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FACHMAGAZIN FÜR DIE KASTEN–, KÜCHEN–, BÜRO– UND SITZMÖBEL–FERTIGUNG SOWIE DEN INNENAUSBAU · WWW.MATERIAL-TECHNIK.DE · 30835<br />

07 22<br />

Wohn- und<br />

Küchenmöbel:<br />

Nachhaltige Materialien<br />

halten Einzug<br />

Fertigungstechnik:<br />

Vernetzung macht<br />

Prozesse transparenter<br />

Sitzmöbelbezüge:<br />

Dank Automatisierung<br />

effizienter produzieren


Macher & Märkte<br />

Barbara Bartelmess (Produktmanagement,<br />

Sedus)<br />

führt Maik Fischer (lks.) und<br />

Richard Barth (re.) das<br />

filigrane Design des „se:air“-<br />

Bürostuhls vor.<br />

Barbara Bartelmess (Product<br />

Management at Sedus)<br />

demonstrates the filigree<br />

design of the “se:air” office<br />

chair to Maik Fischer (l.) and<br />

Richard Barth (r.).<br />

»<br />

Die interzum greift<br />

Top-Branchenthemen auf<br />

«<br />

Die interzum in Köln ist alle zwei Jahre eine Fundgrube an inspirierenden Ideen für die Einrichtungsindustrie.<br />

Die auf dem Event vorgestellten Oberflächen und Beschläge verleihen Möbeln Mehrwert, denn sie<br />

entsprechen den Wünschen der Endkunden und bieten ihnen funktionellen Nutzen und Komfort im Alltag.<br />

Das ist bei Büromöbeln nicht anders, wo die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren die Arbeitswelt<br />

verwandelt hat. Bei einem Walking Interview auf der Orgatec haben Maik Fischer (Director der interzum)<br />

und Richard Barth sich darüber informiert, wie Zulieferprodukte den Wandel mitgestalten.<br />

