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Klaviertrio Hemsing, Violine; Stadtfeld, Klavier; Müller-Schott, Violoncello

Konzert des Kulturrings Heilbronn e. V. am 25. Januar 2023 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie mit Werken von L. v. Beethoven, E. Grieg und P. I. Tschaikowsky

Konzert des Kulturrings Heilbronn e. V. am 25. Januar 2023 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie mit Werken von L. v. Beethoven, E. Grieg und P. I. Tschaikowsky

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KULTURRING

HEILBRONN E.V.

www.kulturring-heilbronn.de

KLAVIERTRIO

DANIEL MÜLLER-SCHOTT, VIOLONCELLO

ELDBJØRG HEMSING, VIOLINE

MARTIN STADTFELD, KLAVIER

MITTWOCH, 25. JANUAR 2023

19.30 UHR


Klaviertrio

DANIEL MÜLLER-SCHOTT, Violoncello

ELDBJØRG HEMSING, Violine

MARTIN STADTFELD, Klavier

3. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2022 / 2023

Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr

LUDWIG VAN BEETHOVEN 1770 –1827

Klaviertrio D-Dur op. 70, 1 (»Geistertrio«)

- Allegro vivace con brio

- Largo assai ed espressivo

- Presto

EDVARD GRIEG 1843–1907

Klaviertrio c-Moll

- Andante con moto

25 Min.

10 Min.

Pause

PETER I. TSCHAIKOWSKY 1840–1893

Klaviertrio a-Moll op. 50

À la mémoire d‘un grand artiste

1) Pezzo elegiaco:

Moderato assai - Allegro giusto

2a) Tema con Variazioni

2b) Variazione Finale e Coda:

Allegro risoluto e con fuoco –

Andante con moto – Lugubre

51 Min.


Guten Abend,

zur Kammermusikbesetzung Klaviertrio (Violine, Violoncello,

Klavier) gab es im 19. Jahrhundert und bis

heute sehr unterschiedliche Bewertungen und Einschätzungen.

1808, im Jahr der »Pastorale«, schrieb

Beethoven seine beiden Klaviertrios op. 70. Mit ihnen

befreite er die Gattung von dem unterhaltenden Charakter,

den sie noch bei Mozart und Haydn gehabt hatte,

und machte sie zu einer der musikalischen Hauptformen

des 19. Jahrhunderts.

Bei Edvard Grieg könnte man meinen, er habe mit seinem

einzigen Klaviertrio, das auch nur aus einem Satz

besteht, eher eine Pflichtübung absolviert.

Peter Tschaikowsky wiederum ertrug die Kombination

aus Violine, Violoncello und Klavier nach eigener Aussage

nicht: »Die melodische Klangfarbe von Geige und

Cello mit ihrem wunderbar warmen Timbre tritt in einen

Wettbewerb mit dem Klavier – dem König aller Instrumente

–, das vergeblich zu beweisen versucht, dass es

auch, wie seine Widersacher, singen kann… Ich weiß,

dass es viele herrliche Trios gibt; doch als musikalische

Form liebe ich das Trio nicht. Deshalb könnte ich für diese

Klangkombination keine von echtem Gefühl beseelte

Komposition schreiben.« Diese Aussage widerlegte

Tschaikowsky dann ein Jahr später aber selbst mit dem

ebenso monumentalen wie beseelten a-Moll-Trio.

Der Kammermusikexperte Harald Eggebrecht sieht es

so: »Das Genre Klaviertrio verlangt eine Art Quadratur

des Kreises, will man auf höchstem Niveau musizieren:

Einerseits braucht es enormes solistisches Können bei

jedem der drei, zum anderen sollen sie aus symphonischem

Geist des Miteinanders Musik machen, also

ein überzeugendes Ensemble bilden«.

Heute Abend werden in diesem Kulturring-Konzert mit

einem Klaviertrio (ohne eigenen Ensemble-Namen!)

drei hochrangige Solisten, Eldbjørg Hemsing, Daniel

Müller-Schott und Martin Stadtfeld den Beweis antreten,

dass sie genau dieses Kunststück fertigbringen.


ELDBJØRG HEMSING

Eldbjørg Hemsing wurde

in Valdres, Norwegen,

geboren und studierte

am renommierten

Barratt Due Institute of

Music in Oslo sowie bei

dem renommierten Professor

Boris Kuschnir in

Wien. Sie spielt eine Violine

von Antonio Stradivari

»Rivaz, Baron Gutmann«

von 1707, eine freundliche

Leihgabe der Dextra

Musica Foundation.

