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vitamin de Nr95 (Winter 2022) Vorschau

Journal für junge Deutschlerner - vitamin de, Sprachlernzeitschrift, Lernmaterial für Deutsch als Fremdsprache

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Deutschland aktuell • Lesetexte für Deutsch als Fremdsprache • Nr. 95 • Winter 2022

Bayerischer Wald

› Deutschlands ältester Nationalpark

Alexandra Popp

› Deutschlands beste Fußballerin

Silvester

› Umweltbewusst feiern


Fotos: ARBERLAND REGio GmbH (Skifahrer), Dominic Wunderlich/pixabay.com (Fridays for Future), Steffen Prößdorf/wikimedia.org (Alexandra Popp), 30237272/freepik.com (Mädchen mit Smartphone)

Editorial

Das Weihnachtsfest in Deutschland

wird in diesem Jahr wegen der hohen

Energiepreise und der Inflation

bescheidener ausfallen als früher,

das heißt, es könnte weniger Geschenke

geben. Doch auf bestimmte

Weihnachtstraditionen wollen die

Menschen in Deutschland auch in

Krisenzeiten nicht verzichten – dazu

gehört auf jeden Fall ein schön geschmückter

Weihnachtsbaum. Auch

festliche Weihnachtsbeleuchtung

wird es in diesem Jahr in den Städten

und Kommunen weiterhin geben

– vielleicht nur etwas weniger

als sonst. Wovon die Deutschen

aber immer mehr Abstand nehmen,

ist das Silvesterfeuerwerk. Artikel zu

all diesen Themen findet ihr in dieser

Ausgabe.

Außerdem stellen wir euch die Region

Bayerischer Wald vor, die gerade

in der Winterszeit einen ganz besonderen

Charme entwickelt, und

zeigen euch, wie man das Hefegebäck

„Berliner“ zubereitet. Im Psychotest

könnt ihr herausfinden, ob

ihr abergläubisch seid oder eher

nicht.

Seid ihr vielleicht schon mal in den

sozialen Medien gemobbt worden?

In unserem Artikel geben wir hilfreiche

Tipps, was ihr dagegen tun

könnt. Ein weiteres Thema im neuen

Heft ist der Klimaschutz. Hier erfahrt

ihr, wie stark die soziale Bewegung

„Fridays for Future“ die Klimapolitik

der deutschen Regierung

beeinflusst hat. Einen großen Einfluss

auf die Weltpolitik hatte definitiv

Michail Gorbatschow (1931 –

2022), der letzte Präsident der

Sowjetunion. Ihm verdanken die

Deutschen, dass aus der DDR

(Deutsche Demokratische Republik)

und der BRD (Bundesrepublik

Deutschland) wieder ein Staat werden

konnte. Den Fall der Berliner

Mauer am 9. November 1989 empfanden

die Deutschen so, als würden

Geburtstag, Weihnachten und

Silvester an einem Tag gefeiert. Wir

wünschen euch schöne Weihnachtsfeiertage

und einen guten

Start ins neue Jahr!


Die Redaktion

Inhalt

Neues aus Deutschland 4

Der andere Blick 6

Leserbriefe 7

Landeskunde: Bayerischer Wald 8

Tradition: Weihnachtsschmuck 12

Tradition: Die Weihnachtstage 13

Leben: Brot statt Böller 14

Leben: Weihnachtsbeleuchtung 15

Konsum: Fridays for Future 16

Porträt: Fußballerin A. Popp 18

In & Out: Trends aus Deutschland 20

Bibliothek: Fußballsachbuch 21

Geschichte: Michail Gorbatschow22

Sprache: Jugend kommuniziert 24

Rezept: Der „Berliner“ 25

Gesundheit: Cybermobbing 26

Erfinder: C. Hülsmeyer 28

Dialog: Hakims Skistunde 30

Kino: Regisseur W. Kohlhaase 31

Film: Deutscher Tonfilm bis 1945 32

Psychotest: Aberglaube 34

Beruf: Pflegefachassistentin 35

Horoskop: Winterhoroskop 36

Fotoquiz: Karneval 37

Jetzt bewerben!, Impressum 38

vitamin de

für den Deutschunterricht

Alle Texte sind nach den Niveaustufen

des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens

für Sprachen gekennzeichnet:

*

* *

* **

Leichte Texte (A2)

Mittelschwere Texte (B1)

Schwere Texte (B2 – C1)

Diese Texte unterhalb des B2-

Niveaus sind für Lerngruppen zu

empfehlen, die anstreben, das

Deutsche Sprachdiplom zweiter

Stufe (DSD II) zu erwerben.

Diese Texte auf B2/C1-Niveau

sind für Lerngruppen zu empfehlen,

die anstreben, das Deutsche

Sprachdiplom zweiter Stufe

(DSD II) zu erwerben.

Arbeitsblätter, Audios und

interaktive Übungen

Unter vitaminde.de gibt es zu

Texten der laufenden Ausgabe

Arbeitsblätter und Hörtexte zum

Lese- und Hörverstehen sowie

interaktive Übungen.

» www.vitaminde.de

Partner von vitamin de:

Seite 8

Landeskunde

» Bayerischer Wald

Seite 16

Konsum

» Fridays for Future

Seite 18

Porträt

» Fußballerin A. Popp

Seite 26

Gesundheit

» Cybermobbing

* *

* * **

* *

Goethe-Institut Russland, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa),

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ)

vitamin de 95 3


Neues aus Deutschland

››

Politik, Gesellschaft, Leben

Jugendliche misstrauen Medien

Laut einer Studie der Universität Bielefeld

misstrauen 75,8 Prozent der befragten Jugendlichen

den Zeitungen und 71,6 Prozent

generell journalistisch Beschäftigten. Eine

gesunde Skepsis gegenüber Medien,

besonders gegenüber Verschwörungstheorien

und Fake News in den sozialen

Medien, ist wichtig und richtig.

Immer viel los auf dem

Hauptbahnhof in München

*

Wissenslücken wegen Corona

Die wochenlangen Schulschließungen und die Umstellung

auf Onlineunterricht während der Coronapandemie

haben bei vielen Schülerinnen und Schülern in Deutschland

zu Wissenslücken und schlechten Noten geführt.

Viele brauchen Nachhilfe und haben Schwierigkeiten,

den verpassten Lernstoff nachzuholen.

Nobelpreis für Medizin

Svante Pääbo ist ein schwedischer Forscher, der seit

über 20 Jahren am Max-Planck-Institut in Leipzig arbeitet.

Für seine Pionierarbeit bei der Erforschung alten

menschlichen genetischen Materials (DNA) hat er den

Medizin-Nobelpreis 2022 bekommen. Ihm gelang die

Entschlüsselung des Erbmaterials des Neandertalers.

Netzwerk für Wendekinder

Die Initiative „3te Generation Ost“ hat das Ziel, „Wendekindern“

zu helfen, sich besser zu vernetzen, und sie

persönlich und beruflich zu stärken. Innerhalb des Netzwerks

können sich die inzwischen erwachsenen ehemaligen

Ostdeutschen austauschen, ihre Identität erforschen

und soziale Kontakte knüpfen.

Deutschland kein Leseland?

Laut einer Umfrage des Statistikportals

Statista lesen und/oder schreiben nur 37

Prozent der 18- bis 64-Jährigen in

Deutschland in ihrer Freizeit gerne. Damit

liegt Deutschland unter den 21 untersuchten

Ländern im hinteren Drittel. Ganz

vorne sind Spanien und Südafrika mit 49

Prozent, gefolgt von Italien mit 48

Prozent.

Georg-Büchner-Preis 2022

Die türkisch-deutsche Schriftstellerin, Schauspielerin und

Theaterautorin Emine Sevgi Özdamar gewinnt mit dem

Georg-Büchner-Preis 2022 den wichtigsten deutschsprachigen

Literaturpreis – als erste Preisträgerin, deren Muttersprache

nicht Deutsch ist. In Istanbul aufgewachsen

floh sie 1976 vor dem türkischen Militärregime nach

Berlin und begann eine eindrucksvolle Karriere mit

Deutsch als Zweitsprache.

Deutschlandticket

Bus und Bahn für 49 Euro im Monat

Die deutsche Regierung unterstützt die Menschen in

Deutschland in Zeiten hoher Energiepreise und Inflation mit

dem Deutschlandticket. Ab 2023 kann man für 49 Euro

damit einen Monat lang den öffentlichen Nahverkehr in

ganz Deutschland nutzen. Zum Beispiel kann man in Hamburg

mit dem Bus und der U-Bahn fahren, dann in die Regionalbahn

nach Bremen steigen und dort weiter mit der

Straßenbahn fahren. Das Deutschlandticket gilt nicht in

Fernzügen. Es soll digital und als Abonnement angeboten

werden. Ob es auch im Papierformat am Automaten zu

kaufen sein wird, ist bisher noch offen.

Im Interesse der Beschäftigten

70 Jahre Betriebsverfassungsgesetz

Im Sommer 1952 wurde von der Regierung der Bundesrepublik

Deutschland (BRD) das Betriebsverfassungsgesetz

beschlossen. Es regelt in Unternehmen und Betrieben das

Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. In dem

Gesetz steht, dass in Betrieben ab fünf Arbeitnehmern die

Beschäftigten einen Betriebsrat wählen dürfen. Dieser setzt

sich für die Interessen der Beschäftigten ein und überwacht

die Einhaltung der Tarifverträge. „Das Gesetz hat den

Grundstein dafür gelegt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

eine starke Stimme in unseren Unternehmen

haben“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang November.

Er betonte, dass demokratische Rechte Teil der modernen

Arbeitswelt in Deutschland seien.

Fotos: syarifahbrit/freepik.com (Illustration Kinder mit Smartphones), 23251322/freepik.com (Illustration Lesende), D​e​u​t​s​c​h​e​ ​B​a​h​n​ ​A​G​/U​w​e​ ​M​i​e​t​h​e (Bahnhof), pressfoto/freepik.com (Betriebsrat)

4 vitamin de 95


Solidarität in Deutschland

Sport, Kultur und Bildung vereinen

Die deutsche TV-Sendeanstalt

ARD wollte Anfang November in

einer Umfrage wissen, wie groß

der gesellschaftliche Zusammenhalt

in Deutschland ist. Das

Ergebnis: Die Mehrheit der Deutschen

(64 Prozent) ist der Meinung,

dass es wenig Solidarität

in Deutschland gebe. Allerdings

gebe es Orte in Deutschland, an

denen der Zusammenhalt der

Menschen groß sei, so ein weiteres

Ergebnis der Umfrage. Das seien Sportvereine, Kultureinrichtungen, Schulen und die Gewerkschaften. Aus Sicht der

Befragten leisteten aber die Kirchen, Parteien und sozialen Medien kaum einen Beitrag, um den Zusammenhalt in

Deutschland zu stärken.

Quelle: infratest dimap/ARD

Stabiler Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote bei 5,3 Prozent

Trotz hoher Energiepreise und Inflation ist die Arbeitslosenquote in Deutschland nicht gestiegen, sie lag im Oktober

bei 5,3 Prozent. Die Quote ist seit fast fünf Jahren ziemlich konstant, in den 2000er-Jahren hatte sie noch bei zehn

Prozent gelegen. Deutschland ist also ein Land, in dem Fachkräfte und Hochschulabsolventen leicht einen guten

Job finden können. So ist die Zahl von Staatsbürgerinnen und -bürgern außerhalb der Europäischen Union (EU), die

für einige Zeit zum Arbeiten nach Deutschland kommen, von 90 000 (2011) auf 300 000 (2021) gestiegen. Die

meisten Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten kommen aus Indien, Bosnien und Herzigowina sowie dem Kosovo, teilt

das Statistische Bundesamt mit.

Neues aus Österreich

Fotos: artursafronovvvv/freepik.com (Arbeiter), P​e​t​e​r​ ​L​e​c​h​n​e​r​/​w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (A​l​e​x​a​n​d​e​r​ V​a​n der Bellen)

Beitrag leisten, einen, zu etw. (Dat.) mithelfen, unterstützen; hier: eine Rolle spielen

Einhaltung, die Erfüllung, Akzeptanz

einsetzen, sich, für etw. (Akk.) schützen, sich um etw. bemühen, kämpfen

Entschlüsselung, -en, die Dekodierung, Dechiffrierung, Auswertung

Fernzug, -“-e, der Zug, der lange Strecken fährt

gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg

gelten hier: Gültigkeit haben, gültig/nutzbar sein

gesellschaftliche Zusammenhalt, der Solidarität, Wir-Gefühl

Gesetz beschließen, ein Recht/Ordnung/juristische Norm festlegen

Gewerkschaft, -en, die Organisation von Arbeitenden einer Berufsgruppe

Grundstein legen, den Fundament/Basis von etw. schaffen

im Amt sein einen offiziellen/staatlichen Posten haben

im hinteren Drittel zu den schlechtesten 33 Prozent in einem Ranking gehören

misstrauen nicht glauben, kritisch/skeptisch sein

nachholen nacharbeiten, nachlernen, aufholen

öffentliche Nahverkehr, der hier: Bus, Straßenbahn, U-Bahn, Regionalzug

Regierung, -en, die Gesamtheit der Personen, die ein Land führen

überwachen hier: kontrollieren, prüfen

Verhältnis, -se, das hier: Beziehung, Zusammenhang, Verbindung

vernetzen, sich zusammenbringen, verbinden, Kontakte herstellen

Verschwörungstheorie, -n, die Theorie über Intrigen/Komplotte/Konspirationen

Wissenslücke, -n, die etw. nicht kennen/wissen, mit etw. nicht vertraut sein

Alter und neuer Bundespräsident

Österreichs: Alexander Van der Bellen

Präsident wiedergewählt

Zweite Amtszeit für Van der Bellen

Der bisherige österreichische Bundespräsident

Alexander Van der Bellen wurde

am 9. Oktober 2022 mit der absoluten

Mehrheit von 56,7 Prozent der

Stimmen gleich im ersten Wahlgang

wiedergewählt. Der 78-Jährige ist seit

2016 das Staatsoberhaupt Österreichs.

Der Bundespräsident ist sechs Jahre im

Amt und kann nur einmal wiedergewählt

werden.

Elvira Metzler, Wilhelm Siemers

vitamin de 95 5


*

Neues Heimatgefühl

››

Eine Iranerin in Deutschland

In der Rubrik „Der andere Blick“ erzählen junge

Menschen aus dem Ausland über ihr Leben in

Deutschland. Tina Barzegar aus der iranischen

Hauptstadt Teheran besuchte ein Jahr das

Studienkolleg Mittelhessen in Marburg. Jetzt

studiert sie Ökonomie an der Hochschule für

Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Von

ihren Erfahrungen in Deutschland berichtet die

25-Jährige.

Über zwei Jahre Emigration habe ich

jetzt hinter mir: Zuerst war ich in

der Türkei und seit September 2021

in Deutschland. Es ist nicht leicht,

sein Heimatland zu verlassen, aber in

Deutschland habe ich ein neues Heimatgefühl

entwickelt. Dieses Gefühl

hatte ich im Iran leider immer weniger.

Ich weiß, dass es seltsam klingt,

aber ich habe mich im Iran wie eine

Ausländerin gefühlt. Das Gefühl, zu einem

Land zu gehören, fehlte mir im

Iran. Auch in der Türkei war mir vieles

so fremd und ich beherrschte die Sprache

nicht. Aber in Deutschland ist alles

anders. Jetzt, nach über einem Jahr,

kann ich schon sagen: „Ich gehöre hierher!“

Ich denke, dass Migrantinnen und

Migranten in Deutschland willkommen

sind, egal wie sie aussehen, woher sie

kommen oder woran sie glauben.

Hochschule für

Angewandte

Wissenschaften

Die Hochschule für Angewandte

Wissenschaften (HAW) Hamburg ist

die zweitgrößte Hochschule der

Hansestadt. Gegliedert ist die HAW

in vier Fakultäten, die auf vier

Standorte im Stadtgebiet verteilt

sind. Im Wintersemester 2021/22

belegten 16 879 Studierende 37

Bachelor- und 35 Masterstudiengänge.

Sie wurden unterrichtet von

412 Professoren, 523 Lehrbeauftragten

und 468 wissenschaftlichen

Mitarbeitern.

Individuelle

Freiheiten

Ja, natürlich ist

Deutschland ein

freies Land, in dem die Menschen einfach

so leben können, wie sie wollen.

Nach meinem Leben im Iran fühle ich

mich nun wie ein Häftling bei seinen

ersten Schritten in Freiheit. Aber was

ich meine, ist eine andere Art von Freiheit

und nicht Grundrechte wie Frauenrechte

oder Pressefreiheit. Ich spreche

von der Freiheit von Vorurteilen und

Vorverurteilungen. Ich kann zum Beispiel

barfuß auf der Straße laufen, laut

singen und tanzen – niemand wird mir

sagen, dass ich das nicht tun darf. Im

Iran habe ich lernen müssen, mein

Verhalten in der Öffentlichkeit immer

zu überprüfen und anzupassen. Diese

Selbstkontrolle habe ich so verinnerlicht,

dass ich auch jetzt noch

nicht frei leben kann, obwohl

ich es darf, weil ich mich ständig

selbst verurteile.

Die Iranerin Tina Barzegar studiert

in Hamburg Ökonomie

Marburg

In den letzten zwei Jahren bin ich fast

zu einer Vagabundin geworden. Ständig

habe ich meinen Wohnort wechseln

müssen, ich hatte keine Wahl.

Aber im September Marburg zu verlassen

und nach Hamburg zu ziehen, ist

mir schwergefallen. Anfangs hatte ich

geglaubt, dass Marburg zu klein für

mich wäre – für mich, die ihr ganzes

Leben in Teheran mit seinen fast neun

Millionen Einwohnern verbracht hat.

Aber jetzt, wo ich nach Hamburg gezogen

bin, habe ich das Gefühl, dass ein

Teil von mir in Marburg geblieben ist.

Es gibt so viel, an das ich mich gern

erinnere: die netten, freundlichen

Menschen, den schönen Fluss Lahn

und meine Lieblingsstraße, die Frankfurter

Straße, aber vor allem die kleinen

Märkte am Samstagmorgen mit all

dem frischen Obst und den Blumen.


Tina Barzegar

Angewandten Wissenschaften, die praktische, nicht theoretische Forschung

anpassen angleichen, adaptieren

barfuß Fuß ohne Socke und Schuh

beherrschen hier: (eine Sprache) können/verstehen und sprechen

egal keine Rolle spielend, nicht wichtig

entwickeln hier: bekommen, entdecken

Grundrecht, -e, das prinzipielles Recht, Menschenrecht

Häftling, -e, der Gefangener

in der Öffentlichkeit draußen/unter Menschen, wo jeder es sehen kann

Lehrbeauftragte, -n, der/die Dozent/-in, der/die an der Uni nicht fest angestellt ist

schwerfallen, jmdm. (Dat.) schwierig sein, Mühe machen, Probleme bereiten

seltsam sonderbar, ungewöhnlich, komisch

Vagabundin, -nen, die eine Frau, die kein Zuhause hat

Verhalten, das Benehmen, Auftreten, Manier

verinnerlichen aufnehmen, sich aneignen

verurteilen hier: sagen/denken, dass etw. falsch ist

Vorurteil, -e, das Stereotyp, Ressentiment

Vorverurteilung, -en, die schon im Voraus eine (negative) Meinung haben

Fotos: privat (Tina Barzegar), wikimedia.org (Flagge Irans), Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands), HAW Hamburg (Logo)

6 vitamin de 95


Leserbriefe

››

Eure liebste deutsche Weihnachtstradition

Wir von der vitamin-de-Redaktion hatten dazu aufgerufen, uns zu schreiben, welche deutsche Tradition

der Weihnachtszeit euch am besten gefällt. Drei Leserbriefe haben wir hier für euch herausgesucht.

