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Zeitung der Studierenden an der etH nr. 5/08–09, 13. FeBruar 2009

Zeitung der Studierenden an der etH nr. 5/08–09, 13. FeBruar 2009

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AZB<br />

8092 ZÜRICH<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>etH</strong> <strong>nr</strong>. 5/<strong>08–09</strong>, <strong>13.</strong> <strong>FeBruar</strong> <strong>2009</strong><br />

Kunst


alles Polykum<br />

Nr. 5/<strong>08–09</strong> Illustration: Marie Veya


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bil<strong>der</strong>: Gottfried Hellnwein (Titelbild),Thomas Tschupp (Editorial) inhalt<br />

12<br />

13<br />

14<br />

VS<strong>etH</strong> 06 BIERBRAUER UND -TRINKER von Markus Pilm<strong>an</strong> 07 DIPLOMIERTE<br />

DIPLOMATEN VS<strong>etH</strong> 00 von Michael SCHNEE, Kalenikin BOARDEN, 08 PARTY BLOSS von NICHT Basil Gasser BQM WERDEN 00 PROFESSOR von Angelika<br />

Kuschnik WUNDERLIS 09 SCHATZ FOTOS von WINAFE Juli<strong>an</strong> von Kölbel H<strong>an</strong>nes 00 Hübner STRESS KunSt AUF DER BÜHNE 10 DIE von KUNST Nico<br />

DER Luchsinger PROVOKATION 09 THEATERFANS, von Tobias Imbach AUFGEPASST 12 KUNSTERNATION von Schmuel Stokvis von Barbara interdiS-<br />

Lussi 13<br />

SCHMERZHAFTE ZiPLinÄr KATHARSIS 10 WIDER von DEN Iv<strong>an</strong>a ELFENBEINTURM Leise<strong>der</strong> 14 von POPMUSIK Michel De MIT Ci<strong>an</strong> KUNST- 11 DOCTOR<br />

ANSPRUCH OF PHILOSOPHY? von Rudolf von Maria Merkle Hakuba 15 12 KULTUR UNIVERSITETH FÜR DAS SCHMALE von Ingo PORTEMONNAIE Jenni 13 FAKUL- von<br />

Iv<strong>an</strong>a TÄTSFREMD Leise<strong>der</strong> von 16 Christoph VORSTADT-NOBLESSE Schnellm<strong>an</strong>n 14 von DIE Raphael NLER Fuhrer VOM HÖNGGERBERG 17 KONVERGIERENDE<br />

von Maria<br />

DIVERGENZEN Hakuba 15 DAS von GANZE Ori<strong>an</strong>a von Schällibaum Pierre Macher 18 16 BROTLOSE DER QUERDENKER KUNST von Dami<strong>an</strong> von Michel Hodel De 19 Ci<strong>an</strong><br />

WIE 17 MAN «KUNST EINE IST VERNISSAGE PRIORITÄR» ÜBERLEBT von Michel von De Iv<strong>an</strong>a Ci<strong>an</strong> Leise<strong>der</strong> <strong>etH</strong>WeLt 21 KIFFEN 23 IN STUDIS DER OPER<br />

von AUF Lucas DER RENNSTRECKE Müller <strong>etH</strong>WeLt von Ingo Jenni 22 25 50 JAHRE MIT DEM SAB VELO ... von NACH HR Bänziger AFRIKA et (II) al. von 27<br />

UNSER Simon Degelo VOKABULAR eXtraS von David 26 Mrusek NACH 29 4 ALLEIN FILMSTELLE IM HÖRSAAL von Mirjam von Michel Schocher De Ci<strong>an</strong> eXtraS<br />

26 WER 30 SCHÖN GERÜCHT SEIN WILL, 30 MUSS FUGENDICHTUNG LEIDEN von Coco von 27 Numa GGG Vittoz von 31 Pierre POLYKÜMLER<br />

Macher,<br />

31 David PLATTENTELLER Mrusek und Maria von Hakuba Philipp 29 Gautschi CRUXEREIEN 31 DER von NÖRGLER Rolf Schwendener 32 VVV von Ori<strong>an</strong>a<br />

16<br />

Schällibaum und Michèle Gottier 33 CRUXEREIEN von Rolf Schwendener<br />

PoLyKum, <strong>Zeitung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>etH</strong>, <strong>nr</strong>. 5/<strong>08–09</strong>, <strong>13.</strong> <strong>FeBruar</strong> <strong>2009</strong><br />

Universitätstr. 6, ETH Zentrum CAB, CH-8092 Zürich, Tel.<br />

044 632 56 94, Fax 044 632 12 27, redaktion@polykum.ethz.<br />

ch, www.polykum.ethz.ch<br />

redaktionsleitung: Iv<strong>an</strong>a Leise<strong>der</strong> (il)<br />

redaktion: Raphael Fuhrer, Dami<strong>an</strong> Hodel Freie mitarbeit:<br />

William Bradley, Philipp Gautschi, Michèle Gottier<br />

(mg), H<strong>an</strong>nes Hübner, Barbara Lussi, Rudolf Merkle, Lucas<br />

Müller, David Mrusek, Der Nörgler, Ori<strong>an</strong>a Schällibaum (os),<br />

Rolf Schwendener, Tobias Imbach, Tobias Tschopp, Thomas<br />

Tschupp, Marie Veya, Numa Vittoz Freie Beiträge: HR Bänziger,<br />

Michael Kalenikin, Michael Kohler, Angelika Kuschnik,<br />

Ruth Meier, Markus Pilm<strong>an</strong>, Sheree Rose, Mirjam Schocher,<br />

D<strong>an</strong>iel Stuber VS<strong>etH</strong>-teil: Ann-Kristina Fritz Lektorat:<br />

Magdalena Oehen Poster: Thom Grüninger Layout:<br />

Thomas Tschupp gestaltung: Joh<strong>an</strong>na Klaus, Peter Wittwer,<br />

Tamara Malenkovic<br />

<strong>an</strong>merKung <strong>der</strong> redaKtion: Verb<strong>an</strong>ds äusserungen<br />

sind gekennzeichnet, die übrigen Artikel wi<strong>der</strong>spiegeln die<br />

Meinung <strong>der</strong> Schrei ben den. Abdruck nur nach Ab sprache mit<br />

<strong>der</strong> Redaktion. Anzeigen werden duch die Redakionsleitung<br />

platziert. Das sinnwahrende Kürzen von Artikeln sowie das<br />

Einsetzen von Titeln und Hervorhebungen sind <strong>der</strong> Redaktion<br />

vorbehalten.<br />

adreSSÄn<strong>der</strong>ungen: Neue Adressen von <strong>Studierenden</strong><br />

und Angestellten <strong>der</strong> ETH müssen dem Rektorat gemeldet<br />

werden.<br />

adminiStration und agenda:<br />

Magdalena Oehen, Tel. 044 632 57 53, Fax 044 632 12 27,<br />

info@polykum.ethz.ch, agenda@polykum.ethz.ch<br />

editorial<br />

Kunst darf alles. Und wie’s scheint, ist Kunst<br />

auch alles. Im Falle <strong>der</strong> neusten Ausstellung<br />

<strong>der</strong> Zürcher Galerie Hauser & Wirth sogar<br />

eine Filmaufnahme einer defäktierenden<br />

Frau. Bei Jeff Koons’ millionenteurem Alufolienkitsch<br />

ist die Kunsternation ebenso gross,<br />

Gleiches gilt für Damien Hirst, <strong>der</strong> mit seinem<br />

in Formaldehyd eingelegten Schaf für Kopfschütteln<br />

sorgt. Nicht die g<strong>an</strong>ze Populärkultur<br />

stiftet allerdings Verwirrung – zum Glück.<br />

So etwa hält die zeitgenössische Musik einige<br />

kunstvolle Perlen bereit, die nicht die<br />

Beine, son<strong>der</strong>n den Intellekt t<strong>an</strong>zen machen.<br />

Dazu gehört das britische Duo Autechre, das<br />

mit seiner Intelligent D<strong>an</strong>ce Music das generative<br />

Moment in den Mittelpunkt stellt. Im<br />

Falle des amerik<strong>an</strong>ischen Perform<strong>an</strong>ce-Künstlers<br />

Bob Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> zeigt sich überdies, dass<br />

Kunst als überlebenswichtiges Elixier dienen<br />

k<strong>an</strong>n, das temporär selbst einer unheilbaren<br />

Kr<strong>an</strong>kheit die Macht stiehlt. Letztlich k<strong>an</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> Formvollendetheit <strong>der</strong> Physik eine<br />

ästhetische Komponente nicht abgesprochen<br />

werden. Kunst ist eben da, wo sie als solche<br />

wahrgenommen beziehungsweise zu solcher<br />

gemacht wird. Es ist wohl, wie Beuys sagte:<br />

«Je<strong>der</strong> ist ein Künstler.»<br />

Iv<strong>an</strong>a Leise<strong>der</strong><br />

<strong>an</strong>ZeigenmarKeting:<br />

KRETZ AG, General Wille-Strasse 147, Postfach 105, 8706<br />

Feldmeilen, Telefon +41 (0)44 925 50 60, Fax +41 (0)44 925<br />

50 70, polykum.<strong>an</strong>noncen@kretzag.ch<br />

redaKtionS- und <strong>an</strong>ZeigenSCHLuSS:<br />

Nr. 6/ <strong>08–09</strong>: 10.02.<strong>2009</strong> (ersch. <strong>13.</strong>03. <strong>2009</strong>, Frauen)<br />

Nr. 7/ <strong>08–09</strong>: 10.03.<strong>2009</strong> (ersch. 17. 04. <strong>2009</strong>, Grün)<br />

(Nr. 5/<strong>08–09</strong> zum Thema Kunst erscheint am <strong>13.</strong>02.<strong>2009</strong>)<br />

auFLage: Druckauflage 21 000 Expl., Mitglie<strong>der</strong>auflage 11<br />

810 Expl. (WEMF bestätigt 2007), Gratisauflage 7582 Expl.<br />

(WEMF bestätigt 2007), erscheint 9-mal jährlich<br />

druCK: St. Galler Tagblatt AG, St. Gallen<br />

i n t r o<br />

3


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: H<strong>an</strong>nes Hübner<br />

PrÄSiKoLumne<br />

Überleben <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>etH</strong><br />

In meiner Anf<strong>an</strong>gszeit als erstsemestriger<br />

ETH-Student, frisch von einem laut Statistik<br />

unterdurchschnittlichen Gymnasium <strong>der</strong><br />

Schweiz, musste ich mich zuerst mit den Bedingungen<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH zurechtfinden. Ich<br />

liess mich selbst mit einer Wirtschaft & Recht-<br />

Matur nicht von einem ETH-Studium abbringen.<br />

Kombiniert mit meinem Gymnasium<br />

ergibt dies eine statistisch gesehen äusserst<br />

schlechte Ausg<strong>an</strong>gslage. Als ich jedoch nach<br />

einem Jahr zur Basisprüfung <strong>an</strong>treten musste,<br />

merkte ich, dass es vielleicht besser gewesen<br />

wäre, wenn ich schon während des Semesters<br />

mehr gelernt hätte. Eigentlich ist das fast<br />

schon die klassische Verhaltensweise: Während<br />

des Semesters hamstert m<strong>an</strong> alles zusammen,<br />

um während <strong>der</strong> vorlesungsfreien<br />

Zeit die Berge <strong>an</strong> Skripten, Büchern und Blättern<br />

zu durchblicken.<br />

Zusammen mit einigen Mitstudierenden<br />

probierte ich die Kunst des effektiven Lernens<br />

zu perfektionieren. Tag und Nacht wurden die<br />

letzten Tage vor den Prüfungen die Bücher<br />

gewälzt und <strong>der</strong> Kaffeekonsum verhielt sich<br />

umgekehrt proportional zur Lernmotivation.<br />

Doch die Prüfungen kamen unaufhaltsam<br />

näher und die Zeit wurde trotz akribisch ausgearbeitetem<br />

Zeitpl<strong>an</strong> wie immer knapp, da<br />

ich die Termine aufgrund externer, absolut<br />

nicht pl<strong>an</strong>baren und sonstigen Ablenkungseffekten<br />

nicht einhalten konnte. Deshalb bin ich<br />

schon l<strong>an</strong>ge <strong>der</strong> Überzeugung, dass <strong>der</strong> innere<br />

Schweinehund <strong>der</strong> grösste Feind des <strong>Studierenden</strong><br />

ist.<br />

Plötzlich ist es d<strong>an</strong>n doch soweit, die<br />

erste Prüfung steht auf dem Programm. Neun<br />

Uhr auf dem Gelände von Science City im<br />

Reich <strong>der</strong> Architektur, im HIL. Dutzende von<br />

<strong>Studierenden</strong> tummeln sich wie<strong>der</strong> auf dem<br />

Hönggerberg, um unter Beweis zu stellen,<br />

was sie in den letzten Wochen gelernt haben<br />

– o<strong>der</strong> eben auch nicht. Kurz vor <strong>der</strong> Prüfung<br />

werden noch nervös die letzten Fragen<br />

vor dem Prüfungslokal (bei dem Namen muss<br />

ich immer <strong>an</strong> irgendeine Spelunke o<strong>der</strong> Dorfbeiz<br />

denken) in die Runde geworfen, um die<br />

letzten Klarheiten zu beseitigen, so dass einige<br />

sowieso schon verunsicherte Studis <strong>an</strong><br />

den R<strong>an</strong>d des Wahnsinns getrieben werden.<br />

Trotzdem probiert m<strong>an</strong> sich zusammen mit<br />

den Kollegen die letzten zwei Minuten vor <strong>der</strong><br />

Prüfung noch zu motivieren und kommt zum<br />

Schluss: Yes, we c<strong>an</strong>!<br />

Zwei Minuten nach Prüfungsbeginn.<br />

Hmm, «ch<strong>an</strong>ge c<strong>an</strong> happen» wäre jetzt passen<strong>der</strong>,<br />

da <strong>der</strong> «yes, we c<strong>an</strong>»-Effekt ins Nirv<strong>an</strong>a<br />

verschwunden ist. Aber durch solche<br />

Kleinigkeiten lassen wir uns natürlich nicht<br />

verwirren, denn nun kommt die Kunst <strong>der</strong><br />

Kreativität, was natürlich stark von <strong>der</strong> Gunst<br />

des Prüfungsbewerters abhängt, zum Zuge.<br />

Dies könnte m<strong>an</strong> schon fast als Kernkompetenz<br />

betrachten, da die Lehre <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH bek<strong>an</strong>ntlich<br />

sehr grossen Wert auf vernetztes<br />

Denken legt. Schlussendlich überlebt d<strong>an</strong>n<br />

doch deutlich mehr als die Hälfte die Basisprüfung<br />

und damit grösstenteils auch den<br />

Rest des Studiums.<br />

Da <strong>der</strong> g<strong>an</strong>ze Prüfungsstress und somit<br />

auch die vorlesungsfreie Zeit bald vorbei ist,<br />

können die Ferien nun wie<strong>der</strong> beginnen. Bloss<br />

das Hamstern nicht vergessen!<br />

Euer VSETH-Präsident<br />

d<strong>an</strong>iel Stuber dstuber@vseth.ethz.ch<br />

neWS<br />

t<strong>an</strong>zkurs und freies t<strong>an</strong>zen<br />

Auch im Frühlingssemester ver<strong>an</strong>staltet<br />

«T<strong>an</strong>zquotient» wie<strong>der</strong> jeden Montag<br />

St<strong>an</strong>dardt<strong>an</strong>zkurse. Ab 20 Uhr freies<br />

T<strong>an</strong>zen. GEP/Alumni Pavillon, Poly-<br />

terrasse. 17.10 Uhr. tq.vseth.ethz.ch<br />

French Kiss<br />

Die AFrEZ org<strong>an</strong>isiert am 26. Februar<br />

zum zweiten Mal den Anlass French Kiss!<br />

Mehr Infos: www.afrez.ethz.ch<br />

Live in Concert: <strong>etH</strong> Big B<strong>an</strong>d<br />

Swing, Jazz, Rock & Pop. Im bQm, ETH<br />

Hauptgebäude, unter <strong>der</strong> Polyterrasse.<br />

19.30 Uhr. www.ethbigb<strong>an</strong>d.ch<br />

Podiumsdiskussion: «meine<br />

Wissenschaft und mein glaube»<br />

Prof. Peter Bühlm<strong>an</strong>n, Seminar für Statistik,<br />

und Dr. Barbara Becker, Geschäftsführende<br />

Direktorin des Nord-Süd-Zentrums,<br />

beide ETH Zürich, sprechen am<br />

4. März <strong>2009</strong> über «Meine Wissenschaft<br />

und mein Glaube». Der Anlass wird org<strong>an</strong>isiert<br />

vom Dozentenforum und Campus<br />

live. ETH Hauptgebäude, HG E3. 12.15 -<br />

13 Uhr. www.dozentenforum.ch<br />

<strong>etH</strong> Career event: Präsentationstechnik<br />

Referat für Studierende mit Dr. Petra<br />

Wüst. Wie präsentiert m<strong>an</strong> richtig? Worauf<br />

ist zu achten bei PowerPoint-Präsentationen<br />

und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Formen <strong>der</strong> Präsentation?<br />

Anmeldung über unten stehende<br />

Webseite. ETH Hauptgebäude, HG E3.<br />

17.15 - 18.15 Uhr. www.career.ethz.ch/events<br />

W<strong>an</strong>ted: Polykum-redaktorinnen<br />

und redaktoren<br />

Schreibtalente für die Polykum-Redaktion<br />

gesucht! Hast du bereits erste journalistische<br />

Erfahrungen gesammelt und<br />

möchtest dein Taschengeld mit Schreiben<br />

aufbessern? Richte deine Bewerbung <strong>an</strong>:<br />

mitmachen@polykum.ethz.ch<br />

Korrigendum<br />

i n t r o<br />

Foto von Prof. Willi gujer<br />

Die Rechte des zusammen mit dem Artikel<br />

zur Goldenen Eule (siehe Polykum<br />

04/08-09) publizierten Fotos von Prof.<br />

Willi Gujer liegen nicht, wie fälschlicherweise<br />

<strong>an</strong>gegeben, bei <strong>der</strong> Goldenen Eule<br />

AG, son<strong>der</strong>n bei Tom Kawara. Wir entschuldigen<br />

uns für den Fehler.<br />

5


VS<strong>etH</strong><br />

6<br />

VS<strong>etH</strong><br />

<strong>etH</strong> triFFt tum<br />

Bierbrauer<br />

und -trinker<br />

20 Vertreter des VSETH reisten nach<br />

Bayern, um ihre Münchner Pend<strong>an</strong>ts<br />

zu treffen.<br />

Von Markus Pilm<strong>an</strong><br />

Jedes Jahr treffen sich Studierende<br />

<strong>der</strong> ETH Zürich und <strong>der</strong> TU München, um<br />

die Freundschaft <strong>der</strong> beiden <strong>Studierenden</strong>schaften<br />

zu zelebrieren. Dieses Jahr reisten<br />

rund 20 Vertreter des VSETH nach München,<br />

um die Luft einer <strong>an</strong><strong>der</strong>en Universität zu<br />

schnuppern, gemeinsam mit den Münchner<br />

<strong>Studierenden</strong> über aktuelle Themen zu sprechen<br />

und natürlich um neue, interess<strong>an</strong>te Gesichter<br />

zu sehen.<br />

Nach einer nicht so <strong>an</strong>strengenden Reise<br />

(ich habe vergessen, wie nahe Zürich und<br />

München eigentlich sind) wurden wir von<br />

zwei netten Münchner Wirtschaftsstudenten<br />

am Hauptbahnhof abgeholt. Diese führten<br />

uns zuerst zu unserem Hostel und <strong>an</strong>schliessend<br />

zu einem netten Café in <strong>der</strong> TUM, dessen<br />

Namen ich lei<strong>der</strong> vergessen habe (aber er<br />

hätte von einem Java-Entwickler sein können<br />

...). Nach einem superguten Essen und nach<br />

gegenseitigem Beschnuppern gingen wir gemeinsam<br />

auf die ESP. Hier stellten wir fest,<br />

wie gut sich Münchner und Zürcher ergänzen:<br />

Die Münchner brauen tolles Bier, die Zürcher<br />

vernichten es mit grosser Wertschätzung.<br />

Fress-Flash in bayrischer<br />

L<strong>an</strong>dschaft<br />

Nachdem mein Zimmernachbar mich am<br />

nächsten Morgen p<strong>an</strong>isch eine Stunde zu früh<br />

geweckt hatte – weil er dachte, wir hätten verschlafen<br />

–, hatten wir noch genug Zeit zu duschen<br />

und uns über das Zmorge-Buffet herzu-<br />

die <strong>etH</strong> zu gast bei Münchner Freunden.<br />

machen. D<strong>an</strong>ach wurden wir durch die wun<strong>der</strong>schöne<br />

Münchner Innenstadt geführt. Hier<br />

kam natürlich vor allem unser Architekturstudent<br />

(<strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> die Uhrzeit nicht lesen<br />

k<strong>an</strong>n) voll auf seine Kosten. Doch d<strong>an</strong>n war<br />

Arbeiten <strong>an</strong>gesagt: In vier Workshops unterhielten<br />

wir uns über Mentoring, SIROP, Berufung<br />

von Professoren und Integration ausländischer<br />

Studieren<strong>der</strong>. Zuvor wurden uns die<br />

beiden studentischen Org<strong>an</strong>isationen AStA<br />

und VSETH gegenseitig vorgestellt, was sehr<br />

interess<strong>an</strong>t war, sind sich die beiden teilweise<br />

enorm ähnlich und d<strong>an</strong>n doch wie<strong>der</strong> so verschieden.<br />

Am dritten Tag konnten wir noch den<br />

dritten Campus <strong>der</strong> TUM besichtigen. Wir<br />

wurden durch die universitätseigene Brauerei<br />

geführt und lernten endlich, was <strong>der</strong> PAFF ist<br />

(Post-Alkoholärer-Fress-Flash). Wir hatten<br />

noch das Glück, dass sich das Wetter gegen<br />

Mittag ein wenig besserte und so konnten wir<br />

bei Sonne noch die schöne bayrische L<strong>an</strong>dschaft<br />

rund um den Campus bewun<strong>der</strong>n.<br />

Der Abschied fiel schon ein bisschen<br />

schwer, aber wir hoffen, dass wir euch nächstes<br />

Jahr bei uns in Zürich mit einem ähnlich<br />

guten Programm überraschen dürfen.<br />

markus Pilm<strong>an</strong> (25) studiert Informatik <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH Zürich.<br />

mpilm<strong>an</strong>@student.ethz.ch<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: VSETH


