Landkreis Ludwigsburg Heimat - Verbunden
Welche Rolle spielt Heimat in einer immer mobileren und globalisierten Welt? Das Buch „Landkreis Ludwigsbug – Heimat – Verbunden“ gibt mit den Beiträgen namhafter Persönlichkeiten Antworten darauf. Für die einen ist es der Ort ihrer Geburt, für die anderen eine prägende Station in ihrem Leben und für die nächsten der Ort ihres beruflichen Erfolges. Und auch in den zahlreichen Unternehmensgeschichten wird die Verbundenheit zur Region deutlich.
Welche Rolle spielt Heimat in einer immer mobileren und globalisierten Welt? Das Buch „Landkreis Ludwigsbug – Heimat – Verbunden“ gibt mit den Beiträgen namhafter Persönlichkeiten Antworten darauf. Für die einen ist es der Ort ihrer Geburt, für die anderen eine prägende Station in ihrem Leben und für die nächsten der Ort ihres beruflichen Erfolges. Und auch in den zahlreichen Unternehmensgeschichten wird die Verbundenheit zur Region deutlich.
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Landkreis Ludwigsburg – HEIMAT – VERBUNDEN
FRANKFURT
Landkreis Ludwigsburg
STRASSBURG
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BASEL
SCHWEIZ
LANDKREIS
Ludwigsburg
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HEIMAT – VERBUNDEN
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Murr
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am Neckar
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am Neckar
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Asperg
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Korntal-Münchingen
Ditzingen
Gerlingen
Landkreis Ludwigsburg
in Zusammenarbeit mit der
neomediaVerlag GmbH
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
Impressum
Inhalt
Herausgeber
neomediaVerlag GmbH
Losberg 37, 28870 Fischerhude
Tel. 04293 68437-0
info@neomedia.de
www.neomedia.de
In Zusammenarbeit mit:
Landratsamt Ludwigsburg
Hindenburgstr. 40
71638 Ludwigsburg
Tel. 07141/144 49220
markus.klohr@landkreis-ludwigsburg.de
www.landkreis-ludwigsburg.de
Idee und Konzeption
Rainer Wendorff
Redaktion/Lektorat/Texte
Landratsamt Ludwigsburg
Markus Klohr (Pressestelle)
Tel.: 07141/144 49220
markus.klohr@landkreis-ludwigsburg.de
Beate Volmari
neomediaVerlag GmbH,
Christian Rolke
Grafik/Layout
Nele Eilts
Projektakquise
Antheus Bendig und Birgit Quaas
Das Landkreisbuch „Landkreis Calw – ganz persönlich“ wird herausgeben in einer Buchreihe der neomediaVerlag GmbH,
in der bisher folgende Bücher erschienen sind:
- Der Landkreis Ravensburg – ganz persönlich
- Der Ostalbkreis – ganz persönlich
- Das Coburger Land – ganz persönlich
- Landkreis Lörrach – ganz persönlich
- Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald – AugenBLICKE
- Kursbuch Zukunft – Landkreis Ravensburg
- Der Ortenaukreis – ganz persönlich
- Der Landkreis Schwäbisch Hall – ganz persönlich
- Landkreis Heidenheim – ganz persönlich
- Bottrop – meine Stadt
- Rhein-Pfalz-Kreis – rein persönlich
- Landkreis Göppingen – Überraschend.Persönlich.
- 200 Jahre – Landkreis Merzig-Wadern – ganz persönlich
- Rheingau-Taunus-Kreis – ganz persönlich
Bildnachweis
Simon Granville: Seiten 9, 11, 16, 23, 31, 38, 39, 41, 42,
43, 49, 52, 65, 66, 67, 75, 77, 79, 87, 100, 108, 109
Landratsamt Ludwigsburg, Wuerth: S. 8, 29, 55, 57, 58,
69, 83, 93, 94, 105
Kreisarchiv: S. 10; Dr. Qingwei Chen: S. 13; aufwind: S.
13; Rankin: S. 14; Günther Ahner: S. 15; Sigrid Artmann:
Klappseite; Deutsch-Französisches Institut: S. 19; Werner
Kuhnle: S. 26, 28, 86; Roland Bentz: S. 27; Carsten Klick:
S. 30; Ralph Larmann: S. 30; Special Olympics: S. 32;
ITTF: S. 33; Oliver Bürkle: S. 50; Martina Neher: S. 51;
Jochen Detscher: S. 53; Felix Brüggemann: S. 56; Reiner
Pfisterer: S. 57, 84, 85; Marco Wolf, Wolf-Sportfoto: S.
98, 99; Oliver Wendel: S. 80; David Ausserhofer: S. 82;
Sebastian Bolesch: S. 85; Filmakademie Baden-Württemberg
/ Roland Mönch: S. 88; Filmakademie Baden-
Württemberg: S. 89; Bietigheimer Zeitung, Martin Kalb:
S. 90; Frank Kleinbach, Stuttgart: S. 91; Sabine Bloch: S.
91; Björn Hänssler: S. 92; Stephan Glathe: S. 95; Ronald
Knapp: S. 96; S-Images.de,Karsten Schmalz: S. 103;
W&W/Zeyrek: S. 110, 111; O+O/Stephen Weber_Finest-
Images: S. 111
Porträt- und Firmenfotos stammen, soweit nicht anders
vermerkt, von den jeweiligen Personen und Unternehmen.
Printed in Germany 2022
Das Manuskript ist Eigentum des Verlages.
Alle Rechte vorbehalten.
