Scheidegger & Spiess Vorschau Frühjahr 2023
Das aktuelle Frühjahrsprogramm mit den Neuerscheinungen des Verlags Scheidegger & Spiess im Bereich Kunst, Fotografie und Architektur!
Das aktuelle Frühjahrsprogramm mit den Neuerscheinungen des Verlags Scheidegger & Spiess im Bereich Kunst, Fotografie und Architektur!
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<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
Kunst I Fotografie I Architektur<br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong>
Wichtige Neuerscheinungen Herbst 2022<br />
Herausgegeben und mit einer<br />
Einführung von Lisa Wenger und<br />
Martina Corgnati<br />
Broschur<br />
324 Seiten, 179 farbige<br />
Abbildungen<br />
22 × 33 cm<br />
978-3-03942-093-3<br />
Deutsch / Englisch<br />
ISBN 978-3-03942-093-3<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
9 783039 420933<br />
Meret Oppenheim – Mein Album<br />
Das autobiografische Album «Von der Kindheit<br />
bis 1943» und ihre handgeschriebene Biografie<br />
Meret Oppenheims (1913–1985) 1958 zusammengetragenes<br />
Album Von der Kindheit bis 1943 ist Tagebuch und eine Art<br />
Kunstwerk zugleich und bietet sehr persönliche Einblicke in<br />
ihr privates Leben und Denken. Seine Edition, zusammen mit<br />
einem 1970/71 niedergeschriebenen autobiografischen Text,<br />
in diesem sorgfältig gestalteten Buch bereichert unser Bild der<br />
grossen Künstlerin um vollkommen neue Perspektiven.<br />
Paul Klee<br />
Die Sammlung Sylvie und Jorge Helft<br />
Im Werk Paul Klees (1879–1940) nimmt die Zeichnung einen<br />
prominenten Platz ein. Klee mass dem Zeichnen und insbesondere<br />
der Linie als dem Prinzip, von dem die Umsetzung und<br />
visuelle Erzeugung einer Idee ausgeht, hohe Bedeutung bei.<br />
Auf diesen Aspekt ist auch der Fokus dieser ausserordentlich<br />
kohärenten Privatsammlung von Bleistift-, Feder- und Pastellzeichnungen<br />
sowie Aquarellen, Radierungen und Lithografien<br />
gerichtet, die nur selten öffentlich zu sehen ist.<br />
Herausgegeben von Francesca<br />
Bernasconi und Arianna Quaglio<br />
Broschur in Schuber<br />
212 Seiten, 92 farbige<br />
und 7 sw Abbildungen<br />
21 × 27 cm<br />
978-3-03942-106-0 Deutsch<br />
978-3-03942-107-7 Englisch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
ISBN 978-3-03942-106-0<br />
Deutsch<br />
9 783039 421060<br />
ISBN 978-3-03942-107-7<br />
Englisch<br />
9 783039 421077<br />
Herausgegeben von Esther<br />
Tisa Francini, unter Mitarbeit<br />
von Sarah Csernay<br />
Broschur<br />
440 Seiten, 45 farbige und 48 sw<br />
Abbildungen<br />
17 × 27 cm<br />
978-3-03942-096-4 Deutsch<br />
978-3-03942-097-1 Englisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
ISBN 978-3-03942-096-4<br />
Deutsch<br />
ISBN 978-3-03942-097-1<br />
Englisch<br />
Wege der Kunst<br />
Wie die Objekte ins Museum kommen<br />
Kunstwerke nicht-westlicher Kulturen in Museen des globalen<br />
Nordens sind aktuell Gegenstand kontroverser Debatten. Dieses<br />
Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu. Es vermittelt ein<br />
Bewusstsein für koloniale und postkoloniale Kontexte des Handels<br />
mit und des Sammelns von Kunstwerken nicht-westlicher<br />
Kulturen und hilft so, neue Museumsnarrative zu etablieren.<br />
9 783039 420964<br />
9 783039 420971<br />
Sans pareil<br />
Die Kronenhalle Bar<br />
Gestaltet vom bedeutenden Schweizer Innenarchitekten Robert<br />
Haussmann, ausgestattet mit Lampen und Tischen aus<br />
der Werkstatt Diego Giacomettis und mit erstklassiger moderner<br />
Kunst an den Wänden, ist die Bar des legendären Zürcher<br />
Restaurants Kronenhalle seit 1964 Treffpunkt für ein kulturaffines<br />
internationales Publikum. Dieses Buch ist eine formvollendete<br />
Hommage an diese Ikone der Gastronomie Zürichs.<br />
Herausgegeben von Sibylle Ryser<br />
und Isabel Zürcher<br />
Gebunden<br />
80 Seiten, 48 farbige und<br />
16 sw Abbildungen<br />
18 × 26.5 cm<br />
978-3-03942-117-6 Deutsch<br />
sFr. 35.– | € 35.–<br />
ISBN 978-3-03942-117-6<br />
9 783039 421176
Gestaltet von Bureau<br />
Sandra Doeller<br />
Gebunden<br />
ca. 488 Seiten, 400 farbige<br />
und sw Abbildungen<br />
23 × 29 cm<br />
978-3-03942-128-2 Deutsch<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421282 im Mai <strong>2023</strong><br />
9 783039 421282<br />
Erstes Buch, das sich umfassend<br />
nicht nur mit dem architektonischen<br />
Denken und Schaffen des<br />
Schweizer Schriftstellers Max<br />
Frisch, sondern auch mit jenem<br />
seines Vaters Franz Bruno Frisch<br />
auseinandersetzt<br />
Eine interdisziplinär konzipierte<br />
Zusammenschau der verflochtenen<br />
architektonischen Werke von Vater<br />
und Sohn Frisch<br />
Beleuchtet Zusammenhänge, die<br />
neue Interpretationsmöglichkeiten<br />
zum literarischen Schaffen von<br />
Max Frisch eröffnen<br />
Reichhaltiges, grossteils bislang<br />
unveröffentlichtes Bildmaterial<br />
sowie kommentierte und<br />
bebilderte Werkverzeichnisse<br />
beider Architekten<br />
Petra Hagen Hodgson<br />
Gebaute Beziehungen<br />
Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten<br />
im Kontext ihrer Zeit<br />
Familiäre Beziehung<br />
und architektonisches<br />
Schaffen: Max Frisch<br />
und sein Vater Franz<br />
Bruno Frisch<br />
Max Frisch (1911–1991) muss man niemandem mehr vorstellen. Mit Romanen wie<br />
Stiller und Homo Faber und mit Theaterstücken wie Biedermann und die Brandstifter<br />
hat er als Schriftsteller Weltruhm erlangt. Dass Frisch anfangs Architekt war, ist viel<br />
weniger bekannt. Aber auch in dieser Disziplin hat er deutliche Spuren hinterlassen,<br />
zum Beispiel mit dem denkmalgeschützten Freibad Letzigraben in Zürich oder als<br />
kritischer, scharfzüngiger Geist, dessen Ansichten bis heute in den städtebaulichen<br />
und gesellschaftsarchitektonischen Diskurs einfliessen.<br />
Nicht so Max’ Vater Franz Bruno Frisch (1871–1932). Dessen realisiertes architektonisches<br />
Œuvre ist zwar deutlich grösser und reicht vom privaten Badepavillon über<br />
Arbeiter- und Angestelltenhäuser bis zu öffentlichen Bauten, die ebenfalls unter Denkmalschutz<br />
stehen. Dennoch ist es zu Unrecht völlig unbekannt geblieben.<br />
Gebaute Beziehungen. Max Frisch und Franz Bruno Frisch – Zwei Architekten im<br />
Kontext Ihrer Zeit schliesst nun diese Lücke. Es beleuchtet unter dem Aspekt der Beziehungen<br />
das architektonische Denken und Schaffen von Vater und Sohn Frisch,<br />
insbesondere mit Blick auf architektonische und städtebauliche Problemstellungen zu<br />
ihrer jeweiligen Schaffenszeit. Betrachtet werden aber auch Parallelen von Architektur<br />
und Literatur in Max Frischs Werk. Zugleich eröffnet das Buch ganz neue Interpretationsmöglichkeiten<br />
in Bezug auf das bei Max Frisch zentrale literarische Thema der<br />
Identitätsproblematik.<br />
Petra Hagen Hodgson ist Kunsthistorikerin und Germanistin und lehrt<br />
seit 2007 als Dozentin für Stadtentwicklung und Gartenbaugeschichte<br />
an der ZHAW in Wädenswil.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 3
164 —— 165<br />
WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />
Neue Bilder des früheren<br />
Kunstfälschers Wolfgang<br />
Beltracchi neben Texten<br />
berühmter Autorinnen<br />
und Autoren<br />
78 —— 79<br />
WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />
Textbeiträge von<br />
Hans Ulrich Gumbrecht<br />
Romanist, Literaturwissenschaftler und Publizist<br />
Peter Sloterdijk<br />
Philosoph, Kulturwissenschaftler und Publizist<br />
Markus Gabriel<br />
Philosoph und Autor<br />
Ulrike Posche<br />
Journalistin, Reporterin beim Stern<br />
Alberto Venzago<br />
Fotograf<br />
Leonhard Fischer<br />
Manager<br />
Hansen Wang<br />
Kryptowährungs- und NFT-Experte<br />
René Scheu<br />
Journalist, Publizist und Philosoph<br />
14 —— 15<br />
WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />
Weiterhin lieferbar:<br />
6 —— 7<br />
WOLFGANG BELTRACCHI SALVATOR MUNDI<br />
Psychoanalytikerin trifft Helene<br />
und Wolfgang Beltracchi<br />
Künstlerpaar trifft Jeannette<br />
Fischer<br />
978-3-03942-070-4 Deutsch<br />
978-3-03942-071-1 Englisch<br />
sFr. 25.– | € 19.–<br />
ISBN 978-3-03942-070-4<br />
Deutsch<br />
9 783039 420704<br />
ISBN 978-3-03942-071-1<br />
Englisch<br />
9 783039 420711
Herausgegeben von<br />
Alberto Venzago<br />
Gestaltet von dear robinson<br />
Gebunden<br />
ca. 256 Seiten, 200 farbige<br />
und 44 sw Abbildungen<br />
24 × 32 cm<br />
978-3-03942-138-1 Deutsch<br />
978-3-03942-142-8 Englisch<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Erscheint im April <strong>2023</strong><br />
ISBN 9783039421381<br />
Deutsch<br />
9 783039 421381<br />
ISBN 9783039421428<br />
Englisch<br />
9 783039 421428<br />
WOLFGANG<br />
BELTR ACCHI<br />
D I E<br />
WIEDERKEHR<br />
DES SALVATOR<br />
MUNDI SCHEIDEGGER & SPIESS<br />
Das aktuelle grossformatige Buch<br />
zum neuesten Schaffen des Malers<br />
und legendären Kunstfälschers<br />
Wolfgang Beltracchi<br />
Zeigt erstmals Gemälde aus<br />
Beltracchis umfangreicher<br />
Serie The Greats, die als digitale<br />
Non-fungible Tokens (NFT)<br />
gehandelt werden<br />
Mit neuen Originalbeiträgen<br />
bedeutender Autorinnen und<br />
Autoren wie Peter Sloterdijk, Hans<br />
Ulrich Gumbrecht, Markus Gabriel,<br />
Ulrike Posche u.a. und einem<br />
Gespräch mit Wolfgang Beltracchi<br />
von René Scheu<br />
Zeigt bislang unveröffentlichte<br />
Aufnahmen aus Beltracchis Atelier<br />
des international bekannten<br />
Schweizer Fotografen Alberto<br />
Venzago<br />
Wolfgang Beltracchi<br />
Die Wiederkehr des Salvator Mundi<br />
In den vergangenen Jahren hat der Maler und legendäre Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi<br />
ein neues künstlerisches Kapitel aufgeschlagen. Ein Schwerpunkt seines jüngsten,<br />
seit der Übersiedelung von Wolfgang und Helene Beltracchi an den Vierwaldstättersee<br />
in der Schweiz entstandenen Schaffens ist eine umfangreiche Serie von Bildern, die<br />
als digitale Kunstwerke mittels der NFT-Technologie in den Verkauf gebracht wurden.<br />
Ausgangspunkt für diese Serie war das Gemälde Salvator Mundi, das angeblich von<br />
Leonardo da Vinci stammen soll und 2017 bei Christie’s zum Rekordpreis von 450<br />
Mio. Dollar an das saudische Königshaus verkauft wurde. Beltracchi hat sich intensiv<br />
mit dem Bild auseinandergesetzt und unter dem Titel The Greats mehrere Hundert<br />
Fassungen davon in den unterschiedlichsten Stilen gemalt: Der Salvator Mundi als<br />
Pop-Art, im Stile des Kubismus, des Surrealismus, der asiatischen Comic-Kunst, in der<br />
Personifikation von Mick Jagger, Mao oder Rammstein-Sänger Till Lindemann … Ein<br />
faszinierendes Vexierspiel mit dem umstrittenen Gemälde und seiner Symbolik.<br />
Dieses grossformatige Buch verbindet fotografische Einblicke in den Atelier-Alltag<br />
Beltracchis mit der Dokumentation der Werke dieser neuen Schaffensphase sowie mit<br />
Texten von überraschenden, zum Teil sehr bekannten Autoren. Darunter sind die Philosophen<br />
Peter Sloterdijk und Markus Gabriel, der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler<br />
Hans Ulich Gumbrecht, die Stern-Starreporterin Ulrike Posche und<br />
der Schweizer Fotograf Alberto Venzago, von dem auch die Fotografien im Buch<br />
stammen. So wird das Phänomen Beltracchi aus den verschiedensten Perspektiven<br />
beschrieben und interpretiert.<br />
Alberto Venzago ist ein Schweizer Fotograf, Fotojournalist und<br />
Filmemacher. Seine Arbeiten wurden mit renommierten Preisen,<br />
u.a. dem Robert Capa Award, ausgezeichnet.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 5
4<br />
4<br />
5<br />
5<br />
3<br />
Das Frühwerk des bedeutenden<br />
Magnum-Reporters Werner<br />
Bischof: Modefotografie und<br />
Reportagen in Farbe
Herausgegeben von<br />
Ludovica Introini<br />
Gestaltet von Granit<br />
Communication, Design<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
MASI Lugano und der<br />
Fotostiftung Schweiz, Winterthur<br />
Gebunden<br />
ca. 208 Seiten, 200 farbige<br />
Abbildungen<br />
21 × 24 cm<br />
978-3-03942-129-9 Deutsch<br />
978-3-03942-130-5 Englisch<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Zeigt erstmals überhaupt rund 200<br />
bisher unpublizierte frühe Farbaufnahmen<br />
aus dem Nachlass des<br />
grossen Schweizer Magnum-Fotografen<br />
Werner Bischof (1916–1954)<br />
Bietet Einblick in die komplexe<br />
Glasplatten-Technik der damals<br />
einzigartigen Devin Tri-Color-<br />
Kamera<br />
Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />
Werner Bischof – Unseen Colour<br />
im MASI Lugano (12. Februar bis<br />
29. Mai <strong>2023</strong>) und in der Fotostiftung<br />
Schweiz in Winterthur<br />
(26. August <strong>2023</strong> bis 21. Januar<br />
2024)<br />
Erscheint im Februar <strong>2023</strong><br />
Die italienische Ausgabe<br />
erscheint bei Edizioni<br />
Casagrande, Bellinzona<br />
ISBN 9783039421299<br />
ISBN 9783039421305<br />
Deutsch<br />
Englisch<br />
9 783039 421299<br />
9 783039 421305<br />
Werner Bischof<br />
Unseen Colour<br />
Von Werner Bischof (1916–1954) kennt man vor allem seine eindrücklichen Schwarzweiss-Fotografien.<br />
Sie stammen mehrheitlich von seinen Einsätzen als Reporter im<br />
Europa der Nachkriegszeit und im Indochinakrieg 1946–1954 sowie von Reisen durch<br />
den Fernen Osten und Südamerika, wo er bei einem Unfall ums Leben kam. Weniger<br />
bekannt sind dagegen Bischofs Farbaufnahmen, die er in den ersten Jahren nach Abschluss<br />
seiner Ausbildung an der Zürcher Kunstgewerbeschule geschaffen hat – einerseits<br />
in seinem Studio für Mode- und Reklamefotografie, aber auch Reportagen von<br />
Schauplätzen im kriegsversehrten Europa. Realisiert hat Bischof die Fotos im Auftrag<br />
des Zürcher Verlages Conzett & Huber, der ihm dafür eine Devin Tri-Color-Kamera<br />
zur Verfügung stellte, die jede Aufnahme auf drei mit Farbfiltern versehenen Glasplatten<br />
abbildete. Rund 200 dieser Farb-Negative aus dem Nachlass sind für dieses Buch<br />
erstmals restauriert und neu aufbereitet worden.<br />
Faszinierend ist der reich illustrierte Band nicht allein aus fotohistorischer Sicht: Bereits<br />
diese frühen Farbfotografien lassen Werner Bischofs feinfühlige Ästhetik erkennen, die<br />
das gesamte Schaffen des Zürcher Magnum-Fotografen prägt. Die Abbildungen werden<br />
ergänzt durch Texte von Clara Bouveresse, französische Fotografie-Historikerin,<br />
von Peter Pfrunder, Direktor der Fotostiftung Schweiz in Winterthur, sowie von Luc<br />
Debraine, Direktor des Schweizer Kameramuseums in Vevey.<br />
Ludovica Introini ist Kunsthistorikerin und arbeitet seit 2019 im<br />
Ausstellungsbüro des MASI Lugano.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 7
31 Feldstrasse, Blick nach Osten, Zelgli-Quartier 0012<br />
68<br />
69<br />
2005<br />
2007<br />
2009<br />
2011<br />
2013<br />
2015<br />
2017<br />
2019<br />
Eine spektakuläre, einmalige fotografische Dokumentation<br />
zum räumlichen Wandel seit 2005<br />
04 Engstringerbrücke, Blick nach Nordosten, Rietbach- und Rüti-Gebiet 0121<br />
14<br />
15<br />
2005<br />
2007<br />
2009<br />
2011<br />
2013<br />
2015<br />
2017<br />
2019
Herausgegeben von Meret<br />
Wandeler, Ulrich Görlich<br />
und Caspar Schärer<br />
Gestaltet von Elektrosmog<br />
In Zusammen arbeit mit der<br />
Zürcher Hochschule der Künste<br />
ZHdK / IFCAR<br />
2 Bände, gebunden in Schuber<br />
Total ca. 640 Seiten, 760 farbige<br />
Abbildungen und Pläne<br />
22,5 × 30 cm<br />
978-3-03942-139-8 Deutsch<br />
978-3-03942-140-4 Englisch<br />
ca. sFr. 79.– | € 77.–<br />
Erscheint im März <strong>2023</strong><br />
ISBN 9783039421398<br />
ISBN 9783039421404<br />
Präsentiert erstmals vollständig<br />
die bislang umfangreichste<br />
fotografische Studie zur Siedlungsentwicklung<br />
im deutschen<br />
Sprachraum<br />
Das dabei entstandene einmalige<br />
Bildarchiv zeigt, wie sich die<br />
Verstädterung im alltäglichen<br />
Lebensraum auswirkt<br />
Bietet faszinierende Einblicke in<br />
den normalerweise nicht unmittelbar<br />
wahrnehmbaren räumlichen<br />
Wandel<br />
Rund 900 grösstenteils unveröffentlichte<br />
Fotografien und<br />
Texte namhafter Expertinnen und<br />
Experten<br />
Deutsch<br />
Englisch<br />
9 783039 421398<br />
9 783039 421404<br />
Stadtwerdung im Zeitraffer<br />
Die Fotografische Langzeitbeobachtung Schlieren 2005–2020 zeigt,<br />
wie sich das Schweizer Mittelland entwickelt<br />
Die Fotografische Langzeitbeobachtung Schlieren ist ein vielbeachtetes Projekt zur<br />
Dokumentation der Siedlungsentwicklung in der Schweiz. 15 Jahre lang wurde fotografisch<br />
untersucht, wie Bautätigkeit und urbane Entwicklung den Charakter einer<br />
typischen Schweizer Vorortsgemeinde im Agglomerationsgürtel verändern. Als Beispiel<br />
diente die Stadt Schlieren im Zürcher Limmattal, deren Bevölkerung im Untersuchungszeitraum<br />
2005–2020 von 13 000 auf 20 000 Einwohnende wuchs.<br />
63 Standorte in ganz Schlieren sind unter identischen Bedingungen alle zwei Jahre<br />
fotografiert worden und zeigen die Veränderungen im räumlichen Zusammenspiel von<br />
Gebäuden, Strassen und Grünflächen. Parallel dazu wurden themenbezogene Serien<br />
von Detailaufnahmen erstellt, die auf einzelne Objekte fokussieren und von Aneignung,<br />
Gestaltung und Ästhetik der Lebensräume erzählen: Ladenfronten, Hauseingänge,<br />
Spielplätze, Garageneinfahrten usw.<br />
Dieses zweibändige Buch bildet nun den Abschluss der Langzeitstudie. Im Archiv-Band<br />
zeigen die jeweils acht Aufnahmen pro Standort, wie sich Schlieren an den 63 Orten in<br />
den vergangenen 15 Jahren verändert hat. Der Essay-Band bietet neben themenbezogenen<br />
Foto-Serien eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Studienthema durch Essays, Analysen,<br />
Interviews und Interpretationen von Fachpersonen unterschiedlicher Disziplinen.<br />
Zwischenauswertungen der Fotografischen Langzeitbeobachtung Schlieren wurden<br />
