Jänner 2023
- Ein Blick ins Grazer Jugendgefängnis - Gewalt in der Schule: Hilfe von der Polizei - Starke Songs gegen Mobbing - Angebot der Stadt: Telefonische Begleitung auf dunklem Heimweh
- Ein Blick ins Grazer Jugendgefängnis
- Gewalt in der Schule: Hilfe von der Polizei
- Starke Songs gegen Mobbing
- Angebot der Stadt: Telefonische Begleitung auf dunklem Heimweh
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JÄNNER 2023, AUSGABE 1
Polizei setzt auf Prävention
Gemeinsam aktiv
gegen Gewalt!
„Schüler-Schläger“ im Jugendgefängnis
GEPA, SCHERIAU, GASSER
Stars gegen Mobbing
Wichtig. Nachdem es in Graz im Herbst vermehrt zu Gewalt unter Jugendlichen kam, widmen wir diese Ausgabe des „SchülerGrazer“ ganz dem Thema
Sicherheit. Von Cybermobbing über Schülerlotsen, vom Heimwegtelefon über Prävention bis hin zum Jugendgefängnis. SEITEN 4/5, 6, 14/15
2 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Hallo
im
SchülerGrazer!
NEU. Unsere neueste Ausgabe widmet sich dem
Thema Sicherheit. Was erwartet straffällige Jugendliche
im Jugendgefängnis, was macht die Polizei
zur Prävention, welche Stars wurden gemobbt, wie
kann ich sicher mit Geld umgehen? Wir haben
Antworten auf diese und andere Fragen.
Sicherer Schulweg
Starker Verkehr sorgt auch für Gefahr auf
Grazer Straßen. Schon seit mehr als 20 Jahren
helfen dabei Schülerlotsen. Wir haben uns das
näher angeschaut. SEITE 18
Aktive Schule
Nach den Berichten über die
„Schüler-Schläger“ in Graz
wurde man am WIKU sofort
aktiv und startete eine Informationskampagne.
Schüler wurden
auf Handlungsmöglichkeiten im
Ernstfall hingewiesen, daneben
setzt die Schule sehr stark auf
Präventions-Workshops.
SEITE 6
Problem Cybermobbing
Immer mehr Schüler sind von Cybermobbing betroffen. Wir
haben mit einem Experten über die Gefahren und Hilfsangebote
gesprochen – und darüber, was man im Notfall tun kann.
SEITE 8
KK, GETTY,
HARRY SCHIF-
FER, KIKA
Filme & Serien gegen Mobbing
Der Film „Netzangriff“ widmet sich dem Thema auf eindrucksvolle Weise. Er ist aber
nicht der einzige – vor ein paar Jahren sorgte etwa die Serie „Tote Mädchen lügen
nicht“ für Aufsehen, die die Gefahren und möglichen dramatischen Konsequenzen
von Mobbing aufzeigt. Das und mehr haben wir uns angeschaut. SEITEN 22/23
derGrazer
IMPRESSUM: „der Grazer“ – Unabhängige Wochenzeitung für Graz und Umgebung | Erscheinungsort: Graz | HERAUSGEBER, HERSTELLER & MEDIENINHABER: Media 21 GmbH, Gadollaplatz 1, 8010 Graz; Tel. 0 316/23 21 10 |
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2641, redaktion@grazer.at | ANZEIGENANNAHME: Fax 0 316/23 21 10 DW 2627, verkauf@grazer.at | VERKAUF: Michael Midzan (Verkaufsleitung, 0664/80 666 6891), Robert Heschl (0664/80 666 6897), Mag. Eva Semmler
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4 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Ein Blick ins Grazer
INTERESSANT. Sechs Jugendliche sind aktuell in der Justizanstalt Graz-Jakomini inhaftiert. Wir haben
uns ihren Alltag und die Hintergründe genauer angesehen. Bis zu sechs Monate müssen sie dort vor allem
wegen Raubüberfällen und Drogendelikten absitzen, schwere Verbrecher kommen nach Gerasdorf.
Von Verena Leitold
verena.leitold@grazer.at
Jugendliche werden in Graz
in der Justizanstalt Jako mini
inhaftiert. Bis zu sechs Monate
müssen sie dort absitzen.
Mädchen und Burschen, die zu
mehr als sechs Monaten verurteilt
wurden, werden in die
Justizanstalt für Jugendliche
Gerasdorf in Niederösterreich
überstellt.
Momentan sind sechs Jugendliche
in Graz im Gefängnis,
teilweise wurden sie schon
verurteilt, teilweise befinden
sie sich in U-Haft und warten
auf ihren Prozess. Zu Spitzenzeiten
waren auch schon bis zu
20 Jugendliche in der JA Jakomini
inhaftiert.
Vor allem Raubüberfälle,
Bandenkriminalität und
Suchtmitteldelikte bringen die
Betroffenen hinter Gitter. Beispielsweise
sitzen auch jene
drei 14-Jährigen, die vor ein
paar Wochen Raubüberfälle
auf Gleichaltrige rund um den
Grazer Jakominiplatz begangen
haben, in diesem Gefängnis.
So sieht die Zelle aus
Bei den Jugendlichen gibt es
einen sogenannten gelockerten
Vollzug. „Die Haftraumtüren
sind geöffnet, die Insassen
können sich auch am Gang
bewegen. Es ist ein bisschen
größer, heller und bunter in der
Jugendabteilung“, erklärt Major
Walter Fussi von der Justizanstalt
Graz-Jakomini.
Die Hafträume, die entweder
alleine oder zu zweit belegt
werden, sind mit etwa 20 Quadratmetern
ebenfalls größer als
bei den Erwachsenen. Außer-
dem gibt es Holzbetten – anders
als bei den Erwachsenen,
die Betten aus Stahlrohr haben.
Im Zimmer gibt es außerdem
noch Tisch und Sessel und ein
abgetrenntes WC mit Waschbecken.
Die Dusche wird von
allen im Gemeinschaftsbereich
genutzt.
So läuft der Alltag ab
Im Gefängnis wird versucht,
den Jugendlichen Strukturen
beizubringen. Um 6 Uhr gibt es
Frühstück, danach geht es zum
normalen Schulunterricht. Dieser
findet in Kooperation mit
der Grazer Ellen Key Schule
statt. „Wir freuen uns sehr, dass
schon viele Insassen bei uns
ihren Pflichtschulabschluss gemacht
haben“, so Fussi.
Auch eine Lehre kann man
im Gefängnis theoretisch machen.
In Graz ist der Strafrahmen
mit maximal sechs Monaten
dafür aber meistens zu
kurz. Dennoch: Auch Lehrabschlüsse
hat es vereinzelt schon
gegeben. Diese werden in den
an die Justizanstalt angeschlossenen
Betrieben gemacht: Es
gibt beispielsweise eine Tischlerei,
eine Schlosserei und eine
Wäscherei.
Dort können die Jugendlichen
auch mitarbeiten, ohne
eine Lehre zu machen. Auch
bei Reparaturarbeiten im Gefängnis
können sie helfen, um
sich die Zeit zu vertreiben.
Unterstützt werden sie tagtäglich
von einem speziellen
Sozialdienst: Sozialpädagogen,
Psychologen und eine Jugendpsychiaterin
stehen ihnen zur
Verfügung. Anders als die Erwachsenen
werden die Jugendlichen
den ganzen Tag über von
einem eigenen Team betreut.
Ein Einblick in
die Jugendabteilung
der
Justizanstalt
Graz-Jakomini.
Die Hafträume
sind etwas
größer und
freundlicher
als bei den
Erwachsenen.
SCHERIAU, GASSER (4)
JÄNNER 2023 www.grazer.at
graz 5
Jugendgefängnis
Jugendgerichtsgesetz: Für welche Tat ist mit welcher Strafe zu rechnen?
☞ Jugendliche unter 14 Jahren sind nicht deliktsfähig, d.h. nicht
strafbar. Sie können also keine Anzeige bekommen und nicht verurteilt
werden. Das bedeutet aber nicht, dass nicht Erziehungsmaßnahmen
gesetzt werden können, wie beispielsweise die Unterbringung in
einer betreuten Wohngemeinschaft.
☞ Für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren gilt das Jugendgerichtsgesetz.
Die Strafrahmen sind darin in vielen Fällen niedriger
als bei Erwachsenen. Im Wesentlichen gilt, dass das Höchstmaß von
angedrohten zeitlichen Freiheitsstrafen sowie von Geldstrafen für
Jugendliche auf die Hälfte herabgesetzt wird und auf ein Mindestmaß
entfällt.
☞ Eine Gefängnisstrafe kann bedingt oder unbedingt ausgesprochen
werden. Unbedingte Freiheitsstrafen müssen gleich abgesessen
werden, bedingte nur dann, wenn man innerhalb einer festgelegten
Probezeit eine neue Straftat begeht.
☞ Für besonders schwerwiegende Straftaten kann im Jugendstrafrecht
schlimmstenfalls eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren verhängt
werden. Ansonsten gelten beispielsweise folgende Strafrahmen:
■ Körperverletzung: Je nach Schwere eine Geldstrafe oder bis zu fünf
Jahre Freiheitsstrafe
■ Sachbeschädigung: Geldstrafe oder bis zu 2,5 Jahre Freiheitsstrafe.
Außerdem muss der Schaden beseitigt oder ersetzt werden.
■ Raub, Diebstahl: Für einen schweren Raub können bis zu fünf Jahre
verhängt werden.
■ Drogen, Drogenhandel: Bis zu 7,5 Jahre sind möglich, je nachdem
ob man selbst abhängig ist, gedealt oder gar gewerbsmäßig
verkauft hat.
■ Mord: Hier kann die Höchststrafe von bis zu 15 Jahren Gefängnis
verhängt werden.
☞ Seit 1. Jänner 2020 gelten für junge Erwachsene, das sind Personen
zwischen 18 und 21 Jahren, die allgemeinen Strafandrohungen, wenn die
Straftat mit Freiheitsstrafe im Höchstmaß von mindestens fünf Jahren
bedroht ist und der Täter eine schwere Straftat begangen hat (z.B. Handlung
gegen Leib und Leben, gegen die sexuelle Integrität, terroristische
Vereinigung usw.). Es darf in diesen Fällen für junge Erwachsene jedoch
maximal eine Freiheitsstrafe von 20 Jahren verhängt werden.
