18.01.2023 Aufrufe

Landkreis Ludwigsburg Heimat - Verbunden

Welche Rolle spielt Heimat in einer immer mobileren und globalisierten Welt? Das Buch „Landkreis Ludwigsbug – Heimat – Verbunden“ gibt mit den Beiträgen namhafter Persönlichkeiten Antworten darauf. Für die einen ist es der Ort ihrer Geburt, für die anderen eine prägende Station in ihrem Leben und für die nächsten der Ort ihres beruflichen Erfolges. Und auch in den zahlreichen Unternehmensgeschichten wird die Verbundenheit zur Region deutlich.

Welche Rolle spielt Heimat in einer immer mobileren und globalisierten Welt? Das Buch „Landkreis Ludwigsbug – Heimat – Verbunden“ gibt mit den Beiträgen namhafter Persönlichkeiten Antworten darauf. Für die einen ist es der Ort ihrer Geburt, für die anderen eine prägende Station in ihrem Leben und für die nächsten der Ort ihres beruflichen Erfolges. Und auch in den zahlreichen Unternehmensgeschichten wird die Verbundenheit zur Region deutlich.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Landkreis Ludwigsburg – HEIMAT – VERBUNDEN


FRANKFURT

Landkreis Ludwigsburg

STRASSBURG

STUTTGART

FRANKREICH

BASEL

SCHWEIZ

LANDKREIS

Ludwigsburg

Häfnerhaslach

Freudental

Bönnigheim

Löchgau

Kirchheim

am Neckar

Besigheim

Oberstenfeld

Großbottwar

HEIMAT – VERBUNDEN

Mundelsheim

Sersheim

Sachsenheim

Pleidelsheim

Steinheim

an der Murr

Murr

Vaihingen

an der Enz

Oberriexingen

Bietigheim-Bissingen

Tamm

Freiberg

am Neckar

Marbach

am Neckar

Markgröningen

Asperg

Affalterbach

Eberdingen

Schwieberdingen

Ludwigsburg

Remseck

am Neckar

Hemmingen

Kornwestheim

Korntal-Münchingen

Ditzingen

Gerlingen

Landkreis Ludwigsburg

in Zusammenarbeit mit der

neomediaVerlag GmbH


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

Impressum

Inhalt

Herausgeber

neomediaVerlag GmbH

Losberg 37, 28870 Fischerhude

Tel. 04293 68437-0

info@neomedia.de

www.neomedia.de

In Zusammenarbeit mit:

Landratsamt Ludwigsburg

Hindenburgstr. 40

71638 Ludwigsburg

Tel. 07141/144 49220

markus.klohr@landkreis-ludwigsburg.de

www.landkreis-ludwigsburg.de

Idee und Konzeption

Rainer Wendorff

Redaktion/Lektorat/Texte

Landratsamt Ludwigsburg

Markus Klohr (Pressestelle)

Tel.: 07141/144 49220

markus.klohr@landkreis-ludwigsburg.de

Beate Volmari

neomediaVerlag GmbH,

Christian Rolke

Grafik/Layout

Nele Eilts

Projektakquise

Antheus Bendig und Birgit Quaas

Das Landkreisbuch „Landkreis Calw – ganz persönlich“ wird herausgeben in einer Buchreihe der neomediaVerlag GmbH,

in der bisher folgende Bücher erschienen sind:

- Der Landkreis Ravensburg – ganz persönlich

- Der Ostalbkreis – ganz persönlich

- Das Coburger Land – ganz persönlich

- Landkreis Lörrach – ganz persönlich

- Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald – AugenBLICKE

- Kursbuch Zukunft – Landkreis Ravensburg

- Der Ortenaukreis – ganz persönlich

- Der Landkreis Schwäbisch Hall – ganz persönlich

- Landkreis Heidenheim – ganz persönlich

- Bottrop – meine Stadt

- Rhein-Pfalz-Kreis – rein persönlich

- Landkreis Göppingen – Überraschend.Persönlich.

- 200 Jahre – Landkreis Merzig-Wadern – ganz persönlich

- Rheingau-Taunus-Kreis – ganz persönlich

Bildnachweis

Simon Granville: Seiten 9, 11, 16, 23, 31, 38, 39, 41, 42,

43, 49, 52, 65, 66, 67, 75, 77, 79, 87, 100, 108, 109

Landratsamt Ludwigsburg, Wuerth: S. 8, 29, 55, 57, 58,

69, 83, 93, 94, 105

Kreisarchiv: S. 10; Dr. Qingwei Chen: S. 13; aufwind: S.

13; Rankin: S. 14; Günther Ahner: S. 15; Sigrid Artmann:

Klappseite; Deutsch-Französisches Institut: S. 19; Werner

Kuhnle: S. 26, 28, 86; Roland Bentz: S. 27; Carsten Klick:

S. 30; Ralph Larmann: S. 30; Special Olympics: S. 32;

ITTF: S. 33; Oliver Bürkle: S. 50; Martina Neher: S. 51;

Jochen Detscher: S. 53; Felix Brüggemann: S. 56; Reiner

Pfisterer: S. 57, 84, 85; Marco Wolf, Wolf-Sportfoto: S.

98, 99; Oliver Wendel: S. 80; David Ausserhofer: S. 82;

Sebastian Bolesch: S. 85; Filmakademie Baden-Württemberg

/ Roland Mönch: S. 88; Filmakademie Baden-

Württemberg: S. 89; Bietigheimer Zeitung, Martin Kalb:

S. 90; Frank Kleinbach, Stuttgart: S. 91; Sabine Bloch: S.

91; Björn Hänssler: S. 92; Stephan Glathe: S. 95; Ronald

Knapp: S. 96; S-Images.de,Karsten Schmalz: S. 103;

W&W/Zeyrek: S. 110, 111; O+O/Stephen Weber_Finest-

Images: S. 111

Porträt- und Firmenfotos stammen, soweit nicht anders

vermerkt, von den jeweiligen Personen und Unternehmen.

