FOCUS MONEY 2023/02 Vorschau
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E-PAPER LESEN:
moneyeditorial
EDITORIAL
Machen wir das
Beste draus!
GEORG MECK
Chefredakteur
FOCUS MONEY
die Feiertage sind überstanden, die Jahresrückblicke abgehakt, Gott sei Dank.
2022 war nun wirklich kein Glanzstück, politisch, fußballerisch und überhaupt.
Aus Anlegersicht haben wir gar ein historisch schlechtes Jahr hinter uns gebracht.
„US-Anleihen erzielten die schwächste Performance der vergangenen
97 Jahre“, bilanzieren die Vermögensverwalter von HQ Trust. „Bei Aktien sah
es nicht viel besser aus.“ Da kann die Losung nur lauten: Strich drunter und
nach vorn schauen. Oder um Torwart-Titan Oliver Kahn zu bemühen: „Mund
abputzen – weitermachen.“
Machen wir also das Beste aus 2023! Denn die gute Nachricht ist: Die Historie
lehrt, dass nach einer so verkorksten Börsensaison meist besonders üppige
Renditen warten. Tatsächlich sind die Aussichten fürs neue Jahr so schlecht
nicht, die einschlägigen Propheten sehen den Dax im Schnitt jenseits der
15 000 Punkte landen, bisweilen werden auch 16 000 Punkte als Zielmarke genannt.
Für diese erste Ausgabe von FOCUS MONEY 2023 haben wir uns daher
umgehört, was Profis in dieser Situation raten, wir haben recherchiert, was Privatanleger
sich abschauen können von den Männern und Frauen, die mit Milliarden
die Märkte bewegen. Ohne das ganze Ergebnis vorwegzunehmen, sei
an dieser Stelle eines bereits verraten: Abseits zu stehen, kann sich rächen, so
der Tenor der Experten. Die Chancen auf eine Erholung der Aktienkurse steigen
(so rumpelig es zwischendurch auch zugehen mag). Der Optimismus
kehrt zurück. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es schnell nach oben gehen
kann“, meint etwa Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba.
Gewiss, die Risiken für die Volkswirtschaften sind nicht über Nacht verschwunden,
jedes Kind kann die Stichworte inzwischen herunterbeten: von
Putins Überfall über Gas und Covid bis zu den angespannten Lieferketten. Wahr
bleibt aber auch: Es sind stürmische, volatile Phasen wie diese, in denen Vermögen
an der Börse entstehen, nicht wenn alle entspannt auf dem Deck
in den Sonnenstühlen liegen. Wagemut zahlt sich aus. Und noch immer
gilt der alte Kalauer: An der Börse wird zum Einstieg nicht geklingelt.
Beschweren Sie sich jedenfalls hinterher nicht, dass wir
Sie nicht gewarnt hätten. Also, machen wir das Beste aus 2023!
Herzlich
Ihr
Aus aktuellem Anlass!
Lesen Sie FOCUS MONEY bequem zu Hause
Liebe Leserinnen und Leser,
die Inflation hat in Deutschland und auch im Durchschnitt der
Euro-Zonen-Länder zweistellige Werte erreicht. Bange blicken
die Börsianer auf die Notenbanken: Wie lange werden die Zin -
sen noch steigen? Stürzen die großen Volkswirtschaften in
eine tiefe Rezession? Und was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse?
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FOCUS MONEY 2/2023
Foto: F. Röth
*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht
3
moneyinhalt
4. JANUAR 2023 www.money.de
10
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kaufen sollten!
