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Scheidegger & Spiess Vorschau Frühjahr 2023

Das aktuelle Frühjahrsprogramm mit den Neuerscheinungen des Verlags Scheidegger & Spiess im Bereich Kunst, Fotografie und Architektur!

Das aktuelle Frühjahrsprogramm mit den Neuerscheinungen des Verlags Scheidegger & Spiess im Bereich Kunst, Fotografie und Architektur!

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<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

Kunst I Fotografie I Architektur<br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong>


Wichtige Neuerscheinungen Herbst 2022<br />

Herausgegeben und mit einer<br />

Einführung von Lisa Wenger und<br />

Martina Corgnati<br />

Broschur<br />

324 Seiten, 179 farbige<br />

Abbildungen<br />

22 × 33 cm<br />

978-3-03942-093-3<br />

Deutsch / Englisch<br />

ISBN 978-3-03942-093-3<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

9 783039 420933<br />

Meret Oppenheim – Mein Album<br />

Das autobiografische Album «Von der Kindheit<br />

bis 1943» und ihre handgeschriebene Biografie<br />

Meret Oppenheims (1913–1985) 1958 zusammengetragenes<br />

Album Von der Kindheit bis 1943 ist Tagebuch und eine Art<br />

Kunstwerk zugleich und bietet sehr persönliche Einblicke in<br />

ihr privates Leben und Denken. Seine Edition, zusammen mit<br />

einem 1970/71 niedergeschriebenen autobiografischen Text,<br />

in diesem sorgfältig gestalteten Buch bereichert unser Bild der<br />

grossen Künstlerin um vollkommen neue Perspektiven.<br />

Paul Klee<br />

Die Sammlung Sylvie und Jorge Helft<br />

Im Werk Paul Klees (1879–1940) nimmt die Zeichnung einen<br />

prominenten Platz ein. Klee mass dem Zeichnen und insbesondere<br />

der Linie als dem Prinzip, von dem die Umsetzung und<br />

visuelle Erzeugung einer Idee ausgeht, hohe Bedeutung bei.<br />

Auf diesen Aspekt ist auch der Fokus dieser ausserordentlich<br />

kohärenten Privatsammlung von Bleistift-, Feder- und Pastellzeichnungen<br />

sowie Aquarellen, Radierungen und Lithografien<br />

gerichtet, die nur selten öffentlich zu sehen ist.<br />

Herausgegeben von Francesca<br />

Bernasconi und Arianna Quaglio<br />

Broschur in Schuber<br />

212 Seiten, 92 farbige<br />

und 7 sw Abbildungen<br />

21 × 27 cm<br />

978-3-03942-106-0 Deutsch<br />

978-3-03942-107-7 Englisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

ISBN 978-3-03942-106-0<br />

Deutsch<br />

9 783039 421060<br />

ISBN 978-3-03942-107-7<br />

Englisch<br />

9 783039 421077<br />

Herausgegeben von Esther<br />

Tisa Francini, unter Mitarbeit<br />

von Sarah Csernay<br />

Broschur<br />

440 Seiten, 45 farbige und 48 sw<br />

Abbildungen<br />

17 × 27 cm<br />

978-3-03942-096-4 Deutsch<br />

978-3-03942-097-1 Englisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

ISBN 978-3-03942-096-4<br />

Deutsch<br />

ISBN 978-3-03942-097-1<br />

Englisch<br />

Wege der Kunst<br />

Wie die Objekte ins Museum kommen<br />

Kunstwerke nicht-westlicher Kulturen in Museen des globalen<br />

Nordens sind aktuell Gegenstand kontroverser Debatten. Dieses<br />

Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu. Es vermittelt ein<br />

Bewusstsein für koloniale und postkoloniale Kontexte des Handels<br />

mit und des Sammelns von Kunstwerken nicht-westlicher<br />

Kulturen und hilft so, neue Museumsnarrative zu etablieren.<br />

9 783039 420964<br />

9 783039 420971<br />

Sans pareil<br />

Die Kronenhalle Bar<br />

Gestaltet vom bedeutenden Schweizer Innenarchitekten Robert<br />

Haussmann, ausgestattet mit Lampen und Tischen aus<br />

der Werkstatt Diego Giacomettis und mit erstklassiger moderner<br />

Kunst an den Wänden, ist die Bar des legendären Zürcher<br />

Restaurants Kronenhalle seit 1964 Treffpunkt für ein kulturaffines<br />

internationales Publikum. Dieses Buch ist eine formvollendete<br />

Hommage an diese Ikone der Gastronomie Zürichs.<br />

Herausgegeben von Sibylle Ryser<br />

und Isabel Zürcher<br />

Gebunden<br />

80 Seiten, 48 farbige und<br />

16 sw Abbildungen<br />

18 × 26.5 cm<br />

978-3-03942-117-6 Deutsch<br />

sFr. 35.– | € 35.–<br />

ISBN 978-3-03942-117-6<br />

9 783039 421176


Gestaltet von Bureau<br />

Sandra Doeller<br />

Gebunden<br />

ca. 488 Seiten, 400 farbige<br />

und sw Abbildungen<br />

23 × 29 cm<br />

978-3-03942-128-2 Deutsch<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421282 im Mai <strong>2023</strong><br />

9 783039 421282<br />

Erstes Buch, das sich umfassend<br />

nicht nur mit dem architektonischen<br />

Denken und Schaffen des<br />

Schweizer Schriftstellers Max<br />

Frisch, sondern auch mit jenem<br />

seines Vaters Franz Bruno Frisch<br />

auseinandersetzt<br />

Eine interdisziplinär konzipierte<br />

Zusammenschau der verflochtenen<br />

architektonischen Werke von Vater<br />

und Sohn Frisch<br />

Beleuchtet Zusammenhänge, die<br />

neue Interpretationsmöglichkeiten<br />

zum literarischen Schaffen von<br />

Max Frisch eröffnen<br />

Reichhaltiges, grossteils bislang<br />

unveröffentlichtes Bildmaterial<br />

sowie kommentierte und<br />

bebilderte Werkverzeichnisse<br />

beider Architekten<br />

Petra Hagen Hodgson<br />

Gebaute Beziehungen<br />

Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten<br />

im Kontext ihrer Zeit<br />

Familiäre Beziehung<br />

und architektonisches<br />

Schaffen: Max Frisch<br />

und sein Vater Franz<br />

Bruno Frisch<br />

Max Frisch (1911–1991) muss man niemandem mehr vorstellen. Mit Romanen wie<br />

Stiller und Homo Faber und mit Theaterstücken wie Biedermann und die Brandstifter<br />

hat er als Schriftsteller Weltruhm erlangt. Dass Frisch anfangs Architekt war, ist viel<br />

weniger bekannt. Aber auch in dieser Disziplin hat er deutliche Spuren hinterlassen,<br />

zum Beispiel mit dem denkmalgeschützten Freibad Letzigraben in Zürich oder als<br />

kritischer, scharfzüngiger Geist, dessen Ansichten bis heute in den städtebaulichen<br />

und gesellschaftsarchitektonischen Diskurs einfliessen.<br />

Nicht so Max’ Vater Franz Bruno Frisch (1871–1932). Dessen realisiertes architektonisches<br />

Œuvre ist zwar deutlich grösser und reicht vom privaten Badepavillon über<br />

Arbeiter- und Angestelltenhäuser bis zu öffentlichen Bauten, die ebenfalls unter Denkmalschutz<br />

stehen. Dennoch ist es zu Unrecht völlig unbekannt geblieben.<br />

Gebaute Beziehungen. Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten im<br />

Kontext Ihrer Zeit schliesst nun diese Lücke. Es beleuchtet unter dem Aspekt der Beziehungen<br />

das architektonische Denken und Schaffen von Vater und Sohn Frisch,<br />

insbesondere mit Blick auf architektonische und städtebauliche Problemstellungen zu<br />

ihrer jeweiligen Schaffenszeit. Betrachtet werden aber auch Parallelen von Architektur<br />

und Literatur in Max Frischs Werk. Zugleich eröffnet das Buch ganz neue Interpretationsmöglichkeiten<br />

in Bezug auf das bei Max Frisch zentrale literarische Thema der<br />

Identitätsproblematik.<br />

Petra Hagen Hodgson ist Kunsthistorikerin und Germanistin und lehrt<br />

seit 2007 als Dozentin für Stadtentwicklung und Gartenbaugeschichte<br />

an der ZHAW in Wädenswil.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 3


164 —— 165<br />

WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />

Neue Bilder des früheren<br />

Kunstfälschers Wolfgang<br />

Beltracchi neben Texten<br />

berühmter Autorinnen<br />

und Autoren<br />

78 —— 79<br />

WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />

Textbeiträge von<br />

Hans Ulrich Gumbrecht<br />

Romanist, Literaturwissenschaftler und Publizist<br />

Peter Sloterdijk<br />

Philosoph, Kulturwissenschaftler und Publizist<br />

Markus Gabriel<br />

Philosoph und Autor<br />

Ulrike Posche<br />

Journalistin, Reporterin beim Stern<br />

Alberto Venzago<br />

Fotograf<br />

Leonhard Fischer<br />

Manager<br />

Hansen Wang<br />

Kryptowährungs- und NFT-Experte<br />

René Scheu<br />

Journalist, Publizist und Philosoph<br />

14 —— 15<br />

WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />

Weiterhin lieferbar:<br />

6 —— 7<br />

WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />

Psychoanalytikerin trifft Helene<br />

und Wolfgang Beltracchi<br />

Künstlerpaar trifft Jeannette<br />

Fischer<br />

978-3-03942-070-4 Deutsch<br />

978-3-03942-071-1 Englisch<br />

sFr. 25.– | € 19.–<br />

ISBN 978-3-03942-070-4<br />

Deutsch<br />

9 783039 420704<br />

ISBN 978-3-03942-071-1<br />

Englisch<br />

9 783039 420711


Herausgegeben von<br />

Alberto Venzago<br />

Gestaltet von dear robinson<br />

Gebunden<br />

ca. 256 Seiten, 200 farbige<br />

und 44 sw Abbildungen<br />

24 × 32 cm<br />

978-3-03942-138-1 Deutsch<br />

978-3-03942-142-8 Englisch<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Erscheint im April <strong>2023</strong><br />

ISBN 9783039421381<br />

Deutsch<br />

9 783039 421381<br />

ISBN 9783039421428<br />

Englisch<br />

9 783039 421428<br />

WOLFGANG<br />

BELTR ACCHI<br />

D I E<br />

WIEDERKEHR<br />

DES SALVATOR<br />

MUNDI SCHEIDEGGER & SPIESS<br />

Das aktuelle grossformatige Buch<br />

zum neuesten Schaffen des Malers<br />

und legendären Kunstfälschers<br />

Wolfgang Beltracchi<br />

Zeigt erstmals Gemälde aus<br />

Beltracchis umfangreicher<br />

Serie The Greats, die als digitale<br />

Non-fungible Tokens (NFT)<br />

gehandelt werden<br />

Mit neuen Originalbeiträgen<br />

bedeutender Autorinnen und<br />

Autoren wie Peter Sloterdijk, Hans<br />

Ulrich Gumbrecht, Markus Gabriel,<br />

Ulrike Posche u.a. und einem<br />

Gespräch mit Wolfgang Beltracchi<br />

von René Scheu<br />

Zeigt bislang unveröffentlichte<br />

Aufnahmen aus Beltracchis Atelier<br />

des international bekannten<br />

Schweizer Fotografen Alberto<br />

Venzago<br />

Wolfgang Beltracchi<br />

Die Wiederkehr des Salvator Mundi<br />

In den vergangenen Jahren hat der Maler und legendäre Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi<br />

ein neues künstlerisches Kapitel aufgeschlagen. Ein Schwerpunkt seines jüngsten,<br />

seit der Übersiedelung von Wolfgang und Helene Beltracchi an den Vierwaldstättersee<br />

in der Schweiz entstandenen Schaffens ist eine umfangreiche Serie von Bildern, die<br />

als digitale Kunstwerke mittels der NFT-Technologie in den Verkauf gebracht wurden.<br />

Ausgangspunkt für diese Serie war das Gemälde Salvator Mundi, das angeblich von<br />

Leonardo da Vinci stammen soll und 2017 bei Christie’s zum Rekordpreis von 450<br />

Mio. Dollar an das saudische Königshaus verkauft wurde. Beltracchi hat sich intensiv<br />

mit dem Bild auseinandergesetzt und unter dem Titel The Greats mehrere Hundert<br />

Fassungen davon in den unterschiedlichsten Stilen gemalt: Der Salvator Mundi als<br />

Pop-Art, im Stile des Kubismus, des Surrealismus, der asiatischen Comic-Kunst, in der<br />

Personifikation von Mick Jagger, Mao oder Rammstein-Sänger Till Lindemann … Ein<br />

faszinierendes Vexierspiel mit dem umstrittenen Gemälde und seiner Symbolik.<br />

Dieses grossformatige Buch verbindet fotografische Einblicke in den Atelier-Alltag<br />

Beltracchis mit der Dokumentation der Werke dieser neuen Schaffensphase sowie mit<br />

Texten von überraschenden, zum Teil sehr bekannten Autoren. Darunter sind die Philosophen<br />

Peter Sloterdijk und Markus Gabriel, der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler<br />

Hans Ulich Gumbrecht, die Stern-Starreporterin Ulrike Posche und<br />

der Schweizer Fotograf Alberto Venzago, von dem auch die Fotografien im Buch<br />

stammen. So wird das Phänomen Beltracchi aus den verschiedensten Perspektiven<br />

beschrieben und interpretiert.<br />

Alberto Venzago ist ein Schweizer Fotograf, Fotojournalist und<br />

Filmemacher. Seine Arbeiten wurden mit renommierten Preisen,<br />

u.a. dem Robert Capa Award, ausgezeichnet.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 5


4<br />

4<br />

5<br />

5<br />

3<br />

Das Frühwerk des bedeutenden<br />

Magnum-Reporters Werner<br />

Bischof: Modefotografie und<br />

Reportagen in Farbe


Herausgegeben von<br />

Ludovica Introini<br />

Gestaltet von Granit<br />

Communication, Design<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

MASI Lugano und der<br />

Fotostiftung Schweiz, Winterthur<br />

Gebunden<br />

ca. 208 Seiten, 200 farbige<br />

Abbildungen<br />

21 × 24 cm<br />

978-3-03942-129-9 Deutsch<br />

978-3-03942-130-5 Englisch<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Zeigt erstmals überhaupt rund 200<br />

bisher unpublizierte frühe Farbaufnahmen<br />

aus dem Nachlass des<br />

grossen Schweizer Magnum-Fotografen<br />

Werner Bischof (1916–1954)<br />

Bietet Einblick in die komplexe<br />

Glasplatten-Technik der damals<br />

einzigartigen Devin Tri-Color-<br />

Kamera<br />

Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />

Werner Bischof – Unseen Colour<br />

im MASI Lugano (12. Februar bis<br />

29. Mai <strong>2023</strong>) und in der Fotostiftung<br />

Schweiz in Winterthur<br />

(26. August <strong>2023</strong> bis 21. Januar<br />

2024)<br />

Erscheint im Februar <strong>2023</strong><br />

Die italienische Ausgabe<br />

erscheint bei Edizioni<br />

Casagrande, Bellinzona<br />

ISBN 9783039421299<br />

ISBN 9783039421305<br />

Deutsch<br />

Englisch<br />

9 783039 421299<br />

9 783039 421305<br />

Werner Bischof<br />

Unseen Colour<br />

Von Werner Bischof (1916–1954) kennt man vor allem seine eindrücklichen Schwarzweiss-Fotografien.<br />

Sie stammen mehrheitlich von seinen Einsätzen als Reporter im<br />

Europa der Nachkriegszeit und im Indochinakrieg 1946–1954 sowie von Reisen durch<br />

den Fernen Osten und Südamerika, wo er bei einem Unfall ums Leben kam. Weniger<br />

bekannt sind dagegen Bischofs Farbaufnahmen, die er in den ersten Jahren nach Abschluss<br />

seiner Ausbildung an der Zürcher Kunstgewerbeschule geschaffen hat – einerseits<br />

in seinem Studio für Mode- und Reklamefotografie, aber auch Reportagen von<br />

Schauplätzen im kriegsversehrten Europa. Realisiert hat Bischof die Fotos im Auftrag<br />

des Zürcher Verlages Conzett & Huber, der ihm dafür eine Devin Tri-Color-Kamera<br />

zur Verfügung stellte, die jede Aufnahme auf drei mit Farbfiltern versehenen Glasplatten<br />

abbildete. Rund 200 dieser Farb-Negative aus dem Nachlass sind für dieses Buch<br />

erstmals restauriert und neu aufbereitet worden.<br />

Faszinierend ist der reich illustrierte Band nicht allein aus fotohistorischer Sicht: Bereits<br />

diese frühen Farbfotografien lassen Werner Bischofs feinfühlige Ästhetik erkennen, die<br />

das gesamte Schaffen des Zürcher Magnum-Fotografen prägt. Die Abbildungen werden<br />

ergänzt durch Texte von Clara Bouveresse, französische Fotografie-Historikerin,<br />

von Peter Pfrunder, Direktor der Fotostiftung Schweiz in Winterthur, sowie von Luc<br />

Debraine, Direktor des Schweizer Kameramuseums in Vevey.<br />

Ludovica Introini ist Kunsthistorikerin und arbeitet seit 2019 im<br />

Ausstellungsbüro des MASI Lugano.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 7


31 Feldstrasse, Blick nach Osten, Zelgli-Quartier 0012<br />

68<br />

69<br />

2005<br />

2007<br />

2009<br />

2011<br />

2013<br />

2015<br />

2017<br />

2019<br />

Eine spektakuläre, einmalige fotografische Dokumentation<br />

zum räumlichen Wandel seit 2005<br />

04 Engstringerbrücke, Blick nach Nordosten, Rietbach- und Rüti-Gebiet 0121<br />

14<br />

15<br />

2005<br />

2007<br />

2009<br />

2011<br />

2013<br />

2015<br />

2017<br />

2019


Herausgegeben von Meret<br />

Wandeler, Ulrich Görlich<br />

und Caspar Schärer<br />

Gestaltet von Elektrosmog<br />

In Zusammen arbeit mit der<br />

Zürcher Hochschule der Künste<br />

ZHdK / IFCAR<br />

2 Bände, gebunden in Schuber<br />

Total ca. 640 Seiten, 760 farbige<br />

Abbildungen und Pläne<br />

22,5 × 30 cm<br />

978-3-03942-139-8 Deutsch<br />

978-3-03942-140-4 Englisch<br />

ca. sFr. 79.– | € 77.–<br />

Erscheint im März <strong>2023</strong><br />

ISBN 9783039421398<br />

ISBN 9783039421404<br />

Präsentiert erstmals vollständig<br />

die bislang umfangreichste<br />

fotografische Studie zur Siedlungsentwicklung<br />

im deutschen<br />

Sprachraum<br />

Das dabei entstandene einmalige<br />

Bildarchiv zeigt, wie sich die<br />

Verstädterung im alltäglichen<br />

Lebensraum auswirkt<br />

Bietet faszinierende Einblicke in<br />

den normalerweise nicht unmittelbar<br />

wahrnehmbaren räumlichen<br />

Wandel<br />

Rund 900 grösstenteils unveröffentlichte<br />

Fotografien und<br />

Texte namhafter Expertinnen und<br />

Experten<br />

Deutsch<br />

Englisch<br />

9 783039 421398<br />

9 783039 421404<br />

Stadtwerdung im Zeitraffer<br />

Die Fotografische Langzeitbeobachtung Schlieren 2005–2020 zeigt,<br />

wie sich das Schweizer Mittelland entwickelt<br />

Die Fotografische Langzeitbeobachtung Schlieren ist ein vielbeachtetes Projekt zur<br />

Dokumentation der Siedlungsentwicklung in der Schweiz. 15 Jahre lang wurde fotografisch<br />

untersucht, wie Bautätigkeit und urbane Entwicklung den Charakter einer<br />

typischen Schweizer Vorortsgemeinde im Agglomerationsgürtel verändern. Als Beispiel<br />

diente die Stadt Schlieren im Zürcher Limmattal, deren Bevölkerung im Untersuchungszeitraum<br />

2005–2020 von 13 000 auf 20 000 Einwohnende wuchs.<br />

63 Standorte in ganz Schlieren sind unter identischen Bedingungen alle zwei Jahre<br />

fotografiert worden und zeigen die Veränderungen im räumlichen Zusammenspiel von<br />

Gebäuden, Strassen und Grünflächen. Parallel dazu wurden themenbezogene Serien<br />

von Detailaufnahmen erstellt, die auf einzelne Objekte fokussieren und von Aneignung,<br />

Gestaltung und Ästhetik der Lebensräume erzählen: Ladenfronten, Hauseingänge,<br />

Spielplätze, Garageneinfahrten usw.<br />

Dieses zweibändige Buch bildet nun den Abschluss der Langzeitstudie. Im Archiv-Band<br />

zeigen die jeweils acht Aufnahmen pro Standort, wie sich Schlieren an den 63 Orten in<br />

den vergangenen 15 Jahren verändert hat. Der Essay-Band bietet neben themenbezogenen<br />

Foto-Serien eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Studienthema durch Essays, Analysen,<br />

Interviews und Interpretationen von Fachpersonen unterschiedlicher Disziplinen.<br />