Foto: mr_sweeties/pixabay.com (Adventskalender)

Plätzchen backen im Advent

Ich glaube, dass Deutschland und Polen eine gemeinsame

Vorweihnachtstradition haben, denn in beiden Ländern werden

vor Weihnachten Plätzchen gebacken. In Deutschland

sind es Lebkuchen, Stollen und Spekulatius, in Polen Mandelkekse

(Amaretti), gefüllte Kekse (Kołaczki) und Kekse in

Form „kleiner Hörner“ (Rogaliki).


Laura Klabinska, Poznań, Polen

Adventskalender

Meine liebste deutsche Weihnachtstradition ist der Adventskalender.

Er erinnert mich an meine Kindheit, als ich jeden

Dezembermorgen ganz aufgeregt eines der kleinen Türen

öffnete. Der Adventskalender meiner Familie war aus Holz

und sehr schön. Er hatte die Form eines Eisenbahnzuges.

Ich hab mir immer vorgestellt, wie meine Familie und ich darin

Pralinen essend in Richtung Weihnachten fahren.

Ana Carolina Ribeiro Figueiras,

Porto, Portugal

Schreckgestalt Krampus

Eine deutsche Vorweihnachtstradition, die mir sehr gefällt,

ist der Krampus. In der deutschsprachigen Alpenregion ist

der Krampus der Begleiter des heiligen Nikolaus am 6. Dezember

und hat meist die Gestalt eines Teufels. Er soll die

unartigen Kinder erschrecken.


Jennifer Weissert, Walpole, USA

So toll kann ein

Adventskalender aussehen

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Landeskunde

*

Wo Natur

wieder Natur sein kann

››

Das Mittelgebirge Bayerischer Wald

Im Länderdreieck Deutschland, Tschechien und Österreich liegt das größte Waldgebiet Mitteleuropas.

Auf deutscher Seite gehört der Bayerische Wald dazu. Große Teile dieses baumreichen

Mittelgebirges stehen unter Naturschutz. Unter dem Motto „Natur Natur sein

lassen“ können Touristen heute die biologische und kulturelle Vielfalt dieser

Region erleben.

Berlin

Region

Bayerischer Wald

Der Bayerische

Wald liegt

im Osten

von Bayern,

an der Grenze

zu Tschechien

und Österreich.

Das

Mittelgebirge ist

100 Kilometer

(km) lang und sein höchster

Berg, der Große Arber, ist 1 456

Meter hoch. Da die Region, in der sich

der Bayerische Wald befindet, erst spät

und zudem nur schwach besiedelt wurde,

blieb der Wald lange in seinem

Naturzustand.

Geologische Besonderheiten

Zu den geologischen Besonderheiten

des Bayerischen Waldes gehören der

sogenannte Pfahl, ein uraltes, 150 km

langes Gebirge aus weißem Quarz, und

die „Restlinge“. Das sind große, freiliegende

und an den Ecken runde Felsblöcke,

die man vor allem dort findet,

wo es Granit gibt. Auch der Fluss Regen,

ein wichtiger Nebenfluss der Donau,

beginnt im Bayerischen Wald.

Gute Bedingungen für die Glasproduktion

Für die Bewohner der waldreichen Region

war jahrhundertelang Holz die

wichtigste Einkommensquelle. Ab dem

14. Jahrhundert entstanden die ersten

Glashütten, denn die Bedingungen für

die Glasproduktion waren hier ungewöhnlich

gut. Neben dem Holz, das als

Heizmaterial für die Öfen und zur Herstellung

des in Glas enthaltenen Minerals

Kaliumcarbonat (Pottasche) gebraucht

wurde, gab es hier nämlich

auch große Mengen an Quarz, ein für

die Glasproduktion weiteres wichtiges

Mineral.

Politische Namensänderung

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts

hieß der Bayerische Wald „Böhmerwald“.

Das kam so: Vor 3 000 Jahren

lebte hier das keltische Volk der Boier.

Auch die römischen Historiker bezeichneten

diese Region als „Heim der

Ausblick von der

Rachelkapelle auf

den Rachelsee

Boier“, woraus schließlich der Name

„Böhmerwald“ (Wald der Boier) wurde.

Seit 1805 gehört das Gebiet zu Bayern

und wurde nach und nach in „Bayerischer

Wald“ umbenannt. Mit dieser

politischen Entscheidung wollte sich

Bayern von Böhmen (heute Teil von

Tschechien) abgrenzen und das Gebiet

für sich beanspruchen.

Nationalpark Bayerischer Wald

Im Mittelgebirge Bayerischer Wald liegt

auch der gleichnamige Nationalpark.

Er wurde 1970 gegründet und ist der

älteste Deutschlands. Die Fläche des

Parks beträgt 25 000 Hektar (ha). Im

Sommer nutzen Touristen das Netz von

320 km Wanderwegen, im Winter genießen

sie die Fahrt auf den insgesamt

170 km langen Loipen, also markierten

Wegen für den Skilanglauf. Der Nationalpark

ist Lebensraum für seltene

Tiere wie den Luchs, den Fischotter

Fotos: Sascha Rösner (Auerhuhn), ​S​a​n​d​r​a​ S​c​h​r​in​g​h​a​m​m​e​r​ (​R​a​c​h​e​l​k​a​p​e​l​l​e​), vitamin de (Deutschlandkarte),

Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands)

Zu den seltenen Tierarten im Nationalpark

gehört das Auerhuhn

8 vitamin de 95


Fotos: Museumsdorf Bayerischer Wald (Mädchen am Teich), Jonas Hagge (Forstarbeiter),

Tourist-Information​ R​e​g​e​n​/S​c​h​r​ö​d​e​r (Burgruine Weißenstein), Rainer Simonis (Siebensteinkopf)

und das Auerhuhn. Ziel ist der Schutz

der Tier- und Pflanzenwelt unter dem

Motto „Natur Natur sein lassen“.

Idyllisch gelegen:

das Museumsdorf

Museumsdorf

Bayerischer Wald

Das Museum unter freiem Himmel

befindet sich am Ufer des Dreiburgensees

im Bayerischen Wald,

nahe Tittling. Auf 25 ha kann man

hier 150 Gebäude aus der Zeit von

1580 bis 1850 bestaunen. Mit

60 000 historischen Objekten zählt

das Museumsdorf zu den größten

Freilichtmuseen Europas.

In zartes Weiß gehüllt: die

Burgruine Weißenstein

Moderne Forstwirtschaft

im Bayerischen Wald

Burgruine Weißenstein

Gefährdeter Wald

Die Forstwirtschaft war lange Zeit der

wichtigste Wirtschaftszweig in der Region

– ab dem 20. Jahrhundert kam der

Tourismus hinzu. Allerdings ist die Natur

des Bayerischen Waldes durch den

Klimawandel gefährdet. Die trockenen

Sommer bedeuten für die hier hauptsächlich

wachsenden Fichten extremen

Stress, sie werden so schneller durch

Schädlinge wie den Borkenkäfer befallen

und sterben ab. Um den Wald zu

retten, sollen in Zukunft mehr Laubbäume

wie Buchen und Eichen angepflanzt

werden anstatt nur Fichten.

Mischwald, bestehend aus Nadel- und

Laubbäumen, kommt mit Trockenheit

besser zurecht.

Niederbayerischer Charme

Die Bewohner der Region Bayerischer

Wald heißen Niederbayern.

Es sind herzliche und offene Menschen,

die ihre Gäste gern gleich

mit „Du“ ansprechen. Heimat und

Tradition sind den Niederbayern

sehr wichtig. Sehr stolz sind sie

auf ihren bairischen Dialekt. Er

klingt für nicht bayerische Ohren

sicherlich ungewohnt. Was ist

zum Beispiel „a Gstudierda“?

Klar, ein Mensch, der studiert

hat. Oder was ist „a Buda“? Damit

ist „die Butter“ gemeint.

Eine schöne Aussicht bietet die Burgruine Weißenstein. Sie befindet sich auf

750 Metern Höhe auf dem Quarzfelsen Pfahl. 1978 kaufte die Stadt Regen

die Burgruine und baute sie zu einem Museum um. Alle zwei Jahre findet dort

ein großes Ritterfest statt.

Blick in die Ferne vom 1 263 Meter

hohen Gipfel Siebensteinkopf

vitamin de 95 9


Der beeindruckende

Innenraum der Kirche

Mariä Himmelfahrt

Kirche Mariä

Himmelfahrt in Frauenau

Mariä Himmelfahrt ist die katholische

Kirche von Frauenau, einem

Ort in der Nähe der Stadt Regen.

Das Gebäude wirkt von außen recht

einfach, beeindruckt allerdings mit

einem fantastischen Innenraum im

Rokokostil. Das große Deckengemälde

zeigt Marias Fahrt in den Himmel,

wo sie Vater, Sohn und der Heilige

Geist empfangen.

Täglich um 12.05 Uhr hört man auf dem

Marktplatz in Cham ein Glockenspiel

Handelsstadt Cham

Cham ist eine alte Handelsstadt und

liegt im Nordosten des Bayerischen

Waldes. Das spätgotische Rathaus

und die Kirche Sankt Jakob aus dem

14. Jahrhundert sind Teil des historischen

Marktplatzes. Cham ist auch

die Geburtsstadt von Nikolaus Graf

von Luckner (1722 – 1794), Marschall

von Frankreich. Ihm zu Ehren

wurde die Marseillaise geschrieben,

die heutige französische Nationalhymne.

Täglich um 12.05 Uhr

erklingt sie vom Glockenturm des

Rathauses.

Ein typisches

Weißwurstfrühstück

Nationalpark-Ranger veranstalten

spannende Führungen für Kinder

Herzhaft, frisch und lecker

Im Bayerischen Wald bieten Wochenmärkte

vielfältige regionale Spezialitäten

an, von frisch gebackenem Holzofenbrot

bis zu würzigem Rauchfleisch.

Im Herbst gibt es köstliche Kürbismarmelade

und im Winter Stollen, Lebkuchen

und Früchtepunsch. Natürlich

darf ein typisches Weißwurstfrühstück

nicht fehlen. Es besteht aus drei Weißwürsten

pro Person, einer Laugenbrezel

frisch aus dem Ofen, süßem Senf und

einem alkoholfreien Weißbier – und

muss bis 12 Uhr mittags beendet sein.

Die Legende von der Gräfin Wecklin

Die Gräfin Wecklin lebte auf Schloss

Rammelsberg und war bekannt für ihre

Herzlosigkeit. Sie behandelte ihre Diener

sehr schlecht. Als sie starb, konnten

sechs Männer ihren Sarg nicht anheben,

weil er viel zu schwer war. Auf

einmal stürzten Raben auf den Sarg

und plötzlich war dieser so leicht, als

wäre er leer. Nach ihrer Beerdigung

blieb es dennoch unruhig im Schloss,

denn der Geist der Gräfin spukte hier

weiter. Als ein Priester um Hilfe gebeten

wurde, verbannte er den Geist der

Wecklin in den Rachelsee. Der Legende

nach soll sie noch heute als Hexe

Menschen erschrecken.

Passau

Ein guter Startpunkt für eine Reise

durch den Bayerischen Wald ist die

Stadt Passau. Sie liegt in Niederbayern

im Osten des Bundeslandes Bayern an

der Grenze zu Österreich. In der Universitätsstadt

leben rund 53 000 Einwohner.

Hier fließen die drei Flüsse

Donau, Inn und Ilz zusammen, weshalb

Passau auch „Dreiflüssestadt“ genannt

wird. Das ist ein ganz besonderes

Schauspiel, denn dabei mischen sich

die Farben der Donau (Blau), der Inn

(Grün) und der Ilz (Schwarz). Von Passau

aus lassen sich wunderschöne

Bahnreisen in den Bayerischen Wald

unternehmen, zum Beispiel mit der

Ilztalbahn. In Ruhe lässt sich die

Schönheit der Natur bewundern und

man erkennt, dass hier Natur wieder

Natur sein kann.


Elvira Metzler

Fotos: Clemensfranz/wikimedia.org (Kirche in Frauenau), Manfred Voß (Marktplatz in Cham), Jan Greune/w​w​w​.​b​a​y​e​r​n​.​b​y​​(Ranger mit Kindern), RitaE/pixabay.com

(Weißwurstfrühstück)

10 vitamin de 95


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Die Ilztalbahn an der

Ilzbrücke Fischhaus

Ilztalbahn

Die Ilztalbahn ist eine 49,5 km lange Bahnstrecke. Sie verbindet Passau

mit dem Bayerischen Wald und Südböhmen und beginnt am Passauer

Hauptbahnhof. Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet, fuhr die

Bahn bis 1979 und wurde dann stillgelegt. Bahnliebhaber gründeten einen

Förderverein, in dem sie sich für die Reaktivierung der Bahn engagierten.

Mit Erfolg – seit 2011 fährt sie wieder.

Arbeitsblätter und Hörtexte

aus vitamin de

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beanspruchen haben wollen, verlangen, fordern

Bedingung, -en, die Grundlage, Voraussetzung, Basis

Beerdigung, -en, die einen Toten in die Erde legen

befallen plötzlich/unerwartet angreifen/attackieren

behandeln hier: umgehen mit jmdm., begegnen, sich verhalten

besiedeln bewohnen, sich niederlassen, ein Dorf gründen

bezeichnen benennen, charakterisieren

Einkommensquelle, -n, die womit man sein Geld verdient

Entscheidung, -en, die Beschluss, Wahl

entstehen gebaut/eröffnet werden

Felsblock, -“-e, der großer, massiver Stein

Forstwirtschaft, -en, die ökonomische Nutzung des Waldes, Holzproduktion

gefährden jmdn./etw. in Gefahr bringen

Glashütte, -n, die Fabrik, in der Glas produziert wird

Herstellung, -en, die Produktion, Fertigung

Mittelgebirge, -, das Berge mit mittlerer Höhe

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Motto, -s, das Devise, Losung, Parole

Naturzustand, -“-e, der von Menschen unberührt

retten bewahren, schützen

Sarg, -“-e, der Kasten (meist aus Holz), in dem ein Toter liegt

Foto: Michael Bader/Ilztalbahn GmbH (Ilzbrücke)

Schädling, -e, der Tier/Insekt, das etw. kaputt macht; Parasit

spuken als Geist/Gespenst irgendwo herumgehen

stilllegen schließen, abschalten

stolz sein, auf jmdn./etw. (Akk.) hier: jmdn./etw. gut finden/sehr mögen

ungewohnt anders, unüblich

unter Naturschutz Gesetze, um die Natur/Ökologie zu erhalten

verbannen jmdn. dazu bringen, einen Ort zu verlassen; fortjagen

Vielfalt, die große Auswahl, großes Angebot, Buntheit

Wirtschaftszweig, -e, der Sektor/Branche/Teil der Ökonomie

würzig aromatisch, scharf, kräftig

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Tradition

Mit oder ohne Lametta?

››

Die Deutschen und

ihr Weihnachtsbaum

„Früher war mehr Lametta“, klagt Opa

Hoppenstedt in einem berühmten TV-Sketch

des deutschen Humoristen Loriot (1923 –

2011). Und hat recht damit, denn die

schmalen, silbernen Metallstreifen sind heute

in Deutschland als Weihnachtsbaumschmuck

nicht mehr ganz so beliebt. Wie in ihren

Familien traditionell der Weihnachtsbaum

dekoriert wird, berichten die Studierenden Luca

und Lisa.

Mit Schneekugeln und Lichterkette

wird es schön weihnachtlich

*

Gemeinsam dekorieren

Zum klassischen Weihnachtsfest gehört

auch in meiner Familie ein Weihnachtsbaum.

Den kauft mein Opa,

aber immer erst kurz vor Weihnachten

– und kommt dennoch jedes Mal mit

einem schön gewachsenen, kräftig grünen

Baum zurück. Nachmittags an Heiligabend

schmücken wir dann gemeinsam

den Baum. Dazu holen wir die Dekoration

aus den Kartons im Keller.

Meist nehmen wir rote, silberne oder

goldene Christbaumkugeln. Aber auch

für kleine Holzengel oder selbst gebastelte

Bilder findet sich ein Platz. Und

Wie schmücken Deutsche ihren

Weihnachtsbaum?

Christbaumkugeln sind der beliebteste Weihnachtsbaumschmuck

der Deutschen, dann folgen Lichterketten,

kleine Engel und Lametta. Das ergab eine

Umfrage des Onlineportals Statista (siehe Grafik).

Was am Ende am Weihnachtsbaum hängt, bestimmen

vor allem Familientraditionen und der persönliche

Geschmack. Aber egal, ob mit oder ohne Lametta

– Hauptsache, es sind harmonische

Weihnachten ganz in Familie.

Quelle: Statista Global Consumer Survey

natürlich nicht zu vergessen: die Lichterkette!

Die Dekoration ist ein Gemeinschaftsprodukt,

denn jedes Familienmitglied

schmückt dabei einen Teil

des Baums ganz individuell. Nach dem

Weihnachtsessen folgt die Bescherung.

Dafür werden die Geschenke immer ordentlich

unter dem Baum verteilt. Den

lassen wir meist bis zum Dreikönigstag

(6. Januar) stehen. Bis dahin macht er

unser Wohnzimmer so richtig schön

weihnachtlich.

Luca Wetterau, 20 Jahre, Student der

Theaterwissenschaft, Berlin

Auch ungewollte

Traditionen

Meine Familie verbringt

Weihnachten immer

abwechselnd bei meinen

Großeltern: ein

Jahr bei Oma Doris in

Freiburg, das nächste

Jahr bei Oma Christiane

in Tuttlingen. Zwei

Wochen vor Weihnachten

wird beim Gärtner ein schöner

Baum ausgesucht. Früher, als wir noch

echte Kerzen benutzt haben, war aus

Sicherheitsgründen ein Baum mit langen

Ästen wichtig. Heute nehmen wir

dafür eine Lichterkette. Einen Tag vor

Weihnachten holen wir den Baum aus

dem Garten und schmücken ihn gemeinsam,

und zwar so: Zuerst wird die

Lichterkette aufgehängt, dann die großen

Christbaumkugeln und zum

Schluss die Strohsterne. Dazu hören

wir Weihnachtslieder für Kinder. Zu den

eher ungewollten Traditionen gehört bei

uns, dass jedes Jahr mindestens eine

der großen Christbaumkugeln kaputtgeht

– egal, wie vorsichtig wir sind. An

Heiligabend werden zur Bescherung

alle Lichter ausgemacht, wir singen

Lieder, meine Oma Hilde spielt Klavier

dazu und dann werden endlich die Geschenke

ausgepackt.