u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung und im Tages-Anzeiger gezeigt sowie in Ausstellungen<br />
im Fotomuseum Winterthur und im Museo ICO in Madrid präsentiert.<br />
Meret Wandeler ist Künstlerin. Forschungsarbeiten zur Raumentwicklung.<br />
Ulrich Görlich ist Künstler und leitete den Studiengang Master of Fine Arts<br />
der ZHdK.<br />
Caspar Schärer ist Generalsekretär des Bundes Schweizer Architekten BSA.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 9
Eine inspirierende<br />
Reise mit den<br />
Design-Preziosen<br />
von Matteo Thun<br />
92<br />
48 49<br />
22<br />
130 131
Herausgegeben von Susanne Thun<br />
Gestaltet von Studio Marie Lusa<br />
Gebunden<br />
136 Seiten, 89 farbige Abbildungen<br />
20,5 × 28 cm<br />
978-3-03942-137-4 Englisch<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421374 im Februar <strong>2023</strong><br />
Setzt rund 50 Design-Objekte<br />
und Interieurs des italienischen<br />
Designers und Architekten<br />
Matteo Thun in Szene<br />
Zeigt eine bislang unpublizierte<br />
Bilderserie des Schweizer<br />
Fotografen Walter Pfeiffer<br />
Eine witzige Zusammenführung<br />
der damals jugendlichen Söhne<br />
mit dem Œuvre des berühmten<br />
Vaters<br />
9 783039 421374<br />
Walter Pfeiffer, Matteo Thun<br />
In the Summer of 2009<br />
Photographs by Walter Pfeiffer, Design by Matteo Thun<br />
Eine humorvolle Hommage an Matteo Thun, einen der wichtigsten Designer und<br />
Architekten Italiens, und seine Möbel, Produkte, Interieurs und Bauten. Im Sommer<br />
2009 unternahm der Schweizer Fotograf Walter Pfeiffer eine Reise von der Schweiz<br />
nach Italien, in deren Verlauf er zahlreiche von Thuns Design-Objekten fotografierte.<br />
Er tat dies nicht als trockene Objektdokumentation, sondern im Sinn von höchst lebendigen<br />
«tableaux vivants»: Pfeiffer wurde nämlich von den beiden damals jugendlichen<br />
Söhnen Matteo Thuns begleitet, die damit die visuelle Haupt-Erzählung des<br />
Buchs bilden und zusammen mit den Objekten abgebildet sind. Ergänzt wird dieses<br />
fotografische Panorama durch ein Register aller abgebildeten Design-Preziosen.<br />
Walter Pfeiffer, geboren 1946, ist ein Schweizer Grafiker und Fotograf.<br />
Seine fotografischen Arbeiten wurden ab den frühen 2000er-Jahren<br />
durch Beiträge für Zeitschriften wie i-D oder Vogue einem weiteren<br />
Publikum bekannt.<br />
Matteo Thun, geboren 1952, war Schüler von Oskar Kokoschka und Emilio<br />
Vedova und studierte Architektur an der Universität in Florenz. Er war<br />
1981 Mitbegründer der weltweit renommierten Gruppe Memphis und<br />
gründete 1984 sein eigenes Studio in Mailand. Für seine Architekturprojekte<br />
und Entwürfe im Bereich Produktdesign wurde er mehrfach mit<br />
internationalen Preisen ausgezeichnet.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 11
52 53<br />
136 137<br />
102 103<br />
Längst nicht alle Tiere landen jedoch<br />
auf dem Teller. Pro Jahr verkauft<br />
Arnold Luginbühl rund 50<br />
Alpakas und Lamas an Privatpersonen.<br />
Rund 4'000 Franken erhält er<br />
pro Tiere. Manche Käufer:innen halten<br />
die Tiere als Hobby, andere brauchen<br />
sie zur Pflege von Weideland<br />
und wieder andere versuche sich<br />
selbst als Züchter:innen. Auch über<br />
die Schweizer Grenze hinaus exportiert<br />
Luginbühl seine Tiere. Finnland,<br />
Norwegen, Schweden, England,<br />
Frankreich, Deutschland, Österreich,<br />
Polen: Halb Europa ist bereits von<br />
den Berner Neuweltkamelen besiedelt.<br />
Einmal, erzählt er belustigt,<br />
habe er im Anhäger mit Auto und<br />
Fähre 20 Lamas über das Eismeer<br />
nach Helsinki transportiert. Aufwändig<br />
sei das gewesen. Aber am<br />
Ende ging alles gut.<br />
Und dann ist da noch die Wolle. Jedes<br />
Jahr im April schert der Berner<br />
seine flauschigen Vierbeiner. Das<br />
Haar der Alpakas ist besonders<br />
weich und feinfaserig. Zehn Franken<br />
pro Kilo bekommt Luginbühl<br />
vom Label Swisswool. Ein Tier gibt<br />
zwei bis vier Kilo her.<br />
Mit dem Alpabzug geht die Lamaund<br />
Alpakasaison im Herbst zu<br />
Ende. Nun kommt die Zeit er Rentiere.<br />
Im Gegensatz zu den Neuweltkamelen<br />
werden die Tiere mit den imposanten<br />
Geweihen jedoch nicht<br />
verwurstet oder verkauft. Für 2'000<br />
Franken kann man die Tiere für ein<br />
paar Stunden mieten – Arnold Luginbühl<br />
inklusive. Zur Weihnachtszeit<br />
kommt er als Samichlaus verkleidet<br />
mit seinen Tieren in Hotels<br />
oder bei Privatpersonen vorbei. Aber<br />
auch für Fotoshootings, Werbespots,<br />
Hochzeiten und andere Events sind<br />
der Mann und die Rentiere.<br />
Als Arnold Luginübhl mit den Lamas<br />
anfing, gründete er gemeinsam<br />
mit fünf anderen Bauern eine<br />
Zuchtgemeinschaft. Lange ging das<br />
jedoch nicht gut. Die Wege führten<br />
auseinander. Mit dem Verband verlor<br />
Arnold Luginbühl auch die Domain<br />
www.lama.ch. Prgamatisch wie er ist,<br />
kaufte er sich www.lama1.ch und<br />
machte weiter. Das Logo mit den fünf<br />
Sternen blieb er treu – weil es ihm<br />
gefiel. Fast 30 Jahre später ist er der<br />
Einzige der Gründer, auf dessen Land<br />
noch Lamas weiden. Eines Tages rief<br />
ihn einer der ehemaligen Kollegen<br />
an: «Ich zahle immer noch für diese<br />
Scheissdomain, willst du sie?» Seit<br />
diesem Tag hat er die Domain zurück.<br />
Ganz alles kann man im Leben eben<br />
doch nicht kaufen. Den Drive, den hat<br />
man oder man hat ihn nicht. Arnold<br />
Luginbühl hat ihn.<br />
SEIDENRAUPEN<br />
FAMILIE SPENGELER, SEIDENRAUPENAUFZUCHT<br />
MENZNAU, KANTON LUZERN<br />
Wenn die winzigen Eier aus Italien in Menznau ankommen, sehen sie aus wie Mohnsamen.<br />
Auf ihrem Hof im Kanton Luzern züchtet Familie Spengeler Seidenraupen. 2010<br />
waren es 100, 2020 sind es bereits 65'000. Nach der Zwischenlagerung im Kühlschrank<br />
brauchen die Eier Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit. Im ersten Jahr hat Brigitte Spengeler<br />
die Oberfläche der Kaffeemaschine zweckentfremdet. Inzwischen besitzt die Familie einen<br />
selbstgebauten Brutschrank, der Platz für 30'000 Eier bietet – konstruiert aus einem<br />
Bierschrank und einer Aquariumsheizung.<br />
«Zu klein zum Überleben, zu gross zum Aufhören»,<br />
so analysiert Brigitte Spengeler den Familienbetrieb.<br />
Mit der Milchproduktion haben Spengelers<br />
bereits 2005 aufgehört. Die Dorfkäserei, die ihre<br />
Milch verarbeitete, schloss ihre Türen. Statt auf<br />
den Milchexport in den Aargau zu setzen, investierte<br />
die Familie in ihre zwanzig Mutterkühe. Der<br />
Preis für das Natura-Beef blieb seit Jahren stabil.<br />
Doch die Zukunft der zwölf Muttersäue schien<br />
unsicher. Zeit für innovative Ideen auf dem<br />
14-Hektaren-Hof.<br />
2009 entdeckte Brigitte Spengeler den neu gegründeten<br />
Verein Swiss Silk. Mann und Sohn waren<br />
skeptisch, doch die Bäuerin setzte sich durch.<br />
Was heute exotisch scheint, hat in der Schweiz<br />
eine lange Tradition. Die Seidenindustrie machte<br />
einst einen wichtigen Teil der Schweizer Wirtschaft<br />
aus. Tessiner Bauern produzierten bis Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts Seide. Doch die Flecken-<br />
168 169<br />
Atmosphärische Fotografien und spannende Texte über<br />
Pionierinnen und Pioniere der Schweizer Landwirtschaft<br />
im 21. Jahrhundert<br />
72<br />
128<br />
158 159
Gestaltet von Sirkka Ammann<br />
und Samuel Steiner<br />
Broschur<br />
ca. 208 Seiten, ca. 70 farbige<br />
Abbildungen<br />
16 × 24 cm<br />
978-3-03942-047-6 Deutsch<br />
ca. sFr. 35.– | € 35.–<br />
Erscheint ISBN 9783039420476 im April <strong>2023</strong><br />
9 783039 420476<br />
Ein erfrischendes Buch über Bäuerinnen<br />
und Landwirte, die ihren<br />
traditionsreichen Beruf gänzlich<br />
neu verstehen<br />
Porträtiert zehn Bauernbetriebe,<br />
die eine Landwirtschaft für das<br />
21. Jahrhundert exemplarisch<br />
betreiben<br />
Hinterfragt die gewohnten Bilder<br />
und Klischees bäuerlicher Tätigkeit<br />
in der Schweiz<br />
Claudia Schildknecht war mit der<br />
Fotoarbeit D’Nischeler:innen, die<br />
dem Buch zugrunde liegt, Finalistin<br />
des 21. vfg Nachwuchsförderpreises<br />
2017<br />
Claudia Schildknecht, Alice Britschgi<br />
Kamele im Kuhstall, Shrimps<br />
im Swimmingpool<br />
Einblicke in eine neue Schweizer Landwirtschaft<br />
Lamas auf Berggipfeln, im Schnee sich suhlende Kamele, Shrimps im voralpinen Hügelland<br />
– die Schweizer Landwirtschaft ist im Wandel. Nicht die ganze träge helvetische<br />
Agronomiemaschine, aber dennoch: In vielen Nischen blüht das Neue. Die Fotografin<br />
Claudia Schildknecht und die Autorin Alice Britschgi haben experimentierfreudige<br />
Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz begleitet und beobachtet, wie sie mit ungewohnten<br />
Tierarten – neben Kamelen und Shrimps auch Strausse, Kängurus, Zebus, Lamas<br />
oder Seidenraupen – und veränderten Methoden das traditionelle bäuerische Wirtschaften<br />
erweitern.<br />
Nun erscheint ihre Reportage über die sich verändernde Heimat als Buch. Die beiden<br />
Autorinnen gehen darin den Fragen nach, ob sich derzeit eine neue Landwirtschaftskultur<br />
herausbildet und wie viel Schweizer Mentalität in einer Landwirtschaft mit<br />
exotischen Tieren erhalten bleibt. Mit genauem Blick porträtieren ihre Bilder und<br />
Texte diese Vermittlerinnen und Vermittler zwischen Tradition und Innovation und<br />
fragen nach Motivationen und Alltagserfahrungen. Ein originelles, erfrischendes<br />
Buch, das den Beweis erbringt, dass selbst die scheinbar grössten Selbstverständlichkeiten<br />
völlig neu gedacht werden können.<br />
Claudia Schildknecht lebt und arbeitet von Luzern aus als Fotografin<br />
und Künstlerin. Ihre Aufnahmen wurden bereits in Die Zeit, in der<br />
Neuen Zürcher Zeitung und in Das Magazin veröffentlicht.<br />
2021 wurde sie von der St. Gallischen Kulturstiftung sowie 2019 und<br />
2020 bei den Swiss Press Photo Awards für ihr Schaffen ausgezeichnet.<br />
Alice Britschgi lebt als Autorin, Journalistin und Texterin in Zürich.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 13
HR GIGER<br />
126<br />
83<br />
Li II, 1973–74<br />
Acrylic and india ink on paper on wood, 200×140 cm<br />
KATHLEEN BÜHLER<br />
CARLOS ARENAS<br />
28<br />
HR GIGER<br />
64<br />
Cat. no. IV: Giovanni Battista Piranesi, The Drawbridge, from<br />
Carceri d’invenzione, plate VII, 1741– 49, 1761– 65<br />
Aquatint on paper, 56.1×41.5 cm<br />
37<br />
Blutuhr mit Wachskopf, 1967<br />
Blood Clock with Wax Head<br />
Polyester, metal, and red color, 80×32×32 cm<br />
Cat. no. 33: HR Giger, Schacht VII (Shaft VII), 1966<br />
India ink on transcop on wood, 63×80 cm<br />
Francisco José de Goya, Aquelarre<br />
(Witches’ Sabbath), 1797–98<br />
Oil on wood, 43×30 cm<br />
Museo Lázaro Galdiano, Madrid<br />
42<br />
Bettler, 1967<br />
Beggar<br />
Bronze, 58×58×75 cm<br />
43<br />
Kofferbaby, 1967<br />
Suitcase Baby<br />
Bronze, black paint, and gilt, 50×75×20 cm<br />
HR Giger, Hexentanz (Witches’ Dance), 1977<br />
Acrylic on oil paper on wood, 200×140 cm<br />
Private collection<br />
GIGER AND THE FANTASTIC IN ART<br />
29<br />
HR GIGER<br />
65<br />
Giger_024a037_e_Arenas gs 4-06-2007 18:32 Pagina 28<br />
Giger_024a037_e_Arenas gs 4-06-2007 18:32 Pagina 29<br />
fragments: stairways leading to infinity, impassable drawbridges, torture machines, and<br />
dungeons. The Carceri provoke a feeling of claustrophobia and feature gloomy accoutrements<br />
of the kind Giger used in his first pen-and-ink drawings, the Schächte (Shaft) pictures,<br />
especially in Schacht VI and VII (cat. nos. 32, 33). Made up of delusions and nightmares<br />
(sleepwalking, stairways, labyrinths), these pictures represent a journey through the<br />
inner self, through underground hallways and corridors that open onto gloomy and unsettling<br />
chambers and are sometimes inhabited by ghost-like beings. But Giger continues descending,<br />
down to the organic bone architecture of hell, as we see in his Passagen-Tempel<br />
(Passages Temples, cat. no. 85) series, where he populates intrauterine landscapes<br />
(corresponding to his horror vision of birth) with dead and mutilated figures. This is primal<br />
fear, prenatal terror, for birth represents one of the most traumatic of human experiences.<br />
Giger delves deeper into the events that precede our arrival in the world and in the process<br />
goes one step further than the surrealists, who tended to restrict themselves to childhood<br />
experiences. 8 His depictions of fetuses, birth machines, and views of the inside of the<br />
womb evoke a disturbing symbolism.<br />
Francisco José de Goya<br />
Giger’s interest in folk mythology and superstition (as well as magic, witchcraft, and occultism)<br />
allows us to connect the satanic pictures among his work with another artist who<br />
also showed great interest in this theme, namely, Francisco José de Goya (1746–1828).<br />
Goya turned his attention to folk culture and reworked the medieval myths in his later paintings,<br />
such as the Aquelarre (Witches’ Sabbath). In this representation of a gathering of<br />
witches around the figure of the devil (personified as a he-goat) he amplified the shock effect<br />
by deforming the faces. Giger revived and renewed this theme between 1975 and<br />
1977, the highpoint of his airbrush phase. He used the airbrush in his own idiosyncratic<br />
manner, spraying directly onto the paper, a kind of écriture automatique that allowed him—<br />
analogously to the surrealist method—to realize his visions and ideas immediately and directly.<br />
He developed this technique in the monochrome experiments of the Aleph (cat. no.<br />
65) and other works through to its climax, the “satanic paintings” of large figures such as<br />
Satan and Lilith, in which the demonic predominates. Giger’s satanic symbolism shows itself<br />
to be strongly influenced by the esoteric writings of Eliphas Lévi, Gustav Meyrink, and<br />
Giger_104a126_e_Bildteil gs 4-06-2007 18:20 Pagina 126<br />
Giger_127a140_e_Bühler gs 4-06-2007 18:21 Pagina 127<br />
Giger_054a069_e_Bildteil gs 4-06-2007 19:04 Pagina 64<br />
Giger_054a069_e_Bildteil gs 4-06-2007 19:04 Pagina 65<br />
PORTRAIT OF AN IMMORTAL LOVE: THE PAINTING LI II<br />
When in 1973 Hansruedi Giger began painting the portrait of Li Tobler, his partner at the<br />
time, he rather perplexingly portrayed her attractive face as a decapitated head. His picture,<br />
which was created two years before her violent suicide, prophetically seems to anticipate<br />
this later, tragic event. Despite these somber circumstances, the portrait is one of the<br />
most frequently reproduced works from Giger’s oeuvre. The artist does not just break with<br />
the conventions of traditional portrait painting that require a painted likeness to immortalize<br />
the subject by depicting him or her as a living being. His depiction of Li Tobler also very<br />
much represents the embodiment of his ideal woman. Nowhere else does he so expressly<br />
preserve her as one of the undead for posterity, even though he counterbalances signs of<br />
life with indications of death in her portrait. This unsettling connection between Eros and<br />
Thanatos raises questions about the artistic and cultural paradigms that might have influenced<br />
his work, as well as about the role the subject played in Giger’s life.<br />
Fateful Encounter<br />
The artist repeatedly produced brochures, exhibition posters, exhibition catalogues, and invitations<br />
modeled on the portrait Li II (cat. no. 83; 1973–74), a large-format acrylic that he<br />
painted as an homage to his partner Li Tobler (1948–75). 1 His almost obsessive use of the<br />
image is evidence of its great significance in his oeuvre and also reveals a deep connection<br />
with the person depicted. Along with the record cover for the rock group Blondie<br />
showing the face of Debbie Harry (1981), the painted-over photograph of Friedrich Kuhn<br />
(1973), a portrait of Sergius Golowin (1977), and other commissioned work, it is one of the<br />
few portraits of Giger’s. At the same time, with its high cheekbones, wide-set, almondshaped<br />
eyes, and delicate features, it became a prototype for practically all women’s faces<br />
that he subsequently portrayed.<br />
The artist met the budding actress in Zürich in 1966 when she was taking lessons at the<br />
studio theater with Felix Rellstab, the founding director of the Neumarkt theater. Li Tobler<br />
was active at a time in the history of Zürich theater that was marked by tension and a sense<br />
of new beginnings. Felix Rellstab was a politically astute and bold director who made au- 127<br />
Das vielseitige, immer wieder<br />
überraschende Frühwerk<br />
des Künstlers HR Giger<br />
Weiterhin lieferbar:<br />
HR Giger by Camille Vivier<br />
978-3-03942-116-9<br />
Deutsch / Englisch<br />
ISBN 978-3-03942-116-9<br />
sFr. 99.– | € 97.–<br />
9 783039 421169<br />
HR GIGER<br />
im Verlag <strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong>
Herausgegeben von Beat Stutzer<br />
Gestaltet von Guido Widmer<br />
Broschur<br />
ca. 168 Seiten, 106 farbige<br />
und 28 sw Abbildungen<br />
20 × 26,5 cm<br />
978-3-03942-136-7 Englisch<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421367 im März <strong>2023</strong><br />
Das bislang einzige, seit 2015 vergriffene<br />
Buch über das vielseitige<br />
Frühwerk des weltbekannten<br />
Künstlers und Designers HR Giger<br />
(1940–2014) als Neuausgabe<br />
Zeigt zahlreiche kaum veröffentlichte<br />
und nur selten öffentlich<br />
ausgestellte Arbeiten HR Gigers<br />
Beleuchtet Verbindungslinien zum<br />
Werk bedeutender Künstler wie<br />
Piranesi, Goya, Füssli, Klinger oder<br />
Ensor<br />
9 783039 421367<br />
HR Giger<br />
The Oeuvre Before Alien 1961–1976<br />
HR Giger (1940–2014) ist eine der herausragenden Figuren der Schweizer Kunst- und<br />
