Finanzen 2023
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Diese Artikel sind in Zusammenarbeit mit MORNINGSTAR entstanden.<br />
Nachhaltig investieren:<br />
Das sollten Sie wissen!<br />
Nachhaltigkeit muss der Maßstab für alles gegenwärtige Handeln<br />
sein, damit wir künftigen Generationen die Chance erhalten, sich<br />
uneingeschränkt zu entwickeln. Über die Nachhaltigkeit von Produkten<br />
im Finanzwesen informieren sogenannte Ratings. Wir erklären, worauf<br />
Sie achten sollten, wenn Sie Ihr Geld nachhaltig investieren wollen.<br />
Text Doreen Brumme<br />
Wer heute in nachhaltige<br />
Finanzprodukte<br />
investieren möchte,<br />
verliert angesichts<br />
der Vielzahl und Vielfalt der Angebote<br />
leicht den Durchblick. Es<br />
stellt sich die Frage:<br />
Welche Anlage ist nachhaltig<br />
und woran erkennen Sie das?<br />
Seit dem 10. März 2021 gilt die<br />
europäische Verordnung „Nachhaltigkeitsbezogene<br />
Offenlegungspflichten<br />
im Finanzdienstleistungssektor“<br />
(auf Englisch:<br />
„Sustainable Finance Disclosures<br />
Regulation“, kurz: SFDR). Sie<br />
verpflichtet die Finanzmarktteil-<br />
nehmer, darunter Versicherer,<br />
Wertpapierunternehmen, Kreditinstitute<br />
wie Banken und Kapitalverwaltungsgesellschaften<br />
wie<br />
Emittenten von Fonds und ETFs<br />
(„Exchange Traded Fund“, also<br />
börsengehandelte Indexfonds)<br />
dazu, ihre Nachhaltigkeitskriterien<br />
transparent zu deklarieren, um<br />
potenzielle Anleger zu informieren,<br />
wie „grün“ ihre Produkte<br />
tatsächlich sind. Auf diese Weise<br />
soll einer Irreführung der Anleger<br />
mit vermeintlich grünen Anlagen<br />
(Greenwashing) entgegengesteuert<br />
werden. Neben dieser<br />
EU-Offenlegungsverordnung (EU<br />
2019/2088) gibt es eine weitere, die<br />
sogenannte Taxonomie-Verordnung<br />
(EU 2020/852), deren zusätzliche<br />
Änderungen teils schon seit<br />
Jahresbeginn gelten und teils zum<br />
1. Januar <strong>2023</strong> in Kraft treten.<br />
Die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten<br />
fußt auf drei Säulen:<br />
ökologische Tragfähigkeit (Umwelt/Environment),<br />
soziale Gerechtigkeit<br />
(Soziales/Social) und<br />
wirtschaftliche Effizienz (Unternehmensführung/Governance).<br />
In der Nomenklatur findet sich<br />
dieser Dreiklang wieder. Doch<br />
ein als ESG-konform kategorisiertes<br />
Finanzprodukt muss nicht<br />
zwangsläufig nachhaltig sein!<br />
Schließlich lässt die EU-Offenlegungsverordnung<br />
bislang recht<br />
viel Spielraum bei der Kategorisierung<br />
von Finanzprodukten.<br />
Dabei haben Emittenten die Wahl<br />
zwischen den Artikeln 8 und 9<br />
(siehe Kasten).<br />
Wie reagierte der Markt auf die<br />
EU-Offenlegungsverordnung<br />
und welche Trends für <strong>2023</strong><br />
sind absehbar?<br />
Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung<br />
am Finanzmarkt zeigt,<br />
dass Anleger zunehmend nach<br />
nachhaltigen Fonds fragen. „Im 3.<br />
Quartal wurden rund 340 Fonds<br />
von Artikel 6 auf Artikel 8<br />
heraufgestuft, weil die Fondsgesellschaften<br />
ihr Angebot weiter<br />
ausbauen, um die Nachfrage der<br />
Anleger nach mehr ESG- und<br />
nachhaltigen Strategien zu<br />
befriedigen“, sagt Hortense Bioy,<br />
Global Director of Sustainability<br />
Research bei Morningstar.<br />
„Andererseits sahen wir in etwa<br />
40 Fällen eine Herabstufung von<br />
Artikel 9 auf Artikel 8. Diese<br />
Herabstufungen sind das<br />
Ergebnis neuer aufsichtsrechtlicher<br />
Klarstellungen und spiegeln<br />
keineswegs Änderungen in den<br />
Strategien wider.“ Morningstar<br />
