203_StadtBILD_Juni_2020
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Vorwort<br />
in der vorliegenden Ausgabe widmen<br />
wir uns u.a. einem Beitrag von Manfred<br />
Raupach, einem ehemaligen Görlitzer,<br />
der zuletzt in Bad Wildungen lebte und<br />
leider verstorben ist. Der Artikel wurde<br />
uns freundlicherweise von Klaus Herkner<br />
zur Verfügung gestellt und wir finden,<br />
das er Lust machen sollte unsere so lange<br />
geschlossenen Gaststätten wieder zu<br />
besuchen.<br />
In erster Linie wollen wir uns aber bei<br />
den Unterstützern bedanken, die uns<br />
mit einer Zuwendung bedacht haben, so<br />
bei Klaus Dieter und Angelika Brendler,<br />
Angelika Dreier, Roland Wagner, Helmut<br />
Wilhelm und Dr. Tyczka.<br />
Wir haben diese Zuwendungen als<br />
Druckkostenschuschutz für diese Ausgabe<br />
eingesetzt, um in erster Linie die<br />
Görlitzer Gastronomie zu unterstützen, in<br />
dem wir auf die Hälfte der Inseratkosten<br />
verzichtet und auch Sie liebe Leser<br />
bitten, wieder unsere zahlreichen Lokale<br />
zu besuchen und natürlich auch wieder<br />
einmal nach Görlitz zu kommen!<br />
Sie können natürlich auch gern, die Gutscheine<br />
unserer beliebten Gutscheinkalender<br />
wieder bei den Restaurants soweit<br />
sie geöffnet sind, einlösen.<br />
Bitte rufen Sie aber unbedingt vorher an,<br />
reservieren Sie einen Tisch und tragen<br />
Sie beim Betreten vielleicht einer unser<br />
Günter Hain Masken!<br />
Das war schon eine Herausforderung in<br />
den letzten Wochen bis wir nun zu unserer<br />
neuen Maskenform, die deutlich<br />
atmungsaktiver als die Vorgänger ist, gekommen<br />
sind.<br />
Auch unser neuer Shop www.Trendy-<br />
Maske.de ist nach anfänglichen kleineren<br />
Startschwierigkeiten komplett online und<br />
Sie können nun unsere trendigen Mundund<br />
Nasenmasken nach Belieben zu sich<br />
nach Hause bestellen und so auch das<br />
<strong>StadtBILD</strong> unterstützen!<br />
Wir arbeiten nun auf Hochtouren an unseren<br />
neuen Jahreskalendern für 2021,<br />
die wir Ihnen in der nächsten Ausgabe<br />
gern präsentieren wollen.<br />
Derzeit laufen intensive Gespräche, das<br />
allseits beliebte Stadthallengarten Görlitz<br />
Open Air doch im August statt finden zu<br />
lassen, zwar unter strengen Auflagen,<br />
aber durchaus umsetzbar, denken wir<br />
und das macht uns nun auch wieder ein<br />
bisschen Mut so nach und nach in die gewohnten<br />
Abläufe zurück kehren zu können.<br />
Wir geben uns hierbei alle erdenkliche<br />
Mühe, denn nach wie vor steht die<br />
Gesundheit an erster Stelle.<br />
Ihr <strong>StadtBILD</strong>-Team<br />
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Einleitung<br />
3
Swing im Nachkriegs-Görlitz –<br />
Im Mai 1945 waren die zahlreichen Görlitzer<br />
Tanz- und Vergnügungslokale geschlossen,<br />
hatten aber alle den Krieg<br />
unbeschädigt überstanden und öffneten<br />
eines nach dem anderen bald wieder ihre<br />
Pforten. Schon im Herbst des gleichen<br />
Jahres starteten die „Scala“ (später „Karl-<br />
Marx-Klubhaus“, inzwischen abgerissen,<br />
heute Standort des „City-Center“) und<br />
„Zwei Linden“ ihre Varieté-Programme,<br />
und ab 1947 war in allen Musiklokalen<br />
außer der „Ressource“ wieder etwas los.<br />
Nur das Ballhaus „Endstation“ und das<br />
Tanz-Café „Ruhmeshalle“ waren jetzt<br />
unerreichbar, weil sie im polnisch gewordenen<br />
Teil von Görlitz lagen.<br />
Unterdessen waren moderne internationale<br />
Tanzmusik und Jazz, die im Krieg<br />
nicht gespielt werden durften (Tanzen<br />
war ebenfalls verboten) auch in Görlitz<br />
heimisch geworden. Vor allem der Swing,<br />
damals die im Jazz vorherrschende Stilart,<br />
begeisterte uns Jugendliche. Die<br />
neue Musik war immer öfter im Radio<br />
zu hören (wenn man noch eines hatte),<br />
und ab Ende 1946 gab es wieder in beschränktem<br />
Umfang Noten und Schall-<br />
platten. Besonders die neue Plattenmarke<br />
„Amiga“ brachte die Erfolgsnummern<br />
der besten Berliner Bands. Auch gute<br />
Tanzorchester, die von außerhalb kamen,<br />
brachten moderne Schlager und heiße<br />
Musik nach Görlitz.<br />
Auswärtige Kapellen gastierten in der<br />
„Scala“ (Struvestr.), im „Passagen-Café“<br />
(Straßburg-Passage) und vor allem im<br />
„Resi“ (Obermarkt), das früher „Zum<br />
Mönch“ hieß. Es war ein kleines Tanzlokal,<br />
immer brechend voll, man trat sich<br />
gegenseitig auf die Füße, beim Tanzen<br />
kam man kaum von der Stelle – eine<br />
Nahkampfdiele, wie wir damals sagten.<br />
Hier war die Atmosphäre, in der Jazz gedeiht.<br />
Besonders gut erinnere ich mich<br />
an die „Harry-Harder-Combo“ vom Kurfürstendamm<br />
Berlin, die irgendwann im<br />
Winter 1947/48 im „Resi“ engagiert war.<br />
Eine tolle Band – wenn sie „Hey-Ba-Be-<br />
Re-Ba“ hotteten oder den „Flat Foot Floogie“<br />
swingten, schrien wir vor Begeisterung.<br />
Man nannte uns damals etwas<br />
verächtlich die Swing-Heinis. Wir wiederum<br />
nannten unsere Altersgenossen, die<br />
Schnulzen und lahme Schlager liebten<br />
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4<br />
Geschichte
von Manfred Raupach<br />
Swing<br />
Passagen-Café um 1914<br />
(wie die „Caprifischer“), herablassend<br />
Tango-Jünglinge. Sie schmierten sich Pomade<br />
in die Haare, hatten lange Jacketts<br />
an und waren hinter allen Mädchen her.<br />
Diese Stenze zog es mehr in die „Scala“,<br />
in der sehr gute Tanzorchester spielten,<br />
wie „Harry Weissnicht“ vom „Luisenhof“<br />
Dresden-Weißer Hirsch. Hier machte man<br />
auf vornehm. Die Preise waren hoch, und<br />
es herrschte Krawattenzwang. Wer ohne<br />
Schlips kam, wurde nur eingelassen,<br />
wenn er sich an der Garderobe einen<br />
auslieh gegen Hinterlegung eines Pfandes.<br />
Solchen Firlefanz mochten wir nicht<br />
und gingen dort kaum hin.<br />
Da war das „Passage-Café“ (Ecke Straßburg-Passage/Jakobstr.)<br />
für uns attraktiver.<br />
Hier war „Edi Thum mit seinen<br />
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Geschichte<br />
5
Swing im Nachkriegs-Görlitz –<br />
Passagen-Café Görlitz 1924<br />
Swing-Rhythmikern“ aus Weimar mehrmals<br />
engagiert. Die Kapelle spielte unten,<br />
wir saßen meist oben auf der Empore,<br />
wo man ungestört war. Wer guten Swing<br />
hören, ein Mädel aufgabeln oder seine<br />
Freundin ausführen wollte, kam hier<br />
ebenso auf seine Kosten, wie die Tanzwütigen.<br />
Ohnehin machten wir damals<br />
keinen Unterschied zwischen moderner<br />
Tanzmusik und Swing, kannten nur Hot<br />
und Sweet. Hot waren Titel wie „In The<br />
Mood“ oder „Cement Mixer“, Sweet hingegen<br />
„Sentimental Journey“ oder „Ganz<br />
leis erklingt Musik“.<br />
Doch nun zu den im Raum Görlitz ansässigen<br />
Kapellen, von denen mindestens<br />
drei das Niveau ihrer Kollegen von außerhalb<br />
erreichten. Hier muß vor allem das<br />
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6<br />
Geschichte
von Manfred Raupach<br />
Swing<br />
Hausorchester des Tanzlokals und Varietés<br />
„Zu den Zwei Linden“ in Rauschwalde<br />
genannt werden, ein Saalbau, der schon<br />
vor der Jahrhundertwende 1899/ 1900 als<br />
Etablissement „Zwei Linden“ ein beliebtes<br />
Ausflugs- und Vergnügungslokal war und<br />
nun eine Diskothek ist. Das Orchester<br />
war in den Nachkriegsjahren die einzige<br />
professionelle (kleine) Bigband in Görlitz,<br />
bestehend aus 2 Trompeten, 1 Posaune,<br />
3 Saxophonen, Akkordeon, Klavier, Bass,<br />
Gitarre, Schlagzeug und dem Leiter Walter<br />
Übermuth, der die Band von 1945 bis<br />
1948 dirigierte und häufig auch bei Tanzmusik<br />
als versierter Altsaxophonist und<br />
Klarinettist den Saxophonsatz verstärkte.<br />
Die Musiker waren keine reinen Jazzer,<br />
begleiteten aber präzise die Artisten<br />
und spielten zum Tanz flott und sauber<br />
die Erfolgsschlager der letzten 6-8 Jahre<br />
– auch neue Stücke, sofern man sie als<br />
Orchester-Ausgaben bekommen konnte.<br />
Aber das war sehr schwierig wegen der<br />
Papierknappheit. Der Pianist Kurt Hübel<br />
war ein gefragter Musiker.<br />
Er spielte nebenbei auch in anderen Musikgruppen<br />
und leitete zeitweise auch<br />
eine Swing-Combo. Der Akkordeonist<br />
und Pianist Martin Viertel gründete später<br />
mit Erfolg seine eigene Band. Der 2.<br />
Trompeter gab auch Unterricht. Ich war<br />
einer seiner Trompetenschüler (1947/48).<br />
Der Schlagzeuger Fritz Gründer von der<br />
Leipziger Str. war ein guter Solist – eine<br />
Rarität damals! Wenn er bei „Barcelona“<br />
den Rumba-Rhythmus schlug oder beim<br />
„Schwarzen Panther“ die beiden Schlagzeugsoli<br />
trommelte, eilte ich nach vorn,<br />
um ihm auf die Stöcke zu schauen. Der<br />
„Panther“, ein heißer, schneller Foxtrott,<br />
war damals bei uns ebenso beliebt wie<br />
„Chattanooga-Choo-Choo“ und „In The<br />
Mood“. Und so stand ich dann 1946 (als<br />
lerngieriger Jungschlagzeuger) mit etlichen<br />
anderen Swing-Heinis an der Absperrung,<br />
die das Orchester vom Publikum<br />
trennte.<br />
Wir beobachteten, wie der Drummer sich<br />
schaffte und zappelten dabei mit dem<br />
ganzen Körper im Rhythmus. Bei dieser<br />
