möbel kultur 1/23
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ZKZ 4937<br />
1 I 20<strong>23</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Portfolio<br />
erweitert<br />
Schlaraffias nächste<br />
Evolutionsstufe<br />
Foto: Schlaraffia<br />
Warum es sich lohnt, ins Metaverse einzutauchen<br />
EXTRA LIFESTYLE<br />
AMBIENTE & CO.<br />
IN FRANKFURT<br />
Störmer/Inti: „Digital Elevator“<br />
Walden: Auf der Überholspur<br />
Starker Farbtrend: Viva Magenta<br />
Erwartungen 20<strong>23</strong>: Blick nach vorn<br />
Next Generation: Leidenschaft & Mut<br />
Die Wäscherei: Mit Bullfrog-Flagship
TOP-THEMA/METAVERSE<br />
Virtuelles<br />
Möbel-Potenzial<br />
Der Mensch als Teil des Internets: Im Metaverse soll<br />
die reale Welt mit der virtuellen verschmelzen. Diese<br />
Idee ist nicht neu, erhält aber durch die heutigen<br />
Technologien enormen Auftrieb. Doch was ist das<br />
Web 3.0 – kurzfristiger Hype oder ernstzunehmende<br />
Zukunftsvision? Und bietet es auch Potenzial für die<br />
Möbelbranche? Eine Analyse der „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“.<br />
Für Fußballprofi Kevin-Prince<br />
Boateng und Model Valentina<br />
Fradegrade läuteten im<br />
Sommer des vergangenen Jahres die<br />
Hochzeitsglocken – und das gleich<br />
doppelt. Denn die Trauung fand in<br />
der Toskana und zeitgleich auf der<br />
Metaverse-Plattform „Over“ statt.<br />
Dort standen die beiden Avatare<br />
des Brautpaares in einer virtuellen<br />
Mondlandschaft mit Blick auf<br />
die Erde. Gäste gab es auch: Für<br />
50 Dollar konnte man dabei sein.<br />
Angeblich wurden 82 Tickets verkauft.<br />
Eine virtuelle Spielerei mit<br />
gelungenem Aufmerksamkeits-Push.<br />
Doch ist das Web 3.0 mehr als das?<br />
Und was ist es eigentlich genau?<br />
Laut einer aktuellen Umfrage, die<br />
Bonial, Marktführer im Bereich<br />
der digitalen Angebotskommunikation,<br />
exklusiv für die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“<br />
durchgeführt hat, wissen nur<br />
neun Prozent der Befragten genau,<br />
worum es sich beim Metaverse handelt,<br />
14 Prozent haben eine teil-<br />
weise Vorstellung und 29 Prozent<br />
haben den Begriff schon gehört,<br />
wissen aber nicht, worum es dabei<br />
genau geht. Demgegenüber stehen<br />
48 Prozent, die damit noch nichts<br />
anfangen können.<br />
Im Kern geht es beim Metaverse<br />
um eine dreidimensionale Erlebniswelt<br />
und damit um die nächste<br />
Evolutionsstufe des World Wide Web.<br />
Während es sich beim Internet 1.0<br />
um eine Ansammlung statischer<br />
Websites ohne interaktive Inhalte<br />
handelte, beschreibt das Web 2.0<br />
die Social-Media- und Mobile-Revolution.<br />
Jeder kann nun von überall<br />
Inhalte und Medien unkompliziert<br />
zur Verfügung stellen. Doch nach<br />
wie vor bleibt der User ein „Außenstehender“.<br />
Beim Web 3.0 sollen<br />
die Nutzer:innen Teil des Internets<br />
werden, darin interagieren – also<br />
letztlich „leben“ können.<br />
Eine Vorstellung, die laut der<br />
Bonial-Umfrage 40 Prozent als<br />
Bei Benetton verschmolzen<br />
realer<br />
und virtueller<br />
Shop (l.). Ganz l.:<br />
BMWs Metaversum<br />
„Joytopia“.<br />
20 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Moderne Technologien<br />
erleichtern die Kaufentscheidung<br />
Würdest du ein Produkt schneller anschaffen, wenn du es<br />
vorher in die reale Umgebung projizieren kannst?<br />
Die digitale Wirklichkeit<br />
wird positiv bewertet<br />
Wie siehst du die Entwicklung, dass die Vernetzung der<br />
echten mit einer digital erzeugten Welt immer mehr zunimmt?<br />
25 %<br />
weiß nicht / bin mir<br />
unsicher<br />
Sehr positiv 17 %<br />
28 %<br />
Nein, vermutlich<br />
nicht<br />
47 %<br />
Ja, bestimmt<br />
Quelle: Bonial, Grafik: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong><br />
Eher positiv<br />
<strong>23</strong> %<br />
Neutral<br />
Eher negativ<br />
13 %<br />
Sehr negativ 4 %<br />
43 %<br />
positiv einschätzen. Nur 17 Prozent<br />
bewerten eine solche Entwicklung<br />
als negativ. Wichtig dabei zu<br />
wissen: Das Metaverse als solches,<br />
in dem alles und alle vernetzt sind,<br />
gibt es noch gar nicht. Stattdessen<br />
ist es aktuell ein Sammelbegriff für<br />
digitale, dreidimensionale Erlebniswelten,<br />
in die Menschen – beispielsweise<br />
über ihren Avatar – eintauchen,<br />
um zu spielen, sich mit<br />
anderen zu treffen, unbekannte Orte<br />
oder Events „live“ zu erleben etc.<br />
Zu den Vorreitern gehören Online-<br />
Spiele. Eines der bekanntesten Beispiele<br />
ist „Second Life“. Das Computer-Game<br />
ging 2003 online, blieb<br />
aber ein kurzer Hype. „Bei ,Second<br />
Life‘ handelte es sich auch um eine<br />
Metaverse-Idee, aber die Zeit und<br />
die Technologie waren einfach noch<br />
nicht reif dafür“, so Daniel Schuster,<br />
Gründer von Danthree Studio,<br />
das hochwertige CGI (Computer<br />
Generated Imagery) für die Möbel-,<br />
Home- und Living-Branche erstellt.<br />
Aber was hat sich jetzt geändert?<br />
Ganz klar: die technischen Möglichkeiten.<br />
Hochleistungsfähige Rechner<br />
bieten den Metaverse-Anwendungen<br />
völlig neue Potenziale, vor allem in<br />
Verbindung mit Künstlicher Intelligenz<br />
sowie den Virtual- und Augmented-Reality-Technologien<br />
(VR/<br />
AR). Ein zentrales Element ist die<br />
VR-Brille, mit der es möglich wird,<br />
in digitale Welten einzutauchen.<br />
Einen Push erhielt das Thema<br />
zudem einerseits durch die Corona-<br />
Pandemie, die die digitale Entwicklung<br />
beschleunigt hat. Und<br />
andererseits durch Mark Zuckerberg,<br />
der seinen Facebook-Konzern<br />
Ende 2021 in Meta umtaufte. Der<br />
Grund: „Wir glauben, dass das Metaverse<br />
der Nachfolger des mobilen<br />
Internets sein wird.“ Aktuell steckt<br />
das Thema zwar eher noch in den<br />
Kinderschuhen, aber es könnte „the<br />
next big thing“ werden. „Man stelle<br />
sich vor, Apple würde in einem Jahr<br />
eine VR-Brille auf den Markt bringen.<br />
Dann wäre das Thema ganz<br />
schnell allgegenwärtig“, so Daniel<br />
Schuster. In der EHI-Studie „Metaverse<br />
im Handel“ war die Hälfte<br />
der Befragten der Meinung, dass<br />
das Metaverse viele Bereiche des<br />
täglichen Lebens für immer verändern<br />
wird, und 46 Prozent schätzen<br />
die Bedeutung des Web 3.0 für ihr<br />
Handelsunternehmen in zehn Jahren<br />
als groß ein.<br />
Und so beschäftigen sich bereits<br />
viele Marken und Unternehmen mit<br />
dem Metaverse. Laut einer aktuellen<br />
Analyse von McKinsey & Company<br />
hat es das Potenzial, bis zum Jahr<br />
2030 einen Wert von bis zu fünf<br />
Billionen US-Dollar (ca. 4,69 Billionen<br />
Euro) zu erreichen. 2024<br />
sollen es immerhin schon 800 Mrd.<br />
US-Dollar (ca. 751 Mrd. Euro) sein.<br />
Pionierrolle nimmt die Gaming-<br />
Branche ein. In zahlreichen Online-<br />
Spielen wie „Decentraland“ oder<br />
„Animal Crossing“ können die<br />
User:innen heute schon ihre Avatare<br />
virtuell ausstatten – mit Kleidung,<br />
Accessoires, Autos etc. Das Interesse<br />
der Firmen wächst, mit diesen Plattformen<br />
zusammenzuarbeiten, um<br />
ihre Produkte und Dienstleistungen<br />
auch in diesen Welten zu präsentieren<br />
und zu verkaufen. Zum einen<br />
werden bekannte Produkte dafür<br />
als digitale Zwillinge entworfen.<br />
Zum anderen entstehen neue, rein<br />
virtuelle Produkte. Die Käufer:innen<br />
erwerben NFTs (Non-fungible<br />
Tokens). Dabei handelt es sich um<br />
eine digitale Wertmarke, eine Art<br />
Besitzurkunde, die via Blockchain<br />
(Datenbank) gesichert ist.<br />
Ganz vorn dabei sind die Modelabels.<br />
Ralph Lauren beispielsweise<br />
eröffnete vor rund einem Jahr<br />
Geschäfte auf der Spieleplattform<br />
„Roblox“. Die rund 47 Mio. aktiven<br />
Nutzer:innen können dort virtuelle<br />
Pufferjacken, karierte Mützen etc. für<br />
ihre Avatare kaufen. Nike hat kürzlich<br />
die Marke RTFKT übernommen,<br />
die sich auf sammelbare, virtuelle<br />
Turnschuhe spezialisiert hat. Adidas<br />
wiederum ist bereits mit der ersten<br />
NFT-Kollektion „Virtual Gear“ an<br />
den Start gegangen. Und Benetton<br />
ließ kürzlich gekonnt die reale und<br />
die virtuelle Welt verschmelzen:<br />
Das stationäre Geschäft in Mailand<br />
erstrahlte zur Fashion Week in knalligem<br />
Pink – ebenso wie der neue<br />
Metaverse-Store. Bemerkenswert ist<br />
dazu die Verbindung von Realität<br />
und Virtualität: Im Gegensatz zu den<br />
Bild: Shutterstock / Athitat Shinagowin<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 21
TOP-THEMA/ERWARTUNGEN 20<strong>23</strong><br />
Christian Haeser, BVDM-Geschäftsführer<br />
AUF QUALITÄT UND<br />
NACHHALTIGKEIT SETZEN<br />
20<strong>23</strong> wird anspruchsvoll für den Möbelhandel. Aktuell ist der Verbraucher<br />
– getrieben von Inflationsängsten – stark verunsichert und<br />
konsumiert eher defensiv. Flankiert wird diese Stimmung durch die<br />
gefühlt permanent negative Berichterstattung in der Medienlandschaft.<br />
Es ist immanent wichtig, dass die Hilfspakete der Politik sowohl in den<br />
Köpfen als auch auf den Konten der Verbraucher greifen, dies wird am<br />
Ende des Tages dem Konsum zugutekommen. Gesamtwirtschaftlich<br />
gesehen ist zu erkennen, dass die Lieferketten und die pandemischen<br />
Nachwirkungen sich so langsam wieder einpendeln.<br />
Umso wichtiger ist es für den Möbelhandel, auf Themen wie<br />
Qualität und Nachhaltigkeit zu setzen sowie die eigenen Vorzüge<br />
wie Beratungsleistung und Service in den Vordergrund zu stellen. Langlebige, qualitativ hochwertige und<br />
nachhaltige Möbel sind gerade in Zeiten der Rezession wertstabil. Die eigenen vier Wände stehen nach wie<br />
vor im Fokus der Verbraucher. Auch Megatrends wie beispielsweise die Verschmelzung der Wohn- mit der<br />
Arbeitswelt müssen vom Handel aufgegriffen und vor Ort anschaulich umgesetzt und kommuniziert werden.<br />
Blick<br />
Illustration: Shutterstock/Lucky Graphic<br />
Wir haben zehn Protagonisten<br />
nach ihren Erwartungen für<br />
20<strong>23</strong> gefragt. Welche Themen<br />
stehen in diesem Jahr auf der<br />
Agenda? Gibt es sogar positive<br />
Vorzeichen? Ja, die Zeiten bleiben<br />
zwar anstrengend und herausfordernd,<br />
doch es besteht Anlass<br />
zur Zuversicht, wenn man gut<br />
vorbereitet ist. Die Materialversorgung<br />
läuft wieder viel besser,<br />
die Verbraucher:innen haben<br />
den Konsum nicht eingestellt<br />
und es scheint so, als könnte die<br />
Möbelbranche abermals davon<br />
profitieren, dass die Menschen in<br />
unsicheren Zeiten in ihr Zuhause<br />
investieren wollen.<br />
nach vorn<br />
Werner Heilos, MHK-Vorstandsvorsitzender<br />
OPTIMISTISCHE<br />
VORZEICHEN<br />
Wir gehen von einem herausfordernden Jahr aus,<br />
