vitamin de Nr95 (Winter 2022) Vorschau
Journal für junge Deutschlerner - vitamin de, Sprachlernzeitschrift, Lernmaterial für Deutsch als Fremdsprache
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Deutschland aktuell • Lesetexte für Deutsch als Fremdsprache • Nr. 95 • Winter 2022
Bayerischer Wald
› Deutschlands ältester Nationalpark
Alexandra Popp
› Deutschlands beste Fußballerin
Silvester
› Umweltbewusst feiern
Fotos: ARBERLAND REGio GmbH (Skifahrer), Dominic Wunderlich/pixabay.com (Fridays for Future), Steffen Prößdorf/wikimedia.org (Alexandra Popp), 30237272/freepik.com (Mädchen mit Smartphone)
Editorial
Das Weihnachtsfest in Deutschland
wird in diesem Jahr wegen der hohen
Energiepreise und der Inflation
bescheidener ausfallen als früher,
das heißt, es könnte weniger Geschenke
geben. Doch auf bestimmte
Weihnachtstraditionen wollen die
Menschen in Deutschland auch in
Krisenzeiten nicht verzichten – dazu
gehört auf jeden Fall ein schön geschmückter
Weihnachtsbaum. Auch
festliche Weihnachtsbeleuchtung
wird es in diesem Jahr in den Städten
und Kommunen weiterhin geben
– vielleicht nur etwas weniger
als sonst. Wovon die Deutschen
aber immer mehr Abstand nehmen,
ist das Silvesterfeuerwerk. Artikel zu
all diesen Themen findet ihr in dieser
Ausgabe.
Außerdem stellen wir euch die Region
Bayerischer Wald vor, die gerade
in der Winterszeit einen ganz besonderen
Charme entwickelt, und
zeigen euch, wie man das Hefegebäck
„Berliner“ zubereitet. Im Psychotest
könnt ihr herausfinden, ob
ihr abergläubisch seid oder eher
nicht.
Seid ihr vielleicht schon mal in den
sozialen Medien gemobbt worden?
In unserem Artikel geben wir hilfreiche
Tipps, was ihr dagegen tun
könnt. Ein weiteres Thema im neuen
Heft ist der Klimaschutz. Hier erfahrt
ihr, wie stark die soziale Bewegung
„Fridays for Future“ die Klimapolitik
der deutschen Regierung
beeinflusst hat. Einen großen Einfluss
auf die Weltpolitik hatte definitiv
Michail Gorbatschow (1931 –
2022), der letzte Präsident der
Sowjetunion. Ihm verdanken die
Deutschen, dass aus der DDR
(Deutsche Demokratische Republik)
und der BRD (Bundesrepublik
Deutschland) wieder ein Staat werden
konnte. Den Fall der Berliner
Mauer am 9. November 1989 empfanden
die Deutschen so, als würden
Geburtstag, Weihnachten und
Silvester an einem Tag gefeiert. Wir
wünschen euch schöne Weihnachtsfeiertage
und einen guten
Start ins neue Jahr!
Die Redaktion
Inhalt
Neues aus Deutschland 4
Der andere Blick 6
Leserbriefe 7
Landeskunde: Bayerischer Wald 8
Tradition: Weihnachtsschmuck 12
Tradition: Die Weihnachtstage 13
Leben: Brot statt Böller 14
Leben: Weihnachtsbeleuchtung 15
Konsum: Fridays for Future 16
Porträt: Fußballerin A. Popp 18
In & Out: Trends aus Deutschland 20
Bibliothek: Fußballsachbuch 21
Geschichte: Michail Gorbatschow22
Sprache: Jugend kommuniziert 24
Rezept: Der „Berliner“ 25
Gesundheit: Cybermobbing 26
Erfinder: C. Hülsmeyer 28
Dialog: Hakims Skistunde 30
Kino: Regisseur W. Kohlhaase 31
Film: Deutscher Tonfilm bis 1945 32
Psychotest: Aberglaube 34
Beruf: Pflegefachassistentin 35
Horoskop: Winterhoroskop 36
Fotoquiz: Karneval 37
Jetzt bewerben!, Impressum 38
vitamin de
für den Deutschunterricht
Alle Texte sind nach den Niveaustufen
des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens
für Sprachen gekennzeichnet:
*
* *
* **
Leichte Texte (A2)
Mittelschwere Texte (B1)
Schwere Texte (B2 – C1)
Diese Texte unterhalb des B2-
Niveaus sind für Lerngruppen zu
empfehlen, die anstreben, das
Deutsche Sprachdiplom zweiter
Stufe (DSD II) zu erwerben.
Diese Texte auf B2/C1-Niveau
sind für Lerngruppen zu empfehlen,
die anstreben, das Deutsche
Sprachdiplom zweiter Stufe
(DSD II) zu erwerben.
Arbeitsblätter, Audios und
interaktive Übungen
Unter vitaminde.de gibt es zu
Texten der laufenden Ausgabe
Arbeitsblätter und Hörtexte zum
Lese- und Hörverstehen sowie
interaktive Übungen.
» www.vitaminde.de
Partner von vitamin de:
Seite 8
Landeskunde
» Bayerischer Wald
Seite 16
Konsum
» Fridays for Future
Seite 18
Porträt
» Fußballerin A. Popp
Seite 26
Gesundheit
» Cybermobbing
* *
* * **
* *
Goethe-Institut Russland, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa),
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ)
vitamin de 95 3
Neues aus Deutschland
››
Politik, Gesellschaft, Leben
Jugendliche misstrauen Medien
Laut einer Studie der Universität Bielefeld
misstrauen 75,8 Prozent der befragten Jugendlichen
den Zeitungen und 71,6 Prozent
generell journalistisch Beschäftigten. Eine
gesunde Skepsis gegenüber Medien,
besonders gegenüber Verschwörungstheorien
und Fake News in den sozialen
Medien, ist wichtig und richtig.
Immer viel los auf dem
Hauptbahnhof in München
*
Wissenslücken wegen Corona
Die wochenlangen Schulschließungen und die Umstellung
auf Onlineunterricht während der Coronapandemie
haben bei vielen Schülerinnen und Schülern in Deutschland
zu Wissenslücken und schlechten Noten geführt.
Viele brauchen Nachhilfe und haben Schwierigkeiten,
den verpassten Lernstoff nachzuholen.
Nobelpreis für Medizin
Svante Pääbo ist ein schwedischer Forscher, der seit
über 20 Jahren am Max-Planck-Institut in Leipzig arbeitet.
Für seine Pionierarbeit bei der Erforschung alten
menschlichen genetischen Materials (DNA) hat er den
Medizin-Nobelpreis 2022 bekommen. Ihm gelang die
Entschlüsselung des Erbmaterials des Neandertalers.
Netzwerk für Wendekinder
Die Initiative „3te Generation Ost“ hat das Ziel, „Wendekindern“
zu helfen, sich besser zu vernetzen, und sie
persönlich und beruflich zu stärken. Innerhalb des Netzwerks
können sich die inzwischen erwachsenen ehemaligen
Ostdeutschen austauschen, ihre Identität erforschen
und soziale Kontakte knüpfen.
Deutschland kein Leseland?
Laut einer Umfrage des Statistikportals
Statista lesen und/oder schreiben nur 37
Prozent der 18- bis 64-Jährigen in
Deutschland in ihrer Freizeit gerne. Damit
liegt Deutschland unter den 21 untersuchten
Ländern im hinteren Drittel. Ganz
vorne sind Spanien und Südafrika mit 49
Prozent, gefolgt von Italien mit 48
Prozent.
Georg-Büchner-Preis 2022
Die türkisch-deutsche Schriftstellerin, Schauspielerin und
Theaterautorin Emine Sevgi Özdamar gewinnt mit dem
Georg-Büchner-Preis 2022 den wichtigsten deutschsprachigen
Literaturpreis – als erste Preisträgerin, deren Muttersprache
nicht Deutsch ist. In Istanbul aufgewachsen
floh sie 1976 vor dem türkischen Militärregime nach
Berlin und begann eine eindrucksvolle Karriere mit
Deutsch als Zweitsprache.
Deutschlandticket
Bus und Bahn für 49 Euro im Monat
Die deutsche Regierung unterstützt die Menschen in
Deutschland in Zeiten hoher Energiepreise und Inflation mit
dem Deutschlandticket. Ab 2023 kann man für 49 Euro
damit einen Monat lang den öffentlichen Nahverkehr in
ganz Deutschland nutzen. Zum Beispiel kann man in Hamburg
mit dem Bus und der U-Bahn fahren, dann in die Regionalbahn
nach Bremen steigen und dort weiter mit der
Straßenbahn fahren. Das Deutschlandticket gilt nicht in
Fernzügen. Es soll digital und als Abonnement angeboten
werden. Ob es auch im Papierformat am Automaten zu
kaufen sein wird, ist bisher noch offen.
Im Interesse der Beschäftigten
70 Jahre Betriebsverfassungsgesetz
Im Sommer 1952 wurde von der Regierung der Bundesrepublik
Deutschland (BRD) das Betriebsverfassungsgesetz
beschlossen. Es regelt in Unternehmen und Betrieben das
Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. In dem
Gesetz steht, dass in Betrieben ab fünf Arbeitnehmern die
Beschäftigten einen Betriebsrat wählen dürfen. Dieser setzt
sich für die Interessen der Beschäftigten ein und überwacht
die Einhaltung der Tarifverträge. „Das Gesetz hat den
Grundstein dafür gelegt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
eine starke Stimme in unseren Unternehmen
haben“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang November.
Er betonte, dass demokratische Rechte Teil der modernen
Arbeitswelt in Deutschland seien.
Fotos: syarifahbrit/freepik.com (Illustration Kinder mit Smartphones), 23251322/freepik.com (Illustration Lesende), Deutsche Bahn AG/Uwe Miethe (Bahnhof), pressfoto/freepik.com (Betriebsrat)
4 vitamin de 95
Solidarität in Deutschland
Sport, Kultur und Bildung vereinen
Die deutsche TV-Sendeanstalt
ARD wollte Anfang November in
einer Umfrage wissen, wie groß
der gesellschaftliche Zusammenhalt
in Deutschland ist. Das
Ergebnis: Die Mehrheit der Deutschen
(64 Prozent) ist der Meinung,
dass es wenig Solidarität
in Deutschland gebe. Allerdings
gebe es Orte in Deutschland, an
denen der Zusammenhalt der
Menschen groß sei, so ein weiteres
Ergebnis der Umfrage. Das seien Sportvereine, Kultureinrichtungen, Schulen und die Gewerkschaften. Aus Sicht der
Befragten leisteten aber die Kirchen, Parteien und sozialen Medien kaum einen Beitrag, um den Zusammenhalt in
Deutschland zu stärken.
Quelle: infratest dimap/ARD
Stabiler Arbeitsmarkt
Arbeitslosenquote bei 5,3 Prozent
Trotz hoher Energiepreise und Inflation ist die Arbeitslosenquote in Deutschland nicht gestiegen, sie lag im Oktober
bei 5,3 Prozent. Die Quote ist seit fast fünf Jahren ziemlich konstant, in den 2000er-Jahren hatte sie noch bei zehn
Prozent gelegen. Deutschland ist also ein Land, in dem Fachkräfte und Hochschulabsolventen leicht einen guten
Job finden können. So ist die Zahl von Staatsbürgerinnen und -bürgern außerhalb der Europäischen Union (EU), die
für einige Zeit zum Arbeiten nach Deutschland kommen, von 90 000 (2011) auf 300 000 (2021) gestiegen. Die
meisten Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten kommen aus Indien, Bosnien und Herzigowina sowie dem Kosovo, teilt
das Statistische Bundesamt mit.
Neues aus Österreich
Fotos: artursafronovvvv/freepik.com (Arbeiter), Peter Lechner/wikimedia.org (Alexander Van der Bellen)
Beitrag leisten, einen, zu etw. (Dat.) mithelfen, unterstützen; hier: eine Rolle spielen
Einhaltung, die Erfüllung, Akzeptanz
einsetzen, sich, für etw. (Akk.) schützen, sich um etw. bemühen, kämpfen
Entschlüsselung, -en, die Dekodierung, Dechiffrierung, Auswertung
Fernzug, -“-e, der Zug, der lange Strecken fährt
gelingen, jmdm. (Dat.) jmd. schafft etw./hat Erfolg
gelten hier: Gültigkeit haben, gültig/nutzbar sein
gesellschaftliche Zusammenhalt, der Solidarität, Wir-Gefühl
Gesetz beschließen, ein Recht/Ordnung/juristische Norm festlegen
Gewerkschaft, -en, die Organisation von Arbeitenden einer Berufsgruppe
Grundstein legen, den Fundament/Basis von etw. schaffen
im Amt sein einen offiziellen/staatlichen Posten haben
im hinteren Drittel zu den schlechtesten 33 Prozent in einem Ranking gehören
misstrauen nicht glauben, kritisch/skeptisch sein
nachholen nacharbeiten, nachlernen, aufholen
öffentliche Nahverkehr, der hier: Bus, Straßenbahn, U-Bahn, Regionalzug
Regierung, -en, die Gesamtheit der Personen, die ein Land führen
überwachen hier: kontrollieren, prüfen
Verhältnis, -se, das hier: Beziehung, Zusammenhang, Verbindung
vernetzen, sich zusammenbringen, verbinden, Kontakte herstellen
Verschwörungstheorie, -n, die Theorie über Intrigen/Komplotte/Konspirationen
Wissenslücke, -n, die etw. nicht kennen/wissen, mit etw. nicht vertraut sein
Alter und neuer Bundespräsident
Österreichs: Alexander Van der Bellen
Präsident wiedergewählt
Zweite Amtszeit für Van der Bellen
Der bisherige österreichische Bundespräsident
Alexander Van der Bellen wurde
am 9. Oktober 2022 mit der absoluten
Mehrheit von 56,7 Prozent der
Stimmen gleich im ersten Wahlgang
wiedergewählt. Der 78-Jährige ist seit
2016 das Staatsoberhaupt Österreichs.
Der Bundespräsident ist sechs Jahre im
Amt und kann nur einmal wiedergewählt
werden.
Elvira Metzler, Wilhelm Siemers
vitamin de 95 5
*
Neues Heimatgefühl
››
Eine Iranerin in Deutschland
In der Rubrik „Der andere Blick“ erzählen junge
Menschen aus dem Ausland über ihr Leben in
Deutschland. Tina Barzegar aus der iranischen
Hauptstadt Teheran besuchte ein Jahr das
Studienkolleg Mittelhessen in Marburg. Jetzt
studiert sie Ökonomie an der Hochschule für
Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Von
ihren Erfahrungen in Deutschland berichtet die
25-Jährige.
Über zwei Jahre Emigration habe ich
jetzt hinter mir: Zuerst war ich in
der Türkei und seit September 2021
in Deutschland. Es ist nicht leicht,
sein Heimatland zu verlassen, aber in
Deutschland habe ich ein neues Heimatgefühl
entwickelt. Dieses Gefühl
hatte ich im Iran leider immer weniger.
Ich weiß, dass es seltsam klingt,
aber ich habe mich im Iran wie eine
Ausländerin gefühlt. Das Gefühl, zu einem
Land zu gehören, fehlte mir im
Iran. Auch in der Türkei war mir vieles
so fremd und ich beherrschte die Sprache
nicht. Aber in Deutschland ist alles
anders. Jetzt, nach über einem Jahr,
kann ich schon sagen: „Ich gehöre hierher!“
Ich denke, dass Migrantinnen und
Migranten in Deutschland willkommen
sind, egal wie sie aussehen, woher sie
kommen oder woran sie glauben.
Hochschule für
Angewandte
Wissenschaften
Die Hochschule für Angewandte
Wissenschaften (HAW) Hamburg ist
die zweitgrößte Hochschule der
Hansestadt. Gegliedert ist die HAW
in vier Fakultäten, die auf vier
Standorte im Stadtgebiet verteilt
sind. Im Wintersemester 2021/22
belegten 16 879 Studierende 37
Bachelor- und 35 Masterstudiengänge.
Sie wurden unterrichtet von
412 Professoren, 523 Lehrbeauftragten
und 468 wissenschaftlichen
Mitarbeitern.
Individuelle
Freiheiten
Ja, natürlich ist
Deutschland ein
freies Land, in dem die Menschen einfach
so leben können, wie sie wollen.
Nach meinem Leben im Iran fühle ich
mich nun wie ein Häftling bei seinen
ersten Schritten in Freiheit. Aber was
ich meine, ist eine andere Art von Freiheit
und nicht Grundrechte wie Frauenrechte
oder Pressefreiheit. Ich spreche
von der Freiheit von Vorurteilen und
Vorverurteilungen. Ich kann zum Beispiel
barfuß auf der Straße laufen, laut
singen und tanzen – niemand wird mir
sagen, dass ich das nicht tun darf. Im
Iran habe ich lernen müssen, mein
Verhalten in der Öffentlichkeit immer
zu überprüfen und anzupassen. Diese
Selbstkontrolle habe ich so verinnerlicht,
dass ich auch jetzt noch
nicht frei leben kann, obwohl
ich es darf, weil ich mich ständig
selbst verurteile.
Die Iranerin Tina Barzegar studiert
in Hamburg Ökonomie
Marburg
In den letzten zwei Jahren bin ich fast
zu einer Vagabundin geworden. Ständig
habe ich meinen Wohnort wechseln
müssen, ich hatte keine Wahl.
Aber im September Marburg zu verlassen
und nach Hamburg zu ziehen, ist
mir schwergefallen. Anfangs hatte ich
geglaubt, dass Marburg zu klein für
mich wäre – für mich, die ihr ganzes
Leben in Teheran mit seinen fast neun
Millionen Einwohnern verbracht hat.
Aber jetzt, wo ich nach Hamburg gezogen
bin, habe ich das Gefühl, dass ein
Teil von mir in Marburg geblieben ist.
Es gibt so viel, an das ich mich gern
erinnere: die netten, freundlichen
Menschen, den schönen Fluss Lahn
und meine Lieblingsstraße, die Frankfurter
Straße, aber vor allem die kleinen
Märkte am Samstagmorgen mit all
dem frischen Obst und den Blumen.
Tina Barzegar
Angewandten Wissenschaften, die praktische, nicht theoretische Forschung
anpassen angleichen, adaptieren
barfuß Fuß ohne Socke und Schuh
beherrschen hier: (eine Sprache) können/verstehen und sprechen
egal keine Rolle spielend, nicht wichtig
entwickeln hier: bekommen, entdecken
Grundrecht, -e, das prinzipielles Recht, Menschenrecht
Häftling, -e, der Gefangener
in der Öffentlichkeit draußen/unter Menschen, wo jeder es sehen kann
Lehrbeauftragte, -n, der/die Dozent/-in, der/die an der Uni nicht fest angestellt ist
schwerfallen, jmdm. (Dat.) schwierig sein, Mühe machen, Probleme bereiten
seltsam sonderbar, ungewöhnlich, komisch
Vagabundin, -nen, die eine Frau, die kein Zuhause hat
Verhalten, das Benehmen, Auftreten, Manier
verinnerlichen aufnehmen, sich aneignen
verurteilen hier: sagen/denken, dass etw. falsch ist
Vorurteil, -e, das Stereotyp, Ressentiment
Vorverurteilung, -en, die schon im Voraus eine (negative) Meinung haben
Fotos: privat (Tina Barzegar), wikimedia.org (Flagge Irans), Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands), HAW Hamburg (Logo)
6 vitamin de 95
Leserbriefe
››
Eure liebste deutsche Weihnachtstradition
Wir von der vitamin-de-Redaktion hatten dazu aufgerufen, uns zu schreiben, welche deutsche Tradition
der Weihnachtszeit euch am besten gefällt. Drei Leserbriefe haben wir hier für euch herausgesucht.
