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WZB_Jahresbericht_2020_2021_RZ_Web_Einzelseiten

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Wissenschaftszentrum Berlin

für Sozialforschung

Bericht

2020 | 2021



Wissenschaftszentrum Berlin

für Sozialforschung

Bericht

2020|2021

Das Wissenschaftszentrum

Berlin für Sozialforschung

(WZB) ist Mitglied der Leibniz-

Gemeinschaft.


Inhalt

4 Geschäftsführung

5 Das WZB im

Jahresrückblick

2020|2021

10 Das Jubiläumsjahr

11 Die Forschungs einheiten

2020|2021

13 Schwerpunkt

14 Dynamiken sozialer

Ungleichheiten

15 Abteilung

Ausbildung und

Arbeitsmarkt

16 Forschungsprofessur

Ungleichheit und

Sozialpolitik

17 A.SK Social Science

Award

18 Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel:

Berufsbildung

und lebenslanges

Lernen

20 Forschungsgruppe

Arbeit und Fürsorge

22 Forschungsgruppe

Gesundheit und

soziale Ungleichheit

24 Forschungsgruppe

Effort and Social

Inequality

26 Schwerpunkt

28 Markt und

Entscheidung

27 Abteilung

Verhalten auf Märkten

29 Abteilung

Ökonomik des Wandels

31 Forschungsgruppe

Ethics and Behavioral

Economics

33 Forschungsgruppe

Neuroökonomie

34 Forschungsprofessur

Intergenerational

Social Learning

35 Forschungsprofessur

Collective Decision

Making

36 Schwerpunkt

38 Digitalisierung und

gesellschaftlicher

Wandel

37 Forschungsgruppe

Digitale Mobilität

und gesellschaftliche

Differenzierung

39 Forschungsgruppe

Globalisierung, Arbeit

und Produktion

41 Forschungsgruppe

Politik der

Digitalisierung

43 Schwerpunkt

45 Internationale

Politik und Recht

44 Abteilung

Global Governance

46 Forschungsprofessur

Theorie, Geschichte

und Zukunft der

Demokratie

47 Forschungsprofessur

Global Public Law

48 Forschungsgruppe

Governance for Global

Health

49 Forschungsprofessur

Global Politics

50 Forschungsgruppe

Globale humanitäre

Medizin

51 Forschungsprofessur

Politische Theorie

52 Forschungsprofessur

Globale Soziologie

53 Schwerpunkt

55 Wandel politischer

Systeme

54 Abteilung

Transformationen der

Demokratie

56 Abteilung

Demokratie und

Demokratisierung

58 Gut vernetzt

2 -Bericht 2020|2021


59 Schwerpunkt

59 Migration und

Diversität

60 Abteilung

Migration, Integration,

Transnationalisierung

63 Forschungsgruppe

International

Citizenship Law

64 Forschungsprofessur

Political Inequality

and Identity Politics

65 Das WZB ist

gewachsen

65 Schwerpunkt

65 Politische Ökonomie

der Entwicklung

66 Abteilung

Institutionen und

politische Ungleichheit

69 Forschungsgruppe

der Präsidentin

70 Forschungsgruppe der

Präsidentin

72 Bereichsübergreifende

Forschung

73 Center for Global

Constitutionalism

73 Zentrum für

Zivil gesell schaftsforschung

74 Promotionskolleg

„Gute Arbeit“: Ansätze

zur Gestaltung der

Arbeitswelt von

morgen

75 Brückenprojekt:

Gegen oben, gegen

andere: Quellen von

Demokratie kritik,

Immigrationskritik

und Rechtspopulismus

75 Brückenprojekt:

Experimenting with

Causality

76 Brückenprojekt:

„Abgehängt in

der Sackgasse?“:

Soziale Teilhabe und

Klimawandel

76 Brückenprojekt:

Meritokratieglaube,

motivierte

Erwartungen und

Zielverfolgung: Die

Studienplatz‐vergabe

als natürliches

Experiment

77 Präsidialbereich

und Administrative

Geschäftsführung

78 Präsidialbereich

79 Administrative

Geschäftsführung

80 Schöne Atmosphäre

81 Service und

Verwaltung

82 Kommunizieren in der

Krise

83 Wissenschaftliche

Information

84 IT & eScience

85 Verwaltung

86 Die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter des

WZB 2020|2021

88 Fakten und

Daten

89 Leitung, Organe, Gremien

92 Rufe

94 Habilitation / Habilitationsäquivalente

Leistung

94 Promotionen

97 Das ist das WZB:

Zahlen, Daten, Fakten

99 Wissenstransfer

108 Ehrungen, Preise und

Stipendien 2020|2021

110 Organigramm

-Bericht 2020|2021

3


2021

2020

Geschäftsführung

Präsidentin

Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.

Administrative Geschäftsführerin

Dipl.-Betriebsw. (FH) Ursula Noack M. A.


Das WZB im Jahresrückblick

2020|2021

Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine lassen die Jahre 2020|2021 wie weit zurückliegende

Zeiten erscheinen. Unser Rückblick zeigt jedoch: Das in diesen Jahren Erreichte

ist ganz präsent und prägt das WZB weit über die Krise hinaus.

Pandemie und Zoom, Schatten

und Licht und neue kreative Kräfte

Freitag, der 13. März 2020: Die Task Force des Berliner Senats

kündigt den Lockdown an und bespricht mit den Leitungspersonen

der Universitäten und Forschungseinrichtungen

die Folgen für Lehre, Bibliotheken und Labore. Dass an

diesen Telefonkonferenzen auch die außeruniversitären

Institute teilnehmen, liegt allein daran, dass sie sich kurz

vor Pandemieausbruch auf Initiative von Jutta Allmendinger

zum Netzwerk BR50 zusammengeschlossen haben. Nicht

auszumalen, wie die Kommunikation sonst in diesen ersten

Tagen des Blindflugs verlaufen wäre. So aber sprechen

die Außeruniversitären von Anfang an mit einer Stimme,

denken für einander mit, gestalten mit. Dazu später mehr.

Jutta Allmendinger und Ursula Noack

Zunächst aber: die Pandemie. Unter ihrem Vorzeichen steht

der Jahresbericht des WZB für 2020 und 2021. Und hier

gab es zweifellos Licht und Schatten. Die gute Nachricht

zuerst: Trotz Lockdown, Videokonferenzen und Homeoffice

hatte das WZB zwei überaus erfolgreiche Jahre. Im wissenschaftlichen

Output gab es keinerlei Einbußen, im Gegenteil

wirkten die Forschenden und Wissenschaftsunterstützenden

manches Mal geradezu entfesselt. Die Pandemie mit ihren

gesellschaftlichen Folgen wurde zum Forschungsschwerpunkt

in allen Abteilungen; den bereits im Frühjahr 2020

begonnenen Datenerhebungen folgten weitere Befragungswellen,

Auswertungen und Einordnungen der Ergebnisse.

Die Pandemie war Thema einer Kolloquiumsreihe „Soziologische

Perspektiven auf die Corona-Soziologie“ mit inzwischen

fünf Staffeln; sie war Schwerpunkt des WZB-Blogs

„Corona und die gesellschaftlichen

Folgen“ und Thema eines Hefts

der WZB-Mitteilungen. Neue Kolleginnen

und Kollegen wurden

eingestellt; Kooperationen entstanden;

die Zahl der Medienbeiträge

schnellte in die Höhe.

Aber natürlich hatte die Pandemie

Schattenseiten. Eltern waren

isoliert mit ihren Kindern, hatten

wenig Zeit zur Veröffentlichung,

Promovierende mussten Feldforschungen

verschieben, weitaus

weniger Dissertationen wurden

rechtzeitig fertig, die monatelange

Homeoffice-Arbeit forderte

ihren Tribut. Das WZB reagierte

darauf. Es erstellte einen Code of

Conduct für Homeoffice-Arbeit

und eine Richtlinie zu mobilem

Arbeiten im Ausland, führte einen

anonymen Survey zu pandemiebedingten

Belastungen von Promovierenden durch, um den

Unterstützungsbedarf zu erfahren, initiierte ein Verfahren

für die Wiedereingliederung erkrankter Kolleginnen und

Kollegen und richtete einen Corona-Fonds ein, um Vertragsverlängerungen

von Promovierenden und Postdocs

zu finanzieren.

-Bericht 2020|2021

5


Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019

Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021

Pandemiestab

Die Sorgepflicht des WZB galt aber nicht erst bei Notfällen:

Ein Pandemiestab übersetzte erst täglich, dann wöchentlich

die Verordnungen des Senats in interne Regelungen und

informierte die Beschäftigten. Zoom- und andere Software-

Lizenzen wurden ausgewählt und stellten das Arbeiten von

zu Hause aus sicher. Ausnahmen für die Arbeit am WZB

wurden individuell festgelegt, eine Betriebsvereinbarung

zur Arbeitszeiterfassung vereinbart. Mobile Endgeräte,

Kopfhörer und LAN-Kabel wurden verteilt, ein Jahr später

Masken, Tests und Impftermine. Auch als wieder mehr

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in ihren Büros arbeiten

konnten, blieb das WZB im „wachsamen Präsenzbetrieb“.

Bis heute besteht das Arbeiten aus einer Kombination von

Präsenzzeiten, mobilem Arbeiten und Videokonferenzen.

Miteinander in Zeiten des Nebeneinander

Das WZB wäre nicht eine gewachsene, stabile Community,

wenn sie die wenigen Wochen, in denen etwas Normalität

möglich war, nicht sofort genutzt hätte. Gut, dass es die

Freundinnen und Freunde des WZB gab, die einige der ungewöhnlichen

Formate großzügig unterstützten:

Im Herbst 2020 wurden täglich Zufallsgruppen von WZB-

Beschäftigten zum Mittagstisch ausgelost, um – mit Abstand

– den persönlichen Kontakt aufrechtzuerhalten. Im

Sommer 2021 gab es Aufmunterungen in Form von Tischtennisschlägern

und neuen Kaffeemaschinen. Im Herbst

2021 trafen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des

WZB im Innenhof, um einander auf den neusten Stand zu

bringen und die im Lockdown eingestellten Kolleginnen und

Kollegen endlich persönlich kennenzulernen. Das Jahresende

2020 und 2021 würdigten die Beschäftigten mit der

Produktion zweier Videofilme, immer unter Beachtung der

Hygieneregeln. Die Komische Oper lieferte Kostüme, um

das WZB in das Reich der Fantasie zu entführen; ein Jahr

später besuchten ein Tänzer und eine Tänzerin der Sasha

Waltz Compagnie das WZB, um eine Choreografie gegen Alltag

und Vereinzelung zu erarbeiten. Beide Filme lieferten

ein bewegtes und buntes Beispiel für das Brückenschlagen

zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst.

Das Zusammenstehen funktionierte auch im virtuellen

Raum: Der Austausch über die Erfahrungen des mobilen

und hybriden Arbeitens stand im Mittelpunkt eines Townhall

Meetings, zu dem das WZB im Oktober 2021 alle

Beschäftigten einlud. Fast 100 Kolleginnen und Kollegen

diskutierten online, wie auch in den nächsten Monaten das

Arbeiten auf Abstand gelingen und der Zusammenhalt des

Instituts gestärkt werden könnte. Die Reihe der wöchentlichen

WZB-Talks ging online und holt bis heute etwa 50

WZB-Beschäftigte und Gäste an den Bildschirm, die sich

über die Forschungen der Kolleginnen und Kollegen auf

dem Laufenden halten wollen.

Dieses Miteinander in Zeiten eines pandemiebedingten

Nebeneinanders ist uns mindestens so wertvoll wie die

starken wissenschaftlichen Leistungen, die im vorliegenden

Bericht dokumentiert sind.

Willkommen und Abschied

Im März 2020 ging Wolfgang Merkel, Direktor der Abteilung

Demokratie und Demokratisierung, in den Ruhestand. Nach

16 Jahren am WZB hinterlässt er eine bemerkenswerte

Erfolgsbilanz mit über 20 Monografien, 18 Herausgeberschaften,

gut 200 Artikeln und zahlreichen Auftritten in

allen Medienformaten, die ihn zum weithin sichtbaren

Demokratie-Experten machen. Innerhalb des WZB war er

ein wertvoller und jederzeit zugänglicher Ansprechpartner

für seine Leitungskolleg*innen ebenso wie für sein Team

und ebnete Wege für die folgende Generation. Unser Dank

geht an ihn und seine gesamte Abteilung.

Dass auch die nachfolgende Abteilung Demokratieforschung

betreiben sollte, war mit dem Kuratorium entschieden

worden. Im Oktober 2020 wurde daher unter dem neuen

Direktor Daniel Ziblatt die Abteilung Transformationen

der Demokratie eingerichtet. Daniel Ziblatt lehrt auch an

der Harvard-Universität und war bereits 2019 als Karl W.

Deutsch-Gastprofessor am WZB tätig; trotz Teilzeit und

transatlantischer Ferne entwickelte er sich daher in kürzester

Zeit zu einem verlässlichen und aktiven Mitglied

der Leitungsebene.

Preise für Spitze und Nachwuchs

Der mit 40.000 Euro dotierte Berliner Wissenschaftspreis

2021 ging an Michael Zürn, Direktor der Abteilung Global

Governance, für seine herausragende Forschungsarbeit

zur Analyse internationaler Beziehungen und für seinen

Beitrag zur Weiterentwicklung des Berliner Wissenschaftsstandorts.

Pola Lehmann aus der Abteilung Demokratie und

Demokratisierung wurde unter 900 Nominierten für den

Leibniz-Promotionspreis 2021 in der Kategorie Geistes- und

Sozialwissenschaften ausgewählt. Sie sind nur zwei Beispiele

für die Erfolge unserer Forschenden auf allen Ebenen.

6

-Bericht 2020|2021


Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021

Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019

Michael Zürn

erhält den Berliner

Wissenschaftspreis 2021

Vernetzung

Das WZB arbeitet seit vielen Jahren eng mit wissenschaftlichen

Einrichtungen zusammen. Selten jedoch war das

Timing so gut wie bei der Gründung des Verbunds der

außeruniversitären Forschungsinstitute Berlin Research

50 (BR50) im Februar 2020, die dazu führte, dass in den

pandemiebezogenen Abstimmungen mit dem Senat klare

Ansprechpartner zur Verfügung standen. Der Verbund ist

weit mehr als eine Vernetzung seiner Leitungspersonen.

Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich ein intensiver Dialog

zu strategischen Themen, zu Forschungsprojekten und Berufungen,

Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und Diversität,

zu Governance-Themen und zur Vernetzung mit Akteuren

außerhalb der BR50. Eine von zwei Geschäftsstellen der BR50

wurde 2021 am WZB eingerichtet; der Verbund wird nun in

eine rechtssichere Form als eingetragener Verein gebracht.

Research under pressure

In den Monaten der Pandemie haben Wissenschaftlerinnen

und Wissenschaftler in den Medien und im öffentlichen

Diskurs besondere Aufmerksamkeit erfahren. Wo Forschung

jedoch ohne Kontextualisierung diskutiert wird, ergeben sich

leicht Situationen, in denen Forschende persönlich angegriffen

werden können. Auf Initiative seiner Nachwuchswissenschaftler:innen

hat das WZB eine Untersuchung zu

den Bedingungen eingeleitet, unter denen Forscherinnen

und Forscher in den (meist populären) Medien so stark

unter Druck gesetzt werden, dass sie sich in der freien

Ausübung ihrer Forschung bedroht fühlen. Als Präventivmaßnahme

für solche Fälle wurde ein Leitfaden entwickelt

und ein Ansprechpartner im Stab der Präsidentin benannt.

Medieninteresse und Transfer

Die Medienresonanz konnte in den Jahren 2020 und 2021

erneut deutlich gesteigert werden.

Viel beachtet wurde ein Interview von Edgar Grande auf

tagesschau.de zu den Corona-Protesten („Der Protest muss

deradikalisiert werden“). *** Ruud Koopmans veröffentlichte

in der Neuen Zürcher Zeitung den Gastbeitrag „Das

Virus und die offenen Grenzen – wie Westeuropa zum

Covid-19-Hotspot wurde“. *** Andreas Knie war erneut

gefragter Gesprächspartner zur Verkehrswende. *** Auch

Jutta Allmendingers Retraditionalisierungsthese in Corona-Zeiten

blieb Gegenstand des medialen Diskurses. Zu den

Höhepunkten vor der Wahl gehörte der #ManifestoMonday,

an dem die Forschenden des Manifesto-Projekts viel beachtete

Analysen der Parteiprogramme lieferten. *** Eine

WZB-Studie von Michael Wrase und Marcel Helbig zeigte,

dass das Recht von Kindern mit und ohne Behinderung

auf gemeinsames Lernen in Deutschland unzureichend

umgesetzt wird und die Bundesländer gegen die UN-Behindertenrechtskonvention

verstoßen. *** Mehr zur WZB-Forschung

im Kapitel „Kommunikation“.

Auch 2020 und 2021 beteiligten sich Forschende des WZB

an den Programmen „Leibniz im Bundestag“ für Abgeordnete

und „Book a Scientist“ für interessierte Bürgerinnen

und Bürger. Von „Desinformation, Polarisierung und Verrohungin

der digitalen Öffentlichkeit“ bis zum „Mangel an

Spenderorganen in Deutschland“ reichten die WZB-Themen.

Das WZB sucht immer wieder nach neuen, auch überraschenden

Partnern. So wurde eine neue Partnerschaft mit

dem Stadtmuseum Berlin begonnen, einem Träger von fünf

Heimatmuseen Berlins. Im Programm „Wissensstadt Berlin

-Bericht 2020|2021

7


Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019

Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021

2021“ diskutierten Präsidentin

Jutta Allmendinger und 15 weitere

WZB-Forschende vor dem Berliner

Rathaus mit dem Publikum.

Im Jahr 2020 nominierte das WZB

drei Vorschläge für die Falling-

Walls-Konferenz und stand bei

insgesamt 600 weltweit eingereichten

Bewerbungen mit allen

drei Vorschlägen in der Finalrunde

für eine Teilnahme an der Konferenz.

Das „Visual Society Program“

bringt auch im achten Jahr junge

Gestalterinnen und Gestalter mit

Sozialforschenden zusammen, um

Forschungsergebnisse auf innovative

Art zu kommunizieren.

So entwickelte Swen Hutter mit

Christina Tran und Theresia Uhrlau (beide Universität der

Künste Berlin) in ihrem Projekt „POLART – Warum und

wie beteiligen sich die Menschen an Politik?“ ein digitales

Tool zur Analyse von Körpersprache. Henrik Woiwode und

Heiner Darm (UdK) erarbeiteten ein Workshopformat mit

VR-Brillen zur Erfahrung von Künstlicher Intelligenz im

Raum. Und Jonas Wiedner beschäftigte sich mit den Gestalterinnen

Alissa Verj and Suki Tu (beide UdK) mit der

Lebenszufriedenheit von Personen mit Migrationshintergrund

in Deutschland.

Veranstaltungen

Für die Veranstaltungsräume des WZB waren es pandemiebedingt

stille Jahre. Dennoch gab es wichtige Begegnungen:

Im April 2021 traten die Kandidatinnen und Kandidaten

für das Amt des oder der Regierenden in Berlin im WZB

zum ersten Mal direkt aufeinander. Elke Büdenbender

nahm am WZB den Sophie La Roche-Preis des Deutschen

Akademikerinnenbundes entgegen. Im Juni präsentierten

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und Bundesarbeitsminister

Hubertus Heil den Umsetzungsbericht der

Nationalen Weiterbildungsstrategie am WZB. Und kurz vor

der Bundestagwahl 2021 lud das WZB mit weiteren Einrichtungen

die Kanzlerkandidat*innen Annalena Baerbock

(Bündnis 90/Die Grünen), Armin Laschet (CDU) und Olaf

Scholz (SPD) zu den „Berliner Reden“ ein.

Freundeskreis

„Berliner Reden“ mit Annalena Baerbock

Nach acht Jahren als „Oberfreund“ war es Zeit für neue

Herausforderungen: Der Gründungsvorsitzende der „Freunde

des WZB“, Kai Uwe Peter, wurde 2020 zum Präsidenten

der Deutschen Schillergesellschaft gewählt. Unser Dank

an ihn ist groß – für die Vereinsgründung, für die vielen

Einladungen ins Alexander Haus, in das Max Liebermann

Haus der Kulturstiftung der Berliner Sparkasse und in sein

eigenes Wohnzimmer, für die finanzielle Förderung, für das

Zurverfügungstellen von Gesprächspartnern und -partnerinnen

und Ressourcen, für die unermüdliche Beratung und

Begleitung. Es ist beruhigend, dass dies nicht aufhört; er

bleibt als reguläres Mitglied dem Freundeskreis erhalten.

Der neue Vorsitzende Martin Sonnenschein lernte nach

seiner Wahl die Vereinsmitglieder und die WZB-Forschenden

kennen. Die wichtigste Erkenntnis: Die Freundinnen und

Freunde schätzen und fördern das WZB ohne die Erwartung

von Gegenleistungen, mit Offenheit und echtem Interesse.

Die WZB-Direktorinnen und -Direktoren schätzen die Freunde

und Freundinnen als Ansprechpersonen und Förderer. Und

die Nachwuchsforschenden sind neugierig und erhoffen

sich Rat bei ihrer Entwicklung und beim Bauen eigener

Netzwerke. Das jüngste Förderprojekt heißt „WZB wirkt“

und unterstützt mit 40.000 Euro WZB-Transferprojekte.

8

-Bericht 2020|2021


Das WZB im Jahresrückblick 2020|2021

Das WZB im Jahresrückblick 2018 | 2019

Neue Räume, Licht und Luft

Das WZB ist in den letzten Jahren auch als Gebäude gewachsen

– und gerade in den Jahren 2020 und 2021 hat

sich besonders viel getan. Die „Basilika“ erhielt mit 35-jähriger

Verspätung endlich die beiden damals eingesparten

Stockwerke. Der siebte Stock des Bibliotheksturms lädt als

Lounge mit Rundumblick zum Gespräch und zur Pause ein.

Der Außenbereich wurde umgestaltet, Fahrradstellplätze

und Ladestationen entstanden, die Altbaufassade erscheint

nachts in neuem Licht. Und auch der letzte große Wurf ist

fertig: Zur Hofseite steht ein verglaster Wintergarten, der

uns als Coworking-Space, Begegnungs- und Aufenthaltsraum

Platz bieten wird. Danach aber ist Schluss mit dem

Bauen: Das Gebäudeensemble von Alt- und Neubau ist als

Ganzes unter Denkmalschutz gestellt worden.

Berlin, im Dezember 2022

Jutta Allmendinger und Ursula Noack

-Bericht 2020|2021

9


Die Forschungs ein heiten 2018|2019

Dorothea Kübler gehört zu den

20 Pionierinnen der Brain City

Berlin.

„Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“

Die Wanderausstellung war an verschiedenen Orten Berlins

zu sehen, so auch im WZB. Denn Dorothea Kübler, Direktorin

am WZB, war die erste Frau, die auf einen Lehrstuhl

für Wirtschaft und Management an der TU Berlin berufen

wurde. Damit gehört auch sie zu den 20 Pionierinnen der

Brain City Berlin, die in der Ausstellung vorgestellt werden.

Gemeinsam ist, dass sie einige Zeit ihres Forscherinnenlebens

in Berlin verbracht haben. Die Ausstellung soll einen

Beitrag leisten, Schülerinnen und junge Frauen zu animieren,

die Wissenschaft für sich zu entdecken.

10

-Bericht 2018|2019


Die Forschungseinheiten 2020|2021

Die Forschungs ein heiten 2018|2019

Die Forschungseinheiten 2020|2021

Schwerpunkt

Dynamiken sozialer

Ungleichheiten

Abteilung Ausbildung und

Arbeitsmarkt

Direktorin: Prof. Dr. Heike Solga

Forschungsprofessur Ungleichhiet

und Sozialpolitik

Prof. Dr. David Brady Ph.D.

Forschungsgruppe Nationales

Bildungspanel: Berufsbildung und

lebenslanges Lernen

Prof. Dr. Martin Ehlert (ab März

2020)

Kommissarische Leitung bis

Februar:

Prof. Dr. Heike Solga

Forschungsgruppe Arbeit und

Fürsorge

Leitung: Prof. Lena Hipp Ph. D.

Forschungsgruppe Gesundheit

und soziale Ungleichheit

Leitung: Dr. .Jan Paul Heisig

Forschungsgruppe Effort und

Social Inequality

Leitung: Prof. Dr. Jonas Radl

Schwerpunkt

Markt und

Entscheidung

Abteilung Verhalten auf Märkten

Direktorin: Prof. Dr. Dorothea Kübler

Abteilung Ökonomik des Wandels

Direktor: Prof. Dr. Steffen Huck

Forschungsprofessur Collective

Decision Making

Prof. Thomas R. Palfrey Ph. D.

Forschungsprofessur

Intergenerational Social Learning

(umbenannt, ab Juli 2020)

Prof. Andrew Schotter Ph. D.,

Prof. Guillaume R. Fréchette Ph.D.

(ab Juli 2020)

Forschungsgruppe Ethics and

Behavioral Economics

Leitung: Dr. Agne Kajackaite

Forschungsgruppe Neuroökonomie

Leitung: Prof. Dr. Peter N.C. Mohr

(bis September 2020)

Schwerpunkt

Digitalisierung und

gesellschaftlicher

Wandel

Forschungsgruppe Digitalisierung

und gesellschaftlicher Wandel

Leitung: Prof. Dr. Andreas Knie, Dr.

habil. Weert Canzler

Schwerpunkt

Internationale Politik

und Recht

Abteilung Global Governance

Direktor: Prof. Dr. Michael Zürn

Forschungsprofessur Politische

Theorie

Prof. Dr. Rainer Forst

Forschungsprofessur Global

Politics

Prof. Peter Katzenstein Ph.D.

Forschungsprofessur Theorie,

Geschichte und Zukunft der

Demokratie

Prof. John Keane Ph.D.

Forschungsprofessur Global

Public Law

Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)

Forschungsprofessur Global

Sociology

Prof. Yasemin Soysal Ph.D.

(ab September 2021)

Forschungsgruppe Governance

for Global Health

Leitung: Prof. Dr. Anna Holzscheiter

Forschungsgruppe Globale

humanitäre Medizin

Leitung: Prof. Dr. Tine Hanrieder

Forschungsgruppe Globalisierung,

Arbeit und Produktion

Leitung: Prof. Dr. Martin Krzywdzinski

Forschungsgruppe Politik der

Digitalisierung

Leitung: Prof. Dr. Jeanette Hofmann

11

-Bericht 2020|2021

-Bericht 2020|2021

11


Die Forschungs ein heiten 2018|2019

Die Forschungseinheiten 2020|2021

Schwerpunkt

Wandel politischer

Systeme

Abteilung Transformation der

Demokratie

Direktor: Prof. Dr. Daniel F. Ziblatt

Abteilung Demokratie und

Demokratisierung

Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Merkel

(bis März 2020)

Kommisarischer Direktor: Prof. Dr.

Bernhard Weßels (ab April 2020)

Schwerpunkt

Migration und Diversität

Abteilung Migration, Integration,

Transnationalisierung

Direktor: Prof. Dr. Ruud Koopmans

Forschungsgruppe

International Citizenship Law

Leitung: Prof. Dr. Liav Orgad

Schwerpunkt

Politische Ökonomie

der Entwicklung

Abteilung Institutionen und

politische Ungleichheit

Direktor: Prof. Macartan

Humphreys Ph. D.

Forschungsprofessur Political

Inequality and South-South

Migration

Prof. Kimuli Kasara Ph.D. (ab August

2021)

Bereichsübergreifende

Forschung

Center for Global Constitutionalism

Prof. Dr. Dieter Gosewinkel

Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)

(geschäftsführende Leitung)

Prof. Dr. Wolfgang Merkel

Prof. Dr. Georg Nolte (Humboldt-

Universität zu Berlin)

Prof. Dr. Michael Zürn

Promotionskolleg: „Gute Arbeit“:

Ansätze zur Gestaltung der

Arbeitswelt von morgen

Leitung: Prof. Dr. h. c. Jutta

Allmendinger Ph. D.

Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung

Gründungsdirektor:

Prof. Dr. Edgar Grande

Brückenprojekt „Experimenting

with Causality“

Prof. Dr. Steffen Huck

Prof. Dr. Macartan Humphreys

Prof. Dr. Michael Zürn (bis August

2021)

Brückenprojekt „Übergänge junger

Erwachsener mit Lernbehinderung“

Prof. Dr. Reinhard Pollak

Prof. Dr. Ingrid Schoon

Prof. Dr. Heike Solga

Brückenprojekt „Meritokratieglaube,

motivierte Erwartungen

und Zielverfolgung: Die

Studienplatzvergabe als natürliches

Experiment“

Leitung:

Prof. Dr. Dorothea Kübler

Prof. Dr. Heike Solga

Dr. Claudia Finger

Robert Stüber (ab Februar 2020)

Brückenprojekt „Gegen

Oben, Gegen Andere: Quellen

von Demokratiekritik,

Immigrationskritik und

Rechtspopulismus“

Leitung:

Dr. Heiko Giebler

Prof. Dr. Ruud Koopmans

Prof. Dr. Wolfgang Merkel

Dr. Susanne Veit (bis Dezember 2020)

Brückenprojekt Abgehängt in der

Sackgasse?“: Soziale Teilhabe und

Klimawandel

Leitung: Prof. Dr. Andreas Knie

(ab Januar 2021)

Forschungsgruppe

der Präsidentin

Leitung: Prof. Dr. h. c. Jutta

Allmendinger Ph. D.

12

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt

Dynamiken sozialer

Ungleichheiten

Direktorin

Prof. Dr. Heike Solga

Beauftragte für Forschungsmanagement

Dr. Anna Fenner (seit März 2021)

Lejly Agamuradova M. P. A. (seit Februar 2021)

Dr. Kristin Thompson (bis Februar 2021)


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

Abteilung

Ausbildung und

Arbeitsmarkt

Direktorin: Prof. Dr. Heike Solga

Die Abteilung erforscht die Ursachen sozialer Ungleichheiten

im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt für

Deutschland sowie im internationalen Vergleich. Unsere

Forschung fragt dabei zugleich problemorientiert, welche

institutionellen Bedingungen dazu beitragen können, Ungleichheiten

zu verringern.

Weiterbildungsbremse Arbeitsplatz

Gering Qualifizierte erzielen geringere Löhne und haben

eine geringere Arbeitsplatzsicherheit. Ihre Benachteiligung

äußert sich auch in einer geringeren Teilnahme an Weiterbildung.

Dabei könnten gerade sie von der Sicherheitsfunktion

berufsbezogener Weiterbildung profitieren: Sie senkt das

Risiko, arbeitslos zu werden, und erhöht die Beschäftigungsstabilität,

umso mehr seit der digitalen Transformation der

Arbeitswelt. Warum nehmen gering Qualifizierte weniger an

Weiterbildung teil? Sind es ihre Arbeitsaufgaben, ihre vertraglichen

Konditionen und die Wirtschaftsbereiche, in denen

sie arbeiten? Oder sind es eher fehlende Kompetenzen und

Lernmotivation? Für beide Erklärungen gibt es gute Gründe.

Eine empirische Antwort auf diese Frage aber ist wichtig,

um gezielt Maßnahmen zur Erhöhung der Weiterbildungsteilnahme

von gering Qualifizierten entwickeln zu können.

Daher haben wir im Rahmen des Projekts „Technological

inequality – understanding how technological innovations

affect work, education, inequality“ (TECHNEQUALITY), finanziert

im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020,

Daten der internationalen OECD-Studie Programme for the

International Assessment of Adult Competencies (PIAAC)

ausgewertet. Wir haben für 28 Länder die Teilnahme an

arbeitsplatzbezogener nicht formaler Weiterbildung (als

dem vorherrschenden Typ der Weiterbildung) untersucht.

Diese Weiterbildungsaktivitäten sind Lernaktivitäten zur

Verbesserung berufsbezogener Fähigkeiten, die von einem

Bildungsanbieter organisiert und typischerweise in Form

von Kursen, Seminaren und Workshops angeboten werden.

Sie führen nicht zu formal anerkannten Qualifikationen,

können aber zertifiziert werden. Gering qualifizierte Beschäftigte

sind in unserer Studie Beschäftigte ohne eine

abgeschlossene Berufs- oder Hochschulausbildung oder

ohne Abitur; sie wurden mit ausgebildeten Beschäftigten

(d. h., jene mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung

oder mit Abitur ohne anschließendes Studium) verglichen.

Gering Qualifizierte nehmen in allen 28 Ländern seltener

an arbeitsplatzbezogener Weiterbildung teil als ausgebildete

Beschäftigte. Ihr Weiterbildungsnachteil variiert jedoch stark

zwischen den Ländern – er reicht von 2 Prozentpunkten in

Japan bis zu 34 Prozentpunkten in Deutschland. Der Weiterbildungsnachteil

von gering qualifizierten Beschäftigten

nimmt in allen Ländern stark ab, wenn eine Reihe von

Unterschieden zwischen gering Qualifizierten und Ausgebildeten

berücksichtigt wird. Das heißt, es gäbe kaum

Unterschiede in der Häufigkeit von Weiterbildungen, wenn

gering Qualifizierte in ihren soziodemografischen Merkmalen

(wie Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund), ihren

Arbeitsplatzmerkmalen, ihren grundlegenden Rechenfähigkeiten

und ihrer Lernmotivation die gleichen Verteilungen

wie Ausgebildete aufweisen würden. In unseren Analysen

finden wir klare Hinweise dafür, dass in allen Ländern der

Weiterbildungsnachteil stärker durch Unterschiede in den

Arbeitsplatzmerkmalen erklärt wird als durch individuelle

14

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

Merkmale der Beschäftigten (Kompetenzen, Lernmotivation,

soziodemografische Merkmale).

Unter den Arbeitsplatzmerkmalen sind in den meisten

Ländern (auch in Deutschland) diese am folgenreichsten:

die durchschnittlich geringere Betriebszugehörigkeit, die

geringere Nutzung von computerbasierten Arbeitsmitteln,

die stärkere Ausübung manueller Routineaufgaben und

weniger abstrakter Arbeitsaufgaben sowie das höhere

Ausmaß von Teilzeitbeschäftigung bei gering Qualifizierten.

Unterschiede in grundlegenden Rechenfähigkeiten oder der

Lernmotivation zwischen gering Qualifizierten und Ausgebildeten

leisten hingegen einen vergleichsweise geringen

oder sogar keinen Erklärungsbeitrag. Unterschiede in der

Teilnahme an berufsbezogener nicht formaler Weiterbildung

von gering qualifizierten Beschäftigten sind also weitgehend

dadurch zu erklären, dass sie häufiger auf weniger

weiterbildungsintensiven Arbeitsplätzen und in weniger

weiterbildungsunterstützenden Betrieben arbeiten. Hier

gilt es bei Maßnahmen also anzusetzen.

Publizieren in Zeiten von Corona – Erfahrungen

von Professor:innen

Von Juni bis Anfang August 2020 haben wir Daten für unser

Forschungsprojekt zu Auswahlkriterien für Professuren

(in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Hochschulinstitut/EUI,

Italien) erhoben. Aus aktuellem Anlass haben

wir kurzfristig ein Modul zu den Auswirkungen der Covid-

19-Pandemie aufgenommen. Schon früh wurden Bedenken

geäußert, dass der Lockdown im Frühjahr 2020 und weitere

pandemiebedingte Maßnahmen die Publikationsproduktivität

von Eltern minderjähriger Kinder – insbesondere von

Müttern – einschränken würden. Wir haben daher gefragt,

ob die Corona-Krise die Publikationsproduktivität beeinflusst

hat, und falls ja, warum. Befragt wurden knapp 1.600

Professor:innen der Mathematik, Physik, Wirtschaftswissenschaften,

Sozialwissenschaften (vorwiegend Soziologie

und Politikwissenschaft) und Germanistik, davon knapp 28

Prozent Professorinnen (dies entspricht in etwa dem Anteil

der Professorinnen in diesen Fächergruppen).

Es zeigte sich, dass im (ersten) Lockdown häufig weniger

publiziert wurde als geplant. Nur 49 Prozent der Befragten

gaben an, sie hätten genauso viele Veröffentlichungen eingereicht

wie geplant. Übereinstimmend mit bibliometrischen

Analysen zeigen sich auch in unserer Befragung große

Unterschiede zwischen Männern und Frauen: 54 Prozent

der Professoren, aber nur 36 Prozent der Professorinnen

gaben an, genauso viele Veröffentlichungen eingereicht zu

haben wie geplant. Umgekehrt hat nach eigenen Angaben

ein gutes Drittel (37 Prozent) der Männer, aber über die

Hälfte (57 Prozent) der Frauen weniger eingereicht als

geplant. Bei der Suche nach den Gründen zeigt sich:

(1) Es gibt für Mütter wie Väter gleichermaßen eine starke

Beeinträchtigung durch Elternschaft: Weibliche wie männliche

Professoren mit Kindern unter 17 Jahren gaben

an, dass sie im Frühjahr/Sommer 2020 weniger Artikel

einreichten als geplant – und auch weniger als ihre

Kolleg:innen ohne Kinder: Für beide Geschlechter betrug

die Differenz zwischen mit und ohne Kinder 30 Prozentpunkte

(diese Benachteiligung könnte sich allerdings als

stärker für Frauen erweisen, wenn am Ende der Pandemie

die tatsächlich eingereichten und veröffentlichen Artikel

betrachtet werden).

(2) Zudem gibt es eine Beeinträchtigung nach Geschlecht:

Professorinnen reichten um 20 Prozentpunkte weniger

Arbeiten ein als ihre männlichen Kollegen (und zwar unabhängig

davon, ob sie minderjährige Kinder hatten oder

nicht). Diese „Gender Penalty“ scheint – aus den Antworten

der Befragten zu schließen – vor allem durch Unterschiede

im Zeitaufwand für die Online-Lehre und teilweise durch

zeitliche Beschränkungen der Co-Autoren verursacht zu sein.

Wir stellten auch die Frage: „Denken Sie, dass im Haushalt

lebende minderjährige Kinder bei der Bewertung der Publikationsproduktivität

von Bewerber:innen auf Professuren

stärker berücksichtigt werden sollten?“ Diese Frage wurde

von einer Mehrheit der Befragten bejaht (62 Prozent).

Allerdings gibt es deutliche Fächerunterschiede: In den

Wirtschaftswissenschaften, Physik und Mathematik bejahten

die Frage (nur) etwas mehr als die Hälfte der Befragten,

in den Sozialwissenschaften und der Germanistik waren

es gut 70 Prozent. Noch deutlicher sind die Unterschiede

zwischen Professorinnen und Professoren: 81 Prozent

der Professorinnen, aber nur 55 Prozent der Professoren

bejahten diese Frage (weitgehend unabhängig von einer

Elternschaft). Unser Fazit: Bestehende Geschlechterungleichheiten

in der Wissenschaft werden durch die Einschränkungen

in Folge der Covid-19-Pandemie teilweise

verstärkt; das kann langfristig zu einer Verfestigung von

Geschlechterungleichheiten beitragen.

Literatur

Barone, Carlo/Solga, Heike (Hg.): „Experimental Methods in

Social Stratification Research“. Special Issue „Research in

Social Stratification and Mobility”, 2020, Jg. 65.

Budig, Michelle J./Lim, Misun/Hodges, Melissa J.: „Racial

and Gender Pay Disparities. The Role of Education“.

In: Social Science Research, 2021, Jg. 98, Nr. 102580.

Holtmann, Anne Christine/Menze, Laura/Solga, Heike:

„Intergenerational Transmission of Educational

Attainment: How Important Are Children’s Personality

Characteristics?“ In: American Behavioral Scientist, 2021,

Jg. 65, H. 11, S. 1531-1554.

-Bericht 2020|2021

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Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

Forschungsprofessur

Ungleichheit und Sozialpolitik

Prof. David Brady Ph.D.

Die drei großen Arbeitsbereiche der Forschungsprofessur sind: Armut

und Sozialpolitik, ethnische und gesundheitliche Ungleichheiten sowie

die politischen Folgen der zunehmenden Einwanderung und der damit

verbundenen ethnischen Heterogenität der Gesellschaft. In den vergangenen zwei Jahren habe ich vier Zeitschriftenartikel

und drei Kommentare zu diesen Themen veröffentlicht.

Zum ersten Thema ist 2021 ein Artikel in der ILR Review erschienen: „Labor Unions and American Poverty“ (DOI:

10.1177/00197939211014855). Darin zeigen Tom VanHeuvelen und ich, dass Gewerkschaften sich erheblich

reduzierend auf die Armut von Erwerbstätigen und von Personen im erwerbsfähigen Alter auswirken – und

zwar sowohl auf der individuellen Ebene (also für Haushalte, in denen Mitglieder gewerkschaftlich organisiert

sind) als auch auf gesellschaftlicher Ebene (die Gewerkschaftsdichte in verschiedenen Bundesstaaten hat

Einfluss auf die Armutsquote).

Zum zweiten Thema haben meine Kollegen und ich 2020 einen Artikel mit dem Titel „The Inheritance of

Race Revisited: Childhood Wealth and Income, and Black-White Disadvantages in Adult Life Chances“ in der

Zeitschrift Sociological Science veröffentlicht (mit Ryan Finnigan/Ulrich Kohler/Joscha Legewie. 2020, Jg. 7,

S. 599-627). Anhand von Entwicklungen im Erwachsenenalter in den Bereichen Bildung, Gesundheit und

beruflicher/wirtschaftlicher Status zeigen wir, dass für die Lebenschancen im Erwachsenenalter und die

Ungleichheiten zwischen Schwarzen und Weißen Vermögen und familiäres Einkommen in der Kindheit eine

Rolle spielen – das Einkommen übrigens in überraschend größerem Maße.

Zum dritten Thema ist 2020 ein Artikel in Social Forces erschienen: „Immigration and Preferences for Greater

Law Enforcement Spending in Rich Democracies“ (zusammen mit Joshua J. Fink. Jg. 98, H. 3, S. 1074-1111).

Darin zeigen wir, dass mit dem starken Anstieg der Einwanderung in Westeuropa und anderen reichen

Demokratien die Zustimmung der Bürger bezüglich Ausgaben für die Polizei auffallend zunahm – obwohl die

Kriminalität zurückging und nicht mehr Arbeit für die Polizei anfiel.

Zu unseren laufenden Forschungsarbeiten gehören Studien zu den sozialen Folgen des Anstiegs der Flüchtlingszahlen

in Deutschland in den Jahren 2015/16, zur systemisch hohen Armut in den USA und zu den

langfristigen Folgen des Haushaltseinkommens in der Kindheit und der Sozialpolitik für die Gesundheit.

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-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

WZB-Direktorin Dorothea Kübler

überreicht den A.SK Award an

James C. Scott

A.SK Social Science Award

Der mit 200.000 US-Dollar dotierte A.SK Social Science

Award ist einer der höchsten internationalen Preise für

die Sozialwissenschaften. Das WZB vergibt diese Auszeichnung

alle zwei Jahre an Forscher und Forscherinnen, die

einen wichtigen Beitrag zu politischen und wirtschaftlichen

Reformen geleistet haben. Der Preisträger war 2021

James C. Scott, Politikwissenschaftler und Anthropologe

an der Yale University. Mit der Auszeichnung würdigte das

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

die Disziplingrenzen sprengenden Arbeiten Scotts, der

von der Beobachtung bäuerlicher Gesellschaften in Südostasien

ausgehend die Grenzen von Regierungshandeln

und Wirtschaftspolitik erforscht.