Zwischenauswertungen der Fotografischen Langzeitbeobachtung Schlieren wurden<br />

u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung und im Tages-Anzeiger gezeigt sowie in Ausstellungen<br />

im Fotomuseum Winterthur und im Museo ICO in Madrid präsentiert.<br />

Meret Wandeler ist Künstlerin. Forschungsarbeiten zur Raumentwicklung.<br />

Ulrich Görlich ist Künstler und leitete den Studiengang Master of Fine Arts<br />

der ZHdK.<br />

Caspar Schärer ist Generalsekretär des Bundes Schweizer Architekten BSA.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 9


Eine inspirierende<br />

Reise mit den<br />

Design-Preziosen<br />

von Matteo Thun<br />

92<br />

48 49<br />

22<br />

130 131


Herausgegeben von Susanne Thun<br />

Gestaltet von Studio Marie Lusa<br />

Gebunden<br />

136 Seiten, 89 farbige Abbildungen<br />

20,5 × 28 cm<br />

978-3-03942-137-4 Englisch<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421374 im Februar <strong>2023</strong><br />

Setzt rund 50 Design-Objekte<br />

und Interieurs des italienischen<br />

Designers und Architekten<br />

Matteo Thun in Szene<br />

Zeigt eine bislang unpublizierte<br />

Bilderserie des Schweizer<br />

Fotografen Walter Pfeiffer<br />

Eine witzige Zusammenführung<br />

der damals jugendlichen Söhne<br />

mit dem Œuvre des berühmten<br />

Vaters<br />

9 783039 421374<br />

Walter Pfeiffer, Matteo Thun<br />

In the Summer of 2009<br />

Photographs by Walter Pfeiffer, Design by Matteo Thun<br />

Eine humorvolle Hommage an Matteo Thun, einen der wichtigsten Designer und<br />

Architekten Italiens, und seine Möbel, Produkte, Interieurs und Bauten. Im Sommer<br />

2009 unternahm der Schweizer Fotograf Walter Pfeiffer eine Reise von der Schweiz<br />

nach Italien, in deren Verlauf er zahlreiche von Thuns Design-Objekten fotografierte.<br />

Er tat dies nicht als trockene Objektdokumentation, sondern im Sinn von höchst lebendigen<br />

«tableaux vivants»: Pfeiffer wurde nämlich von den beiden damals jugendlichen<br />

Söhnen Matteo Thuns begleitet, die damit die visuelle Haupt-Erzählung des<br />

Buchs bilden und zusammen mit den Objekten abgebildet sind. Ergänzt wird dieses<br />

fotografische Panorama durch ein Register aller abgebildeten Design-Preziosen.<br />

Walter Pfeiffer, geboren 1946, ist ein Schweizer Grafiker und Fotograf.<br />

Seine fotografischen Arbeiten wurden ab den frühen 2000er-Jahren<br />

durch Beiträge für Zeitschriften wie i-D oder Vogue einem weiteren<br />

Publikum bekannt.<br />

Matteo Thun, geboren 1952, war Schüler von Oskar Kokoschka und Emilio<br />

Vedova und studierte Architektur an der Universität in Florenz. Er war<br />

1981 Mitbegründer der weltweit renommierten Gruppe Memphis und<br />

gründete 1984 sein eigenes Studio in Mailand. Für seine Architekturprojekte<br />

und Entwürfe im Bereich Produktdesign wurde er mehrfach mit<br />

internationalen Preisen ausgezeichnet.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 11


52 53<br />

136 137<br />

102 103<br />

Längst nicht alle Tiere landen jedoch<br />

auf dem Teller. Pro Jahr verkauft<br />

Arnold Luginbühl rund 50<br />

Alpakas und Lamas an Privatpersonen.<br />

Rund 4'000 Franken erhält er<br />

pro Tiere. Manche Käufer:innen halten<br />

die Tiere als Hobby, andere brauchen<br />

sie zur Pflege von Weideland<br />

und wieder andere versuche sich<br />

selbst als Züchter:innen. Auch über<br />

die Schweizer Grenze hinaus exportiert<br />

Luginbühl seine Tiere. Finnland,<br />

Norwegen, Schweden, England,<br />

Frankreich, Deutschland, Österreich,<br />

Polen: Halb Europa ist bereits von<br />

den Berner Neuweltkamelen besiedelt.<br />

Einmal, erzählt er belustigt,<br />

habe er im Anhäger mit Auto und<br />

Fähre 20 Lamas über das Eismeer<br />

nach Helsinki transportiert. Aufwändig<br />

sei das gewesen. Aber am<br />

Ende ging alles gut.<br />

Und dann ist da noch die Wolle. Jedes<br />

Jahr im April schert der Berner<br />

seine flauschigen Vierbeiner. Das<br />

Haar der Alpakas ist besonders<br />

weich und feinfaserig. Zehn Franken<br />

pro Kilo bekommt Luginbühl<br />

vom Label Swisswool. Ein Tier gibt<br />

zwei bis vier Kilo her.<br />

Mit dem Alpabzug geht die Lamaund<br />

Alpakasaison im Herbst zu<br />

Ende. Nun kommt die Zeit er Rentiere.<br />

Im Gegensatz zu den Neuweltkamelen<br />

werden die Tiere mit den imposanten<br />

Geweihen jedoch nicht<br />

verwurstet oder verkauft. Für 2'000<br />

Franken kann man die Tiere für ein<br />

paar Stunden mieten – Arnold Luginbühl<br />

inklusive. Zur Weihnachtszeit<br />

kommt er als Samichlaus verkleidet<br />

mit seinen Tieren in Hotels<br />

oder bei Privatpersonen vorbei. Aber<br />

auch für Fotoshootings, Werbespots,<br />

Hochzeiten und andere Events sind<br />

der Mann und die Rentiere.<br />

Als Arnold Luginübhl mit den Lamas<br />

anfing, gründete er gemeinsam<br />

mit fünf anderen Bauern eine<br />

Zuchtgemeinschaft. Lange ging das<br />

jedoch nicht gut. Die Wege führten<br />

auseinander. Mit dem Verband verlor<br />

Arnold Luginbühl auch die Domain<br />

www.lama.ch. Prgamatisch wie er ist,<br />

kaufte er sich www.lama1.ch und<br />

machte weiter. Das Logo mit den fünf<br />

Sternen blieb er treu – weil es ihm<br />

gefiel. Fast 30 Jahre später ist er der<br />

Einzige der Gründer, auf dessen Land<br />

noch Lamas weiden. Eines Tages rief<br />

ihn einer der ehemaligen Kollegen<br />

an: «Ich zahle immer noch für diese<br />

Scheissdomain, willst du sie?» Seit<br />

diesem Tag hat er die Domain zurück.<br />

Ganz alles kann man im Leben eben<br />

doch nicht kaufen. Den Drive, den hat<br />

man oder man hat ihn nicht. Arnold<br />

Luginbühl hat ihn.<br />

SEIDENRAUPEN<br />

FAMILIE SPENGELER, SEIDENRAUPENAUFZUCHT<br />

MENZNAU, KANTON LUZERN<br />

Wenn die winzigen Eier aus Italien in Menznau ankommen, sehen sie aus wie Mohnsamen.<br />

Auf ihrem Hof im Kanton Luzern züchtet Familie Spengeler Seidenraupen. 2010<br />

waren es 100, 2020 sind es bereits 65'000. Nach der Zwischenlagerung im Kühlschrank<br />

brauchen die Eier Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit. Im ersten Jahr hat Brigitte Spengeler<br />

die Oberfläche der Kaffeemaschine zweckentfremdet. Inzwischen besitzt die Familie einen<br />

selbstgebauten Brutschrank, der Platz für 30'000 Eier bietet – konstruiert aus einem<br />

Bierschrank und einer Aquariumsheizung.<br />

«Zu klein zum Überleben, zu gross zum Aufhören»,<br />

so analysiert Brigitte Spengeler den Familienbetrieb.<br />

Mit der Milchproduktion haben Spengelers<br />

bereits 2005 aufgehört. Die Dorfkäserei, die ihre<br />

Milch verarbeitete, schloss ihre Türen. Statt auf<br />

den Milchexport in den Aargau zu setzen, investierte<br />

die Familie in ihre zwanzig Mutterkühe. Der<br />

Preis für das Natura-Beef blieb seit Jahren stabil.<br />

Doch die Zukunft der zwölf Muttersäue schien<br />

unsicher. Zeit für innovative Ideen auf dem<br />

14-Hektaren-Hof.<br />

2009 entdeckte Brigitte Spengeler den neu gegründeten<br />

Verein Swiss Silk. Mann und Sohn waren<br />

skeptisch, doch die Bäuerin setzte sich durch.<br />

Was heute exotisch scheint, hat in der Schweiz<br />

eine lange Tradition. Die Seidenindustrie machte<br />

einst einen wichtigen Teil der Schweizer Wirtschaft<br />

aus. Tessiner Bauern produzierten bis Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts Seide. Doch die Flecken-<br />

168 169<br />

Atmosphärische Fotografien und spannende Texte über<br />

Pionierinnen und Pioniere der Schweizer Landwirtschaft<br />

im 21. Jahrhundert<br />

72<br />

128<br />

158 159


Gestaltet von Sirkka Ammann<br />

und Samuel Steiner<br />

Broschur<br />

ca. 208 Seiten, ca. 70 farbige<br />

Abbildungen<br />

16 × 24 cm<br />

978-3-03942-047-6 Deutsch<br />

ca. sFr. 35.– | € 35.–<br />

Erscheint ISBN 9783039420476 im April <strong>2023</strong><br />

9 783039 420476<br />

Ein erfrischendes Buch über Bäuerinnen<br />

und Landwirte, die ihren<br />

traditionsreichen Beruf gänzlich<br />

neu verstehen<br />

Porträtiert zehn Bauernbetriebe,<br />

die eine Landwirtschaft für das<br />

21. Jahrhundert exemplarisch<br />

betreiben<br />

Hinterfragt die gewohnten Bilder<br />

und Klischees bäuerlicher Tätigkeit<br />

in der Schweiz<br />

Claudia Schildknecht war mit der<br />

Fotoarbeit D’Nischeler:innen, die<br />

dem Buch zugrunde liegt, Finalistin<br />

des 21. vfg Nachwuchsförderpreises<br />

2017<br />

Claudia Schildknecht, Alice Britschgi<br />

Kamele im Kuhstall, Shrimps<br />

im Swimmingpool<br />

Einblicke in eine neue Schweizer Landwirtschaft<br />

Lamas auf Berggipfeln, im Schnee sich suhlende Kamele, Shrimps im voralpinen Hügelland<br />

– die Schweizer Landwirtschaft ist im Wandel. Nicht die ganze träge helvetische<br />

Agronomiemaschine, aber dennoch: In vielen Nischen blüht das Neue. Die Fotografin<br />

Claudia Schildknecht und die Autorin Alice Britschgi haben experimentierfreudige<br />

Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz begleitet und beobachtet, wie sie mit ungewohnten<br />

Tierarten – neben Kamelen und Shrimps auch Strausse, Kängurus, Zebus, Lamas<br />

oder Seidenraupen – und veränderten Methoden das traditionelle bäuerische Wirtschaften<br />

erweitern.<br />

Nun erscheint ihre Reportage über die sich verändernde Heimat als Buch. Die beiden<br />

Autorinnen gehen darin den Fragen nach, ob sich derzeit eine neue Landwirtschaftskultur<br />

herausbildet und wie viel Schweizer Mentalität in einer Landwirtschaft mit<br />

exotischen Tieren erhalten bleibt. Mit genauem Blick porträtieren ihre Bilder und<br />

Texte diese Vermittlerinnen und Vermittler zwischen Tradition und Innovation und<br />

fragen nach Motivationen und Alltagserfahrungen. Ein originelles, erfrischendes<br />

Buch, das den Beweis erbringt, dass selbst die scheinbar grössten Selbstverständlichkeiten<br />

völlig neu gedacht werden können.<br />

Claudia Schildknecht lebt und arbeitet von Luzern aus als Fotografin<br />

und Künstlerin. Ihre Aufnahmen wurden bereits in Die Zeit, in der<br />

Neuen Zürcher Zeitung und in Das Magazin veröffentlicht.<br />

2021 wurde sie von der St. Gallischen Kulturstiftung sowie 2019 und<br />

2020 bei den Swiss Press Photo Awards für ihr Schaffen ausgezeichnet.<br />

Alice Britschgi lebt als Autorin, Journalistin und Texterin in Zürich.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 13


HR GIGER<br />

126<br />

83<br />

Li II, 1973–74<br />

Acrylic and india ink on paper on wood, 200×140 cm<br />

KATHLEEN BÜHLER<br />

CARLOS ARENAS<br />

28<br />

HR GIGER<br />

64<br />

Cat. no. IV: Giovanni Battista Piranesi, The Drawbridge, from<br />

Carceri d’invenzione, plate VII, 1741– 49, 1761– 65<br />

Aquatint on paper, 56.1×41.5 cm<br />

37<br />

Blutuhr mit Wachskopf, 1967<br />

Blood Clock with Wax Head<br />

Polyester, metal, and red color, 80×32×32 cm<br />

Cat. no. 33: HR Giger, Schacht VII (Shaft VII), 1966<br />

India ink on transcop on wood, 63×80 cm<br />

Francisco José de Goya, Aquelarre<br />

(Witches’ Sabbath), 1797–98<br />

Oil on wood, 43×30 cm<br />

Museo Lázaro Galdiano, Madrid<br />

42<br />

Bettler, 1967<br />

Beggar<br />

Bronze, 58×58×75 cm<br />

43<br />

Kofferbaby, 1967<br />

Suitcase Baby<br />

Bronze, black paint, and gilt, 50×75×20 cm<br />

HR Giger, Hexentanz (Witches’ Dance), 1977<br />

Acrylic on oil paper on wood, 200×140 cm<br />

Private collection<br />

GIGER AND THE FANTASTIC IN ART<br />

29<br />

HR GIGER<br />

65<br />

Giger_024a037_e_Arenas gs 4-06-2007 18:32 Pagina 28<br />

Giger_024a037_e_Arenas gs 4-06-2007 18:32 Pagina 29<br />

fragments: stairways leading to infinity, impassable drawbridges, torture machines, and<br />

dungeons. The Carceri provoke a feeling of claustrophobia and feature gloomy accoutrements<br />

of the kind Giger used in his first pen-and-ink drawings, the Schächte (Shaft) pictures,<br />

especially in Schacht VI and VII (cat. nos. 32, 33). Made up of delusions and nightmares<br />

(sleepwalking, stairways, labyrinths), these pictures represent a journey through the<br />

inner self, through underground hallways and corridors that open onto gloomy and unsettling<br />

chambers and are sometimes inhabited by ghost-like beings. But Giger continues descending,<br />

down to the organic bone architecture of hell, as we see in his Passagen-Tempel<br />

(Passages Temples, cat. no. 85) series, where he populates intrauterine landscapes<br />

(corresponding to his horror vision of birth) with dead and mutilated figures. This is primal<br />

fear, prenatal terror, for birth represents one of the most traumatic of human experiences.<br />

Giger delves deeper into the events that precede our arrival in the world and in the process<br />

goes one step further than the surrealists, who tended to restrict themselves to childhood<br />

experiences. 8 His depictions of fetuses, birth machines, and views of the inside of the<br />

womb evoke a disturbing symbolism.<br />

Francisco José de Goya<br />

Giger’s interest in folk mythology and superstition (as well as magic, witchcraft, and occultism)<br />

allows us to connect the satanic pictures among his work with another artist who<br />

also showed great interest in this theme, namely, Francisco José de Goya (1746–1828).<br />

Goya turned his attention to folk culture and reworked the medieval myths in his later paintings,<br />

such as the Aquelarre (Witches’ Sabbath). In this representation of a gathering of<br />

witches around the figure of the devil (personified as a he-goat) he amplified the shock effect<br />

by deforming the faces. Giger revived and renewed this theme between 1975 and<br />

1977, the highpoint of his airbrush phase. He used the airbrush in his own idiosyncratic<br />

manner, spraying directly onto the paper, a kind of écriture automatique that allowed him—<br />

analogously to the surrealist method—to realize his visions and ideas immediately and directly.<br />

He developed this technique in the monochrome experiments of the Aleph (cat. no.<br />

65) and other works through to its climax, the “satanic paintings” of large figures such as<br />

Satan and Lilith, in which the demonic predominates. Giger’s satanic symbolism shows itself<br />

to be strongly influenced by the esoteric writings of Eliphas Lévi, Gustav Meyrink, and<br />

Giger_104a126_e_Bildteil gs 4-06-2007 18:20 Pagina 126<br />

Giger_127a140_e_Bühler gs 4-06-2007 18:21 Pagina 127<br />

Giger_054a069_e_Bildteil gs 4-06-2007 19:04 Pagina 64<br />

Giger_054a069_e_Bildteil gs 4-06-2007 19:04 Pagina 65<br />

PORTRAIT OF AN IMMORTAL LOVE: THE PAINTING LI II<br />

When in 1973 Hansruedi Giger began painting the portrait of Li Tobler, his partner at the<br />

time, he rather perplexingly portrayed her attractive face as a decapitated head. His picture,<br />

which was created two years before her violent suicide, prophetically seems to anticipate<br />

this later, tragic event. Despite these somber circumstances, the portrait is one of the<br />

most frequently reproduced works from Giger’s oeuvre. The artist does not just break with<br />

the conventions of traditional portrait painting that require a painted likeness to immortalize<br />

the subject by depicting him or her as a living being. His depiction of Li Tobler also very<br />

much represents the embodiment of his ideal woman. Nowhere else does he so expressly<br />

preserve her as one of the undead for posterity, even though he counterbalances signs of<br />

life with indications of death in her portrait. This unsettling connection between Eros and<br />

Thanatos raises questions about the artistic and cultural paradigms that might have influenced<br />

his work, as well as about the role the subject played in Giger’s life.<br />

Fateful Encounter<br />

The artist repeatedly produced brochures, exhibition posters, exhibition catalogues, and invitations<br />

modeled on the portrait Li II (cat. no. 83; 1973–74), a large-format acrylic that he<br />

painted as an homage to his partner Li Tobler (1948–75). 1 His almost obsessive use of the<br />

image is evidence of its great significance in his oeuvre and also reveals a deep connection<br />

with the person depicted. Along with the record cover for the rock group Blondie<br />

showing the face of Debbie Harry (1981), the painted-over photograph of Friedrich Kuhn<br />

(1973), a portrait of Sergius Golowin (1977), and other commissioned work, it is one of the<br />

few portraits of Giger’s. At the same time, with its high cheekbones, wide-set, almondshaped<br />

eyes, and delicate features, it became a prototype for practically all women’s faces<br />

that he subsequently portrayed.<br />

The artist met the budding actress in Zürich in 1966 when she was taking lessons at the<br />

studio theater with Felix Rellstab, the founding director of the Neumarkt theater. Li Tobler<br />

was active at a time in the history of Zürich theater that was marked by tension and a sense<br />

of new beginnings. Felix Rellstab was a politically astute and bold director who made au- 127<br />

Das vielseitige, immer wieder<br />

überraschende Frühwerk<br />

des Künstlers HR Giger<br />

Weiterhin lieferbar:<br />

HR Giger by Camille Vivier<br />

978-3-03942-116-9<br />

Deutsch / Englisch<br />

ISBN 978-3-03942-116-9<br />

sFr. 99.– | € 97.–<br />

9 783039 421169<br />

HR GIGER<br />

im Verlag <strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong>


Herausgegeben von Beat Stutzer<br />

Gestaltet von Guido Widmer<br />

Broschur<br />

ca. 168 Seiten, 106 farbige<br />

und 28 sw Abbildungen<br />

20 × 26,5 cm<br />

978-3-03942-136-7 Englisch<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421367 im März <strong>2023</strong><br />

Das bislang einzige, seit 2015 vergriffene<br />

Buch über das vielseitige<br />

Frühwerk des weltbekannten<br />

Künstlers und Designers HR Giger<br />

(1940–2014) als Neuausgabe<br />

Zeigt zahlreiche kaum veröffentlichte<br />

und nur selten öffentlich<br />

ausgestellte Arbeiten HR Gigers<br />

Beleuchtet Verbindungslinien zum<br />

Werk bedeutender Künstler wie<br />

Piranesi, Goya, Füssli, Klinger oder<br />

Ensor<br />

9 783039 421367<br />

HR Giger<br />

The Oeuvre Before Alien 1961–1976<br />

HR Giger (1940–2014) ist eine der herausragenden Figuren der Schweizer Kunst- und<br />

Designgeschichte. Weltruhm erlangte er 1979 mit dem Monster und den speziellen<br />

Raumatmosphären für Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker Alien, für die er mit<br />

einem Oscar ausgezeichnet wurde und die bis heute zahllose Menschen faszinieren.<br />

Nach wie vor weit weniger bekannt ist, dass Giger bereits davor ein Shootingstar der<br />

europäischen Kunstszene war, der mit seinem Phantastischen Realismus eine der eigenständigsten<br />

Positionen in der Nachfolge des Surrealismus und in der Kunstszene<br />

der 1960er- und 1970er-Jahre einnahm.<br />

2007 erstmals erschienen, präsentiert dieses bislang einzige Buch zu HR Gigers Frühwerk<br />

dessen Zeichnungen, die ersten Airbrush-Bilder und beklemmenden Environments<br />

umfassend. Es untersucht sein Schaffen von den Ursprüngen her und ordnet es<br />

in eine Kunstgeschichte des Grauens ein. Die meisten in dem Band abgebildeten Werke<br />

sind kaum je öffentlich zu sehen. Hier werden sie im Dialog mit Arbeiten von bedeutenden<br />