Lisa Sophie Roll, 20 Jahre, Studentin

der Publizistik, Freiburg im Breisgau

Zusammengestellt von Darya Loza

abwechselnd hier: mal hier, mal dort; im Wechsel

Ast, -“-e, der kleiner Teil eines Baumes

aus Sicherheitsgründen damit keine Gefahr entsteht und kein Unfall passiert

Bescherung, -en, die das Schenken/Übergeben der Geschenke

echt real, natürlich

ergeben hier: zeigen, feststellen

Familienmitglied, -er, das Teil/Person einer Familie

klagen kritisieren, sich beschweren

Kugel, -n, die hier: Weihnachtsdekoration aus Glas

Lametta, das Dekoration aus silberfarbigen Fäden

Lichterkette, -n, die Girlande aus kleinen elektrischen Lampen

schmal hier: dünn, eng

schmücken dekorieren, verschönern

Strohstern, -e, der Weihnachtsdekoration aus trockenem Gras

verteilen hier: auslegen, ausbreiten

vorsichtig hier: aufmerksam

Fotos: senivpetro/freepik.com (Weihnachtsbaum schmücken), h​a​n​n​a​z​a​s​i​m​o​v​a​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m​ (Illustration Weihnachtsbaumkugeln)

12 vitamin de 95


Alle Jahre

wieder

››

Weihnachten unterm

Tannenbaum

Wer freut sich nicht darauf:

Geschenke unterm festlich

geschmückten Baum, strahlende

Gesichter bei den Beschenkten,

die ganze Familie sitzt bei

leckerem Essen zusammen,

Weihnachtsmusik erklingt. Wie sie

die Weihnachtsfeiertage

verbringen, berichten hier zwei

Studierende aus Deutschland.

Voller Vorfreude öffnen die

Kinder ihre Geschenke

Fotos: 19966253/freepik.com (Bescherung), privat (Jara Zinnäcker, Nils Hoffmann), Julieta Ulanovsky/freepik.com (Weihnachtsgeschenk)

Weihnachtstage diesmal anders

Ich bin in diesem Jahr von zu Hause ausgezogen, deshalb

sehen meine Weihnachtstage diesmal etwas anders aus. An

Heiligabend fahre ich zu meiner Familie nach Potsdam. Dort

feiern wir gemeinsam mit meinen Großeltern. Am frühen

Abend gehen wir zusammen in die Kirche zum Gottesdienst.

Nach dem Abendessen folgt die feierliche Bescherung. Am

1. Weihnachtsfeiertag werde ich, nicht wie sonst, mit meinen

Großeltern frühstücken, sondern zurück nach Leipzig

fahren und dort gemeinsam mit meinen engsten Freunden

weiterfeiern, kochen und Plätzchen backen. Und eine schöne

Familientradition beibehalten: am 26. Dezember den

Weihnachtsfilmklassiker „Drei Haselnüsse

für Aschenbrödel“ anzuschauen,

nur dieses Jahr zusammen mit

meiner Mitbewohnerin. Mal sehen,

ob ich in Zukunft neue Weihnachtstraditionen

einführen werde.

Jara Zinnäcker, 19 Jahre,

Studentin, Universität Leipzig

Wissenswertes zu den Weihnachtsfeiertagen

Weihnachten in meiner Patchworkfamilie

Auch dieses Jahr werde ich Heiligabend gemeinsam mit

meinem Vater, seiner neuen Frau und meinen kleinen Halbschwestern

verbringen. Vor der Bescherung spielen wir

Brettspiele oder schauen uns einen Weihnachtsfilm an. Danach

essen wir Kartoffelsalat mit Würstchen und sitzen

dann noch gemütlich zusammen. Den ersten Weihnachtsfeiertag

verbringe ich mit meiner Mutter. Es ist Tradition, dass

wir am 2. Weihnachtsfeiertag immer meine Großeltern besuchen,

dort mittagessen und auch noch bei Kaffee und Kuchen

zusammensitzen. Das Abendessen bereiten wir dort

gemeinsam zu, meist etwas Einfaches wie frisches Brot mit

vielen leckeren Aufstrichen. Nach dem

Essen spielen wir zusammen noch

ein paar Spiele und abends fahren

meine Mutter und ich zurück nach

Hause, denn ich wohne bei meiner

Mutter.

Nils Hoffmann, 22 Jahre,

Student, Universität Potsdam

Weihnachten (Heiligabend) wird in Deutschland am Abend des 24. Dezember gefeiert. Der 25.

und 26. Dezember (1. und 2. Weihnachtsfeiertag) sind gesetzliche Feiertage, also arbeitsfrei, so

wie auch der 1. Januar, der Neujahrstag. An diesen drei Tagen sind alle Geschäfte zu. Auch die

Schulen in Deutschland bleiben in den Weihnachtsferien für knapp 14 Tage geschlossen. Da Heiligabend

und Silvester keine gesetzlichen Feiertage sind, nehmen die Deutschen dafür meist einen

Tag Urlaub oder haben, wenn möglich, ihren Resturlaub schon für die Weihnachtszeit gesichert.

Die Deutschen planen ihre Einkäufe gut,

denn an Heiligabend und Silvester sind die

meisten Geschäfte nur bis 14 Uhr geöffnet.

Zusammengestellt von Lisa Zinnäcker

Aufstrich, -e, der etw. Leckeres, das man aufs Brot legen/tun kann

beibehalten bewahren, nicht ändern

Bescherung, -en, die Verteilung der Weihnachtsgeschenke

einführen hier: mit etw. beginnen

Gottesdienst, -e, der Versammlung in der Kirche, Andacht, Predigt

Heiligabend, -e, der Abend vor Weihnachten (24. Dezember)

Patchworkfamilie, -n, die Familie mit Kindern von unterschiedlichen Eltern

strahlend hier: fröhlich, glücklich

*

vitamin de 95 13


Leben

*

Brot statt Böller

››

Silvester ohne Feuerwerk

in Deutschland?

137 Millionen Euro gaben die Deutschen 2017 für

Silvesterfeuerwerk aus. Doch die Kritik daran

wuchs, denn es schadet der Umwelt, verursacht

Unfälle und verschreckt Tiere. Seit den 1980er-

Jahren ruft die kirchliche Organisation „Brot für die

Welt“ unter dem Motto „Brot statt Böller“ dazu auf,

Geld zu spenden, statt Böller zu kaufen. Doch erst

in der Coronapandemie kam das Ende für die Böller.

Als Hundebesitzerin halte ich nichts

von privatem Silvesterfeuerwerk“,

sagt Esther Emmerich* aus der Stadt

Hagen in Nordrhein-Westfalen. Jedes

Jahr versetze der Lärm ihren Dobermann

Ludo in Stress. Außerdem verschmutzen

die Böller durch den entstehenden

Müll und Feinstaub die Umwelt.

Die 25-Jährige schlägt vor, dass nur die

Kommunen ein öffentliches Feuerwerk

an einem sicheren Ort veranstalten und

privates Feuerwerk verbieten sollten.

„Davon hätten alle etwas“, sagt sie.

Geld besser spenden

Bereits seit den 1980er-Jahren ruft die

kirchliche Organisation „Brot für die

Welt“ jedes Jahr dazu auf, das für ein

Silvesterfeuerwerk verwendete

Geld lieber Not leidenden Menschen

zu spenden. Dafür wurde

die Aktion „Brot statt Böller“ ins

Leben gerufen, seit 2010 ergänzt

durch den Slogan „Teilen macht

Freude“. Im Vordergrund soll nicht

der totale Verzicht auf Feuerwerk,

sondern die Stärkung der Idee des

Sicherheitsregeln für ein

Silvesterfeuerwerk

Wer trotz allem nicht auf ein Feuerwerk verzichten

möchte, sollte Folgendes beachten:

• Zünde Feuerwerk immer nur im Freien, niemals in

geschlossenen Räumen!

• Lasse Raketen immer senkrecht hochfliegen, am

besten aus einer hohen Flasche heraus!

• Starte Raketen niemals aus der Hand!

• Je nach Typ Böller nach dem Anzünden sofort

wegwerfen oder zum Anzünden hinstellen!

• Ziele mit Raketen und Böllern niemals auf Menschen

oder Tiere!

• Vorsicht bei Blindgängern: Zünde diese auf keinen

Fall ein zweites Mal!

Teilens an Silvester stehen. Trotz des

treffenden Mottos zeigte die Aktion

kaum Wirkung. Von 2010 bis 2017

gaben die Deutschen jährlich immer

mehr Geld für Silvesterfeuerwerk aus.

2018 sank erstmals die Summe auf

133 Millionen Euro, 2019 dann auf

nur noch 122 Millionen.

Silvesterfeuerwerk

in Berlin

Verkaufsverbot und

Zukunftsaussichten

Erst die Coronapandemie setzte dem

Silvesterfeuerwerk ein vorläufiges

Ende. Aus Gründen des Infektionsschutzes

verbot die Regierung 2020

und 2021 den Verkauf von Feuerwerk

an Privatleute.

Ob die Deutschen 2022 ohne ein

Verkaufsverbot wieder mehr Geld für

Böller ausgeben werden, ist zu bezweifeln.

Wegen der hohen Inflation in

Deutschland müssen viele Deutsche

sparen. Eine Umfrage des Statista Global

Consumer Survey zeigt, dass für

nur noch ein Fünftel der Befragten das

private Silvesterfeuerwerk ein Muss ist.

Ob die Deutschen von dem so gesparten

Geld auch etwas spenden werden,

wird die Zukunft zeigen.


Katrin Luft

* ) Der Name wurde von der Redaktion

geändert.

Umsatz mit dem Verkauf von

Silvesterfeuerwerk in Deutschland

Jahr Umsatz in Millionen Euro

2010 113

2012 124

2014 129

2016 137

2018 133

2019 122

Quelle: Verband der pyrotechnischen Industrie

aufrufen, zu etw. (Dat.) auffordern, bitten, appellieren

ausgeben hier: zahlen

bezweifeln nicht glauben können, skeptisch/unsicher sein

Blindgänger, -, der hier: nicht explodiertes Feuerwerk

Böller, -, der Feuerwerkskörper

halten, von jmdm./etw. (Dat.) eine Meinung von jmdm./etw. haben

ins Leben rufen aufbauen, gründen

Not leidend in Armut lebend, hungernd

schaden, jmdm./etw. (Dat.) schlecht/gefährlich/ungesund sein für jmdn./etw.

spenden hier: Geld geben/schenken

treffend hier: passend, geeignet

versetzen, in etw. (Akk.) hier: hinführen, bringen

verursachen auslösen, hervorrufen, der Grund sein

Verzicht, der, auf etw. (Akk.) das Weglassen

vorläufig vorübergehend, fürs Erste

Wirkung zeigen hier: einen Effekt haben

Fotos: Rolf Fischer (Feuerwerk am Brandenburger Tor), OpenClipart-Vectors/pixabay.com (Illustration Feuerwerkskörper)

14 vitamin de 95


Der Weihnachtsmarkt

in Braunschweig

Shoppen ohne

Weihnachtsbeleuchtung?

››

Pro und Kontra

Seit dem 1. September 2022 gilt die neue Energieeinsparverordnung der deutschen Regierung. Sie

schreibt zum Beispiel vor, Gebäude und Denkmäler nicht mehr zu beleuchten. Aber wie sieht es mit der

öffentlichen Beleuchtung zur Weihnachtszeit aus? Sie ist grundsätzlich erlaubt. Ob das gut oder

schlecht ist, wollte vitamin de wissen.

Foto: ​B​r​a​u​n​s​c​h​w​e​i​g​ ​S​t​a​d​t​m​a​r​k​e​t​i​n​g​ ​G​m​b​H (Weihnachtsmarkt)

Auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten

Meiner Meinung nach sollten die Städte und Kommunen auf

öffentliche Weihnachtsbeleuchtung verzichten. Dadurch sparen

sie elektrischen Strom. Das ist doppelt hilfreich. Zum einem

ist das Energiesparen gut für die Umwelt, weil dadurch

weniger klimaschädliches Kohlendioxid produziert wird. Zum

anderen haben so die Städte und Kommunen kleinere

Stromrechnungen zu bezahlen und können mit dem eingesparten

Geld Menschen mit finanziellen Sorgen oder auch

Flüchtlingen helfen. Die privaten Haushalte sollten vielleicht

nicht ganz auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten, sie aber

auf jeden Fall reduzieren. Aber das Wichtigste an Weihnachten

ist für mich das familiäre Miteinander und die Besinnlichkeit.

Ann-Marie Recht, 25 Jahre,

Weidesheim-Euskirchen

Lichtblick in der Krise

Ich bin für öffentliche Weihnachtsbeleuchtung in den Städten

und Kommunen. Sie gehört als Tradition zum Weihnachtsfest

und bringt die Menschen in eine festliche Stimmung.

Ich denke, dass eine weihnachtliche Beleuchtung für

Ausnahme, -n, die Sonderfall, Einzelfall

beheizen warm machen

belasten hier: schaden, gefährden

beleuchten illuminieren, mit Licht anstrahlen

Besinnlichkeit, die Ruhe, Zeit zum Nachdenken

eingespart nicht verwendet, nicht ausgegeben

Energieeinsparverordnung, -en, die Gesetz, um nicht so viel Energie/Strom zu benutzen

Energieverbrauch, -“-e, der Menge von Energie/Strom, die benutzt wird

Flüchtling, -e, der Migrant

gelten hier: Gültigkeit haben, verbindlich/obligatorisch sein, in Kraft treten

Lichtblick, -e, der Hoffnung, bessere Aussichten

Maßnahme, -n, die Aktion, Tat, Handlung

Regierung, -en, die Gesamtheit der Personen, die ein Land führen

verzichten, auf etw. (Akk.) etw. nicht machen/tun

viele Menschen ein Lichtblick ist in Zeiten der Corona- und

Energiekrise. Allerdings sollten dafür moderne, energiesparende

Lampen verwendet werden, denn so wird die Umwelt

weniger belastet und die Stromrechnung der Städte und

Kommunen ist kleiner.


Juri Metzler, 20 Jahre, Rheinbach

Zusammengestellt von Elvira Metzler

Energieeinsparverordnung 2022

Mit diesem Gesetz will die deutsche Regierung 20

Prozent des Energieverbrauchs einsparen. Dafür

sind folgende Maßnahmen vorgesehen:

• Flure, Foyers oder Technikräume sollen nicht

mehr beheizt werden – außer, es gibt dafür sicherheitstechnische

Gründe.

• Arbeitsräume in öffentlichen Gebäuden sollen

nur noch auf höchstens 19 Grad beheizt werden.

Ausnahmen gelten für Kliniken, Krankenhäuser,

Schulen und Kindergärten.

• Es soll kein warmes Wasser mehr zum Händewaschen

in öffentlichen Gebäuden geben – es

sei denn, es ist aus hygienischen Gründen erforderlich.

• Die Beleuchtung von Gebäuden und Denkmälern

mit Ausnahme von Sicherheits- und

Notbeleuchtung muss ausgeschaltet werden.

• Die Leuchtreklame von Geschäften muss von

22 Uhr abends bis 6 Uhr am nächsten Tag

ausgeschaltet werden, außer während der

Öffnungszeiten.

*

vitamin de 95 15


Konsum

*

Klimaschutz sofort!

››

Die soziale Bewegung Fridays for Future

Der letzte Freitag im September 2022 war ein großer Erfolg für die soziale Bewegung „Fridays for

Future“. Rund 280 000 Menschen gingen in Deutschland auf die Straße, vor allem in den Großstädten.

Unter dem Motto „People not profit“ protestierten sie für mehr Klimaschutz. Aufgrund des politischen

Drucks von Fridays for Future musste die deutsche Regierung bereits ihre Klimaziele verschärfen.

Die globale Bewegung Fridays for

Future begann am 20. August

2018. Die 15-jährige schwedische

Schülerin Greta Thunberg schwänzte

damals zum ersten Mal (erst täglich,

dann immer freitags) den Unterricht

und hielt vor dem schwedischen

Parlament in Stockholm ein Schild

hoch, auf dem „Schulstreik fürs Klima“

stand. Sie forderte mehr Klimaschutz,

wie zum Beispiel durch den Ausbau

von erneuerbaren Energien sowie billigere

öffentliche Transportmittel. Gretas

Was ist Klimaneutralität?

Wenn nicht mehr Kohlendioxid (CO 2

)

produziert wird, als durch Böden,

Wälder und Ozeane wieder aufgenommen

(neutralisiert) werden kann,

spricht man von Klimaneutralität. Böden,

Wälder und Ozeane zum Beispiel

nehmen pro Jahr zehn Gigatonnen

CO 2

auf. 2020 wurden auf der

Erde aber rund 36 Gigatonnen CO 2

produziert, vor allem durch die Energieindustrie

und den Verkehr. In der

Erdatmosphäre befand sich also fast

viermal soviel CO 2

, wie die Erde aufnehmen

kann. Klimaneutralität wäre

dann erreicht, wenn es kein zusätzliches

CO 2

in der Erdatmosphäre gäbe.

Engagement machte vielen Mut. Immer

mehr Jugendliche schlossen sich ihrem

Protest an und gingen auf die Straße.

Symbolfigur Greta Thunberg

Durch ihre Aktionen wurde Greta Thunberg

zum weltweiten Symbol für den

Klimaschutz. Auf der Klimakonferenz

der Vereinten Nationen (UN) in New

York 2019 hielt sie eine emotionale

Rede, in der sie die führenden Politikerinnen

und Politiker beschuldigte, ihr

durch Passivität im Klimaschutz die

Träume und ihre Kindheit gestohlen zu

haben. Für ihre Klimaschutzaktivitäten

erhielt sie 2019 den alternativen Nobelpreis.

Greta Thunberg und Fridays

for Future haben den Klimaschutz zum

großen politischen Thema gemacht.

Die Sorgen der Jugend

Fridays for Future beim

globalen Klimastreik am 23.

September 2022 in Berlin

Damals, im August 2018, streikte

sie noch allein: Greta Thunberg

Im März 2022 wurden im Rahmen der Studie „Jugend in Deutschland – Sommer

2022der Forscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann 1 021 junge

Menschen gefragt, was ihre aktuell größten Sorgen sind. (Angaben in Prozent)

Thema Anteil in Prozent

Krieg in Europa 68

Klimawandel 55

Inflation 46

Spaltung der Gesellschaft 40

Quelle: Trendstudie – Jugend in Deutschland, Sommer 2022

Fotos: ​S​t​e​f​a​n​ M​ü​l​l​e​r​/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g​ (F​r​i​d​a​y​s​ f​o​r​ ​Futu​r​e​ b​e​i​m​ 1​1​.​ g​l​o​b​a​l​e​n​ ​K​l​i​m​a​s​t​r​e​i​k​), Anders Hellberg/w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Greta Thunberg)

16 vitamin de 95


Einfluss in Deutschland

Auch in Deutschland zeigt sich die Regierung

von Fridays for Future beeindruckt.

„Der größte Erfolg ist sicher das

Klimaschutzgesetz der Bundesregierung,

das erstmals für Deutschland gesetzlich

verbindliche Klimaziele formuliert“,

sagt Professor Klaus Hurrelmann

von der Hertie School in Berlin. Er

forscht seit Langem über die Jugend in

Deutschland. Hurrelmann ist sich sicher,

dass ohne die Demonstrationen

von Fridays for Future die Regierung

das neue, strengere Klimaschutzgesetz

nicht so schnell erarbeitet hätte.

Spürbarer Erfolg

Dass Fridays for Future etwas verändern

kann, zeigte eine Entscheidung

des Bundesverfassungsgerichts vom

März 2021. Luisa Neubauer, eine Aktivistin

der Bewegung, hatte gegen das

alte Klimaschutzgesetz der Bundesregierung

geklagt, weil die geplante Reduzierung

der Treibhausgase ihrer Meinung

nach viel zu gering war. Das

höchste deutsche Gericht gab Neubauer

recht und so wurde schließlich ein

strengeres Klimaschutzgesetz von der

Bundesregierung beschlossen, das

Deutschlands Klimaneutralität bis

2045 zum Ziel hat.