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: Vince Moens<br />

<strong>etH</strong> mun<br />

diplomierte<br />

diplomaten<br />

Eine Delegation von ETH MUN<br />

reiste nach Oxford, um über bris<strong>an</strong>te<br />

Themen zu debattieren.<br />

Von Michael Kalenikin<br />

«Verspätungen auf allen Linien» , trällert<br />

es süffis<strong>an</strong>t aus den Lautsprechern – und das<br />

ist erst <strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>g. Der erste Tag im Dienst<br />

seiner Majestät beginnt höchst bedenklich.<br />

Über Nacht hat <strong>der</strong> erste Schnee die<br />

Schweiz in ein Wintermärchen verw<strong>an</strong>delt –<br />

und das Verkehrsnetz in eine l<strong>an</strong>ge Linie von<br />

Verspätungen. Doch wer würde sich davon<br />

aufhalten lassen? Bestimmt nicht wir. Auf uns<br />

warten ein Flugzeug in Kloten und Themen<br />

<strong>der</strong> Weltpolitik in Oxford. Auf unser Erscheinen<br />

hoffen Security Council und WTO.<br />

Wir, das ist das neue Diplomatenkorps <strong>der</strong><br />

ETH für die MUN-Konferenz in <strong>der</strong> «City of<br />

Dreaming Spires».<br />

die Kunst <strong>der</strong> diplomatie<br />

MUN steht für Model United Nations,<br />

eine detailgetreue Nachbildung bedeuten<strong>der</strong><br />

Gremien <strong>der</strong> Vereinten Nationen. Jährlich<br />

finden weltweit zahlreiche Konferenzen mit<br />

internationalen Teilnehmern statt, dieses Mal<br />

im altehrwürdigen Oxford.<br />

Nach gut überst<strong>an</strong>denen Reisestrapazen<br />

begrüsst uns eine stilechte Portion Regenwetter.<br />

Welcome to the UK. Gut, dass uns das<br />

Programm am nächsten Morgen mit einem<br />

gepflegten Spazierg<strong>an</strong>g und unerwartetem<br />

Sonnenschein auf die Konferenz einstimmt.<br />

Unser Guide führt uns durch verwinkelte<br />

Gassen und über versteckte Innenhöfe, vorbei<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Bodlei<strong>an</strong> Library und den Bauten berühmter<br />

Colleges.<br />

«trittst im morge<strong>nr</strong>ot daher ... »: ETH MUNler mit ihrem helvetischen Leckerlist<strong>an</strong>d.<br />

Der Startschuss fällt, die Konferenz beginnt.<br />

Gehüllt in das vorgeschriebene Business Attire,<br />

gewappnet mit rhetorischen Leckerbissen<br />

und Masterpl<strong>an</strong> verteilen sich die Diplomaten<br />

auf diverse Gremien – jedes von ihnen befasst<br />

sich mit einem bris<strong>an</strong>ten Thema und wird<br />

Schauplatz hitziger Debatte, kühlem Kalkül<br />

und notwendigem Kompromiss. Jedes wird<br />

zum Konferenzschluss in drei Tagen eine Resolution<br />

ausarbeiten, die es so auch bei <strong>der</strong><br />

UN geben könnte.<br />

Kultur und ihr austausch<br />

Doch MUN ist eben nicht nur abstrakte<br />

Debatte und Resolution – zu Recht. Der Blick<br />

in die Runde erschliesst die geballte Exotik<br />

und kulturelle Vielfalt, die sich hier eingefunden<br />

hat. Angetrieben von gemeinsamen<br />

Interessen haben Delegationen aus aller<br />

Herren Län<strong>der</strong> den Weg hierher gefunden.<br />

Gemeinsam ist ihnen allen die Begeisterung<br />

für das Konzept <strong>der</strong> UN, Vertrauen in und Engagement<br />

für eine internationale Staatengemeinschaft<br />

und die Erkenntnis, dass die Zukunft<br />

in einem rücksichtsvollen globalen Mitein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

liegt. Dementsprechend kommt<br />

auch das soziale Rahmenprogramm nicht zu<br />

kurz: Nach einem Tag voll sachlicher Diskussion<br />

lernen sich beim Committee Dinner die<br />

Delegierten auch persönlich näher kennen.<br />

Völlig undiplomatisch widmet m<strong>an</strong> sich dem<br />

Dinner- und den Tischnachbarn.<br />

Nomen est omen im «Global Village»,<br />

einem festen Programmpunkt je<strong>der</strong> MUN-<br />

Konferenz: Die Delegationen nutzen hier die<br />

Gelegenheit, ihre Heimat in entsp<strong>an</strong>nter Atmosphäre<br />

den übrigen Teilnehmern zu präsentieren.<br />

Zwischen Ständen mit fr<strong>an</strong>zösischem<br />

Wein und chinesischen Lampions fl<strong>an</strong>ieren<br />

bunte Gestalten. Am Ende des Abends<br />

ist von unserer Schweizer Schoggi nichts<br />

mehr übrig.<br />

Das Finale <strong>der</strong> Tagung ist die Abschlusszeremonie<br />

im prunkvollen Rathaus. Wer sich<br />

in seinem Komitee beson<strong>der</strong>s hervorget<strong>an</strong><br />

hat, erhält einen «Best Delegate Award», die<br />

ETH gehört mit zwei Preisträgern zu den Gewinnern<br />

dieses Abends.<br />

So plötzlich wie <strong>der</strong> Konvent begonnen<br />

hatte, so unvermittelt ist er auch wie<strong>der</strong><br />

vorbei. Die Delegationen reisen ab, Ruhe<br />

kehrt ein in <strong>der</strong> alten Universitätsstadt. Etwas<br />

sentimental wird m<strong>an</strong> schon beim Ged<strong>an</strong>ken,<br />

dass es das nun gewesen sein soll. Zugleich ist<br />

m<strong>an</strong> aber d<strong>an</strong>kbar für diese ausserordentliche<br />

Gelegenheit, d<strong>an</strong>kbar für die zahlreichen<br />

Freunde und interess<strong>an</strong>ten Menschen, die<br />

m<strong>an</strong> hier kennengelernt hat. M<strong>an</strong> ist glücklich,<br />

diese f<strong>an</strong>tastische Erfahrung gemacht zu<br />

haben. Und eines ist sicher: Die nächste MUN-<br />

Konferenz kommt bestimmt.<br />

www.mun.ethz.ch<br />

V S e t H<br />

michael Kalenikin (23) ist ER-M<strong>an</strong>ager des ETH MUN und<br />

studiert im 7. Semester Physik <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH Zürich.<br />

mikhailk@student.ethz.ch<br />

7


VS<strong>etH</strong><br />

8<br />

BQm<br />

Bloss<br />

nicht bQm<br />

werden ...<br />

Seit vielen Jahren ist das Café bQm<br />

die perfekte Oase, um aus dem<br />

starren ETH-Betrieb auszubrechen.<br />

Von Angelika Kuschnik<br />

Das bQm ist <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH absolut etabliert<br />

und bewährt. Mehr als eine Generation<br />

Studierende haben während des Bestehens<br />

des Cafés ihre Studien abgeschlossen und<br />

konnten einen Teil ihrer Freizeit bei uns verbringen.<br />

Es ist und bleibt die perfekte Oase,<br />

um ein wenig aus dem starren ETH-Betrieb<br />

auszubrechen und sich gemütlich einen Cappuccino,<br />

ein kühles Bier o<strong>der</strong> einen Drink zu<br />

gönnen. Lernmaterial und Computer sind<br />

darum tabu. Es ist ein Ort <strong>der</strong> Bewegung und<br />

<strong>der</strong> Begegnung. Es hat sich einiges get<strong>an</strong> in<br />

den letzten Jahren, doch die Grundphilosophie<br />

des Betriebes ist gleich geblieben.<br />

Studipreise für alle<br />

Das kulinarische Angebot unterscheidet<br />

sich von demjenigen <strong>der</strong> Cafeteria und <strong>der</strong><br />

Mensa, das heisst, <strong>der</strong>en Angebot soll nicht zu<br />

dem unsrigen in Konkurrenz stehen. Wir offerieren<br />

hungrigen Mägen feine S<strong>an</strong>dwiches<br />

und einfach zubereitete Snacks. Vielfalt soll<br />

durch gelegentlicher Angebotswechsel und<br />

nicht durch die Anzahl verschiedener Snacks<br />

erreicht werden.<br />

Das bQm hat drei verschiedene Offenbiere,<br />

wobei zwei davon fest im Angebot sind<br />

und das dritte monatlich wechselt. Das Angebot<br />

und die Preise richten sich nach den<br />

Bedürfnissen und dem Budget <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong>,<br />

im bQm ist aber je<strong>der</strong>m<strong>an</strong>n und je<strong>der</strong>frau<br />

je<strong>der</strong>zeit herzlich willkommen – es<br />

gelten für alle die gleichen Preise.<br />

Lernfreie Zone: Das bQm lädt in entsp<strong>an</strong>nter Atmosphäre zu Kaffee und Tee.<br />

Während des Semesters findet jeweils am<br />

Mittwoch- und teilweise Donnerstagabend<br />

ein kultureller Anlass statt. Wie zum Beispiel<br />

Konzerte, DJ-Auftritte, Theateraufführungen,<br />

T<strong>an</strong>zver<strong>an</strong>staltungen und so weiter. Geboten<br />

wird ein Mix aus bek<strong>an</strong>nten und unbek<strong>an</strong>nten<br />

Künstlern. Zwischendurch gibt es aber immer<br />

wie<strong>der</strong> ein ausserterminliches Programm.<br />

Diese Beweglichkeit behalten wir uns offen.<br />

Neu im Programm ist «Die offene Bühne»<br />

nach dem Motto «We w<strong>an</strong>t to entertain you<br />

too» ... Dazu sind Künstler aus allen Sparten<br />

herzlich eingeladen, sich für die jeweils vorgesehenen<br />

Abende einzutragen und sich vor<br />

Publikum zu präsentieren. Informationen<br />

dazu k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> gerne vor Ort o<strong>der</strong> per E-Mail<br />

einholen. Wir freuen uns sehr auf das kreative<br />

Potential, das noch unentdeckt durch die<br />

Hallen <strong>der</strong> ETH und Uni sowie die Strassen<br />

Zürichs geistert. An diesen Kulturabenden<br />

wird ein Getränkezuschlag erhoben. Dieser<br />

Betrag fliesst direkt in den Kulturfonds und<br />

dient damit <strong>der</strong> Fin<strong>an</strong>zierung <strong>der</strong> Anlässe. Der<br />

Eintritt zu den Ver<strong>an</strong>staltungen ist frei.<br />

Alle, die am laufenden Programm interessiert<br />

sind, haben die Möglichkeit, sich über<br />

unsere Webseite zu informieren. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

sich auch gerne für unseren bQm-Newsletter<br />

eintragen. Dieser liegt auch direkt im bQm<br />

auf.<br />

grosser Schritt<br />

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, jedoch<br />

ein grosser Schritt für das bQm ist get<strong>an</strong>.<br />

Nach harten Jahren <strong>der</strong> kurzen Abende, bedingt<br />

durch die auferlegten frühen Schliessungszeiten,<br />

k<strong>an</strong>n das bQm zusammen mit<br />

all den treuen und neuen Gästen wie<strong>der</strong> aufatmen!<br />

Es wurde uns wie<strong>der</strong> erlaubt, von<br />

Mittwoch bis Freitag die Öffnungszeiten jeweils<br />

um eine Stunde zu verlängern.<br />

Noch hängt es jedoch am seidenen<br />

Faden, das Hauptproblem ist die Ruhestörung<br />

ab 22 Uhr. Das bQm ist somit in den Händen<br />

seiner Gäste, <strong>an</strong> <strong>der</strong>en Sensibilität appeliert<br />

wird. Ab 22 Uhr muss vor dem Lokal Ruhe<br />

eintreten. Ab diesen Zeitpunkt sind die Anweisungen<br />

<strong>der</strong> bQm-Mitarbeiter unbedingt zu<br />

beachten. Ebenso risk<strong>an</strong>t sind für das bQm die<br />

wenigen Einfaltspinsel, die durch R<strong>an</strong>dalen<br />

im Umfeld vom bQm immer wie<strong>der</strong> auffallen.<br />

Dies wie<strong>der</strong>um wirft ein schlechtes Bild auf<br />

uns und all diejenigen, die einen <strong>an</strong>genehmen<br />

Abend in bequemer Atmosphäre verbringen<br />

möchten.<br />

In dem Sinn: Lasst uns guten Mutes sein.<br />

Unterstützt uns und somit auch eure Interessen<br />

als Gäste bei uns, damit das bQm noch<br />

für viele Generationen von <strong>Studierenden</strong> ein<br />

Platz <strong>der</strong> Begegnung, Bewegung und Erinnerung<br />

sein k<strong>an</strong>n.<br />

www.bqm.li<br />

<strong>an</strong>gelika Kuschnik ist Restaur<strong>an</strong>tver<strong>an</strong>twortliche des bQm.<br />

<strong>an</strong>gelika.kuschnik@sv-group.ch<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: Thomas Tschupp


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bil<strong>der</strong>: H<strong>an</strong>nes Hübner<br />

FotoS WinaFe<br />

VS<strong>etH</strong><br />

9


ÜBerSiCHt<br />

Die Kunst <strong>der</strong> Provokation 10<br />

Kunsternation 12<br />

Schmerzhafte Katharsis 13<br />

Popmusik mit Kunst-Anspruch 14<br />

Kultur für das schmale Portemonnaie 15<br />

Vorstadt-Noblesse 16<br />

Konvergierende Divergenzen 17<br />

Brotlose Kunst 18<br />

Wie m<strong>an</strong> eine Vernissage überlebt 19<br />

Kiffen in <strong>der</strong> Oper 21<br />

Kunst<br />

interVieW<br />

die Kunst <strong>der</strong><br />

Provokation<br />

Hauser & Wirth in Zürich gehört zu den wichtigsten Schweizer Galerien<br />

für zeitgenössische Kunst. Wir waren zu Besuch und sprachen mit Galeriedirektor<br />

Flori<strong>an</strong> Berktold über die neue Ausstellung, die Schweizer Kunstszene<br />

und die Berechtigung von Fäkalien in <strong>der</strong> Kunst.<br />

Was erwartet den Besucher, wenn er<br />

in nächster Zeit die galerie Hauser &<br />

Wirth besucht?<br />

Wer die Galerie betritt, sieht zuerst eine Frau,<br />

die auf den Boden scheisst. (lacht) Dabei h<strong>an</strong>delt<br />

es sich um einen Teil <strong>der</strong> neuen Ausstellung<br />

von Martin Creed, einem britischen<br />

Künstler, <strong>der</strong> 2001 mit seiner Arbeit «The<br />

lights going on <strong>an</strong>d off» den Turner Prize gew<strong>an</strong>n<br />

und damit grosse Aufmerksamkeit in<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit erregte. Neben dem erwähnten<br />

Video stellt Martin Creed unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em<br />

eine Reihe einfarbiger Gemälde aus,<br />

in denen sich waagrechte Pinselstriche <strong>der</strong><br />

Breite nach über die Leinw<strong>an</strong>d ziehen und so<br />

die Form von Stufenpyramiden <strong>an</strong>nehmen.<br />

Wie kommt es, dass Creeds Kunstwerke<br />

hier in Zürich ausgestellt<br />

werden?<br />

Creed ist einer <strong>der</strong> knapp 40 Künstler, die wir<br />

im Programm haben. Über Jahre hinweg arbeiten<br />

wir mit ihnen in einer engen Beziehung<br />

und geben ihnen die Gelegenheit, entwe<strong>der</strong><br />

Zur PerSon<br />

hier in Zürich o<strong>der</strong> in London ihre neuen<br />

Werke auszustellen.<br />

Wie entsteht diese Beziehung?<br />

Das ist ein vielschichtiger Prozess, ähnlich<br />

dem <strong>der</strong> Partnerfindung. Wir sind eine etablierte<br />

Galerie, haben dementsprechend eher<br />

etablierte Künstler o<strong>der</strong> «emerging artists».<br />

Junge Künstler, die am Anf<strong>an</strong>g ihrer Karriere<br />

stehen, sind eine Ausnahme. Wir beobachten<br />

das aktuelle Geschehen in <strong>der</strong> Kunstwelt<br />

– was passiert, wo gibt es Künstler, die zu<br />

uns passen und auch unserer Galerie Interesse<br />

entgegen bringen? Die eventuelle Zusammenarbeit<br />

ist als kreative Zusammenarbeit wie<br />

auch als Geschäftsbeziehung zu verstehen.<br />

Wie sieht dieser Ablauf in fin<strong>an</strong>zieller<br />

Hinsicht aus?<br />

An<strong>der</strong>s als bei Ausstellungsräumen gegen<br />

Miete trägt die Galerie sämtliche Ausstellungskosten<br />

für die Künstler. Im heutigen<br />

Kunstmarkt entstehen oft kostenaufwändige<br />

Produktionen. Im Falle des nun in Zürich zu<br />

Flori<strong>an</strong> Berktold (43) ist Direktor von Hauser & Wirth Zürich, einer <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

Schweizer Galerien für zeitgenössische Kunst. Seit zehn Jahren ist <strong>der</strong> Österreicher in <strong>der</strong> Galerie<br />

tätig, 2005 übernahm er die Direktion. Hauser & Wirth wurde vom St. Galler Kunsthändler<br />

Iw<strong>an</strong> Wirth gemeinsam mit <strong>der</strong> Sammlerin Ursula Hauser und <strong>der</strong>en Tochter M<strong>an</strong>uela, Wirths<br />

späterer Ehefrau, im Jahr 1992 gegründet. Neben <strong>der</strong> Galerie <strong>an</strong> <strong>der</strong> Limmatstrasse 270 in Zürich<br />

hat Hauser & Wirth auch eine weitere Nie<strong>der</strong>lassung am Piccadilly Circus in London.<br />

Zudem gründete Iw<strong>an</strong> Wirth mit David Zwirner eine weitere Galerie in M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong>, NY.<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong>


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bil<strong>der</strong>: Galerie Hauser & Wirth (links), Tobias Imbach (rechts)<br />

«Beschwerden gab’s noch keine»: Flori<strong>an</strong> Berktold, Direktor <strong>der</strong> Galerie Hauser & Wirth, über Martin Creeds defäktierende Frau.<br />

sehenden Kurzfilms war die Anstellung einer<br />

Filmcrew ein Kostenpunkt. M<strong>an</strong>chmal fin<strong>an</strong>ziert<br />

<strong>der</strong> Künstler das selbst und verl<strong>an</strong>gt das<br />

Geld zurück, sobald das Werk von <strong>der</strong> Galerie<br />

verkauft wurde. Häufiger übernimmt aber die<br />

Galerie die Vorfin<strong>an</strong>zierung und damit die<br />

Rolle einer Produktionsfirma. Im Falle eines<br />

Verkaufs wird <strong>der</strong> Erlös aufgeteilt, fifty-fifty.<br />

Wie ist die Lage im Kunstmarkt? ist er<br />

von <strong>der</strong> Krisenstimmung ebenfalls betroffen?<br />

Der Kunstmarkt ist nicht abgekoppelt von<br />

<strong>der</strong> globalen Wirtschaftssituation, insofern<br />

spüren wir das auch. Das zeigen gerade auch<br />

die Auktionen, so sind die aktuellen Auktionskataloge<br />

im Vergleich zu denen vom Vorjahr<br />

geschrumpft.<br />

Wie kam es zu den weiteren galerie-<br />

St<strong>an</strong>dorten London und new york?<br />

Für eine Galerie, die international mitspielen<br />

möchte, ist es sehr wichtig, in den beiden<br />

wichtigsten Städten des Kunstmarktes Präsenz<br />

zu zeigen. Die Schweiz ist ein grossartiger<br />

Kunsth<strong>an</strong>delsplatz, immer mehr ausländische<br />

Galerien haben auch St<strong>an</strong>dorte in Zürich.<br />

London und New York bieten aber ein<br />

viel grösseres Ausmass <strong>an</strong> Öffentlichkeit und<br />

interessiertem Publikum.<br />

Welche bek<strong>an</strong>nten Künstler haben Sie<br />

bereits ausgestellt?<br />

Unsere älteste Künstlerin ist Louise Bourgeois,<br />

<strong>der</strong>en Werke gerade im Rahmen einer grossen<br />

Retrospektive in den wichtigsten Kunstmuseen<br />

weltweit zu sehen waren. Paul McCarthy<br />

ist ein weiterer sehr bek<strong>an</strong>nter Künstler. Hier<br />

schliesst sich auch <strong>der</strong> Kreis zur aktuellen Arbeit<br />

von Martin Creed. McCarthy hat letztes<br />

Jahr in Bern einen grossen, aufblasbaren<br />

Scheisshaufen gezeigt, <strong>der</strong> durch die Luft flog<br />

und dabei ein Gewächshaus zerstört hat. Das<br />

zeigt vielleicht, dass mit Fäkalien in <strong>der</strong> Kunst<br />

nicht übertrieben werden sollte.<br />

und Schweizer Künstler?<br />

Unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em Rom<strong>an</strong> Signer, Pipilotti Rist,<br />

Dieter Roth, Caro Nie<strong>der</strong>er, Christoph Büchel<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> grosse Bildhauer H<strong>an</strong>s Josephsohn.<br />

Weiter verwalten wir etwa auch den Nachlass<br />

von André Thomkins.<br />

das moment<strong>an</strong> ausgestellte Video-<br />

Kunstwerk von martin Creed zeigt<br />

eine defäktierende Frau. «Shit happens,<br />

<strong>an</strong>d you c<strong>an</strong>not ignore it», erklärt<br />

Creed. Wie fallen die reaktionen<br />

<strong>der</strong> Besucher aus?<br />

Bis jetzt haben wir noch keine entsetzten Besucher<br />

gehabt, Beschwerden gab’s auch keine.<br />

Aber das liegt auch dar<strong>an</strong>, dass <strong>der</strong> Akt <strong>an</strong> und<br />

für sich etwas völlig Normales ist – worum es<br />

dem Künstler schliesslich ja auch geht.<br />

Finden solche Werke denn auch<br />

Käufer?<br />

Es gibt Leute, die sich dafür interessieren.<br />

Klar, <strong>der</strong> Interessenkreis ist eher klein. (lacht)<br />

Aber ich bin dr<strong>an</strong>, es zu verkaufen.<br />

Wie weit fassen Sie den Kunstbegriff?<br />

Schlussendlich ist das Aufgabe <strong>der</strong> Kunsthistoriker,<br />

die das in den nächsten Jahrzehnten<br />

entscheiden. Kunst ist immer von <strong>der</strong> persönlichen<br />

Auffassung abhängig, was für den<br />

einen Kunst ist, ist für den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Dekoration<br />

und für den Nächsten nur Provokation.<br />

apropos persönlichem geschmack:<br />

Was hängt bei ihnen <strong>an</strong> den eigenen<br />

vier Wänden?<br />

Es fällt mir schwer, persönliche Favoriten zu<br />

nennen. Bei mir hängt alles Mögliche <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