schauen insgesamt aber optimistisch nach vorn.<br />
Zum einen hat sich in den MHK-Anschlusshäusern<br />
die Besucherfrequenz nach einer Nachfragedelle<br />
im Sommer auf einem stabilen Niveau<br />
eingependelt. Zum anderen hält der Trend zum<br />
„Homing“ bzw. „Cocooning“ ungebrochen an,<br />
sodass wir von einer soliden Entwicklung der<br />
Küche als Mittelpunkt der Wohnung und Ort der<br />
Kommunikation ausgehen. Dennoch muss sich<br />
der Handel auf einige Herausforderungen einstellen – allen voran die Nachfrage, die<br />
aufgrund der hohen, teils weiter steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten sehr<br />
anfällig bleibt. Für den Fachhandel sehen wir aber durchaus Potenzial, denn wer<br />
in die Fachgeschäfte kommt, kommt mit echten Kaufabsichten und ist bereit, eine<br />
größere Summe zu investieren. Aber: An den guten Vorjahresergebnissen werden<br />
nur die Unternehmen anknüpfen können, die möglichst jedes Gespräch in einen<br />
Abschluss verwandeln, die auf ein enges Controlling setzen, ihre Verkaufspreise wenn<br />
notwendig anpassen sowie die entsprechende Marketingbudgets einplanen und<br />
möglichst nutzenmaximierend einsetzen. Als starker Partner und Branchenplattform<br />
stehen wir auch in diesen herausfordernden Zeiten an der Seite der MHK-Partner.<br />
Gemeinsam mit unseren Dienstleistungsgesellschaften und Industriepartnern bieten<br />
wir entsprechende Hilfestellungen, sodass sich unsere Gesellschafter dem Bündel<br />
an Krisen erfolgreich widersetzen können.<br />
28 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Heidrun Brinkmeyer, Geschäftsführerin Ballerina-Küchen<br />
WER EIN GUTES KONZEPT HAT,<br />
HAT AUCH EINE CHANCE<br />
Das Jahr 20<strong>23</strong> bringt für alle neue Herausforderungen, insbesondere auch für die Küchen branche.<br />
Auf der einen Seite werden weniger Neubauten fertig. Die hohe Inflationsrate belastet den Konsumenten<br />
und das verfügbare Geld für Sonderausgaben wird weniger. Auf der anderen Seite wird<br />
immer noch so viel Geld vererbt, wie nie zuvor. Der Konsument kann sich entscheiden, investiert<br />
er freies Geld in Alternativenergie, Urlaub oder in eine Küche bzw. Möbel. Wir haben wieder einen<br />
Käufermarkt. Das heißt, wir dürfen wieder richtig verkaufen. Je nach Unternehmensausrichtung<br />
über den Preis oder über Qualität und Service. In allen Zeiten gibt es Sieger und Verlierer. Wer<br />
ein gutes Konzept hat, hat auch eine Chance. Glücklicherweise hat Ballerina die Kapazitäten in<br />
den letzten Jahren nur im Bereich des gesunden Wachstums erhöht. Wir gehen davon aus, dass<br />
wir ausreichend Aufträge erhalten, um auch in Zukunft ohne Überstunden oder Kurzarbeit unsere Kapazitäten zu füllen. Ballerina bietet dem<br />
Handel für den Verkauf von Mehrwerten die wichtigen Verkaufsargumente: Beste Qualität für Langlebigkeit, Nachhaltigkeit, für Sicherheit<br />
sowie Vielfalt für Individualität und Design. Ergänzt wird das Ganze durch eine gute Web-Unterstützung.<br />
Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen<br />
Möbelindustrie (VDM/VHK):<br />
ANLASS ZUR ZUVERSICHT<br />
Für unsere Branche hoffen wir in den kommenden Monaten auf ein<br />
etwas ruhigeres Fahrwasser als in den vergangenen drei Jahren, die mit<br />
Materialengpässen, Lockdowns, geopolitischen Krisen und – davon abgeleitet<br />
– einer höchst volatilen Nachfrage einer Achterbahnfahrt geglichen<br />
haben. Auch wenn die Zeiten sicher nicht einfach werden und die Kurzarbeit<br />
weiter Thema sein wird, gibt es doch Punkte, die Anlass für mehr<br />
Zuversicht geben: Durch die Beschlüsse zu den Energiepreisbremsen<br />
sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Verbraucher jetzt<br />
deutlich besser abzuschätzen. Dies hat unserem Eindruck nach zu einer<br />
gewissen Beruhigung hinsichtlich des Themas Energiekosten geführt.<br />
Die zwischenzeitlich auf einen Tiefpunkt abgestürzte Konsumentenstimmung<br />
stabilisiert sich mittlerweile wieder. Erste Wendepunkte sind<br />
beispielsweise anhand der GfK-Studien erkennbar. Gleichzeitig können<br />
auch unsere Unternehmen gerade mit den Rahmenbedingungen der<br />
Strompreisbremse besser planen.<br />
Zudem stellen wir eine Entspannung bei der Materialversorgung fest.<br />
Die meisten Vorprodukte sind wieder ohne Einschränkungen verfügbar,<br />
wenngleich dies bislang noch keine Auswirkungen auf das Preisniveau<br />
hat. Die Lieferzeiten unserer Hersteller bewegen sich größtenteils in<br />
einem normalen Rahmen.<br />
Darüber hinaus genießt das eigene Zuhause in diesen bewegten<br />
Zeiten einen hohen Stellenwert bei den Menschen und wird gerade jetzt<br />
als ruhiger Rückzugsort sehr geschätzt. Damit bleibt auch das Interesse<br />
an den vielfältigen Einrichtungsmöglichkeiten<br />
hoch.<br />
Wichtige Themen für<br />
unsere Branche sind neben<br />
der notwendigen Ertragsund<br />
Liquiditätssicherung<br />
die Digitalisierung der<br />
Prozesse, die Optimierung<br />
der Lieferketten, die<br />
Aspekte Nachhaltigkeit/<br />
Kreislaufwirtschaft sowie<br />
die Maßnahmen gegen den<br />
sich verschärfenden Fachkräftemangel.<br />
Hier wollen<br />
wir mit der Lehrfabrik der<br />
Möbelindustrie in Löhne<br />
einen wichtigen Schritt<br />
nach vorne gehen.<br />
Ralph Bestgen, Himolla-Geschäftsführer &<br />
Tamara Härty, Head of Product and Marketing<br />
AUF DIE ZUKUNFT AUSRICHTEN<br />
„Wir hoffen natürlich auf eine Besserung des Konsumklimas und eine<br />
Belebung des Geschäftes. Die Monate November und Dezember gehen<br />
schon in die richtige Richtung. Wir sind mit den Ergebnissen der<br />
Messen im In- und Ausland sehr zufrieden. Trotzdem gehen wir von<br />
einem Jahr mit vielen Herausforderungen aus. Die Inflation und die<br />
dadurch bedingte Kostensituation ändert sich derzeit nicht. Personalverfügbarkeit<br />
und -kosten stehen im Fokus. Die Lieferfähigkeit der Vorlieferanten<br />
hat sich bis heute allerdings absolut entspannt, hier gehen<br />
wir in 20<strong>23</strong> von einer Normalisierung<br />
aus“, sagt Ralph<br />
Bestgen. „Weiterhin gilt es,<br />
Himolla auf die Zukunft auszurichten.<br />
Wir haben schon<br />
viel durch Investitionen in<br />
die Produktion geschafft,<br />
sind hier aber noch nicht am<br />
Ende. Die Digitalisierung und<br />
die damit verbundene Einführung<br />
eines neuen ERP-<br />
Systems, steht ganz oben auf<br />
der Agenda. Wir werden auch<br />
künftig in neue Produkte<br />
investieren, um den Bedürfnissen<br />
des Marktes gerecht zu<br />
werden.“ „Zudem sehen wir<br />
uns in unserer Produktstrategie<br />
bestätigt“, sagt Tamara<br />
Härty. „Wir werden diese auch in Zukunft vorantreiben und zudem<br />
in Research and Development investieren. Darüber hinaus haben wir<br />
uns zum Trendsetter im Bereich Design entwickelt – ein Aspekt der<br />
für Himolla nicht mehr wegzudenken ist; das sehen wir an den vielen<br />
Followern im Markt. Gleichermaßen forcieren wir die Ausrichtung auf<br />
internationale Märkte, perfektionieren unser visuelles Marketing und<br />
die Brand Awareness. Das Thema Nachhaltigkeit und Produktsicherheit<br />
wird bei Himolla immer ein Schwerpunkt sein.“<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 29
TOP-THEMA/NEXT GENERATION<br />
Leidenschaft,<br />
Durch die Inflation, steigende<br />
Energiepreise und der Konsumzurückhaltung<br />
der Verbraucher:innen<br />
steht der Handel<br />
vielerorts unter Druck. Die<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ wollte wissen,<br />
wie die Situation im mittelständischen<br />
Möbelhandel<br />
aussieht und wie die nächste<br />
Generation dort mit den<br />
Herausforderungen umgeht.<br />
Antworten darauf gaben<br />
Lena Schaumann, von Möbel<br />
Schaumann, Felix Peeck von<br />
Möbel Peeck, und Sebastian<br />
Spitzhüttl, von der Spitzhüttl<br />
Home Company, bei unserem<br />
Round Table.<br />
Feuer & Mut<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Die Zeiten sind aktuell sehr<br />
herausfordernd. Wie läuft es bei Ihnen in<br />
den Möbelhäusern?<br />
Lena Schaumann: Ob es einfachere<br />
Zeiten gab, kann ich ehrlich gesagt<br />
nicht sagen. Ich bin Mitte 2019 ins<br />
Unternehmen eingestiegen. Das<br />
heißt, dass kurz darauf Corona kam<br />
und jetzt geht es eigentlich fröhlich<br />
so weiter mit all diesen unvorhergesehenen<br />
Dingen. Unsere Firma<br />
gibt es seit 111 Jahren – das heißt,<br />
wir haben auch schon zwei Weltkriege<br />
überlebt. Von daher denke<br />
ich, dass wir die Situation jetzt auch<br />
irgendwie meistern. Insgesamt läuft<br />
es bei uns sehr gut. Wir merken<br />
natürlich schon, dass die Lage ein<br />
bisschen schwieriger ist als in den<br />
Vorjahren, als wir die Möbel nach<br />
dem Lockdown eher verteilt als<br />
verkauft haben. Sicherlich müssen<br />
wir ein wenig mehr kämpfen. Wir<br />
hatten einen sehr guten November,<br />
der sogar über Vorjahr lag und<br />
sind deswegen sehr optimistisch.<br />
Vielleicht müssen wir 20<strong>23</strong> noch<br />
mehr Einsatz zeigen, als in anderen<br />
Jahren, aber wir sind sicher, dass wir<br />
dafür dann auch mit ordentlichen<br />
Ergebnissen belohnt werden. Denn<br />
wenn Corona uns eines gelehrt hat,<br />
dann, dass wir auf jede Sache, die<br />
uns vor die Füße geworfen wird,<br />
doch irgendwie spontan gute Lösungen<br />
finden.<br />
Felix Peeck: Bei uns sieht es tatsächlich<br />
ganz ähnlich aus. Wir sind<br />
auch sehr zufrieden mit 2022. Wir<br />
haben die großen Ängste, die teilweise<br />
auch von außen herbei geredet<br />
wurden, bis jetzt zumindest bei uns<br />
im Möbelhaus nicht erleben müssen.<br />
Wenn uns die vergangenen drei<br />
Jahre eines gelehrt haben, dann, dass<br />
wir viel Krisen erprobter sind, als<br />
wir gedacht haben – und dass wir<br />
auch mit schwierigen Situationen<br />
umgehen und viele Dinge beeinflussen<br />
können.<br />
Alle drei Round-Table-Teilnehmer<br />
legen größten Wert auf<br />
zufriedene Mitarbeiter:innen.<br />
Es wirkt, wie man bei Möbel<br />
Schaumann in Korbach sieht.<br />
Sebastian Spitzhüttl: Auf eine Sache<br />
hatten wir allerdings keinen Einfluss.<br />
Ich erinnere mich noch genau an<br />
den 18. März 2020 als Herr Söder<br />
sagte: „Jetzt schließt Du die Bude<br />
ab.“ Und ich mir dachte, dass das<br />
nicht wahr sein kann. Das waren<br />
schon schwierige Zeiten, in denen<br />
ich auch mal schlechter geschlafen<br />
habe, weil man nicht wusste, was<br />
da auf uns zukommt. Die Kosten<br />
laufen ja erst einmal weiter. Ich bin<br />
damals durch einige Täler gegangen,<br />
die mich letztendlich aber auch<br />
gelassener haben werden lassen.<br />
Die Herausforderung für mich<br />
sind momentan meine Mitarbeiter,<br />
die zum Teil wirklich Ängste haben<br />
– sei es von außen, existenziell oder<br />
auch im familiären Kreis. Man muss<br />