6 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Evelyn Trattner
In spannenden
Vorträgen
und Workshops
kann
man lernen,
wie man in
Problemsituationen
richtig
reagieren kann
– und welche
Konsequenzen
Taten haben
können.
GETTY, LPD STMK/MARTINELLI
Gewalt in der Schule:
Hilfe von der Polizei
WICHTIG. Wie kann ich reagieren, wenn ich Opfer von Gewalt werde? Mit welchen Folgen muss ich als
Täter rechnen? Die Polizei kommt mit Vorträgen an Schulen, um Gewalt schon im Vorfeld zu verhindern.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Brutale Überfälle unter Jugendlichen
regten in Graz
zuletzt auf – kurz nach einem
„Grazer“-Artikel konnte die Polizei
Verdächtige festnehmen. Neben
Ermittlungen im Ernstfall versucht
die Polizei schon im Vorfeld, also
präventiv, an Schulen zu helfen.
Denn: Wer Gewalt ausübt, sollte
sich der möglichen Folgen bewusst
sein, wer Opfer wird, soll wissen,
wir er oder sie auf mögliche Angriffe
reagieren kann. Bei den jüngsten
Vorfällen sei unter anderem eines
aufgefallen, berichtet Polizeisprecher
Markus Lamb: „Diese Überfälle
waren am helllichten Tag, an
stark frequentierten Örtlichkeiten
– aber es hat niemand um Hilfe gerufen.“
Das ist auch ein Aspekt, an
dem man an den Schulen ansetzt,
berichtet Chefinspektorin Evelyn
Trattner, Leiterin der Kriminalprävention
in Graz.
Ein wichtiger Bereich ist laut
Trattner aber gerade auch, wie
man sich in Krisensituationen
verhält. Etwa, wenn man plötzlich
von einer fremden Person festgehalten
wird – oder von anderen
Jugendlichen geschlagen. „Laut
schreien, andere Menschen persönlich
ansprechen, um Hilfe bitten
– und vielleicht schon vorab
die Straßenseite wechseln, wenn
man ein ungutes Gefühl hat“, erklärt
Trattner.
Richtig reagieren
Die Präventionsarbeit der Polizei
geht nach der Volksschule aber
noch weiter, wie Trattner berichtet.
Ab der 5. Schulstufe gibt es das
Projekt „Under 18“. Konkret gibt es
dabei drei Schwerpunkte.
☞ „All Right – Alles was Recht
ist“, ein Gewaltpräventionsprogramm.
In insgesamt 13 Unterrichtseinheiten
geht es auch darum,
Konsequenzen des eigenen
Verhaltens zu erkennen. „Wir
versuchen auch, Handlungsstrategien
mit den Kindern zu erarbeiten“,
so Trattner. „Wenn ein
Fünftklässler beispielsweise an
gepöbelt wird, soll er andere
Handlungsmöglichkeiten kennen,
als zuzuschlagen.“
Ganz wichtig sei es, das erklärt
auch Edgar Raffler, der die Workshops
in Graz-Umgebung durchführt,
„Nein“ zu sagen – zum Beispiel
wenn es zu Mobbing kommt:
„Hinstellen, Hand ausstrecken,
Abstand herstellen und ‚Stopp‘
sagen, das Gegenüber auch mit
dem Vornamen ansprechen. Es
ist ganz wichtig, das zu kommunizieren.“
Für Zu- und Wegseher
sei es bei Mobbing wichtig zu verstehen:
Man kann eingreifen und
helfen.
☞ Click & Check: Das zweite
Programm widmet sich vor allem
den Gefahren des Internets.
Die eigene Privatsphäre, die persönlichen
Daten – beides gilt es zu
schützen. Gleichzeitig muss man
auch mit Folgen rechnen, wenn
man den Datenschutz von Bekannten
und Mitschülern verletzt.
☞ Look@your.Life: Dabei sieht
man sich große Lebensbereiche,
Klasse, Party, Time-out sowie
Schule und Familie an. Gerade
die Freizeit sei ein wichtiger
Faktor, wie Trattner betont: „Viele
Jugendliche wissen nicht mehr,
wie sie ihre Zeit ohne ihr Handy
verbringen können.“ Das sei aber
wichtig, auch für die Kriminalprävention.
„Denn wenn Jugendliche
nur noch online leben, kann
es schnell passieren, dass man in
eine falsche Welt abrutscht“, so
Trattner. Das Handy hin und wieder
wegzulegen kann auch gesundheitlich
helfen: Laut Trattner
kann es durchaus zu Überlastungen
kommen. „Bis zum Burnout“,
so die Expertin. Der richtige Umgang
mit Alkohol und das Wissen
über dessen gesundheitliche Risiken
ist ebenfalls Teil des Projekts.
Wichtig ist auch das Aufbauen von
Zivilcourage: Mitschülern zu helfen,
wenn sie gemobbt oder angegriffen
werden, ist auch Thema
des Projekts.
Interessierte Schulen können
sich bei der Polizei für Kurse melden
– also einfach bei den Lehrern
nachfragen.
JÄNNER 2023 www.grazer.at
WIKU nach Gewalt-Vorfällen in Graz:
graz 7
„Wir haben sofort reagiert“
ENGAGIERT. Am Wirtschaftskundlichen Bundesrealgymnasium in Graz wurde nach den Vorfällen
unter Jugendlichen sofort reagiert und eine Informationskampagne gestartet. Mit Tipps für Schüler.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Mitte November kam es
in Graz zu einer Serie
brutaler Überfälle unter
Jugendlichen. Kurz nach einem
„Grazer“-Bericht über die Vorfälle
konnte die Polizei die sogenannten
„Schüler-Schläger“ verhaften
– ihnen könnten lange Haftstrafen
drohen. In Grazer Schulen wurde
man infolge dieser Fälle hellhörig.
So startete etwa WIKU-Direktorin
Eva Ponsold sofort eine Informations-Kampagne.
„Bei uns
gab es zwar noch keinen Vorfall,
aber der ‚Grazer‘-Bericht war sehr
aufrüttelnd“, berichtet sie. Deshalb
habe sie umgehend reagiert
und ein Mail an alle Lehrer ausgeschickt:
„Damit sie die Schüler informieren,
dass es in Graz zu diesen
Fällen gekommen ist und dass
sie aufpassen müssen.“ Im Zuge
der Informations-Kampagne gab
man auch wichtige Tipps:
☞ Am Schulweg beieinander
bleiben und in Gruppen gehen.
„So kann man sich besser schützen“,
betont Ponsold.
☞ Apps downloaden, die Signaltöne
von sich geben
☞ Nicht von fremden Menschen
ansprechen lassen
☞ Nicht alleine durch einsame
Gassen oder Straßen gehen
☞ Sofort Hilfe holen, auch wenn
man selbst nicht betroffen ist
☞ Umstehende Erwachsene
nach Möglichkeit direkt um Hilfe
ansprechen
„Ich glaube, das ist das Allerwichtigste“,
ist Ponsold überzeugt:
„Dass so viele Kinder wie möglich
darüber Bescheid wissen.“ Abgesehen
von der aktuellen Informationsoffensive
setze man im WIKU
massiv auf Präventionsarbeit.
„Wir kooperieren da sehr gut mit
der Polizei und versuchen in so
vielen Schulstufen wie möglich
Workshops abzuhalten.“ Themen
seien etwa Gewaltprävention,
Drogenprävention, aber auch Zivilcourage.
Am WIKU wurde nach dem „Grazer“-Artikel rasch reagiert.
Eva Ponsold
KK, WIKU
Darüber reden braucht Mut.
Darüber reden macht Mut.
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8 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Cybermobbing:
„Niemand hat es
verdient, beleidigt oder
beschimpft zu werden“
Nachrichten am Handy, Postings auf Instagram, Videos auf TikTok: Auch digitales Mobbing kann schwer verletzen – und Folgen haben.
WICHTIG. Cybermobbing trifft immer mehr Kinder und Jugendliche hart. Experte Eno Zajic erklärt
Hintergründe, wohin man sich im Ernstfall wenden kann und was man zum Schutz unternehmen kann.
GETY, AK STMK
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Eines ist klar: Mobbing ist Gewalt
– egal ob in der Klasse,
übers Handy mit WhatsApp
und Co oder über Plattformen wie
TikTok, Instagram oder Discord.
Ebenfalls klar: Wer betroffen ist,
ist nicht allein. Nicht nur, weil es
auch viele Beispiele berühmter
Personen gibt, die in ihrer Schulzeit
gemobbt wurden (siehe S.
14/15), nein, Schätzungen gehen
davon aus, dass mittlerweile bis
zu 80 Prozent der Schüler direkt
oder indirekt von Cybermobbing
betroffen sind.
Das berichtet auch Experte Eno
Zajic von der Arbeiterkammer
Steiermark, der in Schulen im
ganzen Bundesland Workshops
zu diesem Thema abhält. „Es gibt
keine Klasse, in der ich im letzten
Jahr war, in der niemand von Cybermobbing,
Beleidigungen übers
Internet oder Handy, betroffen
war“, erzählt er. Im Zuge der Corona-Pandemie
habe sich das Problem
verstärkt.
Viele Ursachen
Die Gründe können vielfältig sein.
„Oft kommt es zu Beschimpfungen
aufgrund der Herkunft oder
des Glaubens, der sexuellen
Orientierung oder
auch aufgrund eines
Alleinstellungsmerkmals“,
berichtet Zajic.
Gerade das, was uns
besonders macht und
von anderen abhebt,
wird dann manchmal
Grund für Mobbing.
Auch Beeinträchtigungen jedweder
Art – „oft reicht schon
eine Lernschwäche“ – können
Mobbing-Auslöser sein, ebenso
wie Geld. Gerade in Zeiten der
aktuellen Teuerungen. „Da ist
es für viele nicht möglich, teure
Markenkleidung und Statussymbole
zu beschaffen“, so Zajic. Das
Wort „Geringverdiener“ sei oft
leider schon zum Schimpfwort
geworden, auf der anderen Seite
würden Kinder auch als „rich
kids“ bezeichnet. „Das kann genauso
belastend sein“, erklärt der
Experte.
Was tun?