Printed in Germany 2022

Das Manuskript ist Eigentum des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten.

- Landkreis Aichach-Friedberg – ganz persönlich

- Landkreis Oberallgäu – ganz persönlich

- Hagen – ganz persönlich

- Der Landkreis Marburg-Biedenkopf – ganz persönlich

- Kreis Plön – ganz persönlich

- Der Landkreis Gifhorn – ganz persönlich

- Landkreis Vechta – Starke Argumente.Starke Persönlichkeiten.

- Landkreis Friesland – Faszination.Sehnsucht.Heimat

- Die Stadt Oldenburg – ganz persönlich

- Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald – Weggefährten

- Landkreis Dillingen an der Donau – ganz persönlich

- Landkreis Calw – ganz persönlich

- Kreis Coesfeld – ganz persönlich

- Landkreis Diepholz – ganz persönlich verbunden

Dem Buch liegen neben den Beiträgen der Autoren Darstellungen

und Bilder der Firmen und Einrichtungen zugrunde, die mit

ihrer finanziellen Beteiligung das

Erscheinen des Buches ermöglicht haben.

Druck

BerlinDruck GmbH + Co. KG, 28832 Achim

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte

Daten sind im Internet über

http://dnb.dbb.de abrufbar.

ISBN 978-3-931334-83-3

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige

Verwendung verschiedener geschlechtlicher Sprachformen verzichtet.

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen

für alle Geschlechter.

- Landkreis Tübingen – ganz persönlich

- Kreis Ostholstein – ganz persönlich

- Der Landkreis Forchheim – ganz persönlich

- Landkreis Verden – ganz persönlich

- Kreis Düren – ganz persönlich

- Landkreis Fürstenfeldbruck – ganz persönlich

- Zuhause im Oldenburger Münsterland –

Der Landkreis Cloppenburg – ganz persönlich

- Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald –

VerBINDUNGEN

08 Heimat und Heimatverbundenheit

Dietmar Allgaier

10 Umstrittene Reform der

Heimat-Verbundenheiten

Markus Klohr und Dr. Thomas Schulz

12 Heimatverein immer treu geblieben

Tabea Alt

14 Eine Heimat, die mich weiter

wachsen lässt

Sigrid Artmann

17 Der „Auftrag Zukunft“ als Leitmotiv

für die tägliche Arbeit

Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises

Ludwigsburg mbH

18 Eine tiefe Verbindung mit dem

europäischen Einigungsgedanken

Prof. Dr. Frank Baasner

20 Ein Magnet für Veranstaltungen,

Gesichter und Erfolge

Gaby Wulff und Norman Beck

23 Den letzten Lebensabschnitt schön

und in Würde verbringen

Altenhilfezentrum Gerlingen gGmbH Breitwiesenhaus

24 Tradition trifft Innovation

BBP Kunststoffwerke Marbach Baier GmbH

25 Zuverlässiger Partner der Industrie

BENSELER-Firmengruppe

26 Mit der Heimat verbunden,

auf dem Weg in die Welt

Roland Bentz

28 Der Beginn einer leisen Liebe

Claire Beyer

30 Fußball und Musik verschafften

den Blick über den Tellerrand

Hartmut Engler

32 An der Tischtennisplatte ein Star

Hartmut Freund

34 „Made in Germany“ wird großgeschrieben

Diamant-Gesellschaft Tesch GmbH

36 Vorreiter für digitale und

nachhaltige Produktionsprozesse

DÜRR AG

38 Die Quelle natürlich gesunder Durstlöscher

Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH

4 5


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

41 Vom reinen Speditionsbetrieb zum

kompletten Logistiker entwickelt

60 Lemberger ist ein Schluck Heimat

Svenja Kölle

76 Mit Herz und moderner Medizin

RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH (RKH)

96 Ein Besuch im Landkreis weckt Heimatgefühle

Ursula Schoch

HALLER GmbH + Co. KG

Internationale Spedition

42 Als Stuttgarterin mit

Ludwigsburg eng verbunden

Dorothea Haller-Laible

46 Vom Korn zum Endprodukt

HUOBER BREZEL GmbH & Co. KG

48 Dreimal scheint die Sonne durch

Die Brezel

62 Seit über 70 Jahren ein Ludwigsburger

Traditionsunternehmen

Karawane Reisen GmbH & Co. KG

64 Verantwortungsvolles Handeln –

seit mehr als 170 Jahren

Kreissparkasse Ludwigsburg

66 Partner im Personennahverkehr

LVL Jäger GmbH

78 Spezialisten für Kennzeichnung

und Funktionsetiketten

Robos GmbH & Co. KG

80 Medizinischer Fortschritt

„Made in Germany”