m+t: Beim Rundgang durch das<br />

Angebot der Orgatec fallen die<br />

zahlreichen nachhaltigen Materialien<br />

ins Auge. Das holländische<br />

Unternehmen Vepa will mit Recycling-Produkten<br />

die Welt besser<br />

gestalten. Herr De Kam, mit dem<br />

neuen Stuhl „Hemp“ verarbeiten<br />

Sie nicht nur einen nachwachsenden<br />

Rohstoff, sondern gleichzeitig<br />

auch ein Abfallprodukt der<br />

Industrie. Wie gelingt dieser<br />

Spagat?<br />

Gertjan De Kam: Unser Stuhl<br />

basiert zwar auf der Hanfpflanze,<br />

aber bei der Herstellung der Sitzschale<br />

kom<strong>mt</strong> nicht die Pflanze<br />

selbst, sondern ein bei der Produktion<br />

von Kosmetika anfallendes<br />

Abfallprodukt der Pflanze zum Einsatz.<br />

Aus diesen Faserresten<br />

werden Hanffasermatten hergestellt,<br />

die dann mit einem Bioharz als<br />

Bindemittel zu Sitzschalen verpresst<br />

werden. Zusammen mit unserem<br />

Partner Plantics erhielten wir hierfür<br />

nicht nur den Innovation Award, sondern<br />

unser nachhaltiger Werkstoff<br />

wurde auch zum Re newable Material<br />

of the Year 2021 gekürt. Denn<br />

nach seinem Lebenszyklus kann der<br />

Stuhl geschreddert und ohne Qualitätsverlust<br />

wieder in einen Stuhl verwandelt<br />

werden. Übrigens, präsentieren<br />

wir auf unserem Stand noch<br />

weitere kreislaufwirtschaftlich produzierte<br />

Möbelinnovationen. So<br />

zeigen wir die „Felt“-Stuhlserie,<br />

deren Sitzschale <strong>aus</strong> recyceltem<br />

Post-Consumer-PET-Flaschen gefertigt<br />

ist, und den „Blue Finn“-Stuhl,<br />

bei dem der Sitz <strong>aus</strong> recyceltem,<br />

chirurgischem Einweg-Verpackungsmaterial<br />

besteht, das wir <strong>aus</strong> acht<br />

Krankenhäusern in Holland erhalten.<br />

Auch dieser Stuhl ist am Lebensende<br />

zu 100 Prozent recycelbar.<br />

„Ich sehe in kreislauffähigen<br />

Werkstoffen<br />

Innovationspotenziale“<br />

Fischer: Ich sehe in diesen kreislauffähigen<br />

Werkstoffen Innovationspotenziale<br />

für die Einrichtungsindustrie.<br />

Nachdem 2017 und 2019<br />

Professor Dr. Sascha Peters mit<br />

seiner Agentur Haute Innovation<br />

auf der interzum bereits eine<br />

Reihe umweltfreundlicher Materialien<br />

vorgestellt hatte, setzt die<br />

interzum diese Zusammenarbeit<br />

2023 fort. Auf der kommenden<br />

Ausgabe wird der Materialexperte<br />

unter dem Titel „Sustainability<br />

Matters“ erneut wegweisende<br />

Materialinnovationen auf dem<br />

Trend Forum „Materials & Nature“<br />

in Halle 6 vorstellen. Mit der Sonder<strong>aus</strong>stellung<br />

reagiert die interzum<br />

auf den zunehmenden Bedarf<br />

an nachhaltigen Materialien und<br />

unterstützt zugleich die Einrichtungsindustrie<br />

bei der Transformation<br />

in eine Circular Economy. Und<br />

das Erfreuliche dabei ist, dass die<br />

Besucher solche Werkstoffe auf<br />

der interzum auch wieder live erleben<br />

können!<br />

6<br />

material+technik möbel 07|22


Macher & Märkte<br />

m+t: Apropos Nachhaltigkeit:<br />

Wie groß die Spannbreite der<br />

Einsatzmöglichkeiten für nachhaltige<br />

Produkte ist, führt die<br />

Firma Recytex auf der Orgatec<br />

vor. Ihr Name ist Programm,<br />

denn sie setzt in Ihren Akustikprodukten<br />

auf Nachhaltigkeit<br />

sowie recycelbare PET-Fasern<br />

und löst dabei auch gleich ein<br />

wesentliches Problem in offenen<br />

Bürolandschaften: die Geräuschbeeinträchtigung.<br />

Herr H<strong>aus</strong>dorf,<br />

wie lassen sich Funktion, Nachhaltigkeit<br />

und Design harmonisch<br />

in ganzheitliche Raumlösungen<br />

integrieren?<br />

Ulrich H<strong>aus</strong>dorf: Die Pandemie<br />

hat den Wandel in den Bürolandschaften<br />

und vor allem wechselnden<br />

Arbeitsplatzbelegungen durch<br />

vermehrte Home-Office-Arbeit<br />

sowie desk sharing beschleunigt.<br />

Dazu kom<strong>mt</strong> die heutige Architektur<br />

mit dem Einsatz schallharter<br />

Materialien, die nicht nur in Bürogebäuden,<br />

sondern auch in Restaurants,<br />

öffentlichen Räumen den<br />

Lärmpegel merklich steigert. Akustisch<br />

wirksame Lösungen sind<br />

daher notwendig, doch sie müssen<br />

auch dem gestalterischen Anspruch<br />

der Büroeinrichtung entsprechen.<br />

Wir haben uns für die Produktion<br />

von hochwertigen Akustikprodukten<br />

<strong>aus</strong> Vlies entschieden. Mit<br />

Akustikwänden und Akustikbildern<br />

und nun auch mit der leuchtenden<br />

Akustiksäule stellt Recytex Planern<br />

und Architekten designorientierte<br />

und umweltfreundliche Lösungen<br />

zur Verfügung. Mit diesen können<br />

sie ganzheitliche Einrichtungen kreieren,<br />

ohne bei der Akustik einen<br />

Kompromiss in Sachen Design eingehen<br />

zu müssen. Da die Akustiksäule<br />

über Rollen verfügt, können<br />

Anwender Wohlbefinden und<br />

Lebensqualität in jeden Raum bringen.<br />

Fischer: Recytex stellte seine<br />

Komfortvliese und die dar<strong>aus</strong><br />

machbaren Produkte auf den vorangegangenen<br />

interzum-Ausgaben<br />

bereits vor und ergänzt damit das<br />

breite Angebot an Zulieferprodukten<br />

für die Büromöbelindustrie.<br />

Denn Planer und Architekten besuchen<br />

die interzum regelmäßig, um<br />

in Köln innovative und vor allem inspirierende<br />

Ideen zu entdecken..<br />

Neben den unzähligen Innovationen<br />

<strong>aus</strong> allen Segmenten können<br />

sich die Architekten sowohl über<br />

die akustischen Lösungen als auch<br />

über die wesentlichen Innovationen<br />

im Lichtbereich einen Überblick<br />

verschaffen.<br />

„Die Lichttechnik<br />

präsentiert sich konzentriert<br />

in einer Halle“<br />

m+t: Herr Fischer, Sie erwähnten<br />

gerade das Thema Licht und<br />

dessen wichtige Rolle in der<br />

Architektur. Bei der Firma Klöber<br />

hat Licht nun Einzug in den<br />

Sessel „Wooom“ gehalten. Herr<br />

Hindenberg, welche weitere<br />

Komfortfunktionen bietet der<br />

Ulrich H<strong>aus</strong>dorf (Mitte, Gebietsverkauf Recytex) erläutert die Vorteile<br />

akustisch wirksamer Leuchtsäulen in offenen Büroräumen.<br />

Ulrich H<strong>aus</strong>dorf (center, Area Sales at Recytex) explains the advantages<br />

of acoustically effective light columns in open office spaces.<br />

Auf dem Vepa-Stand informiert Gertjan de Kam (lks., Design &<br />

Development Manager Vepa) die Herstellung eines Stuhles <strong>aus</strong><br />

Hanffaserresten.<br />

At Vepa, Gertjan de Kam (left, Design & Development Manager of<br />

Vepa) explains the manufacture of a chair from residual hemp<br />

fibres.<br />

Photos: Koelnmesse<br />

neue Loungesessel und weshalb<br />

entspricht er damit dem Zeitgeist?<br />

Dirk Hindenberg: Unser Sessel ist<br />

ein Paradebeispiel für die „Entgrenzung“<br />

von Büro und Wohnraum.<br />

Beim Megatrend „New Work“<br />

geht es darum, das Büro zu einem<br />

attraktiven Ort der Kommunikation,<br />

aber auch des Rückzugs für Mitarbeiter<br />

zu machen. Da spielt die<br />

Wohnlichkeit eine große Rolle. Erst<br />

wenn man den Sessel „besitzt“<br />

lassen sich die vielfältigen Komfortfunktionen<br />

von „Wooom“ genießen.<br />

Denn er kann nicht nur mit<br />

einer integrierten LED-Leuchte<br />

<strong>aus</strong>gestattet werden, sondern<br />

auch mit einer Massage- und Heizfunktion.<br />

Das Ganze lässt sich über<br />

das Smartphone problemlos steuern.<br />

So ist Heizfunktion für Sitz und<br />

Rücken einstellbar und auch die<br />

3-Zonen Massagefunktion kann in<br />

der Intensität separat und stufenlos<br />

angepasst werden. Durch die<br />

Sitzschale <strong>aus</strong> Formvlies, die bis zu<br />

60 Prozent <strong>aus</strong> recycelter Polyesterfaser<br />

besteht, und die Tatsache,<br />

dass das Vlies am Ende zu 100 Prozent<br />

recycelbar ist, punktet der<br />

Sessel auch mit seinen nachhaltigen<br />

Aspekten. „Wooom“ ist also<br />

ein Komfortsessel, der im Büro und<br />

im Wohnraum seinen Platz haben<br />

kann.<br />

Fischer: Nahezu alle führenden<br />

Lichtspezialisten stellen regelmäßig<br />

auf der interzum <strong>aus</strong> und nutzten<br />

die Weltleitmesse als Bühne<br />

für ihre Innovationen. Auf der kommenden<br />

Ausgabe machen wir die<br />

Halle 10.2 zur Lichtarena, denn ein<br />

Großteil der Lichttechnik-Aussteller<br />

wird hier <strong>aus</strong>stellen. Interessenten<br />

können sich dort somit noch besser<br />

und in kürzerer Zeit über das weltweite<br />

Angebot informieren. Mit<br />

ihren drei Themenschwerpunkten<br />

„Function & Components“, „Materials<br />

& Nature“ sowie „Textile &<br />

Machinery“ ist die interzum ohnehin<br />

eine Messe der kurzen Wege.<br />

Da wir uns gerade auf der Orgatec<br />

befinden, möchte ich an dieser<br />

Stelle auch auf die neue Platzierung<br />

der Büromöbel-Komponentenanbieter<br />

hinweisen, die von der Halle<br />

5.1 in die Halle 4.2 umziehen. Dort<br />

werden die Industriebesucher auch<br />

2023 wieder komprimiert innovative<br />

Komponenten vorfinden, mit<br />

denen sie auf der Orgatec 2024<br />

erneut ein Feuerwerk an innovativen<br />

Ideen zünden können.<br />

„Die interzum zeigt<br />

Werkstoffe für hybride<br />

Möbel“<br />

m+t: Bleiben wir bei den Sitzmöbeln,<br />

die auf der Orgatec eine<br />

dominierende Rolle spielen.<br />

„New Work“ macht die Arbeit<br />

hybrider, agiler und individueller,<br />

was sich aber zugleich als<br />

Her<strong>aus</strong>forderung für einen Bürodrehstuhl<br />

erweist. Er muss sich<br />

auf wechselnde Nutzer einstel-<br />

material+technik möbel 07|22 7


Fokus<br />

Mit 590 Ausstellern und<br />

rund 8.000 Besuchern war<br />

die Sicam der größte<br />

Zulieferevent des Jahres.<br />

With 590 exhibitors and<br />

around 8,000 visitors, the<br />

Sicam was the biggest<br />

supplier event of the year.<br />

Photos: Barth<br />

Sicam traf auf internationales<br />

Besucherinteresse<br />

Die 13. Ausgabe der Sicam Mitte Oktober in Pordenone war in diesem Jahr der größte Zulieferevent<br />