Klimaschutz und soziale Sicherheit

In Deutschland erweitert Fridays for Future

nun seine Ziele. „Wir werden die

Fragen von sozialer Sicherheit und Klimaschutz

zusammenführen“, sagt Luisa

Neubauer. Fridays for Future möchte

zum Beispiel, dass Energie für alle

Menschen bezahlbar bleibt und dass

reichere Staaten den ärmeren die

Schulden erlassen. So hat die Fridays-for-Future-Bewegung

weiterhin

das Potenzial, die großen sozialpolitischen

Themen mit zu beeinflussen.

Benjamin Haerdle

Klimaschutz als politischer Faktor

Interview mit Professor Klaus Hurrelmann

Professor Klaus Hurrelmann erforscht seit Langem das Sozialverhalten der Jugendlichen in Deutschland. Er ist

einer der Autoren der Shell Jugendstudien, die regelmäßig die Werte und Gewohnheiten von Jugendlichen

untersuchen. vitamin de sprach mit dem Sozialwissenschaftler.

Prof. Klaus

Hurrelmann

Ende September

gab es wieder eine

große landesweite

Aktion von Fridays

for Future. Wer geht

dort demonstrieren?

Zu Beginn des Jahres 2018 war Fridays

for Future noch eine sehr junge

Bewegung, da liefen auch 10- und

11-Jährige mit. Durch die Coronapandemie

hat sich das verändert. Jetzt gehen

mehr Studierende und junge Erwachsene

auf die Straße. Die

Jugendbewegung hat trotz einiger

Rückschläge immer noch neue Ideen

und viel Energie. Historisch gesehen

ist es außergewöhnlich, dass eine

Gruppe von jungen Leuten sich eine

politische Problematik sucht, diese

über längere Zeit thematisiert und damit

schließlich politische Entscheidungen

beeinflusst.

Ausbau, der hier: Entwicklung, Expansion

beeinflussen wirken auf etw., bestimmen, formen

Bewegung, -en, die hier: politische Organisation, große Gruppe von Leuten

Warum ist Fridays for Future so erfolgreich?

Obwohl ihr Kernthema, der Klimaschutz,

ein ernstes ist, sind die jungen

Leute frech und fröhlich. So bringen

sie viele Menschen auf die Straße. Die

Idee der Schulstreiks an den Freitagen

war klug, weil so Lehrerinnen und Lehrer

sowie die Eltern mitdiskutieren

mussten. Das brachte Fridays for Future

irgendwann auch große politische

Aufmerksamkeit. Die Jugendbewegung

praktizierte mit den Streiks zivilen

Ungehorsam, ohne gegen

Gesetze zu verstoßen.

Foto: Hertie School (Klaus Hurrelmann)

bremsen stoppen, anhalten

Bundesverfassungsgericht, das höchste/wichtigste Justiz/Rechtsprechung in Deutschland

erneuerbar regenerativ, nachwachsend

frech hier: selbstsicher, mutig

gering klein, minimal, nicht groß

Gewohnheit, -en, die etw., das man immer so macht; Eigenart, Tradition

klagen, gegen jmdn./etw. (Akk.) jmdn./etw. vor Gericht bringen

recht geben jmdm. zustimmen; etw. als richtig/wahr ansehen/bewerten

Rückschlag, -“-e, der Niederlage, Verlust

Schild, -er, das hier: Stück Pappe/Papier, auf dem etw. geschrieben ist; Transparent

Schulden erlassen Geld, das einem jmd. zurückzahlen müsste, nicht mehr haben wollen

schwänzen nicht in die Schule/zum Unterricht gehen

Schwung, (hier o. Pl.), der Dynamik

Sozialverhalten, das kollektives Benehmen/Auftreten

stehlen wegnehmen; etw., was einem nicht gehört, heimlich an sich nehmen

Ungehorsam, der Rebellion, starker Protest

verbindlich obligatorisch, verpflichtend

verschärfen größer/stärker machen

verstoßen, gegen etw. (Akk.) gegen etw. handeln, etw. nicht beachten

Wert, -e, der hier: Prinzip, Ideal, Maßstab

Hat die Coronapandemie der

Jugendbewegung geschadet?

Der Schwung wurde gebremst,

weil durch die Pandemie die

Schulen zeitweise geschlossen

und große Demonstrationen nicht

mehr möglich waren. Allerdings

hat die Klimabewegung versucht,

den Protest online fortzusetzen.

Inzwischen hat Fridays for Future

wichtige andere Themen wie Frieden,

Gesundheit und soziale Sicherheit

für sich entdeckt.

Das Interview führte

Benjamin Haerdle.

vitamin de 95 17


Porträt

*

Auf der großen

Fußballbühne

››

Fußballspielerin

Alexandra Popp

Bei der Europameisterschaft (EM)

im Frauenfußball schießt Alexandra

Popp im Juli 2022 sechs Tore in

fünf Spielen und führt ihr Team

ins Finale gegen England. Die

Stürmerin und Kapitänin des

deutschen Frauenteams erlebt in

jenen Tagen die emotionalsten

Momente ihrer Karriere. vitamin de

stellt die 31-Jährige im Porträt vor.

Das deutsche

Fußballnationalteam der Frauen

Das Frauenteam vertritt den Deutschen Fußball-Bund

(DFB) international bei Länderspielen

sowie Europameisterschaften, Weltmeisterschaften

(WM) und Olympischen Spielen. Die deutsche

Frauen-Auswahl gewann zweimal bei einer

WM, achtmal bei einer EM und holte 2016

olympisches Gold.

Durchbruch bei der EM 1989

Nach schwierigen Anfangsjahren und sogar einem

offiziellen Verbot des Frauenfußballs zwischen

1955 und 1970 wurde erst 1982 das

erste deutsche Frauennationalteam gegründet.

Der Durchbruch für den deutschen Frauenfußball

kam 1989 mit der EM im eigenen Land. Zum

ersten Mal wurden die Spiele live im Fernsehen

übertragen. Im Finale gegen Norwegen spielte

sich die DFB-Elf mit einem überzeugenden 4:1-

Sieg in die Herzen der Fußballfans.

Zweiterfolgreichstes Team der Welt

Heute ist das deutsche Frauenfußballteam

nach den USA das zweiterfolgreichste der Welt.

Sechsmal hintereinander hat die DFB-Elf der

Frauen zwischen 1995 und 2013 die Europameisterschaft

gewonnen. Deutschland ist zudem

das einzige Land, das zeitgleich den Europameistertitel

bei den Frauen (1995) als auch

bei den Männern (1996) errang. Die Fußballweltmeisterschaft

der Männer Ende des Jahres

und die der Frauen im kommenden Jahr werden

zeigen, ob sich ein solcher Doppelerfolg

auch bei einer WM erreichen lässt.

Schnell, ballsicher und

kampfstark: Stürmerin

Alexandra Popp (rechts)

Knapp 90 000 Fußballfans

kommen am 31.

Juli 2022 ins Londoner Wembley-Stadion.

Es ist das Finale

der Frauenfußball-EM. Ausgerechnet

bei diesem Spiel

kann Alexandra Popp wegen

einer Muskelverletzung nicht

mitspielen. „Im ersten Moment

ist alles wie ein Kartenhaus

zusammengebrochen“,

erinnert sie sich.

Im Finale nur an der

Seitenlinie

Schon beim Aufwärmen wird

Alexandra klar: „Ich kann

nicht spielen.“ Die Muskelverletzung

im Oberschenkel ist zu

schmerzhaft. Sie bereitet ihre Teamkollegin

Lea Schüller darauf vor, an ihrer

Stelle zu spielen. So kann Alexandra

Popp das dramatische Finale nur von

der Seitenlinie aus mitverfolgen: Die

Engländerinnen gehen durch Ella

Toone in der 62. Minute in Führung.

Dann, in der 79. Minute, das 1:1

durch die Deutsche Lina Magull. So

steht es auch nach 90 Minuten, das

Spiel geht in die Verlängerung. Dann,

in der 110. Minute, schießt Chloe Kelly

das 2:1 und die Engländerinnen zum

EM-Titel. Enttäuscht steht Alexandra

Popp am Spielfeldrand. Der EM-Sieg

hätte ein Höhepunkt ihrer Karriere sein

sollen.

anfeuern hier: ein Fußballteam unterstützen

angesichts (Gen.) wegen, im Hinblick auf

Aufwärmen, das Gymnastik, Stretching

ausgerechnet genau, gerade, unbedingt

bestreiten hier: teilnehmen

Durchbruch, -“-e, der hier: Erfolg, positives Ergebnis

enttäuscht unzufrieden, frustriert

erringen erreichen; hier: gewinnen, schaffen

in Führung gehen, durch jmdn. (Akk.) jmd. schießt das erste Tor/macht den ersten Punkt

mitverfolgen hier: ansehen

Muskelverletzung, -en, die Probleme mit der Muskulatur

Niederlage, -n, die Misserfolg, verlieren, besiegt werden

Oberschenkel, -, der oberer Teil des Beins

Pokal, -e, der Cup, Trophäe, ein besonderer Preis beim Sport

Strafraum, -“-e, der Spielfeld/Platz vor dem Tor

Tor schießen, ein einen Punkt machen, den Ball ins Tor bekommen

überzeugend souverän, grandios

verdanken, jmdm. (Dat.) jmdm. Dank schuldig sein

Verlängerung, -en, die hier: Extrazeit nach 90 Minuten, zusätzliche 30 Minuten Spielzeit

Vertrauen, das Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit

vertreten hier: repräsentieren

zusammenbrechen einstürzen, zusammenfallen

Foto: S​t​e​f​f​e​n​ P​r​ö​ß​d​o​r​f​/​w​i​k​i​m​e​d​i​a​.​o​r​g (Alexandra Popp beim Länderspiel gegen Chile 2019)

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Foto: 1​D​ ​X​ M​K​II​ -​ 0​1​9​2​ ​-​ B​7​0​I​0​8​1​3 S​v​e​n​ Mandel/wikimedia.org ​(Alexandra Popp)

Titel und Erfolge

Alexandra Popp wurde am 6. April

1991 in der Stadt Witten im Bundesland

Nordrhein-Westfalen geboren. Seit

ihrer Kindheit ist Fußballspielen ein

wichtiger Teil ihres Lebens. Schon früh

bekommt sie von ihren Mitspielerinnen

den Spitznamen „Poppi“. Seit 2012

spielt sie für den Fußballverein VfL

Wolfsburg in der Frauenbundesliga. Sie

holt mit dem VfL siebenmal hintereinander

den deutschen Fußball-Pokal

und siebenmal die deutsche Meisterschaft.

Auch im Nationalteam hat sie

bereits 122 Länderspiele bestritten

und ist seit 2019 Kapitänin der deutschen

Fußballfrauen.

Kampf gegen Verletzungen

Aufgrund von Verletzungen konnte Alexandra

Popp an den letzten beiden Europameisterschaften

nicht teilnehmen.

Jetzt, mit 31 Jahren, will sie endlich

einmal bei einer EM spielen. Doch

dann erkrankt sie drei Wochen vor der

EM an Corona. Dass sie dennoch ihre

Chance bekam, hat sie nicht zuletzt

der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg

zu verdanken. „Nur wenige

Bundestrainerinnen hätten nach einer

so langen Verletzungspause einer Spielerin

das Vertrauen geschenkt und sie

zu einem so wichtigen Turnier mitgenommen“,

sagt Alexandra. Die Bundestrainerin

weiß, wie wichtig Alexandra

für das Team ist: „Das ist eine besondere

Qualität von Poppi, nicht nur

Tore zu erzielen, sondern viel im Strafraum

zu arbeiten, um das Team zum

Erfolg zu führen.“ So schießt Alexandra

im Halbfinale gegen die

Französinnen die beiden entscheidenden

Tore und bringt

Deutschland ins EM-Finale

nach London. Obwohl sie

da nicht mitspielen kann,

feuert sie ihr Team von der

Seitenlinie an. Leider umsonst.

Doch nach der ersten

Enttäuschung über die

Niederlage fühlt sich für Alexandra

Popp der zweite Platz

bei der EM angesichts ihrer

Verletzungsgeschichte

am Ende wie ein kleiner

Sieg an.

Elvira Metzler

Deutschlernen – jetzt!

Aufgaben zum Lesetext „Auf der großen Fußballbühne

– Fußballspielerin Alexandra Popp“ (ab B2)

1) Wann und wo wurde „Poppi“ geboren?

a) am 04.06.1992 in Wittern in Bayern

b) am 06.04.1992 in Wittes in Sachsen

c) am 06.04.1991 in Witten in Nordrhein-Westfalen

2) Wann hat das Finale der Europameisterschaft 2022 stattgefunden?

a) am 31. Juli

b) am 01. September

c) am 30. August

3) Warum konnte Alexandra Popp nicht am EM-Finale im Wembley-Stadion

teilnehmen?

a) Sie hatte eine Muskelverletzung.

b) Sie hatte keine Lust.

c) Sie hatte zu viel Angst.

4) Welchen Platz erreichten die deutschen Frauen bei der Fußball-EM

2022?

a) den ersten

b) Sie wurden nur Zweite, aber sie gewannen die Herzen der deutschen

Fußballfans.

c) Sie haben leider schon im Halbfinale gegen Frankreich verloren.

5) Was schätzt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg an

Alexandra Popp besonders?

a) ihren Einsatz und ihren Teamgeist

b) ihre Schnelligkeit

c) ihre Defensivarbeit

6) Wie endete das Finalspiel der EM 2022 zwischen England und

Deutschland?

a) 1:1

b) 2:1

c) 1:3

7) Seit wann ist Alexandra Popp Kapitänin der

deutschen Fußballnationalmannschaft?

a) Seit 2014

b) Seit 2017

c) Seit 2019

8) In welchem Verein spielt Alexandra Popp?

a) FC Bayern München

b) Borussia Mönchengladbach

c) VfL Wolfsburg

Die Lösungen findet ihr auf Seite 38.

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*

Aktuelle Trends

aus Deutschland

Was liegt in diesem Winter in Deutschland im Trend? Und welche Dinge sind nicht

so populär? Darya Loza, Studentin der Publizistik

Künstlicher Pelz

Viele Tierschutzorganisationen haben

dazu aufgerufen, auf natürliche Pelze von

Tieren zu verzichten. Auch Modemarken

wie Gucci, Versace und Dolce & Gabbana

unterstützen diese Initiative. Sie stellen

ihre Mäntel jetzt aus künstlichem Pelz

her und liegen damit voll im Trend.

Weihnachtsmärkte

Ob der Christkindlesmarkt in Nürnberg

oder der Striezelmarkt in Dresden –

Weihnachtsmärkte sind nach der Coronapandemie

wieder gut besucht. Etwa

2 500 Weihnachtsmärkte gibt es in

Deutschland. Der meistbesuchte Weihnachtsmarkt

ist der am Kölner Dom, mit

rund vier Millionen Gästen jährlich.

Klimaneutrale Kosmetik

Immer mehr Menschen achten nicht nur

auf ihr Aussehen, sondern auch auf klimaneutrale

Kosmetik. In einer Studie des

Unternehmens „ClimatePartner“ von

2021 sagten 67,2 Prozent der Befragten,

dass das Label „klimaneutral“ das

wichtigste Argument für den Kauf der

Kosmetik war.

Baustoffe aus

Recyclingmaterial

Plastik- und andere Abfälle werden schon

lange in Deutschland recycelt, allerdings

nur zu einem kleinen Teil als neue Baustoffe

für Gebäude verwendet. Dies ändert

sich gerade. Immer mehr Einrichtungsgegenstände

in Häusern, Möbel

und sogar Geschirr werden nun aus recyceltem

Material hergestellt.

Abfall, -“-e, der Müll; etw., das weggeworfen wird

achten, auf etw. (Akk.) aufpassen, berücksichtigen, kontrollieren

aufrufen auffordern, bitten, appellieren

auswählen aussuchen, bestimmen

Einrichtungsgegenstand, -“-e, der Teil der Ausstattung/des Mobiliars

Entscheidung treffen, eine etw. beschließen/festlegen/bestimmen

Ernährung, die Essen und Trinken

Haushalt, -e, der hier: Familie

herstellen produzieren

mitteilen berichten, bekannt machen

Pelz, -e, der Kleidungsstück aus dem Fell/der Haut eines Tieres

umweltbewusst für Naturschutz, ökologisch

unterstützen dafür sein, auch machen

Verteilung, die Distribution, Auslieferung

verwenden nutzen, einsetzen

verzichten, auf etw. (Akk.) hier: nicht nutzen/tragen

zurückgehen hier: weniger werden

an der Freien Universität Berlin, hat Antworten auf

diese Fragen.

Werbeprospekte

Die Baumarktkette „Obi“ und die Supermarktkette

„Rewe“ haben mitgeteilt,

ab 2023 auf gedruckte Werbeprospekte

verzichten zu wollen. Die

Entscheidung wurde aus ökologischen

Gründen getroffen, weil die

Herstellung und Verteilung der Prospekte

zu viel Material und Energie

verbrauchen.

Schwarz-Weiß

Orange, Grün, Blau und Rosa sind

die neuen Modefarben für den Winter,

Frühling und Sommer. Diese werden

jährlich vom US-amerikanischen

Pantone Color Institute ausgewählt.

Wer in den nächsten Monaten modisch

aussehen will, sollte kein klassisches

Schwarz-Weiß mehr tragen.

Fleischkonsum

Seit 2018 geht der Fleischkonsum

in Deutschland zurück, meldet das

Statistische Bundesamt. Aßen die

Deutschen damals noch 61,1 Kilogramm

(kg) Fleisch pro Kopf, so

waren es 2021 nur noch 55,1 kg.

Die Gründe dafür sind der Trend zur

umweltbewussten Ernährung und

neuerdings hohe Preise für Fleisch.

Digitalkameras

Im Jahr 2016 gab es in 73,6 Prozent

der deutschen Haushalte mindestens

eine Digitalkamera, so

das Statistische Bundesamt.

Heute benutzt sie keiner

mehr, weil Smartphones

qualitativ bessere

Fotos machen, die sich

auch sofort posten lassen.

Darya Loza

In & Out

Fotos: Tatiana Fet/pexels.com (Frau mit Pelz), ​Marcel Peters (Striezelmarkt), Alena Darmel/pexels.com (schminkende Frau), gpointstudio/freepik.com (Handwerker), Obi (Werbeprospekt), Svetlana Sokolova/freepik.com (Frau in Schwarz-Weiß), timolina/freepik.com (Burger),

pressfoto/freepik.com (Digitalkamera)


Bibliothek

Faszination

Fußball

*

››

Fakten über den Lieblingssport

der Deutschen

Deutschland ist eine Fußballnation – nicht nur

wegen der erfolgreichen Nationalmannschaften

der Männer und Frauen. Über sieben Millionen

Menschen spielen Fußball in deutschen

Sportvereinen. Wer von euch nicht alle Fakten

über den Lieblingssport der Deutschen kennt,

sollte das reich illustrierte Buch „Fußball“ von

Jonas Kozinowski lesen, das in Zusammenarbeit

mit der Zeitschrift „Kicker“ im Kosmos Verlag

erschien.

Ein Fußballteam besteht aus zehn Feldspielern und einem

Torwart. Aber wer ist der „zwölfte Mann“? Er steht

nicht auf dem Platz, trägt aber trotzdem meist ein Trikot. Er

kann nicht eingewechselt werden, hat aber großen Einfluss

auf das Spiel. Er schießt zwar keine Tore, gewinnt dennoch

Meisterschaften. Als „zwölften Mann“ bezeichnen viele Vereine

ihre Fans. Mit Liedern und Sprechchören feuern sie ihr

Team an.