Ihre internationale Karriere nahm schnell Fahrt auf; sie

nahm drei preisgekrönte Alben auf, brachte mehrere

gefeierte neue Kompositionen zur Uraufführung und

trat an den renommiertesten Orten in 15 Ländern auf.

Zu den jüngsten Höhepunkten zählen das Eröffnungskonzert

des Bergen International Music Festival 2020

und Hillborgs zweites Violinkonzert mit dem Stavanger

Symphony Orchestra im März 2021. Eldbjørg

Hemsing hat mit Orchestern wie dem MDR Sinfonieorchester

Leipzig, dem Chinese National Orchestra,

dem Czech National Symphony Orchestra und den

Orchestern von Shanghai und Hong Kong musiziert.

Sie ist auf der ganzen Welt aufgetreten, unter anderem

im Lincoln Center, im Kennedy Center, in der

Wigmore Hall, beim Verbier Festival und im National

Center for the Performing Arts in Peking. In dieser

Spielzeit spielt sie Tan Duns Fire Ritual, geschrieben

für Eldbjørg Hemsing, mit dem Helsingborg Symphony

Orchestra und Maxime Pascal und Bruchs Scottish

Fantasy mit dem Sinfonieorchester Wuppertal

unter der Leitung von Patrick Hahn. Sie ist mit dem

Franz Liszt Chamber Orchestra auf Tournee und tritt

in einem Play/Direct-Programm mit dem Georgian

Chamber Orchestra auf.


Sie trat bei zahlreichen großen globalen Veranstaltungen

und Veranstaltungsorten wie der Friedensnobelpreisverleihung

in Oslo, den Vereinten Nationen, der

Shanghai Expo und dem UN-Sicherheitsrat auf und

tourte mit der norwegischen Königsfamilie um die Welt.

Sie hat eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten

Tan Dun entwickelt, mit dem sie mehrere preisgekrönte

Werke uraufgeführt und aufgenommen hat.

Eldbjørg Hemsings von der Kritik gefeierte Aufnahmen

zeigen die Vielseitigkeit ihrer Arbeit. Ihr neuestes

Album mit Edvard Griegs Violinsonaten gewann

den Spellemann-Preis in Norwegen für die Einspielung

des Jahres 2020. Ihr Debütalbum im Jahr 2018

enthielt Violinkonzerte von Hjalmar Borgstrøm und

Dmitri Schostakowitsch, aufgenommen mit den Wiener

Symphonikern und Olari Elis. Ihre neueste CD

wird die reichhaltige Klanglandschaft der Arktis erforschen

und 2022 erscheinen.

Sie ist Mitbegründerin des Hemsing Festivals und

künstlerische Leiterin des SPIRE, eines innovativen

jährlichen Wettbewerbs zur Förderung junger Künstler

in ihrer künstlerischen und persönlichen Selbstentwicklung

in der Welt der klassischen Musik.

DANIEL MÜLLER-SCHOTT

Daniel Müller-Schott gastiert bei international bedeutenden

Orchestern; u. a. in den USA mit den Orchestern

in New York, Boston, Cleveland, Chicago, Philadelphia,

San Francisco und Los Angeles; in Europa

bei den Berliner Philharmonikern, beim Gewandhausorchester

Leipzig, beim Bayerischen Staatsorchester,

bei den Münchner Philharmonikern, den

Rundfunkorchestern von Berlin, München, Frankfurt,

Stuttgart, Leipzig, Hamburg, Kopenhagen und Paris,

beim Tonhalle-Orchester Zürich und Oslo Philharmonic,

beim London Symphony und Philharmonic

Orchestra, City of Birmingham Symphony Orchestra,

Nederlands Philharmonisch Orkest und Spanish

National Orchestra, sowie in Australien beim Syd-


ney und Melbourne

Symphony Orchestra, in

Asien mit Tokios NHK

Symphony Orchestra,

Taiwans National Symphony

Orchestra und

Seoul Philharmonic

Orchestra.

Eine langjährige Zusammenarbeit

verband ihn

mit Yakov Kreizberg,

Kurt Masur, Lorin Maazel

und Sir André Previn.

