WZB_Jahresbericht_2020_2021_RZ_Web_Einzelseiten
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Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung
Bericht
2020 | 2021
Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung
Bericht
2020|2021
Das Wissenschaftszentrum
Berlin für Sozialforschung
(WZB) ist Mitglied der Leibniz-
Gemeinschaft.
Inhalt
4 Geschäftsführung
5 Das WZB im
Jahresrückblick
2020|2021
10 Das Jubiläumsjahr
11 Die Forschungs einheiten
2020|2021
13 Schwerpunkt
14 Dynamiken sozialer
Ungleichheiten
15 Abteilung
Ausbildung und
Arbeitsmarkt
16 Forschungsprofessur
Ungleichheit und
Sozialpolitik
17 A.SK Social Science
Award
18 Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel:
Berufsbildung
und lebenslanges
Lernen
20 Forschungsgruppe
Arbeit und Fürsorge
22 Forschungsgruppe
Gesundheit und
soziale Ungleichheit
24 Forschungsgruppe
Effort and Social
Inequality
26 Schwerpunkt
28 Markt und
Entscheidung
27 Abteilung
Verhalten auf Märkten
29 Abteilung
Ökonomik des Wandels
31 Forschungsgruppe
Ethics and Behavioral
Economics
33 Forschungsgruppe
Neuroökonomie
34 Forschungsprofessur
Intergenerational
Social Learning
35 Forschungsprofessur
Collective Decision
Making
36 Schwerpunkt
38 Digitalisierung und
gesellschaftlicher
Wandel
37 Forschungsgruppe
Digitale Mobilität
und gesellschaftliche
Differenzierung
39 Forschungsgruppe
Globalisierung, Arbeit
und Produktion
41 Forschungsgruppe
Politik der
Digitalisierung
43 Schwerpunkt
45 Internationale
Politik und Recht
44 Abteilung
Global Governance
46 Forschungsprofessur
Theorie, Geschichte
und Zukunft der
Demokratie
47 Forschungsprofessur
Global Public Law
48 Forschungsgruppe
Governance for Global
Health
49 Forschungsprofessur
Global Politics
50 Forschungsgruppe
Globale humanitäre
Medizin
51 Forschungsprofessur
Politische Theorie
52 Forschungsprofessur
Globale Soziologie
53 Schwerpunkt
55 Wandel politischer
Systeme
54 Abteilung
Transformationen der
Demokratie
56 Abteilung
Demokratie und
Demokratisierung
58 Gut vernetzt
2 -Bericht 2020|2021
59 Schwerpunkt
59 Migration und
Diversität
60 Abteilung
Migration, Integration,
Transnationalisierung
63 Forschungsgruppe
International
Citizenship Law
64 Forschungsprofessur
Political Inequality
and Identity Politics
65 Das WZB ist
gewachsen
65 Schwerpunkt
65 Politische Ökonomie
der Entwicklung
66 Abteilung
Institutionen und
politische Ungleichheit
69 Forschungsgruppe
der Präsidentin
70 Forschungsgruppe der
Präsidentin
72 Bereichsübergreifende
Forschung
73 Center for Global
Constitutionalism
73 Zentrum für
Zivil gesell schaftsforschung
74 Promotionskolleg
„Gute Arbeit“: Ansätze
zur Gestaltung der
Arbeitswelt von
morgen
75 Brückenprojekt:
Gegen oben, gegen
andere: Quellen von
Demokratie kritik,
Immigrationskritik
und Rechtspopulismus
75 Brückenprojekt:
Experimenting with
Causality
76 Brückenprojekt:
„Abgehängt in
der Sackgasse?“:
Soziale Teilhabe und
Klimawandel
76 Brückenprojekt:
Meritokratieglaube,
motivierte
Erwartungen und
Zielverfolgung: Die
Studienplatz‐vergabe
als natürliches
Experiment
77 Präsidialbereich
und Administrative
Geschäftsführung
78 Präsidialbereich
79 Administrative
Geschäftsführung
80 Schöne Atmosphäre
81 Service und
Verwaltung
82 Kommunizieren in der
Krise
83 Wissenschaftliche
Information
84 IT & eScience
85 Verwaltung
86 Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des
WZB 2020|2021
88 Fakten und
Daten
89 Leitung, Organe, Gremien
92 Rufe
94 Habilitation / Habilitationsäquivalente
Leistung
94 Promotionen
97 Das ist das WZB:
Zahlen, Daten, Fakten
99 Wissenstransfer
108 Ehrungen, Preise und
Stipendien 2020|2021
110 Organigramm
-Bericht 2020|2021
3
2021
2020
Geschäftsführung
Präsidentin
Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.
Administrative Geschäftsführerin
Dipl.-Betriebsw. (FH) Ursula Noack M. A.
Das WZB im Jahresrückblick
2020|2021
Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine lassen die Jahre 2020|2021 wie weit zurückliegende
Zeiten erscheinen. Unser Rückblick zeigt jedoch: Das in diesen Jahren Erreichte
ist ganz präsent und prägt das WZB weit über die Krise hinaus.
Pandemie und Zoom, Schatten
und Licht und neue kreative Kräfte
Freitag, der 13. März 2020: Die Task Force des Berliner Senats
kündigt den Lockdown an und bespricht mit den Leitungspersonen
der Universitäten und Forschungseinrichtungen
die Folgen für Lehre, Bibliotheken und Labore. Dass an
diesen Telefonkonferenzen auch die außeruniversitären
Institute teilnehmen, liegt allein daran, dass sie sich kurz
vor Pandemieausbruch auf Initiative von Jutta Allmendinger
zum Netzwerk BR50 zusammengeschlossen haben. Nicht
auszumalen, wie die Kommunikation sonst in diesen ersten
Tagen des Blindflugs verlaufen wäre. So aber sprechen
die Außeruniversitären von Anfang an mit einer Stimme,
denken für einander mit, gestalten mit. Dazu später mehr.
Jutta Allmendinger und Ursula Noack
Zunächst aber: die Pandemie. Unter ihrem Vorzeichen steht
der Jahresbericht des WZB für 2020 und 2021. Und hier
gab es zweifellos Licht und Schatten. Die gute Nachricht
zuerst: Trotz Lockdown, Videokonferenzen und Homeoffice
hatte das WZB zwei überaus erfolgreiche Jahre. Im wissenschaftlichen
Output gab es keinerlei Einbußen, im Gegenteil
wirkten die Forschenden und Wissenschaftsunterstützenden
manches Mal geradezu entfesselt. Die Pandemie mit ihren
gesellschaftlichen Folgen wurde zum Forschungsschwerpunkt
in allen Abteilungen; den bereits im Frühjahr 2020
begonnenen Datenerhebungen folgten weitere Befragungswellen,
Auswertungen und Einordnungen der Ergebnisse.
Die Pandemie war Thema einer Kolloquiumsreihe „Soziologische
Perspektiven auf die Corona-Soziologie“ mit inzwischen
fünf Staffeln; sie war Schwerpunkt des WZB-Blogs
„Corona und die gesellschaftlichen
Folgen“ und Thema eines Hefts
der WZB-Mitteilungen. Neue Kolleginnen
und Kollegen wurden
eingestellt; Kooperationen entstanden;
die Zahl der Medienbeiträge
schnellte in die Höhe.
Aber natürlich hatte die Pandemie
Schattenseiten. Eltern waren
isoliert mit ihren Kindern, hatten
wenig Zeit zur Veröffentlichung,
Promovierende mussten Feldforschungen
verschieben, weitaus
weniger Dissertationen wurden
rechtzeitig fertig, die monatelange
Homeoffice-Arbeit forderte
ihren Tribut. Das WZB reagierte
darauf. Es erstellte einen Code of
Conduct für Homeoffice-Arbeit
und eine Richtlinie zu mobilem
Arbeiten im Ausland, führte einen
anonymen Survey zu pandemiebedingten
Belastungen von Promovierenden durch, um den
Unterstützungsbedarf zu erfahren, initiierte ein Verfahren
für die Wiedereingliederung erkrankter Kolleginnen und
Kollegen und richtete einen Corona-Fonds ein, um Vertragsverlängerungen
von Promovierenden und Postdocs
zu finanzieren.
-Bericht 2020|2021
5
Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019
Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021
Pandemiestab
Die Sorgepflicht des WZB galt aber nicht erst bei Notfällen:
Ein Pandemiestab übersetzte erst täglich, dann wöchentlich
die Verordnungen des Senats in interne Regelungen und
informierte die Beschäftigten. Zoom- und andere Software-
Lizenzen wurden ausgewählt und stellten das Arbeiten von
zu Hause aus sicher. Ausnahmen für die Arbeit am WZB
wurden individuell festgelegt, eine Betriebsvereinbarung
zur Arbeitszeiterfassung vereinbart. Mobile Endgeräte,
Kopfhörer und LAN-Kabel wurden verteilt, ein Jahr später
Masken, Tests und Impftermine. Auch als wieder mehr
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in ihren Büros arbeiten
konnten, blieb das WZB im „wachsamen Präsenzbetrieb“.
Bis heute besteht das Arbeiten aus einer Kombination von
Präsenzzeiten, mobilem Arbeiten und Videokonferenzen.
Miteinander in Zeiten des Nebeneinander
Das WZB wäre nicht eine gewachsene, stabile Community,
wenn sie die wenigen Wochen, in denen etwas Normalität
möglich war, nicht sofort genutzt hätte. Gut, dass es die
Freundinnen und Freunde des WZB gab, die einige der ungewöhnlichen
Formate großzügig unterstützten:
Im Herbst 2020 wurden täglich Zufallsgruppen von WZB-
Beschäftigten zum Mittagstisch ausgelost, um – mit Abstand
– den persönlichen Kontakt aufrechtzuerhalten. Im
Sommer 2021 gab es Aufmunterungen in Form von Tischtennisschlägern
und neuen Kaffeemaschinen. Im Herbst
2021 trafen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des
WZB im Innenhof, um einander auf den neusten Stand zu
bringen und die im Lockdown eingestellten Kolleginnen und
Kollegen endlich persönlich kennenzulernen. Das Jahresende
2020 und 2021 würdigten die Beschäftigten mit der
Produktion zweier Videofilme, immer unter Beachtung der
Hygieneregeln. Die Komische Oper lieferte Kostüme, um
das WZB in das Reich der Fantasie zu entführen; ein Jahr
später besuchten ein Tänzer und eine Tänzerin der Sasha
Waltz Compagnie das WZB, um eine Choreografie gegen Alltag
und Vereinzelung zu erarbeiten. Beide Filme lieferten
ein bewegtes und buntes Beispiel für das Brückenschlagen
zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst.
Das Zusammenstehen funktionierte auch im virtuellen
Raum: Der Austausch über die Erfahrungen des mobilen
und hybriden Arbeitens stand im Mittelpunkt eines Townhall
Meetings, zu dem das WZB im Oktober 2021 alle
Beschäftigten einlud. Fast 100 Kolleginnen und Kollegen
diskutierten online, wie auch in den nächsten Monaten das
Arbeiten auf Abstand gelingen und der Zusammenhalt des
Instituts gestärkt werden könnte. Die Reihe der wöchentlichen
WZB-Talks ging online und holt bis heute etwa 50
WZB-Beschäftigte und Gäste an den Bildschirm, die sich
über die Forschungen der Kolleginnen und Kollegen auf
dem Laufenden halten wollen.
Dieses Miteinander in Zeiten eines pandemiebedingten
Nebeneinanders ist uns mindestens so wertvoll wie die
starken wissenschaftlichen Leistungen, die im vorliegenden
Bericht dokumentiert sind.
Willkommen und Abschied
Im März 2020 ging Wolfgang Merkel, Direktor der Abteilung
Demokratie und Demokratisierung, in den Ruhestand. Nach
16 Jahren am WZB hinterlässt er eine bemerkenswerte
Erfolgsbilanz mit über 20 Monografien, 18 Herausgeberschaften,
gut 200 Artikeln und zahlreichen Auftritten in
allen Medienformaten, die ihn zum weithin sichtbaren
Demokratie-Experten machen. Innerhalb des WZB war er
ein wertvoller und jederzeit zugänglicher Ansprechpartner
für seine Leitungskolleg*innen ebenso wie für sein Team
und ebnete Wege für die folgende Generation. Unser Dank
geht an ihn und seine gesamte Abteilung.
Dass auch die nachfolgende Abteilung Demokratieforschung
betreiben sollte, war mit dem Kuratorium entschieden
worden. Im Oktober 2020 wurde daher unter dem neuen
Direktor Daniel Ziblatt die Abteilung Transformationen
der Demokratie eingerichtet. Daniel Ziblatt lehrt auch an
der Harvard-Universität und war bereits 2019 als Karl W.
Deutsch-Gastprofessor am WZB tätig; trotz Teilzeit und
transatlantischer Ferne entwickelte er sich daher in kürzester
Zeit zu einem verlässlichen und aktiven Mitglied
der Leitungsebene.
Preise für Spitze und Nachwuchs
Der mit 40.000 Euro dotierte Berliner Wissenschaftspreis
2021 ging an Michael Zürn, Direktor der Abteilung Global
Governance, für seine herausragende Forschungsarbeit
zur Analyse internationaler Beziehungen und für seinen
Beitrag zur Weiterentwicklung des Berliner Wissenschaftsstandorts.
Pola Lehmann aus der Abteilung Demokratie und
Demokratisierung wurde unter 900 Nominierten für den
Leibniz-Promotionspreis 2021 in der Kategorie Geistes- und
Sozialwissenschaften ausgewählt. Sie sind nur zwei Beispiele
für die Erfolge unserer Forschenden auf allen Ebenen.
6
-Bericht 2020|2021
Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021
Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019
Michael Zürn
erhält den Berliner
Wissenschaftspreis 2021
Vernetzung
Das WZB arbeitet seit vielen Jahren eng mit wissenschaftlichen
Einrichtungen zusammen. Selten jedoch war das
Timing so gut wie bei der Gründung des Verbunds der
außeruniversitären Forschungsinstitute Berlin Research
50 (BR50) im Februar 2020, die dazu führte, dass in den
pandemiebezogenen Abstimmungen mit dem Senat klare
Ansprechpartner zur Verfügung standen. Der Verbund ist
weit mehr als eine Vernetzung seiner Leitungspersonen.
Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich ein intensiver Dialog
zu strategischen Themen, zu Forschungsprojekten und Berufungen,
Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und Diversität,
zu Governance-Themen und zur Vernetzung mit Akteuren
außerhalb der BR50. Eine von zwei Geschäftsstellen der BR50
wurde 2021 am WZB eingerichtet; der Verbund wird nun in
eine rechtssichere Form als eingetragener Verein gebracht.
Research under pressure
In den Monaten der Pandemie haben Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler in den Medien und im öffentlichen
Diskurs besondere Aufmerksamkeit erfahren. Wo Forschung
jedoch ohne Kontextualisierung diskutiert wird, ergeben sich
leicht Situationen, in denen Forschende persönlich angegriffen
werden können. Auf Initiative seiner Nachwuchswissenschaftler:innen
hat das WZB eine Untersuchung zu
den Bedingungen eingeleitet, unter denen Forscherinnen
und Forscher in den (meist populären) Medien so stark
unter Druck gesetzt werden, dass sie sich in der freien
Ausübung ihrer Forschung bedroht fühlen. Als Präventivmaßnahme
für solche Fälle wurde ein Leitfaden entwickelt
und ein Ansprechpartner im Stab der Präsidentin benannt.
Medieninteresse und Transfer
Die Medienresonanz konnte in den Jahren 2020 und 2021
erneut deutlich gesteigert werden.
Viel beachtet wurde ein Interview von Edgar Grande auf
tagesschau.de zu den Corona-Protesten („Der Protest muss
deradikalisiert werden“). *** Ruud Koopmans veröffentlichte
in der Neuen Zürcher Zeitung den Gastbeitrag „Das
Virus und die offenen Grenzen – wie Westeuropa zum
Covid-19-Hotspot wurde“. *** Andreas Knie war erneut
gefragter Gesprächspartner zur Verkehrswende. *** Auch
Jutta Allmendingers Retraditionalisierungsthese in Corona-Zeiten
blieb Gegenstand des medialen Diskurses. Zu den
Höhepunkten vor der Wahl gehörte der #ManifestoMonday,
an dem die Forschenden des Manifesto-Projekts viel beachtete
Analysen der Parteiprogramme lieferten. *** Eine
WZB-Studie von Michael Wrase und Marcel Helbig zeigte,
dass das Recht von Kindern mit und ohne Behinderung
auf gemeinsames Lernen in Deutschland unzureichend
umgesetzt wird und die Bundesländer gegen die UN-Behindertenrechtskonvention
verstoßen. *** Mehr zur WZB-Forschung
im Kapitel „Kommunikation“.
Auch 2020 und 2021 beteiligten sich Forschende des WZB
an den Programmen „Leibniz im Bundestag“ für Abgeordnete
und „Book a Scientist“ für interessierte Bürgerinnen
und Bürger. Von „Desinformation, Polarisierung und Verrohungin
der digitalen Öffentlichkeit“ bis zum „Mangel an
Spenderorganen in Deutschland“ reichten die WZB-Themen.
Das WZB sucht immer wieder nach neuen, auch überraschenden
Partnern. So wurde eine neue Partnerschaft mit
dem Stadtmuseum Berlin begonnen, einem Träger von fünf
Heimatmuseen Berlins. Im Programm „Wissensstadt Berlin
-Bericht 2020|2021
7
Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019
Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021
2021“ diskutierten Präsidentin
Jutta Allmendinger und 15 weitere
WZB-Forschende vor dem Berliner
Rathaus mit dem Publikum.
Im Jahr 2020 nominierte das WZB
drei Vorschläge für die Falling-
Walls-Konferenz und stand bei
insgesamt 600 weltweit eingereichten
Bewerbungen mit allen
drei Vorschlägen in der Finalrunde
für eine Teilnahme an der Konferenz.
Das „Visual Society Program“
bringt auch im achten Jahr junge
Gestalterinnen und Gestalter mit
Sozialforschenden zusammen, um
Forschungsergebnisse auf innovative
Art zu kommunizieren.
So entwickelte Swen Hutter mit
Christina Tran und Theresia Uhrlau (beide Universität der
Künste Berlin) in ihrem Projekt „POLART – Warum und
wie beteiligen sich die Menschen an Politik?“ ein digitales
Tool zur Analyse von Körpersprache. Henrik Woiwode und
Heiner Darm (UdK) erarbeiteten ein Workshopformat mit
VR-Brillen zur Erfahrung von Künstlicher Intelligenz im
Raum. Und Jonas Wiedner beschäftigte sich mit den Gestalterinnen
Alissa Verj and Suki Tu (beide UdK) mit der
Lebenszufriedenheit von Personen mit Migrationshintergrund
in Deutschland.
Veranstaltungen
Für die Veranstaltungsräume des WZB waren es pandemiebedingt
stille Jahre. Dennoch gab es wichtige Begegnungen:
Im April 2021 traten die Kandidatinnen und Kandidaten
für das Amt des oder der Regierenden in Berlin im WZB
zum ersten Mal direkt aufeinander. Elke Büdenbender
nahm am WZB den Sophie La Roche-Preis des Deutschen
Akademikerinnenbundes entgegen. Im Juni präsentierten
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und Bundesarbeitsminister
Hubertus Heil den Umsetzungsbericht der
Nationalen Weiterbildungsstrategie am WZB. Und kurz vor
der Bundestagwahl 2021 lud das WZB mit weiteren Einrichtungen
die Kanzlerkandidat*innen Annalena Baerbock
(Bündnis 90/Die Grünen), Armin Laschet (CDU) und Olaf
Scholz (SPD) zu den „Berliner Reden“ ein.
Freundeskreis
„Berliner Reden“ mit Annalena Baerbock
Nach acht Jahren als „Oberfreund“ war es Zeit für neue
Herausforderungen: Der Gründungsvorsitzende der „Freunde
des WZB“, Kai Uwe Peter, wurde 2020 zum Präsidenten
der Deutschen Schillergesellschaft gewählt. Unser Dank
an ihn ist groß – für die Vereinsgründung, für die vielen
Einladungen ins Alexander Haus, in das Max Liebermann
Haus der Kulturstiftung der Berliner Sparkasse und in sein
eigenes Wohnzimmer, für die finanzielle Förderung, für das
Zurverfügungstellen von Gesprächspartnern und -partnerinnen
und Ressourcen, für die unermüdliche Beratung und
Begleitung. Es ist beruhigend, dass dies nicht aufhört; er
bleibt als reguläres Mitglied dem Freundeskreis erhalten.
Der neue Vorsitzende Martin Sonnenschein lernte nach
seiner Wahl die Vereinsmitglieder und die WZB-Forschenden
kennen. Die wichtigste Erkenntnis: Die Freundinnen und
Freunde schätzen und fördern das WZB ohne die Erwartung
von Gegenleistungen, mit Offenheit und echtem Interesse.
Die WZB-Direktorinnen und -Direktoren schätzen die Freunde
und Freundinnen als Ansprechpersonen und Förderer. Und
die Nachwuchsforschenden sind neugierig und erhoffen
sich Rat bei ihrer Entwicklung und beim Bauen eigener
Netzwerke. Das jüngste Förderprojekt heißt „WZB wirkt“
und unterstützt mit 40.000 Euro WZB-Transferprojekte.
8
-Bericht 2020|2021
Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021
Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019
Neue Räume, Licht und Luft
Das WZB ist in den letzten Jahren auch als Gebäude gewachsen
– und gerade in den Jahren 2020 und 2021 hat
sich besonders viel getan. Die „Basilika“ erhielt mit 35-jähriger
Verspätung endlich die beiden damals eingesparten
Stockwerke. Der siebte Stock des Bibliotheksturms lädt als
Lounge mit Rundumblick zum Gespräch und zur Pause ein.
Der Außenbereich wurde umgestaltet, Fahrradstellplätze
und Ladestationen entstanden, die Altbaufassade erscheint
nachts in neuem Licht. Und auch der letzte große Wurf ist
fertig: Zur Hofseite steht ein verglaster Wintergarten, der
uns als Coworking-Space, Begegnungs- und Aufenthaltsraum
Platz bieten wird. Danach aber ist Schluss mit dem
Bauen: Das Gebäudeensemble von Alt- und Neubau ist als
Ganzes unter Denkmalschutz gestellt worden.
Berlin, im Dezember 2022
Jutta Allmendinger und Ursula Noack
-Bericht 2020|2021
9
Die Forschungs ein heiten 2018|2019
Dorothea Kübler gehört zu den
20 Pionierinnen der Brain City
Berlin.
„Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“
Die Wanderausstellung war an verschiedenen Orten Berlins
zu sehen, so auch im WZB. Denn Dorothea Kübler, Direktorin
am WZB, war die erste Frau, die auf einen Lehrstuhl
für Wirtschaft und Management an der TU Berlin berufen
wurde. Damit gehört auch sie zu den 20 Pionierinnen der
Brain City Berlin, die in der Ausstellung vorgestellt werden.
Gemeinsam ist, dass sie einige Zeit ihres Forscherinnenlebens
in Berlin verbracht haben. Die Ausstellung soll einen
Beitrag leisten, Schülerinnen und junge Frauen zu animieren,
die Wissenschaft für sich zu entdecken.
10
-Bericht 2018|2019
Die Forschungseinheiten 2020|2021
Die Forschungs ein heiten 2018|2019
Die Forschungseinheiten 2020|2021
Schwerpunkt
Dynamiken sozialer
Ungleichheiten
Abteilung Ausbildung und
Arbeitsmarkt
Direktorin: Prof. Dr. Heike Solga
Forschungsprofessur Ungleichhiet
und Sozialpolitik
Prof. Dr. David Brady Ph.D.
Forschungsgruppe Nationales
Bildungspanel: Berufsbildung und
lebenslanges Lernen
Prof. Dr. Martin Ehlert (ab März
2020)
Kommissarische Leitung bis
Februar:
Prof. Dr. Heike Solga
Forschungsgruppe Arbeit und
Fürsorge
Leitung: Prof. Lena Hipp Ph. D.
Forschungsgruppe Gesundheit
und soziale Ungleichheit
Leitung: Dr. .Jan Paul Heisig
Forschungsgruppe Effort und
Social Inequality
Leitung: Prof. Dr. Jonas Radl
Schwerpunkt
Markt und
Entscheidung
Abteilung Verhalten auf Märkten
Direktorin: Prof. Dr. Dorothea Kübler
Abteilung Ökonomik des Wandels
Direktor: Prof. Dr. Steffen Huck
Forschungsprofessur Collective
Decision Making
Prof. Thomas R. Palfrey Ph. D.
Forschungsprofessur
Intergenerational Social Learning
(umbenannt, ab Juli 2020)
Prof. Andrew Schotter Ph. D.,
Prof. Guillaume R. Fréchette Ph.D.
(ab Juli 2020)
Forschungsgruppe Ethics and
Behavioral Economics
Leitung: Dr. Agne Kajackaite
Forschungsgruppe Neuroökonomie
Leitung: Prof. Dr. Peter N.C. Mohr
(bis September 2020)
Schwerpunkt
Digitalisierung und
gesellschaftlicher
Wandel
Forschungsgruppe Digitalisierung
und gesellschaftlicher Wandel
Leitung: Prof. Dr. Andreas Knie, Dr.
habil. Weert Canzler
Schwerpunkt
Internationale Politik
und Recht
Abteilung Global Governance
Direktor: Prof. Dr. Michael Zürn
Forschungsprofessur Politische
Theorie
Prof. Dr. Rainer Forst
Forschungsprofessur Global
Politics
Prof. Peter Katzenstein Ph.D.
Forschungsprofessur Theorie,
Geschichte und Zukunft der
Demokratie
Prof. John Keane Ph.D.
Forschungsprofessur Global
Public Law
Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)
Forschungsprofessur Global
Sociology
Prof. Yasemin Soysal Ph.D.
(ab September 2021)
Forschungsgruppe Governance
for Global Health
Leitung: Prof. Dr. Anna Holzscheiter
Forschungsgruppe Globale
humanitäre Medizin
Leitung: Prof. Dr. Tine Hanrieder
Forschungsgruppe Globalisierung,
Arbeit und Produktion
Leitung: Prof. Dr. Martin Krzywdzinski
Forschungsgruppe Politik der
Digitalisierung
Leitung: Prof. Dr. Jeanette Hofmann
11
-Bericht 2020|2021
-Bericht 2020|2021
11
Die Forschungs ein heiten 2018|2019
Die Forschungseinheiten 2020|2021
Schwerpunkt
Wandel politischer
Systeme
Abteilung Transformation der
Demokratie
Direktor: Prof. Dr. Daniel F. Ziblatt
Abteilung Demokratie und
Demokratisierung
Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Merkel
(bis März 2020)
Kommisarischer Direktor: Prof. Dr.
Bernhard Weßels (ab April 2020)
Schwerpunkt
Migration und Diversität
Abteilung Migration, Integration,
Transnationalisierung
Direktor: Prof. Dr. Ruud Koopmans
Forschungsgruppe
International Citizenship Law
Leitung: Prof. Dr. Liav Orgad
Schwerpunkt
Politische Ökonomie
der Entwicklung
Abteilung Institutionen und
politische Ungleichheit
Direktor: Prof. Macartan
Humphreys Ph. D.
Forschungsprofessur Political
Inequality and South-South
Migration
Prof. Kimuli Kasara Ph.D. (ab August
2021)
Bereichsübergreifende
Forschung
Center for Global Constitutionalism
Prof. Dr. Dieter Gosewinkel
Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)
(geschäftsführende Leitung)
Prof. Dr. Wolfgang Merkel
Prof. Dr. Georg Nolte (Humboldt-
Universität zu Berlin)
Prof. Dr. Michael Zürn
Promotionskolleg: „Gute Arbeit“:
Ansätze zur Gestaltung der
Arbeitswelt von morgen
Leitung: Prof. Dr. h. c. Jutta
Allmendinger Ph. D.
Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung
Gründungsdirektor:
Prof. Dr. Edgar Grande
Brückenprojekt „Experimenting
with Causality“
Prof. Dr. Steffen Huck
Prof. Dr. Macartan Humphreys
Prof. Dr. Michael Zürn (bis August
2021)
Brückenprojekt „Übergänge junger
Erwachsener mit Lernbehinderung“
Prof. Dr. Reinhard Pollak
Prof. Dr. Ingrid Schoon
Prof. Dr. Heike Solga
Brückenprojekt „Meritokratieglaube,
motivierte Erwartungen
und Zielverfolgung: Die
Studienplatzvergabe als natürliches
Experiment“
Leitung:
Prof. Dr. Dorothea Kübler
Prof. Dr. Heike Solga
Dr. Claudia Finger
Robert Stüber (ab Februar 2020)
Brückenprojekt „Gegen
Oben, Gegen Andere: Quellen
von Demokratiekritik,
Immigrationskritik und
Rechtspopulismus“
Leitung:
Dr. Heiko Giebler
Prof. Dr. Ruud Koopmans
Prof. Dr. Wolfgang Merkel
Dr. Susanne Veit (bis Dezember 2020)
Brückenprojekt Abgehängt in der
Sackgasse?“: Soziale Teilhabe und
Klimawandel
Leitung: Prof. Dr. Andreas Knie
(ab Januar 2021)
Forschungsgruppe
der Präsidentin
Leitung: Prof. Dr. h. c. Jutta
Allmendinger Ph. D.
12
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt
Dynamiken sozialer
Ungleichheiten
Direktorin
Prof. Dr. Heike Solga
Beauftragte für Forschungsmanagement
Dr. Anna Fenner (seit März 2021)
Lejly Agamuradova M. P. A. (seit Februar 2021)
Dr. Kristin Thompson (bis Februar 2021)
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
Abteilung
Ausbildung und
Arbeitsmarkt
Direktorin: Prof. Dr. Heike Solga
Die Abteilung erforscht die Ursachen sozialer Ungleichheiten
im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt für
Deutschland sowie im internationalen Vergleich. Unsere
Forschung fragt dabei zugleich problemorientiert, welche
institutionellen Bedingungen dazu beitragen können, Ungleichheiten
zu verringern.
Weiterbildungsbremse Arbeitsplatz
Gering Qualifizierte erzielen geringere Löhne und haben
eine geringere Arbeitsplatzsicherheit. Ihre Benachteiligung
äußert sich auch in einer geringeren Teilnahme an Weiterbildung.
Dabei könnten gerade sie von der Sicherheitsfunktion
berufsbezogener Weiterbildung profitieren: Sie senkt das
Risiko, arbeitslos zu werden, und erhöht die Beschäftigungsstabilität,
umso mehr seit der digitalen Transformation der
Arbeitswelt. Warum nehmen gering Qualifizierte weniger an
Weiterbildung teil? Sind es ihre Arbeitsaufgaben, ihre vertraglichen
Konditionen und die Wirtschaftsbereiche, in denen
sie arbeiten? Oder sind es eher fehlende Kompetenzen und
Lernmotivation? Für beide Erklärungen gibt es gute Gründe.
Eine empirische Antwort auf diese Frage aber ist wichtig,
um gezielt Maßnahmen zur Erhöhung der Weiterbildungsteilnahme
von gering Qualifizierten entwickeln zu können.
Daher haben wir im Rahmen des Projekts „Technological
inequality – understanding how technological innovations
affect work, education, inequality“ (TECHNEQUALITY), finanziert
im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020,
Daten der internationalen OECD-Studie Programme for the
International Assessment of Adult Competencies (PIAAC)
ausgewertet. Wir haben für 28 Länder die Teilnahme an
arbeitsplatzbezogener nicht formaler Weiterbildung (als
dem vorherrschenden Typ der Weiterbildung) untersucht.
Diese Weiterbildungsaktivitäten sind Lernaktivitäten zur
Verbesserung berufsbezogener Fähigkeiten, die von einem
Bildungsanbieter organisiert und typischerweise in Form
von Kursen, Seminaren und Workshops angeboten werden.
Sie führen nicht zu formal anerkannten Qualifikationen,
können aber zertifiziert werden. Gering qualifizierte Beschäftigte
sind in unserer Studie Beschäftigte ohne eine
abgeschlossene Berufs- oder Hochschulausbildung oder
ohne Abitur; sie wurden mit ausgebildeten Beschäftigten
(d. h., jene mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung
oder mit Abitur ohne anschließendes Studium) verglichen.
Gering Qualifizierte nehmen in allen 28 Ländern seltener
an arbeitsplatzbezogener Weiterbildung teil als ausgebildete
Beschäftigte. Ihr Weiterbildungsnachteil variiert jedoch stark
zwischen den Ländern – er reicht von 2 Prozentpunkten in
Japan bis zu 34 Prozentpunkten in Deutschland. Der Weiterbildungsnachteil
von gering qualifizierten Beschäftigten
nimmt in allen Ländern stark ab, wenn eine Reihe von
Unterschieden zwischen gering Qualifizierten und Ausgebildeten
berücksichtigt wird. Das heißt, es gäbe kaum
Unterschiede in der Häufigkeit von Weiterbildungen, wenn
gering Qualifizierte in ihren soziodemografischen Merkmalen
(wie Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund), ihren
Arbeitsplatzmerkmalen, ihren grundlegenden Rechenfähigkeiten
und ihrer Lernmotivation die gleichen Verteilungen
wie Ausgebildete aufweisen würden. In unseren Analysen
finden wir klare Hinweise dafür, dass in allen Ländern der
Weiterbildungsnachteil stärker durch Unterschiede in den
Arbeitsplatzmerkmalen erklärt wird als durch individuelle
14
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
Merkmale der Beschäftigten (Kompetenzen, Lernmotivation,
soziodemografische Merkmale).
Unter den Arbeitsplatzmerkmalen sind in den meisten
Ländern (auch in Deutschland) diese am folgenreichsten:
die durchschnittlich geringere Betriebszugehörigkeit, die
geringere Nutzung von computerbasierten Arbeitsmitteln,
die stärkere Ausübung manueller Routineaufgaben und
weniger abstrakter Arbeitsaufgaben sowie das höhere
Ausmaß von Teilzeitbeschäftigung bei gering Qualifizierten.
Unterschiede in grundlegenden Rechenfähigkeiten oder der
Lernmotivation zwischen gering Qualifizierten und Ausgebildeten
leisten hingegen einen vergleichsweise geringen
oder sogar keinen Erklärungsbeitrag. Unterschiede in der
Teilnahme an berufsbezogener nicht formaler Weiterbildung
von gering qualifizierten Beschäftigten sind also weitgehend
dadurch zu erklären, dass sie häufiger auf weniger
weiterbildungsintensiven Arbeitsplätzen und in weniger
weiterbildungsunterstützenden Betrieben arbeiten. Hier
gilt es bei Maßnahmen also anzusetzen.
Publizieren in Zeiten von Corona – Erfahrungen
von Professor:innen
Von Juni bis Anfang August 2020 haben wir Daten für unser
Forschungsprojekt zu Auswahlkriterien für Professuren
(in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Hochschulinstitut/EUI,
Italien) erhoben. Aus aktuellem Anlass haben
wir kurzfristig ein Modul zu den Auswirkungen der Covid-
19-Pandemie aufgenommen. Schon früh wurden Bedenken
geäußert, dass der Lockdown im Frühjahr 2020 und weitere
pandemiebedingte Maßnahmen die Publikationsproduktivität
von Eltern minderjähriger Kinder – insbesondere von
Müttern – einschränken würden. Wir haben daher gefragt,
ob die Corona-Krise die Publikationsproduktivität beeinflusst
hat, und falls ja, warum. Befragt wurden knapp 1.600
Professor:innen der Mathematik, Physik, Wirtschaftswissenschaften,
Sozialwissenschaften (vorwiegend Soziologie
und Politikwissenschaft) und Germanistik, davon knapp 28
Prozent Professorinnen (dies entspricht in etwa dem Anteil
der Professorinnen in diesen Fächergruppen).
Es zeigte sich, dass im (ersten) Lockdown häufig weniger
publiziert wurde als geplant. Nur 49 Prozent der Befragten
gaben an, sie hätten genauso viele Veröffentlichungen eingereicht
wie geplant. Übereinstimmend mit bibliometrischen
Analysen zeigen sich auch in unserer Befragung große
Unterschiede zwischen Männern und Frauen: 54 Prozent
der Professoren, aber nur 36 Prozent der Professorinnen
gaben an, genauso viele Veröffentlichungen eingereicht zu
haben wie geplant. Umgekehrt hat nach eigenen Angaben
ein gutes Drittel (37 Prozent) der Männer, aber über die
Hälfte (57 Prozent) der Frauen weniger eingereicht als
geplant. Bei der Suche nach den Gründen zeigt sich:
(1) Es gibt für Mütter wie Väter gleichermaßen eine starke
Beeinträchtigung durch Elternschaft: Weibliche wie männliche
Professoren mit Kindern unter 17 Jahren gaben
an, dass sie im Frühjahr/Sommer 2020 weniger Artikel
einreichten als geplant – und auch weniger als ihre
Kolleg:innen ohne Kinder: Für beide Geschlechter betrug
die Differenz zwischen mit und ohne Kinder 30 Prozentpunkte
(diese Benachteiligung könnte sich allerdings als
stärker für Frauen erweisen, wenn am Ende der Pandemie
die tatsächlich eingereichten und veröffentlichen Artikel
betrachtet werden).
(2) Zudem gibt es eine Beeinträchtigung nach Geschlecht:
Professorinnen reichten um 20 Prozentpunkte weniger
Arbeiten ein als ihre männlichen Kollegen (und zwar unabhängig
davon, ob sie minderjährige Kinder hatten oder
nicht). Diese „Gender Penalty“ scheint – aus den Antworten
der Befragten zu schließen – vor allem durch Unterschiede
im Zeitaufwand für die Online-Lehre und teilweise durch
zeitliche Beschränkungen der Co-Autoren verursacht zu sein.
Wir stellten auch die Frage: „Denken Sie, dass im Haushalt
lebende minderjährige Kinder bei der Bewertung der Publikationsproduktivität
von Bewerber:innen auf Professuren
stärker berücksichtigt werden sollten?“ Diese Frage wurde
von einer Mehrheit der Befragten bejaht (62 Prozent).
Allerdings gibt es deutliche Fächerunterschiede: In den
Wirtschaftswissenschaften, Physik und Mathematik bejahten
die Frage (nur) etwas mehr als die Hälfte der Befragten,
in den Sozialwissenschaften und der Germanistik waren
es gut 70 Prozent. Noch deutlicher sind die Unterschiede
zwischen Professorinnen und Professoren: 81 Prozent
der Professorinnen, aber nur 55 Prozent der Professoren
bejahten diese Frage (weitgehend unabhängig von einer
Elternschaft). Unser Fazit: Bestehende Geschlechterungleichheiten
in der Wissenschaft werden durch die Einschränkungen
in Folge der Covid-19-Pandemie teilweise
verstärkt; das kann langfristig zu einer Verfestigung von
Geschlechterungleichheiten beitragen.
Literatur
Barone, Carlo/Solga, Heike (Hg.): „Experimental Methods in
Social Stratification Research“. Special Issue „Research in
Social Stratification and Mobility”, 2020, Jg. 65.
Budig, Michelle J./Lim, Misun/Hodges, Melissa J.: „Racial
and Gender Pay Disparities. The Role of Education“.
In: Social Science Research, 2021, Jg. 98, Nr. 102580.
Holtmann, Anne Christine/Menze, Laura/Solga, Heike:
„Intergenerational Transmission of Educational
Attainment: How Important Are Children’s Personality
Characteristics?“ In: American Behavioral Scientist, 2021,
Jg. 65, H. 11, S. 1531-1554.
-Bericht 2020|2021
15
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
Forschungsprofessur
Ungleichheit und Sozialpolitik
Prof. David Brady Ph.D.
Die drei großen Arbeitsbereiche der Forschungsprofessur sind: Armut
und Sozialpolitik, ethnische und gesundheitliche Ungleichheiten sowie
die politischen Folgen der zunehmenden Einwanderung und der damit
verbundenen ethnischen Heterogenität der Gesellschaft. In den vergangenen zwei Jahren habe ich vier Zeitschriftenartikel
und drei Kommentare zu diesen Themen veröffentlicht.
Zum ersten Thema ist 2021 ein Artikel in der ILR Review erschienen: „Labor Unions and American Poverty“ (DOI:
10.1177/00197939211014855). Darin zeigen Tom VanHeuvelen und ich, dass Gewerkschaften sich erheblich
reduzierend auf die Armut von Erwerbstätigen und von Personen im erwerbsfähigen Alter auswirken – und
zwar sowohl auf der individuellen Ebene (also für Haushalte, in denen Mitglieder gewerkschaftlich organisiert
sind) als auch auf gesellschaftlicher Ebene (die Gewerkschaftsdichte in verschiedenen Bundesstaaten hat
Einfluss auf die Armutsquote).
Zum zweiten Thema haben meine Kollegen und ich 2020 einen Artikel mit dem Titel „The Inheritance of
Race Revisited: Childhood Wealth and Income, and Black-White Disadvantages in Adult Life Chances“ in der
Zeitschrift Sociological Science veröffentlicht (mit Ryan Finnigan/Ulrich Kohler/Joscha Legewie. 2020, Jg. 7,
S. 599-627). Anhand von Entwicklungen im Erwachsenenalter in den Bereichen Bildung, Gesundheit und
beruflicher/wirtschaftlicher Status zeigen wir, dass für die Lebenschancen im Erwachsenenalter und die
Ungleichheiten zwischen Schwarzen und Weißen Vermögen und familiäres Einkommen in der Kindheit eine
Rolle spielen – das Einkommen übrigens in überraschend größerem Maße.
Zum dritten Thema ist 2020 ein Artikel in Social Forces erschienen: „Immigration and Preferences for Greater
Law Enforcement Spending in Rich Democracies“ (zusammen mit Joshua J. Fink. Jg. 98, H. 3, S. 1074-1111).
Darin zeigen wir, dass mit dem starken Anstieg der Einwanderung in Westeuropa und anderen reichen
Demokratien die Zustimmung der Bürger bezüglich Ausgaben für die Polizei auffallend zunahm – obwohl die
Kriminalität zurückging und nicht mehr Arbeit für die Polizei anfiel.
Zu unseren laufenden Forschungsarbeiten gehören Studien zu den sozialen Folgen des Anstiegs der Flüchtlingszahlen
in Deutschland in den Jahren 2015/16, zur systemisch hohen Armut in den USA und zu den
langfristigen Folgen des Haushaltseinkommens in der Kindheit und der Sozialpolitik für die Gesundheit.
16
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
WZB-Direktorin Dorothea Kübler
überreicht den A.SK Award an
James C. Scott
A.SK Social Science Award
Der mit 200.000 US-Dollar dotierte A.SK Social Science
Award ist einer der höchsten internationalen Preise für
die Sozialwissenschaften. Das WZB vergibt diese Auszeichnung
alle zwei Jahre an Forscher und Forscherinnen, die
einen wichtigen Beitrag zu politischen und wirtschaftlichen
Reformen geleistet haben. Der Preisträger war 2021
James C. Scott, Politikwissenschaftler und Anthropologe
an der Yale University. Mit der Auszeichnung würdigte das
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
die Disziplingrenzen sprengenden Arbeiten Scotts, der
von der Beobachtung bäuerlicher Gesellschaften in Südostasien
ausgehend die Grenzen von Regierungshandeln
und Wirtschaftspolitik erforscht.
