BS 12-2022
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2022
12
VERKEHRSPOLITIK SCHIFFFAHRT WASSERSTRASSEN
Schmerzhafter Schnitt im
Deymann baut Flotte
Seit 30 Jahren gibt’s den
9 770939 191001
Etat für Wasserstraßen 8 auf 50 Schiffe aus 12 Main-Donau-Kanal 42
Dezember 2022 | 77. Jahrgang
ISSN 0939–1916 | C 4397 D | € 10,50
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2 Binnenschifffahrt 12 | 2022
S C H W E I Z
EDITORIAL
Hamburgs
maritimesmes Herz
Krischan Förster
Chefredakteur
Nur ein kleines Trostpflaster
Keine Frage, das Land steht vor gewaltigen
Herausforderungen. Erst Corona,
dann die Folgen des Ukraine-Krieges,
jetzt die Energiekrise, dazu eine steigende
Inflation und eine drohende Rezession.
Um soziale Härten abzufedern und
die Wirtschaft am Laufen zu halten,
wendet der Staat aberwitzige Milliardensummen
auf, seit zwei Jahren schon.
Das gilt es in der Bewertung der abschließenden
Haushaltsberatungen im
Bundestag zu bedenken. Kein Geld -
reservoir ist unendlich, also muss priorisiert
werden. Soweit verständlich.
Aber auch in schwierigen und für das
Land teuren Krisenzeiten gilt es Entscheidungen
zu treffen, die über die aktuellen
Nöte hinausreichen. Beim Verkehrsetat,
zum Beispiel. Bis zuletzt ist
um die Verteilung der Mittel gerungen
worden. Doch alle Hoffnungen, die geplante
Kürzung des Budgets für die
Wasserstraßen noch verhindern zu
können, haben sich leider zerschlagen.
Es sind und bleiben 350 Mio. € weniger
als noch in diesem Jahr. Zu Recht wird
dieses Ergebnis als »katastrophal« bezeichnet,
weil dieses Geld für eigentlich
dringend benötigte Ausgaben fehlen
wird. Der Investitionsstau wird nicht
gemildert, sondern verschlimmert.
Ganz anders bei der Bahn, der Politik
liebstes Kind. Dort gibt es mal wieder
einen satten Milliarden-Nachschlag.
250 Mio. € zusätzlich könnten auf Beschluss
der Parlamentarier noch ins
»nasse« System fließen, aber nur dann,
wenn es für Straße und Schiene nicht
gebraucht wird. Der eine oder andere
Vertreter der Verbände wertete diese
Entscheidung sogar als Erfolg, dabei ist
es nur ein ganz schwacher Trost. Erstens
weiß niemand, ob und wann dieser Fall
eintritt und wie viel es am Ende sein
könnte. Das letzte Wort hat das Bundesverkehrsministerium.
Und zweitens ist
es so, als ob ein Unfallchirurg nur ein
kleines, buntes Kinderpflaster bei der
Hand hätte, um eine tief klaffende
Wunde zu bedecken.
Der gewaltige Bedarf für Reparatur
und Ausbau einer in vielen Teilen maroden
Infrastruktur ist, nicht zuletzt
an dieser Stelle, ausreichend oft angesprochen
worden. Es sei an dieser
Stelle auch noch einmal an den Masterplan
Binnenschifffahrt erinnert,
der vor mittlerweile dreieinhalb Jahre
präsentiert wurde: Nicht weniger als
eine Verdopplung des Anteils der Binnenschifffahrt
am Transportaufkommen
wollte der damalige Amtsinhaber
Scheuer erreichen. Dieses Ziel
ist so weit entfernt wie eh und je.
Denn in der Realität dominiert im sogenannten
Modal Split mit großem Abstand
der Lkw, die Bahn kann wenigstens
leicht zulegen, die Binnenschifffahrt
hingegen kommt mit ihren 6,9 %
nicht vom Fleck. Eine »grüne« Verkehrswende,
die mit einer signifikanten
Verkehrsverlagerung von Land aufs
Wasser einhergehen sollte, sieht nun
wirklich gänzlich anders aus. Insofern
ist trotz der vielen aktuellen Nöte und
Sorgen wieder einmal eine gute Gelegenheit
verpasst worden, politisch einen
wichtigen Impuls zugunsten des einzigen
Verkehrsträgers zu setzen, der
noch Kapazitäten für umweltfreundliche
Transporte frei hat.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
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INHALT
12 2022
3 EDITORIAL
3 – Nur ein kleines Trostpflaster
5 PERSONALIEN
6 NACHRICHTEN
8– SCHIFFFAHRT
8 – Verkehrshaushalt: Schmerzhafter Schnitt im Etat
10 – Marcel Lohbeck im Interview:
»Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack«
12 – Deymann baut Flotte auf 50 Schiffe aus
14 – HGK-Neubauten: Mut und Neugier
16 – 20 € pro Container entlasten die Straße
18 – BDB wirbt in Bayern um Unterstützung
18 – Binnenschifffahrt holt Corona-Verluste auf
20 – Weniger Emissionen als gedacht
22 – Schiffermahl: Mehr in Wasserstraßen investieren
24 SCHIFFSTECHNIK
24 – Bolle liefert E-Katamaran nch Berlin
25 – Neue Priwall-Fähre auf Kiel gelegt
26 – Weniger Kollisionen, mehr Sicherheit
27 – Blick auf die Mobilität der Zukunft
28 – Zuhause in Bayern, erfolgreich in der Welt
30 – CESNI überarbeitet die Standards
31 – Stadtverkehr soll auf die Wasserstraßen
22
32 LOGISTIK
32 – Maersk baut Logistikzentrum in Duisburg
34 SEEHÄFEN | SHORTSEA
34 – Heyport vernetzt in Echtzeit
36 – HHLA büßt im Containerumschlag ein
38 – Geschlossene Fahrstrecke für Container
39 – Start für Seekanal-Vertiefung in Rostock
40 – Hamburger Hafen schlägt weniger Güter um
44 WASSERSTRASSEN | HÄFEN
42 – M-D-K: Vision wurde vor 30 Jahren Wirklichkeit
44 – SBO bauen tschechische Häfen aus
45 – Sensoren gehen Hafenschlamm auf den Grund
46 – Neue Pegeldaten-Schnittstelle für die Donau
47 – Weser braucht einen Zukunftsplan
48 RECHT
48 – Anspruchsinhaber und Schuldner
bei Havarieschäden
52 JOBBÖRSE
53 BUYER’S GUIDE
58 BDS
58 – Neue Rheinschiffspersonalverordnung
59 IMPRESSUM
27
Herausgeberverbände der Zeitschrift
Verein für europäische
Binnenschifffahrt und
Wasserstraßen e.V.
4 Binnenschifffahrt 12 | 2022
PERSONALIEN
RHENUS: Joana Bätz ist seit dem 1.
November neue Chief Human Resources
Officer (CHRO)
beim Logistiker Rhenus.
Zuvor war sie
für das Personalmanagement
der Divisionen
Air & Ocean
sowie Port Logistics
zuständig. Vor ihrem
Einstieg bei Rhenus
im Jahr 2018 war Bätz bei der Logwin
AG und SDV Geis (heute Bolloré) tätig.
DB AG: Ingrid Felipe rückt in den
Vorstand der Deutschen Bahn (DB) ein.
Die ehemalige österreichische
Grünen-
Politikerin und Landeshauptmann-Stellvertreterin
von Tirol
wird ab Januar das
Ressort Infrastrukturprojekte
und -planung
übernehmen.
Damit ist die 44-Jährige für den Ausbau
und die Ertüchtigung des Schienennetzes
verantwortlich.
Personalie des Monats: Bernd Trepte – 40 Jahre bei der IGS
IGS: Bernd Trepte feiert ein selten gewordenes Firmenjubiläum. Seit 40 Jahren
ist er bereits ununterbrochen bei IGS Intermodal Container Logistics in Hamburg
beschäftigt. Der heutige Geschäftsführer startete 1982 im Containertrucking am
Burchardkai. Die Eröffnung des CDN Container Depots in Nürnberg hat er 1993
maßgeblich mitgestaltet. Danach folgten weitere KV-Terminals und Depots, unter
anderem in Regensburg, München und Aschaffenburg, danach auch eigene Züge
und Truckingorgansiationen, wodurch die IGS Logistics Group Reedern und Spediteuren
heute intermodale Port-to-Door-Transporte aus einer Hand anbieten kann.
IHK NIEDERRHEIN: Werner
Schaurte-Küppers ist von der Vollversammlung
zum neuen
Präsidenten der
Niederrheinischen
IHK gewählt worden.
Der 61-Jährige
folgt auf Burkhard
Landers, der dieses
Amt 13 Jahre lang
ausübte. Schaurte-
Küppers ist geschäftsführender Gesellschafter
der Hülskens Holding in Wesel
und war bereits Präsident der Deutsch-
Niederländische Handelskammer (AHK
Niederlande).
HAMBURGER SENAT: Melanie Leonhard
wird neue Wirtschaftssenatorin
in Hamburg. Bislang
führte sie das Sozialressort.
Sie wurde
vom Ersten Bürgermeister
Peter
Tschentscher als
Nachfolgerin von Michael
Westhagemann
berufen. Der frühere
Siemens-Manager und Vizepräses der
Handelskammer war seit Ende 2018 im
Amt und scheidet offiziell aus gesundheitlichen
Gründen aus. Leonhard ist
auch Chefin des SPD-Landesverbandes.
ALPHATRON MARINE: Jun Nakazawa
wird zum 1. Januar 2023 neuer
CEO beim Navigationshersteller
Alphatron
Marine. Nakazawa
war in den letzten
zwei Jahren Geschäftsführer
von Alphatron
Marine USA
und ist seit 2014
auch Vorstandsmitglied
im Gesamtunternehmen. Sein Vorgänger
Reiji Miwa wird zuvor seine Position
als CEO aufgeben und nach Japan
zurückkehren, um seine Karriere bei
JRC Tokyo fortzusetzen.
Binnenschifffahrt 12 | 2022
5
NACHRICHTEN
»VIVA TWO«
Neuzugang vergrößert Flotte von Viva Cruises
Das neue Schiff erreicht die Abgasnorm Stage 5
Viva Cruises vergrößert die Flotte: Am 23.
März 2023 wird das zweite exklusiv für
VIVA Cruises gebaute Schiff, die »Viva
Two«, im Heimathafen Düsseldorf getauft.
Eine Woche später, am 1. April, startet
der Neubau zur Jungfernfahrt von
Frankfurt nach Passau. Die 135 m lange
und 11,45 m breite »Viva Two« verfügt
über insgesamt 95 Kabinen für bis zu
190 Passagiere und wird damit das neue
Flaggschiff der Flotte. Neu ist auch die
Architektur, die sich in einem offenen
Bereich von Lounge und Restaurant
zeigt.
Die bedeutendste technische Neuerung
ist allerdings das Abgassystem mit
Katalysator und Partikelfilter. Damit erreicht
das Schiff die Abgasnorm EU-
Stage V, die eine strenge Einhaltung des
Emissionsausstoßes in der europäischen
als auch in der inländischen Binnenschifffahrt
regelt. Wie auch die »Viva
One« verfügt das Schwesterschiff über
eine Wärmerückgewinnung und Solarzellen.
Sensoren und automatischen Berechnungen
optimieren den Treibstoffverbrauch.
Das Schiff fährt laut Scylla
mit sauberem GLT-Treibstoff. Gebaut
wird das Schiff auf einem eigenen
Werftgelände von Scylla in Holland.
Das Kasko stammt aus Serbien und
wurde über die Donau nach Holland
gebracht.
© Viva
BSH
Vermessung von Sportbooten online
Beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) können
Vermessungen von Sportbooten nun auch digital beantragt werden.
Abrufbar ist der Antrag über die Webseite des BSH. Der Antrag
für Sportboote unter 24 m kann digital gestellt werden. Dieser Service
umfasst den Antrag auf eine vereinfachte Vermessung und beschränkt
sich auf die Feststellung der Bootslänge. Nach erfolgreicher
Antragsstellung wird ein zweisprachiger Schiffmessbrief in
Deutsch und Englisch ausgestellt. Dieser Schiffsmessbrief reicht im
Allgemeinen für die Eintragung des Sportbootes in ein Seeschiffsregister
aus (eine Ausnahme bildet die gewerbliche Nutzung, wenn
diese nicht Ausbildungszwecken dient).
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Knapp 20.000 Schiffe geschleust
Der Ersatzbau für die Staustufe schreitet voran. Knapp 20.000
Fahrzeuge wurden in diesem Jahr dort bereits geschleust.
Sperrungen für die weiteren Bauarbeiten seien in den kommenden
Wintermonaten nicht nötig, so das Wasserstraßen-
Neubauamt Berlin.
Mit einer Bauzeit von fünf Jahren und einem Investitionsvolumen
von 38 Mio. € ersetzt das Wasserstraßen-
Neubauamt Berlin (WNA Berlin) seit November 2019
sämtliche wasserbaulichen Anlagen an der Staustufe Steinhavel
(Obere-Havel-Wasserstraße km 64,3). Alle Bauarbeiten
werden dem Amt zufolge so gesteuert, dass die
Schleuse Steinhavel während der Wassertourismussaison
benutzbar bleibt.
Im Winterhalbjahr 2021/22 erfolgte unter Vollsperrung
der lagegleiche Ersatzneubau für die Schleuse, welcher im
Mai 2022 für den Verkehr freigegeben wurde. Als erstes
Fahrzeug nach der Verkehrsfreigabe wurde damals die Yacht
»Maestro« geschleust.
Insgesamt wurde die neue Schleuse in ihrer ersten Saison
vom 27. Mai bis zum 30. November 2022 von 19.806 Wasserfahrzeugen
passiert, davon 19.571 Sportboote.
Im Winterhalbjahr 2022/23 ist keine baubetriebsbedingte
Sperrung der Schleuse erforderlich. Dennoch gehen die
Bauarbeiten weiter planmäßig voran.
Über die Sommermonate 2022 wurde der Wehrgraben für
die Dauer der Bauzeit verfüllt und die Baugrubeneinfassungen
für den lagegleichen Ersatzneubau des Mühlenwehres
und den Neubau der Fischaufstiegsanlage sowie die Tiefgründungen
der Kranaufstandsflächen für spätere Revisionsarbeiten
hergestellt.
6 Binnenschifffahrt 12 | 2022
NACHRICHTEN
FLOTTENERWEITERUNG
Plantours nimmt »Lady Christina« in die Flotte auf
Der Bremer Reiseveranstalter Plantours
meldet einen Neuzugang in seiner Flotte
von Flusskreuzfahrtschiffen: Die »Lady
Christina« kommt im Frühjahr.
Nachdem zuletzt der eigene Neubau
»Lady Diletta« erfolgreich die Flotte erweitert
hat, kommt ab Frühjahr 2023 ein
weiteres Schiff hinzu: »Lady Cristina«,
mit Heimathafen Frankfurt, wird zu
fünf- bis zehntägigen Fahrten auf Rhein,
Main, Main-Donau-Kanal sowie durch
Belgien und die Niederlande ablegen.
In der ersten Saison will Plantours
Kreuzfahrten 23 Abfahrten mit zehn verschiedenen
Reiselängen und -routen anbieten.
Das 4-Sterne-Schiff »Lady Cristina«
bietet in 74 Kabinen und Suiten, der
Großteil mit französischen Balkonen,
Platz für maximal 148 Gäste, dazu kommen
zwei Restaurants, ein überdachtes
Außendeck im Bugbereich sowie Fitnessraum
und Whirlpool.
Die »Gustav Klimt« wird bei Plantours zur »Lady Cristina«
»Bereits in den vergangenen Jahren war
die Nachfrage für Flusskreuzfahrten gestiegen,
zuletzt konnten wir sehr viele Gäste an
Bord begrüßen, die zum ersten Mal mit
uns gefahren sind. Diesem Bedarf wollen
wir mit unserem Neuzugang ›Lady Cristina‹
begegnen«, so Geschäftsführer Oliver
Steuber. Das ohnehin große Flussprogramm
2023 mit mehr als 100 Reisen, werde
dadurch nochmals erheblich wachsen.
Das Schiff wurde 2006 gebaut und war zuletzt
für GTA Waterways im Einsatz.
© Plantours
NACH DEM NIEDRIGWASSER
Beschleunigungskommission Rhein bekommt offiziellen Startschuss
Im August wurde die Einrichtung einer Beschleunigungskommission
für den Ausbau
des Rheins beschlossen. Jetzt hat sie laut
dem Bundesministerium für Digitales und
Verkehr ihre Arbeit aufgenommen.
Der Rhein ist die wichtigste und verkehrsreichste
Binnenschifffahrtsstraße Europas
und als solche auch ein wichtiger
Baustein der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung
im Verkehrsbereich, so das
BMDV. Gleichzeitig zeigte die diesjährige
Niedrigwassersituation einmal mehr die
herausragende Bedeutung des Wasserstraßentransportes
auf dem Rhein für die dortigen
Industriestandorte und nicht zuletzt
auch für die Versorgungssicherheit der
Bevölkerung.
Susanne Henckel, Staatssekretärin im
Bundesverkehrsministerium: »Die Engpassbeseitigung
am Mittelrhein ist eines
der wichtigsten Projekte des Bundesverkehrswegeplans.
Es stärkt die Industriestandorte
am Rhein und ist grundsätzlich
eine wichtige Voraussetzung für mehr Güter
auf der Wasserstraße.« Die Erfahrung
habe gezeigt, wie wichtig ein enger und
konstruktiver Austausch für den Erfolg
von Infrastrukturprojekten ist. Mit der
Beschleunigungskommission wollen man
genau das erreichen.
Seit über 100 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:
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d
Binnenschifffahrt 12 | 2022
7
SCHIFFFAHRT
Schmerzhafter Schnitt im Etat
Die Haushaltsberatungen sind abgeschlossen –und die Hoffnungen auf mehr Mittel für die
Wasserstraßen haben sich zerschlagen. Lediglich ein Trostpflaster bleibt. Die Bahn bleibt
hingegen das Lieblingskind der Berliner Politik. Von Krischan Förster
Ein Binnenschiff passiert im winterlichen Berlin den Reichstag
Verkehrsetat
Der Einzelplan 12 sieht für 2023
Ausgaben von 35,58 Mrd. € vor.
In diesem Jahr waren es
36,11 Mrd. €. Als Einnahmen
sind 8,65 Mrd. € veranschlagt
– im Vergleich zu 7,98 Mrd. € in
2022. Davon sollen 8,02 Mrd. €
auf die Lkw-Maut entfallen (2022:
7,36 Mrd. €).
Tatsächlich gab es in der sogenannten
Bereinigungssitzung im Bundestag
noch einmal Änderungen beim Verkehrsetat
– 500 Mio. € wurden zusätzlich
bewilligt. Profiteur ist einmal mehr die
Bahn, für die der Finanzrahmen um
1 Mrd. € erweitert wurde.
Bei der Straße schrumpfen die Erhaltungsmittel
für Bundesstraßen um
13 Mio. € (-1%) auf gut 1,3 Mrd. €.
Jegliche Hoffnungen, dass die geplante
Verringerung des Etats für die Wasserstraßen
noch verhindert werden könnten,
haben sich nicht erfüllt. Der Investitionsetat
für den Neu- und Ausbau
wird, wie im Regierungsentwurf geplant,
von aktuell knapp 910 Mio. € auf
594 Mio. € reduziert – den aktuellen
Niedrigwasserereignissen, den dramatisch
gestiegenen Baukosten und der zunehmend
baufälligen Wasserstraßeninfrastruktur
zum Trotz, wie der BDB moniert.
In Luft aufgelöst hätten sich die
Ankündigungen aus dem Bundesver -
kehrsministerium, dass die für klima -
schonende Verkehrsträger bereitge -
stellten Mittel im sogenannten 3. Entlastungspaket
der Bundesregierung zumindest
teilweise den Wasserstraßen zu
Gute kommen werde. Die kompletten 1,5
Mrd. € werden stattdessen in den kommenden
drei Jahren ausschließlich in die
Schiene investiert.
Die Verbände hatten im Vorfeld mehrfach,
aber vergeblich an die Bundestagsabgeordneten
appelliert, die drohende
Finanzierungslücke zu schließen.
In 2021 und 2022 konnte eine drohende
Unterdeckung noch durch Mittel aus
dem pandemiebedingten Konjunkturprogramm
und aus dem Klimaschutz-
Sofortprogramm kompensiert werden.
Im Jahr 2023 wird es keine solchen Sondereffekte
geben. »Nun drohen eine Verstetigung
des Sanierungsstaus und eine
weitere Verschlechterung des Zustandes
vieler Bauwerke, hieß es.
© Hötte
Die Verwaltung sei künftig gezwungen,
Projekte zu priorisieren, Ausschrei -
bungen oder Vergaben zu verschieben
und schlimmstenfalls sogar Projektverträge
zu kündigen. Das würde die ambitionierten
Verlagerungsziele Deutschlands
und auch die der Europäischen
Union konterkarieren.
Für den »nassen« Verkehrsträger gab
es letztlich nur ein Trostpflaster, dessen
Wirksamkeit aber höchst unsicher ist. So
sollen mögliche Einsparungen im Etat
für Straße und Schiene der Wasserstraße
zugute kommen. Das Volumen ist auf
maximal 250 Mio. € begrenzt. Durch einen
Maßgabebeschluss fordert der Haushaltsausschuss
das Bundesverkehrsministerium
zwar auf, diese Möglichkeit
auch anzuwenden, wirklich planbare
Mittel sind das allerdings (vorerst) nicht.
Der Bundesverband der Deutschen
Binnenschifffahrt (BDB) sprach in einer
ersten Stellungnahme von einer »mittelschweren
Katastrophe«. Die große Chance,
aus dem 3. Entlastungspaket der Bunesregierung
mehr Mittel für den klimaschonenden
Transport über die Wasserstraßen
zu bewilligen, sei vertan worden,
klagte BDB-Geschäftsführer Jens
Schwanen. Übrig bleibe eine eher caritative
Maßnahme, frei nach dem Motto:
»Wenn irgendwo was übrig bleibt, könnte
es vielleicht noch ein paar Euros on top
geben.« Die Beschlüsse straften alle Absichtsbekundungen
zur Klimarelevanz
der Binnenschifffahrt und zur Notwendigkeit
eines soliden Flussausbaus Lügen.
Moderater äußerten sich die Binnenhäfen
(BÖB) und der VBW. »Leider
konnte sich die Regierung nicht zu einer
auskömmlichen Finanzierung der Wasserstraßen
durchringen«, heißt es in einer
gemeinsamen Mitteilung. Vor diesem
Hintergrund sei vom Parlament keine
vollständige Kurskorrektur zu erwarten
gewesen.
Mit Blick auf die 250 Mio. € hätten sich
die Haushälter und Verkehrspolitiker
aber bemüht, »die Situation zu verbessern.«
Dieses Vorgehen finde die ausdrückliche
Unterstützung der beiden
Verbände, hieß es.
8 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
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SCHIFFFAHRT
»Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack«
Marcel Lohbeck, Gschäftsführer der Verbände BÖB und VBW, blickt im Interview hinter
die Kulissen der Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2023. Der Etat für die Wasserstraßen
wurde – wie befürchtet – reduziert, auch wenn es noch schlimmer hätte kommen können
Herr Lohbeck, die aktuellen Haushaltsverhandlungen
standen stark im Zeichen
der aktuellen Krisen. Wie blicken Sie auf
die Rahmenbedingungen für den Bundeshaushalt?
Marcel Lohbeck: Die Krisenpolitik des
Bundes setzt vor allem auf Geldleistungen.
Damit sollen die wirtschaftlichen
Risiken von Privatpersonen und Unternehmen
abgefedert werden. Das galt in
der Coronakrise und gilt auch jetzt für
die Bewältigung der Folgen des Ukrainekrieges.
