FOCUS MONEY 2023/05 Vorschau
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moneyeditorial
EDITORIAL
Beteiligt das Volk
an der Produktion!
GEORG MECK
Chefredakteur
FOCUS MONEY
wenn der Staat sich für alles und jedes zuständig erklärt, die anmaßende Politik
dem Markt und den Menschen immer weniger zutraut und dabei mit den
Milliarden nur so um sich wirft, wäre es beruhigend zu wissen, dass die vier
Grundrechenarten ihre Gültigkeit behalten. Leider ist dem nicht so. Das Geld
ist weg, die Rechnung kommt später. Zu bezahlen im Zweifel von der nächsten
Generation. Besonders drastisch zeigt sich dieses Phänomen in der Rentenpolitik,
wo seit Langem klar ist: Die Kalkulation geht nicht mehr auf, wenn
die Demografie kippt, wenn immer weniger (junge) Einzahler für immer mehr
(ältere) Bezieher aufkommen müssen. Schon jetzt braucht die Rentenkasse
deshalb 100 Milliarden Euro jährlich Zuschuss vom Steuerzahler. Soll die
Rente sicher sein, wie einst von Minister Norbert Blüm plakatiert und von jedem
seiner Nachfolger versprochen, braucht es eine Renovierung des Systems
von Grund auf. Eine gute Idee dafür ist die sogenannte Aktienrente. Dahinter
steht die Einsicht, dass das Umlageverfahren nicht ewig trägt, es daher geboten
ist, einen Kapitalstock für künftige Rentner aufzubauen, um sie über die
Börse an der wachsenden Wertschöpfung der Wirtschaft zu beteiligen.
Das Konzept, das Finanzminister Christian Lindner jetzt unter diesem
Schlagwort vorgelegt hat, hat mit dem ursprünglichen Gedanken wenig zu
tun, ist zudem sehr klein geraten, aber immerhin – ein Anfang ist gemacht.
Zehn Milliarden Euro legt der Staat zum Start in einen Aktientopf, weitere
zehn Milliarden sollen jedes Jahr dazukommen. Die Erträge daraus sollen die
Rentenkasse halbwegs entlasten.
Selbst dieser sanfte, um nicht zu sagen hasenfüßige Einstieg in die Aktienrente
genügt freilich, um die irrsten Proteste aus der Ecke der Kapitalismusverächter
zu provozieren. Die Börse ist Teufelszeug, das Geld der Rentner werde
verzockt, empören sich die üblichen Großmäuler in völliger Verkennung
der Realität. Ja, Kurse gehen rauf und runter, Aktien können abstürzen, Unternehmen
können pleitegehen. Niemand sollte die gesamten Rücklagen
fürs Alter daher mit einem einzelnen Titel verwetten. Wer aber
breit investiert, gewinnt. Mit der Strategie ist die Börse als Wohlstandsbringer
unschlagbar, selbst über zwischenzeitliche Crashs
hinweg. Das ist in unzähligen Studien bewiesen. Die Losung
kann daher nur sein: Beteiligt das Volk an den Produktionsmitteln!
Das war übrigens mal ein linkes Projekt.
Herzlich Ihr
Aus aktuellem Anlass!
Lesen Sie FOCUS MONEY bequem zu Hause
Liebe Leserinnen und Leser,
die Inflation hat in Deutschland und auch im Durchschnitt der
Euro-Zonen-Länder zweistellige Werte erreicht. Bange blicken
die Börsianer auf die Notenbanken: Wie lange werden die Zinsen
noch steigen? Stürzen die großen Volkswirtschaften dieses Jahr in eine
tiefe Rezession? Und was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse?
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FOCUS MONEY 5/2023
Foto: F. Röth
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3
moneyinhalt
25. JANUAR 2023 www.money.de
12
Klein, aber bärenstark!
