23.01.2023 Aufrufe

FOCUS MONEY 2023/05 Vorschau

  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Alle FOCUS-Titel to go.

focus-shop.de

JETZT

E-PAPER LESEN:


moneyeditorial

EDITORIAL

Beteiligt das Volk

an der Produktion!

GEORG MECK

Chefredakteur

FOCUS MONEY

wenn der Staat sich für alles und jedes zuständig erklärt, die anmaßende Politik

dem Markt und den Menschen immer weniger zutraut und dabei mit den

Milliarden nur so um sich wirft, wäre es beruhigend zu wissen, dass die vier

Grundrechenarten ihre Gültigkeit behalten. Leider ist dem nicht so. Das Geld

ist weg, die Rechnung kommt später. Zu bezahlen im Zweifel von der nächsten

Generation. Besonders drastisch zeigt sich dieses Phänomen in der Rentenpolitik,

wo seit Langem klar ist: Die Kalkulation geht nicht mehr auf, wenn

die Demografie kippt, wenn immer weniger (junge) Einzahler für immer mehr

(ältere) Bezieher aufkommen müssen. Schon jetzt braucht die Rentenkasse

deshalb 100 Milliarden Euro jährlich Zuschuss vom Steuerzahler. Soll die

Rente sicher sein, wie einst von Minister Norbert Blüm plakatiert und von jedem

seiner Nachfolger versprochen, braucht es eine Renovierung des Systems

von Grund auf. Eine gute Idee dafür ist die sogenannte Aktienrente. Dahinter

steht die Einsicht, dass das Umlageverfahren nicht ewig trägt, es daher geboten

ist, einen Kapitalstock für künftige Rentner aufzubauen, um sie über die

Börse an der wachsenden Wertschöpfung der Wirtschaft zu beteiligen.

Das Konzept, das Finanzminister Christian Lindner jetzt unter diesem

Schlagwort vorgelegt hat, hat mit dem ursprünglichen Gedanken wenig zu

tun, ist zudem sehr klein geraten, aber immerhin – ein Anfang ist gemacht.

Zehn Milliarden Euro legt der Staat zum Start in einen Aktientopf, weitere

zehn Milliarden sollen jedes Jahr dazukommen. Die Erträge daraus sollen die

Rentenkasse halbwegs entlasten.

Selbst dieser sanfte, um nicht zu sagen hasenfüßige Einstieg in die Aktienrente

genügt freilich, um die irrsten Proteste aus der Ecke der Kapitalismusverächter

zu provozieren. Die Börse ist Teufelszeug, das Geld der Rentner werde

verzockt, empören sich die üblichen Großmäuler in völliger Verkennung

der Realität. Ja, Kurse gehen rauf und runter, Aktien können abstürzen, Unternehmen

können pleitegehen. Niemand sollte die gesamten Rücklagen

fürs Alter daher mit einem einzelnen Titel verwetten. Wer aber

breit investiert, gewinnt. Mit der Strategie ist die Börse als Wohlstandsbringer

unschlagbar, selbst über zwischenzeitliche Crashs

hinweg. Das ist in unzähligen Studien bewiesen. Die Losung

kann daher nur sein: Beteiligt das Volk an den Produktionsmitteln!

Das war übrigens mal ein linkes Projekt.

Herzlich Ihr

Aus aktuellem Anlass!

Lesen Sie FOCUS MONEY bequem zu Hause

Liebe Leserinnen und Leser,

die Inflation hat in Deutschland und auch im Durchschnitt der

Euro-Zonen-Länder zweistellige Werte erreicht. Bange blicken

die Börsianer auf die Notenbanken: Wie lange werden die Zinsen

noch steigen? Stürzen die großen Volkswirtschaften dieses Jahr in eine

tiefe Rezession? Und was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse?

Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in FOCUS MONEY. Den portofreien

Kombi-Bezug (Print und Digital) für 1 Jahr erhalten Sie zum Vorzugspreis von

nur 210,60 €* (statt 275,40 € – Sie sparen 24 %) und sichern sich einmalig

eine 120-€-Prämie als Dankeschön. Wie das geht? Bestellen Sie einfach auf

www.focus-abo.de/money-editorial

FOCUS MONEY 5/2023

Foto: F. Röth

das exklusive Angebot für FOCUS MONEY-Leser und erhalten Sie

FOCUS MONEY innerhalb von zwei Wochen portofrei nach Hause geliefert.

Die Digital ausgabe lesen Sie als einer der Ersten einen Tag früher – dienstags

ab 8.00 Uhr. Wenn Sie FOCUS MONEY nach Bezug wieder im Handel kaufen

möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.

*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht

3


moneyinhalt

25. JANUAR 2023 www.money.de

12

Klein, aber bärenstark!

Diese 20 Nebenwerte haben es in sich: Sie

überzeugen allesamt mit Kurspotenzialen von

über 30 Prozent, agilen Geschäftsmodellen

– und oft auch schönen Dividendenrenditen

moneykompakt

6 Gas und Strom: Mit diesem Trick

sparen Verbraucher nun Geld

7 Das kaufe ich jetzt: Medtronic

– Schnäppchen mit viel Potenzial

7 Chart der Woche: Deutschlands

Aktionäre werden jünger

7 Hit & Shit: Top-Angebot für

Tagesgeld, Grundsteuer-Ärger

8 Linde: Was Anleger über den

Dax-Ausstieg wissen müssen

8 Kryptos: Bärenmarkt vorbei?

9 Mikas Markt-Monitor: Das sagt

der Blick nach Japan

9 Leser-Quiz: Die Auflösung

10 BASF: Das Russland-Aus von

Tochter Wintershall Dea

11 Economist-Analyse: Das Problem

mit dem neuen Lieferkettengesetz

moneytitel

12 Deutsche Nebenwerte: Die

vielversprechendsten Smallcaps

20 Internationale Nebenwerte:

Nischenplayer mit Top-Chancen

und soliden Bilanzen

23 Chartsignal: Die Trendwende des

MSCI-Emerging-Markets

23 Börsenwissen: Das hat es mit

dem Ex-Tag auf sich

58

Drei neue Musterdepots

100 000 Euro, bis zu zehn Titel – drei frische

Musterdepots für 2023 gehen ins Rennen:

Nicole Sperch, Hartmut Jaensch und Frank

Fischer treten mit den Investmentschwerpunkten

Nachhaltigkeit, Stock-Picking und

computergestützte Geldanlage an

4 Titel: Illustration: Adobe Stock Composing: FOCUS MONEY

FOCUS MONEY 5/2023


52

Ein echter Überflieger

Das Delta ist eine wichtige Kennzahl für

Optionsscheine. Wir erklären, wie Anleger mit

ihr aussichtsreiche Zertifikate-Investments

ausfindig machen

24 Nebenwertefonds: Drei Top-

Portfolios aus Deutschland,

Europa und den USA

moneymarkets

28 Interview: Bert Flossbach erklärt,

wie Anleger sich jetzt positionieren

sollten

33 Goldminen: Rendite machen mit

Edelmetall-Streaming

34 China: Die Konjunktur erholt sich.

Eine Chance für Investoren?

38 Qiagen: Darum dürfte es für die

Aktie 2023 wieder bergauf gehen

40 Interview: Siemens-Strategiechef

Peter Körte über die digitale

Transformation der Industrie

44 Brookfield: Das etwas bessere

Berkshire Hathaway aus Kanada

47 Sartorius: Attraktives Investment

für Langfrist-Anleger

48 Zurich: Der Versicherer lockt mit

kräftig steigenden Dividenden

50 Microsoft: Der Software-Riese

investiert Milliarden in KI

52 Zertifikate: Die ausgefuchste

Strategie für clevere Anleger

55 Nvidia: Das wichtigste Unternehmen

der Tech-Branche?

56 Sono Motors: Kann das Start-up

das Ruder herumreißen?