Wir sehen bereits jetzt, dass diese
Kosten die Investitionsfähigkeit des Bundes
deutlich beeinflussen. Dabei geht der
Bund im kommenden Jahr mit einer
Neuverschuldung von 46 Mrd. € bis an
die Grenze des im Rahmen der Schuldenbremse
Machbaren. Dann bleiben unter
den jetzigen Rahmenbedingungen aber
nur eine strikte Priorisierung der Mittel
und Einsparungen.
Aus unserer Sicht ist es allerdings fatal,
dass ausgerechnet beim Bundesverkehrsministerium,
also dem Ressort, dass neben
Wirtschaft und Klimaschutz die
größten Zukunftsinvestitionen zu verantworten
hat, nun Einschnitte gemacht
werden.
Der Verkehrshaushalt sieht mit
1,34 Mrd. € deutlich weniger Geld für Investitionen
in die Bundeswasserstraßen
vor. Das Bundesverkehrsministerium hat
lediglich die Möglichkeit erhalten, bis zu
250 Mio. € aus seinem Budget für die
Wasserstraße zusätzlich bereitzustellen.
Wie blicken Sie auf das Ergebnis?
Lohbeck: Das Ergebnis ist absolut nicht
zufriedenstellend. Der Bundesfinanzminister
hat mit der Vorstellung des Regierungsentwurfs
im Sommer eine katastrophale
Ausgangslage für das Haushaltsjahr
2023 in Bezug auf die Wasserstraßeninfrastruktur
geschaffen. In all
unseren politischen Gesprächen, in gemeinsamen
Initiativen mit anderen Verbänden
und Briefen an die Politik haben
wir immer wieder davor gewarnt, dass es
dramatische Folgen haben wird, wenn
die Einschnitte im regierungsinternen
Verfahren nicht zurückgenommen werden.
Angesichts dieser Grundlage
hat uns das Ergebnis
nicht überrascht, dennoch
bleibt ein bitterer
Nachgeschmack.
Hätte der Bundestag
die Versäumnisse der
Regierung nicht korrigieren
können?
Lohbeck: Klar haben
auch wir erwartet, dass
das Parlament eine deutliche
Korrektur des Regierungsentwurfs
zugunsten
der Wasserstraßen vornimmt.
In den vergangenen
Jahren hat das Parlament
dies auch regelmäßig getan.
Allerdings waren die Summen,
die damals bewegt
werden mussten,
deutlich kleiner. Viele Mittel im größten
Investitionshaushalt des Bundes sind bereits
gebunden und lassen sich nicht umschichten.
Insofern war eine Korrektur in
Höhe der benötigten 350 Mio. € eine gewaltige
Herausforderung für die Parlamentarier.
Wer sich erhofft hat, dass
das Parlament diese Lücke 1:1 kompensiert,
musste enttäuscht werden.
Sie sagen, dass Ergebnis habe Sie nicht
überrascht. Aber es gab doch Hoffnungen,
dass die Wasserstraße aus dem
Entlastungspaket 200 Mio. € erhalten
würde …
Lohbeck: Das stimmt, diese Hoffnungen
gab es. Selbst aus dem Bundesverkehrsministerium
war lange zu hören, dass es
diese 200 Mio. € geben werde. In Haushaltsverhandlungen
gilt aber der Grundsatz:
»Es ist nichts geeint, bis alles geeint
ist.« Deswegen war ich bei aller berechtigten
Hoffnung bis zuletzt skeptisch.
Fakt ist wohl, dass es einen Konsens
zwischen den zuständigen fachlichen Berichterstattern
und den Verkehrshaushältern
gab, für die Infrastruktur der Bundeswasserstraßen
rund 200 Mio. € mehr
zur Verfügung zu stellen. Ein Teil dieses
Beitrages wäre unseren Informationen
© BÖB
10 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
Bei den abschließenden Beratungen im Bundestag wurde der Etat für die Wasserstraßen – wie befürchtet – um 350 Mio. € gekürzt
© Pixabay
zufolge allerdings auch aus anderen binnenschiffsbezogenen Titeln
gegenfinanziert worden. Konkret heißt das, durch Kürzung
zum Beispiel von Förderprogrammen.
Dieser Konsens stand jedoch auf wackeligen Beinen und trug
auf höherer parlamentarischer Ebene nicht. Haushaltsverhandlungen
verlaufen sehr dynamisch. Wir haben sehr viele Gespräche
mit verschiedenen Akteuren geführt und hatten eine gute
Lageeinschätzung. Dadurch war uns klar, dass die Schiene in
diesem Haushalt absolute Priorität genießen wird und die Wasserstraße
womöglich leer ausgeht.
Dennoch haben sich BÖB und VBW sehr wohlwollend zum Ergebnis
geäußert. Warum?
Lohbeck: Der neue Haushaltsvermerk, der eine Querfinanzierung
der Wasserstraße aus dem gesamten Verkehrsetat
für Mehrbedarfe bis zu einer Höhe von 250 Mio. € erlaubt, ist
besser als das katastrophale Nichts, dass sich zwischenzeitlich als
wahrscheinliches Ergebnis abgezeichnet hatte. Natürlich wird damit
die Unterfinanzierung der Wasserstraße nicht verhindert –
das wäre wie gesagt Aufgabe des Finanzministers und des Verkehrsministers
gewesen. Die Bundestagsbeschlüsse haben den
Regierungsentwurf immerhin nachgebessert und Möglichkeiten
geschaffen, die Not zu mildern.
Was erwarten Sie nun vom Bundesverkehrsministerium?
Lohbeck: Wir haben den Verkehrshaushalt der vergangenen
Jahre eingehend geprüft und sind sehr optimistisch, dass das
Bundesverkehrsministerium die 250 Millionen in vollem Umfang
aus anderen Haushaltstiteln finanzieren kann. Mit Blick auf
die Jahresrechnungen gibt es dafür ein mehr als ausreichendes
Potenzial. Wir erwarten nun, dass das Ministerium zusammen
mit der GDWS sehr schnell eine Liste von Projekten aufstellt, für
die der Mehrbedarf angemeldet werden muss. Dann werden wir
sehen, ob das Verkehrsministerium umschichtet oder sich nur
in Sonntagsreden zur Wasserstraße bekennt.
Natürlich werden wir auch in den kommenden Haushalten
wieder für eine auskömmliche Ausfinanzierung der Wasserstraßeninfrastruktur
kämpfen und erwarten das auch vom Verkehrsminister.
Die Binnenhäfen weisen seit Langem darauf hin,
dass wir ein Level-Playing-Field zwischen Wasserstraße und
Schiene bekommen müssen. Wir würden uns freuen, wenn das
endlich von allen so aufgenommen würde.
Gibt es denn jenseits der Wasserstraße Punkte im Haushalt, die
Sie positiv sehen?
Lohbeck: In einigen kleineren, aber wichtigen Bereichen konnten
wir Achtungserfolge erzielen, etwa bei der Steigerung der Klimaresilienz
der Wasserstraßen. Der Haushaltsausschuss hat unseren
Vorschlag, die von den Bundesanstalten für Wasserbau und Gewässerkunde
entwickelten »smarten Wasserbaumaßnahmen« gegen
Niedrigwassereffekte im Rahmen von Modellvorhaben zu
testen, aufgegriffen und je 1 Mio. € in den kommenden drei Jahren
für die konzeptionelle Vorbereitung eingestellt. Das begrüßen
wir außerordentlich.
Die Erhöhung des Topfes für die Schienengüterfernverkehrsnetzförderung
(SGFFG-Förderung) in Höhe von 17,5 Mio. € geht
maßgeblich auf Initiative der Binnenhäfen zurück. Das wird den
Ausbau und den Erhalt von Hafenbahnnetzen stärken. Positiv
sind auch die 22 zusätzlichen Stellen für die Digitalisierung in der
GDWS zu sehen, ein bisher absolut notleidender Bereich in der
Verwaltung, der aber viele Effizienzgewinne verspricht.
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
11
SCHIFFFAHRT
© Deymann
Deymann baut Flotte auf 50 Schiffe aus
Mit der Übernahme des Bunkerservice von Unibarge erschließt der Harener Reeder ein
weiteres Geschäftsfeld. Zusätzlich übernimmt er Salzwasser-Transporte am Mittellandkanal
und stellt zwei Schiffe für das Seafar-Projekt für teilautonomes Fahren. Von Krischan Förster
Das bislang ohnehin schon erfolgreiche
Jahr 2022 endet für Martin
Deymann mit einer runden Zahl. Genau
50 Schiffe zählt jetzt die Flotte seiner Reederei.
Unter den Neuzugängen sind allein
vier Schiffe von Unibarge, die der Harener
Unternehmer jüngst übernommen hat.
Schon vor zwei Jahren hatte er ein Auge
auf den Bunkerservice im Elbegebiet
zwischen Hamburg und Brunsbüttel und
weiter bis nach Kiel geworfen. Damals
standen die Hamburger Schiffe von Unibarge
noch nicht zum Verkauf. Dann änderten
sich jedoch die Vorzeichen, und
im Frühjahr hatten die Vorbesitzer ihre
Meinung geändert, weil sie sich mit ihren
Tankschiffsaktivitäten ganz auf den
Rhein konzentrieren wollen. Deymann
griff zu und übernahm die kleine Hamburger
Flotte, alle 27 Mitarbeiter und
auch die Verträge. »Diversifizierung war
mir schon immer wichtig«, berichtet der
Reeder. »Mit dem Bunkerservice konnten
wir unser Angebot komplettieren.«
Künftig sind es seine hellblauen Schiffe,
die die Bebunkerung von Seeschiffen
in den Elbehäfen und auch in Kiel übernehmen.
Sie wurden vor wenigen Tagen
übernommen und erhalten ganz in der
Tradition der Reederei neue Namen: die
»Gentle«, »Convenant« (je 4.000 t Tragfähigkeit),
»Detroit« (2.500 t) und »Oakland«
(1.600 t) fahren künftig als »Michael
Deymann«, »Uwe Deymann«, »Daniel
Deymann« und »Nils Deymann« für ihren
neuen Eigner. Sonst ändert sich wenig.
»Es in die gleichen Schiffe mit unveränderten
Besatzungen, und sie machen
genau das, was sie auch vorher gemacht
haben.«
Deymann, der seine Reederei vor
knapp 30 Jahren gegründet hatte, bleibt
auf Wachstumskurs. Zehn Schiffe hat er
allein in diesem Jahr gekauft, vor den
Unibarge-Einheiten waren es unter anderem
der 85 m lange und acht Jahre alter
»Sunrise«-Tanker »Benza« sowie drei
Schiffe, die der Harener Reeder mit einem
holländischen Partner zusammen
als »Relationship 3«, »Relationship 4«
und »Relationship 5« betreibt. Zu den
jetzt 50 Schiffen, darunter acht Koppelverbänden,
kommen noch zwölf Partikuliere,
die für Deymann fahren.
Das Bunkergeschäft sieht er als ideale
Ergänzung zu den Aktivitäten der Fluvia
Tankrode, mit deren Übernahme er vor
drei Jahren in die Befrachtung eingestiegen
war. Es geht um mehr Unabhängigkeit
und den direkten Zugang
zu Markt und Ladung. Mit der neu gegründeten
Tochterfirma Deymann Tankrode
Benelux Logistics BV stieg die Deymann-Gruppe
im Sommer 2021 zusätzlich
in den Transport von Pflanzenölen
ein.
Und jetzt kommt eine weitere neue Aktivität
am Mittellandkanal hinzu. Für den
Kunden Kali+Salz wird er künftig mit
zwei Einheiten Salzwasser (Sole) zwischen
Sehnde und zum stillgelegten
Schacht Kolenfeld transportieren, der
künftig als Kavernenspeicher genutzt
wird. Neben einem Tanker aus der Flotte
hat Deymann dafür einen weiteren
Leichter gekauft, der vor ein gechartertes
Schubboot gespannt wird. Im Pendelverkehr
sollen sie als »schwimmende« Pipe-
12 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
line eine Lücke im Transportnetz schließen
und täglich rund 4.000 t befördern
– ganzjährig und langjährig. »Das ist für
uns ein neuer Kunde und ein zusätzliches
Geschäft«, sagt Deymann.
Der vorerst neueste Schritt in der Unternehmensentwicklung
ist die Teilnahme
am Seafar-Programm. Erst Ende
September hatte das belgische Unternehmen
die Ausweitung seiner Aktivitäten
auf Deutschland angekündigt und neben
der HGK Shipping auch Deymann als
Partner gewinnen können. Vor wenigen
Tagen wurden die Verträge unterzeichnet:
Zwei entsprechend ausgerüstete
Schiffe von Deymann werden von Seafar
künftig teilautonom gesteuert, von der
HGK kommen fünf Schiffe hinzu. Das
Kontrollzentrum wird sich in Duisburg
befinden, derzeit läuft noch die Suche
nach einem geeigneten Standort.
Deymann stellt dafür das Containerschiff
»Freienstein« (135 m x14,35 m,
4.044 t), das zwischen den ARA-Häfen
und Mainz pendelt, sowie den erst 2020
Martin Deymann (li.) und Daniel Wanders
(Unibarge) besiegeln den Vertrag
© Deymann / LinkedIn
neu gebauten Koppelverband »Reinhold
Deymann« (172 m x 9,60 m, 3.650 t), der
als Kraftwerksversorger derzeit Kohle aus
Rotterdam nach Datteln bringt.
So endet jetzt ein Jahr, das für Martin
Deymann als ein überaus erfolgreiches
verbuchen kann. Nicht nur, weil die Flotte
auf jetzt 32 Tanker und 18 Trockenschiffe
und die Zahl der Mitarbeiter
auf mehr als 300 gewachsen sind, sondern
auch, weil in allen Sparten gutes
Geld verdient wurde. Auch die Aussichten
für das kommende Jahr taxiert
der Harener Reeder »als nicht so
schlecht« ein. Es gebe jedenfalls erfolgversprechende
Vertragsgespräche.
Die Renaissance der Kohle in der
Kraftwerksversorgung halte an, der Containertransport
laufe gut. Bei Chemieprodukten
sei vielleicht mit einem kleinen
»Dip« zurechnen und das Aufkommen
bei Mineralöl sei – wie immer
– schwer vorauszusagen. »Ich setze weiter
auf eine Mischung aus festen Verträgen
und dem Spot-Geschäft.« Das minimiert
Risiken, ohne gänzlich von Marktchancen
abgekoppelt zu sein«, erklärt er.
Einen Vorsatz gibt es für Deymann für
das kommende Jahr: »Ich werde mal versuchen,
einen Gang rauszunehmen.«
Wer den Unternehmer ein bisschen
kennt, wird seine Zweifel haben, ob ihm
das am Ende wirklich gelingt.
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
13
SCHIFFFAHRT
Mut und Neugier
Die HGK Shipping will die Flotte mit weiteren tiefgangsoptimierten Neubauten
verjüngen. Auch in der Trockengüterschifffahrt gibt es bereits konkrete Planungen.
Eine zentrale Rolle spielt das diesel-elektrische Antriebskonzept. Von Krischan Förster
© HGK Shipping
Die »Synthese 18« hat die in sie gesetzten
Erwartungen mehr als erfüllt.
Der flachgehende Chemikalientanker war
just vor dem Sommer-Hochwasser für die
niederländische HGK-Tochter Wijgula in
Dienst gestellt worden und gehörte anschließend
zu den wenigen Schiffen, die
auch noch bei niedrigen Pegeln fahren
konnten. Gleiches gilt für die »Gas 94«,
ebenfalls ein brandneuer Tanker für die
Gastankerflotte der HGK Shipping.
Schon in den kommenden Monaten
sollen weitere Neubauten folgen, die hinsichtlich
ihres Designs und ihrer Motorisierung
zum Modernsten gehören, was
die europäische Binnenschiffsflotte derzeit
zu bieten hat. Ende des ersten Quartals
werden zwei weitere Typ-C-Tanker
erwartet, die nicht nur flachgängig sind,
sondern auch die ersten Schiffe, die den
Zusatz »H2-ready« tragen werden, also
von vornherein dafür ausgelegt sind, später
auch Wasserstoff oder dessen Derivate
wie Methanol oder Ammoniak als
Kraftstoff verwenden zu können. Im Oktober
2023 folgt die »Gas 95«. Und für
das Folgejahr 2024 sind zwei weitere Tanker
bereits avisiert. Auch danach soll die
Flotte weiter verjüngt werden.
Die HGK Shipping verfolgt ein ehrgeiziges
Investitionsprogramm, um letztlich
zwei Ziele zu erreichen: eine bei allen
Wetter- und Tiefgangsbedingungen flexibel
einsetzbare Flotte, die zudem noch
nachhaltig, also kraftstoffsparend und mit
so geringen Emissionen wie möglich unterwegs
ist. »Unsere Neubauten sind keine
Versuchsträger, sondern sollen von Anfang
an wirtschaftlich verlässlich zu betreibende
Schiffe sein«, sagt Nikolaus Schellenberger,
Head of Fleet Management bei der HGK.
Nicht zufällig werden die beiden
nächsten Tanker-Neubauten »Courage«
und »Curiosity« heißen, also »Mut« und
»Neugier«. Beides hat sich die HGK Shipping
auf die Fahnen geschrieben, beides
braucht es auch, um Innovationen voranzutreiben.
Die Entwürfe stammen aus
dem hauseigenen Design Center, von einer
Expertenschar, die ständig an Verbesserungen
tüftelt und Schiffskonzepte entwickelt.
»Wir haben für uns einen klaren
14 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
Nikolaus Schellenberger
Head of Fleet Management
Kurs gesteckt«, sagt Tim Gödde, Business
Unit Director Ship Management. Bei den
Motoren setzt die Duisburger Reederei
auf diesel-elektrische Antriebssysteme.
»Es gibt dazu keine Alternative«, so Gödde.
Denn der Diesel, der heute von Generatoren
zur Erzeugung der elektrischen
Energie für die Propeller genutzt wird,
kann mit diesem Konzept durch andere,
»grünere« Kraftstoffe ersetzt werden.
Bei den aktuellen Neubauten ist eine
mögliche spätere Umrüstung bereits vorgesehen,
baulich sind die Voraussetzungen
durch den entsprechenden Platz
im Maschinenraum geschaffen worden.
Für eine Brennstoffzelle zum Beispiel.
Oder für Batterien. Dabei gehe es immer
um den Spagat zwischen möglichst viel
Laderaum und dem Platzbedarf für zusätzliche
Komponenten.
Außerdem sei man von der Marktreife
noch ein gutes Stück entfernt. Es fehlten
die Kraftstoffe, Speichermedien und die
Versorgungsinfrastruktur. Dazu komme
noch ein komplizierter Zulassungsprozess,
der mindestens ein Jahr dauere. Vor
2023 werde es kaum entsprechende ES-
TRIN-Regelungen geben, so die Einschätzung.
Bis dahin seien Einzelgenehmigungen
erforderlich.
Die beiden HGK-Experten rechnen
mittelfristig eher mit Übergangslösungen,
mit einer Kombination aus
konventioneller Technik und einer alternativen
und komplementären Energie-
Erzeugung – für die Revierfahrt, für Hafenanläufe,
für Lade- und Löschvorgänge
oder während der Liegezeiten. Der technologische
Fortschritt ist dabei nur die
eine Seite, die Kundenwünsche und Anforderungen
sind die andere.
Mehr und mehr deckt sich allerdings
bei den Kunden das Interesse an mehr
© HGK Shipping
Nachhaltigkeit mit dem nach effizienter
Tonnage und einer größtmöglichen Tragfähigkeit.
»Unsere Kunden werden da sehr
konkret«, berichtet Gödde. Es nimmt aber
auch die Bereitschaft auf Verladerseite zu,
die damit verbundenen Mehrkosten zu
zahlen – wenn Effekte für die eigene Klimabilanz
erzielt werden können.
Für die jüngsten HGK-Neubauten wird
eine mögliche Verringerung der Emissionen
von 30 % ausgegeben – das hat viele
Zweifler auf den Plan gerufen. Die
HGK-Experten bleiben gelassen: »Wir
haben unter exakt den gleichen Bedingungen
ein ›konventionelles‹ Referenzschiff
mit unserer ›Gas 94‹ verglichen und
können die Ersparnis mit konkreten Messungen
nachweisen«, so Gödde.
Nicht nur auf die einträgliche Tankersparte,
sondern auch auf die Trockenschifffahrt
schaut die HGK Shipping,
die den weitaus größeren Anteil an
der Gesamtflotte von rund 350 Einheiten
ausmacht. Auch hierfür entwickeln die
Experten im Design Center Konzepte für
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Tim Gödde
Business Unit Director Ship Management
niedrigwasseroptimierte Schiffe mit zukunftsfähigen
Antrieben. Weiteres Optimierungspotenzial
sieht die HGK auch in
der Bestandsflotte. Fünf Schiffe werden
aktuell zur Erprobung des teilautonomen
Fahrens für den Kooperationspartner
Seafar ausgerüstet.
Qualität und
100 Jahre
In no v ation
Wir
wünschen
Frohe
Weihnachten
und ein gutes
neues Jahr!
Binnenschifffahrt 12 | 2022
15
SCHIFFFAHRT
20 € pro Container entlasten die Straße
Verlader und Spediteure in den Niederlanden können einen Zuschuss von 20 € pro
transportiertem Container erhalten, wenn sie diesen statt auf der Straße per Binnenschiff
oder per Bahn transportieren. Von Herrmann Garrelmann
Durch die Förderung sollen zu Gunsten von Binnenschifffahrt und Bahn Container von der Straße verlagert werden
© Garrelmann
Diese Förderung der Transport-Verlagerung
geht aus dem am 15. November
veröffentlichten Konzept des
Niederländischen Ministeriums für Infrastruktur
und Wasserwirtschaft hervor.
Die Europäische Kommission hatte die
Subvention bereits Mitte Oktober genehmigt,
aber zu diesem Zeitpunkt war noch
nicht bekannt, wie die Regelung umgesetzt
werden würde. Das Konzept der
Verkehrsverlagerung sieht nun vor, dass
eine Gebühr pro Container erhoben
wird, um die Verlader zum Umstieg auf
einen umweltfreundlicheren Verkehrsträger
zu bewegen. Die Förderregelung
richtet sich an Verlader und Spediteure.
Um sie zu ermutigen, sich für die Binnenschifffahrt
oder die Schiene zu entscheiden,
ist ein Zuschuss von 20 € pro
strukturell bewegtem Container (oder
dem Äquivalent bei Massengut) vorgesehen,
schreiben Minister Harbers und
Staatssekretär Heijnen.
Aufgrund des »langwierigen Verfahrens
bei der Genehmigung der Beihilferegelung
durch Brüssel musste der Sektor
lange Zeit auf die neue Regelung warten.
Dies habe dazu geführt, dass Projekte zur
Verkehrsverlagerung aufgeschoben wurden«,
heißt es. In der Zwischenzeit ist eine
befristete Subventionsregelung in Kraft
»Ziel ist es, täglich 3.000 TEU
von der Straße aufs Wasser zu
verlagern«
getreten. Dies hat Projekte ausgelöst, die
zu einer Verkehrsverlagerung von
945 TEU pro Tag führen sollen.
Mit dem Zuschuss soll das Straßennetz
gezielt entlastet werden. Daher
kommen nur Unternehmen in Frage,
die normalerweise eine erhebliche Menge
an Gütern auf dem Ost- oder Südostkorridor
auf der Straße befördern. Der
Korridor Ost ist die Strecke von Rotterdam
nach Arnhem-Nijmegen und der
Korridor Süd-Ost betrifft die Strecke
von Rotterdam nach Maastricht über
Venlo. Was als »erheblicher Anteil« angesehen
wird, wird sich zeigen, wenn
die Beihilferegelung im Amtsblatt der
Regierung veröffentlicht wird. Es gibt
definitiv eine Untergrenze für die Anzahl
der Container. Ein Verlader, der einen
Container auf die Schiene oder das
Wasser stellt, dürfte sich nicht für die
Förderung eignen. Verlader, die in den
Genuss der Subvention kommen, erhalten
diese über einen Zeitraum von zwei
Jahren. Zu Beginn und am Ende dieser
zwei Jahre wird dann bewertet, wie viele
Container tatsächlich den Verkehr verlagert
haben. Die Rechnungseinheit beträgt
20 € Subvention pro 1,7 TEU.