Diese 20 Nebenwerte haben es in sich: Sie
überzeugen allesamt mit Kurspotenzialen von
über 30 Prozent, agilen Geschäftsmodellen
– und oft auch schönen Dividendenrenditen
moneykompakt
6 Gas und Strom: Mit diesem Trick
sparen Verbraucher nun Geld
7 Das kaufe ich jetzt: Medtronic
– Schnäppchen mit viel Potenzial
7 Chart der Woche: Deutschlands
Aktionäre werden jünger
7 Hit & Shit: Top-Angebot für
Tagesgeld, Grundsteuer-Ärger
8 Linde: Was Anleger über den
Dax-Ausstieg wissen müssen
8 Kryptos: Bärenmarkt vorbei?
9 Mikas Markt-Monitor: Das sagt
der Blick nach Japan
9 Leser-Quiz: Die Auflösung
10 BASF: Das Russland-Aus von
Tochter Wintershall Dea
11 Economist-Analyse: Das Problem
mit dem neuen Lieferkettengesetz
moneytitel
12 Deutsche Nebenwerte: Die
vielversprechendsten Smallcaps
20 Internationale Nebenwerte:
Nischenplayer mit Top-Chancen
und soliden Bilanzen
23 Chartsignal: Die Trendwende des
MSCI-Emerging-Markets
23 Börsenwissen: Das hat es mit
dem Ex-Tag auf sich
58
Drei neue Musterdepots
100 000 Euro, bis zu zehn Titel – drei frische
Musterdepots für 2023 gehen ins Rennen:
Nicole Sperch, Hartmut Jaensch und Frank
Fischer treten mit den Investmentschwerpunkten
Nachhaltigkeit, Stock-Picking und
computergestützte Geldanlage an
4 Titel: Illustration: Adobe Stock Composing: FOCUS MONEY
FOCUS MONEY 5/2023
52
Ein echter Überflieger
Das Delta ist eine wichtige Kennzahl für
Optionsscheine. Wir erklären, wie Anleger mit
ihr aussichtsreiche Zertifikate-Investments
ausfindig machen
24 Nebenwertefonds: Drei Top-
Portfolios aus Deutschland,
Europa und den USA
moneymarkets
28 Interview: Bert Flossbach erklärt,
wie Anleger sich jetzt positionieren
sollten
33 Goldminen: Rendite machen mit
Edelmetall-Streaming
34 China: Die Konjunktur erholt sich.
Eine Chance für Investoren?
38 Qiagen: Darum dürfte es für die
Aktie 2023 wieder bergauf gehen
40 Interview: Siemens-Strategiechef
Peter Körte über die digitale
Transformation der Industrie
44 Brookfield: Das etwas bessere
Berkshire Hathaway aus Kanada
47 Sartorius: Attraktives Investment
für Langfrist-Anleger
48 Zurich: Der Versicherer lockt mit
kräftig steigenden Dividenden
50 Microsoft: Der Software-Riese
investiert Milliarden in KI
52 Zertifikate: Die ausgefuchste
Strategie für clevere Anleger
55 Nvidia: Das wichtigste Unternehmen
der Tech-Branche?
56 Sono Motors: Kann das Start-up
das Ruder herumreißen?
58 Neue Musterdepots: Unsere drei
Musterdepots starten 2023 in eine
neue Runde
62 Impact-ETFs: Gutes tun und
dabei Geld verdienen
moneydigital
64 Highlight: Wie geht es nun weiter
mit FTX?
65 Aktienanalyse: Ist J.P. Morgan
jetzt ein Kauf?
dswanlegerschutz
67 Interview: Diese Trends gibt es
bei ESG und Wirtschaftsprüfung
moneyservice
68 Marktplatz: Gutes für Genießer –
die Zigarre des Monats
70 Direktversicherer: Das sind die
besten Online-Anbieter
74 Mobilfunk: Die Sieger unseres
Fairness-Tests
moneyanalyse
81 Fonds
82 Deutsche Aktien
90 Internationale Aktien
96 ETFs
97 Zertifikate
moneyrubriken
3 Editorial
80 Leserbriefe – Impressum
98 Termine
34
Große Wachstumsfantasie
Das Reich der Mitte hat seine strengen
Corona-Maßnahmen aufgehoben.
Viele Anleger rechnen jetzt mit einem
gigantischen Comeback Chinas – oder
sollten sie lieber noch etwas Vorsicht
walten lassen?
28
„Resilienz ist das Zauberwort
– und zwar bezogen
auf jede Anlage“
BERT FLOSSBACH, VORSTAND VON
FLOSSBACH VON STORCH
FOCUS MONEY 5/2023
Inhalt: Fotos: iStock (2), Bloomberg, Flossbach von Storch Illustration: Adobe Stock 5
moneymarkets
INTERVIEW
VIELE TRÄUME
von HEIKE BANGERT
Nach dem schwierigen Jahr 2022 gibt es Lichtblicke: Christian Drosten
hat die Corona-Pandemie für beendet erklärt, Klaus Müller den
Gasmangel ausgeschlossen und Goldman Sachs die Rezession für
die Euro-Zone abgesagt. Können wir uns also zurücklehnen?