Roche Diagnostics Automation

Solutions GmbH

82 Literatur im Landkreis Ludwigsburg

Sandra Richter

98 Aushängeschild für den Landkreis

Handballerinnen der SG Bietigheim

101 Vielfältig aktiv – vom Badepark

bis zur E-Mobilität

Stadtwerke Bietigheim-Bissingen GmbH

102 Schrittmacher auf dem Weg in eine

nachhaltigere Zukunft

Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH

50 Vom Neckar an den Mekong

Senator e. h. Claus Peter Hutter

52 Ein Weltbürger sein, ohne die

eigenen Wurzeln zu verlieren

Peter W. Klein

68 Ein Ort, der für Heimatgefühl und Werte steht

Marie-Luise Linckh

70 Bietigheimer Unternehmen sorgt

weltweit für Offenheit

MAGNA CAR TOP SYSTEMS GmbH

84 Von der Heimatverbundenheit zur

Earth4all-Initiative

Jochen Sandig

88 Tiefe Verbundenheit

mit interkultureller Stadt

104 Ein selbst gegebenes

Versprechen änderte alles

Katharina Stang

106 „Wir spielen euch in Grund und Boden!“

Horst Tögel

54 Der Geschmack von Spätzle, Linsen

und einem Glas Lemberger

Carolin Klöckner

71 Von Ludwigsburg aus

in die ganze Welt

MHP Managementund

IT-Beratung GmbH

Prof. Thomas Schadt

90 Ein Ort der Bildung und Unterhaltung

Dr. Isabell Schenk-Weininger

109 IT-Know-how aus Möglingen in

die ganze Welt

USU Software AG

56 Stadt ökonomischer, ökologischer

und sozialer Nachhaltigkeit

Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler

72 Abschalten im heimischen Wald

Lena Nuding

92 Es gibt viele Gründe, sich hier

so richtig wohlzufühlen

Prof. Christoph Schickhardt

110 Neuer Campus signalisiert Aufbruch

in die digitale Zukunft

Wüstenrot & Württembergische AG

59 Fertigung in Kundennähe

LQ Mechatronik-Systeme GmbH

74 Vom „Wanderzirkus“ und den

politischen Stammtischen

Günther H. Oettinger

95 Schuhtradition aus Walheim verbindet

Komfort und Design

Sioux Schuhe GmbH

6 7


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDRAT DIETMAR ALLGAIER

Heimat und

Heimatverbundenheit

DER LANDKREIS WIRD 50 JAHRE ALT

Liebe Leserin, lieber Leser,

was macht eigentlich Heimat aus? Wovon sprechen

wir, wenn wir von „Heimatverbundenheit“ sprechen?

Welche Rolle spielt Heimat in unserer beschleunigten,

globalisierten Welt, in der wir alle so mobil sind wie nie

zuvor? Verändert sich unser Heimatgefühl, wo wir doch

heute gefühlt jederzeit an jedem Ort der Welt sein

könnten? Und was macht den Landkreis Ludwigsburg

für viele Menschen zu einem Dreh- und Angelpunkt

ihres Lebens?

In diesem Band mit dem Titel „Landkreis Ludwigsburg

HeimatVerbunden“ versuchen wir, Antworten auf

diese Fragen zu finden. Persönlichkeiten, die uns durch

ihr Leben, ihren Beruf oder ihre Leidenschaft beeindruckt

haben und immer noch beeindrucken, berichten

von ihrer ganz persönlichen Heimatverbundenheit mit

dem Landkreis. Unternehmen, die den Landkreis stark

prägen, erzählen ihre ganz individuellen (Erfolgs-)Geschichten.

Das Ergebnis ist ein Text- und Bildband, der

vom Verlag neomedia hochwertig gestaltet wurde und

der zum Stöbern und Schmökern einlädt. Wir möchten

damit – auch anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der

Kreisreform – unseren schönen Landkreis, seine Menschen,

seine Besonderheiten und seine Schönheit ein

bisschen feiern.

Und wenn dieses Buch, das Sie gerade in Händen halten,

Sie ganz persönlich zum Nachdenken anregt oder

Ihnen gar mögliche Antworten auf Fragen von Heimat

und Verbundenheit bietet, dann würde ich mich darüber

sehr freuen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Ihr

Dietmar Allgaier

Landrat

8 9


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

Umstrittene Reform der

Heimat-Verbundenheiten

EIN BLICK ZURÜCK AUF DIE ANFÄNGE DES HEUTIGEN

LANDKREISES LUDWIGSBURG

Wer alte Grenzen auflösen und neue

Grenzen ziehen will, stößt damit

zwangsläufig auf Kritik. Denn damit

gerät er mit alten Gewohnheiten und

Verbundenheiten in Konflikt. Das galt in besonderem

Maße für die Pläne der baden-württembergischen

Landesregierung, die Kreisgrenzen im Land neu zu ziehen

und durch größere, leistungsfähigere Einheiten zu

ersetzen. Man riskierte in den Augen vieler Menschen,

dass alte Heimat-Verbundenheiten aufgelöst und

durch neue, künstliche Verbindungen ersetzt werden.

Doch wenngleich die Debatte höchst emotional geführt

wurde, es hässliche Szenen gab und vor allem im

Altkreis Vaihingen eine Woge der Empörung über die

Straßen fegte – die Kreisreform, die zu dem führte, was

wir seit 1973 und bis heute als Landkreis Ludwigsburg

kennen, verlief vergleichsweise reibungslos.

Zwar stürmten etliche Vaihinger zum Landratsamt, um

es buchstäblich mit Bretterbeschlägen zu verrammeln

und vor dem Gebäude einen symbolischen Galgen für

den Vaihinger Landrat Fuchslocher zu errichten. Dies

jedoch geschah nicht als Protest gegen einen Anschluss

des Kreises Vaihingen an den Landkreis Ludwigsburg,

sondern vielmehr aus Wut über einen Beschluss des

Landtags, der vorsah, den Landkreis Vaihingen dem

Kreis Pforzheim und der Region Nordschwarzwald zuzuordnen.

Etliche damals noch selbstständige Gemeinden

hatten sich nämlich zuvor dafür ausgesprochen,

künftig zum Landkreis Ludwigsburg – und damit zum

Mittleren Neckarraum – zu gehören.

lichen Kreisgemeinden Bürgerentscheide abgehalten

wurden: Bei einer durchschnittlichen Beteiligung von

75 Prozent sprachen sich 94,5 Prozent der Abstimmenden

gegen die von der Landesregierung beabsichtigte

Aufteilung des Landkreises aus.