jetzt einfach mehr für sie da sein,<br />
auch zeitlich gesehen. Das ist meiner<br />
Meinung nach ganz wichtig, weil sie<br />
den Halt brauchen. Ich glaube, das<br />
tut vielen sehr gut und lässt unseren<br />
internen Zusammenhalt wachsen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sie haben jüngst ja auch<br />
Jubiläum gefeiert. Hat das zur guten Wirtschaftslage<br />
beigetragen?<br />
Sebastian Spitzhüttl: Mit der Jubiläumswerbung<br />
im September haben<br />
wir tatsächlich einen unglaublichen<br />
Push bekommen. Das hatte ich so<br />
nicht erwartet, weil die Jubiläen<br />
oder Geburtstage, die wir früher<br />
32 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
gefeiert haben, nicht so eingeschlagen<br />
haben. Aber wir hatten in den<br />
vergangenen drei Monaten wirklich<br />
eine super gute Entwicklung und ich<br />
kann es tatsächlich größtenteils nur<br />
darauf zurückführen.<br />
Lena Schaumann: Also bei uns glaub<br />
ich das gar nicht. Ehrlich gesagt<br />
haben wir aber auch ziemlich wenig<br />
Jubiläumswerbung gemacht. Das<br />
war dadurch bedingt, dass wir einer<br />
der ersten waren, die auf die Montagsöffnung<br />
verzichtet haben, und<br />
wir darauf einen solchen Mediensturm<br />
bekommen haben, dass wir<br />
kurzerhand alle Werbemaßnahmen<br />
einsparen bzw. auf ein Minimum<br />
reduzieren konnten. Der September<br />
und November waren Rekordmonate<br />
für uns. Der Oktober lag nur<br />
knapp darunter. Die gute Entwicklung<br />
führe ich ganz stark auf dieses<br />
Medienecho zurück, denn gefühlt<br />
<br />
September<br />
und November<br />
waren Rekordmonate<br />
für uns.<br />
Lena Schaumann<br />
waren wir täglich im Fernsehen,<br />
Radio oder auf einer Titelseite.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Durch die Pandemie hat das<br />
Thema Einrichten im Vergleich zu Reisen<br />
oder Autos einen höheren Stellenwert<br />
erfahren. Was meinen Sie, wie entwickelt<br />
sich dieser weiter?<br />
Felix Peeck: Ich glaube, Möbel landen<br />
irgendwo dazwischen. Den Hype<br />
werden wir nicht auf Jahre halten<br />
können, aber es hat trotzdem ein<br />
Umdenken stattgefunden. Den Menschen<br />
wird es wichtiger, wie sie zu<br />
Hause wohnen, gerade wenn sie<br />
auch von dort arbeiten oder dort viel<br />
Zeit verbringen. Wir merken, dass<br />
sie sich mehr mit dem Thema Einrichtung<br />
beschäftigen, auch wenn<br />
man es sich gerade vielleicht nicht<br />
so leisten kann.<br />
Sebastian Spitzhüttl: Das ist auch<br />
warengruppenabhängig. Wir sind<br />
Foto: Farina Deutschmann<br />
sehr küchenlastig und hängen logischerweise<br />
an der Baubranche. Und<br />
wenn jetzt weniger Baugenehmigungen<br />
erteilt werden oder die Menschen<br />
den Bau stoppen, weil sie nicht genug<br />
Geld haben, sind wir wieder an<br />
einem Punkt, an dem wir wenig Einfluss<br />
ausüben können. Wenn das aber<br />
wieder in normale Bahnen kommt,<br />
wird die Küche ein starker Treiber<br />
bleiben. Und ja, auch der Stellenwert<br />
von Möbeln allgemein wird schon<br />
ein Stück weit höher bleiben, als vor<br />
der Pandemie, weil es sich die Menschen<br />
in Krisenzeiten zu Hause schön<br />
machen möchten. Aber keinesfalls so,<br />
wie wir es 2020 und 21 erlebt haben.<br />
Jetzt wollen wir alle wieder reisen<br />
und das Thema Elektromobilität wird<br />
automatisch in den Fokus rücken.<br />
Ich bin vorsichtig optimistisch und<br />
glaube nicht, dass es einen ganz starken<br />
Abfall geben wird.<br />
Lena Schaumann<br />
ist Geschäftsführerin<br />
bei Möbel<br />
Schaumann in<br />
Kassel und seit<br />
diesem Jahr auch<br />
Gesellschafterin.<br />
In ihren Häusern<br />
in Kassel und Korbach<br />
hat sie das<br />
Label Trendhopper<br />
eingeführt.<br />
Lena Schaumann: Ich gehe nicht davon<br />
aus, dass wir von diesem Hype weiter<br />
profitieren werden. Aber ich glaube,<br />
dass wir als mittelständisches Familienunternehmen<br />
in dieser Zeit eine<br />
Riesenchance haben. Für die Großflächen<br />
und den Preiseinstieg wird<br />
es wahrscheinlich etwas schwieriger.<br />
Aber wir werden wahrscheinlich<br />
durch unsere Dienstleistungen, in<br />
denen wir einfach besser sind als die<br />
ganz Großen, und auf die wir auch<br />
einen viel größeren Fokus legen,<br />
punkten. Die Kunden gucken schon<br />
ein bisschen mehr auf das Geld und<br />
überlegen sich, wo sie dieses ausgeben.<br />
Sie verlangen für die Preise<br />
auch entsprechende Dienstleistungen<br />
und diese bieten wir schon seit<br />
Jahrzehnten an, während die Großfläche<br />
das etwas anders handhabt.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was sind die größten Lehren,<br />
die Sie aus den zwei Jahren Pandemie<br />
gezogen haben?<br />
Felix Peeck: Uns ist noch einmal<br />
deutlich klar geworden, warum<br />
wir eine Existenzberechtigung am<br />
Markt haben zwischen den Großflächen<br />
und den ganz kleinen Studios.<br />
Wir haben enge Kundenbeziehungen,<br />
gute Leute und ein gutes Sortiment.<br />
Durch die Herausforderungen<br />
sind wir jetzt flexibler, digitaler und<br />
können schneller mit veränderten<br />
Umständen umgehen und auf die<br />
ganz neuen Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen<br />
eingehen. Heute ist<br />
es beispielsweise möglich, auch im<br />
Verkauf mal Home Office anzubieten,<br />
was vorher undenkbar war.<br />
Die Gewohnheiten der vergangenen<br />
Jahre in Frage zu stellen war eine<br />
große Lehre und sehr hilfreich.<br />
Lena Schaumann: Über allem steht<br />
die Unternehmens<strong>kultur</strong>. Sie ist die<br />
Basis, die wir brauchen, um flexibel<br />
zu sein, um ein gutes Miteinander<br />
zu haben, um nicht unter Fachkräftemangel<br />
zu leiden, dass auch die<br />
persönlichen Beziehungen zwischen<br />
den Mitarbeitenden und der Chefetage<br />
stabil sind. Das sehe ich als das<br />
Erfolgskriterium der vergangenen,<br />
aber auch der nächsten Jahre.<br />
Sebastian Spitzhüttl: Ich glaube, die<br />
größte Lehre für mich war, zu erkennen,<br />
dass auch diese schwierige Zeit<br />
vorübergegangen ist. Die eingangs<br />
erwähnte Angst, was da auf uns<br />
zukommt, hat mich krisenerprobter<br />
gemacht. Es ist zumindest ein ganzes<br />
Stückchen einfacher, mit Schwierigkeiten<br />
umzugehen, die der normale<br />
Geschäftsalltag mit sich bringt.<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 33
HANDEL<br />
GÜNTER DICK Möbel Dick, 79787 Lauchringen<br />
20<strong>23</strong> steht für uns die Kosten- und Ertragsorientierung<br />
deutlich vor der Umsatzorientierung. Dabei helfen wird<br />
u.a. die Marketing-Konzentration auf digitale Kanäle und<br />
damit der komplette Verzicht auf Prospektwerbung.<br />
EMV: Ausblick der Gesellschafter auf 20<strong>23</strong><br />
Bangemachen<br />
gilt nicht!<br />
„Zeitenwende“ wurde zum Wort des Jahres gewählt.<br />
Wenn es nach den Händler:innen im Europa Möbel-<br />
Verbund geht, wäre es wohl „Resilienz“ geworden. Die<br />
Unternehmer:innen lassen sich trotz der sich überlagernden<br />
Krisen nicht verunsichern und packen mit der<br />
Unterstützung ihres Verbandes das neue Jahr an. Die<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ hat nachgefragt, was die wesentlichen<br />
Hebel sind, um den Herausforderungen zu begegnen.<br />
LUISE BRANDL<br />
Brandl Einrichtung, 93309 Kelheim<br />
Individuelle Planungen,<br />
persönliche Beratung, viel Zeit<br />
und ein positives Miteinander.<br />
Wir überzeugen mit dem Herzen<br />
und der Tradition eines Familienunternehmens<br />
und reihen uns<br />
nicht in die Rabattschlacht der<br />
Mitbewerber ein. Dadurch hoffen<br />
wir, die Kunden auch 20<strong>23</strong> von<br />
unserer Kompetenz zu<br />
überzeugen.<br />
ADOLF N. FRANKE<br />
Himmlisch Wohnen,<br />
86663 Asbach-<br />
Bäumenheim<br />
Wir verstärken<br />
den Faktor<br />
Mensch, er macht<br />
den Unterschied<br />
– vom Verkauf bis<br />
zur Montage. Außerdem auf<br />
der Agenda: Die Prozesse in<br />
der Küchenmontage optimieren<br />
und die Kosten<br />
senken. Wir begeistern<br />
Kunden, was wiederum zu<br />
Empfehlungen führt.<br />
Zusätzliche Aktivitäten im<br />
Online-Marketing und auf<br />
Social Media zeigen die<br />
Handschrift unserer Küchenplanung<br />
und bringen den<br />
Kunden ins Geschäft.<br />
36 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
STEFANIE RAU-BAUER UND JÜRGEN BAUER<br />
Möbel Rau, 73<strong>23</strong>0 Kirchheim unter Teck<br />
Wir führen Möbel Rau Schritt für Schritt in die<br />
Zukunft. Mit der Gewissheit, dass nichts so<br />
kommen wird, wie von uns geplant. Flexibilität,<br />
Spontaneität, Kreativität, Achtsamkeit für die<br />
Menschen und den Markt – das sind unsere<br />
Stellschrauben im täglichen Tun. Perfektion<br />
streben wir nicht an, aber auf das Chaos perfekt<br />
zu reagieren – das ist unser Anspruch.<br />
TANJA RASCHKE<br />
Möbel Raschke, 86508 Rehling<br />
Wir wollen auch im kommenden<br />
Jahr in unsere Ausstellungen<br />
investieren, denn wir wollen<br />
vorausrennen und nicht hinterherlaufen.<br />
Auch die Werbung<br />
mit mehr Fokus<br />
auf den Online-<br />
Bereich ist eine<br />
– vielleicht sogar<br />
die wichtigste –<br />
Stellschraube.<br />
Und unsere dritte<br />
Stellschraube:<br />
Weiter machen<br />
und nicht mit<br />
Zurückschauen<br />
Zeit verlieren,<br />
sondern aus der<br />
aktuellen Zeit das<br />
Beste rausholen.<br />
CHRISTOPH KLUG<br />
Möbelkreis Waldeck, 34497<br />
Korbach-Meineringhausen<br />
Voraussetzung für den<br />
Erfolg wird sein, die<br />
positive Grundstimmung<br />
im Unternehmen<br />
zu wahren und unsere<br />
Mitarbei tenden mit den<br />
Herausforderungen<br />
und Zielen für das Jahr 20<strong>23</strong> vertraut zu<br />
machen. In der Kommunikation mit unseren<br />
Kunden geht es in dieser herausfordernden<br />
Zeit besonders um Sicherheit, Zuverlässigkeit<br />
und Vertrauen in unsere Produkte und<br />
Dienstleistungen. Natürlich ist es elementar,<br />
die Kosten im Blick zu halten und<br />
insbesondere die Einsparmöglichkeiten bei<br />
den Energiekosten zu nutzen.<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 37
VERBÄNDE<br />
Fotos: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> und Alliance<br />
Alliance: Punktet mit „Casada“, „Planpolster“ und „Home“-Care<br />
Konzeptstarke Performance<br />
Alliance hat noch Ende letzten Jahres seine inzwischen 16. Ordermesse für das konventionelle Sortiment über die<br />
Bühne gebracht. Und auch in Rheinbach setzte sich fort, was bereits seit den Herbstmessen zu beobachten ist: die<br />
Stimmung und auch die Orderlaune waren gut. Mit über 60 Ausstellern war die Veranstaltung wieder auf allen vier<br />
Etagen komplett belegt, wovon sich die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ vor Ort überzeugen konnte.<br />