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

V.l.n.r.: Heike Solga, Alexander Helbig, Agnetha Orth, Anna Fenner, Josefine Matysiak, Bettina Kausch, Alexander Dicks, Benjamin Schulz, Juliane Pehla,

Cindy Fitzner, Martin Ehlert

Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel:

Berufsbildung und

lebenslanges Lernen

Leiter: Prof. Dr. Martin Ehlert

Interdisziplinäre Forschungsdaten zu erheben und sie der

Forschung bereitzustellen, ist die zentrale Aufgabe des Nationalen

Bildungspanels (kurz NEPS für „National Educational

Panel Study“). Seit 2009 erheben Forschungseinheiten an

insgesamt 15 Universitäten und Forschungsinstituten in ganz

Deutschland Längsschnittdaten zu Bildungs- und Lebenswegen

von mehr als 60.000 Menschen unterschiedlichen Alters in

Deutschland. Das Verständnis von Bildung ist dabei breit:

Neben den formalen Bildungsabschlüssen werden auch die

Wege zu diesen Abschlüssen, die individuellen Kompetenzentwicklungen

sowie die Beteiligungen an anderen Lerngelegenheiten

erfasst, wie beispielsweise die Teilnahme an Kursen

und Lehrgängen, die Nutzung digitaler Lernplattformen oder

auch der Besuch von Vorträgen oder Fachmessen.

Die NEPS-Forschungsgruppe am WZB befragt insbesondere

zwei Gruppen: Jugendliche, die die allgemeinbildende Schule

verlassen haben und im Übergang in die Berufsbildung und

auf den Arbeitsmarkt sind, und Erwachsene, die ihre Erstausbildung

zum Großteil abgeschlossen haben und danach

erwerbstätig, arbeitslos, vorübergehend nicht erwerbstätig

oder bereits im Ruhestand sind. Die Gesamtverantwortung

für die Befragung der genannten Lebensabschnitte liegt bei

Heike Solga (Jugendliche), Jutta Allmendinger (Erwachsene)

und Martin Ehlert (Jugendliche und Erwachsene).

Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur das Lernen von Kindern

verändert, sondern auch das von Erwachsenen. Das

gilt vor allem für die berufliche Weiterbildung. Um dies

genauer zu erforschen, hat die Forschungsgruppe zusammen

mit dem NEPS-Netzwerk im Mai und Juni 2020 eine

NEPS-Sonderbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen

deutliche Veränderungen: Digitales selbstgesteuertes Lernen

mithilfe von Internetvideos und Apps wurde in den ersten

Monaten der Corona-Krise deutlich häufiger als vorher

aus beruflichen Gründen genutzt. Dies könnte zum einen

daran liegen, dass viele Erwerbstätige große Lernbedarfe

im digitalen Bereich hatten, weil ihre Arbeitsplätze in der

Krise digitalisiert wurden. Zum anderen konnten berufliche

Weiterbildungen nicht im üblichen analogen Format

durchgeführt werden. Von der stärkeren Nutzung digitaler

Lernangebote profitierten jedoch nicht alle Beschäftigtengruppen

gleich. Die Pandemie scheint die Polarisierung

zwischen den Bildungsgruppen mit Blick auf das berufliche

Lernen trotz der Niedrigschwelligkeit digitaler Lernangebote

nicht verringert, sondern sogar noch verschärft zu haben.

Zum Teil geht diese Entwicklung auf Ungleichheiten in der

Veränderung der Arbeitswelt aufgrund der Corona-Krise

zurück. Insbesondere die Möglichkeit, von zu Hause aus zu

arbeiten, hatten höher Gebildete weitaus häufiger als niedrig

Gebildete. Und Erwerbstätige, die das Homeoffice nutzen

konnten, haben vor und während der Krise häufiger digital

gelernt als andere. Diese Entwicklung wird auch deutlich,

wenn wir die Digitalisierung der Arbeitsplätze insgesamt

betrachten. Auch hier finden wir, dass Erwerbstätige mit

Hochschulabschluss, die von zu Hause aus gearbeitet haben,

vernetzte digitale Technologien nun stärker nutzten als

unmittelbar vor der Krise.

In der Summe hat die Pandemie also die Polarisierung der

Arbeitswelt zwischen den Bildungsgruppen verschärft.

Zum einen kam der Digitalisierungsschub eher bei Hoch-

18

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

gebildeten an, die schon zuvor häufiger mit digitalen Hilfsmitteln

arbeiteten. Gering Qualifizierte hingegen, für die

das Erlernen dieser Fertigkeiten besonders wichtig wäre,

um auch in Zukunft beschäftigungsfähig zu bleiben, erleben

deutlich seltener Digitalisierung am Arbeitsplatz.

Dieses Muster setzt sich auch bei der Nutzung digitaler

Weiterbildungsangebote fort. Entgegen der Annahme, dass

digitale Weiterbildung im Internet niedrigschwelliger ist

und somit auch bildungsferne Gruppen erreichen könnte,

sehen wir in der Corona-Krise, dass diese Angebote eher

von Akademiker:innen genutzt werden. Diese Ergebnisse

wurden als Forschungsberichte in der Reihe „NEPS – Corona

& Bildung“ im März und April 2021 sowie in der Zeitschrift

für Weiterbildungsforschung veröffentlicht.

Literatur

Ehlert, Martin/Kleinert, Corinna/Vicari, Basha/

Zoch, Gundula: Digitales selbstgesteuertes Lernen

Erwerbstätiger in der Corona-Krise. Analysen auf Basis der

NEPS-Startkohorte 6. LIfBi Working Paper No. 94. Bamberg:

Leibniz Institute for Educational Trajectories 2021.

Online: https://www.lifbi.de/Portals/13/LIfBi%20

Working%20Papers/WP_XCIV.pdf (Stand 06.04.2022).

Kleinert, Corinna/Bächmann, Ann-Christin/Schulz,

Benjamin/Vicari, Basha/Ehlert, Martin: Für wen brachte

Corona einen Digitalisierungsschub? Veränderungen

in der Nutzung digitaler Technologien während der

COVID-19-Pandemie. NEPS Corona & Bildung, Bericht

Nr. 6. Bamberg: Leibniz-Institut für Bildungsverläufe

2021. Online: https://www.lifbi.de/Portals/13/Corona/

NEPS_Corona-und-Bildung_Bericht_6-Digitalisierung.

pdf?ver=yjR73zOPp4QhA6Q4U8eAvg%3d%3d

(Stand 06.04.2022)..

-Bericht 2020|2021

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Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

V.l.n.r.: Stefan Munnes, Kristin Kelley, Lejly Agamuradova, Lena Hipp, Sandra Leumann

Forschungsgruppe

Arbeit und Fürsorge

Leiterin: Prof. Lena Hipp Ph. D.

Im Zuge veränderter Arbeits- und Lebensformen werden

Fürsorgeleistungen wie die Pflege alter Menschen, die

Betreuung von Kleinkindern oder auch der persönliche

Beistand in schwierigen Lebenssituationen zusehends

ausgelagert, aber auch neu zwischen Männern und Frauen

verteilt. An die Stelle der pflegenden Tochter oder Schwiegertochter

treten das Altersheim oder der mobile Pflegedienst;

Kleinkinder werden nicht mehr ausschließlich von

Müttern betreut, sondern auch in Krippen und zunehmend

von Vätern.

Wie sich diese Veränderungen auf soziale Ungleichheiten

auswirken, untersucht die Forschungsgruppe in mehreren

inhaltlich und methodisch miteinander verbundenen Teilforschungsprojekten.

In den Jahren 2020/2021 hat sich

die Gruppe insbesondere mit den geschlechtsspezifischen

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie befasst.

Die Mitglieder der Forschungsgruppe haben hierzu bereits

im März 2020 eine Onlinebefragung (Corona-Alltag) zu

Vereinbarkeit und Arbeitssituation unter den veränderten

Bedingungen gestartet. Im Zeitraum Mai bis August 2020

wurden im Rahmen der Befragung corona-alltag.de rund

7.500 der insgesamt fast 15.000 Personen ein zweites Mal

und rund 6.500 Personen ein drittes Mal befragt. Eine vierte

Erhebungswelle erfolgte im Frühjahr 2021 (die Daten sind

öffentlich zugänglich über das Gesis-Repositorium https://

doi.org/10.7802/2042). Die bisherigen Auswertungen der

Daten wurden in der Öffentlichkeit breit rezipiert und

legten auch den Grundstein für ein Forschungsprojekt im

Auftrag des Berliner Senats zu den kurz- und mittelfristigen

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die soziale und

ökonomische Situation von Frauen in Berlin, das im Oktober

2021 mit der Veröffentlichung eines umfangreichen Abschlussberichts

abgeschlossen wurde (https://bibliothek.

wzb.eu/pdf/2021/i21-504.pdf).

Als Ergänzung zu den im Rahmen von Corona-Alltag und

dem Berliner Projekt erhobenen Befragungsdaten hat Lena

Hipp in Kooperation mit WZB-Data-Scientist Markus Konrad

Verhaltensdaten des Onlineportals GitHub gesammelt und

analysiert. Das Portal dient Programmiererinnen und Programmierern

vorrangig zur Veröffentlichung und Weiterentwicklung

von Software-Codes. GitHub „commits“

dokumentieren die von Usern vorgenommenen Änderungen.

Sie können daher als Produktivitätsindikator gewertet

und zum Vergleich zwischen der vorhergesagten

und der tatsächlichen Produktivität nach dem Ausbruch

von Covid-19 herangezogen werden. Dank automatisierter

Namenserkennung und Geocoding-Informationen konnten

ländervergleichend Unterschiede in der vorhergesagten

und tatsächlichen Produktivität weiblicher und männlicher

IT-Entwickler in 37 Ländern ermittelt werden. Während die

tatsächliche Produktivität von Männern in der ersten Phase

der Pandemie (bis August 2020) in den meisten Ländern

über dem vorhergesagten beziehungsweise auf gleichem

Niveau lag, variierte die Produktivität von Frauen erheblich

zwischen den Ländern. In einigen Ländern waren Frauen

produktiver als vorhergesagt (zum Beispiel in Australien,

Deutschland, Dänemark und auf den Philippinen), während

in anderen Ländern die tatsächliche Produktivität von

Softwareentwicklerinnen nach dem Covid-19-Ausbruch

deutlich unter der Vorhersage lag (zum Beispiel in Österreich,

Frankreich, Südkorea und den Vereinigten Staaten).

In wieder anderen Ländern war die durchschnittliche Anzahl

der Beiträge von Frauen überhaupt nicht betroffen

(beispielsweise in China, Großbritannien, Portugal und

Südafrika). Um die Gründe für die größere Variation in

der Produktivität von Frauen besser zu verstehen, wurden

die durchschnittlichen wöchentlichen Abweichungen zwischen

der vorhergesagten und der beobachteten Anzahl

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-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

von GitHub-Commits mit länderspezifischen politischen

Informationen über Maßnahmen zur Eindämmung der

Pandemie zusammengeführt. Die Ergebnisse dieser Analysen

können folgendermaßen zusammengefasst werden:

GitHub-Aktivitäten sind in den meisten Ländern sowohl

bei Männern als auch bei Frauen im Durchschnitt mit zunehmenden

Eindämmungsmaßnahmen angestiegen – bei

Männern allerdings stärker als bei Frauen. Die Analysen

mit separaten „Lockdown“-Indikatoren zeigen, dass Ausgangsbeschränkungen

bei männlichen und weiblichen

Programmierern mit einem ähnlichen Produktivitätsanstieg

einhergingen. Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden

jedoch bei Arbeitsplatzschließungen offenbar: Während die

Anzahl der GitHub-Beiträge von Männern in diesem Zusammenhang

stieg, zeigten sich solche Effekte bei Frauen

nur, wenn Schulen im gleichen Zeitraum geöffnet blieben.

Dass sich in Abhängigkeit von Kita- und Schulschließungen

geschlechtsspezifische Unterschiede in den Auswirkungen

geschlossener Arbeitsstätten fanden – trotz der Tatsache,

dass Softwareentwickler*innen tendenziell eher jung und

kinderlos sind und ähnlich hohe Anteile von Programmierer*innen

nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby Code

schreiben –, spricht dafür, dass die Covid-19-Pandemie

tatsächlich zu größeren Geschlechterungleichheiten beim

beruflichen Fortkommen geführt hat.

Literatur

Hipp, Lena/Bünning, Mareike: „Parenthood as a Driver of

Increased Gender Inequality during COVID-19? Exploratory

Evidence from Germany“. In: European Societies, 2021, Jg.

23, H. S1, S. 658-673. DOI: 10.1080/14616696.2020.1833229.

Hipp, Lena/Konrad, Markus: „Has Covid-19 Increased

Gender Inequalities in Professional Advancement? Crosscountry

Evidence on Productivity Differences between

Male and Female Software Developers“. In: JFR – Journal of

Family Research, 2022, Jg. 34, H. 1, S. 134-160.

Molitor, Friederike/Munnes, Stefan/Wójcik, Piotr/

Hipp, Lena: Finding Jobs in Private Households Online:

A Comparative Analysis of Digitally-mediated Care and

Domestic Service Work in Australia, Germany, Denmark,

Spain and the United Kingdom. WZB Discussion Paper SP I

2021-503. Berlin: WZB 2021.

Schlomann, Anna/Bünning, Mareike/Hipp, Lena/Wahl,

Hans-Werner: „Aging during COVID-19 in Germany: A

Longitudinal Analysis of Psychosocial Adaptation“. In:

European Journal of Ageing, 2021. DOI: 10.1007/s10433-

021-00655-1.

-Bericht 2020|2021

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Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

V.l.n.r.: Christian König, Mona Joly, Isabell Strobl, Jan Paul Heisig

Forschungsgruppe

Gesundheit und soziale

Ungleichheit

Leiter: Prof. Dr. Jan Paul Heisig

Die Arbeit der seit Anfang 2019 bestehenden Forschungsgruppe

bestand in den Jahren 2020 und 2021 zum einen

in der weiteren Konkretisierung und Umsetzung des Forschungsprogramms

zu Wechselwirkungen zwischen Gesundheit,

sozialer Herkunft, Familienbiografie, Bildungs- und

Arbeitsmarkterfolg. Zum anderen wurden im Zuge der

Corona-Pandemie nicht nur mehrere Zusatzprojekte zu

den Folgen der Pandemie initiiert - auch die Aktivitäten im

Bereich des Wissenstransfers wurden erheblich intensiviert.

Mona Joly, Doktorandin der Forschungsgruppe, konnte im

Rahmen eigener Erhebungen wichtige Daten zur Erforschung

sozialer Ungleichheiten im Gesundheitsverhalten

sammeln. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen grundlegende

Erklärungen für den höheren Verbreitungsgrad bestimmter

gesundheitsschädlicher Verhaltensweisen (z. B. Rauchen) in

Bevölkerungsgruppen mit niedriger Bildung oder niedrigem

Einkommen. Joly untersucht hier insbesondere die Hypothese,

dass diese zum Teil mit einem höheren extrinsischen

Sterblichkeitsrisiko benachteiligter Gruppen erklärt werden

können. Der Begriff „extrinsisches Sterblichkeitsrisiko“

bezeichnet dabei das Risiko eines vorzeitigen Todes auf

Grund von Faktoren, die sich der individuellen Kontrolle

entziehen, wie etwa (Arbeits-)Unfälle, Gewaltverbrechen,

unvermeidbare schädliche Umwelteinflüsse oder genetische

Prädispositionen. Ein hohes extrinsisches Sterblichkeitsrisiko

schmälert den langfristigen Nutzen einer

gesunden Lebensweise und anderer „Investitionen“ in die

eigene Zukunft und kann somit potenziell zur Erklärung

der beschriebenen Ungleichheiten beitragen.

Christian König, Doktorand der Forschungsgruppe, knüpfte

im Rahmen eines durch das „WZB World Merit Fellowship“

geförderten Forschungsaufenthalts neue Kontakte an der

Universität von Kopenhagen und trieb sein Dissertationsvorhaben

zu Ausmaß, Ursachen und den gesundheitlichen

Folgen sozialräumlicher Ungleichheiten in der Umweltqualität

(Luftverschmutzung, Nähe zu Grünflächen) voran.

Mit deutlich höherer räumlicher Auflösung als frühere

Studien zeigt König, dass vor allem Menschen ohne deutsche

Staatsangehörigkeit besonders häufig in Nachbarschaften

mit niedriger Umweltqualität leben, und dies auch nach der

Berücksichtigung von Einkommensunterschieden.

Im Rahmen eines von der Gruppe organisierten Online-

Workshops mit Wissenschaftler*innen des WZB, der TU

Kaiserslautern und der Universitäten Oxford, Kopenhagen

und Helsinki wurden im Februar 2021 Arbeiten

zu räumlichen Aspekten sozialer und gesundheitlicher

Ungleichheiten vorgestellt und diskutiert. Aus dieser

Veranstaltung ging unter anderem ein Kooperationsprojekt

mit den Universitäten Kopenhagen und Oxford

hervor, das die Hintergründe der von Christian König

beschriebenen ethnischen Segregation hinsichtlich der

Umweltqualität untersucht. Eine zentrale Hypothese ist,

dass diese umweltbezogene Segregation nicht auf individuelle

Präferenzen zurückzuführen ist: Menschen mit

Migrationshintergrund schätzen gesundheitsförderliche

Umwelten nicht weniger wert als andere. Vielmehr geht

es primär um (nicht intendierte) Folgen einer Präferenz

für co-ethnische Nachbar*innen und entsprechende Infrastrukturen

(Supermärkte, Restaurants, Vereine, religiöse

Stätten). Aus verschiedenen, auch historischen Gründen

finden sich diese Infrastrukturen häufig in Nachbarschaften

mit geringer Umweltqualität.

22

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

Neben den verschiedenen Projekten aus dem langfristigen

Forschungsprogramm wurden im Berichtszeitraum die Folgen

der Corona-Pandemie zu einem wichtigen, ursprünglich

nicht geplanten Schwerpunkt der Forschungsgruppe. Forschungsgruppenleiter

Jan Paul Heisig machte in zahlreichen

Interviews auf die stärkere Betroffenheit benachteiligter

Gruppen aufmerksam und setzte sich nachdrücklich für eine

Verbesserung relevanter Dateninfrastrukturen ein. Zudem

wurde er im Jahr 2020 zum sachverständigen Mitglied der

Enquete-Kommission „Corona-Pandemie“ des rheinlandpfälzischen

Landtags berufen. Die Mitglieder der Gruppe

verfassten mehrere Überblicks- und Diskussionsbeiträge

zu sozialen Ungleichheiten in den gesundheitlichen Folgen

der Pandemie und beteiligten sich am Projekt „Wissensstadt

Berlin 2021“, unter anderem mit mehreren Beiträgen zu

einer Open-Air-Ausstellung vor dem Roten Rathaus.

Neben diesen Transferaktivitäten wurden verschiedene

Forschungsprojekte zu den Folgen der Corona-Pandemie

begonnen. Zusammen mit Kollegen an der Universität von

Kopenhagen initiierte Jan Paul Heisig während der ersten

Welle der Pandemie eine Online-Längsschnittbefragung zu

Zeitverwendung und psychischem Wohlbefinden in Dänemark.

Eine laufende Arbeit auf Grundlage dieser Daten zeigt,

dass sich das psychische Wohlbefinden von Müttern mit

Hochschulabschluss im Zuge der in Dänemark recht früh erfolgten

Öffnung von Schulen und Kindertageseinrichtungen

im Vergleich zum Lockdown verbesserte. Für Mütter ohne

Hochschulabschluss sind hingegen keine Verbesserungen

erkennbar. Ein zweites international vergleichendes Projekt

beschäftigt sich mit der Akzeptanz von pandemiebedingten

Einschränkungen individueller Grund- und Freiheitsrechte

(z. B. Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen)

sowie mit der Akzeptanz von verschiedenen Verfahren

zur Entscheidungsfindung in gesellschaftlichen Notlagen

(z. B. Orientierung an Expertengremien, plebiszitäre Elemente).

Zusammen mit anderen Wissenschaftler*innen des WZB und

des Exzellenzclusters SCRIPTS will Jan Paul Heisig in diesem

Projekt auf Grundlage von Survey-Experimenten untersuchen,

inwiefern die Akzeptanz von Freiheitsbeschränkungen

und Entscheidungsverfahren von individuellen Merkmalen

wie der sozialen Lage, von kulturellen Orientierungen und

von Merkmalen des politischen Systems abhängt. Die Datenerhebung

wurde im Dezember 2021 beendet.

Literatur

Heisig, Jan Paul : „Soziale Ungleichheit und

gesundheitliches Risiko in der Pandemie.

In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Corona.

Pandemie und Krise. Schriftenreihe der Bundeszentrale

für politische Bildung, Bd. 10714. Bonn: Bundeszentrale

für politische Bildung 2021, S. 332-344.

Heisig, Jan Paul /Li, Jianghong /Allmendinger, Jutta:

„Gesundheitsdaten als öffentliches Gut“. In: Philip van der

Eijk/Detlev Ganten/Roman Marek (Hg.): Was ist Gesundheit?

Warschau/Berlin: De Gruyter, S. 363-375.

Heisig, Jan Paul / Schaeffer, Merlin: „The Educational

System and the Ethnic Skills Gap Among the Working-

Age Population. An Analysis of 16 Western Immigration

Countries“. In: Socius – Sociological Research for a

Dynamic World, 2020, Jg. 6, S. 1-18.

-Bericht 2020|2021

23


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

V.l.n.r.: Allan Sandham (Praktikant), Louis Klobes, Barbara Schlüter, Jonas Radl, Lea Kröger, Lejly Agamuradova

Forschungsgruppe

Effort and Social Inequality

Leiter: Prof. Dr. Jonas Radl

Ziel der Forschungsgruppe ist die Erhebung neuartiger

Daten zur kognitiven Anstrengung von Kindern. Damit

möchten wir herausfinden, welche Art von Anreizen Kinder

motiviert, sich für eine bestimmte Aufgabe anzustrengen,

und welchen Unterschied dabei die soziale Herkunft macht.

Gemeinsam mit der Universidad Carlos III de Madrid möchten

wir auf Grundlage von Experimenten und Umfragen

erstmals belastbare Befunde zur Anstrengungsbereitschaft

in Spanien und Deutschland erstellen. Das Forschungsprojekt

läuft seit 2018 und wird vom European Research

Council finanziert.

Im März 2020 mussten wir die Datenerhebung aufgrund der

Covid-19-Pandemie jäh unterbrechen, erst im Spätsommer

2021 konnten wir erneut Experimente organisieren. In

Berlin besuchen wir dafür die 5. Klassenstufe verschiedener

Grundschulen mit unserem „mobilen Labor“, das aus

Laptops und weiterer technischer Ausrüstung besteht (in

Berlin geht die Grundschule bis zur 6. Klasse). Neben den

Experimenten füllen die jungen Proband*innen einen

Fragebogen aus und erfahren mithilfe eines WZB-Films,

was Sozialwissenschaft ist. Anhand eines Quiz lernen sie,

wie das menschliche Gehirn funktioniert, und freuen sich

am Ende des Tages über ihre Spielzeugpreise.

Grundlegend lässt sich die menschliche Anstrengungsbereitschaft

auf zwei Arten erfassen: entweder subjektiv

durch umfragebasierte Persönlichkeitsskalen oder objektiv

durch beobachtetes Verhalten. Bei Persönlichkeitstests

geben die Befragten ihre Wesensmerkmale zumeist selbst

an, zum Beispiel für wie gewissenhaft oder fleißig sie sich

selbst halten. Bei Labormessungen kommen hingegen

oft sogenannte „real-effort tasks“ zum Einsatz; das sind

einfachste Aufgaben, die keine besonderen Fähigkeiten

voraussetzen, aber den Teilnehmenden echten Einsatz abverlangen.

Ein Aspekt der Arbeit in der Forschungsgruppe

Effort and Social Inequality ist der Vergleich beider Ansätze.

Erste Befunde zeigen, dass verbreitete subjektive Persönlichkeitsskalen

nicht in der Lage sind, die objektiv geleistete

Anstrengung verlässlich vorherzusagen. Verschiedene

umfragebasierte Persönlichkeitsmerkmale, die theoretisch

wichtig für die Anstrengungsbereitschaft sind, hängen

empirisch mit der real gemessenen Anstrengung entweder

nur schwach (z. B. die Gewissenhaftigkeit) oder gar nicht (z.

B. das Kontrollbewusstsein) zusammen. Insbesondere wenn

den Kindern keine materiellen Anreize für ihre Anstrengung

geboten werden, folgt ihr Verhalten kaum den erwartbaren

psychologischen Mustern. Diese Befunde machen deutlich,

dass zwischen „Sagen“ und „Tun“ ein wichtiger Unterschied

besteht. Noch mehr als Erwachsene liegen Kinder leicht

mit ihren Selbstbewertungen falsch oder neigen dazu, sich

selbst in einem positiven Licht darzustellen. Hinsichtlich

der Anstrengungsbereitschaft werfen unsere Daten somit

Zweifel an der Aussagekraft etablierter Persönlichkeitstests

auf, wie sie mitunter sogar in Personalverfahren zum Einsatz

kommen. Umgekehrt unterstreichen sie die Wichtigkeit

objektiver Messweisen für ein besseres Verständnis der

Anstrengungsbereitschaft.

Eine andere verhaltensbasierte Messmethode verwendet

Daten standardisierter Schulleistungsstudien wie des PISA-

Tests. Sofern die Reihenfolge der Testfragen zufällig ist, lässt

sich die Anstrengung in Form des relativen Abfalls in der

Richtigkeit der Antworten über die zweistündige Dauer des

Tests erfassen. Man spricht hier auch von Testpersistenz.

Frühere Studien haben beispielsweise gezeigt, dass Mädchen

24

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Dynamiken sozialer Ungleichheiten

im PISA-Test konstanter antworten als Jungen. Eine neue

Studie unseres Projektmitglieds Alberto Palacios-Abad zeigte

nun aufgrund von australischen Längsschnittdaten, dass

die Testpersistenz im Alter von 15 Jahren einen deutlichen

Einfluss auf die Erlangung eines Hochschulabschlusses

zehn Jahre später hat, selbst wenn andere wichtige Merkmale,

wie die elterliche Bildung, mitberücksichtigt werden.

Derartige Forschungsergebnisse zeigen die hohe Relevanz

der Anstrengungsbereitschaft für den sozioökonomischen

Erfolg im Leben.

Literatur

Apascaritei, Paula/Demel, Simona/Radl, Jonas: „The

Difference Between Saying and Doing: Comparing

Subjective and Objective Measures of Effort Among Fifth

Graders“. In: American Behavioral Scientist, 2021, Jg. 65, H.

11, S. 1457-1479. DOI: 10.1177/0002764221996772.

Palacios-Abad, Alberto: „Strive to Succeed? The Role of

Persistence in the Process of Educational Attainment“.

In: American Behavioral Scientist, 2021, Jg. 65, H. 11, S.

1555-1576. DOI: 10.1177/0002764221996758.

Radl, Jonas/Miller, Luis: „Conceptual and Methodological

Considerations on Effort: An Interdisciplinary Approach“.

In: American Behavioral Scientist, 2021, Jg. 65, H. 11, S.

1447-1456. DOI: 10.1177/0002764221996792.

Berliner Kinder machen sich arbeitsbereit. (Foto: Barbara Schlüter)

Der Beginn einer „real-effort“-Aufgabe. (Foto: Barbara Schlüter)

-Bericht 2020|2021

25


Schwerpunkt

Markt und

Entscheidung

Direktorin/Direktor

Prof. Dr. Dorothea Kübler

Prof. Dr. Steffen Huck

Beauftragte für Forschungsmanagement

Dipl.-Volksw. Babette Hagemann


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

V.l.n.r.: Filiz Özkan, Christian Basteck, Mira Fischer, Babette Hagemann, Judith Stein, Dorothea Kübler, Maximilian Peukert, Ben Ragnick

Abteilung

Verhalten auf Märkten

Direktorin: Prof. Dr. Dorothea Kübler

Die Abteilung Verhalten auf Märkten widmet sich der

Erforschung von Märkten auf der Grundlage reichhaltiger

Modelle menschlicher Entscheidungen. Inhaltlich gliedert

sich die Arbeit der Abteilung in die drei Kernbereiche:

(1) Schulwahl, Studienplatzvergabe und Einstiegsarbeitsmärkte;

(2) Privatsphäre, soziales Ansehen, Vertrauen und

Korruption; (3) Fehlentscheidungen auf Märkten.

Experimente sind die Methode der Wahl, um kausale

Zusammenhänge zu untersuchen. Eine Reihe von Forschungsarbeiten

der Abteilung Verhalten auf Märkten

setzen Laborversuche und natürliche Experimente ein,

um die Beweggründe für Bildungsentscheidungen besser

zu verstehen. Denn es genügt oft nicht zu wissen, womit

Bildungsentscheidungen einhergehen, das heißt korreliert

sind. Um die richtigen politischen Maßnahmen zu ergreifen,

müssen wir Ursache und Wirkung kennen.

Studienplatzvergabe – die Entdeckung der

Präferenzen

Das zentrale Vergabeverfahren für Studienplätze in Deutschland,

das sogenannte Dialogorientierte Serviceverfahren,

generiert quasi-experimentelle Evidenz zu der Frage, wie Bewerber:innen

sich für oder gegen Universitäten entscheiden.

In dem von Julien Grenet, YingHua He und Dorothea Kübler

untersuchten Verfahren bewerben sich die Studierenden

für bis zu zwölf Studiengänge und werden erst gebeten,

eine endgültige Rangliste aufzustellen, nachdem ihnen die

Universitäten in einer ersten Runde Angebote machen

konnten. Die Studierenden können also Studienangebote

erhalten und dann erst entscheiden, welches sie annehmen

wollen, ob sie ihre Rangliste verändern wollen und ob sie

auf bessere Angebote warten. Es zeigt sich, dass die Studierenden

geneigt sind, frühere Angebote anzunehmen, auch

wenn sie von Unis stammen, die die Studierenden zu Beginn

des Verfahrens nicht präferiert haben. Das kann darauf

zurückgeführt werden, dass die Studierenden erst mit dem

Erhalt von Angeboten Informationen über die Unis einholen

und Präferenzen über die verschiedenen Studienangebote

entwickeln. Das Dialogorientierte Verfahren gibt ihnen

dafür die nötige Zeit. Damit ist es zentralisierten Verfahren

überlegen, bei denen die Bewerber:innen gleich zu Beginn

endgültige Ranglisten abgeben müssen. Gleichzeitig werden

die Vorteile der Zentralisierung (keine langwierigen Nachrückverfahren

und unbesetzten Studienplätze) erhalten.

Schulplatzvergabe – eine Frage der Fairness

Die Gestaltung von Vergabeverfahren für Schulplätze wird

nicht nur in Deutschland kontrovers diskutiert. Schüler:innen

sollen einer ihrem Leistungsniveau angemessenen

Schulform zugewiesen werden, Chancengleichheit beim

Zugang soll gewährleistet sein, und schließlich sollten die

Wünsche der Bewerberinnen selbst soweit als möglich berücksichtigt

werden. Diese Ziele geraten allerdings leicht

in Konflikt miteinander. Das hängt auch damit zusammen,

dass viele Verfahren den Bewerber:innen Anreize geben,

sich strategisch zu verhalten – Bewerber:innen, die sich der

strategischen Natur des Verfahrens bewusst sind, können

also Vorteile gegenüber Bewerber:innen haben, die wahrheitsgemäß

über ihre Schulwünsche Auskunft geben. Welche

Auswirkungen dies haben kann, untersuchen Christian

-Bericht 2020|2021

27


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

Basteck und Marco Mantovani. In einem ökonomischen

Laborexperiment messen sie zuerst die kognitiven Fähigkeiten

der Teilnehmenden mithilfe von Ravens Matrizentest,

um sie dann mit verschiedenen Bewerbungssituationen

zu konfrontieren. Für ein Vergabeverfahren, bei dem die

wahrheitsgemäße Angabe der Präferenzen stets optimal

ist, ergeben sich nur geringe Auswirkungen von Unterschieden

im Testergebnis auf die finale Schulzuteilung. Sie

betrachten allerdings auch ein zweites Verfahren, das dem

in Berlin angewandten Vergabeverfahren für Sekundarschulplätze

ähnelt. Bei diesem haben Bewerber:innen häufig

einen Anreiz sich strategisch zu verhalten und besonders

übernachgefragte Schulen nicht auf die Wunschliste zu

setzen. In diesem Verfahren beobachten sie dagegen, dass

Bewerber:innen, die schlechtere Ergebnisse im Matrizentest

erzielen, häufiger nachteilige Bewerbungsstrategien

wählen. In Folge dessen sind sie bei der Vergabe der Plätze

im Nachteil. So erhalten sie beispielsweise überproportional

häufig die unbeliebteste Schule zugeteilt. In einer darauf

aufbauenden Arbeit untersuchen die Autoren, ob die Veröffentlichung

von Informationen zur Bewerber:innenzahl

an den einzelnen Schulen es leichter macht, die optimale

Bewerbungsstrategie zu identifizieren und den Abstand

zwischen Bewerber:innen mit unterschiedlichen kognitiven

Fähigkeiten zu verringern. Dies gelingt zum Teil. Der

Abstand zwischen Teilnehmenden mit Testergebnis oberund

unterhalb des Medians verringert sich. Allerdings

verschlechtert sich die Situation für Teilnehmende, deren

Testergebnis am unteren Ende liegt weiter.

denen die Schulform-Empfehlung verbindlich war. Gleichzeitig

zeigt sich das umgekehrte Bild für das Wohlbefinden

und die Lernfreude der Schüler:innen; beide wurden durch

verbindliche Schulform-Empfehlungen reduziert. Das liegt

daran, dass Schüler:innen bei verbindlichen Schulformempfehlungen

mehr Zeit mit Hausaufgaben verbringen.

Die Eltern hingegen scheinen nicht zum Leistungsdruck

beizutragen.

Insgesamt zeigt die Studie, dass der leistungsabhängige Zugang

zu weiterführenden Schulen zu größerem Kompetenzerwerb

in der Grundschule führt, jedoch das Wohlbefinden

und die Lernfreude reduziert – und zwar unabhängig von

der sozialen Herkunft der Kinder.

Schulformempfehlungen – verbindlich oder unverbindlich

Mithilfe eines natürlichen Experiments haben Maximilian

Bach und Mira Fischer die Effekte von verbindlichen Schulformempfehlungen

auf die Kompetenzentwicklung und das

Wohlbefinden von Grundschüler:innen untersucht. Der Übergang

von der Grundschule in eine weiterführende Schulform

stellt in Deutschland eine wichtige Weichenstellung in

der Bildungsbiografie dar. Die Bundesländer unterscheiden

sich jedoch stark darin, inwiefern die Eltern darüber bestimmen

dürfen, ob ihr Kind etwa ein Gymnasium, eine

Realschule oder eine Hauptschule besuchen soll. Während

in allen Bundesländern die Grundschule für jede Schülerin

und jeden Schüler eine Empfehlung darüber ausspricht,

welche Schulform sie für geeignet hält, überlassen viele

Bundesländer den Eltern das letzte Wort. Die Schulformwahl

ist in diesen Ländern nicht an die Empfehlung gebunden.

Die Forscher:innen nutzen für ihre Studie Reformen, die

in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen-

Anhalt in den Jahren 2011 beziehungsweise 2012 zur Abschaffung

der Verbindlichkeit von Schulform-Empfehlungen

geführt haben. Die Analysen zeigen ein einheitliches Bild:

Die Schüler:innenleistungen verschlechterten sich durch die

Abschaffung der Verbindlichkeit, beziehungsweise Schüler

in Bundesländern, in denen die Eltern die Schulform frei

wählen konnten, lernten zwischen der zweiten und vierten

Klasse weniger dazu als Schüler:innen in Bundesländern, in

Literatur

Bach, Maximilian/Fischer, Mira: Understanding the

Response to High-Stakes Incentives in Primary Education.

WZB Discussion Paper SP II 2020–202. Berlin: WZB 2020.

Basteck, Christian/Mantovani, Marco: „Aiding Applicants:

Leveling the Playing Field within the Immediate

Acceptance Mechanism“. In: Review of Economic Design,

2022. DOI: 10.1007/s10058-021-00283-2.

Grenet, Julien/He, YingHua/Kübler, Dorothea: „Preference

Discovery in University Admissions: The Case for Dynamic

Multi-offer Mechanisms.“ In: Journal of Political Economy,

2022, Jg. 130, H. 6, S. 1427-1476.

28

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

V.l.n.r.: Steffen Huck, Teresa Backhaus, Kai Barron, Nina Bonge, Johannes Leutgeb, Richard Mertens, Maja Adena, Babette Hagemann, Julian Harke,

Natalia Linke

Abteilung

Ökonomik des Wandels

Direktor: Prof. Dr. Steffen Huck

Die Forschung der Abteilung verbindet ökonomische Theorie

mit einer Vielzahl empirischer Methoden: Labor- und

Feldexperimente, Surveys, aktuelle und historische Beobachtungsdaten

kommen zum Einsatz. Inhaltlich gibt

es vier Schwerpunkte: (1) die Untersuchung langfristiger

Anpassungsprozesse vor allem im Spannungsfeld zwischen

Wettbewerb und Kooperation; (2) die Untersuchung mentaler/statistischer

Modelle, die Entscheider benutzen, um

eine sich wandelnde Welt erfolgreich zu navigieren; (3) die

Untersuchung der Grundlagen und der Praxis prosozialen

Verhaltens; (4) die Untersuchung politökonomischer Mechanismen

mit Auswirkungen auf die Resilienz der Demokratie.

Darüber hinaus hat sich die Abteilung in vielfältiger Weise

mit den sozialwissenschaftlichen Folgen der Covid-

19-Pandemie beschäftigt, sowohl durch Beiträge in der

webbasierten Corona-Reihe des WZB als auch durch originäre

Forschung in Surveys, die die Auswirkungen der Pandemie

auf persönliches und finanzielles Wohlbefinden studiert

haben, und in Experimenten zu Determinanten des Social

Distancing.

Gute und schlechte Nachrichten

In einer Studie, die kürzlich in der Zeitschrift Experimental

Economics veröffentlicht wurde, untersucht Kai Barron, wie

Individuen auf gute und schlechte Nachrichten reagieren,

und fragt, ob Individuen unbewusst eher bereit sind, gute

Nachrichten aufzunehmen als schlechte Nachrichten. Sollte

dies zutreffen, wäre dies eine Erklärung dafür, warum

Menschen in bestimmten Kontexten zu optimistisch sind.

Diese Studie baut auf Vorarbeiten in der Psychologie und

der Wirtschaftswissenschaft auf, die zum Beispiel untersuchen,

wie Individuen neue Informationen über ihre eigene

Intelligenz oder ihre Attraktivität verarbeiten. Einige dieser

Studien haben gezeigt, dass Individuen gute Nachrichten

und schlechte Nachrichten über ego-relevante Merkmale

asymmetrisch verarbeiten. Das bedeutet, dass sie eher

bereit sind, gute Nachrichten zu akzeptieren und auf dieser

Grundlage ihr Eigenbild zum Positiven verändern. Dies ist

eine Erklärung dafür, warum Menschen sich für klüger und

attraktiver halten, als sie es (im Durchschnitt) tatsächlich

sind. Das klassische Beispiel dafür ist, dass die meisten

Menschen glauben, sie seien überdurchschnittlich gute

Autofahrer:innen.

In der WZB-Studie wird untersucht, ob sich dieses Phänomen,

dass Menschen gute Nachrichten anders verarbeiten als

schlechte, auch auf den Bereich der finanziellen Erwartungen

erstreckt. Beispielsweise ist es für das Verständnis

von Finanzentscheidungen wichtig zu wissen, ob Menschen

eher geneigt sind, gute Nachrichten über ihren Aktienbestand

oder den künftigen Wert ihres Hauses anzunehmen.

Dies kann auch für das Verständnis von Blasen auf dem

Aktienmarkt insgesamt von Bedeutung sein. Die Studie

zeigt, dass die Menschen im Zusammenhang mit solchen

Finanzentscheidungen im Durchschnitt weniger voreingenommen

sind als bei ego-relevanten Informationen. In

den Daten gibt es keine Anzeichen für eine Asymmetrie

bei der Verarbeitung guter und schlechter Nachrichten.

Zwar gibt es eine beträchtliche Heterogenität bei der Informationsverarbeitung,

aber die durchschnittliche Person

ist ziemlich gut bei der Verarbeitung der Informationen

im Vergleich zum statistischen Benchmark für optimale

Informationsverarbeitung.

Bereitstellung privater Güter

In vielen Ländern gibt es eine Reihe von privaten Gütern,

die gleichzeitig vom öffentlichen Sektor und auf Märkten

-Bericht 2020|2021

29


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

angeboten werden. So gibt es beispielsweise in vielen Ländern

einen öffentlichen Bildungssektor, der Kindern einen

kostenlosen Schulbesuch ermöglicht. Alternativ können

Eltern ihr Kind auch auf eine Privatschule schicken, wenn

sie dies wünschen. Warum aber sollten diese Familien die

Existenz eines öffentlichen Schulsektors unterstützen,

wenn sie bereits für die private Alternative zahlen? Neben

weiteren Aspekten, die außen vorgelassen werden, kann

Statusdenken hier ein wichtiger Grund sein. Denn der Kreis

derjenigen, die ihre Kinder auf eine Privatschule schicken

anstatt auf eine öffentliche, ist oft anders sozial selektiert.

Eltern versprechen sich hiervon direkte und indirekte

Statusvorteile. In einer 2021 im Economic Journal veröffentlichten

Studie haben Jana Friedrichsen, Tobias König

und Tobias Lausen ein solches Statusdenken in ein Modell

zur politischen Ökonomie der öffentlichen Bereitstellung

privater Güter eingebaut. Die Forschenden gehen also, in

Abweichung zur bisherigen Literatur, davon aus, dass die

Bürger:innen sich nicht nur für das Ausmaß der Bereitstellung

öffentlicher Güter und ihre eigene Steuerzahlung

interessieren, sondern auch für ihren Status, der aus dem

Konsum des öffentlich bereitgestellten Gutes oder – stattdessen

– der privaten Alternative resultiert.

den Konsum der privaten Alternative Zugang zu einem

hohen Statusniveau zu kaufen. Im Extremfall, wenn die

Ungleichheit gering ist, kann die Differenzierung in der

Statusdimension dabei so wertvoll sein, dass reiche Personen

sich damit zufriedengeben, privat ein geringeres Niveau

zu konsumieren, als öffentlich frei zur Verfügung gestellt

wird. Das Forscher:innenteam diskutiert dieses theoretische

Ergebnis im Zusammenhang mit der Beobachtung, dass der

Qualitätsunterschied zwischen privaten und öffentlichen

Schulen in eher gleichen Gesellschaften zugunsten der

öffentlichen Schulen ausfällt. Außerdem gibt dieses Ergebnis

eine mögliche Erklärung dafür, warum sich Individuen

dafür entscheiden, keine Sozialleistungen in Form von

Sozialwohnungen oder Lebensmittelmarken in Anspruch zu

nehmen, sondern stattdessen privat ein geringeres Niveau

bezogen auf Wohnraum und Lebensmittel akzeptieren: Sie

wollen ihren sozialen Status nicht gefährden.

In dem Modell wird jede öffentliche Bereitstellung eines

privaten Gutes steuerfinanziert und das Ausmaß der öffentlichen

Bereitstellung wird durch Mehrheitsentscheidungen

aller Bürger bestimmt. Anstatt das öffentlich bereitgestellte

Gut in der angebotenen Höhe kostenlos zu konsumieren,

steht es jedem Bürger außerdem frei, das Gut alternativ

privat in einem Wettbewerbsmarkt zu erwerben. Da sich

die Individuen in ihrem Einkommen unterscheiden, führt

die doppelte Bereitstellung des Gutes in der öffentlichen

und der privaten Version zu einer Teilung der Gesellschaft

in diejenigen, die das öffentlich bereitgestellte Gut konsumieren,

und diejenigen, die sich gegen den öffentlichen

Sektor und für die private Alternative entscheiden. Da

die öffentliche Versorgung ohne zusätzliche Zahlung in

Anspruch genommen werden kann, während die private

Alternative etwas kostet, wird die Aufteilung in den privaten

und den öffentlichen Sektor durch das Einkommen

bestimmt. Nur reichere Personen können es sich leisten,

sich gegen die öffentliche Versorgung zu entscheiden, um

durch den Konsum der privaten Alternative einen höheren

Status zu erhalten.

