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169_StadtBILD_August_2017

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Obermarkt Görlitz, Ansichtskarte um 1939


Vorwort<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Viele ältere Mitbürger erinnern sich gewiß an<br />

eine früher gern zitierte und auch beherzigte<br />

Spruchweisheit von Goethe: „Ein jeder kehre<br />

vor seiner Tür, und rein bleibt jedes Stadtquartier.“<br />

Das ist eine zeitlose Erkenntnis und gilt<br />

damit auch für uns hier und heute in Görlitz.<br />

Es gibt kaum einen Tag, an dem man nicht zu<br />

hören bekommt, wie die Leute über Ordnung<br />

und Sauberkeit im Stadtzentrum denken. Das<br />

Bemühen der Stadtreinigung um saubere Straßen<br />

findet Anerkennung. Viel Ärger wird über<br />

verschmutzte Gehwege von Einheimischen<br />

und Besuchern geäußert. Sie empfinden dies<br />

als Widerspruch zum berühmten architekturgeschichtlichen<br />

Erbe, das Jahr für Jahr Touristenströhme<br />

hierher zieht, bedeutend auch<br />

als Wirtschaftsfaktor. Für die Gehwege aber<br />

sind zuerst die Grundstückseigentümer und<br />

durchaus auch die Mieter in den Wohnhäusern<br />

dahinter zuständig. Verursacher von Schmutz<br />

sind allerdings zumeist Leute, die nichts von<br />

Mitverantwortung für das Stadtbild halten. Oft<br />

werden dann Hundehalter genannt, die noch<br />

immer nicht die von ihren Lieblingen hinterlassenen<br />

„Tretminen“ gleich beseitigen. Auch<br />

abgelagerter Sperrmüll von Bauarbeiten oder<br />

Umzügen und umgeworfene Mülltonnen passen<br />

nicht ins Stadtbild. Graffiti-Schmierereien<br />

haben hier keinen Freibrief, Fassaden und<br />

Zäune zu verunstalten, auch wenn sich ideologische<br />

Traumtänzer für ein zeitgemäßes<br />

„buntes“ Görlitz einsetzen. An der Jakobstraße<br />

machten sie kürzlich ein „Klein-Hamburg“,<br />

indem sie ihre Losung „Burn G20“ in verräterischem<br />

Grün anbrachten. Der Medienrummel<br />

um G20 ist inzwischen vergessen. Aber wenn<br />

die Losung an der Jakobstraße nicht alsbald<br />

verschwindest, könnte uns dieser Dreck an<br />

der Sudelwand erfahrungsgemäß noch jahrelang<br />

begleiten. Saubere Straßen und Gehwege<br />

setzen saubere Köpfe voraus, die schon durch<br />

Elternhaus und Schule geformt werden. Und<br />

nun steht das große Eisbahnjubiläum unmittelbar<br />

bevor. Während die Empfangshalle<br />

(trotz überflüssiger und störender Einbauten)<br />

sich als nunmehr hundertjähriges architektonisches<br />

Prachtstück darbietet und Besucher<br />

der Stadt noch immer begeistert, stellt sich<br />

die Bahnunterführung Jakobstraße (im Volksmund<br />

„Jakobtunnel“) immer noch mit gräßlich<br />

beschmierten Wänden dar, der „Deutschen<br />

Bahn“ offenbar gleichgültig - liegt ja im „wilden<br />

Osten“. Oder soll da in letzter Minute im<br />

<strong>August</strong> noch etwas geschehen? Schlafmützen<br />

ab in den Urlaub! Terminretter an die Arbeit!<br />

(Übrigens war einer meiner Großväter vor 100<br />

Jahren bei der Preußischen Staatsbahn beschäftigt,<br />

allerdings in Landsberg/Warthe.) Auf<br />

die Jubiläumsveranstaltungen im September<br />

freut sich mit Ihnen Ihr Ernst Kretzschmar<br />

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Einleitung<br />

3


150 Jahre<br />

Jahre<br />

Berlin-Görlitzer Eisenbahn –<br />

Görlitz, Bahnhof (1847) Lithographie, um 1850<br />

So lange dauerte die Fahrzeit per Eisenbahn<br />

von Berlin nach Görlitz bzw. von Görlitz<br />

nach Berlin – im Jahr 1867, als die Berlin-Görlitzer<br />

Eisenbahn am 31. Dezember<br />

nach nur recht kurzer Bauzeit eingeweiht<br />

wurde. Schon ein Jahr zuvor war der erste<br />

Teilabschnitt Berlin-Cottbus in Betrieb gegangen,<br />

nämlich am 13. September 1866.<br />

Mit dem 31. Dezember 1867 bestand eine<br />

durchgängige Eisenbahnverbindung von<br />

Berlin in den Südosten Deutschlands, nach<br />

Schlesien. Der Berliner Ausgangsbahnhof<br />

erhielt die Bezeichnung Görlitzer Bahnhof<br />

(siehe <strong>StadtBILD</strong> Nr. 90/Dezember 2010).<br />

Bis zum Endziel fuhr der Zug 27 Stationen<br />

an und brauchte dafür knapp sechs Stunden.<br />

Am Eröffnungstag der Strecke startete<br />

der erste Zug um 8.35 Uhr und kam um<br />

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4<br />

Geschichte


150<br />

In knapp<br />

Jahre<br />

6 Stunden<br />

Eisenbahn<br />

von Görlitz nach Berlin<br />

Bahnhof Görlitz, Ausbaustufe 1869<br />

1.41 Uhr nachmittags in Görlitz an. 70 Jahre<br />

später brauchte ein Eilzug immer noch<br />

fast vier Stunden – auch zu DDR-Zeiten.<br />

Nunmehr besteht diese noch heute im Berliner<br />

Umland so benannte „Berlin-Görlitzer<br />

Eisenbahn“ am 31. Dezember <strong>2017</strong> insgesamt<br />

150 Jahre; obwohl es gegenwärtig<br />

keine durchgängige Bahnverbindung<br />

mehr gibt und auf absehbare Zeit nicht<br />

geben wird. Von einer Elektrifizierung der<br />

Strecke, die die ansässige Lausitzer Industrie<br />

fordert, ganz abgesehen, wie jüngste<br />

Verlautbarungen aus dem Bundesverkehrsministerium<br />

zu hören sind. Aber 150<br />

Jahre Berlin-Görlitzer Eisenbahn wird sicher<br />

offiziell gewürdigt; zumindest in den<br />

nächsten Wochen hier im <strong>StadtBILD</strong>-Heft<br />

und auch anderswo. Zum Beispiel vom<br />

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Geschichte<br />

5


150 Jahre<br />

Jahre<br />

Berlin-Görlitzer Eisenbahn –<br />

Erster Görlitzer Fahrplan 1847<br />

2. September an<br />

in Schlesischen<br />

Museum in der<br />

Brüderstraße mit<br />

der Eisenbahnausstellung<br />