Seitens der Arbeiterkammer klärt
man in Schulen auf, welche Folgen
Mobbing haben kann, was
Eno Zajic
schon dazugehört und wie man
sich schützen kann. Zum Beispiel:
☞ Bei Schüler-Whats-
App-Gruppen überlegen,
wie man mit Administratorenrechten
umgeht. Hat die jeder,
oder haben sie nur
manche – die damit
wiederum die Macht
haben, andere auszuschließen?
☞ Privatsphäre-Einstellungen:
Allgemeine Geschäftsbedingungen
durchlesen, überlegen, ob
und welche Fotos man postet.
„Fotos können ja auch bearbeitet
oder verunstaltet werden“, so
Zajic. Benachrichtigungen empfiehlt
er grundsätzlich auszuschalten.
☞ Menschen, die einen fortlaufend
beleidigen, einfach blockieren.
☞ Wenn Mobbing auftritt: Beweise
sichern und Screenshots
sammeln.
☞ Kontakt zu Eltern, Lehrern,
Vertrauenspersonen, Freunden
aufnehmen.
☞ Anonym Hilfe suchen kann
man bei saferinternet.at oder bei
Rat auf Draht (unter der Telefonnummer
147).
☞ „In letzter Instanz kann man
auch Anzeige erstatten“, so Zajic.
Denn: Cybermobbing ist ein
Straftatbestand. Im Extremfällen
kann eine jahrelange Haftstrafe
die Folge sein.
Der Experte rät, sich an die eigenen
Eltern zu wenden – vielleicht
kann ein klärendes Gespräch
mit dem Mobber oder
dessen Eltern helfen. „Oft ist den
Tätern die Tragweite ihres Handelns
nicht bewusst. Das fängt
als lustiger Scherz an, wird aber
bitterer Ernst“, erklärt Zajic, der
einen Wunsch hat: „Gehen wir
doch sorgfältig und wertschätzend
miteinander um. Wir haben
alle unsere Einzigartigkeiten, sind
alle wertvoll. Keiner hat es verdient,
beleidigt oder beschimpft
zu werden.“
Hilfe finden
■ www.saferinternet.at
■ 147 – Rat auf Draht: Notrufnummer
■ Beratungs- und Bildungsangebot
der Arbeiterkammer: 05-
7799-2427; bildung@akstmk.at
JÄNNER 2023 www.grazer.at
Angebot der Stadt:
graz 9
Telefonische Begleitung
auf dunklem Heimweg
BEGLEITUNG. Mit dem
Heimwegtelefon können
sich auch Jugendliche
nach Hause begleiten
lassen, wenn sie sich in
der Nacht allein unwohl
fühlen: Erreichbar sind
die Mitarbeiter unter
0 316/872-2277.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Gewalt kommt nicht nur
am Schulhof vor, auch
unterwegs machen sich
viele junge Menschen Sorgen.
Gerade auch im Dunkeln, etwa
am Heimweg von einer Party,
einem Treffen mit Freunden im
Park oder einem gemeinsamen
Ausflug in ein Lokal. Da kann es
schon leicht vorkommen, dass
einen ein mulmiges Gefühl beschleicht,
gerade wenn man
allein unterwegs ist. Die Stadt
Graz hat deshalb schon vor einiger
Zeit das Projekt des „Heimwegtelefons“
gestartet. Speziell
auch für Jugendliche.
Auch Infos angeboten
Wie das funktioniert? „Das übernehmen
die Ordnungswächter,
die nach dem steirischen Jugendschutzgesetz
auch ausgebildete
Jugend-Aufsichtsorgane
sind“, berichtet Gilbert
Sandner, Leiter des
städtischen Sicherheitsmanagements.
Freitag, Samstag und
vor Feiertagen können
Menschen aller
Altersgruppen unter
0 316/872-2277 anrufen
und sich von der Ordnungswache
beruhigen und telefonisch
sicher nach Hause begleiten
lassen. Oft reicht schon
ein Telefonat aus, um ungute
Gefühle verschwinden zu lassen.
„Im Vorjahr haben das insgesamt
40 Personen in Anspruch
genommen – da ist also sicher
noch Luft nach oben“, erzählt
Sandner. Nach Ende der Corona-
Maßnahmen sei jedenfalls aber
wieder ein klarer Anstieg des Bedarfs
festzustellen gewesen, die
meisten Anrufe gehen laut Sandner
zwischen 22 und 0 Uhr ein.
Der Experte kann auch beruhigen:
Tatsächlich geht es laut
Sandner bei den Anrufen
glücklicherweise kaum
um konkrete Vorfälle,
sondern tatsächlich
einfach um eine Begleitung
nach Hause
oder zum jeweiligen
Treffpunkt. Gerade
auch junge Menschen
würden das Angebot
immer wieder nutzen – es fehlt
nur noch an Bekanntheit.
Gleichzeitig bietet man ihnen
mit dem Heimwegtelefon auch
Gilbert Sandner
ein besonderes Service: Die Ordnungswache
informiert nämlich
auch zu Fragen rund ums Jugendschutzgesetz:
also ob Alkohol
und Zigaretten erlaubt sind,
wie lange man gesetzlich schon
unterwegs sein darf und mehr.
Das Heimwegtelefon, es ist
ein gemeinsames Projekt der
Ordnungswache mit dem Amt
Im Dunkeln am
Heimweg allein
– da kann man
auch mal Angst
bekommen. In
Graz gibt es dafür
das Angebot des
„Heimwegtelefons“,
gerade
auch für junge
Menschen. GETTY, STADT
GRAZ/FISCHER
für Jugend und Familie, führte
Graz schon 2016 ein – als erste
Stadt Österreichs. So sollte niemand
mehr ein mulmiges Gefühl
am Heimweg haben müssen.
Wichtig und beruhigend zu
wissen: In brenzligen Situationen
verständigt die Ordnungswache
sofort die Polizei. Die
kann dann schnell tätig werden.
Wer sich nachts Sorgen macht, kann 0 316/872-2277 anrufen. STADT GRAZ
10 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Wenn es zu Gewalt
kommt, gerade im
Bereich der Familie,
gibt es Stellen, an
die man sich wenden
kann. GETTY, STADT GRAZ
Gewalt in der Familie:
Wer sich Sorgen
macht, ruft den
Bereitschaftsdienst
HILFREICH. Wenn Kinder oder Jugendliche in der Familie von Gewalt betroffen sind, kann man sich
zu jeder Zeit an den Bereitschaftsdienst der Stadt Graz wenden. So kann man Betroffenen helfen.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
AMartin ist in letzter Zeit irgendwie
anders, Lena lacht
nicht mehr so oft wie früher
– die Anzeichen dafür, dass es Mitschülern
schlecht geht, können
vielfältig sein. Genauso wie die
Gründe dafür. Ganz schlimm ist
es, wenn es im engsten Umfeld,
vielleicht in der eigenen Familie,
zu Gewalt kommt. Aber auch da
gibt es Hilfe: Das Amt für Jugend
und Familie der Stadt Graz hat
dafür zum Beispiel einen eigenen
Bereitschaftsdienst eingerichtet.
Zu jeder Zeit
„Aktuell haben wir acht Mitarbeiterinnen,
die rund um die Uhr im
Einsatz sind – 365 Tage im Jahr, 24
Stunden am Tag. Das ist einzigartig
in Österreich“, berichtet Helmut
Sixt, der den Bereitschaftsdienst
leitet. Im Vorjahr wurden
812 Beratungen durchgeführt, davon
beispielsweise 248 (31 Prozent)
zum Thema Obsorge und
Kontaktrecht und 31 zu Gewalt in
der Familie (3,83 Prozent).
Eben um den Schutz vor Gewalt
im engsten Umfeld geht es dem
Bereitschaftsdienst hauptsächlich.
„Da werden wir kontaktiert,
wenn sich jemand um ein Kind
Sorgen macht – weil es von Gewalt
betroffen ist oder auch von
Vernachlässigung. Dann klären
wir die Situation und auch, ob
sofort eine Nothilfe für die Kinder
gebraucht wird.“ 725 Meldungen
wurden in Graz im Vorjahr
bearbeitet. 350
Kontakte gab es in der
Nacht-, Wochenendund
Feiertagsbereitschaft,
60 Mal halfen
die Mitarbeiterinnen
vor Ort. Viele Meldungen
kommen von
Schulen und anderen
Kinderbildungseinrichtungen, da
es dort eine Meldepflicht gibt.
Kommt es zu einem Vorfall, der
in den Bereich des Kinderschutzes
fällt, wird der Kontakt an den
Bereitschaftsdienst weitergeleitet.
Helmut Sixt
„Unsere Mitarbeiterinnen rufen
bei den Meldern an, klären ab,
welche Hinweise es gibt, wie die
Situation aussieht, ob die Krisensituation
gerade stattfindet. Wenn
ja, dann gibt es einen Einsatz vor
Ort“, berichtet Sixt.
Familien erhalten
Wichtig ist: Wer einen Vorfall
meldet, hilft und tut etwas Gutes.
Angst, dass man damit Familien
zerstört, muss man nicht haben,
wie Sixt erklärt: „Wir arbeiten
grundsätzlich familienerhaltend.
Es geht
darum, mit den Eltern
gemeinsam eine Situation
zu schaffen, die
gut für das Kind ist.“
Am besten sei es aber,
wenn die Eltern von
sich aus kommen. „Das
passiert auch immer wieder“, so
Sixt. „Diese Situationen entstehen
ja oft aus Überforderung – Eltern,
die sich nicht anders zu helfen
wissen als durch Gewalt.“
Und dann? „Wir versuchen,
mit den Eltern über die Situation
zu sprechen und nach Handlungsalternativen
zu suchen. Wie
könnte man anders reagieren?
Gibt es ein zweites Elternteil oder
Großeltern, die entlasten können?“
Die Meldezeiten blieben in den
letzten Jahren annähernd gleich,
laut Sixt merkt man nur eine
leichte Zunahme, was aber auch
an der zunehmenden Bekanntheit
des Angebots liege. Aber:
„Was sich in den letzten zwei bis
drei Jahren in Graz verdoppelt
hat, sind Betretungsverbote – Gewalt
zwischen Elternteilen, wo
auch Kinder im Haushalt sind“,
so Sixt, der jedenfalls zur Nutzung
des Angebots im Bedarfsfall
aufruft: „Es geht uns um Hilfe!“
Bereitschaftsdienst
Tel. 0 316/872-3043
E-Mail: bereitschaftsdienst.
jugendamt@stadt.graz.at
JÄNNER 2023 www.grazer.at
graz 11
Was tun, wenn Kollegen
gemobbt werden?