Bert Flossbach: Sie haben mit Ihrer Frage die Antwort schon
vorweggenommen. Das können wir nicht, die Punkte, die Sie
angesprochen haben, sind sicherlich richtig, aber der alles
entscheidende Punkt an den Märkten ist die Inflationsentwicklung
und da kann man sich nicht zurücklehnen. Das
Thema wird so bald nicht vom Tisch sein.
Der Aktienmarkt scheint das anders zu sehen. Der Dax beendete 2022
vor dem S&P-500 und übersprang die 15 200-Punkte-Marke. Da stand
er zuletzt vor dem russischen Angriffskrieg. Zu viel des Guten?
Flossbach: Das Abschneiden des Dax gegenüber dem S&P-
500 ist in der Tat bemerkenswert. Es hängt mit der Korrektur
vormals hoch bewerteter wachstumsstarker US-Aktien
zusammen. Da waren die Bewertungen über Jahre auseinandergelaufen.
Überspielt wurden diese zudem durch den
starken Dollar. Beide Entwicklungen haben sich 2022 umgekehrt.
Dass der Dax jetzt auch besser dasteht als der MSCI-
World, könnte ein Fingerzeig sein, dass der MSCI-World als
„Heiliger Gral“ nicht immer erste Wahl sein muss. Das war er
übrigens auch zwischen 2003 und 2007 nicht. Damals hatten
wir mit dem starken Euro eine ähnliche Situation.
Mitte 2022 wurde Deutschland noch als der „Kranke Mann Europas“
diskreditiert und das Geschäftsmodell infrage gestellt . . .
Flossbach: Da muss man differenzieren. Deutschland ist
nicht mit dem Aktienmarkt gleichzusetzen. Aber Sie haben
vollkommen recht, was das zunehmend dysfunktionale System
Deutschlands anbetrifft. Ins Hintertreffen sind wir nicht
nur bei den überdurchschnittlich hohen Energiekosten geraten,
sondern auch bei der überbordenden Bürokratie, der
mangelnden Digitalisierung, gepaart mit einem relativ hohen
Steuersatz. Auf eine mathematische Formel gebracht,
könnte man sagen: Dax größer Deutschland.
Lassen Sie uns über das eigentliche Thema sprechen, die Inflation.
Warum denken Sie, dass diese auf lange Sicht hoch bleiben wird?
Flossbach: Die Inflation ist der Seismograf für die Märkte.
Der Rückgang der Konsumentenpreise auf zuletzt 6,5 Prozent
in den USA führt dazu, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen
weniger stark anheben muss. Das beflügelt die Aktienmärkte.
Richtungsweisend für die Fed ist jedoch die Kerninflation. Die
liegt bei 5,7 Prozent und ist zu 50 Prozent durch Lohnkosten
definiert. Und die sind weiter im Steigen begriffen.
Immerhin scheinen die Notenbanken wild entschlossen zu sein, die
Inflation einzudämmen zu wollen. Das war ja nicht immer so.
Flossbach: Ja, da kann man von einer regelrechten Erkenntniswende
sprechen – so auch der Titel unseres aktuellen Kapitalmarktberichts.
Die Erkenntnis, dass die Inflation keinesfalls
nur vorübergehend, sondern nachhaltig sein wird, setzte
bei den Notenbanken reichlich spät ein, bei der Fed eher als
bei der EZB. Das Ausmaß der rasch ansteigenden Energiepreise
durch den Krieg in der Ukraine gleichwohl konnte man
nicht vorhersehen. Doch das sind nur die temporären Faktoren.
Die strukturellen Faktoren hätte man sehen können.
Tatsächlich? „Die Zinswende kommt nicht“ war der Titel des Interviews,
das ich mit Ihnen im Herbst 2021 geführt habe . . .
Flossbach: Das kann ich auch heute noch unterstreichen.
Ich habe von einer echten Zinswende gesprochen. Einen
positiven Realzins mit einer zehnjährigen Bundesanleihe
erzielen Sie noch nicht einmal nach der Entwicklung im vergangenen
Jahr. Ironischerweise lag das größte Verlustrisiko
2022 ja nicht beim Aktienmarkt, sondern bei den Anleihen.
28 FOCUS MONEY 5/2023
Ob die Notenbanken willens und in der Lage
sind, die Zinsen so zu erhöhen, dass die
Preisdynamik zum Erliegen kommt, ist
fraglich, so Bert Flossbach, Chef von Flossbach
von Storch. Solange das nicht geklärt ist,
droht dem Markt ein ständiges Auf und Ab
SIND
GEPLATZT
Vita
Bert Flossbach
Geboren 1961 im Bergischen Land,
Studium der Betriebswirtschaftslehre
an der Universität zu Köln, Promotion
in Innsbruck
Berufseinstieg 1988 bei der Matuschka
Gruppe, München, 1991 Wechsel zu
Goldman Sachs, Frankfurt
1998 Gründung der
Flossbach von
Storch AG, als
Vorstand
verantwortet er
die Bereiche
Research und
Investment-Management
DIE ZUKUNFT HÄLT WIEDER
BESSERE JAHRE
bereit, ist Bert Flossbach überzeugt.