Der Verladerverband Evofenedex kann
nicht sagen, ob die Regelung erfolgreich
sein wird, denn es lässt sich nicht eindeutig
sagen, ob 20 € pro Container ausreichen,
um eine Verkehrsverlagerung zu
bewirken. »Jedes bisschen hilft«, sagt
Sprecherin Ellen Timmer. Aber eine Verkehrsverlagerung
erfordert eine Veränderung
der gesamten Lieferkette eines Unternehmens.
Der Zuschuss ist Teil des Anreizkonzepts
zur Verkehrsverlagerung. Ziel ist
es, bis zum Jahr 2025 täglich rund
2.200 TEU von der Straße zu nehmen.
Davon sollten 2.000 TEU auf die Binnenschifffahrt
und 200 TEU auf die
Bahn entfallen. Dies wurde nun auf
3.000 TEU pro Tag korrigiert. Das würde
bedeuten, dass ab Ende 2025 jährlich
440.000 Container von der Straße verschwinden
würden. Ein weiterer Bestandteil
des Anreizkonzepts ist die kürzlich
eröffnete Ausschreibung für die Verkehrsverlagerung
im bestehenden
Linienverkehr. Dabei werden 2,5 Mio. €
auf drei Strecken verteilt.
16 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
ABSICHTSERKLÄRUNG
Mündungsschifffahrt vor Zeebrügge wird ausgeweitet
Die zwischen Belgien und den Niederlanden
bestehende Übereinkunft über die
Mündungsschifffahrt wird zukünftig auf
niederländische Häfen ausgeweitet. Darauf
haben sich jetzt die beiden Länder geeinigt.
Profiteur dieser Ausweitung ist vor
allem der Hafen in Zeebrügge.
Die nun unterzeichnete Absichtserklärung
zum Thema Ästuarschifffahrt
soll bis zum 31. Januar 2023 in einen Entwurf
für einen Rechtsvertrag oder eine
»Benelux-Regelung« umgewandelt werden.
Dies sei von entscheidender Bedeutung
für die Erschließung des Hafens
Antwerpen-Brügge und insbesondere
von Zeebrügge aus für das Hinterland,
heißt es seitens der Beteiligten. Zeebrügge
ist für größere Schiffe mit mehr
als 2.500 t nicht über die normale Binnenschifffahrt
erreichbar. Aus diesem
Grund wurde vor 15 Jahren das Konzept
der Mündungsschifffahrt für die nicht internationale
Seeschifffahrt entwickelt.
Der königliche Erlass vom 8. März 2007
erlaubte es einem technisch verstärkten
Binnenschiff, in einem begrenzten Fahrgebiet
zwischen der Westerschelde und
den belgischen Küstenhäfen innerhalb einer
Entfernung von fünf Seemeilen von
der Küste zu fahren.
Dieses neue Abkommen sichere nicht
nur einen besseren Zugang zu Zeebrügge,
sondern werde gleichzeitig dem
Der Tanker »Odyssee« ist für die Ästuarschifffahrt vorbereitet und zugelassen
gesamten Binnenschifffahrtssektor Auftrieb
geben, hoffen die Vertragspartner.
Mit der Regelung erwarten die Akteure
zwei große Vorteile. Zum einen dürfen
Schiffe mit Zulassung für die Estuaire
Fahrt dann auch niederländische Häfen
anlaufen. Das eröffnet neue Möglichkeiten
für den Verkehr mit beispielsweise
den niederländischen Nordseehäfen
Vlissingen und Terneuzen. Andererseits
werde die Strecke von Zeebrügge nach
Duisburg deutlich verkürzt, da dann die
Strecke über Hansweert und dann zum
Rhein in Dordrecht genutzt werden dürfe,
ohne erst Antwerpen anlaufen zu
müssen. Ein Grund dafür, dass diese Vereinbarung
doch schneller als ursprünglich
erwartet zustande kommen wird,
dürfte im Zusammenschluss der Häfen
von Antwerpen und Zeebrügge liegen.
Seit der Gründung des Hafens Antwerpen-Brügge
Anfang dieses Jahres sei
viel mehr über die Optimierung der Containerströme
innerhalb eines flämischen
Hafens nachgedacht worden. Die jetzt
vereinbarte Lösung beendet möglicherweise
auch die Debatte über einen neuen
Schipdonk-Kanal.
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
17
SCHIFFFAHRT
BDB wirbt in Bayern für Unterstützung
Der Bundesverband verweist darauf, dass ein landschafts- und schifffahrtsgerechter Ausbau
der Donau nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll ist. Trockenjahre und Engpässe beim
verfügbaren Schiffsraum zeigen, wie wichtig funktionierende Transportwege sind
Aufgrund der starken Nachfrage nach
Schiffsraum sind auch im Freistaat
Bayern momentan alle Kapazitäten extrem
stark ausgelastet. Trotz momentaner
Abkühlungstendenzen in der Wirtschaft
ist für die Schifffahrt noch keine
grundlegende Trendwende ersichtlich.
Die Aufgaben, vor denen die Binnenschifffahrt
in dieser krisenhaften Situation
steht, sind weiter immens.
Die Spitze des BDB mit dem Präsidenten
Martin Staats (MSG, Würzburg)
und Vizepräsidenten Friedrich Weigert
(Kühne+Nagel Euroshipping, Regensburg)
hat sich deshalb mit Staatsminister
Christian Bernreiter aus dem bayerischen
Verkehrsministerium getroffen,
um aktuellen Themen der Binnenschifffahrt,
der Hinterlandlogistik und des Systems
Wasserstraße auszutauschen.
Hauptthema: die Donau. Neben einer
leistungsfähigen Flotte werde zur Abwicklung
der Transportaufgaben eine funktionierende
Wasserstraßeninfrastruktur
benötigt, heißt es von Seiten des BDB.
Diese sei in den vergangenen Jahrzehnten
aufgrund langwieriger Planungsverfahren
und fehlender Kapazitäten bei der Wasserstraßen-
und Schifffahrtsverwaltung
stark vernachlässigt worden.
Die über 20 Jahre anhaltende Diskussion
um den Donauausbau sei zwar
vorerst entschieden. Allerdings würden
Trockenjahre wie zuletzt 2022 und 2018
zeigen, dass die Bundeswasserstraße Donau
ein extrem unberechenbarer Verkehrsweg
bleibt. »Das ist eine Situation,
die gerade angesichts des Ukraine-Krieges
äußerst misslich ist, denn eine Option der
Verschiffung von Agrargütern über die
Westhäfen stellt sich gar nicht erst«, argumentiert
der Verband.
Minister Bernreiter war gut 20 Jahre
Landrat des Landkreises Deggendorf und
kennt aus dieser Zeit die Diskussion um
den Donauausbau. Er wisse um die enorme
Bedeutung des Hochwasserschutzes
für die Region Niederbayern und hat den
(v.l.): Martin Staats, Christian Bernreiter, Friedrich Weigert
Verkehrsträger Binnenschifffahrt als
Wirtschaftsfaktor nach Kräften unterstützt.
»Mit Christian Bernreiter haben
wir einen entschiedenen und engagierten
Verfechter eines landschafts- und schifffahrtsgerechten
Ausbaus der Donau zwischen
Straubing und Vilshofen«, betonten
Staats und Weigert nach dem Gespräch.
Gleichwohl sei die verladende Wirtschaft
auf ein Funktionieren von Schleusen,
wasserbaulicher Infrastruktur sowie
den Main-Donau-Kanal angewiesen,
ebenso wie die Wasserwirtschaft im Freistaat
mit all ihrer Bedeutung für Schifffahrt,
Tourismus und Landwirtschaft. RD
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Die B. Dettmer Reederei wünscht allen Kunden und Geschäfts partnern
frohe Weihnachten und ein erfolgreiches Jahr 2023!
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18 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
Binnenschifffahrt holt Corona-Verluste auf
Nach dem durch die Pandemie besonders betroffenen Jahr 2020 wurden auf den deutschen
Wasserstraßen wieder mehr Güter transportiert. Die Flotte und die Zahl der Beschäftigten
sind allerdings weiter geschrumpft. Die Bahn kann den Anteil am Modal Split weiter ausbauen
Im jahr 2021 wurden insgesamt 195,1 Mio. t Güter (+3,8 % im
Vergleich zum Vorjahr mit 188 Mio. t) auf den deutschen Wasserstraßen
transportiert. Dies entspricht einer Verkehrsleistung
von 48,2 Mrd. tkm (+4% gegenüber 2020 mit 46,3 Mrd. tkm). Der
Anteil der Binnenschifffahrt an der Verkehrsleistung lag mit 6,9 %
auf dem Niveau des Vorjahres.
Die Bahn konnte beim Modal Split mit 357,6 Mio. t beförderter
Güter (+11,7%) und einer Verkehrsleistung von 123,1 Mrd. tkm
(+13,5%) hinegen auf 18,6 % zulegen. Auf den Straßengüterverkehr
entfiel ein Anteil von 72,3 % (3,1 Mrd. t / 288,7 Mrd. tkm).
Die Binnenschifffahrt konnte jedoch in einzelnen Gütersegmenten
signifikante Zuwächse erzielen. In den Gütergruppen
»Kohle, rohes Erdöl und Erdgas« gab es ein Plus von 36 % und bei
»Metallen und Metallerzeugnissen« +10,1 %, bei »Holzwaren, Papier,
Pappe und Druckerzeugnissen« +7,9 % sowie bei Erzen,
Steinen, Erden« +3,4 %.
Die gesamte im Jahr 2021 per Binnenschiff transportierte Gütermenge
verteilte sich wie folgt: 112,6 Mio. t entfielen auf trockene
Massengüter (2020: 107 Mio. t) und 48,8 Mio. t auf flüssige Massengüter
(2020: 48,7 Mio. t), 8,7 Mio. t auf Stückgut (2020:
7,8 Mio. t) sowie 4,1 Mio. t auf sonstige Güter. Das Containeraufkommen
auf den deutschen Wasserstraßen stieg um rund 1,6 %
auf 2,22 Mio. TEU (2020: 2,19 Mio. TEU) an.
Die deutsche Flotte ist leicht geschrumpft und bestand zuletzt
aus 736 Trockenschiffen (-27), 405 Tankern (-3), 703 Schubleichtern
(-30), 267 Schubbooten (-17), 983 Tagesausflugsschiffen (-1)
und 55 Kabinenschiffen (-2).
Der Umsatz der 674 Unternehmen schrumpfte Corona-bedingt
von rund 1,4 Mrd. € auf 1,1 Mrd. €. Nach vorläufiger Datenlage
erwartet das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) für das Jahr
2021 jedoch eine Umsatzsteigerung von knapp 20 %. Rückläufig
sind auch die Beschäftigtenzahlen. Bei fahrenden Personal sind es
noch 4.294 Personen (-549) an Land 1.537 Beschäftigte (-175).
Wir wünschen
Frohe Weihnachten
und ein gesundes
neues Jahr!
Verkehrsleistung und Beförderungsmenge 2005–2021
Leistung entscheidet.
Umsatzentwicklung in der Binnenschifffahrt, Veränderung in %
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
19
SCHIFFFAHRT
Weniger Emissionen als gedacht
Der Einfluss der Binnenschifffahrt auf die Luftqualität am Rhein ist geringer als vermutet.
Zu diesem Ergebnis kommt das EU-Life-Projekt CLINSH – Clean Inland Shipping, das vor
Kurzem abgeschlossen wurde
Die These, dass der Schiffsverkehr in den rheinnahen Großstädten einen dominierenden Anteil an der Emissionsbelastung hat, wurde nicht bestätigt
© Garrelmann
Zwischen September 2016 und Februar
2022 hat das Landesamt für Natur,
Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
(LANUV) mit Partnern
aus vier europäischen Ländern den Einfluss
der Binnenschifffahrt auf die Luftqualität
am Rhein untersucht. Dabei
wurden umfangreiche Messprogramme
durchgeführt und Maßnahmen zur
Emissionsminderung an den Schiffen getestet.
Die Ergebnisse wurden nun ausgewertet.
Das für manche überraschende
Ergebnis: die mehrfach aufgestellte These,
in den rheinnahen Großstädten verursache
der Schiffsverkehr einen dominierenden
Anteil an der Emissionsbelastung,
wurde nicht bestätigt.
Auf SOx-Belastung untersucht
Das LANUV hat an zwei stark befahrenen
Rheinabschnitten (Bimmen/Lobith
und in Bad Honnef) sowie in den Häfen
Duisburg und Neuss/Düsseldorf den Effekt
der Binnenschifffahrt auf die Stickstoffdioxid-Belastung
in der Luft untersucht.
Messungen am Rhein zeigten, dass
der Anteil, der durch die Binnenschiffe
verursacht wird, mit zunehmendem Abstand
zum Rhein schnell kleiner wird.
Bereits in 100 m bis 150 m Abstand zum
Rhein wurden signifikante Belastungsanteile
aus anderen Quellen ermittelt.
Messstellen an Verkehrshotspots in den
Städten am Rhein zeigen ein deutlich anderes
Belastungsprofil als die Messstellen
direkt am Rhein. An den Verkehrshotspots
dominiert mit Anteilen von meist
mehr als 50 % der motorisierte Straßenverkehr
als Quelle. Die Belastungsanteile
der Schiffe liegen dort in der Regel unter
zehn Prozent. Das gilt selbst für die unmittelbar
neben dem Hafengebiet liegenden
Verkehrsmessstellen in Neuss.
Untersuchungen in den Jahren 2018 bis
2020 am stark mit Binnenschiffen befahrenen
Rheinabschnitt im Bereich der
deutsch-niederländischen Grenze ergaben,
dass die Emissionen aus der Binnenschifffahrt
auf die Stickstoffdioxidbelastung
in der Luft zwischen einem
Mikrogramm pro Kubikmeter Luft
im Luv (der Wind zugewandten Uferseite)
und vier Mikrogramm pro Kubikmeter
Luft im Lee (der Wind abgewandten
Uferseite) liegt.
In Neuss und Duisburg wurde in den
untersuchten Hafengebieten eine geringere
Stickstoffdioxid-Belastung gemessen
als an stark befahrenen Straßen. Für die
Untersuchungen in den Hafengebieten
wurden sehr dichte Messnetze mit 19
Messstellen im Hafen Neuss/Düsseldorf
und 28 Messstellen im Hafen Duisburg
aufgebaut. Die Messnetze waren damit
erheblich dichter als im Rahmen der amtlichen
Luftüberwachung erforderlich. So
war es möglich, ein genaues Bild der Belastung
über die gesamte Fläche der Hä-
20 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
fen zu erhalten. Die detaillierte Analyse
der Verursacher der Stickoxidbelastung
an den einzelnen Messpunkten erfolgte
mit einer hochaufgelösten Immissionsmodellierung.
Luftqualität weiter verbessern
Doch auch wenn sich die Schadstoffe aus
den Abgasrohren der Schiffe in der Luft
schnell verteilen und damit verdünnen,
sind die ausgestoßenen Mengen noch
immer vergleichbar mit denen auf stark
befahrenen Autobahnabschnitten. Und
auch wenn die Stickstoffdioxidbelastung
inzwischen gesenkt werden konnte und
der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro
Kubikmeter im Jahr 2020 erstmals an allen
amtlichen Landesmessstellen eingehalten
wurde, ist die Verbesserung der
Luftqualität noch immer eine Herausforderung
in den urbanen Ballungsräumen.
Für das LANUV heiß das: Aus
Vorsorgegründen muss die Belastung
durch geeignete Maßnahmen weiter abgesenkt
werden, um auch zukünftig die
Einhaltung der Grenzwerte sicherzustellen.
Maßnahmen zur Emissionsminderung
im Bereich der Binnenschifffahrt
tragen dazu bei.
Um die Schadstoffemissionen zu verringern,
sind an internationalen Wasserstraßen
länderübergreifende Lösungen
erforderlich. Deshalb beteiligten sich
insgesamt 18 Partner wie Universitäten,
Umweltverwaltungen, Ingenieurbüros
und Hafenbetreiber aus Großbritannien,
Belgien, den Niederlanden und Deutschland
am Projekt Clean Inland Shipping.
Leadpartner des Projektes war die Umweltverwaltung
der niederländischen
Provinz Zuid Holland. Sie organisierte
die Förderung der Nachrüstung von 17
Binnenschiffen mit moderner Abgastechnologie
mit Geldern aus der EU. Zusätzlich
konnten 21 weitere, bereits
nachgerüstete Schiffe ebenfalls am Monitoringprogramm
teilnehmen. In diesem
Projekt mit einem Gesamtvolumen
von etwa acht Millionen Euro wurde an
den »fit« gemachten Schiffen die Wirkung
von unterschiedlichen Maßnahmen
zur Schadstoffminderung in
den Abgasen unter realen Fahrbedingungen
getestet.
»Max Prüss« mit Kat unterwegs
Das LANUV beteiligte sich mit seinem
Laborschiff »Max Prüss«. Bereits 2015
war die »Max Prüss« mit einem SCRT-
Katalysator zur Stickstoffoxidreduktion
und einem Dieselpartikelfilter zur Feinstaubminderung
ausgerüstet worden.
Die Emissionsmessungen erfolgten für
unterschiedliche Fahrmodi, bei denen
stromauf- und abwärts jeweils nach verschiedenen
Motorlasten ausgewertet
wurde. Für alle limitierten Schadstoffe
konnten positive Reduktionsraten festgestellt
werden. Der Stickstoffoxidgehalt im
Abgas ist durch die Nachrüstung je nach
Fahrmodus zwischen 66 % und 96 % gesunken.
Die Feinstaubemissionen konnten
auf der »Max Prüss« um 77,8 % bis
96,7 % reduziert werden.
Ergebnis des EU-Life-Projekts
CLINSH sind auch neue Methoden zur
Ermittlung der Emissionen von Binnenschiffen,
die auf dem Rhein und in den
Häfen fahren, sowie von Schiffen, die in
den Häfen liegen. Die Ermittlung der
Binnenschiffsemissionen in den Häfen
gestaltete sich bisher schwierig. Sie erforderte
einen hohen Grad an Vereinfachungen
und verallgemeinernden Annahmen.
In Zusammenarbeit mit der Universität
Bremen wurde auf der Basis kontinuierlicher
Messungen eine Methode
entwickelt, mit der die Emissionen von
Schiffen auf dem Rhein und in Binnenhäfen
nun realitätsnah abgeschätzt werden
können. Anwendung finden die
neuen Methoden und die vielen während
des CLINSH-Projekts erhobenen
Daten auch in der Fortschreibung des
Emissionskatasters für den Schiffsverkehr
in NRW.
ga
BDB KOMMENTIERT
»Rufschädigende Behauptungen sind widerlegt«
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt
sieht sich durch das Landesumweltamt
NRW (LANUV) bestätigt.
Die Untersuchung habe die »rufschädigende
Behauptungen widerlegt«, so der
BDB.
»Der Einfluss der Binnenschifffahrt
auf die Luftqualität am Rhein ist geringer
als vermutet«, auf diese kurze Formel
bringt das Landesamt die Ergebnisse der
umfassenden Untersuchung, kommentiert
der Verband. Der BDB sieht sich
laut eigenen Angaben damit in seiner
Auffassung bestärkt, dass das Binnenschiff
die klimaschonende Alternative
zum Gütertransport auf der Straße ist.
»Die in öffentlichen Diskussionen
mehrfach aufgestellte These, in den
rheinnahen Großstädten verursache der
Schiffsverkehr einen dominierenden Anteil
an der Belastungssituation, wurde
nicht bestätigt«, so der Verband.
Jens Schwanen
BDB-Geschäftsführer
© BDB
Der BDB habe sich in der Zeit, als
Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge den
Innenstädten diskutiert wurden, wiederholt
gegen die rufschädigenden Unterstellungen
zur Wehr gesetzt, vorbeifahrende
Binnenschiffe seien für hohe
Stickoxidwerte in den Innenstädten verantwortlich.
Die »wenig fachliche« Debatte
gipfelte im Dezember 2018 in der
kuriosen Forderung der Kölner Oberbürgermeisterin,
Binnenschiffe sollten mit
einem Tempolimit während der Vorbeifahrt
an der Domstadt belegt werden.
BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen erklärt
hierzu:
»Wir freuen uns, dass das Landesumweltamt
mit seinen Untersuchungsergebnissen
die Auffassung unseres Verbandes
über die geringe Relevanz der
Emissionen der Binnenschiffe für die Innenstädte
bestätigt. Ich bin zuversichtlich,
dass mit diesen Untersuchungen die
Basis für eine sachlich zu führende Debatte
über weitere Emissionsminderungen
in der Schifffahrt geliefert
wird.«
Binnenschifffahrt 12 | 2022
21
SCHIFFFAHRT
Mehr in Wasserstraßen investieren
Beim traditionellen Schiffermahl der Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort ging es um die
aktuellen Herausforderungen der Branche. Die Teilnehmer forderten unter anderem mehr
Investitionen in die Wasserstraßen sowie schnellere Entscheidungen
Unter den 130 Gästen befand sich auch Verkehrsminister Volker Wissing
Ehrengast war Bundesverkehrsminister
Volker Wissing. Der FDP-
Politiker betonte die Bedeutung der Wasserstraßen
für den Industriestandort
Deutschland. »Voraussetzung für die
Stärkung des Gütertransports auf der
Wasserstraße ist vor allem eine zuverlässige
Infrastruktur. Das gilt für Schleusen
und Wehre an den staugeregelten
Wasserstraßen genauso, wie für eine ausreichende
Fahrrinnentiefe am frei fließenden
Rhein«, sagte Wissing.
Dass man nun nach der Bereinigungssitzung
des Haushaltsausschusses die
Möglichkeit habe, die Bundeswasserstraßen
mit bis zu 250 Mio. € aus anderen
Bereichen des Einzelplans zu verstärken,
sei »ein wirklich gutes Signal in diesen
schwierigen Zeiten mit begrenzten Haushaltsmitteln«.
Wissing will sich weiter dafür
einsetzen, dass die Finanzlinie langfristig
wieder deutlich steigt, denn für ihn
sei klar: »Eine umwelt- und klimafreundliche
Logistik ist ohne die Binnenschifffahrt
nicht möglich.«
Auch der Vorsitzende der Schifferbörse,
Frank Wittig, warb dafür, den Ausbau
HGK Shipping
wünscht Ihnen und
Ihrer Familie eine
besinnliche
Weihnachtszeit!
22 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFFAHRT
Vorsitzender der Schifferbörse Frank Wittig (re.) mit Verkehrsminister Wissing
der Wasserstraßen auf der politischen
Agenda weiter nach oben zu setzen:
»Nach dem Niedrigwasserjahr 2018 hat
die Branche ihre Hausaufgaben gemacht.
So konnten die Lieferketten trotz Niedrigwasser
in diesem Sommer aufrechterhalten
werden«. Die Binnenschifffahrt
sei Teil der Lösung für einen nachhaltigen
Umbau des Verkehrssektors:
»Dafür braucht sie aber dringend mehr
Unterstützung der Politik. Planungsprozesse
und wichtige Bauvorhaben wie die
Rheinvertiefung müssen unbedingt beschleunigt
werden«, betonte Wittig.
Der Rhein ist Europas wichtigste Wasserstraße
und Lebensader der Industrie.
Etwa 80 % des deutschen Güterverkehrs
über das Binnenschiff findet auf dem
Rhein statt. Mehr als die Hälfte aller per
Schiff transportierten Güter werden in
NRW umgeschlagen.