Elf renommierte Börsenprofis
verraten Ihnen, wie die
Wirtschaft läuft und wo 2023
am meisten zu holen ist – von
internationalen Top-Titeln über
Dax-Stars, Fonds und Gold
bis zu Anleihen
CARSTEN
MUMM,
CHEFVOLKS-
WIRT DONNER
& REUSCHEL
THOMAS KRUSE,
CHEF-ANLAGESTRATEGE
AMUNDI DEUTSCHLAND
BJÖRN JESCH,
CHEFSTRATEGE
DWS
moneykompakt
6 Japan: Schreck für die Finanzmärkte
durch die Notenbank
7 Das kaufe ich jetzt: Danone
8 Nasdaq-100: Gewinner & Verlierer
und wie die Big Techs abschneiden
8 Steuerentlastung: Mehr Netto
vom Brutto ab Januar
9 Nachhaltigkeit: Klima retten mit
der Krimikönigin Nele Neuhaus
98 Andis Börsenbarometer: Auf
Warnzeichen achten!
moneytitel
10 Jens Ehrhardt: Der Routinier von
DJE Kapital erwartet ein schwieriges
Jahr 2023 und empfiehlt eine
flexible, aktive Anlagepolitik
13 Kristina Hooper: Die Chefstrategin
von Invesco traut chinesischen
Aktien das Comeback zu
14 Ken Fisher: Die elf Aktienfavoriten
des versierten US-Milliardärs
16 Björn Jesch: Banken- und Gesundheitspapiere
empfiehlt der Chef-
stratege von DWS – und lauert aufs
Comeback der Tech-Werte
18 Warren Buffett: Der Altmeister
von Berkshire Hathaway will mit
Öl- und Gaswerten sowie Chip-Herstellern
wieder in die Gewinnzone
21 Gertrud Traud: Die Helaba-
Chefvolkswirtin setzt auf Zykliker
22 Carsten Mumm: Im Interview
rechnet der Chefvolkswirt von
Donner & Reuschel bald mit einer
wirtschaftlichen Stabilisierung
25 Thomas Kruse: Ausgewählte
ETFs für die Trends des Amundi-
Deutschland-Chefstrategen
28 Philipp Sandner: Ab Herbst 2023
rechnet der Experte für digitale
Assets mit Auftrieb für den Bitcoin
31 Ronald-Peter Stöferle: Fünf
Gründe für eine stärkere Goldallokation
vom Incrementum-Manager
32 Tilmann Galler: In seiner Kolumne
blickt der Stratege von J.P.
Morgan optimistisch in die Zukunft
33 Chartsignal: Neue China-Chance
nach der Korrektur
33 Börsenwissen: Hedge-Fonds und
ihre Strategien
moneymarkets
34 Luxus: Auf dem Weg nach oben
mit LVMH und Hermès
37 Jost Werke: Die Aktie des Nutzfahrzeugzulieferers
ist angesprungen
38 Schneider Electric: Der Global
Player im Energiemanagement ist
nachhaltig profitabel
40 Wasserstoff: Auf welche
Gewinner im Milliardenmarkt
Anleger jetzt setzen sollten
43 Musterdepot: Jaensch profitiert
von Commerzbank-Rally
44 Interview: Telefónica-Deutschland-
CFO Markus Rolle verspricht hohe
Gewinnausschüttungen
48 Biontech: Warum nach dem
Covid-Höhenflug ein neuer
mRNA-Aufschwung bevorsteht
51 Kolumne: Roland Koch über die
Illusionen der Klimaaktivisten
52 Auto-Software: Fünf Konzerne,
die von der Digitalisierung der
Fahrzeuge profitieren
56 Umwelt-ETFs: Gezielt auf
Biodiversität und Recycling setzen
4 Titelfotos: Bloomberg, St. Buchert/Helaba, Invesco, DJE
Composing: FOCUS MONEY
FOCUS MONEY 2/2023
59 Gesundheits-ETFs: Branchenzugang
zum Hort der Stabilität