Ein verbessertes öffentliches Angebot führt daher zu einem

sozialen Rückkopplungseffekt, der die Nutzerbasis des

öffentlichen Angebots verbreitert und dadurch den Status

der privaten Alternative erhöht. Dieser Statuseffekt wirkt

sich dann auf das Wahlverhalten aus, da die Bürger auch

aus ihrem Status Nutzen ziehen. Für reiche Personen kann

es sich dann lohnen, für eine Erhöhung der öffentlichen

Bereitstellung von privaten Gütern zu stimmen, die sie

selbst auf den Märkten kaufen, weil die private Alternative

dadurch elitärer wird und mit einem höheren Status

verbunden ist. Der zugrundeliegende Mechanismus ist

folgender: Je besser die öffentliche Alternative ist, desto

mehr Bürger:innen entscheiden sich rational dafür, diese

zu nutzen. Nur die reichsten haben die Mittel, sich durch

Literatur

Barron, Kai: „Belief Updating: Does the ‚Good-News, Bad-

News‘ Asymmetry Extend to Purely Financial Domains?“

In: Experimental Economics, 2021, Jg. 24, S. 31-58. DOI:

10.1007/s10683-020-09653-z.

Friedrichsen, Jana/König, Tobias/Lausen, Tobias: „Social

Status Concerns and the Political Economy of Publicly

Provided Private Goods“. In: The Economic Journal, 2021,

Jg. 131, H. 633, S. 220-246

30

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

V.l.n.r.: Claudia Nentwich, Agne Kajackaite, Tilman Fries, Daniel Parra

Forschungsgruppe

Ethics and Behavioral

Economics

Leiterin: Dr. Agne Kajackaite

Das wichtigste Ziel der Forschungsgruppe ist es, unethisches

Verhalten, insbesondere Lügen, zu verstehen.

Dazu werden ökonomische Labor-, Online- und Laborim-Feld-Experimente

durchführt. Weitere Themen sind

Anreize, Risikopräferenzen, Unwissenheit, soziale Präferenzen

und kognitive Leistungen. Die Forschungsgruppe

startete im August 2017 und wird im Juli 2022 enden.

Die Mitglieder der Forschungsgruppe kooperieren mit

Forschenden der WZB-Forschungseinheiten Verhalten auf

Märkten und Ökonomik des Wandels und mit anderen Forschungseinrichtungen,

unter anderem mit der University

of California San Diego, University of Southern California,

Columbia Business School, UC Santa Barbara, NYU Abu

Dhabi, Copenhagen Business School, Texas A&M und der

Universität zu Köln.

Armut und unethisches Verhalten

Ein wichtiges Ergebnis der Gruppe ist die Forschungsarbeit

„Does Poverty Negate the Impact of Social Norms

on Cheating?“, die 2020 im Journal Games and Economic

Behavior veröffentlicht wurde.

Ob zwischen dem Einkommen einer Person und ihrem

ethischen Verhalten ein Zusammenhang besteht, wird viel

diskutiert. Ein Ansatz besagt, dass sich ethisch korrektes

Handeln auf diejenigen Personen beschränkt, die es sich

„leisten“ können. Empirisch konnte die Frage, ob Armut

ein am Gemeinsinn orientiertes Handeln eher fördert oder

hemmt, bislang nicht geklärt werden.

Erstmals hat das Forscherteam den Zusammenhang nun

genauer untersucht. Um zu prüfen, wie Armutserfahrung

ethisches Handeln beeinflusst, nutzte das Team ein Feldexperiment

mit mehreren hundert thailändischen Reisbauern.

Das Experiment basierte auf einem Spiel, das

Teilnehmer*innen belohnte, die absichtlich falsche Angaben

über eine zuvor gezogene Karte machten. Die Forschenden

fanden heraus, dass unehrliche Angaben vor und nach

der Erntesaison gleich häufig vorkamen. Gemogelt wurde

also in Zeiten relativer Armut genauso oft wie in Zeiten

relativen Reichtums. Es konnte gezeigt werden, dass Armut

allein keinesfalls zu ethisch weniger korrekten Entscheidungen

führt.

Der Feldversuch liefert außerdem einen Beleg für die Wirksamkeit

steuernder Maßnahmen, sogenannte Interventionen.

So hatte eine Unterrichtung der Probanden über

die ethische Bedeutung ihrer Entscheidungen in der Zeit

nach der Ernte, als durchschnittlich mehr Einkommen zur

Verfügung stand, einen deutlich stärkeren Effekt als in der

Zeit vor der Ernte mit eher geringem Einkommen. Das

legt nahe, dass der Zeitpunkt von verhaltenssteuernden

Eingriffen eine Rolle spielt.

Überwachung und Lügen

Ein weiteres Ergebnis der Forschungsgruppe ist eine Forschungsarbeit

zum Thema „Observability and Lying“, die von

allen wissenschaftlichen Mitgliedern der Forschungsgruppe

sowie Uri Gneezy (UC San Diego) im Journal of Economic

Behavior & Organization veröffentlicht wurde. Die Autor*innen

untersuchten mit einem Laborexperiment, wie

sich der Umstand, dass ein Verhalten beobachtet wird, auf

-Bericht 2020|2021

31


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

das Lügen auswirkt. Die Versuchsteilnehmer*innen zogen

in einem „Betrugsspiel“ (lying game) eine zufällige Zahl

und gaben dann eine beliebige Zahl an, wobei sie nur für

diese Angaben eine finanzielle Belohnung erhielten. Die

Autor*innen untersuchten, wie diese Meldungen vom Grad

der Überwachung sowohl der Zufallsziehung als auch der

Meldung durch die Spielleiterin abhängen. Die Ergebnisse

zeigen, dass eine stärkere Überwachung der Zufallsziehung

betrügerisches Verhalten verringert, während die Möglichkeit,

mehr anonyme Meldungen abzugeben, keinen Einfluss

auf das durchschnittliche Ergebnis hat. Dieses Ergebnis

ist überraschend, da diese Art von Doppelblindverfahren

normalerweise das Verhalten verändert, wie andere Experimente

gezeigt haben.

Prosoziale Manager*innen und Shareholder-Value

Ein weiteres Ergebnis ist das Forschungspapier über „Prosocial

Managers, Employee Motivation, and the Creation

of Shareholder Value“, das 2020 im Journal of Economic

Behavior & Organization veröffentlicht wurde. Die Autor*innen

argumentieren, dass es bei unvollständigen Verträgen

selbst für geldmaximierende Aktionäre nicht unbedingt von

Interesse ist, einen Manager zu wählen, der den Shareholder-Value

maximieren will. Sie zeigen in einem formalen

Modell sowie anhand von Beobachtungsdaten aus über 900

Unternehmen und einer Reihe von Laborexperimenten, dass

die Wahl einer Managerin, die Ressourcen bevorzugt für

soziale Zwecke einsetzt, die Motivation der Mitarbeiter*innen

erhöhen kann. Das hat positive Folgen, weil Verluste

beim Shareholder-Value, aufgrund von Investitionen in

soziale Belange, durch Leistungssteigerungen der Mitarbeiter*innen

ausgeglichen werden. Die Auswahl eines

Managers oder einer Managerin mit sozialen Interessen

dient als Bindungsinstrument, das die Mitarbeitermotivation

erhöht. Diese Erkenntnisse haben wichtige Auswirkungen

auf Unternehmen und andere Organisationen.

Literatur

Boonmanunt, Suparee/Kajackaite, Agne/Meier, Stephan:

„Does Poverty Negate the Impact of Social Norms on

Cheating?“ In: Games and Economic Behavior, 2020, Jg. 124,

November, S. 569-578.

Fries, Tilman/Gneezy, Uri/Kajackaite, Agne/Parra, Daniel:

„Observability and Lying“. In: Journal of Economic Behavior

& Organization, 2021, Jg. 189, September, S. 132-149.

Kajackaite, Agne/Sliwka, Dirk: „Prosocial Managers,

Employee Motivation, and the Creation of Shareholder

Value“. In: Journal of Economic Behavior & Organization,

2020, Jg. 172, April, S. 217-235.

32

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

V.l.n.r.: Corinna Michel, Claudia Nentwich, Peter N.C. Mohr, Sophie Homeyer, Catharina Schinschke

Forschungsgruppe

Neuroökonomie

Leiter: Prof. Dr. Peter N.C. Mohr

Die gemeinsam von der Freien Universität Berlin (FU) und

dem WZB getragene Forschungsgruppe Neuroökonomie erforscht

die grundlegenden Mechanismen des ökonomischen

Entscheidungsverhaltens. Hierzu nutzen die Forscher*innen

neuartige Methoden, wie zum Beispiel Eye Tracking. Diese

lassen Rückschlüsse darauf zu, welche Informationen im

Entscheidungsprozess verarbeitet werden. In den Jahren

2020 und 2021 lag der Schwerpunkt auf zwei Projekten: Im

ersten Projekt wurde untersucht, ob Menschen, die mehr

Zeit am Smartphone verbringen, impulsiver sind. Im Mittel

punkt des zweiten Projekts stand die Frage, ob riskante

Entscheidungsalternativen, denen länger Aufmerksamkeit

geschenkt wird, auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit

gewählt werden.

Smartphone-Nutzung und Impulsivität

Diverse Studien hatten bereits angedeutet, dass es Verhaltensähnlichkeiten

zwischen exzessivem Gebrauch von

Smartphones und problematischem Verhalten wie Alkoholmissbrauch,

Spielsucht oder Drogenkonsum gibt. Jedoch

wurden bei den meisten dieser Untersuchungen Selbstauskünfte

in Bezug auf die Smartphone-Nutzungszeiten der

Proband*innen herangezogen. Um eine größere Genauigkeit

der Daten zu erlangen, machten sich die Forscher*innen

der Forschungsgruppe eine neue iPhone-Funktion („Bildschirmzeit“)

zunutze. Sie rekrutierten 101 Teilnehmer*innen,

die ihr Einverständnis dafür gaben, dass ihre tatsächlichen

Nutzungszeiten pro installierter App in den letzten 7 bis 10

Tagen erfasst werden können. Die Teilnehmer*innen führten

des Weiteren Impulsivitäts-Entscheidungsaufgaben durch

und füllten Fragebögen bezüglich ihrer Selbstkon-trolle

und Voraussicht aus.

Die Analysen ergaben, dass Teilnehmer*innen mit einer

längeren Nutzungszeit eher kleinere, sofortige Belohnungen

als größere, verzögerte Belohnungen bevorzugten. Zudem

zeigte sich, dass dieses impulsive Entscheidungsverhalten

mit zwei bestimmten App-Kategorien zusammenhing: Spiele

und Soziale Medien.

Außerdem verbrachten Teilnehmer*innen, die eine stärkere

Selbstkontrolle aufwiesen, tendenziell weniger Zeit am

Smartphone. Allerdings fanden die Forscher*innen der

Forschungsgruppe keinen Zusammenhang zwischen der

Nutzungszeit und der Neigung, zukünftige Verhaltenskonsequenzen

im tagtäglichen Leben zu berücksichtigen.

Auch hatten weder die Selbstkontrolle noch die Berücksichtigung

zukünftiger Konsequenzen einen Einfluss auf den

Zusammenhang zwischen der Smartphone-Nutzungszeit

und der Impulsivität einer Person.

Risikoverhalten und Informationsverarbeitung

Wenn Menschen bestimmte Entscheidungsalternativen

länger betrachten als andere, werden die länger betrachteten

Alternativen in der Regel auch häufiger gewählt. Eine

Erklärung für diesen Zusammenhang basiert auf der Idee,

dass Menschen über die Zeit hinweg Evidenz für die zur

Auswahl stehenden Alternativen sammeln; dabei könnten

sie schneller Evidenz für Alternativen sammeln, die sie

gerade anschauen. Nimmt man nun an, dass Menschen

eine Entscheidung treffen, wenn sie genug Evidenz für

eine Alternative gesammelt haben, werden sie sich tendenziell

eher für Alternativen entscheiden, die sie länger

-Bericht 2020|2021

33


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

betrachtet haben. Allerdings ist bis dato nicht klar, ob die

Betrachtungszeit wirklich die Entscheidung kausal beeinflusst

oder ob Alternativen, die eine Person besser findet,

einfach länger angeschaut werden. Die Forscher*innen

der Forschungsgruppe haben sich dieser Frage mithilfe

eines Experiments gestellt, in dem sie die Präsentationsdauer

(und damit auch die Betrachtungsdauer) der Alternativen

variiert haben. Zudem wurde die Reihenfolge der

Präsentation der Alternativen abgewandelt. Dies basierte

auf der Beobachtung, dass die Alternative, die schließlich

gewählt wurde, auch als Letztes angesehen wurde. Die Forscher*innen

konnten bei der Analyse der Experimentaldaten

keinen Hinweis auf einen Einfluss der Präsentationslänge

von Alternativen finden. Sie fanden aber einen starken

Effekt der Präsentationsreihenfolge auf die Entscheidung.

Alternativen, die als Letztes gezeigt wurden, wiesen eine

deutlich höhere Wahrscheinlichkeit auf gewählt zu werden,

als Alternativen, die nicht als Letztes gezeigt wurden.

Literatur

Molter, Felix/Mohr, Peter N.C.: „Presentation Order but Not

Duration Affects Binary Risky Choice“. Preprint. PsyArXiv

2021.

Schulz van Endert, Tim/Mohr, Peter N.C.: „Likes and

Impulsivity: Investigating the Relationship Between Actual

Smartphone Use and Delay Discounting“. In: PLOS ONE,

2020. DOI: 0.1371/journal.pone.0241383.

Forschungsprofessur

Intergenerational Social Learning

Prof. Andrew Schotter Ph.D.

Prof. Guillaume Fréchette Ph.D.

Die Forschungsprofessoren Andy Schotter und Guillaume Fréchette interessiert, wie strategisches Verhalten,

das spieltheoretisch modelliert wird, sich ändert, wenn Wissen von einer Generation von Entscheider*innen

auf die nächste übergeht. Denn anders als in der Theorie sind die Akteur*innen in gesellschaftlichen

Zusammenhängen nicht unendlich langlebig dabei, sondern werden in ihren Rollen – beispielsweise als

Geschäftsführer*innen oder Staatenlenker*innen – nach einigen Amtszeiten von Nachfolger*innen abgelöst.

Beim Amtswechsel übergeben sie das Amt typischerweise mit Ratschlägen zu bewährtem Verhalten an ihre

Nachfolger*innen, sodass kulturelle Regeln und Konventionen der Amtsführung durch die Generationen

weitergereicht werden und diese das zukünftige Verhalten von Amtsträger*innen beeinflussen. Was bedeuten

Prozesse intergenerationalen Lernens für das Kooperationsverhalten zwischen Akteur*innen einer

neuen Generation? Die Forscher untersuchen, ob Entscheidungen besser und weiser werden, weil man von

den Vorgänger*innen gelernt hat, oder ob Akteur*innen in suboptimalen Situationen stecken bleiben, weil

sie Fehlinformationen und falsches Verhalten übernommen haben.

34

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Markt und Entscheidung

Forschungsprofessur

Collective Decision Making

Prof. Thomas R. Palfrey Ph.D.

Thomas Palfrey hat in Zusammenarbeit mit mehreren Co-Autoren wie Jeongbin

Kim, Jeffrey Zeidel, Marco Battaglini („Games Played by Teams of Players“, in:

American Economic Journal: Microeconomis, im Erscheinen) und Alessandra

Casella („Trading Votes for Votes: A Laboratory Study“, in: Games and Economic

Behavior, 2021, 125, S. 1-26) theoretische und empirische Untersuchungen zur

kollektiven Entscheidungsfindung durchgeführt, wie sie beispielsweise in Gremien und Ausschüssen stattfinden.

Die Forscher haben unter anderem ein theoretisches Konzept für ein Team-Gleichgewicht entwickelt,

das abbilden soll, wie sich Gruppen in strategischen Situationen verhalten. In typischen spieltheoretischen

Modellen wird nur die Interaktion zwischen Individuen bei der Entscheidungsfindung und nicht zwischen

Gruppen modelliert. Das neue Modell erweitert deren Anwendung auf Situationen in der Wirtschaft oder Politik,

wo Gruppen wie Unternehmen, Gewerkschaften, politische Parteien, Länder usw. miteinander verhandeln.

Überprüfungen des theoretischen Modells in Labor- und Online-Experimenten ergaben, dass die Koordination

von Teams sogar bessere Ergebnisse bringt, als die von Einzelpersonen. Wie sich Organisationen intern am

besten gestalten, um das Trittbrettfahrerphänomen Einzelner zu vermeiden, war ein weiteres Forschungsprojekt.

Die Autoren finden eine besondere Form des kollektiven Mechanismus zur Entscheidungsfindung,

den sie als Volunteer Based Organizations (VBO) bezeichnen und der bessere Ergebnisse für die Gruppe erzielt,

als ein einfacher, unorganisierter Mechanismus für freiwillige Gruppenbeiträge.

-Bericht 2020|2021

35


Schwerpunkt

Digitalisierung und

gesellschaftlicher

Wandel

Koordinatorin

Prof. Dr. Jeanette Hofmann

Beauftragte für Forschungsmanagement

Samantha Gupta M. A.

Lejly Agamuradova M. P. A.


Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel

V.l.n.r: Leslie Quitzow, Lara Meyer, Cornelia Bäuerle, Theresa Pfaff, Lisa Ruhrort, Weert Canzler, Lejly Agamuradova, Franziska Zehl, Andreas Knie

Forschungsgruppe

Digitale Mobilität

und gesellschaftliche

Differenzierung

Leitung:

Prof. Dr. Andreas Knie

Dr. habil. Weert Canzler

Mobilität und Verkehr sind große gesellschaftliche Herausforderungen.

Im Mittelpunkt steht das Automobil. Es

galt lange Zeit als das Versprechen für sozialen Aufstieg.

Individuell und eigensinnig unterwegs zu sein, gehört zum

Kern der Selbstbeschreibung moderner Gesellschaften.

Doch angesichts des Klimawandels und des drohenden Verkehrskollapses

in vielen Großstädten ist dieses Versprechen

längst nicht mehr ohne Weiteres einzulösen. Die zentrale

Forschungsfrage lautet daher, wie ein Verkehr jenseits des

privaten Autos in einer modernen demokratischen Gesellschaft

aussehen kann.

Im Fokus der 2020 eingerichteten Forschungsgruppe

stehen Narrative einer alternativen Mobilität und deren

gesellschaftliche Anschlussfähigkeit. Die Forschung zielt

darauf ab, die Rolle des Autos empirisch zu untersuchen.

Dabei geht es vor allem um die politische Regulierung des

Verkehrs und die Auseinandersetzungen um mehr Flächengerechtigkeit

im öffentlichen Raum. Schließlich will die

Forschungsgruppe zu einer Theorie der Veränderung in

der Mobilität beitragen.

Neue Wege für die Mobilität

Forschende der Gruppe waren im Berichtszeitraum federführend

an der Entstehung des Schwerpunkthefts „Wohin

des Weges? Neue Mobilität als eine Agenda des Wandels“

der WSI-Mitteilungen (Heft 3/2021), der Zeitschrift des

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der

Hans-Böckler-Stiftung, beteiligt. Angesichts der Klimakrise

und der Folgen einer massenhaften Autonutzung stehen

das Automobil als Produkt und die Automobilindustrie als

wichtiger Wirtschaftsbereich vor einer weitreichenden

Transformation. Die Branche ist geprägt durch eine enge

Zusammenarbeit von Unternehmen, Gewerkschaften und

Staat. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie

eine echte Modernisierung gelingen kann, die die Chancen

der Elektrifizierung und der Digitalisierung nutzt. Die Aussichten

auf ein automatisiertes Fahren bedeuten einen

Paradigmenwechsel „vom Fahren zum Gefahren-werden“.

Die Alternative zum Auto ist das bessere Auto: Es fährt

automatisch, es gehört keinem mehr, es ist nachhaltig

und bringt die Menschen wieder zusammen. Warum soll

jemand ein Auto fahren, wenn künftige Fahrzeuge von

Algorithmen gesteuert werden, und vor allem, warum

muss man ein Fahrzeug privat besitzen, wenn man es im

Idealfall überall mieten kann?

Das WSI-Schwerpunktheft schlägt den Bogen von den

Veränderungen der Lebens- und Arbeitsformen über die

Neuformierung der Akteure in einer neuen Energie- und

Verkehrswelt bis hin zu den Anforderungen an eine proaktive

Regulierung einer künftigen plattformgestützten

Mobilität. Alle Beiträge fragen nach den Bedingungen und

Hindernissen für eine grundlegende Modernisierung des

Verkehrssektors. Nicht zuletzt wird diskutiert, was die

zunehmende Verbreitung mobiler Arbeit und die damit

verbundenen Verschiebungen in der Wahl von Verkehrsoptionen

für die künftige Mobilität bedeuten.

-Bericht 2020|2021

37


Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel

Verkehr in Zeiten von Corona

Die Folgen der Corona-Pandemie untersucht das im Frühjahr

2020 begonnene Forschungsvorhaben MobiCor („Mobilität

in Zeiten der Corona-Pandemie: Wie ändert sich das

Verhalten der Menschen im Verkehr?“). Grundlage sind

repräsentative Befragungsdaten. Bundesweit wurden dafür

online und per Telefon über 16-jährige Personen zu ihrer

Alltagsmobilität befragt. Diese Ergebnisse werden mit

den Verkehrsdaten im Corona-freien Referenzjahr 2017

verglichen, die in der bundesweiten Verkehrserhebung

„Mobilität in Deutschland“ (MiD) erhoben wurden. Ergänzt

werden die quantitativen Daten um Informationen aus

zwei qualitativen Interviewerhebungen, die Einblick in

die Hintergründe der Corona-bedingten Mobilitätsveränderungen

geben. Die erste Interviewerhebung fand zwischen

Juli und Oktober 2020 statt, die zweite im Juni und

Juli 2021. Dritter Baustein des vom Bundesministerium

für Bildung und Forschung geförderten Projekts sind Tracking-Daten,

die mithilfe der mobico-App (www.infas.de/

mobico) gesammelt werden. Anders als die Analyse kommerzieller

Mobilfunkdaten, die aggregierte Informationen

zu Bewegungen zwischen Funkzellen liefern, erlaubt das

sogenannte MotionTag-Tracking, individuelle Bewegungen

und Verkehrsmittelnutzungen der Smartphone-Benutzer*innen

nachzuvollziehen. Die MOBICOR-Studie verfolgt

mit ihrem Methodenmix einen innovativen Ansatz,

mit dem Mobilität in Zeiten von Corona erfasst und verstanden

werden kann. Im Herbst 2021 wurde die dritte

Befragungswelle abgeschlossen.

Erste Ergebnisse zeigen: Im Volumen übersteigt der Verkehr

im Mai 2021 den vom ersten Corona-Mai 2020. Vor

allem junge Menschen sind wieder mobiler. Homeoffice

spielt nach wie vor eine große Rolle, Wunsch und Wirklichkeit

klaffen aber zum Teil deutlich auseinander. Auch die

sozialen Unterschiede im Homeoffice-Anteil bleiben bestehen.

Die Verkehrswende kommt zunehmend ins Stocken.

Der motorisierte Individualverkehr ist der Gewinner der

Pandemie, der Mitfahreranteil sinkt und mehr Menschen

als vor der Pandemie sind monomodal, also nur mit einem

Verkehrsmittel unterwegs. Zwar ist der Fußverkehr erneut

stark, die Bedeutung des Radverkehrs stagniert hingegen

auf Bundesebene – während er in großen Städten dort

deutlich zulegen konnte, wo es sichere Radwege gibt oder

wo Pop-up-Radwege während der Pandemie eingerichtet

wurden. Um den öffentlichen Verkehr steht es nach wie

vor schlecht, der Anteil derer, die ihn täglich nutzen, bleibt

gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit verringert, die Zahl der

Personen, die Zeitkarten besitzen, sinkt.

Befragung im Berliner Bezirk Friedrichshain-

Kreuzberg

Im Frühjahr 2021 wurde eine Zusammenarbeit mit dem

Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vereinbart, der

sehr ambitioniert auf die Herausforderungen einer lokalen

Verkehrswende reagiert. Bislang wurde dem Auto sehr viel

Platz für das Fahren und das Parken eingeräumt. Mittlerweile

haben sich die Anforderungen an die Straßen

allerdings verändert. Mehr Menschen nutzen andere

Verkehrsmittel, das Fahrrad, Bike- und Carsharing,

oder gehen zu Fuß, nur eine Minderheit verfügt im

Bezirk über einen privaten Pkw. Der Verkehr ist vielfältiger

und bunter geworden. Zusätzlich steigt der

Bedarf an Grünflächen zur Erholung, die Bekämpfung

des Klimawandels zwingt zur Entsiegelung von Verkehrsflächen.

Offen ist jedoch, was die Bürger*innen

des Bezirks davon halten, wenn Parkraum wegfällt

und Autofahrstreifen zugunsten des Fuß- und Radverkehrs

neu aufgeteilt werden. Aus Sicht der sozialwissenschaftlichen

Mobilitätsforschung ist deshalb

von Interesse, ob die Bürger*innen des Bezirks solchen

Veränderungen zustimmen und sich tatsächlich von

lieb gewordenen Gewohnheiten trennen. Im Zuge

dieser Kooperation wurde an einem Tag im August

2021 von 6 Uhr morgens bis Mitternacht ein Straßenabschnitt

in Kreuzberg komplett für den motorisierten

Verkehr gesperrt. Auch das Parken war auf diesem

Straßenabschnitt an diesem Tag nicht möglich. An Ort

und Stelle wurden die Anwohner*innen, Gewerbetreibenden,

Besucher*innen und Tourist*innen von

den WZB-Forschenden zu ihrer Meinung befragt.

Parallel wurden mehr als 1.000 Bürger*innen des

Bezirks in einer Online-Umfrage nach ihrer Haltung

zur zukünftigen Verkehrsgestaltung Fragen gestellt.

Dabei zeigt sich beispielsweise eine hohe Zustimmung

zur Einrichtung von Pop-up-Fahrradwegen

während der ersten Phase der Covid-19-Pandemie

und eine mehrheitliche Unterstützung selbst für

weitgehende Einschränkungen des privaten Autoverkehrs.

Die Ergebnisse der Erhebung des WZB fließen

in die weiteren Planungen des Bezirksamts ein und

bilden die Grundlage für zukünftige Maßnahmen.

Literatur

Canzler, Weert/Knie, Andreas (Hg.): Wohin des Weges?

Neue Mobilität als eine Agenda des Wandels.

Schwerpunktheft. WSI-Mitteilungen, 2021, Jg. 74, H. 3.

Daum, Timo/Knie, Andreas/Canzler, Weert: „Vom Fahren

zum Gefahrenwerden. Personentransport und die Zukunft

des Verkehrs, Serie Teil 1-10.“ In: heise.de, 3.-15.5.2021.

Online: https://www.heise.de/hintergrund/Vom-Fahrenzum-Gefahrenwerden-Fahrerloser-Passagiertransport-

es-geht-los-6034009.html (Stand 28.12.2021).

Ruhrort, Lisa: „Vom öffentlichen Verkehr zur

multioptionalen Mobilität? Regulierung digitaler

Mobilitätsangebote im Kontext der Klimaschutzziele“.

In: WSI-Mitteilungen, 2021, Jg. 74, H. 3, S. 216-225.

38

-Bericht 2020|2021 38


Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel

V.l.n.r.: Oliver Kossowski, Philip Wotschack, Robert Scholz, Robert Gorwa, Simon Wanka, Lorena Herzog, Sonata Cepik, Patrick Feuerstein, Nina Delicat,

Christine Gerber, Florian Butollo, Andrea Sperling, Jakob Simon Scheffler, Tatiana López Ayala, Patricia de Paiva Lareiro, Jana Flemming, Barbara

Schlüter, Kathleen Warnhoff, Grzegorz Lechowski, Martin Krzywdzinski, Sigurt Vitols, Samantha Gupta, David Wandjo, Maximilian Greb, Johannes

Sonnenholzner

Forschungsgruppe

Globalisierung, Arbeit und

Produktion

Leiter: Prof. Dr. Martin Krzywdzinski

Die Forschungsgruppe analysiert den Wandel von Unternehmen

und Industrien durch Globalisierung und technologische

Innovation sowie deren Auswirkungen auf

Beschäftigung, Arbeitsbedingungen, Arbeitsbeziehungen

sowie Mitbestimmung der Arbeitnehmerschaft. Untersucht

werden insbesondere Veränderungen der Arbeitswelt durch

die Digitalisierung und die damit einhergehenden Umbrüche

der internationalen Arbeitsteilung in Europa und

weltweit. Die Forschungsgruppe ist am Aufbau des Weizenbaum-Instituts

für die vernetzte Gesellschaft beteiligt und

verantwortet dort die Vorhaben im Bereich „Arbeiten in

hochautomatisierten, digital-hybriden Prozessen“.

Dynamiken der Automatisierung

Eine zentrale Frage der Forschungsgruppe betrifft die Dynamik

und die Auswirkungen von Digitalisierungsprozessen.

Zu dieser Frage werden mehrere Einzelprojekte und Dissertationen

realisiert. In einem dieser Projekte untersuchte

Martin Krzywdzinski die historische Entwicklung von

Automatisierungstechnologien in der Automobilindustrie

in Deutschland, den USA und Japan seit Anfang der 1990er-

Jahre. Basierend auf einer Analyse von Berufsstatistiken,

Fallstudien von Automobilunternehmen sowie der Analyse

der Fachpresse kam er zu Ergebnissen, die der gegenwärtig

in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion dominierenden

These einer Beschleunigung von Automatisierung

und der Bedrohung von sogenannten „Routinetätigkeiten“

in Fertigung und Dienstleistungen widerspricht. Die Analyse

zeigt, dass bereits Anfang der 1990er-Jahre ein hohes

Automatisierungsniveau in der Automobilbranche erreicht

wurde, der Wandel seither gradueller Art war und dass sich

insbesondere manuelle Montagearbeit als sehr resistent

gegenüber Automatisierung erweist. Bei den massiven

Investitionen der Branche in Digitalisierung spielen Automatisierungsmotive

eine Rolle, noch wichtiger ist aber die

Digitalisierung des Produkts (Connected Car) und der Bedarf,

Prozesse der Produktentwicklung und Prozessplanung zu

vernetzen und zu digitalisieren.

Assistenzsysteme und Qualifikationen

Auch in der Produktion selbst liegt der Fokus von Digitalisierungsprojekten

bei Weitem nicht immer auf Automatisierung.

Eine zentrale Rolle spielen vielmehr Assistenzsysteme.

Assistenzsysteme haben die Aufgabe, Beschäftigte

bei der Ausführung ihrer Aufgaben zu unterstützen oder

anzuleiten, indem sie Informationen oder Anweisungen

kontextspezifisch zur Verfügung stellen. Beispiele sind

Systeme, die auf einem Monitor (oder einer Datenbrille)

Schritt für Schritt die Arbeitsabfolge in einem Montageprozess

oder die Bearbeitung einer Eingabemaske für

Sachbearbeiter*innen anleiten.

Unternehmen setzen Assistenzsysteme in der Hoffnung ein,

Einarbeitungszeiten zu verkürzen und Fehler im Arbeitsprozess

zu reduzieren. Ein von der Forschungsgruppe in

Zusammenarbeit mit Wirtschaftsinformatiker*innen am

Weizenbaum-Institut durchgeführtes Laborexperiment

zeigt allerdings, dass auch bei der Nutzung von Assistenzsystemen

eine ganzheitliche Qualifizierung und Wissensvermittlung

im gesamten Arbeitsprozess wichtig bleibt

und eine Verkürzung von Einarbeitungszeiten negative

-Bericht 2020|2021

39


Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel

Folgen haben kann. Im Experiment musste eine Kontrollgruppe

einen simulierten Arbeitsprozess nur mithilfe eines

Assistenzsystems durchführen, während eine zweite Probandengruppe

zusätzlich eine ganzheitliche Einführung in

den Prozess erhielt. Langfristig arbeitete die zweite Gruppe

effizienter und machte weniger Fehler. Deutlich wird, dass

in der digitalen Arbeitswelt ganzheitliches menschliches

Wissen zentral bleibt.

Digitalisierung während der Covid-19-Pandemie

In einem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales

geförderten Projekt wird untersucht, inwieweit die Covid-

19-Krise zu einer Beschleunigung von Digitalisierungs- und

Automatisierungsprozessen geführt hat. Im Fokus stehen

dabei sechs Branchen (Automobil, Maschinenbau, Chemie,

Finanz, Logistik, Gesundheit), in denen jeweils eine standardisierte

Befragung von Unternehmen sowie Fallstudien

durchgeführt werden.

Die ersten Befunde deuten darauf hin, dass die Covid-

19-Krise weniger disruptiv gewesen ist, als am Anfang

erwartet wurde. Die befragten Unternehmen haben die

Krise insgesamt relativ gut bewältigt. Digitalisierung von

Prozessen und die Einführung mobiler Arbeit spielten bei

der Bewältigung der Krise eine wichtige Rolle. Dabei zeigt

sich allerdings eine zunehmende Polarisierung. Unternehmen,

die bereits in Digitalisierungsprozessen stärker

vorangeschritten waren, haben ihre Digitalisierung während

der Pandemie weiter vorangetrieben als jene, die bereits

vor der Pandemie zurücklagen. Es ist somit kein Aufholprozess

feststellbar, sondern ein weiteres Öffnen der Schere.

Der Fokus der Digitalisierung während der Pandemie lag

insbesondere auf der Unterstützung kognitiver Tätigkeiten

und Prozesse, beispielsweise in der Verwaltung, dem

Personalmanagement und dem Vertrieb. Eine Beschleunigung

von Automatisierungsprozessen in Produktion und

Dienstleistung ist kaum vorzufinden.

Ein zentraler Befund ist der Zusammenhang zwischen

technischen und organisatorischen Innovationsprozessen.

Jene Unternehmen, die stärker in technische Digitalisierungsprozesse

investiert haben, waren zugleich auch eher

geneigt, organisatorische Veränderungen vorzunehmen.

Dazu gehört neben der Flexibilisierung der Arbeitszeitarrangements

auch eine Veränderung der Führungskonzepte

und Führungsstile und damit einhergehend die Stärkung

von Schulungen im Bereich der Selbstorganisation für

Beschäftigte.

und langfristige Analyse der Entwicklung von Arbeits

bedingungen auf Plattformen und zweitens die Nutzung

wissenschaftlicher Erkenntnisse für eine Verbesserung

dieser Arbeitsbedingungen.

Das Fairwork-Projekt analysiert Arbeitsbedingungen auf

digitalen Arbeitsplattformen auf Grundlage von fünf

Prinzipien fairer Arbeit: faire Bezahlung, faire Arbeits

bedingungen, faire Verträge, faire Managementprozesse

und faire Mitbestimmung. Durch eine Mischung aus Interviews

mit Plattformmanager*innen und -arbeiter*innen und

eigenen Recherchen ermittelt Fairwork für jede untersuchte

Plattform einen Fairwork Score, der jährlich in nationalen

Ranglisten veröffentlicht wird. Das Fairwork-Projekt hat

mittlerweile Teams in mehr als 25 Ländern auf 5 Kontinenten

und die Bewertungen decken damit einen signifikanten

Teil der globalen Plattformökonomie ab. Am WZB

ist das Fairwork Sekretariat angesiedelt. Es koordiniert die

Aktivitäten der Länderteams und organisiert netzwerkweite

Publikations-, Lern- und Transferprozesse. Das am

Sekretariat angesiedelte Fairwork Observatory führt Forschungsprojekte

mit komparativem und überregionalem

Schwerpunkt durch oder bewertet Plattformen in Ländern,

in denen es bisher kein Fairwork-Team gibt. Das zentrale

Instrument, mit den gewonnenen Forschungsergebnissen

eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen anzustoßen,

ist die Veröffentlichung von Plattformbewertungen in

nationalen Ranglisten und die Interaktionen mit Plattformmanager*innen.

Im Jahr 2021 wurden beispielsweise

Berichte über Plattformen in Indonesien, Bangladesch und

Ägypten veröffentlicht. Das Fairwork-Projekt konnte in den

vergangenen Jahren bereits Verbesserungen der Arbeitsbedingungen

auf zahlreichen Plattformen erreichen. Seit

April 2021 wird zudem eine Fairwork-Pledge-Kampagne

organisiert, deren Ziel es ist, Organisationen, die in unterschiedlicher

Art und Weise digitale Plattformen nutzen,

dazu zu bewegen, bei der Auswahl von Plattformen die

Fairwork Scores zu berücksichtigen und damit die Auswahl

auch entlang sozialer Kriterien zu treffen.

Literatur

Butollo, Florian/Schneidemesser, Lea: „Beyond ‚Industry

4.0‘. B2B Factory Networks as an Alternative Path Towards

the Digital Transformation of Manufacturing and Work“.

In: International Labour Review, 2021, Jg. 160, H. 4, S. 537-552.

Fairwork

Die Entwicklung der Plattformarbeit steht im Fokus des

Fairwork-Projekts, das in Kooperation mit dem Oxford

Internet Institute (OII) durchgeführt und mit Mitteln des

Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit

und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Das Fairwork-Projekt

verfolgt zwei Ziele: erstens eine international vergleichende

Fairwork: Fairwork Annual Report 2021. Online:

https://fair.work/en/fw/publications/fairwork-annualreport-2021/

(Stand 22.02.2022).

Krzywdzinski, Martin: „Automation, Digitalization, and

Changes in Occupational Structures in the Automobile

Industry in Germany, Japan, and the United States. A Brief

History from the Early 1990s until 2018“. In: Industrial and

Corporate Change, 2021, Jg. 30, H. 3, S. 499-535.

40

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel

V.l.n.r., vordere Reihe sitzend: Rainer Rehak, Ole Fechner, Lena Ulbricht, David Prinz, Katja Reuter; vordere Reihe stehend: Sarah Großheim, Florian

Irgmaier, Karoline Helbig, Sonata Cepik, Ronja Kniep, Shen Ibrahimsadeh, Katya Rösch, Jeanette Hofmann; hintere Reihe: Veza Clute-Simon, Thorsten

Thiel, Torben Klausa, Joschua Helmer, Benjamin Henry Petersen, Sebastian Berg, Niklas Rakowski, Clara Iglesias Keller, Samantha Gupta

Forschungsgruppe

Politik der Digitalisierung

Leiterin: Prof. Dr. Jeanette Hofmann

Die Forschungsgruppe Politik der Digitalisierung erforscht

die Deutung, Aushandlung und Regulierung der digitalen

Transformation. Digitalisierung wird dabei als kontinuierlicher

soziotechnischer Wandlungsprozess verstanden,

bei dem sich Gesellschaft und Technologie gegenseitig

konstituieren, anstatt kategorisch unterschiedliche Einheiten

zu bilden.

Charakteristische Merkmale der Digitalisierung wie die

zunehmende Datafizierung, Vernetzung, Automatisierung

und Herstellung von Berechenbarkeit prägen alle gesellschaftlichen

Teilbereiche und sind ihrerseits durch

gesellschaftliche Handlungskontexte, Normen und Praktiken

geformt. Die digitale Transformation kann daher

nicht mehr gesondert betrachtet werden, sondern muss

ganzheitlich in ihrer komplexen Verflechtung mit anderen

Aspekten moderner Gesellschaft erforscht werden. Zudem

folgt die Entwicklung digitaler Technologien nicht festgelegten

Pfaden, sondern wird durch Konflikte und gesellschaftliche

Auseinandersetzung geprägt. Die Betonung

des kontingenten Charakters der Technologieentwicklung

bildet die Grundlage für die konzeptionelle und empirische

Forschungsagenda der Gruppe. Diese knüpft konzeptionell

an die sozialwissenschaftliche Governance-Forschung, die

Diskursforschung, die Techniksoziologie, die Soziologie

der Quantifizierung und Bewertung wie auch an moderne

Demokratietheorie an. Empirisch beruht die Arbeit der

Gruppe auf verschiedenen inter- und transdisziplinären

Forschungsmethoden sowie qualitativen und quantitativen

Ansätzen.

Die Forschungsgruppe besteht aus drei konzeptionell miteinander

eng verbundenen Projektbereichen: Der am WZB

angesiedelte Projektbereich beschäftigt sich mit der Regulierung

von Digitalisierung in nationaler, transnationaler

sowie international vergleichender Perspektive. Im Mittelpunkt

steht die Formierung von Diskursen, Institutionen

und Governance-Prozessen, die auf die Bewältigung und

Gestaltung des digitalen Wandels zielen. Der am Weizenbaum-Institut

für die vernetzte Gesellschaft angesiedelte

Projektbereich Quantifizierung und gesellschaftliche Regulierung

untersucht die Regulierung durch Digitalisierung.

Er nimmt die wachsende Bedeutung von automatisierten

Verfahren der Quantifizierung und Bewertung für die

Definition, Überwachung und Implementation politischer

Ziele in den Blick. Der ebenfalls am Weizenbaum-Institut

angesiedelte Projektbereich Digitalisierung und Demokratie

betrachtet die transformative Kraft der Digitalisierung im

Hinblick auf den vermuteten Formwandel der Demokratie.

Dieser Formwandel betrifft die Beschaffenheit des Demos,

die mediale Struktur von Öffentlichkeit und die politische

Willensbildung.

In 2020 und 2021 war es ein zentrales Anliegen der Gruppe,

vorherrschende Konfigurationen digitaler Technologien zu

analysieren und ihre gesellschaftlichen Implikationen zu

reflektieren. Die empirische Untersuchung konkreter Fälle

schärft den Blick für die Kontingenz digitaler Technologien,

die prinzipiell auch in anderen soziotechnischen Konstellationen

denkbar wären. Die empirischen Arbeiten der Gruppe

betrafen gleichermaßen private wie öffentliche Formen der

Überwachung und Beeinflussung von Gesellschaften. Sie

fokussierten insbesondere auf politische Epistemologien,

also die Art und Weise, wie mittels digitaler Technologien

politisch relevantes Wissen erzeugt und verhandelt wird.

So wurde in der Gruppe etwa das Konzept des „demos

scraping“ entwickelt, welches Verfahren beschreibt, in

denen digitale Verhaltensdaten automatisiert ausgewertet

-Bericht 2020|2021

41


Schwerpunkt Digitalisierung undgesellschaftlicher Wandel

werden, um Schlüsse über Bevölkerungen (den „Demos“)

zu ziehen und für politische Zwecke zu nutzen. Die Analysen

der Gruppe zeigen, dass „demos scraping“ nicht sein

demokratisches Versprechen einlöst, sondern häufig die

Möglichkeiten von Bürger:innen begrenzt, informiert und

selbstbestimmt zu agieren.

Ein weiterer Schwerpunkt der Forschungsgruppe der letzten

Jahre stellte die Beschäftigung mit Governance und Regulierung

dar, insbesondere mit den Machtbeziehungen zwischen

wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen

Akteuren. So haben wir am Beispiel des von der Bundesregierung

im Kontext der Covid-19-Pandemie organisierten

#WirVsVirus-Hackathon untersucht, wie Civic Hackathons

das Verhältnis zwischen Staat und Bürger:innen verändern.