für die Einrichtungsindustrie auf europäischem Boden. Durch den Wegfall der meisten Reiserestriktionen<br />

konnte die italienische Zuliefermesse an die Vor-Corona-Ausgaben heranrücken und<br />

wieder verstärkt internationale Besucher anziehen. Auf der vergrößerten Ausstellungsfläche hatten<br />

sich weitere namhafte Zulieferunternehmen eingefunden.<br />

Die Sicam im norditalienischen Pordenone<br />

erwies sich vom 18. bis<br />

zum 21. Oktober erneut als Schaufenster<br />

der internationalen Zulieferindustrie.<br />

In diesem Jahr war es<br />

sogar der größte Zulieferevent auf<br />

europäischem Boden, da die interzum<br />

in Köln als Weltleitmesse erst<br />

wieder 2023 stattfindet. Bekam die<br />

italienische Zuliefermesse im vergangenen<br />

Jahr noch die Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie zu spüren,<br />

was sich vor allem in niedrigeren<br />

<strong>aus</strong>ländischen Besucherzahlen<br />

bemerkbar machte, so war davon<br />

bei der diesjährigen Ausgabe kaum<br />

mehr etwas zu spüren. Die inzwischen<br />

gefallenen Reiserestriktionen<br />

ließen wieder zahlreiche internationale<br />

Besucher anreisen, insbesondere<br />

<strong>aus</strong> den asiatischen<br />

Ländern, so dass sich Veranstalter<br />

Carlo Giobbi über den Messeverlauf<br />

sehr zufrieden zeigte. In seiner<br />

Schlussbilanz heißt es: „Die wachsende<br />

Zahl der Anwärter für die<br />

nächste Ausgabe der Sicam (17.10.<br />

bis 20.10.23) beweist den Erfolg der<br />

diesjährigen Veranstaltung.“<br />

Obwohl an den vier Messetagen in<br />

allen zehn Messehallen wieder ein<br />

dichtes Gedränge herrschte,<br />

konnte der Event beim Besuch<br />

nicht ganz das Ergebnis der Ausgabe<br />

2019 erreichen. Laut Veranstalter<br />

kamen Vertreter von 8.000<br />

Unternehmen auf die Messe, eine<br />

genaue Personenzahl nennt Giobbi<br />

seit Jahren nicht, da ihm laut eigener<br />

Angaben die Qualität wichtiger<br />

als die Quantität ist. Gegenüber der<br />

Sicam 2021 konnte die Veranstaltung<br />

zwar ein deutliches Besucherplus<br />

von 11 Prozent verbuchen, im<br />

Vergleich zur Vor-Corona-Ausgabe<br />

Einige Beschlaghersteller<br />

stellten<br />

in anderen Hallen<br />

als bei den vorangegangenen<br />

Veranstaltungen<br />

<strong>aus</strong>.<br />

Some fittings<br />

manufacturers<br />

exhibited in<br />

different halls<br />

than at previous<br />

events.<br />

2019 lag das Ergebnis jedoch um<br />

3,5 Prozent darunter. 2020 war der<br />

Event aufgrund von Corona abgesagt<br />

worden.<br />

Zuwachs bei Ausstellern<br />

Wesentlich besser fällt die Bilanz<br />

der Sicam bei den Ausstellern <strong>aus</strong>,<br />

wo es laut Giobbi weiterhin eine<br />

Warteliste gibt. In diesem Jahr<br />

konnte durch einen temporären<br />

Anbau an die Halle 8 eine Ausstellungsmöglichkeit<br />

für weitere Firmen<br />

gefunden werden, nachdem<br />

schon seit drei Jahren die temporäre<br />

Halle 10 im Einsatz ist. Da sich<br />

in diesem Jahr weitere namhafte<br />

Dekorspezialisten mit entsprechend<br />

großem Flächenbedarf zur<br />

Messe angemeldet hatten, konnte<br />

die Sicam zwar bei der Hallenfläche,<br />

nicht aber bei der Ausstellerzahl<br />

zulegen. Während im vergangenen<br />

Jahr 540 Firmen <strong>aus</strong> 29 Ländern<br />

<strong>aus</strong>stellten, waren es dieses<br />

Mal 590 Unternehmen <strong>aus</strong> 32 Ländern.<br />

2019 waren 604 Firmen an<br />

Bord gewesen.<br />

12<br />

material+technik möbel 07|22


Fokus<br />

Als großes Plus der Sicam wird die<br />

kontinuierliche Internationalität in<br />

Bezug auf die Aussteller und Besucher<br />

gesehen. Bei der diesjährigen<br />

Ausgabe stam<strong>mt</strong>en 31 Prozent der<br />

Aussteller (2019: 27%) <strong>aus</strong> dem<br />

Ausland. Die größte Ausstellergruppe<br />

nach Italien stellte erneut<br />

Deutschland, vor der Türkei, Spanien,<br />

Österreich und Polen. Mit<br />

einem Anteil von rund 35 Prozent<br />

an <strong>aus</strong>ländischen Besuchern bestätigte<br />

die Sicam auch diesmal ihre<br />

Internationalität. Die größte Besuchergruppe<br />

nach den Italienern<br />

waren die Deutschen, doch auch<br />

Besucher <strong>aus</strong> Nordamerika, dem<br />

mittleren Osten sowie Süd- und<br />

Nordamerika kamen laut Veranstalter<br />

nach Pordenone.<br />

Neue Standplätze<br />

Die 13. Ausgabe der Sicam brachte<br />

für die Besucher einige Änderungen<br />

in der Ausstellerverteilung mit<br />

sich. Da sich im vergangenen Jahr<br />

einige Unternehmen gegen eine<br />

Beteiligung entschieden hatten<br />

und der Veranstalter den Ausstellern<br />

<strong>aus</strong> dem Vorjahr das Vorrecht<br />

für die nächste Ausgabe einräu<strong>mt</strong>,<br />

mussten sich langjährige Aussteller<br />

mit neuen Standplätzen zufriedengeben.<br />

Hettich und Salice schienen<br />

dies aber nicht gewollt zu haben,<br />

denn sie waren im Oktober nicht<br />

als Aussteller dabei.<br />

Andere Unternehmen wechselten<br />

in neue Hallen: So stellte Blum in<br />

Halle 9 <strong>aus</strong> und hatte dort eine<br />

wesentlich größere Fläche zur Verfügung,<br />

auf der er erstmals auch<br />

seine Montagehilfen <strong>aus</strong>stellte.<br />

Auch Grass hatte seinen Stand t<strong>aus</strong>chen<br />