Foto: mr_sweeties/pixabay.com (Adventskalender)
Plätzchen backen im Advent
Ich glaube, dass Deutschland und Polen eine gemeinsame
Vorweihnachtstradition haben, denn in beiden Ländern werden
vor Weihnachten Plätzchen gebacken. In Deutschland
sind es Lebkuchen, Stollen und Spekulatius, in Polen Mandelkekse
(Amaretti), gefüllte Kekse (Kołaczki) und Kekse in
Form „kleiner Hörner“ (Rogaliki).
Laura Klabinska, Poznań, Polen
Adventskalender
Meine liebste deutsche Weihnachtstradition ist der Adventskalender.
Er erinnert mich an meine Kindheit, als ich jeden
Dezembermorgen ganz aufgeregt eines der kleinen Türen
öffnete. Der Adventskalender meiner Familie war aus Holz
und sehr schön. Er hatte die Form eines Eisenbahnzuges.
Ich hab mir immer vorgestellt, wie meine Familie und ich darin
Pralinen essend in Richtung Weihnachten fahren.
Ana Carolina Ribeiro Figueiras,
Porto, Portugal
Schreckgestalt Krampus
Eine deutsche Vorweihnachtstradition, die mir sehr gefällt,
ist der Krampus. In der deutschsprachigen Alpenregion ist
der Krampus der Begleiter des heiligen Nikolaus am 6. Dezember
und hat meist die Gestalt eines Teufels. Er soll die
unartigen Kinder erschrecken.
Jennifer Weissert, Walpole, USA
So toll kann ein
Adventskalender aussehen
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Landeskunde
*
Wo Natur
wieder Natur sein kann
››
Das Mittelgebirge Bayerischer Wald
Im Länderdreieck Deutschland, Tschechien und Österreich liegt das größte Waldgebiet Mitteleuropas.
Auf deutscher Seite gehört der Bayerische Wald dazu. Große Teile dieses baumreichen
Mittelgebirges stehen unter Naturschutz. Unter dem Motto „Natur Natur sein
lassen“ können Touristen heute die biologische und kulturelle Vielfalt dieser
Region erleben.
Berlin
Region
Bayerischer Wald
Der Bayerische
Wald liegt
im Osten
von Bayern,
an der Grenze
zu Tschechien
und Österreich.
Das
Mittelgebirge ist
100 Kilometer
(km) lang und sein höchster
Berg, der Große Arber, ist 1 456
Meter hoch. Da die Region, in der sich
der Bayerische Wald befindet, erst spät
und zudem nur schwach besiedelt wurde,
blieb der Wald lange in seinem
Naturzustand.
Geologische Besonderheiten
Zu den geologischen Besonderheiten
des Bayerischen Waldes gehören der
sogenannte Pfahl, ein uraltes, 150 km
langes Gebirge aus weißem Quarz, und
die „Restlinge“. Das sind große, freiliegende
und an den Ecken runde Felsblöcke,
die man vor allem dort findet,
wo es Granit gibt. Auch der Fluss Regen,
ein wichtiger Nebenfluss der Donau,
beginnt im Bayerischen Wald.
Gute Bedingungen für die Glasproduktion
Für die Bewohner der waldreichen Region
war jahrhundertelang Holz die
wichtigste Einkommensquelle. Ab dem
14. Jahrhundert entstanden die ersten
Glashütten, denn die Bedingungen für
die Glasproduktion waren hier ungewöhnlich
gut. Neben dem Holz, das als
Heizmaterial für die Öfen und zur Herstellung
des in Glas enthaltenen Minerals
Kaliumcarbonat (Pottasche) gebraucht
wurde, gab es hier nämlich
auch große Mengen an Quarz, ein für
die Glasproduktion weiteres wichtiges
Mineral.
Politische Namensänderung
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts
hieß der Bayerische Wald „Böhmerwald“.
Das kam so: Vor 3 000 Jahren
lebte hier das keltische Volk der Boier.
Auch die römischen Historiker bezeichneten
diese Region als „Heim der
Ausblick von der
Rachelkapelle auf
den Rachelsee
Boier“, woraus schließlich der Name
„Böhmerwald“ (Wald der Boier) wurde.
Seit 1805 gehört das Gebiet zu Bayern
und wurde nach und nach in „Bayerischer
Wald“ umbenannt. Mit dieser
politischen Entscheidung wollte sich
Bayern von Böhmen (heute Teil von
Tschechien) abgrenzen und das Gebiet
für sich beanspruchen.
Nationalpark Bayerischer Wald
Im Mittelgebirge Bayerischer Wald liegt
auch der gleichnamige Nationalpark.
Er wurde 1970 gegründet und ist der
älteste Deutschlands. Die Fläche des
Parks beträgt 25 000 Hektar (ha). Im
Sommer nutzen Touristen das Netz von
320 km Wanderwegen, im Winter genießen
sie die Fahrt auf den insgesamt
170 km langen Loipen, also markierten
Wegen für den Skilanglauf. Der Nationalpark
ist Lebensraum für seltene
Tiere wie den Luchs, den Fischotter
Fotos: Sascha Rösner (Auerhuhn), Sandra Schringhammer (Rachelkapelle), vitamin de (Deutschlandkarte),
Clker-Free-Vector-Images/pixabay.com (Flagge Deutschlands)
Zu den seltenen Tierarten im Nationalpark
gehört das Auerhuhn
8 vitamin de 95
Fotos: Museumsdorf Bayerischer Wald (Mädchen am Teich), Jonas Hagge (Forstarbeiter),
Tourist-Information Regen/Schröder (Burgruine Weißenstein), Rainer Simonis (Siebensteinkopf)
und das Auerhuhn. Ziel ist der Schutz
der Tier- und Pflanzenwelt unter dem
Motto „Natur Natur sein lassen“.
Idyllisch gelegen:
das Museumsdorf
Museumsdorf
Bayerischer Wald
Das Museum unter freiem Himmel
befindet sich am Ufer des Dreiburgensees
im Bayerischen Wald,
nahe Tittling. Auf 25 ha kann man
hier 150 Gebäude aus der Zeit von
1580 bis 1850 bestaunen. Mit
60 000 historischen Objekten zählt
das Museumsdorf zu den größten
Freilichtmuseen Europas.
In zartes Weiß gehüllt: die
Burgruine Weißenstein
Moderne Forstwirtschaft
im Bayerischen Wald
Burgruine Weißenstein
Gefährdeter Wald
Die Forstwirtschaft war lange Zeit der
wichtigste Wirtschaftszweig in der Region
– ab dem 20. Jahrhundert kam der
Tourismus hinzu. Allerdings ist die Natur
des Bayerischen Waldes durch den
Klimawandel gefährdet. Die trockenen
Sommer bedeuten für die hier hauptsächlich
wachsenden Fichten extremen
Stress, sie werden so schneller durch
Schädlinge wie den Borkenkäfer befallen
und sterben ab. Um den Wald zu
retten, sollen in Zukunft mehr Laubbäume
wie Buchen und Eichen angepflanzt
werden anstatt nur Fichten.
Mischwald, bestehend aus Nadel- und
Laubbäumen, kommt mit Trockenheit
besser zurecht.
Niederbayerischer Charme
Die Bewohner der Region Bayerischer
Wald heißen Niederbayern.
Es sind herzliche und offene Menschen,
die ihre Gäste gern gleich
mit „Du“ ansprechen. Heimat und
Tradition sind den Niederbayern
sehr wichtig. Sehr stolz sind sie
auf ihren bairischen Dialekt. Er
klingt für nicht bayerische Ohren
sicherlich ungewohnt. Was ist
zum Beispiel „a Gstudierda“?
Klar, ein Mensch, der studiert
hat. Oder was ist „a Buda“? Damit
ist „die Butter“ gemeint.
Eine schöne Aussicht bietet die Burgruine Weißenstein. Sie befindet sich auf
750 Metern Höhe auf dem Quarzfelsen Pfahl. 1978 kaufte die Stadt Regen
die Burgruine und baute sie zu einem Museum um. Alle zwei Jahre findet dort
ein großes Ritterfest statt.
Blick in die Ferne vom 1 263 Meter
hohen Gipfel Siebensteinkopf
vitamin de 95 9
Der beeindruckende
Innenraum der Kirche
Mariä Himmelfahrt
Kirche Mariä
Himmelfahrt in Frauenau
Mariä Himmelfahrt ist die katholische
Kirche von Frauenau, einem
Ort in der Nähe der Stadt Regen.
Das Gebäude wirkt von außen recht
einfach, beeindruckt allerdings mit
einem fantastischen Innenraum im
Rokokostil. Das große Deckengemälde
zeigt Marias Fahrt in den Himmel,
wo sie Vater, Sohn und der Heilige
Geist empfangen.
Täglich um 12.05 Uhr hört man auf dem
Marktplatz in Cham ein Glockenspiel
Handelsstadt Cham
Cham ist eine alte Handelsstadt und
liegt im Nordosten des Bayerischen
Waldes. Das spätgotische Rathaus
und die Kirche Sankt Jakob aus dem
14. Jahrhundert sind Teil des historischen
Marktplatzes. Cham ist auch
die Geburtsstadt von Nikolaus Graf
von Luckner (1722 – 1794), Marschall
von Frankreich. Ihm zu Ehren
wurde die Marseillaise geschrieben,
die heutige französische Nationalhymne.
Täglich um 12.05 Uhr
erklingt sie vom Glockenturm des
Rathauses.
Ein typisches
Weißwurstfrühstück
Nationalpark-Ranger veranstalten
spannende Führungen für Kinder
Herzhaft, frisch und lecker
Im Bayerischen Wald bieten Wochenmärkte
vielfältige regionale Spezialitäten
an, von frisch gebackenem Holzofenbrot
bis zu würzigem Rauchfleisch.
Im Herbst gibt es köstliche Kürbismarmelade
und im Winter Stollen, Lebkuchen
und Früchtepunsch. Natürlich
darf ein typisches Weißwurstfrühstück
nicht fehlen. Es besteht aus drei Weißwürsten
pro Person, einer Laugenbrezel
frisch aus dem Ofen, süßem Senf und
einem alkoholfreien Weißbier – und
muss bis 12 Uhr mittags beendet sein.
Die Legende von der Gräfin Wecklin
Die Gräfin Wecklin lebte auf Schloss
Rammelsberg und war bekannt für ihre
Herzlosigkeit. Sie behandelte ihre Diener
sehr schlecht. Als sie starb, konnten
sechs Männer ihren Sarg nicht anheben,
weil er viel zu schwer war. Auf
einmal stürzten Raben auf den Sarg
und plötzlich war dieser so leicht, als
wäre er leer. Nach ihrer Beerdigung
blieb es dennoch unruhig im Schloss,
denn der Geist der Gräfin spukte hier
weiter. Als ein Priester um Hilfe gebeten
wurde, verbannte er den Geist der
Wecklin in den Rachelsee. Der Legende
nach soll sie noch heute als Hexe
Menschen erschrecken.
Passau
Ein guter Startpunkt für eine Reise
durch den Bayerischen Wald ist die
Stadt Passau. Sie liegt in Niederbayern
im Osten des Bundeslandes Bayern an
der Grenze zu Österreich. In der Universitätsstadt
leben rund 53 000 Einwohner.
Hier fließen die drei Flüsse
Donau, Inn und Ilz zusammen, weshalb
Passau auch „Dreiflüssestadt“ genannt
wird. Das ist ein ganz besonderes
Schauspiel, denn dabei mischen sich
die Farben der Donau (Blau), der Inn
(Grün) und der Ilz (Schwarz). Von Passau
aus lassen sich wunderschöne
Bahnreisen in den Bayerischen Wald
unternehmen, zum Beispiel mit der
Ilztalbahn. In Ruhe lässt sich die
Schönheit der Natur bewundern und
man erkennt, dass hier Natur wieder
Natur sein kann.
Elvira Metzler
Fotos: Clemensfranz/wikimedia.org (Kirche in Frauenau), Manfred Voß (Marktplatz in Cham), Jan Greune/www.bayern.by(Ranger mit Kindern), RitaE/pixabay.com
(Weißwurstfrühstück)
10 vitamin de 95
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Die Ilztalbahn an der
Ilzbrücke Fischhaus
Ilztalbahn
Die Ilztalbahn ist eine 49,5 km lange Bahnstrecke. Sie verbindet Passau
mit dem Bayerischen Wald und Südböhmen und beginnt am Passauer
Hauptbahnhof. Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet, fuhr die
Bahn bis 1979 und wurde dann stillgelegt. Bahnliebhaber gründeten einen
Förderverein, in dem sie sich für die Reaktivierung der Bahn engagierten.
Mit Erfolg – seit 2011 fährt sie wieder.
Arbeitsblätter und Hörtexte
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beanspruchen haben wollen, verlangen, fordern
Bedingung, -en, die Grundlage, Voraussetzung, Basis
Beerdigung, -en, die einen Toten in die Erde legen
befallen plötzlich/unerwartet angreifen/attackieren
behandeln hier: umgehen mit jmdm., begegnen, sich verhalten
besiedeln bewohnen, sich niederlassen, ein Dorf gründen
bezeichnen benennen, charakterisieren
Einkommensquelle, -n, die womit man sein Geld verdient
Entscheidung, -en, die Beschluss, Wahl
entstehen gebaut/eröffnet werden
Felsblock, -“-e, der großer, massiver Stein
Forstwirtschaft, -en, die ökonomische Nutzung des Waldes, Holzproduktion
gefährden jmdn./etw. in Gefahr bringen
Glashütte, -n, die Fabrik, in der Glas produziert wird
Herstellung, -en, die Produktion, Fertigung
Mittelgebirge, -, das Berge mit mittlerer Höhe
Leseproben aus vitamin de
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Motto, -s, das Devise, Losung, Parole
Naturzustand, -“-e, der von Menschen unberührt
retten bewahren, schützen
Sarg, -“-e, der Kasten (meist aus Holz), in dem ein Toter liegt
Foto: Michael Bader/Ilztalbahn GmbH (Ilzbrücke)
Schädling, -e, der Tier/Insekt, das etw. kaputt macht; Parasit
spuken als Geist/Gespenst irgendwo herumgehen
stilllegen schließen, abschalten
stolz sein, auf jmdn./etw. (Akk.) hier: jmdn./etw. gut finden/sehr mögen
ungewohnt anders, unüblich
unter Naturschutz Gesetze, um die Natur/Ökologie zu erhalten
verbannen jmdn. dazu bringen, einen Ort zu verlassen; fortjagen
Vielfalt, die große Auswahl, großes Angebot, Buntheit
Wirtschaftszweig, -e, der Sektor/Branche/Teil der Ökonomie
würzig aromatisch, scharf, kräftig
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Tradition
Mit oder ohne Lametta?
››
Die Deutschen und
ihr Weihnachtsbaum
„Früher war mehr Lametta“, klagt Opa
Hoppenstedt in einem berühmten TV-Sketch
des deutschen Humoristen Loriot (1923 –
2011). Und hat recht damit, denn die
schmalen, silbernen Metallstreifen sind heute
in Deutschland als Weihnachtsbaumschmuck
nicht mehr ganz so beliebt. Wie in ihren
Familien traditionell der Weihnachtsbaum
dekoriert wird, berichten die Studierenden Luca
und Lisa.
Mit Schneekugeln und Lichterkette
wird es schön weihnachtlich
*
Gemeinsam dekorieren
Zum klassischen Weihnachtsfest gehört
auch in meiner Familie ein Weihnachtsbaum.
Den kauft mein Opa,
aber immer erst kurz vor Weihnachten
– und kommt dennoch jedes Mal mit
einem schön gewachsenen, kräftig grünen
Baum zurück. Nachmittags an Heiligabend
schmücken wir dann gemeinsam
den Baum. Dazu holen wir die Dekoration
aus den Kartons im Keller.
Meist nehmen wir rote, silberne oder
goldene Christbaumkugeln. Aber auch
für kleine Holzengel oder selbst gebastelte
Bilder findet sich ein Platz. Und
Wie schmücken Deutsche ihren
Weihnachtsbaum?
Christbaumkugeln sind der beliebteste Weihnachtsbaumschmuck
der Deutschen, dann folgen Lichterketten,
kleine Engel und Lametta. Das ergab eine
Umfrage des Onlineportals Statista (siehe Grafik).
Was am Ende am Weihnachtsbaum hängt, bestimmen
vor allem Familientraditionen und der persönliche
Geschmack. Aber egal, ob mit oder ohne Lametta
– Hauptsache, es sind harmonische
Weihnachten ganz in Familie.
Quelle: Statista Global Consumer Survey
natürlich nicht zu vergessen: die Lichterkette!
Die Dekoration ist ein Gemeinschaftsprodukt,
denn jedes Familienmitglied
schmückt dabei einen Teil
des Baums ganz individuell. Nach dem
Weihnachtsessen folgt die Bescherung.
Dafür werden die Geschenke immer ordentlich
unter dem Baum verteilt. Den
lassen wir meist bis zum Dreikönigstag
(6. Januar) stehen. Bis dahin macht er
unser Wohnzimmer so richtig schön
weihnachtlich.
Luca Wetterau, 20 Jahre, Student der
Theaterwissenschaft, Berlin
Auch ungewollte
Traditionen
Meine Familie verbringt
Weihnachten immer
abwechselnd bei meinen
Großeltern: ein
Jahr bei Oma Doris in
Freiburg, das nächste
Jahr bei Oma Christiane
in Tuttlingen. Zwei
Wochen vor Weihnachten
wird beim Gärtner ein schöner
Baum ausgesucht. Früher, als wir noch
echte Kerzen benutzt haben, war aus
Sicherheitsgründen ein Baum mit langen
Ästen wichtig. Heute nehmen wir
dafür eine Lichterkette. Einen Tag vor
Weihnachten holen wir den Baum aus
dem Garten und schmücken ihn gemeinsam,
und zwar so: Zuerst wird die
Lichterkette aufgehängt, dann die großen
Christbaumkugeln und zum
Schluss die Strohsterne. Dazu hören
wir Weihnachtslieder für Kinder. Zu den
eher ungewollten Traditionen gehört bei
uns, dass jedes Jahr mindestens eine
der großen Christbaumkugeln kaputtgeht
– egal, wie vorsichtig wir sind. An
Heiligabend werden zur Bescherung
alle Lichter ausgemacht, wir singen
Lieder, meine Oma Hilde spielt Klavier
dazu und dann werden endlich die Geschenke
ausgepackt.