Designgeschichte. Weltruhm erlangte er 1979 mit dem Monster und den speziellen<br />
Raumatmosphären für Ridley Scotts Science-Fiction-Klassiker Alien, für die er mit<br />
einem Oscar ausgezeichnet wurde und die bis heute zahllose Menschen faszinieren.<br />
Nach wie vor weit weniger bekannt ist, dass Giger bereits davor ein Shootingstar der<br />
europäischen Kunstszene war, der mit seinem Phantastischen Realismus eine der eigenständigsten<br />
Positionen in der Nachfolge des Surrealismus und in der Kunstszene<br />
der 1960er- und 1970er-Jahre einnahm.<br />
2007 erstmals erschienen, präsentiert dieses bislang einzige Buch zu HR Gigers Frühwerk<br />
dessen Zeichnungen, die ersten Airbrush-Bilder und beklemmenden Environments<br />
umfassend. Es untersucht sein Schaffen von den Ursprüngen her und ordnet es<br />
in eine Kunstgeschichte des Grauens ein. Die meisten in dem Band abgebildeten Werke<br />
sind kaum je öffentlich zu sehen. Hier werden sie im Dialog mit Arbeiten von bedeutenden<br />
Vorläufern wie Giovanni Battista Piranesi, Francisco de Goya, Johann Heinrich<br />
Füssli, Max Klinger oder James Ensor gezeigt.<br />
Beat Stutzer führt in Luzern das Büro K&K – Kunst und Kommunikation<br />
und ist als freischaffender Autor und Kurator tätig. 1982–2011 Direktor<br />
des Bündner Kunstmuseums Chur sowie 1998–2016 Konservator des<br />
Segantini Museums St. Moritz.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 15
KA<br />
1 René Magritte, Catalogue raisonné, hrsg. von David Sylvester,<br />
Basel: Wiese-Verlag, 1992–1997, Band I, 1992, Nr. 303.<br />
Metamorphosen Mickey Mouse<br />
653 a<br />
653 b<br />
653 c<br />
653<br />
Form im Raum, Bern, 2.–5. 4. 1991<br />
Gips, armiert (Hanffasern, Kupferdraht),<br />
bemalt (Aquarell), Holz, bemalt<br />
(Aquarell), 32 × 26,5 × 11,5 cm (mit Plinthe)<br />
| Sockel: Kartonrohr, 142 cm<br />
(Höhe), 11,5 cm (Ø)<br />
bez. auf Unterseite Standfläche:<br />
«2. 4–5. 4. 91 / IV»<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
636 a<br />
636 b<br />
637<br />
654 a<br />
654 b<br />
654 c<br />
636<br />
Kleine Nichtpfeife, Bern, 22.–<br />
24. 8. 1990<br />
Gips, armiert (Draht, Holz),<br />
17,5 × 35 × 21 cm | Plinthe: Holz, bemalt,<br />
2 cm (Höhe), 20 cm (Ø) | Sockel:<br />
Kartonrohr, 142 cm (Höhe), 22 cm (Ø)<br />
bez. auf Unterseite Plinthe:<br />
«23. 8. 90 / 24. 8. 90 /[Widmung]»<br />
Privatbesitz, 1990<br />
Literatur: Petersen 1994 b, S. 134–135<br />
(Nichtpfeife), Farbabb.<br />
637<br />
Nichtpfeife, Bern, 30. 8.–3. 9. 1990<br />
Gips, armiert (Kupferdraht, Hanffasern)<br />
| Plinthe: Holz |<br />
ca. 26 × 54 × 33 cm<br />
Bez. unbekannt<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Modell für den Guss der Edition<br />
(Kat. 639. 1–639. 7). Das Modell wurde<br />
beim Guss stark beschädigt.<br />
654<br />
Form im Raum, Bern, 4.–<br />
5. 4. 1991/22. 12. 1992<br />
Gips, armiert (Kupferdraht), bemalt<br />
(Aquarell), Holz, bemalt (Aquarell),<br />
31 × 30 × 13,5 cm | Sockel: Kartonrohr,<br />
142 cm (Höhe), 13,5 cm (Ø)<br />
bez. auf Unterseite: «FORM IM<br />
RAUM / 1991»<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Nach diesem Gips wurde Kat. 662 gegossen.<br />
Plinthe und Stab wurden 1992<br />
hinzugefügt.<br />
Literatur: Wechsler 1994 b, S. 18,<br />
Farbabb.<br />
Ausstellungen: Valencia et al.<br />
1993/1994, Nr. 220 (Form im Raum<br />
[Forme dans l’espace]), S. 32–33,<br />
Farbabb. | Biel 2001, Nr. 9 (Form im<br />
Raum [Forme dans l’espace]),<br />
Farbabb. | Aarau 2005 b | Salzburg<br />
2006/2007<br />
Metamorphosen «Nichtpfeife» und «Nichtrauch»<br />
638 a<br />
638 b<br />
638 c<br />
Metamorphosen Mickey Mouse<br />
655 a<br />
655 b<br />
656 a<br />
656 b<br />
638<br />
Nichtrauch, Bern, 14.–25. 9. 1990<br />
Bleistift und Aquarell auf Gips, armiert<br />
(isolierter Kupferdraht, Eisen, Hanffasern),<br />
34,5 × 45,7 × 24,2 cm | Plinthe:<br />
Holzfaserplatte<br />
nicht bez.<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Gipsmodell für den Guss der Edition<br />
von 1992 (Kat. 640. 1–640. 7). Nach der<br />
Herstellung der Edition wurde das in<br />
der Giesserei stark beschädigte Modell<br />
restauriert. M. R. nahm dabei eine<br />
Korrektur am Übergang zwischen<br />
Pfeife und Rauch vor.<br />
Literatur: Petersen 1994 b, S. 136–137,<br />
Farbabb. | Ritschard 1994 b, S. 139,<br />
Abb. | Stooss 2002, S. 178 (Nichtrauch/Non-fumée),<br />
Farbabb. | Nî mes<br />
2006, S. 92–93, Farbabb. | Stooss<br />
2006, S. 26, Farbabb. | Moskau 2009,<br />
S. 144, Farbabb. | Jaunin 2014, S. 37<br />
(Non-Fumée)<br />
Ausstellungen: Valencia et al.<br />
1993/1994, Nr. 213 (Nichtrauch/Nonfumée,<br />
14.–27.IX.1990), S. 26–27,<br />
Farbabb. | Biel 2001, Nr. 6 (Nichtrauch<br />
[Non-fumée]), Farbabb. | Nî mes 2006,<br />
S. 92–93, Farbabb.<br />
655<br />
Form im Raum, Bern, 21. 4. 1991<br />
verzinkter Eisendraht,<br />
20,3 × 13,7 × 7 cm | Konsole: Sperrholz,<br />
bemalt (Acrylgesso), 20,6 × 13 × 21,7 cm<br />
bez. auf Rückseite Konsole: «21. 4. 91»<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Ausstellungen: Valencia et al.<br />
1993/1994, Nr. 219 (Form im Raum<br />
[Forme dans l’espace])<br />
656<br />
Form im Raum, Bern, 21.–<br />
25. 5. 1991<br />
Gips, 28 × 41 × 20 cm<br />
nicht bez.<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Modell für das Exemplar 0/6 der Edition<br />
Form im Raum (Kat. 661. 1–661. 7).<br />
639.1 a<br />
639.1 b<br />
639.1 c<br />
639.2<br />
657<br />
658 a<br />
658 b<br />
659 a<br />
659 b<br />
660<br />
639.1<br />
Nichtpfeife, Bern, 1990/1992<br />
Edition, 7 Ex., 0/6, 1/6–6/6<br />
Ex. 0/6<br />
Eisenguss, partiell patiniert,<br />
26 × 55 × 33 cm<br />
bez. auf Unterseite Plinthe (geätzt):<br />
«M. R. / 1990/92»; r. davon: «0/6 [in<br />
Kreis]»<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Die Edition von Nichtpfeife wurde 1992<br />
nach dem Gipsmodell von 1990<br />
(Kat. 637) in der Giesserei Bärtschi,<br />
Aefligen, gegossen. Bei den Exemplaren<br />
0/6 bis 5/6 ist jeweils das Mundstück<br />
mit eingebranntem Leinöl<br />
dunkel patiniert, der Pfeifenkopf oxydiert,<br />
die Plinthe blank und gewachst.<br />
Das Exemplar 6/6 ist nicht patiniert<br />
und ganzflächig oxydiert.<br />
Literatur: Petersen 1994 b, (Ex. 0/6) |<br />
Ritschard 1994 a, S. I (Non-pipe) |<br />
Ritschard 1994 b, S. 137 | Wechsler<br />
1994 c, S. 14 (Non-pipe) | Brown 2002,<br />
S. 2–3 (Ex. 3/6), Farbabb. | Arlitt 2005 |<br />
Nicod 2007 a, S. 54–56, Farbabb. |<br />
Mayer 2008, S. 80 (Nichtpfeife II),<br />
Farbabb. | Frizot 2016, S. 72 (Nichtpfeife<br />
[Non-pipe])<br />
Ausstellungen: New York 1992,<br />
(Ex. 3/6) | Valencia et al. 1993/1994,<br />
Nr. 212 (Ex. 2/6, Nichtpfeife [Nonpipe])<br />
| Helsinki 1995, (Ex. 2/6) | Tanlay<br />
1998, S. 56–57 (Non-pipe), Farbabb. |<br />
Lissabon 1998/1999, Farbabb. |<br />
Chicago / Amherst 2001, Nr. 8 (Nichtpfeife<br />
[Non-pipe]) | Biel 2001, Nr. 5<br />
(Nichtpfeife [Non-pipe]), Farbabb. |<br />
Paris 2002/2003 b, Nr. 193 (Nichtpfeife<br />
II/Non-pipe II/Nonpipe II), Farbabb.,<br />
S. 159, Farbabb. | Aarau 2005 b,<br />
(Ex. 2/6, Nichtpfeife II), Farbabb. 27 |<br />
Salzburg 2006/2007, Nr. 198 (Ex. 2/6,<br />
Nichtpfeife II/Non-pipe II/Nonpipe II),<br />
Farbabb., S. 163, Farbabb. | Biel 2007,<br />
(Ex. 2/6), Farbabb. | Paris / Tourcoing<br />
2011/2012, Nr. 196 (Nichtpfeife [Non<br />
pipe/Not a pipe]), Farbabb.<br />
639.2<br />
Nichtpfeife, Bern, 1990/1992<br />
Ex. 1/6<br />
bez. auf Unterseite Plinthe (geätzt):<br />
«M. R. / 1990/92»; r. davon: «1/6 [in<br />
Kreis]»<br />
Privatbesitz, 1994<br />
657<br />
Ohne Titel, Bern, 1991<br />
Eisendraht, 7,5 × 8,5 × 12,7 cm, 0,15 cm<br />
(Ø Draht) | Stab: Holz, 7,5 cm (Höhe),<br />
2,5 cm (Ø) | Plinthe: Holz,<br />
0,8 × 9,9 × 20,1 cm<br />
bez. auf Unterseite Plinthe: «1991»<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Bei diesem Werk und bei Kat. 658 bildet<br />
der Draht im Gegensatz zu den<br />
anderen Fassungen der Mickey-<br />
Mouse-Serie nur aus einem Blickwinkel<br />
eine geschlossene Form.<br />
658<br />
Ohne Titel, Bern, um 1991<br />
Eisendraht, 12,8 × 7 × 8,7 cm, 0,2 cm<br />
(Ø Draht)<br />
nicht bez.<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Bei diesem Werk und bei Kat. 657 bildet<br />
der Draht im Gegensatz zu den<br />
anderen Fassungen der Mickey-<br />
Mouse-Serie nur aus einem Blickwinkel<br />
eine geschlossene Form.<br />
659<br />
Topo, Bern, um 1991<br />
kunststoffbeschichteter Eisendraht<br />
(Blumendraht), 10 cm (Höhe), 0,1 cm<br />
(Ø Draht)<br />
nicht bez.<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
660<br />
Ohne Titel, Bern, um 1991<br />
Eisendraht, 15,8 × 20,5 × 5,3 cm, 0,2 cm<br />
(Ø Draht) | Weinflasche, Korkzapfen |<br />
45,5 cm (Gesamthöhe)<br />
nicht bez.<br />
Nachlass Markus Raetz, Bern<br />
Metamorphosen «Nichtpfeife» und «Nichtrauch»<br />
1990–1992<br />
Das Magritte’sche Motiv der Pfeife taucht im Schaffen von<br />
Markus Raetz erstmals 1990 in den beiden nahe verwandten<br />
Typen Nichtpfeife und Nichtrauch auf. Es handelt sich um<br />
zweiansichtige Rundplastiken, die zu Raetz’ Metamorphosen<br />
zählen. Beim Umschreiten von Nichtrauch gibt sich der<br />
Gegenstand der Pfeife aus zwei präzisen Blickwinkeln zu<br />
erkennen: Von der einen Seite aus betrachtet, steht sie aufrecht,<br />
von der anderen auf dem Kopf. Im Gegensatz zu<br />
Metamorphose I (Kat. 621. 1–621. 7), bei der sich der mit Hut<br />
bedeckte Kopf des deutschen Künstlers Joseph Beuys<br />
(1921–1986) in einen sitzenden Hasen und zurück verwandelt,<br />
bleibt das Motiv gleich; eine Veränderung ergibt sich<br />
hier durch die vertikale Spiegelung. Entsprechend Raetz’<br />
anhaltendem Interesse für das Sehen in zwei oder drei<br />
Dimensionen nehmen wir auch bei Nichtpfeife die Erscheinungsformen<br />
der Pfeife als Fläche wahr, die sich dazwischen<br />
entwickelnde, amorphe Form des Übergangs jedoch in skulpturaler<br />
Körperhaftigkeit.<br />
Während bei Nichtpfeife (Kat. 639. 1–639. 7) sechs<br />
von sieben Exemplaren identisch sind, weisen die Güsse der<br />
Nichtrauch-Edition (Kat. 640. 1–640. 7) grosse Unterschiede<br />
vor allem in Bezug auf ihre Farbigkeit auf. Ursprünglich<br />
verfügte etwa das Exemplar 4/6 über ein schwarzes Mundstück,<br />
einen braunen Pfeifenkopf und eine graue Rauchfahne.<br />
Ebenso wie bei zwei weiteren Exemplaren liess der<br />
Künstler 2005 die gesamte Oberfläche schwarz patinieren,<br />
was den Eindruck einer flächenhaften Silhouette und den<br />
Bezug zum Leitgedanken von Magrittes berühmtem Bild<br />
noch verstärkt.<br />
Auf dem Gemälde La trahison des images (1928–<br />
1929) von René Magritte (1898–1967) sind eine Pfeife und<br />
der Schriftzug «Ceci n’est pas une pipe» dargestellt, der darauf<br />
verweist, dass wir eine bildliche Repräsentation und eine<br />
sprachliche Beschreibung einer Pfeife, nicht aber das Objekt<br />
selbst vor uns haben. 1 Raetz referiert mit seinen Werktiteln<br />
Nichtrauch und Nichtpfeife nicht nur wörtlich auf diese<br />
Überlegung, sondern führt sie noch weiter. So lässt er die<br />
Betrachtenden die visuelle Verwechselbarkeit zwischen<br />
körperhaft und flach erfahren und führt die Konstruiertheit<br />
seines Pfeifenabbildes vor Augen, da sich dieses aus einer<br />
völlig ungegenständlichen Form herausbildet. Nichtpfeife und<br />
Nichtrauch sind aufgrund ihres Prinzips unmittelbare Vorläufer<br />
der vollplastischen Güsse Kopf I (Kat. 679. 1–679. 8)<br />
und Kopf II (Kat. 681. 1–681. 7) von 1992.<br />
250 251<br />
260 261<br />
Der umfassende Werkkatalog zu<br />
den dreidimensionalen Arbeiten<br />
eines der einflussreichsten<br />
Schweizer Künstler<br />
Weiterhin lieferbar:<br />
Markus Raetz<br />
Die Druckgraphik 1951–2013<br />
978-3-85881-410-4<br />
Deutsch / Englisch / Französisch<br />
ISBN 978-3-85881-410-4<br />
sFr. 150.– | € 150.–<br />
9 783858 814104
Herausgegeben von Franz Müller<br />
und Tabea Schindler<br />
Gestaltet von sofies<br />
Kommunikationsdesign AG<br />
Eine Publikation des<br />
Schweizerischen Instituts für<br />
Kunstwissenschaft SIK-ISEA<br />
(Œuvrekataloge Schweizer<br />
Künstlerinnen und Künstler 30)<br />
2 Bände, gebunden in Schuber<br />
Total ca. 672 Seiten, 6000 farbige<br />
und sw Abbildungen<br />
24 × 30 cm<br />
978-3-03942-134-3 Deutsch<br />
Der vollständige, attraktiv gestaltete<br />
Werkkatalog der Plastiken,<br />
Objekte und Installationen von<br />
Markus Raetz präsentiert rund<br />
1500 Werke von 1957 bis 2020<br />
Ein Referenzwerk für Kunsthändlerinnen,<br />
Kuratoren, Kunsthistorikerinnen<br />
und Sammler<br />
Markus Raetz zählt zu den wichtigsten<br />
Schweizer Künstlern der<br />
Gegenwart<br />
ca. sFr. 250.– | € 250.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421343 im März <strong>2023</strong><br />
9 783039 421343<br />
Markus Raetz<br />
Das plastische Werk. Catalogue raisonné<br />
Markus Raetz (1941–2020) war einer der renommiertesten Vertreter der Schweizer<br />
Gegenwartskunst, der mit seinen poetischen Arbeiten auch international sehr beliebt<br />
war. Sein vielgestaltiges Werk kreist um das prozesshafte Erfahren von Wirklichkeit,<br />
wobei vor allem die rund 1500 Plastiken, Objekte und Installationen spielerisch bewusst<br />
machen, dass die Wahrnehmung der Welt auch vom Standpunkt der Betrachtung<br />
abhängt.<br />
Der vollständige Werkkatalog dieser Arbeiten – vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft<br />
SIK-ISEA in jahrelanger akribischer Arbeit zusammengestellt – präsentiert<br />
nun Raetz’ gesamtes plastisches Schaffen in zwei attraktiv gestalteten Bänden,<br />
von den Anfängen als 16-jähriger Schüler am Lehrerseminar 1957 bis zu seinen letzten<br />
Arbeiten. Damit das Spiel mit der Bewegung besonders hervortritt, werden die meisten<br />
der dreidimensionalen Arbeiten je mit mehreren Abbildungen gezeigt.<br />
Die Werke werden mit kommentierenden Texten eingeordnet und mit ausführlichen wissenschaftlichen<br />
Apparaten ergänzt. In den kunsthistorischen Analysen der Werkgruppen<br />
und der einzelnen Arbeiten werden die verwendeten Techniken, Arbeitsmethoden sowie<br />
ikonografische Aspekte erläutert und die Werke im Kontext sowohl von Raetz’ Œuvre als<br />
auch der zeitgenössischen Kunst untersucht.<br />
Franz Müller ist Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter des<br />
Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft SIK-ISEA in Zürich,<br />
wo er seit 2015 auch als Co-Leiter des Projekts Markus Raetz. Catalogue<br />
raisonné der Plastiken, Objekte und Installationen tätig ist.<br />
Tabea Schindler ist Kunsthistorikerin und leitet seit 2020 die Abteilung<br />
Kunstgeschichte des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft<br />
SIK-ISEA in Zürich.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 17
77 [Kat. 18] Frau (Mrs Fuseli?) am Toilettentisch,<br />
um 1790–1792 , Feder in Braun, Pinsel,<br />
schwarz und grau laviert, aquarelliert, und<br />
Deckfarbe über Grafitstift, 229 × 178 mm,<br />
Courtesy of National Museums Northern<br />
Ireland<br />
Johann Heinrich Füssli (1741–1825) war einer<br />
der originellsten und umstrittensten Künstler<br />
im Europa des 18. Jahrhunderts. In der Schweiz<br />
geboren und aufgewachsen, versuchte er als<br />
junger Erwachsener über lange Zeit, in Londons<br />
Literaturszene Fuss zu fassen, bevor er mit dem<br />
Vorsatz, «der grösste Maler meiner Zeit» zu<br />
werden, nach Rom weiterzog. 1 Dort etablierte<br />
sich Füssli zwischen 1770 und 1778 als Anführer<br />
eines internationalen Kreises von Malern und<br />
Bildhauern, die sein Streben teilten, die moderne<br />
Kunst durch dieselbe ursprüngliche Ausdruckskraft<br />
zu verjüngen, die der klassischen Tradition<br />
seit ihren Anfängen in der fernen Vergangenheit<br />
neues Leben eingehaucht hatte. In Ablehnung der<br />
zeitgenössischen ästhetischen Tendenzen, die man<br />
als symptomatisch für eine durch zunehmende<br />
luxuriöse Kultiviertheit korrumpierte und entkräftete<br />
Gesellschaft betrachtete, fand dieses<br />
Reformprogramm seinen wichtigsten Ausdruck<br />
in der Zeichnung. Sie diente Füssli und seinen<br />
Gefolgsleuten als Bühne für die Darstellung<br />
einer virilen Schaffenskraft, die sich mit der<br />
freien Entfaltung des Genies und der ästhetischen<br />
Kategorie des Erhabenen identifizierte.<br />
Bei seiner Rückkehr nach England beschäftigte<br />
sich Füssli ausgiebig damit, diese Ideen im<br />
Medium der Malerei umzusetzen 2 und kultivierte<br />
mit seinen stark stilisierten Bildern von<br />
übermenschlichen Kreaturen, muskelbepackten<br />
Helden, hilflosen Jungfern und monströsen<br />
Dominas den Ruf eines Exzentrikers. Füssli hat<br />
diese übertriebenen Charaktere, deren Pendants<br />
in den Schauerromanen jener Zeit zu finden sind,<br />
in Szenen eingebaut, die eine aussergewöhnliche<br />
Bandbreite an literarischen Quellen illustrieren,<br />
von Shakespeare, Milton und der Bibel bis hin zu<br />
den Dramen der griechischen Antike und dunklen<br />
nordischen Mythen – sowie Bilderzählungen, die<br />
Detail aus Abb. 82<br />
78 [Kat. 21] Sophia Füssli, am Tisch sitzend (gezeichnet<br />
auf einer Liste von Füsslis Buchbesprechungen in der<br />
«Analytical Review»), um 1790/91 , Feder in Braun<br />
und Pinsel, grau und braun laviert, aquarelliert,<br />
über Grafitstift, mit Deckfarbe in Weiss gehöht,<br />
227 × 157 mm, Auckland Art Gallery Toi o<br />
Tāmaki, purchased 1965<br />
er selbst erfunden hatte, worunter Der Nachtmahr<br />
(Abb. 1) das berühmteste Beispiel ist. Der ausgesprochen<br />
individualistische und sensationslüsterne<br />
Charakter von Füsslis Kunst spaltete für<br />
den Rest seines Lebens die öffentliche Meinung.<br />
Während einige von der Grösse seines Genies vollkommen<br />
überzeugt waren, hielten ihn andere<br />
(vermutlich die Mehrheit) für einen Scharlatan<br />
oder für völlig verrückt.<br />
Viele Menschen, die Füsslis Werke sahen, hätten<br />