- Landkreis Aichach-Friedberg – ganz persönlich
- Landkreis Oberallgäu – ganz persönlich
- Hagen – ganz persönlich
- Der Landkreis Marburg-Biedenkopf – ganz persönlich
- Kreis Plön – ganz persönlich
- Der Landkreis Gifhorn – ganz persönlich
- Landkreis Vechta – Starke Argumente.Starke Persönlichkeiten.
- Landkreis Friesland – Faszination.Sehnsucht.Heimat
- Die Stadt Oldenburg – ganz persönlich
- Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald – Weggefährten
- Landkreis Dillingen an der Donau – ganz persönlich
- Landkreis Calw – ganz persönlich
- Kreis Coesfeld – ganz persönlich
- Landkreis Diepholz – ganz persönlich verbunden
Dem Buch liegen neben den Beiträgen der Autoren Darstellungen
und Bilder der Firmen und Einrichtungen zugrunde, die mit
ihrer finanziellen Beteiligung das
Erscheinen des Buches ermöglicht haben.
Druck
BerlinDruck GmbH + Co. KG, 28832 Achim
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte
Daten sind im Internet über
http://dnb.dbb.de abrufbar.
ISBN 978-3-931334-83-3
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige
Verwendung verschiedener geschlechtlicher Sprachformen verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen
für alle Geschlechter.
- Landkreis Tübingen – ganz persönlich
- Kreis Ostholstein – ganz persönlich
- Der Landkreis Forchheim – ganz persönlich
- Landkreis Verden – ganz persönlich
- Kreis Düren – ganz persönlich
- Landkreis Fürstenfeldbruck – ganz persönlich
- Zuhause im Oldenburger Münsterland –
Der Landkreis Cloppenburg – ganz persönlich
- Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald –
VerBINDUNGEN
08 Heimat und Heimatverbundenheit
Dietmar Allgaier
10 Umstrittene Reform der
Heimat-Verbundenheiten
Markus Klohr und Dr. Thomas Schulz
12 Heimatverein immer treu geblieben
Tabea Alt
14 Eine Heimat, die mich weiter
wachsen lässt
Sigrid Artmann
17 Der „Auftrag Zukunft“ als Leitmotiv
für die tägliche Arbeit
Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises
Ludwigsburg mbH
18 Eine tiefe Verbindung mit dem
europäischen Einigungsgedanken
Prof. Dr. Frank Baasner
20 Ein Magnet für Veranstaltungen,
Gesichter und Erfolge
Gaby Wulff und Norman Beck
23 Den letzten Lebensabschnitt schön
und in Würde verbringen
Altenhilfezentrum Gerlingen gGmbH Breitwiesenhaus
24 Tradition trifft Innovation
BBP Kunststoffwerke Marbach Baier GmbH
25 Zuverlässiger Partner der Industrie
BENSELER-Firmengruppe
26 Mit der Heimat verbunden,
auf dem Weg in die Welt
Roland Bentz
28 Der Beginn einer leisen Liebe
Claire Beyer
30 Fußball und Musik verschafften
den Blick über den Tellerrand
Hartmut Engler
32 An der Tischtennisplatte ein Star
Hartmut Freund
34 „Made in Germany“ wird großgeschrieben
Diamant-Gesellschaft Tesch GmbH
36 Vorreiter für digitale und
nachhaltige Produktionsprozesse
DÜRR AG
38 Die Quelle natürlich gesunder Durstlöscher
Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH
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LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
41 Vom reinen Speditionsbetrieb zum
kompletten Logistiker entwickelt
60 Lemberger ist ein Schluck Heimat
Svenja Kölle
76 Mit Herz und moderner Medizin
RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH (RKH)
96 Ein Besuch im Landkreis weckt Heimatgefühle
Ursula Schoch
HALLER GmbH + Co. KG
Internationale Spedition
42 Als Stuttgarterin mit
Ludwigsburg eng verbunden
Dorothea Haller-Laible
46 Vom Korn zum Endprodukt
HUOBER BREZEL GmbH & Co. KG
48 Dreimal scheint die Sonne durch
Die Brezel
62 Seit über 70 Jahren ein Ludwigsburger
Traditionsunternehmen
Karawane Reisen GmbH & Co. KG
64 Verantwortungsvolles Handeln –
seit mehr als 170 Jahren
Kreissparkasse Ludwigsburg
66 Partner im Personennahverkehr
LVL Jäger GmbH
78 Spezialisten für Kennzeichnung
und Funktionsetiketten
Robos GmbH & Co. KG
80 Medizinischer Fortschritt
„Made in Germany”
Roche Diagnostics Automation
Solutions GmbH
82 Literatur im Landkreis Ludwigsburg
Sandra Richter
98 Aushängeschild für den Landkreis
Handballerinnen der SG Bietigheim
101 Vielfältig aktiv – vom Badepark
bis zur E-Mobilität
Stadtwerke Bietigheim-Bissingen GmbH
102 Schrittmacher auf dem Weg in eine
nachhaltigere Zukunft
Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH
50 Vom Neckar an den Mekong
Senator e. h. Claus Peter Hutter
52 Ein Weltbürger sein, ohne die
eigenen Wurzeln zu verlieren
Peter W. Klein
68 Ein Ort, der für Heimatgefühl und Werte steht
Marie-Luise Linckh
70 Bietigheimer Unternehmen sorgt
weltweit für Offenheit
MAGNA CAR TOP SYSTEMS GmbH
84 Von der Heimatverbundenheit zur
Earth4all-Initiative
Jochen Sandig
88 Tiefe Verbundenheit
mit interkultureller Stadt
104 Ein selbst gegebenes
Versprechen änderte alles
Katharina Stang
106 „Wir spielen euch in Grund und Boden!“
Horst Tögel
54 Der Geschmack von Spätzle, Linsen
und einem Glas Lemberger
Carolin Klöckner
71 Von Ludwigsburg aus
in die ganze Welt
MHP Managementund
IT-Beratung GmbH
Prof. Thomas Schadt
90 Ein Ort der Bildung und Unterhaltung
Dr. Isabell Schenk-Weininger
109 IT-Know-how aus Möglingen in
die ganze Welt
USU Software AG
56 Stadt ökonomischer, ökologischer
und sozialer Nachhaltigkeit
Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler
72 Abschalten im heimischen Wald
Lena Nuding
92 Es gibt viele Gründe, sich hier
so richtig wohlzufühlen
Prof. Christoph Schickhardt
110 Neuer Campus signalisiert Aufbruch
in die digitale Zukunft
Wüstenrot & Württembergische AG
59 Fertigung in Kundennähe
LQ Mechatronik-Systeme GmbH
74 Vom „Wanderzirkus“ und den
politischen Stammtischen
Günther H. Oettinger
95 Schuhtradition aus Walheim verbindet
Komfort und Design
Sioux Schuhe GmbH
6 7
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDRAT DIETMAR ALLGAIER
Heimat und
Heimatverbundenheit
DER LANDKREIS WIRD 50 JAHRE ALT
Liebe Leserin, lieber Leser,
was macht eigentlich Heimat aus? Wovon sprechen
wir, wenn wir von „Heimatverbundenheit“ sprechen?