62 „Economist“-Analyse: Wie
künstliche Intelligenz endlich
Einzug in die Wirtschaft hält
moneydigital
47 Social Trends: Die Zocker wenden
sich von Meme-Stocks ab, ETFs zu
48
Aktienchance
des Jahrzehnts
Nach dem Erfolg bei Covid
geht die mRNA-Story von
Biontech erst richtig los. Die
Aktie ist günstig – und extrem heiß
dswanlegerschutz
66 Mitwirkung: Warum die Wirtschaft
lauter werden muss
moneysteuern&recht
68 Aktenzeichen: Resturlaub verfällt
nicht, unzulässige Bankenentgelte
70 Grundsteuer: Die Frist läuft Ende
Januar ab – ein Leitfaden und
Tipps für den Endspurt
34
Um jeden Preis
Luxusartikel von LVMH und
Hermès sind heiß begehrt. Das
macht den LVMH-Großaktionär
zum reichsten Mann der Welt. Die
Geheimnisse der Luxusindustrie
– und die Chancen für Anleger
moneyservice
74 Marktplatz: Oldtimer, Uhren und
Wohnmobile für Genießer
76 Finanzdienstleister: Wer besonders
verbraucherorientiert arbeitet
moneyanalyse
81 Fonds
82 Deutsche Aktien
90 Internationale Aktien
96 ETFs
97 Zertifikate
moneyrubriken
3 Editorial
80 Leserbriefe – Impressum
98 Termine
44
„Einen flächendeckenden
Blackout werden wir
nicht erleben“
40
Neues
Energiezeitalter
Wachstum pur
– erneuerbare
Energien in Form
von Wasserstoff
lagerfähig und
transportierbar zu
machen, ist ein
Milliardenmarkt
MARKUS ROLLE, CFO
TELEFÓNICA DEUTSCHLAND
FOCUS MONEY 2/2023
Inhaltfotos: SLAVICA, DWS, DONNER & REUSCHEL, Biontech, Louis Vuitton, D. Gierke/Telefónica, Adobe Stock 5
moneytitel
DIE ANALYSE 2023
Zum Jahresstart und in
turbulenten Marktphasen
unbezahlbar: die
Einschätzungen
erfahrener Finanzfachleute
aus monetärer,
fundamentaler und
technischer Sicht. Hier
finden sich auf 23
Seiten die Erkenntnisse
von elf renommierten
Experten wie Börsen-
Routinier Jens Ehrhardt
von der DJE Kapital AG
10 FOCUS MONEY 2/2023
TITEL
WAS
TOP-
BÖRSEN-
PROFIS
RATEN
Markt von Zinserhöhungen überrollt
Noch nie in der Finanzgeschichte überstieg weltweit
die Anzahl von Leitzinserhöhungen durch Notenbanken
die Zahl der Zinssenkungen so stark wie
derzeit. Der Liquiditätsentzug belastet die Börsen.
Zinsreaktionen der Zentralbanken weltweit
Zinssenkungen
Anzahl der Zinssteigerungen u.
-senkungen, laufender
12-Monats-Durchschnitt
Zinssteigerungen
2000 05 10 15 2020
Quelle: Finanzwoche
Aktienrückkäufe in Europa
Rückkaufvolumen im
Stoxx-Europe-600 in Mrd. Euro
300
200
100
Risiko Rekord-Rückkäufe
Europäische Unternehmen geben – teils kreditfinanziert
– mehr Geld aus als vor der Finanzkrise,
um eigene Papiere vom Markt zu nehmen. In Zeiten
steigender Zinsen dürfte die Summe sinken.
0
60
40
20
2000 05 10 15 2020
Quelle: Finanzwoche
0
von ANDREAS KÖRNER
Auch nachdem das wahrlich herausfordernde Börsenjahr
2022 – geprägt von heftigen Ausverkäufen und
unerwartet dynamischen Erholungsrallys – zu Ende
gegangen ist, dürfte es an den Märkten ruppig bleiben.