58 Neue Musterdepots: Unsere drei

Musterdepots starten 2023 in eine

neue Runde

62 Impact-ETFs: Gutes tun und

dabei Geld verdienen

moneydigital

64 Highlight: Wie geht es nun weiter

mit FTX?

65 Aktienanalyse: Ist J.P. Morgan

jetzt ein Kauf?

dswanlegerschutz

67 Interview: Diese Trends gibt es

bei ESG und Wirtschaftsprüfung

moneyservice

68 Marktplatz: Gutes für Genießer –

die Zigarre des Monats

70 Direktversicherer: Das sind die

besten Online-Anbieter

74 Mobilfunk: Die Sieger unseres

Fairness-Tests

moneyanalyse

81 Fonds

82 Deutsche Aktien

90 Internationale Aktien

96 ETFs

97 Zertifikate

moneyrubriken

3 Editorial

80 Leserbriefe – Impressum

98 Termine

34

Große Wachstumsfantasie

Das Reich der Mitte hat seine strengen

Corona-Maßnahmen aufgehoben.

Viele Anleger rechnen jetzt mit einem

gigantischen Comeback Chinas – oder

sollten sie lieber noch etwas Vorsicht

walten lassen?

28

„Resilienz ist das Zauberwort

– und zwar bezogen

auf jede Anlage“

BERT FLOSSBACH, VORSTAND VON

FLOSSBACH VON STORCH

FOCUS MONEY 5/2023

Inhalt: Fotos: iStock (2), Bloomberg, Flossbach von Storch Illustration: Adobe Stock 5


moneymarkets

INTERVIEW

VIELE TRÄUME

von HEIKE BANGERT

Nach dem schwierigen Jahr 2022 gibt es Lichtblicke: Christian Drosten

hat die Corona-Pandemie für beendet erklärt, Klaus Müller den

Gasmangel ausgeschlossen und Goldman Sachs die Rezession für

die Euro-Zone abgesagt. Können wir uns also zurücklehnen?

Bert Flossbach: Sie haben mit Ihrer Frage die Antwort schon

vorweggenommen. Das können wir nicht, die Punkte, die Sie

angesprochen haben, sind sicherlich richtig, aber der alles

entscheidende Punkt an den Märkten ist die Inflationsentwicklung

und da kann man sich nicht zurücklehnen. Das

Thema wird so bald nicht vom Tisch sein.

Der Aktienmarkt scheint das anders zu sehen. Der Dax beendete 2022

vor dem S&P-500 und übersprang die 15 200-Punkte-Marke. Da stand

er zuletzt vor dem russischen Angriffskrieg. Zu viel des Guten?

Flossbach: Das Abschneiden des Dax gegenüber dem S&P-

500 ist in der Tat bemerkenswert. Es hängt mit der Korrektur

vormals hoch bewerteter wachstumsstarker US-Aktien

zusammen. Da waren die Bewertungen über Jahre auseinandergelaufen.

Überspielt wurden diese zudem durch den

starken Dollar. Beide Entwicklungen haben sich 2022 umgekehrt.

Dass der Dax jetzt auch besser dasteht als der MSCI-

World, könnte ein Fingerzeig sein, dass der MSCI-World als

„Heiliger Gral“ nicht immer erste Wahl sein muss. Das war er

übrigens auch zwischen 2003 und 2007 nicht. Damals hatten

wir mit dem starken Euro eine ähnliche Situation.

Mitte 2022 wurde Deutschland noch als der „Kranke Mann Europas“

diskreditiert und das Geschäftsmodell infrage gestellt . . .

Flossbach: Da muss man differenzieren. Deutschland ist

nicht mit dem Aktienmarkt gleichzusetzen. Aber Sie haben

vollkommen recht, was das zunehmend dysfunktionale System

Deutschlands anbetrifft. Ins Hintertreffen sind wir nicht

nur bei den überdurchschnittlich hohen Energiekosten geraten,

sondern auch bei der überbordenden Bürokratie, der

mangelnden Digitalisierung, gepaart mit einem relativ hohen

Steuersatz. Auf eine mathematische Formel gebracht,

könnte man sagen: Dax größer Deutschland.

