1 Einleitung - OPUS-Datenbank - Universität Hohenheim
1 Einleitung - OPUS-Datenbank - Universität Hohenheim
1 Einleitung - OPUS-Datenbank - Universität Hohenheim
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FAKULTÄT AGRARWISSENSCHAFTEN<br />
AUS DEM INSTITUT FÜR LANDWIRTSCHAFTLICHE<br />
BETRIEBSLEHRE DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM<br />
Fachgebiet Agrarinformatik und Unternehmensführung<br />
Prof. Dr. Reiner Doluschitz<br />
Integration von tiergesundheitsrelevanten Daten<br />
in betriebliche Managemententscheidungen<br />
Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors<br />
der Agrarwissenschaften<br />
vorgelegt<br />
der Fakultät Agrarwissenschaften<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong><br />
von<br />
Johanna Friedesine Fick<br />
Perleberg<br />
2010
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.<br />
Die vorliegende Arbeit wurde am 14. Mai 2010 von der Fakultät der Agrarwissenschaften der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong> als „Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der<br />
Agrarwissenschaften“ angenommen.<br />
Tag der mündlichen Prüfung: 20. Mai 2010<br />
1. Prodekan: Prof. Dr. Werner Bessei<br />
Berichterstatter, 1. Prüfer (Betreuer): Prof. Dr. Reiner Doluschitz<br />
Mitberichterstatter, 2. Prüfer: Prof. Dr. Joachim Spilke<br />
Weitere Berichter bzw. Prüfer: Prof. Dr. Thomas Jungbluth<br />
Johanna Friedesine Fick<br />
Integration von tiergesundheitsrelevanten Daten<br />
in betriebliche Managemententscheidungen<br />
© SV SierkeVerlag<br />
Am Steinsgraben 19 · 37085 Göttingen<br />
Tel. 0551- 503664-7 · Fax 0551-3894067<br />
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Einbanderstellung: Grafik SierkeVerlag<br />
Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier<br />
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages<br />
unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />
und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />
ISBN 13: 978-3-86844-308-0<br />
1. Auflage 2010
Danksagung<br />
Danksagung<br />
Die vorliegende Arbeit entstand am Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre, Fachgebiet<br />
Agrarinformatik und Unternehmensführung. Folgend möchte ich allen Personen<br />
und Institutionen Dank sagen, welche zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen und mich<br />
in den vergangenen drei Jahren begleitet haben.<br />
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Reiner Doluschitz für die Überlassung des<br />
interessanten Themas und das mir entgegengebrachte Vertrauen. Seine Anregungen und<br />
die jederzeit gewährte Unterstützung haben mir sehr geholfen.<br />
Herzlichen Dank an Herrn Prof. Dr. Joachim Spilke und Herrn Prof. Dr. Thomas<br />
Jungbluth für die Bereitschaft die Erstellung der Zweitgutachten und Prüferfunktion zu<br />
übernehmen.<br />
Für die Finanzierung und Unterstützung bei der Umsetzung dieses Forschungsvorhaben<br />
danke ich dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Projektträger<br />
Jülich.<br />
Für die gute Zusammenarbeit und die vielfältige Unterstützung möchte ich mich bei den<br />
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landeskontrollverbands Baden-Württemberg<br />
und dessen Geschäftsführer, Herrn Dr. Fritz Gollè-Leidreiter, sowie bei Herrn Dr. Heinz<br />
Eisenmann dem Präsidenten der Landestierärztekammer Baden-Württemberg auf das<br />
Herzlichste bedanken.<br />
Für die kollegiale Unterstützung danke ich meinen Kollegen am Fachgebiet Agrarinformatik<br />
und Unternehmensführung der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong>. Vielen Dank für die<br />
gemeinsame Zeit und den Gedankenaustausch.<br />
Darüber hinaus möchte ich mich bei Herrn Dr. Markus Hogg für die Ermutigung, seine<br />
präzisen Angaben und seine Unterstützung herzlich bedanken.<br />
Nicht zuletzt möchte ich meiner Familie und meinen Freunden danken für die in den<br />
vergangenen drei Jahren entgegengebrachte Unterstützung.
Inhaltsverzeichnis<br />
I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Tabellenverzeichnis IV<br />
Abbildungsverzeichnis V<br />
Abkürzungsverzeichnis VI<br />
1 <strong>Einleitung</strong> ........................................................................................................ 1<br />
1.1 Problemstellung ................................................................................................ 1<br />
1.2 Zielsetzung ....................................................................................................... 3<br />
1.3 Vorgehensweise ............................................................................................... 5<br />
1.4 Einbindung des Vorhabens in den Forschungsverbund IT FoodTrace ............ 7<br />
2 Grundlagen ..................................................................................................... 9<br />
2.1 Begriffe und Abgrenzung im Kontext der vorliegenden Arbeit ...................... 9<br />
2.1.1 Tiergesundheit .................................................................................................. 9<br />
2.1.2 Informations- und Kommunikationstechnologien in der Tierhaltung ............ 10<br />
2.1.3 Allgemeine und spezifische Auslegungen des Begriffs Dienstleistung ......... 12<br />
2.1.3.1 Dienstleistungen ............................................................................................. 12<br />
2.1.3.2 IT-basierte Dienstleistungen .......................................................................... 13<br />
2.1.3.3 Systematische Entwicklung von IT-basierte Dienstleistungen im Agrarsektor<br />
.............................................................................................................. 15<br />
2.1.4 Geschäftsmodelle ........................................................................................... 16<br />
2.1.5 Zwischenfazit ................................................................................................. 17<br />
2.2 Beziehungsgefüge Tierhalter - Tierärzte - Landeskontrollverband ............... 20<br />
2.2.1 Aktuelle Situation ........................................................................................... 20<br />
2.2.1.1 Aktuelle Situation - Tierhalter ........................................................................ 20<br />
2.2.1.2 Aktuelle Situation - Tierärzte ......................................................................... 24<br />
2.2.1.3 Zusammenarbeit zwischen Tierhalter und Tierarzt ........................................ 28<br />
2.2.1.4 Aktuelle Situation - Landeskontrollverband für Leistungsprüfungen in<br />
der Tierzucht e. V. Baden-Württemberg (LKV) ............................................ 29<br />
2.2.2 Aktuelle Ansätze zur Optimierung des Datenmanagements in der<br />
Milchviehhaltung ........................................................................................... 32<br />
2.2.3 Erwartete Potentiale durch das Tiergesundheitssystem ................................. 36<br />
2.2.4 Zwischenfazit aktuelle Situation der Hauptakteure des Tiergesundheitssystems<br />
........................................................................................................... 38<br />
2.3 Ansätze in verwandten Beziehungssituationen .............................................. 39<br />
2.3.1 Darstellung des Vereins zur Grenzüberschreitenden Integrierten<br />
2.3.2<br />
Qualitätssicherung (GIQS) ............................................................................. 39<br />
Darstellung des Forschungsverbundes Allianzen für Informations- und<br />
Dienstleistungs-Agenturen (AIDA) ............................................................... 41<br />
2.3.3 Ableitungen für das Tiergesundheitssystem .................................................. 44<br />
3 Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise .............................. 46<br />
3.1 Aufbau der Arbeit in Form eines Vorgehensmodells ..................................... 46<br />
3.1.1 Vorgehensmodell - Begriff und Einordnung .................................................. 46
Inhaltsverzeichnis<br />
3.1.2 Verwandte Anwendungsbeispiele .................................................................. 51<br />
3.1.3 Vorgehensmodell Tiergesundheitssystem ...................................................... 52<br />
3.2 Methodische Vorgehensweise ........................................................................ 54<br />
3.2.1 Datenerhebung, Datengrundlage und Datenauswertung ................................ 59<br />
3.2.1.1 Gewählte Methoden zur Datenerhebung ........................................................ 59<br />
3.2.1.2 Datengrundlage .............................................................................................. 69<br />
3.2.1.3 Gewählte Methoden zur Datenauswertung .................................................... 74<br />
3.2.2 Zusammenfassung zum Aufbau der Arbeit und zur methodischen<br />
Vorgehensweise ............................................................................................. 83<br />
4 Ergebnisse ..................................................................................................... 84<br />
4.1 Markt- und Potentialanalyse ........................................................................... 84<br />
4.1.1 IST-Analyse – IT-Ausstattung und IT-Anwendung bei Tierhaltern und<br />
Tierärzten ....................................................................................................... 84<br />
4.1.1.1 Ausstattung mit neuen Informationstechnologien .......................................... 84<br />
4.1.1.2 Anwendung von neuen Informationstechnologien ........................................ 86<br />
4.1.2 Einschätzung und Nutzungsbereitschaft des Tiergesundheitssystems ........... 89<br />
4.1.3 Zwischenfazit ................................................................................................. 92<br />
4.1.4 Klassifizierung von Nutzertypen des Tiergesundheitssystems ...................... 93<br />
4.1.4.1 Klassifizierung der Nutzergruppe Tierhalter .................................................. 94<br />
4.1.4.2 Klassifizierung der Nutzergruppe Tierärzte ................................................. 100<br />
4.1.5 Wettbewerbsanalyse im Bereich tierärztlicher Praxismanagementsoftware<br />
.............................................................................................................. 106<br />
4.1.5.1 Beschreibung und Segmentierung des Zielmarktes ..................................... 106<br />
4.1.5.2 Analyse der Kundenbranche ........................................................................ 108<br />
4.1.5.3 Übersicht der relevanten Praxismanagementsoftware ................................. 109<br />
4.1.6 Übersicht zu den in Deutschland verbreiteten Herdenmanagementanwendungen<br />
für die Milchviehhaltung ....................................................... 112<br />
4.1.6.1 Übersicht der betrachteten Herdenmanagementanwendungen .................... 112<br />
4.1.6.2 Kompatibilität der untersuchten Herdenmanagementanwendungen ............ 115<br />
4.1.7 Zwischenfazit ............................................................................................... 116<br />
4.1.8 Interpretation und Bewertung der Markt- und Potentialanalyse .................. 116<br />
4.2 Gesamtentwurf Tiergesundheitssystem ........................................................ 121<br />
4.2.1 Benutzergruppen und Anwendungsbereiche ................................................ 121<br />
4.2.1.1 Benutzergruppen .......................................................................................... 121<br />
4.2.1.2 Anwendungsbereiche ................................................................................... 121<br />
4.2.1.3 Systemumgebung ......................................................................................... 122<br />
4.2.2 System-Architektur ...................................................................................... 124<br />
4.2.2.1 Umgebungs- und Randbedingungen ............................................................ 124<br />
4.2.2.2 Grundlegende Projektentscheidungen .......................................................... 125<br />
4.2.3 Datenschutz und Datensicherheit ................................................................. 131<br />
4.2.4 Zwischenfazit ............................................................................................... 134<br />
4.3 Umsetzungsplanung ..................................................................................... 135<br />
4.3.1 Ressourcenplanung Tiergesundheitssystem ................................................. 135<br />
4.3.2 Prozessdarstellung Tiergesundheitssystem ................................................... 136<br />
4.3.3 Vermarktungskonzept Tiergesundheitssystem ............................................. 137<br />
II
III<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
4.3.4 Beschreibung des Geschäftsmodells Tiergesundheitssystem ....................... 138<br />
4.3.5 Ergebnisse der Fallstudienanalyse in der Pilotphase .................................... 142<br />
4.3.5.1 Ergebnisse der SWOT Analyse .................................................................... 142<br />
4.3.5.2 Ergebnisse des Praxistests Versuchsstation ................................................. 145<br />
4.3.6 Interpretation und Bewertung der Ergebnisse der Umsetzungsplanung ...... 147<br />
4.3.7 Zwischenfazit ............................................................................................... 149<br />
5 Diskussion und Schlussfolgerung ................................................................ 151<br />
5.1 Diskussion .................................................................................................... 151<br />
5.1.1 Erörterung der Methoden ............................................................................. 151<br />
5.1.2 Diskussion der Ergebnisse ........................................................................... 153<br />
5.1.3 Weiterer Forschungsbedarf .......................................................................... 160<br />
5.2 Schlussfolgerung .......................................................................................... 163<br />
6 Zusammenfassung ...................................................................................... 166<br />
Summary ...................................................................................................................... 169<br />
Literaturverzeichnis ................................................................................................... 172<br />
Anhang ...................................................................................................................... 187
Tabellenverzeichnis<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Anzahl der Tierärzte gegliedert nach Tätigkeitsfeldern ....................... 25<br />
Tabelle 2: Anzahl der Praxistierärzte gegliedert nach Spezialisierung ................. 25<br />
Tabelle 3: MLP-Strukturdaten im Vergleich ......................................................... 31<br />
Tabelle 4: Vorgehensmodell nach KÖSTLER (2008) mit Adaption Tiergesundheitssystem<br />
............................................................................................ 53<br />
Tabelle 5: Zuordnung geeigneter Methoden im Zuge der Entwicklung eines<br />
integrierten Tiergesundheitssystems ..................................................... 56<br />
Tabelle 6: Typen der Befragung ............................................................................ 60<br />
Tabelle 7: Thematische Schwerpunkte der jeweiligen Befragung ........................ 67<br />
Tabelle 8: Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile von Voll- und Teilerhebungen<br />
............................................................................................ 69<br />
Tabelle 9: Übersicht zu Milchviehbetrieben, gehaltene Milchkühe und Milchmenge<br />
in Deutschland, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein<br />
sowie den Landeskontrollverbänden Baden-Württemberg und<br />
Schleswig-Holstein im Jahr 2008 ......................................................... 71<br />
Tabelle 10: SWOT Aufstellung: Ausgangssituation ................................................ 83<br />
Tabelle 11: Derzeitige und zukünftige Ausstattung mit IT bei Tierärzten .............. 86<br />
Tabelle 12: Ausführung der erhobenen Arbeitsgänge durch Tierhalter .................. 87<br />
Tabelle 13: Ausführung der erhobenen Arbeitsgänge durch Tierärzte .................... 87<br />
Tabelle 14: Wöchentlicher Zeitaufwand für die untersuchten Arbeitsgänge bei<br />
Tierhaltern ............................................................................................. 88<br />
Tabelle 15: Positive Einschätzung der Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
der Tierhaltern gegliedert nach Cluster ................................... 96<br />
Tabelle 16: Nutzungsbereitschaft des Tiergesundheitssystems bei Tierhaltern ...... 97<br />
Tabelle 17: Nutzung von IT für ausgewählte Aufgaben .......................................... 98<br />
Tabelle 18: Positive Einschätzung der Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
durch Tierärzte ...................................................................... 102<br />
Tabelle 19: Nutzungsbereitschaft der Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
durch Tierärzte ...................................................................... 103<br />
Tabelle 20: Sozio-strukturelle Charakteristika des Clusters „Befürworter und<br />
Unentschiedene“ und des Clusters „Ablehner“ .................................. 104<br />
Tabelle 21: Ausstattung mit und Anwendung von Informationstechnologie bei<br />
Tierärzten nach Clustern ..................................................................... 104<br />
Tabelle 22: Darstellung der untersuchten Praxismanagementsoftware ................. 110<br />
Tabelle 23: Managementsoftware für Milchvieh bzgl. Kosten und Funktionsumfang<br />
................................................................................................ 114<br />
Tabelle 24: Darstellung der Systemumgebung ...................................................... 123<br />
Tabelle 25: Charakteristik des Geschäftsmodells Tiergesundheitssystem ............. 139<br />
Tabelle 26: Stärken-Schwäche und Chance-Risiken des Tiergesundheitssystems<br />
aus der Sicht von Tierärzten .................................................. 143<br />
Tabelle 27: SWOT-Matrix zum Tiergesundheitssystem ....................................... 144<br />
Tabelle 28: Übersicht Praxistest Versuchsstation: auftretende Fehler und Status<br />
der Mängelbeseitigung ........................................................................ 146<br />
IV
Abbildungsverzeichnis<br />
V<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Schematische Darstellung zur Vorgehensweise ..................................... 7<br />
Abbildung 2: Überblick über die Umsetzung der EU-Rechtsschriften in Deutschland<br />
und die kritischen Übergänge in der Wertschöpfungskette ............ 8<br />
Abbildung 3: Vereinfachte Darstellung der Datenbeziehungen zwischen Milchviehbetrieben<br />
und Informationspartnern sowie internen Informationsquellen<br />
........................................................................................... 24<br />
Abbildung 4: Digitaler Datenfluss in tierärztlichen Praxen ........................................ 28<br />
Abbildung 5: Milchkuhhalter und Milchkühe in Baden-Württemberg zwischen<br />
1978 und 2008 ...................................................................................... 31<br />
Abbildung 6: Nutzerspezifische Gegenüberstellung von Nutzen und Aufwand des<br />
Tiergesundheitssystems ........................................................................ 37<br />
Abbildung 7: Einordnung relevanter Typen von Vorgehensmodellen für das<br />
Service Engineering .............................................................................. 50<br />
Abbildung 8: Aufbau und Zielsetzung der Fallstudie in der Pilotphase ..................... 58<br />
Abbildung 9: Darstellung der verwendeten Symbole beim Service Blueprinting ...... 80<br />
Abbildung 10: Handlungsportfolio SWOT-Analyse .................................................... 81<br />
Abbildung 11: Einschätzung der Anwendungen des Tiergesundheitssystems durch<br />
Tierhalter ............................................................................................... 89<br />
Abbildung 12: Nutzungsbereitschaft der Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
durch Tierhalter ....................................................................... 90<br />
Abbildung 13: Einschätzung der geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
durch Tierärzte ........................................................................ 91<br />
Abbildung 14: Nutzungsbereitschaft an den geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
durch Tierärzte ..................................................... 92<br />
Abbildung 15: Nutzertypen von Tierhaltern bezüglich der Einschätzung des<br />
Tiergesundheitssystems ........................................................................ 95<br />
Abbildung 16: Dendrogramm Tierärzte ...................................................................... 101<br />
Abbildung 17: Vereinfachte IT-Architektur des Landeskontrollverband Baden-<br />
Württemberg ....................................................................................... 123<br />
Abbildung 18: Systemübersicht Integriertes Tiergesundheitssystem ......................... 124<br />
Abbildung 19: Digitaler Datenfluss Tierhalter - LKV - Tierarzt ................................ 125<br />
Abbildung 20: Screenshot Maske Auswahl Datensatz des Tiergesundheitssystems .. 129<br />
Abbildung 21: Screenshot Eingangsmaske des Tiergesundheitssystems für Tierärzte<br />
..................................................................................................... 130<br />
Abbildung 22: Nutzung und Datenfluss integriertes Tiergesundheitssystem ............. 131<br />
Abbildung 23: Service Blueprinting zur Einrichtung des Tiergesundheitssystems .... 137<br />
Abbildung 24: Service Blueprinting zur Nutzung des Tiergesundheitssystems .......... 137
Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ADIS Agricultural Data Interchange Syntax<br />
ADED Agricultural Data Element Dictionary<br />
AuA-Beleg Anwendungs- und Abgabebeleg<br />
BDSG Bundesdatenschutzgesetz<br />
BfT Bundesverband für Tiergesundheit e. V.<br />
BpT Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V.<br />
BTK Bundestierärztekammer e. V.<br />
BW Baden-Württemberg<br />
DB <strong>Datenbank</strong><br />
DBMS <strong>Datenbank</strong>managementsystem<br />
DLG Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V.<br />
EDV elektronische Datenverarbeitung<br />
HI-Tier (HIT) Herkunfssicherungs- und Informationssystem für Tiere<br />
HTML Hypertext Markup Language<br />
HTTP Hypertext Transfer Protocol<br />
ICT information and communication technology<br />
IT Informationstechnologie<br />
ISO International Organization for Standardization<br />
IT FoodTrace IT supported Food Traceability<br />
ITB Integrierte Tierärztliche Bestandsbetreuung<br />
IVM Informationsverarbeitungs-Management-Aufgaben<br />
IVN Nutzung von Informationsverarbeitung<br />
IVS Informationsverarbeitung-Service-Aufgaben<br />
KTBL Kuratorium für Technik und Bauen in der Landwirtschaft<br />
LEL Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen<br />
Räume in Baden-Württemberg<br />
LKV Landeskontrollverband<br />
LTK Landestierärztekammer<br />
MLP Milchleistungsprüfung<br />
o. J. ohne Jahresangabe<br />
o. S. ohne Seitenangabe<br />
o. V. ohne Verfasserangabe<br />
QM-Milch Qualitätsmanagementsystem Milch<br />
RBW Rinderunion Baden-Württemberg<br />
RDV(4M) Rinderdatenverbund (für Mitglieder)<br />
SH Schleswig-Holstein<br />
SPSS Superior Performing Software System<br />
SWOT engl. Akronym für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen),<br />
Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren))<br />
TÄHAV Verordnung über tierärztliche Hausapotheken<br />
TCP/IP Transmission Control Protocol / Internet Protocol<br />
TGS Tiergesundheitssystem<br />
UN Vereinte Nationen<br />
VIT Vereinigte Informationssystem Tierhaltung w. V.<br />
VO Verordnung<br />
VVVO Viehverkehrsverordnung<br />
(Agro)XML (Agro)Extensible Markup Language<br />
ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtstelle<br />
VI
1 <strong>Einleitung</strong><br />
1<br />
<strong>Einleitung</strong><br />
Die Landwirtschaft in Deutschland ist seit Jahren aufgrund ökonomischer, technischer<br />
und gesellschaftlicher Entwicklungen vielfältigen Veränderungen unterworfen. Diese<br />
Entwicklungen führen zu veränderten Betriebsstrukturen und stetig neuen Herausforderungen,<br />
auf die Landwirte sich einstellen und reagieren müssen (DOLUSCHITZ UND<br />
SPILKE 2002, 17). Darüber hinaus haben die Lebensmittelskandale der vergangenen<br />
Jahre zu einem gestiegenen politischen und gesellschaftlichen Interesse an der<br />
Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln geführt. Dieses gesellschaftliche<br />
Interesse wurde durch die vermehrt aufgetretenen Tierseuchen noch verstärkt und unterstrich<br />
die Bedeutung von Lebensmittelsicherheit und vorbeugendem Gesundheitsschutz<br />
für die Verbraucher (MEUWISSEN et al. 2003, 167). Des Weiteren erfordert die absehbare<br />
Neuordnung auf dem europäischen Milchmarkt in den kommenden Jahren und die<br />
damit einhergehenden Veränderungen von den Milchviehhaltern eine Reaktion auf die<br />
sich abzeichnenden Umstellungen hinsichtlich Tierhaltung und der Betriebsausrichtung<br />
Tier haltender Betriebe (DOLUSCHITZ 2007b, 131; FAHLBUSCH et al. 2009, 36).<br />
1.1 Problemstellung<br />
Neben den wirtschaftlichen Anforderungen haben veränderte Rahmenbedingungen Auswirkungen<br />
auf die Betreuung von Milchviehherden, sowohl beim Tierhalter als auch<br />
beim betreuenden Hoftierarzt. Nachweisführung und Dokumentationen sind durch Tierhalter<br />
und Hoftierarzte zu erfüllen, um den gesellschaftlichen und politischen Anforderungen<br />
gerecht zu werden. Die wichtigsten Bestimmungen hierzu sind die Verordnung<br />
(EG) Nr. 178/2003 zur Feststellung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen<br />
des Lebensmittelrechts, die Verordnungen (EG) 852/2004 sowie 853/2004<br />
des Europäischen Parlaments und Rates über Lebensmittelhygiene allgemein und für<br />
Lebensmittel tierischen Ursprungs speziell. Darüber hinaus sind die bundesdeutschen<br />
Verordnungen über tierärztliche Hausapotheken (TÄHAV) und über Nachweispflichten<br />
der Tierhalter für Arzneimittel (Tierhalter-Arzneimittel-Nachweisverordnung) zu<br />
nennen. Hier ist u. a. die gesetzlich vorgeschriebene Dokumentation z. B. der<br />
Anwendungs- und Abgabebeleg festgelegt.<br />
Ferner führten und führen die genannten Entwicklungen (z. B. struktureller Wandel,<br />
Lebensmittelskandale, Tierseuchen) zu immer stärkerem Wettbewerbsdruck auf Tier<br />
haltende landwirtschaftliche Betriebe. Die Betriebsleiter können mittels Umsatzsteigerungen<br />
und/oder Kostensenkung auf diese Entwicklungen reagieren. Auf Seite der
<strong>Einleitung</strong><br />
Kosten stellen die Aufwendungen für Tierarzt und Medikamente im Bereich Tiergesundheit<br />
einen großen Anteil. Nach SCHMIEDEL (2008, 8) beläuft sich dieser Anteil<br />
auf sechs Prozent der variablen Kosten in der Milchproduktion (vgl. auch WALTER<br />
2004, 96, PLATEN 2003). Damit sind Tiergesundheitskosten nach Futtermittel-,<br />
Bestandsergänzungs- und Maschinenkosten der höchste Kostenblock bei den variablen<br />
Kosten in der Milchproduktion (SCHMIEDEL 2008, 7f). Neben den variablen Kosten für<br />
Tierarzt und Medikamente sind die entstandenen Erlösausfälle bei Tierkrankheiten in<br />
die Kosten- und Erfolgskalkulation mit einzubeziehen. Bei erstlaktierenden Tieren<br />
wurden aufgrund des Nachgeburtsverhaltens die höchsten wirtschaftlichen Verluste pro<br />
Einzeltier (580 Euro) festgestellt. Darüber hinaus führten auf der Bestandsebene Endometritis,<br />
Nachgeburtsverhaltung, Mastitis und Klauenkrankheiten zu massiven<br />
finanziellen Einbußen. Bei Kühen mit mehr als zwei Laktationen ist Mastitis für die<br />
höchsten finanziellen Verluste verantwortlich. Die Mindereinnahmen lagen hier bei 669<br />
Euro pro Tier bei Annahme mindestens einer Erkrankung. Auf den Bestand bezogen<br />
führt das zu massiven finanziellen Mindereinnahmen. Die Berechnungen beziehen sich<br />
auf verwendete Kennzahlen (z. B. Zwischentragezeit, Rastzeit) (SCHMIEDEL 2008, 59).<br />
Nicht einbezogen wurden Milchsperrzeiten oder zusätzliche Güsttage, die die<br />
wirtschaftliche Bedeutung der Tiergesundheit weiter verstärken.<br />
Durch die wirtschaftliche Bedeutung der Tiergesundheit wird die Bestandsbetreuung<br />
stärker an Bedeutung zunehmen, da z. B. durch vorausschauendes Gesundheitsmanagement<br />
den steigenden Anforderungen an die Produktion von Lebensmitteln begegnet<br />
und ein positiver Einfluss auf die Betriebsführung geleistet wird (JAHN-FALK<br />
2002, o. S.; KRINN 2004, 109; MARTIN et al. 2007, 221). Nur durch ein gemeinsames<br />
Handeln von Tierhalter und Tierarzt lassen sich die Herausforderungen in der Milchwirtschaft<br />
zufriedenstellend meistern (KRINN 2004, 81; MARTIN et al. 2007, 221).<br />
Medienbrüche erschweren den Informations- und Datenfluss zwischen Tierhalter und<br />
Bestands betreuenden Tierarzt und somit die Zusammenarbeit.<br />
Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit kann die Integration verteilter Daten der<br />
Prozessteilnehmer durch Informationstechnologie (IT) sein. Dadurch können Daten, die<br />
bei Tierhaltern und -ärzten vorliegen und zum Teil redundant sind oder aber<br />
komplementär, optimiert werden. Redundanzen werden reduziert und für die Prozessteilnehmer<br />
steht ein erweiterter, angeglichener Datenbestand zur Verfügung. Die Zusammenführung<br />
tierärztlicher und landwirtschaftlicher Daten ohne zusätzlichen Aufwand<br />
für Tierhalter und Tierarzt, z. B. für IT-Aufgaben, unter Vermeidung von Über-<br />
2
3<br />
<strong>Einleitung</strong><br />
tragungsfehlern und Datenredundanzen sowie die Einbeziehung übergeordneter Daten,<br />
die für Analysen zur Verfügung stehen und die Erstellung gesetzlich vorgeschriebener<br />
Dokumentationen gewährleistet, ist derzeit nicht existent. Bisherige Ansätze, die eine<br />
Optimierung der Tiergesundheit von Milchvieh anstrebten, sind zumeist Partialansätze<br />
(z. B. QM-Milch) von einzelnen Mitgliedern der Wertschöpfungskette Milch, z. B.<br />
LKV, Tierärzte. Partialansätze auch deshalb, weil die vorhandenen Daten nicht zusammengeführt<br />
und als Gesamtheit nutzbar gemacht wurden bzw. dies nur im Ansatz<br />
erfolgt. Dies gilt auch für derzeit verfügbare Software.<br />
1.2 Zielsetzung<br />
Die Zusammenführung der Daten zur Tiergesundheit bei Milchvieh und deren Nutzbarmachung<br />
für Tierhalter und Tierärzte soll das integrative Tiergesundheitssystem<br />
leisten, das im Rahmen dieser Arbeit entwickelt und in ersten Praxistests angewendet<br />
wird. Mit dem integrierten Tiergesundheitssystem soll strategisch eine Effizienzerhöhung<br />
der Informationsnutzung zum Zweck der Verbesserung der Tiergesundheit<br />
und einer damit verbundenen Kostensenkung im Bereich Tiergesundheit erreicht<br />
werden. Ferner dient es zur Optimierung des vorbeugenden Gesundheitsschutzes für<br />
Mensch und Tier.<br />
Das Ziel dieses Forschungsvorhabens ist demgemäß die Konzeption und Entwicklung<br />
eines webbasierten IT-Modells, das verteilte, lückenhafte und redundante tiergesundheitsrelevante<br />
Daten der einzelnen Prozessteilnehmer (Tierhalter, Tierärzte, LKV) in<br />
der Tierproduktion integriert.<br />
Diese Webanwendung soll über folgenden Hauptleistungsmerkmalen verfügen:<br />
� standardisierter Datenaustausch zwischen Hoftierarzt und Tierhalter bzgl. Tierstammdaten<br />
und Tierdiagnosedaten über eine standardisierte Datenschnittstelle,<br />
� Vereinfachung der Dokumentationspflichten im Rahmen des Bestandsbuches für<br />
den Tierhalter durch Nutzung vorhandener Daten aus dem AuA-Beleg und<br />
� systematische Einbeziehung, Verknüpfung und Auswertung von Tiergesundheitsund<br />
Tierleistungsdaten.<br />
Als Basiskriterien sind in das Anforderungsprofil aufzunehmen die Dokumentation der<br />
gesetzlichen Pflichten, die einfache Erfassung, Darstellung und Bearbeitung von Datensätzen<br />
und die Erstellung von Übersichten.<br />
Das IT-basierte Tiergesundheitssystem (TGS) muss alle für die Dokumentation im
<strong>Einleitung</strong><br />
Rahmen der Bestandsbetreuung gesetzlich geforderten Daten aufnehmen und abbilden<br />
können. Hierzu zählen insbesondere die Anforderungen aus den genannten EU- und<br />
bundesdeutschen Verordnungen.<br />
Mithilfe der Webanwendung soll eine einfache Erfassung, Darstellung und Bearbeitung<br />
von Datensätzen in der <strong>Datenbank</strong> im Rahmen der Bestandsbetreuung ermöglicht<br />
werden. Hauptaugenmerk liegt hierbei auf dem Anwendungs- und Abgabe-Beleg1 , der<br />
bei der Behandlung und/oder bei der Abgabe von Tierarzneimitteln für Tiere, die der<br />
Lebensmittelgewinnung dienen, vom Tierarzt ausgefüllt werden muss. Dieser Beleg benennt<br />
eindeutig das zu behandelnde Tier und enthält Angaben zum Medikament, zur<br />
Anwendungsart und -dauer, zur angewandten Menge sowie zu Sperrzeiten für Milch<br />
und/oder Fleisch. Der AuA-Beleg muss anschließend vom Tierhalter im Rahmen der<br />
Bestandsbuchführung und vom Tierarzt im Rahmen des Praxismanagements aufbewahrt<br />
werden. Weitere medikamentöse Anwendungen, die der Tierhalter durchgeführt, sind<br />
ebenfalls im Bestandsbuch zu dokumentieren. Um den digitalen Datenaustausch zu gewährleisten,<br />
ist Voraussetzung, dass die Stammdaten der betreuten Milchviehbetriebe<br />
aktuell (u. a. Angaben zu Tiernamen, zu Lebendnummern, zu den Zugangs- und Abgangsdaten)<br />
für die tierärztliche Praxismanagementsoftware verwendbar sind.<br />
Darüber hinaus soll die Anwendung die Beteiligten bei der Erstellung von Übersichten,<br />
z. B. Diagnoseübersicht für Einzeltiere und für den Bestand unterstützen. Diese Übersichten<br />
sollen in der zeitlichen Perspektive flexibel (z. B. Monats- und Jahresübersichten)<br />
gestaltbar sein. Inhaltlich dokumentieren diese die Diagnosen und Behandlungen<br />
zum einen für den Bestand im Jahresverlauf. Zum anderen dokumentieren<br />
die Einzeltierberichte die Krankheitsgeschichte eines Tieres von der Aufnahme in den<br />
Bestand bis zum Abgang, ergänzt um die Daten von Kalbungen. Dadurch sollen Bestandsprobleme<br />
klarer ersichtlich und Entscheidungen zu Einzeltieren einfacher abzuleiten<br />
sein.<br />
Da die Anforderungen an Tierhalter und Tierärzte seitens des Gesetzgebers oder anderer<br />
Partner Änderungen unterliegen, ist das System so zu konzipieren, dass Anpassungen,<br />
Erweiterungen bzw. Veränderungen flexibel vorgenommen werden können. So würde<br />
z. B. das Hinzufügen eines Moduls Klauenpflege inhaltlich wünschenswert sein, um<br />
z. B. Beobachtungen des Klauenpflegers bei der tierärztlichen Betreuung einbeziehen<br />
zu können. Um dies zu gewährleisten, bietet sich ein modularer Aufbau des Systems an<br />
1 Der Anwendungs- und Abgabebeleg wird auch als AuA-Beleg oder als Kombibeleg bezeichnet. Im<br />
Rahmen der Arbeit wird der Begriff AuA-Beleg verwendet.<br />
4
5<br />
<strong>Einleitung</strong><br />
und kann als Wunschkriterium genannt werden. Des Weiteren ist eine Erweiterung hinsichtlich<br />
Fütterungsdaten und -auswertungen oder betriebswirtschaftlicher Auswertungen<br />
mit hinterlegter Erfassung von Kosten, z. B. Tierarztkosten pro Einzeltier, im<br />
Rahmen weiterer Module vorstellbar. Fütterungsdaten deshalb, weil diese Hinweise auf<br />
das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Tieren ermöglichen. Betriebswirtschaftliche<br />
Auswertungen, um eine bessere Entscheidungsgrundlage z. B. für die<br />
weitere tierärztliche Behandlung bei einem Einzeltier zu erhalten oder aber auch als<br />
Kontrollinstrument zur Entwicklung von Medikamenten- und Tierarztkosten. Im<br />
Rahmen dieser Arbeit wird die grundlegende Konzeption des Tiergesundheitssystems<br />
vorgelegt. Die aufgezeigten inhaltlichen Erweiterungsmöglichkeiten sind nicht Gegenstand<br />
dieser Arbeit.<br />
Die aufgezeigte inhaltliche Ausrichtung des Tiergesundheitssystems sowie die dargestellten<br />
Anforderungen (z. B. web-basiert) zeigen auf, dass es sich beim Tiergesundheitssystem<br />
nicht um Einzelanwendung handelt. Vielmehr sollen durch das System die<br />
Nutzer von IT-Aufgaben (z. B. regelmäßige Wartung, Updates) entlastet werden. Aus<br />
diesem Grund ist das System als IT-basierte Dienstleistung konzipiert.<br />
1.3 Vorgehensweise<br />
Die vorliegende Arbeit führt Belange der Veterinärmedizin und der Milchviehhaltung<br />
unter Nutzung neuer IT zusammen. Hierbei ist das Ziel die optimierte Nutzung von<br />
vorhandenen Tiergesundheitsdaten. Diese interdisziplinäre Herangehensweise war erforderlich,<br />
um das integrierte Tiergesundheitssystem für die beiden Nutzergruppen<br />
Milchviehhalter und Hoftierärzte erfolgsorientiert zu positionieren. Die Vorgehensweise<br />
des Forschungsvorhabens setzt sich aus folgenden Abschnitten zusammen:<br />
� Erarbeitung der thematischen Grundlagen,<br />
� IST-Analyse, Nutzerklassifikation und Marktanalyse,<br />
� Gesamtentwurf des Tiergesundheitssystems,<br />
� Umsetzungsplanung mit Erarbeitung des Geschäftsmodells inklusive<br />
�<br />
Ressourcenplanung sowie Prozessdarstellung und,<br />
Pilotphase.<br />
Die Erarbeitung der thematischen Grundlagen bildete die Basis für die vorliegende<br />
Arbeit. Dazu wurden die Bereiche Tiergesundheit, Informationstechnologie sowie ITbasierte<br />
Dienstleistungen näher betrachtet und bezogen auf die vorliegenden Fragestellungen<br />
dargestellt (Kapitel 2). Darüber hinaus wurden in Kapitel 2 die relevanten
<strong>Einleitung</strong><br />
Nutzergruppen sowie deren derzeitige, im Kontext relevanten Aktivitäten beschrieben.<br />
Um ein neues Produkt am Markt erfolgreich zu positionieren, ist es notwendig, sich<br />
über die aktuelle Situation einen Überblick zu verschaffen. Die Darstellung der IST-<br />
Situation bei Tierhaltern und Tierärzten hinsichtlich des Einsatzes und der Verwendung<br />
von branchenspezifischer IT (1), einer Nutzerklassifikation zum Tiergesundheitssystem<br />
(2) sowie Marktanalysen zur branchenspezifischen Software für Tierhalter und Tierärzte<br />
(3) dienten dazu. Dabei wurden folgende Forschungsfragen formuliert und beantwortet:<br />
(1) In welchem Umfang ist die Ausstattung und Anwendung von IT bei Tierhaltern<br />
und Tierärzten gegeben? Gibt es hierbei regionale Unterschiede in den Untersuchungsregionen<br />
Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein, die durch unterschiedliche<br />
landwirtschaftliche Struktur bedingt sind? Wie schätzen die Nutzergruppen<br />
Anwendungen des geplanten Tiergesundheitssystems ein und wie ist<br />
ihre Nutzungsbereitschaft?<br />
(2) Welche Nutzertypen können bei Tierhaltern und Tierärzten hinsichtlich der bisherigen<br />
Einschätzung und Nutzungsabsichten identifiziert werden?<br />
(3) Welche relevanten Branchensoftwareanwendungen gibt es für Milchviehhalter<br />
und praktizierende Tierärzte? Welche Datenaustauschformate sind vorhanden?<br />
Anknüpfend an diese Ergebnisse wurde das integrierte Tiergesundheitssystem<br />
konzipiert und entwickelt. Anschließend erfolgte die Erarbeitung eines Geschäftsmodells<br />
mit Ressourcenplanung, der Darstellung der Geschäftsprozesse sowie möglicher<br />
Preisbeispielen. Abschließend wurde das entwickelte Tiergesundheitssystem in<br />
einer Pilotphase getestet. Die hieraus gewonnenen Ergebnisse bilden die Grundlage für<br />
eine erste Optimierung die jedoch im Rahmen nachfolgenden Vorhaben zur<br />
Implementierung des Tiergesundheitssystems umzusetzen ist (Kapitel 4).<br />
Für die genannten Komponenten war es erforderlich, das richtige methodische Vorgehen<br />
zu wählen, die Instrumente der Datenerhebung zu entwickeln und die Datenauswertung<br />
durchzuführen. Es wurden Methoden aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen<br />
verwendet, u. a. aus dem Produktmanagement, der Produktentwicklung und<br />
dem strategischen Management. Hierauf wird detailliert in Kapitel 3 eingegangen.<br />
Die ermittelten Ergebnisse werden in Kapitel 5 diskutiert und Schlussfolgerungen für<br />
die Implementierung des Systems abgeleitet. Abschließend wird in Kapitel 6 eine Zusammenfassung<br />
der vorliegenden Arbeit gegeben.<br />
6
7<br />
<strong>Einleitung</strong><br />
Die gewählte Vorgehensweise und die einzelnen Komponenten werden schematisch<br />
nachfolgend aufgezeigt (Abbildung 1).<br />
Methodenwahl und -<br />
darstellung<br />
zur Datenerhebung<br />
und zur<br />
Datenauswertung für<br />
die jeweiligen<br />
Komponenten<br />
Abbildung 1: Schematische Darstellung zur Vorgehensweise<br />
1.4 Einbindung des Vorhabens in den Forschungsverbund<br />
IT Food Trace<br />
Das Vorhaben wurde innerhalb des BMBF-geförderte Forschungsverbundes IT<br />
FoodTrace2 erarbeitet (www.itfoodtrace.de). Der Forschungsverbund vereinigte über<br />
30 Wirtschaftsunternehmen, Institutionen und Organisationen, u. a. IBM Deutschland<br />
GmbH, KTBL e. V., <strong>Universität</strong> Göttingen und <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong>. Ziel des transdisziplinär<br />
ausgerichteten Forschungsverbundes war es „den Informationsbedarf aller<br />
Akteure der Wertschöpfungskette tierische Lebensmittel inner- und überbetrieblich zu<br />
ermitteln, zu analysieren und zu integrieren“ (KOORDINATION IT FOODTRACE o. J., 13).<br />
Ferner war die Entwicklung von IT-Lösungen für die Wertschöpfungskette tierische<br />
Lebensmittel zur Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit Gegenstand des<br />
2 Förderkennzeichen 0330761A<br />
Erarbeitung der relevanten Grundlagen<br />
IST-Analyse Tierhalter und Tierärzte,<br />
Markt- und Potentialanalyse Branchensoftware<br />
Konzeption und Entwicklung des<br />
integrierten Tiergesundheitssystems<br />
Geschäftsmodell mit Ressourcenplanung und<br />
Prozessdarstellung<br />
Pilotphase<br />
Zusammenführung der Ergebnisse und<br />
Identifizierung offener Fragestellungen<br />
Diskussion und Schlussfolgerungen
<strong>Einleitung</strong><br />
Forschungsverbundes. Es wurde sowohl auf jeder Wertschöpfungsstufe der Wertschöpfungskette<br />
tierische Lebensmittel als auch kettenübergreifend geforscht.<br />
Abbildung 2 zeigt die Wertschöpfungskette tierische Lebensmittel und die kritischen<br />
Punkte bzw. Medienbrüche innerhalb der Kette.<br />
Abbildung 2: Überblick über die Umsetzung der EU-Rechtsschriften in Deutschland und die kritischen<br />
Übergänge in der Wertschöpfungskette (Quelle: Koordination IT FoodTrace)<br />
Das vorliegende Projekt ist auf der Wertschöpfungsstufe Landwirtschaft/Tierhaltung<br />
angesiedelt und wurde im Rahmen des Teilprojektes 2.2. „Geschäftsmodelle und<br />
Kosten-Nutzen-Analyse“ bearbeitet. Es betrachtet Beziehungen im Bereich der Milchviehhaltung.<br />
Die relevanten Nutzergruppen werden in Kapitel 2 beschrieben. Die Untersuchungen<br />
erfolgten zwischen 2006 und 2009 in Baden-Württemberg und Schleswig-<br />
Holstein.<br />
8
2 Grundlagen<br />
9<br />
Grundlagen<br />
Im folgenden Kapitel werden die inhaltlichen Bezüge der Arbeit zusammen geführt.<br />
Ferner wird das Beziehungsgefüge erläutert, in welches das integrierte Tiergesundheitssystem<br />
einzuordnen ist. Dazu werden die relevanten Prozessteilnehmer beschrieben.<br />
Nachfolgend werden aktuell laufende Optimierungsansätze, die inhaltliche oder technologische<br />
Aspekte des Tiergesundheitssystems aufgreifen, dargelegt.<br />
2.1 Begriffe und Abgrenzung im Kontext der vorliegenden Arbeit<br />
Im Folgenden werden die wesentlichen Begriffe, die dieser Arbeit zugrunde liegen erläutert.<br />
Dazu wird auf die Begriffe Tiergesundheit und Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie in der Tierhaltung eingegangen und diese in den Kontext<br />
der Arbeit eingeordnet. Abschließend werden die Begriffe Dienstleistung und ITbasierte<br />
Dienstleistungen erklärt. Das Kapitel schließt mit Ausführungen zur<br />
strategischen Entwicklung von IT-basierten Dienstleistungen.<br />
2.1.1 Tiergesundheit<br />
Im Kontext der vorliegenden Arbeit wird eine Verbesserung der Tiergesundheit dadurch<br />
angestrebt, dass für die Datenhaltung, die Informationsbereitstellung und die<br />
Kommunikation im Beziehungsgeflecht von Tierhaltern, Tierärzten und dem LKV<br />
Baden-Württemberg Optimierungsansätze konzipiert und analysiert werden. In diesem<br />
Zusammenhang wird Tiergesundheit gemäß der allgemein gefassten Definition von<br />
WIESNER und RIBBECK (2000, 1458) verwendet, wonach Tiergesundheit als „Freiheit<br />
des tierischen Organismus von Tierkrankheiten“ definiert ist.<br />
Die relevanten Aspekte des Komplexes Tiergesundheit sind einzelbetriebliche und gesellschaftliche<br />
Aspekte. Zu den einzelbetrieblichen Aspekten zählen tierindividuelle und<br />
betriebsspezifische Punkte der Tiergesundheit. Diese haben Auswirkungen auf den<br />
ökonomischen Erfolg des landwirtschaftlichen Betriebes. Die gesellschaftlichen<br />
Aspekte fokussieren den vorbeugenden Verbraucherschutz durch optimale Tiergesundheit.<br />
Der vorbeugende Verbraucherschutz konzentriert sich auf die Vermeidung von<br />
Krankheitsübertragungen vom Tier auf den Menschen, sogenannte Zoonosen. Die<br />
Überwachung von Zoonosen und anderen Tierkrankheiten, der Tierhaltung und von<br />
Tiertransporten sowie der Lebensmittel- und Umwelthygiene wird u. a. im Rahmen des<br />
öffentlichen Tiergesundheitswesens gewährleistet. Dieser Bereich der Tiergesundheit ist<br />
insofern indirekt thematisiert, als eine Optimierung der Tiergesundheit auf der Er-
Grundlagen<br />
zeugerseite mit der Minimierung der Gefahren des vorbeugenden Verbraucherschutzes<br />
einhergeht.<br />
Tiergesundheit kann nach EILERS (2007, o. S.) durch vier Bereiche positiv wie negativ<br />
beeinflusst werden. Diese Bereiche sind:<br />
� die Genetik,<br />
� die Fütterung,<br />
� die Haltung und<br />
� das Management.<br />
Auf den Bereich der Genetik haben der Tierhalter sowie der Tierarzt nur einen begrenzten,<br />
indirekten Einfluss im Rahmen der Besamung. Dagegen kann auf die Bereiche<br />
Fütterung, Haltung und Management direkt Einfluss genommen werden. Wie<br />
stark die Tiergesundheit den ökonomischen Ertrag von Milchviehbetrieben beeinflusst,<br />
wurde in verschiedenen Studien untersucht (vgl. ANACKER 2003; MARTENS et al. 2006;<br />
WANGLER 2007; PLATEN et al. 2007). Ältere Forschungen fokussierten die Laktationsleistungen.<br />
Die neueren Forschungen legen das Augenmerk verstärkt auf eine längere<br />
Nutzungsdauer der Tiere sowie eine vernetzte Betrachtung von Milchleistung und Tiergesundheit.<br />
Einheitlich ist, dass alle Untersuchungen der Tiergesundheit in der Milchviehhaltung<br />
dieser einen bedeutsamen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit zuweisen. Der<br />
wirtschaftliche Beitrag kann einerseits durch Erlösausfall und/oder andererseits durch<br />
zusätzliche Aufwendungen entstehen.<br />
Zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Milchviehbetrieben leistet das Tiergesundheitssystem<br />
einen Beitrag. Konkret sind Optimierungspotentiale zu erwarten:<br />
� durch Medikamentenminimierung aufgrund verbesserten und frühzeitigen<br />
Informationsaustauschs zwischen Tierhalter und Hoftierarzt,<br />
� durch optimierte Durchführung von administrativen Pflichten und<br />
� in einer längerfristigen Perspektive durch verbessertes genetisches Zuchtmaterial<br />
aufgrund der Nutzung von statistischen Langzeitauswertungen zur Tiergesundheit.<br />
2.1.2 Informations- und Kommunikationstechnologien in der Tierhaltung<br />
Die Informationstechnik sowie die Kommunikationstechnik haben sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten stark weiterentwickelt und fanden in alle Bereiche des Lebens<br />
Eingang. KRCMAR (2005, 27) definiert die Informations- und Kommunikationstechnik<br />
als „die Grundgesamtheit der zur Speicherung, Verarbeitung und Kommunikation zur<br />
10
11<br />
Grundlagen<br />
Verfügung stehenden Ressourcen sowie die Art und Weise, wie diese Ressourcen<br />
organisiert sind.“ Darüber hinaus führt KRCMAR (2005, 27) aus, dass Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie im engeren Sinne des deutschen Begriffs Technik eine<br />
Teilmenge des englischen Begriffs information technology (IT) ist. Aus diesem Grund<br />
wird häufig und auch in der vorliegenden Arbeit lediglich Informationstechnologie (IT)<br />
als Begriff verwendet, worunter auch Kommunikationstechnologien gefasst werden.<br />
Der inhaltliche Schwerpunkt dieser Arbeit ist im Bereich Precision Agriculture verortet.<br />
Unter Precision Agriculture sind Ansätze zu fassen, die mithilfe der Mikroelektronik<br />
und IT zu einer neuen Qualität nachhaltiger pflanzlichen Produktion und Tierhaltung<br />
durch rechnergestütztes Betriebsmanagement beitragen. Precision Agriculture untergliedert<br />
sich in Precision Farming und Precision Livestock Farming (RATSCHOW 2004,<br />
8). Mittels elektronisch unterstützter Systeme sollen folgende Punkte erreicht werden<br />
(RATSCHOW 2004, 8; GROOT KOERKAMP et al. 2007, 17):<br />
� die Optimierung des Datentransfers in allen Agrar-Produktionssystemen,<br />
� die Verknüpfung von Daten in übergeordnete Managementsysteme,<br />
� die Nutzung von Regelkreisen und Informationssystemen als Mittel zur Verbesserung<br />
des Verbrauchervertrauens,<br />
� die Erhöhung der Produktqualität,<br />
� die Verbesserung der Gesundheit und des Komforts für Mensch und Tier sowie<br />
� die Schonung natürlicher Ressourcen.<br />
Im Zentrum des Precision Livestock Farming steht das Einzeltier. Die Daten werden<br />
über die elektronische Tieridentifikation generiert und im rechnergestützten Betriebsmanagement<br />
aufgearbeitet und qualifiziert umgesetzt. Mittels Sensoren am Tier können<br />
Daten hinsichtlich der Tiergesundheit, des Tierverhaltens, der Ertragserfassung und<br />
weiterer Arbeitsvorgänge (z. B. Fütterung, Behandlung) erhoben und dem Einzeltier<br />
zugeordnet werden (RATSCHOW 2004, 8, BRUNSCH et al. 2007, 12). Der Einsatz neuartiger<br />
Sensortechnik im Precision Livestock Farming wirkt sich positiv auf die nachhaltige<br />
Tierhaltung, die Tiergesundheit, die Produktqualität und die Rentabilität der<br />
Tierhaltung aus (GROOT KOERKAMP et al. 2007, 17). Ein Subbereich des Precision<br />
Livestock Farming ist das Precision Diary Farming (Präzise Milchviehhaltung). In der<br />
Milchviehhaltung werden bereits seit Langem elektronisch unterstützte Systeme angewendet,<br />
da die Kuh als Einzeltier einen hohen Wert darstellt und eine lange<br />
Nutzungsdauer üblich ist (BRUNSCH et al. 2007, 12). Im Precision Diary Farming stellt<br />
die Aufbereitung von Einzelinformationen sowie deren Verknüpfung mit anderen
Grundlagen<br />
Datenquellen z. B. der Milchleistungsprüfung oder mit vorhandenen Daten, einen<br />
wesentlichen Bereich dar (BRUNSCH et al. 2007, 14; SPILKE et al. 2003, 19ff).<br />
2.1.3 Allgemeine und spezifische Auslegungen des Begriffs Dienstleistung<br />
Der Begriff Dienstleistung wird sowohl im gesellschaftlichen als auch im wissenschaftlichen<br />
Kontext vielseitig verwendet und hat ein breites Spektrum an Bedeutungen. Aus<br />
diesem Grund ist es erforderlich, den Begriff abzugrenzen. Dazu wird zunächst auf den<br />
Begriff Dienstleistung allgemein eingegangen. Anschließend wird dieser entsprechend<br />
der verwendeten Technologie spezifiziert und es werden IT-basierte Dienstleistungen<br />
genauer betrachtet. Abschließend wird erörtert, inwieweit IT-basierte Dienstleistungen<br />
im Agrarsektor Anwendung finden und wie eine standardisierte Entwicklung von ITbasierten<br />
Dienstleistungen im Agrarsektor erfolgen kann.<br />
2.1.3.1 Dienstleistungen<br />
Der Begriff Dienstleistung ist als theoretisches Konstrukt aufzufassen, der einen<br />
empirisch beobachtbaren Sachverhalt beschreibt (KLEINALTENKAMP 2001, 29). Es<br />
existiert eine Vielzahl an Begriffsfassungen für den Begriff Dienstleistung. Diese haben<br />
nebeneinander Bestand, sind jedoch mehr oder weniger zweckmäßig im entsprechenden<br />
Kontext (KLEINALTENKAMP 2001, 29ff; BACKHAUS et al. 2002, 30ff; MÖRSCHEL UND<br />
HOECK 2005, 129f).<br />
In der Wissenschaft hat sich die Abgrenzung anhand von konstitutiven Merkmalen<br />
etabliert. Aber auch hier gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Herangehensweisen<br />
(vgl. dazu KLEINALTENKAMP 2001, 32ff; MÖRSCHEL UND HOECK 2005, 126ff).<br />
Konkret zeichnet sich eine Definition als vorherrschend ab, die auf „die gleichzeitige<br />
Existenz bestimmter Besonderheiten auf allen drei Leistungsebenen“<br />
(KLEINALTENKAMP 2001, 40) abhebt. KLEINALTENKAMP (1998, 42) definiert Dienstleistungen<br />
als Leistungen:<br />
� bei denen ein Leistungspotential existiert, das die Fähigkeit und Bereitschaft zur<br />
Erbringung einer Leistung bereithält (Leistungspotential),<br />
� in deren Erstellungsprozesse externe Faktoren integriert werden, an denen oder<br />
mit denen die Leistung erbracht wird (Leistungserstellungsprozess), und<br />
� deren Ergebnisse bestimmte materielle oder immaterielle Wirkungen an den externen<br />
Faktoren darstellen (Leistungsergebnis).<br />
12
13<br />
Grundlagen<br />
MEFFERT UND BRUHN (2006, 33) definieren Dienstleistungen als „selbständige, marktfähige<br />
Leistungen, die mit der Bereitstellung […] und/oder dem Einsatz von Leistungsfähigkeiten<br />
(zum Beispiel Friseurleistung) verbunden sind (Potentialorientierung).<br />
Interne […] und externe Faktoren […] werden im Rahmen des Erstellungsprozesses<br />
kombiniert (Prozessorientierung). Die Faktorenkombination des Dienstleistungsanbieters<br />
wird mit dem Ziel eingesetzt, an den externen Faktoren, an Menschen […] oder<br />
an Objekten […] Nutzen stiftende Wirkungen […] zu erzielen (Ergebnisorientierung).“<br />
Aus den aufgeführten Definitionen lässt sich zusammenfassen, dass die Dimensionen<br />
der Leistungserstellung Leistungspotential – Erstellungsprozess – Ergebnis zur Abgrenzung<br />
von Dienstleistungen herangezogen werden. Die genannten Dimensionen beinhalten<br />
wichtige Merkmale von Dienstleistungen in unterschiedlicher Ausprägung und<br />
Intensität (z. B. Leistungsbereitschaft, Immaterialität, Integration des externen Faktors).<br />
Für die vorliegende Arbeit wird die Definition nach MEFFERT und BRUHN angewandt.<br />
In der konkreten Übertragung stellt die Bereitstellung des Tiergesundheitssystems dabei<br />
die Leistungsfähigkeit dar. Das Leistungspotential, das im Erstellungsprozess durch<br />
Tierärzte und LKV erzeugt wird und für Tierärzte, Tierhalter und LKV eine Nutzen<br />
stiftende Wirkung bzw. Ergebnis aufweist.<br />
Ebenso wie es eine Vielzahl von Begriffsabgrenzungen gibt, existieren verschiedene<br />
Ansätze zur Systematisierung von Dienstleistungen (vgl. BULLINGER UND MEIREN 2001,<br />
157ff; BACKHAUS et al. 2002, 32ff; MÖRSCHEL UND HOECK 2005, 130ff; OPITZ UND<br />
SCHWENGELS 2005, 25; MEFFERT UND BRUHN 2006, 29). In dieser Arbeit liegt der<br />
Fokus aufgrund der verwendeten Technologie auf IT-basierte Dienstleistungen. Diese<br />
werden nachfolgend eingehender betrachtet.<br />
2.1.3.2 IT-basierte Dienstleistungen<br />
IT-basierte Dienstleistungen kommen z. B. bei Versicherungen, im E-Business, beim E-<br />
Learning zum Einsatz. IT-basierte Dienstleistungen zeichnen sich durch die Nutzung<br />
von IT bei der Erstellung der Dienstleistung aus. Dabei ist das Ergebnis IT-basierter<br />
Dienstleistungen weitgehend immateriell (LAQUA 2008, 3ff). BÖTTCHER UND MEYER<br />
(2004, 12f) präzisieren IT-basierte Dienstleistungen als „Dienstleistungen, deren Nutzen<br />
für den Kunden […] durch den Einsatz von Informations- und Kommunikations (IuK)-<br />
Technologien entsteht. Sie treten auf in Form von Dienstleistungen, deren effiziente<br />
Gesamterbringung nur durch den Einsatz von IuK-Technologie gewährleistet werden<br />
kann, als begleitende Dienstleistungen zu Produkten der IuK-Technologie sowie als
Grundlagen<br />
komplexe Hybridprodukte von Dienstleistungen und IuK-Produkten.“ Aus dieser<br />
Definition kann eine Klassifizierung von IT-basierten Dienstleistungen, entsprechend<br />
der Dienstleistungs-IT-Kombination abgeleitet werden. Es werden mit zunehmender<br />
Dienstleistungs-IT-Kombination unterschieden: durch IT unterstützte Dienstleistungen,<br />
IT-begleitende Dienstleistungen und integriertes Hybridprodukt (vgl. MEYER UND VAN<br />
HUSEN 2008, 14).<br />
Die Grenzen zwischen diesen Gruppen sind fließend. Eine klare Abgrenzung ist deshalb<br />
nicht möglich.<br />
Im Gegensatz zur Gliederung von MEYER UND VAN HUSEN unterscheiden FÄHNRICH et<br />
al. (1999, 29ff) IT-basierte Dienstleistungen hinsichtlich ihres Standardisierungsgrads,<br />
der Variantenvielfalt, der Kontaktintensität sowie der Koppelung an materielle Güter.<br />
Es werden vier Dienstleistungstypen abgegrenzt:<br />
Service Factory: IT-basierte Dienstleistungen mit geringer Kontaktintensität<br />
z. B. bei Versicherung, bei Logistikunternehmen.<br />
Service Shop: IT-basierte Dienstleistungen mit niedrigem Standardisierungsgrad<br />
und einer starken Kopplung an materielle Güter (z. B.<br />
Montage, Wartungs-, Instandhaltungs- und Reparaturdienstleistungen).<br />
Professional Services: IT-basierte Dienstleistungen mit hoher Kontaktintensität.<br />
Diese sind sehr kundenspezifisch und vielfältige in der Ausprägung<br />
(z. B. Business Services von Beratungs- und Marktforschungsunternehmen,<br />
Engineering-Dienstleistungen).<br />
Mass Services: Dieser Typ vereint standardisierte Dienstleistungen z. B. von<br />
Handelsunternehmen, Banken).<br />
Nach MÖRSCHEL UND HOECK (2005, 76f) sind unter dem Typ Service Factory Einzeldienstleistungen<br />
zu fassen. Der Typ Service Shop beinhaltet vor allem Variantendienstleistungen.<br />
Zum Typ Professional Service werden zumeist wissensintensive Dienstleistungen<br />
gezählt und zum Typ Mass Service kundenintegrative Dienstleistungen.<br />
Da nicht die IT, sondern die zu erstellenden Dienstleistungen im Zentrum der Betrachtungen<br />
stehen, wird für diese Arbeit die Typologisierung nach FÄHNRICH et al.<br />
(1999) als zweckmäßig erachtet. Das Tiergesundheitssystem ist vor allem dem Dienstleistungstyp<br />
Mass Service zu zuordnen. Es enthält jedoch Elemente des Typs Service<br />
14
Factory.<br />
15<br />
Grundlagen<br />
Neben der strukturellen Einordnung von IT-Dienstleistungen ist weiter zu klären,<br />
welche inhaltlichen Aufgaben durch IT in landwirtschaftlichen Unternehmen übernommen<br />
werden. WENDT et al. (2004, 35ff) unterscheidet drei verschiedene Aufgaben,<br />
welche „sowohl die produktive Nutzung von IT für den originären Leistungsprozess des<br />
landwirtschaftlichen Unternehmens als auch die Herstellung und Bewahrung der Nutzbarkeit<br />
dieser Technologien betreffen“ (WENDT et al. 2004, 35):<br />
� Aufgaben bei Nutzung von Informationsverarbeitung (IVN)<br />
Anwendung von IT zur Lösung des Leistungssystems von Management- und<br />
Vorgangsbearbeitungsaufgaben;<br />
� Informationsverarbeitungs-Management-Aufgaben (IVM)<br />
Management-Aufgaben, welche sich auf die Gestaltung und den Betrieb des<br />
Informationssystems beziehen;<br />
� Informationsverarbeitung-Service-Aufgaben (IVS):<br />
Wahrung der Betriebsbereitschaft des Informationssystems sowie sichernde<br />
Service-Aufgaben.<br />
Das Tiergesundheitssystem zielt auf die Lösung des Leistungssystems von<br />
Management- und Vorgangsbearbeitungsaufgaben ab und ist somit den IVN-Aufgaben<br />
mehrheitlich zu zuordnen. Es gibt jedoch auch Auswirkungen auf die IVM- sowie die<br />
IVS-Aufgaben. Insgesamt soll eine Entlastung der Tierhalter im Bereich IT-relevante<br />
Aufgaben durch das Tiergesundheitssystem erzielt werden.<br />
2.1.3.3 Systematische Entwicklung von IT-basierte Dienstleistungen im<br />
Agrarsektor<br />
Neben den üblichen IT-basierten Dienstleistungen, z. B. Online-Banking oder Online-<br />
Shop, werden spezifische, auf den Agrarsektor ausgerichtete IT-basierte Dienstleistungen<br />
durch Landwirte genutzt z. B. stufenübergreifende Informationssysteme<br />
innerhalb von Wertschöpfungsketten. Diese Systeme fokussieren den stufenübergreifenden,<br />
internetbasierten Informationsaustausch innerhalb einer Wertschöpfungskette.<br />
Beispiele für die Wertschöpfungskette Schweinfleisch sind u. a. die Mais-<br />
<strong>Datenbank</strong>, Farmers Friend, Westfleisch Extranet, Qualifood (vgl. BAHLMANN et al.<br />
2009, 3). Ein weiteres Beispiel für spezifische IT-basierte Dienstleistungen im Agrarsektor<br />
ist die internetbasierte Ackerschlagkartei zum Beispiel von MyFarm24. Mittels<br />
dieser Dienstleistung erfolgt die Dokumentation des Pflanzenbaus (vgl. WENDT et al.<br />
2004, 39).
