2022-12-18 Bayreuther Sonntagszeitung
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6 <strong>18</strong>. Dezember <strong>2022</strong> Ratgeber Gesundheit <strong>Bayreuther</strong> <strong>Sonntagszeitung</strong><br />
Sprechstunde am Sonntag<br />
Die Kliniken sind voll: Immer mehr Kinder mit schwerenRSV- und Influenza-Infektionen<br />
Anzeige<br />
Es wird Winter. Dass zu dieser<br />
Jahreszeit die Infektionszahlen<br />
von Erkältungskrankheiten,<br />
Grippe und Co. ansteigen, istkeine<br />
Seltenheit.<br />
Aber: „In diesem Jahr sind<br />
die Zahlen ungewöhnlich hoch“,<br />
sagt Prof. Dr. Thomas Rupprecht,<br />
Direktor der Kinderklinik am<br />
Klinikum Bayreuth. Und die Erkrankungen<br />
verlaufen teils deutlich<br />
schwerer. Seine Klinik ist seit<br />
Wochen bis auf die wenigen Notfallbetten<br />
voll. Und die Situation<br />
verschärftsich weiter.<br />
Aus diesem Grund appelliert<br />
Rupprecht an Eltern, sich<br />
umsichtig zu verhalten und Ansteckungsrisiken<br />
zu reduzieren.<br />
„Wir sind auf die Unterstützung<br />
von niedergelassenen Ärzten<br />
und Eltern angewiesen.“<br />
Wie sieht die Situation in der<br />
Kinderklinik derzeit aus?<br />
Die Lage ist angespannt und verschärft<br />
sich leider weiter. Unsere<br />
Kinderklinik – ebenso wie viele<br />
andere in ganz Deutschland – ist<br />
voll bis auf den letzten Platz. Wir<br />
haben zu kämpfen, die wenigen<br />
Notfallbetten in der Kinderklinik<br />
frei zu halten. Das Team in<br />
unserer Notaufnahme arbeitet<br />
unter Hochdruck, um den jungen<br />
Patientinnen und Patienten<br />
gerecht zu werden. Aber wir sind<br />
am Limit. Auch, wenn wir unser<br />
Möglichstes tun: Derzeit sind<br />
Wartezeiten von mehreren Stunden<br />
leider an manchen Tagen im<br />
Bereich des Möglichen.<br />
Was ist gerade besonders auffällig?<br />
Zum einen, dass die Zahlen bei<br />
Viruserkrankungen, die das<br />
bronchiale System betreffen,<br />
insgesamt ungewöhnlich hoch<br />
sind: Wir haben beispielsweise<br />
bereits jetzt mehr Kinder mit<br />
dem RS-Virus behandelt, als im<br />
gesamten vergangenen Jahr.<br />
Und die Saison hat gerade erst<br />
begonnen.<br />
Ähnliches gilt für Influenza.<br />
Dazu kommen Corona, grippale<br />
Infekte, Lungenentzündungen.<br />
Besonders schwere<br />
Krankheitsverläufe resultieren<br />
daraus, dass die Erkrankungen<br />
auch in Kombination auftreten.<br />
Der Corona-Lockdown und die<br />
Corona-Schutzmaßnahmen<br />
haben offenbar Infektionswellen<br />
verhindert, die jetzt schlagartig<br />
nachgeholt werden. Zudem<br />
finden gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit<br />
zahlreiche Weihnachtsfeiern<br />
und -feste statt, die<br />
das Ansteckungsrisiko deutlich<br />
erhöhen, da Schutzmaßnahmen<br />
wie Maskenpflicht in diesem<br />
Winternichtmehr greifen.<br />
Warum werden vor allem sehr<br />
kleine Kinder schwerkrank?<br />
Die Erkrankungen lassen sich<br />
über alle Altersklassen hinweg<br />
beobachten. Aber je kleiner die<br />
Kinder, desto kritischer kann die<br />
Situation werden. Da die Bronchien<br />
bei diesen Kindern noch<br />
eng sind, ist eine zusätzliche Verengung<br />
der Atemwege ungleich<br />