Lassen Sie uns über das eigentliche Thema sprechen, die Inflation.

Warum denken Sie, dass diese auf lange Sicht hoch bleiben wird?

Flossbach: Die Inflation ist der Seismograf für die Märkte.

Der Rückgang der Konsumentenpreise auf zuletzt 6,5 Prozent

in den USA führt dazu, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen

weniger stark anheben muss. Das beflügelt die Aktienmärkte.

Richtungsweisend für die Fed ist jedoch die Kerninflation. Die

liegt bei 5,7 Prozent und ist zu 50 Prozent durch Lohnkosten

definiert. Und die sind weiter im Steigen begriffen.

Immerhin scheinen die Notenbanken wild entschlossen zu sein, die

Inflation einzudämmen zu wollen. Das war ja nicht immer so.

Flossbach: Ja, da kann man von einer regelrechten Erkenntniswende

sprechen – so auch der Titel unseres aktuellen Kapitalmarktberichts.

Die Erkenntnis, dass die Inflation keinesfalls

nur vorübergehend, sondern nachhaltig sein wird, setzte

bei den Notenbanken reichlich spät ein, bei der Fed eher als

bei der EZB. Das Ausmaß der rasch ansteigenden Energiepreise

durch den Krieg in der Ukraine gleichwohl konnte man

nicht vorhersehen. Doch das sind nur die temporären Faktoren.

Die strukturellen Faktoren hätte man sehen können.

Tatsächlich? „Die Zinswende kommt nicht“ war der Titel des Interviews,

das ich mit Ihnen im Herbst 2021 geführt habe . . .

Flossbach: Das kann ich auch heute noch unterstreichen.

Ich habe von einer echten Zinswende gesprochen. Einen

positiven Realzins mit einer zehnjährigen Bundesanleihe

erzielen Sie noch nicht einmal nach der Entwicklung im vergangenen

Jahr. Ironischerweise lag das größte Verlustrisiko

2022 ja nicht beim Aktienmarkt, sondern bei den Anleihen.

28 FOCUS MONEY 5/2023


Ob die Notenbanken willens und in der Lage

sind, die Zinsen so zu erhöhen, dass die

Preisdynamik zum Erliegen kommt, ist

fraglich, so Bert Flossbach, Chef von Flossbach

von Storch. Solange das nicht geklärt ist,

droht dem Markt ein ständiges Auf und Ab

SIND

GEPLATZT

Vita

Bert Flossbach

Geboren 1961 im Bergischen Land,

Studium der Betriebswirtschaftslehre

an der Universität zu Köln, Promotion

in Innsbruck

Berufseinstieg 1988 bei der Matuschka

Gruppe, München, 1991 Wechsel zu

Goldman Sachs, Frankfurt

1998 Gründung der

Flossbach von

Storch AG, als

Vorstand

verantwortet er

die Bereiche

Research und

Investment-Management

DIE ZUKUNFT HÄLT WIEDER

BESSERE JAHRE

bereit, ist Bert Flossbach überzeugt.

Gut für Langfrist-Anleger,

denn das Chance-Risiko-Profil hat

sich verbessert

FOCUS MONEY 5/2023 Foto: Flossbach von Storch

29


moneymarkets

CHINESISCHE

FRACHTER: Die

Konjunktur nimmt

Fahrt auf

CHINA

Wieder Hoffnungsträger

Nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen steht China in den Startlöchern für eine

Konjunktur- und Börsenerholung. Sollten Anleger den positiven Signalen trauen?

von MIKA HOFFMANN

34

Foto: Bloomberg

Composing: FOCUS MONEY

FOCUS MONEY 5/2023


Auf den ersten Blick sind die Nachrichten, die

uns aus China erreichen, alles andere als gut.

