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Jänner 2023

- Ein Blick ins Grazer Jugendgefängnis - Gewalt in der Schule: Hilfe von der Polizei - Starke Songs gegen Mobbing - Angebot der Stadt: Telefonische Begleitung auf dunklem Heimweh

- Ein Blick ins Grazer Jugendgefängnis
- Gewalt in der Schule: Hilfe von der Polizei
- Starke Songs gegen Mobbing
- Angebot der Stadt: Telefonische Begleitung auf dunklem Heimweh

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JÄNNER 2023, AUSGABE 1

Polizei setzt auf Prävention

Gemeinsam aktiv

gegen Gewalt!

„Schüler-Schläger“ im Jugendgefängnis

GEPA, SCHERIAU, GASSER

Stars gegen Mobbing

Wichtig. Nachdem es in Graz im Herbst vermehrt zu Gewalt unter Jugendlichen kam, widmen wir diese Ausgabe des „SchülerGrazer“ ganz dem Thema

Sicherheit. Von Cybermobbing über Schülerlotsen, vom Heimwegtelefon über Prävention bis hin zum Jugendgefängnis. SEITEN 4/5, 6, 14/15


2 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Hallo

im

SchülerGrazer!

NEU. Unsere neueste Ausgabe widmet sich dem

Thema Sicherheit. Was erwartet straffällige Jugendliche

im Jugendgefängnis, was macht die Polizei

zur Prävention, welche Stars wurden gemobbt, wie

kann ich sicher mit Geld umgehen? Wir haben

Antworten auf diese und andere Fragen.

Sicherer Schulweg

Starker Verkehr sorgt auch für Gefahr auf

Grazer Straßen. Schon seit mehr als 20 Jahren

helfen dabei Schülerlotsen. Wir haben uns das

näher angeschaut. SEITE 18

Aktive Schule

Nach den Berichten über die

„Schüler-Schläger“ in Graz

wurde man am WIKU sofort

aktiv und startete eine Informationskampagne.

Schüler wurden

auf Handlungsmöglichkeiten im

Ernstfall hingewiesen, daneben

setzt die Schule sehr stark auf

Präventions-Workshops.

SEITE 6

Problem Cybermobbing

Immer mehr Schüler sind von Cybermobbing betroffen. Wir

haben mit einem Experten über die Gefahren und Hilfsangebote

gesprochen – und darüber, was man im Notfall tun kann.

SEITE 8

KK, GETTY,

HARRY SCHIF-

FER, KIKA

Filme & Serien gegen Mobbing

Der Film „Netzangriff“ widmet sich dem Thema auf eindrucksvolle Weise. Er ist aber

nicht der einzige – vor ein paar Jahren sorgte etwa die Serie „Tote Mädchen lügen

nicht“ für Aufsehen, die die Gefahren und möglichen dramatischen Konsequenzen

von Mobbing aufzeigt. Das und mehr haben wir uns angeschaut. SEITEN 22/23

derGrazer

IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER, HERSTELLER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10 |

GESCHÄFTSFÜHRUNG/REDAKTION: Gerhard Goldbrich |ASSISTENZ & MARKETING: Silvia Pfeifer (0664/80 666 6641) | CHEFREDAKTION/PROKURA: Tobit Schweighofer (DW 2618) | REDAKTION: Fabian Kleindienst

(CvD Print, 0664/80 666 6538), Verena Leitold (CvD Digital, 0664/80 666 6691), Vojo Radkovic (0664/80 666 6694), Lia Remschnig (0664/80 666 6490), Mirella Kuchling (0664/80 666 6890), Redaktions-Fax-DW

2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Robert Heschl (0664/80 666 6897), Mag. Eva Semmler

(0664/80 666 6895) | Victoria Purkarthofer (0664 / 80 666 6528 ) | OFFICE MANAGEMENT & PR-REDAKTION: Pia Ebert (0664/80 666 6642) | PRODUKTION: Burkhard Leitner | AUFLAGE: 10.000 | OFFENLEGUNG: Die

Informationen gemäß § 25 MedienG können unter www.grazer.at/gz/offenlegung-impressum abgerufen werden.


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WIR SIND

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Erwachsenen Freude an der Bewegung.

Und darauf sind wir stolz.

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4 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Ein Blick ins Grazer

INTERESSANT. Sechs Jugendliche sind aktuell in der Justizanstalt Graz-Jakomini inhaftiert. Wir haben

uns ihren Alltag und die Hintergründe genauer angesehen. Bis zu sechs Monate müssen sie dort vor allem

wegen Raubüberfällen und Drogendelikten absitzen, schwere Verbrecher kommen nach Gerasdorf.

Von Verena Leitold

verena.leitold@grazer.at

Jugendliche werden in Graz

in der Justizanstalt Jako mini

inhaftiert. Bis zu sechs Monate

müssen sie dort absitzen.

Mädchen und Burschen, die zu

mehr als sechs Monaten verurteilt

wurden, werden in die

Justizanstalt für Jugendliche

Gerasdorf in Niederösterreich

überstellt.

Momentan sind sechs Jugendliche

in Graz im Gefängnis,

teilweise wurden sie schon

verurteilt, teilweise befinden

sie sich in U-Haft und warten

auf ihren Prozess. Zu Spitzenzeiten

waren auch schon bis zu

20 Jugendliche in der JA Jakomini

inhaftiert.

Vor allem Raubüberfälle,

Bandenkriminalität und

Suchtmitteldelikte bringen die

Betroffenen hinter Gitter. Beispielsweise

sitzen auch jene

drei 14-Jährigen, die vor ein

paar Wochen Raubüberfälle

auf Gleichaltrige rund um den

Grazer Jakominiplatz begangen

haben, in diesem Gefängnis.

So sieht die Zelle aus

Bei den Jugendlichen gibt es

einen sogenannten gelockerten

Vollzug. „Die Haftraumtüren

sind geöffnet, die Insassen

können sich auch am Gang

bewegen. Es ist ein bisschen

größer, heller und bunter in der

Jugendabteilung“, erklärt Major

Walter Fussi von der Justizanstalt

Graz-Jakomini.

Die Hafträume, die entweder

alleine oder zu zweit belegt

werden, sind mit etwa 20 Quadratmetern

ebenfalls größer als

bei den Erwachsenen. Außer-

dem gibt es Holzbetten – anders

als bei den Erwachsenen,

die Betten aus Stahlrohr haben.

Im Zimmer gibt es außerdem

noch Tisch und Sessel und ein

abgetrenntes WC mit Waschbecken.

Die Dusche wird von

allen im Gemeinschaftsbereich

genutzt.

So läuft der Alltag ab

Im Gefängnis wird versucht,

den Jugendlichen Strukturen

beizubringen. Um 6 Uhr gibt es

Frühstück, danach geht es zum

normalen Schulunterricht. Dieser

findet in Kooperation mit

der Grazer Ellen Key Schule

statt. „Wir freuen uns sehr, dass

schon viele Insassen bei uns

ihren Pflichtschulabschluss gemacht

haben“, so Fussi.

Auch eine Lehre kann man

im Gefängnis theoretisch machen.

In Graz ist der Strafrahmen

mit maximal sechs Monaten

dafür aber meistens zu

kurz. Dennoch: Auch Lehrabschlüsse

hat es vereinzelt schon

gegeben. Diese werden in den

an die Justizanstalt angeschlossenen

Betrieben gemacht: Es

gibt beispielsweise eine Tischlerei,

eine Schlosserei und eine

Wäscherei.

Dort können die Jugendlichen

auch mitarbeiten, ohne

eine Lehre zu machen. Auch

bei Reparaturarbeiten im Gefängnis

können sie helfen, um

sich die Zeit zu vertreiben.

Unterstützt werden sie tagtäglich

von einem speziellen

Sozialdienst: Sozialpädagogen,

Psychologen und eine Jugendpsychiaterin

stehen ihnen zur

Verfügung. Anders als die Erwachsenen

werden die Jugendlichen

den ganzen Tag über von

einem eigenen Team betreut.

Ein Einblick in

die Jugendabteilung

der

Justizanstalt

Graz-Jakomini.

Die Hafträume

sind etwas

größer und

freundlicher

als bei den

Erwachsenen.

SCHERIAU, GASSER (4)


JÄNNER 2023 www.grazer.at

graz 5

Jugendgefängnis

Jugendgerichtsgesetz: Für welche Tat ist mit welcher Strafe zu rechnen?

☞ Jugendliche unter 14 Jahren sind nicht deliktsfähig, d.h. nicht

strafbar. Sie können also keine Anzeige bekommen und nicht verurteilt

werden. Das bedeutet aber nicht, dass nicht Erziehungsmaßnahmen

gesetzt werden können, wie beispielsweise die Unterbringung in

einer betreuten Wohngemeinschaft.

☞ Für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren gilt das Jugendgerichtsgesetz.

Die Strafrahmen sind darin in vielen Fällen niedriger

als bei Erwachsenen. Im Wesentlichen gilt, dass das Höchstmaß von

angedrohten zeitlichen Freiheitsstrafen sowie von Geldstrafen für

Jugendliche auf die Hälfte herabgesetzt wird und auf ein Mindestmaß

entfällt.

☞ Eine Gefängnisstrafe kann bedingt oder unbedingt ausgesprochen

werden. Unbedingte Freiheitsstrafen müssen gleich abgesessen

werden, bedingte nur dann, wenn man innerhalb einer festgelegten

Probezeit eine neue Straftat begeht.

☞ Für besonders schwerwiegende Straftaten kann im Jugendstrafrecht

schlimmstenfalls eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren verhängt

werden. Ansonsten gelten beispielsweise folgende Strafrahmen:

■ Körperverletzung: Je nach Schwere eine Geldstrafe oder bis zu fünf

Jahre Freiheitsstrafe

■ Sachbeschädigung: Geldstrafe oder bis zu 2,5 Jahre Freiheitsstrafe.

Außerdem muss der Schaden beseitigt oder ersetzt werden.

■ Raub, Diebstahl: Für einen schweren Raub können bis zu fünf Jahre

verhängt werden.

■ Drogen, Drogenhandel: Bis zu 7,5 Jahre sind möglich, je nachdem

ob man selbst abhängig ist, gedealt oder gar gewerbsmäßig

verkauft hat.

■ Mord: Hier kann die Höchststrafe von bis zu 15 Jahren Gefängnis

verhängt werden.