Lisa Sophie Roll, 20 Jahre, Studentin
der Publizistik, Freiburg im Breisgau
Zusammengestellt von Darya Loza
abwechselnd hier: mal hier, mal dort; im Wechsel
Ast, -“-e, der kleiner Teil eines Baumes
aus Sicherheitsgründen damit keine Gefahr entsteht und kein Unfall passiert
Bescherung, -en, die das Schenken/Übergeben der Geschenke
echt real, natürlich
ergeben hier: zeigen, feststellen
Familienmitglied, -er, das Teil/Person einer Familie
klagen kritisieren, sich beschweren
Kugel, -n, die hier: Weihnachtsdekoration aus Glas
Lametta, das Dekoration aus silberfarbigen Fäden
Lichterkette, -n, die Girlande aus kleinen elektrischen Lampen
schmal hier: dünn, eng
schmücken dekorieren, verschönern
Strohstern, -e, der Weihnachtsdekoration aus trockenem Gras
verteilen hier: auslegen, ausbreiten
vorsichtig hier: aufmerksam
Fotos: senivpetro/freepik.com (Weihnachtsbaum schmücken), hannazasimova/freepik.com (Illustration Weihnachtsbaumkugeln)
12 vitamin de 95
Alle Jahre
wieder
››
Weihnachten unterm
Tannenbaum
Wer freut sich nicht darauf:
Geschenke unterm festlich
geschmückten Baum, strahlende
Gesichter bei den Beschenkten,
die ganze Familie sitzt bei
leckerem Essen zusammen,
Weihnachtsmusik erklingt. Wie sie
die Weihnachtsfeiertage
verbringen, berichten hier zwei
Studierende aus Deutschland.
Voller Vorfreude öffnen die
Kinder ihre Geschenke
Fotos: 19966253/freepik.com (Bescherung), privat (Jara Zinnäcker, Nils Hoffmann), Julieta Ulanovsky/freepik.com (Weihnachtsgeschenk)
Weihnachtstage diesmal anders
Ich bin in diesem Jahr von zu Hause ausgezogen, deshalb
sehen meine Weihnachtstage diesmal etwas anders aus. An
Heiligabend fahre ich zu meiner Familie nach Potsdam. Dort
feiern wir gemeinsam mit meinen Großeltern. Am frühen
Abend gehen wir zusammen in die Kirche zum Gottesdienst.
Nach dem Abendessen folgt die feierliche Bescherung. Am
1. Weihnachtsfeiertag werde ich, nicht wie sonst, mit meinen
Großeltern frühstücken, sondern zurück nach Leipzig
fahren und dort gemeinsam mit meinen engsten Freunden
weiterfeiern, kochen und Plätzchen backen. Und eine schöne
Familientradition beibehalten: am 26. Dezember den
Weihnachtsfilmklassiker „Drei Haselnüsse
für Aschenbrödel“ anzuschauen,
nur dieses Jahr zusammen mit
meiner Mitbewohnerin. Mal sehen,
ob ich in Zukunft neue Weihnachtstraditionen
einführen werde.
Jara Zinnäcker, 19 Jahre,
Studentin, Universität Leipzig
Wissenswertes zu den Weihnachtsfeiertagen
Weihnachten in meiner Patchworkfamilie
Auch dieses Jahr werde ich Heiligabend gemeinsam mit
meinem Vater, seiner neuen Frau und meinen kleinen Halbschwestern
verbringen. Vor der Bescherung spielen wir
Brettspiele oder schauen uns einen Weihnachtsfilm an. Danach
essen wir Kartoffelsalat mit Würstchen und sitzen
dann noch gemütlich zusammen. Den ersten Weihnachtsfeiertag
verbringe ich mit meiner Mutter. Es ist Tradition, dass
wir am 2. Weihnachtsfeiertag immer meine Großeltern besuchen,
dort mittagessen und auch noch bei Kaffee und Kuchen
zusammensitzen. Das Abendessen bereiten wir dort
gemeinsam zu, meist etwas Einfaches wie frisches Brot mit
vielen leckeren Aufstrichen. Nach dem
Essen spielen wir zusammen noch
ein paar Spiele und abends fahren
meine Mutter und ich zurück nach
Hause, denn ich wohne bei meiner
Mutter.
Nils Hoffmann, 22 Jahre,
Student, Universität Potsdam
Weihnachten (Heiligabend) wird in Deutschland am Abend des 24. Dezember gefeiert. Der 25.
und 26. Dezember (1. und 2. Weihnachtsfeiertag) sind gesetzliche Feiertage, also arbeitsfrei, so
wie auch der 1. Januar, der Neujahrstag. An diesen drei Tagen sind alle Geschäfte zu. Auch die
Schulen in Deutschland bleiben in den Weihnachtsferien für knapp 14 Tage geschlossen. Da Heiligabend
und Silvester keine gesetzlichen Feiertage sind, nehmen die Deutschen dafür meist einen
Tag Urlaub oder haben, wenn möglich, ihren Resturlaub schon für die Weihnachtszeit gesichert.
Die Deutschen planen ihre Einkäufe gut,
denn an Heiligabend und Silvester sind die
meisten Geschäfte nur bis 14 Uhr geöffnet.
Zusammengestellt von Lisa Zinnäcker
Aufstrich, -e, der etw. Leckeres, das man aufs Brot legen/tun kann
beibehalten bewahren, nicht ändern
Bescherung, -en, die Verteilung der Weihnachtsgeschenke
einführen hier: mit etw. beginnen
Gottesdienst, -e, der Versammlung in der Kirche, Andacht, Predigt
Heiligabend, -e, der Abend vor Weihnachten (24. Dezember)
Patchworkfamilie, -n, die Familie mit Kindern von unterschiedlichen Eltern
strahlend hier: fröhlich, glücklich
*
vitamin de 95 13
Leben
*
Brot statt Böller
››
Silvester ohne Feuerwerk
in Deutschland?
137 Millionen Euro gaben die Deutschen 2017 für
Silvesterfeuerwerk aus. Doch die Kritik daran
wuchs, denn es schadet der Umwelt, verursacht
Unfälle und verschreckt Tiere. Seit den 1980er-
Jahren ruft die kirchliche Organisation „Brot für die
Welt“ unter dem Motto „Brot statt Böller“ dazu auf,
Geld zu spenden, statt Böller zu kaufen. Doch erst
in der Coronapandemie kam das Ende für die Böller.
Als Hundebesitzerin halte ich nichts
von privatem Silvesterfeuerwerk“,
sagt Esther Emmerich* aus der Stadt
Hagen in Nordrhein-Westfalen. Jedes
Jahr versetze der Lärm ihren Dobermann
Ludo in Stress. Außerdem verschmutzen
die Böller durch den entstehenden
Müll und Feinstaub die Umwelt.
Die 25-Jährige schlägt vor, dass nur die
Kommunen ein öffentliches Feuerwerk
an einem sicheren Ort veranstalten und
privates Feuerwerk verbieten sollten.
„Davon hätten alle etwas“, sagt sie.
Geld besser spenden
Bereits seit den 1980er-Jahren ruft die
kirchliche Organisation „Brot für die
Welt“ jedes Jahr dazu auf, das für ein
Silvesterfeuerwerk verwendete
Geld lieber Not leidenden Menschen
zu spenden. Dafür wurde
die Aktion „Brot statt Böller“ ins
Leben gerufen, seit 2010 ergänzt
durch den Slogan „Teilen macht
Freude“. Im Vordergrund soll nicht
der totale Verzicht auf Feuerwerk,
sondern die Stärkung der Idee des
Sicherheitsregeln für ein
Silvesterfeuerwerk
Wer trotz allem nicht auf ein Feuerwerk verzichten
möchte, sollte Folgendes beachten:
• Zünde Feuerwerk immer nur im Freien, niemals in
geschlossenen Räumen!
• Lasse Raketen immer senkrecht hochfliegen, am
besten aus einer hohen Flasche heraus!
• Starte Raketen niemals aus der Hand!
• Je nach Typ Böller nach dem Anzünden sofort
wegwerfen oder zum Anzünden hinstellen!
• Ziele mit Raketen und Böllern niemals auf Menschen
oder Tiere!
• Vorsicht bei Blindgängern: Zünde diese auf keinen
Fall ein zweites Mal!
Teilens an Silvester stehen. Trotz des
treffenden Mottos zeigte die Aktion
kaum Wirkung. Von 2010 bis 2017
gaben die Deutschen jährlich immer
mehr Geld für Silvesterfeuerwerk aus.
2018 sank erstmals die Summe auf
133 Millionen Euro, 2019 dann auf
nur noch 122 Millionen.
Silvesterfeuerwerk
in Berlin
Verkaufsverbot und
Zukunftsaussichten
Erst die Coronapandemie setzte dem
Silvesterfeuerwerk ein vorläufiges
Ende. Aus Gründen des Infektionsschutzes
verbot die Regierung 2020
und 2021 den Verkauf von Feuerwerk
an Privatleute.
Ob die Deutschen 2022 ohne ein
Verkaufsverbot wieder mehr Geld für
Böller ausgeben werden, ist zu bezweifeln.
Wegen der hohen Inflation in
Deutschland müssen viele Deutsche
sparen. Eine Umfrage des Statista Global
Consumer Survey zeigt, dass für
nur noch ein Fünftel der Befragten das
private Silvesterfeuerwerk ein Muss ist.
Ob die Deutschen von dem so gesparten
Geld auch etwas spenden werden,
wird die Zukunft zeigen.
Katrin Luft
* ) Der Name wurde von der Redaktion
geändert.
Umsatz mit dem Verkauf von
Silvesterfeuerwerk in Deutschland
Jahr Umsatz in Millionen Euro
2010 113
2012 124
2014 129
2016 137
2018 133
2019 122
Quelle: Verband der pyrotechnischen Industrie
aufrufen, zu etw. (Dat.) auffordern, bitten, appellieren
ausgeben hier: zahlen
bezweifeln nicht glauben können, skeptisch/unsicher sein
Blindgänger, -, der hier: nicht explodiertes Feuerwerk
Böller, -, der Feuerwerkskörper
halten, von jmdm./etw. (Dat.) eine Meinung von jmdm./etw. haben
ins Leben rufen aufbauen, gründen
Not leidend in Armut lebend, hungernd
schaden, jmdm./etw. (Dat.) schlecht/gefährlich/ungesund sein für jmdn./etw.
spenden hier: Geld geben/schenken
treffend hier: passend, geeignet
versetzen, in etw. (Akk.) hier: hinführen, bringen
verursachen auslösen, hervorrufen, der Grund sein
Verzicht, der, auf etw. (Akk.) das Weglassen
vorläufig vorübergehend, fürs Erste
Wirkung zeigen hier: einen Effekt haben
Fotos: Rolf Fischer (Feuerwerk am Brandenburger Tor), OpenClipart-Vectors/pixabay.com (Illustration Feuerwerkskörper)
14 vitamin de 95
Der Weihnachtsmarkt
in Braunschweig
Shoppen ohne
Weihnachtsbeleuchtung?
››
Pro und Kontra
Seit dem 1. September 2022 gilt die neue Energieeinsparverordnung der deutschen Regierung. Sie
schreibt zum Beispiel vor, Gebäude und Denkmäler nicht mehr zu beleuchten. Aber wie sieht es mit der
öffentlichen Beleuchtung zur Weihnachtszeit aus? Sie ist grundsätzlich erlaubt. Ob das gut oder
schlecht ist, wollte vitamin de wissen.
Foto: Braunschweig Stadtmarketing GmbH (Weihnachtsmarkt)
Auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten
Meiner Meinung nach sollten die Städte und Kommunen auf
öffentliche Weihnachtsbeleuchtung verzichten. Dadurch sparen
sie elektrischen Strom. Das ist doppelt hilfreich. Zum einem
ist das Energiesparen gut für die Umwelt, weil dadurch
weniger klimaschädliches Kohlendioxid produziert wird. Zum
anderen haben so die Städte und Kommunen kleinere
Stromrechnungen zu bezahlen und können mit dem eingesparten
Geld Menschen mit finanziellen Sorgen oder auch
Flüchtlingen helfen. Die privaten Haushalte sollten vielleicht
nicht ganz auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten, sie aber
auf jeden Fall reduzieren. Aber das Wichtigste an Weihnachten
ist für mich das familiäre Miteinander und die Besinnlichkeit.
Ann-Marie Recht, 25 Jahre,
Weidesheim-Euskirchen
Lichtblick in der Krise
Ich bin für öffentliche Weihnachtsbeleuchtung in den Städten
und Kommunen. Sie gehört als Tradition zum Weihnachtsfest
und bringt die Menschen in eine festliche Stimmung.
Ich denke, dass eine weihnachtliche Beleuchtung für
Ausnahme, -n, die Sonderfall, Einzelfall
beheizen warm machen
belasten hier: schaden, gefährden
beleuchten illuminieren, mit Licht anstrahlen
Besinnlichkeit, die Ruhe, Zeit zum Nachdenken
eingespart nicht verwendet, nicht ausgegeben
Energieeinsparverordnung, -en, die Gesetz, um nicht so viel Energie/Strom zu benutzen
Energieverbrauch, -“-e, der Menge von Energie/Strom, die benutzt wird
Flüchtling, -e, der Migrant
gelten hier: Gültigkeit haben, verbindlich/obligatorisch sein, in Kraft treten
Lichtblick, -e, der Hoffnung, bessere Aussichten
Maßnahme, -n, die Aktion, Tat, Handlung
Regierung, -en, die Gesamtheit der Personen, die ein Land führen
verzichten, auf etw. (Akk.) etw. nicht machen/tun
viele Menschen ein Lichtblick ist in Zeiten der Corona- und
Energiekrise. Allerdings sollten dafür moderne, energiesparende
Lampen verwendet werden, denn so wird die Umwelt
weniger belastet und die Stromrechnung der Städte und
Kommunen ist kleiner.
Juri Metzler, 20 Jahre, Rheinbach
Zusammengestellt von Elvira Metzler
Energieeinsparverordnung 2022
Mit diesem Gesetz will die deutsche Regierung 20
Prozent des Energieverbrauchs einsparen. Dafür
sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
• Flure, Foyers oder Technikräume sollen nicht
mehr beheizt werden – außer, es gibt dafür sicherheitstechnische
Gründe.
• Arbeitsräume in öffentlichen Gebäuden sollen
nur noch auf höchstens 19 Grad beheizt werden.
Ausnahmen gelten für Kliniken, Krankenhäuser,
Schulen und Kindergärten.
• Es soll kein warmes Wasser mehr zum Händewaschen
in öffentlichen Gebäuden geben – es
sei denn, es ist aus hygienischen Gründen erforderlich.
• Die Beleuchtung von Gebäuden und Denkmälern
mit Ausnahme von Sicherheits- und
Notbeleuchtung muss ausgeschaltet werden.
• Die Leuchtreklame von Geschäften muss von
22 Uhr abends bis 6 Uhr am nächsten Tag
ausgeschaltet werden, außer während der
Öffnungszeiten.
*
vitamin de 95 15
Konsum
*
Klimaschutz sofort!
››
Die soziale Bewegung Fridays for Future
Der letzte Freitag im September 2022 war ein großer Erfolg für die soziale Bewegung „Fridays for
Future“. Rund 280 000 Menschen gingen in Deutschland auf die Straße, vor allem in den Großstädten.
Unter dem Motto „People not profit“ protestierten sie für mehr Klimaschutz. Aufgrund des politischen
Drucks von Fridays for Future musste die deutsche Regierung bereits ihre Klimaziele verschärfen.
Die globale Bewegung Fridays for
Future begann am 20. August
2018. Die 15-jährige schwedische
Schülerin Greta Thunberg schwänzte
damals zum ersten Mal (erst täglich,
dann immer freitags) den Unterricht
und hielt vor dem schwedischen
Parlament in Stockholm ein Schild
hoch, auf dem „Schulstreik fürs Klima“
stand. Sie forderte mehr Klimaschutz,
wie zum Beispiel durch den Ausbau
von erneuerbaren Energien sowie billigere
öffentliche Transportmittel. Gretas
Was ist Klimaneutralität?
Wenn nicht mehr Kohlendioxid (CO 2
)
produziert wird, als durch Böden,
Wälder und Ozeane wieder aufgenommen
(neutralisiert) werden kann,
spricht man von Klimaneutralität. Böden,
Wälder und Ozeane zum Beispiel
nehmen pro Jahr zehn Gigatonnen
CO 2
auf. 2020 wurden auf der
Erde aber rund 36 Gigatonnen CO 2
produziert, vor allem durch die Energieindustrie
und den Verkehr. In der
Erdatmosphäre befand sich also fast
viermal soviel CO 2
, wie die Erde aufnehmen
kann. Klimaneutralität wäre
dann erreicht, wenn es kein zusätzliches
CO 2
in der Erdatmosphäre gäbe.
Engagement machte vielen Mut. Immer
mehr Jugendliche schlossen sich ihrem
Protest an und gingen auf die Straße.
Symbolfigur Greta Thunberg
Durch ihre Aktionen wurde Greta Thunberg
zum weltweiten Symbol für den
Klimaschutz. Auf der Klimakonferenz
der Vereinten Nationen (UN) in New
York 2019 hielt sie eine emotionale
Rede, in der sie die führenden Politikerinnen
und Politiker beschuldigte, ihr
durch Passivität im Klimaschutz die
Träume und ihre Kindheit gestohlen zu
haben. Für ihre Klimaschutzaktivitäten
erhielt sie 2019 den alternativen Nobelpreis.
Greta Thunberg und Fridays
for Future haben den Klimaschutz zum
großen politischen Thema gemacht.
Die Sorgen der Jugend
Fridays for Future beim
globalen Klimastreik am 23.
September 2022 in Berlin
Damals, im August 2018, streikte
sie noch allein: Greta Thunberg
Im März 2022 wurden im Rahmen der Studie „Jugend in Deutschland – Sommer
2022“ der Forscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann 1 021 junge
Menschen gefragt, was ihre aktuell größten Sorgen sind. (Angaben in Prozent)
Thema Anteil in Prozent
Krieg in Europa 68
Klimawandel 55
Inflation 46
Spaltung der Gesellschaft 40
Quelle: Trendstudie – Jugend in Deutschland, Sommer 2022
Fotos: Stefan Müller/wikimedia.org (Fridays for Future beim 11. globalen Klimastreik), Anders Hellberg/wikimedia.org (Greta Thunberg)
16 vitamin de 95
Einfluss in Deutschland
Auch in Deutschland zeigt sich die Regierung
von Fridays for Future beeindruckt.
„Der größte Erfolg ist sicher das
Klimaschutzgesetz der Bundesregierung,
das erstmals für Deutschland gesetzlich
verbindliche Klimaziele formuliert“,
sagt Professor Klaus Hurrelmann
von der Hertie School in Berlin. Er
forscht seit Langem über die Jugend in
Deutschland. Hurrelmann ist sich sicher,
dass ohne die Demonstrationen
von Fridays for Future die Regierung
das neue, strengere Klimaschutzgesetz
nicht so schnell erarbeitet hätte.
Spürbarer Erfolg
Dass Fridays for Future etwas verändern
kann, zeigte eine Entscheidung
des Bundesverfassungsgerichts vom
März 2021. Luisa Neubauer, eine Aktivistin
der Bewegung, hatte gegen das
alte Klimaschutzgesetz der Bundesregierung
geklagt, weil die geplante Reduzierung
der Treibhausgase ihrer Meinung
nach viel zu gering war. Das
höchste deutsche Gericht gab Neubauer
recht und so wurde schließlich ein
strengeres Klimaschutzgesetz von der
Bundesregierung beschlossen, das
Deutschlands Klimaneutralität bis
2045 zum Ziel hat.