Fernsehbilder zeigen überfüllte Krankenhäuser

und Krematorien, nachdem die Regie -

rung die Corona-Maßnahmen überraschend

schnell aufhob. Die Wirtschaft wuchs 2022

nur um 3,3 Prozent statt der staatlich eigentlich verordneten

5,5 Prozent. Die Bevölkerung schrumpft erstmals seit

den 60er-Jahren. Das sieht alles nicht gut aus.

Und die Börse? Seit Oktober explodieren die Kurse förmlich.

Der CSI-300-Index gewann seit seinem Tief mehr als

17 Prozent, die großen Tech-Aktien wie Alibaba oder Tencent

stiegen noch deutlich stärker. Was ist da los? Die Anleger

empfangen positive Signale und setzen für 2023 auf ein

großes Comeback Chinas – auch wenn längerfristig Risiken

bleiben. Für FOCUS MONEY-Leser kommt das nicht überraschend:

Schon im Oktober wiesen wir auf die besseren

Perspektiven für China-Aktien hin.

Wieder normal. „Das Leben in China hat sich wieder normalisiert“,

stellte Vizepremier Liu He vergangene Woche auf

dem Weltwirtschaftsforum in Davos fest. Der Politiker rechnet

damit, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr

„höchstwahrscheinlich zu ihrem normalen Trend zurückkehren

wird“. Damit rechnen inzwischen auch die großen internationalen

Investmentbanken, die ihre Wachstumsprognosen

für dieses Jahr kräftig nach oben setzen. Um das

Neujahrsfest am vergangenen Sonntag – es beginnt das Jahr

des Hasen – setzte die Reisewelle ein, zwar noch nicht so

stark wie vor Corona, aber Millionen Chinesen waren auf den

Straßen, in Zügen und Flugzeugen unterwegs.

Die Regierung vollzog eine 180-Grad-Wende und hob die

Corona-Maßnahmen praktisch auf. Wie erwartet, lockerte

die Regierung nach dem Parteitag im Oktober die Maßnahmen.

In einer Rede vom 11. November leitete Präsident Xi

Jinping die Wende ein. Experten schätzen, dass es zwischen

drei und vier Millionen Neuinfektionen gibt – täglich. Die Todeszahlen

sind hoch – auch wenn das nicht offiziell bestätigt

wird. Seit Dezember könnte es mehr als eine halbe Million

Tote gegeben haben. Es trifft vor allem ungeimpfte Ältere und

die Landbevölkerung, in den großen Städten normalisiert

sich das Leben weitgehend. Das Verkehrsaufkommen in den

Großstädten hat bereits wieder den Stand vom November erreicht,

die Passagierzahlen in den U-Bahnen von Peking und

Shanghai liegt bei rund 80 Prozent des Vor-Corona-Levels.

Nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen setzt China

alles auf Wachstum. „Die People’s Bank of China wird wahrscheinlich

ihre Geldpolitik weiter lockern und im ersten

Halbjahr zusätzliche Zinssenkungen durchführen“, prognostiziert

Jimmy Chen, Fondsmanager bei Comgest. Zudem

wird erwartet, dass die Inflationsrate in China moderat bleibt,

sodass die makroökonomische Politik weiterhin locker bleiben

kann. „Wir haben unsere BIP-Prognose für das laufende

Jahr von 3,5 Prozent auf 5,8 Prozent angehoben“, sagt Tariq

Chaudri. „Vor allem der private Konsum sollte von dem Ende

der Null-Covid-Strategie profitieren“, erwartet der Experte

der Hamburg Commercial Bank.