☞ Seit 1. Jänner 2020 gelten für junge Erwachsene, das sind Personen

zwischen 18 und 21 Jahren, die allgemeinen Strafandrohungen, wenn die

Straftat mit Freiheitsstrafe im Höchstmaß von mindestens fünf Jahren

bedroht ist und der Täter eine schwere Straftat begangen hat (z.B. Handlung

gegen Leib und Leben, gegen die sexuelle Integrität, terroristische

Vereinigung usw.). Es darf in diesen Fällen für junge Erwachsene jedoch

maximal eine Freiheitsstrafe von 20 Jahren verhängt werden.


6 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Evelyn Trattner

In spannenden

Vorträgen

und Workshops

kann

man lernen,

wie man in

Problemsituationen

richtig

reagieren kann

– und welche

Konsequenzen

Taten haben

können.

GETTY, LPD STMK/MARTINELLI

Gewalt in der Schule:

Hilfe von der Polizei

WICHTIG. Wie kann ich reagieren, wenn ich Opfer von Gewalt werde? Mit welchen Folgen muss ich als

Täter rechnen? Die Polizei kommt mit Vorträgen an Schulen, um Gewalt schon im Vorfeld zu verhindern.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Brutale Überfälle unter Jugendlichen

regten in Graz

zuletzt auf – kurz nach einem

„Grazer“-Artikel konnte die Polizei

Verdächtige festnehmen. Neben

Ermittlungen im Ernstfall versucht

die Polizei schon im Vorfeld, also

präventiv, an Schulen zu helfen.

Denn: Wer Gewalt ausübt, sollte

sich der möglichen Folgen bewusst

sein, wer Opfer wird, soll wissen,

wir er oder sie auf mögliche Angriffe

reagieren kann. Bei den jüngsten

Vorfällen sei unter anderem eines

aufgefallen, berichtet Polizeisprecher

Markus Lamb: „Diese Überfälle

waren am helllichten Tag, an

stark frequentierten Örtlichkeiten

– aber es hat niemand um Hilfe gerufen.“

Das ist auch ein Aspekt, an

dem man an den Schulen ansetzt,

berichtet Chefinspektorin Evelyn

Trattner, Leiterin der Kriminalprävention

in Graz.

Ein wichtiger Bereich ist laut

Trattner aber gerade auch, wie

man sich in Krisensituationen

verhält. Etwa, wenn man plötzlich

von einer fremden Person festgehalten

wird – oder von anderen

Jugendlichen geschlagen. „Laut

schreien, andere Menschen persönlich

ansprechen, um Hilfe bitten

– und vielleicht schon vorab

die Straßenseite wechseln, wenn

man ein ungutes Gefühl hat“, erklärt

Trattner.

Richtig reagieren

Die Präventionsarbeit der Polizei

geht nach der Volksschule aber

noch weiter, wie Trattner berichtet.

Ab der 5. Schulstufe gibt es das

Projekt „Under 18“. Konkret gibt es

dabei drei Schwerpunkte.

☞ „All Right – Alles was Recht

ist“, ein Gewaltpräventionsprogramm.

In insgesamt 13 Unterrichtseinheiten

geht es auch darum,

Konsequenzen des eigenen

Verhaltens zu erkennen. „Wir

versuchen auch, Handlungsstrategien

mit den Kindern zu erarbeiten“,

so Trattner. „Wenn ein

Fünftklässler beispielsweise an­

gepöbelt wird, soll er andere

Handlungsmöglichkeiten kennen,

als zuzuschlagen.“

Ganz wichtig sei es, das erklärt

auch Edgar Raffler, der die Workshops

in Graz-Umgebung durchführt,

„Nein“ zu sagen – zum Beispiel

wenn es zu Mobbing kommt:

„Hinstellen, Hand ausstrecken,

Abstand herstellen und ‚Stopp‘

sagen, das Gegenüber auch mit

dem Vornamen ansprechen. Es

ist ganz wichtig, das zu kommunizieren.“

Für Zu- und Wegseher

sei es bei Mobbing wichtig zu verstehen:

Man kann eingreifen und

helfen.

☞ Click & Check: Das zweite

Programm widmet sich vor allem

den Gefahren des Internets.

Die eigene Privatsphäre, die persönlichen

Daten – beides gilt es zu

schützen. Gleichzeitig muss man

auch mit Folgen rechnen, wenn

man den Datenschutz von Bekannten

und Mitschülern verletzt.

☞ Look@your.Life: Dabei sieht

man sich große Lebensbereiche,

Klasse, Party, Time-out sowie

Schule und Familie an. Gerade

die Freizeit sei ein wichtiger

Faktor, wie Trattner betont: „Viele

Jugendliche wissen nicht mehr,

wie sie ihre Zeit ohne ihr Handy

verbringen können.“ Das sei aber

wichtig, auch für die Kriminalprävention.

„Denn wenn Jugendliche

nur noch online leben, kann

es schnell passieren, dass man in

eine falsche Welt abrutscht“, so

Trattner. Das Handy hin und wieder

wegzulegen kann auch gesundheitlich

helfen: Laut Trattner

kann es durchaus zu Überlastungen

kommen. „Bis zum Burnout“,

so die Expertin. Der richtige Umgang

mit Alkohol und das Wissen

über dessen gesundheitliche Risiken

ist ebenfalls Teil des Projekts.

Wichtig ist auch das Aufbauen von

Zivilcourage: Mitschülern zu helfen,

wenn sie gemobbt oder angegriffen

werden, ist auch Thema

des Projekts.

Interessierte Schulen können

sich bei der Polizei für Kurse melden

– also einfach bei den Lehrern

nachfragen.


JÄNNER 2023 www.grazer.at

WIKU nach Gewalt-Vorfällen in Graz:

graz 7

„Wir haben sofort reagiert“

ENGAGIERT. Am Wirtschaftskundlichen Bundesrealgymnasium in Graz wurde nach den Vorfällen

unter Jugendlichen sofort reagiert und eine Informationskampagne gestartet. Mit Tipps für Schüler.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Mitte November kam es

in Graz zu einer Serie

brutaler Überfälle unter

Jugendlichen. Kurz nach einem

„Grazer“-Bericht über die Vorfälle

konnte die Polizei die sogenannten

„Schüler-Schläger“ verhaften

– ihnen könnten lange Haftstrafen

drohen. In Grazer Schulen wurde

man infolge dieser Fälle hellhörig.

So startete etwa WIKU-Direktorin

Eva Ponsold sofort eine Informations-Kampagne.

„Bei uns

gab es zwar noch keinen Vorfall,

aber der ‚Grazer‘-Bericht war sehr

aufrüttelnd“, berichtet sie. Deshalb

habe sie umgehend reagiert

und ein Mail an alle Lehrer ausgeschickt:

„Damit sie die Schüler informieren,

dass es in Graz zu diesen

Fällen gekommen ist und dass

sie aufpassen müssen.“ Im Zuge

der Informations-Kampagne gab

man auch wichtige Tipps:

☞ Am Schulweg beieinander

bleiben und in Gruppen gehen.

„So kann man sich besser schützen“,

betont Ponsold.

☞ Apps downloaden, die Signaltöne

von sich geben

☞ Nicht von fremden Menschen

ansprechen lassen

☞ Nicht alleine durch einsame

Gassen oder Straßen gehen

☞ Sofort Hilfe holen, auch wenn

man selbst nicht betroffen ist

☞ Umstehende Erwachsene

nach Möglichkeit direkt um Hilfe

ansprechen

„Ich glaube, das ist das Allerwichtigste“,

ist Ponsold überzeugt:

„Dass so viele Kinder wie möglich

darüber Bescheid wissen.“ Abgesehen

von der aktuellen Informationsoffensive

setze man im WIKU

massiv auf Präventionsarbeit.

„Wir kooperieren da sehr gut mit

der Polizei und versuchen in so

vielen Schulstufen wie möglich

Workshops abzuhalten.“ Themen

seien etwa Gewaltprävention,

Drogenprävention, aber auch Zivilcourage.

Am WIKU wurde nach dem „Grazer“-Artikel rasch reagiert.

Eva Ponsold

KK, WIKU

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8 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Cybermobbing:

„Niemand hat es

verdient, beleidigt oder

beschimpft zu werden“

Nachrichten am Handy, Postings auf Instagram, Videos auf TikTok: Auch digitales Mobbing kann schwer verletzen – und Folgen haben.

WICHTIG. Cybermobbing trifft immer mehr Kinder und Jugendliche hart. Experte Eno Zajic erklärt

Hintergründe, wohin man sich im Ernstfall wenden kann und was man zum Schutz unternehmen kann.

GETY, AK STMK

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Eines ist klar: Mobbing ist Gewalt

– egal ob in der Klasse,

übers Handy mit WhatsApp

und Co oder über Plattformen wie

TikTok, Instagram oder Discord.

Ebenfalls klar: Wer betroffen ist,

ist nicht allein. Nicht nur, weil es

auch viele Beispiele berühmter

Personen gibt, die in ihrer Schulzeit

gemobbt wurden (siehe S.

14/15), nein, Schätzungen gehen

davon aus, dass mittlerweile bis

zu 80 Prozent der Schüler direkt

oder indirekt von Cybermobbing

betroffen sind.

Das berichtet auch Experte Eno

Zajic von der Arbeiterkammer

Steiermark, der in Schulen im

ganzen Bundesland Workshops

zu diesem Thema abhält. „Es gibt

keine Klasse, in der ich im letzten

Jahr war, in der niemand von Cybermobbing,

Beleidigungen übers

Internet oder Handy, betroffen

war“, erzählt er. Im Zuge der Corona-Pandemie

habe sich das Problem

verstärkt.

Viele Ursachen

Die Gründe können vielfältig sein.

„Oft kommt es zu Beschimpfungen

aufgrund der Herkunft oder

des Glaubens, der sexuellen

Orientierung oder

auch aufgrund eines

Alleinstellungsmerkmals“,

berichtet Zajic.

Gerade das, was uns

besonders macht und

von anderen abhebt,

wird dann manchmal

Grund für Mobbing.