Grundlagen<br />
Die systematische Entwicklung von IT-basierten Agrardienstleistungen erfolgte nach<br />
KÖSTLER (2008, 27) erstmals im Rahmen des Forschungsprojektes INA3 . Das Ziel<br />
dieses Projektes war eine Anpassung der Dienstleistungsentwicklung an die speziellen<br />
Anforderungen und Bedingungen des Agrarsektors (LANGE UND SCHICK 2005, 3;<br />
KÖSTLER 2008, 27f). Dabei wurden insbesondere die spezifischen Unternehmens- und<br />
Produktionsstrukturen des Agrarsektors berücksichtigt. Die entwickelten Lösungen<br />
fokussierten offene Branchenlösungen, richteten sich fast ausschließlich auf die Bereiche<br />
Landtechnik, Pflanzenproduktion und landwirtschaftliche Beratung (KÖSTLER<br />
2008, 27). Im Rahmen des INA-Projektes wurden u. a. eine offene standardisierte<br />
Branchenlösung als Basis für Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, z. B. mittels<br />
agroXML, sowie die systematische Dienstleistungsentwicklung (z. B. Wartungs- und<br />
Kundendienstkonzepte) für die Landwirtschaft realisiert (vgl. STECKEL et al. 2006 5ff;<br />
GEORGI et al. 2005 6). Die tierische Primärproduktion wurde in diesem Projekt<br />
systematisch nicht näher betrachtet. Dieses wurde durch KÖSTLER (2008) aufgegriffen.<br />
Er modifizierte das entwickelte Vorgehensmodell für die standardisierte Entwicklung<br />
von IT-basierten Agrardienstleistungen für den Bereich der Milcherzeugung und zeigt<br />
beispielhafte Anwendungen. Mit dieser Arbeit werden die Erkenntnisse von KÖSTLER<br />
aufgegriffen und bei der Realisierung des Tiergesundheitssystems angewendet, erprobt<br />
und modifiziert.<br />
2.1.4 Geschäftsmodelle<br />
Um nicht nur einen Prototyp zu entwickeln, sondern ein marktfähiges Produkt, ist es erforderlich,<br />
ein dazugehöriges Geschäftsmodell zu erarbeiten. Aus diesem Grund wird<br />
der Begriff Geschäftsmodell spezifiziert und für die vorliegende Arbeit abgegrenzt.<br />
Der Begriff Geschäftsmodell (engl. Business Modell) wird vielfältig verwendet<br />
(SCHEER et al. 2003, 7f; MAGRETTA 2002, 3; OSTERWALDER et al. 2005, 3). Mittels Geschäftsmodell<br />
wird eine modellhafte Beschreibung des Unternehmens bzgl. der Aspekte<br />
welcher Nutzen gestiftet, wie der Nutzen erzeugt und welche Einnahmen daraus<br />
generiert werden, gegeben (STÄHLER 2001, 40f).<br />
THEUVSEN UND VOSS formulieren es allgemeiner: „Ein Geschäftsmodell beschreibt die<br />
Art, wie eine Organisation grundsätzlich ihr Geschäft betreibt.“ (2009, 21). SCHEER et<br />
al. (2003, 8ff) analysieren 28 Begriffsbestimmungen. Nicht einbezogen sind<br />
3 INA steht für das durch das BMWi geförderte Projekt „Integrierte und multimedial gestützte Agrardienstleistungen<br />
in virtuellen Strukturen“. Das Projekt wurde zwischen 2003 und 2006 umgesetzt.<br />
16
17<br />
Grundlagen<br />
Definitionen, die sich auf den Begriff internetbasierte Geschäftsmodelle beziehen und<br />
damit verknüpft mit Technologie sind. Die Analyse der verschiedenen Begriffsbestimmungen<br />
zeigte, dass die inhaltlichen Schwerpunkte auf die Punkte:<br />
Abstraktion/Aggregation, Akteure/Rollen, Betrachtung von Unternehmen, Güter- und<br />
Finanzflüsse, Wettbewerbsumfeld sowie Wertschöpfung fallen. Die daraus abgeleitete<br />
Definition lautet:<br />
„Ein Geschäftsmodell kann als eine abstrahierende Beschreibung der ordentlichen Geschäftstätigkeit<br />
einer Organisationseinheit angesehen werden. Diese Abstraktion basiert<br />
auf einer Abbildung von Organisationseinheiten, Transformationsprozessen, Transferflüssen,<br />
Einflussfaktoren sowie Hilfsmitteln oder einer Auswahl hieraus.“ (SCHEER et al.<br />
2003, 22). In der Spezifikation zur Definition internetbasierter Geschäftsmodelle wird<br />
im Anschluss an die zitierte Definition weiter ausgeführt „…Als Hilfsmittel wird explizit<br />
die Internettechnologie eingesetzt, welche Einfluss auf die Wertschöpfungsorganisation<br />
sowie den Inhalt und die Umsetzung von Transformationsprozessen und<br />
Transferflüssen hat. Charakteristische Akteure sind Intermediäre, Unternehmen und<br />
Endkunden. Wertschöpfungsinhalt sind bevorzugt digitale und im weiteren Sinne<br />
physische Produkte und Dienstleistungen.“ (SCHEER et al. 2003, 29).<br />
Hier wird deutlich der Technologiebezug hergestellt und die Besonderheit der Intermediäre<br />
als Akteure herausgestellt. Der Intermediär wird zur Klasse der Unternehmen<br />
gezählt und kommt in unterschiedlichen Ausprägungen vor (z. B. Aggregator,<br />
Integrator, Infomediär, Broker). Ein Intermediär kann eine aber auch mehrere Rollen<br />
besetzen.<br />
In welcher Form ein Geschäftsmodell abgebildet wird, ist nicht reglementiert. Dennoch<br />
sind Übersichtlichkeit zur schnellen Erfassung der genannten Punkte und Zweckdienlichkeit<br />
anzustreben (SCHEER et al. 2003, 22; STÄHLER 2001, 47).<br />
Mit der Erstellung eines Geschäftsmodells integriertes Tiergesundheitssystem soll eine<br />
hinreichend genaue Charakterisierung erbracht werden, die zu Vergleichen herangezogen<br />
werden kann. Es wird dabei auf die oben genannte Definition internetbasierter<br />
Geschäftsmodelle zurückgegriffen.<br />
2.1.5 Zwischenfazit<br />
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Begriffe Tiergesundheit, Informationstechnologie,<br />
Dienstleistungen sowie Geschäftsmodelle wurden, entsprechend dem jeweiligen
Grundlagen<br />
Kontext, abgegrenzt und eingeordnet.<br />
Unter Tiergesundheit kann das Fehlen von Krankheiten verstanden werden. Neben tierindividuellen<br />
Auswirkungen hat Tiergesundheit auch betriebsspezifische Auswirkungen,<br />
speziell auf den wirtschaftlichen Erfolg des landwirtschaftlichen Betriebes.<br />
Tiergesundheit kann durch Genetik, Fütterung, Haltung und Management beeinflusst<br />
werden. Das Tiergesundheitssystem setzt an den Bereichen Haltung und Management<br />
an.<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie (IT) sind alle zur Speicherung, Verarbeitung<br />
und Kommunikation nutzbaren Ressourcen sowie die Organisation dieser<br />
Ressourcen. Für die Landwirtschaft ist auf Precision Agriculture zu verweisen. Dieses<br />
sind fachspezifische Ansätze, die mittels der Mikroelektronik und IT zu einer neuen<br />
Qualität nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktion durch rechnergestütztes Betriebsmanagement<br />
beitragen. Die Ansätze aus der Tierhaltung werden als Precision<br />
Livestock Farming bezeichnet, der Unterbereich Milchviehhaltung Precision Dairy<br />
Farming. Im Fokus steht hier die Erfassung und Verarbeitung von einzeltierspezifischen<br />
Daten durch elektronische Systeme.<br />
Entsprechend der Merkmale von Dienstleistungen – Leistungsfähigkeit, Erstellungsprozess<br />
und Ergebnis – kann für das Tiergesundheitssystem die Bereitstellung des<br />
Systems als Leistungsfähigkeit, der Erstellungsprozess durch Tierärzte, Tierhalter und<br />
LKV und als Ergebnis der für Tierärzte, Tierhalter und LKV gestifteter Nutzen festgehalten<br />
werden. Aufgrund der verwendeten Technologie wird eine Charakterisierung<br />
als IT-basierte Dienstleistung vorgenommen.<br />
In der Landwirtschaft werden verschiedene Aufgaben durch IT ausgeführt. Es handelt<br />
sich dabei um Aufgaben bei der Nutzung von Informationsverarbeitung,<br />
Informationsverarbeitungs-Management-Aufgaben und Informationsverarbeitungs-<br />
Service-Aufgaben. Das Tiergesundheitssystem zielt auf die Reduzierung der genannten<br />
IT-Aufgaben für Tierhalter, insbesondere der Aufgaben bei der Nutzung von<br />
Informationsverarbeitung.<br />
Geschäftsmodelle bilden die Geschäftstätigkeit einer Organisationseinheit abstrahiert<br />
ab. Da es sich beim Tiergesundheitssystem um ein web-basiertes Angebot handelt,<br />
kommen internetbasierte Geschäftsmodelle zur Anwendung. Damit wird einerseits der<br />
Technologiebezug hergestellt und andererseits die spezifischen Rollen (Kunden,<br />
Partner, Intermediäre, Unternehmen) im Vergleich zum nicht internetbasierten Ge-<br />
18
schäftsmodell verdeutlicht.<br />
19<br />
Grundlagen<br />
Der Literatur kann entnommen werden, dass eine systematische Dienstleistungsentwicklung<br />
im Agrarsektor noch nicht etabliert ist, jedoch erste Arbeiten dazu existieren<br />
(vgl. LANGE UND SCHICK 2005, 3; KÖSTER 2008, 27; STECKEL et al. 2006, 5ff; GEORGI<br />
et al. 2005, 6f).
Grundlagen<br />
2.2 Beziehungsgefüge Tierhalter - Tierärzte - Landeskontrollverband<br />
Um das Beziehungsgefüge zwischen Tierhalter - Tierärzten - Landeskontrollverband<br />
abzubilden, werden diese drei Akteursgruppen dargestellt. Anschließend werden aktuell<br />
laufende Ansätze zur Optimierung von Datenflüssen sowie der Tiergesundheit in der<br />
Milchviehhaltung durch die Akteure bzw. Dritte beschrieben. Abschließend wird für<br />
alle beteiligten Akteure der zu erwartende Nutzen des Tiergesundheitssystems aufgezeigt.<br />
2.2.1 Aktuelle Situation<br />
Im folgenden Abschnitt werden die drei relevanten Akteursgruppen Tierhalter - Tierärzte<br />
- Landeskontrollverband betrachtet. Dabei werden die gegenwärtige Situation und<br />
der elektronische Datenfluss der Prozessteilnehmer abgebildet.<br />
2.2.1.1 Aktuelle Situation - Tierhalter<br />
Darstellung derzeitiger Einflussfaktoren auf Tier haltende Betriebe<br />
Beim Umsatz der Ernährungsindustrie hält Milch mit circa 16 Prozent der Umsatzanteile<br />
die Position zwei nach der Produktgruppe Fleisch (WOHLFARTH et al. 2008, 13).<br />
Milch ist damit eines der wichtigsten Produkte der Agrar- und Ernährungsindustrie. Die<br />
Milcherzeuger sehen sich derzeit weitreichenden Herausforderungen gegenüber, welche<br />
die Milchproduktion beeinflussen. Zu den wichtigsten zählen die Reglementierungen<br />
durch die EU-Agrarpolitik, die Preisentwicklungen für Milch und für Betriebsstoffe, die<br />
Auswirkungen vergangener Fleischskandale und Tierseuchen und u. a. damit verbundenen<br />
höheren Qualitätsanforderungen seitens der Molkereien und der Verbraucher<br />
sowie ein seit Jahren stattfindender Strukturwandel in der Landwirtschaft (RIESTER UND<br />
GRASER 2009, 8ff; GLEBE et al. 2008, 285, WINDHORST 2008, 27f).<br />
Die deutsche Landwirtschaft wird maßgeblich durch die EU-Agrarpolitik beeinflusst.<br />
Ein freier Markt mit der Steuerung über Angebot und Nachfrage ist weitgehend ausgesetzt.<br />
Zur Steuerung des Milchsektors wurde im Jahr 1984 eine Quotenregelung eingeführt.<br />
Damit wurde das Milch-Angebot begrenzt. Quotenrechte und damit Milchlieferrechte<br />
mussten durch die Tierhalter erkauft werden. Überlieferungen hatten und<br />
haben Strafzahlungen zur Folge. Nach Beschluss der EU-Agrarminister soll die Quotenregelung<br />
bis 2015 abgeschafft werden. Bis 2015 wird die Quote schrittweise erhöht,<br />
sodass mehr Milch durch die europäischen Milchviehhalter angeliefert werden kann und<br />
20
21<br />
Grundlagen<br />
das Milchangebot auf dem Markt steigt. Damit muss sich die deutsche Landwirtschaft<br />
auf neue Markt- und Rahmenbedingungen einstellen. Die Betreiber von Milchviehbetrieben<br />
müssen entscheiden, wie sie auf die veränderten Bedingungen reagieren<br />
(RIESTER et al. 2009, 193ff).<br />
Neben den Rahmenbedingungen des Marktes spielen die Preise für die erzeugten Güter<br />
und für Betriebsstoffe eine wesentliche Rolle, um wirtschaftlich zu arbeiten. In<br />
Deutschland war die Preisentwicklung für Milch in den letzten Jahren rückläufig.<br />
Lediglich 2001 und Ende 2007/Anfang 2008 konnten steigende Preise für Milch erzielt<br />
werden. Im Jahr 2001 war diese Preisentwicklung verursacht durch die BSE-Krise. Der<br />
Preisanstieg 2007/2008 kann zurückgeführt werden auf Ereignisse auf dem Weltmarkt,<br />
die zu einer erhöhten Nachfrage nach Milch führten. Ab Mitte 2008 hatte das verlangsamte<br />
Wirtschaftswachstums weltweit drastischen Einfluss auf die Erzeugerpreise<br />
für Milch und führte zu sinkenden Erzeugerpreisen (RIESTER et al. 2009, 216f).<br />
Während im Oktober 2007 die Erzeuger in Deutschland über 40 Cent für ein Kilogramm<br />
Milch (bei 3,7 % Fett, 3,4 % Eiweiß ab Hof, ohne Mehrwertsteuer) erhielten<br />
(LEL 2009a, 21), lagen die Erzeugerpreise im März 2009 bei 23,9 Cent für das Kilogramm<br />
Milch (LEL 2009b, 2). Die hohen Erzeugerpreise 2007/2008 bewirkten eine<br />
Steigerung des Angebots, worauf der Markt mit Preissenkungen reagierte (WOHLFARTH<br />
et al. 2008, 15).<br />
Die Preisentwicklungen für Betriebsstoffe stiegen zwischen 2000 und 2007 kontinuierlich.<br />
Im Jahr 2008 wurde eine Preissteigerung um durchschnittlich 22 % im Vergleich<br />
zum Vorjahr registriert. Die Erzeugerpreise stiegen im Vergleich zwischen 2008 und<br />
2007 um lediglich 8 %. Produktspezifisch waren die Preissteigerungen sehr unterschiedlich.<br />
Düngemittel verzeichnete mit einer Steigerung um 102 % den höchsten Anstieg.<br />
Energiekosten erhöhten sich um 26 % und die Kosten für Futtermittel um 29 %. Tierarztkosten<br />
stiegen im Jahr 2008 ebenfalls deutlich um 15 %, was die Kostensituation<br />
von Milchviehbetrieben negativ beeinflusst (ZMP 2008/340b).<br />
Fleischskandale und Tierseuchen haben zu Verunsicherungen beim Verbraucher geführt<br />
(HORVATH 2004, 92ff, SPILLER UND SCHULZE 2008, 234ff). Bei den Tierhaltern führten<br />
Maßnahmen, z. B. Impfungen im Rahmen des Qualitätsmanagements und der damit<br />
verbundene Arbeitsaufwand zu zusätzlichen Kosten für die Milchviehhalter und Tierärzte<br />
(PETERSEN et al. 2008a, 201; LAUEN 2006, 88). Um sichere Produkte im Lebensmitteleinzelhandel<br />
vorzufinden, aber auch um bei zukünftigen Risikoereignissen besser
Grundlagen<br />
reagieren zu können, fordern Verbraucher und die Abnehmer von Milch, z. B. bei<br />
Molkereien ein nachweisbares Qualitätsmanagement beispielsweise durch das System<br />
QM-Milch (HORVARTH 2004, 56). Maßnahmen im Qualitätsmanagement sind für den<br />
Tierhalter mit zusätzlichem Arbeits- und Dokumentationsaufwand verbunden. Für den<br />
Tierhalter bieten sie die Nachweisbarkeit der Einhaltung rechtlicher Vorgaben sowie die<br />
Erfüllung seiner Sorgfaltspflicht (RIESTER UND GRASER 2009, 16).<br />
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist kein neues Phänomen (vgl. Abbildung 5).<br />
Dieser findet seit mehr als 30 Jahren statt. Zwischen 1997 und 2007 gaben rund 70.000<br />
Milchviehhalter in Deutschland ihre Betriebe auf (WOHLFARTH et al. 2008, 16).<br />
Besonders betroffen ist Süddeutschland. In Bayern ging die Anzahl der Milchviehhalter<br />
zwischen 1999 und 2007 um etwa 27 % zurück und in Baden-Württemberg um etwa<br />
43 % (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK UND DATENVERARBEITUNG O.J.,<br />
STATISTISCHES LANDESAMT BADEN-WÜRTTEMBERG O.J.). Die Entwicklung des<br />
Strukturwandels in der Landwirtschaft wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen.<br />
Allgemein geht der Trend zu weniger aber größeren Milchviehbetrieben (ISERMEYER<br />
2009, 65f).<br />
Zusätzlich zu den genannten Punkten ermöglicht der züchterische Fortschritt heutzutage<br />
mit deutlich weniger aber leistungsfähigeren Kühen die gleiche Milchmenge zu erzeugen<br />
als vor etwa 20 Jahren. Die durchschnittliche Milchmenge pro Kuh stieg von<br />
4710 kg im Jahr 1990 auf etwa 7000 kg im Jahr 2007 (ZMP 2008/308).<br />
Mit den genannten Herausforderungen müssen sich die Betriebsleiter der Milchviehbetriebe<br />
auseinander setzen. Da die Erzeugerpreise und die agrarpolitischen Rahmenbedingungen<br />
nur indirekt durch den einzelnen Milchviehhalter beeinflusst werden<br />
können, muss in der einzelbetrieblichen Perspektive der Schwerpunkt auf Kostenreduktion<br />
bei und durch gleichzeitige Optimierung der Produktion liegen. Um dieses<br />
Ziel zu erreichen, ist u. a. eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem betreuenden Hoftierarzt<br />
notwendig. Auf wesentliche Aspekte der tierärztlichen Tätigkeit wird im nachfolgenden<br />
Abschnitt eingegangen.<br />
Elektronische Datenflüsse Milchviehbetrieb<br />
Die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Möglichkeiten dienen zur Optimierung des<br />
Informationsmanagements in Milchviehbetrieben. Elektronische bzw. computergestützte<br />
Abläufe zur Steuerung und Überwachung traten in der Milchviehhaltung erst<br />
mit wachsenden Betriebs- und Bestandsgrößen auf. Dadurch sollten Fehlentscheidungen<br />
22
und wirtschaftliche Verluste vermieden werden.<br />
23<br />
Grundlagen<br />
Die entwickelten Systeme sind u. a. in folgenden Bereichen zu finden (BÜSCHER et al.<br />
2006, 2):<br />
� in der Berechnung und Zuteilung von Futterrationen,<br />
� der Tränke- und Kraftfutterversorgung in der Aufzucht,<br />
� der Erfassung von Zyklus- und Fruchtbarkeitsereignissen,<br />
� der Datenerfassung (z. B. Milchmenge, Leitfähigkeit) und Kontrolle von<br />
Leistungskennzahlen bei der Gesundheitsüberwachung,<br />
� der Teil- und Vollautomatisierung beim Melkvorgang,<br />
� bei der Dokumentation von Tierbehandlungen sowie<br />
� der Bestandsführung.<br />
Im Anschluss an die aufgezeigten Anwendungsbereiche von computergestützten<br />
Prozessen werden nachfolgend die elektronischen Datenflüsse von Milchviehbetrieben<br />
aufgezeigt werden. SPILKE (2007, 119) benennt die wichtigsten Informationspartner für<br />
Milch erzeugende Betriebe für die Bereiche:<br />
� Milchgüte,<br />
� Futterqualität,<br />
� Milchleistungsprüfung und damit verbundene Auswertungen und Datennutzungen<br />
(z. B. überregionale Vergleiche, Zuchtwertschätzungen),<br />
� Reproduktion sowie<br />
� Bestandsveränderungen.<br />
Den externen Datenfluss veranschaulicht vereinfacht Abbildung 3. Diese Darstellung zu<br />
den Datenbeziehungen von Milchviehbetrieben wurde ergänzt um den Informationspartner<br />
Hoftierarzt und das im Rahmen dieser Arbeit betrachtete Beziehungsgefüge<br />
Tierhalter - Tierarzt - Landeskontrollverband. Darüber hinaus wurde der interne Datenfluss<br />
auf einem Milchviehbetrieb (Stalltechnik, Außenwirtschaft und Büroarbeitsplatz)<br />
vereinfacht dargestellt.
Grundlagen<br />
Datenfluss extern<br />
Datenfluss intern<br />
Labor<br />
Externe<br />
Buchführungsstelle<br />
Rinderzuchtverbände<br />
Stalltechnik<br />
(Melktechnik,<br />
Fütterungstechnik,<br />
Gewichtserfassung, etc.)<br />
Abbildung 3: Vereinfachte Darstellung der Datenbeziehungen zwischen Milchviehbetrieben und<br />
Informationspartnern sowie internen Informationsquellen (eigene Darstellung nach<br />
SPILKE 2007, 119)<br />
Abbildung 3 kann entnommen werden, dass sowohl intern als auch extern Tierhalter in<br />
vielfältige, komplexe Informationsbeziehungen eingebunden sind und auch intern<br />
sowohl auf der Prozess- und Betriebszweig- als auch auf der Betriebsebene eine Vielzahl<br />
von Daten erhoben werden, die dem Tierhalter für das Herdenmanagement zur<br />
Verfügung stehen. Ein Datenaustausch zwischen Milchviehbetrieb - Hoftierarzt - LKV,<br />
wie es in Abbildung 3 dargestellt ist, ist noch nicht im Rahmen eines standardisierten<br />
Datenaustausches etabliert, sodass es hier bisher zu Medienbrüchen im Rahmen des<br />
Austausches von Tierleistungs- und Tiergesundheitsdaten kommt.<br />
2.2.1.2 Aktuelle Situation - Tierärzte<br />
Rechenzentrum<br />
(ZWS)<br />
Zuchtwerte,Hochrechnungen,<br />
Laktationsleistungen<br />
Landwirtschaftsbetrieb<br />
(Tierhalter)<br />
Arbeitsplatz<br />
(Herdenmanagementsoftware,<br />
Ackerschlagkartei, etc.)<br />
Darstellung des Berufsstandes und aktueller Entwicklungen<br />
Die tierärztliche Tätigkeit umfasst verschiedene berufliche Ausrichtungen z. B. tierärztliche<br />
Praxen, das öffentliche Veterinärwesen sowie Tätigkeiten in der Industrie oder in<br />
Forschungseinrichtungen. In der vorliegenden Arbeit werden nur Tierärzte, die in einer<br />
tierärztlichen Praxis mit Schwerpunkt Gemischtpraxis (Kleintiere- und Nutztiere) und<br />
Großtierpraxis tätig sind, betrachtet. Tabelle 1 zeigt, dass die meisten Tierärzte in<br />
24<br />
LKV<br />
Rechenzentrum (HIT)<br />
Außenwirtschaft<br />
mit mobiler<br />
Datenerfassung<br />
Hoftierarzt<br />
Eigene Darstellung nach Spilke (2007, 119)
Deutschland in einer Praxis tätig sind (BTK 2009 o. S.).<br />
25<br />
Grundlagen<br />
Tabelle 2 gliedert die in einer Praxis tätigen Tierärzte nach der fachlichen Praxisausrichtung.<br />
Es wird deutlich, dass Tierärzte mit einer alleinigen Ausrichtung auf Nutztiere<br />
seltener sind als auf Kleintiere spezialisierte Tierärzte. Eine Vielzahl von Tierärzten<br />
widmet sich sowohl der Betreuung von Kleintieren als auch der Betreuung von Nutztieren.<br />
Neben der Betreuung von Tieren in der Praxis bzw. im landwirtschaftlichen Betrieb<br />
gibt es für Veterinäre weitere Betätigungsfelder, z. B. die amtliche Schlachttierund<br />
Fleischuntersuchung, die amtliche Überwachung des Verkehrs von Lebensmitteln<br />
tierischer Herkunft sowie die amtliche Tierseuchenbekämpfung. Betrachtet werden in<br />
dieser Arbeit nur Tierärzte, die überwiegend mit Nutztieren arbeiten (BTK 2009, o. S.).<br />
Tabelle 1: Anzahl der Tierärzte nach Tätigkeitsfeldern gegliedert, Stand: 31.12.2008 (Quelle: BTK<br />
2009)<br />
Tätigkeitsfelder<br />
Anzahl der Tierärzte<br />
im Jahr 2008<br />
In einer Praxis tätig 11.546<br />
Im öffentlichen Veterinärwesen tätig 5.317<br />
In Industrie/Wirtschaft tätig 1.266<br />
In Bildungs- oder Forschungseinrichtungen tätig 1.943<br />
Sonstige Bereiche (z. B. int. Organisationen, Bundeswehr) 1.137<br />
Tabelle 2: Anzahl der Praxistierärzte gegliedert nach Spezialisierung, Stand: 31.12.2008 (Quelle:<br />
BTK 2009)<br />
Tierärzte spezialisiert<br />
auf<br />
Region<br />
Kleintiere Nutztiere<br />
Kleintiere und<br />
Nutztiere<br />
Deutschland 5.423 1.414 4.709<br />
Baden-Württemberg 507 69 595<br />
Schleswig-Holstein 249 63 275<br />
Aus den Studierendenzahlen für Veterinärmedizin der letzten Jahre ist ersichtlich, dass<br />
zunehmend Frauen diesen Beruf ergreifen (BTK 2009, o. S.; PRANGE UND ZEIß 2004,<br />
2f; BRUNS o. J., o. S.; KOSTELNIK 2009, 113ff). Die ehemals von Männern geprägte
Grundlagen<br />
Branche ist zu einer Frauendomäne geworden. Damit verbunden ist die Fokussierung<br />
auf die Bereiche Kleintiere und Pferde. Der Bereich Nutztiere wird seltener gewählt.<br />
Ein Grund hierfür werden u. a. die fehlenden notwendigen körperlichen Voraussetzungen<br />
angeführt. Die Entwicklung bei den Nutztierpraktikern hat Konsequenzen für<br />
Tierhalter. In manchen Regionen wird es zunehmend schwieriger, gut ausgebildete<br />
Nutztierpraktiker für die tierärztliche Hofbetreuung im Bereich Milchvieh zu finden.<br />
Ferner führt es zu Veränderungen in der tierärztlichen Tätigkeit. Es wird mehr Fahrzeit<br />
benötigt, um zu den betreuten landwirtschaftlichen Betrieben zu gelangen. Zeit, die in<br />
anderen Bereichen eingespart werden muss (BRUNS o. J., o. S.; KOLLE 2008, 18ff).<br />
Obendrein steigt der Konkurrenzdruck unter Tierärzten, die Rechtsunsicherheit, z. B. im<br />
Arzneimittelrecht, hat zugenommen ebenso wie die Schwierigkeiten bei der arzneilichen<br />
Therapie (LAUEN 2006, 83ff).<br />
Trotz der genannten Entwicklungen im Berufsstand Tierärzte hat der Beruf ein hohes<br />
gesellschaftliches Ansehen (OBERLÄNDER 2005, 4). Die Einkünfte aus freiberuflicher<br />
Tätigkeit liegen im Mittel bei 32.700 Euro/Jahr. Es gibt jedoch regionale Unterschiede<br />
wie eine Studie aus dem Jahr 2001 zeigt. Tierärzte in Baden-Württemberg gehören<br />
neben ihren Kollegen in Nordrhein-Westfalen und im Saarland zu den Spitzenverdienern<br />
mit über 40.000 Euro Einkünften aus der freiberuflichen Tätigkeit. Die<br />
Kollegen in Schleswig-Holstein verdienen im Mittel etwa 12 % weniger (BUSCHLE UND<br />
KLEIN-KLUTE 2007, 1094). Die tierärztlichen Einkünfte stammen mehrheitlich aus der<br />
selbständigen tierärztlichen Tätigkeit (86 %) und aus dem Verkauf von Medikamenten<br />
und Zusatzsortimenten (13 %) (STATISTISCHES BUNDESAMT 2008, 173). Bezüglich der<br />
Kostenstruktur bei Tierarztpraxen ergaben Auswertungen aus dem Jahr 2003, dass etwa<br />
70 % des Umsatzes für Aufwendungen verwendet werden. Die Hauptpositionen sind<br />
30 % für Material, Medikament und Zusatzsortimente, 17 % für Personalaufwendungen<br />
und 5 % für Mieten/Leasing. Als Reinertrag verbleiben durchschnittlich 30 % des Umsatzes<br />
(STATISTISCHES BUNDESAMT 2008, 174f).<br />
Neben den strukturell bedingten Veränderungen gewinnt die tierärztliche Bestandsbetreuung<br />
im Sinne Produkt- und Prozessqualität verbessernder Betreuung an Bedeutung<br />
(LIPMAN et al. 2002, o. S.; SCHEPERS 2002, o. S.; KRINN 2004, 96). Hier ist<br />
insbesondere die Integrierte tierärztliche Betreuung (ITB) zu nennen. Die ITB ist als<br />
ganzheitlicher tierärztlicher Betreuungsansatz aufzufassen. MANSFELD ET AL. (2007, 2f)<br />
verweisen auf die Begriffsbestimmung der bpt-Fachgruppe Rind ITB als „regelmäßige<br />
und planmäßige Anwendung des gesamten Spektrums tierärztlichen Wissens und<br />
26
27<br />
Grundlagen<br />
Könnens in Tierbeständen, um Tierbesitzern bei der Schaffung und Erhaltung einer<br />
höchstmöglichen Tiergesundheit und optimalen Tierleistung auf der Basis tierärztlicher<br />
Diagnosen und weiterführender Untersuchungen nach dem neuesten fachlichen<br />
Kenntnisstand Hilfestellung zu leisten.“ Der Tierarzt gilt und will zunehmend als Fachberater<br />
und langfristiger Partner, der zum wirtschaftlichen Erfolg des landwirtschaftlichen<br />
Betriebes beiträgt, verstanden werden. Die kurative Tätigkeit eines Tierarztes tritt<br />
zunehmend in den Hintergrund und Aspekte des Qualitätsmanagements in den Vordergrund<br />
der tierärztlichen Tätigkeiten (MANSFELD et al. 2008, 85ff; JOHNSON 2008, 74ff;<br />
BFT 2005, 3).<br />
Elektronische Datenflüsse tierärztlichen Praxis<br />
Wie der elektronische Datenfluss in tierärztlichen Praxen idealtypisch praktiziert<br />
werden kann, zeigt Abbildung 4 anhand des Praxisworkflow. Neben dem Datenaustausch<br />
innerhalb der Praxis und mobiler Praxis-EDV für die Bereiche Patientenverwaltung,<br />
Diagnostik und Arzneimittelverwaltung sowie Dokumentation und Finanzverwaltung,<br />
kann ein digitaler Datenaustausch zu externen Laboren, zu Steuerberater,<br />
zu Abrechnungs- und Mahnstellen genutzt werden. Bisher nicht standardmäßig vorgesehen<br />
ist der Datenaustausch zu Tierhaltern durch die tierärztliche Praxismanagementsoftware.<br />
Neben der tierärztlichen Praxismanagementsoftware gibt es spezialisierte Software für<br />
die integrierte tierärztliche Betreuung (ITB) durch Fachtierärzte, z. B. Bovi-Concept.<br />
Diese soll jedoch in dieser Arbeit nicht näher untersucht werden, da es sich hierbei um<br />
Software für eine kleine Gruppe auf ITB spezialisierte Fachtierärzte handelt. Ebenso<br />
nicht von Interesse sind die Abrechnungsprogramme der tierärztlichen Verrechnungsstellen,<br />
da diese als Kernaufgabe verwaltungs- und abrechnungsrelevante Aufgaben bearbeiten.
Grundlagen<br />
Abbildung 4: Digitaler Datenfluss in tierärztlichen Praxen (Quelle: ZIMMERMANN 2009a)<br />
Obwohl ein Angebot an branchenspezifischer Software am Markt verfügbar ist, ist die<br />
Anwendung von EDV durch den Hoftierarzt noch nicht überall üblich. Es gibt eine<br />
Hemmschwelle für Tierärzte moderne Informationstechnologie in ihrem beruflichen<br />
Alltag einzusetzen und effektiv zu nutzen (KRINN 2004, 12).<br />
2.2.1.3 Zusammenarbeit zwischen Tierhalter und Tierarzt<br />
In den letzten Jahren fand zunehmend auf Ebene der Interessensvertretungen und Fachverbände<br />
von Tierhaltern und Tierärzten (z. B. BpT, DLG) eine verstärkte Zusammenarbeit<br />
statt. Diese zeigt sich u. a. in einer Kooperation der Messe Eurotier und dem<br />
Jahreskongress des Bundes praktizierender Tierärzte. Wie Tierärzte und Tierhalter die<br />
Zusammenarbeit bei der Bestandsbetreuung bewerten, wird nachfolgend beleuchtet.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen Tierhaltern und Praktikern wird als gut bezeichnet. Im<br />
Rahmen einer Studie in Bayern gaben über 90 % der befragten Tierhalter an, mit der<br />
Betreuung durch den Hoftierarzt zufrieden zu sein (MANSFELD et al. 2009, o. S.).<br />
28
29<br />
Grundlagen<br />
Dennoch gibt es in beiden Berufsgruppen unterschiedliche Wahrnehmungen. Tierhalter<br />
attestieren den Hoftierärzten ein gutes bis sehr gutes Fachwissen, Können und<br />
Motivation. Sie erhalten von ihren Hoftierärzten sehr gute Informationen zur Tiergesundheit<br />
(BFT 2005, o. S.; LEHNERT 2005, R8). Eine andere Studie, welche<br />
differenzierter erfragt in welchen Bereichen Tierhalter Hoftierärzte als kompetenten<br />
Ansprechpartner sehen, ergab die Bereiche: kurative Tätigkeiten, Geburtshilfe, Eutergesundheit,<br />
Fruchtbarkeit und Tiergesundheit. Als weniger kompetente Ansprechpartner<br />
werden Tierärzte in den Bereichen Klauenbehandlung, Fütterung, Wirtschaftlichkeit<br />
und Herdenmanagement gesehen (MANSFELD et al. 2009). In der Beratung sehen die<br />
Rinderhalter weiteren Verbesserungsbedarf, insbesondere in den Bereichen Krankheitsvorbeugung<br />
und Behandlung (LEHNERT 2005, R8). Eine Studie des Bundesverbandes<br />
für Tiergesundheit macht eine sich verändernde Aufgabenteilung zwischen Tierhalter<br />
und Tierarzt aus. Der Tierarzt ist für die Auswahl und Verabreichung von Medikamenten<br />
sowie die Erstellung von Diagnosen bei seltenen Krankheitsbildern verantwortlich.<br />
Der Tierhalter übernimmt Hygienemaßnahmen, Parasiten- und Schädlingsbekämpfung<br />
sowie einfache Prophylaxemaßnahmen (LEHNERT 2005, R9). Diese Aufgabenteilung<br />
scheint widersprüchlich im Sinne des tierärztlichen Verständnisses im<br />
Rahmen einer Bestandsbetreuung (JAHN-FALK 2002, o. S.; KRINN 2004, 1).<br />
Tierärzte nehmen die Zusammenarbeit mit Tierhaltern als eher schwierig wahr. Als<br />
konfliktreich werden die Bereiche Arzneimittelabgabe, der Fremdbezug von Arzneimitteln<br />
durch den Tierhalter, Alibifunktion von Betreuungsverträgen im Rahmen der<br />
Qualitätssicherung sowie die fehlende Akzeptanz tierärztlicher Anweisungen benannt<br />
(LAUEN 2006, 54, 92, 104). Darüber hinaus zeigen Ergebnisse von KRINN (2004, 44),<br />
dass Kommunikation und Zusammenarbeit durch die Tierärzte problematisch gesehen<br />
werden.<br />
2.2.1.4 Aktuelle Situation - Landeskontrollverband für Leistungsprüfungen in<br />
der Tierzucht e. V. Baden-Württemberg (LKV)<br />
Der LKV versteht sich als „Selbsthilfeorganisation der Landwirtschaft“ in Baden-<br />
Württemberg. Ziel des Vereins ist es, z. T. im staatlichen Auftrag, „Leistungs- und<br />
Qualitätsprüfungen im Bereich der tierischen Erzeugung durchzuführen und eine begleitende<br />
Beratung der Mitgliedsbetriebe anzubieten“ (LKV BW (a)). Darüber hinaus<br />
ist der LKV beauftragte regionale Organisation zur Tierkennzeichnung in Baden-<br />
Württemberg. Die Aufgaben spiegeln sich im Vereinsaufbau wider. Es werden drei Bereiche<br />
unterschieden: die Milchleistungsprüfung (MLP), Erzeugerringe und Tierkenn-
Grundlagen<br />
zeichnung. Überregional ist der LKV Baden-Württemberg am Rinderdatenverbund<br />
(RDV) beteiligt. Die Kontrollverbände Bayern, Österreich, Schleswig-Holstein und<br />
Baden-Württemberg haben sich zur gemeinsamen Entwicklung von EDV-Programmen<br />
zur MLP-Datenverarbeitung zusammengeschlossen (LKV BW 2009, 20). Diese langjährige<br />
Zusammenarbeit nutzt das Projekt Tiergesundheitssystem und greift auf Ergebnisse<br />
von bereits begonnenen Projekten, z. B. das RDV4M, zurück.<br />
Im Rahmen des vorliegenden Projektes erfolgte eine Zusammenarbeit mit der Abteilung<br />
Milchleistungsprüfung. Im Rahmen der Milchleistungsprüfung werden an 11 Prüfterminen<br />
im Jahr Milchproben von jeder Kuh gezogen. Diese werden anschließend im<br />
Labor auf Fett-, Eiweiß- und Harnstoffgehalt sowie Zellzahlen untersucht. Die Auswertungen<br />
werden dem Mitgliedsbetrieb postalisch oder via E-Mail zugestellt oder<br />
können seit Kurzem über das RDV4M online eingesehen werden (vgl. Kapitel 2.2.2).<br />
Der Tierhalter kann diese Informationen für sein Herdenmanagement nutzen (vgl. LKV<br />
BW (b)).<br />
Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der Anzahl der Milchkuhhalter und der Milchkühe<br />
in Baden-Württemberg sowie die Entwicklung der Milchkuhhalter und der Milchkühe<br />
mit MLP zwischen 1978 und 2008. Es wird deutlich, dass der Rückgang der Milchkühe<br />
insgesamt stärker (um 48 %) erfolgte als bei im Rahmen der MLP betreuten Milchkühe<br />
(um 4 %). Der gleiche Trend ist bei Milchkuhhaltern zu verzeichnen. Insgesamt sank<br />
die Anzahl der Milchkuhhalter in Baden-Württemberg um 86 %. Der Anteil der<br />
Milchkuhhalter in der MLP sank um 61 %.<br />
30
Abbildung 5: Milchkuhhalter und Milchkühe in Baden-Württemberg zwischen 1978 und 2008<br />
(Quelle: LKV BW 2009)<br />
31<br />
Grundlagen<br />
Tabelle 3 kann entnommen werden, dass etwa Zweidrittel der Milchviehhalter und<br />
Dreiviertel aller Milchkühe 2008 an der MLP in Baden-Württemberg beteiligt waren.<br />
Darüber hinaus sind die Anzahl der Milchkühe sowie die durchschnittliche Herdengröße<br />
im Vergleich zu Milchkuhhaltern ohne MLP und im Vergleich zur Gesamtanzahl<br />
der Milchkuhhalter in Baden-Württemberg abgebildet. Es wird deutlich, dass MLP-<br />
Betriebe eine durchschnittlich größere Herde (37 Milchkühe) betreuen als Nicht-MLP-<br />
Betriebe (17 Milchkühe).<br />
Tabelle 3: MLP-Strukturdaten 2008 im Vergleich (Quelle: LKV BW 2009)<br />
Stand 2008<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
ohne MLP mit MLP<br />
Milchkuhhalter 11.800 4.400 7.400<br />
Milchkühe 359.400 74.000 285.400<br />
Durchschnittliche Herdengröße 30 17 38
Grundlagen<br />
2.2.2 Aktuelle Ansätze zur Optimierung des Datenmanagements in der<br />
Milchviehhaltung<br />
Im folgenden Abschnitt werden Entwicklungen in der Milchviehhaltung und in der tierärztlichen<br />
Betreuung skizziert, welche zu einer Optimierung der Datenverfügbarkeit,<br />
Datenvernetzung und der Datennutzung beitragen.<br />
Rinderdatenverbund für Mitglieder - Online (RDV4M-Online)<br />
Der RDV4M-Online ist ein Angebot an die Mitglieder des LKV in Baden-Württemberg,<br />
Bayern und Österreich, das gemeinsam entwickelt wurde. Er ermöglicht die<br />
Nutzung einer webbasierten Anwendung zur Visualisierung der MLP-Daten. Es gibt die<br />
Module Betrieb, Tier, Grafik und Admin. Einzelne Masken in den Modulen sind z. B.<br />
Tierliste (nicht nur Milchkühe), Probemelkungen, Zellzahl-Übersicht und Einzelergebnisse<br />
Laktationen. In allen Modulen sind umfangreiche Auswertungs- und Sortierfunktionen<br />
nutzbar. Der Leistungsumfang entspricht in etwa dem von Herdenmanagementprogrammen.<br />
Die Vorteile hiervon sind das außer einer jährlichen<br />
Nutzungsgebühr von 30 Euro keine weiteren Kosten für Softwarelizenzen oder Updates,<br />
für Wartung und Reparatur oder für Datensicherung entstehen und der Tierhalter im Bereich<br />
der IVM-Aufgaben sowie der IVS-Aufgaben entlastet wird. Nutzungsvoraussetzung<br />
für das RDV4M-Online ist ein PC mit Internetzugang. Seit der Einführung des<br />
RDV4M-Online im Winter 2007 beteiligen sich in Baden-Württemberg 1.300 Mitglieder<br />
an diesem Angebot (Stand: April 2009, GOLLÉ-LEIDREITER (2009b).<br />
In Bayern und Österreich ist das RDV4M-Online ebenfalls als Angebot der LKV verfügbar.<br />
In Bayern wird das System von circa 3500 Tierhaltern genutzt, weitere 950<br />
Tierhalter nutzen das Angebot über die Leistungsoberprüfer des Verbandes (Stand: Mai<br />
2009, LKV Bayern 2009). Diese übernehmen die Dateneingabe und Auswertung für<br />
den Betrieb und stellen die Ergebnisse diesem dann zur Verfügung. Mit Einverständnis<br />
des Tierhalters können auch Fütterungstechniker und Fachberater das RDV4M für ihre<br />
Arbeit nutzen. Dem Zugriff auf ihre Daten durch landwirtschaftliche Dienstleister<br />
stimmten bereits 1000 LKV-Betriebe in Bayern zu. Die Besonderheit des Online-<br />
Angebots des LKV-Bayern ist die Verfügbarkeit horizontaler Betriebsvergleiche. Ein<br />
Vergleich des Einzelbetriebes ist u. a. hinsichtlich der Gemeinde, des Landkreises oder<br />
landesspezifisch nach der Rasse möglich (LKV BAYERN 2009).<br />
In Österreich steht der RDV4M-Online ebenfalls den Mitgliedern der LKV zur Verfügung.<br />
Hier werden die Erstdiagnosen durch die Kontrollassistenten der LKV in einen<br />
mobilen Handheld eingeben und danach im Rahmen der Anwendung verarbeitet. Die<br />
32
33<br />
Grundlagen<br />
Eingabe der Erstdiagnosen und des Diagnosedatums erfolgt direkt bei der Arbeit des<br />
Kontrollassistenten im Betrieb. Der Tierhalter ist nicht in die Datenerfassung involviert.<br />
Aufgrund der Datenerfassung durch Mitarbeiter des LKV werden in allen Mitgliedsbetrieben<br />
Daten einheitlich erfasst, was dazu führte, dass die Daten in hoher und einheitlicher<br />
Datenqualität vorliegen. Dadurch konnten bereits erste Ergebnisse ermittelt<br />
und in eine Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale und in Gesundheitsberichte<br />
für das Herdenmanagement eingearbeitet werden (ZOTTL 2008, o. S.; EGGER-DANNER et<br />
al. 2008).<br />
Webbasierte Eigenbestandsbesamermeldung<br />
Eine webbasierte Anwendung zur Online-Erfassung von Besamungsdaten für<br />
registrierte Eigenbestandsbesamer entwickelte der LKV Baden-Württemberg in Kooperation<br />
mit den Verbänden in Bayern und Österreich. Diese führt zu einer<br />
Reduzierung der administrativen Tätigkeiten für den Eigenbestandsbesamer und zu<br />
einer schnelleren Rückmeldung durch die Rinderunion Baden-Württemberg (RBW).<br />
Die webbasierte Eigenbestandsbesamermeldung ist innerhalb des RDV4M-Online<br />
realisiert worden. Dadurch kann auf die erforderlichen Daten, z. B. auf Tieridentifikationsdaten,<br />
zurückgegriffen werden. Die Meldung der Besamung erfolgt in drei<br />
Schritten: die Auswahl des besamten Tieres und des Besamungsbullen aus einem Auswahlfenster<br />
und abschließend durch manuelle Eingabe des Besamungsdatums. Die Eingabe<br />
des besamten Tieres kann über die Eingabe der Lebensnummer, der Stallnummer<br />
oder des Namens erfolgen. Der Bulle kann über die Lebensnummer oder die Herdbuchnummer<br />
gewählt werden. Die Übertragung erfolgt einmal wöchentlich via LKV-Server.<br />
Die Ausstellung der erforderlichen Dokumente, z. B. Besamungsschein, Geburtsmeldungen<br />
oder Beleglisten ist im Rahmen der Anwendung möglich (LKV BW 2007).<br />
RBW-Besamungs-Manager für Tierärzte<br />
Nach der webbasierten Eigenbestandsbesamermeldung wurde von den Bestand betreuenden<br />
Tierärzten ebenfalls eine digitale Meldemöglichkeit für Tierärzte gewünscht.<br />
Der RBW reagierte und entwickelte das Programm RBW-Besamungs-Manager für<br />
Tierärzte, welches seit Frühjahr 2008 durch Vertragstierärzte der RBW genutzt werden<br />
kann. Die wesentlichen Funktionen dieser Software sind (RBW o. J.):<br />
� Erfassung von Besamungen direkt auf dem landwirtschaftlichen Betrieb,<br />
� Ausdruck von Besamungsscheinen mit integrierter Geburtsmeldung im landwirtschaftlichen<br />
Betrieb,
Grundlagen<br />
� Verwaltung und Verarbeitung von Trächtigkeitsuntersuchungen,<br />
� Zugriff auf RBW-Anpaarungsempfehlungen,<br />
� Zugriff auf relevante Bullen-Zuchtwerte,<br />
� Abgabe der Besamungsdaten per E-Mail an den RBW,<br />
� Kommunikation zur Praxismanagementsoftware,<br />
� automatisierte Daten-Update-Funktion für Gemeinschaftspraxen und<br />
� automatisierte Spermabehälterverwaltung.<br />
Darüber hinaus stehen verschiedene Listen- und Auswertungsfunktionen zur Verfügung.<br />
Als Vorteile der Software benennt der RBW folgende Punkte (RBW O. J.):<br />
� einfache und schnelle Erfassung von Besamungen aufgrund von Auswahlmenüs,<br />
� kein manuelles Ausfüllen von Formblättern,<br />
� sofortiger Ausdruck von Besamungsscheinen,<br />
� die Vermeidung von Fehlern aufgrund manueller Dateneingabe,<br />
� breitere Informationsbasis, z. B. durch Vorlage von Anpaarungsempfehlungen,<br />
� einfache Abgabe der Besamungsmeldung via Email mit automatisiertem<br />
Antwortprotokoll und<br />
� übersichtlicher Aufbau der Software.<br />
Als nachteilig wird angesehen, dass die Software auf jedem Rechner, der bei der Bestandsbetreuung<br />
zum Einsatz kommt, installiert werden muss. Darüber hinaus muss das<br />
Programm, wenn auch mit Unterstützung des RBW, gepflegt und aktualisiert werden.<br />
Das setzt zum einen den konsequenten Datenaustausch zwischen den verschiedenen<br />
Rechnern einer Praxis sowie zwischen den Tierarzt-Rechnern und dem RBW voraus.<br />
Diese zusätzlichen Rüstzeiten für die IT müssen durch die Tierärzte bzw. durch das<br />
Praxispersonal geleistet werden (vgl. RBW O. J.).<br />
Controllingsystem mit integriertem Qualitätsmanagement für Rinder<br />
Das Controllingsystem mit integriertem Qualitätsmanagement für Rinder wird von der<br />
Firma dsp-Agrosoft GmbH, der VIT-PC-Software GmbH und Partnern entwickelt (hier<br />
und im Folgenden FEUCKERT 2008). Es basiert auf der Nutzung des EDV-Systems Rind<br />
des VIT4 Verden w. V. Der VIT versteht sich als Informationsdienstleister für die Tierhaltung<br />
und die Tierzucht. Im Bereich Rind werden IT-Leistungen zur Milchleistungsprüfung,<br />
zur Herdbuchführung, zur Rinderbesamung, zum Bereich Viehverkehrsverordnung,<br />
zur Zuchtwertschätzung angeboten.<br />
4 VIT steht für Vereinigte Informationssystem Tierhaltung w. V.<br />
34
35<br />
Grundlagen<br />
Ziel des Projektes ist es auf der Basis einer Wissensdatenbank ein Controllingsystem für<br />
landwirtschaftliche Berater, tierärztliche Bestandsbetreuer und Tierhalter zur operativen<br />
Bestandsanalyse zu entwickeln. Schwerpunkte des Systems sind Fruchtbarkeit und Reproduktion,<br />
Tiergesundheit, Ernährung und wissenschaftliche Tiefenanalysen. Für Tierärzte<br />
wurde im Rahmen des Informationssystems tierärztliche Bestandsbetreuung die<br />
Controllingmodule Rationskontrolle, Körperkondition, Zellzahlen, Krankheiten, Ernährungszustand,<br />
Laktationen, Fruchtbarkeit und Tiefenanalyse eingeführt. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Entwicklung eines einheitlichen Diagnoseschlüssels<br />
zur exakten Erfassung von Tiergesundheitsdaten (FEUCKERT 2008, 1).<br />
Positiv am Controllingsystem sind der vernetzende Charakter aller in der Bestandsbetreuung<br />
involvierten Parteien und die breite Datenbasis mit der gearbeitet wird.<br />
Kritisch wird gesehen, dass aufgrund der Vielzahl an Informationen und Daten die zur<br />
Verfügung stehen, diese durch die Tierhalter und Tierärzte in ihrer Vielfalt und Tiefe<br />
nicht genutzt, gedeutet und angewendet werden können. (ANWENDERSEMINAR 2009)<br />
Tierhalter und Tierärzte stehen zunehmend unter Zeitdruck, sodass ein solch breit angelegtes<br />
System über die praktischen Anforderungen der Bestandsbetreuung und des<br />
Herdenmanagements hinausgeht und eher für die Spezialberatung durch einen Fachtierarzt<br />
geeignet ist (ANWENDERSEMINAR 2009).<br />
Projekt Gesunde Kuh (GKuh)<br />
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Tiergesundheit wird zunehmend<br />
von staatlichen Entscheidungsträgern erkannt. Dies zeigt sich z. B. am gerade<br />
angelaufenen Forschungsvorhaben „Gesunde Kuh“, das durch das Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert wird (Laufzeit 2009-<br />
2011). Beteiligte am Projekt „Gesunde Kuh“ sind der Landeskontrollverband Weser-<br />
Ems e. V., die Osnabrücker Herdbuch e. G., die Tierärztliche Hochschule Hannover<br />
sowie die Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung w. V. (VIT). Sie wollen mit der<br />
systematischen Erfassung und züchterischen Bewertung von Abgangsraten bei Milchkühen<br />
einen Beitrag zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung<br />
leisten. Mit dem Vorhaben soll durch neue Techniken der Datenerhebung von<br />
züchterischen Merkmalen bei Krankheitsdiagnosen langfristig ein Beitrag zur Gesundheit<br />
und Langlebigkeit von Milchkühen erbringen. Grundlage des Projektes sind die<br />
Krankheitsdaten von 5000 Milchkühen, welche systematisch erfasst werden (VIT o. J.).
Grundlagen<br />
2.2.3 Erwartete Potentiale durch das Tiergesundheitssystem<br />
Der Erfolg eines neuen Produktes bzw. Systems ist maßgeblich davon abhängig, allen<br />
Nutzern den Mehrwert zu verdeutlichen. Nur bei klar herausgestelltem Nutzen werden<br />
die potentiellen Nutzer bereit sein das Produkt bzw. das System zu testen und ggf.<br />
kontinuierlich anzuwenden. Aus diesem Grund werden an dieser Stelle die erwarteten<br />
zukünftigen Potentiale des Tiergesundheitssystems vorgestellt.<br />
Zum Aufzeigen der zukünftigen Potentiale durch das Tiergesundheitssystem werden der<br />
erwartete Nutzen und der erwartete Aufwand für die Hauptnutzer (Tierarzt, Tierhalter,<br />
LKV und Kontrollstellen) aufgezeigt. Für alle Nutzer des Systems können generell<br />
folgende Nutzen identifiziert werden:<br />
� vereinfachte Datengewinnung und -austausch,<br />
� übersichtliche Aufbereitung aller erforderlichen Daten in einer Datenquelle,<br />
� die Steigerung der Datengenauigkeit und<br />
� die Überwindung von Medienbrüchen durch entsprechende Software-Lösungen<br />
und Standardisierung von Kodiersystemen.<br />
Darüber hinaus lassen sich insbesondere für Tierärzte und Tierhalter Vorteile identifizieren,<br />
die durch die Nutzung des Tiergesundheitssystems erwartet werden. Abbildung<br />
6 zeigt als Gegenüberstellung den erwarteten Nutzen und den erwarteten Aufwand für<br />
die Anwendung des Tiergesundheitssystems durch Tierärzte und Tierhalter sowie<br />
Kontrollstellen und den LKV.<br />
36
37<br />
Grundlagen<br />
Abbildung 6: Nutzerspezifische Gegenüberstellung von Nutzen und Aufwand des Tiergesundheits-<br />
systems (eigene Darstellung in Anlehnung an GOLLÉ-LEIDREITER 2004)<br />
Der dargestellte Nutzen und Aufwand verweist insbesondere auf die einzelbetriebliche<br />
Optimierung (z. B. Kostenreduktion, rechtskonforme Erfüllung relevanter rechtlicher<br />
Anforderungen), die durch das Tiergesundheitssystem erzielt werden kann. Neben<br />
dieser Perspektive kann eine branchenspezifische Perspektive ausgemacht werden, da<br />
mittels Tiergesundheitssystem und der gemeinsamen Datennutzung die Zusammenarbeit<br />
von Tierhalter und Hoftierarzt unterstützt wird. Das Tiergesundheitssystem leistet<br />
in einer gesellschaftlichen Betrachtung Beiträge zur Produkt- und Lebensmittelsicherheit,<br />
zur Qualitätssicherung tierischer Lebensmitteln, zur Rückverfolgbarkeit und somit<br />
zum vorbeugenden Verbraucher- und Gesundheitsschutz. Es wird durch eine verbesserte<br />
Tiergesundheit in der landwirtschaftlichen Produktion ein Beitrag zum Tierschutz<br />
erbracht, womit das Tiergesundheitssystem einen geeigneten Beitrag zur EU-<br />
Tiergesundheitsstrategie One Health 2007-2013 leistet. Im Zentrum der Tiergesundheitsstrategie<br />
steht das partnerschaftliche Engagement aller an der Wertschöpfungskette<br />
tierischer Lebensmittel beteiligten für eine verbesserte Gesundheit von Tier und Mensch<br />
unter dem Motto „Vorbeugen ist die beste Medizin“ (EUROPÄISCHE KOMMISSION 2007).