Gut 160 Gesellschafter hatten<br />
sich angemeldet, was insgesamt,<br />
an beiden Tagen, zu<br />
einer Teilnehmerzahl von rund<br />
1.500 führte, und damit ca. 40 Prozent<br />
über dem Vorjahr lag und fast<br />
an die Vor-Corona-Zahlen reichte.<br />
„Mit unserem Konzept lagen wir<br />
goldrichtig“, betonte deshalb auch<br />
Jürgen Feldmann, der den Verband<br />
gemeinsam mit Daniel Borgstedt<br />
und Marko Steinmeier führt.<br />
Thematisch bot das Trio den<br />
Gesellschaftern viel in puncto<br />
sprechend zu dekorieren. „,Casada‘<br />
repräsentiert ein Wohngefühl, welches<br />
unsere Gesellschafter exklusiv<br />
vertreiben“, erläutert Einkaufsleiter<br />
Dirk Stoppelenburg. „Wir haben eine<br />
eigenständige Bildsprache entwickelt,<br />
um ,Casada‘ als Markenwelt zu positionieren.<br />
Jetzt können die Händler<br />
zahlreiche Tools nutzen, um die<br />
Marke durchgängig und einheitlich<br />
zu präsentieren: vom POS über Print<br />
bis hin zu Social Media“, ergänzt<br />
Marc Mispelkamp. Darüber hinaus<br />
wurde das „Planpolster“-Konzept,<br />
Handels marken inklusive 360-Grad-<br />
Marketing. Der Fokus lag auf<br />
„Casada“. In allen Warengruppen<br />
wurden jeweils vier bis fünf Kojen,<br />
inklusive Fachsortimenten, auf insgesamt<br />
250 qm präsentiert. Um<br />
darzustellen, wie die Exklusivmarke<br />
im Handel – bei den inzwischen<br />
rund 90 Markenlizenznehmern –<br />
inszeniert werden kann bzw. sollte,<br />
um sowohl stationär als auch online<br />
ein einheitliches Bild zeigen zu<br />
können. Lookbooks helfen den<br />
Händlern dabei, die Flächen entdas<br />
Alliance bereits vor 15 Jahren<br />
gemeinsam mit der Polipol-Gruppe<br />
entwickelt hat, neu aufgestellt. „Die<br />
Händler bekommen von uns nun<br />
alles was sie für ein modernes Flächenkonzept<br />
benötigen. Ob Filme<br />
oder Aufsteller – es ist entscheidend,<br />
dass die Verkäufer:innen das Konzept<br />
von Planpolster vermitteln können“,<br />
so Christian Drake, Vertriebsleiter<br />
der Polipol-Gruppe. Wichtig sei es,<br />
die Kund:innen mit Planungsideen<br />
und dem Thema Nachhaltigkeit zu<br />
überzeugen.<br />
44 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
1<br />
1 Das Geschäftführungstrio Marko Steinmeier<br />
(l.), Jürgen Feldmann (vorn, 2.v.l.) und Daniel<br />
Borgstedt (hinten, 3.v.r.) zusammen mit der<br />
Alliance-Leitungsrunde. 2 Gemeinsam mit Polipol-<br />
Geschäftsführer Marc Greve und Vertriebsleiter<br />
Christian Drake (v.l.) wurde das „Planpolster“-<br />
Konzept neu aufgestellt. 3 Wöstmann-Vertriebsleiter<br />
Jochen Stiens mit seinem Außendienst-<br />
Kollegen Vincenzo Palmieri (v.l.). 4 Im Austausch:<br />
Nils Czekay, Marketing und Vertrieb Staud, mit<br />
Thomas Wälde, Vertrieb Gwinner. 5 Voglauer hatte<br />
gleich im Eingangsbereich der Wohnen-Etage seinen<br />
Stand aufgebaut. Geschäftsfeldleiter Martin<br />
R. Fütterer konnte berichten, dass die Umsätze<br />
seit Oktober wieder anziehen.<br />
2<br />
6 Alliance-Einkaufschef Dirk Stoppelenburg<br />
(2.v.r.) unterwegs mit Wolfgang Meyer und<br />
Christian Herde von Magni aus Wallenhorst<br />
sowie Bodo Parys, Exportmanager Arco (v.l.).<br />
7 Die Geschäfte laufen bei 3C-Geschäftsführer<br />
Jürgen Kleinegesse und Candy-Vertriebsleiterin<br />
Tanja Roß. 8 Volker Peeck, AR-Vorsitzender bei<br />
Alliance (l.), kaufte zusammen mit seinem Sohn<br />
Felix Peeck (r.) für seine beiden konventionellen<br />
Einrichtungshäuser in Mannheim und Worms ein,<br />
unterstützt von Schienenmanager Carsten Ringe<br />
(M.). 9 Insgesamt war die Messe gut besucht, an<br />
beiden Tagen waren insgesamt – Gesellschafter<br />
und Aussteller – mehr als 1.500 Teilnehmer vor<br />
Ort in Rheinbach.<br />
3 4<br />
5 6 7<br />
FACTS<br />
9 8<br />
❯ Alliance-Geschäftführung: Daniel Borgstedt,<br />
Jürgen Feldmann, Marko Steinmeier<br />
❯ Anzahl der Gesellschafter: 385 mit<br />
535 Verkaufstellen<br />
❯ Kooperationen: Der Küchenring, KüchenTreff<br />
❯ Nächste Veranstaltung:<br />
Küchen-Kompetenz- Tage: 4./5. März 20<strong>23</strong> in<br />
Rheinbach<br />
www.alliance.de
GO GREEN<br />
Circular Economy: Wie Digitale Produktpässe das Möbelbusiness verändern<br />
Kreislauf-Training<br />
für den Green Deal<br />
Auch wenn es noch ein paar Jahre<br />
dauert, bis die Digitalen Produktpässe<br />
für die Möbelbranche zur Ausführung<br />
kommen – die Kernelemente<br />
der EU-Verordnung „Ecodesign for<br />
Sustainable Products“ (ESPR) geben<br />
Hinweise, wohin die Reise geht.<br />
Nicht mehr Kaufen und Wegwerfen,<br />
sondern Produkten eine längere Lebensdauer<br />
oder gar ein „neues Leben“ in<br />
anderer Form ermöglichen: Dafür stehen<br />
die sogenannten R-Strategien, für die<br />
Digitale Produktpässe künftig die entsprechende<br />
Transparenz schaffen.<br />
Für die großen Ziele der Ökodesign-Verordnung werden EU-weit Digitale<br />
Produktpässe (DPP) in allen Wirtschaftsbereichen zur Pflicht. Unternehmen der<br />
Wertschöpfungskette ebenso wie Verbraucher:innen sollen künftig genau nachprüfen<br />
können, wie ein Produkt beschaffen ist. Wobei die DPP-Daten nicht nur<br />
Kaufentscheidungen beeinflussen und die nachhaltige Kreislaufwirtschaft vereinfachen,<br />
sondern auch neue Schlüsselqualifikationen und Geschäftszweige im<br />
Möbelbusiness anstoßen können. Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ sprach mit Heiner Strack,<br />
der als Experte der Möbelverbände in Brüssel die Zukunft mitgestaltet.<br />
Die Einführung der Digitalen<br />
Produktpässe wurde beim<br />
DCC-Treffen im November<br />
sogar als eine der größten Herausforderungen<br />
bezeichnet, die<br />
auf die Möbelbranche zukommt.<br />
Auch wenn noch Vieles unklar ist:<br />
Im Entwurf der europäischen Ökodesign-Verordnung<br />
(ESPR) ist das<br />
Thema für alle Länder einheitlich<br />
festgeschrieben. Jetzt fehlt es „nur“<br />
noch an konkreten Details.<br />
Die Timeline sieht vor, dass bis<br />
März entschieden wird, zu welchen<br />
Produktgruppen im ersten<br />
Arbeitspaket „Delegated Acts“<br />
erlassen werden. Neben Batterien<br />
und Textilbekleidung besteht<br />
auch für Möbel die Aussicht, dass<br />
sie beim ersten Batch dabei sind<br />
(s. Timeline rechts). So lautet die<br />
Einschätzung von Heiner Strack,<br />
der die Ausarbeitung als Branchenvertreter<br />
aktiv begleitet. Bis die Verordnungen<br />
endgültig greifen und<br />
Unternehmen zum Handeln zwingen,<br />
wird es aber noch ein paar Jahre<br />
dauern, vielleicht bis 2026/27. Bis<br />
dahin ist viel zu tun, wobei die einzelnen<br />
Themenfelder eng verzahnt<br />
mit dem europäischen Verband EFIC<br />
erarbeitet werden. Hierzulande ist<br />
Quelle: Lab of Rent<br />
es der VDM, der sich wiederum mit<br />
AMK, VdDK, VdDP, VdDW, FVS bis<br />
hin zur DGM abstimmt. Das Daten<br />
Competence Center (DCC) spielt<br />
ebenfalls eine Schlüsselrolle. Und<br />
auch der BVDM wird stellvertretend<br />
für den Handel einbezogen. Denn<br />
mit der Ökodesign-Verordnung<br />
wurde ein breiter Rahmen gesteckt,<br />
der viel mehr als beispielsweise das<br />
Energieeffizienz-Label Nachhaltigkeit<br />
und Klimaschutz in den Fokus<br />
nimmt, mit hoher Verbindlichkeit<br />
für alle Bereiche.<br />
Ziele sind natürlich der möglichst<br />
geringe Ressourcenverbrauch<br />
– nicht nur von Strom, Gas und<br />
Wasser, sowie Einschränkungen der<br />
Wegwerf-Mentalität, um Auswüchse<br />
wie bei der „Fast Fashion“- oder<br />
Retouren-Problematik auszumerzen.<br />
Daraufhin wurden die sogenannten<br />
R-Strategien entwickelt. Für eine<br />
längere Lebensdauer und entsprechende<br />
Wertschöpfung gelten als<br />
Kernelemente: „Rethink“, „Resell/<br />
Reuse“, „Repair“, „Refurbishment“<br />
und „Remanufacturing“. Zur Vermeidung<br />
von unnötigem, womöglich<br />
umweltschädlichem Abfall<br />
und zur Weiterverwertung sind<br />
„Reduce“ beziehungsweise „Recycling“<br />
gefordert.<br />
Daraus ergeben sich verschiedene<br />
Handlungsfelder für die Bereiche<br />
Design, Einkauf, Produktion, Vertrieb<br />
oder Nutzung – die wiederum<br />
weitreichende Maßnahmen<br />
beinhalten, von der Verwendung<br />
von Rezyklaten über die verstärkte<br />
Reparierbarkeit von Produkten bis<br />
zur Schaffung einer Infrastruktur<br />
52 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Timeline für die Umsetzung der ESPR-Verordnung<br />
März 2022<br />
in 2024<br />
Ende 2022 /<br />
Anfang 20<strong>23</strong><br />
20<strong>23</strong><br />
2024<br />
ca. 2026<br />
ESPR Entwurf<br />
Annahme der<br />
ESPR<br />
(EU-Parlament &<br />
EU-Rat)<br />
• Ecodesign Forum<br />
wird eingerichtet<br />
öffentl.<br />
Konsultation ><br />
Priorisierung<br />
Produktgruppen<br />
• Anzeichen<br />
für Möbel im<br />
„Batch-I“<br />
• VT/NT<br />
Annahme des<br />
Arbeitsplans &<br />
Start der<br />
Arbeit an den<br />
priorisierten<br />
Produktgruppen<br />
(Batch-I)<br />
• Vorbereitende<br />
Studien (1-2 Jahre)<br />
• Impact<br />
Assessment<br />
1. Entwurf<br />
„Delegated Act“<br />
• Für Möbel<br />
• >Mehrere<br />
„ Delegated Acts“<br />
• >Frage der<br />
„ Clusterung“<br />
Annahme<br />
„Delegated Act“<br />
Batch-I<br />
• Übergangszeit:<br />
ca. 1-1,5 Jahre<br />
Quelle: EFIC-Working Group Circular Economy 11.10.2022<br />
zur Rücknahme für eine zweite<br />
Nutzungsphase oder auch die Einführung<br />
von Mietmodellen. „Das<br />
Produkt vom Ende her denken“,<br />
sei einer der neuen Grundsätze,<br />
wie Heiner Strack betont. „Denn<br />
der Consumer ist mit seiner Kaufentscheidung<br />
der größte Hebel für<br />
nachhaltige Entwicklungen.“ Nicht<br />
zuletzt weil gängige Ökolabels aufgrund<br />
fehlender (überwachter)<br />
Standards keine echte, authentische<br />
Transparenz liefern, bedeuten die<br />
Digitalen Produktpässe (DPP) einen<br />
großen Schritt nach vorn. Vorausgesetzt,<br />
sie sind gut zu handeln und<br />
auch für die Käufer:innen leicht zu<br />
Heiner Strack – Leiter<br />
Technik, Umwelt,<br />
Normung beim VDM –<br />
vertritt die deutsche<br />
Möbelbranche bei<br />
der Ausarbeitung des<br />
Digitalen Produktpasses<br />
in Brüssel.<br />
allem Low-Cost-Ländern), wie sie<br />
derzeit bei Chips oder Medikamenten<br />
sichtbar wird. Nach dem Motto<br />
„Transparenz belebt das Geschäft“<br />
wird sich auch der Handel seine<br />
Lieferanten genauer ansehen, vermutet<br />
Strack.<br />
Noch interessanter wird der EUweit<br />
gepushte Bewusstseinswandel<br />
mit Blick auf neue Geschäftsmodelle:<br />
Wenn das Prinzip „Produzieren<br />
– Wegwerfen“ durchbrochen<br />
wird, weil bestehenden Produkten<br />
neues Leben eingehaucht<br />
wird. „Diese Form des Upgradings<br />
birgt für die Möbelbranche disruptive<br />
Möglichkeiten“, sieht Heiner<br />
Strack spannende Perspektiven voraus.<br />