Absolutes Fußballwissen

Das Buch präsentiert alles Wissenswerte aus der Welt des

Fußballs – von der Fankultur über die besten deutschen

und internationalen Spieler, die deutsche Männernationalmannschaft

bis hin zu Tipps für das eigene Fußballtraining.

Und wer von euch weiß, wie oft die deutsche Fußballnationalmannschaft

der Männer Weltmeister wurde? Genau:

viermal, nämlich 1954, 1974, 1990 und 2014!

Abbildung: macrovector/freepik.com (Illustration Fußball)

Schattenseiten des Fußballs

In dem Buch werden auch die Schattenseiten des Fußballs

thematisiert – von Korruption im Fußball über Gewalt im

Stadion bis hin zur politischen Einflussnahme. Für die

Vereine, Verbände und Fernsehsender ist Profifußball

ein Business, in dem es um

sehr viel Geld geht: Millionengagen,

teure Fernsehrechte und gewinnbringendes

Merchandising. Für die

Fans bleibt es die schönste Nebensache

der Welt.


Elwin Siemers

anfeuern hier: ein Fußballteam unterstützen

bezeichnen nennen, benennen

Einfluss, der, auf jmdn./etw. (Akk.) Wirkung auf jmdn./etw.

einwechseln austauschen, ersetzen

erscheinen hier: veröffentlicht/publiziert werden

Gage, -n, die Geld, das die Spieler bekommen; Honorar, Gehalt

Gewalt, die jmdn. schlagen/verletzen, Brutalität

Schattenseite, -n, die das Schlechte, negative Seite

Tor schießen, ein einen Punkt machen, den Ball ins Tor bekommen

Torwart, -e, der Keeper; jmd., der das Tor schützt und

den Ball mit der Hand spielen darf

Verein, -e, der hier: Fußballklub


Geschichte

*

Auf Friedenskurs

››

Michail Gorbatschow

und die Deutschen

Der Tod von Michail Gorbatschow

(1931 – 2022) am 30. August in

Moskau fällt in eine besondere

Zeit: Die Beziehungen zwischen

Russland und Deutschland sind

angespannt. Gorbatschow, der

letzte Präsident der Sowjetunion,

setzte sich am Ende des Kalten

Krieges (1947 – 1991) ab Mitte

der 1980er-Jahre für Frieden und

Verständigung ein. Dabei

entwickelte er ein besonderes

Verhältnis zu den Deutschen.

Als Michail Gorbatschow am 11.

März 1985 Generalsekretär der

Kommunistischen Partei und damit der

mächtigste Politiker in der Sowjetunion

wurde, brachte er ein neues Denken in

die Politik. Er war mit 54 Jahren im Vergleich

zu seinen drei Amtsvorgängern

jung, wirkte offen und sympathisch.

Angespannte Lage beim Amtsantritt

Bei Gorbatschows Amtsantritt 1985

war die politische Weltlage angespannt.

Seit dem sowjetischen Einmarsch

in Afghanistan 1979 herrschte

zwischen den Westmächten unter Führung

der USA (Vereinigte Staaten von

Amerika) und dem Ostblock unter Führung

der Sowjetunion politische Eiszeit.

Als die Sowjetunion in Osteuropa atomare

Mittelstreckenraketen stationierte,

reagierte das westliche Militärbündnis

NATO (North Atlantic Treaty Organization)

mit dem sogenannten Doppelbeschluss:

Zuerst sollten Abrüstungsgespräche

mit der Sowjetunion geführt

werden, sollten diese scheitern, wollte

die NATO ebenfalls Raketen stationieren.

Dies geschah dann auch. US-Präsident

Ronald Reagan (1911 – 2004),

die britische Premierministerin Margaret

Thatcher (1925 – 2013) und der

deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl

(1930 – 2017) nahmen damals eine

harte Haltung gegenüber der Sowjetunion

ein.

Der letzte Präsident der

Sowjetunion: Michail Gorbatschow

Perestroika in der Sowjetunion

Die Sowjetunion hatte vor allem wegen

der hohen Militärausgaben große wirtschaftliche

Probleme: Die staatliche

Planwirtschaft war ineffektiv, die Industrie

technisch veraltet, es herrschte

Mangelwirtschaft, selbst Lebensmittel

waren knapp. Die Bevölkerung war unzufrieden.

Gorbatschow wollte die Ursachen

dieser Entwicklung bekämpfen.

Seinen Reformen gab er den prägnanten

Namen „Perestroika“ (auf Deutsch:

Umbau). Gorbatschows Buch mit diesem

Titel wurde in der Bundesrepublik

zu einem Bestseller.

Hoffnung auf Frieden und

Entspannung

Gorbatschow wollte den Sozialismus

nur reformieren, nicht aufheben.

Schon allein diese Aussicht weckte die

Hoffnung auf Frieden und Entspannung.

Und nicht umsonst: 1987

schlossen Gorbatschow und Reagan

einen Abrüstungsvertrag über atomare

Mittelstreckenraketen. Gorbatschow

benutzte gern das Bild von einem „gemeinsamen

Haus Europa“. Das gefiel

den Deutschen in Ost und West, versprach

es doch ein friedliches Zusammenleben

der beiden Systeme.

Vertrauen durch Offenheit

Gorbatschow führte noch einen weiteren

Begriff ein: „Glasnost“ (auf

Deutsch: Offenheit, Transparenz). Nun

konnten die Menschen in der Sowjetunion

frei und ohne Angst über die Geschichte

ihres Landes, besonders die

Zeit der 1930er-Jahre, diskutieren.

Diese neue Offenheit schuf Vertrauen

in Ost und West.

Foto: Y​u​r​y​i​ ​A​b​r​a​m​o​c​h​k​i​n​/RIA Nowosti (Porträt Gorbatschow)

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Inspiration für viele Menschen

Gorbatschow inspirierte die reformwilligen

Menschen in vielen Ländern, insbesondere

in Osteuropa, was auch die

Regierung der DDR (Deutsche Demokratische

Republik) in Bedrängnis

brachte. Ihr ging Gorbatschows Offenheit

viel zu weit. Deshalb verbot sie

den Vertrieb der in der DDR beliebten

sowjetischen Zeitschrift „Sputnik“, weil

darin die Ideen von Perestroika und

Glasnost besprochen wurden.

Friedliche Revolution

Dann kam das Jahr 1989. Die

DDR-Regierung ließ Fälschungen bei

den Kommunalwahlen zu und verweigerte

sich notwendigen Reformen. Ermutigt

durch Gorbatschows neues

Denken ließen sich die Bürgerinnen

und Bürger das nicht mehr gefallen.

Sie demonstrierten oder versuchten die

DDR zu verlassen. Die Lage spitzte sich

im Oktober zu und die Frage stellte

sich: Wird die Sowjetunion wie beim

Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der

DDR militärisch eingreifen? Doch Gorbatschow

entschied: „Nein!“ Jedes sozialistische

Land müsse seine Probleme

selbst lösen.

Wer zu spät kommt

Zum 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag

der DDR, reiste Gorbatschow

nach Ostberlin und wurde von Tausenden

mit einem lauten „Gorbi, Gorbi!“

empfangen – eine Kritik an der

DDR-Führung unter Erich Honecker

(1912 – 1994). Zur politischen Lage in

der DDR sagte Gorbatschow damals

wörtlich: „Gefahren warten nur auf die,

die nicht auf das Leben reagieren.“

Daraus wurde später: „Wer zu spät

kommt, den bestraft das Leben.“ Ein

Satz, den jeder Deutsche kennt. In der

DDR-Regierung kam die Bereitschaft

zu Veränderungen zu spät: Am 9. November

1989 gab sie dem Druck der

DDR-Bevölkerung nach, öffnete die

Berliner Mauer und griff – wie auch

Gorbatschow – nicht militärisch ein. So

verlief die Revolution friedlich.

Deutsche Einheit

Die Verhandlungen zur deutschen Einheit

waren schwierig. Doch das inzwischen

gewachsene Vertrauen zwischen

Michail Gorbatschow und Helmut Kohl

machte das Unvorstellbare möglich:

die deutsche Wiedervereinigung. Helmut

Kohl sicherte Gorbatschow zum

Beispiel zu, dass die Militäreinheiten

der Sowjetunion, die sich aufgrund von

deren Rolle als Siegermacht des 2.

Weltkriegs (1939 – 1945) und bedingt

durch den Kalten Krieg auf DDR-Territorium

befanden, bei ihrem Abzug und

ihrer Rückkehr in die Sowjetunion umfangreich

unterstützt würden. Für die

Wiedervereinigung am 3. Oktober

1990 werden die Deutschen Gorbatschow

auf ewig dankbar sein.


Wolfram von Scheliha

Fotos: Peter Koard/wikimedia.org (Gorbatschow und Honecker), veni markovski/wikimedia.org (Porträt Michail Gorbatschow)

Michail Gorbatschow

Stationen seines Lebens

• 2. März 1931: im Nordkauskasus als

Bauernsohn geboren

• 1950 – 55: Jurastudium in Moskau

• 1952: Mitglied der Kommunistischen

Partei der Sowjetunion (KPdSU)

• 1953: Heirat mit Raissa Titarenko

(1932 – 1999), 1957 Geburt ihrer

Tochter Irina

• 1985: Generalsekretär der KPdSU

• 1990: erster Präsident der Sowjetunion;

Friedensnobelpreis

• 1991: konservativer Putschversuch

gegen Gorbatschow, Auflösung der

Sowjetunion; Rücktritt als KPdSU -

Chef und Staatspräsident

• ab 1992: Gründer der Gorbatschow-

Stiftung sowie der Umweltorganisation

Internationales Grünes Kreuz; Autor

und gefragter

Gastredner

• 30. August

2022: in

Moskau

verstorben

Michail Gorbatschow ist 1987 zu

Gast bei DDR-Staatschef Erich

Honecker (rechts) in Ostberlin

Abrüstung, die Reduzierung von Militär und Waffen in einem Land

Abzug, der Abmarsch/Weggang (des Militärs)

Amtsantritt, -e, der Beginn der Arbeit auf einem neuen offiziellen/staatlichen Posten

Amtsvorgänger, -, der jmd., der vorher denselben offiziellen/staatlichen Posten hatte

angespannt problematisch, schwierig

aufheben hier: beseitigen, annullieren

eingreifen intervenieren, sich einmischen

einsetzen, sich, für etw. (Akk.) sich um etw. bemühen, kämpfen

ermutigt motiviert, gestärkt

Fälschung, -en, die Manipulation

harte Haltung einnehmen, eine gegen etw. sein, Widerstand leisten

in Bedrängnis bringen Schwierigkeiten/Probleme verursachen

inspirieren motivieren, anregen

Mangelwirtschaft, die schlecht funktionierende Wirtschaft/Ökonomie

prägnant treffend, genau, pointiert

scheitern nicht funktionieren, nicht klappen, misslingen

Unvorstellbare, das das Undenkbare/Unfassbare

Ursache, -n, die Ausgangspunkt, Grund

Verhandlung, -en, die Gespräch, Dialog

Vertrauen schaffen eine Atmosphäre der Glaubwürdigkeit/Verlässlichkeit entstehen lassen

verweigern, sich, etw. (Dat.) nicht zulassen, blockieren

Volksaufstand, -“-e, der Rebellion, Revolution

zusichern garantieren, zusagen

zuspitzen, sich sich radikalisieren, eskalieren

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Sprache

Moderne Kommunikation,

wie wir sie kennen

*

Unerwartet sprachkompetent

››

Wie Jugendliche heute kommunizieren

„Ich hör‘ es gerne, wenn die Jugend plappert: Das Neue klingt. Das Alte klappert“, schrieb der große

deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832). Er hatte seine Freude an der

Jugendsprache, im Gegensatz zu so manchem Erwachsenen heute. Kommuniziert wurde zu Goethes

Zeiten allein über gedruckte Schriften, handgeschriebene Briefe und das gesprochene Wort.

Heute haben wir dank Internet,

Smartphones und Social Media

die Möglichkeit, in Sekunden mit Menschen

überall auf der Erde schriftlich

und mündlich zu kommunizieren. Doch

eins hat sich nicht geändert: das natürliche

Bedürfnis von Jugendlichen, sich

von den Erwachsenen abzugrenzen,

selbstständig zu werden, die Welt auf

eigene Art zu erleben. Sprache spielt

dabei eine wichtige Rolle.

Auch Eltern waren mal Kinder

Nicht zu vergessen, Erwachsene waren

auch einmal jung und hatten selbst

ihre eigene kleine Sprache, die ihre Eltern

nicht verstanden. Mir (dem Autor)

ging es da nicht anders. Jugendliche

von heute können mit dem Slang aus

meiner Jugendzeit der 1980er-Jahre

wie „nicht ganz dicht sein“ (sich verrückt

benehmen) oder „astrein“ (richtig

Jugendwort des Jahres

Jedes Jahr veranstaltet der deutsche

Langenscheidt-Verlag eine Onlineabstimmung

zum Jugendwort des Jahres. Die

Jugendlichen selbst schlagen Wörter vor

und entscheiden auch über die Gewinner.

Auf Platz eins landete dieses Jahr

das englische Wort „Smash“, das aus

dem Smartphone-Partyspiel „Smash or

Pass“ stammt und hier „jemanden sexuell

attraktiv finden“ bedeutet. Platz

zwei und drei belegten die Wörter „bodenlos“

(„mies, schlecht“) und „Macher“

(„jemand, der Dinge sofort

erledigt“).

gut, toll) genauso wenig anfangen wie

meine Eltern damals. Und das ist völlig

normal.

Besonderheiten der Jugendsprache

So normal ist auch das kreative Spiel

der Jugendlichen mit der Sprache und

der lockere Umgang mit grammatikalischen

Regeln. Digitale Jugendsprache

ist einfacher, direkter, verkürzter, visueller.

Beim Chat in den sozialen Netzwerken

werden dafür Buchstaben, Abkürzungen

wie „ROFL“ (rolling on the

floor laughing), Satzzeichen und Emojis

verwendet. Letztere verstärken die

emotionale Botschaft. Das Besondere

an der Jugendsprache ist: Sie entwickelt

sich ständig weiter durch neue

Trends in den sozialen Medien.

Kompetenz und Komplexität

Der Linguist Dr. Florian Busch von der

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

(MLU) fand in seiner Studie von

2021 heraus, dass Jugendliche sehr

genau wüssten, in welchen Situationen

und Kontexten wie zu kommunizieren

sei. Dies beweise digitale Kompetenz.

„Das Schreiben in der Schule nehmen

manche als einfacher wahr, weil es nur

ein Regelwerk gibt, an dem sie sich

orientieren müssen“, so Busch.

Schriftliche Konversationen über

WhatsApp seien da deutlich komplexer.

Es sei schwieriger, aufgrund der vielen

Möglichkeiten den richtigen Ton zu treffen.

Und schließlich soll das Neue ja

klingen und nicht klappern.


Clemens Tragelehn

abgrenzen, sich, von jmdm. (Dat.) sich unterscheiden, anders sein

Abkürzung, -en, die hier: ein abgekürztes Wort, Kurzwort, Initiale

Abstimmung, -en, die Votum, Wahl

Bedürfnis, -se, das Verlangen/Wunsch nach etw.

benehmen, sich sich verhalten, sich geben

beweisen belegen, verifizieren

Botschaft, -en, die hier: Nachricht, Mitteilung, Erklärung

entwickeln, sich hier: sich erneuern, sich regenerieren

herausfinden erfahren, entdecken

im Gegensatz zu jmdm./etw. (Dat.) im Unterschied/Vergleich zu jmdm./etw.

klappern Geräusche machen: scheppern, poltern

plappern viel und schnell reden

richtigen Ton treffen, den angemessen/passend kommunizieren

stammen, aus etw. (Dat.) herkommen, hervorgehen

Umgang, der Gebrauch, Kommunikation

veranstalten organisieren, durchführen

Verlag, -e, der eine Firma, die Bücher und Zeitschriften herausgibt/publiziert

verwenden nutzen, einsetzen

wahrnehmen hier: sehen, empfinden, einschätzen

Fotos: lookstudio/freepik.com (Pärchen mit Smartphone), appleuzr/iStock-1085356050 (Illustration Megafon)

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Rezept

Berliner

››

Leckerbissen aus Hefeteig

Ob „Berliner“ oder „Krapfen“

genannt – lecker ist das Gebäck

„Berliner“, „Kräppel“ oder „Krapfen“ – so heißt ein gefülltes Gebäck aus süßem Hefeteig, das

besonders im Karneval und an Silvester sehr beliebt ist. In vitamin de erfährst du, wie dir die

Berliner ganz einfach gelingen und wer dieses Gebäck erfunden hat.

Fotos: A​s​t​r​i​d​ G​ö​t​z​e​-​H​a​p​p​e​/p​i​x​e​l​i​o​.​d​e​ (Berliner), m​a​c​r​o​v​e​c​t​o​r​/freepik.com​ (Luftschlangen)

Zutaten:

• 500 Gramm (g) Weizenmehl

• 42 g frische Hefe (ein Würfel)

• 50 g Zucker

• 50 g Butter

• 1 Prise Salz

• 1 Teelöffel (TL) Vanillezucker

• 200 Milliliter (ml) Milch

• 1 Ei

Die Legende vom

Berlinerbäcker

Der Legende nach wurde das Gebäck

Berliner im Jahr 1756 von einem Bäcker

erfunden. Dieser wollte als Kanonier unter

dem preußischen König Friedrich dem

Großen (1712 – 1786) dienen. Als sich

der Bäcker aber als wehruntauglich erwies,

durfte er für die Armee backen. Aus

Dankbarkeit backte er Hefeteigstücke in

runder Form, die Kanonenkugeln glichen.

Da der Bäcker auf dem Schlachtfeld keinen

Backofen hatte, backte er die Berliner

in einer mit heißem Fett gefüllten

Pfanne über einem offenen Feuer.

• 1 halbes Päckchen geriebene Zitronenschale

• Puderzucker

• Erdbeermarmelade

• Butterschmalz (zum Ausbacken, alternativ:

Öl)

Zubereitung:

Der Teig: Gib zuerst das Mehl in eine

Schüssel und füge kleine Teile der

Hefe hinzu. Verrühre die Hefe im

Mehl mit etwas lauwarmer Milch

und einem Teelöffel Zucker und

abgedeckt hier: mit etw. verschlossen sein

abtropfen lassen hier: den Rest des flüssigen Fetts ablaufen lassen

ausstechen hier: ausschneiden; Gebäck/Kekse in eine Form bringen

bestreuen draufmachen, verteilen

Brauch, -“-e, der Ritual, Tradition

Butterschmalz, das besonderes Fett aus Butter

erfinden sich ausdenken, als Erster machen

erhitzen etw. heiß machen

erweisen, sich, als etw. (Nom.) sich zeigen, erscheinen

gefüllt mit etw. drinnen

gelingen, jmdm. (Dat.) hier: etw. gut backen können

Hefeteig, -e, der besonderer Teig, aus dem man weißes Brot und Kuchen macht

Kanonenkugel, -n, die Geschoss/Munition der Artillerie

Kanonier, -e, der Soldat, der die Artillerie bedient

kneten mischen, formen

Schüssel, -n, die großer Teller, Schale

verrühren mischen, mixen

wehruntauglich zu schwach oder zu krank für den Dienst in der Armee

Regional unterschiedliche Namen

lass die Masse für 15 Minuten ruhen.