W<strong>an</strong>d, inklusive Fotos von meiner Tochter ...<br />

und das ist keine Kunst.<br />

Was ist für die nähere Zukunft gepl<strong>an</strong>t?<br />

Richard Jackson, ein Veter<strong>an</strong> <strong>der</strong> Kunstszene<br />

von Los Angeles, wird unsere Galerie ab Ende<br />

März in einen riesigen Waschsaal verw<strong>an</strong>deln.<br />

Zehn grosse amerik<strong>an</strong>ische Waschmaschinen,<br />

die Wäsche waschen, <strong>an</strong>stelle mit<br />

Wasser allerdings mit Acrylfarben. Eines ist sicher:<br />

Es wird bunt!<br />

www.hauserwirth.ch<br />

KunSt<br />

das interview führte tobias imbach (23). Er ist freier<br />

Mitarbeiter des Polykum. tobias.imbach@gmail.com<br />

11


KunSt<br />

12<br />

Kunsternation<br />

Über die Fragwürdigkeit dessen, was alles mit Kunst betitelt<br />

wird. teurer Kitsch: Jeff Koons’ «H<strong>an</strong>ging Heart» f<strong>an</strong>d für 23 Millionen einen neu<br />

Von Barbara Lussi<br />

Es braucht seine Begründung, das Gefühl<br />

des Kunsterniertseins, erwächst Empörung<br />

über ein Wasauchimmer doch meist daraus,<br />

dass wegweisende Definitionen überg<strong>an</strong>gen<br />

werden. So überkäme Kunsternation ein Kunst<br />

betrachtendes Subjekt d<strong>an</strong>n, würde Diskrep<strong>an</strong>z<br />

zwischen <strong>der</strong> Definition, was Kunst zu<br />

sein hat, und einem Werk erk<strong>an</strong>nt werden. Gehalt<br />

hat <strong>der</strong> Ansatz lei<strong>der</strong> nur in <strong>der</strong> Theorie.<br />

Ausgehend von Artikel 5 des Grundgesetzes,<br />

das sich zur Kunstfreiheit demgemäss<br />

äussert, dass jedem das Recht gegeben sei,<br />

«seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei<br />

zu äussern», gestützt von den Feststellungen<br />

«Kunst und Wissenschaft [...] sind frei», wird<br />

die Berechtigung <strong>der</strong> Empörung zunächst in<br />

Frage gestellt. Selbst <strong>der</strong> Versuch, Kunst als<br />

Programmwort für Werke «<strong>der</strong> menschlichen<br />

Kultur, welche nicht durch Zweckmässigkeit,<br />

son<strong>der</strong>n durch ihre unterschiedliche Ästhetik<br />

geprägt sind» zu setzen, liefert mehr Spielraum,<br />

als solchen einzuschränken.<br />

Kitsch und Kacke<br />

Die Grenzen <strong>der</strong> Kunst lassen sich per Definition<br />

damit nicht legen. Von Monet o<strong>der</strong><br />

Rodin als künstlerischem Massstab auszugehen,<br />

verunmöglicht jener <strong>der</strong> Kunst zugesprochene<br />

Freiheitsbegriff. Wo dem Schaffbaren<br />

Schr<strong>an</strong>ken gesetzt werden, ist folglich<br />

keine Frage stilisierten Geschmacks; es bedarf<br />

des Ansatzes, das Gefühl sonst wie zu begründen<br />

und aufzuzeigen: Es führen, fern von<br />

Monet, viele Wege zur Kunsternation.<br />

Empörung ist, eigenes Kunstempfinden von<br />

solcher Kunst mit Füssen getreten zu sehen,<br />

die künstlerischen Gehalt entbehrt, so wohl<br />

bei Jeff Koons, betitelt als einer <strong>der</strong> teuersten<br />

noch lebenden Künstler, dessen «H<strong>an</strong>ging<br />

Heart» – fabriziert aus ein bisschen Stahl und<br />

Farbe – nicht aufgrund seines Tausendkilogewichtes,<br />

aber infolge dafür gezahlter 23 Millionen<br />

imponiert. Koons’ Absicht Konsumkultur<br />

zu karikieren hin o<strong>der</strong> her: Es bleibt<br />

beim Kitsch, den das «H<strong>an</strong>ging Heart» assoziiert.<br />

D<strong>an</strong>eben ist Gregor Schnei<strong>der</strong>s «End»,<br />

ein 70-Meter-G<strong>an</strong>g, gleichgesetzt mit dem<br />

«Schwarzen Nichts», den m<strong>an</strong> sich entl<strong>an</strong>g tasten<br />

k<strong>an</strong>n, ähnlich impos<strong>an</strong>t wie die Whip Art,<br />

für welche es reicht, zu Leinw<strong>an</strong>d, Peitsche<br />

und nacktem Artisten zu greifen; so zu sehen<br />

auf <strong>der</strong> berüchtigten Videoplattform.<br />

Empörung ist aber auch Sache des Ekels:<br />

Wird <strong>der</strong> Deckm<strong>an</strong>tel <strong>der</strong> Kunst über Fäkalien<br />

gelegt, wird das Kunstverständnis des<br />

Betrachters nahe <strong>an</strong> seine Grenzen geführt.<br />

Gleich ob Wim Delvoyes «Cloaca», die zwölf<br />

Meter l<strong>an</strong>ge Verdauungsmaschine, die aus gefüttertem<br />

Edelfrass künstliche Exkremente<br />

fertigt; o<strong>der</strong> Piero M<strong>an</strong>zonis Unterf<strong>an</strong>gen,<br />

seine «merda d’artista», die eigene Künstlerscheisse,<br />

in Dosen zu verpacken; o<strong>der</strong> auch<br />

das Schaffen <strong>der</strong> Sprinkle Brigade, die im<br />

Sinne <strong>der</strong> «Urb<strong>an</strong> Beautification» Hundekot<br />

auf New Yorks Strassen dekoriert: Sie alle ernennen<br />

zu Kunst, was aus diskreter Toilettenkonvention<br />

in den Tiefen <strong>der</strong> Abwasserk<strong>an</strong>äle<br />

entfernt wird. Fausto de Lorenzo, Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> Fondation Beyeler wirft da aber<br />

ein: «Je<strong>der</strong> Mensch ‹macht› und auch Künstler<br />

‹machen› täglich – nicht nur Kunst. Die Reflexion<br />

über den Geniekult und über die eigentlich<br />

g<strong>an</strong>z aberwitzige Vorstellung, je<strong>der</strong><br />

Mensch sei ein Künstler, ist sicherlich provokativ<br />

aber auch ziemlich genial.»<br />

Dritte Maschinerie <strong>der</strong> Empörung bleibt<br />

die Moral, die leise Stimme gelten<strong>der</strong> Wertmassstäbe,<br />

die sich zu Wort meldet, wird moraltechnische<br />

Zensur als geboten gesehen.<br />

Damien Hirst, enf<strong>an</strong>t terrible <strong>der</strong> Young British<br />

Artists, wäre ihr Opfer, würde <strong>der</strong> Aufschrei<br />

aufgrund <strong>der</strong> in Formaldehyd eingelegten<br />

Tiere von Seiten <strong>der</strong> Tierfreunde erfolgen;<br />

John Isaac, Hirsts Künstlerkommilitone,<br />

würde von gleichen kunstgeknebelt<br />

werden, als Preis dafür einen Wal längsweg<br />

in Scheiben geschnitten und aufgehängt zu<br />

haben; ebenso erginge es Sarah Lucas als<br />

Schöpferin eines Sarges aus Neonleuchten<br />

und dem Wiener Schocker Gottfried Hellnwein,<br />

<strong>der</strong> mit verunstalteten Kin<strong>der</strong>n h<strong>an</strong>tiert<br />

und Donald Duck in bildlichem Rahmen umbringt.<br />

Schreigeilheit<br />

Drei Arten von Empörung zeigen: Es geht<br />

nicht um Definitionen <strong>der</strong> Kunst – es geht um<br />

Definitionen des Niveaus, <strong>der</strong> Sittlichkeit, <strong>der</strong><br />

Moral. Während ein monetbasierter Massstab<br />

Objektivität for<strong>der</strong>t, wo es sie nicht mehr gibt,<br />

ist Kunsternation schlicht <strong>an</strong> eines gebunden: Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: Jeff Koons


en Besitzer. Die Besucher von Versailles freut’s.<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: Sheree Rose<br />

<strong>an</strong> den minimalsten Konsens gegenwärtiger<br />

Wertmassstäbe, die dauerpräsent im Nacken<br />

sitzen.<br />

Angesichts dieser Gegenwärtigkeit von<br />

Niveau, Sittlichkeit und Moral stellt sich nun<br />

die Frage nach dem Warum: Warum geht<br />

Kunst so weit, wohlweisslich unmoralisch<br />

o<strong>der</strong> eklig zu sein, Wertmassstäbe zu überschreiten?<br />

In <strong>der</strong> bewussten Spielerei mit<br />

Wertmassstäben liegt die Antwort – Kunst<br />

wagt, den einen Schritt zu weit zu gehen,<br />

weil sie weiss, dass sie es k<strong>an</strong>n, darum, weil<br />

Mensch in <strong>der</strong> Gegenwart so viel gesehen hat,<br />

um nunmehr visuell gestählt zu sein – und<br />

doch nicht sk<strong>an</strong>dalmüde.<br />

Die gen<strong>an</strong>nte Troika ist damit <strong>der</strong> goldeselgleiche<br />

wunde Punkt, das Publikum zu<br />

sättigen, die Legitimation gegeben «durch<br />

einen, mit Verlaub, sensationsgeilen Kunstmarkt»<br />

und «unsere Mediengesellschaft, die<br />

immer grössere Sensationen verl<strong>an</strong>gt», wie de<br />

Lorenzo sagt, o<strong>der</strong> dadurch berechtigt, dass<br />

«in dieser Gesellschaft alles erlaubt und möglich,<br />

alles legitim ist», wie die Bildhauerin Bettina<br />

Eichin ausspricht, denn «Kunst ist nie<br />

Av<strong>an</strong>tgarde, Kunst ist immer Postgarde. Kunst<br />

re-agiert und zeigt das, was in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

sowieso vorh<strong>an</strong>den ist» – was hiermit die Dualität<br />

wäre: verpackt in einen Atemzug das Bedürfnis<br />

nach aufschreien<strong>der</strong> Kunst und jenes,<br />

Kunst <strong>an</strong>zuschreien.<br />

Barbara Lussi (19) ist freie Mitarbeiterin des Polykum und<br />

studiert im 2. Semester Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Zürich. barbara-lussi@bluewin.ch<br />

PerForm<strong>an</strong>Ce KunSt<br />

Schmerzhafte<br />

Katharsis<br />

Ein M<strong>an</strong>n liegt auf einem Operationstisch,<br />

wird von Roboterärmen gefoltert, vergewaltigt<br />

und schliesslich durch einen Fleischwolf<br />

getötet. Dies <strong>der</strong> Inhalt des verbotenen Musikvideos<br />

zum Song «Happiness In Slavery»<br />

<strong>der</strong> amerik<strong>an</strong>ischen Industrial-B<strong>an</strong>d Nine<br />

Inch Nails. Die Folter ist echt, <strong>der</strong> Tod Special<br />

Effect. Der gefolterte M<strong>an</strong>n im Video ist<br />

Bob Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong>. Er ist Schriftsteller und Perform<strong>an</strong>cekünstler.<br />

Und unheilbar kr<strong>an</strong>k.<br />

Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> leidet seit seiner Geburt <strong>an</strong><br />

<strong>der</strong> Erbkr<strong>an</strong>kheit Mukovisdizose, die Ärzte<br />

gehen von wenigen Lebensjahren aus. Die<br />

Kr<strong>an</strong>kheit bereitet Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> sogar beim<br />

Atmen Schmerzen. Die Luft ist knapp, ein<br />

täglicher Kampf, den <strong>der</strong> hagere Kalifornier<br />

ficht.<br />

Heilsames algetikum<br />

Bereits früh wendet sich Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> dem<br />

Sadomasochismus zu. In ihm findet er einen<br />

Weg, die unsäglichen Schmerzen auszuhalten:<br />

Indem er sich selbst kontrollierte<br />

Schmerzen zufügt. Als er die Fotografin<br />

Sheree Rose kennenlernt, übernimmt diese<br />

in den darauffolgenden Jahren ihrer Partnerschaft<br />

diese Aufgabe. Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> überschreibt<br />

ihr die g<strong>an</strong>ze Macht über seinen<br />

Körper und Geist. «Für Bob hatte <strong>der</strong> SM<br />

mehr als nur eine sexuelle Komponente.<br />

Schon früh hat er mit Masturbation die Erfahrung<br />

gemacht, dass ihm dies nicht nur<br />

Lust, son<strong>der</strong>n bis zu einem gewissen Grad<br />

auch Kontrolle über seine Schmerzen verschafft.<br />

Durch den SM hat er die Schmerzen<br />

erotisiert und somit einen Weg gefunden,<br />

KunSt<br />

13<br />

mit seiner Situation umzugehen – um des<br />

blossen Überlebens willen.»<br />

Der praktizierte SM ist nicht nur Ausdruck<br />

sexueller Wünsche und Mittel im<br />

Kampf gegen die Kr<strong>an</strong>kheit, Rose und Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong><br />

machen daraus Kunst. Die auf Fotos,<br />

Filmen und in Installationen festgehaltenen<br />

Aktivitäten werden in den bek<strong>an</strong>ntesten<br />

Museen <strong>der</strong> USA ausgestellt. In den letzten<br />

Jahren vor Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong>s Tod erreicht das ungewöhnliche<br />

Kunstschaffen des Paares in<br />

einem Dokumentarfilm seinen Höhepunkt.<br />

Rose filmt Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> beinahe je<strong>der</strong>zeit. Der<br />

Grat zwischen Bewun<strong>der</strong>ung und Schockierung<br />

ist schmal, wenn m<strong>an</strong> Zeuge wird, wie<br />

Rose ihrem Lebensgefährten, <strong>der</strong> zu diesem<br />

Zeitpunkt kaum mehr fähig ist, zu atmen,<br />

ihre Initialen in seine Brust schlitzt o<strong>der</strong><br />

ihm wie<strong>der</strong>holt mit geballter Faust in den<br />

Bauch schlägt.<br />

Auch das Sterben ist im Film zu sehen.<br />

Die wichtigste Szene, so Rose, fehle jedoch;<br />

Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> habe noch am Totenbett den <strong>an</strong>wesenden<br />

Freunden eine Perform<strong>an</strong>ce gehalten,<br />

die alle zum Lachen brachte. Ein<br />

ungewöhnliches, wenn auch explizites<br />

Zeugnis grosser Willensstärke. «Was ich am<br />

meisten von Bob gelernt habe, war, dass<br />

die Kraft des Geistes jedes Hin<strong>der</strong>nis überwinden<br />

k<strong>an</strong>n. Und dass die Akzept<strong>an</strong>z von<br />

einem selbst viel wichtiger ist als das, was<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>e Leute denken.»<br />

M<strong>an</strong> mag sich ob dieser unüblichen<br />

Waffe, die Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> im Kampf gegen seine<br />

Kr<strong>an</strong>kheit <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt hat, empören. Auch<br />

wenn es nicht nachvollziehbar bleibt, so ist<br />

dennoch festzuhalten: Dem Leidtragenden<br />

hat’s geholfen. Unzählige Prognosen <strong>der</strong><br />

Ärzte hat Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> überlebt – bis auf die<br />

letzte. (il)<br />

www.shereerose.com<br />

mutiger alchemist: Bob Fl<strong>an</strong>ag<strong>an</strong> (1952 – 1996) hat sein Leiden in Kunst verw<strong>an</strong>delt.


KunSt<br />

14<br />

Popmusik mit<br />

Kunst-<strong>an</strong>spruch<br />

Popmusik erschöpft sich nicht zwingend im b<strong>an</strong>alen<br />

3-Minuten-Verkaufsschlager-Modell. Bemerkenswerte<br />

Konzepte alternativen Programms verdienen Gehör. Kein einvernehmen mit traditionellen Hörgewohnheiten: Künstler<br />

Von Rudolf Merkle<br />

Zumeist be<strong>an</strong>sprucht die Pop-Industrie<br />

nichts mehr, als mit kurzen, eingängigen,<br />

simpel funktionierenden singulären Songs<br />

zu unterhalten und ein grösstmögliches Publikum<br />

t<strong>an</strong>zen zu machen. Immer wie<strong>der</strong> kritisieren<br />

und kritisierten Künstler ebendieses<br />

rein kommerziell orientierte Grundmuster, insofern<br />

sie einzelne Stücke ihres Œuvres als<br />

Teil eines Gesamtkonzepts verst<strong>an</strong>den. Etwa<br />

Repräsent<strong>an</strong>ten dessen, was m<strong>an</strong> als Intelligent<br />

D<strong>an</strong>ce Music (IDM) versteht (bisweilen<br />

als Electronica klassifiziert), o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gothic-<br />

Bewegung verl<strong>an</strong>gen vom Zuhörenden ein<br />

differenzierteres Rezeptionsverhalten. Vielleicht<br />

wird <strong>der</strong> Konsument diesem Anspruch<br />

am ehesten gerecht, <strong>der</strong> sich bereit zeigt, Unerwartetes,<br />

Ungehörtes, mithin Unerhörtes zu<br />

akzeptieren und zu delektieren.<br />

gitarre auf abwegen<br />

Selbstredend finden sich im zeitgenössischen<br />

populären Rock sogar aus ökonomischer<br />

Perspektive erfolgreiche Exempla<br />

einer Musik, die komplexere Formen und Inhalte<br />

bevorzugt. Unbestritten ist zum Beispiel<br />

die Bedeutung von Led Zeppelin. Sich um jegliche<br />

Stilgrenzen scherend, beeinflussten <strong>der</strong>gestalt<br />

die Briten den Hard Rock, Heavy Metal<br />

und Progressive Rock massgeblich. Was das<br />

Ensemble etwa mit Prince verbindet, ist, sich<br />

den Us<strong>an</strong>cen <strong>der</strong> Musikindustrie entzogen<br />

und sich stärker auf Inhalte denn auf Absatz<br />

konzentriert zu haben.<br />

Den Willen zu durchdachtem Musizieren mit<br />

intellektuellem Anspruch mag m<strong>an</strong> für die<br />

jüngere Zeit wohl mit Fug und Recht <strong>der</strong> renommierten<br />

englischen Gitarren-B<strong>an</strong>d Radiohead<br />

unterstellen. Ihre teils vertrackten,<br />

mehrschichtigen, nichtsdestoweniger überwiegend<br />

melodischen Experimente zeitigen<br />

trotz o<strong>der</strong> gerade wegen ihres av<strong>an</strong>tgardistischen<br />

Charakters erstaunlichen Erfolg. Dies<br />

ist kaum hi<strong>nr</strong>eichend mit <strong>der</strong> Subst<strong>an</strong>z <strong>der</strong><br />

Musik zu erklären, son<strong>der</strong>n dürfte ebenso mit<br />

medialen und distributiven (Internet) Prozessen<br />

zu begründen sein. Verfolgt m<strong>an</strong> die<br />

Publikationen <strong>der</strong> Kultb<strong>an</strong>d, konstatiert m<strong>an</strong>,<br />

wie ihre Songs eine stetig kompliziertere Architektur<br />

entwickeln; insbeson<strong>der</strong>e die Pop<br />

und Rock eignenden Repetitionen sind qu<strong>an</strong>titativ<br />

ausgedünnt, was das Hören nicht eben<br />

vereinfacht.<br />

Dessen ungeachtet bleiben die Instrumentarien<br />

<strong>der</strong> elektronischen Verfahren interess<strong>an</strong>ter.<br />

integrale und irritierende<br />

Kunstwerke<br />

1970 sondierte die deutsche Gruppe<br />

Kraftwerk, zumindest für eine breitere Öffentlichkeit,<br />

tonale Terra incognita: Die musikalische<br />

Zukunft präsentierte sich nunmehr digital.<br />

Am Projekt Kraftwerk ist alles artifiziell:<br />

Die Musik ist gleichsam nicht mehr h<strong>an</strong>dgemacht<br />

erzeugt, son<strong>der</strong>n entstammt steckdosenabhängigen<br />

Rechnern, die Protagonisten<br />

entledigen sich alles Org<strong>an</strong>ischen und ge-<br />

bärden sich während <strong>der</strong> Konzerte – m<strong>an</strong> verzeihe<br />

die verbale Provokation – gleichwohl<br />

eitel als futuristische dehum<strong>an</strong>isierte Roboter-Germ<strong>an</strong>en.<br />

Eine seelenlose Maschinerie<br />

ersetzt physikalische Persönlichkeit, Schweiss<br />

tr<strong>an</strong>sformiert sich in statisch aufgeladenen<br />

Staub, das stimmungsabhängige, ergo unberechenbare<br />

Timbre wird vom präzise kalkulierten,<br />

apodiktisch kontrollierten akustischen<br />

Technoidum abgelöst. Während Kritiker monierten,<br />

die populäre Musik sei in einem eigentlichen<br />

Sündenfall endgültig ihrer Authentizität<br />

verlustig geg<strong>an</strong>gen, war die Fachpresse<br />

begeistert und lobte die innovative Bereicherung,<br />

ja fundamentale Neupositionierung<br />

populären Liedgutes. Verblüffend ras<strong>an</strong>t<br />

akzeptierte das öffentliche Auditorium<br />

die ambitionierte Arbeit, indessen sich die<br />

Musiker aus dem Ruhrgebiet in öfter ernster<br />

als ironischer Selbstinszenierung gefielen:<br />

Warhol lässt grüssen. Konsequent loten Kraftwerk<br />

bis heute die Möglichkeiten des elektronischen<br />

Kl<strong>an</strong>ges aus und destruieren die unübersichtliche<br />

postindustrielle Welt kl<strong>an</strong>glich,<br />

um sie hernach kunstvoll minimalistisch<br />

zu rekonstruieren – stets die Konsumenten beziehungsweise<br />

den Absatz des Produktes im<br />

Blick.<br />

Als würdige Eleven Kraftwerks werkelt<br />

ein britisches Duo namens Autechre seit den<br />

Neuzigerjahren mit fragmentarischen Sounds<br />

einfallsreich <strong>an</strong> <strong>der</strong> Erweiterung des Repertoires<br />