„Vorsicht-Zug!“<br />

und<br />

auch im Berliner<br />

Vorort Zeuthen,<br />

zwischen Grünau<br />

und Königs Wusterhausen<br />

gelegen,<br />

am Eisenbahn-Kilometer<br />

21,6. Hier hielt in<br />

den Anfangsjahren<br />

der Zug (ab<br />

1871) - solange,<br />

wie der Ort noch<br />

nicht an das Berliner<br />

S-Bahn-Netz<br />

1951 angeschlossen<br />

war. Danach<br />

gab es in Zeuthen<br />

keinen Fernverkehrsanschluss<br />

mehr. Trotzdem<br />

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6<br />

Geschichte


150<br />

In knapp<br />

Jahre<br />

6 Stunden<br />

Eisenbahn<br />

von Görlitz nach Berlin<br />

wird in Zeuthen das Jubiläum Ende Oktober<br />

<strong>2017</strong> in besonderer Form gewürdigt.<br />

Die Heimatfreunde Zeuthen e. V. und befreundete<br />

Modelleisenbahner bereiten in<br />

diesen Wochen eine besondere Attraktion<br />

vor.<br />

Als am 31. Dezember 1867 der erste Zug<br />

in den Mittagstunden Görlitz erreichte, war<br />

die Stadt schon fast 20 Jahre lang an das<br />

Eisenbahnnetz angeschlossen. Seit 1847<br />

fuhren Eisenbahnen von Dresden nach<br />

Görlitz. 1843 beschlossen Preußen und<br />

Sachsen in einem Staatsvertrag den Bau<br />

der „grenzüberschreitenden“ Eisenbahnstrecke<br />

von Dresden über Görlitz bis nach<br />

Kohlfurt, betrieben von der Sächsisch-<br />

Schlesischen Eisenbahngesellschaft. Zudem<br />

sah der Vertrag vor, eine Zweigbahn<br />

von Löbau nach Zittau zu bauen. Bereits<br />

1836 war eine Bahnverbindung von Dresden<br />

über Görlitz nach Breslau geplant worden.<br />

Der Bau begann 1844 und wurde abschnittsweise<br />

in Betrieb genommen: 1845<br />

bis Radeberg, 1845 bis Bischofswerda,<br />

Mitte 1846 bis Bautzen und Ende 1846 bis<br />

Löbau. An der Grenze Sachsen/Preußen<br />

bei Reichenbach erfolgte der erste Spatenstich<br />

im Oktober 1845. Ein schneereicher<br />

Winter stoppte zunächst die Arbeiten,<br />

so dass erst am 1. September 1847 die<br />

Eröffnung der 102,2 km langen Strecke<br />

erfolgen konnte - also vor 170 Jahren, die<br />

weiter nach Kohlfurt führte. Ab 1851 wurde<br />

diese Bahnverbindung von der „Königlichen<br />

Direction der sächsisch-böhmischen<br />

und sächsisch-schlesischen Staatseisenbahnen<br />

in Dresden“ verwaltet.<br />

Einen Plan zum Bau einer Eisenbahnstrecke<br />

von Berlin durch die Lausitz entstand<br />

schon in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts.<br />

Sie sollte über Cottbus, Görlitz<br />

nach Brünn und weiter nach Wien führen.<br />

Dazu kam es allerdings nicht, weil Sachsen<br />

schon vertraglich mit Österreich vereinbart<br />

hatte, eine Bahnverbindung von Zittau<br />

nach Reichenberg nur über sächsisches<br />

Gebiet zu bauen. Somit reifte die Absicht,<br />

eine eigene zentrale Strecke von Berlin in<br />

die Hauptstadt der Oberlausitz, Görlitz,<br />

anzustreben. Dafür setzten sich besonders<br />

Unternehmen in der Niederlausitz ein, um<br />

eine Bahnanbindung zu erreichen. Von<br />

der Idee bis zur Genehmigung dauerte es<br />

aber fast 10 Jahre. 1858 billigte Preußen<br />

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Geschichte<br />

7


150 Jahre<br />

Jahre<br />

Berlin-Görlitzer Eisenbahn –<br />

Görlitzer Bahnhof in Berlin, 1872<br />

das Projekt, dank seiner guten Beziehungen<br />

zur preußischen Regierung. Aber es<br />

gab Schwierigkeiten bei der Beschaffung<br />

der finanziellen Mittel. Wieder gingen<br />

Jahre ins Land, bis sich der „Eisenbahnkönig“<br />

Bethel Henry Strousberg mit Hilfe<br />

englischen Kapitals als Auftragnehmer<br />

1864 die notwendigen Gelder beschaffte:<br />

11 Mill. Taler. Zuvor hatte er schon andere<br />

Strecken finanziert und bauen lassen<br />

(z. B. Tilsit-Insterburg). Mit dieser finanziellen<br />

Grundlage konnte sich die „Berlin-<br />

Görlitzer Eisenbahngesellschaft“ mit Sitz<br />

in der Neißestadt etablieren. Der Bau der<br />

Strecke begann wenig später; zunächst<br />

bis Cottbus. Im September 1866 erfolgte<br />

die Betriebsaufnahme, die sich aufgrund<br />

des Deutsch-Dänischen Krieges um<br />

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8<br />

Geschichte


150<br />

In knapp<br />

Jahre<br />

6 Stunden<br />

Eisenbahn<br />

von Görlitz nach Berlin<br />

Schleswig-Holstein (1864) verzögert hatte.<br />

1867 war dann das zweite Teilstück fertiggestellt,<br />

so dass die ersten Züge von<br />

Berlin nach Görlitz und von Görlitz nach<br />

Berlin am 31. Dezember 1867 rollen konnten.<br />

Somit wurde wenige Jahre danach<br />

die Verknüpfung weiterer Orte möglich:<br />

nach Zittau, Seidenberg und Reichenberg<br />

sowie von Weißwasser nach Muskau.<br />

Zudem ergaben sich Anschlüsse an die<br />

niederschlesisch-märkische, an die schlesische<br />

Gebirgsbahn nach Hirschberg sowie<br />

sächsische Staatsbahnen. Der Anbindung<br />

vieler kleiner Städte und Gemeinden an<br />

dieses regional bedeutsame Schienennetz<br />

Berlin-Görlitz verdanken ihren wirtschaftlichen<br />

Aufschwung in der bisher schwach<br />

entwickelten Region. Dies sollte sich aber<br />

erst viele Jahre später bemerkbar machen.<br />

1881 schließlich ging die Berlin-Görlitzer Eisenbahn<br />

in das Eigentum des preußischen<br />

Staates über und wurde von nun an von<br />

der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin<br />

verwaltet. Und Görlitz erhielt 1916 einen<br />

Neubau des Bahnhofsgebäudes, weil das<br />

alte mit seinen Gleisanlagen nicht mehr<br />

dem stark gewachsenen Verkehr genügte.<br />

Schaut man auf die Vergangenheit, so ergeben<br />