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
V.l.n.r.: Heike Solga, Alexander Helbig, Agnetha Orth, Anna Fenner, Josefine Matysiak, Bettina Kausch, Alexander Dicks, Benjamin Schulz, Juliane Pehla,
Cindy Fitzner, Martin Ehlert
Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel:
Berufsbildung und
lebenslanges Lernen
Leiter: Prof. Dr. Martin Ehlert
Interdisziplinäre Forschungsdaten zu erheben und sie der
Forschung bereitzustellen, ist die zentrale Aufgabe des Nationalen
Bildungspanels (kurz NEPS für „National Educational
Panel Study“). Seit 2009 erheben Forschungseinheiten an
insgesamt 15 Universitäten und Forschungsinstituten in ganz
Deutschland Längsschnittdaten zu Bildungs- und Lebenswegen
von mehr als 60.000 Menschen unterschiedlichen Alters in
Deutschland. Das Verständnis von Bildung ist dabei breit:
Neben den formalen Bildungsabschlüssen werden auch die
Wege zu diesen Abschlüssen, die individuellen Kompetenzentwicklungen
sowie die Beteiligungen an anderen Lerngelegenheiten
erfasst, wie beispielsweise die Teilnahme an Kursen
und Lehrgängen, die Nutzung digitaler Lernplattformen oder
auch der Besuch von Vorträgen oder Fachmessen.
Die NEPS-Forschungsgruppe am WZB befragt insbesondere
zwei Gruppen: Jugendliche, die die allgemeinbildende Schule
verlassen haben und im Übergang in die Berufsbildung und
auf den Arbeitsmarkt sind, und Erwachsene, die ihre Erstausbildung
zum Großteil abgeschlossen haben und danach
erwerbstätig, arbeitslos, vorübergehend nicht erwerbstätig
oder bereits im Ruhestand sind. Die Gesamtverantwortung
für die Befragung der genannten Lebensabschnitte liegt bei
Heike Solga (Jugendliche), Jutta Allmendinger (Erwachsene)
und Martin Ehlert (Jugendliche und Erwachsene).
Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur das Lernen von Kindern
verändert, sondern auch das von Erwachsenen. Das
gilt vor allem für die berufliche Weiterbildung. Um dies
genauer zu erforschen, hat die Forschungsgruppe zusammen
mit dem NEPS-Netzwerk im Mai und Juni 2020 eine
NEPS-Sonderbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen
deutliche Veränderungen: Digitales selbstgesteuertes Lernen
mithilfe von Internetvideos und Apps wurde in den ersten
Monaten der Corona-Krise deutlich häufiger als vorher
aus beruflichen Gründen genutzt. Dies könnte zum einen
daran liegen, dass viele Erwerbstätige große Lernbedarfe
im digitalen Bereich hatten, weil ihre Arbeitsplätze in der
Krise digitalisiert wurden. Zum anderen konnten berufliche
Weiterbildungen nicht im üblichen analogen Format
durchgeführt werden. Von der stärkeren Nutzung digitaler
Lernangebote profitierten jedoch nicht alle Beschäftigtengruppen
gleich. Die Pandemie scheint die Polarisierung
zwischen den Bildungsgruppen mit Blick auf das berufliche
Lernen trotz der Niedrigschwelligkeit digitaler Lernangebote
nicht verringert, sondern sogar noch verschärft zu haben.
Zum Teil geht diese Entwicklung auf Ungleichheiten in der
Veränderung der Arbeitswelt aufgrund der Corona-Krise
zurück. Insbesondere die Möglichkeit, von zu Hause aus zu
arbeiten, hatten höher Gebildete weitaus häufiger als niedrig
Gebildete. Und Erwerbstätige, die das Homeoffice nutzen
konnten, haben vor und während der Krise häufiger digital
gelernt als andere. Diese Entwicklung wird auch deutlich,
wenn wir die Digitalisierung der Arbeitsplätze insgesamt
betrachten. Auch hier finden wir, dass Erwerbstätige mit
Hochschulabschluss, die von zu Hause aus gearbeitet haben,
vernetzte digitale Technologien nun stärker nutzten als
unmittelbar vor der Krise.
In der Summe hat die Pandemie also die Polarisierung der
Arbeitswelt zwischen den Bildungsgruppen verschärft.
Zum einen kam der Digitalisierungsschub eher bei Hoch-
18
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
gebildeten an, die schon zuvor häufiger mit digitalen Hilfsmitteln
arbeiteten. Gering Qualifizierte hingegen, für die
das Erlernen dieser Fertigkeiten besonders wichtig wäre,
um auch in Zukunft beschäftigungsfähig zu bleiben, erleben
deutlich seltener Digitalisierung am Arbeitsplatz.
Dieses Muster setzt sich auch bei der Nutzung digitaler
Weiterbildungsangebote fort. Entgegen der Annahme, dass
digitale Weiterbildung im Internet niedrigschwelliger ist
und somit auch bildungsferne Gruppen erreichen könnte,
sehen wir in der Corona-Krise, dass diese Angebote eher
von Akademiker:innen genutzt werden. Diese Ergebnisse
wurden als Forschungsberichte in der Reihe „NEPS – Corona
& Bildung“ im März und April 2021 sowie in der Zeitschrift
für Weiterbildungsforschung veröffentlicht.
Literatur
Ehlert, Martin/Kleinert, Corinna/Vicari, Basha/
Zoch, Gundula: Digitales selbstgesteuertes Lernen
Erwerbstätiger in der Corona-Krise. Analysen auf Basis der
NEPS-Startkohorte 6. LIfBi Working Paper No. 94. Bamberg:
Leibniz Institute for Educational Trajectories 2021.
Online: https://www.lifbi.de/Portals/13/LIfBi%20
Working%20Papers/WP_XCIV.pdf (Stand 06.04.2022).
Kleinert, Corinna/Bächmann, Ann-Christin/Schulz,
Benjamin/Vicari, Basha/Ehlert, Martin: Für wen brachte
Corona einen Digitalisierungsschub? Veränderungen
in der Nutzung digitaler Technologien während der
COVID-19-Pandemie. NEPS Corona & Bildung, Bericht
Nr. 6. Bamberg: Leibniz-Institut für Bildungsverläufe
2021. Online: https://www.lifbi.de/Portals/13/Corona/
NEPS_Corona-und-Bildung_Bericht_6-Digitalisierung.
pdf?ver=yjR73zOPp4QhA6Q4U8eAvg%3d%3d
(Stand 06.04.2022)..
-Bericht 2020|2021
19
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
V.l.n.r.: Stefan Munnes, Kristin Kelley, Lejly Agamuradova, Lena Hipp, Sandra Leumann
Forschungsgruppe
Arbeit und Fürsorge
Leiterin: Prof. Lena Hipp Ph. D.
Im Zuge veränderter Arbeits- und Lebensformen werden
Fürsorgeleistungen wie die Pflege alter Menschen, die
Betreuung von Kleinkindern oder auch der persönliche
Beistand in schwierigen Lebenssituationen zusehends
ausgelagert, aber auch neu zwischen Männern und Frauen
verteilt. An die Stelle der pflegenden Tochter oder Schwiegertochter
treten das Altersheim oder der mobile Pflegedienst;
Kleinkinder werden nicht mehr ausschließlich von
Müttern betreut, sondern auch in Krippen und zunehmend
von Vätern.
Wie sich diese Veränderungen auf soziale Ungleichheiten
auswirken, untersucht die Forschungsgruppe in mehreren
inhaltlich und methodisch miteinander verbundenen Teilforschungsprojekten.
In den Jahren 2020/2021 hat sich
die Gruppe insbesondere mit den geschlechtsspezifischen
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie befasst.
Die Mitglieder der Forschungsgruppe haben hierzu bereits
im März 2020 eine Onlinebefragung (Corona-Alltag) zu
Vereinbarkeit und Arbeitssituation unter den veränderten
Bedingungen gestartet. Im Zeitraum Mai bis August 2020
wurden im Rahmen der Befragung corona-alltag.de rund
7.500 der insgesamt fast 15.000 Personen ein zweites Mal
und rund 6.500 Personen ein drittes Mal befragt. Eine vierte
Erhebungswelle erfolgte im Frühjahr 2021 (die Daten sind
öffentlich zugänglich über das Gesis-Repositorium https://
doi.org/10.7802/2042). Die bisherigen Auswertungen der
Daten wurden in der Öffentlichkeit breit rezipiert und
legten auch den Grundstein für ein Forschungsprojekt im
Auftrag des Berliner Senats zu den kurz- und mittelfristigen
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die soziale und
ökonomische Situation von Frauen in Berlin, das im Oktober
2021 mit der Veröffentlichung eines umfangreichen Abschlussberichts
abgeschlossen wurde (https://bibliothek.
wzb.eu/pdf/2021/i21-504.pdf).
Als Ergänzung zu den im Rahmen von Corona-Alltag und
dem Berliner Projekt erhobenen Befragungsdaten hat Lena
Hipp in Kooperation mit WZB-Data-Scientist Markus Konrad
Verhaltensdaten des Onlineportals GitHub gesammelt und
analysiert. Das Portal dient Programmiererinnen und Programmierern
vorrangig zur Veröffentlichung und Weiterentwicklung
von Software-Codes. GitHub „commits“
dokumentieren die von Usern vorgenommenen Änderungen.
Sie können daher als Produktivitätsindikator gewertet
und zum Vergleich zwischen der vorhergesagten
und der tatsächlichen Produktivität nach dem Ausbruch
von Covid-19 herangezogen werden. Dank automatisierter
Namenserkennung und Geocoding-Informationen konnten
ländervergleichend Unterschiede in der vorhergesagten
und tatsächlichen Produktivität weiblicher und männlicher
IT-Entwickler in 37 Ländern ermittelt werden. Während die
tatsächliche Produktivität von Männern in der ersten Phase
der Pandemie (bis August 2020) in den meisten Ländern
über dem vorhergesagten beziehungsweise auf gleichem
Niveau lag, variierte die Produktivität von Frauen erheblich
zwischen den Ländern. In einigen Ländern waren Frauen
produktiver als vorhergesagt (zum Beispiel in Australien,
Deutschland, Dänemark und auf den Philippinen), während
in anderen Ländern die tatsächliche Produktivität von
Softwareentwicklerinnen nach dem Covid-19-Ausbruch
deutlich unter der Vorhersage lag (zum Beispiel in Österreich,
Frankreich, Südkorea und den Vereinigten Staaten).
In wieder anderen Ländern war die durchschnittliche Anzahl
der Beiträge von Frauen überhaupt nicht betroffen
(beispielsweise in China, Großbritannien, Portugal und
Südafrika). Um die Gründe für die größere Variation in
der Produktivität von Frauen besser zu verstehen, wurden
die durchschnittlichen wöchentlichen Abweichungen zwischen
der vorhergesagten und der beobachteten Anzahl
20
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
von GitHub-Commits mit länderspezifischen politischen
Informationen über Maßnahmen zur Eindämmung der
Pandemie zusammengeführt. Die Ergebnisse dieser Analysen
können folgendermaßen zusammengefasst werden:
GitHub-Aktivitäten sind in den meisten Ländern sowohl
bei Männern als auch bei Frauen im Durchschnitt mit zunehmenden
Eindämmungsmaßnahmen angestiegen – bei
Männern allerdings stärker als bei Frauen. Die Analysen
mit separaten „Lockdown“-Indikatoren zeigen, dass Ausgangsbeschränkungen
bei männlichen und weiblichen
Programmierern mit einem ähnlichen Produktivitätsanstieg
einhergingen. Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden
jedoch bei Arbeitsplatzschließungen offenbar: Während die
Anzahl der GitHub-Beiträge von Männern in diesem Zusammenhang
stieg, zeigten sich solche Effekte bei Frauen
nur, wenn Schulen im gleichen Zeitraum geöffnet blieben.
Dass sich in Abhängigkeit von Kita- und Schulschließungen
geschlechtsspezifische Unterschiede in den Auswirkungen
geschlossener Arbeitsstätten fanden – trotz der Tatsache,
dass Softwareentwickler*innen tendenziell eher jung und
kinderlos sind und ähnlich hohe Anteile von Programmierer*innen
nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby Code
schreiben –, spricht dafür, dass die Covid-19-Pandemie
tatsächlich zu größeren Geschlechterungleichheiten beim
beruflichen Fortkommen geführt hat.
Literatur
Hipp, Lena/Bünning, Mareike: „Parenthood as a Driver of
Increased Gender Inequality during COVID-19? Exploratory
Evidence from Germany“. In: European Societies, 2021, Jg.
23, H. S1, S. 658-673. DOI: 10.1080/14616696.2020.1833229.
Hipp, Lena/Konrad, Markus: „Has Covid-19 Increased
Gender Inequalities in Professional Advancement? Crosscountry
Evidence on Productivity Differences between
Male and Female Software Developers“. In: JFR – Journal of
Family Research, 2022, Jg. 34, H. 1, S. 134-160.
Molitor, Friederike/Munnes, Stefan/Wójcik, Piotr/
Hipp, Lena: Finding Jobs in Private Households Online:
A Comparative Analysis of Digitally-mediated Care and
Domestic Service Work in Australia, Germany, Denmark,
Spain and the United Kingdom. WZB Discussion Paper SP I
2021-503. Berlin: WZB 2021.
Schlomann, Anna/Bünning, Mareike/Hipp, Lena/Wahl,
Hans-Werner: „Aging during COVID-19 in Germany: A
Longitudinal Analysis of Psychosocial Adaptation“. In:
European Journal of Ageing, 2021. DOI: 10.1007/s10433-
021-00655-1.
-Bericht 2020|2021
21
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
V.l.n.r.: Christian König, Mona Joly, Isabell Strobl, Jan Paul Heisig
Forschungsgruppe
Gesundheit und soziale
Ungleichheit
Leiter: Prof. Dr. Jan Paul Heisig
Die Arbeit der seit Anfang 2019 bestehenden Forschungsgruppe
bestand in den Jahren 2020 und 2021 zum einen
in der weiteren Konkretisierung und Umsetzung des Forschungsprogramms
zu Wechselwirkungen zwischen Gesundheit,
sozialer Herkunft, Familienbiografie, Bildungs- und
Arbeitsmarkterfolg. Zum anderen wurden im Zuge der
Corona-Pandemie nicht nur mehrere Zusatzprojekte zu
den Folgen der Pandemie initiiert - auch die Aktivitäten im
Bereich des Wissenstransfers wurden erheblich intensiviert.
Mona Joly, Doktorandin der Forschungsgruppe, konnte im
Rahmen eigener Erhebungen wichtige Daten zur Erforschung
sozialer Ungleichheiten im Gesundheitsverhalten
sammeln. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen grundlegende
Erklärungen für den höheren Verbreitungsgrad bestimmter
gesundheitsschädlicher Verhaltensweisen (z. B. Rauchen) in
Bevölkerungsgruppen mit niedriger Bildung oder niedrigem
Einkommen. Joly untersucht hier insbesondere die Hypothese,
dass diese zum Teil mit einem höheren extrinsischen
Sterblichkeitsrisiko benachteiligter Gruppen erklärt werden
können. Der Begriff „extrinsisches Sterblichkeitsrisiko“
bezeichnet dabei das Risiko eines vorzeitigen Todes auf
Grund von Faktoren, die sich der individuellen Kontrolle
entziehen, wie etwa (Arbeits-)Unfälle, Gewaltverbrechen,
unvermeidbare schädliche Umwelteinflüsse oder genetische
Prädispositionen. Ein hohes extrinsisches Sterblichkeitsrisiko
schmälert den langfristigen Nutzen einer
gesunden Lebensweise und anderer „Investitionen“ in die
eigene Zukunft und kann somit potenziell zur Erklärung
der beschriebenen Ungleichheiten beitragen.
Christian König, Doktorand der Forschungsgruppe, knüpfte
im Rahmen eines durch das „WZB World Merit Fellowship“
geförderten Forschungsaufenthalts neue Kontakte an der
Universität von Kopenhagen und trieb sein Dissertationsvorhaben
zu Ausmaß, Ursachen und den gesundheitlichen
Folgen sozialräumlicher Ungleichheiten in der Umweltqualität
(Luftverschmutzung, Nähe zu Grünflächen) voran.
Mit deutlich höherer räumlicher Auflösung als frühere
Studien zeigt König, dass vor allem Menschen ohne deutsche
Staatsangehörigkeit besonders häufig in Nachbarschaften
mit niedriger Umweltqualität leben, und dies auch nach der
Berücksichtigung von Einkommensunterschieden.
Im Rahmen eines von der Gruppe organisierten Online-
Workshops mit Wissenschaftler*innen des WZB, der TU
Kaiserslautern und der Universitäten Oxford, Kopenhagen
und Helsinki wurden im Februar 2021 Arbeiten
zu räumlichen Aspekten sozialer und gesundheitlicher
Ungleichheiten vorgestellt und diskutiert. Aus dieser
Veranstaltung ging unter anderem ein Kooperationsprojekt
mit den Universitäten Kopenhagen und Oxford
hervor, das die Hintergründe der von Christian König
beschriebenen ethnischen Segregation hinsichtlich der
Umweltqualität untersucht. Eine zentrale Hypothese ist,
dass diese umweltbezogene Segregation nicht auf individuelle
Präferenzen zurückzuführen ist: Menschen mit
Migrationshintergrund schätzen gesundheitsförderliche
Umwelten nicht weniger wert als andere. Vielmehr geht
es primär um (nicht intendierte) Folgen einer Präferenz
für co-ethnische Nachbar*innen und entsprechende Infrastrukturen
(Supermärkte, Restaurants, Vereine, religiöse
Stätten). Aus verschiedenen, auch historischen Gründen
finden sich diese Infrastrukturen häufig in Nachbarschaften
mit geringer Umweltqualität.
22
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
Neben den verschiedenen Projekten aus dem langfristigen
Forschungsprogramm wurden im Berichtszeitraum die Folgen
der Corona-Pandemie zu einem wichtigen, ursprünglich
nicht geplanten Schwerpunkt der Forschungsgruppe. Forschungsgruppenleiter
Jan Paul Heisig machte in zahlreichen
Interviews auf die stärkere Betroffenheit benachteiligter
Gruppen aufmerksam und setzte sich nachdrücklich für eine
Verbesserung relevanter Dateninfrastrukturen ein. Zudem
wurde er im Jahr 2020 zum sachverständigen Mitglied der
Enquete-Kommission „Corona-Pandemie“ des rheinlandpfälzischen
Landtags berufen. Die Mitglieder der Gruppe
verfassten mehrere Überblicks- und Diskussionsbeiträge
zu sozialen Ungleichheiten in den gesundheitlichen Folgen
der Pandemie und beteiligten sich am Projekt „Wissensstadt
Berlin 2021“, unter anderem mit mehreren Beiträgen zu
einer Open-Air-Ausstellung vor dem Roten Rathaus.
Neben diesen Transferaktivitäten wurden verschiedene
Forschungsprojekte zu den Folgen der Corona-Pandemie
begonnen. Zusammen mit Kollegen an der Universität von
Kopenhagen initiierte Jan Paul Heisig während der ersten
Welle der Pandemie eine Online-Längsschnittbefragung zu
Zeitverwendung und psychischem Wohlbefinden in Dänemark.
Eine laufende Arbeit auf Grundlage dieser Daten zeigt,
dass sich das psychische Wohlbefinden von Müttern mit
Hochschulabschluss im Zuge der in Dänemark recht früh erfolgten
Öffnung von Schulen und Kindertageseinrichtungen
im Vergleich zum Lockdown verbesserte. Für Mütter ohne
Hochschulabschluss sind hingegen keine Verbesserungen
erkennbar. Ein zweites international vergleichendes Projekt
beschäftigt sich mit der Akzeptanz von pandemiebedingten
Einschränkungen individueller Grund- und Freiheitsrechte
(z. B. Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen)
sowie mit der Akzeptanz von verschiedenen Verfahren
zur Entscheidungsfindung in gesellschaftlichen Notlagen
(z. B. Orientierung an Expertengremien, plebiszitäre Elemente).
Zusammen mit anderen Wissenschaftler*innen des WZB und
des Exzellenzclusters SCRIPTS will Jan Paul Heisig in diesem
Projekt auf Grundlage von Survey-Experimenten untersuchen,
inwiefern die Akzeptanz von Freiheitsbeschränkungen
und Entscheidungsverfahren von individuellen Merkmalen
wie der sozialen Lage, von kulturellen Orientierungen und
von Merkmalen des politischen Systems abhängt. Die Datenerhebung
wurde im Dezember 2021 beendet.
Literatur
Heisig, Jan Paul : „Soziale Ungleichheit und
gesundheitliches Risiko in der Pandemie.
In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Corona.
Pandemie und Krise. Schriftenreihe der Bundeszentrale
für politische Bildung, Bd. 10714. Bonn: Bundeszentrale
für politische Bildung 2021, S. 332-344.
Heisig, Jan Paul /Li, Jianghong /Allmendinger, Jutta:
„Gesundheitsdaten als öffentliches Gut“. In: Philip van der
Eijk/Detlev Ganten/Roman Marek (Hg.): Was ist Gesundheit?
Warschau/Berlin: De Gruyter, S. 363-375.
Heisig, Jan Paul / Schaeffer, Merlin: „The Educational
System and the Ethnic Skills Gap Among the Working-
Age Population. An Analysis of 16 Western Immigration
Countries“. In: Socius – Sociological Research for a
Dynamic World, 2020, Jg. 6, S. 1-18.
-Bericht 2020|2021
23
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
V.l.n.r.: Allan Sandham (Praktikant), Louis Klobes, Barbara Schlüter, Jonas Radl, Lea Kröger, Lejly Agamuradova
Forschungsgruppe
Effort and Social Inequality
Leiter: Prof. Dr. Jonas Radl
Ziel der Forschungsgruppe ist die Erhebung neuartiger
Daten zur kognitiven Anstrengung von Kindern. Damit
möchten wir herausfinden, welche Art von Anreizen Kinder
motiviert, sich für eine bestimmte Aufgabe anzustrengen,
und welchen Unterschied dabei die soziale Herkunft macht.
Gemeinsam mit der Universidad Carlos III de Madrid möchten
wir auf Grundlage von Experimenten und Umfragen
erstmals belastbare Befunde zur Anstrengungsbereitschaft
in Spanien und Deutschland erstellen. Das Forschungsprojekt
läuft seit 2018 und wird vom European Research
Council finanziert.
Im März 2020 mussten wir die Datenerhebung aufgrund der
Covid-19-Pandemie jäh unterbrechen, erst im Spätsommer
2021 konnten wir erneut Experimente organisieren. In
Berlin besuchen wir dafür die 5. Klassenstufe verschiedener
Grundschulen mit unserem „mobilen Labor“, das aus
Laptops und weiterer technischer Ausrüstung besteht (in
Berlin geht die Grundschule bis zur 6. Klasse). Neben den
Experimenten füllen die jungen Proband*innen einen
Fragebogen aus und erfahren mithilfe eines WZB-Films,
was Sozialwissenschaft ist. Anhand eines Quiz lernen sie,
wie das menschliche Gehirn funktioniert, und freuen sich
am Ende des Tages über ihre Spielzeugpreise.
Grundlegend lässt sich die menschliche Anstrengungsbereitschaft
auf zwei Arten erfassen: entweder subjektiv
durch umfragebasierte Persönlichkeitsskalen oder objektiv
durch beobachtetes Verhalten. Bei Persönlichkeitstests
geben die Befragten ihre Wesensmerkmale zumeist selbst
an, zum Beispiel für wie gewissenhaft oder fleißig sie sich
selbst halten. Bei Labormessungen kommen hingegen
oft sogenannte „real-effort tasks“ zum Einsatz; das sind
einfachste Aufgaben, die keine besonderen Fähigkeiten
voraussetzen, aber den Teilnehmenden echten Einsatz abverlangen.
Ein Aspekt der Arbeit in der Forschungsgruppe
Effort and Social Inequality ist der Vergleich beider Ansätze.
Erste Befunde zeigen, dass verbreitete subjektive Persönlichkeitsskalen
nicht in der Lage sind, die objektiv geleistete
Anstrengung verlässlich vorherzusagen. Verschiedene
umfragebasierte Persönlichkeitsmerkmale, die theoretisch
wichtig für die Anstrengungsbereitschaft sind, hängen
empirisch mit der real gemessenen Anstrengung entweder
nur schwach (z. B. die Gewissenhaftigkeit) oder gar nicht (z.
B. das Kontrollbewusstsein) zusammen. Insbesondere wenn
den Kindern keine materiellen Anreize für ihre Anstrengung
geboten werden, folgt ihr Verhalten kaum den erwartbaren
psychologischen Mustern. Diese Befunde machen deutlich,
dass zwischen „Sagen“ und „Tun“ ein wichtiger Unterschied
besteht. Noch mehr als Erwachsene liegen Kinder leicht
mit ihren Selbstbewertungen falsch oder neigen dazu, sich
selbst in einem positiven Licht darzustellen. Hinsichtlich
der Anstrengungsbereitschaft werfen unsere Daten somit
Zweifel an der Aussagekraft etablierter Persönlichkeitstests
auf, wie sie mitunter sogar in Personalverfahren zum Einsatz
kommen. Umgekehrt unterstreichen sie die Wichtigkeit
objektiver Messweisen für ein besseres Verständnis der
Anstrengungsbereitschaft.
Eine andere verhaltensbasierte Messmethode verwendet
Daten standardisierter Schulleistungsstudien wie des PISA-
Tests. Sofern die Reihenfolge der Testfragen zufällig ist, lässt
sich die Anstrengung in Form des relativen Abfalls in der
Richtigkeit der Antworten über die zweistündige Dauer des
Tests erfassen. Man spricht hier auch von Testpersistenz.
Frühere Studien haben beispielsweise gezeigt, dass Mädchen
24
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten
im PISA-Test konstanter antworten als Jungen. Eine neue
Studie unseres Projektmitglieds Alberto Palacios-Abad zeigte
nun aufgrund von australischen Längsschnittdaten, dass
die Testpersistenz im Alter von 15 Jahren einen deutlichen
Einfluss auf die Erlangung eines Hochschulabschlusses
zehn Jahre später hat, selbst wenn andere wichtige Merkmale,
wie die elterliche Bildung, mitberücksichtigt werden.
Derartige Forschungsergebnisse zeigen die hohe Relevanz
der Anstrengungsbereitschaft für den sozioökonomischen
Erfolg im Leben.
Literatur
Apascaritei, Paula/Demel, Simona/Radl, Jonas: „The
Difference Between Saying and Doing: Comparing
Subjective and Objective Measures of Effort Among Fifth
Graders“. In: American Behavioral Scientist, 2021, Jg. 65, H.
11, S. 1457-1479. DOI: 10.1177/0002764221996772.
Palacios-Abad, Alberto: „Strive to Succeed? The Role of
Persistence in the Process of Educational Attainment“.
In: American Behavioral Scientist, 2021, Jg. 65, H. 11, S.
1555-1576. DOI: 10.1177/0002764221996758.
Radl, Jonas/Miller, Luis: „Conceptual and Methodological
Considerations on Effort: An Interdisciplinary Approach“.
In: American Behavioral Scientist, 2021, Jg. 65, H. 11, S.
1447-1456. DOI: 10.1177/0002764221996792.
Berliner Kinder machen sich arbeitsbereit. (Foto: Barbara Schlüter)
Der Beginn einer „real-effort“-Aufgabe. (Foto: Barbara Schlüter)
-Bericht 2020|2021
25
Schwerpunkt
Markt und
Entscheidung
Direktorin/Direktor
Prof. Dr. Dorothea Kübler
Prof. Dr. Steffen Huck
Beauftragte für Forschungsmanagement
Dipl.-Volksw. Babette Hagemann
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
V.l.n.r.: Filiz Özkan, Christian Basteck, Mira Fischer, Babette Hagemann, Judith Stein, Dorothea Kübler, Maximilian Peukert, Ben Ragnick
Abteilung
Verhalten auf Märkten
Direktorin: Prof. Dr. Dorothea Kübler
Die Abteilung Verhalten auf Märkten widmet sich der
Erforschung von Märkten auf der Grundlage reichhaltiger
Modelle menschlicher Entscheidungen. Inhaltlich gliedert
sich die Arbeit der Abteilung in die drei Kernbereiche:
(1) Schulwahl, Studienplatzvergabe und Einstiegsarbeitsmärkte;
(2) Privatsphäre, soziales Ansehen, Vertrauen und
Korruption; (3) Fehlentscheidungen auf Märkten.
Experimente sind die Methode der Wahl, um kausale
Zusammenhänge zu untersuchen. Eine Reihe von Forschungsarbeiten
der Abteilung Verhalten auf Märkten
setzen Laborversuche und natürliche Experimente ein,
um die Beweggründe für Bildungsentscheidungen besser
zu verstehen. Denn es genügt oft nicht zu wissen, womit
Bildungsentscheidungen einhergehen, das heißt korreliert
sind. Um die richtigen politischen Maßnahmen zu ergreifen,
müssen wir Ursache und Wirkung kennen.
Studienplatzvergabe – die Entdeckung der
Präferenzen
Das zentrale Vergabeverfahren für Studienplätze in Deutschland,
das sogenannte Dialogorientierte Serviceverfahren,
generiert quasi-experimentelle Evidenz zu der Frage, wie Bewerber:innen
sich für oder gegen Universitäten entscheiden.
In dem von Julien Grenet, YingHua He und Dorothea Kübler
untersuchten Verfahren bewerben sich die Studierenden
für bis zu zwölf Studiengänge und werden erst gebeten,
eine endgültige Rangliste aufzustellen, nachdem ihnen die
Universitäten in einer ersten Runde Angebote machen
konnten. Die Studierenden können also Studienangebote
erhalten und dann erst entscheiden, welches sie annehmen
wollen, ob sie ihre Rangliste verändern wollen und ob sie
auf bessere Angebote warten. Es zeigt sich, dass die Studierenden
geneigt sind, frühere Angebote anzunehmen, auch
wenn sie von Unis stammen, die die Studierenden zu Beginn
des Verfahrens nicht präferiert haben. Das kann darauf
zurückgeführt werden, dass die Studierenden erst mit dem
Erhalt von Angeboten Informationen über die Unis einholen
und Präferenzen über die verschiedenen Studienangebote
entwickeln. Das Dialogorientierte Verfahren gibt ihnen
dafür die nötige Zeit. Damit ist es zentralisierten Verfahren
überlegen, bei denen die Bewerber:innen gleich zu Beginn
endgültige Ranglisten abgeben müssen. Gleichzeitig werden
die Vorteile der Zentralisierung (keine langwierigen Nachrückverfahren
und unbesetzten Studienplätze) erhalten.
Schulplatzvergabe – eine Frage der Fairness
Die Gestaltung von Vergabeverfahren für Schulplätze wird
nicht nur in Deutschland kontrovers diskutiert. Schüler:innen
sollen einer ihrem Leistungsniveau angemessenen
Schulform zugewiesen werden, Chancengleichheit beim
Zugang soll gewährleistet sein, und schließlich sollten die
Wünsche der Bewerberinnen selbst soweit als möglich berücksichtigt
werden. Diese Ziele geraten allerdings leicht
in Konflikt miteinander. Das hängt auch damit zusammen,
dass viele Verfahren den Bewerber:innen Anreize geben,
sich strategisch zu verhalten – Bewerber:innen, die sich der
strategischen Natur des Verfahrens bewusst sind, können
also Vorteile gegenüber Bewerber:innen haben, die wahrheitsgemäß
über ihre Schulwünsche Auskunft geben. Welche
Auswirkungen dies haben kann, untersuchen Christian
-Bericht 2020|2021
27
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
Basteck und Marco Mantovani. In einem ökonomischen
Laborexperiment messen sie zuerst die kognitiven Fähigkeiten
der Teilnehmenden mithilfe von Ravens Matrizentest,
um sie dann mit verschiedenen Bewerbungssituationen
zu konfrontieren. Für ein Vergabeverfahren, bei dem die
wahrheitsgemäße Angabe der Präferenzen stets optimal
ist, ergeben sich nur geringe Auswirkungen von Unterschieden
im Testergebnis auf die finale Schulzuteilung. Sie
betrachten allerdings auch ein zweites Verfahren, das dem
in Berlin angewandten Vergabeverfahren für Sekundarschulplätze
ähnelt. Bei diesem haben Bewerber:innen häufig
einen Anreiz sich strategisch zu verhalten und besonders
übernachgefragte Schulen nicht auf die Wunschliste zu
setzen. In diesem Verfahren beobachten sie dagegen, dass
Bewerber:innen, die schlechtere Ergebnisse im Matrizentest
erzielen, häufiger nachteilige Bewerbungsstrategien
wählen. In Folge dessen sind sie bei der Vergabe der Plätze
im Nachteil. So erhalten sie beispielsweise überproportional
häufig die unbeliebteste Schule zugeteilt. In einer darauf
aufbauenden Arbeit untersuchen die Autoren, ob die Veröffentlichung
von Informationen zur Bewerber:innenzahl
an den einzelnen Schulen es leichter macht, die optimale
Bewerbungsstrategie zu identifizieren und den Abstand
zwischen Bewerber:innen mit unterschiedlichen kognitiven
Fähigkeiten zu verringern. Dies gelingt zum Teil. Der
Abstand zwischen Teilnehmenden mit Testergebnis oberund
unterhalb des Medians verringert sich. Allerdings
verschlechtert sich die Situation für Teilnehmende, deren
Testergebnis am unteren Ende liegt weiter.
denen die Schulform-Empfehlung verbindlich war. Gleichzeitig
zeigt sich das umgekehrte Bild für das Wohlbefinden
und die Lernfreude der Schüler:innen; beide wurden durch
verbindliche Schulform-Empfehlungen reduziert. Das liegt
daran, dass Schüler:innen bei verbindlichen Schulformempfehlungen
mehr Zeit mit Hausaufgaben verbringen.
Die Eltern hingegen scheinen nicht zum Leistungsdruck
beizutragen.
Insgesamt zeigt die Studie, dass der leistungsabhängige Zugang
zu weiterführenden Schulen zu größerem Kompetenzerwerb
in der Grundschule führt, jedoch das Wohlbefinden
und die Lernfreude reduziert – und zwar unabhängig von
der sozialen Herkunft der Kinder.
Schulformempfehlungen – verbindlich oder unverbindlich
Mithilfe eines natürlichen Experiments haben Maximilian
Bach und Mira Fischer die Effekte von verbindlichen Schulformempfehlungen
auf die Kompetenzentwicklung und das
Wohlbefinden von Grundschüler:innen untersucht. Der Übergang
von der Grundschule in eine weiterführende Schulform
stellt in Deutschland eine wichtige Weichenstellung in
der Bildungsbiografie dar. Die Bundesländer unterscheiden
sich jedoch stark darin, inwiefern die Eltern darüber bestimmen
dürfen, ob ihr Kind etwa ein Gymnasium, eine
Realschule oder eine Hauptschule besuchen soll. Während
in allen Bundesländern die Grundschule für jede Schülerin
und jeden Schüler eine Empfehlung darüber ausspricht,
welche Schulform sie für geeignet hält, überlassen viele
Bundesländer den Eltern das letzte Wort. Die Schulformwahl
ist in diesen Ländern nicht an die Empfehlung gebunden.
Die Forscher:innen nutzen für ihre Studie Reformen, die
in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen-
Anhalt in den Jahren 2011 beziehungsweise 2012 zur Abschaffung
der Verbindlichkeit von Schulform-Empfehlungen
geführt haben. Die Analysen zeigen ein einheitliches Bild:
Die Schüler:innenleistungen verschlechterten sich durch die
Abschaffung der Verbindlichkeit, beziehungsweise Schüler
in Bundesländern, in denen die Eltern die Schulform frei
wählen konnten, lernten zwischen der zweiten und vierten
Klasse weniger dazu als Schüler:innen in Bundesländern, in
Literatur
Bach, Maximilian/Fischer, Mira: Understanding the
Response to High-Stakes Incentives in Primary Education.
WZB Discussion Paper SP II 2020–202. Berlin: WZB 2020.
Basteck, Christian/Mantovani, Marco: „Aiding Applicants:
Leveling the Playing Field within the Immediate
Acceptance Mechanism“. In: Review of Economic Design,
2022. DOI: 10.1007/s10058-021-00283-2.
Grenet, Julien/He, YingHua/Kübler, Dorothea: „Preference
Discovery in University Admissions: The Case for Dynamic
Multi-offer Mechanisms.“ In: Journal of Political Economy,
2022, Jg. 130, H. 6, S. 1427-1476.
28
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
V.l.n.r.: Steffen Huck, Teresa Backhaus, Kai Barron, Nina Bonge, Johannes Leutgeb, Richard Mertens, Maja Adena, Babette Hagemann, Julian Harke,
Natalia Linke
Abteilung
Ökonomik des Wandels
Direktor: Prof. Dr. Steffen Huck
Die Forschung der Abteilung verbindet ökonomische Theorie
mit einer Vielzahl empirischer Methoden: Labor- und
Feldexperimente, Surveys, aktuelle und historische Beobachtungsdaten
kommen zum Einsatz. Inhaltlich gibt
es vier Schwerpunkte: (1) die Untersuchung langfristiger
Anpassungsprozesse vor allem im Spannungsfeld zwischen
Wettbewerb und Kooperation; (2) die Untersuchung mentaler/statistischer
Modelle, die Entscheider benutzen, um
eine sich wandelnde Welt erfolgreich zu navigieren; (3) die
Untersuchung der Grundlagen und der Praxis prosozialen
Verhaltens; (4) die Untersuchung politökonomischer Mechanismen
mit Auswirkungen auf die Resilienz der Demokratie.
Darüber hinaus hat sich die Abteilung in vielfältiger Weise
mit den sozialwissenschaftlichen Folgen der Covid-
19-Pandemie beschäftigt, sowohl durch Beiträge in der
webbasierten Corona-Reihe des WZB als auch durch originäre
Forschung in Surveys, die die Auswirkungen der Pandemie
auf persönliches und finanzielles Wohlbefinden studiert
haben, und in Experimenten zu Determinanten des Social
Distancing.
Gute und schlechte Nachrichten
In einer Studie, die kürzlich in der Zeitschrift Experimental
Economics veröffentlicht wurde, untersucht Kai Barron, wie
Individuen auf gute und schlechte Nachrichten reagieren,
und fragt, ob Individuen unbewusst eher bereit sind, gute
Nachrichten aufzunehmen als schlechte Nachrichten. Sollte
dies zutreffen, wäre dies eine Erklärung dafür, warum
Menschen in bestimmten Kontexten zu optimistisch sind.
Diese Studie baut auf Vorarbeiten in der Psychologie und
der Wirtschaftswissenschaft auf, die zum Beispiel untersuchen,
wie Individuen neue Informationen über ihre eigene
Intelligenz oder ihre Attraktivität verarbeiten. Einige dieser
Studien haben gezeigt, dass Individuen gute Nachrichten
und schlechte Nachrichten über ego-relevante Merkmale
asymmetrisch verarbeiten. Das bedeutet, dass sie eher
bereit sind, gute Nachrichten zu akzeptieren und auf dieser
Grundlage ihr Eigenbild zum Positiven verändern. Dies ist
eine Erklärung dafür, warum Menschen sich für klüger und
attraktiver halten, als sie es (im Durchschnitt) tatsächlich
sind. Das klassische Beispiel dafür ist, dass die meisten
Menschen glauben, sie seien überdurchschnittlich gute
Autofahrer:innen.
In der WZB-Studie wird untersucht, ob sich dieses Phänomen,
dass Menschen gute Nachrichten anders verarbeiten als
schlechte, auch auf den Bereich der finanziellen Erwartungen
erstreckt. Beispielsweise ist es für das Verständnis
von Finanzentscheidungen wichtig zu wissen, ob Menschen
eher geneigt sind, gute Nachrichten über ihren Aktienbestand
oder den künftigen Wert ihres Hauses anzunehmen.
Dies kann auch für das Verständnis von Blasen auf dem
Aktienmarkt insgesamt von Bedeutung sein. Die Studie
zeigt, dass die Menschen im Zusammenhang mit solchen
Finanzentscheidungen im Durchschnitt weniger voreingenommen
sind als bei ego-relevanten Informationen. In
den Daten gibt es keine Anzeichen für eine Asymmetrie
bei der Verarbeitung guter und schlechter Nachrichten.
Zwar gibt es eine beträchtliche Heterogenität bei der Informationsverarbeitung,
aber die durchschnittliche Person
ist ziemlich gut bei der Verarbeitung der Informationen
im Vergleich zum statistischen Benchmark für optimale
Informationsverarbeitung.
Bereitstellung privater Güter
In vielen Ländern gibt es eine Reihe von privaten Gütern,
die gleichzeitig vom öffentlichen Sektor und auf Märkten
-Bericht 2020|2021
29
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
angeboten werden. So gibt es beispielsweise in vielen Ländern
einen öffentlichen Bildungssektor, der Kindern einen
kostenlosen Schulbesuch ermöglicht. Alternativ können
Eltern ihr Kind auch auf eine Privatschule schicken, wenn
sie dies wünschen. Warum aber sollten diese Familien die
Existenz eines öffentlichen Schulsektors unterstützen,
wenn sie bereits für die private Alternative zahlen? Neben
weiteren Aspekten, die außen vorgelassen werden, kann
Statusdenken hier ein wichtiger Grund sein. Denn der Kreis
derjenigen, die ihre Kinder auf eine Privatschule schicken
anstatt auf eine öffentliche, ist oft anders sozial selektiert.
Eltern versprechen sich hiervon direkte und indirekte
Statusvorteile. In einer 2021 im Economic Journal veröffentlichten
Studie haben Jana Friedrichsen, Tobias König
und Tobias Lausen ein solches Statusdenken in ein Modell
zur politischen Ökonomie der öffentlichen Bereitstellung
privater Güter eingebaut. Die Forschenden gehen also, in
Abweichung zur bisherigen Literatur, davon aus, dass die
Bürger:innen sich nicht nur für das Ausmaß der Bereitstellung
öffentlicher Güter und ihre eigene Steuerzahlung
interessieren, sondern auch für ihren Status, der aus dem
Konsum des öffentlich bereitgestellten Gutes oder – stattdessen
– der privaten Alternative resultiert.
den Konsum der privaten Alternative Zugang zu einem
hohen Statusniveau zu kaufen. Im Extremfall, wenn die
Ungleichheit gering ist, kann die Differenzierung in der
Statusdimension dabei so wertvoll sein, dass reiche Personen
sich damit zufriedengeben, privat ein geringeres Niveau
zu konsumieren, als öffentlich frei zur Verfügung gestellt
wird. Das Forscher:innenteam diskutiert dieses theoretische
Ergebnis im Zusammenhang mit der Beobachtung, dass der
Qualitätsunterschied zwischen privaten und öffentlichen
Schulen in eher gleichen Gesellschaften zugunsten der
öffentlichen Schulen ausfällt. Außerdem gibt dieses Ergebnis
eine mögliche Erklärung dafür, warum sich Individuen
dafür entscheiden, keine Sozialleistungen in Form von
Sozialwohnungen oder Lebensmittelmarken in Anspruch zu
nehmen, sondern stattdessen privat ein geringeres Niveau
bezogen auf Wohnraum und Lebensmittel akzeptieren: Sie
wollen ihren sozialen Status nicht gefährden.