Vorläufern wie Giovanni Battista Piranesi, Francisco de Goya, Johann Heinrich<br />

Füssli, Max Klinger oder James Ensor gezeigt.<br />

Beat Stutzer führt in Luzern das Büro K&K – Kunst und Kommunikation<br />

und ist als freischaffender Autor und Kurator tätig. 1982–2011 Direktor<br />

des Bündner Kunstmuseums Chur sowie 1998–2016 Konservator des<br />

Segantini Museums St. Moritz.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 15


KA<br />

1 René Magritte, Catalogue raisonné, hrsg. von David Sylvester,<br />

Basel: Wiese-Verlag, 1992–1997, Band I, 1992, Nr. 303.<br />

Metamorphosen Mickey Mouse<br />

653 a<br />

653 b<br />

653 c<br />

653<br />

Form im Raum, Bern, 2.–5. 4. 1991<br />

Gips, armiert (Hanffasern, Kupferdraht),<br />

bemalt (Aquarell), Holz, bemalt<br />

(Aquarell), 32 × 26,5 × 11,5 cm (mit Plinthe)<br />

| Sockel: Kartonrohr, 142 cm<br />

(Höhe), 11,5 cm (Ø)<br />

bez. auf Unterseite Standfläche:<br />

«2. 4–5. 4. 91 / IV»<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

636 a<br />

636 b<br />

637<br />

654 a<br />

654 b<br />

654 c<br />

636<br />

Kleine Nichtpfeife, Bern, 22.–<br />

24. 8. 1990<br />

Gips, armiert (Draht, Holz),<br />

17,5 × 35 × 21 cm | Plinthe: Holz, bemalt,<br />

2 cm (Höhe), 20 cm (Ø) | Sockel:<br />

Kartonrohr, 142 cm (Höhe), 22 cm (Ø)<br />

bez. auf Unterseite Plinthe:<br />

«23. 8. 90 / 24. 8. 90 /[Widmung]»<br />

Privatbesitz, 1990<br />

Literatur: Petersen 1994 b, S. 134–135<br />

(Nichtpfeife), Farbabb.<br />

637<br />

Nichtpfeife, Bern, 30. 8.–3. 9. 1990<br />

Gips, armiert (Kupferdraht, Hanffasern)<br />

| Plinthe: Holz |<br />

ca. 26 × 54 × 33 cm<br />

Bez. unbekannt<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Modell für den Guss der Edition<br />

(Kat. 639. 1–639. 7). Das Modell wurde<br />

beim Guss stark beschädigt.<br />

654<br />

Form im Raum, Bern, 4.–<br />

5. 4. 1991/22. 12. 1992<br />

Gips, armiert (Kupferdraht), bemalt<br />

(Aquarell), Holz, bemalt (Aquarell),<br />

31 × 30 × 13,5 cm | Sockel: Kartonrohr,<br />

142 cm (Höhe), 13,5 cm (Ø)<br />

bez. auf Unterseite: «FORM IM<br />

RAUM / 1991»<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Nach diesem Gips wurde Kat. 662 gegossen.<br />

Plinthe und Stab wurden 1992<br />

hinzugefügt.<br />

Literatur: Wechsler 1994 b, S. 18,<br />

Farbabb.<br />

Ausstellungen: Valencia et al.<br />

1993/1994, Nr. 220 (Form im Raum<br />

[Forme dans l’espace]), S. 32–33,<br />

Farbabb. | Biel 2001, Nr. 9 (Form im<br />

Raum [Forme dans l’espace]),<br />

Farbabb. | Aarau 2005 b | Salzburg<br />

2006/2007<br />

Metamorphosen «Nichtpfeife» und «Nichtrauch»<br />

638 a<br />

638 b<br />

638 c<br />

Metamorphosen Mickey Mouse<br />

655 a<br />

655 b<br />

656 a<br />

656 b<br />

638<br />

Nichtrauch, Bern, 14.–25. 9. 1990<br />

Bleistift und Aquarell auf Gips, armiert<br />

(isolierter Kupferdraht, Eisen, Hanffasern),<br />

34,5 × 45,7 × 24,2 cm | Plinthe:<br />

Holzfaserplatte<br />

nicht bez.<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Gipsmodell für den Guss der Edition<br />

von 1992 (Kat. 640. 1–640. 7). Nach der<br />

Herstellung der Edition wurde das in<br />

der Giesserei stark beschädigte Modell<br />

restauriert. M. R. nahm dabei eine<br />

Korrektur am Übergang zwischen<br />

Pfeife und Rauch vor.<br />

Literatur: Petersen 1994 b, S. 136–137,<br />

Farbabb. | Ritschard 1994 b, S. 139,<br />

Abb. | Stooss 2002, S. 178 (Nichtrauch/Non-fumée),<br />

Farbabb. | Nî mes<br />

2006, S. 92–93, Farbabb. | Stooss<br />

2006, S. 26, Farbabb. | Moskau 2009,<br />

S. 144, Farbabb. | Jaunin 2014, S. 37<br />

(Non-Fumée)<br />

Ausstellungen: Valencia et al.<br />

1993/1994, Nr. 213 (Nichtrauch/Nonfumée,<br />

14.–27.IX.1990), S. 26–27,<br />

Farbabb. | Biel 2001, Nr. 6 (Nichtrauch<br />

[Non-fumée]), Farbabb. | Nî mes 2006,<br />

S. 92–93, Farbabb.<br />

655<br />

Form im Raum, Bern, 21. 4. 1991<br />

verzinkter Eisendraht,<br />

20,3 × 13,7 × 7 cm | Konsole: Sperrholz,<br />

bemalt (Acrylgesso), 20,6 × 13 × 21,7 cm<br />

bez. auf Rückseite Konsole: «21. 4. 91»<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Ausstellungen: Valencia et al.<br />

1993/1994, Nr. 219 (Form im Raum<br />

[Forme dans l’espace])<br />

656<br />

Form im Raum, Bern, 21.–<br />

25. 5. 1991<br />

Gips, 28 × 41 × 20 cm<br />

nicht bez.<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Modell für das Exemplar 0/6 der Edition<br />

Form im Raum (Kat. 661. 1–661. 7).<br />

639.1 a<br />

639.1 b<br />

639.1 c<br />

639.2<br />

657<br />

658 a<br />

658 b<br />

659 a<br />

659 b<br />

660<br />

639.1<br />

Nichtpfeife, Bern, 1990/1992<br />

Edition, 7 Ex., 0/6, 1/6–6/6<br />

Ex. 0/6<br />

Eisenguss, partiell patiniert,<br />

26 × 55 × 33 cm<br />

bez. auf Unterseite Plinthe (geätzt):<br />

«M. R. / 1990/92»; r. davon: «0/6 [in<br />

Kreis]»<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Die Edition von Nichtpfeife wurde 1992<br />

nach dem Gipsmodell von 1990<br />

(Kat. 637) in der Giesserei Bärtschi,<br />

Aefligen, gegossen. Bei den Exemplaren<br />

0/6 bis 5/6 ist jeweils das Mundstück<br />

mit eingebranntem Leinöl<br />

dunkel patiniert, der Pfeifenkopf oxydiert,<br />

die Plinthe blank und gewachst.<br />

Das Exemplar 6/6 ist nicht patiniert<br />

und ganzflächig oxydiert.<br />

Literatur: Petersen 1994 b, (Ex. 0/6) |<br />

Ritschard 1994 a, S. I (Non-pipe) |<br />

Ritschard 1994 b, S. 137 | Wechsler<br />

1994 c, S. 14 (Non-pipe) | Brown 2002,<br />

S. 2–3 (Ex. 3/6), Farbabb. | Arlitt 2005 |<br />

Nicod 2007 a, S. 54–56, Farbabb. |<br />

Mayer 2008, S. 80 (Nichtpfeife II),<br />

Farbabb. | Frizot 2016, S. 72 (Nichtpfeife<br />

[Non-pipe])<br />

Ausstellungen: New York 1992,<br />

(Ex. 3/6) | Valencia et al. 1993/1994,<br />

Nr. 212 (Ex. 2/6, Nichtpfeife [Nonpipe])<br />

| Helsinki 1995, (Ex. 2/6) | Tanlay<br />

1998, S. 56–57 (Non-pipe), Farbabb. |<br />

Lissabon 1998/1999, Farbabb. |<br />

Chicago / Amherst 2001, Nr. 8 (Nichtpfeife<br />

[Non-pipe]) | Biel 2001, Nr. 5<br />

(Nichtpfeife [Non-pipe]), Farbabb. |<br />

Paris 2002/2003 b, Nr. 193 (Nichtpfeife<br />

II/Non-pipe II/Nonpipe II), Farbabb.,<br />

S. 159, Farbabb. | Aarau 2005 b,<br />

(Ex. 2/6, Nichtpfeife II), Farbabb. 27 |<br />

Salzburg 2006/2007, Nr. 198 (Ex. 2/6,<br />

Nichtpfeife II/Non-pipe II/Nonpipe II),<br />

Farbabb., S. 163, Farbabb. | Biel 2007,<br />

(Ex. 2/6), Farbabb. | Paris / Tourcoing<br />

2011/2012, Nr. 196 (Nichtpfeife [Non<br />

pipe/Not a pipe]), Farbabb.<br />

639.2<br />

Nichtpfeife, Bern, 1990/1992<br />

Ex. 1/6<br />

bez. auf Unterseite Plinthe (geätzt):<br />

«M. R. / 1990/92»; r. davon: «1/6 [in<br />

Kreis]»<br />

Privatbesitz, 1994<br />

657<br />

Ohne Titel, Bern, 1991<br />

Eisendraht, 7,5 × 8,5 × 12,7 cm, 0,15 cm<br />

(Ø Draht) | Stab: Holz, 7,5 cm (Höhe),<br />

2,5 cm (Ø) | Plinthe: Holz,<br />

0,8 × 9,9 × 20,1 cm<br />

bez. auf Unterseite Plinthe: «1991»<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Bei diesem Werk und bei Kat. 658 bildet<br />

der Draht im Gegensatz zu den<br />

anderen Fassungen der Mickey-<br />

Mouse-Serie nur aus einem Blickwinkel<br />

eine geschlossene Form.<br />

658<br />

Ohne Titel, Bern, um 1991<br />

Eisendraht, 12,8 × 7 × 8,7 cm, 0,2 cm<br />

(Ø Draht)<br />

nicht bez.<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Bei diesem Werk und bei Kat. 657 bildet<br />

der Draht im Gegensatz zu den<br />

anderen Fassungen der Mickey-<br />

Mouse-Serie nur aus einem Blickwinkel<br />

eine geschlossene Form.<br />

659<br />

Topo, Bern, um 1991<br />

kunststoffbeschichteter Eisendraht<br />

(Blumendraht), 10 cm (Höhe), 0,1 cm<br />

(Ø Draht)<br />

nicht bez.<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

660<br />

Ohne Titel, Bern, um 1991<br />

Eisendraht, 15,8 × 20,5 × 5,3 cm, 0,2 cm<br />

(Ø Draht) | Weinflasche, Korkzapfen |<br />

45,5 cm (Gesamthöhe)<br />

nicht bez.<br />

Nachlass Markus Raetz, Bern<br />

Metamorphosen «Nichtpfeife» und «Nichtrauch»<br />

1990–1992<br />

Das Magritte’sche Motiv der Pfeife taucht im Schaffen von<br />

Markus Raetz erstmals 1990 in den beiden nahe verwandten<br />

Typen Nichtpfeife und Nichtrauch auf. Es handelt sich um<br />

zweiansichtige Rundplastiken, die zu Raetz’ Metamorphosen<br />

zählen. Beim Umschreiten von Nichtrauch gibt sich der<br />

Gegenstand der Pfeife aus zwei präzisen Blickwinkeln zu<br />

erkennen: Von der einen Seite aus betrachtet, steht sie aufrecht,<br />

von der anderen auf dem Kopf. Im Gegensatz zu<br />

Metamorphose I (Kat. 621. 1–621. 7), bei der sich der mit Hut<br />

bedeckte Kopf des deutschen Künstlers Joseph Beuys<br />

(1921–1986) in einen sitzenden Hasen und zurück verwandelt,<br />

bleibt das Motiv gleich; eine Veränderung ergibt sich<br />

hier durch die vertikale Spiegelung. Entsprechend Raetz’<br />

anhaltendem Interesse für das Sehen in zwei oder drei<br />

Dimensionen nehmen wir auch bei Nichtpfeife die Erscheinungsformen<br />

der Pfeife als Fläche wahr, die sich dazwischen<br />

entwickelnde, amorphe Form des Übergangs jedoch in skulpturaler<br />

Körperhaftigkeit.<br />

Während bei Nichtpfeife (Kat. 639. 1–639. 7) sechs<br />

von sieben Exemplaren identisch sind, weisen die Güsse der<br />

Nichtrauch-Edition (Kat. 640. 1–640. 7) grosse Unterschiede<br />

vor allem in Bezug auf ihre Farbigkeit auf. Ursprünglich<br />

verfügte etwa das Exemplar 4/6 über ein schwarzes Mundstück,<br />

einen braunen Pfeifenkopf und eine graue Rauchfahne.<br />

Ebenso wie bei zwei weiteren Exemplaren liess der<br />

Künstler 2005 die gesamte Oberfläche schwarz patinieren,<br />

was den Eindruck einer flächenhaften Silhouette und den<br />

Bezug zum Leitgedanken von Magrittes berühmtem Bild<br />

noch verstärkt.<br />

Auf dem Gemälde La trahison des images (1928–<br />

1929) von René Magritte (1898–1967) sind eine Pfeife und<br />

der Schriftzug «Ceci n’est pas une pipe» dargestellt, der darauf<br />

verweist, dass wir eine bildliche Repräsentation und eine<br />

sprachliche Beschreibung einer Pfeife, nicht aber das Objekt<br />

selbst vor uns haben. 1 Raetz referiert mit seinen Werktiteln<br />

Nichtrauch und Nichtpfeife nicht nur wörtlich auf diese<br />

Überlegung, sondern führt sie noch weiter. So lässt er die<br />

Betrachtenden die visuelle Verwechselbarkeit zwischen<br />

körperhaft und flach erfahren und führt die Konstruiertheit<br />

seines Pfeifenabbildes vor Augen, da sich dieses aus einer<br />

völlig ungegenständlichen Form herausbildet. Nichtpfeife und<br />

Nichtrauch sind aufgrund ihres Prinzips unmittelbare Vorläufer<br />

der vollplastischen Güsse Kopf I (Kat. 679. 1–679. 8)<br />

und Kopf II (Kat. 681. 1–681. 7) von 1992.<br />

250 251<br />

260 261<br />

Der umfassende Werkkatalog zu<br />

den dreidimensionalen Arbeiten<br />

eines der einflussreichsten<br />

Schweizer Künstler<br />

Weiterhin lieferbar:<br />

Markus Raetz<br />

Die Druckgraphik 1951–2013<br />

978-3-85881-410-4<br />

Deutsch / Englisch / Französisch<br />

ISBN 978-3-85881-410-4<br />

sFr. 150.– | € 150.–<br />

9 783858 814104


Herausgegeben von Franz Müller<br />

und Tabea Schindler<br />

Gestaltet von sofies<br />

Kommunikationsdesign AG<br />

Eine Publikation des<br />

Schweizerischen Instituts für<br />

Kunstwissenschaft SIK-ISEA<br />

(Œuvrekataloge Schweizer<br />

Künstlerinnen und Künstler 30)<br />

2 Bände, gebunden in Schuber<br />

Total ca. 672 Seiten, 6000 farbige<br />

und sw Abbildungen<br />

24 × 30 cm<br />

978-3-03942-134-3 Deutsch<br />

Der vollständige, attraktiv gestaltete<br />

Werkkatalog der Plastiken,<br />

Objekte und Installationen von<br />

Markus Raetz präsentiert rund<br />

1500 Werke von 1957 bis 2020<br />

Ein Referenzwerk für Kunsthändlerinnen,<br />

Kuratoren, Kunsthistorikerinnen<br />

und Sammler<br />

Markus Raetz zählt zu den wichtigsten<br />

Schweizer Künstlern der<br />

Gegenwart<br />

ca. sFr. 250.– | € 250.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421343 im März <strong>2023</strong><br />

9 783039 421343<br />

Markus Raetz<br />

Das plastische Werk. Catalogue raisonné<br />

Markus Raetz (1941–2020) war einer der renommiertesten Vertreter der Schweizer<br />

Gegenwartskunst, der mit seinen poetischen Arbeiten auch international sehr beliebt<br />

war. Sein vielgestaltiges Werk kreist um das prozesshafte Erfahren von Wirklichkeit,<br />

wobei vor allem die rund 1500 Plastiken, Objekte und Installationen spielerisch bewusst<br />

machen, dass die Wahrnehmung der Welt auch vom Standpunkt der Betrachtung<br />

abhängt.<br />

Der vollständige Werkkatalog dieser Arbeiten – vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft<br />

SIK-ISEA in jahrelanger akribischer Arbeit zusammengestellt – präsentiert<br />

nun Raetz’ gesamtes plastisches Schaffen in zwei attraktiv gestalteten Bänden,<br />

von den Anfängen als 16-jähriger Schüler am Lehrerseminar 1957 bis zu seinen letzten<br />

Arbeiten. Damit das Spiel mit der Bewegung besonders hervortritt, werden die meisten<br />

der dreidimensionalen Arbeiten je mit mehreren Abbildungen gezeigt.<br />

Die Werke werden mit kommentierenden Texten eingeordnet und mit ausführlichen wissenschaftlichen<br />

Apparaten ergänzt. In den kunsthistorischen Analysen der Werkgruppen<br />

und der einzelnen Arbeiten werden die verwendeten Techniken, Arbeitsmethoden sowie<br />

ikonografische Aspekte erläutert und die Werke im Kontext sowohl von Raetz’ Œuvre als<br />

auch der zeitgenössischen Kunst untersucht.<br />

Franz Müller ist Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter des<br />

Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft SIK-ISEA in Zürich,<br />