sich dieses Jahr viele Jubiläen, die<br />

mit dem Bau der Berlin-Görlitzer Eisenbahn<br />

korrespondieren: 26.6.1847 Einweihung<br />

des Viaduktes über die Neiße-1.9.1847 Eröffnung<br />

des Görlitzer Bahnhofes-16.8.1867<br />

Inbetriebnahme der Gesamtstrecke der<br />

Schlesischen Gebirgsbahn-25.6.1902<br />

Eröffnung der Strecke Hirschberg-Ober-<br />

Schreiberhau (Zackenbahn)-1957 Wiederaufbau<br />

des Neißeviaduktes/Beginn des<br />

Zugverkehrs nach Polen. 2.1.1928 durchgehender<br />

elektrischer Zugbetrieb Görlitz-<br />

Breslau.<br />

Und was geschieht zum Jubiläum am<br />

Bahn-Kilometer 21,6 bei Berlin? Die Heimatfreunde<br />

Zeuthen e.V. bauen symbolisch<br />

die Strecke Berlin - Görlitz - Breslau<br />

(Wrocław) im Zustand der 30er Jahre des<br />

vorigen Jahrhunderts auf. Die Bahnhöfe<br />

südlich Berlins und der schlesische Bahnhof<br />

Jannowitz werden im Maßstab 1:87<br />

dargestellt; der Ausgangsbahnhof Berlin<br />

und die Bahnhöfe Halbe, Cottbus, Görlitz<br />

werden als „Schattenbahnhöfe“ zum Aufstellen<br />

der Modellzüge dienen. Das Ganze<br />

auf einer zweigleisigen Strecke von 120<br />

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Geschichte<br />

9


150 Jahre<br />

Jahre<br />

Berlin-Görlitzer Eisenbahn –<br />

Bahnhof Cottbus um 1910<br />

Metern Länge in authentischer Zusammenstellung<br />

quer durch alle Epochen,<br />

wie eine Werbeschrift der Zeuthener Heimatfreunde<br />

ankündigt. Die Modellstrecke<br />

Görlitz-Breslau weist wie im Original eine<br />

Oberleitung für den elektrischen Betrieb<br />

auf. Dazu wird die Ausstellung umfangreiche<br />

Informationen zur Geschichte der<br />

Berlin-Görlitzer Eisenbahn auf Schautafeln<br />

zeigen sowie bahntypische Gegenstände.<br />

Bis zur Eröffnung sind es knapp drei Monate;<br />

da gibt es für die Zeuthener Modellbauer<br />

noch viel zu tun.<br />

Die Ausstellung findet vom 27.-29. Oktober<br />

<strong>2017</strong> im Sport- und Kulturzentrum Zeuthen<br />

statt (Mehrzweckhalle der Gesamtschule<br />

„Paul Dessau“), Schulstraße. - Wie<br />

kommt man dahin? Per Bahn nur in zwei/<br />

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10<br />

Geschichte


150<br />

In knapp<br />

Jahre<br />

6 Stunden<br />

Eisenbahn<br />

von Görlitz nach Berlin<br />

Neuer Bahnhof Görlitz um 1920<br />

drei Etappen: Regionalzug Görlitz-Cottbus,<br />

dort Umstieg auf den RE 2 bis Königs Wusterhausen<br />

und dann zwei Stationen mit<br />

der S-Bahn bis Zeuthen (Ausgang rechts)<br />

und wenige Minuten per Fuß - immer der<br />

Ausschilderung nach. Mit dem PKW: Görlitz<br />

bis Autobahnauffahrt Roggosen (A 15<br />

zur A 13) bis Kreuz Schönefeld auf den<br />

Ring A 10 (rechts abbiegen), dann etwa<br />

3 km bis Ausfahrt Königs Wusterhausen/<br />

Wildau und per Landstraße über Wildau<br />

nach Zeuthen (Ortsmitte). Wenn Ihnen<br />

der Weg nicht zu weit ist, dann viel Vergnügen<br />

am letzten Oktober-Wochenende<br />

in Zeuthen!<br />

Wolfhard Besser<br />

Quellen: Google/Wikipedia/<br />

Heimatfreunde Zeuthen e. V.<br />

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Geschichte<br />

11


Görlitzer<br />

Ferdinand Wilhelm<br />

Bildungswesen<br />

Kaumann (1798 - 1868) –<br />

In jüngster Zeit war von einigen sächsischen<br />

Historikern zu hören, der Übergang<br />

der östlichen Oberlausitz mit<br />

Görlitz an Preußen nach dem Wiener<br />

Kongreß 1815 sei ein bedauerlicher Betriebsunfall<br />

der Geschichte gewesen.<br />

Vielmehr konnten die Städtische Kunstsammlungen<br />

in Görlitz durch eine Reihe<br />

von Veröffentlichungen und Ausstellungen<br />

in den siebziger und achtziger<br />

Jahren beweisen, daß Görlitz gerade<br />

zwischen 1815 und 1945 nach seiner<br />

mittelalterlichen Blütezeit einen zweiten<br />

Aufstieg erlebte. Dies wurde nicht nur<br />

sichtbar im Anstieg der Einwohnerzahl<br />

auf das Zehnfache (von knapp 10 000<br />

auf über 100 000). Die Stadt blühte zu<br />

einem Industrieschwerpunkt, zu einem<br />

Kulturzentrum und zum Verwaltungsmittelpunkt<br />

der preußischen Oberlausitz<br />

auf. Der harte Zwang zu einem radikalen<br />

Neubeginn nach 1815 vervielfachte die<br />

Kräfte. Die industrielle Revolution und<br />

der Übergang zur kommunalen Selbstverwaltung<br />

nach den Stein-Hardenbergschen<br />

Reformen brachten frischen Wind<br />

in die Stadt. Zeitzeugen beschrieben<br />

diesen Umwandlungsprozeß recht deutlich<br />

in dem Nachruf, den Görlitz 1846<br />

seinem ersten Oberbürgermeister Gottlob<br />

Ludwig Demiani widmete. Danach<br />

war die Stadt 1814 „in stetem Sinken<br />

begriffen, die Hauptgewerbe im Verfall,<br />

die Verwaltung morsch und schlaff, …<br />

die Bürgerschaft ohne Verständnis am<br />

Gemeinwohl.“ 1846 aber sah man die<br />

Stadt „in großartigem Wachstum, Handel<br />

und Gewebe in fortwährendem Aufschwunge,<br />

die Verwaltung vom alten<br />

patrizischen Sauerteige gereinigt und<br />

wohl geordnet, die Bürgerschaft zu erfreulichem<br />

und verständigem Kommunalleben<br />

geweckt und zu beginnender<br />

Beteiligung am allgemeinen Staatsleben<br />

erzogen.“<br />

Zweifellos war es ein Glück für die Stadt,<br />

daß sich zur rechten Zeit Persönlichkeiten<br />

fanden, die diesen Umwandlungsprozeß<br />

entschlossen und sachkundig<br />

vorantrieben. Sie scharten sich um den<br />

Mann, den sie als die Seele der neuen<br />

Kommunalpolitik anerkannten und unterstützten<br />

– Gottlob Ludwig Demiani.<br />

Jeder leistete auf seinem Gebiet Her-<br />

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12<br />

Geschichte