müssen und war nun in Halle<br />

1 anzutreffen. Diejenigen Unternehmen,<br />

die im vergangenen Jahr<br />

als Aussteller hinzugekommen<br />

waren, traf der Besucher am selben<br />

Platz an. Zur diesjährigen Ausgabe<br />

waren weitere Anbieter <strong>aus</strong><br />

der Oberflächenindustrie angetreten.<br />

Erstmals waren u. a. die Dekordrucker<br />

Impress und Interprint<br />

unter den Ausstellern und mit<br />

Sonae Arauco und M. Kaindl kamen<br />

weitere Holzwerkstoffproduzenten<br />

hinzu. Schon länger vertreten sind<br />

Egger, Kronospan Italia, Saviola,<br />

Swiss Krono, Fundermax, Rheinspan<br />

sowie Kastamonu. Mit Ausnahme<br />

von Hettich und Salice stellten<br />

alle anderen Beschlagunternehmen<br />

<strong>aus</strong>: Blum, Grass,<br />

Vauth-Sagel, Kesseböhmer, FGV,<br />

Indaux sowie Titus. Im Bereich<br />

Licht war Elektra wieder an Bord<br />

und ergänzte die bereits im Vorjahr<br />

präsenten Anbieter wie etwa Hera,<br />

L&S sowie CHF-Lichttechnik. Letzterer<br />

zeigte in Pordenone neben<br />

neuen, geschwungenen Gestaltungslösungen<br />

mit LED-Licht, bei<br />

denen das Gehäuse in der gewählten<br />

Form bleibt, auch die Weiterentwicklung<br />

seines Metallrahmensystems<br />

„Onyx“, das nun mit Licht<br />

und optionalen Holzböden wohnlicher<br />

konfiguriert werden kann.<br />

Nahezu komplett zeigte sich der<br />

Kantenbereich, wo Rehau, MKT,<br />

Kröning, Egger/Roma sowie<br />

Proadec <strong>aus</strong>stellten.<br />

Breites Oberflächenangebot<br />

Während ein Teil der Beschlag- und<br />

der Holzwerkstoffhersteller seine<br />

neuen Produkte dem Fachpublikum<br />

bereits auf der Holz-Handwerk<br />

in Nürnberg Mitte Juli vorgestellt<br />

Bei der diesjährigen<br />

Ausgabe<br />

waren mehr<br />

Oberflächenspezialisten<br />

an Bord<br />

als je zuvor.<br />

At this year’s<br />

edition, more<br />

surface specialists<br />

than ever<br />

before were on<br />

board.<br />

hatte, konnten die Besucher in Pordenone<br />

die jüngsten Möbel- und<br />

Fußbodendekore erstmals wieder<br />

live erleben. Dabei zeigte sich, dass<br />

Eiche nach wie vor einen hohen<br />

Stellenwert hat, jedoch zunehmend<br />

in weniger rustikalen Ausprägungen<br />

auftritt. Unter den weiteren<br />

Holzarten fielen vor allem Reproduktionen<br />

von Nussbaum und<br />

Kastanie ins Auge, vereinzelt aber<br />

auch von Nadelhölzern und Ulme.<br />

Die Holztöne fielen heller als in den<br />

Vorjahren <strong>aus</strong> und viele Holzinterpretationen<br />

zeigten sich mit streifiger<br />

Struktur. Steine bzw. Steinanmutungen<br />

spielten unter den<br />

Neuvorstellungen eine wichtige<br />

Rolle, daneben waren Interpretationen<br />

anderer Materialien wie etwa<br />

Flechtmaterialien, Webstrukturen<br />

oder Reproduktionen weiterer<br />

natürlicher Materialien anzutreffen.<br />

Da Unifarben im Möbelbau gefragt<br />

sind, präsentierten die Oberflächenanbieter<br />

neue Grüntöne –<br />

von Lind- bis Jägergrün – sowie<br />

Erd- und Graunuancen, wobei bei<br />

den Holzdekoren auf die Kombinierbarkeit<br />

mit den Unis geachtet<br />

wurde. Bei den dekorativen Möbelplatten<br />

dominierten supermatte<br />

Ober flächen, wobei sich die Aussteller<br />

in Sachen Glanzgrad dank<br />

neuer Herstellungstechnologien<br />

inzwischen unterbieten.<br />

Bei den Beschlägen war die Neuheiten<strong>aus</strong>beute<br />

geringer, da sich die<br />

meisten Anbieter im Entwicklungsrhythmus<br />

nach der interzum richten<br />

und erst zu deren nächster Ausgabe<br />

im Mai 2023 neue Produkte vorstellen<br />

wollen. Wie in Pordenone<br />

ersichtlich, werden Schubkastenzargen<br />

immer filigraner. Der Bedienungskomfort<br />

von Scharnieren und<br />

Auszügen wird weiterhin großgeschrieben,<br />

so dass die Beschläge<br />

gedämpft schließen und sich bei<br />

grifflosen Fronten auch auf Fingerdruck<br />

öffnen lassen. Die Scharniere<br />

passen sich dem Innenleben der<br />

Schränke durch noch mehr Farb<strong>aus</strong>führungen<br />

immer besser an.<br />

Bei den Ordnungssystemen zeigte<br />

sich ebenfalls ein erweitertes<br />

Angebot, das von extra schmalen<br />

150er-Auszügen bis zu einem<br />

besonders breiten Auszug für 75<br />

Zentimeter breite Schränke<br />

reichte.<br />

Richard Barth<br />

Sicam met with international visitors’ interest<br />

From 18 to 21 October, the Sicam in the northern Italian city of Pordenone<br />

once again proved to be a showcase for the international supplier<br />

industry. With travel restrictions now being lifted for the most part,<br />

numerous international visitors travelled to Italy again, so that representatives<br />

of 8,000 companies came to the trade fair. For years, the organiser<br />

has not given an exact number of visitors. With a share of around 35 per<br />

cent of foreign visitors, the Sicam confirmed its internationality. Compared<br />

to 2021, the Sicam recorded a significant increase in visitors of 11<br />

per cent, compared to the pre-Corona edition in 2019, however, the outcome<br />

was 3.5 per cent lower. A temporary extension to Hall 8 provided<br />

additional exhibition space, so that this time, 590 companies from 32<br />

countries participated. At this year’s edition, 31 per cent of the exhibitors<br />