<strong>der</strong> elektronischen Musik. Sie stellen<br />

wie AGF, Aphex Twin, Boards of C<strong>an</strong>ada,<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: Autechre


wie etwa Autechre o<strong>der</strong> Radiohead for<strong>der</strong>n von ihren Rezipienten intellektuelles Engagement.<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: Radiohead<br />

Veneti<strong>an</strong> Snares das generative Moment in<br />

den Mittelpunkt, entsagen ferner dem ges<strong>an</strong>glichen<br />

Komplement, suchen vornehmlich auf<br />

ihren ersten Alben kein Einvernehmen mit<br />

traditionellen Hörgewohnheiten, verweigern<br />

sich weitgehend tragenden Harmonien und<br />

fusionieren gewagt Komponenten aus Drum<br />

<strong>an</strong>d Bass, Noise, Trip Hop, Reggae und m<strong>an</strong>nigfaltiger<br />

elektronischer Spielarten. Von <strong>der</strong><br />

Uniformität Kraftwerks haben sich Autechre<br />

verabschiedet. Vielmehr eignet ihren Tracks<br />

<strong>der</strong> unverkennbare H<strong>an</strong>g zum Chaotischen.<br />

Wenn Kraftwerks Textur stampft und die Musiker<br />

den Glamour <strong>der</strong> leeren Marketing-Gesellschaft<br />

eiskalt zelebrieren, paraphrasieren<br />

Se<strong>an</strong> Booth und Rob Brown wagemutig das<br />

Interieur eines Computers. Sich vergnüglich<br />

zur IDM zu bewegen, erfor<strong>der</strong>t sowohl hohe<br />

koordinative Fähigkeiten als auch intellektuelles<br />

Engagement; zum Hörgenuss genügt<br />

Letzteres.<br />

Sexualität, erotik, Schönheit,<br />

Schmerz und tod<br />

Die Form konstituiert sich aus Philippe Fichot<br />

und seiner Lebensgefährtin Éli<strong>an</strong>e P. Seit<br />

Ende <strong>der</strong> Siebzigerjahre zählen die beiden<br />

Fr<strong>an</strong>zosen zu den Pionieren <strong>der</strong> elektronischen<br />

Musik, wobei sie stilistisch durchaus<br />

differierende Alben produziert haben: von<br />

Pop und Ambient über experimentelle, düstere<br />

Electronica, Industrial und Techno bis<br />

hin zur behutsamen Interpretation Joh<strong>an</strong>n<br />

Sebasti<strong>an</strong> Bachs. Im Zentrum <strong>der</strong> Arbeit des<br />

Duos stehen Perform<strong>an</strong>ces, die faktisch in den<br />

Subkulturen des Sadomasochismus und Fetischismus<br />

zu verorten sind. An<strong>der</strong>s als im Pop,<br />

Trip Hop o<strong>der</strong> Electroclash verharrt das sexuelle<br />

Charakteristikum nicht in einem formalisierten,<br />

vulgär provokativen und selbstreferentiellen<br />

Akt, son<strong>der</strong>n fungiert als essentielles<br />

expressives Medium im Gesamtkunstwerk,<br />

in Ergänzung zu den digitalen Klängen,<br />

den deutlich performativen Texten, den T<strong>an</strong>zeinlagen<br />

während Live-Darbietungen, den<br />

elaborierten CD- und Vinyl-Covers, den Videos,<br />

dem Internet-Auftritt und zu Fichots Fotografiebänden.<br />

Elektronische Musik wird<br />

in einen seriösen, tabulosen Diskurs expediert,<br />

<strong>der</strong> zugleich ästhetisierend und konkretisierend<br />

Begierde und Lust abh<strong>an</strong>delt, <strong>der</strong><br />

Schmerz und Tod referiert.<br />

All diesen Projekten ist das Bemühen zu<br />

attestieren, Ideen, gar Ideologien auditiv zu<br />

erfassen und zugänglich zu machen. Das visuelle<br />

Moment k<strong>an</strong>n im Pop eine bedeutende<br />

amplifizierende Funktion übernehmen. Sich<br />

gebührend auf diese Kunst einzulassen, bedarf<br />

<strong>der</strong> gelegentlich nicht zu unterschätzenden<br />

Kunstfertigkeit.<br />

www.myspace.com/myslb<br />

www.myspace.com/dieformofficial<br />

rudolf merkle (40) ist Dozent für Kommunikation sowie<br />

Wirtschaft und Gesellschaft <strong>an</strong> <strong>der</strong> HSW Freiburg. Er ist unser<br />

Fachm<strong>an</strong>n für experimentelle Musik. rudolf.merkle@hefr.ch<br />

KuLturLegi<br />

Kultur für<br />

das schmale<br />

Portemonnaie<br />

Ein Eintritt ins Kunsthaus Zürich kostet<br />

14 Fr<strong>an</strong>ken, ein Konzert durchschnittlich<br />

mindestens 30 Fr<strong>an</strong>ken und ein <strong>Zeitung</strong>sabonnement<br />

monatlich etwa 40 Fr<strong>an</strong>ken.<br />

Dies sind Dinge, von denen die meisten es<br />

sich gewohnt sind, sie sich zu leisten. Personen<br />

allerdings, die unter o<strong>der</strong> am Existenzminimum<br />

leben – allein in Zürich<br />

120’000 Menschen –, haben keine Möglichkeit,<br />

ihrem ohnehin schon knappen<br />

Budget diese Beträge abzutrotzen.<br />

Trotzdem haben auch sie das Recht auf<br />

Zug<strong>an</strong>g zu Kultur. Mit <strong>der</strong> KulturLegi versucht<br />

die Caritas nun, jene Menschen zu<br />

unterstützen.<br />

Die KulturLegi ist ein persönlicher<br />

Ausweis mit Foto, <strong>der</strong> im ersten Jahr<br />

gratis ist und pro Verlängerungsjahr 20<br />

Fr<strong>an</strong>ken kostet. Mit ihr erhalten Besitzer<br />

jeweils mindestens 30 Prozent Rabatt auf<br />

ausgewählte Kultur<strong>an</strong>gebote. Zu den k<strong>an</strong>tonal<br />

über 50 Angebotspartnern <strong>der</strong> KulturLegi<br />

gehören etwa das Opernhaus Zürich,<br />

das Blueballs Festival Luzern o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Blick. Zurzeit sind schweizweit etwa<br />

7000 Legis im Umlauf, wie Projektleiterin<br />

Irène Barmettler erzählt. «Dabei<br />

zeigt sich, dass die Legi quer durch alle<br />

Altersgruppen genutzt wird.» Eine öffentliche<br />

Ausweisung als von Armut betroffene<br />

Person bringt allerdings eine gewisse<br />

Stigmatisierung mit sich, die dazu<br />

führt, dass viele Menschen sich scheuen,<br />

die KulturLegi überhaupt in Anspruch zu<br />

nehmen. Barmettler weiss um die Problematik<br />

Bescheid: «Wir haben aber die<br />

Hoffnung, dass die KulturLegi einmal<br />

ein schweizweit gültiges ‹Kultur-GA› sein<br />

wird, das wie die <strong>Studierenden</strong>- und/<br />

o<strong>der</strong> AHV-Rabatte breit akzeptiert ist und<br />

nicht als Stigmatisierung wahrgenommen<br />

wird.» Dies versuche m<strong>an</strong> mit gezielter<br />

Aufklärung zu erreichen.<br />

Auch Studierende können von <strong>der</strong><br />

KulturLegi profitieren: «Allerdings nur<br />

d<strong>an</strong>n, wenn ein positiver Stipendienentscheid<br />

vorliegt», so Barmettler. Ein Antrag<br />

könne aber auch gestellt werden,<br />

wenn kein solcher vorliege. «Mittels einer<br />

Budgetberechnung lässt sich <strong>der</strong> Anspruch<br />

individuell klären.» Weitere Informationen<br />

zu den Bezugskriterien sind auf<br />

unten stehen<strong>der</strong> Webseite zu finden. (il)<br />

www.kulturlegi.ch<br />

KunSt<br />

15


KunSt<br />

16<br />

Vorstadt-noblesse<br />

Schwamendingen galt in den 40er Jahren in Sachen Ar-<br />

chitektur als Vorzeigequartier. Wie sieht es heute damit<br />

aus? Ein Besuch in Zürichs verlorenem Idyll. Bonjour tristesse: Betonklötze, SVP-Wählerschaft, Fluglärm und hohe Kri<br />

Von Raphael Fuhrer<br />

Schwamendingen ist sicher nicht das,<br />

wor<strong>an</strong> m<strong>an</strong> denkt, wenn von Kunst die Rede<br />

ist. Vielmehr ist es heute <strong>der</strong> Inbegriff des<br />

Zurückgebliebenen, des Verlierens, <strong>der</strong> gesichtslosen<br />

Vorstadt-Tristesse – zumindest für<br />

Nicht-Schwamendinger. Aber vor 60 Jahren,<br />

da war es die architektonische Errungenschaft<br />

Zürichs schlechthin. Die «gute» Stadt war<br />

endlich gebaut: sozial, grün, heimatlich und<br />

mo<strong>der</strong>n.<br />

gartenstadt<br />

Um 1900 entwickelte sich in Europa die<br />

so gen<strong>an</strong>nte Gartenstadt-Bewegung. Den beteiligten<br />

Architekten, Stadtpl<strong>an</strong>ern und Designern<br />

schwebten <strong>der</strong> Stadt vorgelagerte mittelgrosse<br />

Siedlungen vor. Diese sollten möglichst<br />

unabhängig von <strong>der</strong> eigentlichen Stadt<br />

funktionieren und mit allen typisch städtischen<br />

Ei<strong>nr</strong>ichtungen wie etwa Kultur<strong>an</strong>geboten,<br />

Versorgungsbetrieben, Gesundheitsei<strong>nr</strong>ichtungen<br />

und Industrie ausgestattet sein.<br />

Keine Siedlungen für gut betuchte Villenbesitzer<br />

sollten es werden, son<strong>der</strong>n welche für<br />

Arbeiterfamilien. So waren denn auch ausnahmslos<br />

Genossenschaftshäuschen und<br />

–siedlungen vorgesehen, auf <strong>der</strong>en grossflächigen<br />

Grü<strong>nr</strong>äumen Gärten zur Selbstversorgung<br />

<strong>an</strong>gelegt werden sollten. Das Leben<br />

<strong>der</strong> Arbeiterschaft war also genau gepl<strong>an</strong>t: In<br />

jenen Siedlungen sollten sie ein gesundes und<br />

bezahlbares Leben führen, über genügend<br />

Platz verfügen und sich in einer org<strong>an</strong>ischen<br />

Gemeinschaft aufgehoben fühlen. Die Kunst<br />

des guten Lebens sollte nicht länger nur <strong>der</strong><br />

Oberschicht vorbehalten sein und gute Architektur<br />

je<strong>der</strong>m<strong>an</strong>n dienen.<br />

Schwamendingen war bis 1934 ein eigenständiges<br />

Dorf, als es in die Stadt Zürich eingemeindet<br />

wurde. Zehn Jahre später entwickelte<br />

<strong>der</strong> damalige Stadtbaumeister, <strong>der</strong> Architekt<br />

Albert Hei<strong>nr</strong>ich Steiner, einen grossräumigen<br />

Bebauungspl<strong>an</strong> für das Gebiet.<br />

Dieser entst<strong>an</strong>d eindeutig im Lichte <strong>der</strong> Gartenstadt-Idee:<br />

Die Arbeiterfamilien sollten<br />

aus den Innenstadt-Slums befreit und in eine<br />

parkähnliche genossenschaftliche Siedlungsl<strong>an</strong>dschaft<br />

übergeben werden. Dadurch verzehnfachte<br />

sich die Einwohnerzahl <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Vorortgemeinde innerhalb weniger<br />

Jahre. Schwamendingen war jedoch nie eine<br />

echte Gartenstadt; es fehlten beispielsweise<br />

die Arbeitsplätze und somit auch die Autarkie<br />

einer perfekten Gartenstadt. Eine radikale<br />

Umsetzung des Gartenstadt-Konzepts war allerdings<br />

auch gar nicht vorgesehen, ebenso<br />

verhielt es sich mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en europäischen<br />

Städten. Die Ästhetik des städtischen Grü<strong>nr</strong>aumes<br />

blieb jedoch bis heute in <strong>der</strong> Theorie<br />

<strong>der</strong> Stadtgestaltung erhalten.<br />

<strong>der</strong> un-ort<br />

Heute ist Schwamendingen ein Stadtkreis,<br />

in dem überdurchschnittlich häufig<br />

die SVP gewählt, <strong>der</strong> von Strassen- und Fluglärm<br />

belastet wird und <strong>der</strong> sich durch einen<br />

hohen Auslän<strong>der</strong><strong>an</strong>teil auszeichnet. Nichts ist<br />

mehr zu spüren vom architektonischen Aufbruch<br />

und <strong>der</strong> visionären künstlerischen Gestaltung.<br />

Das Image ist mies und die Stadtverwaltung<br />

bemüht sich, den Lack wie<strong>der</strong> aufzupolieren.<br />

Und plötzlich taucht er auch wie<strong>der</strong><br />

auf, <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Gartenstadt. «Den Charakter<br />

<strong>der</strong> Gartenstadt erhalten», heisst es<br />

nämlich von Seiten <strong>der</strong> Stadt Zürich. Nikolaus<br />

Wyss, Rektor <strong>der</strong> Hochschule Luzern – Design<br />

& Kunst, ist jedoch skeptisch. Er wohnte über<br />

zw<strong>an</strong>zig Jahre in Schwamendingen. «Schwamendingen<br />

ist zwar begrünt, aber <strong>der</strong> Begriff<br />

‹Gartenstadt› mit Schwamendingen in Verbindung<br />

zu bringen, ist schon sehr konstruiert.»<br />

Zudem müsse m<strong>an</strong> die Realität zur Kenntnis<br />

nehmen: «Entscheidend ist doch <strong>der</strong> Nutzen<br />

dieser Grü<strong>nr</strong>äume. Hier muss m<strong>an</strong> festhalten,<br />

dass diese öffentliche Form <strong>der</strong> Schweizer<br />

Mentalität diametral entgegensteht.» Der<br />

Schweizer brauche nämlich sein eigenes Gärtchen,<br />

in das ihm niem<strong>an</strong>d hineinschaut. In <strong>der</strong><br />

Tat sind vorh<strong>an</strong>dene Grünflächen meist unbelebt:<br />

Wäsche aufhängen, vorbeigehen und<br />

betrachten sind erlaubt – Fussball spielen,<br />

Grillfeste und <strong>an</strong><strong>der</strong>e Aktivitäten aber verboten;<br />

Konflikte sind vorprogrammiert. Wyss<br />

geht sogar so weit zu sagen, die Grü<strong>nr</strong>äume<br />

brächten dem Quartier den Unfrieden. «Was<br />

jedoch nicht heissen muss, dass sie nicht<br />

wichtig wären, aber es braucht auch ein sinnvolles<br />

Nutzungskonzept.» Der erste Schwerpunkt<br />

des Gartenstadtkonzeptes ist, so muss<br />

m<strong>an</strong> heute feststellen, erneuerungsbedürftig.<br />

Aber wie sieht es mit dem zweiten aus, demje-<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: H<strong>an</strong>nes Hübner


minalitätsrate – Schwamendingens Image ist mies.<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong><br />

nigen <strong>der</strong> Genossenschaften? Zwar wird <strong>der</strong><br />

Genossenschaftsbau in Zeiten überborden<strong>der</strong><br />

Mieten noch immer geför<strong>der</strong>t. Das Modell aus<br />

<strong>der</strong> Zeit Steiners führt jedoch in eine Sackgasse.<br />

Der ehemalige Schwamendinger Wyss<br />

erklärt: «Die Mieten <strong>der</strong> Wohnungen sind einkommensabhängig.<br />

Steigt jem<strong>an</strong>d auf und<br />

verdient mehr, muss er für dieselbe bescheidene<br />

Wohnung plötzlich mehr zahlen und<br />

zieht sehr häufig weg. Zurück bleiben d<strong>an</strong>n<br />

diejenigen, die weiter auf günstige Wohnungen<br />

<strong>an</strong>gewiesen sind.» Hinzu kommt, dass<br />

viele dieser Bauten in die Jahre gekommen<br />

sind und reihenweise s<strong>an</strong>iert werden sollten.<br />

Es bietet sich heute also die Ch<strong>an</strong>ce, im<br />

Zuge <strong>der</strong> ohnehin von <strong>der</strong> Stadt Zürich <strong>an</strong>gestrebten<br />

Quartieraufwertung mit g<strong>an</strong>z neuen<br />

Ideen entwe<strong>der</strong> das Vorh<strong>an</strong>dene in einer zeitgemässen<br />

Sprache neu zu entwickeln o<strong>der</strong><br />

aber neue Formen <strong>der</strong> künstlerischen Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung<br />

mit Problemen wie Wohnungsnot<br />

o<strong>der</strong> schlechter sozialer Durchmischung<br />

aufzunehmen. Beides findet in Schwamendingen<br />

bereits statt: Wer durch das Quartier<br />

spaziert, trifft schon jetzt auf gute neue<br />

Architektur – auf <strong>der</strong> einen Seite auf verdichtete<br />

Bauwerke, auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en auf neu gebaute<br />

«Gartensiedlungen», die mit dem fliessenden<br />

Überg<strong>an</strong>g von Privatem und Öffentlichem<br />

spielerisch umgehen.<br />

raphael Fuhrer (22) ist Polykum-Redaktor und studiert im<br />

8. Semester Umweltnaturwissenschaften <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH Zürich.<br />

rafuhrer@student.ethz.ch<br />

PHySiK und KunSt<br />

Konvergierende<br />

divergenzen<br />

Überlegungen zum Kunstaspekt <strong>der</strong> Physik.<br />

Marginale Überlegungen zur Physik in <strong>der</strong><br />

Kunst.<br />

Plakate und Werbetexte, die den Kunstcharakter<br />

<strong>der</strong> Physik herausstreichen, sind bald<br />

<strong>an</strong> je<strong>der</strong> Strassenecke zu sehen. Die Absicht,<br />

mit Farbenpracht und geheimnisträchtigen<br />

Begriffen des Laien Ph<strong>an</strong>tasie zu kö<strong>der</strong>n<br />

und ihn endlich doch noch für das Faszinosum<br />

Physik zu begeistern, ist offensichtlich.<br />

Doch zur Ästhetik <strong>der</strong> Physik gibt es einiges<br />

mehr zu sagen.<br />

offensichtliche Schönheit<br />

Physiker wie Mathematiker seit <strong>der</strong><br />

Antike schwärmen in höchsten Tönen von<br />

Formvollendetheit und absoluter Schönheit<br />

mathematischer Formeln. Dieser Anspruch<br />

hat sich in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne sogar noch<br />

verstärkt. Die Crème de la Crème <strong>der</strong> Physikergilde,<br />

von Einstein über Heisenberg,<br />

Schrödinger und Dirac zu Ch<strong>an</strong>drasekhar,<br />

schrieb sich in einem kühnen Unterf<strong>an</strong>gen<br />

das Prinzip maximaler Eleg<strong>an</strong>z auf<br />

ihre Fahnen. Es gel<strong>an</strong>g ihnen, das Formelgeschwulst<br />

auf ihre Essenz zu reduzieren,<br />

wie sie meinten, und so konnten sie fort<strong>an</strong><br />

das vollständige Aufgehen <strong>der</strong> Natur in <strong>der</strong><br />

Harmonie mathematischer Gesetze bewun<strong>der</strong>n.<br />

Von Dirac stammt <strong>der</strong> Spruch, mathematische<br />

Schönheit sei so wenig zu erklären<br />

wie Schönheit in <strong>der</strong> Kunst, sei aber offensichtlich,<br />

wenn m<strong>an</strong> ihr begegne.<br />

Poetische dimension:<br />

Bildsprache und Sprachbild<br />

Die Faszination <strong>der</strong> Physik liegt auch<br />

in ihrer Sprache. Vor unerklärlichen Phänomenen,<br />

vor fast Undenkbarem hat <strong>der</strong> Physiker<br />

nicht Halt gemacht, son<strong>der</strong>n das Beobachtete<br />

in Worte zu fassen versucht. Der<br />

Akt des Benennens führt zu einer (illusorischen)<br />

Beherrschbarkeit <strong>der</strong> Dinge, einem<br />

Sich-Zu-Eigen-Machen <strong>der</strong> Vorgänge. Grossartige<br />

Wortkreationen wie Asymptotische<br />

Freiheit, Charm Quark, Welle-Teilchen-Dualismus<br />

o<strong>der</strong> Antimaterie triggern die Ph<strong>an</strong>tasie.<br />

Der künstlerische Geist aber sucht<br />

nach einer <strong>an</strong><strong>der</strong>en Form für diese schillernden<br />