und das Görlitzer Bildungswesen im 19. Jhd.<br />

vorragendes, verstand sich aber als Teil<br />

eines Ganzen. Es spricht für Demiani,<br />

daß er solche Leute mit Sachkompetenz<br />

zu finden und zu fördern wußte. Jedem<br />

Talent wies er seinen Platz zu und eröffnete<br />

ihm Freiraum für eigene Ideen<br />

und Lösungen. Um so erstaunlicher ist<br />

es, daß keiner der Verführung individualistischer<br />

Profilierungssucht erlag, sondern<br />

jeder seine Arbeit als Beitrag zum<br />

Wohle der Stadt verstand.<br />

Demiani förderte nicht nur Industrie<br />

und Handwerk, Verkehrswesen und Gesundheitsfürsorge,<br />

städtische Finanzen<br />

und das Forstwesen. Er war weitsichtig<br />

gut genug, in großzügiger Weise das<br />

städtische Bildungswesen zu entwickeln.<br />

Wußte er doch, daß es auf Dauer<br />

keine Fortschritte in der Wirtschaft und<br />

der städtischen Selbstverwaltung ohne<br />

den gebildeten Bürger geben konnte.<br />

Hervorragende Lehrer unterstützten<br />

ihn dabei und schufen in kürzester Zeit<br />

ein vorbildliches städtisches Bildungswesen,<br />

das den Erfordernissen der Zeit<br />

Rechnung trug. Sein treuer und erfolgreicher<br />

Verbündeter dabei wurde Ferdinand<br />

Wilhelm Kaumann.<br />

Geboren wurde Ferdinand Wilhelm<br />

Kaumann am 11. Juni 1798 in Sorau<br />

in der Niederlausitz als Sohn eines Riemermeisters,<br />

stammte, wie fast alle<br />

Mitstreiter Demianis, also aus dem<br />

Handwerkerstande. Schon im Alter von<br />

11 Wochen war er mit seinen älteren<br />

Geschwistern Waise geworden. Von<br />

1803 bis 1807 besuchte er die unteren<br />

Klassen der Schule im Waisenhaus und<br />

dann bis 1817 das Gymnasium in Sorau,<br />

das er mit einem außergewöhnlich guten<br />

Zeugnis verließ. In Leipzig studierte<br />

er Theologie und Philosophie. Wegen<br />

seiner Leistungen wurde ihm zusätzlich<br />

die Aufgabe übertragen, den Kurprinzen<br />

von Hessen in Geographie und Statistik<br />

zu unterweisen. Obwohl ihm angeraten<br />

worden war, das Prediger-Seminar<br />

zu Wittenberg zu besuchen, übernahm<br />

er eine Hauslehrstelle bei Landrat von<br />

Bose in Ober-Rudelsdorf. Nach der Prüfung<br />

für das höhere Lehramt in Breslau<br />

wurde er Lehrer der Königlichen Ritterakademie<br />

in Liegnitz. Von 1822 bis<br />

1836 unterrichtete er hier in Geschichte<br />

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Geschichte<br />

13


Görlitzer<br />

Ferdinand Wilhelm<br />

Bildungswesen<br />

Kaumann (1798 - 1868) –<br />

und Französisch, Latein und Mathematik.<br />

1827 wurde er zum Königlichen Professor<br />

ernannt.<br />

Demiani, damals seit vier Jahren Bürgermeister<br />

und zwölf Jahre älter als<br />

Kaumann, berief den Liegnitzer Professor<br />

nach Görlitz. Hier sollte Kaumann<br />

das gesamte städtische Bildungswesen<br />

(mit Ausnahme des Gymnasiums) leiten.<br />

Damit trat er, wie es später im Nachruf<br />

hieß, „ein Amt an, welches eine fast zu<br />

schwere Last auf seine Schulter legte.<br />

Er hatte nicht bloß zwei höhere Lehranstalten,<br />

eine höhere Bürgerschule und<br />

eine höhere Töchterschule, ins Leben<br />

zu rufen, sondern auch das gesamte<br />

Volksschulwesen neu zu organisieren<br />

und zu leiten. Nur einem so glücklichen<br />

Organisationstalente, nur einer so<br />

strenge geordneten Tätigkeit, nur einer<br />

so unverwüstlichen Arbeitskraft … war<br />

es möglich, diese schwere Aufgabe zu<br />

lösen. Und wie hat er sie gelöst! Das<br />

von Jahr zu Jahr immer höhere Aufblühen<br />

aller der Schulanstalten, welche<br />

seiner Leitung bis zum Jahre 1858 allein<br />

anvertraut waren, legt dafür ein reden-<br />

Ferdinand Wilhelm Kaumann, um 1860<br />

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14<br />

Geschichte


und das Görlitzer Bildungswesen im 19. Jhd.<br />

des Zeugnis ab.“ Erst ab 1860 konnte er<br />

sich ausschließlich auf das Rektorat der<br />

Realschule 1. Ordnung, des späteren<br />

Realgymnasiums, konzentrieren.<br />

In rascher Folge entstanden unter<br />

Kaumanns Leitung mehrere Bildungseinrichtungen.<br />

Die Stadtverordneten<br />

knauserten nicht, wenn neue Schulen<br />

zu bauen, modern auszustatten und<br />

mit ordentlichen Lehrkräften zu besetzen<br />

waren. 1838 bekam die 1833 gegründete<br />

Mädchen-Bürgerschule ein<br />

Gebäude am Fischmarkt (die heutige<br />

Musikschule), 1846 folgte an der Langengasse<br />

der Neubau für die Knaben-<br />

Bürgerschule (heute Volkshochschule),<br />

1849 ein Volksschulgebäude an der Nikolaikirche.<br />

1847/48 ein Turnplatz mit<br />

Turnhalle am Jakobshospital und 1856<br />

am Klosterplatz der Neubau für Gymnasium<br />

und Realschule. Eine Fortbildungsanstalt<br />

für Gesellen und Lehrlinge<br />

in der Annenschule, die erste Görlitzer<br />

Berufsschule, entstand 1830, der erste<br />

Kindergarten für ärmere berufstätige<br />

Familien 1844.<br />

Kaumann zog die besten Lehrer heran,<br />

seine Absichten zu unterstützen. Darunter<br />

waren leitende Persönlichkeiten<br />

der Oberlausitzischen Gesellschaft der<br />

Wissenschaften wie die mehrjährigen<br />

Sekretäre Dr. Johann Rösler und Dr.<br />

Ernst Tillich. Rösler zum Beispiel leitete<br />

die Gersdorfsche private Mädchenschule<br />

und die Gesellen-Fortbildungs-<br />

Schule, er führte den experimentellen<br />

Physikunterricht in Görlitz ein. Tillich<br />

spielte 1848 eine hervorragende Rolle<br />

im Bürgerverein. Für den Musikunterricht<br />

gewann Kaumann die städtischen<br />

Musikdirektoren Blüher und Klingenberg,<br />