wo er seit 2015 auch als Co-Leiter des Projekts Markus Raetz. Catalogue<br />

raisonné der Plastiken, Objekte und Installationen tätig ist.<br />

Tabea Schindler ist Kunsthistorikerin und leitet seit 2020 die Abteilung<br />

Kunstgeschichte des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft<br />

SIK-ISEA in Zürich.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 17


77 [Kat. 18] Frau (Mrs Fuseli?) am Toilettentisch,<br />

um 1790–1792 , Feder in Braun, Pinsel,<br />

schwarz und grau laviert, aquarelliert, und<br />

Deckfarbe über Grafitstift, 229 × 178 mm,<br />

Courtesy of National Museums Northern<br />

Ireland<br />

Johann Heinrich Füssli (1741–1825) war einer<br />

der originellsten und umstrittensten Künstler<br />

im Europa des 18. Jahrhunderts. In der Schweiz<br />

geboren und aufgewachsen, versuchte er als<br />

junger Erwachsener über lange Zeit, in Londons<br />

Literaturszene Fuss zu fassen, bevor er mit dem<br />

Vorsatz, «der grösste Maler meiner Zeit» zu<br />

werden, nach Rom weiterzog. 1 Dort etablierte<br />

sich Füssli zwischen 1770 und 1778 als Anführer<br />

eines internationalen Kreises von Malern und<br />

Bildhauern, die sein Streben teilten, die moderne<br />

Kunst durch dieselbe ursprüngliche Ausdruckskraft<br />

zu verjüngen, die der klassischen Tradition<br />

seit ihren Anfängen in der fernen Vergangenheit<br />

neues Leben eingehaucht hatte. In Ablehnung der<br />

zeitgenössischen ästhetischen Tendenzen, die man<br />

als symptomatisch für eine durch zunehmende<br />

luxuriöse Kultiviertheit korrumpierte und entkräftete<br />

Gesellschaft betrachtete, fand dieses<br />

Reformprogramm seinen wichtigsten Ausdruck<br />

in der Zeichnung. Sie diente Füssli und seinen<br />

Gefolgsleuten als Bühne für die Darstellung<br />

einer virilen Schaffenskraft, die sich mit der<br />

freien Entfaltung des Genies und der ästhetischen<br />

Kategorie des Erhabenen identifizierte.<br />

Bei seiner Rückkehr nach England beschäftigte<br />

sich Füssli ausgiebig damit, diese Ideen im<br />

Medium der Malerei umzusetzen 2 und kultivierte<br />

mit seinen stark stilisierten Bildern von<br />

übermenschlichen Kreaturen, muskelbepackten<br />

Helden, hilflosen Jungfern und monströsen<br />

Dominas den Ruf eines Exzentrikers. Füssli hat<br />

diese übertriebenen Charaktere, deren Pendants<br />

in den Schauerromanen jener Zeit zu finden sind,<br />

in Szenen eingebaut, die eine aussergewöhnliche<br />

Bandbreite an literarischen Quellen illustrieren,<br />

von Shakespeare, Milton und der Bibel bis hin zu<br />

den Dramen der griechischen Antike und dunklen<br />

nordischen Mythen – sowie Bilderzählungen, die<br />

Detail aus Abb. 82<br />

78 [Kat. 21] Sophia Füssli, am Tisch sitzend (gezeichnet<br />

auf einer Liste von Füsslis Buchbesprechungen in der<br />

«Analytical Review»), um 1790/91 , Feder in Braun<br />

und Pinsel, grau und braun laviert, aquarelliert,<br />

über Grafitstift, mit Deckfarbe in Weiss gehöht,<br />

227 × 157 mm, Auckland Art Gallery Toi o<br />

Tāmaki, purchased 1965<br />

er selbst erfunden hatte, worunter Der Nachtmahr<br />

(Abb. 1) das berühmteste Beispiel ist. Der ausgesprochen<br />

individualistische und sensationslüsterne<br />

Charakter von Füsslis Kunst spaltete für<br />

den Rest seines Lebens die öffentliche Meinung.<br />

Während einige von der Grösse seines Genies vollkommen<br />

überzeugt waren, hielten ihn andere<br />

(vermutlich die Mehrheit) für einen Scharlatan<br />

oder für völlig verrückt.<br />

Viele Menschen, die Füsslis Werke sahen, hätten<br />

ihn wohl für noch verrückter gehalten, hätten sie<br />

gewusst, dass dieser bekennend «übermaskuline»<br />

heroische Künstler sich viele Jahre lang privat<br />

mit dem Bild der zeitgenössischen Frau auseinandergesetzt<br />

hat, eine Beschäftigung, der er fast<br />

1 Der Nachtmahr, 1782 in der<br />

Royal Academy ausgestellt,<br />

Öl auf Leinwand, 101,6 ×<br />

127 cm, Detroit Institute<br />

of Arts, Founders Society<br />

Purchase with funds from<br />

Mr. and Mrs. Bert L. Smokler<br />

and Mr. and Mrs. Lawrence A.<br />

Fleischman<br />

70 [Kat. 19] Sophia Füssli vor Kamin, 1791,<br />

Pinsel, aquarelliert, und Deckfarbe über<br />

Spuren von Grafitstift, 280 × 165 mm,<br />

Victoria and Albert Museum, London<br />

81 [Kat. 8] Sophia Füssli mit hoher, gepuderter<br />

Lockenfrisur, 1796, Grafitstift, Feder in<br />

Braun und Pinsel, schwarz und grau<br />

laviert, Spuren von roter Lavierung,<br />

281 × 222 mm, Kunsthaus Zürich,<br />

Grafische Sammlung<br />

42a und 42b Sophia Fuseli (?)<br />

im Profil und von hinten (Recto<br />

und Verso), um 1790–1795,<br />

Grafitstift, grau laviert,<br />

aquarelliert, 241 × 191 mm,<br />

Yale Center for British Art,<br />

Paul Mellon Collection, New<br />

Haven<br />

oder andere Zeichnung, die des Verwahrens nicht<br />

würdig schien, in Lockenpapier verwandelt haben.<br />

Zeichenpapier wäre jedenfalls für diesen Zweck gut<br />

geeignet gewesen. Herr und Frau Füsslis Arbeiten<br />

auf und mit Papier waren also im wörtlichen<br />

Sinne miteinander verflochten. Diese Annahme ist<br />

natürlich ebenso vorstellbar und wahrscheinlich<br />

wie spekulativ. Mit diesem Vorschlag möchte ich<br />

nicht zuletzt darauf hinweisen, dass Porträtkunst<br />

und jede Arbeit mit dem lebenden Modell eine<br />

Kooperation darstellt, die im Falle der Füsslis aus<br />

dem gemeinsames Befassen mit Haar, Darstellung<br />

und Zurschaustellung sowie der Produktion von<br />

Artefakten bestand.<br />

Unabhängig davon, wie die Haartrachten der<br />

Schwestern Hess oder von Sophia Füssli nun tatsächlich<br />

ausgesehen haben mögen, dokumentieren<br />

die Zeichnungen die Faszination des<br />

Künstlers für Haar und die weiblichen Kniffe beim<br />

Ankleiden und Posieren, aber sie setzen auch das<br />

Vergnügen an der Zurschaustellung in Szene.<br />

Ich sehe also in diesen Arbeiten etwas, das Lynn<br />

Festa grundsätzlicher für die Epoche beobachtet<br />

hat: «Das Zurechtmachen der Haare und andere<br />

Praxen der Mode werden zu einem Medium für<br />

die dynamischen und ermächtigenden kreativen<br />

Ausdruckmöglichkeiten von Frauen: eine Art der<br />

Selbst-Gestaltung, eine Quelle des Vergnügens, das<br />

Ausstellen einer fabrizierten Identität, ein Mittel<br />

der sexuellen Attraktion.» 37 Füsslis Zeichnungen<br />

handeln von diesem Theater der Zurschaustellung<br />

und nehmen selbst teil an dieser Arena des Geniessens<br />

fetischistischer Freuden, die Frauen wie<br />

Männern offen stand. Sie erproben das performative<br />

Potenzial des Körpers, seine Art, sich zu drehen, zu<br />

wenden und den (Bild)raum zu beherrschen. Weil<br />

es sowohl Natur als auch Ornament ist, liebäugelte<br />

der Künstler vor allem mit dem frisierten Haar von<br />

Frauen. Es zeichnet den Weg dafür vor, wie sich<br />

Körper in Kunstwerke verwandeln lassen, ohne<br />

dabei die raumgreifende physische Präsenz und<br />

Mobilität einzubüssen.<br />

fällt, der sich unter ihrer korsettierten Taille<br />

bauscht. 5 Entsprechend wirkungsvoll hebt sich<br />

ihre Silhouette von dem dunklen Kamingesims im<br />

oberen und dem hellen Kaminfeuer im unteren<br />

Bildbereich ab. Nicht minder auffällig ist ihre<br />

aufwendige Frisur, die in ihrer Gesamtform an<br />

eine Krone erinnert, bestehend aus zwei geschwungenen<br />

Bögen, die eine mittige dreieckige Spitze<br />

flankieren und so engmaschig gelockt sind, dass<br />

der Eindruck einer juwelenbesetzten Oberfläche<br />

entsteht. Dieses aussergewöhnliche Beispiel für<br />

eine Haartracht, eingefasst von einer Phalanx<br />

gestärkter Haarbänder, die wie sich kringelnde<br />

Fahrradspeichen nach aussen abstehen, ist nur<br />

eines von mehreren Merkmalen dieser beiden<br />

nahezu identischen Kompositionen, die bei den<br />

zeitgenössischen Betrachtern womöglich Zweifel<br />

an der Moral ihrer Trägerin aufkommen liessen.<br />

Ein noch einschlägigerer Hinweis auf ihr anzügliches<br />

Wesen sind die leuchtenden Rougeflecken, die<br />

die Wangen der Frau in der farbigeren der beiden<br />

Zeichnungen zieren, sowie die Statuetten (oder<br />

lebenden Miniaturfiguren) auf dem Kaminsims in<br />

der zweiten Zeichnung. Hier handelt es sich um<br />

eine nackte, wie in Trance tanzende Bacchantin,<br />

die wiederum einem männlichen Akt folgt, der<br />

davoneilt und dabei über seine Schulter zurückzublicken<br />

scheint. In beiden Zeichnungen sieht<br />

es so aus, als stehe Sophia Füssli ausserdem<br />

direkt vor einem glühenden Feuer, wie man an<br />

der Helligkeit des Lichts um das Oval ihres Rocks<br />

erkennen kann. Dass lodernde Feuerstellen in<br />

den Konversationsstücken dieser Zeit kaum<br />

vorkommen, liegt daran, dass Flammen mit kulturellen<br />

Konnotationen (zerstörerischen Energien<br />

oder Höllenwesen) behaftet waren und völlig im<br />

Widerspruch zu Vorstellungen von vorbildlicher<br />

Häuslichkeit standen. Und selbst in den seltenen<br />

Fällen, in denen ein Kaminfeuer in einem nicht<br />

satirischen Kontext als Zeichen von Behaglichkeit<br />

oder Wärme dargestellt wurde, war der Kaminsims<br />

fast immer seitlich und in einiger Entfernung<br />

von den Raumbewohnern platziert. Vor allem im<br />

Hinblick auf die Frau lässt sich der Grund für diese<br />

Bildkonvention leicht ausmachen: Angesichts der<br />

geläufigen vulgären Assoziation zwischen Hitze<br />

und weiblicher sexueller Leidenschaft wäre es für<br />

jede vornehme Dame höchst unschicklich gewesen,<br />

mit ihrem Unterleib in unmittelbarer Nähe eines<br />

offenen Feuers zu stehen (oder stehend dargestellt<br />

zu werden). Sicherlich war sich Füssli der frivolen<br />

Implikationen seiner eigenwilligen Ikonografie<br />

bewusst; allerdings lässt sich nicht sagen, ob er sich<br />

speziell auf Kosten seiner Frau zu einem gewagten<br />

82 [Kat. 9] Sophia Füssli an einem Tisch vor<br />

Nische mit Vorhang, 1799, Grafitstift und<br />

Pinsel, grau laviert, rosa und hellblau<br />

aquarelliert, mit Deckfarbe in Weiss<br />

gehöht, 232 × 175 mm, Kunstmuseum<br />

Basel, Kupferstichkabinett, Ankauf 1918<br />

43 [Kat. 52] Studien von drei Kurtisanen<br />

mit extravaganten Frisuren, 1807,<br />

Grafitstift, Pinsel, grau und schwarz<br />

laviert, aquarelliert, und Deckfarbe,<br />

225 × 182 mm, Courtesy of National<br />

Museums Northern Ireland<br />

Humor verstieg oder ob er (wie ich zu glauben<br />

geneigt bin) die moderne Frau allgemein ins<br />

Visier nahm.<br />

Als Beleg für diese zweite These kann die möglicherweise<br />

letzte Variation des Künstlers zum<br />

Thema «Frau am Kaminfeuer» herangezogen<br />

werden (Abb. 72). In dieser Zeichnung wird die<br />

betreffende Frau von zwei viel kleineren (aber<br />

erwachsenen) Figuren flankiert, deren radikal<br />

reduzierte Grösse darauf hindeutet, dass sie als<br />

Elfen oder Feen gelesen werden sollen. Die linke,<br />

in Rückenansicht wiedergegebene Figur scheint<br />

das unsichtbare Feuer anzufachen, während<br />

sich ihr kniendes Gegenüber – in ähnlichem<br />

Kleid und mit ähnlicher Frisur – dem Publikum<br />

71 «The Chimney Piece»:<br />

Sophia Füssli vor Kamin mit<br />

Statuetten, um 1790/91,<br />

Grafitstift und Feder in<br />

Braun, grau und braun<br />

laviert, mit Deckfarbe in<br />

Weiss gehöht, 435 × 270 mm,<br />

The Fitzwilliam Museum,<br />

bequeathed (1953) by Edward<br />

Howard Marsh, Cambridge<br />

ZEICHNEN IN EINER EPOCHE DES LUXUS:<br />

FÜSSLIS FRAUEN I N I H R ER ZEIT<br />

David H. Solkin<br />

14 15<br />

Erkundung und Darstellung<br />

des weiblichen Gegenübers<br />

mit einer geradezu obsessiven<br />

Energie: Johann Heinrich<br />

Füssli als Zeichner<br />

97<br />

64


Herausgegeben vom<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Mit Beiträgen von Jonas Beyer,<br />

Mechthild Fend, Ketty Gottardo<br />

und David H. Solkin<br />

Gestaltet von Laura Parker<br />

In Zusammenarbeit mit der<br />

Courtauld Gallery, London<br />

Broschur<br />

ca. 168 Seiten, 145 farbige<br />

und 4 sw Abbildungen<br />

21,5 × 26 cm<br />

978-3-03942-123-7 Deutsch<br />

Präsentiert erstmals in Buchform<br />

eine Auswahl der weniger<br />

bekannten Zeichnungen Johann<br />

Heinrich Füsslis (1741–1825)<br />

Zeigt den «intimen» Zeichner Füssli<br />

in seiner vielleicht aufregendsten<br />

Form<br />

Widmet sich einem vor dem Hintergrund<br />

gegenwärtiger Diskurse<br />

um Kunst, Geschlecht und Macht<br />

höchst aktuellen Thema<br />

Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />

Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie<br />

im Kunsthaus Zürich (24. Februar<br />

bis 21. Mai <strong>2023</strong>)<br />

ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />

Erscheint im Februar <strong>2023</strong><br />

Die englische Ausgabe ist bei<br />

Paul Holberton Publishing,<br />

London, erschienen<br />

ISBN 978-3-03942-123-7<br />

9 783039 421237<br />

Füssli<br />

Mode – Fetisch – Fantasie<br />

Johann Heinrich Füssli (1741–1825) war einer der eigenwilligsten Künstler des 18. Jahrhunderts<br />

und spaltete mit dem betont sensationslüsternen Charakter seiner Kunst die<br />

öffentliche Meinung seiner Zeit. Weitgehend unbekannt blieben seine – fast ausschliesslich<br />

gezeichneten – Darstellungen der modernen Frau als Figur des Geheimnisses und<br />

der gefährlichen Anziehungskraft. Sie sind symptomatisch für eine damals verstärkt<br />

auftretende Angst vor der Destabilisierung geschlechterspezifischer Identitäten.<br />

Die in diesem Buch vereinte Auswahl von rund 60 dieser Studien bietet erstmals Gelegenheit,<br />

den Zeichner Füssli in seiner aufregendsten Form zu entdecken. Wo wir idealisierte<br />

Körper in anmutigen Posen erwarten, begegnen uns stattdessen Frauen, deren<br />

Körper von Frisuren der bizarrsten Art gekrönt werden und die eine betont herausfordernde<br />

Haltung gegenüber unseren Blicken einnehmen. Die zutiefst ambivalente Darstellung<br />

von ermächtigter Weiblichkeit, die in den Zeichnungen des Künstlers offenbar<br />

wird, könnte freilich aktueller nicht sein, wo wir uns doch heute intensiver denn je mit<br />

den vielfältigen Überschneidungen von Kunst, Geschlecht, Sexualität und Macht auseinandersetzen.<br />

Jonas Beyer ist seit 2018 Kurator an der Grafischen Sammlung<br />

im Kunsthaus Zürich.<br />

Mechthild Fend ist Professorin für Kunstgeschichte an der<br />

Goethe-Universität, Frankfurt am Main.<br />

Ketty Gottardo ist Martin Halusa Curator of Drawings an<br />

der Courtauld Gallery, London.<br />

David H. Solkin ist emeritierter Professor am Courtauld Institute<br />

of Art, London.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 19


34 35<br />

Die Monotypie ist eine Druckgrafik und zugleich ein Unikat –<br />

Marguerite Saegesser war eine Meisterin dieser Technik<br />

144 145<br />

114 115<br />

10<br />

12<br />

11<br />

13<br />

38 39<br />

128 129<br />

D<br />

E<br />

sie ihre Skulpturen. Zurück in der Schweiz lernte Saegesser<br />

anlässlich seiner Ausstellung in der Galerie Schweizer Bildhauers Giacometti».[2] Im Gegensatz<br />

den «dünnfadigen, langgestreckten Menschen des<br />

Kornfeld in Bern den damals aufstrebenden amerikanischen<br />

Künstler Sam Francis (1923—1994) kennen, jedoch die Bewegtheit der Figuren sowie der Raum,<br />

zu Alberto Giacometti (1901–1966) ist für Saegesser<br />

mit dem sie sich später in Palo Alto anfreunden wird. den sie dadurch einnehmen und definieren, wesentlich.<br />

Insgesamt wurde die Ausstellung in dieser tra-<br />

Im Winter 1952 nahm sie erstmals<br />

mit einem Werk an der «Weihnachtsausstellung bernischer<br />

Maler und Bildhauer» teil; als Frau war siegegenommen.<br />

Saegesser hatte sich damit eine solide<br />

ditionsreichen Galerie viel besprochen und gut aufwissermassen<br />

zu Gast und durfte nur zwei Werke einreichen,<br />

die Jury liess eines davon, gemäss Katalog<br />

Fünf Jahre später, 1962 an der drit-<br />

Basis für ihre weitere Karriere geschaffen.<br />

eine Bronze mit dem Titel «Figur», für die Ausstellung ten Bieler Skulpturenausstellung «Plastik im Freien»,<br />

zu. Mit Beginn der 1950er-Jahre entfaltete Saegesser<br />

nach und nach ihre eigene formale Sprache. Ihre deren Seite. Sie präsentierte nun eine abstrakte Ei-<br />

zeigte sich die Künstlerin von einer vollkommen an-<br />

Figuren längten sich allmählich (Abb. 3 und 4), wurden<br />

leichter und dynamischer, bis hin zur schmalen, insofern in Zusammenhang zu bringen war, als dass<br />

senplastik, die mit der menschlichen Figur nur noch<br />

dreidimensionalen Linie. In diese Schaffensphasee sie sie mit einer Höhe von 210 cm deutlich überragte<br />

fällt der «Goalie», eine Skulptur, die dem Berner Fussballclub<br />

BSC Young Boys von Max Saegesser ge-<br />

formal an konstruktivistische Vorbilder gemahnten,<br />

(Abb. 6). Während die Arbeiten dieser Werkgruppe<br />

schenkt wurde (Abb. XX, S. XX) und heute auch vor zeigten sich die drei Eisenplastiken, die sie in der<br />

dem neuen Wankdorf-Stadion wieder ihren Platz findet.<br />

Als «plastische Zeichen» bezeichnete ein Kunstlung<br />

1966 vorstellte, inspiriert von der Plastik des<br />

folgenden Austragung der Bieler Plastikausstelkritiker<br />

1957 jene jüngsten Werke (Abb. 5) anlässlich Informel äusserst zeitgemäss. Sie waren aus in die<br />

Saegessers erster Ausstellung in Deutschland in der Höhe ragenden Dreiecksformen grob zusammengeschweisst.<br />

An den Kanten blieben die unregelmässi-<br />

Münchner Galerie von Wolfgang Gurlitt. Die «gotische<br />

Körperlichkeit eines knienden weiblichen Torsos<br />

[lässt] an Wilhelm Lehmbrucks «Der Gestürzte» hier, wie zuvor schon vom Rezensenten der Ausstelgen<br />

Schweissnähte gewollt deutlich sichtbar. Auch<br />

denken.»[1] Ein anderer Rezensent verglich sie mit lung bei Gurlitt bemerkt, lagen Assoziationen mit<br />

3<br />

4<br />

5<br />

2<br />

52 53<br />

4 5


Herausgegeben von Helen Hirsch<br />

Gestaltet von Büro 146<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Kunstmuseum Thun<br />

Broschur<br />

ca. 144 Seiten, 60 farbige<br />

Abbildungen<br />

20 × 27 cm<br />

978-3-03942-133-6<br />

Deutsch / Englisch<br />

ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421336 im Februar <strong>2023</strong><br />

Erste Monografie über die schweizerisch-amerikanische<br />

Künstlerin<br />

Marguerite Saegesser<br />

Betrachtet insbesondere Marguerite<br />

Saegessers Monotypien – ein<br />

historisches Druckverfahren, zu<br />

dessen Wiederbelebung im<br />

20. Jahrhundert die Künstlerin<br />

massgeblich beitrug<br />

Beleuchtet Marguerite Saegessers<br />

künstlerische Entwicklung im<br />

Umfeld von Sam Francis und der<br />

Kunstszene San Franciscos der<br />

1970er-Jahre<br />

Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />

Marguerite Saegesser. American<br />

Monotypes im Kunstmuseum Thun<br />

(4. Februar bis 16. April <strong>2023</strong>)<br />

9 783039 421336<br />

Marguerite Saegesser<br />

American Monotypes<br />

In den USA, ihrer langjährigen Wahlheimat, gelangte Marguerite Saegesser (1922–2011)<br />

zu künstlerischem Ruhm, ihre Druckgrafiken und Gemälde waren über zwei Jahrzehnte<br />

hinweg immer wieder präsent in Gruppen- und Einzelausstellungen in Kalifornien<br />

und New York. In der Schweiz jedoch gilt es, die Bernerin und ihr vielseitiges<br />

Œuvre erst noch zu entdecken.<br />

Dieses Buch eröffnet nun die Möglichkeit dazu. Es beleuchtet Saegessers Werk mit<br />

einem besonderen Fokus auf das für sie zentrale Medium der Monotypie, einem im<br />

17. Jahrhundert entwickelten Druckverfahren, bei dem jeweils nur ein einziges Original<br />

entsteht. Aufgezeigt wird zudem, wie Saegesser, die ursprünglich in Lausanne die<br />

Bildhauerei erlernt hatte, in den USA ihre künstlerische Bestimmung fand. Im Zentrum<br />

stand dabei die Kunstszene im San Francisco der späten 1970er-Jahre und namentlich<br />

Sam Francis, herausragender Vertreter des Action-Painting und abstrakten Expressionismus,<br />

der ihr zum Freund und Wegbereiter wurde. Francis’ Faszination für die historische<br />

Technik der Monotypie übertrug sich rasch auf Marguerite Saegesser, die<br />

darin zur Meisterschaft fand und massgeblich zur Wiederbelebung der Monotypie<br />

beitrug.<br />

Helen Hirsch ist Kunsthistorikerin und seit 2007 Direktorin des<br />

Kunstmuseums Thun.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 21


Résonance I, 1997<br />

ILas afueras de Belchite – Indices de variation, 2002<br />

Double page suivante :<br />

Las afueras de Belchite (détail)<br />

Plis et replis, 2002<br />

Destinations, 1994–1995<br />

Double page suivante :<br />

15<br />

43 Echo – Sombras electricas II, 2009<br />

49<br />

Destinations (détail) Incendie / Hertford – Faits et gestes, 2013<br />

61<br />

Das Schaffen von Silvie Defraoui:<br />

eine künstlerische Auseinandersetzung<br />

mit einer konsequent<br />

ungewissen Zukunft<br />

33<br />

Weiterhin lieferbar:<br />

27<br />

Silvie und Chérif Defraoui<br />

Archives du Futur<br />

14 Kommentare 1984–2020<br />

978-3-03942-004-9<br />

Deutsch / Englisch / Französisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