Dennoch verlief die Debatte über die Kreisreform in

diesen Fällen sachlicher als andernorts – auch aus politischen

Gründen. Die Verantwortlichen im Altkreis

Ludwigsburg, Landrat wie auch Kreistag, hatten stets

Verständnis für den Kampf der Kreise Leonberg und

Vaihingen um ihren Fortbestand gezeigt und sich aus

der Diskussion um den künftigen Zuschnitt der Kreise

weitgehend herausgehalten und – wie es einmal formuliert

wurde – „rhetorische Ausflüge und Raubzüge

in die Gebiete der für eine Auflösung vorgesehenen

Nachbarkreise“ unterlassen. Dies hat das Zusammenwachsen

des neuen Kreises wesentlich erleichtert, da

dadurch weder im Kreis Leonberg noch im Kreis Vaihingen

Emotionen gegen den Kreis Ludwigsburg aufgebaut

worden sind – Emotionen, die in zahlreichen

Die Proteste zeitigten Wirkung, der Landtag korrigierte

seine Entscheidung. Während man in Vaihingen vor

allem die Fusion mit Pforzheim zu verhindern suchte

und einen Anschluss großer Teile des Kreises an den

Landkreis Ludwigsburg als das kleinere Übel erachtete,

kämpfte man in Leonberg schlicht um den Erhalt des

alten Konstrukts. Der Wille der Bevölkerung war eindeutig.

Das zeigte sich, als am 17. Januar 1971 in sämtanderen

Gegenden des Landes das Zusammenleben in

den neuen Kreisen zumindest eine Zeit lang erschwert

hatten.

Nach 50 Jahren kann man davon ausgehen, dass die

Menschen in den 39 Städten und Gemeinden sich im

„neuen“ Landkreis Ludwigsburg gut eingelebt haben.

So sind Heimat-Verbundenheiten gewachsen, von

denen dieses Buch einige darstellen und beleuchten

möchte.

Dr. Thomas Schulz, Kreisarchiv,

Markus Klohr, Pressestelle Landratsamt

„Dennoch verlief die Debatte über die Kreisreform

in diesen Fällen sachlicher als andernorts – auch

aus politischen Gründen.“

10 11


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

TABEA ALT

Heimatverein

immer treu geblieben

DIE EHEMALIGE KUNSTTURNERIN GIBT IHRE ERFAHRUNGEN

GERN AN JUNGE TURNERINNEN WEITER

TABEA ALT

geb. 2000 in Ludwigsburg • 2005 Beginn

des Turntrainings beim MTV Ludwigsburg

• ab 2008 Training am Kunst-Turn-Forum

in Stuttgart • 2009 bis 2019 Schülerin

der Sporteliteschule Wirtemberg-Gymnasium

in Stuttgart • ab 2012 für den

MTV Stuttgart in der Bundesliga und

Mitglied des Bundeskaders • 2012 bis

2017 mit dem MTV Stuttgart mehrmalige

Deutsche Mannschaftsmeisterin • seit

2017 Mitglied des A-Kaders des Deutschen

Turner-Bundes • Bronzemedaille

am Schwebebalken bei den Weltmeisterschaften

2017 in Montréal • Gewinn des

Gesamtweltcups 2017 im Mehrkampf

sowie 6. Platz im Teamfinale bei den

Olympischen Spielen 2016 in Rio de

Janeiro • April 2021 verletzungsbedingter

Rücktritt vom Leistungssport • seit

2020 Medizinstudium an der Rheinischen

Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Für mich bedeutet Ludwigsburg Heimat, das

gilt nicht nur in familiärer, sondern auch in

sportlicher Hinsicht. Mit vier Jahren begann

ich beim MTV Ludwigsburg mit dem Turnen,

ein Jahr später wurde ich in die Talentschule des Vereins

aufgenommen. Der große Sprung kam dann, als

ich acht Jahre alt war und drei- bis viermal die Woche

am Kunst-Turn-Forum in Stuttgart trainierte. Nach

der Grundschule wechselte ich auf das Wirtemberg-

Gymnasium in Stuttgart. Leistungssportlern wird dort

die Möglichkeit gegeben, an Wettkämpfen teilzunehmen

und Unterricht nachzuholen. Ab 2012 habe ich in

der Bundesliga für den MTV Stuttgart geturnt und bis

2015 mehrere deutsche Jugendmeistertitel gewonnen.

Mit 14 Jahren freute ich mich über die Bronzemedaille

am Schwebebalken bei den Jugend-Europameisterschaften,

ein Jahr später gewann ich mit der deutschen

Junioren-Nationalmannschaft den dritten Platz beim

European Youth Olympic Festival (EYOF). Etwas ganz

Besonderes war natürlich die Teilnahme an den Olympischen

Spielen 2016 in Rio de Janeiro mit dem historischen

6. Platz im Teamfinale.

Mein ganzes Leben hat sich nach dem Sport gerichtet,

private Treffen mussten lange im Voraus geplant werden.

Dass ich 30 Stunden in der Woche trainiert und

nie das „normale“ Leben einer Jugendlichen geführt

habe, hat mir nichts ausgemacht. Turnen bedeutete

mir alles, und diese Liebe zum Sport habe ich wohl

auch ausgestrahlt. 2017 wurde ich Mitglied des A-Kaders

des Deutschen Turner-Bundes und in diesem Jahr

hatte ich einen großen Erfolg, auf den ich besonders

stolz bin: Ich habe bei meiner ersten Weltmeisterschaft

in Montreal zwei neue Elemente am Stufenbarren vorgestellt,

die nach mir benannt und als „Alt I & Alt II“

in den Code de Pointage aufgenommen wurden. Der

Gedanke, dass ich damit in der Turngeschichte verewigt

bin, verursacht mir noch heute Gänsehaut. 2017 war

überhaupt ein erfolgreiches Jahr, damals habe ich auch

den Gesamtweltcup im Mehrkampf gewonnen.