SCHWIERIGER FREUNDSCHAFTSDIENST. Es ist nicht gerade leicht, jemandem zu helfen, der
gemobbt wird. Schließlich möchte man es nicht noch schlimmer machen und auch nicht selbst in
die Schusslinie geraten oder als Petze dastehen. Was man tun kann, um das Mobbing zu beenden.
Von Verena Leitold
verena.leitold@grazer.at
Wenn ein Freund gemobbt
wird, wissen
viele nicht, was sie tun
sollen. Tatsächlich ist die Lage
heikel, denn man könnte es
für die betroffene Person noch
schlimmer machen – oder die
Täter auf einen selbst aufmerksam
machen. Wenn man sich
aber an ein paar einfache Regeln
hält, kann man viele Situationen
entschärfen. Hier einige Tipps:
☞ Ruhig bleiben, nicht selbst
zum Täter werden: Sag dem
Mobber, dass du nicht cool fin-
dest, was er macht. Schrei nicht
und bring die Situation nicht
zum Eskalieren, sondern sag
ganz ruhig: „Das ist nicht okay.
Bitte hör auf damit!“ Mobbe auf
keinen Fall zurück, beschimpf
den Mobber nicht. Zweimal
falsch ist nicht einmal richtig!
Wenn dein Freund im Internet
gemobbt wird, schreib nicht
öffentlich, sondern eine private
Nachricht. Ansonsten könnte er
das Gefühl haben, sich selbst behaupten
zu müssen, und es wird
schlimmer.
☞ Verstärkung suchen: Wenn
du dich nicht traust, deinem
Freund alleine zu helfen, hol ein
paar Kollegen, die gemeinsam
mit dir etwas gegen den oder die
Mobber unternehmen. Wenn
sie sehen, dass der Gemobbte
jemanden hinter sich hat, ist es
nicht mehr so leicht, ihn zu mobben
– schließlich ist er dann kein
Außenseiter mehr. Und auch
Mobber tun sich schwer, gegen
eine größere Gruppe anzukommen.
☞ Lass den Gemobbten nicht
alleine. Mobber greifen nämlich
oft genau dann an, wenn das Opfer
alleine ist. Setz dich zu deinem
Kollegen, verbring die Pause
mit ihm, verlasst die Schule
gemeinsam.
☞ Sprich mit einem Lehrer,
dem du vertraust. Gemeinsam
könnt ihr überlegen, was zu tun
ist. Ein einfaches Machtwort hilft
oft auch nicht – dann wird das
Mobbing nur kurzfristig beendet.
Es sollte also jemand sein, der dir
zuhört und mit dir eine Lösung
findet.
☞ Selbstbewusstsein stärken:
Wenn du nicht gegen das Mobbing
an sich ankommst, hilf dem
Gemobbten, mehr Selbstvertrauen
aufzubauen, und zeig ihm,
dass er nicht alleine ist. Mach
ihm zum Beispiel Komplimente
oder bezieh ihn direkt in Freizeitaktivitäten
deiner Gruppe ein.
GETTY
12 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Burnout an Grazer Schulen?
Grazer Schüler
im Dauerstress
Wenn immer
nur Leistung
gefragt ist,
bleiben eigene
Interessen
und Kreativität
auf der
Strecke. Und
irgendwann
macht dann
das Lernen
auch keinen
Spaß mehr.
GETTY, FOTO FISCHER
ÜBERFORDERUNG. In der Schule wird Kindern und Jugendlichen tagtäglich oft zu viel abverlangt.
Nach der Pandemie leiden bereits über 50 Prozent der Oberstufenschüler unter Schulstress.
Von Mirella Kuchling
mirella.kuchling@grazer.at
Kann man bei Schülern
auch von Burnout sprechen?
Josef Zollneritsch: „Dieses
Wort ist stärker berufsbezogen,
daher passt es nicht so. Bei
Schülern spricht man von Überlastung,
Schulstress, Überforderung,
Schulangst, Depressionen.“
Sollte die Schule nicht ein geschütztes
Umfeld bieten?
Malik: „Laut der Psychoanalytischen
Denkschule ist die Schule
ein gesellschaftlicher Schonraum,
der Wachstumschancen
ohne übertriebenen Leistungsdruck
bietet. Die Arbeitswelt ist
auf Produktion ausgerichtet, die
Schule sollte das nicht sein. Bis
zum 18. oder 19. Lebensjahr sollten
die Schüler nicht der Schonungslosigkeit
der Arbeitswelt
ausgeliefert sein.“
Was ist passiert?
Zollneritsch: „Die Entwicklung
ging und geht – zumindest
in gewissen Fächern – immer
mehr in Richtung Leistung. Es
wird weniger möglich, individuelle
Interessen zu entfalten.
Auch die Kreativität leidet
darunter.“
Die Ursachen?
Zollneritsch:
„Der Leistungsgedanke
der Gesellschaft
rückt immer
weiter in den Vordergrund.
Wenn man
nur funktionieren
muss, leidet die Beachtung
der Befindlichkeitssituation.
Wir fühlen uns alle immer
mehr dem Druck ausgesetzt, und
das überträgt sich natürlich auf
die Kinder. Ich bin kein Anhänger
davon, dass man die Welt
untergehen sieht. Aber in der
Zeit, in der wir uns befinden, in
diesem Leistungswahn, ist die
Beachtung der Befindlichkeit eines
jungen Menschen beinahe
schon Luxus.“
Josef Zollneritsch
Kann man die Überforderung an
Zahlen festmachen?
Zollneritsch: „Wir haben derzeit
145.000 Schüler in der Steiermark.
Und die Zahlen sind
ziemlich
einheitlich:
Wir können davon
ausgehen, dass bisher
25 bis 30 Prozent
der Schüler
– aus unterschiedlichen
Gründen –
die Überforderung
spürten. Es stecken
stark soziale, emotionale,
psychische Ursachen
dahinter.“
Und seit der Pandemie?
Zollneritsch: „Seit Covid betrifft
es über 50 Prozent, bei den
Älteren zwischen 14 und 18 Jahren
ist das noch deutlicher bemerkbar.
Jetzt sind wir in einer
Phase, in der vieles zeitverzögert
sichtbar wird oder überdeckt ist.
Wir leben vordergründig Normalität,
aber das heißt nicht, dass es
uns allen gut geht.“
Welche Themen in Richtung
Überforderung der Schüler sind
gerade besonders aktuell?
Zollneritsch: „Schulabsentismus,
das ist das Fernbleiben
von der Schule aus sozialen
Gründen. Schüler gehen einfach
nicht mehr in die Schule,
manche sperren sich zuhause
ein, um dem sozialen Druck zu
entgehen. Hier muss man rasch
und effizient reagieren, alle betroffenen
Erwachsenen müssen
zusammenwirken, eine gemeinsame
Sprache zwischen Jugendlichen
und Erwachsenen finden.“
Wie kann all diesen Schülern generell
geholfen werden?
Zollneritsch: „Wenn Schwierigkeiten
auftauchen, ist es ganz
wichtig, dass die Schüler den
Mund aufmachen. In einem
Klima des Vertrauens können
Dinge frühzeitig zum Ausdruck
gebracht werden. Ich empfehle
als Anlaufstelle auch die Hotline
,Rat auf Draht‘ mit der Telefonnummer
147.“
JÄNNER 2023 www.grazer.at
graz 13
Jugendkonto: Aber sicher!
WICHTIG. Es ist nie zu früh, sich mit Geld und Finanzen allgemein auseinanderzusetzen. Warum das
wichtig ist, welche Gefahren zu bedenken sind und was Experten jungen Menschen sonst so raten.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Geld gibt Sicherheit, das
ist klar. Gerade deshalb
ist es auch wichtig, sich
früh Gedanken dazu zu machen
– und auch über die Sicherheit
des eigenen Gelds nachzudenken.
„Wir sehen bei der jungen
Generation steigendes Interesse
nach digitalen Finanzprodukten
sowie Geldanlagen in Aktien
und anderen Wertpapieren“, berichtet
Thomas Breitenberger,
Filialverbundleiter für Graz der
Volksbank Steiermark.
Umso wichtiger, so der Experte,
sich Wissen rund um diesen
Themenbereich anzueignen.
„Das notwendige Basiswissen
dafür umfasst Fragen zum allgemeinen
Umgang mit Geld, zu
Möglichkeiten der Altersvorsorge
bzw. Geldanlage, zum Wirtschaftssystem
und der Rolle von
Unternehmen und Banken. Persönlich
muss sich jeder Mensch,
ob jung oder älter, immer dieselbe
Frage stellen: Wie gehe
ich mit meinen Einnahmen und
Ausgaben um, wie strukturiere
ich diese über die Zeit und
wofür will und kann ich mir
schlussendlich Geld ausleihen
bzw. zur Seite legen.“
Gefahren bedenken
Ein „Zu früh“ gibt es laut Breitenberger
gar nicht, wenn es
darum geht, den Umgang mit
Geld zu lernen. Er empfiehlt das
„zumindest mit dem ersten Taschengeld,
in der Regel aber ab
dem 10. Lebensjahr“. Besonders
wichtig ist das gerade vor dem
Hintergrund technischer Neuerungen.
Internet, Handy, Smart
Watches – immer öfter wird bargeldlos
oder sogar digital bezahlt,
was durchaus praktisch
ist. Allerdings, so betont Volks-
bank-Kundenberater Sebastian
Hummel: „Das ist auch mit Gefahren
verbunden.“ Er rät: „Daten
genau prüfen, bevor ich zum
Beispiel meine Smart Watch
oder mein Handy verwende.
Handy nie unentsperrt liegen
lassen und nicht gedankenverloren
handeln, sondern bewusst
hinschauen.“
Auch Cyberkriminalität ist
eine Gefahr. Breitenberger: „Als
Bank fordern wir Kundinnen
und Kunden niemals über Mail
oder SMS auf, persönliche Kundendaten
bekannt zu geben.