Grundlagen<br />
2.2.4 Zwischenfazit aktuelle Situation der Hauptakteure des Tiergesundheitssystems<br />
Sowohl Tierärzte als auch Tierhalter sehen sich einer Vielzahl von Anforderungen<br />
gegenüber. Um diese Herausforderungen zu meistern, wird auf verstärkte Zusammenarbeit<br />
zwischen Tierhaltern und Tierärzten sowie anderen Dienstleistern gesetzt unter<br />
Einbeziehung von IT-basierte Lösungen. Des Weiteren wird den gesetzlichen und gesellschaftlichen<br />
Anforderungen nach mehr Qualität und Sicherheit bei tierischen<br />
Lebensmitteln Rechnung getragen. Insbesondere das Streben nach möglichst hoher<br />
Qualität bei der Produktion tierischer Lebensmittel führt die vorgestellten<br />
Akteursgruppen im Rahmen von Projekten und Veranstaltungen zusammen.<br />
Im vorstehenden Kapitel war es wichtig die allgemeine Situation des Berufsstandes<br />
sowie den Einsatz von branchenspezifischen IT-Anwendungen bei Tierärzten, Milchviehhalter<br />
und Landeskontrollverband als einer der wichtigen Dienstleister in der<br />
Milchviehhaltung zu beschreiben. Dadurch wurde deutlich, an welchen Entwicklungen<br />
das Tiergesundheitssystem ansetzt und in welchen Bereichen es weiterführt. Ferner<br />
wurden als Ausblick die zukünftig erwarteten Potenziale, die durch das Tiergesundheitssystem<br />
erzielt werden sollen, erläutert (Abbildung 6). Für alle Nutzergruppen<br />
wurden folgende Nutzen identifiziert: vereinfachte Informationsgewinnung und -<br />
austausch, übersichtliche Aufbereitung aller erforderlichen Informationen in einer<br />
Datenquelle, die Steigerung der Datengenauigkeit und die Überwindung von Medienbrüchen<br />
durch entsprechende Software-Lösungen und Standardisierung von Kodiersystemen.<br />
38
2.3 Ansätze in verwandten Beziehungssituationen<br />
39<br />
Grundlagen<br />
Auch in anderen Bereichen als der Milchviehhaltung wird an der Verbesserung der<br />
Tiergesundheit und am optimierten Einsatz von Informationstechnologien geforscht.<br />
Nachfolgend werden zwei Forschungsverbünde aus der Schweinefleisch erzeugenden<br />
Wertschöpfungskette betrachtet und die Berührungspunkte und Unterschiede zum Tiergesundheitssystem<br />
abgeleitet.<br />
2.3.1 Darstellung des Vereins zur Grenzüberschreitenden Integrierten<br />
Qualitätssicherung (GIQS)<br />
Im Verein Grenzüberschreitende Integrierte Qualitätssicherung arbeiten seit 2001<br />
Organisationen aus den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft in der Grenzregion<br />
Deutschland und Niederlande zusammen. Unter der Federführung der <strong>Universität</strong>en<br />
Bonn und Wageningen kooperieren Schweinehalter, Schlachthöfe und Verarbeitungsunternehmen<br />
sowie Dienstleister aus diesem Sektor sowie behördliche Kontrollorgane.<br />
Ziel ist die Verbesserung von Qualitäts- und Gesundheitsmanagementsystemen in der<br />
Schweinefleischerzeugung durch „die Weiterentwicklung und Erprobung überbetrieblicher<br />
EDV-gestützter Qualitäts- und Gesundheitsmanagementsysteme“ (PETERSEN et<br />
al. 2008b, 186).<br />
Es entstand unter Einbindung der EDV-Systemlandschaft der Unternehmen eine Data<br />
Warehouse Architektur. Die Basis für diese Data Warehouse Architektur bilden die<br />
Datenbasen der operativen Systeme (z. B. Warenwirtschaftssysteme, mobile Datenerfassungen).<br />
Diese werden dann mit Hilfsmitteln, welche die Daten extrahieren, transformieren<br />
und laden dem Operational Data Store zugeführt. Die Werkzeuge des<br />
Business Intelligence ermöglichen es die Daten weiterzuverarbeiten und gezielt durch<br />
nutzerspezifische Analysen (z. B. Kennzahlenvergleich, multidimensionale Analysen)<br />
den verschiedenen Nutzern der Kette als Instrument zur Entscheidungsfindung zur Verfügung<br />
zu stellen (PETERSEN et al. 2008b, 186ff, SCHULZE-ALTHOFF UND ELLEBRECHT<br />
o. J.).<br />
Aufbauend auf dieser Lösung und den Ergebnissen der Arbeitsgruppen wurden drei<br />
Fachkonzepte entwickelt, bei denen die zeitnahe Informationsbereitstellung von großer<br />
Wichtigkeit ist (PETERSEN et al. 2008b, 188). Die Fachkonzepte wurden in drei Pilotketten<br />
erprobt:<br />
� die Kette Ferkelerzeuger – Mäster – Berater/Tierarzt (Pilotkette Osnabrück),
Grundlagen<br />
� die Kette Mäster – Schlachtung – amtliche Stellen (Pilotkette Rheinland) und<br />
� die Kette Schlachtung und Weiterverarbeitung (Pilotkette Geldernland).<br />
Eingehender betrachtet werden hier nun die Kette Ferkelerzeuger – Mäster – Berater/Tierarzt<br />
(Pilotkette Osnabrück). Hier soll die Data Warehouse Architektur zur Erweiterung<br />
des Beratungsangebotes für die Ferkelerzeuger und Mäster durch optimierte<br />
Nutzung der Prozessdaten dienen. Darüber hinaus soll das Potential der bereits vorhandenen<br />
Daten zur Bestandsbetreuung den teilnehmenden Tierhaltern aufgezeigt und<br />
eine stärkere Nutzung dieser Daten gefördert werden. Als mögliche Nutzer wurden<br />
identifiziert: Landwirte, produktionstechnische Berater, Hoftierärzte, Einkäufer, Qualitätsmanager<br />
und Controller am Schlachthof. Folgende Anwendungen wurden für diese<br />
Pilotkette implementiert (PETERSEN et al. 2008b, 189; SCHULZE-ALTHOFF UND<br />
ELLEBRECHT o. J., 23ff; FESTAG o. J., 5f):<br />
� fünfstufiges Checklistenmodell für die Bestandsbetreuung mit automatischem<br />
Einlesen der Checklisten zur Weiterverwendung und digitalisierten Archivierung,<br />
� Dokumenten- und Auditmanagementsystem,<br />
� Online-Bestandsregister zur Dokumentation der Tierzu- und -abgänge,<br />
� Zusammenfassung der Rückmeldungen zur Ferkelerzeugung (beinhaltet Mastund<br />
Schlachtdaten inkl. Zeitraumsauswertungen und Betriebsvergleichen),<br />
� Zusammenfassung der Rückmeldungen zur Mast (beinhaltet Mast- und Schlachtdaten<br />
inkl. Zeitraumsauswertungen und Betriebsvergleichen, Mitteilung zu<br />
Grenzwerten) und<br />
� Analysemodul für die produktionstechnische Beratung mittels multidimensionalen<br />
Berechnungen.<br />
Zentrales Element ist hier die Kopplung von Daten aus der Ferkelerzeugung und -<br />
herkunft mit Schlachtdaten. Bisherige Erfahrungen aus der Einführungsphase haben gezeigt,<br />
dass die Datenqualität durch Eingabefehler beeinträchtigt wird. Diese Unzulänglichkeiten<br />
werden erst im Data Warehouse sichtbar. Ferner wurde bemerkt, dass mit<br />
Informations- und Datenbereitstellung auch der Wunsch wächst, für eigene Entscheidungen<br />
zeitnahe und aktuelle Informationen zur Verfügung zu haben. Eine zentrale<br />
Bedeutung kommt im Fachkonzept den Systemadministratoren der beteiligten Wirtschaftspartner<br />
zu. Es ist wesentlich für den Erfolg der Systeme bei der Planung und<br />
Umsetzung von überbetrieblichen Informationssystemen die beteiligten Systemadministratoren<br />
zur Kooperation zu bewegen (SCHULZE-ALTHOFF UND ELLEBRECHT<br />
o. J., 29).<br />
40
41<br />
Grundlagen<br />
PETERSEN et al. (2008b, 195) betont im Rahmen von GIQS die Bedeutung rechnergestützter<br />
Systeme für das überbetriebliche Informationsmanagement fleischerzeugender<br />
Ketten und verweist auf die vielfältigen Aufgaben, die im Rahmen eines<br />
überbetrieblichen Informationsmanagements unterstützt werden können (Lieferantenmanagement<br />
auf der Schlachtstufe, gezielter Datenzugriff für behördliche Überwachungsinstanzen,<br />
z. B. Hygieneüberwachung oder Tierseuchenbeherrschung).<br />
2.3.2 Darstellung des Forschungsverbundes Allianzen für Informations- und<br />
Dienstleistungs-Agenturen (AIDA)<br />
Im Forschungsverbund AIDA arbeiten zwölf Unternehmen der genossenschaftlichen<br />
Viehvermarktung, der Deutsche Raiffeisenverband sowie Wissenschaftler der <strong>Universität</strong>en<br />
Bonn und Göttingen zusammen an einer Etablierung effizienter Dienstleistungsstrukturen<br />
für das Gesundheits- und Qualitätsmanagement, Benchmarking und<br />
Kundenbindungsstrategien sowie Logistik und Customer Relationship Management.<br />
Dabei sollen Lösungen entwickelt werden, die unabhängig von einzelbetrieblichen<br />
Dienstleistungsangeboten sind (MACK UND SCHWARZ 2009, 44). Im Vordergrund stehen<br />
organisatorische und technische Innovationen. Diese ermöglichen die Nutzung überbetrieblicher<br />
Informationssysteme durch die beteiligten Unternehmen der Wertschöpfungskette<br />
Schwein als „Hilfsmittel für Qualität sichernde, Fehler vermeidende<br />
und kostensenkende Arbeitsweise besser genutzt werden können“ (o. V. o. J.). In drei<br />
Pilotvorhaben sollen praxistaugliche Lösungen entwickelt werden.<br />
Die Gruppe Nord beschäftigt sich mit der Entwicklung und dem Aufbau eines<br />
Gesundheitsmanagementsystems SCHWEIN und damit zusammenhängend mit der<br />
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für Dienstleister im Qualitäts- und Gesundheitsmanagement<br />
(MACK UND SCHWARZ 2009, 45; SCHÜTZ 2009, 1). Im Vordergrund steht<br />
die Entwicklung eines einheitlichen „Konzeptes zur Beprobung und Auditierung Ferkel<br />
erzeugender sowie Schweine mästender Betriebe“ (MACK UND SCHWARZ 2009, 45).<br />
Darüber hinaus sollen wichtige Informationen zum überbetrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
im Rahmen einer Tiergesundheitsdatenbank den Teilnehmern zugänglich<br />
sein. Die Gruppe West erarbeitet die Implementierung einer einheitlichen und<br />
integrierten IT-Systemplattform als Grundlage für eine spätere Koordination von überbetrieblichen<br />
Geschäftsprozessen. Daran anschließend soll ein EDV-gestütztes Benchmarking<br />
etabliert und eine Bündelung von Marketing- und Kundenbindungsaktivitäten<br />
erfolgen. Bei der Gruppe Süd geht es um die Vernetzung der vorhandenen Warenwirtschaft<br />
und der Disposition. Hierbei werden elektronische Lieferscheine erprobt und eine
Grundlagen<br />
Optimierung der Tourenplanung von Viehtransporten durch den Einsatz von GPS-<br />
Geräten realisiert. Zusammengeführt werden die Ergebnisse und Erfahrungen aus den<br />
drei Pilotvorhaben in einem Konzept für neue Dienstleistungsprofile der genossenschaftlichen<br />
Viehhandelsorganisationen (MACK UND SCHWARZ 2009, 45).<br />
Von Relevanz für das Thema der vorliegenden Arbeit ist die Gruppe Nord. Aus diesem<br />
Grund werden nachfolgend erste Ergebnisse dieser Gruppe vorgestellt.<br />
Es wurden drei Gruppen von Dienstleistungen im Gesundheitsmanagement Schweinefleisch<br />
erzeugender Ketten ermittelt (SCHÜTZ 2009, 1):<br />
� vorwiegend personelle Dienstleistungen (z. B. Einzelberatungen bei Bedarf)<br />
� Bereitstellung von IT-Dienstleistungen (z. B. Dienstleistungen im Zusammenhang<br />
mit Datenspeicherung, -auswertung und -bereitstellung sowohl inner- als<br />
auch überbetrieblich)<br />
� organisatorische Dienstleistungen (z. B. Transport von Tieren, Koordination von<br />
Betriebsaudits)<br />
Es wird aufgezeigt, dass die Ausrichtung der Dienstleistungen sowohl einzelbetrieblich<br />
als auch überbetrieblich erfolgen kann. Es unterscheidet sich dabei insbesondere die<br />
Kommunikationsstruktur zwischen den Akteuren im Gesundheits- und Qualitätsmanagement.<br />
Betriebsindividuell ausgerichtete Informationen und Beratungen, die<br />
einerseits zur Unterstützung der Managementaufgaben von Tierhaltern (z. B. Ferkelerzeugern,<br />
Mästern), andererseits für das überbetriebliche Gesundheitsmanagement<br />
durch Bestand betreuende Tierärzte oder produktionstechnische Berater dienen. Bei<br />
Tierärzten und Beratern wird auf die Doppelfunktion als Dienstleistungsnehmer und<br />
Dienstleistungsgeber verwiesen. Ebenfalls eine Sonderstellung kommt den Viehhandelsorganisationen<br />
zu, die durch ihre Einbindung in die Wertschöpfungskette als<br />
Dienstleister im Gesundheitsmanagement aktiv sind und des Weiteren Verantwortung<br />
für Garantien z. B. zum Gesundheitszustand von Lieferchargen übernehmen. Derzeit ist<br />
das Angebot von Viehhandelsorganisationen sehr heterogen und kann vom reinen<br />
Viehhandel bis zu Dienstleistungen im Gesundheitsmanagement reichen. Im AIDA-<br />
Projekt wird angeknüpft an die Garantien zur Qualität der gelieferten Partien. Diese<br />
Garantien werden ausgebaut u. a. durch die Zertifizierung von Ferkelherkünften<br />
(SCHÜTZ 2009, 1f).<br />
Hinsichtlich der organisatorischen Umsetzung dieser Dienstleistungsangebote wurden<br />
drei Konzepte entwickelt: der Full-Service-Dienstleister, die Betreibergesellschaft und<br />
42
43<br />
Grundlagen<br />
das Outsourcing (SCHÜTZ 2009, 2f). Alle drei Konzepte unterscheiden sich in der Art<br />
der Dienstleistung und hinsichtlich des damit verbundenen Risikos. Grundsätzlich sind<br />
alle drei Konzepte für alle Dienstleisterakteure (z. B. Tierärzte, Beratungsorganisationen,<br />
Viehhandelsorganisationen) denkbar.<br />
Der Full-Service-Dienstleister bietet alle Varianten von Dienstleistungen an: Personaldienstleistungen,<br />
organisatorische Dienstleistungen sowie IT-Dienstleistungen. SCHÜTZ<br />
betont, dass ein Full-Service Dienstleister eine anerkannte Organisation auf der<br />
Produktion-, Handels- und Beratungsebene sein sollte. Am Beispiel einer Viehhandelsorganisation<br />
wird dargestellt, dass diese als Full-Service-Dienstleister agieren kann.<br />
Darüber hinaus können Tierärzte und Berater als Dienstleistungsnehmer auftreten.<br />
Dadurch ist es möglich Dienstleistungen aus dem Sektor Information und<br />
Kommunikation für das eigene Dienstleistungsangebot zu nutzen, welches vorwiegend<br />
personelle Dienstleistungen sind (SCHÜTZ 2009, 2).<br />
Die Betreibergesellschaft bietet sich an, wenn personelle, finanzielle und/oder<br />
technische Ressourcen bei Organisationen unzureichend vorhanden sind. Zwei oder<br />
mehr Unternehmen gründen ein neues Unternehmen, das als Informations- und Dienstleistungsagentur<br />
im Bereich Gesundheitsmanagement agiert. Vorteilhaft hieran ist die<br />
Risikoreduzierung für das einzelne beteiligte Unternehmen bei der Entwicklung und<br />
Umsetzung neuer Dienstleistungsangebote sowie die Möglichkeit die strategische<br />
Entwicklung der Betreibergesellschaft mit zu steuern und voranzutreiben (SCHÜTZ<br />
2009, 3).<br />
Beim Outsourcing-Konzept werden Dienstleistungspakte an ein Unternehmen ausgelagert.<br />
Diese Unternehmen können Betreibergesellschaften oder Full-Service-Dienstleister<br />
sein. Hierbei ist das Mitspracherecht durch den Dienstleistungsnehmer eingeschränkt.<br />
Ferner benennt SCHÜTZ (2009, 3) als Hürde einen Dienstleister mit dementsprechend<br />
gewünschtem Angebot hinsichtlich kettenorientiertem Gesundheitsmanagement<br />
auszumachen.<br />
Im Rahmen eines Experten-Workshops zum AIDA-Projekt im Sommer 2009 wurden<br />
die Bemühungen zu einer überregionalen Lösung zum Tiergesundheitsmanagementsystem<br />
Schwein durch Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft begrüßt.<br />
Dabei wurde die vorgesehene IT-Lösung im Rahmen einer <strong>Datenbank</strong> als richtig bewertet,<br />
insbesondere vor dem Hintergrund einer überregionalen Viehvermarktung.
Grundlagen<br />
Als offene Fragen wurde benannt (GENOSSENSCHAFTSVERBAND 2009, o. S.; ISN 2009,<br />
o. S.):<br />
� Wo liegt der Mehrwert des Systems für den jeweiligen Nutzer?<br />
� Wie sollen die Zugriffsrechte erfolgen?<br />
� Wie soll die Kostenübernahme geregelt werden?<br />
� Welche Rolle ist den Tierärzten in diesem System zugedacht?<br />
Als nächster Schritt wurde ein Workshop für Tierhalter angeregt, der die wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen relevanter Krankheitserreger darstellt. Damit sollen der Mehrwert<br />
und die Vorteile einer Gesundheitsdatenbank im Verbund mit dem Tiergesundheitsmanagementsystem<br />
für Tierhalter aufzeigt werden (GENOSSENSCHAFTSVERBAND 2009,<br />
o. S.; ISN 2009, o. S.).<br />
2.3.3 Ableitungen für das Tiergesundheitssystem<br />
Nachfolgend werden die Berührungspunkte herausgearbeitet, welche für das integrierte<br />
Tiergesundheitssystem (Milchvieh) relevant sind. Darüber hinaus werden die Besonderheiten<br />
des Tiergesundheitsmanagementsystems SCHWEIN genannt.<br />
In der Schweinefleisch erzeugenden Wertschöpfungskette wird die Wichtigkeit der<br />
Tiergesundheit für den wirtschaftlichen Erfolg von Tierhaltern und damit für die<br />
Konkurrenzfähigkeit der deutschen Schweinefleischerzeugung betont. Tiergesundheit<br />
stellt damit einen relevanten Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Tierhaltung dar.<br />
Im Rahmen der überregionalen und internationalen Vermarktungsstrukturen Schweinefleisch<br />
produzierender Wertschöpfungskette werden kettenübergreifende IT-Lösungen<br />
als relevante Technik betrachtet. Diese ermöglichen eine einheitliche Kommunikation<br />
und im Rahmen eines überbetrieblichen Informationsmanagements die Möglichkeit,<br />
vielfältige Aufgaben zu unterstützen.<br />
Die Herausarbeitung des Mehrwertes für alle Beteiligten wurde als wesentliche Größe<br />
für eine aktive Teilnahme aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten genannt und<br />
eingefordert. Speziell die Einbindung der Tierärzteschaft in neue Lösungen wurde verlangt.<br />
Die Bedeutung der Hoftierärzte als traditionelle Dienstleister und wichtige<br />
Akteure in der Kette auf der Stufe Landwirtschaftliche Produktion wurde betont.<br />
Die Wichtigkeit der Datenqualität, die Nutzung bereits vorhandener Daten und die zeitnahe<br />
Verfügung aktueller Daten für die Nutzer sind Aspekte, welche für den Erfolg des<br />
Tiergesundheitsmanagementsystems SCHWEIN als wesentlich betrachtet werden.<br />
44
45<br />
Grundlagen<br />
Die entwickelten Dienstleistungskonzepte für die <strong>Datenbank</strong>lösung im Rahmen des<br />
Tiergesundheitsmanagementsystems sind auf andere landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten<br />
grundsätzlich übertragbar. Die Favorisierung eines kettennahen, übergreifend<br />
akzeptierten Dienstleisters/Betreibers ist insbesondere hinsichtlich der spezifischen<br />
Besonderheiten in der Tierhaltung eine wichtige Erfolgskomponente<br />
(DOLUSCHITZ UND ENGLER 2009, 33).<br />
Als kritische Punkte wurden Datenschutz und Zugriffsrechte eines neuen Tiergesundheitsmanagementsystems<br />
SCHWEIN herausgearbeitet. Ebenso der Punkt, wer in der<br />
Kette welche Kosten in Zusammenhang mit dem neuen System übernimmt.<br />
Als Besonderheit in Schweinfleisch erzeugenden Wertschöpfungsketten ist die stärkere<br />
horizontale und vertikale Integration der Wertschöpfungskette zu nennen (VEAUTHIER<br />
UND WINDHORST 2008, 25ff). Insbesondere die horizontale Integration, z. B. durch Erzeugergemeinschaften,<br />
Viehvermarktungsgesellschaften, ist charakterisierend für<br />
Schweinefleisch erzeugende Wertschöpfungsketten. Innerhalb von Erzeugergemeinschaften<br />
sind z. B. bereits vorhandene Informations-, Gesundheits- und/oder Qualitätssysteme<br />
etabliert. Der damit verbundene Daten- und Informationsaustausch ist ebenfalls<br />
eingeführt (VEAUTHIER UND WINDHORST 2008, 28). Darüber hinaus ist auf die starke<br />
regionale Konzentration der Schweineerzeugung in Westfalen-Lippe und der Weser-<br />
Ems-Region zu verweisen, die eine Vorrangstellung in der Schweineerzeugung in<br />
Deutschland innehaben (vgl. SCHÖNBERGER 2007, VEAUTHIER UND WINDHORST 2008,<br />
SPILLER et al. 2005). Hier konzentrieren sich Ferkelerzeuger, Schweinemäster sowie die<br />
vor- und nachgelagerten Stufen. Aufgrund dieser Konzentration sind diese Regionen als<br />
Treiber und Initiatoren von neuen Entwicklungen und Erneuerungen innerhalb der Kette<br />
zu bezeichnen (SPILLER et al. 2005, 33).<br />
Die vertikale Integration einer Wertschöpfungskette ist typischerweise z. B. in der Geflügelproduktion<br />
zu finden. Charakteristisch hierfür ist, dass alle Stufen der Wertschöpfungskette<br />
in einem Unternehmen bzw. einer Unternehmensgruppe zu finden sind.<br />
In dieser klassischen Form ist die vertikale Integration in der Schweinfleisch erzeugenden<br />
Wertschöpfungskette in Deutschland kaum anzutreffen (VEAUTHIER UND<br />
WINDHORST 2008, 25ff)
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
3 Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
3.1 Aufbau der Arbeit in Form eines Vorgehensmodells<br />
Als theoretischer Rahmen der Arbeit dient das Vorgehensmodell zur Dienstleistungsentwicklung<br />
in der Milcherzeugung nach KÖSTLER (2008). Nachfolgend wird der Begriff<br />
Vorgehensmodell erläutert und in den fachspezifischen Kontext eingeordnet. Das<br />
zugrunde liegende Vorgehensmodell nach KÖSTLER sowie die Adaption, die Entwicklung<br />
eines Vorgehensmodells Tiergesundheitssystem, werden vorgestellt.<br />
3.1.1 Vorgehensmodell - Begriff und Einordnung<br />
Vorgehensmodelle sind der übergeordneten Disziplin der Entwicklungsprozesse5 zu zuordnen.<br />
Als Entwicklungsprozess „ist der Lebenslauf eines Software-Systems vom<br />
Projektbeginn über die Nutzung/Betreuung bis hin zur Außerbetriebnahme“ (FISCHER et<br />
al. 1998, 18) zu verstehen. Vorgehensmodelle stellen dabei eine spezifische Ausprägung<br />
eines Entwicklungsschemas dar (vgl. FISCHER et al. 1998, 18; BREMER 1998, 34). Entwicklungsschemata<br />
lassen sich unterschiedlich spezifizieren, u. a. nach<br />
Standardisierung des Entwicklungsprozesses, der Vorgehensweise und des Einsatzbereiches.<br />
Es werden nach GROB UND SEUFERT (1996, 1ff), BREMER (1998, 32ff) und<br />
BALZERT (2008, 515ff) folgende Entwicklungsschemata für die Dienstleistungsentwicklung<br />
unterschieden: lineare, iterative, nebenläufige, prototypische und evolutionäre<br />
Entwicklungsschemata. Es gibt darüber hinaus weitere Typologisierungen (vgl.<br />
BREMER 1998, 32ff). Die Entwicklungsschemata linear, iterativ und nebenläufig können<br />
den ergebnisorientierten Entwicklungsschemata zugeordnet werden. Diese bieten sich<br />
an bei Prozessen, bei denen das Problem bereits bekannt ist, bereits Erfahrungen im<br />
Anwendungsfeld vorhanden sind und der Entwicklungsprozess stärker standardisiert<br />
werden kann. Das Prototyping und das evolutionäre Entwicklungsschema sind arbeitsprozessorientierte<br />
Entwicklungsschemata, die sich für neue, unbekannte Anwendungsgebiete<br />
und schwer standardisierbare Entwicklungsprozesse eignen (BULLINGER UND<br />
FÄHNRICH, 1997, 14).<br />
Ausgehend von den Entwicklungsschemata ist die Definition von Vorgehensmodellen<br />
konkreter. FISCHER et al. (1998, 16f) benennen das Ziel und den Zweck von<br />
Vorgehensmodellen als „das Vorgehen bei der Entwicklung von betrieblichen An-<br />
5<br />
Synonym wird für Entwicklungsprozess Software-Lebenszyklus, Entwicklungsansatz oder Vorgehenstrategie<br />
verwendet.<br />
46
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
wendungen, also der gesamte Systementwicklungsprozess, wird auf der Basis von Beschreibungen<br />
und Anleitungen durch Strukturierung aus verschiedenen Sichten als<br />
Modell abgebildet und somit transparent und planbar“. Dabei werden zwei Sichten auf<br />
ein Vorgehensmodell beschrieben: eine statische Sicht und eine dynamische Sicht.<br />
Damit kann ein Vorgehensmodell einerseits die Struktur eines konkreten<br />
Vorgehensmodells sowie die Form der Dokumentation abbilden, und andererseits als<br />
Metamodell aufgefasst werden, in dem das Ordnungsschema mit der dazugehörigen<br />
Begriffswelt dargestellt wird. Das Vorgehensmodell gibt zudem Methoden und Werkzeuge<br />
vor, definiert Rollenmodelle, die den einzelnen Tätigkeitsbereichen (Projekt-,<br />
Konfigurations-, Qualitätsmanagement und Systementwicklung) während des Entwicklungsprozesses<br />
zugeordnet werden. Für diese Tätigkeitsbereiche werden mittels<br />
Vorgehensmodell Regeln definiert. Ferner werden auch Aktivitäten und Ereignisse<br />
spezifiziert (FISCHER et al. 1998, 16f). Einsatz fanden Vorgehensmodelle u. a. in der<br />
klassischen Produktentwicklung, im Controlling und beim Software Engineering (DAUN<br />
UND KLEIN 2004, 46).<br />
Aufgrund der dargelegten Einordnung des Tiergesundheitssystems (vgl. Kap 2.1.3).<br />
erfolgte eine Spezifizierung der Vorgehensmodelle für Dienstleistungen. Nach<br />
HOFMANN et al. (1998, 21) legen „Vorgehensmodelle für das Service Engineering, die<br />
für die Entwicklung einer Dienstleistung notwendigen Aktivitäten fest und<br />
systematisieren den Dienstleistungsentwicklungsprozess.“ Service Engineering bezeichnet<br />
dabei „die Beschäftigung mit der systematischen Entwicklung von Dienstleistungen<br />
unter Verwendung geeigneter Vorgehensmodelle, Methoden und Werkzeuge<br />
sowie mit dem Management von Dienstleistungsentwicklungsprozessen“ (FÄHNRICH<br />
UND OPITZ 2003, 99). Das Service Engineering stellt eine interdisziplinäre Fachrichtung<br />
dar, die das vorhandene Wissen aus der Produktentwicklung und den Ingenieurswissenschaften<br />
verknüpft (DAUN UND KLEIN 2004, 44; FÄHNRICH UND OPITZ 2003, 103ff).<br />
Für die Dienstleistungsentwicklung gibt es verschiedene Vorgehensmodelle, die man<br />
nach unterschiedlichen Kriterien kategorisieren kann (vgl. BREMER 1998, 37ff; SCHIEN-<br />
MANN 2002, 93; THALLER 2002, 21ff; LIESTMANN 2002, 30). Die wichtigsten sind das<br />
Prototyping, das Wasserfall- oder Phasenmodell, das Reverse and Reengineering und<br />
das Spiralmodell (vgl. HOFMANN et al. 1998; BUNSE UND KNETHEN 2008). Darüber<br />
hinaus gibt es weitere Kategorisierungen (vgl. BULLINGER UND MEIREN 2001, 160;<br />
BREMER 1998, 55f). Diese sollen jedoch aufgrund ihrer nachrangigen Bedeutung für die<br />
Dienstleistungsentwicklung und die geringe Relevanz für die vorliegende Fragestellung<br />
47
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
nicht näher betrachtet werden. Im Folgenden werden die Merkmale der genannten<br />
Typen von Vorgehensmodellen erläutert.<br />
Das Phasenmodell ist in der Anwendung am weitesten verbreitet. Es ist ein Vertreter<br />
der sequenziellen Vorgehensmodelle, zu denen auch das Wasserfall- und das<br />
Schleifenmodell zählen. Zentral für diese Familie ist, dass die Aktivitäten, die bei der<br />
Softwareentwicklung durchlaufen werden, Phasen zugeordnet werden. Beim Übergang<br />
von einer Phase zur nächsten muss die vorhergehende abgeschlossen sein. Jede Phase<br />
erarbeitet Ergebnisse, die in der nächsten Phase weiterverarbeitet werden. Im Unterschied<br />
zum Phasenmodell erlauben das Wasserfall- und das Schleifenmodell<br />
kontrollierte Rückschritte und bereits durchgeführte Phasen können erneut durchlaufen<br />
werden. Es handelt sich bei Rückschritten jedoch um Ausnahmen, im Gegensatz zu<br />
wiederholenden Vorgehensmodellen. Vorteilhaft bei Phasenmodellen ist, dass bei der<br />
Integration eines Systems aufgrund einer umfangreichen Anforderungs- und Schnittstellenanalyse<br />
kaum Probleme auftreten. Darüber hinaus ist kein umfangreiches<br />
Versions- und Konfigurationsmanagement erforderlich, da bei einmaligem Durchlaufen<br />
aller Phasen ohne Rückschritte mindestens eine Version von jedem Ergebnis erstellt<br />
wird und damit eine Systemkonfiguration, die die Versionen aller Ergebnisse beinhaltet,<br />
vorhanden ist. Die Anzahl der Rückschritte sowie die Anzahl der Entwickler führen zu<br />
neuen Ergebnisversionen und zu neuen Systemkonfigurationen. Phasenmodelle und<br />
andere sequenzielle Vorgehensmodelle werden sinnvoller Weise eingesetzt, wenn die<br />
Anforderungen bekannt sind und feststehen (BUNSE UND KNETHEN 2008, 4ff). Dies ist<br />
für das Tiergesundheitssystem gegeben. Damit ist die Anwendung eines Phasenmodells<br />
möglich.<br />
Prototypische Vorgehensmodelle sind sequenzielle Modelle, die zu festgelegten Zeitpunkten<br />
während der Entwicklung kontrollierte Rückschritte und Wiederholungen vorsehen.<br />
Die festgelegten Zeitpunkte sind durch die Entwicklung von Prototypen<br />
definiert. Dabei handelt es sich um Testversionen, die eingeschränkt einsetzbar sind und<br />
der Reflektion dienen. Die Prototypen unterstützen die Klärung der Anforderungen<br />
bzw. von Entwurfsaspekten. Vorteilhaft ist, wie beim Phasenmodell, die problemlose<br />
Integration aufgrund einer umfangreichen Anforderungsanalyse und anhand von Analyseprototypen.<br />
Das Versions- und Konfigurationsmanagement ist gering. Sinnvoll ist<br />
der Einsatz von prototypischen Vorgehensmodellen, wenn Erfahrungen mit den zu verwendenden<br />
Entwicklungstechniken vorhanden sind, da Erfahrungswerte innerhalb eines<br />
Projektes nicht mit einfließen können. Darüber hinaus ist vorteilhaft die Risiko-<br />
48
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
minimierung aufgrund der Prototypen, da so kritische Bereiche während der Entwicklung<br />
kontrolliert werden (BUNSE UND KNETHEN 2008, 8ff). Diese Vorsetzung war<br />
für die vorliegende Entwicklung des Tiergesundheitssystems nicht vollständig geben.<br />
Es lagen u. a. keine Erfahrungen für den Teilbereich der tierärztlichen Praxismanagementsoftware<br />
vor, aus diesem Grund wurde das prototypische Vorgehensmodell<br />
nicht angewandt.<br />
Software-Entwicklung als ein risikobehafteter Prozess ist die Ausgangssituation für das<br />
Spiralmodell. Treten neue Entwicklungen auf, kann darauf dynamisch reagiert werden.<br />
Die Entwicklung kann anhand einer Spirale mit vier Quadranten dargestellt werden. Im<br />
ersten Quadranten erfolgt die Zieldefinition, die Bestimmung von Alternativen sowie<br />
der Einschränkungen. Die Bewertung der Alternativen, Identifikation von Risiken sowie<br />
die Benennung von Maßnahmen zur Risikobeherrschung folgen im zweiten<br />
Quadranten. Im dritten Quadranten finden die Entwicklung und die Abnahme des Software-Systems<br />
auf der entsprechenden Stufe statt. Im abschließenden vierten Quadranten<br />
wird die nächste Entwicklungsstufe des Software-Systems vorbereitet. Ein Zyklus ist<br />
mit der Kontrolle des Entwicklungsergebnisses durch die Nutzer beendet. Erst im Anschluss<br />
daran erfolgt die Umsetzung des geplanten Zyklus. Im Unterschied zu Phasenmodellen<br />
oder prototypischen Vorgehensmodellen werden bei Spiralmodellen auch<br />
Teilsysteme als Systeme benannt. Spiralmodelle unterscheiden sich darüber hinaus<br />
durch ein umfangreiches Versionen- und Konfigurationsmanagement. Einsetzbar sind<br />
Spiralmodelle, wenn die Anforderungen teilweise nicht definierbar sind. Schwierig<br />
kann die Integration von verschiedenen Teilsystemen sein, je nachdem wie gut die Anforderungen<br />
partitionierbar waren und wie erweiterungsfähig die Systemarchitektur ist.<br />
Spiralmodelle erfordern weniger Entwicklungserfahrung, da diese beim jeweils<br />
nächsten Inkrement einfließen können. Es ist gut geeignet, um einen weichen Übergang<br />
von einem alten System zu einem neuen System zu gewährleisten und Risiken, die bei<br />
der Softwareentwicklung bestehen zu minimieren (BUNSE UND KNETHEN 2008, 11ff).<br />
Da der Übergang von einem alten zu einem neuen System nicht vorlag, waren die<br />
Voraussetzungen des Spiralmodells für die vorliegende Fragestellung nicht gegeben.<br />
Reverse Engineering und Reengineering sind Vorgehensmodelle, die bei bereits bestehender<br />
Software verwendet werden. Die bestehenden Produkte werden analysiert, um<br />
daraus Verbesserungsmöglichkeiten abzuleiten. Dazu werden die Systeme aufgegliedert<br />
und entweder neu spezifiziert (Reverse Engineering) oder insgesamt neu entwickelt<br />
(Reengineering) (HOFMANN et al. 1998, 22; LIESTMANN 2002, 29). Die genannten<br />
49
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Voraussetzungen des Reverse Engineering sowie des Reengineering waren für die vorliegende<br />
Fragestellung nicht gegeben und kamen damit nicht zur Anwendung.<br />
Die beschriebenen Vorgehensmodelle entsprechend ihres Innovationsgrades und der<br />
Komplexität des Produktes sind in Abbildung 7 eingeordnet. Die vorliegende Fragestellung<br />
des zu entwickelnden Tiergesundheitssystems ist den Phasenmodellen zu zuordnen.<br />
Dieses zeichnet sich durch eine niedrige Komplexität des Produktes sowie<br />
einen niedrig einzuordnenden Innovationsgrad aus. Insbesondere die sequenzielle Vorgehensweise<br />
ermöglicht die Beantwortung der vorliegenden Fragestellung und Einarbeitung<br />
bereits erarbeiteter Ergebnisse in nachfolgenden Phasen.<br />
Abbildung 7: Einordnung relevanter Typen von Vorgehensmodellen für das Service Engineering<br />
(eigene Darstellung nach HOFMANN et al. 1998)<br />
Unabhängig vom gewählten Vorgehensmodell setzt sich der Ansatz der Dienstleistungsentwicklung<br />
aus drei Grundschritten zusammen: Dienstleistungsplanung, Dienstleistungskonzeption<br />
und Umsetzungsplanung (LIESTMANN 2002, 31). Ziel der Dienstleistungsplanung<br />
ist es, den Dienstleistungsprozess und die daraus resultierenden Ergebnisse<br />
ohne Beeinflussung von unvorhersehbaren Kundeneigenschaften durchzuführen.<br />
Als Instrumente der Dienstleistungsplanung werden die Marktanalyse, die<br />
Potenzialanalyse, Methoden zur Ideenfindung, die Definition von Dienstleistung und<br />
50
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
ggf. Leistungspakte sowie die zeitliche Koordination der Dienstleistungsentwicklung<br />
gezählt. Die Dienstleistungskonzeption ist ein Ergebnis der Dienstleistungsentwicklung.<br />
In ihr werden sowohl die Stärken des Unternehmens als auch die Marktbedürfnisse<br />
dokumentiert. In dieser Phase wird die Dienstleistung konkretisiert. Die Umsetzungsplanung<br />
umfasst die Zielfestsetzung für die Markteinführung der Dienstleistung sowie<br />
die Reduzierung der mit der Markteinführung verbundenen Risiken. Ziel der Umsetzungsplanung<br />
ist der systematische und effiziente Ablauf der Markteinführungsphase<br />
(LIESTMANN 2002, 31ff).<br />
Zusammenfassend kann formuliert werden, dass Vorgehensmodelle die Entwicklung,<br />
die Umsetzung und den Abschluss von Projekten unterstützen und dabei Abläufe,<br />
Strukturen und Verantwortlichkeiten beachten. Die konkrete Ausführung ist abhängig<br />
vom gewählten Vorgehensmodell und dem jeweiligen Anwendungsbereich. Es wurden<br />
vier Typen von Vorgehensmodellen für die Dienstleistungsentwicklung vorgestellt: das<br />
Phasenmodell, das Prototyping, das Spiralmodell und das Reverse sowie Reengineering.<br />
Es wurde aufgezeigt, dass die Voraussetzungen für das Spiralmodell, für die prototypischen<br />
Vorgehensmodelle sowie für das Reverse und Reengineering nicht vollends<br />
gegeben waren. Somit wurde für die vorliegende Fragestellung das Phasenmodell gewählt.<br />
3.1.2 Verwandte Anwendungsbeispiele<br />
Wie im Kapitel 2.1.3.3 ausgeführt, erfolgte eine Anpassung der Dienstleistungsentwicklung<br />
für den Agrarsektor im Rahmen des Forschungsprojektes INA (LANGE UND<br />
SCHICK 2005, 3; KÖSTLER 2008, 27). Die tierische Primärproduktion wurde jedoch in<br />
diesem Projekt nicht näher systematisch betrachtet. KÖSTLER (2008) greift diesen Tatbestand<br />
auf und entwickelte ein Vorgehensmodell für den Bereich der Milcherzeugung.<br />
Demnach kann zur Entwicklung einer IT-Dienstleistung für Milcherzeuger ein Drei-<br />
Phasenmodell verwendet werden. Dieses setzt sich aus den Phasen Dienstleistungsplanung,<br />
Dienstleistungskonzeption und Dienstleistungssteuerung zusammen. Die drei<br />
Phasen werden kurz dargestellt und im folgenden Kapitel wird das Vorgehensmodel<br />
nach KÖSTLER für das Tiergesundheitssystem abgewandelt und angepasst.<br />
KÖSTLER (2008, 93ff) benennt als Phase eins die Dienstleistungsplanung. Die Dienstleistungsplanung<br />
ist der Ausgangspunkt der Ideengenerierung mittels Screening und<br />
Analyse potentieller IT-Dienstleistungsideen. Ziel dieser Phase ist die Findung,<br />
Formulierung, Bewertung sowie Selektion möglicher IT-Dienstleistungsideen. Die<br />
51
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Dienstleistungskonzeption schließt sich als zweite Phase der Dienstleistungsplanung an.<br />
Hierbei gilt es die genauen Ziele festzulegen, die mit der IT-Dienstleistung erlangt<br />
werden sollen. Anschließend wird mit einer Potential- und Marktanalyse die Marktposition<br />
des Dienstleisters und der zu entwickelnden IT-Dienstleistung festgestellt. Im<br />
Rahmen der folgenden Umsetzungsplanung werden die Ressourcen ermittelt und geplant.<br />
Dabei handelt es sich sowohl um technische und personelle Ressourcen als auch<br />
um organisatorische Ressourcen. Im Anschluss daran erfolgen eine ökonomische Bewertung<br />
sowie die Ausrichtung der Vermarktungs- und Vertriebsstrategie. Eine Darstellung<br />
der Prozesse dient der Beschreibung des Geschäftsmodells. Abschließend<br />
werden Zielparameter für die Piloteinführung definiert. In der abschließenden dritten<br />
Phase der Dienstleistungsentwicklung erfolgt eine kontinuierliche Dienstleistungserbringung.<br />
Durch die Evaluierung der praktischen Anwendung kann eine Anpassung<br />
bzw. ein Re-design der Dienstleistung in dieser Phase erfolgen.<br />
Das vorgestellte Vorgehensmodell nach KÖSTLER (2008) soll für die vorliegende Arbeit<br />
adaptiert verwendet werden. Da es sich beim Tiergesundheitssystem ebenso um eine IT-<br />
Dienstleistung handelt und Milcherzeuger als relevante Nutzergruppe vorgesehen sind,<br />
sind wesentliche Aspekte identisch und eine Adaption möglich. Im folgenden Kapitel<br />
wird das abgeleitete Vorgehensmodell Tiergesundheitssystem vorgestellt.<br />
3.1.3 Vorgehensmodell Tiergesundheitssystem<br />
Die vorliegende Arbeit greift Vorarbeiten des Landeskontrollverbandes Baden-<br />
Württemberg und der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong> auf (KAISER et al. 2004) und beginnt<br />
dadurch mit der Phase 2 (Dienstleistungskonzeption). Zunächst erfolgt die Definition<br />
der Dienstleistung Tiergesundheitssystem und die Analyse hinsichtlich IT-Ausstattung<br />
und -Anwendung der potentiellen Nutzer. Ferner wird das derzeitige Angebots<br />
branchenspezifischer Software für Tierhalter und Tierärzte analysiert. Im Anschluss<br />
daran werden Teilabschnitte der Umsetzungsplanung durchgeführt. Dazu gehören Ermittlung<br />
und Planung der Ressourcen, der Bereich Vertrieb/Vermarktung, die Prozessdarstellung,<br />
die Beschreibung des Geschäftsmodells sowie die Definition von Zielparametern<br />
für die Piloteinführung. Eine ökonomische Einordnung der Dienstleistung<br />
integriertes Tiergesundheitssystem wird im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der vorhandenen<br />
Ressourcen nicht geleistet. Die Phase 3 (Dienstleistungssteuerung) kann erst<br />
nach Projektende durchgeführt werden, weil hierzu eine kontinuierliche Anwendung<br />
und Nutzung des Tiergesundheitssystems notwendig ist, welche noch nicht gegeben ist.<br />
52
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Tabelle 4 zeigt das Vorgehensmodell zur IT-Dienstleistungsentwicklung nach KÖSTLER<br />
sowie die Adaption auf das Tiergesundheitssystem.<br />
Tabelle 4: Vorgehensmodell nach KÖSTLER (2008) mit Adaption Tiergesundheitssystem<br />
Bezeichnung Bestandteile<br />
Analyse<br />
Inhalte<br />
Adaption Tiergesundheitssystem<br />
Phase<br />
1<br />
DienstleistungsplanungDienstleistungsidee<br />
n<br />
Findung<br />
Formulierung<br />
Bewertung<br />
Auswahl<br />
mit Projektstart abgeschlossen<br />
Ziele festlegen<br />
Bestimmung Definition TGS<br />
Spezifikation der Wettbewerbsanalyse<br />
Potential- Betrachtungen ent- Nutzeranalyse<br />
und Marktsprechend der Situationsanalyse (ITanalyse<br />
untersuchten Ausstattung, IT-<br />
Thematik<br />
Nutzung)<br />
Ressourcen ermitteln<br />
und planen �<br />
Phase<br />
2<br />
Phase<br />
3<br />
Dienstleistungskonzeption <br />
Dienstleistungssteuerung<br />
Umsetzungs<br />
planung<br />
Dienstleistungs-<br />
erbringung<br />
Evaluierung<br />
Re-design<br />
(� wird in dieser Arbeit geleistet)<br />
Ökonomische Bewertung<br />
Vertrieb, Vermarktung<br />
Service Blueprint<br />
(Prozessdarstellung)<br />
Geschäftsmodell<br />
beschreiben<br />
Zielparameter für<br />
Piloteinführung<br />
definieren<br />
53<br />
nicht Gegenstand der<br />
Betrachtung<br />
�<br />
�<br />
�<br />
erfolgt im Rahmen der<br />
Fallstudie Pilotphase<br />
erfolgt nach Projektende<br />
Für die Vielzahl von Elementen, die zur Dienstleistungskonzeption des integrierten<br />
Tiergesundheitssystems notwendig sind, wurde ein Set von wissenschaftlichen<br />
Methoden angewendet. Das methodische Vorgehen wird im Kapitel 3.2 beschrieben.