Meinem Heimatverein bin ich immer treu geblieben

und bei Einzelwettbewerben für den MTV Ludwigsburg

angetreten. Für die Bundesliga und in Teamkämpfen

war das nicht möglich.

Dass ich zwischen 2012 und 2017 mehrmals zur Sportlerin

des Jahres der Stadt Ludwigsburg ernannt wurde,

bedeutet mir sehr viel. Diese Auszeichnung in meiner

Heimatstadt erhalten zu haben, berührt mich sehr, wobei

ich auf die Ernennung zur Eliteschülerin des Sports

bundesweit und Sportlerin des Jahres der Stadt Stuttgart

2017 ebenfalls sehr stolz bin. Die Anteilnahme in

Ludwigsburg war immer groß, und alle haben mitgefiebert.

Als ich von den Olympischen Spielen zurückgekommen

bin, standen unsere Nachbarn in Neckarweihingen

auf der Straße und haben mich mit einem

Banner willkommen geheißen. Der MTV Ludwigsburg

hat speziell für mich eine Ehrung organisiert. Wenn

man so empfangen wird, merkt man richtig, was das

Wort heimkehren bedeutet. Nach der WM 2017 gab

es im Rathaus einen Empfang für mich von der Stadt

Ludwigsburg mit einer sehr persönlichen Ansprache

des damaligen Bürgermeisters.

Als ich mich im April 2021 offiziell vom Leistungssport

zurückgezogen habe, war das sehr hart für mich. Doch

mehrere langwierige Verletzungen ließen mir letztendlich

keine andere Wahl. Ich hätte nur noch mit Einschränkungen

weitermachen können, und das kam für

mich nicht in Frage. Zunächst habe ich keine Turnhalle

mehr betreten, es tat mir zu weh. Doch dann ist der

MTV Ludwigsburg auf mich zugekommen und hat mich

eingeladen, in die Turnhalle zu kommen. Ohne Wettkampf,

ohne Druck. Ich wurde von allen mit offenen

Armen aufgenommen. Der Verein steht auch hinter

mir, wenn ich nicht mehr die großen Erfolge bringe,

und das ist ein tolles Gefühl.

Seit dem Wintersemester 2020/21 studiere ich in Bonn

Medizin, und das erfüllt mich total. Besonders interessiere

ich mich für die Orthopädie, die viele Verbindungen

zum Sport hat. Mein Pflegepraktikum habe ich an

der orthopädischen Klinik in Markgröningen absolviert.

Ob ich später einmal diese Fachrichtung wähle, weiß

ich aber noch nicht. Auch Sport treibe ich weiterhin,

er gehört einfach zu meinem Leben dazu. Doch hat er

jetzt als schöne Freizeitbeschäftigung einen anderen

Stellenwert. Was ich ausbauen möchte, ist die Unterstützung

junger Turnerinnen als Mentorin. Gerade gibt

es diesbezüglich auch Gespräche mit dem Deutschen

und Schwäbischen Turnerbund. Mal sehen, was daraus

wird.

„Dass ich zwischen 2012 und 2017 mehrmals zur

Sportlerin des Jahres der Stadt Ludwigsburg

ernannt wurde, bedeutet mir sehr viel.“

Sehr wichtig ist mir auch die Unterstützung des Vereins

Aufwind am Ludwigsburger Klinikum, der Familien

mit zu früh geborenen, schwer- oder chronisch kranken

Kindern unterstützt. Es bedeutet mir viel, für diesen

Verein aus Ludwigsburg als Botschafterin zu fungieren.

Sehr gerne unterstütze ich auch die MHP-Riesen in

Ludwigsburg und wurde schon öfter zu den Heimspielen

eingeladen. Auch das ist für mich Heimatgefühl.

12 13


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

CLAIRE BEYER

Der Beginn

einer leisen Liebe

MIT ZEHN JAHREN ZOG DIE IM OBERALLGÄU

GEBORENE AUTORIN IN DEN LANDKREIS LUDWIGSBURG

CLAIRE BEYER

1947 im Oberallgäu geboren • seit 1959

im Landkreis Ludwigsburg lebend, seit

2005 in Markgröningen • seit über 20

Jahren als freie Autorin im Bereich Prosa

und Lyrik tätig; Autorin von Essays und

Kolumnen sowie Verfasserin eines Musical-Librettos

• seit 1999 Veröffentlichung

sämtlicher Romane bei der Frankfurter

Verlagsanstalt • Kurzgeschichten und

Erzählungen sind u.a. erschienen bei

Reclam, Diogenes, Insel, Rororo, Suhrkamp

• Lesungen und Veranstaltungen

mit kulturellem Hintergrund im In- und

Ausland • Mehrfache Auszeichnungen •

Ehrenamtliche Schatzmeisterin des Vereins

„Dichterhäusle Markgröningen e.V.

In den Sechzigerjahren mit den Eltern aus dem

Oberallgäu in das kleine schwäbische Dorf im

Landkreis Ludwigsburg zu ziehen, kam einer Entwurzelung

gleich. Dort die Berge, die Kühe, die

Wiesen und Bäche, die Kehllaute und die vertrauten

Gesichter. Hier die Hügel, ab und an ein Hase, Ackerflächen

und schmale Rinnsale, schwäbische Diminutive

und Fremde, wohin ich schaute. Meine neue Heimat

tat sich schwer damit, mir zu gefallen. Aber in ihrer zurückhaltenden

Art und Weise versuchte sie doch alles,

um mich für sich zu gewinnen. Nur dauerte es eine ganze

Weile und forderte viel von uns beiden.