(2019: 27 %) came from abroad.<br />

The visitors were able to experience new furniture and flooring decors<br />

from the numerous surface suppliers, while the novelties yield was<br />

lower for fittings, as most suppliers follow the interzum in their development<br />

rhythm and only want to present new products at its next edition<br />

in May 2023. The next edition of the Sicam will take place from 17 to 20<br />

October 2023.<br />

material+technik möbel 07|22 13


Fokus<br />

Xylexpo mit Fokus auf Inlandsmarkt<br />

Die Xylexpo fand erstmals<br />

im Herbst statt. Aufgrund<br />

der unsicheren<br />

Pandemielage hatte<br />

Veranstalter Acimall<br />

beschlossen, die Fachmesse<br />

für Holzbearbeitungsmaschinen<br />

zu<br />

verschieben. Wenige<br />

Monate nach der Holz-<br />

Handwerk in Nürnberg<br />

wurde die Xylexpo<br />

zusammen mit zwei<br />

weiteren Branchenmessen<br />

Mitte Oktober in Rho<br />

bei Mailand veranstaltet.<br />

Nachdem die Xylexpo im Jahr 2020<br />

zu den ersten Branchenmessen<br />

zählte, die aufgrund der Corona-<br />

Pandemie abgesagt werden mussten,<br />

entschloss sich der italienische<br />

Branchenverband Acimall, die<br />

diesjährige Ausgabe in den Herbst<br />

zu verschieben. Statt traditionell im<br />

Mai, fand der Event dieses Jahr<br />

vom 12. bis zum 15. Oktober auf<br />

dem Mailänder Messegelände in<br />

Rho statt. Der Veranstalter hatte<br />

sich erhofft, zu dem späteren Zeitpunkt<br />

aufgrund gefallener Reisebeschränkungen<br />

mehr internationale<br />

Besucher anziehen zu können;<br />

zudem wollte er die Besucherzahlen<br />

auch durch die terminliche<br />

Überschneidung mit zwei weiteren<br />

24<br />

material+technik möbel 07|22<br />

Fachmessen auf dem Mailänder<br />

Messegelände verbessern.<br />

Zeitgleich mit der Xylexpo öffnete<br />

nämlich die Werkzeugmesse<br />

BI-MU ihre Pforten sowie einen<br />

Tag später die Viscom Italia, eine<br />

Fachmesse für visuelle Kommunikation.<br />

Mit der erstmaligen Online-<br />

Ausgabe der Messe unter dem<br />

Motto „Xylexpo TV“ versprach sich<br />

der Xylexpo-Veranstalter zudem<br />

eine Reichweitensteigerung insbesondere<br />

im Hinblick auf die internationalen<br />

Besucher.<br />

Mit 2.000 m 2 war die SCM-Gruppe Platzhirsch unter den diesjährigen<br />

Ausstellern.<br />

The SCM Group was the top dog among this year’s exhibitors<br />

with 2,000 m 2 . . <br />

Photo: Barth<br />

Weniger Aussteller<br />

Wie sich nach Ende der Xylexpo<br />

her<strong>aus</strong>stellte, ist die Rechnung des<br />

Veranstalters nicht ganz aufgegangen.<br />

Aufgrund der Absage namhafter<br />

Aussteller war mit der Ausstellerzahl<br />

auch der Flächenbedarf<br />

gesunken und so fand der Event<br />

nur noch in zwei Messehallen statt.<br />

Statt 425 Aussteller wie noch bei<br />

der letzten Ausgabe 2018 hatten<br />

sich in den beiden Hallen nur noch<br />

280 Aussteller eingefunden, von<br />

denen der Großteil <strong>aus</strong> Italien<br />

stam<strong>mt</strong>e. 2012 hatten noch 560<br />

Firmen <strong>aus</strong>gestellt.<br />

Große Maschinenbauunternehmen<br />

wie Homag, Biesse und Cefla<br />

hatten der Ausgabe erstmals eine<br />

Absage erteilt, nachdem sie bereits<br />

Mitte Juli auf der Holz-Handwerk in<br />

Nürnberg angetreten waren. Zu<br />

den Ausstellern mit der größten<br />

Standfläche zählten in Mailand nun<br />

die SCM-Gruppe mit 2.000 m 2<br />

sowie die Weinig-Gruppe, die mit<br />

1.100 m 2 zweitgrößter Aussteller<br />

war. Auffällig groß war auch der<br />

Messestand der Felder-Gruppe, die<br />

sich in Mailand fast <strong>aus</strong>schließlich<br />

mit den bereits in Nürnberg gezeigten<br />

Maschinen präsentierte.<br />

Während die IMA-Schelling-Gruppe<br />

Bei Giardina gab ein von Pininfarina<br />

gestylter Spritzautomat sein Debüt.<br />

A Pininfarina-style spray machine made<br />

its debut at Giardina. Photo: Barth<br />

in Nürnberg gänzlich ohne Maschinen<br />

angereist war, wurde auf der<br />

Xylexpo auf dem Messestand<br />

zumindest eine Anlage <strong>aus</strong>gestellt.<br />

Dafür hatte Barberán erstmals<br />

überhaupt keine Maschinen mitgebracht,<br />

sondern nur Muster von<br />

Produkten, die auf seinen Maschinen<br />

hergestellt werden. Ähnlich<br />

machte es Kleiberit, der die Messe<br />

auf kleinerer Fläche als Plattform<br />

für Kundengespräche nutzte.<br />

Mehr Besucher durch Parallel-<br />

Messen<br />

Dennoch zeigte sich der Veranstalter<br />

mit dem Besuchsergebnis<br />

zufrieden und gab in seiner Schlussbilanz<br />

bekannt, dass die diesjährige<br />

Xylexpo die Erwartungen übertroffen<br />

habe. So seien über 16.000<br />

Fachbesucher gezählt worden und<br />

es habe insgesa<strong>mt</strong> 22.000 Zutritte<br />

gegeben, was auf mehrtägige<br />

Besuche hinweist. Bei der genauen<br />

Analyse zeigt sich jedoch, dass die<br />

Messe lediglich 12.356 Fachbesucher<br />

anzog, während es sich bei<br />

knapp 4.000 Personen um Besucher<br />

der beiden anderen Fachmessen<br />

handelte. Bei der letzten Ausgabe<br />

im Mai 2018 hatten die<br />

Xylexpo noch 17.781 Interessenten


Fokus<br />

besucht, von denen 28 Prozent und<br />

damit knapp 5.000 Personen <strong>aus</strong><br />

dem Ausland stam<strong>mt</strong>en. Mit einem<br />