Gib nun die restliche Milch,

den restlichen Zucker, Salz, Zitronenschale,

Vanillezucker, die Butter

und das Ei hinzu und knete

alles zu einem Teig. Lass den Teig

an einem warmen Ort abgedeckt

für etwa eine Stunde in Ruhe gehen.

Rolle anschließend den Teig aus

und steche runde Formen aus. Lass

diese nochmals für 15 Minuten gehen.

Das Frittieren: Erhitze in der Zwischenzeit

das Schmalz oder Öl im Kochtopf.

Backe die runden Teigstücke portionsweise

auf beiden Seiten im heißen Fett

aus – dabei erhalten sie die für Berliner

typische Form einer kleinen Kugel.

Lass sie nun auf einem großen Teller

mit Küchenpapier abtropfen und abkühlen.

Die Füllung: Fülle eine Gebäckspritze

oder einen Spritzbeutel mit Marmelade

und spritze diese portionsweise in die

Berliner. Zum Schluss bestreust du die

Berliner noch mit Puderzucker. Guten

Appetit!


Ekaterina Shmeleva

Das Gebäck wird je nach Region in Deutschland unterschiedlich genannt:

„Berliner“ in Westdeutschland (außer Hessen und Bayern),

Mecklenburg und in der Schweiz, „Kräppel“ in Hessen,

„Krapfen“ in Bayern und Österreich, „Pfannkuchen“

in Berlin und Ostdeutschland (außer Mecklenburg)

sowie „Berliner Ballen“ im Ruhrgebiet und

am Niederrhein.

Auch mal mit Senf

Berliner sind ein traditionelles Gebäck an Silvester

und im Karneval. In dieser Zeit gibt es Berliner mit

Eierlikör-, Schokoladensoßen- oder Vanillepuddingfüllung.

In einigen Regionen gibt es den Brauch, einzelne

Berliner mit Senf zu füllen. Das erkennt man

von außen nicht. So hofft jeder beim Essen, dass er

nicht das Pech hat, genau diesen „Senfberliner“ zu

bekommen.

*

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Gesundheit

*

Gefahren im Netz

››

Cybermobbing bei Jugendlichen

Anna Kunze* ist 19 Jahre alt, Schülerin und kommt aus Ludwigsburg. Letztes Jahr wurde sie Opfer von

Cybermobbing. In einem Gespräch mit vitamin de erzählt die junge Frau von ihren Erlebnissen, ihren

Ängsten und den Menschen, die ihr halfen.

An einem Sonntagmorgen bekam

ich über WhatsApp plötzlich von einer

unbekannten Nummer ein Foto geschickt“,

erzählt Anna. Es war ihr eigenes

WhatsApp-Profilbild. Jemand hatte

es heruntergeladen und so bearbeitet,

dass Anna schrecklich aussah. Daneben

stand ein Text, in dem schlimme,

unwahre Dinge über sie gesagt wurden.

„Ich war total schockiert. Meine größte

Angst war, dass es auch anderen Leuten

geschickt worden war.“

Was tun?

„Ich wusste nicht, was ich tun sollte“,

erzählt Anna. Sie hatte eine Vermutung,

wer ihr das Bild geschickt haben

könnte. Ein Junge aus ihrer Klasse war

in Anna verliebt, aber sie nicht in ihn.

Das hat ihn sehr verärgert. Anna glaubte,

dass er ihr das Foto und den Text

geschickt hatte. Doch sie war sich

nicht absolut sicher, denn beides war

nicht von seiner Telefonnummer aus

gesendet worden. Nach langem Nachdenken

beschloss sie, ihrer besten

Freundin davon zu erzählen.

gemacht. „Meine Freundin schrieb

dann der Person, dass sie mit ihrer Aktion

gegen das Gesetz verstoße, und

schickte ihr den Screenshot.“ Sie

schrieb ihr auch, sollten noch andere

Leute dieses Bild erhalten, würde Anna

zur Polizei gehen. Daraufhin kam keine

Reaktion mehr.

Richtig entschieden

„Mir war gar nicht so wichtig, von wem

Bild und Text kamen. Schlimm war für

mich, dass die Sachen im Internet

standen und ich nicht wusste, wer sie

sich schon angesehen hat.“ Für Anna

war es die richtige Entscheidung, mit

ihrer Freundin zu sprechen und bei ihr

Hilfe zu suchen. Bis heute weiß Anna

nicht, wer das Bild noch bekommen

hat. Sie vermutet, dass der/die Mobbende

nach der Drohung mit der Polizei

Angst bekommen und Annas Bild

und Text nicht weiterverbreitet hat.

Anna hat auch keine weiteren Bilder

erhalten. „Es ist wirklich ein schreckliches

Gefühl, wenn einem so etwas

passiert. Ich hoffe, ich erlebe das nie

wieder. Allen Mobbingopfern kann ich

nur raten, mit einer Person ihres Vertrauens

darüber zu reden und dann gemeinsam

aktiv zu werden.“

* ) Der Name wurde von der Redaktion

geändert.


Daniela Todorovićová

Konfrontation

Diese sei sofort aktiv geworden. „Meine

beste Freundin schrieb auf ihrem

Smartphone eine Nachricht an die unbekannte

Nummer und fragte, warum

er/sie dieses Bild verschickt habe.“ Sie

erhielt eine Antwort, in der alles geleugnet

wurde. Zum Glück hatte Anna

zuvor einen Screenshot als Beweis

26 vitamin de 95

Eine digitale Pause zu

machen, kann helfen

Cybermobbing macht

psychisch krank

Fotos: 1​2​1​6​1​7​0​7/freepik.com (Frau vor Smartphone), Hatice EROL/pixabay.com (Illustration)


Cybermobbing und was man dagegen tun kann

Das Bündnis gegen Cybermobbing ist eine deutsche Hilfsorganisation, die an Schulen, in Unternehmen und Vereinen

über Cybermobbing aufklärt, um mehr Menschen auf diese Gefahr aufmerksam zu machen.

Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses, beantwortet in einem Interview Fragen zu

diesem Thema.

Uwe Leest

Wann spricht man von Cybermobbing?

Wenn Einzelpersonen oder Gruppen dich im Internet, den sozialen Netzwerken oder übers

Smartphone persönlich angreifen, beleidigen oder sogar bedrohen. Aber auch dann, wenn

dich zum Beispiel jemand beim Umziehen im Sportunterricht heimlich filmt und das Video

online stellt. Die leichte und schnelle Verbreitung in den sozialen Medien wie TikTok, Instagram

und WhatsApp, aber auch Gamingplattformen macht Cybermobbing so gefährlich.

Herr Leest, welchen Unterschied gibt es zwischen Cybermobbing und physischem Mobbing?

Einen großen Unterschied. Wer zum Beispiel auf dem Schulhof physisch gemobbt, also direkt angegriffen wird,

und sich nicht schlagen möchte, hat noch die Chance, schnell wegzurennen. Aber vor Cybermobbing kann man

schwer fliehen, Internet und Smartphone nutzen schließlich fast alle. Die Mobbenden auf dem Schulhof kennt

man außerdem, aber die im Internet oft nicht.

Ist Cybermobbing also schlimmer als physisches Mobbing?

Beides ist schlimm. Doch es gibt den Spruch: „Tränen, die im Netz geweint werden, sieht man nicht.“ Wenn jemand

geschlagen wird, ist es nur natürlich, dass er/sie irgendwann zu weinen anfängt. Dann hören Schläger normalerweise

auf. Aber im Internet fehlt diese körperliche Nähe und so auch die Hoffnung, dass Mobbende Mitleid

für ihr Opfer empfinden. Die Anonymität im Netz gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit, bestätigt sie in ihren Aktionen,

da sie keine direkten Reaktionen wahrnehmen.

Wer ist von Cybermobbing besonders betroffen?

Vor allem Jugendliche, das zeigen auch unsere Studien. Im Allgemeinen sind es mehr Mädchen und junge Frauen.

Jedoch ist Cybermobbing auch zu einem ernsten Problem unter Erwachsenen geworden, vor allem am Arbeitsplatz.

Das Interview führte Daniela Todorovićová.

Foto: ​J​i​g​a​l​ F​i​c​h​t​n​e​r​ (Uwe Leest)

angreifen attackieren, überfallen

Anwalt, -“-e, der Jurist, Advokat

aufklären hier: informieren, belehren

beleidigen kränken, verletzen

bestätigen hier: bestärken, ermutigen

betroffen sein hier: leiden unter, geschädigt sein

Beweis, -e, der hier: Zeugnis, Dokument

Drohung, -en, die das Angstmachen, Warnung

fliehen weglaufen, wegrennen

Gefahr, -en, die Risiko

gegen das Gesetz verstoßen etw. Illegales/Kriminelles machen

heimlich geheim, verborgen; so, dass es niemand sieht

herunterladen aus dem Internet auf den Computer kopieren; downloaden

leugnen verneinen, lügen, mit Absicht etw. Falsches sagen

Mitleid empfinden Empathie/Mitgefühl haben

Opfer, -, das jmd., dem Unrecht passiert; Geschädigter, Leidtragender

schlimm schrecklich, furchtbar

unwahr erfunden, falsch

verärgern aggressiv/böse machen

Vermutung, -en, die Hypothese, Verdacht

Vertrauen, das Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit

Vorstandsvorsitzende, -n, der/die Chef, Leiter, Direktor

wahrnehmen bemerken, sehen, erkennen

weiterverbreiten hier: weitersenden, an andere verschicken

Tipps von Uwe Leest zum

Umgang mit Cybermobbing

Am wichtigsten ist es, nicht zu schweigen,

sondern mit Personen, denen du

vertraust, über deine Erlebnisse zu sprechen.

Mach, wenn möglich, Fotos oder

Videos von der Mobbingaktion. Das sind

später wichtige Beweise. Auch wenn du

die mobbende Person kennst, lass lieber

jemanden, dem du vertraust, mit ihr

sprechen. Wenn das nicht hilft, geh zur

Polizei und zeig die Person an, auch

wenn sie anonym ist. Die Polizei kann

eventuell durch IP-Adressen oder Telefonnummern

herausfinden, wer es war.

Oder du nimmst dir einen Anwalt, der

sich auf Cybermobbing spezialisiert hat.

Bist du in den sozialen Medien gemobbt

worden, schreibe eine Mail an deren Kontaktadresse

und bitte um Hilfe.

vitamin de 95 27


Erfinder

*

Ohne Radar unmöglich –

ein Flugkontrollzentrum

Der Großvater des Radars

››

Der Erfinder Christian Hülsmeyer

Das Radar ist heute das wichtigste Kontrollinstrument im Flugverkehr und in der Schifffahrt, um

Unfälle zu vermeiden. Sogar die Polizei setzt Radargeräte ein – bei Geschwindigkeitskontrollen im

Straßenverkehr. Lange galt der Brite Robert Watson-Watt (1892 – 1973) als alleiniger Erfinder des

Radars. Dabei hatte schon 1904 ein Deutscher in Köln ein eigenes Radargerät vorgestellt. Nur wollte

es damals niemand nutzen.

Bis 1953 galt Robert Watson-Watt

als alleiniger Erfinder des Radars.

Besonders vor und während des Zweiten

Weltkriegs (1939 – 1945) hatte

er moderne Radarsysteme entwickelt.

Auf Wunsch des damaligen britischen

Premierministers Winston Churchill

(1874 – 1965) wurde Watson-Watt

1942 vom britischen König George

VI. (1895 – 1952) geadelt. Als 1948

der Historiker Franz Maria Feldhaus

(1874 – 1957) in einem Zeitungsartikel

den Deutschen Christian Hülsmeyer

(1881 – 1957) als Erfinder des Radars

ins Gespräch brachte, löste das

eine Debatte zwischen Großbritannien

und Deutschland aus. 1953 trafen die

beiden Erfinder auf einer Konferenz in

Frankfurt am Main zum ersten Mal aufeinander.

Die Diskussion um die Frage,

wer der rechtmäßige Erfinder des

Radars sei, beendete Watson-Watt mit

dem klugen Satz: „Ich bin der Vater des

Radars, während Sie sein Großvater

sind.“ Aber der Reihe nach.

Reflektierte Radiowellen

Während seiner Lehrerausbildung (ab

1896) entdeckte der junge Hülsmeyer

die Physik für sich. Vor allem die Versuche

des deutschen Physikers Heinrich

Hertz (1857 – 1894) über die Reflexion

elektromagnetischer Wellen an

metallischen Gegenständen faszinierten

ihn. Sofort dachte Hülsmeyer über

praktische Anwendungsmöglichkeiten

nach. Zur damaligen Zeit kam es bei

Nacht und schlechter Sicht sehr häufig

zu Schiffskollisionen mit zahlreichen

Todesopfern. Hülsmeyer wollte nun unter

Nutzung reflektierter Radiowellen

ein Gerät bauen, mit dessen Hilfe

Schiffe sich auf See gegenseitig orten

konnten. Im Jahr 1904 meldete Hülsmeyer

sein sogenanntes Telemobiloskop

zum Patent an.

Revolutionäre Erfindung

Im gleichen Jahr präsentierte er seine

Erfindung der Öffentlichkeit. Auf

der Hohenzollernbrücke in Köln baute

er sein Telemobiloskop auf und richtete

die Antenne auf die Fahrrinne im

Rhein aus. Bei einer Entfernung bis

zu drei Kilometern gab das Gerät einen

Signalton ab, wenn sich ein

Schiff näherte. Die Fachwelt war sich

einig – das war eine revolutionäre Erfindung.

Dennoch hatte die Idee anfangs

keinen Erfolg. Sowohl in der zivilen

wie auch der militärischen

Schifffahrt wurde sein Gerät nicht genutzt.

Damals war man der Meinung,

dass die bisher verwendeten Signalpfeifen

durch ihre höhere Reichweite

besser seien als das Telemobilo skop.

Nach dem Misserfolg gab Hülsmeyer

das Projekt auf und gründete eine Firma

für Heißwassergeräte und Werkzeugmaschinen.

Militärische Anwendung

In den 1930er-Jahren arbeiteten Wissenschaftler

in verschiedenen Ländern

an der Weiterentwicklung des Telemobiloskops,

das später „Radar“ heißen

sollte – die Abkürzung für „radio detec-

Erfinder Christian

Hülsmeyer

Fotos: g​o​r​o​d​e​n​k​o​f​f​/i​S​t​o​c​k​-​1​3​1​9​2​5​8​4​5​8 (Flugzeugkontrollzentrum), Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE (Christian Hülsmeyer)

28 vitamin de 95


Moderne

Radartechnik

Fotos: N​a​t​i​o​n​a​l​ ​A​e​r​o​n​a​u​t​i​c​s​ ​a​n​d​ ​S​p​a​c​e​ Administration (Radar), Georg Wiora/wikimedia.org (Radar-Prinzip)

tion and ranging“. Aufgrund der wachsenden

Kriegsgefahr wurde der effektive Schutz des eigenen

nationalen Luftraums immer wichtiger und

somit auch die Möglichkeit, Flugzeugangriffe früh

zu erkennen und abwehren zu können. So gelang

dem Briten Watson-Watt 1935 die Ortung von

Flugzeugen durch Radarwellen, auch die Deutschen

schafften das. Wie so oft in der Technikgeschichte

wurde mit dem Radar eine ursprünglich

zivile Erfindung zuerst militärisch genutzt, im Zweiten

Weltkrieg war sie von entscheidender Bedeutung.

Heute ist das Radar im Luftverkehr und in

der Schifffahrt unverzichtbar – leider wird es heute

immer noch in Kriegen verwendet.


Wilhelm Drews

Das Radar im Zweiten

Weltkrieg

Das Radar hat den Verlauf des Zweiten Weltkriegs

(1939 – 1945) sehr beeinflusst. Die

Luftwaffe und Marine sowohl der Nationalsozialisten

als auch der Alliierten hatten moderne

Radarsysteme. In der Luftschlacht um

England versuchte die deutsche Luftwaffe

zwischen Sommer 1940 und Anfang 1941

mit Luftangriffen gegen die britische Armee

und auf britische Städte die Kapitulation

Großbritanniens zu erzwingen. Der Versuch

schlug fehl, weil die Engländer mit Hilfe ihrer

Radargeräte viele deutsche Bomber abschießen

konnte. Auch die Seeblockade

Großbritanniens durch die deutsche Marine

scheiterte. Mit der Einführung des Mikrowellen-Radars

gewann die britische Radartechnik

einen technologischen Vorsprung,

der besonders im Kampf gegen die deutschen

U-Boote deutlich wurde. Dass man

ein Radar auch mit einfachen Mitteln unschädlich

machen konnte, bewies die britische

Luftwaffe im Kampf gegen die deutsche

Luftabwehr. Britische Piloten warfen

Millionen von Aluminiumschnipseln ab und

machten so das Orten ihrer Flugzeuge

unmöglich.

Wie funktioniert ein Radar?

Die Funktionsweise eines Radars beruht auf der physikalischen

Besonderheit, dass gesendete elektromagnetische Wellen von

Gegenständen reflektiert werden und der Anteil der reflektierten

Wellen gemessen werden kann. Ein Radargerät besteht also aus

einem Sender, der eine elektromagnetische Welle erzeugt und

sendet, und einem Empfänger, der die reflektierte Welle empfängt,

sowie einer Elektronik, die die gesendeten und empfangenen

Daten auswertet. Die Funkwellen werden als kurze Impulse

gesendet, in der Regel als Strahl in alle Richtungen (360 Grad).

Durch den zeitlichen Abstand zwischen dem gesendeten und

dem empfangenen Signal kann die Entfernung eines Objekts bestimmt

werden. Dessen Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit

wird über die Veränderung der Position bestimmt, die zwischen

den aufeinanderfolgenden Signalen zu beobachten ist. So werden

heute Radargeräte nicht nur im Flug- und Schiffsverkehr verwendet,

um Kollisionen zu vermeiden, sondern auch um Geschwindigkeiten

im Straßenverkehr zu messen.

Abstand, -“-e, der hier: Unterschied, Differenz

abwehren sich schützen, zurückdrängen, zurückschlagen

adeln zum Aristokraten machen

Alliierten, die hier: Anti-Hitler-Koalition

Anwendung, -en, die Gebrauch, Einsatz

aufgeben hier: aufhören/Schluss machen mit etw.

auslösen verursachen, bewirken, zur Folge haben

auswerten analysieren, verarbeiten

beeinflussen wirken, bestimmen, formen

beruhen, auf etw. (Dat.) zurückgehen/basieren auf

beweisen zeigen, vorführen, deutlich machen

Entfernung, -en, die Distanz

erzwingen hier: mit viel Energie etw. erreichen/erzielen

Fahrrinne, -n, die Bereich eines Flusses, in dem Schiffe fahren können

fehlschlagen nicht funktionieren, nicht klappen, misslingen

Luftschlacht, -en, die Kampf/Krieg mit Flugzeugen

orten, sich die geografische Position von anderen bestimmen

rechtmäßig dem Gesetz nach, laut Gesetz

scheitern nicht funktionieren, nicht klappen, misslingen

Todesopfer, -, das jmd., der bei einem Unglück/einer Katastrophe stirbt

unverzichtbar notwendig, sehr wichtig, obligatorisch

ursprünglich zuerst, primär

Verlauf, -“-e, der Entwicklung, Chronologie

Vorsprung, der hier: Vorteil, Plus

vitamin de 95 29


Dialog

Die erste Abfahrt

››

Hakim lernt Ski zu fahren

Der junge Syrer Hakim hat sich von Eva und Melissa aus der Innsbrucker Sprachschule zum Skifahren

überreden lassen. Die drei Freunde sitzen in einer Seilbahn, die sie zum Wintersportort Axamer Lizum

bringen wird. Hakim ist nervös. Was, wenn es zu stark schneit, er beim Skifahren stürzt und sich

verletzt? Doch ihm bleibt keine Zeit, sich weiter Sorgen zu machen, denn die Seilbahn ist am Ziel.