Welche Rolle spielt Heimat in unserer beschleunigten,
globalisierten Welt, in der wir alle so mobil sind wie nie
zuvor? Verändert sich unser Heimatgefühl, wo wir doch
heute gefühlt jederzeit an jedem Ort der Welt sein
könnten? Und was macht den Landkreis Ludwigsburg
für viele Menschen zu einem Dreh- und Angelpunkt
ihres Lebens?
In diesem Band mit dem Titel „Landkreis Ludwigsburg
– Heimat – Verbunden“ versuchen wir, Antworten auf
diese Fragen zu finden. Persönlichkeiten, die uns durch
ihr Leben, ihren Beruf oder ihre Leidenschaft beeindruckt
haben und immer noch beeindrucken, berichten
von ihrer ganz persönlichen Heimatverbundenheit mit
dem Landkreis. Unternehmen, die den Landkreis stark
prägen, erzählen ihre ganz individuellen (Erfolgs-)Geschichten.
Das Ergebnis ist ein Text- und Bildband, der
vom Verlag neomedia hochwertig gestaltet wurde und
der zum Stöbern und Schmökern einlädt. Wir möchten
damit – auch anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der
Kreisreform – unseren schönen Landkreis, seine Menschen,
seine Besonderheiten und seine Schönheit ein
bisschen feiern.
Und wenn dieses Buch, das Sie gerade in Händen halten,
Sie ganz persönlich zum Nachdenken anregt oder
Ihnen gar mögliche Antworten auf Fragen von Heimat
und Verbundenheit bietet, dann würde ich mich darüber
sehr freuen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Ihr
Dietmar Allgaier
Landrat
8 9
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
Umstrittene Reform der
Heimat-Verbundenheiten
EIN BLICK ZURÜCK AUF DIE ANFÄNGE DES HEUTIGEN
LANDKREISES LUDWIGSBURG
Wer alte Grenzen auflösen und neue
Grenzen ziehen will, stößt damit
zwangsläufig auf Kritik. Denn damit
gerät er mit alten Gewohnheiten und
Verbundenheiten in Konflikt. Das galt in besonderem
Maße für die Pläne der baden-württembergischen
Landesregierung, die Kreisgrenzen im Land neu zu ziehen
und durch größere, leistungsfähigere Einheiten zu
ersetzen. Man riskierte in den Augen vieler Menschen,
dass alte Heimat-Verbundenheiten aufgelöst und
durch neue, künstliche Verbindungen ersetzt werden.
Doch wenngleich die Debatte höchst emotional geführt
wurde, es hässliche Szenen gab und vor allem im
Altkreis Vaihingen eine Woge der Empörung über die
Straßen fegte – die Kreisreform, die zu dem führte, was
wir seit 1973 und bis heute als Landkreis Ludwigsburg
kennen, verlief vergleichsweise reibungslos.
Zwar stürmten etliche Vaihinger zum Landratsamt, um
es buchstäblich mit Bretterbeschlägen zu verrammeln
und vor dem Gebäude einen symbolischen Galgen für
den Vaihinger Landrat Fuchslocher zu errichten. Dies
jedoch geschah nicht als Protest gegen einen Anschluss
des Kreises Vaihingen an den Landkreis Ludwigsburg,
sondern vielmehr aus Wut über einen Beschluss des
Landtags, der vorsah, den Landkreis Vaihingen dem
Kreis Pforzheim und der Region Nordschwarzwald zuzuordnen.
Etliche damals noch selbstständige Gemeinden
hatten sich nämlich zuvor dafür ausgesprochen,
künftig zum Landkreis Ludwigsburg – und damit zum
Mittleren Neckarraum – zu gehören.
lichen Kreisgemeinden Bürgerentscheide abgehalten
wurden: Bei einer durchschnittlichen Beteiligung von
75 Prozent sprachen sich 94,5 Prozent der Abstimmenden
gegen die von der Landesregierung beabsichtigte
Aufteilung des Landkreises aus.