Klimaschutz und soziale Sicherheit
In Deutschland erweitert Fridays for Future
nun seine Ziele. „Wir werden die
Fragen von sozialer Sicherheit und Klimaschutz
zusammenführen“, sagt Luisa
Neubauer. Fridays for Future möchte
zum Beispiel, dass Energie für alle
Menschen bezahlbar bleibt und dass
reichere Staaten den ärmeren die
Schulden erlassen. So hat die Fridays-for-Future-Bewegung
weiterhin
das Potenzial, die großen sozialpolitischen
Themen mit zu beeinflussen.
Benjamin Haerdle
Klimaschutz als politischer Faktor
Interview mit Professor Klaus Hurrelmann
Professor Klaus Hurrelmann erforscht seit Langem das Sozialverhalten der Jugendlichen in Deutschland. Er ist
einer der Autoren der Shell Jugendstudien, die regelmäßig die Werte und Gewohnheiten von Jugendlichen
untersuchen. vitamin de sprach mit dem Sozialwissenschaftler.
Prof. Klaus
Hurrelmann
Ende September
gab es wieder eine
große landesweite
Aktion von Fridays
for Future. Wer geht
dort demonstrieren?
Zu Beginn des Jahres 2018 war Fridays
for Future noch eine sehr junge
Bewegung, da liefen auch 10- und
11-Jährige mit. Durch die Coronapandemie
hat sich das verändert. Jetzt gehen
mehr Studierende und junge Erwachsene
auf die Straße. Die
Jugendbewegung hat trotz einiger
Rückschläge immer noch neue Ideen
und viel Energie. Historisch gesehen
ist es außergewöhnlich, dass eine
Gruppe von jungen Leuten sich eine
politische Problematik sucht, diese
über längere Zeit thematisiert und damit
schließlich politische Entscheidungen
beeinflusst.
Ausbau, der hier: Entwicklung, Expansion
beeinflussen wirken auf etw., bestimmen, formen
Bewegung, -en, die hier: politische Organisation, große Gruppe von Leuten
Warum ist Fridays for Future so erfolgreich?
Obwohl ihr Kernthema, der Klimaschutz,
ein ernstes ist, sind die jungen
Leute frech und fröhlich. So bringen
sie viele Menschen auf die Straße. Die
Idee der Schulstreiks an den Freitagen
war klug, weil so Lehrerinnen und Lehrer
sowie die Eltern mitdiskutieren
mussten. Das brachte Fridays for Future
irgendwann auch große politische
Aufmerksamkeit. Die Jugendbewegung
praktizierte mit den Streiks zivilen
Ungehorsam, ohne gegen
Gesetze zu verstoßen.
Foto: Hertie School (Klaus Hurrelmann)
bremsen stoppen, anhalten
Bundesverfassungsgericht, das höchste/wichtigste Justiz/Rechtsprechung in Deutschland
erneuerbar regenerativ, nachwachsend
frech hier: selbstsicher, mutig
gering klein, minimal, nicht groß
Gewohnheit, -en, die etw., das man immer so macht; Eigenart, Tradition
klagen, gegen jmdn./etw. (Akk.) jmdn./etw. vor Gericht bringen
recht geben jmdm. zustimmen; etw. als richtig/wahr ansehen/bewerten
Rückschlag, -“-e, der Niederlage, Verlust
Schild, -er, das hier: Stück Pappe/Papier, auf dem etw. geschrieben ist; Transparent
Schulden erlassen Geld, das einem jmd. zurückzahlen müsste, nicht mehr haben wollen
schwänzen nicht in die Schule/zum Unterricht gehen
Schwung, (hier o. Pl.), der Dynamik
Sozialverhalten, das kollektives Benehmen/Auftreten
stehlen wegnehmen; etw., was einem nicht gehört, heimlich an sich nehmen
Ungehorsam, der Rebellion, starker Protest
verbindlich obligatorisch, verpflichtend
verschärfen größer/stärker machen
verstoßen, gegen etw. (Akk.) gegen etw. handeln, etw. nicht beachten
Wert, -e, der hier: Prinzip, Ideal, Maßstab
Hat die Coronapandemie der
Jugendbewegung geschadet?
Der Schwung wurde gebremst,
weil durch die Pandemie die
Schulen zeitweise geschlossen
und große Demonstrationen nicht
mehr möglich waren. Allerdings
hat die Klimabewegung versucht,
den Protest online fortzusetzen.
Inzwischen hat Fridays for Future
wichtige andere Themen wie Frieden,
Gesundheit und soziale Sicherheit
für sich entdeckt.
Das Interview führte
Benjamin Haerdle.
vitamin de 95 17
Porträt
*
Auf der großen
Fußballbühne
››
Fußballspielerin
Alexandra Popp
Bei der Europameisterschaft (EM)
im Frauenfußball schießt Alexandra
Popp im Juli 2022 sechs Tore in
fünf Spielen und führt ihr Team
ins Finale gegen England. Die
Stürmerin und Kapitänin des
deutschen Frauenteams erlebt in
jenen Tagen die emotionalsten
Momente ihrer Karriere. vitamin de
stellt die 31-Jährige im Porträt vor.
Das deutsche
Fußballnationalteam der Frauen
Das Frauenteam vertritt den Deutschen Fußball-Bund
(DFB) international bei Länderspielen
sowie Europameisterschaften, Weltmeisterschaften
(WM) und Olympischen Spielen. Die deutsche
Frauen-Auswahl gewann zweimal bei einer
WM, achtmal bei einer EM und holte 2016
olympisches Gold.
Durchbruch bei der EM 1989
Nach schwierigen Anfangsjahren und sogar einem
offiziellen Verbot des Frauenfußballs zwischen
1955 und 1970 wurde erst 1982 das
erste deutsche Frauennationalteam gegründet.
Der Durchbruch für den deutschen Frauenfußball
kam 1989 mit der EM im eigenen Land. Zum
ersten Mal wurden die Spiele live im Fernsehen
übertragen. Im Finale gegen Norwegen spielte
sich die DFB-Elf mit einem überzeugenden 4:1-
Sieg in die Herzen der Fußballfans.
Zweiterfolgreichstes Team der Welt
Heute ist das deutsche Frauenfußballteam
nach den USA das zweiterfolgreichste der Welt.
Sechsmal hintereinander hat die DFB-Elf der
Frauen zwischen 1995 und 2013 die Europameisterschaft
gewonnen. Deutschland ist zudem
das einzige Land, das zeitgleich den Europameistertitel
bei den Frauen (1995) als auch
bei den Männern (1996) errang. Die Fußballweltmeisterschaft
der Männer Ende des Jahres
und die der Frauen im kommenden Jahr werden
zeigen, ob sich ein solcher Doppelerfolg
auch bei einer WM erreichen lässt.
Schnell, ballsicher und
kampfstark: Stürmerin
Alexandra Popp (rechts)
Knapp 90 000 Fußballfans
kommen am 31.
Juli 2022 ins Londoner Wembley-Stadion.
Es ist das Finale
der Frauenfußball-EM. Ausgerechnet
bei diesem Spiel
kann Alexandra Popp wegen
einer Muskelverletzung nicht
mitspielen. „Im ersten Moment
ist alles wie ein Kartenhaus
zusammengebrochen“,
erinnert sie sich.
Im Finale nur an der
Seitenlinie
Schon beim Aufwärmen wird
Alexandra klar: „Ich kann
nicht spielen.“ Die Muskelverletzung
im Oberschenkel ist zu
schmerzhaft. Sie bereitet ihre Teamkollegin
Lea Schüller darauf vor, an ihrer
Stelle zu spielen. So kann Alexandra
Popp das dramatische Finale nur von
der Seitenlinie aus mitverfolgen: Die
Engländerinnen gehen durch Ella
Toone in der 62. Minute in Führung.
Dann, in der 79. Minute, das 1:1
durch die Deutsche Lina Magull. So
steht es auch nach 90 Minuten, das
Spiel geht in die Verlängerung. Dann,
in der 110. Minute, schießt Chloe Kelly
das 2:1 und die Engländerinnen zum
EM-Titel. Enttäuscht steht Alexandra
Popp am Spielfeldrand. Der EM-Sieg
hätte ein Höhepunkt ihrer Karriere sein
sollen.
anfeuern hier: ein Fußballteam unterstützen
angesichts (Gen.) wegen, im Hinblick auf
Aufwärmen, das Gymnastik, Stretching
ausgerechnet genau, gerade, unbedingt
bestreiten hier: teilnehmen
Durchbruch, -“-e, der hier: Erfolg, positives Ergebnis
enttäuscht unzufrieden, frustriert
erringen erreichen; hier: gewinnen, schaffen
in Führung gehen, durch jmdn. (Akk.) jmd. schießt das erste Tor/macht den ersten Punkt
mitverfolgen hier: ansehen
Muskelverletzung, -en, die Probleme mit der Muskulatur
Niederlage, -n, die Misserfolg, verlieren, besiegt werden
Oberschenkel, -, der oberer Teil des Beins
Pokal, -e, der Cup, Trophäe, ein besonderer Preis beim Sport
Strafraum, -“-e, der Spielfeld/Platz vor dem Tor
Tor schießen, ein einen Punkt machen, den Ball ins Tor bekommen
überzeugend souverän, grandios
verdanken, jmdm. (Dat.) jmdm. Dank schuldig sein
Verlängerung, -en, die hier: Extrazeit nach 90 Minuten, zusätzliche 30 Minuten Spielzeit
Vertrauen, das Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit
vertreten hier: repräsentieren
zusammenbrechen einstürzen, zusammenfallen
Foto: Steffen Prößdorf/wikimedia.org (Alexandra Popp beim Länderspiel gegen Chile 2019)
18 vitamin de 95
Foto: 1D X MKII - 0192 - B70I0813 Sven Mandel/wikimedia.org (Alexandra Popp)
Titel und Erfolge
Alexandra Popp wurde am 6. April
1991 in der Stadt Witten im Bundesland
Nordrhein-Westfalen geboren. Seit
ihrer Kindheit ist Fußballspielen ein
wichtiger Teil ihres Lebens. Schon früh
bekommt sie von ihren Mitspielerinnen
den Spitznamen „Poppi“. Seit 2012
spielt sie für den Fußballverein VfL
Wolfsburg in der Frauenbundesliga. Sie
holt mit dem VfL siebenmal hintereinander
den deutschen Fußball-Pokal
und siebenmal die deutsche Meisterschaft.
Auch im Nationalteam hat sie
bereits 122 Länderspiele bestritten
und ist seit 2019 Kapitänin der deutschen
Fußballfrauen.
Kampf gegen Verletzungen
Aufgrund von Verletzungen konnte Alexandra
Popp an den letzten beiden Europameisterschaften
nicht teilnehmen.
Jetzt, mit 31 Jahren, will sie endlich
einmal bei einer EM spielen. Doch
dann erkrankt sie drei Wochen vor der
EM an Corona. Dass sie dennoch ihre
Chance bekam, hat sie nicht zuletzt
der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg
zu verdanken. „Nur wenige
Bundestrainerinnen hätten nach einer
so langen Verletzungspause einer Spielerin
das Vertrauen geschenkt und sie
zu einem so wichtigen Turnier mitgenommen“,
sagt Alexandra. Die Bundestrainerin
weiß, wie wichtig Alexandra
für das Team ist: „Das ist eine besondere
Qualität von Poppi, nicht nur
Tore zu erzielen, sondern viel im Strafraum
zu arbeiten, um das Team zum
Erfolg zu führen.“ So schießt Alexandra
im Halbfinale gegen die
Französinnen die beiden entscheidenden
Tore und bringt
Deutschland ins EM-Finale
nach London. Obwohl sie
da nicht mitspielen kann,
feuert sie ihr Team von der
Seitenlinie an. Leider umsonst.
Doch nach der ersten
Enttäuschung über die
Niederlage fühlt sich für Alexandra
Popp der zweite Platz
bei der EM angesichts ihrer
Verletzungsgeschichte
am Ende wie ein kleiner
Sieg an.
Elvira Metzler
Deutschlernen – jetzt!
Aufgaben zum Lesetext „Auf der großen Fußballbühne
– Fußballspielerin Alexandra Popp“ (ab B2)
1) Wann und wo wurde „Poppi“ geboren?
a) am 04.06.1992 in Wittern in Bayern
b) am 06.04.1992 in Wittes in Sachsen
c) am 06.04.1991 in Witten in Nordrhein-Westfalen
2) Wann hat das Finale der Europameisterschaft 2022 stattgefunden?
a) am 31. Juli
b) am 01. September
c) am 30. August
3) Warum konnte Alexandra Popp nicht am EM-Finale im Wembley-Stadion
teilnehmen?
a) Sie hatte eine Muskelverletzung.
b) Sie hatte keine Lust.
c) Sie hatte zu viel Angst.
4) Welchen Platz erreichten die deutschen Frauen bei der Fußball-EM
2022?
a) den ersten
b) Sie wurden nur Zweite, aber sie gewannen die Herzen der deutschen
Fußballfans.
c) Sie haben leider schon im Halbfinale gegen Frankreich verloren.
5) Was schätzt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg an
Alexandra Popp besonders?
a) ihren Einsatz und ihren Teamgeist
b) ihre Schnelligkeit
c) ihre Defensivarbeit
6) Wie endete das Finalspiel der EM 2022 zwischen England und
Deutschland?
a) 1:1
b) 2:1
c) 1:3
7) Seit wann ist Alexandra Popp Kapitänin der
deutschen Fußballnationalmannschaft?
a) Seit 2014
b) Seit 2017
c) Seit 2019
8) In welchem Verein spielt Alexandra Popp?
a) FC Bayern München
b) Borussia Mönchengladbach
c) VfL Wolfsburg
Die Lösungen findet ihr auf Seite 38.
vitamin de 95 19
*
Aktuelle Trends
aus Deutschland
Was liegt in diesem Winter in Deutschland im Trend? Und welche Dinge sind nicht
so populär? Darya Loza, Studentin der Publizistik
Künstlicher Pelz
Viele Tierschutzorganisationen haben
dazu aufgerufen, auf natürliche Pelze von
Tieren zu verzichten. Auch Modemarken
wie Gucci, Versace und Dolce & Gabbana
unterstützen diese Initiative. Sie stellen
ihre Mäntel jetzt aus künstlichem Pelz
her und liegen damit voll im Trend.
Weihnachtsmärkte
Ob der Christkindlesmarkt in Nürnberg
oder der Striezelmarkt in Dresden –
Weihnachtsmärkte sind nach der Coronapandemie
wieder gut besucht. Etwa
2 500 Weihnachtsmärkte gibt es in
Deutschland. Der meistbesuchte Weihnachtsmarkt
ist der am Kölner Dom, mit
rund vier Millionen Gästen jährlich.
Klimaneutrale Kosmetik
Immer mehr Menschen achten nicht nur
auf ihr Aussehen, sondern auch auf klimaneutrale
Kosmetik. In einer Studie des
Unternehmens „ClimatePartner“ von
2021 sagten 67,2 Prozent der Befragten,
dass das Label „klimaneutral“ das
wichtigste Argument für den Kauf der
Kosmetik war.
Baustoffe aus
Recyclingmaterial
Plastik- und andere Abfälle werden schon
lange in Deutschland recycelt, allerdings
nur zu einem kleinen Teil als neue Baustoffe
für Gebäude verwendet. Dies ändert
sich gerade. Immer mehr Einrichtungsgegenstände
in Häusern, Möbel
und sogar Geschirr werden nun aus recyceltem
Material hergestellt.
Abfall, -“-e, der Müll; etw., das weggeworfen wird
achten, auf etw. (Akk.) aufpassen, berücksichtigen, kontrollieren
aufrufen auffordern, bitten, appellieren
auswählen aussuchen, bestimmen
Einrichtungsgegenstand, -“-e, der Teil der Ausstattung/des Mobiliars
Entscheidung treffen, eine etw. beschließen/festlegen/bestimmen
Ernährung, die Essen und Trinken
Haushalt, -e, der hier: Familie
herstellen produzieren
mitteilen berichten, bekannt machen
Pelz, -e, der Kleidungsstück aus dem Fell/der Haut eines Tieres
umweltbewusst für Naturschutz, ökologisch
unterstützen dafür sein, auch machen
Verteilung, die Distribution, Auslieferung
verwenden nutzen, einsetzen
verzichten, auf etw. (Akk.) hier: nicht nutzen/tragen
zurückgehen hier: weniger werden
an der Freien Universität Berlin, hat Antworten auf
diese Fragen.
Werbeprospekte
Die Baumarktkette „Obi“ und die Supermarktkette
„Rewe“ haben mitgeteilt,
ab 2023 auf gedruckte Werbeprospekte
verzichten zu wollen. Die
Entscheidung wurde aus ökologischen
Gründen getroffen, weil die
Herstellung und Verteilung der Prospekte
zu viel Material und Energie
verbrauchen.
Schwarz-Weiß
Orange, Grün, Blau und Rosa sind
die neuen Modefarben für den Winter,
Frühling und Sommer. Diese werden
jährlich vom US-amerikanischen
Pantone Color Institute ausgewählt.
Wer in den nächsten Monaten modisch
aussehen will, sollte kein klassisches
Schwarz-Weiß mehr tragen.
Fleischkonsum
Seit 2018 geht der Fleischkonsum
in Deutschland zurück, meldet das
Statistische Bundesamt. Aßen die
Deutschen damals noch 61,1 Kilogramm
(kg) Fleisch pro Kopf, so
waren es 2021 nur noch 55,1 kg.
Die Gründe dafür sind der Trend zur
umweltbewussten Ernährung und
neuerdings hohe Preise für Fleisch.
Digitalkameras
Im Jahr 2016 gab es in 73,6 Prozent
der deutschen Haushalte mindestens
eine Digitalkamera, so
das Statistische Bundesamt.
Heute benutzt sie keiner
mehr, weil Smartphones
qualitativ bessere
Fotos machen, die sich
auch sofort posten lassen.
Darya Loza
In & Out
Fotos: Tatiana Fet/pexels.com (Frau mit Pelz), Marcel Peters (Striezelmarkt), Alena Darmel/pexels.com (schminkende Frau), gpointstudio/freepik.com (Handwerker), Obi (Werbeprospekt), Svetlana Sokolova/freepik.com (Frau in Schwarz-Weiß), timolina/freepik.com (Burger),
pressfoto/freepik.com (Digitalkamera)
Bibliothek
Faszination
Fußball
*
››
Fakten über den Lieblingssport
der Deutschen
Deutschland ist eine Fußballnation – nicht nur
wegen der erfolgreichen Nationalmannschaften
der Männer und Frauen. Über sieben Millionen
Menschen spielen Fußball in deutschen
Sportvereinen. Wer von euch nicht alle Fakten
über den Lieblingssport der Deutschen kennt,
sollte das reich illustrierte Buch „Fußball“ von
Jonas Kozinowski lesen, das in Zusammenarbeit
mit der Zeitschrift „Kicker“ im Kosmos Verlag
erschien.