Gut für Langfrist-Anleger,
denn das Chance-Risiko-Profil hat
sich verbessert
FOCUS MONEY 5/2023 Foto: Flossbach von Storch
29
moneymarkets
CHINESISCHE
FRACHTER: Die
Konjunktur nimmt
Fahrt auf
CHINA
Wieder Hoffnungsträger
Nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen steht China in den Startlöchern für eine
Konjunktur- und Börsenerholung. Sollten Anleger den positiven Signalen trauen?
von MIKA HOFFMANN
34
Foto: Bloomberg
Composing: FOCUS MONEY
FOCUS MONEY 5/2023
Auf den ersten Blick sind die Nachrichten, die
uns aus China erreichen, alles andere als gut.
Fernsehbilder zeigen überfüllte Krankenhäuser
und Krematorien, nachdem die Regie -
rung die Corona-Maßnahmen überraschend
schnell aufhob. Die Wirtschaft wuchs 2022
nur um 3,3 Prozent statt der staatlich eigentlich verordneten
5,5 Prozent. Die Bevölkerung schrumpft erstmals seit
den 60er-Jahren. Das sieht alles nicht gut aus.
Und die Börse? Seit Oktober explodieren die Kurse förmlich.
Der CSI-300-Index gewann seit seinem Tief mehr als
17 Prozent, die großen Tech-Aktien wie Alibaba oder Tencent
stiegen noch deutlich stärker. Was ist da los? Die Anleger
empfangen positive Signale und setzen für 2023 auf ein
großes Comeback Chinas – auch wenn längerfristig Risiken
bleiben. Für FOCUS MONEY-Leser kommt das nicht überraschend:
Schon im Oktober wiesen wir auf die besseren
Perspektiven für China-Aktien hin.
Wieder normal. „Das Leben in China hat sich wieder normalisiert“,
stellte Vizepremier Liu He vergangene Woche auf
dem Weltwirtschaftsforum in Davos fest. Der Politiker rechnet
damit, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr
„höchstwahrscheinlich zu ihrem normalen Trend zurückkehren
wird“. Damit rechnen inzwischen auch die großen internationalen
Investmentbanken, die ihre Wachstumsprognosen
für dieses Jahr kräftig nach oben setzen. Um das
Neujahrsfest am vergangenen Sonntag – es beginnt das Jahr
des Hasen – setzte die Reisewelle ein, zwar noch nicht so
stark wie vor Corona, aber Millionen Chinesen waren auf den
Straßen, in Zügen und Flugzeugen unterwegs.
Die Regierung vollzog eine 180-Grad-Wende und hob die
Corona-Maßnahmen praktisch auf. Wie erwartet, lockerte
die Regierung nach dem Parteitag im Oktober die Maßnahmen.
In einer Rede vom 11. November leitete Präsident Xi
Jinping die Wende ein. Experten schätzen, dass es zwischen
drei und vier Millionen Neuinfektionen gibt – täglich. Die Todeszahlen
sind hoch – auch wenn das nicht offiziell bestätigt
wird. Seit Dezember könnte es mehr als eine halbe Million
Tote gegeben haben. Es trifft vor allem ungeimpfte Ältere und
die Landbevölkerung, in den großen Städten normalisiert
sich das Leben weitgehend. Das Verkehrsaufkommen in den
Großstädten hat bereits wieder den Stand vom November erreicht,
die Passagierzahlen in den U-Bahnen von Peking und
Shanghai liegt bei rund 80 Prozent des Vor-Corona-Levels.
Nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen setzt China
alles auf Wachstum. „Die People’s Bank of China wird wahrscheinlich
ihre Geldpolitik weiter lockern und im ersten
Halbjahr zusätzliche Zinssenkungen durchführen“, prognostiziert
Jimmy Chen, Fondsmanager bei Comgest. Zudem
wird erwartet, dass die Inflationsrate in China moderat bleibt,
sodass die makroökonomische Politik weiterhin locker bleiben
kann. „Wir haben unsere BIP-Prognose für das laufende
Jahr von 3,5 Prozent auf 5,8 Prozent angehoben“, sagt Tariq
Chaudri. „Vor allem der private Konsum sollte von dem Ende
der Null-Covid-Strategie profitieren“, erwartet der Experte
der Hamburg Commercial Bank.