Das traditionelle Schiffermahl fand im
Gemeindehaus in Duisburg-Ruhrort statt.
Vor rund 130 geladenen Gästen würdigte
Wittig den Einsatz der Verlader, Partikuliere
und Reedereien: Trotz der
schwierigen wirtschaftlichen Situation sowie
der besonderen Herausforderungen
durch den russischen Angriffskrieg und
das Rekordniedrigwasser im vergangenen
Sommer hätten sie einen wichtigen Beitrag
für die Energiesicherheit in Deutschland
geleistet.
RD
© Schifferbörse
AUTONOME SCHIFFFAHRT
Ministerin Lydia Peeters bei Seafar
Die Ministerin im Kontrollzentrum für die Steuerung der Schiffe
© Seafar
Die flämische Ministerin für Mobilität und Öffentliche Arbeiten,
Lydia Peeters, besuchte kor Kurzem das Shore Control Center
(SCC) von Seafar in Antwerpen. Thema des Besuchs war der weitere
Ausbau der Dienstleistungen des Unternehmens, insbesondre
die neuen Projekte in ganz Flandern sowie den Nachbarländern,
darunter die Deutsche Initiative für (teil-)autonome Binnenschifffahrt,
die Seafar in diesem Jahr gemeinsam mit der HGK Shipping
und der Reederei Deymann gestartet hat.
Ein wichtiger Aspekt, der die Einführung neuer Technologien
vorantreiben und beschleunigen kann, ist die Regulierung. Ministerin
Peeters bekräftigte die Rolle der flämischen Regierung
und von De Vlaamse Waterweg als Vermittler, um den Unternehmen,
die sich mit automatisierter Navigation beschäftigen, den
Weg zu ebnen und so zur Zukunft der automatisierten Navigation
für kommerzielle Zwecke im In- und Ausland beizutragen.
Binnenschifffahrt 12 | 2022
23
SCHIFFSTECHNIK
GEWÄSSERÜBERWACHUNG
Bolle liefert E-Katamaran nach Berlin
Die »James Hobrecht« wird für Messfahrten und Wasserprobeentnahmen eingesetzt
Berlin hat ein neues Batterie-betriebenes
Spezialschiff für die Gewässerüberwachung.
Es fährt weitestgehend elektrisch.
Der auf den Namen »James Hobrecht«
getaufte E-Katamaran wurde von
der Schiffswerft Bolle gebaut und ersetzt
das 60 Jahre alte Diesel-betriebene
Dienstschiff »Glienicke«. Vor rund einem
Jahr erfolgte die Kiellegung, nach einer
Bauzeit von elf Monaten wurde das Schiff
nun einer Mitteilung des Landes zufolge
nach Berlin überführt.
Die »James Hobrecht« wird künftig auf
den Gewässern der Hauptstadt für Wasserprobeentnahmen
und Messfahrten
eingesetzt. Nach Angaben des Landes
kann eins ganze Tagesschicht ohne Nachladen
der Batterie absolviert werden.
»Glienicke« wird ausgemustert
Durch den Betrieb des neuen Schiffs und
die Ausmusterung der Dieselbetriebenen
»Glienicke« will das Land
© Gareth Harmer
Berlin Emissionen von rund 11,2 t
CO 2 -Äquivalenten im Jahr vermeiden.
Der E-Katamaran ist 14 m lang, 4,20 m
breit bei einem Tiefgang von 0,85 m und
einem Gesamtgewicht von 20 t. Der Elektroantrieb
mit zwei Ringpropellern à
50 kW Leistung wird aus einer 385 kWh-
Batterie gespeist.
Geladen wird der E-Katamaran an
zwei Stationen, die am Fischereiamt und
bei der Wasserschutzpolizei Berlin der
Wache Ost in Baumschulenweg zur Verfügung
stehen – und zwar mit je 64 kW.
Als Betriebszeit gibt das Land Berlin eine
»ununterbrochene« Fahrt von acht
Stunden Dauer bei 12 km/h an. Die Planung
des Schiffes erfolgte in Federführung
des Landes Berlin und reicht bis
2018 zurück.
Benannt ist das Spezialschiff nach James
Hobrecht. Er hat die moderne Wasserwirtschaft
begründet und war Stadtbaurat
in Berlin. Im 19. Jahrhundert hat
er das innovative Radialsystem zur Entwässerung
der Hauptstadt entwickelt und
die Schifffahrt auf der Berliner Spree
durch Uferbefestigung »erst möglich«
macht, heißt es in einer Mitteilung der
Senatsverwaltung.
»Mit der ›James Hobrecht‹ geht Berlin
einen wichtigen Schritt in der Elektromobilität
auf Binnengewässern. Dieses Pilotprojekt
hat Vorbildwirkung und zeigt,
dass es trotz Herausforderungen bei
Technik und Planung möglich ist, ein solches
Spezialschiff zu bauen und aufs Wasser
zu bringen. Wir hoffen auf viele Nachahmer«,
sagte Staatssekretärin und Taufpatin
des E-Katamarans Silke Karcher.
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24 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Neue Priwall-Fähre auf Kiel gelegt
Auf der Ostseestaal-Werft in Stralsund wird ein weiteres Schiff gebaut. Es soll künftig
Lübeck-Travemünde mit der Halbinsel Priwall verbinden. Der Neubau ist so konzipiert,
dass er künftig auch mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb fahren könnte
Animation der
Priwall-Fähre
Kiellegung in Stralsund
© Ostseestaal
Im März dieses Jahres war das Stralsunder Unternehmen von
der Stadtverkehr Lübeck GmbH mit dem Bau des Elektroschiffes
beauftragt worden. Die Doppelendfähre wird künftig den Lübecker
Stadtteil Travemünde mit der ebenfalls zur Hansestadt gehörenden
Halbinsel Priwall verbinden.
Die neue 37 m lange und 13,5 m breite Lübecker Elektro-Autofähre
kann für die 240 m lange Überfahrt über die Trave bis zu
300 Personen sowie 15 Fahrräder und 18 Pkw beziehungsweise
zwölf Pkw plus zwei Lkw an Bord nehmen. Der aus Stahl gefertigte
Neubau wird von den Firmen Ostseestaal und Ampereship gefertigt.
Angetrieben von zwei 231 kW-Voith-Elektroaggregaten wird
die Autofähre täglich bis zu 24 Stunden auf der Trave im Einsatz
sein. Das Schiff soll mit einer Dienstgeschwindigkeit von 6 km/h
verkehren. Möglich sind maximal 14 km/h.
»Bei der Priwall-Fähre handelt es sich um ein sehr komplexes
und anspruchsvolles Projekt. Das Schiff wird so konzipiert, dass
es im Nachgang mit minimalem Aufwand auf einen komplett
emissionsfreien Antrieb umgestellt werden kann. Hierbei werden
bewusst unterschiedliche Optionen wie Wasserstoff oder Batterievollelektrik
offengehalten«, sagt Ingo Schillinger, verantwortlicher
Business Unit Manager bei Ampereship. »Die Entscheidung,
welche Antriebsart zukünftig genutzt werden soll, ist noch offen,
so dass das Schiff einen sogenannten Range Extender in Form eines
Dieselgenerators benötigt, um die Reichweite der Fähre zu
verlängern. Dennoch wird das Schiff schon in der ersten Phase
täglich mehr als 50 % vollelektrisch und in diesem Zeitraum
komplett emissionsfrei betrieben werden können.« RD
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Instandsetzung aller
Fabrikate und Größen
Binnenschifffahrt 12 | 2022
25
SCHIFFSTECHNIK
Weniger Kollisionen, mehr Sicherheit
Ein Konsortium verschiedener Firmen und Einrichtungen will die Gefahr von Unfällen
minimieren. Ein weitgehend automatisiert arbeitendes Assistenzsystem, das Radar-,
Karten- und Sensor-Daten nutzt, soll künftig den Schiffsführer im Steuerhaus unterstützen
Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht irgendwo auf europäischen
Wasserstraßen eine Havarie zu verzeichnen ist. Häufig
handelt es sich um Kollisionen mit Brücken, Schleusen oder mit
anderen Schiffen. Selten liegt es technischen Gründe, häufig handelt
es sich um menschliches Fehlverhalten. Ein neues Projekt
soll helfen, die Gefahr kostspieliger Unfälle zu verringern.
Dass 70 % bis 80 % aller Unfälle in der Binnenschifffahrt auf
Fehler im Steuerhaus zurückzuführen sind, ist bekannt. Das hatte
zuletzt eine Studie des Untersuchungsbüros Intergo aus Amersfoort
(Niederlande) im Auftrag des niederländischen Ministeriums
für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, der IVR und
der Europäische Binnenschifffahrtsplattform nachgewiesen.
Nun schickt sich ein deutsches Projektteam an, eine technische
Lösung zu entwickeln. Unter dem Namen »KoliBri« haben sich
die Navigationsspezialisten Argonav und Argonics mit der Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel sowie als Schifffahrtspartner
mit der HGK Shipping zusammengetan, um unter Nutzung von
Radar und Sensoren an Bord ein wirksames Kollisionswarnsystem
zu entwickeln. Vom Bundeswirtschaftsministerium gibt
es fürdie dreijährige Laufzeit des Projekts die nötige Förderung.
Übergeordnetes Ziel des Vorhabens ist die Erforschung und Demonstration
eines Assistenzsystems für die Binnenschifffahrt, das
alle Voraussetzungen des Automatisierungsgrades 3 nach den Definitionen
der ZKR erfüllt. Das setzt laut Argonav-Geschäftsführer
Martin Sandler voraus, dass ein automatisiertes Navigationssystem
»kontinuierlich, kontextspezifisch ud zuverlässig« den Kurs
bestimmt, während der Schiffsführer dennoch jederzeit eingreifen
und auf eventuelle Systemausfälle reagieren kann. So sollen Kollisionen
mit anderen Verkehrsteilnehmern künftig vermieden werden.
Integriert ist ein automatisches Bahnführungssystems durch
die Anpassung der Sollbahn als auch die automatisierte Anpassung
der Geschwindigkeit. »Die Kombination aus Radar, Umgebungserfassung
und automatischen Ausweichmanövern ist für
uns die nächste logische Stufe«, so Sandler.
Neben einem nicht-kooperativen System, das nur ein einzelnes
Schiff steuert, soll in einem weiteren Schritt das automatische
Bahnführungssystem argoTrackPilot mit den entsprechenden
Bahnführungssystemen anderer Verkehrsteilnehmer gekoppelt
werden, um in einem Zusammenspiel eine kooperative Strategie
zur Vermeidung von Kollisionen zu erreichen, heißt es.
Argonav bearbeitet in diesem Vorhaben den Bereich der Umgebungserfassung
und der Einbeziehung der Karteninformation.
Für die Erfassung der Umgebung sollen neuartige Radarsensoren
mit Frequenzen im Bereich von 24 GHz genutzt werden, ebenso
werden Bilder von Thermal- und optischen Kameras verwendet.
Dabei wird die vorhandene Karteninformation mit aktuellen Informationen,
wie zum Beispiel dem Wasserstand, kombiniert
und den Verarbeitungsmodulen zur Verfügung gestellt.
Argonav hatte vor gut einem Jahr einen Vertrag mit CoVadem
geschlossen. Seither stehen täglich aktualisierte und automatisch
eingespielte Tiefenkarten den Nutzern des RADARpilot720° zur
Verfügung. Auch die Echtzeit-Abbildung der Umgebung auf Basis
der Inland-ECDIS-Karte gehört zu den Projekt-Aufgaben für
Argonav. Nach einer Validierung in der Simulation soll das Gesamtsystem
dann auf dem HGK-Binnenschiff »Niedersachsen
22« installiert werden, um seine Tauglichkeit unter realen
Bedingungen unter Beweis zu stellen.
KF
© Argonav
26 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Blick auf die Mobilität der Zukunft
Die beiden Initiativen für vernetze, automatisierte Mobilität CAPTN und innocam.NRW
wollen künftig enger zusammenarbeiten. Forschungen und Konzepte sollen besser und
Verkehrsträger-übergreifend verzahnt werden
So könnte die Personenbeförderung in Zukunft an der Kieler Förder aussehen
© CAPTN
Die CAPTN aus Schleswig-Holstein
und innocam.NRW aus Nordrhein-
Westfalen wollen ihre Zusammenarbeit
weiter intensivieren. Beide Organisationen
wollen die Verkehrswende vorantreiben
und nachhaltige, automatisierte Mobilitätsketten
entwickeln. Die Initiative
aus NRW setzt dabei auf die vier Themenbereiche
intelligente Verkehrsträger,
intelligente Verkehrsinfrastruktur, intelligentes
Verkehrsmanagement und individuelle
Teilhabe. CAPTN – das Clean, Autonomous,
Public Transport Network –
fokussiert sich aktuell hauptsächlich auf
maritime Verkehrsträger.
»Eine engere Zusammenarbeit bietet
sich vor allem bei der Vernetzung der unterschiedlichen
Konzepte an«, erklärt
Wiebke Müller-Lupp, wissenschaftliche
Geschäftsführerin des Wissenschaftszentrum
Kiel GmbH, wo das CAPTN-Büro
beheimatet ist. »Zwar liegt der Fokus der
CAPTN Initiative zurzeit auf unserem
Forschungsträger und dem daraus resultierenden
Fährschiff, wir forschen aber
auch im Bereich der Schiene und sauberer
Antriebsstoffe.« So könnte die Kooperation
dazu beitragen, Innovationen voranzutreiben
und auch überregionale
Projekte für die Mobilität der Zukunft in
Position zu bringen. »Insbesondere gemeinsame
Projektansätze bietet die Möglichkeit,
zum Beispiel automatisierte und
vernetzte Verkehrsträger auf der Straße
und dem Wasser enger zu verknüpfen.
Dazu ist ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch
unerlässlich«, betont auch
Marcel Sonntag, Projektkoordination innocam.NRW.
Er plant unter anderem auf
die Angebote innerhalb der CAPTN Initiative
– wie das Testfeld auf der Kieler
Förde und den schwimmenden Versuchsträger
– auch in NRW aufmerksam
zu machen. Langfristig sollen gemeinsame
Projektvorhaben entwickelt werden,
die insbesondere die Verkehrsträger
auf dem Wasser mit der Straße verbinden,
um auf lange Sicht ganzheitliche
Mobilitätslösungen zu entwickeln und zu
erforschen.
Die Initiativen
Die CAPTN Initiative verfolgt das Ziel,
eine umweltfreundliche Mobilitätskette
für einen autonomen öffentlichen Nahverkehr
zu entwickeln, umzusetzen und
weltweit zu vermarkten. In einem ersten
Schritt entwickelt die CAPTN Initiative
eine systemintegrierte Personenfähre, die
»Vaiaro«, die eigenständig zwischen dem
Ost- und Westufer Kiels pendeln soll. Die
Grundlage dafür soll mit dem Forschungsträger
»Wavelab« – einem rund
21 m langen und acht Meter breiten Katamaran
– erarbeitet werden. Zahlreiche
Projekte innerhalb der Initiative zielen
darauf ab, die Automatisierung sowie die
Versorgung mit sauberen Antriebsstoffe
zu optimieren.
Innocam.NRW ist ein Kompetenznetzwerk
für automatisierte und vernetzte
Mobilität in Nordrhein-Westfalen und
darüber hinaus. Das Kompetenznetzwerk
ist laut eigenen Angaben »die zentrale
und neutrale« Anlaufstelle für sämtliche
Akteure der Mobilitätsbranche, der
Wissenschaft, der Verwaltung, vor allem
auch für Kommunen, sowie aus verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen.
Das Ziel von innocam.NRW ist die
Stärkung der verkehrsträgerübergreifenden
und interdisziplinären Zusammenarbeit
zur Entwicklung von
Kompetenzen einer intelligenten Spezialisierung.
Innovationskapazitäten und
die Entwicklung fortschrittlicher Technologien
für den zukünftigen Verkehr
von Personen und Gütern will Innocam.
NRW unterstützen.
RD
Binnenschifffahrt 12 | 2022
27
SCHIFFSTECHNIK
Zuhause in Bayern, erfolgreich in der Welt
Aus drei mach eins: Bislang befand sich Torqeedo, der bayerische Hersteller von
Elektroantrieben, an drei verschiedenen Standorten in Gilching. Jetzt sind alle im
nahegelegenen Weßling vereint. Von Anna Wroblewski
© Wroblewski
Am neuen Standort wurde die Linienproduktion eingeführt
In einem Neubau in direkter Nachbarschaft zum »Air Tech
Campus« im bayerischen Weßling sind jetzt Verwaltung, Entwicklung
und Produktion unter einem Dach vereint. Zur Einweihung
des neuen Headquarters kamen zahlreiche Gäste, darunter
der Bayerische Staatsminister für Bundesangelegenheiten und
Medien, Florian Herrmann. Der Staatsminister wies auf die
Gründungsgeschichte von Torqeedo hin: »Ohne den Starnberger
gebe es heute kein Torqeedo«, so der Staatsminister und berichtete,
wie vor rund 17 Jahren Christoph Ballin beschloss, das Unternehmen
zu gründen, weil auf dem Starnberger See Verbrennungsmotoren
weitestgehend verboten wurden. »Anstatt
über das Verbot zu jammern, hat er die Idee gehabt, Torqeedo zu
gründen und Elektroantriebe für Boote zu bauen«, sagte Herrmann.
Aus dem Start-up habe sich seitdem ein Weltmarktführer
entwickelt. Dieser sei in »Bayern zuhause, aber mittlerweile erfolgreich
in der ganzen Welt«, so der Staatsminister.
Heute ist der Elektroantriebhersteller in zwei Geschäftsbereichen
aktiv, nämlich »Recreation« und »Commercial«. Neben
Freizeitbooten und Yachten elektrifiziert Torqeedo kleinere
Das neue Gebäude ist rund 8.300 m 2 groß
Fähren und Fahrgastschiffe. Eines der jüngst realisierten Projekte
ist beispielsweise die Usedom-Fähre »Antonia vom Kamp«, die
einen Torqeedo-Deep-Blue-Antrieb erhielt. »Wir haben das Ende
des fossilen Zeitalters eingeläutet«, sagte Geschäftsführer Fabian
Bez bei der Einweihung. Die gesetzten Klimaziele sieht er als
Chance für Torqeedo noch nachhaltigere Antriebslösungen anzubieten.
28 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Der DeepBlue-Antrieb liefert bis zu 200 kW
PowerTree liefert Energie aus dem Container
Antriebe im Test-Bassin
Produktion verdoppelt
In dem 8.300 m 2 großem Gebäude sind alle rund 200 Torqeedo-
Mitarbeiter unter einem Dach unterbracht. Weitere 50 Mitarbeiter
hat das Unternehmen weltweit. Mit dem Umzug wurden
nicht nur alle Abteilungen vereint, sondern auch die Produktionsweise
umgestellt. Bislang sind die Elektroantriebe an
Einzelarbeitsstationen gefertigt worden. Am neuen Standort hat
das Unternehmen die Linienproduktion eingeführt.
Neun Produktionslinien befinden sich nun in der neuen
3.000 m 2 großen Fertigungshalle. Haben die Mitarbeiter an den
alten Standorten ca. 300 bis 350 Einheiten pro Woche gebaut,
sind es jetzt bis 700. Der Output konnte somit deutlich erhöht
werden. Die Produktpallette umfasst dabei neben Außen- und
Innenbordern, auch Hybrid- und Pod-Antriebe. Sie werden alle
in Weßling hergestellt, mit Komponenten, die zu knapp 80 % aus
einem Umkreis von 300 km kommen.
© Torqeedo
Neue Produkte in der Pipeline
Der stärkste Antrieb erreicht kombiniert derzeit eine Leistung
von 200 kW. Traditionell kommen die Torqeedo-Produkte im
Freizeitbereich zum Einsatz. Die kommerzielle Schifffahrt ist in
den letzten Jahren jedoch stark in den Fokus des Antriebsherstellers
gerückt. Hier konnte Torqeedo bereits Leuchtprojekte
wie das »Wavelab« für sich gewinnen. Für das autonome Schiff,
das derzeit bei der Gebrüder Friedrich-Werft in Kiel entsteht,
liefert Torqeedo ebenfalls sein Deep-Blue. Auch Nachrüstungsprojekte
fallen in diesen Geschäftsbereich, wie Director Commercial
Sales, Matthias Schubert, erklärt. So habe Torqueedo
kürzlich das Arbeitsboot »Cöllni« bei der Schiffswerft von Cölln
elektrifiziert. Die »Cöllni«, die für Steg- oder Abschlepparbeiten
zuständig ist, ist damit das erste elektrisch fahrende Arbeitsboot
in Hamburg.
Anlässlich der Standorteinweihung präsentierte Torqeedo außerdem
sein neustes Produkt: das mobile Schnellladesystem »PowerTree«,
das ohne vorhandene Netzinfrastruktur genutzt werden
kann. PowerTree ist ein 10-Fuß-Container, der Batterien umfasst.
Überall dort, wo keine ausreichende Ladeinfrastruktur vorhanden
ist, kann PowerTree Elektro-Schiffe mit Energie versorgen.
Und weitere Innovationen sollen laut Geschäftsführer Bez bald
folgen: »Wir haben neue Produkte und Dienstleistungen für das
nächste Jahr in der Pipeline«.
Fabian Bez (li.) führte den bayerischen Staatsminister Florian Herrmann
durch den neuen Standort und erklärte die Produkte
Binnenschifffahrt 12 | 2022
29
SCHIFFSTECHNIK
CESNI überarbeitet die Standards
In Straßburg hat der Europäischen Ausschuss zur Ausarbeitung von Standards
im Bereich der Binnenschifffahrt etliche Anpassungen vorgenommen. Es ging um
Kraftstoffe, Rettungssysteme, Abgasnachbehandlung und andere technische Vorschriften
Der CESNI nahm bei dieser Sitzung
insbesondere die neuen Ausgaben
des Standards der technischen Vorschriften
für Binnenschiffe (ES-TRIN)
und des Standards für Binnenschifffahrtsinformationsdienste
(ES-RIS) sowie
des Einbauleitfadens für das Inland
AIS-Gerät an.
Diese neue Ausgabe des ES-TRIN-Standards,
die die von 2021 ersetzen soll, sieht
die Einführung wichtiger Änderungen
vor, die folgende Bereiche betreffen:
• Brennstoffe mit niedrigem Flammpunkt
und Brennstoffzellen,
• Rettungswesten,
• Nachbehandlungssysteme,
• Abwassersammlung,
• fest installierte Feuerlöschanlagen für
den Objektschutz,
• Fahrgastschiffe,
• Sportfahrzeuge,
• elektrische Antriebsmotoren hinter
dem Achterpiekschott,
• Reparaturen an in Betrieb befindlichen
Motoren,
• einziehbare Steuerhäuser,
• Navigationsradaranlagen und Wendeanzeiger,
• Spezialanker mit verminderter Ankermasse.
Der ES-TRIN 2023/1 wird am 1. Januar
2024 im jeweiligen Rechtsrahmen der
ZKR und der Europäischen Union in
Kraft treten.
Auf der Sitzung wurde auch die zweite
Ausgabe des Europäischen Standards für
Binnenschifffahrtsinformationsdienste,
ES-RIS 2023/1, angenommen. Die wichtigsten
Änderungen betreffen:
• die Aufnahme eines neuen Teils zur
Bündelung und Klarstellung der Betriebs-
und Leistungsanforderungen für
elektronische Kartendarstellungs- und
Informationssysteme (Inland ECDIS);
• die Ergänzung zweier neuer Nachrichtentypen,
die von Inland AIS-Geräten
übertragen werden. AtoN-Meldungen
(Aids to Navigation) werden
zur Anzeige der Position physischer
oder virtueller Objekte wie Bojen, Arbeits-
oder Gefahrenzonen in Echtzeit
auf dem Bildschirm des Inland ECDIS
verwendet. ASM-Nachrichten (Application
Specific Messages) sind ein
Feature zur dynamischen Anzeige zusätzlicher
Informationen auf dem Inland
ECDIS (z. B. Wasserstände oder
Status von Schleusenampeln). ASM-
Nachrichten ermöglichen Schiffen
auch die Übermittlung von Informationen
an Land, wie z. B. die geschätzte
Ankunftszeit (ETA – Estimated Time
of Arrival);
• die Einführung des XML-Formats (Extensible
Markup Language) für die
meisten Nachrichten im Rahmen des
Elektronischen Meldens in der Binnenschifffahrt
(ERI);
• die Einführung einer neuen Nachricht
»ERIVOY« zur Erleichterung der Meldung
und Planung von Reisen;
• die Update-Verwaltung von NtS-Nachrichten
(Nachrichten für die Binnenschifffahrt).