Auch Beeinträchtigungen jedweder

Art – „oft reicht schon

eine Lernschwäche“ – können

Mobbing-Auslöser sein, ebenso

wie Geld. Gerade in Zeiten der

aktuellen Teuerungen. „Da ist

es für viele nicht möglich, teure

Markenkleidung und Statussymbole

zu beschaffen“, so Zajic. Das

Wort „Geringverdiener“ sei oft

leider schon zum Schimpfwort

geworden, auf der anderen Seite

würden Kinder auch als „rich

kids“ bezeichnet. „Das kann genauso

belastend sein“, erklärt der

Experte.

Was tun?

Seitens der Arbeiterkammer klärt

man in Schulen auf, welche Folgen

Mobbing haben kann, was

Eno Zajic

schon dazugehört und wie man

sich schützen kann. Zum Beispiel:

☞ Bei Schüler-Whats-

App-Gruppen überlegen,

wie man mit Administratorenrechten

umgeht. Hat die jeder,

oder haben sie nur

manche – die damit

wiederum die Macht

haben, andere auszuschließen?

☞ Privatsphäre-Einstellungen:

Allgemeine Geschäftsbedingungen

durchlesen, überlegen, ob

und welche Fotos man postet.

„Fotos können ja auch bearbeitet

oder verunstaltet werden“, so

Zajic. Benachrichtigungen empfiehlt

er grundsätzlich auszuschalten.

☞ Menschen, die einen fortlaufend

beleidigen, einfach blockieren.

☞ Wenn Mobbing auftritt: Beweise

sichern und Screenshots

sammeln.

☞ Kontakt zu Eltern, Lehrern,

Vertrauenspersonen, Freunden

aufnehmen.

☞ Anonym Hilfe suchen kann

man bei saferinternet.at oder bei

Rat auf Draht (unter der Telefonnummer

147).

☞ „In letzter Instanz kann man

auch Anzeige erstatten“, so Zajic.

Denn: Cybermobbing ist ein

Straftatbestand. Im Extremfällen

kann eine jahrelange Haftstrafe

die Folge sein.

Der Experte rät, sich an die eigenen

Eltern zu wenden – vielleicht

kann ein klärendes Gespräch

mit dem Mobber oder

dessen Eltern helfen. „Oft ist den

Tätern die Tragweite ihres Handelns

nicht bewusst. Das fängt

als lustiger Scherz an, wird aber

bitterer Ernst“, erklärt Zajic, der

einen Wunsch hat: „Gehen wir

doch sorgfältig und wertschätzend

miteinander um. Wir haben

alle unsere Einzigartigkeiten, sind

alle wertvoll. Keiner hat es verdient,

beleidigt oder beschimpft

zu werden.“


Hilfe finden

■ www.saferinternet.at

■ 147 – Rat auf Draht: Notrufnummer

■ Beratungs- und Bildungsangebot

der Arbeiterkammer: 05-

7799-2427; bildung@akstmk.at


JÄNNER 2023 www.grazer.at

Angebot der Stadt:

graz 9

Telefonische Begleitung

auf dunklem Heimweg

BEGLEITUNG. Mit dem

Heimwegtelefon können

sich auch Jugendliche

nach Hause begleiten

lassen, wenn sie sich in

der Nacht allein unwohl

fühlen: Erreichbar sind

die Mitarbeiter unter

0 316/872-2277.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Gewalt kommt nicht nur

am Schulhof vor, auch

unterwegs machen sich

viele junge Menschen Sorgen.

Gerade auch im Dunkeln, etwa

am Heimweg von einer Party,

einem Treffen mit Freunden im

Park oder einem gemeinsamen

Ausflug in ein Lokal. Da kann es

schon leicht vorkommen, dass

einen ein mulmiges Gefühl beschleicht,

gerade wenn man

allein unterwegs ist. Die Stadt

Graz hat deshalb schon vor einiger

Zeit das Projekt des „Heimwegtelefons“

gestartet. Speziell

auch für Jugendliche.

Auch Infos angeboten

Wie das funktioniert? „Das übernehmen

die Ordnungswächter,

die nach dem steirischen Jugendschutzgesetz

auch ausgebildete

Jugend-Aufsichtsorgane

sind“, berichtet Gilbert

Sandner, Leiter des

städtischen Sicherheitsmanagements.

Freitag, Samstag und

vor Feiertagen können

Menschen aller

Altersgruppen unter

0 316/872-2277 anrufen

und sich von der Ordnungswache

beruhigen und telefonisch

sicher nach Hause begleiten

lassen. Oft reicht schon

ein Telefonat aus, um ungute

Gefühle verschwinden zu lassen.

„Im Vorjahr haben das insgesamt

40 Personen in Anspruch

genommen – da ist also sicher

noch Luft nach oben“, erzählt

Sandner. Nach Ende der Corona-

Maßnahmen sei jedenfalls aber

wieder ein klarer Anstieg des Bedarfs

festzustellen gewesen, die

meisten Anrufe gehen laut Sandner

zwischen 22 und 0 Uhr ein.

Der Experte kann auch beruhigen:

Tatsächlich geht es laut

Sandner bei den Anrufen

glücklicherweise kaum

um konkrete Vorfälle,

sondern tatsächlich

einfach um eine Begleitung

nach Hause

oder zum jeweiligen

Treffpunkt. Gerade

auch junge Menschen

würden das Angebot

immer wieder nutzen – es fehlt

nur noch an Bekanntheit.

Gleichzeitig bietet man ihnen

mit dem Heimwegtelefon auch

Gilbert Sandner

ein besonderes Service: Die Ordnungswache

informiert nämlich

auch zu Fragen rund ums Jugendschutzgesetz:

also ob Alkohol

und Zigaretten erlaubt sind,

wie lange man gesetzlich schon

unterwegs sein darf und mehr.

Das Heimwegtelefon, es ist

ein gemeinsames Projekt der

Ordnungswache mit dem Amt

Im Dunkeln am

Heimweg allein

– da kann man

auch mal Angst

bekommen. In

Graz gibt es dafür

das Angebot des

„Heimwegtelefons“,

gerade

auch für junge

Menschen. GETTY, STADT

GRAZ/FISCHER

für Jugend und Familie, führte

Graz schon 2016 ein – als erste

Stadt Österreichs. So sollte niemand

mehr ein mulmiges Gefühl

am Heimweg haben müssen.

Wichtig und beruhigend zu

wissen: In brenzligen Situationen

verständigt die Ordnungswache

sofort die Polizei. Die

kann dann schnell tätig werden.

Wer sich nachts Sorgen macht, kann 0 316/872-2277 anrufen. STADT GRAZ


10 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Wenn es zu Gewalt

kommt, gerade im

Bereich der Familie,

gibt es Stellen, an

die man sich wenden

kann. GETTY, STADT GRAZ

Gewalt in der Familie:

Wer sich Sorgen

macht, ruft den

Bereitschaftsdienst

HILFREICH. Wenn Kinder oder Jugendliche in der Familie von Gewalt betroffen sind, kann man sich

zu jeder Zeit an den Bereitschaftsdienst der Stadt Graz wenden. So kann man Betroffenen helfen.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

AMartin ist in letzter Zeit irgendwie

anders, Lena lacht

nicht mehr so oft wie früher

– die Anzeichen dafür, dass es Mitschülern

schlecht geht, können

vielfältig sein. Genauso wie die

Gründe dafür. Ganz schlimm ist

es, wenn es im engsten Umfeld,

vielleicht in der eigenen Familie,

zu Gewalt kommt. Aber auch da

gibt es Hilfe: Das Amt für Jugend

und Familie der Stadt Graz hat

dafür zum Beispiel einen eigenen

Bereitschaftsdienst eingerichtet.

Zu jeder Zeit

„Aktuell haben wir acht Mitarbeiterinnen,

die rund um die Uhr im

Einsatz sind – 365 Tage im Jahr, 24

Stunden am Tag. Das ist einzigartig

in Österreich“, berichtet Helmut

Sixt, der den Bereitschaftsdienst

leitet. Im Vorjahr wurden

812 Beratungen durchgeführt, davon

beispielsweise 248 (31 Prozent)

zum Thema Obsorge und

Kontaktrecht und 31 zu Gewalt in

der Familie (3,83 Prozent).

Eben um den Schutz vor Gewalt

im engsten Umfeld geht es dem

Bereitschaftsdienst hauptsächlich.

„Da werden wir kontaktiert,

wenn sich jemand um ein Kind

Sorgen macht – weil es von Gewalt

betroffen ist oder auch von

Vernachlässigung. Dann klären

wir die Situation und auch, ob

sofort eine Nothilfe für die Kinder

gebraucht wird.“ 725 Meldungen

wurden in Graz im Vorjahr

bearbeitet. 350

Kontakte gab es in der

Nacht-, Wochenendund

Feiertagsbereitschaft,

60 Mal halfen

die Mitarbeiterinnen

vor Ort. Viele Meldungen

kommen von

Schulen und anderen

Kinderbildungseinrichtungen, da

es dort eine Meldepflicht gibt.

Kommt es zu einem Vorfall, der

in den Bereich des Kinderschutzes

fällt, wird der Kontakt an den

Bereitschaftsdienst weitergeleitet.

Helmut Sixt

„Unsere Mitarbeiterinnen rufen

bei den Meldern an, klären ab,

welche Hinweise es gibt, wie die

Situation aussieht, ob die Krisensituation

gerade stattfindet. Wenn

ja, dann gibt es einen Einsatz vor

Ort“, berichtet Sixt.

Familien erhalten

Wichtig ist: Wer einen Vorfall

meldet, hilft und tut etwas Gutes.

Angst, dass man damit Familien

zerstört, muss man nicht haben,

wie Sixt erklärt: „Wir arbeiten

grundsätzlich familienerhaltend.

Es geht

darum, mit den Eltern

gemeinsam eine Situation

zu schaffen, die

gut für das Kind ist.“

Am besten sei es aber,

wenn die Eltern von

sich aus kommen. „Das

passiert auch immer wieder“, so

Sixt. „Diese Situationen entstehen

ja oft aus Überforderung – Eltern,

die sich nicht anders zu helfen

wissen als durch Gewalt.“

Und dann? „Wir versuchen,

mit den Eltern über die Situation

zu sprechen und nach Handlungsalternativen

zu suchen. Wie

könnte man anders reagieren?