ISBN 978-3-03942-004-9<br />

Silvie Defraoui<br />

Often, It Is a Painting on a Wall<br />

in a Building within a Landscape<br />

and so on. On Words<br />

978-3-85881-873-7<br />

Englisch / Französisch<br />

ISBN 978-3-85881-873-7<br />

sFr. 15.– | € 15.–<br />

9 783039 420049<br />

9 783858 818737


Herausgegeben und mit einem<br />

Essay von Laurence Schmidlin<br />

Gestaltet von Katarina Lang<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

MCBA, Lausanne<br />

Gebunden<br />

ca. 120 Seiten, 80 farbige<br />

Abbildungen<br />

18,5 × 24,5 cm<br />

978-3-03942-127-5<br />

Deutsch / Englisch / Französisch<br />

Erstes neues Buch zum Schaffen<br />

der Schweizer Künstlerin Silvie<br />

Defraoui aus den letzten 30 Jahren<br />

Zeigt rund 40 Arbeiten, die seit<br />

1994 entstanden sind und<br />

von denen ein Teil hier erstmals<br />

publiziert wird<br />

Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />

Silvie Defraoui : Le tremblement<br />

des certitudes im MCBA in<br />

Lausanne (10. März bis 21. Mai<br />

<strong>2023</strong>)<br />

ca. sFr. 35.– | € 35.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421275 im März <strong>2023</strong><br />

9 783039 421275<br />

Le tremblement des certitudes<br />

Silvie Defraoui<br />

Unerwartete Ereignisse in der Gegenwart können unsere Sicht auf die Vergangenheit<br />

wie auf die Zukunft langfristig beeinflussen. Der künstlerische Umgang mit dieser<br />

Ungewissheit ist charakteristisch für die 1935 geborene Silvie Defraoui und bestimmt<br />

auch ihre Archives du Futur – eine künstlerische Reflexionsplattform, die sie 1975<br />

gemeinsam mit ihrem Partner Chérif Defraoui (1932–1994) ins Leben gerufen hat.<br />

Diese Monografie vereint rund vierzig Arbeiten, die seit 1994 bis heute in den Medien<br />

Video, Malerei, Neon und Fotografie entstanden sind. Einige Werke sind für Silvie<br />

Defraouis grosse Einzelausstellung im MCBA in Lausanne im <strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> neu geschaffen<br />

worden und werden in diesem Buch erstmals publiziert. Alle sind sie Zeugnis<br />

kontinuierlicher Veränderung und veranschaulichen eindrucksvoll die Metamorphose<br />

der seit bald fünfzig Jahren existierenden Archives du Futur. Laurence Schmidlins Essay<br />

eröffnet einen neuen Zugang zu Defraouis künstlerischen Ideen und Konzepten.<br />

Laurence Schmidlin ist Kunsthistorikerin und seit 2022 Direktorin<br />

des Musée d’art du Valais in Sion. 2017–2022 war sie als Kuratorin<br />

für zeitgenössische Kunst am MCBA in Lausanne tätig.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 23


1 Vgl.: GERBER (1984): Theo Gerber: Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins.<br />

Zürich 1984, S. 23.<br />

2 Vgl.: NIZON (1970): Paul Nizon: Diskurs in der Enge. Schriften zur<br />

Schweizer Kunst. Zürich 1970, S. 45.<br />

3 Vgl.: Ebd., S. 46.<br />

4 Vgl.: GERBER (1984): Theo Gerber: Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins.<br />

Zürich 1984, S. 20.<br />

1 Cf. : GERBER (1984) : Theo Gerber : Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins.<br />

Zurich 1984, p. 23.<br />

2 Cf. : NIZON (1970) : Paul Nizon : Diskurs in der Enge. Schriften zur<br />

Schweizer Kunst. Zurich 1970, p. 45.<br />

3 Cf. : Ibid., p. 46.<br />

4 Cf. : GERBER (1984) : Theo Gerber : Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins. Zurich<br />

1984, p. 20.<br />

Suche nach<br />

Grenzen losigkeit<br />

Quête d’infini<br />

Alisa Klay<br />

«Ich misstraue den Gesetzen [sic] die andere errichtet<br />

haben, das Erstarren der Form ist bedroh-<br />

par d’autres, l’immobilisation de la forme a<br />

« Je me méfie des lois [sic] qui ont été édictées<br />

lich, und ich fürchte mich vor Grenzen.» Diese quelque chose de menaçant et les délimitations<br />

Aussage des Schweizer Künstlers Theo Gerber me font peur. » Cette déclaration de l’artiste<br />

ist exemplarisch und scheint der Ausgangspunkt suisse Theo Gerber est exemplaire ; elle semble<br />

seiner Lebensreise wie auch die Voraussetzung constituer à la fois le point de départ de sa trajectoire<br />

et les prémisses de sa conception du<br />

für seine Weltauffassung zu sein, die ebenso in<br />

seiner Kunst zum Ausdruck kommt. Geboren monde, qui s’expriment également dans son<br />

und aufgewachsen in Thun, fühlt sich der Freigeist<br />

in der bürgerlichen Idylle des Berner Ober-<br />

libre voit le jour et grandit, un lieu bourgeois et<br />

œuvre artistique. C’est à Thoune que cet esprit<br />

landes regelrecht gefangen. «Meine Heimat ist idyllique de l’Oberland bernois dans lequel il se<br />

begrenzt von so verschiedenen Berghöhen wie sent rapidement à l’étroit : « La ville d’où je viens<br />

der Alpenkette, dem Jura und den Emmentaler est délimitée par des sommets montagneux<br />

Hügeln; sie ist wie eingesperrt. Es scheint<br />

aussi variés que la chaîne des Alpes, le Jura et<br />

schwer, einen Weg zu finden – einen Ausweg – les collines de l’Emmental : elle est comme cloisonnée.<br />

Il semble ne pas y avoir d’issue, de<br />

auf die andere Seite.» 1 Gerbers Worte verdeutlichen<br />

seine Sehnsucht nach Weite und beschreiben<br />

zugleich das spezifische Gefühl der Enge, de Theo Gerber illustrent sa soif de grands es-<br />

moyen de passer de l’autre côté. » 1 Ces propos<br />

das Paul Nizon in seinem wegweisenden Aufsatz paces et traduisent cette sensation d’enfermement<br />

si spécifique que Paul Nizon qualifiait de<br />

von 1970 als schweizerisches Phänomen bezeichnet.<br />

2 Tatsächlich mögen die Berge aufgrund « phénomène suisse » dans son essai pionnier de<br />

ihrer mächtigen Präsenz und der unberechenbaren<br />

Naturgewalt, die der atemberaubenden, aber époustouflant et mortellement dangereux pour<br />

1970. 2 En effet, la montagne, lieu à la fois<br />

für den Menschen lebensbedrohlichen Gebirgslandschaft<br />

innewohnt, wie ein vermeintlich unposante<br />

et une force si imprévisible qu’on pour-<br />

l’Homme, dégage une impression tellement imüberwindbares<br />

Hindernis erscheinen. Doch die rait la considérer comme un obstacle insurmontable.<br />

Cette peur des espaces confinés n’est pas<br />

Furcht vor der Enge resultiert nicht nur aus der<br />

geologischen Beschaffenheit des Landes, sondern<br />

entsteht vielmehr aus der «Absenz von giques, mais bien plus à « l’absence du monde »<br />

seulement liée à des caractéristiques géolo-<br />

Welt», die sich im Umkehrschluss durch eben qui est à son tour le résultat de ce confinement<br />

jene natürliche Begrenzung ergibt. 3 Dabei stellt naturel. 3 En ce sens, la Suisse est une fois de<br />

die Schweiz – um es mit den Worten Nizons auszudrücken<br />

– einen zusätzlichen «Sonderfall» dar. Nizon. En effet, sa « neutralité éternelle » signi-<br />

plus un Sonderfall pour reprendre les termes de<br />

Denn ihre beständige Neutralität bedeutet fie qu’elle se tient toujours à distance du monde<br />

gleichzeitig auch ihre stetige Distanz zur äusseren<br />

Welt. So wirkt die Region, in der Theo Gerber Gerber grandit agit comme un microcosme dans<br />

extérieur. Ainsi, la région dans laquelle Theo<br />

aufwächst, wie ein eigener Kosmos, in dem sich lequel le jeune peintre se sent de plus en plus à<br />

der junge Maler zunehmend eingeengt und fehl l’étroit et de moins en moins à sa place.<br />

am Platz fühlt.<br />

«Stundenlang träumte ich am Wasser; nur selten « Je passais des heures à rêver au bord de l’eau<br />

malte ich ein Bild. Zwischen Seegras und lautlosen<br />

Fischen, wenn Wellen spiegelten, ent-<br />

algues et les poissons silencieux, je découvrais<br />

et ne peignais qu’en de rares occasions. Entre les<br />

deckte ich seltsame Welten.» 4 Niedergeschriebene<br />

Erinnerungen wie diese zeugen von dem vagues. » 4 Le récit de souvenirs tels que<br />

des mondes étranges lorsque chatoyaient les<br />

celui-ci<br />

36 Alisa Klay<br />

37 Suche nach Grenzen losig keit / Quête d’infini<br />

Detail Nostalgie<br />

→ S.13<br />

Künstlerische Freiheit stellte<br />

Le plaisir, 1977<br />

87<br />

der Maler Theo Öl auf Leinwand, Gerber 81 × 100 cm<br />

über<br />

Ruhm und Ehre – dank dieser<br />

Haltung gelang ihm ein<br />

unvergleichliches Werk<br />

Le vent a tourné, 1970<br />

72 Öl auf Leinwand, 80 × 80 cm<br />

73<br />

Detail Visite chez Damo<br />

→ S.13<br />

Bildtitel Bildtitel, 1953/57<br />

Technik auf Deutsch, 121×90 cm<br />

Bildtitel Bildtitel, 1953/57<br />

66 Technik auf Deutsch, 121×90 cm<br />

67<br />

No 517, 1970<br />

Acryl auf Leinwand, 62 × 50 cm


Herausgegeben von Helen Hirsch<br />

Gestaltet von Bonsma & Reist<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Kunstmuseum Thun<br />

Broschur<br />

ca. 120 Seiten, 70 farbige<br />

Abbildungen<br />

22 × 31 cm<br />

978-3-03942-126-8<br />

Deutsch / Französisch<br />

ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />

Erste umfassende Monografie<br />

über den Schweizer Maler Theo<br />

Gerber<br />

Zeigt die zentralen Stationen von<br />

Gerbers Leben in der Schweiz, in<br />

Afrika und Paris und beleuchtet<br />

Hintergründe seines Wirkens im<br />

Künstlerkollektiv Ulysses<br />

Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />

Theo Gerber. Science Fiction im<br />

Kunstmuseum Thun (4. Februar bis<br />

16. April <strong>2023</strong>)<br />

Erscheint ISBN 9783039421268 im Februar <strong>2023</strong><br />

9 783039 421268<br />

Theo Gerber<br />

Science Fiction<br />

«Wir tauchen in Gerbers Welten ein, um uns zu verlieren und an erstaunlichen Orten<br />

wiederzufinden.» So charakterisiert der grosse Schweizer Schriftsteller Paul Nizon das<br />

Werk des Thuner Malers Theo Gerber (1928–1997) – einem Freigeist, der hierzulande<br />

nach wie vor ein Unbekannter ist. Dazu trug insbesondere der Künstler selbst bei, der<br />

die Bemühungen von Galeristen ablehnte, seine Malerei beim breiten Publikum bekannt<br />

zu machen. Erfolg bedeutete für Gerber nicht Ruhm und Ehre, sondern dass<br />

«seine Kunst eine andere Möglichkeit aufzeigt als die seiner Zeitgenossen». Dieses<br />

Hochhalten der künstlerischen Freiheit macht es unmöglich, den Stil- und Weltenbummler,<br />

der sich in einer Schaffenskrise zwei Jahre lang dem westafrikanischen<br />

Stamm der Dogon anschloss, einer konkreten Richtung zuzuordnen.<br />

Dieses Buch, das anlässlich einer umfassenden Theo-Gerber-Retrospektive im Kunstmuseum<br />

Thun erscheint, lässt diesem im besten Wortsinn unfassbaren Künstler endlich<br />

die verdiente Aufmerksamkeit zukommen.<br />

Helen Hirsch ist Kunsthistorikerin und seit 2007 Direktorin des<br />

Kunstmuseums Thun.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 25


Die Künstlerbrüder<br />

Léopold und Aurèle Robert:<br />

eine zeitgemässe Würdigung<br />

romantischer Malerei


Herausgegeben von David Lemaire<br />

und Antonia Nessi<br />

Gestaltet von onlab<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Musée des beaux-arts de La<br />

Chaux-de-Fonds und dem Musée<br />

d’art et d’histoire de Neuchâtel<br />

Gebunden<br />

ca. 240 Seiten, 170 farbige<br />

Abbildungen<br />

23,5 × 28,5 cm<br />

978-3-85881-887-4 Französisch<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Erscheint ISBN 9783858818874 im Mai <strong>2023</strong><br />

9 783858 818874<br />

Die erste Monografie seit vier<br />

Jahrzehnten zum Schaffen der<br />

Brüder Léopold und Aurèle Robert,<br />

die als Maler der Romantik im<br />

frühen 19. Jahrhundert europaweites<br />

Ansehen genossen<br />

Basiert auf einem interdisziplinären<br />

Forschungsprojekt der Université<br />

de Neuchâtel und der École du<br />

Louvre in Paris<br />

Die wissenschaftlichen Beiträge<br />

werden durch einen literarischen<br />

Text des französischen Autors<br />

Pierre Senges ergänzt<br />

Erscheint anlässlich der dualen<br />

Ausstellung Léopold et Aurèle<br />

Robert. Oh saisons … im Musée<br />

des beaux-arts de La Chaux-de-<br />

Fonds und im Musée d’art et<br />

d’histoire de Neuchâtel (15. Mai<br />

bis 15. Oktober <strong>2023</strong>)<br />

Léopold et Aurèle Robert<br />

Der Neuenburger Maler Léopold Robert (1794–1835) steht sinnbildlich für den romantischen<br />

Mythos des Künstlers mit tragischem Schicksal. Ausgebildet an der École<br />

des Beaux-Arts in Paris und in den Ateliers des Malers Jacques-Louis David und des<br />

Kupferstechers Edouard Girardet, zog er 1818 nach Italien. Mit wesentlicher Unterstützung<br />

seines ebenfalls als Künstler tätigen Bruders Aurèle (1805–1871) schuf er<br />

idealisierte Darstellungen italienischen Räuberlebens und fand damit europaweite<br />

Anerkennung. Der Erfolg als Maler bewahrte ihn jedoch nicht vor tiefer Schwermut,<br />

die ihn auch aufgrund seiner unerwiderten Liebe für Prinzessin Charlotte Bonaparte<br />

1835 schliesslich in den Selbstmord trieb. Von Sammlern und Kunstkritikern ihrer<br />

Zeit geliebt und gelobt, geriet das Œuvre der Robert-Brüder nach dem Tod Léopolds<br />

und der Rückkehr Aurèles in die Schweiz allmählich in Vergessenheit.<br />

Dieses Buch erscheint anlässlich einer gross angelegten dualen Ausstellung im Musée<br />

d’art et d’histoire de Neuchâtel und im Musée des beaux-arts de La Chaux-de-Fonds.<br />

Fundierte Texte und zahlreiche Abbildungen würdigen das Schaffen der Brüder Robert<br />

und rücken ihr grosses Können als Maler wieder in den Blick.<br />

David Lemaire ist seit 2018 Kurator und Direktor des Musée des<br />

beaux-arts de La Chaux-de-Fonds.<br />

Antonia Nessi ist seit 2013 Co-Direktorin des Musée d’art et d’histoire<br />

de Neuchâtel.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 27


66 Vgl. Tagebuch 14. Oktober 1893.<br />

67 Therese Ostermaier ist Mitglied<br />

der Münchner Künstlergenossenschaft<br />

(nachweisbar 1899,<br />

siehe http://www.wladimir-aichelburg.at,<br />

zuletzt aufgerufen<br />

04.03.2019) und wird in den<br />

Adreßbüchern für München mit<br />

der Adresse Theresienstraße<br />

50 c geführt. Olga Weiß hat ihr<br />

Atelier in der Louisenstraße 18,<br />

ihre Wohnung befindet sich in<br />

der Schwanthalerstraße 80 (vgl.<br />

Adreßbuch für München 1890<br />

und andere Jahrgänge). Olga<br />

Weiß ist Gründungsmitglied des<br />

Münchner Künstlerinnenvereins<br />

(1882), Mitglied im Verband<br />

der Berliner Künstlerinnen (von<br />

1884 bis 1898, siehe Käthe,<br />

Paula 1992) und der Münchner<br />

Künstlergenossenschaft.<br />

68 Vgl. Tagebuch 13. April 1909.<br />

69 Vgl. Tagebuch 28. August 1891.<br />

70 Vgl. https://www.bindschedler.<br />

name/personen/personen-ab-<br />

20-jahrhundert/bindschedlerida/;<br />

http://frauengeschichtsverein.de/frauenwiki//index.<br />

php?title=Emma_Bindschedler<br />

(beide zuletzt aufgerufen<br />

18.09.2017).<br />

71 Vgl. Tagebuch 28. August 1891.<br />

72 Vgl. Schmidt-Liebich 2005, S.<br />

47 f. Schmidt-Liebig macht zu<br />

der Zeitspanne von 1868 bis<br />

1874 keine Angaben zur Biografie,<br />

doch ist Hermine Beyer<br />

wie Sophie Schaeppi in diesem<br />

Zeitraum Schülerin an der<br />

Kunstschule für Mädchen.<br />

73 Vgl. Ebnet 2016, S. 422, sowie<br />

handle/20.500.11850/140752/<br />

eth-22286-01.pdf und https://<br />

https://www.research-collection.ethz.ch/bitstream/<br />

de.wikipedia.org/wiki/Carl_Wilhelm_von_Nägeli<br />

(beide zuletzt<br />

aufgerufen 28.09.2017). «Betty»<br />

von Nägeli lässt sich später am<br />

Ammersee ein Haus bauen,<br />

in dem sie mit ihrer Freundin<br />

Hermine Beyer zusammenlebt<br />

(vgl. Tagebuch 21. September<br />

1917).<br />

Abb. 18 Sophie Schaeppi, Fayence Floréal, um 1887<br />

89 Vgl. drei kleine Skizzenbücher<br />

sowie das große Vorlagenbuch<br />

V. mit Datierungen und Orts-<br />

91 Tagebuch 15. Juni 1885.<br />

94 Tagebuch 23. Juni 1885.<br />

95 Tagebuch 5. Juli 1885.<br />

Bastien-Lepage sowie Nachlassverzeichnis<br />

von Lucie<br />

Rose Moncuit und Emile<br />

99 Tagebuch 5. April 1887.<br />

100 Tagebuch 19. Mai 1896.<br />

Abb. 19 Sophie Schaeppi, Georg Reinhart im Alter von vier Jahren, 1881<br />

124 / Kapitel 9 Kapitel 9 / 125<br />

Abb. 2 Sophie Schaeppi, Armin Ziegler, 1879 Abb. 3 Sophie Schaeppi, Armin mit Spielkarten, 1879<br />

Einfluß von Gérôme, Bonnat,<br />

Bastien-Lepage“ und sogar Manet<br />

Januar 1879) (Original frz., Übersetzung<br />

d. Verf.); vgl. ebd., S. 109<br />

(22. Dezember 1877) (Original<br />

Louise Breslau an Luise Schäppi-<br />

44 Germaine Greer bestätigt die<br />

bekannte Information, dass<br />

Bonnat nur männliche Studenten<br />

unterrichtete. Doch hält sie es für<br />

möglich, dass er einige wenige<br />

Studentinnen auswählte und mit<br />

ihnen in seinem eigenen privaten<br />

Atelier arbeitete; seine Lehrtätigkeit<br />

in der Akademie von<br />

Madame Trélat erwähnt sie nicht,<br />

ebenso wenig Bastien-Lepage<br />

und Gérôme (vgl. Greer 1994,<br />

S. 45).<br />

Abb. 4 Sophie Schaeppi, Heinrich mit Holzpferdchen, 1878<br />

Eine Entdeckung:<br />

Das erste Buch über<br />

eine beeindruckende<br />

Künstlerin<br />

Von Sophie Schaeppi sind leider keine Studien aus ihrer einjährigen Lehrzeit an der<br />

Kunstschule erhalten. Überhaupt sind nur zwei Werke aus der Münchner Zeit erhalten:<br />

eine auf September 1871 datierte Federzeichnung (Abb. 3) und ein am<br />

24. Juli 1874 entstandenes Gemälde Landschaft bei Berchtesgaden (Abb. 4). Die Federzeichnung<br />

eines Seeufers mit Hügellandschaft und darüberliegender Wolkenbildung lässt mit<br />

ihrer atmosphärischen Stimmung und der gekonnt eingesetzten Schraffierungsdichte das<br />

Können der Künstlerin bereits erahnen. Die Landschaft bei Berchtesgaden, gemalt nach<br />

einem Ausflug in die Umgebung, zeigt den Einfluss der herrschenden Münchner Schule,<br />

zu deren bedeutendsten Vertretern, neben Carl Theodor von Piloty (1826–1886) und<br />

anderen, der an der Kunstschule für Mädchen lehrende Wilhelm von Lindenschmidt gehörte.<br />