Der Einbauleitfaden für das Inland Automatic
Identification System (Inland
AIS-Gerät), Ausgabe 2022/1, wurde
ebenfalls im Rahmen des CESNI angenommen.
Die vorherige Ausgabe des
Leitfadens wurde 2014 von der ZKR
veröffentlicht und galt nur für den
Rhein. Seither wurde in vielen Ländern
Europas die Verpflichtung zur Ausrüstung
mit Inland AIS eingeführt,
weshalb eine Überarbeitung des Dokuments
und eine Harmonisierung auf
europäischer Ebene erforderlich war.
Die Vorschriften für den Einbau von
Inland AIS-Geräten sind im ES-TRIN
festgelegt, während die Vorschriften für
den Betrieb der Geräte im ES-RIS enthalten
sind. Der Leitfaden ist als Erinnerung
an die im ES-TRIN festgelegten
Vorschriften gedacht, ergänzt
diese Vorschriften aber auch durch bewährte
Verfahrensweisen für die Einbaufirmen.
Sobald der Leitfaden auf
der Website des CESNI veröffentlicht
wurde, kann er von den Behörden und
Einbaufirmen angewendet werden.
Der Leitfaden hat keinen Vorschriftencharakter
und ist im eigentlichen Sinne
nicht rechtsverbindlich. Er sollte dementsprechend
als Kompendium bewährter
Verfahrensweisen für den Einbau
eines Inland AIS-Geräts auf Binnenschiffen
verstanden werden, das als
Anleitung bei Einbau, Konfiguration
und Test des Inland AIS-Geräts dienen
soll, um dessen korrektes Einrichten
sicherzustellen.
RD
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30 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SCHIFFSTECHNIK
Stadtverkehr soll auf die Wasserstraßen
Um gemeinsam emissionsfreie urbane Mobilitätslösungen auf dem Wasser voranzutreiben,
haben mehrere Unternehmen das Bündnis E2MUT gegründet. Jüngstes Mitglied ist der
Nürnberger Automationsspezialist Noris
Um gemeinsam emissionsfreie urbane
Mobilitätslösungen auf dem Wasser
voranzutreiben, haben mehrere KMU-
Unternehmen das Bündnis E2MUT geschlossen.
Jüngstes Mitglied ist der Nürnberger
Automationsspezialist Noris.
Weitere Bündnispartner von E2MUT
(Emissionsfreie Elektromobilität für maritime
urbane Transporte) kommen von
Unternehmen aus der Region Rostock,
aus Hamburg, Stralsund sowie München.
Unterstützt werden sie bei ihrem Vorhaben
von der Universität Rostock und
dem Fraunhofer-Institut für Großstrukturen
in der Produktionstechnik IGP in Rostock,
das das Projekt initiiert hat.
Das Bündnis will in Zukunft die Entwicklung
und Markteinführung von
emissionsfreien urbanen Mobilitätslösungen
auf dem Wasser vorantreiben.
Zunächst liegt der Schwerpunkt auf der
Schifffahrt in küstennahen Seegewässern,
Binnenwasserstraßen und
großen Seen mit besonderem Fokus auf
dem Verkehr in sowie zwischen Städten.
»Die zunehmende Urbanisierung und
der Individualverkehr führen zu überfüllten
Straßen in Stadtgebieten. Diesem
Trend wollen wir durch die Einbindung
der Wasserstraßen begegnen und durch
emissionslose Antriebssysteme auf Batterie-
und Wasserstoffbasis einen Großteil
der verkehrsbedingten Schadstoff- und
Lärmemissionen in den Städten beseitigen«,
erklärt Christian Schmoll, Geschäftsführer
der Werft Tamsen Maritim
und Sprecher des Bündnisses.
Aufgrund der breit gefächerten Kompetenzen
der beteiligten Partner kann bei
der Entwicklung auf viel Erfahrung und
fundiertes Wissen in den Bereichen maritime
Mobilitätslösungen, Infrastruktur,
alternative Antriebssysteme und Energiebereitstellung
zurückgegriffen werden.
So sollen im Laufe der dreijährigen Projektlaufzeit
ganzheitliche urbane Mobilitätslösungen
für Personennah- und Wirtschaftsverkehre
auf dem Wasser entstehen.
Die Einbindung der Wasserstraßen
in die urbanen Verkehrsnetze ist
der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung
der zukünftigen CO2-freien Mobilität.
Startschuss für das Projekt war Anfang
September 2021. In drei Verbundprojekten
werden die Themenkomplexe
»Mobilität und Infrastruktur«, »Antriebssysteme
und Energiebereitstellung
für innovative Schiffstypen« sowie »Neue
Lösungen für zukünftige Elektroschiffe«
bearbeitet.
Gefördert wird das gesamte Projekt
durch das Bundesministerium für Bildung
und Forschung im Rahmen des
Programms RUBIN – Regionale unternehmerische
Bündnisse für Innovation.
Den 14 Partnern steht ein Gesamtvolumen
von mehr als 16 Mio. € zur Verfügung.
Über ihre Tochterfirma Noris Automation
Rostock ist auch die Nürnberger
Noris Group bei dem E2MUT-Bündnis
mit an Bord. »E2Mut verspricht Erfolg
auf ganzer Linie, denn nachhaltige Verkehrslösungen
kommen nicht nur der
Umwelt zugute. Die Erschließung neuer
Märkte sowie das Wachstum von Umsatz
und Beschäftigung versprechen ein großes
wirtschaftliches Potenzial. Auch Forschung
und Wissenschaft profitieren von
der Entwicklung innovativer Technologien«,
kommentiert der Hersteller
seine Teilnahme an dem Bündnis.
Ein Ziel der zukunftsgerichteten Technologien
sei ein ausgereiftes Energiemanagement,
bei dem unterschiedliche
Erzeuger und Verbraucher miteinander
vernetzt werden. So setze man
neben verschiedenen Antriebssystemen
auch bei der Energiebereitstellung auf
unterschiedliche Konzepte: Batterie,
Brennstoffzelle oder auch Hybrid-
Antrieb.
»Wir analysieren die Sensortechnologien
und prüfen, wie sie für die verschiedenen
Anwendungsfälle eingebunden
werden können. Anschließend
entwickeln wir Modelle für die Steuerung«,
so Noris weiter.
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12 | 2022
31
LOGISTIK
Maersk baut Logistikzentrum in Duisburg
Der Schifffahrts- und Logistikkonzern A.P. Møller-Maersk hat in Duisburg mit dem
symbolischen ersten Spatenstich den Bau eines neuen Logistikzentrums begonnen. Es
entsteht auf einem rund 112.000 m 2 großen Grundstück mit Zugang zum Rhein
Der Spatenstich erfolgte im November. Die Fertigstellung ist bereits für Juni 2023 geplant
Das 43.000 m2 große Zentrum entsteht
auf dem Gelände von »logport
VI« im Duisburger Hafen. Das Warehouse
wird 84 Überladebrücken, Regallagerbereiche
und ein Cross-Dock-Areal aufweisen.
Dazu kommen weitere 50.000 m2
an Außenfläche. Maersk-Nordeuropa-
Chef vollzog den Spatenstich gemeinsam
mit Duisburgs Oberbürgermeister Sören
Link sowie mit Vertretern des Generalübernehmers
Goldbeck und von duisport.
»Wir freuen uns, dass wir mit diesem
hochmodernen Warehouse unseren
Kunden schon sehr bald effiziente Endto-End-Lösungen
am wohl wichtigsten
Inland-Logistik-Standort Europas bieten
können«, sagt Jens-Ole Krenzien, Maersk
Managing Director North Europe Continent.
»In Duisburg treffen viele Warenströme
aus aller Welt sowie auch innereuropäische
Transporte auf den unterschiedlichsten
Verkehrsträgern zusammen.
Daher sind dieser Standort und
dieses Logistikzentrum für Maersk von
großer strategischer Bedeutung.«
Duisport-CEO Markus Bangen ergänzt:
»„Wir freuen uns sehr, mit Maersk
einen international hochrangigen Kunden
für logport VI gewonnen zu haben,
der auch das direkt angrenzende trimodale
Terminal nutzt. Damit leisten wir gemeinsam
einen wesentlichen Beitrag zur
Verlagerung der Verkehre von der Straße
auf die klimafreundlichen Verkehrsträger
Wasser und Schiene.«
Die Fertigstellung ist bereits für Ende
Juli 2023 geplant. Der Zeitplan ist ambitioniert,
doch Goldbeck realisiert das
Projekt in elementierter Bauweise: Wesentliche
Systemelemente werden in den
eigenen Werken industriell vorgefertigt
und anschließend »just in time« zur Baustelle
geliefert.
Für das Gebäude wird eine BREEAM
Excellent-Zertifizierung angestrebt. Dies
Das neue Logistikzentrum wird sich über eine Fläche von 43.000 m2 erstrecken
© Goldbeck
soll unter anderem durch eine besondere
Gebäudedämmung, Wärmepumpen und
eine Photovoltaikanlage von 1.700 kWP
auf dem Dach erreicht werden. Zudem
werden in Teilbereichen die Dächer, Fassaden
und eine Schallschutzwand begrünt
sowie Fledermaus- und Vogelbrutkästen
angebracht.
Maersk betreibt weltweit bereits rund
450 Logistikzentren mit einer Gesamtfläche
von 6,9 Mio. m2. Im dritten Quartal
hat Maersk weltweit alleine 21 neue Distributionszentren
in Betrieb genommen.
In Europa entstehen zudem gerade in vielen
Ländern weitere Warehouses. Zudem
besitzt das Logistikunternehmen zahlreiche
Assets entlang der Logistikkette von
eigenen Schiffen über Terminals und
Lkw- Flotten bis hin zu Frachtflugzeugen
und Logistikzentren.
»Mit dieser operativen Kontrolle über
viele Glieder der Supply Chain sowie unserem
integrierten Know-how in Dienstleistungen
wie Zollabfertigung, Fulfillment
und digitalen Lösungen für bessere
Transparenz und Planungsicherheit der
Warenströme können wir unseren Kunden
effizientestes Supply Chain Management
von der Fabrik bis zu ihren Endkunden
bieten – und das mit sehr hoher
Flexibilität und großer Resilienz gegen
Störungen«, so Jens-Ole Krenzien. RD
32 Binnenschifffahrt 12 | 2022
LOGISTIK
KRAFTWERK FORTUNA
RheinCargo übernimmt Rangierdienste für RWE Power
Vier Lokomotiven werden insgesamt in Niederaußem eingesetzt.
© RheinCargo
RheinCargo expandiert im Bereich
Werks- und Industriebahnen. So hat sich
der Logistikdienstleister mit dem Energieversorger
RWE auf eine langfristige Zusammenarbeit
am RWE-Standort Niederaußem
geeinigt. Die RheinCargo AG hat
die Ausschreibung für die Übernahme der
Rangierdienste der RWE Power AG am
Kraftwerk Fortuna gewonnen, der Vertrag
besitzt eine Laufzeit von sieben Jahren.
Dafür setzt sie insgesamt vier Lokomotiven
ein. Zwei Triebfahrzeuge vom Typ
Gravita 10 BB des Herstellers Voith, die
RheinCargo von RWE übernommen hat,
werden im Kraftwerks für die Beförderung
der Braunkohle, Wirbelschichtkohle
und Kleinkoks eingesetzt. Hinzu
kommen eine Vossloh G 1000, die Rhein-
Cargo dort für den Transport von Kalkzügen
zu den Kraftwerken Neurath und
Niederaußem stationiert hat. Eine Dreiachser-Lok
der Klasse Deutz MG 530 C
dient zudem als Reserve-Triebfahrzeug,
das im Bedarfsfall sofort eingesetzt werden
kann. So können den Angaben zufolge
eventuelle kurzfristige Ausfälle begrenzt
und eine permanente Transportfähigkeit
gewährleistet werden.
Neben den Rangierdiensten befördert
RheinCargo auch Ein- und Ausgangszüge
über das Streckennetz der RWE Power
AG zu den Bahnhöfen Frechen, Gustorf
und Niederaußem. »Die Kooperation
mit RWE ist hervorragend angelaufen.
Natürlich entstehen bei so einem
großen Projekt Herausforderungen,
die erst im operativen Geschäft auffallen.
Diese konnten wir aber alle sehr schnell
und problemlos lösen«, berichtet Thomas
Nebich, kommissarischer Leiter
»Werks und Industriebahnen« bei Rhein-
Cargo. Gemeinsam mit dem kommissarischen
Standortleiter Sascha Hisgen rekrutiert
er derzeit weiteres Personal: »Mit
aktuell 19 Mitarbeitenden leisten wir hier
an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr
hier die Rangierdienste. Aktuell ist geplant,
noch zwei weitere Arbeitskräfte
einzustellen«, so Nebich.
Für RheinCargo bedeutet die Kooperation
mit dem Energie-Konzern einen
weiteren großen Schritt bei der Entwicklung
des Bereichs Werks- und Industriebahnen.
»In einem für die gesamte Eisenbahn-Branche
schwierigen Jahr ist
unsere Zusammenarbeit mit RWE ein
sehr positives Signal. Wir sind in diesem
Segment auf dem richtigen Weg und werden
das Geschäftsfeld zukünftig weiter
ausbauen«, erklärt Wolfgang Birlin, für
den Eisenbahn-Bereich zuständiger Geschäftsführer
der RheinCargo.
ENERGIEWENDE
Rhenus Logistics liefert 100. Kabeltrommel aus
Eine Trommel kann bis zu 85 t wiegen
Die SuedOstLink-Trasse ist ein wichtiger Baustein der deutschen
Energiewende. Im Rahmen dieses Projektes hat Rhenus kürzlich
die 100. Kabeltrommel ausgeliefert.
Die geplante SuedOstLink-Stromtrasse soll künftig Windenergie-Strom
aus Nord- und Ostdeutschland nach Süddeutschland
liefern. Für den Bau des SuedOstLinks wickelt Rhenus Project
Logistics den multimodalen Transport der tonnenschweren
Kabeltrommeln ab.
Über Gleichstrom-Erdkabel fließt künftig nachhaltig erzeugter
Strom unter anderem aus den Windparks aus Nord- und Ostdeutschland
nach Süddeutschland. Die Trasse verläuft im Südosten
Deutschlands von Mecklenburg-Vorpommern über Sachsen-
Anhalt bis nach Bayern.
Für die Konstruktion der Höchstspannungs-Gleichstromleitung
werden insgesamt über 300 Kabeltrommeln geliefert
mit Stückgewichten von bis zu rund 85 t. Bislang hat Rhenus
Project Logistics in Zusammenarbeit mit internen und externen
Partnern bereits 100 Kabeltrommeln transportiert. »Da der
Transport über Ländergrenzen verläuft, ist die Abbildung der gesamten
Supply Chain herausfordernd. Hier sind unser umfangreiches
Know-how und das europaweite Netzwerk von Rhenus
entscheidende Vorteile«, erklärt Moritz Becker, Managing
Director bei Rhenus Project Logistics Deutschland.
© Rhenus
Binnenschifffahrt 12 | 2022
33
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Heyport vernetzt in Echtzeit
Mit »Heyport« hat HHLA Next ein eigenes Tool zur verbesserten Kommunikation und
Koordination von Schiffsanläufen weltweit entwickelt. Diese Lösung soll für einen
reibungslosen Ablauf in den Lieferketten sorgen
Das Tool soll den Austausch zwischen Terminals, Reedereien und Häfen vereinfachen
Die Hamburger Hafen und Logistik
AG (HHLA) hat mit HHLA Next
vor einem Jahr eine zentrale Einheit gegründet,
um Innovationen im Transportund
Logistiksektor schneller und zielgerichteter
zu erkennen und voranzutreiben.
Dieses Spinn-Off hat nun das
neue Tool auf den Markt gebracht.
Bei der Koordination von Hafenanläufen
stellen HHLA zufolge nicht vernetzte
Planungstools den reibungslosen
Ablauf in den globalen Lieferketten vor
große Herausforderungen. Sie führen in
der Folge zu »erheblichen« Kosten für
Terminal- und Hafenbetreiber sowie
Reedereien. Die von HHLA Next entwickelte
Plattform Heyport synchronisiert
die Planung aller Beteiligten
in Echtzeit und sorgt mit einem innovativen
»One-Stop-Shop-Design« dafür, dass
operative Entscheidungsträger alle notwendigen
Informationen stets zur richtigen
Zeit am richtigen Ort verfügbar haben.
Außerdem zahlt sich die enthaltene
Liegeplatz- und Schiffsplanung insbesondere
bei kurzfristigen Änderungen aus.
Die HHLA arbeitet laut eigenen Angaben
bereits seit fünf Jahren an einer auf
Wachstum und Stärkung der Zukunftsfähigkeit
ausgerichteten Strategie. Dabei
seien bereits verschiedene, insbesondere
digitale Projekte entwickelt worden. Um
diesen Prozess noch »intensiver und zielgerichteter«
voranzutreiben, wurde vor
über einem Jahr HHLA Next als Innovationseinheit
im HHLA-Konzern gegründet.
Die HHLA folge damit dem Beispiel
anderer Unternehmen, die ihre Potenziale
zur Entwicklung innovativer Lösungen
ebenfalls in eigenständigen Einheiten
gebündelt haben, heißt es.
Für einen »sicheren und klimaneutralen«
Transport von Waren und Gütern
weltweit baut HHLA Next eigene Unternehmen
mit innovativen Geschäftsmodellen
auf oder investiert in innovative
Unternehmen am Markt, heißt
es. Dazu schafft HHLA Next innerhalb
der HHLA Gruppe die Rahmenbedingungen
für die »nachhaltige
© HHLA
Weiterentwicklung von innovativen Ideen
aus dem Kerngeschäft«. Das HHLA
Next Team beobachtet eigenen Angaben
zufolge aktuelle technologische Entwicklungen
und Trends im Transport- und
Logistiksektor permanent, um diese
frühzeitig für die HHLA nutzbar machen
zu können.
»Wenn Unternehmen mit uns zusammenarbeiten,
dann bieten wir ihnen
die Voraussetzungen für zukünftiges
Wachstum. Das ist neben der Bereitstellung
von Kapital vor allem ein umfangreiches
Netzwerk, tiefes Industriewissen
und Kontakte zu internationalen
Kunden. Wenn wir in Unternehmen
investieren, zielen wir nicht auf kurzfristige
Gewinnmaximierung, sondern
auf langfristige strategische Partnerschaften«,
erklärt Simone Lode, Geschäftsführerin
HHLA Next.
Das Corporate Venture Capital Unternehmen
verfolgt HHLA zufolge den
»Build – Partner – Invest« Ansatz. So sollen
innovative Ideen entweder aus eigener
Kraft oder gemeinsam mit Partnern
zu neuen Produkten und Geschäftsmodellen
entwickelt werden. Dabei konzentrieren
sich die Initiativen bei der
HHLA Next nicht nur auf externe Quellen,
sondern auch auf alle HHLA-
Beschäftigte, zum Beispiel in Form von
Ideationworkshops zur Entwicklung
neuer Venture-Ideen. Eine weitere Form
ist die finanzielle Beteiligung an vielversprechenden
Unternehmen.
In den letzten Monaten wurden bereits
bestehende HHLA Next Startups
und innovative Unternehmen der
HHLA Gruppe im Portfolio der HHLA
Next gebündelt, um Synergien zu schaffen
und Wissenstransfer sicherzustellen.
Dazu gehören beispielsweise
das Startup »Modility«, ein digitales
Vermittlungsportal für den Kombinierten
Verkehr, die iSAM AG, ein
Spezialist für Prozessautomatisierung
sowie HHLA Sky, Entwickler des ersten
weltweit skalierbaren Drohnensystems.
Zudem sind erste Investments über den
singapurischen Fond Motion Ventures
getätigt worden.
RD
34 Binnenschifffahrt 12 | 2022
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SEEHÄFEN | SHORTSEA
HHLA büßt im Containerumschlag ein
Die anhaltenden Störungen in den Lieferketten sowie der Ukraine-Krieg drücken das
Ergebnis des Hafenlogistikers. Der Containerumschlag gibt deutlich nach. Chefin Titzrath
ist dennoch zuversichtlich, die angestrebten Ziele für das Geschäftsjahr 2022 zu erreichen
Die Bahntransporte sind im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 % auf gut 1 Mio. TEU gestiegen
© HHLA / Thies Rätzke
Der Containerumschlag an allen
HHLA-Containerterminals verzeichnete
Einbußen von 5,7 % auf nur
noch 4,78 Mio. TEU. Im vergangenen
Jahr waren es noch 5,16 Mio. TEU. Während
sich der Rückgang an den Hamburger
Containerterminals bei rund
4,6 Mio. TEU mit einem Minus von
-2,3% noch in Grenzen hielt, ging der
Umschlag an den Auslandsstandorten
dramatisch zurück.
Bedingt durch den Ukraine-Krieg kam
das Geschäft in Odessa Ende Februar
zum Erliegen. Auch ein starker Mengenzuwachs
am Containerterminal TK Estonia
und zusätzliche Umschlagmengen bei
PLT Italy in Triest konnten diesen Rückgang
nur teilweise kompensieren. Das
Umschlagvolumen ging insgesamt um
-41,7% auf 264.000 TEU (Vorjahr:
453.000 TEU) zurück.
Bei den Feeder-Verkehren konnten der
Einbruch russischer Volumina seit März
2022 sowie ein rückläufiger Trend bei den
Mengen von/nach Großbritannien durch
den Zugewinn von zwei Zubringerdiensten
und einen starken Anstieg in den
polnischen und skandinavischen Verkehren
kompensiert werden. Insgesamt
lag die Feederquote mit 20,5 % geringfügig
über dem Niveau des Vorjahres (20 %).
Konzernumsatz steigt
Der Konzernumsatz stieg um 8,7 % auf
1,17 Mrd. € (Vorjahr: 1,08 Mrd. €). Das
Betriebsergebnis (EBIT) sank leicht um
1,2 % auf 160,1 Mio. € (im Vorjahr:
162,1 Mio. €). Die EBIT-Marge betrug
13,7 % (Vorjahr: 15 %). Das Ergebnis
nach Steuern und nach Anteilen anderer
Gesellschafter belief sich auf
69,8 Mio. € und lag damit stark unter
dem Vorjahreswert (79,4 Mio. €).Profitierten
konnte das Unternehmen von
einem weiteren Anstieg der Lagergelderlöse
im Segment Container aufgrund
von überdurchschnittlich langen Verweildauern
der Container auf den Anlagen
der HHLA sowie einem erneut gestiegenen
Bahnanteil am Gesamtaufkommen
der HHLA-Intermodaltransporte
sowie von temporären Zuschlägen
zur anteiligen Kompensation der stark
gestiegenen Energiepreise, heißt es in
der Mitteilung.
Der börsennotierte Teilkonzern Hafenlogistik
erzielte in den ersten neun
Monaten einen Umsatzanstieg von 8,3 %
auf 1,1 Mrd. € (im Vorjahr: 1,05 Mrd. €).