Auch wenn es noch eine Weile<br />
dauert, bis die DPP-Verordnungen<br />
stehen und greifen, lohne es sich für<br />
jedes Unternehmen schon jetzt, sich<br />
auf die absehbaren Anforderungen<br />
einzustellen und mit Zukunftsideen<br />
zu beschäftigen. Zumindest können<br />
Betriebe schon damit anfangen, die<br />
Datenstrukturen neu zu denken, den<br />
CO2-Abdruck als Parameter einzubeziehen,<br />
Rezyklate in die Produkte<br />
einzubauen und somit schrittweise<br />
Maßnahmen im Sinne der Kreislaufwirtschaft<br />
trainieren. Der Entwurf<br />
der Verordnung gebe schon genug<br />
Hinweise, wohin die Reise geht,<br />
betont Strack und empfiehlt, gerade<br />
weil auch Kosten- und Wettbewerbsvorteile<br />
im Raum stehen: „Noch hat<br />
die Branche die Zeit und die Chance,<br />
vor der Welle zu surfen.“<br />
HEIKE LORENZ<br />
tigte Aufbereitung von Produkten<br />
(Refurbish oder Remanufacturing)<br />
relevant. Neben dem Urheberschutz<br />
stellt sich dabei auch die Frage der<br />
Verantwortlichkeit und Haftung.<br />
Gerade wenn es um sicherheitstechnische<br />
Funktionen geht. Hier<br />
komme es gerade bei Importprodukten<br />
auf eine funktionierende<br />
Marktaufsicht an, die die Einhaltung<br />
in den einzelnen EU-Staaten<br />
überwacht.<br />
Um den hohen Datenbestand<br />
wirtschaftlich angemessen und<br />
sicher zu verwalten, ist eine dezentrale<br />
Speicherung bei den Produktherstellern<br />
gegebenenfalls mit Verlinkung<br />
auf bestehende EU-Datenbanken<br />
geplant. Neben einheitlichen<br />
Datenstrukturen sind dabei ebenso<br />
Ownership (Eigentumsrechte,<br />
Urheberschutz) und Trackingmöglichkeiten<br />
(zur Rückverfolgung der<br />
Produkthistorie) zu klären.<br />
Trotz der Mammutaufgaben, die<br />
insbesondere für kleinere Betriebe<br />
zur Herausforderung werden, biete<br />
der DPP aber auch Chancen im<br />
Wettbewerb. Zum einen weil die<br />
gesetzlich festgelegten Informationspflichten<br />
zu besseren Nachhaltigkeitskennzahlen<br />
anspornen.<br />
Zum anderen weil mit verschärftem<br />
Anforderungsprofil an Importprodukte<br />
europäische Unternehmen<br />
wieder mehr von Heimvorteilen<br />
profitieren können, was überdies<br />
dem klimafreundlichen Ziel der<br />
Regionalisierung entspricht, ist<br />
Strack überzeugt. Außerdem ver-<br />
verstehen. Denkbar sind hier Symbolkennzeichnungen<br />
nach dem<br />
Vorbild von Ampelsystemen oder<br />
Energieeffizienz-Label.<br />
Bis es so weit ist, sind allerdings<br />
noch eine Menge offener Fragen zu<br />
klären. Welche Informationen kommen<br />
überhaupt in den öffent lichen<br />
und nichtöffentlichen Bereich? „Aus<br />
Sicht der Möbelindustrie fehlt es<br />
auch noch an Struktur- und Prozessvorgaben,<br />
wie zum Beispiel der<br />
Zugriff von anderen Marktakteuren<br />
zur Weiterverarbeitung der Originalhersteller-Daten<br />
stattfinden soll,“<br />
gibt Heiner Strack zu bedenken. Dies ringert dies die Abhängigkeit von<br />
sei insbesondere für die beabsich- einzelnen Beschaffungsmärkten (vor https://moebelindustrie.de<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 53
GO GREEN<br />
Die Polsterbetten sind mit allen<br />
neuen Matratzen kombinierbar.<br />
Schlaraffia: Matratzen-Portfolio erneuert<br />
Die nächste Evolutionsstufe<br />
ist erreicht<br />
Kraftvoll startet Schlaraffia ins<br />
neue Jahr. Seit mittlerweile<br />
113 Jahren steht das Sortiment<br />
für den gelungenen Mix<br />
aus Tradition und Innovation. Die<br />
Marke hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />
Gutes noch besser zu machen und<br />
so präsentiert Schlaraffia auch jetzt<br />
wieder neue Produkte, um den<br />
Kund:innen optimale Schlaflösungen<br />
zu bieten. Aktuell im Fokus: das<br />
komplett überarbeitete Matratzensortiment.<br />
„Auf Basis wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse haben wir<br />
unsere Matratzen weiterent wickelt,<br />
um dem Handel ein hervorragendes<br />
Portfolio zur Verfügung zu stellen,<br />
das die Marke sauber positioniert<br />
und dem Handel auch in schwierigen<br />
Zeiten Absatzpotenzial durch<br />
Differenzierung verspricht“, betont<br />
Commercial Director Henning<br />
Kantner. Das Ergebnis ist eine komplett<br />
neue „Geltex“-Kollektion, eine<br />
frische „Bultex“-Linie und eine für<br />
die Kreislaufwirtschaft optimierte<br />
Eco-Design-Matratze.<br />
Mit seiner patentierten Materialfusion<br />
„Geltex“ aus hochelastischem<br />
Gel und luftdurchlässigem Schaum<br />
hat Schlaraffia in den vergangenen<br />
zehn Jahren Erfolgsgeschichte<br />
geschrieben. Durch intensive Forschung<br />
wurde diese Kollektion nun<br />
nochmals weiterentwickelt. Das<br />
Ergebnis heißt „Geltex Next“. Die<br />
Linie umfasst sechs Modelle – drei<br />
Schaum- und drei Taschenfederkern-<br />
Varianten mit „Xspring“-Federkern.<br />
Sie sind ab März 20<strong>23</strong> im Handel<br />
erhältlich, jeweils in den Härtegraden<br />
H2 und H3.<br />
„Unser Portfolio bietet dem Handel<br />
Absatzpotenzial durch Differenzierung“,<br />
betont Henning Kantner,<br />
Commercial Director Schlaraffia.<br />
Im Fokus steht hierbei die signifikant<br />
verbesserte Klimakontrolle.<br />
Die Absenkung der Körpertemperatur<br />
ist ein natürlicher Prozess<br />
beim Einschlafen, sie unterstützt das<br />
Eintreten in die Tiefschlaf-Phase.<br />
Deshalb wurde bei der Entwicklung<br />
des „Geltex Next“-Schaums darauf<br />
geachtet, die Wärmeableitfähigkeit<br />
so zu verbessern, dass überschüssige<br />
Körperwärme schneller vom Körper<br />
weggeführt wird. „Besonders stolz<br />
sind wir, dass es unseren Entwicklern<br />
gelungen ist, das Material so zu<br />
modifizieren, dass keine weiteren<br />
Zusätze nötig waren. Das zahlt<br />
ungemein auf unseren Nachhaltigkeitsanspruch<br />
ein, da die Matratze<br />
am Ende ihrer Lebensdauer besser<br />
recycelt werden kann“, betont<br />
Henning Kantner.<br />
56 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Zudem sind in „Geltex Next“<br />
die Ergebnisse des Schlaraffia-<br />
Forschungsprojekts „Fundamentals<br />
of Sleep“ eingeflossen, in dem in<br />
insgesamt fünf Jahren über tausende<br />
Einzelmessungen von unterschiedlichen<br />
Matratzen auf Druckentlastung,<br />
Körperunterstützung und<br />
Atmungsaktivität hin überprüft und<br />
ausgewertet wurden. Somit ist die<br />
Innovation das Resultat konsequenter<br />
Weiterentwicklung, basierend<br />
auf umfangreichen wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen. „Dieses<br />
Streben nach stetiger Verbesserung<br />
sorgt nun dafür, dass wir mit dem<br />
neuen ,Geltex Next‘-Schaum wieder<br />
einmal das Matratzenangebot<br />
revolutionieren“, freut sich Henning<br />
Kantner.<br />
Eine weitere Neuheit ist die<br />
„Geltex Quantum Pure Plus TFK“.<br />
Diese modulare Matratze besitzt<br />
den höchsten Eco-Design-Anspruch<br />
aller Schlaraffia-Produkte. Sie<br />
besteht aus einfach zu trennenden<br />
Komponenten, die allesamt<br />
recycelbar sind. Sie lässt sich am<br />
Ende ihrer Lebensdauer im Sinne<br />
der Kreislaufwirtschaft schnell<br />
und unkompliziert in ihre Einzelmaterialien<br />
zerlegen und recyceln.<br />
So ist der Taschenfederkern nicht<br />
mehr wie gewöhnlich mit Schaum<br />
ummantelt. Für die nötige Stabilität<br />
sorgt nun eine Außenkante aus kleineren<br />
und festeren Taschenfedern.<br />
Die Matratze ist beidseitig nutzbar<br />
und mit dem „Geltex Next“-<br />
Schaum in zwei unterschiedlichen<br />
Festigkeiten je Seite ausgestattet,<br />
sodass der Kunde aus zwei Komfortlevel<br />
flexibel wählen kann. Der<br />
Bezug besteht zu 100 Prozent aus<br />
Polyestermaterialien, die sich fürs<br />
Textilrecycling eignen. Und sogar<br />
der Zipper punktet mit Kreislauffähigkeit:<br />
Zwar besteht er<br />
aus zwei unterschiedlichen<br />
Materialien,<br />
der Schlitten kann<br />
am Ende des<br />
Lebenszyklus aber<br />
ganz einfach mit<br />
einem Ruck entfernt<br />
werden. „Dieses<br />
Modell ist ein wichtiger<br />
Schritt auf unserer ,Mission<br />
Pure‘, erklärt Henning Kantner.<br />
Abgerundet wird der Neuheitenreigen<br />
mit der „Bultex Active“-<br />
Serie. Mit ihr feiert die Marke das<br />
Revival des beliebten Materials –<br />
einer Technologie, die seit über<br />
30 Jahren in Schlaraffia-Matratzen<br />
zum Einsatz kommt und millionenfach<br />
verkauft wurde, wie Henning<br />
Kantner ausführt: „Bultex ist nicht<br />
nur im Hause Schlaraffia der Inbegriff<br />
der Kaltschaummatratze. Aufgrund<br />
des großen Zuspruchs war es<br />
uns ein Anliegen, eine Kollektion zu<br />
schaffen, in der jeder eine Matratze<br />
in seinem Härtegrad findet und die<br />
für unsere Handelspartner einfach<br />
zu beraten und zu verkaufen ist.<br />
Mit der neuen Linie bringen wir<br />
das bewährte und über die Jahre<br />
verbesserte Material, sowie die<br />
ingredient Brand ,Bultex‘ wieder<br />
in den Vordergrund, als legitimer<br />
Nachfolger der erfolgreichen ,Com-<br />
Feel‘-Kollektion.“ „Bultex Active“<br />
umfasst acht Modelle, von denen<br />
die H2- und H3-Ausführungen als<br />
Schaumvariante mit dem besonders<br />
punktelastischen ‚Bultex‘-Komfort<br />
sowie die H4 und H5 als Taschenfederkern<br />
für das Plus an Stabilität<br />
und Durchlüftung gefertigt werden.<br />
www.schlaraffia.de<br />
Mit dem höchsten Eco-Design-<br />
Anspruch aller Schlaraffia-Produkte<br />
wartet die „Geltex Quantum Pure<br />
Plus 220 TFK“ auf.<br />
Wichtigste Neuerung des<br />
„Geltex Next“-Schaums ist<br />
die optimierte Klimakon trolle,<br />
so auch beim Modell „Geltex<br />
Quantum Touch Next“ (o.).<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 57
IDEEN ZUR<br />
LOOKINSPIRATION<br />
FARBEN-<br />
PRACHT<br />
/// So grau die Stimmung derzeit auch sein kann,<br />
so farbenfroh treten aktuell viele Kollektionen auf.<br />
Nicht nur „Viva Magenta“, die Farbe des Jahres von<br />
Pantone (siehe S. 66) bringt gute Laune, auch die<br />
vielen Blau-, Grün- Rot- und Rosétöne sorgen für<br />
eine ausgelassene Stimmung. Genau das richtige<br />
zum Jahresstart.<br />
Foto: Alessandro Paderni für Moroso<br />
58 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Wie große Kieselsteine wirken die Elemente von „Pebble Rubble“. Doch<br />
zum Glück sind die Module weich gepolstert (Moroso, Front Design).<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 59
POLSTER<br />
Die Kollektion „Paradise Bird“ von<br />
Wittmann spielt mit edlen Materialien und<br />
einer raffinierten Formensprache. In der<br />
neuen Trendfarbe ein absoluter Hingucker.<br />
Ein Farbton, der vor Elan und<br />
Kraft vibriert. Ein Kolorit, das in<br />
der Natur verwurzelt ist und ein<br />
neues Signal der Stärke ausdrückt.<br />
Die Pantone Farbe 20<strong>23</strong><br />
heißt „Viva Magenta 18-1750“ und<br />