Das erfolgt immer nur über einen
geschützten Raum. Seit einigen
Monaten bemerken wir
zusätzlich auch ein verstärktes
Aufkommen von Fake-Nachrichten
bzw. Phishing-Mails unterschiedlicher
Unternehmen.
Hier gilt höchste Vorsicht, insbesondere
beim Öffnen von Anhängen
bzw. Links!“ Bei Unsicherheit
solle man den Berater
kontaktieren.
Expertentipps
Lohnenswert kann jedenfalls sein,
früh ein Jugendkonto abzuschließen
und sich professionell beim
Einstieg in die Finanzwelt beraten
zu lassen. Hummels Tipps für Jugendliche:
„Die Ausgaben sollten
so strukturiert sein, dass sie das
Einkommen nicht übersteigen.
Wir empfehlen die 50-30-20 Regel.
Dabei werden 50 Prozent der verfügbaren
Mittel für die Grundbedürfnisse
verwendet, 30 Prozent
für Freizeit, Hobbys & Sonstiges
und der Rest wird gespart, um sich
den einen oder anderen Traum in
Zukunft erfüllen zu können.“ Und
Breitenberger empfiehlt: „Zu lernen,
wie man mit seinem Geld
umgeht, ist unabhängig davon,
wie viel man hat. Ein Termin bei
einer Beraterin bzw. einem Berater
lohnt sich definitiv immer.“
Die Experten
Thomas Breitenberger
und Sebastian
Hummel
(v. l.)
informieren,
warum junge
Menschen
sich mit ihren
Finanzen
beschäftigen
sollten. GETTY,
FISCHER
14 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Weltstars mit Mobbing-
Cristiano Ronaldo
Es wird nichts mit einem WM-
Titel, das ist seit Mitte Dezember
klar. Das ändert nichts daran, dass
Cristiano Ronaldo zu den erfolgreichsten
und besten Fußballern
aller Zeiten zählt. Fans hat er
mittlerweile nicht nur bei seinen
Ex-Vereinen Manchester United,
Real Madrid oder Juventus Turin,
sondern auf der ganzen Welt,
im Vorjahr erreichte er als erster
Mensch mehr als 500 Millionen Follower
auf Instagram. Der aus ärmlichen
Verhältnissen stammende
portugiesische Fußballstar musste
aber auch ganz andere Zeiten
erleben: Nach seinem Umzug von
der Insel Madeira in die Hauptstadt
Lissabon wurde er aufgrund seines
Dialekts gehänselt. Aufhalten ließ
er sich davon nicht – und der Rest
ist Fußballgeschichte.
Jennifer Lawrence
Richtig bekannt
geworden ist sie
durch die „Tribute von
Panem“-Filmreihe, seither
zählt sie aber wohl
zu den größten Filmstars
des Planeten und ist für
viele junge Menschen
zum Vorbild geworden.
Jennifer Lawrence
wurde mittlerweile mit
nur 32 Jahren schon
mit drei Golden Globe
Awards und einem Oscar
ausgezeichnet. Kaum zu
glauben, aber auch sie
wurde in ihrer Schulzeit
gemobbt. Sie galt als zu
burschikos und musste
sogar mehrfach die
Schule wechseln. Im
Nachhinein erst sei ihr
klar geworden, dass sie
sich nie hätte verstellen
sollen, um gemocht zu
werden, verriet sie der
Huffington Post.
Robert Pattinson
VORBILDER. Auch
Top-Stars wurden teilweise
in ihrer Schulzeit
gemobbt. Ihre Beispiele
geben Mut für ein Licht
am Ende des Tunnels.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Egal ob durch körperliche Gewalt,
durch Beleidigungen
oder sonstige Belästigungen
– Mobbing tut unglaublich weh.
Gerade junge Menschen, gerade
auch Schüler, kommen leider immer
noch oft in derartige Situationen.
Ihnen erscheint es dann häufig
so, als gäbe es keinen Ausweg,
als ginge diese schwere Zeit nie vorüber.
Dass das aber ganz und gar
nicht stimmt, zeigt der Blick auf berühmte
Beispiele. Denn Mobbing –
das kann wirklich jedem passieren
Im Zuge der „Twilight“-Filmreihe eroberte er vor Jahren als Teenage-
Schwarm tausende Herzen, kürzlich begeisterte er auch als düsterer
„Batman“ auf der Kinoleinwand. Aber egal ob er heute den Vampir
oder den coolen Superhelden
mimt, auch
ein Star wie Robert
Pattinson musste in
seiner Schulzeit mit
einigen Problemen
kämpfen. Laut eigener
Aussage wurde er
sogar mehrfach
verprügelt. Der Grund
war wohl schlichter
Neid. Laut Pattinson
hatten die Angriffe begonnen,
nachdem er
zum ersten Mal schauspielerte.
Das habe
andere offenbar zu
Gewalt angestachelt.
Pattinson blieb seinem
Weg aber treu – und
der Erfolg gibt ihm,
ganz im Gegensatz zu
den Mobbern, heute
recht.
JÄNNER 2023 www.grazer.at
graz 15
Vergangenheit
und hat mehr mit den Tätern als
den Opfern zu tun.
Auch viele heutige Stars, viele
Vorbilder, mussten in ihrer Schulzeit
mit Gewalt in verschiedenartiger
Form umgehen. Auch sie
wurden häufig für ihr Aussehen
gemobbt, oder für ihre Interessen,
ihre Aussprache – oder einfach
nur so. Ihre Beispiele zeigen eindrucksvoll:
Es gibt ein Leben nach
dem Mobbing, und es kann schön
und erfolgreich sein. Ob Sportikonen
wie Cristiano Ronaldo,
Schauspielerinnen wie Mila Kunis
oder Musikstars wie Miley Cyrus:
Sie beweisen, dass jeder – egal wie
talentiert, egal wie intelligent, egal
wie man aussieht – in solche Situationen
kommen kann. Sie haben es
ihren Peinigern so richtig bewiesen
und sind vielleicht sogar gestärkt
aus diesen schlimmen Erfahrungen
hervorgegangen. So schön es
wäre, wenn es kein Mobbing mehr
gäbe – diese Stars machen zumindest
Mut.
Miley Cyrus
Bei ihrem selbstbewussten Auftreten
auf der Bühne, ihrem prominenten
Vater (Billy Ray Cyrus wird mit seinem
Hit „Achy Breaky Heart“ heute ja noch
bei jeder passenden Gelegenheit
gespielt) und ihrem frühen Durchbruch
als Teenage-Star in der Disney-Serie
„Hannah Montana“ mag es viele überraschen,
aber: Auch Miley Cyrus hatte
eine schwere Schulzeit. In ihrer Autobiografie
berichtet sie von vielen Mobbing-
Vorfällen, da sie klein und dürr gewesen
sei – und von ihrer damaligen Einsamkeit
ohne Freunde. Heute hat sie schon
rund 100 Millionen Tonträger verkauft,
war mit drei Studioalben auf Platz 1 der
Charts und arbeitete mit Musik-Ikonen
wie Elton John zusammen.
GEPA, REUTERS/MARIO ANZUONI, GLENN FRANCIS/WWW.PACIFICPRODIGITAL.
COM, RAPHAEL POUR-HASHEMI/HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.
PHP?CURID=83556743, MARTIN KRAFT/HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/
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Winona Ryder
Mila Kunis
Als Star von
Filmen wie
„Bram Stoker’s
Dracula“, „Es begann
im September“ oder
neuerdings in der
Netflix-Erfolgsserie
„Stranger Things“
kennt sie heute die
ganze Welt. Aber
Winona Ryder hatte
es als Jugendliche
nicht leicht. So trug
sie in ihrer Schulzeit,
wie sie im amerikanischen
„V“-Magazin
erzählte, einen
Kurzhaarschnitt und
wurde deshalb gemobbt,
homophob
beschimpft und auch
geschlagen und
getreten. Mittlerweile
hat sie es ihren
damaligen Peinigern
jedenfalls gezeigt.
Begonnen hat
für Mila Kunis
alles mit der
Fernsehserie „Die
wilden Siebziger“
mit nur 14 Jahren,
danach ging es
steil nach oben:
Es folgten Rollen
in Hit-Filmen wie
„Black Swan“,
„Freunde mit
gewissen Vorzügen“,
„Ted“ oder
„Bad Moms“. In
ihrer Schulzeit
machten sich
andere Kinder
über ihre geringe
Körpergröße
lustig sowie über
ihre großen Augen.
Heute lacht
Kunis, die Mobber
sind schon lange
verstummt.
16 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Mit kleinen Beuteln in die Sucht
EINSTIEGSDROGE. Rauchfrei und unsichtbar: Nikotinbeutel und Snus werden bei Jugendlichen
immer beliebter, wobei Snus in Österreich verboten ist. Abhängig machen können jedenfalls beide.
Von Mirella Kuchling
mirella.kuchling@grazer.at
Snus, gesprochen Snüs, ist ein
rauchloses Tabakprodukt,
und das macht die kleinen
Beutel auch so gefährlich: Auch
Grazer Schüler schieben sie sich
gern und zumeist – auch im Unterricht
– völlig unbemerkt
zwischen Lippe und
Zahnfleisch, woraufhin
die Mundschleimhaut
das Nikotin absorbiert.
Die Bestandteile
des kleinen Beutels:
Tabak, Aromen, Salze, Ulf Zeder
Wasser, Feuchthaltemittel
und Puffer. Ulf Zeder, der
aus Schweden stammende Suchtgiftbeauftragte
der Stadt Graz, ist
mit Snus aufgewachsen. Er erinnert
sich: „Bei uns gibt es das seit
200 Jahren. Auf hoher See und
wenn der Wind geht, zu rauchen,
war ziemlich unklug. Die älteren
Seeleute hatten alle gelbe Zähne
und ihr Zahnfleisch war weggefressen.“
Krebsrisiko
Was Jugendliche oft übersehen:
Als Tabakprodukt enthalten die
Beutel Nikotin, und dieses kann
abhängig machen. Waltraud
Posch von Vivid, der Fachstelle
für Suchtprävention: „Konsumiert
man Snus, so kann man über den
Tag hinweg gleich viel oder mehr
Nikotin aufnehmen als jemand,
der Zigaretten raucht.“ Laut Studien
erhöht der regelmäßige Konsum
von Snus, so die Expertin,
die Entwicklung von Krebs.