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
3.2 Methodische Vorgehensweise<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Zielsetzung der einzelnen Elemente des<br />
Vorgehensmodells müssen verschiedene Methoden angewandt werden. Diese sind zu<br />
den qualitativen Methoden und zu den quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung<br />
zu zählen. Wie und in welcher Weise qualitative und quantitative Methoden<br />
in dieser Arbeit angewendet wurden, wird in einer Übersicht dargelegt. Des Weiteren<br />
wird auf den Forschungsansatz Fallstudie eingegangen, da es sich hierbei weder um<br />
eine Erhebungstechnik noch um eine methodologische Richtung der empirischen<br />
Forschung handelt.<br />
Qualitative empirische Forschung wird in Bereichen mit geringem Kenntnisstand eingesetzt.<br />
Sie dient dazu, ein vertiefendes Verständnis für einen Untersuchungsbereich zu<br />
vermitteln. Methoden der qualitativen empirischen Forschung arbeiten meist mit<br />
verbalen Beschreibungen zur Erfassung der Variabilität der Merkmale des Untersuchungsobjektes<br />
(hier und im Folgenden LAMNEK 2005b, 20ff). Zentrale Prinzipien<br />
der qualitativen Sozialforschung sind Offenheit, Forschung als Kommunikation,<br />
Prozesscharakter von Forschung und Gegenstand, Reflexivität von Gegenstand und<br />
Analyse, Explikation und Flexibilität.<br />
Die quantitative empirische Forschung erfasst die Variabilität der Merkmale des<br />
Untersuchungsobjektes durch abgegrenzte Zuordnung von Zahlenwerten und wird<br />
häufig zur Überprüfung von Theorien genutzt. Durch die einfachere Weiterverarbeitung<br />
quantitativer Daten können größere Stichproben verwendet werden als bei der<br />
qualitativen Forschung (RIESENHUBER 2007, 6). Unterschiede gibt es auch in der Verwertbarkeit<br />
der Ergebnisse aus der qualitativen und der quantitativen Forschung. Die<br />
quantitative Forschung lässt bei entsprechender Stichprobenauswahl Rückschlüsse auf<br />
die Grundgesamtheit zu und kann zur Ableitung von Handlungsempfehlungen herangezogen<br />
werden (RIESENHUBER 2007, 6f). Dagegen beschreibt die qualitative<br />
Forschung das Individuelle, das Einmalige und das Besondere (WOLF und PRIEBE 2000,<br />
52). Die starke Trennung zwischen qualitativer und quantitativer Forschung verschwimmt<br />
zunehmend (GELBRICH 2009, 619; BRÜSEMEISTER 2000, 41). Der<br />
kombinierte Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden bietet die Möglichkeit<br />
qualitative Forschungsvorhaben mit quantitativen Komponenten und umgekehrt zu ergänzen<br />
(WOLF und PRIEBE 2000, 57).<br />
54
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
In der vorliegenden Arbeit wurden qualitative und quantitative Methoden der Sozialforschung<br />
angewendet, um den unterschiedlichen Zielsetzungen und Untersuchungsbedingungen<br />
zu entsprechen. Qualitative Methoden kamen innerhalb der Pilotphase zur<br />
Anwendung. Hierbei wurde die Testversion des Tiergesundheitssystems durch einige,<br />
wenige Probanden bewertet. Ziel war es, die subjektiven Sichtweisen der Nutzergruppe<br />
Tierärzte zur Testversion des entwickelten Tiergesundheitssystems zu erhalten. Die<br />
Anwendung quantitativer Methoden zur Beurteilung der Testversion konnte nicht<br />
erfolgen, da zu diesem Zeitpunkt die technischen Möglichkeiten für eine breiter angelegte<br />
Evaluierung der Testversion nicht realisierbar waren. Quantitative Methoden<br />
wurden genutzt zur Erhebung der IST-Situation und zur Klassifikation von Nutzertypen.<br />
Ein detaillierter Überblick zu den angewendeten Methoden kann Tabelle 5 entnommen<br />
werden. Als Gliederung wird das vorgestellte Vorgehensmodell genutzt. In der Phase<br />
der Zielfestlegung werden deskriptive Methoden zur Darstellung des Anforderungsprofils<br />
des Tiergesundheitssystems gewählt. Diese Herangehensweise ermöglicht eine<br />
strukturierte, systematische Definition der zu erreichenden Ziele. Im Rahmen der<br />
Potential- und Marktanalyse sind sowohl quantitative als auch qualitative Methoden zur<br />
Anwendung gekommen. Im Rahmen der Ist-Analyse, der Ex-Ante-Befragung und der<br />
Nutzerklassifikation wurde eine Primärerhebung durchgeführt. Zur Auswertung der erhobenen<br />
Daten werden quantitative Methoden (z. B. Signifikanztest, Clusteranalyse)<br />
angewendet. Die Marktanalyse zur Branchensoftware wird mittels qualitativen<br />
Methoden durchgeführt. Zum einen ist die Grundgesamtheit z. B. bei der tierärztlichen<br />
Branchensoftware sehr klein (N < 10). Zum anderen wurde auf Sekundärdaten zurückgegriffen,<br />
welche für quantitative Methoden nicht einsetzbar sind (z. B. Produkttests<br />
landwirtschaftlicher Managementsoftware). Charakteristisch für Phasenmodelle ist, dass<br />
Ergebnisse aus der vorhergehenden Phase für die nachfolgende genutzt werden. In der<br />
Umsetzungsplanung werden für die Ressourcenplanung sowie für die Geschäftsprozessdarstellung<br />
Ergebnisse aus den vorangegangenen Untersuchungen (z. B.<br />
Potential- und Marktanalyse) deduktiv genutzt. Für die Geschäftsprozessdarstellung<br />
kamen Methoden aus der Dienstleistungsentwicklung zur Anwendung z. B. Service<br />
Blueprint. In der Pilotphase werden abschließend qualitative Methoden verwendet, da<br />
aufgrund des Entwicklungsstadiums des Tiergesundheitssystems keine quantitativen<br />
Methoden eingesetzt werden konnten.<br />
55
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Tabelle 5: Zuordnung geeigneter Methoden im Zuge der Entwicklung eines integrierten<br />
Tiergesundheitssystems<br />
Forschungsrahmen: Vorgehensmodell<br />
Elemente der<br />
Dienstleistungskonzeption<br />
Festlegung der<br />
Ziele<br />
Potential- und<br />
Marktanalyse<br />
Umsetzungsplanung<br />
Teilelemente Datenressource<br />
Darstellung des<br />
Tiergesundheitssystems<br />
Dokumente des<br />
Entwicklerteams<br />
56<br />
Auswertungsfo<br />
rm<br />
IST-Situation Befragung quantitativ<br />
Marktanalyse zur<br />
branchenspezifischen<br />
Software<br />
Nutzerklassifikation <br />
Ressourcenplanung <br />
Geschäftsprozessdarstellung<br />
Sekundäre<br />
Daten, Softwareerprobung<br />
Methode<br />
deskriptiv Anforderungspr<br />
ofil<br />
qualitativ<br />
Befragung quantitativ<br />
Darstellung des<br />
Tiergesundheitssystems<br />
Darstellung des<br />
Tiergesundheitssystems<br />
Geschäftsmodell Befragung deduktiv<br />
Pilotstudie<br />
Tierärzte-<br />
Workshop<br />
Praxistest<br />
Gruppendiskussion,Befragung<br />
Produkttest,<br />
Befragung,<br />
deskriptive<br />
Statistik<br />
Wettbewerbsanalyse <br />
Clusteranalyse<br />
deduktiv Anforderungspr<br />
ofil<br />
deduktiv Service<br />
Blueprint<br />
qualitativ<br />
Vergleichende<br />
Analyse<br />
Forschungsansatz:Fallstudie<br />
SWOT-<br />
Analyse<br />
Fallstudien stellen in der Systematik der Methodik der empirischen Sozialforschung<br />
keine Erhebungstechnik, sondern einen Approach, einen Forschungsansatz dar (LAM-<br />
NEK 2005b, 298f). Aus diesem Grund soll hierauf kurz eingegangen werden. Für Fallstudien<br />
können, je nach Konzeption, verschiedene quantitative oder qualitative<br />
Methoden zur Datenerhebung und -auswertung verwendet werden z. B. teilnehmende<br />
Beobachtung und/oder mündliche Befragungen, qualitative Inhaltsanalyse (MAYERING<br />
2002, 66ff, 103ff; BORCHARDT und GÖTHLICH 2007, 37f; LAMNEK 2005b, 303ff; RIEGE
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
2009, 287). Der Einsatz verschiedener Techniken6 ermöglicht zum einen ein umfassendes<br />
Bild der Untersuchungssituation. Zum anderen werden Unschärfen, die aufgrund<br />
der verwendeten Methoden auftreten, minimiert.<br />
Kern der Einzelfallstudie ist die Fokussierung auf ein Untersuchungsobjekt. Es kann<br />
sich dabei um Personen, aber auch Personengruppen handeln (LAMNEK 2005b, 299).<br />
Man unterscheide fünf Typen von Fallstudien: beschreibende (illustrative) Fallstudien,<br />
erklärende Fallstudien, Prognosefallstudien, erforschende Fallstudien (Pilotfallstudien)<br />
und falsifizierende Fallstudien (HEIMERL 2009, 388ff). Der Ablauf einer Einzelfallstudie<br />
kann in fünf Phasen gliedert werden: Fragestellung, Falldefinition, Materialsammlung,<br />
Aufbereitung und Falleinordnung (MAYRING 2002, 43f).<br />
Fehlende Aussagen zur Aussagekraft und zur Güte von qualitativen Fallstudien werden<br />
als Kritikpunkte des Forschungsansatz Fallstudie genannt (RIEGE 2009, 287). Eine<br />
Validierung der Ergebnisse im Sinne der quantitativen Sozialforschung ist bei der Fallstudie<br />
nicht möglich. Dennoch gibt es Ansätze, die zu einem höheren Maß an Gültigkeit<br />
und Zuverlässigkeit führen. RIEGE führt hier insbesondere die Ansätze hinsichtlich Bestätigbarkeit,<br />
Glaubwürdigkeit, Übertragbarkeit und Stabilität zur Qualitätssicherung an.<br />
Der Begriff Bestätigbarkeit bezieht sich auf die Begrifflichkeiten der Neutralität und der<br />
Objektivität der quantitativen Forschung. Im Kontext der qualitativen Forschung wird<br />
damit bewertet, ob die „Interpretation der Ergebnisse in logischer und unvoreingenommener<br />
Weise durchgeführt wurde, und ob die daraus gezogenen Schlussfolgerungen<br />
die logischste Möglichkeit darstellen“ (RIEGE 2009, 288). Glaubwürdigkeit<br />
bezieht sich auf die Inhaltsvalidität von quantitativen Methoden und zielt auf die möglichst<br />
verlässliche Durchführung der Fallstudie ab. Der Ansatz der Übertragbarkeit ist<br />
vergleichbar mit Aussagen zur Repräsentativität bzw. der Übertragbarkeit der<br />
quantitativen Forschung. Im Kontext der Fallstudie wird dieser Ansatz bezogen auf ausreichend<br />
detailgenaue Beschreibung zum Fall, sodass die Übertragung auf andere<br />
Forschungen vorgenommen werden kann. Ein weiterer Ansatz zur Qualitätsverbesserung<br />
qualitativer Forschung ist der Ansatz zur Stabilität, der analog zur Reliabilität<br />
zu sehen ist. Dabei wird der Frage nach der Kohärenz von Fragestellungen und<br />
Methodenwahl nachgegangen. Zur Umsetzung der vier vorgestellten Ansätze zur Qualitätssicherung<br />
wurden in der vorliegenden Arbeit verschiedene Maßnahmen umgesetzt,<br />
z. B. kommunikative Evaluierung von vorläufigen Berichten durch Wissenschaftler und<br />
6 Dies wird auch als Methodentrigulation bezeichnet.<br />
57
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Hauptinformanten, Methodentriangulation sowie die Anwendung strukturierter Interviewleitfäden<br />
(RIEGE 2009, 288ff).<br />
Abbildung 8 zeigt den Aufbau der durchgeführten Fallstudie Pilotphase, die sich in<br />
zwei Komplexe gliedert: Praxisworkshop Tierärzte und Test Versuchsstation. Es<br />
werden die Zielsetzung der Fallstudie sowie die Unterziele der zwei Komplexe und die<br />
genutzten Methoden benannt. Im Kapitel 3.2.3 werden die Methoden erläutert.<br />
Abbildung 8: Aufbau und Zielsetzung der Fallstudie in der Pilotphase<br />
Die durchgeführten Fallstudien sind erforschende Fallstudien mit dem Zweck, die nachfolgenden<br />
Aktivitäten, z. B. die Markteinführung, bestmöglich zu unterstützen. Es<br />
sprechen folgende Punkte für die Anwendung qualitativer Methoden im Rahmen der<br />
Fallstudie:<br />
� die noch begrenzte technische Verfügbarkeit des Tiergesundheitssystems,<br />
� die Reduzierung des Gruppenzwanges durch die schriftliche Befragung im Anschluss<br />
an die Gruppendiskussion und<br />
� breitere Ergebnisse aufgrund der schriftlichen Befragung, da eine längere Auseinandersetzung<br />
und Durchdringung des Themas durch eine zeitliche Abfolge<br />
und eine offenere Fragestellung im Rahmen der Befragung möglich war.<br />
58
3.2.1 Datenerhebung, Datengrundlage und Datenauswertung<br />
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
3.2.1.1 Gewählte Methoden zur Datenerhebung<br />
Methoden zur Datenerhebung werden untergliedert in Primärerhebungen und in<br />
Sekundärerhebungen. Primärerhebungen zeichnen sich dadurch aus, dass neue Daten<br />
für die Untersuchung erhoben werden. Zu den Methoden der Primärerhebungen zählen<br />
z. B. Befragungen und Fallstudien (KAYA 2007, 49). Bei Sekundäruntersuchungen<br />
werden Daten zusammengetragen, welche bereits im Rahmen anderer Untersuchungen<br />
erhoben wurden. Diese werden zur Beantwortung der gestellten Forschungsfragen neu<br />
ausgewertet und interpretiert (SCHNELL et al. 2005, 251).<br />
In dieser Arbeit wurden Methoden der Primärerhebung, z. B. Befragung, Produkttest,<br />
und der Sekundäruntersuchung angewendet. Primärerhebungen wurden für die IST-<br />
Analyse und die Nutzerklassifikation sowie im Rahmen der Umsetzungsplanung durchgeführt.<br />
Sekundäruntersuchungen wurden bei der Marktanalyse von branchenspezifischer<br />
Software für Tierhaltern und Tierärzten genutzt. Zunächst werden die verwendeten<br />
Methoden der Primärerhebung erläutert, anschließend die Sekundäruntersuchung.<br />
Primärerhebung mittels Befragungen<br />
Die Befragung ist eine sehr oft verwendete Methode zur Informationsgewinnung. Sie<br />
basiert auf einem Kommunikationsprozess zwischen zwei oder mehreren Personen.<br />
Hierbei löst ein Stimulus (eine Frage) eine Reaktion (eine Antwort) aus (ATTESLANDER<br />
2008, 101). Befragungen können entsprechend der Kommunikationsart mündlich oder<br />
schriftlich sein. Unter einer mündlichen Befragung versteht man das systematische<br />
Vorgehen, bei dem Personen durch gezielte Fragen zur Abgabe von verbalen<br />
Informationen veranlasst werden. Bei der schriftlichen Befragung werden den zu befragenden<br />
Personen Fragebögen zugesandt oder übergeben, die nach Beantwortung<br />
zurückgesendet (z. B. per Post, Fax) bzw. eingesammelt werden. ATTESLANDER identifiziert<br />
aufgrund der Kommunikationsart und der Kommunikationsform (wenig<br />
strukturiert, teilstrukturiert und stark strukturiert) sieben verschiedene Typen der Befragung<br />
(vgl. Tabelle 6) (ATTESLANDER 2008, 122ff). In der vorliegenden Arbeit<br />
wurden die schriftliche, postalische Befragung (Typ 6) im Rahmen der Situationsanalyse,<br />
das Gruppeninterview (Typ 5) und die Befragung nach dem Typ 7 im Rahmen der<br />
Pilotphase durchgeführt. Diese werden nachfolgend näher erläutert und die Wahl der<br />
Befragungsform begründet.<br />
59
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Die schriftliche Befragung eignet sich für einfache Tatbestände, die sich gut<br />
strukturieren lassen. Im Allgemeinen wird unter einer schriftlichen Befragung der<br />
postalische Versand und die postalische Rücksendung eines Fragebogens verstanden<br />
(ATTESLANDER 2008, 147). Vorteilhaft hierbei ist die Möglichkeit, dadurch ein großes<br />
geografisches Gebiet abdecken zu können. Ferner ist die schriftliche Befragung kostengünstiger<br />
als andere Befragungsmethoden, z. B. Interview, da in kurzer Zeit mit<br />
geringem Personalaufwand eine große Anzahl von Befragten erreicht werden kann.<br />
Eine Beeinflussung des Befragten durch den Interviewer kann ausgeschlossen werden,<br />
ebenso der Interviewer als Fehlerquelle. Nachteilig wirkt sich der begrenzte Frageumfangs<br />
aus. Dieser ist stärker limitiert, da nicht sichergestellt werden kann, wer den<br />
Fragebogen in welcher Situation beantwortet und in welcher Reihenfolge die Fragen<br />
beantwortet werden. Die Nichtbeantwortung von Fragen kann selten geklärt werden,<br />
kann sich aber auf die Repräsentativität der Befragung auswirken oder zu Ergebnisverzerrungen<br />
führen. Ferner ist die Rücklaufquote bei vielen schriftlichen Befragungen<br />
gering. Da kein Interviewer für Rückfragen zur Verfügung steht, sind die Anforderungen<br />
an die Formulierung der Fragen besonders zu beachten. (ATTESLANDER<br />
2000, 147f).<br />
Tabelle 6: Typen der Befragung in Anlehnung an ATTESLANDER (2008, 123)<br />
Kommunikationsform<br />
Kommunikationsart<br />
mündlich<br />
schriftlich<br />
wenig strukturiert teilstrukturiert stark strukturiert<br />
Typ 1<br />
-informelles Gespräch<br />
-Experteninterviews<br />
-Gruppendiskussion<br />
Typ 2<br />
-informelle Anfrage bei<br />
Zielgruppen<br />
Typ 3<br />
-Leitfadengespräch<br />
-Intensivinterview<br />
-Gruppenbefragung<br />
-Expertenbefragung<br />
Typ 4<br />
-Expertenbefragung<br />
Erfassen qualitativer Aspekte<br />
„Interpretieren“<br />
Die schriftliche Befragung wurde in dieser Arbeit zur Datenerhebung für die Situations-<br />
60<br />
Typ 5<br />
-Einzelinterview<br />
telefonische Befragung<br />
-Gruppeninterview<br />
-Panelbefragung<br />
Typ 6<br />
-postalische Befragung<br />
-Persönliche Verteilung<br />
und Abholung<br />
-gemeinsames Ausfüllen<br />
von Fragebogen<br />
-Panelbefragung<br />
Erfassen quantitativer Aspekte<br />
„Messen“<br />
Typ 7<br />
-Telefonische<br />
Ankündigung des<br />
Versandes von<br />
Fragebögen<br />
-Versand oder Überbringung<br />
der<br />
schriftlichen Fragebögen<br />
-telefonische Kontrolle,<br />
eventuell<br />
telefonische Ergänzungsbefragung
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
analyse sowie die Klassifizierung der Nutzer herangezogen, da es sich die Fragestellungen<br />
gut strukturierbar waren und ein großes Untersuchungsgebiet erfasst werden<br />
konnte. Ferner wurde die schriftliche Befragung im Rahmen der Fallstudie Pilotphase<br />
eingesetzt. Die schriftliche Befragung wurde hier gewählt, um allen Beteiligten im<br />
Nachgang der Gruppendiskussion die Möglichkeit zu gegeben ihre Meinung zu spezifischen<br />
Aspekten darzulegen. Dies sollte ohne Beeinflussung der anderen Teilnehmer<br />
erfolgen. Die verwendeten Fragenbögen werden in Kapitel 3.2.3.1 erläutert.<br />
Die Gruppendiskussion ist eine Sonderform der Befragung. Sie wird jedoch nicht einheitlich<br />
in der wissenschaftlichen Literatur verwendet (vgl. LAMNEK 2005a, 26ff;<br />
ATTESLANDER 2008, 131f). ATTESLANDER (2008) grenzt Gruppeninterview, Gruppendiskussion<br />
und Gruppenbefragung voneinander ab (vgl. Tabelle 6). Danach ist ein<br />
Gruppeninterview, „wenn nach einem offenen Konzept der Interviewer Fragen in einer<br />
Gruppensituation beantworten lässt“ (ATTESLANDER 2008, 131). Unter Gruppendiskussion<br />
wird die freie Interaktion der Gruppenmitglieder zu einem benannten Thema<br />
ohne Beeinflussung durch den Interviewer verstanden. Als Gruppenbefragung definiert<br />
ATTESLANDER (2008, 131) die Beantwortung eines Fragebogens in einer Gruppen-<br />
situation unter der Aufsicht des Interviewers. Im Gegensatz dazu definiert LAMNEK<br />
(2005a, 26ff) das Gruppeninterview als gleichzeitige Befragung mehrerer Personen in<br />
einem Raum. Die Antworten werden durch den Interviewer dokumentiert. Eine<br />
Gruppendiskussion deutet LAMNEK (2005b, 408) als „ein Gespräch mehrerer Teilnehmer<br />
zu einem Thema, das der Diskussionsleiter benennt, und dazu dient,<br />
Informationen zu sammeln“. Einheitlich ist allen Definitionen, dass die Untersuchungseinheit<br />
aus mehreren Personen besteht und durch die Stimulierung und die Reaktion der<br />
Personen mittels Fragen bzw. Antworten Daten erhoben werden, wobei der Einfluss des<br />
Forschers/Interviewers stark variieren kann. Die durchgeführte Methode zur Datenerhebung<br />
ist nach ATTESLANDER (2008, 131) als Gruppeninterview zu bezeichnen,<br />
während sie nach LAMNEK (2005b, 408) als Gruppendiskussion eingestuft werden kann.<br />
Nachfolgend wird im Sinne LAMNEKS der Begriff Gruppendiskussion verwendet.<br />
Es werden entsprechend der Erkenntnisabsicht ermittelnde und vermittelnde Gruppendiskussionen<br />
unterschieden. Ermittelnde Gruppendiskussionen werden u. a. der Marktund<br />
Meinungsforschung verwendet. Ziel von ermittelnden Gruppendiskussionen ist die<br />
Ermittlung von Informationen inhaltlicher Art. Im Gegensatz dazu ist das Ziel der vermittelnden<br />
Gruppendiskussion, Veränderungen in den Forschungsobjekten zu bewirken.<br />
Diese Form der Gruppendiskussion wird in der Handlungs- und Aktionsforschung ein-<br />
61
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
gesetzt. Im vorliegenden Forschungskontext wurde die ermittelnde Gruppendiskussion<br />
genutzt, mit der Intention Einstellungen und Meinungen der Gruppe hinsichtlich des<br />
Tiergesundheitssystems zu erfassen (LAMNEK 2005a, 29ff).<br />
Als optimale Teilnehmeranzahl einer Gruppendiskussion nennen MANGOLD, POLLOK<br />
und LAMNEK zwischen sechs und 17 Teilnehmer (LAMNEK 2005a, 109f). Zu kleine<br />
Gruppen können zu Problemen hinsichtlich zu starker Gewichtung von individuellen<br />
Besonderheiten führen, wohingegen bei größeren Gruppen Schwierigkeiten bei der Erfassung<br />
und Analyse der Beiträge auftreten können und damit höhere Anforderungen an<br />
den Moderator gestellt werden.<br />
Positive Kennzeichen der Gruppendiskussion sind Offenheit, die Flexibilität und die<br />
Alltagsnähe der Methode. Ergebnisse aus Gruppendiskussionen können als realitätsnah<br />
betrachtet werden, da die Situation der Datenerhebung im Rahmen einer Gruppe als<br />
natürlich angesehen wird. Aus dem kommunikativen-diskursivem Charakter der<br />
Gruppendiskussion lassen sich Handlungsstrategien für Varianten von Einstellungen<br />
und Verhaltensweisen ableiten. Als nachteilig werden Kriterien der quantitativen Paradigmen<br />
genannt, z. B. Repräsentativität, Generalisierbarkeit. Diese sind vor dem<br />
Hintergrund der qualitativen Forschung und deren Zielsetzung nicht übertragbar<br />
(LAMNEK 2005a, 84ff).<br />
Bei der in der Pilotphase durchgeführten Gruppendiskussion handelt es sich um eine<br />
ermittelnde Gruppendiskussion in einem multimethodischen Setting. Eingebettet war<br />
die Gruppendiskussion in einen thematischen Workshop. Darüber hinaus fand aufbauend<br />
auf den Ergebnissen der Gruppendiskussion eine vertiefende schriftliche Befragung<br />
der Teilnehmer der Gruppendiskussion statt. Es nahmen 13 Tierärzte an der<br />
Gruppendiskussion teil. Damit wurde eine optimale Gruppengröße erzielt.<br />
Produkttest<br />
Produkttests bilden die Schnittstelle zwischen Produktentwicklung und Markteinführung<br />
von Neuprodukten oder Produktvarianten und sind eine Methode der Marktforschung<br />
(HERMANN und HUBER 2009, 205f). Nach HERMANN und HUBER können<br />
Produkttests nach folgenden Kriterien differenziert werden: Testzweck, Anzahl der zu<br />
testenden Produkte, Präsentation des Produktes, Testdauer, Testort, Art der Fragestellungen,<br />
Häufigkeit der Testdurchführung, Stichprobengröße und -zusammensetzung.<br />
Sie können je nach Stadium der Produktentwicklung unterschiedliche Ziele verfolgen,<br />
die einerseits qualitativen und andererseits quantitativen Charakter aufweisen. Bei<br />
62
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
ersterem ist es das Ziel, vorhandene Produktschwächen zu identifizieren und eine<br />
Optimierung der Produktqualität zu erwirken. Sie sind den quantitativen Produkttests<br />
vorgeschaltet. Bei quantitativen Produkttests stehen die Ermittlung der Akzeptanz durch<br />
die Zielgruppe, der Kaufabsichten oder die Ermittlung des Marktpotentials und die<br />
Preisakzeptanz im Zentrum der Untersuchung. Mittels Produkttests können u. a. die<br />
Aspekte Gebrauchstauglichkeit, Design und Gestaltung sowie Preisschwellen betrachtet<br />
werden. Es stehen für die Durchführung eines Produkttests verschiedene Methoden zur<br />
Verfügung: der Home-use-Test, der Online-Test, der Studiotest und die Gruppendiskussion.<br />
Als Home-use-Test bezeichnet man die Erprobung des Neuproduktes in einer<br />
für den Tester vertrauten Umgebung über einen längeren Zeitraum. Studiotests sind<br />
meist kürzer angelegt und finden in für die Tester nicht vertrauten, abgegrenzten Räumlichkeiten<br />
statt. Der Online-Test ist die wirklichkeitsgetreue Computerdarstellung des<br />
Neuproduktes (SPATH und SCHARER 2000, o. S; HERMANN und HUBER 2009, 205f). Alle<br />
Methoden weisen Unterschiede im Ablauf und in der Vorgehensweise auf. Voraussetzung<br />
für die Durchführung eines Produkttests ist ein vollständig entwickelter Prototyp<br />
und die Auswahl der Testgruppe. Die allgemeine Durchführung erfolgt in drei<br />
Schritten (SPATH und SCHARER 2000, o. S.):<br />
� Produkterfahrungen sammeln (Probeeinsatz, Handhabungstest)<br />
� Kundenreaktionen messen (Einzel-, Gruppeninterviews, Verhaltensbeobachtungen)<br />
und<br />
� Auswertung der Kundenreaktionen (qualitative/quantitative Verfahren).<br />
Vorteilhaft an Produkttests ist, dass man relativ exakte Ergebnisse und eine<br />
differenzierte Kundenbewertung schnell und relativ günstig erhält. Dem steht entgegen,<br />
dass für die Erstellung der Prototypen für den Produkttest bereits erhebliche Kosten entstehen<br />
können und Veränderungen in diesem Stadium der Produktentwicklung möglicherweise<br />
nur mit großem Aufwand umzusetzen sind. Unrealistische Testumstände<br />
und -bedingungen können fehlerhafte Ergebnisse generieren, die sich ungünstig auf das<br />
weitere Vorgehen auswirken (SPATH und SCHARER 2000, o. S.; HERMANN und HUBER<br />
2009, 209).<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde die Methode Produkttest in zwei Kontexten zur<br />
Datenerhebung verwendet. Die Unterscheidung kann erfolgen hinsichtlich: Testdauer, -<br />
ort, Art der Fragestellungen, Häufigkeit der Testdurchführung und Stichprobengröße.<br />
Zum einen wurde ein Produkttest vor der Gruppendiskussion durchgeführt. Die be-<br />
63
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
teiligten Tierärzte konnten im Rahmen eines Studio-Tests die praktische Anwendung<br />
des Tiergesundheitssystems mittels Testszenarien erproben. Hierbei wurden neben<br />
Daten zur Produkterfahrung auch die Kundenreaktion und die Bewertung des Tiergesundheitssystems<br />
durch die Nutzer ermittelt. Zum anderen fand ein weiterer Produkttest<br />
im Rahmen einer Simulation der tierärztlichen Tätigkeit statt. Dieser wurde durchgeführt,<br />
um systematisch und detailliert das Tiergesundheitssystem hinsichtlich<br />
technischer Stabilität und Fehlerfreiheit zu prüfen. Der Test fand durch Nutzung der<br />
Datenbasis der Versuchsstation 1 der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong> (Meiereihof) statt.<br />
Sekundärerhebung<br />
Bei der sekundären Datenerhebung werden zur Beantwortung von Fragestellungen vorhandene<br />
Datenbestände verwendet, dadurch können im Gegensatz zur Primärerhebung<br />
finanzielle Mittel und Erarbeitungszeit gesenkt werden. Die Verwendung von<br />
sekundären Quellen bietet die Chance, verschiedene Einschätzungen und Tendenzen zu<br />
einer Thematik zu erarbeiten, um eine höhere Objektivität der Dokumente zu erzielen.<br />
Kritisch kann die im Vorfeld unzureichende Einschätzung der Datenqualität, der Datenzugänglichkeit<br />
oder der Übertragbarkeit des Auswahlverfahrens sowie der erhobenen<br />
Variablen auf die für die Sekundäranalyse relevanten Forschungsaspekte sein (vgl.<br />
SCHNELL et al. 2005, 252). Als Datenquellen dienen u. a. die statistischen Bundes- und<br />
Landesämter, Studien nationaler und internationaler Organisationen, z. B. ZMP, EU,<br />
UN, kommerzielle Einrichtungen, z. B. Versicherungen, Banken oder Daten aus Fachdatenbanken,<br />
z. B. Genios oder LexisNexis.<br />
Sekundäre Daten wurden in der vorliegenden Arbeit für die Wettbewerbsanalyse<br />
Branchensoftware tierärztliches Praxismanagement und die Übersicht zur Herdenmanagementsoftware<br />
verwendet. Für die Wettbewerbsanalyse Branchensoftware tierärztliches<br />
Praxismanagement wurde auf Wirtschaftsinformationen zurückgegriffen.<br />
Diese waren jedoch nur eingeschränkt verfügbar. Für die Übersicht zur Herdenmanagementsoftware<br />
wurden freigegebene Daten einer unveröffentlichten Abschlussarbeit<br />
einbezogen (vgl. ZIMMERMANN 2009b).<br />
Gewählte Instrumente der Datenerhebung<br />
Informationen und Daten werden mit verschiedenen Instrumenten erhoben. Es wurde<br />
für die Primärerhebungen der Fragebogen sowie der Leitfaden verwendet. Diese und die<br />
wichtigsten Quellen der Sekundärerhebung werden nachfolgend beschrieben.<br />
64
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Der Fragebogen als Erhebungsinstrument von Befragungen ist weit verbreitet und<br />
flexibel einsetzbar, da die Art der Fragestellungen variierbar ist. Für die Fragebogenerstellung<br />
sind sowohl logische als auch psychologische Aspekte zu beachten.<br />
Grundsätzlich können stark strukturierte und weniger strukturierte Fragebögen unterschieden<br />
werden. Für schriftliche Befragungen, wie sie hier verwendet wurden, eignen<br />
sich überwiegend stark strukturierte Fragebögen, da so eine gute Vergleichbarkeit der<br />
Daten angenommen werden kann (ATTESLANDER 2000, 124ff). Neben der<br />
Strukturierung des Fragebogens kann die Form der Fragestellung die Antwort beeinflussen.<br />
Es werden offene und geschlossene Fragen unterschieden. Bei offenen Fragen<br />
haben die Befragten die Möglichkeit frei zu antworten. Es gibt keine Einschränkungen<br />
bzw. Vorgaben zur Beantwortung der Frage. Offene Fragen sind gut geeignet um wenig<br />
bekannte Themenbereiche zu erschließen, aber auch zur Ermittlung von Meinungen<br />
bzw. Sichtweisen der Befragten. Ungünstig wirken sich offene Fragen auf die<br />
Vergleichbarkeit der Antworten aus, daraus resultierend wird die Zuverlässigkeit der<br />
erhobenen Antworten eingeschränkt. Bei geschlossenen Fragen werden die Antwortmöglichkeiten<br />
ganz oder teilweise vorgegeben. Hierbei lassen sich Antworten gut vergleichen,<br />
jedoch können damit nur Daten von klar abgegrenzten Themenbereichen erhoben<br />
werden. Geschlossene Fragen eignen sich zur Überprüfung von Hypothesen.<br />
Offene und geschlossene Fragen sind die Extremformen bei Fragenformulierungen. Es<br />
können auch Zwischentypen bzw. eine Kombination beider Frageformen formuliert<br />
werden. Eine Sonderform der geschlossenen Frage gibt es bei der Einstellungsmessung.<br />
Hier werden häufig, anstelle von Fragen Statements eingesetzt. Statements sind Aussagen,<br />
welche meist abgestuft formuliert werden. Der Befragte gibt mittels vorgegebener<br />
Antworten seine Einstellung zum Ausdruck (LAATZ 1993, 118ff;<br />
ATTESLANDER 2008, 136ff). Wird eine Klassifizierung der Fragen nach inhaltlichen Gesichtspunkten<br />
vorgenommen, können Fakt- oder Sachfragen, Meinungsfragen und Verhaltensfragen<br />
unterschieden werden (KIRCHHOFF ET AL. 2006, 19ff; LAATZ, 1993, 118).<br />
Die Faktfrage zielt auf die Ermittlungen von konkreten Sachverhalten. Mittels der<br />
Meinungsfrage sollen Einstellungen, Motive oder Wertehaltungen der Befragten erhoben<br />
werden. Durch Verhaltensfragen werden konkrete Handlungsweisen der Probanden<br />
erfasst (LAATZ 1993, 118).<br />
Neben den verschiedenen Fragetypen können auch unterschiedliche Antwortvorgaben<br />
bestimmt werden. Diese Antwortvorgaben beziehen ausschließlich auf geschlossene<br />
Fragen. Als Antwortvorgaben gibt es (SCHNELL et al. 2005, 321ff):<br />
65
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
� Antwortvorgaben mit zwei Alternativen (z. B. ja/nein; stimme zu/lehne ab) und<br />
� Antwortvorgaben mit Mehrfachantworten.<br />
Bei Mehrfachantworten kann darüber hinaus unterschieden werden in Mehrfachvorgabe<br />
mit Rangfolge und ungeordneter Mehrfachvorgabe.<br />
Alle genannten Frage- und Antwortkategorien wurden in den durchgeführten Befragungen<br />
verwendet, um einerseits ein möglichst einheitliches Ergebnis (geschlossene<br />
Fragestellungen mit Antwortvorgaben) und andererseits die subjektiven Meinungen der<br />
Befragten (bei offenen Fragestellungen) zu erhalten. Hinsichtlich der Skalierung von<br />
Mehrfachvorgaben mit Rangfolge wurde eine vierstufige Likert-Skala verwendet<br />
(SCHNELL et al. 2005, 179ff). Auf eine mittlere Antwortkategorie, wie beispielsweise<br />
teils/teils, wurde verzichtet, um der Tendenz zum Ausweichen entgegen zu wirken.<br />
Dadurch besteht jedoch die Möglichkeit, dass Verzerrungen bei den Antworten auftreten.<br />
Die Kategorie weiß nicht wurde in der Befragung von Tierhaltern und Tierärzten<br />
in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein verwendet. Im Fragenkomplex Nutzung<br />
potentieller Anwendungen des Tiergesundheitssystems wurden Einstellungen hinsichtlich<br />
neuer Technologien abgefragt, sodass nicht davon ausgegangen werden konnte,<br />
dass jeder Befragte dazu bereits eine Meinung hat. Jedoch fand bei der Befragung<br />
Pilotphase die Kategorie weiß nicht keine Anwendung, da alle Befragten das Tiergesundheitssystem<br />
erprobt hatten. Damit war es möglich, sich eine Meinung zu bilden.<br />
In dieser Arbeit wurden insgesamt zwei Tierhalter-Befragungen (NBW = 84, NSH = 44),<br />
zwei Tierärzte-Befragungen (NBW = 79, NSH = 74) sowie eine Befragung von ausgewählten<br />
Tierärzten in der Pilotphase (N = 11) durchgeführt. Die thematische Ausrichtung<br />
der einzelnen Befragungen sind in Tabelle 7 detaillierte aufgeführt.<br />
66
Tabelle 7: Thematische Schwerpunkte der jeweiligen Befragung<br />
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Befragung Thematische Schwerpunkte<br />
Tierhalter-Befragungen<br />
Tierärzte-<br />
Befragungen<br />
Gruppenbefragung von<br />
Tierärzten „Pilotphase“<br />
� technische Ausstattung mit IT<br />
� Ausführung relevanter Aufgaben im Rahmen des<br />
Forschungskontextes<br />
� Einschätzung der geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
� Bereitschaft das Tiergesundheitssystem zu nutzen<br />
� Bewertung verschiedener Auswertungsmöglichkeiten<br />
� technische Ausstattung mit IT<br />
� Ausführung relevanter Aufgaben im Rahmen des<br />
Forschungskontextes<br />
� Einschätzung der geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
� Vorschläge für weitere Anwendungen<br />
� Hürden bei der Realisierung<br />
� Stärken und Schwächen des Tiergesundheitssystems<br />
� Chancen und Risiken bei der Anwendung des Tiergesundheitssystems<br />
� Preismodelle<br />
Nach der jeweiligen Fragebogenentwicklung wurden die Fragenbögen in Pretests erprobt<br />
und anschließend überarbeitet. Pretests gewährleisten die Prüfung und die<br />
Optimierung des Fragebogens, bevor dieser für eine Untersuchung eingesetzt wird. Sie<br />
verhindern Probleme bei der Untersuchung u. a. hinsichtlich Verständnisschwierigkeiten,<br />
unvollständigen Antwortvorgaben und ungenauen Formulierungen (LAATZ<br />
1993, 67f).<br />
Nach LAMNEK (2005a, 96ff) kann man zwischen grob strukturiertem und differenziert<br />
ausgearbeitetem Leitfaden unterscheiden. Vorteilhaft bei grob strukturierten Leitfäden<br />
ist, dass die Erarbeitung einfacher und schneller ist, eine Beeinflussung der Teilnehmer<br />
aufgrund der Sprache des Moderators durch formulierte Bausteine nicht erfolgen kann<br />
und flexible Reaktionen auf plötzliche Wendungen der Diskussion durch den Moderator<br />
möglich sind. Schwierig kann die Analyse von Gruppendiskussionen mit grob<br />
strukturierten Leitfäden werden, da es zu Verständnisproblemen oder zu Inkonsistenzen<br />
kommen kann, z. B. wenn mehrere Moderatoren die Gruppendiskussionen leiten.<br />
Dagegen zeichnen sich Gruppendiskussionen mit differenziert ausgearbeitetem Leitfaden<br />
dadurch aus, dass bei Auftragsforschung das angestrebte Erkenntnisziel aus den<br />
Fragen abgeleitet, die Analyse erleichtert und ggf. der Einfluss mehrerer Moderatoren<br />
angeglichen werden kann. Nachteilig ist die höhere Entwicklungszeit für den Leitfaden.<br />
67
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Darüber hinaus ist die höhere Genauigkeit, die durch einen differenzierteren Leitfaden<br />
erzielt werden soll, kritisch zu betrachten, da z. B. Vergleichbarkeit bei mehreren<br />
Gruppendiskussionen nur bedingt gegeben ist.<br />
Da die Argumente für einen differenzierten Leitfaden bei der vorliegenden Arbeit nicht<br />
zutrafen, wurde ein grob strukturierter Leitfaden entwickelt. Es wurde die Struktur: Eröffnungsfragen,<br />
Schlüsselfragen und Schlussfragen gewählt. Auf Hinführungs- und<br />
Überleitungsfragen wurde verzichtet, da die Gruppendiskussion als Abschluss eines<br />
Workshops stattfand, bei der das Thema Tiergesundheitssystem bereits aus verschiedenen<br />
Perspektiven bearbeitet wurde. Der Leitfaden thematisierte folgende Punkte<br />
die Definition der Zielgruppe, die Anzahl der Teilnehmer, das Ziel der Gruppendiskussion,<br />
die Anzahl der Gruppendiskussionen, die Operationalisierung der Zielsetzung<br />
in Themenbereiche und konkrete Fragestellungen. Als Zielgruppe wurden technikinteressierte<br />
Tierärzte mit Bestandbetreuung fokussiert. Tierärzte wurden angesprochen,<br />
da sich diese Gruppe im Rahmen des Forschungsvorhabens als die kritischere Zielgruppe<br />
im Vergleich zur Zielgruppe Tierhalter herausgestellt hat. Durch die Einbeziehung<br />
von Vertretern dieser Gruppe noch in der Entwicklungsphase soll eine erste<br />
Bewertung des Tiergesundheitssystems vorgenommen werden, um Einwände und<br />
Hindernisse, die sich auf die Akzeptanz des Tiergesundheitssystems auswirken können,<br />
frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Das Merkmal Technikaffinität wurde fokussiert,<br />
weil bei diesen Tierärzten eine höhere Bereitschaft des Einsatzes von IT erwartet und<br />
damit die Hemmschwelle das Tiergesundheitssystem einzusetzen, als geringer erachtet<br />
wurde. Um diese Gruppe anzusprechen, wurden zwei Weiterbildungsveranstaltungen<br />
besucht und die Teilnehmer zur Gruppendiskussion eingeladen. Damit handelte es sich<br />
um eine homogene Gruppe bezüglich der Ausbildung sowie des Tätigkeitsbereiches.<br />
Der Leitfaden ist dem Anhang zu entnehmen.<br />
Im Rahmen des Produkttests Versuchsstation wurde eine Dokumentation erstellt.<br />
Diese Dokumentation erfasst systematisch die beim Produkttest auftretenden Fehler. Es<br />
wird die Art des Fehlers, der Zeitpunkt des Auftretens des Fehlers und die Häufigkeit<br />
des Auftretens des Fehlers dokumentiert.<br />
Die sekundäre Datenerhebung zur Marktanalyse Branchensoftware tierärztliches<br />
Praxismanagement erfolgte maßgeblich webbasiert. Dazu wurden Unternehmenswebseiten<br />
analysiert und die Fachdatenbank Genios und LexisNexis verwendet. Hierbei<br />
wurden insbesondere Ergebnisse der <strong>Datenbank</strong> Hoppenstedt Firmenprofile sowie<br />
68
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Bürgel Wirtschaftsinformationen einbezogen. Darüber hinaus wurden Bundes- und<br />
Landesstatistiken, Unternehmenspublikationen und Marktinformationen verwendet.<br />
3.2.1.2 Datengrundlage<br />
Nachdem die Datengewinnung durch primäre oder sekundäre Datenerhebung erfolgen<br />
kann, gilt es zunächst zu ermitteln, ob bereits Daten zur Beantwortung der Fragen vorliegen.<br />
Wenn bisher keine Daten zur Beantwortung der Fragestellung vorhanden sind,<br />
ist zu entscheiden, ob die Primärerhebung als Voll- oder Teilerhebung durchgeführt<br />
werden soll. Bei einer Vollerhebung „werden alle statistischen Einheiten einer Grundgesamtheit<br />
erfasst“ (SCHULZE (b) 2007, 13f). Bei der Teilerhebung werden Daten von<br />
einigen statistischen Einheiten erhoben und es wird daraus auf Aussagen der Gesamtheit<br />
geschlossen (SCHULZE (b) 2007, 13f). Als Vorteile und Nachteile einer Voll- bzw. einer<br />
Teilerhebung können u. a. die in Tabelle 8 genannten aufgeführt werden.<br />
Tabelle 8: Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile von Voll- und Teilerhebungen (nach LAATZ<br />
1993, 420f)<br />
Vorteile<br />
Nachteile<br />
Vollerhebung Teilerhebung<br />
� Grundgesamtheit mit ihren<br />
Merkmalen bekannt<br />
� Datenaufbereitung sehr<br />
tiefenspezifisch möglich<br />
� gut umsetzbar bei kleiner<br />
Grundgesamtheit<br />
� kosten- und zeitintensiv<br />
� sehr aufwendig<br />
� Verzerrungen aufgrund von<br />
Ausfällen<br />
69<br />
� verschiedene Arten der Stichprobenbildung<br />
möglich<br />
� bessere Kontrollmöglichkeiten<br />
� präzisere Problemformulierung<br />
möglich<br />
� mögliche Fehlerquellen (z. B.<br />
Stichprobenfehler)<br />
� bei der Datenaufbereitung kann<br />
nur bedingt noch differenziert/<br />
untergliedert werden<br />
Bei der Auswahl der statischen Einheiten einer Teilerhebung können nach LAATZ<br />
(1993, 422ff) grundsätzlich die Typen repräsentative und nicht repräsentative Teilerhebung<br />
unterschieden werden. Zu den nicht repräsentativen Auswahlverfahren für<br />
Teilerhebungen zählen die ungewollte Teilerhebung sowie die Teilerhebung nach dem<br />
Konzentrationsprinzip. Charakteristisch für die ungewollte Teilerhebung ist, dass nicht<br />
alle interessierenden Fälle in die Erhebung einbezogen werden konnten. Merkmal der<br />
Teilerhebung nach dem Konzentrationsprinzip ist, dass sich nur auf die wichtigsten<br />
Fälle konzentriert wird. Bei der repräsentativen Teilerhebung werden die Arten Auswahl<br />
typischer Fälle sowie Stichprobenverfahren unterschieden. Bei der Auswahl<br />
typischer Fälle werden aus der Grundgesamtheit charakteristische Fälle ausgewählt, die
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
typisch für die Grundgesamtheit scheinen. Das Stichprobenverfahren versucht dagegen<br />
gezielt, die Grundgesamtheit verkleinert abzubilden. Das bedeutet, dass Teilmassen entsprechend<br />
ihrer jeweiligen quantitativen Bedeutung in die Stichprobe einbezogen<br />
werden. Die Repräsentativität des Stichprobenverfahrens kann durch das Anordnungsprinzip<br />
und durch das Zufallsprinzip erzielt werden. Neben den genannten Typen der<br />
Auswahlverfahren gibt es weitere Verfahren, welche angewendet werden, z. B. die<br />
Auswahl aufs Geratewohl, die mehrstufige Auswahl oder die Quotenauswahl.<br />
Bei den vorliegenden Untersuchungen handelt es sich um nicht repräsentative Teilerhebungen.<br />
Als Grundgesamtheit werden die Gruppen Milchviehhalter sowie Tierärzte<br />
mit Gemischt- bzw. Nutztierpraxen definiert. Darüber hinaus wurde eine räumliche<br />
Aggregation vorgenommen. Für die jeweiligen Untersuchungen wurden weitere Spezifikationen<br />
vorgenommen. Diese werden folgend für die einzelnen Untersuchungen erläutert.<br />
Datengrundlage IST-Analyse und Klassifizierung von Nutzertypen<br />
Als Grundgesamtheit der zwei Untersuchungen zur IST-Analyse sowie zur Klassifizierung<br />
von Nutzertypen sind zum einen Milchviehhalter in Deutschland zu zählen<br />
und zum anderen Tierärzte mit dem Schwerpunkt Gemischtpraxen und Nutztierpraxis in<br />
Deutschland. Ausgehend von dieser Grundgesamtheit wurde in einem ersten Schritt<br />
eine räumliche Datenaggregation vorgenommen. Diese wurde vor dem Hintergrund<br />
heterogener landwirtschaftlicher Strukturen in Deutschland eingeführt. Neben der kleinstrukturierten<br />
Landwirtschaft im Süden und Südwesten Deutschlands, gibt es Regionen<br />
mit sehr konzentrierter Landwirtschaft im Westen und größer strukturierten landwirtschaftlichen<br />
Wirtschaftseinheiten im Norden und Nordosten Deutschlands (vgl. Kap.<br />
2.2.1). Die Bundesländer Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein sind<br />
charakteristisch für zwei der genannten landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen in<br />
Deutschland. Diese wurden herangezogen zur Beantwortung der Hypothese: gibt es<br />
Unterschiede in der Einschätzung und in der Nutzungsbereitschaft der Anwendungen<br />
des Tiergesundheitssystems aufgrund der regionalen landwirtschaftlichen Struktur.<br />
In einem zweiten Schritt erfolgte für die Untersuchung bei Tierhaltern als Auswahlverfahren<br />
eine nicht repräsentative Teilerhebung nach dem Konzentrationsprinzip. Es<br />
wurden nur Milchviehbetriebe angeschrieben, die mehr als 40 Milchkühe7 hatten und<br />
7 Diese Einschränkung erfolgte nur bei der Untersuchung in Baden-Württemberg, da diese Einschränkung<br />
aufgrund der durchschnittlichen Herdengröße in Schleswig-Holstein nicht notwendig war.<br />
70
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Mitglieder im Landeskontrollverband Baden-Württemberg bzw. Schleswig-Holstein<br />
sind. Diese Eingrenzung wurde vorgenommen, da davon ausgegangen werden, dass der<br />
effiziente Einsatz von IT eine bestimmte Bestandsgröße erfordert und es nur für Betriebe<br />
mit einer bestimmten Mindestanzahl von Milchkühen ökonomisch sinnvoll ist,<br />
Investitionen in technische Neuerungen zu tätigen. Des Weiteren erfolgte für die Untersuchung<br />
bei Tierhaltern in Schleswig-Holstein die Einschränkung, nur Milchviehhalter<br />
anzuschreiben, welche auf Kreisebene im LKV Schleswig-Holstein engagiert sind.<br />
Dieses Auswahlkriterium musste aus Gründen der Praktikabilität angewandt werden.<br />
Bei beiden Tierhalter-Befragungen handelt es sich ausschließlich um Mitglieder der<br />
jeweiligen LKVs. Diese Einschränkung wurde zur Erzielung einer hohen Rücklaufquote<br />
getätigt, welche aufgrund der Sensibilisierung der LKV-Mitglieder zum Bereich Tiergesundheit<br />
erwartet wurde. Ferner kann durch die Beschränkung auf LKV-Betriebe auf<br />
fundierte Einschätzungen und Aussagen geschlossen werden. Es handelt es sich nicht<br />
um repräsentative Stichproben. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind als Trends aufzufassen.<br />
Der Tabelle 9 kann entnommen werden, dass die vorgenommene Auswahl, insbesondere<br />
die Auswahl von LKV-Betrieben, als leistungsstarke Milchviehbetriebe bewertet<br />
werden können.<br />
Tabelle 9: Übersicht zu Milchviehbetrieben, gehaltene Milchkühe und Milchmenge in Deutschland,<br />
Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein sowie den Landeskontrollverbänden<br />
Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein im Jahr 2008 (Quelle: ¹Statistisches<br />
Bundesamt, ²LKV Baden-Württemberg, ³LKV Schleswig-Holstein)<br />
Milchviehbetriebe<br />
Gehaltene<br />
Milchkühe<br />
Mittlere<br />
Milchviehbestände<br />
Milchmenge<br />
in kg pro<br />
Kuh/Jahr<br />
Deutschland¹<br />
Baden-<br />
Württemberg¹<br />
100.993 12.018<br />
4.198.000 361.000<br />
71<br />
LKV Baden-<br />
Württemberg²<br />
7.408<br />
(62 %)<br />
285.419<br />
(78 %)<br />
Schleswig-<br />
Holstein¹<br />
5.605<br />
365.000<br />
LKV<br />
Schleswig-<br />
Holstein³<br />
4.135<br />
(74 %)<br />
305.897<br />
(85 %)<br />
42 30 38 65 74<br />
6.827 6.082 7.048 6.850 8.190<br />
Die Grundgesamtheit für die Untersuchung bei Tierärzten bezog sich auf die fachliche
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Ausrichtung der ausgeübten Tätigkeit – es wurden nur Tierärzte mit dem Schwerpunkt<br />
Kleintiere und Nutztiere (Gemischtpraxis) oder Nutztiere einbezogen. Auch hier<br />
erfolgte eine räumliche Datenaggregation. Die Grundgesamtheit waren demnach die<br />
Tierärzte mit dem genannten Schwerpunkt in Baden-Württemberg und in Schleswig-<br />
Holstein gewesen (vgl. Kap. 2.2.1.2, Tabelle 2).<br />
Die Datenerhebung zu den vorliegenden Untersuchungen erfolgte im Dezember 2006<br />
und Januar 2007 in Baden-Württemberg sowie im August und September 2007 in<br />
Schleswig-Holstein. Die Tierhalter- und Tierärzte-Befragung in Schleswig-Holstein<br />
sowie die Tierärzte-Befragung in Baden-Württemberg erfolgten schriftlich. Die Tierhalter-Befragung<br />
in Baden-Württemberg fand mit Unterstützung der Mitarbeiter des<br />
LKVs Baden-Württemberg statt. Dadurch konnte ein 100 %iger Rücklauf gewährleistet<br />
werden. Die Stichprobe der Tierhalter in Baden-Württemberg belief sich auf 84 Tierhalter.<br />
Für die Tierhalter-Befragung in Schleswig-Holstein wurden 110 Fragebögen versendet,<br />
zurückgesandt wurden 45 Fragebögen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von<br />
41 %. Ausgewertet werden konnten 44 Fragebögen.<br />
Für die Untersuchung bei Tierärzten in Baden-Württemberg wurden 400 praktizierende<br />
Tierärzte in Baden-Württemberg befragt. Der Rücklauf lag bei 20 % (N = 79). Alle<br />
zurückgesandten Fragebögen konnten ausgewertet werden. Im Rahmen der Tierärzte-<br />
Befragung in Schleswig-Holstein wurden 310 praktizierende Tierärzte angeschrieben.<br />
Der Rücklauf lag bei 30 % (N = 98). Ausgewertet werden konnten 74 der zurückgesandten<br />
Fragebögen. Bei den nicht auswertbaren Fragebögen stimmte zumeist der<br />
Schwerpunkt mit der tierärztlichen Praxis nicht überein.<br />
Im Rahmen der Klassifikation von Nutzertypen erfolgte eine Bereinigung des Datenmaterials<br />
hinsichtlich unvollständiger Datensätze. Danach standen für diese Datenauswertung<br />
bei der Untersuchung Tierärzte insgesamt 87 vollständige Datensätze und bei<br />
der Untersuchung Tierhalter 101 vollständige Datensätze zur Verfügung. Im Rahmen<br />
dieser Untersuchung sollte die Hypothese beantwortet werden, ob sich andere Parameter<br />
(als die regionale landwirtschaftliche Struktur) identifizieren lassen, die auf die Einschätzung<br />
und die Nutzungsbereitschaft der vorgestellten Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
einen Einfluss haben.<br />
Datengrundlage der Wettbewerbsanalyse von tierärztlicher Praxismanagementsoftware<br />
und Übersicht der landwirtschaftlicher Herdenmanagementprogramme<br />
Ausgehend von einer Marktübersicht zum Angebot von tierärztlicher Praxis-<br />
72
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
managementsoftware auf dem Branchenportal www.vetion.de wurden über die Fachdatenbank<br />
LexisNexis vertiefende Daten zu den relevanten Firmen und Softwareprogrammen<br />
ermittelt. Insbesondere die Unternehmensdaten bzgl. Markteintritt, Umsatz,<br />
Preis oder Mitarbeiter wurden erfasst, um eine Segmentierung des Marktes vornehmen<br />
und die relevanten Hauptakteure des Marktes benennen zu können. Die Angaben<br />
zu den Hauptakteuren wurden anschließend spezifiziert. Andere wissenschaftliche<br />
Schriften zur Anwendung tierärztlicher Praxismanagementsoftware konnte nur für<br />
Spezialprogramme z. B. ITB-Programme, mobile Anwendungen ermittelt werden. Für<br />
die Darstellung relevanter landwirtschaftlicher Herdenmanagementprogramme wurde<br />
auf eine unveröffentlichte Studienarbeit (ZIMMERMANN 2009b) sowie eine veterinärmedizinische<br />
Dissertation zu diesem Thema zurückgegriffen (BRANDL 2005). Alle<br />
Daten wurden ergänzt durch Selbstaussagen der Anbieter, z. B. Produktinformationen,<br />
Firmendarstellungen und Firmenwebseiten. Durch die verschiedenen Datenquellen<br />
muss festgestellt werden, dass insbesondere unternehmensbezogene Daten in unterschiedlicher<br />
Quantität und Qualität vorliegen.<br />
Datengrundlage für die Pilotphase<br />
Für die Pilotphase des Tiergesundheitssystems wurde die Nutzergruppe Tierärzte ausgewählt.<br />
Die Daten der SWOT-Analyse wurden im Rahmen einer Gruppendiskussion<br />
und der anschließenden schriftlichen Befragung von Tierärzten erhoben. An der<br />
Gruppendiskussion nahmen 13 Tierärzte teil. Für die Befragungen wurden nach einem<br />
Pretest zwölf Fragebögen verschickt. Elf Fragebögen wurden zurückgesandt. Zehn<br />
Fragebögen konnten ausgewertet werden.<br />
Die Daten des Produkttests wurden mittels des Szenarios Versuchsstation erhoben. Das<br />
Szenario Versuchsstation ist als Test unter Laborbedingungen zu verstehen. Laborbedingungen<br />
deshalb, weil der Test in Zusammenarbeit mit der Versuchsstation für<br />
Nutztierbiologie und Ökologischen Landbau der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong> erfolgte. Die<br />
derzeitige Situation im Bereich tierärztliche Bestandsbetreuung der Milchviehherde in<br />
der Versuchsstation ist wie folgt: die tierärztliche Betreuung wird durch die Mitarbeiter<br />
der Tierklinik der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong> durchgeführt. Bei Verabreichung oder Abgabe<br />
von Medikamenten wird manuell ein AuA-Beleg durch den behandelnden<br />
Veterinär ausgefüllt. Eine Praxismanagementsoftware wird derzeit nicht genutzt. Die<br />
Bestandsbetreuung erfolgt durch Mitarbeiter der Versuchsstation. Somit lagen keine<br />
Stammdaten zur Milchviehherde der Versuchsstation in einem elektronischen Praxismanagementprogramm<br />
vor. Diese wurden neu in das Programm Vetinf durch das Ein-<br />
73
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
lesen der LKV-Stammdaten eingepflegt. Anschließend wurden die AuA-Belege von<br />
Januar bis Mai 2009 in das Programm Vetinf manuell eingegeben (40 AuA-Belege).<br />
Diese bilden die Grundlage erster praktischer Tests hinsichtlich technischer Stabilität<br />
und Fehleranfälligkeit des Systems. Aufgrund der aufgezeigten Gegebenheiten kann<br />
von Laborbedingungen gesprochen werden, da keine bisherigen Arbeitsweisen, ältere<br />
Datenbestände oder personalisierte Eigenheiten, z. B. Eingaberoutinen, den Test beeinflussten.<br />
Die Erprobung des Tiergesundheitssystems wurde im Rahmen einer unveröffentlichten<br />
Studienarbeit dokumentiert (WIDENMEYER 2009).<br />
3.2.1.3 Gewählte Methoden zur Datenauswertung<br />
Die gewählten Methoden zur Datenauswertung sind Methoden der deskriptiven Statistik<br />
und Methoden, die in den Bereichen Produktentwicklung (z. B. Service Blueprint),<br />
Produktmanagement (z. B. Nutzerklassifizierung mittels Clusteranalyse) sowie dem<br />
strategischen Management (z. B. Wettbewerbsanalyse, SWOT-Analyse) angewandt<br />
werden. Mittels deskriptiver Statistik wird durch verschiedene Techniken eine Menge<br />
von beobachteten Daten summarisch zusammengefasst. Die Zusammenfassung kann<br />
durch tabellarische Auflistung, grafische Darstellung und Berechnung statistischer<br />
Kennwerte erfolgen. Es werden u. a. unterschieden ein- und zweidimensionale Häufigkeitsverteilungen<br />
sowie multivariate Analysen (LAATZ, 1993, 349ff, vgl. auch SCHULZE<br />
(B) 2007).<br />
Bevor die statistische Analyse durchgeführt wurde, erfolgte vorbereitend die Datenkodierung,<br />
die Dateneingabe in die Auswertungssoftware SPSS und eine Fehlerbereinigung<br />
anhand einer Plausibilitätsprüfung. Die genutzten Methoden zur Datenauswertung<br />
werden in der Folge beschrieben.<br />
Kreuztabellierung<br />
Die Kreuztabellierung bietet sich als erster Schritt der Datenauswertung an, da sie eine<br />
schnelle, strukturierte Ergebnisdarstellung ermöglicht. Ziel der Kreuztabellierung ist es<br />
Zusammenhänge zwischen nominal skalierten Variablen aufzuzeigen und zu untersuchen.<br />
Somit wird kein bestimmtes Skalenniveau vorausgesetzt, wie das bei anderen<br />
Auswertungsmethoden notwendig ist. Durch Kreuztabellen können Zusammenhänge<br />
entdeckt werden, ob diese jedoch signifikant sind und in welcher Stärke ein Zusammenhang<br />
zwischen zwei Variablen besteht, kann den Kreuztabellen nicht entnommen<br />
werden. Dazu sind weiterführende Tests, z. B. der Maentel-Haenszel-Test notwendig<br />
(BACKHAUS et al. 2006, 230).<br />
74
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Die Kreuztabellierung ermöglicht eine tabellarische Ergebnisdarstellung, womit mittels<br />
Kontingenzkoeffizenten Zusammenhänge sichtbar werden. Zu beachten sind die Auswahl<br />
der Variablen und deren Ausprägungen, damit nicht Zusammenhänge konstruiert<br />
bzw. bestehende Abhängigkeiten unerkannt bleiben (BACKHAUS et al. 2006, 230).<br />
Angewandte Zusammenhangsmaße<br />
„Signifikanztests [für Zusammenhangsmaße] geben an, ob ein beobachtbarer Zu-<br />
sammenhang zwischen zwei Variablen statistisch abgesichert ist oder nicht“ (JANSSEN<br />
UND LAATZ 2007, 268). Der Nachweis von Zusammenhängen ist abhängig von der<br />
Größe der Stichprobe. Bei größeren Stichproben lassen sich auch eher schwache Zusammenhänge<br />
aufzeigen. Es können durch Signifikanztests keine Aussagen getroffen<br />
werden, wie stark der Zusammenhang zwischen den Variablen ist. Dazu werden<br />
Zusammenhangsmaße genutzt. Sie geben die Stärke des Zusammenhangs zwischen<br />
zwei Variablen wieder. Es gibt verschiedene Zusammenhangsmaße, die unter anderem<br />
durch das Messniveau der Variablen und unterschiedliche Arten von Assoziationen<br />
spezifiziert werden (JANSSEN UND LAATZ 2007, 268). In der vorliegenden Arbeit wurde<br />
der Likelihood-Quotienten Chi Quadrat-Test sowie der Mantel-Haenszel Chi Quadrat-<br />
Test zur Prüfung der folgenden Hypothesen angewandt:<br />
Hypothese 1: Es gibt regionale Unterschiede hinsichtlich der Einschätzung und<br />
Nutzungsbereitschaft des Tiergesundheitssystems.<br />
Hypothese 2: Es lassen sich andere Parameter (außer der regionalen Herkunft)<br />
identifizieren, die auf die Einschätzung und Nutzungsbereitschaft der<br />
vorgestellten Anwendungen des Tiergesundheitssystems einen Einfluss<br />
haben.<br />
Der Likelihood-Quotient Chi Quadrat-Test kann als Alternative zum Pearson’schen<br />
Chi-Quadrat-Wert herangezogen werden. Der Signifikanztest wird bei kategorialskalierten<br />
Daten verwendet und basiert auf der Maximum-Likelihood-Theorie. Der<br />
Likelihood-Quotient Chi Quadrat-Test führt bei großen Stichproben zu ähnlichen Ergebnissen<br />
wie der Chi Quadrat-Test nach Pearson (JANSSEN UND LAATZ 2007, 267).<br />
Als Signifikanztest für Rangkorrelationsmaße wurde der Mantel-Haenszel-Test genutzt.<br />
Er wird als Zusammenhangsmaß bei ordinalskalierten Daten angewendet. Der Mantel-<br />
Haenszel-Test stellt einen linearen Zusammenhang zwischen Zeilen und Spalten einer<br />
Kreuztabelle dar und beruht, wie der Likelihood-Quotient Chi Quadrat-Test, auf dem<br />
Pearson‘schen Korrelationskoeffizienten (JANSSEN UND LAATZ 2007, 267ff).<br />
75
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Clusteranalyse<br />
Die Clusteranalyse zählt zu den multivariaten Analysen und ist ein Struktur erkennenden<br />
Verfahren (BACKHAUS et al. 2006, 12f). Ziel von Clusteranalysen ist es<br />
mittels unterschiedlicher Verfahren das Datenmaterial in Gruppen zusammenzufassen.<br />
Eine Clusteranalyse erfolgt in drei Schritten (BACKHAUS et al. 2006, 492):<br />
� Berechnung der Ähnlichkeits- oder Distanzmaße<br />
� Auswahl des Fusionierungsalgorithmus und<br />
� die Bestimmung der Clusteranzahl.<br />
Zur Berechnung der Ähnlichkeits-/Distanzmaße können in Abhängigkeit vom Skalenniveau<br />
der Daten verschiedene Verfahren genutzt werden. Zur Gruppenbildung stehen<br />
drei Varianten zur Wahl die Hierarchische Clusteranalyse, die Clusterzentrenanalyse<br />
und die Two-Step-Clusteranalyse (JANSSEN UND LAATZ 2007, 488ff). Sie unterscheiden<br />
sich hinsichtlich der möglichen Fallzahl, des erforderlichen Skalenniveaus der Daten<br />
und der Benennung der Clusteranzahl.<br />
Bei den durchgeführten Clusteranalysen handelt es sich um hierarchische Clusteranalysen<br />
gemäß der Vorgehensweise im Fusionierungsprozess (BACKHAUS et al. 2006,<br />
510f). Merkmal der hierarchischen Clusteranalyse8 ist, dass mittels Ähnlichkeits- oder<br />
Distanzmaßen eine Gruppenbildung vorgenommen wird (JANSSEN UND LAATZ 2007,<br />
488f). Es werden agglomerative und divisive Algorithmen zur Clusterbildung unterschieden.<br />
Das Unterscheidungskriterium ist die Partition, d. h. die Art und Weise des<br />
Zerlegungs-/Gruppierungsprozesses. Agglomerative Verfahren haben ihren Ausgangspunkt<br />
in der feinsten Partition, während divisive Verfahren von der gröbsten Partition<br />
ausgehen (BACKHAUS et al. 2006, 511). Der Schwerpunkt in der praktischen Anwendung<br />
liegt auf den agglomerativen Verfahren. Diese lassen sich hinsichtlich zweier<br />
Punkte unterscheiden die Art und Weise, wie die Verbesserung der Clusterbildung errechnet<br />
wird und die Regelung des Austausches der Objekte zwischen den Gruppen. Zu<br />
den agglomerative Verfahren gehören Single-Linkage, Complete-Linkage, Average-<br />
Linkage, Centroid, Median, Ward (BACKHAUS et al. 2006, 511f).<br />
In der vorliegenden Untersuchung wurde zunächst im ersten Schritt als Distanzmaß ein<br />
angepasster Simple-Matching-Coeffizient (SMCa) verwendet, der es erlaubte, die<br />
Merkmalsausprägung „indifferent“ bei der Variable Nutzungsbereitschaft einzelner Anwendungen<br />
des TGS einzubeziehen. Dazu wurden Daten, die einfach ordinal mit drei<br />
8 Ausgenommen ist hierbei das Verfahrens nach Ward.<br />
76
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Ausprägungen (ja, nein, indifferent) vorlagen, binär interpretiert (ja/nein). Dies ermöglichte<br />
die Nutzung des SMC für binäre Daten, nachdem er an die Gegebenheiten angepasst<br />
wurde. Es wurden Abstandsmatrizen erstellt. Übereinstimmungen wurden mit<br />
null bewertet, gegensätzliche Beurteilungen mit eins, und als Abstand zwischen einer<br />
indifferenten Haltung und Zustimmung bzw. Ablehnung wurde jeweils 0,5 festgesetzt.<br />
Im Anschluss daran wurde gemäß SMC fortgefahren und die einzelnen Abstandsmaße<br />
pro Anwendung addiert und durch die Anzahl der Anwendungen dividiert. Die<br />
Distanzmaße wurden aufgrund des SMCa separat berechnet und anschließend in die<br />
Statistiksoftware SPSS importiert. Mit Hilfe von SPSS erfolgten die weiteren Schritte<br />
der Clusteranalyse. Die Clusterbildung wurde mittels der Methode mittlerer Abstand<br />
zwischen den Gruppen (Average-Linkage) vorgenommen. Dabei erfolgt die Berechnung<br />
der Distanz zwischen zwei Gruppen „als ungewogenes arithmetisches Mittel<br />
der Distanzen zwischen allen Objektpaaren der beiden Cluster“ (JANSSEN UND LAATZ<br />
2007, 489). Anhand des Dendrogramms und anhand des Ellenbogen-Kriteriums wurde<br />
die optimale Clusteranzahl bestimmt. Die Spezifizierung der Charakteristika der ermittelten<br />
Cluster und damit die inhaltliche Interpretation wurden abschließend vorgenommen.<br />
Wettbewerbsanalyse<br />
Branchenanalysen konzentrieren sich auf abgegrenzte Teilbereiche des Marktes und auf<br />
die Analyse jener Unternehmen, die ein bestimmtes Gut bereitstellen (KORTMANN 2003,<br />
23; LOMBRISER und ABPLANALP 2005, 101). Sie werden ebenso wie Wettbewerbsanalysen<br />
als Bestandteil von Marktanalysen verstanden (KORTMANN 2003, 29). Alle drei<br />
zielen auf „die systematische - nach Möglichkeit auch theoriegeleitete - Beschaffung,<br />
Aufbereitung, Auswertung und Nutzbarmachung von Informationen über Anbieter,<br />
Nachfrager, Produkte, Austauschbedingungen, äußere Bestimmungsfaktoren sowie<br />
zwischen diesen Komponenten bestehenden Beziehungen zum Zwecke der Diagnose<br />
oder Prognose eines Marktes“ (KORTMANN 2003, 28).<br />
Die durchgeführte Wettbewerbsanalyse ist den strategischen Analysen von Märkten,<br />
Branchen und Wettbewerb zu zuordnen. Hierbei erfolgen im strategischen Management<br />
eine interne und externe Analyse, auf der aufbauend Strategien formuliert werden. Es<br />
gibt eine Vielzahl von Vorschlägen, wie externe Analysen aufgebaut sein sollten<br />
(GRUNERT 1995, 1230; KOHLÖFFEL 2000, 124ff; KORTMANN, 2003, 55ff;). Zum Beispiel<br />
sind nach AAKER (AAKER zitiert nach KORTMANN 2003, 51) folgende vier Hauptaspekte<br />
für eine externe Analyse erforderlich: Kunden, Markt, Wettbewerb und<br />
77
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Umwelt. Die Wettbewerbsanalyse identifiziert dabei die Hauptkonkurrenten und analysiert<br />
diese anschließend (LOMBRISER und ABPLANALP 2005, 115ff; KORTMANN 2003,<br />
52ff).<br />
Die vorgenommenen Wettbewerbsanalysen zur tierärztlichen Praxismanagementsoftware<br />
und zur Herdenmanagementsoftware beschreiben den jeweiligen Zielmarkt, die<br />
Zielgruppe sowie wichtige zukünftige Entwicklungen. Identifizieren dann die Hauptkonkurrenten<br />
der jeweiligen Branchen und analysieren diese anhand der Kriterien<br />
Unternehmensdaten, Produktangebot, Marketing und Vertriebssystem (GRUNERT 1995,<br />
1228; KREIKEBAUM, 1997, 121ff; LOMBRISER und ABPLANALP 2005, 115ff). Dadurch<br />
werden weitere Elemente zur Potenzial- und Marktanalyse hinzugefügt und damit die<br />
sich darstellende Ausgangssituation für das Tiergesundheitssystem abgebildet.<br />
Service Blueprinting9 Die Methode des Service Blueprints dient der Darstellung von Prozessen und wurde von<br />
Shostack und Kingman-Brundage entwickelt. Das Interesse der Forscherinnen war eine<br />
Methode zur Visualisierung von Prozessen, insbesondere für die Planungsphase von<br />
Dienstleistungen, zu entwickeln (FLIEß et al. 2004, 14; HERRMANN UND KLEIN 2004,<br />
94ff). Service Blueprinting ermöglicht die Visualisierung von Prozessen, die Identifikation<br />
von Fehlern sowie eine detaillierte Untersuchung von Interaktionen innerhalb<br />
eines Prozesses. Somit ist die Methode sowohl als Dokumentationsinstrument, zur Analyse<br />
als auch zur Gestaltung von Prozessen einsetzbar (FLIEß et al. 2004, 17; SANGÜESA<br />
2003, 143). Die Visualisierung erfolgt aus der Sicht des Kunden und unterstützt dadurch<br />
die Kundenorientierung bei der Dienstleistungsentwicklung (HERRMANN UND KLEIN<br />
2004, 98f). Es können fünf Phasen unterschieden werden: die Beschreibung des<br />
Systems, die Darstellung des Prozesses, die Identifikation der Fehler, die Vermeidung<br />
der Fehler und der chronologische Zusammenhang (SANGÜESA 2003, 144).<br />
Zu Beginn muss die Dienstleistung hinsichtlich der Aktivität beschrieben werden.<br />
Unabhängig von der Komplexität der Dienstleistung erfolgt dies in einem Blueprinting.<br />
Anschließend wird der Prozess der Erbringung der Dienstleistung dargestellt. Dazu gibt<br />
es verschiedene Darstellungsmöglichkeiten (vgl. GELBRICH 2009, 621; FLIEß et al. 2004,<br />
186; KLEINALTENKAMP 2000, 6ff; SANGÜESA 2003, 146). Verbreitet ist z. B. die Darstellung<br />
in einem Flussdiagramm, das an die Besonderheiten von Dienstleistungen an-<br />
9 Der Begriff Blueprint bedeutet im Englischen Blaupause, Plan oder Entwurf. Service ist die englische<br />
Entsprechung für Dienstleistung. Synonym wird Skriptanalyse verwendet .<br />
78
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
gepasst wurde (HERRMANN UND KLEIN 2004, 96). In der dritten Phase erfolgt die Identifikation<br />
von Fehlern aus der Perspektive des Kunden. Eine mögliche vierte Phase benennt<br />
Maßnahmen zur Behebung der Fehler, die zur Anhebung der Kundenzufriedenheit<br />
dienen. In der abschließenden fünften Phase erfolgt eine zeitliche Einordnung des<br />
Prozesses, da bei der Dienstleistungserstellung Zeit eine wichtige Größe darstellt.<br />
Darüber hinaus ist Zeit verbunden mit Kosten. Der erstellte Zeitplan dient als Referenz<br />
für die Dienstleistungserstellung. Eine Anpassung des Zeitplans aufgrund praktischer<br />
Erfahrungen sollte kontinuierlich erfolgen (SANGÜESA 2003,143).<br />
Beim Blueprinting gibt es zwei Dimensionen – die horizontale und die vertikale<br />
Dimension. Die horizontale Dimension gibt den chronologischen, zeitlichen Ablauf<br />
einzelner Aktivitäten im Prozessverlauf wieder. Die vertikale Dimension gliedert sich in<br />
verschiedene Schichten. Hier werden Kundenaktivitäten und Aktivitäten seitens des<br />
Anbieters dargestellt und zugeordnet (FLIEß et al. 2004, 14). Die Trennung der einzelnen<br />
Schichten erfolgt mittels verschiedener Linien: der Kundeninteraktionslinie (line of<br />
interaction), der Sichtbarkeitslinie (line of visibility), der Interne Interaktionslinie (line<br />
of internal interaction), der Vorplanungslinie (line of order penetration) sowie der<br />
Implementierungslinie (line of implementation) (FLIEß et al. 2004, 15ff). Die Kundeninteraktionslinie<br />
trennt die kunden- und dienstleisterorientierten Aktivitäten. Durch<br />
diese Linie wird deutlich, wo im Prozess der Kunde eingebunden ist. Die Sichtbarkeitslinie<br />
unterscheidet zwischen für den Kunden sichtbare und nicht sichtbare Aktivitäten.<br />
Die Interne Interaktionslinie unterteilt die nicht sichtbaren Aktivitäten in unterstützende<br />
Aktivitäten (auch bezeichnet als Supportaktivitäten) und für den Kunden nicht sichtbare<br />
Backoffice-Aktivitäten. Die Unterscheidung erfolgt anhand der Person, welche die<br />
Aktivität ausführt (z. B. Mitarbeiter des Bereichs Kundenbetreuung: nicht sichtbare<br />
Aktivität des Backoffice, Mitarbeiter einer anderen Abteilung: eine Supportaktivität).<br />
Die Implementierungslinie unterteilt in Managementebene und Supportebene. Die<br />
Managementebene bezieht sich auf die Bereiche Planung und Controlling. Die Supportebene<br />
ist aktiv in die Dienstleistungserstellung eingebunden. Die Vorplanungslinie ist<br />
eingeordnet zwischen Interner Interaktionslinie und Implementierungslinie und grenzt<br />
Leistungserstellungsprozess und Leistungspotential grafisch ab (FLIEß et al. 2004, 15ff).<br />
Die Vorteile der Methode sind die Offenlegung von Interaktionen zwischen Kunden<br />
und Dienstleistungserbringer, die transparente Darstellung des Serviceprozesses mit der<br />
Offenlegung von redundanten Prozessen und Engpässen sowie die getrennte Darstellung<br />
von internen Abläufen und Aktivitäten mit Kundenwahrnehmung. Als wesent-<br />
79
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
licher Nachteil ist zu nennen, dass die Methode keine Bewertung der Prozesse, z. B.<br />
Grad der Kundenzufriedenheit zulässt, sondern lediglich visualisiert (GELBRICH 2009,<br />
622).<br />
Beim entwickelten Blueprinting zur Dienstleistungsentwicklung für das Tiergesundheitssystem<br />
werden die ersten drei Linien genutzt. Ferner werden, da es sich um eine<br />
Dienstleistungsentwicklung handelt, nur die ersten beiden Phasen des Service<br />
Blueprintings - Beschreibung des Systems sowie die Darstellung des Prozesses - umgesetzt.<br />
Auf die Identifikation von Fehlern, die Vermeidung von Fehlern sowie die Abbildung<br />
des chronologischen Zusammenhangs kann in diesem Stadium der Dienstleistungsentwicklung<br />
noch nicht eingegangen werden. Gleiches gilt für die Prozesse,<br />
welche unterhalb der Internen Interaktionslinie stattfinden. Da im derzeitigen Entwicklungsstadium<br />
des Tiergesundheitssystems Vorplanungsaktivitäten nur eingeschränkt<br />
planbar sind, wird auf die Darstellung der Vorplanungsaktivitäten ebenfalls<br />
verzichtet. Die verwendeten Symbole zur Visualisierung sind der Abbildung 9 zu entnehmen.<br />
Tätigkeit<br />
Dienstleister<br />
Tätigkeit Kunde<br />
Ereignis<br />
Entscheidung/<br />
Inspektion<br />
Abbildung 9: Darstellung der verwendeten Symbole beim Service Blueprinting (eigene Darstellung<br />
nach Sanguesa 2003)<br />
Das Service Blueprinting dient im Rahmen der Arbeit zur Darstellung der Geschäftsprozesse<br />
des Tiergesundheitssystems.<br />
SWOT10-Analyse Die SWOT-Analyse wird im strategischen Management zur Ausrichtung des Unternehmens<br />
oder des Produktprogramms verwendet. Sie eignet sich jedoch auch zur<br />
Situationsanalyse (HERMANN UND HUBER 2009, 78; MATYS 2005, 220). Es werden<br />
10<br />
Das Akronym SWOT bedeutet im Englischen strenghts, weakness, opportunities, threats. (deutsch:<br />
Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken).<br />
80<br />
Externe<br />
Interaktionslinie<br />
Sichtbarkeitslinie<br />
Interne<br />
Interaktionslinie<br />
Input, Output
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
einerseits die unternehmens- bzw. produktspezifischen Stärken und Schwächen und<br />
andererseits die markt- bzw. umfeldspezifischen Chancen und Risiken in die Analyse<br />
einbezogen. Demzufolge geben zwei Elemente: eine Stärken-Schwächen-Analyse und<br />
eine Chancen-Risiken-Analyse (SIMON UND GATHEN 2002, 214). Nach HERMANN UND<br />
HUBER (2009, 76) erfolgt der Ablauf einer SWOT-Analyse in vier Schritten:<br />
� Identifikation und Bewertung der umfeldbezogenen Chancen und Risiken,<br />
� Ermittlung von produktspezifischen Stärken und Schwächen,<br />
� Zusammenführung der Umfeld- und Produktbetrachtung und<br />
� Ableitung konkreter strategischer Handlungsoptionen.<br />
Nach der Identifikation der Stärken und Schwächen sowie der Chancen und Risiken<br />
wird eine Bewertung hinsichtlich der Wichtigkeit dieser Kriterien vorgenommen. Durch<br />
Gegenüberstellung der vier Aspekte werden in einem Handlungsportfolio Strategien abgeleitet.<br />
Die möglichen Situationen und die grundsätzlichen Handlungsempfehlungen<br />
für jede Kombination sind Abbildung 10 zu entnehmen.<br />
Abbildung 10: Handlungsportfolio SWOT-Analyse (Quelle: nach HERRMANN UND HUBER 2009, 77)<br />
Ziel einer SWOT-Analyse ist es realisierbare und attraktive Strategien zur Optimierung<br />
des Untersuchungsgegenstandes zu entwickeln. Als grundlegende Strategie der SWOT-<br />
Analyse wird aufgefasst, dass eine wirksame Strategie die Stärken und Chancen verstärkt<br />
und unterstützt sowie die Schwächen und Risiken reduziert (KOHLÖFFEL 2000,<br />
155; LOMBRISER UND ABPLANALP 2005, 197f). Zur Erarbeitung möglicher Strategien<br />
81
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
wird die SWOT Aufstellung systematisch nach logischen Kombinationen analysiert.<br />
Dies erfolgt anhand der folgenden Fragen (LOMBRISER UND ABPLANALP 2005, 197f):<br />
� Welche Stärken passen zu welchen Chancen (SO-Verknüpfung)?<br />
� Welche Schwächen passen zu welchen Chancen (WO- Verknüpfung)?<br />
� Welche Stärken passen zu welchen Gefahren/Risiken (ST- Verknüpfung)?<br />
� Welche Schwächen passen zu welchen Gefahren (WT- Verknüpfung)?<br />
Ausgehend von den gefundenen Verknüpfungen erfolgt die Entwicklung von Strategieoptionen.<br />
Hierbei werden die Folgenden unterschieden:<br />
� SO-Strategie: interne Stärken zur Verwirklichung externer Chancen nutzen,<br />
� WO-Strategie: interne Schwächen abbauen bzw. fehlende Stärken aufbauen, um<br />
externe Chancen zu realisieren,<br />
� ST-Strategie: interne Stärken verwenden, um externe Risiken zu dezimieren und<br />
� WT-Strategie: interne Schwächen reduzieren und dabei externe Risiken meiden.<br />
Für jede infrage kommende Strategiealternative wird die gefundene SWOT-Verknüpfung<br />
aufgeführt (z. B.S2/O1 – die unter Punkt 2 genannte Stärke und die unter Punkt 1<br />
angeführte Chance). Dadurch ist die Ableitung von Strategien sachlich nachvollziehbar.<br />
In der Literatur werden als Vorteile von SWOT-Analysen die Einfachheit und die<br />
Strukturiertheit der Methode genannt. Als nachteilig wird die fehlende Gesamtsicht auf<br />
das Unternehmen angeführt, da nur Teilbereiche analysiert werden (HERMANN UND<br />
HUBER 2009, 78). Ferner kann die Informationsbeschaffung, z. B. zukünftiger Entwicklungen,<br />
schwierig sein. Weiterhin ist die meist subjektive Bewertung aufgrund der<br />
fehlenden Quantifizierbarkeit von Kriterien kritisch (SIMON UND GATHEN 2002, 221f).<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde ein SWOT-Tableau für das Produkt Tiergesundheitssystem<br />
im Sinne einer Situationsanalyse zur Ableitung von Strategien für die<br />
Weiterentwicklung des Systems erstellt. Die Durchführung der Analyse erfolgte im<br />
Rahmen einer Gruppendiskussion und einer schriftlichen Befragung von Tierärzten, bei<br />
der eine Bewertung der ermittelten Stärken-Schwächen und Chancen-Risiken erfolgte.<br />
Ferner wurden eigene Forschungsergebnisse (vgl. FICK UND DOLUSCHITZ 2007) hinzugezogen.<br />
Tabelle 10 zeigt die relevanten Fragestellungen, die im Rahmen der Pilotstudie<br />
angewendet wurden. Die SWOT-Analyse unterstützt im Rahmen der Umsetzungsplanung<br />
vorbereitende Aktivitäten der Markteinführung des Tiergesundheitssystems.<br />
82
Tabelle 10: SWOT Aufstellung: Ausgangssituation<br />
Aufbau der Arbeit und methodische Vorgehensweise<br />
Stärken Schwächen<br />
� Was sind die Vorteile des Tiergesundheitssystems?<br />
� Welche Stärken können Sie identifizieren?<br />
� Was empfinden Sie als positiv?<br />
83<br />
� Was empfinden Sie als negativ beim<br />
Tiergesundheitssystem?<br />
� Welche Schwächen haben Sie ausgemacht?<br />
� Was sollte verändert werden?<br />
Chancen Risiken<br />
� Welche Trends gibt es in der tierärztlichen<br />
Bestandsbetreuung?<br />
� Welche Möglichkeiten können sich<br />
durch das Tiergesundheitssystem ergeben?<br />
� Welche Hindernisse sehen Sie für das<br />
Tiergesundheitssystem?<br />
� Ändert sich der Kontext, in dem das<br />
Tiergesundheitssystem angewendet<br />
werden soll?<br />
� Welche weiteren Entwicklungen<br />
können sich riskant auf das Tiergesundheitssystem<br />
auswirken?<br />
3.2.2 Zusammenfassung zum Aufbau der Arbeit und zur methodischen<br />
Vorgehensweise<br />
Das Kapitel 3 zeigt das zugrunde liegende Methodengerüst - das Vorgehensmodell<br />
Tiergesundheitssystem, das auf dem Vorgehensmodell für die Milcherzeugung beruht.<br />
Es wurden die theoretischen Grundlagen erläutert sowie eine Einordnung von<br />
Vorgehensmodellen vorgenommen. Im Anschluss daran wurde die methodische Vorgehensweise<br />
zur Datenerhebung und -auswertung sowie die Datengrundlage für die<br />
einzelnen Untersuchungen beschrieben. Es wurde erläutert, dass durch die unterschiedlichen<br />
Zielrichtungen der Untersuchungen qualitativen und quantitativen Methoden genutzt<br />
wurden, die kurz charakterisiert wurden.