Musik vergaßen wir, in was für einer<br />
miesen Zeit wir lebten, daß wir dauernd<br />
hungerten, und daß die Zukunft ungewiß<br />
war, daß die Gerüchteküche im nun<br />
<br />
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<br />
Geschichte<br />
7
Swing im Nachkriegs-Görlitz –<br />
zweigeteilten Görlitz besonders stark brodelte,<br />
daß man in diesem harten Winter<br />
1946/1947 wahnsinnig fror. Das Lokal<br />
war schlecht geheizt, es gab kaum Bier,<br />
den Bedienungen wurde pro Tag nur je<br />
eine halbe Flasche Schnaps für ihre Gäste<br />
zugeteilt. So brachte sich mancher seinen<br />
eigenen Fusel mit und trank ihn heimlich.<br />
Wer dabei erwischt wurde, mußte das<br />
Lokal sofort verlassen. Nur ein undefinierbares<br />
„Heißgetränk“, ein rotes Gesöff,<br />
gab es reichlich. Manchmal wurde ein „Alkolat“<br />
angeboten, das wohl ein oder zwei<br />
Tropfen Alkohol enthielt.<br />
Sehr erfolgreich waren auch die „Görlitzer<br />
Jazz-Rhythmiker” unter der Leitung<br />
des Trompeters Walter Sedlick von der<br />
Krölstraße. Die Band bestand meist aus<br />
8 Musikern (Trompete, 3 Saxophone und<br />
Rhythmusgruppe) und war bei der Jugend<br />
sehr beliebt. Sie spielte immer wieder in<br />
den namhaften Vergnügungslokalen, wie<br />
im „Resi“, im Stadthallengarten und bei<br />
der Wiedereröffnung des „Konzerthauses“<br />
(Leipziger Straße, inzwischen leider<br />
abgerissen) im Oktober 1946. Sedlick war<br />
einer der wenigen professionellen Bläser<br />
in Görlitz, die jazzig blasen konnten (später<br />
ging er als Musikal-Artist auf Reisen),<br />
und die Band swingte, was nach meiner<br />
Erinnerung an Sedlicks Bruder Adolf am<br />
Schlagzeug lag und an dem zeitweise<br />
mitspielenden Gitarristen Hannes Stelzer.<br />
Aber man war vielseitig und spielte auch<br />
Tangos und Walzer.<br />
Bei den kleinen Kapellen (man bezeichnet<br />
sie heute als Combo) in Görlitz war die<br />
„Benny-Band“ führend. Man konnte sie<br />
unter anderem in der „Fledermaus“ (Ecke<br />
Berliner Str. / Salomonstr.) hören. Unter<br />
den 5 Musikern war ein sehr guter Saxophonist<br />
und der eben genannte Hannes<br />
Stelzer, der hier auch sang. Sie spielten<br />
jazzige Tanzmusik – reine Jazzbands, die<br />
Tanzmusik ablehnten und nur Konzerte<br />
gaben, gab es damals bei uns noch nicht<br />
– und so kamen wir Swing-Heinis hierher<br />
zum Zuhören und nicht zum Tanzen.<br />
Ließ sich aber die Tanzerei nicht vermeiden,<br />
weil sonst die Mädchen wegliefen,<br />
so tanzten wir den Hibbel-Swing. Der<br />
war 1948 in Mode und hatte den Vorteil,<br />
daß man keine Tanzschritte lernen mußte<br />
– man strampelte nur mit den Beinen<br />
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8<br />
Geschichte
von Manfred Raupach<br />
Swing<br />
Weinrestaurant „Café Fledermaus“ 1915-1925<br />
auf dem Parkett herum und bewegte sich<br />
kaum von der Stelle. Mit nur einem Bläser<br />
brauchte die „Benny-Band“ keine Orchester-Arrangements.<br />
Eine Klavierstimme,<br />
die leichter zu bekommen war, reichte<br />
aus. Oder man hörte sich ein Stück auf<br />
der Schallplatte solange an, bis man es<br />
auswendig spielen konnte. So waren die<br />
Musiker in der Lage, auch die neuesten<br />
Schlager der deutschen Nachwuchs-<br />
Komponisten zu bringen wie „Hallo kleines<br />
Fräulein“, „Gib mir einen Kuß durchs<br />
Telefon“ und die „Räuber-Ballade“, die<br />
der damals beliebte Schlagersänger Bully<br />
Buhlan schrieb.<br />
Zu erwähnen wäre noch das Hausorchester<br />
des Restaurants und Tanzlokals „Goldener<br />
Anker“ in Rauschwalde, dessen<br />
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Geschichte<br />
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9
Swing im Nachkriegs-Görlitz –<br />
Gasthof an der „Landeskrone Biesnitz“ um 1927<br />
Besitzer Lenhart selbst Musiker war und<br />
die bis zu 10 Mann starke Kapelle leitete.<br />
Diese spielte nicht besonders modern<br />
oder gar jazzig, war aber sehr routiniert<br />
und vielseitig. Das war erforderlich, da in<br />
dem geschmackvoll eingerichteten Lokal<br />
neben normalen Tanzabenden auch oft<br />
geschlossene Veranstaltungen stattfanden,<br />
bei denen alles Mögliche gefeiert<br />
wurde. Da vergnügte ich mich bei einem<br />
Fest meiner Schulklasse und ertrug, weil<br />
ich einen Tanzkurs machen musste, zwei<br />
Bälle der Tanzschule Neumann-Henke.<br />
Dabei war ein konstanter präziser Rhythmus<br />
gefragt, und den brachte die Kapelle.<br />
Sie hatte auch sofort die neuesten Modetänze<br />
drauf, wie die Samba, die 1948 aus<br />
Südamerika kam und auch in Görlitz Jung<br />
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10<br />
Geschichte
von Manfred Raupach<br />
Swing<br />
und Alt auf die Tanzfläche lockte.<br />
Aber es gab auch „Alte-Herren-Kapellen“,<br />
die eine solide, jedoch recht lahme Tanzmusik<br />
aus den 30er und 40er Jahren<br />
dudelten. Man hörte sie z.B. im „Schweizerhof“<br />
in Weinhübel und im „Kaiserhof“<br />
(später „Görlitzer Hof“), Berliner Straße.<br />
Diese Musik war nichts für Swinger – da<br />
gingen wir auch nicht hin.<br />
Bekannte Tanzlokale waren damals auch<br />
der „Burghof“ in Biesnitz, „Hotel Stadt<br />
Dresden“ am Bahnhof, das „Tivoli“ an der<br />
Promenade, „Café Roland“ in Weinhübel<br />
und „Kaffee Flora“, ein Tanzschuppen in<br />
Rauschwalde.<br />
Die meisten Musiker, über die ich soeben<br />
schrieb, waren Profis. Nun noch ein paar<br />
Zeilen über den Nachwuchs. Im Vergleich<br />
zu heute waren es nicht viele, die ein Instrument<br />
lernen konnten und wollten. Das<br />
lag an den schwierigen Zeiten. Auch gab<br />
es noch keine Instrumente zu kaufen. Ich<br />
selbst hatte das Glück, daß ich eine elektrische<br />
Eisenbahn besaß und diese gegen<br />
eine gebrauchte Trompete tauschen<br />
konnte. Das Schlagzeug hatte ich mir<br />
vorher Stück für Stück mühsam zusammengeschachert.<br />
Aber dann entstand<br />
1947 doch eine Bigband im Rahmen der<br />
FDJ, die sich Jugend-Tanzorchester Görlitz<br />
(JTG) nannte. Die musikalische Leitung<br />
hatte Hans Schulze, Sohn des Inhabers<br />
des „Konzerthauses“ in der Leipziger<br />
Straße. Er war sehr musikalisch, wurde<br />
später Profi und war u.a. Dirigent des<br />
Orchesters des Friedrichstadt-Palastes<br />
in Berlin. Als ich Mai-Dezember 1948 als<br />
Trompeter dabei war, bestand die Band<br />
aus 3 Trompetern, 3 Posaunisten, 4 Saxophonisten,<br />
je 1 Pianist, Bassist, Gitarrist<br />
und Schlagzeuger. Alle waren um die 18<br />
Jahre jung. Die Beherrschung der Instrumente<br />
ließ noch manche Wünsche offen,<br />
doch wurde dieser Mangel weitgehend<br />
ausgeglichen durch die große Begeisterung,<br />
mit der wir swingten. Heute, 47<br />
Jahre später (Beitrag entstand 1995), ist<br />
diese Begeisterung bei fast allen Jazzern<br />
von finanziellen Interessen verdrängt<br />
worden.<br />
Soweit ich mich erinnere, bekamen wir<br />
für die Auftritte kein Geld. Wenn wir auf<br />
dem Land spielten, gab es schon mal<br />
Bockwurst mit Kartoffelsalat – etwas ganz<br />
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Geschichte<br />
11
Swing im Nachkriegs-Görlitz –<br />
Besonderes in dieser Hungerzeit.<br />
Wir spielten zum Beispiel in einem Barackenlager<br />
auf der Reichertstraße für<br />
heimatvertriebene Schlesier (die mit unserer<br />
Musik nichts anfangen konnten)<br />
und auch in der Stadthalle bei Boxkampf-<br />
Turnieren sowie einem Kapellenwettstreit<br />
mit dem Jugendtanzorchester aus Leisnig<br />
(den wir verloren) anläßlich eines Tanzabends.<br />
Probe war jeden Sonntagvormittag<br />
im „Konzerthaus“. Danach machten<br />
wir manchmal eine Jam Session. Dabei<br />
entstand eine tolle Atmosphäre, besonders<br />
dann, wenn sich die Bläser mit ihren<br />
Improvisationen gegenseitig insprierten<br />
und zu übertreffen suchten. Gejazzt, besser<br />
gesagt, gehottet wurden Evergreens<br />
aus den 20er Jahren, wie „Lady Be Good“<br />
und „Sweet Sue“. Auch heute noch denke<br />
ich gern an diese Musik zurück, wenn ich<br />
mit meiner Swing-Combo solche Stücke<br />
blase.<br />
Zum Nachwuchs gehörte auch Wolfgang<br />
Lange von der Lessingstraße, ein etwas<br />
schrulliger Einzelgänger. Er spielte Akkordeon,<br />
meist allein oder nur mit einem<br />
Schlagzeuger zusammen, war also einer<br />
der ersten Alleinunterhalter, wurde Profi<br />
und war später irgendwie ein Görlitzer<br />
Original. Ich kannte ihn von der Schule<br />
her – er mochte auch Swing, fummelte an<br />
Saxophon, Geige und Schlagzeug herum,<br />
war aber zu faul zum Üben. 1946 spielte<br />
er zum Wochenendtanz im „Kulmbacher<br />
Postillion“ in Biesnitz ländlich-sittlich mit<br />
2 Musikern und seiner Mutter als Sängerin.<br />
Die alternde Dame sang z.B. „Ich<br />
tanze mit dir in den Himmel hinein“… es<br />
war grauenhaft! Aber Lange wußte halt<br />
schon, daß Musiker allein vom Jazz nicht<br />
leben können und sich nach dem Publikum<br />
richten müssen.<br />
Lange dichtete auch zuweilen. Zur Melodie<br />
der „Räuber-Ballade“ schrieb und<br />
sang er einen netten zeitkritischen Text:<br />
„Es war einmal ein Schieber, der ging zum<br />
schwarzen Markt…“<br />