kritischer – teils sogar lebensgefährlich.<br />
In der vergangenen<br />
Woche hatten wir drei kleine<br />
Patienten, die aufgrund einer Influenza-<br />
oder RSV-Infektion auf<br />
der Intensivstation behandelt<br />
werden mussten. Viele weitere<br />
sind auf eine kontinuierliche Sauerstoffgabe<br />
angewiesen.<br />
Wie kann man die derzeitige<br />
Situation entschärfen?<br />
Durch umsichtiges Handeln.<br />
Ich verstehe, dass Eltern sich<br />
soziale Kontakte für ihre Kinder<br />
wünschen. Sie haben unter den<br />
Kontaktbeschränkungen nachweislich<br />
sehr gelitten. Dennoch:<br />
Es muss vielleicht nicht jede Feier<br />
sein. Es gibt auch einen Mittelweg.<br />
Und vor allem: Werkrank<br />
ist, ist krank und sollte daheim<br />
bleiben. Das gilt auch für die Erwachsenen.<br />
Auch sie geben die<br />
Viren weiter.<br />
Ich möchte ausdrücklich sagen:<br />
Wir wollen nicht, dass Kinder<br />
nicht in die Klinik gebracht<br />
werden, die dringend Hilfe brauchen.<br />
Wir bittenaber,sich in allen<br />
anderen Fällen möglichst zuerst<br />
über den Ärztlichen Bereitschaftsdienst<br />
unter der Telefonnummer<br />
116 117 an die diensthabenden<br />
Kinderärzte zuwenden.<br />
Als Klinik sind wir vor allem Anlaufstelle<br />
in den Situationen, in<br />
denen kranke Kinder akut medizinische<br />
Hilfe benötigen. In der<br />
Prof.Dr. Thomas Rupprecht<br />
Direktor derKinderklinikam<br />
Klinikum Bayreuth<br />
derzeitigen Situation kommen<br />
wir daher nicht umhin, Prioritäten<br />
zu setzen. Uns ist bewusst, dass<br />
das Eltern und Kindern mitunter<br />
Geduld abverlangt. Ich bin allen<br />
dankbar, die trotz der nachvollziehbaren<br />
Sorge um ihr Kind auch<br />
für diese Situation, unser Personal,<br />
das sein Möglichstes tut, und<br />
mögliche Wartezeiten Verständnis<br />
haben.<br />
Eine Woche Besuchsstopp<br />
Klinikum Bayreuth: Erkrankungswellen machen Schrittnotwendig<br />
BAYREUTH. Die Situation am Klinikum<br />
hat sich erneut zugespitzt.<br />
Neben Corona-Ausbrüchen verzeichnen<br />
die Mitarbeitenden des<br />
<strong>Bayreuther</strong> Großkrankenhauses<br />
auch vermehrt Ausbrüche des<br />
Norovirus. Viele Beschäftigte<br />
sind an SARS-CoV-2, RSV, Influenza<br />
oder Noroviren erkrankt,die<br />
Besetzung auf den Stationen ist<br />
kritisch, die Belegung ist gleichzeitig<br />
hoch. „Die Lage ist insgesamt<br />
angespannter als während<br />
der Spitzen früherer Influenzawellen“,<br />
sagt Privatdozent Dr.<br />
Thomas Bollinger, Pandemiebeauftragter<br />
der Klinikum Bayreuth<br />
GmbH. Die Task Force des<br />
Krankenhauses der maximalen<br />
Versorgungsstufe hat deshalb<br />
Maßnahmen beschlossen, die<br />
den Negativtrend brechen sollen.<br />
Achtung: Die Einschränkungen<br />
beziehen sich ausschließlich<br />
auf die Betriebsstätte Klinikum<br />
–nicht auf die Klinik Hohe Warte.<br />
Dort bleibt esbei den bisherigen<br />
Regelungen.<br />
Dies sind die zeitlich befristeten<br />
Maßnahmen:<br />
Besuchsstopp: Ab Donnerstag,<br />
15. Dezember <strong>2022</strong>, bis<br />
einschließlich Donnerstag, 22.<br />
Dezember <strong>2022</strong>, gilt für die Betriebsstätte<br />