ihn wohl für noch verrückter gehalten, hätten sie<br />
gewusst, dass dieser bekennend «übermaskuline»<br />
heroische Künstler sich viele Jahre lang privat<br />
mit dem Bild der zeitgenössischen Frau auseinandergesetzt<br />
hat, eine Beschäftigung, der er fast<br />
1 Der Nachtmahr, 1782 in der<br />
Royal Academy ausgestellt,<br />
Öl auf Leinwand, 101,6 ×<br />
127 cm, Detroit Institute<br />
of Arts, Founders Society<br />
Purchase with funds from<br />
Mr. and Mrs. Bert L. Smokler<br />
and Mr. and Mrs. Lawrence A.<br />
Fleischman<br />
70 [Kat. 19] Sophia Füssli vor Kamin, 1791,<br />
Pinsel, aquarelliert, und Deckfarbe über<br />
Spuren von Grafitstift, 280 × 165 mm,<br />
Victoria and Albert Museum, London<br />
81 [Kat. 8] Sophia Füssli mit hoher, gepuderter<br />
Lockenfrisur, 1796, Grafitstift, Feder in<br />
Braun und Pinsel, schwarz und grau<br />
laviert, Spuren von roter Lavierung,<br />
281 × 222 mm, Kunsthaus Zürich,<br />
Grafische Sammlung<br />
42a und 42b Sophia Fuseli (?)<br />
im Profil und von hinten (Recto<br />
und Verso), um 1790–1795,<br />
Grafitstift, grau laviert,<br />
aquarelliert, 241 × 191 mm,<br />
Yale Center for British Art,<br />
Paul Mellon Collection, New<br />
Haven<br />
oder andere Zeichnung, die des Verwahrens nicht<br />
würdig schien, in Lockenpapier verwandelt haben.<br />
Zeichenpapier wäre jedenfalls für diesen Zweck gut<br />
geeignet gewesen. Herr und Frau Füsslis Arbeiten<br />
auf und mit Papier waren also im wörtlichen<br />
Sinne miteinander verflochten. Diese Annahme ist<br />
natürlich ebenso vorstellbar und wahrscheinlich<br />
wie spekulativ. Mit diesem Vorschlag möchte ich<br />
nicht zuletzt darauf hinweisen, dass Porträtkunst<br />
und jede Arbeit mit dem lebenden Modell eine<br />
Kooperation darstellt, die im Falle der Füsslis aus<br />
dem gemeinsames Befassen mit Haar, Darstellung<br />
und Zurschaustellung sowie der Produktion von<br />
Artefakten bestand.<br />
Unabhängig davon, wie die Haartrachten der<br />
Schwestern Hess oder von Sophia Füssli nun tatsächlich<br />
ausgesehen haben mögen, dokumentieren<br />
die Zeichnungen die Faszination des<br />
Künstlers für Haar und die weiblichen Kniffe beim<br />
Ankleiden und Posieren, aber sie setzen auch das<br />
Vergnügen an der Zurschaustellung in Szene.<br />
Ich sehe also in diesen Arbeiten etwas, das Lynn<br />
Festa grundsätzlicher für die Epoche beobachtet<br />
hat: «Das Zurechtmachen der Haare und andere<br />
Praxen der Mode werden zu einem Medium für<br />
die dynamischen und ermächtigenden kreativen<br />
Ausdruckmöglichkeiten von Frauen: eine Art der<br />
Selbst-Gestaltung, eine Quelle des Vergnügens, das<br />
Ausstellen einer fabrizierten Identität, ein Mittel<br />
der sexuellen Attraktion.» 37 Füsslis Zeichnungen<br />
handeln von diesem Theater der Zurschaustellung<br />
und nehmen selbst teil an dieser Arena des Geniessens<br />
fetischistischer Freuden, die Frauen wie<br />
Männern offen stand. Sie erproben das performative<br />
Potenzial des Körpers, seine Art, sich zu drehen, zu<br />
wenden und den (Bild)raum zu beherrschen. Weil<br />
es sowohl Natur als auch Ornament ist, liebäugelte<br />
der Künstler vor allem mit dem frisierten Haar von<br />
Frauen. Es zeichnet den Weg dafür vor, wie sich<br />
Körper in Kunstwerke verwandeln lassen, ohne<br />
dabei die raumgreifende physische Präsenz und<br />
Mobilität einzubüssen.<br />
fällt, der sich unter ihrer korsettierten Taille<br />
bauscht. 5 Entsprechend wirkungsvoll hebt sich<br />
ihre Silhouette von dem dunklen Kamingesims im<br />
oberen und dem hellen Kaminfeuer im unteren<br />
Bildbereich ab. Nicht minder auffällig ist ihre<br />
aufwendige Frisur, die in ihrer Gesamtform an<br />
eine Krone erinnert, bestehend aus zwei geschwungenen<br />
Bögen, die eine mittige dreieckige Spitze<br />
flankieren und so engmaschig gelockt sind, dass<br />
der Eindruck einer juwelenbesetzten Oberfläche<br />
entsteht. Dieses aussergewöhnliche Beispiel für<br />
eine Haartracht, eingefasst von einer Phalanx<br />
gestärkter Haarbänder, die wie sich kringelnde<br />
Fahrradspeichen nach aussen abstehen, ist nur<br />
eines von mehreren Merkmalen dieser beiden<br />
nahezu identischen Kompositionen, die bei den<br />
zeitgenössischen Betrachtern womöglich Zweifel<br />
an der Moral ihrer Trägerin aufkommen liessen.<br />
Ein noch einschlägigerer Hinweis auf ihr anzügliches<br />
Wesen sind die leuchtenden Rougeflecken, die<br />
die Wangen der Frau in der farbigeren der beiden<br />
Zeichnungen zieren, sowie die Statuetten (oder<br />
lebenden Miniaturfiguren) auf dem Kaminsims in<br />
der zweiten Zeichnung. Hier handelt es sich um<br />
eine nackte, wie in Trance tanzende Bacchantin,<br />
die wiederum einem männlichen Akt folgt, der<br />
davoneilt und dabei über seine Schulter zurückzublicken<br />
scheint. In beiden Zeichnungen sieht<br />
es so aus, als stehe Sophia Füssli ausserdem<br />
direkt vor einem glühenden Feuer, wie man an<br />
der Helligkeit des Lichts um das Oval ihres Rocks<br />
erkennen kann. Dass lodernde Feuerstellen in<br />
den Konversationsstücken dieser Zeit kaum<br />
vorkommen, liegt daran, dass Flammen mit kulturellen<br />
Konnotationen (zerstörerischen Energien<br />
oder Höllenwesen) behaftet waren und völlig im<br />
Widerspruch zu Vorstellungen von vorbildlicher<br />
Häuslichkeit standen. Und selbst in den seltenen<br />
Fällen, in denen ein Kaminfeuer in einem nicht<br />
satirischen Kontext als Zeichen von Behaglichkeit<br />
oder Wärme dargestellt wurde, war der Kaminsims<br />
fast immer seitlich und in einiger Entfernung<br />
von den Raumbewohnern platziert. Vor allem im<br />
Hinblick auf die Frau lässt sich der Grund für diese<br />
Bildkonvention leicht ausmachen: Angesichts der<br />
geläufigen vulgären Assoziation zwischen Hitze<br />
und weiblicher sexueller Leidenschaft wäre es für<br />
jede vornehme Dame höchst unschicklich gewesen,<br />
mit ihrem Unterleib in unmittelbarer Nähe eines<br />
offenen Feuers zu stehen (oder stehend dargestellt<br />
zu werden). Sicherlich war sich Füssli der frivolen<br />
Implikationen seiner eigenwilligen Ikonografie<br />
bewusst; allerdings lässt sich nicht sagen, ob er sich<br />
speziell auf Kosten seiner Frau zu einem gewagten<br />
82 [Kat. 9] Sophia Füssli an einem Tisch vor<br />
Nische mit Vorhang, 1799, Grafitstift und<br />
Pinsel, grau laviert, rosa und hellblau<br />
aquarelliert, mit Deckfarbe in Weiss<br />
gehöht, 232 × 175 mm, Kunstmuseum<br />
Basel, Kupferstichkabinett, Ankauf 1918<br />
43 [Kat. 52] Studien von drei Kurtisanen<br />
mit extravaganten Frisuren, 1807,<br />
Grafitstift, Pinsel, grau und schwarz<br />
laviert, aquarelliert, und Deckfarbe,<br />
225 × 182 mm, Courtesy of National<br />
Museums Northern Ireland<br />
Humor verstieg oder ob er (wie ich zu glauben<br />
geneigt bin) die moderne Frau allgemein ins<br />
Visier nahm.<br />
Als Beleg für diese zweite These kann die möglicherweise<br />
letzte Variation des Künstlers zum<br />
Thema «Frau am Kaminfeuer» herangezogen<br />
werden (Abb. 72). In dieser Zeichnung wird die<br />
betreffende Frau von zwei viel kleineren (aber<br />
erwachsenen) Figuren flankiert, deren radikal<br />
reduzierte Grösse darauf hindeutet, dass sie als<br />
Elfen oder Feen gelesen werden sollen. Die linke,<br />
in Rückenansicht wiedergegebene Figur scheint<br />
das unsichtbare Feuer anzufachen, während<br />
sich ihr kniendes Gegenüber – in ähnlichem<br />
Kleid und mit ähnlicher Frisur – dem Publikum<br />
71 «The Chimney Piece»:<br />
Sophia Füssli vor Kamin mit<br />
Statuetten, um 1790/91,<br />
Grafitstift und Feder in<br />
Braun, grau und braun<br />
laviert, mit Deckfarbe in<br />
Weiss gehöht, 435 × 270 mm,<br />
The Fitzwilliam Museum,<br />
bequeathed (1953) by Edward<br />
Howard Marsh, Cambridge<br />
ZEICHNEN IN EINER EPOCHE DES LUXUS:<br />
FÜSSLIS FRAUEN I N I H R ER ZEIT<br />
David H. Solkin<br />
14 15<br />
Erkundung und Darstellung<br />
des weiblichen Gegenübers<br />
mit einer geradezu obsessiven<br />
Energie: Johann Heinrich<br />
Füssli als Zeichner<br />
97<br />
64
Herausgegeben vom<br />
Kunsthaus Zürich<br />
Mit Beiträgen von Jonas Beyer,<br />
Mechthild Fend, Ketty Gottardo<br />
und David H. Solkin<br />
Gestaltet von Laura Parker<br />
In Zusammenarbeit mit der<br />
Courtauld Gallery, London<br />
Broschur<br />
ca. 168 Seiten, 145 farbige<br />
und 4 sw Abbildungen<br />
21,5 × 26 cm<br />
978-3-03942-123-7 Deutsch<br />
Präsentiert erstmals in Buchform<br />
eine Auswahl der weniger<br />
bekannten Zeichnungen Johann<br />
Heinrich Füsslis (1741–1825)<br />
Zeigt den «intimen» Zeichner Füssli<br />
in seiner vielleicht aufregendsten<br />
Form<br />
Widmet sich einem vor dem Hintergrund<br />
gegenwärtiger Diskurse<br />
um Kunst, Geschlecht und Macht<br />
höchst aktuellen Thema<br />
Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />
Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie<br />
im Kunsthaus Zürich (24. Februar<br />
bis 21. Mai <strong>2023</strong>)<br />
ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />
Erscheint im Februar <strong>2023</strong><br />
Die englische Ausgabe ist bei<br />
Paul Holberton Publishing,<br />
London, erschienen<br />
ISBN 978-3-03942-123-7<br />
9 783039 421237<br />
Füssli<br />
Mode – Fetisch – Fantasie<br />
Johann Heinrich Füssli (1741–1825) war einer der eigenwilligsten Künstler des 18. Jahrhunderts<br />
und spaltete mit dem betont sensationslüsternen Charakter seiner Kunst die<br />
öffentliche Meinung seiner Zeit. Weitgehend unbekannt blieben seine – fast ausschliesslich<br />
gezeichneten – Darstellungen der modernen Frau als Figur des Geheimnisses und<br />
der gefährlichen Anziehungskraft. Sie sind symptomatisch für eine damals verstärkt<br />
auftretende Angst vor der Destabilisierung geschlechterspezifischer Identitäten.<br />
Die in diesem Buch vereinte Auswahl von rund 60 dieser Studien bietet erstmals Gelegenheit,<br />
den Zeichner Füssli in seiner aufregendsten Form zu entdecken. Wo wir idealisierte<br />
Körper in anmutigen Posen erwarten, begegnen uns stattdessen Frauen, deren<br />
Körper von Frisuren der bizarrsten Art gekrönt werden und die eine betont herausfordernde<br />
Haltung gegenüber unseren Blicken einnehmen. Die zutiefst ambivalente Darstellung<br />
von ermächtigter Weiblichkeit, die in den Zeichnungen des Künstlers offenbar<br />
wird, könnte freilich aktueller nicht sein, wo wir uns doch heute intensiver denn je mit<br />
den vielfältigen Überschneidungen von Kunst, Geschlecht, Sexualität und Macht auseinandersetzen.<br />
Jonas Beyer ist seit 2018 Kurator an der Grafischen Sammlung<br />
im Kunsthaus Zürich.<br />
Mechthild Fend ist Professorin für Kunstgeschichte an der<br />
Goethe-Universität, Frankfurt am Main.<br />
Ketty Gottardo ist Martin Halusa Curator of Drawings an<br />
der Courtauld Gallery, London.<br />
David H. Solkin ist emeritierter Professor am Courtauld Institute<br />
of Art, London.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 19
34 35<br />
Die Monotypie ist eine Druckgrafik und zugleich ein Unikat –<br />
Marguerite Saegesser war eine Meisterin dieser Technik<br />
144 145<br />
114 115<br />
10<br />
12<br />
11<br />
13<br />
38 39<br />
128 129<br />
D<br />
E<br />
sie ihre Skulpturen. Zurück in der Schweiz lernte Saegesser<br />
anlässlich seiner Ausstellung in der Galerie Schweizer Bildhauers Giacometti».[2] Im Gegensatz<br />
den «dünnfadigen, langgestreckten Menschen des<br />
Kornfeld in Bern den damals aufstrebenden amerikanischen<br />
Künstler Sam Francis (1923—1994) kennen, jedoch die Bewegtheit der Figuren sowie der Raum,<br />
zu Alberto Giacometti (1901–1966) ist für Saegesser<br />
mit dem sie sich später in Palo Alto anfreunden wird. den sie dadurch einnehmen und definieren, wesentlich.<br />
Insgesamt wurde die Ausstellung in dieser tra-<br />
Im Winter 1952 nahm sie erstmals<br />
mit einem Werk an der «Weihnachtsausstellung bernischer<br />
Maler und Bildhauer» teil; als Frau war siegegenommen.<br />
Saegesser hatte sich damit eine solide<br />
ditionsreichen Galerie viel besprochen und gut aufwissermassen<br />
zu Gast und durfte nur zwei Werke einreichen,<br />
die Jury liess eines davon, gemäss Katalog<br />
Fünf Jahre später, 1962 an der drit-<br />
Basis für ihre weitere Karriere geschaffen.<br />
eine Bronze mit dem Titel «Figur», für die Ausstellung ten Bieler Skulpturenausstellung «Plastik im Freien»,<br />
zu. Mit Beginn der 1950er-Jahre entfaltete Saegesser<br />
nach und nach ihre eigene formale Sprache. Ihre deren Seite. Sie präsentierte nun eine abstrakte Ei-<br />
zeigte sich die Künstlerin von einer vollkommen an-<br />
Figuren längten sich allmählich (Abb. 3 und 4), wurden<br />
leichter und dynamischer, bis hin zur schmalen, insofern in Zusammenhang zu bringen war, als dass<br />
senplastik, die mit der menschlichen Figur nur noch<br />
dreidimensionalen Linie. In diese Schaffensphasee sie sie mit einer Höhe von 210 cm deutlich überragte<br />
fällt der «Goalie», eine Skulptur, die dem Berner Fussballclub<br />
BSC Young Boys von Max Saegesser ge-<br />
formal an konstruktivistische Vorbilder gemahnten,<br />
(Abb. 6). Während die Arbeiten dieser Werkgruppe<br />
schenkt wurde (Abb. XX, S. XX) und heute auch vor zeigten sich die drei Eisenplastiken, die sie in der<br />
dem neuen Wankdorf-Stadion wieder ihren Platz findet.<br />
Als «plastische Zeichen» bezeichnete ein Kunstlung<br />
1966 vorstellte, inspiriert von der Plastik des<br />
folgenden Austragung der Bieler Plastikausstelkritiker<br />
1957 jene jüngsten Werke (Abb. 5) anlässlich Informel äusserst zeitgemäss. Sie waren aus in die<br />
Saegessers erster Ausstellung in Deutschland in der Höhe ragenden Dreiecksformen grob zusammengeschweisst.<br />
An den Kanten blieben die unregelmässi-<br />
Münchner Galerie von Wolfgang Gurlitt. Die «gotische<br />
Körperlichkeit eines knienden weiblichen Torsos<br />
[lässt] an Wilhelm Lehmbrucks «Der Gestürzte» hier, wie zuvor schon vom Rezensenten der Ausstelgen<br />
Schweissnähte gewollt deutlich sichtbar. Auch<br />
denken.»[1] Ein anderer Rezensent verglich sie mit lung bei Gurlitt bemerkt, lagen Assoziationen mit<br />
3<br />
4<br />
5<br />
2<br />
52 53<br />
4 5
Herausgegeben von Helen Hirsch<br />
Gestaltet von Büro 146<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Kunstmuseum Thun<br />
Broschur<br />
ca. 144 Seiten, 60 farbige<br />
Abbildungen<br />
20 × 27 cm<br />
978-3-03942-133-6<br />
Deutsch / Englisch<br />
ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421336 im Februar <strong>2023</strong><br />
Erste Monografie über die schweizerisch-amerikanische<br />
Künstlerin<br />
Marguerite Saegesser<br />
Betrachtet insbesondere Marguerite<br />
Saegessers Monotypien – ein<br />
historisches Druckverfahren, zu<br />
dessen Wiederbelebung im<br />
20. Jahrhundert die Künstlerin<br />
massgeblich beitrug<br />
Beleuchtet Marguerite Saegessers<br />
künstlerische Entwicklung im<br />
Umfeld von Sam Francis und der<br />
Kunstszene San Franciscos der<br />
1970er-Jahre<br />
Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />
Marguerite Saegesser. American<br />
Monotypes im Kunstmuseum Thun<br />
(4. Februar bis 16. April <strong>2023</strong>)<br />
9 783039 421336<br />
Marguerite Saegesser<br />
American Monotypes<br />
In den USA, ihrer langjährigen Wahlheimat, gelangte Marguerite Saegesser (1922–2011)<br />
zu künstlerischem Ruhm, ihre Druckgrafiken und Gemälde waren über zwei Jahrzehnte<br />
hinweg immer wieder präsent in Gruppen- und Einzelausstellungen in Kalifornien<br />
und New York. In der Schweiz jedoch gilt es, die Bernerin und ihr vielseitiges<br />
Œuvre erst noch zu entdecken.<br />
Dieses Buch eröffnet nun die Möglichkeit dazu. Es beleuchtet Saegessers Werk mit<br />
einem besonderen Fokus auf das für sie zentrale Medium der Monotypie, einem im<br />
17. Jahrhundert entwickelten Druckverfahren, bei dem jeweils nur ein einziges Original<br />
entsteht. Aufgezeigt wird zudem, wie Saegesser, die ursprünglich in Lausanne die<br />
Bildhauerei erlernt hatte, in den USA ihre künstlerische Bestimmung fand. Im Zentrum<br />
stand dabei die Kunstszene im San Francisco der späten 1970er-Jahre und namentlich<br />
Sam Francis, herausragender Vertreter des Action-Painting und abstrakten Expressionismus,<br />
der ihr zum Freund und Wegbereiter wurde. Francis’ Faszination für die historische<br />
Technik der Monotypie übertrug sich rasch auf Marguerite Saegesser, die<br />
darin zur Meisterschaft fand und massgeblich zur Wiederbelebung der Monotypie<br />
beitrug.<br />
Helen Hirsch ist Kunsthistorikerin und seit 2007 Direktorin des<br />
Kunstmuseums Thun.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 21
Résonance I, 1997<br />
ILas afueras de Belchite – Indices de variation, 2002<br />
Double page suivante :<br />
Las afueras de Belchite (détail)<br />
Plis et replis, 2002<br />
Destinations, 1994–1995<br />
Double page suivante :<br />
15<br />
43 Echo – Sombras electricas II, 2009<br />
49<br />
Destinations (détail) Incendie / Hertford – Faits et gestes, 2013<br />
61<br />
Das Schaffen von Silvie Defraoui:<br />
eine künstlerische Auseinandersetzung<br />
mit einer konsequent<br />
ungewissen Zukunft<br />
33<br />
Weiterhin lieferbar:<br />
27<br />
Silvie und Chérif Defraoui<br />
Archives du Futur<br />
14 Kommentare 1984–2020<br />
978-3-03942-004-9<br />
Deutsch / Englisch / Französisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
ISBN 978-3-03942-004-9<br />
Silvie Defraoui<br />
Often, It Is a Painting on a Wall<br />
in a Building within a Landscape<br />
and so on. On Words<br />
978-3-85881-873-7<br />
Englisch / Französisch<br />
ISBN 978-3-85881-873-7<br />
sFr. 15.– | € 15.–<br />
9 783039 420049<br />
9 783858 818737
Herausgegeben und mit einem<br />
Essay von Laurence Schmidlin<br />
Gestaltet von Katarina Lang<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
MCBA, Lausanne<br />
Gebunden<br />
ca. 120 Seiten, 80 farbige<br />
Abbildungen<br />