Anteil von 25 Prozent konnte dieses<br />

Mal ein ähnliches Prozentergebnis<br />

erzielt werden, aber unterm Strich<br />

reisten doch rund 2.000 Besucher<br />

weniger an, wenn man die zusätzlichen<br />

Interessenten der beiden<br />

anderen Messen außer Acht lässt.<br />

Auch in den Gesprächen mit den<br />

Ausstellern wurde die Zahl der<br />

Besucher <strong>aus</strong> Deutschland sowie<br />

generell <strong>aus</strong> dem Ausland als geringer<br />

eingestuft, weshalb die meisten<br />

Aussteller bereits im Vorfeld den<br />

Fokus auf das italienische Fachpublikum<br />

gelegt und für diesen Markt<br />

die geeigneten Maschinen mitgebracht<br />

hatten.<br />

Aufgrund der Fördermaßnahmen<br />

des italienischen Staates bieten sich<br />

den Herstellern weiterhin lukrative<br />

Absatzchancen. So unterstützt der<br />

Gesetzgeber in Italien die Industrie<br />

und damit auch das holzverarbeitende<br />

Gewerbe mit einer speziellen<br />

„Industrie 4.0“-Fördermaßnahme,<br />

wodurch insbesondere vernetzbare<br />

Maschinen und Anlagen in den<br />

Blickpunkt rückten und entsprechend<br />

gefragt sind. Mit den Hyperund<br />

Superabschreibungen soll die<br />

technologische und digitale Transformation<br />

von Produktionsprozessen<br />

herbeigeführt werden.<br />

Staatliche Fördermaßnahmen<br />

Andere Kaufanreize, etwa für die<br />

Renovierung von Häusern und in<br />

diesem Zusammenhang den Kauf<br />

von Einrichtungsgütern, helfen der<br />

Maschinenindustrie ebenfalls beim<br />

Absatz, wie auch die jüngsten<br />

Branchenstatistiken zeigen: So<br />

hatten die italienischen Hersteller<br />

von Holzbearbeitungsmaschinen<br />

2021 ihren Umsatz gegenüber dem<br />

Vorjahr um fast 37 Prozent auf 2,53<br />

Mrd. Euro steigern können. Gegenüber<br />

2019 hatte es ebenfalls ein<br />

Wachstum gegeben, das Acimall<br />

auf 11,6 Prozent beziffert. Der coronabedingte<br />

Einbruch des Jahres<br />

2020 konnte durch einen Zuwachs<br />

von 30,8 Prozent im Vergleich zu<br />

2020 und 10,1 Prozent gegenüber<br />

2019 <strong>aus</strong>geglichen werden.<br />

Die staatlichen Fördermaßnahmen<br />

machten sich insbesondere auf<br />

dem Inlandsmarkt bemerkbar, wo<br />

der Absatz 2021 um 52,5 Prozent<br />

gegenüber 2020 und um 15,1 Prozent<br />

gegenüber 2019 zulegte. Insgesa<strong>mt</strong><br />

wurden im Inland 2021<br />

Maschinen und Anlagen im Wert<br />

von 790 Mio. Euro verkauft.<br />

Zugleich wuchsen die Importe von<br />

Holzbearbeitungsmaschinen: Sie<br />

kletterten auf 244 Mio. Euro und<br />

damit um 59,4 Prozent gegenüber<br />

2020 und um 21,4 Prozent gegenüber<br />

2019. Den Gesa<strong>mt</strong>markt für<br />

Holzbearbeitungsmaschinen beziffert<br />

Acimall angesichts dieser<br />

Ergebnisse auf 1,034 Mrd. Euro.<br />

Das bedeutet ein Wachstum von<br />

54,1 Prozent gegenüber dem<br />

Corona-Jahr 2020 und von 16,5<br />

Prozent gegenüber 2019.<br />

Nachdem die ersten Monate des<br />

Jahres 2021 unverändert positiv<br />

verliefen und zweistellige<br />

Zuwächse bei den Produktionsdaten<br />

zeigten, kam es im zweiten<br />

Quartal laut Acimall zu einem deutlichen<br />

Einbruch, so dass die Branche<br />

für das Gesa<strong>mt</strong>jahr vor<strong>aus</strong>sichtlich<br />

nicht mit Wachstumsraten<br />

rechnen kann.<br />

Preisgekrönte Innovationen<br />

Traditionell präsentieren insbesondere<br />

die italienischen Hersteller<br />

Barberán war ohne Maschinen auf der Xylexpo angetreten.<br />

Barberán attended Xylexpo without machines. Photo: Barth<br />

Trotz der Beschränkung auf zwei Messehallen waren diese nur<br />

mäßig mit Besuchern gefüllt.<br />

Despite the exhibition being concentrated on two halls, they were<br />

only filled with a modest number of visitors. Photo: Barth<br />

ihre Maschineninnovationen auf<br />

der Xylexpo, was bei einigen Unternehmen<br />

auch der Fall war. Aussteller,<br />

die im Juli bereits auf der Holz-<br />

Handwerk an Bord waren, hatten<br />

nach Mailand indessen kaum Neuerungen<br />

mitgebracht, so dass<br />

zumindest für die Besucher der<br />

deutschen und italienischen Veranstaltungen<br />

die Neuheiten-Ausbeute<br />

gering <strong>aus</strong>fiel.<br />

Wie in den Vorjahren vergab die<br />

Messe auch dieses Jahr den „XIA-<br />

Xylexpo Innovation Award“ für<br />

technologische Neuerungen, mit<br />

denen diesmal insgesa<strong>mt</strong> sechs<br />

Unternehmen in fünf Kategorien<br />

<strong>aus</strong>gezeichnet wurden. Eine achtköpfige<br />

Jury wählt die markantesten<br />

Innovationen in den Kategorien<br />

Massivholzbearbeitung, Plattenbearbeitung,<br />

Finishing, Digitalisierung<br />

und Nachhaltigkeit <strong>aus</strong>. Bei der<br />

diesjährigen, vierten Preisverleihung<br />

gewannen in den jeweiligen<br />

Kategorien die Firmen Paoletti<br />

Energy (Massivholzbearbeitung),<br />

SCM (Plattenbearbeitung und Digitalisierung),<br />

Altendorf (Plattenbearbeitung),<br />

Makor (Finishing) sowie<br />

Spänex (Nachhaltigkeit). So würdigte<br />

die Jury im ersten Fall das<br />

Verleimsystem „Iglueing PUR<br />

Hyper“ von Paoletti. Das System<br />

für den Auftrag von Polyurethan-<br />

Klebstoffen bei der Keilzinkenverleimung<br />

zeichnet sich durch eine<br />

massive Verringerung der Reinigungszeit<br />