Einmal kam ich zu ihm, weil wir zusammen<br />
üben wollten, er Saxophon und ich<br />
an seinem Schlagzeug. Da zeigte er mir<br />
freudig seine mit vielen halbrunden Eisenblechen<br />
gepflasterten Schuhsohlen<br />
und sagte, er wolle nun Steptanz üben.<br />
Der wäre wieder modern, hatte er von<br />
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12<br />
Geschichte
von Manfred Raupach<br />
Swing<br />
Restaurant „Schweizerhaus“ in Weinhübel, um 1929<br />
Swing-Heinis gehört. Er traute sich wohl<br />
nicht, allein zu üben, denn ich sollte das<br />
mitmachen. Ich war begeistert und ließ<br />
mir auch vom Schuster die Schuhe (meine<br />
einzigen) mit diesen Blechen beschlagen,<br />
die eigentlich dazu dienten, die Spitzen<br />
der Sohlen und Absätze vor Abnutzung zu<br />
schützen. Dann ging ich zu ihm, er legte<br />
eine Swingplatte aufs Grammophon, und<br />
wir versuchten, auf dem Steinfußboden<br />
der Küche zu steppen. Es dauerte nicht<br />
lange, da kam seine sonst singende Mutter<br />
schreiend herein und warf uns hinaus.<br />
Wir haben das Steppen dann schnell aufgegeben,<br />
es war zu mühsam…<br />
Mühsam wurde ab 1948 auch das Swingen.<br />
Die neuen Machthaber lehnten den<br />
Jazz als „Ausgeburt des anglo-amerika-<br />
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Geschichte<br />
13
Swing im Nachkriegs-Görlitz<br />
Gemütliches Beisammensein im „Hotel Stadt Dresden“ um 1940<br />
nischen Imperialismus“ ab. Im Zeitungsbericht<br />
über unseren Kapellenwettstreit<br />
wurde gerügt, daß wir Tanzmusik „auf<br />
amerikanische Manier“ spielten und daß<br />
eine „gewisse kulturelle Note“ fehlte. Das<br />
war noch vergleichsweise gnädig ausgedrückt,<br />
da es sich um eine Veranstaltung<br />
der FDJ handelte. Im Radio nahmen Jazzsendungen<br />
rapide ab, amerikanische Titel<br />
mußten in deutscher Übersetzung angesagt<br />
und auch auf Schallplatten-Etiketten<br />
gedruckt werden (z.B. statt „American<br />
Patrol“ „Nächtliche Patrouille“). Schallplatten<br />
aus Westdeutschland gab es<br />
nicht mehr. Die Sowjetisierung wurde<br />
auch im kulturellen Bereich verstärkt,<br />
die Zwangsmitgliedschaft in der FDJ für<br />
Amateurmusiker und im FDGB für Profis<br />
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14<br />
Geschichte
Swing im Nachkriegs-Görlitz<br />
war lästig, und viele Musiker setzten sich<br />
in den Westen ab, sogar komplette Kapellen.<br />
(Später war Jazz zeitweise überhaupt<br />
verboten. Erst in den 70er Jahren<br />
kam eine Liberalisierung). So wurde der<br />
Swing bedeutungslos im Musikleben Ostdeutschlands<br />
und vegetierte nur noch in<br />
einer geglätteten deutschen Variante dahin.<br />
Auch in Görlitz, so daß mein Bericht<br />
mit dem Jahr 1949 endet.<br />
Nachtrag:<br />
Bei Durchsicht dieses Berichtes fiel mir<br />
auf, daß es in Görlitz in jener Notzeit so<br />
viele Musiker gab, auch Amateure. Die<br />
meisten Männer waren ja noch in Gefangenschaft,<br />
im Krieg umgekommen oder<br />
physisch nicht mehr in der Lage zu musizieren.<br />
Dennoch war in ca. 25 Lokalen<br />
regelmäßig Livemusik. Auch im Bereich<br />
der ernsten Musik tat sich viel. Zum Beispiel<br />
hatte das Stadttheater 1946 bereits<br />
40 Musiker und 32 Chorsänger, und in die<br />
Musikschule gingen 150 Schüler (allerdings<br />
nur für klassische Ausbildung).<br />
Den Grund dafür liefert ein Blick auf das<br />
kulturelle Geschehen in den vorangegangenen<br />
Jahrzehnten in Görlitz. Hier<br />
hatte die Pflege von Instrumentalmusik<br />
und Chorgesang schon immer einen hohen<br />
Rang. Das Orchester des Stadttheaters<br />
erlangte in den 30er Jahren unter<br />
Generalmusikdirektor Walter Schartner<br />
ein beachtliches künstlerisches Niveau,<br />
trat auch in den Nachbarstädten auf<br />
und spielte in der Sommersaison immer<br />
als Kurorchester in Bad Flinsberg (heute<br />
Polen). Mit der Stadthalle hat Görlitz seit<br />
1910 ein großes, vielseitig verwendbares<br />
Haus, das die Heimstatt der Schlesischen<br />
Musikfeste wurde, in dem das verstärkte<br />
Stadttheater-Orchester Sinfoniekonzerte<br />
gab und bekannte Künstler von außerhalb<br />
sowie Stars von Film und Rundfunk<br />
auftraten. 1936 wurde der Heimatsender<br />
Görlitz in Betrieb genommen, der dem<br />
Reichssender Breslau angeschlossen war.<br />
Der Sendemast stand bei Reichenbach,<br />
die Senderäume befanden sich im Ständehaus<br />
an der Promenade. Bis Anfang 1945<br />
hatten Görlitzer Musiker hier ein weiteres<br />
Betätigungsfeld. So hörte man zum Beispiel<br />
öfter das Orchester des Stadttheaters,<br />
die Orchestergemeinschaft Görlitz<br />
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16<br />
Geschichte
Swing im Nachkriegs-Görlitz –<br />
Schlesisches Musikfest 1925 in der Stadthalle, Bühne mit Sauer-Orgel<br />
und die Tanz- und Unterhaltungskapelle,<br />
die zuletzt von dem Geiger Willi Schneider<br />
vom Varieté „Zwei Linden“ geleitet<br />
wurde. Einen guten Ruf hatte (und hat)<br />
auch die Musikschule am Fischmarkt, die<br />
„Unterricht für Berufs- und Liebhaberausbildung<br />
in Gesang und allen Instrumentalfächern“<br />
bot. Erwähnt sei noch, daß in<br />
Görlitz das Musikkorps des Inf.-Regiments<br />
30 und ein Gau-Musikzug des Reichsarbeitsdienstes<br />
stationiert waren und 1942<br />
das Luftwaffen-Musikkorps Gotha (in<br />
dem Walter Übermuth Klarinette blies)<br />
hierher verlagert wurde. Diese wurden<br />
bei Kriegsende aufgelöst, und manche<br />
Musiker blieben hier. Andere kamen mit<br />
den Flüchtlingen und Vertriebenen aus<br />
Schlesien und dem Sudetenland.<br />
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18<br />
Geschichte
von Manfred Raupach<br />
Swing<br />
Stadthalle Parkettsaal, 1939<br />
So waren also, zusammen mit den „eigenen<br />
Gewächsen“ genug Musiker vorhanden,<br />
und sie hatten in der Musikstadt<br />
Görlitz ein aufgeschlossenes Publikum, so<br />
daß hier nach dem Krieg schnell ein vielfältiges<br />
Musikleben entstand. Hinzu kam<br />
die große Freude der Menschen darüber,<br />
den fürchterlichen Krieg überlebt zu haben.<br />
Freude drückt sich gern in Musik aus.<br />
Ich glaube, daß diese Freude der Hauptgrund<br />
war dafür, daß der fröhlich-flotte<br />
Swing damals bei uns so beliebt wurde<br />
– und das nicht nur bei der Jugend.<br />
Autor: Manfred Raupach<br />
www.toplivebands.de<br />
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Geschichte<br />
19
Tradition und Qualität seit 1930 –<br />
Rieger Betten<br />
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Rieger Betten & Naturwaren blickt auf<br />
eine spannende Geschichte zurück und<br />
feirt in diesem Jahr 90jähriges Firmenjubiläum.<br />
Oskar Rieger legte 1930 den Grundstein.<br />
Er warf seinen Zimmermannshammer in<br />
die Ecke und übernahm den Nebenerwerbsbetrieb<br />
seines Vater zur Aufarbeitung<br />
von Spinnereiabfällen in Einsiedel<br />
bei Reichenberg (heute Liberec, CZ).<br />
Im Jahre 1934 heiratete er und führte ab<br />
da gemeinsam mit seiner Frau Marie den<br />
Betrieb. 1938 erfolgte der Umzug in ein<br />
Nebendorf von Reichenberg und damit<br />
verbunden die Erweiterung des Betriebes<br />
auf 10 Personen.<br />
Aber dann kam der 2. Weltkrieg, der für<br />
den jungen Betrieb katastrophale Folgen<br />
hatte. Enteignet wurden die Firma nicht,<br />
jedoch brauchte Oskar Rieger zum Glück<br />
nicht in den Krieg. Aber bereits im <strong>Juni</strong><br />
1945 wurden Riegers vertrieben: „Die<br />
Tschechen kamen und sagten: ihr habt<br />
zwei Stunden Zeit zum Packen (es war<br />
später Nachmittag. (Meine Tante war<br />
zwei Jahre alt.) Sie packten und dann los<br />
(mit Kinderwagen zum Glück).<br />
Oskar Rieger, Zimmermann<br />
Marie Rieger, Hausfrau<br />
und mithelfende Ehefrau<br />
Sie liefen los zu Verwandten in Schönau<br />
a.d. Eigen, die ganze Nacht durch,<br />
mit Nervenaufreibender Grenzpassage.“<br />
schildert Birgit Rieger die damalige dramatischen<br />
Ereignisse. 1946 erfolgte dann<br />
der Neustart des Unternehmens zunächst<br />
in Schönau auf dem Eigen bei Görlitz,<br />
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20<br />
Jubiläum
Rieger Betten & Naturwaren GmbH & Co.KG<br />
Rieger<br />
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Helmut Rieger, Textilingenieur<br />
Christel Rieger, Fachverkäuferin und Verkaufsstellenleiterin<br />
in einer ehemaligen Wagenhalle. 1957<br />
stieg Helmut Rieger in das Unternehmen<br />
ein, hier nun bereits am neuen Standort<br />
Schlauroth bei Görlitz. Seit 1964 baute er,<br />
gemeinsam mit seiner Frau Christel, den<br />
Betrieb weiter aus. 1970 begann die Firma<br />
Rieger mit der Produktion von Mischfaser-und<br />
Schafwollbetten.<br />
Nach der politischen<br />
Wende im Jahr 1990<br />
wurde das Unternehmen<br />
nun von Helmut<br />
Rieger übernommen.<br />
Es kam zu einer Umstellung<br />
der Produktion auf<br />
Schaffwoll-Artikeln und<br />
gleichzeitig zur Vermarktung<br />
von einem großen<br />
Schafwollsortiment.<br />
Gleichzeitig wurde nun<br />
auch Bettenreinigung<br />
mit einem kleinen Bettenfachgeschäft<br />
angeboten.<br />
1997 wurde das<br />
Firmengebäude beträchtlich<br />