Laut Befragungen hat
jeder achte steirische
Schüler Snus bereits
einmal probiert. Durch
die Tabakrichtlinie
2001/37/EU ist der Verkauf
von Snus allerdings
europaweit verboten, die
einzige Ausnahme bildet Schweden.
Via Internet sind die weißen
Beutel aber trotzdem leicht erhältlich.
Gruppenzwang
Während die österreichischen Eltern
von einer neuen Todesdroge
sprechen, so Ulf Zeder, halten sich
Jugendliche, die Snus konsumieren
lieber an das Motto „no risk,
no fun“. Vor allem der Gruppenzwang
spielt da eine nicht zu unterschätzende
Rolle, die Angst, als
Außenseiter abgestempelt zu werden,
ist groß. Auch Nikotinbeutel,
die häufig mit Snus verwechselt
werden, aber keinen Tabak enthalten,
sind an Grazer Schulen ein
Thema. Jugendliche können diese,
so eine besorgte Mutter (Name
der Redaktion bekannt), bereits in
der Unterstufe kaufen. Ihre Tochter
kam durch 13-jährige Mitschüler
im Alter von 14 Jahren mit den
so harmlos wirkenden Beuteln
in Kontakt, die unter
Jugendlichen als chic
gelten und als Lifestyleprodukt
verkauft
werden. Die Mutter erinnert
sich daran, dass
ihrer Tochter oft übel
war, sie kaum etwas gegessen
hat und oft bis 3 oder 4 Uhr
in den Morgenstunden putzmunter
war.
Selbstschädigung
Zeder über diese Variante der
Beutel: „Die Schüler bekommen
einen Nikotinrausch. Mit 20
Jahren ein Bier zu trinken richtet
nicht so großen Schaden an,
aber bei Schülern ist die Lunge
noch nicht ausgereift und man
wird süchtig.“ Waltraud Posch erklärt:
„Vom österreichischen Tabak-
und Nichtraucherinnen- und
Nichtraucherschutzgesetz (TN-
RSG) sind Nikotinbeutel derzeit
nicht erfasst. Denn mangels Tabak
fallen sie nicht in die Definition
‚Tabakerzeugnisse‘. Und mangels
Erhitzung fallen sie nicht in
die Definition von ‚Verwandten
Erzeugnissen‘, zu denen E-Zigaretten
zählen. Auch die EU-Tabakprodukte-Richtlinie
regelt Nikotinbeutel
bislang nicht.“
Dabei weiß die Forschung,
dass Nikotin
als Nervengift Vergiftungserscheinungen
wie Übelkeit, Schwindel,
Kopfschmerzen,
Durchfall und Erbrechen
hervorrufen kann.
Bei zu viel Nikotin senkt sich die
Herzfrequenz und Atemnot kann
auftreten. Auch die Gefahr von
Thrombosen ist erhöht und die
Lebensdauer und Wanderung
von Krebszellen im Körper. „Die
Selbstschädigung“, so der Suchtmittelexperte
Ulf Zeder abschließend,
„ist bei Nikotinbeuteln geringer,
aber nicht harmlos. Da ist
kein Brokkoli drinnen, sondern
eine abhängig machende Substanz.
Sucht ist trotzdem Sucht.“
Hilfe Suchende wenden sich an
das kostenfreie Rauchfrei-Telefon
unter Tel. 0 800/810013.
Waltraud Posch
Snus und
Nikotinbeutel
gelten auch
unter Grazer
Schülern als chic.
Weitgehend unbemerkt
werden
sie im Unterricht
konsumiert.
Verkauft werden
beide als Lifestyleprodukte,
wobei Snus
in fast allen
europäischen
Ländern verboten
ist.
GETTY, FOTO FISCHER, VIVID
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18 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Schülerlotsen
sind seit gut
20 Jahren eine
notwendige und
auch beliebte
Institution vor
Grazer Schulen.
22 Lotsen helfen
derzeit in der
Stadt Schülern,
aber auch älteren
Menschen über
die Straße. Der
Bedarf wäre
allerdings größer.
HARRY SCHIFFER FOTODESIGN,
FOTO FISCHER, PRIVAT, KARNER
Sicherer Schulweg in Sicht
SCHÜLERLOTSEN. Morgens vergeht die Zeit besonders schnell. Autofahrer drücken aufs Gas und
nicht nur Schüler hasten über die Straße. Doch vor Grazer Schulen warten ganz spezielle Schutzengel.
Von Mirella Kuchling
mirella.kuchling@grazer.at
Schülerlotsen“, so Thomas
Fischer, Leiter des Straßenamtes
Graz, „werden über
das Parkraum- und Sicherheitsservice
bestellt.“ Wann dieses
erfolgreiche Projekt der Schulwegsicherung
in Graz genau
gestartet wurde, ist nicht mehr
eruierbar, „fest steht jedoch,
dass es sich seit mehr als
20 Jahren bewährt hat“,
so Fischer. Senioren
oder Menschen ohne
Beschäftigung mit
Freude an der Arbeit
und der nötigen Portion
Verantwortungsbewusstsein
schlüpfen
in die Lotsen-Uniform. Eine halbtägige
Einschulung durch einen
Polizeibeamten, finanziert durch
die Stadt Graz in Kooperation
mit dem Stadtpolizeikommando,
macht sie fit für den Zebrastreifen.
Grundlagen
Wolfgang Baierl schult diese Lotsen
in ihr neues Aufgabengebiet
ein. Das Wort Schutzweg, so der
Polizeiinspektor, „suggeriert einen
Schutz, der nicht so da ist. Zebra
streifen ist mir lieber.“ „Es sind super
engagierte und bei Kindern
und Eltern sehr beliebte
Leute“, freut er sich über
das tolle Feedback, das
die Lotsen bekommen.
Zwei Stunden lang
bringt der Polizeiinspektor
ihnen die rechtlichen
Grundlagen ihrer
Tätigkeit nahe. Die
Hilfeleistung der Lotsen ist dabei
nicht nur auf Schulkinder
beschränkt, sie geleiten
auch ältere und
gebrechliche Menschen
über die Straße.
Der jeweilige Platz
wird dem Lotsen zugewiesen.
Meist bleibt er
dort, bis ein Nachfolger
das verantwortungsvolle Amt
antritt. Wobei Schülerlotsen auch
einen pädagogischen Auftrag erfüllen.
Baierl: „Man kann den Kindern
ruhig beibringen, dass sie
auch einmal warten müssen.“
Thomas Fischer
Schülerlotse
Der 60-jährige Josef Stefanetz,
früher im Gastgewerbe tätig, ist
seit 2005 Schülerlotse mit Leib
und Seele. 22 Menschen wie
ihn gibt es derzeit übrigens in
Graz, einzelne Schulen haben
Wolfgang Baierl
sogar mehrere, wie die Berthavon-Suttner-Schule,
sie verfügt
gleich über drei. „Schülerlotsen
sind nur an
ungeregelten Kreuzungen
erlaubt“, erklärt
Fischer. So kann
es auch sein, dass
Schulen, etwa durch
die Errichtung einer
Licht signalanlage,
wegfallen und andere dafür hinzukommen.
Jährlich fragen zwei
bis drei Grazer Schulen an, doch
durch das begrenzte Budget kann
leider nicht allen Wünschen entsprochen
werden. „Alle Schüler
sind uns gleich wichtig“, betont
Thomas Fischer, „eingesetzt werden
die Schülerlotsen dann dort,
wo es am dringlichsten ist.“
Neben dem Wunsch der
Schule sind die Anzahl
der Schüler und
Fußgänger, die Geschwindigkeit
und
das Aufkommen der
Fahrzeuge, wie der
Schutzweg aussieht,
Sichtweite und Beleuchtung die
Kriterien. Unbedingt notwendig
ist ein Schülerlotse zum Beispiel
vor der Auster, wo Josef Stefanetz,
mit Kappe, Weste und Signalstab
ausgerüstet, täglich von
Josef Stefanetz
7 bis 8 Uhr morgens, mittags von
11.30 bis 12 Uhr und von 12.20
bis 13 Uhr seinen Dienst versieht.
„Bei mir fahren die Autos
in die Kurve rein, auch der große
62er Bus“, erklärt er, „es werden
immer mehr Fahrzeuge, sie fahren
auch immer schneller. Alle
haben immer weniger Zeit.“ Stefanetz’
Aufgabe ist es, die Schüler
sicher bis zur Fahrbahnmitte
zu geleiten und darauf zu achten,
dass sie unbeschadet die andere
Seite erreichen.
Ausblick
Einige „seiner“ Schüler kennt Stefanetz
bereits sehr gut: „Sie erzählen
mir Dinge, wie dass sie
nach Legoland fahren“, freut er
sich über das ihm entgegengebrachte
Vertrauen.
Was er sich für die Zukunft
seiner Schützlinge
wünscht? „Dass die
Autofahrer ein bisschen
mehr Rücksicht
nehmen. Und dass
die Kinder auf dem
Schulweg hellere Jacken anziehen
und das Handy auch einmal aus
der Hand geben!“ Fischer resümiert:
„Es entwickeln sich richtige
Freundschaften.“ Und auf Freunde
passt man eben auf.
JÄNNER 2023 www.grazer.at
graz 19
Darf ein Mann verzweifeln?
HILFE. Der Männernotruf steht Buben und Männern zur Verfügung, die nicht mehr weiterwissen. Der
gemeinnützige Verein kümmert sich rund um die Uhr mit ehrenamtlichen Mitarbeitern um die Sorgen.
Von Lia Remsching
lia.remschnig@grazer.at
Von Ausgrenzung in der
Schule über jugendlichen
Liebeskummer bis hin zu
finanziellen Problemen im Erwachsenenalter,
so vielseitig wie
die Themen sind auch die Anrufer,
die den Männernotruf in
Anspruch nehmen. Schließlich
kennen Trauer, Angst und Probleme
aller Art weder Alter noch
Geschlecht. Speziell Männer
sind jedoch auch heute noch
oft dem sozialen Druck ausgesetzt,
keine Gefühle zulassen
zu dürfen. Wer kennt nicht toxische
Klischees wie jenes, dass
echte Männer keinen Schmerz
kennen würden. Dabei setzt es
viel Mut voraus, über Gefühle
zu sprechen, und das sollte als
Stärke angesehen werden.
gig von Parteien, Kirche, staatlichen
Einrichtungen und sonstigen
Interessensvertretungen. Die
Sorgen und Anliegen der Anrufer
sind erste Priorität. Und natürlich
bleiben die Hilfesuchenden während
ihres Gespräches anonym.