Das sorgfältig komponierte, in Licht und Farbe ausgewogene Gemälde mit nahezu<br />

symmetrischem Bildaufbau bezeugt schon die geübte Malerin.<br />

Mitschülerinnen an der Kunstschule für Mädchen<br />

Aus Sophie Schaeppis Münchner Zeit sind keine Tagebuchaufzeichnungen erhalten und<br />

somit auch keine persönlichen Eindrücke und Informationen zu ihrer Ausbildung überliefert.<br />

Dennoch lassen sich einige ihrer Mitschülerinnen dank späterer Einträge sowohl<br />

namentlich als auch mit bislang unbekannten Daten zu deren Biografien identifizieren.<br />

Darüber hinaus geben zeitgenössische Schilderungen von Mitschülerinnen Aufschluss<br />

über das Leben und den Alltag einer jungen Kunststudentin in München sowie an der<br />

Kunstschule für Mädchen.<br />

Eine von Sophie Schaeppis engsten Freundinnen seit Anbeginn ihres Aufenthaltes in<br />

München ist Therese Ostermaier (?–1910), die sie liebevoll Ostermaierli nennt und mit<br />

der sie bis ins Alter befreundet ist. Schaeppi lernt Therese Ostermaier und eine weitere<br />

Mitschülerin, Olga Weiß (1853–1903), genannt Olly, 1871 an der Kunstschule für Mädchen<br />

kennen. 1893 notiert sie während eines Besuchs bei den beiden Freundinnen in<br />

München, dass sie köstliche Stunden mit Olly und Ostermaierli verbracht habe, diesen<br />

guten Mädchen, die ihr in 22 Jahren gemeinsamer Bekanntschaft immer treu geblieben<br />

seien. 66 Therese Ostermaier ist später als Kunstmalerin und Olga Weiß als Lehrerin für<br />

Malerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München tätig. 67 Sophie Schaeppi<br />

bleibt den Freundinnen bis zu deren Tod verbunden und hält den Kontakt durch Korrespondenzen<br />

und Besuche aufrecht. Zu dem engen Kreis ihrer Münchner Lehrjahre<br />

gehört auch Nini Weiß (?–1910), die Schwester von Olga, von der jedoch nicht bekannt<br />

ist, ob sie auch Schülerin der Kunstschule für Mädchen war. Noch 1909, als Nini bereits<br />

durch eine Krebserkrankung vom Tode gezeichnet im Krankenhaus liegt, schmieden die<br />

drei Freundinnen Nini Weiß, Ostermaierli und Sophie Schaeppi Pläne, sich zu dritt eine<br />

Wohnung in München zu nehmen und einen gemeinsamen Haushalt zu führen, 68 doch<br />

dazu kommt es nicht.<br />

1891, zwanzig Jahre nach ihrem München-Aufenthalt, unternimmt Sophie Schaeppi<br />

mit ihrer Schwester Luise einen Ausflug nach Nauenbach und Ermatingen, wo sie zufällig<br />

drei ehemalige Kameradinnen aus ihrer Münchner Zeit trifft: Fräulein Bindschedler aus<br />

Zürich und die Fräulein Beyer und Nägeli aus München, die dort malen, wie sie in ihrem<br />

Tagebuch festhält. 69 Bei der Erstgenannten handelt es sich um Emma Bindschedler (1852–<br />

1900), über deren Lebensweg und beruflichen Werdegang nur wenig bekannt ist. 70 Sophie<br />

Schaeppi sieht während des zufälligen Wiedersehens nur eine Studie von ihr, die sie als<br />

«kleine traurige Schmutzigkeit» und als «Ecke eines Friedhofs» beschreibt. 71 Fräulein Beyer<br />

ist die Genre- und Landschaftsmalerin Hermine Beyer (1843 – nach 1906) 72 , und die zuletzt<br />

Genannte ist die in Zürich geborene Malerin Elisabeth von Nägeli (1848–1947), deren<br />

Vater (Carl von Nägeli) Direktor des Botanischen Gartens in München ist. 73 Des Weiteren Abb. 4 Sophie Schaeppi, Landschaft bei Berchtesgaden (Blick auf den Watzmann), 1874<br />

46 / Kapitel 3<br />

Leider verrät Emilie Hüni nicht den Namen<br />

der „bekannten Schauspielerin“, die das Gemälde<br />

während der Salon-Ausstellung erwirbt. Die<br />

bekannteste Schauspielerin, 1881 am Théâtre<br />

français, auch Comédie-Française genannt,<br />

tätig, ist Madeleine Brohan (1833–1900). 29 B.<br />

von Tscharner beschreibt „ein von Schmetterlingen<br />

umflattertes Kind“ als das Bild „einer<br />

talentvollen Künstlerin, welche sich durch sinnige<br />

Fayencemalereien im Atelier Deck in Paris<br />

bekannt gemacht hat“ 30 . Sowohl Hüni als<br />

auch Tscharner loben Sophie Schaeppi als<br />

Fayencemalerin der Manufaktur von Théodore<br />

Deck, die sich in diesem Metier bereits<br />

einen Namen gemacht habe. Möglicherweise<br />

war es Sophie Schaeppis Absicht, eine allegorische<br />

Folge der vier Jahreszeiten zu malen,<br />

die mit dem Gemälde Printemps ihren Anfang<br />

nimmt. Allerdings realisiert sie erst drei Jahre<br />

später, 1884, nur ein einziges Pendant zu<br />

ihrem Frühlingsbild, nämlich ein Herbstbild<br />

auf Goldgrund mit dem Titel L’automne, Panneau<br />

décoratif (siehe Kapitel 10, Abb. 13).<br />

angabe (alle Privatbesitz).<br />

90 Tagebuch 13. Juni 1885.<br />

92 Ebd.<br />

93 Vgl. Maillier 1938, S. 1 ff.<br />

96 Tagebuch 3. Mai 1886.<br />

97 Vgl. Stammbaum der Familie<br />

Bastien-Lepage.<br />

98 Tagebuch 28. Mai 1886.<br />

Die Frage, ob ihre in Öl gemalten Motive als Vorlagen für ihre Fayencen dienen oder umgekehrt,<br />

lässt sich am Beispiel des Frühlingsbildes beantworten. Erst etwa sechs Jahre<br />

nach dem 1881 entstandenen Gemälde Printemps nimmt sie für ihre Fayence Floréal, um<br />

1887, die gleiche Komposition eines auf einem blühenden Ast sitzenden Knaben mit Flöte<br />

(Abb. 18), mit dem Unterschied, dass sie für die Fayence einen türkisfarbenen Hintergrund<br />

wählt und ihr einen abweichenden Titel gibt. Die Überlegung, welches Medium als Vorlage<br />

für die Sujets dient, stellt sich auch bei Albert Anker, bei dem zuletzt nachgewiesen werden<br />

konnte, dass er – im Gegensatz zu Sophie Schaeppi – zuerst auf Fayence gemalte Sujets<br />

später in Öl wiederholte. 31<br />

Aufenthalt in Winterthur<br />

1881 muss Sophie Schaeppi längere Zeit, möglicherweise mit Unterbrechungen, in Winterthur<br />

verbracht haben, da die bekannten Gemälde sowie ein kleines Skizzenbuch aus diesem<br />

Jahre allesamt Modelle aus ihrer Heimatstadt zeigen. Vielleicht ist es auch ein Auftrag,<br />

der sie zurück in die Schweiz holt, denn sie malt das Porträt des Sohnes von Theodor und<br />

Lilly Reinhart, Georg Reinhart im Alter von vier Jahren (Abb. 20). Das beinahe lebensgroße<br />

und ganzfigürliche Porträt des Kindes orientiert sich typologisch an den repräsentativen<br />

Männerbildnissen. Die strenge Profilansicht, Kleidung und Attribute sowie der Vorhang als<br />

gewählte Hintergrundgestaltung entsprechen diesem Traditionalismus und lassen keinerlei<br />

Einflussnahme zeitgenössischer französischer Kunst erkennen. Hinzu kommt die dunkle<br />

Farbgebung, eine Dunkeltonigkeit, in der nur einzelne Partien wie das Gesicht oder die<br />

weiße Spitze an Kragen und Ärmeln beleuchtet sind. Als Sophie Schaeppi das Bild viele<br />

Jahre nach seiner Entstehung, 1911, in der Ausstellung von Kunstwerken aus Winterthurer<br />

Privatbesitz wiedersieht, erscheint es ihr sehr schwarz. 32 Vielleicht entsprach Sophie Schaeppi<br />

mit diesem nicht kind- und zeitgemäßen strengen großbürgerlichen Repräsentationsbildnis<br />

dem Wunsch der Auftraggeber.<br />

die Rede (vgl. A. 1921).<br />

41 Vgl. Bashkirtseff 1999, S. 592 (11.<br />

frz., Übersetzung d. Verf.).<br />

42 Undat. Brief (wohl 1879) von<br />

Leuzinger.<br />

43 Vgl. Tagebuch 18. Juni 1914.<br />

mit Holzpferdchen (Abb. 4), ihres anderen Neffen. Der Kontakt zu Albert Anker kommt vermutlich<br />

über Rudolf Koller zustande, mit dem Anker befreundet ist. Anker, der bereits 1854 nach<br />

Paris ging, um sich im Atelier von Charles Gleyre zum Maler ausbilden zu lassen, verbringt<br />

nach Abschluss seiner vierjährigen Ausbildung bis 1890 mit nur wenigen Unterbrechungen<br />

die Wintermonate in der französischen Hauptstadt. Die Strömungen zeitgenössischer französischer<br />

Kunst sind ihm folglich bestens vertraut und nehmen Einfluss auf sein Schaffen. So<br />

insbesondere das Werk von Jules Breton (1827–1906), der neben Jules Bastien-Lepage einer<br />

der bekanntesten Maler bäuerlicher und ländlicher Szenen ist und Anker zu vielen Gemälden<br />

inspiriert. Mitte der 1860er Jahre lernt er in Paris in der Brasserie Hofmann den Keramiker<br />

und Fayencekünstler Théodore Deck (1823–1891) kennen. 24 (Abb. 5) Diese Bekanntschaft ist<br />

der Beginn einer langen Zusammenarbeit.<br />

Théodore Deck eröffnete, gemeinsam mit seinem Bruder Xavier, 1856 sein Atelier Fayence<br />

d’Art Th. Deck im Boulevard Saint-Jacques in Paris. Der rasche Erfolg des Unternehmens<br />

erfordert bald den Umzug in größere Räumlichkeiten. 1866 oder 1867 ziehen die Brüder<br />

Deck um in die Rue de Vaugirard 271, Ecke Passage des Favorites 20, wo sie auf dem Anwesen<br />

ihre neue Manufaktur betreiben und zugleich ihren Wohnsitz haben (Abb. 6, 7, 8, 9). 25<br />

Charles Wetterwald, ein Freund von Deck und Zeitzeuge, beschreibt die neue Unterkunft:<br />

„Der Besuch seines Anwesens, seiner Ateliers inmitten eines großen, mit Bäumen, Gesträuchern<br />

und Blumen gezierten Gartens war ein künstlerischer Hochgenuß. Man glaubte einen Klosterhof<br />

aus der italienischen Renaissance-Zeit zu betreten, geschmückt mit allerlei Vasen, Amphoren,<br />

Jardinièren, Cachepots, mit Figuren, Statuen, Cariatiden in den verschiedensten Formen u. Farben.<br />

Wohnhaus und Werkstatt sind bekleidet mit Platten und Fliesen, arabische und persische<br />

Arabesken-Motive umrahmten Türen und Fenster. Epheu und Schlingpflanzen erhöhten den<br />

ganzen Decor, und gaben diesem Tempel der Kunst und der Farbe, dieses Oasis der Arbeit einen<br />

eigenartigen Charakter.“ 26<br />

98 / Kapitel 8 Kapitel 8 / 99


Gestaltet von Sabine Hahn<br />

Gebunden<br />

ca. 336 Seiten, 100 farbige<br />

und 20 sw Abbildungen<br />

21 × 27 cm<br />

978-3-03942-141-1 Deutsch<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421411 im April <strong>2023</strong><br />

9 783039 421411<br />

Die erste Monografie über Sophie<br />

Schaeppi, eine beeindruckend<br />

vielfältige Schweizer Künstlerin<br />

Schildert ein bewegtes Künstlerinnenleben,<br />

das in Winterthur,<br />

Zürich, München und Paris stattfand<br />

Illustriert beispielhaft die Situation<br />

von Frauen im männlich geprägten<br />

Kunstbetrieb an der Wende vom<br />

19. zum 20. Jahrhundert<br />

Werke von Sophie Schaeppi sind in<br />

den Sammlungen des Kunst<br />

Museum Winterthur, des Kunsthaus<br />

Zürich und des Landesmuseum<br />

Zürich, des Museum zu Allerheiligen<br />

in Schaffhausen und des Bündner<br />

Kunstmuseum Chur sowie im<br />

Musée des art décoratifs, de la<br />

Faïence et de la Mode in Marseille<br />

und dem Musée Théodore Deck<br />

in Guebwiller (Elsass) zu sehen<br />

Anne-Catherine Krüger<br />

Sophie Schaeppi (1852–1921)<br />

Eine Künstlerin zwischen Winterthur und Paris<br />

Dieses Buch ist die erste Monografie über Sophie Schaeppi (1852–1921), eine bislang<br />

von der Forschung und der Schweizer Kunstgeschichte unberücksichtigte Winterthurer<br />

Künstlerin. Schaeppi kann mit ihrem Werk als Entdeckung und Mehrfach-Talent gelten:<br />

Neben Albert Anker war sie als einzige Schweizer Künstlerin 25 Jahre lang mit eigenen<br />

Entwürfen für die bekannte Pariser Manufaktur von Théodore Deck als Fayencemalerin<br />

tätig, beteiligte sich mit ihren Fayencen an internationalen Ausstellungen und hatte<br />

einen Sammlerkreis, zu dem u. a. Gustave Eiffel, der Erbauer des Pariser Eiffelturms,<br />

zählte.<br />

Daneben war sie Malerin, Zeichnerin, Buchillustratorin, sie entwarf Dekorationsgegenstände<br />

und Paravents und erteilte Malunterricht. Schaeppis Arbeiten sind in den<br />

Sammlungen zahlreicher Museen zu finden, u. a. in Winterthur, Zürich, Schaffhausen,<br />

Chur sowie in Marseille und Guebwiller (Elsass), und in internationalen Privatsammlungen.<br />

Der Band zeichnet den bewegten Lebensweg und das vielfältige Schaffen von Sophie<br />

Schaeppi nach, das in einem männlich geprägten Kunstbetrieb entstand, in dem Frauen<br />

sich gegen starke Widerstände durchsetzen mussten. So zeigt der Band neben der<br />

Werk biografie seiner Protagonistin auch beispielhaft die persönlichen und gesellschaftlichen<br />

Einschränkungen, denen Künstlerinnen ihrer Zeit ausgesetzt waren.<br />

Anne-Catherine Krüger, in Berlin geboren, in Hamburg aufgewachsen,<br />

lebt seit 2010 als freiberufliche Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin<br />

in Zürich.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 29


Die Wiederentdeckung einer<br />

bisher unzureichend beachteten<br />

Schweizer Künstlerin


Herausgegeben von Francesca<br />

Benini und Arianna Quaglio<br />

Gestaltet von Martina Brassel<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

MASI Lugano, dem Museum<br />

Haus Konstruktiv, Zürich, und den<br />

Edizioni Casagrande, Bellinzona<br />

Broschur<br />

ca. 144 Seiten, 76 farbige<br />

Abbildungen<br />

23 × 30 cm<br />

978-3-03942-131-2<br />

Deutsch / Italienisch<br />

Erste umfassende Monografie zum<br />

Werk von Hedi Mertens, einer<br />

Vertreterin der Konkreten Kunst in<br />

der Schweiz<br />

Ermöglicht die Wiederentdeckung<br />

einer wichtigen und dennoch in<br />

Vergessenheit geratenen Schweizer<br />

Künstlerin<br />

Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />

Hedi Mertens im MASI Lugano<br />

(10. März bis 21. Mai <strong>2023</strong>) und im<br />

Museum Haus Konstruktiv in<br />

Zürich (<strong>Frühjahr</strong> 2024)<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421312 im März <strong>2023</strong><br />

9 783039 421312<br />

Hedi Mertens<br />

Der Schaffensweg der Malerin Hedi Mertens (1893–1982) unterscheidet sich in vielerlei<br />

Hinsicht von jenen anderer Künstlerinnen und Künstler ihrer Zeit. Nach einer<br />

klassischen Kunstausbildung in Zürich und München verkehrte sie vorrangig in intellektuellen<br />

Milieus, die sie den zeitgenössischen Strömungen der konstruktiv-konkreten<br />

Kunst näherbrachten. Zu ihren einflussreichsten Wegbegleiterinnen und Gesprächspartnern<br />

zählten Richard Paul Lohse, Leo Leuppi, Arend Fuhrmann und Helen Dahm,<br />

mit der sie eine tiefe Faszination für die Lehre des indischen Gurus Shri Meher Baba<br />

teilte.<br />

Mit 67 Jahren zog die Künstlerin ins Tessin, wo sie die zahlreichen Quellen der Inspiration<br />

endlich in ihre eigene Kunst einfliessen liess. Binnen zwanzig Jahren entstanden<br />

so rund 200 geometrisch-abstrakte Werke, die dringend einer angemessenen Würdigung<br />

harren. Diese Monografie, die anlässlich von Ausstellungen im MASI Lugano<br />

und im Museum Haus Konstruktiv in Zürich erscheint, rückt das grossartige Œuvre<br />

und das ereignisreiche Leben von Hedi Mertens ins Licht und ermöglicht die Wiederentdeckung<br />

einer in Vergessenheit geratenen Vertreterin der Konkreten Kunst in der<br />

Schweiz.<br />

Francesca Benini ist Kunsthistorikerin und Kuratorin am MASI Lugano.<br />

Arianna Quaglio ist Kunsthistorikerin und Assistenzkuratorin am<br />

MASI Lugano.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 31


6<br />

6 7<br />

22 23<br />

104 105<br />

Chaofeng Temple, Mt. Dagang, Alian Dist., Kaohsiung City<br />

GODS & IDOLS SURROUND THE BORDER, 1998<br />

44 WONDERFUL, 2007<br />

45<br />

HOME VIDEO PARTY<br />

118<br />

Haw Par Villa, Singapore<br />

REAL FICTIONS:<br />

THE ART OF Dr. Sophie McIntyre<br />

YAO JUI-CHUNG<br />

Born in Taipei in 1969, Yao Jui-chung ( 姚 瑞 中 ) emerged<br />

as an artist during a transformative period. Globalisation<br />

and the proliferation of new digital technologies were<br />

profoundly and irrevocably altering our understanding<br />

of the world, and sense of place within it. Signalling the<br />

end of totalitarianism and the Cold War, mass demonstrations<br />

calling for democratic reform spread across<br />

East Asia, Eastern Europe, and Latin America. In Taiwan,<br />

martial law, enforced for 38 consecutive years, was terminated<br />

in July 1987. Restrictions on political opposition<br />

parties, the mass media, and travel between Taiwan and<br />

China were relaxed, and the island’s first Taiwan-born<br />

and popularly elected President, Lee Teng-hui, came<br />

to power. These events symbolised Taiwan’s transition<br />

from a Chinese authoritarian one-party state into a Taiwanese<br />

democratic and pluralistic society embracing<br />

freedom of expression, self-determination and individualism.<br />

For Yao and his generation, generally referred to as<br />

the ‘post-martial law generation’, globalisation and democratisation<br />

delivered a plethora of new opportunities<br />

as well as challenges. After the lifting of martial law, this<br />

generation had unprecedented access to information,<br />

resources and networks that were previously unavailable<br />

or censored. Opportunities to travel and exhibit<br />

overseas, including in China, increased rapidly with the<br />

global rise of contemporary Asian art and cross-Strait<br />

travel and exchange. Recognising that traditional forms<br />

and methods of visual expression were outmoded, Yao<br />

and his peers began searching for more innovative and<br />

pluralistic forms of expression that would more closely<br />

reflect and directly respond to the realities of life in this<br />

new era.<br />

I was first introduced to Yao Jui-chung and his work in<br />

Taipei when he was embarking on an artistic career while<br />

completing mandatory military service. We met in 1994<br />

at IT Park gallery, the first alternative, artist-run space in<br />

Taiwan that focused on contemporary art, and where Yao<br />

held his first solo exhibition. Entitled Territory Takeover,<br />

the exhibition comprised a series of sepia-stained blackand-white<br />

photographs depicting the artist, fully naked,<br />

urinating on historically significant sites where successive<br />

foreign imperial powers had landed in Taiwan. The<br />

installation, which I discuss below, was bold, provocative<br />

and thought-provoking, and it was the first of a series of<br />

works the artist produced exploring what he describes<br />

as ‘the historical destiny of humanity… (and its) incurable<br />

absurdity’. 1<br />

Yao Jui-chung’s art practice spans photography, painting,<br />

drawing, video, performance and installation art,<br />

and since we first met he has become internationally<br />

renowned. He has represented Taiwan in major biennials<br />

around the world, including in Venice, Yokohama, Shanghai,<br />

and his work has featured in several exhibitions I have<br />

curated that toured Australia and New Zealand. 2 Yet,<br />

despite his international standing, in-depth scholarship<br />

on Yao’s art practice is limited, especially in the English<br />

language. 3 Considering the vast body of work Yao has<br />

produced over these three decades, and constraints of<br />

ROAMING AROUND THE RUINS:<br />

made me both suspicious and curious about<br />

my own origins, of which I was completely<br />

ignorant. 19<br />

1996, after restrictions on travel to China were lifted, Yao<br />

visited this country for the first time. He wanted to experience<br />

it first-hand and meet his step-siblings from his father’s<br />

first family. He discovered, however, that the mythical and<br />

nostalgic stories about the so-called ‘Motherland’ that his<br />

teachers and father had related to him as a child, did not<br />

correspond with China’s present-day realities. Reflecting on<br />

his visit, Yao remarks:<br />

When I go to China I find there is no<br />

connection – [it] is just based on memory.<br />

[In the 1990s] our economy was very strong<br />

and it was before China really opened up<br />

[…] When we go to China, they think we are<br />

a rich man and they will rob you. Even if we<br />

speak the same language and have a similar<br />

lifestyle, you know, we are not really Chinese<br />

people […] I was a tourist. I never touched<br />

the land even though it’s the Motherland.<br />

I go everywhere, but I never land there. I<br />

don’t have too much feeling – even though<br />

my father came from China. I wanted to see<br />

Yao Jui-chung: einer der weltweit meistbeachteten,<br />

einfallsreichsten und politisch engagiertesten<br />

Künstler Taiwans und des chinesischen Kulturraums<br />

REPUBLIC OF THE CYNIC: 1989, 2020 119


Herausgegeben und mit einem<br />

Essay von Sophie McIntyre<br />

sowie mit einem Gespräch mit<br />

Yao Jui-chung von Hou Hanru<br />

Gestaltet von Sabine Hahn<br />

Gebunden<br />

ca. 208 Seiten, 183 farbige<br />

und 30 sw Abbildungen<br />

30 × 24 cm<br />

978-3-03942-135-0 Englisch<br />

ca. sFr. 59.– | € 58.–<br />

Erscheint ISBN 9783039421350 im März <strong>2023</strong><br />

Yao Jui-chung ist einer der weltweit<br />

am meisten beachteten<br />

zeitgenössichen Künstler Taiwans<br />

Yao Jui-chungs Werk reflektiert<br />

grosses politisches und gesellschaftliches<br />

Engagement und<br />

zeichnet sich aus durch die darin<br />

enthaltene ebenso prägnante wie<br />

fantasie- und humorvolle Kritik an<br />

der Geschichte und Identität<br />

Taiwans<br />

Dieses Buch ist die erste umfassende<br />

Monografie zu Yao Juichungs<br />

Schaffen, die ausserhalb<br />

Taiwans erscheint<br />

9 783039 421350<br />

Yao Jui-chung<br />

Der taiwanesische Künstler Yao Jui-chung ist international bekannt für die kühne und<br />

prägnante sowie oft auch fantasie- und humorvolle Kritik, die er durch sein Werk an<br />

der komplexen und immer wieder infrage gestellten Identität und Geschichte seines<br />