In dem Modell wird jede öffentliche Bereitstellung eines
privaten Gutes steuerfinanziert und das Ausmaß der öffentlichen
Bereitstellung wird durch Mehrheitsentscheidungen
aller Bürger bestimmt. Anstatt das öffentlich bereitgestellte
Gut in der angebotenen Höhe kostenlos zu konsumieren,
steht es jedem Bürger außerdem frei, das Gut alternativ
privat in einem Wettbewerbsmarkt zu erwerben. Da sich
die Individuen in ihrem Einkommen unterscheiden, führt
die doppelte Bereitstellung des Gutes in der öffentlichen
und der privaten Version zu einer Teilung der Gesellschaft
in diejenigen, die das öffentlich bereitgestellte Gut konsumieren,
und diejenigen, die sich gegen den öffentlichen
Sektor und für die private Alternative entscheiden. Da
die öffentliche Versorgung ohne zusätzliche Zahlung in
Anspruch genommen werden kann, während die private
Alternative etwas kostet, wird die Aufteilung in den privaten
und den öffentlichen Sektor durch das Einkommen
bestimmt. Nur reichere Personen können es sich leisten,
sich gegen die öffentliche Versorgung zu entscheiden, um
durch den Konsum der privaten Alternative einen höheren
Status zu erhalten.
Ein verbessertes öffentliches Angebot führt daher zu einem
sozialen Rückkopplungseffekt, der die Nutzerbasis des
öffentlichen Angebots verbreitert und dadurch den Status
der privaten Alternative erhöht. Dieser Statuseffekt wirkt
sich dann auf das Wahlverhalten aus, da die Bürger auch
aus ihrem Status Nutzen ziehen. Für reiche Personen kann
es sich dann lohnen, für eine Erhöhung der öffentlichen
Bereitstellung von privaten Gütern zu stimmen, die sie
selbst auf den Märkten kaufen, weil die private Alternative
dadurch elitärer wird und mit einem höheren Status
verbunden ist. Der zugrundeliegende Mechanismus ist
folgender: Je besser die öffentliche Alternative ist, desto
mehr Bürger:innen entscheiden sich rational dafür, diese
zu nutzen. Nur die reichsten haben die Mittel, sich durch
Literatur
Barron, Kai: „Belief Updating: Does the ‚Good-News, Bad-
News‘ Asymmetry Extend to Purely Financial Domains?“
In: Experimental Economics, 2021, Jg. 24, S. 31-58. DOI:
10.1007/s10683-020-09653-z.
Friedrichsen, Jana/König, Tobias/Lausen, Tobias: „Social
Status Concerns and the Political Economy of Publicly
Provided Private Goods“. In: The Economic Journal, 2021,
Jg. 131, H. 633, S. 220-246
30
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
V.l.n.r.: Claudia Nentwich, Agne Kajackaite, Tilman Fries, Daniel Parra
Forschungsgruppe
Ethics and Behavioral
Economics
Leiterin: Dr. Agne Kajackaite
Das wichtigste Ziel der Forschungsgruppe ist es, unethisches
Verhalten, insbesondere Lügen, zu verstehen.
Dazu werden ökonomische Labor-, Online- und Laborim-Feld-Experimente
durchführt. Weitere Themen sind
Anreize, Risikopräferenzen, Unwissenheit, soziale Präferenzen
und kognitive Leistungen. Die Forschungsgruppe
startete im August 2017 und wird im Juli 2022 enden.
Die Mitglieder der Forschungsgruppe kooperieren mit
Forschenden der WZB-Forschungseinheiten Verhalten auf
Märkten und Ökonomik des Wandels und mit anderen Forschungseinrichtungen,
unter anderem mit der University
of California San Diego, University of Southern California,
Columbia Business School, UC Santa Barbara, NYU Abu
Dhabi, Copenhagen Business School, Texas A&M und der
Universität zu Köln.
Armut und unethisches Verhalten
Ein wichtiges Ergebnis der Gruppe ist die Forschungsarbeit
„Does Poverty Negate the Impact of Social Norms
on Cheating?“, die 2020 im Journal Games and Economic
Behavior veröffentlicht wurde.
Ob zwischen dem Einkommen einer Person und ihrem
ethischen Verhalten ein Zusammenhang besteht, wird viel
diskutiert. Ein Ansatz besagt, dass sich ethisch korrektes
Handeln auf diejenigen Personen beschränkt, die es sich
„leisten“ können. Empirisch konnte die Frage, ob Armut
ein am Gemeinsinn orientiertes Handeln eher fördert oder
hemmt, bislang nicht geklärt werden.
Erstmals hat das Forscherteam den Zusammenhang nun
genauer untersucht. Um zu prüfen, wie Armutserfahrung
ethisches Handeln beeinflusst, nutzte das Team ein Feldexperiment
mit mehreren hundert thailändischen Reisbauern.
Das Experiment basierte auf einem Spiel, das
Teilnehmer*innen belohnte, die absichtlich falsche Angaben
über eine zuvor gezogene Karte machten. Die Forschenden
fanden heraus, dass unehrliche Angaben vor und nach
der Erntesaison gleich häufig vorkamen. Gemogelt wurde
also in Zeiten relativer Armut genauso oft wie in Zeiten
relativen Reichtums. Es konnte gezeigt werden, dass Armut
allein keinesfalls zu ethisch weniger korrekten Entscheidungen
führt.
Der Feldversuch liefert außerdem einen Beleg für die Wirksamkeit
steuernder Maßnahmen, sogenannte Interventionen.
So hatte eine Unterrichtung der Probanden über
die ethische Bedeutung ihrer Entscheidungen in der Zeit
nach der Ernte, als durchschnittlich mehr Einkommen zur
Verfügung stand, einen deutlich stärkeren Effekt als in der
Zeit vor der Ernte mit eher geringem Einkommen. Das
legt nahe, dass der Zeitpunkt von verhaltenssteuernden
Eingriffen eine Rolle spielt.
Überwachung und Lügen
Ein weiteres Ergebnis der Forschungsgruppe ist eine Forschungsarbeit
zum Thema „Observability and Lying“, die von
allen wissenschaftlichen Mitgliedern der Forschungsgruppe
sowie Uri Gneezy (UC San Diego) im Journal of Economic
Behavior & Organization veröffentlicht wurde. Die Autor*innen
untersuchten mit einem Laborexperiment, wie
sich der Umstand, dass ein Verhalten beobachtet wird, auf
-Bericht 2020|2021
31
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
das Lügen auswirkt. Die Versuchsteilnehmer*innen zogen
in einem „Betrugsspiel“ (lying game) eine zufällige Zahl
und gaben dann eine beliebige Zahl an, wobei sie nur für
diese Angaben eine finanzielle Belohnung erhielten. Die
Autor*innen untersuchten, wie diese Meldungen vom Grad
der Überwachung sowohl der Zufallsziehung als auch der
Meldung durch die Spielleiterin abhängen. Die Ergebnisse
zeigen, dass eine stärkere Überwachung der Zufallsziehung
betrügerisches Verhalten verringert, während die Möglichkeit,
mehr anonyme Meldungen abzugeben, keinen Einfluss
auf das durchschnittliche Ergebnis hat. Dieses Ergebnis
ist überraschend, da diese Art von Doppelblindverfahren
normalerweise das Verhalten verändert, wie andere Experimente
gezeigt haben.
Prosoziale Manager*innen und Shareholder-Value
Ein weiteres Ergebnis ist das Forschungspapier über „Prosocial
Managers, Employee Motivation, and the Creation
of Shareholder Value“, das 2020 im Journal of Economic
Behavior & Organization veröffentlicht wurde. Die Autor*innen
argumentieren, dass es bei unvollständigen Verträgen
selbst für geldmaximierende Aktionäre nicht unbedingt von
Interesse ist, einen Manager zu wählen, der den Shareholder-Value
maximieren will. Sie zeigen in einem formalen
Modell sowie anhand von Beobachtungsdaten aus über 900
Unternehmen und einer Reihe von Laborexperimenten, dass
die Wahl einer Managerin, die Ressourcen bevorzugt für
soziale Zwecke einsetzt, die Motivation der Mitarbeiter*innen
erhöhen kann. Das hat positive Folgen, weil Verluste
beim Shareholder-Value, aufgrund von Investitionen in
soziale Belange, durch Leistungssteigerungen der Mitarbeiter*innen
ausgeglichen werden. Die Auswahl eines
Managers oder einer Managerin mit sozialen Interessen
dient als Bindungsinstrument, das die Mitarbeitermotivation
erhöht. Diese Erkenntnisse haben wichtige Auswirkungen
auf Unternehmen und andere Organisationen.
Literatur
Boonmanunt, Suparee/Kajackaite, Agne/Meier, Stephan:
„Does Poverty Negate the Impact of Social Norms on
Cheating?“ In: Games and Economic Behavior, 2020, Jg. 124,
November, S. 569-578.
Fries, Tilman/Gneezy, Uri/Kajackaite, Agne/Parra, Daniel:
„Observability and Lying“. In: Journal of Economic Behavior
& Organization, 2021, Jg. 189, September, S. 132-149.
Kajackaite, Agne/Sliwka, Dirk: „Prosocial Managers,
Employee Motivation, and the Creation of Shareholder
Value“. In: Journal of Economic Behavior & Organization,
2020, Jg. 172, April, S. 217-235.
32
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
V.l.n.r.: Corinna Michel, Claudia Nentwich, Peter N.C. Mohr, Sophie Homeyer, Catharina Schinschke
Forschungsgruppe
Neuroökonomie
Leiter: Prof. Dr. Peter N.C. Mohr
Die gemeinsam von der Freien Universität Berlin (FU) und
dem WZB getragene Forschungsgruppe Neuroökonomie erforscht
die grundlegenden Mechanismen des ökonomischen
Entscheidungsverhaltens. Hierzu nutzen die Forscher*innen
neuartige Methoden, wie zum Beispiel Eye Tracking. Diese
lassen Rückschlüsse darauf zu, welche Informationen im
Entscheidungsprozess verarbeitet werden. In den Jahren
2020 und 2021 lag der Schwerpunkt auf zwei Projekten: Im
ersten Projekt wurde untersucht, ob Menschen, die mehr
Zeit am Smartphone verbringen, impulsiver sind. Im Mittel
punkt des zweiten Projekts stand die Frage, ob riskante
Entscheidungsalternativen, denen länger Aufmerksamkeit
geschenkt wird, auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit
gewählt werden.
Smartphone-Nutzung und Impulsivität
Diverse Studien hatten bereits angedeutet, dass es Verhaltensähnlichkeiten
zwischen exzessivem Gebrauch von
Smartphones und problematischem Verhalten wie Alkoholmissbrauch,
Spielsucht oder Drogenkonsum gibt. Jedoch
wurden bei den meisten dieser Untersuchungen Selbstauskünfte
in Bezug auf die Smartphone-Nutzungszeiten der
Proband*innen herangezogen. Um eine größere Genauigkeit
der Daten zu erlangen, machten sich die Forscher*innen
der Forschungsgruppe eine neue iPhone-Funktion („Bildschirmzeit“)
zunutze. Sie rekrutierten 101 Teilnehmer*innen,
die ihr Einverständnis dafür gaben, dass ihre tatsächlichen
Nutzungszeiten pro installierter App in den letzten 7 bis 10
Tagen erfasst werden können. Die Teilnehmer*innen führten
des Weiteren Impulsivitäts-Entscheidungsaufgaben durch
und füllten Fragebögen bezüglich ihrer Selbstkon-trolle
und Voraussicht aus.
Die Analysen ergaben, dass Teilnehmer*innen mit einer
längeren Nutzungszeit eher kleinere, sofortige Belohnungen
als größere, verzögerte Belohnungen bevorzugten. Zudem
zeigte sich, dass dieses impulsive Entscheidungsverhalten
mit zwei bestimmten App-Kategorien zusammenhing: Spiele
und Soziale Medien.
Außerdem verbrachten Teilnehmer*innen, die eine stärkere
Selbstkontrolle aufwiesen, tendenziell weniger Zeit am
Smartphone. Allerdings fanden die Forscher*innen der
Forschungsgruppe keinen Zusammenhang zwischen der
Nutzungszeit und der Neigung, zukünftige Verhaltenskonsequenzen
im tagtäglichen Leben zu berücksichtigen.
Auch hatten weder die Selbstkontrolle noch die Berücksichtigung
zukünftiger Konsequenzen einen Einfluss auf den
Zusammenhang zwischen der Smartphone-Nutzungszeit
und der Impulsivität einer Person.
Risikoverhalten und Informationsverarbeitung
Wenn Menschen bestimmte Entscheidungsalternativen
länger betrachten als andere, werden die länger betrachteten
Alternativen in der Regel auch häufiger gewählt. Eine
Erklärung für diesen Zusammenhang basiert auf der Idee,
dass Menschen über die Zeit hinweg Evidenz für die zur
Auswahl stehenden Alternativen sammeln; dabei könnten
sie schneller Evidenz für Alternativen sammeln, die sie
gerade anschauen. Nimmt man nun an, dass Menschen
eine Entscheidung treffen, wenn sie genug Evidenz für
eine Alternative gesammelt haben, werden sie sich tendenziell
eher für Alternativen entscheiden, die sie länger
-Bericht 2020|2021
33
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
betrachtet haben. Allerdings ist bis dato nicht klar, ob die
Betrachtungszeit wirklich die Entscheidung kausal beeinflusst
oder ob Alternativen, die eine Person besser findet,
einfach länger angeschaut werden. Die Forscher*innen
der Forschungsgruppe haben sich dieser Frage mithilfe
eines Experiments gestellt, in dem sie die Präsentationsdauer
(und damit auch die Betrachtungsdauer) der Alternativen
variiert haben. Zudem wurde die Reihenfolge der
Präsentation der Alternativen abgewandelt. Dies basierte
auf der Beobachtung, dass die Alternative, die schließlich
gewählt wurde, auch als Letztes angesehen wurde. Die Forscher*innen
konnten bei der Analyse der Experimentaldaten
keinen Hinweis auf einen Einfluss der Präsentationslänge
von Alternativen finden. Sie fanden aber einen starken
Effekt der Präsentationsreihenfolge auf die Entscheidung.
Alternativen, die als Letztes gezeigt wurden, wiesen eine
deutlich höhere Wahrscheinlichkeit auf gewählt zu werden,
als Alternativen, die nicht als Letztes gezeigt wurden.
Literatur
Molter, Felix/Mohr, Peter N.C.: „Presentation Order but Not
Duration Affects Binary Risky Choice“. Preprint. PsyArXiv
2021.
Schulz van Endert, Tim/Mohr, Peter N.C.: „Likes and
Impulsivity: Investigating the Relationship Between Actual
Smartphone Use and Delay Discounting“. In: PLOS ONE,
2020. DOI: 0.1371/journal.pone.0241383.
Forschungsprofessur
Intergenerational Social Learning
Prof. Andrew Schotter Ph.D.
Prof. Guillaume Fréchette Ph.D.
Die Forschungsprofessoren Andy Schotter und Guillaume Fréchette interessiert, wie strategisches Verhalten,
das spieltheoretisch modelliert wird, sich ändert, wenn Wissen von einer Generation von Entscheider*innen
auf die nächste übergeht. Denn anders als in der Theorie sind die Akteur*innen in gesellschaftlichen
Zusammenhängen nicht unendlich langlebig dabei, sondern werden in ihren Rollen – beispielsweise als
Geschäftsführer*innen oder Staatenlenker*innen – nach einigen Amtszeiten von Nachfolger*innen abgelöst.
Beim Amtswechsel übergeben sie das Amt typischerweise mit Ratschlägen zu bewährtem Verhalten an ihre
Nachfolger*innen, sodass kulturelle Regeln und Konventionen der Amtsführung durch die Generationen
weitergereicht werden und diese das zukünftige Verhalten von Amtsträger*innen beeinflussen. Was bedeuten
Prozesse intergenerationalen Lernens für das Kooperationsverhalten zwischen Akteur*innen einer
neuen Generation? Die Forscher untersuchen, ob Entscheidungen besser und weiser werden, weil man von
den Vorgänger*innen gelernt hat, oder ob Akteur*innen in suboptimalen Situationen stecken bleiben, weil
sie Fehlinformationen und falsches Verhalten übernommen haben.
34
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Markt und Entscheidung
Forschungsprofessur
Collective Decision Making
Prof. Thomas R. Palfrey Ph.D.
Thomas Palfrey hat in Zusammenarbeit mit mehreren Co-Autoren wie Jeongbin
Kim, Jeffrey Zeidel, Marco Battaglini („Games Played by Teams of Players“, in:
American Economic Journal: Microeconomis, im Erscheinen) und Alessandra
Casella („Trading Votes for Votes: A Laboratory Study“, in: Games and Economic
Behavior, 2021, 125, S. 1-26) theoretische und empirische Untersuchungen zur
kollektiven Entscheidungsfindung durchgeführt, wie sie beispielsweise in Gremien und Ausschüssen stattfinden.
Die Forscher haben unter anderem ein theoretisches Konzept für ein Team-Gleichgewicht entwickelt,
das abbilden soll, wie sich Gruppen in strategischen Situationen verhalten. In typischen spieltheoretischen
Modellen wird nur die Interaktion zwischen Individuen bei der Entscheidungsfindung und nicht zwischen
Gruppen modelliert. Das neue Modell erweitert deren Anwendung auf Situationen in der Wirtschaft oder Politik,
wo Gruppen wie Unternehmen, Gewerkschaften, politische Parteien, Länder usw. miteinander verhandeln.
Überprüfungen des theoretischen Modells in Labor- und Online-Experimenten ergaben, dass die Koordination
von Teams sogar bessere Ergebnisse bringt, als die von Einzelpersonen. Wie sich Organisationen intern am
besten gestalten, um das Trittbrettfahrerphänomen Einzelner zu vermeiden, war ein weiteres Forschungsprojekt.
Die Autoren finden eine besondere Form des kollektiven Mechanismus zur Entscheidungsfindung,
den sie als Volunteer Based Organizations (VBO) bezeichnen und der bessere Ergebnisse für die Gruppe erzielt,
als ein einfacher, unorganisierter Mechanismus für freiwillige Gruppenbeiträge.
-Bericht 2020|2021
35
Schwerpunkt
Digitalisierung und
gesellschaftlicher
Wandel
Koordinatorin
Prof. Dr. Jeanette Hofmann
Beauftragte für Forschungsmanagement
Samantha Gupta M. A.
Lejly Agamuradova M. P. A.
Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel
V.l.n.r: Leslie Quitzow, Lara Meyer, Cornelia Bäuerle, Theresa Pfaff, Lisa Ruhrort, Weert Canzler, Lejly Agamuradova, Franziska Zehl, Andreas Knie
Forschungsgruppe
Digitale Mobilität
und gesellschaftliche
Differenzierung
Leitung:
Prof. Dr. Andreas Knie
Dr. habil. Weert Canzler
Mobilität und Verkehr sind große gesellschaftliche Herausforderungen.
Im Mittelpunkt steht das Automobil. Es
galt lange Zeit als das Versprechen für sozialen Aufstieg.
Individuell und eigensinnig unterwegs zu sein, gehört zum
Kern der Selbstbeschreibung moderner Gesellschaften.
Doch angesichts des Klimawandels und des drohenden Verkehrskollapses
in vielen Großstädten ist dieses Versprechen
längst nicht mehr ohne Weiteres einzulösen. Die zentrale
Forschungsfrage lautet daher, wie ein Verkehr jenseits des
privaten Autos in einer modernen demokratischen Gesellschaft
aussehen kann.
Im Fokus der 2020 eingerichteten Forschungsgruppe
stehen Narrative einer alternativen Mobilität und deren
gesellschaftliche Anschlussfähigkeit. Die Forschung zielt
darauf ab, die Rolle des Autos empirisch zu untersuchen.
Dabei geht es vor allem um die politische Regulierung des
Verkehrs und die Auseinandersetzungen um mehr Flächengerechtigkeit
im öffentlichen Raum. Schließlich will die
Forschungsgruppe zu einer Theorie der Veränderung in
der Mobilität beitragen.
Neue Wege für die Mobilität
Forschende der Gruppe waren im Berichtszeitraum federführend
an der Entstehung des Schwerpunkthefts „Wohin
des Weges? Neue Mobilität als eine Agenda des Wandels“
der WSI-Mitteilungen (Heft 3/2021), der Zeitschrift des
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der
Hans-Böckler-Stiftung, beteiligt. Angesichts der Klimakrise
und der Folgen einer massenhaften Autonutzung stehen
das Automobil als Produkt und die Automobilindustrie als
wichtiger Wirtschaftsbereich vor einer weitreichenden
Transformation. Die Branche ist geprägt durch eine enge
Zusammenarbeit von Unternehmen, Gewerkschaften und
Staat. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie
eine echte Modernisierung gelingen kann, die die Chancen
der Elektrifizierung und der Digitalisierung nutzt. Die Aussichten
auf ein automatisiertes Fahren bedeuten einen
Paradigmenwechsel „vom Fahren zum Gefahren-werden“.
Die Alternative zum Auto ist das bessere Auto: Es fährt
automatisch, es gehört keinem mehr, es ist nachhaltig
und bringt die Menschen wieder zusammen. Warum soll
jemand ein Auto fahren, wenn künftige Fahrzeuge von
Algorithmen gesteuert werden, und vor allem, warum
muss man ein Fahrzeug privat besitzen, wenn man es im
Idealfall überall mieten kann?
Das WSI-Schwerpunktheft schlägt den Bogen von den
Veränderungen der Lebens- und Arbeitsformen über die
Neuformierung der Akteure in einer neuen Energie- und
Verkehrswelt bis hin zu den Anforderungen an eine proaktive
Regulierung einer künftigen plattformgestützten
Mobilität. Alle Beiträge fragen nach den Bedingungen und
Hindernissen für eine grundlegende Modernisierung des
Verkehrssektors. Nicht zuletzt wird diskutiert, was die
zunehmende Verbreitung mobiler Arbeit und die damit
verbundenen Verschiebungen in der Wahl von Verkehrsoptionen
für die künftige Mobilität bedeuten.
-Bericht 2020|2021
37
Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel
Verkehr in Zeiten von Corona
Die Folgen der Corona-Pandemie untersucht das im Frühjahr
2020 begonnene Forschungsvorhaben MobiCor („Mobilität
in Zeiten der Corona-Pandemie: Wie ändert sich das
Verhalten der Menschen im Verkehr?“). Grundlage sind
repräsentative Befragungsdaten. Bundesweit wurden dafür
online und per Telefon über 16-jährige Personen zu ihrer
Alltagsmobilität befragt. Diese Ergebnisse werden mit
den Verkehrsdaten im Corona-freien Referenzjahr 2017
verglichen, die in der bundesweiten Verkehrserhebung
„Mobilität in Deutschland“ (MiD) erhoben wurden. Ergänzt
werden die quantitativen Daten um Informationen aus
zwei qualitativen Interviewerhebungen, die Einblick in
die Hintergründe der Corona-bedingten Mobilitätsveränderungen
geben. Die erste Interviewerhebung fand zwischen
Juli und Oktober 2020 statt, die zweite im Juni und
Juli 2021. Dritter Baustein des vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung geförderten Projekts sind Tracking-Daten,
die mithilfe der mobico-App (www.infas.de/
mobico) gesammelt werden. Anders als die Analyse kommerzieller
Mobilfunkdaten, die aggregierte Informationen
zu Bewegungen zwischen Funkzellen liefern, erlaubt das
sogenannte MotionTag-Tracking, individuelle Bewegungen
und Verkehrsmittelnutzungen der Smartphone-Benutzer*innen
nachzuvollziehen. Die MOBICOR-Studie verfolgt
mit ihrem Methodenmix einen innovativen Ansatz,
mit dem Mobilität in Zeiten von Corona erfasst und verstanden
werden kann. Im Herbst 2021 wurde die dritte
Befragungswelle abgeschlossen.
Erste Ergebnisse zeigen: Im Volumen übersteigt der Verkehr
im Mai 2021 den vom ersten Corona-Mai 2020. Vor
allem junge Menschen sind wieder mobiler. Homeoffice
spielt nach wie vor eine große Rolle, Wunsch und Wirklichkeit
klaffen aber zum Teil deutlich auseinander. Auch die
sozialen Unterschiede im Homeoffice-Anteil bleiben bestehen.
Die Verkehrswende kommt zunehmend ins Stocken.
Der motorisierte Individualverkehr ist der Gewinner der
Pandemie, der Mitfahreranteil sinkt und mehr Menschen
als vor der Pandemie sind monomodal, also nur mit einem
Verkehrsmittel unterwegs. Zwar ist der Fußverkehr erneut
stark, die Bedeutung des Radverkehrs stagniert hingegen
auf Bundesebene – während er in großen Städten dort
deutlich zulegen konnte, wo es sichere Radwege gibt oder
wo Pop-up-Radwege während der Pandemie eingerichtet
wurden. Um den öffentlichen Verkehr steht es nach wie
vor schlecht, der Anteil derer, die ihn täglich nutzen, bleibt
gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit verringert, die Zahl der
Personen, die Zeitkarten besitzen, sinkt.
Befragung im Berliner Bezirk Friedrichshain-
Kreuzberg
Im Frühjahr 2021 wurde eine Zusammenarbeit mit dem
Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vereinbart, der
sehr ambitioniert auf die Herausforderungen einer lokalen
Verkehrswende reagiert. Bislang wurde dem Auto sehr viel
Platz für das Fahren und das Parken eingeräumt. Mittlerweile
haben sich die Anforderungen an die Straßen
allerdings verändert. Mehr Menschen nutzen andere
Verkehrsmittel, das Fahrrad, Bike- und Carsharing,
oder gehen zu Fuß, nur eine Minderheit verfügt im
Bezirk über einen privaten Pkw. Der Verkehr ist vielfältiger
und bunter geworden. Zusätzlich steigt der
Bedarf an Grünflächen zur Erholung, die Bekämpfung
des Klimawandels zwingt zur Entsiegelung von Verkehrsflächen.
Offen ist jedoch, was die Bürger*innen
des Bezirks davon halten, wenn Parkraum wegfällt
und Autofahrstreifen zugunsten des Fuß- und Radverkehrs
neu aufgeteilt werden. Aus Sicht der sozialwissenschaftlichen
Mobilitätsforschung ist deshalb
von Interesse, ob die Bürger*innen des Bezirks solchen
Veränderungen zustimmen und sich tatsächlich von
lieb gewordenen Gewohnheiten trennen. Im Zuge
dieser Kooperation wurde an einem Tag im August
2021 von 6 Uhr morgens bis Mitternacht ein Straßenabschnitt
in Kreuzberg komplett für den motorisierten
Verkehr gesperrt. Auch das Parken war auf diesem
Straßenabschnitt an diesem Tag nicht möglich. An Ort
und Stelle wurden die Anwohner*innen, Gewerbetreibenden,
Besucher*innen und Tourist*innen von
den WZB-Forschenden zu ihrer Meinung befragt.
Parallel wurden mehr als 1.000 Bürger*innen des
Bezirks in einer Online-Umfrage nach ihrer Haltung
zur zukünftigen Verkehrsgestaltung Fragen gestellt.
Dabei zeigt sich beispielsweise eine hohe Zustimmung
zur Einrichtung von Pop-up-Fahrradwegen
während der ersten Phase der Covid-19-Pandemie
und eine mehrheitliche Unterstützung selbst für
weitgehende Einschränkungen des privaten Autoverkehrs.
Die Ergebnisse der Erhebung des WZB fließen
in die weiteren Planungen des Bezirksamts ein und
bilden die Grundlage für zukünftige Maßnahmen.
Literatur
Canzler, Weert/Knie, Andreas (Hg.): Wohin des Weges?
Neue Mobilität als eine Agenda des Wandels.
Schwerpunktheft. WSI-Mitteilungen, 2021, Jg. 74, H. 3.
Daum, Timo/Knie, Andreas/Canzler, Weert: „Vom Fahren
zum Gefahrenwerden. Personentransport und die Zukunft
des Verkehrs, Serie Teil 1-10.“ In: heise.de, 3.-15.5.2021.
Online: https://www.heise.de/hintergrund/Vom-Fahrenzum-Gefahrenwerden-Fahrerloser-Passagiertransport-
es-geht-los-6034009.html (Stand 28.12.2021).
Ruhrort, Lisa: „Vom öffentlichen Verkehr zur
multioptionalen Mobilität? Regulierung digitaler
Mobilitätsangebote im Kontext der Klimaschutzziele“.
In: WSI-Mitteilungen, 2021, Jg. 74, H. 3, S. 216-225.
38
-Bericht 2020|2021 38
Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel
V.l.n.r.: Oliver Kossowski, Philip Wotschack, Robert Scholz, Robert Gorwa, Simon Wanka, Lorena Herzog, Sonata Cepik, Patrick Feuerstein, Nina Delicat,
Christine Gerber, Florian Butollo, Andrea Sperling, Jakob Simon Scheffler, Tatiana López Ayala, Patricia de Paiva Lareiro, Jana Flemming, Barbara
Schlüter, Kathleen Warnhoff, Grzegorz Lechowski, Martin Krzywdzinski, Sigurt Vitols, Samantha Gupta, David Wandjo, Maximilian Greb, Johannes
Sonnenholzner
Forschungsgruppe
Globalisierung, Arbeit und
Produktion
Leiter: Prof. Dr. Martin Krzywdzinski
Die Forschungsgruppe analysiert den Wandel von Unternehmen
und Industrien durch Globalisierung und technologische
Innovation sowie deren Auswirkungen auf
Beschäftigung, Arbeitsbedingungen, Arbeitsbeziehungen
sowie Mitbestimmung der Arbeitnehmerschaft. Untersucht
werden insbesondere Veränderungen der Arbeitswelt durch
die Digitalisierung und die damit einhergehenden Umbrüche
der internationalen Arbeitsteilung in Europa und
weltweit. Die Forschungsgruppe ist am Aufbau des Weizenbaum-Instituts
für die vernetzte Gesellschaft beteiligt und
verantwortet dort die Vorhaben im Bereich „Arbeiten in
hochautomatisierten, digital-hybriden Prozessen“.
Dynamiken der Automatisierung
Eine zentrale Frage der Forschungsgruppe betrifft die Dynamik
und die Auswirkungen von Digitalisierungsprozessen.
Zu dieser Frage werden mehrere Einzelprojekte und Dissertationen
realisiert. In einem dieser Projekte untersuchte
Martin Krzywdzinski die historische Entwicklung von
Automatisierungstechnologien in der Automobilindustrie
in Deutschland, den USA und Japan seit Anfang der 1990er-
Jahre. Basierend auf einer Analyse von Berufsstatistiken,
Fallstudien von Automobilunternehmen sowie der Analyse
der Fachpresse kam er zu Ergebnissen, die der gegenwärtig
in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion dominierenden
These einer Beschleunigung von Automatisierung
und der Bedrohung von sogenannten „Routinetätigkeiten“
in Fertigung und Dienstleistungen widerspricht. Die Analyse
zeigt, dass bereits Anfang der 1990er-Jahre ein hohes
Automatisierungsniveau in der Automobilbranche erreicht
wurde, der Wandel seither gradueller Art war und dass sich
insbesondere manuelle Montagearbeit als sehr resistent
gegenüber Automatisierung erweist. Bei den massiven
Investitionen der Branche in Digitalisierung spielen Automatisierungsmotive
eine Rolle, noch wichtiger ist aber die
Digitalisierung des Produkts (Connected Car) und der Bedarf,
Prozesse der Produktentwicklung und Prozessplanung zu
vernetzen und zu digitalisieren.
Assistenzsysteme und Qualifikationen
Auch in der Produktion selbst liegt der Fokus von Digitalisierungsprojekten
bei Weitem nicht immer auf Automatisierung.
Eine zentrale Rolle spielen vielmehr Assistenzsysteme.
Assistenzsysteme haben die Aufgabe, Beschäftigte
bei der Ausführung ihrer Aufgaben zu unterstützen oder
anzuleiten, indem sie Informationen oder Anweisungen
kontextspezifisch zur Verfügung stellen. Beispiele sind
Systeme, die auf einem Monitor (oder einer Datenbrille)
Schritt für Schritt die Arbeitsabfolge in einem Montageprozess
oder die Bearbeitung einer Eingabemaske für
Sachbearbeiter*innen anleiten.
Unternehmen setzen Assistenzsysteme in der Hoffnung ein,
Einarbeitungszeiten zu verkürzen und Fehler im Arbeitsprozess
zu reduzieren. Ein von der Forschungsgruppe in
Zusammenarbeit mit Wirtschaftsinformatiker*innen am
Weizenbaum-Institut durchgeführtes Laborexperiment
zeigt allerdings, dass auch bei der Nutzung von Assistenzsystemen
eine ganzheitliche Qualifizierung und Wissensvermittlung
im gesamten Arbeitsprozess wichtig bleibt
und eine Verkürzung von Einarbeitungszeiten negative
-Bericht 2020|2021
39
Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel
Folgen haben kann. Im Experiment musste eine Kontrollgruppe
einen simulierten Arbeitsprozess nur mithilfe eines
Assistenzsystems durchführen, während eine zweite Probandengruppe
zusätzlich eine ganzheitliche Einführung in
den Prozess erhielt. Langfristig arbeitete die zweite Gruppe
effizienter und machte weniger Fehler. Deutlich wird, dass
in der digitalen Arbeitswelt ganzheitliches menschliches
Wissen zentral bleibt.
Digitalisierung während der Covid-19-Pandemie
In einem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales
geförderten Projekt wird untersucht, inwieweit die Covid-
19-Krise zu einer Beschleunigung von Digitalisierungs- und
Automatisierungsprozessen geführt hat. Im Fokus stehen
dabei sechs Branchen (Automobil, Maschinenbau, Chemie,
Finanz, Logistik, Gesundheit), in denen jeweils eine standardisierte
Befragung von Unternehmen sowie Fallstudien
durchgeführt werden.
Die ersten Befunde deuten darauf hin, dass die Covid-
19-Krise weniger disruptiv gewesen ist, als am Anfang
erwartet wurde. Die befragten Unternehmen haben die
Krise insgesamt relativ gut bewältigt. Digitalisierung von
Prozessen und die Einführung mobiler Arbeit spielten bei
der Bewältigung der Krise eine wichtige Rolle. Dabei zeigt
sich allerdings eine zunehmende Polarisierung. Unternehmen,
die bereits in Digitalisierungsprozessen stärker
vorangeschritten waren, haben ihre Digitalisierung während
der Pandemie weiter vorangetrieben als jene, die bereits
vor der Pandemie zurücklagen. Es ist somit kein Aufholprozess
feststellbar, sondern ein weiteres Öffnen der Schere.
Der Fokus der Digitalisierung während der Pandemie lag
insbesondere auf der Unterstützung kognitiver Tätigkeiten
und Prozesse, beispielsweise in der Verwaltung, dem
Personalmanagement und dem Vertrieb. Eine Beschleunigung
von Automatisierungsprozessen in Produktion und
Dienstleistung ist kaum vorzufinden.
Ein zentraler Befund ist der Zusammenhang zwischen
technischen und organisatorischen Innovationsprozessen.
Jene Unternehmen, die stärker in technische Digitalisierungsprozesse
investiert haben, waren zugleich auch eher
geneigt, organisatorische Veränderungen vorzunehmen.
Dazu gehört neben der Flexibilisierung der Arbeitszeitarrangements
auch eine Veränderung der Führungskonzepte
und Führungsstile und damit einhergehend die Stärkung
von Schulungen im Bereich der Selbstorganisation für
Beschäftigte.
und langfristige Analyse der Entwicklung von Arbeits
bedingungen auf Plattformen und zweitens die Nutzung
wissenschaftlicher Erkenntnisse für eine Verbesserung
dieser Arbeitsbedingungen.
Das Fairwork-Projekt analysiert Arbeitsbedingungen auf
digitalen Arbeitsplattformen auf Grundlage von fünf
Prinzipien fairer Arbeit: faire Bezahlung, faire Arbeits
bedingungen, faire Verträge, faire Managementprozesse
und faire Mitbestimmung. Durch eine Mischung aus Interviews
mit Plattformmanager*innen und -arbeiter*innen und
eigenen Recherchen ermittelt Fairwork für jede untersuchte
Plattform einen Fairwork Score, der jährlich in nationalen
Ranglisten veröffentlicht wird. Das Fairwork-Projekt hat
mittlerweile Teams in mehr als 25 Ländern auf 5 Kontinenten
und die Bewertungen decken damit einen signifikanten
Teil der globalen Plattformökonomie ab. Am WZB
ist das Fairwork Sekretariat angesiedelt. Es koordiniert die
Aktivitäten der Länderteams und organisiert netzwerkweite
Publikations-, Lern- und Transferprozesse. Das am
Sekretariat angesiedelte Fairwork Observatory führt Forschungsprojekte
mit komparativem und überregionalem
Schwerpunkt durch oder bewertet Plattformen in Ländern,
in denen es bisher kein Fairwork-Team gibt. Das zentrale
Instrument, mit den gewonnenen Forschungsergebnissen
eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen anzustoßen,
ist die Veröffentlichung von Plattformbewertungen in
nationalen Ranglisten und die Interaktionen mit Plattformmanager*innen.
Im Jahr 2021 wurden beispielsweise
Berichte über Plattformen in Indonesien, Bangladesch und
Ägypten veröffentlicht. Das Fairwork-Projekt konnte in den
vergangenen Jahren bereits Verbesserungen der Arbeitsbedingungen
auf zahlreichen Plattformen erreichen. Seit
April 2021 wird zudem eine Fairwork-Pledge-Kampagne
organisiert, deren Ziel es ist, Organisationen, die in unterschiedlicher
Art und Weise digitale Plattformen nutzen,
dazu zu bewegen, bei der Auswahl von Plattformen die
Fairwork Scores zu berücksichtigen und damit die Auswahl
auch entlang sozialer Kriterien zu treffen.
Literatur
Butollo, Florian/Schneidemesser, Lea: „Beyond ‚Industry
4.0‘. B2B Factory Networks as an Alternative Path Towards
the Digital Transformation of Manufacturing and Work“.
In: International Labour Review, 2021, Jg. 160, H. 4, S. 537-552.
Fairwork
Die Entwicklung der Plattformarbeit steht im Fokus des
Fairwork-Projekts, das in Kooperation mit dem Oxford
Internet Institute (OII) durchgeführt und mit Mitteln des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Das Fairwork-Projekt
verfolgt zwei Ziele: erstens eine international vergleichende
Fairwork: Fairwork Annual Report 2021. Online:
https://fair.work/en/fw/publications/fairwork-annualreport-2021/
(Stand 22.02.2022).
Krzywdzinski, Martin: „Automation, Digitalization, and
Changes in Occupational Structures in the Automobile
Industry in Germany, Japan, and the United States. A Brief
History from the Early 1990s until 2018“. In: Industrial and
Corporate Change, 2021, Jg. 30, H. 3, S. 499-535.
40
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel
V.l.n.r., vordere Reihe sitzend: Rainer Rehak, Ole Fechner, Lena Ulbricht, David Prinz, Katja Reuter; vordere Reihe stehend: Sarah Großheim, Florian
Irgmaier, Karoline Helbig, Sonata Cepik, Ronja Kniep, Shen Ibrahimsadeh, Katya Rösch, Jeanette Hofmann; hintere Reihe: Veza Clute-Simon, Thorsten
Thiel, Torben Klausa, Joschua Helmer, Benjamin Henry Petersen, Sebastian Berg, Niklas Rakowski, Clara Iglesias Keller, Samantha Gupta
Forschungsgruppe
Politik der Digitalisierung
Leiterin: Prof. Dr. Jeanette Hofmann
Die Forschungsgruppe Politik der Digitalisierung erforscht
die Deutung, Aushandlung und Regulierung der digitalen
Transformation. Digitalisierung wird dabei als kontinuierlicher
soziotechnischer Wandlungsprozess verstanden,
bei dem sich Gesellschaft und Technologie gegenseitig
konstituieren, anstatt kategorisch unterschiedliche Einheiten
zu bilden.
Charakteristische Merkmale der Digitalisierung wie die
zunehmende Datafizierung, Vernetzung, Automatisierung
und Herstellung von Berechenbarkeit prägen alle gesellschaftlichen
Teilbereiche und sind ihrerseits durch
gesellschaftliche Handlungskontexte, Normen und Praktiken
geformt. Die digitale Transformation kann daher
nicht mehr gesondert betrachtet werden, sondern muss
ganzheitlich in ihrer komplexen Verflechtung mit anderen
Aspekten moderner Gesellschaft erforscht werden. Zudem
folgt die Entwicklung digitaler Technologien nicht festgelegten
Pfaden, sondern wird durch Konflikte und gesellschaftliche
Auseinandersetzung geprägt. Die Betonung
des kontingenten Charakters der Technologieentwicklung
bildet die Grundlage für die konzeptionelle und empirische
Forschungsagenda der Gruppe. Diese knüpft konzeptionell
an die sozialwissenschaftliche Governance-Forschung, die
Diskursforschung, die Techniksoziologie, die Soziologie
der Quantifizierung und Bewertung wie auch an moderne
Demokratietheorie an. Empirisch beruht die Arbeit der
Gruppe auf verschiedenen inter- und transdisziplinären
Forschungsmethoden sowie qualitativen und quantitativen
Ansätzen.
Die Forschungsgruppe besteht aus drei konzeptionell miteinander
eng verbundenen Projektbereichen: Der am WZB
angesiedelte Projektbereich beschäftigt sich mit der Regulierung
von Digitalisierung in nationaler, transnationaler
sowie international vergleichender Perspektive. Im Mittelpunkt
steht die Formierung von Diskursen, Institutionen
und Governance-Prozessen, die auf die Bewältigung und
Gestaltung des digitalen Wandels zielen. Der am Weizenbaum-Institut
für die vernetzte Gesellschaft angesiedelte
Projektbereich Quantifizierung und gesellschaftliche Regulierung
untersucht die Regulierung durch Digitalisierung.
Er nimmt die wachsende Bedeutung von automatisierten
Verfahren der Quantifizierung und Bewertung für die
Definition, Überwachung und Implementation politischer
Ziele in den Blick. Der ebenfalls am Weizenbaum-Institut
angesiedelte Projektbereich Digitalisierung und Demokratie
betrachtet die transformative Kraft der Digitalisierung im
Hinblick auf den vermuteten Formwandel der Demokratie.
Dieser Formwandel betrifft die Beschaffenheit des Demos,
die mediale Struktur von Öffentlichkeit und die politische
Willensbildung.
In 2020 und 2021 war es ein zentrales Anliegen der Gruppe,
vorherrschende Konfigurationen digitaler Technologien zu
analysieren und ihre gesellschaftlichen Implikationen zu
reflektieren. Die empirische Untersuchung konkreter Fälle
schärft den Blick für die Kontingenz digitaler Technologien,
die prinzipiell auch in anderen soziotechnischen Konstellationen
denkbar wären. Die empirischen Arbeiten der Gruppe
betrafen gleichermaßen private wie öffentliche Formen der
Überwachung und Beeinflussung von Gesellschaften. Sie
fokussierten insbesondere auf politische Epistemologien,
also die Art und Weise, wie mittels digitaler Technologien
politisch relevantes Wissen erzeugt und verhandelt wird.
So wurde in der Gruppe etwa das Konzept des „demos
scraping“ entwickelt, welches Verfahren beschreibt, in
denen digitale Verhaltensdaten automatisiert ausgewertet
-Bericht 2020|2021
41
Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel
werden, um Schlüsse über Bevölkerungen (den „Demos“)
zu ziehen und für politische Zwecke zu nutzen. Die Analysen
der Gruppe zeigen, dass „demos scraping“ nicht sein
demokratisches Versprechen einlöst, sondern häufig die
Möglichkeiten von Bürger:innen begrenzt, informiert und
selbstbestimmt zu agieren.