Wir konnten zeigen, dass der Hackathon zwar auf der einen

Seite eine erfolgreiche Durchsetzung der Repräsentationsansprüche

von Civic-Tech-Initiativen gegenüber dem

administrativen Staat darstellte. Auf der anderen Seite wurde

der demokratische Beteiligungsanspruch aber in vielerlei

Hinsicht begrenzt, da Handlungs- und Entscheidungsmacht

weitgehend bei den Organisator:innen verblieben. Ein

weiteres Beispiel unserer Forschung in diesem Feld stellte

ein Projekt dar, das sich mit den staatlich mandatierten

oder finanzierten Apps beschäftigte, die zur Bewältigung

der Covid-19-Pandemie eingesetzt werden. Hier spielen

Abhängigkeiten von privatwirtschaftlichen Akteuren eine

große Rolle, auch weil die Funktionalität der Apps durch die

dominierenden Betriebssysteme für Mobiltelefone bestimmt

wird. Unsere vergleichende Untersuchung konnte zeigen,

dass Covid-19-Apps in den verschiedenen Ländern zwar

mit sehr ähnlichen Versprechungen beworben werden,

ihre Wirkungsweise aber von den national unterschiedlichen

soziopolitischen Rahmenbedingungen abhängt. So

können die Apps in vielen Fällen ihre politischen Ziele

nicht erreichen, bilden aber ein umfangreiches System

zur Datensammlung.

Ein dritter Fokus der Forschungsgruppe im Berichtszeitraum

stellte die fortgesetzte Reflexion über die Beziehung

von Digitalisierung und Demokratie dar. Anknüpfend an

Vorarbeiten aus den Vorjahren zum Zusammenhang von

digitalen Medien und Demokratie erarbeiteten wir in dem

Artikel „Die digitale Konstellation. Eine Positionsbestimmung“

Vorschläge, wie sich die Wechselbeziehungen zwischen

Technologie, Politik und Gesellschaft konzeptionell

erfassen lassen. Ziel war es unter anderem, die Bedeutung

politischen Handelns in Bezug auf die Entwicklung des

Digitalen herauszuarbeiten. Diese Perspektive wird nun auch

auf das Forschungs- und Technologiefeld des Maschinellen

Lernens ausgedehnt. Hier geht es unter anderem um die

Frage, welchen Einfluss politische Partizipation auf die

Gestaltung von KI-gestützten Systemen hat.

Literatur

Berg, Sebastian/Clute-Simon, Veza/Freudl, Rebecca-

Lea/Rakowski, Niklas/Thiel, Thorsten: „Civic

Hackathons und der Formwandel der Demokratie. Eine

repräsentationstheoretische Analyse von #WirVsVirus“. In:

Politische Vierteljahresschrift, 2021, Jg. 62, H. 4, S. 621-642..

Berg, Sebastian/Rakowski, Niklas/Thiel, Thorsten: „Die

digitale Konstellation. Eine Positionsbestimmung“. In:

Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2020, Jg. 30, H. 2, S.

171-191.

Ulbricht, Lena: „Scraping the Demos. Digitalization, Web

Scraping and the Democratic Project“. In: Democratization,

2020, Jg. 27, H. 3, S. 426‐442.

42

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt

Internationale

Politik und Recht

Direktor

Prof. Dr. Michael Zürn

Beauftragte für Forschungsmanagement

Editha von Colberg M. A.


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

Abteilung

Global Governance

Direktor: Prof. Dr. Michael Zürn

Forschungsprogramm

Drängende gesellschaftliche Herausforderungen wie der

Klimawandel, die Pandemiebekämpfung oder wirtschaftliches

Wachstum erfordern gemeinsame politische Entscheidungen

über nationale Grenzen hinweg. Gleichzeitig

wächst aber die Skepsis gegenüber den Institutionen der

internationalen Zusammenarbeit.

In diesem Spannungsfeld analysiert die Abteilung Ordnungsstrukturen

jenseits des Nationalstaats. Dabei arbeitet

sie mit einem Verständnis internationaler Politik, das weit

über diplomatische Verhandlungen zwischen nationalen

Regierungen hinausgeht. Vielmehr wird Global Governance

als eine dynamische institutionelle und normative

Ordnung begriffen, in der inter- und supranationale

Institutionen eigenständige politische Autorität über Gesellschaften

ausüben. Die so entstehenden Hierarchien und

Machtungleichgewichte führen zu Legitimationsproblemen

und Widerständen bei staatlichen und nicht staatlichen

Akteuren. Auch für seine Beiträge zu diesem Verständnis

internationaler Politik wurde Abteilungsdirektor Michael

Zürn mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2021 ausgezeichnet.

Um diese Dynamiken und ihre Folgen für grenzüberschreitende

politische Zusammenarbeit zu erfassen, arbeitet die

Abteilung entlang dreier ineinandergreifender Forschungsstränge.

Der erste konzentriert sich auf die politische Autorität

internationaler Institutionen selbst. Hierzu haben Michael

Zürn, Alexandros Tokhi und Martin Binder (inzwischen

University of Reading) jüngst die International Authority

Database veröffentlicht (Global Policy 12/4) und zeigen

anhand von 36 internationalen Organisationen einen erheblichen

Zuwachs an formalen Entscheidungskompetenzen

von 1919 bis 2018 über den gesamten Politikzyklus. Im

Rahmen des Horizon 2020-Projekts „Global Governance and

the European Union: Future Trends and Scenarios (GLOBE)“

untersuchen İrem Ebetürk, Alexandros Tokhi und Michael

Zürn mit Umfrageexperimenten, Interviews von Experten

und Fokusgruppen, ob und wie dieser Autoritätszuwachs

von unterschiedlichen Gruppen wahrgenommen wird.

Der zweite Forschungsstrang adressiert normative und

institutionelle Spannungslinien im internationalen System.

Dessen zunehmende institutionelle Dichte geht mit mehr

Auseinandersetzungen über Zuständigkeiten und Zielsetzungen

einher. Die von der Abteilung koordinierte

Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft

(DFG) „Überlappende Autoritätssphären und Schnittstellenkonflikte

in der globalen Ordnung“ hat solche Konfliktfälle

systematisiert, um die Fragmentierung und Arbeitsteilung

im internationalen System vergleichend zu analysieren. In

Zusammenarbeit mit anderen WZB-Einheiten und externen

Partnern wurden Kernbefunde in einer Spezialausgabe

der Zeitschrift Global Constitutionalism (2020, Jg. 9, H. 2)

veröffentlicht und auf einer Abschlusskonferenz im Jahr

2021 vorgestellt.

Der dritte Forschungsstrang widmet sich der Politisierung

und damit den Akteuren und Konfliktlinien, die die

internationale Ordnung herausfordern. Dazu arbeitet die

44

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

Abteilung eng mit dem Berliner Exzellenzcluster „Contestations

of the Liberal Script (SCRIPTS)“ zusammen. Die

Koordination des Theorienetzwerks und ein Teilprojekt

sind in der Abteilung angesiedelt. Drei jüngere Abteilungsbefunde

zur Politisierung in und durch internationale

Institutionen sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Konflikt um Frauenrechte in den Vereinten Nationen

In ihrer Studie „Backlash Advocacy and NGO Polarization

over Women’s Rights in the United Nations” decken Jelena

Cupać und İrem Ebetürk Strategien auf, mit denen antifeministische

Interessengruppen versuchen, traditionelle

Rollen- und Familienbilder in den Dokumenten der Vereinten

Nationen zu verankern. Unterstützt durch konservative

und populistische Regierungen streben sie an, die

Frauen- und Familienpolitik der UN zurückzudrehen. Sie

attackieren dabei andere zivilgesellschaftliche Akteure in

den Foren der UN direkt, was zu Polarisierung und Entscheidungsblockaden

führt. Cupać und Ebetürk verdeutlichen,

dass antiliberale Kräfte internationale Institutionen nicht

(nur) direkt bekämpfen, sondern sie auch für ihre Ziele zu

nutzen versuchen. Die Autorinnen konnten auf Basis ihrer

Befunde zivilgesellschaftliche Akteure beraten und ihre Ergebnisse

über Podcasts und Webinars breit kommunizieren.

Für ihren Artikel wurden Cupać und Ebetürk mit dem Preis

der Freunde des WZB 2021 ausgezeichnet.

Öffentliche Kommunikation supranationaler

Institutionen

Internationale Institutionen können sich aber auch gegen

öffentliche Kritik verteidigen. In Weiterführung der Abteilungsarbeiten

zu den Rechtfertigungsstrategien internationaler

Institutionen untersucht Christian Rauh deshalb, ob

die Europäische Kommission verständliche Botschaften an

die europäische Öffentlichkeit sendet. Eine Analyse der fast

45.000 Pressemitteilungen der Kommission zwischen 1985

und 2020 zeigt ein ernüchterndes Bild. Diese öffentliche

Kommunikation zeichnet sich durch hohe grammatikalische

Komplexität, spezialisiertes Vokabular und eine geringe

Handlungsorientierung aus. Sie ist damit weit entfernt

von der Verständlichkeit, mit der Zeitungen und vor allem

Pressemitteilungen nationaler Exekutiven über politische

Entscheidungen informieren. Trotz der gewachsenen politischen

Kompetenzen der Europäischen Kommission und

trotz der zunehmenden öffentlichen Umstrittenheit der EU

hat sich an dieser technokratischen Kommunikation über

die untersuchten 35 Jahre kaum etwas geändert. Das kann

populistischen Akteuren, die mit einer weit vom Bürger

entfernten politischen Elite in Brüssel argumentieren, in

die Hände spielen. Die Studie wurde auch auf einer internen

Panel-Diskussion der Europäischen Kommission sowie auf

der Jahresklausur des Europäischen Rechnungshofs 2021

vorgestellt und diskutiert. Die Forschung in diesem Bereich

nimmt zukünftig auch Kommunikation und Diskurse in den

sozialen Medien in den Blick.

Internationale Institutionen und nationaler

Populismus

Internationale Institutionen haben auch einen Einfluss

auf die breiteren Konfliktstrukturen in nationalen Gesellschaften.

Michael Zürn zeigt in seiner Studie „How Non-

Majoritarian Institutions Make Silent Majorities Vocal“ und

in seinem mit Armin Schäfer verfassten Buch Die Demokratische

Regression (edition suhrkamp 2021), dass zu den

politischen Erklärungen für das aktuelle Erstarken des

autoritär-nationalen Populismus auch der Autoritätszuwachs

internationaler Institutionen in den letzten Jahrzehnten

gehören muss.

Politisch unzufriedene Bürger können heute mit gruppenbezogenen

Identitäten und vermeintlich auf den „Volkswillen“

abzielenden Narrativen mobilisiert werden, weil

internationale Institutionen den Spielraum für nationale

Entscheidungen begrenzen, nicht nach dem Mehrheitsprinzip

verfasst sind und zumeist liberale Prinzipien wie

den Schutz von Individualrechten oder offene Grenzen

festschreiben. Diese Analyse wird auch durch die kürzlich

erfolgreich verteidigte Dissertation „‚The People‘ vs. the

Liberal International Order?“ von Cédric Koch gestützt.

Unter anderem zeigt sie anhand einer vergleichenden

Studie von 246 Wahlen in 37 Demokratien, dass die Unterstützung

für populistische Parteien dort hoch ist, wo

Staaten stark in autoritative internationale Institutionen

und offene Märkte eingebunden sind.

Literatur

Cupać, Jelena/Ebetürk, Irem: „Backlash Advocacy and NGO

Polarization over Women’s Rights in the United Nations“.

In: International Affairs, 2021, Jg. 97, H. 4, S. 1183-1201. DOI:

http://doi.org/10.1093/ia/iiab069.

Rauh, Christian: „From the Berlaymont to the

Citizen? The Language of European Commission

Press Releases 1985-2020“. Paper presented at the

2021 Annual Convention of the International Studies

Association (ISA), April 7, 2021. Online: https://www.

researchgate.net/publication/350152854_From_the_

Berlaymont_to_the_citizen_The_language_of_

European_Commission_press_releases_1985-2020/

link/6053671c458515e834558433/download (Stand

28.12.2021).

Zürn, Michael: „How Non-Majoritarian Institutions

Make Silent Majorities Vocal. A Political Explanation of

Authoritarian Populism“. In: Perspectives on Politics, 2021,

S. 1-20. DOI: 10.1017/S1537592721001043.

-Bericht 2020|2021

45


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

Forschungsprofessur

Theorie, Geschichte und Zukunft der

Demokratie

Prof. John Keane

Drei große Buchprojekte standen 2020 und 2021 im Zentrum von John Keanes Forschung, und alle drei unterstreichen

die Notwendigkeit, die Demokratie angesichts ihrer noch nie da gewesenen Herausforderungen und

Krisen neu zu denken und zu stärken.

The New Despotism ist Titel und Thema einer 2020 bei Harvard University Press erschienenen Auseinandersetzung

mit einer neuen Form politischer Regimes, die sich mit demokratischer Rhetorik, Wahlfälschungen,

Medienkontrolle, Vetternwirtschaft und Drangsalierung von Justiz und Opposition die Unterstützung der

Öffentlichkeit erzwingen und Wahlsiege sichern. Das alte Wort des Despotismus ist dabei brauchbarer als

Begriffe wie Autokratie oder Diktatur, weil damit besser erklärt werden kann, warum diese Regimes zwar

krisenreich, aber dennoch bemerkenswert stabil sind.

To Kill A Democracy: India’s Passage to Despotism (2021 bei Oxford University Press) zeichnet die zunehmende

Gefährdung demokratischer Errungenschaften und Überzeugungen in Indien nach, die sich anhand von

Indikatoren wie Meinungsfreiheit, zivilgesellschaftlichem Engagement und öffentlicher Rechenschaftspflicht

nachweisen lässt. Dabei zeigt John Keane auf, dass diese Entwicklung nicht nur der Regierung Modi anzulasten

ist, sondern auf die brüchigen sozialen Grundlagen des indischen Staatswesens zurückzuführen sind.

Zuletzt erschien 2022 The Shortest History of Democracy (Black Inc.), das derzeit in 12 Sprachen übersetzt wird

und anhand historischer Beispiele illustriert, warum in Zeiten großer Unsicherheit über die Zukunft unseres

Planeten das radikale Potenzial der Demokratie mehr denn je benötigt wird.

Keane wurde 2021 für den Balzan- sowie den Holberg-Preis für herausragende internationale Beiträge zu

den Humanwissenschaften nominiert.

46

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

V.l.n.r.: Conrado Hübner Mendes, Kriszta Kovács, Anna Katzy-Reinshagen, Peter Schwarz, Roland Römhildt, Jasmin Rauch, Dieter Gosewinkel, Luise

Bublitz, Mattias Kumm, Gunnar Folke Schuppert, Ríán Derrig, Editha von Colberg, Hilde Ottschofski, Francisca Pou Giménez, Clara Jungblut

Forschungsprofessur

Global Public Law

Leitung: Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)

Seit 2020 steht maßgeblich ein Projekt zur Idee öffentlicher Vernunft als Kriterium politischer Legitimität im Fokus der

Forschungsprofessur. Neben der Arbeit an einer Monografie gab Mattias Kumm in diesem Projekt zusammen mit Silje

Langvatn (Universitäten Bergen und Oslo) und Wojciech Sadurski (Universitäten Sydney und Warschau) den Band Public

Reason and Courts (Cambridge University Press 2020) heraus. Diese interdisziplinäre Studie demonstriert die unmittelbare

Relevanz öffentlicher Vernunft und öffentlicher Rechtfertigung für die Praxis richterlicher Argumentation und

Prüfung. Angesichts von Vertrauenskrisen und dem vielerorts zunehmenden politischen Druck auf Gerichte zeigt dies

das Potenzial und die Grenzen der Idee öffentlicher Vernunft als Legitimitätsquelle für Gerichte auf.

In seinem Kapitel „We Hold These Truths to Be Self-Evident: Constitutionalism, Public Reason, and Legitimate Authority“

entwickelt Mattias Kumm die argumentative Grundstruktur einer normativen Theorie eines auf öffentlicher Vernunft

beruhenden Konstitutionalismus. Die These lautet, dass Recht nur dann legitime Autorität beanspruchen kann, wenn

es sich nach den Bedingungen öffentlicher Vernunft rechtfertigen lässt. In ihrem normativen Kern sind Verfassungen

dann als Versuch zu betrachten, diese Bedingungen zu kodifizieren.

Anhand des Kontrasts zu konventionalistischen und voluntaristischen Konstitutionalismus-Entwürfen schlussfolgert

er, dass zwar die Begründung legitimer Autorität innerhalb eines Öffentliche-Vernunft-Konstitutionalismus besonders

anspruchsvoll ist, dass ein solcher aber das legitime Erbe der amerikanischen und französischen Revolutionen

beanspruchen und die Grundstrukturen der in liberalen Demokratien vorherrschenden Verfassungspraxis am besten

erklären und rechtfertigen kann.

-Bericht 2020|2021

47


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

V.l.n.r: Lisa Maaßen, Sassan Gholiagha, Editha von Colberg, Anna Holzscheiter, Philipp Günther, Thurid Bahr, Markus Sperl, Martha van Bakel, Laura

Pantzerhielm

Forschungsgruppe

Governance for Global

Health

Leiterin: Prof. Dr. Anna Holzscheiter

Die Forschungsgruppe Governance for Global Health unter

Leitung von Anna Holzscheiter setzte in den Jahren 2020

und 2021 ihre Arbeit zu den komplexen institutionellen

Verflechtungen in der globalen Gesundheitspolitik und zu

Normkollisionen in der internationalen Politik (Forschergruppe

OSAIC der Deutschen Forschungsgemeinschaft) fort.

Geschichte, Dynamiken und Herausforderungen der globalen

Gesundheitspolitik standen dabei in ihren unterschiedlichen

Aspekten im Zentrum der Forschungsaktivitäten.

In der ersten Projektphase leisteten die Wissenschaftler*innen

einen theoretischen empirischen und methodischen Beitrag

zur Debatte über die Herausbildung größerer institutioneller

Ordnungen in der globalen Gesundheitspolitik, indem sie

die Beziehungsmuster und -dynamiken zwischen acht

großen internationalen Organisationen untersuchten. In

der zweiten Projektphase stand die Erforschung der Ursachen

von Ordnung und Transformation ihrer Governance-

Architekturen im Mittelpunkt. In den Jahren 2020 und 2021

stand die abschließende Projektphase im Vordergrund,

in der die Mitarbeiter*innen die Forschungsergebnisse

zusammenfassten und an gemeinsamen Projektpublikationen

arbeiteten.

Im Rahmen des zweiten, DFG-geförderten Forschungsprojekts

COLLISIONS untersuchten die Wissenschaftler*innen

der Gruppe die Effekte einer zunehmenden Komplexität

und Überschneidung internationaler Regelsysteme anhand

des Konzepts der Normenkollision. Im Mittelpunkt

des Forschungsprojekts stand die Annahme, dass die Zunahme

von Regelsystemen in mehr oder weniger allen

Problemfeldern der internationalen Politik einerseits

zu Konflikten über Autorität und Legitimität von internationalen

Organisationen führt und sich andererseits

in einer Kollision von Normen und Werten manifestiert.

Über eine Untersuchung unterschiedlicher Politikfelder

– Drogenkontrolle, Menschenhandel, Kinderarbeit, Flüchtlingsschutz

und Kommerzialisierung des menschlichen

Körpers – verglich die Gruppe nicht nur die Prozesse der

Entstehung solcher Normkollisionen, sondern formulierte

und überprüfte auch unterschiedliche Hypothesen zur

Erklärung ihrer Dynamiken.

Im Berichtszeitraum bereitete die Gruppe insbesondere

ihre Forschungsergebnisse für Publikationen auf und

präsentierte sie auf nationalen und internationalen Fachtagungen

– aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich

in digitaler Form. Im Rahmen des Forschungsprojekts zu

interorganisationalen Beziehungen und Netzwerken in

der globalen Gesundheitspolitik schlossen die wissenschaftlichen

Mitarbeiter*innen der Gruppe die quantitative

soziale Netzwerkanalyse sowie die qualitative Auswertung

von Policy-Dokumenten und semi-strukturierten Interviews

ab und veröffentlichten die Ergebnisse erfolgreich

in Fachzeitschriften des Bereichs Politikwissenschaft/

Internationale Beziehungen.

Forschungsgruppenleiterin Anna Holzscheiter war als

Expertin zu Fragen der globalen Gesundheit und Gesundheitspolitik

aktiv und vertrat die Forschungsgruppe über

Medienbeiträge, Interviews und als Gastrednerin nach außen.

Parallel dazu begann sie im Kontext ihrer hauptamtlichen

Professur an der Technischen Universität Dresden zwei

48

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

neue internationale Forschungsprojekte und baute die

dazugehörigen Forschungsteams auf.

In der Forschungskooperation mit der Universität Linköping

in Schweden wird untersucht, inwiefern junge Menschen

als politische Akteure an internationaler Gesundheitspolitik

teilhaben können (Youth Representation in Global Politics).

Im Projekt FRAMENET mit der Universität Warwick (UK) und

der Université de Laval (Kanada) werden Entstehung und

Diffusion von sogenannten „policy frames“ in der globalen

Gesundheitspolitik (speziell Gesundheitsdaten und Biobanken)

untersucht. Beide Projekte erlauben auch künftig

Anknüpfungspunkte mit der Berliner Forschungslandschaft,

nicht zuletzt aufgrund der persönlichen Verbindungen zu

den Akteuren des Exzellenzclusters SCRIPTS.

Literatur

Bahr, Thurid/Holzscheiter, Anna/Pantzerhielm, Laura:

„Understanding Regime Complexes through a Practice

Lens. Repertoires of Inter-Organizational Practices in

Global Health“. In: Global Governance, 2021, Jg. 27, H. 1, S.

71-94. DOI: 10.1163/19426720-02701005.

Holzscheiter, Anna/Gholiagha, Sassan/Liese, Andrea:

„Advocacy Coalition Constellations and Norm Collisions:

Insights from International Drug Control, Human

Trafficking, and Child Labour“. In: Global Society, 2021.

DOI: 10.1080/13600826.2021.1885352.

Pantzerhielm, Laura/Holzscheiter, Anna/Bahr, Thurid:

„Power in Relations of International Organisations: The

Productive Effects of ‚Good‘ Governance Norms in Global

Health“. In: Review of International Studies, 2020, 46:3, pp.

395-414. DOI: 10.1017/S0260210520000145.

Forschungsprofessur

Global Politics

Prof. Peter J. Katzenstein Ph. D.

Das derzeitige Buchprojekt der Forschungsprofessur trägt den Titel „Worldviews

in World Politics: Regions and Civilizations“. Das Buch stützt sich auf

einige der Thesen, die schon in Uncertainty and Its Discontents: Worldviews

in World Politics (Cambridge University Press 2022) entwickelt wurden, und

versucht, diese empirisch anzuwenden. Regionale und zivilisatorische Weltanschauungen

sind häufig von Determinismus, Dualismus und Reduktionismus

der Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts geprägt. Die heutigen Sozialwissenschaften bedienen sich

nach wie vor einer mechanistischen Metaphorik, von der sich die Natur- und Geisteswissenschaften in der

zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verabschiedet haben. Stattdessen werden wissenschaftliche Modelle als

imaginäre Konstrukte begriffen, die in der Welt Orientierungshilfe geben. Geisteswissenschaftliche Diskurse

zur Imagination und Vorstellungskraft sind für eine Überprüfung sozialwissenschaftlicher Theoreme der

Regionalisierung und zivilisatorischer Interaktionseffekte unverzichtbar. Anhand von in den Vereinigten

Staaten und in China verbreiteten regionalen und zivilisatorischen Weltanschauungen wird die Analyse auf

zwei weitere empirische Gebiete (globale Erwärmung und atomare Abschreckung) ausgedehnt. Des Weiteren

werden im Buch Wissenschaft und Religion als unterschiedliche sinnstiftende Praktiken diskutiert, deren

Verständnis von Zeit und Raum eine rein Newton’sche Konzeption unserer Sinneswahrnehmungen infrage

stellt. Das Buch schließt mit einem Kapitel über Multiplizität und Kontingenz als den zwei Schlüsselkonzepten

für ein besseres Verständnis der gegenwärtigen Moderne und globaler Politik.

-Bericht 2020|2021

49


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

V.l.n.r.: Lisa Maaßen, Luis Aue, Maria Weickardt Soares, Editha von Colberg, Tine Hanrieder, Claire Galesne

Forschungsgruppe

Globale humanitäre Medizin

Leiterin: Dr. Tine Hanrieder

Die Forschungsgruppe Globale humanitäre Medizin untersucht

Wissensproduktion und Nord-Süd-Verhältnisse in

der globalen Gesundheit. Sie geht insbesondere der Frage

nach, wie Ideen und Versorgungsmodelle aus Entwicklungsländern

in unterversorgte Gegenden von Industrieländern

übertragen werden. Die Gruppe stellt damit eine Grundannahme

über globale Politik und Entwicklung infrage,

nämlich dass Wissen nur in eine Richtung fließen würde,

aus dem globalen Norden in den globalen Süden.

Konkret untersucht die Gruppe Süd-Nord-Wissenstransfers

in vier Fallstudien: (1) die medizinische Ausbildung in den

USA und die Rolle internationaler Lernerfahrungen für die

US-Medizin, (2) die Aktivitäten humanitärer Organisationen

in Frankreich, (3) die Entwicklung und Verbreitung von

Interventionen gegen Durchfallkrankheiten in den USA

und in der Entwicklungspolitik und (4) die in den USA

zunehmende Verbreitung des Community-Health-Worker-

Modells für und durch benachteiligte Gruppen, eines

gemeindebasierten Versorgungsmodells mit nicht- oder

semi-professionellen Gesundheitsarbeiter*innen, das lange

Zeit vorwiegend in Entwicklungsländern eingesetzt wurde.

Im Jahr 2021 hat die Gruppe die Fallstudien zum französischen

Humanitarismus und zur globalen Durchfallbekämpfungspolitik

abgeschlossen.

Die Fallstudie zum französischen Humanitarismus konnte

zeigen, dass zwei wichtige internationale Nichtregierungsorganisationen,

Ärzte ohne Grenzen und Ärzte der Welt, seit

den 1980er-Jahren fast durchgehend auf französischem

Territorium aktiv sind, um benachteiligten Gruppen und

zunehmend Migrant_innen Hilfe zu leisten beim Zugang zur

Gesundheitsversorgung. Dieses neue Einsatzgebiet führte

zu einer Neudefinition der Rolle humanitärer Einsätze. Die

medizinische Nothilfe selbst rückte in den Hintergrund

und wurde sogar gelegentlich begrenzt, um Druck auf die

Regierung auszuüben und Politikreformen anzustoßen.

Medizinische Nothilfe wurde so zum Mittel zum Zweck,

um politischen Wandel zu erreichen - eine Prioritätenverschiebung,

die die Symbolkraft von Humanitarismus

als Diagnose sozialer Ungleichheit und medizinischer

Ungerechtigkeit nutzt.

Die Fallstudie zur globalen Durchfallbekämpfungspolitik

hat aufgezeigt, wie Experten seit dem späten neunzehnten

Jahrhundert unterschiedliche Interventionen gegen Durchfallerkrankungen

für den globalen Süden und Norden

entwickelten. In den USA haben Infrastrukturmaßnahmen

wie Trinkwasserfiltration Mortalität durch Durchfallerkrankungen

nahezu beendet. Im Gegensatz hierzu entwickelten

Expert*innen für den globalen Süden im Verlauf des letzten

Jahrhunderts eine Serie von technologischen Sofortlösungen,

beispielswiese Sachets mit Salzmischungen gegen Dehydrierung.

Die Studie zeigt, dass der Erfahrungsaustausch

zwischen diesen Expertisen begrenzt ist. Die Interventionen

wurden an ihre jeweiligen Kontexte angepasst und laufen

Gefahr, bei der Verwendung in anderen Räumen abgelehnt

zu werden. So werden beispielsweise die Sachets mit Salzmischungen,

die im globalen Süden breite Verwendung

finden, von Krankenhäusern in den USA selten verwendet,

da ihr Einsatz nicht zu den ärztlichen Standardroutinen

gehört. Gleichzeitig wird Wasserfiltrationsinfrastruktur

weniger im globalen Süden verwendet, da in der internationalen

Gesundheitspolitik die Überzeugung herrscht,

dass die Intervention bei schwächerer staatlicher oder

fachlicher Aufsicht nur schwer dauerhaft implementierbar

sei. So können sowohl in sich abgeschlossene Berufsnetzwerke

als auch mangelnde staatliche Investitionen in

50

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

der Infrastruktur zu Hürden werden, die die Übernahme

sinnvoller Technologien verhindern.

Die Forschungsgruppe organisierte eine Spring School zum

Thema „Health, Racism and Colonial Continuities“ in Kooperation

mit der Charité-Universitätsmedizin Berlin im April

2021. Studierende, Praktiker_innen und Forschende aus den

Geschichts-, Gesundheits- und Sozialwissenschaften diskutierten

Möglichkeiten und Probleme einer Dekolonisierung

von Institutionen und Expertise der globalen Gesundheit.

Literatur

Aue, Luis: „How Do Metrics Shape Polities? From Analogue

to Digital Measurement Regimes in International Health

Politics“. In: International Political Sociology, 2021, Jg. 15, H.

1, S. 83-101.

Hanrieder, Tine/Galesne, Claire: „Domestic

Humanitarianism: The Mission France of Médecins Sans

Frontières and Médecins du Monde“. In: Third World

Quarterly, 2021, Jg. 42, H. 8, S. 1715-1732.

Hanrieder, Tine/Montt Maray, Eloisa Maria: „Digitalizing

Community Health Work: A Struggle over the Values of

Global Health Policy“. In: Historical Social Research, 2021,

Jg. 46, H. 1, S. 136-159.

Forschungsprofessur

Politische Theorie

Prof. Dr. Rainer Forst

Die Forschungen dieser Professur widmen sich Grundfragen der politischen

Theorie, insbesondere im transnationalen Rahmen. Sie haben zum

Ziel, normative Begriffe und Theorien der Legitimität, Gerechtigkeit und

Demokratie im Dialog zwischen Philosophie, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft

und Soziologie angesichts neuer Realitäten zu prüfen und

weiterzuentwickeln. Auch in den beiden Präsentationen im Kolloquium des Schwerpunkts im März 2020 und

März 2021 ging es um die Vermittlung von normativen und sozialwissenschaftlichen Perspektiven, einmal

mit Bezug auf Menschenrechte, einmal mit Bezug auf den Wirklichkeitsbegriff. Eine auch durch Gespräche

mit Peter Katzenstein inspirierte Konferenz zu neueren Entwicklungen in der Diskussion über den Begriff

der Macht, die an frühere von der Professur organisierte Konferenzen am WZB anschließt (2018 „The Politics

of Class: Past and Present“ und 2019 „A Universal Class? Toward a Sociology of Transnational (In-)Justice“), ist

in Vorbereitung, ebenso wie eine über Legitimität. Die Diskussionen, die in diesen Kontexten geführt wurden,

sind in das neue Buch Die noumenale Republik. Kritischer Konstruktivismus nach Kant (Suhrkamp 2021) eingeflossen

– und ebenso in die vier Repliken auf Bücher zu meinem Werk, die 2019 und 2020 erschienen sind.

Während des gemeinsamen Fellowships im Thomas-Mann-Haus in Los Angeles (Sommer/Herbst 2021) wurde

die Arbeit mit Michael Zürn (WZB) und Christoph Möllers (Humboldt Universität zu Berlin) an einer Neubestimmung

des Begriffs der Legitimität fortgesetzt und intensiviert. Dies wird im Zentrum weiterer Austausche

im Rahmen der Professur stehen.

-Bericht 2020|2021

51


Schwerpunkt Internationale Politik und Recht

Forschungsprofessur

Globale Soziologie

Prof. Yasemin Soysal Ph.D.

Die Forschungsprofessur Globale Soziologie wurde im September

2021 am WZB ins Leben gerufen als Teil des SCRIPTS Exzellenzclusters

und in Kooperation mit der Freien Universität Berlin. Ein

aktuelles Forschungsinteresse gilt dem (neo-)liberalen Skript der

Staatsbürgerschaft und dessen Zukunft. In einem WZB-Talk unter

dem Titel „Liberal Agentic Citizenship and Its Global Reach“ stellten

Yasemin Soysal und Héctor Cebolla Boado das Projekt vor. Im Berichtszeitraum entstand hier unter anderem

folgende Publikation: Soysal, Yasemin Nuhoğlu: „Institutional Underpinnings, Global Reach, and the Future of Ordinal

Citizenship “. In: British Journal of Sociology, 2021, Jg. 72, H. 2, S. 174-180. DOI: 10.1111/1468-4446.12837.

Die Forschungsagenda umfasst die Identifizierung der Verbreitung globaler kultureller Skripte, institutioneller

Rahmenbedingungen und Praktiken sowie ihre Auswirkungen auf die Wahrnehmung und das Verhalten individueller

und kollektiver Akteur*innen. Auch ein möglicher Wandel der Systeme sowie deren Anfechtungen

und Widersprüche werden dabei thematisiert.

Im Jahr 2021 stand zunächst die Forschung zur Hochschulbildung im Fokus mit einer breitangelegten Untersuchung

internationalisierter Skripte der Hochschulbildung. Das derzeitige Hochschulwesen ist in einen

globalen Rahmen von Wettbewerb und Exzellenz eingebettet, den es kritisch zu untersuchen gilt. Die Forschung

erfolgt über einen quantitativ empirischen Ansatz, der international und interdisziplinär ausgelegt ist.

52

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt

Wandel politischer

Systeme

Direktor

Prof. Daniel Ziblatt Ph.D. (seit Oktober 2020)

Prof. Dr. Wolfgang Merkel (bis März 2020)

Kommissarisch:

Prof. Dr. Bernhard Weßels (seit April 2020)

Beauftragte für Forschungsmanagement

Dr. Elisabeth Gößwein


Schwerpunkt Wandel politischer Systeme

V.l.n.r.: Heiko Giebler, Julia Jann, Daniel Ziblatt, Fabio Ellger, Sebastian Hellmeier, Emilie Segura, Nourhan Elsayed, Constanza Sanhueza

Abteilung

Transformationen der

Demokratie

Direktor: Prof. Daniel Ziblatt Ph.D.

Sozialforscher*innen sind oft unterschiedlicher Meinung,

doch über mindestens eine Tatsache bestand lange Konsens:

Alte, reiche Demokratien neigen dazu, nicht zu sterben.

Viele Jahre wurde davon ausgegangen, dass etablierte

Demokratien wie jene in Westeuropa und Nordamerika

praktisch Einbahnstraßen waren – einmal konsolidiert

würden sie einfach fortbestehen. Heute ist diese Annahme

unter Beschuss geraten.

Die Abteilung Transformationen der Demokratie befasst sich

mit dem Schicksal heutiger Demokratien und versucht, die

aktuellen Herausforderungen zu verstehen, denen Demokratien

gegenüberstehen. Während die Zahl der Autokratien

in der ganzen Welt wächst, scheint die Demokratie weltweit

unter Druck zu stehen. Nicht nur junge Demokratien, selbst

etablierte Demokratien der westlichen Welt sind in selbstdiagnostizierte

Krisen unterschiedlichen Ausmaßes geraten.

Einige Beobachter beginnen sich zu sorgen, dass mit der Wahl

Donald Trumps 2016 in den USA und dem Aufstieg populistischer,

euroskeptischer und einwanderungsfeindlicher

Kräfte in Europa sowie angesichts von Polarisierung und

dem Verlust politischen Vertrauens selbst die etabliertesten

Demokratien der Welt bedroht sein könnten.

Wir stehen also vor einer der drängendsten Fragen unserer

Zeit: Kann die liberale Demokratie, wie sie heute besteht,

in einer erkennbaren Form überleben? Die im Herbst

2020 gegründete Forschungsabteilung konzentriert sich auf

Transformationen der Demokratie: Impulse hin zu einer Demokratisierung,

Rückwärtstrends der Entdemokratisierung und

Innovationen in demokratischen Institutionen und Praktiken,

um mit dem neuen Druck auf Demokratien weltweit fertig

zu werden. Die Forschung zu diesen Schwerpunkten stützt

sich auf vier Säulen:

Erstens werden neue Bedrohungen der Demokratie untersucht,

wobei der Schwerpunkt auf den miteinander verbundenen

Herausforderungen der Radikalisierung, Polarisierung

und politischen Gewalt liegt. Dabei werden insbesondere

unter Einsatz modernster sozialwissenschaftlicher Instrumente

– Umfragen, Umfrageexperimente und andere Methoden

– die wirtschaftlichen, soziologischen, institutionellen,

geografischen und kulturellen Wurzeln rechtsradikalen

Wahlverhaltens und des Erstarkens radikaler Parteien

in fortgeschrittenen Demokratien analysiert: Was sind

die Auslöser für Radikalisierungsprozesse? Warum haben

rechtsradikale Parteien ihre Unterstützung bei bestimmten

demografischen Gruppen ausgebaut? Wie erklärt sich die

geschlechtsspezifische Kluft in der rechtsradikalen Wählerschaft?

Warum sind Rechtsradikale in einigen Gegenden

erfolgreicher als in anderen? Eine weitere Forschungsfrage

ist, wie Radikalisierung an sich Polarisierungsspiralen in

politischen Systemen auslöst – nämlich dann, wenn politische

Rivalen beginnen, sich nicht nur als Rivalen, sondern

als existenzielle Bedrohung zu betrachten. Wenn Anti-

System-Parteien ein politisches System betreten, hat dies

oft Polarisierung zur Folge. Ein für die Zeitschrift Comparative

Political Studies verfasster Artikel von Daniel Ziblatt

et al. beschäftigt sich mit einem Umfrageexperiment unter

Wähler*innen in der Türkei. Es zeigt sich, dass diejenigen,

die über Gefühle intensiver Polarisierung gegenüber einer

anderen Partei berichten, mit höherer Wahrscheinlichkeit

ihre Haltung ändern und plötzlich Präsident Erdoğans Griff

54

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Wandel politischer Systeme

nach einer Superpräsidentschaft für sich selbst durch

die Unterminierung der Verfassung unterstützen. Kurz

gesagt: Polarisierung hat zur Folge, dass Bürger*innen

darüber hinwegsehen, wenn ihre eigene Seite undemokratisch

handelt. Ein damit im Zusammenhang stehendes

Forschungsgebiet der Abteilung ist die gefährliche Beziehung

zwischen Polarisierung und politischer Gewalt. Ziel

ist es zudem, die Wurzeln politischer Gewalt zu verstehen,

indem der Zusammenhang von sozialem Protest, Wahlen

und politischer Gewalt untersucht wird.

Zweitens führt die Abteilung eine Reihe von Projekten zum

Thema „demokratische Normen“ durch. Es ist seit Langem

bekannt, dass Demokratien auf geschriebene Gesetze und

Verfassungen angewiesen sind. Eine Demokratie kann ohne

eine demokratische Verfassung nicht überleben. Aber eine

der wichtigsten Lektionen der vergangenen fünf Jahre ist,

dass Demokratien sich nicht nur auf geschriebene Verfassungen

stützen, sondern auch auf ungeschriebene Regeln:

demokratische Normen. Demokratische Normen sind eine

Quelle für die Resilienz der Demokratie. Sie spielen sowohl

für Politiker*innen als auch für die Alltagspolitik eine Rolle.

Zwei der wichtigsten Normen für die Stärke einer Demokratie

sind gegenseitige Toleranz und Zurückhaltung. Politiker*innen

können, auch wenn sie sich an das geschriebene

Recht halten, die Demokratie dennoch angreifen, indem sie

demokratische Normen verletzen. Und viele Bürger*innen

haben den Eindruck, dass die ungeschriebenen Regeln,

einst Leitplanken der Demokratie, erodieren. Untersucht

wird deshalb, welche Normen wichtig sind und wie sich

politische Normen verändern. Die Forschung stützt sich

dabei auf die sozialpsychologische Literatur über Tabus, um

zu untersuchen, warum und wie Politiker*innen begonnen

haben, gegen Normen zu verstoßen. Durch Umfrageexperimente

wird versucht, unausgesprochene Tabus aufzudecken.

Zudem wird versucht, die Stärke demokratischer Normen

in der heutigen Demokratie aufzuzeigen, indem nachverfolgt

wird, wie stark die Erosion von Normen in unseren

Demokratien ist.

Das dritte Forschungsgebiet nutzt einen längeren historischen

Zeitraum, um die „Evolution demokratischer Ideen“ zu

analysieren. Unsere Hauptprämisse ist, dass die Demokratie

in den vergangenen zwei Jahrhunderten einen ideellen und

einen institutionellen Paradigmenwechsel vollzogen hat. Der

Begriff Demokratie war im politischen Mainstream-Diskurs

des frühen 19. Jahrhunderts ein abwertender Begriff, der

mit der Herrschaft des Pöbels gleichgesetzt wurde. Heute

bedeutet es die höchste Form politischer Legitimation, wenn

etwas demokratisch genannt wird. Wie, wann und warum

hat sich dieser Diskurswandel vollzogen? Die Forschung in

diesem Bereich nutzt eine Vielzahl von Methoden, darunter

statistische Textanalysen, um die ideelle Entwicklung der

Demokratie in einer Reihe von Demokratien (z. B. Großbritannien,

USA, Frankreich, Deutschland) nachzuverfolgen.

Untersucht wird zum Beispiel, wie deutsche und britische

Parlamentarier im 19. Jahrhundert über Demokratie sprachen.

Wie und wann haben sie den Begriff Demokratie allmählich

positiver verwendet? Wann und wie wurde eine

so „gefährliche“ Idee populär? Ein weiterer Aspekt dieses

Forschungsprogramms ist die Untersuchung der jüngsten

Innovationen und Veränderungen in der Art und Weise,

wie Bürger und politische Eliten Demokratie verstehen

und rechtfertigen.

Der vierte Forschungsbereich ist „den demokratischen

Übergängen und der autoritären Persistenz“ gewidmet. Trotz

des beispiellosen Siegeszugs der liberalen Demokratie im

20. Jahrhundert dominieren in vielen Ländern noch immer

autoritäre Herrscher. Die Entwicklungen im Sudan nach dem

Sturz des langjährigen Diktators al-Bashir verdeutlichen die

Herausforderungen von Demokratisierungsprozessen. Der

Sturz eines Diktators führt nicht zwangsläufig zum Aufbau

funktionierender demokratischer Institutionen. In mehreren

Projekten wird analysiert, welche Faktoren beeinflussen,

ob eine Demokratisierung gelingt und unter welchen Umständen

Autokraten an der Macht bleiben. Untersucht wird

unter anderem die Rolle von Massenmobilisierung und

Zivilgesellschaft in Demokratisierungsprozessen und die

Reaktionen von Autokraten auf abweichende Meinungen.

Darüber hinaus geht es um die Messung von Demokratisierungs-

und Autokratisierungsprozessen, um diese

Phänomene einer quantitativen Analyse zugänglicher zu

machen. Damit soll zu einem besseren Verständnis von

Regimetransformationen beigetragen werden.

Literatur

Şaşmaz, Aytuğ/Yağcı, Alper H./Ziblatt, Daniel: „How

Voters Respond to Presidential Assaults on Checks and

Balances. Evidence from a Survey Experiment in Turkey“.

In: Comparative Political Studies, 2022, Jg. 55, H. 11, S. 1947-

1980.

Alizade, Jeyhun/Ellger, Fabio (2022): „Do Politicians

Discriminate Against Constituents with an Immigration

Background?. Field Experimental Evidence from Germany”.

In: The Journal of Politics, Vol. 84, No. 3, S. 1823-1827, DOI:

http://doi.org/10.1086/716293. (vorab online publiziert

14.05.2021)

Dasgupta, Aditya/Ziblatt, Daniel (2022): „Capital Meets

Democracy. The Impact of Franchise Extension on

Sovereign Bond Markets”. In: American Journal of

Political Science, Vol. 66, No. 3, S. 630-647, DOI: http://

doi.org/10.1111/ajps.12585. (vorab online publiziert

16.03.2021, als Preprint publiziert in SocArxiv 11.01.2021)

Open Access: https://doi.org/10.31235/osf.io/s2pqn.