um Näh-und<br />
Verkaufsflächen erweitert.<br />
Darauf erfolgte 1999 die Eröffnung<br />
einer Filiale in der Straßbug-Passage.<br />
Schließlich im Jahr 2001 übernahm Birgit<br />
Rieger nun schon in dritter Familiengenaration.<br />
Seit 2005 verarbeitet die Firma<br />
Rieger Alpakawolle von deutschen Züchtern<br />
zu Bettdecken, Kissen, Einlegesohlen,<br />
Alpakaflor und mehr.<br />
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Jubiläum<br />
21
Tradition und Qualität seit 1930<br />
Rieger Betten<br />
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Die Rohwolle wird in Görlitz nach Farbe<br />
und Feinheit sortiert. Die Weiterverarbeitung<br />
erfolgt in kleinen Industriebetrieben<br />
mit Manufakturfertigung in Polen, Tschechien,<br />
der Slowakei und in Schlauroth.<br />
Langjährige Zusammenarbeit und umweltschonende<br />
kurze Transportwege sind<br />
hier ein wichtiges Anliegen.<br />
Die feine Wolle der ersten Qualität wird<br />
zu Webstoff (mit Schurwolle) verarbeitet.<br />
Alle anderen Qualitäten werden für Filzsohlen,<br />
Bekleidung und Bettwaren verwendet.<br />
Die Rohstoffproduktion und der<br />
Verkauf der Produkte wird zu großen Teilen<br />
von den Schäfern + Alpakazüchtern<br />
in Deutschland, Österreich und Polen geleistet.<br />
Somit wird dem Endkunden der Bezug<br />
zwischen Tier und Wollprodukt nahegebracht<br />
und die Wertschätzung der Wolle<br />
erhöht.<br />
Rieger Betten legt Wert darauf, ein jährlich<br />
breiter werdendes Angebot an Wohlfühlprodukten<br />
und nützlichen Artikeln<br />
anzubieten.<br />
Die Artikel sind dabei preislich für viele<br />
Menschen erschwinglich und werden dabei<br />
fast ausschließlich in Europa produziert.<br />
Kurze Lieferzeiten tragen zur Zufriedenheit<br />
aller Kunden bei. Aus diesem Grund<br />
hält Rieger Betten ein umfangreiches Lager<br />
zur sofortigen Lieferung bereit. Damit<br />
können fast alle Wünsche und Bedürfnisse<br />
umgehend erfüllt werden.<br />
Bei Rieger Betten wird dabei stets auf die<br />
reine Kraft der Natur und bei den Produkten<br />
werden 100% Naturmaterialien<br />
verwendet. Es wird möglichst vollständig<br />
auf chemische Zusatzstoffe bei der<br />
Herstellung verzichtet. So werden bei<br />
der Veredelung der Baumwollstoffe auf<br />
Bleich-und Färbemittel sowie das Mercerisieren<br />
und anderweitige Ausrüstungen,<br />
verzichtet.<br />
Der schonende Umgang mit der Ressource<br />
Wasser und die damit verbundene<br />
vereinfachte Wiederaufbereitung von<br />
Abwässern ist ein Anliegen der Firma<br />
Rieger, ebenso die Reduzierung von CO2-<br />
Ausstoß.<br />
Andreas Ch. de Morales Roque<br />
Quelle: Rieger Betten<br />
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22<br />
Jubiläum
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Görlitzer Vorstädte und alte Dörfer<br />
950 Jahre Görlitz<br />
Das alte Dorf Görlitz um das Jahr 1000, Zeichnung von Engelbert Kyffhäuser 1917<br />
Die Vorstädte von Görlitz haben zum Teil<br />
nicht von der Stadt aus ihre Anlage erhalten,<br />
sondern waren schon Siedlungen<br />
vor Gründung der Stadt. Vom alten Dorfe<br />
Görlitz um die Nikolaikirche ist das sicher.<br />
Die Bezeichnung Dorf entscheidet keineswegs<br />
über die Entstehung schon vor<br />
der Kolonisation oder zu der Kolonisationszeit,<br />
wie die folgenden Beispiele von<br />
Salmansdorf und Krölsdorf beweisen.<br />
Das Dorf ist ursprünglich die Bezeichnung<br />
für die Siedlung an der Lunitz von<br />
der Girbigsdorfer Grenze bis zur Neiße.<br />
Der Name Dorf in dieser Bedeutung ist<br />
schon um 1300 im Verschwinden, nur<br />
die Personennamen: Heinrich von dem<br />
Dorfe, Petzold Bäcker von dem Dorfe,<br />
Christian vom Dorfe, Peter von dem Dorfe<br />
usw. weisen darauf hin.<br />
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24<br />
Geschichte
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Görlitzer Vorstädte und alte Dörfer –<br />
950 Jahre Görlitz<br />
Möglicherweise<br />
lag ihr Friedhof<br />
Teichstraße Nr.<br />
19, wo Gräber<br />
aufgedeckt<br />
wurden.<br />
Der Name Geluticz<br />
haftete<br />
etwa an dem<br />
späteren Grünen<br />
Graben.<br />
Eine deutsche<br />
Siedlung<br />
scheint Konsulsdorf<br />
zu sein, es<br />
liegt südlich der<br />
Stadt und reicht<br />
Als Dorf Görlitz - „Villa Goreliz“ wird in einer Urkunde aus dem Jahr 1071, von der Neiße<br />
die der deutsche König Heinrich IV. austellen ließ, erstmals erwähnt.<br />
über die jetzige<br />
Bismarck- und<br />
Die Siedlung ballt sich um die Nikolaikirche<br />
und das spätere Ober- und Niederviertel<br />
zusammen. Sie hat an der Dorfsiedlungsart,<br />
wie sie um 1200 von den<br />
einwandernden Deutschen allenthalben<br />
Moltkestraße bis etwa zur Jakobsgasse.<br />
Im Süden war wohl der Bach die Grenze,<br />
der von Westen herkommend am Fuße<br />
des Jüdischen Friedhofes, der Kreuzkirche,<br />
des Pomologischen Gartens über<br />
geschah, nicht teilgenommen. Eine die Leschwitzer Wiesen der Neiße (Weinlache)<br />
zweite wendische Siedlung war Geluticz. zustrebte.<br />
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26<br />
Geschichte
1017 - 950 Jahre Görlitz - 2021<br />
950 Jahre Die ursprüngliche Siedlung lag wohl<br />
ziemlich weit von der Stadt in der Gegend<br />
der Kreuzkirche und weiter nach<br />
Osten zu. Dort fand man nämlich beim<br />
Pflügen Mauerwerk und Keller. Eine chronikalische<br />
Quelle des 18. Jahrhunderts<br />
erzählt diese höchst fesselnde Nachricht.<br />
Innerhalb dieser Dorfanlage liest man<br />
auch 1378 den Namen „Viehtreibe“ (auf<br />
den Dörfern wird ein Querweg, der vom<br />
Viehwig [Viehweg] ausgeht, so genannt.<br />
So möge die Viehtreibe vielleicht auf<br />
eine Umgestaltung des Dorfes um 1200<br />
hinweisen, die Hufengrenzen sind freilich<br />
sehr verwischt. Doch kommt der Name<br />
Hufe verhältnismäßig häufig in Konsulsdorf<br />
(und rechts der Neiße) vor.<br />
Fesselnd ist die Entwicklung des Namens<br />
Konsulsdorf. Von 1303 bis über 1400<br />
hinaus erscheinen die Formen: Kunstinsdorf,<br />
Kunstindorf, Konstolsdorf, Konsdorf,<br />
Kunstisdorf, Kunsensdorf. 1407 und<br />
1408 erscheint Konsulsdorf. Daraus ist<br />
zu schließen, daß der Name Konstantin<br />
zugrunde liegt und daß durch gelehrte<br />
Etymologie sich seit etwa 1400 die Form<br />
Konsulsdorf entwickelt hat.<br />
Für Konsulsdorf tritt dann Konsulgasse<br />
ein. 1450 und 1470 liest man noch<br />
Konsulsdorf, 1499 dann Konsulgasse.<br />
Schließlich landete durch Volksetymologie<br />
die Form in Kuhlgasse (1613),<br />
Kohlgasse (1609), sogar in Köhlergasse.<br />
1871 wurde dann für die vulgäre Form<br />
Kohlgasse die schon Jahrhunderte alte<br />
Form Konsulgasse festgelegt.<br />
Die Selbständigkeit der Siedlung kommt<br />
z. B. zum Vorschein um 1310: Stücke<br />
ackers neben Kunstindorph. 1380: „zu<br />
Kunssisdorf, als gelegen ist in syn reynen<br />
und grenicz vor Görlicz der stat“.<br />
1389 wird dort der Hellerynnegasse erwähnt,<br />
danach genannt, weil die Familie<br />
Heller das Vormerk dort besessen hat.<br />
1446 kaufte Peter Swob auf der Konsulsgasse<br />
für seine 5 Gärtener einen Born.<br />
1404 werden dort genannt 3 Wirte und<br />
die Constinmol, 1417 werden dann<br />
schon 13 Wirte, 1 Mühle, 1 Walke und<br />
ein Haus, auf dem Berge genannt.<br />
Salmannsdorf, benannt nach dem Namen<br />
Salomon, der sich ja auch in der<br />
neueren Zeit wieder durchsetzte.<br />
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Geschichte 27
Görlitzer Vorstädte und alte Dörfer –<br />
950 Jahre Görlitz<br />
Blick auf Görlitz, Ölgemälde von Alexander Thiele, um 1726<br />
Die heutige Salomonstraße gibt die Lage<br />
an. Die reiche Görlitzer Familie Salmann<br />
läßt sich von etwa 1330 bis 1425 nachweisen.<br />
Der Name Salmansdorf kommt erst 1385<br />
und 1386. Es ist sicher, daß nach dieser<br />
Familie und deren Besitz daselbst erst<br />
die Bezeichnung entstand, denn 1398<br />
besitzt sie dort 10 Gärten.<br />
1398 steht auch an derselben Belegstelle<br />
Salmannsgasse.<br />
1458 liegt innerhalb von Salmansdorf<br />
die „Querichtgasse“. Die Geschoßbücher<br />
weisen diese Gasse mit besonderem Namen<br />
zwischen Salmans- und Krewelsdorf<br />
auf. Möglicherweise ist sie daher die<br />
spätere Kuh-, jetzt Mittelgasse (Berliner<br />
Straße).<br />
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28<br />
Geschichte
1017 - 950 Jahre Görlitz - 2021<br />
950 Jahre Zweifelsdorf lag innerhalb von Krölsdorf<br />
und erscheint ganz vereinzelt 1423<br />
und 1426. Da nach dem verschollenen<br />
Geschoßbuche von 1403 dort nicht weniger<br />
als 17 Wirte aufgezählt sind, ist<br />
es vielleicht nur ein anderer Name für<br />
Krewelsdorf.<br />
Krewelsdorf, jetzt Krölstraße, erscheint<br />
zuerst 1383 (Garten zu Crowilsdorf),<br />
1385 Kreulsdorf, 1409 Krewelsdorf und<br />
Crewisdorf. 1426 liest man die merkwürdige<br />
Form „Kroygilsgasse“. Es kann<br />
keinem Zweifel unterliegen, daß die<br />
Siedlung ihren Namen von der begüterten<br />
Familie Krowil hat. Ein Nikel Krowil<br />
erscheint 1339, 1340, 1343, 1381, 1386,<br />
1393; eine Else Kreulin 1395. 1432 stehen<br />