Klinikum ein grundsätzlicher<br />
Besuchsstopp. Während<br />
dieser Woche gelten die bei<br />
Im Klinikum Bayreuthherrscht für eine Woche Besuchsstopp.<br />
vergangenen Besuchsstopps<br />
gültigen Ausnahmebedingungen.<br />
Ab dem 23. Dezember und über<br />
die Weihnachtsfeiertage sind<br />
Besuche voraussichtlich wieder<br />
unter den bisherigen Bedingungen<br />
(aktueller Test, 1-1-1-Regel)<br />
möglich. Mit einer ähnlichen Maßnahme<br />
im vergangenen Jahr, war<br />
es gelungen, Besuche über Weihnachten<br />
zuermöglichen und den<br />
Krankenhausbetrieb, wenn auch<br />
mit großen Mühen, aufrecht zu<br />
erhalten.<br />
Elektive Eingriffe: Nachdem<br />
die Belegung am Klinikum an ihre<br />
Grenzen stößt und u.a. Abverlegungen<br />
aus der Notaufnahme immer<br />
öfter zu einem ernsten Problem<br />
werden, können ebenfalls in<br />
Foto: red<br />
der Zeit von Donnerstag, 15. Dezember,<br />
bis Donnerstag, 22. Dezember,<br />
keine elektiven Eingriffe<br />
stattfinden. Vereinbarte Termine<br />
müssen verschoben werden.<br />
„Bitte haben Sie Verständnis“,<br />
sagt PD Dr. Bollinger. „Wenn<br />
wir nicht gegensteuern, droht die<br />
derzeit bereits bestehende Überlastung<br />
zu eskalieren.“ Und das<br />
gilt es zu verhindern –auch weil<br />
Weihnachtenvor der Türsteht.<br />
Info: UmHärtefälle zu vermeiden,<br />
gibt es auch während des<br />
einwöchigen Besuchs-Stopps<br />
Ausnahmeregelungen. Diese<br />
finden sich auf der Website. red<br />
WeitereInformationen:<br />
www.klinikum-bayreuth.de<br />
Jetzt noch impfen lassen<br />
Ende des Jahres schließen die Corona-Impfzentren<br />
BAYREUTH. Die Corona-Impfzentren<br />
inStadt und Landkreis<br />
bietennoch bis Ende Dezember<br />
allen Impfwilligen die Möglichkeit,<br />
sich bei freier Impfstoffwahl<br />
ohne Terminvergabe impfen zu<br />
lassen.<br />
Angeboten werden dort die<br />
angepassten mRNA-Impfstoffe<br />
von Biontech und Moder-<br />
na sowie der proteinbasierte<br />
Impfstoff Nuvaxovid und der<br />
Totimpfstoff Valneva.<br />
Die vom BRK-Kreisverband<br />
Bayreuth betriebenen Impfzentren<br />
in Bayreuth und Pegnitz<br />
haben den letzten Öffnungstag<br />
am Freitag, 30. Dezember. Das<br />
Impfzentrum der SKSAmbulanz<br />
in den <strong>Bayreuther</strong> Stadtbadturnhallen,<br />
ist letztmalig am 31.<br />
Dezember geöffnet. Alle Impfzentren<br />
inStadt und Landkreis<br />
Bayreuth bleiben an den Weihnachtsfeiertagen,<br />
25. und 26.<br />
Dezember, geschlossen.<br />
Ab Januar 2023 liegen<br />
Corona-Impfungen komplett in<br />
Händen der niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzte. red<br />
Der Darm als Abwehrchef<br />
Das ist wichtig für das Immunsystem–gerade im Winter<br />
BAYREUTH. Unser Immunsystem<br />
hilft uns dabei, gesund und<br />
aktiv zu bleiben. Dabei spielt eines<br />
unserer Körperorgane eine ganz<br />
besondere Rolle: Der Darm wird<br />
oft als Abwehrchef des Körpers<br />
bezeichnet. Rund 80 Prozent<br />
aller Immunzellen sitzen dort und<br />
die Darmflora selbst produziert<br />
Substanzen, die schädliche Bakterien<br />
abtöten. Mit der richtigen<br />
Ernährung kann man Immunsystem<br />
und Darm unterstützen.<br />