Neben der Aufführung der großen Cellokonzerte

vom Barock bis zur Moderne hat Daniel Müller-

Schott eine große Leidenschaft für die Entdeckung

unbekannter Werke und die Erweiterung des Cello-Repertoires,

etwa durch eigene Bearbeitungen

sowie die Zusammenarbeit mit den Komponisten

unserer Zeit.

Sir André Previn und Peter Ruzicka haben dem

Cellisten Cellokonzerte gewidmet. Sebastian Curriers

»Ghost Trio« brachte Daniel Müller-Schott

mit Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis in der

New Yorker Carnegie Hall zur Uraufführung. Zum

Beethoven-Jahr 2020 hat Daniel Müller-Schott mit

Anne-Sophie Mutter & Friends Jörg Widmanns

»Studie über Beethoven« (6. Streichquartett) in

Tokio uraufgeführt. Im Januar 2023 wird Daniel

Müller-Schott ein weiteres ihm gewidmetes Cellokonzert

von George Alexander Albrecht uraufführen,

gemeinsam mit der Staatskapelle Weimar

unter der Leitung von Marc Albrecht.

Daniel Müller-Schott feiert sein 20-jähriges Bühnenjubiläum

im Herbst gemeinsam mit Julia

Fischer in Bamberg, wo die Karriere der beiden

Ausnahmekünstler begann. Internationale Musikfestivals

laden Daniel Müller-Schott regelmäßig ein.

Bei seinen Kammermusikkonzerten arbeitet Daniel


Müller-Schott u. a. zusammen mit Kit Armstrong,

Renaud Capuçon, Julia Fischer, Daniel Hope, Igor

Levit, Sabine Meyer, Nils Mönkemeyer, Anne-

Sophie Mutter, Francesco Piemontesi, Lauma und

Baiba Skride, Emmanuel Tjeknavorian, Simon

Trpčeski und mit dem Aris Quartett.

Im Herbst dieses Jahres veröffentlicht Daniel Müller-Schott

seine neue Kammermusik-CD mit einem

seiner langjährigen Klavierpartner Herbert Schuch:

Edvard Grieg Music for Cello – Cello Sonata |

Transcriptions of Violin Sonata No. 3 and Songs.

Daniel Müller-Schott, studierte bei Walter Nothas,

Heinrich Schiff und Steven Isserlis. Er wurde persönlich

von Anne-Sophie Mutter gefördert und

erhielt u. a. den Aida Stucki Preis sowie ein Jahr

privaten Unterricht bei Mstislaw Rostropowitsch.

Bereits im Alter von fünfzehn Jahren gewann Daniel

Müller-Schott 1992 den Ersten Preis beim Internationalen

Tschaikowsky-Wettbewerb für junge

Musiker in Moskau.

Daniel Müller-Schott spielt das »Ex Shapiro« Matteo

Goffriller Cello, gefertigt in Venedig 1727.

MARTIN STADTFELD

Martin Stadtfelds pianistische Laufbahn beginnt mit

einem Klavier vom Räumungsverkauf. Schon mit sieben

Jahren steht sein Berufswunsch fest: Konzertpianist.

Früh erkundet er die Regeln und Geheimnisse

von Kontrapunkt und Harmonielehre; als Jungstudent

kommt er in Frankfurt in die Klasse von Lev Natochenny

und gewinnt erste Preise in Paris und Bozen.

Der sensationelle Sieg beim Leipziger Bach-Wettbewerb

im Jahr 2002 wird zum Ausgangspunkt einer

Karriere, die Martin Stadtfeld zu den wichtigsten

Festivals und den bedeutenden Konzerthäusern und

Orchestern führt.


Rezitale mit der Musik Bachs, den Sonaten Beethovens,

der deutschen Romantik und Orchestereinladungen

mit den Klavierkonzerten Mozarts bis Rachmaninows

führen Martin Stadtfeld in den letzten zwei

Jahrzehnten in die ganze Welt.

25 CDs spielt er in dieser Zeit ein, die preisgekrönt und

von der internationalen Kritik gefeiert werden. Immer

wieder ist die Musik Johann Sebastian Bachs Wegstein

in dieser beeindruckenden Diskografie. Es entstehen

Aufnahmen der Goldberg-Variationen, des Wohltemperierten

Klaviers, der Musik des jungen Bach. Zugleich

weist diese intensive Beschäftigung den Weg zu Einspielungen

von Chopins Etüden, Werken Mozarts und

Beethovens und der deutschen Romantik und taucht

diese Musik in ein neues Licht.