Ein weiterer Schwerpunkt der Forschungsgruppe der letzten
Jahre stellte die Beschäftigung mit Governance und Regulierung
dar, insbesondere mit den Machtbeziehungen zwischen
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen
Akteuren. So haben wir am Beispiel des von der Bundesregierung
im Kontext der Covid-19-Pandemie organisierten
#WirVsVirus-Hackathon untersucht, wie Civic Hackathons
das Verhältnis zwischen Staat und Bürger:innen verändern.
Wir konnten zeigen, dass der Hackathon zwar auf der einen
Seite eine erfolgreiche Durchsetzung der Repräsentationsansprüche
von Civic-Tech-Initiativen gegenüber dem
administrativen Staat darstellte. Auf der anderen Seite wurde
der demokratische Beteiligungsanspruch aber in vielerlei
Hinsicht begrenzt, da Handlungs- und Entscheidungsmacht
weitgehend bei den Organisator:innen verblieben. Ein
weiteres Beispiel unserer Forschung in diesem Feld stellte
ein Projekt dar, das sich mit den staatlich mandatierten
oder finanzierten Apps beschäftigte, die zur Bewältigung
der Covid-19-Pandemie eingesetzt werden. Hier spielen
Abhängigkeiten von privatwirtschaftlichen Akteuren eine
große Rolle, auch weil die Funktionalität der Apps durch die
dominierenden Betriebssysteme für Mobiltelefone bestimmt
wird. Unsere vergleichende Untersuchung konnte zeigen,
dass Covid-19-Apps in den verschiedenen Ländern zwar
mit sehr ähnlichen Versprechungen beworben werden,
ihre Wirkungsweise aber von den national unterschiedlichen
soziopolitischen Rahmenbedingungen abhängt. So
können die Apps in vielen Fällen ihre politischen Ziele
nicht erreichen, bilden aber ein umfangreiches System
zur Datensammlung.
Ein dritter Fokus der Forschungsgruppe im Berichtszeitraum
stellte die fortgesetzte Reflexion über die Beziehung
von Digitalisierung und Demokratie dar. Anknüpfend an
Vorarbeiten aus den Vorjahren zum Zusammenhang von
digitalen Medien und Demokratie erarbeiteten wir in dem
Artikel „Die digitale Konstellation. Eine Positionsbestimmung“
Vorschläge, wie sich die Wechselbeziehungen zwischen
Technologie, Politik und Gesellschaft konzeptionell
erfassen lassen. Ziel war es unter anderem, die Bedeutung
politischen Handelns in Bezug auf die Entwicklung des
Digitalen herauszuarbeiten. Diese Perspektive wird nun auch
auf das Forschungs- und Technologiefeld des Maschinellen
Lernens ausgedehnt. Hier geht es unter anderem um die
Frage, welchen Einfluss politische Partizipation auf die
Gestaltung von KI-gestützten Systemen hat.
Literatur
Berg, Sebastian/Clute-Simon, Veza/Freudl, Rebecca-
Lea/Rakowski, Niklas/Thiel, Thorsten: „Civic
Hackathons und der Formwandel der Demokratie. Eine
repräsentationstheoretische Analyse von #WirVsVirus“. In:
Politische Vierteljahresschrift, 2021, Jg. 62, H. 4, S. 621-642..
Berg, Sebastian/Rakowski, Niklas/Thiel, Thorsten: „Die
digitale Konstellation. Eine Positionsbestimmung“. In:
Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2020, Jg. 30, H. 2, S.
171-191.
Ulbricht, Lena: „Scraping the Demos. Digitalization, Web
Scraping and the Democratic Project“. In: Democratization,
2020, Jg. 27, H. 3, S. 426‐442.
42
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt
Internationale
Politik und Recht
Direktor
Prof. Dr. Michael Zürn
Beauftragte für Forschungsmanagement
Editha von Colberg M. A.
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
Abteilung
Global Governance
Direktor: Prof. Dr. Michael Zürn
Forschungsprogramm
Drängende gesellschaftliche Herausforderungen wie der
Klimawandel, die Pandemiebekämpfung oder wirtschaftliches
Wachstum erfordern gemeinsame politische Entscheidungen
über nationale Grenzen hinweg. Gleichzeitig
wächst aber die Skepsis gegenüber den Institutionen der
internationalen Zusammenarbeit.
In diesem Spannungsfeld analysiert die Abteilung Ordnungsstrukturen
jenseits des Nationalstaats. Dabei arbeitet
sie mit einem Verständnis internationaler Politik, das weit
über diplomatische Verhandlungen zwischen nationalen
Regierungen hinausgeht. Vielmehr wird Global Governance
als eine dynamische institutionelle und normative
Ordnung begriffen, in der inter- und supranationale
Institutionen eigenständige politische Autorität über Gesellschaften
ausüben. Die so entstehenden Hierarchien und
Machtungleichgewichte führen zu Legitimationsproblemen
und Widerständen bei staatlichen und nicht staatlichen
Akteuren. Auch für seine Beiträge zu diesem Verständnis
internationaler Politik wurde Abteilungsdirektor Michael
Zürn mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2021 ausgezeichnet.
Um diese Dynamiken und ihre Folgen für grenzüberschreitende
politische Zusammenarbeit zu erfassen, arbeitet die
Abteilung entlang dreier ineinandergreifender Forschungsstränge.
Der erste konzentriert sich auf die politische Autorität
internationaler Institutionen selbst. Hierzu haben Michael
Zürn, Alexandros Tokhi und Martin Binder (inzwischen
University of Reading) jüngst die International Authority
Database veröffentlicht (Global Policy 12/4) und zeigen
anhand von 36 internationalen Organisationen einen erheblichen
Zuwachs an formalen Entscheidungskompetenzen
von 1919 bis 2018 über den gesamten Politikzyklus. Im
Rahmen des Horizon 2020-Projekts „Global Governance and
the European Union: Future Trends and Scenarios (GLOBE)“
untersuchen İrem Ebetürk, Alexandros Tokhi und Michael
Zürn mit Umfrageexperimenten, Interviews von Experten
und Fokusgruppen, ob und wie dieser Autoritätszuwachs
von unterschiedlichen Gruppen wahrgenommen wird.
Der zweite Forschungsstrang adressiert normative und
institutionelle Spannungslinien im internationalen System.
Dessen zunehmende institutionelle Dichte geht mit mehr
Auseinandersetzungen über Zuständigkeiten und Zielsetzungen
einher. Die von der Abteilung koordinierte
Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) „Überlappende Autoritätssphären und Schnittstellenkonflikte
in der globalen Ordnung“ hat solche Konfliktfälle
systematisiert, um die Fragmentierung und Arbeitsteilung
im internationalen System vergleichend zu analysieren. In
Zusammenarbeit mit anderen WZB-Einheiten und externen
Partnern wurden Kernbefunde in einer Spezialausgabe
der Zeitschrift Global Constitutionalism (2020, Jg. 9, H. 2)
veröffentlicht und auf einer Abschlusskonferenz im Jahr
2021 vorgestellt.
Der dritte Forschungsstrang widmet sich der Politisierung
und damit den Akteuren und Konfliktlinien, die die
internationale Ordnung herausfordern. Dazu arbeitet die
44
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
Abteilung eng mit dem Berliner Exzellenzcluster „Contestations
of the Liberal Script (SCRIPTS)“ zusammen. Die
Koordination des Theorienetzwerks und ein Teilprojekt
sind in der Abteilung angesiedelt. Drei jüngere Abteilungsbefunde
zur Politisierung in und durch internationale
Institutionen sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Konflikt um Frauenrechte in den Vereinten Nationen
In ihrer Studie „Backlash Advocacy and NGO Polarization
over Women’s Rights in the United Nations” decken Jelena
Cupać und İrem Ebetürk Strategien auf, mit denen antifeministische
Interessengruppen versuchen, traditionelle
Rollen- und Familienbilder in den Dokumenten der Vereinten
Nationen zu verankern. Unterstützt durch konservative
und populistische Regierungen streben sie an, die
Frauen- und Familienpolitik der UN zurückzudrehen. Sie
attackieren dabei andere zivilgesellschaftliche Akteure in
den Foren der UN direkt, was zu Polarisierung und Entscheidungsblockaden
führt. Cupać und Ebetürk verdeutlichen,
dass antiliberale Kräfte internationale Institutionen nicht
(nur) direkt bekämpfen, sondern sie auch für ihre Ziele zu
nutzen versuchen. Die Autorinnen konnten auf Basis ihrer
Befunde zivilgesellschaftliche Akteure beraten und ihre Ergebnisse
über Podcasts und Webinars breit kommunizieren.
Für ihren Artikel wurden Cupać und Ebetürk mit dem Preis
der Freunde des WZB 2021 ausgezeichnet.
Öffentliche Kommunikation supranationaler
Institutionen
Internationale Institutionen können sich aber auch gegen
öffentliche Kritik verteidigen. In Weiterführung der Abteilungsarbeiten
zu den Rechtfertigungsstrategien internationaler
Institutionen untersucht Christian Rauh deshalb, ob
die Europäische Kommission verständliche Botschaften an
die europäische Öffentlichkeit sendet. Eine Analyse der fast
45.000 Pressemitteilungen der Kommission zwischen 1985
und 2020 zeigt ein ernüchterndes Bild. Diese öffentliche
Kommunikation zeichnet sich durch hohe grammatikalische
Komplexität, spezialisiertes Vokabular und eine geringe
Handlungsorientierung aus. Sie ist damit weit entfernt
von der Verständlichkeit, mit der Zeitungen und vor allem
Pressemitteilungen nationaler Exekutiven über politische
Entscheidungen informieren. Trotz der gewachsenen politischen
Kompetenzen der Europäischen Kommission und
trotz der zunehmenden öffentlichen Umstrittenheit der EU
hat sich an dieser technokratischen Kommunikation über
die untersuchten 35 Jahre kaum etwas geändert. Das kann
populistischen Akteuren, die mit einer weit vom Bürger
entfernten politischen Elite in Brüssel argumentieren, in
die Hände spielen. Die Studie wurde auch auf einer internen
Panel-Diskussion der Europäischen Kommission sowie auf
der Jahresklausur des Europäischen Rechnungshofs 2021
vorgestellt und diskutiert. Die Forschung in diesem Bereich
nimmt zukünftig auch Kommunikation und Diskurse in den
sozialen Medien in den Blick.
Internationale Institutionen und nationaler
Populismus
Internationale Institutionen haben auch einen Einfluss
auf die breiteren Konfliktstrukturen in nationalen Gesellschaften.
Michael Zürn zeigt in seiner Studie „How Non-
Majoritarian Institutions Make Silent Majorities Vocal“ und
in seinem mit Armin Schäfer verfassten Buch Die Demokratische
Regression (edition suhrkamp 2021), dass zu den
politischen Erklärungen für das aktuelle Erstarken des
autoritär-nationalen Populismus auch der Autoritätszuwachs
internationaler Institutionen in den letzten Jahrzehnten
gehören muss.
Politisch unzufriedene Bürger können heute mit gruppenbezogenen
Identitäten und vermeintlich auf den „Volkswillen“
abzielenden Narrativen mobilisiert werden, weil
internationale Institutionen den Spielraum für nationale
Entscheidungen begrenzen, nicht nach dem Mehrheitsprinzip
verfasst sind und zumeist liberale Prinzipien wie
den Schutz von Individualrechten oder offene Grenzen
festschreiben. Diese Analyse wird auch durch die kürzlich
erfolgreich verteidigte Dissertation „‚The People‘ vs. the
Liberal International Order?“ von Cédric Koch gestützt.
Unter anderem zeigt sie anhand einer vergleichenden
Studie von 246 Wahlen in 37 Demokratien, dass die Unterstützung
für populistische Parteien dort hoch ist, wo
Staaten stark in autoritative internationale Institutionen
und offene Märkte eingebunden sind.
Literatur
Cupać, Jelena/Ebetürk, Irem: „Backlash Advocacy and NGO
Polarization over Women’s Rights in the United Nations“.
In: International Affairs, 2021, Jg. 97, H. 4, S. 1183-1201. DOI:
http://doi.org/10.1093/ia/iiab069.
Rauh, Christian: „From the Berlaymont to the
Citizen? The Language of European Commission
Press Releases 1985-2020“. Paper presented at the
2021 Annual Convention of the International Studies
Association (ISA), April 7, 2021. Online: https://www.
researchgate.net/publication/350152854_From_the_
Berlaymont_to_the_citizen_The_language_of_
European_Commission_press_releases_1985-2020/
link/6053671c458515e834558433/download (Stand
28.12.2021).
Zürn, Michael: „How Non-Majoritarian Institutions
Make Silent Majorities Vocal. A Political Explanation of
Authoritarian Populism“. In: Perspectives on Politics, 2021,
S. 1-20. DOI: 10.1017/S1537592721001043.
-Bericht 2020|2021
45
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
Forschungsprofessur
Theorie, Geschichte und Zukunft der
Demokratie
Prof. John Keane
Drei große Buchprojekte standen 2020 und 2021 im Zentrum von John Keanes Forschung, und alle drei unterstreichen
die Notwendigkeit, die Demokratie angesichts ihrer noch nie da gewesenen Herausforderungen und
Krisen neu zu denken und zu stärken.
The New Despotism ist Titel und Thema einer 2020 bei Harvard University Press erschienenen Auseinandersetzung
mit einer neuen Form politischer Regimes, die sich mit demokratischer Rhetorik, Wahlfälschungen,
Medienkontrolle, Vetternwirtschaft und Drangsalierung von Justiz und Opposition die Unterstützung der
Öffentlichkeit erzwingen und Wahlsiege sichern. Das alte Wort des Despotismus ist dabei brauchbarer als
Begriffe wie Autokratie oder Diktatur, weil damit besser erklärt werden kann, warum diese Regimes zwar
krisenreich, aber dennoch bemerkenswert stabil sind.
To Kill A Democracy: India’s Passage to Despotism (2021 bei Oxford University Press) zeichnet die zunehmende
Gefährdung demokratischer Errungenschaften und Überzeugungen in Indien nach, die sich anhand von
Indikatoren wie Meinungsfreiheit, zivilgesellschaftlichem Engagement und öffentlicher Rechenschaftspflicht
nachweisen lässt. Dabei zeigt John Keane auf, dass diese Entwicklung nicht nur der Regierung Modi anzulasten
ist, sondern auf die brüchigen sozialen Grundlagen des indischen Staatswesens zurückzuführen sind.
Zuletzt erschien 2022 The Shortest History of Democracy (Black Inc.), das derzeit in 12 Sprachen übersetzt wird
und anhand historischer Beispiele illustriert, warum in Zeiten großer Unsicherheit über die Zukunft unseres
Planeten das radikale Potenzial der Demokratie mehr denn je benötigt wird.
Keane wurde 2021 für den Balzan- sowie den Holberg-Preis für herausragende internationale Beiträge zu
den Humanwissenschaften nominiert.
46
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
V.l.n.r.: Conrado Hübner Mendes, Kriszta Kovács, Anna Katzy-Reinshagen, Peter Schwarz, Roland Römhildt, Jasmin Rauch, Dieter Gosewinkel, Luise
Bublitz, Mattias Kumm, Gunnar Folke Schuppert, Ríán Derrig, Editha von Colberg, Hilde Ottschofski, Francisca Pou Giménez, Clara Jungblut
Forschungsprofessur
Global Public Law
Leitung: Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)
Seit 2020 steht maßgeblich ein Projekt zur Idee öffentlicher Vernunft als Kriterium politischer Legitimität im Fokus der
Forschungsprofessur. Neben der Arbeit an einer Monografie gab Mattias Kumm in diesem Projekt zusammen mit Silje
Langvatn (Universitäten Bergen und Oslo) und Wojciech Sadurski (Universitäten Sydney und Warschau) den Band Public
Reason and Courts (Cambridge University Press 2020) heraus. Diese interdisziplinäre Studie demonstriert die unmittelbare
Relevanz öffentlicher Vernunft und öffentlicher Rechtfertigung für die Praxis richterlicher Argumentation und
Prüfung. Angesichts von Vertrauenskrisen und dem vielerorts zunehmenden politischen Druck auf Gerichte zeigt dies
das Potenzial und die Grenzen der Idee öffentlicher Vernunft als Legitimitätsquelle für Gerichte auf.
In seinem Kapitel „We Hold These Truths to Be Self-Evident: Constitutionalism, Public Reason, and Legitimate Authority“
entwickelt Mattias Kumm die argumentative Grundstruktur einer normativen Theorie eines auf öffentlicher Vernunft
beruhenden Konstitutionalismus. Die These lautet, dass Recht nur dann legitime Autorität beanspruchen kann, wenn
es sich nach den Bedingungen öffentlicher Vernunft rechtfertigen lässt. In ihrem normativen Kern sind Verfassungen
dann als Versuch zu betrachten, diese Bedingungen zu kodifizieren.
Anhand des Kontrasts zu konventionalistischen und voluntaristischen Konstitutionalismus-Entwürfen schlussfolgert
er, dass zwar die Begründung legitimer Autorität innerhalb eines Öffentliche-Vernunft-Konstitutionalismus besonders
anspruchsvoll ist, dass ein solcher aber das legitime Erbe der amerikanischen und französischen Revolutionen
beanspruchen und die Grundstrukturen der in liberalen Demokratien vorherrschenden Verfassungspraxis am besten
erklären und rechtfertigen kann.
-Bericht 2020|2021
47
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
V.l.n.r: Lisa Maaßen, Sassan Gholiagha, Editha von Colberg, Anna Holzscheiter, Philipp Günther, Thurid Bahr, Markus Sperl, Martha van Bakel, Laura
Pantzerhielm
Forschungsgruppe
Governance for Global
Health
Leiterin: Prof. Dr. Anna Holzscheiter
Die Forschungsgruppe Governance for Global Health unter
Leitung von Anna Holzscheiter setzte in den Jahren 2020
und 2021 ihre Arbeit zu den komplexen institutionellen
Verflechtungen in der globalen Gesundheitspolitik und zu
Normkollisionen in der internationalen Politik (Forschergruppe
OSAIC der Deutschen Forschungsgemeinschaft) fort.
Geschichte, Dynamiken und Herausforderungen der globalen
Gesundheitspolitik standen dabei in ihren unterschiedlichen
Aspekten im Zentrum der Forschungsaktivitäten.
In der ersten Projektphase leisteten die Wissenschaftler*innen
einen theoretischen empirischen und methodischen Beitrag
zur Debatte über die Herausbildung größerer institutioneller
Ordnungen in der globalen Gesundheitspolitik, indem sie
die Beziehungsmuster und -dynamiken zwischen acht
großen internationalen Organisationen untersuchten. In
der zweiten Projektphase stand die Erforschung der Ursachen
von Ordnung und Transformation ihrer Governance-
Architekturen im Mittelpunkt. In den Jahren 2020 und 2021
stand die abschließende Projektphase im Vordergrund,
in der die Mitarbeiter*innen die Forschungsergebnisse
zusammenfassten und an gemeinsamen Projektpublikationen
arbeiteten.
Im Rahmen des zweiten, DFG-geförderten Forschungsprojekts
COLLISIONS untersuchten die Wissenschaftler*innen
der Gruppe die Effekte einer zunehmenden Komplexität
und Überschneidung internationaler Regelsysteme anhand
des Konzepts der Normenkollision. Im Mittelpunkt
des Forschungsprojekts stand die Annahme, dass die Zunahme
von Regelsystemen in mehr oder weniger allen
Problemfeldern der internationalen Politik einerseits
zu Konflikten über Autorität und Legitimität von internationalen
Organisationen führt und sich andererseits
in einer Kollision von Normen und Werten manifestiert.
Über eine Untersuchung unterschiedlicher Politikfelder
– Drogenkontrolle, Menschenhandel, Kinderarbeit, Flüchtlingsschutz
und Kommerzialisierung des menschlichen
Körpers – verglich die Gruppe nicht nur die Prozesse der
Entstehung solcher Normkollisionen, sondern formulierte
und überprüfte auch unterschiedliche Hypothesen zur
Erklärung ihrer Dynamiken.
Im Berichtszeitraum bereitete die Gruppe insbesondere
ihre Forschungsergebnisse für Publikationen auf und
präsentierte sie auf nationalen und internationalen Fachtagungen
– aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich
in digitaler Form. Im Rahmen des Forschungsprojekts zu
interorganisationalen Beziehungen und Netzwerken in
der globalen Gesundheitspolitik schlossen die wissenschaftlichen
Mitarbeiter*innen der Gruppe die quantitative
soziale Netzwerkanalyse sowie die qualitative Auswertung
von Policy-Dokumenten und semi-strukturierten Interviews
ab und veröffentlichten die Ergebnisse erfolgreich
in Fachzeitschriften des Bereichs Politikwissenschaft/
Internationale Beziehungen.
Forschungsgruppenleiterin Anna Holzscheiter war als
Expertin zu Fragen der globalen Gesundheit und Gesundheitspolitik
aktiv und vertrat die Forschungsgruppe über
Medienbeiträge, Interviews und als Gastrednerin nach außen.
Parallel dazu begann sie im Kontext ihrer hauptamtlichen
Professur an der Technischen Universität Dresden zwei
48
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
neue internationale Forschungsprojekte und baute die
dazugehörigen Forschungsteams auf.
In der Forschungskooperation mit der Universität Linköping
in Schweden wird untersucht, inwiefern junge Menschen
als politische Akteure an internationaler Gesundheitspolitik
teilhaben können (Youth Representation in Global Politics).
Im Projekt FRAMENET mit der Universität Warwick (UK) und
der Université de Laval (Kanada) werden Entstehung und
Diffusion von sogenannten „policy frames“ in der globalen
Gesundheitspolitik (speziell Gesundheitsdaten und Biobanken)
untersucht. Beide Projekte erlauben auch künftig
Anknüpfungspunkte mit der Berliner Forschungslandschaft,
nicht zuletzt aufgrund der persönlichen Verbindungen zu
den Akteuren des Exzellenzclusters SCRIPTS.
Literatur
Bahr, Thurid/Holzscheiter, Anna/Pantzerhielm, Laura:
„Understanding Regime Complexes through a Practice
Lens. Repertoires of Inter-Organizational Practices in
Global Health“. In: Global Governance, 2021, Jg. 27, H. 1, S.
71-94. DOI: 10.1163/19426720-02701005.
Holzscheiter, Anna/Gholiagha, Sassan/Liese, Andrea:
„Advocacy Coalition Constellations and Norm Collisions:
Insights from International Drug Control, Human
Trafficking, and Child Labour“. In: Global Society, 2021.
DOI: 10.1080/13600826.2021.1885352.
Pantzerhielm, Laura/Holzscheiter, Anna/Bahr, Thurid:
„Power in Relations of International Organisations: The
Productive Effects of ‚Good‘ Governance Norms in Global
Health“. In: Review of International Studies, 2020, 46:3, pp.
395-414. DOI: 10.1017/S0260210520000145.
Forschungsprofessur
Global Politics
Prof. Peter J. Katzenstein Ph. D.
Das derzeitige Buchprojekt der Forschungsprofessur trägt den Titel „Worldviews
in World Politics: Regions and Civilizations“. Das Buch stützt sich auf
einige der Thesen, die schon in Uncertainty and Its Discontents: Worldviews
in World Politics (Cambridge University Press 2022) entwickelt wurden, und
versucht, diese empirisch anzuwenden. Regionale und zivilisatorische Weltanschauungen
sind häufig von Determinismus, Dualismus und Reduktionismus
der Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts geprägt. Die heutigen Sozialwissenschaften bedienen sich
nach wie vor einer mechanistischen Metaphorik, von der sich die Natur- und Geisteswissenschaften in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verabschiedet haben. Stattdessen werden wissenschaftliche Modelle als
imaginäre Konstrukte begriffen, die in der Welt Orientierungshilfe geben. Geisteswissenschaftliche Diskurse
zur Imagination und Vorstellungskraft sind für eine Überprüfung sozialwissenschaftlicher Theoreme der
Regionalisierung und zivilisatorischer Interaktionseffekte unverzichtbar. Anhand von in den Vereinigten
Staaten und in China verbreiteten regionalen und zivilisatorischen Weltanschauungen wird die Analyse auf
zwei weitere empirische Gebiete (globale Erwärmung und atomare Abschreckung) ausgedehnt. Des Weiteren
werden im Buch Wissenschaft und Religion als unterschiedliche sinnstiftende Praktiken diskutiert, deren
Verständnis von Zeit und Raum eine rein Newton’sche Konzeption unserer Sinneswahrnehmungen infrage
stellt. Das Buch schließt mit einem Kapitel über Multiplizität und Kontingenz als den zwei Schlüsselkonzepten
für ein besseres Verständnis der gegenwärtigen Moderne und globaler Politik.
-Bericht 2020|2021
49
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
V.l.n.r.: Lisa Maaßen, Luis Aue, Maria Weickardt Soares, Editha von Colberg, Tine Hanrieder, Claire Galesne
Forschungsgruppe
Globale humanitäre Medizin
Leiterin: Dr. Tine Hanrieder
Die Forschungsgruppe Globale humanitäre Medizin untersucht
Wissensproduktion und Nord-Süd-Verhältnisse in
der globalen Gesundheit. Sie geht insbesondere der Frage
nach, wie Ideen und Versorgungsmodelle aus Entwicklungsländern
in unterversorgte Gegenden von Industrieländern
übertragen werden. Die Gruppe stellt damit eine Grundannahme
über globale Politik und Entwicklung infrage,
nämlich dass Wissen nur in eine Richtung fließen würde,
aus dem globalen Norden in den globalen Süden.
Konkret untersucht die Gruppe Süd-Nord-Wissenstransfers
in vier Fallstudien: (1) die medizinische Ausbildung in den
USA und die Rolle internationaler Lernerfahrungen für die
US-Medizin, (2) die Aktivitäten humanitärer Organisationen
in Frankreich, (3) die Entwicklung und Verbreitung von
Interventionen gegen Durchfallkrankheiten in den USA
und in der Entwicklungspolitik und (4) die in den USA
zunehmende Verbreitung des Community-Health-Worker-
Modells für und durch benachteiligte Gruppen, eines
gemeindebasierten Versorgungsmodells mit nicht- oder
semi-professionellen Gesundheitsarbeiter*innen, das lange
Zeit vorwiegend in Entwicklungsländern eingesetzt wurde.
Im Jahr 2021 hat die Gruppe die Fallstudien zum französischen
Humanitarismus und zur globalen Durchfallbekämpfungspolitik
abgeschlossen.
Die Fallstudie zum französischen Humanitarismus konnte
zeigen, dass zwei wichtige internationale Nichtregierungsorganisationen,
Ärzte ohne Grenzen und Ärzte der Welt, seit
den 1980er-Jahren fast durchgehend auf französischem
Territorium aktiv sind, um benachteiligten Gruppen und
zunehmend Migrant_innen Hilfe zu leisten beim Zugang zur
Gesundheitsversorgung. Dieses neue Einsatzgebiet führte
zu einer Neudefinition der Rolle humanitärer Einsätze. Die
medizinische Nothilfe selbst rückte in den Hintergrund
und wurde sogar gelegentlich begrenzt, um Druck auf die
Regierung auszuüben und Politikreformen anzustoßen.
Medizinische Nothilfe wurde so zum Mittel zum Zweck,
um politischen Wandel zu erreichen - eine Prioritätenverschiebung,
die die Symbolkraft von Humanitarismus
als Diagnose sozialer Ungleichheit und medizinischer
Ungerechtigkeit nutzt.
Die Fallstudie zur globalen Durchfallbekämpfungspolitik
hat aufgezeigt, wie Experten seit dem späten neunzehnten
Jahrhundert unterschiedliche Interventionen gegen Durchfallerkrankungen
für den globalen Süden und Norden
entwickelten. In den USA haben Infrastrukturmaßnahmen
wie Trinkwasserfiltration Mortalität durch Durchfallerkrankungen
nahezu beendet. Im Gegensatz hierzu entwickelten
Expert*innen für den globalen Süden im Verlauf des letzten
Jahrhunderts eine Serie von technologischen Sofortlösungen,
beispielswiese Sachets mit Salzmischungen gegen Dehydrierung.
Die Studie zeigt, dass der Erfahrungsaustausch
zwischen diesen Expertisen begrenzt ist. Die Interventionen
wurden an ihre jeweiligen Kontexte angepasst und laufen
Gefahr, bei der Verwendung in anderen Räumen abgelehnt
zu werden. So werden beispielsweise die Sachets mit Salzmischungen,
die im globalen Süden breite Verwendung
finden, von Krankenhäusern in den USA selten verwendet,
da ihr Einsatz nicht zu den ärztlichen Standardroutinen
gehört. Gleichzeitig wird Wasserfiltrationsinfrastruktur
weniger im globalen Süden verwendet, da in der internationalen
Gesundheitspolitik die Überzeugung herrscht,
dass die Intervention bei schwächerer staatlicher oder
fachlicher Aufsicht nur schwer dauerhaft implementierbar
sei. So können sowohl in sich abgeschlossene Berufsnetzwerke
als auch mangelnde staatliche Investitionen in
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-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
der Infrastruktur zu Hürden werden, die die Übernahme
sinnvoller Technologien verhindern.
Die Forschungsgruppe organisierte eine Spring School zum
Thema „Health, Racism and Colonial Continuities“ in Kooperation
mit der Charité-Universitätsmedizin Berlin im April
2021. Studierende, Praktiker_innen und Forschende aus den
Geschichts-, Gesundheits- und Sozialwissenschaften diskutierten
Möglichkeiten und Probleme einer Dekolonisierung
von Institutionen und Expertise der globalen Gesundheit.
Literatur
Aue, Luis: „How Do Metrics Shape Polities? From Analogue
to Digital Measurement Regimes in International Health
Politics“. In: International Political Sociology, 2021, Jg. 15, H.
1, S. 83-101.
Hanrieder, Tine/Galesne, Claire: „Domestic
Humanitarianism: The Mission France of Médecins Sans
Frontières and Médecins du Monde“. In: Third World
Quarterly, 2021, Jg. 42, H. 8, S. 1715-1732.
Hanrieder, Tine/Montt Maray, Eloisa Maria: „Digitalizing
Community Health Work: A Struggle over the Values of
Global Health Policy“. In: Historical Social Research, 2021,
Jg. 46, H. 1, S. 136-159.
Forschungsprofessur
Politische Theorie
Prof. Dr. Rainer Forst
Die Forschungen dieser Professur widmen sich Grundfragen der politischen
Theorie, insbesondere im transnationalen Rahmen. Sie haben zum
Ziel, normative Begriffe und Theorien der Legitimität, Gerechtigkeit und
Demokratie im Dialog zwischen Philosophie, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft
und Soziologie angesichts neuer Realitäten zu prüfen und
weiterzuentwickeln. Auch in den beiden Präsentationen im Kolloquium des Schwerpunkts im März 2020 und
März 2021 ging es um die Vermittlung von normativen und sozialwissenschaftlichen Perspektiven, einmal
mit Bezug auf Menschenrechte, einmal mit Bezug auf den Wirklichkeitsbegriff. Eine auch durch Gespräche
mit Peter Katzenstein inspirierte Konferenz zu neueren Entwicklungen in der Diskussion über den Begriff
der Macht, die an frühere von der Professur organisierte Konferenzen am WZB anschließt (2018 „The Politics
of Class: Past and Present“ und 2019 „A Universal Class? Toward a Sociology of Transnational (In-)Justice“), ist
in Vorbereitung, ebenso wie eine über Legitimität. Die Diskussionen, die in diesen Kontexten geführt wurden,
sind in das neue Buch Die noumenale Republik. Kritischer Konstruktivismus nach Kant (Suhrkamp 2021) eingeflossen
– und ebenso in die vier Repliken auf Bücher zu meinem Werk, die 2019 und 2020 erschienen sind.
Während des gemeinsamen Fellowships im Thomas-Mann-Haus in Los Angeles (Sommer/Herbst 2021) wurde
die Arbeit mit Michael Zürn (WZB) und Christoph Möllers (Humboldt Universität zu Berlin) an einer Neubestimmung
des Begriffs der Legitimität fortgesetzt und intensiviert. Dies wird im Zentrum weiterer Austausche
im Rahmen der Professur stehen.
-Bericht 2020|2021
51
Schwerpunkt Internationale Politik und Recht
Forschungsprofessur
Globale Soziologie
Prof. Yasemin Soysal Ph.D.
Die Forschungsprofessur Globale Soziologie wurde im September
2021 am WZB ins Leben gerufen als Teil des SCRIPTS Exzellenzclusters
und in Kooperation mit der Freien Universität Berlin. Ein
aktuelles Forschungsinteresse gilt dem (neo-)liberalen Skript der
Staatsbürgerschaft und dessen Zukunft. In einem WZB-Talk unter
dem Titel „Liberal Agentic Citizenship and Its Global Reach“ stellten
Yasemin Soysal und Héctor Cebolla Boado das Projekt vor. Im Berichtszeitraum entstand hier unter anderem
folgende Publikation: Soysal, Yasemin Nuhoğlu: „Institutional Underpinnings, Global Reach, and the Future of Ordinal
Citizenship “. In: British Journal of Sociology, 2021, Jg. 72, H. 2, S. 174-180. DOI: 10.1111/1468-4446.12837.
Die Forschungsagenda umfasst die Identifizierung der Verbreitung globaler kultureller Skripte, institutioneller
Rahmenbedingungen und Praktiken sowie ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung und das Verhalten individueller
und kollektiver Akteur*innen. Auch ein möglicher Wandel der Systeme sowie deren Anfechtungen
und Widersprüche werden dabei thematisiert.
Im Jahr 2021 stand zunächst die Forschung zur Hochschulbildung im Fokus mit einer breitangelegten Untersuchung
internationalisierter Skripte der Hochschulbildung. Das derzeitige Hochschulwesen ist in einen
globalen Rahmen von Wettbewerb und Exzellenz eingebettet, den es kritisch zu untersuchen gilt. Die Forschung
erfolgt über einen quantitativ empirischen Ansatz, der international und interdisziplinär ausgelegt ist.
52
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt
Wandel politischer
Systeme
Direktor
Prof. Daniel Ziblatt Ph.D. (seit Oktober 2020)
Prof. Dr. Wolfgang Merkel (bis März 2020)
Kommissarisch:
Prof. Dr. Bernhard Weßels (seit April 2020)
Beauftragte für Forschungsmanagement
Dr. Elisabeth Gößwein
Schwerpunkt Wandel politischer Systeme
V.l.n.r.: Heiko Giebler, Julia Jann, Daniel Ziblatt, Fabio Ellger, Sebastian Hellmeier, Emilie Segura, Nourhan Elsayed, Constanza Sanhueza
Abteilung
Transformationen der
Demokratie
Direktor: Prof. Daniel Ziblatt Ph.D.
Sozialforscher*innen sind oft unterschiedlicher Meinung,
doch über mindestens eine Tatsache bestand lange Konsens:
Alte, reiche Demokratien neigen dazu, nicht zu sterben.
Viele Jahre wurde davon ausgegangen, dass etablierte
Demokratien wie jene in Westeuropa und Nordamerika
praktisch Einbahnstraßen waren – einmal konsolidiert
würden sie einfach fortbestehen. Heute ist diese Annahme
unter Beschuss geraten.
Die Abteilung Transformationen der Demokratie befasst sich
mit dem Schicksal heutiger Demokratien und versucht, die
aktuellen Herausforderungen zu verstehen, denen Demokratien
gegenüberstehen. Während die Zahl der Autokratien
in der ganzen Welt wächst, scheint die Demokratie weltweit
unter Druck zu stehen. Nicht nur junge Demokratien, selbst
etablierte Demokratien der westlichen Welt sind in selbstdiagnostizierte
Krisen unterschiedlichen Ausmaßes geraten.
Einige Beobachter beginnen sich zu sorgen, dass mit der Wahl
Donald Trumps 2016 in den USA und dem Aufstieg populistischer,
euroskeptischer und einwanderungsfeindlicher
Kräfte in Europa sowie angesichts von Polarisierung und
dem Verlust politischen Vertrauens selbst die etabliertesten
Demokratien der Welt bedroht sein könnten.
Wir stehen also vor einer der drängendsten Fragen unserer
Zeit: Kann die liberale Demokratie, wie sie heute besteht,
in einer erkennbaren Form überleben? Die im Herbst
2020 gegründete Forschungsabteilung konzentriert sich auf
Transformationen der Demokratie: Impulse hin zu einer Demokratisierung,
Rückwärtstrends der Entdemokratisierung und
Innovationen in demokratischen Institutionen und Praktiken,
um mit dem neuen Druck auf Demokratien weltweit fertig
zu werden. Die Forschung zu diesen Schwerpunkten stützt
sich auf vier Säulen:
Erstens werden neue Bedrohungen der Demokratie untersucht,
wobei der Schwerpunkt auf den miteinander verbundenen
Herausforderungen der Radikalisierung, Polarisierung
und politischen Gewalt liegt. Dabei werden insbesondere
unter Einsatz modernster sozialwissenschaftlicher Instrumente
– Umfragen, Umfrageexperimente und andere Methoden
– die wirtschaftlichen, soziologischen, institutionellen,
geografischen und kulturellen Wurzeln rechtsradikalen
Wahlverhaltens und des Erstarkens radikaler Parteien
in fortgeschrittenen Demokratien analysiert: Was sind
die Auslöser für Radikalisierungsprozesse? Warum haben
rechtsradikale Parteien ihre Unterstützung bei bestimmten
demografischen Gruppen ausgebaut? Wie erklärt sich die
geschlechtsspezifische Kluft in der rechtsradikalen Wählerschaft?
Warum sind Rechtsradikale in einigen Gegenden
erfolgreicher als in anderen? Eine weitere Forschungsfrage
ist, wie Radikalisierung an sich Polarisierungsspiralen in
politischen Systemen auslöst – nämlich dann, wenn politische
Rivalen beginnen, sich nicht nur als Rivalen, sondern
als existenzielle Bedrohung zu betrachten. Wenn Anti-
System-Parteien ein politisches System betreten, hat dies
oft Polarisierung zur Folge. Ein für die Zeitschrift Comparative
Political Studies verfasster Artikel von Daniel Ziblatt
et al. beschäftigt sich mit einem Umfrageexperiment unter
Wähler*innen in der Türkei. Es zeigt sich, dass diejenigen,
die über Gefühle intensiver Polarisierung gegenüber einer
anderen Partei berichten, mit höherer Wahrscheinlichkeit
ihre Haltung ändern und plötzlich Präsident Erdoğans Griff
54
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Wandel politischer Systeme
nach einer Superpräsidentschaft für sich selbst durch
die Unterminierung der Verfassung unterstützen. Kurz
gesagt: Polarisierung hat zur Folge, dass Bürger*innen
darüber hinwegsehen, wenn ihre eigene Seite undemokratisch
handelt. Ein damit im Zusammenhang stehendes
Forschungsgebiet der Abteilung ist die gefährliche Beziehung
zwischen Polarisierung und politischer Gewalt. Ziel
ist es zudem, die Wurzeln politischer Gewalt zu verstehen,
indem der Zusammenhang von sozialem Protest, Wahlen
und politischer Gewalt untersucht wird.
Zweitens führt die Abteilung eine Reihe von Projekten zum
Thema „demokratische Normen“ durch. Es ist seit Langem
bekannt, dass Demokratien auf geschriebene Gesetze und
Verfassungen angewiesen sind. Eine Demokratie kann ohne
eine demokratische Verfassung nicht überleben. Aber eine
der wichtigsten Lektionen der vergangenen fünf Jahre ist,
dass Demokratien sich nicht nur auf geschriebene Verfassungen
stützen, sondern auch auf ungeschriebene Regeln:
demokratische Normen. Demokratische Normen sind eine
Quelle für die Resilienz der Demokratie. Sie spielen sowohl
für Politiker*innen als auch für die Alltagspolitik eine Rolle.
Zwei der wichtigsten Normen für die Stärke einer Demokratie
sind gegenseitige Toleranz und Zurückhaltung. Politiker*innen
können, auch wenn sie sich an das geschriebene
Recht halten, die Demokratie dennoch angreifen, indem sie
demokratische Normen verletzen. Und viele Bürger*innen
haben den Eindruck, dass die ungeschriebenen Regeln,
einst Leitplanken der Demokratie, erodieren. Untersucht
wird deshalb, welche Normen wichtig sind und wie sich
politische Normen verändern. Die Forschung stützt sich
dabei auf die sozialpsychologische Literatur über Tabus, um
zu untersuchen, warum und wie Politiker*innen begonnen
haben, gegen Normen zu verstoßen. Durch Umfrageexperimente
wird versucht, unausgesprochene Tabus aufzudecken.
Zudem wird versucht, die Stärke demokratischer Normen
in der heutigen Demokratie aufzuzeigen, indem nachverfolgt
wird, wie stark die Erosion von Normen in unseren
Demokratien ist.
Das dritte Forschungsgebiet nutzt einen längeren historischen
Zeitraum, um die „Evolution demokratischer Ideen“ zu
analysieren. Unsere Hauptprämisse ist, dass die Demokratie
in den vergangenen zwei Jahrhunderten einen ideellen und
einen institutionellen Paradigmenwechsel vollzogen hat. Der
Begriff Demokratie war im politischen Mainstream-Diskurs
des frühen 19. Jahrhunderts ein abwertender Begriff, der
mit der Herrschaft des Pöbels gleichgesetzt wurde. Heute
bedeutet es die höchste Form politischer Legitimation, wenn
etwas demokratisch genannt wird. Wie, wann und warum
hat sich dieser Diskurswandel vollzogen? Die Forschung in
diesem Bereich nutzt eine Vielzahl von Methoden, darunter
statistische Textanalysen, um die ideelle Entwicklung der
Demokratie in einer Reihe von Demokratien (z. B. Großbritannien,
USA, Frankreich, Deutschland) nachzuverfolgen.
Untersucht wird zum Beispiel, wie deutsche und britische
Parlamentarier im 19. Jahrhundert über Demokratie sprachen.
Wie und wann haben sie den Begriff Demokratie allmählich
positiver verwendet? Wann und wie wurde eine
so „gefährliche“ Idee populär? Ein weiterer Aspekt dieses
Forschungsprogramms ist die Untersuchung der jüngsten
Innovationen und Veränderungen in der Art und Weise,
wie Bürger und politische Eliten Demokratie verstehen
und rechtfertigen.
Der vierte Forschungsbereich ist „den demokratischen
Übergängen und der autoritären Persistenz“ gewidmet. Trotz
des beispiellosen Siegeszugs der liberalen Demokratie im
20. Jahrhundert dominieren in vielen Ländern noch immer
autoritäre Herrscher. Die Entwicklungen im Sudan nach dem
Sturz des langjährigen Diktators al-Bashir verdeutlichen die
Herausforderungen von Demokratisierungsprozessen. Der
Sturz eines Diktators führt nicht zwangsläufig zum Aufbau
funktionierender demokratischer Institutionen. In mehreren
Projekten wird analysiert, welche Faktoren beeinflussen,
ob eine Demokratisierung gelingt und unter welchen Umständen
Autokraten an der Macht bleiben. Untersucht wird
unter anderem die Rolle von Massenmobilisierung und
Zivilgesellschaft in Demokratisierungsprozessen und die
Reaktionen von Autokraten auf abweichende Meinungen.
Darüber hinaus geht es um die Messung von Demokratisierungs-
und Autokratisierungsprozessen, um diese
Phänomene einer quantitativen Analyse zugänglicher zu
machen. Damit soll zu einem besseren Verständnis von
Regimetransformationen beigetragen werden.