als Zeichenlehrer Kadersch, dem<br />

wir zahlreiche zeitgenössische Stadtansichten<br />

verdanken. Aus Berlin holte<br />

er 1847 Moritz Böttcher, der dann als<br />

„Turnvater von Görlitz“ nicht nur den<br />

gesamten Turn- und Schwimmunterricht<br />

übernahm, sondern auch den<br />

Erwachsenensport und den Rettungsverein,<br />

die vierte freiwillige Feuerwehr<br />

in einer deutschen Stadt, begründete.<br />

Liest man heute die von Kaumann formulierten<br />

Lehrpläne für die einzelnen<br />

Fächer, so ist man fasziniert durch den<br />

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Geschichte<br />

15


Görlitzer<br />

Ferdinand Wilhelm<br />

Bildungswesen<br />

Kaumann (1798 - 1868) –<br />

modernen, lebensverbundenen und<br />

weltoffenen Geist, in dem die Schüler<br />

unterwiesen werden sollten. Der Plan<br />

für die höhere Bürgerschule für Knaben<br />

von 1838 sah vier Fächergruppen<br />

vor, nämlich die wissenschaftlichen Fächer<br />

(Religion, Mathematik, Naturwissenschaften,<br />

Geschichte, Geographie),<br />

Sprachen (Deutsch, Französisch, Latein,<br />

Englisch), Kunstfertigkeiten (Zeichnen,<br />

Schrift, Gesang) und Leibesübungen.<br />

Der Bürgerschule wies er die Aufgabe<br />

zu: „Die Bürgerschule muß vorzugsweise<br />

das tätige Menschenleben und dessen<br />

Anforderungen berücksichtigen…<br />

Sie ist also eine Bildungsanstalt für jeden,<br />

der sich dem höheren Gewerbestande,<br />

dem Fabrikwesen, der Handlung,<br />

der Landwirtschaft, dem Bergbau<br />

und Hüttenwesen, der Apotheker- und<br />

Wundarzneikunst, dem Forst-, Bau- und<br />

Postfache, den Künsten überhaupt, dem<br />

höheren Militärdienst und den Bürogeschäften<br />

der Provinzbehörden widmen<br />

will…“<br />

Auch Kaumanns unterrichtsmethodische<br />

Grundsätze betonen diesen<br />

Praxisbezug: „Die beste Methode …<br />

ist aber stets diejenige, welche die<br />

Selbsttätigkeit der Schüler am meisten<br />

in Anspruch nimmt, ihn nicht bloß zum<br />

aufmerksamen Hören, sondern zu fleißigem<br />

Anwenden und Ausüben hinführt,<br />

sein eignes Beobachtungs-, Urteils- und<br />

Erfindungsvermögen weckt und ihm<br />

das zu Erörternde größtenteils als die<br />

Frucht eigener Bemühung…erscheinen<br />

läßt. Durch dieses Selbstfinden, Selbstschaffen<br />

und durch beständige Anwendung<br />

aufs Leben gewinnt der Unterricht<br />

erst Interesse…“<br />

In diesem Sinne forderte er vom Chemielehrer:<br />

„Daher sollen auch Versuche<br />

von den Schülern im eigentlichen<br />

Experimentieren gemacht werden, um<br />

durch selbsttätige Beschäftigungen im<br />

Laboratorium einige mechanische Gewandtheit<br />

zu erzielen. Endlich kann der<br />

Besuch von hiesigen Werkstätten und<br />

zweckmäßig eingerichteten Fabriken<br />

den Zöglingen sehr lehrreich werden.“<br />

Viele dieser Gedanken wurden erst in<br />

unserem Jahrhundert oder gar erst in<br />

jüngerer Vergangenheit mit dem An-<br />

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16<br />

Geschichte


und das Görlitzer Bildungswesen im 19. Jhd.<br />

spruch der Originalität an den Schulen<br />

praktiziert, und dabei sind sie, wie wir<br />

sehen, Kinder des fortschrittsgläubigen<br />

19. Jahrhunderts. Vom Geschichtsunterricht,<br />

in dem er Meister war, verlangte<br />

Kaumann „Kenntnis der Grundentwicklungen“<br />

und „Einsicht in den<br />

welthistorischen Zusammenhang der<br />

Begebenheiten“, „besonders der neueren<br />

Zeit, weil es unsre Zwecke mehr<br />

fördert, den Geist der neuen Zeit klar<br />

anzufassen…“ Kaumann verstand Geschichte<br />

als Weltgeschichte und Kulturgeschichte,<br />

betonte jedoch auch den<br />

Wert der vaterländischen Geschichte,<br />

die dem einzelnen erst die Motivation<br />

für sein Wirken in Beruf und Gemeinde<br />

gibt. Er sah vor „Geschichte der<br />

Deutschen und des brandenburgischpreußischen<br />

Vaterlandes mit besonderer<br />

Berücksichtigung unserer Provinz,<br />

damit … das historische Studium rechtes<br />

Leben gewinne. Für diesen Zweck<br />

macht den Schluß dieses Cursus eine<br />

Geschichte unsrer Stadt und ihrer Industrie<br />

in kurzen Umrissen.“ Es müsse<br />

„vaterländische Geschichte vorzüglich<br />

zur Sache des Herzens gemacht“ werden.<br />

„Hauptaufgabe alles historischen<br />

Unterrichts ist also: Bildung des Menschen<br />

zum praktischen Leben.“<br />

Besondere Aufmerksamkeit verwandte<br />

Kaumann auf den Sportunterricht,<br />

denn „zur harmonischen Menschenerziehung“<br />

gehöre „auch die körperliche<br />

Bildung … Ohne körperliches Wohlsein<br />

verblüht der Geist, ohne Früchte zu tragen.“<br />

Er förderte das Schulschwimmen<br />

und sorgte für die Anlage des ersten<br />

Turnplatzes.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

Aus:<br />

Görlitzer Magazin,<br />

14. Jahrgang, 1996,<br />

(gekürzt)<br />

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Geschichte<br />

17


Freitags wird gebadet<br />

wird<br />

–<br />

gebadet<br />

Bei diesem Spruch darf aus heutiger<br />

Sicht jedoch keinesfalls der Rückschluss<br />

auf eine damit verbundene mangelnde<br />

Körperhygiene gezogen werden. Für<br />

Reinigungs- und medizinische Bäder<br />

standen ausreichende Möglichkeiten<br />

zur Verfügung. Eine besondere Bedeutung<br />

kommt wohl dem an der heutigen<br />

„Dr.-Kahlbaum-Allee“ gelegenen<br />

„Freise-Bad“ zu, welches im Jahre 1887<br />

von Sanitätsrat Walter Freise gegründet<br />

wurde. Seine Wasserheil- und Badeanstalt<br />

befand sich in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zur „Kahlbaumschen<br />