Damals, als zehnjähriges Kind, rechnete ich mir aus, wie

lange ich ausharren musste, wie viel Zeit es brauchte,

bis ich wieder zurück in meinen Geburtsort durfte. Und

doch ist es so, dass Kinder die Eigenschaft besitzen,

sich die guten – wenn nicht sogar die besten – Dinge

für ihr Dasein auszusuchen und für sich zu nutzen. Und

eines dieser magischen Dinge war, dass ich mit meinen

Schulaufsätzen unserer Deutschlehrerin, Fräulein

Deutsch, zu gefallen wusste. Durch ihre Anerkennung

legte mein neues Zuhause den Grundstock für ein Guthaben

an, einen Grundstock für den Beginn einer leisen

Liebe.

Plötzlich zeigte das neue Draußen seine bisher verborgene

Schönheit. Es war von Streuobstwiesen gesäumt,

auf denen der Löwenzahn blühte und an deren Rändern

Haselnusssträucher, Brombeer- und Himbeerhecken

standen. Ein derart reich gedeckter Tisch versetzte

mich ins Staunen, kannte ich doch nur die sauren,

schrumpeligen Äpfelchen des Allgäus, die kaum die

Größe einer Kirsche erreichten. Überhaupt die Kirschen.

Zwei Hände voll davon und dann noch die Ohren

damit behängt, mehr Glück konnte es nicht geben.

Ich wurde mutiger, und bald führten mich meine Ausflüge

immer weiter in die Landschaft hinein, schließlich

bis zu den steilen Hängen der Weinberge. Und dort

versetze mich der erste Herbst angesichts der Früchte

und Farben geradezu in Begeisterung. Weintrauben,

rot und grün, prall und süß wie die Leibspeise der Götter,

hingen dicht an dicht und waren viel zu schön, um

auch nur eine einzige Beere zu pflücken. Ich nickte all

dem zu, und das kleine Guthaben meines jetzigen Zuhauses

wuchs wie eine Pflanze, die sich der Sonne entgegenstreckt.

Es war der alte Wengerter, der mir auf einem meiner

zahlreichen Erkundungsgänge zurief, ich solle „endlich

mal herkommen“, heute brauche er meine Hilfe.

Ich kannte ihn, hatte oft zugesehen, wie er die Reben

pflegte und die Sorgfalt bewundert, die er für seine

Stöcke aufbrachte. Mitten im steilen Hang stehend,

bat er mich, ihm die Rebschere nach unten zu bringen,

seine Beine wollten nicht mehr so wie früher. „Trau

dich, ich beiß‘ nicht“, ermunterte er mich, und zaghaft,

immer mit dem Gedanken an Flucht, stieg ich zu ihm

hinab.

Doch an diesem Tag begann die ungleiche Freundschaft

zwischen dem knorrigen und fest mit seiner

Heimat verwurzelten alten Mann und mir. Bald kam ich

täglich, half, wo ich konnte. Wollte ich etwas von ihm

wissen, kamen die Antworten oder sie kamen nicht. Auf

jeden Fall nie sofort. Denn er sammelte meine Fragen

wie Münzen in einem Kittel. Erst wenn das Tagwerk erledigt

war, setzte er sich vor seinem Weinberghäuschen

auf die Bank, klopfte auf den freien Platz neben sich

und begann zu antworten. Wer die Nachbarn waren,

was für einen Wein er kelterte, wohin die Liter flossen

(„den trinken wir selbst…“), woher die Namen der

Rebsorten kamen, wie sein Name war. „Sag Eberhard

zu mir, du Allgäuer Grott.“ Er wusste die Flurnamen,

zeigte auf den Hügel, wo einst eine Burg, die Schlüsselburg,

gestanden hatte, hob den Blick und deutete auf

den Roten Milan, der immer über uns kreiste, wenn wir

ruhten. Später packte er Brote aus, die er mit mir teilte

und hieß mich an, frisches Wasser aus dem Brunnen zu

pumpen. Seine Ruhe und Bedächtigkeit strömten jene

Wärme des Herbstes aus, die sich nur inmitten der Reben

finden ließ.

Auch wenn Eberhard den Weinberg Jahre später aufgeben

musste, weil er die Arbeit nicht mehr leisten konnte,

blieb die Verbindung zwischen uns bis zu seinem

Tod sehr eng. Das zehnjährige Mädchen von damals

hat Wurzeln schlagen können, hat selbst eine Familie

gegründet, ist hier angekommen. Und es hat längst

aufgehört, die beiden Stätten seiner Kindheit gegen-

einander aufzuwiegen. Es waren nicht nur die Bilder,

die die Natur bis heute malt, es waren insbesondere

die Menschen, die dazu beigetragen haben. Sie lernte

ich in all den Jahren zu schätzen. Zurückhaltend wie die

Landschaft, zeigen sie ihre Größe und Schönheit erst

auf den zweiten Blick. Und es sind die Menschen, die

mein Schreiben durch ihren Zuspruch und ihr Interesse

unterstützen. Das ist so in Markgröningen, wo ich lebe,

aber auch in jedem anderen Ort des Landkreises; und

auch weit darüber hinaus werden meine Texte von ihnen

mit vielen guten Gedanken begleitet.