Hellmeier, Sebastian/Vüllers, Johannes (2022): „Dynamics

and Determinants of Right-Wing Populist Mobilisation

in Germany”. In: West European Politics, advance access,

21.11.2022, DOI: http://doi.org/10.1080/01402382.2022.213

5909. Open Access: http://hdl.handle.net/10419/266365.

-Bericht 2020|2021

55


Schwerpunkt Wandel politischer Systeme

V.l.n.r, hinten: Alexander Schmotz, Robert Stelzle, Aiko Wagner, Ekpenyong Ani, Sven Regel, Benjamin Schürmann, Julian Brückner, Christoph Ivanusch;

vorne: Pola Lehmann, Roxanne Bibra, Lisa Zehnter, Saara Inkinen, Thamy Pogrebinschi, Bernhard Weßels, Leonie Schwichtenberg

Abteilung

Demokratie und

Demokratisierung

Direktor: Prof. em. Dr. Wolfgang Merkel

Kommissarischer Direktor: Prof. Dr. Bernhard Weßels

(ab April 2020)

Forschungsprogramm

Die Forschung der Abteilung ist ausgerichtet auf die

theoriegeleitete vergleichende empirische Analyse der

Demokratie. Wie leistungsfähig sind ihre politischen

Systeme? Wie gut funktionieren demokratische Willensbildungsprozesse,

wie gut werden Bürger:innen repräsentiert?

Wie wirken unterschiedliche Bedingungen wie

Institutionen, Akteure sowie ökonomische und soziokulturelle

Kontexte auf das Funktionieren der Demokratien?

Die Forschung orientiert sich theoretisch an dem akteurszentrierten

Institutionalismus. Als Rahmen dient das

Konzept der eingebetteten Demokratie. Die Daten für die

Forschungsarbeit kommen sowohl aus qualitativ orientierten

Fallstudien wie groß angelegten Umfragen und

inhaltsanalytisch aufgeschlossenen Texten. Methodisch ist

die Abteilung vergleichend orientiert.

Seit dem Ausscheiden von Wolfgang Merkel Ende März

2020 war Bernhard Weßels kommissarisch Direktor der

Abteilung, die bis Ende März 2022 fortgeführt wurde. Mit

dem sich verkleinernden Team standen in den letzten zwei

Jahren vor allem politische Parteien und Wahlen unter der

Perspektive politischer Repräsentation und politischen

Wettbewerbs im Vordergrund der Forschung.

Neben 14 Aufsätzen in peer-begutachteten Zeitschriften

wurden vier Bücher publiziert: Der von Sascha Kneip,

Wolfgang Merkel und Bernhard Weßels herausgegebene

Band „Legitimitätsprobleme: Zur Lage der Demokratie in

Deutschland“, die Monografien von Frederik Beck zu Macht

und Legitimität in der deutschen Finanzpolitik und Reinhold

Melcher zu politischer Versiertheit und Wahlentscheidung

sowie der von Bernhard Weßels und Harald Schoen

herausgegebene Band „Wahlen und Wähler“. Der Band „The

Changing German Voter“ unter der Herausgeberschaft von

Rüdiger Schmitt-Beck, Sigrid Roßteutscher, Harald Schoen,

Bernhard Weßels und Christoph Wolf erscheint bei Oxford

University Press.

Die Abteilung hat zudem bei zwei von der Deutschen

Forschungsgemeinschaft (DFG) langfristig geförderten

Großprojekten am Aufbau wichtiger Infrastrukturen

mitgewirkt: Die Finanzierung der Deutschen Wahlstudie

(GLES) konnte nach dem Auslaufen der DFG-Förderung

institutionalisiert werden. Für das Manifesto-Projekt wurde

die kostenneutrale Verlängerung erfolgreich beantragt

und eine Fortführung des Projekts am WZB ist über die

Förderung durch die DFG hinaus vorgesehen.

Partizipation und Demokratie

Das LATINNO-Projekt, das demokratische Innovationen in

Lateinamerika unter der Perspektive politischer Repräsentation

und Qualität von Willensbildungsprozessen untersucht

und von Thamy Progrebinschi geleitet wird, hat seine Arbeit

mit einer Abschlusskonferenz im Sommer 2021 beendet.

56

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Wandel politischer Systeme

Das Projekt hat eine Datenbank mit demokratischen Innovationen

in 18 lateinamerikanischen Ländern etabliert

und von 2017 bis 2020 auch die Länder Südeuropas in die

Analyse aufgenommen. Die Daten und Analysen stehen auf

einer Webseite zur Verfügung (https://www.latinno.net/en/).

In Kooperation mit der Oxford University wird in dem Projekt

„Collective Intelligence against the Covid-19 Pandemic:

The Role of Civil Society in Endangered Democracies“ von

Thamy Pogrebinschi mit neueren Ansätzen zur „Schwarmintelligenz“

untersucht, welchen Beitrag Freiwilligenorganisationen

zu informationellen und infrastrukturellen

Problemlösungen anbieten können.

Wahlen, Wahlverhalten und Repräsentation

Unter den Fragestellungen nach der Funktionsweise, nach

der Qualität der Demokratie und ihrer Legitimität standen

vor allem die Analyse politischer Parteien und Wahlen im

Hinblick auf politischen Wettbewerb und politische Repräsentation

im Fokus der Forschung.

Zum Thema Repräsentation und Legitimität forschte

„SoliKris“ – ein Projekt in Kooperation mit dem GESIS –

Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften und der Universität

Heidelberg. Im Vordergrund standen die Legitimitätsüberzeugungen

der Bürger:innen, die als wesentlich zur

Aufrechterhaltung der Demokratie gelten. Dazu gehören

Analysen des Verhältnisses von politischer Unterstützung

von etablierten Parteien und der Wahl rechtspopulistischer

Parteien oder auch Fragen der Folgebereitschaft der Bürger

und ihrer Bedingungen hinsichtlich der Corona-Maßnahmen

der Regierungen in Europa.

Die Deutsche Wahlstudie (German Longitudinal Election

Study, GLES), seit 2009 in Kooperation mit den Universitäten

Frankfurt und Mannheim sowie dem GESIS – Leibniz-Institut

für Sozialwissenschaften durchgeführt, wird mit

der Fertigstellung des dritten Bandes der Wahlstudie bei

Oxford University Press Ende 2021 beendet. Die Abteilung

hat zwei der acht Studienmodule unter der Leitung von

Bernhard Weßels verantwortet: die repräsentative Nachwahlumfrage

zu den Bundestagswahlen und die deutsche

Kandidatenstudie. Die Daten, mehr als 100 repräsentative

Umfragen, sind öffentlich zugänglich (GLES.EU). Im letzten

Jahr der Finanzierung standen vor allem Forschungen zum

Rechtspopulismus in Deutschland sowie zur Frage nach

der Zugänglichkeit der Wähler:innen für die politischen

Parteien unter einer wettbewerbstheoretischen Fragestellung

im Vordergrund.

Welche programmatischen Angebote Parteien bei nationalen

Wahlen den Wählerinnen und Wählern unterbreiten

und wie sie diese in konkrete Politik umsetzen, steht im

Mittelpunkt des Manifesto-Projekts (MARPOR), das bis 2023

von der DFG gefördert wird. Derzeit stellt MARPOR einen

Datensatz codierter Wahlprogramme für quantitative Inhaltsanalysen

zur Verfügung, der über 700 Wahlen in knapp

60 Ländern mit mehr als 1.100 Parteien und über 4.000

Wahlprogrammen seit 1949 umfasst. Daneben bietet das

Projekt zusätzliche Dienstleistungen, darunter eine Software

zur Analyse der Daten und die digitalisierten Versionen der

Wahlprogramme, den Manifesto Corpus, der die maschinenlesbare,

mehrsprachige und kommentierte Version der

Wahlprogramme enthält. Die öffentlich zugänglichen Daten

(https://manifestoproject.wzb.eu/) werden von mehr als

5.000 Akademiker:innen aus rund 1.500 Institutionen in

60 Ländern genutzt. Im Wahljahr 2021 standen Analysen

zur Programmatik der Bundestagsparteien und die Verlässlichkeit

bei der Umsetzung in Politik im Vordergrund. Ein

neues Projekt, Observatory of Political Texts in European

Democracies (OPTED), gefördert durch die Europäische

Kommission, ist eine Machbarkeitsstudie für die Infrastruktur

der Analyse politischer Texte, die in Kooperation

mit 17 Institutionen aus 11 Ländern durchgeführt wird.

Die Abteilung ist zusammen mit dem Zentrum für Zivilgesellschaft

für das Arbeitspaket 4 verantwortlich, das zu

den Texten politischer Organisationen (Interessengruppen

und Parteien) arbeitet.

Im Jahr 2021 konzentrierten sich viele Arbeiten auf die

Bundestagswahl. So richtete das Marpor-Projekt einen

„Manifesto Monday“ ein: Jede Woche wurde die Analyse

eines Wahlprogramms einer Bundestagspartei auf dem

Blog der Abteilung veröffentlicht. Die Resonanz darauf

war groß. So veröffentlichten die Forscher:innen kurz

vor dem Wahlsonntag eine Analyse auf ZEIT ONLINE. Im

ZDF-Wirtschaftsmagazin WISO wurden Analysen aus dem

Marpor-Projekt zu vier Politikfeldern vorgestellt, zu Wort

kamen die Forscher:innen Pola Lehmann, Theres Matthieß,

Sven Regel und Bernhard Weßels. Fertiggestellt wird ein

Buch zum Verhältnis von Programmatik, Koalitionspotenzialen

und Koalitionsvertrag zu verwandten Themen. Neben

diesen Analysen wurden im Abteilungsblog Analysen zum

Wahlverhalten vorgestellt, auch zu den WZB-Mitteilungen

trug die Abteilung bei. Darüber hinaus bietet die Abteilung

den WZB Democracy Podcast an und informiert via Twitter

über ihre Arbeit: @WZB_Democracy.

Literatur

Bahr, Thurid/Holzscheiter, Anna/Pantzerhielm, Laura:

„Understanding Regime Complexes through a Practice

Lens. Repertoires of Inter-Organizational Practices in

Global Health“. In: Global Governance, 2021, Jg. 27, H. 1, S.

71-94. DOI: 10.1163/19426720-02701005.

Holzscheiter, Anna/Gholiagha, Sassan/Liese, Andrea:

„Advocacy Coalition Constellations and Norm Collisions:

Insights from International Drug Control, Human

Trafficking, and Child Labour“. In: Global Society, 2021. DOI:

10.1080/13600826.2021.1885352.

Pantzerhielm, Laura/Holzscheiter, Anna/Bahr, Thurid:

„Power in Relations of International Organisations: The

Productive Effects of ‚Good‘ Governance Norms in Global

Health“. In: Review of International Studies, 2020, 46:3, pp.

395-414. DOI: 10.1017/S0260210520000145.

-Bericht 2020|2021

57


Gut vernetzt

Mexiko

Australien

Chile

Kolumbien

Korea – Republik

Uganda

Vereinige Arabische Emirate

Vorträge von

WZB-Forschenden

Bulgarien

Griechenland

Irland

Island

Kroatien

Malta

Rumänien

Serbien

Ungarn

Litauen

Portugal

Tschechische Republik

Norwegen

Luxemburg

Finnland

Dänemark

Italien

Brasilien

Niedersachsen

248

Gäste 160

Deutschland

46

Schleswig-

Holstein

Bremen

Baden-

Württemberg

Berlin

Indien

Kanada

Nordrhein-

Westfalen

Bayern

Israel

Japan

Türkei

Vereinigte Staaten von Amerika

Brandenburg

Hessen

Hamburg

Sachsen-Anhalt

67

Welt

Saarland

105

Sachsen

Rheinland-Pfalz

550

Deutschland

750

Vorträge

davon online

576

92

Kooperationsverträge

Kooperationspartner

40

Deutschland

163

18

WZB

Kooperationen

Thüringen

Mecklenburg-

Vorpommern

Europa

133

Europa

Welt

Europa

Irland

Niederlande

Polen

Frankreich

Welt

Bulgarien

Spanien

Schweiz

Portugal

42

Großbritannien

Asien

Afrika

Südamerika

USA

Kanada

Gäste am

WZB

Italien

Belgien

Frankreich

Schweiz

Spanien

Niederlande

Österreich

Dänemark

Österreich

Schweden

Zahlen: 2021


Schwerpunkt

Migration und

Diversität

Direktor

Prof. Dr. Ruud Koopmans

Beauftragte für Forschungsmanagement

Dr. Wilma Rethage (seit März 2021)

Dipl.-Volksw. Reinhild Wagner (bis März

2021)


Schwerpunkt Migration und Diversität

V.l.n.r., untere Reihe: Gülay Türkmen, Daniel Meierrieks, Liav Orgad, Johanna Hase, Eylem Kanol, Ruben Below; mittlere Reihe: Julia Schweers (Gast),

Selda Grauman, Jasper Jansen, Jonas Wiedner, Tamara Bogatzki, Ruud Koopmans, Irene Pañeda Fernández, Dario Portong, Tommaso Virgili, Daniel Tuki;

obere Reihe: Rahsaan Maxwell (Gast), Johanna Knösel, Anna Skarpelis, Berivan Kalkan, Melinda Biolchini, Elisabeth von Bressensdorf, Víctor Masías

Hinojosa, Wilma Rethage

Abteilung

Migration, Integration,

Transnationalisierung

Direktor: Prof. Dr. Ruud Koopmans

Die Abteilung forscht zu Fragen von Migration und Integration

und zu den Beziehungen zwischen Mehrheit und

Minderheiten aus unterschiedlichen Perspektiven. So werden

Aspekte wie politische Unfreiheit, religiöse Konflikte

in Herkunftsländern, aber auch globale Phänomene wie

der Klimawandel als Ursachen von Migration in den Blick

genommen. Die Forschung ist interdisziplinär ausgerichtet

und umfasst Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpsychologie,

Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften

und politische Philosophie. Methodisch wird überwiegend

quantitativ und experimentell geforscht, ergänzt durch

rechtliche, institutionelle und normative Analysen.

Klimawandel und Migration

Marc Helbling und Daniel Meierrieks forschen im durch

die Leibniz-Gemeinschaft geförderten Projekt IMPETUS

(Cli-mate Change Impacts on Migration and Urbanization) zu

den Folgen des Klimawandels für Migration, Urbanisierung

sowie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung.

Untersucht werden unter anderem die Auswirkungen von

kurzfristigen Wetterschocks, etwa in besonders heißen

Jahren, und die langfristigen Folgen des Klimawandels

(steigende Temperaturen) auf die internationale Arbeitsmigration.

Wetterschocks und Klimawandel können auf

vielfältige Weise Anreize für die Abwanderung aus betroffenen

Ländern verstärken, indem sie zum Beispiel die

landwirtschaftliche Produktion negativ beeinflussen und

damit Löhne im Agrarbereich senken, die Gesundheit von

Menschen schädigen sowie zu politischer Instabilität beitragen.

Im Projekt wurden Daten zu klimatischen Bedingungen

und der Arbeitsmigration aus 121 Schwellen- und Transformationsökonomien

in 20 OECD-Staaten im Zeitraum von

1980 bis 2010 ausgewertet. Die statistische Analyse zeigt,

dass insbesondere Geringqualifizierte auf sich ungünstig

verändernde klimatische Bedingungen (z. B. steigende

Temperaturen) mit verstärkter Migration in OECD-Länder

reagieren. Der Klimawandel wirkt sich unterschiedlich auf

die Migrationsentscheidungen von Gering- und Hochqualifizierten

aus. Offensichtlich sind Geringqualifizierte durch

den Klimawandel besonders betroffen, durch den Verlust

von Einkommen oder den Verlust des Arbeitsplatzes im

landwirtschaftlichen Sektor. Zugleich wird deutlich, dass sich

die Folgen des Klimawandels erst langfristig zeigen und sogenannte

Intensivierungseffekte wirken. Ein Beispiel dafür

ist der graduelle Verlust von Bodenfruchtbarkeit infolge steigender

Temperaturen. Dieser führt zu einem graduellen Verlust

landwirtschaftlicher Fläche und Produktivität und kann

schließlich den Verlust von Einkommen nach sich ziehen.

Religiöser Fundamentalismus und Radikalisierung

In diesem Projekt werden die religiösen Ursachen von

Fremdenfeindlichkeit, politischer Gewalt und Unfreiheit

empirisch untersucht. In Zusammenarbeit mit Dietlind Stolle

(McGill University) führten Ruud Koopmans und Eylem Kanol

eine Umfrage unter 10.000 christlichen, muslimischen und

jüdischen Gläubigen in acht Ländern (Zypern, Deutschland,

Israel, Kenia, Libanon, Palästina, Türkei und USA) durch. Eine

auf diesen Umfragedaten basierende Studie zeigt, dass

60

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Migration und Diversität

Befragte, die eine religiös-fundamentalistische Gesinnung

haben, eher eine ablehnende Haltung gegenüber Anhängern

anderer Religionen äußern. Um Anhänger zu mobilisieren

und ihre Handlungen zu rechtfertigen, beziehen sich religiöse

Extremisten oft auf Schriftverse, die Gewalt gegen

vermeintliche Glaubensfeinde legitimieren. Ob diese eine

echte motivierende und mobilisierende Kraft besitzen, ist

umstritten. Anhand eines Umfrageexperiments wurde der

Frage nachgegangen, ob gewaltlegitimierende Schriftverse

die Unterstützung für religiöse Gewalt tatsächlich steigern

können. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die mit

ähnlichen gewaltlegitimierenden Zitaten aus der Bibel,

Thora oder dem Koran konfrontiert werden, religiöse Gewalt

signifikant stärker unterstützen. Die Zustimmung für

religiöse Gewalt steigt am deutlichsten unter Personen mit

einer fundamentalistisch geprägten Glaubensauffassung.

dass Zugewanderte – vor allem aber ihre Nachkommen

– in ethnischen Enklaven tatsächlich über eine höhere

Zufriedenheit berichten. Interessanterweise gehen diese

Effekte aber ausschließlich auf die Nähe zu organisationalen

Infrastrukturen zurück – allein die räumliche Nähe zu

anderen Menschen derselben Herkunft spielt keine messbare

Rolle. Diese Befunde decken sich mit Argumenten aus

der ethnografischen Literatur, denen zufolge die Vorteile

migrantischer Nachbarschaftsnetzwerke erst auf Basis formaler

Strukturen, wie sie Vereine, Gebetshäuser und eine

ethnische Ökonomie bieten, wirksam werden. In weiteren

Schritten untersucht das Projekt, welche Faktoren überhaupt

erst zum Aufbau eines dichten Netzwerks migrantischer

Organisationen führen und welche Rolle sie bei der Wohnortwahl

von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte spielen.

In seinem Buch zeigt Ruud Koopmans auf breiter empirischer

Grundlage und anhand des systematischen Vergleichs

von muslimischen und nicht muslimischen Ländern und

Migrantengruppen, wie die islamische Welt einerseits und

Muslime im Westen andererseits bezüglich Demokratie,

Bildung und wirtschaftlicher Lage immer weiter ins Hintertreffen

geraten. Er schildert, wie der Islam seit rund vierzig

Jahren zunehmend von fundamentalistischen Strömungen

beherrscht wird, deren Anhänger die Rechte von Frauen

einschränken, Homosexuelle und andere Minderheiten verfolgen,

säkulare Bildung bekämpfen und sich von Nichtmuslimen

abkapseln. Im Rahmen des Spitzenforschungsclusters

„Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung“

(MOTRA) wird weiter zu dem Thema geforscht. Der Fokus

liegt besonders auf der Relevanz von interpersonellen und

organisatorischen Netzwerken im Radikalisierungsprozess.

WELLMOB-Projekt

In der Forschung zur Integration von Zugewanderten

werden ethnische Enklaven, also (stadträumliche) Gebiete

mit hoher Konzentration von Menschen der gleichen Herkunft,

seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Auf der einen

Seite steht die Befürchtung, dass in segregierten Gebieten

Kontakte zu Einheimischen erschwert werden. Dadurch

könnte längerfristig die kulturelle und sozioökonomische

Integration Zugewanderter behindert werden. Andererseits

zeigen viele Forschungsergebnisse auch, dass Enklaven vor

allem in der ersten Zeit nach der Immigration ein wichtiges

Sprungbett für den Einstieg in den Arbeitsmarkt darstellen

können. In dem von der DFG geförderten Projekt WELLMOB

ergänzen Jonas Wiedner, Sarah Carol (University College

Dublin) und Merlin Schaeffer (Universität Kopenhagen) diese

eher instrumentellen Zugänge um eine Untersuchung zur

Frage, welche Effekte ethnische Enklaven auf die subjektive

Lebenszufriedenheit von Zugewanderten und deren Nachkommen

haben. Ein weiterer Beitrag des Projekts besteht

darin, die ethno-religiöse Infrastruktur der Enklaven bestehend

aus Moscheen, Kirchen, Geschäften und Vereinen

zum ersten Mal deutschlandweit geografisch hochauflösend

quantitativ zu erfassen. Ergebnisse des Projekts auf Basis

einer Verknüpfung dieser Daten mit Umfragedaten zeigen,

Literatur

Helbling, Marc/Meierrieks, Daniel: „How Climate Change

Leads to Emigration. Conditional and Long-run Effects“.

In: Review of Development Economics, 2021, Jg. 25, S. 2323-

2349. DOI: 10.1111/rode.12800.

Koopmans, Ruud/Kanol, Eylem/Stolle, Dietlind: „Scriptural

Legitimation and the Mobilisation of Support for Religious

Violence. Experimental Evidence across Three Religions

and Seven Countries“. In: Journal of Ethnic and Migration

Studies, 2021, Jg. 42, H. 7, S. 1498-1516.

DOI: 10.1080/1369183X.2020.1822158.

Schaub, Max/Morisi, Davide: „Voter Mobilisation in

the Echo Chamber. Broadband Internet and the Rise of

Populism in Europe“. In: European Journal of Political

Research, 2020, Jg. 59, H. 4, S. 752-773.

DOI: 10.1111/14756765.12373.

Wiedner, Jonas: „Political and Social Consequences of

Qualification Mismatches. A Bounding Approach to Status

Inconsistency“. In: Social Forces, 2021, Jg. 101, H. 1, S. 150-

175. DOI: 10.1093/sf/soab120.

-Bericht 2020|2021

61


Schwerpunkt Migration und Diversität

V.l.n.r., obere Reihe: Melinda Biolchini, Liav Orgad, Johanna Hase; untere Reihe: Wilma Rethage, Ashley Mantha-Hollands.

Forschungsgruppe

International Citizenship

Law

Leiter: Prof. Liav Orgad

Die vom European Research Council (ERC) geförderte Forschungsgruppe

hat in den Jahren 2020 und 2021 erfolgreich

ihre Forschungsagenda verfolgt, sich international

vernetzt und auch außerhalb der akademischen Community

an Sichtbarkeit gewonnen.

Genealogie der Staatsbürgerschaft: Wissenschaftler*innen

der Gruppe, hauptsächlich aus dem Fach Geschichte, identifizierten

historische Wendepunkte, die die Entwicklung

der Grenzen von Staatsbürgerschaft (d. h. Zugangs- und

Austrittspunkte) und ihre heutige Bedeutung tiefgreifend

geprägt haben. Bislang wurden 15 solcher Wendepunkte

identifiziert: 1-2) Stadt- und Gemeindebürgerschaft in

der Antike: Klassisches Athen und Römisches Reich; 3)

Das christliche Erbe und sein Einfluss; 4) Mittelalterliche

und frühneuzeitliche Staatsbürgerschaft in europäischen

Gemeinden; 5) Feudale Staatsbürgerschaft (der Calvin’s

Case, Jus soli und persönliche Loyalität); 6-7) Neuzeitliche

Imperien und die koloniale Welt; 8) Die Französische Revolution;

9) Konstitutionalisierung der Staatsbürgerschaft:

Der Fall Dred Scott und der 14. Verfassungszusatz in den

USA; 10) Weltkriege; 11) Geschlechterinklusion; 12) postkoloniale

Staatsbürgerschaft; 13) Internationalisierung;

14) Europäisierung; 15) Das Aufkommen der „digitalen

Staatsbürgerschaft“. Die historische Untersuchung liefert

Erkenntnisse für ein Verständnis der Herausforderungen

für die Staatsbürgerschaft in einer globalen Gegenwart.

Die Zukunft der Staatsbürgerschaft: Neue Technologien

verändern die Bedingungen, unter denen Gesellschaften

organisiert und kollektive Entscheidungen gefällt werden.

Aus diesem Grund hat die Forschungsgruppe mit CitTech

ein Projekt ins Leben gerufen, das die Veränderungen

bewerten wird, die neue Technologien für die Werte und

Institutionen der Staatsbürgerschaft mit sich bringen. Es

wird zudem geprüft, wie diese geregelt werden sollten. Zu

den Themenschwerpunkten gehören kybernetische Staatsbürgerschaft,

algorithmische Identität, Cloud-Communities

und der digitale Demos.

Global Compact of Citizenship: Am 19. Dezember 2018

hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den

Global Compact for Migration (GCM) gebilligt, eine nicht

bindende Vereinbarung, die in einem historischen Akt

von 152 Mitgliedsstaaten verabschiedet wurde. Das Thema

Staatsbürgerschaftsregelung wurde darin jedoch nicht

berührt. Auf Grundlage des GCM hat die Gruppe mehrere

kleinere Untersuchungen durchgeführt, deren Ziel es war,

den weltweit ersten Entwurf für einen Global Compact on

Citizenship zu erstellen. Auch arbeitet die Gruppe an einer

potenziellen Unionsbürgerrichtlinie. Untersucht werden

fünf mögliche Zukunftsperspektiven für eine Unionsbürgerschaft:

autonomer Unionsstatus, funktionale Unionsbürgerschaft,

assoziative Unionsbürgerschaft, erworbene

Unionsbürgerschaft und (ganz oder teilweise) Föderalisierung.

Ziel ist es, Europa als regionale Fallstudie für ein

gemeinsames Unionsbürgerschaftsrecht zu nehmen und

– in einer späteren Projektphase – einen gemeinsamen

internationalen Rahmen zu entwickeln.

Stadtbürgerschaft: Erforscht wird der rechtliche Status

von Städten, die Bedeutung und das Wesen des Konzepts

der „Stadtbürgerschaft“. Zu den Forschungsthemen gehören

die digitale Bürgerschaft in Megastädten, urbane Klimamigration,

Mobilität und Urban Governance sowie neue

Erzählweisen über Mobilität und Stadt. Gemeinsam mit

62

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Migration und Diversität

den Städten Madrid, Amsterdam und Cascais gewann die

Forschungsgruppe empirische Erfahrungen über digitale

Bürgerschaft und diskutierte normative Herausforderungen

und Möglichkeiten. Ziel ist es, ein Konsortium zu gründen,

das sich auf Forschung zur digitalen Bürgerschaft konzentriert.

Ein Sonderband der Zeitschrift Citizenship Studies

zu „Digital Citizenship in the Post-pandemic Urban Realm“

wurde zur Veröffentlichung für das Jahr 2022 angenommen.

Mehrheiten, Minderheiten und nationale Einheit: Im

April 2019 war die Forschungsgruppe Mitveranstalter

einer Konferenz über Mehrheits- und Minderheitenrechte –

ein Thema, das im Mittelpunkt der Spannungen zwischen

Staatsbürger*innen steht. Untersucht wurden die interkulturellen

Spannungen zwischen Mehrheits- und Minderheitengruppen,

konkrete Ausdrucksformen dieser

Spannungen, die Herausforderungen, die sie für Demokratie-

und Staatsbürgerschaftstheorien darstellen sowie

ihre normativen Implikationen. Aus der Forschung ist ein

Sammelband unter dem Titel „Majorities, Minorities, and the

Future of Nationhood“ (Cambridge University Press, 2022)

hervorgegangen, mit Beiträgen von einigen der führenden

Wissenschaftler*innen auf diesem Gebiet.

Zudem haben sich die Forscher*innen der Gruppe international

weiter vernetzt. Gemeinsam mit mehr als 20 teilnehmenden

Institutionen und Nichtregierungsorganisationen

wurde ein „Transnationales Netz für Städte, Migration und

Staatsbürgerschaft“ eingerichtet. Das Netzwerk will neues

Wissen schaffen und eine Brücke zwischen akademischen

Kreisen und politischen Entscheidungsträgern schlagen.

Darüber hinaus wurde Liav Orgad für den Zeitraum von

2021 bis 2026 zum Distinguished Scholar-in-Residence

an der Peking University School of Transnational Law in

Shenzhen, China, ernannt. Die Promovierenden konnten

internationale Fellowships einwerben: Ashley Mantha-Hollands

erhielt das WZB World Merit Fellowship für einen

Forschungsaufenthalt an der Harvard Law School für das

Jahr 2022; Johanna Hase hat ein mehrmonatiges Ph.D.-

Sandwich-Stipendium an der Hebräischen Universität

Jerusalem absolviert.

Die Forschungsgruppe brachte ihre Forschungsergebnisse

auch zunehmend in die öffentliche Diskussion ein – etwa

durch Onlinediskussionen zur Zukunft von Stadtbürgerschaft,

zum Narrativ der Pandemie im Allgemeinen und

durch ein Radiointerview im rbb24 und einen mehrfach

übersetzen Kommentar zum Händeschütteln als Teil von

Einbürgerungsprozessen in Zeiten der Corona-Pandemie. In

den letzten Jahren ist das obligatorische „Händeschütteln“

bei Staatsbürgerschaftsfeiern in den europäischen Ländern

zur gängigen Praxis geworden. Aber ist dieser Brauch in

Zeiten der Pandemie noch notwendig oder gibt es gute

Gründe, warum die europäischen Länder toleranter gegenüber

verschiedenen Formen der Begrüßung sein könnten?

Ashley Mantha-Hollands hat vor allem die geschlechtsspezifischen,

kolonialen und gesundheitlichen Gründe rundum

diesen Brauch näher beleuchtet.

Literatur

Hase, Johanna: „Repetition, Adaptation, Institutionalization

– How the Narratives of Political Communities

Change“. In: Ethnicities, 2021, Jg. 21, H. 4. DOI:

10.1177/1468796820987311.

Mantha-Hollands, Ashley/Orgad, Liav: „Citizenship at a

Crossroad“. In: International Journal of Constitutional Law,

2020, Jg. 18, H. 4, S. 1522-1525. DOI: 10.1093/icon/moaa107.

Orgad, Liav: „Forced to be Free: The Limit of European

Tolerance“. In. Harvard Human Rights, 2021, Jg. 34. Online:

https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_

id=3648135 (Stand 22.11.2022.)

-Bericht 2020|2021

63


Schwerpunkt Migration und Diversität

Forschungsprofessur

Political Inequality and Identity Politics

Prof. Kimuli Kasara Ph.D.

Kimuli Kasara, außerordentliche Professorin für Politikwissenschaft an

der Columbia University, New York, forscht zu politischer Geografie und

fragt, wie sich die wohnräumliche Verteilung ethnischer Gruppen auf

die Kontrolle politischer Prozesse auswirkt. Sie arbeitet vorwiegend zu Subsahara-Afrika und zeigt, wie die

Vertreibung von Bevölkerungsgruppen zu politischen Zwecken genutzt wird.

Am WZB arbeitet Kimuli Kasara an der Analyse neuer Muster der Süd-Süd-Migration und deren Auswirkungen

auf politische Ungleichheit, politische Integration und Gewalt. Zu zwei fortlaufenden Projekten tritt ein neues

Projekt zur Integration afrikanischer Migrant*innen in Südafrika hinzu.

Das Projekt „Gewalt und politische Partizipation“ nutzt länderübergreifende Erhebungsdaten, um zu untersuchen,

wie politische Gewalt zu ökonomischen Ungleichheiten bei der politischen Partizipation in Afrika

führt. Die These ist, dass an Orten mit ethnisch heterogener Bevölkerung mehr politische Gewalt droht, was

wiederum die Bedeutung von Sicherheit erhöht: Politiker*innen können dieses gruppenspezifische Klubgut

nutzen, um Wähler*innen bestimmter ethnischer Gruppen zu mobilisieren.

Das Projekt „Ressourcenwettbewerb und ethnische Demografie“ untersucht, wie der lokale Wettbewerb um

Ressourcen die ethnische Demografie und das politische Verhalten prägt. Nationale und internationale Migration

verändern langsam die ethnische Vielfalt in einem Land. Politische Gewalt führt jedoch oft zu raschen

Veränderungen in der ethnischen Demografie, wenn Menschen aus ethnisch gemischten Gebieten fliehen

oder vertrieben werden. Gewaltausbrüche und andere Faktoren, die das interethnische Vertrauen verringern,

führen dazu, dass weniger Menschen bereit sind, in ethnisch vielfältigen Wohngebieten zu leben.

Schließlich hat Kimuli Kasara eine neue Forschungsagenda zu politischer Ungleichheit und sozialer Identität

aufgestellt. Sie entwickelte das Design für eine experimentelle Studie zu Diskriminierung und politischer

Ungleichheit, für die Befragungen in Deutschland und Kenia stattfinden sollen. Diese Studie unterstützt die

breitere Analyse, indem sie Vergleichsdaten zu Vorurteilen, Statistiken und Strategien bei der Koalitionsbildung

zwischen Gruppen liefert.

64

-Bericht 2020|2021


Schwerpunkt Migration und Diversität

Das WZB ist weiter gewachsen

Der Wintergarten wurde als Erweiterung der Loggia in Form eines dreifach horizontal gestuften

Glashauses errichtet. Ein Bügel verbindet den Altbau mit dem neuen Glasanbau. Konzipiert

ist der Wintergarten als Raum für informelle Begegnungen. Die Ausstattung des Innenraums

reagiert auf die Anforderungen mit einem Konzept der flexiblen Nutzung des Mobiliars, mit

stimmigen, unterschiedlichen Lichtszenarien, angenehmer Akustik und unterschiedlichen

Sichtbeziehungen. Der Wintergarten umfasst insgesamt eine Fläche von ca. 170 Quadratmetern

und lädt die Nutzer mit ca. 50 Sitzplätzen ab Juni 2022 zum Verweilen ein.

-Bericht 2020|2021

65


Schwerpunkt

Politische Ökonomie

der Entwicklung

Direktor

Prof. Macartan Humphreys Ph. D.

Beauftragte für Forschungsmanagement

Dr. Wilma Rethage (seit März 2021)

Dipl.-Volksw. Reinhild Wagner (bis März

2021)


Schwerpunkt Politische Ökonomie der Entwicklung

V.l.n.r., obere Reihe: Lisa Garbe, Macartan Humphreys, Georgiy Syunyaev, Alexandra Scacco, Mathew Boswell, Selda Grauman; mittlere Reihe

Vasilisa Pugacheva, Bernd Beber (Gast), Ma. Adelle Gia Arbo, Wilma Rethage, Jonah Foong, Vivian Köneke, Nina McMurry; untere Reihe: Lennard

Naumann, Till Tietz, Marion Obermaier, Kelly Zhang (Gast), Constantin Manuel Bosancianu, Zhanna Mylogorodska.

Abteilung

Institutionen und politische

Ungleichheit

Direktor: Prof. Macartan Humphreys Ph. D.

Die Abteilung Institutionen und politische Ungleichheit

(IPI) erforscht die politische Ökonomie sozialer und politischer

Ungleichheit und blickt insbesondere auf die

unterschiedliche Repräsentation verschiedener Personengruppen

innerhalb einzelner Staaten, auf politische

Machtgefälle und Prozesse der Ein- und Ausgrenzung.

Politische Ungleichheit

In ihrem Beitrag „From Recognition to Integration: Indigenous

Autonomy, State Authority, and National Identity in the

Philippines“ fragt Nina McMurry, wie sich die Vergabe von

Selbstverwaltungsrechten an indigene Gemeinschaften auf

die Konsolidierung von Staaten und die Einheit von Nationen

auswirkt. In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche

Staaten indigenen Gruppen solche Rechte zuerkannt, also

Verwaltungsaufgaben an indigene Institutionen übertragen.

In der Fachliteratur wird die Auffassung vertreten, dass solche

Maßnahmen die Stabilität von Staaten gefährden, da sie

außerstaatliche Behörden auf Kosten von zentralstaatlicher

Autorität stärken und regionale Identitäten gegenüber einer

nationalen Identität aufwerten. Doch nur wenige Studien

haben das empirisch untersucht. Nina McMurry wertete die

räumlichen und zeitlichen Unterschiede bei der Vergabe von

Selbstbestimmungsrechten an indigene Gemeinschaften auf

den Philippinen aus, um die Effekte dieser Anerkennung auf

die Identifikation indigener Gruppen und ihre Beziehung

zu staatlichen Institutionen zu untersuchen. Mithilfe eines

Umfrageexperiments fand sie heraus, dass die Vergabe von

Selbstbestimmungsrechten das Zugehörigkeitsgefühl zu

einer ethnischen Gruppe erhöhte. Überraschenderweise

stellte sie aber zugleich fest, dass sich dadurch auch das

Engagement gegenüber dem Staat steigerte. Diese Ergebnisse

sprechen gegen die Annahme, dass politische Maßnahmen,

die subnationale Identitäten stärken, zwangsläufig

den Prozess der Staats- und Nationenbildung untergraben.

Über die Dynamik politischer Ungleichheit ist wenig bekannt.

Zwar sind Unterschiede bei der Beteiligung an und

der Beeinflussung von kollektiven Entscheidungen gut

dokumentiert. Es besteht jedoch kein Konsens darüber,

wie politische Ungleichheiten gemessen werden und wie

sie sich auf politische Prozesse auswirken. Im Rahmen

eines einzigartigen Bürger*innenbeteiligungsverfahrens

in Kampala, Uganda, hat sich das Projekt „Developing Kampala’s

Citizen Charter“ diesen Herausforderungen gestellt.

In Zusammenarbeit mit der Kampala Capital City Authority

(KCCA) führte das Forschungsteam eine Umfrage durch, um

die Präferenzen der Bürger*innen für die Charta zu erfassen,

in der Verpflichtungen und Erwartungen der Bürger*innen

und der KCCA festgelegt werden. In den Jahren 2019/20

wurden 188 Gespräche mit repräsentativ ausgewählten

Einwohner*innen geführt. Nachdem das Forschungsteam

einen Abschlussbericht mit den Ergebnissen vorgelegt

hatte, erstellte die KCCA im Juni 2021 den ersten Entwurf

einer Charta. Gegenwärtig wird die Charta im City Executive

Comittee geprüft und muss dann in einem weiteren Schritt

noch vom Kampala City Council bestätigt werden. In der

letzten Phase des Projekts untersucht das WZB-Team die

Bereitschaft der Bürger*innen Kampalas mit der Stadtverwaltung

unter Nutzung der Charta-Bestimmungen in

Kontakt zu treten.

-Bericht 2020|2021

67


Schwerpunkt Politische Ökonomie der Entwicklung

Seit 2021 ermöglicht es das WZB der Postdoktorandin Resty

Naiga, über ein A.SK Fellowship ihr Forschungsprojekt in

Uganda voranzutreiben. Mit einem transdisziplinären Forschungsdesign

werden die Auswirkungen der Reformen

der letzten 20 Jahre im Bereich der Wasser-Governance

auf den Zugang zu sicheren Wasserressourcen in den

ländlichen Regionen Ugandas untersucht, auch unter Einbeziehung

innergemeinschaftlicher Machtunterschiede,

etwa zwischen den Geschlechtern.

Covid

und Antwortstrategie, jeweils in einen Computercode übertragen.

Mittels Computersimulation können Aussagen über

die Qualität eines Forschungsdesigns getroffen werden. Dies

hilft Forschenden, das am besten passende Design für die

jeweilige Forschungsfrage zu entwickeln.

Außerdem analysierte das Team um Alex Scacco und

Macartan Humphreys die methodische Herausforderung,

vor der die Politikwissenschaft aktuell steht: sinnvolle

Schlussfolgerungen aus der wachsenden Zahl von randomisierten

kontrollierten Studien auf der Mikroebene für

die bestehenden Probleme auf der Makroebene zu ziehen.

Die Studie „COVID-19 vaccine acceptance and hesitancy in

low- and middle-income countries“ beleuchtet die komplexen

Hintergründe, die zur Akzeptanz oder zur kritischen Einstellung

gegenüber Covid-19-Impfstoffen in Ländern mit

niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen führen. Die

Ergebnisse legen nahe, dass eine effiziente und gerechte

Verteilung von Impfstoffen in Ländern mit niedrigen oder

mittleren Einkommen sehr nützlich für die Förderung der

globalen Immunisierung sein könnte. Die Studie ist das

Ergebnis einer globalen Kooperation von mehr als 70 Autor*innen

und 15 Umfragen in 10 Ländern mit niedrigem

und mittlerem Einkommen in Asien, Afrika und Südamerika

sowie in Russland und in den Vereinigten Staaten, mit insgesamt

44.260 Personen.

Eine weitere Studie von Macartan Humphreys und anderen

dokumentiert – basierend auf quantitativen Daten von

30.000 Befragten und 16 Haushaltserhebungen aus afrikanischen,

asiatischen und lateinamerikanischen Ländern

mit niedrigem und mittlerem Einkommen – den pandemiebedingt

sinkenden Lebensstandard in diesen Ländern sowie

die Unzulänglichkeit der Strategien der jeweiligen Landeshaushalte

im Umgang mit der Pandemie. Zudem werden

die damit einhergehenden politischen Implikationen und

Maßnahmen erörtert.

Mit Blick auf Deutschland zeigt eine weitere Studie von

Macartan Humphreys und weiteren Autor*innen mittels

eines faktoriellen Umfrageexperiments mit 20.500

Online-Teilnehmer*innen auf, wie wirksam verschiedene

Strategien und deren Kombination sein können,

um die Impfrate in Deutschland zu steigern – etwa

die Gewährung von Freiheiten, die finanzielle Vergütung

oder ein Impfangebot bei lokalen ÄrztInnen.

Methodik

Die IPI-Abteilung hat für die Sozialwissenschaften innovative

Akzente im Bereich der Methodik gesetzt. Um die

Qualität von Forschungsarbeiten mit Blick auf Transparenz,

Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit zu verbessern, lieferte

Macartan Humphreys einen neuen Ansatz zur Entwicklung

besserer Forschungsdesigns. Dafür werden die obligatorischen

und gleichzeitig miteinander verknüpften Elemente

eines jeden Forschungsdesigns, wie etwa Annahmen über

die Welt, eine gewählte Form der Untersuchung, eine Daten-

Literatur

Solís Arce, Julio S./Warren, Shana S./Meriggi, Niccolò F./

Scacco, Alexandra et al.: „COVID-19 Vaccine Acceptance

and Hesitancy in Low- and Middle-Income Countries“.

In: Nature Medicine, 2021, Jg. 27, H. 8, S. 1385-1394. DOI:

10.1038/s41591-021-01454-y.

McMurry, Nina: „From Recognition to Integration.

Indigenous Autonomy, State Authority, and National

Identity in the Philippines“. In: American Political Science

Review, 2021, S. 1-17. DOI: 10.1017/S0003055421001039.

Bosancianu, Constantin Manuel /Yi Dionne, Kim/Hilbig,

Hanno/Humphreys, Macartan/KC, Sampada/Lieber, Nils/

Scacco, Alexandra: Political and Social Correlates of

Covid-19 Mortality. SocArXiv Paper, 2020: DOI: 10.31235/

osf.io/ub3zd.

68

-Bericht 2020|2021


Forschungsgruppe

der Präsidentin

Leiterin

Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.

Beauftragter für Forschungsmanagement

Thomas Crowe M. A.