Nervenheilanstalt“. In Freises Badeanstalt<br />

wurden Wannen-, Dampf- und<br />

Heißluftbäder sowie Sole-, Fichtennadel-,<br />

Kräuter-, Moor-, elektrische, Lichtund<br />

Kohlensäurebäder angeboten. Besonderer<br />

Beliebtheit erfreute sich ein<br />

Schwimmbecken mit den Maßen 7m x<br />

15m und einer Tiefe bis 2,80m. Sogar<br />

ein Sprungbrett stand zur Verfügung.<br />

Als einziges überdachtes Schwimmbecken<br />

diente es bis zum Ende des vergangenen<br />

Jahrhunderts vielfältiger Nutzung,<br />

beispielsweise dem schulischen<br />

Dampfbad Freisebad Görlitz<br />

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18<br />

Geschichte


Freitags<br />

Görlitzer Badekultur<br />

wird<br />

im Rückblick<br />

gebadet<br />

Schwimmunterricht, der Ausbildung<br />

von Rettungsschwimmern. Manch Görlitzer<br />

erinnert sich noch daran, dort das<br />

„Freischwimmer-Zeugnis“ abgelegt zu<br />

haben. Alle medizinischen Bäder konnten<br />

auf ärztliche Verordnung mit Diagnose,<br />

selbstverständlich ohne Zuzahlung,<br />

in Anspruch genommen werden.<br />

Mit dem Aufkommen von Schwimm-<br />

Klubs (Schwimmklub „Gemütlichkeit<br />

1905“ und Wassersportverein „Weddigen<br />

e.V.“ / Schwimmabteilung) konnten<br />

wöchentliche Übestunden absolviert<br />

werden. Dem Schamgefühl, dem<br />

damaligen „Zeitgeist“ entsprechend<br />

Rechnung tragend, waren selbstverständlich<br />

fein sittsam getrennte Zeiten<br />

für Männer und Frauen einzuhalten. Da<br />

auf Grund des baulichen Zustandes,<br />

nahezu dem Verfall preisgegeben und<br />

eine Restaurierung als Denkmal durch<br />

die Stadt finanziell nicht möglich war,<br />

wurde es im Jahre 1996 geschlossen.<br />

Lediglich Bedeutung erlangte das Freisebad<br />

später, indem es als Filmkulisse<br />

und Drehort für „Grand Budapest“<br />

dienen durfte. Zusätzlich standen der<br />

Bademagd mit Badeutensilien um das Jahr 1400<br />

Stadt als Reinigungsbäder noch die<br />

„Volksbrausebäder“ Rauschwalder Str.<br />

73 (1910) zur Verfügung. Erwähnung<br />

sollen auch die Hoffmannische Badeanstalt<br />

Lindenweg, Reckriegels Kurbad<br />

Biesnitzer Str. 89 und das noch lange<br />

bestehende „Zentralbad“ Hospitalstr.<br />

32 finden. Einige Görlitzer Volksschulen<br />

verfügten auch über zumeist in Kellerräumen<br />

untergebrachte Duschanlagen.<br />

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Geschichte<br />

19


Freitags wird gebadet<br />

wird<br />

–<br />

gebadet<br />

Verzinkte Badewanne ohne Auslauf<br />

Das restaurierte , historisch bedeutsame<br />

„Jüdenbad“ Nikolaistr. 5, offensichtlich<br />

eher rituellen Waschungen vorbehalten,<br />

darf als bewahrenswertes Kulturgut<br />

in der Görlitzer „Badelandschaft“<br />

nicht unerwähnt bleiben. Als eine der<br />

ältesten Badestuben von Görlitz ist das<br />

Haus Fischmarkt Nr. 4, gegenwärtig<br />

in baufälligem Zustand befindlich, aktenkundig<br />

belegt. Bis zum Jahre 1817<br />

Sitzbadewanne<br />

sollen diese betrieben worden sein. Allerdings<br />

befanden sich bereits um 1365<br />

Neißebadestuben außerhalb der Stadtmauern<br />

an der Altstadtbrücke, verfielen<br />

jedoch später dem Abriss. Meist soll<br />

es sich um „gemischt geschlechtliches“<br />

Badevergnügen gehandelt haben, wobei<br />

sogenannte „Bademägde“ als Personal<br />

zur Verfügung standen. Diese<br />

gingen „Badern und Chirurgen“ bei<br />

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20<br />

Geschichte


Freitags<br />

Görlitzer Badekultur<br />

wird<br />

im Rückblick<br />

gebadet<br />

ihrer Tätigkeit wie Aderlässen, Schröpfen,<br />

Zahnextraktionen und Wundbehandlungen<br />

zur Hand. Davon, dass<br />

auch erotische Vergnügungen, eine<br />

Art „Badeprostitution“ stattfand, kann<br />

dabei ausgegangen werden. Da in unserer<br />

elterlichen Wohnung wie auch in<br />

den meisten innerstädtischen Häusern<br />

kein Bad zur Verfügung stand, wurde<br />

eine große verzinkte Badewanne aus<br />

der Bodenkammer transportiert und die<br />

6-köpfige Familie „durchgebadet“, was<br />

selbstverständlich mit entsprechendem<br />

Wasserwechsel!!! verbunden war.<br />

Um dieser aufwendigen Zeremonie zu<br />

entgehen, konnte ich mitunter für 50<br />

Pfennig zum Duschen das nahe gelegene<br />

Freisebad aufsuchen. Für die tägliche<br />

Körperpflege stand lediglich ein<br />

Waschbecken mit Schüsselständer zur<br />

Verfügung. Erst im Jahre 1968 stimmte<br />

nach mehrfacher Ablehnung von Anträgen<br />

die Kommunale Wohnungsverwaltung<br />

(KWV) dem Einbau einer Badewanne<br />

einschließlich Elektro-Boiler<br />

zu. In vielen älteren Badeeinrichtungen<br />

wurde die Warmwasserbereitung mit-<br />

Waschschüssel mit Ständer<br />

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Geschichte<br />

21


Freitags wird gebadet<br />

wird<br />

–<br />

gebadet<br />

Schrank-, bzw. Klapp-Bad (Eigenbau)<br />

tels Kohlebadeofen oder Gasdurchlauferhitzer<br />

bewerkstelligt. Mangels Platz<br />

gab es und gibt es derzeit wieder die<br />

Möglichkeit, in der geräumigen Küche<br />

ein Klapp- bzw. Schrankbad unterzubringen.<br />

Im Rahmen von Modernisierung-<br />

und Rekonstruktionsarbeiten<br />

erlebt diese Variante nahezu eine Art<br />

Renaissance. Nachdem die Nutzung<br />

von öffentlichen Waschstützpunkten<br />

das Waschen in der Waschküche<br />

der Miethäuser verdrängt hatte, ging<br />

man mancherorts dazu über, diese zu<br />

Hausgemeinschaftsbädern umzurüsten.<br />

Wasser als eines der 4 Grundelemente<br />

des Lebens übt immer wieder<br />

eine besondere Faszination, besonders<br />

auf Kinder jedes Alters, aus. Ein paar<br />

Tropfen Wasser oder eine Regenpfütze<br />

können so spannend sein und verleiten<br />

zum Toben und Plantschen. Zahlreiche<br />

Bronzefiguren und Plastiken in Görlitz<br />

tragen diesen nicht nur kindlichen Bedürfnissen<br />

Rechnung. Die Bedeutung<br />

des Wassers spielt nicht nur eine Rolle<br />

als Reinigungsbad. Bereits in der Antike<br />

diente das Bad der Entspannung,<br />

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22<br />

Geschichte


Freitags<br />

Görlitzer Badekultur<br />

wird<br />

im Rückblick<br />

gebadet<br />

Badende Kinder mit Topf auf der Bütte (Hainwald)<br />

als Ort der Geselligkeit, wo man Handel<br />

betrieb, Geschäfte abschloss, die<br />

„Fäden knüpfte“, als eine Art Badekultur<br />

schätzte, die wir heute gemeinhin<br />

als „Entschleunigung“ bezeichnen.<br />

Seither wird auch auf die Zauberkraft<br />

des Wassers und seine Bedeutung als<br />

„Jungbrunnen“ verwiesen, daher auch<br />

als „Lazarus-Wasser“ bezeichnet. Dem<br />

Trend der Zeit entsprechend hatte die<br />

Wasserband (Marienplatz)<br />

Stadt Görlitz selbstverständlich ebenfalls<br />

ihren „Jung- bzw. Lazarus-Brunnen“,<br />

am Bach Kidron gelegen. Ob wohl<br />

deshalb noch heute so viele hübsche<br />

junge Frauen als Stadtbild von Görlitz<br />

bestimmen? Aus den „Heilkundigen und<br />

