchen.<br />

Das zweisprachige <strong>Magazin</strong> (Deutsch/Chinesisch) richtet sich<br />

an Entscheidungsträger chinesischer Unternehmen, die bereits<br />

in Deutschland aktiv sind oder ein Interesse an einem Engagement<br />

in Deutschland haben, an deutsche Unternehmen mit<br />

Chinabezug sowie an Vertreter aus Verbänden, Politik, Gesellschaft<br />

und Medien beider Länder.<br />

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Abb.: Bundesregierung/Imo<br />

www.chk-de.org


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Die Techniker bietet Ihren internationalen<br />

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