„Das zehnjährige Mädchen von damals hat Wurzeln

schlagen können, hat selbst eine Familie gegründet,

ist hier angekommen.“

28 29


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

JOCHEN SANDIG

Von der Heimatverbundenheit

zur Earth4all-Initiative

„WAS VERBINDET MICH MIT MEINER HEIMAT?“ IST SO GROSS WIE

DIE FRAGE „WAS IST HEIMAT, WAS BEDEUTET VERBUNDENHEIT?“

JOCHEN SANDIG

geb. 1968 in Esslingen • 1990 Studium

Psychologie und Philosophie in Berlin;

Gründung Kunsthaus Tacheles, Berlin •

1993 Mitgründer Sasha Waltz & Guests,

Berlin • 1996-1999 Gründer und Leiter

der „Sophiensæle“, Berlin • 2000 - 2005

Mitglied der Künstlerischen Leitung

Schaubühne Berlin • 2006 Co-Gründer

„Radialsystem“ Space for Arts & Ideas,

Berlin • 2010 Ernennung zum „Chevalier

dans l’Ordre des Arts et des Lettres“ •

2012 Regie „Human Requiem“; nationale

und intern. Gastspiele • 2016 Auszeichnung

„Classical Next Innovation Award“

für „Human Requiem“ • 2017

Mitbegründer „World Human Forum“,

Delphi • Seit 2020 Intendant Ludwigsburger

Schlossfestspiele – Intern. Festspiele

Baden-Württemberg. Weiterentwicklung

zum „Fest der Künste, Demokratie und

Nachhaltigkeit“

Heimat empfinde ich als Begriff wesentlich

stärker als die neutrale Herkunft. Herkunft

klingt nach Ankunft und beschreibt

im Wesentlichen den Ort unserer Geburt.

Heimat ist ein poetischer Begriff, der ein Vielfaches an

Assoziationen hervorrufen kann. Daher sprechen wir ja

auch gerne von Wahlheimat, wenn wir einen Ort finden,

an dem wir uns wohl- und heimisch fühlen und an

dem wir neue Wurzeln schlagen können.

Als ich am 5. Januar 1968 in Esslingen am Neckar geboren

wurde, war kaum absehbar, wo ich wohl einmal

meine Heimat finden würde. Heimatgefühle im klassischen

Sinne entwickelt ein junger Mensch ja vor allem

in seinem allernächsten Umfeld, natürlich zunächst

im Elternhaus, in dem ich in meinem Fall glücklicherweise

sehr viel Liebe empfangen durfte. Meine Eltern

stammen beide nicht aus Baden-Württemberg, sind

aber genau hier am Neckar heimisch geworden. Meine

Mutter zog mit ihrer Familie – ihrer österreichischen

Mutter und ihrem schwäbischen Vater sowie ihren Geschwistern

– Mitte der Fünfzigerjahre von Österreich

nach Plattenhardt auf den Fildern, wo sie in jungen

Jahren meinen Vater, der aus Meißen in Sachsen kam,

kennenlernte. Mit meinen beiden Geschwistern erlebten

wir eine sehr schöne Kindheit in Esslingen, und ich

fühlte mich in meiner Familie sehr geborgen. Die Familien

meiner Eltern lebten in beiden Teilen Deutschlands,

und wir besuchten auch die väterliche Verwandtschaft

in der DDR sehr regelmäßig. Ich spürte dabei

besonders die Heimatverbundenheit meines Vaters als

ein starkes Gefühl. Ich gestehe, dass mir solch starke

persönliche Heimatgefühle eher fremd sind, aber ich

denke gerne zurück an die zahlreichen Ausflüge auf die

Schwäbische Alb oder in den Schwarzwald. Wenn ich

an Ludwigsburg denke, so gibt es in meiner Erinnerung

eine starke Verbindung zum Blühenden Barock und

dem Märchengarten, der mich immer wieder verzauberte

– vor allem die Herzogsschaukel faszinierte mich

sehr, weil dort die Dinge buchstäblich auf den Kopf gestellt

wurden, das gefiel mir. Vor kurzem entdeckte ich

ein vergilbtes Foto aus den Siebzigerjahren von einem

Ausflug unserer Grundschulklasse nach Ludwigsburg,

das vor dem Brunnen im Hof des Residenzschlosses

entstanden ist. Zu dem Zeitpunkt hätte ich es mir nicht

träumen lassen, dass ich selbst einmal als Intendant der

Ludwigsburger Schlossfestspiele in diese wunderbare

Stadt zurückkehren würde.

Heimat, das sind die Menschen, das ist die Natur und

auch die Natur des Menschen, die in Städten wahrscheinlich

mehr ihren Ausdruck findet als auf dem

Lande. Bereits in meiner frühen Jugend haben vor allem

urbane Strukturen eine große Anziehungskraft auf

mich ausgeübt. Ich bereiste zunächst vor allem viele

Städte der unmittelbaren Nachbarländer Dänemark,

Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich,

Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Auch

Griechenland, Italien, Spanien und Portugal faszinierten

mich sehr. Athen, London, Rom und Paris waren

die ersten europäischen Metropolen, die mich begeisterten.

Und vor allem Berlin hat mich noch als geteilte

Stadt schon sehr früh inspiriert, und umso mehr seit

dem Fall der Mauer fühle ich mich dieser Stadt sehr

verbunden. Hier habe ich auch Anfang der Neunzigerjahre

Sasha Waltz aus Karlsruhe kennengelernt und mit

ihr eine Familie und eine Company gegründet. Baden-

Württemberg verkörpert sich in unserer Beziehung in

einer aktiven Verbundenheit. Da wären wir wieder bei

dem schönen Begriff der Verbundenheit, in dem auch

der Bund steckt und eine starke Bindung zum Ausdruck

kommt.

Früh lernte ich die französische Sprache kennen und

lieben und reiste mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium

Esslingen, wo ich mein Abitur machte, nach Frankreich

in die Partnerstadt Vienne bei Lyon, später dann auch

nach Besançon in die Nachbarstadt von Montbéliard,

der französischen Partnerstadt von Ludwigsburg. Mit

meiner damaligen Band gastierte ich dann auch in der

italienischen Partnerstadt Udine und in der belarussischen

Partnerstadt Molodetschno bei Minsk.