Ein kalter Winter kann jederzeit die Energiekrise
aufleben lassen, die Wahrscheinlichkeit für eine
Rezession in vielen Staaten ist so hoch wie selten, der Ukraine-
Krieg dauert an und die Spannungen zwischen den USA und China
spitzen sich zu. Und natürlich sind da die höchsten Inflationsraten
seit Jahrzehnten, die die Notenbanken zu so starken und
schnellen Leitzinserhöhungen gezwungen haben wie noch nie. Allein
bei den Billionensummen an Anleihen, die in Fonds, bei Versicherern,
Pensionskassen, aber auch bei der Europäischen
Lichtblick Fondsmanager-Positionierung
Positiv für die Kurse könnte hingegen wirken, dass
der prozentuale Anteil von professionellen Geldverwaltern,
die Aktien übergewichtet haben, nahe
dem Rekordtief liegt – eine Chance für Nachkäufe.
Aktienpositionierungen von Fondsmanagern
Netto-Übergewichtung
bei Aktien, in Prozent
der befragten Fondsmanager
2001 05 10 15 2020
Quelle: Finanzwoche
100
50
0
–50
–100
FOCUS MONEY 2/2023 Foto: DJE Illustration: VectorStock
11
moneytitel
DIE ANALYSE 2023
GELASSENHEIT: Warren Buffett
lässt sich von Milliardenverlusten
im schwierigen Börsenjahr 2022
nicht nervös machen
BERKSHIRE HATHAWAY
AUF DIESE
Für Starinvestor Warren Buffett und seine Holdinggesellschaft
Berkshire Hathaway war das vergangene Jahr
kein goldenes. Seine vorläufige Bilanz fällt tiefrot aus.
Denn die Beteiligungen machten Milliardenverluste. Im dritten
Quartal waren es rund zehn Milliarden Dollar. Unterm
Strich stand ein Nettoverlust von 2,69 Milliarden Dollar. Im
Vorjahreszeitraum stand noch ein Nettogewinn von 10,34
Milliarden in den Büchern. Auf die ersten drei Quartale gesehen,
summierte sich das Minus auf knapp 41 Milliarden
Dollar. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum erzielte der
Starinvestor aus Omaha im US-Bundesstaat Nebraska noch
über 50 Milliarden Nettogewinn.
Die Folgen sind am Kurs der A-Aktie von Berkshire Hathaway
mit einer Marktkapitalisierung von 641 Milliarden US-
Dollar sichtbar. Für die mit 467 000 Dollar teuerste Aktie der
Welt gab es am Ende nur ein kleines Plus von fünf Prozent.
Die Anleger brauchten im vergangenen Jahr gute Nerven.
Buffett tut derartige Volatilitäten in seinem Portfolio als bedeutungslos
ab. „Die Höhe der Anlagegewinne/-verluste in
einem bestimmten Quartal ist in der Regel bedeutungslos und
liefert Zahlen für die Nettogewinne (-verluste) je Aktie, die für
Anleger, die sich mit den Rechnungslegungsvorschriften nur
wenig oder gar nicht auskennen, äußerst irreführend sein
können“, sagte der 92-jährige CEO und Chairman von Berkshire
Hathaway. Bei vielen seiner Anhänger ist das Jo-Jo-Spiel
AKTIEN SETZT
WARREN
BUFFETT
Der Starinvestor erfindet sich mit seinem Ausflug
nach Asien in die Chip-Branche und den Ausbau
seiner Investitionen in die Öl- und Gasindustrie
neu. Angesichts zuletzt roter Zahlen brauchen
Anleger durchaus gute Nerven
von HANS-PETER SIEBENHAAR
18 Foto: Fortune Live Media
FOCUS MONEY 2/2023
Die Höhe der Anlagegewinne/
-verluste in einem bestimmten Quartal
ist in der Regel bedeutungslos“
WARREN BUFFETT, CEO BERKSHIRE HATHAWAY
in der Corona-Zeit unvergessen. Im ersten Quartal 2020, zum
Ausbruch der Pandemie, verlor Berkshire Hathaway annähernd
50 Milliarden Dollar. Über das ganze Jahr gab es dann
doch einen Gewinn von fast 43 Milliarden.