Landes übt. 1969 geboren, wuchs Yao in einer turbulenten Zeit auf, die den Wandel<br />

Taiwans vom autoritären Staat zur lebendigen, funktionierenden Demokratie brachte.<br />

Sein Schaffen, das die Medien Fotografie, Video, Installation und Malerei umfasst, ist<br />

von der Geschichte und dem politischen und gesellschaftlichen Geschehen sowie von<br />

alten künstlerischen und religiösen Traditionen und Mythen Chinas und Taiwans inspiriert.<br />

Yao ist auch als Kurator und Autor tätig und hat mehrere Bücher über die<br />

Kunst Taiwans veröffentlicht.<br />

Diese Monografie ist die erste umfassende Darstellung von Yao Jui-chungs Werk, die<br />

ausserhalb Taiwans erscheint. Mehr als 200 Abbildungen werden von einem erhellenden<br />

Essay der australischen Kunstwissenschafterin und Kuratorin Sophie McIntyre<br />

begleitet. Ein ausführliches Gespräch, das Hou Hanru, der Direktor des MAXXI in<br />

Rom, mit Yao führte, rundet den Band ab.<br />

Sophie McIntyre forscht und lehrt an der Queensland University<br />

of Technology zu Kreativ-Industrien und zu bildender Kunst und<br />

ist daneben als Kuratorin und Autorin mit Schwerpunkt asiatische<br />

und insbesondere taiwanesische Kunst tätig.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 33


Herausgegeben von Stephan Kunz<br />

Mit Beiträgen von Stephan Kunz,<br />

Elisabeth Bronfen und Romina<br />

Ebenhöch sowie einem Gespräch<br />

zwischen Stephan Kunz, Rolf<br />

Winnewisser, Silvia Bächli und<br />

Romina Ebenhöch<br />

Gestaltet von Thomas Rhyner<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Bündner Kunstmuseum Chur<br />

Broschur<br />

ca. 244 Seiten, 135 farbige<br />

und sw Abbildungen<br />

19 × 25 cm<br />

978-3-03942-144-2 Deutsch<br />

ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />

Erste Monografie über die<br />

Schweizer Künstlerin Ilse Weber<br />

Zeigt repräsentative Arbeiten aus<br />

den letzten 25 Jahren ihres<br />

Lebens, darunter zahlreiche hier<br />

erstmals publizierte Werke<br />

Ilse Weber gilt als Ausnahmeerscheinung<br />

der Schweizer Kunstgeschichte<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

und stand im Zentrum künstlerischer<br />

Diskurse der 1970er- und<br />

1980er-Jahre<br />

Erscheint zur Ausstellung Ilse<br />

Weber. Helle Nacht im Bündner<br />

Kunstmuseum Chur (19. Februar<br />

bis 30. Juli <strong>2023</strong>)<br />

ISBN Erscheint 9783039421442 im Februar <strong>2023</strong><br />

9 783039 421442<br />

Ilse Weber<br />

Helle Nacht<br />

Eine Ausnahmeerscheinung<br />

der Schweizer<br />

Kunstgeschichte<br />

Ilse Weber (1908–1984) ist eine Ausnahmeerscheinung und eine Einzelfigur in der<br />

Schweizer Kunstgeschichte. Von einem eher schwerblütigen Spätimpressionismus herkommend,<br />

suchte die Künstlerin immer mehr die Erfassung von Gedanken- oder Erinnerungsbildern<br />

und wollte zum Ausdruck bringen, «was sie noch nie gesehen hat».<br />

Als um 1970 herum eine neue Generation von Kunstschaffenden an die Öffentlichkeit<br />

trat, rückte Ilse Weber gleichzeitig mit Künstlerinnen wie Meret Oppenheim unvermittelt<br />

ins Zentrum aktueller künstlerischer Diskurse. Es entstand ein einzigartiges Spätwerk,<br />

in dem sie sich von jedem Vorbild löste und sich einer poetischen Subjektivität<br />

zuwandte. Neben der Ölmalerei gewann die Zeichnung grosse Bedeutung in ihrem<br />

Schaffen.<br />

Diese erste Monografie über Ilse Weber erscheint anlässlich einer Ausstellung im Bündner<br />

Kunstmuseum, der erst zweiten Einzelausstellung der Künstlerin in einem Museum<br />

nach einer Präsentation im Kunsthaus Zürich 1992. Das Buch bietet einen repräsentativen<br />

Überblick zu Webers Schaffen von ihrem künstlerischem Durchbruch 1960 bis zu<br />

ihrem Tod 1984.<br />

Stephan Kunz ist seit 2011 künstlerischer Direktor des Bündner<br />

Kunstmuseums Chur. Davor war er langjähriger Kurator und<br />

stellvertretender Direktor des Aargauer Kunsthauses, Aarau.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 34


Herausgegeben von Fabienne<br />

Liptay in Zusammenarbeit mit<br />

Carla Gabrí und Laura Walde<br />

Gestaltet von Studio Marie Lusa<br />

und Alberto Malossi<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Migros Museum für<br />

Gegenwartskunst und dem<br />

Seminar für Filmwissenschaft<br />

der Universität Zürich<br />

Gebunden<br />

ca. 320 Seiten, 180 farbige<br />

und sw Abbildungen<br />

17 × 23 cm<br />

978-3-85881-888-1 Englisch<br />

Ein Lesebuch über Film und Video<br />

als Messinstrument zur Erprobung<br />

der Wirksamkeit von Kunst im<br />

öffentlichen Raum<br />

Die Texte ausgewiesener Forscherinnen<br />

und Forscher gehen einer<br />

grossen Bandbreite von Fragen zu<br />

politischen Möglichkeiten und<br />

Massnahmen künstlerischer Praxis<br />

nach<br />

Reich illustriert werden auch inhaltliche<br />

und gestalterische Mittel und<br />

Formate von Film und Video untersucht<br />

ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />

ISBN Erscheint 9783858818881 im März <strong>2023</strong><br />

9 783858 818881<br />

Taking Measures<br />

Usages of Formats in Film and Video Art<br />

Film und Video als<br />

Instrumente zur<br />

Erprobung der<br />

Wirksamkeit von<br />

Kunst<br />

Taking Measures – der Titel dieses Buches birgt eine doppelte Bedeutung: Er verweist<br />

einerseits auf die Praxis des Messens und anderseits auf das politische Potenzial von<br />

Macht und Widerstand durch das Ergreifen von Massnahmen. Film und Video haben<br />

seit ihrer Erfindung als Medium und Messinstrument für wissenschaftliche, wirtschaftliche,<br />

politische und andere Zwecke gedient und wurden vielfach auch ausserhalb<br />

künstlerischer Bereiche eingesetzt. Genau darin liegen jedoch auch Möglichkeiten<br />

für Kunst, ihre eigene Wirksamkeit im öffentlichen Raum zu erproben und Widerstandspotenziale<br />

im künstlerischen Handeln aufzudecken.<br />

Die Beiträge dieses Sammelbandes, der aus einer Reihe von Dialogen zwischen Forscherinnen<br />

und Künstlern im Rahmen des Forschungsprojekts Exhibiting Film: Challenges<br />

of Form an der Universität Zürich hervorging, erkunden diese Möglichkeiten.<br />

An welchen Praktiken der Vermessung, der Produktion von Wissen und von Beweisen<br />

im Dienst der Forschung sind Film und Video beteiligt? Auf welche Weise kann künstlerische<br />

Praxis solche Verstrickungen nicht nur sichtbar machen, sondern auch hinterfragen<br />

und erproben? Wie können Technologien des Messens in der Kunst politisch<br />

genutzt und für den öffentlichen Sektor nutzbar gemacht werden? Solchen Fragen und<br />

ihren Implikationen wird hier in erhellenden Essays nachgegangen.<br />

Fabienne Liptay lehrt und forscht als Professorin für Filmwissenschaft an der<br />

Universität Zürich, wo sie das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte<br />

Forschungsprojekt Exhibiting Film: Challenges of Format geleitet hat.<br />

Carla Gabrí ist vielseitig als Kunst- und Kulturschaffende tätig und leitet die<br />

Kulturfachstelle Arosa-Schanfigg.<br />

Laura Walde hat Filmwissenschaft und englische Literatur studiert und ist als<br />

Leiterin Kommunikation der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte in Winterthur<br />

sowie als Kuratorin der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur tätig.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 35


Orang-Utan-Fell, 2009, Holzrelief,<br />

Trophäen, 2019, mehrteilig, je 40 bis 80 cm<br />

Skizze, 2016, New York<br />

on and on, Wandzeichnung, 2016, Orchard Street,<br />

SOLIVAGANT*<br />

Contemporary Art Project Space, New York<br />

Cuba Raben, 2018, Lindenholz, Schlagmetall<br />

vergoldet, 120 × 120 × 15 cm<br />

Skizze, 2016, New York<br />

Selbstportrait, 2016, New York<br />

Begegnungsstätte III, 2003, 60-teilig, je 35 cm 60 61<br />

installation, which brings together a pack of life-size wolves<br />

lismus verpflichtete, aus Holz geschaffene Rehköpfe wurden<br />

carved out of solid wood with painted surfaces. In terms of content,<br />

it is a continuation of “Rotkäppchen” (2014). The focus<br />

Familienbande, Muttersein und Sinnlichkeit. Auch das Werk<br />

an die Wand montiert. Das Reh gilt als Krafttier und steht für<br />

here, however, is on the wolf. The wolf is at once a predator and<br />

«Trophäen» (2019) setzt sich mit der Thematik «Verletzbarkeit<br />

a hunter. At the same time, however, it is hunted by humans and<br />

und Wehrhaftigkeit» auseinander. Es umfasst 180 aus dem Holz<br />

becomes their hunting trophy. The nature of the wolf is characterised<br />

by a strong dichotomy. As a reputed and humanised vil-<br />

nördlichen und der südlichen Hemisphäre: der Kuh und dem<br />

geschälte und in Farbe gefasste Hörner von je zwei Tieren der<br />

lain, it has found its way into idioms, proverbs and fables. Quite<br />

Steinbock sowie dem Buschbock und dem Wüstenbock.<br />

unjustifiably, because the sensitive and extremely adaptable animal<br />

has a pronounced social intelligence and is depicted in all<br />

Von besonderer Prägnanz und Ästhetik ist die Installation<br />

cultures as a strong pack animal with special powers.<br />

«Ereignisse 1» (2019), die ein Rudel aus lebensgrossen, aus dem<br />

vollen Holz herausgearbeiteten und farbig bemalten Wölfen zusammenfasst.<br />

Inhaltlich ist sie eine Weiterführung der Arbeit<br />

«Rotkäppchen»(2014). Hier liegt jedoch der Fokus auf dem Wolf.<br />

Private and Public<br />

Dieser ist ein Raubtier und ein Jäger. Gleichzeitig ist er ein vom<br />

Three works were inspired during his artistic sojourn in New<br />

Menschen Gejagter, er wird zu dessen Jagdtrophäe. Das Wesen<br />

York in 2016: “Embleme”, “Rückenkratzer” and “big teddy”, all<br />

des Wolfes ist von einer starken Gegensätzlichkeit geprägt. Als<br />

of which again refer to vulnerability and the private as well as<br />

vermeintlicher und vermenschlichter Bösewicht hat er Einzug<br />

exposure and the public in a very unique form of expression.<br />

in Redewendungen, Sprichwörter und Fabeln gehalten. Ganz zu<br />

The “Embleme” (2016) series consists of several small-format<br />

Unrecht, denn das sensible und äusserst anpassungsfähige Tier<br />

wooden sculptures, all set in colour and gold or aluminium leaf.<br />

hat einen ausgeprägten Sozialsinn und wird in allen Kulturen<br />

The wooden protagonists are rabbits and rats – animals that<br />

als starkes Rudeltier mit besonderen Kräften dargestellt.<br />

inhabit the fields surrounding the metropolis of New York in<br />

large numbers – presented on nimbuses. Animals of everyday<br />

Intimität und Öffentlichkeit<br />

life thus acquire an aura of the sacred and are elevated to icons.<br />

Während des Atelieraufenthalts in New York 2016 entstanden<br />

This contrast in content corresponds with the creative realisation<br />

between the subtle and realistic as well as the ephemeral and<br />

zer» und «big teddy», die alle in einer ganz eigenen Ausdrucks-<br />

die drei örtlich inspirierten Arbeiten «Embleme», «Rückenkrat-<br />

abstract. In a similar vein, “Cuba Raben” (2018), created for a<br />

form wieder auf Verletzbarkeit und Intimität sowie Ausgesetztheit<br />

und Öffentlichkeit verweisen.<br />

group exhibition in Havana, follows this collection of works in<br />

terms of content and design.<br />

Die Serie «Embleme» (2016) besteht aus mehreren kleinformatigen<br />

Holzarbeiten, alle gefasst in Farbe und Blattgold oder<br />

“big teddy” (2016) is a huge American rubbish bag in its original<br />

size and made of wood, here with a teddy bear inside. A rubbish<br />

-aluminium. Die hölzernen Protagonisten, Hasen und Ratten –<br />

bag with its contents represents a household. It is filled with intimacy<br />

and therefore harbours a secret from outsiders. Yet the<br />

grosser Zahl beleben –, sind auf Nimben inszeniert. Die Tiere<br />

Tiere, welche die Felder im Umland der Metropole New York in<br />

plastic skin is very thin and vulnerable. Three years later, the<br />

des Alltags, die so eine Aura des Heiligen bekommen, werden<br />

wooden rubbish bags were part of the “big teddy” (2019) installation<br />

in St. Peter’s Chapel in Lucerne. On display during Pas-<br />

mit der gestalterischen Umsetzung zwischen feiner und rea-<br />

zu Ikonen erhoben. Dieser inhaltliche Kontrast korrespondiert<br />

siontide between Carnival and Easter, they referenced sins and<br />

listischer sowie flüchtiger und abstrahierter Bearbeitung. Die<br />

their atonement as well as the hidden, dark chapters of church<br />

für eine Gruppenausstellung in Havanna (Kuba) entstandene<br />

history.<br />

Arbeit «Cuba Raben» (2018) folgt inhaltlich und gestalterisch<br />

dieser Werkgruppe.<br />

“Rückenkratzer” (2016) also aligns with the theme of private<br />

Der «big teddy» (2016) ist ein in Originalgrösse aus Holz geschaffener,<br />

riesiger amerikanischer Abfallsack, hier mit einem<br />

versus public. The 25 wooden objects presented in the installation<br />

are fanciful and filigree as well as completely different in<br />

einverleibten Teddybären. Ein Abfallsack porträtiert mit seiner<br />

design: they are fitted with little hands on top and on the bottom<br />

Füllung einen Haushalt, er ist gefüllt mit Intimität. Er birgt also<br />

with a cow’s tail, meat tenderiser, dildo, massage ball and other<br />

für Aussenstehende ein Geheimnis. Dabei ist die Plastikhaut<br />

items. A backscratcher is a helper when you are alone, it provides<br />

sehr dünn und verletzlich. Drei Jahre später fanden die Abfallsäcke<br />

aus Holz im Rahmen der Installation «big teddy» (2019)<br />

well-being or – if the pressure is too great – pain. A continuation<br />

of the content-related theme as well as the diversification of<br />

einen Platz in der Peterskapelle in Luzern. In der Passionszeit<br />

176 177<br />

Aufschlussreiche Werkübersicht<br />

zum Schaffen eines Schweizer<br />

Künstlers<br />

198<br />

199<br />

140 × 100 × 6 cm 140 141 368 369<br />

«WolfWolf», 2021, Liveaufnahme expoTURBINE Giswil, mit Marcel Frank und Reto Eller 357<br />

72 73


Mit Beiträgen von Brigitte Moser,<br />

Heinz Stahlhut, Janine Schmutz<br />

und einem Vorwort von Urs Sibler<br />

Gestaltet von Hampi Krähenbühl<br />

Gebunden<br />

ca. 400 Seiten, 433 farbige<br />

und 8 sw Abbildungen<br />

ca. 21 × 26,5 cm<br />

978-3-03942-143-5<br />

Deutsch / Englisch<br />

ca. sFr. 79.– | € 77.–<br />

Erste Monografie über das Gesamtwerk<br />

des Schweizer Künstlers<br />

Rochus Lussi<br />

Präsentiert Werke aus den vergangenen<br />

30 Jahren, darunter<br />

zahlreiche erstmals publizierte<br />

Arbeiten<br />

Klein- und mehrteilige Installationen<br />

und das Thema der Existenz des<br />

Individuums in der Masse bilden<br />

die Schwerpunkte von Rochus Lussis<br />

Schaffen<br />

Erscheint ISBN 9783039421435 im März <strong>2023</strong><br />

9 783039 421435<br />

Rochus Lussi – dünne Haut<br />

Arbeiten 1992–<strong>2023</strong><br />

Der Schweizer Künstler Rochus Lussi, geboren 1965 in Stans, beschäftigt sich in seiner<br />

Bildhauerei, aber auch in Zeichnungen und Performance-Arbeiten, mit der Existenz<br />

des Individuums in der Masse. Auch Fragen nach Verletzlichkeit, Empfindsamkeit und<br />

Wehrhaftigkeit sind zentrale Themen seines Schaffens.<br />

Dieses Buch zeigt eine breite Werkübersicht Rochus Lussis aus 30 Jahren, hauptsächlich<br />

klein- und mehrteilige Installationen, Holzskulpturen, Arbeiten auf Papier sowie<br />

Fotografien von Performance-Aktionen des Künstlers. Zu Beginn seines Schaffens<br />

steht die menschliche Figur im Zentrum, aber mit der Zeit beginnt sich diese aufzulösen,<br />

und Formen aus dem Alltagsleben, Strukturen, Faltenwürfe, Oberflächen unterschiedlicher<br />

Körperwelten treten in den Vordergrund.<br />

Ergänzt wird die umfassende visuelle Darstellung von Rochus Lussis Œuvre durch<br />

Essays der Kunsthistorikerinnen und Kuratorinnen Brigitte Moser und Janine Schmutz<br />

sowie von Heinz Stahlhut, dem Leiter des Hans Erni Museum in Luzern.<br />

Rochus Lussi lebt und arbeitet als freischaffender Bildhauer in Stans.<br />

1988–1995 gestalterische Ausbildung an der Schule für Holzbildhauerei<br />

in Brienz, Weiterbildungen an der Kunstgewerbeschule Luzern (heute<br />

HSLU Design & Kunst) sowie ein Studienjahr an der Akademie der<br />

bildenden Künste in Prag bei Jan Hendrych.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 37