Begriffe, die die erfahrbare Realität<br />

durchbrechen.<br />

Einen wie<strong>der</strong>um <strong>an</strong><strong>der</strong>en Zug<strong>an</strong>g<br />

zu Physik und Kunst bieten Grenzphänomene,<br />

Paradoxa und nichtlineare Dynamik<br />

– und dies nicht nur in Form hübsch kolorierter<br />

Bil<strong>der</strong> aus dem Mikroskop. Denn kei-<br />

KunSt<br />

17<br />

neswegs will Kunst Wissenschaft glorifizieren,<br />

indem sie schlicht Forschungsergebnisse<br />

illustriert o<strong>der</strong> Wissen verkörpert. Ihre<br />

Beschäftigung mit Naturwissenschaft ist<br />

immer auch Reflexion, Gegenüberstellung,<br />

augenzwinkerndes In-Frage-Stellen.<br />

«Je<strong>der</strong> mensch ist ein<br />

Wissenschaftler»<br />

Mit ihrem Programm «Rational scientific<br />

Art» verwischte etwa N<strong>an</strong>a Petzet die<br />

Grenzen zwischen Ironisierung und Simulierung<br />

von Wissenschaft und führte die<br />

Verfremdung ad absurdum, als sie 1987 in<br />

München einen fingierten Vortrag über die<br />

(fiktive) Qu<strong>an</strong>tengravitationstheorie des<br />

(fiktiven) nobelpreiswürdigen Professors<br />

Zoschka hielt. Auch ihr Projekt «Reversion<br />

als Realisation negentropischer Prozesse<br />

im makroskopischen Bereich» war mit physikalischem<br />

Wissen unterlegt, das in verdrehen<strong>der</strong><br />

Weise dazu führte, dass selbiger<br />

«Professor» Zoschka nur eine genügend<br />

hohe Anzahl Versuche ausführen musste,<br />

um ein zerbrochenes Weinglas wie<strong>der</strong> zusammenzusetzen.<br />

Rainer Ruthenbeck,<br />

Beuys-Schüler, suchte die mo<strong>der</strong>ne Physik<br />

in <strong>der</strong> Abstraktion einzuf<strong>an</strong>gen und malte<br />

Polaritäten. Herwig Turk erforscht in Installationen<br />

die Kluft zwischen Modell und Realität,<br />

zwischen Sein und Nichts. Audiovisuellen<br />

Rausch gestaltet Sven Sören Beyer von<br />

«phase7 performing.arts», einer Berliner<br />

Künstlercomp<strong>an</strong>y, mit <strong>der</strong> Crossmedia-Oper<br />

«C – The Speed of Light» zu Ehren Einsteins.<br />

Die Liste <strong>der</strong> aufzuführenden Künstler wäre<br />

l<strong>an</strong>g – ist ja schliesslich nicht bloss je<strong>der</strong><br />

Mensch ein Künstler (Beuys 1967) son<strong>der</strong>n<br />

nach Detlef B. Linke (Neurologe und Philosoph)<br />

heute auch je<strong>der</strong> ein Wissenschaftler.<br />

risiko als Lustprinzip<br />

Die gegenseitige Faszination und die<br />

dadurch freiwerdende schöpferische Kreativität<br />

k<strong>an</strong>n die Differenz o<strong>der</strong> sogar Konkurrenz<br />

<strong>der</strong> zwei Gebiete aber nicht überbrücken.<br />

Physik wie Kunst sind bereit, das gängige<br />

System über den Haufen zu werfen,<br />

haben Lust am Risiko. Aber Wissenschaft<br />

bleibt im Gegensatz zur Kunst einer Wahrheit<br />

und den Kriterien des Erfolgs, sicher<br />

auch einer (politischen) Institution verpflichtet.<br />

Physik wie Kunst stellen Fragen,<br />

sie öffnen einen Spiel- und Möglichkeitsraum.<br />

Stellt sich die Frage, wer dessen Regeln<br />

bestimmt. So hat Marcel Duchamps<br />

Ausspruch noch ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

später nichts <strong>an</strong> Relev<strong>an</strong>z verloren: «Kunst<br />

ist das einzige, was Leuten übrigbleibt, die<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft nicht das letzte Wort überlassen<br />

wollen.» (os)


KunSt<br />

18<br />

Brotlose Kunst<br />

Macht m<strong>an</strong> eine Bäckerlehre, ist m<strong>an</strong> nachher Bäcker.<br />

Bei einem Kunststudium ist das alles nicht so klar. Wir<br />

haben bei drei Künstlern nachgefragt. es führen viele Wege zur Kunst, wie die Curricula von Christi<strong>an</strong> Bolt (Bil<br />

Von Dami<strong>an</strong> Hodel<br />

Nach ihrer Lehre als Informations- und<br />

Dokumentationsassistentin spürte Kathrin<br />

Litzko den Dr<strong>an</strong>g, ihrer Kreativität mehr<br />

Raum zu gewähren. «Die Lehre war gut und<br />

recht, doch ich brauchte einen Kurswechsel»,<br />

erklärt sie. Da sie jedoch nicht genau wusste,<br />

welche Kunstrichtung ihr am meisten zusagen<br />

würde, entschied sie sich für Medienkunst.<br />

Diese beschreibt Litzko folgen<strong>der</strong>massen:<br />

«Aus einem bek<strong>an</strong>nten Medium, zum<br />

Beispiel einem Fernseher, soll etwas Neues,<br />

Unerwartetes geschaffen werden.» Gelehrt<br />

wird sowohl <strong>der</strong> künstlerische als auch <strong>der</strong><br />

technische Umg<strong>an</strong>g mit Ton, Bild und Film.<br />

Ein Studium also, das mit vielfältigen Inhalten<br />

lockte und Kathrin Litzko zuversichtlich<br />

stimmte, dass sich im Laufe des Studiums<br />

ihr Spezialgebiet herauskristallisieren würde.<br />

«Am Anf<strong>an</strong>g des Studiums wusste ich nicht<br />

genau, was mich erwartet. Aber ich hatte das<br />

Gefühl, dass ich auf dem richtigen Weg bin,<br />

Künstlerin zu werden.»<br />

Leben für die Kunst<br />

«Ich sehe mich nicht als Künstlerin!»,<br />

meint hingegen Studentin Lena Weber. «Ich<br />

war mir zuerst überhaupt nicht sicher, ob ich<br />

überhaupt in Richtung Kunst gehen sollte.»<br />

Schliesslich sagte ihr aber <strong>der</strong> Studieng<strong>an</strong>g<br />

Illustration so sehr zu, dass sie sich bei <strong>der</strong><br />

Kunsthochschule in Luzern bewarb und auch<br />

zugelassen wurde. «Ich hatte kein bestimmtes<br />

Berufsziel, son<strong>der</strong>n entschied mich für dieses<br />

Studium, da es sehr vielfältig ist.» Ähnlich wie<br />

Kathrin Litzko sieht sie es als Basis für verschiedene<br />

Betätigungsfel<strong>der</strong>, die sie interessieren,<br />

wie etwa Fotografie, Film und Animation.<br />

Auch wenn es noch so illusorisch<br />

töne, sagt sie, mache sie das Studium für sich<br />

selbst. «Der Abschluss ist weniger wichtig.<br />

Ich möchte persönlich davon profitieren, um<br />

meine eigene H<strong>an</strong>dschrift zu finden.» Diese<br />

gedenkt sie später eventuell auch in <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n einzusetzen.<br />

An<strong>der</strong>er Mensch, <strong>an</strong><strong>der</strong>e Geschichte, <strong>an</strong><strong>der</strong>es<br />

Resultat. Auch <strong>der</strong> Zürcher Künstler<br />

Christi<strong>an</strong> Bolt studierte Kunst, aber mit g<strong>an</strong>z<br />

klaren Zielen und Erwartungen. So beschritt<br />

er seinen Weg zur Kunst auch schon einiges<br />

früher als etwa Litzko und besuchte nach <strong>der</strong><br />

obligatorischen Schulzeit die Fachschule für<br />

Holzbildhauerei in Brienz. Ihn faszinierte das<br />

G<strong>an</strong>zheitliche <strong>an</strong> <strong>der</strong> Arbeit: «Bei <strong>der</strong> Bildhauerei<br />

verrichtet m<strong>an</strong> sowohl die geistige<br />

als auch die physische Arbeit und übernimmt<br />

am Schluss auch noch die Ver<strong>an</strong>twortung für<br />

das Geschaffene.» Eine Tatsache, die ihn auch<br />

heute, zw<strong>an</strong>zig Jahre später, immer wie<strong>der</strong><br />

herausfor<strong>der</strong>t.<br />

So weit war er damals aber noch nicht.<br />

Erst nach einigen Jahren reiflicher Überlegung<br />

entschied er sich für die Kunst. Obwohl<br />

die Bezeichnung «reif» vielleicht noch untertrieben<br />

ist. Ihm reichte die rom<strong>an</strong>tische Vorstellung,<br />

ein Künstler zu sein, bei weitem<br />

nicht aus, und wollte davon gefeit sein, aus<br />

jugendlichem Leichtsinn heraus einen über-<br />

hasteten Entscheid zu fällen. Beim Entscheidungsprozess<br />

spielte auch eine Erfahrung<br />

aus seiner Jugend eine Rolle. Mit fünfzehn<br />

Jahren schnupperte Christi<strong>an</strong> Bolt bei<br />

einem 80-jährigen Bildhauer erstmals Atelierluft.<br />

Dabei beeindruckte ihn eine Aussage<br />

des Bildhauers beson<strong>der</strong>s: «Dieser Herr sagte<br />

mir, er würde zwei Sachen in seinem Leben<br />

wie<strong>der</strong> gleich machen: Er würde den gleichen<br />

Beruf erlernen und die gleiche Frau heiraten.»<br />

D<strong>an</strong>n fasste Bolt seinen Entschluss: «Auch ich<br />

konnte mir vorstellen, mich ein Leben l<strong>an</strong>g<br />

<strong>der</strong> Kunst zu widmen und war bereit, alles<br />

dafür zu geben.» Also studierte er die Bildenden<br />

Künste in Carrara, Italien. Obwohl<br />

von seinen Studien begeistert, blieben seine<br />

Erwartungen nüchtern: «Ich erwartete nicht,<br />

dass ich als Künstler die Schule verlassen<br />

würde. Das k<strong>an</strong>n eine Schule nicht!»<br />

niem<strong>an</strong>d, <strong>der</strong> auf einen wartet<br />

Nicht wie erwartet verlief das Studium<br />

für Kathrin Litzko. Noch immer hatte sie<br />

Freude <strong>an</strong> vielen Bereichen, fühlte sich aber<br />

von keinem richtig <strong>an</strong>gesprochen. Zudem<br />

hatte sie schon eine leise Vorahnung, dass erstens<br />

das Leben als Künstlerin weitaus komplexer<br />

ist als <strong>an</strong>genommen und zweitens<br />

dorthin zu gel<strong>an</strong>gen nicht schwierig, son<strong>der</strong>n<br />

fast unmöglich war. «Ich sah ein, dass mir, um<br />

Künstlerin zu sein, das nötige Talent, die Geduld<br />

und <strong>der</strong> Ehrgeiz fehlten.» Die grosse Ernüchterung<br />

kam d<strong>an</strong>n jedoch nach dem Abschluss<br />

2007, als sie voller Euphorie ver-<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bil<strong>der</strong>: Dami<strong>an</strong> Hodel


dhauer), Kathrin Litzko (Medienkunst) und Lena Weber (Illustratorin) beweisen.<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong><br />

geblich versuchte, im Kunstbusiness Fuss zu<br />

fassen. «M<strong>an</strong> war auf einen Schlag alleine mit<br />

seinem Laptop, all das Equipment <strong>der</strong> Schule<br />

fehlte; wo sollte m<strong>an</strong> <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen?»<br />

An diesen Punkt ist Lena Weber noch<br />

nicht gel<strong>an</strong>gt; sie befindet sich im dritten Semester,<br />

«noch im geschützten Umfeld <strong>der</strong><br />

Schule», wie sie sagt. «Mir gefällt <strong>an</strong> <strong>der</strong> Illustration<br />

das Erzählen von Geschichten.» Sie<br />

versteht sich als Vermittlerin zwischen zwei<br />

verschiedenen Interessengemeinschaften. Die<br />

eine möchte <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en etwas mitteilen, die<br />

Form <strong>der</strong> Mitteilung gestaltet die Illustratorin.<br />

Typische Arbeiten sind zum Beispiel Comics,<br />

Storyboards, o<strong>der</strong> Flyer und Plakate.<br />

Viele <strong>der</strong> Studienabgänger werden aber<br />

nicht als Illustratoren tätig sein können. Einige<br />

wechseln zu den Grafikern, einige versuchen<br />

es im Ausl<strong>an</strong>d, o<strong>der</strong> können sich mit<br />

ein paar Aufträgen über Wasser halten – eine<br />

beachtliche Anzahl findet sich aber auch als<br />

Kunstlehrer wie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> sonst irgendwo. Dem<br />

ist sich Lena Weber bewusst, trotzdem beu<strong>nr</strong>uhigt<br />

es sie im Moment nicht. «Natürlich ist<br />

m<strong>an</strong> gewarnt, aber was bleibt mir <strong>an</strong><strong>der</strong>es<br />

übrig, als es so zu nehmen, wie es kommt?»<br />

Vom Student zum Künstler<br />

Christi<strong>an</strong> Bolt kennt zwar kein Rezept,<br />

wie m<strong>an</strong> Künstler wird, aber zumindest einen<br />

Weg – nämlich seinen eigenen. «Während<br />

dem Kunststudium wird m<strong>an</strong> überflutet von<br />

Informationen über Künstler, Museen, Galerien.<br />

Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung war, he-<br />

rauszufinden, welcher Künstler in einem<br />

selber steckt.» Deshalb konzentrierte er sich<br />

vorwiegend auf sich selber. Das alleine genügte<br />

aber natürlich nicht, um Künstler zu<br />

werden. Christi<strong>an</strong> Bolt hatte das Glück, dass<br />

er bereits <strong>an</strong> seinen ersten Ausstellungen Objekte<br />

verkaufen konnte. Getragen von einem<br />

guten Umfeld, geschaffen aus einem Netz von<br />

Händlern, Galeristen, Käufern und Kunstinteressierten,<br />

konnte er seine Kunst entwickeln.<br />

Seit seinem Abschluss 2001 lebt er als freischaffen<strong>der</strong><br />

Künstler.<br />

Kathrin Litzko gel<strong>an</strong>gte schliesslich über<br />

Umwege wie<strong>der</strong> zu ihrem ursprünglichen<br />

Beruf zurück, wo sie sich jetzt für die Leitung<br />

einer Bibliothek in Thun ver<strong>an</strong>twortlich<br />

zeigt. «Im Gegensatz zur Kunst erbringe ich<br />

hier eine eindeutige Dienstleistung für <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />

und erhalte dafür auch echte Anerkennung<br />

und Respekt.» Ihr Pensum ist zurzeit nicht<br />

voll ausgeschöpft. «Die restliche Zeit wäre eigentlich<br />

für künstlerische Betätigung gedacht,<br />

bis <strong>an</strong>hin bin ich aber noch nicht dazu gekommen»,<br />

meint sie schmunzelnd.<br />

dami<strong>an</strong> Hodel (22) ist Polykum-Redaktor und studiert<br />

im 6. Semester Materialwissenschaften <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH Zürich.<br />

daim@student.ethz.ch<br />

guide<br />

Wie m<strong>an</strong> eine<br />

Vernissage<br />

überlebt<br />

KunSt<br />

Beginnen wir bei <strong>der</strong> Kleidung: Als Besucher<br />

einer Vernissage sollten Sie, dem<br />

Rahmen entsprechend, möglichst einzigartig<br />

gekleidet sein. Kombinieren Sie ein<br />

Hawaiihemd mit Militärhosen von Arm<strong>an</strong>i,<br />

tragen Sie dazu möglichst hohe<br />

Pumps und frisieren Sie die Haare <strong>der</strong>gestalt,<br />

dass sie in alle Himmelsrichtungen<br />

schauen. Eine Goldkette mit dem<br />

Schw<strong>an</strong>z eines toten Nilpferdes um den<br />

Hals und fertig ist das Kunstoutfit, das die<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en Ausstellungsbesucher glauben<br />

machen wird, sie wüssten, was <strong>der</strong><br />

Künstler mit seinen Werken denn genau<br />

meinte. In <strong>der</strong> Galerie <strong>an</strong>gekommen,<br />

setzen Sie sich ihre Hornbrille auf, stellen<br />

sich mit dem Rücken gegen die Kunstwerke<br />

und schauen cool drein. Machen<br />

Sie auf keinen Fall ihre Angst darüber<br />

sichtbar, etwas Falsches zu tun o<strong>der</strong> zu<br />

sagen. Gratulieren Sie dem <strong>an</strong>wesenden<br />

Künstler um jeden Preis, sagen Sie ihm,<br />

seine Kunstwerke gemahnten <strong>an</strong> Apolls<br />

Schienbein in <strong>der</strong> Freud’schen Phase des<br />

Th<strong>an</strong>atos. Sorgen Sie sich nicht um die Sem<strong>an</strong>tik<br />

Ihrer Rhetorik, bleiben Sie möglichst<br />

kompliziert, ohne dabei mit den<br />

Wimpern zu zucken. Sollte es Ihnen nach<br />

zirka fünf Minuten bereits l<strong>an</strong>gweilig<br />

werden, begeben Sie sich zum Buffet.<br />

Holen Sie sich ein Cüpli, mit dem Sie d<strong>an</strong>n<br />

vor den Gemälden keck weiterposieren.<br />

Machen Sie <strong>an</strong>schliessend auf sich aufmerksam.<br />

Stellen Sie sich vor ein möglichst<br />

nichtssagendes Bild hin und nicken<br />

mit beredtem Schweigen. Bleiben Sie eine<br />

Weile stehen. Sie werden sehen, dass sich<br />

eine Traube Neugieriger um Sie versammelt<br />

und krampfhaft versucht, ihrer Erleuchtung<br />

beizukommen. Wenn Sie noch<br />

einen Schritt weitergehen wollen – Kunst<br />

darf schliesslich alles –, halten Sie eine<br />

spont<strong>an</strong>e Perform<strong>an</strong>ce ab. Kreischen Sie,<br />

entblössen Sie sich, stecken Sie sich Salzst<strong>an</strong>gen<br />

in Nase, Ohren und Hintern, pinkeln<br />

Sie auf den Boden und rennen möglichst<br />

schnell aus dem Gebäude. Die peinlich<br />

berührten Augenzeugen werden in<br />

Ihrer Darbietung den vollendeten Ausdruck<br />

eines verlorenen Menschen sehen,<br />

<strong>der</strong> sich aufgrund seiner sozialen Phobie<br />

als Igel fühlt, <strong>der</strong>owegen ein Angstbisi<br />

macht und sich schliesslich gänzlich von<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft isoliert. Ja, das ist Kunst.<br />

Jetzt haben Sie’s kapiert. Glückwunsch. (il)<br />

19


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: H<strong>an</strong>nes Hübner<br />

Kiffen in<br />

<strong>der</strong> oper<br />

Regisseur Martin Kusej erklärt,<br />

warum m<strong>an</strong> auch heute noch ins<br />

Theater gehen sollte. «drei Viertel aller theateraufführungen sind stinkl<strong>an</strong>gweilig»: Martin Kusej.<br />

Von Lucas Müller<br />

Martin Kusej ist einer <strong>der</strong> wichtigsten<br />

zeitgenössischen Schauspiel- und Oper<strong>nr</strong>egisseure.<br />

Die neuste Inszenierung des 47-jährigen<br />

Österreichers, die Oper «The Rake‘s Progress»<br />

von Igor Strawinsky, feiert am 14. Februar<br />

im Opernhaus Zürich Premiere.<br />

Warum haben Sie «the rake‘s Progress»<br />

inszeniert?<br />

Ich war ursprünglich nicht so ein F<strong>an</strong> von<br />

diesem Stück, aber Nikolaus Harnoncourt hat<br />

es sich unbedingt gewünscht und wir haben<br />

schon sehr viel zusammen gemacht. Wir<br />

haben gemeinsam eine Version erarbeitet, die<br />

ich zum Schluss gut und richtig f<strong>an</strong>d. Hinzu<br />

kommt, dass diese Inszenierung ursprünglich<br />

in Wien gemacht wurde und mich dort die politischen<br />

Zustände so geärgert haben, dass ich<br />

versucht habe, mit den Stück auch g<strong>an</strong>z bewusst<br />

politische Agitation zu betreiben.<br />

inwiefern?<br />

In Österreich und auch hier wird jungen<br />

Leuten versprochen, dass m<strong>an</strong> ohne etwas<br />

dafür zu tun reich, glücklich und berühmt<br />

werden k<strong>an</strong>n, m<strong>an</strong> muss nur irgendwo, möglichst<br />

im Fernsehen, seine Haut verkaufen<br />

und mitspielen. Diese Glücksverheissung, auf<br />

die Millionen Menschen reinfallen, die sie<br />

aber nur ausbeutet, hat mich interessiert; ausserdem<br />

noch, dass in Österreich rechte Politik<br />

so salonfähig geworden ist. Das hat mit <strong>der</strong> Inszenierung<br />

inhaltlich weniger zu tun, aber ich<br />

erhalte mit so einer Ver<strong>an</strong>staltung eine Plattform,<br />

um mich in <strong>der</strong> Öffentlichkeit sehr kritisch<br />

zu äussern – und diese habe ich auch gebraucht.<br />

Wie entwickeln Sie ein regiekonzept?<br />

M<strong>an</strong> muss sich sehr l<strong>an</strong>ge mit dem Stück, dem<br />