Crewelsdorf und Crewelsgasse dicht<br />
nebeneinander. 1417 wohnten dort 29<br />
Wirte.<br />
Noch einmal, 1657, findet sich der Name,<br />
wo Hans George Heinze von seinem Garten<br />
ein Stück Acker an der Hallischen<br />
Straße an seinen Schwager Gregor Gobius<br />
verkauft. 1556 läßt der Rat Christoph<br />
Gründels Vorwerk auf der Kroulsgasse<br />
abstecken und in Gärten austeilen.<br />
Wickersdorf beschrieb Scultetus in<br />
seinem Kürbuche aus dem Jahre 1404:<br />
„Wickersdorf, eine Vorstadt hinterm Finstertore<br />
und Niedertore hinaus“.<br />
Eine Familie Wyker läßt sich von etwa<br />
1305 bis 1406 in führender Stellung<br />
nachweisen. Hermann Wyker war Bürgermeister<br />
1319/20. Der letzte Wyker,<br />
Johannes mit Vornamen, war bis 1406<br />
Schöppe (Kürbuch), 1365 Hans Wiker<br />
Bürgermeister. Von dieser Familie hat<br />
Wickersdorf sicher seinen Namen.<br />
Kleppelswalde. Jenseits der Neiße lag<br />
ein Dorf Kleppelswalde. Kleppelswalde<br />
wird im ältesten Stadtbuche auch deshalb<br />
so oft genannt, weil die Dreiradenmühle<br />
zunächst Mühle zu Kleppelswalde<br />
hieß. Die ältesten Formen sind Clepphelswalde,<br />
Klephilswalde, Klepfilswalde<br />
und Knepfilswalde. Das Dorf war ursprünglich<br />
eine besondere Siedlung mit<br />
festen Grenzen östlich der Neiße. Das<br />
Gutsgebäude von Kleppelswalde ist wohl<br />
der jetzige Scultetushof gewesen.<br />
Andreas Ch. de Morales Roque<br />
Quelle: Dr. Richard Jecht<br />
Topografie der Stadt Görlitz<br />
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Geschichte<br />
29
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
(Fortsetzung)<br />
Diese ersten Jahre waren gekennzeichnet<br />
von finanziellen Problemen und so manchen<br />
Klippen, die umschifft werden mussten.<br />
Außerdem einige Auseinandersetzungen<br />
zwischen Vater und Sohn Tyczka.<br />
Josef Tyczka war ein sparsamer, vorsichtiger<br />
Mann. Verluste zu bilanzieren war<br />
seine Sache nicht, finanzielle Risiken einzugehen<br />
ebenso wenig. Nun musste und<br />
wollte er diesen Sohn unterstützen, der<br />
mutig, unternehmerisch und manchmal<br />
in sehr großzügigen, Risiko behafteten<br />
Dimensionen dachte. lmmer waren die Finanzmittel<br />
knapp, wurden Plangrößen bei<br />
lnvestitionsvorhaben überschritten und<br />
das Vertrauensverhältnis zu den Banken<br />
strapaziert. Das Gesellschafterprotokollbuch<br />
erzählt von manch hitziger Debatte<br />
und Josef Tyczkas Versuchen, auf das forsche<br />
Geschäftsgebaren des Sohnes mäßigenden<br />
Einfluss zu nehmen.<br />
Einen weiteren, ganz anderen Geschäftsbereich<br />
erschloss sich Georg Tyczka<br />
ebenfalls 1924. Er erwarb die „Julius Knoll<br />
Fabrik feiner Holzspielwaren“ in Liegnitz.<br />
Dieser Betrieb wurde auf das Grundstück<br />
in Weinhübel verlegt, mit der Produktion<br />
von Spielwaren ein zweites Standbein geschaffen.<br />
Auch hier waren lnvestitionen<br />
erforderlich, wurden Holzvorräte angelegt,<br />
dann 1939 ein komplett neuer Maschinenpark,<br />
ein eigenes Sägewerk und<br />
Holztrockenkammern errichtet. An der<br />
Mitarbeiterzahl übertraf die Spielwarenfertigung<br />
bald den Stoffbetrieb.<br />
Auch privat änderte sich das Leben Georg<br />
Tyczkas in jenen Jahren. Er lernte Johanna<br />
Lehmann (22.7.1895-30.12.1993)<br />
kennen, deren Eltern in Weinhübel das<br />
gut gehende und bekannte Gasthaus<br />
„Schweizerhaus“ besaßen. Zum Restaurant<br />
gehörte ein Ballsaal für rund tausend<br />
Gäste; gut möglich, dass der junge Mann<br />
bei einem der dortigen Bälle die Tochter<br />
des Hauses kennen gelernt hat. Sie war<br />
hübsch, vermögend außerdem, was bei<br />
seiner finanziellen Lage ja kein Nachteil<br />
war. So ganz ohne Unterstützung traute<br />
sich der sonst eher Wagemutige den großen<br />
Schritt in die Ehe aber nicht gleich.<br />
Herbert Patzig musste bei einem Besuch<br />
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30<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
Julius Knoll Fabrik feiner Holzspielwaren 30er Jahre<br />
im Café Hermann am Postplatz in Görlitz<br />
die Zukünftige zunächst unauffällig begutachten.<br />
1925 heiratete das junge Paar,<br />
am 26. Februar 1926 wurde der Sohn<br />
Hans-Wolfgang geboren, zwei Jahre später,<br />
am 11. März 1928, die Tochter Sigrid.<br />
So waren die ersten zehn Jahre des Unternehmertums<br />
geprägt vom beruflichen<br />
wie auch dem familiären Aufbau. 1934<br />
visierte Georg Tyczka die nächste Herausforderung<br />
an. Wieder war es eine neue,<br />
noch ungewöhnliche Technik, die ihn faszinierte.<br />
Seit 1927 befassten sich die Leuna-Werke<br />
mit der Braunkohle-Hydrierung<br />
zur Herstellung von Synthese-Benzin. Dabei<br />
fiel unter anderem Propangas an, das<br />
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Geschichte<br />
31
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Gasthaus Schweizerhaus in Weinhübel (vormals Posottendorf Leschwitz) um 1900, im Vordergrund<br />
Familie Andreas und Berta Lehmann mit -v.l.n.r.- Sohn Willi, Tochter Johanna und Sohn Kurt.<br />
zunächst abgefackelt wurde. Doch dann<br />
erkannte man die Möglichkeiten, die in<br />
diesem Gas steckten und errichtete die<br />
erste deutsche Großanlage zur Propanerzeugung<br />
und schließlich auch Abfüllung.<br />
Nun suchte man in Deutschland Agenten,<br />
die das Gas an den Mann brachten – und<br />
Georg Tyczka war dabei.<br />
Eigentlich war der neue Brenn- und Heizstoff<br />
aber hauptsächlich an die Frau zu<br />
bringen. Die Hausfrau war die erste Zielgruppe,<br />
ihr wurde das Kochen mit Propangas<br />
schmackhaft gemacht, das den um-<br />
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32<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
ständlichen und schlecht zu regulierenden<br />
Holzherd ersetzen und städtischen Komfort<br />
aufs Land bringen sollte. Zunächst<br />
wurde Leuna Propangas ausschließlich in<br />
Flaschen geliefert. Echte Propangasherde<br />
gab es zu dieser Zeit auch noch nicht, anfangs<br />
begnügte man sich mit umgebauten<br />
Stadtgasherden und Kochern.<br />
Es war Georg Tyczka, der 1936 in Weinhübel<br />
das erste Flüssiggas-Abfüllwerk<br />
Deutschlands errichtete und damit den<br />
Grundstein für die Entwicklung des Flüssiggasgeschäftes<br />
in Deutschland legte.<br />
Im gleichen Jahr, am 15. Dezember 1936,<br />
kam es zu einer bedeutenden firmenrechtlichen<br />
Veränderung. Aus der GmbH<br />
wurde eine KG, Josef Tyczka übertrug in<br />
einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung<br />
seine Gesellschaftsanteile<br />
jeweils zur Hälfte an seine beiden anderen<br />
Kinder Dr. jur. Leonhard Tyczka und<br />
Elisabeth Gahlemann, geborene Tyczka.<br />
Beide übernahmen die Rolle der Kommanditisten,<br />
Georg Tyczka wurde Komplementär.<br />
Dank des neuen Flüssiggas-Abfüllwerkes<br />
konnte man in Weinhübel bereits größere<br />
Mengen Flüssiggas bevorraten, der Vertrieb<br />
blieb durch den Transport in Flaschen<br />
jedoch nur begrenzt möglich. Georg Tyczka<br />
gab sich damit nicht zufrieden. Um<br />
den Flüssiggasnachschub von den Leunawerken<br />
nach Weinhübel zu verbessern,<br />
ließ er nach eigenen Plänen den ersten<br />
Flüssiggasstraßentankzug Deutschlands<br />
bauen. Bei der Inbetriebnahme des Fahrzeuges<br />
am 22. September 1937 gab es<br />
eine unerwartete Panne.<br />
Natürlich sollte das gute Stück im Rahmen<br />
einer kleinen Feier und in Anwesenheit<br />
staunender Fachleute mit gebührender<br />
Achtung getauft werden. Johanna Tyczka<br />
hatte zu diesem Anlass eigens eine Flasche<br />
Sekt bereitgestellt. Doch sie war zu<br />
vorsichtig, als sie die Flasche gegen die<br />
glänzende Aluminiumhülle des Tankzuges<br />
schlug: Nichts geschah. Also holte die<br />
Gattin des Unternehmers das zweite Mal<br />
kräftig aus und zertrümmerte die Flasche<br />
mit solcher Kraft am Kotflügel, dass das<br />
Fahrzeug mit einer deutlichen Beule eingeweiht<br />
wurde.<br />
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Geschichte 33
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Zur weiteren Sicherung und notwendigen<br />
Verbesserung des Nachschubes wurde<br />
1938 eine Abfüllanlage für Eisenbahn-<br />
Kesselwagen am Bahnhof Weinhübel errichtet<br />
und mit einem 1,5 Kilometer langen<br />
Leitungssystem mit dem Abfüllwerk<br />
verbunden.<br />
Für das Flüssiggas-Abfüllwerk in Weinhübel<br />
bedeutete das alles Hochkonjunktur.<br />
In Tag- und Nachtschichten wurde Gas in<br />
Flaschen abgefüllt. Die Voraussetzungen<br />
für einen reibungslosen Vertrieb waren gegeben,<br />
der ganz Schlesien, das Sudetenland,<br />
den südlichen Teil vom Wartheland<br />
und Ostsachsen belieferte. Die Vertriebsstellen<br />
waren meist Handwerksbetriebe,<br />
mehrheitlich Installateure und Spengler.<br />
Mit Kochvorträgen und schmackhaften<br />
Kostproben wurde versucht, die Hausfrauen<br />
vom Nutzen und Komfort der neuen<br />
Gastechnik zu überzeugen.<br />
Ein Jahr später schob der Kriegsbeginn<br />
den Flüssiggasabsatz kräftig an. Mit zunehmender<br />
Verknappung von Benzin und<br />
ebenso Dieselöl wurde der Treibstoffverbrauch<br />
für den Verkehr praktisch in zwei<br />