Dennoch verlief die Debatte über die Kreisreform in
diesen Fällen sachlicher als andernorts – auch aus politischen
Gründen. Die Verantwortlichen im Altkreis
Ludwigsburg, Landrat wie auch Kreistag, hatten stets
Verständnis für den Kampf der Kreise Leonberg und
Vaihingen um ihren Fortbestand gezeigt und sich aus
der Diskussion um den künftigen Zuschnitt der Kreise
weitgehend herausgehalten und – wie es einmal formuliert
wurde – „rhetorische Ausflüge und Raubzüge
in die Gebiete der für eine Auflösung vorgesehenen
Nachbarkreise“ unterlassen. Dies hat das Zusammenwachsen
des neuen Kreises wesentlich erleichtert, da
dadurch weder im Kreis Leonberg noch im Kreis Vaihingen
Emotionen gegen den Kreis Ludwigsburg aufgebaut
worden sind – Emotionen, die in zahlreichen
Die Proteste zeitigten Wirkung, der Landtag korrigierte
seine Entscheidung. Während man in Vaihingen vor
allem die Fusion mit Pforzheim zu verhindern suchte
und einen Anschluss großer Teile des Kreises an den
Landkreis Ludwigsburg als das kleinere Übel erachtete,
kämpfte man in Leonberg schlicht um den Erhalt des
alten Konstrukts. Der Wille der Bevölkerung war eindeutig.
Das zeigte sich, als am 17. Januar 1971 in sämtanderen
Gegenden des Landes das Zusammenleben in
den neuen Kreisen zumindest eine Zeit lang erschwert
hatten.
Nach 50 Jahren kann man davon ausgehen, dass die
Menschen in den 39 Städten und Gemeinden sich im
„neuen“ Landkreis Ludwigsburg gut eingelebt haben.
So sind Heimat-Verbundenheiten gewachsen, von
denen dieses Buch einige darstellen und beleuchten
möchte.
Dr. Thomas Schulz, Kreisarchiv,
Markus Klohr, Pressestelle Landratsamt
„Dennoch verlief die Debatte über die Kreisreform
in diesen Fällen sachlicher als andernorts – auch
aus politischen Gründen.“
10 11
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
TABEA ALT
Heimatverein
immer treu geblieben
DIE EHEMALIGE KUNSTTURNERIN GIBT IHRE ERFAHRUNGEN
GERN AN JUNGE TURNERINNEN WEITER
TABEA ALT
geb. 2000 in Ludwigsburg • 2005 Beginn
des Turntrainings beim MTV Ludwigsburg
• ab 2008 Training am Kunst-Turn-Forum
in Stuttgart • 2009 bis 2019 Schülerin
der Sporteliteschule Wirtemberg-Gymnasium
in Stuttgart • ab 2012 für den
MTV Stuttgart in der Bundesliga und
Mitglied des Bundeskaders • 2012 bis
2017 mit dem MTV Stuttgart mehrmalige
Deutsche Mannschaftsmeisterin • seit
2017 Mitglied des A-Kaders des Deutschen
Turner-Bundes • Bronzemedaille
am Schwebebalken bei den Weltmeisterschaften
2017 in Montréal • Gewinn des
Gesamtweltcups 2017 im Mehrkampf
sowie 6. Platz im Teamfinale bei den
Olympischen Spielen 2016 in Rio de
Janeiro • April 2021 verletzungsbedingter
Rücktritt vom Leistungssport • seit
2020 Medizinstudium an der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Für mich bedeutet Ludwigsburg Heimat, das
gilt nicht nur in familiärer, sondern auch in
sportlicher Hinsicht. Mit vier Jahren begann
ich beim MTV Ludwigsburg mit dem Turnen,
ein Jahr später wurde ich in die Talentschule des Vereins
aufgenommen. Der große Sprung kam dann, als
ich acht Jahre alt war und drei- bis viermal die Woche
am Kunst-Turn-Forum in Stuttgart trainierte. Nach
der Grundschule wechselte ich auf das Wirtemberg-
Gymnasium in Stuttgart. Leistungssportlern wird dort
die Möglichkeit gegeben, an Wettkämpfen teilzunehmen
und Unterricht nachzuholen. Ab 2012 habe ich in
der Bundesliga für den MTV Stuttgart geturnt und bis
2015 mehrere deutsche Jugendmeistertitel gewonnen.
Mit 14 Jahren freute ich mich über die Bronzemedaille
am Schwebebalken bei den Jugend-Europameisterschaften,
ein Jahr später gewann ich mit der deutschen
Junioren-Nationalmannschaft den dritten Platz beim
European Youth Olympic Festival (EYOF). Etwas ganz
Besonderes war natürlich die Teilnahme an den Olympischen
Spielen 2016 in Rio de Janeiro mit dem historischen
6. Platz im Teamfinale.
Mein ganzes Leben hat sich nach dem Sport gerichtet,
private Treffen mussten lange im Voraus geplant werden.
Dass ich 30 Stunden in der Woche trainiert und
nie das „normale“ Leben einer Jugendlichen geführt
habe, hat mir nichts ausgemacht. Turnen bedeutete
mir alles, und diese Liebe zum Sport habe ich wohl
auch ausgestrahlt. 2017 wurde ich Mitglied des A-Kaders
des Deutschen Turner-Bundes und in diesem Jahr
hatte ich einen großen Erfolg, auf den ich besonders
stolz bin: Ich habe bei meiner ersten Weltmeisterschaft
in Montreal zwei neue Elemente am Stufenbarren vorgestellt,
die nach mir benannt und als „Alt I & Alt II“
in den Code de Pointage aufgenommen wurden. Der
Gedanke, dass ich damit in der Turngeschichte verewigt
bin, verursacht mir noch heute Gänsehaut. 2017 war
überhaupt ein erfolgreiches Jahr, damals habe ich auch
den Gesamtweltcup im Mehrkampf gewonnen.