Komponisten und vor allem mit <strong>der</strong> Zeit, in<br />

<strong>der</strong> das Stück entst<strong>an</strong>den ist, beschäftigen. Ich<br />

will den ästhetischen Ansatz des Komponisten<br />

verstehen: Warum er so komponiert und<br />

warum er diesen Text wählt.<br />

«The Rake‘s Progress» ist eigentlich ein<br />

relativ altmodisches Stück. Es stammt zwar<br />

aus dem 20. Jahrhun<strong>der</strong>t, aber bezieht sich<br />

vom Kompositions<strong>an</strong>satz auf Strukturen des<br />

ausgehenden 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, was heute<br />

keinen mehr interessiert und nicht mehr revolutionär<br />

ist.<br />

Wie haben Sie d<strong>an</strong>n «the rake‘s Progress»<br />

inszeniert?<br />

Letztlich war mein Konzept, das Stück «zu benutzen»<br />

und nicht zu interpretieren. Ich erzähle<br />

eine Geschichte, die heute in Zürich o<strong>der</strong><br />

wo auch immer es aufgeführt wird, spielt. Die<br />

Menschen, die sich darin bewegen, sind Menschen<br />

von heute. Eigentlich ist die Oper eine<br />

Kunstform, die einen strengen formalen Ansatz<br />

verl<strong>an</strong>gt. Dass Menschen singen, um mitein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

zu sprechen, ist abgehoben und realistisch<br />

schwer zu verorten. D<strong>an</strong>n zu sagen,<br />

das spielt im Wohnzimmer eines Typen, <strong>der</strong><br />

kein Geld hat, arbeitslos ist, perm<strong>an</strong>ent ein<br />

paar Joints raucht, fern schaut und nichts im<br />

Leben macht, f<strong>an</strong>d ich interess<strong>an</strong>t.<br />

Wie leiten Sie die Sänger?<br />

Regie zu führen ist für mich Kommunikation,<br />

also <strong>der</strong> Austausch von Information und nicht<br />

Org<strong>an</strong>isation. Es geht darum zu verstehen, in<br />

welchen Zusammenhängen sich Menschen<br />

wie verhalten, welche Persönlichkeiten sie<br />

sind und warum sie so h<strong>an</strong>deln. Schliesslich<br />

braucht es auch noch ein gewisses H<strong>an</strong>dwerk<br />

und eine gewisse Kunstfertigkeit, um die Inszenierung<br />

lebendig zu machen.<br />

Warum sollte m<strong>an</strong> heute noch in die<br />

oper gehen?<br />

Ich glaube, dass das Theater, wenn es gut und<br />

sp<strong>an</strong>nend gemacht ist, tatsächlich eine Kunstform<br />

ist, die uns immer noch verzaubern und<br />

betreffen k<strong>an</strong>n. Ich gebe zu, dass drei Viertel<br />

aller Aufführungen stinkl<strong>an</strong>gweilig sind und<br />

von mittelmässigen Leuten gemacht werden.<br />

Deswegen steht es um das Theater und vor<br />

allem um die Oper m<strong>an</strong>chmal sehr schlecht,<br />

weil sie seit 300 Jahren von sehr reaktionären<br />

Kräften besetzt ist und grössere Mengen von<br />

Menschen ausschliesst – einfach, indem sie<br />

sich ein elitäres, bildungsbürgerliches Mäntelchen<br />

umgehängt hat. Das muss nicht sein.<br />

www.opernhaus.ch<br />

KunSt<br />

Lucas müller (22) ist freier Mitarbeiter des Polykum und<br />

studiert im 6. Semester Chemie <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH Zürich.<br />

lucasmb@student.ethz.ch<br />

21


<strong>etH</strong>WeLt<br />

22<br />

<strong>etH</strong>welt<br />

JuBiLÄum SaB<br />

50 Jahre<br />

SaB sind ...<br />

... Anlass für einen Rückblick in die<br />

50er Jahre.<br />

Von HR Bänziger, R. Meier und M. Kohler<br />

Zuerst eine Frage: Was heisst denn SAB<br />

überhaupt? Da sind wir schon mitten in <strong>der</strong><br />

Historie. Vor <strong>der</strong> SAB in <strong>der</strong> jetzigen Form gab<br />

es bereits eine Schweizerische Akademische<br />

Buchgenossenschaft SAB. Diese erreichte in<br />

l<strong>an</strong>gen Verh<strong>an</strong>dlungen mit den Buchhändlern,<br />

dass den <strong>Studierenden</strong> in je<strong>der</strong> Buchh<strong>an</strong>dlung<br />

ein Rabatt von zehn Prozent zugest<strong>an</strong>den<br />

wurde. D<strong>an</strong>ach war die Existenz<br />

dieser Genossenschaft nicht mehr nötig, sie<br />

wurde liquidiert. Einige aktive Studierende<br />

hatten die Idee, nun Papeterieartikel und<br />

Ähnliches zu günstigen Preisen <strong>an</strong>zubieten.<br />

Damals herrschte noch strikte Treue zu Listenpreisen<br />

im Detailh<strong>an</strong>del. Also schritt m<strong>an</strong><br />

zur Tat und gründete im Jahre 1959 wie<strong>der</strong><br />

unter dem Namen SAB erneut eine Selbsthilfegenossenschaft.<br />

Von <strong>der</strong> kleinen Verkaufsecke<br />

zum grossen Laden<br />

Am Anf<strong>an</strong>g musste m<strong>an</strong> genügend Kapital<br />

auftreiben. Dies erbettelten die Grün<strong>der</strong><br />

bei VSETH, Fachvereinen und mit viel Mühe<br />

von Einzelmitglie<strong>der</strong>n. Es wurde ein kleiner<br />

Laden <strong>an</strong> <strong>der</strong> Clausiusstrasse 35 gemietet.<br />

D<strong>an</strong>k Wohlwollen <strong>der</strong> ETH-Schulbehörden<br />

konnte später im damaligen Studentenheim<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Clausiusstrasse 21 eine Verkaufsecke<br />

eröffnet werden. Angeboten wurden Papeterieartikel,<br />

Schreibmaschinen, Schallplatten,<br />

Kunst-Reproduktionen. Dies alles weit unter<br />

den offiziellen Preisen. Dazu kamen Billetts<br />

die SaB-Shops ermöglichen unkompliziertes und<br />

für Polyball, Filmstelle und weitere studentische<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen, sowie Autographien,<br />

die von den Fachvereinen herausgegebenen<br />

Skripten zu Vorlesungen. Bis in die 70er Jahre<br />

amtete die SAB auch als Verlag für das Polylie<strong>der</strong>buch.<br />

Schreibmaschinen mögen heute als Antiquitäten<br />

gelten und gerechnet wurde mit Rechenschiebern!<br />

Architekten zeichneten mit<br />

hölzernen Reisschienen, Winkeln, Tuschefüllern,<br />

Zeichenschablonen und A<strong>nr</strong>eibefolien.<br />

1975 kam die Exp<strong>an</strong>sion auf den Hönggerberg.<br />

M<strong>an</strong> wagte den Schritt trotz fin<strong>an</strong>zieller<br />

Belastung <strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>gsinvestitionen.<br />

Die SAB konnte sich so auf dem neuen Areal<br />

mit nützlichen Dienstleistungen etablieren.<br />

In dieser Zeit wurde auch das Waren<strong>an</strong>gebot<br />

umorg<strong>an</strong>isiert; SAB, SSD und Polybuchh<strong>an</strong>dlung<br />

ergänzen sich seither in den spezifischen<br />

Sortimenten.<br />

Der nächste grosse Schritt war 1976 <strong>der</strong><br />

Umzug des Hauptgeschäftes von <strong>der</strong> Clausiusstrasse<br />

in die neue Polyterrasse. Damit gab<br />

es endlich genügend Platz, und <strong>der</strong> Laden bef<strong>an</strong>d<br />

sich in einer guten Pass<strong>an</strong>tenlage. Es<br />

wurden nun auch Bindemöglichkeiten in<br />

Selbstbedienung <strong>an</strong>geboten. D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> ständig<br />

steigenden Anzahl Studieren<strong>der</strong> wuchs auch<br />

die wirtschaftliche Basis <strong>der</strong> SAB. Boykotte<br />

<strong>der</strong> Liefer<strong>an</strong>ten wie am Anf<strong>an</strong>g waren auch<br />

kein Thema mehr.<br />

Mit <strong>der</strong> zunehmenden Digitalisierung<br />

vieler Arbeitswelten verän<strong>der</strong>te sich <strong>der</strong> Bedarf<br />

<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> stark. Noch ist das pa-<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: SAB


PoSter


Februar – <strong>13.</strong> märz <strong>2009</strong><br />

agenda <strong>13.</strong><br />

donnerStag 12. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

SamStage 7./14./21. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

donnerStag 26. <strong>FeBruar</strong> <strong>2009</strong><br />

FrÜHJaHrSSemeSter <strong>2009</strong><br />

<strong>etH</strong> Career eVent: PrÄSentationSteCHniK<br />

ETH CAREER SERVICES<br />

Referat für Studierende mit Dr. Petra Wüst. Wie<br />

präsentiert m<strong>an</strong> richtig? Worauf ist zu achten<br />

bei PowerPoint-Präsentationen und <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Formen <strong>der</strong> Präsentation? Anmeldung über unsere<br />

Homepage. ETH Hauptgebäude, HG E3.<br />

17.15 – 18.15 Uhr.<br />

www.career.ethz.ch/events<br />

eQ-Seminar CAMPUSLIVE<br />

Drei Seminartage zum Thema «Erfolgreich<br />

Leben - Emotionale Intelligenz als Schlüsselkompetenz».<br />

Je<strong>der</strong> Seminartag k<strong>an</strong>n einzeln besucht<br />

werden. Es werden Themen beh<strong>an</strong>delt wie<br />

Selbstwahrnehmung (inkl. Persönlichkeitstest),<br />

Selbstm<strong>an</strong>agement: Umg<strong>an</strong>g mit Gefühlen,<br />

Selbstvertrauen, Persönlichkeitsentwicklung,<br />

effektive Kommunikation und Konfl iktgespräche.<br />

Weitere Infos und ein Anmeldeformular<br />

fi ndest du unter<br />

www.campuslive.ch/zuerich<br />

LiVe in ConCert – <strong>etH</strong> Big B<strong>an</strong>d BQM<br />

Konzert. Swing, Jazz, Rock & Pop. Im bQm,<br />

ETH Hauptgebäude, unter <strong>der</strong> Polyterrasse.<br />

19.30 Uhr.<br />

www.ethbigb<strong>an</strong>d.ch www.bqm.li<br />

FiLmZyKLuS FILMSTELLE<br />

Filmstelle<br />

montag 2. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

SungLaSSeS at nigHt VCS UND GUV<br />

Party. I wear my sunglasses at night. StuZ2 , CAB<br />

ETH Zürich. 20 - 2 Uhr<br />

www.vcs.ethz.ch www.guv.ethz.ch<br />

montag 9. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

t<strong>an</strong>ZKurS und FreieS t<strong>an</strong>Zen TANZ-<br />

QUOTIENT<br />

St<strong>an</strong>dardt<strong>an</strong>zkurse 1 und 2, ab 20 Uhr freies<br />

T<strong>an</strong>zen. GEP/Alumni Pavillon, Polyterrasse.<br />

17.10 Uhr.<br />

tq.vseth.ethz.ch<br />

Freitag <strong>13.</strong> mÄrZ <strong>2009</strong><br />

Märchenhaft – Mythisch – Morbid – F<strong>an</strong>tastische<br />

Welten. Eintritt 5 CHF. Kino im StuZ2 . Bar offen<br />

ab 19.30. Film um 20 Uhr.<br />

www.fi lmstelle.ch<br />

t<strong>an</strong>ZKurS TANZQUOTIENT<br />

St<strong>an</strong>dard- und Latin-T<strong>an</strong>zkurse. ASVZ Turnhalle,<br />

ETH Hönggerberg. 18 Uhr und 19.15 Uhr.<br />

tq.vseth.ethz.ch<br />

t<strong>an</strong>ZKurS und rueda-WorKSHoP<br />

TANZQUOTIENT<br />

St<strong>an</strong>dardt<strong>an</strong>zkurse 1 und 2, ab 20 Uhr Rueda-<br />

Workshop. GEP/Alumni Pavillon, Polyterrasse.<br />

17.10 Uhr.<br />

tq.vseth.ethz.ch<br />

dienStag 3. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

Freitag <strong>13.</strong> <strong>FeBruar</strong> <strong>2009</strong><br />

Vor<strong>an</strong>KÜndigungen<br />

dienStag 10. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

SLeePy HoLLoW FILMSTELLE<br />

Film von Tim Burton, USA/D 1999. 105 min,<br />

E/d/f. «Watch your head!» Legendäres Horrormärchen<br />

mit Johnny Depp und Christina Ricci.<br />

Eintritt 5 CHF. Kino im StuZ2 . Bar offen ab<br />

19.30. Film um 20 Uhr.<br />

www.fi lmstelle.ch<br />

t<strong>an</strong>ZParty TANZQUOTIENT<br />

St<strong>an</strong>dard- und Latin-T<strong>an</strong>zabend. GEP/Alumni<br />

Pavillon, Polyterrasse. Ab 20 Uhr.<br />

tq.vseth.ethz.ch<br />

dienStag 17. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

La CitÉ deS enF<strong>an</strong>tS PerduS FILM-<br />

STELLE<br />

mentoringWorKSHoP ETH CAREER<br />

SERVICES<br />

Workshop für Studierende und Alumni Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Was ist Mentoring? Wie k<strong>an</strong>n ich beim<br />

Mentoring mitmachen? Lernen Sie vor Ort MentorInnen<br />

kennen. Anschliessend Apéro. Anmeldung<br />

auf unserer Homepage. ETH Alumni Pavillon.<br />

17.30 – 18 Uhr.<br />

mittWoCH 4. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

mittWoCH 18. <strong>FeBruar</strong> <strong>2009</strong><br />

BeHind tHe deCKS – dJ ParadoX BQM<br />

Party. Jazz, Funk & Soul. Im bQm, ETH Hauptgebäude,<br />

unter <strong>der</strong> Polyterrasse. 17 Uhr.<br />

www.bqm.li<br />

BeHind tHe deCKS – dJ Latte Luna<br />

BQM<br />

Party. Indie. Im bQm, ETH Hauptgebäude, unter<br />

<strong>der</strong> Polyterrasse. 17 Uhr.<br />

www.bqm.li<br />

mittWoCHSFiLm – nigHt on eartH


www.career.ethz.ch/events<br />

mittWoCH 18. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

ETH, SOSETH<br />

Jeweils mittwochs wird im Auditorium des «Information<br />

Science Laboratory» ein Film gezeigt.<br />

Diese Woche ein Film von Jim Jarmusch, D<br />

1991. Bar und Snacks ab 18.45 Uhr. ETH Hönggerberg,<br />

HIT E 51. Film um 19.15 Uhr.<br />

www.sciencecity.ethz.ch/mittwochsfi lm<br />

montag 23. <strong>FeBruar</strong> <strong>2009</strong><br />

BeHind tHe deCKS – dJ Latte Luna<br />

BQM<br />

Party. Indie. Im bQm, ETH Hauptgebäude, unter<br />

<strong>der</strong> Polyterrasse. 17 Uhr.<br />

www.bqm.li<br />

t<strong>an</strong>ZKurS und FreieS t<strong>an</strong>Zen TANZ-<br />

QUOTIENT<br />

St<strong>an</strong>dardt<strong>an</strong>zkurse 1 und 2, ab 20 Uhr freies<br />

T<strong>an</strong>zen. GEP/Alumni Pavillon, Polyterrasse.<br />

17.10 Uhr.<br />

tq.vseth.ethz.ch<br />

Club d’Investissements Média<br />

mittWoCH 25. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

Film von Marc Caro und Je<strong>an</strong>-Pierre Jeunet. F<br />

1995. 110 min, F/d. Düstere Träume von Caro &<br />

Jeunet. Eintritt 5 CHF. Kino im StuZ2 . Bar offen<br />

ab 19.30. Film um 20 Uhr.<br />

www.fi lmstelle.ch<br />

mittWoCH 25. <strong>FeBruar</strong> <strong>2009</strong><br />

BeHind tHe deCKS – dJ ParadoX BQM<br />

Party. Jazz, Funk & Soul. Im bQm, ETH Hauptgebäude,<br />

unter <strong>der</strong> Polyterrasse. 17 Uhr.<br />

www.bqm.li<br />

mittWoCH 11. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

«meine WiSSenSCHaFt und mein<br />

gLauBe» DOZENTENFORUM & CAMPUSLIVE<br />

Vortrag. Prof. Peter Bühlm<strong>an</strong>n, Seminar für<br />

Statistik, und Dr. Barbara Becker, Geschäftsführende<br />

Direktorin des Nord-Süd-Zentrums,<br />

beide ETH Zürich, sprechen über «Meine Wissenschaft<br />

und mein Glaube». Der Anlass wird<br />

org<strong>an</strong>isiert vom Dozentenforum und CAMPUS<br />

live. ETH Hauptgebäude, HG E3. 12.15 – 13<br />

Uhr.<br />

www.dozentenforum.ch<br />

iPod-nigHt – eVeryBody iS a dJ BQM<br />

Party. Diverse Musikrichtungen. Bring deinen<br />

iPod und beweise dein Geschick als DJ. Im bQm,<br />

ETH Hauptgebäude, unter <strong>der</strong> Polyterrasse.<br />

17 Uhr.<br />

www.bqm.li<br />

donnerStag 26. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

LiVe in ConCert – aeXtra BQM<br />

Konzert. Mundart Rock & Pop. Aktueller Smash-<br />

Hit: «Himmu & Höll». Im bQm, ETH Hauptgebäude,<br />

unter <strong>der</strong> Polyterrasse. 20 Uhr.<br />

www.bqm.li<br />

We W<strong>an</strong>t to entertain you – oFFene<br />

BÜHne BQM<br />

Party. Diverse Musikrichtungen. Die Plattform<br />

für Künstler und Kreative, um mit ihrem Programm<br />

auf <strong>der</strong> bQm-Bühne aufzutreten und<br />

sich einem grösseren Publikum zu präsentieren.<br />

Bewerbung: info@bqm.li / 044 632 75 03. Im<br />

bQm, ETH Hauptgebäude, unter <strong>der</strong> Polyterrasse.<br />

19.30 Uhr.<br />

www.bqm.li<br />

donnerStag 5. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

geo-FeSt STUDIERENDE IM 7. SEMESTER<br />

ERDWISSENSCHAFTEN<br />

Party. Motto: Rockstars. Essen ab 18 Uhr, live<br />

Musik ab 20 Uhr, grosse Bar und traditionelle<br />

Tessiner Bar. CHN Green-Floor (Lichthof), ETH<br />

Hauptgebäude. 18 Uhr.<br />

www.erfa.ethz.ch<br />

mittWoCHSFiLm – troPa de eLite<br />

ETH, SOSETH<br />

Jeweils mittwochs wird im Auditorium des «Information<br />

Science Laboratory» ein Film gezeigt.<br />

Diese Woche ein Film von Jose Padilha, Brasilien<br />

2007. Bar und Snacks ab 18.45 Uhr. ETH<br />

Hönggerberg, HIT E 51. Film um 19.15 Uhr.<br />

www.sciencecity.ethz.ch/mittwochsfi lm<br />

agenda-eintrÄge<br />

Möchtest du eine Ver<strong>an</strong>staltung <strong>an</strong>kündigen?<br />

Ver<strong>an</strong>staltungshinweise für das Polykum Nr.<br />

6/<strong>08–09</strong> bis Montag, den 2. März <strong>2009</strong>, per E-<br />

Mail einsenden <strong>an</strong> agenda@polykum.ethz.ch.<br />

Die Agenda umfasst den Zeitraum vom <strong>13.</strong> März<br />

<strong>2009</strong> bis 17. April <strong>2009</strong>.<br />

mittWoCHSFiLm – WHo’S aFraid oF<br />

Virginia WooLF ETH, SOSETH<br />

Jeweils mittwochs wird im Auditorium des «Information<br />

Science Laboratory» ein Film gezeigt.<br />

Diese Woche ein Film von Mike Nichols, USA<br />

1966. Bar und Snacks ab 18.45 Uhr. ETH Hönggerberg,<br />

HIT E 51. Film um 19.15 Uhr.<br />

www.sciencecity.ethz.ch/mittwochsfi lm<br />

Freitag 6. mÄrZ <strong>2009</strong><br />

t<strong>an</strong>ZKurS TANZQUOTIENT<br />

St<strong>an</strong>dard- und Latin T<strong>an</strong>zkurse. ASVZ Turnhalle,<br />

ETH Hönggerberg. 18 Uhr und 19.15 Uhr.<br />

tq.vseth.ethz.ch<br />

KiCK-oFF ETH MUN UND ROLAND BERGER<br />

STRATEGY CONSULTANT<br />

Einführungsver<strong>an</strong>staltung. ETH Model United<br />

Nations ist eine Kommission des VSETH, die UN<br />

Simulationen durchführt und <strong>an</strong> internationalen<br />

Konferenzen teilnimmt. Nutze die Gelegenheit,<br />

uns und unseren Partner Rol<strong>an</strong>d Berger kennen<br />

zu lernen. ETH Zentrum, HG E 1.1. 19.15 Uhr.<br />

www.mun.ethz.ch<br />

VS<strong>etH</strong>-SeKretariat, -dienStLeiStungen und -KommiSSionen<br />

nightline<br />

Tel. 044 633 77 77<br />

E-Mail: info@nightline.ethz.ch<br />

Internet: www.nightline.ethz.ch<br />

Fotolabors des VS<strong>etH</strong><br />

Analoglabors: ETH Zentrum MM A 97.1–4<br />

(unter <strong>der</strong> Polyterrasse)<br />

Digitalarbeitsplatz: ETH Zentrum LEA F 1<br />

(Leonhardstrasse 15)<br />

E-Mail: fotolabor@ethz.ch<br />

Internet: www.fotolabor.ethz.ch<br />

E-Mail: info@bqm.li<br />

Internet: www.bqm.li<br />

StuZ2 – Studentisches Zentrum<br />

Universitätstrasse 6, ETH Zentrum CAB,<br />

8092 Zürich<br />

Reservationen für den Mehrzwecksaal<br />

‹CABinett› und den Partykeller ‹ABBsolut -<br />

powered by ABB›: Tel. 044 632 42 98<br />

E-Mail: stuz@vseth.ethz.ch<br />

offen Di 12–15 Uhr<br />

Tel. 044 633 45 27<br />

Fax 044 633 11 84<br />

rebeko – rechtsberatungskommission<br />

Beratung <strong>an</strong> <strong>der</strong> Leonhardstrasse 15,<br />

offen Mi 12–14 Uhr (im Semester)<br />

Tel. 044 632 42 88 (nur während <strong>der</strong><br />

Beratungszeit)<br />

E-Mail: rebeko@gmx.ch<br />

Internet: www.unizh.ch/rebeko<br />

eSn Z – erasmus Student network<br />

Zürich<br />

Tel. 044 632 57 94<br />

E-Mail: esn@vseth.ethz.ch<br />

Internet: www.esn.ethz.ch<br />

Polykum – <strong>Zeitung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong><br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>etH</strong><br />