Literatur
Şaşmaz, Aytuğ/Yağcı, Alper H./Ziblatt, Daniel: „How
Voters Respond to Presidential Assaults on Checks and
Balances. Evidence from a Survey Experiment in Turkey“.
In: Comparative Political Studies, 2022, Jg. 55, H. 11, S. 1947-
1980.
Alizade, Jeyhun/Ellger, Fabio (2022): „Do Politicians
Discriminate Against Constituents with an Immigration
Background?. Field Experimental Evidence from Germany”.
In: The Journal of Politics, Vol. 84, No. 3, S. 1823-1827, DOI:
http://doi.org/10.1086/716293. (vorab online publiziert
14.05.2021)
Dasgupta, Aditya/Ziblatt, Daniel (2022): „Capital Meets
Democracy. The Impact of Franchise Extension on
Sovereign Bond Markets”. In: American Journal of
Political Science, Vol. 66, No. 3, S. 630-647, DOI: http://
doi.org/10.1111/ajps.12585. (vorab online publiziert
16.03.2021, als Preprint publiziert in SocArxiv 11.01.2021)
Open Access: https://doi.org/10.31235/osf.io/s2pqn.
Hellmeier, Sebastian/Vüllers, Johannes (2022): „Dynamics
and Determinants of Right-Wing Populist Mobilisation
in Germany”. In: West European Politics, advance access,
21.11.2022, DOI: http://doi.org/10.1080/01402382.2022.213
5909. Open Access: http://hdl.handle.net/10419/266365.
-Bericht 2020|2021
55
Schwerpunkt Wandel politischer Systeme
V.l.n.r, hinten: Alexander Schmotz, Robert Stelzle, Aiko Wagner, Ekpenyong Ani, Sven Regel, Benjamin Schürmann, Julian Brückner, Christoph Ivanusch;
vorne: Pola Lehmann, Roxanne Bibra, Lisa Zehnter, Saara Inkinen, Thamy Pogrebinschi, Bernhard Weßels, Leonie Schwichtenberg
Abteilung
Demokratie und
Demokratisierung
Direktor: Prof. em. Dr. Wolfgang Merkel
Kommissarischer Direktor: Prof. Dr. Bernhard Weßels
(ab April 2020)
Forschungsprogramm
Die Forschung der Abteilung ist ausgerichtet auf die
theoriegeleitete vergleichende empirische Analyse der
Demokratie. Wie leistungsfähig sind ihre politischen
Systeme? Wie gut funktionieren demokratische Willensbildungsprozesse,
wie gut werden Bürger:innen repräsentiert?
Wie wirken unterschiedliche Bedingungen wie
Institutionen, Akteure sowie ökonomische und soziokulturelle
Kontexte auf das Funktionieren der Demokratien?
Die Forschung orientiert sich theoretisch an dem akteurszentrierten
Institutionalismus. Als Rahmen dient das
Konzept der eingebetteten Demokratie. Die Daten für die
Forschungsarbeit kommen sowohl aus qualitativ orientierten
Fallstudien wie groß angelegten Umfragen und
inhaltsanalytisch aufgeschlossenen Texten. Methodisch ist
die Abteilung vergleichend orientiert.
Seit dem Ausscheiden von Wolfgang Merkel Ende März
2020 war Bernhard Weßels kommissarisch Direktor der
Abteilung, die bis Ende März 2022 fortgeführt wurde. Mit
dem sich verkleinernden Team standen in den letzten zwei
Jahren vor allem politische Parteien und Wahlen unter der
Perspektive politischer Repräsentation und politischen
Wettbewerbs im Vordergrund der Forschung.
Neben 14 Aufsätzen in peer-begutachteten Zeitschriften
wurden vier Bücher publiziert: Der von Sascha Kneip,
Wolfgang Merkel und Bernhard Weßels herausgegebene
Band „Legitimitätsprobleme: Zur Lage der Demokratie in
Deutschland“, die Monografien von Frederik Beck zu Macht
und Legitimität in der deutschen Finanzpolitik und Reinhold
Melcher zu politischer Versiertheit und Wahlentscheidung
sowie der von Bernhard Weßels und Harald Schoen
herausgegebene Band „Wahlen und Wähler“. Der Band „The
Changing German Voter“ unter der Herausgeberschaft von
Rüdiger Schmitt-Beck, Sigrid Roßteutscher, Harald Schoen,
Bernhard Weßels und Christoph Wolf erscheint bei Oxford
University Press.
Die Abteilung hat zudem bei zwei von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) langfristig geförderten
Großprojekten am Aufbau wichtiger Infrastrukturen
mitgewirkt: Die Finanzierung der Deutschen Wahlstudie
(GLES) konnte nach dem Auslaufen der DFG-Förderung
institutionalisiert werden. Für das Manifesto-Projekt wurde
die kostenneutrale Verlängerung erfolgreich beantragt
und eine Fortführung des Projekts am WZB ist über die
Förderung durch die DFG hinaus vorgesehen.
Partizipation und Demokratie
Das LATINNO-Projekt, das demokratische Innovationen in
Lateinamerika unter der Perspektive politischer Repräsentation
und Qualität von Willensbildungsprozessen untersucht
und von Thamy Progrebinschi geleitet wird, hat seine Arbeit
mit einer Abschlusskonferenz im Sommer 2021 beendet.
56
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Wandel politischer Systeme
Das Projekt hat eine Datenbank mit demokratischen Innovationen
in 18 lateinamerikanischen Ländern etabliert
und von 2017 bis 2020 auch die Länder Südeuropas in die
Analyse aufgenommen. Die Daten und Analysen stehen auf
einer Webseite zur Verfügung (https://www.latinno.net/en/).
In Kooperation mit der Oxford University wird in dem Projekt
„Collective Intelligence against the Covid-19 Pandemic:
The Role of Civil Society in Endangered Democracies“ von
Thamy Pogrebinschi mit neueren Ansätzen zur „Schwarmintelligenz“
untersucht, welchen Beitrag Freiwilligenorganisationen
zu informationellen und infrastrukturellen
Problemlösungen anbieten können.
Wahlen, Wahlverhalten und Repräsentation
Unter den Fragestellungen nach der Funktionsweise, nach
der Qualität der Demokratie und ihrer Legitimität standen
vor allem die Analyse politischer Parteien und Wahlen im
Hinblick auf politischen Wettbewerb und politische Repräsentation
im Fokus der Forschung.
Zum Thema Repräsentation und Legitimität forschte
„SoliKris“ – ein Projekt in Kooperation mit dem GESIS –
Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und der Universität
Heidelberg. Im Vordergrund standen die Legitimitätsüberzeugungen
der Bürger:innen, die als wesentlich zur
Aufrechterhaltung der Demokratie gelten. Dazu gehören
Analysen des Verhältnisses von politischer Unterstützung
von etablierten Parteien und der Wahl rechtspopulistischer
Parteien oder auch Fragen der Folgebereitschaft der Bürger
und ihrer Bedingungen hinsichtlich der Corona-Maßnahmen
der Regierungen in Europa.
Die Deutsche Wahlstudie (German Longitudinal Election
Study, GLES), seit 2009 in Kooperation mit den Universitäten
Frankfurt und Mannheim sowie dem GESIS – Leibniz-Institut
für Sozialwissenschaften durchgeführt, wird mit
der Fertigstellung des dritten Bandes der Wahlstudie bei
Oxford University Press Ende 2021 beendet. Die Abteilung
hat zwei der acht Studienmodule unter der Leitung von
Bernhard Weßels verantwortet: die repräsentative Nachwahlumfrage
zu den Bundestagswahlen und die deutsche
Kandidatenstudie. Die Daten, mehr als 100 repräsentative
Umfragen, sind öffentlich zugänglich (GLES.EU). Im letzten
Jahr der Finanzierung standen vor allem Forschungen zum
Rechtspopulismus in Deutschland sowie zur Frage nach
der Zugänglichkeit der Wähler:innen für die politischen
Parteien unter einer wettbewerbstheoretischen Fragestellung
im Vordergrund.
Welche programmatischen Angebote Parteien bei nationalen
Wahlen den Wählerinnen und Wählern unterbreiten
und wie sie diese in konkrete Politik umsetzen, steht im
Mittelpunkt des Manifesto-Projekts (MARPOR), das bis 2023
von der DFG gefördert wird. Derzeit stellt MARPOR einen
Datensatz codierter Wahlprogramme für quantitative Inhaltsanalysen
zur Verfügung, der über 700 Wahlen in knapp
60 Ländern mit mehr als 1.100 Parteien und über 4.000
Wahlprogrammen seit 1949 umfasst. Daneben bietet das
Projekt zusätzliche Dienstleistungen, darunter eine Software
zur Analyse der Daten und die digitalisierten Versionen der
Wahlprogramme, den Manifesto Corpus, der die maschinenlesbare,
mehrsprachige und kommentierte Version der
Wahlprogramme enthält. Die öffentlich zugänglichen Daten
(https://manifestoproject.wzb.eu/) werden von mehr als
5.000 Akademiker:innen aus rund 1.500 Institutionen in
60 Ländern genutzt. Im Wahljahr 2021 standen Analysen
zur Programmatik der Bundestagsparteien und die Verlässlichkeit
bei der Umsetzung in Politik im Vordergrund. Ein
neues Projekt, Observatory of Political Texts in European
Democracies (OPTED), gefördert durch die Europäische
Kommission, ist eine Machbarkeitsstudie für die Infrastruktur
der Analyse politischer Texte, die in Kooperation
mit 17 Institutionen aus 11 Ländern durchgeführt wird.
Die Abteilung ist zusammen mit dem Zentrum für Zivilgesellschaft
für das Arbeitspaket 4 verantwortlich, das zu
den Texten politischer Organisationen (Interessengruppen
und Parteien) arbeitet.
Im Jahr 2021 konzentrierten sich viele Arbeiten auf die
Bundestagswahl. So richtete das Marpor-Projekt einen
„Manifesto Monday“ ein: Jede Woche wurde die Analyse
eines Wahlprogramms einer Bundestagspartei auf dem
Blog der Abteilung veröffentlicht. Die Resonanz darauf
war groß. So veröffentlichten die Forscher:innen kurz
vor dem Wahlsonntag eine Analyse auf ZEIT ONLINE. Im
ZDF-Wirtschaftsmagazin WISO wurden Analysen aus dem
Marpor-Projekt zu vier Politikfeldern vorgestellt, zu Wort
kamen die Forscher:innen Pola Lehmann, Theres Matthieß,
Sven Regel und Bernhard Weßels. Fertiggestellt wird ein
Buch zum Verhältnis von Programmatik, Koalitionspotenzialen
und Koalitionsvertrag zu verwandten Themen. Neben
diesen Analysen wurden im Abteilungsblog Analysen zum
Wahlverhalten vorgestellt, auch zu den WZB-Mitteilungen
trug die Abteilung bei. Darüber hinaus bietet die Abteilung
den WZB Democracy Podcast an und informiert via Twitter
über ihre Arbeit: @WZB_Democracy.
Literatur
Bahr, Thurid/Holzscheiter, Anna/Pantzerhielm, Laura:
„Understanding Regime Complexes through a Practice
Lens. Repertoires of Inter-Organizational Practices in
Global Health“. In: Global Governance, 2021, Jg. 27, H. 1, S.
71-94. DOI: 10.1163/19426720-02701005.
Holzscheiter, Anna/Gholiagha, Sassan/Liese, Andrea:
„Advocacy Coalition Constellations and Norm Collisions:
Insights from International Drug Control, Human
Trafficking, and Child Labour“. In: Global Society, 2021. DOI:
10.1080/13600826.2021.1885352.
Pantzerhielm, Laura/Holzscheiter, Anna/Bahr, Thurid:
„Power in Relations of International Organisations: The
Productive Effects of ‚Good‘ Governance Norms in Global
Health“. In: Review of International Studies, 2020, 46:3, pp.
395-414. DOI: 10.1017/S0260210520000145.
-Bericht 2020|2021
57
Gut vernetzt
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Australien
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Dänemark
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Zahlen: 2021
Schwerpunkt
Migration und
Diversität
Direktor
Prof. Dr. Ruud Koopmans
Beauftragte für Forschungsmanagement
Dr. Wilma Rethage (seit März 2021)
Dipl.-Volksw. Reinhild Wagner (bis März
2021)
Schwerpunkt Migration und Diversität
V.l.n.r., untere Reihe: Gülay Türkmen, Daniel Meierrieks, Liav Orgad, Johanna Hase, Eylem Kanol, Ruben Below; mittlere Reihe: Julia Schweers (Gast),
Selda Grauman, Jasper Jansen, Jonas Wiedner, Tamara Bogatzki, Ruud Koopmans, Irene Pañeda Fernández, Dario Portong, Tommaso Virgili, Daniel Tuki;
obere Reihe: Rahsaan Maxwell (Gast), Johanna Knösel, Anna Skarpelis, Berivan Kalkan, Melinda Biolchini, Elisabeth von Bressensdorf, Víctor Masías
Hinojosa, Wilma Rethage
Abteilung
Migration, Integration,
Transnationalisierung
Direktor: Prof. Dr. Ruud Koopmans
Die Abteilung forscht zu Fragen von Migration und Integration
und zu den Beziehungen zwischen Mehrheit und
Minderheiten aus unterschiedlichen Perspektiven. So werden
Aspekte wie politische Unfreiheit, religiöse Konflikte
in Herkunftsländern, aber auch globale Phänomene wie
der Klimawandel als Ursachen von Migration in den Blick
genommen. Die Forschung ist interdisziplinär ausgerichtet
und umfasst Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpsychologie,
Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften
und politische Philosophie. Methodisch wird überwiegend
quantitativ und experimentell geforscht, ergänzt durch
rechtliche, institutionelle und normative Analysen.
Klimawandel und Migration
Marc Helbling und Daniel Meierrieks forschen im durch
die Leibniz-Gemeinschaft geförderten Projekt IMPETUS
(Cli-mate Change Impacts on Migration and Urbanization) zu
den Folgen des Klimawandels für Migration, Urbanisierung
sowie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung.
Untersucht werden unter anderem die Auswirkungen von
kurzfristigen Wetterschocks, etwa in besonders heißen
Jahren, und die langfristigen Folgen des Klimawandels
(steigende Temperaturen) auf die internationale Arbeitsmigration.
Wetterschocks und Klimawandel können auf
vielfältige Weise Anreize für die Abwanderung aus betroffenen
Ländern verstärken, indem sie zum Beispiel die
landwirtschaftliche Produktion negativ beeinflussen und
damit Löhne im Agrarbereich senken, die Gesundheit von
Menschen schädigen sowie zu politischer Instabilität beitragen.
Im Projekt wurden Daten zu klimatischen Bedingungen
und der Arbeitsmigration aus 121 Schwellen- und Transformationsökonomien
in 20 OECD-Staaten im Zeitraum von
1980 bis 2010 ausgewertet. Die statistische Analyse zeigt,
dass insbesondere Geringqualifizierte auf sich ungünstig
verändernde klimatische Bedingungen (z. B. steigende
Temperaturen) mit verstärkter Migration in OECD-Länder
reagieren. Der Klimawandel wirkt sich unterschiedlich auf
die Migrationsentscheidungen von Gering- und Hochqualifizierten
aus. Offensichtlich sind Geringqualifizierte durch
den Klimawandel besonders betroffen, durch den Verlust
von Einkommen oder den Verlust des Arbeitsplatzes im
landwirtschaftlichen Sektor. Zugleich wird deutlich, dass sich
die Folgen des Klimawandels erst langfristig zeigen und sogenannte
Intensivierungseffekte wirken. Ein Beispiel dafür
ist der graduelle Verlust von Bodenfruchtbarkeit infolge steigender
Temperaturen. Dieser führt zu einem graduellen Verlust
landwirtschaftlicher Fläche und Produktivität und kann
schließlich den Verlust von Einkommen nach sich ziehen.
Religiöser Fundamentalismus und Radikalisierung
In diesem Projekt werden die religiösen Ursachen von
Fremdenfeindlichkeit, politischer Gewalt und Unfreiheit
empirisch untersucht. In Zusammenarbeit mit Dietlind Stolle
(McGill University) führten Ruud Koopmans und Eylem Kanol
eine Umfrage unter 10.000 christlichen, muslimischen und
jüdischen Gläubigen in acht Ländern (Zypern, Deutschland,
Israel, Kenia, Libanon, Palästina, Türkei und USA) durch. Eine
auf diesen Umfragedaten basierende Studie zeigt, dass
60
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Migration und Diversität
Befragte, die eine religiös-fundamentalistische Gesinnung
haben, eher eine ablehnende Haltung gegenüber Anhängern
anderer Religionen äußern. Um Anhänger zu mobilisieren
und ihre Handlungen zu rechtfertigen, beziehen sich religiöse
Extremisten oft auf Schriftverse, die Gewalt gegen
vermeintliche Glaubensfeinde legitimieren. Ob diese eine
echte motivierende und mobilisierende Kraft besitzen, ist
umstritten. Anhand eines Umfrageexperiments wurde der
Frage nachgegangen, ob gewaltlegitimierende Schriftverse
die Unterstützung für religiöse Gewalt tatsächlich steigern
können. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die mit
ähnlichen gewaltlegitimierenden Zitaten aus der Bibel,
Thora oder dem Koran konfrontiert werden, religiöse Gewalt
signifikant stärker unterstützen. Die Zustimmung für
religiöse Gewalt steigt am deutlichsten unter Personen mit
einer fundamentalistisch geprägten Glaubensauffassung.
dass Zugewanderte – vor allem aber ihre Nachkommen
– in ethnischen Enklaven tatsächlich über eine höhere
Zufriedenheit berichten. Interessanterweise gehen diese
Effekte aber ausschließlich auf die Nähe zu organisationalen
Infrastrukturen zurück – allein die räumliche Nähe zu
anderen Menschen derselben Herkunft spielt keine messbare
Rolle. Diese Befunde decken sich mit Argumenten aus
der ethnografischen Literatur, denen zufolge die Vorteile
migrantischer Nachbarschaftsnetzwerke erst auf Basis formaler
Strukturen, wie sie Vereine, Gebetshäuser und eine
ethnische Ökonomie bieten, wirksam werden. In weiteren
Schritten untersucht das Projekt, welche Faktoren überhaupt
erst zum Aufbau eines dichten Netzwerks migrantischer
Organisationen führen und welche Rolle sie bei der Wohnortwahl
von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte spielen.
In seinem Buch zeigt Ruud Koopmans auf breiter empirischer
Grundlage und anhand des systematischen Vergleichs
von muslimischen und nicht muslimischen Ländern und
Migrantengruppen, wie die islamische Welt einerseits und
Muslime im Westen andererseits bezüglich Demokratie,
Bildung und wirtschaftlicher Lage immer weiter ins Hintertreffen
geraten. Er schildert, wie der Islam seit rund vierzig
Jahren zunehmend von fundamentalistischen Strömungen
beherrscht wird, deren Anhänger die Rechte von Frauen
einschränken, Homosexuelle und andere Minderheiten verfolgen,
säkulare Bildung bekämpfen und sich von Nichtmuslimen
abkapseln. Im Rahmen des Spitzenforschungsclusters
„Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung“
(MOTRA) wird weiter zu dem Thema geforscht. Der Fokus
liegt besonders auf der Relevanz von interpersonellen und
organisatorischen Netzwerken im Radikalisierungsprozess.
WELLMOB-Projekt
In der Forschung zur Integration von Zugewanderten
werden ethnische Enklaven, also (stadträumliche) Gebiete
mit hoher Konzentration von Menschen der gleichen Herkunft,
seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Auf der einen
Seite steht die Befürchtung, dass in segregierten Gebieten
Kontakte zu Einheimischen erschwert werden. Dadurch
könnte längerfristig die kulturelle und sozioökonomische
Integration Zugewanderter behindert werden. Andererseits
zeigen viele Forschungsergebnisse auch, dass Enklaven vor
allem in der ersten Zeit nach der Immigration ein wichtiges
Sprungbett für den Einstieg in den Arbeitsmarkt darstellen
können. In dem von der DFG geförderten Projekt WELLMOB
ergänzen Jonas Wiedner, Sarah Carol (University College
Dublin) und Merlin Schaeffer (Universität Kopenhagen) diese
eher instrumentellen Zugänge um eine Untersuchung zur
Frage, welche Effekte ethnische Enklaven auf die subjektive
Lebenszufriedenheit von Zugewanderten und deren Nachkommen
haben. Ein weiterer Beitrag des Projekts besteht
darin, die ethno-religiöse Infrastruktur der Enklaven bestehend
aus Moscheen, Kirchen, Geschäften und Vereinen
zum ersten Mal deutschlandweit geografisch hochauflösend
quantitativ zu erfassen. Ergebnisse des Projekts auf Basis
einer Verknüpfung dieser Daten mit Umfragedaten zeigen,
Literatur
Helbling, Marc/Meierrieks, Daniel: „How Climate Change
Leads to Emigration. Conditional and Long-run Effects“.
In: Review of Development Economics, 2021, Jg. 25, S. 2323-
2349. DOI: 10.1111/rode.12800.
Koopmans, Ruud/Kanol, Eylem/Stolle, Dietlind: „Scriptural
Legitimation and the Mobilisation of Support for Religious
Violence. Experimental Evidence across Three Religions
and Seven Countries“. In: Journal of Ethnic and Migration
Studies, 2021, Jg. 42, H. 7, S. 1498-1516.
DOI: 10.1080/1369183X.2020.1822158.
Schaub, Max/Morisi, Davide: „Voter Mobilisation in
the Echo Chamber. Broadband Internet and the Rise of
Populism in Europe“. In: European Journal of Political
Research, 2020, Jg. 59, H. 4, S. 752-773.
DOI: 10.1111/14756765.12373.
Wiedner, Jonas: „Political and Social Consequences of
Qualification Mismatches. A Bounding Approach to Status
Inconsistency“. In: Social Forces, 2021, Jg. 101, H. 1, S. 150-
175. DOI: 10.1093/sf/soab120.
-Bericht 2020|2021
61
Schwerpunkt Migration und Diversität
V.l.n.r., obere Reihe: Melinda Biolchini, Liav Orgad, Johanna Hase; untere Reihe: Wilma Rethage, Ashley Mantha-Hollands.
Forschungsgruppe
International Citizenship
Law
Leiter: Prof. Liav Orgad
Die vom European Research Council (ERC) geförderte Forschungsgruppe
hat in den Jahren 2020 und 2021 erfolgreich
ihre Forschungsagenda verfolgt, sich international
vernetzt und auch außerhalb der akademischen Community
an Sichtbarkeit gewonnen.
Genealogie der Staatsbürgerschaft: Wissenschaftler*innen
der Gruppe, hauptsächlich aus dem Fach Geschichte, identifizierten
historische Wendepunkte, die die Entwicklung
der Grenzen von Staatsbürgerschaft (d. h. Zugangs- und
Austrittspunkte) und ihre heutige Bedeutung tiefgreifend
geprägt haben. Bislang wurden 15 solcher Wendepunkte
identifiziert: 1-2) Stadt- und Gemeindebürgerschaft in
der Antike: Klassisches Athen und Römisches Reich; 3)
Das christliche Erbe und sein Einfluss; 4) Mittelalterliche
und frühneuzeitliche Staatsbürgerschaft in europäischen
Gemeinden; 5) Feudale Staatsbürgerschaft (der Calvin’s
Case, Jus soli und persönliche Loyalität); 6-7) Neuzeitliche
Imperien und die koloniale Welt; 8) Die Französische Revolution;
9) Konstitutionalisierung der Staatsbürgerschaft:
Der Fall Dred Scott und der 14. Verfassungszusatz in den
USA; 10) Weltkriege; 11) Geschlechterinklusion; 12) postkoloniale
Staatsbürgerschaft; 13) Internationalisierung;
14) Europäisierung; 15) Das Aufkommen der „digitalen
Staatsbürgerschaft“. Die historische Untersuchung liefert
Erkenntnisse für ein Verständnis der Herausforderungen
für die Staatsbürgerschaft in einer globalen Gegenwart.
Die Zukunft der Staatsbürgerschaft: Neue Technologien
verändern die Bedingungen, unter denen Gesellschaften
organisiert und kollektive Entscheidungen gefällt werden.
Aus diesem Grund hat die Forschungsgruppe mit CitTech
ein Projekt ins Leben gerufen, das die Veränderungen
bewerten wird, die neue Technologien für die Werte und
Institutionen der Staatsbürgerschaft mit sich bringen. Es
wird zudem geprüft, wie diese geregelt werden sollten. Zu
den Themenschwerpunkten gehören kybernetische Staatsbürgerschaft,
algorithmische Identität, Cloud-Communities
und der digitale Demos.
Global Compact of Citizenship: Am 19. Dezember 2018
hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den
Global Compact for Migration (GCM) gebilligt, eine nicht
bindende Vereinbarung, die in einem historischen Akt
von 152 Mitgliedsstaaten verabschiedet wurde. Das Thema
Staatsbürgerschaftsregelung wurde darin jedoch nicht
berührt. Auf Grundlage des GCM hat die Gruppe mehrere
kleinere Untersuchungen durchgeführt, deren Ziel es war,
den weltweit ersten Entwurf für einen Global Compact on
Citizenship zu erstellen. Auch arbeitet die Gruppe an einer
potenziellen Unionsbürgerrichtlinie. Untersucht werden
fünf mögliche Zukunftsperspektiven für eine Unionsbürgerschaft:
autonomer Unionsstatus, funktionale Unionsbürgerschaft,
assoziative Unionsbürgerschaft, erworbene
Unionsbürgerschaft und (ganz oder teilweise) Föderalisierung.
Ziel ist es, Europa als regionale Fallstudie für ein
gemeinsames Unionsbürgerschaftsrecht zu nehmen und
– in einer späteren Projektphase – einen gemeinsamen
internationalen Rahmen zu entwickeln.
Stadtbürgerschaft: Erforscht wird der rechtliche Status
von Städten, die Bedeutung und das Wesen des Konzepts
der „Stadtbürgerschaft“. Zu den Forschungsthemen gehören
die digitale Bürgerschaft in Megastädten, urbane Klimamigration,
Mobilität und Urban Governance sowie neue
Erzählweisen über Mobilität und Stadt. Gemeinsam mit
62
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Migration und Diversität
den Städten Madrid, Amsterdam und Cascais gewann die
Forschungsgruppe empirische Erfahrungen über digitale
Bürgerschaft und diskutierte normative Herausforderungen
und Möglichkeiten. Ziel ist es, ein Konsortium zu gründen,
das sich auf Forschung zur digitalen Bürgerschaft konzentriert.
Ein Sonderband der Zeitschrift Citizenship Studies
zu „Digital Citizenship in the Post-pandemic Urban Realm“
wurde zur Veröffentlichung für das Jahr 2022 angenommen.
Mehrheiten, Minderheiten und nationale Einheit: Im
April 2019 war die Forschungsgruppe Mitveranstalter
einer Konferenz über Mehrheits- und Minderheitenrechte –
ein Thema, das im Mittelpunkt der Spannungen zwischen
Staatsbürger*innen steht. Untersucht wurden die interkulturellen
Spannungen zwischen Mehrheits- und Minderheitengruppen,
konkrete Ausdrucksformen dieser
Spannungen, die Herausforderungen, die sie für Demokratie-
und Staatsbürgerschaftstheorien darstellen sowie
ihre normativen Implikationen. Aus der Forschung ist ein
Sammelband unter dem Titel „Majorities, Minorities, and the
Future of Nationhood“ (Cambridge University Press, 2022)
hervorgegangen, mit Beiträgen von einigen der führenden
Wissenschaftler*innen auf diesem Gebiet.
Zudem haben sich die Forscher*innen der Gruppe international
weiter vernetzt. Gemeinsam mit mehr als 20 teilnehmenden
Institutionen und Nichtregierungsorganisationen
wurde ein „Transnationales Netz für Städte, Migration und
Staatsbürgerschaft“ eingerichtet. Das Netzwerk will neues
Wissen schaffen und eine Brücke zwischen akademischen
Kreisen und politischen Entscheidungsträgern schlagen.
Darüber hinaus wurde Liav Orgad für den Zeitraum von
2021 bis 2026 zum Distinguished Scholar-in-Residence
an der Peking University School of Transnational Law in
Shenzhen, China, ernannt. Die Promovierenden konnten
internationale Fellowships einwerben: Ashley Mantha-Hollands
erhielt das WZB World Merit Fellowship für einen
Forschungsaufenthalt an der Harvard Law School für das
Jahr 2022; Johanna Hase hat ein mehrmonatiges Ph.D.-
Sandwich-Stipendium an der Hebräischen Universität
Jerusalem absolviert.
Die Forschungsgruppe brachte ihre Forschungsergebnisse
auch zunehmend in die öffentliche Diskussion ein – etwa
durch Onlinediskussionen zur Zukunft von Stadtbürgerschaft,
zum Narrativ der Pandemie im Allgemeinen und
durch ein Radiointerview im rbb24 und einen mehrfach
übersetzen Kommentar zum Händeschütteln als Teil von
Einbürgerungsprozessen in Zeiten der Corona-Pandemie. In
den letzten Jahren ist das obligatorische „Händeschütteln“
bei Staatsbürgerschaftsfeiern in den europäischen Ländern
zur gängigen Praxis geworden. Aber ist dieser Brauch in
Zeiten der Pandemie noch notwendig oder gibt es gute
Gründe, warum die europäischen Länder toleranter gegenüber
verschiedenen Formen der Begrüßung sein könnten?
Ashley Mantha-Hollands hat vor allem die geschlechtsspezifischen,
kolonialen und gesundheitlichen Gründe rundum
diesen Brauch näher beleuchtet.
Literatur
Hase, Johanna: „Repetition, Adaptation, Institutionalization
– How the Narratives of Political Communities
Change“. In: Ethnicities, 2021, Jg. 21, H. 4. DOI:
10.1177/1468796820987311.
Mantha-Hollands, Ashley/Orgad, Liav: „Citizenship at a
Crossroad“. In: International Journal of Constitutional Law,
2020, Jg. 18, H. 4, S. 1522-1525. DOI: 10.1093/icon/moaa107.
Orgad, Liav: „Forced to be Free: The Limit of European
Tolerance“. In. Harvard Human Rights, 2021, Jg. 34. Online:
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_
id=3648135 (Stand 22.11.2022.)
-Bericht 2020|2021
63
Schwerpunkt Migration und Diversität
Forschungsprofessur
Political Inequality and Identity Politics
Prof. Kimuli Kasara Ph.D.
Kimuli Kasara, außerordentliche Professorin für Politikwissenschaft an
der Columbia University, New York, forscht zu politischer Geografie und
fragt, wie sich die wohnräumliche Verteilung ethnischer Gruppen auf
die Kontrolle politischer Prozesse auswirkt. Sie arbeitet vorwiegend zu Subsahara-Afrika und zeigt, wie die
Vertreibung von Bevölkerungsgruppen zu politischen Zwecken genutzt wird.
Am WZB arbeitet Kimuli Kasara an der Analyse neuer Muster der Süd-Süd-Migration und deren Auswirkungen
auf politische Ungleichheit, politische Integration und Gewalt. Zu zwei fortlaufenden Projekten tritt ein neues
Projekt zur Integration afrikanischer Migrant*innen in Südafrika hinzu.
Das Projekt „Gewalt und politische Partizipation“ nutzt länderübergreifende Erhebungsdaten, um zu untersuchen,
wie politische Gewalt zu ökonomischen Ungleichheiten bei der politischen Partizipation in Afrika
führt. Die These ist, dass an Orten mit ethnisch heterogener Bevölkerung mehr politische Gewalt droht, was
wiederum die Bedeutung von Sicherheit erhöht: Politiker*innen können dieses gruppenspezifische Klubgut
nutzen, um Wähler*innen bestimmter ethnischer Gruppen zu mobilisieren.
Das Projekt „Ressourcenwettbewerb und ethnische Demografie“ untersucht, wie der lokale Wettbewerb um
Ressourcen die ethnische Demografie und das politische Verhalten prägt. Nationale und internationale Migration
verändern langsam die ethnische Vielfalt in einem Land. Politische Gewalt führt jedoch oft zu raschen
Veränderungen in der ethnischen Demografie, wenn Menschen aus ethnisch gemischten Gebieten fliehen
oder vertrieben werden. Gewaltausbrüche und andere Faktoren, die das interethnische Vertrauen verringern,
führen dazu, dass weniger Menschen bereit sind, in ethnisch vielfältigen Wohngebieten zu leben.
Schließlich hat Kimuli Kasara eine neue Forschungsagenda zu politischer Ungleichheit und sozialer Identität
aufgestellt. Sie entwickelte das Design für eine experimentelle Studie zu Diskriminierung und politischer
Ungleichheit, für die Befragungen in Deutschland und Kenia stattfinden sollen. Diese Studie unterstützt die
breitere Analyse, indem sie Vergleichsdaten zu Vorurteilen, Statistiken und Strategien bei der Koalitionsbildung
zwischen Gruppen liefert.
64
-Bericht 2020|2021
Schwerpunkt Migration und Diversität
Das WZB ist weiter gewachsen
Der Wintergarten wurde als Erweiterung der Loggia in Form eines dreifach horizontal gestuften
Glashauses errichtet. Ein Bügel verbindet den Altbau mit dem neuen Glasanbau. Konzipiert
ist der Wintergarten als Raum für informelle Begegnungen. Die Ausstattung des Innenraums
reagiert auf die Anforderungen mit einem Konzept der flexiblen Nutzung des Mobiliars, mit
stimmigen, unterschiedlichen Lichtszenarien, angenehmer Akustik und unterschiedlichen
Sichtbeziehungen. Der Wintergarten umfasst insgesamt eine Fläche von ca. 170 Quadratmetern
und lädt die Nutzer mit ca. 50 Sitzplätzen ab Juni 2022 zum Verweilen ein.
-Bericht 2020|2021
65
Schwerpunkt
Politische Ökonomie
der Entwicklung
Direktor
Prof. Macartan Humphreys Ph. D.
Beauftragte für Forschungsmanagement
Dr. Wilma Rethage (seit März 2021)
Dipl.-Volksw. Reinhild Wagner (bis März
2021)
Schwerpunkt Politische Ökonomie der Entwicklung
V.l.n.r., obere Reihe: Lisa Garbe, Macartan Humphreys, Georgiy Syunyaev, Alexandra Scacco, Mathew Boswell, Selda Grauman; mittlere Reihe
Vasilisa Pugacheva, Bernd Beber (Gast), Ma. Adelle Gia Arbo, Wilma Rethage, Jonah Foong, Vivian Köneke, Nina McMurry; untere Reihe: Lennard
Naumann, Till Tietz, Marion Obermaier, Kelly Zhang (Gast), Constantin Manuel Bosancianu, Zhanna Mylogorodska.
Abteilung
Institutionen und politische
Ungleichheit
Direktor: Prof. Macartan Humphreys Ph. D.
Die Abteilung Institutionen und politische Ungleichheit
(IPI) erforscht die politische Ökonomie sozialer und politischer
Ungleichheit und blickt insbesondere auf die
unterschiedliche Repräsentation verschiedener Personengruppen
innerhalb einzelner Staaten, auf politische
Machtgefälle und Prozesse der Ein- und Ausgrenzung.
Politische Ungleichheit
In ihrem Beitrag „From Recognition to Integration: Indigenous
Autonomy, State Authority, and National Identity in the
Philippines“ fragt Nina McMurry, wie sich die Vergabe von
Selbstverwaltungsrechten an indigene Gemeinschaften auf
die Konsolidierung von Staaten und die Einheit von Nationen
auswirkt. In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche
Staaten indigenen Gruppen solche Rechte zuerkannt, also
Verwaltungsaufgaben an indigene Institutionen übertragen.
In der Fachliteratur wird die Auffassung vertreten, dass solche
Maßnahmen die Stabilität von Staaten gefährden, da sie
außerstaatliche Behörden auf Kosten von zentralstaatlicher
Autorität stärken und regionale Identitäten gegenüber einer
nationalen Identität aufwerten. Doch nur wenige Studien
haben das empirisch untersucht. Nina McMurry wertete die
räumlichen und zeitlichen Unterschiede bei der Vergabe von
Selbstbestimmungsrechten an indigene Gemeinschaften auf
den Philippinen aus, um die Effekte dieser Anerkennung auf
die Identifikation indigener Gruppen und ihre Beziehung
zu staatlichen Institutionen zu untersuchen. Mithilfe eines
Umfrageexperiments fand sie heraus, dass die Vergabe von
Selbstbestimmungsrechten das Zugehörigkeitsgefühl zu
einer ethnischen Gruppe erhöhte. Überraschenderweise
stellte sie aber zugleich fest, dass sich dadurch auch das
Engagement gegenüber dem Staat steigerte. Diese Ergebnisse
sprechen gegen die Annahme, dass politische Maßnahmen,
die subnationale Identitäten stärken, zwangsläufig
den Prozess der Staats- und Nationenbildung untergraben.
Über die Dynamik politischer Ungleichheit ist wenig bekannt.
Zwar sind Unterschiede bei der Beteiligung an und
der Beeinflussung von kollektiven Entscheidungen gut
dokumentiert. Es besteht jedoch kein Konsens darüber,
wie politische Ungleichheiten gemessen werden und wie
sie sich auf politische Prozesse auswirken. Im Rahmen
eines einzigartigen Bürger*innenbeteiligungsverfahrens
in Kampala, Uganda, hat sich das Projekt „Developing Kampala’s
Citizen Charter“ diesen Herausforderungen gestellt.
In Zusammenarbeit mit der Kampala Capital City Authority
(KCCA) führte das Forschungsteam eine Umfrage durch, um
die Präferenzen der Bürger*innen für die Charta zu erfassen,
in der Verpflichtungen und Erwartungen der Bürger*innen
und der KCCA festgelegt werden. In den Jahren 2019/20
wurden 188 Gespräche mit repräsentativ ausgewählten
Einwohner*innen geführt. Nachdem das Forschungsteam
einen Abschlussbericht mit den Ergebnissen vorgelegt
hatte, erstellte die KCCA im Juni 2021 den ersten Entwurf
einer Charta. Gegenwärtig wird die Charta im City Executive
Comittee geprüft und muss dann in einem weiteren Schritt
noch vom Kampala City Council bestätigt werden. In der
letzten Phase des Projekts untersucht das WZB-Team die
Bereitschaft der Bürger*innen Kampalas mit der Stadtverwaltung
unter Nutzung der Charta-Bestimmungen in
Kontakt zu treten.
-Bericht 2020|2021
67
Schwerpunkt Politische Ökonomie der Entwicklung
Seit 2021 ermöglicht es das WZB der Postdoktorandin Resty
Naiga, über ein A.SK Fellowship ihr Forschungsprojekt in
Uganda voranzutreiben. Mit einem transdisziplinären Forschungsdesign
werden die Auswirkungen der Reformen
der letzten 20 Jahre im Bereich der Wasser-Governance
auf den Zugang zu sicheren Wasserressourcen in den
ländlichen Regionen Ugandas untersucht, auch unter Einbeziehung
innergemeinschaftlicher Machtunterschiede,
etwa zwischen den Geschlechtern.
Covid
und Antwortstrategie, jeweils in einen Computercode übertragen.
Mittels Computersimulation können Aussagen über
die Qualität eines Forschungsdesigns getroffen werden. Dies
hilft Forschenden, das am besten passende Design für die
jeweilige Forschungsfrage zu entwickeln.
Außerdem analysierte das Team um Alex Scacco und
Macartan Humphreys die methodische Herausforderung,
vor der die Politikwissenschaft aktuell steht: sinnvolle
Schlussfolgerungen aus der wachsenden Zahl von randomisierten
kontrollierten Studien auf der Mikroebene für
die bestehenden Probleme auf der Makroebene zu ziehen.
Die Studie „COVID-19 vaccine acceptance and hesitancy in
low- and middle-income countries“ beleuchtet die komplexen
Hintergründe, die zur Akzeptanz oder zur kritischen Einstellung
gegenüber Covid-19-Impfstoffen in Ländern mit
niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen führen. Die
Ergebnisse legen nahe, dass eine effiziente und gerechte
Verteilung von Impfstoffen in Ländern mit niedrigen oder
mittleren Einkommen sehr nützlich für die Förderung der
globalen Immunisierung sein könnte. Die Studie ist das
Ergebnis einer globalen Kooperation von mehr als 70 Autor*innen
und 15 Umfragen in 10 Ländern mit niedrigem
und mittlerem Einkommen in Asien, Afrika und Südamerika
sowie in Russland und in den Vereinigten Staaten, mit insgesamt
44.260 Personen.
Eine weitere Studie von Macartan Humphreys und anderen
dokumentiert – basierend auf quantitativen Daten von
30.000 Befragten und 16 Haushaltserhebungen aus afrikanischen,
asiatischen und lateinamerikanischen Ländern
mit niedrigem und mittlerem Einkommen – den pandemiebedingt
sinkenden Lebensstandard in diesen Ländern sowie
die Unzulänglichkeit der Strategien der jeweiligen Landeshaushalte
im Umgang mit der Pandemie. Zudem werden
die damit einhergehenden politischen Implikationen und
Maßnahmen erörtert.
Mit Blick auf Deutschland zeigt eine weitere Studie von
Macartan Humphreys und weiteren Autor*innen mittels
eines faktoriellen Umfrageexperiments mit 20.500
Online-Teilnehmer*innen auf, wie wirksam verschiedene
Strategien und deren Kombination sein können,
um die Impfrate in Deutschland zu steigern – etwa
die Gewährung von Freiheiten, die finanzielle Vergütung
oder ein Impfangebot bei lokalen ÄrztInnen.
Methodik
Die IPI-Abteilung hat für die Sozialwissenschaften innovative
Akzente im Bereich der Methodik gesetzt. Um die
Qualität von Forschungsarbeiten mit Blick auf Transparenz,
Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit zu verbessern, lieferte
Macartan Humphreys einen neuen Ansatz zur Entwicklung
besserer Forschungsdesigns. Dafür werden die obligatorischen
und gleichzeitig miteinander verknüpften Elemente
eines jeden Forschungsdesigns, wie etwa Annahmen über
die Welt, eine gewählte Form der Untersuchung, eine Daten-
Literatur
Solís Arce, Julio S./Warren, Shana S./Meriggi, Niccolò F./
Scacco, Alexandra et al.: „COVID-19 Vaccine Acceptance
and Hesitancy in Low- and Middle-Income Countries“.
In: Nature Medicine, 2021, Jg. 27, H. 8, S. 1385-1394. DOI:
10.1038/s41591-021-01454-y.
McMurry, Nina: „From Recognition to Integration.
Indigenous Autonomy, State Authority, and National
Identity in the Philippines“. In: American Political Science
Review, 2021, S. 1-17. DOI: 10.1017/S0003055421001039.
Bosancianu, Constantin Manuel /Yi Dionne, Kim/Hilbig,
Hanno/Humphreys, Macartan/KC, Sampada/Lieber, Nils/
Scacco, Alexandra: Political and Social Correlates of
Covid-19 Mortality. SocArXiv Paper, 2020: DOI: 10.31235/
osf.io/ub3zd.
68
-Bericht 2020|2021
Forschungsgruppe
der Präsidentin
Leiterin
Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.
Beauftragter für Forschungsmanagement
Thomas Crowe M. A.
Forschungsgruppe der Präsidentin
V.l.n.r.: Ellen von den Driesch, Melinda Erdmann, Marcel Helbig, Thomas Crowe, Stefanie Jähnen, Norbert Sendzik, Philipp Günther, Juliana Schneider,
Tim Stegemann, Benjamin Edelstein, Nicolas Rüffin, Jan Wetzel, Alexandra Lupprich, Jutta Allmendinger, Silvio Suckow
Forschungsgruppe der
Präsidentin
Leiterin: Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.
