Leseprobe "Spinnennetz" von Lars Kepler

»Du kannst deine Unterwäsche auf dem Heizkörper in meinem
Büro trocknen«, sagt Henry.
»Sehr witzig«, seufzt Saga.
»Oder bevorzugst du feuchte Schlüpfer?«
»Hör auf«, warnt sie ihn und sieht ihm in die Augen.
»Womit?«
»Das weißt du genau.«
»Ich habe nichts gegen MeToo, aber man darf doch wohl
noch ein paar Scherze oder ein Kompliment machen«, antwortet
er und begegnet ihrem Blick.
»Da bin ich ganz deiner Meinung.«
»Du siehst sehr schön aus, hast einen gut gebauten Körper.«
»Okay, das reicht jetzt.«
»Man kann sich auch bedanken«, antwortet Henry mit erhobener
Stimme.
»Danke.«
»Ich weiß, dass du diesen Job brauchst.«
»Wie ich bereits sagte, er ist sehr wichtig für mich.«
»Wenn ich dich rausschmeiße, kommst du nicht mal mehr
bei einem Wachdienst unter«, sagt er.
»Da hast du wohl recht«, erwidert sie mit einem Nicken.
Er wendet seinen Blick ab.
»Ich muss bald gehen, schick mir den Vorgang Johnson versus
Johnson vor vier Uhr.«
»Auf jeden Fall, ich bin schon dabei.«
Henry geht zur Tür, bleibt dann aber stehen und dreht sich
noch einmal um.
»Du glaubst wirklich, dass die NOA dich einstellen wird?
Die Nationale Operative Abteilung?«
»Hast du meine privaten Mails gelesen?«
»Du wirst nie wieder Polizistin sein«, sagt er und verlässt den
Raum.
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