Forschungsgruppe der Präsidentin

V.l.n.r.: Ellen von den Driesch, Melinda Erdmann, Marcel Helbig, Thomas Crowe, Stefanie Jähnen, Norbert Sendzik, Philipp Günther, Juliana Schneider,

Tim Stegemann, Benjamin Edelstein, Nicolas Rüffin, Jan Wetzel, Alexandra Lupprich, Jutta Allmendinger, Silvio Suckow

Forschungsgruppe der

Präsidentin

Leiterin: Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.

Die Forschungsgruppe wurde für ihre Arbeit mehrfach

ausgezeichnet. Jutta Allmendinger nahm 2020 die Science

Communication Medaille der Göttinger Max-Planck-Institute

für biophysikalische Chemie und Experimentelle

Medizin entgegen. Sie ist außerdem seit 2021 Mitglied der

Päpstlichen Akademie und Vorsitzende des Zukunftsrats

des Landes Rheinland-Pfalz. Sie wurde 2020 in den Wissenschaftlichen

Rat der Berlin-Brandenburgischen Akademie

der Wissenschaften gewählt. Außerdem wurde sie 2021 in

den G7 Gender Equality Advisory Council berufen, dessen

Vorsitz sie 2022 übernimmt. Ellen von den Driesch erhielt

für ihre 2021 erschienene Dissertation „Unter Verschluss.

Eine Geschichte des Suizids in der DDR 1952-1990“ mehrere

Auszeichnungen.

Die Forschungsarbeiten in der Forschungsgruppe der Präsidentin

konzentrieren sich unter anderem auf die Bereiche

Bildung, Familie und Erwerbsarbeit. Die Wissenschaftler*innen

untersuchen die Veränderungen in den jeweiligen

Bereichen und deren Auswirkungen auf die Entwicklung

der Lebensverläufe von Menschen unterschiedlichen Alters.

Covid-19 und die Frage der Retraditionalisierung

In der Forschungsgruppe wurden die Arbeiten durch die

Corona-Pandemie stark beeinflusst. Eine Studie von Jianghong

Li, Mareike Bünning und Lena Hipp in Zusammenarbeit

mit Till Kaiser ergab eine messbare Verschlechterung des

psychischen Wohlbefindens von Eltern in Deutschland

während der Pandemie. So gaben Eltern an, sich insgesamt

gestresster und psychisch belasteter zu fühlen als vor der

Pandemie. Die Studie, die im Journal of Family Research

veröffentlicht wurde, war eine der bislang wenigen Untersuchungen

zur mentalen Gesundheit von Eltern während

der Pandemie. Sie macht für die verschiedenen Wellen der

Pandemie erstmals deutlich, welche Faktoren den Ausschlag

für mehr Stress und gestiegene psychische Belastungen

gaben. Besonders litten im untersuchten Zeitraum Mütter

und sozial benachteiligte Personen unter den Folgen der

Corona-Maßnahmen wie geschlossenen Kitas und Schulen.

Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Arbeit und Fürsorge

untersuchte Jutta Allmendinger im Auftrag des Landes

Berlin, wie sich Covid-19 auf Geschlechterungleichheiten

auf dem Arbeitsmarkt bei der Übernahme von Care-

Arbeit und im subjektiven Wohlbefinden auswirken.

Zudem standen die Rollenverschiebungen in Familien und

Paarhaushalten, die im Zuge der Corona-Krise zu beobachten

sind, im Mittelpunkt der Forschung von Jutta Allmendinger.

Es zeigte sich, dass während der Schließung von Schulen

und Kinderbetreuungseinrichtungen vor allem die Frauen

Haushalt und Kinderbetreuung schulterten und dafür ihre

Arbeit reduzierten oder sogar ganz aufgaben; Männer gingen

dagegen größtenteils weiter ihrer Erwerbsarbeit nach.

Besonders hart trafen die Schließungen Alleinerziehende.

Um einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen nicht

den Weg zu bereiten, forderte zudem Jutta Allmendinger

politische Maßnahmen, die eine gerechtere Verteilung von

Aufgaben zwischen Männern und Frauen ermöglichen

sollen. Unter dem Titel „Es geht nur gemeinsam!“ wurden

die Ergebnisse veröffentlicht.

Einen weiteren wichtigen Baustein der Forschung bildete das

wöchentliche digitale Kolloquium „Soziologische Perspektiven

auf die Corona-Krise“, das Jutta Allmendinger und

Armin Nassehi (Ludwig-Maximilians-Universität München)

70

-Bericht 2020|2021


Forschungsgruppe der Präsidentin

unmittelbar nach dem Ausbruch der Pandemie Anfang Mai

2020 starteten und das vier Staffeln umfasste. Dabei ging

es um den Einfluss der Corona-Krise auf den gesellschaftlichen

Zusammenhalt und die Abschätzung der Folgen für

Bildung, Digitalisierung, Familie, Gesundheit, Mortalität,

Pflege, Solidarität, Sozialpolitik und sozialwissenschaftliche

Datenerhebung.

Inklusive Bildung: Bundesländer

verstoßen gegen UN-Konvention

Eine Reihe von Bundesländern verletzt systematisch die

Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention zur

Schaffung eines inklusiven Bildungssystems. Während Bremen,

Hamburg und Schleswig-Holstein bei der Umsetzung

der Inklusion in den Schulen deutlich vorangekommen

sind, findet diese in den meisten anderen Bundesländern

nur unzureichend statt. Baden-Württemberg, Bayern und

Rheinland-Pfalz sind weitgehend untätig geblieben oder

verzeichnen seit Geltung der UN-Konvention 2009 sogar

Rückschritte. Zu diesem Ergebnis gelangen Sebastian

Steinmetz, Michael Wrase, Marcel Helbig und Ina Döttinger

(Bertelsmann-Stiftung) in einer Studie. Das Forschungsteam

wertete Vorschriften und Umsetzungsmaßnahmen sowie

verfügbare Daten über den gemeinsamen Unterricht in den

Bundesländern aus. Aus Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention

leiteten sie vier zentrale Anforderungen

ab, die für die Erfüllung des Rechts auf inklusive Bildung

gegeben sein müssen, und untersuchten deren Umsetzung

in den 16 Bundesländern. Das Resümee der Autor*innen

lautet: Solange die Politik nicht die notwendigen Voraussetzungen

an den Schulen schafft, kann Inklusion nicht

gelingen. Das Versäumnis liegt bei der Politik und kann

nicht am gemeinsamen Unterricht festgemacht werden,

der in vielen anderen Staaten ja schon heute die Regel ist.

erheblich höhere Schwellen beim Rechtszugang zu überwinden

haben als andere Menschen. Damit wird es wahrscheinlicher,

dass sie ihre Rechte nicht adäquat geltend

machen. Benachteiligungen zeigen sich im Zivilprozess

– speziell bei den in der Studie betrachteten miet- und

verbraucherrechtlichen Problemen – aufgrund finanzieller

und verfahrensbezogener Barrieren. Rechtsberatung, speziell

auch für migrantische Personen, ist nicht flächendeckend

vorhanden. Das System aus Beratungshilfe und Prozesskostenhilfe

wird in seiner gegenwärtigen Ausgestaltung

als teilweise nicht ausreichend angesehen, um bestehende

Barrieren beim Rechtszugang für sozioökonomisch benachteiligte

Personen effektiv abzubauen.

Zugang zu Recht

Bisher fehlt es in allen deutschen Bundesländern an aktuellen

Untersuchungen zur Arbeitsweise der Justiz und

zum Rechtszugang für Betroffene. Gleichzeitig fordern

die Vereinten Nationen, die OECD und die Europäische

Union ihre Mitgliedstaaten regelmäßig auf, die Effektivität

des gewährleisteten Rechtsschutzes, auch mit Blick auf

benachteiligte gesellschaftliche Gruppen, zu überprüfen

und zu verbessern. Die bisherige Forschung legt nahe,

dass die Zugangsmöglichkeiten für Rechtssuchende durch

verschiedene Barrieren ungleich verteilt sein könnten. Das

Projekt „Zugang zum Recht in Berlin“, das von Michael Wrase

geleitet wird, untersucht daher mögliche Diskriminierungen

aufgrund der ethnischen Herkunft, rassistischer Zuschreibung

und/oder des sozialen Status. Bei einer explorativen

Phase ging es darum, Einsichten in das Forschungsfeld zu

gewinnen, um erste Aussagen zum Gegenstand treffen zu

können und relevante Forschungsschritte zu identifizieren.

Aus Befragungen mit Richtern, Anwälten und Mitarbeitern

in Rechtsberatungsstellen ergaben sich Hinweise, dass

sozioökonomisch schwächere sowie migrantische Personen

Literatur

Allmendinger, Jutta: Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich

Geschlechtergerechtigkeit erreichen. Berlin: Ullstein 2021.

Driesch, Ellen von den: Unter Verschluss. Eine Geschichte

des Suizids in der DDR 1952-1990. Frankfurt a.M/New York,

NY: Campus 2021.

Li, Jianghong/Bünning, Mareike/Kaiser, Till/Hipp, Lena:

“Who Suffered Most? Parental Stress and Mental Health

during the Initial Phase of the Covid-19 Pandemic in

Germany”. In: JFR – Journal of Family Research, 2021, Jg. 34,

H.1. DOI: 10.20377/jfr-2022-34-1.

Steinmetz, Sebastian/Wrase, Michael/Helbig, Marcel/

Döttinger, Ina: Die Umsetzung schulischer Inklusion nach

der UN-Behindertenrechtskonvention in den deutschen

Bundesländern. Recht und Gesellschaft/Law and Society, Bd.

15. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2021..

-Bericht 2020|2021

71


Bereichsübergreifende

Forschung


Bereichsübergreifende Forschung

Center for Global

Constitutionalism

Geschäftsführender Leiter:

Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)

Leitung:

Prof. Dr. Wolfgang Merkel

Prof. Dr. Michael Zürn

Prof. Dr. Georg Nolte

Prof. Dr. Dieter Gosewinkel

Wie lässt sich die liberale Demokratie sichern, wenn sie

in Gefahr ist? Welche rechtlichen Mechanismen sind am

erfolgversprechendsten, um sie zu erhalten? Zur Klärung

dieser Fragen kooperiert das WZB Center for Global Constitutionalism

eng mit der Forschungsprofessur Global Public

Law, editiert die Zeitschrift Jus Cogens sowie den Blog

LawLog und organisiert das Berlin Colloquium on Global

and Comparative Public Law.

Seit September 2021 sind Mattias Kumm und Kriszta Kovács

Teil des SCRIPTS-Projekts „Science Friction: Patterns,

Causes and Effects of Academic Freedom Contestations“.

Das 2020/2021 am Center ansässiges Marie Skłodowska

Curie Research-Programm von Kriszta Kovács im Rahmen

von EU „Horizon 2020“ untersucht zudem, wie sich richterliche

Rückgriffe auf die Interpretationskategorie nationaler

„Verfassungsidentität“ aus Sicht der Europäischen Union

prinzipienbasiert anfechten und zurückweisen lassen.

Dem ist unter anderem das Buchprojekt „The Jurisprudence

of Particularism: National Identity Claims in Central Europe“

(Hart Publishing 2023) gewidmet. Ein Beitrag von Mattias

Kumm untersucht den jüngsten Rückgriff des Bundesverfassungsgerichts

auf die „Verfassungsidentität des Grundgesetzes“

zur Begründung einer subsidiären allgemeinen

Überprüfungskompetenz der Zuständigkeiten der EU; Kriszta

Kovács greift in ihrem Beitrag ebenfalls das Verhältnis

nationaler Verfassungsgerichte zum EU-Recht auf.

Dieter Gosewinkel erforscht das Konzept der Staatsbürgerschaft.

Am 30. Juni 2022 eröffnet am Deutschen Historischen

Museum in Berlin die von ihm kuratierte Ausstellung

„Staatsbürgerschaften. Kämpfe um politische Zugehörigkeit

in Frankreich, Polen und Deutschland seit der Französischen

Revolution“. Weiterhin finalisierte er seine Monografie

Struggles for Belonging. Citizenship in Europe, 1900-2020

(Oxford University Press 2021).

Für die erstmals erscheinende Buchreihe Cambridge History

of International Law verfasst Jakob Zollmann zwei Beiträge.

Sein erster Beitrag stellt die Methoden völkerrechtshistorischer

Geschichtsschreibung in Subsahara-Afrika dar;

sein zweiter Beitrag erörtert die Bedeutung europäischer

Völkerrechtskonzepte in ihrer Anwendung auf außereuropäische

Territorien und Kolonien.

Die Konsequenzen eines erstarkenden Autoritarismus für

das internationale Recht beleuchtet Ríán Derrig, indem er

den Zusammenhang von psychologischer Theorie, Recht und

Staatlichkeit untersucht. Dabei reflektiert er den Einfluss

psychodynamischer und behavioristischer Theorien auf

rechtstheoretische Staatsverständnisse.

Zentrum für

Zivilgesellschaftsforschung

Gründungsdirektor:

Prof. Dr. Edgar Grande

Stellvertretender Direktor:

Prof. Dr. Swen Hutter

Das Zentrum erforscht Grundlagen, Rahmenbedingungen,

Selbstverständnis und Wandel der Zivilgesellschaft. Es

verfolgt einen integrativen Ansatz, der die Forschung zu

Protest und sozialen Bewegungen systematisch mit der

empirischen Analyse politischer Konfliktstrukturen und

der Sozialkapitalforschung verbindet. Das Zentrum ist eine

gemeinsame Initiative des WZB und der Freien Universität

Berlin und wird durch Mittel der Stiftung Mercator und der

VolkswagenStiftung unterstützt.

Die politischen und sozialen Folgen der Covid-19-Pandemie

bildeten einen Schwerpunkt der Forschungsarbeiten des

Zentrums im Berichtszeitraum. Die Covid-19-Pandemie

stellt für die Zivilgesellschaft ein Dilemma dar: Einerseits

stieg der Bedarf an solidarischem Handeln, sowohl um die

Bewältigung der Krise im Alltag zu ermöglichen als auch

um auf Missstände, wie zum Beispiel systematische Benachteiligungen

sozialer Gruppen, aufmerksam zu machen.

Andererseits nahmen umfangreiche Kontakteinschränkungen

den klassischen Formen von Engagement und

Mobilisierung die Grundlage.

Mehrere Projekte erforschten dieses Dilemma. Das von der

Berlin University Alliance geförderte Projekt „Potenziale

der Zivilgesellschaft“ zeigt basierend auf Bevölkerungsund

Organisationsbefragungen auf, dass die Pandemie

– wie frühere Krisen – zwei Dynamiken ausgelöst hat:

Zum einen kam es zu einer Aktivierung solidarischen

Verhaltens und spontaner Hilfsbereitschaft, besonders im

nahen sozialen Umfeld. Zum anderen hat eine Polarisierung

in der Zivilgesellschaft eingesetzt, die sich nicht zuletzt in

Protesten auf der Straße und im Netz niedergeschlagen

hat. Diese beiden auf den ersten Blick gegensätzlichen

Dynamiken von Solidarität und Polarisierung in der Zivilgesellschaft

weisen aber eine wesentliche Gemeinsamkeit

auf: Sie fanden größtenteils jenseits etablierter und

formalisierter zivilgesellschaftlicher Kontexte statt. An

deren Stelle traten vermehrt flexiblere, oft informelle

Initiativen und Verbünde.

-Bericht 2020|2021

73


Bereichsübergreifende Forschung

In dieses Muster passen auch die Proteste gegen die staatlichen

Corona-Maßnahmen. Diese waren Gegenstand des

neuen WZB-Protest-Monitorings, das im Rahmen des von

den Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF)

sowie des Innern und für Heimat (BMI) geförderten Spitzenforschungsclusters

MOTRA („Monitoringsystem und Transferplattform

Radikalisierung“) durchgeführt wird. Mit einer

Protestereignisanalyse und systematischen Bevölkerungsbefragungen

konnte gezeigt werden, dass sich die Corona-

Proteste in Deutschland im Laufe des Jahres 2020 in Inhalt

und Aktionsform radikalisierten. Gleichzeitig fand Protest

nicht nur am rechten Rand Zustimmung, sondern auch in

einer politischen Mitte, die sich von den etablierten Parteien

nicht repräsentiert sieht und der Politik misstraut.

Einen Schwerpunkt der Arbeit des Zentrums stellen auch die

Vernetzung mit der internationalen Scientific Community

sowie der Austausch mit Akteuren aus Zivilgesellschaft

und Politik dar. Im Juni 2020 fand ein Online-Workshop

zu „Electoral and Non-electoral Participation in Polarizing

Times“ und im Oktober 2021 ein zweitägiger Workshop im

Hybrid-Format zu „Contentious Interactions: Frontiers in

Protest Research“ statt. Nebst Vorträgen und Teilnahmen

an Podiumsdiskussionen findet auch intensiver transdisziplinärer

Austausch im Rahmen der beiden laufenden

Projekte „Die aktivierte Zivilgesellschaft“ (BMBF) und „Social

Cohesion and Civil Society“ (Berlin University Alliance) statt.

Zudem entstanden im Berichtszeitraum unter anderem die

folgenden Publikationen: Berg, Clara van den/Grande, Edgar/

Hutter, Swen: „Was wird aus dem harten Kern? Auswirkungen

der Corona-Krise auf das Engagement für Geflüchtete“. In:

Voluntaris, 2020, Jg. 8, H. 2, S. 226-242. Bojar, Abel/Gessler,

Teresa/Hutter, Swen/Kriesi, Hanspeter (Hg.): Contentious

Episodes in the Age of Austerity. Cambridge: Cambridge University

Press 2021. Grande, Brigitte/Grande, Edgar/Hahn,

Udo (Hg.): Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland.

Aufbrüche, Umbrüche, Ausblicke. Bielefeld: transcript 2021.

Promotionskolleg

„Gute Arbeit“: Ansätze

zur Gestaltung der

Arbeitswelt von morgen

Leiterin:

Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.

Im Promotionskolleg „Gute Arbeit“ befassen sich Doktorand:innen

aus der Soziologie, Ökonomie und Psychologie

mit Fragen des Wandels der Arbeitswelt und den damit

verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten. Die Forschung des

Kollegs ist entlang der vier Mega-Trends Digitalisierung,

demografischer Wandel, Globalisierung und Klimawandel

strukturiert. Ende 2020 begann für das Kolleg die zweite

Förderphase.

Die Arbeit des Kollegs erfolgt in verschiedenen Formaten,

die einerseits auf die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen

der Promovierenden abgestimmt sind, andererseits

Raum für gemeinsame Aktivitäten bieten sollen. Die

Jahre 2020 und 2021 standen unter den erschwerenden

Bedingungen der Corona-Pandemie, trotzdem konnten

Nicolas Morgenroth (Oktober 2020, Freie Universität Berlin)

und Giulia Tattarini (November 2021, Universität Potsdam)

ihre Dissertationen erfolgreich verteidigen.

Im Berichtszeitraum entstanden unter anderem auch die

folgenden Publikationen: Kößler, Franziska J./Fujishiro,

Kaori/Veit, Susanne/Hoppe, Annekatrin: „Ethnic Differences

in Context. Does Emotional Conflict Mediate the Effects

of Both Team- and Individual-Level Ethnic Diversity on

Emotional Strain?“ In: Occupational Health, 2021. DOI: http://

doi.org/10.1007/s41542-021-00105-5. Kroll, Esther/Veit,

Susanne/Ziegler, Matthias: „The Discriminatory Potential of

Modern Recruitment Trends. A Mixed-Method Study From

German“. In: Frontiers in Psychology, 2021. DOI: 10.3389/

fpsyg.2021.634376. Morgenroth, Nicolas/Schels, Brigitte/

Teichler, Nils: „Are Men or Women More Unsettled by Fixed-

Term Contracts? Gender Differences in Affective Job Insecurity

and the Role of Household Context and Labour Market

Positions“. In: European Sociological Review, 2021, jcab060.

DOI: 10.1093/esr/jcab060.

2021 haben fünf neue Stipendiat:innen ihre Promotion

im Kolleg begonnen. Die Themen sind sexualisierte Gewalt

im digitalen Raum, digitalisierte Souveränität Europas, betriebliche

Konversion und Demokratisierung als Aspekte

der sozial-ökologischen Transformation, prekäre Arbeit

und Gewerkschaften im globalen Süden sowie digitaler

Kapitalismus und Plattformökonomie. Die einzelnen Promotionen

werden durch vielfältige gemeinsame Aktivitäten

der Stipendiat:innen unterstützt. So erschien Anfang 2022

ein WZB Discussion Paper zu Entwicklung und Konzepten

Guter Arbeit, das eine Grundlage für weitere Projekte zum

Thema Gute Arbeit bieten soll.

Darüber hinaus sind weitere interne und externe Kooperationen

in Vorbereitung, die den Stipendiat:innen bei ihren

Dissertationen, bei der Suche nach Betriebszugängen und

Interviewpartner:innen sowie der Vermittlung ihrer Ergebnisse

helfen sollen. Beispielsweise wird die Kooperation des

WZB mit dem Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit (BBGA)

fortgesetzt, eine entsprechende Kooperationsvereinbarung

wurde 2021 vom Brandenburgischen Ministerpräsidenten

Dietmar Woidke und WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger

unterzeichnet. In diesem Rahmen fand im August 2021 ein

Auftakt-Workshop statt, bei dem relevante Themen und

Fragen sowie Kooperationsformate entwickelt und diskutiert

wurden. Für das Jahr 2022 sind zwei Fachgespräche mit

Akteuren aus Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen

und der Arbeitsverwaltung geplant.

74

-Bericht 2020|2021


Bereichsübergreifende Forschung

Brückenprojekt:

Gegen oben, gegen andere:

Quellen von Demokratiekritik,

Immigrationskritik

und Rechtspopulismus

Leitung:

Dr. Heiko Giebler

Prof. Dr. Ruud Koopmans

Prof. em. Dr. Wolfgang Merkel

Dr. Susanne Veit

Das zwischen Demokratie- und Migrationsforschung angesiedelte

Brückenprojekt beschäftigte sich von 2017 bis

2020 mit Einstellungen und Emotionen, die dem wachsenden

Erfolg rechtspopulistischer Parteien zugrunde liegen.

Untersucht wurde insbesondere die Frage, ob rechtspopulistischen

Einstellungen, einer kritischen Haltung gegenüber

der Demokratie und der Ablehnung von Zuwanderung,

gemeinsame Quellen zugrunde liegen. Dabei verknüpfte

das Team politikwissenschaftliche, soziologische, psychologische

und kommunikationswissenschaftliche Zugänge

zu einem interdisziplinären Ansatz und nutzte klassische

Umfragedaten wie auch Experimente und Inhaltsanalysen.

Auf Grundlage eigener Erhebungen und Sekundärdaten-analysen

hat das Team in Publikationen und Vorträgen unter

anderem herausgearbeitet, dass vor allem gemeinschaftsorientierte

und nicht egozentrische Unzufriedenheit die

Unterstützung populistischer Parteien befördert. Als Teil

ihres fast abgeschlossenen Promotionsvorhabens beschäftigt

sich Magdalena Hirsch spezifisch mit den Auswirkungen

von (gefühltem) Kontrollverlust und daraus resultierenden

Schuldzuweisungen – also mit Motiven, die eng mit dem

Erfolg vor allem rechtspopulistischer Parteien verknüpft

sind. Das Promotionsvorhaben von Benjamin Schürmann verknüpft

populistisches Angebot und populistische Nachfrage

miteinander. Neben einer Studie zu Mobilisierungseffekten

von populistischen Einstellungen und Akteuren mit Blick auf

verschiedene Formen der politischen Partizipation hat er zudem

ein Kodierschema für Krisenrhetorik, zentrales Element

populistischer Kommunikation, entwickelt und in einer Studie

mit Johann Gründl (Universität Wien) auch angewandt und

publiziert. In einer weiteren Studie des gesamten Teams ging

es um das Spannungsverhältnis von Anti-Elitismus und autoritärer

Unterordnung, zwei Faktoren, die mit Unterstützung

für die AfD einhergehen, sich aber eigentlich widersprechen

sollten. In einem Experiment konnte gezeigt werden, dass

Angst die unterschiedlichen Einflussrichtungen nivelliert.

Brückenprojekt:

Experimenting with

Causality

Leitung:

Prof. Dr. Steffen Huck

Prof. Macartan Humphreys Ph. D.

Prof. Dr. Michael Zürn

Wenig hat die Europäische Union im vergangenen Jahrzehnt

so erschüttert, wie die Entscheidung des Vereinigten

Königreichs, diese zu verlassen. Welche Erklärungen bieten

die Sozialwissenschaften für ein derartig seltenes und unerwartetes

Ereignis wie den Brexit? Das Brückenprojekt

will herausfinden, wie eine Kombination verschiedener

Methoden der Sozialwissenschaften gute Erklärungen für

ein Ereignis wie den Brexit anbieten kann. Eine übergeordnete

Aufgabe des Projekts ist folglich auch zu erörtern,

was eine gute sozialwissenschaftliche Erklärung für ein

„seltenes Ereignis“ ausmacht. Zur Beantwortung dieser

übergeordneten Frage verfolgen wir einen Ansatz, der

zunächst formal definiert, was es bedeutet, ein Ereignis

zu erklären, um daraufhin ebenso formale Kriterien zu

entwickeln, die die Güte einer Erklärung charakterisieren.

Ein wichtiges Kriterium besteht zum Beispiel darin, zu beurteilen,

ob eine Erklärung für ein spezifisches Ereignis auch

dazu taugt, andere Ereignisse besser zu verstehen oder gar

Vorhersagen über mögliche künftige Ereignisse zu treffen.

Neben dieser grundlegenden wissenschaftsphilosophischen

Arbeit widmen wir uns auch der konkreten Frage der Ursachen

des Brexits. Dabei fokussieren wir uns auf drei herausragende

Aspekte: auf das britische Mehrheitswahlrecht, auf

die tief verwurzelte Skepsis gegenüber der EU und auf das

Klassensystem, das Politiker hervorbringt, die in ihrer Laufbahn

sehr spezifische Privilegien genossen haben. Die einzelnen

Arbeitsprogramme bestehen dabei aus drei Teilen: Theorie,

die Analyse von Beobachtungsdaten und Experimente.

In einem letzten Schritt werden die Ergebnisse der drei

Arbeitsbereiche zusammengeführt, um auf Grundlage eines

übergeordneten Kausalmodells – das sich den entwickelten

Kriterien unseres Grundsatzpapiers zur Güte von Entscheidungen

natürlich wird stellen müssen – Aussagen darüber

zu treffen, welche Aspekte mit welcher Wahrscheinlichkeit

den Brexit verursacht haben.

Obwohl das Brückenprojekt formal abgeschlossen ist, arbeitet

das Team gemeinsam, aber auch mit anderen Kolleg:innen

weiter an Publikationen zu den zentralen Fragen des

Projekts – unter anderem mit einem Schwerpunkt auf die

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.

-Bericht 2020|2021

75


Bereichsübergreifende Forschung

Brückenprojekt:

„Abgehängt in der Sackgasse?“:

Soziale Teilhabe und

Klimawandel

Leitung:

Prof. Dr. Marcel Helbig

Prof. Dr. Andreas Knie

Bearbeitung: Dr. Katja Salomo

Eine ambitionierte Klimapolitik kann neue Gerechtigkeitsprobleme

hervorrufen. Höhere Mobilitätskosten, zum

Beispiel durch eine höhere CO 2

-Steuer oder Fahrverbote

für bestimme Schadstoffklassen, belasten Menschen mit

geringem Einkommen und in ländlichen Gebieten mehr.

Ihre gesellschaftliche Teilhabe könnte leiden und der subjektive

Eindruck des „Abgehängtseins“ verstärkt werden.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Frage, wie sich das

Verhältnis von Einkommensentwicklung, zurückgelegten

Personenkilometern und der Verfügbarkeit von Autos entwickelt

hat. Was lässt sich in unterschiedlichen Räumen – in

der Innenstadt, am Stadtrand oder im ländlichen Raum –

beobachten? Gibt es soziale Gruppen und Stadtteile, die

weniger mobil sind? Wie hat sich die Verkehrsmittelnutzung

in den sozialen Gruppen in den letzten Jahren verändert?

Es werden Daten zum Verhältnis von sozialer und räumlicher

Mobilität erhoben und analysiert. Um zum Beispiel

die Erreichbarkeit von schulischen, medizinischen oder

anderen sozialen Einrichtungen in verschiedenen Siedlungslagen

zu bestimmen, werden Standortdaten mit Daten

aus der letzten Befragungswelle der Studie „Mobilität in

Deutschland“, einer bundesweiten Befragung von Haushalten

zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten im Auftrag des

Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

(BMVI), kombiniert und um qualitative Interviews ergänzt.

Brückenprojekt:

Meritokratieglaube, motivierte

Erwartungen und

Zielverfolgung: Die Studienplatz‐vergabe

als natürliches

Experiment

Leitung:

Prof. Dr. Dorothea Kübler

Prof. Dr. Heike Solga

Dr. Claudia Finger

In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung

stellt sich die Frage nach deren Ursachen und Wirkungen.

Gesellschaftliche Polarisierung kann sich einerseits darin

widerspiegeln, was grundsätzlich als gerecht oder fair

wahrgenommen wird. Polarisierung kann sich andererseits

auch in unterschiedlichen Auffassungen über die

konkrete Ausgestaltung einzelner Institutionen niederschlagen.

Hieran anknüpfend untersucht das Brückenprojekt

„Meritokratieglaube, motivierte Erwartungen und

Zielverfolgung: Die Studienplatzvergabe als natürliches

Experiment“, wie die individuelle Erfahrung von Erfolg und

Misserfolg bei der Studienplatzvergabe die Legitimation

von Auswahlverfahren im Speziellen und meritokratische

Einstellungen im Allgemeinen beeinflusst. Dazu haben wir

Daten mittels eines Onlinepanels sowie darin eingebauten

Experimenten mit Bewerber:innen der bundesweit

zulassungsbeschränkten Studienfächer Human-, Zahn-,

Tiermedizin und Pharmazie erhoben. Erste Auswertungen

der Paneldaten für Bewerber:innen für das Studienfach

Humanmedizin – dem prestigereichsten und exklusivsten

Studienfach in Deutschland – zeigen, dass eine Zulassung

den Glauben daran stärkt, dass Erfolg im Zulassungsverfahren

von der geleisteten Anstrengung abhängt, während

eine Ablehnung dazu führt, dass der Einfluss von Glück als

wichtiger eingeschätzt wird. Für Bewerber:innen, deren

Eltern selbst keinen Hochschulabschluss haben, scheinen

Erfolgs- oder Misserfolgserfahrungen im Zulassungsverfahren

nicht nur die Einschätzung dieses konkreten Verfahrens

zu beeinflussen, sondern auch den Glauben an eine

meritokratische Gesellschaft. Eigene Erfahrungen scheinen

also tatsächlich dazu beizutragen, dass sich Auffassungen

darüber, was wichtig ist, um bestimmte soziale Positionen

zu erreichen, zwischen „Gewinnern“ und „Verlierern“ auseinanderbewegen.

Inwiefern diese Änderungen im Meritokratieglauben

mit der Zielverfolgung von Bewerber:innen

zusammenhängen und ob es hier gleichfalls Unterschiede

nach sozialer Herkunft gibt, werden wir als einen der

nächste Schritte untersuchen.

76

-Bericht 2020|2021


Präsidialbereich

und Administrative

Geschäftsführung


Bereichsübergreifende Forschung

V.l.n.r.: Tanja Kromer, Anja

Oppermann, Martin Mann, Jutta

Allmendinger, Christine Normann,

Roland Römhildt, Michelle Boden,

Gregor Hofmann, Corinne Heaven,

Cornelia Klinghammer, Miriam Godefroid,

Thomas Crowe

Präsidialbereich

Die Präsidentin repräsentiert das WZB nach außen, entwickelt

die Grundzüge der Forschungspolitik des Hauses, setzt die

strategischen Ziele zur institutionellen Weiterentwicklung

und erschließt neue Wege und Partnerschaften, um die

sozialwissenschaftliche Forschung zu stärken. Unterstützt

wird sie durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im

Präsidialstab. Dieser wurde zum Jahr 2021 neu strukturiert,

um alle Themen und Aufgabenfelder der wissenschaftlichen

Geschäftsführung tatkräftig zu begleiten.

Der Stab der Präsidentin sieht sich zudem auch als Serviceeinheit

für alle Beschäftigten am WZB. Daher zählt

deren Kompetenzentwicklung mit zu den Kernaufgaben.

Beratungsangebote, individuelle Maßnahmen und Gruppenfortbildungen

gehören genauso zum Leistungsspektrum

wie Instrumente zur Förderung der akademischen Karriere,

von Reisemitteln bis zu Abschlussfinanzierungen

für Promovierende. In den Berichtsjahren lagen besondere

Schwerpunkte der Kompetenzentwicklung am WZB auf den

Feldern der Digitalisierung und der psychischen Gesundheit.

dafür, dass auch zukünftig die rechtlichen Möglichkeiten

für Hochschulen und Außeruniversitäre bestehen, gemeinsam

Professorinnen und Professoren auf internationalem

Spitzenniveau zu berufen.

Vernetzung spielt auch international eine wichtige Rolle.

Der Präsidialstab koordiniert die institutionellen Kontakte

und Partnerschaften zu Wissenschaftseinrichtungen in

aller Welt, etwa das gemeinsame Austauschprogramm mit

der Harvard University. Zudem konnten die Verbindungen

zur University of Oxford vertieft werden: Das WZB-Instrument

Seed Money ermöglichte die Förderung zahlreicher

gemeinsamer Forschungsprojekte. Mit weiteren Partnereinrichtungen,

zum Beispiel mit dem European University

Institute, wurde das mehrjährige Programm „Europe in

a Changing World“ mit einem Fokus auf die Ausbildung

von Promovierenden ins Leben gerufen. Zudem plant das

European Studies Centre die Ausschreibung eines Fellowships

für WZB-Promovierende an der University of Oxford.

Das WZB ist ein Akteur der Wissenschaftslandschaft in Berlin,

Deutschland und Europa. Der Präsidialstab betreibt intensives

wissenschaftspolitisches Monitoring und unterstützt

die Präsidentin bei der Mitgestaltung des institutionellen

Umfelds. Die Gründung von Berlin Research 50 (BR50) als

zentrale Vertretung der außeruniversitären Forschung in

Berlin wurde durch das WZB betrieben und begleitet. BR50

hat sich in kurzer Zeit als wissenschaftspolitische Stimme

etabliert und dient als Ansprechpartnerin etwa für die Berliner

Senatsverwaltung oder die Berlin University Alliance.

Im Schulterschluss mit den Universitäten engagiert sie sich

78

-Bericht 2020|2021


V.l.n.r: Jana Girlich, Roxanne

Bibra, Patricia Löffler, Nicola

Fielk, Christine Puschmann,

Katrin Reichel, Mirja Vieweger,

Nora Dasch, Christian Friedrich,

Ursula Noack, Jutta Czerkewski

Administrative Geschäftsführung

Die administrative Geschäftsführerin leitet mit der Präsidentin

das WZB und verantwortet die kaufmännischen,

rechtlichen und administrativen Angelegenheiten. Ihr zugeordnet

sind die Bereiche Personal, Finanzen, Einkauf und

Liegenschaften, Interne Dienste, Wissenschaftliche Information,

IT & eScience, das Forschungsdokumentations- und

Berichtssystem und das Gremienbüro. Auch eine Justiziarin

und ein Digitalisierungsbeauftragter gehören zum Team.

Das WZB vernetzt sich im wissenschaftlichen Raum; dazu

gehören Forschungskooperationen und gemeinsame Berufungen

leitender Wissenschaftler:innen, aber auch die

Mitwirkung am Aufbau neuer Institutionen und Netzwerke.

Die kaufmännische Begleitung dieser Vorhaben liegt bei

der administrativen Geschäftsführung.

Derzeit ist das WZB an mehreren Kooperationsvorhaben

beteiligt. Gemeinsame Berufungen bestehen mit drei

Berliner Hochschulen, mit der Universität Potsdam, mit

der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und mit der

Stiftung Universität Hildesheim. Zuletzt konnte das Weizenbaum-Institut,

das 2017 am WZB auf den Weg gebracht

wurde, im Jahr 2019 die ersten Schritte als selbstständiges

Forschungsinstitut gehen. Im Februar 2020 initiierten

die Berliner außeruniversitären Forschungseinrichtungen

ihre Vernetzung im Rahmen der BR50 und bereiteten eine

Vereinsgründung vor.

Die Jahre 2020 und 2021 waren geprägt von der Pandemie

und den umzusetzenden Arbeitsschutzmaßnahmen. Die

Umstellung auf mobile Zusammenarbeit und die Nutzung

virtueller Formate bei wissenschaftlichen Konferenzen

wurden schnell bewältigt. Seit September 2021 besteht

eine neue Betriebsvereinbarung „Mobile Arbeit“.

Digitalisierung ist eine der großen Fragen unserer Zeit. Sie

verändert unser Zusammenleben durch digitales Lernen

und Arbeiten, durch digitale Netzwerke und wirkt sich auf

Märkte und Demokratien aus. Das WZB bearbeitet all diese

Themen und hat seine Forschung im Bereich Digitalisierung

ausgebaut. Die Zuwendungsgeber haben 2019 einen

kleinen strategischen Sondertatbestand „Gesellschaftliche

Herausforderungen in Zeiten der Digitalisierung“ bewilligt.

Er sieht ein Gesamtvolumen von ca. T€ 1.200 bei einem

jährlichen Eigenanteil von rund T€ 549 vor und wird ab

2024 zu einer dauerhaften Ergänzung des Kernhaushalts

um T€ 679 führen.

Die Digitalisierung ist jedoch nicht nur Forschungsgegenstand,

sondern sie berührt auch Fragen der Compliance und

der Organisationsentwicklung. Seit August 2020 unterstützt

ein Digitalisierungsbeauftragter die digitalen Verfahren

und Formate der Zusammenarbeit am WZB. Eine Digitalstrategie

bildet den Zielkorridor für die Entwicklung der

nächsten Jahre. Kernziele der Digitalisierung am WZB sind

die Professionalisierung interner Prozesse und Strukturen,

das Teilen von Wissen über bestehende Team- und Abteilungsstrukturen

hinweg und die Stärkung von Effizienz,

Effektivität und Transparenz von internen Prozessen. Ziel

ist dabei, Compliance und Nachhaltigkeit zu gewährleisten,

frei zugängliche Software zu unterstützen, Lock-in-Effekte

zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit und Zusammenarbeit

in der Forschung auszubauen.

-Bericht 2020|2021

79


Bereichsübergreifende Forschung

Willkommen zurück!

Schöne Atmosphäre

Nach 18 Monaten Homeoffice-Zeit kehrte das WZB behutsam

zum Arbeitsalltag in Präsenz zurück. Zum offiziellen

„Re-Start“ am 31. August 2021 kamen im WZB-Innenhof so

viele Kolleginnen und Kollegen zusammen wie seit Beginn

der Pandemie nicht mehr. Es waren intensive Stunden. Wie

schön war es, so viele vertraute Gesichter zu sehen und

neue Kolleginnen und Kollegen willkommen zu heißen.


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Service und

Verwaltung


Service und Verwaltung

V.l.n.r.: Claudia Roth, Cornelia

Klinghammer, Lisa Heinig,

Frederic Jage-Bowler, Catharina

Hemzal, Martina Sander-Blanck,

Gabriele Kammerer, Katrin Schwenk,

Maximilian Peukert, Guido Kalk, Kerstin

Schneider, Harald Wilkoszewski

Kommunizieren in der Krise

Das Team der Abteilung Kommunikation ist es gewohnt,

schnell auf neue Nachrichtenlagen zu reagieren. Selten

jedoch geschah dies so umfassend wie im Jahr 2020: Die

Corona-Pandemie machte sehr vieles ganz plötzlich ganz

anders: Stillstand statt Tempo, soziale Distanz statt Zusammensein,

Sorgen um Gesundheit und Einkommen,

eine massiv eingeforderte Solidarität der Jungen mit den

Alten und auf nationaler Ebene eine bislang nicht gekannte

Entscheidungsmacht der Exekutive. Die Öffentlichkeit hatte

viele Fragen, auch an die Sozialforschung, die fast über Nacht

ihre Forschungsagenda änderte und neue Projekte startete.

Entsprechend viel gab es zu kommunizieren.

So richtete die Kommunikationsabteilung noch im März

2020 einen Blog ein zur Veröffentlichung von Analysen,

Überlegungen und Hypothesen der WZB-Forschenden zu

den gesellschaftlichen Folgen von Corona. Fast täglich,

später wöchentlich, erschienen neue Beiträge – insgesamt

48 Artikel, die zum Teil in Zeitungen und anderen Medien

weiterverbreitet wurden. Die vierteljährlich erscheinenden

WZB-Mitteilungen widmeten im Juni 2020 ein knapp 100

Seiten starkes Heft der Frage, wie Corona die Gesellschaft

verändert. Pressemitteilungen wurden veröffentlicht, beispielsweise

zur Online-Umfrage „Alltag in der Pandemie“ der

WZB-Wissenschaftler*innen Mareike Bünning, Lena Hipp und

Stefan Munnes. Sie war eine der ersten Untersuchungen,

die den konkreten Auswirkungen der Pandemie auf die

Arbeitssituation und das Familienleben der Menschen

in Deutschland nachspürte. Das Presse-Echo war enorm.

Die Ergebnisse der Studie: Die Pandemie veränderte das

Arbeitsleben grundlegend, Mütter mussten ihre Arbeitszeiten

stärker reduzieren als Väter, die sozialen Ungleichheiten

verstärkten sich.

Dass die Sozialwissenschaften in und seit der Krise stärker

nachgefragt werden, dass sich die Wissenschaft überhaupt

in der Krise bewährt und neues Vertrauen geschaffen hat, ist

ein Beweis für den Erfolg und die Bedeutung guter Wissenschaftskommunikation.

Auch das 2020 vom Bundesministerium

für Bildung und Forschung eingerichtete Gremium

#FactoryWisskomm, in dem das WZB aktiv ist, reflektiert

die Bedeutung von Kommunikation und Transfer für das

gesamte Wissenschaftssystem. Kommunikationsleiter Harald

Wilkoszewski ist außerdem Mitglied im Leitungsteam für

Wissenschaftskommunikation beim Bundesverband der

Kommunikatoren und wurde als Forschungssprecher des

Jahres 2021 nominiert.

Die Pandemie dauert an. Und neue Krisen entstehen oder

erhalten neue Aufmerksamkeit; neue Parlamente werden

gewählt, neue politische und gesellschaftliche Fragen gestellt.

Die Kommunikationsabteilung des WZB wird weiter

berichten, wie seine Forschenden sie beantworten.

82

-Bericht 2020|2021


Service und Verwaltung

Wissenschaftliche Information

Die Abteilung Wissenschaftliche Information umfasst vier

Bereiche: Archiv, Bibliothek, Forschungsdatenmanagement

und Open Access. Die Trennung der Bereiche ist idealtypisch,

in Wirklichkeit greifen ihre Services wie Puzzleteile

ineinander und bilden zusammen ein dem gesamten

Forschungsprozess unterlegtes Bild. Denn das ist unser

Selbstverständnis: Eine Informationsinfrastruktureinrichtung

zu sein, die den gesamten Forschungszyklus von der

Projektidee bis zur nachhaltigen Sicherung, Verbreitung

und Nachnutzung der Forschungsergebnisse begleitet –

mit Recherchen, Beratungen, Kuratierungen, Lieferungen

von Informationen aller Art sowie der Dokumentation und

Sicherung der Forschungsergebnisse.

Hierfür eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten

und schafft gleichzeitig Herausforderungen. So wächst die

Bandbreite an verfügbaren Fachinformationen und elektronischen

Medien wie Journals und Datenbanken weiter

an. Forschungsdaten liegen beispielsweise nicht mehr nur

für die klassischen Statistikprogramme wie Stata und SPSS

vor, sondern werden durch neue Open-Source-Programme

aufbereitet, erhoben und mit Data-Science-Methoden visualisiert.