18,5 × 24,5 cm<br />
978-3-03942-127-5<br />
Deutsch / Englisch / Französisch<br />
Erstes neues Buch zum Schaffen<br />
der Schweizer Künstlerin Silvie<br />
Defraoui aus den letzten 30 Jahren<br />
Zeigt rund 40 Arbeiten, die seit<br />
1994 entstanden sind und<br />
von denen ein Teil hier erstmals<br />
publiziert wird<br />
Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />
Silvie Defraoui : Le tremblement<br />
des certitudes im MCBA in<br />
Lausanne (10. März bis 21. Mai<br />
<strong>2023</strong>)<br />
ca. sFr. 35.– | € 35.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421275 im März <strong>2023</strong><br />
9 783039 421275<br />
Le tremblement des certitudes<br />
Silvie Defraoui<br />
Unerwartete Ereignisse in der Gegenwart können unsere Sicht auf die Vergangenheit<br />
wie auf die Zukunft langfristig beeinflussen. Der künstlerische Umgang mit dieser<br />
Ungewissheit ist charakteristisch für die 1935 geborene Silvie Defraoui und bestimmt<br />
auch ihre Archives du Futur – eine künstlerische Reflexionsplattform, die sie 1975<br />
gemeinsam mit ihrem Partner Chérif Defraoui (1932–1994) ins Leben gerufen hat.<br />
Diese Monografie vereint rund vierzig Arbeiten, die seit 1994 bis heute in den Medien<br />
Video, Malerei, Neon und Fotografie entstanden sind. Einige Werke sind für Silvie<br />
Defraouis grosse Einzelausstellung im MCBA in Lausanne im <strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> neu geschaffen<br />
worden und werden in diesem Buch erstmals publiziert. Alle sind sie Zeugnis<br />
kontinuierlicher Veränderung und veranschaulichen eindrucksvoll die Metamorphose<br />
der seit bald fünfzig Jahren existierenden Archives du Futur. Laurence Schmidlins Essay<br />
eröffnet einen neuen Zugang zu Defraouis künstlerischen Ideen und Konzepten.<br />
Laurence Schmidlin ist Kunsthistorikerin und seit 2022 Direktorin<br />
des Musée d’art du Valais in Sion. 2017–2022 war sie als Kuratorin<br />
für zeitgenössische Kunst am MCBA in Lausanne tätig.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 23
1 Vgl.: GERBER (1984): Theo Gerber: Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins.<br />
Zürich 1984, S. 23.<br />
2 Vgl.: NIZON (1970): Paul Nizon: Diskurs in der Enge. Schriften zur<br />
Schweizer Kunst. Zürich 1970, S. 45.<br />
3 Vgl.: Ebd., S. 46.<br />
4 Vgl.: GERBER (1984): Theo Gerber: Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins.<br />
Zürich 1984, S. 20.<br />
1 Cf. : GERBER (1984) : Theo Gerber : Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins.<br />
Zurich 1984, p. 23.<br />
2 Cf. : NIZON (1970) : Paul Nizon : Diskurs in der Enge. Schriften zur<br />
Schweizer Kunst. Zurich 1970, p. 45.<br />
3 Cf. : Ibid., p. 46.<br />
4 Cf. : GERBER (1984) : Theo Gerber : Ghiribizzi. Zeichnungen. Dessins. Zurich<br />
1984, p. 20.<br />
Suche nach<br />
Grenzen losigkeit<br />
Quête d’infini<br />
Alisa Klay<br />
«Ich misstraue den Gesetzen [sic] die andere errichtet<br />
haben, das Erstarren der Form ist bedroh-<br />
par d’autres, l’immobilisation de la forme a<br />
« Je me méfie des lois [sic] qui ont été édictées<br />
lich, und ich fürchte mich vor Grenzen.» Diese quelque chose de menaçant et les délimitations<br />
Aussage des Schweizer Künstlers Theo Gerber me font peur. » Cette déclaration de l’artiste<br />
ist exemplarisch und scheint der Ausgangspunkt suisse Theo Gerber est exemplaire ; elle semble<br />
seiner Lebensreise wie auch die Voraussetzung constituer à la fois le point de départ de sa trajectoire<br />
et les prémisses de sa conception du<br />
für seine Weltauffassung zu sein, die ebenso in<br />
seiner Kunst zum Ausdruck kommt. Geboren monde, qui s’expriment également dans son<br />
und aufgewachsen in Thun, fühlt sich der Freigeist<br />
in der bürgerlichen Idylle des Berner Ober-<br />
libre voit le jour et grandit, un lieu bourgeois et<br />
œuvre artistique. C’est à Thoune que cet esprit<br />
landes regelrecht gefangen. «Meine Heimat ist idyllique de l’Oberland bernois dans lequel il se<br />
begrenzt von so verschiedenen Berghöhen wie sent rapidement à l’étroit : « La ville d’où je viens<br />
der Alpenkette, dem Jura und den Emmentaler est délimitée par des sommets montagneux<br />
Hügeln; sie ist wie eingesperrt. Es scheint<br />
aussi variés que la chaîne des Alpes, le Jura et<br />
schwer, einen Weg zu finden – einen Ausweg – les collines de l’Emmental : elle est comme cloisonnée.<br />
Il semble ne pas y avoir d’issue, de<br />
auf die andere Seite.» 1 Gerbers Worte verdeutlichen<br />
seine Sehnsucht nach Weite und beschreiben<br />
zugleich das spezifische Gefühl der Enge, de Theo Gerber illustrent sa soif de grands es-<br />
moyen de passer de l’autre côté. » 1 Ces propos<br />
das Paul Nizon in seinem wegweisenden Aufsatz paces et traduisent cette sensation d’enfermement<br />
si spécifique que Paul Nizon qualifiait de<br />
von 1970 als schweizerisches Phänomen bezeichnet.<br />
2 Tatsächlich mögen die Berge aufgrund « phénomène suisse » dans son essai pionnier de<br />
ihrer mächtigen Präsenz und der unberechenbaren<br />
Naturgewalt, die der atemberaubenden, aber époustouflant et mortellement dangereux pour<br />
1970. 2 En effet, la montagne, lieu à la fois<br />
für den Menschen lebensbedrohlichen Gebirgslandschaft<br />
innewohnt, wie ein vermeintlich unposante<br />
et une force si imprévisible qu’on pour-<br />
l’Homme, dégage une impression tellement imüberwindbares<br />
Hindernis erscheinen. Doch die rait la considérer comme un obstacle insurmontable.<br />
Cette peur des espaces confinés n’est pas<br />
Furcht vor der Enge resultiert nicht nur aus der<br />
geologischen Beschaffenheit des Landes, sondern<br />
entsteht vielmehr aus der «Absenz von giques, mais bien plus à « l’absence du monde »<br />
seulement liée à des caractéristiques géolo-<br />
Welt», die sich im Umkehrschluss durch eben qui est à son tour le résultat de ce confinement<br />
jene natürliche Begrenzung ergibt. 3 Dabei stellt naturel. 3 En ce sens, la Suisse est une fois de<br />
die Schweiz – um es mit den Worten Nizons auszudrücken<br />
– einen zusätzlichen «Sonderfall» dar. Nizon. En effet, sa « neutralité éternelle » signi-<br />
plus un Sonderfall pour reprendre les termes de<br />
Denn ihre beständige Neutralität bedeutet fie qu’elle se tient toujours à distance du monde<br />
gleichzeitig auch ihre stetige Distanz zur äusseren<br />
Welt. So wirkt die Region, in der Theo Gerber Gerber grandit agit comme un microcosme dans<br />
extérieur. Ainsi, la région dans laquelle Theo<br />
aufwächst, wie ein eigener Kosmos, in dem sich lequel le jeune peintre se sent de plus en plus à<br />
der junge Maler zunehmend eingeengt und fehl l’étroit et de moins en moins à sa place.<br />
am Platz fühlt.<br />
«Stundenlang träumte ich am Wasser; nur selten « Je passais des heures à rêver au bord de l’eau<br />
malte ich ein Bild. Zwischen Seegras und lautlosen<br />
Fischen, wenn Wellen spiegelten, ent-<br />
algues et les poissons silencieux, je découvrais<br />
et ne peignais qu’en de rares occasions. Entre les<br />
deckte ich seltsame Welten.» 4 Niedergeschriebene<br />
Erinnerungen wie diese zeugen von dem vagues. » 4 Le récit de souvenirs tels que<br />
des mondes étranges lorsque chatoyaient les<br />
celui-ci<br />
36 Alisa Klay<br />
37 Suche nach Grenzen losig keit / Quête d’infini<br />
Detail Nostalgie<br />
→ S.13<br />
Künstlerische Freiheit stellte<br />
Le plaisir, 1977<br />
87<br />
der Maler Theo Öl auf Leinwand, Gerber 81 × 100 cm<br />
über<br />
Ruhm und Ehre – dank dieser<br />
Haltung gelang ihm ein<br />
unvergleichliches Werk<br />
Le vent a tourné, 1970<br />
72 Öl auf Leinwand, 80 × 80 cm<br />
73<br />
Detail Visite chez Damo<br />
→ S.13<br />
Bildtitel Bildtitel, 1953/57<br />
Technik auf Deutsch, 121×90 cm<br />
Bildtitel Bildtitel, 1953/57<br />
66 Technik auf Deutsch, 121×90 cm<br />
67<br />
No 517, 1970<br />
Acryl auf Leinwand, 62 × 50 cm
Herausgegeben von Helen Hirsch<br />
Gestaltet von Bonsma & Reist<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Kunstmuseum Thun<br />
Broschur<br />
ca. 120 Seiten, 70 farbige<br />
Abbildungen<br />
22 × 31 cm<br />
978-3-03942-126-8<br />
Deutsch / Französisch<br />
ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />
Erste umfassende Monografie<br />
über den Schweizer Maler Theo<br />
Gerber<br />
Zeigt die zentralen Stationen von<br />
Gerbers Leben in der Schweiz, in<br />
Afrika und Paris und beleuchtet<br />
Hintergründe seines Wirkens im<br />
Künstlerkollektiv Ulysses<br />
Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />
Theo Gerber. Science Fiction im<br />
Kunstmuseum Thun (4. Februar bis<br />
16. April <strong>2023</strong>)<br />
Erscheint ISBN 9783039421268 im Februar <strong>2023</strong><br />
9 783039 421268<br />
Theo Gerber<br />
Science Fiction<br />
«Wir tauchen in Gerbers Welten ein, um uns zu verlieren und an erstaunlichen Orten<br />
wiederzufinden.» So charakterisiert der grosse Schweizer Schriftsteller Paul Nizon das<br />
Werk des Thuner Malers Theo Gerber (1928–1997) – einem Freigeist, der hierzulande<br />
nach wie vor ein Unbekannter ist. Dazu trug insbesondere der Künstler selbst bei, der<br />
die Bemühungen von Galeristen ablehnte, seine Malerei beim breiten Publikum bekannt<br />
zu machen. Erfolg bedeutete für Gerber nicht Ruhm und Ehre, sondern dass<br />
«seine Kunst eine andere Möglichkeit aufzeigt als die seiner Zeitgenossen». Dieses<br />
Hochhalten der künstlerischen Freiheit macht es unmöglich, den Stil- und Weltenbummler,<br />
der sich in einer Schaffenskrise zwei Jahre lang dem westafrikanischen<br />
Stamm der Dogon anschloss, einer konkreten Richtung zuzuordnen.<br />
Dieses Buch, das anlässlich einer umfassenden Theo-Gerber-Retrospektive im Kunstmuseum<br />
Thun erscheint, lässt diesem im besten Wortsinn unfassbaren Künstler endlich<br />
die verdiente Aufmerksamkeit zukommen.<br />
Helen Hirsch ist Kunsthistorikerin und seit 2007 Direktorin des<br />
Kunstmuseums Thun.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 25
Die Künstlerbrüder<br />
Léopold und Aurèle Robert:<br />
eine zeitgemässe Würdigung<br />
romantischer Malerei
Herausgegeben von David Lemaire<br />
und Antonia Nessi<br />
Gestaltet von onlab<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Musée des beaux-arts de La<br />
Chaux-de-Fonds und dem Musée<br />
d’art et d’histoire de Neuchâtel<br />
Gebunden<br />
ca. 240 Seiten, 170 farbige<br />
Abbildungen<br />
23,5 × 28,5 cm<br />
978-3-85881-887-4 Französisch<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Erscheint ISBN 9783858818874 im Mai <strong>2023</strong><br />
9 783858 818874<br />
Die erste Monografie seit vier<br />
Jahrzehnten zum Schaffen der<br />
Brüder Léopold und Aurèle Robert,<br />
die als Maler der Romantik im<br />
frühen 19. Jahrhundert europaweites<br />
Ansehen genossen<br />
Basiert auf einem interdisziplinären<br />
Forschungsprojekt der Université<br />
de Neuchâtel und der École du<br />
Louvre in Paris<br />
Die wissenschaftlichen Beiträge<br />
werden durch einen literarischen<br />
Text des französischen Autors<br />
Pierre Senges ergänzt<br />
Erscheint anlässlich der dualen<br />
Ausstellung Léopold et Aurèle<br />
Robert. Oh saisons … im Musée<br />
des beaux-arts de La Chaux-de-<br />
Fonds und im Musée d’art et<br />
d’histoire de Neuchâtel (15. Mai<br />
bis 15. Oktober <strong>2023</strong>)<br />
Léopold et Aurèle Robert<br />
Der Neuenburger Maler Léopold Robert (1794–1835) steht sinnbildlich für den romantischen<br />
Mythos des Künstlers mit tragischem Schicksal. Ausgebildet an der École<br />
des Beaux-Arts in Paris und in den Ateliers des Malers Jacques-Louis David und des<br />
Kupferstechers Edouard Girardet, zog er 1818 nach Italien. Mit wesentlicher Unterstützung<br />
seines ebenfalls als Künstler tätigen Bruders Aurèle (1805–1871) schuf er<br />
idealisierte Darstellungen italienischen Räuberlebens und fand damit europaweite<br />
Anerkennung. Der Erfolg als Maler bewahrte ihn jedoch nicht vor tiefer Schwermut,<br />
die ihn auch aufgrund seiner unerwiderten Liebe für Prinzessin Charlotte Bonaparte<br />
1835 schliesslich in den Selbstmord trieb. Von Sammlern und Kunstkritikern ihrer<br />
Zeit geliebt und gelobt, geriet das Œuvre der Robert-Brüder nach dem Tod Léopolds<br />
und der Rückkehr Aurèles in die Schweiz allmählich in Vergessenheit.<br />
Dieses Buch erscheint anlässlich einer gross angelegten dualen Ausstellung im Musée<br />
d’art et d’histoire de Neuchâtel und im Musée des beaux-arts de La Chaux-de-Fonds.<br />
Fundierte Texte und zahlreiche Abbildungen würdigen das Schaffen der Brüder Robert<br />
und rücken ihr grosses Können als Maler wieder in den Blick.<br />
David Lemaire ist seit 2018 Kurator und Direktor des Musée des<br />
beaux-arts de La Chaux-de-Fonds.<br />
Antonia Nessi ist seit 2013 Co-Direktorin des Musée d’art et d’histoire<br />
de Neuchâtel.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 27
66 Vgl. Tagebuch 14. Oktober 1893.<br />
67 Therese Ostermaier ist Mitglied<br />
der Münchner Künstlergenossenschaft<br />
(nachweisbar 1899,<br />
siehe http://www.wladimir-aichelburg.at,<br />
zuletzt aufgerufen<br />
04.03.2019) und wird in den<br />
Adreßbüchern für München mit<br />
der Adresse Theresienstraße<br />
50 c geführt. Olga Weiß hat ihr<br />
Atelier in der Louisenstraße 18,<br />
ihre Wohnung befindet sich in<br />
der Schwanthalerstraße 80 (vgl.<br />
Adreßbuch für München 1890<br />
und andere Jahrgänge). Olga<br />
Weiß ist Gründungsmitglied des<br />
Münchner Künstlerinnenvereins<br />
(1882), Mitglied im Verband<br />
der Berliner Künstlerinnen (von<br />
1884 bis 1898, siehe Käthe,<br />
Paula 1992) und der Münchner<br />
Künstlergenossenschaft.<br />
68 Vgl. Tagebuch 13. April 1909.<br />
69 Vgl. Tagebuch 28. August 1891.<br />
70 Vgl. https://www.bindschedler.<br />
name/personen/personen-ab-<br />
20-jahrhundert/bindschedlerida/;<br />
http://frauengeschichtsverein.de/frauenwiki//index.<br />
php?title=Emma_Bindschedler<br />
(beide zuletzt aufgerufen<br />
18.09.2017).<br />
71 Vgl. Tagebuch 28. August 1891.<br />
72 Vgl. Schmidt-Liebich 2005, S.<br />
47 f. Schmidt-Liebig macht zu<br />
der Zeitspanne von 1868 bis<br />
1874 keine Angaben zur Biografie,<br />
doch ist Hermine Beyer<br />
wie Sophie Schaeppi in diesem<br />
Zeitraum Schülerin an der<br />
Kunstschule für Mädchen.<br />
73 Vgl. Ebnet 2016, S. 422, sowie<br />
handle/20.500.11850/140752/<br />
eth-22286-01.pdf und https://<br />
https://www.research-collection.ethz.ch/bitstream/<br />
de.wikipedia.org/wiki/Carl_Wilhelm_von_Nägeli<br />
(beide zuletzt<br />
aufgerufen 28.09.2017). «Betty»<br />
von Nägeli lässt sich später am<br />
Ammersee ein Haus bauen,<br />
in dem sie mit ihrer Freundin<br />
Hermine Beyer zusammenlebt<br />
(vgl. Tagebuch 21. September<br />
1917).<br />
Abb. 18 Sophie Schaeppi, Fayence Floréal, um 1887<br />
89 Vgl. drei kleine Skizzenbücher<br />
sowie das große Vorlagenbuch<br />
V. mit Datierungen und Orts-<br />
91 Tagebuch 15. Juni 1885.<br />
94 Tagebuch 23. Juni 1885.<br />
95 Tagebuch 5. Juli 1885.<br />
Bastien-Lepage sowie Nachlassverzeichnis<br />
von Lucie<br />
Rose Moncuit und Emile<br />
99 Tagebuch 5. April 1887.<br />
100 Tagebuch 19. Mai 1896.<br />
Abb. 19 Sophie Schaeppi, Georg Reinhart im Alter von vier Jahren, 1881<br />
124 / Kapitel 9 Kapitel 9 / 125<br />
Abb. 2 Sophie Schaeppi, Armin Ziegler, 1879 Abb. 3 Sophie Schaeppi, Armin mit Spielkarten, 1879<br />
Einfluß von Gérôme, Bonnat,<br />
Bastien-Lepage“ und sogar Manet<br />
Januar 1879) (Original frz., Übersetzung<br />
d. Verf.); vgl. ebd., S. 109<br />
(22. Dezember 1877) (Original<br />
Louise Breslau an Luise Schäppi-<br />
44 Germaine Greer bestätigt die<br />
bekannte Information, dass<br />
Bonnat nur männliche Studenten<br />
unterrichtete. Doch hält sie es für<br />
möglich, dass er einige wenige<br />
Studentinnen auswählte und mit<br />
ihnen in seinem eigenen privaten<br />
Atelier arbeitete; seine Lehrtätigkeit<br />
in der Akademie von<br />
Madame Trélat erwähnt sie nicht,<br />
ebenso wenig Bastien-Lepage<br />
und Gérôme (vgl. Greer 1994,<br />
S. 45).<br />
Abb. 4 Sophie Schaeppi, Heinrich mit Holzpferdchen, 1878<br />
Eine Entdeckung:<br />
Das erste Buch über<br />
eine beeindruckende<br />
Künstlerin<br />
Von Sophie Schaeppi sind leider keine Studien aus ihrer einjährigen Lehrzeit an der<br />
Kunstschule erhalten. Überhaupt sind nur zwei Werke aus der Münchner Zeit erhalten:<br />
eine auf September 1871 datierte Federzeichnung (Abb. 3) und ein am<br />
24. Juli 1874 entstandenes Gemälde Landschaft bei Berchtesgaden (Abb. 4). Die Federzeichnung<br />
eines Seeufers mit Hügellandschaft und darüberliegender Wolkenbildung lässt mit<br />
ihrer atmosphärischen Stimmung und der gekonnt eingesetzten Schraffierungsdichte das<br />
Können der Künstlerin bereits erahnen. Die Landschaft bei Berchtesgaden, gemalt nach<br />
einem Ausflug in die Umgebung, zeigt den Einfluss der herrschenden Münchner Schule,<br />
zu deren bedeutendsten Vertretern, neben Carl Theodor von Piloty (1826–1886) und<br />
anderen, der an der Kunstschule für Mädchen lehrende Wilhelm von Lindenschmidt gehörte.<br />
Das sorgfältig komponierte, in Licht und Farbe ausgewogene Gemälde mit nahezu<br />
symmetrischem Bildaufbau bezeugt schon die geübte Malerin.<br />
Mitschülerinnen an der Kunstschule für Mädchen<br />
Aus Sophie Schaeppis Münchner Zeit sind keine Tagebuchaufzeichnungen erhalten und<br />
somit auch keine persönlichen Eindrücke und Informationen zu ihrer Ausbildung überliefert.<br />
Dennoch lassen sich einige ihrer Mitschülerinnen dank späterer Einträge sowohl<br />
namentlich als auch mit bislang unbekannten Daten zu deren Biografien identifizieren.<br />
Darüber hinaus geben zeitgenössische Schilderungen von Mitschülerinnen Aufschluss<br />
über das Leben und den Alltag einer jungen Kunststudentin in München sowie an der<br />
Kunstschule für Mädchen.<br />
Eine von Sophie Schaeppis engsten Freundinnen seit Anbeginn ihres Aufenthaltes in<br />