des Applikators, eine<br />

effizientere Nutzung des Klebstoffs<br />

und eine einfache Integration in<br />

mehrere Maschinen <strong>aus</strong>. In der<br />

Kategorie „Plattenbearbeitung“<br />

prämierte die Jury zwei Lösungen:<br />

Die Gewinner waren „Hand Guard“<br />

von Altendorf und „Blade Off“ von<br />

SCM, die auf unterschiedliche<br />

Weise eine deutliche Verbesserung<br />

der Bedienersicherheit bei Formatkreissägen<br />

bieten. In der Kategorie<br />

„Finishing“ hat die Jury die automatische<br />

Spritzmaschine „Excellent<br />

CM80“ von Makor gekürt, die<br />

sich u.a. durch eine verbesserte<br />

Reinigung des Förderbands und<br />

eine höhere Effizienz bei der Farbverwendung<br />

dank einer effektiveren<br />

Overspray-Rückgewinnung<br />

hervorhebt. Die Auszeichnung<br />

„Digitalisierung“ ging an die „Digital<br />

Factory“ von SCM, da dieses<br />

Ökosystem die Möglichkeit bietet,<br />

Informationen und Daten <strong>aus</strong> einer<br />

Produktionsumgebung zu erfassen,<br />

um ein Produkt von der Bestellung<br />

über die Produktion bis hin<br />

zum Aftersales zu überwachen. Es<br />

bietet eine Reihe von Dienstleistungen,<br />

die es dem OEM ermöglichen,<br />

neue Geschäftsmodelle im<br />

Einklang mit den aktuellen Markttrends<br />

zu nutzen. Der Preis in der<br />

Kategorie „Nachhaltigkeit“ ging an<br />

die Holzstaubabsaugung von<br />

Spänex, da es durch Energieeinsparung,<br />

Umweltschutz und die<br />

Integration in bestehende Recyclingsysteme<br />

ökologische Vorteile<br />

bietet und ein vielseitiges, skalierbares<br />

und flexibles System darstellt,<br />

das sich an unterschiedliche<br />

Geschäftsanforderungen anpassen<br />

lässt. Durch die Verringerung des<br />

Brandrisikos und effizientere Systemsteuerungsoptionen<br />

werde<br />

zudem eine verbesserte Wartung<br />

material+technik möbel 07|22 25


Fokus<br />

Maßgeschneiderte Maschinenschau<br />

statt Messeauftritt<br />

In diesem Jahr hatte sich<br />

Biesse gegen eine Beteiligung<br />

an der Xylexpo<br />

entschieden und stattdessen<br />

in den Ausstellungsräumen<br />

in Italien und<br />

Deutschland eigene<br />

Veranstaltungen durchgeführt,<br />

um die neuen<br />

Technologien dem Fachpublikum<br />

vorzustellen.<br />

Biesse stellte seine neuesten<br />

Technologien Mitte Oktober im<br />

Rahmen eines Inhouse-Events<br />

in Pesaro vor.<br />

Biesse presented its latest<br />

technologies at an in-house<br />

event in Pesaro in mid-October. <br />

Photos: Biesse<br />

Nachdem sich die Biesse-Gruppe<br />

Mitte Juli auf einer Fläche von<br />

2.000 m 2 auf der Holz-Handwerk in<br />

Nürnberg dem Fachpublikum präsentiert<br />

hatte, trat sie auf der Xylexpo<br />

in Mailand erstmals nicht an.<br />

Bei den vorangegangenen Ausgaben<br />

hatte der italienische Maschinenbauer<br />

stets eine der größten<br />

Standflächen auf der Messe belegt.<br />

Künftig will sich Biesse laut Angaben<br />

von Ettore Vichi, Chief Regional<br />

Officer EMEA und APAC, verstärkt<br />

auf Inhouse-Events konzentrieren,<br />

um den Kunden ein Rundumerlebnis<br />

zu bieten. Im „Campus“<br />

genannten Showroom am Firmensitz<br />

in Pesaro stellte das Unternehmen<br />

vom 10. bis zum 21. Oktober<br />

unter dem Titel „Inside 2022“<br />

In Nersingen wurde<br />

den deutschen Kunden<br />

anläßlich des<br />

25jährigen Bestehens<br />

im Oktober ein Aus -<br />

schnitt der Maschinenneuheiten<br />

vorgestellt.<br />

On the occasion of the<br />

25th anniversary in<br />

October, a selection of<br />

the new machines was<br />

presented to the<br />

German customers in<br />

Nersingen.<br />

daher seine Neuentwicklungen vor.<br />

Fast zur gleichen Zeit lud Biesse<br />

Deutschland seine deutschen Kunden<br />

zu einer zweitägigen H<strong>aus</strong>messe<br />

auf den Campus Ulm nach<br />

Nersingen ein. Neben der Maschinenschau<br />

„Inside“ wurde dabei<br />

auch das 25jährige Jubliläum der<br />

Niederlassung gefeiert.<br />

5000 Quadratmeter für neue<br />

Technologien<br />

Auf dem Firmenevent in Pesaro<br />

konnten die Besucher auf 5.000 m 2<br />

mehr als 32 technologische Lösungen<br />

in Aktion erleben, wobei über<br />

200 Biesse-Experten ihnen für Fragen<br />

und Antworten zur Verfügung<br />

standen. Zusätzlich konnten die<br />

Besucher durch die Zusammenarbeit<br />

von Biesse mit Signum Digital<br />

in die digitale Welt eintauchen und<br />

die Technologien des Unternehmens<br />

zu 360 Grad erleben.<br />

Bei der Veranstaltung hatte der<br />

Maschinenbauer den Fokus auf<br />

Automatisierung und Digitalisierung<br />

gelegt und Lösungen vorgestellt,<br />

mit denen sowohl Industriebetriebe<br />

als auch klein- und mittelgroße<br />

Betriebe ihre Effizienz<br />

verbessern können.<br />

Ausgestellt waren u. a. die Plattenaufteilanlage<br />

„Batch one“ für die<br />

Losgröße-Eins-Produktion, die <strong>aus</strong><br />

dem automatischen Magazin „Winstore<br />

3D K1“, welches die automatische<br />

Aufteilmaschine „Selco WN 6<br />

ROS“ und „NEXTSTEP X1“<br />

beschickt, die Aufteilmaschine für<br />

die Fertigungsstraße, die Produktivität,<br />

Flexibilität und Präzision beim<br />

Formatieren in sich vereint. Außerdem<br />

konnten die Besucher eine<br />