Die digitalisierte Wissenschaft nutzt stetig Möglichkeiten

des Erkenntnisgewinns und der Ergebnisverbreitung,

wenn Forschende ihre Ergebnisse zum Beispiel auch über

Twitter, Podcasts und Blogs mitteilen. Diese Entwicklung

hat auch das inhaltliche Spektrums der Open-Access-

Beratungen enorm erweitert, mittlerweile gehören auch

Detailfragen zu freien Lizenzen, verschiedenen Nachnutzungsformen

und dem Urheberrecht in Autorenverträgen

zum Portfolio. Das alles schafft neue Anforderungen an uns

als Informationsinfrastruktur – insbesondere mit dem

Anspruch, die sich bietenden Möglichkeiten innovativ und

anpassungsbereit zu nutzen. Die Chancen der Digitalisierung

erscheinen grenzenlos, die Potenziale digitalisierter Wissenschaft

ebenso. Unsere Ressourcen sind es leider nicht.

Es gilt daher, Kooperationen zu erschließen, mitzugestalten,

innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft und darüber hinaus.

Für die Verfügbarmachung von WZB-Forschungsergebnissen

nutzen wir Repositorien von Partner-Einrichtungen, bei

Open-Access-Transformationsverträgen sind wir Teil von

Konsortien. Unsere Betätigungsfelder müssen regelmäßig

evaluiert werden: Was gilt als Forschungsoutput und ist

relevant für die Forschungsdokumentation? Welche analogen

und elektronischen Materialien gilt es zu archivieren?

Welche Quellen nutzen wir für unsere Fachrecherchen?

Wie gelingt es uns, Bewährtes den sich wandelnden Möglichkeiten

anzupassen? Hierzu gehört nicht zuletzt auch:

Grenzen, deren Ausweitung nicht in unserer Macht liegen,

zu akzeptieren, kenntlich zu machen und Alternativen zu

ermöglichen – hier seien z. B. die für eine Spezialbibliothek

häufig kaum zu stemmenden Lizenzgebühren für E-Books

erwähnt. Die derzeitige Dynamik des Digitalisierungsgeschehens

bedeutet für uns, die Puzzleteile der Wissenschaftlichen

Information laufend neu zu formatieren, neu

ineinandergreifen zu lassen, um die Wissenschaftler:innen

jederzeit bestmöglich zu unterstützen.

-Bericht 2020|2021

83


Service und Verwaltung

V.l.n.r.: untere Reihe: Sabrina Milewsky,

Peter Löwe, Malte Fischer, Jan Flickschu;

mittlere Reihe: Melanie Duch,

Eric Esser, André Gasch;

oberste Reihe: Tobias Herz,

Stefanie Kalleske, Hanna Rosales,

Cord Meyer zu Kniendorf

IT & eScience

Der Bereich IT & eScience ist eine Infrastruktureinheit

des WZB, die im Februar 2022 aus dem Bereich Datenverarbeitung

hervorgegangen ist. IT & eScience versteht sich

als Dienstleister für das gesamte Institut und arbeitet eng

verzahnt mit den anderen Infrastrukturbereichen. Die

Bereichsleitung wurde vom bisherigen DV-Leiter Peter

Rindfuß an Peter Löwe übergeben. Peter Rindfuß, der nach

39 Dienstjahren in den Ruhestand wechselte, ist weiterhin

als Berater für den Bereich tätig.

Das elfköpfige Team Informationstechnologie (IT) betreut

die zentralen IT-Infrastrukturen des WZB im Netzwerkund

Serverbereich sowie die Arbeitsplatzrechner, Softwareausstattung

und den IT Service Desk. Dabei orientiert

sich das Team an etablierten „Best-Practices“ für das IT

Service- und Sicherheitsmanagement und an dem agilen

Projektmanagement.

Die bestehenden Infrastrukturen werden gepflegt, abgesichert

und ausgebaut. Hierfür wird eine Erneuerung

der Klimasysteme vorbereitet, die ohne Unterbrechung

des laufenden Regelbetriebs umgesetzt wird. In enger

Abstimmung mit dem Digitalisierungsbeauftragten des

WZB wird die strategische Beschaffung und Einführung

eines Dokumentenmanagementsystems konzipiert und

der Meilenstein EU-Ausschreibung zusammen mit dem

Einkauf realisiert. Der IT Service Desk wurde durch die

Einführung eines Ticketsystems transparenter und in der

Kundenorientierung gestärkt. Bei der Einführung eines

Managementsystems für Informationssicherheit (ISMS)

unterstützt die IT die Geschäftsführung in wesentlichen

Bereichen.

Das Team eScience erbringt Dienstleistungen für die Forschenden

in enger Abstimmung mit dem Bereich Wissenschaftliche

Information. Der Begriff eScience bezieht sich

auf das wissenschaftliche Paradigma der kollaborativen

Forschung, die auf der Basis digitaler Infrastrukturen ermöglicht

wird. Diese Infrastruktur integriert dabei alle

relevanten Ressourcen für einen Forschungsbereich und

stellt zugleich Werkzeuge zu ihrer Verarbeitung bereit, wie

etwa MapServer. Ebenfalls unterstützt das Team die Forschenden

bei der Erstellung wissenschaftlicher Software.

Zusätzlich ist der Bereich in Forschungsprojekten aktiv,

aktuell im Projekt „Cognitive Economy Intelligence Plattform

für die Resilienz wirtschaftlicher Ökosysteme“ (CoyPu),

das im Rahmen des Innovationswettbewerbs Künstliche

Intelligenz vom Bundesministerium für Wirtschaft und

Klimaschutz gefördert wird. Ab Juli 2022 kommt das von

der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Bereich Wissenschaftliche

Literaturversorgungs- und Informationssysteme

(LIS) geförderte Projekt „DIW Wochenbericht: Digital in Wort

und Zahl“ (WBdigital) hinzu.

84

-Bericht 2020|2021


Service und Verwaltung

V.l.n.r., untere Reihe: Karl Berndt,

Ina Kemter, Steffi Beins, Manina

Nathan, Reem El-Bachir, Maria

Jahn; mittlere Reihe: Barbara Wiskow,

Bettina Meckelburg, Falk Roß, Gisela

Wille, Nicole Griepentrog, Sabine Wolff;

obere Reihe: Patricia Löffler, Christina

Graetz, Thomas Hübner, Katrin Sárközi, Christin

Wendlandt, Uta Mischewski

Verwaltung

Die Verwaltung des WZB ist für die Durchführung aller kaufmännischen

Angelegenheiten des WZB verantwortlich. Dazu

gehören der Personalservice und die Reisekostenstelle, der

Finanzbereich mit Drittmittelservice, Finanzbuchhaltung

und Kosten- und Leistungsrechnung sowie der Einkauf und

die Liegenschaftsverwaltung.

Die Jahre 2020 und 2021 waren für die Verwaltungsabteilungen

durch das Arbeiten unter Pandemiebedingungen

geprägt. Nachdem sich im März 2020 ausnahmslos alle

Beschäftigten sehr kurzfristig und sehr flexibel auf die

Beschränkungen eingestellt hatten, konnten während des

Sommers 2020 Projekte, vor allem die Digitalisierung von

Geschäftsprozessen, gestartet werden:

Seit Jahresbeginn 2021 gibt es, zunächst als Pilotprojekt und

seit August 2021 vollständig implementiert, ein WZB-weites

digitales Bewerbermanagement als SaaS-Recruiting-Tool,

das die Möglichkeit bietet, den gesamten Recruiting-Prozess

von der Stellenausschreibung bis zur Personalauswahl

abzuwickeln. Das Personalinformationssystem wurde

ebenfalls modernisiert. Weitere Digitalisierungsprojekte

sind in Planung. Im Frühjahr 2020 startete das Projekt zur

workflowgestützten Bearbeitung von E-Rechnungen mit

Integration in das ERP-System Microsoft Navision. Nach

Abschluss der Testphase im Jahr 2020 wurde die Anwendung

2021 erfolgreich in den Echtbetrieb übernommen.

Neben den Bereichen Finanzbuchhaltung und Einkauf

konnten im zweiten Halbjahr 2021 auch die Abteilungen

Wissenschaftliche Information und Personalservice in den

Workflow integriert werden.

Im Bereich des Drittmittelservices erfolgte 2020 die sukzessive

Umstellung für alle aktiven Drittmittelprojekte von

der Papierakte auf eine digitale Projektakte.

Im Februar 2020 wurden die neuen Büro- und Besprechungsräume

der zwei zusätzlichen Stockwerke der Basilika

(Bauteil E) eingeweiht. Damit konnte nach der Erweiterung

der Cafeteria der zweite Teil der laufenden Umbauarbeiten

erfolgreich abgeschlossen werden. Die Planungen für den

dritten und letzten Teil, den Anbau eines Wintergartens an

den Altbau, wurden im Herbst 2020 wieder aufgenommen;

mit dem Bau konnte im April 2021 begonnen werden. Die

Gesamtmaßnahme wird fachlich und administrativ durch

den Bereich Einkauf und Liegenschaften betreut.

Die Arbeit im Bereich Einkauf wurde ebenfalls geprägt

durch Digitalisierungsmaßnahmen, insbesondere durch die

Einführung eines digital gestützten Rechnungsprüfungsund

Bearbeitungsprozesses.

Zuletzt erfolgte eine Vielzahl von durchgeführten Vergabeverfahren

mit stetig steigenden Anforderungen. Neben den

Bauvergaben und der laufenden Gebäudebewirtschaftung

betraf dies auch die laufenden Forschungsarbeiten des WZB

und die damit zusammenhängenden Beauftragungen von

Umfragen und Erhebungen.

-Bericht 2020|2021

85


Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

des WZB 2020|2021

Camila Fernanda Acosta Varela, Maja Adena, Lejly Agamuradova, Pablo Aguera Reneses, Sana Ahmad, Philipp Albert, Jutta

Allmendinger, Agnieszka Althaber, Aman Aman, Jakob Can Benedikt Angeli, Ekpenyong Ani, Ariane Antal, Jorma Apelt, Ma

Adelle Gia Arbo, Viktoria Arnold, Hannah Arnu, Luis Caspar Aue, Daniel Auer, Fátima Ávila Acosta, Teresa Backhaus, Lotta

Badenheuer, Florence Baillet, Martha Bakel, Johanna Dorothee Balsam, Kai Barron, Christian Basteck, Lisa Basten, Mika Bauer,

Cornelia Bäuerle, Birgit Baumer, Teresa Becher, Frederik Beck, Anna Becker, Johanna Behr, Stefanie Beins, Levent Bektas, Ruben

Below, Ismael Benkrama, Perla Bensimon, Sebastian Berg, Gabriel Berlovitz, Karl Berndt, Julia Bersch, Roxanne Bibra, Rieke

Marie Biercher, Florian Oliver Binder, Melinda Biolchini, Johanna Yr Bjarnadottir, Alessandro Blasetti, Thorsten Blunk, Anthony

Kofi Boateng, Frieda Boche, Michelle Janine Boden, Tamara Bogatzki, Susanne Magdalena Böller, Fabio Bolz, Nina Bonge, Felix

Bönisch, Anke Borcherding, Udo Borchert, Meret Borchmann, Ananya Bordoloi, Constantin-Manuel Bosancianu, Mareike Bösl,

Mathew Boswell, Nora Louisa Böttner, Vincent Böttner, Miriam Bräu, Susanne Breda, Elisabeth Johanna Marie Bresselau, Denise

Brosda, Romy Brunner, Christian Brzinsky-Fay, Luise Bublitz, Lydia Buch, Martin Bücher, Isabel Celina Buchmann, Claudia

Buchmann, Mathias Bug, Joia Naomi Buning, Mareike Bünning, Fabian Bunschuh, Tobias Burst, Florian Butollo, Dana Buyx,

Daniele Caliari, Julian Esteban Cantor Garcia, Weert Canzler, Sarah Carol, Arne Hanno Carstens, Sonata Cepik, Veza Clute-Simon,

Paul Collins, Lotte Franziska Cooiman, Thomas Alexander Crowe, Iris-Barbara Cseke, Jelena Cupac, Jutta Czerkewski, Claudia

Czingon, Marzena Dabrowski, Ruta Daktariunaite, Nora Anna Dasch, José Antonio De los Heros, Patricia De Paiva Lareiro, Paulina

Marie Degano, Nina Delicat, Ines Dempe, Rián Derrig, Alexander Dicks, Ruth Ditlmann, Jonas Jacob Dix, Katharina Dorn, Nora

Dörrenbächer, Jan Sascha Aruana Dos Santos, Ellen Driesch, Patrick Droß, Melanie Duch, James Edward Dunn-Williamson, Laura

Eberlein, Ayse Irem Ebeturk, Benjamin Edelstein, Martin Ehlert, Karin-Irene Eiermann, Marie Eilers, Jan Lukas Einhoff, Lars

Eitner, Reem El-Bachir, Fabio Ellger, Julia Ellingwood, Nourhan Elsayed, Lukas Elsner, Julia Epp, Melinda Erdmann, Esra Eres,

Klaudia Erhardt, Selen Erkenci, Serra Erkenci, Hande Erkut Neyse, Eric Esser, Constantin Estorff, Lina Ewert, Florian Eyert, Vera

Fabinyi, Kiyan Armin Farmand, Ole Fechner, Anna Fenner, Jonas Christian Ferdinand, Nieves Fernández Rodríguez, Rut Ferner,

Patrick Feuerstein, Nicola Fielk, Claudia Finger, Mira Fischer, Malte Fischer, Moritz Fischer, Cindy Fitzner, Jana Flemming, Jan

Peter Flickschu, Matthias Flohr, Jonah Foong, Julia Forke, Bruno Francisco Portella F Gomes, Greta Joseffa Lou Franke, Marie-

Christine Franz, Anna Fräßdorf, Johan Mathis Fräßdorf, Birte Freer, Marie-Christine Fregin, Rebecca-Lea Freudl, Christian

Friedrich, Jana Friedrichsen, Tilman Fries, Anna Froese, Amrei Charlotte Fuchs, Julia Fuß, Claire Genevieve Marguerite Galesne,

Lisa Marie Garbe, Ana Garcia Hernandez, André Gasch, Jobst Gaus, Martin Gegner, Sarah George, Christine Gerber, Hans Gerhardt,

Johannes Gerschewski, Anne Katharina Gerstenberg, Sassan Gholiagha, Heiko Giebler, Jana Girlich, Gebhard Glock, Miriam

Godefroid, Max Philipp Goldenbaum, Baoning Gong, Javier María González Jurado, Robert Gorwa, Dieter Gosewinkel, Elisabeth

Gößwein, Lilia Dharin Götz, Christina Graetz, Helena Alisa Gräf, Edgar Grande, Selda Grauman, Maximilian Greb, Samuel Greef,

Simone Grellmann, Nicole Griepentrog, Carla Grindel, Sarah Großheim, Insa Grüttgen, Tuna Güleser, Philipp Günther, Samantha

Gupta, Pia Hagedorn, Babette Hagemann, Birgit Hahn, Maren Hahnen, Rustamdjan Hakimov, Johanna Hampf, Juliane Hanel,

Clara-Marie Hanfland, Christine Hanrieder, Susanne Hänsch, Julian Harke, Corinna Harsch, Johanna Hase, Britt Hauck, Juliane

Haus, Lina Hayek, Corinne Heaven, Lisa Heck, Sarah Jamila Joy Hegazy, Tobias Heidenreich, Jan Paul Heisig, Marcel Helbig,

Karoline Helbig, Alexander Helbig, Sebastian Hellmeier, Joschua Philipp Helmer, Catharina Hemzal, Marianne Henry, Carolin

Herrmann, Tobias Herz, Maria Lorena Herzog, Magdalena Hipp, Oleg Hirsch, Magdalena Hirsch, Dzeneta Hodzic, Gregor Hofmann,

Jeanette Hofmann, Sophie Hofmeister, Silvia Höhne, Frederik Holtel, Anne Christine Holtmann, Patrick Hölzgen, Anna

Holzscheiter, Carla Hornberg, Sandra Horvath, Sisi Huang, Sabine Hübgen, Thomas Hübner, Steffen Huck, Kathrin Humboldt,

Macartan Humphreys, Birgit Hünerbein, Victoria Marie Hünewaldt, Sophia Hunger, Swen Xaver Hutter, Shen Ibrahimsadeh,

Clara Iglesias Keller, Timon Jakob Imig, Florian Irgmaier, Manuela Irmler, Christoph Ivanusch, Till Jacobi, Frederic Nicolas Jage-

Bowler, Maria Jahn, Julia Jann, Justus André Jansen, Jasper Jansen, Aischa Sophie Jansen, Andrea Jedamski, Mona Joly, Philippe

Joly, Sona Jose, Charlotte Jöster-Morisse, Clara Julia Jungblut, Britta Jurtz, Max Kaase, Alexandros Kabbathas, Jonas Kahle, Silke

Kaiser, Agne Kajackaite, Guido Kalk, Berivan Kalkan, Stefanie Kalleske, Gabriele Kammerer, Hermann Leonard Kamps, Eylem

Kanol, Judith Kas, Ann-Kathrin Katzinski, Anna Mia Katzy-Reinshagen, Bettina Kausch, Sampada KC, Friederike Luise Kelle,

Heidrun Kelleh, Kristin Kelley, Ina Kemter, Hannah Kenyon Lair, Sukayna Khalid Khan, Seongcheol Kim, Florian Kirsten, Stefan

Frank Kischka, Julia Caroline Kissel, Christopher Kißling, Nikolina Klatt, Johanne Klindworth, Cornelia Klinghammer, Louis

Klobes, Sascha Kneip, Andreas Knie, Ronja Kniep, Marcel Knobloch, Johanna Charlotte Knoesel, Cédric Maxime Koch, Robert

Koepp, Katrin Köhler, Vivian Köneke, Christian König, Tim König, Markus Konrad, Rudi Koopmans, Carolin Körner, Franziska

Kößler, Oliver Kossowski, Krisztina Kovacs, Katinka Kovatsits, Werner Krause, Claudia Kreutz, Maja-Felicia Kristan, Lea Katharina

Kröger, Esther Kroll, Antonia Kroll, Tanja Kromer, Marcin Krzywdzinski, Paul Kubaty, Lara Charlotte Kuberka, Dorothea Kübler,

Antonia Elisabeth Kühmichel, Mattias Kumm, Patrick Kuna, Ralf Künster, Christian Kürten, Claudia-Ilona Lange, Johannes

86 -Bericht 2020|2021


Lattman, Aaron Lauterbach, Grzegorz Michat Lechowski, Pola Lehmann, Sandra Leumann, Johannes Leutgeb, Jianghong Li,

Josephine Lichteblau, Misun Lim, Johannes Lindenau, Natalia Linke, Yiming Liu, Liu Liu, Simon Löbl, Editha Freifrau Loeffelholz

von Colberg, Patricia Löffler, Tatiana Dolores López Ayala, Paola Eva Martha Lopez Fawaz, Peter Heinz Löwe, Kilian Lüders, Katrin

Ludwig, Manuela Ludwig, Alexandra Lupprich, Lisa Maaßen, Rebecca Majewski, Martin Mann, Daniel Männlein, Ashley Mantha-

Hollands, Agustina Marques Hill, Víctor Hugo Masías Hinojosa, Sönke Matthewes, Theres Matthieß, Anna Weronika Matysiak,

Josefine Matysiak, Moritz Valentino Donatello Matzner, Lilian Mauthofer, Steffen Mayer, Nina Katherine Siegel McMurry, Bettina

Meckelburg, Melissa Cristina Medina Marquez, Lukas Meeth, Ulrike Mehnert, Daniel Meierrieks, Katrin Meike, Reinhold Melcher,

Laura Menze, Wolfgang Merkel, Richard Mertens, Natalie Mevissen, Lara Meyer, Franziska Meyer, Cord Meyer zu Kniendorf, Ines

Michalowski, Sabrina Milewsky, Hailey Elizabeth Miller, Sonia Mira Mira, Uta Mischewski, Lena Mobers, Peter Mohr, Joshua

Malcom Moir, Friederike Molitor, Felix Molter, Clara Montero, Alvaro Morcillo Laiz, Gudrun Mouna, Anna-Tabea Müller, Magdalena

Theresia Müller, Marvin Müller, Martina Müller-König, Stefan Munnes, Paul Charles Muscat, Zhanna Mylogorodska, Michelle

Nagel, Resty Naiga, Annika Napier-Smith, Manina Nathan, Julian Naujoks, Lennard Naumann, Claudia Nentwich, Moritz Neujeffski,

Levent Neyse, Bao-An Nguyen, Thu-Ha Nguyen, Cristian-Liviu Nicolescu, Jacqueline Niemietz, Ursula Noack, Elisabeth Nöfer,

Christine Normann, Marion Obermaier, Leonie Oehmig, Nedim Okan, Anja Beate Oppermann, Liav Orgad, Agnetha Orth, Jan

Osenberg, Chiara Osorio Krauter, Mario Michael Ottaiano, Frank Ottens, Hilde Ottschofski, Clara Helene Overweg, Filiz Özkan,

Max Padubrin, Lennart Palm, Irene Pañeda Fernández, Jana Pannier, Daniel Felipe Parra Carreno, Juliane Pehla, Frederick Ansgar

Javier Peña Sims, Stefania Pereira de Mello Molina, Joshua Perleberg, Nele Solveig Peschel, Benjamin Henry Petersen, Fidel

Petros, Maximilian Peukert, Chantal Pezold, Theresa Pfaff, Sylvia Pichorner, Irena Pietrzyk, Anne Piezunka, Dieter Plehwe, Klara

Podkowik, Thamy Pogrebinschi, Julia Pohle, Antonino Polizzi, Katarina Pollner, Dario Portong, Katja Pöttker, David Prinz, Petya

Prodanova, Paula Protsch, Vasilisa Pugacheva, Christine Puschmann, Leslie Quitzow, Jonas Radl, Setareh Radmanesch, Gale

Audrey Raj-Reichert, Niklas Rakowski, Vincent Jerald Ramos, Ben Vincent Paul Rangnick, Jasmin Rauch, Christian Rauh, Julian

Rebien, Sven Regel, Rainer Rehak, Katrin Reichel, Alexander Alban Reik, Dirk Reimann, Adam Reiner, Stephanie Renneke,

Wilma Rethage, Katja Verena Reuter, Felix Richter, Asja Rahel Riggert, Gina-Maria Ristow, Yvonne Röder, Sarah Naima Roller,

Lena Olive Röllicke, Roland Römhildt, Dorothee Rönicke, Jennifer Rontganger, Hannah Rosales Musick, Katya Rösch, Falk Roß,

Katherina Melisa Ross, Stefanie Roth, Claudia Roth, Katharina Röttig, Nicolas Vincent Rüffin, Lisa Ruhrort, Thomas Runge,

Alessandra Rusconi, Ayse Sahinkaya, Lea Salathé, Daniel Felipe Saldivia Gonzatti, Mariam Salehi, Ilyas Saliba, Katja Salomo,

Andrea Sánchez-Guijaldo, Martina Sander-Blanck, Maria Constanza Sanhueza, Marco Andrés Saravia Arzabe, Katrin Sárközi,

Armin Sauermann, Alexandra Scacco, Katrin Schaar, Merlin Schaeffer, Philipp Schaffranek, Max Leonard Schaub, Jakob Simon

Scheffler, Viktoria Christine Anna Scheidler, Robert Schenk, Lisa Scheuch, Leonie Schipke, Charlotte Schlüter, Barbara Schlüter,

Leonhard Tilman Schmidt, Max Oliver Schmidt, Sabine Schmidt, Isabelle Jasmin Schmitt, Alexander Schmotz, Sabine Schnabel,

Lea Schneidemesser, Kerstin Schneider, Daniel Schneiß, Felix Scholl, Robert Scholz, Sebastian Schongen, Thomas Schuh,

Benjamin Schulz, Wiebke Schulz, Benjamin Schürmann, Peter Schwarz, Katrin Schwenk, Leonie Schwichtenberg, Dorothee

Segiet, Emilie Segura, Norbert Sendzik, Amma Serwaah Panin, Nicole Shea, Nicole Sherstyuk, Carina Isabella Siebler, Anuschka

Siegers, Udo Ernst Simonis, Anna Katharina Mosha Skarpelis, Stefan Skupien, Alida Sokyte, Heike Solga, Julio Saul Solis Arce,

Johannes Sonnenholzner, Yasemin Soysal, Markus Johannes Sperl, Andrea Sperling, Marcus Spittler, Sarah Stanislawska,

Katharina Stefes, Tim Stegemann, Judith Stein, Sebastian Steinmetz, Yannick Stelter, Robert Martin Stelzle, Matthew Stephen,

Bernd Günter Stern, Julia Stier, Filip Stiglmayer, Niklas Michael Stoll, Isabella Strobl, Emanuela Struffolino, Robert Stüber,

Silvio Suckow, Georgiy Syunyaev, Giulia Tattarini, Robin Tech, Sarah Tell, Elke Theilen-Kosch, Thorsten Thiel, Leonie Thies,

Marcel Thomann, Claudia Thomas, Kristin Thompson, Leonard Thüer, Till Tietz, Alexandros Tokhi, Daniel Tuki, Gülay Türkmen

Dervisoglu, Lena Ulbricht, Fatma Uluisik, Noémi Shirin Unkel, Serkan Ünsal, Gizem Ünsal, Justin Valasek, Clara Van den Berg,

Leila Charlotte Gargi Van Rinsum, Giulia Varaschin, Susanne Veit, Roel Veldhuizen, Mirja Elisabeth Vieweger, Maria-Josep

Villamayor I Villar, Tommaso Virgili, Sigurt Vitols, Louis Benedict Voelkel, Gisella Jaqueline Vogel Sánchez, Gerlinde Vogl, Maite

Vöhl, Andrea Volkens, Teresa Sophie Völker, Britta Volkholz, Konstantin Wagner, Jan-Hinrich Wagner, Aiko Wagner, Reinhilde

Wagner, David Wandjo, Simon Manuel Wanka, Kathleen Warnhoff, Lukas Warode, Gregor Sebastian Wäschle, Melanie Waterhölter,

Patrick Matthias Weber, Niklas Weber, Maximilian Weckemann, Maria Weickardt Soares, Rebecca Weiß, Christin Wendlandt,

Barbara Wennemer-Abée, Marek Wenz, Lennart Wernicke, Bernhard Weßels-Dahlke, Rebecca Wetter, Jan Wetzel, Jonas Wiedner,

Harald Wilkoszewski, Gisela Wille, Lisa Wing, Vanessa Wintermantel, Barbara Wiskow, Birgit Wobig, Hendrik Woiwode, Piotr

Wójcik, Sabine Wolff, Jegor Wolowikow, Romina Wörz, Philip Wotschack, Michael Wrase, Ruta Yemane, Babeta Ymeri, Kathryn

Alexandra Timoney Younger, Fred Felix Zaumseil, Franziska Babette Zehl, Lisa Zehnter, Peiqi Zhu, Daniel Ziblatt, Karin

Zimmermann, Susanne Zindler, Carolin Zink, Jakob Zollmann, Lina Zilli Zündorf, Michael Zürn, Maren Zychla

-Bericht 2020|2021

87


Fakten und

Daten


Fakten und Daten

Leitung, Organe, Gremien

Gesellschafter

Das WZB ist eine gemeinnützige Gesellschaft mit

beschränkter Haftung (gGmbH). Gesellschafter

sind die Bundesrepublik Deutsch land und

das Land Berlin, die gemeinsam die Gesellschafter

versammlung bilden. Diese beschließt

insbesondere über die Bestellung und Abberufung

der Geschäftsführer*innen, die Berufung der

Mitglieder des Kuratoriums sowie die Bewirtschaftungsgrundsätze.

Kuratorium

Das Kuratorium, in dem auch die Gesellschafter

ver treten sind, beschließt die Grundzüge der

Forschungs politik des WZB und wirkt in allen

wesentlichen forschungs politischen und finanziellen

Angelegenheiten mit.

Mitglieder mit Stimmrecht

Vorsitz

Ulrich Schüller

Leiter der Abteilung Wissen schafts system,

Bundesministerium für Bildung und Forschung,

Bonn

Stellvertretender Vorsitz

Dr. Jutta Koch-Unterseher

Leiterin Abteilung Außeruniversitäre Forschung

Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit,

Pflege und Gleichstellung

Prof. Dr. Dr. Sabine Kunst

Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin

Prof. Dr. Dr. h.c. Gertrude Lübbe-Wolff

Fakultät für Rechtswissenschaften, Universität

Bielefeld

Susanne Moser (seit 1. September 2021)

Komische Oper, Berlin

Swen Schulz (MdB bis 27. September 2021)

SPD-Fraktion des Deutschen Bundestags

Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden

Professur für Mikroökonomik und Finance, Universität

Mannheim

Prof. Dr. Christian Thomsen

Präsident der Technischen Universität Berlin

Klaus-Peter Willsch MdB

CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestags

Prof. Dr. Günter M. Ziegler

Präsident der Freien Universität Berlin

Mitglieder mit beratender Stimme

Prof. Dr. Christine Landfried

Vorsitzende des WZB-Beirats

Dr. habil. Weert Canzler, WZB

Dr. Christian Rauh, WZB

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff

Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung,

Frankfurt a. M.

Prof. Dr. Karin Gottschall

SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und

Sozialpolitik, Universität Bremen

Sir Peter Jonas

(bis 22. April 2020, †)

Opernintendant a. D., Zürich

Dr. Wilhelm Krull

The New Institute, Hamburg

Beirat

Ein mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens

besetzter Beirat berät das Kuratorium.

Vorsitz

Prof. Dr. Christine Landfried

Universität Hamburg

Stellvertretender Vorsitz

Prof. Dr. Katharina Holzinger

Rektorin der Universität Konstanz

-Bericht 2020|2021

89


Fakten und Daten

Prof. Fabrizio Bernardi Ph. D.

European University Institute, Florenz

Prof. Jordi Brandts Ph.D. (seit 1. August 2021)

Institute for Economic Analysis (CSIS) and Barcelona

Graduate School of Economics

Prof. Claudia Buchmann Ph. D.

Ohio State University, Columbus, OH

Prof. Dr. ir. Erwin Bulte

Department of Social Science, Wageningen

University

Prof. Dr. Claudia Diehl

Professur für Mikrosoziologie, Universität Konstanz

Prof. Anna Dreber Almenberg Ph.D. (seit 1. August 2021)

Department of Economics, Stockholm School of

Economics

Prof. Grzegorz Ekiert Ph. D.

Minda de Gunzburg Center for European Studies,

Harvard University

Prof. Dr. Urs Fischbacher

Thurgauer Wirtschaftsinstitut, Universität Konstanz

Prof. Dr. Jürgen Gerhards

Institut für Soziologie, Freie Universität Berlin

Prof. Ellen M. Immergut Ph. D.

Humboldt-Universität zu Berlin und European

University Institute, Florenz

Prof. Dr. Tomas Korpi (bis 31. Juli 2021)

Stockholm University

Prof. David D. Laitin Ph. D.

Department of Political Science, Stanford

University, CA

Prof. Dr. Ulrike M. Malmendier Ph. D. (bis 30. Juni 2021)

University of California, Berkeley, CA

Prof. Friederike Mengel Ph.D.

(seit 1. August 2021)

Department of Economics, University of Essex

Prof. Dr. Frank Nullmeier

SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und

Sozialpolitik, Universität Bremen

Prof. Jan Potters Ph. D. (bis 31. Juli 2021)

Tilburg University

Prof. Dr. Thomas Risse

Freie Universität Berlin

Prof. Joel Rogers Ph. D. (bis 31. Juli 2020)

University of Wisconsin, Madison, WI

Prof. Vivien Ann Schmidt Ph. D.

Boston University, Boston, MA

Prof. Juliet B. Schor Ph.D. (seit 1. August 2021)

Boston College, Chestnut Hill/Boston, MA

Prof. Patrick Simon

Institut National d’Etudes Démographiques, Paris

Prof. Dietlind Stolle Ph. D.

McGill University, Montreal, Kanada

Prof. Alex Stone Sweet Ph.D. (seit 1. August 2021)

Faculty of Law, National University of Singapore

Prof. Donald Tomaskovic-Devey Ph.D. (seit 1. August

2021) Center for Employment Equity, University of

Massachusetts Amherst

Prof. Dr. Ingo Venzke

Amsterdam Center for International Law, University of

Amsterdam

Geschäftsführung

Das WZB wird von einer/einem wissenschaftlichen

Geschäftsführer*in (Präsidentin/Präsident) und einer/

einem administrativen Geschäftsführer*in geleitet.

Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.

Präsidentin

Dipl.-Betriebsw. (FH) Ursula Noack M. A.

Administrative Geschäftsführerin

Wissenschaftlicher Rat

Der Wissenschaftliche Rat ist ein internes Beratungsgremium.

Es setzt sich zusammen aus dem/der

wissen schaftlichen Geschäftsführer*in (Vorsitz), den

Leiterinnen und Leitern der Forschungsabteilungen,

entsendeten Repräsentantinnen und Repräsentanten

aus dem Kreis der For schungsprofessorinnen

und –professoren, den For schungsgruppenleitungen

(jeweils im Wechsel bis zu drei Vertreter*innen) und

den Postdoc- und Promovierendenvertretungen

sowie gewählten Ver tre terinnen und Vertretern aller

wissen schaft lich Beschäftigten. Der/die administrative

Geschäfts führer*in nimmt an den Sitzungen mit beratender

Stimme teil.

90

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Vorsitz

Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.

Dr. Christian Basteck (seit 01.04.2021)

Manuel Bosancianu Ph.D. (26.02.2020 bis 31.03.2021)

Dr. Weert Canzler

Jelena Cupać Ph.D.

Dr. Ellen von den Driesch (bis 15.08.2020)

Prof. Dr. Martin Ehlert (seit 01.03.2020)

Dr. Hande Erkut

Tilman Fries (bis 31.03.2021)

Dr. Heiko Giebler (bis 14.06.2020)

Dr. Tine Hanrieder

Dr. Juliane Haus (seit 01.04.2021)

Prof. Dr. Jan Paul Heisig

Prof. Lena Hipp Ph.D.

Prof. Dr. Jeanette Hofmann

Prof. Dr. Anna Holzscheiter

Prof. Dr. Steffen Huck

Prof. Macartan Humphreys Ph.D.

Dr. Sophia Hunger (seit 01.04.2021)

Dr. Agne Kajackaite

Dr. Eylem Kanol (seit 01.04.2021)

Judith Kas (seit 14.09.2021)

Prof. Dr. Andreas Knie

Christian König (01.12.2020 bis 31.03.2021)

Prof. Dr. Ruud Koopmans

Esther Kroll (bis 30.06.2020)

Prof. Dr. Martin Krzywdzinski

Prof. Dr. Dorothea Kübler

Prof. Mattias Kumm S.J.D. (Harvard)

Dr. Johannes Leutgeb (bis 13.09.2021)

Dr. Jianghong Li Ph.D. (bis 31.03.2021)

Dr. Theres Matthieß (bis 31.05.2020)

Dr. Daniel Meierrieks (bis 31.03.2021)

Prof. Dr. Wolfgang Merkel (bis 31.03.2020)

Prof. Dr. Peter Mohr (bis 30.09.2020)

Prof. Liav Orgad LL.D.

Leslie Quitzow (26.02.2020 bis 31.03.2021)

Prof. Dr. Jonas Radl

Dr. Constanza Sanhueza (01.07.2020 bis 31.03.2021)

Sascha Dos Santos (seit 01.04.2021)

Prof. Dr. Heike Solga

Georgiy Syunyaev (seit 01.04.2021)

Prof. Dr. Bernhard Weßels (seit 1.04.2020)

Fred Felix Zaumseil (seit 01.08.2021)

Lisa Zehnter (seit 01.07.2020)

Prof. Daniel Ziblatt Ph.D. (seit 15.10.2020)

Prof. Dr. Michael Zürn

Mit beratender Stimme:

Matthis Fräßdorf Ph.D. (seit 01.09.2021)

Ursula Noack

Betriebsrat

Vorsitz

Udo Borchert

Stellvertretende Vorsitzende

Maren Zychla

Barbara Wennemer Abée

Stefanie Beins

Eric Esser

Markus Konrad

Thu-Ha Nguyen

Dr. Dieter Plehwe

Alessandra Rusconi

Nachrücker*innen

Martina Müller-König

Julian Naujoks

Marion Obermaier

Gleichstellungsbeauftragte

Katarina Pollner

Schwerbehindertenvertretung

Ralf Künster (Vertrauensperson)

Marion Obermaier

Martina Müller-König

Ombudsperson

Prof. Dr. Ariane Berthoin Antal

Dr. Christian Brzinsky-Fay (seit Juli 2021)

Prof. em. Dr. Michael Hutter (bis Juni 2021)

Alexandra Scacco Ph.D. (seit Juli 2021)

Datenschutzbeauftragter

Patrick J. Droß

Ansprechpartner für Korruptionsprävention

Prof. em. Dr. Gunnar Folke Schuppert

Ansprechperson für Suchtfragen

Gabriele Kammerer

-Bericht 2020|2021

91


Fakten und Daten

Rufe

2020 Dieter Gosewinkel,

Forschungsprofessur Global

Constitutionalism

Jan Paul Heisig,

Forschungsgruppe

Gesundheit und soziale

Ungleichheit

Liav Orgad,

Forschungsgruppe

International Citizenship

Law

Anne Piezunka,

Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel:

Berufsbildung und

lebenslanges Lernen

Jonas Radl,

Forschungsgruppe Effort

and Social Inequality

Heike Solga, Abteilung

Ausbildung und

Arbeitsmarkt

Gastprofessur für die Geschichte

des öffentlichen Rechts

Professur für Soziologie mit dem

Schwerpunkt Soziale Ungleichheit

in vergleichender Perspektive

Distinguished Scholar in Residence

Professur für Soziale Arbeit: Gender,

Diversity, Inklusion

Juniorprofessur für Inklusive

Bildung

Profesor Titular de Sociología

Global Chair

Universität Paris II

Panthéon Assas, Frankreich

(angenommen)

Freie Universität Berlin

(angenommen)

Peking University School

of Transnational Law, China

(angenommen)

Hochschule für angewandte

Pädagogik, Berlin

(angenommen)

Pädagogische Hochschule

Heidelberg (abgelehnt)

Universidad Carlos III

de Madrid, Spanien

(angenommen)

University of Bath, UK

(angenommen)

2021 Martin Ehlert,

Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel:

Berufsbildung und

lebenslanges Lernen

Jana Friedrichsen,

Abteilung Ökonomik des

Wandel

Paula Protsch, Abteilung

Ausbildung und

Arbeitsmarkt

Gale Audrey Raj-Reichert,

Forschungsgruppe

Globalisierung, Arbeit und

Produktion

Professur für Soziologie mit

dem Schwerpunkt Bildung und

Digitalisierung

Gastprofessur für Mikroökonomie

Juniorprofessur für Methoden

der sozialwissenschaftlichen

Berufsbildungsforschung

Professorin für Politikwissenschaft

Freie Universität Berlin

(angenommen)

Freie Universität Berlin

(angenommen)

Universität zu Köln

und Bundesinstitut

für Berufsbildung

(angenommen)

Bard College Berlin

(angenommen)

92

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Max Leonard Schaub,

Abteilung Migration,

Integration,

Transnationalisierung

Matthew Stephen,

Abteilung Global

Governance

Juniorprofessur für

Politikwissenschaft, insbesondere

Internationale Beziehungen und

Global Health

Vertretungsprofessur für

Politikwissenschaft, insbesondere

Internationale Beziehungen und

Regional Governance

Universität Hamburg

(angenommen)

Helmut-Schmidt-

Universität/Universität

der Bundeswehr Hamburg

(angenommen)

Michael Wrase,

Forschungsgruppe der

Präsidentin

Vertretungsprofessur für

Politikwissenschaft, insbesondere

Internationale Politische Ökonomie

Professur für Öffentliches Recht

mit den Schwerpunkten Sozial- und

Bildungsrecht

Helmut-Schmidt-

Universität/Universität

der Bundeswehr Hamburg

(angenommen)

Stiftung Universität

Hildesheim (angenommen)

-Bericht 2020|2021

93


Fakten und Daten

Habilitation / Habilitationsäquivalente Leistung

2020 Aiko Wagner, Abteilung

Demokratie und

Demokratisierung

Politischer Wettbewerb in Zeiten

des Populismus

Humboldt-Universität zu

Berlin

Promotionen

2020 Frederik Beck, Abteilung

Demokratie und

Demokratisierung

Liv Bjerre, Abteilung

Migration, Integration,

Transnationalisierung

Ellen von den Driesch,

Forschungsgruppe der

Präsidentin

Die Legitimierung des Kapitalismus.

Macht und Rechtfertigung in der

politischen Ökonomie Deutschlands.

Moves and Countermoves. The

Effect of Immigration Policy on

Asylum and Irregular Immigration

Bezirksdisparitäten der

Suizidmortalität in der DDR

1952 – 1990

Humboldt-Universität zu

Berlin

Humboldt-Universität zu

Berlin

Universität Potsdam

Melinda Erdmann,

Forschungsgruppe der

Präsidentin

Rebecca-Lea Freudl,

Forschungsgruppe Politik

der Digitalisierung

Ana Garcia Hernandez,

Abteilung Institutionen und

politische Ungleichheit

Sophia Hunger, Zentrum für

Zivilgesellschaftsforschung

Philippe Joly, Abteilung

Demokratie und

Demokratisierung

Eylem Kanol, Abteilung

Migration, Integration,

Transnationalisierung

Von der Studienentscheidung

bis zum Studienabbruch. Die

zeitlichen Veränderungen des

studentischen Frames in der

Studieneingangsphase und ihre

Wirkung auf den Studienverbleib

The Politics of Politico-Epistemic

Authority. The Case of Independent

Food Safety Agencies in the UK and

in Germany.

Essays in Development Economics

and Gender

Is There a Populist Zeitgeist?

Coming to Grips with an Elusive

Phenomenon

Protest in Postcommunist

Democracies: The Micro Legacies of

Repression and Mobilization

Understanding Islamist

Radicalization. An Empirical

Investigation into the Determinants

of Islamist Attitudes and Violence

Universität Potsdam

Universität Tübingen

Nova School of Business

and Economics, Lissabon

European University

Institute, Florenz

Humboldt-Universität zu

Berlin

Humboldt-Universität zu

Berlin

94

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Seongcheol Kim,

Abteilung Demokratie und

Demokratisierung

Werner Krause, Abteilung

Demokratie und

Demokratisierung

Theres Matthieß,

Abteilung Demokratie und

Demokratisierung

Reinhold Melcher,

Abteilung Demokratie und

Demokratisierung

Nicolas Karl Morgenroth,

Promotionskolleg „Gute

Arbeit“

Laura Pantzerhielm,

Forschungsgruppe

Governance for Global

Health

Ruta Yemane,

Abteilung Migration,

Integration,

Transnationalisierung

Discourse, Hegemony, and Populism

in the Visegrád Four: A Post-

Foundational Discourse Analysis

Disturbing the Mainstream.

Determinants and Consequences of

Radical Challenger Party Success

in Western Europe – A Supply-Side

Perspective

Retrospective Pledge Voting: How

Voters Punish Government Parties

for Breaking Their Pledges

Politisches Wissen und Partizipation

– Eine wissensbasierte

Partizipationstheorie

Wann und für wen ist Flexibilität

prekär? Kontextfaktoren des

Einkommenseffekts flexibler

Arbeitsverhältnisse

The Discursive Operation of Human

Rights in International Governance

Practices: Contingency and

Sedimentations

What Drives Hiring Discrimination?