Badern“ des Mittelalters ist schließlich<br />

auch über den Wundarzt und „Chirurgicus“<br />

das spätere Berufsbild des Arztes<br />

hervorgegangen. Der deutsche Sprach-<br />

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Geschichte<br />

23


Jauernick-Buschbach<br />

1050 Jahre –<br />

Das Duschen in Omas Garten kann doch so viel Spaß bereiten!<br />

schatz strotzte nur so von Begriffen und<br />

Sprichworten ums Wasser bzw Baden.<br />

Wer kennt nicht die Spaß-Bäder, das<br />

Kurbad, Verjüngungsbad, die Badelandschaft,<br />

das Wechselbad der Gefühle,<br />

zu heiß gebadet oder kalte Dusche<br />

abbekommen zu haben, nahe am Wasser<br />

gebaut zu sein, Rotz und Wasser zu<br />

heulen, Wunderwässer, Wasserträger,<br />

Plapperwasser, Osterwasser. Es sollte<br />

jedoch auch darauf verwiesen werden,<br />

dass Wasser durchaus auch mit Risikofaktoren<br />

in Verbindung gebracht werden<br />

kann. So ist zu bedenken, dass beispielsweise<br />

übertriebene Hygiene, etwa<br />

bei jedem Schwitzen mit reichlich mit<br />

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24<br />

Geschichte


Jauernick-Buschbach<br />

Görlitzer Badekultur im Rückblick<br />

Lucas Cranach d. Ä.: Der Jungbrunnen<br />

reichlich parfümiertem Duschgel sich<br />

mehrfach am Tage unter die Brause zu<br />

stellen, zur Beschädigung des natürlichen<br />

Säureschutzmantels (pH-Wert)<br />

führen kann. Besonders in Verbindung<br />

mit weiteren Risikofaktoren wie synthetische<br />

Wäsche, Intimrasur, Kosmetika<br />

soll die gegenwärtige Zunahme von<br />

Pilzinfektionen (Mykosen) zu erklären<br />

sein. Also künftig doch lieber wieder<br />

nur: „Freitags wird gebadet?“<br />

Dr. Bernhard Wolf,<br />

Reichenbach/Schöps<br />

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Geschichte<br />

25


Lutherpokal<br />

Der Nesensche Lutherpokal –<br />

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />

zeigen aktuell eine Attraktion weniger,<br />

wofür die Städtischen Museen<br />

Zittau äußerst dankbar sind. Im Vorgewölbe<br />

zum Historischen Grünen Gewölbe<br />

erstrahlt aktuell nicht mehr der<br />

Nesensche Lutherpokal. Dieser gastiert<br />

noch bis 7. Januar 2018 in der Sonderschau<br />

„Ganz anders. Die Reformation in<br />

der Oberlausitz“.<br />

Doch was ist an diesem Pokal so außergewöhnlich?<br />

Dirk Syndram, Direktor des Grünes Gewölbes,<br />

bezeichnet ihn im Ausstellungskatalog<br />

„Luther und die Fürsten“ (2015)<br />

als „ein an ein Reliquiar erinnerndes,<br />

familiengeschichtlich geprägtes Erinnerungsstück<br />

an Luther“. Im Prinzip hat<br />

er alles gesagt – bis auf die Wenigkeit,<br />

dass der Pokal sich 260 Jahre in Zittauer<br />

Familienbesitz befand.<br />

Die wechselvolle Geschichte soll hier<br />

kurz erzählt werden. Begonnen hat alles<br />

mit Konrad Nesen. Geboren 1493 in<br />

Hessen als Sohn einer Bauernfamilie,<br />

genoss er dennoch eine hohe Schulbildung,<br />

studierte in Paris und Löwen, war<br />

mit dem Schweizer Reformator Zwingli<br />

und dem Humanisten Erasmus von Rotterdam<br />

befreundet, ehe er 1521 Martin<br />

Luther kennenlernte. Daraus entwickelte<br />

sich eine tiefe Freundschaft. Mit der<br />

Übersiedlung Wilhelms nach Wittenberg<br />

1523 wurde er zu einem engen Mitstreiter<br />

Luthers. In dieser Zeit übergab der<br />

Reformator ihm zur Erinnerung einen<br />

seiner Trinkbecher, einen Kristallbecher.<br />

Unglücklicherweise ertrank Wilhelm Nesen<br />

am 6. Juli 1524 bei einer Bootsfahrt<br />

auf der Elbe bei Wittenberg. Luther soll<br />

mit Bestürzung auf diese Nachricht reagiert<br />

haben. Der Bruder des Verstorbenen,<br />

Konrad, bot an, den Becher an ihn<br />

zurückzugeben. Dieser lehnte ab. Stattdessen<br />

wünschte sich der Reformator,<br />

dass er in Nesenschen Händen bliebe.<br />

Das tat er auch für lange Zeit. Konrad<br />

Nesen wurde 1533 von Luther und dem<br />

Humanisten Philipp Melanchthon in die<br />

Oberlausitzer Sechsstadt Zittau entsandt,<br />

um dort die protestantische Lehre<br />

zu verbreiten und zu festigen.<br />

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26<br />

Sonderausstellung


Lutherpokal<br />

Ein Kleinod kehrt zurück nach Zittau<br />

So gelangte mit Nesen auch der Lutherbecher<br />

nach Zittau, um in der Nesenschen<br />

Familie bewahrt zu werden.<br />

Konrad Nesen machte rasch in Zittau<br />

Karriere. Zunächst als Anwalt beschäftigt,<br />

bekleidete er recht bald das Amt<br />

des Bürgermeisters. 1542 erhob Kaiser<br />

Ferdinand I. ihn sogar in den Adelsstand.<br />

Nach dem Tod Konrads im Jahr<br />

1560 wurde der Becher von Generation<br />

zu Generation innerhalb der Familie weiter<br />

gereicht.<br />

Im Laufe der Zeit ist aus dem einfachen<br />

Kristallbecher ein prachtvoller goldgeschmückter<br />

Pokal geworden. Es soll<br />

sich dabei um eine Arbeit des Nürnberger<br />

Goldschmiedes Christof Ritter des<br />

Jüngeren handeln, die dieser noch vor<br />

1600 vollbrachte. Beim Auftraggeber<br />

handelt es sich wohl um Christoph Nesen,<br />

einen Sohn Konrads.<br />

1793 verstarb mit Christian Friedrich<br />

Nesen auch der letzte Nesen unverheiratet<br />

und kinderlos. Die Nesensche<br />

Nesenscher Lutherpokal,<br />

Leihgabe: Grünes Gewölbe,<br />

Staatliche Kunstsammlungen Dresden<br />

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Sonderausstellung<br />

27


Lutherpokal<br />

Der Nesensche Lutherpokal –<br />

Linie erlosch. Zum großen<br />

Bedauern von Zittau<br />

vermachte der letzte<br />

Nesen dieses kostbare<br />

Familienerbstück nicht<br />

der ehrwürdigen Zittauer<br />

Ratsbibliothek, wie viele<br />

andere honorige Ratsmitglieder<br />

es jener Zeit taten,<br />

sondern schenkte es dem<br />

Kurfürsten von Sachsen<br />

Johann Christian Nesen<br />

(1653-1727),<br />

Öl auf Leinwand, um 1713<br />

Städtische Museen Zittau<br />

Der studierte Jurist war in Zittau<br />

Ratsherr, Stadtrichter und fünfmal<br />

Bürgermeister. Über seine Ehefrauen<br />

war er mit den wohlhabenden<br />

Zittauer Familien Stoll und Noack<br />

verbunden. Von seinem älteren Bruder<br />

erbte er den Lutherpokal, den er<br />

wiederum an den Jüngeren weitergab,<br />

da keines seiner Kinder das Erwachsenenalter<br />

erreichte. Für seine<br />

Wohltätigkeit und sein politisches<br />

Geschick war er über die Grenzen<br />

Zittaus hinaus bekannt.<br />

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28<br />

Sonderausstellung


Lutherpokal<br />

Ein Kleinod kehrt zurück nach Zittau<br />

für dessen Kunstkammer in Dresden.<br />

Dort fand der Pokal seine Heimstatt im<br />

Grünen Gewölbe zwischen all den anderen<br />

edlen Pretiosen. 1939 mit dem Beginn<br />

des Zweiten Weltkrieges wurde das<br />

Grüne Gewölbe komplett geschlossen.<br />

Die Kunstschätze der Dresdner Sammlungen<br />

und Museen wurden sorgfältig<br />

verpackt und zu ihrem Schutz vor Bombenangriffen<br />