Haushalte im Sparmodus. „Die Haushalte haben während
der Corona-Maßnahmen in den Sparmodus geschaltet und
ihre Bankguthaben gegenüber 2020 um 42 Prozent erhöht“,
beobachtet Andy Rothman. „Das bedeutet einen Nettozuwachs
der Ersparnisse von 4,8 Billionen Dollar – mehr als das
britische Bruttoinlandsprodukt“, analysiert der Stratege der
Fondsgesellschaft Matthews Asia. „Eine kräftige Erholung
des Konsums, getrieben von den hohen Ersparnissen während
der Pandemie, ist unausweichlich“, erwarten die Experten
der Bank of America. „Es gibt bereits ermutigende Signale
für eine Erholung“, stellt Julien Holtz fest. „Unseren
Schätzungen zufolge hat die wirtschaftliche Aktivität in China
bereits 68 Prozent ihres Vor-Corona-Niveaus erreicht –
gegenüber lediglich 50 Prozent im November 2022, als die
Corona-Maßnahmen noch in Kraft waren“, rechnet der Experte
von Pictet vor.
Premierminister Li Keqiang kündigte bereits Maßnahmen
an, um den Konsum anzukurbeln, die er „als wichtigste
Erholung begonnen
Eine Erholung um 17 Prozent gegenüber den Tiefs
vom Oktober legte der CSI-300 hin. Der Index für
die wichtigsten A-Aktien war zuvor zwischenzeitlich
um 40 Prozent eingebrochen.
CSI-300
Kurs-Index in Punkten
200-Tage-Linie
2010 12 14 16 18 20 2022
Quelle: Bloomberg
5000
4000
3000
2000
Neues Wachstum
Nach enttäuschenden drei Prozent Wachstum im
Jahr 2022 könnte das Bruttoinlandsprodukt dieses
Jahr um 5,8 Prozent nach oben gehen. Besonders
der Inlandskonsum dürfte dazu beitragen.
Bruttoinlandsprodukt Chinas
Veränderung zum
Vorjahr in Prozent,
ab 4. Quartal
2022 Prognose
2019 20 21 22 2023
Quelle: Hamburg Commercial Bank
15
10
5
0
–5
–10
FOCUS MONEY 5/2023
35
moneymarkets
RING FREI: An der
Börse hängt Brookfield-
Boss Bruce Flatt (l.)
Konkurrent Warren
Buffett um Längen ab
BROOKFIELD
Diese Aktie schlägt sogar Buffett!
Der Vermögensverwalter gilt als die kanadische Berkshire Hathaway – nur besser! Warum die Aktie
fast doppelt so gut performt wie das Buffett-Papier – und der Einstiegszeitpunkt günstig ist
Quelle: Brookfield Asset Management
Einsatz verhundertfacht
Die Brookfield-Aktie wurde für Anleger zur Goldgrube:
Wer eine Million Dollar in das Papier
investierte, hatte seinen Einsatz nach 30 Jahren
mehr als verhundertfacht.
Entwicklung einer Investition von 1 Million Dollar
in Millionen US-Dollar
nach 1 Jahr 1,5
nach 5 Jahren 2,9
nach 10 Jahren 6,2
nach 20 Jahren 38,3
nach 30 Jahren 111,1
von JENS MASUHR
Die Latte hängt hoch. Die dritte Seite des jüngsten Geschäftsberichts
offenbart, wie gut Anleger mit der Aktie
von Berkshire Hathaway fahren. Demnach schaffte
es Börsenaltmeister Warren Buffett mit seiner Beteiligungsholding
zwischen 1965 und 2021 auf eine Jahresrendite
von durchschnittlich 20,1 Prozent – fast doppelt so viel
wie die Performance des breiten US-Aktienmarkts (S&P-500).
Schöner Schein. Kleiner Schönheitsfehler: Der Löwenanteil
der Rendite fällt in eine Zeit, in der Berkshire noch in den
Kinderschuhen steckte. Entsprechend stärker schlug jede
Kauf- und Verkaufsentscheidung auf das Ergebnis der noch
jungen Beteiligungsholding durch. Eine Rückbetrachtung
der vergangenen zwei Jahrzehnte dagegen ergibt einen Jahreszins
von „lediglich“ neun Prozent – immerhin ein Prozent-
44 Fotos: Bloomberg, VectorStock
Composing: FOCUS MONEY
FOCUS MONEY 5/2023