So geschieht es fast zwangsläufig, dass der Mut zu

persönlicher Interpretation auch zu Eigenkompositionen

und freien Bearbeitungen führt. Händel-Variations,

Piano Songbook, Hommage to Bach sind Titel,

die Martin Stadtfelds ganz persönliche Auseinandersetzung

mit der Musik hautnah erlebbar machen: Auf

CDs, als Stream, aber auch als Notenhefte.

Aktuell liegt eine CD

mit Bearbeitungen

deutscher Volkslieder

vor. Aus dem Alten

schöpfen und Neues

daraus schaffen: Ein

Credo, das Martin

Stadtfelds künstlerisches

Leben durchaus

prägt und ihn

immer wieder zu seinem

Leitstern Johann

Sebastian Bach blicken

lässt.


BEETHOVEN KLAVIERTRIO D-DUR

(»GEISTERTRIO«)

Im Winter 1808/09 stellte Ludwig van Beethoven

(1770-1827) die beiden neuen Werke des op. 70 im

Hause der ungarischen Gräfin Marie Erdödy, wo er

damals wohnte, der Öffentlichkeit vor. Der Berliner

Komponist und Publizist Johann Friedrich Reichardt

hörte sie am Silvestertag 1808 mit dem Komponisten

selbst am Flügel und geriet über die Musik

ins Schwärmen. Reichhardts Äußerung ist nur ein

Beleg dafür, wie sehr Beethovens Werke jener Zeit –

es waren neben den beiden Trios die 5. und 6. Symphonie,

die Coriolan-Ouvertüre und wenig später das

5. Klavierkonzert – bei den Musikfreunden Wiens auf

Zustimmung, ja Begeisterung stießen.

Neben Reichardt hat noch ein zweiter prominenter

Zeitgenosse die Trios op. 70 gewürdigt: E.T.A. Hoffmann,

der ihnen eine ausführliche Kritik in der Allgemeinen

Musikalischen Zeitung widmete. Nach Hoffmann

offenbart sich gleich im Hauptthema des ersten

Satzes »schon ganz der Character des Trios, das

weniger düster als manche andere Instrumental-Compositionen

Beethovens gehalten, ein frohes, stolzes

Bewusstseyn eigener Kraft und Fülle ausspricht …

Umso zweckmäßiger war es, den im ganzen Stück

vorherrschenden Gedanken in vier Octaven unisono

vortragen zu lassen; er prägt sich dem Zuhörer fest

und bestimmt ein, und dieser verliert ihn in den wunderlichsten

Krümmungen und Wendungen, wie einen

silberhellen Strom, nicht mehr aus dem Auge.« In der

Tat verarbeitet der ganze erste Satz in kaum abreißender

Dichte das Hauptthema auf die unterschiedlichste

Art und Weise.

Den populären Beinamen »Geistertrio«, der dem Charakter

des Anfangs zu widersprechen scheint, verdankt

das Trio dem langsamen Mittelsatz und einer

Bemerkung des Beethoven-Schülers Carl Czerny:

«Der Character dieses sehr langsam vorzutragenden

Largo ist geisterhaft schauerlich, gleich einer Erscheinung

aus der Unterwelt.« E.T.A. Hoffmann hörte aus


dem Satz den »Charakter einer sanften, dem Gemüth

wohltuenden Wehmuth« heraus. Zum Eindruck des

Geisterhaften trägt der Klang bei: Das Hauptthema,

das sich wie ein melancholischer Gesang über den

ganzen Satz legt, wird vom Klavier mit schnellen Sextolen

leggiermente begleitet, woraus nach Hoffmann

»ein Säuseln«, ein schattenhafter Klang entsteht. Verbunden

mit den düsteren Akkordballungen und dem

seltsam verhangenen Duktus der Themen wirkt der

ganze Satz in der Tat wie ein gespenstisch-fahles

Bild. Es gipfelt in den düsteren Klängen der Coda, wo

die Sextolen in den Klavierbass wie in eine Gruft hinabzusteigen

scheinen.

»Wie der Sturmwind die Wolken verjagt« (Hoffmann),

so verdrängt das Finale die düstere Stimmung des

Largo. Es kehrt zur Stimmung und zur kontrapunktischen

Verarbeitungstechnik des Kopfsatzes zurück.