München ist Therese Ostermaier (?–1910), die sie liebevoll Ostermaierli nennt und mit<br />
der sie bis ins Alter befreundet ist. Schaeppi lernt Therese Ostermaier und eine weitere<br />
Mitschülerin, Olga Weiß (1853–1903), genannt Olly, 1871 an der Kunstschule für Mädchen<br />
kennen. 1893 notiert sie während eines Besuchs bei den beiden Freundinnen in<br />
München, dass sie köstliche Stunden mit Olly und Ostermaierli verbracht habe, diesen<br />
guten Mädchen, die ihr in 22 Jahren gemeinsamer Bekanntschaft immer treu geblieben<br />
seien. 66 Therese Ostermaier ist später als Kunstmalerin und Olga Weiß als Lehrerin für<br />
Malerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München tätig. 67 Sophie Schaeppi<br />
bleibt den Freundinnen bis zu deren Tod verbunden und hält den Kontakt durch Korrespondenzen<br />
und Besuche aufrecht. Zu dem engen Kreis ihrer Münchner Lehrjahre<br />
gehört auch Nini Weiß (?–1910), die Schwester von Olga, von der jedoch nicht bekannt<br />
ist, ob sie auch Schülerin der Kunstschule für Mädchen war. Noch 1909, als Nini bereits<br />
durch eine Krebserkrankung vom Tode gezeichnet im Krankenhaus liegt, schmieden die<br />
drei Freundinnen Nini Weiß, Ostermaierli und Sophie Schaeppi Pläne, sich zu dritt eine<br />
Wohnung in München zu nehmen und einen gemeinsamen Haushalt zu führen, 68 doch<br />
dazu kommt es nicht.<br />
1891, zwanzig Jahre nach ihrem München-Aufenthalt, unternimmt Sophie Schaeppi<br />
mit ihrer Schwester Luise einen Ausflug nach Nauenbach und Ermatingen, wo sie zufällig<br />
drei ehemalige Kameradinnen aus ihrer Münchner Zeit trifft: Fräulein Bindschedler aus<br />
Zürich und die Fräulein Beyer und Nägeli aus München, die dort malen, wie sie in ihrem<br />
Tagebuch festhält. 69 Bei der Erstgenannten handelt es sich um Emma Bindschedler (1852–<br />
1900), über deren Lebensweg und beruflichen Werdegang nur wenig bekannt ist. 70 Sophie<br />
Schaeppi sieht während des zufälligen Wiedersehens nur eine Studie von ihr, die sie als<br />
«kleine traurige Schmutzigkeit» und als «Ecke eines Friedhofs» beschreibt. 71 Fräulein Beyer<br />
ist die Genre- und Landschaftsmalerin Hermine Beyer (1843 – nach 1906) 72 , und die zuletzt<br />
Genannte ist die in Zürich geborene Malerin Elisabeth von Nägeli (1848–1947), deren<br />
Vater (Carl von Nägeli) Direktor des Botanischen Gartens in München ist. 73 Des Weiteren Abb. 4 Sophie Schaeppi, Landschaft bei Berchtesgaden (Blick auf den Watzmann), 1874<br />
46 / Kapitel 3<br />
Leider verrät Emilie Hüni nicht den Namen<br />
der „bekannten Schauspielerin“, die das Gemälde<br />
während der Salon-Ausstellung erwirbt. Die<br />
bekannteste Schauspielerin, 1881 am Théâtre<br />
français, auch Comédie-Française genannt,<br />
tätig, ist Madeleine Brohan (1833–1900). 29 B.<br />
von Tscharner beschreibt „ein von Schmetterlingen<br />
umflattertes Kind“ als das Bild „einer<br />
talentvollen Künstlerin, welche sich durch sinnige<br />
Fayencemalereien im Atelier Deck in Paris<br />
bekannt gemacht hat“ 30 . Sowohl Hüni als<br />
auch Tscharner loben Sophie Schaeppi als<br />
Fayencemalerin der Manufaktur von Théodore<br />
Deck, die sich in diesem Metier bereits<br />
einen Namen gemacht habe. Möglicherweise<br />
war es Sophie Schaeppis Absicht, eine allegorische<br />
Folge der vier Jahreszeiten zu malen,<br />
die mit dem Gemälde Printemps ihren Anfang<br />
nimmt. Allerdings realisiert sie erst drei Jahre<br />
später, 1884, nur ein einziges Pendant zu<br />
ihrem Frühlingsbild, nämlich ein Herbstbild<br />
auf Goldgrund mit dem Titel L’automne, Panneau<br />
décoratif (siehe Kapitel 10, Abb. 13).<br />
angabe (alle Privatbesitz).<br />
90 Tagebuch 13. Juni 1885.<br />
92 Ebd.<br />
93 Vgl. Maillier 1938, S. 1 ff.<br />
96 Tagebuch 3. Mai 1886.<br />
97 Vgl. Stammbaum der Familie<br />
Bastien-Lepage.<br />
98 Tagebuch 28. Mai 1886.<br />
Die Frage, ob ihre in Öl gemalten Motive als Vorlagen für ihre Fayencen dienen oder umgekehrt,<br />
lässt sich am Beispiel des Frühlingsbildes beantworten. Erst etwa sechs Jahre<br />
nach dem 1881 entstandenen Gemälde Printemps nimmt sie für ihre Fayence Floréal, um<br />
1887, die gleiche Komposition eines auf einem blühenden Ast sitzenden Knaben mit Flöte<br />
(Abb. 18), mit dem Unterschied, dass sie für die Fayence einen türkisfarbenen Hintergrund<br />
wählt und ihr einen abweichenden Titel gibt. Die Überlegung, welches Medium als Vorlage<br />
für die Sujets dient, stellt sich auch bei Albert Anker, bei dem zuletzt nachgewiesen werden<br />
konnte, dass er – im Gegensatz zu Sophie Schaeppi – zuerst auf Fayence gemalte Sujets<br />
später in Öl wiederholte. 31<br />
Aufenthalt in Winterthur<br />
1881 muss Sophie Schaeppi längere Zeit, möglicherweise mit Unterbrechungen, in Winterthur<br />
verbracht haben, da die bekannten Gemälde sowie ein kleines Skizzenbuch aus diesem<br />
Jahre allesamt Modelle aus ihrer Heimatstadt zeigen. Vielleicht ist es auch ein Auftrag,<br />
der sie zurück in die Schweiz holt, denn sie malt das Porträt des Sohnes von Theodor und<br />
Lilly Reinhart, Georg Reinhart im Alter von vier Jahren (Abb. 20). Das beinahe lebensgroße<br />
und ganzfigürliche Porträt des Kindes orientiert sich typologisch an den repräsentativen<br />
Männerbildnissen. Die strenge Profilansicht, Kleidung und Attribute sowie der Vorhang als<br />
gewählte Hintergrundgestaltung entsprechen diesem Traditionalismus und lassen keinerlei<br />
Einflussnahme zeitgenössischer französischer Kunst erkennen. Hinzu kommt die dunkle<br />
Farbgebung, eine Dunkeltonigkeit, in der nur einzelne Partien wie das Gesicht oder die<br />
weiße Spitze an Kragen und Ärmeln beleuchtet sind. Als Sophie Schaeppi das Bild viele<br />
Jahre nach seiner Entstehung, 1911, in der Ausstellung von Kunstwerken aus Winterthurer<br />
Privatbesitz wiedersieht, erscheint es ihr sehr schwarz. 32 Vielleicht entsprach Sophie Schaeppi<br />
mit diesem nicht kind- und zeitgemäßen strengen großbürgerlichen Repräsentationsbildnis<br />
dem Wunsch der Auftraggeber.<br />
die Rede (vgl. A. 1921).<br />
41 Vgl. Bashkirtseff 1999, S. 592 (11.<br />
frz., Übersetzung d. Verf.).<br />
42 Undat. Brief (wohl 1879) von<br />
Leuzinger.<br />
43 Vgl. Tagebuch 18. Juni 1914.<br />
mit Holzpferdchen (Abb. 4), ihres anderen Neffen. Der Kontakt zu Albert Anker kommt vermutlich<br />
über Rudolf Koller zustande, mit dem Anker befreundet ist. Anker, der bereits 1854 nach<br />
Paris ging, um sich im Atelier von Charles Gleyre zum Maler ausbilden zu lassen, verbringt<br />
nach Abschluss seiner vierjährigen Ausbildung bis 1890 mit nur wenigen Unterbrechungen<br />
die Wintermonate in der französischen Hauptstadt. Die Strömungen zeitgenössischer französischer<br />
Kunst sind ihm folglich bestens vertraut und nehmen Einfluss auf sein Schaffen. So<br />
insbesondere das Werk von Jules Breton (1827–1906), der neben Jules Bastien-Lepage einer<br />
der bekanntesten Maler bäuerlicher und ländlicher Szenen ist und Anker zu vielen Gemälden<br />
inspiriert. Mitte der 1860er Jahre lernt er in Paris in der Brasserie Hofmann den Keramiker<br />
und Fayencekünstler Théodore Deck (1823–1891) kennen. 24 (Abb. 5) Diese Bekanntschaft ist<br />
der Beginn einer langen Zusammenarbeit.<br />
Théodore Deck eröffnete, gemeinsam mit seinem Bruder Xavier, 1856 sein Atelier Fayence<br />
d’Art Th. Deck im Boulevard Saint-Jacques in Paris. Der rasche Erfolg des Unternehmens<br />
erfordert bald den Umzug in größere Räumlichkeiten. 1866 oder 1867 ziehen die Brüder<br />
Deck um in die Rue de Vaugirard 271, Ecke Passage des Favorites 20, wo sie auf dem Anwesen<br />
ihre neue Manufaktur betreiben und zugleich ihren Wohnsitz haben (Abb. 6, 7, 8, 9). 25<br />
Charles Wetterwald, ein Freund von Deck und Zeitzeuge, beschreibt die neue Unterkunft:<br />
„Der Besuch seines Anwesens, seiner Ateliers inmitten eines großen, mit Bäumen, Gesträuchern<br />
und Blumen gezierten Gartens war ein künstlerischer Hochgenuß. Man glaubte einen Klosterhof<br />
aus der italienischen Renaissance-Zeit zu betreten, geschmückt mit allerlei Vasen, Amphoren,<br />
Jardinièren, Cachepots, mit Figuren, Statuen, Cariatiden in den verschiedensten Formen u. Farben.<br />
Wohnhaus und Werkstatt sind bekleidet mit Platten und Fliesen, arabische und persische<br />
Arabesken-Motive umrahmten Türen und Fenster. Epheu und Schlingpflanzen erhöhten den<br />
ganzen Decor, und gaben diesem Tempel der Kunst und der Farbe, dieses Oasis der Arbeit einen<br />
eigenartigen Charakter.“ 26<br />
98 / Kapitel 8 Kapitel 8 / 99
Gestaltet von Sabine Hahn<br />
Gebunden<br />
ca. 336 Seiten, 100 farbige<br />
und 20 sw Abbildungen<br />
21 × 27 cm<br />
978-3-03942-141-1 Deutsch<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421411 im April <strong>2023</strong><br />
9 783039 421411<br />
Die erste Monografie über Sophie<br />
Schaeppi, eine beeindruckend<br />
vielfältige Schweizer Künstlerin<br />
Schildert ein bewegtes Künstlerinnenleben,<br />
das in Winterthur,<br />
Zürich, München und Paris stattfand<br />
Illustriert beispielhaft die Situation<br />
von Frauen im männlich geprägten<br />
Kunstbetrieb an der Wende vom<br />
19. zum 20. Jahrhundert<br />
Werke von Sophie Schaeppi sind in<br />
den Sammlungen des Kunst<br />
Museum Winterthur, des Kunsthaus<br />
Zürich und des Landesmuseum<br />
Zürich, des Museum zu Allerheiligen<br />
in Schaffhausen und des Bündner<br />
Kunstmuseum Chur sowie im<br />
Musée des art décoratifs, de la<br />
Faïence et de la Mode in Marseille<br />
und dem Musée Théodore Deck<br />
in Guebwiller (Elsass) zu sehen<br />
Anne-Catherine Krüger<br />
Sophie Schaeppi (1852–1921)<br />
Eine Künstlerin zwischen Winterthur und Paris<br />
Dieses Buch ist die erste Monografie über Sophie Schaeppi (1852–1921), eine bislang<br />
von der Forschung und der Schweizer Kunstgeschichte unberücksichtigte Winterthurer<br />
Künstlerin. Schaeppi kann mit ihrem Werk als Entdeckung und Mehrfach-Talent gelten:<br />
Neben Albert Anker war sie als einzige Schweizer Künstlerin 25 Jahre lang mit eigenen<br />
Entwürfen für die bekannte Pariser Manufaktur von Théodore Deck als Fayencemalerin<br />
tätig, beteiligte sich mit ihren Fayencen an internationalen Ausstellungen und hatte<br />
einen Sammlerkreis, zu dem u. a. Gustave Eiffel, der Erbauer des Pariser Eiffelturms,<br />
zählte.<br />
Daneben war sie Malerin, Zeichnerin, Buchillustratorin, sie entwarf Dekorationsgegenstände<br />
und Paravents und erteilte Malunterricht. Schaeppis Arbeiten sind in den<br />
Sammlungen zahlreicher Museen zu finden, u. a. in Winterthur, Zürich, Schaffhausen,<br />
Chur sowie in Marseille und Guebwiller (Elsass), und in internationalen Privatsammlungen.<br />
Der Band zeichnet den bewegten Lebensweg und das vielfältige Schaffen von Sophie<br />
Schaeppi nach, das in einem männlich geprägten Kunstbetrieb entstand, in dem Frauen<br />
sich gegen starke Widerstände durchsetzen mussten. So zeigt der Band neben der<br />
Werk biografie seiner Protagonistin auch beispielhaft die persönlichen und gesellschaftlichen<br />
Einschränkungen, denen Künstlerinnen ihrer Zeit ausgesetzt waren.<br />
Anne-Catherine Krüger, in Berlin geboren, in Hamburg aufgewachsen,<br />
lebt seit 2010 als freiberufliche Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin<br />
in Zürich.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 29
Die Wiederentdeckung einer<br />
bisher unzureichend beachteten<br />
Schweizer Künstlerin
Herausgegeben von Francesca<br />
Benini und Arianna Quaglio<br />
Gestaltet von Martina Brassel<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
MASI Lugano, dem Museum<br />
Haus Konstruktiv, Zürich, und den<br />
Edizioni Casagrande, Bellinzona<br />
Broschur<br />
ca. 144 Seiten, 76 farbige<br />
Abbildungen<br />
23 × 30 cm<br />
978-3-03942-131-2<br />
Deutsch / Italienisch<br />
Erste umfassende Monografie zum<br />
Werk von Hedi Mertens, einer<br />
Vertreterin der Konkreten Kunst in<br />
der Schweiz<br />
Ermöglicht die Wiederentdeckung<br />
einer wichtigen und dennoch in<br />
Vergessenheit geratenen Schweizer<br />
Künstlerin<br />
Erscheint anlässlich der Ausstellung<br />
Hedi Mertens im MASI Lugano<br />
(10. März bis 21. Mai <strong>2023</strong>) und im<br />
Museum Haus Konstruktiv in<br />
Zürich (<strong>Frühjahr</strong> 2024)<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421312 im März <strong>2023</strong><br />
9 783039 421312<br />
Hedi Mertens<br />
Der Schaffensweg der Malerin Hedi Mertens (1893–1982) unterscheidet sich in vielerlei<br />
Hinsicht von jenen anderer Künstlerinnen und Künstler ihrer Zeit. Nach einer<br />
klassischen Kunstausbildung in Zürich und München verkehrte sie vorrangig in intellektuellen<br />
Milieus, die sie den zeitgenössischen Strömungen der konstruktiv-konkreten<br />
Kunst näherbrachten. Zu ihren einflussreichsten Wegbegleiterinnen und Gesprächspartnern<br />
zählten Richard Paul Lohse, Leo Leuppi, Arend Fuhrmann und Helen Dahm,<br />
mit der sie eine tiefe Faszination für die Lehre des indischen Gurus Shri Meher Baba<br />
teilte.<br />
Mit 67 Jahren zog die Künstlerin ins Tessin, wo sie die zahlreichen Quellen der Inspiration<br />
endlich in ihre eigene Kunst einfliessen liess. Binnen zwanzig Jahren entstanden<br />
so rund 200 geometrisch-abstrakte Werke, die dringend einer angemessenen Würdigung<br />
harren. Diese Monografie, die anlässlich von Ausstellungen im MASI Lugano<br />
und im Museum Haus Konstruktiv in Zürich erscheint, rückt das grossartige Œuvre<br />
und das ereignisreiche Leben von Hedi Mertens ins Licht und ermöglicht die Wiederentdeckung<br />
einer in Vergessenheit geratenen Vertreterin der Konkreten Kunst in der<br />
Schweiz.<br />
Francesca Benini ist Kunsthistorikerin und Kuratorin am MASI Lugano.<br />
Arianna Quaglio ist Kunsthistorikerin und Assistenzkuratorin am<br />
MASI Lugano.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 31
6<br />
6 7<br />
22 23<br />
104 105<br />
Chaofeng Temple, Mt. Dagang, Alian Dist., Kaohsiung City<br />
GODS & IDOLS SURROUND THE BORDER, 1998<br />
44 WONDERFUL, 2007<br />
45<br />
HOME VIDEO PARTY<br />
118<br />
Haw Par Villa, Singapore<br />
REAL FICTIONS:<br />
THE ART OF Dr. Sophie McIntyre<br />
YAO JUI-CHUNG<br />
Born in Taipei in 1969, Yao Jui-chung ( 姚 瑞 中 ) emerged<br />
as an artist during a transformative period. Globalisation<br />
and the proliferation of new digital technologies were<br />
profoundly and irrevocably altering our understanding<br />
of the world, and sense of place within it. Signalling the<br />
end of totalitarianism and the Cold War, mass demonstrations<br />
calling for democratic reform spread across<br />
East Asia, Eastern Europe, and Latin America. In Taiwan,<br />
martial law, enforced for 38 consecutive years, was terminated<br />
in July 1987. Restrictions on political opposition<br />
parties, the mass media, and travel between Taiwan and<br />
China were relaxed, and the island’s first Taiwan-born<br />
and popularly elected President, Lee Teng-hui, came<br />
to power. These events symbolised Taiwan’s transition<br />
from a Chinese authoritarian one-party state into a Taiwanese<br />
democratic and pluralistic society embracing<br />
freedom of expression, self-determination and individualism.<br />
For Yao and his generation, generally referred to as<br />
the ‘post-martial law generation’, globalisation and democratisation<br />
delivered a plethora of new opportunities<br />
as well as challenges. After the lifting of martial law, this<br />
generation had unprecedented access to information,<br />
resources and networks that were previously unavailable<br />
or censored. Opportunities to travel and exhibit<br />
overseas, including in China, increased rapidly with the<br />
global rise of contemporary Asian art and cross-Strait<br />
travel and exchange. Recognising that traditional forms<br />
and methods of visual expression were outmoded, Yao<br />
and his peers began searching for more innovative and<br />
pluralistic forms of expression that would more closely<br />
reflect and directly respond to the realities of life in this<br />
new era.<br />
I was first introduced to Yao Jui-chung and his work in<br />
Taipei when he was embarking on an artistic career while<br />
completing mandatory military service. We met in 1994<br />
at IT Park gallery, the first alternative, artist-run space in<br />
Taiwan that focused on contemporary art, and where Yao<br />
held his first solo exhibition. Entitled Territory Takeover,<br />
the exhibition comprised a series of sepia-stained blackand-white<br />
photographs depicting the artist, fully naked,<br />
urinating on historically significant sites where successive<br />
foreign imperial powers had landed in Taiwan. The<br />
installation, which I discuss below, was bold, provocative<br />
and thought-provoking, and it was the first of a series of<br />
works the artist produced exploring what he describes<br />
as ‘the historical destiny of humanity… (and its) incurable<br />
absurdity’. 1<br />
Yao Jui-chung’s art practice spans photography, painting,<br />
drawing, video, performance and installation art,<br />
and since we first met he has become internationally<br />
renowned. He has represented Taiwan in major biennials<br />
around the world, including in Venice, Yokohama, Shanghai,<br />
and his work has featured in several exhibitions I have<br />
curated that toured Australia and New Zealand. 2 Yet,<br />
despite his international standing, in-depth scholarship<br />
on Yao’s art practice is limited, especially in the English<br />
language. 3 Considering the vast body of work Yao has<br />
produced over these three decades, and constraints of<br />
ROAMING AROUND THE RUINS:<br />
made me both suspicious and curious about<br />
my own origins, of which I was completely<br />
ignorant. 19<br />
1996, after restrictions on travel to China were lifted, Yao<br />
visited this country for the first time. He wanted to experience<br />
it first-hand and meet his step-siblings from his father’s<br />