steht für Mut und Furchtlosigkeit,<br />
erklärt das Pantone Color<br />
Institute. Das Purpurrot ist ein<br />
Hybridton, der das Gleichgewicht<br />
zwischen warm und kühl darstellt<br />
und Lust zum Experimentieren<br />
macht. Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ zeigt<br />
erste Schmuckstücke aus der<br />
Home & Living-Branche.<br />
Pantone: 20<strong>23</strong> wird es lebhaft in Purpurrot<br />
Starke Farbe: Viva Magenta<br />
Der Couchtisch<br />
„Veracruz“ von Boqa“<br />
ist ein Mix aus weichen<br />
und quadratischen<br />
Formen und erinnert an<br />
die Wellenbewegungen.<br />
„Dexter“ von<br />
Draenert punktet<br />
nicht nur mit seiner<br />
schwungvollen Kontur.<br />
Auch in seiner<br />
Farblichkeit sind<br />
dem Modell keine<br />
Grenzen gesetzt.<br />
Oben: Fir Italia ist nun in der Lage,<br />
seine Wasserhähne individuell zu<br />
gestalten. Mit dabei ist auch gleich die<br />
neue Pantone-Farbe.<br />
Rechts: „Nora“ heißt die neue<br />
Kollektion von Bross, die von Designer<br />
Michael Schmidt entworfen wurde. Sie<br />
umfasst einen kleinen Sessel (Foto),<br />
einen Hocker und einen Loungesessel<br />
und besticht durch seine funktionalen<br />
Features und poppigen Farben.<br />
Der unkonventionelle Sessel „Karelia“<br />
von Zanotta ist eine Pop-Ikone der 70er<br />
Jahre und nun neu aufgelegt. Die frischen<br />
Stoffbezüge in leuchtenden, schillernden<br />
Farben ersetzen das Vinyl der Seventies.<br />
66 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Faszinierend schlicht und<br />
gleichzeitig extrem Ausdrucksstark<br />
ist die Hängeleuchte<br />
„Fl/y“ von Kartell.<br />
Viva Magenta verwandelt<br />
das Badezimmer in einen<br />
warmen Kokon, heißt es<br />
bei Villeroy & Boch. Ein<br />
rotes „Artis“-Waschbecken<br />
mischt Farbexpertin Gesa<br />
Hansen beispielsweise nonchalant<br />
mit bordeauxroten<br />
Wänden, terracottafarbenen<br />
Fliesen und anderen monochromen<br />
Accessoires.<br />
Die florale Tapete „Pink Rose Jungle“<br />
von Uta Naumann ist überwiegend in<br />
Purpur- sowie Violett tönen gehalten<br />
und lässt sich harmonisch mit ockergelben<br />
Möbeln kombinieren.<br />
Wenn nicht als Möbel, kann Viva Magenta auch im<br />
Accessoire-Bereich eingesetzt werden. Desenio bietet dafür<br />
verschieden Bilder an – so wie „This must be the place“.<br />
Der „Kochtisch“ von Popstahl ist ein Eyecatcher<br />
in jeder Küche. Er steht im Kontrast zum<br />
massiven Küchenblock und erinnert in seiner<br />
modernen Optik eher an einen Schreibtisch.<br />
Das zweitürige Sideboard „Fes“ von Marioni besticht<br />
durch seine geschwungenen und eleganten Formen.<br />
Aus Massivholz gefertigt, ist es in verschiedenen<br />
Farben erhältlich – so auch in Viva Magenta.<br />
Cosmetic Pink lautet<br />
das Kolorit des<br />
„Drumawillin“ Sofas<br />
von Corrigan Studio,<br />
das über Wayfair<br />
vertrieben wird.<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 67
POLSTER<br />
Kräftige und aufeinander abgestimmte<br />
Farben bestimmen<br />
die PoS-Gestaltung.<br />
„Bullfrog by Die Wäscherei“: Erfolgreich über die Stadtgrenzen hinaus<br />
Aus der Masse<br />
herausstechen<br />
Vor vier Monaten hat die Wäscherei den deutschlandweit einzigen Bullfrog-<br />
Flag ship-Store in der Hamburger Innenstadt eröffnet – und das trotz der<br />
allgemein unsicheren wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“<br />
war vor Ort und sprach mit Geschäftsführer Michael Eck über seinen Mut und<br />
auch darüber, wie die Dependance angenommen wird.<br />
Farbenfrohe Wände, eine<br />
angenehme Beleuchtung und<br />
eine bis ins Detail stimmige<br />
PoS-Gestaltung: „Bullfrog by Die<br />
Wäscherei“ weckt schnell die Aufmerksamkeit<br />
der Kund:innen. „Mir<br />
ging es um ein farbiges, sehr modernes<br />
Konzept, das im Gegensatz zu<br />
dem üblichen Beige, Weiss, Grau der<br />
Home 24, Westwings, Bolias etc.<br />
steht“, erläutert Wäscherei-Inhaber<br />
Michael Eck die Store-Gestaltung.<br />
Als bundesweit einzigen Monobrand-Store<br />
hat er die Dependance<br />
am 19. August 2022 im Hamburger<br />
Hof in der Innenstadt der Hansestadt<br />
ans Netz gebracht – in direkter<br />
Nachbarschaft zum My Mexico City-<br />
Standort. Auf rund 200 qm zeigt<br />
„Bullfrog by Die Wäscherei“ Bestseller<br />
sowie Neuheiten des oberfränkischen<br />
Designlabels mit der<br />
Inspiration des Garant-Mitglieds.<br />
Seit Oktober werden im Außenbereich<br />
zusätzlich Outdoor-Kollektionen<br />
angeboten. „Da wir durch<br />
My Mexiko in der City den etwas<br />
günstigeren Bereich gut abdecken,<br />
ging es mir darum, auch unsere<br />
Hochwertschiene einmal dort zu<br />
präsentieren“, erklärt Michael Eck<br />
die Idee des Flagships, die ihm „über<br />
Nacht gekommen ist“, nachdem<br />
ihm die Fläche angeboten wurde.<br />
„Der Bullfrog Store richtet sich an<br />
ein Clic- oder Bornhold-Publikum.<br />
Dieses ist im Bereich Neuer Wall,<br />
Große Bleichen natürlich gut vertreten<br />
und es lag nahe, hier unsere<br />
seit Jahrzehnten geschätzten Partner,<br />
die Firma Bullfrog, anzusprechen.<br />
Eine schnellere Zusage habe ich<br />
selten bekommen. Bullfrog und<br />
die Wäscherei agieren wunderbar<br />
auf einer Wellenlänge, immer<br />
68 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
neugierig auf Neues, kreativ und<br />
innovativ.“ Und Annika Reimund,<br />
PR und Marketing bei Bullfrog fügt<br />
hinzu: „Wir arbeiten jetzt seit über<br />
20 Jahren erfolgreich zusammen<br />
und sind auch freundschaftlich verbunden.<br />
Die Lage am Jungfernstieg<br />
in Hamburg ist hoch frequentiert<br />
und attraktiv. Vielen Menschen, aus<br />
Hamburg aber eben auch Touristen,<br />
bewegen sich dort in einem<br />
gehobenen Einkaufsangebot. Unsere<br />
Möbel und unsere Marke gewinnen<br />
an Sichtbarkeit und Präsenz.“<br />
Den Umbau der Ladenfläche, auf<br />
der zuvor eine Weinhandlung angesiedelt<br />
war, sowie die gesamte PoS-<br />
Gestaltung übernahm die Wäscherei.<br />
„Herr Eck verfügt über ein professionelles<br />
Team, da war für uns nicht<br />
sich noch mehr Inspirationen und<br />
Eindrücke durch die jeweils unterschiedlich<br />
bezogenen Modelle holen.<br />
Zusätzlich kommen viele Kontakte<br />
mit den Verbraucher:innen direkt<br />
über Bullfrog zustande. „Diese informieren<br />
sich vorab über die Marke und<br />
fragen gezielt beim Hersteller nach,<br />
wo sie die Möbel kaufen können.“<br />
Sorge, dass er angesichts steigender<br />
Preise, Konsumzurückhaltung<br />
und Inflation vielleicht zu<br />
einer falschen Zeit investiert, hatte<br />
Michael Eck nie. „In wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten gilt es besonders<br />
aktiv zu sein, das Verhalten anderer<br />
Möbler mit Zurückhaltung, Verzicht<br />
auf Messebesuche usw. ist mir völlig<br />
unverständlich. Das Gegenteil ist<br />
richtig“, betont er.<br />
„Bei mir kommen die Ideen über<br />
Nacht“, beschreibt Wäscherei-<br />
Inhaber Michael Eck den Start<br />
seines Bullfrog- Flagshipstores.<br />
Fotos: Die Wäscherei, FUNKE Foto Services/Thorsten Ahlf<br />
Mit seiner ansprechenden Inszenierung weckt der Bullfrog-<br />
Monobrand-Store die Aufmerksamkeit der Verbraucher:innen.<br />
viel zu tun. Wir haben uns bezüglich<br />
der Möbel- und Bezugsauswahl<br />
eng abgestimmt. Den Rest hat das<br />
Wäscherei- Team alleine umgesetzt“,<br />
schwärmt Annika Reimund.<br />
Im Stammhaus in der Hamburger<br />
City Nord hat die Wäscherei<br />
seit Jahren ein rund 200 qm großes<br />
Bullfrog-Studio eingerichtet. „Ein<br />
Flagshipstore ist sowohl für uns<br />
als auch für Bullfrog eine interessante<br />
neue Erfahrung“, sagt Michael<br />
Eck. Dabei beobachtet er, dass viele<br />
Kund:innen auch gern zwischen<br />
beiden Standorten pendeln, um<br />
Sein Mut wurde belohnt. Insgesamt<br />
ist der Wäscherei-Chef mit<br />
dem Start des Monobrand-Stores<br />
sehr zufrieden. „Durch starke Werbung<br />
und Aktivität im Social-Media-<br />
Bereich haben wir bereits ein sehr<br />
interessiertes Publikum gefunden<br />
und konnten auch entsprechende<br />
Kaufabschlüsse erzielen – auch bei<br />
Nicht-Hamburger Publikum“, freut<br />
er sich. Dabei gehen die Möbel nicht<br />
nur ins angrenzende Umland. „Mittlerweile<br />
liefern wir jede zweite Garnitur<br />
über die Stadtgrenzen hinaus,<br />
zum Beispiel auch nach Frankfurt<br />
oder München, weil Touristen von<br />
dort nach Hamburg kommen und<br />
sich hier bei uns Möbel aussuchen.“<br />
Eine Konsumzurückhaltung<br />
oder zunehmende Preissensibilität<br />
bemerkt man im Bullfrog-Store<br />
nicht. „Unsere Kunden möchten<br />
sich in diesen Zeiten etwas gönnen<br />
und kaufen demonstrativ Möbel mit<br />
hoher Qualität. Die deutsche Herstellung<br />
der Produkte ist dabei ein<br />
sehr positives Kriterium“, beobachtet<br />
Michael Eck.<br />
Ebenfalls bemerkt der Möbel-<br />
Profi dass die Innenstadt wieder<br />
an Attraktivität gewinnt – auch für<br />
Möbelhändler. So haben dort u.a.<br />
Dedon oder Rolf Benz bei Clic ein<br />
Pop-up-Quartier bezogen und Westwing<br />
seinen ersten Flagshipstore<br />
eröffnet. Das vielfältigere Angebot<br />
schlage sich auch in den Besucherzahlen<br />
des Bullfrog-Stores sowie der<br />
My Mexico City-Dependance nieder<br />
und lasse auf eine weiterhin positive<br />
Entwicklung hoffen.<br />
<br />
DORIS SCHMIDT<br />
www.die-waescherei.de/bullfrogflagship-store/<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 69
KÜCHE<br />
Küchenliebe steckt<br />
Klemens Scharf<br />
und seinen drei<br />
Töchtern im Blut. Mit<br />
dem umfassenden<br />
Studioumbau zeigen<br />
sie sich zukunftsfit<br />
(v.l. Ehefrau Petra,<br />
Rebecca, Sandra und<br />
Jessica Scharf).<br />
Die Küchenplaner/Aurach: Step by step zum Generationswechsel<br />
Drei Schwestern –<br />
eine Küchenliebe<br />
Seit 27 Jahren ist das Studio von Klemens Scharf im fränkischen Aurach eine Instanz<br />
für Küchenberatung mit Herz und Seele. Als 63-Jähriger bewegt sich der Inhaber nun<br />
auf den Ruhestand zu. Dabei hat der Vater von drei Töchtern das Glück, dass sich die<br />
Begeisterung fürs Geschäft auch auf den Nachwuchs übertragen hat. Im Team setzen<br />
die Schwestern nicht nur das Lebenswerk fort, sondern bauen „Die Küchenplaner“<br />
zugleich für die Zukunft der nächsten Generation um.<br />
78 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Achtung Umbau!“ heißt es<br />
aktuell auf der Website von<br />
Die Küchenplaner. Das klingt<br />
fast gefährlich, soll aber vor allem<br />
den Schnitt in der Historie markieren.<br />
Denn: „Nach über 25 Jahren<br />
haben wir uns als Familienunternehmen<br />
dazu entschieden, unsere<br />
Räumlichkeiten für die Zukunft zu<br />
rüsten.“ Die Zukunft hat in diesem<br />
Fall, über die Veränderungen<br />
der Räume hinaus, drei Namen:<br />