Die Forschungsgruppe wurde für ihre Arbeit mehrfach
ausgezeichnet. Jutta Allmendinger nahm 2020 die Science
Communication Medaille der Göttinger Max-Planck-Institute
für biophysikalische Chemie und Experimentelle
Medizin entgegen. Sie ist außerdem seit 2021 Mitglied der
Päpstlichen Akademie und Vorsitzende des Zukunftsrats
des Landes Rheinland-Pfalz. Sie wurde 2020 in den Wissenschaftlichen
Rat der Berlin-Brandenburgischen Akademie
der Wissenschaften gewählt. Außerdem wurde sie 2021 in
den G7 Gender Equality Advisory Council berufen, dessen
Vorsitz sie 2022 übernimmt. Ellen von den Driesch erhielt
für ihre 2021 erschienene Dissertation „Unter Verschluss.
Eine Geschichte des Suizids in der DDR 1952-1990“ mehrere
Auszeichnungen.
Die Forschungsarbeiten in der Forschungsgruppe der Präsidentin
konzentrieren sich unter anderem auf die Bereiche
Bildung, Familie und Erwerbsarbeit. Die Wissenschaftler*innen
untersuchen die Veränderungen in den jeweiligen
Bereichen und deren Auswirkungen auf die Entwicklung
der Lebensverläufe von Menschen unterschiedlichen Alters.
Covid-19 und die Frage der Retraditionalisierung
In der Forschungsgruppe wurden die Arbeiten durch die
Corona-Pandemie stark beeinflusst. Eine Studie von Jianghong
Li, Mareike Bünning und Lena Hipp in Zusammenarbeit
mit Till Kaiser ergab eine messbare Verschlechterung des
psychischen Wohlbefindens von Eltern in Deutschland
während der Pandemie. So gaben Eltern an, sich insgesamt
gestresster und psychisch belasteter zu fühlen als vor der
Pandemie. Die Studie, die im Journal of Family Research
veröffentlicht wurde, war eine der bislang wenigen Untersuchungen
zur mentalen Gesundheit von Eltern während
der Pandemie. Sie macht für die verschiedenen Wellen der
Pandemie erstmals deutlich, welche Faktoren den Ausschlag
für mehr Stress und gestiegene psychische Belastungen
gaben. Besonders litten im untersuchten Zeitraum Mütter
und sozial benachteiligte Personen unter den Folgen der
Corona-Maßnahmen wie geschlossenen Kitas und Schulen.
Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Arbeit und Fürsorge
untersuchte Jutta Allmendinger im Auftrag des Landes
Berlin, wie sich Covid-19 auf Geschlechterungleichheiten
auf dem Arbeitsmarkt bei der Übernahme von Care-
Arbeit und im subjektiven Wohlbefinden auswirken.
Zudem standen die Rollenverschiebungen in Familien und
Paarhaushalten, die im Zuge der Corona-Krise zu beobachten
sind, im Mittelpunkt der Forschung von Jutta Allmendinger.
Es zeigte sich, dass während der Schließung von Schulen
und Kinderbetreuungseinrichtungen vor allem die Frauen
Haushalt und Kinderbetreuung schulterten und dafür ihre
Arbeit reduzierten oder sogar ganz aufgaben; Männer gingen
dagegen größtenteils weiter ihrer Erwerbsarbeit nach.
Besonders hart trafen die Schließungen Alleinerziehende.
Um einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen nicht
den Weg zu bereiten, forderte zudem Jutta Allmendinger
politische Maßnahmen, die eine gerechtere Verteilung von
Aufgaben zwischen Männern und Frauen ermöglichen
sollen. Unter dem Titel „Es geht nur gemeinsam!“ wurden
die Ergebnisse veröffentlicht.
Einen weiteren wichtigen Baustein der Forschung bildete das
wöchentliche digitale Kolloquium „Soziologische Perspektiven
auf die Corona-Krise“, das Jutta Allmendinger und
Armin Nassehi (Ludwig-Maximilians-Universität München)
70
-Bericht 2020|2021
Forschungsgruppe der Präsidentin
unmittelbar nach dem Ausbruch der Pandemie Anfang Mai
2020 starteten und das vier Staffeln umfasste. Dabei ging
es um den Einfluss der Corona-Krise auf den gesellschaftlichen
Zusammenhalt und die Abschätzung der Folgen für
Bildung, Digitalisierung, Familie, Gesundheit, Mortalität,
Pflege, Solidarität, Sozialpolitik und sozialwissenschaftliche
Datenerhebung.
Inklusive Bildung: Bundesländer
verstoßen gegen UN-Konvention
Eine Reihe von Bundesländern verletzt systematisch die
Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention zur
Schaffung eines inklusiven Bildungssystems. Während Bremen,
Hamburg und Schleswig-Holstein bei der Umsetzung
der Inklusion in den Schulen deutlich vorangekommen
sind, findet diese in den meisten anderen Bundesländern
nur unzureichend statt. Baden-Württemberg, Bayern und
Rheinland-Pfalz sind weitgehend untätig geblieben oder
verzeichnen seit Geltung der UN-Konvention 2009 sogar
Rückschritte. Zu diesem Ergebnis gelangen Sebastian
Steinmetz, Michael Wrase, Marcel Helbig und Ina Döttinger
(Bertelsmann-Stiftung) in einer Studie. Das Forschungsteam
wertete Vorschriften und Umsetzungsmaßnahmen sowie
verfügbare Daten über den gemeinsamen Unterricht in den
Bundesländern aus. Aus Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention
leiteten sie vier zentrale Anforderungen
ab, die für die Erfüllung des Rechts auf inklusive Bildung
gegeben sein müssen, und untersuchten deren Umsetzung
in den 16 Bundesländern. Das Resümee der Autor*innen
lautet: Solange die Politik nicht die notwendigen Voraussetzungen
an den Schulen schafft, kann Inklusion nicht
gelingen. Das Versäumnis liegt bei der Politik und kann
nicht am gemeinsamen Unterricht festgemacht werden,
der in vielen anderen Staaten ja schon heute die Regel ist.
erheblich höhere Schwellen beim Rechtszugang zu überwinden
haben als andere Menschen. Damit wird es wahrscheinlicher,
dass sie ihre Rechte nicht adäquat geltend
machen. Benachteiligungen zeigen sich im Zivilprozess
– speziell bei den in der Studie betrachteten miet- und
verbraucherrechtlichen Problemen – aufgrund finanzieller
und verfahrensbezogener Barrieren. Rechtsberatung, speziell
auch für migrantische Personen, ist nicht flächendeckend
vorhanden. Das System aus Beratungshilfe und Prozesskostenhilfe
wird in seiner gegenwärtigen Ausgestaltung
als teilweise nicht ausreichend angesehen, um bestehende
Barrieren beim Rechtszugang für sozioökonomisch benachteiligte
Personen effektiv abzubauen.
Zugang zu Recht
Bisher fehlt es in allen deutschen Bundesländern an aktuellen
Untersuchungen zur Arbeitsweise der Justiz und
zum Rechtszugang für Betroffene. Gleichzeitig fordern
die Vereinten Nationen, die OECD und die Europäische
Union ihre Mitgliedstaaten regelmäßig auf, die Effektivität
des gewährleisteten Rechtsschutzes, auch mit Blick auf
benachteiligte gesellschaftliche Gruppen, zu überprüfen
und zu verbessern. Die bisherige Forschung legt nahe,
dass die Zugangsmöglichkeiten für Rechtssuchende durch
verschiedene Barrieren ungleich verteilt sein könnten. Das
Projekt „Zugang zum Recht in Berlin“, das von Michael Wrase
geleitet wird, untersucht daher mögliche Diskriminierungen
aufgrund der ethnischen Herkunft, rassistischer Zuschreibung
und/oder des sozialen Status. Bei einer explorativen
Phase ging es darum, Einsichten in das Forschungsfeld zu
gewinnen, um erste Aussagen zum Gegenstand treffen zu
können und relevante Forschungsschritte zu identifizieren.
Aus Befragungen mit Richtern, Anwälten und Mitarbeitern
in Rechtsberatungsstellen ergaben sich Hinweise, dass
sozioökonomisch schwächere sowie migrantische Personen
Literatur
Allmendinger, Jutta: Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich
Geschlechtergerechtigkeit erreichen. Berlin: Ullstein 2021.
Driesch, Ellen von den: Unter Verschluss. Eine Geschichte
des Suizids in der DDR 1952-1990. Frankfurt a.M/New York,
NY: Campus 2021.
Li, Jianghong/Bünning, Mareike/Kaiser, Till/Hipp, Lena:
“Who Suffered Most? Parental Stress and Mental Health
during the Initial Phase of the Covid-19 Pandemic in
Germany”. In: JFR – Journal of Family Research, 2021, Jg. 34,
H.1. DOI: 10.20377/jfr-2022-34-1.
Steinmetz, Sebastian/Wrase, Michael/Helbig, Marcel/
Döttinger, Ina: Die Umsetzung schulischer Inklusion nach
der UN-Behindertenrechtskonvention in den deutschen
Bundesländern. Recht und Gesellschaft/Law and Society, Bd.
15. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2021..
-Bericht 2020|2021
71
Bereichsübergreifende
Forschung
Bereichsübergreifende Forschung
Center for Global
Constitutionalism
Geschäftsführender Leiter:
Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)
Leitung:
Prof. Dr. Wolfgang Merkel
Prof. Dr. Michael Zürn
Prof. Dr. Georg Nolte
Prof. Dr. Dieter Gosewinkel
Wie lässt sich die liberale Demokratie sichern, wenn sie
in Gefahr ist? Welche rechtlichen Mechanismen sind am
erfolgversprechendsten, um sie zu erhalten? Zur Klärung
dieser Fragen kooperiert das WZB Center for Global Constitutionalism
eng mit der Forschungsprofessur Global Public
Law, editiert die Zeitschrift Jus Cogens sowie den Blog
LawLog und organisiert das Berlin Colloquium on Global
and Comparative Public Law.
Seit September 2021 sind Mattias Kumm und Kriszta Kovács
Teil des SCRIPTS-Projekts „Science Friction: Patterns,
Causes and Effects of Academic Freedom Contestations“.
Das 2020/2021 am Center ansässiges Marie Skłodowska
Curie Research-Programm von Kriszta Kovács im Rahmen
von EU „Horizon 2020“ untersucht zudem, wie sich richterliche
Rückgriffe auf die Interpretationskategorie nationaler
„Verfassungsidentität“ aus Sicht der Europäischen Union
prinzipienbasiert anfechten und zurückweisen lassen.
Dem ist unter anderem das Buchprojekt „The Jurisprudence
of Particularism: National Identity Claims in Central Europe“
(Hart Publishing 2023) gewidmet. Ein Beitrag von Mattias
Kumm untersucht den jüngsten Rückgriff des Bundesverfassungsgerichts
auf die „Verfassungsidentität des Grundgesetzes“
zur Begründung einer subsidiären allgemeinen
Überprüfungskompetenz der Zuständigkeiten der EU; Kriszta
Kovács greift in ihrem Beitrag ebenfalls das Verhältnis
nationaler Verfassungsgerichte zum EU-Recht auf.
Dieter Gosewinkel erforscht das Konzept der Staatsbürgerschaft.
Am 30. Juni 2022 eröffnet am Deutschen Historischen
Museum in Berlin die von ihm kuratierte Ausstellung
„Staatsbürgerschaften. Kämpfe um politische Zugehörigkeit
in Frankreich, Polen und Deutschland seit der Französischen
Revolution“. Weiterhin finalisierte er seine Monografie
Struggles for Belonging. Citizenship in Europe, 1900-2020
(Oxford University Press 2021).
Für die erstmals erscheinende Buchreihe Cambridge History
of International Law verfasst Jakob Zollmann zwei Beiträge.
Sein erster Beitrag stellt die Methoden völkerrechtshistorischer
Geschichtsschreibung in Subsahara-Afrika dar;
sein zweiter Beitrag erörtert die Bedeutung europäischer
Völkerrechtskonzepte in ihrer Anwendung auf außereuropäische
Territorien und Kolonien.
Die Konsequenzen eines erstarkenden Autoritarismus für
das internationale Recht beleuchtet Ríán Derrig, indem er
den Zusammenhang von psychologischer Theorie, Recht und
Staatlichkeit untersucht. Dabei reflektiert er den Einfluss
psychodynamischer und behavioristischer Theorien auf
rechtstheoretische Staatsverständnisse.
Zentrum für
Zivilgesellschaftsforschung
Gründungsdirektor:
Prof. Dr. Edgar Grande
Stellvertretender Direktor:
Prof. Dr. Swen Hutter
Das Zentrum erforscht Grundlagen, Rahmenbedingungen,
Selbstverständnis und Wandel der Zivilgesellschaft. Es
verfolgt einen integrativen Ansatz, der die Forschung zu
Protest und sozialen Bewegungen systematisch mit der
empirischen Analyse politischer Konfliktstrukturen und
der Sozialkapitalforschung verbindet. Das Zentrum ist eine
gemeinsame Initiative des WZB und der Freien Universität
Berlin und wird durch Mittel der Stiftung Mercator und der
VolkswagenStiftung unterstützt.
Die politischen und sozialen Folgen der Covid-19-Pandemie
bildeten einen Schwerpunkt der Forschungsarbeiten des
Zentrums im Berichtszeitraum. Die Covid-19-Pandemie
stellt für die Zivilgesellschaft ein Dilemma dar: Einerseits
stieg der Bedarf an solidarischem Handeln, sowohl um die
Bewältigung der Krise im Alltag zu ermöglichen als auch
um auf Missstände, wie zum Beispiel systematische Benachteiligungen
sozialer Gruppen, aufmerksam zu machen.
Andererseits nahmen umfangreiche Kontakteinschränkungen
den klassischen Formen von Engagement und
Mobilisierung die Grundlage.
Mehrere Projekte erforschten dieses Dilemma. Das von der
Berlin University Alliance geförderte Projekt „Potenziale
der Zivilgesellschaft“ zeigt basierend auf Bevölkerungsund
Organisationsbefragungen auf, dass die Pandemie
– wie frühere Krisen – zwei Dynamiken ausgelöst hat:
Zum einen kam es zu einer Aktivierung solidarischen
Verhaltens und spontaner Hilfsbereitschaft, besonders im
nahen sozialen Umfeld. Zum anderen hat eine Polarisierung
in der Zivilgesellschaft eingesetzt, die sich nicht zuletzt in
Protesten auf der Straße und im Netz niedergeschlagen
hat. Diese beiden auf den ersten Blick gegensätzlichen
Dynamiken von Solidarität und Polarisierung in der Zivilgesellschaft
weisen aber eine wesentliche Gemeinsamkeit
auf: Sie fanden größtenteils jenseits etablierter und
formalisierter zivilgesellschaftlicher Kontexte statt. An
deren Stelle traten vermehrt flexiblere, oft informelle
Initiativen und Verbünde.
-Bericht 2020|2021
73
Bereichsübergreifende Forschung
In dieses Muster passen auch die Proteste gegen die staatlichen
Corona-Maßnahmen. Diese waren Gegenstand des
neuen WZB-Protest-Monitorings, das im Rahmen des von
den Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF)
sowie des Innern und für Heimat (BMI) geförderten Spitzenforschungsclusters
MOTRA („Monitoringsystem und Transferplattform
Radikalisierung“) durchgeführt wird. Mit einer
Protestereignisanalyse und systematischen Bevölkerungsbefragungen
konnte gezeigt werden, dass sich die Corona-
Proteste in Deutschland im Laufe des Jahres 2020 in Inhalt
und Aktionsform radikalisierten. Gleichzeitig fand Protest
nicht nur am rechten Rand Zustimmung, sondern auch in
einer politischen Mitte, die sich von den etablierten Parteien
nicht repräsentiert sieht und der Politik misstraut.
Einen Schwerpunkt der Arbeit des Zentrums stellen auch die
Vernetzung mit der internationalen Scientific Community
sowie der Austausch mit Akteuren aus Zivilgesellschaft
und Politik dar. Im Juni 2020 fand ein Online-Workshop
zu „Electoral and Non-electoral Participation in Polarizing
Times“ und im Oktober 2021 ein zweitägiger Workshop im
Hybrid-Format zu „Contentious Interactions: Frontiers in
Protest Research“ statt. Nebst Vorträgen und Teilnahmen
an Podiumsdiskussionen findet auch intensiver transdisziplinärer
Austausch im Rahmen der beiden laufenden
Projekte „Die aktivierte Zivilgesellschaft“ (BMBF) und „Social
Cohesion and Civil Society“ (Berlin University Alliance) statt.
Zudem entstanden im Berichtszeitraum unter anderem die
folgenden Publikationen: Berg, Clara van den/Grande, Edgar/
Hutter, Swen: „Was wird aus dem harten Kern? Auswirkungen
der Corona-Krise auf das Engagement für Geflüchtete“. In:
Voluntaris, 2020, Jg. 8, H. 2, S. 226-242. Bojar, Abel/Gessler,
Teresa/Hutter, Swen/Kriesi, Hanspeter (Hg.): Contentious
Episodes in the Age of Austerity. Cambridge: Cambridge University
Press 2021. Grande, Brigitte/Grande, Edgar/Hahn,
Udo (Hg.): Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland.
Aufbrüche, Umbrüche, Ausblicke. Bielefeld: transcript 2021.
Promotionskolleg
„Gute Arbeit“: Ansätze
zur Gestaltung der
Arbeitswelt von morgen
Leiterin:
Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.
Im Promotionskolleg „Gute Arbeit“ befassen sich Doktorand:innen
aus der Soziologie, Ökonomie und Psychologie
mit Fragen des Wandels der Arbeitswelt und den damit
verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten. Die Forschung des
Kollegs ist entlang der vier Mega-Trends Digitalisierung,
demografischer Wandel, Globalisierung und Klimawandel
strukturiert. Ende 2020 begann für das Kolleg die zweite
Förderphase.
Die Arbeit des Kollegs erfolgt in verschiedenen Formaten,
die einerseits auf die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen
der Promovierenden abgestimmt sind, andererseits
Raum für gemeinsame Aktivitäten bieten sollen. Die
Jahre 2020 und 2021 standen unter den erschwerenden
Bedingungen der Corona-Pandemie, trotzdem konnten
Nicolas Morgenroth (Oktober 2020, Freie Universität Berlin)
und Giulia Tattarini (November 2021, Universität Potsdam)
ihre Dissertationen erfolgreich verteidigen.
Im Berichtszeitraum entstanden unter anderem auch die
folgenden Publikationen: Kößler, Franziska J./Fujishiro,
Kaori/Veit, Susanne/Hoppe, Annekatrin: „Ethnic Differences
in Context. Does Emotional Conflict Mediate the Effects
of Both Team- and Individual-Level Ethnic Diversity on
Emotional Strain?“ In: Occupational Health, 2021. DOI: http://
doi.org/10.1007/s41542-021-00105-5. Kroll, Esther/Veit,
Susanne/Ziegler, Matthias: „The Discriminatory Potential of
Modern Recruitment Trends. A Mixed-Method Study From
German“. In: Frontiers in Psychology, 2021. DOI: 10.3389/
fpsyg.2021.634376. Morgenroth, Nicolas/Schels, Brigitte/
Teichler, Nils: „Are Men or Women More Unsettled by Fixed-
Term Contracts? Gender Differences in Affective Job Insecurity
and the Role of Household Context and Labour Market
Positions“. In: European Sociological Review, 2021, jcab060.
DOI: 10.1093/esr/jcab060.
2021 haben fünf neue Stipendiat:innen ihre Promotion
im Kolleg begonnen. Die Themen sind sexualisierte Gewalt
im digitalen Raum, digitalisierte Souveränität Europas, betriebliche
Konversion und Demokratisierung als Aspekte
der sozial-ökologischen Transformation, prekäre Arbeit
und Gewerkschaften im globalen Süden sowie digitaler
Kapitalismus und Plattformökonomie. Die einzelnen Promotionen
werden durch vielfältige gemeinsame Aktivitäten
der Stipendiat:innen unterstützt. So erschien Anfang 2022
ein WZB Discussion Paper zu Entwicklung und Konzepten
Guter Arbeit, das eine Grundlage für weitere Projekte zum
Thema Gute Arbeit bieten soll.
Darüber hinaus sind weitere interne und externe Kooperationen
in Vorbereitung, die den Stipendiat:innen bei ihren
Dissertationen, bei der Suche nach Betriebszugängen und
Interviewpartner:innen sowie der Vermittlung ihrer Ergebnisse
helfen sollen. Beispielsweise wird die Kooperation des
WZB mit dem Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit (BBGA)
fortgesetzt, eine entsprechende Kooperationsvereinbarung
wurde 2021 vom Brandenburgischen Ministerpräsidenten
Dietmar Woidke und WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger
unterzeichnet. In diesem Rahmen fand im August 2021 ein
Auftakt-Workshop statt, bei dem relevante Themen und
Fragen sowie Kooperationsformate entwickelt und diskutiert
wurden. Für das Jahr 2022 sind zwei Fachgespräche mit
Akteuren aus Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen
und der Arbeitsverwaltung geplant.
74
-Bericht 2020|2021
Bereichsübergreifende Forschung
Brückenprojekt:
Gegen oben, gegen andere:
Quellen von Demokratiekritik,
Immigrationskritik
und Rechtspopulismus
Leitung:
Dr. Heiko Giebler
Prof. Dr. Ruud Koopmans
Prof. em. Dr. Wolfgang Merkel
Dr. Susanne Veit
Das zwischen Demokratie- und Migrationsforschung angesiedelte
Brückenprojekt beschäftigte sich von 2017 bis
2020 mit Einstellungen und Emotionen, die dem wachsenden
Erfolg rechtspopulistischer Parteien zugrunde liegen.
Untersucht wurde insbesondere die Frage, ob rechtspopulistischen
Einstellungen, einer kritischen Haltung gegenüber
der Demokratie und der Ablehnung von Zuwanderung,
gemeinsame Quellen zugrunde liegen. Dabei verknüpfte
das Team politikwissenschaftliche, soziologische, psychologische
und kommunikationswissenschaftliche Zugänge
zu einem interdisziplinären Ansatz und nutzte klassische
Umfragedaten wie auch Experimente und Inhaltsanalysen.
Auf Grundlage eigener Erhebungen und Sekundärdaten-analysen
hat das Team in Publikationen und Vorträgen unter
anderem herausgearbeitet, dass vor allem gemeinschaftsorientierte
und nicht egozentrische Unzufriedenheit die
Unterstützung populistischer Parteien befördert. Als Teil
ihres fast abgeschlossenen Promotionsvorhabens beschäftigt
sich Magdalena Hirsch spezifisch mit den Auswirkungen
von (gefühltem) Kontrollverlust und daraus resultierenden
Schuldzuweisungen – also mit Motiven, die eng mit dem
Erfolg vor allem rechtspopulistischer Parteien verknüpft
sind. Das Promotionsvorhaben von Benjamin Schürmann verknüpft
populistisches Angebot und populistische Nachfrage
miteinander. Neben einer Studie zu Mobilisierungseffekten
von populistischen Einstellungen und Akteuren mit Blick auf
verschiedene Formen der politischen Partizipation hat er zudem
ein Kodierschema für Krisenrhetorik, zentrales Element
populistischer Kommunikation, entwickelt und in einer Studie
mit Johann Gründl (Universität Wien) auch angewandt und
publiziert. In einer weiteren Studie des gesamten Teams ging
es um das Spannungsverhältnis von Anti-Elitismus und autoritärer
Unterordnung, zwei Faktoren, die mit Unterstützung
für die AfD einhergehen, sich aber eigentlich widersprechen
sollten. In einem Experiment konnte gezeigt werden, dass
Angst die unterschiedlichen Einflussrichtungen nivelliert.
Brückenprojekt:
Experimenting with
Causality
Leitung:
Prof. Dr. Steffen Huck
Prof. Macartan Humphreys Ph. D.
Prof. Dr. Michael Zürn
Wenig hat die Europäische Union im vergangenen Jahrzehnt
so erschüttert, wie die Entscheidung des Vereinigten
Königreichs, diese zu verlassen. Welche Erklärungen bieten
die Sozialwissenschaften für ein derartig seltenes und unerwartetes
Ereignis wie den Brexit? Das Brückenprojekt
will herausfinden, wie eine Kombination verschiedener
Methoden der Sozialwissenschaften gute Erklärungen für
ein Ereignis wie den Brexit anbieten kann. Eine übergeordnete
Aufgabe des Projekts ist folglich auch zu erörtern,
was eine gute sozialwissenschaftliche Erklärung für ein
„seltenes Ereignis“ ausmacht. Zur Beantwortung dieser
übergeordneten Frage verfolgen wir einen Ansatz, der
zunächst formal definiert, was es bedeutet, ein Ereignis
zu erklären, um daraufhin ebenso formale Kriterien zu
entwickeln, die die Güte einer Erklärung charakterisieren.
Ein wichtiges Kriterium besteht zum Beispiel darin, zu beurteilen,
ob eine Erklärung für ein spezifisches Ereignis auch
dazu taugt, andere Ereignisse besser zu verstehen oder gar
Vorhersagen über mögliche künftige Ereignisse zu treffen.
Neben dieser grundlegenden wissenschaftsphilosophischen
Arbeit widmen wir uns auch der konkreten Frage der Ursachen
des Brexits. Dabei fokussieren wir uns auf drei herausragende
Aspekte: auf das britische Mehrheitswahlrecht, auf
die tief verwurzelte Skepsis gegenüber der EU und auf das
Klassensystem, das Politiker hervorbringt, die in ihrer Laufbahn
sehr spezifische Privilegien genossen haben. Die einzelnen
Arbeitsprogramme bestehen dabei aus drei Teilen: Theorie,
die Analyse von Beobachtungsdaten und Experimente.
In einem letzten Schritt werden die Ergebnisse der drei
Arbeitsbereiche zusammengeführt, um auf Grundlage eines
übergeordneten Kausalmodells – das sich den entwickelten
Kriterien unseres Grundsatzpapiers zur Güte von Entscheidungen
natürlich wird stellen müssen – Aussagen darüber
zu treffen, welche Aspekte mit welcher Wahrscheinlichkeit
den Brexit verursacht haben.
Obwohl das Brückenprojekt formal abgeschlossen ist, arbeitet
das Team gemeinsam, aber auch mit anderen Kolleg:innen
weiter an Publikationen zu den zentralen Fragen des
Projekts – unter anderem mit einem Schwerpunkt auf die
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.
-Bericht 2020|2021
75
Bereichsübergreifende Forschung
Brückenprojekt:
„Abgehängt in der Sackgasse?“:
Soziale Teilhabe und
Klimawandel
Leitung:
Prof. Dr. Marcel Helbig
Prof. Dr. Andreas Knie
Bearbeitung: Dr. Katja Salomo
Eine ambitionierte Klimapolitik kann neue Gerechtigkeitsprobleme
hervorrufen. Höhere Mobilitätskosten, zum
Beispiel durch eine höhere CO 2
-Steuer oder Fahrverbote
für bestimme Schadstoffklassen, belasten Menschen mit
geringem Einkommen und in ländlichen Gebieten mehr.
Ihre gesellschaftliche Teilhabe könnte leiden und der subjektive
Eindruck des „Abgehängtseins“ verstärkt werden.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage, wie sich das
Verhältnis von Einkommensentwicklung, zurückgelegten
Personenkilometern und der Verfügbarkeit von Autos entwickelt
hat. Was lässt sich in unterschiedlichen Räumen – in
der Innenstadt, am Stadtrand oder im ländlichen Raum –
beobachten? Gibt es soziale Gruppen und Stadtteile, die
weniger mobil sind? Wie hat sich die Verkehrsmittelnutzung
in den sozialen Gruppen in den letzten Jahren verändert?
Es werden Daten zum Verhältnis von sozialer und räumlicher
Mobilität erhoben und analysiert. Um zum Beispiel
die Erreichbarkeit von schulischen, medizinischen oder
anderen sozialen Einrichtungen in verschiedenen Siedlungslagen
zu bestimmen, werden Standortdaten mit Daten
aus der letzten Befragungswelle der Studie „Mobilität in
Deutschland“, einer bundesweiten Befragung von Haushalten
zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten im Auftrag des
Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur
(BMVI), kombiniert und um qualitative Interviews ergänzt.
Brückenprojekt:
Meritokratieglaube, motivierte
Erwartungen und
Zielverfolgung: Die Studienplatz‐vergabe
als natürliches
Experiment
Leitung:
Prof. Dr. Dorothea Kübler
Prof. Dr. Heike Solga
Dr. Claudia Finger
In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung
stellt sich die Frage nach deren Ursachen und Wirkungen.
Gesellschaftliche Polarisierung kann sich einerseits darin
widerspiegeln, was grundsätzlich als gerecht oder fair
wahrgenommen wird. Polarisierung kann sich andererseits
auch in unterschiedlichen Auffassungen über die
konkrete Ausgestaltung einzelner Institutionen niederschlagen.
Hieran anknüpfend untersucht das Brückenprojekt
„Meritokratieglaube, motivierte Erwartungen und
Zielverfolgung: Die Studienplatzvergabe als natürliches
Experiment“, wie die individuelle Erfahrung von Erfolg und
Misserfolg bei der Studienplatzvergabe die Legitimation
von Auswahlverfahren im Speziellen und meritokratische
Einstellungen im Allgemeinen beeinflusst. Dazu haben wir
Daten mittels eines Onlinepanels sowie darin eingebauten
Experimenten mit Bewerber:innen der bundesweit
zulassungsbeschränkten Studienfächer Human-, Zahn-,
Tiermedizin und Pharmazie erhoben. Erste Auswertungen
der Paneldaten für Bewerber:innen für das Studienfach
Humanmedizin – dem prestigereichsten und exklusivsten
Studienfach in Deutschland – zeigen, dass eine Zulassung
den Glauben daran stärkt, dass Erfolg im Zulassungsverfahren
von der geleisteten Anstrengung abhängt, während
eine Ablehnung dazu führt, dass der Einfluss von Glück als
wichtiger eingeschätzt wird. Für Bewerber:innen, deren
Eltern selbst keinen Hochschulabschluss haben, scheinen
Erfolgs- oder Misserfolgserfahrungen im Zulassungsverfahren
nicht nur die Einschätzung dieses konkreten Verfahrens
zu beeinflussen, sondern auch den Glauben an eine
meritokratische Gesellschaft. Eigene Erfahrungen scheinen
also tatsächlich dazu beizutragen, dass sich Auffassungen
darüber, was wichtig ist, um bestimmte soziale Positionen
zu erreichen, zwischen „Gewinnern“ und „Verlierern“ auseinanderbewegen.
Inwiefern diese Änderungen im Meritokratieglauben
mit der Zielverfolgung von Bewerber:innen
zusammenhängen und ob es hier gleichfalls Unterschiede
nach sozialer Herkunft gibt, werden wir als einen der
nächste Schritte untersuchen.
76
-Bericht 2020|2021
Präsidialbereich
und Administrative
Geschäftsführung
Bereichsübergreifende Forschung
V.l.n.r.: Tanja Kromer, Anja
Oppermann, Martin Mann, Jutta
Allmendinger, Christine Normann,
Roland Römhildt, Michelle Boden,
Gregor Hofmann, Corinne Heaven,
Cornelia Klinghammer, Miriam Godefroid,
Thomas Crowe
Präsidialbereich
Die Präsidentin repräsentiert das WZB nach außen, entwickelt
die Grundzüge der Forschungspolitik des Hauses, setzt die
strategischen Ziele zur institutionellen Weiterentwicklung
und erschließt neue Wege und Partnerschaften, um die
sozialwissenschaftliche Forschung zu stärken. Unterstützt
wird sie durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Präsidialstab. Dieser wurde zum Jahr 2021 neu strukturiert,
um alle Themen und Aufgabenfelder der wissenschaftlichen
Geschäftsführung tatkräftig zu begleiten.
Der Stab der Präsidentin sieht sich zudem auch als Serviceeinheit
für alle Beschäftigten am WZB. Daher zählt
deren Kompetenzentwicklung mit zu den Kernaufgaben.
Beratungsangebote, individuelle Maßnahmen und Gruppenfortbildungen
gehören genauso zum Leistungsspektrum
wie Instrumente zur Förderung der akademischen Karriere,
von Reisemitteln bis zu Abschlussfinanzierungen
für Promovierende. In den Berichtsjahren lagen besondere
Schwerpunkte der Kompetenzentwicklung am WZB auf den
Feldern der Digitalisierung und der psychischen Gesundheit.
dafür, dass auch zukünftig die rechtlichen Möglichkeiten
für Hochschulen und Außeruniversitäre bestehen, gemeinsam
Professorinnen und Professoren auf internationalem
Spitzenniveau zu berufen.
Vernetzung spielt auch international eine wichtige Rolle.
Der Präsidialstab koordiniert die institutionellen Kontakte
und Partnerschaften zu Wissenschaftseinrichtungen in
aller Welt, etwa das gemeinsame Austauschprogramm mit
der Harvard University. Zudem konnten die Verbindungen
zur University of Oxford vertieft werden: Das WZB-Instrument
Seed Money ermöglichte die Förderung zahlreicher
gemeinsamer Forschungsprojekte. Mit weiteren Partnereinrichtungen,
zum Beispiel mit dem European University
Institute, wurde das mehrjährige Programm „Europe in
a Changing World“ mit einem Fokus auf die Ausbildung
von Promovierenden ins Leben gerufen. Zudem plant das
European Studies Centre die Ausschreibung eines Fellowships
für WZB-Promovierende an der University of Oxford.
Das WZB ist ein Akteur der Wissenschaftslandschaft in Berlin,
Deutschland und Europa. Der Präsidialstab betreibt intensives
wissenschaftspolitisches Monitoring und unterstützt
die Präsidentin bei der Mitgestaltung des institutionellen
Umfelds. Die Gründung von Berlin Research 50 (BR50) als
zentrale Vertretung der außeruniversitären Forschung in
Berlin wurde durch das WZB betrieben und begleitet. BR50
hat sich in kurzer Zeit als wissenschaftspolitische Stimme
etabliert und dient als Ansprechpartnerin etwa für die Berliner
Senatsverwaltung oder die Berlin University Alliance.
Im Schulterschluss mit den Universitäten engagiert sie sich
78
-Bericht 2020|2021
V.l.n.r: Jana Girlich, Roxanne
Bibra, Patricia Löffler, Nicola
Fielk, Christine Puschmann,
Katrin Reichel, Mirja Vieweger,
Nora Dasch, Christian Friedrich,
Ursula Noack, Jutta Czerkewski
Administrative Geschäftsführung
Die administrative Geschäftsführerin leitet mit der Präsidentin
das WZB und verantwortet die kaufmännischen,
rechtlichen und administrativen Angelegenheiten. Ihr zugeordnet
sind die Bereiche Personal, Finanzen, Einkauf und
Liegenschaften, Interne Dienste, Wissenschaftliche Information,
IT & eScience, das Forschungsdokumentations- und
Berichtssystem und das Gremienbüro. Auch eine Justiziarin
und ein Digitalisierungsbeauftragter gehören zum Team.
Das WZB vernetzt sich im wissenschaftlichen Raum; dazu
gehören Forschungskooperationen und gemeinsame Berufungen
leitender Wissenschaftler:innen, aber auch die
Mitwirkung am Aufbau neuer Institutionen und Netzwerke.
Die kaufmännische Begleitung dieser Vorhaben liegt bei
der administrativen Geschäftsführung.
Derzeit ist das WZB an mehreren Kooperationsvorhaben
beteiligt. Gemeinsame Berufungen bestehen mit drei
Berliner Hochschulen, mit der Universität Potsdam, mit
der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und mit der
Stiftung Universität Hildesheim. Zuletzt konnte das Weizenbaum-Institut,
das 2017 am WZB auf den Weg gebracht
wurde, im Jahr 2019 die ersten Schritte als selbstständiges
Forschungsinstitut gehen. Im Februar 2020 initiierten
die Berliner außeruniversitären Forschungseinrichtungen
ihre Vernetzung im Rahmen der BR50 und bereiteten eine
Vereinsgründung vor.
Die Jahre 2020 und 2021 waren geprägt von der Pandemie
und den umzusetzenden Arbeitsschutzmaßnahmen. Die
Umstellung auf mobile Zusammenarbeit und die Nutzung
virtueller Formate bei wissenschaftlichen Konferenzen
wurden schnell bewältigt. Seit September 2021 besteht
eine neue Betriebsvereinbarung „Mobile Arbeit“.
Digitalisierung ist eine der großen Fragen unserer Zeit. Sie
verändert unser Zusammenleben durch digitales Lernen
und Arbeiten, durch digitale Netzwerke und wirkt sich auf
Märkte und Demokratien aus. Das WZB bearbeitet all diese
Themen und hat seine Forschung im Bereich Digitalisierung
ausgebaut. Die Zuwendungsgeber haben 2019 einen
kleinen strategischen Sondertatbestand „Gesellschaftliche
Herausforderungen in Zeiten der Digitalisierung“ bewilligt.
Er sieht ein Gesamtvolumen von ca. T€ 1.200 bei einem
jährlichen Eigenanteil von rund T€ 549 vor und wird ab
2024 zu einer dauerhaften Ergänzung des Kernhaushalts
um T€ 679 führen.
Die Digitalisierung ist jedoch nicht nur Forschungsgegenstand,
sondern sie berührt auch Fragen der Compliance und
der Organisationsentwicklung. Seit August 2020 unterstützt
ein Digitalisierungsbeauftragter die digitalen Verfahren
und Formate der Zusammenarbeit am WZB. Eine Digitalstrategie
bildet den Zielkorridor für die Entwicklung der
nächsten Jahre. Kernziele der Digitalisierung am WZB sind
die Professionalisierung interner Prozesse und Strukturen,
das Teilen von Wissen über bestehende Team- und Abteilungsstrukturen
hinweg und die Stärkung von Effizienz,
Effektivität und Transparenz von internen Prozessen. Ziel
ist dabei, Compliance und Nachhaltigkeit zu gewährleisten,
frei zugängliche Software zu unterstützen, Lock-in-Effekte
zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit und Zusammenarbeit
in der Forschung auszubauen.
-Bericht 2020|2021
79
Bereichsübergreifende Forschung
Willkommen zurück!
Schöne Atmosphäre
Nach 18 Monaten Homeoffice-Zeit kehrte das WZB behutsam
zum Arbeitsalltag in Präsenz zurück. Zum offiziellen
„Re-Start“ am 31. August 2021 kamen im WZB-Innenhof so
viele Kolleginnen und Kollegen zusammen wie seit Beginn
der Pandemie nicht mehr. Es waren intensive Stunden. Wie
schön war es, so viele vertraute Gesichter zu sehen und
neue Kolleginnen und Kollegen willkommen zu heißen.
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010100010101
Service und
Verwaltung
Service und Verwaltung
V.l.n.r.: Claudia Roth, Cornelia
Klinghammer, Lisa Heinig,
Frederic Jage-Bowler, Catharina
Hemzal, Martina Sander-Blanck,
Gabriele Kammerer, Katrin Schwenk,
Maximilian Peukert, Guido Kalk, Kerstin
Schneider, Harald Wilkoszewski
Kommunizieren in der Krise
Das Team der Abteilung Kommunikation ist es gewohnt,
schnell auf neue Nachrichtenlagen zu reagieren. Selten
jedoch geschah dies so umfassend wie im Jahr 2020: Die
Corona-Pandemie machte sehr vieles ganz plötzlich ganz
anders: Stillstand statt Tempo, soziale Distanz statt Zusammensein,
Sorgen um Gesundheit und Einkommen,
eine massiv eingeforderte Solidarität der Jungen mit den
Alten und auf nationaler Ebene eine bislang nicht gekannte
Entscheidungsmacht der Exekutive. Die Öffentlichkeit hatte
viele Fragen, auch an die Sozialforschung, die fast über Nacht
ihre Forschungsagenda änderte und neue Projekte startete.
Entsprechend viel gab es zu kommunizieren.
So richtete die Kommunikationsabteilung noch im März
2020 einen Blog ein zur Veröffentlichung von Analysen,
Überlegungen und Hypothesen der WZB-Forschenden zu
den gesellschaftlichen Folgen von Corona. Fast täglich,
später wöchentlich, erschienen neue Beiträge – insgesamt
48 Artikel, die zum Teil in Zeitungen und anderen Medien
weiterverbreitet wurden. Die vierteljährlich erscheinenden
WZB-Mitteilungen widmeten im Juni 2020 ein knapp 100
Seiten starkes Heft der Frage, wie Corona die Gesellschaft
verändert. Pressemitteilungen wurden veröffentlicht, beispielsweise
zur Online-Umfrage „Alltag in der Pandemie“ der
WZB-Wissenschaftler*innen Mareike Bünning, Lena Hipp und
Stefan Munnes. Sie war eine der ersten Untersuchungen,
die den konkreten Auswirkungen der Pandemie auf die
Arbeitssituation und das Familienleben der Menschen
in Deutschland nachspürte. Das Presse-Echo war enorm.
Die Ergebnisse der Studie: Die Pandemie veränderte das
Arbeitsleben grundlegend, Mütter mussten ihre Arbeitszeiten
stärker reduzieren als Väter, die sozialen Ungleichheiten
verstärkten sich.
Dass die Sozialwissenschaften in und seit der Krise stärker
nachgefragt werden, dass sich die Wissenschaft überhaupt
in der Krise bewährt und neues Vertrauen geschaffen hat, ist
ein Beweis für den Erfolg und die Bedeutung guter Wissenschaftskommunikation.
Auch das 2020 vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung eingerichtete Gremium
#FactoryWisskomm, in dem das WZB aktiv ist, reflektiert
die Bedeutung von Kommunikation und Transfer für das
gesamte Wissenschaftssystem. Kommunikationsleiter Harald
Wilkoszewski ist außerdem Mitglied im Leitungsteam für
Wissenschaftskommunikation beim Bundesverband der
Kommunikatoren und wurde als Forschungssprecher des
Jahres 2021 nominiert.
Die Pandemie dauert an. Und neue Krisen entstehen oder
erhalten neue Aufmerksamkeit; neue Parlamente werden
gewählt, neue politische und gesellschaftliche Fragen gestellt.
Die Kommunikationsabteilung des WZB wird weiter
berichten, wie seine Forschenden sie beantworten.
82
-Bericht 2020|2021
Service und Verwaltung
Wissenschaftliche Information
Die Abteilung Wissenschaftliche Information umfasst vier
Bereiche: Archiv, Bibliothek, Forschungsdatenmanagement
und Open Access. Die Trennung der Bereiche ist idealtypisch,
in Wirklichkeit greifen ihre Services wie Puzzleteile
ineinander und bilden zusammen ein dem gesamten
Forschungsprozess unterlegtes Bild. Denn das ist unser
Selbstverständnis: Eine Informationsinfrastruktureinrichtung
zu sein, die den gesamten Forschungszyklus von der
Projektidee bis zur nachhaltigen Sicherung, Verbreitung
und Nachnutzung der Forschungsergebnisse begleitet –
mit Recherchen, Beratungen, Kuratierungen, Lieferungen
von Informationen aller Art sowie der Dokumentation und
Sicherung der Forschungsergebnisse.