Ein Fußballteam besteht aus zehn Feldspielern und einem
Torwart. Aber wer ist der „zwölfte Mann“? Er steht
nicht auf dem Platz, trägt aber trotzdem meist ein Trikot. Er
kann nicht eingewechselt werden, hat aber großen Einfluss
auf das Spiel. Er schießt zwar keine Tore, gewinnt dennoch
Meisterschaften. Als „zwölften Mann“ bezeichnen viele Vereine
ihre Fans. Mit Liedern und Sprechchören feuern sie ihr
Team an.
Absolutes Fußballwissen
Das Buch präsentiert alles Wissenswerte aus der Welt des
Fußballs – von der Fankultur über die besten deutschen
und internationalen Spieler, die deutsche Männernationalmannschaft
bis hin zu Tipps für das eigene Fußballtraining.
Und wer von euch weiß, wie oft die deutsche Fußballnationalmannschaft
der Männer Weltmeister wurde? Genau:
viermal, nämlich 1954, 1974, 1990 und 2014!
Abbildung: macrovector/freepik.com (Illustration Fußball)
Schattenseiten des Fußballs
In dem Buch werden auch die Schattenseiten des Fußballs
thematisiert – von Korruption im Fußball über Gewalt im
Stadion bis hin zur politischen Einflussnahme. Für die
Vereine, Verbände und Fernsehsender ist Profifußball
ein Business, in dem es um
sehr viel Geld geht: Millionengagen,
teure Fernsehrechte und gewinnbringendes
Merchandising. Für die
Fans bleibt es die schönste Nebensache
der Welt.
Elwin Siemers
anfeuern hier: ein Fußballteam unterstützen
bezeichnen nennen, benennen
Einfluss, der, auf jmdn./etw. (Akk.) Wirkung auf jmdn./etw.
einwechseln austauschen, ersetzen
erscheinen hier: veröffentlicht/publiziert werden
Gage, -n, die Geld, das die Spieler bekommen; Honorar, Gehalt
Gewalt, die jmdn. schlagen/verletzen, Brutalität
Schattenseite, -n, die das Schlechte, negative Seite
Tor schießen, ein einen Punkt machen, den Ball ins Tor bekommen
Torwart, -e, der Keeper; jmd., der das Tor schützt und
den Ball mit der Hand spielen darf
Verein, -e, der hier: Fußballklub
Geschichte
*
Auf Friedenskurs
››
Michail Gorbatschow
und die Deutschen
Der Tod von Michail Gorbatschow
(1931 – 2022) am 30. August in
Moskau fällt in eine besondere
Zeit: Die Beziehungen zwischen
Russland und Deutschland sind
angespannt. Gorbatschow, der
letzte Präsident der Sowjetunion,
setzte sich am Ende des Kalten
Krieges (1947 – 1991) ab Mitte
der 1980er-Jahre für Frieden und
Verständigung ein. Dabei
entwickelte er ein besonderes
Verhältnis zu den Deutschen.
Als Michail Gorbatschow am 11.
März 1985 Generalsekretär der
Kommunistischen Partei und damit der
mächtigste Politiker in der Sowjetunion
wurde, brachte er ein neues Denken in
die Politik. Er war mit 54 Jahren im Vergleich
zu seinen drei Amtsvorgängern
jung, wirkte offen und sympathisch.
Angespannte Lage beim Amtsantritt
Bei Gorbatschows Amtsantritt 1985
war die politische Weltlage angespannt.
Seit dem sowjetischen Einmarsch
in Afghanistan 1979 herrschte
zwischen den Westmächten unter Führung
der USA (Vereinigte Staaten von
Amerika) und dem Ostblock unter Führung
der Sowjetunion politische Eiszeit.
Als die Sowjetunion in Osteuropa atomare
Mittelstreckenraketen stationierte,
reagierte das westliche Militärbündnis
NATO (North Atlantic Treaty Organization)
mit dem sogenannten Doppelbeschluss:
Zuerst sollten Abrüstungsgespräche
mit der Sowjetunion geführt
werden, sollten diese scheitern, wollte
die NATO ebenfalls Raketen stationieren.
Dies geschah dann auch. US-Präsident
Ronald Reagan (1911 – 2004),
die britische Premierministerin Margaret
Thatcher (1925 – 2013) und der
deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl
(1930 – 2017) nahmen damals eine
harte Haltung gegenüber der Sowjetunion
ein.
Der letzte Präsident der
Sowjetunion: Michail Gorbatschow
Perestroika in der Sowjetunion
Die Sowjetunion hatte vor allem wegen
der hohen Militärausgaben große wirtschaftliche
Probleme: Die staatliche
Planwirtschaft war ineffektiv, die Industrie
technisch veraltet, es herrschte
Mangelwirtschaft, selbst Lebensmittel
waren knapp. Die Bevölkerung war unzufrieden.
Gorbatschow wollte die Ursachen
dieser Entwicklung bekämpfen.
Seinen Reformen gab er den prägnanten
Namen „Perestroika“ (auf Deutsch:
Umbau). Gorbatschows Buch mit diesem
Titel wurde in der Bundesrepublik
zu einem Bestseller.
Hoffnung auf Frieden und
Entspannung
Gorbatschow wollte den Sozialismus
nur reformieren, nicht aufheben.
Schon allein diese Aussicht weckte die
Hoffnung auf Frieden und Entspannung.
Und nicht umsonst: 1987
schlossen Gorbatschow und Reagan
einen Abrüstungsvertrag über atomare
Mittelstreckenraketen. Gorbatschow
benutzte gern das Bild von einem „gemeinsamen
Haus Europa“. Das gefiel
den Deutschen in Ost und West, versprach
es doch ein friedliches Zusammenleben
der beiden Systeme.
Vertrauen durch Offenheit
Gorbatschow führte noch einen weiteren
Begriff ein: „Glasnost“ (auf
Deutsch: Offenheit, Transparenz). Nun
konnten die Menschen in der Sowjetunion
frei und ohne Angst über die Geschichte
ihres Landes, besonders die
Zeit der 1930er-Jahre, diskutieren.
Diese neue Offenheit schuf Vertrauen
in Ost und West.
Foto: Yuryi Abramochkin/RIA Nowosti (Porträt Gorbatschow)
22 vitamin de 95
Inspiration für viele Menschen
Gorbatschow inspirierte die reformwilligen
Menschen in vielen Ländern, insbesondere
in Osteuropa, was auch die
Regierung der DDR (Deutsche Demokratische
Republik) in Bedrängnis
brachte. Ihr ging Gorbatschows Offenheit
viel zu weit. Deshalb verbot sie
den Vertrieb der in der DDR beliebten
sowjetischen Zeitschrift „Sputnik“, weil
darin die Ideen von Perestroika und
Glasnost besprochen wurden.
Friedliche Revolution
Dann kam das Jahr 1989. Die
DDR-Regierung ließ Fälschungen bei
den Kommunalwahlen zu und verweigerte
sich notwendigen Reformen. Ermutigt
durch Gorbatschows neues
Denken ließen sich die Bürgerinnen
und Bürger das nicht mehr gefallen.
Sie demonstrierten oder versuchten die
DDR zu verlassen. Die Lage spitzte sich
im Oktober zu und die Frage stellte
sich: Wird die Sowjetunion wie beim
Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der
DDR militärisch eingreifen? Doch Gorbatschow
entschied: „Nein!“ Jedes sozialistische
Land müsse seine Probleme
selbst lösen.
Wer zu spät kommt
Zum 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag
der DDR, reiste Gorbatschow
nach Ostberlin und wurde von Tausenden
mit einem lauten „Gorbi, Gorbi!“
empfangen – eine Kritik an der
DDR-Führung unter Erich Honecker
(1912 – 1994). Zur politischen Lage in
der DDR sagte Gorbatschow damals
wörtlich: „Gefahren warten nur auf die,
die nicht auf das Leben reagieren.“
Daraus wurde später: „Wer zu spät
kommt, den bestraft das Leben.“ Ein
Satz, den jeder Deutsche kennt. In der
DDR-Regierung kam die Bereitschaft
zu Veränderungen zu spät: Am 9. November
1989 gab sie dem Druck der
DDR-Bevölkerung nach, öffnete die
Berliner Mauer und griff – wie auch
Gorbatschow – nicht militärisch ein. So
verlief die Revolution friedlich.
Deutsche Einheit
Die Verhandlungen zur deutschen Einheit
waren schwierig. Doch das inzwischen
gewachsene Vertrauen zwischen
Michail Gorbatschow und Helmut Kohl
machte das Unvorstellbare möglich:
die deutsche Wiedervereinigung. Helmut
Kohl sicherte Gorbatschow zum
Beispiel zu, dass die Militäreinheiten
der Sowjetunion, die sich aufgrund von
deren Rolle als Siegermacht des 2.
Weltkriegs (1939 – 1945) und bedingt
durch den Kalten Krieg auf DDR-Territorium
befanden, bei ihrem Abzug und
ihrer Rückkehr in die Sowjetunion umfangreich
unterstützt würden. Für die
Wiedervereinigung am 3. Oktober
1990 werden die Deutschen Gorbatschow
auf ewig dankbar sein.
Wolfram von Scheliha
Fotos: Peter Koard/wikimedia.org (Gorbatschow und Honecker), veni markovski/wikimedia.org (Porträt Michail Gorbatschow)
Michail Gorbatschow
Stationen seines Lebens
• 2. März 1931: im Nordkauskasus als
Bauernsohn geboren
• 1950 – 55: Jurastudium in Moskau
• 1952: Mitglied der Kommunistischen
Partei der Sowjetunion (KPdSU)
• 1953: Heirat mit Raissa Titarenko
(1932 – 1999), 1957 Geburt ihrer
Tochter Irina
• 1985: Generalsekretär der KPdSU
• 1990: erster Präsident der Sowjetunion;
Friedensnobelpreis
• 1991: konservativer Putschversuch
gegen Gorbatschow, Auflösung der
Sowjetunion; Rücktritt als KPdSU -
Chef und Staatspräsident
• ab 1992: Gründer der Gorbatschow-
Stiftung sowie der Umweltorganisation
Internationales Grünes Kreuz; Autor
und gefragter
Gastredner
• 30. August
2022: in
Moskau
verstorben
Michail Gorbatschow ist 1987 zu
Gast bei DDR-Staatschef Erich
Honecker (rechts) in Ostberlin
Abrüstung, die Reduzierung von Militär und Waffen in einem Land
Abzug, der Abmarsch/Weggang (des Militärs)
Amtsantritt, -e, der Beginn der Arbeit auf einem neuen offiziellen/staatlichen Posten
Amtsvorgänger, -, der jmd., der vorher denselben offiziellen/staatlichen Posten hatte
angespannt problematisch, schwierig
aufheben hier: beseitigen, annullieren
eingreifen intervenieren, sich einmischen
einsetzen, sich, für etw. (Akk.) sich um etw. bemühen, kämpfen
ermutigt motiviert, gestärkt
Fälschung, -en, die Manipulation
harte Haltung einnehmen, eine gegen etw. sein, Widerstand leisten
in Bedrängnis bringen Schwierigkeiten/Probleme verursachen
inspirieren motivieren, anregen
Mangelwirtschaft, die schlecht funktionierende Wirtschaft/Ökonomie
prägnant treffend, genau, pointiert
scheitern nicht funktionieren, nicht klappen, misslingen
Unvorstellbare, das das Undenkbare/Unfassbare
Ursache, -n, die Ausgangspunkt, Grund
Verhandlung, -en, die Gespräch, Dialog
Vertrauen schaffen eine Atmosphäre der Glaubwürdigkeit/Verlässlichkeit entstehen lassen
verweigern, sich, etw. (Dat.) nicht zulassen, blockieren
Volksaufstand, -“-e, der Rebellion, Revolution
zusichern garantieren, zusagen
zuspitzen, sich sich radikalisieren, eskalieren
vitamin de 95 23
Sprache
Moderne Kommunikation,
wie wir sie kennen
*
Unerwartet sprachkompetent
››
Wie Jugendliche heute kommunizieren
„Ich hör‘ es gerne, wenn die Jugend plappert: Das Neue klingt. Das Alte klappert“, schrieb der große
deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832). Er hatte seine Freude an der
Jugendsprache, im Gegensatz zu so manchem Erwachsenen heute. Kommuniziert wurde zu Goethes
Zeiten allein über gedruckte Schriften, handgeschriebene Briefe und das gesprochene Wort.
Heute haben wir dank Internet,
Smartphones und Social Media
die Möglichkeit, in Sekunden mit Menschen
überall auf der Erde schriftlich
und mündlich zu kommunizieren. Doch
eins hat sich nicht geändert: das natürliche
Bedürfnis von Jugendlichen, sich
von den Erwachsenen abzugrenzen,
selbstständig zu werden, die Welt auf
eigene Art zu erleben. Sprache spielt
dabei eine wichtige Rolle.
Auch Eltern waren mal Kinder
Nicht zu vergessen, Erwachsene waren
auch einmal jung und hatten selbst
ihre eigene kleine Sprache, die ihre Eltern
nicht verstanden. Mir (dem Autor)
ging es da nicht anders. Jugendliche
von heute können mit dem Slang aus
meiner Jugendzeit der 1980er-Jahre
wie „nicht ganz dicht sein“ (sich verrückt
benehmen) oder „astrein“ (richtig
Jugendwort des Jahres
Jedes Jahr veranstaltet der deutsche
Langenscheidt-Verlag eine Onlineabstimmung
zum Jugendwort des Jahres. Die
Jugendlichen selbst schlagen Wörter vor
und entscheiden auch über die Gewinner.
Auf Platz eins landete dieses Jahr
das englische Wort „Smash“, das aus
dem Smartphone-Partyspiel „Smash or
Pass“ stammt und hier „jemanden sexuell
attraktiv finden“ bedeutet. Platz
zwei und drei belegten die Wörter „bodenlos“
(„mies, schlecht“) und „Macher“
(„jemand, der Dinge sofort
erledigt“).
gut, toll) genauso wenig anfangen wie
meine Eltern damals. Und das ist völlig
normal.
Besonderheiten der Jugendsprache
So normal ist auch das kreative Spiel
der Jugendlichen mit der Sprache und
der lockere Umgang mit grammatikalischen
Regeln. Digitale Jugendsprache
ist einfacher, direkter, verkürzter, visueller.
Beim Chat in den sozialen Netzwerken
werden dafür Buchstaben, Abkürzungen
wie „ROFL“ (rolling on the
floor laughing), Satzzeichen und Emojis
verwendet. Letztere verstärken die
emotionale Botschaft. Das Besondere
an der Jugendsprache ist: Sie entwickelt
sich ständig weiter durch neue
Trends in den sozialen Medien.
Kompetenz und Komplexität
Der Linguist Dr. Florian Busch von der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
(MLU) fand in seiner Studie von
2021 heraus, dass Jugendliche sehr
genau wüssten, in welchen Situationen
und Kontexten wie zu kommunizieren
sei. Dies beweise digitale Kompetenz.
„Das Schreiben in der Schule nehmen
manche als einfacher wahr, weil es nur
ein Regelwerk gibt, an dem sie sich
orientieren müssen“, so Busch.
Schriftliche Konversationen über
WhatsApp seien da deutlich komplexer.
Es sei schwieriger, aufgrund der vielen
Möglichkeiten den richtigen Ton zu treffen.
Und schließlich soll das Neue ja
klingen und nicht klappern.
Clemens Tragelehn
abgrenzen, sich, von jmdm. (Dat.) sich unterscheiden, anders sein
Abkürzung, -en, die hier: ein abgekürztes Wort, Kurzwort, Initiale
Abstimmung, -en, die Votum, Wahl
Bedürfnis, -se, das Verlangen/Wunsch nach etw.
benehmen, sich sich verhalten, sich geben
beweisen belegen, verifizieren
Botschaft, -en, die hier: Nachricht, Mitteilung, Erklärung
entwickeln, sich hier: sich erneuern, sich regenerieren
herausfinden erfahren, entdecken
im Gegensatz zu jmdm./etw. (Dat.) im Unterschied/Vergleich zu jmdm./etw.
klappern Geräusche machen: scheppern, poltern
plappern viel und schnell reden
richtigen Ton treffen, den angemessen/passend kommunizieren
stammen, aus etw. (Dat.) herkommen, hervorgehen
Umgang, der Gebrauch, Kommunikation
veranstalten organisieren, durchführen
Verlag, -e, der eine Firma, die Bücher und Zeitschriften herausgibt/publiziert
verwenden nutzen, einsetzen
wahrnehmen hier: sehen, empfinden, einschätzen
Fotos: lookstudio/freepik.com (Pärchen mit Smartphone), appleuzr/iStock-1085356050 (Illustration Megafon)
24 vitamin de 95
Rezept
Berliner
››
Leckerbissen aus Hefeteig
Ob „Berliner“ oder „Krapfen“
genannt – lecker ist das Gebäck
„Berliner“, „Kräppel“ oder „Krapfen“ – so heißt ein gefülltes Gebäck aus süßem Hefeteig, das
besonders im Karneval und an Silvester sehr beliebt ist. In vitamin de erfährst du, wie dir die
Berliner ganz einfach gelingen und wer dieses Gebäck erfunden hat.
Fotos: Astrid Götze-Happe/pixelio.de (Berliner), macrovector/freepik.com (Luftschlangen)
Zutaten:
• 500 Gramm (g) Weizenmehl
• 42 g frische Hefe (ein Würfel)
• 50 g Zucker
• 50 g Butter
• 1 Prise Salz
• 1 Teelöffel (TL) Vanillezucker
• 200 Milliliter (ml) Milch
• 1 Ei
Die Legende vom
Berlinerbäcker
Der Legende nach wurde das Gebäck
Berliner im Jahr 1756 von einem Bäcker
erfunden. Dieser wollte als Kanonier unter
dem preußischen König Friedrich dem
Großen (1712 – 1786) dienen. Als sich
der Bäcker aber als wehruntauglich erwies,
durfte er für die Armee backen. Aus
Dankbarkeit backte er Hefeteigstücke in
runder Form, die Kanonenkugeln glichen.
Da der Bäcker auf dem Schlachtfeld keinen
Backofen hatte, backte er die Berliner
in einer mit heißem Fett gefüllten
Pfanne über einem offenen Feuer.
• 1 halbes Päckchen geriebene Zitronenschale
• Puderzucker
• Erdbeermarmelade
• Butterschmalz (zum Ausbacken, alternativ:
Öl)
Zubereitung:
Der Teig: Gib zuerst das Mehl in eine
Schüssel und füge kleine Teile der
Hefe hinzu. Verrühre die Hefe im
Mehl mit etwas lauwarmer Milch
und einem Teelöffel Zucker und
abgedeckt hier: mit etw. verschlossen sein
abtropfen lassen hier: den Rest des flüssigen Fetts ablaufen lassen
ausstechen hier: ausschneiden; Gebäck/Kekse in eine Form bringen
bestreuen draufmachen, verteilen
Brauch, -“-e, der Ritual, Tradition
Butterschmalz, das besonderes Fett aus Butter
erfinden sich ausdenken, als Erster machen
erhitzen etw. heiß machen
erweisen, sich, als etw. (Nom.) sich zeigen, erscheinen
gefüllt mit etw. drinnen
gelingen, jmdm. (Dat.) hier: etw. gut backen können
Hefeteig, -e, der besonderer Teig, aus dem man weißes Brot und Kuchen macht
Kanonenkugel, -n, die Geschoss/Munition der Artillerie
Kanonier, -e, der Soldat, der die Artillerie bedient
kneten mischen, formen
Schüssel, -n, die großer Teller, Schale
verrühren mischen, mixen
wehruntauglich zu schwach oder zu krank für den Dienst in der Armee
Regional unterschiedliche Namen
lass die Masse für 15 Minuten ruhen.
