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Zugang zur Welt unter den Bedingungen von Blindheit

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Gelingt der vorsprachliche Austausch zwischen Eltern und Kind weniger gut, indem die Signale<br />

und Bedürfnisäußerungen des Kindes häufig unbeantwortet bleiben oder sogar „Missverständnisse“<br />

in der Interaktion entstehen, kann es zu unsicheren und ambivalenten Bindungen<br />

kommen, die sich ungünstig auf die weitere sozial-emotionale und auch die kognitive Entwicklung<br />

auswirken können.<br />

Auf der Grundlage einer gesicherten emotionalen Basis kann es <strong>den</strong> Partnern des Kindes gut<br />

gelingen dem Kind einen <strong>Zugang</strong> <strong>zur</strong> <strong>Welt</strong> verschaffen, indem sie ihm vielfältige Körpererfahrungen<br />

ermöglichen und ihm die Umgebung nahe bringen, sie bedeutsam und interessant<br />

für es machen und zwar aus der Perspektive des Kindes.<br />

Auf die theoretischen Grundlagen zum Thema „Körpererfahrungen“ als Basis für die Entwicklung<br />

<strong>von</strong> Körperschema und Körperbild – vorwiegend vestibulär - taktil - kinästhetische<br />

Erfahrungen in Verbindung mit Empfindungen (Erlebnisqualitäten) , wird im 2. Teil des Vortrags<br />

näher eingegangen.<br />

Wie verläuft die Bewegungsentwicklung des Kindes ohne Behinderungen ?<br />

Die Auseinandersetzung mit der Umwelt, sie nach <strong>den</strong> eigenen Bedürfnissen gestalten, sich<br />

ihr aber auch anzupassen, gelingt nur durch aktives Handeln, d.h. durch B e w e g u n g.<br />

Walthes, postuliert : Bewegung ist Bedingung für die Wahrnehmung, für die Unterscheidung<br />

zwischen mir und der <strong>Welt</strong>, zwischen Selbst und Fremd, das Fundament jeglicher Wahrnehmung:„Ohne<br />

Bewegung keine Wahrnehmung der Außenwelt“ (Palagyi)<br />

D.h., dass der frühen Bewegungsentwicklung bzw. der sensomotorischen Entwicklung eine<br />

besondere Bedeutung zukommt. Die sensomotorische Entwicklung ist diejenige Phase in der<br />

Entwicklung des Menschen, in der er Erkenntnisse in erster Linie über die Wahrnehmung und<br />

Bewegung gewinnt, d.h. im handeln<strong>den</strong> aktiven Umgang mit sich und <strong>den</strong> Dingen der Umgebung.<br />

In der kindlichen Entwicklung ist das Wahrnehmen der Umwelt immer mit motorischen Aktionen<br />

und Reaktionen verbun<strong>den</strong>, ebenso wie sich die Motorik über Sinneseinwirkungen<br />

entwickelt und differenziert. Das Sammeln vielfältiger Erfahrungen durch Wahrnehmung und<br />

Bewegung lässt ein Bild <strong>von</strong> der Umwelt entstehen und gibt dem Kind die Möglichkeit, aktiv<br />

handelnd auf sie einzuwirken. Kognitives Lernen und Entwicklung <strong>von</strong> Handlungsstrategien<br />

sind abhängig <strong>von</strong> der sensomotorischen Entwicklung<br />

(Von Piaget stammt der Satz: „Begreifen kommt <strong>von</strong> Greifen“ der auf die sensomotorische<br />

Phase als das Fundament für die geistige Entwicklung hinweisen soll.)<br />

Die berühmte ungarische Kinderärztin Pikler betont besonders <strong>den</strong> Zusammenhang zwischen<br />

der Selbstständigkeit in der motorischen Entwicklung und der Entwicklung der Persönlichkeit:<br />

„Durch die selbständigen Bewegungen lernt der Säugling seine Möglichkeiten und Grenzen in<br />

der ihm unmittelbar umgeben<strong>den</strong> Umwelt kennen. Er lernt sich zu orientieren, zu handeln und<br />

entwickelt dabei Umsicht, Ausdauer und Willen – PERSÖNLICHKEIT“.<br />

Auch wenn blinde Kinder vielleicht ein Maß an Unterstützung durch ihre Partner nicht entbehren<br />

können, sollten die Pikler’schen Prinzipien ernst genommen wer<strong>den</strong>, d.h. dem „Entde-<br />

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