Das operative Ergebnis (EBIT) verringerte
sich um 4 % auf 145,3 Mio. € (Vorjahr:
151,3 Mio. €). Die EBIT-Marge ging um
-12,7 % zurück (Vorjahr: 14,3 %). Das Ergebnis
nach Steuern und nach Anteilen
anderer Gesellschafter reduzierte sich um
16,1 % auf 61,3 Mio. € (Vorjahr:
73,1 Mio. €). Das Ergebnis je Aktie belief
sich damit auf 0,85 € (im Vorjahr: 1,02 €).
36 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Leichter Anstieg bei Intermodal
Angela Titzrath rechnet insgesamt mit einem
positiven Ergebnis für 2022
Das Segment Intermodal verzeichnete in
den ersten neun Monaten des Jahres einen
leichten Mengenanstieg. Der Containertransport
erhöhte sich insgesamt um
0,9 % auf 1,27 Mio. TEU (Vorjahr:
1,25 Mio. TEU). Die Bahntransporte
stiegen im Vergleich zum Vorjahr um
3,3 % auf gut 1 Mio. TEU. Getragen wurde
diese Entwicklung von einem moderaten
Wachstum bei den Verkehren mit den
norddeutschen Seehäfen sowie einem
starken Anstieg in den polnischen Verkehren
und einem deutlichen Anstieg in
der DACH-Region. Die Transporte mit
den adriatischen Seehäfen blieben hingegen
leicht unter dem Vorjahresniveau.
Auch die Straßentransporte verzeichneten
einen deutlichen Rückgang
um 9,4 % auf 211.000 TEU (im Vorjahr:
233.000 TEU).
Die Umsatzerlöse erhöhten sich um
12,6 % auf 431,4 Mio. € (im Vorjahr:
383,2 Mio. €). Hintergrund hierfür waren
der weiter gestiegene Bahnanteil am Gesamtaufkommen
der HHLA-
Intermodaltransporte von 81,4 % auf
83,3 % sowie temporäre Preiszuschläge
im Bahntransport, die zur anteiligen
Kompensation der stark gestiegenen
Energiepreise erforderlich waren. Das
Betriebsergebnis (EBIT) belief sich im
Mitteilungszeitraum auf 64,0 Mio. € (im
© HHLA / Nele Martensen
Vorjahr: 79,5 Mio. €) und sank somit um
19,5 %. Die EBIT-Marge ging um 6 % auf
14,8 % (im Vorjahr: 20,8 %) zurück.
Für das Gesamtjahr wird auf Konzernebene
mit einem deutlichen Umsatzanstieg
und unverändert mit einem Betriebsergebnis
(EBIT) in der Bandbreite
von 175–210 Mio. € gerechnet.
HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela
Titzrath kommentiert die Quartalsbilanz
wie folgt: »Der Krieg in der Ukraine, die
hohen Energiepreise, steigende Personalund
Beschaffungskosten, die Störungen
in den globalen Lieferketten sowie die zunehmenden
Tendenzen einer Rezession
wirken sich auch auf unser Geschäft aus.
Dennoch hat die HHLA in den ersten
neun Monaten des Jahres 2022 ein positives
Ergebnis erwirtschaftet. Wir sind deshalb
zuversichtlich, dass wir unsere angestrebten
Ziele für das Geschäftsjahr 2022
erreichen werden. Durch die entschlossene
Umsetzung unserer auf Wachstum
und Nachhaltigkeit ausgerichteten Strategie
stärken wir die Resilienz der
HHLA.«
RD
NO MISSION
IMPOSSIBLE.
WIR MACHEN ES MÖGLICH.
Für die gute Zusammenarbeit
im vergangenen Jahr möchten
wir uns sehr herzlich bedanken!
Terberg Spezialfahrzeuge wünscht
ein frohes und glückliches
Weihnachtsfest und einen
erfolgreichen Start ins neue Jahr!
terbergspezialfahrzeuge.de
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
37
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Geschlossene Fahrstrecke für Container
Um Container zwischen Maasvlakte-Standorten effizienter zu transportieren, haben die
Rotterdamer Hafenbetreiber eine geschlossene Fahrstrecke initiiert. Die Verträge für die
Nutzung der Route sind mit den ersten Unternehmen bereits unterschrieben
Die Container Exchange Route ist eine geschlossene Fahrstrecke von rund 17 km Länge
© Port of Rotterdam
Rotterdam World Gateway (RWG),
das Delta-Terminal von Hutchison
Ports ECT Rotterdam (ECT) und die
Kramer Gruppe werden die ersten
Marktteilnehmer sein, die an die Container
Exchange Route (CER) angeschlossen
werden.
CER ist eine geschlossene Fahrstrecke
für einen schnelleren, effizienteren und
integrierten Transport von Containern
zwischen den Standorten auf der
Maasvlakte. Die Verträge mit diesen
Parteien sind unterzeichnet. Ende Juni
2022 wurden bereits Vereinbarungen
mit den niederländischen Zollbehörden
getroffen, die zentrale Anlaufstelle der
Kontrollbehörden Rotterdam an die
CER anzuschließen. So soll die Integrität
von Transporten von und zu
diesem Standort gestärkt werden. Der
Hafenbetrieb Rotterdam wird nun die
Verbindungen zu den Standorten und
den Anschluss an die Closed Transport
Route des ECT Delta Terminals realisieren.
Ende 2023 könnten die ersten
Transporte über diese Strecke erfolgen.
Mehr Sicherheit, weniger Stau
Der Austausch von Containern zwischen
Terminals, Containerdepots, Distributionszentren
sowie Zolleinrichtungen
(im Falle einer Kontrolle)
erfordert einen möglichst effizienten
und zuverlässigen Transport. Zu diesem
Zweck hat der Hafenbetrieb die CER
anlegen lassen. Dabei handelt es sich
um ein rund 17 km langes geschlossenes
Straßennetz, das einen
Großteil der Terminals, Depots, Distributionszentren
und die zentrale Anlaufstelle
der Kontrollbehörden Rotterdam
miteinander verbinden soll. Die
Transporteure haben die Möglichkeit,
die Strecke für den bemannten Transport
zu nutzen.
»Ich freue mich, dass RWG, ECT, die
Zollbehörden und die Kramer Gruppe
die ersten Parteien sein werden, die an
die Container Exchange Route angeschlossen
werden. Dieses Engagement
unterstreicht die große Bedeutung der
CER bei der Zukunftssicherung des Containerclusters
im Rotterdamer Hafen«, so
Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs
Rotterdam.
Kees Groeneveld, Vorsitzender des
Verbands der Rotterdamer Schiffsmakler
(VRC) ergänzt: »Wir sind sehr erfreut,
dass die Anbindung an die CER erfolgt.
Eine effiziente Abwicklung der Frachtströme
ist für Containerschifffahrtsunternehmen
bei der Auswahl der von
ihnen anzulaufenden Häfen sehr wichtig.
Die CER bietet mehr Sicherheit, Flexibilität
und weniger Risiko in puncto Stau.
Diese Effizienzvorteile verbessern die Erreichbarkeit
und Wettbewerbsposition
des Rotterdamer Hafens.«
RD
38 Binnenschifffahrt 12 | 2022
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Start für Seekanal-Vertiefung in Rostock
Der Ausbau des Seekanals, der die Ostsee mit dem Hafen Rostock verbindet, hat begonnen.
Ziel des Arbeiten ist es, die Zufahrt auf eine Tiefe von 16,5 m auszubaggern. Bauabschluss
soll im Jahr 2025 sein
© GDWS
Drückten den »Startknopf« für die Ausbauarbeiten in Rostock
Die Bauarbeiten wurden mit dem Ertönen
des Schiffshorns eines Fahrgastschiffes
gestartet. Mit an Bord war
unter anderem Daniela Kluckert MdB,
Parlamentarische Staatssekretärin beim
Bundesminister für Digitales und Verkehr.
Sie kommentierte den Baubeginn
wie folgt: »Die Vertiefung des Seekanals
Rostock bei Warnemünde trägt entscheidend
dazu bei, den Zugang der
Hansestadt Rostock zu den Weltmärkten
mit Baltic-Max-Tiefgängen zu sichern
und Rostock als maritimen Standort zu
stärken. Durch das Ausbauprojekt wird
der Seehafen Rostock an die gestiegenen
Anforderungen eines internationalen
Seehafens angepasst.«
Ziel des Ausbauvorhabens ist die Vertiefung
des 16 km langen Seekanals, der
die Ostsee mit dem Rostocker Hafen verbindet,
auf eine Tiefe von 16,5 m. Das bedeutet
für die Schiffe dann einen Tiefgang
von max.15 m.
»Durch den Ausbau des Seekanals
können zukünftig Schiffe den Rostocker
Hafen optimal ausgelastet erreichen. Das
spart Transportkosten und reduziert
CO 2 -Emissionen. Auswirkungen der
Baumaßnahmen auf Menschen und Umwelt
wurden bei den Planungen gründlich
untersucht und werden weitestgehend
vermieden«, sagte Hans-Heinrich
Witte, Präsident der Generaldirektion
Wasserstraßen und Schifffahrt.
Bei den Nassbaggerarbeiten sollen
rund fünf Millionen Kubikmeter Sand,
Mergel und Schlick bewegt werden. Die
Baumaßnahmen wird ein umfangreiches
Monitoring begleiten. Der Ausbau des
Seekanals ist im Bundesverkehrswegeplan
2030 als Projekt mit vordringlichem Bedarf
eingestuft und wurde darüber hinaus
in das Wasserstraßenausbaugesetz aufgenommen.
Die Arbeiten sollen Mitte
2025 abgeschlossen werden. RD
Binnenschifffahrt 12 | 2022
39
SEEHÄFEN | SHORTSEA
Hamburg schlägt weniger Güter um
Störungen in den Lieferketten sowie die geopolitische Lage haben sich in den ersten drei
Quartalen des Jahres negativ auf den Umschlag im Hamburger Hafen ausgewirkt.
Besonders vom Rückgang betroffen war der Massengutumschlag
haben. Jetzt ist es die Aufgabe der Bundesverwaltung
diese zu pflegen und aufrecht
zu erhalten. Eine Rücknahme der
neuen Tiefgänge ist für den Hamburger
Hafen kontraproduktiv«, betont Mattern.
Der Umschlag in der Hansestadt ging um knapp 4 % zurück
In Deutschland größtem Seehafen wurden
in den ersten neun Monaten rund
91,8 Mio. t an Seegütern umgeschlagen.
Das entspricht einem Minus von 4,3 % im
Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen
hierbei ist der Umschlag von Massengütern
mit einem Rückgang von 7,4 % auf
27,5 Mio. t. Im Segment des Containerumschlags
kommt der Hafen auf
6,3 Mio. TEU, was einem Minus von
2,7 %. Besonders erfreulich entwickelte
sich hingegen der Umschlag von konventionellem
Stückgut, so Hamburg Hafen
Marketing (HHM) in seiner Quartalsbilanz.
Hier gingen 1,1 Mio. t über die
Kaikanten in Hamburg. Das entspricht
einem Plus von 19,3 % im Vergleich zum
Vorjahr.
Gleich mehrere Ereignisse dämpften
den Hafenbetreibern zufolge im dritten
Quartal die Entwicklung des Umschlags.
»Insbesondere die Störungen in
den globalen Lieferketten, die auch vor
Hamburg zu langen Staus im Schiffsverkehr
führten, sorgten für einen geringeren
Umschlag. Diese Tendenz war bereits
zum Halbjahr in den anderen europäischen
Häfen auffällig. Im dritten
Quartal erreichten die globalen Entwicklungen
dann auch den Hamburger
Hafen, obwohl wir im europäischen
Vergleich noch gut abschneiden«, erläutert
Axel Mattern, HHM-Vorstand, die
Umschlagbilanz. Der Containerumschlag
in Rotterdam habe sich um
4,4 % und in Antwerpen-Brügge um 5 %
verringert.
Auswirkung aufs Hinterland
Der Rückgang beim Seegüterumschlag
wirkt sich auch auf den Transhipmentund
Kontinentalumschlag aus. Hauptsächlich
davon betroffen ist der Transhipmentumschlag
mit einem Rückgang
von 6,3 % auf 2,3 Mio. TEU. Der Kontinentalumschlag
bleibt mit -0,6 %
(4,0 Mio. TEU) nahezu konstant. Der
Bahnanteil im Container-Hinterlandverkehr
beträgt dabei 50 %.
Weniger Containerschiffe
In den vergangenen neun Monaten ging
entsprechend des langfristigen Trends
auch die Zahl der Containerschiffe im
Hamburger Hafen zurück. Insgesamt waren
es 7,4 % weniger als im vergangenen
Jahr. Gegen diesen Trend waren jedoch
mehr Megamax-Schiffe mit Kapazitäten
zwischen 18.000 und 24.000 TEU im
Hamburger Hafen zu sehen. Mit 172 Anläufen
stieg die Zahl um 5,5 %. »Die weitere
Zunahme bei den Megamax-
Carriern macht deutlich, dass wir die
Fahrrinnenanpassung wirklich gebraucht
© HHM / Weidemann
Geringerer Massengut-Umschlag
Die Massengutterminals schlugen von Januar
bis September insgesamt 27,5 Mio. t
um. Das entspricht einem Minus von
7,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Besonders betroffen sei davon Flüssigladung
gewesen. Hier gingen noch
7,3 Mio. t über die Kaikanten, was einem
Minus von 16,1 % entspricht. Stabiler
blieben dagegen Saug- und Greifergut
mit jeweils Minus 3,8 %. So schlugen die
Terminals 15,7 Mio. t Greifergut und
4,5 Mio. t Sauggut um.
Polen mit dem größten Plus
Dass weniger Container über den Hamburger
Hafen liefen, schlägt sich auch bei
der Mengenentwicklung in den verschiedenen
Fahrtgebieten nieder. So wurden
mit den Fernost-Diensten
2,8 Mio. TEU umgeschlagen, was einem
Minus von 2,1 % entspricht. Auffällig ist
auch der Rückgang im Ostsee-Raum.
Aufgrund von Sanktionen fiel hier der
Umschlag mit Russland um 67,7 % auf
noch 80.000 TEU.
Im gleichen Zeitraum stieg der See-
Containerumschlag mit Polen um 38,5 %
auf 237.000 TEU. Damit steigt Polen von
Rang 8 auf Rang 4 in der Liste der
Top-10-Partnerländer und auch Finnland
gehört mit einem Plus von 32,7 %
auf Rang 7 noch dazu. Die Liste wird traditionell
von China angeführt (1,9
Mio. TEU, –1,2%). Auf Platz 2 haben sich
die Vereinigten Staaten von Amerika
etabliert. Das Fahrtgebiet entwickelte
sich bei den beladenen Containern
(+1,7% und 402.000 TEU) weiterhin positiv.
Die Zahl der umgeschlagenen Leercontainer
hingegen ist zurückgegangen,
so dass insgesamt im Hafen mit
442.000 TEU 3,9 % weniger Container
umgeschlagen wurden.
RD
40 Binnenschifffahrt 12 | 2022
175 JAHRE
HAPAG-LLOYD
1847-2022
€ 39,90
Hardcover | ISBN 978-3-7822-1506-0
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WASSERSTRASSEN | HÄFEN
© bayernhafen / M. Ziegler
Festakt für 30 Jahre Main-Donau-Kanal (v.l.): Bayernhafen-Geschäftsführer Joachim Zimmermann, Umweltminister Thorsten Glauber,
Ministerpräsident Markus Söder, Europaministerin Melanie Huml und Verkehrsminister Christian Bernreiter
Vision wurde vor 30 Jahren Wirklichkeit
Der 171 km lange Main-Donau-Kanal wurde am 25. September 1992 für den Verkehr
freigegeben. Er sorgt seither für eine durchgängige Verbindung zwischen Nordsee und
Schwarzem Meer sowie die erfolgreiche Entwicklung von Häfen und Schifffahrt in Bayern
Vor gut 30 Jahren, am 25. September
1992, wurde der Main-Donau-Kanal
seiner Bestimmung übergeben. Seitdem
ermöglicht er als Bindeglied zwischen
Rhein und Donau die Schifffahrt auf einer
gut 3.500 km langen Wasserstraße
mit elf Anrainerstaaten zwischen der
Nordsee und dem Schwarzen Meer.
Grund genug, zu feiern. Neben dem
bayerischen Ministerpräsidenten Markus
Söder kamen Verkehrsminister Christian
Bernreiter, Umweltminister Thorsten
Glauber und Europaministerin Melanie
Huml aus München angereist.
Bayernhafen-Geschäftsführer Joachim
Zimmermann gab den Gästen einen
Überblick, wie groß die Bedeutung der 24
Binnenhäfen zwischen Aschaffenburg
und Passau heute und in Zukunft ist. »Unsere
Binnenhäfen sind Wirtschaftszentren
und Logistik-Knotenpunkte für den
Transport und die Lagerung von Energie
und Rohstoffen für Industrie und Bevölkerung.
Die Verkehrs- und Energiewende
werden ohne sie nicht zu schaffen sein.«
Dafür müsse aber die Infrastruktur in
den Häfen und am Kanal erhalten, abgesichert
und für die Zukunft gerüstet werden.
Planungssicherheit und Planungsbeschleunigung
seien unabdingbare Voraussetzungen
für einen Innovationsschub,
von dem Bayern nachhaltig profitieren
könne, forderte Zimmermann.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder
bezeichnete den Main-Donau-Kanal
als eine der großen Lebensadern Bayerns
und als eine wahre Erfolgsgeschichte.
»Unser bayerisches Aquädukt ist auch
zentral für die Wasserversorgung im
Freistaat. Ohne den Wassertransport wäre
es in Nordbayern schon heute für
Landwirtschaft zu trocken. Zudem ist der
Kanal wichtiger Wirtschafts- und Tourismusfaktor
in der Region«, so Söder.
»Durch den Main-Donau-Kanal wurde
Bayern zum wichtigen Bindeglied zwischen
den Wirtschaftsräumen entlang
des Rheins und der Donau«, sagte Bayerns
Verkehrsminister Christian Bernreiter.
Auch dem Kanal sei es zu verdanken,
dass die Schifffahrt in Bayern heute ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor und erheblicher
Standortvorteil für die heimische
Industrie und das Gewerbe sei.
42 Binnenschifffahrt 12 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Die Idee einer durchgängigen Schifffahrtsstraße
zwischen Nordsee und
Schwarzem Meer reicht zurück bis in die
Zeit Karls des Großen. Im Jahr 793 wurde
ein Kanal zwischen Rezat und Altmühl,
angelegt, um die Wasserscheide zwischen
Nordsee und Schwarzem Meer zu überwinden.
Noch heute zeugen Reste des
»Karlsgraben« von diesem Versuch.
Im Jahr 1825 wurde der ehrgeizige Plan
einer Wasserstraßenverbindung vom damaligen
König Ludwig I, König von Bayern,
wieder aufgegriffen. In nur 10 Jahren
Bauzeit (1836–1845) entstand der Ludwig-Donau-Main-Kanal
zwischen Bamberg
und Kelheim. Teile dieses Kanals,
der mit seinen 100 Schleusen auf knapp
173 km Länge bis in die Mitte des letzten
Jahrhunderts bestand, sind noch heute zu
besichtigen. Eine nachhaltige wirtschaftliche
Bedeutung erlangte der Ludwig-Donau-Main-Kanal
nicht, da der
Main nicht schifffahrtsgerecht ausgebaut
war und sich so kein durchgehender Verkehr
herstellen ließ.
Dies gelang erst mit der Eröffnung des
heutigen Main-Donau-Kanals vor 30
Jahren. Auf einer Länge von 171 km verbindet
er nicht nur wichtige europäische
Wirtschaftsräume miteinander, sondern
gibt auch wichtige Impulse für die bayerische
Wirtschaft. Die künstliche Wasserstraße
beginnt aus südlicher Richtung in
Kelheim an der Donau, verläuft dann
durch das Altmühltal und über das Mittelgebirge
des fränkischen Jura. In diesem
Bereich ist er die höchstgelegene Wasserstraße
Europas (406 m über dem Meeresspiegel).
Er erstreckt sich weiter nach
Nürnberg, geht bei Forchheim in die
Regnitz über, um 7 km unterhalb Bambergs
die Verbindung zum Main herzustellen.
Mit nur 16 Schleusen überwindet der
Kanal einen Höhenunterschied von insgesamt
243 m. Die Schleusen zählen mit
einer Hubhöhe von bis zu 24,70 m und
einer Nutzlänge von maximal 190 m zu
den größten und modernsten Bauwerken
ihrer Art in Europa.
RMD Wasserstrassen
Die Karte zeigt den Verlauf des Main-Donau-Kanals mit Staustufen und Wasserspeichern
Für den Main-Donau-Kanal wurde eine
Reihe technischer Innovationen entwickelt.
Die sogenannten Sparschleusen
verfügen über Speicherbecken in drei
verschiedenen Höhenlagen. So können
bei jeder Schleusung insgesamt zwei
Drittel der Wassermenge gespeichert und
beim nächsten Durchgang wieder verwendet
werden.
Entgegen den Prognosen der Projektgegner
zeigte der Kanal schon früh
seine wirtschaftliche Bedeutung. Im Jahr
2021 wurden insgesamt 3,4 Mio. t über
den Kanal transportiert.
KF
Ein Binnenschiff steuert eine Schleuse auf dem Main-Donau-Kanal an
© RMD
Binnenschifffahrt 12 | 2022
43
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
SBO bauen tschechische Häfen aus
Für 1,5 Mio. € ist die Infrastruktur in den tschechischen Elbehäfen Decin und Lovosice
ausgebaut worden. Durch die Maßnahme wurden unter anderem die Transportkapazität
angehoben und die Verkehrsanbindung verbessert
In Lovosice konnte die Transportkapazität um 50 % erhöht werden
© SBO
Die beiden Häfen gehören der Česko-saské přístavy s.r.o.
(ČSP), einer Tochtergesellschaft der Sächsischen Binnenhäfen
Oberelbe GmbH (SBO). Sie hat die Hafenstandorte Decin
und Lovosice mithilfe des Staatlichen Verkehrsinfrastrukturfonds
(SFDI) und des Programms »Modernisierung
und Bau von Binnenhäfen für den Güterverkehr in der
Tschechischen Republik – Hafeninfrastruktur« ertüchtigt und zu
multimodalen Verkehrszentren weiterentwickelt. Die ČSP hat
sich mit zwei Projekten am Förderprogramm beteiligt. Den Angaben
zufolge sei die Vorbereitung dieser Förderprojekte »anspruchsvoll
und umfangreich gewesen« und habe fast fünf Jahre
gedauert.
Im Hafen Lovosice wurde neben einem neuen Anschlussgleis
eine Zufahrtsstraße und eine neue Hafenstraße gebaut. Im Probebetrieb
des neuen Gleises zeigte sich bereits eine Steigerung der
Transportkapazität um 50 %. Ebenso konnte die Abwicklung im
überlasteten Eisenbahnknotenpunkt Lovosice verbessert werden,
insbesondere während der Zugbildung auf den Vorbereitungsgleisen
im Bahnhof. Im Rahmen des Förderprojektes wurde auch
die Ertüchtigung des Brownfields nach dem ehemaligen Kraftwerkskohleumschlag
fortgeführt. Mit der Modernisierung und
dem Umbau der Umspannwerkselektrik und der Schaltanlagen
sowie dem Bau einer neuen öffentlichen Beleuchtung in diesem
Gebiet wird das ehemalige Brownfield schrittweise zu einem modernen
Logistikzentrum entwickelt.
Im Hafen Decin, der Teil des TEN-T-Hauptnetzes ist, wurden
Verladegleise und Straßen ertüchtigt sowie das Stromsystem und
die Außenbeleuchtung modernisiert. Der Hafen Decin verfügt
laut SBO über ein erhebliches Potenzial, welches aufgrund seiner
Anordnung wesentlich zur Lösung logistischer Aufgaben im
grenzüberschreitenden Verkehr beitragen kann.