Kategorien unterteilt Heimatfront und<br />
Kriegsfront. Während die Kriegsfront mit<br />
dem einfacher zu transportierenden Benzin<br />
und Dieselöl versorgt wurde, stellte<br />
man in der Heimat mehr und mehr auf<br />
treibgasbetriebene Fahrzeuge um.<br />
Selbst große Dieselmotoren wurden umgebaut<br />
und die großen Lastkraftfahrzeuge<br />
fuhren mit sechs 33-Kilogramm-Flaschen<br />
auf der Ladefläche anstelle eines Dieselöltanks.<br />
Auch sogenannte „Holzvergaser“<br />
wurden entwickelt und eingeführt. In den<br />
von den deutschen Truppen eroberten<br />
Ländern im Osten erschlossen sich ebenfalls<br />
neue Märkte. Folgerichtig bemühte<br />
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34<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
Installateur Zusammenkunft 1937<br />
.....................<br />
Kurt Fischer Martha Rotter Georg Tyczka<br />
.....................<br />
.....................<br />
sich Georg Tyczka 1941/42 um den Zuschlag<br />
für eine Niederlassung in der besetzten<br />
Tschechoslowakei. Er konnte sich<br />
gegen Konkurrenten durchsetzen und eröffnete<br />
ein Werk in Satalice bei Prag. Hier<br />
wurde von der eigens gegründeten Firma<br />
„Energiegas Georg Tyczka“ ein großes<br />
Flüssiggas-Abfüllwerk gebaut, das die gesamte<br />
Propan/Butan-Produktion der Hydrierwerke<br />
Brüx (Most) aufnahm. 20.000<br />
Tonnen Flüssiggas konnten jetzt jährlich<br />
in Flaschen abgefüllt und vorwiegend als<br />
Treibgas verkauft werden. Ein florierendes<br />
Unternehmen war entstanden, aus einer<br />
Idee heraus und dem Mut, sich dem Neuen,<br />
Unbekannten zu stellen und mit großem<br />
persönlichen und auch finanziellen<br />
Risiko etwas aufzubauen. Eigentlich hätte<br />
das nun immer so weiterlaufen können<br />
– wenn nicht das „Tausendjährige Reich“<br />
bereits nach einem Dutzend Jahren sein<br />
blutiges Ende gefunden hätte.<br />
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Geschichte<br />
35
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Familienleben<br />
Wir erinnern uns. 1925 heirateten Georg<br />
und Johanna Tyczka. Am 26. Februar<br />
1926 wurde der Sohn Hans-Wolfgang in<br />
Weinhübel geboren, zwei Jahre später die<br />
Tochter Sigrid. Beide Kinder wuchsen im<br />
Wohnhaus direkt am und mit dem Werk<br />
auf. In den Ferien wurden regelmäßig die<br />
Großeltern im seit 1921 polnischen Tarnowitz<br />
besucht. 1932 verbrachte Hans-Wolfgang<br />
längere Zeit in der Paulstraße 7 bei<br />
den väterlichen Großeltern, da seine Mutter<br />
schwer erkrankt war. Die Kinder waren<br />
dort willkommen, ebenso wie ihre Cousins<br />
und Cousinen. Im Großelternhaus hatten<br />
sie ein eigenes Zimmer, der Großvater hatte<br />
ein Zelt im Garten aufgestellt und auch<br />
in der Sandgrube gab es Spannendes zu<br />
entdecken. Hans-Wolfgang Tyczka erinnert<br />
sich gerne an die gütige und liebevolle<br />
Großmutter und den Respekt einflößenden<br />
Großvater, den schon der kleine Junge<br />
als sehr souverän auftretend empfand.<br />
Im Juli 1939 erkrankte Josef Tyczka jedoch<br />
schwer. Zur besseren Behandlung<br />
wurde er ins nächste deutsche Krankenhaus<br />
nach Beuthen gebracht. Dort durfte<br />
ihn allerdings seine Frau nicht besuchen,<br />
weil sie keine Grenzübertrittserlaubnis bekam.<br />
So kamen zunächst nur der Sohn<br />
Georg und die Tochter Elisabeth, verheiratete<br />
Gahlemann, ans Krankenbett. Dank<br />
der Hilfe ihres polnischen Arztes erhielt<br />
endlich auch die Ehefrau eine Besuchserlaubnis.<br />
Am 5. August 1939 starb Josef<br />
Tyczka in Beuthen. Am gleichen Tag<br />
zogen in Tarnowitz die ersten deutschen<br />
Truppen ein. Seine Frau blieb bis 1944<br />
im nun wieder deutschen Tarnowitz und<br />
übersiedelte aufgrund der Kriegsereignisse<br />
im November 1944 gemeinsam mit der<br />
Tochter Elisabeth und deren drei Kindern<br />
zu ihrem Sohn Georg nach Görlitz. Die Geschäfte<br />
in Tarnowitz führte Gerhard Tyczka<br />
(13.8.1897-1.8.1988), ein Neffe Josefs,<br />
bis kurz vor Kriegsende 1945 für die Familie<br />
weiter.<br />
Nicht nur in Tarnowitz, auch in Weinhübel<br />
gab es viel zu entdecken und zu lernen für<br />
Kinder. Schließlich wohnte man im 1929<br />
neu und schon verputzten Geschäftshaus<br />
– Hans-Wolfgang Tyczka erinnert<br />
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36<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
Jungunternehmer - die Geschwister Sigrid und Hans-Wolfgang Tyczka<br />
sich noch heute an die sorgfältig im Putz<br />
eingebrachte Jahreszahl über der Haustüre.<br />
Im Erdgeschoss waren die Büros, im<br />
ersten Stock lebte die Familie. Ein späterer<br />
Erweiterungsbau mit einem zweiten<br />
Haupteingang und größerer Bürofläche im<br />
Erdgeschoss erbrachte im Obergeschoss<br />
drei Werkswohnungen für die Meister, den<br />
Fahrer Georg Tyczkas und später auch den<br />
jungen Hans-Wolfgang.<br />
So wuchs er quasi innerhalb der Firma<br />
auf und lernte früh das Mitarbeiten. In<br />
der Holzspielwarenfabrik waren Kugeln<br />
für ein Roulettespiel in Papiertütchen zu<br />
verpacken, eine Arbeit, die zu dieser Zeit<br />
natürlich mit der Hand erledigt wurde.<br />
,,Wenn wir Kinder krank waren, haben<br />
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Geschichte<br />
37
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
wir das im Bett getan. lch erinnere mich,<br />
dass die großen Spiele außer der roten<br />
sechs grüne Kugeln hatten, die mittleren<br />
fünf grüne Kugeln und die kleinen nur vier.<br />
Für hundert Stück haben wir fünf Pfennig<br />
bekommen. Aber wir haben das nicht als<br />
Schikane empfunden, wir haben das gerne<br />
gemacht und uns auch noch ein Taschengeld<br />
verdienen können.“<br />
Auch andere, anspruchsvollere Tätigkeiten<br />
lernte der künftige <strong>Juni</strong>orchef früh. Er arbeitete<br />
in der Tischlerei mit und fertigte sogar<br />
eine Art Gesellenstück, einen Fußschemel.<br />
Das Polieren der Billardtische gehörte<br />
ebenfalls zu seinen Aufgaben. Genauso<br />
die Mitarbeit in der Sauerstoffanlage. Viele<br />
Tätigkeiten, die heute selbstverständlich<br />
von Maschinen und Computern übernommen<br />
werden, waren vor dem zweiten<br />
Weltkrieg noch reine Handarbeit. So lernte<br />
Hans-Wolfgang Tyczka alle Schreinerarbeiten,<br />
das Schweißen, Schlossern und den<br />
Umgang mit den Maschinen im Gasgeschäft,<br />
machte mit 16 Jahren bereits den<br />
Führerschein und erwarb ein Jahr später<br />
auch die Fahrerlaubnis der Klasse zwei<br />
zum Führen von Lastwagen mit Anhänger.<br />
Also war er es, der sonntagmorgens<br />
um sechs Uhr zum Bahnhof fuhr, um das<br />
Verladen zu übernehmen. Und dass er im<br />
väterlichen Betrieb einmal seine berufliche<br />
Zukunft finden würde, war von Beginn an<br />
klar. „Das war meine Welt, das war selbstverständlich.<br />
Da gab es gar keine Frage.“<br />
Doch zunächst einmal galt es erwachsen<br />
zu werden unter einem Regime, das zu<br />
Hause nicht unbedingt begeistert aufgenommen<br />
wurde. Georg Tyczka war nie<br />
Mitglied der NSDAP oder parteinaher Organisationen,<br />
Politik kein Thema im Alltag.<br />
Der Sohn erinnert sich nur an skeptische<br />
Bemerkungen des Vaters zum neuen<br />
Kanzler Adolf Hitler im Frühjahr 1933.<br />
Man war seit Generationen streng katholisch,<br />
ging regelmäßig in die Kirche und<br />
die Kinder wurden getauft. Daran änderte<br />
sich auch nach 1933 nichts. Im Gegenteil:<br />
Priester der nahen Jakobuskirche waren<br />
regelmäßig zu Gast im Hause. Und diese<br />
Glaubenszugehörigkeit brachte den 16-<br />
jährigen Hans-Wolfgang in eine schwierige<br />
Situation.<br />
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38<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
Natürlich wurde er mit zehn Jahren Mitglied<br />
im Jungvolk (JV), der Jugendorganisation<br />
der Nationalsozialisten. Rund<br />
180 Buben im Alter von 10 bis 14 Jahren<br />
waren im Fähnlein Weinhübel organisiert.<br />
Die Teilnahme war Pflicht, Hans-Wolfgang<br />
Tyczka erinnert sich an keinen Jungen aus<br />
dem Ort, der nicht im JV oder der HJ (Hitlerjugend,<br />
für über 14-Jährige) organisiert<br />
gewesen wäre. Das Programm war auch<br />
so abgefasst, dass es heranwachsende<br />
Jungen faszinieren musste: Geländespiele<br />
mit Kompasslaufen, Lagerfeuer und<br />
natürlich das unvermeidliche Exerzieren.<br />
Hier zeigte sich bereits früh die Neigung<br />
des jungen Tyczka, Führungspositionen<br />
selbstverständlich einzunehmen. Er war<br />
bald Fähnleinführer.<br />
Das blieb er auch, obwohl er aufgrund<br />
seines Alters eigentlich der Hitlerjugend<br />
hätte beitreten müssen. Bis zu jenem Tag,<br />
als der Gebietsführer Hirsch aus Breslau<br />
alle Jugendlichen ab der Dienststellung<br />
Hauptjungzugführer in die Görlitzer Stadthalle<br />
einlud. Rund 600 Jungen waren gekommen,<br />
Hirsch schickte die Presse aus<br />
Willi Patzig - H.W. Tyczka im Winter 1942/1943<br />
dem Saal und hielt eine Hetzrede gegen<br />
die Kirche. Zum Schluss mussten alle aufstehen,<br />
die noch nicht aus der Kirche ausgetreten<br />
waren.<br />
Hans-Wolfgang Tyczka erhob sich also,<br />