Gibt es ein zweites Elternteil oder

Großeltern, die entlasten können?“

Die Meldezeiten blieben in den

letzten Jahren annähernd gleich,

laut Sixt merkt man nur eine

leichte Zunahme, was aber auch

an der zunehmenden Bekanntheit

des Angebots liege. Aber:

„Was sich in den letzten zwei bis

drei Jahren in Graz verdoppelt

hat, sind Betretungsverbote – Gewalt

zwischen Elternteilen, wo

auch Kinder im Haushalt sind“,

so Sixt, der jedenfalls zur Nutzung

des Angebots im Bedarfsfall

aufruft: „Es geht uns um Hilfe!“


Bereitschaftsdienst

Tel. 0 316/872-3043

E-Mail: bereitschaftsdienst.

jugendamt@stadt.graz.at


JÄNNER 2023 www.grazer.at

graz 11

Was tun, wenn Kollegen

gemobbt werden?

SCHWIERIGER FREUNDSCHAFTSDIENST. Es ist nicht gerade leicht, jemandem zu helfen, der

gemobbt wird. Schließlich möchte man es nicht noch schlimmer machen und auch nicht selbst in

die Schusslinie geraten oder als Petze dastehen. Was man tun kann, um das Mobbing zu beenden.

Von Verena Leitold

verena.leitold@grazer.at

Wenn ein Freund gemobbt

wird, wissen

viele nicht, was sie tun

sollen. Tatsächlich ist die Lage

heikel, denn man könnte es

für die betroffene Person noch

schlimmer machen – oder die

Täter auf einen selbst aufmerksam

machen. Wenn man sich

aber an ein paar einfache Regeln

hält, kann man viele Situationen

entschärfen. Hier einige Tipps:

☞ Ruhig bleiben, nicht selbst

zum Täter werden: Sag dem

Mobber, dass du nicht cool fin-

dest, was er macht. Schrei nicht

und bring die Situation nicht

zum Eskalieren, sondern sag

ganz ruhig: „Das ist nicht okay.

Bitte hör auf damit!“ Mobbe auf

keinen Fall zurück, beschimpf

den Mobber nicht. Zweimal

falsch ist nicht einmal richtig!

Wenn dein Freund im Internet

gemobbt wird, schreib nicht

öffentlich, sondern eine private

Nachricht. Ansonsten könnte er

das Gefühl haben, sich selbst behaupten

zu müssen, und es wird

schlimmer.

☞ Verstärkung suchen: Wenn

du dich nicht traust, deinem

Freund alleine zu helfen, hol ein

paar Kollegen, die gemeinsam

mit dir etwas gegen den oder die

Mobber unternehmen. Wenn

sie sehen, dass der Gemobbte

jemanden hinter sich hat, ist es

nicht mehr so leicht, ihn zu mobben

– schließlich ist er dann kein

Außenseiter mehr. Und auch

Mobber tun sich schwer, gegen

eine größere Gruppe anzukommen.

☞ Lass den Gemobbten nicht

alleine. Mobber greifen nämlich

oft genau dann an, wenn das Opfer

alleine ist. Setz dich zu deinem

Kollegen, verbring die Pause

mit ihm, verlasst die Schule

gemeinsam.

☞ Sprich mit einem Lehrer,

dem du vertraust. Gemeinsam

könnt ihr überlegen, was zu tun

ist. Ein einfaches Machtwort hilft

oft auch nicht – dann wird das

Mobbing nur kurzfristig beendet.

Es sollte also jemand sein, der dir

zuhört und mit dir eine Lösung

findet.

☞ Selbstbewusstsein stärken:

Wenn du nicht gegen das Mobbing

an sich ankommst, hilf dem

Gemobbten, mehr Selbstvertrauen

aufzubauen, und zeig ihm,

dass er nicht alleine ist. Mach

ihm zum Beispiel Komplimente

oder bezieh ihn direkt in Freizeitaktivitäten

deiner Gruppe ein.

GETTY


12 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Burnout an Grazer Schulen?

Grazer Schüler

im Dauerstress

Wenn immer

nur Leistung

gefragt ist,

bleiben eigene

Interessen

und Kreativität

auf der

Strecke. Und

irgendwann

macht dann

das Lernen

auch keinen

Spaß mehr.

GETTY, FOTO FISCHER

ÜBERFORDERUNG. In der Schule wird Kindern und Jugendlichen tagtäglich oft zu viel abverlangt.

Nach der Pandemie leiden bereits über 50 Prozent der Oberstufenschüler unter Schulstress.

Von Mirella Kuchling

mirella.kuchling@grazer.at

Kann man bei Schülern

auch von Burnout sprechen?

Josef Zollneritsch: „Dieses

Wort ist stärker berufsbezogen,

daher passt es nicht so. Bei

Schülern spricht man von Überlastung,

Schulstress, Überforderung,

Schulangst, Depressionen.“

Sollte die Schule nicht ein geschütztes

Umfeld bieten?

Malik: „Laut der Psychoanalytischen

Denkschule ist die Schule

ein gesellschaftlicher Schonraum,

der Wachstumschancen

ohne übertriebenen Leistungsdruck

bietet. Die Arbeitswelt ist

auf Produktion ausgerichtet, die

Schule sollte das nicht sein. Bis

zum 18. oder 19. Lebensjahr sollten

die Schüler nicht der Schonungslosigkeit

der Arbeitswelt

ausgeliefert sein.“

Was ist passiert?

Zollneritsch: „Die Entwicklung

ging und geht – zumindest

in gewissen Fächern – immer

mehr in Richtung Leistung. Es

wird weniger möglich, individuelle

Interessen zu entfalten.

Auch die Kreativität leidet

darunter.“

Die Ursachen?

Zollneritsch:

„Der Leistungsgedanke

der Gesellschaft

rückt immer

weiter in den Vordergrund.

Wenn man

nur funktionieren

muss, leidet die Beachtung

der Befindlichkeitssituation.

Wir fühlen uns alle immer

mehr dem Druck ausgesetzt, und

das überträgt sich natürlich auf

die Kinder. Ich bin kein Anhänger

davon, dass man die Welt

untergehen sieht. Aber in der

Zeit, in der wir uns befinden, in

diesem Leistungswahn, ist die

Beachtung der Befindlichkeit eines

jungen Menschen beinahe

schon Luxus.“

Josef Zollneritsch

Kann man die Überforderung an

Zahlen festmachen?

Zollneritsch: „Wir haben derzeit

145.000 Schüler in der Steiermark.

Und die Zahlen sind

ziemlich

einheitlich:

Wir können davon

ausgehen, dass bisher

25 bis 30 Prozent

der Schüler

– aus unterschiedlichen

Gründen –

die Überforderung

spürten. Es stecken

stark soziale, emotionale,

psychische Ursachen

dahinter.“

Und seit der Pandemie?

Zollneritsch: „Seit Covid betrifft

es über 50 Prozent, bei den

Älteren zwischen 14 und 18 Jahren

ist das noch deutlicher bemerkbar.

Jetzt sind wir in einer

Phase, in der vieles zeitverzögert

sichtbar wird oder überdeckt ist.

Wir leben vordergründig Normalität,

aber das heißt nicht, dass es

uns allen gut geht.“

Welche Themen in Richtung

Überforderung der Schüler sind

gerade besonders aktuell?

Zollneritsch: „Schulabsentismus,

das ist das Fernbleiben

von der Schule aus sozialen

Gründen. Schüler gehen einfach

nicht mehr in die Schule,

manche sperren sich zuhause

ein, um dem sozialen Druck zu

entgehen. Hier muss man rasch

und effizient reagieren, alle betroffenen

Erwachsenen müssen

zusammenwirken, eine gemeinsame

Sprache zwischen Jugendlichen

und Erwachsenen finden.“

Wie kann all diesen Schülern generell

geholfen werden?

Zollneritsch: „Wenn Schwierigkeiten

auftauchen, ist es ganz

wichtig, dass die Schüler den

Mund aufmachen. In einem

Klima des Vertrauens können

Dinge frühzeitig zum Ausdruck

gebracht werden. Ich empfehle

als Anlaufstelle auch die Hotline

,Rat auf Draht‘ mit der Telefonnummer

147.“


JÄNNER 2023 www.grazer.at

graz 13

Jugendkonto: Aber sicher!

WICHTIG. Es ist nie zu früh, sich mit Geld und Finanzen allgemein auseinanderzusetzen. Warum das

wichtig ist, welche Gefahren zu bedenken sind und was Experten jungen Menschen sonst so raten.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Geld gibt Sicherheit, das

ist klar. Gerade deshalb

ist es auch wichtig, sich

früh Gedanken dazu zu machen

– und auch über die Sicherheit

des eigenen Gelds nachzudenken.

„Wir sehen bei der jungen

Generation steigendes Interesse

nach digitalen Finanzprodukten

sowie Geldanlagen in Aktien

und anderen Wertpapieren“, berichtet

Thomas Breitenberger,

Filialverbundleiter für Graz der

Volksbank Steiermark.

Umso wichtiger, so der Experte,

sich Wissen rund um diesen

Themenbereich anzueignen.

„Das notwendige Basiswissen

dafür umfasst Fragen zum allgemeinen

Umgang mit Geld, zu

Möglichkeiten der Altersvorsorge

bzw. Geldanlage, zum Wirtschaftssystem

und der Rolle von

Unternehmen und Banken. Persönlich

muss sich jeder Mensch,

ob jung oder älter, immer dieselbe

Frage stellen: Wie gehe

ich mit meinen Einnahmen und

Ausgaben um, wie strukturiere

ich diese über die Zeit und

wofür will und kann ich mir

schlussendlich Geld ausleihen

bzw. zur Seite legen.“

Gefahren bedenken

Ein „Zu früh“ gibt es laut Breitenberger

gar nicht, wenn es

darum geht, den Umgang mit

Geld zu lernen. Er empfiehlt das

„zumindest mit dem ersten Taschengeld,

in der Regel aber ab

dem 10. Lebensjahr“. Besonders

wichtig ist das gerade vor dem

Hintergrund technischer Neuerungen.

Internet, Handy, Smart

Watches – immer öfter wird bargeldlos

oder sogar digital bezahlt,

was durchaus praktisch

ist. Allerdings, so betont Volks-

bank-Kundenberater Sebastian

Hummel: „Das ist auch mit Gefahren

verbunden.“ Er rät: „Daten

genau prüfen, bevor ich zum

Beispiel meine Smart Watch

oder mein Handy verwende.