Meinem Heimatverein bin ich immer treu geblieben
und bei Einzelwettbewerben für den MTV Ludwigsburg
angetreten. Für die Bundesliga und in Teamkämpfen
war das nicht möglich.
Dass ich zwischen 2012 und 2017 mehrmals zur Sportlerin
des Jahres der Stadt Ludwigsburg ernannt wurde,
bedeutet mir sehr viel. Diese Auszeichnung in meiner
Heimatstadt erhalten zu haben, berührt mich sehr, wobei
ich auf die Ernennung zur Eliteschülerin des Sports
bundesweit und Sportlerin des Jahres der Stadt Stuttgart
2017 ebenfalls sehr stolz bin. Die Anteilnahme in
Ludwigsburg war immer groß, und alle haben mitgefiebert.
Als ich von den Olympischen Spielen zurückgekommen
bin, standen unsere Nachbarn in Neckarweihingen
auf der Straße und haben mich mit einem
Banner willkommen geheißen. Der MTV Ludwigsburg
hat speziell für mich eine Ehrung organisiert. Wenn
man so empfangen wird, merkt man richtig, was das
Wort heimkehren bedeutet. Nach der WM 2017 gab
es im Rathaus einen Empfang für mich von der Stadt
Ludwigsburg mit einer sehr persönlichen Ansprache
des damaligen Bürgermeisters.
Als ich mich im April 2021 offiziell vom Leistungssport
zurückgezogen habe, war das sehr hart für mich. Doch
mehrere langwierige Verletzungen ließen mir letztendlich
keine andere Wahl. Ich hätte nur noch mit Einschränkungen
weitermachen können, und das kam für
mich nicht in Frage. Zunächst habe ich keine Turnhalle
mehr betreten, es tat mir zu weh. Doch dann ist der
MTV Ludwigsburg auf mich zugekommen und hat mich
eingeladen, in die Turnhalle zu kommen. Ohne Wettkampf,
ohne Druck. Ich wurde von allen mit offenen
Armen aufgenommen. Der Verein steht auch hinter
mir, wenn ich nicht mehr die großen Erfolge bringe,
und das ist ein tolles Gefühl.
Seit dem Wintersemester 2020/21 studiere ich in Bonn
Medizin, und das erfüllt mich total. Besonders interessiere
ich mich für die Orthopädie, die viele Verbindungen
zum Sport hat. Mein Pflegepraktikum habe ich an
der orthopädischen Klinik in Markgröningen absolviert.
Ob ich später einmal diese Fachrichtung wähle, weiß
ich aber noch nicht. Auch Sport treibe ich weiterhin,
er gehört einfach zu meinem Leben dazu. Doch hat er
jetzt als schöne Freizeitbeschäftigung einen anderen
Stellenwert. Was ich ausbauen möchte, ist die Unterstützung
junger Turnerinnen als Mentorin. Gerade gibt
es diesbezüglich auch Gespräche mit dem Deutschen
und Schwäbischen Turnerbund. Mal sehen, was daraus
wird.
„Dass ich zwischen 2012 und 2017 mehrmals zur
Sportlerin des Jahres der Stadt Ludwigsburg
ernannt wurde, bedeutet mir sehr viel.“
Sehr wichtig ist mir auch die Unterstützung des Vereins
Aufwind am Ludwigsburger Klinikum, der Familien
mit zu früh geborenen, schwer- oder chronisch kranken
Kindern unterstützt. Es bedeutet mir viel, für diesen
Verein aus Ludwigsburg als Botschafterin zu fungieren.
Sehr gerne unterstütze ich auch die MHP-Riesen in
Ludwigsburg und wurde schon öfter zu den Heimspielen
eingeladen. Auch das ist für mich Heimatgefühl.
12 13
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
CLAIRE BEYER
Der Beginn
einer leisen Liebe
MIT ZEHN JAHREN ZOG DIE IM OBERALLGÄU
GEBORENE AUTORIN IN DEN LANDKREIS LUDWIGSBURG
CLAIRE BEYER
1947 im Oberallgäu geboren • seit 1959
im Landkreis Ludwigsburg lebend, seit
2005 in Markgröningen • seit über 20
Jahren als freie Autorin im Bereich Prosa
und Lyrik tätig; Autorin von Essays und
Kolumnen sowie Verfasserin eines Musical-Librettos
• seit 1999 Veröffentlichung
sämtlicher Romane bei der Frankfurter
Verlagsanstalt • Kurzgeschichten und
Erzählungen sind u.a. erschienen bei
Reclam, Diogenes, Insel, Rororo, Suhrkamp
• Lesungen und Veranstaltungen
mit kulturellem Hintergrund im In- und
Ausland • Mehrfache Auszeichnungen •
Ehrenamtliche Schatzmeisterin des Vereins
„Dichterhäusle Markgröningen e.V.
In den Sechzigerjahren mit den Eltern aus dem
Oberallgäu in das kleine schwäbische Dorf im
Landkreis Ludwigsburg zu ziehen, kam einer Entwurzelung
gleich. Dort die Berge, die Kühe, die
Wiesen und Bäche, die Kehllaute und die vertrauten
Gesichter. Hier die Hügel, ab und an ein Hase, Ackerflächen
und schmale Rinnsale, schwäbische Diminutive
und Fremde, wohin ich schaute. Meine neue Heimat
tat sich schwer damit, mir zu gefallen. Aber in ihrer zurückhaltenden
Art und Weise versuchte sie doch alles,
um mich für sich zu gewinnen. Nur dauerte es eine ganze
Weile und forderte viel von uns beiden.