Ergebnisse<br />
4 Ergebnisse<br />
4.1 Markt- und Potentialanalyse<br />
Die Markt- und Potentialanalyse soll darlegen, wie das Tiergesundheitssystem einzuordnen<br />
ist. Dazu wird im Rahmen der IST-Analyse die derzeitige IT-Ausstattung und<br />
IT-Nutzung bei Tierhaltern und Tierärzten untersucht, die Einschätzung und die<br />
Nutzungsbereitschaft zu den geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems der<br />
untersuchten Nutzergruppen dargelegt und anschließend eine Nutzerklassifizierung<br />
bezüglich der Einschätzung und der Nutzungsbereitschaft vorgenommen. Der Abschnitt<br />
schließt mit einer Analyse der vorhandenen tierärztlichen Praxismanagementsoftware<br />
und der landwirtschaftlichen Herdenmanagementsoftware.<br />
4.1.1 IST-Analyse – IT-Ausstattung und IT-Anwendung bei Tierhaltern und<br />
Tierärzten<br />
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse des Status Quo zur Ausstattung mit und<br />
Nutzung von IT bei Tierhaltern und Tierärzten dargelegt. Hierbei werden die Aspekte<br />
IT-Ausstattung, die IT-Anwendung bei Arbeitsgängen in Zusammenhang mit der vorgeschriebenen<br />
Dokumentation zur TÄHAV und zur Tierhalter-Arzneimittel-<br />
Verordnung und der bisherige Zeitaufwand für relevante Arbeitsvorgänge separat betrachtet.<br />
4.1.1.1 Ausstattung mit neuen Informationstechnologien<br />
Die Tierhalter-Befragung erfasste hinsichtlich der IT-Ausstattung die Bereiche<br />
branchenspezifischer Software und Internetnutzung. Der Bereich Hardware wurde indirekt<br />
über die Nutzung des Internets erfasst, da davon ausgegangen werden kann, dass<br />
bei Nutzung des Internets ein PC oder ein Notebook zur Verfügung steht.<br />
Tabelle 11 bildet die hohe Ausstattung mit Internet und damit mit der relavanten IT-<br />
Hardware der befragten Tierhalter ab. Mit branchenspezifischer Software arbeitet die<br />
Hälfte der befragten Tierhalter. Die Spezifizierung zeigte, dass es sich zumeist um<br />
Herdenmanagementprogramme (absolute Nennungen 26) und Ackerschlagkarteien (absolute<br />
Nennungen 17, Mehrfachnennungen möglich) handelt.<br />
84
Tabelle 11: Grad der IT-Ausstattung bei den befragten Tierhalter (n=127) (%)<br />
IT-Ausstattung Nennungen in %<br />
(n=127)<br />
Internetnutzung 97<br />
Nutzung branchenspezifischer Software 56<br />
85<br />
Ergebnisse<br />
Die Prüfung, ob es regionale Unterschiede beim Einsatz branchenspezifischer Software<br />
ergab, dass signifikante Unterschiede (p = 0,036) vorliegen, die auf regionale Unterschiede<br />
hindeuten. Es wurde hierbei nicht näher spezifiziert, um welche<br />
Branchesoftware es sich konkret handelt. Der Anteil der Nutzer von branchenspezifischer<br />
Software ist in Baden-Württemberg größer als in Schleswig-Holstein. Mögliche<br />
Gründe dafür sind:<br />
� stärkere Parzellierung aufgrund der Realteilung – Erleichterung bei administrativen<br />
Vorgängen durch Nutzung digitaler Ackerschlagkarteien sowie<br />
� vielfältigere Produktionsstruktur - leichter zu koordinieren mittels branchenspezifischer<br />
Software.<br />
Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang auf die Stichprobe Baden-Württemberg<br />
und die hierbei getroffenen Einschränkungen bei der Probandenauswahl hinzuweisen<br />
(vgl. Kap. 3.2.3.2). Es wird vermutet, dass bei einer Vollerhebung diese signifikanten<br />
Unterschiede in der Nutzung branchenspezifischer Software zwischen Baden-<br />
Württemberg und Schleswig-Holstein so nicht ermittelbar sind.<br />
Die Tierärzte-Befragung erfasste hinsichtlich der IT-Ausstattung die folgenden<br />
Aspekte:<br />
� die Ausstattung mit Hardware,<br />
� die Ausstattung mit mobile Hardware,<br />
� den Einsatz branchenspezifischer Software sowie<br />
� die Nutzung des Internets.<br />
Darüber hinaus wurde ermittelt, ob Investitionen im IT-Bereich in den nächsten zwei<br />
Jahren geplant sind.
Ergebnisse<br />
Tabelle 12: Derzeitige und zukünftige Ausstattung mit IT bei Tierärzten (%)<br />
Derzeitige und zukünftige Ausstattung mit IT Nennungen in %<br />
Hardware 97<br />
Mobile Hardware 37<br />
Einsatz branchenspezifischer Software 83<br />
Nutzung des Internets für berufliche Zwecke 94<br />
Investitionen in IT-Bereich 45<br />
Tabelle 12 zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der befragten Tierärzte, wie bei den<br />
Tierhaltern, über eine Hardware-Ausstattung verfügt. Mobile Hardware, wie beispielsweise<br />
ein Notebook, ein portabler Drucker u. ä. setzen 37 % der befragten Tierärzte ein.<br />
Branchenspezifische Software, maßgeblich tierärztliche Praxismanagementsoftware,<br />
nutzen 83 % und das Internet wird von 94 % der befragten Veterinäre für berufliche<br />
Zwecke eingesetzt. Investitionen im IT-Bereich planen 45 % der Befragten. Im Vergleich<br />
der Tierärzte-Befragungen in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein<br />
konnten bezüglich der genannten Faktoren keine signifikanten Unterschiede ermittelt<br />
werden, die auf regionale Unterschiede hinweisen.<br />
4.1.1.2 Anwendung von neuen Informationstechnologien<br />
Nachdem zunächst erfasst wurde, ob eine IT-Infrastruktur vorhanden ist, wurde anschließend<br />
ermittelt, wie relevante Arbeitsgänge im Rahmen der verpflichtenden<br />
Dokumentation durchgeführt werden. Bei den Tierhaltern wurden die folgenden<br />
Arbeiten analysiert: das Führen des Bestandsbuchs, der Erhalt des AuA-Belegs vom<br />
Tierarzt und die Meldung an die HI-T-<strong>Datenbank</strong>. Bei den Tierärzten wurden das Ausstellen<br />
des AuA-Belegs und die Übergabe des AuA-Belegs betrachtet. Darüber hinaus<br />
wurde bei den Tierhaltern der Arbeitsgang Verkaufsanmeldung von Tieren und bei<br />
Tierärzten der Arbeitsgang Rechnungszustellung erfasst, da diese Arbeitsgänge ebenfalls<br />
mittels IT durchgeführt werden können.<br />
Mehrheitlich findet die Umsetzung der genannten Arbeiten bei den befragten Tierhaltern<br />
(Tabelle 13) und Tierärzten (Tabelle 14) ohne Einsatz von IT statt. Vielmehr<br />
werden diese manuell oder mithilfe klassischer Medien, z. B. Telefon oder Fax, durchgeführt.<br />
Einzige Ausnahme ist der Arbeitsgang Meldung an die HI-T-<strong>Datenbank</strong>.<br />
Diesen führen 87 % der befragten Tierhalter mithilfe des Internets aus.<br />
86
Tabelle 13: Ausführung der erhobenen Arbeitsgänge durch Tierhalter (%), (N=128,<br />
Mehrfachnennung möglich)<br />
87<br />
Ergebnisse<br />
Art der Ausführung manuell Software sonstig keine Angabe<br />
Führen des Bestandsbuches<br />
87,5 14,1 6,3 11 0,8<br />
Art der Ausführung persönlich Post/Fax Internet sonstig keine Angabe<br />
Erhalt des AuA-<br />
Beleges<br />
90,6 12,5 3,1 0 0<br />
Art der Ausführung telefonisch Post/Fax Internet sonstig keine Angabe<br />
Meldung an HI-Tier 0,8 15,6 86,7 0,8 0,8<br />
Art der Ausführung persönlich telefonisch Post/Fax Internet sonstig keine<br />
Angabe<br />
Verkaufsanmeldungen 28,1 67,2 21,1 14,1 0,8 2,3<br />
Tabelle 14: Ausführung der erhobenen Arbeitsgänge durch Tierärzte (%), (N=153, Mehrfachnennung<br />
möglich)<br />
Art der Ausführung manuell Software Sonstig<br />
Ausstellen des AuA-Beleges<br />
keine<br />
Angabe<br />
73,2 43,8 0 0<br />
Art der Ausführung persönlich Fax Post Internet Sonstig<br />
keine<br />
Angabe<br />
Übergabe des AuA-Beleges 95,4 17,6 9,8 2,6 0 0<br />
Art der Ausführung persönlich Post Internet Sonstig<br />
keine<br />
Angabe<br />
Zustellung von Rechnungen 20,9 86,3 0,7 13,1 12 0<br />
Neben der Art der Ausführung der genannten Arbeitsgänge wurden die bisher benötigten<br />
Arbeitszeiten für bestimmte Arbeitsgänge ermittelt.<br />
11 Hier drunter werden genannt: HI-Tier <strong>Datenbank</strong>, Anwendungen des LKVs, Vorlagen des Tierarztes.<br />
12 Die Zustellung der Rechnung erfolgt bei 13,1 % (sonstig) der Tierärzte durch die tierärztlichen Verrechnungsstellen,<br />
die hier als Dienstleister agieren.
Ergebnisse<br />
Es handelt sich bei den Tierhaltern um die Arbeitsgänge:<br />
� wöchentlicher Zeitaufwand für die berufliche Nutzung des Internets,<br />
� wöchentlicher Zeitaufwand für das Bestandsbuch,<br />
� wöchentlicher Zeitaufwand für AuA-Belege und<br />
� wöchentlicher Zeitaufwand für die HI-Tier Meldung.<br />
Durchschnittlich nutzen die befragten Tierhalter das Internet für berufliche Zwecke<br />
zwei Stunden und 20 Minuten in der Woche, wobei es starke Unterschiede innerhalb<br />
der Gruppe gibt. Für das Führen des Bestandsbuches veranschlagen die Befragten in der<br />
Woche 52 Minuten. Für AuA-Belege benötigen die Tierhalter wöchentlich 33 Minuten.<br />
Die Meldungen an die HI-Tier <strong>Datenbank</strong> erfordert 37 Minuten in der Woche nach Angaben<br />
der befragten Tierhalter (vgl. Tabelle 15).<br />
Tabelle 15: Wöchentlicher Zeitaufwand für die untersuchten Arbeitsgänge bei Tierhaltern (in<br />
Stunden)<br />
Arbeitsgänge<br />
88<br />
Ø wöchentlicher<br />
Zeitaufwand in h<br />
Minimum/<br />
Maximum<br />
Internetnutzung für berufliche Zwecke 2:20 0:10 / 15:00<br />
Führen des Bestandsbuches 0:52 0 / 3:30<br />
AuA-Beleg 0:33 0 / 3:30<br />
Meldung an HI-Tier <strong>Datenbank</strong> 0:37 0 / 5:00<br />
In der Tendenz gaben die befragten Tierhalter aus Schleswig-Holstein für alle Arbeitsgänge<br />
einen etwas höheren Zeitaufwand an, was auf die größeren Tierbestände zurückzuführen<br />
ist (vgl. Tabelle 9). Diese Unterschiede sind jedoch nicht signifikant. Eine Berechnung<br />
Zeitaufwand pro Tier war aufgrund des Datenmaterials nicht möglich.<br />
Bei den Tierärzten wurden die folgenden Arbeitsgänge erfasst:<br />
� wöchentlicher Zeitaufwand für die berufliche Nutzung des Internets und<br />
� wöchentlicher Zeitaufwand für die Ausstellung von AuA-Belegen.<br />
Die befragten Tierärzte nutzen das Internet beruflich durchschnittlich 2 Stunden 58<br />
Minuten in der Woche. Jedoch gibt es große Unterschiede. Angegeben wurden Zeiten<br />
von wöchentlich ca. 5 Minuten und 40 Stunden (Standardabweichung 4,39). Diese<br />
große Zeitspanne kann auf persönliche Präferenzen hinsichtlich der Nutzung bzw.<br />
Nichtnutzung des Internets als berufliche Informationsquelle zurückgeführt werden,<br />
aber auch einem unterschiedlichen Informationsbedarf geschuldet sein. Der wöchentliche<br />
Zeitaufwand zur Ausstellung von AuA-Belegen liegt im Mittel bei drei Stunden
89<br />
Ergebnisse<br />
und 49 Minuten (Min. 30 min/Max. 20 Stunden, Standardabweichung 3,89). Die große<br />
Spannweite kann sowohl durch unterschiedliche Praxenschwerpunkte als auch durch<br />
unterschiedliche Bestandsgrößen und den Gesundheitsstatus des Bestandes begründet<br />
sein. Bei den befragten Tierärzten benötigen die Tierärzte in Schleswig-Holstein für die<br />
erfassten Arbeitsgänge mehr Zeit, was auf die durchschnittlich größeren Tierbestände<br />
dort zurückzuführen ist.<br />
4.1.2 Einschätzung und Nutzungsbereitschaft des Tiergesundheitssystems<br />
Im Rahmen der IST-Analyse wurden den befragten Tierhaltern und Tierärzten die geplanten<br />
Anwendungen des Tiergesundheitssystems benannt. Zu diesen sollten die Befragten<br />
ihre Einschätzung sowie ihre Nutzungsbereitschaft abgeben.<br />
Abbildung 11 zeigt, dass die Anwendungen Nutzung von dem Bestand zugeordneten<br />
Diagnosedaten (82,6 %) bzw. Nutzung von dem Einzeltier zugeordneten Diagnosedaten<br />
(79,7 %) am besten eingeschätzt wurden, gefolgt von der Anwendung Freigabe von<br />
MLP-Daten für den Hoftierarzt (69,9 %). Diese Anwendungen wurden zur Kategorie<br />
Datennutzung zusammengefasst, da alle drei die aktive Datennutzung unterstützen.<br />
Etwa 60 % der Tierhalter befürworteten die Anwendungen Bestandsbuch online führen<br />
sowie elektronischer Empfang des AuA-Belegs. Eine eher ablehnende Einschätzung erhielt<br />
die Anwendung Transportpapiere via Internetanschluss erstellen. Diese Anwendung<br />
zielt auf die seit dem 01. Januar 2010 abzugebende Erzeugererklärung zur<br />
Lebensmittelsicherheit entsprechend dem EU-Lebensmittelhygienerecht (Verordnung<br />
(EG) Nr. 853/2004).<br />
Abbildung 11: Einschätzung der Anwendungen des Tiergesundheitssystems durch Tierhalter
Ergebnisse<br />
Die Nutzungsbereitschaft der Tierhalter bestätigt das Ergebnis der Einschätzung der geplanten<br />
Anwendungen (vgl. Abbildung 12). Die höchste Nutzungsbereitschaft liegt für<br />
die Anwendungen der Kategorie Datennutzung vor. Etwa 60 % der Tierhalter sind<br />
bereit diese Anwendungen zu nutzen. Etwa 50 % der Tierhalter sind bereit die Anwendungen<br />
Bestandsbuch online führen sowie elektronischer Empfang des AuA-Belegs<br />
zu nutzen. Die geringste Nutzungsbereitschaft liegt für die Anwendung Transportpapiere<br />
via Internetanschluss erstellen vor. Der Anteil der Unentschiedenen liegt<br />
zwischen 12 und 21 Prozent.<br />
Abbildung 12: Nutzungsbereitschaft der Anwendungen des Tiergesundheitssystems durch Tierhalter<br />
Bei den Tierärzten wurden die Anwendungen aufgrund des beruflichen Kontextes angepasst.<br />
Die Einschätzung und die Nutzungsbereitschaft der Tierärzte wurden erfasst für<br />
die folgenden Anwendungen:<br />
� Nutzung von dem Einzeltier zugeordneten Datenauswertungen,<br />
� Nutzung von dem Bestand zugeordneten Datenauswertungen,<br />
� elektronischer Besamungsschein,<br />
� elektronischer Versand des AuA-Beleges ,<br />
� digitale Übernahme von Daten aus dem AuA-Beleg zur Rechnungsstellung,<br />
� elektronischer Rechnungsversand,<br />
� Freigabe von MLP-Daten für den Hoftierarzt und<br />
� Datenschnittstelle zu anderen landwirtschaftlichen Managementprogrammen.<br />
Die zwei zuletzt genannten Anwendungen wurden lediglich eingeschätzt durch die be-<br />
90
91<br />
Ergebnisse<br />
fragten Tierärzte. Da die Nutzung abhängig ist von der Zustimmung der betroffenen<br />
Tierhalter, kann der Tierarzt nicht selbständig über die Nutzung entscheiden. Aus<br />
diesem Grund wurde die Nutzungsbereitschaft nicht erhoben.<br />
Die beste Einschätzung erhielten mit über 80 % die Anwendungen Nutzung zu dem Bestand<br />
zugeordnete Datenauswertungen, Freigabe von MLP-Daten für den Hoftierarzt<br />
sowie Nutzung von dem Einzeltier zugeordnete Datenauswertungen (Abbildung 13).<br />
Wie bei den Tierhaltern handelt es sich auch bei diesen Anwendungen um Anwendungen,<br />
die zur Kategorie Datennutzung zusammengefasst werden können. Eine<br />
geringere Zustimmung, jedoch noch überwiegende Befürwortung gab es für die Anwendungen<br />
Datenschnittstelle zu anderen landwirtschaftlichen Managementprogrammen,<br />
elektronischer Besamungsschein sowie elektronischer Versand des AuA-<br />
Beleges. Diese Anwendungen wurden zur Kategorie Austausch von Datenformaten zusammengefasst.<br />
Lediglich eine geringe Befürwortung erhielten die Anwendungen<br />
digitale Übernahme von Daten aus dem AuA-Beleg zur Rechnungsstellung sowie<br />
elektronischer Rechnungsversand (Kategorie: Rechnungen).<br />
Abbildung 13: Einschätzung der geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems durch Tierärzte<br />
Die Ergebnisse zur Nutzungsbereitschaft der Anwendungen bestätigen die Einschätzungen<br />
der Tierärzte (Abbildung 14). Das höchste Nutzungsinteresse liegt für die<br />
Kategorie Datennutzung vor, gefolgt von der Kategorie Austausch von Datenformaten.<br />
Eine deutlich geringere Nutzungsbereitschaft besteht für die Kategorie Rechnungen im<br />
Vergleich zu den anderen beiden Kategorien vor. Bei der Nutzergruppe Tierärzte ist<br />
Anteil der Unentschiedenen etwa so groß wie bei der Nutzergruppe Tierhalter. Er liegt<br />
zwischen 13 % und 20 %.
Ergebnisse<br />
Abbildung 14: Nutzungsbereitschaft an den geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
durch Tierärzte<br />
Abschließend wurden die Tierärzte nach den Hürden für die Umsetzung des Tiergesundheitssystems<br />
gefragt. Es wurden folgende genannt:<br />
� fehlende Akzeptanz bei Tierhaltern,<br />
� unzureichende Kenntnisse,<br />
� technische Probleme und<br />
� Aspekte der Datensicherheit.<br />
4.1.3 Zwischenfazit<br />
Status Quo – Ausstattung mit und Anwendung von IT<br />
� Hoher Ausstattungsgrad mit IT-Hardware und Internet ist sowohl bei den befragten<br />
Tierhaltern als auch bei den befragten Tierärzten gegeben.<br />
� Keine regionalen Unterschiede bei der Ausstattung der Tierärzte hinsichtlich IT<br />
zwischen Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein zu ermitteln.<br />
� Regionale Unterschiede beim Einsatz branchenspezifischer Software von Tierhalter<br />
sind aufgrund der Stichprobe in Baden-Württemberg zu relativieren.<br />
� Die Ausführung der betrachteten Arbeitsgänge erfolgt mehrheitlich mittels analoger<br />
Medien durch die befragten Tierhalter und Tierärzte. Lediglich die HI-Tier<br />
Meldung wird mehrheitlich mittels IT (via Internet) durch die befragten Tierhalter<br />
vorgenommen.<br />
92
93<br />
Ergebnisse<br />
Die befragten Tierhalter und Tierärzte nutzen im Mittel das Internet in der Woche etwa<br />
gleich lang (Tierhalter: 2h 20min; Tierärzte: 2h 58min). Bei beiden Gruppen sind große<br />
gruppeninterne Unterschiede hinsichtlich der wöchentlichen Nutzung des Internets festzustellen.<br />
Diese können u. a. auf folgende Gründe zurückgeführt werden: persönliche<br />
Kenntnisse im Umgang mit IT, Akzeptanz des Internets als Informationsquelle, persönlich<br />
wahrgenommener Informationsbedarf sowie Nutzung anderer Informationsquellen.<br />
Die beste Einschätzung und die größte Nutzungsbereitschaft erhielten durch die Tierhalter<br />
und die Tierärzte die Anwendungen der Kategorie Datennutzung. Die<br />
schlechteste Einschätzung und die geringste Nutzungsbereitschaft lag bei den Tierhaltern<br />
für die Anwendung Transportpapiere via Internetanschluss erstellen und bei den<br />
Tierärzten für die Kategorie Rechnungen vor. Die Ergebnisse zur Einschätzung der geplanten<br />
Anwendungen werden durch die Ergebnisse zur Nutzungsbereitschaft bestätigt.<br />
4.1.4 Klassifizierung von Nutzertypen des Tiergesundheitssystems<br />
Auf der Basis der in Kapitel 4.1.2 dargestellten Einschätzung und Nutzungsbereitschaft<br />
der befragten Nutzergruppen wurden weitere Auswertungen durchgeführt. Zunächst<br />
wird die Hypothese 1 geprüft, im Anschluss die Hypothese 2.<br />
Hypothese 1:<br />
Es gibt regionale Unterschiede hinsichtlich der Einschätzung und Nutzungsbereitschaft<br />
des Tiergesundheitssystems.<br />
Es konnten mittels der durchgeführten Signifikanztests keine signifikanten Unterschiede<br />
zwischen den befragten Tierhaltern aus Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein,<br />
die eine unterschiedliche Einschätzung oder Nutzungsbereitschaft der Anwendungen<br />
des Tiergesundheitssystems aufgrund der unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen<br />
in den beiden Untersuchungsgebieten vermuten lässt. Dieses Ergebnis<br />
wurde auch für die befragten Tierärzte ermittelt. Lediglich für die Anwendung<br />
elektronischer Besamungsschein war die Nutzungsbereitschaft bei den befragten Tierärzten<br />
in Baden-Württemberg höher als bei den befragten Tierärzten in Schleswig-<br />
Holstein (p = 0,042). Möglicher Grund dafür ist, dass in Baden-Württemberg bereits<br />
Eigenbestandsbesamer online an die RBW melden und dadurch den befragten Tierärzten<br />
in Baden-Württemberg der konkrete Nutzen bereits bekannt und sichtbar ist (vgl.<br />
Kap. 2.2.2). Da jedoch auch bei dieser Anwendung der Zusammenhang nur schwach<br />
signifikant ist, wurde die Hypothese 1 verworfen. Es lassen sich keine Unterschiede in<br />
der Einschätzung und in der Nutzungsbereitschaft der einzelnen Anwendungen des
Ergebnisse<br />
Tiergesundheitssystems durch die Befragten aufgrund der unterschiedlichen landwirtschaftlichen<br />
Betriebsstrukturen in den beiden Untersuchungsgebieten feststellen. Somit<br />
wurde in einem zweiten Schritt die Hypothese 2 überprüft.<br />
Die Hypothese 2 lautet:<br />
Es lassen sich andere Parameter (außer der regionalen Herkunft) identifizieren,<br />
die auf die Einschätzung und Nutzungsbereitschaft der vorgestellten Anwendungen<br />
des Tiergesundheitssystems einen Einfluss haben.<br />
Zur Beantwortung dieser Hypothese wurden zwei Clusteranalysen durchgeführt, um<br />
mittels Charakterisierung der identifizierten Gruppen auf Eigenschaften der Befürworter<br />
und der Ablehner eines Tiergesundheitssystems zu schließen. Hierzu wurden alle vollständigen<br />
Datensätze zur Einschätzung und Nutzungsbereitschaft von Tierhaltern und<br />
Tierärzten genutzt.<br />
4.1.4.1 Klassifizierung der Nutzergruppe Tierhalter<br />
Das Kapitel gibt die Ergebnisse der Clusteranalyse bei Tierhaltern wieder. Es folgt die<br />
Darstellung der Cluster hinsichtlich der Einschätzung und der Nutzungsbereitschaft der<br />
Anwendungen des Tiergesundheitssystems. Die Cluster werden im Anschluss daran<br />
mittels der Merkmale Internetzugang, Anwendung neuer IT und dem Interesse an einer<br />
Teilnahme am Tiergesundheitssystem beschrieben. Abschließend werden Handlungsoptionen<br />
bzgl. einer Implementierung des Systems für die einzelnen Cluster aufgezeigt.<br />
Zur Durchführung der Clusteranalyse bei Tierhaltern konnten 101 Fälle herangezogen<br />
werden. Diese konnten in vier Cluster gruppiert werden. Die vier Cluster sind hinsichtlich<br />
der Anzahl der zusammengefassten Fälle sehr unterschiedlich. Der größte Cluster<br />
vereint 57 Fälle und kann bezüglich der Anwendungen des TGS als Cluster Gesamt-<br />
Befürworter bezeichnet werden. Der nächste Cluster vereint 24 Fälle und kann als Befürworter<br />
Datennutzung betitelt werden. Der kleinste Cluster besteht aus sechs Fällen<br />
und kann als Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner benannt werden. Die<br />
Bezeichnung resultiert aus der im Vergleich zu den anderen Clustern gegensätzlichen<br />
positiven bzw. negativen Einschätzung und Nutzungsbereitschaft der Anwendungen Erstellung<br />
von Transportpapieren via Internet und Freigabe von MLP-Daten für den Hoftierarzt.<br />
Der letzte Cluster vereint 14 Fälle und kann als Cluster Gesamt-Ablehner bezeichnet<br />
werden.<br />
Abbildung 15 zeigt die Clusterbildung für die Clusteranalyse Tierhalter mittels Dendrogramm.<br />
Darüber hinaus wurde das Ellenbogen-Kriterium zur Ermittlung der optimalen<br />
Clusteranzahl verwendet.<br />
94
95<br />
Ergebnisse<br />
Gesamt-Befürworter Befürworter<br />
Datennutzung<br />
anwendungsbezogendeBefürworter/Able<br />
hner<br />
Gesamt-<br />
Ablehner<br />
Abbildung 15: Nutzertypen von Tierhaltern bezüglich der Einschätzung des Tiergesundheitssystems<br />
Bei der Einschätzung der Anwendungen heben sich die Cluster Gesamt-Befürworter<br />
und Gesamt-Ablehner ab, aufgrund ihrer klaren Positionierung zum Tiergesundheitssystem<br />
(vgl. Tabelle). Der Cluster Gesamt-Befürworter bewertet fünf der sechs Anwendungen<br />
mit mehr als 90 % als sinnvoll. Lediglich die Anwendung Erstellung von<br />
Transportpapieren via Internetanschluss wird nur von knapp zwei Drittel als sinnvoll<br />
angesehen. Der Cluster Befürworter Datennutzung bewertet die einzelnen Anwendungen<br />
sehr heterogen. Die höchste Zustimmung erhielten die Anwendungen<br />
Nutzung von dem Einzeltier und dem Bestand zugeordneten Diagnosedaten (jeweils<br />
100 %). Am wenigsten Zustimmung erhielt die Anwendung Elektronischer Empfang<br />
des AuA-Belegs (12,5 %). Der Cluster Gesamt-Ablehner bewertet fünf von sechs Anwendungen<br />
am schlechtesten. Die maximale Zustimmung in dieser Gruppe beträgt<br />
14,3 %. Der Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner zeigt eine heterogene<br />
Bewertung bezüglich der Einschätzung einzelner Anwendungen. Besonders auffällig ist<br />
die völlige Zustimmung zur Anwendung Erstellung der Transportpapiere via Internetanschluss<br />
(100 %) sowie die fehlende Zustimmung (0 %) für die Anwendung Freigabe<br />
von MLP-Daten für den Hoftierarzt. Die weiteren Anwendungen wurden mehrheitlich<br />
positiv eingeschätzt.
Ergebnisse<br />
Tabelle 16: Positive Einschätzung der Anwendungen des Tiergesundheitssystems der Tierhaltern<br />
nach Cluster gegliedert, (%)<br />
Anwendung<br />
Cluster<br />
Führung des Bestandsbuches<br />
online<br />
Nutzung von dem<br />
Bestand zugeordneten<br />
Diagnosedaten<br />
Nutzung von dem<br />
Einzeltier zugeordneten<br />
Diagnosedaten<br />
Freigabe von MLP-<br />
Daten für den Hoftierarzt<br />
Elektr. Empfang des<br />
AuA-Belegs<br />
Erstellung von<br />
Transportpapieren<br />
via Internetanschluss<br />
Cluster<br />
Gesamt-<br />
Befürworter<br />
(n = 56)<br />
Cluster<br />
Befürworter<br />
Datennutzung<br />
(n = 24)<br />
96<br />
Cluster<br />
anwendungsbezogene<br />
Befürworter/<br />
Ablehner<br />
(n = 6)<br />
Cluster<br />
Gesamt-<br />
Ablehner<br />
(n = 14)<br />
96,5 25,0 66,7 0,0<br />
96,5 100,0 66,7 14,3<br />
93,0 100,0 50,0 7,1<br />
93,0 75,0 0,0 14,3<br />
91,2 12,5 83,3 0,0<br />
63,2 23,8 100,0 14,3<br />
Die Ergebnisse der Einschätzung der Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
spiegeln sich in den Ergebnissen der Einschätzung zur Nutzungsbereitschaft wider<br />
(siehe Tabelle 17). Der Cluster Gesamt-Befürworter zeigt für fünf der sechs Anwendungen<br />
die höchste Nutzungsbereitschaft. Die geringste Nutzungsbereitschaft erhielt<br />
die Anwendung Erstellung von Transportpapieren via Internetanschluss (43,9 %).<br />
Der Cluster Gesamt-Ablehner zeigt bei drei von sechs Anwendungen das geringste<br />
Nutzungsinteresse. Die höchste Nutzungsbereitschaft liegt für die Anwendung Freigabe<br />
von MLP-Daten für den Hoftierarzt (21,4 %) vor. Die Besonderheit bei diesem Cluster<br />
ist, dass in ihm keine Unentschiedenen enthalten sind. Der Cluster Befürworter Datennutzung<br />
ist in der Einschätzung der Nutzungsbereitschaft heterogen. Mehrheitlich<br />
positiv wurden die Anwendungen Freigabe von MLP-Daten für den Hoftierarzt und<br />
Nutzung von dem Einzeltier/dem Bestand zugeordneten Diagnosedaten bewertet.<br />
Geringe Nutzungsbereitschaft liegt für die Anwendung Führung des Bestandsbuches<br />
online (4,2 %) vor, keine Nutzungsbereitschaft für die Anwendung elektronischer<br />
Empfang des AuA-Belegs. Der Anteil der Indifferenten beträgt gemittelt 20 % der<br />
Gruppe. Der Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner führt die Ergebnisse
97<br />
Ergebnisse<br />
zur Einschätzung der Anwendungen fort. Hohes Nutzungsinteresse besteht für die Anwendung<br />
Erstellung der Transportpapiere via Internetanschluss (83,3 %). Für alle<br />
weiteren Anwendungen wird nur eine geringe Nutzungsbereitschaft ermittelt. Hier sind<br />
insbesondere die Anwendungen Freigabe von MLP-Daten für den Hoftierarzt und<br />
Nutzung von dem Einzeltier/Bestand zugeordneten Diagnosedaten zu nennen. Für diese<br />
Anwendungen liegt in dieser Gruppe kein Nutzungsinteresse vor. Darüber hinaus hat<br />
der Cluster den höchsten prozentualen Anteil an indifferenten Antworten<br />
(arithmetisches Mittel 33,4 %).<br />
Tabelle 17: Nutzungsbereitschaft des Tiergesundheitssystems bei Tierhaltern (%)<br />
Anwendung<br />
Cluster<br />
Merkmalsausprägung ja<br />
Führung des Bestandsbuches<br />
online<br />
Nutzung von dem<br />
Bestand zugeordneten<br />
Diagnosedaten<br />
Nutzung von dem<br />
Einzeltier zugeordneten<br />
Diagnosedaten<br />
Elektr. Empfang des<br />
AuA-Belegs<br />
Freigabe von MLP-<br />
Daten für den Hoftierarzt<br />
Erstellung v. Transportpapieren<br />
via<br />
Internetanschluss<br />
Cluster<br />
Gesamt-<br />
Befürworter<br />
(n=56)<br />
weiß<br />
nicht<br />
Cluster<br />
Befürworter<br />
Datennutzung<br />
(n=24)<br />
ja<br />
weiß<br />
nicht<br />
Cluster<br />
anwendungsbezogene<br />
Befürworter/<br />
Ablehner<br />
(n=6)<br />
ja<br />
weiß<br />
nicht<br />
Cluster<br />
Gesamt-<br />
Ablehner<br />
(n=14)<br />
ja<br />
weiß<br />
nicht<br />
87,7 8,8 4,2 16,7 50,0 16,7 0,0 0,0<br />
84,2 14,0 62,5 25,0 0,0 66,7 7,1 0,0<br />
82,5 14,0 70,8 12,5 0,0 50,0 7,1 0,0<br />
82,5 15,8 0,0 20,8 33,3 50,0 0,0 0,0<br />
80,7 12,3 62,5 16,7 16,7 0,0 21,4 0,0<br />
43,9 24,6 20,8 29,2 83,3 16,7 7,1 0,0<br />
Nachfolgend werden die Cluster hinsichtlich des Internetzuganges, der IT-Anwendung<br />
und dem Interesse an einer Teilnahme am Tiergesundheitssystem analysiert.<br />
Ein Internetzugang ist in den Clustern Gesamt-Befürworter, Befürworter Datennutzung<br />
und anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner bei allen Tierhaltern vorhanden.<br />
Lediglich im Cluster Gesamt-Ablehner ist ein Internetzugang bei 15,4 % der Fälle nicht<br />
verfügbar. Am häufigsten wird branchenspezifische Software im Cluster Gesamt-Befürworter<br />
eingesetzt (60,7 %).
Ergebnisse<br />
Da die Ausstattung mit IT weitgehend in allen Clustern gegeben ist, lässt sich hinsichtlich<br />
der technischen Zugangsmöglichkeiten keine Unterscheidung vornehmen. Aus<br />
diesem Grund wird als nächster Schritt die Anwendung von IT anhand der erhobenen<br />
Arbeitsvorgänge betrachtet. Es handelt sich dabei um die Arbeitsgänge Meldung an HI-<br />
Tier, Verkaufsanmeldung von Tieren und Führen des Bestandsbuchs.<br />
In Tabelle 18 sind die Ergebnisse gegliedert nach Clustern dargestellt. Der Cluster anwendungsbezogene<br />
Befürworter/Ablehner wird aufgrund der geringen Größe nicht betrachtet.<br />
Tabelle 18: Nutzung von IT für ausgewählte Aufgaben (%), (Mehrfachnennungen möglich)<br />
Aufgaben<br />
Cluster<br />
Gesamt-<br />
Befürworter<br />
(n = 57)<br />
98<br />
Cluster<br />
Befürworter<br />
Datennutzung<br />
(n = 24)<br />
Cluster<br />
Gesamt-<br />
Ablehner<br />
(n = 14)<br />
HI-Tier Meldung<br />
-Post/Fax 10,5 29,2 21,4<br />
-Telefonisch 1,8 0,0 0,0<br />
-via Internet 93,0 75,0 78,6<br />
Verkaufsanmeldung<br />
-Persönlich 26,3 16,7 35,7<br />
-Post/Fax 12,3 33,3 57,1<br />
-Telefonisch 78,9 54,2 78,6<br />
-via Internet 15,8 16,7 7,1<br />
Führen des Bestandsbuchs<br />
-manuell 87,7 87,5 92,9<br />
-mit Software 12,3 8,3 14,3<br />
Für den Cluster Gesamt-Befürworter kann eine hohe IT-Anwendung in allen hier betrachteten<br />
Arbeitsgängen festgestellt werden. Klassische Medien werden darüber hinaus<br />
eingesetzt. Der Cluster Befürworter Datennutzung nutzt etwas geringer IT. Der Cluster<br />
Gesamt-Ablehner verwendet IT mehrheitlich für die Komponente HI-Tier Meldung.<br />
Zusammenfassend bestätigen die Ergebnisse bezüglich des bekundeten Interesses an<br />
einer Teilnahme am integrierten Tiergesundheitssystem die bisher dargelegten Auswertungen.<br />
Im Cluster Gesamt-Befürworter sind 77,2 % an einer Teilnahme am Tiergesundheitssystem<br />
interessiert. Im Cluster Gesamt-Ablehner ist niemand an einer Teilnahme<br />
interessiert (unentschieden 14,3 %). Im Cluster Befürworter Datennutzung sind<br />
16,7 % an einer Teilnahme interessiert, unentschieden sind diesbezüglich 58,3 % in<br />
diesem Cluster. Der Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner wird aufgrund
seiner geringen Grundgesamtheit (n = 6) in diesem Kontext vernachlässigt.<br />
99<br />
Ergebnisse<br />
Handlungsoptionen Tierhalter zur Implementierung des Tiergesundheitssystems<br />
Ausgehend von den vier identifizierten Clustern können abgestimmt auf die jeweiligen<br />
Cluster vier Handlungsstrategien für die Implementierung des Tiergesundheitssystems<br />
entwickelt werden. Dieses Vorgehen scheint jedoch nicht zielführend, da einerseits die<br />
Mengenverteilung der Cluster sehr unterschiedlich ist, andererseits erscheint es ungünstig<br />
alle identifizierten Gruppen gleichzeitig zu bearbeiten. Aus diesen Gründen<br />
wird dafür plädiert, dass für den Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner,<br />
aufgrund seiner geringen Gesamtgröße, kein Handlungsbedarf bezüglich einer spezifischen<br />
Strategie zur Markteinführung des Tiergesundheitssystems notwendig ist.<br />
Ferner soll das Augenmerk der Handlungsoptionen auf die Cluster Gesamtbefürworter<br />
sowie Befürworter Datennutzung gelegt werden. Dadurch werden diese Cluster unterstützt<br />
und in ihrer positiven Einschätzung bestätigt. Es ist darüber hinaus möglich,<br />
mittels Positiv-Beispielen praktische Anwendungen und die technische Nutzung des<br />
Tiergesundheitssystems gegenüber dem Clusters Gesamt-Ablehner zu demonstrieren<br />
und damit Veränderungen in der Einstellung der ablehnenden Tierhalter zu bewirken.<br />
Zwischenfazit Klassifizierung der Nutzergruppe Tierhalter<br />
Es kann festgehalten werden, dass bei der Klassifizierung der Nutzergruppe Tierhalter<br />
vier Cluster – die Cluster Gesamt-Befürworter, Befürworter Datennutzung, anwendungsbezogene<br />
Befürworter/Ablehner sowie Gesamt-Ablehner ermittelt wurden.<br />
Der Cluster Gesamt-Befürworter, mit 56 Fällen der größte Cluster, enthält mehrheitlich<br />
positive Einschätzungen zum Tiergesundheitssystem. Die Tierhalter des Clusters Befürworter<br />
Datennutzung (24 Fälle) favorisieren die Anwendungen Nutzung von dem<br />
Einzeltier/Bestand zugeordneten Diaganosedaten sowie Freigabe der MLP-Daten für<br />
den Hoftierarzt sowohl hinsichtlich der Einschätzung als auch bezüglich der Nutzungsbereitschaft<br />
der Anwendungen. Eine deutlich geringere positive Bewertung erhält die<br />
Anwendung elektronischer Empfang des AuA-Belegs. Ebenso ist die Nutzungsbereitschaft<br />
für diese Anwendung nur indifferent bei 20,8 % des Clusters vorhanden. Der<br />
Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner sieht die Anwendung Freigabe der<br />
MLP-Daten für den Hoftierarzt als nicht sinnvoll an und hat diesbezüglich kein<br />
Nutzungsinteresse. Dagegen wird die Anwendung Erstellung von Transportpapieren<br />
via Internetanschluss stark befürwortet und es liegt für diese Anwendung ein hohes<br />
Nutzungsinteresse vor. Für die Anwendungen Nutzung von dem Einzeltier/Bestand zu-
Ergebnisse<br />
geordneten Diagnosedaten besteht von der Hälfte der auf diesen Cluster vereinten Fälle<br />
eine positive Einschätzung, jedoch gibt es kein Nutzungsinteresse an diesen Anwendungen.<br />
Im Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner sind die wenigsten<br />
Fälle (n = 6) vereinigt, aus diesem Grund sind die Ergebnisse nur sehr eingeschränkt<br />
übertragbar. Der Cluster Gesamt-Ablehner (14 Fälle) bündelt überwiegend negative<br />
Einschätzungen.<br />
Hinsichtlich der Ausstattung mit IT lassen sich unter den Clustern kaum Unterschiede<br />
feststellen. Lediglich im Cluster Gesamt-Ablehner verfügen nur 85 % über einen Internetzugang.<br />
Damit wird deutlich, dass die IT-Ausstattung keine Zugangshürde für die<br />
Anwendung des Tiergesundheitssystems darstellt. Bezüglich der IT-Anwendung durch<br />
die Tierhalter wurden beispielhaft drei Arbeitsgänge betrachtet. Die stärkste Anwendung<br />
von IT war im Cluster Gesamt-Befürworter zu finden.<br />
4.1.4.2 Klassifizierung der Nutzergruppe Tierärzte<br />
Nachfolgend werden die Ergebnisse der Klassifizierung der Nutzergruppe Tierärzte<br />
vorgestellt. Zuerst wird die Clusterbildung dargelegt. Anschließend werden die Cluster<br />
hinsichtlich der Einschätzung sowie der Nutzungsbereitschaft der Anwendungen des<br />
Tiergesundheitssystems charakterisiert. Abschließend werden die Cluster mittels soziostruktureller<br />
Merkmale näher beschrieben und Handlungsoptionen für eine<br />
Implementierung des Tiergesundheitssystems aufgezeigt.<br />
Im Rahmen der durchgeführten Clusteranalyse Tierärzte konnten 87 Datensätze ausgewertet<br />
werden. Es wurden zwei Cluster ermittelt. Diese lassen sich einerseits als<br />
Cluster Befürworter und Unentschiedene (n = 64, 73 %) und als Cluster Ablehner<br />
(n = 23, 27 %) bezeichnen. Die Bezeichnung zielt auf die kontextbezogenen Ergebnisse<br />
zur Einschätzung und Nutzungsbereitschaft der Anwendungen des Tiergesundheitssystems.<br />
Abbildung 16 zeigt die Clusterbildung für die Clusteranalyse Tierärzte mittels Dendrogramm.<br />
Zur Ermittlung der Cluster wurde ferner das Ellenbogen-Kriterium genutzt.<br />
100
Cluster Befürworter und<br />
Unentschiedene<br />
Abbildung 16: Dendrogramm Tierärzte<br />
101<br />
Cluster Ablehner<br />
Ergebnisse<br />
Tabelle 19 zeigt, dass die zwei Cluster hinsichtlich der Einschätzung der Anwendungen<br />
unterschieden werden können. Der Cluster Befürworter und Unentschiedene bewertet<br />
die Einschätzung der einzelnen Anwendungen deutlich positiver als der Cluster Ablehner.<br />
Sieben der acht Anwendungen werden von mindestens zwei Dritteln des<br />
Clusters positiv eingeschätzt. Lediglich die Anwendung elektronischer Rechnungsversand<br />
erhält in diesem Cluster eine geringe positive Einschätzung von 28,1 %. Als<br />
Gründe für die schlechte Bewertung dieser Anwendung sind z. B. etablierte Geschäftsbeziehungen<br />
zu den tierärztlichen Verrechnungsstellen sowie bestehende steuerrechtliche<br />
Hürden, z. B. steuerlich korrekte Erstellung von digitalen Rechnungen, denkbar.<br />
Bezüglich der Nutzungsbereitschaft der einzelnen Anwendungen zeigen sich deutliche<br />
Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (vgl. Tabelle 20).
Ergebnisse<br />
Tabelle 19: Positive Einschätzung der Anwendungen des Tiergesundheitssystems durch Tierärzte<br />
(%)<br />
Anwendungen<br />
Cluster<br />
Befürworter/Unentschiedene<br />
(n = 64)<br />
102<br />
Cluster<br />
Ablehner<br />
(n = 23)<br />
Nutzung von dem Einzeltier zugeordneten<br />
Datenauswertungen<br />
98,4% 43,5%<br />
Nutzung von dem Bestand zugeordneten<br />
Datenauswertungen<br />
Freigabe von MLP-Daten für den<br />
96,9% 52,2%<br />
Hoftierarzt durch den Landwirt<br />
über das TGS<br />
Datenschnittstelle zu Kuhplaner<br />
96,9% 52,2%<br />
oder anderen lw. Managementprogrammen<br />
84,4% 21,7%<br />
Elektronischer Besamungsschein 79,7% 8,7%<br />
Elektronischer Versand AuA-Beleg<br />
Digitale Datenübernahme vom<br />
76,6% 8,7%<br />
AuA-Beleg zur Rechnungserstellung<br />
67,2% 4,3%<br />
Elektronischer Rechnungsversand 28,1% 0,0%<br />
Die Nutzungsbereitschaft des Clusters Befürworter und Unentschiedene liegt bei Zweidrittel<br />
(Ausnahme: Anwendung elektronischer Rechnungsversand). Auffällig ist der Anteil<br />
an Unentschiedenen im Cluster Befürworter und Unentschiedene hinsichtlich einer<br />
möglichen Nutzung der Anwendungen im Vergleich zum Cluster Ablehner. Dieser liegt<br />
zwischen 12,7 % für die Anwendung Digitale Datenübernahme vom AuA-Beleg zur<br />
Rechnungserstellung und 18,8 % für die Anwendungen elektronischer Versand AuA-<br />
Beleg, Nutzung von dem Einzeltier zugeordneten Datenauswertungen und<br />
elektronischer Besamungsschein. Im Mittel liegt der Anteil der Unentschiedenen bei<br />
16,7 % und ist damit um zehn Prozentpunkte höher als beim Cluster Ablehner.
103<br />
Ergebnisse<br />
Tabelle 20: Nutzungsbereitschaft der Anwendungen des Tiergesundheitssystems durch Tierärzte (%)˙<br />
Anwendungen<br />
Merkmalsausprägung ja<br />
Cluster<br />
Befürworter/<br />
Unentschiedene<br />
(n = 64)<br />
weiß<br />
nicht<br />
Ja<br />
Cluster<br />
Ablehner<br />
(n=23)<br />
weiß<br />
nicht<br />
Nutzung von dem Bestand zugeordneten<br />
Datenauswertungen<br />
79,7 15,6 34,8 4,3<br />
Nutzung von dem Einzeltier zugeordneten<br />
Datenauswertungen<br />
75,0 18,8 30,4 4,3<br />
Elektronischer Versand AuA-Beleg<br />
Digitale Datenübernahme vom<br />
64,1 18,8 8,7 8,7<br />
AuA-Beleg zur Rechnungserstellung<br />
54,7 12,7 0,0 13,0<br />
Elektronischer Besamungsschein 53,1 18,8 17,4 8,7<br />
Elektronischer Rechnungsversand 20,3 15,6 0,0 4,3<br />
Die Nutzungsbereitschaft beim Cluster Ablehner liegt maximal bei 34,8 % für die Anwendung<br />
Nutzung von dem Bestand zugeordneten Datenauswertungen und minimal bei<br />
keiner Nutzungsbereitschaft für die Anwendungen digitale Datenübernahme vom AuA-<br />
Beleg zur Rechnungserstellung und elektronischer Rechnungsversand.<br />
Die Struktur der Cluster wird durch folgende Merkmale gekennzeichnet:<br />
� Alter<br />
� Praxistyp (Nutztier/Gemischtpraxis)<br />
� einzelne Aspekte der Ausstattung mit und Anwendung von IT (IT-Ausstattung:<br />
vorhanden/nicht vorhanden)<br />
� Internetnutzung (vorhanden/nicht vorhanden)<br />
� Ausstellung des AuA-Belegs manuell (ja/nein) oder mittels Software (ja/nein)<br />
� mobile IT-Ausstattung (vorhanden/nicht vorhanden) und<br />
� die beabsichtigten IT-Investitionen (ja/nein) beschrieben.