auf die Festung Königstein<br />

in der Sächsischen Schweiz verbracht.<br />

Im Sommer 1945 konfiszierte die Rote<br />

Armee die Schätze und lieferte diese als<br />

„Wiedergutmachung für Kriegsschäden“<br />

in die Sowjetunion. Als im Jahr 1958 die<br />

Sowjetunion rund 1,5 Millionen Kunstwerke<br />

aus ehemals deutschem Besitz<br />

zurückgab, befand sich der Lutherpokal<br />

ebenfalls darunter. Bereits ein Jahr<br />

später konnte er wieder dem Publikum<br />

präsentiert werden, wenn auch nicht<br />

an seinem ursprünglichen Ort im Grünen<br />

Gewölbe im Schloss, sondern an<br />

dessen neuem Domizil, im Albertinum<br />

an der Brühlschen Terrasse. Nach dem<br />

schrittweise erfolgten Wiederaufbau des<br />

zerstörten Schlosses fand der Lutherpokal<br />

seine endgültige Heimstatt im sogenannten<br />

Lutherkabinett im Vorgewölbe<br />

zum Historischen Grünen Gewölbe.<br />

Aufgrund seiner Fragilität und Kostbarkeit<br />

wird er nur noch selten verliehen.<br />

Umso erfreulicher ist es, dass Zittau<br />

diesen Schatz mit Dresdner Wohlwollen<br />

präsentieren darf.<br />

Städtische Museen Zittau<br />

Ein ausführlicher Aufsatz von Uwe Kahl<br />

zum Lutherpokal und zur Familie Nesen<br />

findet sich im Ausstellungskatalog<br />

„Ganz anders. Die Reformation in der<br />

Oberlausitz“.<br />

30.07.<strong>2017</strong>-07.01.2018<br />

„Ganz anders. Die Reformation in der<br />

Oberlausitz“<br />

www.museum-zittau.de<br />

Di-So, 10-17 Uhr<br />

8,- Euro/5,- Euro ermäßigt<br />

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Sonderausstellung 29


Landratsamt<br />

„Riesengebirge gestern und heute” –<br />

Die Kulturleiterin beim Marschallamt Breslau Frau Julita Izabela Zabrucka im Gespräch mit Kulturamtsleiter Joachim Mühle<br />

Mit der Erschließung des Riesengebirges<br />

durch die Eisenbahn entdeckten viele<br />

Besucher und Künstler das imposante<br />

Mittelgebirge mit der markanten Schneekoppe<br />

und hielten es in vielen Bildern<br />

und Fotos fest. Vor über 100 Jahren war<br />

das Fotografieren im Riesengebirge noch<br />

äußerst beschwerlich, mussten doch die<br />

fotografischen Geräte und die schweren<br />

Platten mühsam durch Träger mit ge-<br />

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30<br />

Sonderausstellung


Ausstellung im Landratsamt Görlitz<br />

Tirolerzug in Zillerthal-Erdmannsdorf<br />

schleppt werden. Es ist das Verdienst des<br />

polnischen Fotografen Zbigniew Kulik und<br />

Leiters des Museums für Sport und Touristik<br />

in Krummbügel (Karpacz), welcher<br />

einen alten Bildband eines unbekannten<br />

deutschen Fotografen entdeckte, diese<br />

alten Bilder der Öffentlichkeit wieder<br />

zugänglich gemacht zu haben. Diese<br />

Aufnahmen sind ein Teil der aus dem<br />

Berliner Verlag Kunstdruck Stengel & Co.<br />

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Sonderausstellung<br />

31


Landratsamt<br />

„Riesengebirge gestern und heute” –<br />

Schneegrubenbaude<br />

stammenden Sammlung, die Anfang des<br />

des 20. Jahrhunderts (1902-1904) durch<br />

den Warmbrunner Max Leipelt Verlag<br />

als ein ausgesprochen stattliches Album<br />

„Rund um die Schneekoppe. Bilder aus<br />

dem Riesengebirge“ herausgegeben<br />

wurde. Zbigniew Kulik hat sich der Mühe<br />

unterzogen und den alten Motiven heutige<br />

Farbaufnahmen gegenübergestellt, so<br />

dass man hervorragend die Landschaf-<br />

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32<br />

Sonderausstellung


Ausstellung im Landratsamt Görlitz<br />

Meteorologisches Observatorium auf der Schneekoppe<br />

ten vergleichen und die Veränderungen<br />

feststellen kann. In der Ausstellung im<br />

Landratsamt Görlitz sind 30 meisterliche<br />

Fotoreproduktionen zu sehen, die auf Basis<br />

großformatiger Glasnegative erstellt<br />

wurden und die Abzüge anhand der Berührungsmethode<br />

bearbeitet wurden. Die<br />

hohe Qualität dieser alten Aufnahmen<br />

begeistert heute noch die Besucher.<br />

Bertram Oertel<br />

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Sonderausstellung<br />

33


Nachtrag zur 1050 Jahrfeier Jauernick-Buschbach<br />

Familie Max Triebe, um 1930<br />

Im Artikel 1050 Jahre Jauernick schrieben<br />

wir, gemäß den uns vorliegenden Sekundärquellen,<br />

dass die Kreuzbergbaude<br />

vom Görlitzer Nervenarzt Dr. Kahlbaum<br />

erworben und zu einem Sanatorium umgebaut<br />

wurde. Der Heimatforscher Joachim<br />

Lehmann aus Jauernick-Buschbach<br />

bat nun um folgende Berichtigung:<br />

„Als Besitzer der Kreuzbergbaude ist ab<br />

1925 Dr. Kahlbaum erwähnt, Besitzer<br />

der gleichnamigen Nervenheilanstalt in<br />

Görlitz. Dr. Kahlbaum hatte die Absicht,<br />

den gesamten oberen Teil des Kreuzberges,<br />

dazu gehörten ca. 7 Privathäuser, zu<br />

kaufen, um eine Art Sanatorium für seine<br />

Patienten zu errichten. Dieses Vorhaben<br />

ist aber aus unbekannten Gründen nicht<br />

verwirklicht worden. Dr. Kahlbaum setzte<br />

als Pächter des erworbenen Gebäudes<br />

wiederum Max Triebe ein, der die Gaststätte<br />

bis zum Kriegsende bewirtschaftete.<br />

Dr. Kahlbaum soll selbst oft als Gast in<br />

der Kreuzbergbaude gewesen sein, aber<br />

die Gebäude wurden nie zur Unterbringung<br />

von Patienten genutzt. „<br />

Bertram Oertel<br />

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34<br />

Impressum:<br />

Herausgeber (V.i.S.d.P.):<br />

incaming media GmbH<br />

Geschäftsführer:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

Carl-von-Ossietzky Str. 45<br />

02826 Görlitz<br />

Ruf: (03581) 87 87 87<br />

Fax: (03581) 40 13 41<br />

info@stadtbild-verlag.de<br />

www.stadtbild-verlag.de<br />

Geschäftszeiten:<br />

Mo. - Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Druck:<br />

Graphische Werkstätten Zittau GmbH<br />

Verantw. Redakteur:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

(Mitglied im Deutschen<br />

Fachjournalistenverband)<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ernst Kretzschmar,<br />

Dipl.-Ing. Eberhard Oertel,<br />

Bertram Oertel<br />

Kathrin Drochmann<br />

Anzeigen verantw.:<br />

Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />

Mobil: 0174 - 31 93 525<br />

Teile der Auflage werden auch kostenlos<br />

verteilt, um eine größere Verbreitungsdichte<br />

zu gewährleisten. Für eingesandte<br />

Texte & Fotos übernimmt der Herausgeber<br />

keine Haftung. Artikel, die namentlich<br />

gekennzeichnet sind, spiegeln nicht die<br />

Auffassung des Herausgebers wider. Anzeigen<br />

und redaktionelle Texte können<br />

nur nach schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers verwendet werden<br />

Anzeigenschluss für die <strong>August</strong> - Ausgabe:<br />

15. Juli <strong>2017</strong><br />

Redaktionsschluss: 20. Juli <strong>2017</strong><br />

Wir arbeiten mit<br />

Stadtwerke Görlitz AG<br />

Immer.Näher.Dran<br />

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