Rebecca, Jessica und Sandra Scharf.<br />
Ein Trio, das vor allem auch das<br />
„angeborene“ Engagement für das<br />
Küchengeschäft verbindet.<br />
Gegründet wurde das Studio<br />
1995 gemeinsam vom Großvater<br />
Gustav und Vater Klemens Scharf<br />
– beides erfahrene Küchenmonteure,<br />
die mit dem Plana-Franchisesystem<br />
starteten und später ihre<br />
Eigenständigkeit als<br />
„Die Küchenplaner“<br />
manifestierten, seit<br />
2020 im Verbund<br />
mit der MHK Group.<br />
Step by step sind<br />
die drei Schwestern<br />
sprichwörtlich ins<br />
Geschäft hineingewachsen.<br />
Rebecca<br />
Scharf (29) erhielt<br />
von ihrem Vater im<br />
vergangenen Jahr<br />
bereits Prokura und<br />
ist mit 25 Prozent<br />
beteiligt, ihr Knowhow<br />
kommt von der<br />
Möfa und inzwischen<br />
sieben Jahren<br />
Verkaufserfahrung.<br />
Die jüngste Schwester,<br />
Jessica (28), hat<br />
ein Innenarchitektur-Studium<br />
abgeschlossen<br />
und ist<br />
seit einem Jahr im Verkauf aktiv.<br />
Die Älteste, Sanda (33), macht zwar<br />
gerade als Modedesignerin mit eigenem<br />
Label Karriere, kümmert sich<br />
aber auch um die gesamte Kommunikation<br />
des Küchenunternehmens:<br />
Vor einem Jahr hat sie federführend<br />
die Website im neuen Look inklusive<br />
virtuellem Rundgang relauncht,<br />
sorgt daneben für die POS-Gestaltung<br />
und die Präsenz in den Social<br />
Media.<br />
In der fränkischen Region ist<br />
das Studio mit seinen 17 Beschäftigten<br />
(darunter 5 im Verkauf und<br />
5 Monteure) fest verankert, kann<br />
sich gegen Mitbewerber Pilipp in<br />
Ansbach genauso durchsetzen wie<br />
Seit 27 Jahren ist das Küchenstudio der Familie Scharf eine bekannte Adresse im<br />
frän kischen Aurach. Vom Großvater und vom Vater gegründet, zieht mit der nächsten<br />
Generation – sichtbar – auch junger Esprit in die Räume ein.<br />
Wer wissen will, wie es in der Ausstellung aussieht, kann sich auf die virtuelle 3-D-Tour begeben. Ein<br />
Service, der zum Relaunch der Website gehört und sich gerade in der Zeit der Pandemie, in der Kund:innen<br />
nicht live ins Studio kommen konnten oder wollten, besonders bewährt hat.<br />
gegen Schüllers Abverkaufsstelle im<br />
nahen Herrieden. Wobei ein Fünftel<br />
des Umsatzes mit Objekten (Kindergärten,<br />
Tagesstätten, Büroküchen,<br />
betreutes Wohnen) erwirtschaftet<br />
wird, dank der Vernetzung mit der<br />
lokalen Baubranche. „Andererseits<br />
kommen auch noch Kunden mit<br />
handgezeichneten Skizzen des Groß -<br />
vaters zu uns, um eine neue Küche<br />
zu bestellen, oder deren Kinder.<br />
Manche kennen wir aus unserer<br />
Schulzeit“, beschreiben die Schwestern<br />
die breit gefächerte Klientel.<br />
Wobei die Kernzielgruppe zwischen<br />
30 und 40 Jahre alt ist und durchschnittlich<br />
13.000 bis 15.000 Euro<br />
für die Küche ausgibt.<br />
Die Küchen kommen von zwei<br />
großen Lieferanten unter dem Label<br />
Unica, die Gerätemarken hauptsächlich<br />
Siemens, Neff, Gaggenau und<br />
AEG. Flexibel auf Kundenwünsche<br />
einzugehen, ist eine angestammte<br />
Stärke. Gerade durch die Inflation<br />
scheint sie jetzt besonders gefragt<br />
zu sein, wie Jessica Scharf feststellt:<br />
„Küchen in mittleren Preislagen verkaufen<br />
wir gerade weniger, dafür<br />
mehr unter 13.000 oder deutlich<br />
über 20.000 Euro.“ Zum Teil werden<br />
auch Baupläne verworfen oder<br />
Bauplätze zurückgegeben, sodass<br />
sich der Anteil der Aufträge eher in<br />
Richtung Renovierung verschiebt.<br />
Ja, der Markt verändert sich auch im<br />
mittelständisch geprägten Franken.<br />
Seit zwei Monaten sei die Frequenz<br />
rückläufig, aber noch kein Grund<br />
zur Beunruhigung. Im Gegenteil:<br />
„So haben wir mehr Zeit für unseren<br />
Umbau.“<br />
Für die Schwestern ist der Umbau<br />
ein wichtiger Meilenstein und eine<br />
Bewährungsprobe auf dem Weg in<br />
die Zukunft. Die untere Etage des<br />
zweigeschossigen Studios (insgesamt<br />
800 qm inklusive Büros) wird<br />
dafür komplett neu gestaltet. „Bisher<br />
wurde immer nur stückweise verändert.<br />
Wir wollten die Ausstellung von<br />
Grund auf modernisieren,“ erklärt<br />
Jessica Scharf und betont dazu: „Wir<br />
zeigen nicht nur weiße Küchen, sondern<br />
setzen schon bei der Farbwahl<br />
ungewöhnliche Akzente. Zum Beispiel<br />
eine Front in Burgund und eine<br />
grüne Arbeitsplatte. Unsere Ausstellung<br />
soll überraschen, unsere Kunden<br />
in den Bann ziehen. Damit sie<br />
feststellen: Cool, die machen etwas<br />
Neues, das wir noch nicht gesehen<br />
haben. Selbst wenn die Ideen nicht<br />
genauso umgesetzt werden, bleiben<br />
wir so in den Köpfen.“<br />
Kreative Planungen für kleine<br />
und große Küchen, verschiedene<br />
Zielgruppen, Stil- und Geschmacksrichtungen<br />
entsprechen der Bandbreite<br />
der Klientel. Wichtig ist den<br />
Schwestern aber auch, dass der<br />
Eindruck nicht zu hochwertig ist:<br />
„Damit keiner meint: Das kann ich<br />
mir nicht leisten.“<br />
Dass Klemens Scharf seinen<br />
Töchtern fast völlig freie Hand bei<br />
dem Umbau gelassen hat, ist ein<br />
Zeichen des Vertrauens. Immerhin<br />
geht es hier um einen Invest von<br />
rund einer halben Million Euro.<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 79
KÜCHE<br />
Um planmäßig liefern zu<br />
können, musste sich Walden<br />
ab Herbst darauf konzentrieren,<br />
Kommissionen zu fertigen.<br />
Für Musterküchen blieb, wie<br />
Vertriebs leiter Uwe Steinhorst<br />
(l.) und Olaf Brennecke (r,)<br />
erklärten, keine Zeit.<br />
Walden: Massivholzküchen-Label bald flächendeckend präsent<br />
Richtig was losgetreten<br />
Walden ist weiter auf der Überholspur unterwegs und schreibt seit drei Jahren „gute Gewinne“, wie Olaf<br />
Brennecke versichert. Wichtig ist ihm die Eigenständigkeit der von Team 7-Inhaber Dr. Georg Emprechtinger<br />
2015 persönlich gegründeten Marke – nur Uwe Steinhorst und er sind als Vertriebsleiter für beide Firmen<br />
aktiv. Rund 150 Walden Vertriebspartner gibt es aktuell, neu dabei ist Kichechef aus Luxemburg.<br />
86 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Wildeiche, akzentuiert mit Schwarz, ist ein Topseller. Neu sind<br />
die Barhocker. Robinienküchen gibt es nur bei Walden. Durch<br />
eine dunklere Sortierung des Holzes wirkt sie edler (r.).<br />
Wir haben Zugriff auf<br />
Europas größtes Edelholzlager<br />
und sind auch in Zukunft in zehn<br />
Wochen lieferfähig. Uwe Steinhorst, Vertriebsleiter Walden<br />
Von Krise keine Spur. „Wir<br />
hatten selbst im November<br />
noch ein leichtes Plus gegenüber<br />
dem Vorjahr“, so Walden-<br />
Vertriebsleiter Olaf Brennecke,<br />
der von „enormen Steigerungen“<br />
spricht, aber über absolute Zahlen<br />
schweigt. Doch die für das Jahr 2022<br />
aufgestellte Zielzahl sei um über 50<br />
Prozent übertroffen worden. Seit<br />
drei Jahren würden gute Gewinne<br />
geschrieben, weil es viele, sehr gute<br />
Argumente für die Massivholzküchen<br />
von Walden gibt.<br />
„Wir sind lieferfähig, denn wir<br />
haben Zugriff auf ein Edelholzlager<br />
im Wert von 16 Mio. Euro“,<br />
so Brennecke, und Lieferzeiten –<br />
bei Walden sind es zehn Wochen<br />
– werden bei Massivholzküchen ein<br />
Thema, vermutet er. Vor allem aber<br />
„machen wir es Verkäufern leicht,<br />
hochwertiger zu verkaufen.“ Denn<br />
anders als bei weißen Küchen, die<br />
kaum zu unterscheiden seien, sei<br />
Massivholz etwas Besonderes und<br />
habe ein positives, wertiges Image.<br />
Zudem stimmt das Storytelling. Weil<br />
Walden Zugriff auf die gesamte<br />
Wertschöpfungskette hat, lässt sich<br />
die (Holz-)Qualität glaubwürdig<br />
argumentieren.<br />
Davon profitiert die Marke, die<br />
viel in POS-Material investiert hat<br />
und mittlerweile überall gleich auftritt.<br />
Stand eine Walden-Küche vor<br />
ein paar Jahren noch eher am Rand<br />
der Ausstellung, weil Händler, für<br />
den Fall, dass Kund:innen danach<br />
fragen, Massivholz im Angebot<br />
haben wollten, hat sich das komplett<br />
geändert. Heute platzieren Händler<br />
oft mehrere Modelle, rücken sie<br />
zunehmend ins Zentrum der Ausstellung<br />
und setzen sie auch gern als<br />
Aktivküchen ein – Wahrnehmung<br />
und Wertschätzung sind heute eine<br />
andere.<br />
Aktuell hat Walden rund 150 Vertriebspartner.<br />
Zu ihnen gehören Filialisten<br />
wie die Höffner Gruppe oder<br />
Meda, Segmüller und in Österreich<br />
auch XXXLutz. Neu konnte Kichechef<br />
aus Luxemburg gewonnen werden,<br />
der sogar sechs Walden- Küchen<br />
zeigt. Zur Zeit geht es darum, Vertriebslücken<br />
zu schließen. „Wir sprechen<br />
aktiv Küchenstudios an, freuen<br />
uns aber ebenso angesprochen zu<br />
werden“, so Steinhorst. Mit eigenem<br />
Außendienst ist Walden in Österreich,<br />
der Schweiz und Deutschland,<br />
dem mit Abstand wachstumsstärkstem<br />
Land, unterwegs.<br />
Dass die Österreicher ein offenes<br />
Ohr für die Wünsche ihrer Partner<br />
haben, zeigen die schwarzen<br />
Schübe, die eine dunkle Robinienküche<br />
mit Linoleumfronten deutlich<br />
edler wirken lassen als mit Bucheninnenleben.<br />
Ebenfalls neu sind die<br />
in Tische integrierte Funktionstheke<br />
mit Steckdosen für z.B. ein<br />
Raclette gerät, Platz für Kräutertöpfe,<br />
Gewürze und Co. sowie Linoleum<br />
als Plattenbelag und auch knuffige<br />
Barhocker. Durchgängige Wohnlichkeit<br />
ist das Thema und die spielt<br />
Walden neben den Materialien über<br />
Regale und Extras wie die „Terrabox“<br />
aus glasiertem Steingut mit<br />
Kellerklima im Innern, sodass Brot<br />
und Gemüse länger halten.<br />
Unverändert hilft es Walden,<br />
„Barplatten-Spezialist“ zu sein. Die<br />
Platten mit dem Wabenkern aus Fichtenholz,<br />
deren v-förmige Einkerbungen<br />
es möglich machen, selbst dicke<br />
Materialstärken ressourcenschonend<br />
zu erzeugen, werden nämlich gern<br />
auch bei weißen Küchen anderer<br />
Hersteller mitverkauft, um sie aufzuwerten.<br />
Durch den Wabenkern<br />
sind sie leichter, brauchen nur 30<br />
Prozent Auflage fläche und können<br />
ohne Abstützung 70 Prozent überkragen.<br />
„Damit packen wir Verkäufer“,<br />
so Brennecke. Sie setzen sie<br />
vielleicht zunächst nur für eine Insel<br />
ein, sehen, dass es funktioniert, und<br />
fassen Vertrauen. Im nächsten Schritt<br />
kreieren sie dann eine eigene Küche,<br />
indem sie in eine weiße ein paar<br />
Holz-Schränke integrieren, um aus<br />
dem Preisvergleich herauszukommen.<br />
„Wir wollen komplette Küchen<br />
verkaufen, aber ,halbe‘ nehmen wir<br />
zusätzlich gern mit.“ Da hilft es,<br />
dass Tiefen-, Höhen- oder Breitenkürzungen<br />
und Sonderanfertigungen<br />
kein Problem sind. Entscheidend<br />
sei, dass die Verkäufer keine<br />
Scheu mehr haben, Walden-Küchen<br />