ebenso einige Kameraden, meist Gymna-<br />
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Geschichte<br />
39
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
siasten so wie er. Ihr Austritt aus der Kirche<br />
habe in Kürze zu erfolgen, donnerte<br />
der Gebietsführer. Doch diesem Diktum<br />
wollte der Junge nicht folgen. „Meiner<br />
persönlichen Überzeugung hat es strikt<br />
widersprochen, dass er in meine persönliche<br />
Freiheit eingegriffen hat. Gedankenfreiheit<br />
war mir immer wichtig!“<br />
Was tun, hieß es nun. Aus dem Jungvolk<br />
konnte er nicht austreten, aus der Kirche<br />
wollte er nicht austreten. Dem Jungen fiel<br />
eine clevere Lösung ein. Er bat seinen Vater,<br />
ihn für die Firma dienstzuverpflichten.<br />
Somit blieb keine Zeit mehr für den Dienst<br />
in der Organisation. Übel vermerkt wurde<br />
die Taktik schon, Repressalien gab es aber<br />
nicht. Hans-Wolfgang Tyczka wurde der<br />
Hitlerjugend überwiesen. Seine hübsche<br />
weiß-grüne Fähnleinführer-Schnur an der<br />
Schulter seiner Uniform, die musste er allerdings<br />
abgeben. Nur den Dienstrang auf<br />
dem Arm durfte er als Mitglied der Hitlerjugend<br />
(HJ) behalten. Viele Einsätze hatte<br />
er dort nicht. Schüler und dienstverpflichtet<br />
– da blieben keine freien Stunden.<br />
Zu dieser Zeit hatte er bereits seine erste<br />
Auszeichnung erhalten, allerdings nicht<br />
von der HJ. Hans-Wolfgang Tyczka war<br />
1942 der jüngste Deutsche, der mit der<br />
Kriegsverdienstmedaille ausgezeichnet<br />
wurde, denn durch sein schnell entschlossenes<br />
Handeln verhinderte der 15-Jährige<br />
einen mit Sicherheit folgenschweren<br />
Brand der Maschinenhalle des Sauerstoffbetriebes<br />
bzw. der Holzwarenfabrikation.<br />
Er war allein zu Hause, als er beim Klavierüben<br />
plötzlich einen lauten Knall aus der<br />
elterlichen Küche hörte. Eine neben einem<br />
Heizkörper stehende Fünf-Kilogramm-<br />
Flüssiggasflasche hatte sich so erwärmt,<br />
dass Überdruck entstand, die Berstscheibe<br />
zerbrach, das Gas ausströmte und sich<br />
am Absorptionskühlschrank entzündete.<br />
Damals gab es noch keine Sicherheitsventile<br />
an Gasflaschen. Die hölzernen<br />
Küchenmöbel standen sofort in Flammen,<br />
der Junge rannte nach Feuerlöschern und<br />
wies die Arbeiter in der Maschinenhalle<br />
an, die Maschinen zu stoppen. Dann<br />
ging er ans Löschen. Als nach rund einer<br />
Stunde die Feuerwehr anrückte, war das<br />
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40<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
Meiste getan und der Brand weitestgehend<br />
gelöscht. Kaum auszudenken, was<br />
geschehen wäre, wenn das Feuer auf die<br />
Betriebsgebäude übergegriffen und vielleicht<br />
auch die Gasanlagen erreicht hätte.<br />
Die Medaille an einem schönen Band hat<br />
Hans-Wolfgang Tyczka jedenfalls immer<br />
stolz getragen. Damals konnte er noch<br />
nicht wissen, dass diesem Orden noch<br />
eine Reihe anderer folgen würde.<br />
Am 6. September 1943 wurde es dann<br />
ernst mit den Kriegseinsätzen. Alle Schüler<br />
der siebten Klasse des Realgymnasiums<br />
wurden als Luftwaffenhelfer dienstverpflichtet.<br />
Während einer Einschulung<br />
in Dessau – auch hier gleich zum Stubenältesten<br />
ernannt - bekam der knapp 17-<br />
Jährige die blaugraue Uniform angepasst<br />
und dann ging es weiter nach Falkenrehde<br />
bei Berlin, zu einer Scheinwerferbatterie.<br />
Mit einem lichtstarken Scheinwerfer<br />
mussten dort die jugendlichen Soldaten<br />
den nächtlichen Himmel nach feindlichen<br />
Flugzeugen absuchen, damit diese von<br />
der Flak abgeschossen werden konnten.<br />
Auch wenn die Lebensumstände sehr<br />
primitiv waren und aus heutiger Sicht unvorstellbar,<br />
fand der junge Görlitzer die<br />
Geschichte ziemlich spannend und hatte<br />
keinerlei Heimweh.<br />
Die Gefahr habe er überhaupt nicht realisiert,<br />
denkt er heute. „Die ersten Wochen<br />
hatten wir keinen Strom in der Stellung.<br />
Wir haben uns nachts mit Karbid- oder<br />
Petroleumlampen beholfen. Heizung gab<br />
es nicht. In runden Finnenzelten aus<br />
fünf Millimeter dickem Sperrholz standen<br />
Stockbetten, die waren mit Strohsäcken<br />
ausgestattet. Wir haben uns dann in unseren<br />
dicken Wachmänteln zum Schlafen<br />
gelegt. Zum Waschen mussten wir einen<br />
Kilometer weit zu einem Gut laufen, das<br />
hatte eine Waschküche. Das war schon<br />
beschwerlich und hat keinen Spaß gemacht,<br />
aber es gab keine Revolution, das<br />
haben wir eben gemacht und keiner wurde<br />
krank.“<br />
Umso mehr ärgerte die jungen Heimatverteidiger,<br />
dass sie trotz aller Helden-<br />
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Geschichte<br />
41
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
taten zur Schule mussten. „Wir waren<br />
schließlich Flaksoldaten und dann sollten<br />
wir auch noch Hausaufgaben machen!“<br />
Lieber fuhren sie mit der S-Bahn nach<br />
Berlin. Selbst die Stunde Fußweg zum<br />
Bahnhof schreckte sie nicht und ebenso<br />
wenig, dass Berlin schon ziemlich zerstört<br />
war. Die Faszination blieb, Hitlers<br />
Propaganda zur Truppenbetreuung und<br />
Volksberuhigung schlug voll ein. Fast jede<br />
Woche waren die Flakhelfer im Kino, haben<br />
etwa im Metropol-Theater Johannes<br />
Heesters singen und tanzen gesehen.<br />
Mit dem Ende der Dienstverpflichtung<br />
und damit auch der Schulzeit folgten<br />
ab Februar 1944 drei Monate Reichsarbeitsdienst<br />
(RAD) in Teichrode, damals<br />
Warthegau. Die jungen Arbeitsdienstmänner<br />
wurden der Größe nach in Baracken<br />
verteilt. Hans-Wolfgang Tyczka kam<br />
zu Trupp drei.<br />
Am dritten Tag seines Arbeitsdiensteinsatzes<br />
war sein Trupp der so genannte Trupp<br />
vom Dienst, dessen Aufgabengebiet vom<br />
Säubern des Platzes bis zum Putzen der<br />
Latrinen reichte. Damit die jugendlichen<br />
RADler nicht überfordert wurden, mussten<br />
sie allerdings mittags Bettruhe einhalten.<br />
Gleich der erste Arbeitseinsatz befreite<br />
Tyczka jedoch von der Aussicht, die<br />
Toiletten seiner Kameraden putzen zu<br />
müssen. Er wurde abkommandiert, mit<br />
einem Panjepferd Verpflegung zu fahren.<br />
Damit kannte er sich aus: Sein Vater hatte<br />
schließlich auch eine Landwirtschaft<br />
in Weinhübel den Georgenhof, und hier<br />
hatte der Sohn oft genug helfen müssen.<br />
Kurz gesagt, er arbeitete auch im Hinblick<br />
auf die organisatorische Abwicklung einer<br />
Aufgabe zur Zufriedenheit und wurde<br />
fortan als Verpflegungsfahrer eingesetzt.<br />
Transportierte Milchkannen mit Pferd und<br />
Wagen zum Bahnhof, lud auf, fuhr mit<br />
dem Zug in die nächste Stadt, holte Milch<br />
und Butter beim Milchwerk ab und brachte<br />
Brot und Lebensmittel für die ganze<br />
Mannschaft mit zurück.<br />
Da ergab sich zwangsläufig ein guter<br />
Draht zur Küche und so wurde er eines<br />
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42<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
„Ich sollte zu einem Feiertag Thüringer<br />
Klöße mit Gänsebraten für die Lagerführer<br />
machen. Da hatte ich keine Ahnung<br />
von, wusste nur, dass Semmelbrösel mit<br />
in die Klöße kamen und die halb roh, halb<br />
gekocht waren. Dass man dabei sehr<br />
schnell arbeiten muss, wusste ich aber<br />
nicht. Also waren meine Klöße kohlrabenschwarz.<br />
Geschmeckt haben sie trotzdem.“<br />
Matrose Ing. ROI H.W. Tyczka, 1944<br />
Tages von der Köchin als Hilfskoch angefordert.<br />
Nach einem Monat fungierte er<br />
sogar gute zwei Wochen als Chefkoch,<br />
weil die Köchin krank wurde. Aus dieser<br />
Zeit sind ihm zwei Episoden in Erinnerung<br />
geblieben.<br />
Ein anderes Mal war es ein großes Glück,<br />
als Koch in der Küche bleiben zu dürfen.<br />
„Ich habe miterlebt, wie meine Kameraden<br />
zur SS gekommen sind. Eines Tages<br />
kam der Befehl: Alle Mann in die Kantine.<br />
Dann kamen schneidige SS-Leute und<br />
haben einen Vortrag gehalten. Ich habe<br />
das alles von der Küche aus beobachtet.<br />
Habe das Fach, durch das die Verpflegung<br />
ausgegeben wurde, halb geöffnet,<br />
so dass ich nicht zu sehen war, aber alles<br />
anhören konnte. Da wurde jeder dieser<br />
Arbeitsdienstmänner einzeln aufgerufen<br />
und musste aufstehen und sagen, zu<br />
welcher SS-Einheit er wollte. Gleichzeitig<br />
wurden Unterschriften gesammelt zum<br />
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Geschichte<br />
43
Große Geschichte ganz kurz –<br />
Teil II<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Georgenhof in Görlitz - Weinhübel<br />
Eintritt in die Waffen-SS. So lief das, die<br />
Kameraden konnten gar nicht aus und<br />
wurden insoweit überrumpelt.“<br />
Kurz darauf bewarb sich Hans-Wolfgang<br />
Tyczka für eine Ingenieurlaufbahn als Reserveoffizier<br />
bei der Kriegsmarine. Das<br />
bewahrte ihn bei einem zweiten Appell vor<br />
der SS - für die Marine suchte diese Organisation<br />
nicht. Der Reichsarbeitsdienst<br />
in Teichrode entließ seinen Zufallskoch<br />
jedoch ungern. Man bot ihm sogar an, als<br />
Vormann weiter in der Küche zu wirken.<br />
