Schraegstrich 2/2022
Das Magazin für Interessierte mit dem Themenschwerpunkt Liebe
Das Magazin für Interessierte mit dem Themenschwerpunkt Liebe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WISSENSWERT // Liebe
Meine Liebe zur Musik
Was mir Musik bedeutet, ist schwer zu beschreiben, und dennoch werde ich es an dieser
Stelle versuchen. Musik und ich – wir sind wie zwei Freunde, ja noch mehr. Eine leidenschaftliche
Liebesbeziehung verbindet uns. Immer, wenn ich traurig bin, mich wütend fühle,
mich freue, mir langweilig ist, ich eine Beschäftigung suche, ich während einer anderen
Beschäftigung Hintergrundmusik brauche; wenn ich mich alleine fühle, missverstanden von
meiner Umwelt, wenn ich verzweifelt bin, wenn mir die Welt grausam erscheint, wenn ich
keine Zukunft für mich sehe, jedoch auch, wenn ich viele Pläne schmiede, wenn mein Herz
rasend schnell schlägt vor lauter Glück, wenn ich verliebt bin, wenn ich glücklich bin – dann
höre ich Musik.
Doch nicht nur Musik zu hören, sondern auch selber Musik zu machen, Songtexte zu verfassen
und meinen Gesang instrumentell zu begleiten, ist meine Leidenschaft. Selbst Erschafferin
eines Musikstücks zu sein, birgt für mich so viel Schönheit und ist eine Art Selbsttherapie,
in der ich all das ausdrücken kann, was oft im ‚realen Leben‘, in der Interaktion mit
anderen Menschen, so schwierig zu kommunizieren ist. Die Poesie kann ausdrücken, was
im gesprochenen Wort nicht selten ungesagt bleibt. Die Töne und Klänge, die oft wie aus
Zufall, wie durch Geisterhand, von mir in kurzer Zeit kreiert werden, untermalen die Liedtexte
in loser Reimform, in die ich alles packen kann: Meine Ängste, meine Sorgen, meine tiefsten
Sehnsüchte, meine Glückseligkeit, meine Traurigkeit. Emotionen, um die ich mich erst
durch die Komposition von Musik kümmern kann; als würde ich vor meinem ‚inneren Kind‘
sitzen und ihm Trost zusprechen – es in den Arm nehmen und sagen „Es ist schon okay“.
Wenn ich depressiv bin, hilft mir die Musik, meine Stimmung wieder auszugleichen. Paradoxerweise
hellt es meine Stimmung oft auf, wenn ich dann traurige und aggressive Musik
höre, oder selber komponiere – als ergäbe Minus und Minus Plus. Es gibt mir einen Funken
Hoffnung, etwas an das ich glauben und mich daran erfreuen kann, eine Zukunftsaussicht in
vermeintlich ausweglosen Zeiten: Die Musik wird immer bei mir bleiben, wie eine Freundin,
die über mich wacht; manchmal gibt es Zoff, doch nach kurzer Schweigezeit vertragen wir
uns wieder. Ich liebe sie, weil sie ein Teil von mir ist und mich nie verlassen wird. Denn sie
ankert tief in meiner Seele und verhilft mir dazu, nach einer besseren Zukunft zu streben.
Schon von klein auf liebte ich sie, die Musik. Ich kann mich noch klar daran erinnern, als ich
als kleines Kind im Wohnzimmer meiner Nachbarin zu Joan Jetts „I love Rock n‘ Roll“ tanzte
und pure Freude empfand. Nach meiner obligatorischen Spice-Girls-Phase, entdeckte ich
den Rock als meine Lieblingsmusikrichtung, als ich Ende der Neunzigerjahre Musikkasset-
SEITE 16
//SCHRÆGSTRICH