Dem D-Dur-Trio, op. 70, 1, gab Beethoven noch die

traditionellen drei Sätze, bevor er die Gattung zur

Viersätzigkeit erweiterte. Seinen populären Beinamen

»Geistertrio« verdankt es den geisterhaften Tremoloeffekten

und überraschenden dynamischen Kontrasten

seines langsamen Satzes; doch steht der Name

allzu sehr im Widerspruch zur Haltung der schnellen

Ecksätze. Der erste, Allegro vivace e con brio, lebt

vom Kräftespiel zweier Motive, die gleich zu Beginn

exponiert werden: ein stürmischer Unisono-Anlauf

und eine gesangliche Phrase des Cellos. Sie werden

in der Durchführung zunächst nacheinander, dann

gleichzeitig verarbeitet. Aus ihrem Gegeneinander

entsteht nicht nur die kontrapunktische Dichte des

Satzes, sondern auch seine ungeheure rhythmische

Energie.

Im Largo assai ed espressivo treten die Streicher

zunächst mit fahlem Unisono einem charaktervollen

Motiv des Klaviers gegenüber, das den ganzen Satz

beherrscht. Allmählich löst sich der Klang in die

beschriebenen »geisterhaften« Klangfarben, extreme

Lagen und Dynamikwerte auf.


Das Presto-Finale wird dagegen von Gesanglichkeit

und Virtuosität beherrscht – mit extravaganten harmonischen

Wendungen schon im Thema.

GRIEG KLAVIERTRIO C-MOLL

Den Norweger Edvard Grieg (1843-1907) würden die

wenigsten mit Leipzig in Verbindung bringen, und doch

hat er 1858-62 eher lustlos und wenig erfolgreich seine

Studienjahre am Leipziger Konservatorium absolviert –

Pflichtprogramm für alle aufstrebenden jungen Musiker

aus den skandinavischen Ländern. Eine späte Frucht

dieser Jahre waren seine Kammermusiken in den klassischen

Genres, insbesondere sein Streichquartett.

In dessen Schatten schrieb er 1878 das Andante con

moto für Klaviertrio, seinen einzigen Beitrag zu diesem

Genre, ein schönes schlichtes Stück mit besonders

prominent behandeltem Cellopart.

Edvard Griegs Klaviertrio wurde laut Datum im Manuskript

am 17. Juni 1878 fertiggestellt. Das Andante

con moto in c-Moll ist ein beachtliches Stück, das

anscheinend als langsamer Satz eines Klaviertrios

gedacht ist, obwohl es in Wirklichkeit dessen Kontraste

sind. Charakter und der Wechsel von langsamen

mit schnelleren Tempi machen es zu einem

wirkungsvollen einsätzigen Werk. Es ist sicherlich

keine Skizze oder ein Entwurf, sondern ein in jeder

Hinsicht vollständig realisiertes Stück und von einer

Qualität, die mit Griegs anderen, bekannteren Kammermusikkompositionen

vergleichbar ist.

TSCHAIKOWSKY KLAVIERTRIO A-MOLL

Peter I. Tschaikowskys (1840-1893) monumentales

einziges Klaviertrio, das der Komponist zum Andenken

an Nikolai Rubinstein, den Gründer des Moskauer

Konservatoriums und bedeutenden Pianisten und

Dirigenten, als mächtigen musikalischen Grabstein

schuf, ist ein Höhepunkt elegischer Stimmungsmalerei

in der romantischen Kammermusik.


Tschaikowskys Klaviertrio entstand im Winter 1881/82

in Rom. Den Anlass zur Komposition hat Tschaikowsky

in der pathetischen Widmung À la mémoire

d’un grand artiste – »Zur Erinnerung an einen großen

Künstler« – selbst genannt. Der Geehrte war der

Pianist Nikolaj Rubinstein, der Gründer des Moskauer

Konservatoriums, der Tschaikowsky 1866 an dieses

berufen hatte. Im Frühjahr 1881 starb Rubinstein

völlig überraschend. Die Beerdigung in der orthodoxen

Kirche der Rue Daru in Paris machte einen so

erschütternden Eindruck auf Tschaikowsky, dass er

sich endlich nach langem Zögern zur Komposition

eines Klaviertrios durchrang.

Er hatte diese Gattung lange Zeit kategorisch abgelehnt.