Hierfür eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten
und schafft gleichzeitig Herausforderungen. So wächst die
Bandbreite an verfügbaren Fachinformationen und elektronischen
Medien wie Journals und Datenbanken weiter
an. Forschungsdaten liegen beispielsweise nicht mehr nur
für die klassischen Statistikprogramme wie Stata und SPSS
vor, sondern werden durch neue Open-Source-Programme
aufbereitet, erhoben und mit Data-Science-Methoden visualisiert.
Die digitalisierte Wissenschaft nutzt stetig Möglichkeiten
des Erkenntnisgewinns und der Ergebnisverbreitung,
wenn Forschende ihre Ergebnisse zum Beispiel auch über
Twitter, Podcasts und Blogs mitteilen. Diese Entwicklung
hat auch das inhaltliche Spektrums der Open-Access-
Beratungen enorm erweitert, mittlerweile gehören auch
Detailfragen zu freien Lizenzen, verschiedenen Nachnutzungsformen
und dem Urheberrecht in Autorenverträgen
zum Portfolio. Das alles schafft neue Anforderungen an uns
als Informationsinfrastruktur – insbesondere mit dem
Anspruch, die sich bietenden Möglichkeiten innovativ und
anpassungsbereit zu nutzen. Die Chancen der Digitalisierung
erscheinen grenzenlos, die Potenziale digitalisierter Wissenschaft
ebenso. Unsere Ressourcen sind es leider nicht.
Es gilt daher, Kooperationen zu erschließen, mitzugestalten,
innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft und darüber hinaus.
Für die Verfügbarmachung von WZB-Forschungsergebnissen
nutzen wir Repositorien von Partner-Einrichtungen, bei
Open-Access-Transformationsverträgen sind wir Teil von
Konsortien. Unsere Betätigungsfelder müssen regelmäßig
evaluiert werden: Was gilt als Forschungsoutput und ist
relevant für die Forschungsdokumentation? Welche analogen
und elektronischen Materialien gilt es zu archivieren?
Welche Quellen nutzen wir für unsere Fachrecherchen?
Wie gelingt es uns, Bewährtes den sich wandelnden Möglichkeiten
anzupassen? Hierzu gehört nicht zuletzt auch:
Grenzen, deren Ausweitung nicht in unserer Macht liegen,
zu akzeptieren, kenntlich zu machen und Alternativen zu
ermöglichen – hier seien z. B. die für eine Spezialbibliothek
häufig kaum zu stemmenden Lizenzgebühren für E-Books
erwähnt. Die derzeitige Dynamik des Digitalisierungsgeschehens
bedeutet für uns, die Puzzleteile der Wissenschaftlichen
Information laufend neu zu formatieren, neu
ineinandergreifen zu lassen, um die Wissenschaftler:innen
jederzeit bestmöglich zu unterstützen.
-Bericht 2020|2021
83
Service und Verwaltung
V.l.n.r.: untere Reihe: Sabrina Milewsky,
Peter Löwe, Malte Fischer, Jan Flickschu;
mittlere Reihe: Melanie Duch,
Eric Esser, André Gasch;
oberste Reihe: Tobias Herz,
Stefanie Kalleske, Hanna Rosales,
Cord Meyer zu Kniendorf
IT & eScience
Der Bereich IT & eScience ist eine Infrastruktureinheit
des WZB, die im Februar 2022 aus dem Bereich Datenverarbeitung
hervorgegangen ist. IT & eScience versteht sich
als Dienstleister für das gesamte Institut und arbeitet eng
verzahnt mit den anderen Infrastrukturbereichen. Die
Bereichsleitung wurde vom bisherigen DV-Leiter Peter
Rindfuß an Peter Löwe übergeben. Peter Rindfuß, der nach
39 Dienstjahren in den Ruhestand wechselte, ist weiterhin
als Berater für den Bereich tätig.
Das elfköpfige Team Informationstechnologie (IT) betreut
die zentralen IT-Infrastrukturen des WZB im Netzwerkund
Serverbereich sowie die Arbeitsplatzrechner, Softwareausstattung
und den IT Service Desk. Dabei orientiert
sich das Team an etablierten „Best-Practices“ für das IT
Service- und Sicherheitsmanagement und an dem agilen
Projektmanagement.
Die bestehenden Infrastrukturen werden gepflegt, abgesichert
und ausgebaut. Hierfür wird eine Erneuerung
der Klimasysteme vorbereitet, die ohne Unterbrechung
des laufenden Regelbetriebs umgesetzt wird. In enger
Abstimmung mit dem Digitalisierungsbeauftragten des
WZB wird die strategische Beschaffung und Einführung
eines Dokumentenmanagementsystems konzipiert und
der Meilenstein EU-Ausschreibung zusammen mit dem
Einkauf realisiert. Der IT Service Desk wurde durch die
Einführung eines Ticketsystems transparenter und in der
Kundenorientierung gestärkt. Bei der Einführung eines
Managementsystems für Informationssicherheit (ISMS)
unterstützt die IT die Geschäftsführung in wesentlichen
Bereichen.
Das Team eScience erbringt Dienstleistungen für die Forschenden
in enger Abstimmung mit dem Bereich Wissenschaftliche
Information. Der Begriff eScience bezieht sich
auf das wissenschaftliche Paradigma der kollaborativen
Forschung, die auf der Basis digitaler Infrastrukturen ermöglicht
wird. Diese Infrastruktur integriert dabei alle
relevanten Ressourcen für einen Forschungsbereich und
stellt zugleich Werkzeuge zu ihrer Verarbeitung bereit, wie
etwa MapServer. Ebenfalls unterstützt das Team die Forschenden
bei der Erstellung wissenschaftlicher Software.
Zusätzlich ist der Bereich in Forschungsprojekten aktiv,
aktuell im Projekt „Cognitive Economy Intelligence Plattform
für die Resilienz wirtschaftlicher Ökosysteme“ (CoyPu),
das im Rahmen des Innovationswettbewerbs Künstliche
Intelligenz vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Klimaschutz gefördert wird. Ab Juli 2022 kommt das von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Bereich Wissenschaftliche
Literaturversorgungs- und Informationssysteme
(LIS) geförderte Projekt „DIW Wochenbericht: Digital in Wort
und Zahl“ (WBdigital) hinzu.
84
-Bericht 2020|2021
Service und Verwaltung
V.l.n.r., untere Reihe: Karl Berndt,
Ina Kemter, Steffi Beins, Manina
Nathan, Reem El-Bachir, Maria
Jahn; mittlere Reihe: Barbara Wiskow,
Bettina Meckelburg, Falk Roß, Gisela
Wille, Nicole Griepentrog, Sabine Wolff;
obere Reihe: Patricia Löffler, Christina
Graetz, Thomas Hübner, Katrin Sárközi, Christin
Wendlandt, Uta Mischewski
Verwaltung
Die Verwaltung des WZB ist für die Durchführung aller kaufmännischen
Angelegenheiten des WZB verantwortlich. Dazu
gehören der Personalservice und die Reisekostenstelle, der
Finanzbereich mit Drittmittelservice, Finanzbuchhaltung
und Kosten- und Leistungsrechnung sowie der Einkauf und
die Liegenschaftsverwaltung.
Die Jahre 2020 und 2021 waren für die Verwaltungsabteilungen
durch das Arbeiten unter Pandemiebedingungen
geprägt. Nachdem sich im März 2020 ausnahmslos alle
Beschäftigten sehr kurzfristig und sehr flexibel auf die
Beschränkungen eingestellt hatten, konnten während des
Sommers 2020 Projekte, vor allem die Digitalisierung von
Geschäftsprozessen, gestartet werden:
Seit Jahresbeginn 2021 gibt es, zunächst als Pilotprojekt und
seit August 2021 vollständig implementiert, ein WZB-weites
digitales Bewerbermanagement als SaaS-Recruiting-Tool,
das die Möglichkeit bietet, den gesamten Recruiting-Prozess
von der Stellenausschreibung bis zur Personalauswahl
abzuwickeln. Das Personalinformationssystem wurde
ebenfalls modernisiert. Weitere Digitalisierungsprojekte
sind in Planung. Im Frühjahr 2020 startete das Projekt zur
workflowgestützten Bearbeitung von E-Rechnungen mit
Integration in das ERP-System Microsoft Navision. Nach
Abschluss der Testphase im Jahr 2020 wurde die Anwendung
2021 erfolgreich in den Echtbetrieb übernommen.
Neben den Bereichen Finanzbuchhaltung und Einkauf
konnten im zweiten Halbjahr 2021 auch die Abteilungen
Wissenschaftliche Information und Personalservice in den
Workflow integriert werden.
Im Bereich des Drittmittelservices erfolgte 2020 die sukzessive
Umstellung für alle aktiven Drittmittelprojekte von
der Papierakte auf eine digitale Projektakte.
Im Februar 2020 wurden die neuen Büro- und Besprechungsräume
der zwei zusätzlichen Stockwerke der Basilika
(Bauteil E) eingeweiht. Damit konnte nach der Erweiterung
der Cafeteria der zweite Teil der laufenden Umbauarbeiten
erfolgreich abgeschlossen werden. Die Planungen für den
dritten und letzten Teil, den Anbau eines Wintergartens an
den Altbau, wurden im Herbst 2020 wieder aufgenommen;
mit dem Bau konnte im April 2021 begonnen werden. Die
Gesamtmaßnahme wird fachlich und administrativ durch
den Bereich Einkauf und Liegenschaften betreut.
Die Arbeit im Bereich Einkauf wurde ebenfalls geprägt
durch Digitalisierungsmaßnahmen, insbesondere durch die
Einführung eines digital gestützten Rechnungsprüfungsund
Bearbeitungsprozesses.
Zuletzt erfolgte eine Vielzahl von durchgeführten Vergabeverfahren
mit stetig steigenden Anforderungen. Neben den
Bauvergaben und der laufenden Gebäudebewirtschaftung
betraf dies auch die laufenden Forschungsarbeiten des WZB
und die damit zusammenhängenden Beauftragungen von
Umfragen und Erhebungen.
-Bericht 2020|2021
85
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des WZB 2020|2021
Camila Fernanda Acosta Varela, Maja Adena, Lejly Agamuradova, Pablo Aguera Reneses, Sana Ahmad, Philipp Albert, Jutta
Allmendinger, Agnieszka Althaber, Aman Aman, Jakob Can Benedikt Angeli, Ekpenyong Ani, Ariane Antal, Jorma Apelt, Ma
Adelle Gia Arbo, Viktoria Arnold, Hannah Arnu, Luis Caspar Aue, Daniel Auer, Fátima Ávila Acosta, Teresa Backhaus, Lotta
Badenheuer, Florence Baillet, Martha Bakel, Johanna Dorothee Balsam, Kai Barron, Christian Basteck, Lisa Basten, Mika Bauer,
Cornelia Bäuerle, Birgit Baumer, Teresa Becher, Frederik Beck, Anna Becker, Johanna Behr, Stefanie Beins, Levent Bektas, Ruben
Below, Ismael Benkrama, Perla Bensimon, Sebastian Berg, Gabriel Berlovitz, Karl Berndt, Julia Bersch, Roxanne Bibra, Rieke
Marie Biercher, Florian Oliver Binder, Melinda Biolchini, Johanna Yr Bjarnadottir, Alessandro Blasetti, Thorsten Blunk, Anthony
Kofi Boateng, Frieda Boche, Michelle Janine Boden, Tamara Bogatzki, Susanne Magdalena Böller, Fabio Bolz, Nina Bonge, Felix
Bönisch, Anke Borcherding, Udo Borchert, Meret Borchmann, Ananya Bordoloi, Constantin-Manuel Bosancianu, Mareike Bösl,
Mathew Boswell, Nora Louisa Böttner, Vincent Böttner, Miriam Bräu, Susanne Breda, Elisabeth Johanna Marie Bresselau, Denise
Brosda, Romy Brunner, Christian Brzinsky-Fay, Luise Bublitz, Lydia Buch, Martin Bücher, Isabel Celina Buchmann, Claudia
Buchmann, Mathias Bug, Joia Naomi Buning, Mareike Bünning, Fabian Bunschuh, Tobias Burst, Florian Butollo, Dana Buyx,
Daniele Caliari, Julian Esteban Cantor Garcia, Weert Canzler, Sarah Carol, Arne Hanno Carstens, Sonata Cepik, Veza Clute-Simon,
Paul Collins, Lotte Franziska Cooiman, Thomas Alexander Crowe, Iris-Barbara Cseke, Jelena Cupac, Jutta Czerkewski, Claudia
Czingon, Marzena Dabrowski, Ruta Daktariunaite, Nora Anna Dasch, José Antonio De los Heros, Patricia De Paiva Lareiro, Paulina
Marie Degano, Nina Delicat, Ines Dempe, Rián Derrig, Alexander Dicks, Ruth Ditlmann, Jonas Jacob Dix, Katharina Dorn, Nora
Dörrenbächer, Jan Sascha Aruana Dos Santos, Ellen Driesch, Patrick Droß, Melanie Duch, James Edward Dunn-Williamson, Laura
Eberlein, Ayse Irem Ebeturk, Benjamin Edelstein, Martin Ehlert, Karin-Irene Eiermann, Marie Eilers, Jan Lukas Einhoff, Lars
Eitner, Reem El-Bachir, Fabio Ellger, Julia Ellingwood, Nourhan Elsayed, Lukas Elsner, Julia Epp, Melinda Erdmann, Esra Eres,
Klaudia Erhardt, Selen Erkenci, Serra Erkenci, Hande Erkut Neyse, Eric Esser, Constantin Estorff, Lina Ewert, Florian Eyert, Vera
Fabinyi, Kiyan Armin Farmand, Ole Fechner, Anna Fenner, Jonas Christian Ferdinand, Nieves Fernández Rodríguez, Rut Ferner,
Patrick Feuerstein, Nicola Fielk, Claudia Finger, Mira Fischer, Malte Fischer, Moritz Fischer, Cindy Fitzner, Jana Flemming, Jan
Peter Flickschu, Matthias Flohr, Jonah Foong, Julia Forke, Bruno Francisco Portella F Gomes, Greta Joseffa Lou Franke, Marie-
Christine Franz, Anna Fräßdorf, Johan Mathis Fräßdorf, Birte Freer, Marie-Christine Fregin, Rebecca-Lea Freudl, Christian
Friedrich, Jana Friedrichsen, Tilman Fries, Anna Froese, Amrei Charlotte Fuchs, Julia Fuß, Claire Genevieve Marguerite Galesne,
Lisa Marie Garbe, Ana Garcia Hernandez, André Gasch, Jobst Gaus, Martin Gegner, Sarah George, Christine Gerber, Hans Gerhardt,
Johannes Gerschewski, Anne Katharina Gerstenberg, Sassan Gholiagha, Heiko Giebler, Jana Girlich, Gebhard Glock, Miriam
Godefroid, Max Philipp Goldenbaum, Baoning Gong, Javier María González Jurado, Robert Gorwa, Dieter Gosewinkel, Elisabeth
Gößwein, Lilia Dharin Götz, Christina Graetz, Helena Alisa Gräf, Edgar Grande, Selda Grauman, Maximilian Greb, Samuel Greef,
Simone Grellmann, Nicole Griepentrog, Carla Grindel, Sarah Großheim, Insa Grüttgen, Tuna Güleser, Philipp Günther, Samantha
Gupta, Pia Hagedorn, Babette Hagemann, Birgit Hahn, Maren Hahnen, Rustamdjan Hakimov, Johanna Hampf, Juliane Hanel,
Clara-Marie Hanfland, Christine Hanrieder, Susanne Hänsch, Julian Harke, Corinna Harsch, Johanna Hase, Britt Hauck, Juliane
Haus, Lina Hayek, Corinne Heaven, Lisa Heck, Sarah Jamila Joy Hegazy, Tobias Heidenreich, Jan Paul Heisig, Marcel Helbig,
Karoline Helbig, Alexander Helbig, Sebastian Hellmeier, Joschua Philipp Helmer, Catharina Hemzal, Marianne Henry, Carolin
Herrmann, Tobias Herz, Maria Lorena Herzog, Magdalena Hipp, Oleg Hirsch, Magdalena Hirsch, Dzeneta Hodzic, Gregor Hofmann,
Jeanette Hofmann, Sophie Hofmeister, Silvia Höhne, Frederik Holtel, Anne Christine Holtmann, Patrick Hölzgen, Anna
Holzscheiter, Carla Hornberg, Sandra Horvath, Sisi Huang, Sabine Hübgen, Thomas Hübner, Steffen Huck, Kathrin Humboldt,
Macartan Humphreys, Birgit Hünerbein, Victoria Marie Hünewaldt, Sophia Hunger, Swen Xaver Hutter, Shen Ibrahimsadeh,
Clara Iglesias Keller, Timon Jakob Imig, Florian Irgmaier, Manuela Irmler, Christoph Ivanusch, Till Jacobi, Frederic Nicolas Jage-
Bowler, Maria Jahn, Julia Jann, Justus André Jansen, Jasper Jansen, Aischa Sophie Jansen, Andrea Jedamski, Mona Joly, Philippe
Joly, Sona Jose, Charlotte Jöster-Morisse, Clara Julia Jungblut, Britta Jurtz, Max Kaase, Alexandros Kabbathas, Jonas Kahle, Silke
Kaiser, Agne Kajackaite, Guido Kalk, Berivan Kalkan, Stefanie Kalleske, Gabriele Kammerer, Hermann Leonard Kamps, Eylem
Kanol, Judith Kas, Ann-Kathrin Katzinski, Anna Mia Katzy-Reinshagen, Bettina Kausch, Sampada KC, Friederike Luise Kelle,
Heidrun Kelleh, Kristin Kelley, Ina Kemter, Hannah Kenyon Lair, Sukayna Khalid Khan, Seongcheol Kim, Florian Kirsten, Stefan
Frank Kischka, Julia Caroline Kissel, Christopher Kißling, Nikolina Klatt, Johanne Klindworth, Cornelia Klinghammer, Louis
Klobes, Sascha Kneip, Andreas Knie, Ronja Kniep, Marcel Knobloch, Johanna Charlotte Knoesel, Cédric Maxime Koch, Robert
Koepp, Katrin Köhler, Vivian Köneke, Christian König, Tim König, Markus Konrad, Rudi Koopmans, Carolin Körner, Franziska
Kößler, Oliver Kossowski, Krisztina Kovacs, Katinka Kovatsits, Werner Krause, Claudia Kreutz, Maja-Felicia Kristan, Lea Katharina
Kröger, Esther Kroll, Antonia Kroll, Tanja Kromer, Marcin Krzywdzinski, Paul Kubaty, Lara Charlotte Kuberka, Dorothea Kübler,
Antonia Elisabeth Kühmichel, Mattias Kumm, Patrick Kuna, Ralf Künster, Christian Kürten, Claudia-Ilona Lange, Johannes
86 -Bericht 2020|2021
Lattman, Aaron Lauterbach, Grzegorz Michat Lechowski, Pola Lehmann, Sandra Leumann, Johannes Leutgeb, Jianghong Li,
Josephine Lichteblau, Misun Lim, Johannes Lindenau, Natalia Linke, Yiming Liu, Liu Liu, Simon Löbl, Editha Freifrau Loeffelholz
von Colberg, Patricia Löffler, Tatiana Dolores López Ayala, Paola Eva Martha Lopez Fawaz, Peter Heinz Löwe, Kilian Lüders, Katrin
Ludwig, Manuela Ludwig, Alexandra Lupprich, Lisa Maaßen, Rebecca Majewski, Martin Mann, Daniel Männlein, Ashley Mantha-
Hollands, Agustina Marques Hill, Víctor Hugo Masías Hinojosa, Sönke Matthewes, Theres Matthieß, Anna Weronika Matysiak,
Josefine Matysiak, Moritz Valentino Donatello Matzner, Lilian Mauthofer, Steffen Mayer, Nina Katherine Siegel McMurry, Bettina
Meckelburg, Melissa Cristina Medina Marquez, Lukas Meeth, Ulrike Mehnert, Daniel Meierrieks, Katrin Meike, Reinhold Melcher,
Laura Menze, Wolfgang Merkel, Richard Mertens, Natalie Mevissen, Lara Meyer, Franziska Meyer, Cord Meyer zu Kniendorf, Ines
Michalowski, Sabrina Milewsky, Hailey Elizabeth Miller, Sonia Mira Mira, Uta Mischewski, Lena Mobers, Peter Mohr, Joshua
Malcom Moir, Friederike Molitor, Felix Molter, Clara Montero, Alvaro Morcillo Laiz, Gudrun Mouna, Anna-Tabea Müller, Magdalena
Theresia Müller, Marvin Müller, Martina Müller-König, Stefan Munnes, Paul Charles Muscat, Zhanna Mylogorodska, Michelle
Nagel, Resty Naiga, Annika Napier-Smith, Manina Nathan, Julian Naujoks, Lennard Naumann, Claudia Nentwich, Moritz Neujeffski,
Levent Neyse, Bao-An Nguyen, Thu-Ha Nguyen, Cristian-Liviu Nicolescu, Jacqueline Niemietz, Ursula Noack, Elisabeth Nöfer,
Christine Normann, Marion Obermaier, Leonie Oehmig, Nedim Okan, Anja Beate Oppermann, Liav Orgad, Agnetha Orth, Jan
Osenberg, Chiara Osorio Krauter, Mario Michael Ottaiano, Frank Ottens, Hilde Ottschofski, Clara Helene Overweg, Filiz Özkan,
Max Padubrin, Lennart Palm, Irene Pañeda Fernández, Jana Pannier, Daniel Felipe Parra Carreno, Juliane Pehla, Frederick Ansgar
Javier Peña Sims, Stefania Pereira de Mello Molina, Joshua Perleberg, Nele Solveig Peschel, Benjamin Henry Petersen, Fidel
Petros, Maximilian Peukert, Chantal Pezold, Theresa Pfaff, Sylvia Pichorner, Irena Pietrzyk, Anne Piezunka, Dieter Plehwe, Klara
Podkowik, Thamy Pogrebinschi, Julia Pohle, Antonino Polizzi, Katarina Pollner, Dario Portong, Katja Pöttker, David Prinz, Petya
Prodanova, Paula Protsch, Vasilisa Pugacheva, Christine Puschmann, Leslie Quitzow, Jonas Radl, Setareh Radmanesch, Gale
Audrey Raj-Reichert, Niklas Rakowski, Vincent Jerald Ramos, Ben Vincent Paul Rangnick, Jasmin Rauch, Christian Rauh, Julian
Rebien, Sven Regel, Rainer Rehak, Katrin Reichel, Alexander Alban Reik, Dirk Reimann, Adam Reiner, Stephanie Renneke,
Wilma Rethage, Katja Verena Reuter, Felix Richter, Asja Rahel Riggert, Gina-Maria Ristow, Yvonne Röder, Sarah Naima Roller,
Lena Olive Röllicke, Roland Römhildt, Dorothee Rönicke, Jennifer Rontganger, Hannah Rosales Musick, Katya Rösch, Falk Roß,
Katherina Melisa Ross, Stefanie Roth, Claudia Roth, Katharina Röttig, Nicolas Vincent Rüffin, Lisa Ruhrort, Thomas Runge,
Alessandra Rusconi, Ayse Sahinkaya, Lea Salathé, Daniel Felipe Saldivia Gonzatti, Mariam Salehi, Ilyas Saliba, Katja Salomo,
Andrea Sánchez-Guijaldo, Martina Sander-Blanck, Maria Constanza Sanhueza, Marco Andrés Saravia Arzabe, Katrin Sárközi,
Armin Sauermann, Alexandra Scacco, Katrin Schaar, Merlin Schaeffer, Philipp Schaffranek, Max Leonard Schaub, Jakob Simon
Scheffler, Viktoria Christine Anna Scheidler, Robert Schenk, Lisa Scheuch, Leonie Schipke, Charlotte Schlüter, Barbara Schlüter,
Leonhard Tilman Schmidt, Max Oliver Schmidt, Sabine Schmidt, Isabelle Jasmin Schmitt, Alexander Schmotz, Sabine Schnabel,
Lea Schneidemesser, Kerstin Schneider, Daniel Schneiß, Felix Scholl, Robert Scholz, Sebastian Schongen, Thomas Schuh,
Benjamin Schulz, Wiebke Schulz, Benjamin Schürmann, Peter Schwarz, Katrin Schwenk, Leonie Schwichtenberg, Dorothee
Segiet, Emilie Segura, Norbert Sendzik, Amma Serwaah Panin, Nicole Shea, Nicole Sherstyuk, Carina Isabella Siebler, Anuschka
Siegers, Udo Ernst Simonis, Anna Katharina Mosha Skarpelis, Stefan Skupien, Alida Sokyte, Heike Solga, Julio Saul Solis Arce,
Johannes Sonnenholzner, Yasemin Soysal, Markus Johannes Sperl, Andrea Sperling, Marcus Spittler, Sarah Stanislawska,
Katharina Stefes, Tim Stegemann, Judith Stein, Sebastian Steinmetz, Yannick Stelter, Robert Martin Stelzle, Matthew Stephen,
Bernd Günter Stern, Julia Stier, Filip Stiglmayer, Niklas Michael Stoll, Isabella Strobl, Emanuela Struffolino, Robert Stüber,
Silvio Suckow, Georgiy Syunyaev, Giulia Tattarini, Robin Tech, Sarah Tell, Elke Theilen-Kosch, Thorsten Thiel, Leonie Thies,
Marcel Thomann, Claudia Thomas, Kristin Thompson, Leonard Thüer, Till Tietz, Alexandros Tokhi, Daniel Tuki, Gülay Türkmen
Dervisoglu, Lena Ulbricht, Fatma Uluisik, Noémi Shirin Unkel, Serkan Ünsal, Gizem Ünsal, Justin Valasek, Clara Van den Berg,
Leila Charlotte Gargi Van Rinsum, Giulia Varaschin, Susanne Veit, Roel Veldhuizen, Mirja Elisabeth Vieweger, Maria-Josep
Villamayor I Villar, Tommaso Virgili, Sigurt Vitols, Louis Benedict Voelkel, Gisella Jaqueline Vogel Sánchez, Gerlinde Vogl, Maite
Vöhl, Andrea Volkens, Teresa Sophie Völker, Britta Volkholz, Konstantin Wagner, Jan-Hinrich Wagner, Aiko Wagner, Reinhilde
Wagner, David Wandjo, Simon Manuel Wanka, Kathleen Warnhoff, Lukas Warode, Gregor Sebastian Wäschle, Melanie Waterhölter,
Patrick Matthias Weber, Niklas Weber, Maximilian Weckemann, Maria Weickardt Soares, Rebecca Weiß, Christin Wendlandt,
Barbara Wennemer-Abée, Marek Wenz, Lennart Wernicke, Bernhard Weßels-Dahlke, Rebecca Wetter, Jan Wetzel, Jonas Wiedner,
Harald Wilkoszewski, Gisela Wille, Lisa Wing, Vanessa Wintermantel, Barbara Wiskow, Birgit Wobig, Hendrik Woiwode, Piotr
Wójcik, Sabine Wolff, Jegor Wolowikow, Romina Wörz, Philip Wotschack, Michael Wrase, Ruta Yemane, Babeta Ymeri, Kathryn
Alexandra Timoney Younger, Fred Felix Zaumseil, Franziska Babette Zehl, Lisa Zehnter, Peiqi Zhu, Daniel Ziblatt, Karin
Zimmermann, Susanne Zindler, Carolin Zink, Jakob Zollmann, Lina Zilli Zündorf, Michael Zürn, Maren Zychla
-Bericht 2020|2021
87
Fakten und
Daten
Fakten und Daten
Leitung, Organe, Gremien
Gesellschafter
Das WZB ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit
beschränkter Haftung (gGmbH). Gesellschafter
sind die Bundesrepublik Deutsch land und
das Land Berlin, die gemeinsam die Gesellschafter
versammlung bilden. Diese beschließt
insbesondere über die Bestellung und Abberufung
der Geschäftsführer*innen, die Berufung der
Mitglieder des Kuratoriums sowie die Bewirtschaftungsgrundsätze.
Kuratorium
Das Kuratorium, in dem auch die Gesellschafter
ver treten sind, beschließt die Grundzüge der
Forschungs politik des WZB und wirkt in allen
wesentlichen forschungs politischen und finanziellen
Angelegenheiten mit.
Mitglieder mit Stimmrecht
Vorsitz
Ulrich Schüller
Leiter der Abteilung Wissen schafts system,
Bundesministerium für Bildung und Forschung,
Bonn
Stellvertretender Vorsitz
Dr. Jutta Koch-Unterseher
Leiterin Abteilung Außeruniversitäre Forschung
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit,
Pflege und Gleichstellung
Prof. Dr. Dr. Sabine Kunst
Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Dr. h.c. Gertrude Lübbe-Wolff
Fakultät für Rechtswissenschaften, Universität
Bielefeld
Susanne Moser (seit 1. September 2021)
Komische Oper, Berlin
Swen Schulz (MdB bis 27. September 2021)
SPD-Fraktion des Deutschen Bundestags
Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden
Professur für Mikroökonomik und Finance, Universität
Mannheim
Prof. Dr. Christian Thomsen
Präsident der Technischen Universität Berlin
Klaus-Peter Willsch MdB
CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestags
Prof. Dr. Günter M. Ziegler
Präsident der Freien Universität Berlin
Mitglieder mit beratender Stimme
Prof. Dr. Christine Landfried
Vorsitzende des WZB-Beirats
Dr. habil. Weert Canzler, WZB
Dr. Christian Rauh, WZB
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung,
Frankfurt a. M.
Prof. Dr. Karin Gottschall
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und
Sozialpolitik, Universität Bremen
Sir Peter Jonas
(bis 22. April 2020, †)
Opernintendant a. D., Zürich
Dr. Wilhelm Krull
The New Institute, Hamburg
Beirat
Ein mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens
besetzter Beirat berät das Kuratorium.
Vorsitz
Prof. Dr. Christine Landfried
Universität Hamburg
Stellvertretender Vorsitz
Prof. Dr. Katharina Holzinger
Rektorin der Universität Konstanz
-Bericht 2020|2021
89
Fakten und Daten
Prof. Fabrizio Bernardi Ph. D.
European University Institute, Florenz
Prof. Jordi Brandts Ph.D. (seit 1. August 2021)
Institute for Economic Analysis (CSIS) and Barcelona
Graduate School of Economics
Prof. Claudia Buchmann Ph. D.
Ohio State University, Columbus, OH
Prof. Dr. ir. Erwin Bulte
Department of Social Science, Wageningen
University
Prof. Dr. Claudia Diehl
Professur für Mikrosoziologie, Universität Konstanz
Prof. Anna Dreber Almenberg Ph.D. (seit 1. August 2021)
Department of Economics, Stockholm School of
Economics
Prof. Grzegorz Ekiert Ph. D.
Minda de Gunzburg Center for European Studies,
Harvard University
Prof. Dr. Urs Fischbacher
Thurgauer Wirtschaftsinstitut, Universität Konstanz
Prof. Dr. Jürgen Gerhards
Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin
Prof. Ellen M. Immergut Ph. D.
Humboldt-Universität zu Berlin und European
University Institute, Florenz
Prof. Dr. Tomas Korpi (bis 31. Juli 2021)
Stockholm University
Prof. David D. Laitin Ph. D.
Department of Political Science, Stanford
University, CA
Prof. Dr. Ulrike M. Malmendier Ph. D. (bis 30. Juni 2021)
University of California, Berkeley, CA
Prof. Friederike Mengel Ph.D.
(seit 1. August 2021)
Department of Economics, University of Essex
Prof. Dr. Frank Nullmeier
SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und
Sozialpolitik, Universität Bremen
Prof. Jan Potters Ph. D. (bis 31. Juli 2021)
Tilburg University
Prof. Dr. Thomas Risse
Freie Universität Berlin
Prof. Joel Rogers Ph. D. (bis 31. Juli 2020)
University of Wisconsin, Madison, WI
Prof. Vivien Ann Schmidt Ph. D.
Boston University, Boston, MA
Prof. Juliet B. Schor Ph.D. (seit 1. August 2021)
Boston College, Chestnut Hill/Boston, MA
Prof. Patrick Simon
Institut National d’Etudes Démographiques, Paris
Prof. Dietlind Stolle Ph. D.
McGill University, Montreal, Kanada
Prof. Alex Stone Sweet Ph.D. (seit 1. August 2021)
Faculty of Law, National University of Singapore
Prof. Donald Tomaskovic-Devey Ph.D. (seit 1. August
2021) Center for Employment Equity, University of
Massachusetts Amherst
Prof. Dr. Ingo Venzke
Amsterdam Center for International Law, University of
Amsterdam
Geschäftsführung
Das WZB wird von einer/einem wissenschaftlichen
Geschäftsführer*in (Präsidentin/Präsident) und einer/
einem administrativen Geschäftsführer*in geleitet.
Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.
Präsidentin
Dipl.-Betriebsw. (FH) Ursula Noack M. A.
Administrative Geschäftsführerin
Wissenschaftlicher Rat
Der Wissenschaftliche Rat ist ein internes Beratungsgremium.
Es setzt sich zusammen aus dem/der
wissen schaftlichen Geschäftsführer*in (Vorsitz), den
Leiterinnen und Leitern der Forschungsabteilungen,
entsendeten Repräsentantinnen und Repräsentanten
aus dem Kreis der For schungsprofessorinnen
und –professoren, den For schungsgruppenleitungen
(jeweils im Wechsel bis zu drei Vertreter*innen) und
den Postdoc- und Promovierendenvertretungen
sowie gewählten Ver tre terinnen und Vertretern aller
wissen schaft lich Beschäftigten. Der/die administrative
Geschäfts führer*in nimmt an den Sitzungen mit beratender
Stimme teil.
90
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Vorsitz
Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.
Dr. Christian Basteck (seit 01.04.2021)
Manuel Bosancianu Ph.D. (26.02.2020 bis 31.03.2021)
Dr. Weert Canzler
Jelena Cupać Ph.D.
Dr. Ellen von den Driesch (bis 15.08.2020)
Prof. Dr. Martin Ehlert (seit 01.03.2020)
Dr. Hande Erkut
Tilman Fries (bis 31.03.2021)
Dr. Heiko Giebler (bis 14.06.2020)
Dr. Tine Hanrieder
Dr. Juliane Haus (seit 01.04.2021)
Prof. Dr. Jan Paul Heisig
Prof. Lena Hipp Ph.D.
Prof. Dr. Jeanette Hofmann
Prof. Dr. Anna Holzscheiter
Prof. Dr. Steffen Huck
Prof. Macartan Humphreys Ph.D.
Dr. Sophia Hunger (seit 01.04.2021)
Dr. Agne Kajackaite
Dr. Eylem Kanol (seit 01.04.2021)
Judith Kas (seit 14.09.2021)
Prof. Dr. Andreas Knie
Christian König (01.12.2020 bis 31.03.2021)
Prof. Dr. Ruud Koopmans
Esther Kroll (bis 30.06.2020)
Prof. Dr. Martin Krzywdzinski
Prof. Dr. Dorothea Kübler
Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)
Dr. Johannes Leutgeb (bis 13.09.2021)
Dr. Jianghong Li Ph.D. (bis 31.03.2021)
Dr. Theres Matthieß (bis 31.05.2020)
Dr. Daniel Meierrieks (bis 31.03.2021)
Prof. Dr. Wolfgang Merkel (bis 31.03.2020)
Prof. Dr. Peter Mohr (bis 30.09.2020)
Prof. Liav Orgad LL.D.
Leslie Quitzow (26.02.2020 bis 31.03.2021)
Prof. Dr. Jonas Radl
Dr. Constanza Sanhueza (01.07.2020 bis 31.03.2021)
Sascha Dos Santos (seit 01.04.2021)
Prof. Dr. Heike Solga
Georgiy Syunyaev (seit 01.04.2021)
Prof. Dr. Bernhard Weßels (seit 1.04.2020)
Fred Felix Zaumseil (seit 01.08.2021)
Lisa Zehnter (seit 01.07.2020)
Prof. Daniel Ziblatt Ph.D. (seit 15.10.2020)
Prof. Dr. Michael Zürn
Mit beratender Stimme:
Matthis Fräßdorf Ph.D. (seit 01.09.2021)
Ursula Noack
Betriebsrat
Vorsitz
Udo Borchert
Stellvertretende Vorsitzende
Maren Zychla
Barbara Wennemer Abée
Stefanie Beins
Eric Esser
Markus Konrad
Thu-Ha Nguyen
Dr. Dieter Plehwe
Alessandra Rusconi
Nachrücker*innen
Martina Müller-König
Julian Naujoks
Marion Obermaier
Gleichstellungsbeauftragte
Katarina Pollner
Schwerbehindertenvertretung
Ralf Künster (Vertrauensperson)
Marion Obermaier
Martina Müller-König
Ombudsperson
Prof. Dr. Ariane Berthoin Antal
Dr. Christian Brzinsky-Fay (seit Juli 2021)
Prof. em. Dr. Michael Hutter (bis Juni 2021)
Alexandra Scacco Ph.D. (seit Juli 2021)
Datenschutzbeauftragter
Patrick J. Droß
Ansprechpartner für Korruptionsprävention
Prof. em. Dr. Gunnar Folke Schuppert
Ansprechperson für Suchtfragen
Gabriele Kammerer
-Bericht 2020|2021
91
Fakten und Daten
Rufe
2020 Dieter Gosewinkel,
Forschungsprofessur Global
Constitutionalism
Jan Paul Heisig,
Forschungsgruppe
Gesundheit und soziale
Ungleichheit
Liav Orgad,
Forschungsgruppe
International Citizenship
Law
Anne Piezunka,
Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel:
Berufsbildung und
lebenslanges Lernen
Jonas Radl,
Forschungsgruppe Effort
and Social Inequality
Heike Solga, Abteilung
Ausbildung und
Arbeitsmarkt
Gastprofessur für die Geschichte
des öffentlichen Rechts
Professur für Soziologie mit dem
Schwerpunkt Soziale Ungleichheit
in vergleichender Perspektive
Distinguished Scholar in Residence
Professur für Soziale Arbeit: Gender,
Diversity, Inklusion
Juniorprofessur für Inklusive
Bildung
Profesor Titular de Sociología
Global Chair
Universität Paris II
Panthéon Assas, Frankreich
(angenommen)
Freie Universität Berlin
(angenommen)
Peking University School
of Transnational Law, China
(angenommen)
Hochschule für angewandte
Pädagogik, Berlin
(angenommen)
Pädagogische Hochschule
Heidelberg (abgelehnt)
Universidad Carlos III
de Madrid, Spanien
(angenommen)
University of Bath, UK
(angenommen)
2021 Martin Ehlert,
Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel:
Berufsbildung und
lebenslanges Lernen
Jana Friedrichsen,
Abteilung Ökonomik des
Wandel
Paula Protsch, Abteilung
Ausbildung und
Arbeitsmarkt
Gale Audrey Raj-Reichert,
Forschungsgruppe
Globalisierung, Arbeit und
Produktion
Professur für Soziologie mit
dem Schwerpunkt Bildung und
Digitalisierung
Gastprofessur für Mikroökonomie
Juniorprofessur für Methoden
der sozialwissenschaftlichen
Berufsbildungsforschung
Professorin für Politikwissenschaft
Freie Universität Berlin
(angenommen)
Freie Universität Berlin
(angenommen)
Universität zu Köln
und Bundesinstitut
für Berufsbildung
(angenommen)
Bard College Berlin
(angenommen)
92
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Max Leonard Schaub,
Abteilung Migration,
Integration,
Transnationalisierung
Matthew Stephen,
Abteilung Global
Governance
Juniorprofessur für
Politikwissenschaft, insbesondere
Internationale Beziehungen und
Global Health
Vertretungsprofessur für
Politikwissenschaft, insbesondere
Internationale Beziehungen und
Regional Governance
Universität Hamburg
(angenommen)
Helmut-Schmidt-
Universität/Universität
der Bundeswehr Hamburg
(angenommen)
Michael Wrase,
Forschungsgruppe der
Präsidentin
Vertretungsprofessur für
Politikwissenschaft, insbesondere
Internationale Politische Ökonomie
Professur für Öffentliches Recht
mit den Schwerpunkten Sozial- und
Bildungsrecht
Helmut-Schmidt-
Universität/Universität
der Bundeswehr Hamburg
(angenommen)
Stiftung Universität
Hildesheim (angenommen)
-Bericht 2020|2021
93
Fakten und Daten
Habilitation / Habilitationsäquivalente Leistung
2020 Aiko Wagner, Abteilung
Demokratie und
Demokratisierung
Politischer Wettbewerb in Zeiten
des Populismus
Humboldt-Universität zu
Berlin
Promotionen
2020 Frederik Beck, Abteilung
Demokratie und
Demokratisierung
Liv Bjerre, Abteilung
Migration, Integration,
Transnationalisierung
Ellen von den Driesch,
Forschungsgruppe der
Präsidentin
Die Legitimierung des Kapitalismus.
Macht und Rechtfertigung in der
politischen Ökonomie Deutschlands.
Moves and Countermoves. The
Effect of Immigration Policy on
Asylum and Irregular Immigration
Bezirksdisparitäten der
Suizidmortalität in der DDR
1952 – 1990
Humboldt-Universität zu
Berlin
Humboldt-Universität zu
Berlin
Universität Potsdam
Melinda Erdmann,
Forschungsgruppe der
Präsidentin
Rebecca-Lea Freudl,
Forschungsgruppe Politik
der Digitalisierung
Ana Garcia Hernandez,
Abteilung Institutionen und
politische Ungleichheit
Sophia Hunger, Zentrum für
Zivilgesellschaftsforschung
Philippe Joly, Abteilung
Demokratie und
Demokratisierung
Eylem Kanol, Abteilung
Migration, Integration,
Transnationalisierung
Von der Studienentscheidung
bis zum Studienabbruch. Die
zeitlichen Veränderungen des
studentischen Frames in der
Studieneingangsphase und ihre
Wirkung auf den Studienverbleib
The Politics of Politico-Epistemic
Authority. The Case of Independent
Food Safety Agencies in the UK and
in Germany.
Essays in Development Economics
and Gender
Is There a Populist Zeitgeist?
Coming to Grips with an Elusive
Phenomenon
Protest in Postcommunist
Democracies: The Micro Legacies of
Repression and Mobilization
Understanding Islamist
Radicalization. An Empirical
Investigation into the Determinants
of Islamist Attitudes and Violence
Universität Potsdam
Universität Tübingen
Nova School of Business
and Economics, Lissabon
European University
Institute, Florenz
Humboldt-Universität zu
Berlin
Humboldt-Universität zu
Berlin
94
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Seongcheol Kim,
Abteilung Demokratie und
Demokratisierung
Werner Krause, Abteilung
Demokratie und
Demokratisierung
Theres Matthieß,
Abteilung Demokratie und
Demokratisierung
Reinhold Melcher,
Abteilung Demokratie und
Demokratisierung
Nicolas Karl Morgenroth,
Promotionskolleg „Gute
Arbeit“
Laura Pantzerhielm,
Forschungsgruppe
Governance for Global
Health
Ruta Yemane,
Abteilung Migration,
Integration,
Transnationalisierung
Discourse, Hegemony, and Populism
in the Visegrád Four: A Post-
Foundational Discourse Analysis
Disturbing the Mainstream.
Determinants and Consequences of
Radical Challenger Party Success
in Western Europe – A Supply-Side
Perspective
Retrospective Pledge Voting: How
Voters Punish Government Parties
for Breaking Their Pledges
Politisches Wissen und Partizipation
– Eine wissensbasierte
Partizipationstheorie
Wann und für wen ist Flexibilität
prekär? Kontextfaktoren des
Einkommenseffekts flexibler
Arbeitsverhältnisse
The Discursive Operation of Human
Rights in International Governance
Practices: Contingency and
Sedimentations
What Drives Hiring Discrimination?