*

Eva: Hier sind wir also, meine Lieben.

Ist es nicht herrlich in der Axamer Lizum?

Hakim: Die Aussicht ist wunderschön.

Aber warum so ein komischer Name?

Was bedeutet Axamer Lizum?

Melissa: Eine Lizum ist eine Art Weide,

zum Beispiel für Kühe. Axams ist der

Name des Ortes in der Nähe. Man

könnte also auch „Weide von Axams“

sagen.

Hakim: Interessant. Ich habe den Namen

ja schon öfter gehört. Hier fanden

wichtige Skirennen statt, oder?

Eva: Ganz genau, aber das ist schon

lange her. 1964 und 1976 wurden in

Innsbruck die Olympischen Winterspiele

ausgetragen. In der Axamer Lizum

fanden damals viele Skirennen statt.

Hakim: Das ist ja toll! Ob ich auch irgendwann

ein Skiprofi werden könnte?

Melissa: Das wirst du nicht herausfinden,

wenn wir noch länger hier herumstehen.

Also los, Hakim! Du weißt ja –

langsame Bögen fahren, dann passiert

dir nichts.

Eva: Sehr gut machst du das. Aber

Vorsicht, du darfst nicht zu schnell fahren!

Achte auch auf die Leute links und

rechts von dir!

Melissa: Denk daran, deinen Oberkörper

nicht zu stark zu drehen. Verliere

bitte keinen deiner Skistöcke und …

Hakim: Okay, ich muss mal kurz stehen

bleiben. Warum redet ihr eigentlich

die ganze Zeit? Ist das nicht auch gefährlich?

Ihr lenkt mich ab. Ich kann

mich nicht konzentrieren.

Eva: Tut uns leid, du hast recht.

Melissa: Punkt für dich, lieber Hakim.

Ich habe eine gute Idee: Eva und ich

werden aufhören zu reden. Dann werde

ich vorfahren, du fährst hinter mir

her und Eva fährt ganz am Ende.

Eva: Machen wir das! Wenn du stürzen

solltest, dann direkt vor mir. So kann

ich dir sofort helfen.

Hakim: Ich will aber nicht stürzen!

Melissa: Ja, wer will das schon. Deshalb

habe ich einen Tipp für dich: Nur

wer keine Angst vor Stürzen hat, wird

ein richtig guter Skifahrer. Aus Stürzen

kann man viel lernen und sich so verbessern.

Hakim: Wenn du meinst, Melissa …

Eva: Hab keine Angst, Hakim. Wir sind

Profis und helfen dir. Und wenn du auf

unsere Tipps hörst, werden wir schon

nächstes Jahr gemeinsam die Piste hinunterrasen

– natürlich immer schön

vorsichtig.

Hakim: Ihr seid also nicht nur gute

Deutschlehrerinnen, sondern auch tolle

Skilehrerinnen.

Eva: Wenn du das sagst, Hakim …

Melissa: … dann wird’s wohl stimmen.

So, seid ihr bereit? Können wir

weiterfahren?

Hakim und Eva: Auf geht’s!


Barbara Hanko

ablenken hier: stören

achten, auf jmdn./etw. (Akk.) aufpassen, aufmerksam sein

aufhören beenden, nicht mehr machen

Aussicht, -en, die Panorama

austragen hier: organisieren, durchführen

Bogen, - o. -“-, der Halbkreis

drehen nach rechts und links bewegen

gefährlich riskant, voller Risiken sein

herrlich sehr schön/gut

hinunterrasen sehr schnell bergab fahren

Piste, -n, die Strecke/Spur, auf der man Ski fährt

Seilbahn, -en, die eine Bahn/Kabine, die an einem Seil/Strick hängt und fährt

Skistock, -“-e, der Stab zum Skifahren

Sorgen machen, sich (Dat.) beunruhigt/nervös sein

stattfinden passieren, geschehen, organisiert werden

stürzen hinfallen

überreden lassen, sich sich überzeugen/umstimmen lassen

verbessern, sich besser werden

verletzen, sich den Körper beschädigen

Vorsicht, die Achtung, aufmerksames Verhalten

Weide, -n, die Land, auf dem Kühe und Pferde Nahrung finden

Foto: w​a​v​e​b​r​e​a​k​m​e​d​i​a​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Skifahrerinnen)

30 vitamin de 95


Kino

Fotos: X-Verleih (Filmplakat „Sommer vorm Balkon“), Fraktion DIE LINKE im Bundestag (Wolfgang Kohlhaase)

Die Augen

bleiben jung

››

Drehbuchautor

Wolfgang Kohlhaase

Über 60 Jahre prägte er den deutschen Film wie

kein anderer, schrieb über 30 Drehbücher, so zu

Kinoklassikern wie „Berlin – Ecke Schönhauser

(1957) und „Solo Sunny“ (1980). Mit Witz und

Präzision erzählte er authentische Geschichten

aus dem Leben in der DDR (Deutsche Demokratische

Republik). Mit Wolfgang

Kohlhaase starb nun einer der

bedeutendsten deutschen Filmautoren.

Seine Filme sind spannende

Zeitreisen in

ein anderes Berlin, erzählen

uns lebendige Geschichten

aus dem untergegangenen

Land DDR. Vor allem mit den

deutschen Regisseuren Gerhard Klein

(1920 – 1970), Konrad Wolf (1925 –

1982) und Andreas Dresen arbeitete

Wolfgang Kohlhaase eng und erfolgreich

zusammen.

Wolfgang

Kohlhaase

Berlin-Filme

1931 in Berlin geboren, entdeckte der

Arbeitersohn Kohlhaase schon früh seine

Liebe zum Schreiben und begann

1952 als Drehbuchautor bei der staatlichen

Filmgesellschaft der DDR

(DEFA). In der Arbeit mit Regisseur

Gerhard Klein entstand eine Reihe von

Filmen über das Leben im Nachkriegsberlin,

so wie „Berlin – Ecke Schönhauser“,

der den Alltag, die Probleme

und Hoffnungen der „wilden“ Jugend in

Ostberlin offen beschreibt und mit großem

Erfolg im Kino lief.

beeindrucken imponieren, am besten gefallen, faszinieren

beweisen zeigen, vorführen, deutlich machen

bezaubernd faszinierend, wunderschön

Drehbuch, -“-er, das Skript für einen Film, Filmszenarium

Einsamkeit, die Alleinsein, Isolation

entstehen gemacht/geschaffen werden

gefragt beliebt, populär, gesucht

gegriffen genommen, herausgeholt

Geheimnis, -se, das Mysterium, Rätsel

offensichtlich deutlich, sichtbar

prägen beeinflussen, wirken auf etw.

Präzision, die Genauigkeit

Rampenlicht, -er, das hier: Licht auf der Bühne

überzeugend glaubhaft, souverän

verbreiten hier: auslösen, erzeugen, bewirken

„Solo Sunny“

Für „Solo Sunny“,

einen der bekanntesten

und

bedeutendsten

DEFA-Filme,

schrieb Kohlhaase

nicht nur das

Drehbuch, sondern war auch erstmals

neben Konrad Wolf Co-Regisseur. Der

realistische Blick auf das Leben der

Schlagersängerin Sunny zwischen Berliner

Hinterhof und Rampenlicht beeindruckt

heute noch und ist hochaktuell

– ein sensibles Porträt einer selbstbestimmten

Frau.

„Sommer vorm Balkon“

Auch im wiedervereinigten Deutschland

blieb Kohlhaase ein gefragter und erfolgreicher

Drehbuchautor, arbeitete

eng mit dem ostdeutschen Regisseur

Andreas Dresen zusammen. Ihre Filme

wirken authentisch, wie aus dem Leben

gegriffen. So auch „Sommer vorm

Balkon“ (2005), eine bezaubernde

melancholische

Komödie, die so

Buchtipp

Filmplakat zu „Sommer

vorm Balkon“ (2005)

leicht und überzeugend von so viel

Schwerem wie Arbeitslosigkeit und Einsamkeit

erzählt und gleichzeitig Hoffnung

und Lebensfreude verbreitet.

Produktiv im Alter

2011 erhielt Kohlhaase den Deutschen

Filmpreis Lola für sein filmisches Lebenswerk.

Da war er 79. Und blieb

weiterhin produktiv, schrieb die Drehbücher

zu wichtigen Filmen über verlorene

Utopien wie „Die Stille nach dem

Schuss“ (2000) und „Als wir träumten“

(2015). Kohlhaase sagte einmal: „Das

ICH altert nicht … Die Augen bleiben

jung, mit denen man in die Welt

guckt.“ Das war offensichtlich sein Geheimnis.


Clemens Tragelehn

In dem Erzählband „Erfindung einer Sprache“ (Wagenbach

Verlag) beweist Kohlhaase sein großes literarisches

Können. Die 13 kleinen, persönlichen Geschichten um

Alltag, Liebe und Erwachsenwerden, chronologisch geordnet

vom Nachkriegsdeutschland bis in die DDR der Siebzigerjahre,

überzeugen durch eine ökonomische, und doch

so genaue Sprache sowie die perfekte Balance von tragischen

und komischen Momenten. Die Titelgeschichte kam

2020 als Film „Persischstunden“ weltweit in die Kinos.

*

vitamin de 95 31


Film

*

Die Geschichte

des deutschen

Films

››

Der Tonfilm von

1922 bis 1945

Mit der Einführung des Tonfilms

Ende der 1920er-Jahre wurde

das Kino in der Weimarer

Republik (1918 – 1933) endgültig

zum Massenmedium. Komödien,

Liebes- und Musikfilme waren

eine willkommene Abwechslung

in Zeiten wachsender

Arbeitslosigkeit aufgrund der

Weltwirtschaftskrise 1929. Im

Nationalsozialismus (NS) von

1933 bis 1945 diente das Kino

der Ablenkung der Massen und

der staatlichen Propaganda.

Mit dem Übergang vom Stummzum

Tonfilm veränderte sich einiges.

Orchester, die Kinofilme live

musikalisch begleiteten, wurden jetzt

nicht mehr gebraucht, Filmkomponisten

schrieben nun die Musik. Zudem

entstand ein neues Genre – der Musik-

und Tanzfilm. Die deutschen Kinos

und Filmproduktionsfirmen mussten

massiv in neue Technik investieren,

viele gingen dabei bankrott. Und das

Kino wurde zum weltweit populärsten

Massenmedium.

Der Kampf um den Tonfilm

Einen Wettkampf um die beste Tonfilmtechnik

lieferten sich Deutschland und

die USA. Zwar gilt das US-Musical „The

Jazz Singer“ von 1927, bei dem die sogenannte

Nadeltontechnik zum Einsatz

kam, als erster „sprechender Film“.

Doch bereits 1922 hatten drei deutsche

Techniker ein wesentlich besseres

Tonsystem entwickelt, den Lichtton.

Hier tastete ein Lichtstrahl die Tonspur

ab, die sich direkt auf dem Filmstreifen

befand, so waren Bild und Ton endlich

synchron – eine technische Sensation!

Leider wurde die Lichtton-Premiere im

Dezember 1925 in Berlin zu einem Debakel:

Der Ton fiel ständig aus, was

das Publikum anfangs amüsierte und

schließlich wütend machte. Erst 1929

startete die ein Jahr zuvor gegründete

deutsche Firma Tobis einen neuen Versuch.

Diesmal mit Erfolg. Der erste

lange Ton-Spielfilm kam 1929 in die

deutschen Kinos. Was nun folgte, war

ein langer juristischer Streit zwischen

der Tobis und der US-Tonfilmindustrie

um die Patente für die Tonfilmgeräte

wie auch die Aufteilung der internationalen

Filmmärkte, der erst mit dem

Pariser Tonfilmfrieden vom 22. Juli

1930 enden sollte.

Zeiten totaler Kontrolle

Mit Adolf Hitler (1898 – 1945) als

neuem Reichskanzler endete 1933 die

Zeit künstlerischer Freiheit im deutschen

Film. Das NS-Regime erkannte

die Macht des Kinos, seine große Massenwirkung

und übernahm Schritt für

Schritt die totale Kontrolle. Unter Propagandaminister

Joseph Goebbels

Hans Albers (1891 – 1960) in einer

seiner großen Rollen als abenteuerlustiger

Filmheld in dem aufwendigen, bereits in

Farbe gedrehten „Münchhausen“ (1943)

(1897 – 1945) wurde im Juli 1933 die

Reichsfilmkammer gegründet. Ihr

mussten alle Filmschaffenden angehören,

jüdische wurden jedoch von nun

an ausgeschlossen wie auch politisch

Andersdenkende. Ab 1934 wurde die

Zensur verschärft, sodass vom Drehbuch

über die Produktion bis zum Filmverleih

alles unter staatlicher Kontrolle

stand. 1937 wurde die Filmindustrie

verstaatlicht.

Propaganda und Anpassung

Über 1 100 Spielfilme entstanden zwischen

1933 und 1945 in Deutschland,

einige davon verherrlichten ganz

offen den Nationalsozialismus. Dazu

zählt der antijüdische Historienfilm

„Jud Süß“ (1940) von Regisseur Veit

Harlan (1899 – 1964), in dem sowohl

dessen Ehefrau, die schwedische,

deutschsprachige Schauspielerin Kris-

Foto: Bild-ID: K​3​5​2​3​T/alamy stock foto (Szenenfoto aus „Münchhausen“),

32 vitamin de 95


tina Söderbaum (1912 – 2001), als

auch Heinrich George (1893 – 1946)

mitspielten. Die drei gehörten zu jenen

Künstlern, die in Deutschland blieben,

sich mit Goebbels‘ Filmpolitik arrangierten

und weiter erfolgreich Filme

drehten. George wurde sogar zum

„Staatsschauspieler“ ernannt. Die

NS-Propaganda nutzte auch die Macht

des Dokumentarfilms. So begann ab

Juni 1940 jeder Kinofilm mit der

30-minütigen „Deutschen Wochenschau“,

einem aktuellen Filmbericht

über die (angeblichen) Erfolge der

deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg

(1939 – 1945). Was mehrheitlich im

Kino lief, waren Musikfilme, Komödien,

Melodramen und historische Filme, die

einfache Unterhaltung boten und von

den Problemen Deutschlands ablenken

sollten, wie auch der märchenhafte

Abenteuerfilm „Münchhausen“ (1943).

1944, ein Jahr vor Kriegsende, zählten

die deutschen Kinos 1,1 Milliarden Kinobesuche!

Künstlerischer Widerstand im Exil

Viele bedeutende Künstler wie die

jüdischen Regisseure Ernst Lubitsch

(1892 – 1947) und Fritz Lang (1890 –

1976) oder die Schauspieler Conrad

Veidt (1893 – 1943) und Marlene Dietrich

(1901 – 1992) gingen ins Exil

Richtung England oder USA und

kämpften dort mit

den Waffen der

Kunst gegen das Hitlerregime:

Dietrich

Liebesfilm und Antinazifilm in

einem: „Casablanca“ (1942)

legte aus Protest schon 1939 die

deutsche Staatsbürgerschaft ab, wurde

US-Bürgerin und trat vor US-Soldaten

im Krieg auf. Hitler hatte Lubitsch

1939 die deutsche Staatsbürgerschaft

aberkannt. Mit „Sein oder Nichtsein“

(1942) folgte dessen Rache – er drehte

einen der brillantesten Anti-Nazi-Filme,

und zwar als Komödie. Fritz Lang

thematisierte 1943 in den USA mit

„Auch Henker sterben“ das Attentat

auf den Naziführer Reinhard Heydrich

(1904 – 1942) im Jahr zuvor. Conrad

Veidt, der 1933 mit seiner jüdischen

Frau nach England geflohen war, wurde

britischer Staatsbürger

und nahm Rollen

in britischen

Propagan dafilmen

wie „Contraband“

(1940) an. Unvergessen

bleibt er als

Major Strasser in

dem US- Filmklassiker

„Casablanca“

(1942).

Clemens Tragelehn

Fotos: wikimedia.org (Szenenfoto aus „Der blaue Engel“), Bill Gold/wikimedia.org (Filmplakat „Casablanca“)

Mit ihrer Rolle als Sängerin Lola (Mitte) in „Der

blaue Engel“ (1930) begann die Weltkarriere

der Schauspielerin Marlene Dietrich

Ablenkung, -en, die hier: die Aufmerksamkeit auf etw. anderes richten, Manipulation

abtasten hier: ablesen, wiedergeben, übertragen

Abwechslung, -en, die Unterbrechung der Routine; etw. Neues erleben

arrangieren, sich, mit etw. (Dat.) hier: sich mit etw. nicht Gutem zufriedengeben/abfinden

Attentat, -e, das Mordversuch, Angriff

Auseinandersetzung, -en, die, mit etw. (Dat.) hier: Aufarbeitung, Beschäftigung

Debakel, -, das Fiasko, Katastrophe

Einführung, -en, die Einstieg, Entstehung, Vorbereitung

Exil, -e, das Emigration

Filmerbe, das hier: Hinterlassenschaft/Tradition des Kinos

Filmstreifen, -, der Material (Zelluloid), auf dem die Bilder des Films sind

Filmverleih, -e, der Firma, die Filme an die Kinos liefert

Henker, -, der jmd., der die Todesstrafe vollstreckt/jmdn. offiziell töten darf; hier: Mörder, Diktator

liefern, sich, etw. (Akk.) veranstalten, austragen

Nadeltontechnik, die mechanische Phonotechnik wie z. B. bei einer Schallplatte

Rache, die Revanche, Vergeltung

Staatsbürgerschaft aberkennen, die keinen Pass mehr haben dürfen; nicht mehr zu einem Staat gehören

Tonspur, -en, die Mikrofilm für Sprache/Musik/Geräusche

verherrlichen zu sehr loben/verehren

verstaatlichen nationalisieren, unter Kontrolle des Staates bringen

Die Friedrich-Murnau-Stiftung

Die Stiftung ist nach dem großen deutschen Stummfilmregisseur

Friedrich Wilhelm Murnau (1888 – 1931)

benannt und wurde 1966 gegründet, um das deutsche

Filmerbe zu sichern, dauerhaft zu erhalten und öffentlich

zu machen. Sie verwaltet die Rechte und das Filmmaterial

von über 2000 deutschen

Stumm-, 1000 Ton- und

6000 Kurzfilmen aus den

1890er- bis in die 1960er-Jahre

sowie 60000 Fotos, Plakate und

Werbematerialien. Zu den Aufgaben

der Stiftung gehört auch die

Restaurierung und Digitalisierung

alter Filme. NS-Propagandafilme

wie „Jud Süß“ dürfen öffentlich,

also in Kinos, Unis oder Schulen,

nur im Rahmen eines Einführungsvortrages

und einer anschließenden

Diskussion gezeigt werden. So

wird eine kritische Auseinandersetzung

mit der NS-Diktatur und ihrem

Propaganda-Apparat möglich.

vitamin de 95 33


Psychotest

Freitag, der 13.

››

Bist du abergläubisch?

Würdest du unter einer Leiter hindurchgehen?

Manche von euch wissen nicht, was so

schlimm daran ist, anderen wird schon beim

Gedanken daran unwohl. Häufig

hört man von den Eltern oder

Großeltern, was man alles nicht

machen darf, weil es einem Pech

bringt. Aber glaubst du diese

Geschichten oder hast du dazu eine

eigene Meinung? Finde es mit

unserem Test heraus!

