Leseprobe "Spinnennetz" von Lars Kepler
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»Es sind keine Fingerabdrücke darauf«, sagt er und zieht eine<br />
Schublade heraus. »Setz dich … und sag Bescheid, wenn du ein<br />
Phasenkontrastmikroskop brauchst.«<br />
»Danke.«<br />
Erixon holt eine Pinzette mit Porzellanschaufeln heraus,<br />
hebt die Kugel aus einem kleinen Karton und legt sie auf einen<br />
Objektträger aus Glas.<br />
Joona setzt sich an den Schreibtisch und ändert den Winkel<br />
der Lampe.<br />
Die Kugel ist kräftig verformt, der weiße Mantel ähnelt einer<br />
aufgeblühten Tulpe, und der Kern aus Blei ist geplättet wie ein<br />
Mantelknopf.<br />
»Hohlspitzgeschoss«, sagt Joona.<br />
»Der Durchmesser der Kugel beträgt 9,27, das ist ein Viertelmillimeter<br />
mehr als die Kugeln, die du verwendest«, erklärt<br />
Erixon.<br />
»Also handelt es sich um eine Makarow?«<br />
»Ja«, bestätigt Erixon und nickt.<br />
»Mit einem Zündhütchen mit Knallquecksilber und einem<br />
Mantel aus weiß gekochtem Silber.«<br />
»Das ist sehr seltsam«, seufzt er und sieht Joona an. »Aber<br />
offensichtlich nicht für dich?«<br />
»Doch«, erwidert Joona zögerlich.<br />
»Möchtest du mir erzählen, worum es hier geht?«<br />
»Wenn die Zeit gekommen ist«, antwortet Joona.<br />
Als Erixon sich wieder auf den Weg gemacht hat, stellt Joona<br />
die Schaufel und die Schubkarre in den Geräteschuppen. Die<br />
Sonne geht hinter den Baumkronen unter, und der Wald füllt<br />
sich mit Dunkelheit.<br />
Joona fragt sich erneut, was die makabre Entscheidung, Margots<br />
Körper aufzulösen, eigentlich bedeuten soll.<br />
Die Gärtnerei ist in eine graue Halbdämmerung gesunken,<br />
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