Ethische Grundsätze und
fachliche Gesprächsführung
werden als
sehr wichtig eingestuft.
Weshalb
Auf die Zusammenarbeit
mit einschlägigen
Einrichtungen
wird zudem
Wert gelegt. Schließlich vermittelt
der Männernotruf Klienten
in schwerwiegenden Fällen
an andere Institutionen weiter.
So kann, bei entsprechendem
Wunsch des Anrufers, optimal geholfen
werden. Die Krisenintervention,
die der Dienst darstellt,
basiert auf den Organisationsstrukturen,
die vor allem Stabilität
geben sollen. „Wir sind ein Krisentelefon
für Krisen aller Art“, erläutert
der Gründer und Obmann
des Männernotrufs, Eduard Hamedl.
Der Landtagsabgeordnete
und Polizist sowie Verhandler
Eduard Hamedl
Korrekt
Wie das individuelle Problem
auch aussehen mag, der gemeinnützige
Verein, der seit
2013 tätig ist, steht mit 33 qualifizierten
und ehrenamtlichen
Mitarbeitern 24 Stunden am Tag
zur Stelle, um zu helfen. Dabei
ist er in seiner Arbeit unabhänaußer
Dienst – er war für Geiselnahmen,
Suizidandrohungen, Erpressungen,
Entführungen und
andere schwere Gewalttaten zuständig
– möchte Menschen aus
tiefer Überzeugung heraus helfen.
So betreibt er auch eine Praxis
für Krisenbewältigung
und Lebensberatung
in der Steyrergasse.
Der Männernotruf
sei aus dem Grund
männlich betitelt,
weil damit Probleme
angesprochen
werden sollen, in denen
Männer die Opfer
sind. Natürlich können
sich auch Frauen bei der Hilfe
melden. Speziell gehe es sehr
oft um Gewaltsituationen. „Wir
versuchen in erster Linie natürlich
einmal zuzuhören. Der Anrufer
kann bei uns vertraulich über
alle möglichen Probleme reden.
Zum Beispiel auch über Homosexualität.
Das Team, das aus Psychologen,
Psychotherapeuten,
Pädagogen, Polizeiverhandlern
und weiteren besteht, ist bestens
ausgebildet“, so der Experte. Man
könne und solle sich wirklich mit
jedem Problem, mag es noch so
klein erscheinen, melden. Ein
Thema, das besonders oft von
Anrufern aufgegriffen werde,
sind Probleme innerhalb der
Familie, gibt Hamedl zu bedenken.
Beziehung, Scheidung, Obsorge
seien auch große Themen.
Fast 70 Prozent der Anrufer würden
wegen Beziehungsproblemen
anrufen. Auch wegen Drogensucht
und Arbeitslosigkeit
oder Alkoholproblemen. Wenn
notwendig, gibt es auch eine finanzielle
Unterstützung vom
Verein. Etwa bei Männern, die
weggewiesen worden sind.
Mut, Hilfe zu suchen
Wenn es sich um ein gravierendes
Problem handelt, kann
ebenso persönlicher Kontakt
aufgenommen werden. Die Helfer
fahren selbst an Ort und Stelle,
um die Sorge von Angesicht
zu Angesicht zu besprechen.
Wer Hilfe in Anspruch nehmen
möchte, kann sich unter der Notruf-Nummer
0 800/246 247 oder
unter der Mail-Adresse hilfe@
maennernotruf.at melden. Auch
ist es möglich, den Verein finanziell
zu unterstützen: Spenden
sind, entweder als Jahresbeitrag
oder einmalig, immer willkommen.
Mit Problemen aller
Art können sich Anrufer
beim Männernotruf
unter der Nummer
0 800/246 247
melden. Ehrenamtliche
Mitarbeiter stehen
bei allen möglichen
Sorgen zum Reden zur
Verfügung.
GETTY
20 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
Aktiv gegen Depressionen
HILFREICH. Viele Jugendliche leiden unter depressiven Symptomen. Das ist keine Schande – und es
gibt auch Hilfe. Die Arbeiterkammer startete kürzlich ein neues Projekt konkret für Lehrlinge.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Die letzten Jahre waren
für viele Menschen hart
– gerade für Kinder und
Jugendliche. „In unseren Beratungen
ist uns aufgefallen,
dass die psychischen
Belastungen auch bei
Lehrlingen stark zugenommen
haben“,
berichtet Petra Trabi
von der Abteilung
für „Jugend und Lehrausbildung“
der Arbeiterkammer
Steiermark.
Weil man in Schulen immer öfter
derartige Probleme bemerkte,
wurde schon vor einem Jahr das
Angebot „Help4You“ geschaffen
– eine Kooperation mit der Bildungsdirektion,
um für Schüler,
denen es psychisch nicht so gut
geht, ein kostenloses Angebot zu
schaffen. Nun gibt es mit „AKtiv
statt depressiv“ auch ein neues
Angebot für Lehrlinge. Dabei
werden 50 Behandlungsplätze
mit bis zu zehn Beratungseinheiten
zur Verfügung gestellt,
damit schnell und kostenlos
geholfen werden kann.
„Auf einen Kassenplatz
müssen Betroffene
sonst ja oft monatelang
warten“, so Trabi.
Depressionen oder
ähnliche Erkrankungen
treffen viele junge
Menschen – Trabi verweist
auf Umfragen, wonach bei
Lehrlingen 2021 fast 50 Prozent
unter depressiven Symptomen
litten. Sich Hilfe zu holen, wenn
man sich schlecht oder überlastet
fühlt, ist kein Grund, sich zu schämen.
Es gibt Hilfe!
Petra Trabi
Hilfsangebote
■ Help4You: Hilfe für Schüler
■ AKtiv statt depressiv: Hilfe
für Lehrlinge, Anmeldungen
unter: https://schulpsycholo
genakademie.at/aktiv-stattdepressiv/
Auch wenn alles hin und wieder düster erscheinen mag – es gibt Hilfe. Die
Arbeiterkammer startete Projekte gemeinsam mit Schulpsychologen. GETTY
Mehr Graz geht nicht.
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JÄNNER 2023 www.grazer.at
graz 21
Cyber-Grooming:
Achtung Fake-Identität
Hinter einem anfangs netten digitalen Gegenüber kann auch eine ganz andere Person stecken – mit bösen Absichten. GETTY (2)
ACHTUNG. Immer wieder geben sich Erwachsene auf Social Media als Jugendliche aus und erschleichen sich
Vertrauen von Minderjährigen. Das sogenannte „Cyber-Grooming“ ist strafbar. Was Betroffene tun können.
Von Fabian Kleindienst
fabian.kleindienst@grazer.at
Die vielen Social-Media-
Kanäle – egal ob Instragram,
TikTok, Snapchat
oder anderes – machen es leicht,
mit anderen Gleichgesinnten in
Kontakt zu kommen. Ein lustiges
Video, ein schönes Bild – und
über Wochen und Monate kann
man mittlerweile auch über die
Landesgrenzen hinweg Kontakt
aufbauen und vielleicht sogar
(digitale) Freundschaften knüpfen.
Bei allen Vorzügen, die Social
Media mitbringt, birgt das
aber auch Gefahren. Nicht nur
Mobbing – vielmehr sollte man
sich einer Tatsache bewusst sein:
Nicht immer sind die, mit denen
wir täglich digital kommunizieren,
auch die, die sie zu sein
vorgeben. Gerade für junge Menschen
ist es wichtig, sich dieser
Gefahr bewusst zu sein. Wie gut
kennt man das Gegenüber wirklich?
Weiß ich, mit wem ich es zu
tun habe?
Im Internet ist es wohl leichter
als je zuvor, eine falsche Identität
anzunehmen, um Menschen zu
betrügen oder auch einfach nur
ihr Vertrauen zu gewinnen. Nicht
umsonst warnt man etwa auf der
Website saferinternet.at vor dem
sogenannten „Cyber-Grooming“.
Dabei erschleichen sich (männliche)
Erwachsene im Internet, in
der Regel über eine falsche Identität,
das Vertrauen von Kindern
und Jugendlichen, um sie sexuell
zu belästigen und womöglich
sogar zu missbrauchen. Was oft
mit Komplimenten beginnt, geht
oft rasch in unangenehmere Gesprächsthemen
über – bis hin zu
Erpressung. Oft werden Videos
oder Fotos gefordert, hin und
wieder wird aber auch ein reales
Treffen angestrebt.
Das Problem: Oft ist Cyber-
Grooming schwer zu erkennen,
da die Beziehung über einen
langen Zeitraum aufgebaut wird
– bis die Opfer den Tätern vertrauen
und weniger aufpassen.
Was wie ein Flirt unter Gleichaltrigen
wirkt, dann aber etwas
viel Schlimmeres ist.
Was tun?
Die Experten von saferinternet.at
geben immerhin Tipps, wie man
reagieren kann:
☞ Täter kann man verbal vertreiben,
etwa durch Aussagen wie
„Lass mich in Ruhe!“, „Ich erzähle
weiter, was du da machst, damit
du nicht andere Kinder angehen
kannst“ oder „Ich habe alles, was
du gemacht hast, gespeichert.
Ich habe Beweise!“.
☞ Täter den Betreibern des Sozialen
Netzwerks melden, sofort
blockieren und andere warnen.
☞ Beweise sichern und anzeigen.
Als „Anbahnung von Sexualkontakten
zu Unmündigen“ ist
diese Form der sexuellen Belästigung
seit Jänner 2012 strafbar.
☞ Ein neues Konto anlegen,
wenn die Angst vor dem Groomer
zu groß wird.
☞ Hilfe bei Vertrauenspersonen
suchen.
Auch das Bundeskriminalamt
hat das Problem am Schirm und
Ratschläge gesammelt:
☞ Immer bedenken, dass man
nicht weiß, wer einem im Internet
digital gegenübersteht.
