Roth Journal_2023-01_01-24_Druck
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BLAUES KREUZ<br />
Hilfe für Suchtkranke<br />
Landkreis <strong>Roth</strong> / Schwabach – Für viele<br />
Jahre war Wodka der beste Freund von<br />
Diethard Georgi. Am Wochenende durfte<br />
es auch gerne die doppelte Menge sein.<br />
Schicksalsschläge und familiäre Probleme<br />
spülte der heute 61-Jährige regelmäßig<br />
mit einem kräftigen Schluck hinunter. Im<br />
Laufe seiner Sucht verstand er: „Ich falle<br />
durch meinen Alkoholkonsum anderen<br />
Menschen zur Last – ich muss etwas tun.“<br />
Relativ schnell habe er sich durch eigene<br />
Kraft vom Alkohol befreit. Doch: „Ohne<br />
den Rückhalt vom Blauen Kreuz hätte ich<br />
es bestimmt nicht durchgehalten.“ Anstatt<br />
freitagabends im Vollrausch dahinzusiechen,<br />
verbringt er seine Zeit nun beim<br />
Gruppenabend des Blauen Kreuzes: „Ich<br />
möchte meine Erfahrungen mit ähnlich<br />
Betroffenen teilen.“<br />
Georgi sei beim Blauen Kreuz bei weitem<br />
kein Einzelfall, erklärt BK-Vorstand Ernst<br />
Endner. Im Gegenteil: „Momentan begleiten<br />
wir gut 60 Menschen in unterschiedlichen<br />
Suchtstadien.“ Bereits seit <strong>24</strong> Jahren<br />
besucht beispielsweise Andreas Friedrich<br />
regelmäßig eine der Selbsthilfegruppen.<br />
„Ich greife immer noch gerne zur Flasche<br />
und muss oft zur Entgiftung ins Krankenhaus“,<br />
gibt Friedrich zu. „Wenn ich in<br />
der Gruppe sage, ich würde für ein Glas<br />
Whisky alles machen, werde ich verstanden.<br />
Wir sind eben nicht alleine. Bisher<br />
ist es mir aber nicht gelungen, völlig frei<br />
vom Alkohol zu werden.“ Ohne die Hilfe<br />
vom Blauen Kreuz hätte Friedrich offensichtlich<br />
ein anderes Schicksal ereilt: „Ich<br />
würde mich schon totgesoffen haben.“<br />
Durch die Gruppentherapien beim Blauen<br />
Kreuz werde stets eine hohe Erfolgsquote<br />
QUALITÄT SEIT ÜBER 125 JAHREN<br />
Das Blaue Kreuz bietet in seinen Räumlichkeiten, wie hier in der Allersberger Straße in <strong>Roth</strong>, Hilfe für Suchterkrankte<br />
sowie deren Angehörigen an.<br />
Rollladen<br />
Fenster<br />
Sonnenschutz<br />
Terrassendächer<br />
erzielt. Ernst Endner bilanziert: „Rund 30<br />
Prozent unserer Klientel kann geholfen<br />
werden.“ Voraussetzung: Es muss gewollt<br />
werden. Auf dieses Ergebnis sei das Blaue<br />
Kreuz jedenfalls sehr stolz. Bei stationieren<br />
Langzeittherapien ohne Selbsthilfegruppen<br />
sei die Chance auf Heilung einer<br />
Suchtkrankheit wesentlich geringer, will<br />
Endner wissen.<br />
Momentan würden die Hilfesuchenden allerdings<br />
stark rückläufig sein. „Seit Corona<br />
kommt ein gutes Drittel weniger zu uns“,<br />
beklagt Endner. Dabei seien viele Suchtkranke<br />
während der Pandemie rückfällig<br />
geworden. Besonders auffällig sei, dass<br />
nunmehr nicht nur auf ein einziges Suchtmittel<br />
zurückgegriffen werden. Hoch im<br />
Kurs stünde Alkohol in Verbindung mit Beruhigungsmitteln.<br />
Nicht zu unterschätzen<br />
sei auch das krankhafte Verlangen nach<br />
Drogen. Spielsüchtige und beziehungsgestörte<br />
Menschen seien darüber hinaus<br />
immer mehr zu beobachten. „Wir helfen<br />
allen – und: auch Teilerfolge sind Erfolge.“<br />
Gruppenleiterin Monika Ackermann denkt<br />
indes auch an Angehörige und „Co-Abhänge“,<br />
die durch süchtige Menschen im<br />
Umfeld nicht minder Hilfe benötigen würden.<br />
„Auch hier können wir helfend unterstützen.“<br />
Ein großes Netzwerk bestünde<br />
zudem mit zahlreichen Spezialisten, die<br />
dann eingreifen, wenn das Blaue Kreuz an<br />
Grenzen käme. „Es gibt Partner von Suchterkrankten,<br />
die durch die Abhängigkeit<br />
zugrunde gehen oder aus der Situation<br />
nicht mehr herauskommen.“<br />
Im regionalen Wirkungskreis des Blauen<br />
Kreuzes ist aktuell ein gutes Dutzend ehrenamtlich<br />
ausgebildeter Suchtkrankenhelfer<br />
im Einsatz. „Wir sind keine Therapeuten,<br />
aber unsere Leute haben eine<br />
zweijährige Schulung hinter sich. Jeder<br />
kann gut einschätzen und auf individuelle<br />
Fälle entsprechend reagieren“, erklärt<br />
Endner.<br />
Der Verein Blaues Kreuz bietet sowohl<br />
in <strong>Roth</strong>, Greding, Schwabach als auch in<br />
Gunzenhausen regelmäßig stattfindende<br />
Selbsthilfegruppen für Suchterkrankte an.<br />
Text / Foto Marco Frömter<br />
Hilpoltstein · Bahnhofstr. 25 · 09174–47600 · info@stahl-rollladen.de<br />
Weitere Informationen werden<br />
unter 09171/892237 erteilt.<br />
8 <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>