Über ČSP
Bei ČSP handelt es sich um ein multimodal ausgerichtetes Umschlag-
und Logistikunternehmen, das ein breites Portfolio an
Dienstleistungen anbietet. Es wurde 2002 als 100 %ige Tochtergesellschaft
der SBO gegründet. Die ČSP betreibt die beiden
Binnenhäfen Decin und Lovosice als Güterverkehrszentren, in
denen alle drei Verkehrsträger aufeinandertreffen. Hier werden
die Güter zwischen Wasser-, Schienen- und Straßentransport
umgeschlagen. Dadurch kann die ČSP laut eigenen Angaben ihren
Kunden komplette Logistikketten mit allen Dienstleistungen
für den Umschlag, die Lagerung und den Transport von
Schütt- oder Stückgütern, Containern sowie schweren und
übergroßen Teilen und Investitionseinheiten anbieten. In den
letzten Jahren haben sich die Häfen laut SBO zu modernen trimodalen
Umschlagplätzen entwickelt. Derzeit seien mehrere
Unternehmen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen in den
Häfen angesiedelt.
RD
44 Binnenschifffahrt 12 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
HOCHSCHUL-PROJEKT
Sensoren gehen Hafenschlamm auf den Grund
Studenten der Hochschule München entwickeln aktuell ein digitales
Sensoriksystem, um angesammelten Schlamm im Hafenbecken
in Kelheim zu erkennen und zu vermessen. Der auf einem Motorboot
installierte Prototyp hilft dabei, Kontrollfahrten durchzuführen
und die erfassten Daten zum Hafenschlamm analysieren
zu können.
Im Becken des Hafens Kelheim sammelt sich im Laufe der
Zeit Schlamm an, der dazu führt, dass ankommende Schiffe irgendwann
nicht mehr anlegen können. Einmal im Jahr muss
der Hafenschlamm daher durch eine externe Firma vermessen,
ausgebaggert und auf einer Deponie entsorgt werden. Durch
das Projekt der Hochschule München soll der Zweckverband
Häfen in Kelheim in die Lage versetzt werden, den Hafenschlamm
selbstständig mit regelmäßigen Kontrollfahrten vermessen.
Durch eine Cloud-basierte Plattform können die Daten
außerdem in Bezug zu weiteren Werten, wie PH-Wert des Wassers,
Wetterlage, oder saisonale Ereignisse gesetzt werden. Das
soll zukünftig dafür sorgen, den Hafenschlamm besser zu verstehen
und ihn durch geeignete Maßnahmen möglichst gering
zu halten.
Vermessen, analysieren, verstehen
Das Studienprojekt wurde von Professor Benjamin Kormann der
Fakultät für Elektro- und Informationstechnik im Sommersemester
2022 initiiert. Das Digital Transformation Lab der
Hochschule unterstütze dabei und half, die Schlamm-Problematik
in eine Innovationschallenge zu entwickeln. Sechs Studierende
des Bachelor-Studiengangs Elektro- und Informationstechnik
(EI) sowie sechs Studierende des Master-Studiengangs
Elektrotechnik (EL) stellten sich als Team gemeinsam der Herausforderung,
eine Lösung für das Vermessen und Erforschen
des Hafenschlamms zu finden.
Tiefenkarte des Hafens Kehlheim
Um den Hafenschlamm ohne externe Hilfe vermessen zu können,
installierte die Studierendengruppe stationäre Sensoren im
Hafenbecken. In ein Motorboot bauten sie eine modulare Vermessungseinheit
ein. »Digitalisierung ist also grundlegende Voraussetzungen,
um etwas zu analysieren und in diesem Fall dem
Hafenschlamm auf den Grund zu gehen«, sagt Professor Benjamin
Kormann.
Das Vermessungssystem befindet sich nun in der Erprobungsphase,
um die Menge des angesammelten Schlamms im Blick zu
behalten. Mit den Analysen und der Weiterentwicklung des Projektes
soll mehr Wissen zur Entstehung des Schlamms helfen,
diesen zu vermindern – damit er gar nicht erst zum Problem wird
und der Hafen noch nachhaltiger agieren kann.
RD
© Hochschule München
Binnenschifffahrt 12 | 2022
45
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
DIGITALE DATENERFASSUNG
Viadonau und Hochschule entwickeln Pegeldaten-Schnittstelle
Die österreichische Wasserstraßengesellschaft
Viadonau und die Fachhochschule
Burgenland haben eine digitale Datendrehscheibe
für Pegelstände entwickelt.
Die Pegeldaten von Flüssen und Seen
werden heute durch unterschiedliche
Sensorik von unterschiedlichen Herstellern
gemessen und an zentrale Stellen
übermittelt. Die benötigten Schnittstellen
bedürfen eines hohen Anpassungsaufwands,
die Weitergabe der Daten muss
gesondert geregelt werden. Im Zuge des
berufsbegleitenden Studiengangs Software
Engineering und vernetzte Systeme
entwickelten nun Studierende der FH
Burgenland in Zusammenarbeit mit Viadonau
die Datendrehscheibe »Pegelhub«.
Der Pegelhub stellt nach Angaben der
österreichischen Wasserstraßengesellschaft
eine »moderne und offene Plattform«
für Pegeldaten dar. Die Idee dahinter
ist, dass Pegel-Mess-Stellen die jeweiligen
Pegeldaten über eine standardisierte
IP-basierte Schnittstelle an
den Pegelhub liefern. Dabei übermittelt
die Pegel-Mess-Stelle nicht nur die Pegeldaten
selbst, sondern auch Meta-Daten
wie unter anderem den Namen der Pegel-
Mess-Stelle als auch die Erlaubnis, welche
Nutzer die Pegeldaten vom Pegelhub abfragen
dürfen. Das neue System ermögliche
eine hohe Flexibilität und damit
eine wesentliche Reduktion der
© Viadonau
Pegelhub ist eine offene Plattform« für Pegeldaten
Komplexität sowie die Reduktion der
Kosten, heißt es.
Pegelhub ist als Open Source Software
konzipiert und steht damit allen Organisationen
und Interessierten zur Verfügung,
welche sich mit der Sammlung
und Verteilung von Pegeldaten beschäftigten.
Durch die Architektur können
Funktionsmodule unabhängig vom
Software-Core weiterentwickelt werden,
welches damit auch unterschiedliche
Projekte mit wissenschaftlichen Einrichtungen
wie Universitäten und Fachhochschulen
ermöglicht.
Viadonau-Geschäftsführer Hans-Peter
Hasenbichler unterstreicht die Ambitionen
des Projekts: »Viadonau sucht seit
geraumer Zeit die Zusammenarbeit mit
Universitäten und Fachhochschulen zur
Weiterentwicklung und Stärkung der
Binnenschifffahrt in Österreich. Gerade
dieses Projekt Pegelhub mit der Fachhochschule
Burgenland beweist, welche
Synergien entstehen können, wenn topmodernes
Know-how mit den Anforderungen
innovativer Unternehmen
wie Viadonau verschränkt wird.«
»Für uns war es besonders spannend,
Teil dieses großen Projektes zur Digitalisierung
entlang der Donau zu sein. Wir
konnten mit neuartigen Technologien in
einem sehr professionellen Umfeld arbeiten.
Der Wissensaufbau während des
Projekts war enorm«, sagt FH-Burgenland-Student
und Mitentwickler Stefan
Neuwirth.
RD
Tel. 040/72003-126 | E-Mail: MarineDe@akzonobel.com
46 Binnenschifffahrt 12 | 2022
WASSERSTRASSEN | HÄFEN
Weser braucht einen Zukunftsplan
Anlässlich des alljährlich stattfindenden Wesertags haben Wirtschaftsvertreter eine Reihe
von Maßnahmen, insbesondere für die Mittelweser, gefordert. Für Großmotorgüterschiffe
fehlt jetzt noch eine Wendestelle für eine funktionierende Hinterlandanbindung
In diesem Jahr war Nienburg an der Weser Veranstaltungsort.
»In den letzten Jahren hat nicht nur der Güterverkehr zu den
deutschen Seehäfen immer mehr zugenommen, sondern auch
der Transport von Massengütern in der Region. Straße und
Schiene sind bereits heute in vielen Fällen am Rande ihrer Kapazitäten,
die Wasserstraße hat freie Kapazitäten«, sagte Norbert
Salomon, Abteilungsleiter Wasserstraßen und Schifffahrt im
Bundesverkehrsministerium anlässlich des Events. »Angesichts
dieser Entwicklung hat die Mittelweser als Hinterlandanbindung
der bremischen und niedersächsischen Seehäfen an der Weser eine
wachsende Bedeutung.«
Mit der Einweihung der Schleuse Minden im Jahr 2017 ist die
Mittelweser für das Großmotorgüterschiff – mit Einschränkungen
im Begegnungsverkehr – freigegeben. Die Verankerung
der Wasserstraße im Transeuropäischen Verkehrsnetz
(TEN-V) unterstreiche die Bedeutung der Weser für Europa.
Jetzt gelte es, Erhalten des Erreichten durch rechtzeitige Instandsetzung
der Bauwerke, mit deren Bau vor dem zweiten
Weltkrieg begonnen wurde, so Salomon.
»Nicht nur die Entwicklung der Mittelweser, auch die Fahrrinnenanpassung
der Unterweser (Nord) und der Außenweser sind dringend
notwendige Maßnahmen zu Sicherung von Wohlstand und
Lebensqualität in Deutschland«, betont Uwe Beckmeyer. »Um
hier ein tieferes Verständnis der unterschiedlichen Positionen zu
entwickeln und einen Ausgleich der Interessen sowie eine Minimierung
negativer Auswirkungen auf die Betroffenen zu erreichen,
schlagen wir vor, einen institutionellen Dialog anzustoßen,
moderiert von Minister Lies«, so Beckmeyer weiter. Der Wirtschaftsverband
Weser würde einen derartigen Dialog sehr begrüßen
und steht Minister Lies dabei gern zur Seite.
Und weil die Transporte auf der Oberweser zunehmen, fordert
der Wirtschaftsverband Weser außerdem die Unterstützung von
Bund und den anliegenden Ländern Niedersachsen, NRW und
Hessen beim Erhalt der Oberweser als Schifffahrtsstraße, insbesondere
die weitere Wasserentnahme aus der Edertalsperre für
Schifffahrt, Tourismus und Gewässerökologie.
RD
Zukunftsplan Mittelweser
Uwe Beckmeyer, Vorsitzender von Wirtschaftsverband Weser
und Weserbund, ergänzte: »Deshalb ist die heute verabschiedete
Resolution Zukunftsplan Mittelweser eine dringende Mahnung,
die gute Entwicklung der vergangenen Jahre abzusichern und
dringend erforderliche weitere Schritte zu gehen«. Die Handlungsaufforderungen
an Bund und Anrainer-Länder sind:
• den Schleusenbetrieb der alten Schleuse in Dörverden und der
Schachtschleuse Minden dauerhaft aufrecht zu erhalten
• ein Wendestellenkonzept und ein Liegestellenkonzept zu erstellen
und umzusetzen
• die planfestgestellten WSV-Verfahren zügig umzusetzen ,
• die notwendigen Haushaltsmittel dafür bereitzustellen
• die Grundinstandhaltung aller Wehre, Schleusen und Schleusenkanäle
• die Brückenerneuerungen und Wartungen zügig umzusetzen
• dabei durchgängig dreilagigen Containertransport zu ermöglichen
• alle geplanten Uferrückverlegungen auch tatsächlich zügig
durchzuführen
• den Mittelweserausbau bis Minden fortzusetzen sowie
• Digitalisierung und Automatisierung auf der Mittelweser voranzutreiben
und dafür ein flächendeckendes Daten- und Mobilfunknetz
zu schaffen.
Anlässlich des Wesertages forderten der Weserbund und Wirtschaftsverband
Weser, die Weserversalzung durch K+S konsequent
zu beenden. Die bis 2027 vorgesehenen Grenzwerte sind
als Mindeststandard einzuhalten. Eine weitere Verlängerung der
Einleitung von Produktionsabwässern ab 2028 ist zu verhindern.
Eine Einleitung aus Salzauswaschungen der Halden ist durch Sanierungsmaßnahmen
des Verursachers K+S zu minimieren.
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
47
RECHT
Anspruchsinhaber
und Schuldner
bei Havarieschäden
»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK
Aktivlegitimiert für Ansprüche aus Beschädigung eines Schiffes sind der Eigentümer und möglicherweise der berechtigte, mittelbare
oder unmittelbare Besitzer. Die §§ 3 und 92b BinSchG sind keine selbständigen Deliktsnormen, sie gewähren dem Schiffseigner oder
Ausrüster keine Rechte, sondern begründen nur die adjektizische Haftung des Schiffseigners bzw. Ausrüsters für Besatzungsverschulden
gegenüber dem Geschädigten.
Die Begriffe »Schiffseigner« und »Schiffseigentümer« sind voneinander zu unterscheiden und dürfen nicht gleichgesetzt werden. Nur wo
das Gesetz den Begriff Schiffseigner verwendet, tritt an dessen Stelle gegebenenfalls der Ausrüster. In § 823 I BGB ist keine Rede von
einem Schiffseigner, Anknüpfungspunkt sind hier das Eigentum als absolutes Recht und möglicherweise der Besitz als sonstiges Recht.
Entgegen Stimmen in der Literatur werden Schiffseigner und Ausrüster in binnenschifffahrtsrechtlichen Normen dem Eigentümer auf der
Anspruchsseite nicht gleichgestellt, Ansprüche, die kraft Gesetz nur dem Eigentümer zustehen, können nicht automatisch auch vom
Schiffseigner oder Ausrüster gelten gemacht werden.
Schiffseigner ist der Eigentümer eines Schiffes, der dieses selbst zur Binnenschifffahrt im Sinne des § 1 BinSchG verwendet, Ausrüster
ist nach § 2 BinSchG derjenige, der ein fremdes Schiff zur Binnenschifffahrt verwendet. Indizien für die Verwendung zur Binnenschifffahrt
sind ein Bareboat-Chartervertrag, die Erledigung von Reparaturen, die Bezahlung von Bunkerrechnungen, der Abschluss von
Ver sicherungsverträgen sowie das Direktionsrecht gegenüber dem angestellten Schiffsführer.
Urteil des Rheinschiffahrtsgerichtes
Mannheim vom 27. Oktober 2022, Az.: 31
C 4/21 RhSch (nicht rechtskräftig).
Aus dem Tatbestand:
Die Klägerinnen verlangen von der Beklagten
Schadensersatz wegen eines
Schiffsunfalles, der sich am 19.12.2019
gegen 22:11 Uhr auf dem Rhein bei Speyer,
Rhein-Kilometer 402,02 ereignet hat.
Die Klägerin Ziffer 1 ist Ausrüsterin des
Tankmotorschiffes (TMS) »Alukard«. Die
Klägerin 2 ist Eigentümerin des TMS
»Alukard«. Die Klägerin Ziffer 3 ist das
führende Versicherungsunternehmen der
Kaskopolice des TMS »Alukard«.
Schiffsführer auf dem FGKS »Thurgau
Prestige« war der Kapitän L. Schiffsführer
auf dem TSM »Alukard« war der Lotse H …
Beide Schiffe befanden sich auf der geografisch
linksrheinischen Seite auf Kollisionskurs
… Durch den Zusammenstoß
beider Schiffe gab es erhebliche Sachschäden
…
Die Klägerin Ziffer 1 hat als Ausrüsterin
das TMS »Alukard« von der Klägerin Ziffer
2, der Schiffseigentümerin, im Wege der
Schiffsmiete ohne Besatzung (Bareboat
Charter) gemietet. Die Klägerin Ziffer 1
hat das TMS »Alukard« an die Firma G im
Rahmen eines Zeitchartervertrags verchartert.
Gemäß Ziffer 2.2 der Time-Charter-Vereinbarung
gehen schiffsbedingte
Ausfalltage zu Lasten des Ausrüsters. Wegen
der Reparatur des TMS »Alukard«
kam es … zu einem Nutzungsausfallschaden
in Höhe von 48.576,14 € kam. Die G
hat das TMS »Alukard« ihrerseits im Rahmen
eines Zeitchartervertrags verchartert.
Der Nutzungsausfallschaden betrug insoweit
1.922,86 €. Die Klägerin Ziffer 1 hat
außerdem hälftig die Kosten eines privat
in Auftrag gegebenen nautischen Gutachtens
in Höhe von 4.300 € getragen.
Die Klägerin Ziffer 2, die Schiffseigentümerin
des TMS Alukard, hat einen von
den Kasko-Versicherinnen nicht gedeckten
Selbstbehalt in Höhe von 10.000 € zu
tragen. Die Klägerin Ziffer 3 macht als führende
Versicherin den Kaskoschaden in
Höhe von 30.110,32 €, die Kosten für die
kontradiktorische Schadenstaxe in Höhe
von 17.853,85 €, die Kosten für die Tresco-
Video-Auswertung in Höhe von 550 € und
die hälftigen Kosten des nautischen Gutachtens
in Höhe von 4.300 € geltend. Die
Mitversicherer haben die Ansprüche an
die Klägerin Ziffer 3 abgetreten …
Aus den Gründen:
Die Klage ist unbegründet, weil es jedenfalls
an einer pflichtwidrigen schuldhaften
Rechtsgutverletzung seitens der Beklagten
mangelt. Deswegen kann die Aktivlegitimation
der Klägerin Ziffer 1 sowie
die Passivlegitimation der Beklagten
letztlich dahingestellt sein.
1.
Die Aktivlegitimation der Klägerin Ziffer 1
als Ausrüsterin zur Geltendmachung von
Schadensersatzansprüchen nach §§ 2, 3,
92, 92 b, BinSchG, 823 BGB ist zweifelhaft.
Die Klägerin Ziffer 1 ist der Ansicht,
dass bei einem Schiffszusammenstoß
nicht der Eigentümer, sondern ausschließlich
der Ausrüster Schadensersatz
geltend machen kann und beruft sich dazu
auf Rechtsprechung, bei der diese Frage
allerdings nicht streitentscheidend
war (Amtsgericht Hamburg, Beschluss
vom 15.03.2010, Az.: 304 T 50/09; Berufungskammer
der Zentralkommission für
die Rheinschifffahrt, Urteil vom
18.03.2013, Az.: 473 Z – 1/13; ZfB 2013,
Sammlung Seite 2227 ff) sowie Literatur
insbesondere zum Seehandelsrecht (u.a.
Rabe/Bahnsen, Seehandelsrecht, 5. Aufl.,
§ 477 Rn. 21; Ramming, Hamburger
Handbuch zum Binnenschifffahrtsrecht,
2009, Kapitel 1, Rn. 70, Seite 23). Dazu ist
auszuführen, dass §§ 3, 92 b BinSchG keine
selbständigen Deliktsnormen sind,
sondern zusätzliche haftungsrechtliche
Zurechnungsnormen sui generis, wobei
bei Schiffszusammenstößen § 92 b
BinSchG lex specialis ist (von Waldstein/
Holland, Binnenschiffahrtsrecht, 5. Aufl.,
§ 3 Rn. 1, 12, § 92 b Rn. 2). Neben die Haftung
des schuldhaften handelnden Besatzungsmitglieds
oder des Lotsen tritt die
Haftung des Schiffseigners bzw. des Ausrüsters.
Der Schiffseigner bzw. Ausrüster
haftet adjektizisch für fremdes Verschulden
eines Besatzungsmitglieds oder des
Lotsen. Grund dieser adjektizischen Haftung
ist, dass dem außervertraglich Geschädigten
ein zusätzlicher Anspruchsgegner
zur Verfügung gestellt wird, der
als Schiffseigner bzw. Ausrüster solventer
als das Besatzungsmitglied ist (von
48 Binnenschifffahrt 12 | 2022 (Sammlung Seite 2792)
RECHT
Waldstein/Holland aaO § 3 Rn. 3). Das bedeutet,
dass bei deliktischen Schadensersatzansprüchen
die Voraussetzungen des
§ 823 Abs. 1 BGB vorliegen müssen. Verletzt
worden sein muss ein absolutes
Recht im Sinne des § 823 BGB. Das Eigentum
ist ein absolutes Recht. Eigentümerin
des »TMS Alukard« ist aber die Klägerin
Ziffer 2 und nicht die Klägerin Ziffer
1. Diese ist vielmehr unstreitig Ausrüsterin.
Ausrüster ist gemäß § 2 BinSchG, wer
ein ihm nicht gehöriges Schiff zur Binnenschifffahrt
verwendet und es entweder
selbst führt oder die Führung einem
Schiffer anvertraut. Der Ausrüster wird
Dritten gegenüber als Schiffseigner im
Sinne des Binnenschifffahrtsgesetzes angesehen.
Die Klägerin Ziffer 1 setzt nun
die Begriffe »Schiffseigner« und »Eigentümer«
in § 2 BinSchG gleich, so dass sie
zu dem Ergebnis gelangt, dass dem Ausrüster
dieselben Anspruchsgrundlagen
wie dem Eigentümer zur Verfügung stehen,
d.h. der Ausrüster gilt als Eigentümer.
Ausschließlich dieser könne Schadensersatzansprüche
bei einem Schiffszusammenstoß
machen. Nach dieser Argumentation
dürfte allerdings der Klägerin
Ziffer 2 als Eigentümerin wohl die Aktivlegitimation
für die Geltendmachung
eines Teils des Kaskoschadens fehlen. Die
Begriffe Schiffseigner und Schiffseigentümer
sind voneinander zu unterscheiden.
Schiffseigner im Sinne des § 1 BinSchG
ist derjenige Eigentümer eines Schiffes,
der das zur Binnenschifffahrt bestimmte
Fahrzeug zu Schifffahrtszwecken verwendet.
Dort, wo der Begriff Schiffseigner im
BinSchG verwendet wird, tritt an dessen
Stelle der Ausrüster. In § 823 Abs. 1 BGB
ist jedoch keine Rede von einem Schiffseigner.
Anknüpfungspunkt für die Haftung
ist vielmehr das Eigentum als absolutes
Recht. Dieses aber hat der Ausrüster,
der ein ihm nicht gehöriges Schiff zur
Binnenschifffahrt verwendet, bereits von
der Begrifflichkeit her nicht inne, sondern
der Schiffseigentümer.
Ob der berechtigte mittelbare Besitz als
sonstiges, absolutes Recht im Sinne des §
823 Abs. 1 BGB zu betrachten ist (vgl. Wagner
in Münchener Kommentar, BGB, 8.
Aufl., § 823 Rn. 324 mwN, der zumindest
auf den berechtigten unmittelbaren Besitz
abstellt), jedenfalls mit Blick auf den Ersatz
von Nutzungsschaden, der durch den
zeitweisen Ausfall der Sache infolge deren
Beschädigung entsteht, braucht letztlich
auch nicht entschieden zu werden.
2.
Ob die Beklagte passivlegitimiert ist, mag
ebenfalls dahingestellt sein.
Passivlegitimiert ist der Ausrüster. Der
Ausrüster wird, wie oben ausgeführt,
Dritten gegenüber als Schiffseigner im
Sinne des Binnenschifffahrtsgesetzes angesehen.
Das bedeutet, dass alle gesetzlichen
Ansprüche aus dem Bereich des
Schiffes, für die an sich der Schiffseigner
einzustehen hätte, sich gegen den Ausrüster
richten, während dessen Einstandspflicht
entfällt (vgl. von Waldstein/
Holland, Binnenschifffahrtsrecht, 5. Aufl.,
§ 2 Rn. 15). Maßgeblich sind allein die tatsächlichen
Verhältnisse. Als Indiz für die
Schiffsverwendung gilt dabei der Inhalt
der internen Abmachung (von Waldstein/
Holland aaO § 2 Rn. 5). So ist ein Bareboat-Chartervertrag,
bei dem nur das Schiff
ohne Besatzung vermietet wird und der
Mieter dann seine eigene Besatzung verpflichtet,
ein Indiz; daneben die Veranlassung
weiterer Schritte zur Schiffsverwendung
wie die Erledigung von Reparaturen,
die Bezahlung von Bunkerrechnungen
sowie der Abschluss von Versicherungsverträgen
für das Schiff (von Waldstein/Holland
aaO Rn. 5 f.). Der Ausrüster
muss im eigenen Namen das Schiff als
selbständiger Unternehmer nutzen. Wird
das Schiff einem Schiffsführer anvertraut,
ist der Schiffsverwender nur dann Ausrüster,
wenn der Schiffsführer in seinen
Diensten steht, also von ihm abhängig ist
und seinem Direktionsrecht unterliegt.