Herausgegeben von Stephan Kunz<br />

und Susann Wintsch<br />

Gestaltet von Muriel Comby<br />

Broschur<br />

256 Seiten, 148 farbige<br />

und 71 sw Abbildungen<br />

17,5 × 24,5 cm<br />

978-3-03942-124-4 Deutsch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Bereits lieferbar, noch nicht<br />

angekündigt<br />

ISBN 978-3-03942-124-4<br />

Fragt nach den Quellen der traditionellen<br />

Bündner Stickerei und ihren<br />

interkulturellen Verbindungen<br />

Schlägt eine Brücke von historischem<br />

Kunsthandwerk zur zeitgenössischen<br />

Kunst<br />

Zeigt Meisterwerke der traditionellen<br />

Stickerei aus der Sammlung<br />

des Rhätischen Museums in Chur<br />

zusammen mit Arbeiten bedeutender<br />

Künstlerinnen und Künstler der<br />

Moderne und der Gegenwart<br />

9 783039 421244<br />

Ein Panorama der<br />

Stickerei in der<br />

zeitgenössischen<br />

Kunst<br />

Venedigsche Sterne<br />

Kunst und Stickerei<br />

Zeigt Werke dieser<br />

Künstlerinnen und Künstler:<br />

Véronique Arnold (Frankreich)<br />

Latifa Zafar Attaii (Afghanistan)<br />

Alice Bailly (Schweiz)<br />

Eliza Bennett (Grossbritannien)<br />

Alighiero Boetti (Italien)<br />

Louise Bourgeois (Frankreich / USA)<br />

Rehab Eldalil (Ägypten)<br />

Susan Hefuna<br />

(Deutschland / Ägypten)<br />

Gözde Ilkin (Türkei)<br />

Rozita Sharaf Jahan (Israel)<br />

Ernst Ludwig Kirchner (Deutschland)<br />

Isa Melsheimer (Deutschland)<br />

Marisa Merz (Italien)<br />

Irene Posch (Österreich)<br />

Sophie Taeuber-Arp (Schweiz)<br />

Elaine Reichek (USA)<br />

Jean-Frédéric Schnyder (Schweiz)<br />

Annegret Soltau (Deutschland)<br />

Wiedemann / Mettler (Schweiz)<br />

Die Stickerei und insbesondere der Kreuzstich haben in Graubünden eine grosse Tradition.<br />

Solch hergebrachtes Kunsthandwerk wirft Fragen auf, die sich heute vor dem<br />

Hintergrund anderer gesellschaftlicher und kultureller Erfahrungen neu stellen. Weiblich<br />

konnotierte Handarbeit wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich aufgewertet<br />

und gefördert. Gleichzeitig haben Künstlerinnen und Künstler wie Sophie Taeuber-Arp,<br />

Alice Bailly und Ernst Ludwig Kirchner wesentlich dazu beigetragen, der Kunst der<br />

Avantgarde aus dem Geist des Kunstgewerbes neue Impulse zu verleihen. Zeitgenössische<br />

Künstlerinnen und Künstler geben der Stickerei eine neue Kraft, um die Welt von<br />

heute poetisch und gesellschaftskritisch zugleich zu imaginieren.<br />

Dieses Buch, das anlässlich einer Ausstellung im Bündner Kunstmuseum Chur erschienen<br />

ist, betrachtet traditionelle Bündner Stickerei in einem erweiterten Kontext. Es hebt<br />

aus der Perspektive der zeitgenössischen Kunst die Aktualität dieser künstlerischen<br />

Praxis hervor und stellt sie Werken internationaler Künstlerinnen und Künstler<br />

gegenüber. Und es macht deutlich, dass die lokale kunsthandwerkliche Tradition schon<br />

immer aus verschiedenen Kulturen genährt war: Man stickte nach Vorlagebüchern<br />

«Venedigsche Sterne», Granatäpfel, Nelken sowie lokale Motive und abstrakte Muster.<br />

Stephan Kunz ist seit 2011 künstlerischer Direktor des Bündner Kunstmuseums<br />

Chur. Davor war er langjähriger Kurator und stellvertretender<br />

Direktor des Aargauer Kunsthauses, Aarau.<br />

Susann Wintsch ist Kunsthistorikerin und forscht zum Thema zeitgenössische<br />

Kunst aus dem westasiatischen Raum. Von 2003 bis 2019 lehrte sie<br />

Zeitgenössische Kunst, Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der Zürcher<br />

Hochschule der Künste.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 38


Herausgegeben vom<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Gestaltet von Ralf Klöden<br />

Broschur<br />

ca. 80 Seiten, 52 farbige<br />

Abbildungen<br />

17 × 23,5 cm<br />

978-3-03942-125-1<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 25.– | € 25.–<br />

Bereits lieferbar, noch nicht<br />

angekündigt<br />

ISBN 978-3-03942-125-1<br />

Stellt die Frage, worauf der männliche<br />

Blick klassisch-akademischer<br />

Künstler des 19. und frühen<br />

20. Jahrhunderts auf die Frau<br />

gründet und wie wir ihn heute vor<br />

dem Hintergund aktueller<br />

Genderdebatten wahrnehmen<br />

Ein Fotoessay stellt Maillols Vénus<br />

au collier Arbeiten von Künstlerinnen<br />

der Moderne und der Gegenwart<br />

gegenüber<br />

Mit einem Beitrag der feministischen<br />

Kunsthistorikerin und<br />

Kuratorin Catherine McCormack<br />

9 783039 421251<br />

Maillol<br />

Ein anderer Blick<br />

Eine Kontextualisierung<br />

der Kunst<br />

Aristide Maillols<br />

(1861–1944) in der<br />

aktuellen Genderdebatte<br />

Zeigt die Skulptur Vénus au<br />

collier von Aristide Maillol<br />

zusammen mit Werken von:<br />

Judith Bernstein<br />

Anna Boghiguian<br />

Verena Loewensberg<br />

Helen Dahm<br />

Nathalie Djurberg /<br />

Gió Marconi /<br />

Hans Berg<br />

Sylvie Fleury<br />

Isa Genzken<br />

Jenny Holzer<br />

Angelika Kauffmann<br />

Meret Oppenheim<br />

Ottilie Wilhelmine Roederstein<br />

Germaine Richier<br />

Sophie Taeuber-Arp<br />

Rebecca Warren<br />

Der französische Bildhauer Aristide Maillol (1861–1944) wird gelegentlich als «Cézanne<br />

der Bildhauerei» bezeichnet, weil er der Plastik – so wie Paul Cézanne der Malerei –<br />

den Weg zur Abstraktion ebnete. Maillol begann seine Karriere als Maler und schuf ein<br />

höchst attraktives Werk, das ausserhalb Frankreichs nur unzureichend bekannt ist.<br />

Dieses Buch, das anlässlich einer umfassenden Maillol-Ausstellung im Kunsthaus<br />

Zürich erscheint, stellt die Frage, worauf jener männliche Blick auf die Frau gründet,<br />

für den Maillol steht, und wie wir ihn heute vor dem Hintergrund aktueller Genderdebatten<br />

wahrnehmen. Ein aussergewöhnlicher Fotoessay von Franca Candrian konfrontiert<br />

Maillols Skulptur Vénus au collier mit Werken von Künstlerinnen der Moderne<br />

und der Gegenwart aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich. Die feministische<br />

Kunsthistorikerin und Kuratorin Catherine McCormack setzt sich in ihrem Essay mit<br />

der Präsenz dieser klassisch-akademischen Kunst – die mehrheitlich weibliche Akte<br />

beinhaltet – in heutigen Museen auseinander. Ergänzt um eine Einleitung von Philippe<br />

Büttner, Sammlungskurator des Kunsthaus Zürich, wirft der Band so einen neuen,<br />

einen anderen Blick auf Aristide Maillol und sein Schaffen.<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 39


Die klassische Monografie über<br />

Augusto Giacometti in überarbeiteter<br />

Neuausgabe<br />

Augusto Giacometti<br />

Wege zur Abstraktion<br />

978-3-03942-052-0 Deutsch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Kunst für den öffentlichen Raum<br />

des bedeutenden Schweizer<br />

Künstlerpaares Susi und Ueli Berger<br />

Susi + Ueli Berger<br />

Kunst am Bau und im öffentlichen<br />

Raum 1968–2008<br />

978-3-03942-108-4 Deutsch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Die bewegte Geschichte des<br />

ikonischen Alpen-Triptychons<br />

Werden – Sein – Vergehen<br />

Juerg Albrecht<br />

Giovanni Segantini.<br />

La Vita – La Natura – La Morte<br />

Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />

978-3-03942-072-8<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Der Beginn einer neuen Schaffensphase:<br />

Paul Klees Studien zur<br />

polyphonen Malerei<br />

Oskar Bätschmann<br />

Paul Klee – Ad Parnassum<br />

Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />

978-3-03942-011-7<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 29.– | € 29.–<br />

Equilibre: Mit diesem Bild definierte<br />

sich die grosse Avantgardistin Sophie<br />

Taeuber-Arp als Malerin<br />

Walburga Krupp<br />

Sophie Taeuber-Arp – Equilibre<br />

Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />

978-3-85881-662-7<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 29.– | € 29.–<br />

Rüschegg: Wendepunkt in Motivik<br />

und künstlerischen Verfahren im<br />

Schaffen des grossen Fotorealisten<br />

Angelika Affentranger-Kirchrath<br />

Franz Gertsch – Rüschegg<br />

Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />

978-3-85881-663-4<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 29.– | € 29.–<br />

Eine hochaktuelle Analyse der<br />

sich auflösenden Globalisierung<br />

in fesselnder Kombination aus<br />

Bild und Text<br />

Charlie Koolhaas<br />

City Lust<br />

London Guangzhou Lagos<br />

Dubai Houston<br />

978-3-85881-804-1 Englisch<br />

sFr. 59.– | € 58.–<br />

Fotografie ohne Kamera:<br />

ein faszinierendes Langzeit-Projekt<br />

von Françoise und Daniel Cartier<br />

The Never Taken Images<br />

Photographic Paper Archive<br />

1880 –1990<br />

978-3-03942-091-9<br />

Deutsch / Englisch / Französisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

BACKLIST 40


Wortmeldungen und Bildwelten<br />

des Kurators, Kulturunternehmers<br />

und Autors aus vier Jahrzehnten<br />

Martin Heller<br />

Für alle!<br />

Texte und Bilder zum Ernst<br />

des Lebens<br />

978-3-03942-048-3 Deutsch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Strukturen und Dynamiken im<br />

Schaffen dieser Protagonistin der<br />

Perfomance-Kunst<br />

Jeannette Fischer<br />

Psychoanalytikerin trifft Marina<br />

A b r a m o v i ć<br />

Künstlerin trifft Jeannette Fischer<br />

978-3-85881-546-0 Deutsch<br />

978-3-85881-794-5 Englisch<br />

sFr. 19.– | € 19.–<br />

Caroline Bachmann: Gewinnerin des<br />

Schweizer Grand Prix Kunst / Prix<br />

Meret Oppenheim 2022<br />

Caroline Bachmann<br />

978-3-85881-886-7<br />

Englisch / Französisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Meret Oppenheim Geheimnisse<br />

Eine Reise durch Leben und Werk<br />

978-3-03942-046-9 Deutsch<br />

978-3-03942-063-6 Englisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Der stete Wandel von Landschaften<br />

und Städten in neuen Fotografien von<br />

Georg Aerni<br />

Georg Aerni – Silent Transition<br />

Neue Arbeiten<br />

978-3-03942-074-2<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Optimismus und Lebensfreude einer<br />

Epoche gesellschaftlichen Wandels<br />

Peter Knapp – Mon temps<br />

978-3-03942-100-8 Deutsch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Alle Aufsätze eines der bedeutendsten<br />

Architekturtheoretiker über eine<br />

zentrale Figur der Architekturmoderne<br />

Bruno Reichlin<br />

Le Corbusier. Von der eleganten<br />

Lösung zum offenen Werk<br />

978-3-85881-669-6 Deutsch<br />

978-3-85881-854-6 Französisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Eine spannungsreiche fotografische<br />

Interpretation von Le Corbusiers<br />

sakraler Bauikone<br />

Le Corbusier Ronchamp<br />

Siegrun Appelt<br />

978-3-85881-695-5<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

BACKLIST 41


Eine Schlüsselfigur der europäischen<br />

Moderne und weltweit vernetzter<br />

Universalkünstler<br />

Max Bill Global<br />

Ein Künstler als Brückenbauer<br />

978-3-85881-697-9 Deutsch<br />

978-3-85881-877-5 Englisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Blütenfelder, Energiefelder,<br />

Bildfelder: neue Werke des Malers<br />

Franz Bucher<br />

Beat Stutzer<br />

Franz Bucher. Bildfelder<br />

978-3-03942-053-7<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 59.– | € 58.–<br />

Landkarten als Inspiration für<br />

künstlerische und wissenschaftliche<br />

Erkundungen<br />

Silvia Buol – Von kurzen und<br />

langen Wegen<br />

Impulse heiteren Vergnügens<br />

978-3-03942-099-5 Deutsch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Mit den Holzschnitten fand der<br />

Schweizer Expressionist Hermann<br />

Scherer zu seiner gänzlich eigenen<br />

Ausdrucksweise<br />

Kerben und Kanten<br />

Hermann Scherers Holzschnitte<br />

978-3-03942-078-0 Deutsch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Die Magie und Faszination<br />

chinesischer Jadeobjekte<br />

herausragend in Szene gesetzt<br />

Für immer Jade<br />

Chinesische Jademiniaturen<br />

aus vier Jahrtausenden<br />

978-3-03942-102-2<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Ein Zürcher Haus mit internationaler<br />

Ausstrahlung: Ein einzigartiger<br />

Arbeits- und Lebensraum<br />

für Künstlerinnen und Künstler<br />

Arbeiten & Wohnen<br />

Geschichte und Gegenwart des<br />

Atelierhauses Wuhrstrasse 8/10<br />

978-3-03942-030-8 Deutsch<br />

978-3-03942-031-5 Englisch<br />

sFr. 65.– | € 58.–<br />

Ein Spaziergang durch Bern,<br />

zur Architektur der 1920erund<br />

1930er-Jahre ausserhalb<br />

der berühmten Altstadt<br />

Bern modern<br />

Wohnbauten der 1920er- und<br />

1930er-Jahre in den Berner<br />

Quartieren<br />

978-3-85881-635-1 Deutsch<br />

sFr. 29.– | € 29.–<br />

Der Tannen-Stil des Neuenburger<br />

Jura, der auch den jungen Charles-<br />

Édouard Jeanneret (Le Corbusier)<br />

beeinflusste<br />

Le Style Sapin<br />

Une expérience de l‘art nouveau<br />

978-3-85881-884-3 Französisch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

BACKLIST 42


Kunst am Bau von intensiver<br />

Farbigkeit: der Maler Roman Candio<br />

Roman Candio<br />

Begegnung im Raum<br />

978-3-03942-105-3 Deutsch<br />

sFr. 59.– | € 58.–<br />

Vibrierende Metropole und<br />

beschauliche Schweiz:<br />

Lill Tschudis modernistische<br />

Linolschnitte<br />

Lill Tschudi<br />

Die Faszination des modernen<br />

Linolschnitts 1930–1950<br />

978-3-03942-057-5<br />

Deutsch / Englisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Die massgebende Monografie über<br />

die grosse Avantgarde-Fotografin,<br />

ausgezeichnet mit dem Deutschen<br />

Fotobuchpreis 20/21 in Gold<br />

Aenne Biermann<br />

Fotografin<br />

978-3-85881-673-3 Deutsch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Zwischen Sensation und Routine:<br />

Erzählungen eines Pressefotografen<br />

und die Geschichte einer traditionsreichen<br />

Illustrierten der Schweiz<br />

Siegfried Kuhn<br />

Pressefotograf 1959-1995<br />

978-3-03942-041-4 Deutsch<br />

sFr. 49.– | € 48.–<br />

Deutscher Fotobuchpreis<br />

Preisträger<br />

Peter Liechti: eine Ausnahmeerscheinung<br />

des europäischen Films<br />

Peter Liechti<br />

Personal Cinema<br />

978-3-03942-080-3 Deutsch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Tiny Houses über die Utopien<br />

sorgenfreier Stadtbewohner<br />

hinausgedacht<br />

Open House<br />

Designing Spaces for Living<br />

978-3-85881-885-0<br />

Englisch / Französisch<br />

sFr. 39.– | € 38.–<br />

Das umfassende Buch über<br />

eine Leitfigur der europäischen<br />

Ingenieurbaukunst<br />

Johann Clopath<br />

Richard Coray (1869–1946),<br />

Leben und Werk<br />

Lehrgerüste für Brücken und<br />

Viadukte<br />

978-3-03942-045-2 Deutsch<br />

sFr. 79.– | € 77.–<br />

Peter Zumthor erkundet im<br />

Gespräch, was seinem<br />

Gegenüber und ihm selbst<br />

am Herzen liegt<br />

Dear to Me<br />

Peter Zumthor im Gespräch<br />

978-3-03942-009-4 Deutsch<br />

978-3-03942-010-0 Englisch<br />

sFr. 160.– | € 150.–<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

BACKLIST 43


<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

Niederdorfstrasse 54<br />

8001 Zürich<br />

Tel. +41 (0)44 262 16 62<br />

www.scheidegger-spiess.ch<br />

info@scheidegger-spiess.ch<br />

Vertrieb<br />

Patrick Schneebeli<br />

Tel. +41 (0)44 253 64 53<br />

p.schneebeli@scheidegger-spiess.ch<br />

Presse und PR<br />

Chris Reding<br />

Tel. +41 (0)44 253 64 52<br />

presse@scheidegger-spiess.ch<br />

Marketing<br />

Domenica Schulz<br />

Tel. +41 (0)44 253 64 56<br />

d.schulz@scheidegger-spiess.ch<br />

Verlagsleitung<br />

Thomas Kramer<br />

Tel. +41 (0)44 253 64 54<br />

t.kramer@scheidegger-spiess.ch<br />

<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong> ist Mitglied<br />

von SWIPS, Swiss Independent Publishers<br />

Auslieferungen<br />

Schweiz<br />

AVA Verlagsauslieferung AG<br />

Centralweg 16<br />

8910 Affoltern a. A.<br />

Tel. 044 762 42 00<br />

Fax 044 762 42 10<br />

avainfo@ava.ch<br />

Deutschland, Österreich,<br />

Belgien, Niederlande, Luxemburg<br />

GVA<br />

Postfach 2021<br />

37010 Göttingen<br />

Deutschland<br />

Tel. +49 (0)551 384 200-0<br />

Fax +49 (0)551 384 200-10<br />

bestellung@gva-verlage.de<br />

Vertreter<br />

Schweiz<br />

Sebastian Graf<br />

Graf Verlagsvertretungen GmbH<br />

Uetlibergstrasse 84<br />

8045 Zürich<br />

Tel. 079 324 06 57<br />

sgraf@swissonline.ch<br />

Deutschland<br />

Jessica Reitz<br />

c / o Buchart<br />

Cotheniusstrasse 4<br />

10407 Berlin<br />

Tel. 030 4473 2180<br />

Fax 030 4473 2181<br />

reitz@buchart.org<br />

Österreich<br />

Michael Klein<br />

c/o Vertreterbüro Würzburg<br />

Mariannhillstrasse 19<br />

97074 Würzburg<br />

Deutschland<br />

Tel. +49 931 174 05<br />

Fax +49 931 174 10<br />

klein@vertreterbuero-wuerzburg.de<br />

Der Verlag <strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />

wird vom Bundesamt für Kultur mit<br />

einem Strukturbeitrag für die Jahre<br />

2021–2024 unterstützt.<br />

Stand Dezember 2022<br />

Die angegebenen Franken-Preise sind unverbindliche<br />

Preisempfehlungen für die Schweiz inklusive MwSt. –<br />

Die angege benen Euro-Preise sind gebundene<br />

Ladenpreise für Deutschland inklusive MwSt. und<br />

unverbind liche Preisempfehlungen für Österreich.<br />

Für Preise, Beschreibungen und Erscheinungstermine<br />

bleiben Änderungen und Irrtum vorbehalten.<br />

Umschlagbild: Albino-Wallaby Inala, Känguruhof<br />

Bernhardzell © Claudia Schildknecht. Aus dem<br />

Buch Kamele im Kuhstall, Shrimps im Swimmingpool.<br />

Einblicke in eine neue Schweizer Landwirtschaft<br />

(siehe Seite 12 / 13).<br />

Marco Giacometti<br />

Augusto Giacometti<br />

In einem förmlichen Farbentaumel. Die Biografie<br />

Herausgegeben von der Fondazione Centro Giacometti, Stampa<br />

2 Bände, gebunden in Schuber<br />

904 Seiten, 250 farbige und 235 sw Abbildungen<br />

17 × 24 cm<br />

978-3-03942-077-3 Deutsch<br />

sFr. 99.– | € 85.–<br />

ISBN 978-3-03942-077-3<br />

9 783039 420773<br />

«Ein Buch, das zum Verweilen und Staunen einlädt. Und die hohe<br />

Bedeutung des Künstlers vermittelt.»<br />

Gerhard Mack, NZZ am Sonntag<br />

Die grosse Gesamtdarstellung von Leben und Werk dieses Pioniers<br />

der Abstraktion und der modernen Glas- und Wandmalerei ermöglicht<br />

zum ersten Mal, Schritt für Schritt die Entwicklung von<br />

Augusto Giacomettis Schaffen zu verfolgen. Sie bietet Einblick in<br />

sein Denken, seine Ansichten und Gefühle beim Betrachten, Komponieren<br />

und Malen, stellt sein weit gespanntes Beziehungsnetz<br />

dar und geht auf sein Wirken als Kulturpolitiker ein.

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