Gib nun die restliche Milch,
den restlichen Zucker, Salz, Zitronenschale,
Vanillezucker, die Butter
und das Ei hinzu und knete
alles zu einem Teig. Lass den Teig
an einem warmen Ort abgedeckt
für etwa eine Stunde in Ruhe gehen.
Rolle anschließend den Teig aus
und steche runde Formen aus. Lass
diese nochmals für 15 Minuten gehen.
Das Frittieren: Erhitze in der Zwischenzeit
das Schmalz oder Öl im Kochtopf.
Backe die runden Teigstücke portionsweise
auf beiden Seiten im heißen Fett
aus – dabei erhalten sie die für Berliner
typische Form einer kleinen Kugel.
Lass sie nun auf einem großen Teller
mit Küchenpapier abtropfen und abkühlen.
Die Füllung: Fülle eine Gebäckspritze
oder einen Spritzbeutel mit Marmelade
und spritze diese portionsweise in die
Berliner. Zum Schluss bestreust du die
Berliner noch mit Puderzucker. Guten
Appetit!
Ekaterina Shmeleva
Das Gebäck wird je nach Region in Deutschland unterschiedlich genannt:
„Berliner“ in Westdeutschland (außer Hessen und Bayern),
Mecklenburg und in der Schweiz, „Kräppel“ in Hessen,
„Krapfen“ in Bayern und Österreich, „Pfannkuchen“
in Berlin und Ostdeutschland (außer Mecklenburg)
sowie „Berliner Ballen“ im Ruhrgebiet und
am Niederrhein.
Auch mal mit Senf
Berliner sind ein traditionelles Gebäck an Silvester
und im Karneval. In dieser Zeit gibt es Berliner mit
Eierlikör-, Schokoladensoßen- oder Vanillepuddingfüllung.
In einigen Regionen gibt es den Brauch, einzelne
Berliner mit Senf zu füllen. Das erkennt man
von außen nicht. So hofft jeder beim Essen, dass er
nicht das Pech hat, genau diesen „Senfberliner“ zu
bekommen.
*
vitamin de 95 25
Gesundheit
*
Gefahren im Netz
››
Cybermobbing bei Jugendlichen
Anna Kunze* ist 19 Jahre alt, Schülerin und kommt aus Ludwigsburg. Letztes Jahr wurde sie Opfer von
Cybermobbing. In einem Gespräch mit vitamin de erzählt die junge Frau von ihren Erlebnissen, ihren
Ängsten und den Menschen, die ihr halfen.
An einem Sonntagmorgen bekam
ich über WhatsApp plötzlich von einer
unbekannten Nummer ein Foto geschickt“,
erzählt Anna. Es war ihr eigenes
WhatsApp-Profilbild. Jemand hatte
es heruntergeladen und so bearbeitet,
dass Anna schrecklich aussah. Daneben
stand ein Text, in dem schlimme,
unwahre Dinge über sie gesagt wurden.
„Ich war total schockiert. Meine größte
Angst war, dass es auch anderen Leuten
geschickt worden war.“
Was tun?
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte“,
erzählt Anna. Sie hatte eine Vermutung,
wer ihr das Bild geschickt haben
könnte. Ein Junge aus ihrer Klasse war
in Anna verliebt, aber sie nicht in ihn.
Das hat ihn sehr verärgert. Anna glaubte,
dass er ihr das Foto und den Text
geschickt hatte. Doch sie war sich
nicht absolut sicher, denn beides war
nicht von seiner Telefonnummer aus
gesendet worden. Nach langem Nachdenken
beschloss sie, ihrer besten
Freundin davon zu erzählen.
gemacht. „Meine Freundin schrieb
dann der Person, dass sie mit ihrer Aktion
gegen das Gesetz verstoße, und
schickte ihr den Screenshot.“ Sie
schrieb ihr auch, sollten noch andere
Leute dieses Bild erhalten, würde Anna
zur Polizei gehen. Daraufhin kam keine
Reaktion mehr.
Richtig entschieden
„Mir war gar nicht so wichtig, von wem
Bild und Text kamen. Schlimm war für
mich, dass die Sachen im Internet
standen und ich nicht wusste, wer sie
sich schon angesehen hat.“ Für Anna
war es die richtige Entscheidung, mit
ihrer Freundin zu sprechen und bei ihr
Hilfe zu suchen. Bis heute weiß Anna
nicht, wer das Bild noch bekommen
hat. Sie vermutet, dass der/die Mobbende
nach der Drohung mit der Polizei
Angst bekommen und Annas Bild
und Text nicht weiterverbreitet hat.
Anna hat auch keine weiteren Bilder
erhalten. „Es ist wirklich ein schreckliches
Gefühl, wenn einem so etwas
passiert. Ich hoffe, ich erlebe das nie
wieder. Allen Mobbingopfern kann ich
nur raten, mit einer Person ihres Vertrauens
darüber zu reden und dann gemeinsam
aktiv zu werden.“
* ) Der Name wurde von der Redaktion
geändert.
Daniela Todorovićová
Konfrontation
Diese sei sofort aktiv geworden. „Meine
beste Freundin schrieb auf ihrem
Smartphone eine Nachricht an die unbekannte
Nummer und fragte, warum
er/sie dieses Bild verschickt habe.“ Sie
erhielt eine Antwort, in der alles geleugnet
wurde. Zum Glück hatte Anna
zuvor einen Screenshot als Beweis
26 vitamin de 95
Eine digitale Pause zu
machen, kann helfen
Cybermobbing macht
psychisch krank
Fotos: 12161707/freepik.com (Frau vor Smartphone), Hatice EROL/pixabay.com (Illustration)
Cybermobbing und was man dagegen tun kann
Das Bündnis gegen Cybermobbing ist eine deutsche Hilfsorganisation, die an Schulen, in Unternehmen und Vereinen
über Cybermobbing aufklärt, um mehr Menschen auf diese Gefahr aufmerksam zu machen.
Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses, beantwortet in einem Interview Fragen zu
diesem Thema.
Uwe Leest
Wann spricht man von Cybermobbing?
Wenn Einzelpersonen oder Gruppen dich im Internet, den sozialen Netzwerken oder übers
Smartphone persönlich angreifen, beleidigen oder sogar bedrohen. Aber auch dann, wenn
dich zum Beispiel jemand beim Umziehen im Sportunterricht heimlich filmt und das Video
online stellt. Die leichte und schnelle Verbreitung in den sozialen Medien wie TikTok, Instagram
und WhatsApp, aber auch Gamingplattformen macht Cybermobbing so gefährlich.
Herr Leest, welchen Unterschied gibt es zwischen Cybermobbing und physischem Mobbing?
Einen großen Unterschied. Wer zum Beispiel auf dem Schulhof physisch gemobbt, also direkt angegriffen wird,
und sich nicht schlagen möchte, hat noch die Chance, schnell wegzurennen. Aber vor Cybermobbing kann man
schwer fliehen, Internet und Smartphone nutzen schließlich fast alle. Die Mobbenden auf dem Schulhof kennt
man außerdem, aber die im Internet oft nicht.
Ist Cybermobbing also schlimmer als physisches Mobbing?
Beides ist schlimm. Doch es gibt den Spruch: „Tränen, die im Netz geweint werden, sieht man nicht.“ Wenn jemand
geschlagen wird, ist es nur natürlich, dass er/sie irgendwann zu weinen anfängt. Dann hören Schläger normalerweise
auf. Aber im Internet fehlt diese körperliche Nähe und so auch die Hoffnung, dass Mobbende Mitleid
für ihr Opfer empfinden. Die Anonymität im Netz gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit, bestätigt sie in ihren Aktionen,
da sie keine direkten Reaktionen wahrnehmen.
Wer ist von Cybermobbing besonders betroffen?
Vor allem Jugendliche, das zeigen auch unsere Studien. Im Allgemeinen sind es mehr Mädchen und junge Frauen.
Jedoch ist Cybermobbing auch zu einem ernsten Problem unter Erwachsenen geworden, vor allem am Arbeitsplatz.
Das Interview führte Daniela Todorovićová.
Foto: Jigal Fichtner (Uwe Leest)
angreifen attackieren, überfallen
Anwalt, -“-e, der Jurist, Advokat
aufklären hier: informieren, belehren
beleidigen kränken, verletzen
bestätigen hier: bestärken, ermutigen
betroffen sein hier: leiden unter, geschädigt sein
Beweis, -e, der hier: Zeugnis, Dokument
Drohung, -en, die das Angstmachen, Warnung
fliehen weglaufen, wegrennen
Gefahr, -en, die Risiko
gegen das Gesetz verstoßen etw. Illegales/Kriminelles machen
heimlich geheim, verborgen; so, dass es niemand sieht
herunterladen aus dem Internet auf den Computer kopieren; downloaden
leugnen verneinen, lügen, mit Absicht etw. Falsches sagen
Mitleid empfinden Empathie/Mitgefühl haben
Opfer, -, das jmd., dem Unrecht passiert; Geschädigter, Leidtragender
schlimm schrecklich, furchtbar
unwahr erfunden, falsch
verärgern aggressiv/böse machen
Vermutung, -en, die Hypothese, Verdacht
Vertrauen, das Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit
Vorstandsvorsitzende, -n, der/die Chef, Leiter, Direktor
wahrnehmen bemerken, sehen, erkennen
weiterverbreiten hier: weitersenden, an andere verschicken
Tipps von Uwe Leest zum
Umgang mit Cybermobbing
Am wichtigsten ist es, nicht zu schweigen,
sondern mit Personen, denen du
vertraust, über deine Erlebnisse zu sprechen.
Mach, wenn möglich, Fotos oder
Videos von der Mobbingaktion. Das sind
später wichtige Beweise. Auch wenn du
die mobbende Person kennst, lass lieber
jemanden, dem du vertraust, mit ihr
sprechen. Wenn das nicht hilft, geh zur
Polizei und zeig die Person an, auch
wenn sie anonym ist. Die Polizei kann
eventuell durch IP-Adressen oder Telefonnummern
herausfinden, wer es war.
Oder du nimmst dir einen Anwalt, der
sich auf Cybermobbing spezialisiert hat.
Bist du in den sozialen Medien gemobbt
worden, schreibe eine Mail an deren Kontaktadresse
und bitte um Hilfe.
vitamin de 95 27
Erfinder
*
Ohne Radar unmöglich –
ein Flugkontrollzentrum
Der Großvater des Radars
››
Der Erfinder Christian Hülsmeyer
Das Radar ist heute das wichtigste Kontrollinstrument im Flugverkehr und in der Schifffahrt, um
Unfälle zu vermeiden. Sogar die Polizei setzt Radargeräte ein – bei Geschwindigkeitskontrollen im
Straßenverkehr. Lange galt der Brite Robert Watson-Watt (1892 – 1973) als alleiniger Erfinder des
Radars. Dabei hatte schon 1904 ein Deutscher in Köln ein eigenes Radargerät vorgestellt. Nur wollte
es damals niemand nutzen.
Bis 1953 galt Robert Watson-Watt
als alleiniger Erfinder des Radars.
Besonders vor und während des Zweiten
Weltkriegs (1939 – 1945) hatte
er moderne Radarsysteme entwickelt.
Auf Wunsch des damaligen britischen
Premierministers Winston Churchill
(1874 – 1965) wurde Watson-Watt
1942 vom britischen König George
VI. (1895 – 1952) geadelt. Als 1948
der Historiker Franz Maria Feldhaus
(1874 – 1957) in einem Zeitungsartikel
den Deutschen Christian Hülsmeyer
(1881 – 1957) als Erfinder des Radars
ins Gespräch brachte, löste das
eine Debatte zwischen Großbritannien
und Deutschland aus. 1953 trafen die
beiden Erfinder auf einer Konferenz in
Frankfurt am Main zum ersten Mal aufeinander.
Die Diskussion um die Frage,
wer der rechtmäßige Erfinder des
Radars sei, beendete Watson-Watt mit
dem klugen Satz: „Ich bin der Vater des
Radars, während Sie sein Großvater
sind.“ Aber der Reihe nach.
Reflektierte Radiowellen
Während seiner Lehrerausbildung (ab
1896) entdeckte der junge Hülsmeyer
die Physik für sich. Vor allem die Versuche
des deutschen Physikers Heinrich
Hertz (1857 – 1894) über die Reflexion
elektromagnetischer Wellen an
metallischen Gegenständen faszinierten
ihn. Sofort dachte Hülsmeyer über
praktische Anwendungsmöglichkeiten
nach. Zur damaligen Zeit kam es bei
Nacht und schlechter Sicht sehr häufig
zu Schiffskollisionen mit zahlreichen
Todesopfern. Hülsmeyer wollte nun unter
Nutzung reflektierter Radiowellen
ein Gerät bauen, mit dessen Hilfe
Schiffe sich auf See gegenseitig orten
konnten. Im Jahr 1904 meldete Hülsmeyer
sein sogenanntes Telemobiloskop
zum Patent an.
Revolutionäre Erfindung
Im gleichen Jahr präsentierte er seine
Erfindung der Öffentlichkeit. Auf
der Hohenzollernbrücke in Köln baute
er sein Telemobiloskop auf und richtete
die Antenne auf die Fahrrinne im
Rhein aus. Bei einer Entfernung bis
zu drei Kilometern gab das Gerät einen
Signalton ab, wenn sich ein
Schiff näherte. Die Fachwelt war sich
einig – das war eine revolutionäre Erfindung.
Dennoch hatte die Idee anfangs
keinen Erfolg. Sowohl in der zivilen
wie auch der militärischen
Schifffahrt wurde sein Gerät nicht genutzt.
Damals war man der Meinung,
dass die bisher verwendeten Signalpfeifen
durch ihre höhere Reichweite
besser seien als das Telemobilo skop.
Nach dem Misserfolg gab Hülsmeyer
das Projekt auf und gründete eine Firma
für Heißwassergeräte und Werkzeugmaschinen.
Militärische Anwendung
In den 1930er-Jahren arbeiteten Wissenschaftler
in verschiedenen Ländern
an der Weiterentwicklung des Telemobiloskops,
das später „Radar“ heißen
sollte – die Abkürzung für „radio detec-
Erfinder Christian
Hülsmeyer
Fotos: gorodenkoff/iStock-1319258458 (Flugzeugkontrollzentrum), Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE (Christian Hülsmeyer)
28 vitamin de 95
Moderne
Radartechnik
Fotos: National Aeronautics and Space Administration (Radar), Georg Wiora/wikimedia.org (Radar-Prinzip)
tion and ranging“. Aufgrund der wachsenden
Kriegsgefahr wurde der effektive Schutz des eigenen
nationalen Luftraums immer wichtiger und
somit auch die Möglichkeit, Flugzeugangriffe früh
zu erkennen und abwehren zu können. So gelang
dem Briten Watson-Watt 1935 die Ortung von
Flugzeugen durch Radarwellen, auch die Deutschen
schafften das. Wie so oft in der Technikgeschichte
wurde mit dem Radar eine ursprünglich
zivile Erfindung zuerst militärisch genutzt, im Zweiten
Weltkrieg war sie von entscheidender Bedeutung.
Heute ist das Radar im Luftverkehr und in
der Schifffahrt unverzichtbar – leider wird es heute
immer noch in Kriegen verwendet.
Wilhelm Drews
Das Radar im Zweiten
Weltkrieg
Das Radar hat den Verlauf des Zweiten Weltkriegs
(1939 – 1945) sehr beeinflusst. Die
Luftwaffe und Marine sowohl der Nationalsozialisten
als auch der Alliierten hatten moderne
Radarsysteme. In der Luftschlacht um
England versuchte die deutsche Luftwaffe
zwischen Sommer 1940 und Anfang 1941
mit Luftangriffen gegen die britische Armee
und auf britische Städte die Kapitulation
Großbritanniens zu erzwingen. Der Versuch
schlug fehl, weil die Engländer mit Hilfe ihrer
Radargeräte viele deutsche Bomber abschießen
konnte. Auch die Seeblockade
Großbritanniens durch die deutsche Marine
scheiterte. Mit der Einführung des Mikrowellen-Radars
gewann die britische Radartechnik
einen technologischen Vorsprung,
der besonders im Kampf gegen die deutschen
U-Boote deutlich wurde. Dass man
ein Radar auch mit einfachen Mitteln unschädlich
machen konnte, bewies die britische
Luftwaffe im Kampf gegen die deutsche
Luftabwehr. Britische Piloten warfen
Millionen von Aluminiumschnipseln ab und
machten so das Orten ihrer Flugzeuge
unmöglich.
Wie funktioniert ein Radar?
Die Funktionsweise eines Radars beruht auf der physikalischen
Besonderheit, dass gesendete elektromagnetische Wellen von
Gegenständen reflektiert werden und der Anteil der reflektierten
Wellen gemessen werden kann. Ein Radargerät besteht also aus
einem Sender, der eine elektromagnetische Welle erzeugt und
sendet, und einem Empfänger, der die reflektierte Welle empfängt,
sowie einer Elektronik, die die gesendeten und empfangenen
Daten auswertet. Die Funkwellen werden als kurze Impulse
gesendet, in der Regel als Strahl in alle Richtungen (360 Grad).
Durch den zeitlichen Abstand zwischen dem gesendeten und
dem empfangenen Signal kann die Entfernung eines Objekts bestimmt
werden. Dessen Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit
wird über die Veränderung der Position bestimmt, die zwischen
den aufeinanderfolgenden Signalen zu beobachten ist. So werden
heute Radargeräte nicht nur im Flug- und Schiffsverkehr verwendet,
um Kollisionen zu vermeiden, sondern auch um Geschwindigkeiten
im Straßenverkehr zu messen.
Abstand, -“-e, der hier: Unterschied, Differenz
abwehren sich schützen, zurückdrängen, zurückschlagen
adeln zum Aristokraten machen
Alliierten, die hier: Anti-Hitler-Koalition
Anwendung, -en, die Gebrauch, Einsatz
aufgeben hier: aufhören/Schluss machen mit etw.
auslösen verursachen, bewirken, zur Folge haben
auswerten analysieren, verarbeiten
beeinflussen wirken, bestimmen, formen
beruhen, auf etw. (Dat.) zurückgehen/basieren auf
beweisen zeigen, vorführen, deutlich machen
Entfernung, -en, die Distanz
erzwingen hier: mit viel Energie etw. erreichen/erzielen
Fahrrinne, -n, die Bereich eines Flusses, in dem Schiffe fahren können
fehlschlagen nicht funktionieren, nicht klappen, misslingen
Luftschlacht, -en, die Kampf/Krieg mit Flugzeugen
orten, sich die geografische Position von anderen bestimmen
rechtmäßig dem Gesetz nach, laut Gesetz
scheitern nicht funktionieren, nicht klappen, misslingen
Todesopfer, -, das jmd., der bei einem Unglück/einer Katastrophe stirbt
unverzichtbar notwendig, sehr wichtig, obligatorisch
ursprünglich zuerst, primär
Verlauf, -“-e, der Entwicklung, Chronologie
Vorsprung, der hier: Vorteil, Plus
vitamin de 95 29
Dialog
Die erste Abfahrt
››
Hakim lernt Ski zu fahren
Der junge Syrer Hakim hat sich von Eva und Melissa aus der Innsbrucker Sprachschule zum Skifahren
überreden lassen. Die drei Freunde sitzen in einer Seilbahn, die sie zum Wintersportort Axamer Lizum
bringen wird. Hakim ist nervös. Was, wenn es zu stark schneit, er beim Skifahren stürzt und sich
verletzt? Doch ihm bleibt keine Zeit, sich weiter Sorgen zu machen, denn die Seilbahn ist am Ziel.