Ergebnisse<br />
Tabelle 21: Sozio-strukturelle Charakteristika des Clusters „Befürworter und Unentschiedene“ und<br />
des Clusters „Ablehner“ (%)<br />
Merkmal<br />
Cluster<br />
Befürworter und Unentschiedene<br />
104<br />
Cluster Ablehner<br />
(N=86)<br />
unter 50 Jahre alt 60,3 43,5<br />
über 50 Jahre alt 39,7 56,5<br />
Anteil der Gemischtpraxen 89,1 73,9<br />
Anteil der Nutztierpraxen 10,9 26,1<br />
Tabelle 21 kann entnommen werden, dass der Cluster Befürworter und Unentschiedene<br />
eine etwas jüngere Altersstruktur aufweist. Die Struktur der Praxistypen unterscheidet<br />
sich in beiden Clustern. Die Tierärzte des Clusters Befürworter und Unentschiedene<br />
praktizieren überwiegend in Gemischtpraxen und weniger in Nutztierpraxen. Die<br />
stärkere Ablehnung des Tiergesundheitssystems bei Tierärzten mit Schwerpunkt Nutztier<br />
kann mit der bereits spezialisierten Ausstattung (z. B. tierärztliche Bestandsbetreuungssoftware)<br />
erklärt werden.<br />
Hinsichtlich der unterschiedlichen Aspekte zur IT-Ausstattung und IT-Anwendung ist<br />
eine bessere Ausstattung und eine stärkere Anwendung im Cluster Befürworter und Unentschiedene<br />
festzustellen. Jedoch ist auf das hohe Niveau im Bereich allgemeine IT-<br />
Ausstattung und Internetnutzung in beiden Clustern zu verweisen. Dies deutet darauf<br />
hin, dass eine Standardausstattung bestehend aus Praxis-PC und Internetzugang, für die<br />
überwiegende Mehrheit der befragten Tierärzte selbstverständlich ist. Unterschiede<br />
zeichnen sich für die Anwendung, hier am Beispiel der Ausstellung des AuA-Beleges<br />
verdeutlicht, und für die mobile IT-Ausstattung ab. Die prozentualen Anteile einzelner<br />
Aspekte zur Ausstattung und Anwendung von Informationstechnologien ist in Tabelle<br />
22 dargestellt.<br />
Tabelle 22: Ausstattung mit und Anwendung von Informationstechnologie bei Tierärzten nach<br />
Clustern (%)<br />
Merkmal<br />
Cluster<br />
Befürworter/Unentschiedener<br />
Cluster<br />
Ablehner<br />
IT-Ausstattung (n = 87) 100,0 87,0<br />
Mobile IT-Ausstattung<br />
(n = 84)<br />
43,8 20,0<br />
Internetnutzung (n = 87) 96,9 87,0<br />
Ausstellung AuA-Beleg –<br />
manuell (n = 87)<br />
65,6 95,7<br />
Ausstellung AuA-Beleg –<br />
mit Software (n = 87)<br />
50,0 30,4
105<br />
Ergebnisse<br />
Deutliche Unterschiede zwischen den beiden Clustern zeigen sich in den beabsichtigten<br />
IT-Investitionen. Während im Cluster Befürworter und Unentschiedene etwas mehr als<br />
die Hälfte (56,5 %) beabsichtigen zu investieren, sind es im Cluster Ablehner mit<br />
18,2 % deutlich weniger (n = 84).<br />
Handlungsoptionen Tierärzte zur Implementierung des Tiergesundheitssystems<br />
Aus den ausgeführten Ergebnissen können als Handlungsoptionen zwei Strategien für<br />
die Implementierung des Tiergesundheitssystems identifiziert werden:<br />
1. Unterstützung der Befürworter und Unentschlossenen<br />
2. Überzeugung der Ablehner<br />
Die Unterstützung der Befürworter und Unentschlossenen scheint hierbei die zielführende<br />
Strategie, da es sich um die größere Gruppe und die Technik affinere Gruppe<br />
handelt. Darüber hinaus wird diese Gruppe aufgrund ihrer Altersstruktur in den<br />
kommenden Jahren prägender die Entwicklung des Berufsstandes beeinflussen. Eine<br />
mögliche Unterstützung der Befürworter und Unentschlossenen bei der Einführung des<br />
Systems kann unterschiedlich aussehen. Möglich sind Demonstrationen auf Tagungen,<br />
Fachaustausch im Kollegenkreis, Vorstellung des Systems in fachspezifischen Arbeitskreisen<br />
sowie Publikationen in Fachzeitschriften.<br />
Die Strategie der Überzeugung der Ablehner wird nur eingeschränkt empfohlen, da die<br />
Altersstruktur gegen eine aktive Bearbeitung der Gruppe spricht und vermutet wird,<br />
dass zukünftig der Anteil dieser Gruppe aufgrund der zunehmenden IT-Ausbildung von<br />
Tierärzten weiter sinkt. Darüber hinaus werden größere Distanzen zwischen den einzelnen<br />
betreuten Milchviehbetrieben sowie eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen<br />
Fachberatern die Anwendung von IT für praktizierende Tierärzte erforderlich machen.<br />
Zwischenfazit: Klassifizierung der Nutzergruppe Tierärzte<br />
Als Ergebnis der Clusteranalyse Tierärzte können zwei Cluster - der Cluster Befürworter<br />
und Unentschiedene (64 Fälle) und der Cluster Ablehner (23 Fälle) abgegrenzt<br />
werden. Der Cluster Befürworter und Unentschiedene bewertet die Anwendungen<br />
des Tiergesundheitssystems mehrheitlich positiv, ebenso liegt ein mehrheitliches<br />
Nutzungsinteresse für die Anwendungen vor. Einzig die Anwendung<br />
elektronischer Rechnungsversand wurde nicht mehrheitlich positiv eingeschätzt. Der<br />
Cluster Ablehner bewertet deutlich negativer. Die Anwendungen Nutzung von dem Bestand<br />
zugeordneten Datenauswertungen und Freigabe von MLP-Daten für den Hoftierarzt<br />
wird etwa von der Hälfte des Clusters Ablehner befürwortet. Weniger als zehn Pro-
Ergebnisse<br />
zent Zustimmung fanden hier die Anwendungen elektronischer Besamungsschein,<br />
elektronischer Versand des AuA-Belegs, digitale Datenübernahme aus dem AuA-Beleg<br />
zur Rechnungsstellung und elektronischer Rechnungsversand. Diese Einschätzung<br />
spiegelt sich im geringen Nutzungsinteresse des Clusters für die einzelnen Anwendungen<br />
wider.<br />
Eine Charakterisierung der Cluster kann wie folgt beschrieben werden: der Cluster Befürworter<br />
und Unentschiedene ist etwas jünger als der Cluster Ablehner und hat einen<br />
höheren Anteil an Gemischtpraxen. Die Ausstattung mit IT ist in beiden Clustern voll<br />
gegeben. Die Ausstattung mit mobilen IT-Geräten ist doppelt so hoch im Cluster Befürworter<br />
und Unentschiedene wie im Cluster Ablehner. Auffällig ist die stärkere Anwendung<br />
von IT im Vergleich zum Cluster Ablehner (vgl. Internetnutzung, Ausstellung<br />
AuA-Beleg mit Software). Darüber hinaus ist die Bereitschaft in IT zu investieren, etwa<br />
dreimal so hoch wie beim Cluster Ablehner.<br />
4.1.5 Wettbewerbsanalyse im Bereich tierärztlicher Praxismanagementsoftware<br />
Mit dem Ziel der Analyse von Synergiepotential und Redundanzen wird nachfolgend<br />
auf das zurzeit bestehende Angebot an tierärztlicher Praxismanagementsoftware eingegangen.<br />
Damit soll dargelegt werden, welche Programme für Tierärzte verfügbar sind<br />
und welche Besonderheiten es in diesem Segment gibt. Dazu wird zunächst das<br />
Segment tierärztliche Praxismanagementsoftware beschrieben und zu Substitutionsprodukten<br />
abgegrenzt. Anschließend wird die Kundenstruktur analysiert und eine Beschreibung<br />
der wichtigsten Marktakteure gegeben.<br />
4.1.5.1 Beschreibung und Segmentierung des Zielmarktes<br />
Die Verwaltung von tierärztlichen Praxen erfolgt bei der Mehrheit aller Praxen in<br />
Deutschland durch computerunterstützte Programme. Es gibt Branchensoftware, aber<br />
auch verschiedene Angebote für Insel- und Individuallösungen. Darüber hinaus gibt es<br />
Anwendungen der tierärztlichen Verrechnungsstellen. Die tierärztlichen Verrechnungsstellen<br />
haben die Aufgabe, buchhalterische und verwaltungsrelevante Dienstleistungen<br />
für Veterinärmediziner anzubieten, die zumeist im Rahmen einer eigenen Abrechnungssoftware<br />
erfolgt. Das Angebot kann aber auch über das verwaltungsrelevante Aufgabenspektrum<br />
hinaus eingesetzt werden. Zudem gibt es Spezialsoftware, z. B. für die<br />
integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung. Diese Software spricht gezielt Tierärzte an,<br />
die im Nutztierbereich tätig sind und dort integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung<br />
anbieten. Diese Software bietet vertiefende Analysen zur Bestandsbetreuung an, die<br />
106
nicht oder nur in begrenztem Umfang Bestandteil der Branchensoftware sind.<br />
107<br />
Ergebnisse<br />
In der vorliegenden Marktstudie wurden nur Anbieter von branchenspezifischer Software<br />
berücksichtigt. Keine Berücksichtigung fanden Insellösungen bzw. Individuallösungen,<br />
die Angebote der tierärztlichen Verrechnungsstellen sowie Spezialsoftware.<br />
Individuallösungen wurden aufgrund der anwenderspezifischen Ausrichtung nicht einbezogen.<br />
Spezialsoftware wird nur von ausgewiesenen Nutztier-Fachtierärzten verwendet<br />
und aus diesem Grund nicht näher betrachtet. Die tierärztlichen Verrechnungsstellen<br />
wurden nicht berücksichtigt, da das Kernangebot der tierärztlichen Verrechnungsstellen<br />
nicht die Software ist, sondern vielmehr buchhalterische und verwaltungsrelevante<br />
Dienstleistungen. Die verwendete Software ist hierbei nicht das<br />
primäre Entscheidungskriterium für die Wahl einer Verrechnungsstelle. Somit gingen in<br />
die vorliegende Marktstudie nur Anbieter von Branchenlösungen für das tierärztliche<br />
Praxismanagement ein.<br />
Es konnten neun Anbieter von tierärztlicher Praxismanagementsoftware in Deutschland<br />
ermittelt werden (siehe Anhang):<br />
� BTE GmbH, Produkt Myaniwin.com,<br />
� Focus Software GmbH, Produkt Vetoffice Plus,<br />
� GP.Software, Produkt VETERA,<br />
� Jon Hennig + Tim Handschack Softwaredevelopment GbR, Produkt Vetset,<br />
� Jon Hennig + Tim Handschack Softwaredevelopment GbR, Produkt Vetstar,<br />
� Soft Gene Entwicklungs- und Vertriebsgesell. für veterinärmed. Software mbH,<br />
Produkt MacVet,<br />
� TPV-Systeme, Software-Engineering, Produkt TPV für Windows,<br />
� Veterinärmedizinisches Dienstleistungszentrum (VETZ), Produkt EasyVet und<br />
� Vetinf GmbH, Produkt Vetinf.<br />
Diese Softwareanbieter unterschieden sich u. a. durch Angebotsumfang, Produktpreis<br />
und die Unternehmensgröße wesentlich voneinander. Eine Segmentierung nach<br />
Regionen erscheint in Anbetracht eines deutschlandweiten Vertriebes einer Vielzahl der<br />
Programme nicht zweckdienlich. Auch die Differenzierung nach Kundenstruktur, möglich<br />
wäre hier die Unterscheidung nach der Praxisart, ist nicht zielführend, da die<br />
meisten Produkte sich an alle Praxisarten richten und ggf. angepasst werden können. Es<br />
soll zunächst eine Gliederung aller Produkte nach dem Preissegment erfolgen, um eine<br />
erste Einordnung der betrachteten Praxismanagementsoftware zu ermöglichen. Zu den
Ergebnisse<br />
Angeboten im Hochpreissegment, mit (Brutto-)Kosten über 3.000 Euro für die<br />
Standardlizenz, zählen die Produkte VETERA und MacVet. Im mittleren Preissegement<br />
zwischen 1.500 Euro und 2.999 Euro liegen die Produkte Myaniwin.com, Vetoffice Plus<br />
und Vetinf. Im unteren Preissegment unter 1.500 Euro ist das Produkt vetset platziert.<br />
Keine Angebote zu den Produktpreisen konnten für die Produkte easyVet, vetstar und<br />
tpv für windows ermittelt werden. Damit sind deutliche Preisunterschiede bei tierärztlicher<br />
Branchensoftware feststellbar.<br />
4.1.5.2 Analyse der Kundenbranche<br />
Es gibt in Deutschland 11.546 praktizierende Tierärzte. Davon arbeiten 8.655 in Einzelpraxen,<br />
die verbleibenden Tierärzte in Gemeinschaftspraxen oder Gruppenpraxen (BTK<br />
2009 o. S.). Somit umfasst der Markt für Tierarztmanagementsoftware etwa 10.000<br />
Tierarztpraxen. Nicht einbezogen wurden in die Aufstellung Tierkliniken an Hochschulen<br />
oder angestellte Tierärzte in der Landwirtschaft, die ebenfalls IT-gestützte<br />
Software verwenden. Etwa die Hälfte der Tierarztpraxen sind Kleintierpraxen, die verbleibenden<br />
sind spezialisiert auf Nutztiere oder sind als Gemischtpraxen organisiert.<br />
Wachstumsaussichten für tierärztliche Praxismanagementsoftware scheinen in den<br />
nächsten Jahren stabil mit einer leicht sinkenden Tendenz zu sein. Die Studierendenzahlen<br />
der Veterinärmedizin sind gleich bleibend auf einem hohen Niveau. Jedoch wird<br />
sich der in den nächsten Jahren einsetzende Generationenwechsel stärker auswirken als<br />
die Absolventenzahlen. Es ist ferner eine weitere Verschiebung der Praxistypen, zu<br />
Gunsten von Kleintierpraxen, zu erwarten (BTK 2009). Die Anzahl von Nutztier- und<br />
Gemischtpraxen wird voraussichtlich rückläufig sein (vgl. Kap. 2.2.1.2). Diese Entwicklung<br />
wird durch den betriebsstruktureller Wandel in der landwirtschaftlichen Tierhaltung<br />
gestützt. Weniger, wenn auch größere landwirtschaftliche Betriebe führen auch<br />
zu einer veränderten Nachfrage nach veterinärmedizinischen Dienstleistungen (vgl.<br />
Kap. 2.2.1).<br />
108
109<br />
Ergebnisse<br />
4.1.5.3 Übersicht der relevanten Praxismanagementsoftware<br />
Nachfolgend sollen die drei am stärksten verbreiteten Programme von Praxismanagementsoftware<br />
kurz anhand von Unternehmensdaten und Produktinformationen<br />
übersichtlich dargestellt werden. Es handelt sich dabei um die Programme EasyVET,<br />
Vetinf und VETERA. Diese drei Programme können deutschlandweit erworben werden<br />
und sind hinsichtlich der Anzahl der Nutzer als die am meisten verwendeten Praxismanagementprogramme<br />
anzusehen. Neben der deutschlandweiten Verfügbarkeit der<br />
Anwendungen handelt es sich um die Branchenführer bei tierärztlicher Praxismanagementsoftware,<br />
wie aus der Eigendarstellung der Anbieter sowie eigenen Befragungsergebnisse<br />
bei Tierärzten ableitbar ist (FICK UND DOLUSCHITZ 2007, 15).
Ergebnisse<br />
Tabelle 23: Darstellung der untersuchten Praxismanagementsoftware<br />
Programm EasyVET13 Vetinf VETERA®<br />
Unternehmensdaten<br />
Veterinärmedizinisches Dienst- Vetinf GP. Software<br />
Anbieter<br />
leistungszentrum (VetZ)<br />
Gesellschaftsform GmbH GmbH Einzelunternehmen<br />
Gründung des Unter- 1997 1990 1982, seit 1990 unter GP. Software<br />
nehmens<br />
Mitarbeiter 17 14 keine Angaben<br />
Jahresumsatz 2008 5,3 Mio. Euro 816.000 Euro keine Angaben<br />
Keine Keine Individual-Softwareanwendungen,<br />
primär für Logistikunternehmen,<br />
weitere Geschäftszweige<br />
Rechtsanwaltskanzleien, Textilindustrie<br />
Produkt<br />
Produktname EasyVET Vetinf VETERA.net<br />
easyVET „mobil“; easyVET Buchhal- Vetinf Basis, Vetinf Standard, VETERA.net mobile Station,<br />
Variationen<br />
tung; easyVET „fax“; easyVET „shop“ Vetinf Mobil, Vetinf Fibu VETERA.net für UMPC,<br />
VETERA.net Labor<br />
keine Angaben 1965,00 Euro Standard-Lizenz 4641,00 Euro (Erstplatz)<br />
Kosten<br />
(für beliebig viele Arbeitsplatz)<br />
Nutzer 3200 Kunden (ausschließlich easyVet) 4000 Kunden keine Angaben<br />
erfolgt durch IFS Informationssysteme Direktvertrieb, Messen, Fach- Direktvertrieb, Spezialangebote für<br />
Vertrieb<br />
GmbH<br />
kongresse<br />
Umsteiger und Young<br />
Professionals, Messen, Fach-<br />
110<br />
13 http://www.vetsxl.com/de/vetz/Company/Ueberblick/default.aspx (Abrufdatum: 24.05.2009)
Schnittstellen<br />
weitere Produkte<br />
easyIMAGE, XDR, easyPAGE,<br />
vetsXL.com<br />
über IFS Informationssysteme GmbH<br />
eigene Leasing- und Finanzierunggesellschaft<br />
sowie Verrechnungsstelle<br />
zu Labordaten, XML-Schnittstelle,<br />
digitale Bilddaten<br />
digitale Bildsoftware, DATEV,<br />
TV Heide, Labordaten<br />
DATEV, Labordaten, digitale Bildsoftware<br />
Vetinf ist hervorgegangen aus der<br />
Software EseSix<br />
(Türkei)<br />
Keine VETERA®-Produktfamilie seit<br />
1989 am Markt<br />
111<br />
wichtige Kooperationen<br />
Canon, Dell Tierärztliche Verrechnungsstelle<br />
Heide<br />
IMS Informatik und Management<br />
Service AG (Schweiz), Vega Group<br />
kongresse<br />
Programm EasyVET Vetinf VETERA®<br />
Europaweit Deutschland, Schweiz, Öster- europaweit, Vereinigte Arabische<br />
Vertriebsgebiet<br />
reich, Luxemburg, Spanien Emirate<br />
Demo-Version, Informationsbroschüre Demo-Version, Informations- Informationsmaterial, Programm-<br />
Informationsmaterial<br />
materialvorführung<br />
persönliche Beratung, 24h-<br />
Telefonhotline, Fernwartung, kostenlose 24h-Telefonhotline (365<br />
Beratungsangebot Telefonhotline (365-Tage), Mit- Basisschulung sowie weitere Tage), Schulungen, Fernwartung<br />
arbeiter-Schulungen<br />
Schulungsangebote<br />
Besonderheiten<br />
Ergebnisse
Ergebnisse<br />
Es konnte aufgezeigt werden, das ein Datenaustausch bei den genannten Softwarelösungen<br />
zu Programmen der Finanzbuchhaltung, zu Grafik- und Bilddarstellungsprogrammen<br />
und zu Laborprogrammen bestehen. Ein standardisierter Datenaustausch zu<br />
Herdenmanagementprogrammen wurde von den Anbietern der tierärztlichen Software<br />
nicht kommuniziert (vgl. Tabelle 23).<br />
4.1.6 Übersicht zu den in Deutschland verbreiteten Herdenmanagementanwendungen<br />
für die Milchviehhaltung<br />
Herdenmanagementsoftware kommt in der heutigen Milchviehhaltung in verschiedenen<br />
Bereichen zur Anwendung. Zur allgemeinen Bestandsführung, z. B. im Rahmen der allgemeinen<br />
Arbeitsplanung, der Planung von Futterrationen, der Terminplanung oder der<br />
Betriebszweigabrechnung. Darüber hinaus wird Herdenmanagementsoftware bei der<br />
rechnergestützten Fütterung, der Milchmengenerfassung, der leistungsabhängigen<br />
Futtervorlage, im Rahmen der Gesundheits-, Qualitäts- und Fruchtbarkeitsüberwachung<br />
sowie in Zusammenhang mit überbetrieblichen Datenverbund- und Expertensystemen<br />
eingesetzt (BÜSCHER et al. 2006, 4). Nachfolgend wird zunächst ein Überblick über die<br />
untersuchten Anwendungen gegeben. Anschließend werden diese Programme auf vorhandene<br />
Datenaustauschformate geprüft.<br />
4.1.6.1 Übersicht der betrachteten Herdenmanagementanwendungen14 Auf der Basis des DLG-Agrarsoftwareverzeichnisses (DLG o. J.) wurden die relevanten<br />
Anwendungen identifiziert. Bei den untersuchten Anwendungen handelte es sich um<br />
eine Internetanwendung, sechs Softwareanwendungen von Kuhplanerprogrammen und<br />
drei Softwareanwendungen, die von Milchtechnikherstellern in Kombination mit der<br />
entsprechenden Melktechnik angeboten werden. Bei der Internetanwendung handelt es<br />
sich um das Portal Netrind der Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung w. V.<br />
(VIT), das die meisten Milchkontrollverbände im Norden und Osten von Deutschland<br />
ihren Mitgliedern zur Nutzung anbieten. Die Kuhplanerprogramme werden von verschiedenen<br />
Softwarehäusern angeboten und können ohne weitere Voraussetzungen bei<br />
Vorhandensein der entsprechenden Hardware angewendet werden. Die hier untersuchten<br />
Kuhplaner sind:<br />
� LS Milchrind der Firma Landauer-Software,<br />
� Holdi von Berhard Rißler entwickelt,<br />
14 Die Ergebnisse dieses Kapitels beruhen auf einer unveröffentlichten Abschlussarbeit am Institut für<br />
landwirtschaftliche Betriebslehre der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong> (ZIMMERMANN 2009).<br />
112
113<br />
Ergebnisse<br />
� Multirind Milch vom Softwarehaus Helm-Software,<br />
� Milky-Hit 2009 von Boerdesoft,<br />
� Superkuh 6 von AGROCOM GmbH15 und<br />
� Herde der Firma dsp-Agrosoft GmbH.<br />
Die aufgeführten Kuhplaner wurden ausgewählt, da diese, die durch den Tierhalter zu<br />
erfüllenden Dokumentationspflichten weitgehend gewährleisten.<br />
Die drei Anwendungen von Melktechnikherstellern sind Beo Professional der Firma<br />
Botec GmbH, Dairyplan C21 für die Melktechnikhersteller WestfaliaSurge und Houle<br />
sowie die Anwendung Alpro vom Melktechnikanbieter DeLaval (ZIMMERMANN 2009b,<br />
25ff). Anhand von technischen, ökonomischen, personellen, organisatorischen und<br />
fachlichen Kriterien wurden die aufgeführten Herdenmanagementsoftware analysiert<br />
(ZIMMERMANN 2009b, 17ff). Nachfolgend wird zur Einordnung der Anwendungen eine<br />
Kurzcharakterisierung vorgenommen. Dazu wurden zwei Aspekte ausgewählt – zum<br />
einen aus den fachlichen Kriterien der Aspekt Funktionsumfang und zum anderen aus<br />
den ökonomischen Kriterien der Aspekt Preis (Tabelle 24).<br />
Der betrachtete Funktionsumfang ist bei den Softwareanwendungen LS Milchrind,<br />
Superkuh 6, Herde, Dairyplan C21 und Alpro voll gegeben. Hinsichtlich der Kosten<br />
wird deutlich, dass die Internet-Anwendung Netrind am kostengünstigsten ist. Die<br />
anderen Anwendungen lassen sich nur schwer klassifizieren, da der Preis variiert, z. B.<br />
nach Leistungsumfang oder Einzelplatzlizenz bzw. Multilizenz.<br />
15 Umbenennung der Firma AGROCOM GmbH im Juni 2009 in Claas Agrosystems
Ergebnisse<br />
Tabelle 24: Managementsoftware für Milchvieh bzgl. Kosten und Funktionsumfang ( eigene Darstellung nach ZIMMERMANN 2009b)<br />
Alpro<br />
Dairyplan<br />
C21<br />
Beo<br />
Professio<br />
nal<br />
Herde<br />
Superkuh<br />
6<br />
Milky-Hit<br />
2009<br />
Multirind<br />
Milch<br />
Holdi<br />
LS Milchrind<br />
Netrind<br />
15 160 140 600 499 575-2085 530-1450 99 510-1110 475 - 930<br />
Anschaffung<br />
Kosten<br />
in €<br />
nicht<br />
bekannt<br />
nicht<br />
bekannt<br />
49<br />
18 % des<br />
Listenpreis<br />
Folge 66-102 ca. 50 ca. 50 80 149 86-313<br />
Funktionalitäten:<br />
Besamung � � � � � � � � � �<br />
Einzeltierübersicht � � � � � � � � � �<br />
Herdenübersicht � � � � � � � � � �<br />
ein-<br />
Kalbung<br />
geschränkt � � � � � � � � �<br />
möglich<br />
Trockenstellen � � � � � � � � � �<br />
einge-<br />
Arbeitslisten � � � � schränkt � � � � �<br />
möglich<br />
eingeeineingeeingeschränkt<br />
Sanierung � �<br />
geschränktschränkt � � schränkt � �<br />
möglich<br />
möglich möglich<br />
möglich<br />
114<br />
� �<br />
eingeschränkt<br />
� � � � � � �<br />
Behandlung/<br />
Arzneiverwaltung<br />
� �<br />
möglich<br />
eingeschränkt<br />
möglich<br />
� � � � � � �<br />
Grafische<br />
Auswertung
115<br />
Ergebnisse<br />
4.1.6.2 Kompatibilität der untersuchten Herdenmanagementanwendungen<br />
Für diese Arbeit relevant ist insbesondere die bestehende Kompatibilität der Herdenmanagementanwendungen<br />
zu anderen Anwendungen, insbesondere zu tierärztlicher<br />
Praxismanagementsoftware (z. B. Vetinf, easyVET). Es wurde die Kompatibilität bzgl.<br />
übergeordneter Informationspartner bzw. Organisationen, z. B. HI-Tier, LKV-Anwendung,<br />
hinsichtlich tierärztlicher Praxismanagementsoftware sowie anderweitiger<br />
interner Anwendungen in der Milchviehhaltung, z. B. Fütterungssysteme und automatische<br />
Melksysteme betrachtet.<br />
Die Kompatibilität zu übergeordneten Systemen gewährleisten alle untersuchten Anwendungen.<br />
Die Ergebnisse bezüglich tierärztlicher Praxismanagementsoftware und<br />
weiteren internen Anwendungen zeigen, dass insbesondere Programme von Anbietern<br />
mit großen Marktanteilen diese Kompatibilität unterstützen. Von den zehn Programmen<br />
ermöglichen fünf Programme die Kompatibilität zu bestimmter tierärztlicher Software<br />
bzw. zum Abrechnungsprogramm Pegasus der Tierärztlichen Verrechnungsstelle Elze<br />
in Niedersachsen (TVN). Ein Datenaustausch zur tierärztlichen Software ist auch im<br />
Programm Superkuh möglich. Der Tierarzt erhält die Stammdaten und in das Programm<br />
Superkuh werden Behandlungs- und Abgabedaten eingelesen. Darüber hinaus besteht<br />
eine Schnittstelle zur Abrechnungssoftware Pegasus. Der Kuhplaner Herde bietet ebenfalls<br />
einen beidseitigen Datenaustausch, jedoch nur für das Modul ITB, das für Tierärzte<br />
ebenfalls durch dsp-Agrosoft angeboten wird. Der Datenaustausch erfolgt bei beiden<br />
Anwendungen über eine ADIS/ADED-Schnittstelle. Ferner ist der Datenaustausch mit<br />
dem Programm Pegasus möglich. AGROCOM und dsp-Agrosoft planen darüber hinaus<br />
Schnittstellen zu den Programmen Easyvet, Vetera und Vetinf. Beide Anbieter geben<br />
eine geringe Nachfrage nach einem Datenaustauschformat zwischen Herdenmanagement-<br />
und tierärztlicher Praxissoftware an (ZIMMERMANN 2009b, 38). Die Anwendungsprogramme<br />
Dairyplan C21 und Alpro ermöglichen den Datenaustausch über<br />
eine ADIS/ADED-Schnittstelle oder über MS Excel. Die Internetanwendung Netrind<br />
bietet Daten von übergeordneten Organisationen (LKV, Herdbuchorganisationen, Besamungsorganisationen)<br />
ihren Nutzern an. Auf diese Daten können dann Tierhalter und<br />
Tierärzte zugreifen. Das beschriebene Angebot von Netrind ist derzeit noch in der Testphase<br />
und nur in Pilotregionen verfügbar (ZIMMERMANN 2009b, 37ff).<br />
Die ermittelten Ergebnisse bestätigen Ergebnisse von BRANDL (2005, 190ff), wonach<br />
bei den Programmen Herde und Superkuh ein Datenaustausch zu übergeordneten
Ergebnisse<br />
Organisationen über eine ADIS/ADED- Schnittstelle problemlos erfolgen kann.<br />
Standardisierte Datenaustauschformate zwischen tierärztlichen und landwirtschaftlichen<br />
Softwareprogrammen sind eingeschränkt vorhanden. Dieses wird am Beispiel der<br />
Programme Herde und KW-Superkuh dargelegt (vgl. auch BRANDL 2005, 224f).<br />
4.1.7 Zwischenfazit<br />
Für praktizierende Tierärzte gibt es einige wenige überregional tätige Anbieter von<br />
Praxismanagementanwendungen, die zur Unterstützung der Praxisorganisation und der<br />
tierärztlichen Tätigkeit dienen. Für Milchviehhalter steht eine Vielzahl von Anwendungen<br />
unterschiedlichster Anbieter zum Herdenmanagement zur Verfügung.<br />
Hinsichtlich der Kompatibilität zeigt sich, dass alle Anwendungen den Datenaustausch<br />
zu übergeordneten Informationspartnern unterstützen. Es wurde ferner deutlich, dass ein<br />
standardisierter Datenaustausch zwischen tierärztlicher Praxismanagementsoftware und<br />
Herdenmanagementsoftware nur eingeschränkt möglich ist. Die Programme, die bereits<br />
einen Datenaustausch unterstützen, beschränken sich zumeist auf den Austausch von<br />
Daten, die zur Abrechnung der tierärztlichen Tätigkeit erforderlich sind.<br />
4.1.8 Interpretation und Bewertung der Markt- und Potentialanalyse<br />
Die Interpretation der ermittelten Ergebnisse der Markt- und Potentialanalyse ist gegliedert<br />
nach den bearbeiteten Komplexen:<br />
� IST-Analyse – Ausstattung mit und Anwendung von IT,<br />
� Einschätzung und Nutzungsbereitschaft der geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems,<br />
� Klassifizierung von Nutzertypen sowie<br />
� tierärztliche Praxismanagementsoftware – Herdenmanagementsoftware.<br />
Mittels anderer Studien werden die Ergebnisse eingeordnet, gleichwohl sind in Anbe-<br />
tracht der begrenzten Stichprobengröße und der Nicht-Repräsentativität der Stichprobenauswahl<br />
die Ergebnisse vorsichtig zu deuten.<br />
IST-Analyse – Ausstattung mit und Anwendung von IT bei Tierhaltern und Tierärzten<br />
Es konnte ein hoher Ausstattungsgrad mit IT-Hardware und die sehr verbreitete Verfügbarkeit<br />
eines Internetzugangs sowohl bei den befragten Tierhaltern als auch bei den<br />
befragten Tierärzten ermittelt werden. Diese Ergebnisse bestätigen Studien von DOLU-<br />
SCHITZ UND PAPE (2001); ROSSKOPF UND WAGNER (2003); HOLPP UND GERBER (2008)<br />
für Tierhalter sowie KRINN (2004) für Tierärzte. Regionale Unterschiede bei der Aus-<br />
116
117<br />
Ergebnisse<br />
stattung hinsichtlich IT konnten nicht festgestellt werden. Regionale Unterschiede beim<br />
Einsatz branchenspezifischer Software durch die befragten Tierhalter sind aufgrund der<br />
getroffenen Stichprobe zu relativieren. Nach ISERMEYER (2009, 77ff) ist jedoch davon<br />
auszugehen, dass die technologische Entwicklung in allen Milchviehregionen Deutschlands<br />
weiter voranschreitet und es zu einer Marktdurchdringung kommen wird.<br />
ISERMEYER bezieht das in erster Linie auf Entwicklungen beim vollautomatischen<br />
Melken. Dieses Szenario lässt sich erweitern, da automatische Melksysteme eine<br />
wichtige Datenquelle in der Milchviehwirtschaft darstellen und die Weiterverwendung<br />
dieser Daten durch branchenspezifische Software ermöglicht wird. Somit werden die<br />
Ergebnisse dieser Arbeit bestätigt. Ferner wird ein stärkerer Einsatz von branchenspezifischer<br />
Software in der Milchviehhaltung für die Zukunft aufgezeigt.<br />
Dass die betrachteten Arbeitsgänge von den befragten Tierhaltern und Tierärzten bisher<br />
mehrheitlich mit klassischen Medien (z. B. Telefon, Fax) ausgeführt werden, zeigt, dass<br />
Informationstechnologien noch selektiv (z. B. Meldung an die HI-Tier <strong>Datenbank</strong>) aufgrund<br />
Zusatznutzen, Handhabung oder persönlicher Einstellung genutzt werden. Das<br />
bestätigen ebenfalls Ergebnisse einer schweizerischen Studie zum Einsatz von Software<br />
in der Landwirtschaft. Etwa 80 % der befragten Rinder haltenden Betriebsleiter melden<br />
dort per Internet an die nationale Tierdatenbank (HOLPP UND GERBER 2008, 3).<br />
Entscheidend hierfür ist eine einfache Handhabung und zeitliche Unabhängigkeit der<br />
Meldung sein. Darüber hinaus handelt es sich bei der Tierbestandsmeldung um einen<br />
administrativen Vorgang, der verpflichtend für die Tierhalter ist. Die Meldung an die<br />
HI-Tier <strong>Datenbank</strong> via Internet stellt für Tierhalter unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
einen geringen Aufwand an Zeit und Kosten dar. Darüber hinaus sind keine<br />
weiteren Informationen oder ein Zusatznutzen bei diesem Vorgang zu erwarten, wie es<br />
bei der direkten Kommunikation, z. B. Verkaufsanmeldung via Telefon, möglich ist.<br />
Die befragten Tierhalter und Tierärzte nutzen für berufliche Zwecke im Mittel das<br />
Internet in der Woche etwa gleich lang (etwa 2,5 bis 3 Stunden). Bei beiden Gruppen<br />
sind große gruppeninterne Unterschiede hinsichtlich der wöchentlichen Internetnutzung<br />
festzustellen. Diese können u. a. auf folgende Gründe zurückgeführt werden:<br />
� persönliche Kenntnisse im Umgang mit IT<br />
� Akzeptanz des Internets als Informationsquelle<br />
� persönlich wahrgenommener Informationsbedarf sowie<br />
� Nutzung anderer Informationsquellen
Ergebnisse<br />
Eine Untersuchung von VOSS et al. (2008) zur Internetnutzung und zur Einstellung zum<br />
Internet in der Landwirtschaft ermittelte auch ein stark variierendes Ergebnis. Sie ermittelten<br />
neben zwei Internet-affinen Gruppen (Heavy User, Smart User) eine Gruppe<br />
Internetmuffel. Als wichtige Parameter für die Nutzungsintensität von Internetanwendungen<br />
wurden Alter, Ausbildung und Betriebsgröße genannt (VOSS et al. 2008, 27).<br />
Einschätzung und Nutzungsbereitschaft der Anwendungen des Tiergesundheitssystems<br />
Die Idee einer stärkeren Vernetzung von Tierhaltern und Tierärzten ist nicht neu. Sie<br />
wird regelmäßig in Zusammenhang mit einer optimierten Herdenbetreuung oder auch<br />
im Rahmen der integrierten tierärztlichen Bestandsbetreuung (ITB) gefordert (vgl. dazu<br />
MANSFELD UND GRUNERT 1990; LIPMAN et al. 2002; KRINN 2004; SCHEPERS 2007).<br />
Veränderungen bei der technischen Unterstützung der Bestandsbetreuung hat es insbesondere<br />
im technologischen Bereich gegeben - die eingesetzte Technik ist im Berufsverständnis<br />
von Tierarzt und Tierhalter sowie in der gesellschaftlichen Haltung zur<br />
Tierhaltung praktikabler, kompatibler und kostengünstiger geworden (vgl. PFLUG UND<br />
JAMES 1989; BLAHA 2005). Dennoch ist die Einführung von Innovationen mit Risiken<br />
und Hürden behaftet (WITT 1996, 66). Erst die praktische Anwendung eines Systems<br />
und die Einsatzfähigkeit im Alltag wird die Zweckmäßigkeit des Tiergesundheitssystems<br />
für Tierhalter und Tierärzte erfahrbar machen. Bis dahin sind die ermittelten<br />
Ergebnisse als Anhaltspunkte für die positive Einstellung zum Tiergesundheitssystem<br />
der befragten Tierhalter und Tierärzte zu bewerten.<br />
Bei vertiefender Betrachtung interessieren sich die befragten Tierhalter insbesondere für<br />
Anwendungen aus den Bereichen Datennutzung und Datenaustausch. Für diese Kategorien<br />
ist auch die Nutzungsbereitschaft am höchsten. Gering sind die Zustimmung und<br />
die Nutzungsbereitschaft der Tierhalter für die Anwendung Erstellung der Transportpapiere<br />
via Internetanschluss. Bei den befragten Tierärzten liegen die höchste Zustimmung<br />
und die höchste Nutzungsbereitschaft für Anwendungen aus den Bereichen<br />
Datennutzung und Austausch von Datenformaten vor. Das kann als Übereinstimmung<br />
mit den Erkenntnissen aus dem GIQS-Projekt gewertet werden, wonach Informationsund<br />
Datenbereitstellung auch den Wunsch nach einem Datenrückfluss für eigene Arbeit<br />
bewirkt (vgl. Kap. 2.3.1).<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass es keine Unterschiede in der Einschätzung und in der<br />
Nutzungsbereitschaft der einzelnen Anwendungen des Tiergesundheitssystems durch<br />
die Befragten aufgrund der unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen in<br />
118
119<br />
Ergebnisse<br />
den beiden Untersuchungsgebieten Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gibt.<br />
Die Ergebnisse werden durch ISERMEYER (2009, 76ff) bestätigt. Demnach findet der<br />
technologische Wandel unabhängig von den unterschiedlichen Betriebsgrößen zwischen<br />
Süddeutschland und Norddeutschland statt. Lediglich eine zeitliche Verzögerung der<br />
Ausbreitung neuer Technologien ist vorstellbar.<br />
Klassifizierung von Nutzertypen<br />
Wenn es nicht unterschiedliche landwirtschaftliche Strukturen sind, die den Einsatz<br />
technologischer Neuerungen vorantreiben, welche Parameter können dann identifiziert<br />
werden, die auf die Einschätzung und Nutzungsbereitschaft der vorgestellten Anwendungen<br />
des Tiergesundheitssystems einen Einfluss haben? In zwei Clusteranalysen<br />
konnten für die beiden Nutzergruppen die Cluster Befürworter und Ablehner ermittelt<br />
werden. In der Clusteranalyse Tierhalter sind darunter der Cluster Gesamt-Befürworter<br />
sowie der Cluster Befürworter Datennutzung zu fassen, bei der Clusteranalyse Tierärzte<br />
die Gruppe Befürworter. Es handelt sich dabei um die jeweils größten Gruppen und<br />
auch die Technik affineren Gruppen.<br />
Die Ergebnisse der Clusteranalyse stimmen mit Ergebnissen von VOSS et al. (2008)<br />
überein. Sie konnten in einer Untersuchung zur Internetnutzung von deutschen Landwirten,<br />
wie bereits dargelegt, drei Gruppen identifizieren: die Gruppe der Heavy User,<br />
der Smart User sowie der Internetmuffel. Insgesamt zeigen VOSS et al. zurückhaltende<br />
Einstellungen zum Internet bei Landwirten auf. Sie verweisen darauf, dass für die<br />
Nutzung des Internets echte Vorteile für die Betriebsleiter identifizierbar sein müssen.<br />
Diese aufzuzeigen sehen sie als wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Internetanwendungen<br />
im Agribusiness, die durch Landwirte genutzt werden sollen. Der Gruppe<br />
Internetmuffel wird durch VOSS et al. (2008, 29) zukünftig abnehmende Bedeutung beigemessen,<br />
da sich in dieser Gruppe überwiegend ältere Landwirte finden.<br />
Aus den dargestellten Ergebnissen der eigenen Untersuchungen resultierte die weitere<br />
Vorgehensweise. Es wurde der Schwerpunkt auf die benannten befürwortenden Cluster<br />
gelegt. Insbesondere der befürwortende Cluster der Tierärzte wurde für die Pilotphase<br />
herangezogen. Dieses Vorgehen entspricht Erkenntnissen aus dem Bereich der<br />
Innovations- und Diffusionsforschung (vgl. ALBRECHT 1992, 30f). Die Fokussierung<br />
auf befürwortende Gruppen soll die positive Einschätzung unterstützen und verstärken.<br />
Weitere mögliche Optionen für die Unterstützung dieser Cluster sind u. a. die kritische<br />
Auseinandersetzung im Rahmen von Demonstrationen auf Tagungen, Austausch im<br />
Kollegenkreis, Vorstellung des Systems in fachspezifischen Arbeitskreisen sowie
Ergebnisse<br />
Publikationen in Fachzeitschriften (vgl. dazu auch VOSS et al. 2008).<br />
Tierärztliche Praxismanagementsoftware - Herdenmanagementsoftware<br />
Für praktizierende Tierärzte gibt es einige wenige national agierende Anbieter von<br />
Praxismanagementsoftware, die zur Unterstützung der Praxisorganisation und der tierärztlichen<br />
Tätigkeit dienen. Für Milchviehhalter steht eine Vielzahl von Softwareanwendungen<br />
unterschiedlichster Anbieter zum Herdenmanagement zur Verfügung<br />
(vgl. DLG, o. J.). Bezüglich der Kompatibilität von Herdenmanagementanwendungen<br />
wurde deutlich, dass der Datenaustausch zu übergeordneten Informationspartnern (z. B.<br />
LKV) durch alle Anbieter gewährleistet wird. Die darüber hinausgehende Kompatibilität<br />
von Herdenmanagementanwendungen zu tierärztlicher Praxismanagementsoftware<br />
ist als eingeschränkt zu bezeichnen. Die beiden Anbieter verweisen auf ein geringes<br />
Interesse seitens der Tierhalter an der Nutzung dieser Schnittstellen. Mögliche Gründe<br />
für das geringe Interesse seitens der Tierhalter können der zusätzliche finanzielle Aufwand<br />
für die Nutzung der zusätzlichen Schnittstelle oder der scheinbar geringer wahrgenommene<br />
wirtschaftliche Nutzen einer solchen Schnittstelle, z. B. im Vergleich zu<br />
Datenschnittstellen zur Fütterungssoftware, sein.<br />
Die unterschiedliche Anbieterstruktur bei der tierärztlichen Praxismanagementsoftware<br />
im Vergleich zur Herdenmanagementsoftware sowie der bereits seit Jahrzehnten stattfindende<br />
technologische und strukturelle Wandel bei Milchviehbetrieben (ISERMEYER<br />
2009, 77ff) sind möglicherweise Gründe, warum Impulse für eine verbesserte<br />
Kompatibilität bisher nicht beidseitig durch Softwarehäuser beider Nutzergruppen ausgingen.<br />
Insgesamt gibt es wenige Studien (z. B. RICHTER 1999, KRINN 2004, BRANDL<br />
2004, MARTIN et al. 2007), die sich mit tierärztlicher Praxismanagementsoftware, deren<br />
Anwendung und Nutzung durch Tierärzte wissenschaftlich auseinander setzen. Dieser<br />
Umstand macht eine Einordnung der ermittelten Ergebnisse schwierig.<br />
120
4.2 Gesamtentwurf Tiergesundheitssystem 16<br />
121<br />
Ergebnisse<br />
Das integrierte Tiergesundheitssystem ist eine datenbankbasierte Webanwendung. Als<br />
integriert wird dabei eine lückenlose Unterstützung von Vorgangsfolgen, hier zwischen<br />
Tierhaltern und Tierärzten, aufgefasst (LITZKA UND GIEBLER 2002, 81). Nachfolgend<br />
folgt die Darstellung des Systems sowie einzelner wichtiger Komponenten. Abschließend<br />
wird gesondert auf den Komplex Datenschutz eingegangen, da dieser sich für die<br />
Etablierung des Tiergesundheitssystems als bedeutend herausgestellt hat (vgl. Kap. 4.1).<br />
4.2.1 Benutzergruppen und Anwendungsbereiche<br />
4.2.1.1 Benutzergruppen<br />
Als Benutzer der Anwendung Tiergesundheitssystem wurden im Rahmen der Rückmeldungen<br />
im Verlauf des Entwicklungsprozesses folgende identifiziert: der Milchviehhalter,<br />
der Hoftierarzt, der LKV und der IT-Administrator des Dienstleistungsanbieters.<br />
Der Milchviehhalter hat die Rechte, die Daten seines Betriebs abzurufen, sein Bestandsbuch<br />
zu führen und seinen Arzneimittellagerbestand zu verwalten. Der Hoftierarzt hat<br />
die Rechte, die Daten der Betriebe abzurufen, mit denen eine Nutzungsvereinbarung besteht.<br />
Zusätzlich hat er die Rechte, die AuA-Belegdaten in die Anwendung einzupflegen.<br />
Somit verfügen Milchviehhalter und Tierarzt über Lese- und Schreibrechte für<br />
die zugriffsberechtigten Datensätze.<br />
Der LKV als Fachverband der Tierhalter hat dieselben Rechte wie die landwirtschaftlichen<br />
Betriebe, um diese bei der Arbeit mit der Anwendung unterstützen zu können.<br />
Ihm kann eine Stellvertreter-Funktion zugesprochen werden.<br />
Die Verwaltung der Webanwendung (z. B. Benutzer anlegen, Zugriffsrechte zuweisen)<br />
erfolgt durch einen IT-Administrator. Er verfügt über alle Rechte und kann jederzeit in<br />
das System regulierend eingreifen. Möglich ist die Positionierung des IT-Administrators<br />
in einer übergeordneten Organisation oder aber bei einem externen IT-Dienstleister.<br />
4.2.1.2 Anwendungsbereiche<br />
Die Webanwendung Tiergesundheitssystem unterstützt Tierhalter und Hoftierärzte bei<br />
der Bestandsbetreuung beispielsweise bei administrativen Aufgaben und durch zur Ver-<br />
16 Das Tiergesundheitssystem wurde in Zusammenarbeit mit dem LKV und der LTK Baden-Württemberg<br />
sowie den Firmen Plandata und Vetinf entwickelt.
Ergebnisse<br />
fügung stellen umfangreicher Daten und Auswertungsmöglichkeiten im Rahmen der<br />
eingelesenen Daten des AuA-Beleges sowie der MLP-Daten. Konkret erfolgt dies durch<br />
die Übertragung des AuA-Beleges und das automatische Einpflegen der Daten in das<br />
digitale Bestandsbuch. Die Erstellung von Listen, z. B. zur Bestandsbetreuung beim<br />
nächsten Hofbesuch und von Statistiken, z. B. zur Häufigkeit von Krankheiten bei<br />
Einzeltieren während der Nutzungsdauer, die ebenfalls vorgesehen.<br />
Wünschenswert ist ferner die Erstellung von Analysen auf der Grundlage von<br />
aggregierten Daten (z. B. Tiergesundheits- und Tierleistungsdaten) des Tiergesundheitssystems<br />
für die Zuchtwertschätzung, wie sie bereits in Skandinavien seit Jahren genutzt<br />
werden und in Österreich jetzt ebenfalls zur Anwendung kommt (vgl. NIELSEN et al.<br />
2000; EGGER-DANNER et al. 2008, vgl. auch KAP. 2.3). Mögliche Daten hierbei können,<br />
z. B. die codierte Diagnose von Erstbehandlungen und das Diagnosedatum sein. Dieser<br />
Anwendungsbereich ist strategisch ausgerichtet. Dagegen ganz konkret nutzbar für den<br />
Tierhalter ist ein überregionaler Betriebsvergleich bezüglich Tiergesundheitsdaten.<br />
Ferner ist zu überlegen, auch Daten aus dem Bereich der Klauenpflege in das System zu<br />
integrieren, um diese in die Bestandsbetreuung einbeziehen zu können. Beobachtungen<br />
aus dem Bereich der Klauenpflege erlauben Rückschlüssen auf Erkrankungen, die u. a.<br />
einen Rückgang der Milchleistung oder eine verminderte Fruchtbarkeit bewirken<br />
können (HULEK 2005, 18ff).<br />
4.2.1.3 Systemumgebung<br />
Die datenbankbasierte Webanwendung Tiergesundheitssystem wird nicht alleinständig<br />
implementiert, sondern in eine bestehende IT-Architektur integriert (vgl. Abbildung<br />
17). Aufgrund dieser bestehenden IT-Architektur, in der z. B. die datenbankbasierte<br />
Webanwendung RDV4M bereits etabliert wurde, sind hinsichtlich der System-Architektur<br />
und grundlegender Projektentscheidungen Angleichungen vorzunehmen. Falls dies<br />
der Fall ist, wird im Kontext darauf verwiesen. Abbildung 17 stellt die relevante IT-<br />
Architektur des LKV Baden-Württemberg der Abteilung A (MLP) dar. Es zeigt rechts<br />
(rot) den ungeschützten öffentlichen Bereich sowie links (grün) den geschützten<br />
internen Bereich der IT-Architektur. Die Demilitarized Zone (DMZ) gewährleistet den<br />
externen Zugriff auf den Server für Internetanwendungen. Damit wird gleichzeitig<br />
sichergestellt, dass der interne Bereich vor unberechtigten Zugriffen geschützt bleibt.<br />
122
123<br />
Ergebnisse<br />
Abbildung 17: Vereinfachte IT-Architektur des Landeskontrollverband Baden-Württemberg (Abt. A<br />
MLP) (Quelle: in Anlehnung an MARQUARDT 2009)<br />
Ein Überblick über die Systemumgebung für die Server- bzw. die Clientseite wird in<br />
Tabelle 25 gegeben.<br />
Tabelle 25: Darstellung der Systemumgebung<br />
Webserver / Anwendungsserver<br />
Betriebssystem Linux<br />
Server JBoss 4.0<br />
<strong>Datenbank</strong>server<br />
Betriebssystem Linux<br />
DBMS Oracle<br />
Client<br />
Betriebssystem Windows, Mac OS, Linux<br />
Web-Browser Internet-Explorer, Firefox, andere Mozilla Browser<br />
Darüber hinaus sind Schnittstellen zu bedienen bzw. ggf. zu entwickeln, die den Datenaustausch<br />
zwischen Tierärzte-Praxismanagementprogramm und Webanwendung gewährleisten.
Ergebnisse<br />
4.2.2 System-Architektur<br />
Das Kapitel 4.2.2 stellt die wesentlichen Komponenten des Tiergesundheitssystems vor.<br />
Dazu wird zunächst ein Überblick gegeben und nachfolgend detailliert auf die Hauptkomponenten<br />
eingegangen.<br />
4.2.2.1 Umgebungs- und Randbedingungen<br />
Dem Tiergesundheitssystem ist eine Web-Architektur zugrunde gelegt. Die Web-Architektur<br />
wurde in einer 3-Schichtenverteilung (Daten-, Logik- und Präsentationsschicht)<br />
umgesetzt (vgl. Abbildung 18).<br />
Die Vorteile von Web-Architekturen sind (BALZERT 2001,706f):<br />
� die Nutzung der Web-Anwendungen durch eine hohe Anzahl von Anwendern,<br />
� gute Skalierung und Wartbarkeit der Systeme,<br />
� strukturelle Trennung des Client-Teils und des Server-Teils sowie<br />
� eine klare Zuordnung der anwendungsspezifischen Software.<br />
Nachteilig wirkt sich aus, dass mehrere Browser unterstützt werden müssen.<br />
Die Web-Architektur beinhaltet den Webclient, den Webserver sowie den <strong>Datenbank</strong>-<br />
Server. Der Webclient stellt die Benutzeroberfläche in einem Webbrowser dar, die vom<br />
Webserver zur Verfügung gestellt wird (BALZERT 2001, 691ff).<br />
Abbildung 18: Systemübersicht Integriertes Tiergesundheitssystem<br />
Der digitale Datenfluss, der für Tierhalter, Tierärzte und LKV durch die bisherigen<br />
Aktivitäten und das Tiergesundheitssystem möglich ist, wird in Abbildung 19 dar-<br />
124
125<br />
Ergebnisse<br />
gestellt. Es ist ein digitalisierter Datenaustausch vom Tierhalter zum Tierarzt via Tiergesundheitssystem,<br />
vom Tierhalter zur HI-Tier <strong>Datenbank</strong> und zum Datenserver der<br />
Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) sowie vom Tierarzt zur RBW und zum LKV-<br />
Datenserver sowie vom LKV zum Tierarzt möglich. Nach Einwilligung des Tierhalters<br />
kann der Tierarzt die Daten des RDV4M bzw. des Tiergesundheitssystems nutzen.<br />
Abbildung 19: Digitaler Datenfluss Tierhalter - LKV - Tierarzt (eigene Darstellung nach GOLLÉ-<br />
LEIDREITER, 2009)<br />
Konkrete Produktivitätssteigerungen sind dadurch zu erwarten, dass eine Aufhebung<br />
von Medienbrüchen, eine einheitliche und verbesserte Datenverfügbarkeit sowie durch<br />
Senkung IT relevanter Arbeiten für den Tierhalter und Tierarzt erfolgt.<br />
4.2.2.2 Grundlegende Projektentscheidungen<br />
Nachfolgend werden die Bereiche Hardware und Software, die Datenaustauschformate,<br />
die Benutzerverwaltung sowie die Anwendungsstruktur des Tiergesundheitssystems<br />
vorgestellt. Diese grundlegenden Projektentscheidungen wurden seitens der Beteiligten<br />
(LKV, Softwareanbieter) getroffen und stehen somit als gegebener Rahmen fest.<br />
Hardware<br />
Die Hardware-Basis bilden drei redundante HP Server. Zusätzlich gibt es einen<br />
Steuerungsserver für die Überwachung der Lastverteilung und als Ausfallsicherheit.<br />
Dieses System zeichnet sich durch hohe Rechenleistung, optimierte technische Infrastruktur,<br />
hohe Flexibilität und geringen technischen Aufwand aus. Alternativ hätte anstelle<br />
der redundanten Einzelserver ein Blade-System eingesetzt werden können. Ein<br />
Blade System besteht aus unterschiedlichen Komponenten: Blade-Server, Blade-
Ergebnisse<br />
Gehäuse, Kommunikations-Einschübe, Stromversorgung und Kühlung, Festplatten, externe<br />
Storage-Subsysteme sowie interner Blade-Storage (BITKOM 2008, 5). Ein Blade-<br />
System wird jedoch meist erst bei einer höheren Anzahl von Servern eingesetzt.<br />
Darüber hinaus ist von einer größeren Ausfallgefahr auszugehen, da Komponenten gemeinsam<br />
genutzt werden. Ferner besteht bei Blade-Systemen eine höhere Herstellerabhängigkeit,<br />
da die Wahl des Blade-Gehäuses auch die Wahl der weiteren<br />
Komponenten bestimmt (BITKOM 2008,8).<br />
Zusätzlich kommt für die <strong>Datenbank</strong> ein Storage System zum Einsatz. Dabei handelt es<br />
sich um ein Speichersystem für die Datenablage mit folgenden Vorteilen:<br />
� hohe Datensicherheit und hohe Performance durch Raid 6 (Double Parity) Festplatten<br />
Array,<br />
� flexible Zuteilung des Plattenplatzes an einzelne Server und<br />
� schnelle Anbindung mehrerer Server über Fiber Channel San Netz.<br />
Zur Datensicherung wird ein Backupserver mit angeschlossenem Bandroboter verwendet.<br />
Diese stehen in einem anderen Gebäude. Hier wird eine tägliche Sicherung aller<br />
Systeme durchgeführt. Die Bänder werden wöchentlich getauscht und außerhalb des<br />
Firmengeländes gelagert.<br />
Diese Kombination bietet größtmögliche Flexibilität in Bezug auf die Auslastung der<br />
Server und größtmögliche Sicherheit gegen Hardwareausfälle (SCHULZE (a) 2007;<br />
BAUMEISTER, 2009).<br />
Software<br />
Im Bereich Software wird detailliert auf das verwendete <strong>Datenbank</strong>system, die genutzte<br />
Programmiersprache sowie den benutzten Anwendungsserver eingegangen, um die<br />
grundlegenden Strukturen und Prozesse des Tiergesundheitssystems aufzuzeigen.<br />
<strong>Datenbank</strong>system<br />
Die zwei <strong>Datenbank</strong>systeme mit marktbeherrschender Bedeutung sind zurzeit<br />
relationale sowie objektorientierte <strong>Datenbank</strong>systeme (KEMPER UND EICKLER 2004, 25;<br />
ELMASRI UND NAVATHE 2002, 58). Die Unterscheidung kann anhand der Kriterien<br />
Datenmodell, Fassungsvermögen und Benutzbarkeit vorgenommen werden (ELMASRI<br />
UND NAVATHE 2002, 58). Für das Tiergesundheitssystem wird ein relationales <strong>Datenbank</strong>system<br />
verwendet. Relationale <strong>Datenbank</strong>en zeichnen sich durch ein relationales<br />
Datenmodell aus, das durch die Sammlung der Daten in Tabellen gekennzeichnet ist<br />
(ELMASRI UND NAVATHE 2002, 226ff). Eine Tabelle umfasst hierbei eine in Art und<br />
126
127<br />
Ergebnisse<br />
Größe definierte Sammlung von Werten pro Datensatz. Jeder Datensatz in einer Tabelle<br />
muss sich bei relationalen <strong>Datenbank</strong>en von jedem anderen Datensatz in dieser Tabelle<br />
durch seinen eindeutigen Schlüssel unterscheiden. Tabellen müssen in relationalen<br />
<strong>Datenbank</strong>en miteinander verknüpft werden, um größere Sachverhalte abzubilden.<br />
Vorteilhaft ist die klare Tabellenstruktur, die effiziente Verarbeitung großer Datenmengen<br />
sowie die Flexibilität relationaler <strong>Datenbank</strong>en und die einfache Erweiterbarkeit<br />
bzw. leichte Anpassungsmöglichkeiten. Nachteilig wirkt sich aus, dass mit zunehmender<br />
Tabellenanzahl die Überschaubarkeit nachlässt. Darüber hinaus können<br />
relationale <strong>Datenbank</strong>en bei Anfragen mehr Zeit benötigen, da zur Beantwortung der<br />
Anfrage Daten aus unterschiedlichen Tabellen zusammengeführt werden (ELMASRI UND<br />
NAVATHE 2002, 226ff).<br />
Konkret kommt ein Oracle DBMS zum Einsatz. Dies ist in der bestehenden Umgebung<br />
begründet (vgl. Abbildung 17). Weitere Gründe sind der gute Umgang von Oracle<br />
DBMS mit großen Datenmengen und die einfache Anbindung an die geplante Java Umgebung.<br />
Programmiersprache<br />
Das Tiergesundheitssystem wurde als Java J2EE Webanwendung implementiert. Diese<br />
Lösung passt in das bereits existierende technische Umfeld des LKV Baden-Württembergs<br />
z. B. RDV4M, in dem die Anwendung später zum Einsatz kommen wird. Java<br />
J2EE ist ein Standard für die Entwicklung und Ausführung von mehrschichtigen und<br />
komponentenbasierten Anwendungen, wie sie hier zum Einsatz kommen (MALICH<br />
2006, 58). Weitere Vorteile sind die Flexibilität von Java bei der Auswahl der zugrunde<br />
liegenden Hardware und die breite Palette an fertigen Bibliotheken z. B. JSF, Applets<br />
zur Umsetzung von Webanwendungen (vgl. BALZERT 2001, 916ff).<br />
Java Anwendungsserver<br />
Als Java Anwendungsserver kommt JBoss zum Einsatz. Dies ist dem späteren Einsatz<br />
geschuldet, da in der Produktivumgebung bereits JBoss verwendet wird. Es wird jedoch<br />
Wert darauf gelegt möglichst wenige JBoss Spezifika zu verwenden, sodass ein Umzug<br />
auf einen anderen Anwendungsserver einfach möglich ist. Wie bei Java Anwendungen<br />
üblich, übernimmt der Java Anwendungsserver auch die Aufgabe des klassischen Webservers.<br />
Auf dem Java Anwendungsserver werden HTML Inhalte je nach Anfrage und<br />
Benutzer generiert und per HTTP Antwort dem Benutzer zur Verfügung gestellt.<br />
Gleichzeitig dient er als Anwendungsserver. Hier wird die Logik des Programms ab-
Ergebnisse<br />
gebildet und die Kommunikation mit dem DBMS erledigt (BALZERT 2001, 916ff).<br />
Datenaustauschformat<br />
Als Datenaustauschformat des Tiergesundheitssystems ist der ADIS/ADED17-Standard etabliert, der mit relativ geringem Aufwand erstellt werden kann. Er basiert auf einem<br />
Standard, der im landwirtschaftlichen Umfeld bereits etabliert ist. Bei den Datenschnittstellen<br />
handelt es sich um dateibasierte Export/Importschnittstellen (vgl. LKV NRW<br />
o. J.). Durch diese Datenaustauschformate wird der Datenaustausch zwischen dem Tiergesundheitssystem<br />
und der tierärztlichen Praxismanagementsoftware gewährleistet.<br />
Durch die ADIS/ADED Datenaustauschformate erfolgt u. a. der Import des AuA-Beleges.<br />
Es wurden bestehende Entitäten (z. B. Tierstammdaten 880005, 880003) verwendet,<br />
aber auch neue Entitäten, angelehnt an bereits bestehende Entitäten, entwickelt<br />
(z. B. Entitäten Arzneimittelabgabe, behandeln, 044001, 044002). Die Neuentwicklung<br />
war notwendig, weil tierärztliche Daten bisher in dieser Form nicht über dieses Datenaustauschformat<br />
transferiert wurden (vgl. Kapitel 4.1.5).<br />
Der Datenimport des AuA-Beleges erfolgt in zwei Schritten. Zunächst wird die Datei<br />
per HTTP an den Anwendungsserver übermittelt und dort eingelesen. Der Tierarzt hat<br />
im Anschluss die Möglichkeit, die eingelesene Datei zu prüfen. Erst im Anschluss daran<br />
werden die fehlerfreien Datensätze in die <strong>Datenbank</strong> übernommen. Der Datenexport der<br />
Tierstammdaten erfolgt derzeit von Seiten des LKV mittels E-Mail. Diese wird dann in<br />
die Praxismanagementsoftware eingelesen. Zukünftig soll, als weitere Option, der<br />
Datenaustausch direkt über HTTP möglich sein.<br />
Langfristig soll ein Datenaustausch zu den Zuchtverbänden etabliert werden. Hierbei<br />
werden aggregierte Daten des Tiergesundheitssystems, z. B. Diagnosen im Rahmen der<br />
Anwendung, ausgetauscht.<br />
Benutzerverwaltung<br />
Zur Identifizierung von rechtmäßigen Benutzern der Webanwendung ist das Einloggen<br />
mit Benutzername und Passwort erforderlich. Erst nach der Authentifizierung und<br />
Autorisierung ist das eigentliche Laden der Anwendung möglich. Die Inhalte der Anwendung<br />
werden für jeden Benutzer entsprechend seinen Berechtigungen generiert.<br />
Dieses Vorgehen gewährleistet, dass der jeweilige Benutzer nur auf die Funktionen und<br />
Daten zugreifen kann, für die er berechtigt ist. Jeder authentifizierte Benutzer verfügt<br />
17 Agricultural Data Interchange Syntax/Agricultural Data Element Dictionary<br />
128
129<br />
Ergebnisse<br />
über Lese- und Schreibrechte. In welchem Rahmen dies im Tiergesundheitssystem<br />
erfolgt, wird im nachfolgenden Abschnitt detailliert beschrieben.<br />
Anwendungsstruktur<br />
Die grundlegende Struktur der Webanwendung ist für alle Benutzer gleich aufgebaut.<br />
Lediglich der Einstieg erfolgt gruppenspezifisch für Tierhalter und Tierärzte unterschiedlich.<br />
Tierhalter erhalten Zugriff auf die Daten ihres Betriebes. Für registrierte<br />
Tierärzte erfolgt in einem Zwischenschritt die Auswahl des Betriebes und damit der entsprechenden<br />
Daten, für den Betrieb, der aufgerufen werden soll. Nach der Authentisierung<br />
und Autorisierung eines Tierarzt Benutzers öffnet sich dazu ein Fenster zur Auswahl<br />
des Betriebs (vgl. Abbildung 20). Nach Auswahl des Betriebs und Starten der<br />
Anwendung über den entsprechenden Button wird ein neues Browserfenster geöffnet. In<br />
diesem neuen Fenster wird die Anwendung dargestellt. Tierärzte starten im Modul<br />
AuA-Belege mit der Maske Belegliste (vgl. Abbildung 21). Der Einstieg für Tierhalter<br />
ist das Modul Bestandsbuch mit der Maske Tiere zu behandeln. Insgesamt ist die Anwendung<br />
in vier Module gegliedert: AuA-Belege, Bestandsbuch, Arzneimittel und<br />
Admin. Jedes Modul enthält ein Menü mit einer Maskenauswahl, das durch den Tierhalter<br />
bzw. Tierarzt aufgerufen werden kann.<br />
Abbildung 20: Screenshot Maske Auswahl Datensatz des Tiergesundheitssystems (Quelle:<br />
Tiergesundheitssystem, Stand April 2009)
Ergebnisse<br />
Abbildung 21: Screenshot Eingangsmaske des Tiergesundheitssystems für Tierärzte (Quelle:<br />
Tiergesundheitssystem, Stand April 2009)<br />
Im Modul AuA-Belege stehen die Masken Belegliste, Eigene Belege (nur Tierarzt) und<br />
AuA-Belege erfassen zur Auswahl. Das Modul Bestandsbuch enthält folgende Masken<br />
Bestandsbuch, Tiere zu behandeln, Tiere behandeln (nur Tierhalter), Tiere mit Wartezeit<br />
und Tier Diagnosen. Unter dem Modul Arzneimittel ist die Maske Arzneimittel<br />
Lagerbestand zu finden. Für das Modul Admin gibt es zwei Masken - ADIS Upload,<br />
das das Einlesen eines AuA-Beleges aus der Praxismanagementsoftware meint, sowie<br />
die Maske Arzneimittel anlegen (nur Tierarzt). Über die Masken hinaus sind Sortierund<br />
Suchfunktionen nutzbar, um eine einfache Menüführung zu ermöglichen.<br />
Abbildung 22 zeigt abschließend die Nutzung sowie den Datenfluss des Tiergesundheitssystems<br />
zwischen Tierarzt, Tierhalter und LKV. Technische Voraussetzungen für<br />
die Nutzung des Systems für den Tierhalter sind die Ausstattung mit IT-Hardware<br />
sowie ein Internetzugang. Tierärzte müssen über die Ausstattung mit IT-Hardware,<br />
einen Internetzugang sowie über tierärztliche Praxismanagement- und<br />
Kommunikationssoftware verfügen.<br />
130
Abbildung 22: Nutzung und Datenfluss integriertes Tiergesundheitssystem<br />
131<br />
Ergebnisse<br />
4.2.3 Datenschutz und Datensicherheit<br />
Der Datenschutz und Datensicherheit spielt in diesem Projekt eine besondere Rolle,<br />
insbesondere deshalb, weil die Zielgruppen wirtschaftliche Interessen verfolgen und im<br />
marktwirtschaftlichen Wettbewerb stehen. Die Bedeutung von Datenschutz und Datensicherheit<br />
in Betrieben der Milcherzeugung zeigen KÖSTLER UND SPILKE (2004, 189ff)<br />
auf (vgl. auch Kap. 4.1). Sie verweisen auf äußere und innere Gefahren, die beim<br />
Datenaustausch in Betrieben der Milcherzeugung auftreten können (z. B. Mitarbeiter,<br />
Viren, Hacker). Als Datenschutz wird die Bewahrung von Vertraulichkeit und Sicherheit<br />
von Daten natürlicher und juristischer Personen begriffen, unter Datensicherheit<br />
Verlust und Verfälschung (STAHLKNECHT UND HASENKAMP 2002, 481). Datenschutz<br />
und Datensicherheit können nach KEMPER UND EICKLER (2004, 350f) in unterschiedliche<br />
Bereiche gegliedert werden. Dazu zählen neben organisatorischen und legislativen<br />
Maßnahmen, die Authentisierung, die Zugriffskontrolle sowie die Verschlüsselung von<br />
Daten. Nachfolgend wird auf die einzelnen Punkte, die beim Tiergesundheitssystem<br />
Anwendung finden, näher eingegangen.