Wichtig ist hier vor allem eine<br />
gute Versorgung mit Ballast- und<br />
Mikronährstoffen.<br />
Zu den relevanten Mikronährstoffen<br />
zählen in erster<br />
Linie die Vitamine Cund Dsowie<br />
Zink. Gute Quellen für Vitamin<br />
C sind beispielsweise Paprika,<br />
Zitrusfrüchte, Kartoffeln, Kohl,<br />
Spinat und Tomaten. Unter www.<br />
nahrungsergaenzungsmittel.org<br />
etwa gibt es einen zusätzlichen<br />
Überblick über die wichtigsten<br />
Nährstoffeund deren Funktionen.<br />
Vitamin Dkann der menschliche<br />
Körper zwar selbst bilden. Zwischen<br />
Oktober und März/April<br />
ist die Eigenproduktion jedoch<br />
eingeschränkt, weil der Sonne in<br />
unseren Breitengraden dann die<br />
notwendige Strahlenintensität<br />
fehlt. DaVitamin Dnur in wenigen<br />
Lebensmitteln in nennenswerten<br />
Mengen enthalten ist, kann man<br />
hier sinnvoll mit Nahrungsergänzungsmitteln<br />
unterstützen. Für<br />
Zink ist eine kontinuierliche Zufuhr<br />
über die Nahrung notwendig,<br />
da unser Körper keine großen<br />
Zinkspeicher hat. Der Mikronährstoff<br />
kommt vor allem in Fleisch,<br />
Milch, Fisch und Eiern vor, ebenso<br />
in Vollkornprodukten und Nüssen.<br />
Zusätzlich unterstützend für<br />
ein gutes Immunsystemsind Vitamin<br />
A, Eisen, Selen und Folsäure.<br />
Der komplexe Aufbau der<br />
Darmschleimhaut mit über 1.000<br />
verschieden Mikroorganismen<br />
und Bakterienstämmen ist eine<br />
erste Barriere gegenüber krankmachenden<br />
Keimen. Dauerhafter<br />
Stress und psychische Belastungen,<br />
wie Ängste oder Sorgen,<br />
beeinflussen unsere Darmgesundheit<br />
negativ. Daher sollte<br />
man möglichst auf ausreichende<br />
Ruhephasen im Alltag achten.<br />
Generell tut auch Bewegung, am<br />
besten ander frischen Luft, dem<br />
Darm gut. Und weil beim Essen<br />
jeder Verdauungsvorgang seine<br />
Zeit in Anspruch nimmt, sollten<br />
Snacks zwischendurch optimalerweise<br />
vermieden werden, um<br />
das Verdauungssystem nicht zu<br />
überlasten. Besser ist es, alle vier<br />
Wechsel in der<br />
Klinikseelsorge<br />
BAYREUTH. Pastoralreferent<br />
Hermann Schäfer (Mitte) verlässt<br />
nach 32 Jahren in der Klinikseelsorge<br />
das Bezirkskrankenhaus<br />
Bayreuth und geht in den Ruhestand.<br />
Mit im Bild v.l. Christine Laute,<br />
evangelische Klinikseelsorgerin,<br />
Barbara Maier-Schäfer, Ehefrau<br />
und seine Teamleitung, Dekan Dr.<br />
Heinrich Hohl und Pater Thomas<br />
Rostek, der künftig die katholische<br />
Klinikseelsorge übernimmt.<br />
Foto: UlrikeSommerer<br />
Ein Joghurt mit Beeren-Topping<br />
enthält viele Nährstoffe, die den<br />
Darm bei seiner Funktion unterstützen.<br />
Foto: red<br />
bis fünfStunden eine ausreichende<br />
Portion zu essen. Calcium, das<br />
vor allem in Milch und Milchproduktenenthalten<br />
ist, trägt zu einer<br />
normalen Funktion der Verdauungsenzyme<br />
bei und kann somit<br />
auch unterstützend wirken. Auch<br />
Ballaststoffe und fermentierte<br />
Lebensmittel sind für den Darm<br />
besonders wertvoll. Daher sollte<br />
man regelmäßig Joghurt, Kefir<br />
oder Sauerkraut essen. Bananen<br />
und Leinsamen können ebenfalls<br />
die Darmfloraunterstützen. djd