Haushalte im Sparmodus. „Die Haushalte haben während

der Corona-Maßnahmen in den Sparmodus geschaltet und

ihre Bankguthaben gegenüber 2020 um 42 Prozent erhöht“,

beobachtet Andy Rothman. „Das bedeutet einen Nettozuwachs

der Ersparnisse von 4,8 Billionen Dollar – mehr als das

britische Bruttoinlandsprodukt“, analysiert der Stratege der

Fondsgesellschaft Matthews Asia. „Eine kräftige Erholung

des Konsums, getrieben von den hohen Ersparnissen während

der Pandemie, ist unausweichlich“, erwarten die Experten

der Bank of America. „Es gibt bereits ermutigende Signale

für eine Erholung“, stellt Julien Holtz fest. „Unseren

Schätzungen zufolge hat die wirtschaftliche Aktivität in China

bereits 68 Prozent ihres Vor-Corona-Niveaus erreicht –

gegenüber lediglich 50 Prozent im November 2022, als die

Corona-Maßnahmen noch in Kraft waren“, rechnet der Experte

von Pictet vor.

Premierminister Li Keqiang kündigte bereits Maßnahmen

an, um den Konsum anzukurbeln, die er „als wichtigste

Erholung begonnen

Eine Erholung um 17 Prozent gegenüber den Tiefs

vom Oktober legte der CSI-300 hin. Der Index für

die wichtigsten A-Aktien war zuvor zwischenzeitlich

um 40 Prozent eingebrochen.

CSI-300

Kurs-Index in Punkten

200-Tage-Linie

2010 12 14 16 18 20 2022

Quelle: Bloomberg

5000

4000

3000

2000

Neues Wachstum

Nach enttäuschenden drei Prozent Wachstum im

Jahr 2022 könnte das Bruttoinlandsprodukt dieses

Jahr um 5,8 Prozent nach oben gehen. Besonders

der Inlandskonsum dürfte dazu beitragen.

Bruttoinlandsprodukt Chinas

Veränderung zum

Vorjahr in Prozent,

ab 4. Quartal

2022 Prognose

2019 20 21 22 2023

Quelle: Hamburg Commercial Bank

15

10

5

0

–5

–10

FOCUS MONEY 5/2023

35


moneymarkets

RING FREI: An der

Börse hängt Brookfield-

Boss Bruce Flatt (l.)

Konkurrent Warren

Buffett um Längen ab

BROOKFIELD

Diese Aktie schlägt sogar Buffett!

Der Vermögensverwalter gilt als die kanadische Berkshire Hathaway – nur besser! Warum die Aktie

fast doppelt so gut performt wie das Buffett-Papier – und der Einstiegszeitpunkt günstig ist

Quelle: Brookfield Asset Management

Einsatz verhundertfacht

Die Brookfield-Aktie wurde für Anleger zur Goldgrube:

Wer eine Million Dollar in das Papier

investierte, hatte seinen Einsatz nach 30 Jahren

mehr als verhundertfacht.

Entwicklung einer Investition von 1 Million Dollar

in Millionen US-Dollar

nach 1 Jahr 1,5

nach 5 Jahren 2,9

nach 10 Jahren 6,2

nach 20 Jahren 38,3

nach 30 Jahren 111,1

von JENS MASUHR

Die Latte hängt hoch. Die dritte Seite des jüngsten Geschäftsberichts

offenbart, wie gut Anleger mit der Aktie

von Berkshire Hathaway fahren. Demnach schaffte

es Börsenaltmeister Warren Buffett mit seiner Beteiligungsholding

zwischen 1965 und 2021 auf eine Jahresrendite

von durchschnittlich 20,1 Prozent – fast doppelt so viel

wie die Performance des breiten US-Aktienmarkts (S&P-500).

Schöner Schein. Kleiner Schönheitsfehler: Der Löwenanteil

der Rendite fällt in eine Zeit, in der Berkshire noch in den

Kinderschuhen steckte. Entsprechend stärker schlug jede

Kauf- und Verkaufsentscheidung auf das Ergebnis der noch

jungen Beteiligungsholding durch. Eine Rückbetrachtung

der vergangenen zwei Jahrzehnte dagegen ergibt einen Jahreszins

von „lediglich“ neun Prozent – immerhin ein Prozent-

44 Fotos: Bloomberg, VectorStock

Composing: FOCUS MONEY

FOCUS MONEY 5/2023

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!