zu planen. Die können sehr exklusiv<br />
sein und ein Klientel ansprechen,<br />
das es vor allem schön haben will.<br />
Und in Zeiten, in denen die Mitte<br />
immer mehr wegbricht, kann das<br />
wichtig werden.<br />
SUSANNE KRAFT<br />
www.walden.at<br />
Walden-Besonderheiten:<br />
die Griffleiste<br />
komplett aus Holz<br />
(o.), das schwarze<br />
Schubkasteninnenleben<br />
und die<br />
Funktionstheke,<br />
integriert im Tisch<br />
mit Linoleumplatte<br />
(u.).<br />
Mit Walden erzielen<br />
wir jetzt schon seit<br />
drei Jahren gute Gewinne.<br />
<br />
Olaf Brennecke, Vertriebsleiter Walden<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 87
DAS MAGAZIN FÜR FACHSORTIMENTE IM MÖBEL- UND ONLINEHANDEL<br />
LifeStyle<br />
JANUAR 20<strong>23</strong><br />
Paper & Tea<br />
Marke mit<br />
Entfaltungsdrang<br />
LifeCare Network<br />
So wohnen<br />
die Next<br />
Generations<br />
Foto: Mepal<br />
Ambiente, Christmasworld, Creativeworld: Drei Leitmessen live erleben<br />
Sinnliche Eindrücke<br />
in Frankfurt
lifestyle<br />
//TRENDS//INFOS//NEWS//TRENDS//INFOS//NEWS//<br />
Handmade-Look jetzt<br />
im zarten Grau<br />
Die Serie „Thomas Clay“ von Thomas besticht durch Funktionalität<br />
und die Natürlichkeit des Materials Steinzeug, das hier fast wie Ton<br />
an mutet. Durch die zarte Rillenstruktur und die kleinen schwarzen<br />
Sprenkel im Material bekommen die Teller und Tassen einen authentischen<br />
Handmade-Look. Grund für die Sprenkel sind kleine Eiseneinschlüsse,<br />
die beim Brennen aufschmelzen und damit der Keramik<br />
diesen besonderen Touch geben. Erhältlich ist die Linie in den Farbtönen<br />
„Earth“, „Sky“, „Rock“ und „Rust“ und bringen Naturverbundenheit<br />
trendbewusst und stilsicher auf den Tisch – egal, ob Ton in Ton<br />
oder individuell kombiniert. In diesem Jahr kommt mit „Smoke“ (Foto)<br />
ein neuer sinnlicher Farbton hinzu. Das zurückhaltende, neutrale Grau<br />
bringt Lässigkeit und Komfort auf den Tisch. Das ruhige Colorit feiert in<br />
jedem Wohnraum einen stylischen Soloauftritt und setzt die natürlichen<br />
„Thomas Clay“-Farben „Earth“, „Sky“, „Rock“ und „Rust“ ebenso<br />
harmonisch in Szene. www.thomas-porzellan.de<br />
Nordic Living auf<br />
der Ambiente<br />
Zeitlos, minimalistisch, funktional: Skandinavisches Design<br />
ist bekannt für seine geradlinige und schlichte Formensprache.<br />
Qualität und Funktionalität treffen dabei auf kreative<br />
Interior konzepte moderner Wohngestaltung. Deshalb widmet<br />
die Ambiente, die vom 3. bis 7. Februar 20<strong>23</strong> stattfindet,<br />
diesem Stil einen ganzen Themenbereich. In Halle 3.1 zeigen<br />
mehr als 70 Aussteller aus Skandinavien ihre Kreationen.<br />
Wichtige Marken wie Stelton (r.), Broste Copenhagen, Hoptimist,<br />
Georg Jensen (l.) oder Zone Denmark sind in Frankfurt<br />
am Main mit dabei. Darüber hinaus sind zahlreiche neue<br />
Unternehmen und -marken in der Living-Halle zu finden.<br />
Dazu zählen zum Beispiel Design By Us ApS und die Marke<br />
New Mags von Page17 ApS. Inspirierende Einblicke in die<br />
Welt des skandinavischen Designs erhalten Fachbesucher:innen<br />
aber nicht nur an den Messeständen, sondern auch bei<br />
Vorträgen namhafter Designexperten auf der Conzoom<br />
Solutions Academy. Mit dabei Michael Ring, Inhaber und<br />
CEO von Stelton. www.ambiente.messefrankfurt.com<br />
Premiere für digitale Player<br />
Auch digitale Player sind auf der kommenden Ambiente in Frankfurt vertreten und<br />
präsentieren unter dem Dach „Digital Retail presented by nmedia“ ihre Onlinelösungen<br />
und Services für den Handel. In der Galleria 1.0, und damit im direkten Umfeld von<br />
Ambiente Dining, zeigen Onlinemarken wie Ebay, EK Service Group, Kaufland, nmedia<br />
und Interxion, wie das digitale Geschäft neben dem stationären Handel erfolgreich<br />
aufgebaut und professionell betrieben werden kann. Es ist das erste Mal, dass digitale<br />
Player auf der weltweit größten und wichtigsten Konsumgüterplattform gebündelt vor Ort auftreten. Ziel ist es, sich mit Händlern<br />
und Lieferant:innen zu vernetzen, um gemeinsam das digitale Business weiter auszubauen und den stationären Handel so zu<br />
stärken. Dabei präsentieren sich die teilnehmenden Marken nicht nur vor Ort in einem gemeinsamen Areal, sondern sind zusätzlich<br />
auf der Onlineplattform Ambiente Digital Extension aktiv. https://nmedia.solutions<br />
90 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
lifestyle<br />
Elo, Kesper und RBV Birkmann: Zusammen Flagge zeigen auf der Ambiente<br />
Gemeinsame Sachen<br />
in Frankfurt<br />
Drei etablierte Marken haben sich dazu entschlossen, gemeinsam die Ambiente zu bestreiten.<br />
Der Gemeinschaftsstand von Elo, Kesper und RBV Birkmann wird sicher zu den Highlights der<br />
Ambiente gehören, zumal die Brands stark auf Nachhaltigkeit setzen und mit diesem wichtigen<br />
Themenkomplex ein Stück weit Agenda-Setting für die Branche betreiben möchten.<br />
Als inhabergeführtes<br />
Familienunternehmen aus<br />
Ostwestfalen setzt RBV<br />
Birkmann seit vielen<br />
Jahren Backtrends und<br />
die Benchmark für Innovationen<br />
in der Backabteilung.<br />
Unten im Portrait:<br />
Geschäftsführer Lars<br />
Birkmann.<br />
www.birkmann.de<br />
Krisenzeiten führen oftmals zu neuen Ideen<br />
und Denkmustern. Im Fall der drei Konsumgüter-Brands<br />
Elo, Kesper und RBV<br />
Birkmann zeigt sich das am Umgang mit<br />
Messen, denn auf der Ambiente werden sie erstmals<br />
gemeinsam ausstellen. Gründe dafür gibt<br />
es genug, denn der Kostendruck steigt auf allen<br />
Ebenen – Catering, Standbau, Werbung, alles ist<br />
teurer geworden.<br />
Ein einfaches „Weiter so“ komme deshalb nicht<br />
in Frage, sagt Markus Kesper, Geschäftsführer der<br />
F. Anton Kesper GmbH. Wer als Unternehmer<br />
gerade nicht kostenbewusst agiere, sei auch nicht<br />
glaubwürdig. Andererseits ist die Ambiente für die<br />
drei Labels unbedingt gesetzt, ein Pflicht termin,<br />
auf den sich alle Beteiligten nach der langen<br />
Corona-Zwangspause sehr freuen. „Die Produkte<br />
lassen sich live einfach am besten erleben“, sagt<br />
Marcus Grünewald, Geschäftsführer von Elo-<br />
Stahlwaren – Karl Grünewald & Sohn GmbH &<br />
Co. KG. Auch wenn die drei Geschäftsführer mit<br />
weniger internationalen Gästen rechnen, stellen<br />
sie andererseits ein großes Interesse bei vielen<br />
Handelspartnern fest, sich wieder intensiver mit<br />
Produkten und Lieferketten auseinanderzusetzen.<br />
Dass bei dem Messe-Auftritt auf keinen Fall<br />
Business as Usual betrieben wird, verdeutlichen<br />
Elo, Kesper und RBV Birkmann mit dem Leitmotiv<br />
ihrer Gemeinschaftspräsentation: Nachhaltigkeit.<br />
Dabei geht es insbesondere um die beiden<br />
Dimensionen Produkt und Verpackung – etwa<br />
mit Pfannen aus recyceltem Aluminium, FSC-zertifizierten<br />
Schneidebrettern oder umweltfreundlichen<br />
Verpackungsmaterialien.<br />
Da es sich um drei Traditionsunternehmen<br />
handelt, ist eine nachhaltige Perspektive ohnehin<br />
Teil ihrer DNA. Das im Jahr 1902 gegründete<br />
Unternehmen F. Anton Kesper hat seinen Standort<br />
im bekannten Skisprung-Weltcup-Ort Willingen<br />
am Rande des Sauerlandes. Die Marke steht insbesondere<br />
mit dem natürlichen Werkstoff Holz<br />
in sehr enger Beziehung. Das umfangreiche Sortiment<br />
umfasst die Bereiche Haushaltswaren aus<br />
verschiedenen Materialien wie Holz, Bambus,<br />
Kunststoff, Schiefer, Glas und Melamin, Korb-<br />
96 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 1/20<strong>23</strong>
Kesper – for Kitchen<br />
& Home. So wirbt<br />
das Unternehmen<br />
von Markus Kesper<br />
für das umfangreiche<br />
Sortiment mit<br />
Schwerpunkt auf<br />
Holz produkten.<br />
www.kesper.com<br />
waren aus Kunststoffgeflecht und Weide sowie<br />
eine stetig wachsende Auswahl an Klein<strong>möbel</strong>n.<br />
„Ressourcen zu erhalten und Ressourcen schonend<br />
einzusetzen, ist unsere Unternehmensphilosophie“,<br />
erklärt Markus Kesper. Alle Artikel der<br />
„Collection Holz“ stammen ausschließlich aus<br />
kontrollierter europäischer Forstwirtschaft (FSCzertifiziert),<br />
von asiatischen Kautschuk-Plantagen<br />
oder aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern.<br />
Richtungsweisend setzt sich das Unternehmen<br />
seit Jahren für den Einsatz von Bambus in vielen<br />
Produkten ein. Außerdem ist Kesper Mitglied von<br />
Amfori, einem weltweit aktiven Unternehmensverband<br />
für offenen und nachhaltigen Handel.<br />
RBV Birkmann aus Halle in Westfalen versteht<br />
sich ebenfalls als ein gesellschaftlich und<br />
ökologisch umsichtig agierendes Unternehmen,<br />
das hohe soziale Standards in der gesamten Produktions-<br />
und Lieferkette fördert und fordert und<br />
Produkte unter anderem in heimischen Werkstätten<br />
für Menschen mit Behinderungen herstellen<br />
und entwickeln lässt. So wird gewährleistet, dass<br />
Backutensilien und Backformen von hoher Qualität<br />
und langer Lebensdauer entstehen. „Dass wir<br />
unser Sortiment kontinuierlich auf recycelbare<br />
und besonders nachhaltige Produkte umstellen,<br />
versteht sich ebenso von selbst wie die Verwendung<br />
von regionalem Ökostrom“, erklärt Lars<br />
Birkmann, Geschäftsführer der RBV Birkmann<br />
GmbH & Co. KG.<br />
Auch Elo sieht sich einer langen Tradition verpflichtet.<br />
Vor mehr als 80 Jahren gründete Karl<br />
Grünewald in Spabrücken, einem kleinen Dorf<br />
im Hunsrück, einen Haushaltswarenhandel und<br />
belieferte mit einem speziell ausgerüsteten Automobil<br />
die in dieser Region stark verstreut liegenden<br />
Ortschaften direkt mit Kochgeschirren aus<br />
hochwertigem Stahl. Schon damals war oberstes<br />
Unternehmensziel, die Kunden mit Produkten<br />
von höchster Qualität zufriedenzustellen. Dass<br />
dabei schon lange die ganze Wertschöpfungskette<br />
im Blick behalten wird, zeigt Elo an verschiedenen<br />
Stellen – beispielsweise seit 2010 als Mitglied<br />
der BSCI (Business Social Compliance Initiative).<br />
Das nachhaltige Fundament für den gemeinsamen<br />
Messe-Auftritt ist somit vorhanden. Nun geht<br />
es darum, die Handelspartner mit den Themen<br />
und Produkten für 20<strong>23</strong> zu begeistern. Ausstellen<br />
werden die drei Marken auf dem Frankfurter<br />
Messegelände in Halle 9.0 in dem Ausstellungssegment<br />
„Kitchen, Accessories & Baking“ – Elo<br />
am Stand C37, RBV Birkmann am Stand C43 und<br />
Kesper am Stand C47.<br />
Seit 1934 setzt Elo auf<br />
Töpfe und Pfannen mit<br />
hohem Qualitätsan-<br />
spruch. Heute vertreibt<br />
das Unternehmen von<br />
Marcus Grünewald<br />
seine Produkte in über<br />
40 Länder.<br />
www.elo.de<br />
1/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 97