*
Eva: Hier sind wir also, meine Lieben.
Ist es nicht herrlich in der Axamer Lizum?
Hakim: Die Aussicht ist wunderschön.
Aber warum so ein komischer Name?
Was bedeutet Axamer Lizum?
Melissa: Eine Lizum ist eine Art Weide,
zum Beispiel für Kühe. Axams ist der
Name des Ortes in der Nähe. Man
könnte also auch „Weide von Axams“
sagen.
Hakim: Interessant. Ich habe den Namen
ja schon öfter gehört. Hier fanden
wichtige Skirennen statt, oder?
Eva: Ganz genau, aber das ist schon
lange her. 1964 und 1976 wurden in
Innsbruck die Olympischen Winterspiele
ausgetragen. In der Axamer Lizum
fanden damals viele Skirennen statt.
Hakim: Das ist ja toll! Ob ich auch irgendwann
ein Skiprofi werden könnte?
Melissa: Das wirst du nicht herausfinden,
wenn wir noch länger hier herumstehen.
Also los, Hakim! Du weißt ja –
langsame Bögen fahren, dann passiert
dir nichts.
Eva: Sehr gut machst du das. Aber
Vorsicht, du darfst nicht zu schnell fahren!
Achte auch auf die Leute links und
rechts von dir!
Melissa: Denk daran, deinen Oberkörper
nicht zu stark zu drehen. Verliere
bitte keinen deiner Skistöcke und …
Hakim: Okay, ich muss mal kurz stehen
bleiben. Warum redet ihr eigentlich
die ganze Zeit? Ist das nicht auch gefährlich?
Ihr lenkt mich ab. Ich kann
mich nicht konzentrieren.
Eva: Tut uns leid, du hast recht.
Melissa: Punkt für dich, lieber Hakim.
Ich habe eine gute Idee: Eva und ich
werden aufhören zu reden. Dann werde
ich vorfahren, du fährst hinter mir
her und Eva fährt ganz am Ende.
Eva: Machen wir das! Wenn du stürzen
solltest, dann direkt vor mir. So kann
ich dir sofort helfen.
Hakim: Ich will aber nicht stürzen!
Melissa: Ja, wer will das schon. Deshalb
habe ich einen Tipp für dich: Nur
wer keine Angst vor Stürzen hat, wird
ein richtig guter Skifahrer. Aus Stürzen
kann man viel lernen und sich so verbessern.
Hakim: Wenn du meinst, Melissa …
Eva: Hab keine Angst, Hakim. Wir sind
Profis und helfen dir. Und wenn du auf
unsere Tipps hörst, werden wir schon
nächstes Jahr gemeinsam die Piste hinunterrasen
– natürlich immer schön
vorsichtig.
Hakim: Ihr seid also nicht nur gute
Deutschlehrerinnen, sondern auch tolle
Skilehrerinnen.
Eva: Wenn du das sagst, Hakim …
Melissa: … dann wird’s wohl stimmen.
So, seid ihr bereit? Können wir
weiterfahren?
Hakim und Eva: Auf geht’s!
Barbara Hanko
ablenken hier: stören
achten, auf jmdn./etw. (Akk.) aufpassen, aufmerksam sein
aufhören beenden, nicht mehr machen
Aussicht, -en, die Panorama
austragen hier: organisieren, durchführen
Bogen, - o. -“-, der Halbkreis
drehen nach rechts und links bewegen
gefährlich riskant, voller Risiken sein
herrlich sehr schön/gut
hinunterrasen sehr schnell bergab fahren
Piste, -n, die Strecke/Spur, auf der man Ski fährt
Seilbahn, -en, die eine Bahn/Kabine, die an einem Seil/Strick hängt und fährt
Skistock, -“-e, der Stab zum Skifahren
Sorgen machen, sich (Dat.) beunruhigt/nervös sein
stattfinden passieren, geschehen, organisiert werden
stürzen hinfallen
überreden lassen, sich sich überzeugen/umstimmen lassen
verbessern, sich besser werden
verletzen, sich den Körper beschädigen
Vorsicht, die Achtung, aufmerksames Verhalten
Weide, -n, die Land, auf dem Kühe und Pferde Nahrung finden
Foto: wavebreakmedia/freepik.com (Skifahrerinnen)
30 vitamin de 95
Kino
Fotos: X-Verleih (Filmplakat „Sommer vorm Balkon“), Fraktion DIE LINKE im Bundestag (Wolfgang Kohlhaase)
Die Augen
bleiben jung
››
Drehbuchautor
Wolfgang Kohlhaase
Über 60 Jahre prägte er den deutschen Film wie
kein anderer, schrieb über 30 Drehbücher, so zu
Kinoklassikern wie „Berlin – Ecke Schönhauser
(1957) und „Solo Sunny“ (1980). Mit Witz und
Präzision erzählte er authentische Geschichten
aus dem Leben in der DDR (Deutsche Demokratische
Republik). Mit Wolfgang
Kohlhaase starb nun einer der
bedeutendsten deutschen Filmautoren.
Seine Filme sind spannende
Zeitreisen in
ein anderes Berlin, erzählen
uns lebendige Geschichten
aus dem untergegangenen
Land DDR. Vor allem mit den
deutschen Regisseuren Gerhard Klein
(1920 – 1970), Konrad Wolf (1925 –
1982) und Andreas Dresen arbeitete
Wolfgang Kohlhaase eng und erfolgreich
zusammen.
Wolfgang
Kohlhaase
Berlin-Filme
1931 in Berlin geboren, entdeckte der
Arbeitersohn Kohlhaase schon früh seine
Liebe zum Schreiben und begann
1952 als Drehbuchautor bei der staatlichen
Filmgesellschaft der DDR
(DEFA). In der Arbeit mit Regisseur
Gerhard Klein entstand eine Reihe von
Filmen über das Leben im Nachkriegsberlin,
so wie „Berlin – Ecke Schönhauser“,
der den Alltag, die Probleme
und Hoffnungen der „wilden“ Jugend in
Ostberlin offen beschreibt und mit großem
Erfolg im Kino lief.
beeindrucken imponieren, am besten gefallen, faszinieren
beweisen zeigen, vorführen, deutlich machen
bezaubernd faszinierend, wunderschön
Drehbuch, -“-er, das Skript für einen Film, Filmszenarium
Einsamkeit, die Alleinsein, Isolation
entstehen gemacht/geschaffen werden
gefragt beliebt, populär, gesucht
gegriffen genommen, herausgeholt
Geheimnis, -se, das Mysterium, Rätsel
offensichtlich deutlich, sichtbar
prägen beeinflussen, wirken auf etw.
Präzision, die Genauigkeit
Rampenlicht, -er, das hier: Licht auf der Bühne
überzeugend glaubhaft, souverän
verbreiten hier: auslösen, erzeugen, bewirken
„Solo Sunny“
Für „Solo Sunny“,
einen der bekanntesten
und
bedeutendsten
DEFA-Filme,
schrieb Kohlhaase
nicht nur das
Drehbuch, sondern war auch erstmals
neben Konrad Wolf Co-Regisseur. Der
realistische Blick auf das Leben der
Schlagersängerin Sunny zwischen Berliner
Hinterhof und Rampenlicht beeindruckt
heute noch und ist hochaktuell
– ein sensibles Porträt einer selbstbestimmten
Frau.
„Sommer vorm Balkon“
Auch im wiedervereinigten Deutschland
blieb Kohlhaase ein gefragter und erfolgreicher
Drehbuchautor, arbeitete
eng mit dem ostdeutschen Regisseur
Andreas Dresen zusammen. Ihre Filme
wirken authentisch, wie aus dem Leben
gegriffen. So auch „Sommer vorm
Balkon“ (2005), eine bezaubernde
melancholische
Komödie, die so
Buchtipp
Filmplakat zu „Sommer
vorm Balkon“ (2005)
leicht und überzeugend von so viel
Schwerem wie Arbeitslosigkeit und Einsamkeit
erzählt und gleichzeitig Hoffnung
und Lebensfreude verbreitet.
Produktiv im Alter
2011 erhielt Kohlhaase den Deutschen
Filmpreis Lola für sein filmisches Lebenswerk.
Da war er 79. Und blieb
weiterhin produktiv, schrieb die Drehbücher
zu wichtigen Filmen über verlorene
Utopien wie „Die Stille nach dem
Schuss“ (2000) und „Als wir träumten“
(2015). Kohlhaase sagte einmal: „Das
ICH altert nicht … Die Augen bleiben
jung, mit denen man in die Welt
guckt.“ Das war offensichtlich sein Geheimnis.
Clemens Tragelehn
In dem Erzählband „Erfindung einer Sprache“ (Wagenbach
Verlag) beweist Kohlhaase sein großes literarisches
Können. Die 13 kleinen, persönlichen Geschichten um
Alltag, Liebe und Erwachsenwerden, chronologisch geordnet
vom Nachkriegsdeutschland bis in die DDR der Siebzigerjahre,
überzeugen durch eine ökonomische, und doch
so genaue Sprache sowie die perfekte Balance von tragischen
und komischen Momenten. Die Titelgeschichte kam
2020 als Film „Persischstunden“ weltweit in die Kinos.
*
vitamin de 95 31
Film
*
Die Geschichte
des deutschen
Films
››
Der Tonfilm von
1922 bis 1945
Mit der Einführung des Tonfilms
Ende der 1920er-Jahre wurde
das Kino in der Weimarer
Republik (1918 – 1933) endgültig
zum Massenmedium. Komödien,
Liebes- und Musikfilme waren
eine willkommene Abwechslung
in Zeiten wachsender
Arbeitslosigkeit aufgrund der
Weltwirtschaftskrise 1929. Im
Nationalsozialismus (NS) von
1933 bis 1945 diente das Kino
der Ablenkung der Massen und
der staatlichen Propaganda.
Mit dem Übergang vom Stummzum
Tonfilm veränderte sich einiges.
Orchester, die Kinofilme live
musikalisch begleiteten, wurden jetzt
nicht mehr gebraucht, Filmkomponisten
schrieben nun die Musik. Zudem
entstand ein neues Genre – der Musik-
und Tanzfilm. Die deutschen Kinos
und Filmproduktionsfirmen mussten
massiv in neue Technik investieren,
viele gingen dabei bankrott. Und das
Kino wurde zum weltweit populärsten
Massenmedium.
Der Kampf um den Tonfilm
Einen Wettkampf um die beste Tonfilmtechnik
lieferten sich Deutschland und
die USA. Zwar gilt das US-Musical „The
Jazz Singer“ von 1927, bei dem die sogenannte
Nadeltontechnik zum Einsatz
kam, als erster „sprechender Film“.
Doch bereits 1922 hatten drei deutsche
Techniker ein wesentlich besseres
Tonsystem entwickelt, den Lichtton.
Hier tastete ein Lichtstrahl die Tonspur
ab, die sich direkt auf dem Filmstreifen
befand, so waren Bild und Ton endlich
synchron – eine technische Sensation!
Leider wurde die Lichtton-Premiere im
Dezember 1925 in Berlin zu einem Debakel:
Der Ton fiel ständig aus, was
das Publikum anfangs amüsierte und
schließlich wütend machte. Erst 1929
startete die ein Jahr zuvor gegründete
deutsche Firma Tobis einen neuen Versuch.
Diesmal mit Erfolg. Der erste
lange Ton-Spielfilm kam 1929 in die
deutschen Kinos. Was nun folgte, war
ein langer juristischer Streit zwischen
der Tobis und der US-Tonfilmindustrie
um die Patente für die Tonfilmgeräte
wie auch die Aufteilung der internationalen
Filmmärkte, der erst mit dem
Pariser Tonfilmfrieden vom 22. Juli
1930 enden sollte.
Zeiten totaler Kontrolle
Mit Adolf Hitler (1898 – 1945) als
neuem Reichskanzler endete 1933 die
Zeit künstlerischer Freiheit im deutschen
Film. Das NS-Regime erkannte
die Macht des Kinos, seine große Massenwirkung
und übernahm Schritt für
Schritt die totale Kontrolle. Unter Propagandaminister
Joseph Goebbels
Hans Albers (1891 – 1960) in einer
seiner großen Rollen als abenteuerlustiger
Filmheld in dem aufwendigen, bereits in
Farbe gedrehten „Münchhausen“ (1943)
(1897 – 1945) wurde im Juli 1933 die
Reichsfilmkammer gegründet. Ihr
mussten alle Filmschaffenden angehören,
jüdische wurden jedoch von nun
an ausgeschlossen wie auch politisch
Andersdenkende. Ab 1934 wurde die
Zensur verschärft, sodass vom Drehbuch
über die Produktion bis zum Filmverleih
alles unter staatlicher Kontrolle
stand. 1937 wurde die Filmindustrie
verstaatlicht.
Propaganda und Anpassung
Über 1 100 Spielfilme entstanden zwischen
1933 und 1945 in Deutschland,
einige davon verherrlichten ganz
offen den Nationalsozialismus. Dazu
zählt der antijüdische Historienfilm
„Jud Süß“ (1940) von Regisseur Veit
Harlan (1899 – 1964), in dem sowohl
dessen Ehefrau, die schwedische,
deutschsprachige Schauspielerin Kris-
Foto: Bild-ID: K3523T/alamy stock foto (Szenenfoto aus „Münchhausen“),
32 vitamin de 95
tina Söderbaum (1912 – 2001), als
auch Heinrich George (1893 – 1946)
mitspielten. Die drei gehörten zu jenen
Künstlern, die in Deutschland blieben,
sich mit Goebbels‘ Filmpolitik arrangierten
und weiter erfolgreich Filme
drehten. George wurde sogar zum
„Staatsschauspieler“ ernannt. Die
NS-Propaganda nutzte auch die Macht
des Dokumentarfilms. So begann ab
Juni 1940 jeder Kinofilm mit der
30-minütigen „Deutschen Wochenschau“,
einem aktuellen Filmbericht
über die (angeblichen) Erfolge der
deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg
(1939 – 1945). Was mehrheitlich im
Kino lief, waren Musikfilme, Komödien,
Melodramen und historische Filme, die
einfache Unterhaltung boten und von
den Problemen Deutschlands ablenken
sollten, wie auch der märchenhafte
Abenteuerfilm „Münchhausen“ (1943).
1944, ein Jahr vor Kriegsende, zählten
die deutschen Kinos 1,1 Milliarden Kinobesuche!
Künstlerischer Widerstand im Exil
Viele bedeutende Künstler wie die
jüdischen Regisseure Ernst Lubitsch
(1892 – 1947) und Fritz Lang (1890 –
1976) oder die Schauspieler Conrad
Veidt (1893 – 1943) und Marlene Dietrich
(1901 – 1992) gingen ins Exil
Richtung England oder USA und
kämpften dort mit
den Waffen der
Kunst gegen das Hitlerregime:
Dietrich
Liebesfilm und Antinazifilm in
einem: „Casablanca“ (1942)
legte aus Protest schon 1939 die
deutsche Staatsbürgerschaft ab, wurde
US-Bürgerin und trat vor US-Soldaten
im Krieg auf. Hitler hatte Lubitsch
1939 die deutsche Staatsbürgerschaft
aberkannt. Mit „Sein oder Nichtsein“
(1942) folgte dessen Rache – er drehte
einen der brillantesten Anti-Nazi-Filme,
und zwar als Komödie. Fritz Lang
thematisierte 1943 in den USA mit
„Auch Henker sterben“ das Attentat
auf den Naziführer Reinhard Heydrich
(1904 – 1942) im Jahr zuvor. Conrad
Veidt, der 1933 mit seiner jüdischen
Frau nach England geflohen war, wurde
britischer Staatsbürger
und nahm Rollen
in britischen
Propagan dafilmen
wie „Contraband“
(1940) an. Unvergessen
bleibt er als
Major Strasser in
dem US- Filmklassiker
„Casablanca“
(1942).
Clemens Tragelehn
Fotos: wikimedia.org (Szenenfoto aus „Der blaue Engel“), Bill Gold/wikimedia.org (Filmplakat „Casablanca“)
Mit ihrer Rolle als Sängerin Lola (Mitte) in „Der
blaue Engel“ (1930) begann die Weltkarriere
der Schauspielerin Marlene Dietrich
Ablenkung, -en, die hier: die Aufmerksamkeit auf etw. anderes richten, Manipulation
abtasten hier: ablesen, wiedergeben, übertragen
Abwechslung, -en, die Unterbrechung der Routine; etw. Neues erleben
arrangieren, sich, mit etw. (Dat.) hier: sich mit etw. nicht Gutem zufriedengeben/abfinden
Attentat, -e, das Mordversuch, Angriff
Auseinandersetzung, -en, die, mit etw. (Dat.) hier: Aufarbeitung, Beschäftigung
Debakel, -, das Fiasko, Katastrophe
Einführung, -en, die Einstieg, Entstehung, Vorbereitung
Exil, -e, das Emigration
Filmerbe, das hier: Hinterlassenschaft/Tradition des Kinos
Filmstreifen, -, der Material (Zelluloid), auf dem die Bilder des Films sind
Filmverleih, -e, der Firma, die Filme an die Kinos liefert
Henker, -, der jmd., der die Todesstrafe vollstreckt/jmdn. offiziell töten darf; hier: Mörder, Diktator
liefern, sich, etw. (Akk.) veranstalten, austragen
Nadeltontechnik, die mechanische Phonotechnik wie z. B. bei einer Schallplatte
Rache, die Revanche, Vergeltung
Staatsbürgerschaft aberkennen, die keinen Pass mehr haben dürfen; nicht mehr zu einem Staat gehören
Tonspur, -en, die Mikrofilm für Sprache/Musik/Geräusche
verherrlichen zu sehr loben/verehren
verstaatlichen nationalisieren, unter Kontrolle des Staates bringen
Die Friedrich-Murnau-Stiftung
Die Stiftung ist nach dem großen deutschen Stummfilmregisseur
Friedrich Wilhelm Murnau (1888 – 1931)
benannt und wurde 1966 gegründet, um das deutsche
Filmerbe zu sichern, dauerhaft zu erhalten und öffentlich
zu machen. Sie verwaltet die Rechte und das Filmmaterial
von über 2000 deutschen
Stumm-, 1000 Ton- und
6000 Kurzfilmen aus den
1890er- bis in die 1960er-Jahre
sowie 60000 Fotos, Plakate und
Werbematerialien. Zu den Aufgaben
der Stiftung gehört auch die
Restaurierung und Digitalisierung
alter Filme. NS-Propagandafilme
wie „Jud Süß“ dürfen öffentlich,
also in Kinos, Unis oder Schulen,
nur im Rahmen eines Einführungsvortrages
und einer anschließenden
Diskussion gezeigt werden. So
wird eine kritische Auseinandersetzung
mit der NS-Diktatur und ihrem
Propaganda-Apparat möglich.
vitamin de 95 33
Psychotest
Freitag, der 13.