☞ Gut darüber nachdenken,
welche Bilder man von sich ins
Netz stellt. Erotische Fotos können
Auslöser für Grooming,
Cyber mobbing oder Erpressung
sein.
☞ Keine Informationen über die
eigene Identität weitergeben und
sich nicht mit nicht persönlich
bekannten Chatfreunden ohne
Begleitung von Erwachsenen
treffen.
22 graz
www.grazer.at JÄNNER 2023
„Netzangriff“: Der
Das Poster zur Antimobbing-Serie „Tote Mädchen
lügen nicht“, ein Serienhit auf Netflix.
KK
ANGST. Plötzlich
aufgetauchte private
Fotos im Netz. Der
Film „Netzangriff“
zeigt, was Mobbing
anrichten kann.
Von Vojo Radkovic
vojo.radkovic@grazer.at
Die Handlung ist
schnell erzählt: Klara
Stolz, von Jette
Hering überzeugend dargestellt,
ist neu an einem
Gymnasium und fühlt sich
unsicher und ziemlich orientierungslos.
Auf einer
Party verliert sie betrunken
ihr Handy und kurze Zeit
später tauchen im Internet
Fotos von ihr auf. Darauf
ist Klara in sehr privaten
Situationen zu sehen. Die
Internet-Community startet
daraufhin ein gnadenloses
Mobbing und Klara
ist verzweifelt. Dass das
Handy bei dem einzigen
guten Freund „gefunden“
wird, verschlimmert die
Situation. Klaras Vater, ein
Rechtsmediziner, und ein
befreundeter Kommissar
entdecken das Video von
der Party, und dann wird
es für Klara immer bedrohlicher,
schließlich steht ihr
Leben auf dem Spiel.
Film für Prävention
Blamieren, drohen, fertigmachen.
Wenn viele einen
Einzelnen im Netz zum Ziel
ihres Spotts machen, ist das
sogenanntes Cybermobbing.
Es ist relativ einfach,
in Sozialen Netzwerken wie
etwa Facebook einen Mitschüler
zum Opfer zu machen,
und zwar vor den Au-
gen aller, um ihn dadurch
zusätzlich zu demütigen. In
Deutschland hat die Polizei
zusammen mit dem Sender
SWR einen „Netzangriff“
gegen Cybermobbing gestartet.
„Netzangriff“ ist ein
Film aus der Reihe Krimi.de
des Kinderfernseh senders
KiKA. Obwohl schon 2010
produziert, ist „Netzangriff“
nach wie vor tagesaktuell.
Und es ist auch nach
wie vor der „Mobbing-
Film“ schlechthin. Die Polizei
hat die dazugehörige
DVD an alle Dienststellen
geschickt.
Geht unter die Haut
Es gibt noch eine ganze
Reihe an Filmen zum Thema
Mobbing in der Schule.
Statt weniger werden ja
leider immer mehr Schüler
regelmäßig Opfer von Mobbing
in der Schule.
Starke Songs gegen
Die Ärzte
HINHÖREN. Top-
Musiker haben sich dem
Thema „Mobbing in der
Schule“ gewidmet. U. a.
Die Ärzte, Capital Bra
und Eminem.
Von Vojo Radkovic
vojo.radkovic@grazer.at
Du hast mich so oft
angespuckt, geschlagen
und getreten.
Das war nicht sehr nett
von dir, ich hatte nie darum
gebeten. Deine Freunde haben
applaudiert, sie fanden
es ganz toll, wenn du mich
vermöbelt hast, doch jetzt
ist das Maß voll“, so heißt es
in dem „Schunder-Song“ der
Ärzte. Das Lied handelt von
einem Mobbingopfer, das von
einer anderen Person und
deren Freunden schikaniert
wird, worauf Rachegefühle
entstehen. Farin Urlaub
schildert in der ersten Strophe
die Perspektive aus der Sicht
des Opfers. Im Refrain wendet
sich das Blatt und aus dem
Opfer wird ein Täter.
Vor Ed Sheeran
Ein zehnjähriger Schüler
hat, nachdem er einen Wettbewerb
gewonnen hatte,
einen Anti-Mobbing-Song
veröffentlicht. Der ins Ohr
und Herz gehende Song „No
More“ kletterte schnell auf
die Spitze der iTunes-Charts
und landete noch vor Superstar
Ed Sheeran.
Die dunkle Seite
Für eine TV-Kampagne unter
dem Motto „Die dunkle
Seite“ haben Prinz Pi, Bosse
und Capital Bra den Kampagnen-Song
„Messer“ aufgenommen.
Jeder von den drei
Musikern hat seine eigene
JÄNNER 2023 www.grazer.at
graz 23
Mobbing-Film
Ein Film, der in dem Angebot
auffällt, nennt sich
„Wer wir sind“. In dieser Geschichte
geht es um Jonas,
der in der Schule gemobbt
wird. Erst versucht er das
zu ignorieren. Er redet sich
ein, dass das Ganze eh nicht
so schlimm wird. Dann beginnt
die Beziehung zu seinem
Freund darunter zu
leiden. Jonas muss sich zwischen
Liebe und Opferrolle
entscheiden. Der 19-jährige
Wiener Raphael Niederhauser
hat diesen Kurzfilm
gemacht. Er hat den Film
mit Mitschülern im Rahmen
seiner Abschlussarbeit
im Fach Medientechnik
produziert und auf Youtube
gestellt. Es ist eine eindrucksvolle
siebenminütige
Geschichte, die unter die
Haut geht.
„Völlig Meschugge“ ist eine
neue Drama-Serie für das
Kinderprogramm. Die Serie
wird derzeit in München im
Auftrag von ZDF gedreht.
Erzählt wird die Geschichte
von drei Freunden, die
in ihrem Schulalltag gegen
Mobbing und Antisemitismus
ankämpfen. Produziert
werden von Frank Stoye
sechs Folgen mit je 25
Minuten.
Aus der Schweiz
kommt ein neuer
Film über Mobbing
in der Schule:
„Close“ handelt
von zwei Schülern,
die aufgrund
ihrer
engen Beziehung
von den
anderen
gemobbt
und ausgegrenzt
werden.
Das Mobbing-Opfer
Klara wird von der
2010 17-jährigen
Jette Hering
überzeugend
dargestellt.
KIKA
Mobbing in Schule
Mobbing-Geschichte. Dementsprechend
scharf ist das
„Messer“ geschliffen.
Bowling for Soup, die amerikanische
Punkrock-Band
aus Texas, steht immer wieder
humorvoll, dynamisch und
konsequent gegen Hater auf.
In dem Song „Andrew“ aus
dem Album „Let’s Do It For
Johnny!“ geht es um Mobbing
in der Schule und wie man am
Ende des Tages die Oberhand
behält.
Auch Justin Bieber steht
gegen Mobbing auf. Mit „Born
to be Somebody“ gibt es einen
Song, der Kindern und
Jugendlichen Mut macht. Der
1994 geborene Sänger hat
selbst mit Hatern und Menschen
zu tun, die einfach nur
gemein sind. Gerade Cyber-
Mobbing ist ein Thema für
ihn. Vor allem ruft Bieber dazu
auf, nicht wegzusehen, sondern
sich mit den Opfern zu
solidarisieren
Mit „Nothing to lose“ sprechen
die Alternativ-Rocker
Billy Talent aus Kanada die
traurigen Konsequenzen von
Mobbing an. Der Titel erschien
2004 auf ihrem ersten Album
und wurde zur Unterstützung
des Kids Help Phone von diversen
kanadischen Radiostationen
gespielt. In dem Song
geht es um einen Teenager, der
sich einsam und alleingelassen
fühlt.
Eminem gemobbt
Der Rapper Eminem hatte
eine mehr als harte Kindheit.
Der Sohn einer alleinerziehenden
jungen Mutter wurde
in der Schule massiv gemobbt.
Anfang 1982 prügelte ihn ein
Klassenkamerad direkt ins
Koma. Der Song „Brain Damage“
der The Slim Shady LP
handelt davon, was ihm als
Zehnjährigem widerfuhr. Seine
Mutter klagte damals erfolglos
gegen den Schulbezirk.
STEINMETZ, BRENDING, KK
Billy Talent
Capital Bra
Antimobbing-Songs
■ Dont laugh at me, Mobbing war
immer schon Thema. Peter, Paul &
Mary, legendäres Folk-Trio, singen
von einem Mädchen, das in der
Schule wegen seiner Sommersprossen
gemobbt wird.
■ Make it stop (September’s
Children) ist ein Song der amerikanischen
Punk-Band Rise Against.
2011 kam das Musikvideo zum Song
heraus, der auf dem Album „Endgame“
zu finden ist. Hintergrund
ist der Suizid eines Teenagers, der
gemobbt wurde.
■ Du bist richtig, Tom Lehel feat.
Stefanie Heinzmann. Lehel: „Mobbing
ist nachhaltig, wahrlich lebenslänglich.
Ich habe damals nicht mit
meinen Eltern darüber gesprochen,
weil ich dachte, dass der Fehler an
mir liegt. Dass ich komisch bin und
irgendwie anders.“
■ Lunchbox: In „Lunchbox“
beschreibt Marilyn Manson, wie er
als Kind gemobbt wurde. Er konnte
sich nur mit seiner metallenen Kiss-
Brotbüchse gegen die Angreifer
verteidigen.
AK-Bewerbungscoaching
Das Team der AK Steiermark bietet im Rahmen
der Bildungsberatung ein individuelles Coaching
für Bewerberinnen und Bewerber aller
Altersstufen an.
Interessencheck
Ob Bildungsweg oder berufliche Neuorientierung.
Die ideale Standortbestimmung bietet
unser Interessencheck.
Zielgerichtete Stellensuche
Eigeninitiative ist gefragt! Netzwerke, Printund
Onlinemedien sowie den eigenen Social-
Media-Auftritt optimal nutzen.
AK.AT/DEINESTIMME
Check der Bewerbungsunterlagen
Die schriftliche Bewerbung kann über eine Einladung
zum Vorstellungsgespräch entscheiden.
Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch
Ob Schule, Lehrbetrieb, Beruf oder Studium.
Auf Wunsch mit Videoanalyse.
Bei Fragen und Terminvereinbarung helfen wir
gerne weiter!
Tel.: 05 77 99-2352 oder bildung@akstmk.at
STEIERMARK