Damals, als zehnjähriges Kind, rechnete ich mir aus, wie
lange ich ausharren musste, wie viel Zeit es brauchte,
bis ich wieder zurück in meinen Geburtsort durfte. Und
doch ist es so, dass Kinder die Eigenschaft besitzen,
sich die guten – wenn nicht sogar die besten – Dinge
für ihr Dasein auszusuchen und für sich zu nutzen. Und
eines dieser magischen Dinge war, dass ich mit meinen
Schulaufsätzen unserer Deutschlehrerin, Fräulein
Deutsch, zu gefallen wusste. Durch ihre Anerkennung
legte mein neues Zuhause den Grundstock für ein Guthaben
an, einen Grundstock für den Beginn einer leisen
Liebe.
Plötzlich zeigte das neue Draußen seine bisher verborgene
Schönheit. Es war von Streuobstwiesen gesäumt,
auf denen der Löwenzahn blühte und an deren Rändern
Haselnusssträucher, Brombeer- und Himbeerhecken
standen. Ein derart reich gedeckter Tisch versetzte
mich ins Staunen, kannte ich doch nur die sauren,
schrumpeligen Äpfelchen des Allgäus, die kaum die
Größe einer Kirsche erreichten. Überhaupt die Kirschen.
Zwei Hände voll davon und dann noch die Ohren
damit behängt, mehr Glück konnte es nicht geben.
Ich wurde mutiger, und bald führten mich meine Ausflüge
immer weiter in die Landschaft hinein, schließlich
bis zu den steilen Hängen der Weinberge. Und dort
versetze mich der erste Herbst angesichts der Früchte
und Farben geradezu in Begeisterung. Weintrauben,
rot und grün, prall und süß wie die Leibspeise der Götter,
hingen dicht an dicht und waren viel zu schön, um
auch nur eine einzige Beere zu pflücken. Ich nickte all
dem zu, und das kleine Guthaben meines jetzigen Zuhauses
wuchs wie eine Pflanze, die sich der Sonne entgegenstreckt.
Es war der alte Wengerter, der mir auf einem meiner
zahlreichen Erkundungsgänge zurief, ich solle „endlich
mal herkommen“, heute brauche er meine Hilfe.
Ich kannte ihn, hatte oft zugesehen, wie er die Reben
pflegte und die Sorgfalt bewundert, die er für seine
Stöcke aufbrachte. Mitten im steilen Hang stehend,
bat er mich, ihm die Rebschere nach unten zu bringen,
seine Beine wollten nicht mehr so wie früher. „Trau
dich, ich beiß‘ nicht“, ermunterte er mich, und zaghaft,
immer mit dem Gedanken an Flucht, stieg ich zu ihm
hinab.
Doch an diesem Tag begann die ungleiche Freundschaft
zwischen dem knorrigen und fest mit seiner
Heimat verwurzelten alten Mann und mir. Bald kam ich
täglich, half, wo ich konnte. Wollte ich etwas von ihm
wissen, kamen die Antworten oder sie kamen nicht. Auf
jeden Fall nie sofort. Denn er sammelte meine Fragen
wie Münzen in einem Kittel. Erst wenn das Tagwerk erledigt
war, setzte er sich vor seinem Weinberghäuschen
auf die Bank, klopfte auf den freien Platz neben sich
und begann zu antworten. Wer die Nachbarn waren,
was für einen Wein er kelterte, wohin die Liter flossen
(„den trinken wir selbst…“), woher die Namen der
Rebsorten kamen, wie sein Name war. „Sag Eberhard
zu mir, du Allgäuer Grott.“ Er wusste die Flurnamen,
zeigte auf den Hügel, wo einst eine Burg, die Schlüsselburg,
gestanden hatte, hob den Blick und deutete auf
den Roten Milan, der immer über uns kreiste, wenn wir
ruhten. Später packte er Brote aus, die er mit mir teilte
und hieß mich an, frisches Wasser aus dem Brunnen zu
pumpen. Seine Ruhe und Bedächtigkeit strömten jene
Wärme des Herbstes aus, die sich nur inmitten der Reben
finden ließ.
Auch wenn Eberhard den Weinberg Jahre später aufgeben
musste, weil er die Arbeit nicht mehr leisten konnte,
blieb die Verbindung zwischen uns bis zu seinem
Tod sehr eng. Das zehnjährige Mädchen von damals
hat Wurzeln schlagen können, hat selbst eine Familie
gegründet, ist hier angekommen. Und es hat längst
aufgehört, die beiden Stätten seiner Kindheit gegen-
einander aufzuwiegen. Es waren nicht nur die Bilder,
die die Natur bis heute malt, es waren insbesondere
die Menschen, die dazu beigetragen haben. Sie lernte
ich in all den Jahren zu schätzen. Zurückhaltend wie die
Landschaft, zeigen sie ihre Größe und Schönheit erst
auf den zweiten Blick. Und es sind die Menschen, die
mein Schreiben durch ihren Zuspruch und ihr Interesse
unterstützen. Das ist so in Markgröningen, wo ich lebe,
aber auch in jedem anderen Ort des Landkreises; und
auch weit darüber hinaus werden meine Texte von ihnen
mit vielen guten Gedanken begleitet.