››
Bist du abergläubisch?
Würdest du unter einer Leiter hindurchgehen?
Manche von euch wissen nicht, was so
schlimm daran ist, anderen wird schon beim
Gedanken daran unwohl. Häufig
hört man von den Eltern oder
Großeltern, was man alles nicht
machen darf, weil es einem Pech
bringt. Aber glaubst du diese
Geschichten oder hast du dazu eine
eigene Meinung? Finde es mit
unserem Test heraus!
Abergläubisch oder nicht?
*
Fragen
Du hast einen wichtigen Termin
an einem Freitag, den 13. Was
machst du?
A Ich verschiebe den Termin.
B Ich gehe wie geplant zu dem
Termin.
C Ich gehe zwar hin, aber habe ein
ungutes Gefühl.
Du findest ein vierblättriges Kleeblatt.
Was denkst du?
A Heute wird mir bestimmt etwas
Gutes passieren.
B Oh, wie selten!
C Mal sehen, was das bedeutet.
Welche Filme magst du am
liebsten?
A Mysteryfilme
B Dokumentationen
C Ich schaue Filme je nach Laune.
Dir wurde gesagt, dass es in deinem
Haus Geister gibt. Wie reagierst
du?
A Ich muss schnellstmöglich
ausziehen.
B Ich mache nichts. Geister gibt es
nicht.
C Ich bin vorsichtig.
Dein Spiegel zerbricht; nun
machst du dir Sorgen, weil …
A … du jetzt sieben Jahre Pech haben
wirst.
B … die Scherben Menschen verletzen
können.
C … der Spiegel teuer war und du
nicht an Zufälle glaubst.
Was ist deine Lieblingsfarbe?
A Blau
B Grün
C Rot
abergläubisch denken, dass es übernatürliche/kosmische Kräfte gibt
aus der Fassung bringen die Geduld/Ruhe verlieren
einreden, sich (Dat.) sich selbst ausdenken, selbst glauben wollen
entspannen, sich sich erholen/ausruhen
Geist, -er, der Dämon, Phantom, Gespenst
Humbug, der Quatsch, Unfug, Nonsens
je nach Laune wie gerade die Stimmung ist
Leiter, -n, die hier: Gerät zum Hinauf- und Hinabsteigen
Naturwissenschaft, -en, die Wissenschaften wie Physik, Chemie, Biologie
Pech bringen, jmdm. (Dat.) Unglück/Misserfolg bringen für jmdn.
Pech haben Unglück/Misserfolg haben
Scherbe, -n, die ein kleines Stück Glas
Sorgen machen, sich (Dat.) beunruhigt/nervös sein
verletzen verwunden, wehtun, den Körper beschädigen
verschieben auf ein anderes Datum setzen
vierblättrig aus vier Blättern/Teilen bestehend
vorsichtig hier: aufmerksam
zerbrechen kaputtgehen
Zufall, -“-e, der Gelegenheit, Glück
Auswertung
Welchen Buchstaben hast du am
häufigsten angekreuzt? A, B oder
C?
A) Abergläubisch
Du glaubst an mystische Dinge! So
etwas wie Zufälle gibt es bei dir
nicht. Du gehst immer vorsichtig
durch die Welt, um auf alles vorbereitet
zu sein. Aber manchmal
machst du dir zu viele Sorgen, was
alles passieren könnte. Versuche ein
bisschen rational zu denken und entspanne
dich.
B) Alles Humbug
Aberglaube bringt dich nicht aus der
Fassung. Wenn dir etwas Schlechtes
passiert, dann suchst du nach einer
logischen Erklärung. Deine Interessen
liegen in dieser Welt und vermutlich
magst du Naturwissenschaften
und Mathematik sehr.
C) Ab und zu
abergläubisch
Manchmal fühlst du dich so, als sei
die ganze Welt gegen dich; ein anderes
Mal hast du großes Glück. Du
glaubst, dass du nicht abergläubisch
bist, aber bei manchen Dingen hast
du schon ein ungutes Gefühl. Frag
dich, ob diese Ängste real sind oder
ob du dir vieles nur einredest!
Zusammengestellt von
Tim Warnecke
Fotos: wayhomestudio/freepik.com (abergläubische Frau), sph/freepik.com (Illustration Rabe)
34 vitamin de 95
Beruf
Kontaktfreudig
und aufgeschlossen
››
Pflegefachassistentin Andrea
Andrea Metzler macht in Swisttal-Heimerzheim eine einjährige Ausbildung zur Pflegefachassistentin.
Die 24-Jährige arbeitet in verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel einem Seniorenheim,
einem ambulanten Pflegedienst und einem Krankenhaus. Die Theorie lernt sie in der
Berufsschule. In vitamin de spricht sie darüber, was ihren Beruf so attraktiv macht.
Andrea
Metzler
Andrea, warum hast
du dich für die Ausbildung
als Pflegefachassistentin
entschieden?
Das war eigentlich Zufall.
Während und nach der Schule habe
ich viel in der Gastronomie gejobbt, um
Geld dazuzuverdienen. Dann wollte ich
einen guten Beruf erlernen. Durch eine
Jobagentur habe ich meine jetzige Ausbildung
gefunden und bin damit sehr
zufrieden.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag
bei dir aus?
Es kommt darauf an, ob ich Früh- oder
Spätschicht habe. In beiden Fällen
kümmere ich mich aber um das Wohlbefinden
der Hilfebedürftigen. Ich sorge
dafür, dass sie ihr Essen zu sich nehmen,
organisiere Kaffee und Kuchen
zum Nachmittag und helfe aus bei Aktivitäten
wie Gesellschaftsspielen und
Gymnastik. In der Spätschicht bringe
ich die Seniorinnen und Senioren zu
Bett. Ich unterstütze sie und bin für sie
da.
Und wie ist die Ausbildung strukturiert?
Also, meine Ausbildung ist in zwei Blöcke
unterteilt: Theorie und Praxis.
Während der Praxisphase arbeite ich
einige Wochen im Seniorenhaus, im
ambulanten Dienst und sogar im Krankenhaus.
Danach beginnt der theoretische
Teil. Ich gehe also für einige Wochen
von Montag bis Freitag in die
Schule und vertiefe mein theoretisches
Wissen. Insgesamt besteht die Ausbildung
aus 950 Praxis- und 750 Theoriestunden.
Was gefällt dir besonders an dem
Beruf?
Die unterschiedlichen Lebensgeschichten
der Menschen, denen ich hier, zurzeit
im Seniorenzentrum, begegne. Ich
finde es spannend, wenn sie ihre Lebenserfahrungen
mit mir teilen. Und
bezahlt werde ich auch gut. Ich bekomme
in der Ausbildung schon 1 100
Euro und habe später als Einstiegsgehalt
etwa 2 500 Euro monatlich.
Was war denn der schönste Moment
für dich in deiner
Ausbildung?
Einmal habe ich ein
Lied aus meiner Lieblingskinderserie
gesungen. Eine ältere
Dame hat mir ein Kompliment gemacht.
„Sie können aber schön singen“,
sagte sie. Das fand ich zuckersüß.
Gab es auch mal weniger schöne
Momente?
Ja, die gibt es natürlich. Ich kümmere
mich ja um Menschen, die ihren Lebensabend
hier verbringen. Aber der
Gedanke, dass Senioren, die ich sehr
mag, versterben könnten, macht mich
dennoch traurig. Deswegen gebe ich
mir besonders viel Mühe.
Welche Voraussetzungen müssen
Auszubildende deiner Meinung nach
für diesen Beruf mitbringen?
Das Wichtigste ist, keine Angst vor direktem
Kontakt mit Menschen zu haben.
Kontaktfreudigkeit und Aufgeschlossenheit
sind das A und O. Die
Arbeitszeiten in der Schichtarbeit, also
Früh- und Spätdienst, erfordern viel
Flexibilität. Wer zuverlässig ist und gerne
anderen hilft, ist ideal für diesen
Beruf.
Danke für das Interview und weiterhin
viel Erfolg bei deiner Ausbildung!
Das Interview führte Elvira Metzler.
*
Fotos: privat (Andrea Metzler), sph/freepik.com (Seniorenheim)
Eine Pflegeassistentin
kümmert sich um
eine Seniorin
Aufgeschlossenheit, die Offenheit, Geselligkeit
begegnen, jmdm. (Dat.) (zufällig) sehen/treffen
Einstiegsgehalt, -“-er, das Geld, das es im ersten Berufsjahr gibt
entscheiden, sich, für etw. (Akk.) wählen, aussuchen
erfordern brauchen, benötigen
es kommt darauf an, ob/dass ... es hängt davon ab, ob/dass ...
Hilfebedürftige, -n, der/die jmd., der Hilfe/Unterstützung braucht
Mühe geben, sich (Dat.) sich anstrengen/bemühen
Pflegedienst, -e, der ambulante Hilfe für Kranke, Alte und Invalide
Schicht, -en, die hier: Arbeitsstunden
vertiefen sich intensiv beschäftigen, intensivieren
Voraussetzung, -en, die Bedingung, Grundlage
Zufall, -“-e, der Gelegenheit, Glück
zufrieden sein, mit etw. (Dat.) etw. gut/in Ordnung finden
zuverlässig glaubwürdig, verlässlich, ordentlich
vitamin de 95 35
*
Keine
Langeweile
››
Winterhoroskop
Und schon steht wieder der Winter
vor der Tür. Kaum zu glauben, wie
schnell die Zeit vergeht! Damit
auch bei dir in der kalten Jahreszeit
keine Langeweile aufkommt, sagt
dir vitamin de, wie du sinnvoll deine
Zeit verbringen könntest.
Schütze
23.11. – 20.12.
Du möchtest mehr Erfolg haben. Deshalb
solltest du im Winter an deinen
Bewerbungsunterlagen arbeiten. Im Internet
gibt es dazu viele wertvolle Informationen.
Oder bitte deine Freunde
um Hilfe.
Steinbock
21.12. – 19.01.
Im Winter bist du am liebsten zu Hause,
liegst auf dem Sofa und siehst Filme.
Vielleicht könntest du die Filme im
Original mit Untertiteln anschauen,
dann verbesserst du deine Fremdsprachenkenntnisse.
Wassermann
20.01. – 18.02.
Du findest, dass man im Winter sehr
gut etwas Neues lernen kann. Wie
wäre es mit Häkeln oder Stricken?
Dann hast du auch gleich ein paar
hübsche Geschenke für deine Freunde.
Fische
19.02. – 20.03.
Wenn es so früh dunkel wird, bist du
oft schlecht gelaunt und müde. Deshalb
ist es wichtig, dass du im Winter
viel spazieren gehst. Durch die Wintersonne
bekommst du Vitamin D und
bist besser drauf.
Widder
21.03. – 20.04.
Du liebst Wintersport. Leider gibt es bei
dir nicht so oft Schnee. Deshalb solltest
du in diesem Winter eine Reise in
die Berge machen. Vielleicht triffst du
dort jemanden, der für dich wichtig
werden könnte.
Stier
21.04. – 21.05.
In der Weihnachtszeit backst du immer
viele Plätzchen nach klassischen Rezepten.
Damit beschenkst du deine
Freunde. In diesem Jahr könntest du
alle überraschen und etwas Neues
ausprobieren.
Zwillinge
22.05. – 21.06.
Du bist oft gestresst. Das ist ungesund.
Deshalb solltest du in diesem
Winter Yoga lernen. Du denkst, das
macht keinen Spaß? Vielleicht nicht,
aber wenn du dranbleibst, wirst du
dich besser fühlen.
Krebs
22.06. – 22.07.
Du surfst gern im Internet. Manchmal
ärgerst du dich, weil du dort zu viel Zeit
verbringst. Im Winter könntest du das
Internet nutzen, um dich weiterzubilden.
Es gibt viele interessante Onlinekurse.
Löwe
23.07. – 22.08.
Du liebst Bücher. Im Winter sitzt du
gern im Sessel und liest. Da Bücher
Horoskop
teuer sind, könntest du dich ja mal in
der Bibliothek anmelden. Dann kannst
du auch einen Spaziergang dorthin
machen.
Jungfrau
23.08. – 22.09.
Du gehst gerne aus, aber leider hast
du im Moment nicht so viel Geld. Deshalb
könntest du im Winter mit deinen
Freunden regelmäßig Mottopartys veranstalten.
Das kostet nicht viel und
macht Spaß.
Waage
23.09. – 22.10.
Da du im Sommer und Herbst viel
draußen warst, könntest du dich im
Winter langweilen. Vielleicht engagierst
du dich in deiner Nachbarschaft ehrenamtlich?
Anderen zu helfen ist eine
gute Sache.
Skorpion
23.10. – 22.11.
Du ärgerst dich, dass deine Wohnung
chaotisch aussieht. Du hast auch viel
zu viele Sachen, die du nicht mehr
brauchst. Deshalb solltest du im Winter
mal einige deiner alten Klamotten
aussortieren und verkaufen.
Evelin Eichler
anmelden, sich sich registrieren
ärgern, sich böse/wütend werden
ausgehen hier: sich amüsieren, sich vergnügen, Spaß haben
besser drauf sein guter Stimmung/glücklich sein
Bewerbungsunterlagen, die (Pl.) Dokumente, um sich bei einem Arbeitgeber vorzustellen
dranbleiben hier: weiter machen, nicht aufgeben/resignieren
ehrenamtlich engagieren, sich ohne Bezahlung/umsonst helfen
Häkeln, das Handarbeit mit einer Nadel und Wolle
Klamotten, die (Pl.) Kleidung
schlecht gelaunt sein in schlechter Stimmung/unglücklich sein
Stricken, das Handarbeit mit zwei Nadeln und Wolle
überraschen erstaunen, verwundern
veranstalten organisieren, durchführen
verbessern besser machen
Abbildung: sph/freepik.com (IIllustration Jugendliche im Schnee)
vergehen vorbei sein (die Zeit)
36 vitamin de 95
weiterbilden, sich seine Kenntnisse verbessern
Rätsel
Fotoquiz
››
Karneval
Am 11.11. um 11.11 Uhr hat wieder die sogenannte fünfte Jahreszeit
begonnen. Damit ist die Karnevalssaison gemeint. Der Höhepunkt
des Karnevals 2023 ist der Rosenmontag am 20. Februar. Kennst du
dich mit dem deutschen Karneval gut aus? Dann schreibe die
richtigen Begriffe in die abgebildeten Kästchen und schicke das
Lösungswort bis zum 31. Januar 2023 an unsere E-Mail-Adresse
quiz@vitaminde.de. Die Gewinnerinnen und Gewinner bekommen
jeweils ein Fußballbuch.
1
2
Fotos: 6588182/freepik.com (Bild 1), Superbass/wikimedia.org (Bild 2), Raimond Spekking/wikimedia.org (Bild 3, Bild 4), Johannes Sebastian Agilo Müller/wikimedia.org (Bild 5), 4213501/freepik.com (Bild 6)
1
3
5
–
3
5
Lösungswort: 1 2 3 4 5 6
Auflösung des Quiz der Herbstausgabe 2022
Das richtige Lösungswort war: TICKET
Die Gewinner sind:
• Bertta Mekkonen, Helsinki, Finnland
• Blanka Ossowska, Krzemieniewo, Polen
Die Gewinner werden per E-Mail von vitamin de benachrichtigt und bekommen
jeweils ein Jugendbuch, geschrieben aus der Mädchenperspektive.
2
4
6
4
6
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Für ausländische Studierende
Du bist bald fertig mit deinem Bachelorstudium und kommst
aus Asien, Afrika, Lateinamerika, Zentralasien oder einem
ost- oder südosteuropäischen Land? Du hast überdurchschnittlich
gute Leistungen in deinem Studium gezeigt und
möchtest in Deutschland ein Masterstudium absolvieren?
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und zwar für das Sommersemester 2024.
Bewerbungsschluss: 31. Mai 2023
»»
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Du möchtest ein Praktikum durch den Deutschen Akademischen
Austauschdienst (DAAD) vermittelt bekommen? Du
studierst Natur- oder Ingenieurswissenschaften oder Landund
Forstwirtschaft? In Wirtschaftsunternehmen, Forschungs-
und Hochschulinstituten kannst du deine fachliche
Qualifikation erhöhen und deine interkulturelle Kompetenz
erweitern. Das Praktikum dauert in der Regel zwei bis drei
Monate. Bewerbungen: jederzeit
»»
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datenbank/de/21148-stipendiendatenbank/?deta
il=57352834
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Du möchtest in Deutschland promovieren und mit Workshops
und Seminaren zu aktuellen wissenschaftlichen Themen
gefördert werden? Dann ist das Stipendium der Begabtenförderung
der Friedrich-Naumann-Stiftung genau das
Richtige für dich. Deine Promotion wird im Regelfall drei Jahre
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und persönlich von Vertrauensdozenten und Mitarbeitern
begleitet. Bewerbungsschluss: 30. April 2023
»»
https://www.freiheit.org/de/informationen-fuerauslaendische-promovierende-aus-nicht-eu-laendern-1
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dein Abitur und dein Studium mit sehr guten Noten abgeschlossen?
Du engagierst dich außerhalb deines Studiums
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bietet sowohl eine ideelle Förderung für dich und
deine weitere Karriere als auch eine finanzielle Förderung,
damit du deine Ziele erreichen kannst.
Bewerbungsschluss: (jährlich) 15. Juli
»»
https://www.kas.de/de/web/
begabtenfoerderung-und-kultur/auslaenderfoerderung
Lösungen zu den Aufgaben von Seite 19
1) c, 2) a, 3) a, 4) b, 5) a, 6) b, 7) c, 8) c
Vorschau » vitamin de Nr. 96
Grenzregion am Fluss
» Das Oderbruch
Der Auferstandene
» Kirchliche Osterrituale
Impressum
Herausgeber/Verlag:
Verein „vitamin de e. V.“, Berlin (D)
Gegründet von Tillmann Heß
und Robert Teschner.
ISSN: 1818-877X
Chefredaktion: Robert Teschner
Redaktion: Elvira Metzler, Clemens
Tragelehn, Wilhelm Siemers
Grafik: Stefan Zettler
Autorinnen und Autoren: Tina Barzegar,
Wilhelm Drews, Evelin Eichler, Benjamin
Haerdle, Barbara Hanko, Katrin Luft, Darya
Loza, Ekaterina Shmeleva, Elwin Siemers,
Daniela Todorovićová, Wolfram von Scheliha,
Tim Warnecke, Lisa Zinnäcker
Fachberatung durch:
Goethe-Institut Moskau,
Institut für Auslandsbeziehungen
Korrektur/Redaktion DaF:
Clemens Tragelehn, Marina Lopatina
Titelfotos: Dirschel/iStock-1062937194
(Bayerischer Wald), 1D X MKII - 0192 - B70I
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Kennzeichnung der Texte nach GER-Sprachniveaus: Leichte Texte (A2) Mittelschwere Texte (B1) Schwere Texte (B2 – C1)