Handy nie unentsperrt liegen

lassen und nicht gedankenverloren

handeln, sondern bewusst

hinschauen.“

Auch Cyberkriminalität ist

eine Gefahr. Breitenberger: „Als

Bank fordern wir Kundinnen

und Kunden niemals über Mail

oder SMS auf, persönliche Kundendaten

bekannt zu geben.

Das erfolgt immer nur über einen

geschützten Raum. Seit einigen

Monaten bemerken wir

zusätzlich auch ein verstärktes

Aufkommen von Fake-Nachrichten

bzw. Phishing-Mails unterschiedlicher

Unternehmen.

Hier gilt höchste Vorsicht, insbesondere

beim Öffnen von Anhängen

bzw. Links!“ Bei Unsicherheit

solle man den Berater

kontaktieren.

Expertentipps

Lohnenswert kann jedenfalls sein,

früh ein Jugendkonto abzuschließen

und sich professionell beim

Einstieg in die Finanzwelt beraten

zu lassen. Hummels Tipps für Jugendliche:

„Die Ausgaben sollten

so strukturiert sein, dass sie das

Einkommen nicht übersteigen.

Wir empfehlen die 50-30-20 Regel.

Dabei werden 50 Prozent der verfügbaren

Mittel für die Grundbedürfnisse

verwendet, 30 Prozent

für Freizeit, Hobbys & Sonstiges

und der Rest wird gespart, um sich

den einen oder anderen Traum in

Zukunft erfüllen zu können.“ Und

Breitenberger empfiehlt: „Zu lernen,

wie man mit seinem Geld

umgeht, ist unabhängig davon,

wie viel man hat. Ein Termin bei

einer Beraterin bzw. einem Berater

lohnt sich definitiv immer.“

Die Experten

Thomas Breitenberger

und Sebastian

Hummel

(v. l.)

informieren,

warum junge

Menschen

sich mit ihren

Finanzen

beschäftigen

sollten. GETTY,

FISCHER


14 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Weltstars mit Mobbing-

Cristiano Ronaldo

Es wird nichts mit einem WM-

Titel, das ist seit Mitte Dezember

klar. Das ändert nichts daran, dass

Cristiano Ronaldo zu den erfolgreichsten

und besten Fußballern

aller Zeiten zählt. Fans hat er

mittlerweile nicht nur bei seinen

Ex-Vereinen Manchester United,

Real Madrid oder Juventus Turin,

sondern auf der ganzen Welt,

im Vorjahr erreichte er als erster

Mensch mehr als 500 Millionen Follower

auf Instagram. Der aus ärmlichen

Verhältnissen stammende

portugiesische Fußballstar musste

aber auch ganz andere Zeiten

erleben: Nach seinem Umzug von

der Insel Madeira in die Hauptstadt

Lissabon wurde er aufgrund seines

Dialekts gehänselt. Aufhalten ließ

er sich davon nicht – und der Rest

ist Fußballgeschichte.

Jennifer Lawrence

Richtig bekannt

geworden ist sie

durch die „Tribute von

Panem“-Filmreihe, seither

zählt sie aber wohl

zu den größten Filmstars

des Planeten und ist für

viele junge Menschen

zum Vorbild geworden.

Jennifer Lawrence

wurde mittlerweile mit

nur 32 Jahren schon

mit drei Golden Globe

Awards und einem Oscar

ausgezeichnet. Kaum zu

glauben, aber auch sie

wurde in ihrer Schulzeit

gemobbt. Sie galt als zu

burschikos und musste

sogar mehrfach die

Schule wechseln. Im

Nachhinein erst sei ihr

klar geworden, dass sie

sich nie hätte verstellen

sollen, um gemocht zu

werden, verriet sie der

Huffington Post.

Robert Pattinson

VORBILDER. Auch

Top-Stars wurden teilweise

in ihrer Schulzeit

gemobbt. Ihre Beispiele

geben Mut für ein Licht

am Ende des Tunnels.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Egal ob durch körperliche Gewalt,

durch Beleidigungen

oder sonstige Belästigungen

– Mobbing tut unglaublich weh.

Gerade junge Menschen, gerade

auch Schüler, kommen leider immer

noch oft in derartige Situationen.

Ihnen erscheint es dann häufig

so, als gäbe es keinen Ausweg,

als ginge diese schwere Zeit nie vorüber.

Dass das aber ganz und gar

nicht stimmt, zeigt der Blick auf berühmte

Beispiele. Denn Mobbing –

das kann wirklich jedem passieren

Im Zuge der „Twilight“-Filmreihe eroberte er vor Jahren als Teenage-

Schwarm tausende Herzen, kürzlich begeisterte er auch als düsterer

„Batman“ auf der Kinoleinwand. Aber egal ob er heute den Vampir

oder den coolen Superhelden

mimt, auch

ein Star wie Robert

Pattinson musste in

seiner Schulzeit mit

einigen Problemen

kämpfen. Laut eigener

Aussage wurde er

sogar mehrfach

verprügelt. Der Grund

war wohl schlichter

Neid. Laut Pattinson

hatten die Angriffe begonnen,

nachdem er

zum ersten Mal schauspielerte.

Das habe

andere offenbar zu

Gewalt angestachelt.

Pattinson blieb seinem

Weg aber treu – und

der Erfolg gibt ihm,

ganz im Gegensatz zu

den Mobbern, heute

recht.


JÄNNER 2023 www.grazer.at

graz 15

Vergangenheit

und hat mehr mit den Tätern als

den Opfern zu tun.

Auch viele heutige Stars, viele

Vorbilder, mussten in ihrer Schulzeit

mit Gewalt in verschiedenartiger

Form umgehen. Auch sie

wurden häufig für ihr Aussehen

gemobbt, oder für ihre Interessen,

ihre Aussprache – oder einfach

nur so. Ihre Beispiele zeigen eindrucksvoll:

Es gibt ein Leben nach

dem Mobbing, und es kann schön

und erfolgreich sein. Ob Sportikonen

wie Cristiano Ronaldo,

Schauspielerinnen wie Mila Kunis

oder Musikstars wie Miley Cyrus:

Sie beweisen, dass jeder – egal wie

talentiert, egal wie intelligent, egal

wie man aussieht – in solche Situationen

kommen kann. Sie haben es

ihren Peinigern so richtig bewiesen

und sind vielleicht sogar gestärkt

aus diesen schlimmen Erfahrungen

hervorgegangen. So schön es

wäre, wenn es kein Mobbing mehr

gäbe – diese Stars machen zumindest

Mut.

Miley Cyrus

Bei ihrem selbstbewussten Auftreten

auf der Bühne, ihrem prominenten

Vater (Billy Ray Cyrus wird mit seinem

Hit „Achy Breaky Heart“ heute ja noch

bei jeder passenden Gelegenheit

gespielt) und ihrem frühen Durchbruch

als Teenage-Star in der Disney-Serie

„Hannah Montana“ mag es viele überraschen,

aber: Auch Miley Cyrus hatte

eine schwere Schulzeit. In ihrer Autobiografie

berichtet sie von vielen Mobbing-

Vorfällen, da sie klein und dürr gewesen

sei – und von ihrer damaligen Einsamkeit

ohne Freunde. Heute hat sie schon

rund 100 Millionen Tonträger verkauft,

war mit drei Studioalben auf Platz 1 der

Charts und arbeitete mit Musik-Ikonen

wie Elton John zusammen.

GEPA, REUTERS/MARIO ANZUONI, GLENN FRANCIS/WWW.PACIFICPRODIGITAL.

COM, RAPHAEL POUR-HASHEMI/HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.

PHP?CURID=83556743, MARTIN KRAFT/HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/

INDEX.PHP?CURID=96162850, KARON LIU/ HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/

INDEX.PHP?CURID=15771575

Winona Ryder

Mila Kunis

Als Star von

Filmen wie

„Bram Stoker’s

Dracula“, „Es begann

im September“ oder

neuerdings in der

Netflix-Erfolgsserie

„Stranger Things“

kennt sie heute die

ganze Welt. Aber

Winona Ryder hatte

es als Jugendliche

nicht leicht. So trug

sie in ihrer Schulzeit,

wie sie im amerikanischen

„V“-Magazin

erzählte, einen

Kurzhaarschnitt und

wurde deshalb gemobbt,

homophob

beschimpft und auch

geschlagen und

getreten. Mittlerweile

hat sie es ihren

damaligen Peinigern

jedenfalls gezeigt.

Begonnen hat

für Mila Kunis

alles mit der

Fernsehserie „Die

wilden Siebziger“

mit nur 14 Jahren,

danach ging es

steil nach oben:

Es folgten Rollen

in Hit-Filmen wie

„Black Swan“,

„Freunde mit

gewissen Vorzügen“,

„Ted“ oder

„Bad Moms“. In

ihrer Schulzeit

machten sich

andere Kinder

über ihre geringe

Körpergröße

lustig sowie über

ihre großen Augen.

Heute lacht

Kunis, die Mobber

sind schon lange

verstummt.


16 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Mit kleinen Beuteln in die Sucht

EINSTIEGSDROGE. Rauchfrei und unsichtbar: Nikotinbeutel und Snus werden bei Jugendlichen

immer beliebter, wobei Snus in Österreich verboten ist. Abhängig machen können jedenfalls beide.

Von Mirella Kuchling

mirella.kuchling@grazer.at

Snus, gesprochen Snüs, ist ein

rauchloses Tabakprodukt,

und das macht die kleinen

Beutel auch so gefährlich: Auch

Grazer Schüler schieben sie sich

gern und zumeist – auch im Unterricht

– völlig unbemerkt

zwischen Lippe und

Zahnfleisch, woraufhin

die Mundschleimhaut

das Nikotin absorbiert.

Die Bestandteile

des kleinen Beutels:

Tabak, Aromen, Salze, Ulf Zeder

Wasser, Feuchthaltemittel

und Puffer. Ulf Zeder, der

aus Schweden stammende Suchtgiftbeauftragte

der Stadt Graz, ist

mit Snus aufgewachsen. Er erinnert

sich: „Bei uns gibt es das seit

200 Jahren. Auf hoher See und

wenn der Wind geht, zu rauchen,

war ziemlich unklug. Die älteren

Seeleute hatten alle gelbe Zähne

und ihr Zahnfleisch war weggefressen.“

Krebsrisiko

Was Jugendliche oft übersehen:

Als Tabakprodukt enthalten die

Beutel Nikotin, und dieses kann

abhängig machen. Waltraud

Posch von Vivid, der Fachstelle

für Suchtprävention: „Konsumiert

man Snus, so kann man über den

Tag hinweg gleich viel oder mehr

Nikotin aufnehmen als jemand,

der Zigaretten raucht.“ Laut Studien

erhöht der regelmäßige Konsum

von Snus, so die Expertin,

die Entwicklung von Krebs.