„Das zehnjährige Mädchen von damals hat Wurzeln
schlagen können, hat selbst eine Familie gegründet,
ist hier angekommen.“
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LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
JOCHEN SANDIG
Von der Heimatverbundenheit
zur Earth4all-Initiative
„WAS VERBINDET MICH MIT MEINER HEIMAT?“ IST SO GROSS WIE
DIE FRAGE „WAS IST HEIMAT, WAS BEDEUTET VERBUNDENHEIT?“
JOCHEN SANDIG
geb. 1968 in Esslingen • 1990 Studium
Psychologie und Philosophie in Berlin;
Gründung Kunsthaus Tacheles, Berlin •
1993 Mitgründer Sasha Waltz & Guests,
Berlin • 1996-1999 Gründer und Leiter
der „Sophiensæle“, Berlin • 2000 - 2005
Mitglied der Künstlerischen Leitung
Schaubühne Berlin • 2006 Co-Gründer
„Radialsystem“ Space for Arts & Ideas,
Berlin • 2010 Ernennung zum „Chevalier
dans l’Ordre des Arts et des Lettres“ •
2012 Regie „Human Requiem“; nationale
und intern. Gastspiele • 2016 Auszeichnung
„Classical Next Innovation Award“
für „Human Requiem“ • 2017
Mitbegründer „World Human Forum“,
Delphi • Seit 2020 Intendant Ludwigsburger
Schlossfestspiele – Intern. Festspiele
Baden-Württemberg. Weiterentwicklung
zum „Fest der Künste, Demokratie und
Nachhaltigkeit“
Heimat empfinde ich als Begriff wesentlich
stärker als die neutrale Herkunft. Herkunft
klingt nach Ankunft und beschreibt
im Wesentlichen den Ort unserer Geburt.
Heimat ist ein poetischer Begriff, der ein Vielfaches an
Assoziationen hervorrufen kann. Daher sprechen wir ja
auch gerne von Wahlheimat, wenn wir einen Ort finden,
an dem wir uns wohl- und heimisch fühlen und an
dem wir neue Wurzeln schlagen können.
Als ich am 5. Januar 1968 in Esslingen am Neckar geboren
wurde, war kaum absehbar, wo ich wohl einmal
meine Heimat finden würde. Heimatgefühle im klassischen
Sinne entwickelt ein junger Mensch ja vor allem
in seinem allernächsten Umfeld, natürlich zunächst
im Elternhaus, in dem ich in meinem Fall glücklicherweise
sehr viel Liebe empfangen durfte. Meine Eltern
stammen beide nicht aus Baden-Württemberg, sind
aber genau hier am Neckar heimisch geworden. Meine
Mutter zog mit ihrer Familie – ihrer österreichischen
Mutter und ihrem schwäbischen Vater sowie ihren Geschwistern
– Mitte der Fünfzigerjahre von Österreich
nach Plattenhardt auf den Fildern, wo sie in jungen
Jahren meinen Vater, der aus Meißen in Sachsen kam,
kennenlernte. Mit meinen beiden Geschwistern erlebten
wir eine sehr schöne Kindheit in Esslingen, und ich
fühlte mich in meiner Familie sehr geborgen. Die Familien
meiner Eltern lebten in beiden Teilen Deutschlands,
und wir besuchten auch die väterliche Verwandtschaft
in der DDR sehr regelmäßig. Ich spürte dabei
besonders die Heimatverbundenheit meines Vaters als
ein starkes Gefühl. Ich gestehe, dass mir solch starke
persönliche Heimatgefühle eher fremd sind, aber ich
denke gerne zurück an die zahlreichen Ausflüge auf die
Schwäbische Alb oder in den Schwarzwald. Wenn ich
an Ludwigsburg denke, so gibt es in meiner Erinnerung
eine starke Verbindung zum Blühenden Barock und
dem Märchengarten, der mich immer wieder verzauberte
– vor allem die Herzogsschaukel faszinierte mich
sehr, weil dort die Dinge buchstäblich auf den Kopf gestellt
wurden, das gefiel mir. Vor kurzem entdeckte ich
ein vergilbtes Foto aus den Siebzigerjahren von einem
Ausflug unserer Grundschulklasse nach Ludwigsburg,
das vor dem Brunnen im Hof des Residenzschlosses
entstanden ist. Zu dem Zeitpunkt hätte ich es mir nicht
träumen lassen, dass ich selbst einmal als Intendant der
Ludwigsburger Schlossfestspiele in diese wunderbare
Stadt zurückkehren würde.
Heimat, das sind die Menschen, das ist die Natur und
auch die Natur des Menschen, die in Städten wahrscheinlich
mehr ihren Ausdruck findet als auf dem
Lande. Bereits in meiner frühen Jugend haben vor allem
urbane Strukturen eine große Anziehungskraft auf
mich ausgeübt. Ich bereiste zunächst vor allem viele
Städte der unmittelbaren Nachbarländer Dänemark,
Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich,
Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Auch
Griechenland, Italien, Spanien und Portugal faszinierten
mich sehr. Athen, London, Rom und Paris waren
die ersten europäischen Metropolen, die mich begeisterten.
Und vor allem Berlin hat mich noch als geteilte
Stadt schon sehr früh inspiriert, und umso mehr seit
dem Fall der Mauer fühle ich mich dieser Stadt sehr
verbunden. Hier habe ich auch Anfang der Neunzigerjahre
Sasha Waltz aus Karlsruhe kennengelernt und mit
ihr eine Familie und eine Company gegründet. Baden-
Württemberg verkörpert sich in unserer Beziehung in
einer aktiven Verbundenheit. Da wären wir wieder bei
dem schönen Begriff der Verbundenheit, in dem auch
der Bund steckt und eine starke Bindung zum Ausdruck
kommt.
Früh lernte ich die französische Sprache kennen und
lieben und reiste mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium
Esslingen, wo ich mein Abitur machte, nach Frankreich
in die Partnerstadt Vienne bei Lyon, später dann auch
nach Besançon in die Nachbarstadt von Montbéliard,
der französischen Partnerstadt von Ludwigsburg. Mit
meiner damaligen Band gastierte ich dann auch in der
italienischen Partnerstadt Udine und in der belarussischen
Partnerstadt Molodetschno bei Minsk.