integrierte Roboterzelle in Betrieb<br />

erleben, die <strong>aus</strong> dem Kantenbearbeitungszentrum<br />

„Rover B Edge“<br />

mit dem Vorschmelzer „TM15“ und<br />

dem Positioniersystem „Hyperpod“<br />

sowie integriertem „Synchro“<br />

besteht. Des Weiteren wurde<br />

unter der Bezeichnung „T-JET“ ein<br />

28<br />

material+technik möbel 07|22


Fokus<br />

Automatisierung für<br />

höhere Fertigungseffizienz<br />

Die Bettenmarke Ruf ist<br />

seit Jahrzehnten ein<br />

verlässlicher Player im<br />

gehobenen Marktsegment.<br />

Doch auch in dieser<br />

Marktposition muss sich<br />

das Unternehmen <strong>aus</strong><br />

Rastatt mit internationalen<br />

Wettbewerbern<br />

messen und seine Fertigungsprozesse<br />

effizient<br />

gestalten. Durch mehr<br />

Automatisierung und<br />

modernste Zuschnitttechnologie<br />

rüstet sich Ruf<br />

aktuell für künftige Her<strong>aus</strong>forderungen.<br />

Zusammen mit Erdal Aygün (Kuris, lks.) gestaltet Peter Koch (Ruf)<br />

derzeit die Fertigungsprozesse effizienter.<br />

Together with Erdal Aygün (Kuris, l.), Peter Koch (Ruf) is currently<br />

making the manufacturing processes more efficient. Photos: Barth<br />

32<br />

material+technik möbel 07|22<br />

Als Produzent maßgeschneiderter<br />

Bettensysteme zählt Ruf Betten zu<br />

den führenden Anbietern im gehobenen<br />

Marktsegment. Auf einer<br />

Fläche von rund 22.000 m 2 fertigt<br />

das Unternehmen in Rastatt mit<br />

knapp 200 Mitarbeitern jährlich<br />

rund 30.000 Polster- und Boxspringbetten<br />

für den internationalen<br />

Markt. „Wir produzieren <strong>aus</strong>schließlich<br />

kundenbezogen, denn<br />

mit unseren Bettensystemen können<br />

wir dem Endkunden Millionen<br />

an Varianten bieten“, erläutert Peter<br />

Koch, Geschäftsführer bei Ruf Betten,<br />

die Differenzierungsmerkmale<br />

gegenüber dem Wettbewerb.<br />

Obwohl alle Ruf-Produkte „made in<br />

Germany“ sind und gerade bei individuellen<br />

Bettensystemen der Grad<br />

der handwerklichen Fertigung groß<br />

ist, hat sich die Unternehmensleitung<br />

nach Automatisierungs- und<br />

Einsparpotenzialen umgeschaut.<br />

Dabei wurden bei der Betriebssoftware<br />

sowie beim Zuschnitt die<br />

größten Potenziale ermittelt.<br />

„Unser bisheriger Materialzuschnitt<br />

entsprach nicht mehr dem<br />

heutigen Stand der Technik, wes-<br />

Da der Trennschnitt bereits vor dem letzten Schnittbild erfolgt, kann<br />

noch während des Schneidens der Stoffballen gewechselt werden.<br />

Since the separating cut is already made before the last cutting<br />

pattern, the fabric bale can be changed while still cutting.<br />

halb wir uns für neueste Zuschnitttechnologien<br />

sowie entsprechende<br />

Software entschieden und in Kuris<br />

einen idealen Partner bei der<br />

Umsetzung fanden“, erklärt Koch.<br />

Für Erdal Aygün, Geschäftsführer<br />

von Kuris, liegt der Grund für die<br />

Zusammenarbeit in der Tatsache,<br />

dass das Unternehmen als mittelständisches<br />

Unternehmen gezielt<br />

auf die individuellen Wünsche und<br />

Anforderungen seiner Kunden eingehen<br />

kann und dies bereits erfolgreich<br />

bei anderen namhaften Polsterunternehmen<br />

in Süddeutschland<br />

getan hat. Auch Ruf Betten<br />

hatte Kuris konkrete Vorgaben und<br />

Ziele gesetzt wie etwa eine termingerechte<br />

Inbetriebnahme, um<br />

seine Lieferverpflichtungen gegenüber<br />

dem Möbelhandel in gewohnter<br />

Zuverlässigkeit erfüllen zu können.<br />

Der erste Cutter ging im Juni<br />

und der zweite im August 2022 ans<br />

Netz; die beiden ersetzten die vorhandenen<br />

alten Zuschnittautomaten<br />

eines anderen Herstellers.<br />

Einsparung von Material und<br />

Kosten<br />

„Durch die Investition wollen wir<br />

nicht nur eine Einsparung von 5<br />

Prozent beim Material und von<br />

10 Prozent bei der Bearbeitungszeit,<br />

sondern auch eine Reduzierung<br />

der Prozesskosten erreichen“,<br />

beschreibt Koch die gesetzten<br />

Ziele. So verringert sich durch die<br />

partiell arbeitende Vakuumpumpe<br />

des Cutters nicht zuletzt der Energieverbrauch<br />

und die Folienabdeckung<br />

fällt sogar ganz weg.<br />

Investiert wurde in zwei Zuschnittautomaten<br />

von Kuris vom Typ<br />

„Cutty 3517 HD“ mit einer Arbeitsbreite<br />

von 1,75 Metern und einem<br />

Schneidfenster von 3,50 Metern,<br />

die jeweils mit der automatischen<br />

Ballenmulde „NB1830“ <strong>aus</strong>gestattet<br />

wurden. Darüber hin<strong>aus</strong> wurden<br />

bei den Maschinen kundenspezifische<br />

Ergänzungen wie etwa eine<br />

P<strong>aus</strong>e-/Stopptaste sowie ein Trennschnitt<br />

vor dem letzten Schnittbild<br />

vorgenommen. „Der Bediener<br />

kann den neuen Stoffballen einlegen,<br />

während der Cutter das letzte<br />

Schnittfenster bearbeitet“, erläutert<br />

Aygün. Bei der Werkzeugbestückung<br />

wurde der <strong>aus</strong> 170 verschiedenen<br />

Bezugsmaterialien bestehenden<br />

Kollektion Rechnung getragen.<br />

So schneidet der eine Cutter<br />

mit einem oszillierenden Messer<br />

Kunstlederbezüge und der andere<br />

Automat Webstoffe mit einem Rollmesser.<br />

Durch die Ausstattung mit<br />

einem Werkzeug-Wechselsystem

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