ETH Zentrum CAB, 8092 Zürich<br />

Tel. Redaktion 044 632 56 94<br />

Tel. Inserate 044 632 57 53<br />

Fax 044 632 12 27<br />

E-Mail: redaktion@polykum.ethz.ch,<br />

info@polykum.ethz.ch<br />

Internet: www.polykum.ethz.ch<br />

VS<strong>etH</strong>-SeKretariat CaB e 27<br />

Universitätstrasse 6, 8092 Zürich<br />

offen Mo 12–15 Uhr, Mi 12–17 Uhr,<br />

Do 12–15 Uhr, Fr 10–13 Uhr<br />

Semesterferien: Mi 12–17 Uhr, Do<br />

12–15 Uhr<br />

Tel. 044 632 42 98<br />

Fax 044 632 12 27<br />

E-Mail: vseth@vseth.ethz.ch<br />

Internet: www.vseth.ethz.ch<br />

Kulturstelle VS<strong>etH</strong><br />

Tel. 044 632 06 60<br />

Fax 044 632 12 27<br />

E-Mail: info@kulturstelle.ch<br />

Internet: www.kulturstelle.ch<br />

Filmstelle VS<strong>etH</strong>/VSu<br />

Tel. 044 632 42 94<br />

E-Mail: contact@fi lmstelle.ch<br />

Internet: www.fi lmstelle.ch<br />

bQm – Kultur Café und Bar<br />

offen Mo–Do 11–22 Uhr, Fr 11–20 Uhr<br />

Semesterferien: ab 11.30 Uhr<br />

Unter <strong>der</strong> Polyterrasse, Leonhardstr. 34,<br />

ETH Zentrum, 8092 Zürich<br />

VS<strong>etH</strong>-Sekretariat HXe B 5<br />

Einsteinstrasse 4, 8093 Zürich


PoLyKum <strong>nr</strong>. 5/<strong>08–09</strong><br />

uLF – das Buch<br />

Die gesammelten Werke von Polykum-<br />

Cartoonist Thom Grüninger sind als Sammelb<strong>an</strong>d<br />

erhältlich. Das Buch «ULF von Grüninger»<br />

k<strong>an</strong>n im Sekretariat des VSETH im StuZ2 (CAB E27) für 11 Fr<strong>an</strong>ken gekauft werden.


günstiges Einkaufen <strong>an</strong> <strong>der</strong> ETH.<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: BASF SE<br />

pierlose Studieren aber nur eine Fiktion. Der<br />

meistverkaufte Artikel ist auch im <strong>2009</strong> <strong>der</strong><br />

SAB-Notizblock!<br />

Heute sind die SAB-Shops wahrhaftige<br />

Convenience-Discount-Läden und sind offen<br />

für alle, nicht nur für Studierende. Zu kaufen<br />

gibt es vor allem Schreibwaren, aber auch<br />

sonst vieles für den studentischen Arbeitsbedarf.<br />

Die Devise lautet: Qualitätsprodukte zu<br />

möglichst günstigen Preisen. Die Shops sind<br />

montags bis freitags ab 9.15 Uhr geöffnet.<br />

Die SAB-Genossenschaft beschäftigt<br />

sechs Mitarbeiterinnen und ist Ausbildungsort<br />

für eine Detailh<strong>an</strong>delsfachfrau. Als studentische<br />

Non-Profit Org<strong>an</strong>isation ist die SAB in<br />

ETH-Lokalitäten eingemietet und m<strong>an</strong> schätzt<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> ETH sehr.<br />

Im Jubiläumsjahr ist auch eine grosse<br />

Kundenumfrage gepl<strong>an</strong>t. Ab sofort bis Ende<br />

Jahr gibt es jeden Monat ein zusätzliches Jubiläums<strong>an</strong>gebot.<br />

Der Auftakt ist am 19. Februar<br />

<strong>2009</strong> mit zusätzlich zehn Prozent bei Barbezahlung<br />

(o<strong>der</strong> Debitkarten).<br />

Das SAB-Team bed<strong>an</strong>kt sich für die Kundentreue,<br />

und lädt alle ein, die Angebote auch<br />

in Zukunft zu nutzen.<br />

www.sab.ethz.ch<br />

Hr Bänziger (ehem. Student, Genossenschafter, ehem. Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> SAB), ruth meier (Geschäftsführerin<br />

SAB), dr. michael Kohler (ehem. Student, Vizepräsident<br />

SAB). sab@sab.ethz.ch<br />

Wir n<strong>an</strong>nten eS arBeit iii<br />

unser Vokabular<br />

Als ich eines Tages nach dem Mittagessen<br />

in die Gar<strong>der</strong>obe<strong>nr</strong>äume im Keller ging, um<br />

meine <strong>Zeitung</strong> zu holen, lag dort auf einer<br />

<strong>der</strong> Sitzbänke <strong>der</strong> Labor<strong>an</strong>t von neben<strong>an</strong>,<br />

bei seinem Kopf tickte ein Wecker. Es war<br />

ein bisschen gruselig, ihn dort so zu sehen,<br />

er ist auch etwas gruselig, wenn er nicht<br />

schläft, aber in diesen gedrungenen Gar<strong>der</strong>obe<strong>nr</strong>äumen,<br />

wo zwischen den Spinden<br />

nicht viel Platz ist, war es speziell gespenstisch,<br />

ihn dort so liegen zu sehen, ein<br />

wenig wie bei Dracula, nur ohne Sarg. Von<br />

dieser Begebenheit abgesehen sind meine<br />

Arbeitskollegen im Labor hellwache und<br />

ungruselige Pfälzer, mit denen es Spass<br />

macht, zu arbeiten.<br />

grosskalibrige Feinarbeit<br />

Hingeklatschtes «BEH», kurviges<br />

«OAH», d<strong>an</strong>n, singhaft leicht erhoben, das<br />

scharfe «ÄSS», und schliesslich das vokalisierte<br />

«ÄFF», das wie ein feuchter Händedruck<br />

daherkommt. Voilà, das ist die rheinl<strong>an</strong>d-pfälzische<br />

Interpretation unseres Firmennamens,<br />

<strong>der</strong> ja eigentlich rechts-rheinischen<br />

Ursprungs ist («Badische Anilin-<br />

und Sodafabrik»), kurz nach <strong>der</strong> Gründung<br />

1865 jedoch nach Ludwigshafen in<br />

die damals bayrische Rheinpfalz gezogen<br />

ist, wo es vom König erstmal Subventionen<br />

gab. Die Pfälzer («Pälzer» im O-Ton)<br />

dominieren in diesem Betrieb, um sie und<br />

ihren Dialekt kommt m<strong>an</strong> nicht herum. Sie<br />

wohnen zwischen Rebbergen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Weinstrasse,<br />

in Fr<strong>an</strong>kenthal, L<strong>an</strong>dau o<strong>der</strong> Speyer<br />

und reisen so von weit her <strong>an</strong>, weil sie sehr<br />

heimatverbunden sind. Die meisten von<br />

ihnen arbeiten hier schon seit mehr als<br />

zehn Jahren. Nach <strong>der</strong> dreijährigen Ausbildung<br />

zum Labor<strong>an</strong>ten werden sie oft direkt<br />

von <strong>der</strong> BASF übernommen. Die Ar-<br />

<strong>etH</strong>WeLt<br />

27<br />

beit meiner Laborkollegen und mir umfasst<br />

die mehrstufige Synthese von Chemikalien<br />

und, wenn ihr Projekt erfolgversprechend<br />

ist, auch das Scaling-Up, das im abteilungseigenen<br />

«Technikum» durchgeführt wird,<br />

einer Pilot<strong>an</strong>lage, in <strong>der</strong> die Reaktionen auf<br />

grösserem Massstab getestet werden. Unsere<br />

Abteilung optimiert also bereits bestehende<br />

Prozesse in ökonomischer und ökologischer<br />

Hinsicht und erweitert <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits<br />

über Kunden<strong>an</strong>fragen das Chemikalien-Portfolio<br />

<strong>der</strong> BASF.<br />

Das Chemikalien-Portfolio – jeden<br />

Nachmittag auf <strong>der</strong> Rückfahrt durch das<br />

Werksgelände schnüffele ich mich durch<br />

die halbe Produkt- und Zwischenprodukt-<br />

Palette <strong>der</strong> «Chemical Comp<strong>an</strong>y». Seit <strong>der</strong><br />

zweiten Praktikumswoche nenne ich eines<br />

<strong>der</strong> begehrten BASF-Werksrä<strong>der</strong> mein<br />

Eigen, das ich von meinem Chef bekommen<br />

habe. Auf dem Weg vom Laborgebäude zum<br />

Werkstor in Ludwigshafen fahre ich auf <strong>der</strong><br />

«Anilinfabrikstrasse», wo l<strong>an</strong>ge Kolonnen<br />

von T<strong>an</strong>kwaggons über das Schienennetz<br />

zu den Abfüllstationen <strong>der</strong> Produktionsbetriebe<br />

und zurück zum L<strong>an</strong>deshafen und<br />

Güterbahnhof geschoben werden.<br />

Das Kernkonzept <strong>der</strong> BASF – <strong>der</strong> «Verbund»<br />

– ist ein integriertes Herstellungsund<br />

Verarbeitungssystem, bei dem durch<br />

die räumliche Nähe <strong>der</strong> Fabriken einerseits<br />

sowie durch eine ausgeklügelte Vernetzung<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>erseits ressourcen- und energiesparend<br />

produziert wird. Nebenprodukte<br />

von einer Anlage können als Rohmaterial<br />

für einen zweiten Prozess gleich weiterverwendet<br />

werden. Die BASF betreibt weltweit<br />

neben einer Vielzahl kleinerer Produktionsstätten<br />

sechs Verbundst<strong>an</strong>dorte.<br />

david mrusek (23) ist freier Mitarbeiter des Polykum<br />

und absolviert gerade ein Praktikum bei BASF in Ludwigshafen.<br />

An dieser Stelle berichtet er regelmässig über seine<br />

Erlebnisse während seiner Studienpause.<br />

dr.mrusek@gmail.com<br />

So gross wie 13 Fussballfel<strong>der</strong>: Das Steamcracker-Werk <strong>der</strong> BASF in Ludwigshafen.


Herren-Coiffeur Mona<br />

Universitätstrasse 58<br />

8006 Zürich<br />

Telefon 043 233 87 92<br />

Das Polykum sucht per sofort o<strong>der</strong> nach Vereinbarung eine/n<br />

REDAKTOR/IN,<br />

FOTOGRAF/IN und<br />

ILLUSTRATOR/IN<br />

Zu den Aufgaben gehören das Ei<strong>nr</strong>eichen von zwei bis drei Beiträgen (d.h. Artikel, Fotos o<strong>der</strong><br />

Illustrationen) pro Ausgabe sowie die Teilnahme <strong>an</strong> <strong>der</strong> monatlich stattfindenden Redaktionssitzung.<br />

Ausserdem besteht die Möglichkeit, aktiv <strong>an</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des Polykum mitzuwirken.<br />

Wir bieten dir eine <strong>an</strong>gemessene Entlöhnung, interess<strong>an</strong>te Einblicke in den Medienbetrieb und<br />

die Zusammenarbeit mit einem kleinen motivierten Team aus Studenten.<br />

Interessiert? D<strong>an</strong>n schick deine Bewerbung bis spätestens 28.02.<strong>2009</strong> <strong>an</strong>:<br />

Polykum, Iv<strong>an</strong>a Leise<strong>der</strong>, Universitätstrasse 6, 8092 Zürich<br />

(leise<strong>der</strong>@polykum.ethz.ch)


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Bild: Filmstelle<br />

FiLmSteLLe<br />

Bizarre<br />

Welten<br />

Jeden Dienstagabend, Semester für Semester,<br />

öffnet um 19.30 Uhr <strong>der</strong> StuZ 2 . L<strong>an</strong>gsam trudelt<br />

das Publikum ein. Noch stehen die Leute<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Bar, unterhalten sich. Gegen 20 Uhr<br />

wird d<strong>an</strong>n schrittweise abgedunkelt, bis nur<br />

noch ein auf die Leinw<strong>an</strong>d geb<strong>an</strong>nter Lichtstrahl<br />

Geschichten erzählt. Ein ritualisierter<br />

und doch immer wie<strong>der</strong> magischer Moment<br />

– Kino.<br />

Im vorherigen Zyklus, New York Cinem<strong>an</strong>ia,<br />

st<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Schauplatz «Big Apple» im<br />

Zentrum. Wir begegneten Schauspielern wie<br />

Audrey Hepburn, Dustin Hoffm<strong>an</strong>, Al Pacino<br />

und Robert de Niro, und tauchten in das New-<br />

York-Universum <strong>der</strong> Regisseure Woody Allen,<br />

Luc Besson, Wayne W<strong>an</strong>g und Spike Lee ein.<br />

Diesen Frühling entführt die Filmstelle<br />

euch in f<strong>an</strong>tastische und morbide Welten. Fasziniert<br />

von <strong>der</strong> schon länger <strong>an</strong>haltenden F<strong>an</strong>tasy-Welle<br />

und inspiriert durch den letztjährigen<br />

Besuch des Neuchâtel International F<strong>an</strong>-<br />

tastic Film Festival (Nifff) zeigen wir dieses<br />

Semester Filme, die sich durch den Einbruch<br />

des F<strong>an</strong>tastischen in die Realität auszeichnen.<br />

Es stehen aber nicht «The Lord of the Rings»,<br />

«The Chronicles of Narnia» und «Harry<br />

Potter» für den Zyklus Pate, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

«Sleepy Hollow», «P<strong>an</strong>’s Labyrinth» und «La<br />

Cité des Enf<strong>an</strong>ts Perdus», drei eher unheimliche,<br />

düstere bis bizarre Filme. Und so treffen<br />

wir nun dienstags den kopflosen Reiter aus<br />

Tim Burtons «Sleepy Hollow», verfallen dem<br />

Drogenwahn des Kammerjägers in David Cronenbergs<br />

«Naked Lunch» o<strong>der</strong> hören seltsamerweise<br />

Musik aus einem Loch in <strong>der</strong> W<strong>an</strong>d<br />

eines Kellers im norwegischen Film «The Bothersome<br />

M<strong>an</strong>». Dracula und sein Gefolge<br />

sind mit Rom<strong>an</strong> Pol<strong>an</strong>skis «The Fearless Vampire<br />

Killers» gebucht und «Rusalka», eine russische<br />

mo<strong>der</strong>ne Interpretation <strong>der</strong> Undine Geschichte,<br />

wird unser Herz im Sturm erobern.<br />

Rundum freuen wir uns auf ein märchenhaftes<br />

und mythisches Programm mit f<strong>an</strong>tastischen<br />

Filmen aus aller Welt.<br />

F<strong>an</strong>tastische Kurzfilme<br />

Der Kurzfilm kommt im Kino oft zu kurz.<br />

Einzig <strong>an</strong> Festivals wie den Winterthurer<br />

Kurzfilmtagen o<strong>der</strong> am F<strong>an</strong>toche, dem Internationalen<br />

Festival für Animationsfilm in<br />

Baden, sieht m<strong>an</strong> sie in voller Pracht. Stolz<br />

präsentieren wir dieses Semester vor jedem<br />

Hauptfilm einen f<strong>an</strong>tastischen Kurzfilm. Lasst<br />

euch überraschen!<br />

FiLmProgramm<br />

03. 03. <strong>2009</strong> Sleepy Hollow<br />

10. 03. <strong>2009</strong> La Cité des Enf<strong>an</strong>ts Perdus<br />

mehr infos?<br />

mirjam Schocher, Mitglied <strong>der</strong> Filmstelle,<br />

contact@filmstelle.ch<br />

<strong>etH</strong>WeLt<br />

29


eXtraS<br />

30<br />

extras<br />

gerÜCHt<br />

Weihnachtsstift<br />

Wie<strong>der</strong> ein trauriger Tag im Leben eines<br />

ETH-Studenten. Er sitzt in <strong>der</strong> Eing<strong>an</strong>gshalle<br />

des Hauptgebäudes und versucht,<br />

die Mathematikübungen zu lösen.<br />

Nachdem er mehrere Minuten l<strong>an</strong>g mit<br />

konzentriertem Blick die lineare Differenzialgleichung<br />

erster Ordnung <strong>an</strong>geschaut<br />

hat, hat sie sich immer noch nicht gelöst.<br />

Sein Blick driftet darum weg, erst zu<br />

den runden Säulen, zu den drei Grazien<br />

auf dem Brunnen, und schlussendlich zu<br />

seinem Schreibgerät. Ein blauer Bleistift<br />

mit dem ETH-Logo drauf. Schon komisch,<br />

eine Grafitspitze in einen Holzschaft gezogen<br />

und schon entsteht eines <strong>der</strong> ältesten<br />

Werkzeuge des Menschen. Das<br />

Holz hat sicher eine l<strong>an</strong>ge Reise hinter<br />

sich. Erst ist irgendwo, wahrscheinlich in<br />

einem Wald, aus einem Samen ein Baum<br />

erwachsen. D<strong>an</strong>n wurde er gefällt und geschred<strong>der</strong>t.<br />

Vielleicht war es ein T<strong>an</strong>nenbaum.<br />

Vielleicht sogar ein Weihnachtsbaum.<br />

Hier in <strong>der</strong> Eing<strong>an</strong>gshalle st<strong>an</strong>d doch<br />

auch einmal einer, nicht wahr? War er<br />

nicht mit grossen roten Kugeln beh<strong>an</strong>gen?<br />

Vielleicht. Na ja, egal. An <strong>der</strong> ETH wird ja<br />

nichts weggeworfen, sie haben sogar eine<br />

eigene Klär<strong>an</strong>lage und eine Chemikalie<strong>nr</strong>ückgewinnung.<br />

Wäre es da denn nicht<br />

auch möglich, dass dieser Weihnachtsbaum<br />

...? Nein, das wäre unsinnig. Aber<br />

vielleicht steckt in diesem Stift ja doch<br />

etwas von diesem Weihnachtsbaum? Sicher<br />

nicht die roten Kugeln, aber vielleicht<br />

das harte Kernholz?<br />

So dachte <strong>der</strong> Student nach, über den<br />

alten Weihnachtsbaum, die Wie<strong>der</strong>verwertung<br />

und seinen Bleistifft. Die Differenzialgleichung<br />

hatte sich zwar immer<br />

noch nicht aufgelöst aber immerhin hing<br />

jetzt ein feiner Hauch <strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen<br />

Weihnacht über dem Papier.<br />

mitmachen@polykum.ethz.ch<br />

FugendiCHtung<br />

die Flucht<br />

1.<br />

Schreiben sei:<br />

Das Abbröckeln eines Menschen o<strong>der</strong><br />

seiner Gesellschaft zuzuhören o<strong>der</strong><br />

Nur ein Spiel o<strong>der</strong><br />

Ein Nachhall<br />

Zu Schreiben ist fundamental zwecklos<br />

und eitel. Eine Ablenkung. Ein Lügen; das<br />

Bemühen, eine ungereimte Leere in eine<br />

schwärmerische Fülle zu verw<strong>an</strong>deln.<br />

Schmerzen wird zum Wortspiel! schreit<br />

<strong>der</strong> Füller.<br />

Schreiben ist Sprechen, Sprechen ist Beschreiben.<br />

Wenn das kein hübsches Pärchen<br />

ist.<br />

Schreiben ist aber nicht Beschreiben.<br />

Schreiben ist eine Flucht. Die Finger<br />

werden auf den Füller gesetzt, damit die<br />

H<strong>an</strong>d das Papier durchdringt und auf <strong>der</strong><br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite die Reinheit findet. Die<br />

Tinte ist des Menschen blaues Blut.<br />

Schreiben ist Suchen nach dem Paradies.<br />

Schreiben ist eine Flucht. Schreiben ist<br />

ein Selbstmord, damit die eigene Seele<br />

durch den Füller hindurch den Körper<br />

verlässt und zur Freiheit gel<strong>an</strong>gt.<br />

Der Mensch ist dazu verdammt, aus dem<br />

eigenen Feigling einen Held zu machen.<br />

Darum schreibt er.<br />

2.<br />

(Trist<strong>an</strong> Tzara, Dada Künstler, 1916, zur<br />

Kunst. Respektlos gekürzte Fassung.)<br />

Die Kunst war <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs noch ein Haselnuss-Spiel,<br />

die Wörter wurden nach den<br />

Klingeln frei zusammengesetzt, d<strong>an</strong>n<br />

entst<strong>an</strong>d die Strophe, d<strong>an</strong>n wurde die<br />

Strophe zur Königin, und d<strong>an</strong>n wurde sie<br />

letztlich zum Wal.<br />

D<strong>an</strong>n kamen die groooossen Kündiger <strong>der</strong><br />

grooossen Gefühle, die geschichtsträchtig<br />

im Chor ausriefen: «Psychologie!!! Psychologie!!!<br />

Hi hi ... Science! Science! Science!<br />

Vive la Fr<strong>an</strong>ce!» Numa Vittoz<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Illustrationen: Tobias Tschopp (oben), Marie Veya (unten)


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Illustration: Marie Veya, Bil<strong>der</strong>: Thomas Tschupp (oben), The Krupa Case (Mitte)<br />

PoLyKÜmLer<br />

PLattenteLLer<br />

<strong>der</strong> nörgLer<br />

magdalena oehen<br />

alter: 23 Funktion: Administratorin, Lektorin Studium: Anglistik, Sinologie, Politikwissenschaften<br />

Freizeitgestaltung: Musik/Literatur/Filme, spazieren mit Lotti, Konzerte besuchen, Kaffee trinken, kochen<br />

und backen musik: zeitlos: Beatles, Jeff Buckley, Andrew Bird, Pavement, Sigur Rós, Cat Power, The<br />

Decemberists aktuell: Fleet Foxes, Beirut, The Bird <strong>an</strong>d the Bee Literatur: Mark Twain, Tolkien, George<br />

Orwell, Haruki Murakami, John Irving, Ottfried Preussler Lieblingszitate: «Das ungeprüfte Leben ist<br />

nicht lebenswert für den Menschen.» (Sokrates) Phobien und ticks: Gewürm, extreme Schreckhaftigkeit<br />

geheime Leidenschaften: Rätselhefte, The Teaching Comp<strong>an</strong>y, GZSZ Helden: Bret und Jemaine<br />

Über sich selbst: Nosce te ipsum.<br />

the Krupa Case – erase & rewind<br />

Soweit ich mich erinnern k<strong>an</strong>n, war es ein Freitag im Dezember des letzten Jahres. Ein guter Kollege org<strong>an</strong>isierte<br />

in Basel einen kleinen, mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> legalen T<strong>an</strong>zabend mit Live-Auftritten zweier einheimischer<br />

B<strong>an</strong>ds. Meine Wenigkeit durfte dazu ein bisschen Musik ab Konserve laufen lassen, um die <strong>an</strong>geheiterte<br />

Menge auf die <strong>an</strong>stehenden Konzerte vorzubereiten. So ergab es sich, dass ich mit Dominique Rudin,<br />

Sänger und Gitarrist <strong>der</strong> B<strong>an</strong>d The Krupa Case, ins Gespräch kam. Da ich hie und da den einen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Text für dieses o<strong>der</strong> jenes Magazin verfasse, schenkte mir Dominique freundlicherweise ein Exemplar ihrer<br />