Abergläubisch oder nicht?

*

Fragen

Du hast einen wichtigen Termin

an einem Freitag, den 13. Was

machst du?

A Ich verschiebe den Termin.

B Ich gehe wie geplant zu dem

Termin.

C Ich gehe zwar hin, aber habe ein

ungutes Gefühl.

Du findest ein vierblättriges Kleeblatt.

Was denkst du?

A Heute wird mir bestimmt etwas

Gutes passieren.

B Oh, wie selten!

C Mal sehen, was das bedeutet.

Welche Filme magst du am

liebsten?

A Mysteryfilme

B Dokumentationen

C Ich schaue Filme je nach Laune.

Dir wurde gesagt, dass es in deinem

Haus Geister gibt. Wie reagierst

du?

A Ich muss schnellstmöglich

ausziehen.

B Ich mache nichts. Geister gibt es

nicht.

C Ich bin vorsichtig.

Dein Spiegel zerbricht; nun

machst du dir Sorgen, weil …

A … du jetzt sieben Jahre Pech haben

wirst.

B … die Scherben Menschen verletzen

können.

C … der Spiegel teuer war und du

nicht an Zufälle glaubst.

Was ist deine Lieblingsfarbe?

A Blau

B Grün

C Rot

abergläubisch denken, dass es übernatürliche/kosmische Kräfte gibt

aus der Fassung bringen die Geduld/Ruhe verlieren

einreden, sich (Dat.) sich selbst ausdenken, selbst glauben wollen

entspannen, sich sich erholen/ausruhen

Geist, -er, der Dämon, Phantom, Gespenst

Humbug, der Quatsch, Unfug, Nonsens

je nach Laune wie gerade die Stimmung ist

Leiter, -n, die hier: Gerät zum Hinauf- und Hinabsteigen

Naturwissenschaft, -en, die Wissenschaften wie Physik, Chemie, Biologie

Pech bringen, jmdm. (Dat.) Unglück/Misserfolg bringen für jmdn.

Pech haben Unglück/Misserfolg haben

Scherbe, -n, die ein kleines Stück Glas

Sorgen machen, sich (Dat.) beunruhigt/nervös sein

verletzen verwunden, wehtun, den Körper beschädigen

verschieben auf ein anderes Datum setzen

vierblättrig aus vier Blättern/Teilen bestehend

vorsichtig hier: aufmerksam

zerbrechen kaputtgehen

Zufall, -“-e, der Gelegenheit, Glück

Auswertung

Welchen Buchstaben hast du am

häufigsten angekreuzt? A, B oder

C?

A) Abergläubisch

Du glaubst an mystische Dinge! So

etwas wie Zufälle gibt es bei dir

nicht. Du gehst immer vorsichtig

durch die Welt, um auf alles vorbereitet

zu sein. Aber manchmal

machst du dir zu viele Sorgen, was

alles passieren könnte. Versuche ein

bisschen rational zu denken und entspanne

dich.

B) Alles Humbug

Aberglaube bringt dich nicht aus der

Fassung. Wenn dir etwas Schlechtes

passiert, dann suchst du nach einer

logischen Erklärung. Deine Interessen

liegen in dieser Welt und vermutlich

magst du Naturwissenschaften

und Mathematik sehr.

C) Ab und zu

abergläubisch

Manchmal fühlst du dich so, als sei

die ganze Welt gegen dich; ein anderes

Mal hast du großes Glück. Du

glaubst, dass du nicht abergläubisch

bist, aber bei manchen Dingen hast

du schon ein ungutes Gefühl. Frag

dich, ob diese Ängste real sind oder

ob du dir vieles nur einredest!

Zusammengestellt von

Tim Warnecke

Fotos: w​a​y​h​o​m​e​s​t​u​d​i​o​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (abergläubische Frau), sph/freepik.com (Illustration Rabe)

34 vitamin de 95


Beruf

Kontaktfreudig

und aufgeschlossen

››

Pflegefachassistentin Andrea

Andrea Metzler macht in Swisttal-Heimerzheim eine einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistentin.

Die 24-Jährige arbeitet in verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel einem Seniorenheim,

einem ambulanten Pflegedienst und einem Krankenhaus. Die Theorie lernt sie in der

Berufsschule. In vitamin de spricht sie darüber, was ihren Beruf so attraktiv macht.

Andrea

Metzler

Andrea, warum hast

du dich für die Ausbildung

als Pflegefachassistentin

entschieden?

Das war eigentlich Zufall.

Während und nach der Schule habe

ich viel in der Gastronomie gejobbt, um

Geld dazuzuverdienen. Dann wollte ich

einen guten Beruf erlernen. Durch eine

Jobagentur habe ich meine jetzige Ausbildung

gefunden und bin damit sehr

zufrieden.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag

bei dir aus?

Es kommt darauf an, ob ich Früh- oder

Spätschicht habe. In beiden Fällen

kümmere ich mich aber um das Wohlbefinden

der Hilfebedürftigen. Ich sorge

dafür, dass sie ihr Essen zu sich nehmen,

organisiere Kaffee und Kuchen

zum Nachmittag und helfe aus bei Aktivitäten

wie Gesellschaftsspielen und

Gymnastik. In der Spätschicht bringe

ich die Seniorinnen und Senioren zu

Bett. Ich unterstütze sie und bin für sie

da.

Und wie ist die Ausbildung strukturiert?

Also, meine Ausbildung ist in zwei Blöcke

unterteilt: Theorie und Praxis.

Während der Praxisphase arbeite ich

einige Wochen im Seniorenhaus, im

ambulanten Dienst und sogar im Krankenhaus.

Danach beginnt der theoretische

Teil. Ich gehe also für einige Wochen

von Montag bis Freitag in die

Schule und vertiefe mein theoretisches

Wissen. Insgesamt besteht die Ausbildung

aus 950 Praxis- und 750 Theoriestunden.

Was gefällt dir besonders an dem

Beruf?

Die unterschiedlichen Lebensgeschichten

der Menschen, denen ich hier, zurzeit

im Seniorenzentrum, begegne. Ich

finde es spannend, wenn sie ihre Lebenserfahrungen

mit mir teilen. Und

bezahlt werde ich auch gut. Ich bekomme

in der Ausbildung schon 1 100

Euro und habe später als Einstiegsgehalt

etwa 2 500 Euro monatlich.

Was war denn der schönste Moment

für dich in deiner

Ausbildung?

Einmal habe ich ein

Lied aus meiner Lieblingskinderserie

gesungen. Eine ältere

Dame hat mir ein Kompliment gemacht.

„Sie können aber schön singen“,

sagte sie. Das fand ich zuckersüß.

Gab es auch mal weniger schöne

Momente?

Ja, die gibt es natürlich. Ich kümmere

mich ja um Menschen, die ihren Lebensabend

hier verbringen. Aber der

Gedanke, dass Senioren, die ich sehr

mag, versterben könnten, macht mich

dennoch traurig. Deswegen gebe ich

mir besonders viel Mühe.

Welche Voraussetzungen müssen

Auszubildende deiner Meinung nach

für diesen Beruf mitbringen?

Das Wichtigste ist, keine Angst vor direktem

Kontakt mit Menschen zu haben.

Kontaktfreudigkeit und Aufgeschlossenheit

sind das A und O. Die

Arbeitszeiten in der Schichtarbeit, also

Früh- und Spätdienst, erfordern viel

Flexibilität. Wer zuverlässig ist und gerne

anderen hilft, ist ideal für diesen

Beruf.

Danke für das Interview und weiterhin

viel Erfolg bei deiner Ausbildung!

Das Interview führte Elvira Metzler.

*

Fotos: privat (Andrea Metzler), s​p​h​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Seniorenheim)

Eine Pflegeassistentin

kümmert sich um

eine Seniorin

Aufgeschlossenheit, die Offenheit, Geselligkeit

begegnen, jmdm. (Dat.) (zufällig) sehen/treffen

Einstiegsgehalt, -“-er, das Geld, das es im ersten Berufsjahr gibt

entscheiden, sich, für etw. (Akk.) wählen, aussuchen

erfordern brauchen, benötigen

es kommt darauf an, ob/dass ... es hängt davon ab, ob/dass ...

Hilfebedürftige, -n, der/die jmd., der Hilfe/Unterstützung braucht

Mühe geben, sich (Dat.) sich anstrengen/bemühen

Pflegedienst, -e, der ambulante Hilfe für Kranke, Alte und Invalide

Schicht, -en, die hier: Arbeitsstunden

vertiefen sich intensiv beschäftigen, intensivieren

Voraussetzung, -en, die Bedingung, Grundlage

Zufall, -“-e, der Gelegenheit, Glück

zufrieden sein, mit etw. (Dat.) etw. gut/in Ordnung finden

zuverlässig glaubwürdig, verlässlich, ordentlich

vitamin de 95 35


*

Keine

Langeweile

››

Winterhoroskop

Und schon steht wieder der Winter

vor der Tür. Kaum zu glauben, wie

schnell die Zeit vergeht! Damit

auch bei dir in der kalten Jahreszeit

keine Langeweile aufkommt, sagt

dir vitamin de, wie du sinnvoll deine

Zeit verbringen könntest.

Schütze

23.11. – 20.12.

Du möchtest mehr Erfolg haben. Deshalb

solltest du im Winter an deinen

Bewerbungsunterlagen arbeiten. Im Internet

gibt es dazu viele wertvolle Informationen.

Oder bitte deine Freunde

um Hilfe.

Steinbock

21.12. – 19.01.

Im Winter bist du am liebsten zu Hause,

liegst auf dem Sofa und siehst Filme.

Vielleicht könntest du die Filme im

Original mit Untertiteln anschauen,

dann verbesserst du deine Fremdsprachenkenntnisse.

Wassermann

20.01. – 18.02.

Du findest, dass man im Winter sehr

gut etwas Neues lernen kann. Wie

wäre es mit Häkeln oder Stricken?

Dann hast du auch gleich ein paar

hübsche Geschenke für deine Freunde.

Fische

19.02. – 20.03.

Wenn es so früh dunkel wird, bist du

oft schlecht gelaunt und müde. Deshalb

ist es wichtig, dass du im Winter

viel spazieren gehst. Durch die Wintersonne

bekommst du Vitamin D und

bist besser drauf.

Widder

21.03. – 20.04.

Du liebst Wintersport. Leider gibt es bei

dir nicht so oft Schnee. Deshalb solltest

du in diesem Winter eine Reise in

die Berge machen. Vielleicht triffst du

dort jemanden, der für dich wichtig

werden könnte.

Stier

21.04. – 21.05.

In der Weihnachtszeit backst du immer

viele Plätzchen nach klassischen Rezepten.

Damit beschenkst du deine

Freunde. In diesem Jahr könntest du

alle überraschen und etwas Neues

ausprobieren.

Zwillinge

22.05. – 21.06.

Du bist oft gestresst. Das ist ungesund.

Deshalb solltest du in diesem

Winter Yoga lernen. Du denkst, das

macht keinen Spaß? Vielleicht nicht,

aber wenn du dranbleibst, wirst du

dich besser fühlen.

Krebs

22.06. – 22.07.

Du surfst gern im Internet. Manchmal

ärgerst du dich, weil du dort zu viel Zeit

verbringst. Im Winter könntest du das

Internet nutzen, um dich weiterzubilden.

Es gibt viele interessante Onlinekurse.

Löwe

23.07. – 22.08.

Du liebst Bücher. Im Winter sitzt du

gern im Sessel und liest. Da Bücher

Horoskop

teuer sind, könntest du dich ja mal in

der Bibliothek anmelden. Dann kannst

du auch einen Spaziergang dorthin

machen.

Jungfrau

23.08. – 22.09.

Du gehst gerne aus, aber leider hast

du im Moment nicht so viel Geld. Deshalb

könntest du im Winter mit deinen

Freunden regelmäßig Mottopartys veranstalten.

Das kostet nicht viel und

macht Spaß.

Waage

23.09. – 22.10.

Da du im Sommer und Herbst viel

draußen warst, könntest du dich im

Winter langweilen. Vielleicht engagierst

du dich in deiner Nachbarschaft ehrenamtlich?

Anderen zu helfen ist eine

gute Sache.

Skorpion

23.10. – 22.11.

Du ärgerst dich, dass deine Wohnung

chaotisch aussieht. Du hast auch viel

zu viele Sachen, die du nicht mehr

brauchst. Deshalb solltest du im Winter

mal einige deiner alten Klamotten

aussortieren und verkaufen.


Evelin Eichler

anmelden, sich sich registrieren

ärgern, sich böse/wütend werden

ausgehen hier: sich amüsieren, sich vergnügen, Spaß haben

besser drauf sein guter Stimmung/glücklich sein

Bewerbungsunterlagen, die (Pl.) Dokumente, um sich bei einem Arbeitgeber vorzustellen

dranbleiben hier: weiter machen, nicht aufgeben/resignieren

ehrenamtlich engagieren, sich ohne Bezahlung/umsonst helfen

Häkeln, das Handarbeit mit einer Nadel und Wolle

Klamotten, die (Pl.) Kleidung

schlecht gelaunt sein in schlechter Stimmung/unglücklich sein

Stricken, das Handarbeit mit zwei Nadeln und Wolle

überraschen erstaunen, verwundern

veranstalten organisieren, durchführen

verbessern besser machen

Abbildung: s​p​h​/f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (IIllustration Jugendliche im Schnee)

vergehen vorbei sein (die Zeit)

36 vitamin de 95

weiterbilden, sich seine Kenntnisse verbessern


Rätsel

Fotoquiz

››

Karneval

Am 11.11. um 11.11 Uhr hat wieder die sogenannte fünfte Jahreszeit

begonnen. Damit ist die Karnevalssaison gemeint. Der Höhepunkt

des Karnevals 2023 ist der Rosenmontag am 20. Februar. Kennst du

dich mit dem deutschen Karneval gut aus? Dann schreibe die

richtigen Begriffe in die abgebildeten Kästchen und schicke das

Lösungswort bis zum 31. Januar 2023 an unsere E-Mail-Adresse

quiz@vitaminde.de. Die Gewinnerinnen und Gewinner bekommen

jeweils ein Fußballbuch.

1

2

Fotos: 6​5​8​8​1​8​2​/​f​r​e​e​p​i​k​.​c​o​m (Bild 1), ​S​u​p​e​r​b​a​s​s​/w​i​kimedia.org (Bild 2), Raimond Spekking/wikimedia.org (Bild 3, Bild 4), J​o​h​a​nnes Sebastian Agilo Müller/wikimedia.org (Bild 5), ​4​2​1​3​5​0​1/freepik.com (Bild 6)

1

3

5


3

5

Lösungswort: 1 2 3 4 5 6

Auflösung des Quiz der Herbstausgabe 2022

Das richtige Lösungswort war: TICKET

Die Gewinner sind:

• Bertta Mekkonen, Helsinki, Finnland

• Blanka Ossowska, Krzemieniewo, Polen

Die Gewinner werden per E-Mail von vitamin de benachrichtigt und bekommen

jeweils ein Jugendbuch, geschrieben aus der Mädchenperspektive.

2

4

6

4

6


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Für ausländische Studierende

Du bist bald fertig mit deinem Bachelorstudium und kommst

aus Asien, Afrika, Lateinamerika, Zentralasien oder einem

ost- oder südosteuropäischen Land? Du hast überdurchschnittlich

gute Leistungen in deinem Studium gezeigt und

möchtest in Deutschland ein Masterstudium absolvieren?

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und zwar für das Sommersemester 2024.

Bewerbungsschluss: 31. Mai 2023

»»

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Du möchtest ein Praktikum durch den Deutschen Akademischen

Austauschdienst (DAAD) vermittelt bekommen? Du

studierst Natur- oder Ingenieurswissenschaften oder Landund

Forstwirtschaft? In Wirtschaftsunternehmen, Forschungs-

und Hochschulinstituten kannst du deine fachliche

Qualifikation erhöhen und deine interkulturelle Kompetenz

erweitern. Das Praktikum dauert in der Regel zwei bis drei

Monate. Bewerbungen: jederzeit

»»

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datenbank/de/21148-stipendiendatenbank/?deta

il=57352834

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Du möchtest in Deutschland promovieren und mit Workshops

und Seminaren zu aktuellen wissenschaftlichen Themen

gefördert werden? Dann ist das Stipendium der Begabtenförderung

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Richtige für dich. Deine Promotion wird im Regelfall drei Jahre

unterstützt und du wirst während der gesamten Zeit kompetent

und persönlich von Vertrauensdozenten und Mitarbeitern

begleitet. Bewerbungsschluss: 30. April 2023

»»

https://www.freiheit.org/de/informationen-fuerauslaendische-promovierende-aus-nicht-eu-laendern-1

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Du bist jung, engagiert und stark in deinem Fach? Du hast

dein Abitur und dein Studium mit sehr guten Noten abgeschlossen?

Du engagierst dich außerhalb deines Studiums

für gesellschaftlich relevante Themen? Die Konrad-Adenauer-Stiftung

bietet sowohl eine ideelle Förderung für dich und

deine weitere Karriere als auch eine finanzielle Förderung,

damit du deine Ziele erreichen kannst.

Bewerbungsschluss: (jährlich) 15. Juli

»»

https://www.kas.de/de/web/

begabtenfoerderung-und-kultur/auslaenderfoerderung

Lösungen zu den Aufgaben von Seite 19

1) c, 2) a, 3) a, 4) b, 5) a, 6) b, 7) c, 8) c

Vorschau » vitamin de Nr. 96

Grenzregion am Fluss

» Das Oderbruch

Der Auferstandene

» Kirchliche Osterrituale

Impressum

Herausgeber/Verlag:

Verein „vitamin de e. V.“, Berlin (D)

Gegründet von Tillmann Heß

und Robert Teschner.

ISSN: 1818-877X

Chefredaktion: Robert Teschner

Redaktion: Elvira Metzler, Clemens

Tragelehn, Wilhelm Siemers

Grafik: Stefan Zettler

Autorinnen und Autoren: Tina Barzegar,

Wilhelm Drews, Evelin Eichler, Benjamin

Haerdle, Barbara Hanko, Katrin Luft, Darya

Loza, Ekaterina Shmeleva, Elwin Siemers,

Daniela Todorovićová, Wolfram von Scheliha,

Tim Warnecke, Lisa Zinnäcker

Fachberatung durch:

Goethe-Institut Moskau,

Institut für Auslandsbeziehungen

Korrektur/Redaktion DaF:

Clemens Tragelehn, Marina Lopatina

Titelfotos: ​D​i​r​s​c​h​e​l​/i​S​t​o​c​k​-​1​0​6​2​9​3​7​1​9​4​

(Bayerischer Wald), 1​D​ ​X​ M​K​II​ -​ 0​1​9​2​ ​-​ B​7​0​I​

0​8​1​3 S​v​e​n​ Mandel/wikimedia.org ​(Alexandra

Popp), G​r​a​f s​s​i​m​o​/i​S​t​o​c​k​-​8​3​6​6​2​7​8​4​0 (Feuerwerk

überm Brandenburger Tor)

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Gerichtsstand: Berlin-Charlottenburg (D)

DDR-Kino

» Filme im geteilten Deutschland

Erscheint im März 2023

Fotos: Ralf Rolotschek/wikimedia.org (Oderbruch), Didgeman/pixabay.com

(Osterrituale), H​e​r​b​ert Kroiss, Manfred

Damm/DEFA-Stiftung (Szenenfoto aus „Die Legende von

Paul und Paula“)


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