Von Nervosität ist bei Warren Buffett, gern auch das „Orakel
von Omaha“ genannt, daher nichts zu spüren. Derartige
Schwankungen hat der Methusalem unter den Investoren
schon häufig gesehen. Er ist der am längsten amtierende CEO
und Chairman der Welt. Seit 57 Jahren führt er Berkshire
Hathaway. Und seit Jahrzehnten investiert er langfristig und
bewies stets ein ganz besonderes Gespür für die Märkte rund
um den Globus. Er ist nach Geldikonen wie Bernard Arnault
(LVMH), Elon Musk (Tesla, Twitter), Bill Gates (Microsoft) und
Jeff Bezos (Amazon) mit einem Vermögen von 99 Milliarden
Dollar der siebtreichste Mensch der Welt. Daran wird sich
voraussichtlich nur wenig ändern – dafür ist das Portfolio zu
breit gestreut.
Sein Anlegerverhalten ist für viele Investoren rund um den
Globus wie ein Navigator durch die nervösen Märkte. Schon
allein das Interesse an einzelnen Aktien lässt deren Kurse
nach oben springen. Entgegen landläufiger Meinung ist Buffetts
Portfolio gar nicht so stark diversifiziert. Eine Handvoll
Unternehmen macht über zwei Drittel seiner Investments
aus. Apple mit einem Anteil von 41,8 Prozent ist das mit Abstand
größte Aktienpaket. Danach folgen Bank of America
(10,3 Prozent), Chevron (8,0 Prozent), Coca-Cola (7,6 Prozent)
und American Express (6,9 Prozent).
Im schwierigen Jahr 2022 musste die Investmentikone
auch herbe Enttäuschungen erleben. Das gilt insbesondere
für die Tech-Werte. Die Apple-Aktie sank seit Jahresbeginn
um ein Fünftel. Noch viel schlimmer stellt sich die Situation
beim weltgrößten Handelskonzern Amazon dar. Der Kurs
hat sich in den vergangenen zwölf Monaten fast halbiert.
Auch der Einstieg beim Drucker- und Computerhersteller
HP im April 2022 hat sich bislang nicht ausgezahlt – im Gegenteil.
Das Papier ist auf Jahresfrist um rund ein Viertel seines
Wertes geschrumpft, obwohl der Einstieg von Berkshire
Hathaway der HP-Aktie unmittelbar nach dem Einstieg
mächtig Auftrieb gab. Mit der über vier Milliarden Dollar großen
Transaktion wurde die Beteiligungsgesellschaft aus
Omaha mit knapp elf Prozent zum größten Einzelaktionär
des Konzerns.
Im Gegensatz zu manchen Wettbewerbern hielt sich Buffett
von Asien weitgehend fern. Im November vollzog er die
strategische Kehrtwende. Für geschätzte fünf Milliarden Dollar
investierte er in den Chip-Hersteller Taiwan Semiconductor
Manufacturing Co Ltd. (TSMC). Das taiwanesische Unternehmen
ist unter den Auftrags-Halbleiterherstellern der
weltweite Branchenprimus. Es macht im Portfolio von Berkshire
Hathaway 1,4 Prozent aus. Der Einstieg bei TSMC erscheint
quasi logisch. Denn die Taiwanesen sind Lieferanten
FOCUS MONEY 2/2023
Quelle: Bloomberg
Berkshire Hathaway B-Aktie
Die vergleichsweise preiswerte B-Aktie von Buffetts
Investmentgesellschaft ist bei Aktionären beliebt.
Berkshire Hathaway
Kurs der B-Aktie in Euro
2015 16 17 18 19 20 21 2022
seines Lieblingsunternehmens Apple. Der Chip-Produzent
stellt bereits seit 2014 energiesparende Halbleiter für Smartphones
wie das iPhone her. Er gilt in der Branche zudem als
Beispiel für Nachhaltigkeit. TSMC ist mittlerweile der weltgrößte
Auftrags-Chip-Hersteller mit Werken auch in China,
Singapur und den USA. Buffett hatte nach einem dramatischen
Kursverfall im vergangenen November einen günstigen
Zeitpunkt für einen Einstieg gefunden. Offenbar ist er
überzeugt, dass die Aktie ihre Talsohle durchschritten hat.