first family. He discovered, however, that the mythical and<br />
nostalgic stories about the so-called ‘Motherland’ that his<br />
teachers and father had related to him as a child, did not<br />
correspond with China’s present-day realities. Reflecting on<br />
his visit, Yao remarks:<br />
When I go to China I find there is no<br />
connection – [it] is just based on memory.<br />
[In the 1990s] our economy was very strong<br />
and it was before China really opened up<br />
[…] When we go to China, they think we are<br />
a rich man and they will rob you. Even if we<br />
speak the same language and have a similar<br />
lifestyle, you know, we are not really Chinese<br />
people […] I was a tourist. I never touched<br />
the land even though it’s the Motherland.<br />
I go everywhere, but I never land there. I<br />
don’t have too much feeling – even though<br />
my father came from China. I wanted to see<br />
Yao Jui-chung: einer der weltweit meistbeachteten,<br />
einfallsreichsten und politisch engagiertesten<br />
Künstler Taiwans und des chinesischen Kulturraums<br />
REPUBLIC OF THE CYNIC: 1989, 2020 119
Herausgegeben und mit einem<br />
Essay von Sophie McIntyre<br />
sowie mit einem Gespräch mit<br />
Yao Jui-chung von Hou Hanru<br />
Gestaltet von Sabine Hahn<br />
Gebunden<br />
ca. 208 Seiten, 183 farbige<br />
und 30 sw Abbildungen<br />
30 × 24 cm<br />
978-3-03942-135-0 Englisch<br />
ca. sFr. 59.– | € 58.–<br />
Erscheint ISBN 9783039421350 im März <strong>2023</strong><br />
Yao Jui-chung ist einer der weltweit<br />
am meisten beachteten<br />
zeitgenössichen Künstler Taiwans<br />
Yao Jui-chungs Werk reflektiert<br />
grosses politisches und gesellschaftliches<br />
Engagement und<br />
zeichnet sich aus durch die darin<br />
enthaltene ebenso prägnante wie<br />
fantasie- und humorvolle Kritik an<br />
der Geschichte und Identität<br />
Taiwans<br />
Dieses Buch ist die erste umfassende<br />
Monografie zu Yao Juichungs<br />
Schaffen, die ausserhalb<br />
Taiwans erscheint<br />
9 783039 421350<br />
Yao Jui-chung<br />
Der taiwanesische Künstler Yao Jui-chung ist international bekannt für die kühne und<br />
prägnante sowie oft auch fantasie- und humorvolle Kritik, die er durch sein Werk an<br />
der komplexen und immer wieder infrage gestellten Identität und Geschichte seines<br />
Landes übt. 1969 geboren, wuchs Yao in einer turbulenten Zeit auf, die den Wandel<br />
Taiwans vom autoritären Staat zur lebendigen, funktionierenden Demokratie brachte.<br />
Sein Schaffen, das die Medien Fotografie, Video, Installation und Malerei umfasst, ist<br />
von der Geschichte und dem politischen und gesellschaftlichen Geschehen sowie von<br />
alten künstlerischen und religiösen Traditionen und Mythen Chinas und Taiwans inspiriert.<br />
Yao ist auch als Kurator und Autor tätig und hat mehrere Bücher über die<br />
Kunst Taiwans veröffentlicht.<br />
Diese Monografie ist die erste umfassende Darstellung von Yao Jui-chungs Werk, die<br />
ausserhalb Taiwans erscheint. Mehr als 200 Abbildungen werden von einem erhellenden<br />
Essay der australischen Kunstwissenschafterin und Kuratorin Sophie McIntyre<br />
begleitet. Ein ausführliches Gespräch, das Hou Hanru, der Direktor des MAXXI in<br />
Rom, mit Yao führte, rundet den Band ab.<br />
Sophie McIntyre forscht und lehrt an der Queensland University<br />
of Technology zu Kreativ-Industrien und zu bildender Kunst und<br />
ist daneben als Kuratorin und Autorin mit Schwerpunkt asiatische<br />
und insbesondere taiwanesische Kunst tätig.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 33
Herausgegeben von Stephan Kunz<br />
Mit Beiträgen von Stephan Kunz,<br />
Elisabeth Bronfen und Romina<br />
Ebenhöch sowie einem Gespräch<br />
zwischen Stephan Kunz, Rolf<br />
Winnewisser, Silvia Bächli und<br />
Romina Ebenhöch<br />
Gestaltet von Thomas Rhyner<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Bündner Kunstmuseum Chur<br />
Broschur<br />
ca. 244 Seiten, 135 farbige<br />
und sw Abbildungen<br />
19 × 25 cm<br />
978-3-03942-144-2 Deutsch<br />
ca. sFr. 39.– | € 38.–<br />
Erste Monografie über die<br />
Schweizer Künstlerin Ilse Weber<br />
Zeigt repräsentative Arbeiten aus<br />
den letzten 25 Jahren ihres<br />
Lebens, darunter zahlreiche hier<br />
erstmals publizierte Werke<br />
Ilse Weber gilt als Ausnahmeerscheinung<br />
der Schweizer Kunstgeschichte<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
und stand im Zentrum künstlerischer<br />
Diskurse der 1970er- und<br />
1980er-Jahre<br />
Erscheint zur Ausstellung Ilse<br />
Weber. Helle Nacht im Bündner<br />
Kunstmuseum Chur (19. Februar<br />
bis 30. Juli <strong>2023</strong>)<br />
ISBN Erscheint 9783039421442 im Februar <strong>2023</strong><br />
9 783039 421442<br />
Ilse Weber<br />
Helle Nacht<br />
Eine Ausnahmeerscheinung<br />
der Schweizer<br />
Kunstgeschichte<br />
Ilse Weber (1908–1984) ist eine Ausnahmeerscheinung und eine Einzelfigur in der<br />
Schweizer Kunstgeschichte. Von einem eher schwerblütigen Spätimpressionismus herkommend,<br />
suchte die Künstlerin immer mehr die Erfassung von Gedanken- oder Erinnerungsbildern<br />
und wollte zum Ausdruck bringen, «was sie noch nie gesehen hat».<br />
Als um 1970 herum eine neue Generation von Kunstschaffenden an die Öffentlichkeit<br />
trat, rückte Ilse Weber gleichzeitig mit Künstlerinnen wie Meret Oppenheim unvermittelt<br />
ins Zentrum aktueller künstlerischer Diskurse. Es entstand ein einzigartiges Spätwerk,<br />
in dem sie sich von jedem Vorbild löste und sich einer poetischen Subjektivität<br />
zuwandte. Neben der Ölmalerei gewann die Zeichnung grosse Bedeutung in ihrem<br />
Schaffen.<br />
Diese erste Monografie über Ilse Weber erscheint anlässlich einer Ausstellung im Bündner<br />
Kunstmuseum, der erst zweiten Einzelausstellung der Künstlerin in einem Museum<br />
nach einer Präsentation im Kunsthaus Zürich 1992. Das Buch bietet einen repräsentativen<br />
Überblick zu Webers Schaffen von ihrem künstlerischem Durchbruch 1960 bis zu<br />
ihrem Tod 1984.<br />
Stephan Kunz ist seit 2011 künstlerischer Direktor des Bündner<br />
Kunstmuseums Chur. Davor war er langjähriger Kurator und<br />
stellvertretender Direktor des Aargauer Kunsthauses, Aarau.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 34
Herausgegeben von Fabienne<br />
Liptay in Zusammenarbeit mit<br />
Carla Gabrí und Laura Walde<br />
Gestaltet von Studio Marie Lusa<br />
und Alberto Malossi<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Migros Museum für<br />
Gegenwartskunst und dem<br />
Seminar für Filmwissenschaft<br />
der Universität Zürich<br />
Gebunden<br />
ca. 320 Seiten, 180 farbige<br />
und sw Abbildungen<br />
17 × 23 cm<br />
978-3-85881-888-1 Englisch<br />
Ein Lesebuch über Film und Video<br />
als Messinstrument zur Erprobung<br />
der Wirksamkeit von Kunst im<br />
öffentlichen Raum<br />
Die Texte ausgewiesener Forscherinnen<br />
und Forscher gehen einer<br />
grossen Bandbreite von Fragen zu<br />
politischen Möglichkeiten und<br />
Massnahmen künstlerischer Praxis<br />
nach<br />
Reich illustriert werden auch inhaltliche<br />
und gestalterische Mittel und<br />
Formate von Film und Video untersucht<br />
ca. sFr. 49.– | € 48.–<br />
ISBN Erscheint 9783858818881 im März <strong>2023</strong><br />
9 783858 818881<br />
Taking Measures<br />
Usages of Formats in Film and Video Art<br />
Film und Video als<br />
Instrumente zur<br />
Erprobung der<br />
Wirksamkeit von<br />
Kunst<br />
Taking Measures – der Titel dieses Buches birgt eine doppelte Bedeutung: Er verweist<br />
einerseits auf die Praxis des Messens und anderseits auf das politische Potenzial von<br />
Macht und Widerstand durch das Ergreifen von Massnahmen. Film und Video haben<br />
seit ihrer Erfindung als Medium und Messinstrument für wissenschaftliche, wirtschaftliche,<br />
politische und andere Zwecke gedient und wurden vielfach auch ausserhalb<br />
künstlerischer Bereiche eingesetzt. Genau darin liegen jedoch auch Möglichkeiten<br />
für Kunst, ihre eigene Wirksamkeit im öffentlichen Raum zu erproben und Widerstandspotenziale<br />
im künstlerischen Handeln aufzudecken.<br />
Die Beiträge dieses Sammelbandes, der aus einer Reihe von Dialogen zwischen Forscherinnen<br />
und Künstlern im Rahmen des Forschungsprojekts Exhibiting Film: Challenges<br />
of Form an der Universität Zürich hervorging, erkunden diese Möglichkeiten.<br />
An welchen Praktiken der Vermessung, der Produktion von Wissen und von Beweisen<br />
im Dienst der Forschung sind Film und Video beteiligt? Auf welche Weise kann künstlerische<br />
Praxis solche Verstrickungen nicht nur sichtbar machen, sondern auch hinterfragen<br />
und erproben? Wie können Technologien des Messens in der Kunst politisch<br />
genutzt und für den öffentlichen Sektor nutzbar gemacht werden? Solchen Fragen und<br />
ihren Implikationen wird hier in erhellenden Essays nachgegangen.<br />
Fabienne Liptay lehrt und forscht als Professorin für Filmwissenschaft an der<br />
Universität Zürich, wo sie das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte<br />
Forschungsprojekt Exhibiting Film: Challenges of Format geleitet hat.<br />
Carla Gabrí ist vielseitig als Kunst- und Kulturschaffende tätig und leitet die<br />
Kulturfachstelle Arosa-Schanfigg.<br />
Laura Walde hat Filmwissenschaft und englische Literatur studiert und ist als<br />
Leiterin Kommunikation der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte in Winterthur<br />
sowie als Kuratorin der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur tätig.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 35
Orang-Utan-Fell, 2009, Holzrelief,<br />
Trophäen, 2019, mehrteilig, je 40 bis 80 cm<br />
Skizze, 2016, New York<br />
on and on, Wandzeichnung, 2016, Orchard Street,<br />
SOLIVAGANT*<br />
Contemporary Art Project Space, New York<br />
Cuba Raben, 2018, Lindenholz, Schlagmetall<br />
vergoldet, 120 × 120 × 15 cm<br />
Skizze, 2016, New York<br />
Selbstportrait, 2016, New York<br />
Begegnungsstätte III, 2003, 60-teilig, je 35 cm 60 61<br />
installation, which brings together a pack of life-size wolves<br />
lismus verpflichtete, aus Holz geschaffene Rehköpfe wurden<br />
carved out of solid wood with painted surfaces. In terms of content,<br />
it is a continuation of “Rotkäppchen” (2014). The focus<br />
Familienbande, Muttersein und Sinnlichkeit. Auch das Werk<br />
an die Wand montiert. Das Reh gilt als Krafttier und steht für<br />
here, however, is on the wolf. The wolf is at once a predator and<br />
«Trophäen» (2019) setzt sich mit der Thematik «Verletzbarkeit<br />
a hunter. At the same time, however, it is hunted by humans and<br />
und Wehrhaftigkeit» auseinander. Es umfasst 180 aus dem Holz<br />
becomes their hunting trophy. The nature of the wolf is characterised<br />
by a strong dichotomy. As a reputed and humanised vil-<br />
nördlichen und der südlichen Hemisphäre: der Kuh und dem<br />
geschälte und in Farbe gefasste Hörner von je zwei Tieren der<br />
lain, it has found its way into idioms, proverbs and fables. Quite<br />
Steinbock sowie dem Buschbock und dem Wüstenbock.<br />
unjustifiably, because the sensitive and extremely adaptable animal<br />
has a pronounced social intelligence and is depicted in all<br />
Von besonderer Prägnanz und Ästhetik ist die Installation<br />
cultures as a strong pack animal with special powers.<br />
«Ereignisse 1» (2019), die ein Rudel aus lebensgrossen, aus dem<br />
vollen Holz herausgearbeiteten und farbig bemalten Wölfen zusammenfasst.<br />
Inhaltlich ist sie eine Weiterführung der Arbeit<br />
«Rotkäppchen»(2014). Hier liegt jedoch der Fokus auf dem Wolf.<br />
Private and Public<br />
Dieser ist ein Raubtier und ein Jäger. Gleichzeitig ist er ein vom<br />
Three works were inspired during his artistic sojourn in New<br />
Menschen Gejagter, er wird zu dessen Jagdtrophäe. Das Wesen<br />
York in 2016: “Embleme”, “Rückenkratzer” and “big teddy”, all<br />
des Wolfes ist von einer starken Gegensätzlichkeit geprägt. Als<br />
of which again refer to vulnerability and the private as well as<br />
vermeintlicher und vermenschlichter Bösewicht hat er Einzug<br />
exposure and the public in a very unique form of expression.<br />
in Redewendungen, Sprichwörter und Fabeln gehalten. Ganz zu<br />
The “Embleme” (2016) series consists of several small-format<br />
Unrecht, denn das sensible und äusserst anpassungsfähige Tier<br />
wooden sculptures, all set in colour and gold or aluminium leaf.<br />
hat einen ausgeprägten Sozialsinn und wird in allen Kulturen<br />
The wooden protagonists are rabbits and rats – animals that<br />
als starkes Rudeltier mit besonderen Kräften dargestellt.<br />
inhabit the fields surrounding the metropolis of New York in<br />
large numbers – presented on nimbuses. Animals of everyday<br />
Intimität und Öffentlichkeit<br />
life thus acquire an aura of the sacred and are elevated to icons.<br />
Während des Atelieraufenthalts in New York 2016 entstanden<br />
This contrast in content corresponds with the creative realisation<br />
between the subtle and realistic as well as the ephemeral and<br />
zer» und «big teddy», die alle in einer ganz eigenen Ausdrucks-<br />
die drei örtlich inspirierten Arbeiten «Embleme», «Rückenkrat-<br />
abstract. In a similar vein, “Cuba Raben” (2018), created for a<br />
form wieder auf Verletzbarkeit und Intimität sowie Ausgesetztheit<br />
und Öffentlichkeit verweisen.<br />
group exhibition in Havana, follows this collection of works in<br />
terms of content and design.<br />
Die Serie «Embleme» (2016) besteht aus mehreren kleinformatigen<br />
Holzarbeiten, alle gefasst in Farbe und Blattgold oder<br />
“big teddy” (2016) is a huge American rubbish bag in its original<br />
size and made of wood, here with a teddy bear inside. A rubbish<br />
-aluminium. Die hölzernen Protagonisten, Hasen und Ratten –<br />
bag with its contents represents a household. It is filled with intimacy<br />
and therefore harbours a secret from outsiders. Yet the<br />
grosser Zahl beleben –, sind auf Nimben inszeniert. Die Tiere<br />
Tiere, welche die Felder im Umland der Metropole New York in<br />
plastic skin is very thin and vulnerable. Three years later, the<br />
des Alltags, die so eine Aura des Heiligen bekommen, werden<br />
wooden rubbish bags were part of the “big teddy” (2019) installation<br />
in St. Peter’s Chapel in Lucerne. On display during Pas-<br />
mit der gestalterischen Umsetzung zwischen feiner und rea-<br />
zu Ikonen erhoben. Dieser inhaltliche Kontrast korrespondiert<br />
siontide between Carnival and Easter, they referenced sins and<br />
listischer sowie flüchtiger und abstrahierter Bearbeitung. Die<br />
their atonement as well as the hidden, dark chapters of church<br />
für eine Gruppenausstellung in Havanna (Kuba) entstandene<br />
history.<br />
Arbeit «Cuba Raben» (2018) folgt inhaltlich und gestalterisch<br />
dieser Werkgruppe.<br />
“Rückenkratzer” (2016) also aligns with the theme of private<br />
Der «big teddy» (2016) ist ein in Originalgrösse aus Holz geschaffener,<br />
riesiger amerikanischer Abfallsack, hier mit einem<br />
versus public. The 25 wooden objects presented in the installation<br />
are fanciful and filigree as well as completely different in<br />
einverleibten Teddybären. Ein Abfallsack porträtiert mit seiner<br />
design: they are fitted with little hands on top and on the bottom<br />
Füllung einen Haushalt, er ist gefüllt mit Intimität. Er birgt also<br />
with a cow’s tail, meat tenderiser, dildo, massage ball and other<br />
für Aussenstehende ein Geheimnis. Dabei ist die Plastikhaut<br />
items. A backscratcher is a helper when you are alone, it provides<br />
sehr dünn und verletzlich. Drei Jahre später fanden die Abfallsäcke<br />
aus Holz im Rahmen der Installation «big teddy» (2019)<br />
well-being or – if the pressure is too great – pain. A continuation<br />
of the content-related theme as well as the diversification of<br />
einen Platz in der Peterskapelle in Luzern. In der Passionszeit<br />
176 177<br />
Aufschlussreiche Werkübersicht<br />
zum Schaffen eines Schweizer<br />
Künstlers<br />
198<br />
199<br />
140 × 100 × 6 cm 140 141 368 369<br />
«WolfWolf», 2021, Liveaufnahme expoTURBINE Giswil, mit Marcel Frank und Reto Eller 357<br />
72 73
Mit Beiträgen von Brigitte Moser,<br />
Heinz Stahlhut, Janine Schmutz<br />
und einem Vorwort von Urs Sibler<br />
Gestaltet von Hampi Krähenbühl<br />
Gebunden<br />
ca. 400 Seiten, 433 farbige<br />
und 8 sw Abbildungen<br />
ca. 21 × 26,5 cm<br />
978-3-03942-143-5<br />
Deutsch / Englisch<br />
ca. sFr. 79.– | € 77.–<br />
Erste Monografie über das Gesamtwerk<br />
des Schweizer Künstlers<br />
Rochus Lussi<br />
Präsentiert Werke aus den vergangenen<br />
30 Jahren, darunter<br />
zahlreiche erstmals publizierte<br />
Arbeiten<br />
Klein- und mehrteilige Installationen<br />
und das Thema der Existenz des<br />
Individuums in der Masse bilden<br />
die Schwerpunkte von Rochus Lussis<br />
Schaffen<br />
Erscheint ISBN 9783039421435 im März <strong>2023</strong><br />
9 783039 421435<br />
Rochus Lussi – dünne Haut<br />
Arbeiten 1992–<strong>2023</strong><br />
Der Schweizer Künstler Rochus Lussi, geboren 1965 in Stans, beschäftigt sich in seiner<br />
Bildhauerei, aber auch in Zeichnungen und Performance-Arbeiten, mit der Existenz<br />
des Individuums in der Masse. Auch Fragen nach Verletzlichkeit, Empfindsamkeit und<br />
Wehrhaftigkeit sind zentrale Themen seines Schaffens.<br />
Dieses Buch zeigt eine breite Werkübersicht Rochus Lussis aus 30 Jahren, hauptsächlich<br />
klein- und mehrteilige Installationen, Holzskulpturen, Arbeiten auf Papier sowie<br />
Fotografien von Performance-Aktionen des Künstlers. Zu Beginn seines Schaffens<br />
steht die menschliche Figur im Zentrum, aber mit der Zeit beginnt sich diese aufzulösen,<br />
und Formen aus dem Alltagsleben, Strukturen, Faltenwürfe, Oberflächen unterschiedlicher<br />
Körperwelten treten in den Vordergrund.<br />
Ergänzt wird die umfassende visuelle Darstellung von Rochus Lussis Œuvre durch<br />