EP «Erase & Rewind», welche hier vorgestellt werden soll.<br />

«Erase & Rewind» bewegt sich zwischen modischem Britpop, klassischem Alternative-Rock und frechem<br />

Pop. Spont<strong>an</strong> fallen mir die belgischen Mintzkov als Referenz ein. Primär fällt die schwungvoll und<br />

präzise gespielte Leadgitarre auf. Lorenz Aenis leistet durchwegs solide Arbeit, welche vor allem in den teilweise ausufernden Soli bestätigt<br />

wird. Des Weiteren gefällt das konst<strong>an</strong>te, treibende Schlagzeug. Dieses, gepaart mit <strong>der</strong> bequemen Stimme Rudins, den fliessenden<br />

Basslinien sowie <strong>der</strong> ges<strong>an</strong>glichen Unterstützung von Naima Schottlän<strong>der</strong> gibt den Songs eine sehr <strong>an</strong>genehme Lockerheit. Insgesamt<br />

eine überzeugende EP einer jungen, sympathischen Truppe, welche ein weiteres Mal beweist, dass <strong>der</strong> alternative (im Gegensatz<br />

zum populären) Musiknachwuchs in <strong>der</strong> Schweiz als gesichert und krisenfrei betrachtet werden darf.<br />

Interessierte Leser bestellen das Werk bitte unter thekrupacase@gmail.com, sie tun nicht nur einer jungen B<strong>an</strong>d, son<strong>der</strong>n auch<br />

ihrer Plattensammlung was Gutes. D<strong>an</strong>ke sehr. Philipp Gautschi<br />

Worte, Worte …<br />

eXtraS<br />

«Yes, we c<strong>an</strong>!» Das obligate Ausrufungszeichen des offenkundig weltbewegenden Slog<strong>an</strong>s haben<br />

wir natürlich nicht vergessen! Ein Zeichen apropos, das des inflationären Gebrauchs wegen endgültig<br />

<strong>der</strong> Sinnentleerung <strong>an</strong>heimgefallen ist. Sei’s drum. Eben, <strong>der</strong> «Yes-we-c<strong>an</strong>»-Präsident ist<br />

nunmehr in Amt und Würden. Alles wird gut, denn: «Ch<strong>an</strong>ge!» Und weil Milliarden-Investitionen<br />

in heillos veraltete Infrastrukturen, alternative Energien sowie die marode Automobil-Industrie.<br />

Und weil jedem US-Bürger eine Kr<strong>an</strong>kenversicherung. Und weil Bush wie<strong>der</strong> bei<br />

seinen Kühen.<br />

«Yes, he c<strong>an</strong>!» Kaum gewählt, schwadronierte <strong>der</strong> vermeintlich mächtigste M<strong>an</strong>n<br />

<strong>der</strong> Welt über ein weiteres Konjunktur-Programm, das sich tüchtig gewaschen hat. Als<br />

<strong>der</strong> smarte Politiker hingegen um eine Stellungnahme zur Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung zwischen<br />

Israel und <strong>der</strong> Hamas im Gazah gebeten wurde, verwies das 44. Staatsoberhaupt<br />

eleg<strong>an</strong>t darauf, dass sich hierzu einzig <strong>der</strong> amerik<strong>an</strong>ische Präsident zu äussern hätte – und<br />

<strong>der</strong> hiesse noch G. W. Bush. Klug gesprochen, Herr Barack Hussein Obama. Mit einem Engagement<br />

in diesem Konflikt holt m<strong>an</strong> sich für gewöhnlich allein eine blutige Nase, gewiss<br />

keine Lorbeeren. Simpler und populärer ist, Geld zu sprechen, das m<strong>an</strong> nicht besitzt.<br />

«C<strong>an</strong>’t we?» Ein Faktum macht uns nichtsdestotrotz grübeln, drängt nachgerade, griesgrämig<br />

zu fragen: Wo, Herrgott noch eins, steckt <strong>der</strong> helvetische Obama? Findet sich eigentlich<br />

niem<strong>an</strong>d unter Tells Nachwuchs, <strong>der</strong> wortgewaltig genug wäre, positive Visionen zu zeichnen,<br />

das nationale Selbstwertgefühl zu steigern, Hoffnung zu vermitteln, ja, uns zu begeistern? Hierzul<strong>an</strong>de<br />

beschränken sich die rednerischen Meisterleistungen <strong>der</strong> Polit-Kaste auf triste Plakate<br />

mit Krähen und Apfelbäumen.<br />

«We do.» Schon wahr, hiesige Politiker sind mit dürftigem rhetorischem Talent gesegnet,<br />

ihre Auftritte entbehren jeglichen Glamours. Tja, womöglich wird in <strong>der</strong> Schweiz schlicht weniger<br />

geblendet, aber umso mehr agiert.<br />

31


eXtraS<br />

32<br />

VerWorFen<br />

Angenommen, es gäbe eine Gleichung für dein<br />

Leben, eine Lebensgleichung. Sie wäre wohl<br />

kaum linear, die Anzahl unbek<strong>an</strong>nter Parameter<br />

würde ins Unendliche driften, die Dimensionszahl<br />

bliebe strittig, die Wissenschaftler<br />

würden sich nie einig werden, einige<br />

begännen aus Verlegenheit neue Operatoren<br />

zu definieren, um die Gleichung in eine schöne<br />

Form zu bringen, <strong>an</strong><strong>der</strong>e, eifrig neue Supercomputer<br />

zu bauen, nochmals <strong>an</strong><strong>der</strong>e das Problem<br />

in einen supra-existentiellen Raum zu<br />

tr<strong>an</strong>sformieren.<br />

Aber mal <strong>an</strong>genommen, es gäbe so eine<br />

Gleichung, d<strong>an</strong>n wärest du offensichtlich eine<br />

Lösung dieser Gleichung. Du führtest dein<br />

Leben genauso, wie es halt kommt und könntest<br />

nebenher noch immer über Schicksal, Vorbestimmung,<br />

Willensfreiheit und so weiter<br />

nachdenken, g<strong>an</strong>z wie es dein Herz begehrt<br />

o<strong>der</strong> es dein unermüdlicher Verst<strong>an</strong>d erzwingt.<br />

Aus dieser Hypothese haben wir also<br />

nichts gewonnen. Ausser einer Frage, ihres<br />

Zeichens natürlich ebenfalls hypothetisch.<br />

Woher käme denn diese ominöse Lebensgleichung?<br />

(Sol<strong>an</strong>ge wir eine Lösung <strong>der</strong>selben<br />

sind, braucht uns diese Frage auch nicht<br />

zu kümmern.) Nehmen wir mal einen <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Blickwinkel ein, in dem die Gleichung vom System<br />

gegeben ist (in Anführungszeichen, Systemgegner<br />

aufgepasst!) und vom sich verän<strong>der</strong>nden<br />

System auch beeinflusst wird. Wir, als<br />

potentielle Lösungen, könnten aber durchaus<br />

eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Zeitabhängigkeit besitzen. Als<br />

Folge davon hätten wir zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt plötzlich aufgehört, eine Lösung zu<br />

sein, würden verworfen werden müssen. Existierten<br />

wir auch weiter als unbrauchbare Lösungen?<br />

Würde m<strong>an</strong> uns diese Verworfenheit<br />

<strong>an</strong>sehen, wären wir gebr<strong>an</strong>dmarkt? Würden<br />

wir l<strong>an</strong>gsam verfaulen, im Strassengraben,<br />

besser noch, in <strong>der</strong> Mülltonne um die Ecke? Eigenver<strong>an</strong>twortung<br />

ade, abgegeben <strong>an</strong> ein System,<br />

dessen mathematisches Chaos unerbittlich<br />

fortschreitet, den natürlichen G<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />

Dinge geht, gegenüber welchem unsere Natürlichkeit,<br />

die degradierte Natürlichkeit des<br />

Menschen zu einem hilflosen Aufschrei verkommt.<br />

(os)<br />

Vert<strong>an</strong>Zt<br />

Neulich f<strong>an</strong>d ich den Link zur T<strong>an</strong>zpartnerbörse<br />

des ASVZ . Welch Glück: männlich, St<strong>an</strong>dardt<strong>an</strong>z,<br />

mittleres Niveau. Noch zu haben.<br />

Wir verabreden uns für ein Probet<strong>an</strong>zen<br />

am Bellevue. Es sei gleich um die Ecke.<br />

Denkste! Der erste Eindruck ist ernüchternd.<br />

Gelbe Windjacke, Je<strong>an</strong>s, Sneakers. Wir geniessen<br />

einen Spazierg<strong>an</strong>g in <strong>der</strong> Kälte zum<br />

Paradeplatz. Meinerseits stockt das Gespräch<br />

schon. Mit dem Tram geht’s weiter Richtung<br />

Sihl City. Ich kenne nun alle interess<strong>an</strong>ten Details<br />

zu meiner Begleitung: Jurist von <strong>der</strong> HSG,<br />

Jugendstilwohnung in einer bevorzugten<br />

Wohngegend <strong>der</strong> Stadt ... Die Traumeigenschaften<br />

entpuppen sich als l<strong>an</strong>gweilig.<br />

Anschliessend gehen wir wie<strong>der</strong> spazieren,<br />

denn er findet das Lokal nicht. Und<br />

er will partout niem<strong>an</strong>den fragen. Bereits ist<br />

eine Stunde verg<strong>an</strong>gen, seitdem wir uns am<br />

Bellevue getroffen haben. Ich bin unbeeindruckt,<br />

apathisch und durchgefroren. Am liebsten<br />

würde ich das nächste Tram nach Hause<br />

nehmen. So asozial will ich jedoch nicht sein.<br />

Er könnte mich ja noch beim T<strong>an</strong>zen überraschen<br />

...<br />

Endlich finden wir die T<strong>an</strong>zschule! Vorwiegend<br />

ältere Pärchen walzern in gedämpftem<br />

Licht über das Parkett. Wir bezahlen<br />

den Eintritt, setzen uns mit einem Getränk in<br />

eine Ecke. Ich komme mir vor wie bei einem<br />

Blind Date. Dabei will ich lediglich t<strong>an</strong>zen.<br />

Meine letzte Hoffnung des Abends schwindet,<br />

als wir versuchen, das T<strong>an</strong>zbein zu schwingen:<br />

Keine Sp<strong>an</strong>nung, keine Führung, frei interpretierter<br />

Rhythmus. Die Füsse bezahlen’s. Oft beherrscht<br />

er den Grundschritt nicht, sodass ich<br />

vor Scham in den Boden sinken wollte.<br />

Nach einer Stunde rumtrampeln äussere<br />

ich den Wunsch, nach Hause zu gehen. Es ist<br />

wohl eine hohe Kunst, einen T<strong>an</strong>zpartner zu<br />

finden. (mg)<br />

VVV<br />

VereinnaHmung<br />

Mein aquarellfarbenes Zimmer. Ich höre mich<br />

diese Worte sagen, sie fallen von <strong>der</strong> Zunge,<br />

purzelnd, sie lösen sich mit einem kleinen<br />

Geknister. Ich wie<strong>der</strong>hole die Worte in Ged<strong>an</strong>ken,<br />

irgendetwas stimmt nicht damit. Bedeuten<br />

sie, dass das Zimmer mein Eigentum<br />

ist? Aber es ist eher so, als ob ich zu dem<br />

Zimmer gehören würde, und nicht das Zimmer<br />

zu mir. Es hat Besitz von mir ergriffen, ausgewählt<br />

fühle ich mich eigentlich nicht, noch<br />

erwählt, es hätte auch jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong><strong>der</strong>s sein<br />

können. Wenn ich draussen, in <strong>der</strong> Stadt, unterwegs<br />

bin, geht kein Sog davon aus, ich<br />

denke auch nicht dar<strong>an</strong>, <strong>an</strong> das aquarellfarbene<br />

Zimmer.<br />

Verän<strong>der</strong>t habe ich mich, sagen mir<br />

meine Freunde. Ich weiss nicht, wieso ich<br />

dies mit dem Zimmer in Verbindung bringe.<br />

Es hat nicht viele Möbel in dem Zimmer, die<br />

Ecken zwar nicht staubig, aber auch nicht gerade<br />

belebt. Es riecht nach nichts, es ist <strong>an</strong>genehm<br />

kühl, es besteht kein Grund, es nicht zu<br />

mögen. Meine Ged<strong>an</strong>ken erstrecken sich bis zu<br />

den Grenzen des Raumes, es gibt kein Aussen<br />

mehr, viele Ged<strong>an</strong>ken sind es nicht, sie tasten<br />

sich den Wänden entl<strong>an</strong>g. Beson<strong>der</strong>s ruhig ist<br />

es nicht im Zimmer, keine drückende Stille jedenfalls.<br />

Ich habe noch nie jem<strong>an</strong>den eingeladen,<br />

das käme mir seltsam vor, eine Flasche<br />

Wein, ein Besucher, was soll ich damit. O<strong>der</strong><br />

ein Blumenstrauss. Jeden Tag werden die Fenster<br />

ein Stück grösser. Ich gehe kaum noch aus.<br />

Die Schrift <strong>an</strong> <strong>der</strong> W<strong>an</strong>d intrigiert mich<br />

nicht mehr. «Wenn die Backsteine gr<strong>an</strong>atfarben<br />

sind, ist es Zeit» steht da geschrieben,<br />

signiert Q., m<strong>an</strong>chmal bin ich mir allerdings<br />

nicht sicher, ob es nicht eher «Backfische»<br />

heisst. Die Schrift ist <strong>an</strong> gewissen Tagen verschwommen,<br />

<strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en klar. Nun warte ich,<br />

dass ich unbeschwert sinken k<strong>an</strong>n, keinem<br />

Frieden entgegen. (os)<br />

Mach mit bei VVV!<br />

Hast du kürzlich einen Zahnarzttermin verschlafen, deines Onkels Geburtstag<br />

vergessen o<strong>der</strong> den Kopf verloren? D<strong>an</strong>n schick uns dein V (2 080<br />

Zeichen mit Leerzeichen) <strong>an</strong> vvv@polykum.ethz.ch. Wir veröffentlichen die<br />

besten Texte in den nächsten Ausgaben!<br />

Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Illustration: Marie Veya


Polykum Nr. 5/<strong>08–09</strong> Rolf Schwendener<br />

J+Y=I<br />

15<br />

22<br />

38<br />

KreuZFideL<br />

Cruxereien<br />

Auf und nie<strong>der</strong>,<br />

immer wie<strong>der</strong>.<br />

Waagrecht<br />

7 Feinschmecker glauben dem Gerücht,<br />

doch was mal ab, ersetzt sich nicht.<br />

15 Macht er behutsam Schritt um Schritt,<br />

belastet er den Fiskus nicht.<br />

16 Was da im Süden von uns liegt,<br />

hat Son<strong>der</strong>status einst gekriegt.<br />

17 Von Fr<strong>an</strong>kreich in das Baskenl<strong>an</strong>d,<br />

liegt diese Stadt sogleich zur H<strong>an</strong>d.<br />

19 Das da heisst nicht, dass K<strong>an</strong>ton Bern<br />

das machen k<strong>an</strong>n, was er macht gern.<br />

20 Der Herrscher da missbraucht die Macht,<br />

was er so tut in finst’rer Nacht.<br />

21 Vergleich mit David macht uns klar,<br />

dass Goliath ein solcher war.<br />

22 Oft ist die Frage nach dem da<br />

rhetorisch nur und nur Bla-bla.<br />

24 Der Papst sagt, dass es sei zu hoffen,<br />

dass dem die Himmelspforte offen.<br />

26 Das runde Ding macht gross, was klein,<br />

und brennt bei Sonne Löcher rein.<br />

27 Luzernern sie beson<strong>der</strong>s munden,<br />

die kleinen Dingsda, diese runden.<br />

31 Damit <strong>der</strong> Bolzen passt hinein,<br />

muss sie exakt gefräset sein.<br />

32 Ein Zeichen ist’s von Qualität,<br />

je länger sie am Kopfe steht.<br />

35 Ähren büschelt m<strong>an</strong> in Sitten.<br />

Und in Sion? Darf ich bitten?!<br />

7<br />

19<br />

26<br />

39<br />

44<br />

48<br />

Lösungswort<br />

1<br />

31<br />

40<br />

8<br />

41<br />

2<br />

23<br />

45<br />

9<br />

16<br />

27<br />

42<br />

10<br />

32<br />

46<br />

49<br />

38 Was auf <strong>der</strong> Karte kurz und eben,<br />

ist in <strong>der</strong> Tat sehr oft d<strong>an</strong>eben.<br />

39 Sei’s Nahrung, Baustoff o<strong>der</strong> so,<br />

für Schüttgut ist m<strong>an</strong> darum froh.<br />

42 Die Elsa schreit nach ihrem M<strong>an</strong>n,<br />

doch tändelt <strong>der</strong> mit einem Schw<strong>an</strong>.<br />

44 Wer die Person einst ist gewesen,<br />

k<strong>an</strong>n heut’ m<strong>an</strong> im «Don Carlos» lesen.<br />

46 Nicht immer ist, was unten ist,<br />

bedeutungslos und blosser Mist.<br />

47 The papersrea<strong>der</strong> (Optimist!)<br />

hofft, dass es sei, was er so liest.<br />

48 Wie es hier steht, hiess früher schon<br />

das Edelgas namens Radon.<br />

49 Obwohl von männlichem Geschlecht,<br />

sind Hahn und Gockel hier nicht recht.<br />

50 Für Meeresriesen, nimm’s vorweg,<br />

braucht’s mehr als nur ’nen L<strong>an</strong>desteg.<br />

Senkrecht<br />

1 Wer solche gut best<strong>an</strong>den hat,<br />

darf tüchtig feiern in <strong>der</strong> Tat.<br />

2 Propheten sind es viele gar –<br />

dies rat ich Dir, damit es klar.<br />

3 Kein Lebewesen kommt drum rum,<br />

nur Suppenkasper tut so dumm.<br />

4 Das Schweizerheim, oh welche Pein,<br />

k<strong>an</strong>n auch ein kleines Käslein sein.<br />

3<br />

20<br />

28<br />

11<br />

24<br />

4<br />

33<br />

12<br />

21<br />

34<br />

5 In einer Insel in dem See,<br />

da steckt ein Faultier, oh herrje!<br />

6 Ist so für einmal dein Gewissen,<br />

d<strong>an</strong>n nimm es Dir als Ruhekissen.<br />

7 Ob Einhorn, Drache o<strong>der</strong> so,<br />

bei Brehm, da sind sie nirgendwo.<br />

8 Diesen Komplex, m<strong>an</strong> weiss es schon,<br />

gibt’s zwischen Mutter nur und Sohn.<br />

9 Wer nicht «top twenty» ist r<strong>an</strong>giert,<br />

auf solche «Wilde» spekuliert.<br />

10 Tiroler haben keinen Tell,<br />

dafür tut’s <strong>der</strong> <strong>an</strong> seiner Stell’.<br />

11 Nachbars Motto – kurz und bref –<br />

reicht für Mime und Gesöff.<br />

12 Mit dieser ist es nicht weit her,<br />

ist die Gesinnung mehr als quer.<br />

13 Beim Mahlen sind es Nebensachen,<br />

wenn Titellose Leute machen.<br />

14 Damit schlägt Mary ungeniert,<br />

was ihr <strong>der</strong> Bargast offeriert.<br />

18 «Zurück» ruft es <strong>der</strong> Käpt’n laut,<br />

weil S<strong>an</strong>db<strong>an</strong>k ihm den Weg verbaut.<br />

23 Hat m<strong>an</strong> die Hülle abgelöst,<br />

bleibt dieses d<strong>an</strong>n als reiner Rest.<br />

24 Es sei geklagt, denn diese schützen<br />

die gottverdammten . . . . . . schützen.<br />

25 Mit dem und Trug kommt m<strong>an</strong> nicht weit,<br />

weit besser ist die Lauterkeit.<br />

5<br />

25<br />

35<br />

43<br />

50<br />

13<br />

36<br />

6<br />

17<br />

29<br />

18<br />

30<br />

47<br />

Löse den titelvers mit den grauen Fel<strong>der</strong>n waagrecht<br />

fortlaufend. Die schnellste Einsendung <strong>an</strong><br />

cruxereien@polykum.ethz.ch wird mit einem 50-Fr<strong>an</strong>ken-<br />

Gutschein <strong>der</strong> Polybuchh<strong>an</strong>dlung belohnt. Unter allen<br />

weiteren richtigen Einsendungen bis 1. März wird ein<br />

zweiter 50-Fr<strong>an</strong>ken-Gutschein verlost.<br />

gewinner vom letzten mal: Philippe de Roche und<br />

Steffen Oberholzer. Lösung vom letzten Mal: WINTERFERIEN.<br />

14<br />

37<br />

eXtraS<br />

27 Bonn fühlt sich reichlich nun beschissen,<br />

weil dort die Mauer abgerissen.<br />

28 Trotz Rauchverbot ist es nicht dumm,<br />

steht da und dort ein solcher ’rum.<br />

29 Das Kapitol weiss es zu schätzen,<br />

dass diese es einst taten schützen.<br />

30 Der Name lädt zum Spotten ein,<br />

denn «Aennedra» tönt doch so «fein».<br />

32 Mit solchen Zeiten kommst nicht klar,<br />

reihst Du im Geist auch Jahr <strong>an</strong> Jahr.<br />

33 Der Gockel lässt es wissen jeden:<br />

«Ab zw<strong>an</strong>zig lass ich mit mir reden.»<br />

34 Ornithologen sagen hier:<br />

«Trotz Flügel ist’s nicht unser Bier.»<br />

36 Die runde Form, die ist gewollt,<br />

damit m<strong>an</strong> sie zum Bahnhof rollt.<br />

37 Waagrecht eins - fünf zieht hintennach,<br />

womit Unebenes wird flach.<br />

40 Als «Sichler», «Löffler» sind bek<strong>an</strong>nt,<br />

was Ramses einst hat <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt.<br />

41 An seinem Weibe k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sehen,<br />

was bei Missachtung k<strong>an</strong>n geschehen.<br />

43 Dreimal’ges Staunen macht daraus<br />

für Bücher ein begehrtes Haus.<br />

45 Damit erreicht m<strong>an</strong> meistens mehr,<br />

als mit Geschimpfe kreuz und quer.<br />

<strong>der</strong> autor rolf Schwendener ist l<strong>an</strong>gjähriger<br />

Polykum-Mitarbeiter und häufig im<br />

Hauptgebäude <strong>der</strong> ETH <strong>an</strong>zutreffen.<br />

33

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