Doch eine Karriere als „Chef de Cuisine“<br />
kam in Tyczkas Lebensplanung nicht vor<br />
und so kam er bald nach Heiligenhafen<br />
an der Ostsee.<br />
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44<br />
Geschichte
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte im Unternehmen Tyczka<br />
Tyczka<br />
Dort konnte er ab 1. Juli 1944 an der Marinekriegsschule<br />
mit seinen praktischen<br />
Kenntnissen glänzen. Schweißen und<br />
Schlossern brauchte er nicht mehr zu lernen,<br />
im Gegenteil, er konnte es seinen<br />
Kameraden beibringen. Zur theoretischen<br />
Ausbildung zogen die angehenden Ingenieure<br />
mit klingendem Spiel und Lied in<br />
die Hörsäle. Ab dem 22. Oktober 1944<br />
fand die praktische Ausbildung auf dem<br />
schweren Kreuzer „Admiral Scheer“ statt.<br />
Allerdings nur noch in der Ostsee. Sogar<br />
in Landkampfe wurde eingegriffen. Die<br />
Drillingsrohre auf dem Schiff konnten<br />
Granaten bis zu 28 Kilometer weit feuern;<br />
in Tyczkas Wehrpass der Kriegsmarine ist<br />
der Beschuss unter anderem der Orte Elbing,<br />
Pillau, Frauenburg festgehalten.<br />
Bei einem Sondereinsatz in Danzig wurde<br />
der angehende Kadett lng. Tyczka<br />
abkommandiert, die „Wilhelm Gustlow“<br />
mit kranken Soldaten zu beladen. „Wir<br />
haben am 29. Januar 1945, einem furchtbar<br />
kalten Abend, im Hafen von Danzig<br />
aus den einlaufenden Eisenbahnwaggons<br />
die noch lebenden, verwundeten oder<br />
halbtoten Soldaten der Ostfront herausgetragen.<br />
Auf Tragen über die Gangway<br />
in die Wilhelm Gustlow hinein und dort<br />
abgestellt. Alles war schon total überfüllt,<br />
der Gestank war fürchterlich. Das war<br />
die letzte Fahrt der Wilhelm Gustlow, die<br />
Günter Grass in seinem Buch „Im Krebsgang“<br />
eindrucksvoll geschildert hat. Die<br />
weit über 6000 Flüchtlinge und Soldaten,<br />
die das Schiff heim ins Reich bringen sollte,<br />
sind bis auf 800 Überlebende in, der<br />
Ostsee mit dem Schiff untergegangen.“<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Quelle: Die Familie Tyczka<br />
Hundert Jahre Pioniergeist mit Energie<br />
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15. <strong>Juni</strong> <strong>2020</strong><br />
Redaktionsschluss: 20. <strong>Juni</strong> <strong>2020</strong><br />
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Geschichte 45
Corona-Krise: Finanzamt gewährt weitere<br />
ETL-Steuerberatung<br />
steuerliche Erleichterungen<br />
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise werden<br />
bei immer mehr Unternehmen spürbar. Die finanziellen<br />
Soforthilfen von Bund und Ländern reichen meist nicht aus,<br />
um die Liquiditätsengpässe zu überwinden. Daher versucht<br />
die Bundesregierung mit weiteren vielschichtigen Maßnahmenpaketen,<br />
Unternehmen schnell und unbürokratisch<br />
Hilfe zu leisten, z. B. durch Unterstützungsmaßnahmen der<br />
Finanzverwaltung.<br />
So können Steuerpflichtige eine Herabsetzung der vierteljährlichen<br />
Vorauszahlungen zur Einkommen- und Körperschaftsteuer<br />
<strong>2020</strong> bis auf null Euro beantragen. Das schafft<br />
erst einmal Liquidität, denn im Ergebnis können die bereits<br />
geleisteten Vorauszahlungen für das I. Quartal <strong>2020</strong> ganz<br />
oder teilweise erstattet werden und die künftigen Vorauszahlungen<br />
in <strong>2020</strong> fallen kleiner aus oder entfallen ganz.<br />
Gerade in der Gastronomie, im Eventmanagment oder im<br />
Tourismus kann davon ausgegangen werden, dass die Umsatzausfälle<br />
in diesem Jahr auf Grund des Lockdown nicht<br />
bzw. nur sehr begrenzt aufholbar sein werden. Sie müssen<br />
davon ausgehen, dass sie <strong>2020</strong> keine Gewinne erwirtschaften,<br />
sondern möglicherweise Verluste ausweisen werden.<br />
Damit fällt für <strong>2020</strong> keine Einkommen- oder Körperschaftsteuer<br />
an und die Verluste können für steuerliche Zwecke<br />
nach 2019 zurückgetragen werden, was zu einer Steuererstattung<br />
führt normalerweise aber erst nach Abgabe der<br />
Steuererklärung <strong>2020</strong> also frühestens im Laufe des Jahres<br />
2021. Und genau hier gewährt die Finanzverwaltung<br />
weitere Erleichterungen: einen pauschalen Verlustrücktrag<br />
bereits jetzt.<br />
Unternehmen können beantragen, dass ihre Einkommensteuer-<br />
oder Körperschaftsteuer-Vorauszahlungen des Jahres<br />
2019 rückwirkend herabgesetzt werden. Dies ist eine<br />
weitere Quelle, sich notwendige finanzielle Mittel zu beschaffen.<br />
Diese Möglichkeit besteht für Unternehmen, die<br />
unmittelbar und nicht unerheblich von der Corona-Krise<br />
betroffen sind. Davon kann ausgegangen werden, wenn<br />
bereits die Vorauszahlungen für <strong>2020</strong> auf null Euro herabgesetzt<br />
wurden. Im Rahmen der Corona-Hilfsmaßnahmen<br />
gewährt das Finanzamt auf Antrag des Steuerpflichtigen<br />
bereits für Zwecke der Vorauszahlung einen Verlustrücktrag<br />
bis zur Höhe von 15 % des Vorjahresgewinns bzw.<br />
Vorjahresüberschusses. Der Antrag kann für alle Gewinneinkünfte,<br />
das heißt für Einkünfte aus Gewerbebetrieb,<br />
selbstständiger Tätigkeit aber auch aus Land- und Forstwirtschaft<br />
sowie für Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung<br />
gestellt werden.<br />
Beispiel: Ein Reiseveranstalter hat für das Jahr 2019 Einkommensteuervorauszahlungen<br />
in Höhe von 24.000 Euro<br />
entrichtet. Diese basierten auf einem erwarteten Gewinn<br />
von 80.000 Euro. Auch für <strong>2020</strong> wurden Vorauszahlungen<br />
von 6.000 Euro je Quartal festgesetzt. Aufgrund der<br />
Corona-Krise bricht der Umsatz des Reisebüros erheblich<br />
ein. Die Fixkosten laufen unverändert weiter. Der Reiseveranstalter<br />
hat beim Finanzamt bereits eine Herabsetzung<br />
seiner Vorauszahlungen für <strong>2020</strong> auf null Euro beantragt,<br />
die bereits geleistete Vorauszahlung für das 1. Quartal<br />
wurde erstattet. Zusätzlich beantragt der Reiseveranstalter<br />
auch die nachträgliche Herabsetzung der Vorauszahlungen<br />
für 2019 im Pauschalverfahren, da er aufgrund der lang<br />
andauernden Reisebeschränkungen und der daraus resultierenden<br />
zahllosen Stornierungen mit einem erheblichen<br />
Verlust in <strong>2020</strong> rechnet.<br />
Das Finanzamt setzt die Vorauszahlungen für 2019 auf<br />
der Grundlage eines pauschal ermittelten Verlustrücktrags<br />
von 12.000 Euro (15 Prozent von 80.000 Euro) auf 18.000<br />
Euro herab. Die sich dadurch ergebende Überzahlung von<br />
6.000 Euro wird erstattet. Bei der Veranlagung der Einkommensteuer<br />
für 2019 werden zwar erst einmal Steuern<br />
(ohne einen Verlustrücktrag aus <strong>2020</strong>) festgesetzt. Diese<br />
müssen aber (soweit sie die Steuern auf den pauschalen<br />
Verlustrücktrag nicht übersteigen) erst gezahlt werden, soweit<br />
sich bei der Veranlagung von für <strong>2020</strong> kein rücktragsfähiger<br />
Verlust ergeben sollte, also frühestens im Laufe des<br />
Jahres 2021.<br />
Hinweis: Der Antrag kann zwar unkompliziert schriftlich<br />
oder auf elektronischem Weg (per Elster) gestellt werden,<br />
ein gesondertes Formular muss nicht ausgefüllt werden.<br />
Dennoch sollte er gut überlegt werden. Kommt es für <strong>2020</strong><br />
doch nicht zu einem rücktragsfähigen Gesamtverlust, so<br />
sind die herabgesetzten Steuerzahlungen für 2019 nachzuentrichten.<br />
Das Finanzamt gewährt in diesen Fällen also<br />
nur ein - wenngleich auch zinsloses - Darlehen.<br />
Fristverlängerungen zur Liquiditätsverbesserung<br />
wenig geeignet<br />
Auch in der aktuellen Corona-Krise müssen Lohnsteueranmeldungen<br />
pünktlich bis zum 10. des auf den Anmeldezeitraum<br />
folgenden Monats abgegeben werden. Dabei<br />
stellen allerdings die verschiedenen Arbeitszeitmodelle<br />
mit umfassender oder teilweiser Kurzarbeit, Aufstockung,<br />
Krankheit, Quarantäne u. a. m. die Unternehmen und die<br />
verantwortlichen Lohnbuchhalter vor erhebliche organisatorische<br />
Herausforderung. Besonders schwierig wird es,<br />
wenn die Lohnsachbearbeiter im Homeoffice tätig sind<br />
oder umfangreiche rechtliche Fragen im Vorfeld geklärt<br />
werden müssen. Dann ist eine fristgerechte Abgabe der<br />
Lohnsteueranmeldung zeitweilig beim besten Willen nicht<br />
zu schaffen. Betroffene Unternehmen haben daher während<br />
der Corona-Krise die Möglichkeit, für die Abgabe der<br />
monatlichen oder vierteljährlichen Lohnsteuer-Anmeldungen,<br />
eine Fristverlängerung für maximal zwei Monate zu<br />
beantragen.<br />
Hinweis: Die Fristverlängerungen sind vorwiegend wegen<br />
organisatorischer Schwierigkeiten zu stellen und bieten nur<br />
kurzfristig einen finanziellen Aufschub. Daher sind sie zur<br />
Abmilderung von Liquiditätsengpässen weniger geeignet.<br />
Wir empfehlen Ihnen daher, einen Antrag auf Fristverlängerung<br />
nur zu stellen, wenn es Ihnen oder Ihrem beauftragten<br />
Lohnbüro nachweislich unverschuldet nicht möglich<br />
ist, die Lohnabrechnung fristgerecht zu erstellen.<br />
Autor: Ulf Hannemann, Freund & Partner GmbH (Stand: 30.04.<strong>2020</strong>)<br />
46<br />
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