The Role of Ethnicity, Race, Religion,
and Gender
Humboldt-Universität zu
Berlin
Humboldt-Universität zu
Berlin
Humboldt-Universität zu
Berlin
Fernuniversität Hagen
Freie Universität Berlin
Freie Universität Berlin
Humboldt-Universität zu
Berlin
2021 Philipp Albert, Abteilung
Ökonomik des Wandels
Agnieszka Althaber,
Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel:
Berufsbildung und
lebenslanges Lernen
Maximilian Hösl,
Forschungsgruppe Politik
der Digitalisierung
Judith Kas, Abteilung
Migration, Integration,
Transnationalisierung
Essays in Behavioral Economics
Teilzeitarbeit von Männern? Die
berufliche Geschlechtersegregation
und berufliche Arbeitszeitarrangements
als Determinanten
aus der Perspektive des
Lebensverlaufs
Von der Informationsgesellschaft
zur Digitalpolitik – Digitalisierungsdiskurse
und intraministerieller
Wandel
Trust and Reputation in the Peerto-Peer
Platform Economy
Humboldt-Universität zu
Berlin
Freie Universität Berlin
Freie Universität Berlin
Utrecht University
-Bericht 2020|2021
95
Fakten und Daten
Cédric Maxime Koch,
Abteilung Global
Governance
Lea Katharina Kröger,
Forschungsgruppe Effort
and Social Inequality
Katja Salomo,
Brückenprojekt „Abgehängt
in der Sackgasse?“: Soziale
Teilhabe und Klimawandel
Robert Stüber, Abteilung
Verhalten auf Märkten
Georgiy Syunyaev,
Abteilung Institutionen und
politische Ungleichheit
International Integration,
Democratic Legitimacy and
Populism
Family Matters – A Sibling
Similarity Approach to the Study
of Intergenerational Inequality in
Germany
Mechanisms of Resentment. Causes
of Social Intolerance and Antidemocratic
Attitudes in Europe
Essays in Behavioral Economics
The Media under Autocracy:
Essays on Domestic Politics and
Government Support in Russia
Freie Universität Berlin
European University
Institute, Florenz
Friedrich-Schiller-
Universität Jena
Technische Universität
Berlin
Columbia University in the
City of New York
Giulia Tattarini,
Promotionskolleg „Gute
Arbeit“
Jonas Wiedner, Abteilung
Migration, Integration,
Transnationalisierung
A Job Is Good, but a Good Job
Is Healthier. Investigating the
Relationship Between Employment
Precariousness and Health in
Germany
Against the Odds. Education-to-Job
Matches and Less-educated Workers’
Path-ways into Success
Universität Potsdam
Universität zu Köln
96
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Wissenstransfer
Maja Adena
Jutta Allmendinger
Mitglied im Board of Directors des Leibniz ScienceCampus „Berlin Centre for Consumer Policies (BCCP)“
Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (ebenfalls Mitglied im Rat der BBAW)
Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Mitglied der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften acatech
Mitglied im Herausgeberrat der Wochenzeitung „Die Zeit“
Mitglied im Aufsichtsrat der Berliner Stadtreinigung BSR
Mitglied der Kommission zur Evaluation des Infektionsschutzgesetzes des Bundesministeriums für
Gesundheit
Mitglied im G7 Gender Equality Advisory Council (2021)
Sprecherin der Arbeitsgruppe Zukunft der Arbeit nach Corona des Ständigen Ausschusses der Nationalen
Akademie der Wissenschaften
Mitglied der Arbeitsgruppe Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft der Deutschen Akademie der
Naturforscher Leopoldina
Mitglied der Mitgliederversammlung des Goethe-Instituts
Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Deutschen Wirtschaft e. V.
Mitglied des Kuratoriums der Urania e. V.
Mitglied im Stiftungsrat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin
Mitglied im Rat der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und
der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Mitglied im Senat der Schader-Stiftung
Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats sowie Mitglied im Kuratorium der Hans-Böckler-Stiftung
Mitglied im International Scientific Advisory Board (SAB) des Austrian Science Fund (FWF)
Mitglied im Kuratorium des Genshagener Kreises e. V.
Mitglied des Deutsch-Chinesischen Dialogforums des Auswärtigen Amts
Mitglied des Forschungsbeirats des Instituts der deutschen Wirtschaft
Mitglied im Stiftungsausschuss Universität der Stiftung Universität Göttingen
Mitglied im Universitätsrat der Universität Mannheim
Vorsitzende des Hochschulrats der Berlin International University of Applied Sciences
Vorsitzende des Zukunftsrats des Landes Rheinland-Pfalz
Mitglied im Zukunftsrat des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Mitglied der Falling Walls-Jurys „Social Sciences & Humanities“ und „Breakthroughs of the Year“
Lisa Basten
Mitglied im Projektbeirat der Hans-Böckler-Stiftung zur Begleitung des Forschungsvorhabens
„Interessenvertretung im Kulturbereich“
Mitglied im Fachausschuss „Arbeit und Soziales“ des Deutschen Kulturrats
Sebastian Berg
Ariane Berthoin
Antal
Mitglied der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW)
Mitglied des VERTIGO H2020 Advisory Board
Mitglied im Executive Committee der Fondation Audenciad
-Bericht 2020|2021
97
Fakten und Daten
Reinhard Blomert
Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Mitglied in der Keynes-Gesellschaft
Mitglied in der Sektion „Geschichte der Soziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Mitglied im Dogmenhistorischen Ausschuß des Vereins für Socialpolitik
Mitglied im Verein für Socialpolitik
Felix Bönisch
Mitglied der Economic Science Association (ESA)
Mitglied im Verein für Socialpolitik
Florian Butollo
Weert Canzler
Sachverständiger in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – gesellschaftliche Verantwortung
und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ des deutschen Bundestags
Mitglied in der Jury für den 2°Campus, WWF Deutschland und Robert Bosch Stiftung
Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds Energiewende
Mitglied des Projektbeirats der Hans-Böckler-Stiftung für das Forschungsvorhaben „Beschäftigungseffekte
nachhaltiger Mobilität“
Mitglied im Forum „Mobilität der Zukunft“ des SPD-Parteivorstands
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Automobilclubs Europa
Sarah Carol
Ruth Ditlmann
Benjamin Edelstein
Mitglied im Human Research Ethics Committee – Humanities, University College Dublin
Mitglied im Forschungsnetzwerk „Evidence in Governance and Politics (EGAP)“
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik
Mitglied der Forschungsgruppe Modellprojekte e. V. (FGM)
Martin Ehlert
Julia Epp
Melinda Erdmann
Rainer Forst
Mitglied im Expertenbeirat für das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales
(Co-)Initiatorin der Women in Green Hydrogen
Co-Koordinatorin des Tagungskomitees des Berlin Interdisciplinary Eduaction Research Network (BIEN)
2021
Mitglied der Direktion des Institute for Advanced Studies in the Humanities der Johann Wolfgang Goethe-
Universität Frankfurt am Main
Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Distinguished Fellow am Institute for Advanced Studies in the Humanities
Mitglied des Nominierungsausschusses für den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG)
Co-Sprecher des Forschungsinstituts „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ der Johann Wolfgang Goethe-
Universität Frankfurt am Main
Corresponding Fellow of the British Academy
Martina Franzen
Mitglied der COST Action CA15212: „Citizen Science to Promote Creativity, Scientific Literacy, and Innovation
Throughout Europe“ der European Cooperation in Science and Technology (COST)
Mitglied im Netzwerk „Auf dem Weg in die Bewertungsgesellschaft?“ der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG)
Rebecca-Lea Freudl
Sassan Gholiagha
Heiko Giebler
Sprecherin des Arbeitskreises „Politik, Technik, Wissenschaft“ der Deutschen Vereinigung für Politische
Wissenschaft (DVPW)
Sprecher der Themengruppe „IB-Normenforschung“ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft
(DVPW)
Mitglied im Sprecherkreis des Arbeitskreises „Wahlen und politische Einstellungen“ der Deutschen
Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW)
Mitglied der Koordinationsgruppe „International Studies“ beim GESIS – Leibniz Institut für die
Sozialwissenschaften der IEDI (Integrierte Erhebung und Dateninfrastruktur)
98
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Dieter Gosewinkel
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Dubnow-Instituts, Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und
Kultur – Simon Dubnow
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift Histoire&Politique, Institut d’Etudes Politiques de Paris
(Sciences Po)
Appointed Member of the Law Section Committee der Academia Europaea
Mitglied der Academia Europaea
Mitglied der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission
Edgar Grande
Tine Hanrieder
Mitglied im Forum „Antworten“ zum Thema Verschwörungstheorien des Bayerischen Landtags
Mitglied im Bündnis „Deutsche Plattform Globale Gesundheit“ (dpgg)
Mitglied der Vorbereitungsgruppe „Globale Gesundheit“ des jährlichen deutschen Public-Health-Kongresses
„Armut und Gesundheit“
Jan Paul Heisig Mitglied des Scientific Advisory Board, PIAAC Research Conference 2021
Mitglied der Enquete-Kommission 17/2 „Corona-Pandemie“ des Landtags Rheinland-Pfalz
Mitglied der Berufungskommission „Methoden der empirischen Sozialforschung“ der Freien Universität
Berlin
Mitglied der Berufungskommission „Diskrete Geometrie“ der Freien Universität Berlin
Marcel Helbig
Marc Helbling
Mitglied im erweiterten Fakultätsrat der Universität Erfurt
Mitglied der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS)
Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Lena Hipp
Nominated Member bei AcademiaNet (Expert Database for Outstanding Female Academics)
Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Mitglied und Sprecherin der German Coordination Group for the International Social Survey Program,
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Invited Representative im American Sociological Association’s Inequality, Poverty, and Mobility (IPM)
Committee der American Sociological Association (ASA)
Jeanette Hofmann
Gründungsmitglied des Global Internet Governance Academic Network (GigaNet)
Mitglied der Kommission „Digitalisierte Gesellschaft“ der Leopoldina Nationale Akademie der
Wissenschaften
Mitglied im Steering Committee des Internet Governance Forums Deutschland
Mitglied im International Scientific Advisory Board (ISAB) des Internet Interdisciplinary Institute (IN3)
Leitung der Arbeitsgruppe „Digitalisierung und Demokratie“ der Leopoldina Nationale Akademie der
Wissenschaften
Mitglied der Expert Group for the Observatory on the Online Platform Economy des European Commission
Directorate-General for Communication Networks, Content and Technology E-Commerce and Platforms
Beiratsmitglied des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung
Mitglied im Begleitkreis Digitalisierung und Nachhaltigkeit des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und nukleare Sicherheit
Mitglied der Grünen Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung
Mitglied im Fachausschuss Kommunikation und Information der Deutschen UNESCO-Kommission
Anna Holzscheiter
Mitglied im Arbeitskreis Soziologie der Internationalen Beziehungen der Deutschen Vereinigung für
Politikwissenschaft (DVPW)
Mitglied in der International Organization Section der International Studies Association (ISA)
Mitglied in der Global Health Section der International Studies Association (ISA)
Mitglied in der Human Rights Section der International Studies Association (ISA)
-Bericht 2020|2021
99
Fakten und Daten
Member of Selection Committee John F. Kennedy Memorial Research Fellowship, Deutscher Akademischer
Austauschdienst (DAAD) & Harvard University
External Reviewer, Selection Process for W2 Professorship „Global Health”, Unviersity of Bremen
Mitglied der Jury Friends of the WZB Award
Steffen Huck
Mitglied im Berlin Doctoral Program in Economics and Management Science
Mitglied im Board des Berlin Doctoral Program in Economics and Management Science
Mitglied im Board of Directors des Berlin Center for Consumer Policies
Mitglied im Supervisory Board der Berlin Economics Research Associates
Mitglied im Scientific Advisory Board der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien
Mitglied im Scientific Council des Institute for Adanced Study in Toulouse (IAST)
Ulrich Jürgens
Mitglied im Beirat „Zukunft der Arbeit“ der IG Metall
Mitglied im Beirat des Projekts Horizon 2020 Research and Innovation Programme: Project „Inclusive
Futures for Europe BEYOND the Impacts of Industrie 4.0 and Digital Disruption
John Keane
Friederike Luise
Kelle
Hans-Dieter
Klingemann
Member of Advisory Board of Research Centre for Communication, Politics and Culture, Royal Melbourne
Institute of Technology
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Fachinformationsdienstes Politkwissenschaft (FID POLLUX)
Mitglied der Finnish Academy of Science and Letters
Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Mitglied der Slovenian Academy of Sciences and Arts
Andreas Knie
Mitglied im Kuratorium für klimareporter
Vorstandsmitglied im Forschungscampus Mobility2Grid
Mitglied im Rat der Agora Verkehrswende
Mitglied des Beirats der Scientists for Future e. V.
Jürgen Kocka
Permanent Fellow des Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kollegs „Arbeit und Lebenslauf in
globalgeschichtlicher Perspektive“, Käte Hamburger Kolleg an der Humboldt-Universität zu Berlin
Senior Fellow des Zentrums für Zeithistorische Forschung der Universität Potsdam
Honorary Member der National Academy of Sciences, Republic of Korea
Vorsitzender des Senats des Swedish Collegium for Advanced Study
Vorsitzender des Fördervereins der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e. V.
Honorary Fellow des St. Anthony’s College, University of Oxford
Mitglied im Senat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Mitglied der Königlich Flämischen Akademie für Wissenschaft und Künste Belgiens
Mitglied der Class of Humanities der Royal Flemish Academy of Belgium for Science and the Arts
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des International Centre for Advanced Studies in the Humanities and
Social Sciences „Metamorphoses of the Political“ (ICAS:MP)
Mitglied der Coburger Historikerkommission – Kommission zur Aufarbeitung der Coburger Stadtgeschichte
Mitglied im Kuratorium des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam
Mitglied im Kuratorium der Friedrich-Ebert-Stiftung
Mitglied der Academia Europaea, Cambridge, UK
Mitglied der American Academy of Arts & Sciences
Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands
100
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Mitglied der Turiner Akademie der Wissenschaften
Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
Ruud Koopmans
Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Projekts „German Migrant Election Study“ der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG)
Gründungsmitglied des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM e. V.)
Mitglied im Kuratorium des DeZIM e. V.
Kuratoriumsvorsitzender des DeZIM e. V.
Mitglied des Expertenkreises politischer Islamismus des Bundesministerium des Innern und für Heimat
Franziska Kößler
Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen
Assoziiertes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
Krisztina Kovács
Mitglied bei Women in Science, Budapest
Mitglied der Assembly of the Hungarian Academy of Sciences
Mitglied der International Society of Public Law (ICON-S)
Mitglied der Marie Curie Alumni Association
Mitglied im Council for European Studies der Columbia University
Mitglied der Berufungskommission im Ad-personam-Berufungsverfahren für eine W2 S-Professur auf Zeit
für International Citizenship Law der Humboldt-Universität zu Berlin
Mitglied der Law and Society Association
Martin Krzywdzinski Mitglied des Direktoriums am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft
Mitglied im Vorstand der Sektion „Arbeits- und Industriesoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie (DGS)
Mitglied im „Work of the Future“ Research Advisory Board des Massachusetts Institute of Technology (MIT)
Mitglied im Programmausschuss des DFG-Schwerpunktprogramms „Digitalisierung der Arbeitswelten“
Mitglied im Tenure-Beirat der Europa-Universität Viadrina
Dorothea Kübler
Stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Einstein Stiftung
Diversitätsbeauftragte im Verein für Socialpolitik
Vertrauensdozentin der Studienstiftung des deutschen Volkes
Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Wissenschaftskollegs zu Berlin)
Mitglied des Senats der Schader-Stiftung
Vice President Europe of the Economic Science Association (ESA)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wissenschaft und Energie
Mitglied der Internationalen Expertenkommission des Elitenetzwerks Bayern
Mattias Kumm
Co-Initiator der International Society of Public Law (ICON-S)
Mitglied der Vereinigung für Verfassungsgeschichte
Mitglied der Normativen Konstituenzien der Demokratie, Berlin-Brandenburgische Akademie der
Wissenschaften
Grzegorz Lechowski
Tatiana Dolores
López Ayala
Wolfgang Merkel
Mitglied bei Gerpisa, The International Network of the Automobile
(Co-)Initiatorin des Arbeitskreises Labour Geography der Deutschen Gesellschaft für Geographie
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Johannes-Rau-Gesellschaft
-Bericht 2020|2021
101
Fakten und Daten
Mitglied im Advisory Board der German EU Council Presidency Conference „Democracy, Solidarity, and
Social Cohesion in Europe – The Role of Social Sciences and Humanities“ des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung
Senior Adviser des Collegium Civitas
Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Mitglied der Grundwertekommission der SPD
Mitglied im Board des Bertelsmann Reform Index/Sustainable Governance Index, Bertelsmann Stiftung
Natalie Mevissen
Peter N.C. Mohr
Tiziana Nazio
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
Mitglied der Faculty der International Max Planck Research School on the Life Course
Board Member im Forum Internazionale ed Europeo di Ricerche sull’Immigrazione
Board Member im Centro Interdisciplinare di Ricerche e Studi delle Donne e di Genere / Research Center for
Women’s and Gender Studies
Friedhelm Neidhardt Ombudsmann der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Liav Orgad
Dieter Plehwe
Mitglied der Young Academy of Europe
Mitglied im Projektbeirat THINKClima Research Project, Universität Pompeu Fabra
Mitglied im Projektbeirat des Department of History and Art History, Faculty of Humanities, Utrecht
University
Mitglied im Internationalen Beirat der Philosophischen Fakultät der Univerzita Hradec Králové
Thamy Pogrebinschi Mitglied der Auswahlkommission der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS)
Julia Pohle
Mitglied im Steering Committee des Internet Governance Forum Deutschland
Stellvertretende Vorsitzende des Internet Governance Forums Deutschland
Co-Chair der IAMCR Section for Communication Policy & Technology
Mitglied im Programm Committee der 2020 Conference of the International Association of Public Media
Researchers
Mitglied im Projektpanel UNESCO Internet Universalitäts-Indikatoren der Deutschen UNESCO-Kommission
Mitglied im Fachausschuss Kommunikation und Information der Deutschen UNESCO-Kommission
Reinhard Pollak
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Vorstandsmitglied der Sektion Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse der Deutschen Gesellschaft
für Soziologie (DGS)
Mitglied im Netzwerkausschuss des Nationalen Bildungspanels
Mitglied der Akademie für Soziologie
Mitglied der Sachverständigenkommission für den Neunten Familienbericht der Bundesregierung,
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für die Gemeinschaftsaufgabe gemäß Art. 91b Abs. 2 GG des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie der Kultusministerkonferenz
Paula Protsch
Vera Rabelt
Mitglied im Projektbeirat der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 des Bundesinstituts für
Berufsbildung
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Supervision
Mitglied im Bundesverband Mediation e. V.
Mitglied im Netzwerk Wissenschaftscoaching
Jonas Radl
Mitglied der MYBL General Assembly der Joint Programming Initiative „More Years, Better Lives“
Mitglied im NORFACE Network Board & Management Team
Mitglied der Global Young Academy (GYA)
Vice-Chair of NORFACE Network
102
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Mitglied im HERA Network Board des Humanities in the European Research Network (HERA)
Setareh Radmanesch Mitglied im Projektbeirat der Hans-Böckler-Stiftung zur Begleitung des Forschungsvorhabens
„Vertrauensleute und Beteiligung“
Rainer Rehak
Stellvertretender Vorsitzender im Vorstand des Vereins „Forum InformatikerInnen für Frieden und
gesellschaftliche Verantwortung e. V.“
Mitglied der Expertengruppe von Amnesty International, Sektion Deutschland
Mitglied im Leitungsgremium der Gesellschaft für Informatik
Ilyas Saliba
Associate Fellow im Europe in the World Programme des Robert Schuman Center for Advanced Studies am
European University Institute (EUI)
Mitglied der Standing Group on Political Violence des European Consortium for Political Research
Mitglied der Middle Eastern Studies Association
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft
Mitglied der European Political Science Association (EPSA)
Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient
Mitglied der American Political Science Association
Vorsitzender des Netzwerks Europa e. V.
Mitglied im European Coordinating Committee for Academic Freedom Advocacy
Chiara Saraceno
Mitglied der High-Level Expert Group on the Measurement of Economic Performance and Social Progress
(HLEG) der OECD
Mitglied des Scientific Committee of the Web-Portal for/of LGBT im Prime Minister Office, Department for
equal opportunities
Präsidentin des Governing Board der Rete Italiana Cultura Popolare
Co-Koordinatorin der Alleanza per l’infanzia/Children’s Alliance
Robert Scholz
Ingrid Schoon
Mitglied im Beirat des Forschungsprojekts „Mitbestimmung und Transformation am Beispiel strategischer
Digitalisierungsinitiativen: Eine empirische Analyse der Wirkung unternehmerischer Mitbestimmung“,
Hans-Böckler-Stiftung
Mitglied im Advisory Board PAIRFAM (Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics) des
Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES)
Mitglied im Advisory Board DJI (German Youth Institute) und AID:A (Aufwachsen in Deutschland:
Alltagswelten)
Mitglied im Review Panel des Swiss National Centre of Excellence (NCCR) „LIVES – Overcoming Vulnerability:
Life Course Perspectives“
Mitglied im Scientific Advisory Board „Growing Up in Ireland“ des Economic and Social Research Institute
Mitglied im Scientific Advisory Board der Swiss Longitudinal Study „Transitionen von der Erstausbildung
ins Erwerbsleben“ (TREE)
Vorsitzende der Society for Longitudinal and Lifecourse Studies
Ulrich Schreiterer
Katrin Schwenk
Norbert Sendzik
Mitglied im Kuratorium der StudienStiftungSaar
Mitglied im Beirat des Fachgebiets Management of Creative Industries der bbw Hochschule
Mitglied des Beirats im Projekt Vivo – Bildungsgerechtigkeit am Übergang in die Sekundarstufe I von der
Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw)
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) – Sektion Bildung und Erziehung
Mitja Sienknecht
Dagmar Simon
Udo Ernst Simonis
Mitglied der Jury des Christiane-Rajewsky-Preises (AFK-Nachwuchsförderpreis)
Vorsitzende im Hochschulrat der Universität Paderborn
Mitglied des Advisory Board des International Master Study Programme „Global Change Management“,
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH)
-Bericht 2020|2021
103
Fakten und Daten
Mitglied des Vereins der Freunde und Förderer des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung e. V.
Ehrenmitglied des Öko-Instituts Freiburg, Darmstadt, Berlin
Anna Katharina
Skarpelis
Heike Solga
Member of the Council of the Comparative Historical Sociology Section
Mitglied im Konzil der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Mitglied im Gutachtergremium des Forschungsdatenzentrums des Instituts zur Qualitätsentwicklung im
Bildungswesen (IQB)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Schulentwicklungsforschung
Mitglied im Stiftungsrat des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Projektverbunds „eLabour” (Interdisziplinäres Zentrum für ITbasierte
qualitative arbeitssoziologische Forschung) des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen
(SOFI) e. V. an der Georg-August-Universität
Mitglied der Faculty der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS)
Mitglied des Research Council des European University Institute (EUI)
Vorsitzende des Beirats der LEO-Grundbildungsstudie an der Universität Hamburg
Jurymitglied für den Preis der Fritz Thyssen Stiftung für sozialwissenschaftliche Aufsätze
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Verbunds Forschungsdaten Bildung (Verbund FDB)
Mitglied im Zentrum für Inklusionsforschung Berlin (ZfIB)
Mitglied der PIAAC Cycle 2 Background Questionnaire Expert Group der OECD
Mitglied im Wissenschaftsrat
Mitglied im Wissenschaftlichem Beirat PIAAC (2. Runde, Deutschland) des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung
Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Sachverständige in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Berufliche Bildung in der digitalen
Arbeitswelt“
Mitglied der Projektgruppe „Gleichstellung“ der Leibniz-Gemeinschaft
Vorsitzende des Board des European Consortium of Sociologica Research (ECSR)
Mitglied der Faculty im European PhD Program in Socio-Economic and Statistical Studies, Humboldt-
Universität zu Berlin
Mitglied der Arbeitsgruppe Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von TREE – Transitions from Education to Employment, Universität
Basel
Matthew Stephen
Mitglied der International Organization Section und der International Political Economy Section der
International Studies Association der University of Connecticut
Mitglied des Wikimedia Deutschland e. V.
Thorsten Thiel
Mitglied im Steering Committee des Internet Governance Forums – Deutschland (IGF-D)
Mitglied der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Verantwortung: Maschinelles Lernen und Künstliche
Intelligenz“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Alexandros Tokhi
Mitglied der American Political Science Association (APSA)
Mitglied der Midwest Political Science Association
Lena Ulbricht
Justin Valasek
Susanne Veit
Sprecherin des DVPW Arbeitskreises Digitalisierung und Politik
Mitglied bei CESifo
Mitglied im Verbundbeirat der Hans-Böckler-Stiftung
104
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Kathleen Warnhoff
Mitglied der Abteilung Wissenschaft der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Mitglied der Sektion Wissenssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Mitglied der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie AIS der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Bernhard Weßels
Mitglied der Faculty im European PhD Program in Socio-Economic and Statistical Studies, Humboldt-
Universität zu Berlin
Mitglied im External Advisory Committee des Instituto de Ciências Sociais da Universidade de Lisboa
Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung
Harald Wilkoszewski Mitglied im Academic Council des Munich European Forums
Assoziiertes Organisationsmitglied im Bundesverband Hochschulkommunikation
Mitglied in Vertretung der Präsidentin im Kuratorium Wissensstadt Berlin 2021, Senatskanzlei Berlin
Sprecher der #Factory WissKomm AG „Qualität der Wissenschaftskommunikation“ des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung
Co-Koordinator der Kompetenzgruppe Wissenschaftskommunikation des Bundesverbands der
Kommunikation (BdKom)
Hendrik Woiwode
Member of the European Group for Organizational Studies
Mitglied der Gesellschaft für Hochschulforschung
Mitglied des Arbeitskreises Wissenstransfer der Leibniz-Gemeinschaft
Member of EAIR – The European Higher Education Society
Mitglied der ScrumAlliance
Philip Wotschack Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Zentrums Digitale Arbeit, Arbeit und Leben Sachsen e. V.
Michael Wrase Mitglied im Berliner Arbeitskreis Rechtswirklichkeit e. V.
Mitglied der Law and Society Association
Mitglied des Vorstands der Vereinigung für Recht und Gesellschaft e. V.
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bildungsverwaltung (DGBV)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Projekts „Anlaufstelle Diskriminierungsschutz an Schulen in
Berlin“, Life e. V.
Mitglied im Kuratorium der Konsul Karl und Dr. Gabriele Sandmann Stiftung (KKGS-Stiftung)
Sprecher der Arbeitsgruppe „Inklusion im Kontext rechtswissenschaftlicher und sozialphilosophischer
Analysen“ im Zentrumsrat des Zentrums für Inklusionsforschung Berlin (ZfIB)
Gründungsmitglied des Zentrums für Inklusionsforschung Berlin (ZfIB)
(Co-)Initiator des Netzwerks Schulische Inklusion
Vorsitzender der Ständigen Prüfungskommission für Sozial- und Organisationspädagogik des Fachbereichs
Erziehungs- & Sozialwissenschaften der Stiftung Universität Hildesheim
Fred Felix Zaumseil
Michael Zürn
Mitglied im Executive Committee der International Society of Public Law
Mitglied im Kuratorium des German Institute of Global and Area Studies (GIGA)
Mitglied der Heinrich-Böll-Stiftung e. V.
Mitglied der Academia Europaea
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des German Institute of Global and Area Studies
Mitglied im Stiftungsrat der DSF, Deutsche Stiftung Friedensforschung
Mitglied im Aufsichtsrat der Heinrich-Böll-Stiftung e. V.
Mitglied des Universitätsrats der Universität Konstanz
Mitglied der AG Digitalisierung und Demokratie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
-Bericht 2020|2021
105
Fakten und Daten
Ehrungen, Preise und Stipendien 2020
Jutta Allmendinger, Präsidentin
Science Communication-Medaille,
Göttinger Literaturherbst
Top 100 Frauen 2020, Focus
Ríán Derrig, Forschungsprofessur Global
Constitutionalism
Antonio Cassese Prize for the Best
European University Institute Doctoral
Thesis in International Law, European
University Institute
Rainer Forst, Forschungsprofessur
Politische Theorie
Corresponding Fellow of the British
Academy, The British Academy
Ana Garcia Hernandez, Abteilung
Institutionen und politische Ungleichheit
WZB SEED Money
Jan Paul Heisig, Forschungsgruppe
Gesundheit und soziale Ungleichheit
European Sociological Review 2020 Best
Article Prize, runner-up, Review/European
Consortium
Magdalena Hirsch, Brückenprojekt
Gegen Oben, Gegen Andere: Quellen von
Demokratiekritik, Immigrationskritik und
Rechtspopulismus
WZB World Merit Fellowship
Anna Holzscheiter, Forschungsgruppe
Governance for Global Health
Preis für Kritische Lehre, Technische
Universität Dresden
Macartan Humphreys, Abteilung
Institutionen und politische Ungleichheit
Best Book Published in 2019: „Information,
Accountability, and Cumulative Learning:
Lessons from Metaketa I“ (with Dunning,
Grossmann, Hyde, McIntosh, and Nellis).
Cambridge U Press, 2019, Section 42:
Experimental Research, APSA
Christoph Ivanusch, Abteilung Demokratie
und Demokratisierung
ECPR 2021 Winter School Participation
Grant, European Consortium for Political
Research
Peter Katzenstein, Forschungsprofessur
Global Politics
Johan-Skytte-Preis 2020 für
Politikwissenschaften, Skytte Foundation
John Keane, Forschungsprofessur Theorie,
Geschichte und Zukunft der Demokratie
Senior Research Fellow, Institute for the
Human Sciences
Distinguished Professorial Fellow, Nuffield
College
Ronja Kniep, Forschungsgruppe Politik
der Digitalisierung
Fulbright-Stipendium im
Doktorandenprogramm (Nominierung),
Fulbright Foreign Scholarship Board
Cédric Maxime Koch, Abteilung Global
Governance
Promotionsstipendium der Hans-Böckler-
Stiftung
Completion Grant, SCRIPTS
Excellenzcluster
Christian Kreuder-Sonnen, Abteilung
Global Governance
Chadwick Alger Prize, International
Studies Association
Dorothea Kübler, Abteilung Verhalten auf
Märkten
Schader-Preis 2020, Schader Stiftung
Sönke Matthewes, Abteilung Ausbildung
und Arbeitsmarkt
Friends of the WZB Award
BeNA Innovative Research Award, Berliner
Netzwerk Arbeitsmarktforschung
Josefine Matysiak, Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel: Berufsbildung
und lebenslanges Lernen
Promotionsstipendium des
Studienförderwerks Klaus Murmann,
Stiftung der deutschen Wirtschaft
Nina Katherine Siegel McMurry,
Abteilung Institutionen und politische
Ungleichheit
Just Tech Covid-19 Rapid-Response Grant,
Social Science Research Council
Liav Orgad, Forschungsgruppe
International Citizenship Law
The Role of Technology in Citizenship
Governance: The Case of Covid-19,
European University Institute
Anne Piezunka, Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel: Berufsbildung
und lebenslanges Lernen
Förderpreis der Universitätsgesellschaft
der Stiftung Universität Hildesheim
Julia Pohle, Forschungsgruppe Politik der
Digitalisierung
Friends of the WZB Award
Alexandra Scacco, Abteilung Institutionen
und politische Ungleichheit
IPA Peace and Recovery Full Study Grant,
Innovations for Poverty Action (IPA)
Johannes Scherzinger, Abteilung Global
Governance
Promotionsstipendium, Friedrich-Ebert-
Stiftung
Johannes Sonnenholzner,
Forschungsgruppe Globalisierung, Arbeit
und Produktion
Promotionsstipendium der Hans-Böckler-
Stiftung
Emanuela Struffolino, Abteilung
Ausbildung und Arbeitsmarkt
Fellowship INVEST Research Flagship
Center
106
-Bericht 2020|2021
Fakten und Daten
Ehrungen, Preise und Stipendien 2021
Jutta Allmendinger, Präsidentin
German Diversity Award in der Kategorie
„Personality of the Year“, Beyond Gender
Agenda GmbH
Berufung als Mitglied der Päpstlichen
Akademie der Sozialwissenschaften
(Membro della Pontificia Accademia delle
Scienze Sociali), Päpstliche Akademie der
Sozialwissenschaften
Constantin-Manuel Bosancianu, Abteilung
Institutionen und politische Ungleichheit
WZB Seed Money
Weert Canzler, Forschungsgruppe
Digitale Mobilität und gesellschaftliche
Differenzierung
Bertha-und-Carl-Benz-Preis der Stadt
Mannheim
Ellen von den Driesch, Forschungsgruppe
der Präsidentin
Nachwuchspreis der Deutschen
Gesellschaft für Demographie (DGD) in der
Kategorie Doktorarbeit
Preis für die herausragende Dissertation
des akademischen Jahres 2020 der
Universitätsgesellschaft Potsdam e. V.
Philipp Günther, Forschungsgruppe der
Präsidentin
Promotionsstipendium der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Marcel Helbig, Forschungsgruppe der
Präsidentin
Posterpreis der Sektion empirische
Bildungsforschung, Deutsche Gesellschaft
für Erziehungswissenschaft
Carla Hornberg, Abteilung Ausbildung
und Arbeitsmarkt
Ph.D. Students Award, Beyond 4.0 Summer
School 2021
Macartan Humphreys, Abteilung
Institutionen und politische Ungleichheit
APSA’s Information Technology & Politics
Section Award (with G. Grossman and
G. Sacramone-Lutz), American Political
Science Association (APSA)
Judith Kas, Abteilung Migration,
Integration, Transnationalisierung
Presentation Price (3rd place), Berlin
PostDoc Day
Andreas Knie, Forschungsgruppe
Digitale Mobilität und gesellschaftliche
Differenzierung
Bertha-und-Carl-Benz-Preis der Stadt
Mannheim
Pola Lehmann, Abteilung Demokratie und
Demokratisierung
Promotionspreis 2021 der Leibniz-
Gemeinschaft
Agustina Marques Hill, Forschungsgruppe
der Präsidentin
Forschungsstipendium des Deutschen
Akademischen Austauschdienstes (DAAD)
Sönke Matthewes, Abteilung Ausbildung
und Arbeitsmarkt
NEPS Publication Award, Leibniz-Institut
für Bildungsverläufe e. V.
Nina Katherine Siegel McMurry,
Abteilung Institutionen und politische
Ungleichheit
Fellow, Southeast Asia Research Group
(SEAREG)
Laura Menze, Forschungsgruppe
Nationales Bildungspanel: Berufsbildung
und lebenslanges Lernen
Friedrich-Edding-Preis für
Berufsbildungsforschung 2021,
Arbeitsgemeinschaft
Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN)
Alexandra Scacco, Abteilung Institutionen
und politische Ungleichheit
J-PAL Crime and Violence Initiative (CVI),
Invited Researcher 2021-2024
Norbert Sendzik, Forschungsgruppe der
Präsidentin
Posterpreis der Sektion empirische
Bildungsforschung, Deutsche Gesellschaft
für Erziehungswissenschaft
Matthew Stephen, Abteilung Global
Governance
Heisenberg Programm, Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG)
Thorsten Thiel, Forschungsgruppe Politik
der Digitalisierung
Preis der guten Lehre (Platz 3,
Kategorie: Große Lehrveranstaltungen),
Staatswissenschaftliche Fakultät
Universität Erfurt
Alexandros Tokhi, Abteilung Global
Governance
American Political Science Association
Best Paper Award in Human Rights (2021),
(APSA)
Harald Wilkoszewski, Abteilung
Kommunikation
Nominierung zum Forschungssprecher
des Jahres 2021, Bundesverband der
Kommunikatoren (BdKom), Deutsche
Public Relations Gesellschaft (DPRG) und
Gesellschaft der führenden PR- und
Kommunikationsagenturen (GPRA)
Michael Zürn, Abteilung Global
Governance
Berliner Wissenschaftspreis 2021
-Bericht 2020|2021
107
Das ist das WZB:
Zahlen, Daten,
Fakten
204
Wissenschaftler*innen
aus
33
Nationen arbeiten
am WZB.
In
458
wissenschaftlichen
Artikeln und Sammelbandbeiträgen
haben
sie ihre Ergebnisse
publiziert,
750
Vorträge in aller Welt
gehalten und
24
Preise und Stipendien
erhalten.
E V RWA / LT G U N N G
U H C S R O F
BIBLIOTHEKS-
TURM
Hoflinde
7
Forschungsschwerpunkte
• Dynamiken sozialer
Ungleichheiten
• Markt und
Entscheidung
• Digitalisierung und
gesellschaftlicher
Wandel
• Internationale Politik
und Recht
• Wandel politischer
Systeme
• Migration und
Diversität
• Politische Ökonomie
der Entwicklung.
75
Promovierende
schreiben am WZB
ihre Dissertation.
156
Mitarbeiter*innen
arbei ten in Service,
Ver waltung und Infrastruktur,
darunter ist
1
Auszubildende.
2
Frauen stehen an
der Spitze des WZB.
Veranstaltungsräume
GESCHÄFTS-
FÜHRUNG
36,4 %
beträgt der Frauenanteil
in den
wissenschaftlichen
Leitungspositionen.
108
FORSCHUNG
123
studentische
Hilfskräfte oder
studentische
Mitarbeiter*innen
unterstützen die
Forschenden.
25
Wissenschaftler*innen
sind zugleich
Professor*innen an
einer Universität;
13
davon an einer
Berliner Universität. 13
stimmberechtigte
Mitglieder bilden das
Kuratorium des WZB.
Sie werden von
einem Beirat aus
22
externen Wissenschaftler*innen
unterstützt.
Aufstockung
FORSCHUNG
51
Wegbegleiter*innen
bilden das Netzwerk
„Freunde des WZB“.
Kantine
FORSCHUNG /
VERWALTUNG
879
Alumni sind dem
WZB verbunden.
Der programmübergreifende
Bereich
besteht aus
• Center for Global
Constitutionalism
• Promotionskolleg
„Gute Arbeit“
• Zentrum für Zivil gesellschaftsforschung
• 4 Brückenprojekten
In der Kantine
wurden täglich
40
warme Essen
und
4,4 kg
Salat ausgeben.
Und:
15
Tassen Kaffee
und Tee.
9
WZB-Babys haben
das Licht der
Welt erblickt.
Die Angaben beziehen sich
auf 2021.
109
Das ist das WZB:
Organigramm
Betriebsrat
Ombudsperson
Korruptionsprävention
Ansprechperson für Suchtfragen
Kuratorium
Beirat
Forschungsgruppe
der Präsidentin
Geschäftsführung
Präsidentin
Administrative Geschäftsführerin
Präsidialstab
Kommunikation
Schwerpunkt
Dynamiken sozialer
Ungleichheiten
Abteilung
Ausbildung und
Arbeitsmarkt
Forschungsprofessur
Ungleichheit und
Sozialpolitik
Forschungsgruppe Nationales
Bildungspanel:
Berufsbildung und
lebenslanges Lernen
Forschungsgruppe
Arbeit und Fürsorge
Forschungsgruppe
Gesundheit und
soziale Ungleichheit
Forschungsgruppe
Effort and Social Inequality
Schwerpunkt
Markt und
Entscheidung
Abteilung
Verhalten auf Märkten
Abteilung
Ökonomik des
Wandels
Forschungsprofessur
Collective Decision
Making
Forschungsprofessur
Intergenerational
Social Learning
Forschungsgruppe
Ethics and Behavioral
Economics
Schwerpunkt
Digitalisierung und
gesellschaftlicher
Wandel
Forschungsgruppe
Digitale Mobilität und
gesellschaftliche Differenzierung
Forschungsgruppe
Globalisierung, Arbeit
und Produktion
Forschungsgruppe
Politik der
Digitalisierung
Schwerpunkt
Internationale
Politik und Recht
Abteilung
Global Governance
Forschungsprofessur
Politische Theorie
Forschungsprofessur
Global Politics
Forschungsprofessur
Theorie, Geschichte und
Zukunft der
Demokratie
Forschungsprofessur
Global Public Law
Forschungsprofessur
Global Sociology
Forschungsgruppe
Governance for
Global Health
Forschungsgruppe
Globale humanitäre
Medizin
Programmübergreifender Bereich Center for Global Constitutionalism Brückenprojekte
110 -Bericht 2020|2021
GESELL SCHAFTER VER SAMMLUNG
Bundesrepublik Deutschland
Land Berlin
Wissen schaftlicher Rat
Gleichstellungsbeauftragte
Datenschutzbeauftragter
Digitalisierungsbeauftragter
Sicherheitsbeauftragter
Schwerbehindertenvertreter
Administrative
Geschäftsführung
ADMINISTRATION
Wissenschaftliche Serviceeinrichtungen
Verwaltung
Schwerpunkt
Wandel politischer
Systeme
Abteilung Transformationen
der Demokratie
Abteilung
Demokratie und
Demokratisierung
Schwerpunkt
Migration und
Diversität
Abteilung
Migration, Integration,
Transnationalisierung
Forschungsgruppe
International
Citizenship Law
Schwerpunkt
Politische Ökonomie
der Entwicklung
Abteilung
Institutionen und
politische Ungleichheit
Forschungsprofessur
Political Inequality and
South-South Migration
FORSCHUNGSBEREICHE
Promotionskolleg „Gute Arbeit“
Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung
Stand:
November 2021
-Bericht 2020|2021
111
Bericht 2020|2021
ISSN 0935-574 X
Herausgeberin
Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums
Berlin für Sozialforschung gGmbH
Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.
10785 Berlin, Reichpietschufer 50
E-Mail: presse@wzb.eu, www.wzb.eu
Telefon: +49 30 25 491-0
Redaktion
Dr. Harald Wilkoszewski (geschäftsführend)
Martina Sander (Koordination)
Lisa Heck (Redaktionsassistenz)
Gabriele Kammerer
Claudia Roth
Maximilian Peukert
Kerstin Schneider
Katrin Schwenk
Dokumentation
Christine Puschmann
Fotos
David Ausserhofer (S. 6, 11, 15, 18, 19, 20, 22, 24, 26,
29, 31, 35, 39, 41, 46, 48, 50, 52, 56, 60, 70, 80, 81, 84)
Jacobia Dahm (S. 66)
Esra Eres (S. 43)
Bernhard Ludewig (S. 9, 82)
Tiziana Nazio (S. 17)
Thu-Ha Nguyen (S. 84 oben links)
Pexels/Pixabay (S. 62)
Privat (S. 54)
Martina Sander (S. 33, 34, 37, 84 oben rechts)
Mathias Völzke (S. 49)
Dr. Harald Wilkoszewski (S. 8, 68, 109)
WZB (S. 72)
Zeitzeugen (S. 48 oben)
Aktuelles
Impressum
steht noch aus
Übersetzungen
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Britt Maaß (S. 48)
Regina Seelos (S. 62 f.)
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112 -Bericht 2020|2021
Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung gGmbH
WZB Berlin Social Science Center
D-10785 Berlin, Reichpietschufer 50
Telefon +49 30 25 491- 0
www.wzb.eu
Bericht 2020 |2021
ISSN 0935-574 X
Nummer
aktuell?