Ergebnisse<br />
Die legislativen Maßnahmen beinhalten die Einhaltung der relevanten gesetzlichen<br />
Vorgaben (z. B. Bundesdatenschutzgesetzt) sowie privatwirtschaftliche Vertragsvereinbarungen.<br />
Für die Nutzung des Tiergesundheitssystems gehört die Unterzeichnung eines<br />
Nutzungsvertrages zwischen dem Tierhalter und dem Dienstleistungsanbieter sowie<br />
dem Tierarzt und dem Dienstleistungsanbieter zu den legislativen Maßnahmen. Hierbei<br />
stimmen sowohl der Tierhalter als auch der Tierarzt der Datennutzung zu. Darüber<br />
hinaus sollte im Vertrag die Zweckbindung der Datennutzung formuliert sein. Tierhalter<br />
erklären über den Vertrag hinaus schriftlich ihr Einverständnis zur Dateneinsicht durch<br />
einen benannten Tierarzt (ggf. mehrere). Dies ist erforderlich, um die Dateneinsicht für<br />
den Tierarzt, der durch ihn betreuten und am Tiergesundheitssystem beteiligten landwirtschaftlichen<br />
Betriebe, schriftlich zu dokumentieren. Auf der Basis der Einwilligung<br />
zur Dateneinsicht des Tierhalters erfolgt die Authentisierung des Tierarztes.<br />
Darüber hinaus ist es notwendig, dass der Dienstleistungsanbieter sich in einer Erklärung<br />
zur Einhaltung von Vertraulichkeit und zur Gewährleistung des Datenschutzes<br />
verpflichtet, um gegenüber dem Kunden des Tiergesundheitssystems die sachgerechte<br />
Handhabung der Daten zu garantieren.<br />
Zu den organisatorischen Maßnahmen im Rahmen des Datenschutzes gehört die Aufstellung<br />
des DB-Servers in dafür geeignete Räumlichkeiten mit einer Zugangskontrolle,<br />
die nicht berechtigten Personen den Zutritt verweigert. In diesem Zusammenhang<br />
müssen die Datenspeicherung sowie die Aufbewahrung von Datenkopien festgelegt<br />
sein, sodass es bei eventuell auftretenden Schäden am DBMS zu keinem Datenverlust<br />
kommt. Für das Tiergesundheitssystem sind eine 12-stündige Datensicherung sowie die<br />
tägliche Datenspiegelung auf einem Sicherheitsserver in einem anderen Gebäude vorgesehen.<br />
Darüber hinaus erfolgt einmal wöchentlich eine Bandsicherung der Daten. Die<br />
Vergabe von Passwörtern, Zugriffsrechten und die Zuordnung von Rollenprofilen zählt<br />
ebenfalls zu den organisatorischen Maßnahmen des Datenschutzes. Die Umsetzung<br />
dieser Maßnahmen erfolgt über den Administrator des Dienstleistungsanbieters.<br />
Unter Authentisierung und Authentifizierung wird der eindeutige Nachweis einer<br />
Identität verstanden. Hinsichtlich der Nutzung von Anwendungen bedeutet dies die<br />
zweifelsfreie Identifikation der Person, die den Zugang zur Anwendung erhalten<br />
möchte. Die Authentisierung erfolgt meist durch Eingabe von Benutzerkennung und<br />
Passwort durch den Benutzer. Die Anwendung prüft, ob Benutzerkennung und Passwort<br />
mit den hinterlegten Daten übereinstimmen und authentifiziert den Benutzer bei<br />
132
133<br />
Ergebnisse<br />
Übereinstimmung. Als Autorisierung und Zugriffskontrolle versteht man, in welcher<br />
Art und Weise der Zugriff auf Informationen durch Benutzer oder Benutzergruppen<br />
erfolgen darf.<br />
In der Webanwendung erfolgt die Authentisierung durch die Kombination von Benutzername<br />
und personalisiertem Passwort beim Starten des Clients. Benutzername und<br />
Passwort sind für Tierhalter und Tierärzte unterschiedlich organisiert. Für die Tierärzte<br />
erfolgt die Zuweisung des Benutzernamens und des Passwortes über den Administrator.<br />
Es handelt sich hierbei um eine Kombination aus Ziffern und Buchstaben. Eine aus<br />
Sicherheitsgründen zeitabhängige Veränderung des Passwortes ist vorgesehen. Die<br />
Authentisierung der Tierhalter erfolgt über die MLP-Nummer oder über die HI-Tier-/<br />
VVVO-Betriebsnummer und das HI-Tier-Passwort über den HI-Tier-Server. Der Tierhalter<br />
logt sich auf der Startseite des Tiergesundheitssystems ein, die Daten werden vom<br />
LKV-Server an den HI-Tier-Server weitergeleitet. Es erfolgt dort die Authentisierung<br />
mit der entsprechenden Rückmeldung an den LKV-Server. Hier ist bereits eine regelmäßige<br />
Änderung des Passworts umgesetzt, die ebenfalls auf das Tiergesundheitssystem<br />
angewendet wird. Vorteilhaft an dieser Lösung ist, dass für Tierhalter keine<br />
weiteren Benutzernamen bzw. Passwörter anfallen, sondern auf bereits Vorhandenes<br />
zurückgegriffen wird.<br />
Die Etablierung der Autorisierung und der Zugriffskontrolle gewährleistet den geregelten<br />
Zugriff auf Daten des Tiergesundheitssystems. Für den Benutzer sind lediglich<br />
die Daten zu sehen und zu nutzen, für die er berechtigt ist. Die Berechtigung wird vom<br />
Tierhalter schriftlich für einen Tierarzt (ggf. mehrere) erteilt und durch den Administrator<br />
eingepflegt. Eine Zugriffskontrolle ist nur für Tierärzte erforderlich, da diese<br />
mehrere am Tiergesundheitssystem beteiligte landwirtschaftliche Betriebe betreuen<br />
können. Tierhalter erhalten systembedingt nur Zugriff auf Daten des eigenen Betriebes.<br />
Kryptografische Maßnahmen können in Webanwendungen und <strong>Datenbank</strong>systemen<br />
zur Benutzerauthentisierung und Benutzerautorisierung sowie zur sicheren Übermittlung<br />
von Daten genutzt werden. Sie verhindern damit den unberechtigten<br />
Funktions- und Datenzugriff. Dazu werden die Daten mittels einer Verschlüsselungsmethode<br />
transformiert. Die verschlüsselten Daten werden übermittelt und vom<br />
Empfänger durch eine geeignete Entschlüsselungsmethode wieder in den Originaltext<br />
umgewandelt. Für das Tiergesundheitssystem sind eine Verschlüsselung für die Übermittlung<br />
von Daten sowie für die Zugangsdaten Benutzername und Passwort vor-
Ergebnisse<br />
gesehen. Damit wird sichergestellt, dass durch Dritte die personen- und betriebsbezogenen<br />
Daten nicht ausgelesen und nutzbar gemacht werden können.<br />
4.2.4 Zwischenfazit<br />
Das Tiergesundheitssystem ist als Web-Architektur in drei Schichten konzipiert. Es besteht<br />
aus dem Webclient, der in einem Browser die Benutzeroberfläche wiedergibt. Der<br />
Anwendungsserver übernimmt die Kommunikation zwischen Webclient und <strong>Datenbank</strong>server.<br />
Im vorliegenden System übernimmt er auch die Aufgaben eines Webservers.<br />
Das Tiergesundheitssystem ist modular aufgebaut. Die Module lauten AuA-<br />
Beleg, Bestandsbuch, Arzneimittel sowie Admin. Für den Austausch von Daten<br />
zwischen der Praxismanagementsoftware der Tierärzte und dem Tiergesundheitssystem<br />
wird eine ADIS/ADED Schnittstelle genutzt, die um zwei Entitäten erweitert wurde, um<br />
die tierärztlichen Prozesse besser einzubinden. Als Maßnahmen zum Datenschutz<br />
wurden bzw. werden rechtliche und organisatorische Maßnahmen, Authentisierung und<br />
Zugriffskontrolle für Benutzer sowie Verschlüsselungstechniken eingerichtet.<br />
134
4.3 Umsetzungsplanung<br />
135<br />
Ergebnisse<br />
Im Rahmen der Umsetzungsplanung sind die erforderlichen Ressourcen zu planen, die<br />
Abläufe zu simulieren und zu gestalten, eine Konzeption zum Vertrieb bzw. zur Vermarktung<br />
zu erstellen und das Geschäftsmodell ist zu beschreiben. Dieses soll nachfolgend<br />
ausgeführt werden.<br />
4.3.1 Ressourcenplanung Tiergesundheitssystem<br />
Die Hauptressourcen bei der Erstellung von IT-Dienstleistungen sind Personal, IT-<br />
Ressourcen (Hard- und Software) sowie organisatorische Ressourcen. Hinsichtlich der<br />
Personalressourcen müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein:<br />
� Die Mitarbeiter verfügen über das, entsprechend ihrer Position, erforderliche IT-<br />
Fachwissen sowie über Fachwissen im Bereich Milcherzeugung.<br />
� Es gibt Mitarbeiter, die über IT-Fachwissen zur Softwareentwicklung, zu <strong>Datenbank</strong>en<br />
und Administration verfügen.<br />
� Es sind Mitarbeiter vor Ort beim Kunden aktiv und können die Dienstleistung<br />
fachlich und technisch vorstellen und bewerben.<br />
Hinsichtlich Hard- und Software sind folgende Anforderungen zu erfüllen:<br />
� Die Hardware muss technisch in entsprechender Quantität und Qualität vorhanden<br />
sein (z. B. leistungsstarker Server, leistungsstarke <strong>Datenbank</strong>).<br />
� Für die notwendige Software müssen Lizenzen bzw. Nutzungsverträge gezeichnet<br />
sein.<br />
� Eine entsprechend leistungsstarke Internetverbindung sowie stabile Kommunikationswege<br />
sind vorhanden.<br />
Bezüglich der organisatorischen Abwicklung sind folgende Punkte im Vorfeld relevant:<br />
� Die fachlichen und technischen Zuständigkeiten müssen festgelegt und benannt<br />
sein.<br />
� Es müssen Servicezeiten klar vertraglich geregelt und kommuniziert werden,<br />
z. B. Benutzerservice.<br />
� Festlegungen hinsichtlich der Datenübermittlung sind zu treffen, z. B. Frequenz<br />
der Datenübermittlung.<br />
� Voraussetzungen für die Nutzung des Web-Service sind zu definieren.
Ergebnisse<br />
� Die relevanten Softwarehäuser von tierärztlicher Praxismanagementsoftware<br />
sind hinsichtlich der Übernahme der ADIS/ADED-Datenschnittstelle anzusprechen.<br />
� Aspekte des Datenschutzes sowie Datensicherheitskonzepte sind entsprechend<br />
der rechtlichen Grundsätze zu formulieren und umzusetzen.<br />
Falls notwendig sind auch Ressourcen hinsichtlich Dienstfahrzeugen zu benennen und<br />
der Einsatz dieser ggf. organisatorisch sinnvoll und wirtschaftlich effizient zu planen.<br />
4.3.2 Prozessdarstellung Tiergesundheitssystem<br />
Der Erbringungsprozess zur Einrichtung des Tiergesundheitssystems ist in Abbildung<br />
23 dargestellt. Der Prozess ist gegliedert in die Ebene Kunde, den Interaktionspfad, die<br />
Ebene Dienstleister und die Dienstleisterbasis. Die Ebene Kunde zeigt die durch den<br />
Kunden zu initiierenden Tätigkeiten (z. B. Nutzungswunsch) an. Als Kunden können<br />
sowohl Tierhalter als auch Tierarzt auftreten. Die zweite Ebene ist der Interaktionspfad.<br />
Er grenzt die Kundenebene von der Ebene Dienstleister ab und wird durch die externe<br />
Interaktionslinie zur Ebene Kunde und von der Sichtbarkeitslinie zur Ebene Dienstleister<br />
begrenzt. Tätigkeiten des Dienstleisters, die für den Kunden nicht sichtbar sind,<br />
erfolgen hinter der Sichtbarkeitslinie (z. B. Bearbeitung der Anfrage). Die Ebene<br />
Dienstleisterbasis umfasst grundlegende Arbeiten des Dienstleisters zur Erstellung<br />
seines Angebots (z. B. die administrative Prüfung der Tierhalterdaten).<br />
Abbildung 23 zeigt die Prozessdarstellung Einrichtung Tiergesundheitssystem. Abbildung<br />
24 kann die Prozessdarstellung Nutzung Tiergesundheitssystem. Der Abbildung<br />
24 ist der optimale Pfad zu entnehmen, der die bestmögliche Interaktion zwischen<br />
Kunden und Dienstleister aufzeigt.<br />
136
Abbildung 23: Service Blueprinting zur Einrichtung des Tiergesundheitssystems<br />
Abbildung 24: Service Blueprinting zur Nutzung des Tiergesundheitssystems<br />
137<br />
Ergebnisse<br />
4.3.3 Vermarktungskonzept Tiergesundheitssystem<br />
Bei der Neukundengewinnung für das Tiergesundheitssystem wird vorgeschlagen, zwei<br />
Strategien zu verfolgen: Die erste Strategie bezieht sich auf die Gewinnung von Milchviehhaltern.<br />
Hier sind aktiv die Außendienstmitarbeiter des LKVs Baden-Württemberg<br />
einzubeziehen. Diese verfügen über zumeist intensive Kundenbeziehungen zu den<br />
Milchviehhaltern, können diese gezielt ansprechen und die Nutzenvorteile des Tiergesundheitssystems<br />
anhand der einzelbetrieblichen Situation verdeutlichen. Darüber
Ergebnisse<br />
hinaus können regelmäßig stattfindende LKV-Informationsveranstaltungen zur Vorstellung<br />
des Tiergesundheitssystems genutzt werden.<br />
Die zweite Strategie zur Vermarktung des Tiergesundheitssystems bezieht sich auf die<br />
Nutzergruppe der Tierärzte. Hier besteht keine organisatorische Verbindung ähnlich<br />
dem LKV und der Nutzergruppe Tierhalter. Es ist deshalb erforderlich, bei der Vermarktung<br />
Partner zu gewinnen, z. B. bpt, Landes- und Bundestierärztekammer und bei<br />
Fachveranstaltungen, z. B. Deutscher Tierärztetag, das Tiergesundheitssystem zu<br />
präsentieren. Darüber hinaus gilt es, das Tiergesundheitssystem in den relevanten Fachzeitschriften<br />
vorzustellen, um so eine möglichst große Anzahl von Tierärzten zu erreichen.<br />
Da die Nutzung des Tiergesundheitssystems nur möglich ist, wenn der Tierhalter<br />
und der betreuende Hoftierarzt dieses gemeinsam wünschen, ist es möglich, indirekt<br />
den Tierarzt über seinen Kunden Tierhalter zu erreichen. Dieses kann jedoch<br />
auch umgekehrt erfolgen.<br />
Insbesondere zu Beginn der Vermarktung des Tiergesundheitssystems ist es sinnvoll,<br />
z. B. bei Informationsveranstaltungen, positive Praxisbeispiele zu präsentieren. Dadurch<br />
werden die Nutzenvorteile in der praktischen Arbeit glaubwürdiger und nachvollziehbar<br />
für Berufskollegen. Präsentationen von „First movern“ sowie erste Erfahrungsberichte<br />
von Nutzern sind sowohl für die Benutzergruppe Tierhalter als auch für Tierärzte ein<br />
Instrument zur erfolgreichen Einführung des Tiergesundheitssystems.<br />
4.3.4 Beschreibung des Geschäftsmodells Tiergesundheitssystem<br />
Geschäftsmodelle wurden mit zunehmendem Einsatz von IT verstärkt als Analyseeinheiten<br />
für Innovationen verwendet und finden seit den 1990er Jahren sowohl im Bereich<br />
des Informationsmanagements als auch im Bereich der Wirtschaftswissenschaften Verwendung<br />
(STÄHLER 2001, 36ff). Unter Geschäftsmodellen wird die Nutzenbeschreibung<br />
verstanden, die das Unternehmen oder die Innovation stiftet (value proposition), die Beschreibung<br />
der Wertschöpfung und welche Einnahmen aus dem Unternehmen bzw. der<br />
Innovation zukünftig zu erwarten sind (STÄHLER 2001, 41f). Nachfolgend soll zunächst<br />
die Beschreibung der Wertschöpfung des Tiergesundheitssystems gegeben werden. Im<br />
Anschluss daran werden die Nutzenvorteile für Kunden und Unternehmen aufgezeigt<br />
(vgl. dazu auch Kap. 2.2.3). Das Kapitel schließt mit einer Darstellung möglicher<br />
Preismodelle, die die Einnahmen aus dem Tiergesundheitssystem skizzieren.<br />
138
Tabelle 26: Charakteristik des Geschäftsmodells Tiergesundheitssystem<br />
Dienstleistungsname Tiergesundheitssystem<br />
139<br />
Ergebnisse<br />
Kurzbeschreibung Das Tiergesundheitssystem führt Tiergesundheits- und Tierleistungsdaten<br />
von Tierärzten und Tierhaltern mittels einer<br />
standardisierten Datenschnittstelle zusammen. Die Anwendung<br />
des Tiergesundheitssystems erfolgt vom PC des<br />
Tierarztes bzw. des Tierhalters durch die Nutzung des<br />
Webservices Tiergesundheitssystem. Der Zugriff auf die<br />
<strong>Datenbank</strong> ist nach autorisiertem Login möglich. Das Einlesen<br />
von AuA-Belegen in das Tiergesundheitssystem kann<br />
durch den Tierarzt getätigt werden. Das Auslesen von<br />
Stammdaten erfolgt automatisiert für den Bestand betreuenden<br />
Tierarzt. Die Dokumentation der AuA-Belege<br />
sowie die Führung des Bestandsbuchs werden digital umgesetzt.<br />
Zur Führung des Bestandsbuchs werden die Daten<br />
aus dem AuA-Beleg automatisch eingelesen. Die vorhandenen<br />
Daten ermöglichen die Erstellung von zeitabhängige<br />
Bestands- und Einzeltierbezogene Reports, die<br />
einen Überblick über die Tiergesundheit von Einzeltieren und<br />
Nutzen für den -<br />
Kunden (Tierhalter)<br />
Nutzen für den -<br />
Kunden (Tierarzt)<br />
Bestand geben.<br />
� vereinfachte Gewährleistung der gesetzlich geforderten<br />
Dokumentation durch einheitlichen Medieneinsatz (Bestandsbuch<br />
und AuA-Belege digital in einer zentralen<br />
<strong>Datenbank</strong> zu finden)<br />
� einfachere und schnellere Dokumentation des Bestandsbuchs,<br />
da Datenübernahme aus dem AuA-Beleg<br />
� übersichtliche Darstellung von Tieren mit Wartezeiten<br />
� Auswertungen über lange Zeiträume und verbesserte Darstellung<br />
möglich<br />
� weniger Schnittstellenaufwand und ggf. weniger Software<br />
� erweiterte Datengrundlage für das Herdenmanagement<br />
aufgrund der Verknüpfung von Tiergesundheitsdaten und<br />
Tierleistungsdaten, die auf Einzeltierbasis und Herdenbasis<br />
vorliegen.<br />
� Tiergesundheitsdaten finden Eingang in die Zuchtwertschätzung<br />
und ermöglichen langfristig verbessertes Zuchtmaterial<br />
� Reduzierung der Kosten und des Zeitaufwandes für IT-<br />
Aufgaben (z. B. Updates, Datensicherung)<br />
� schneller und zeitlich unabhängiger Überblick über den<br />
Gesundheitszustand eines Bestandes und von Einzeltieren<br />
durch problemlose Einsicht der Tierleistungsdaten<br />
� Krankengeschichte von Einzeltieren wird über die gesamte<br />
Nutzungsdauer dokumentiert und kann bei Bedarf abgerufen<br />
werden<br />
� bessere Datengrundlage für Entscheidungen den Bestand<br />
bzw. das Einzeltier betreffend aufgrund der Verknüpfung<br />
von Tiergesundheitsdaten und Tierleistungsdaten<br />
� leichteres Erkennen von Bestandsproblemen durch die<br />
Verknüpfung der Daten
Ergebnisse<br />
Nutzen für den<br />
Dienstleistungsanbieter<br />
(LKV Baden-<br />
Württemberg):<br />
� verbesserte Prophylaxe durch herden- und einzeltierspezifische<br />
Auswertungsmöglichkeiten<br />
� bessere Darstellungsmöglichkeiten der erreichten Ziele im<br />
Rahmen der veterinärmedizinischen Betreuung<br />
� weniger Schnittstellenaufwand und ggf. weniger Soft-<br />
waresysteme<br />
� verbesserte Datenbasis für Auswertungen zur Tierzucht<br />
� Möglichkeiten zu weitergehenden Datenauswertungen<br />
z. B. überregionale Betriebsvergleiche und zur Nutzung<br />
für andere Dienstleistungen z. B. Beratungsangeboten<br />
� weiteres Angebot für LKV-Mitglieder und Ausbau des<br />
Dienstleistungsangebots<br />
� Möglichkeit zur Mitgliederbindung<br />
� Tierärzte als neue Nutzer von Angeboten des LKV<br />
aktiviert<br />
� weniger Schnittstellenaufwand<br />
Ertragsmodell – mögliche Varianten der Dienstleistungsvergütung<br />
Im Rahmen der Umsetzungsplanung gilt es, die Vergütungsmodelle für Dienstleistungen<br />
zu entwickeln. Es können nach MEFFERT UND BRUHN (2003, 524) zwei unterschiedliche<br />
Herangehensweisen abgegrenzt werden: die kostenorientierte Preisfestlegung und<br />
die marktorientierte Preisfestlegung. Jedoch erachten MEFFERT UND BRUHN die kostenorientierte<br />
Preisfestlegung, basierend auf einer Vollkostenrechnung, als eher ungünstige<br />
Methode zur Preisfindung für Dienstleistungen, da die Preisfindung erfolgt, bevor alle<br />
Kosten bekannt sind (MEFFERT UND BRUHN 2003, 526). Die Methoden der marktorientierten<br />
Preisfindung basieren auf der Beurteilung des Nettonutzens für die Konsumenten<br />
und dieser ergibt sich aus dem positiven Leistungsnutzen abzüglich des<br />
negativen Nutzens des Preises. Damit wird der Preis aus der Kundenperspektive ermittelt.<br />
Aber auch hier gibt es bei der Preisermittlung Probleme, z. B. aufgrund der Diskrepanz<br />
zwischen tatsächlichen Kosten und ermitteltem Nutzenpreis oder intransparentem<br />
Preisgefüge durch hohe Varianz des Leistungsspektrums (MEFFERT UND<br />
BRUHN 2003, 526f). Im Rahmen der Gruppenbefragung in der Pilotphase wurden die<br />
teilnehmenden Tierärzte nach ihrem Nettonutzen befragt. Dabei wurde unterstellt, dass,<br />
wenn ein Nettonutzen entsteht, dieser zeitlich abhängig ist, z. B. über den Zeitraum der<br />
Bestandsbetreuung. Es wurde angenommen, dass bei Abgabe der Bestandsbetreuung<br />
der Nettonutzen entfällt.<br />
Eine Bewertung des Nettonutzens des Tiergesundheitssystems haben 10 Tierärzte vorgenommen.<br />
Davon haben drei Tierärzte einen Nettonutzen benannt, sieben Tierärzte<br />
haben einen Nettonutzen abgelehnt. Bei Quantifizierung des Nettonutzens für das Tier-<br />
140
141<br />
Ergebnisse<br />
gesundheitssystem gaben lediglich zwei Tierärzte ein Entgelt in Euro an. Der maximale<br />
Nettonutzen wurde von einem Tierarzt mit 30 Euro benannt. Die zweite Nennung lag<br />
bei 5 Euro pro landwirtschaftlichen Betrieb als zeitabhängige Nutzungsgebühr im Jahr.<br />
Neben der zeitabhängigen Nutzungsgebühr wurde nach anderen Zahlungsmodellen gefragt.<br />
Hier nannten die befragten Tierärzte folgende Möglichkeiten:<br />
� betriebs- und tierbezogene Preisbildung<br />
(Anzahl der betreuten Betriebe multipliziert mit einem Grundbetrag plus Anzahl<br />
der Tiere pro Betrieb mal Beitrag pro Tier ergibt den Jahresbeitrag)<br />
� nutzungsfrequenzbezogene Preisbildung und<br />
� zeitabhängige Preisbildung multipliziert mit der Bestandsgröße.<br />
Außer den genannten Preisbildungsansätzen gibt es weitere Instrumente, wie Preise<br />
differenziert werden können, um z. B. das Nachfrageverhalten zu beeinflussen. Eine<br />
Preisdifferenzierung dient einer besseren Auslastung der Dienstleistungskapazitäten<br />
sowie zur Ausschöpfung von Marktpotentialen (MEFFERT UND BRUHN 2003, 529f). Die<br />
Differenzierung kann anhand räumlicher, zeitlicher, abnehmerorientierter und mengenorientierter<br />
Kriterien erfolgen und einzeln oder kombiniert umgesetzt werden (MEFFERT<br />
UND BRUHN 2003, 529f). Für das Tiergesundheitssystem scheint eine räumliche<br />
Differenzierung nicht sinnvoll, da möglichst viele Tierhalter sowie betreuende Tierärzte<br />
teilnehmen sollen. Jedoch können zeitliche Kriterien, z. B. kostenfreie Testmonate, vergünstigter<br />
Jahresbeitrag für Frühnutzer, gewährt werden. Auch die abnehmerorientierte<br />
Preisdifferenzierung kann eingesetzt werden. Möglich ist darüber hinaus eine Preisdifferenzierung<br />
für Tierärzte einzufügen und ihnen bei Anmeldung den Jahresbeitrag<br />
für eine bestimmte Anzahl von Milchviehbetrieben nur einmal pauschal zu berechnen.<br />
Eine die mengenorientierte Preisdifferenzierung, z. B. im Rahmen einer Staffelung des<br />
Jahresbeitrages nach Anzahl der betreuten Milchviehbetriebe, die am Tiergesundheitssystem<br />
teilnehmen, ist auch vorstellbar.<br />
Als weiteres Instrument der Preisgestaltung ist eine Preisbündelung zu überlegen. Hier<br />
bieten sich z. B. die Preisbündelung von RDV4M und Tiergesundheitssystem für die<br />
Milchviehhalter an, da dies inhaltlich eng verzahnt ist und das Tiergesundheitssystem<br />
vom Interesse am RDV4M profitieren kann. Dies legen die Befragungsergebnisse in der<br />
Pilotphase nahe. Eine Einschätzung der Tierärzte zum Nettonutzen des RDV4M ergab,<br />
dass zehn der elf Befragten diesen positiv bewerteten und auch bereit sind, eine zeitabhängige<br />
Nutzungsgebühr zu entrichten. Bei der Quantifizierung der Nutzungsgebühr<br />
lag der Maximalwert bei 80 Euro. Darüber hinaus wurden 30 Euro, 20 Euro und
Ergebnisse<br />
10 Euro als Jahresgebühr benannt. Die genannten Werte sind als Trendwerte aufzufassen<br />
und können als Richtwerte herangezogen werden. Ferner ist es möglich, neben<br />
den aufgezeigten Möglichkeiten auch Preismodelle durch die Bündelung mit anderen<br />
Dienstleistungen des LKVs Baden-Württemberg, z. B. Beratungsdienstleistung, zu entwickeln.<br />
Bei der Vielzahl der aufgezeigten Varianten der Preisgestaltung erscheint die<br />
Bündelung mit dem RDV4M als besonders zielführend. Darüber hinaus ist der Einsatz<br />
von Einsteiger-Angeboten als ein Instrument zu empfehlen, um eine schnelle und breite<br />
Einführung des Tiergesundheitssystems zu unterstützen.<br />
4.3.5 Ergebnisse der Fallstudienanalyse in der Pilotphase<br />
Nachfolgend werden zunächst die Ergebnisse der SWOT Analyse und anschließend die<br />
Ergebnisse der Analyse der Praxiseinführung dargelegt. Diese werden abschließend zusammengeführt<br />
und eingeordnet.<br />
4.3.5.1 Ergebnisse der SWOT Analyse<br />
Die Darstellung der identifizierten Stärken und Schwächen sowie der identifizierten<br />
Chancen und Risiken hinsichtlich des Tiergesundheitssystems ist der Tabelle 24 zu entnehmen.<br />
Zum Teil wurden ähnliche Aspekte zusammengefasst. Die Argumente<br />
beginnen mit dem wichtigsten in absteigender Sortierung. Argumente, die nicht bewertet,<br />
jedoch als relevant erachtet werden, wurden mittels Buchstaben gekennzeichnet.<br />
Die Bewertung wurde für diese Argumente nicht vorgenommen, da es sich um Aspekte<br />
handelt, die nicht durch den einzelnen Tierarzt beeinflussbar sind.<br />
142
Taabelle<br />
27:<br />
Stärken-Schhwäche<br />
und CChance-Risike<br />
en des Tiergessundheitssysteems<br />
aus der Si icht von<br />
Tierärzten<br />
NNach<br />
der Ideentifikation<br />
und Beweertung<br />
der Stärken-Sch S hwächen unnd<br />
Chancen-Risiken<br />
duurch<br />
die teilnehmennden<br />
Tierärrzte<br />
erfolg gt die Abbleitung<br />
voon<br />
Strateg gien zur<br />
strrategischenn<br />
Ausrichtuung<br />
des Tieergesundhei<br />
itssystems. Es konnteen<br />
bei der SWOT-<br />
Sttrategieentwwicklung<br />
drrei<br />
der vierr<br />
möglichen n Strategieoptionen<br />
iddentifiziert<br />
werden.<br />
Diese<br />
sind eentsprechennd<br />
der SWOOT-Kombin<br />
nation benaannt<br />
(z. B. S3/O(b) en ntspricht<br />
Sttärke<br />
(strenngths)<br />
Punktt<br />
3 und untter<br />
Chance (opportunitties)<br />
Punkt (b)) und in n Tabelle<br />
255<br />
bezeichneet.<br />
143<br />
Ergebnisse E
Ergebnisse<br />
Tabelle 28: SWOT-Matrix zum Tiergesundheitssystem<br />
Bei der Umsetzung der Strategien wird der Schwerpunkt auf die offensiven Strategien<br />
(SO-Strategie) gelegt. Hier werden die vorhandenen Stärken und Chancen gezielt genutzt.<br />
Im Gegensatz dazu werden Defensivstrategien (WT-Strategien) zunächst nachrangig<br />
betrachtet. Diese konzentrieren sich auf die Reduzierung von Schwächen und<br />
Risiken (LOMBRISER UND ABPLANALP 1998, 197).<br />
Für das Tiergesundheitssystem bedeutet dies, dass folgende Strategien fokussiert<br />
werden:<br />
� Potentiale aufzeigen: einfache Herdenbetreuung und Zeitersparnisse<br />
(S1/2/4;O2/3/a)<br />
� Darstellungsinstrument und gestiegene Bedeutung von Tiergesundheit aufzeigen<br />
(S6;O1/b)<br />
� breitere und verbesserte Datenbasis zur Beurteilung der Tiergesundheit und der<br />
für die tierärztliche Tätigkeit hervorheben (S3;O4/b)<br />
Die Strategie Potentiale aufzeigen: einfache Herdenbetreuung und Zeitersparnisse zielt<br />
144
145<br />
Ergebnisse<br />
auf die Betonung von Vorteilen, die für Tierärzte in ihrer konkreten praktischen Arbeit<br />
Vorteile bringen. Einerseits durch den leichten Einstieg in die Herdenbetreuung als Diversifikation<br />
des eigenen Berufs- und Praxisprofils sowie andererseits durch die<br />
Möglichkeit, Arbeitszeit zu reduzieren, die dann anderweitig genutzt werden kann.<br />
Die Strategie zwei – Darstellungsinstrument und gestiegene Bedeutung von Tiergesundheit<br />
aufzeigen - fokussiert die bessere Visualisierung tiergesundheitsrelevanter Aspekte<br />
(einzeltier- sowie bestandsbezogen) zur Erfolgsdarstellung der tierärztlichen Bestandsbetreuung<br />
und zum Aufzeigen von Optimierungspotential im Herdenmanagement.<br />
Die dritte Strategie betont die verbesserte, breitere Datenbasis zur Tiergesundheit und<br />
allgemein für die tierärztliche Tätigkeit, die durch die Nutzung des Tiergesundheitssystems<br />
zur Verfügung steht. Dadurch sind fundierte Diagnosen möglich, welche anhand<br />
einer breiteren Datenbasis getroffen werden können.<br />
Da die WO-Strategie und die WT-Strategie nachrangig ebenfalls verfolgt werden<br />
sollten, werden diese kurz dargelegt.<br />
Die WO-Strategie Strategische Nutzung vorantreiben und mögliche Fehlerquellen<br />
minimieren zielt auf die Erreichung der übergeordneten Ziele und die kontinuierliche<br />
Verbesserung des Tiergesundheitssystems. Die Kombination aus strategischer Nutzung<br />
und Verbesserung des Tiergesundheitssystems setzt an zwei verschiedenen Bereichen<br />
an. Zum einen an den strategischen Zielen des Tiergesundheitssystems: effiziente<br />
Informationsnutzung zur Reduzierung von Kosten in der Milchviehhaltung sowie<br />
optimierter vorbeugender Gesundheitsschutz für Mensch und Tier im Sinne der EU-<br />
Strategie One Health (vgl. Kap. 2.2.3). Zum anderen erfolgt die Ausrichtung bezüglich<br />
einer kontinuierlichen Optimierung des Tiergesundheitssystems hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit,<br />
der Praxistauglichkeit und der Minimierung anderer Schwächen.<br />
Die WT-Strategie Kommunikation zum Thema Datensicherheit verstärken betont ein<br />
wichtiges Thema beim Umgang mit unternehmensbezogenen Daten – die Sicherheit.<br />
Ohne die Gewährleistung der Datensicherheit, die stetige Verständigung zur Datensicherheit<br />
und die Darstellung der umgesetzten Aktivitäten in diesem Bereich können<br />
Widerstände oder Ressentiments nicht abgebaut und damit mögliche Nutzer nicht überzeugt<br />
werden.<br />
4.3.5.2 Ergebnisse des Praxistests Versuchsstation<br />
Ziel der Tests war es, zunächst die technische Stabilität, die Fehlerfreiheit und die Zu-
Ergebnisse<br />
verlässigkeit des Tiergesundheitssystems zu prüfen. Darüber hinaus erfolgten Zeiterfassungen<br />
bei der Nutzung des Tiergesundheitssystems. Im Einzelnen wurde das Einlesen<br />
der LKV-Stammdaten in das Programm Vetinf, das Auslesen der Daten der AuA-<br />
Belege über die entwickelte Schnittstelle sowie das Hochladen der Belege in das Tiergesundheitssystem<br />
geprüft.<br />
Die nachfolgende Dokumentation führt die aufgetretenen Mängel und den Status der<br />
Mängelbeseitigung auf (Tabelle 26, vgl. dazu auch WIDENMEYER 2009, 62ff). Tabelle<br />
29 zeigt, dass das Tiergesundheitssystem im Rahmen des vorgenommenen Tests technisch<br />
stabil und fehlerfrei sowie zuverlässig einsetzbar ist.<br />
Tabelle 29: Übersicht Praxistest Versuchsstation: auftretende Fehler und Status der Mängelbeseitigung<br />
Auftretender Fehler Status der Mängelbeseitigung<br />
Einlesen der LKV-Stammdaten in das Programm Vetinf<br />
Tiere wurden mehrmals angelegt Behoben<br />
einlesen der LKV-Stammdaten als Herde oder als Einzeltier<br />
nicht möglich<br />
146<br />
Behoben<br />
Lebensnummer nicht sichtbar Behoben<br />
Sortierung nach Lebensnummer, Stallnummer und Stallname<br />
nicht möglich<br />
eingeschränkte Möglichkeit der Zuordnung der Tiere zu bestimmten<br />
Tiergruppen z. B.Kuh, Kalb, Mastkalb<br />
Auslesen der Daten der AuA-Belege und erstellen der ADIS-Datei<br />
Behoben<br />
Behoben<br />
Tierarzt- bzw. Praxisnummer im Vetinf nicht hinterlegbar Behoben<br />
Fehlerhaftes Auslesen der Lebensnummern Behoben<br />
Hochladen der ADIS-Dateien in das Tiergesundheitssystem<br />
Unterschiedliche Benennung bei Medikamentenabgabe zur<br />
äußeren Anwendung<br />
Behoben<br />
Datensatz doppelt im Tiergesundheitssystem angelegt 2. Quartal 2010<br />
Die Zeiterfassung für das Erzeugen und Hochladen der ADIS-Datei in das Tiergesundheitssystem<br />
wurde anhand von drei Arbeitsschritten vorgenommen:<br />
� Auswahl des AuA-Beleges und Erstellung eines neuen Datensatzes in Vetinf als<br />
ADIS-Datei für die Schnittstelle,<br />
� Auswahl der ADIS-Datei im Modul Admin des Tiergesundheitssystems und das<br />
Hochladen bis zur Darstellung auf dem Ergebnisbildschirm und
� ggf. Korrektur und Abspeicherung der Dateien.<br />
147<br />
Ergebnisse<br />
Bei der Zeiterfassung wurden sowohl Einzelbelege als auch Sammelbelege einbezogen.<br />
Bei der fehlerfreien Ausführung aller Arbeitsschritte wurden zwischen 11 und maximal<br />
26 Sekunden benötigt. Bei Einzelbelegen werden durchschnittlich 15 Sekunden benötigt,<br />
bei Sammelbelegen 13 Sekunden. Für den Arbeitsschritt 1 sind durchschnittlich<br />
8,1 Sekunden bei Einzelbelegen notwendig (Sammelbelege durchschnittlich 8,9). Für<br />
den Arbeitsschritt 2 waren durchschnittlich 2,6 Sekunden bei den Einzelbelegen erforderlich<br />
(Sammelbelege 2,4). Beim Arbeitsschritt 3 wurden für Einzelbelege durchschnittlich<br />
2,6 Sekunden gemessen (Sammelbelege 2,1 Sekunden). Für die Fehlerkorrektur<br />
wurden im Mittel 26,3 Sekunden benötigt (min. 22,3 Sekunden, max. 34,8<br />
Sekunden). Anhand der erhobenen Daten wird deutlich, dass es die Eingabe von<br />
Sammelbelegen unter dem Gesichtpunkt des knappen Faktors Zeit günstiger ist als die<br />
Eingabe von Einzelbelegen (WIDENMEYER 2009, 64ff).<br />
Zusammenfassend können die Ergebnisse der Pilotphase wie folgt benannt werden.<br />
Mittels SWOT Analyse konnten drei offensive Strategien für die Etablierung des Tiergesundheitssystems<br />
bei Tierärzten ermittelt werden. Diese Strategien zielen auf die Betonung<br />
der erkannten Stärken des Tiergesundheitssystems gegenüber der Nutzergruppe<br />
Tierärzte. Der Fokus liegt auf<br />
� den Potentialen des Systems hinsichtlich einer vereinfachten Herdenbetreuung,<br />
� der Nutzung des Systems als einfaches, übersichtliches Darstellungsinstrument<br />
gegenüber dem Kunden und<br />
� der bereiten Datenbasis, die zur Beurteilung der Tiergesundheit und der tierärztlichen<br />
Tätigkeit zur Verfügung steht.<br />
Im Rahmen des Praxistests wurde die technische Stabilität, die Fehlerfreiheit sowie Zuverlässigkeit<br />
des Tiergesundheitssystems unter den gegebenen Bedingungen bestätigt.<br />
Ob durch das Tiergesundheitssystem eine Senkung des zeitlichen Arbeitsaufwands erzielt<br />
wird, kann im Rahmen dieser ersten Tests noch nicht beantwortet werden.<br />
4.3.6 Interpretation und Bewertung der Ergebnisse der Umsetzungsplanung<br />
Im Rahmen der Umsetzungsplanung wurden Aussagen zur Ressourcenplanung, zur<br />
Prozessdarstellung, zum Vermarktungskonzept, zum Geschäftsmodell sowie zur Pilotphase<br />
getroffen. Die Aussagen sind aufgrund der noch vorhandenen offenen Punkte<br />
zum Tiergesundheitssystem (vgl. Kap. 4.4) und der damit verbundenen Unsicherheit als
Ergebnisse<br />
Anhaltspunkte aufzufassen. Diese Einschränkung zur Aussagekraft der Ergebnisse ist<br />
auf das derzeit gegebene Anfangsstadium des Tiergesundheitssystems zurückzuführen<br />
und tritt bei vielen technischen Neuerungen auf. Dennoch sind die Ergebnisse als<br />
richtungsweisend zu verstehen, welche die nächsten Schritte beeinflussen.<br />
Die vorgenommene Ressourcenplanung wurde gegliedert in personelle,<br />
organisatorische und IT-Ressourcen. Die genannten Ressourcen beziehen sich auf eine<br />
Startplanung, dass bedeutet bei vorhanden sein der genannten Ressourcen kann das<br />
Tiergesundheitssystem in Betrieb genommen werden. Bei der vorgenommenen Planung<br />
wurde unterstellt, dass keine Infrastruktur vorhanden ist und alle Ressourcen bzw.<br />
Prozesse eingeführt werden müssen.<br />
Die Prozessdarstellung visualisiert den Nutzungsprozess des Tiergesundheitssystems.<br />
Hierbei werden einerseits der optimale Nutzungsprozess und andererseits mögliche<br />
Varianten des Nutzungsprozesses sowie die daraus resultierende Interaktion zwischen<br />
Dienstleister und Kunden aufgezeigt.<br />
Im Anschluss an die Prozessdarstellung wurde ein Konzept zur Vermarktung des Tiergesundheitssystems<br />
vorgestellt. Dabei wurde eine zweistufige Strategie verfolgt, die auf<br />
die Nutzergruppen abzielt. Es wird eine getrennte Vermarktung des Tiergesundheitssystems<br />
für Tierhalter und Tierärzte vorgeschlagen. Um einerseits die bereits vorhandenen<br />
Kommunikationswege bei der Nutzergruppe Tierhalter nutzen zu können.<br />
Andererseits kann durch die getrennten Strategien konkreter und intensiver auf die<br />
Nutzergruppe Tierärzte eingegangen werden. Diese zeichnet sich stärker durch Unsicherheit<br />
und Zurückhaltung gegenüber dem Tiergesundheitssystem aus.<br />
Die Beschreibung des Geschäftsmodells stellt komprimiert das Tiergesundheitssystem<br />
vor und zeigt den Nutzen und die Vorteile des Systems für die relevanten Nutzergruppen<br />
auf. Im Rahmen des Geschäftsmodells werden ferner auch erste Modelle zur<br />
Preisbildung diskutiert. Eine Vielzahl von Instrumenten der Preisbildung ist vorstellbar.<br />
Zielführend scheint eine Herangehensweise analog zum RDV4M zu sein. Hier wird ein<br />
geringes zeitabhängiges Entgelt von den Nutzern entrichtet. Dieses ist jedoch vor der<br />
vorhandenen Organisationsstruktur des LKVs zu sehen. Es handelt sich um einen<br />
Service für die LKV-Mitglieder, die an den LKV bereits Mitgliederbeiträge entrichten.<br />
Es gilt insbesondere für die Tierärzte, einen attraktiven Preis zur Nutzung und<br />
Etablierung des Tiergesundheitssystems zu finden. Dieser dient einerseits zur Deckung<br />
der Kosten des Anbieters. Andererseits muss dagegen gesehen werden, dass auch der<br />
148
149<br />
Ergebnisse<br />
Anbieter einen Nutzen aus dem Tiergesundheitssystem zieht, indem die akkumulierten<br />
Daten für andere Serviceangebote (z. B. regionale Vergleiche) herangezogen werden<br />
können. Vor diesem Hintergrund ist möglichst ein für alle Seiten ausbalancierter Preis<br />
wünschenswert.<br />
Die Ergebnisse der Fallstudienanalyse in der Pilotphase können nur als Auftakt für<br />
weitere Praxistests des Tiergesundheitssystems aufgefasst werden. Die durchgeführten<br />
Tests dokumentieren, dass das System technisch fehlerfrei arbeitet und stabil ist. Es<br />
konnten anhand des Testaufbaus keine Aussagen zur Bedienerfreundlichkeit sowie zur<br />
konkreten Nutzung im beruflichen Alltagsgeschäft von Tierhaltern und Tierärzten getätigt<br />
werden. Die nutzerspezifische Erprobung des Tiergesundheitssystems hat möglichst<br />
zeitnah zu erfolgen, um zu ermitteln, ob die angestrebten Effizienzziele durch das<br />
Tiergesundheitssystem erreicht werden können (z. B. Zeitreduktion, indirekte Kostensenkung<br />
bei Arzneimitteln). Die durchgeführte Zeiterfassung kann dazu nicht herangezogen<br />
werden. Diese Ergebnisse sind als Richtwerte aufzufassen. Eine Übertragung<br />
der Ergebnisse auf die alltägliche Nutzung des Tiergesundheitssystems ist nicht ratsam,<br />
aufgrund des zugrunde gelegten Versuchsszenarios.<br />
4.3.7 Zwischenfazit<br />
Zur Umsetzung des Tiergesundheitssystems bedarf es beim Dienstleistungsanbieter<br />
personelle, organisatorische und IT-Ressourcen. Das Geschäftsmodell zum entwickelten<br />
Tiergesundheitssystem beinhaltet die Nutzenbeschreibung, die Prozessdarstellung sowie<br />
das Vermarktungskonzept. Zur Förderung der Nutzung des Tiergesundheitssystems<br />
wird empfohlen die beiden Hauptnutzergruppen Tierhalter und Tierärzte separat zu bewerben,<br />
um zielgruppenspezifisch zu agieren sowie vorhandene und etablierte<br />
Informationswege nutzen zu können. Im Rahmen des Geschäftsmodells wurden verschiedene<br />
Varianten zur Dienstleistungsvergütung betrachtet (z. B. betrieb- oder tierbezogene,<br />
zeitbezogene Preismodelle). Präferiert wird ein zeitabhängiges Entgeltmodell,<br />
das einfach ist und ausreichend Flexibilität für die Nutzer gewährleistet.<br />
Im Rahmen der Pilotphase wurde in ersten Tests dokumentiert, dass das Tiergesundheitssystem<br />
technisch fehlerfrei und stabil arbeitet. Im Rahmen einer SWOT-Analyse<br />
identifizierten Tierärzte Stärken (z. B. dezentrales System, einfache Bedienbarkeit,) und<br />
Schwächen (z. B. Vorbelegung aus dem AuA-Beleg im Tiergesundheitssystem nur bedingt<br />
richtig, wahrgenommener Wechsel der Verantwortung vom Tierhalter auf den<br />
Tierarzt) sowie Chancen (z. B. bessere Erfolgsdarstellung, einfacher Einstieg in die
Ergebnisse<br />
Herdenbetreuung) und Risiken (z. B. mangelnde Akzeptanz bei Tierhaltern, Praxisdaten<br />
einsehbar/Datensicherheit) des Systems. Ableitend aus diesen Ergebnissen wurden Vorschläge<br />
zur strategischen Ausrichtung des Tiergesundheitssystems benannt.<br />
150
5 Diskussion und Schlussfolgerung<br />
151<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung eines webbasierten, integrierten Tiergesundheitssystems<br />
durch Zusammenführung verteilter, einerseits lückenhafter und<br />
andererseits redundanter tiergesundheitsrelevanter Daten. Nachfolgend werden die verwendeten<br />
Methoden sowie die Ergebnisse dieser Arbeit diskutiert und abschließend aus<br />
den Ergebnissen der Diskussion Schlussfolgerungen abgeleitet.<br />
5.1 Diskussion<br />
5.1.1 Erörterung der Methoden<br />
Für die vorliegende Arbeit wurden statistik-basierte Erklärungsstrategien genutzt, um<br />
Zusammenhängen zu schätzen und über Hypothesentests zu prüfen (IST-Situation,<br />
Nutzerklassifizierung). Darüber hinaus wurden fall-basierte Erklärungsstrategien im<br />
Rahmen der Testphase verwendet, um die subjektiven Sichtweisen der Tierärzte zum<br />
entwickelten Tiergesundheitssystem zu erfassen und um einen Bereich, zu dem bisher<br />
noch keine Forschungen vorliegen, untersuchen zu können.<br />
Anwendung der qualitativen Methoden<br />
Die Ergebnisse der durchgeführten Produkttests lassen erste Rückschlüsse zur<br />
technischen Stabilität und Funktionsfähigkeit des entwickelten Tiergesundheitssystems<br />
zu. Einschränkungen sind bei der Aussagekraft von Ergebnissen der qualitativen Marktforschung<br />
hinzunehmen, da die erhobenen subjektiven Meinungen nur bedingt auf die<br />
Grundgesamtheit übertragen werden können. Grund hierfür ist die geringe Grundgesamtheit,<br />
die im Rahmen des Studio-Use-Tests und der anschließenden Gruppendiskussion,<br />
eingebunden werden konnte. Bei den Teilnehmern handelte es sich zudem um<br />
interessierte Tierärzte mit einer hohen Technikaffinität.<br />
Es besteht darüber hinaus die Gefahr, dass Produkte, die erfolgreich getestet wurden auf<br />
dem Markt teils nicht den vorhergesagten Erfolg erbringen, wohingegen andere, die<br />
weniger gut abschnitten, erfolgreich waren. Als mögliche Gründe dafür werden z. B.<br />
falsch ausgewählte Testpersonen, mögliche Ungenauigkeiten aufgrund der menschlichen<br />
Begrenztheit, Unvollständigkeit der erfassten Faktoren, Veränderungen im Kaufverhalten<br />
oder Konkurrenzprodukte mit einer besseren Bedürfnisbefriedigung für die<br />
Zielgruppe genannt (WITT 1996, 66f). Aufgrund der benannten Einschränkungen, die<br />
den Methoden der qualitativen Marktforschung zu zuschreiben sind, sind ergänzende
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Maßnahmen, z. B. lokaler Markttest, empfohlen, die die Produkteinführung vorbereiten.<br />
Trotz der Einschränkungen, die bei Methoden der qualitativen Marktforschung vorhanden<br />
sein können, war die Nutzung der gewählten, z.T. qualitativen Methoden zum<br />
derzeitigen, frühen Entwicklungsstand des Tiergesundheitssystems eine zweckdienliche<br />
Vorgehensweise, um erste Rückmeldungen zum Tiergesundheitssystem zu erheben. Es<br />
sind weiterführender Produkttests hinsichtlich Alltagstauglichkeit, Bedienerfreundlichkeit,<br />
Benutzbarkeit sowie motivations- und wahrnehmungspsychologischer Fragestellungen<br />
notwendig, um eine erfolgreiche Produkteinführung des Tiergesundheitssystems<br />
zu erzielen (WITT 1996, 64).<br />
Nachdem die Einschränkungen der qualitativen Methode Produkttest besprochen<br />
wurden, wird folgend das multimethodische Vorgehen diskutiert. Die Verknüpfung<br />
unterschiedlicher qualitativer Methoden kann im Positiven zu einem verbesserten Erkenntnisgewinn<br />
führen, unterliegt jedoch methodologischen Problemen. Hier sind zu<br />
nennen Ergebniskonstellationen, Kongruenz18 , Komplementarität, Divergenz sowie die<br />
Populationsauswahl (LAMNEK 2005b, 274ff). Ergebniskonstellationen liegen dann vor,<br />
wenn Ergebnisse aus multimethodischen Untersuchungen übereinstimmen, ergänzend<br />
und widersprüchlich sein können. Eine Übereinstimmung kann als Bestätigung der Ergebnisse<br />
gewertet werden. Durch Ergänzungen der Ergebnisse kann eine vollständigere<br />
Darstellung des Untersuchungsgegenstandes bewirkt werden. Unterschiedliche Ergebnisse<br />
führen hingegen zu Rückfragen bezüglich der Methodenanwendung und zu<br />
Grunde gelegten Vorentscheidungen. Darüber hinaus können divergierende Ergebnisse<br />
neben der Überprüfung der eigenen Vorgehensweise auch zu Folgeuntersuchungen<br />
führen, die die ermittelten Ergebnisse weitergehend überprüfen (LAMNEK 2005b, 284ff).<br />
Die durch das multimethodische Vorgehen im Rahmen dieser Arbeit ermittelten Ergebnisse<br />
sind übereinstimmend und ergänzend (z. B. Ergebnisse der Gruppendiskussion<br />
konnten im Rahmen der vertiefenden Befragung bestätigt und vervollständigt werden).<br />
Ergänzungen sind insbesondere durch die individuelle Betonung einzelner Aspekte von<br />
Fragestellungen (z. B. zur Anwendung von IT im Berufsalltag, zur Praxisorganisation)<br />
bei den befragten Tierärzten aufgetreten. Der verbesserte Erkenntnisgewinn, der durch<br />
das multimethodische Vorgehen erzielt wurde, wird als hinreichende Rechtfertigung für<br />
das gewählte methodische Vorgehen erachtet.<br />
18 Die Kongruenz ist für die vorliegende Arbeit nicht von Bedeutung, da keine qualitativen und<br />
quantitativen Methoden zur gleichen Fragestellung durchgeführt wurden.<br />
152
153<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
5.1.2 Diskussion der Ergebnisse<br />
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit werden im Folgenden diskutiert und eingeordnet.<br />
Dafür werden die Markt- und Potentialanalyse, der Gesamtentwurf Tiergesundheitssystem<br />
und die Umsetzungsplanung jeweils gesondert betrachtet.<br />
Aus der Markt- und Potentialanalyse werden die folgenden Ergebnisse diskutiert:<br />
� die Analyse zur Ausstattung mit und die Anwendung von IT bei den untersuchten<br />
Nutzergruppen,<br />
� die Klassifizierung der Nutzergruppen hinsichtlich ihrer Einschätzung und<br />
Nutzungsbereitschaft zum Tiergesundheitssystems und<br />
� die Analyse der branchenspezifischen Software für Tierhalter und für Tierärzte.<br />
Ausstattung mit und Anwendung von IT<br />
Es wurde ein hoher Ausstattungsgrad mit IT-Hardware und ein hoher Verbreitungsgrad<br />
des Internets bei den befragten Tierhaltern (97 %) und Tierärzten (94 %) ermittelt. Die<br />
weite Verbreitung des Internets bestätigen Untersuchungsergebnisse von DOLUSCHITZ<br />
UND PAPE (2001); ROSSKOPF UND WAGNER (2003); HOLPP UND GERBER (2008), VOSS et<br />
al. (2008) für Tierhalter sowie KRINN (2004) für Tierärzte. Dennoch scheinen die Ergebnisse<br />
dieser Untersuchung aufgrund der Stichprobenauswahl etwas positiv zu sein.<br />
Die repräsentative agriMA-Studie 2009 gibt als Verbreitungsgrad des Internets in der<br />
Landwirtschaft 68 % an (AOL 2009, 16). Die divergierenden Ergebnisse sind durch die<br />
Beschränkung auf zwei ausgewählte Untersuchungsregionen in der vorliegenden Untersuchung<br />
im Vergleich zur deutschlandweiten Untersuchung der agriMA-Studie begründbar.<br />
Die These nach regionalen Unterschieden bei der IT-Ausstattung muss abgelehnt<br />
werden. Das bestätigen auch Aussagen von ISERMEYER (2009, 76ff). Er sieht die<br />
technologische Entwicklung in allen Milchviehregionen Deutschlands voranschreiten<br />
und geht von einer baldigen Marktdurchdringung aus. Als Begründung nennt er die zunehmende<br />
Verbreitung des vollautomatischen Melkens. Darüber hinaus sind als Gründe<br />
zu nennen die sinkenden Preise für IT im Vergleich zu früheren Jahren sowie die<br />
stärkere IT-Nutzung im privaten Bereich. Die fortschreitende technologische Entwicklung<br />
in der Landwirtschaft belegen auch die agriMA-Studien von 1998 bis 2009<br />
anhand der Verbreitung des Internets. Zwischen 1998 und 2009 stieg die Verfügbarkeit<br />
des Internets bei Landwirte von 7 % auf 68 % an. Eine zunehmend flächendeckenden<br />
Verbreitung des Internets und die technologische Entwicklung in der Landwirtschaft<br />
werden dadurch bestätigt. Die Aussagen von ISERMEYER und der agriMA-Studie be-
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
stätigen die ermittelten Ergebnisse dieser Arbeit. Damit sind die technischen Voraussetzungen<br />
für das entwickelte Tiergesundheitssystem gegeben.<br />
Es gilt jedoch zu beachten, dass einige Studien zum Ergebnis kommen, dass die Ausstattung<br />
mit IT nicht auch deren Anwendung im Betriebsalltag nach sich zieht (VOSS<br />
2008, 6f; ROSSKOPF UND WAGNER 2003, 126f). Positiv auf die Anwendung von IT<br />
wirken sich die zunehmende private Nutzung von IT, die die berufliche Nutzung beeinflusst<br />
sowie der demografische und strukturelle Wandel aus. Jüngere Landwirte stehen<br />
der Nutzung von IT positiver gegenüber und sind eher bereit Investitionen hier zu<br />
tätigen (vgl. VOSS et al. 2008, 29f; AOL 2009, 12ff).<br />
Die ermittelten Ergebnisse zur Nutzungsbereitschaft des Tiergesundheitssystems<br />
können ähnlich wie die Erkenntnisse aus dem GIQS-Projekt gewertet werden (vgl. Kap.<br />
2.3.1). Des Weiteren zeigen Ergebnisse einer Befragung österreichischer Tierärzte, dass<br />
die Motivation zur Datenweitergabe höher ist, wenn ein Datenrückfluss zum Tierarzt im<br />
Rahmen von Auswertungen gegeben ist (FÜRST-WALTL et al. 2007). Beide Untersuchungen<br />
bestätigen somit die im Rahmen der vorliegenden Arbeit, erhobenen Ergebnisse.<br />
Der Aspekt des Datenrückflusses an die teilnehmenden Tierärzte beim Tiergesundheitssystem<br />
sollte demnach stärker betont werden z. B. durch tiermedizinische<br />
relevante Auswertungen, um das Interesse und die Beteiligung der Tierärzte zu fördern.<br />
Nutzerklassifikation<br />
Für die jeweilige Nutzergruppe Tierhalter und Tierärzte lassen sich befürwortende und<br />
ablehnende Cluster benennen. Bei den Tierhaltern sind als Befürworter die Cluster<br />
Gesamt-Befürworter sowie der Cluster Befürworter Datennutzung zu nennen, bei den<br />
Tierärzten die Gruppe Befürworter. Die ablehnenden Cluster bei den Tierhaltern sind<br />
die Cluster anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner sowie Gesamt-Ablehner, bei<br />
den Tierärzten der Cluster Ablehner. VOSS et al. (2008) kommen bei der von ihnen<br />
durchgeführten Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen. Sie konnten in einer Untersuchung<br />
zur Internetnutzung von deutschen Landwirten drei Gruppen identifizieren, die<br />
VOSS et al. als Heavy User, Smart User sowie Internetmuffel bezeichnen. Insgesamt<br />
zeigen zurückhaltende Einstellungen zum Internet bei Landwirten auf. Der Gruppe<br />
Internetmuffel wird durch VOSS et al. (2008, 29) zukünftig abnehmende Bedeutung beigemessen.<br />
In dieser Gruppe finden sich überwiegend ältere Landwirte. Somit werden<br />
die Ergebnisse zur Nutzerklassifikation der vorliegenden Arbeit durch eine weitere<br />
Arbeit bestätigt.<br />
154
155<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Aus den ermittelten Ergebnissen wurde das weitere Vorgehen abgeleitet. Der Schwerpunkt<br />
wurde auf die befürwortenden Cluster gelegt. Insbesondere der befürwortende<br />
Cluster der Tierärzte wurde für die Pilotphase herangezogen. Dieses Vorgehen entspricht<br />
Erkenntnissen aus dem Bereich der Innovations- und Diffusionsforschung (vgl.<br />
ALBRECHT 1992, 30f) und der angewandten Praxis z. B. im Landmaschinenbau<br />
(RÖSSLER UND NACKE 1996, 164). Insgesamt sind aufgrund der begrenzten Stichproben-<br />
größe und der Nicht-Repräsentativität der Stichprobenauswahl die Ergebnisse als Tendenz<br />
zu verstehen und vorsichtig zu interpretieren.<br />
Tierärztliche Praxismanagementsoftware - Herdenmanagementsoftware<br />
Bei Herdenmanagementanwendungen wird die Kompatibilität zu übergeordneten<br />
Informationspartnern (z. B. LKV) durch alle Anbieter gewährleistet. Darüber hinausgehend<br />
sind Herdenmanagementanwendungen als eingeschränkt kompatibel zu<br />
charakterisieren. Lediglich zwei Softwareprogramme ermöglichen einen Datenaustausch<br />
zur tierärztlichen Praxismanagementsoftware. Beide Anbieter sehen eher<br />
geringes Interesse ihrer Kunden an einem solchen Datenaustausch, was möglicherweise<br />
auf die zusätzlichen Kosten, die für den Tierhalter entstehen, zurückzuführen ist.<br />
Darüber hinaus wird kein Mehrwert im Sinne weiterer Auswertungen durch den Anbieter<br />
generiert, wodurch das Nutzenpotential der vorhandenen Daten vom Tierhalter<br />
und Tierarzt nicht ausgeschöpft wird. Diese Auswertungen müssten durch die Prozessteilnehmer<br />
selbständig erstellt werden. Damit wird jedoch anstelle von Zeitersparnis zusätzliche<br />
Zeit benötigt, um aus den verfügbaren Daten entsprechende Auswertungen zu<br />
fertigen und damit einen Mehrwert zu erhalten. Da Zeit ein knappes Gut ist, scheint die<br />
Bereitschaft diese Zeit aufzubringen bei den Prozessteilnehmern zu fehlen, was durch<br />
das geringe Interesse an einem Datenaustausch dokumentiert.<br />
Die unterschiedliche Anbieterstruktur bei der tierärztlichen Praxismanagementsoftware<br />
im Vergleich zur Herdenmanagementsoftware, unterschiedliche Branchenstruktur sowie<br />
der bereits seit Jahrzehnten stattfindende technologische und strukturelle Wandel in der<br />
Milchviehhaltung (ISERMEYER 2009, 77ff) können Gründe sein, warum Impulse für eine<br />
verbesserte Kompatibilität bisher nicht beidseitig durch Softwarehäuser beider Nutzergruppen<br />
ausgingen. Wenig Beachtung in der veterinärmedizinischen Forschung findet<br />
bisher darüber hinaus die Weiterentwicklung von IT-Anwendungen im tierärztlichen<br />
Praxismanagement. COLCUC (1995) erfasste Veränderungen, die der Einsatz von IT in<br />
der veterinärmedizinischen Praxis mit sich brachte. Darüber hinaus gibt es Untersuchungen<br />
zum Einsatz spezifischer Software für Teilbereiche der veterinär-
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
medizinischen Tätigkeit von Nutztierärzten (MANSFELD UND GRUNERT 1990, RICHTER<br />
1999, BRANDL 2005). Arbeiten zur Analyse und Weiterentwicklung IT-relevanter<br />
Fragestellung im veterinärmedizinischen Praxismanagement konnten nicht ermittelt<br />
werden. Damit fehlt eine Möglichkeit der systematischen Auseinandersetzung zur Angebotsoptimierung<br />
auf die Bedürfnisse der Zielgruppe.<br />
Das Tiergesundheitssystem ist als Web-Anwendung konzipiert und verwendet zum<br />
Datenaustausch das Format ADIS/ADED. Neben dem ADIS/ADED-Standard gibt es<br />
als weiteren Standard für den standardisierten Datenaustausch in der Landwirtschaft<br />
agroXML. Die längere Etablierung des ADIS/ADED-Standards (seit den 1990er<br />
Jahren), große Verbreitung in der Praxis sowie dessen spezifische Ausrichtung auf den<br />
Bereich der Tierhaltung waren die Gründe für die Verwendung des ADIS/ADED-<br />
Standard beim entwickelten Tiergesundheitssystem. Dadurch konnte auf etablierte und<br />
erprobte Strukturen und Datenstandards aufgesetzt werden. Eine Erweiterung war lediglich<br />
zur Abbildung spezifischer tierärztlicher Vorgänge erforderlich z. B. Arzneimittelabgabe.<br />
Dieses Vorgehen bewirkt, dass das Tiergesundheitssystem als Pilotvorhaben<br />
eine ausgereifte Technik mit den daraus resultierenden Vorteilen (z. B. geringere<br />
Fehleranfälligkeit) nutzt. Aus den aufgeführten Gründen, die für den ADIS/ADED-<br />
Standard sprachen, wurde der Standard agroXML nicht verwendet. Perspektivisch ist<br />
bei entsprechender Weiterentwicklung auch die Nutzung von agroXML vorstellbar.<br />
Inhaltlich greift das Tiergesundheitssystem auf einen in Österreich erprobten Diagnosekatalog<br />
zurück (BMGF 2006, 226f). Dieser zeichnet sich im Besonderen durch eine<br />
geringe Katalogtiefe aus. Diese Eigenschaft ermöglicht eine einfache Zuordnung von<br />
Diagnosen und ist damit unkompliziert und schnell nutzbar. Die geringe Katalogtiefe<br />
verhindert jedoch, dass detaillierte Auswertungen auf übergeordneter Ebene erfolgen<br />
können und schränkt die Weiterverwendung der aggregierten Daten, z. B. für die Zucht,<br />
ein. Als Alternative hätte der Diagnoseschlüssel Rind nach STAUFENBIEL genutzt<br />
werden können (SCHULZE 2008). Dieser zeichnet sich durch eine deutlich größere<br />
Katalogtiefe aus, die die Verwendung von aggregierten Daten für weitergehende Auswertungen<br />
besser unterstützt. Diese Vorteile stehen dem Nachteil einer komplizierteren<br />
Zuordnung von Diagnosen gegenüber, die eine ablehnende Einstellung gegenüber dem<br />
Gesamtsystem durch Nutzergruppe Tierärzte bewirken kann. Darüber hinaus ist hier zu<br />
erwähnen, dass viele Tierärzte mit eigenen Diagnosenschlüsseln arbeiten. Um hinterlegte<br />
Diagnoseschlüssel in Softwareanwendungen und eigene Diagnoseschlüssel zu<br />
verknüpfen, gibt es Schlüsselbrücken. Diese überführen unterschiedliche Kataloge in<br />
156
157<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
einen gemeinsamen Katalog. Nachteil von Schlüsselbrücken sind die damit verbundenen<br />
Kosten.<br />
Der verwendete Diagnoseschlüssel ist mit seiner geringen Katalogtiefe als Einstiegvariante<br />
geeignet. Inwiefern dieser Katalog in Deutschland bei der Anwendung des<br />
Tiergesundheitssystems in der Praxis bewährt oder ob eventuell auf den Diagnoseschlüssel<br />
Rind nach STAUFENBIEL unter Verwendung einer Schlüsselbrücke umgestellt<br />
werden sollte, ist in der praktischen Anwendung des Tiergesundheitssystems und im Erfahrungsaustausch<br />
mit der Tierärzteschaft festzustellen. Auf der Grundlage der vorliegenden<br />
Ergebnisse ist zu erwarten, dass bei der Implementierung des Tiergesundheitssystems<br />
die Verwendung des österreichischen Diagnosekatalogs aufgrund der<br />
geringen Katalogtiefe positiv bewertet wird.<br />
In der durchgeführten Umsetzungsplanung wurden Aussagen zur Ressourcenplanung,<br />
zur Prozessdarstellung, zum Vermarktungskonzept, zum Geschäftsmodell sowie zur<br />
Pilotphase getroffen.<br />
Das Geschäftsmodell beschreibt das Tiergesundheitssystem und zeigt die Vorteile des<br />
Systems für die relevanten Nutzergruppen auf. Ein wesentlicher Vorteil für Tierhalter<br />
und Tierärzte ist die einfache, übersichtliche Darstellung und Dokumentation, die u. a.<br />
durch die Tierärzte in der Pilotphase bestätigt wurde. VOSS et al. (2008, 29) zeigen auf,<br />
dass Landwirte aufgrund ihrer Arbeitsbelastung Internetanwendungen benötigen, die<br />
einfach zu bedienen und einen Mehrwert generieren. Damit wird die Relevanz dieser<br />
Systemanforderung bestätigt. Die weiteren Vorteile (z. B. erweiterte Datengrundlagen<br />
zur Bestandsbetreuung, Senkung der Arzneimittelkosten, Senkung der Kosten sowie des<br />
Zeitaufwandes für IT-Aufgaben), die durch das Tiergesundheitssystem erbracht werden<br />
sollen, können im jetzigen Stadium noch nicht umfassend diskutiert und bewertet<br />
werden. Gründe hierfür sind die noch fehlende praktische Anwendung des Tiergesundheitssystems<br />
im Berufsalltag bzw. fehlende Langzeiterhebungen, z. B. zur Kostenentwicklung<br />
Arzneimitteln.<br />
Skeptische Einstellungen zum Tiergesundheitssystem sind insbesondere mit nicht ausreichender<br />
Mehrwertidentifikation bei der Nutzung des Systems, mit datenschutzrelevanten<br />
Fragestellungen, Technikablehnung und individuellen Merkmalen (z. B.<br />
baldiges Ende der Berufstätigkeit) zu begründen. Besonders die Identifikation des<br />
Mehrwertes bei der Nutzung von neuen Angeboten ist hier herauszustreichen. Diesen<br />
Aspekt heben ROSSKOPF UND WAGNER (2003, 129); VOSS et al. (2008, 29) SCHULZE-
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
ALTHOFF UND ELLEBRECHT (O. J., 29) im Rahmen ihrer Untersuchungen zu neuen ITbasierten<br />
Angeboten für Tierhalter ebenfalls hervor. Als ein solcher Mehrwert kann für<br />
die Tierärzte, z. B. die Nutzung einer breiteren Datenbasis sowie die Nutzung von Auswertungen<br />
angesehen werden. Hierbei erhalten Tierärzte aggregierte Daten für ihre<br />
Tätigkeit aus dem Tiergesundheitssystem zurück, in das sie Daten aus ihrem Bestand<br />
einpflegen.<br />
Ferner können für den Dienstleistungsanbieter Vorteile mit der Einführung des Tiergesundheitssystems<br />
identifiziert werden, z. B. weitere Serviceangebote wie regionale<br />
Vergleiche, Abhebung von Konkurrenzprodukten, Angebot zur Kundenbindung. Diese<br />
stehen dem finanziellen und personellen Engagement und Risiko des Dienstleistungsanbieters<br />
entgegen. Bei erfolgreicher Implementierung ist davon auszugehen, dass beim<br />
Tiergesundheitssystem die Vorteile für den Dienstleistungsanbieter überwiegen werden.<br />
Im Rahmen des Geschäftsmodells werden erste Modelle zur Preisbildung diskutiert.<br />
Eine Vielzahl von Instrumenten der Preisbildung ist vorstellbar z. B. kostenfreie Testmonate,<br />
Frühnutzerarrangements. Zielführend und als marktakzeptabel scheint ein<br />
geringes zeitabhängiges Entgelt analog zum Entgeltmodell des RDV4M zu sein (vgl.<br />
Kap. 2.2.2). Dieses ist jedoch vor der vorhandenen Struktur des LKVs als Verein zu<br />
sehen. Es handelt sich um ein Angebot an LKV-Mitglieder, die im Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />
bereits Mitgliedsbeiträge entrichten. Somit gilt es, insbesondere für die Tierärzte,<br />
einen attraktiven Preis zur Nutzung und Etablierung des Tiergesundheitssystems<br />
zu finden, der einerseits zur Deckung der Kosten des Anbieters dient. Andererseits muss<br />
in die Überlegungen einbezogen werden, dass auch der Anbieter einen Nutzen aus dem<br />
Tiergesundheitssystem zieht, indem z. B. die akkumulierten Daten für andere Serviceangebote<br />
(z. B. regionale Vergleiche) genutzt werden können. Ferner gilt es nicht zu<br />
vernachlässigen, dass die Tierärzte durch den Datenaustausch eine Leistung einbringen,<br />
die für den Erfolg des Tiergesundheitssystems wesentlich ist. Aufbauend auf den Ergebnissen<br />
dieser Arbeit wird empfohlen ein geringes Entgelt vom Tierarzt pro Betrieb<br />
zu erheben, um einen Anteil an den Kosten des Systems zu decken. Der finanzielle Beitrag<br />
sollte für Tierärzte gering gehalten werden, da von einer Weitergabe der Kosten<br />
durch den Tierarzt an den Tierhalter vorstellbar ist. Dieser Effekt sollte vermieden<br />
werden.<br />
Die Ergebnisse der SWOT-Analyse sowie einer vertiefenden Befragung von Tierärzten<br />
führten zu drei Strategien zur Verstärkung der Stärken des Tiergesundheitssystems.<br />
158
159<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Diese sind:<br />
� das Aufzeigen des Potenzials zu einer vereinfachten Herdenbetreuung,<br />
� die Nutzung des Tiergesundheitssystems als einfaches, übersichtliches Darstellungsinstruments<br />
gegenüber dem Kunden darlegen und<br />
� die Betonung der verbesserten und breiteren Datenverfügbarkeit für die Beurteilung<br />
der Tiergesundheit sowie der tierärztlichen Tätigkeit.<br />
Auf diese Stärken des Tiergesundheitssystems sollte bei der Einführung des Systems<br />
abgehoben werden z. B. dezentrales System, einfache Bedienbarkeit, um damit auch<br />
skeptische bzw. ablehnende Meinungen zur Anwendung des Tiergesundheitssystems<br />
überzeugen zu können. Ablehnung kann verursacht sein z. B. durch Technikablehnung<br />
oder persönliche Einstellungen (z. B. Zufriedenheit mit dem Vorhandenen), fehlendes<br />
Vertrauen in die Seriosität des Dienstleistungsanbieters (z. B. hinsichtlich Datenschutz<br />
und Datensicherheit) oder Skepsis hinsichtlich staatlicher Anerkennung. Insbesondere<br />
die Seriosität des Dienstleistungsanbieters sowie die staatliche Anerkennung des<br />
Systems sind hier als wichtige Faktoren zu nennen, die eine erfolgreiche<br />
Implementierung des Tiergesundheitssystems unterstützen können. Diese gilt es, von<br />
Beginn an zu gewährleisten.<br />
Die Ergebnisse der Fallstudienanalyse der Pilotphase sind als Auftakt für weitere<br />
Praxistests des Tiergesundheitssystems aufzufassen. Die durchgeführten Tests<br />
dokumentieren die technische Fehlerfreiheit und Systemstabilität. Es konnten aufgrund<br />
des Entwicklungsstadiums keine Aussagen zur Bedienerfreundlichkeit sowie zur<br />
konkreten Benutzbarkeit im beruflichen Alltagsgeschäft von Tierhaltern und Tierärzten<br />
getätigt werden. Eine nutzerspezifische Erprobung des Tiergesundheitssystems hat<br />
möglichst zeitnah zu erfolgen, um u. a. zu ermitteln, ob die angestrebten Effizienzziele<br />
durch das Tiergesundheitssystem erreicht werden können (z. B. Zeitreduktion, indirekte<br />
Kostensenkung bei Arzneimitteln). Die bisher durchgeführte Zeiterfassung kann dazu<br />
nicht herangezogen werden. Diese Ergebnisse sind als Richtwerte für die durchzuführenden<br />
Prozessabläufe aufzufassen. Eine Übertragung der Ergebnisse auf die alltägliche<br />
Nutzung des Tiergesundheitssystems ist nicht zielführend, da die zugrunde gelegten<br />
Untersuchungsszenarien, z. B. durch das Fehlen eines etablierten Praxismanagementsystems<br />
nicht einer Alltagsprüfung entsprechen. Belastbare Ergebnisse sind<br />
zu erwarten, wenn in tierärztlichen Testpraxen unter Alltagsbedingungen Zeiterfassungen<br />
durchgeführt werden können. Dies sollte in der nächsten Erprobungsphase<br />
möglich sein.