Die Idee der Partnerstädte führt mich zum Wesentlichen
des Themas Heimat. Ich habe durch diese zahlreichen
Begegnungen in unterschiedlichen kulturellen
Kontexten die Heimat als ein Phänomen erlebt, das
nicht an einen spezifischen Ort gebunden ist.
Vieles hat sich für mich verändert, seitdem ich vor
einigen Jahren das World Human Forum in Delphi
mitgegründet habe und seitdem ich als Intendant die
„Internationalen Festspiele Baden-Württemberg“ in
ein „Fest der Künste, Demokratie und Nachhaltigkeit“
transformieren darf.
„Wenn ich heute nach meiner Heimat gefragt
werde, nenne ich tatsächlich an allererster Stelle
den Planeten Erde, denn das ist unser aller kostbare
Heimat, und erhalten können wir sie nur als
Weltgemeinschaft.“
Wenn ich heute nach meiner Heimat gefragt werde,
nenne ich tatsächlich an allererster Stelle den Planeten
Erde, denn das ist unser aller kostbare Heimat, und
erhalten können wir sie nur als Weltgemeinschaft. Ich
fühle mich in diesem Sinne als ein Weltbürger und in
dieser Hinsicht auch unserem heimischen Dichter und
Denker Friedrich Schiller sehr verbunden. Mein Credo:
Alle Menschen werden nicht nur Brüder, wir sind
längst Schwestern und Brüder einer großen Menschheitsfamilie!
Leben und handeln wir endlich danach,
ganz im Sinne der sehr aktuellen Initiative „Earthforall“
www.earth4all.life, die fünf sehr radikale Kehrtwenden
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LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN
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fordert, fünfzig Jahre nach dem Report „Grenzen des
Wachstums“ des Club of Rome. Dieses Buch ist ein
Stück Heimatlektüre, das ich allen Menschen gerne ans
Herz legen möchte. Ganz sicherlich können wir die großen
globalen Krisen vor allem lokal, vor Ort und in den
vielen Heimatregionen lösen, aber gleichzeitig in enger
Verbundenheit durch die gewachsenen Partnerschaften
zwischen Städten und Regionen, wofür das weltweite
Netzwerk der Partnerstädte steht. Hier ist noch
„Ich kann einen Sonnenuntergang von der
Schillerhöhe in Marbach oder eine kleine
Wanderung durch die Felsengärten in
Hessigheim sehr genießen.“
Wenn ich dann etwas ausspannen möchte, von all den
vielen globalen Fragen und Krisen, die uns umtreiben,
und ich mich ganz unmittelbar einmal mit der Erde
selbst verbinden möchte, dann zieht es mich nicht in
die Ferne, sondern an besondere Orte im Kreis Ludwigsburg,
und ich kann einen Sonnenuntergang von der
Schillerhöhe in Marbach oder eine kleine Wanderung
durch die Felsengärten in Hessigheim sehr genießen.
Mit dem fließenden Gewässer des Neckars kommen
dann auch echte Heimatgefühle auf und meine Gedanken
in einen produktiven Fluss.
viel mehr zu tun, und unser aller Handeln ist gefordert.
Daher stellen wir bei den Schlossfestspielen all unseren
Partnern aus Kultur, Politik und Wirtschaft, all unseren
Gästen und dem Publikum die Frage: Was wollen Sie
bewegen?
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Übersicht der PR-Bildbeiträge
WIR DANKEN DEN FOLGENDEN UNTERNEHMEN UND EINRICHTUNGEN, DIE MIT
IHREN BEITRÄGEN DAS ZUSTANDEKOMMEN DIESES BUCHES ERMÖGLICHT HABEN:
Abfallverwertungsgesellschaft
des Landkreises Ludwigsburg mbH 17
www.avl-ludwigsburg.de
Altenhilfezentrum Gerlingen
gGmbH Breitwiesenhaus 23
www.breitwiesenhaus.de
BBP Kunststoffwerk Marbach
Baier GmbH 24
www.bbp-online.de
BENSELER-Firmengruppe 25
www.benseler.de
Diamant-Gesellschaft
Tesch GmbH 34 - 35
www.diamanttesch.de
Dürr AG 36 - 37
www.durr-group.com
Ensinger Mineral-Heilquellen
GmbH 38 - 41
www.ensinger.de
HALLER GmbH + Co. KG
Internationale Spedition 43
www.haller-logistics.com
HUOBER BREZEL
GmbH & Co. KG 46 - 47
www.huoberbrezel.de
LQ Mechatronik-Systeme GmbH 59
www.lq-group.com
Karawane Reisen
GmbH & Co. KG 62 - 63
www.karawane.de
Kreissparkasse Ludwigsburg 64 - 65
www.ksklb.de
LVL Jäger GmbH 66 - 67
www.lvl-jaeger.de
Magna Car Top Systems GmbH 70
www.magna.com
MHP Management- und
IT-Beratung GmbH 71
www.mhp.com
RKH Regionale
Kliniken Holding
und Services GmbH (RKH) 76 - 77
www.rkh-gesundheit.de
Robos GmbH & Co. KG 78
www.robos-labels.com
Roche Diagnostics Automation
Solutions GmbH 80 - 81
www.roche.de/ludwigsburg
Sioux Schuhe GmbH 95
www.Sioux.de
Stadtwerke Bietigheim-
Bissingen GmbH 101
www.sw-bb.de
Stadtwerke Ludwigsburg-
Kornwestheim GmbH 102 - 103
www.swlb.de
USU Software AG 109
www.usu.com/de-de
Wüstenrot &
Württembergische AG 110 - 111
www.ww-ag.com
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