Laut Befragungen hat

jeder achte steirische

Schüler Snus bereits

einmal probiert. Durch

die Tabakrichtlinie

2001/37/EU ist der Verkauf

von Snus allerdings

europaweit verboten, die

einzige Ausnahme bildet Schweden.

Via Internet sind die weißen

Beutel aber trotzdem leicht erhältlich.

Gruppenzwang

Während die österreichischen Eltern

von einer neuen Todesdroge

sprechen, so Ulf Zeder, halten sich

Jugendliche, die Snus konsumieren

lieber an das Motto „no risk,

no fun“. Vor allem der Gruppenzwang

spielt da eine nicht zu unterschätzende

Rolle, die Angst, als

Außenseiter abgestempelt zu werden,

ist groß. Auch Nikotinbeutel,

die häufig mit Snus verwechselt

werden, aber keinen Tabak enthalten,

sind an Grazer Schulen ein

Thema. Jugendliche können diese,

so eine besorgte Mutter (Name

der Redaktion bekannt), bereits in

der Unterstufe kaufen. Ihre Tochter

kam durch 13-jährige Mitschüler

im Alter von 14 Jahren mit den

so harmlos wirkenden Beuteln

in Kontakt, die unter

Jugendlichen als chic

gelten und als Lifestyleprodukt

verkauft

werden. Die Mutter erinnert

sich daran, dass

ihrer Tochter oft übel

war, sie kaum etwas gegessen

hat und oft bis 3 oder 4 Uhr

in den Morgenstunden putzmunter

war.

Selbstschädigung

Zeder über diese Variante der

Beutel: „Die Schüler bekommen

einen Nikotinrausch. Mit 20

Jahren ein Bier zu trinken richtet

nicht so großen Schaden an,

aber bei Schülern ist die Lunge

noch nicht ausgereift und man

wird süchtig.“ Waltraud Posch erklärt:

„Vom österreichischen Tabak-

und Nichtraucherinnen- und

Nichtraucherschutzgesetz (TN-

RSG) sind Nikotinbeutel derzeit

nicht erfasst. Denn mangels Tabak

fallen sie nicht in die Definition

‚Tabakerzeugnisse‘. Und mangels

Erhitzung fallen sie nicht in

die Definition von ‚Verwandten

Erzeugnissen‘, zu denen E-Zigaretten

zählen. Auch die EU-Tabakprodukte-Richtlinie

regelt Nikotinbeutel

bislang nicht.“

Dabei weiß die Forschung,

dass Nikotin

als Nervengift Vergiftungserscheinungen

wie Übelkeit, Schwindel,

Kopfschmerzen,

Durchfall und Erbrechen

hervorrufen kann.

Bei zu viel Nikotin senkt sich die

Herzfrequenz und Atemnot kann

auftreten. Auch die Gefahr von

Thrombosen ist erhöht und die

Lebensdauer und Wanderung

von Krebszellen im Körper. „Die

Selbstschädigung“, so der Suchtmittelexperte

Ulf Zeder abschließend,

„ist bei Nikotinbeuteln geringer,

aber nicht harmlos. Da ist

kein Brokkoli drinnen, sondern

eine abhängig machende Substanz.

Sucht ist trotzdem Sucht.“

Hilfe Suchende wenden sich an

das kostenfreie Rauchfrei-Telefon

unter Tel. 0 800/810013.

Waltraud Posch

Snus und

Nikotinbeutel

gelten auch

unter Grazer

Schülern als chic.

Weitgehend unbemerkt

werden

sie im Unterricht

konsumiert.

Verkauft werden

beide als Lifestyleprodukte,

wobei Snus

in fast allen

europäischen

Ländern verboten

ist.

GETTY, FOTO FISCHER, VIVID


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18 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Schülerlotsen

sind seit gut

20 Jahren eine

notwendige und

auch beliebte

Institution vor

Grazer Schulen.

22 Lotsen helfen

derzeit in der

Stadt Schülern,

aber auch älteren

Menschen über

die Straße. Der

Bedarf wäre

allerdings größer.

HARRY SCHIFFER FOTODESIGN,

FOTO FISCHER, PRIVAT, KARNER

Sicherer Schulweg in Sicht

SCHÜLERLOTSEN. Morgens vergeht die Zeit besonders schnell. Autofahrer drücken aufs Gas und

nicht nur Schüler hasten über die Straße. Doch vor Grazer Schulen warten ganz spezielle Schutzengel.

Von Mirella Kuchling

mirella.kuchling@grazer.at

Schülerlotsen“, so Thomas

Fischer, Leiter des Straßenamtes

Graz, „werden über

das Parkraum- und Sicherheitsservice

bestellt.“ Wann dieses

erfolgreiche Projekt der Schulwegsicherung

in Graz genau

gestartet wurde, ist nicht mehr

eruierbar, „fest steht jedoch,

dass es sich seit mehr als

20 Jahren bewährt hat“,

so Fischer. Senioren

oder Menschen ohne

Beschäftigung mit

Freude an der Arbeit

und der nötigen Portion

Verantwortungsbewusstsein

schlüpfen

in die Lotsen-Uniform. Eine halbtägige

Einschulung durch einen

Polizeibeamten, finanziert durch

die Stadt Graz in Kooperation

mit dem Stadtpolizeikommando,

macht sie fit für den Zebrastreifen.

Grundlagen

Wolfgang Baierl schult diese Lotsen

in ihr neues Aufgabengebiet

ein. Das Wort Schutzweg, so der

Polizeiinspektor, „suggeriert einen

Schutz, der nicht so da ist. Zebra­

streifen ist mir lieber.“ „Es sind super

engagierte und bei Kindern

und Eltern sehr beliebte

Leute“, freut er sich über

das tolle Feedback, das

die Lotsen bekommen.

Zwei Stunden lang

bringt der Polizeiinspektor

ihnen die rechtlichen

Grundlagen ihrer

Tätigkeit nahe. Die

Hilfeleistung der Lotsen ist dabei

nicht nur auf Schulkinder

beschränkt, sie geleiten

auch ältere und

gebrechliche Menschen

über die Straße.

Der jeweilige Platz

wird dem Lotsen zugewiesen.

Meist bleibt er

dort, bis ein Nachfolger

das verantwortungsvolle Amt

antritt. Wobei Schülerlotsen auch

einen pädagogischen Auftrag erfüllen.

Baierl: „Man kann den Kindern

ruhig beibringen, dass sie

auch einmal warten müssen.“

Thomas Fischer

Schülerlotse

Der 60-jährige Josef Stefanetz,

früher im Gastgewerbe tätig, ist

seit 2005 Schülerlotse mit Leib

und Seele. 22 Menschen wie

ihn gibt es derzeit übrigens in

Graz, einzelne Schulen haben

Wolfgang Baierl

sogar mehrere, wie die Berthavon-Suttner-Schule,

sie verfügt

gleich über drei. „Schülerlotsen

sind nur an

ungeregelten Kreuzungen

erlaubt“, erklärt

Fischer. So kann

es auch sein, dass

Schulen, etwa durch

die Errichtung einer

Licht signalanlage,

wegfallen und andere dafür hinzukommen.

Jährlich fragen zwei

bis drei Grazer Schulen an, doch

durch das begrenzte Budget kann

leider nicht allen Wünschen entsprochen

werden. „Alle Schüler

sind uns gleich wichtig“, betont

Thomas Fischer, „eingesetzt werden

die Schülerlotsen dann dort,

wo es am dringlichsten ist.“

Neben dem Wunsch der

Schule sind die Anzahl

der Schüler und

Fußgänger, die Geschwindigkeit

und

das Aufkommen der

Fahrzeuge, wie der

Schutzweg aussieht,

Sichtweite und Beleuchtung die

Kriterien. Unbedingt notwendig

ist ein Schülerlotse zum Beispiel

vor der Auster, wo Josef Stefanetz,

mit Kappe, Weste und Signalstab

ausgerüstet, täglich von

Josef Stefanetz

7 bis 8 Uhr morgens, mittags von

11.30 bis 12 Uhr und von 12.20

bis 13 Uhr seinen Dienst versieht.

„Bei mir fahren die Autos

in die Kurve rein, auch der große

62er Bus“, erklärt er, „es werden

immer mehr Fahrzeuge, sie fahren

auch immer schneller. Alle

haben immer weniger Zeit.“ Stefanetz’

Aufgabe ist es, die Schüler

sicher bis zur Fahrbahnmitte

zu geleiten und darauf zu achten,

dass sie unbeschadet die andere

Seite erreichen.

Ausblick

Einige „seiner“ Schüler kennt Stefanetz

bereits sehr gut: „Sie erzählen

mir Dinge, wie dass sie

nach Legoland fahren“, freut er

sich über das ihm entgegengebrachte

Vertrauen.

Was er sich für die Zukunft

seiner Schützlinge

wünscht? „Dass die

Autofahrer ein bisschen

mehr Rücksicht

nehmen. Und dass

die Kinder auf dem

Schulweg hellere Jacken anziehen

und das Handy auch einmal aus

der Hand geben!“ Fischer resümiert:

„Es entwickeln sich richtige

Freundschaften.“ Und auf Freunde

passt man eben auf.


JÄNNER 2023 www.grazer.at

graz 19

Darf ein Mann verzweifeln?

HILFE. Der Männernotruf steht Buben und Männern zur Verfügung, die nicht mehr weiterwissen. Der

gemeinnützige Verein kümmert sich rund um die Uhr mit ehrenamtlichen Mitarbeitern um die Sorgen.