erwartet, dass sich der Trend in<br />
den nächsten Monaten fortsetzt,<br />
weil sich die Fondsgesellschaften<br />
auf die Anforderungen der<br />
zweiten Stufe der EU-Offenlegungsverordnung<br />
einstellen, die<br />
ab Januar <strong>2023</strong> gelten.<br />
Was bedeutet „nachhaltig<br />
nach Artikel 8 und 9“?<br />
Zwei Formen nachhaltiger Fonds,<br />
die von der EU festgelegt wurden,<br />
sind Artikel 8-Fonds und Artikel<br />
9-Fonds. Ein Fonds nach Artikel 8<br />
ist definiert als Fonds, der ökologische<br />
oder soziale Merkmale<br />
fördert – er ist „hellgrün“. Artikel<br />
9-Fonds verfolgen ein nachhaltiges<br />
Anlageziel, einen Impact – und<br />
heißen daher „dunkelgrün“. Außerdem<br />
gegeben sein muss eine gute<br />
Unternehmensführungspraktik der<br />
Unternehmen, in die investiert wird.<br />
Als potenzieller Anleger sind<br />
Sie bei der Entscheidung für oder<br />
gegen eine nachhaltige Anlage<br />
oft auf die Selbsteinstufung der<br />
Anbieter oder die Bewertung dieser<br />
seitens Dritter angewiesen. Das<br />
erschwert Ihnen den Durchblick.<br />
Fragen Sie daher zum Beispiel, ob<br />
die Angebote dazu beitragen, die<br />
• Ziele der Vereinten Nationen (United<br />
Nations, UN) für nachhaltige<br />
Entwicklung (Sustainable Development<br />
Goals, SDG) und/oder<br />
• die Kriterien des Pariser Klimaabkommens<br />
zu erfüllen.<br />
Machen Sie sich ein Bild davon, gegebenenfalls<br />
mit Hilfe Ihres Finanzdienstleisters,<br />
wie nachhaltig sich<br />
der Fondsanbieter, bei dem Sie investieren<br />
wollen, bislang engagierte<br />
und welches Engagement er plant.<br />
Wichtig: Wissen sollten Sie, dass<br />
die EU-Offenlegungsverordnung<br />
ein verbindlicher Rechtsakt ist,<br />
den alle Mitgliedsstaaten vollumfänglich<br />
umsetzen müssen<br />
– auch ohne nationale (deutsche)<br />
Gesetze. Noch mangelt es jedoch<br />
an Klarheit darüber, was genau<br />
eine „nachhaltige“ Investition im<br />
Sinne der SFDR ist. Hier besteht<br />
dringender Definitionsbedarf!<br />
So finden Sie ein nachhaltiges Investment!<br />
„Nachhaltiges Investieren<br />
ist sehr populär<br />
geworden – viele Anbieter<br />
sind auf den Zug<br />
aufgesprungen“, sagt<br />
Natalia Wolfstetter. Die<br />
Chef-Fondsanalystin<br />
bei Morningstar erklärt,<br />
wie Anleger trotz Greenwashing<br />
ein wirklich<br />
nachhaltiges Investment<br />
finden.<br />
Text Doreen Brumme<br />
Ist Greenwashing ein Problem<br />
auf dem Investmentmarkt?<br />
Greenwashing ist derzeit eines<br />
der wichtigsten Themen, wenn<br />
es um nachhaltige Investments<br />
geht. Wir beobachten, dass die<br />
meisten Fondsgesellschaften<br />
mittlerweile für sich beanspruchen,<br />
nachhaltig zu investieren.<br />
Immer mehr haben entsprechende<br />
Produkte auf den Markt gebracht<br />
oder bestehende auf mehr<br />
Nachhaltigkeit getrimmt. Da ist<br />
die Gefahr für Greenwashing<br />
groß: Die eigenen Nachhaltigkeitsanstrengungen<br />
werden überzeichnet<br />
– man trägt zu dick auf,<br />
gleichwohl die meisten Anbieter<br />
Natalia<br />
Wolfstetter<br />
Chef-Fondsanalystin<br />
bei<br />
Morningstar<br />
noch keine langjährige Erfahrung<br />
mit Nachhaltigkeit haben.<br />
Allerdings fehlt auch die<br />
allgemeingültige Definition von<br />
Nachhaltigkeit. Auch das kann bei<br />
Anlegern den Eindruck von Greenwashing<br />
erzeugen, wenn sie unter<br />
Nachhaltigkeit etwas anderes<br />
verstehen als Anbieter oder wenn<br />
Anleger noch keine klare Vorstellung<br />
von Nachhaltigkeit haben.<br />
Woran kann der Anleger erkennen,<br />
dass ein Fond wirklich<br />