Das Engagement Buffetts sorgte zu Beginn für einen Kurssprung.
Doch mittlerweile ist Ernüchterung eingekehrt.
Denn neben der Volatilität im Halbleitermarkt bleibt ein hohes
politisches Risiko. China inszeniert sich zunehmend als
imperiale Macht in Südchina und schreckt auch vor einer Kanonenbootpolitik
vor der Küste Taiwans nicht zurück. Auf
die geopolitischen Risiken hat TSMC kurz vor Weihnachten
reagiert. Die Taiwanesen wollen ihre Investitionen in den
Produktionsstandort USA auf 40 Milliarden Dollar verdreifachen
und sorgen somit für ihren wichtigen Kunden Apple
für größere Sicherheit in der Lieferkette. Außerdem prüfen
die Taiwanesen die Bau ihrer ersten europäischen Chip-
Fabrik in Dresden.
Entgegen dem globalen Trend zu grünen Investments handelt
Buffett mit dem Ausbau seines Engagements in der Ölund
Gasbranche antizyklisch. Während andere Investo-
300
250
200
WKN/ISIN
AOYJQ2/US0846707026
Börsenwert 628 Mrd. €
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022e/23e 42,05/20,22
Dividendenrendite für 2022e/23e 0,0/0,0 %
Kursziel/Stoppkurs 344,89/250,66 €
Risiko ■■■ ■ ■ ■ Kurspotenzial 18,9 %
150
100
19
e = erwartet
moneytitel
INTERVIEW
DIE ANALYSE 2023
Prof. Dr. Philipp Sandner, Leiter des
Frankfurt School Blockchain Center und
Experte für digitale Assets, über einen
kurzen Kryptowinter, die steigende
Adoption von Bitcoin, das Metaverse
und Vertrauen durch Regulatorik
AB HERBST
2023 DÜRFTE
BITCOIN
WIEDER MEHR
AUFTRIEB
PHILIPP SANDNER:
war von 2018 bis 2021
einer der „Top 30“-
Ökonomen Deutschlands
im FAZ-Ranking
BEKOMMEN“
von SASCHA ROSE
Die Pleite der Kryptobörse FTX ließ den Bitcoin-Preis zeitweise unter 16 000
US-Dollar abrutschen. Wie geht es 2023 weiter? Kommt auf Anleger ein langer
Kryptowinter zu?
Philipp Sandner: Meiner Meinung nach dürfte der Bitcoin-Preis
auf dem jetzigen Niveau nicht noch deutlich tiefer fallen. Und auch
der befürchtete Kryptowinter könnte schneller zu Ende sein, als viele
meinen. Das FTX-Debakel und andere Katastrophen im Kryptomarkt
haben allerdings dazu geführt, dass die Gefühlslage im Moment
relativ mau ist und damit auch das Sentiment. Diese Stimmung
könnte noch bis Frühjahr oder vielleicht sogar Sommer 2023 anhalten
und auf eine längere Seitwärtsbewegung hinauslaufen. Ich kann
mir deshalb gut vorstellen, dass der Bitcoin-Preis die nächsten Monate
eher zwischen 16 000 und 20 000 US-Dollar pendelt.
Warum erwarten Sie keinen weiteren massiven Absturz der ältesten Kryptowährung
angesichts nicht unerheblicher Risiken?
Sandner: Die aktuellen Risiken am Kryptomarkt belasten den Bitcoin-Preis
natürlich stark. Gerüchte, nach denen die größte Kryptobörse
Binance in Schwierigkeiten steckt, halte ich allerdings für
28 Foto: FSBC
FOCUS MONEY 2/2023