Von Lia Remsching

lia.remschnig@grazer.at

Von Ausgrenzung in der

Schule über jugendlichen

Liebeskummer bis hin zu

finanziellen Problemen im Erwachsenenalter,

so vielseitig wie

die Themen sind auch die Anrufer,

die den Männernotruf in

Anspruch nehmen. Schließlich

kennen Trauer, Angst und Probleme

aller Art weder Alter noch

Geschlecht. Speziell Männer

sind jedoch auch heute noch

oft dem sozialen Druck ausgesetzt,

keine Gefühle zulassen

zu dürfen. Wer kennt nicht toxische

Klischees wie jenes, dass

echte Männer keinen Schmerz

kennen würden. Dabei setzt es

viel Mut voraus, über Gefühle

zu sprechen, und das sollte als

Stärke angesehen werden.

gig von Parteien, Kirche, staatlichen

Einrichtungen und sonstigen

Interessensvertretungen. Die

Sorgen und Anliegen der Anrufer

sind erste Priorität. Und natürlich

bleiben die Hilfesuchenden während

ihres Gespräches anonym.

Ethische Grundsätze und

fachliche Gesprächsführung

werden als

sehr wichtig eingestuft.

Weshalb

Auf die Zusammenarbeit

mit einschlägigen

Einrichtungen

wird zudem

Wert gelegt. Schließlich vermittelt

der Männernotruf Klienten

in schwerwiegenden Fällen

an andere Institutionen weiter.

So kann, bei entsprechendem

Wunsch des Anrufers, optimal geholfen

werden. Die Krisenintervention,

die der Dienst darstellt,

basiert auf den Organisationsstrukturen,

die vor allem Stabilität

geben sollen. „Wir sind ein Krisentelefon

für Krisen aller Art“, erläutert

der Gründer und Obmann

des Männernotrufs, Eduard Hamedl.

Der Landtagsabgeordnete

und Polizist sowie Verhandler

Eduard Hamedl

Korrekt

Wie das individuelle Problem

auch aussehen mag, der gemeinnützige

Verein, der seit

2013 tätig ist, steht mit 33 qualifizierten

und ehrenamtlichen

Mitarbeitern 24 Stunden am Tag

zur Stelle, um zu helfen. Dabei

ist er in seiner Arbeit unabhänaußer

Dienst – er war für Geiselnahmen,

Suizidandrohungen, Erpressungen,

Entführungen und

andere schwere Gewalttaten zuständig

– möchte Menschen aus

tiefer Überzeugung heraus helfen.

So betreibt er auch eine Praxis

für Krisenbewältigung

und Lebensberatung

in der Steyrergasse.

Der Männernotruf

sei aus dem Grund

männlich betitelt,

weil damit Probleme

angesprochen

werden sollen, in denen

Männer die Opfer

sind. Natürlich können

sich auch Frauen bei der Hilfe

melden. Speziell gehe es sehr

oft um Gewaltsituationen. „Wir

versuchen in erster Linie natürlich

einmal zuzuhören. Der Anrufer

kann bei uns vertraulich über

alle möglichen Probleme reden.

Zum Beispiel auch über Homosexualität.

Das Team, das aus Psychologen,

Psychotherapeuten,

Pädagogen, Polizeiverhandlern

und weiteren besteht, ist bestens

ausgebildet“, so der Experte. Man

könne und solle sich wirklich mit

jedem Problem, mag es noch so

klein erscheinen, melden. Ein

Thema, das besonders oft von

Anrufern aufgegriffen werde,

sind Probleme innerhalb der

Familie, gibt Hamedl zu bedenken.

Beziehung, Scheidung, Obsorge

seien auch große Themen.

Fast 70 Prozent der Anrufer würden

wegen Beziehungsproblemen

anrufen. Auch wegen Drogensucht

und Arbeitslosigkeit

oder Alkoholproblemen. Wenn

notwendig, gibt es auch eine finanzielle

Unterstützung vom

Verein. Etwa bei Männern, die

weggewiesen worden sind.

Mut, Hilfe zu suchen

Wenn es sich um ein gravierendes

Problem handelt, kann

ebenso persönlicher Kontakt

aufgenommen werden. Die Helfer

fahren selbst an Ort und Stelle,

um die Sorge von Angesicht

zu Angesicht zu besprechen.

Wer Hilfe in Anspruch nehmen

möchte, kann sich unter der Notruf-Nummer

0 800/246 247 oder

unter der Mail-Adresse hilfe@

maennernotruf.at melden. Auch

ist es möglich, den Verein finanziell

zu unterstützen: Spenden

sind, entweder als Jahresbeitrag

oder einmalig, immer willkommen.

Mit Problemen aller

Art können sich Anrufer

beim Männernotruf

unter der Nummer

0 800/246 247

melden. Ehrenamtliche

Mitarbeiter stehen

bei allen möglichen

Sorgen zum Reden zur

Verfügung.

GETTY


20 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

Aktiv gegen Depressionen

HILFREICH. Viele Jugendliche leiden unter depressiven Symptomen. Das ist keine Schande – und es

gibt auch Hilfe. Die Arbeiterkammer startete kürzlich ein neues Projekt konkret für Lehrlinge.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Die letzten Jahre waren

für viele Menschen hart

– gerade für Kinder und

Jugendliche. „In unseren Beratungen

ist uns aufgefallen,

dass die psychischen

Belastungen auch bei

Lehrlingen stark zugenommen

haben“,

berichtet Petra Trabi

von der Abteilung

für „Jugend und Lehrausbildung“

der Arbeiterkammer

Steiermark.

Weil man in Schulen immer öfter

derartige Probleme bemerkte,

wurde schon vor einem Jahr das

Angebot „Help4You“ geschaffen

– eine Kooperation mit der Bildungsdirektion,

um für Schüler,

denen es psychisch nicht so gut

geht, ein kostenloses Angebot zu

schaffen. Nun gibt es mit „AKtiv

statt depressiv“ auch ein neues

Angebot für Lehrlinge. Dabei

werden 50 Behandlungsplätze

mit bis zu zehn Beratungseinheiten

zur Verfügung gestellt,

damit schnell und kostenlos

geholfen werden kann.

„Auf einen Kassenplatz

müssen Betroffene

sonst ja oft monatelang

warten“, so Trabi.

Depressionen oder

ähnliche Erkrankungen

treffen viele junge

Menschen – Trabi verweist

auf Umfragen, wonach bei

Lehrlingen 2021 fast 50 Prozent

unter depressiven Symptomen

litten. Sich Hilfe zu holen, wenn

man sich schlecht oder überlastet

fühlt, ist kein Grund, sich zu schämen.

Es gibt Hilfe!

Petra Trabi


Hilfsangebote

■ Help4You: Hilfe für Schüler

■ AKtiv statt depressiv: Hilfe

für Lehrlinge, Anmeldungen

unter: https://schulpsycholo

genakademie.at/aktiv-stattdepressiv/

Auch wenn alles hin und wieder düster erscheinen mag – es gibt Hilfe. Die

Arbeiterkammer startete Projekte gemeinsam mit Schulpsychologen. GETTY

Mehr Graz geht nicht.

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JÄNNER 2023 www.grazer.at

graz 21

Cyber-Grooming:

Achtung Fake-Identität

Hinter einem anfangs netten digitalen Gegenüber kann auch eine ganz andere Person stecken – mit bösen Absichten. GETTY (2)

ACHTUNG. Immer wieder geben sich Erwachsene auf Social Media als Jugendliche aus und erschleichen sich

Vertrauen von Minderjährigen. Das sogenannte „Cyber-Grooming“ ist strafbar. Was Betroffene tun können.

Von Fabian Kleindienst

fabian.kleindienst@grazer.at

Die vielen Social-Media-

Kanäle – egal ob Instragram,

TikTok, Snapchat

oder anderes – machen es leicht,

mit anderen Gleichgesinnten in

Kontakt zu kommen. Ein lustiges

Video, ein schönes Bild – und

über Wochen und Monate kann

man mittlerweile auch über die

Landesgrenzen hinweg Kontakt

aufbauen und vielleicht sogar

(digitale) Freundschaften knüpfen.

Bei allen Vorzügen, die Social

Media mitbringt, birgt das

aber auch Gefahren. Nicht nur

Mobbing – vielmehr sollte man

sich einer Tatsache bewusst sein:

Nicht immer sind die, mit denen

wir täglich digital kommunizieren,

auch die, die sie zu sein

vorgeben. Gerade für junge Menschen

ist es wichtig, sich dieser

Gefahr bewusst zu sein. Wie gut

kennt man das Gegenüber wirklich?

Weiß ich, mit wem ich es zu

tun habe?

Im Internet ist es wohl leichter

als je zuvor, eine falsche Identität

anzunehmen, um Menschen zu

betrügen oder auch einfach nur

ihr Vertrauen zu gewinnen. Nicht

umsonst warnt man etwa auf der

Website saferinternet.at vor dem

sogenannten „Cyber-Grooming“.

Dabei erschleichen sich (männliche)

Erwachsene im Internet, in

der Regel über eine falsche Identität,

das Vertrauen von Kindern

und Jugendlichen, um sie sexuell

zu belästigen und womöglich

sogar zu missbrauchen. Was oft

mit Komplimenten beginnt, geht

oft rasch in unangenehmere Gesprächsthemen

über – bis hin zu

Erpressung. Oft werden Videos

oder Fotos gefordert, hin und

wieder wird aber auch ein reales

Treffen angestrebt.

Das Problem: Oft ist Cyber-

Grooming schwer zu erkennen,

da die Beziehung über einen

langen Zeitraum aufgebaut wird

– bis die Opfer den Tätern vertrauen

und weniger aufpassen.

Was wie ein Flirt unter Gleichaltrigen

wirkt, dann aber etwas

viel Schlimmeres ist.

Was tun?

Die Experten von saferinternet.at

geben immerhin Tipps, wie man

reagieren kann:

☞ Täter kann man verbal vertreiben,

etwa durch Aussagen wie

„Lass mich in Ruhe!“, „Ich erzähle

weiter, was du da machst, damit

du nicht andere Kinder angehen

kannst“ oder „Ich habe alles, was

du gemacht hast, gespeichert.

Ich habe Beweise!“.

☞ Täter den Betreibern des Sozialen

Netzwerks melden, sofort

blockieren und andere warnen.

☞ Beweise sichern und anzeigen.

Als „Anbahnung von Sexualkontakten

zu Unmündigen“ ist

diese Form der sexuellen Belästigung

seit Jänner 2012 strafbar.

☞ Ein neues Konto anlegen,

wenn die Angst vor dem Groomer

zu groß wird.

☞ Hilfe bei Vertrauenspersonen

suchen.

Auch das Bundeskriminalamt

hat das Problem am Schirm und

Ratschläge gesammelt:

☞ Immer bedenken, dass man

nicht weiß, wer einem im Internet

digital gegenübersteht.