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Die Einführung von Innovationen ist stets mit Risiken und Hürden behaftet (WITT 1996,<br />
66). Im Fall der vorliegenden Untersuchung sind dies z. B. fehlendes Interesse oder Ablehnung<br />
des Systems durch eine der beiden Zielgruppen. Da im Rahmen der Forschung<br />
lediglich ein Ausschnitt der realen Welt (z. B. anhand von einigen Fällen) untersucht<br />
wird, unterliegen diese Ergebnisse Unsicherheiten. Sie können im Rahmen eines Testmarktverfahrens<br />
verifiziert werden. Erst die praktische Anwendung und der Einsatz im<br />
Alltag wird die Zweckmäßigkeit des Tiergesundheitssystems für Tierhalter und Tierärzte<br />
erfahrbar machen. Aus diesem Grund dienen die ermittelten Ergebnisse der Pilotphase<br />
einer ersten Optimierung des entwickelten Tiergesundheitssystems für die erfolgreiche<br />
Implementierung.<br />
5.1.3 Weiterer Forschungsbedarf<br />
Wie bereits im vorherigen Kapitel deutlich wurde, bestehen noch offene Fragen hinsichtlich<br />
einer erfolgreichen Implementierung des Tiergesundheitssystems. Diese traten<br />
zum Teil im Rahmen dieser Arbeit auf bzw. konnten aufgrund der vorhandenen<br />
Ressourcen nicht bearbeitet werden. Aus diesem Grund werden nachfolgend die offenen<br />
Punkte zur weiteren Bearbeitung benannt.<br />
Dienstleistungssteuerung<br />
Nicht Gegenstand dieser Arbeit war die dritte Phase des Vorgehensmodells Tiergesundheitssystem<br />
– die Dienstleistungssteuerung. In dieser Phase erfolgt die Dienstleistungserbringung<br />
im Rahmen der Markteinführung des Tiergesundheitssystems. Das bedeutet,<br />
dass das Tiergesundheitssystem verfügbar ist und von Tierhaltern und Tierärzten angewendet<br />
werden kann. Erfahrungen aus der Produktentwicklung zeigen, dass in der<br />
Phase der praktischen Anwendung im Alltag Aspekte in den Vordergrund treten<br />
können, die bisher nur am Rande beachtet wurden bzw. Anpassungen zu erfolgen<br />
haben, die bei der Produktentwicklung nicht relevant erschienen. Darum ist während der<br />
Dienstleistungserbringung eine aufmerksame Begleitung erforderlich und eine<br />
systematische Evaluierung nach entsprechender Nutzung erscheint sinnvoll.<br />
Es gibt für die Dienstleistungssteuerung zwei verschiedene Herangehensweisen: Zum<br />
einen die systematische Dokumentation von Anfragen bzgl. des Tiergesundheitssystems<br />
durch Nutzer, die auf Schwierigkeiten treffen und pro aktiv den direkten Kontakt zum<br />
Dienstleister suchen. Die systematische Dokumentation stellt dabei sicher, dass alle Anfragen<br />
erfasst werden und in die Optimierung des Systems eingehen. Sie zeigt darüber<br />
160
161<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
hinaus an, wie oft ähnliche oder gleiche Anfragen gestellt werden, die wiederum ein<br />
Hinweis auf Hindernisse, z. B. bei der Anwendung des Systems sein können. Zum<br />
anderen können mittels einer Evaluierung des Systems durch die derzeitigen Nutzer gezielte<br />
Fragestellungen aus Sicht der Anwender reflektiert werden. Dies sind zum Beispiel<br />
Fragestellungen hinsichtlich der Nutzungsfrequenz, der genutzten Anwendungsbereiche<br />
aber auch Anhaltspunkte auf bisher noch nicht berücksichtigte Aspekte.<br />
Mit der Markteinführung des Tiergesundheitssystems im Rahmen der Dienstleistungssteuerung<br />
ist ein Handbuch Tiergesundheitssystem als Service zur Implementierung des<br />
Tiergesundheitssystems und zur Unterstützung der Anwender wünschenswert. Damit<br />
wird dem Tierhalter und dem Tierarzt sowohl der Einstieg als auch die Nutzung des<br />
Tiergesundheitssystems erleichtert. Wichtig dabei ist, dass das Handbuch praxisorientiert<br />
und verständlich für die Anwender ist. Handbücher dienen der effektiven Einführung<br />
von technischen Neuerungen sowie der Reduzierung von Hemmnissen, welche<br />
die Etablierung der Neuerungen positiv beeinflussen (BRÖDNER et al. 1997, 187).<br />
Weiterer Forschungsbedarf<br />
Weiter konnte nicht eingegangen werden auf Fragestellungen, die die Markteinführung<br />
und insbesondere die Etablierung des Systems am Markt fokussieren und dabei besonders<br />
ökonomische Aspekte analysieren. Von Interesse sind u. a. folgende Fragen:<br />
� Welche Faktoren unterstützen und fördern die Anwendung und Nutzung des<br />
Tiergesundheitssystems bei Tierhaltern und Tierärzten?<br />
� Welche Faktoren hemmen die Anwendung und Nutzung des Tiergesundheitssystems<br />
bei den Anwendergruppen?<br />
� Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um die Adaption des Tiergesundheitssystems<br />
zu optimieren?<br />
� Hat die Nutzung des Tiergesundheitssystems Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit<br />
der Milchviehbetriebe bzw. der tierärztlichen Praxen z. B. durch Zeitersparnisse,<br />
Kostenreduktion?<br />
Des Weiteren gilt es, im Rahmen von Praxistests die Bedienerfreundlichkeit und die<br />
Benutzbarkeit des Systems in der praktischen Anwendung im jeweiligen Berufsalltag<br />
von Tierhaltern und Tierärzten zu ermitteln, um das entwickelte Tiergesundheitssystem<br />
weiter anzupassen. Zur Evaluierung sollten neben Nutzerevaluierungen auch Expertenevaluierungen<br />
durchgeführt werden (vgl. DAENECKE 2008).<br />
Im Rahmen von nutzerspezifischen Tests ist zu ermitteln, ob die angestrebten Effizienz-
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
ziele (z. B. Zeitreduktion, Kostensenkung bei Arzneimittel) durch das Tiergesundheitssystem<br />
erreicht werden. Hierzu ist neben der Zeiterfassung einzelner Arbeitsprozesse<br />
auch eine Langzeitstudie vorstellbar, die die Kostenentwickelung bei ausgewählten<br />
Teilnehmern untersucht.<br />
Inhaltliche gilt es zu fragen, ob weitere Punkte in das integrierte Tiergesundheitssystems<br />
aufgenommen werden sollten. Vorstellbar ist in diesem Zusammenhang die Ergänzung<br />
einer digitalen Meldung der Erzeugererklärung zur Lebensmittelsicherheit an<br />
das Schlachtunternehmen oder die Einbeziehung von Informationen anderer Dienstleister,<br />
die mit dem Bestand arbeiten (z. B. Klauenpfleger).<br />
Bisher besteht zwischen Tiergesundheitssystem und tierärztlicher Praxismanagementsoftware<br />
ein Datenaustausch. Aufseiten der Tierhalter existieren häufig weitere Softwareanwendungen<br />
z. B. Buchhaltungs- oder Fütterungssoftware, Herdenmanagementprogramme.<br />
Hier ist zu überlegen, ob ein Datenaustausch vom Tiergesundheitssystem<br />
zu anderen Softwareanwendungen sinnvoll ist und wie eine Umsetzung erfolgen kann.<br />
Ferner ist die Zusammenarbeit mit Anbietern tierärztlicher Praxismanagementsoftware<br />
auszubauen und die Datenschnittstellen zu optimieren. Hierbei ist das Zusammenspiel<br />
zwischen tierärztlicher Software und Tiergesundheitssystem, z. B. beim Aus- und Einlesen<br />
tierärztlicher Diagnosedaten oder die Anpassung von verschiedenen Diagnosekatalogen<br />
vorstellbar.<br />
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob sich das Tiergesundheitssystem auf andere landwirtschaftliche<br />
Produktionszweige mit anderen Tierarten übertragen lässt? Wäre zum<br />
Beispiel eine Anpassung des Systems auf den Bereich Schweinemast sinnvoll?<br />
162
5.2 Schlussfolgerung<br />
163<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Abschließend wird akteursorientiert auf fördernde und kritisch-zurückhaltende Gruppen<br />
bei der Implementierung des Tiergesundheitssystems eingegangen. Hierbei sind die<br />
relevanten Akteursgruppen für das Tiergesundheitssystem Tierhalter und praktizierende<br />
Tierärzte. Auf diese beiden Kerngruppen wirken die landwirtschaftlichen und<br />
veterinärmedizinischen Berufs- und Interessensorganisationen, Ausbildungsorganisationen,<br />
Beratungsorganisationen sowie die Politik ein und können für die<br />
Implementierung des Tiergesundheitssystems von Relevanz sein.<br />
Tierhalter:<br />
Diese Gruppe ist fördernd für die Implementierung des Tiergesundheitssystems zu<br />
sehen. Sie identifizieren einen Mehrwert durch die Nutzung des Systems, darüber<br />
hinaus nutzen sie vielfältige IT-Anwendungen im landwirtschaftlichen Alltag (z. B.<br />
automatisch gesteuerte Fütterungssysteme) und stehen bereits heute im Datenaustausch<br />
mit anderen Stakeholdern (z. B. öffentliche Verwaltung, Schlachtunternehmen). Diese<br />
positive Einstellung der Tierhalter kann genutzt werden zur Einbindung von Hoftierärzten.<br />
Praktizierende Tierärzte:<br />
Die Nutzergruppe Tierärzte steht in diesem Entwicklungsstadium dem Tiergesundheitssystem<br />
kritisch und eher zurückhaltend gegenüber. Derzeit identifizieren Tierärzte<br />
neben Vorteilen aus der Nutzung des Tiergesundheitssystems Hürden, die die Nutzung<br />
für sie nicht erstrebenswert erscheinen lässt. Als Hürden erweisen sich hier die bisher<br />
geringen Erfahrungen im Austausch von Daten mit Stakeholdern, die überwiegend<br />
manuell ausgeführte Dokumentation (z. B. AuA-Beleg), offene gesetzliche Fragestellungen<br />
(z. B. Datenschutz, elektronische Rechnungslegung, tierärztliche<br />
Dokumentationspflichten) sowie Hemmnisse bei der Anwendung branchenspezifischer<br />
IT. Hindelich wirkt auch die geringe Einbindung von praktizierenden Tierärzten in die<br />
Wertschöpfungskette für Lebensmittel tierischer Herkunft, wie sie z. B. bei Tierhaltern<br />
vorliegt. Vor- und nachgelagerte Bereiche nehmen Einfluss auf Tierhalter und erwirken<br />
so Veränderungen z. B. Qualitätsmanagement. Es gilt dieser Nutzergruppe stärker zu<br />
verdeutlichen, dass sie auch einen aktuellen Datenrückfluss erhält und davon profitieren<br />
kann. Für den Erfolg des entwickelten Tiergesundheitssystems ist diese Nutzergruppe<br />
von zentraler Bedeutung.
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Landwirtschaftliche und veterinärmedizinische Berufs- und Interessensorganisationen:<br />
Die genannten Organisationen können fördernd auf die Implementierung des Tiergesundheitssystems<br />
wirken. Durch Information und Demonstration des Tiergesundheitssystems<br />
im Rahmen der Verbandsaktivitäten, von Jahrestreffen, von Fachausschüssen<br />
und Verbandspublikationen ist dies möglich. Darüber hinaus besteht die<br />
Möglichkeit das eigene Angebot an die Mitglieder durch weitere, aus dem Tiergesundheitssystem<br />
generierte Angebote zu erweitern und damit die Mitgliederförderung auszubauen.<br />
Ausbildungsorganisationen:<br />
Im Rahmen der landwirtschaftlichen Ausbildung, von Meisterkursen, der Fachhochschul-<br />
und <strong>Universität</strong>sausbildung im Agrarbereich sowie in der Veterinärmedizin kann<br />
fördernd die Implementierung des Tiergesundheitssystems unterstützt werden. Hierbei<br />
senkt die Auseinandersetzung mit branchenspezifischer Software im Kontext der Ausbildung<br />
die Hemmschwelle für die Anwendung dieser im Berufsalltag und ermöglicht<br />
die Weiterentwickelung der Software durch kontinuierlichen Austausch mit den Softwareanbietern<br />
(WOHLLEBE 2009, 2).<br />
Beratungsorganisationen:<br />
Diese können sowohl positiv als auch negativ auf die Implementierung des Tiergesundheitssystems<br />
wirken. Positiv, und damit fördernd, in dem sie innerhalb der Beratung auf<br />
die Potentiale des Tiergesundheitssystems hinweisen und die Nutzung durch den Tierhalter<br />
als auch für ihre Tätigkeit anstreben. Diese Wirkung ist wünschenswert, um eine<br />
redundante Datenhaltung hier nicht aufzubauen bzw. zu etablieren, Redundanzen zu<br />
minimieren und Synergien zu nutzen. Kritisch können Beratungsorganisationen in<br />
diesem Kontext wirken, wenn Konkurrenzdenken und kurzfristige Geschäftsziele die<br />
Geschäftsbeziehung prägen. Hierbei scheint eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit<br />
mit anderen landwirtschaftlichen Dienstleistern, z. B. Hoftierarzt, nicht<br />
gewünscht. Im Sinne eines ganzheitlichen Beratungsansatzes darf diese Herangehensweise<br />
als unüblich betrachtet werden und vernachlässigt werden.<br />
164
Politik:<br />
165<br />
Diskussion und Schlussfolgerung<br />
Die politisch Handelnden können in zweifacher Weise agieren:<br />
a) Die Nutzung des Tiergesundheitssystems durch Tierhalter und Tierärzte soll im<br />
Rahmen der Auslegung zur Verordnung über tierärztliche Hausapotheken<br />
(TÄHAV) und der Tierhalter-Arzneimittel-Nachweisverordnung als gesetzeskonforme<br />
Dokumentation akzeptiert werden.<br />
b) Die Nutzung des Tiergesundheitssystems wird nicht geregelt.<br />
Zu a) Damit fördert der Gesetzgeber die Implementierung des Tiergesundheitssystems.<br />
Das kann im Rahmen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes für Mensch und Tier eine<br />
richtige Maßnahme sein und zur Rechtssicherheit bei der Auslegung der genannten VO<br />
beitragen.<br />
Zu b) Keine Reglementierung durch den Gesetzgeber wird ebenfalls als fördernder<br />
Faktor gesehen. Eine Branchenlösung führt zu einer breiteren Anwendung des Tiergesundheitssystems,<br />
Adaption und zu einer besseren Ausrichtung des Systems an die<br />
Erfordernisse der Nutzergruppen Tierhalter und Tierärzte.<br />
Unabhängig der beiden aufgezeigten Möglichkeiten, wie die Politik zum Tiergesundheitssystem<br />
steht, gilt es jedoch zu gewährleisten, dass das Tiergesundheitssystem in<br />
seiner technischen Umsetzung als gesetzeskonform anerkannt und akzeptiert ist.
Zusammenfassung<br />
6 Zusammenfassung<br />
Die Landwirtschaft in Deutschland ist seit Jahren aufgrund ökonomischer, technischer<br />
und gesellschaftlicher Entwicklungen strukturellen, markt- und umweltpolitisch induzierten<br />
Veränderungen unterworfen. Um auf diese Veränderungen zu reagieren und um<br />
den wirtschaftlichen Erfolg der Tier haltenden Betriebe zu erhalten, können die Betriebsleiter<br />
mittels Umsatzsteigerungen und/oder Kostensenkung reagieren. Auf Seite<br />
der Kosten stellen die Aufwendungen für Tierarzt und Arzneimittel in der Milchviehhaltung<br />
einen großen Anteil dar (etwa sechs Prozent der variablen Kosten). Ferner sind<br />
zu den Kosten die Erlösausfälle bei Tierkrankheiten zu berücksichtigen. Erfolgreiche<br />
Strategien zur Reduzierung der genannten Kosten und Erlösausfälle sind nur im gemeinsamen<br />
Handeln von Tierhalter und Tierarzt umsetzbar. Basis hierfür kann ein<br />
fundierter digitaler Informationsaustausch zwischen den Prozesspartnern sein, der auf<br />
die vorhandenen Daten der Prozessteilnehmer zurückgreift, diese zusammenführt und<br />
einer integrierten Analyse unterzieht. Bisherige Ansätze, die eine Verbesserung im Bereich<br />
der Tiergesundheit anstrebten, sind zumeist Partialansätze einzelner Mitglieder der<br />
Prozesskette. Partialansätze auch deshalb, weil die vorhandenen Daten nicht zusammengeführt<br />
und als Gesamtheit nutzbar gemacht wurden. Die verfügbare Software<br />
setzt die Zusammenführung von tiergesundheits- und tierleistungsrelevanten Daten bisher<br />
lediglich in Ansätzen um.<br />
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung fokussiert die Integration von tiergesundheitsrelevanten<br />
Daten in betriebliche Managemententscheidungen durch die Konzeption und<br />
Entwicklung eines IT-Modells, das verteilte, lückenhafte und redundante tiergesundheitsrelevante<br />
Daten der einzelnen Prozessteilnehmer (Tierhalter, Tierärzte, LKV) in<br />
der Tierproduktion verknüpft. Damit soll ein Beitrag zur verbesserten Nutzung von<br />
Tiergesundheits- und Tierleistungsdaten geleistet werden. Dabei werden Belange der<br />
Veterinärmedizin und der Milchviehhaltung unter Nutzung neuer Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien (IT) vereint. Das Vorgehen gliedert sich in die Erarbeitung<br />
der thematischen Grundlagen, die Analyse der IST-Situation und eine Marktund<br />
Potentialanalyse zum Einsatz und zur Verwendung branchenspezifischer Software<br />
durch Milchviehhalter und Hoftierärzte sowie die Konzeption und Entwicklung des<br />
Tiergesundheitssystems und die Umsetzungsplanung mit einer ersten Testphase.<br />
Um die Fragestellungen der vorliegenden Arbeit zu beantworten, wurde ein Vorgehensmodell<br />
entwickelt und als Methodengerüst verwendet. Angewandt wurden qualitative<br />
und quantitative Methoden der Sozialforschung, da unterschiedliche Erklärungsstrate-<br />
166
gien zur Beantwortung der Fragestellungen nötig waren.<br />
167<br />
Zusammenfassung<br />
Die Befragungsergebnisse bei Tierhaltern und Tierärzten zeigen, dass ein hoher Ausstattungsgrad<br />
mit IT-Hardware und Internet bei den untersuchten Gruppen vorliegt.<br />
Darüber hinaus sind keine signifikanten regionalen Unterschiede zwischen Baden-<br />
Württemberg und Schleswig-Holstein bei der IT-Ausstattung sowie beim Einsatz<br />
branchenspezifischer Software der befragten Tierärzte und Tierhalter zu ermitteln. Die<br />
Ausführung der betrachteten Arbeitsgänge erfolgt überwiegend mit klassischen Medien<br />
bei beiden Nutzergruppen, z. B. Fax, Telefon. Lediglich die HI-Tier Meldung wird<br />
mehrheitlich mittels IT durch die Tierhalter getätigt. Die Tierhalter und Tierärzte nutzen<br />
im Mittel das Internet in der Woche etwa gleich lang (circa 2,5 bis 3 Stunden). Jedoch<br />
sind innerhalb beider Gruppen große Unterschiede bezüglich der wöchentlichen Internetnutzung<br />
festzustellen.<br />
Im Hinblick auf die Nutzung eines integrierten Systems kann bei den Tierhaltern festgehalten<br />
werden, dass vier Cluster – Gesamt-Befürworter, Befürworter Datennutzung,<br />
anwendungsbezogene Befürworter/Ablehner sowie Gesamt-Ablehner – ermittelt<br />
wurden. Bei den Tierärzten können zwei Cluster – Befürworter und Unentschiedenen<br />
sowie die Ablehner – benannt werden. Diese Unterscheidung bezieht sich auf die Bewertung<br />
der geplanten Anwendungen des Tiergesundheitssystems.<br />
Die Ergebnisse der Potential- und Marktanalyse zeigen, dass es wenige national<br />
agierende Anbieter von tierärztlichen Praxismanagementanwendungen gibt. Für Milchviehhalter<br />
ist eine Vielzahl von Herdenmanagementsoftwares unterschiedlichster Anbieter<br />
verfügbar. Hinsichtlich der Kompatibilität der Herdenmanagementsoftware mit<br />
Systemen anderer Akteure konnte gezeigt werden, dass alle Anwendungen den Datenaustausch<br />
zu übergeordneten Informationspartnern unterstützen. Ein standardisierter<br />
Datenaustausch zwischen tierärztlicher Praxismanagementsoftware und Herdenmanagementsoftware<br />
wird bisher lediglich durch zwei Anbieter ermöglicht.<br />
Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte System ist web-basiert und modular aufgebaut.<br />
Für den Datenaustausch zwischen der Praxismanagementsoftware und dem<br />
Tiergesundheitssystem wird eine ADIS/ADED Schnittstelle genutzt, die erweitert<br />
wurde, um die tierärztlichen Prozesse besser einbinden zu können (z. B. Arzneimittelabgabe).<br />
Als Maßnahmen zum Datenschutz wurden bzw. werden u. a. rechtliche und<br />
organisatorische Maßnahmen, Authentisierung und Zugriffskontrolle für Benutzer ein-
Zusammenfassung<br />
gerichtet. Erste Tests bestätigen, dass das Tiergesundheitssystem stabil und fehlerfrei<br />
arbeitet.<br />
In der Pilotphase wurden anhand von Demonstrationen bei Tierärzten die Stärken,<br />
Schwächen sowie die Chancen und Risiken des Tiergesundheitssystems ermittelt. Diese<br />
wurden zu Strategien für das weitere Vorgehen zur Implementierung des Tiergesundheitssystems<br />
zusammengeführt. Ferner wurde das Geschäftsmodell Tiergesundheitssystem<br />
beschrieben. Hierzu wurden die Prozesse abgebildet und die nötigen<br />
personellen, organisatorischen und IT-Ressourcen benannt. Ferner wurden verschiedene<br />
Preismodelle für das System diskutiert. Präferiert wird ein geringes zeitabhängiges Entgelt.<br />
Die Ergebnisdiskussion zeigte parallele aber auch divergierende Einwicklungen in der<br />
Tierhaltung auf (z. B. IT-Ausstattung, Nutzerklassifizierung, Datenaustauschformate).<br />
Als Schlussfolgerungen lassen sich mit Blick auf die Praxiseinführung und die<br />
Akzeptanzförderung fördernde und kritische Akteursgruppen identifizieren. Fördernde<br />
Akteursgruppen sind Tierhalter, Berufs- und Interessensverbände, Ausbildungseinrichtungen<br />
sowie Politik. Eine kritisch-zurückhaltende Haltung können die<br />
Akteursgruppen Tierärzte und Beratungsorganisationen einnehmen. Weiterer<br />
Forschungsbedarf besteht bezüglich der Erprobung des Tiergesundheitssystems im<br />
landwirtschaftlichen und tierärztlichen Alltag, der Erforschung der Bedienerfreundlichkeit<br />
sowie der Benutzbarkeit des Systems und der daraus resultierenden Systemoptimierung.<br />
168
Summary<br />
169<br />
Zusammenfassung<br />
For many years agriculture in Germany has been subject of changes due to economic,<br />
technical and social developments. These changes are structural, market and environmental<br />
induced. Livestock owner may react with increasing turnover and/or cost reduction<br />
to face the changes and to achieve sustained success in livestock farming. Expenditures<br />
for veterinarian and pharmaceuticals in dairy farming have a large share in the expenditures<br />
(about 6 % of the variable costs). Furthermore revenue losses due to animal<br />
diseases have to be added to the costs. Strategies to reduce costs and revenue losses can<br />
only lead to success if farmers and veterinarians act jointly. Basis for this can be an established<br />
digital information exchange between the process partners. Existing data of<br />
the process participants are used, consolidated and analysed in such a digital information<br />
exchange. Previous activities to improve the animal health were mostly partial solutions<br />
of individual members of the process chain. These are partial solutions due to the<br />
fact that the existing data are not brought together and that the use as an entity is not<br />
possible. The available software merges the animal health data and the animal performance<br />
data merely partial.<br />
The target of this research focuses on the integration of relevant data on animal health in<br />
operating management decisions by conception and development of an IT-model. This<br />
IT-model links relevant but distributed, incomplete, and redundant animal health data of<br />
the process participants (farmer, veterinarians, and professional associations) in livestock<br />
farming. So this contribution shall improve the use of animal health and animal<br />
performance data. Thereby issues of veterinary medicine and dairy farming will be<br />
joined by using information technology (IT). The procedure is structured in drafting the<br />
principles, an analysis of the status quo, and a market- and potential analysis consisting<br />
the use and application of sector software by farmers and veterinarians. It is followed by<br />
the conception and development of the animal health system and the conception of the<br />
implementation with a first product test.<br />
To answer the research questions of this paper a process model has been developed<br />
which was used as methodical frame. Different explanation strategies were necessary<br />
and therefore qualitative and quantitative methods of social research were used.<br />
The survey results gained from livestock owners and veterinarians show that there is a<br />
high standard of IT-infrastructure and internet access in both groups. Further on there<br />
are no significant differences between the both research areas Baden-Württemberg and
Zusammenfassung<br />
Schleswig-Holstein regarding IT-infrastructure and the use of sector software by farmers<br />
and veterinarians. The workmanship of the considered working processes shows that<br />
mainly classical media were used by both groups (e. g., telephone, facsimile). Only the<br />
notification to the HI-Tier database is done by the majority of farmers on the internet.<br />
There is a similar professional use of the internet by farmers and veterinarians per week<br />
(approximately 2.5 to 3 hours). But within these groups there are huge differences regarding<br />
the weekly internet use.<br />
Concerning the use of an integrated system by farmers four clusters were figured out:<br />
overall supporter, supporter data use, use-oriented supporter/disclaimer and disclaimer.<br />
For the veterinarians two clusters were identified: supporter and undetermined people as<br />
well as disclaimer. This differentiation refers to the estimation of the planned applications<br />
of the animal health system.<br />
The results of the market- and potential analysis show that there are only few national<br />
providers of veterinary surgery software. For dairy farmers a multitude of providers offer<br />
a variety of herd management software. Regarding the compatibility of herd management<br />
software with systems of other stakeholders the results present that all computer<br />
applications support the data exchange to superior information partners. A standardised<br />
data exchange between veterinary surgery software and herd management<br />
software are only offered by two providers.<br />
The system developed in this work is web-based and built-on modularly. For the data<br />
exchange between veterinary surgery software and herd management software an<br />
ADIS/ADED data interface will be used, which has been extended to improve the veterinarian<br />
working processes (e. g. drug disposal). For data security measurements among<br />
others, legal and organisational measurements, authentication, and access control for<br />
users are already and will be arranged. First tests confirm that the animal health system<br />
works robust and properly.<br />
During the pilot phase the strengths, weaknesses, opportunities and threats of the animal<br />
health system were determined by demonstrations with veterinarians. These were consolidated<br />
to strategies for follow up steps of the implementation of the animal health<br />
system. Further on the business model of the animal health system has been described.<br />
For this processes were built up, the personnel requirements and the organisational and<br />
IT resources were specified and different price models for the system were discussed. A<br />
moderate, time-depended charge for using the animal health system is preferred.<br />
170
171<br />
Zusammenfassung<br />
The discussion of the results shows parallel but also divergent developments in dairy<br />
farming (e. g. IT-equipment, user classification, data interface). As conclusion, with regards<br />
to the implementation and advancement of acceptance, supporting and disclaiming<br />
groups can be identified. Supportive are farmers, professional associations and interest<br />
groups, educational facilities and policymakers. Disclaiming influences may come<br />
from veterinarians and consulting organisations. Additional research is needed for testing<br />
the animal health system in the practical context of veterinarians and livestock<br />
farmers, investigations of user friendliness and usability of the system and ensuing system<br />
optimisation.
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186
Anhang<br />
Anhang 1: Übersicht tierärztliche Praxismanagementsoftware<br />
Nr. Firma Produkt Nutzer<br />
1 BTE GmbH Myaniwin.com<br />
2<br />
Focus Software<br />
GmbH<br />
Vetoffice Plus<br />
3 GP.Software VETERA.net<br />
4<br />
5<br />
Soft Gene Entwicklungs-<br />
und Vertriebsgesell.<br />
für<br />
veterinärmed.<br />
Software mbH<br />
TPV-Systeme<br />
Software-<br />
Engineering<br />
MacVet<br />
TPV für<br />
Windows<br />
6 Vetinf GmbH Vetinf<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Vetset<br />
Jon Hennig + Tim<br />
Handschack Softwaredevelopment<br />
GbR<br />
Vetstar<br />
Jon Hennig + Tim<br />
Handschack Softwaredevelopment<br />
GbR<br />
Vetz<br />
(Veterinärmed.<br />
Dienstleistungszentrum)<br />
Vetset<br />
Vetstar<br />
EasyVet<br />
187<br />
ca. 1.000 Tierärzte/<br />
Tierkliniken<br />
Branchenlösung für<br />
Tierärzte und Tierkliniken<br />
Umsatz 2006:<br />
250.000 €<br />
Umsatz 2008:<br />
245.000 €<br />
ca. 4.000 Anwender,<br />
Umfirmierung<br />
2006 von EseSix<br />
auf Vetinf<br />
kleine und mittlere<br />
Praxen, KrankenblattbasiertePatientenverwaltung<br />
Datenimport von<br />
Vetset auf Vetstar<br />
für größere und anspruchsvollere<br />
Praxen<br />
ca. 3.000 Tierärzte<br />
(2007)<br />
(Brutto-)<br />
Preis<br />
2.140 €<br />
Basismodul,<br />
1-<br />
Platz<br />
Anhang<br />
seit<br />
1989<br />
1.904 € 1993<br />
4.165 €<br />
Erstplatz<br />
3400 €<br />
Erstplatz<br />
keine Angaben<br />
1.965 €<br />
Standard-<br />
Lizenz für<br />
beliebig<br />
viele<br />
Arbeits-<br />
platz<br />
594 €<br />
Einzelplatz,<br />
1.069 €<br />
Praxislizenz<br />
(5<br />
Plätze)<br />
keine Angabe<br />
keine Angabe<br />
1989<br />
1990<br />
1990<br />
1997
Anhang<br />
Anhang 2: Anschreiben Tierhalter-Befragung Schleswig-Holstein<br />
188
Anhang 3: Tierhalter-Befragung Baden-Württemberg<br />
189<br />
Anhang
Anhang<br />
190
191<br />
Anhang
Anhang<br />
192
Anhang 4: Anschreiben Tierhalter-Befragung Schleswig-Holstein<br />
193<br />
Anhang
Anhang<br />
194
Anhang 5: Tierhalter-Befragung in Schleswig-Holstein<br />
195<br />
Anhang
Anhang<br />
196
197<br />
Anhang
Anhang<br />
198
Anhang 6: Anschreiben Tierärztebefragung Baden-Württemberg<br />
199<br />
Anhang
Anhang<br />
200
Anhang 7: Befragung Tierärzte Baden-Württemberg<br />
201<br />
Anhang
Anhang<br />
202
Anhang 8: Anschreiben Tierärztebefragung Schleswig-Holstein<br />
203<br />
Anhang
Anhang<br />
204
Anhang 9: Tierärztebefragung Schleswig-Holstein<br />
205<br />
Anhang
Anhang<br />
206
Anhang 10: Anschreiben zum Workshop Tiergesundheit<br />
207<br />
Anhang
Anhang<br />
Anhang 11: Faxantwort-Formular Workshop Tiergesundheit<br />
208
Anhang 12: Diskussionsleitfaden Workshop Tiergesundheit (Gruppendiskussion)<br />
209<br />
Anhang
Anhang<br />
210
Anhang 13: Tierärzte-Befragung Pilotphase<br />
Fragebogen<br />
211<br />
Anhang<br />
Auf dem Workshop haben wir Ihnen das RDV4M (digital aufbereitete Daten der Milchleistungsprüfung) und das eBestandsbuch<br />
(digitales Einlesen des AuA-Beleges aus der Tierärzte-Software in das digitale Bestandsbuch des Tierhalters mit weiterer Nutzung<br />
der vorhandenen Daten) als Instrumente zum Tiergesundheitsmonitoring vorgestellt. Der vorliegende Fragebogen greift die<br />
Ergebnisse des Workshops auf. Gegebenenfalls wurden die erarbeiteten Ergebnisse ergänzt .<br />
Bitte antworten Sie spontan und kreuzen Sie die für Sie zutreffende Antwortalternative an.<br />
Frage A1:<br />
Im Folgenden geht es um Ihr Interesse am Tiergesundheitssystem (RDV4M und eBestandsbuch).<br />
Inwieweit können Sie den Aussagen zustimmen? Kreuzen Sie bitte für jede Aussage auf der Skala an,<br />
ob Sie zustimmen oder ablehnen.<br />
„Ich bin sehr am elektronischen Tiergesundheitsmonitoring interessiert und würde<br />
es gern für meine Arbeit einsetzen.“<br />
„Ich halte das elektronische Tiergesundheitsmonitoring für sinnvoll.“<br />
„Das elektronische Tiergesundheitsmonitoring sehe ich kritisch, weil ich persönlich<br />
keinen Nutzen daraus ziehen kann.“<br />
„Für das elektronische Tiergesundheitsmonitoring interessiere ich mich nicht.“<br />
Frage B1:<br />
Im Workshop wurden die folgenden Stärken des elektronischen Tiergesundheitsmonitorings benannt.<br />
Bitte bewerten Sie die einzelnen Stärken nach ihrer Bedeutung, die sie Ihrer Meinung nach haben.<br />
einfache Bedienbarkeit<br />
dezentrales System (kein Erwerb eigener Software, automatische Updates)<br />
vergrößerte Datenbasis für die tierärztliche Tätigkeit<br />
IT-Basiertheit mit Anbindung an weitere Periphergeräte (z. B. Drucker)<br />
Darstellungsinstrument für die Bestandsbetreuung<br />
Volle<br />
Zustimmung<br />
vermehrte<br />
Zustimmung<br />
vermehrte<br />
Ablehnung<br />
Volle<br />
Ablehnung<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
Dokumentation des Arzneimittelbestandes eBestandsbuch □ □ □ □<br />
Erleichterung bei der Übergabe des AuA-Beleges eBestandsbuch □ □ □ □<br />
sehr<br />
bedeutend<br />
bedeutend<br />
weniger<br />
bedeutend<br />
unbedeutend
Anhang<br />
Frage B2:<br />
Im Workshop wurden die folgenden Schwächen des elektronischen Tiergesundheitsmonitorings<br />
benannt. Bitte bewerten Sie die einzelnen Schwächen nach ihrer Bedeutung, die sie Ihrer Meinung<br />
nach haben.<br />
Daten aus dem AuA-Beleg werden zur Vordefinierung von relevanten Feldern<br />
im Bestandsbuch verwendet (z. B. Datum der anzuwendenden Behandlung<br />
durch den Tierhalter)<br />
lenkt zu sehr die Verantwortung vom Tierhalter auf den Tierarzt<br />
Textbausteine als Handreichung für den Tierhalter fehlen<br />
Frage B3:<br />
Im Workshop wurden die folgenden Chancen für die Nutzung des elektronischen<br />
Tiergesundheitsmonitorings benannt. Bitte bewerten Sie die einzelnen Chancen nach ihrer<br />
Bedeutung, die sie Ihrer Meinung nach haben.<br />
bessere Vernetzung aller auf dem landwirtschaftlichen Betrieb tätigen<br />
Dienstleister und Berater<br />
Hilfsmittel zur Erfolgsdarstellung (z. B. Kostenersparnisse, Umsatzerlöse)<br />
Einstieg in die Herdenbetreuung<br />
Bereitstellung einer Datengrundlage für weitergehende Auswertungen (z. B.<br />
Abgangsursachen, Zuchtwertschätzung)<br />
Frage B4:<br />
Im Workshop wurden die folgenden Risiken für die Nutzung des elektronischen<br />
Tiergesundheitsmonitorings benannt. Bitte bewerten Sie die einzelnen Risiken nach ihrer<br />
Bedeutung, die sie Ihrer Meinung nach haben.<br />
weitere Datenquelle, durch die Praxisdaten einsehbar werden<br />
weitergehende statistische Nutzung (z.B. Zuchtwertschätzungen) der Daten ist<br />
kritisch, aufgrund der Verknüpfung von Diagnose und Medikation<br />
weitere Form der Dokumentation für den Tierarzt neben anderen<br />
Dokumentationsformen<br />
unsachgemäßer Umgang von Seiten des Tierhalters möglich<br />
212<br />
sehr<br />
bedeutend<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
sehr<br />
bedeutend<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
sehr<br />
bedeutend<br />
bedeutend<br />
bedeutend<br />
bedeutend<br />
weniger<br />
bedeutend<br />
unbedeutend<br />
weniger<br />
bedeutend<br />
unbedeutend<br />
weniger<br />
bedeutend<br />
unbedeutend<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □<br />
RDV4M □ □ □ □<br />
eBestandsbuch □ □ □ □
Frage C1:<br />
Würden Sie die vorgestellten Programme nutzen?<br />
RDV4M □ ja □ vielleicht □ nein<br />
eBestandsbuch □ ja □ vielleicht □ nein<br />
213<br />
Anhang<br />
Frage C2:<br />
Stellen Sie sich vor, Sie können das Tiergesundheitsmonitoring problemlos über das Internet nutzen. Inwieweit könnten Sie<br />
dann der folgenden Aussage zustimmen?<br />
„Ich kann mir persönlich vorstellen, das Tiergesundheitsmonitoring gegen<br />
zeitabhängige Gebühren (z.B. Jahresgebühr) zu nutzen“.<br />
RDV4M □ ja □ nein<br />
eBestandsbuch □ ja □ nein<br />
Welches andere Zahlungsmodell könnten Sie sich darüber hinaus vorstellen z. B. nach Frequenz der Datennutzung?<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
Frage C3:<br />
Wenn Sie bereit sind für das Tiergesundheitsmonitoring zeitabhängige Nutzungsgebühren (z. B. Jahresgebühr) zu zahlen, wie<br />
hoch dürfte diese Gebühr für Ihre jährliche Nutzungsdauer maximal sein? (inkl. MwSt)<br />
RDV4M _________________ Euro für beide Programme ____________________ Euro<br />
eBestandsbuch _________________ Euro<br />
Frage D1:<br />
Welche Anregungen oder Hinweise haben Sie zum RDV4M oder zum eBestandbuch?<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________________________________________<br />
Abschließend noch einige allgemeine Fragen (weiter auf Seite 4)
Anhang<br />
In welcher Art von Praxis sind Sie tätig?<br />
□ Einpersonenpraxis □ mit _____ (Anzahl) Assistent/innen<br />
□ ohne Assistent/in<br />
□ Gemeinsc haftspraxis □ mit _____ (Anzahl) Teilhaber/innen<br />
□ mit _____ (Anzahl) Assistent/innen<br />
□ ohne Assistent/in<br />
□ Sonstiges:______________________________________________________________________<br />
Welche Position haben Sie in der Praxis inne (Praxisinhaber, Assistenz etc.)?<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Führen Sie „Integrierte Tierärztliche Bestandsbetreuung“ (ITB) in Rinder haltenden Betrieben durch?<br />
□ ja □ nein<br />
Welche Systeme setzen Sie für die Datenverarbeitung ein?<br />
□ Praxismanagementsoftware<br />
□ EasyVet □ Vetera □ Vetinf □ sonstige (bitte angeben) _________________________<br />
□ Herdencomputerprogramm<br />
□ ja, in der Praxis<br />
□ ja, im landwirtschaftlichen Betrieb<br />
Bitte geben Sie an, welches Programm Sie verwenden:<br />
_______________________________________________________<br />
□ Karteikarten<br />
□ Herdenübersichtskarten (z.B. Fruchtbarkeits– und Krankenkarte)<br />
□ Sonstiges: __________________________________________________________<br />
Wie groß sind die Betriebe, die Sie betreuen?<br />
Milchviehbetriebe (Anzahl der Betriebe):<br />
_______________Betriebe ≤ 30 Kühe<br />
_______________Betriebe 31-60 Kühe<br />
_______________Betriebe 61-90 Kühe<br />
_______________Betriebe ≥ 91 Kühe<br />
In welchem Jahr sind Sie geboren? 19______<br />
Wie schätzen Sie Ihre Kenntnisse im Bereich IT-Anwendungen ein?<br />
□ gute Kenntnisse □ durchschnittliche Kenntnisse □ geringe Kenntnisse □ keine Kenntnisse<br />
Vielen Dank!<br />
214
Lebenslauf<br />
Name, Vorname: Fick, Johanna Friedesine<br />
Anschrift: Weidenröschenweg 23,<br />
70599 Stuttgart<br />
Geburtstag, -ort: 09. Januar 1975, Perleberg<br />
215<br />
Lebenslauf<br />
Beruflicher Werdegang<br />
09/2009 - dato Wissenschaftliche Mitarbeiterin,<br />
Life Science Center der <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong><br />
09/2006 – 08/2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, <strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong>,<br />
Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre,<br />
Fachgebiet: Agrarinformatik und Unternehmensführung<br />
09/2005 – 08/2006 Wissenschaftliche Mitarbeiterin,<br />
Institut für ländliche Strukturforschung, Frankfurt am Main<br />
02/2003 – 05/2003 Praktikum,<br />
Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschulen<br />
Verbundes, Tbilissi, Georgien<br />
09/1998 – 08/1999 Supervisor,<br />
Purple Sage Restaurant, Stillorgan Park Hotel, Dublin, Irland<br />
01/1998 – 07/1998 Praktikum,<br />
Hotel Baltschug Kempinski Moskau, Russische Förderation,<br />
Abteilung Food &Beverage Office<br />
11/1996 – 12/1997 Demichef de rang,<br />
Hotel Nassauer Hof, Wiesbaden<br />
Hochschulausbildung<br />
09/2006 - dato Promotionsvorhaben im Rahmen des Verbundprojektes<br />
IT FoodTrace bei Prof. Dr. Reiner Doluschitz<br />
10/2003 – 10/2005 Aufbaustudiengang: Master of Agribusiness<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Hohenheim</strong><br />
Abschluss: Master of Science<br />
10/1999 – 10/2003 Betriebswirtschaft/Tourismusmanagement,<br />
Fachhochschule München<br />
Abschluss: Diplom Betriebswirtin (FH)<br />
Schulische und Berufliche Ausbildung<br />
1993 – 1996 Ausbildung zur Hotelfachfrau, Hotel Friesenhof Büsum<br />
1990 – 1993 Pestalozzi-Gymnasium Havelberg,<br />
Abschluss: Abitur<br />
Stipendien<br />
2001 – 2005 Stipendium des Evangelischen Studienwerkes Villigst e.V.<br />
1996 Stipendium der Franz-Herrlein-Stiftung<br />
Stuttgart, den Johanna Fick
Publikationen<br />
Publikationen<br />
Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften<br />
FICK, J.; DOLUSCHITZ, R. (2007): Vernetzung tiergesundheitsrelevanter Daten zu einem<br />
integrierten Tiergesundheitssystem. In: Züchtungskunde 80 (1) S. 11-19.<br />
Beiträge in Proceedings<br />
FICK, J.; DOLUSCHITZ, R. (2007): Linking-Up Animal Health Related Information to Integrated<br />
Animal-Health System. Proceedings of the 6th Biennial Conference of<br />
the European Federation of IT in Agriculture, July 2-5, 2007, Glasgow, UK<br />
FICK, J.; DOLUSCHITZ, R. (2007): Linking-up animal health related information to an integrated<br />
animal-health system. Precision livestock farming ’07, June 3-6, 2007,<br />
Skiathos, Greece, 253-259.<br />
FICK, J.; DOLUSCHITZ, R. (2007): Vernetzung tiergesundheitsrelevanter Daten zu einem<br />
integrierten Tiergesundheitssystem. Agrarinformatik im Spannungsfeld zwischen<br />
Regionalisierung und globalen Wertschöpfungsketten – Referate der 27. GIL<br />
Jahrestagung, 05.-07. März 2007, Stuttgart, Deutschland, Vol 101 75-78.<br />
FICK, J.; DOLUSCHITZ, R. (2007). Linking animal health related information to an<br />
integrated animal-health system. In: Fritz, M.; Rickert, U. Schiefer, G.:<br />
Innovation and System Dynamics in Food Networks 2007. ILB-Press, Bonn. S.<br />
421-430.<br />
FICK, J. (2007): Vernetzung tiergesundheitsrelevanter Daten zu einem integrierten Tiergesundheitssystem.<br />
Proceedings der Jahrestagung der DGfZ/GfT, September<br />
2007, Stuttgart.<br />
FICK, J.; DOLUSCHITZ, R. (2009): Integriertes Tiergesundheitssystem – Klassifizierung<br />
von Tierhaltern und Tierärzten hinsichtlich der Vernetzung tiergesundheitsrelevanter<br />
Daten. In: Korduan, P.; Theuvsen, L., Morgenstern, M. (Hrsg.): Anforderungen<br />
an die Agrarinformatik durch Globalisierung und Klimaveränderung.<br />
Referate der 29. GIL-Jahrestagung 09.-10. März 2009, Rostock, S. 41-44.<br />
Posterbeiträge<br />
FICK, J.; DOLUSCHITZ, R. (2007): Vernetzung tiergesundheitsrelevanter Daten zu einem<br />
integrierten Tiergesundheitssystem. Posterbeitrag auf der GEWISOLA/ÖGA-<br />
Jahrestagung 2007, 26.-28. September 2007, München. Poster-Prämierung.<br />
216
217<br />
Erklärung<br />
Erklärung<br />
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig angefertigt habe,<br />
nur die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und wörtlich oder inhaltlich übernommene<br />
Stellen als solche gekennzeichnet habe.<br />
Ferner versichere ich, dass ich zu der hier eingereichten Dissertation weder früher noch<br />
derzeit einen Antrag auf Eröffnung eines Promotionsverfahrens gestellt habe.<br />
Stuttgart-<strong>Hohenheim</strong>,<br />
(Prüfungsort, Abgabetermin) Johanna Fick