nachhaltig ist?<br />
Es gibt weder den einen Datenpunkt<br />
noch das eine Kriterium,<br />
mit dem sich ein Fonds ohne Weiteres<br />
als nachhaltig identifizieren<br />
ließe. Dafür ist das Spektrum<br />
an Nachhaltigkeitsstrategien<br />
zu breit, da sie unterschiedliche<br />
Ziele und Präferenzen von<br />
Anlegern ansprechen. Der Name<br />
eines Fonds kann erste Hinweise<br />
liefern. Ratsam ist aber immer<br />
der Blick hinter die Kulissen, um<br />
die Nachhaltigkeitsziele eines<br />
Fonds zu verstehen und wie<br />
diese erreicht werden sollen.<br />
Während die einen bestimmte<br />
kontroverse Aktivitäten oder<br />
Sektoren nicht in ihrem Fonds<br />
haben möchten, sind andere<br />
bereit, auch in problematische<br />
Sektoren zu investieren, wünschen<br />
sich aber nur die nachhaltigsten<br />
Unternehmen im Portfolio („Best<br />
in Class“, „Klassenbeste“). Wieder<br />
andere Anleger möchten auf ein<br />
bestimmtes Nachhaltigkeitsthema<br />
wie „Wasser“ oder „Erneuerbare<br />
Energien“ setzen oder einen konkret<br />
messbaren positiven Beitrag<br />
zu Umwelt oder sozialen Zielen<br />
leisten. Ist die Entscheidung für<br />
einen bestimmten Ansatz gefallen,<br />
kann man mit Hilfe von Nachhaltigkeitskennzahlen<br />
und -ratings<br />
einzelne Fonds unter die Lupe nehmen<br />
und fragen: Entspricht das,<br />
was draufsteht, auch dem, was drin<br />
ist? Kann ich als Anleger gut damit<br />
leben? Für ein möglichst umfassendes<br />
Bild ist es sinnvoll, mehrere<br />
Ratsam ist immer<br />
der Blick hinter die<br />
Kulissen, um die<br />
Nachhaltigkeitsziele<br />
eines Fonds zu<br />
verstehen.<br />
Kennzahlen zu kombinieren.<br />
Morningstar bietet verschiedene<br />
Kennzahlen, darunter das<br />
Morningstar Sustainability<br />
Rating, das die Nachhaltigkeitsrisiken<br />
der Unternehmen und<br />
staatlichen Emittenten in einem<br />
Fonds misst. Je geringer die ausfallen,<br />
desto besser ist das Rating,<br />
das wir in Form von 1 bis 5 Globen<br />
vergeben: 5 Globen bedeuten, dass<br />
ein Fonds im Vergleich zu ähnlich<br />
aufgestellten Wettbewerbern<br />
geringe Nachhaltigkeitsrisiken<br />
trägt. Morningstar bietet zudem<br />
Kennzahlen,<br />
• die speziell die CO 2 -Risiken<br />
eines Fonds messen,<br />
• die zeigen, inwieweit er in kontroverse<br />
Produkte oder Aktivitäten<br />
wie fossile Brennstoffe,<br />
Alkohol, Tabak oder Waffen<br />
involviert ist,<br />
• die die Auswirkungen eines<br />
Fonds auf die Nachhaltigkeitsziele<br />
der UN messen, sogenannte<br />
Impact-Kennzahlen.<br />
Darüber hinaus haben wir ein<br />
qualitatives Rating der Fondsgesellschaften<br />
in Bezug auf ihre<br />
Nachhaltigkeitsqualitäten im<br />
Angebot: Das ESG Commitment<br />
Level bewertet die Fortschritte<br />
einer Fondsgesellschaft auf ihrer<br />
Reise in Richtung Nachhaltigkeit.<br />
Es kann helfen, Anbieter zu<br />
finden, die gut aufgestellt sind, um<br />
nachhaltige Fonds zu managen.<br />
In 4 Schritten<br />
einen nachhaltigen<br />
Fonds<br />
finden<br />
Definieren Sie, was<br />
1. nachhaltiges Investieren<br />
für Sie heißt!<br />
Holen Sie entsprechende<br />
Angebote für<br />
2.<br />
nachhaltige Investments ein!<br />
Checken Sie möglichst<br />
3. den Hintergrund des<br />
Investments und des Anbieters.<br />
Morningstar stellt Infos<br />
wie das Morningstar Sustainability<br />
Rating und die CO 2 -<br />
Risiken kostenfrei auf der<br />
Internetseite morningstar.de<br />
zur Verfügung.<br />
Klären Sie offene Fragen<br />
4. mit dem Investmentberater<br />
Ihres Vertrauens und<br />
entscheiden Sie sich für Ihren<br />
nachhaltigen Fonds!