Die Idee der Partnerstädte führt mich zum Wesentlichen

des Themas Heimat. Ich habe durch diese zahlreichen

Begegnungen in unterschiedlichen kulturellen

Kontexten die Heimat als ein Phänomen erlebt, das

nicht an einen spezifischen Ort gebunden ist.

Vieles hat sich für mich verändert, seitdem ich vor

einigen Jahren das World Human Forum in Delphi

mitgegründet habe und seitdem ich als Intendant die

„Internationalen Festspiele Baden-Württemberg“ in

ein „Fest der Künste, Demokratie und Nachhaltigkeit“

transformieren darf.

„Wenn ich heute nach meiner Heimat gefragt

werde, nenne ich tatsächlich an allererster Stelle

den Planeten Erde, denn das ist unser aller kostbare

Heimat, und erhalten können wir sie nur als

Weltgemeinschaft.“

Wenn ich heute nach meiner Heimat gefragt werde,

nenne ich tatsächlich an allererster Stelle den Planeten

Erde, denn das ist unser aller kostbare Heimat, und

erhalten können wir sie nur als Weltgemeinschaft. Ich

fühle mich in diesem Sinne als ein Weltbürger und in

dieser Hinsicht auch unserem heimischen Dichter und

Denker Friedrich Schiller sehr verbunden. Mein Credo:

Alle Menschen werden nicht nur Brüder, wir sind

längst Schwestern und Brüder einer großen Menschheitsfamilie!

Leben und handeln wir endlich danach,

ganz im Sinne der sehr aktuellen Initiative „Earthforall“

www.earth4all.life, die fünf sehr radikale Kehrtwenden

84 85


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

fordert, fünfzig Jahre nach dem Report „Grenzen des

Wachstums“ des Club of Rome. Dieses Buch ist ein

Stück Heimatlektüre, das ich allen Menschen gerne ans

Herz legen möchte. Ganz sicherlich können wir die großen

globalen Krisen vor allem lokal, vor Ort und in den

vielen Heimatregionen lösen, aber gleichzeitig in enger

Verbundenheit durch die gewachsenen Partnerschaften

zwischen Städten und Regionen, wofür das weltweite

Netzwerk der Partnerstädte steht. Hier ist noch

„Ich kann einen Sonnenuntergang von der

Schillerhöhe in Marbach oder eine kleine

Wanderung durch die Felsengärten in

Hessigheim sehr genießen.“

Wenn ich dann etwas ausspannen möchte, von all den

vielen globalen Fragen und Krisen, die uns umtreiben,

und ich mich ganz unmittelbar einmal mit der Erde

selbst verbinden möchte, dann zieht es mich nicht in

die Ferne, sondern an besondere Orte im Kreis Ludwigsburg,

und ich kann einen Sonnenuntergang von der

Schillerhöhe in Marbach oder eine kleine Wanderung

durch die Felsengärten in Hessigheim sehr genießen.

Mit dem fließenden Gewässer des Neckars kommen

dann auch echte Heimatgefühle auf und meine Gedanken

in einen produktiven Fluss.

viel mehr zu tun, und unser aller Handeln ist gefordert.

Daher stellen wir bei den Schlossfestspielen all unseren

Partnern aus Kultur, Politik und Wirtschaft, all unseren

Gästen und dem Publikum die Frage: Was wollen Sie

bewegen?

86 87


LANDKREIS LUDWIGSBURG – HEIMAT – VERBUNDEN

Übersicht der PR-Bildbeiträge

WIR DANKEN DEN FOLGENDEN UNTERNEHMEN UND EINRICHTUNGEN, DIE MIT

IHREN BEITRÄGEN DAS ZUSTANDEKOMMEN DIESES BUCHES ERMÖGLICHT HABEN:

Abfallverwertungsgesellschaft

des Landkreises Ludwigsburg mbH 17

www.avl-ludwigsburg.de

Altenhilfezentrum Gerlingen

gGmbH Breitwiesenhaus 23

www.breitwiesenhaus.de

BBP Kunststoffwerk Marbach

Baier GmbH 24

www.bbp-online.de

BENSELER-Firmengruppe 25

www.benseler.de

Diamant-Gesellschaft

Tesch GmbH 34 - 35

www.diamanttesch.de

Dürr AG 36 - 37

www.durr-group.com

Ensinger Mineral-Heilquellen

GmbH 38 - 41

www.ensinger.de

HALLER GmbH + Co. KG

Internationale Spedition 43

www.haller-logistics.com

HUOBER BREZEL

GmbH & Co. KG 46 - 47

www.huoberbrezel.de

LQ Mechatronik-Systeme GmbH 59

www.lq-group.com

Karawane Reisen

GmbH & Co. KG 62 - 63

www.karawane.de

Kreissparkasse Ludwigsburg 64 - 65

www.ksklb.de

LVL Jäger GmbH 66 - 67

www.lvl-jaeger.de

Magna Car Top Systems GmbH 70

www.magna.com

MHP Management- und

IT-Beratung GmbH 71

www.mhp.com

RKH Regionale

Kliniken Holding

und Services GmbH (RKH) 76 - 77

www.rkh-gesundheit.de

Robos GmbH & Co. KG 78

www.robos-labels.com

Roche Diagnostics Automation

Solutions GmbH 80 - 81

www.roche.de/ludwigsburg

Sioux Schuhe GmbH 95

www.Sioux.de

Stadtwerke Bietigheim-

Bissingen GmbH 101

www.sw-bb.de

Stadtwerke Ludwigsburg-

Kornwestheim GmbH 102 - 103

www.swlb.de

USU Software AG 109

www.usu.com/de-de

Wüstenrot &

Württembergische AG 110 - 111

www.ww-ag.com

112

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!