Essays der Kunsthistorikerinnen und Kuratorinnen Brigitte Moser und Janine Schmutz<br />
sowie von Heinz Stahlhut, dem Leiter des Hans Erni Museum in Luzern.<br />
Rochus Lussi lebt und arbeitet als freischaffender Bildhauer in Stans.<br />
1988–1995 gestalterische Ausbildung an der Schule für Holzbildhauerei<br />
in Brienz, Weiterbildungen an der Kunstgewerbeschule Luzern (heute<br />
HSLU Design & Kunst) sowie ein Studienjahr an der Akademie der<br />
bildenden Künste in Prag bei Jan Hendrych.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 37
Herausgegeben von Stephan Kunz<br />
und Susann Wintsch<br />
Gestaltet von Muriel Comby<br />
Broschur<br />
256 Seiten, 148 farbige<br />
und 71 sw Abbildungen<br />
17,5 × 24,5 cm<br />
978-3-03942-124-4 Deutsch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Bereits lieferbar, noch nicht<br />
angekündigt<br />
ISBN 978-3-03942-124-4<br />
Fragt nach den Quellen der traditionellen<br />
Bündner Stickerei und ihren<br />
interkulturellen Verbindungen<br />
Schlägt eine Brücke von historischem<br />
Kunsthandwerk zur zeitgenössischen<br />
Kunst<br />
Zeigt Meisterwerke der traditionellen<br />
Stickerei aus der Sammlung<br />
des Rhätischen Museums in Chur<br />
zusammen mit Arbeiten bedeutender<br />
Künstlerinnen und Künstler der<br />
Moderne und der Gegenwart<br />
9 783039 421244<br />
Ein Panorama der<br />
Stickerei in der<br />
zeitgenössischen<br />
Kunst<br />
Venedigsche Sterne<br />
Kunst und Stickerei<br />
Zeigt Werke dieser<br />
Künstlerinnen und Künstler:<br />
Véronique Arnold (Frankreich)<br />
Latifa Zafar Attaii (Afghanistan)<br />
Alice Bailly (Schweiz)<br />
Eliza Bennett (Grossbritannien)<br />
Alighiero Boetti (Italien)<br />
Louise Bourgeois (Frankreich / USA)<br />
Rehab Eldalil (Ägypten)<br />
Susan Hefuna<br />
(Deutschland / Ägypten)<br />
Gözde Ilkin (Türkei)<br />
Rozita Sharaf Jahan (Israel)<br />
Ernst Ludwig Kirchner (Deutschland)<br />
Isa Melsheimer (Deutschland)<br />
Marisa Merz (Italien)<br />
Irene Posch (Österreich)<br />
Sophie Taeuber-Arp (Schweiz)<br />
Elaine Reichek (USA)<br />
Jean-Frédéric Schnyder (Schweiz)<br />
Annegret Soltau (Deutschland)<br />
Wiedemann / Mettler (Schweiz)<br />
Die Stickerei und insbesondere der Kreuzstich haben in Graubünden eine grosse Tradition.<br />
Solch hergebrachtes Kunsthandwerk wirft Fragen auf, die sich heute vor dem<br />
Hintergrund anderer gesellschaftlicher und kultureller Erfahrungen neu stellen. Weiblich<br />
konnotierte Handarbeit wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich aufgewertet<br />
und gefördert. Gleichzeitig haben Künstlerinnen und Künstler wie Sophie Taeuber-Arp,<br />
Alice Bailly und Ernst Ludwig Kirchner wesentlich dazu beigetragen, der Kunst der<br />
Avantgarde aus dem Geist des Kunstgewerbes neue Impulse zu verleihen. Zeitgenössische<br />
Künstlerinnen und Künstler geben der Stickerei eine neue Kraft, um die Welt von<br />
heute poetisch und gesellschaftskritisch zugleich zu imaginieren.<br />
Dieses Buch, das anlässlich einer Ausstellung im Bündner Kunstmuseum Chur erschienen<br />
ist, betrachtet traditionelle Bündner Stickerei in einem erweiterten Kontext. Es hebt<br />
aus der Perspektive der zeitgenössischen Kunst die Aktualität dieser künstlerischen<br />
Praxis hervor und stellt sie Werken internationaler Künstlerinnen und Künstler<br />
gegenüber. Und es macht deutlich, dass die lokale kunsthandwerkliche Tradition schon<br />
immer aus verschiedenen Kulturen genährt war: Man stickte nach Vorlagebüchern<br />
«Venedigsche Sterne», Granatäpfel, Nelken sowie lokale Motive und abstrakte Muster.<br />
Stephan Kunz ist seit 2011 künstlerischer Direktor des Bündner Kunstmuseums<br />
Chur. Davor war er langjähriger Kurator und stellvertretender<br />
Direktor des Aargauer Kunsthauses, Aarau.<br />
Susann Wintsch ist Kunsthistorikerin und forscht zum Thema zeitgenössische<br />
Kunst aus dem westasiatischen Raum. Von 2003 bis 2019 lehrte sie<br />
Zeitgenössische Kunst, Kunstgeschichte und Kunsttheorie an der Zürcher<br />
Hochschule der Künste.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 38
Herausgegeben vom<br />
Kunsthaus Zürich<br />
Gestaltet von Ralf Klöden<br />
Broschur<br />
ca. 80 Seiten, 52 farbige<br />
Abbildungen<br />
17 × 23,5 cm<br />
978-3-03942-125-1<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 25.– | € 25.–<br />
Bereits lieferbar, noch nicht<br />
angekündigt<br />
ISBN 978-3-03942-125-1<br />
Stellt die Frage, worauf der männliche<br />
Blick klassisch-akademischer<br />
Künstler des 19. und frühen<br />
20. Jahrhunderts auf die Frau<br />
gründet und wie wir ihn heute vor<br />
dem Hintergund aktueller<br />
Genderdebatten wahrnehmen<br />
Ein Fotoessay stellt Maillols Vénus<br />
au collier Arbeiten von Künstlerinnen<br />
der Moderne und der Gegenwart<br />
gegenüber<br />
Mit einem Beitrag der feministischen<br />
Kunsthistorikerin und<br />
Kuratorin Catherine McCormack<br />
9 783039 421251<br />
Maillol<br />
Ein anderer Blick<br />
Eine Kontextualisierung<br />
der Kunst<br />
Aristide Maillols<br />
(1861–1944) in der<br />
aktuellen Genderdebatte<br />
Zeigt die Skulptur Vénus au<br />
collier von Aristide Maillol<br />
zusammen mit Werken von:<br />
Judith Bernstein<br />
Anna Boghiguian<br />
Verena Loewensberg<br />
Helen Dahm<br />
Nathalie Djurberg /<br />
Gió Marconi /<br />
Hans Berg<br />
Sylvie Fleury<br />
Isa Genzken<br />
Jenny Holzer<br />
Angelika Kauffmann<br />
Meret Oppenheim<br />
Ottilie Wilhelmine Roederstein<br />
Germaine Richier<br />
Sophie Taeuber-Arp<br />
Rebecca Warren<br />
Der französische Bildhauer Aristide Maillol (1861–1944) wird gelegentlich als «Cézanne<br />
der Bildhauerei» bezeichnet, weil er der Plastik – so wie Paul Cézanne der Malerei –<br />
den Weg zur Abstraktion ebnete. Maillol begann seine Karriere als Maler und schuf ein<br />
höchst attraktives Werk, das ausserhalb Frankreichs nur unzureichend bekannt ist.<br />
Dieses Buch, das anlässlich einer umfassenden Maillol-Ausstellung im Kunsthaus<br />
Zürich erscheint, stellt die Frage, worauf jener männliche Blick auf die Frau gründet,<br />
für den Maillol steht, und wie wir ihn heute vor dem Hintergrund aktueller Genderdebatten<br />
wahrnehmen. Ein aussergewöhnlicher Fotoessay von Franca Candrian konfrontiert<br />
Maillols Skulptur Vénus au collier mit Werken von Künstlerinnen der Moderne<br />
und der Gegenwart aus der Sammlung des Kunsthaus Zürich. Die feministische<br />
Kunsthistorikerin und Kuratorin Catherine McCormack setzt sich in ihrem Essay mit<br />
der Präsenz dieser klassisch-akademischen Kunst – die mehrheitlich weibliche Akte<br />
beinhaltet – in heutigen Museen auseinander. Ergänzt um eine Einleitung von Philippe<br />
Büttner, Sammlungskurator des Kunsthaus Zürich, wirft der Band so einen neuen,<br />
einen anderen Blick auf Aristide Maillol und sein Schaffen.<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 39
Die klassische Monografie über<br />
Augusto Giacometti in überarbeiteter<br />
Neuausgabe<br />
Augusto Giacometti<br />
Wege zur Abstraktion<br />
978-3-03942-052-0 Deutsch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Kunst für den öffentlichen Raum<br />
des bedeutenden Schweizer<br />
Künstlerpaares Susi und Ueli Berger<br />
Susi + Ueli Berger<br />
Kunst am Bau und im öffentlichen<br />
Raum 1968–2008<br />
978-3-03942-108-4 Deutsch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Die bewegte Geschichte des<br />
ikonischen Alpen-Triptychons<br />
Werden – Sein – Vergehen<br />
Juerg Albrecht<br />
Giovanni Segantini.<br />
La Vita – La Natura – La Morte<br />
Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />
978-3-03942-072-8<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Der Beginn einer neuen Schaffensphase:<br />
Paul Klees Studien zur<br />
polyphonen Malerei<br />
Oskar Bätschmann<br />
Paul Klee – Ad Parnassum<br />
Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />
978-3-03942-011-7<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 29.– | € 29.–<br />
Equilibre: Mit diesem Bild definierte<br />
sich die grosse Avantgardistin Sophie<br />
Taeuber-Arp als Malerin<br />
Walburga Krupp<br />
Sophie Taeuber-Arp – Equilibre<br />
Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />
978-3-85881-662-7<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 29.– | € 29.–<br />
Rüschegg: Wendepunkt in Motivik<br />
und künstlerischen Verfahren im<br />
Schaffen des grossen Fotorealisten<br />
Angelika Affentranger-Kirchrath<br />
Franz Gertsch – Rüschegg<br />
Schlüsselwerke der Schweizer Kunst<br />
978-3-85881-663-4<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 29.– | € 29.–<br />
Eine hochaktuelle Analyse der<br />
sich auflösenden Globalisierung<br />
in fesselnder Kombination aus<br />
Bild und Text<br />
Charlie Koolhaas<br />
City Lust<br />
London Guangzhou Lagos<br />
Dubai Houston<br />
978-3-85881-804-1 Englisch<br />
sFr. 59.– | € 58.–<br />
Fotografie ohne Kamera:<br />
ein faszinierendes Langzeit-Projekt<br />
von Françoise und Daniel Cartier<br />
The Never Taken Images<br />
Photographic Paper Archive<br />
1880 –1990<br />
978-3-03942-091-9<br />
Deutsch / Englisch / Französisch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
BACKLIST 40
Wortmeldungen und Bildwelten<br />
des Kurators, Kulturunternehmers<br />
und Autors aus vier Jahrzehnten<br />
Martin Heller<br />
Für alle!<br />
Texte und Bilder zum Ernst<br />
des Lebens<br />
978-3-03942-048-3 Deutsch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Strukturen und Dynamiken im<br />
Schaffen dieser Protagonistin der<br />
Perfomance-Kunst<br />
Jeannette Fischer<br />
Psychoanalytikerin trifft Marina<br />
A b r a m o v i ć<br />
Künstlerin trifft Jeannette Fischer<br />
978-3-85881-546-0 Deutsch<br />
978-3-85881-794-5 Englisch<br />
sFr. 19.– | € 19.–<br />
Caroline Bachmann: Gewinnerin des<br />
Schweizer Grand Prix Kunst / Prix<br />
Meret Oppenheim 2022<br />
Caroline Bachmann<br />
978-3-85881-886-7<br />
Englisch / Französisch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Meret Oppenheim Geheimnisse<br />
Eine Reise durch Leben und Werk<br />
978-3-03942-046-9 Deutsch<br />
978-3-03942-063-6 Englisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Der stete Wandel von Landschaften<br />
und Städten in neuen Fotografien von<br />
Georg Aerni<br />
Georg Aerni – Silent Transition<br />
Neue Arbeiten<br />
978-3-03942-074-2<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Optimismus und Lebensfreude einer<br />
Epoche gesellschaftlichen Wandels<br />
Peter Knapp – Mon temps<br />
978-3-03942-100-8 Deutsch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Alle Aufsätze eines der bedeutendsten<br />
Architekturtheoretiker über eine<br />
zentrale Figur der Architekturmoderne<br />
Bruno Reichlin<br />
Le Corbusier. Von der eleganten<br />
Lösung zum offenen Werk<br />
978-3-85881-669-6 Deutsch<br />
978-3-85881-854-6 Französisch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Eine spannungsreiche fotografische<br />
Interpretation von Le Corbusiers<br />
sakraler Bauikone<br />
Le Corbusier Ronchamp<br />
Siegrun Appelt<br />
978-3-85881-695-5<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
BACKLIST 41
Eine Schlüsselfigur der europäischen<br />
Moderne und weltweit vernetzter<br />
Universalkünstler<br />
Max Bill Global<br />
Ein Künstler als Brückenbauer<br />
978-3-85881-697-9 Deutsch<br />
978-3-85881-877-5 Englisch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Blütenfelder, Energiefelder,<br />
Bildfelder: neue Werke des Malers<br />
Franz Bucher<br />
Beat Stutzer<br />
Franz Bucher. Bildfelder<br />
978-3-03942-053-7<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 59.– | € 58.–<br />
Landkarten als Inspiration für<br />
künstlerische und wissenschaftliche<br />
Erkundungen<br />
Silvia Buol – Von kurzen und<br />
langen Wegen<br />
Impulse heiteren Vergnügens<br />
978-3-03942-099-5 Deutsch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Mit den Holzschnitten fand der<br />
Schweizer Expressionist Hermann<br />
Scherer zu seiner gänzlich eigenen<br />
Ausdrucksweise<br />
Kerben und Kanten<br />
Hermann Scherers Holzschnitte<br />
978-3-03942-078-0 Deutsch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Die Magie und Faszination<br />
chinesischer Jadeobjekte<br />
herausragend in Szene gesetzt<br />
Für immer Jade<br />
Chinesische Jademiniaturen<br />
aus vier Jahrtausenden<br />
978-3-03942-102-2<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Ein Zürcher Haus mit internationaler<br />
Ausstrahlung: Ein einzigartiger<br />
Arbeits- und Lebensraum<br />
für Künstlerinnen und Künstler<br />
Arbeiten & Wohnen<br />
Geschichte und Gegenwart des<br />
Atelierhauses Wuhrstrasse 8/10<br />
978-3-03942-030-8 Deutsch<br />
978-3-03942-031-5 Englisch<br />
sFr. 65.– | € 58.–<br />
Ein Spaziergang durch Bern,<br />
zur Architektur der 1920erund<br />
1930er-Jahre ausserhalb<br />
der berühmten Altstadt<br />
Bern modern<br />
Wohnbauten der 1920er- und<br />
1930er-Jahre in den Berner<br />
Quartieren<br />
978-3-85881-635-1 Deutsch<br />
sFr. 29.– | € 29.–<br />
Der Tannen-Stil des Neuenburger<br />
Jura, der auch den jungen Charles-<br />
Édouard Jeanneret (Le Corbusier)<br />
beeinflusste<br />
Le Style Sapin<br />
Une expérience de l‘art nouveau<br />
978-3-85881-884-3 Französisch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
BACKLIST 42
Kunst am Bau von intensiver<br />
Farbigkeit: der Maler Roman Candio<br />
Roman Candio<br />
Begegnung im Raum<br />
978-3-03942-105-3 Deutsch<br />
sFr. 59.– | € 58.–<br />
Vibrierende Metropole und<br />
beschauliche Schweiz:<br />
Lill Tschudis modernistische<br />
Linolschnitte<br />
Lill Tschudi<br />
Die Faszination des modernen<br />
Linolschnitts 1930–1950<br />
978-3-03942-057-5<br />
Deutsch / Englisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Die massgebende Monografie über<br />
die grosse Avantgarde-Fotografin,<br />
ausgezeichnet mit dem Deutschen<br />
Fotobuchpreis 20/21 in Gold<br />
Aenne Biermann<br />
Fotografin<br />
978-3-85881-673-3 Deutsch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Zwischen Sensation und Routine:<br />
Erzählungen eines Pressefotografen<br />
und die Geschichte einer traditionsreichen<br />
Illustrierten der Schweiz<br />
Siegfried Kuhn<br />
Pressefotograf 1959-1995<br />
978-3-03942-041-4 Deutsch<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
Deutscher Fotobuchpreis<br />
Preisträger<br />
Peter Liechti: eine Ausnahmeerscheinung<br />
des europäischen Films<br />
Peter Liechti<br />
Personal Cinema<br />
978-3-03942-080-3 Deutsch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Tiny Houses über die Utopien<br />
sorgenfreier Stadtbewohner<br />
hinausgedacht<br />
Open House<br />
Designing Spaces for Living<br />
978-3-85881-885-0<br />
Englisch / Französisch<br />
sFr. 39.– | € 38.–<br />
Das umfassende Buch über<br />
eine Leitfigur der europäischen<br />
Ingenieurbaukunst<br />
Johann Clopath<br />
Richard Coray (1869–1946),<br />
Leben und Werk<br />
Lehrgerüste für Brücken und<br />
Viadukte<br />
978-3-03942-045-2 Deutsch<br />
sFr. 79.– | € 77.–<br />
Peter Zumthor erkundet im<br />
Gespräch, was seinem<br />
Gegenüber und ihm selbst<br />
am Herzen liegt<br />
Dear to Me<br />
Peter Zumthor im Gespräch<br />
978-3-03942-009-4 Deutsch<br />
978-3-03942-010-0 Englisch<br />
sFr. 160.– | € 150.–<br />
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
BACKLIST 43
<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
Niederdorfstrasse 54<br />
8001 Zürich<br />
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Patrick Schneebeli<br />
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Presse und PR<br />
Chris Reding<br />
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Marketing<br />
Domenica Schulz<br />
Tel. +41 (0)44 253 64 56<br />
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Verlagsleitung<br />
Thomas Kramer<br />
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<strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong> ist Mitglied<br />
von SWIPS, Swiss Independent Publishers<br />
Auslieferungen<br />
Schweiz<br />
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Der Verlag <strong>Scheidegger</strong> & <strong>Spiess</strong><br />
wird vom Bundesamt für Kultur mit<br />
einem Strukturbeitrag für die Jahre<br />
2021–2024 unterstützt.<br />
Stand Dezember 2022<br />
Die angegebenen Franken-Preise sind unverbindliche<br />
Preisempfehlungen für die Schweiz inklusive MwSt. –<br />
Die angege benen Euro-Preise sind gebundene<br />
Ladenpreise für Deutschland inklusive MwSt. und<br />
unverbind liche Preisempfehlungen für Österreich.<br />
Für Preise, Beschreibungen und Erscheinungstermine<br />
bleiben Änderungen und Irrtum vorbehalten.<br />
Umschlagbild: Albino-Wallaby Inala, Känguruhof<br />
Bernhardzell © Claudia Schildknecht. Aus dem<br />
Buch Kamele im Kuhstall, Shrimps im Swimmingpool.<br />
Einblicke in eine neue Schweizer Landwirtschaft<br />
(siehe Seite 12 / 13).<br />
Marco Giacometti<br />
Augusto Giacometti<br />
In einem förmlichen Farbentaumel. Die Biografie<br />
Herausgegeben von der Fondazione Centro Giacometti, Stampa<br />
2 Bände, gebunden in Schuber<br />
904 Seiten, 250 farbige und 235 sw Abbildungen<br />
17 × 24 cm<br />
978-3-03942-077-3 Deutsch<br />
sFr. 99.– | € 85.–<br />
ISBN 978-3-03942-077-3<br />
9 783039 420773<br />
«Ein Buch, das zum Verweilen und Staunen einlädt. Und die hohe<br />
Bedeutung des Künstlers vermittelt.»<br />
Gerhard Mack, NZZ am Sonntag<br />
Die grosse Gesamtdarstellung von Leben und Werk dieses Pioniers<br />
der Abstraktion und der modernen Glas- und Wandmalerei ermöglicht<br />
zum ersten Mal, Schritt für Schritt die Entwicklung von<br />
Augusto Giacomettis Schaffen zu verfolgen. Sie bietet Einblick in<br />
sein Denken, seine Ansichten und Gefühle beim Betrachten, Komponieren<br />
und Malen, stellt sein weit gespanntes Beziehungsnetz<br />
dar und geht auf sein Wirken als Kulturpolitiker ein.