The Role of Ethnicity, Race, Religion,

and Gender

Humboldt-Universität zu

Berlin

Humboldt-Universität zu

Berlin

Humboldt-Universität zu

Berlin

Fernuniversität Hagen

Freie Universität Berlin

Freie Universität Berlin

Humboldt-Universität zu

Berlin

2021 Philipp Albert, Abteilung

Ökonomik des Wandels

Agnieszka Althaber,

Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel:

Berufsbildung und

lebenslanges Lernen

Maximilian Hösl,

Forschungsgruppe Politik

der Digitalisierung

Judith Kas, Abteilung

Migration, Integration,

Transnationalisierung

Essays in Behavioral Economics

Teilzeitarbeit von Männern? Die

berufliche Geschlechtersegregation

und berufliche Arbeitszeitarrangements

als Determinanten

aus der Perspektive des

Lebensverlaufs

Von der Informationsgesellschaft

zur Digitalpolitik – Digitalisierungsdiskurse

und intraministerieller

Wandel

Trust and Reputation in the Peerto-Peer

Platform Economy

Humboldt-Universität zu

Berlin

Freie Universität Berlin

Freie Universität Berlin

Utrecht University

-Bericht 2020|2021

95


Fakten und Daten

Cédric Maxime Koch,

Abteilung Global

Governance

Lea Katharina Kröger,

Forschungsgruppe Effort

and Social Inequality

Katja Salomo,

Brückenprojekt „Abgehängt

in der Sackgasse?“: Soziale

Teilhabe und Klimawandel

Robert Stüber, Abteilung

Verhalten auf Märkten

Georgiy Syunyaev,

Abteilung Institutionen und

politische Ungleichheit

International Integration,

Democratic Legitimacy and

Populism

Family Matters – A Sibling

Similarity Approach to the Study

of Intergenerational Inequality in

Germany

Mechanisms of Resentment. Causes

of Social Intolerance and Antidemocratic

Attitudes in Europe

Essays in Behavioral Economics

The Media under Autocracy:

Essays on Domestic Politics and

Government Support in Russia

Freie Universität Berlin

European University

Institute, Florenz

Friedrich-Schiller-

Universität Jena

Technische Universität

Berlin

Columbia University in the

City of New York

Giulia Tattarini,

Promotionskolleg „Gute

Arbeit“

Jonas Wiedner, Abteilung

Migration, Integration,

Transnationalisierung

A Job Is Good, but a Good Job

Is Healthier. Investigating the

Relationship Between Employment

Precariousness and Health in

Germany

Against the Odds. Education-to-Job

Matches and Less-educated Workers’

Path-ways into Success

Universität Potsdam

Universität zu Köln

96

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Wissenstransfer

Maja Adena

Jutta Allmendinger

Mitglied im Board of Directors des Leibniz ScienceCampus „Berlin Centre for Consumer Policies (BCCP)“

Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (ebenfalls Mitglied im Rat der BBAW)

Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Mitglied der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften acatech

Mitglied im Herausgeberrat der Wochenzeitung „Die Zeit“

Mitglied im Aufsichtsrat der Berliner Stadtreinigung BSR

Mitglied der Kommission zur Evaluation des Infektionsschutzgesetzes des Bundesministeriums für

Gesundheit

Mitglied im G7 Gender Equality Advisory Council (2021)

Sprecherin der Arbeitsgruppe Zukunft der Arbeit nach Corona des Ständigen Ausschusses der Nationalen

Akademie der Wissenschaften

Mitglied der Arbeitsgruppe Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft der Deutschen Akademie der

Naturforscher Leopoldina

Mitglied der Mitgliederversammlung des Goethe-Instituts

Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Deutschen Wirtschaft e. V.

Mitglied des Kuratoriums der Urania e. V.

Mitglied im Stiftungsrat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung

Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin

Mitglied im Rat der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und

der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Mitglied im Senat der Schader-Stiftung

Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats sowie Mitglied im Kuratorium der Hans-Böckler-Stiftung

Mitglied im International Scientific Advisory Board (SAB) des Austrian Science Fund (FWF)

Mitglied im Kuratorium des Genshagener Kreises e. V.

Mitglied des Deutsch-Chinesischen Dialogforums des Auswärtigen Amts

Mitglied des Forschungsbeirats des Instituts der deutschen Wirtschaft

Mitglied im Stiftungsausschuss Universität der Stiftung Universität Göttingen

Mitglied im Universitätsrat der Universität Mannheim

Vorsitzende des Hochschulrats der Berlin International University of Applied Sciences

Vorsitzende des Zukunftsrats des Landes Rheinland-Pfalz

Mitglied im Zukunftsrat des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Mitglied der Falling Walls-Jurys „Social Sciences & Humanities“ und „Breakthroughs of the Year“

Lisa Basten

Mitglied im Projektbeirat der Hans-Böckler-Stiftung zur Begleitung des Forschungsvorhabens

„Interessenvertretung im Kulturbereich“

Mitglied im Fachausschuss „Arbeit und Soziales“ des Deutschen Kulturrats

Sebastian Berg

Ariane Berthoin

Antal

Mitglied der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW)

Mitglied des VERTIGO H2020 Advisory Board

Mitglied im Executive Committee der Fondation Audenciad

-Bericht 2020|2021

97


Fakten und Daten

Reinhard Blomert

Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)

Mitglied in der Keynes-Gesellschaft

Mitglied in der Sektion „Geschichte der Soziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)

Mitglied im Dogmenhistorischen Ausschuß des Vereins für Socialpolitik

Mitglied im Verein für Socialpolitik

Felix Bönisch

Mitglied der Economic Science Association (ESA)

Mitglied im Verein für Socialpolitik

Florian Butollo

Weert Canzler

Sachverständiger in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – gesellschaftliche Verantwortung

und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ des deutschen Bundestags

Mitglied in der Jury für den 2°Campus, WWF Deutschland und Robert Bosch Stiftung

Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds Energiewende

Mitglied des Projektbeirats der Hans-Böckler-Stiftung für das Forschungsvorhaben „Beschäftigungseffekte

nachhaltiger Mobilität“

Mitglied im Forum „Mobilität der Zukunft“ des SPD-Parteivorstands

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Automobilclubs Europa

Sarah Carol

Ruth Ditlmann

Benjamin Edelstein

Mitglied im Human Research Ethics Committee – Humanities, University College Dublin

Mitglied im Forschungsnetzwerk „Evidence in Governance and Politics (EGAP)“

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik

Mitglied der Forschungsgruppe Modellprojekte e. V. (FGM)

Martin Ehlert

Julia Epp

Melinda Erdmann

Rainer Forst

Mitglied im Expertenbeirat für das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

(Co-)Initiatorin der Women in Green Hydrogen

Co-Koordinatorin des Tagungskomitees des Berlin Interdisciplinary Eduaction Research Network (BIEN)

2021

Mitglied der Direktion des Institute for Advanced Studies in the Humanities der Johann Wolfgang Goethe-

Universität Frankfurt am Main

Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Distinguished Fellow am Institute for Advanced Studies in the Humanities

Mitglied des Nominierungsausschusses für den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen

Forschungsgemeinschaft (DFG)

Co-Sprecher des Forschungsinstituts „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ der Johann Wolfgang Goethe-

Universität Frankfurt am Main

Corresponding Fellow of the British Academy

Martina Franzen

Mitglied der COST Action CA15212: „Citizen Science to Promote Creativity, Scientific Literacy, and Innovation

Throughout Europe“ der European Cooperation in Science and Technology (COST)

Mitglied im Netzwerk „Auf dem Weg in die Bewertungsgesellschaft?“ der Deutschen

Forschungsgemeinschaft (DFG)

Rebecca-Lea Freudl

Sassan Gholiagha

Heiko Giebler

Sprecherin des Arbeitskreises „Politik, Technik, Wissenschaft“ der Deutschen Vereinigung für Politische

Wissenschaft (DVPW)

Sprecher der Themengruppe „IB-Normenforschung“ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft

(DVPW)

Mitglied im Sprecherkreis des Arbeitskreises „Wahlen und politische Einstellungen“ der Deutschen

Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW)

Mitglied der Koordinationsgruppe „International Studies“ beim GESIS – Leibniz Institut für die

Sozialwissenschaften der IEDI (Integrierte Erhebung und Dateninfrastruktur)

98

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Dieter Gosewinkel

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Dubnow-Instituts, Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und

Kultur – Simon Dubnow

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift Histoire&Politique, Institut d’Etudes Politiques de Paris

(Sciences Po)

Appointed Member of the Law Section Committee der Academia Europaea

Mitglied der Academia Europaea

Mitglied der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission

Edgar Grande

Tine Hanrieder

Mitglied im Forum „Antworten“ zum Thema Verschwörungstheorien des Bayerischen Landtags

Mitglied im Bündnis „Deutsche Plattform Globale Gesundheit“ (dpgg)

Mitglied der Vorbereitungsgruppe „Globale Gesundheit“ des jährlichen deutschen Public-Health-Kongresses

„Armut und Gesundheit“

Jan Paul Heisig Mitglied des Scientific Advisory Board, PIAAC Research Conference 2021

Mitglied der Enquete-Kommission 17/2 „Corona-Pandemie“ des Landtags Rheinland-Pfalz

Mitglied der Berufungskommission „Methoden der empirischen Sozialforschung“ der Freien Universität

Berlin

Mitglied der Berufungskommission „Diskrete Geometrie“ der Freien Universität Berlin

Marcel Helbig

Marc Helbling

Mitglied im erweiterten Fakultätsrat der Universität Erfurt

Mitglied der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS)

Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der

Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Lena Hipp

Nominated Member bei AcademiaNet (Expert Database for Outstanding Female Academics)

Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der

Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Mitglied und Sprecherin der German Coordination Group for the International Social Survey Program,

GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Invited Representative im American Sociological Association’s Inequality, Poverty, and Mobility (IPM)

Committee der American Sociological Association (ASA)

Jeanette Hofmann

Gründungsmitglied des Global Internet Governance Academic Network (GigaNet)

Mitglied der Kommission „Digitalisierte Gesellschaft“ der Leopoldina Nationale Akademie der

Wissenschaften

Mitglied im Steering Committee des Internet Governance Forums Deutschland

Mitglied im International Scientific Advisory Board (ISAB) des Internet Interdisciplinary Institute (IN3)

Leitung der Arbeitsgruppe „Digitalisierung und Demokratie“ der Leopoldina Nationale Akademie der

Wissenschaften

Mitglied der Expert Group for the Observatory on the Online Platform Economy des European Commission

Directorate-General for Communication Networks, Content and Technology E-Commerce and Platforms

Beiratsmitglied des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung

Mitglied im Begleitkreis Digitalisierung und Nachhaltigkeit des Bundesministeriums für Umwelt,

Naturschutz und nukleare Sicherheit

Mitglied der Grünen Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung

Mitglied im Fachausschuss Kommunikation und Information der Deutschen UNESCO-Kommission

Anna Holzscheiter

Mitglied im Arbeitskreis Soziologie der Internationalen Beziehungen der Deutschen Vereinigung für

Politikwissenschaft (DVPW)

Mitglied in der International Organization Section der International Studies Association (ISA)

Mitglied in der Global Health Section der International Studies Association (ISA)

Mitglied in der Human Rights Section der International Studies Association (ISA)

-Bericht 2020|2021

99


Fakten und Daten

Member of Selection Committee John F. Kennedy Memorial Research Fellowship, Deutscher Akademischer

Austauschdienst (DAAD) & Harvard University

External Reviewer, Selection Process for W2 Professorship „Global Health”, Unviersity of Bremen

Mitglied der Jury Friends of the WZB Award

Steffen Huck

Mitglied im Berlin Doctoral Program in Economics and Management Science

Mitglied im Board des Berlin Doctoral Program in Economics and Management Science

Mitglied im Board of Directors des Berlin Center for Consumer Policies

Mitglied im Supervisory Board der Berlin Economics Research Associates

Mitglied im Scientific Advisory Board der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien

Mitglied im Scientific Council des Institute for Adanced Study in Toulouse (IAST)

Ulrich Jürgens

Mitglied im Beirat „Zukunft der Arbeit“ der IG Metall

Mitglied im Beirat des Projekts Horizon 2020 Research and Innovation Programme: Project „Inclusive

Futures for Europe BEYOND the Impacts of Industrie 4.0 and Digital Disruption

John Keane

Friederike Luise

Kelle

Hans-Dieter

Klingemann

Member of Advisory Board of Research Centre for Communication, Politics and Culture, Royal Melbourne

Institute of Technology

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Fachinformationsdienstes Politkwissenschaft (FID POLLUX)

Mitglied der Finnish Academy of Science and Letters

Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Mitglied der Slovenian Academy of Sciences and Arts

Andreas Knie

Mitglied im Kuratorium für klimareporter

Vorstandsmitglied im Forschungscampus Mobility2Grid

Mitglied im Rat der Agora Verkehrswende

Mitglied des Beirats der Scientists for Future e. V.

Jürgen Kocka

Permanent Fellow des Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kollegs „Arbeit und Lebenslauf in

globalgeschichtlicher Perspektive“, Käte Hamburger Kolleg an der Humboldt-Universität zu Berlin

Senior Fellow des Zentrums für Zeithistorische Forschung der Universität Potsdam

Honorary Member der National Academy of Sciences, Republic of Korea

Vorsitzender des Senats des Swedish Collegium for Advanced Study

Vorsitzender des Fördervereins der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e. V.

Honorary Fellow des St. Anthony’s College, University of Oxford

Mitglied im Senat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Mitglied der Königlich Flämischen Akademie für Wissenschaft und Künste Belgiens

Mitglied der Class of Humanities der Royal Flemish Academy of Belgium for Science and the Arts

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des International Centre for Advanced Studies in the Humanities and

Social Sciences „Metamorphoses of the Political“ (ICAS:MP)

Mitglied der Coburger Historikerkommission – Kommission zur Aufarbeitung der Coburger Stadtgeschichte

Mitglied im Kuratorium des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam

Mitglied im Kuratorium der Friedrich-Ebert-Stiftung

Mitglied der Academia Europaea, Cambridge, UK

Mitglied der American Academy of Arts & Sciences

Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands

100

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Mitglied der Turiner Akademie der Wissenschaften

Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften

Ruud Koopmans

Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Projekts „German Migrant Election Study“ der Deutschen

Forschungsgemeinschaft (DFG)

Gründungsmitglied des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM e. V.)

Mitglied im Kuratorium des DeZIM e. V.

Kuratoriumsvorsitzender des DeZIM e. V.

Mitglied des Expertenkreises politischer Islamismus des Bundesministerium des Innern und für Heimat

Franziska Kößler

Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen

Assoziiertes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychologie

Krisztina Kovács

Mitglied bei Women in Science, Budapest

Mitglied der Assembly of the Hungarian Academy of Sciences

Mitglied der International Society of Public Law (ICON-S)

Mitglied der Marie Curie Alumni Association

Mitglied im Council for European Studies der Columbia University

Mitglied der Berufungskommission im Ad-personam-Berufungsverfahren für eine W2 S-Professur auf Zeit

für International Citizenship Law der Humboldt-Universität zu Berlin

Mitglied der Law and Society Association

Martin Krzywdzinski Mitglied des Direktoriums am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft

Mitglied im Vorstand der Sektion „Arbeits- und Industriesoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für

Soziologie (DGS)

Mitglied im „Work of the Future“ Research Advisory Board des Massachusetts Institute of Technology (MIT)

Mitglied im Programmausschuss des DFG-Schwerpunktprogramms „Digitalisierung der Arbeitswelten“

Mitglied im Tenure-Beirat der Europa-Universität Viadrina

Dorothea Kübler

Stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Einstein Stiftung

Diversitätsbeauftragte im Verein für Socialpolitik

Vertrauensdozentin der Studienstiftung des deutschen Volkes

Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Wissenschaftskollegs zu Berlin)

Mitglied des Senats der Schader-Stiftung

Vice President Europe of the Economic Science Association (ESA)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wissenschaft und Energie

Mitglied der Internationalen Expertenkommission des Elitenetzwerks Bayern

Mattias Kumm

Co-Initiator der International Society of Public Law (ICON-S)

Mitglied der Vereinigung für Verfassungsgeschichte

Mitglied der Normativen Konstituenzien der Demokratie, Berlin-Brandenburgische Akademie der

Wissenschaften

Grzegorz Lechowski

Tatiana Dolores

López Ayala

Wolfgang Merkel

Mitglied bei Gerpisa, The International Network of the Automobile

(Co-)Initiatorin des Arbeitskreises Labour Geography der Deutschen Gesellschaft für Geographie

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Johannes-Rau-Gesellschaft

-Bericht 2020|2021

101


Fakten und Daten

Mitglied im Advisory Board der German EU Council Presidency Conference „Democracy, Solidarity, and

Social Cohesion in Europe – The Role of Social Sciences and Humanities“ des Bundesministeriums für

Bildung und Forschung

Senior Adviser des Collegium Civitas

Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Mitglied der Grundwertekommission der SPD

Mitglied im Board des Bertelsmann Reform Index/Sustainable Governance Index, Bertelsmann Stiftung

Natalie Mevissen

Peter N.C. Mohr

Tiziana Nazio

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

Mitglied der Faculty der International Max Planck Research School on the Life Course

Board Member im Forum Internazionale ed Europeo di Ricerche sull’Immigrazione

Board Member im Centro Interdisciplinare di Ricerche e Studi delle Donne e di Genere / Research Center for

Women’s and Gender Studies

Friedhelm Neidhardt Ombudsmann der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Liav Orgad

Dieter Plehwe

Mitglied der Young Academy of Europe

Mitglied im Projektbeirat THINKClima Research Project, Universität Pompeu Fabra

Mitglied im Projektbeirat des Department of History and Art History, Faculty of Humanities, Utrecht

University

Mitglied im Internationalen Beirat der Philosophischen Fakultät der Univerzita Hradec Králové

Thamy Pogrebinschi Mitglied der Auswahlkommission der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS)

Julia Pohle

Mitglied im Steering Committee des Internet Governance Forum Deutschland

Stellvertretende Vorsitzende des Internet Governance Forums Deutschland

Co-Chair der IAMCR Section for Communication Policy & Technology

Mitglied im Programm Committee der 2020 Conference of the International Association of Public Media

Researchers

Mitglied im Projektpanel UNESCO Internet Universalitäts-Indikatoren der Deutschen UNESCO-Kommission

Mitglied im Fachausschuss Kommunikation und Information der Deutschen UNESCO-Kommission

Reinhard Pollak

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)

Vorstandsmitglied der Sektion Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse der Deutschen Gesellschaft

für Soziologie (DGS)

Mitglied im Netzwerkausschuss des Nationalen Bildungspanels

Mitglied der Akademie für Soziologie

Mitglied der Sachverständigenkommission für den Neunten Familienbericht der Bundesregierung,

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für die Gemeinschaftsaufgabe gemäß Art. 91b Abs. 2 GG des

Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie der Kultusministerkonferenz

Paula Protsch

Vera Rabelt

Mitglied im Projektbeirat der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 des Bundesinstituts für

Berufsbildung

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Supervision

Mitglied im Bundesverband Mediation e. V.

Mitglied im Netzwerk Wissenschaftscoaching

Jonas Radl

Mitglied der MYBL General Assembly der Joint Programming Initiative „More Years, Better Lives“

Mitglied im NORFACE Network Board & Management Team

Mitglied der Global Young Academy (GYA)

Vice-Chair of NORFACE Network

102

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Mitglied im HERA Network Board des Humanities in the European Research Network (HERA)

Setareh Radmanesch Mitglied im Projektbeirat der Hans-Böckler-Stiftung zur Begleitung des Forschungsvorhabens

„Vertrauensleute und Beteiligung“

Rainer Rehak

Stellvertretender Vorsitzender im Vorstand des Vereins „Forum InformatikerInnen für Frieden und

gesellschaftliche Verantwortung e. V.“

Mitglied der Expertengruppe von Amnesty International, Sektion Deutschland

Mitglied im Leitungsgremium der Gesellschaft für Informatik

Ilyas Saliba

Associate Fellow im Europe in the World Programme des Robert Schuman Center for Advanced Studies am

European University Institute (EUI)

Mitglied der Standing Group on Political Violence des European Consortium for Political Research

Mitglied der Middle Eastern Studies Association

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft

Mitglied der European Political Science Association (EPSA)

Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient

Mitglied der American Political Science Association

Vorsitzender des Netzwerks Europa e. V.

Mitglied im European Coordinating Committee for Academic Freedom Advocacy

Chiara Saraceno

Mitglied der High-Level Expert Group on the Measurement of Economic Performance and Social Progress

(HLEG) der OECD

Mitglied des Scientific Committee of the Web-Portal for/of LGBT im Prime Minister Office, Department for

equal opportunities

Präsidentin des Governing Board der Rete Italiana Cultura Popolare

Co-Koordinatorin der Alleanza per l’infanzia/Children’s Alliance

Robert Scholz

Ingrid Schoon

Mitglied im Beirat des Forschungsprojekts „Mitbestimmung und Transformation am Beispiel strategischer

Digitalisierungsinitiativen: Eine empirische Analyse der Wirkung unternehmerischer Mitbestimmung“,

Hans-Böckler-Stiftung

Mitglied im Advisory Board PAIRFAM (Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics) des

Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES)

Mitglied im Advisory Board DJI (German Youth Institute) und AID:A (Aufwachsen in Deutschland:

Alltagswelten)

Mitglied im Review Panel des Swiss National Centre of Excellence (NCCR) „LIVES – Overcoming Vulnerability:

Life Course Perspectives“

Mitglied im Scientific Advisory Board „Growing Up in Ireland“ des Economic and Social Research Institute

Mitglied im Scientific Advisory Board der Swiss Longitudinal Study „Transitionen von der Erstausbildung

ins Erwerbsleben“ (TREE)

Vorsitzende der Society for Longitudinal and Lifecourse Studies

Ulrich Schreiterer

Katrin Schwenk

Norbert Sendzik

Mitglied im Kuratorium der StudienStiftungSaar

Mitglied im Beirat des Fachgebiets Management of Creative Industries der bbw Hochschule

Mitglied des Beirats im Projekt Vivo – Bildungsgerechtigkeit am Übergang in die Sekundarstufe I von der

Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw)

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) – Sektion Bildung und Erziehung

Mitja Sienknecht

Dagmar Simon

Udo Ernst Simonis

Mitglied der Jury des Christiane-Rajewsky-Preises (AFK-Nachwuchsförderpreis)

Vorsitzende im Hochschulrat der Universität Paderborn

Mitglied des Advisory Board des International Master Study Programme „Global Change Management“,

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH)

-Bericht 2020|2021

103


Fakten und Daten

Mitglied des Vereins der Freunde und Förderer des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung e. V.

Ehrenmitglied des Öko-Instituts Freiburg, Darmstadt, Berlin

Anna Katharina

Skarpelis

Heike Solga

Member of the Council of the Comparative Historical Sociology Section

Mitglied im Konzil der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)

Mitglied im Gutachtergremium des Forschungsdatenzentrums des Instituts zur Qualitätsentwicklung im

Bildungswesen (IQB)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Schulentwicklungsforschung

Mitglied im Stiftungsrat des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Projektverbunds „eLabour” (Interdisziplinäres Zentrum für ITbasierte

qualitative arbeitssoziologische Forschung) des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen

(SOFI) e. V. an der Georg-August-Universität

Mitglied der Faculty der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS)

Mitglied des Research Council des European University Institute (EUI)

Vorsitzende des Beirats der LEO-Grundbildungsstudie an der Universität Hamburg

Jurymitglied für den Preis der Fritz Thyssen Stiftung für sozialwissenschaftliche Aufsätze

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Verbunds Forschungsdaten Bildung (Verbund FDB)

Mitglied im Zentrum für Inklusionsforschung Berlin (ZfIB)

Mitglied der PIAAC Cycle 2 Background Questionnaire Expert Group der OECD

Mitglied im Wissenschaftsrat

Mitglied im Wissenschaftlichem Beirat PIAAC (2. Runde, Deutschland) des Bundesministeriums für Bildung

und Forschung

Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Sachverständige in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Berufliche Bildung in der digitalen

Arbeitswelt“

Mitglied der Projektgruppe „Gleichstellung“ der Leibniz-Gemeinschaft

Vorsitzende des Board des European Consortium of Sociologica Research (ECSR)

Mitglied der Faculty im European PhD Program in Socio-Economic and Statistical Studies, Humboldt-

Universität zu Berlin

Mitglied der Arbeitsgruppe Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der Deutschen

Forschungsgemeinschaft (DFG)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von TREE – Transitions from Education to Employment, Universität

Basel

Matthew Stephen

Mitglied der International Organization Section und der International Political Economy Section der

International Studies Association der University of Connecticut

Mitglied des Wikimedia Deutschland e. V.

Thorsten Thiel

Mitglied im Steering Committee des Internet Governance Forums – Deutschland (IGF-D)

Mitglied der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Verantwortung: Maschinelles Lernen und Künstliche

Intelligenz“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Alexandros Tokhi

Mitglied der American Political Science Association (APSA)

Mitglied der Midwest Political Science Association

Lena Ulbricht

Justin Valasek

Susanne Veit

Sprecherin des DVPW Arbeitskreises Digitalisierung und Politik

Mitglied bei CESifo

Mitglied im Verbundbeirat der Hans-Böckler-Stiftung

104

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Kathleen Warnhoff

Mitglied der Abteilung Wissenschaft der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

Mitglied der Sektion Wissenssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)

Mitglied der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie AIS der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)

Bernhard Weßels

Mitglied der Faculty im European PhD Program in Socio-Economic and Statistical Studies, Humboldt-

Universität zu Berlin

Mitglied im External Advisory Committee des Instituto de Ciências Sociais da Universidade de Lisboa

Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung

Harald Wilkoszewski Mitglied im Academic Council des Munich European Forums

Assoziiertes Organisationsmitglied im Bundesverband Hochschulkommunikation

Mitglied in Vertretung der Präsidentin im Kuratorium Wissensstadt Berlin 2021, Senatskanzlei Berlin

Sprecher der #Factory WissKomm AG „Qualität der Wissenschaftskommunikation“ des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung

Co-Koordinator der Kompetenzgruppe Wissenschaftskommunikation des Bundesverbands der

Kommunikation (BdKom)

Hendrik Woiwode

Member of the European Group for Organizational Studies

Mitglied der Gesellschaft für Hochschulforschung

Mitglied des Arbeitskreises Wissenstransfer der Leibniz-Gemeinschaft

Member of EAIR – The European Higher Education Society

Mitglied der ScrumAlliance

Philip Wotschack Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Zentrums Digitale Arbeit, Arbeit und Leben Sachsen e. V.

Michael Wrase Mitglied im Berliner Arbeitskreis Rechtswirklichkeit e. V.

Mitglied der Law and Society Association

Mitglied des Vorstands der Vereinigung für Recht und Gesellschaft e. V.

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bildungsverwaltung (DGBV)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Projekts „Anlaufstelle Diskriminierungsschutz an Schulen in

Berlin“, Life e. V.

Mitglied im Kuratorium der Konsul Karl und Dr. Gabriele Sandmann Stiftung (KKGS-Stiftung)

Sprecher der Arbeitsgruppe „Inklusion im Kontext rechtswissenschaftlicher und sozialphilosophischer

Analysen“ im Zentrumsrat des Zentrums für Inklusionsforschung Berlin (ZfIB)

Gründungsmitglied des Zentrums für Inklusionsforschung Berlin (ZfIB)

(Co-)Initiator des Netzwerks Schulische Inklusion

Vorsitzender der Ständigen Prüfungskommission für Sozial- und Organisationspädagogik des Fachbereichs

Erziehungs- & Sozialwissenschaften der Stiftung Universität Hildesheim

Fred Felix Zaumseil

Michael Zürn

Mitglied im Executive Committee der International Society of Public Law

Mitglied im Kuratorium des German Institute of Global and Area Studies (GIGA)

Mitglied der Heinrich-Böll-Stiftung e. V.

Mitglied der Academia Europaea

Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des German Institute of Global and Area Studies

Mitglied im Stiftungsrat der DSF, Deutsche Stiftung Friedensforschung

Mitglied im Aufsichtsrat der Heinrich-Böll-Stiftung e. V.

Mitglied des Universitätsrats der Universität Konstanz

Mitglied der AG Digitalisierung und Demokratie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

-Bericht 2020|2021

105


Fakten und Daten

Ehrungen, Preise und Stipendien 2020

Jutta Allmendinger, Präsidentin

Science Communication-Medaille,

Göttinger Literaturherbst

Top 100 Frauen 2020, Focus

Ríán Derrig, Forschungsprofessur Global

Constitutionalism

Antonio Cassese Prize for the Best

European University Institute Doctoral

Thesis in International Law, European

University Institute

Rainer Forst, Forschungsprofessur

Politische Theorie

Corresponding Fellow of the British

Academy, The British Academy

Ana Garcia Hernandez, Abteilung

Institutionen und politische Ungleichheit

WZB SEED Money

Jan Paul Heisig, Forschungsgruppe

Gesundheit und soziale Ungleichheit

European Sociological Review 2020 Best

Article Prize, runner-up, Review/European

Consortium

Magdalena Hirsch, Brückenprojekt

Gegen Oben, Gegen Andere: Quellen von

Demokratiekritik, Immigrationskritik und

Rechtspopulismus

WZB World Merit Fellowship

Anna Holzscheiter, Forschungsgruppe

Governance for Global Health

Preis für Kritische Lehre, Technische

Universität Dresden

Macartan Humphreys, Abteilung

Institutionen und politische Ungleichheit

Best Book Published in 2019: „Information,

Accountability, and Cumulative Learning:

Lessons from Metaketa I“ (with Dunning,

Grossmann, Hyde, McIntosh, and Nellis).

Cambridge U Press, 2019, Section 42:

Experimental Research, APSA

Christoph Ivanusch, Abteilung Demokratie

und Demokratisierung

ECPR 2021 Winter School Participation

Grant, European Consortium for Political

Research

Peter Katzenstein, Forschungsprofessur

Global Politics

Johan-Skytte-Preis 2020 für

Politikwissenschaften, Skytte Foundation

John Keane, Forschungsprofessur Theorie,

Geschichte und Zukunft der Demokratie

Senior Research Fellow, Institute for the

Human Sciences

Distinguished Professorial Fellow, Nuffield

College

Ronja Kniep, Forschungsgruppe Politik

der Digitalisierung

Fulbright-Stipendium im

Doktorandenprogramm (Nominierung),

Fulbright Foreign Scholarship Board

Cédric Maxime Koch, Abteilung Global

Governance

Promotionsstipendium der Hans-Böckler-

Stiftung

Completion Grant, SCRIPTS

Excellenzcluster

Christian Kreuder-Sonnen, Abteilung

Global Governance

Chadwick Alger Prize, International

Studies Association

Dorothea Kübler, Abteilung Verhalten auf

Märkten

Schader-Preis 2020, Schader Stiftung

Sönke Matthewes, Abteilung Ausbildung

und Arbeitsmarkt

Friends of the WZB Award

BeNA Innovative Research Award, Berliner

Netzwerk Arbeitsmarktforschung

Josefine Matysiak, Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel: Berufsbildung

und lebenslanges Lernen

Promotionsstipendium des

Studienförderwerks Klaus Murmann,

Stiftung der deutschen Wirtschaft

Nina Katherine Siegel McMurry,

Abteilung Institutionen und politische

Ungleichheit

Just Tech Covid-19 Rapid-Response Grant,

Social Science Research Council

Liav Orgad, Forschungsgruppe

International Citizenship Law

The Role of Technology in Citizenship

Governance: The Case of Covid-19,

European University Institute

Anne Piezunka, Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel: Berufsbildung

und lebenslanges Lernen

Förderpreis der Universitätsgesellschaft

der Stiftung Universität Hildesheim

Julia Pohle, Forschungsgruppe Politik der

Digitalisierung

Friends of the WZB Award

Alexandra Scacco, Abteilung Institutionen

und politische Ungleichheit

IPA Peace and Recovery Full Study Grant,

Innovations for Poverty Action (IPA)

Johannes Scherzinger, Abteilung Global

Governance

Promotionsstipendium, Friedrich-Ebert-

Stiftung

Johannes Sonnenholzner,

Forschungsgruppe Globalisierung, Arbeit

und Produktion

Promotionsstipendium der Hans-Böckler-

Stiftung

Emanuela Struffolino, Abteilung

Ausbildung und Arbeitsmarkt

Fellowship INVEST Research Flagship

Center

106

-Bericht 2020|2021


Fakten und Daten

Ehrungen, Preise und Stipendien 2021

Jutta Allmendinger, Präsidentin

German Diversity Award in der Kategorie

„Personality of the Year“, Beyond Gender

Agenda GmbH

Berufung als Mitglied der Päpstlichen

Akademie der Sozialwissenschaften

(Membro della Pontificia Accademia delle

Scienze Sociali), Päpstliche Akademie der

Sozialwissenschaften

Constantin-Manuel Bosancianu, Abteilung

Institutionen und politische Ungleichheit

WZB Seed Money

Weert Canzler, Forschungsgruppe

Digitale Mobilität und gesellschaftliche

Differenzierung

Bertha-und-Carl-Benz-Preis der Stadt

Mannheim

Ellen von den Driesch, Forschungsgruppe

der Präsidentin

Nachwuchspreis der Deutschen

Gesellschaft für Demographie (DGD) in der

Kategorie Doktorarbeit

Preis für die herausragende Dissertation

des akademischen Jahres 2020 der

Universitätsgesellschaft Potsdam e. V.

Philipp Günther, Forschungsgruppe der

Präsidentin

Promotionsstipendium der Deutschen

Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Marcel Helbig, Forschungsgruppe der

Präsidentin

Posterpreis der Sektion empirische

Bildungsforschung, Deutsche Gesellschaft

für Erziehungswissenschaft

Carla Hornberg, Abteilung Ausbildung

und Arbeitsmarkt

Ph.D. Students Award, Beyond 4.0 Summer

School 2021

Macartan Humphreys, Abteilung

Institutionen und politische Ungleichheit

APSA’s Information Technology & Politics

Section Award (with G. Grossman and

G. Sacramone-Lutz), American Political

Science Association (APSA)

Judith Kas, Abteilung Migration,

Integration, Transnationalisierung

Presentation Price (3rd place), Berlin

PostDoc Day

Andreas Knie, Forschungsgruppe

Digitale Mobilität und gesellschaftliche

Differenzierung

Bertha-und-Carl-Benz-Preis der Stadt

Mannheim

Pola Lehmann, Abteilung Demokratie und

Demokratisierung

Promotionspreis 2021 der Leibniz-

Gemeinschaft

Agustina Marques Hill, Forschungsgruppe

der Präsidentin

Forschungsstipendium des Deutschen

Akademischen Austauschdienstes (DAAD)

Sönke Matthewes, Abteilung Ausbildung

und Arbeitsmarkt

NEPS Publication Award, Leibniz-Institut

für Bildungsverläufe e. V.

Nina Katherine Siegel McMurry,

Abteilung Institutionen und politische

Ungleichheit

Fellow, Southeast Asia Research Group

(SEAREG)

Laura Menze, Forschungsgruppe

Nationales Bildungspanel: Berufsbildung

und lebenslanges Lernen

Friedrich-Edding-Preis für

Berufsbildungsforschung 2021,

Arbeitsgemeinschaft

Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN)

Alexandra Scacco, Abteilung Institutionen

und politische Ungleichheit

J-PAL Crime and Violence Initiative (CVI),

Invited Researcher 2021-2024

Norbert Sendzik, Forschungsgruppe der

Präsidentin

Posterpreis der Sektion empirische

Bildungsforschung, Deutsche Gesellschaft

für Erziehungswissenschaft

Matthew Stephen, Abteilung Global

Governance

Heisenberg Programm, Deutsche

Forschungsgemeinschaft (DFG)

Thorsten Thiel, Forschungsgruppe Politik

der Digitalisierung

Preis der guten Lehre (Platz 3,

Kategorie: Große Lehrveranstaltungen),

Staatswissenschaftliche Fakultät

Universität Erfurt

Alexandros Tokhi, Abteilung Global

Governance

American Political Science Association

Best Paper Award in Human Rights (2021),

(APSA)

Harald Wilkoszewski, Abteilung

Kommunikation

Nominierung zum Forschungssprecher

des Jahres 2021, Bundesverband der

Kommunikatoren (BdKom), Deutsche

Public Relations Gesellschaft (DPRG) und

Gesellschaft der führenden PR- und

Kommunikationsagenturen (GPRA)

Michael Zürn, Abteilung Global

Governance

Berliner Wissenschaftspreis 2021

-Bericht 2020|2021

107


Das ist das WZB:

Zahlen, Daten,

Fakten

204

Wissenschaftler*innen

aus

33

Nationen arbeiten

am WZB.

In

458

wissenschaftlichen

Artikeln und Sammelbandbeiträgen

haben

sie ihre Ergebnisse

publiziert,

750

Vorträge in aller Welt

gehalten und

24

Preise und Stipendien

erhalten.

E V RWA / LT G U N N G

U H C S R O F

BIBLIOTHEKS-

TURM

Hoflinde

7

Forschungsschwerpunkte

• Dynamiken sozialer

Ungleichheiten

• Markt und

Entscheidung

• Digitalisierung und

gesellschaftlicher

Wandel

• Internationale Politik

und Recht

• Wandel politischer

Systeme

• Migration und

Diversität

• Politische Ökonomie

der Entwicklung.

75

Promovierende

schreiben am WZB

ihre Dissertation.

156

Mitarbeiter*innen

arbei ten in Service,

Ver waltung und Infrastruktur,

darunter ist

1

Auszubildende.

2

Frauen stehen an

der Spitze des WZB.

Veranstaltungsräume

GESCHÄFTS-

FÜHRUNG

36,4 %

beträgt der Frauenanteil

in den

wissenschaftlichen

Leitungspositionen.

108


FORSCHUNG

123

studentische

Hilfskräfte oder

studentische

Mitarbeiter*innen

unterstützen die

Forschenden.

25

Wissenschaftler*innen

sind zugleich

Professor*innen an

einer Universität;

13

davon an einer

Berliner Universität. 13

stimmberechtigte

Mitglieder bilden das

Kuratorium des WZB.

Sie werden von

einem Beirat aus

22

externen Wissenschaftler*innen

unterstützt.

Aufstockung

FORSCHUNG

51

Wegbegleiter*innen

bilden das Netzwerk

„Freunde des WZB“.

Kantine

FORSCHUNG /

VERWALTUNG

879

Alumni sind dem

WZB verbunden.

Der programmübergreifende

Bereich

besteht aus

• Center for Global

Constitutionalism

• Promotionskolleg

„Gute Arbeit“

• Zentrum für Zivil gesellschaftsforschung

• 4 Brückenprojekten

In der Kantine

wurden täglich

40

warme Essen

und

4,4 kg

Salat ausgeben.

Und:

15

Tassen Kaffee

und Tee.

9

WZB-Babys haben

das Licht der

Welt erblickt.

Die Angaben beziehen sich

auf 2021.

109


Das ist das WZB:

Organigramm

Betriebsrat

Ombudsperson

Korruptionsprävention

Ansprechperson für Suchtfragen

Kuratorium

Beirat

Forschungsgruppe

der Präsidentin

Geschäftsführung

Präsidentin

Administrative Geschäftsführerin

Präsidialstab

Kommunikation

Schwerpunkt

Dynamiken sozialer

Ungleichheiten

Abteilung

Ausbildung und

Arbeitsmarkt

Forschungsprofessur

Ungleichheit und

Sozialpolitik

Forschungsgruppe Nationales

Bildungspanel:

Berufsbildung und

lebenslanges Lernen

Forschungsgruppe

Arbeit und Fürsorge

Forschungsgruppe

Gesundheit und

soziale Ungleichheit

Forschungsgruppe

Effort and Social Inequality

Schwerpunkt

Markt und

Entscheidung

Abteilung

Verhalten auf Märkten

Abteilung

Ökonomik des

Wandels

Forschungsprofessur

Collective Decision

Making

Forschungsprofessur

Intergenerational

Social Learning

Forschungsgruppe

Ethics and Behavioral

Economics

Schwerpunkt

Digitalisierung und

gesellschaftlicher

Wandel

Forschungsgruppe

Digitale Mobilität und

gesellschaftliche Differenzierung

Forschungsgruppe

Globalisierung, Arbeit

und Produktion

Forschungsgruppe

Politik der

Digitalisierung

Schwerpunkt

Internationale

Politik und Recht

Abteilung

Global Governance

Forschungsprofessur

Politische Theorie

Forschungsprofessur

Global Politics

Forschungsprofessur

Theorie, Geschichte und

Zukunft der

Demokratie

Forschungsprofessur

Global Public Law

Forschungsprofessur

Global Sociology

Forschungsgruppe

Governance for

Global Health

Forschungsgruppe

Globale humanitäre

Medizin

Programmübergreifender Bereich Center for Global Constitutionalism Brückenprojekte

110 -Bericht 2020|2021


GESELL SCHAFTER VER SAMMLUNG

Bundesrepublik Deutschland

Land Berlin

Wissen schaftlicher Rat

Gleichstellungsbeauftragte

Datenschutzbeauftragter

Digitalisierungsbeauftragter

Sicherheitsbeauftragter

Schwerbehindertenvertreter

Administrative

Geschäftsführung

ADMINISTRATION

Wissenschaftliche Serviceeinrichtungen

Verwaltung

Schwerpunkt

Wandel politischer

Systeme

Abteilung Transformationen

der Demokratie

Abteilung

Demokratie und

Demokratisierung

Schwerpunkt

Migration und

Diversität

Abteilung

Migration, Integration,

Transnationalisierung

Forschungsgruppe

International

Citizenship Law

Schwerpunkt

Politische Ökonomie

der Entwicklung

Abteilung

Institutionen und

politische Ungleichheit

Forschungsprofessur

Political Inequality and

South-South Migration

FORSCHUNGSBEREICHE

Promotionskolleg „Gute Arbeit“

Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung

Stand:

November 2021

-Bericht 2020|2021

111


Bericht 2020|2021

ISSN 0935-574 X

Herausgeberin

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums

Berlin für Sozialforschung gGmbH

Prof. Dr. h. c. Jutta Allmendinger Ph. D.

10785 Berlin, Reichpietschufer 50

E-Mail: presse@wzb.eu, www.wzb.eu

Telefon: +49 30 25 491-0

Redaktion

Dr. Harald Wilkoszewski (geschäftsführend)

Martina Sander (Koordination)

Lisa Heck (Redaktionsassistenz)

Gabriele Kammerer

Claudia Roth

Maximilian Peukert

Kerstin Schneider

Katrin Schwenk

Dokumentation

Christine Puschmann

Fotos

David Ausserhofer (S. 6, 11, 15, 18, 19, 20, 22, 24, 26,

29, 31, 35, 39, 41, 46, 48, 50, 52, 56, 60, 70, 80, 81, 84)

Jacobia Dahm (S. 66)

Esra Eres (S. 43)

Bernhard Ludewig (S. 9, 82)

Tiziana Nazio (S. 17)

Thu-Ha Nguyen (S. 84 oben links)

Pexels/Pixabay (S. 62)

Privat (S. 54)

Martina Sander (S. 33, 34, 37, 84 oben rechts)

Mathias Völzke (S. 49)

Dr. Harald Wilkoszewski (S. 8, 68, 109)

WZB (S. 72)

Zeitzeugen (S. 48 oben)

Aktuelles

Impressum

steht noch aus

Übersetzungen

Gabriele Kammerer (S. 18)

Britt Maaß (S. 48)

Regina Seelos (S. 62 f.)

Gestaltung und Satz

Sisters of Design, Halle (Saale)

Novamondo GmbH, Berlin

Druck

Druckerei Bonifatius, Paderborn

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112 -Bericht 2020|2021



Wissenschaftszentrum Berlin

für Sozialforschung gGmbH

WZB Berlin Social Science Center

D-10785 Berlin, Reichpietschufer 50

Telefon +49 30 25 491- 0

www.wzb.eu

Bericht 2020 |2021

ISSN 0935-574 X

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