Dies kann in der Weise erfolgen, dass ein
Dienstvertrag zwischen dem Schiffsmieter
und dem Schiffsführer abgeschlossen
wird oder auch ohne Dienstvertrag, wenn
dem Verwender die Überwachung und Erhaltung
des Schiffes obliegt und er die
Entlassung des Schiffsführers bestimmen
kann (vgl. Vortisch/Bemm, Binnenschifffahrtsrecht,
4. Auflage, § 2 Rn. 6; von
Waldstein/Holland aaO § 2 Rn. 12 f.).
Die Klägerinnen haben zwar vorgetragen,
dass sich die Beklagte das nautische Personal,
insbesondere den Schiffsführer,
selbst im Wege eines gesonderten Vertragsverhältnisses
nicht von der Eigentümerin,
sondern von der rechtlich und
wirtschaftlich eigenständigen zyprischen
Y beschafft hat in der Weise, dass der
Schiffsführer des FGKS »Thurgau Prestige«
in Diensten der Beklagten stand und
ihrem Direktionsrecht unterlag. Dies hat
aber die Beklagte bestritten. Die Beklagte
habe nur einen einzigen Vertrag abgeschlossen,
nämlich das Bare-Boat Charter
Agreement vom 12.10.2017 mit dem
Schiffseigentümer, der R. Eine vertragliche
Vereinbarung mit Y und Z für die Gestellung
von gastronomischem Personal
und Verpflegung gebe es nicht. Bei diesem
Vortrag bleibt unklar, aus welchem
Grunde es unstreitig Gutschriften von der
Y sowie auch der Z an die Beklagte nach
dem Schiffsausfall gegeben hat. Gutgeschrieben
werden kann nur etwas, was
zuvor gezahlt worden ist. Angesichts der
Gutschriften von Y und Z an die Beklagte
erscheint es naheliegend, dass diese umgekehrt
zuvor an die Y die Schiffmanagement-Gebühren
einschließlich B-Fahrt
Zuschlägen sowie die Kosten an Z gezahlt
hat. Dass diese Zahlung ohne rechtliche,
gegebenenfalls auch mündliche Vereinbarung
erfolgt ist, ist schwer vorstellbar.
Wenn die Beklagte allerdings ausführt,
dass Y und Z auf Weisung der R handelt,
ist dies wohl so verstehen, dass die Beklagte
zwar nicht rechtlich, aber wirtschaftlich
»alles aus einer Hand« erhält
und dementsprechend ausschließlich die
Schiffseigentümerin R auch über den Einsatz
des Schiffsführers, gegebenenfalls
auch seine Entlassung entscheiden kann.
Dementsprechend führt die Beklagte weiter
aus, dass die Bemannung des Schiffes
vollständig in eigener Verantwortung
durch den Eigentümer durchgeführt und
zu diesem Zweck das Schwesterunternehmen
Y eingeschaltet werde. Die Beklagte
sei auch nur deshalb als Mitversicherte
im Schiffsversicherungsvertrag genannt,
weil dadurch der Regress gegen
sie als Charterer ausgeschlossen sein
soll. Danach wäre die Beklagte keine Ausrüsterin
und somit nicht passivlegitimiert.
Eines entsprechenden weiteren
richterlichen Hinweises und gegebenenfalls
Erhebung von Beweisen bedarf es
jedoch nicht, weil die Klage ohnehin aus
einem anderen Grund abzuweisen ist …
3.
Schadensersatzansprüche der Klägerinnen
scheitern mangels pflichtwidriger
schuldhafter Rechtsgutsverletzung der
Beklagten.
Nach §§ 2, 3, 92, 92 b, BinSchG, 823 BGB
ist der Ausrüster für den Schaden verantwortlich,
den eine Person der Schiffsbesatzung
oder ein an Bord tätiger Lotse einem
Dritten in Ausführungen von Dienstverrichtungen
schuldhaft zufügt. Vorliegend
lässt sich jedoch ein schuldhaftes
Verhalten des Schiffsführers L des FGKS
»Thurgau Prestige« nicht feststellen. Vielmehr
ist umgekehrt von einem pflichtwidrigen
schuldhaften Handeln des Lotsen
H vom TMS »Alukard« auszugehen.
Dementsprechend wurden im Verfahren
31 C 1/21 BSch Schadensersatzansprüche
der Schiffseignerin des FGKS »Thurgau
Prestige«, der R, gegen die dortige Beklagte,
die hiesige Klägerin als Ausrüsterin
zuerkannt …
Anmerkung:
Mit der vorliegend wiedergegebenen Entscheidung
macht das Rheinschiffahrtsgericht
Mannheim zutreffende Ausführungen
zu den grundlegenden Rechts -
begriffen des Binnenschifffahrtsrechtes,
Ausrüster und Schiffseigner, in Abgrenzung
zum Eigentümer des Schiffes.
In der Binnenschifffahrt fallen Eigentum
und Verwendung zur Binnenschifffahrt
im Sinne der §§ 1 f BinSchG sehr häufig
auseinander. Deshalb ist es wichtig, vor
einer Klage zu klären, wer Eigentümer
(Sammlung Seite 2793)
Binnenschifffahrt 12 | 2022 49
RECHT
des gegnerischen Schiffes ist und ob er
dieses möglicherweise einem Dritten
(Ausrüster) zur Verwendung zur Binnenschifffahrt
im Sinne des § 2 BinSchG
überlassen hat oder es selbst nutzt als
Schiffseigner. Diese Frage kann erforderlichenfalls
schon im Rahmen eines Verklarungsverfahrens
geklärt werden, da
die Interessenten eines Schiffes (Eigentümer,
Schiffseigner, Ausrüster, Schiffsführer
und Versicherer eines Schiffes) verpflichtet
sind, dem Geschädigten Auskunft
über diese Frage zu erteilen
(RhSchG Mainz, Urteil vom 10.3.2000,
ZfB 2001, Sammlung Seite 1814 f). Unter
Schifffahrtsanwälten ist es üblich, diese
Auskunft auf erste Anforderung zu geben.
Neben einem schuldhaft handelnden
Besatzungsmitglied haften Schiffseigner
oder Ausrüster im Rahmen der sogenannten
adjektizischen Haftung gegenüber
dem Geschädigten im Falle einer
Schiffshavarie. Für Klagen des Geschädigten
sind daher neben dem Besatzungsmitglied
auch der Schiffseigner
oder gegebenenfalls der Ausrüster passivlegitimiert.
Der Eigentümer, der sein
Schiff nicht zur Binnenschifffahrt selbst
verwendet, also nicht Schiffseigner ist,
wie zum Beispiel eine finanzierende
Bank im Rahmen des Sicherungseigentums,
haftet dagegen für Besatzungsverschulden
nicht.
Wer andererseits Inhaber eines Anspruches
ist, also aktivlegitimiert ist, ergibt
sich nur aus der Rechtsfolgenseite der anspruchsbegründenden
Normen des Binnenschifffahrtsrechtes
oder des allgemeinen
Deliktsrechtes. Hier findet sich nach
der zutreffenden Auffassung des Rheinschiffahrtsgerichtes
keine Regelung, die
den Schiffseigner oder Ausrüster an die
Stelle des geschädigten Eigentümers
setzt. Entgegen einigen, vor allem im
Rahmen des Seerechtes geäußerten
Stimmen der Literatur haben Schiffseigner
oder Ausrüster jedenfalls im Binnenschifffahrtsrecht
in dieser Eigenschaft
nicht automatisch die gleichen Ansprüche
wie der Eigentümer eines geschädigten
Schiffes, sie sind als solche also weder
neben, geschweige denn anstelle des Eigentümers
kraft Gesetzes aktivlegitimiert
für Schadensersatzansprüche aus der Havarie.
Die vorstehend veröffentlichte Entscheidung
ist noch nicht rechtskräftig, wegen
ihrer grundlegenden und ausführlichen
Darlegungen zur Schiffseigner-/Ausrüstereigenschaft
aber auch unabhängig
von ihrer möglichen Rechtskraft interessant.
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,
Frankfurt am Main
INLAND SHIPPING LAW CONFERENCE 2022 IN ROTTERDAM
Aktuelle Entwicklungen des Binnenschifffahrtsrechtes
Am 3. und 4. November 2022 fand die Inland
Shipping Law Conference 2022 in
der pulsierenden Stadt Rotterdam statt,
die den größten Seehafen Europas beherbergt
und ein wichtiger Knotenpunkt für
die Binnenschifffahrt ist. Im Hause des
VNAB (Niederländischer Verband der
Versicherungsbörsen) konnten die IVR
und die Erasmus School of Law rund 100
Teilnehmer aus über 10 verschiedenen
Ländern begrüßen. Darunter waren Juristen,
Versicherer, Gutachter, Akademiker,
mehrere Masterstudenten und
andere Fachleute, die sich mit Binnenschifffahrtsrecht
befassen oder daran interessiert
sind.
Während der Konferenz hielt eine
Gruppe internationaler Experten Vorträge
über die jüngsten Entwicklungen
im Binnenschifffahrtsrecht. Behandelt
wurden Themen wie die Haftung bei
Zwischenfällen mit gefährlichen Gütern,
das Konzept des »Verschuldens des Schiffes«
im Hinblick auf die autonome Zukunft
und vieles mehr. Auf die Vorträge
folgten interessante Diskussionen, die
von verschiedenen Fachleuten geführt
wurden. Der erste Konferenztag wurde
mit einem 4-Gänge-Menü im renommierten
Schielandshuis abgeschlossen,
einem Nationaldenkmal aus dem 17.
Jahrhundert, in dem ursprünglich der
Verwaltungsrat des Wasserverbandes
Schieland untergebracht war. Es wurde
zu einer Zeit gebaut, als die Coolsingel
noch ein Kanal war und die Skyline von
Rotterdam von der Laurenskerk bestimmt
wurde. Im Jahr 1665 wurde das
Schielandshuis von Polderverwaltern
wohlhabender Abstammung in Gebrauch
genommen. Sie sorgten unter anderem
für die Eindeichung der Stadt. Alles
in allem der perfekte Ort, um über die
aktuellen Herausforderungen in der Binnenschifffahrt
zu sprechen.
Anlass für diese Tagung ist die Festschrift
Resi Hacksteiner »Eine Reise
durch das Recht der Binnenschifffahrt«.
Die Beiträge in dieser Festschrift befassen
sich mit verschiedenen Themen des Binnenschifffahrtsrechts
und stellen somit
einen wichtigen Beitrag zur juristischen
Literatur zu diesem Thema dar.
Die IVR fördert und initiiert aktiv die
Harmonisierung und Vereinheitlichung
des Binnenschifffahrts- und Haftungsrechts
auf gesamteuropäischer Ebene.
Der Verband organisiert u.a. Kolloquien,
um die Umsetzung internationaler Übereinkommen
und Empfehlungen internationaler
Bedingungen und Transportdokumente
zu fördern. Das 10. IVR-
Kolloquium ist für Herbst 2023 geplant.
50 Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de Binnenschifffahrt 12 | 2022 (Sammlung Seite 2794)
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RECHT
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Binnenschifffahrt 12 | 2022 51
JOBBÖRSE
HHLA
Deutschlands bester Logistik-Azubi
Fatih Taskan ist als Deutschlands bester Auszubildender zur Fachkraft
für Hafenlogistik (FHL) und die HHLA als bester Ausbildungsbetrieb
für diesen Beruf ausgezeichnet. Die Verleihung
fand im November im Börsensaal der Hamburger Handelskammer
statt.
Der 26-jährige Fatih Taskan hatte seine Ausbildung im Januar
2022 mit der Note 1 beendet, nach nur zweieinhalb statt der üblichen
drei Jahre. Seither arbeitet er auf dem HHLA Container Terminal
Tollerort (CTT) unter anderem als Van-Carrier-Fahrer.
»Unser Ausbildungsleiter André Konopatzki hat sich stark dafür
eingesetzt, dass wir während der Ausbildung nicht nur Einblicke
in den Containerbetrieb und verschiedene HHLA-Gesellschaften
erhalten, sondern auch bei Drittfirmen. So konnte ich
Ausbildungsinhalte wie Warenkontrolle ebenfalls aus erster
Hand lernen«, beschreibt Fatih Taskan seine Ausbildung. Er bekam
ferner gute Unterstützung während der Klausurvorbereitung.
»Weil ich meinen Job so liebe, wollte ich der Beste
sein«, so der Einser-Azubi Taskan.
Nach seinem Abitur hatte er zunächst für die Gesamthafenbetriebs-Gesellschaft
(GHB) gearbeitet. »Der Hafen hat mir direkt
mega gut gefallen, die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Fatih Taskan beendete seine Ausbildung mit Note 1
Daher habe ich mich für eine Ausbildung bei der HHLA beworben
und war sehr glücklich, dass das geklappt hat«, berichtet Taskan.
Jetzt würde er sein Wissen und seine Begeisterung gerne
weitergeben. Sein nächstes Ziel ist es daher, Ausbilder bei der
HHLA zu werden.
»Fatih Taskans ausgezeichnetes Ergebnis unterstreicht, wie
gut Auszubildende bei der HHLA durch die Anleitung in der
Praxis, Projekteinsätze wie seine freiwillige Unterstützung der
Mittagsrakete während der Corona-Pandemie sowie theoretische
Wissensvermittlung ganzheitlich lernen und sich persönlich
weiterentwickeln«, erklärt André Konopatzki, Leiter der
HHLA-Fachschule.
© HHLA/Susanne Schmitt
DEUTSCHE AUßENHANDELS- UND VERKEHRSAKADEMIE
Gebrüder Weiss fördert Studenten
Die Deutsche Außenhandels- und Verkehrsakademie hat mit
dem Logistiker Gebrüder Weiss einen neuen Förderer. Durch die
Partnerschaft will das Unternehmen unter anderem attraktiver
für Absolventen werden.
Der internationale Transport- und Logistikdienstleister Gebrüder
Weiss ist neuer offizieller Förderer der Deutschen Außenhandels-
und Verkehrsakademie (DAV) in Bremen. Besiegelt
wurde die zunächst auf drei Jahre ausgelegte Partnerschaft auf
dem DAV-Campus. Als aktiver Förderpartner wird sich Gebrüder
Weiss unter anderem mit Praxisthemen am Lehrprogramm
der DAV beteiligen und Studierende bei Semester- und
Abschlussarbeiten unterstützen.
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Lothar Thoma und Johannes Trautmann
In Rahmen der Partnerschaft kommen Experten von Gebrüder
Weiss in Kontakt mit jungen Menschen, die bereits vor Studienbeginn
Berufserfahrung gesammelt haben und ihr Logistikwissen
vertiefen wollen. »Genau diese Menschen möchten wir für den
Einstieg in unser Unternehmen begeistern, indem wir ihnen mit
praxisnahen Aufgabenstellungen vermitteln, wie vielseitig das Logistikgeschäft
ist«, erklärt Lothar Thoma, Geschäftsfürer Air &
Sea bei Gebrüder Weiss. Als Beispiel nannte er Kernthemen des
Unternehmens wie Supply-Chain-Management, Digitalisierung
von Lieferketten und Nachhaltigkeit in der Logistik.
»Wir heißen Gebrüder Weiss im Förderkreis der DAV herzlich
willkommen. Dank unserer Partnerunternehmen bleiben unsere
Lehrinhalte am Puls der Zeit, und unsere Studierenden können
sich auf ihre weitere berufliche Laufbahn ideal vorbereiten«, sagt
Thomas Zink, Studienleiter der DAV.
52 Binnenschifffahrt 12 | 2022
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56 Binnenschifffahrt 12 | 2022
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
57
BDS
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746–377 | Fax –569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de
Neue Rheinschiffspersonalverordnung
Am 1. April 2023 wird die RheinSchPV
in Kraft treten. Die neue Verordnung enthält
neben den allgemeinen Vorschriften
zum einen die Regelungen zu den Berufsqualifikationen,
die Bestimmungen zur
Tauglichkeit, zu Ausbildungsprogrammen,
Prüfungen oder die Mindestanforderungen
und Voraussetzungen
für den Erwerb aller Befähigungen einschließlich
der besonderen Berechtigungen.
Zum anderen die Besatzungsvorschriften
mit den Betriebsformen, Ruhezeiten
und den Tabellen für die Mindestbesatzung
der jeweiligen Schiffskategorien.
Zusätzlich findet man die Übergangsbestimmungen
für alle Dokumente, die
nach den bisherigen Vorschriften ausgestellt
wurden. Diese behalten ihre Gültigkeit
bis längstens 2032.
Schließlich gibt es insgesamt acht Anlagen,
die u.a. Muster, Prüfungen und die
Anforderungen für das Befahren von Abschnitten
des Rheins enthalten, die als
Binnenwasserstraßenabschnitte mit besonderen
Risiken ausgewiesen wurden.
Harmonisierung
Mit der Überarbeitung erfolgt eine Harmonisierung
der rheinischen Vorschriften
mit der Richtlinie 2017/2397
über die Anerkennung von Berufsqualifikationen
in der Binnenschifffahrt sowie
der Verweis auf Es-Qin 2019/1, um eine
hohe Qualität in der Aus- und Weiterbildung
zu erreichen. Zusammen mit
dem kompetenzbasierten Ansatz, der
jetzt auch in die rheinischen Regelungen
aufgenommen ist, entsteht ein harmonisierter
Rechtsrahmen auf dem Rhein und
Wir wünschen
allen Leserinnen und Lesern
Frohe Weihnachten und alles Gute
für das Neue Jahr!
den anderen europäischen Wasserstraßen.
Während bisher die Anerkennung
der europäischen Befähigungszeugnisse
nur nach einer Prüfung
der Gleichwertigkeit erfolgte, gelten
durch die Harmonisierung alle Dokumente
auch auf dem Rhein und umgekehrt.
Das Rheinpatent
Es gibt nur noch ein einheitliches Rheinpatent,
in dem das bisherige kleine und
große Rheinpatent zusammengefasst
sind. Daneben gibt es noch das Sportpatent
und das Behördenpatent. Das bisherige
Radarpatent wird zur besonderen
Berechtigung. Inhaber des kleinen
Rheinpatents, die dies in ein neues Patent
umtauschen möchten, müssen ein Jahr
Fahrzeit als Inhaber des kleinen Rheinpatents
nachweisen. Genauso wie das Unionspatent
kann auch das Rheinpatent
wahlweise als Karte oder in digitaler
Form ausgestellt werden.
Tauglichkeit
Neu ist, dass die Tauglichkeitsuntersuchung
nicht mehr mit Vollendung des
50. Lebensjahres erneuert werden muss,
sondern – wie nach der Richtlinie bzw.
der BinSchPersV – erst mit Vollendung
des 60. Lebensjahres. Das gilt nicht nur
für den Patentinhaber sondern auch für
die übrigen Besatzungsmitglieder.
Danach erfolgen die Tauglichkeitsuntersuchungen
mit Vollendung des 65.
und 70. Lebensjahres und anschließend
alle zwei Jahre.
Eine neue Tauglichkeitsuntersuchung
ist ebenfalls nicht erforderlich, wenn das
nach bisherigem Recht ausgestellte Patent
in ein Patent nach der neuen
RheinSchPersV umgetauscht werden
muss, weil es ungültig wird, weil der Inhaber
z.B. das 50. Lebensjahr vollendet
hat. Auch bei der nach 13 Jahren turnusmäßig
vorgeschrieben Neuausstellung
des Patents ist keine Tauglichkeitsuntersuchung
erforderlich. In Deutschland
wird dies nach der BinSchPersV auch so
gehandhabt, in einigen anderen Mitgliedstaaten
wird dies für die Unionsdokumente
offenbar anders gesehen.
Streckenkenntnisse
Aus der bisherigen Streckenkenntnis
wird die besondere Berechtigung für die
Fahrt auf Rheinabschnitten mit besonderen
Risiken. Die Erfahrungsfahrten werden
von insgesamt 16 auf insgesamt sechs
reduziert, davon drei in jede Richtung.
Diese müssen allerdings in den letzten
drei Jahren stattgefunden haben und
nicht wie bisher innerhalb von 10 Jahren.
Die Rheinabschnitte, für die die besondere
Berechtigung erforderlich ist sowie
die Anforderungen an die erforderlichen
Kenntnisse im einzelnen findet man in
Anlage 5 der RheinSchPersV.
Die bisherigen Streckenkundenachweise
bleiben erhalten und werden beim
Umtausch des Patents als besondere Berechtigung
eingetragen.
Die besondere Berechtigung für Binnenwasserstraßen
mit maritimem Charakter
wurde durch das EU-Recht neu
eingeführt. Innerhalb des Rheinpatents
waren die hierfür vorgeschrieben Kompetenzen
bereits in der mündlichen Prüfung
enthalten. Wenn das Rheinpatent in
ein neues umgetauscht wird, wird die besondere
Berechtigung für maritime Wasserstraßen
daher ebenfalls mit eingetragen.
Besatzungsvorschriften
Die Besatzungsregelungen sind im Wesentlichen
so geblieben, wie sie sich auch
in der bisherigen RheinSchPersV zu finden
sind. Hervorzuheben ist aber eine
neu aufgenommene Regelung, die unter
bestimmten Voraussetzungen für Versuche
mit technischen Neuerungen
(Stichwort Automatisierung) eine Abweichung
von der vorgeschriebenen Mindestbesatzung
gestattet.
58 Binnenschifffahrt 12 | 2022
IMPRESSUM
Fortführung der
Binnenschiffahrt
und Wasserstraßen
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg
Moselkommission, Trier
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers
Allianz Esa EuroShip GmbH
............................................................ Titel
Alphatron Marine Deutschland GmbH ............................................. 31
argonics GmbH ...................................................................................... 26
B. Dettmer Reederei GmbH & Co. KG ............................................... 18
BRAUER Maschinentechnik AG ......................................................... 25
DGzRS ..................................................................................................... U4
DTG Deutsche Transport-Genossenschaft ........................................ 19
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH ................. 24
GEFO Gesellschaft für Öltransporte mbH ........................................... 9
Haeger & Schmidt Logistics GmbH .................................................... 13
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH ................................................ 7
HGK Shipping GmbH ........................................................................... 22
Hoyer Marine GmbH ............................................................................ 17
INTERNATIONAL Farbenwerke GmbH ........................................... 46
Internationales Maritimes Museum Hamburg .................................... 3
Kadlec & Brödlin GmbH ...................................................................... 23
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ...................................... 35, 41, 51
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ............................................... 47
Ostfriesische Volksbank eG OVB ......................................................... 29
Podszuck GmbH .................................................................................... 15
Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH .......................................... 45
Schiffswerft Bolle GmbH Derben ........................................................ 11
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG .................................... 30
Tankschiffahrt TMS „HORNHAFEN“ ............................................... 52
TERBERG Spezialfahrzeuge GmbH ..................................................... 37
UHH Umschlag- und Handelsgesellschaft Haldensleben GmbH .. 39
Werft Malz GmbH ................................................................................... 6
Wessels GmbH ....................................................................................... 24
Wittig GmbH ............................................................................................ 5
Herausgeber
Prof. Peter Tamm †
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,
Geschäftsführung
Peter Tamm
Redaktion
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)
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Redakteur: Felix Selzer (fs)
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Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)
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Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)
Josef Müller (jom, Österreich)
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)
Redaktionsbeirat
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und
Wasserstraßen e.V., Duisburg;
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen
Binnenschiffahrt e.V.;
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.
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Binnenschifffahrt 12 | 2022
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