☞ Gut darüber nachdenken,

welche Bilder man von sich ins

Netz stellt. Erotische Fotos können

Auslöser für Grooming,

Cyber mobbing oder Erpressung

sein.

☞ Keine Informationen über die

eigene Identität weitergeben und

sich nicht mit nicht persönlich

bekannten Chatfreunden ohne

Begleitung von Erwachsenen

treffen.


22 graz

www.grazer.at JÄNNER 2023

„Netzangriff“: Der

Das Poster zur Antimobbing-Serie „Tote Mädchen

lügen nicht“, ein Serienhit auf Netflix.

KK

ANGST. Plötzlich

aufgetauchte private

Fotos im Netz. Der

Film „Netzangriff“

zeigt, was Mobbing

anrichten kann.

Von Vojo Radkovic

vojo.radkovic@grazer.at

Die Handlung ist

schnell erzählt: Klara

Stolz, von Jette

Hering überzeugend dargestellt,

ist neu an einem

Gymnasium und fühlt sich

unsicher und ziemlich orientierungslos.

Auf einer

Party verliert sie betrunken

ihr Handy und kurze Zeit

später tauchen im Internet

Fotos von ihr auf. Darauf

ist Klara in sehr privaten

Situationen zu sehen. Die

Internet-Community startet

daraufhin ein gnadenloses

Mobbing und Klara

ist verzweifelt. Dass das

Handy bei dem einzigen

guten Freund „gefunden“

wird, verschlimmert die

Situation. Klaras Vater, ein

Rechtsmediziner, und ein

befreundeter Kommissar

entdecken das Video von

der Party, und dann wird

es für Klara immer bedrohlicher,

schließlich steht ihr

Leben auf dem Spiel.

Film für Prävention

Blamieren, drohen, fertigmachen.

Wenn viele einen

Einzelnen im Netz zum Ziel

ihres Spotts machen, ist das

sogenanntes Cybermobbing.

Es ist relativ einfach,

in Sozialen Netzwerken wie

etwa Facebook einen Mitschüler

zum Opfer zu machen,

und zwar vor den Au-

gen aller, um ihn dadurch

zusätzlich zu demütigen. In

Deutschland hat die Polizei

zusammen mit dem Sender

SWR einen „Netzangriff“

gegen Cybermobbing gestartet.

„Netzangriff“ ist ein

Film aus der Reihe Krimi.de

des Kinderfernseh senders

KiKA. Obwohl schon 2010

produziert, ist „Netzangriff“

nach wie vor tagesaktuell.

Und es ist auch nach

wie vor der „Mobbing-

Film“ schlechthin. Die Polizei

hat die dazugehörige

DVD an alle Dienststellen

geschickt.

Geht unter die Haut

Es gibt noch eine ganze

Reihe an Filmen zum Thema

Mobbing in der Schule.

Statt weniger werden ja

leider immer mehr Schüler

regelmäßig Opfer von Mobbing

in der Schule.

Starke Songs gegen

Die Ärzte

HINHÖREN. Top-

Musiker haben sich dem

Thema „Mobbing in der

Schule“ gewidmet. U. a.

Die Ärzte, Capital Bra

und Eminem.

Von Vojo Radkovic

vojo.radkovic@grazer.at

Du hast mich so oft

angespuckt, geschlagen

und getreten.

Das war nicht sehr nett

von dir, ich hatte nie darum

gebeten. Deine Freunde haben

applaudiert, sie fanden

es ganz toll, wenn du mich

vermöbelt hast, doch jetzt

ist das Maß voll“, so heißt es

in dem „Schunder-Song“ der

Ärzte. Das Lied handelt von

einem Mobbingopfer, das von

einer anderen Person und

deren Freunden schikaniert

wird, worauf Rachegefühle

entstehen. Farin Urlaub

schildert in der ersten Strophe

die Perspektive aus der Sicht

des Opfers. Im Refrain wendet

sich das Blatt und aus dem

Opfer wird ein Täter.

Vor Ed Sheeran

Ein zehnjähriger Schüler

hat, nachdem er einen Wettbewerb

gewonnen hatte,

einen Anti-Mobbing-Song

veröffentlicht. Der ins Ohr

und Herz gehende Song „No

More“ kletterte schnell auf

die Spitze der iTunes-Charts

und landete noch vor Superstar

Ed Sheeran.

Die dunkle Seite

Für eine TV-Kampagne unter

dem Motto „Die dunkle

Seite“ haben Prinz Pi, Bosse

und Capital Bra den Kampagnen-Song

„Messer“ aufgenommen.

Jeder von den drei

Musikern hat seine eigene


JÄNNER 2023 www.grazer.at

graz 23

Mobbing-Film

Ein Film, der in dem Angebot

auffällt, nennt sich

„Wer wir sind“. In dieser Geschichte

geht es um Jonas,

der in der Schule gemobbt

wird. Erst versucht er das

zu ignorieren. Er redet sich

ein, dass das Ganze eh nicht

so schlimm wird. Dann beginnt

die Beziehung zu seinem

Freund darunter zu

leiden. Jonas muss sich zwischen

Liebe und Opferrolle

entscheiden. Der 19-jährige

Wiener Raphael Niederhauser

hat diesen Kurzfilm

gemacht. Er hat den Film

mit Mitschülern im Rahmen

seiner Abschlussarbeit

im Fach Medientechnik

produziert und auf Youtube

gestellt. Es ist eine eindrucksvolle

siebenminütige

Geschichte, die unter die

Haut geht.

„Völlig Meschugge“ ist eine

neue Drama-Serie für das

Kinderprogramm. Die Serie

wird derzeit in München im

Auftrag von ZDF gedreht.

Erzählt wird die Geschichte

von drei Freunden, die

in ihrem Schulalltag gegen

Mobbing und Antisemitismus

ankämpfen. Produziert

werden von Frank Stoye

sechs Folgen mit je 25

Minuten.

Aus der Schweiz

kommt ein neuer

Film über Mobbing

in der Schule:

„Close“ handelt

von zwei Schülern,

die aufgrund

ihrer

engen Beziehung

von den

anderen

gemobbt

und ausgegrenzt

werden.

Das Mobbing-Opfer

Klara wird von der

2010 17-jährigen

Jette Hering

überzeugend

dargestellt.


KIKA

Mobbing in Schule

Mobbing-Geschichte. Dementsprechend

scharf ist das

„Messer“ geschliffen.

Bowling for Soup, die amerikanische

Punkrock-Band

aus Texas, steht immer wieder

humorvoll, dynamisch und

konsequent gegen Hater auf.

In dem Song „Andrew“ aus

dem Album „Let’s Do It For

Johnny!“ geht es um Mobbing

in der Schule und wie man am

Ende des Tages die Oberhand

behält.

Auch Justin Bieber steht

gegen Mobbing auf. Mit „Born

to be Somebody“ gibt es einen

Song, der Kindern und

Jugendlichen Mut macht. Der

1994 geborene Sänger hat

selbst mit Hatern und Menschen

zu tun, die einfach nur

gemein sind. Gerade Cyber-

Mobbing ist ein Thema für

ihn. Vor allem ruft Bieber dazu

auf, nicht wegzusehen, sondern

sich mit den Opfern zu

solidarisieren

Mit „Nothing to lose“ sprechen

die Alternativ-Rocker

Billy Talent aus Kanada die

traurigen Konsequenzen von

Mobbing an. Der Titel erschien

2004 auf ihrem ersten Album

und wurde zur Unterstützung

des Kids Help Phone von diversen

kanadischen Radiostationen

gespielt. In dem Song

geht es um einen Teenager, der

sich einsam und alleingelassen

fühlt.

Eminem gemobbt

Der Rapper Eminem hatte

eine mehr als harte Kindheit.

Der Sohn einer alleinerziehenden

jungen Mutter wurde

in der Schule massiv gemobbt.

Anfang 1982 prügelte ihn ein

Klassenkamerad direkt ins

Koma. Der Song „Brain Damage“

der The Slim Shady LP

handelt davon, was ihm als

Zehnjährigem widerfuhr. Seine

Mutter klagte damals erfolglos

gegen den Schulbezirk.

STEINMETZ, BRENDING, KK

Billy Talent

Capital Bra

Antimobbing-Songs

■ Dont laugh at me, Mobbing war

immer schon Thema. Peter, Paul &

Mary, legendäres Folk-Trio, singen

von einem Mädchen, das in der

Schule wegen seiner Sommersprossen

gemobbt wird.

■ Make it stop (September’s

Children) ist ein Song der amerikanischen

Punk-Band Rise Against.

2011 kam das Musikvideo zum Song

heraus, der auf dem Album „Endgame“

zu finden ist. Hintergrund

ist der Suizid eines Teenagers, der

gemobbt wurde.

■ Du bist richtig, Tom Lehel feat.

Stefanie Heinzmann. Lehel: „Mobbing

ist nachhaltig, wahrlich lebenslänglich.

Ich habe damals nicht mit

meinen Eltern darüber gesprochen,

weil ich dachte, dass der Fehler an

mir liegt. Dass ich komisch bin und

irgendwie anders.“

■ Lunchbox: In „Lunchbox“

beschreibt Marilyn Manson, wie er

als Kind gemobbt wurde. Er konnte

sich nur mit seiner metallenen Kiss-

Brotbüchse gegen die Angreifer

verteidigen.


AK-Bewerbungscoaching

Das Team der AK Steiermark bietet im Rahmen

der Bildungsberatung ein individuelles Coaching

für Bewerberinnen und Bewerber aller

Altersstufen an.

Interessencheck

Ob Bildungsweg oder berufliche Neuorientierung.

Die ideale Standortbestimmung bietet

unser Interessencheck.

Zielgerichtete Stellensuche

Eigeninitiative ist gefragt! Netzwerke, Printund

Onlinemedien sowie den eigenen Social-

Media-Auftritt optimal nutzen.

AK.AT/DEINESTIMME

Check der Bewerbungsunterlagen

Die schriftliche Bewerbung kann über eine Einladung

zum Vorstellungsgespräch entscheiden.

Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch

Ob Schule, Lehrbetrieb, Beruf oder Studium.

Auf Wunsch mit Videoanalyse.

Bei Fragen und Terminvereinbarung helfen wir

gerne weiter!

Tel.: 05 77 99-2352 oder bildung@akstmk.at

STEIERMARK

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