So hatte er noch 1880 an seine Gönnerin

Nadeschda von Meck geschrieben: »Wohl infolge der

Beschaffenheit meiner Hörorgane vertrage ich die

Verbindung von Klavier, Geige und Cello nicht. Mir

scheint, dass diese Klangfarben nicht miteinander

harmonieren, und ich versichere Ihnen, dass es für

mich eine Qual ist, ein Trio oder eine Sonate mit Geige

und Cello zu hören.«

Der Zweck eines Epitaphs für einen »grand artiste«

wird schon in der ungewöhnlichen Form sichtbar: Das

50-minütige Werk besteht aus nur zwei Sätzen, die in

ihrer Ausdehnung unwillkürlich sinfonische Dimensionen

annehmen.

Der erste Satz – Pezzo elegiaco (Moderato assai - Allegro

giusto) – ist ein Sonatensatz mit einer Fülle motivischen

Materials. Besonders effektvoll ist die Umdeutung

des Hauptthemas als Trauermarsch in der Reprise.

Wenngleich es durchaus optimistische Abschnitte

in diesem Satz gibt, etwa das Allegro giusto, das sich

an das Hauptthema und dessen Weiterentwicklung


anschließt, bleibt die Grundstimmung doch fatalistisch:

»Pezzo elegiaco«, »Adagio con duolo e ben sostenuto«,

eine Vielzahl an Espressivo-Vorgaben, starke

dynamische Kontraste, ein Verebben des Satzes in

thematischen Fragmenten im Pianissimo.

Nach diesem schon ausgedehnten Wechselbad der

Gefühle beginnt der überbordende Variationensatz

– »A. Tema con variazioni: Andante con moto – B.

Variazione Finale e coda«, dessen letzte Variation als

Quasi-Finalsatz fungiert. Das Thema hat einen überaus

gesanglich-tänzerischen Charakter und wird von

Tschaikowsky mit u. a. einer Walzer- und einer Mazurka-Variation

auch direkt tänzerisch verarbeitet. In

manchen Variationen wird bei aller Kantabilität durchaus

schon wieder ein ernsterer Ton angeschlagen,

so in Variation IV und Variation IX (»Andante flebile

ma non tanto«). Die letzte Variation beginnt kämpferisch

und optimistisch als Allegro risoluto e con fuoco,

ist dynamisch, über weite Strecken unheimlich

laut und überaus motorisch. Nach mehreren Wellen

wird als Kulminationspunkt dann aber im Andante

con moto das melancholische Hauptthema des ersten

Satzes erreicht, im dreifachen Forte, im Klavier in

wilden Arpeggien und Girlanden umspielt. Der Satz

endet dann in der Katastrophe. Ein plötzliches piano,

»Lugubre«, wieder ein Trauermarsch, das Hauptthema

nur noch im Fragment. Die Musik erstirbt (»morendo«)

im dreifachen Piano.

Das Thema der Variationen geht auf eine gemeinsame

Soirée Rubinsteins und Tschaikowskys aus dem Jahr

1873 zurück. Einer alten Überlieferung zufolge soll

Tschaikowsky in den Variationen 12 Episoden aus

dem Leben Rubinsteins geschildert haben.

Gefördert:


Konzerte der Abonnementreihe im Theodor-Heuss-

Saal der Festhalle Harmonie, Beginn 19.30 Uhr

Dienstag,

07. März 2023

Montag,

03. April 2023

Mittwoch,

26. April 2023

Dienstag,

09. Mai 2023

Streichquartett

KUSS QUARTETT

Orchesterkonzert I

OXFORD PHILHARMONIC

ORCHESTRA

Solistin: MARTHA ARGERICH, Klavier

Klavierduo

LUCAS & ARTHUR JUSSEN

Orchesterkonzert II

ACADEMY OF ST MARTIN

IN THE FIELDS

Solist: SEONG-JIN CHO, Klavier

Konzerte der Reihe »Perspektiven Heilbronn«

in den Städtischen Museen Heilbronn im Deutschhof,

Beginn 19.30 Uhr

Montag,

27. März 2023

Montag,

15. Mai 2023

CARIN LEVINE

(Diepholz), Flöten

KAI WANGLER

(Fürstenfeldbruck), Akkordeon

Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.

Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm

Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40 17

Texte: Ulrich Heffter

Gestaltung: www.wsk-werbung.de

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